Landwirtschaft und Agrarverfassung im Fürstentum Osnabrück nach dem Dreißigjährigen Kriege: Eine wirtschaftsgeschichtliche Untersuchung staatlicher Eingriffe in die Agrarwirtschaft 9783110506921, 9783828250536


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German Pages 159 [176] Year 1959

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Table of contents :
VORWORT
INHALT
EINLEITUNG
ERSTES KAPITEL. Schutz der Höfeverfassung
ZWEITES KAPITEL. Entwicklung der bäuerlichen Lasten
DRITTES KAPITEL. Landwirtschaft und Besteuerung
VIERTES KAPITEL. Landwirtschaftlicher Kredit und Verschuldung
FÜNFTES KAPITEL. Landarbeiter und ländliche Arbeitsverfassung
SECHSTES KAPITEL. Territorialstaat und Landhandwerk
SIEBENTES KAPITEL. Aktive Förderungsmaßnahmen der Obrigkeit auf dem Agrarsektor (Agrikultur, Viehzucht, Forst-, Jagd- und Fischereiwesen)
ACHTES KAPITEL. Obrigkeitliche Eingriffe in die Preisbildung landwirtschaftlicher Produkte
Anhang
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Landwirtschaft und Agrarverfassung im Fürstentum Osnabrück nach dem Dreißigjährigen Kriege: Eine wirtschaftsgeschichtliche Untersuchung staatlicher Eingriffe in die Agrarwirtschaft
 9783110506921, 9783828250536

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KLAUS WINKLER Landwirtschaft und Agrarverfassung im Fürstentum Osnabrück nach dem Dreißigjährigen Kriege

QUELLEN

UND FORSCHUNGEN

ZUR AG RARGESCHICHTE

Herausgegeben von

P R O F . DR. DR. F R I E D R I C H L Ü T G E München PROF. DR. GÜNTHER FRANZ

P R O F . D R . W I L H E L M AB EL

M a r b u r g / Lahn

Göttingen

BAND

V

Landwirtschaft und Agrarverfassung im Fürstentum Osnabrück nach dem Dreißigjährigen Kriege Eine wirtschaftsgeschichtliche Untersuchung staatlicher Eingriffe in die Agrarwirtschaft Von

DR. K L A U S W I N K L E R

GUSTAV

FISCHER VERLAG 1

95 9

STUTTGART

© Gustav Fischer Verlag Stuttgart A l l e Rechte vorbehalten Satz u n d D r u c k : Offizin Andersen N e x ö in Leipzig Einband : E . A. E n d e r s , Leipzig Printed in Germany

FÜR

INGRID

VORWORT

In seinem kurz vor der Jahrhundertwende erschienenen Buch «Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland» hat W E R N E R W I T T I C H , Schüler von G. F . K N A P P , eine umfassende, für seine Zeit großartige und auch heute als Gesamtkonzeption noch nicht überholte Gesamtdarstellung der Agrarverfassung Niedersachsens gegeben. Die Arbeit W I T T I C H S schließt zwar auch die west-hannoverschen Gebiete ein, befaßt sich jedoch vor allem mit der Entwicklung der grundherrlich-bäuerlichen Rechtsverhältnisse in den sog. «Hannoverschen Stammlanden». Die vorliegende wirtschaftsgeschichtliche Untersuchung ist bemüht, W I T T I C H S umfassende Darstellung in einigen Details zu ergänzen. Seine «Grundherrschaft in Nordwestdeutschland» behandelt vor allem die agrargeschichtlich-rechtlichen Verhältnisse in jenem Raum. Dabei werden die insbesondere von den weifischen Regenten durchgeführten Bauernschutz-Maßnahmen durchforscht. Hingegen liegt der Schwerpunkt der hiermit vorgelegten Arbeit einmal nur in einem Teilgebiet des von W I T T I C H bearbeiteten (geographischen) Raumes, nämlich dem Territorium Osnabrück; zum anderen liegt er bei einer Untersuchung der obrigkeitlichen Eingriffe auf den verschiedensten Sektoren in den Wirtschaftsablauf, damals vornehmlich die Landwirtschaft. Ferner wurde besonderes Gewicht gelegt auf eine Darstellung von staatlich gelenkten Wiederaufbaumaßnahmen nach den Wirren und Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges. Das Problem des Bauernschutzes umfaßt bei W I T T I C H natürlich auch - geographisch wie zeitlich - den zu dieser Arbeit herangezogenen Raum, doch verbot schon die Themastellung von W I T T I C H S «Grundherrschaft», sich mit der Untersuchung allgemeiner Probleme der Wirtschaftslenkung in der damaligen Landwirtschaft zu befassen, so, wie es die vorliegende Abhandlung zu tun bemüht ist. Interessanterweise zeigt sich, daß gerade im Gebiet des Territoriums Osnabrück manche Entwicklungen und Tatbestände der Agrarverfassung mehr an den westfälischen statt den niedersächsischen Verhältnissen orientiert sind, als es bei W I T T I C H manchmal den Anschein hat. Dies dürfte durch die geographische Nähe Westfalens begründet sein. Es versteht sich, daß der Einfluß Hannovers stark zunimmt, als der Weife E R N S T A U G U S T I. von Braunschweig-Lüneburg, der spätere erste Kurfürst von Hannover, im Jahre 1661 Bischof des Fürstentums (Hochstift) Osnabrück wird. Die Auswahl des untersuchten Zeitabschnittes schien aus mehreren Gründen besonders interessant: einmal war es die Beendigung des Dreißigjährigen Krieges und der Zwang der damaligen Staatsgewalt, aus verschiedenen Motiven ordnend in den Wirtschaftsablauf einzugreifen. Weiterhin hat die Geschicke des Fürstentums Osnabrück in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts überwiegend Bischof E R N S T A U G U S T I. gelenkt. (Die Geschichtsforschung bezeichnet ihn als einen markanten Regenten, den Prototyp eines modern denkenden, absolutistischen Fürsten. Unter seiner ehrgeizigen Führung gerät das Fürstentum Osnabrück in die Wirren der großen europäischen Politik.) Schließlich ist es der auch in Deutschland in dieser Zeit aufkommende Merkantilismus, der den erwähnten Zeitabschnitt zu untersuchen interessant macht. Im Merkantilismus dient ja die volkswirtschaftliche Produktivität vor allem als Mittel f ü r politische Zwecke. Entsprechendes auch hier herauszuarbeiten, schien ein lohnendes Unterfangen. Die Untersuchungen zeigten jedoch eigenartigerweise, daß merkantilistische Maßnahmen hier erst mit dem 18. Jahrhundert, also unter den Nachfolgern E R N S T A U G U S T I., beginnen. Die Begründung dafür ist nicht einfach. Aber vielleicht lag es daran, daß sich für E R N S T A U G U S T , der ja fast ständig in der großen europäischen Politik engagiert VII

und dadurch oft und lange von Osnabrück abwesend war, in dem geistlichen Fürstentum zu wenig - besser: kaum - Ansätze für eine Entwicklung der Gewerbe und Manufakturen boten. (Auf diesen Tatbestand weist besonders K U S K E für die westfälischen geistlichen Territorien hin.) Und in der Landwirtschaft waren die entsprechenden Maßnahmen des Bauernschutzes bereits seit Jahrzehnten eingeführt, als daß sich der Merkantilismus noch hätte mit ihnen befassen müssen; entscheidende Erfindungen und Entwicklungen auf dem Agrarsektor aber erfolgen erst später. Die vorliegende Untersuchung ist bestrebt, neben der Herausarbeitung der speziellen Verhältnisse im Fürstentum Osnabrück immer mit der generellen Entwicklung auf den jeweiligen Sektoren zu vergleichen, sei es im Untersuchungsgebiet von W I T T I C H S «Grundherrschaft» wie anderswo. Als Spezialuntersuchng soll die vorliegende Arbeit mithelfen, das von W I T T I C H gewonnene Bild zu erweitern und ein breiteres Fundament für weitere wirtschaftsgeschichtliche Erkenntnis zu erarbeiten. Es handelt sich bei der vorliegenden wirtschaftsgeschichtlichen Untersuchung um einen ungekürzten Abdruck der Arbeit, die im Juli 1954 der Staatswirtschaftlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität zu München als Inaugural-Dissertation eingereicht wurde. Die Aufnahme in die wissenschaftliche Reihe «Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte» veranlaßte mein verehrter Lehrer, Herr Professor Dr. Dr. F R I E D R I C H L Ü T G E , Ordinarius für Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsgeschichte an der Universität München, Referent der 1954 vorgelegten Dissertation. Es sei an dieser Stelle noch gestattet, dem Verlag Gustav Fischer in Stuttgart, für seine freundliche Beratung bei den Druck Vorbereitungen zu danken. Dank gebührt nicht zuletzt auch den Damen und Herren des Niedersächsischen Staatsarchivs zu Osnabrück für ihre stets bereite Hilfe bei der Sammlung des Materials aus den Akten, vor allem Herrn Staatsarchivdirektor Dr. W R E D E , Herrn Staatsarchivrat Dr. S C H R Ö T E R , jetzt Archivdirektor der Stadt Essen/Ruhr, und Herrn Dr. H A A S E , jetzt Staatsarchivrat in Oldenburg i. O. Bramsche bei Osnabrück,

6.5.1959. KLAUS

WINKLER

INHALT

Einleitung I. Zum Problem a) b) c) d) e) f) g)

i

Wirtschaftslenkung und Wirtschaftsgeschichte Umgrenzung und Ziel der Untersuchung Anwendungsmöglichkeit des Begriffes «Agrarpolitik» in der Wirtschaftsgeschichte Beginn staatlicher Fürsorge für die Landwirtschaft Merkantilismus, Territorialstaat und ihre Stellung zur Landwirtschaft Lage der Landwirtschaft und der landwirtschaftlichen Technik im 17. Jahrhundert Lage der Landwirtschaft nach dem Dreißigjährigen Kriege

II. Das Fürstentum Osnabrück nach dem Dreißigjährigen Kriege

9

a) Geographische und politische Lage b) Aufgaben und Lösungsmöglichkeiten der Obrigkeit nach Kriegsende c) Bischof Ernst August I. von Osnabrück Erstes Kapitel:

Schutz der

13

II. Teilungsverböte

13

Maßnahmsn der Redintegrations- und Dismembrationsverbots-Gesetzgebung . . Allgemeine Entwicklung des Höfeschutzes Bedeutung der Anlegung von Katastern im Jahre 1667 durchBischof Ernst August I. Der sog. «Retrakt» aus dem Jahre 1697 Entwicklung in den Nachbarterritorien, Beurteilung Herauslösung sog. «Zuschläge» aus der Mark

III. «Wüste» und «vakante» H ö f e a) b) c) d)

16 17

26 27 28 29 30 30

V. Kampf gegen die sog. «Tote Hand» (Amortisationsgesetzgebung) a) Ursprünge und Motive b) Maßnahmen im Fürstentum Osnabrück c) Allgemeine Beurteilung Entwicklung

30 30 31 32

der bäuerlichen

Lasten

I. Problem der bäuerlichen Belastung allgemein a) Der Bauer als Hauptsteuerzahler und Träger aller Staatslasten IX

19 20 24 25 26

Abäußerung Entwicklung des grundherrlichen Pfandrechts Das sog. «Näherrecht» Anerbenrecht und -sitte, Realteilungen Interimswirtschaft Grundherrliches «unbedingtes» Kündigungsrecht Zusammenfassung

Zweites Kapitel:

13 14 15

19

Umfang und Bedeutung im Fürstentum Osnabrück Obrigkeitliche Maßnahmen und grundherrliche Einziehungsbestrebungen Unrentable Kleinbetriebe Zusammenfassung

I V . Entwicklung von Erbsitte und Besitzrecht a) b) c) d) e) f) g)

9 11 11

Höfeverfassung

I. Die Höfeverfassung als Basis der Steuerverfassung a) b) c) d) e) f)

i i i 2 4 5 7

34 34

I I . E x k u r s : T y p e n der Hörigkeit (Unfreiheit) in Nordwestdeutschland a) b) c) d)

Allgemeine M e r k m a l e der H ö r i g k e i t Westfälische Eigenbehörigkeit, besonders im Fürstentum Osnabrück Niedersächsisdies Meierrecht Hinweis auf die ostdeutsche Erbuntertänigkeit

I I I . E x k u r s : Formen der Belastung im Fürstentum Osnabrück a) Abgrenzung zu den ordentlichen Staatssteuern b) Fixierung der bäuerlichen Leistungen c) Die «gewissen» G e f ä l l e 1 . D i e Zehnten 2. Sonstige Naturalabgaben 3. H a n d - und Spanndienste 4. Umwandlungsbestrebungen in Dienstgeld d) Grundherrliche Gegenleistungen (Präbenden) e) Die «ungewissen» G e f ä l l e 1 . Sterbfall 2. Winne (Weinkauf) und A u f f a h r t 3. Abfindung und F r e i k a u f u n g 4. Bettemund f ) Sonstige Belastungen; Zusammenfassung und Beurteilung I V . Weiterentwicklung der bäuerlichen Lasten im Fürstentum nach Kriegsende a) Wirtschaftliche Lage der Bauern b) Steigerung schon bestehender Leistungen 1 . Umwandlungsbestrebungen und Umwandlungen von Diensten und Dienstgeldern seitens Obrigkeit und Bauern 2. Vermietung landesherrlicher Dienste an Dritte 3. Reaktionen der Bauern V . N e u e Belastungen

34 34 35 37 37 38 38 38 39 39 39 40 42 43 44 44 45 46 46 47 19 49 50 50 53 54 55

a) Sog. «Militärlasten» 1 . Lange Fuhren und Kriegsfuhren 2. Einquartierungen, P r o v i a n t - und Futterlieferungen b) Baudienste aller A r t 1 . Straßen-, Brücken-, Fluß- und Deichbauten 2. F e s t u n g s - u n d Residenzbauten c) Wirkung und Beurteilung V I . Obrigkeitlicher Schutz v o r Diensterhöhungen

55 55 55 56 57 57 57 58

a) P r i v a t e Grundherren

58

b) Beamte und Unterbeamte

58

V I I . Lastenermäßigung in N o t l a g e n

59

V I I I . Bedeutung der grundherrlichen Gegenleistungen (Präbenden) nach Kriegsende . . . . I X . Stellung der Stände zu den staatlichen Lastenerhöhungen X . Zusammenfassung und Beurteilung Drittes Kapitel:

60 61 61

Landwirtschaft und Besteuerung

I. Steuerwesen und absoluter Staat des 1 7 . Jahrhunderts a) Entwicklung der Steuern und Steuerquellen b) Die naturalen Leistungen der Bauern als Steuern

X

62 62 63

I I . Die direkten Staatssteuern im Fürstentum Osnabrück

63

a) Entwicklung bis zum 1 7 . Jahrhundert b) Steuerprivilegien (Exemtionen) und deren Bedeutung f ü r die Osnabrücker L a n d wirtschaft I I I . Ausbau und Wirkung der Besteuerung auf die Landwirtschaft nach dem Kriege . . . . a) Die finanziellen Verpflichtungen des Fürstentums nadi Kriegsende b) Weiterführung und Ausbau überlieferter Steuern 1 . Viehbesteuerung (Viehschatz) 1. Feuerstättenbesteuerung (Feuerstättensdhatz) 3. Gewerbebesteuerung (Trafikantengelder) 4. Personenbesteuerung (Kopfschatz) $. Versuch der E i n f ü h r u n g einer Verbrauchssteuer («Consumtions-Accise») c) Einführung der Realbelastung im J a h r e 1667 d) W i r k u n g der Besteuerung auf die Landwirtschaft 1.Verschuldung 2. Steuerhinterziehungen 3. Remissionen und Befreiungen e) Entwicklung der Exemtion und Bedeutung f ü r die Landwirtschaft f ) Stellung der Stände zur Steuerpolitik Ernst Augusts 1 g) Zusammenfassung

....

63 64 65 65 66 66 66 6S 68 69 69 71 71 73 73 74 75 76

Viertes Kapitel: Landwirtschaftlicher Kredit und Verschuldung I. Der Landwirtschaftskredit bis zum 1 7 . Jahrhundert

77

a) Kreditwesen allgemein b) D a s landwirtschaftliche Kreditwesen in der damaligen Zeit c) Ursachen der bäuerlichen Verschuldung und Beurteilung der Kreditlosigkeit . . . . I I . Entwicklung von K r e d i t und Verschuldung im Fürstentum Osnabrück a) Verbreitung des Rentekaufes und Verschuldung des Adels b) Verschuldung des Bauernstandes v o r dem Dreißigjährigen K r i e g e I I I . Wirkungen des Dreißigjährigen Krieges auf K r e d i t und Verschuldung a) b) c) d)

U m f a n g der bäuerlichen Verschuldung Maßnahmen von Reichs wegen Obrigkeitliche Maßnahmen im Fürstentum Osnabrück Beurteilung

Fünftes Kapitel: Landarbeiter und ländliche

77 77 78 78 78 79 81 81 83 83 85

Arbeitsverfassung

I. E x k u r s : D a s Landarbeiterproblem in der Wirtschaftsgeschichte a) Allgemeines b) D e r Landarbeiterstand seit Beginn der Neuzeit c) Gesindezwangsdienst und Vormietrecht II. D a s Landarbeiterproblem im Fürstentum Osnabrück a) Sonderproblem des Heuerlingswesens b) D i e Hollandgänger und ihre materielle L a g e c) L a g e und obrigkeitliche Maßnahmen bis zum Dreißigjährigen Kriege, besonders hinsichtlich des Heuerlingswesens

87 87 87 88 89 89 91 91

I I I . Situation der Landarbeiter und der ländlichen Arbeitsverfassung im Fürstentum nach dem Dreißigjährigen Kriege a) Allgemeine L a g e b) Entwicklung im Fürstentum Osnabrück

XI

93 93 94

1. Hollandgang, Gesindelöhne, Heuerwesen 2. Zwangsdienst und Freikaufung

94 9j

IV. Zusammenfassung und Beurteilung

Sechstes Kapitel:

97

Tcrritorialstaat

und

Landhandwerk

I. Exkurs: Stellung des Landhandwerks im Territorialstaat

98

II. Das Landhandwerk im Fürstentum Osnabrück a) Umfang und Bedeutung b) Territorialherr und Landhandwerk

99 99 100

III. Obrigkeitliche Unterstützung des Landhandwerks nach dem Dreißigjährigen Kriege 101 Siebentes Kapitel:

Aktive Förderungsmaßnahmen

Agrikultur,

der Obrigkeit auf dem

Viehzucht, Forst-, Jagd- und

Agrarsektor

Fischereiwesen)

I. Exkurs: Stand der deutschen Landwirtschaft bis zum Dreißigjährigen Kriege a) Feldsysteme und Bebauungintensität b) Bodenkultur, Werkzeuge und Pflanzen c) Viehzucht d) Wirkungen des Flurzwanges e) Forst- und Jagdwesen f) Zusammenfassung und Beurteilung

103 103 103 105 107 108 109

II. Die Landwirtschaft im Fürstentum Osnabrück bis zum Dreißigjährigen Kriege . . . . a) Feldsystem und Ackerbau b) Viehzucht c) Jagd-, Forst- und Fischereiwesen d) Vergleich mit anderen Territorien III. Kriegswirkungen und obrigkeitliche Maßnahmen a) b) c) d) e)

115

Agrikultur und Viehzucht Jagdwesen Fischereiwesen Forstwesen Zusammenfassung und Vergleich

Achtes Kapitel:

Obrigkeitliche

109 109 111 113 115 115 116 118 118 119

Eingriffe in die Preisbildung

landwirtschaftlicher

Produkte

I. Exkurs: Die obrigkeitliche Preisregelung, insbesondere für landwirtschaftliche Produkte, in der Wirtschaftsgeschichte a) Ursprünge, Motive, Methoden

121 121

b) Umfang der Preisregelung bis nach dem Dreißigjährigen Kriege

121

II. Preisentwicklung und Geldwertbewegung infolge des Dreißigjährigen Krieges . . . .

123

III. Obrigkeitliche Preisregelung im Fürstentum Osnabrück a) Grundsätzliches, Entwicklung und Motive b) Sonderstellung der Stadt Osnabrück

126 126 127

IV. Maßnahmen der Obrigkeit nach dem Kriege

128

a) Marktordnungen, Preisregulierung b) Getreidepolitik 1. Planmäßigkeit der Maßnahmen

128 128 12S

XII

2. Das Territorium Osnabrück als Getrcidezuschußgebiet; Importe und obrigkeitliche Getreidekäufe 129 3. Zollprivilegien 130 4. Obrigkeitliche Bestrebungen f ü r eine Vorratspolitik 131 5. Getreide-Exportverbote 131 6. Brennverbote 133 c) Sonstige Zollpolitik 134 1. Fiskalischer Charakter der Zölle 134 2. Vieh, bes. Schlachtvieh und Lebensmittel 134 3. Verkehrszölle auf durchgehende Güter 136 4. H o l z und Pferde 137 5. Versuch der Einführung einer territorialen Allverbrauchssteuer (Akzise) 138 V . Zusammenfassung

139 Ergebnis der Unter sudjung Anhang

Tabellen und Karten

143

Verwendete Abkürzungen

154

Quellen- und Literaturverzeichnis

1$ 5

EINLEITUNG

I. Zum Problem a) Wirtschaftslenkung und Wirtschaftsgeschichte Die vorliegende wirtschaftsgeschichtliche Untersuchung hat die Darstellung staatlicher Eingriffe in den Wirtschaftsablauf zum Inhalt. Nach Ereignissen, die Umwälzungen auf dem Gebiete des wirtschaftlichen wie politischen Lebens zur Folge haben, ist eigentlich regelmäßig zu beobachten, daß der Staat - heute nicht anders als in den zurückliegenden Jahrhunderten - sich der Mittel und Maßnahmen der Wirtschaftslenkung bedient. Auch nach dem Dreißigjährigen Kriege, der ja entscheidend auf das wirtschaftliche, politische wie kulturelle Geschehen einwirkte, sind umfassende obrigkeitliche Eingriffe festzustellen. Es ist deshalb nicht überraschend, wenn auch die Regierung des ehemaligen Fürstentums Osnabrück in jener Zeit Einfluß auf das wirtschaftliche Geschehen, im besonderen auf die Landwirtschaft, nimmt. b) Umgrenzung und Ziel der Untersuchung Als Untersuchungsgebiet wurde im vorliegenden Falle das Territorium des ehemaligen geistlichen Fürstentums (Hochstifts) Osnabrück gewählt 1 . Die in diesem Raum von der damaligen Obrigkeit in der Agrarwirtschaft verfügten Eingriffe laufen in zwei - einander meist konträren - Richtungen: einmal Wiederaufbau- und Erhaltungsmaßnahmen für die eigenbehörigen Bauern, zum anderen Maßnahmen zur Sicherung der staatsfinanzwirtschaftlichen Einnahmen, d. h. zur Erhaltung der steuerlichen Leistungsfähigkeit der Bauernhöfe, den damaligen Hauptsteuerquellen. Diese beiden Gruppen von Maßnahmen darzustellen und zu untersuchen, ist das Ziel der vorliegenden Arbeit. Die Zeitspanne erstreckt sich vom Ende des Krieges 1648 bis etwa zur Wende des 17. Jahrhunderts. c) Anwendungsmöglichkeit des Begriffes «Agrarpolitik» in der Wirtschaftsgeschichte V o n der wirtschaftsgeschichtlichen Forschung werden heute die seinerzeitigen Maßnahmen der Obrigkeit oft zusammenfassend mit der modernen Bezeichnung «Agrarpolitik» benannt. O b es aber zutreffend ist, diese Eingriffe mit einer solchen neuzeitlichen Definition zu belegen, soll zuvor untersucht werden. Nach B U C H E N B E R G E R 2 versteht man unter «Agrarpolitik» «den Inbegriff der Grundsätze, von denen der Staat bei der Pflege des landwirtschaftlichen Gewerbes sich leiten läßt. Eine solche staatliche Pflege (landwirtschaftliche Staatsfürsorge) ist in allen Kulturstaaten wahrzunehmen und findet ihre Erklärung in dem Interesse, das das Staatsganze an dem Wohlergehen der Landbevölkerung sowie daran hat, daß die Bodenkultur jederzeit den der allgemeinen volkswirtschaftlichen Entwicklung entsprechenden Inten1 A u s f . üb. das Territorium: PRINZ, «Das Territorium des Fürstentums Osnabrück». Göttingen 1934. — V g l . auch Karten im Anhang. 2

1

BUCHENBERGER, A g r a r w e s e n .

Winkler, Landwirtschaft

S. 4 8 . I

sitätsgrad aufweist». CONRAD3 definiert: «Agrarpolitik ist ein Teil der Volkswirtschaftspolitik-oder Volkswirtschaftspflege. Sie ist damit die Lehre von den Aufgaben des Staates zur Förderung der Landwirtschaft oder man begreift darunter auch die Gesamtheit dieser Aufgaben selbst, sowie die Thätigkeit der Staatsgewalt, diese Aufgaben zu erfüllen.» DIETZE4 versteht unter Agrarpolitik eine planmäßige Einwirkung auf a) die Agrarverfassung, b) den Stand der landwirtschaftlichen Erzeugung (Landeskulturpolitik), c) den Agrarschutz. BUCHENBERGER5 hebt schließlich noch das Interesse des Staates am Wohlergehen der Landwirtschaft im Rahmen der Agrarpolitik besonders hervor. Die Definitionen sehen in der Agrarpolitik also einen Teil der Volkswirtschaftspolitik, eine bewußte Pflege der agrarwirtschaftlichen Belange innerhalb einer Volkswirtschaft. Kann man in dem zu behandelnden Zeitabschnitt von einer solchen planmäßigen Pflege sprechen? Das Ergebnis des folgenden Abschnittes sei vorweggenommen: man kann es nicht. d) Beginn staatlicher Fürsorge für die Landwirtschaft Manche Maßnahmen der damaligen Regierungen auf dem Agrarsektor sind zweifellos als staatliche Fürsorge für die Landwirtschaft, nach Kriegsende als Wiederaufbaumaßnahmen zu bezeichnen 6 . Diese staatliche Fürsorge für die Landwirtschaft ist nach BELOW ein Ergebnis der Neuzeit 7 . KELTER8 allerdings kritisiert BELOW; er weist auf staatliche Fürsorge- und Erhaltungsmaßnahmen nach den Pestzügen am Ende des Mittelalters hin, datiert ihren Beginn also weiter zurück. Die Stellung des Staates gegenüber den agrarpolitischen Problemen ist im Laufe der Zeiten einem ständigen Wandel unterworfen. Die Territorialfürsten lassen noch in den ersten Jahrhunderten der Neuzeit dem Bauern nur geringe Sorge angedeihen 9 . Die Stände, also insbesondere die Ritterschaft (im Fürstentum Osnabrück Ritterschaft und Domkapitel), haben nach BELOW10 deswegen keine positive Stellung zum Bauern, weil sie überwiegend nicht landwirtschaftlich tätig waren und ihren Besitz gegen Zins und Pacht ausgetan hatten. Als erstes Motiv für das Eintreten des Staates für die Landwirtschaft nennt BELOW, immer unter militärischem und steuerpolitischem GesichtsS CONRAD, Agrarpolitik, H . d. St. — Ähnlich: WEBER-MEINHOLD, S, IOO. V g l . auch ABEL, Agrarpolitik, S. i z ß . , und ders., A r t . «Agrarpolitik», T . I und II, H . d. S w . , 3. Lieferung. DIETZE, Agrarpolitik, W . d. V . BUCHENBERGER, Agrarwesen, S. 5 3 . 6 Einige sind z w a r nicht als Schutz gedacht, wirken aber als solcher: der Grundherr im Fürstentum Osnabrück muß f ü r die wüstliegenden H ö f e Steuern zahlen. E r wird also deshalb das L a n d sobald als möglich wieder an Bauern austun. St. A . O . A A 2 3 , N r . 6. Es dürfte deshalb nicht richtig sein, bereits f ü r das 16. und 1 7 . Jhdt. schon von einer «Agrarpolitik des Hauses Braunschweig-Lüneburg» zu sprechen, wie dies MEYER, S. d., tut. 7 N a c h BELOW ist das Kriterium, ob eine Maßnahme als modern oder nidit anzusehen ist, die Planmäßigkeit derselben. BELOW, Agrargeschichte, H . d. St.; ders., Territorium, S. 1 6 $ . — Heute ist das Wohlergehen der Landwirtschaft schlechthin ein Ziel der Agrarpolitik. BUCHENBERGER, Agrarwesen, S. 53. 8 KELTER, Pestzüge, S. 165 ff.; im einzelnen weist er auf die Niedrighaltung der L a n d arbeiterlöhne zur Steigerung der Erzeugung hin. Seiner Meinung nach w a r dies die Ursache von Uberangebot und Preisverfall in den Jahren nach den Pestzügen. Ferner nennt er provinzweise Festsetzung der Getreidepreise im Reichslandfrieden von 1 1 5 8 und das Verbot der Preistaxenaufstellung f ü r die Zünfte 1 2 5 8 . 9 BELOW, Untergang, S. 4 7 2 . 1 0 BELOW, Fürsorge, S. 7 0 2 . 4 5

2

punkt, den Erwerb von Bauerngütern durch die K i r c h s 1 1 . Denn geistlicher Besitz w a r steuerfrei, und steuerpflichtiges Land, welches in Kirchenbesitz kam, wurde «exemt» und ging damit dem Territorialstaat als Steuerquelle verloren. In den ersten, dem Mittelalter folgenden Jahrhunderten tritt der Staat, sofern er sich überhaupt wirtschaftlich und sozial interessiert zeigt, f ü r städtische Interessen ein und wendet der Landwirtschaft, wenn überhaupt, seine Fürsorge nur in ganz indirekter Weise z u 1 2 . A m Ende des 16. Jahrhunderts tauchen landesherrliche Unteilbarkeitsordnungen auf, auch ein gewisses Interesse an technischen Fragen der Land- und Forstwirtschaft 1 3 . Erst die Neuzeit bringt dann den schon angedeuteten W a n d e l 1 4 . Von dieser Fürsorge nennt BELOW 15 die Verbesserung des Besitzrechtes in Niedersachsen als besonders bedeutsam. Im übrigen weisen seiner Meinung nach «die landwirtschaftlichen Verhältnisse Altdeutschlands neben jener Fürsorge auf dem Gebiete des Besitzrechtes bis zum Zusammenbruch des alten Reiches keine besonderen Veränderungen a u f » 1 6 . Indem der Staat durch Maßnahmen solcher A r t auf dem Agrarsektor eingreift, stellt er sich über den Grundherrn: er verbessert die bestehenden Besitzverhältnisse und behält sich weitere Eingriffe vor. Rechtsgeschäfte wie V e r k ä u f e können ohne seine Erlaubnis nicht mehr vollzogen werden. Die Grundherrschaft wird dadurch gewissermaßen «verstaatlicht». Die Herrschaftsbeziehungen zwischen Grundherren und Pflichtigen, ursprünglich personaler Natur, erfahren dadurch eine weitere Verdinglichung, «wie sie dem Wesen des modernen Staates entspricht und wie sie dann im liberalen Staate des 19. Jahrhunderts voll zur Ausbildung gekommen ist» 1 7 . WITTICH 18 und WYGODZINSKI19 bezeichnen im Gegensatz zu BELOW verschiedene Maßnahmen, v o r allem im norddeutschen Raum, als besonders erfolgreich auf dem landwirtschaftlichen Sektor: die Verleihung des Erbrechts an den niedersächsischen MEIER und das Verbot der Zinssteigerung. WYGODZINSKI20 weist auch auf die verschiedenen Erlasse von W a l d - und Fischereiordnungen hin. Hinsichtlich der Unteilbarkeitsordnungen betont er mit Recht, daß es sich nodh nicht um eigentliche Förderungsmaßnahmen f ü r die Landwirtschaft, sondern um die Erhaltung des landwirtschaftlichen Grundbesitzes als Steuerquelle handelte. Zusammenfassend ist zu sagen: von einer «Agrarpolitik» kann f ü r jene Zeit im Sinne der modernen Bedeutung dieses Wortes in der Volkswirtschaftspolitik noch nicht 11 BELOW, Probleme, S. 538. Diese M a ß n a h m e n , welche den E r w e r b v o n G r u n d v e r m ö g e n durch die Kirche beschränken, finden sich bereits, schon d a m a l s nicht neu, am E n d e des M i t t e l alters. E b d a . — D e r G r u n d e r w e r b e r f o l g t e durch Schenkungen und erbrechtliche V e r f ü g u n g e n v o n p r i v a t e r Seite. Ebenso suchten die geistlichen K o r p o r a t i o n e n ihre reichen Geldmittel anzulegen, w o z u der E r w e r b v o n G r u n d v e r m ö g e n besonders geeignet w a r . V g l . : BUCHENBERGER, A g r a r w e s e n , S. 342. — BELOW begründet das Desinteresse der Fürsten f ü r wirtschaftliche u n d agrarische Probleme damit, d a ß ihre « T ä t i g k e i t im 16. und meistens auch im 1 7 . J a h r h u n d e r t mehr anderen F r a g e n als den wirtschaftlichen g e w i d m e t ist». BELOW, U n t e r g a n g , S. 630. 12 BELOW, Fürsorge, S. 696. BELOW, P r o b l e m e , S. 538. 14 BELOW, Agrargeschichte, H . d. St. 15 BELOW, Agrargeschichte, H . d. St. 16 BELOW, Agrargeschichte, H . d. St. 17 LÜTGE, B a y r . G r u n d h e r r s d i a f t , S . 5, 25 f . 18 "WITTICH, E p o d i e n , S. 1 4 . 10 WYGODZINSKI, A g r a r p o l i t i k , H . d. St. 2 « "WYGODZINSKI, A g r a r p o l i t i k , H . d. St. E r f o l g t sonst weitgehend den Darstellungen BELOWS. — DIETZE, A g r a r p o l i t i k , "W. d. V . , sieht ebenfalls in der G e w ä h r u n g des Erbrechts an den nordwestdeutsdien Meier, verbunden mit einem V e r b o t dei' Zinserhöhung die ersten derartigen erfolgreichen M a ß n a h m e n ebenso w i e in den in anderen deutschen T e r r i t o r i e n entstehenden T e i l u n g s v e r b o t e n f ü r bäuerliche Besitzungen.

3

gesprochen werden. Man kann jedoch viele Maßnahmen als «staatliche Fürsorgemaßnahmen für die Landwirtschaft» bezeichnen, ein Ausdruck, der von BELOW stammen dürfte 2 1 . Alle derartigen Anordnungen entsprangen finanziellen oder militärischen Motiven, und nur aus diesen Gründen oder überwiegend unter Berücksichtigung derselben nimmt der Staat Einfluß auf die Landwirtschaft. BELOW22 vor allem weist immer wieder darauf hin, ähnlich für Westfalen KUSKE23 und SCHOTTE24. Es erscheint merkwürdig, daß sich der Staat in den ersten Jahrhunderten der Neuzeit seines Hauptsteuerträgers und Hauptproduktionszweiges so wenig fürsorglich annimmt 2 5 . Die Erklärung ist nur darin zu suchen, daß er wirtschaftlich völlig uninteressiert ist. Und diese Einstellung schlägt sich damals natürlich in erster Linie bei der Landwirtschaft nieder. e) Merkantilismus, Territorialstaat und ihre Stellung zur Landwirtschaft Welche Stellung nimmt nun der heraufkommende Merkantilismus zur Landwirtschaft ein? HECKSCHER26 nennt ihn «Wirtschaftspolitik im Dienste der Macht». Nach MAX WEBER 27 bedeutet er «Übertragung des kapitalistischen Erwerbstriebes auf die Politik». BELOW28 meint, daß der Merkantilismus eine einseitige Wertschätzung der städtischen Berufe zeige. CONRAD29 vertritt einen ähnlichen Standpunkt, wenngleich er den Merkantilisten zugesteht, daß sich ihr Interesse auch auf die Landwirtschaft erstreckt habe. LÜTGE 30 aber betont ausdrücklich, daß zwar der Merkantilismus Handel und Gewerbe gefördert hat, die Landwirtschaft jedoch in keiner Weise von ihm vergessen worden sei. W i r haben es ja in dieser Zeit, wie schon BUCHENBERGER31 meint, mit einer «eudämonistischen Bevormundung des gesamten wirtschaftlichen Lebens» zu tun. Ähnlich NAUDE32, der darauf hinweist, es sei nichts irriger zu glauben, als daß in allen Staaten und zu jeder Zeit die einseitige Begünstigung von Industrie und Außenhandel unter völliger Vernachlässigung der Landwirtschaft das Wesen des Merkantilismus ausmache. Das Machtstreben des Territorialstaates umfaßt alle Bereiche des Lebens und somit auch die Wirtschaft, deren bedeutendster Teil damals die Landwirtschaft ist 3 3 . Dazu kommt die Erkenntnis, daß Steigerung der Macht über Pflege der 21 22

BELOW, Fürsorge, pass. BELOW, F ü r s o r g e , S. 7 1 6 .

2 3

KUSKE, S. 2 4 .

2 4

SCHOTTE, S . 3 2 , 3 5 .

BELOW deutet allerdings einige G r ü n d e des erwachenden Interesses im T e r r i t o r i a l s t a a t an der L a n d w i r t s c h a f t a n : a) wachsende N a c h f r a g e nach landwirtschaftlichen P r o d u k t e n , zusammengehend mit einer Verbesserung der Verkehrsbedingungen sowie mit einer Z u n a h m e des H a n d e l s und mit dem Wachstum der Städte, b) teilweise Erreichung eines bescheidenen technischen Fortschrittes in F o r m der Besömmerung der Brache, c) Ausbildung größerer H o f e s ländereien ( U m w a n d l u n g v o n G r u n d - zur Gutsherrschaft). E r weist allerdings d a r a u f hin, d a ß diese Beziehungen noch z u w e n i g erforscht seien, um als Urteilsgrundlage dienen zu können und w a r n t v o r monokausalen Schlüssen. BELOW, F ü r s o r g e , S. 705 f., 7 1 0 , 7 1 6 . 25

2 6

HECKSCHER I I , S . 7 f .

27

WEBER, MAX, S. 296. — Dies einschränkend: LÜTGE, S o z i a l - und Wirtschaftsgeschichte,

S. 231. 28 2

BELOW, Fürsorge, S. 7 1 2 .

» CONRAD, H . d . S t .

30 LÜTGE, B a u e r n b e f r e i u n g , S. 376. 3 1 BUCHENBERGER, A g r a r w e s e n , S. 58. 32

NAUDE, S . I .

33

LÜTGE, S o z i a l - und Wirtschaftsgeschichte, S. 2 3 0 . 4

"Wirtschaft möglich ist 3 4 . Die Merkantilisten sehen das Wirtschaftsleben als Ganzes und keine einzelnen Probleme oder diese um ihrer selbst willen 3 5 . Und die neue Lehre bezeichnet sich ja nicht «als Lehre von der Volkswirtschaft, sondern als Lehre von der Staatswirtschaft, als politische Ökonomie, als die Staatswissenschaft» 3e . Festzuhalten ist also, daß sich der merkantilistische Staat im Rahmen seiner wirtschaftlichen Betätigung sehr wohl auch der Landwirtschaft annimmt: «Der ältere Gesichtspunkt, der die Sicherung der Grundrentenablieferung in den Vordergrund stellte, wird durch den merkantilistischen Produktivitätsgesichtspunkt ersetzt, der auf die Steigerung der agrarischen Produktion schlechthin (ohne wirkliche Berücksichtigung der volkswirtschaftlichen Verwertbarkeit des Produktionszuwachses) und entsprechenden Anbau eingerichtet ist» 3 7 . Eines dürfte besonders dazu beigetragen haben, den Eindruck zu erwecken, der merkantilistische Staat habe sich in keiner Weise des Bauerntums angenommen: die niedrige soziale Stellung des Bauern in dieser Zeit. E r genießt, nachdem er mit dem 14. Jahrhundert den Höhepunkt seiner Geltung überschritten hat, z w a r den Schutz des Staates, ist aber staatsferner denn je in seiner Geschichte 38 . Es muß hier scharf zwischen sozialen und wirtschaftlichen Aspekten unterschieden werden. Der Wille zu einer Wirtschaftspolitik, die der politischen, besonders aber der außenpolitischen Machtentfaltung dienen sollte, w a r von Territorium zu Territorium natürlich verschieden. «Sie w a r bei den geistlichen Gewalten geringer als bei den weltlichen. Jene beruhten in der Regel auf anderen Grundanschauungen, die sie in der Regsamkeit zur Steigerung von Wirtschaft und Arbeit zurückbleiben ließen» 39 . KUSKE 40 meint besonders die westfälischen Territorien und urteilt über das Fürstentum Osnabrück, w o man im Gegensatz dazu größere wirtschaftliche und politische Initiative zu entfalten suchte: «In Osnabrück wurde das durdi die eigenartige Verbindung mit den Weifen korrigiert». f ) Lage der Landwirtschaft und der landwirtschaftlichen Technik im 17. Jahrhundert Die wirtschaftliche Lage der Landwirtschaft und der Stand der damaligen Landwirtschaftstechnik wird in späteren Kapiteln dargestellt werden. H i e r ist nur kurz zu fragen, ob und welche Fortschritte in der Landwirtschaftstechnik bis zur Mitte des 1 7 . J a h r hunderts erzielt wurden, sowie, welche materielle Position der deutsche Bauer bis zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges hatte. Landesordnungen und Justiz wahrten die bäuerlichen Rechte, unterstützt durch den Allgemeinen Landfrieden 4 1 . Die wirtschaftliche Situation der Bauern w a r allgemein nicht ungünstig 42 . Höherer persönlicher Lebensstandard und größer werdende Kosten 34

LÜTGE, S o z i a l - und Wirtschaftsgeschichte, S. 2 3 1 .

35 P Ü T Z , S . 1 6 . SO N A U D E , S . 2 . 37

LÜTGE, B a y r . Grundherrschaft, S. 1 0 1 . LÜTGE, S o z i a l - und Wirtschaftsgeschichte, S. 2 3 2 . — D e r B a u e r , mißtrauisch gegenüber allen behördlichen A n o r d n u n g e n , w i r d damals v o n manchen Zeitgenossen als M i t t e l d i n g z w i schen Mensch und V i e h bezeichnet. E r aber stellt B e a m t e mit Bauernschindern gleich. LÜTGE, B a y r . Grundherrschaft, S. 1 7 . 38

3

9 KUSKE, S. 24.

40

KUSKE, S. 25. D a z u zählt er T e r r i t o r i e n w i e Münster, P a d e r b o r n und die dem K ö l n e r E r z bischof gehörigen L ä n d e r . — Merkantilistische Wirtschaftspolitik läßt sich f ü r das Fürstentum Osnabrück jedoch nicht v o r B e g i n n des 1 8 . J a h r h u n d e r t s nachweisen. V g l . Schluß dieser A r b e i t . 41

LANGETHAL, I I I , S. 2 5 1 .

42

LÜTGE, S o z i a l - und Wirtschaftsgeschichte, S. 2 3 2 . 5

f ü r die gewöhnliche Lebenshaltung infolge Geldwertänderungen durch Auflösung der Naturalwirtschaft (im Sinne F R I E D R I C H V O N W I E S E R S «Gesetz von der geschichtlichen Veränderung des Geldwertes» 4 3 ) nötigt allerdings die kleineren Grundherren, Abgaben und Leistungen ihrer Bauern in voller Höhe einzuziehen, «da ihre eigene materielle Position meist ganz unzulänglich war» u . Auch der Landesherr versucht seine Einnahmen zu steigern und schafft den Bauern - eine in dieser Zeit oft gehörte K l a g e - durch Erhöhung von Sportein und Gebühren zusätzlich neue Belastungen 4 5 . Die landwirtschaftliche Technik macht bis zum Dreißigjährigen Kriege keine wesentlichen Veränderungen durch, die als Beginn einer neuen Epoche angesehen werden könnten 46 . Der Weiterentwicklung der landwirtschaftlichen Technik stand nicht zuletzt der Gemeinbesitz hemmend gegenüber. Auch der Zehnte hat zweifellos bremsend auf die Entwicklung einer ergiebigeren Produktion gewirkt 4 7 . Trotzdem entwickeln sich an einzelnen Stellen bereits seit dem ausgehenden Mittelalter Spezialkulturen 4 8 . Die Anwendung rationaler Methoden hätte auch in dem weit verbreiteten Aberglauben starken Widerstand gefunden. Sogar die sog. «Hausväterliteratur» ist von ihm durchdrungen 49 . Der Ansicht, die deutschen Landwirte hätten bis ins 19. Jahrhundert hinein von intensiver Landwirtschaftstechnik nichts verstanden, tritt allerdings K R Z Y M O W S K I 5 0 entgegen. Insgesamt ist festzustellen, daß die landwirtschaftliche Technik sich noch im 1 7 . J a h r hundert und bis ins 18. Jahrhundert hinein in sehr traditionalen und wenig rationalen Bahnen bewegt. Fortschritte, wie sie in der Hälfte des 18. und im 19. Jahrhundert erzielt werden, finden sich in dem behandelten Zeitabschnitt nicht. «

"WIESER, Theorie, S . 372 ff.; ders., G e l d , H . d. St. LÜTGE, B a y r . Grundherrschaft, S. 37. — Dieses die Situation in Bayern kennzeichnende Z i t a t t r i f f t wohl auch f ü r die allgemeine Entwicklung im nordwestdeutschen R a u m zu. — Beispiele f ü r Osnabrück im besonderen werden im zweiten K a p i t e l dieser Untersuchung in ausführlicher Z a h l gezeigt werden. — F ü r B a y e r n bemerkt LÜTGE, B a y r . Grundherrsdiaft, S. 37, als Ergebnis, «daß sowohl der Grundherr wie der Beamte — oft in einer Person v e r einigt — jede Möglichkeit ausnutzten, das Einkommen durch die Steigerung der grundherrlichen G e f ä l l e und Beamtengebühren (Sportein) auch auf Kosten der Bauern zu erhöhen». 45 Beispiele bei: LÜTGE, B a y r . Grundherrschaft, S. 3 1 . 4 « LANGETHAL I I I , S. 249; RITTER, H . d. L w . I, S. 50. D a s 1 7 . Jahrhundert bringt die A n f ä n g e der landwirtschaftlichen Literatur, der sog. «Hausväterliteratur», die zu einer Beschäftigung der Gebildeten mit landwirtschaftlichen Problemen führt. LANGETHAL I I I , S. 250, I V , S. 2 50 f f . , mit vielen Literaturangaben. 47 V g l . hierüber zweites K a p i t e l dieser Untersuchung. — V g l . auch 7. K a p . dieser Arbeit. 4 ® SCHOTTE, S. 24, nennt Flachsbau, W a i d - und H o p f e n a n b a u . 4 » LANGETHAL I V , S. 2 2 9 f f . , 2 3 3 , teilt z . B . mit, daß man die Feldbestellung nach den Mondphasen vornahm, an eine Entartung des Getreides in U n k r a u t glaubte und in der V i e h zucht die unglaublichsten Quacksalbereien betrieb. Selbst v . R o h r , einer der Gebildetsten seiner Zeit, glaubte noch, daß U n k r a u t nichts anderes als degeneriertes Getreide sei, schlechtes K o r n , das bei ungünstiger Witterung, bes. Feuchtigkeit, entstehe. Dieser Aberglaube w i r k t e (nach LANGETHAL) noch bis ins 19. Jahrhundert. Ebd. 50 KRZYMOWSKI, S. 1 9 1 f., sagt, eine solche Meinung sei eine unhistorische A u f f a s s u n g , die nicht stimme. Eine Entwicklung der landwirtschaftlichen Technik sei aber von steigender Nachf r a g e nach landwirtschaftlichen Produkten abhängig und diese mache sich in steigenden P r e i sen bemerkbar. Ein solcher A n r e i z habe aber seit dem Mittelalter gefehlt. — Das mag stimmen, aber die Formulierung birgt schon die A n t w o r t in sich: der Beweis, daß derartige Kenntnisse in der Landwirtschaft damals bereits schlummerten, wurde nicht erbracht, eben wegen jenes mangelnden Anreizes. 44

6

g) L a g e der Landwirtschaft nach dem Dreißigjährigen Kriege Es ist nun zu untersuchen, welches Ausmaß an Zerstörungen in der Landwirtschaft der Dreißigjährige Krieg, insbesondere in Westfalen und Niedersachsen, hinterlassen hat. Die Meinungen über den U m f a n g der Verwüstungen weichen im allgemeinen stark voneinander ab. Die ältere wirtschaftsgeschichtliche Forschung nimmt überall große Zerstörungen a n 5 1 . Daß aber im Sinne der älteren Forschung nicht so stark generalisiert werden kann, wird von modernen Wirtschaftshistorikern stets unterstrichen 52 . Dort, w o der Krieg ständig gewütet hatte, sind zweifellos Verwüstungen großen Umfanges entstanden. Neben stark und stärkstens zerstörten Gebieten liegen in Westfalen und Niedersachsen Landstriche, die aus irgendwelchen Gründen wenig oder kaum vom Kriege berührt wurden (sog. «Schongebiete»). So nimmt noch LANGETHAL53 Z. B. f ü r Niedersachsen, Westfalen sowie Ostfriesland schon f ü r das J a h r 1623 große Verwüstungen an. V o n modernen Forschern stellt FRANZ 54 fest, daß diese Gebiete vom Kriege nahezu verschont worden seien. - Ebenso machte die ältere wirtschaftsgeschichtliche Forschung den Dreißigjährigen Krieg f ü r die «Wüstungen» verantwortlich, wogegen sich ABEL wie LÜTGE 55 wenden. Stark vom Krieg heimgesuchte Gebiete hatten allerdings große Einbußen an den Produktionsfaktoren erlitten. So fehlen in der Landwirtschaft Menschen (Faktor Arbeit), ebenso Sachkapitalausstattungen wie landwirtschaftliche Gebäude, Vieh, Wagen und Gerät. Wenn auch die Realkapitalausstattung der damaligen Landwirtschaft relativ und absolut geringer als heute gewesen ist, so ist doch der infolge der Zerstörungen hervorgerufene Mangel an K a p i t a l im volkswirtschaftlichen Sinne nicht zu unterschätzen. Neben zerstörten Wohn- und Wirtschaftsgebäuden fehlt oft der Bestand an Nutztieren 5 6 . Die Geldmittel zum Ankauf aber waren durch die laufenden Kontributionen vielfach erschöpft. In den kriegszerstörten Gebieten sind die Ackerfluren verwüstet, es erfolgt also nicht selten eine Rückwandlung in Naturboden 5 7 . INAMA-STERNEGG58 umreißt die Situation folgendermaßen: «Es fehlte nicht nur dem Lande an Bewohnern, sondern diesen auch an Betriebskapital, an Rechtssicherheit und an Intelligenz, sowie an der Möglichkeit, die landwirtschaftlichen Erzeugnisse durch günstigen Absatz zu verwerten.» Ein landwirtschaftliches Kreditwesen fehlte, das hier 51 LANGETHAL I V , S . 1 ff.; INAMA-STERNEGG, Kriegsfolgen, pass. D i e Generalisierung überträgt man auch auf die Greueln des Krieges: Bettlerbanden fingen Menschen in Schlingen, um sie zu verzehren, K i n d e r verschwanden, weil man sie aß. LANGETHAL I V , S. 3 6. 52

FRANZ, pass. LANGETHAL I V , S . 7 . 54 FRANZ, pass. 55 LÜTGE, S o z i a l - und Wirtschaftsgeschichte, S. 1 4 6 . E r stellt unter besonderem H i n w e i s auf ABELS Untersuchungen « D i e Wüstungen des ausgehenden Mittelalters», 1 9 4 3 , heraus, daß diese bereits infolge der Menschenverluste durch die Pestzüge entstanden seien und auch die V o r stellung v o n der Entstehung der sog. «Schwedenschanzen» gleichfalls auf einer ahistorischen Betrachtung beruhe. 53

56

LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 2 2 7 . LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 2 1 0 . — FRANZ, S. 99, sieht die W i e d e r a u f baumöglichkeiten wohl zu optimistisch, wenn er meint: « K a p i t a l w a r also nicht notwendig. E s genügte eine gesunde Arbeitskraft und die Entschlossenheit, sich aller N o t zum T r o t z durchzusetzen. N i e wieder gab es f ü r den Tüchtigen derartige Möglichkeiten zum Wiederaufstieg.» W e n n auch die Sachkapitalausstattung der Landwirtschaft entsprechend geringer w a r , als sie es heute ist, benötigte man doch die oben erwähnte Betriebsausstattung. 57

58 INAMA-STERNEGG, Kriegsfolgen, S . 1 8 .

7

hätte helfen können 5 9 . Besonders nachteilig wirkt sich die Verknappung des Faktors Arbeit aus, was zu einer starken Steigerung der Lohnsätze führt 6 0 : die überlebenden Menschen des Krieges sind verlottert, arbeitsscheu und infolge der langen Kriegswirren nur noch zu primitiver Arbeit f ä h i g 6 1 . Soziologisch gesehen hatte der Krieg vorübergehend die Standesgrenzen verwischt und sie zu überschreiten ermöglicht 62 : untere Schichten wie tüchtige Häusler und Hirten konnten in höhere Stände aufsteigen. Das ist in großen Zügen die Situation der deutschen Landwirtschaft bei Friedensschluß in den vom Kriege heimgesuchten Gebieten. Der Bauernstand, der Hauptsteuerträger, w a r schwer getroffen 6 3 und mit ihm der gesamte landwirtschaftliche Bereich schlechthin 64 . Die in ihm bis dahin überhaupt erzielten Erfolge erfahren durch den Krieg eine jähe Unterbrechung 65 . Diesen Tatsachen sieht sich der Territorialstaat bei Kriegsende gegenüber. Auf der einen Seite wäre nun Schonung des Bauernstandes notwendig gewesen. Auf der anderen Seite benötigt jener zur Erfüllung seiner Aufgaben ständig fließende Steuerquellen 66 . In den verwüsteten Gebieten muß die Obrigkeit scharf eingreifen, um möglichst bald Ordnung zu schaffen, vor allem deshalb, weil auch die Arbeitsmoral stark gesunken w a r 6 7 . Die Möglichkeiten, auf dem landwirtschaftlichen Sektor einzugreifen, sind allerdings wesentlich einfacher als Eingriffe bei Handel und Gewerbe, da diese auch mit dem Ausland, auf das man keinen Einfluß ausüben kann, verbunden sind 68 . Solche Eingriffe sind: Wiederaufbaumaßnahmen allgemeiner Art, Sicherung des Bauernstandes, Regelungen auf dem Gebiet der Preisbildung f ü r landwirtschaftliche Produkte, Hebung der Agrikultur 6 9 . Der Entfaltung von Arbeitswilligkeit und Arbeitsleistung schenkt 59 GOTHEIN, pass. — LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 238, weist besonders auf den Zusammenbruch des allgemeinen Kreditwesens in Deutschland hin: durch Reichsschluß wurden 1654 die Zinsen f ü r private Schulden geviertelt, die Hauptsumme der Forderungen oft auf ein Drittel zusammengestrichen «und das in einer Zeit, in der in den westeuropäischen Ländern Geld- und Kreditwesen einen besonders raschen Aufschwung nahm». 60 LÜTGE, Sozial- und "Wirtschaftsgeschichte, S. 240. 61 GOLTZ, Geschichte I, S. 1 5 , 1 6 ; INAMA-STERNEGG, Kriegsfolgen, S. 3oft'., 85; LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 239. 62 FRANZ, S. 99, macht auf diesen interessanten soziologischen Tatbestand aufmerksam, der zweifellos eine Umschichtung bewirkt hat. Es ist aber ausdrücklich zu betonen, daß diese Aufstiegsmöglichkeit nur vorübergehend bestand. "3 LANGETHAL I V , S. 80, meint, der Adel habe viel weniger als der Bauernstand im Kriege gelitten. A l s T r u p p e n f ü h r e r habe jener durch Plündern und Stehlen viel Gelegenheit zur Bereicherung gehabt. 64 LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 234 f., macht auf die allerdings Jahrzehnte v o r Kriegsbeginn einsetzende krisenhafte Entwicklung der deutschen Wirtschaft aufmerksam und RITTER, H . d. L w . I, S. 48, auf die bereits v o r dem K r i e g im Agrarsektor einsetzende entsprechende krisenhafte Preisentwicklung. 65 BUCHENBERGER, Agrarwesen, S. 1 5 . — LANGETHAL I V , S. 61, stellt fest, daß die deutsche Landwirtschaft erst Jahrzehnte nach dem Krieg wieder das N i v e a u an Wissen, Technik und Produktionsleistung des 16. Jahrhunderts erreichte. 66 Besonders wichtig w i r d nun eine leistungsfähige Finanzwirtschaft. LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 232. Z u r Kontrolle des Steuerwesens ist der Sieg des Absolutismus über den ständischen Staat notwendig: Beseitigung der Regierungskontrolle durch die Stände hinsichtlich des Steuerbewilligungsrechts. LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte; S. izyS. Ausführlich: BELOW, Territorium, S. 67, 1 6 2 , 1 6 4 L F ü r Osnabrück: REHKER, S. 1 f., 7 5 ; SCHÖTTKE, S. i f f . 67 LANGETHAL I V , S. 59; LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 239. 83 LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 2 3 3 ; SCHMOLLER-NAUDE, pass. 69 LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 246. F ü r Westfalen: KUSKE, S. 25.

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man besondere Beachtung, zumal der absolute S t a a t eine Förderung der produktiven K r ä f t e schlechthin betreibt 7 0 . Festzuhalten ist aber, daß der landwirtschaftliche Betrieb in dieser Zeit seinen Grundcharakter nicht ändert 7 1 . Auch ist mit allen obrigkeitlichen Eingriffen keine Aufhebung der grundherrlichen Verfassung beabsichtigt gewesen 7 2 . Die infolge der Kriegsereignisse in der Landwirtschaft notwendig gewordenen Wiederaufbaumaßnahmen werden in manchen v o m Krieg heimgesuchten Gebieten eine neue Ä r a auf dem Agrarsektor eingeleitet haben. Einen derartig deutlich spürbaren Umschwung findet man jedoch im untersuchten Gebiet des Fürstentums Osnabrück nicht. Sicherlich liegt das mit im U m f a n g der durch den Krieg angerichteten Verwüstungen begründet. D i e wirtschaftsgeschichtliche Forschung weist hinsichtlich der "Wiederaufbaumaßnahmen ja meist auf Territorien mit großen Zerstörungen hin. Wie u m f a n g reich das M a ß der Kriegsschäden im R a u m Osnabrück gewesen ist, soll im folgenden kurz behandelt werden.

II. Das Fürstentum Osnabrück nach dem Dreißigjährigen Kriege a) Geographische und politische L a g e Die einzelnen Teile Westfalens sind, wie schon gesagt, verschieden stark v o m Kriege verwüstet worden. D a s Fürstentum Osnabrück grenzt unmittelbar an den westfälischen Raum73. ROTHERT 74 hat sich ausführlich mit dem U m f a n g der Zerstörungen in Westfalen befaßt. E r wendet sich dabei gegen FRANZ 75 , der Westfalen und Niedersachsen unter die sog. «Schongebiete» des Krieges einstuft. ROTHERT 76 weist hinsichtlich Osnabrücks darauf hin, daß dieses Fürstentum eines der begehrtesten und deshalb umstrittensten gewesen sei. Es ist seiner Meinung nach unter die sog. «Verlustgebiete» des Krieges zu rechnen 7 7 . Präzise Darstellungen des U m f a n g s der Zerstörungen im Fürstentum kann man jedoch in der Literatur nicht finden78. Auch ROTHERT 79 spricht lediglich von 70

D e r Mangel an Arbeitskräften bedingt eine schärfere Anspannung der Arbeitsverpflichtungen, also eine Z u n a h m e v o n Fronlasten und Gesindezwangdiensten. LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 240. 71 D i e Dreifelderwirtschaft und andere Systeme bleiben. Es kommt jedoch teilweise, meist unter behördlichem Druck, zur E i n f ü h r u n g neuer und w e r t v o l l e r K u l t u r p f l a n z e n und zur A n wendung größerer S o r g f a l t gegenüber T i e r e n und Gewächsen. GOLTZ, Geschichte I, S. 200. 7 2 LÜTGE, Mitteidt. Grundherrschaft, S. 425. 73 D a s Fürstentum Osnabrück (siehe K a r t e n im A n h a n g ) w i r d durch folgende N a c h b a r territorien begrenzt: Hochstift Münster, Minden, Niederstift Münster, Grafschaften D i e p h o l z H o y a und R a v e n s b e r g , Tecklenburg und Lingen. Das A m t Reckenberg liegt im Wiedenbrücker Gebiet und ist, d a dort eigene Verhältnisse herrschen, nicht immer zu den Untersuchungen herangezogen worden. A u s f ü h r l i c h : PRINZ, siehe A n m . 1 ; f e r n e r : HUGO, S. 3, 5, 1 0 ; VINCKE, Besiedlung, S. 1 6 4 . 74

ROTHERT, E i n w i r k u n g e n , pass.; ders., Geschichte I I , pass.

7 5

FRANZ, pass.

ROTHERT, E i n w i r k u n g e n , S. 1 4 5 , ders., Geschichte I I , S. 2 1 8 . 7 7 ROTHERT, E i n w i r k u n g e n , S. 1 4 6 f . Ähnlich: SCHLOEMANN, S. 1 3 , f ü r die Angelbecker M a r k im Fürstentum Osnabrück. 78 Ü b e r weitere Verwüstungen in W e s t f a l e n : ROTHERT, E i n w i r k u n g e n , S._ 1 3 6 f . , 1 4 5 , 1 4 6 L ; ders., Geschichte I I , S. 168, 1 7 2 , 1 7 4 , 1 8 1 , 2 1 1 f., 2 1 5 , 2 i 6 f . , 2 1 8 . — Schon seit dem Ende des 1 6 . Jahrhunderts ist Osnabrück infolge spanischer E i n f ä l l e ununterbrochen in Kriegswirren hineingezogen worden. Soweit ROTHERT, E i n w i r k u n g e n , S. 1 3 5 . 76

9

«stärkeren Zerstörungen» in den Gebieten der Fürstentümer Osnabrück und Münster, verglichen mit Territorien wie Minden und Ravensberg. Werden diese Forschungen mit den Ergebnissen verglichen, die aus dem zu dieser Arbeit verwendeten Aktenmaterial geschöpft sind, so kann das Fürstentum Osnabrück vielleicht als «mittelstark» zerstörtes Gebiet bezeichnet werden. Das nicht allzu große Ausmaß der Kriegszerstörungen geht auch deutlich aus dem relativ kleinen Prozentsatz der nach dem Krieg wüst liegenden H ö f e hervor. U n d außerdem: es wäre wohl unmöglich gewesen, aus dem Fürstentum den ganzen Krieg hindurch hohe Kontributionen herauszupressen, wenn es sehr stark vom Krieg in Mitleidenschaft gezogen worden wäre. Schützend haben f ü r Osnabrück zweifellos zwei politische Tatbestände gewirkt: einmal kommt das Land im Jahre 1 6 3 3 in die H a n d der Schweden. Damit enden vorübergehend die Kriegshandlungen, nachdem das Gebiet vorher laufend Truppendurchzugs- und Operationsgebiet gewesen w a r 8 0 . Außerdem wird die Stadt Osnabrück 1643 z u m zweiten Sitz des Friedenskongresses bestimmt und damit neutral, was dem Fürstentum ebenfalls einigen Nutzen bringt 8 1 . Trotzdem werden jedoch Kontributionen von Freund und Feind zugleich im Osnabrücker Raum eingehoben 82 . Die ständigen hohen Kontributionen sind zweifellos die stärkste Belastung gewesen, denen das Territorium im Kriege ausgesetzt w a r 8 3 . Der U m f a n g der Menschenverluste im Gebiet des Fürstentums läßt sich ebenfalls nicht genau feststellen 84 . ROTHERT 85 macht v o r allem auf die Dezimierung der Bevölkerung durch Seuchen aufmerksam, die ohne Frage allgemein höhere Verluste unter der Zivilbevölkerung forderten, als es durch unmittelbare Kriegshandlungen der Fall w a r . 79 ROTHERT, Einwirkungen, S. 146L; ders., Geschichte II, S. 218. — Wenngleich ROTHERT FRANZ' Schongebietsthese entschieden entgegentritt, so weist er doch auf die nicht seltenen und starken Übertreibungen in manchen zeitgenössischen Berichten und Chroniken hin. ROTHERT, Geschichte II, S. 215. 80

168,

81

ROTHERT, G e s c h i c h t e I I , S. 1 6 8 , 2 1 8 ; STÜVE, G e s c h i c h t e I I I , S . 3 3 , 50, 57, 62, 6 5 , 7 7 , 9 2 , 181.

ROTHERT, Geschichte II, S. 174, 218. Ders., Einwirkungen, S. 137, weist auf die wirtschaftlichen Vorteile hin, welche z. B. die Stadt Münster durch diesen Umstand hatte, unter Hinw. auf PLANETH, «Der außerwestfälische Handel münsterischer Kaufleute von 1536—1661», Diss. Münster, 1937, dargestellt an den städtischen Einnahmen. 82 ROTHERT, Geschichte II, S. 172: Man einigt sich auf die gemeinsame Einhebung der notwendigen Gelder. — Pferdediebstähle durchziehender Truppen, auch von befreundeter Seite, bleiben weiterhin an der Tagesordnung. WESTERFELD, Beiträge, S. 124, iz6ff. 83 Mit ihrem Umfang setzt sich STÜVE ausführlich auseinander. STÜVE, Geschichte III, S. 33, 50, 57, 62, 6J, 77, 92, 181 f., 189ff., 192, 200, 212, 234, 236, 252, 258, 273, 317, 33°. 333- Die Gesamtsumme der in Geld zu leistenden Kontributionen ist außerordentlich hoch. Nach Friedensschluß muß das Fürstentum außerdem aufbringen: 80000 rthl. als Abfindungssumme an den schwedischen Statthalter und Sohn Gustav Adolfs, Gustav Gustavson, für dessen Verzichtleistung beim Verlassen Osnabrücks. STÜVE, Geschichte III, S. 330. — 15000 rthl. sind an abdankende schwedische Soldaten zu zahlen, 2 300 rthl. als Entschädigung an die hessische Armee. STÜVE, Geschichte III, S. 333. Schließlich zahlt man nochmals 5000 rthl. an Schweden dafür, daß Bischof Franz Wilhelm die Regierungsgeschäfte früher als vereinbart wieder übernimmt. STÜVE, Geschichte III, S. 333. 84 FRANZ, S. 218, stellt fest, daß genaues Zahlenmaterial über die Bevölkerungsverluste in Westfalen noch nicht vorliege. Allgemein schätzt er die Kriegsverluste auf 40% der ländlichen und 30% der städtischen Bevölkerung. 85 ROTHERT, Einwirkungen, pass., schätzt den Bevölkerungsrückgang infolge des Krieges in Deutschland von 16—17 Mill. auf 4 Mill.

10

b) Aufgaben und Lösungsmöglichkeiten der Obrigkeit nach Kriegsende Die Regierung steht nun vor der Aufgabe, die vom Kriege hinterlassenen Spuren so rasch als möglich zu tilgen. Dazu hätte es in erster Linie einer Schonung des H a u p t trägers aller Staatslasten, nämlich des abhängigen Bauernstandes bedurft. Auf der anderen Seite aber ist der laufende Finanzbedarf des modernen Territorialstaates groß. Die Erreichung des einen Zieles schließt also das andere aus. Wie die Obrigkeit im Fürstentum Osnabrück vorgeht, soll diese Untersuchung klären. Es überwiegt, wie gezeigt werden wird, bei den damaligen Maßnahmen fast immer das fiskalische Moment. So ist es auch zu erklären, daß viele Verordnungen und Edikte von ausgesprochen nachteiliger Wirkung f ü r die Landwirtschaft sind. Natürlich kann die Tätigkeit der damaligen Staatsbehörden nicht allein nach den von ihr erlassenen Verfügungen beurteilt werden 8 6 . Inwieweit Maßnahmen, die die Landwirtschaft betreffen, von solchen in umliegenden Territorien beeinflußt worden sind, soll in den einzelnen Kapiteln gegebenenfalls angedeutet werden. Zweifellos haben sich Einflüsse aus anderen Ländern teilweise Geltung verschafft 8 7 . c) Bischof Ernst August I. von Osnabrück In diesem Zusammenhang ist festzuhalten, daß die im Fürstentum ergriffenen Maßnahmen von der Herkunft und der Persönlichkeit des jeweiligen Bischofs beeinflußt worden sind. Insbesondere sind durch die Regierung Ernst Augusts I., Bischofs von Osnabrück und Herzogs von Braunschweig-Lüneburg, dem späteren ersten K u r fürsten von Hannover, Parallelen zwischen dem Fürstentum und seinen Stammlanden festzustellen 88 . Der hier untersuchte Zeitabschnitt fällt größtenteils unter die Regierungszeit Ernst Augusts I., der von 1 6 6 1 - 1 6 9 8 Bischof des Fürstentums (Hochstift) Osnabrück war. Bis 1 6 6 1 regierte Franz Wilhelm von Wartenberg, seit 1698 Carl von Lothringen. Doch haben die beiden letztgenannten Fürstbischöfe in der hier behandelten Zeitperiode nur wenige Maßnahmen veranlaßt, die die Landwirtschaft betreffen. Bischof Ernst August I. 89 ist bei fast allen nach dem Kriege den Agrarsektor betref86 «Das gilt insbesondere auch f ü r die agrarische Entwicklung in dieser Zeit, die eben v o n den gesetzlichen Maßnahmen her nicht voll zu erfassen ist.» LÜTGE, B a y r . Grundherrschaft, S. 7. — Ebenso wenig kann man allein nach den v o n den Bauern eingebrachten Beschwerden urteilen. O f t enthalten sie Übertreibungen («Bauerndiplomatie»), wonach ihr Stand stets am Zusammenbrechen sei. LÜTGE, Mitteidt. Grundherrschaft, S . 1 2 5 . — O f t wiederholte Edikte, in Osnabrück ebenso wie anderswo vorzufinden, sind immer ein Zeichen dafür, daß sie nicht beachtet wurden. S o schreibt Benekendorf, der auch im preußischen Staatsdienst gestanden hatte: «Sie werden abgefasset, gedrucket, publiciret, nur selten aber befolget.« Ohne A n g a b e der Quelle zit. bei SKALWEIT, S. 4 5 , der ausdrücklich darauf hinweist, daß dieses retardierende Moment in der V e r w a l t u n g absolutistischer Staaten v o m Wirtschaftshistoriker stets berücksichtigt werden müsse. 87 LANGETHAL I V , S . 1 1 5 . — F ü r Westfalen macht KUSKE, S . 1 7 5 , besonders auf den Einfluß der preußischen Gebietsteile, v o r allem jedoch erst im 1 8 . Jahrhundert, aufmerksam. 88 Gemäß den Bestimmungen der «Immerwährenden Kapitulation» (Capitulatio perpetua) hatte das Fürstentum Osnabrück eine alternierende Bischofsfolge. Es folgte auf einen katholischen Bischof ein protestantischer und umgekehrt. D e r evangelische mußte dabei aus dem H a u s e Braunschweig-Lüneburg stammen. Hierüber: « C C O » und FRECKMANN, «Die capitulatio perpetua f ü r das Hochstift Osnabrück», Mitt. B d . 3 1 . SO Ü b e r ihn ausführlich: SCHNATH, Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten K u r und englischen Sukzession 1 6 7 4 — 1 7 1 4 , Veröffentlichungen der Historischen Kommission f ü r H a n n o v e r , Oldenburg, Braunschweig, Sdiaumburg-Lippe und Bremen. Hildesheim und L e i p zig, 1 9 3 8 , S. 1 2 9 f r .

11

fenden Maßnahmen die zentrale Figur. Mit dem erstmaligen Wirksamwerden der alternierenden Bischofsfolge auf Grund der Bestimmungen der Immerwährenden K a p i tulation wird er beim T o d e des (katholischen) Bischofs Franz Wilhelm dessen Nachfolger. Aber «bald erfuhr Osnabrück, daß es das strenge Regiment Franz Wilhelms mit keinem milderen vertauscht hatte» 9 0 . Ernst August ist zweifellos eine sehr interessante Gestalt, die eines ausgeprägten absolutistischen Fürsten. SCHNATH91 urteilt über ihn: «Diese Überlegenheit des Willens und der Berechnung über alle gefühlsmäßigen Anwandlungen ist es, die Ernst August als einzigen unter seinen Brüdern zum Staatsmann macht.» Es ist natürlich, daß Ernst August durch seine Teilnahme an der großen europäischen Politik starke Verpflichtungen einging 92 . «Die ausgreifende Politik des Weifenhauses und die ehrgeizige Vielgeschäftigkeit Ernst Augusts verwickelten ihn in alle Händel der Zeit 9 3 .» U n d diese meist außenpolitischen Engagements kosteten Geld, denn es wurden dazu laufend Truppen benötigt 94 . Als Bischof von Osnabrück versucht Ernst August I. diese Mittel selbstverständlich aus seinem Fürstentum zu holen. U n d das ist wohl der Grund, weshalb die staatswirtschaftlichen Maßnahmen, d. h. die einer maximalen Einnahmenerzielung nach Ende des Dreißigjährigen Krieges fast immer den Vorrang v o r solchen haben, die der Landwirtschaft Schonung gewährt oder einem Wiederaufbau gedient hätten. A l l e diese nach dem Kriege von der damaligen Obrigkeit ergriffenen Maßnahmen darzustellen und in ihrer Bedeutung f ü r Landwirtschaft und Agrarverfassung des Fürstentums Osnabrück zu untersuchen, ist das Ziel dieser Arbeit. 99 SCHIRMEYER, S. 1 7 4 , der f o r t f ä h r t : «Mochte der an sich unnatürliche Wechsel der Regierung eines katholischen und evangelischen Landesherren auch das eine und andere Gute haben, w i e entgegenkommendere T o l e r a n z und frischeres Leben durdi die Verbindung mit einem hochstrebenden Fürstenhaus, so w a r doch das kleine L a n d f ü r Ernst August im Grunde nur ein Mittel zu seinen rein dynastischen Machtzielen. So wurde er der schroffe Vertreter des Absolutismus, wie er in den weifischen Landen durchgesetzt w a r und nun auch in Osnabrück erzwungen w u r d e und den noch stark ständisch gebundenen Staat umformte.» 91 SCHNATH, ERNST AUGUST, S. 40. E r meint weiter: «Ich habe nur einen Vergleich: L u d w i g X I V . von Frankreich, das bewunderte V o r b i l d seines Jahrhunderts, der ,Sonnenkönig' in seiner einsamthronenden Majestät. Vielleicht ist unter allen Fürsten seiner Zeit diesem V o r b i l d keiner näher gekommen als die gepflegte und hoheitsvolle Ersdieinung des ersten K u r f ü r s t e n von H a n n o v e r , den man Deutschlands ersten E d e l m a n n ' genannt hat.» Ebd., S. 4 1 . Eine kurze Zusammenfassung auch: «Ernst August I., Bischof von Osnabrück, K u r f ü r s t v o n H a n n o v e r . » Beilage «Land und Leute» des «Osnabrücker Tageblatts», N r . 20, 246, v o m 3. 4. 1 9 5 4 . 92

SCHNATH, ERNST AUGUGST, S . 43 ff., v g l . auch A n m e r k u n g N r . 89.

93

SCHIRMEYER, S. 1 8 6 .

94

D i e Mittel werden fast ausschließlich f ü r außenpolitische Zwecke gebraucht. «Das G e samthaus Braunschweig-Lüneburg hat in der Epoche Ernst Augusts v o n W a f f e n nur so gestarrt. Nicht weniger als 2 j o o o , j a 7 0 0 0 0 M a n n hatte es ständig auf den Beinen.» SCHNATH, ERNST AUGUST, S. 47.

12

ERSTES KAPITEL

Schutz der Höfeverfassung I. Die Höfeverfassung als Basis der Steuerverfassung Es wurde bereits erwähnt, daß zu Ende des 16. und zu Beginn des 1 7 . Jahrhunderts staatliche Maßnahmen zu finden sind, die sich als eine A r t Bauernschutz verstehen lassen 1 . Das Eingreifen erfolgt aber, wie schon gesagt, nicht aus sozialpolitischen oder volkswirtschaftlichen, sondern aus rein fiskalischen Erwägungen 2 . Mit dem A u f b a u und Ausbau des modernen Staatswesens ist die Bedeutung des Bauernstandes als Hauptsteuerträger noch mehr als zuvor in den Vordergrund gerückt 3 . Eine Industrie ist noch nicht entwickelt, Adel und Klerus sind steuerfrei (exemt). Nach Beendigung des Krieges tritt stärker als bisher der staatliche Z w a n g hervor, den der moderne Staatsgedanke gebot und der zugleich der Beseitigung der teilweise großen Kriegszerstörungen diente 4 . Wie stark das Steuerwesen im Fürstentum Osnabrück auf die damalige Landwirtschaft gewirkt hat, soll später dargestellt werden 5 . H i e r ist nur festzuhalten, daß die gesamte Steuerlast fast ausschließlich auf den Pflichtigen Bauernhöfen ruht. Diese in ihrem Bestände und leistungsfähig zu erhalten, w a r deshalb eine vordringliche staatliche Aufgabe. Es ist dann nicht verwunderlich, wenn den Beamten des Fürstentums in der Korrespondenz mit der Regierung immer wieder eingeschärft wird, sie müßten darauf achten, daß die H ö f e stets die «onera publica», also die öffentlichen Lasten zu tragen imstande seien 6 .

I I . Teilungsverbote a) Maßnahmen der Redintegrations- und Dismembrationsverbots-Gesetzgebung Die Obrigkeit ist also bestrebt, die H ö f e in einem leistungsfähigen Zustand zu erhalten. Das wichtigste Mittel dazu ist das Verbot, irgendwelche Grundstücksverkleinerungen zuzulassen. Die Edikte, die sich im nordwestdeutschen R a u m damals mit solchen Verboten befassen, führen zusammengefaßt den N a m e n «Redintegrations»- oder 1 LÜTGE, S o z i a l - und Wirtschaftsgeschichte, S. 249. — V g l . auch E i n l e i t u n g dieser U n t e r suchung. 2 BUCHENBERGER, A g r a r w e s e n , S. 3 1 8 f f . , macht w i e BELOW auf die ausgesprochen fiskalische Betrachtungsweise der O b r i g k e i t a u f m e r k s a m : bereits im M i t t e l a l t e r gegen die T e i l u n g s t e n denzen auftretendes Recht habe mit E r w ä g u n g e n sozialer A r t nichts gemein und sei ausgesprochen finanzpolitisch orientiert. — ROTHERT, Geschichte I I , S. 2 3 4 , sagt f ü r W e s t f a l e n : « V o n einem Schutze des Bauernstandes durch die O b r i g k e i t w a r auch jetzt noch keine R e d e . N u r eine freilich nicht unwichtige M a ß n a h m e zu seinen G u n s t e n erging in dieser Z e i t , w e n n der A n l a ß auch ein fiskalischer w a r . » E r meint d a m i t die seit 1 6 1 8 im Fürstentum Osnabrück v e r b o t e n e Höferzerstücklung. 3 LÜTGE, S o z i a l - u n d Wirtschaftsgeschichte, S. 2 8 6 f r . FUCHS, B a u e r n b e f r e i u n g , W . d. V . , s a g t : « D e n n mit der A u s b i l d u n g des absoluten Staates und der E n t w i c k l u n g einer geordneten Besteuerung in diesem w a r d bei der S t e u e r b e f r e i u n g d e r p r i v i l e g i e r t e n S t ä n d e , des A d e l s u n d d e r Geistlichkeit, der B a u e r v o n größter Wichtigkeit f ü r den S t a a t als der hauptsächlichste Steuerzahler.» 4

LÜTGE, S o z i a l - und Wirtschaftsgeschichte, S . 246. I m d r i t t e n K a p i t e l dieser Untersuchung. 6 Dieser Passus findet sich in V e r o r d n u n g e n und Schriftstücken d e r Osnabrücker R e g i e r u n g immer w i e d e r . E r n s t A u g u s t I. betont stets in seinen Erlassen, d a ß sie in erster L i n i e d e m N u t z e n des «gemeinen Wesens» dienen sollten. S t . A . O . 5

'3

« D i s m e m b r a t i o n , v e r b o t s » - G e s e t z g e b u n g 7 . I m F ü r s t e n t u m O s n a b r ü c k b e s t a n d seit d e m B e g i n n d e s 1 7 . J a h r h u n d e r t s , seit e i n e m L a n d t a g s b e s c h l u ß

aus dem J a h r e

1618,

ein

Höfezersplitterungsverbot8. Dieser Beschluß w a r zweifellos eine R e a k t i o n der erstarkt e n T e r r i t o r i a l g e w a l t a u f d a s B e s t r e b e n d e r a d l i g e n G r u n d h e r r e n , Steuer- u n d a b g a b e pflichtiges B a u e r n l a n d in eigene R e g i e zu n e h m e n 9 o d e r landwirtschaftliche

Grund-

stücke v o n eigenbehörigen H ö f e n in kleine P a r z e l l e n a u f z u t e i l e n u n d zu verpachten. Bereits im 15. und

16. J a h r h u n d e r t versucht der hiesige A d e l , pflichtige B a u e r n g ü t e r

z u r E i g e n w i r t s c h a f t z u schlagen. D e r K r i e g v e r g r ö ß e r t diese T e n d e n z u n d die G r u n d h e r r e n b e m ü h e n sich, t e i l s m i t E r f o l g , H ö f e u n d K o t t e n i n E i g e n b e s i t z z u n e h m e n o d e r z u zersplittern u n d z u verpachten10.

b) A l l g e m e i n e E n t w i c k l u n g des H ö f e s c h u t z e s D i e o b e n e r w ä h n t e n M a ß n a h m e n d e r R e g i e r u n g des F ü r s t e n t u m s O s n a b r ü c k s t e h e n , w i e a n g e d e u t e t , in dieser Z e i t nicht allein. I m g a n z e n n o r d w e s t d e u t s c h e n R a u m

finden

sich s e i t d e m E n d e d e s 1 6 . J a h r h u n d e r t s , e r s t v e r e i n z e l t , s p ä t e r h ä u f i g e r , o b r i g k e i t l i c h e E r l a s s e der geschilderten A r t 1 1 . F ü r N i e d e r s a c h s e n gibt W I T T I C H 1 2 eine ausführliche D a r s t e l l u n g , im Uberblick auch M E Y E R 1 3 . 7

D . h. «Wiederherstellungs»- und « Z e r s p l i t t e r u n g s v e r b o t s » - G e s e t z g e b u n g . STÜVE, Geschichte I I , S. 6 / 6 f . , w e n d e t sich gegen die B e h a u p t u n g , es h a n d l e sich hier um ein altes «Staatsgrundgesetz». D i e s behauptet z . B . LODTMANN I , S. 1 1 5 , sowie SCHLOEMANN, S . 248. A l l e r d i n g s geht der e r w ä h n t e Beschluß auf einen Landtagsabschied aus d e r Z e i t des Bischofs P h i l i p Sigismund v o m J a h r e 1 5 9 7 zurück. LODTMANN I, S. 1 1 5 . — D a s H e r z o g t u m W e s t f a l e n hatte bereits 1 5 8 7 einen anderen W e g beschritten: m a n beschränkte die S t e u e r f r e i heit auf v o m A d e l selbst bewirtschaftete G ü t e r . ROTHERT, Geschichte I I , S. 229. 8

9

D i e R i t t e r g ü t e r entstehen v o r allem im 1 6 . J a h r h u n d e r t durch A b m e i e r u n g v o n H ö f e n u n d durch sonstige Z u s a m m e n l e g u n g e n . N u r 6 0 % d e r R i t t e r g ü t e r des Fürstentums Osnabrück sind w e i t e r als bis über 1 4 5 0 hinaus zu v e r f o l g e n . D e r R e s t ist jüngeren D a t u m s . ROTHERT, G e schichte I I , S. 2 2 6 ; ähnlich: STÜVE, Geschichte I I , S. y88; SCHLOEMANN, S. 247. — U m f a s s e n d behandelt das P r o b l e m : v o m Bruch, « D i e Rittersitze des Fürstentums Osnabrück», Osnabrück 1 9 3 0 . — A l l g e m e i n d a r ü b e r : LÜTGE, S o z i a l - u n d Wirtschaftsgeschichte, S. 94. — FRANZ, S. 1 0 2 , h ä l t demgegenüber n u r im braunschweigisch-lüneburgischen R a u m die V e r g r ö ß e r u n g e n d e r E i g e n w i r t s c h a f t e n des A d e l s f ü r bedeutend. F ü r das Osnabrücker G e b i e t nimmt er V e r p a c h t u n g des eingezogenen L a n d e s an. 10 SCHLOEMANN, S . 2 6 6 f . , meint u. a. h i e r z u : « D a s Bestreben (der G r u n d h e r r e n , eig. A n m . ) zeigt sich auch in besonderem M a ß e noch im 1 7 . J a h r h u n d e r t , in d e m ihm die traurige L a g e des Bauernstandes die D u r c h f ü h r u n g seiner V e r g r ö ß e r u n g s g e l ü s t e v e r h ä l t n i s m ä ß i g leicht machte.» 11 D i e erste U n t e i l b a r k e i t s o r d n u n g findet sich in Sachsen. E s ist die 1 5 5 9 erlassene L a n d e s o t d n u n g . LANGETHAL I I I , S. 2 J 3 . I n dieser w i r d die U n t e i l b a r k e i t , welche bereits bei den H ö ü n gewohnheitsreditlich bestand, ausdrücklich festgelegt. D a s V e r b o t w i r d m i t d e m H i n w e i s s u f die auf den H ö f e n liegende Steuer- u n d A b g a b e p f l i c h t erlassen. Z u r gleidien Z e i t v e r ordnet m a n in Sachsen, d a ß die B a u e r n O b s t b ä u m e u n d W e i d e n a n z u p f l a n z e n hätten. Fruchtv e r k ä u f e auf d e m H a l m sowie Zinsennehmen über 5 % w e r d e n f ü r ungültig b z w . wucherisch e r k l ä r t . H o l z e i n s c h l a g nach Belieben ist v e r b o t e n , ebenso Flachs rösten in F i s c h - G e w ä s s e r n . E s h a n d e l t sich also um landwirtschaftliche F ü r s o r g e m a ß n a h m e n , w i e sie in so spezifischer F o r m a n d e r w o erst h u n d e r t J a h r e später auftauchen. 12

WITTICH, G r u n d h e r r s c h a f t , pass. MEYER, S. I 2 9 F . Schon 1 5 6 3 , also nur w e n i g e J a h r e nach d e r oben e r w ä h n t e n Sächs. L a n d e s o r d n u n g , v e r f ü g t Erich der J ü n g e r e f ü r die braunschweig-lüneburgischen T e r r i t o r i e n eine Einschränkung der A b m e i e r u n g s b e f u g n i s der G r u n d h e r r e n , v e r b u n d e n mit einem V e r b o t der Z i n s e r h ö h u n g . N u r Zinsrückstand großen U m f a n g e s und schlechte W i r t s c h a f t s f ü h r u n g sind noch A b m e i e r u n g s g r ü n d e . 1 5 6 9 w i r d jene durch H e r z o g J u l i u s w e i t e r eingeschränkt: kein B a u e r d a r f ohne sein Wissen abgemeiert w e r d e n . E b d . 13

T

4

c) Bedeutung der Anlegung v o n Katastern im J a h r e 1 6 6 7 durch Bischof Ernst August I. D e r Dreißigjährige K r i e g forderte eine verstärkte Fortsetzung des eingeschlagenen Weges hinsichtlich des Höfeschutzes. Änderungen der Hofesgröße und Einziehungen w a r e n w ä h r e n d der K r i e g s w i r r e n natürlich trotz der bestehenden Verbotsgesetzgebung, oft in entscheidendem U m f a n g , e r f o l g t 1 4 . So folgen in Niedersachsen ebenfalls eine A n zahl wichtiger Verordnungen auf diesem G e b i e t 1 5 . A u s ihnen w i r d deutlich, w i e der Staat die Grundherrschaft gewissermaßen «verstaatlicht», indem er auf die bäuerlichen Rechtsverhältnisse entscheidenden Einfluß nimmt, sich also zwischen Bauern und Grundherren schiebt. D a m i t erfolgt ein Einbau der Grundherrschaft in den Territorials t a a t 1 6 . « D i e p r i v a t e Grundherrschaft w u r d e z w a r nicht beseitigt, aber durch eine A r t staatlicher überhöht und matt gesetzt 1 7 .» D e r Landesherr ist sich der Bedeutung des Bauern als H a u p t t r ä g e r aller Lasten bewußt und w i l l die Leistungsfähigkeit der H ö f e ungeschmälert wissen. D e r Bauernhof w i r d ein «Gegenstand öffentlichen Interesses» 1 8 . I m Fürstentum Osnabrück fußen, w i e erwähnt, alle obrigkeitlichen Verordnungen, die nach dem Dreißigjährigen K r i e g e hinsichtlich des Höfeteilungsverbotes erlassen werden, auf dem erwähnten Landtagsbeschluß v o n 1 6 1 8 1 9 . I m Zusammenhang mit einer gewissen Reorganisation des Steuerwesens 2 0 kommt es hier im J a h r e 1 6 6 7 zur Schaffung des «Bauernguts im Rechtssinn» 2 1 . Durch die befohlenen Anlegungen v o n Katastern werden die Besitzverhältnisse sämtlicher Pflichtigen H ö f e fixiert 2 2 . D a s alte oben erwähnte Teilungsverbot w i r d damit unterstrichen. D i e Obrigkeit ist aus steuerlichen Gründen jetzt besonders an einer Kontinuität der Besitzgrößen interessiert und hier w i r d die Verbindung zwischen H ö f e - und Steuerverfassung besonders deutlich 1 3 . 14 FRANZ, S. 102, urteilt dazu: «Sollte das Meiergut seine alte Stellung als Steuerträger wieder erhalten, so mußte es nicht nur neu besetzt, sondern auch in seinem alten Bestände erhalten und auf die Dauer gesichert werden.» 15 Solche Verordnungen sind: a) Braunschweigische Landesordnung von 1647, b) Hildesheimer Polizeiverordnung von 1665, c) Calenberger Verordnung über die Redintegrierung der Meiergüter von 1 6 9 1 , d) Verordnung über die Redintegrierung der Meiergüter im Lüneburgisdien. Hier wird nochmals ausdrücklich das unteilbare Ganze des Bauerngutes, auch im Erbgang, festgestellt. FRANZ, S. 1 0 2 ; MEYER, S. 1 3 0 f.; WITTICH, Grundherrschaft, pass. 16 LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 250. 17 KÖTZSCHKE, Bauer, H . d. St. — FUCHS, Bauernbefreiung, W . d. V., bezeichnet diesen V o r gang als die Entstehung einer «Grundherrschaft öffentlichen Rechts».

18 M E Y E R , S .

131.

•9 STÜVE, Geschichte I I , S. 676 f. 20 Vgl. hierüber ausf. drittes Kapitel dieser Untersuchung. 21 KÖTZSCHKE, Bauer, H . d. St., sagt hierzu: «Nach dem großen Kriege ordnete eine treffliche Gesetzgebung die Wiederherstellung (Redintegration) der Bauerngüter an; sodann schuf man das «Bauerngut im Rechtssinn»: d . h . ein bestimmter K o m p l e x von Feld-, Gehölz- und Wiesengrundstücken, die zu einem Gehöft gehörten (Pertinentienverband), wurde f ü r geschlossen und unteilbar erklärt.» 22 Es handelt sich um die «Instruction, wonach in beschreib- und einrichtung classium der Erbe, halbe Erbe, Erb- und Marckkotten durch den gantzen Stifft sich zu richten.» St. A. O. A A 88, N r . 67, vol. I. — Ferner: Verordnung Ernst Augusts I. vom 1 5 . 2. 1667 über U m f a n g und Belastung des Landes, von Wiesen, Weiden, Gehölz und Garten, C C O I I , S. 80, N r . 263; Verordnung Ernst Augusts I. vom 1. 7. 1667 wegen Klassifizierung der H ö f e , C C O I I , S. 83 f., N r . 266. 23 Anlaß zu dieser Maßnahme ist die Einführung des im dritten Kapitel noch darzustellenden sog. «Monatsschatzes». — Die Erb- und Markkotten, welche bislang nicht unter die T e i lungsverbotsgesetzgebung fielen, werden mit dem Erscheinen dieser Verordnungen mit davon erfaßt. STÜVE, Geschichte I I , S. 676 f.

Es wird damit im Fürstentum die in der landesgeschichtlichen Literatur oft genannte «Realfreiheit» begründet: der landwirtschaftliche Grundbesitz wird nun Bemessungsgrundlage der monatlich zu entrichtenden Steuer, sog. «Monatsschatz». Der Adel des Fürstentums ist hiervon befreit, also «realfrei» 2 4 . d) Der sog. «Retrakt» aus dem Jahre 1697 T r o t z aller Verbote kommen natürlich bei den eigenbehörigen H ö f e n Veräußerungen und Absplitterungen von Grundstücken vor, denn «die Wirkung landesherrlicher V o r schriften in dieser Zeit ist außerordentlich gering» 2 5 . Gegen Ende des 1 7 . Jahrhunderts, im J a h r e 1697, ergeht nochmals eine die Geschlossenheit der Bauernhöfe betonende Verordnung, der sog. «Retrakt» 2 6 . Danach können landwirtschaftliche Grundstücke, die seit dem 20. 4. 1667, also seit Erstellung der Kataster, veräußert worden sind, vom Verkäufer gegen Erstattung des Kaufpreises einschließlich der inzwischen aufgewandten Meliorationskosten zurückgekauft werden. Der Verkäufer bzw. seine Erben müssen die Rückgängigmachung des Kaufvertrages lediglich beantragen. Weitere V e r k ä u f e landwirtschaftlicher Grundstücke sollen grundsätzlich verboten bleiben. K a n n der neue Eigentümer, d. i. also der Voreigentümer, die Steuerlasten nicht tragen, welche auf dem zurückgekauften Grundstück ruhen, muß sogar der bisherige Eigentümer zur A u f bringung der Steuer beitragen 2 7 . Diese Maßnahme ist als sehr einschneidend anzusehen und brachte zweifellos eine erhebliche Rechtsunsicherheit mit sich 28 . Man versucht, wenigstens zu A n f a n g , das Verbot scharf durchzuführen, auch auf die G e f a h r hin, es in Widersinn zu verkehren 2 9 . e) Entwicklung in den Nachbarterritorien, Beurteilung. Die Entwicklung in den anderen westfälischen und niedersächsischen Territorien, besonders in den benachbarten, verläuft ähnlich 30 . In den Grafschaften Hoya-Diepholz, also in den nördlichen Nachbargebieten des Fürstentums Osnabrück, gelten im wesent24

V g l . drittes K a p i t e l dieser Untersuchung. LÜTGE, B a y r . G r u n d h e r r s c h a f t , S. 1 0 3 . 26 Landratsbeschluß v o m 7. 3. b z w . 1 5 . 3. 1 6 9 7 ; C C O I, S. 1 1 1 6 f f . ; KLÖNTRUP I I I , S . 1 9 9 f f . , 1 4 6 f f . ; STÜVE, Geschichte I I , S. 6j6i. N ä h e r e s u n d Beispiele auch: St. A . O . A A 2 3 , N r . 5, 6. — Ähnlich f ü r die G r a f s c h a f t H o y a : OFPERMANN, S. 6 1 ff. — E i n e A b a r t d a v o n ist das sog. « G e spilderecht». LÜTGE, M i t t e i d t . G r u n d h e r r s c h a f t , S. 60. 27 C C O I, S. i i i ß f f . 25

28 I n den J a h r e n nach 1 6 9 7 e r l ä ß t m a n unter der R e g i e r u n g des Bischofs C a r l weitere B a u e r n s c h u t z m a ß n a h m e n . SCHLOEMANN, S. 2 5 0 . — E i n e n gewissen Schutz v o r V e r ä u ß e r u n g e n landwirtschaftlicher Grundstücke bietet das im Fürstentum d a m a l s gewohnheitsrechtlich übliche sog. « N ä h e r r e c h t » , eine A r t grundherrlichen V o r k a u f s r e d i t s . KLÖNTRUP I I I , S. 4 f f . V g l . auch zweites K a p i t e l dieser Untersuchung. 29 I n einem K a n z l e i r e s k r i p t v o m 1 3 . 9 . 1 7 0 3 heißt es, d a ß «die v o n einer Stätte schatzpflichtig v e r ä u ß e r t e n G r u n d s t ü c k e retrahirt w e r d e n können, wenngleich durch die V e r ä u ß e rung derselben besonderer N u t z e n b e f ö r d e r t w o r d e n » . C C O I , S. 1 1 1 8 . 80 I n M i n d e n - R a v e n s b e r g setzt eine E i g e n t u m s o r d n u n g das U n t e i l b a r k e i t s p r i n z i p 1669 ausdrücklich fest. SCHOTTE, S. 3 5 f . V o r k ä m p f e r f ü r diesen Bauernschutz sind dort H e r z o g W i l helm I V . und Fürstbischof C h r i s t i a n , H e r z o g v o n B r a u n s c h w e i g - L ü n e b u r g . A u f diesen V o r arbeiten baute die preußische V e r w a l t u n g nach dem K r i e g e w e i t e r . SCHOTTE, S. 38, 48. — I n d e r G r a f s c h a f t M a r k ergeht 1 6 8 0 ein E d i k t , w o r i n bei gerichtlichen V e r ä u ß e r u n g e n v o n E r b gütern dem bisherigen E i g e n t ü m e r eine sog. « R e l u i t i o n s f r i s t » zugestanden w i r d . D a n a c h k a n n er v o m T a g e des V e r k a u f s ab i n n e r h a l b v o n 4 J a h r e n den v e r ä u ß e r t e n H o f b e v o r z u g t gegen

16

liehen, infolge verwandtschaftlicher Bindung an das Weifenhaus, dieselben Vorschriften wie in Lüneburg 3 1 . Das Urteil der wirtschaftsgeschichtlichen Forschung über diese Maßnahmen lautet übereinstimmend, daß sie ein erfolgreicher Bauernschutz gewesen sind. «In Nordwestdeutschland hat der Staat durch eine zielbewußte Gesetzgebung die alte Agrarverfassung nach den Wirrnissen des Krieges wiederhergestellt 32 .» f ) Herauslösung sog. «Zuschläge» aus der Mark Wie gezeigt, tritt die Regierung des Fürstentums einer Zerstörung der Geschlossenheit der Pflichtigen H ö f e entschieden ablehnend entgegen. Sie schenkt aber einer Entwicklung keine Beachtung, die bereits im 16. Jahrhundert beginnt und sich im Dreißigjährigen Kriege verstärkt fortgesetzt hat: die Vergrößerung der landwirtschaftlichen Nutzfläche durch Herauslösung von Grundstücken aus den «gemeinen Marken» in Form der sog. «Zuschläge» 3 3 . Die Marken des Fürstentums Osnabrück sind nach A n sicht MIDDENDORFS34 vom 16. Jahrhundert an bis zu ihrer planmäßigen Auflösung einem ständigen V e r f a l l ausgesetzt gewesen. Entscheidenden Anteil am V e r f a l l der Marken hatten die allgemein schlechte Markenaufsicht und die unzuverlässige Tätigkeit der Markbeamten (Holzgrafen) 3 5 . Bereits zu Ende des 16. Jahrhunderts befaßt man sich mit dem Markenschutz, der sich allerdings, wie auch später, auf die Kontrolle der Holzentnahme beschränkt 36 . Überhaupt sind nach MIDDENDORFS Meinung die auf diesem Gebiete getroffenen Maßnahmen ausschließlich waldkonservierenden Charakters. «Erst die im L a u f e des 17. Jahrhunderts sich ergebende völlige Untergrabung der Markordnung führt gegen Ende dieses Jahrhunderts zu regierungsseitigen R e f o r m bestrebungen, die sich zunächst auf den Ausbau des Markrechts zum Zwecke der Schonung des Markbestandes, im besonderen sodann auf die Forstkultur und den Anbau einen A u f s c h l a g v o n 5 % auf den V e r k a u f s p r e i s z u r ü c k k a u f e n . SCHOTTE, S. 4 8 . — I m H e r z o g t u m W e s t f a l e n bestehen ebenfalls V e r o r d n u n g e n über die U n t e i l b a r k e i t , v e r b u n d e n mit einer H a f t u n g des G r u n d h e r r e n bei Steuerausfall v o n parzellenweise verpachteten H ö f e n . SCHOTTE, S . 50. 31

A m A n f a n g steht die « K o n s t i t u t i o n » des H e r z o g s Heinrich J u l i u s w e g e n

«verbotener

A l i e n a t i o n der L e h n - , E r b e n - , Z i n s - und Meiergüter» v o n 1 5 9 3 . OPPERMANN, S . 1 f . E i n e E r neuerung desselben e r f o l g t

1604

und

1612

mit besonderem H i n w e i s

auf

das V e r b o t

von

K r e d i t a u f n a h m e auf pflichtige H ö f e ohne Konsens. OPPERMANN, S. 3 f., 6 f . H i e r a n haben sich l a u f e n d E r w e i t e r u n g e n angeschlossen, die e n t w e d e r f ü r die G r a f s c h a f t H o y a - D i e p h o l z

allein

o d e r auch f ü r diese s o w i e L ü n e b u r g G e l t u n g hatten. Sie erfolgen sämtlich nach B e e n d i g u n g des Krieges. OPPERMANN, S. u f f . , 1 5 f f . , 19FR., zzß., 32

FRANZ, S. I O I ;

WITTICH,

zjS.,

Grundherrsdiaft, S. 4 0 1 ,

36ff., 4 j f f . ,

57ff78.

der allerdings unter

«Redintegrie-

rungsgesetzgebung» ausschließlich in der z w e i t e n H ä l f t e des 1 7 . J a h r h u n d e r t s erlassene M a ß nahmen versteht. 33 D i e «Zuschläge» sind nach K L Ö N T R U P I I I , S . 3 9 8 , lt. Landtagsbeschlüssen den L a n d e s a b gaben nicht u n t e r w o r f e n . D i e G e n e h m i g u n g zur E r t e i l u n g der Zuschläge liegt aber beim D o m kapitel. A u d i d a r f der L a n d e s h e r r oder G r u n d h e r r A b g a b e n u n d Pflichten ;nidit erhöhen. 34

MIDDENDORF, S . I , 4 8 , 54, 6 2 f f .

35 Ü b e r die Stellung der H o l z g r a f e n als M a r k e n p o l i z e i : H A R T O N G , S . i 7 o f f . ; K L Ö N T R U P I I , S . i 9 4 f f . ; MIDDENDORF, S. 2 4 , 6 5 . 36

Schon um die W e n d e des 1 5 . J a h r h u n d e r t s w a r die Marktberechtigung ( « W a r e » ) ebenso

w i e andere Grundstücke veräußerlich g e w o r d e n , nachdem sie ursprünglich untrennbar mit der H u f e v e r b u n d e n gewesen w a r . V I N C K E , Besiedlung, S. 2 0 2 . — Anscheinend w a r sie aber in n o r malen Z e i t e n nur mit Z u s t i m m u n g der M a r k g e n o s s e n u n d des H o l z g r a f e n veräußerlich. S T Ü V E II, S. 639. 2

Winkler, Landwirtschaft

17

bezogen 3 7 . O f f e n b a r ungehindert vollzog sich die Aufteilung der M a r k in F o r m der «Zuschläge». M i t diesem N a m e n oder mit «Zaunrichtungen» bezeichnet man damals den Übergang v o n Teilen der gemeinen M a r k in das Eigentum eines Eigenbehörigen oder Freien. W ä h r e n d des Dreißigjährigen Krieges erfolgten besonders viele derartiger Besitzwechsel, ohne daß die Regierung einzugreifen in der L a g e gewesen w ä r e 3 8 . I m Gegenteil, sie werden im K r i e g mit Genehmigung der schwedischen Besatzungsregierung durch die Rentmeister und V ö g t e verkauft, um Gelder f ü r Kontributionen aufzubringen^ 9 . Dadurch haben zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe ihr Areal erweitern können 4 0 . Stellt man die Z a h l der landwirtschaftlichen Anwesen der Ä m t e r Fürstenau, Gronenberg und V ö r d e n jeweils der Z a h l der aus dem Aktenmaterial ersichtlichen A n z a h l der Zuschläge gegenüber, so ergibt sich, daß 1 0 , n b z w . 1 5 % der Besitzungen in dieser Zeit Zuschläge erhielten 4 1 . F ü r die Ä m t e r Wittlage-Hunteburg sowie f ü r Iburg liegt nur die Summe der sog. «Konsensgelder» v o r , also leider keine genauen Zahlen42. A l s Ergebnis dieser Entwicklung ist festzuhalten: a) die Zuschläge, Durchschnittsgröße etwa 2 , 5 - 3 Scheffel Saat, gehen in das Eigentum des Pflichtigen Bauern über. D a s Eigentumsrecht w i r d ihnen dadurch bestätigt, als sich die Regierung (Bischof F r a n z Wilhelm) nachträglich f ü r die Genehmigung der stattgefundenen Übereignungen G e bühren, sog. «Konsensgelder», bezahlen läßt. Selten werden sie zur grundherrlichen Eigenwirtschaft geschlagen. Sie sind lasten- und abgabenfrei, stärken also die Leistungsfähigkeit des einzelnen Betriebes. Z u einer allgemein spürbaren Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft im Fürstentum werden sie aber nicht beigetragen haben, da die ermittelte Z a h l der H ö f e , welche einen Zuschlag erhielten, nur i o - t 5 % der Gesamtzahl der landwirtschaftlichen Anwesen beträgt 4 3 , b) die Zuschläge sind nur in geringem U m f a n g zur Anlegung neuer steuerpflichtiger «Feuerstätten» 4 4 , also v o n 37 STÜVE I I , S. S i j f . , der f o r t f ä h r t : «Sie erfuhren eine besonders tatkräftige Förderung durch die drei "Weifenfürsten, die auf den bischöflichen Stuhl gelangten und führten schließlich die Inangriffnahme allgemeiner Markenteilungen herbei.» 38

MIDDENDORF, S. 67.

39

St. A . O . A A 1 0 7 , N r . 7, 8. — A n einer Stelle heißt es: «Diese vortgemeinde Feuerstätte und Zuschlage haben die Marckgenossen in Ihrer Hochfürstl. Gnaden zum A m b t h a u ß V ö r d e n gehörige drei Marcken proprio motu zu Ihrer Kriegs Beschwernißen Erleichterung Bei V o r geweßner G r a f f e n Waseburg Regierung verkaufft.» St. A . O . A A 1 0 7 , N r . 7. 40 VINCKE, Besiedlung, pass.; ders., Lage, S. 1 , nennt für 1 6 6 3 folgende Gesamtzahlen der landwirtschaftlichen Betriebe (Vollerbe, Halberbe, Erbkotten und Markkotten):

A m t Iburg 2217 A m t Wittlage 658 A m t Fürstenau 2000 A m t Hunteburg 522 A m t Vörden 1020 A m t Reckenberg 390 A m t Gronenberg 1110 41 St. A . O . A A 1 0 7 , N r . 7 , 8. Zahlen liegen nur von drei der sieben Ä m t e r v o r und auch von diesen nicht vollständig. V o n 39 Vogteien sind nur von 1 3 , auch da lückenhaft, Zahlen vorhanden. Demnach sind in den drei Ämtern insgesamt 7 0 2 Zuschläge erfolgt. — Über die Z a h l der Kirchspiele und Vogteien: DÜRING, Ortschaftsverzeichniß, pass. 45 D e r Bischof ließ sich als nachträgliche Genehmigung entsprechende Gebühren (Konsensgelder) zahlen. Sie betrugen 1 0 % der Summe des Grundstückswertes. Setzt man — was allerdings wegen der lückenhaften Unterlagen recht problematisch ist — den W e r t eines Zuschlages durchschnittlich mit 2 6 rthl. an, so erhält man: für Wittlage-Hunteburg 5 3 % , für Iburg 1 5 % . 43 O b sich Osnabrücker Bürger, so wie es F r a n z v o n E r f u r t berichtet, durch diese Zusdiläge im und nach dem Kriege L a n d beschafft haben, ließ sich nicht feststellen. FRANZ, S. 100. 44 V g l . drittes Kapitel dieser Untersuchung. Eine «Feuerstätte» ist eine Bemessungsgrundlage des damaligen Steuerwesens im Fürstentum. M a n versteht darunter eine Brennstelle, einen H e r d , f ü r den eine A b g a b e zu zahlen w a r .

18

Wohnstätten verwendet v/orden. B a s geht aus dem benutzten Aktenmaterial eindeutig hervor 4 5 , c) Obrigkeitlicher Einspruch gegen diese Form der Verkleinerung der Mark erfolgt nicht 48 , im Gegenteil, man konzessioniert diese Eigentumsübergänge. (Zur Erzielung von Mehreinnahmen hatte der Bischof schon früher der Errichtung neuer bäuerlicher Stellen auf Markengrund nicht ablehnend gegenübergestanden 47 .) d) Die gemeine Mark verkleinert sich zusehends dadurch, eine Erscheinung, die man damals als «Markkrebs» 48 bezeichnet, e) Infolge Fehlens von Geldmitteln werden die im Kriege gemachten Zuschläge gegen Zahlung einer Konsensgebühr nach Friedensschluß bestätigt. Eine allgemeine Markenteilung wird jedoch erst im Jahre 1721 für das Fürstentum Osnabrück empfohlen 49 .

III. «Wüste» und «vakante» H ö f e a) Umfang und Bedeutung im Fürstentum Osnabrück Nach Kriegsende sieht sich die Regierung einem weiteren Problem auf dem Agrarsektor gegenüber: dem der infolge der Kriegswirren wüst gewordenen Höfe. Es mutet im Anschluß an die Darlegung über die Zuschläge eigenartig an festzustellen, daß auch H ö f e wüst lagen, während man auf der anderen Seite die Mark aufzuteilen begonnen hatte, was eher für Bodenmangel spricht. Es ist deshalb im voraus zu sagen, daß die Zahl der wüsten H ö f e im Fürstentum Osnabrück nach dem Kriege relativ und absolut klein war. Auf der anderen Seite dürften - zu beweisen ist diese Vermutung natürlich nicht - die Eigenbehörigen in Kenntnis der Teilungsverbotsgesetzgebung sich von einer Parzellierung wüster H ö f e oft zurückgehalten haben. Außerdem war der Erhalt eines Zuschlages aus der Mark infolge der Lastenfreiheit vorteilhaft. Im übrigen muß auch in diesem Zusammenhang wieder auf die oben erwähnten Ergebnisse der modernen wirtschaftsgeschichtlichen Forschung verwiesen werden, die immer wieder betont, daß eine Generalisierung der Kriegsschäden nicht möglich ist 50 . FRANZ51 legt den Zahlen über die nach dem Kriege wüst liegenden H ö f e größere Beweiskraft zur Dokumentierung der Kriegsschäden bei als den üblichen Schätzungen über Bevölkerungsverluste. Im Gebiet des Fürstentums Osnabrück sind nach dem Kriege eine Anzahl Verordnungen erlassen worden, die sich mit den wüsten und vakanten Höfen befassen. Eine 4 5 St. A . O . A A 107, N r . 7, 8. W ä h r e n d des Krieges und danadi herrscht vorübergehend kein Menschenüberschuß mehr, so d a ß die A n l e g u n g neuer Wohnhäuser und landwirtschaftlicher Kleinstbetriebe unterblieb. 4 6 Ursprünglich dürfte man sich aber, w i e oben erwähnt, die Einwilligung vorbehalten haben. KLÖNTRUP I I I , S. 354 ff. A n d e r n f a l l s hätte man w o h l nicht nach Kriegsende die K o n sensgelder verlangt. — Im Jahre 1651 bittet der V o g t H o b e r g um L a n d zur Errichtung einer neuen Feuerstätte im K s p . Neuenkirchen, A m t Fürstenau. D e m Wunsche w i r d ohne Sdiwierigkciten entsprochen. St. A . O . A A 107, N r . 3. 47

KLÖNTRUP II, S. 319 f.

48

K L Ö N T R U P I I I , S . 345 ff.; W E S T E R F E L D , B e i t r ä g e , S . 6.

C C O II, S. 228, N r . 722, V e r o r d n u n g Ernst Augusts II. v o m 14. 7. 1 7 2 1 ; KLÖNTRUP II, S. 238 ff.; WRASMANN, S. 76. — STÜVE, Landgemeinden, S. 143, urteilt sehr negativ über die W i r k u n g der T e i l u n g : sie bringe der Landwirtschaft w e n i g G e w i n n , den Exemten aber übermäßigen V o r t e i l , indem v o r allem die H o l z g r a f e n und Erbexen große Teile an sich zogen. 5 0 FRANZ, S. 9 ff., 1 1 , 14, 16, 17, macht hierauf, w i e bereits oben erwähnt, besonders a u f merksam. 5 1 FRANZ, S. I I . Sein H i n w e i s , die Zerstörungen seien bei Eingaben der Betroffenen oft um möglichst großer Abgabenerleichterung willen übertrieben worden, trifft auch f ü r hier zu. 40

19

Neubesetzung erfolgt mit obrigkeitlicher H i l f e 5 3 , nicht selten sogar unter staatlichem Druck. D i e Untersuchung über das Ausmaß der im Fürstentum Osnabrück wüst liegenden H ö f e ergibt folgendes B i l d : Gesamtzahl d. l a n d w . Betriebe 5 3 2217 A m t Iburg Amt Amt Amt Amt Amt Amt

Fürstenau Vörden Gronenberg Wittlage Hunteburg Reckenberg

insgesamt:

wüst b z w . v a k a n t 5 4

i. % d. l w . Betr.

144

2000 810 1120 658

6

3° 40 61

i»5 5

390

33 14 4

5.4 5 2,6 1

7717

326

durchschnittl. 4,3

Diese Zahlen zeigen eindeutig, daß das Ausmaß der Verwüstungen nicht den U m fang w i e in anderen kriegszerstörten Gebieten Westfalens gehabt haben k a n n 5 5 . D i e bei den Beamten offenbar nicht einheitliche A u f f a s s u n g über die Bedeutung v o n «wüsten» oder «vakanten» H ö f e n läßt jedoch nicht immer k l a r erkennen, ob diese tatsächlich unbebaut liegen oder durch den Grundherren parzellenweise verpachtet worden sind 5 6 . b) Obrigkeitliche Maßnahmen und grundherrliche Einziehungsbestrebungen W e g e n der «wüesten und vacanten Stetten» erscheinen, w i e erwähnt, im Fürstentum Osnabrück eine A n z a h l Verordnungen und Edikte. D i e erste ist durch Bischof Ernst August I. erlassen worden, und z w a r im J a h r e 1 6 7 0 5 7 . A l l e unbesetzt liegenden land52 Dieser Z w a n g zur Neubesetzung ist praktisch die einzige «Wiederaufbauhilfe». — Direkte staatliche Wiederaufbauhilfen im modernen Sinn sind sehr selten gewesen. LÜTGE. Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 246. 53 VINCKE, Besiedlung, S. 203 ff.; ders., Lage, S. 1. 54 St. A . O. A A 94, N r . 1 , 2, 4, 5, 6, sowie A A 23, N r . 1. V g l . ferner die Tabelle im Anhang. 55 Die gewonnenen Zahlen decken sich in etwa mit denen von SCHLOEMANN, S. 3 2 1 , ohne weitere Quellenangabe. Demnach befanden sich 1669 an vakanten oder wüsten H ö f e n im Fürstentum in v. H . der 1 7 1 8 insgesamt vorhandenen landwirtschaftlichen Betriebe: A m t Fürstenau 60 = 3,00% Amt Hunteburg 14 = 2 , 6 3 % A m t Vörden 10 = 1 , 0 4 % Amt Wittlage 1 1 2 = 16,50% A m t Gronenberg 58 = 5,00% Die Abweichungen von dem oben erwähnten Ergebnis beruhen offenbar auf der nicht klaren Unterscheidung zwischen «wüst» und «vakant». (Vgl. Anmerkung 5 6.) 58 In den Meldungen werden durch die Beamten und Unterbeamten die Begriffe «wüst» und «vakant» nicht immer im gleichen Sinne gebraucht. Hierauf dürfte auch die scheinbare Vermehrung der «wüsten Stätten» zu Ende des 17. Jahrhunderts beruhen. Das Aktenstudium ergibt folgende Bedeutung der Begriffe: wüste Erbe sind solche, die tatsächlich unbebaut liegen. Die Meldungen der Beamten von 1656 dürften unter diesem Gesichtspunkt erstellt worden sein. «Vakante» oder «unbesetzte» H ö f e sind solche, die vom Grundherren an eigenbehörige Bauern im ganzen oder in kleinen Parzellen verpachtet worden sind. Die nicht klar erkennbare Unterscheidung wirkt sich in den oben erwähnten Zahlen aus. — Außerdem ist die Regierung in erster Linie an laufenden Einnahmen interessiert. Sie sieht deshalb teilweise darüber hinweg oder schreitet nicht ein, wenn ein H o f unbesetzt war, sofern nur die Abgaben bezahlt wurden. Bereits in einem 1602 erfolgten Landtagsbeschluß fordert man von den Grundherren, bei denen H ö f e wüst liegen, die Leistung von Steuern und Abgaben. STÜVE I I , S. 434.

57 C C O I , S . 1 1 1 3 f . ; C C O I I , S . 9 3 , N r . 2 8 5 ; K L Ö N T R U P I I I , S . 5 f . ; D Ü H N E , S . 3 4 ;

WESTER-

FELD, Beiträge, S. 70. In dieser Verordnung beklagt sidi Ernst August I. darüber, daß von den 20

wirtschaftlichen Anwesen sollen danach binnen Jahresfrist wieder besetzt werden. A n dernfalls wollen Bischof und Stände (Domkapitel und Ritterschaft) einschreiten 58 . Der Grundherr darf keinen Hof wüst liegen lassen, zum Eigenbetrieb schlagen, stückweise verpachten oder verkaufen. Selbstverständlich waren seit Kriegsende die Beamten, wenn auch nicht auf dem Verordnungswege, so doch durch entsprechende Anweisungen in der Korrespondenz mit der Regierung auf die Wiederbesetzung hingewiesen worden. Im Jahre 1662 w a r angeordnet worden, daß die Grundherren f ü r wüste H ö f e , sofern sie volle Pachten dafür erhielten, 1 0 rthl. davon abzuführen hätten 5 9 . Die Anzahl der Verordnungen, welche in Osnabrück zwecks Wiederbesetzung der wüst gewordenen H ö f e erlassen wurde, ist nicht groß. Die Erklärung f ü r diese kleine Zahl ist darin zu suchen, daß einmal bereits entsprechende Gesetze der Redintegrationsund Dismembrationsverbots-Gesetzgebung aus der Zeit vor dem Kriege gültig waren. Zum anderen w a r die Zahl der wüsten H ö f e , wie gezeigt wurde, im Vergleich zu anderen Territorien relativ und absolut klein. Trotzdem wurde auch hier in der Praxis, d. h. durch die in den Ämtern tätigen fürstlichen Beamten sowie durch die Regierungsorgane streng auf die Wiederbesetzung gesehen. Insbesondere obliegt den Rentmeistern und als deren Unterbeamten den Vögten die Durchführung. Da, wie erwähnt, andere H i l f e n zur Beseitigung der Kriegsschäden nicht zur Verfügung stehen, dürfte dieser Druck auf die Grundherren zur Wiederbesetzung das wichtigste Mittel der Obrigkeit zur Beseitigung der erwähnten Erscheinung gewesen sein 60 . Die Argumente der Grundherren, wenn sie H ö f e mit Absicht unbesetzt zwecks Einziehung zur Eigenwirtschaft oder parzellenweiser Verpachtung liegen lassen, sind oft sehr merkwürdig (es stehe z. B. kein Haus mehr, weshalb sich niemand zur Übernahme bereit finden könne). Die Regierung ist aber in erster Linie an einer Erhaltung der H ö f e als Steuerquellen und somit an einer Wiederbesetzung interessiert. U n d wenn auch seit 1667 die erwähnte Realbelastung einsetzte, hat man seitens der Grundherren dies durch Hinzuschlagen zum Eigenbetrieb trotzdem zu umgehen versucht. H i e r f ü r lassen sich zahlreiche Beispiele namhaft machen 61 . U n d diese zeigen in fast allen Jahrzehnten nach dem Kriege Grundherren absichtlich viele Höfe wüst und unbesetzt gehalten würden zwecks Eigennutzung oder Verpachtung in Zeitpacht an Pflichtige Bauern. 58 C C O I, S. i n j ; C C O I I , S. 1 5 6 , N r . 500. Bischof Carl wiederholt diese Verordnung 1 7 0 a und droht den Grundherren, falls nicht Wiederbesetzung binnen Jahresfrist erfolge, Z a h lung der Abgaben in voller H ö h e für die wüst liegenden H ö f e an. — Ähnlich für Lüneburg und H o y a - D i e p h o l z : OPPERMANN, S. 8 1 . 59

DÜHNE, S. 3 4 ; STÜVE II, S. 4 3 4 . Für den Neubau eines Hauses wird jedoch den Bauern Steuererlaß gewährt. Diese gewohnheitsrechtliche Regelung wird später zu einem Landtagsbeschluß ( 1 9 . 9 . 1 6 9 7 ) . St. A . O. A A 23, N r . 5. 61 A m 24. 1 0 . 1 6 7 3 u n d 1 0 . 1. 1 6 7 4 schreibt die Regierung an den Junker v. Hetterschei, daß die ihm gehörigen wüst liegenden H ö f e zu besetzen seien, da sie «in rückstandt verblieben und zwarn dieselbe theilß wüest liegen, theilß noch immer dem ansehen, nach mit Vorsatz wüest geleggt und nicht besetzet werden sollen, solches aber Ihrer Fürstl. Durchl. unseres gnsten. Herren, hirbevorn ausgelaßnem Edicto um wiederbesetzung der wüesten Stätten zu wieder strebt». Die Wiederbesetzung ist dem fürstlichen Amthaus zu melden, damit der H o f nicht länger den öffentlichen Lasten entzogen bleibt. St. A . O. A A 94, N r . 5. — E t w a im Jahre 1 6 7 0 (Akte ohne Datum) schreibt die Regierung an den Herrn v . d. Bussdie wegen des von ihm eingezogenen «Reitmeyers Erbe», daß bei landwirtschaftlichen Grundstücken auch dann Steuern zu zahlen seien, wenn darauf kein Haus mehr stehe. St. A . O. A A 2 3 , N r . 4. — In den Jahren 1666/67 fragt die Regierung bei verschiedenen Grundherren über den U m f a n g der zu ihrem Herrenland geschlagenen landwirtschaftlichen Grundstücke und H ö f e an. So teilt Nicolas Herbord de Baer am 2 5 . $. 1 6 6 6 auf A n f r a g e mit, daß «Unter hiesige meiner H o f f e saeth oder ackerbauw zum Hogsten 2V2 Malt saeth schlechten sandigen Landes vorhanden, worinnen, 60

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ein durchaus aktives Eingreifen des Staates in Fragen der Wiederbesetzung solcher wüst liegender landwirtschaftlicher Betriebe. Allerdings ist auch dabei wieder zu betonen, daß diese obrigkeitliche Aktivität nicht aus sozialen oder volkswirtschaftlichen, sondern aus rein fiskalischen Motiven erfolgt. Das staatswirtschaftliche Interesse wird

w i e w o l v o r ohndenklichen J a h r e n , dies also genandtes Berlingmeyers gering halbiges Erbe mag bestanden haben». Dies sei angeblich schon zu Lebzeiten seiner Voreltern eingezogen worden, auch seien keine Gebäude mehr vorhanden. E r bittet deshalb, das Grundstück in «Immunität» zu belassen. St. A . O. A A 23, N r . 2. Ähnlich antwortet Heinrich v . Böselager am 1 3 . 6. 1667. E r gibt zu, daß « I J 9 7 , also ante terminu a quo etwa einige Lande von meinem V o r f a h r e n in die H o f e saet gezogen und d a v o r wiederumb ein K o t t e auf der M a r k Holthauses K o t t e genandt, in der Bauerschaft H a s t e schatzbar gemachet worden». St. A . O. A A 23, N r . 2. — J o h a n n Grothaus zur Ahrenshorst bittet die Regierung am 1 1 . 6 . 1666, sein angeblich seit «unvordenklicher Zeit exemtes Bünings Erbe» in Ostercappeln unbesteuert zu lassen. E r legt beeidete Aussagen von acht, zum T e i l sehr alten, Einwohnern v o r , die die Steuerfreiheit bezeugen sollen. St. A . O. A A 2 3 , N r . 2. — Claus Grothaus zur Nette gibt in einem Schreiben aus dem J a h r e 1667 an die Regierung zu: «Und habe ich einen geringen Kotten Werjes genandt In der H a s t e Bauerschaft gelegen, der Z w a r auff den Schatzregister f ü r ein Erbkotten will gehalten werden, da er doch wegen seiner Geringigkeit dann In der anderen und dritten Classe gesetzt, Markkotten nicht gleich zu halten ist». E r bittet, ob «nun derselbe gantz oder ad dies vitae und den wenigen Rest, zu etwaiger ergetzung meines hohen Alters ex singlari gratia konte frei gelaßen werden». St. A . O . A A 2 3 , N r . 2. — Interessant ist die Untersuchung des Besitzstandes von Philip Grothaus zum Kritenstein aus dem J a h r e 1667 durch die Regierung. E r muß eine Aufstellung über sein Grundvermögen einreichen, mit dessen Schätzung die Regierung den Drosten Albrecht C a p p e l l und den Rentmeister J o h . V o ß beauftragt. Die Regierung hat diese Untersuchung wegen dauernder Streitigkeiten G.'s mit seinen Eigenbehörigen in Grundstückssadhen angeordnet (eine weitere Entscheidung der Regierung in diesem F a l l e ist nicht auffindbar). Sie ergibt folgende Zusammensetzung des Besitzes: zwei zehntfreie, zwei steuerpflichtige und unverpachtete, siebzehn freie verpachtete sowie einundzwanzig steuerpflichtige aber verpachtete landwirtschaftliche Grundstücke und H ö f e . Angeblich ist dies aber alles bereits v o r 1624 b z w . 1600 erworben worden (vor diesen Terminen stattgefundene Einziehungen sollten nicht berücksichtigt werden). St. A . O . A A 23, N r . 2. — A m 5 . 7 . 1 6 7 1 entscheidet die Regierung in einem Schreiben an J . v o n Dinklage, daß das ihm gehörige «Veltmannsche Erbe» ungeteilt gemäß ergangenem E d i k t zu bleiben habe und bald wieder zu besetzen sei, «sonsten und im wiedrigen F a l l Ihre Für-Dhlt. Ursach haben werden, Darunter eine solche Verordnung Zuthun Die mithin zu des Erbes conservation zu erhaltung des Landes intereße streben kann». D e r K ä u f e r , C o l o n Budderken, soll «ernstlich und bei willkürlicher strafe gebetten sein», den K a u f des Anwesens rückgängig zu machen. St. A. O. A A 2 3 , N r . 1 . — Interessant ist ein Schreiben an den Freiherrn von B y l a n d t v o m 8. 7. 1 6 7 1 , welches von Bischof Ernst August I. unterzeichnet ist und worin scharf gegen mit Absicht unbesetzt gelassene H ö f e Stellung genommen w i r d : « W i r geben Euch ab dem nebenschluß Zuersehen, was unterm nahmen sämbtlicher der Kirspels Dißen Eingeseßener wegen Eurer vacanten Biß d a m Z u oder supplicanten abbruch ohnbesetzt gelaßener in specie T a p p e n s E r bens f ü r unterthänigste K l a g e n und Beschwer B e y unß eingelangtt. V o n nun unserer H i e r behörige absonderliche erinnerung Eudi, und uns gemein publicirtes Edictum einen Jeden Gutherrn dahin anweiset, die ohnbesetzte od. vacante Erbe hinwieder zubesetzen oder mit beständigen Bewohnern zuversehen, undt dann Z u B e m f . Eures T a p p e n Erbe angeführter maßen sich ein qualificirter mit genügsamen erbieten angeben, welchen aber Beschwerlidie E i n w ü r f e V o r g e l a g t werden, Z u gemeinen Kirspels Beharrlidien nachtheil, A l ß haben Euch hirmit in gnaden nochmahlen erinnern wollen, daß Ihr in K r a f t t publicirten Edicts auch sonst der gebür und Schuldigkeit nach dem angebenen Colonum Z u Benl. Euren Eigenbehörigen T a p p e n Erbe gegen billiche praestanda admittirt oder da Ihr in erhebliche einrede wieder denselben zuhaben Vermeint, innert Zeit von acht T a g e n Z u fernerer Verordnung Bey U n ß einbringen laßet; U n d t W i r seind Euch Z u gnädigen willen gewigt». St. A . O . A A 23, N r . 1 . —

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seitens d e r R e g i e r u n g g e g e n ü b e r d e n B e a m t e n s t ä n d i g b e t o n t 6 2 . D a d u r c h , d a ß

die

finanzielle

Art

Leistungsfähigkeit der H ö f e p r i m ä r über allen E r w ä g u n g e n anderer

s t a n d , sah m a n o f f e n b a r des ö f t e r e n d a r ü b e r h i n w e g , w e n n ein G r u n d h e r r d i e A b g a b e n z a h l t e , d e n b e t r e f f e n d e n H o f j e d o c h e n t w e d e r in d i e E i g e n w i r t s c h a f t z o g o d e r p a r z e l l e n w e i s e a n e i g e n b e h ö r i g e B a u e r n v e r p a c h t e t e . E i n e solche H a n d l u n g s w e i s e lief z w a r a l l e n V e r o r d n u n g e n über die W i e d e r b e s e t z u n g w ü s t e r H ö f e u n d der gesamten R e d i n t e g r a t i o n s - u n d D i s m e m b r a t i o n s v e r b o t s - G e s e t z g e b u n g d e m B u c h s t a b e n u n d S i n n e nach z u w i d e r . A b e r d i e Ü b e r b e t o n u n g d e r E r h a l t u n g des h o h e n S t e u e r a u f k o m m e n s ließ eine solche E n t w i c k l u n g z e i t w e i s e o f f e n b a r ü b e r s e h e n 6 3 . A u s v i e l e n B e i s p i e l e n w i r d

deut-

lich, d a ß d i e G r u n d h e r r e n f ü r u n b e s e t z t e H ö f e d i e A b g a b e n z a h l t e n u n d d a s i h n e n d a d u r c h z u r V e r f ü g u n g s t e h e n d e L a n d e n t w e d e r selbst b e w i r t s c h a f t e t e n o d e r p a r z e l l e n weise an eigenbehörige B a u e r n verpachteten. D e r DifTerenzbetrag zwischen den v e r einnahmten

Pachtgeldern

u n d d e n entrichteten

A b g a b e n verbleibt ihnen dann

als

Gewinn. W e n n d i e R e g i e r u n g diesen M i ß s t a n d z e i t w e i l i g nicht b e k ä m p f t , so ist n e b e n d e m oben erwähnten überbetonten staatswirtschaftlichen Gesichtspunkt hoher E i n n a h m e n erzielung die E r k l ä r u n g d a f ü r w o h l n u r in der wechselnden politischen Machtposition d e r S t ä n d e des F ü r s t e n t u m s ( D o m k a p i t e l u n d R i t t e r s c h a f t ) d e m r e g i e r e n d e n B i s c h o f A m 2 3 . 7 . 1680 w i r d v . d. Bussdie zu H ü n n e f e l d ersucht, die sieben Scheffel Saatlandes an Fullings K o t t e n zurückzugeben, «daß er bestehen und die onera ertragen könne». St. A . O. A A 2 3 , N r . 6. — D e r offenbar zeitweise scharfe Zugriff der Obrigkeit hinsichtlich der Steuereinhebung bei unbesetzt liegenden H ö f e n veranlaßt von dem Bussche-Ippenburg am 1 1 . 8. 1697 zu folgendem Schreiben an die Regierung, in dem es heißt: «Wie es auff dem landraht hochloblich decredirt, daß v o n allen vacanten H ö f f e n der Eigenthumsherr auch endlich etwas genießen solle». St. A . O . A A 23, N r . 6. — Weitere derartige Beispiele zahlreich in: St. A . O . A A 23, N r . 1 , A A 94, N r . 1 , 3. 62 D e r Rentmeister des Amtes Vörden meldet am 7. 4. 1684, daß im K s p . Neuenkirchen zwei H ö f e «desert» geworden seien, einer d a v o n durch Flucht des Kolonen. Die Regierung geht hierauf gar nicht ein und antwortet nur, es sei auf sofortige Besetzung «ad interim» zu sehen, «damit so viel müglich w i e vorerwehnet noch etwas an Schätzung darab kommen mügen». St. A . O. A A 94, N r . 3. — LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 2 5 1 , betont stets, daß das steuerpolitische M o t i v bei allen derartigen damaligen Maßnahmen dominierte. Ebenso BELOW, Fürsorge, pass. 63

Im J a h r e 1 6 5 6 meldet man von den Osnabrücker Stadtkirchspielen hinsichtlich wüster H ö f e : keiner liege wüst, «sondern seyn aus allen die Schätzung bezalt». St. A . O . A A 94, N r . 1 . Die Steuer ist also das P r i m ä r e , ob die H ö f e wirklich besetzt sind, ist offenbar zweitrangig. — I m gleichen J a h r e meldet man der Regierung aus dem A m t Gronenberg, daß v o n den genannten zehn H ö f e n , die wüst liegen, drei an je 1 7 , 2 1 und 25 Eigenbehörige verpachtet sind. St. A . O. A A 94, N r . 1 . — Ebenso im K s p . Schledehausen: f ü r alle acht «vakanten» H ö f e w e r den Abgaben bezahlt, f ü r einen davon durch Bernhard v . Scheie. Die übrigen sind parzellenweise verpachtet, wobei sich bis zu 1 7 Personen die landwirtsdiaflliche Nutzfläche der einzelnen Betriebe teilen. St. A . O. A A 94, N r . 4. — Ähnlich f ü r das K s p . D a m m e : St. A . O . A A 94, N r . 1 . — Aus den K s p . Glane und Hagen melden die Beamten über die wüsten H ö f e : «Werden alle gebrauchet und verheuret v o m F r e y h e r m zu Nortkirchen, welcher auch die Schätzungen, Kirchspelßonera zehnten und pfächten an das Kloster Iburg entrichten läßt». St. A . O. A A 94, N r . 4. — Z w e i Beispiele aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts: in einer Meldung über wüste H ö f e aus dem K s p . Bissendorf heißt es: «Specificatio der V o g t e y Bißendorf, theils vacanten, theilß nicht vacanten Stätten, von welchen und wasgestalt aus dero Landthewern der Schatz erfolge». St. A . O . A A 94, N r . 4. D e r V o g t von Laer, A m t Iburg, schreibt am 1 1 . 4 . 1 7 1 $ : «Hochedelgebohren, mit denen vacanten Erbe ist bieß hierher gehalten worden, daß die heurgelder meistentheils von Gutsherrn eingenommen w i r d t in fine A n n i völlig bezahlet werden». St. A . O . A A 94, N r . 4. — V g l . auch Aufstellung im A n h a n g dieser Untersuchung. 2

3

gegenüber zu suchen 64 . Im allgemeinen aber geht die Regierung gegen diejenigen Grundherren vor, die derartige Maßnahmen treffen. Sie fürchtet vor allem, daß man die Höfe nach vorübergehender ordnungsmäßiger Pachtzahlung schließlich doch zum steuerfreien Herrenland schlägt 65 . Man wirft deshalb, wie oben erwähnt, dem Adel nicht selten vor, er habe Höfe absichtlich unbesetzt gelassen, also «wüst gelegt». Wurden sämtliche Abgaben entrichtet, war es verhältnismäßig leicht möglich, daß derartige Tatbestände längere Zeit hindurch unentdeckt blieben. (Der Grundherr hatte dann in der Zwischenzeit die Möglichkeit, aus der Differenz zwischen Pachteinnahme und an den Staat geleisteten Abgaben Nutzen zu ziehen.) Nicht immer erhält die Regierung hiervon durch die Beamten und Unterbeamten Nachricht. Oft melden deshalb die eigenbehörigen Bauern unbesetzt liegende Höfe, indem sie sich bei der Regierung beschweren. Sie haben nämlich alle sog. „Bauerschaftslasten», d. s. Hand- und Wagendienste, Lieferung von Verpflegung an das Militär, Einquartierungen und auch Geldleistungen für die wüst liegenden Höfe mit zu erbringen 66 . Die Leistungen dieser Art v/erden dem jeweiligen Kirchspiel offenbar global auferlegt und dort durch Umlage verteilt. Mit ihren Eingaben und Beschwerden drängen die Bauern bei der Regierung deshalb auf Wiederbesetzung 67 . c) Unrentable Kleinbetriebe Das die wüsten Höfe betreffende Aktenmaterial ergibt jedoch noch ein Weiteres: viele Höfe - wenn man sie als solche überhaupt bezeichnen kann - sind deshalb nicht von Bauern besetzt, weil sie zu klein und damit vollkommen unwirtschaftlich sind. Manche können höchstens als Kotten bezeichnet werden. Oft findet sich ein Hinweis, wonach der Inhaber einer solchen Stelle «pauper», also im steuerlichen Sinne zahlungsunfähig sei. Das wird erklärlich, wenn man weiß, daß viele «Stätten» nur aus einem Haus mit Garten oder einem sonstigen Kleinstbesitz bestehen. Oft sind gar keine Gebäude vorhanden und man wohnt in Ställen, Backhäusern oder Schuppen. So wird verständlich, wenn in Meldungen der Ämter wegen wüster Höfe Jahrzehnte hindurch dieselben Namen auftauchen: sie sind entweder infolge fehlender Wirtschaftsgebäude nicht zu besetzen oder sie sind unrentabel, weil zu klein 6 8 . So findet sich dafür auch kein Bauer. 64 So erreicht z. B . die Ritterschaft des Fürstentums 1 6 5 3 gegen die Stimmen des Domkapitels die Behandlung der v o m A d e l eingezogenen H ö f e wie 1 6 1 8 : sie werden nicht besteuert. St. A . O . A A 2 3 , N r . 1 . 65 A m 4. 1 0 . 1 6 7 3 und am 10. 1 . 1 6 7 4 korrespondiert die Regierung mit dem H e r r n v . H e t terschei zur Schlichthorst wegen eines wüst liegenden landwirtschaftlichen Anwesens und schreibt, dieses sei «in rückstandt verblieben und z w a r n dieselbe theilß wüest liegen, theilß noch immer dem ansehen nach mit vorsatz wüest gelegt und nicht besetzt werden sollen, solches aber Ihrer Fürstl. Durchl. unseres gnesten. Herren hirbevorn außgelaßenem Edicto umb wiederbesetzung der wüesten Stette zuwieder strebt». D i e Wiederbesetzung sei dem A m t zu melden. St. A . O . A A 94, N r . 5. — Bereits früher hat man eine solche Entwicklung erkannt und gerügt. Deshalb hatte der Bischof vorgeschlagen, die wüsten H ö f e gleich den besetzten zu besteuern D i e Stände (Domkapitel und Ritterschaft) hatten dies jedoch abgelehnt. Landtagsprotokollextrakt v o m 4. $. 1630. St. A . O . A A 2 3 , N r . 1 . 66

V g l . zweites K a p i t e l dieser Untersuchung. Sämtliche Eigenbehörigen der Bauerschaft Ohrte, K s p . Bippen, beschweren sich, ca. 1660 (Eingabe ohne D a t u m ) , daß sie Lasten wie R u n d e f u h r e n , Einquartierungen und Kollekten f ü r wüst liegende und v a k a n t e H ö f e mittragen müßten. Sie bitten deshalb um Wiederbesetzung. St. A . O . A A 94, N r . 5. — Sämtliche Eigenbehörigen des K s p . Dissen beklagen sich in einer Eingabe über den V e r w a l t e r des Gutes Palsterkamp: ein landwirtsdiaftlicher Betrieb in Gutsnähe soll zum G u t eingezogen werden. Der eigenbehörige Bauer ist verstorben und der Sohn 67

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d) Zusammenfassung Insgesamt ist zum Problem der wüsten H ö f e und deren Wiederbesetzung im Fürstentum Osnabrück zu sagen: a) die Kriegsverwüstungen haben keinen entscheidenden Einfluß auf die Zahl und die Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe allgemein gehabt. (Zu den Betrieben zählen die eigenbehörigen H ö f e und auch die Kotten.) Das ergibt sich aus dem angeführten geringen Prozentsatz wüst liegender H ö f e im Fürstentum, verglichen mit anderen Territorien nach dem Kriege, b) Es existieren trotzdem besondere Schutzverordnungen, die die Wiederbesetzung betreffen. Im wesentlichen stützt sich die Obrigkeit auf bereits v o r dem Kriege gefaßte Beschlüsse (z. B. die von 1 6 1 8 ) . Diese bezweckten, wie gezeigt, einen Schutz der Höfeverfassung schlechthin und wurden bereits in einer Zeit ohne Kriegsverwüstungen gefaßt, c) Die Obrigkeit weist den Grundherren in seine Schranken, wenn er aus irgendwelchen Motiven H ö f e einziehen will. Allerdings wird das fiskalische Motiv zeitweilig derartig stark betont, daß man über verbotene Handlungen und Entscheidungen der Grundherren hinwegsieht, sofern nur alle Abgaben vollständig entrichtet werden, d) Die Tätigkeit des Staates als eine A r t «Obergrundherr» 6 9 wird in Form der den Schutz der H ö f e v e r f a s sung bezweckenden Edikte deutlich. Die Obrigkeit nimmt damit entscheidenden Einfluß auf den eigenbehörigen Bauernstand. «Waren es früher die Grundherren gewesen, die unter dem Gesichtspunkt ihres Interesses dieser Frage ihre Aufmerksamkeit zugewandt hatten, so taten dies nunmehr die Landesherren unter speziell fiskalischem Aspekt, alles aber in Konkurrenz mit den bäuerlichen Sitten, die auch die Landesherren respektieren mußten.» 70 Im Fürstentum Osnabrück ist es v o r allem Bischof Ernst August I., dessen Maßnahmen in dieser Untersuchung dargestellt werden. darf auf Anordnung des Verwalters den H o f nicht übernehmen. Die Bauern bitten dringend um Wiederbesetzung. St. A . O. A A 94, N r . 3. — Die Einziehung v o n Betrieben in der N ä h e des Herrenhofes w a r natürlich begehrt. LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 94. — Ähnlich lauten Beschwerden aus der Bauerschaft Linne über die W i t w e v . Grothaus zur Ledenburg v o m 7. 6. 1674 und die W i t w e von Schorlemer v o m Okt. 1676, das K s p . Hilter betreffend. A u f letztere Beschwerde schreibt die Regierung, daß der nach Einziehung erfolgte V e r kauf rückgängig zu machen sei, da das betreffende Anwesen öffentliche Lasten mitzutragen habe. St. A . O. A A 23, N r . 1 . 68 In Berichten des Rentmeisters des Amts Iburg wegen wüster H ö f e kehren Formulierungen immer wieder w i e : «Amelings J r . V o ß zu L a e r eigen, daß wohnhauß niedergefallen, I m K o t t e n sitzet einer zur H e u r , die Landerey elociert» oder: «Daß wohnhauß ohne Besitzer» oder: «daß hauß niedergefallen». St. A . O . A A 23, N r . 1 . — I m J a h r e 1669 sind aus dem K s p . Borgloh acht wüst liegende H ö f e und Kotten gemeldet worden, fünf d a v o n mit Namen, die schon 1 6 5 6 unbesetzt waren. St. A . O. A A 94, N r . 4. — In den Meldungen aus den K s p . Essen, Barkhausen, Lintorf findet sich des öfteren die Feststellung, daß das wüst liegende landwirtschaftliche Anwesen «nichts als ein kleiner Garten ist». St. A . O . A A 94, N r . 6. — Aus dem K s p . Riemsloh meldet man, Dütings Markkotten sei sehr klein. Es gehöre «nichts dahin als Ein halbscheppel Gartten landes». St. A . O . A A 94, N r . 1 . — I m J a h r e 1669 w i r d aus dem Kirchspiel L a e r gemeldet, dort lägen zehn H ö f e (d. s. alle wüst liegenden), bei denen das Wohnhaus seit 20—40 J a h r e n zerstört sei. St. A . O . A A 94, N r . 4. — I n f o l g e Unrentabilität und damit Zahlungsunfähigkeit eines kleinen H o f e s mit Mühle im K s p . Neuenkirchen bei V ö r d e n hat der V o g t die öffentlichen Lasten auf die Bauerschaft umgelegt (worüber sich diese beschwert), 27. 1 1 . 1688. St. A . O . A A 94, N r . 3. — U n d im J a h r e 1697 schreibt der Rentmeister aus Melle: «Jasper Blinde V o n dieser Kottstette ist nichts zu erwarten, zumahlen kein stell' noch staelle mehr befindlich». St. A . O . A A 94, N r . 1 . 69

LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 250. LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 2 5 1 . — I n f o l g e Fehlens derartiger obrigkeitlicher Bestrebungen geht z. B . in Mecklenburg die Z a h l der ritterschaftlichen Bauern von 1 6 2 1 — 1 7 5 5 von 1 2 0 0 0 auf 6000 zurück. INAMA-STERNEGG, Kriegsfolgen, S. 26. 70

Alle derartigen Maßnahmen erscheinen, auch in anderen Territorien, gesammelt in den sog. «Eigentumsordnungen» 7 1 . Die zweite H ä l f t e des 1 7 . Jahrhunderts ist der Beginn der Kodifizierung gewohnheitsrechtlicher Bestimmungen in den Territorialstaaten überhaupt 7 2 . Meist handelt es sich um die Fixierung von Besitzrechten und Erbsitten, deren Bestehen bisher allein durch das Herkommen begründet war. Im Fürstentum Osnabrück erscheint die erste Eigentumsordnung im J a h r e 1 7 2 2 7 3 . Allerdings hat zu ihrer Schaffung bereits Bischof Ernst August I. Anstoß gegeben 74 .

IV. Entwicklung von Erbsitte und Besitzrecht a) Abäußerung Im folgenden sollen verschiedene Maßnahmen behandelt werden, die ebenfalls der Erhaltung der Leistungsfähigkeit des bäuerlichen Besitzes dienen, wenngleich sie nicht ein Spezifikum des hier untersuchten Zeitabschnittes sind. Ihrer Bedeutung wegen haben sie in den Eigentumsordnungen später Niederschlag gefunden. Ein wichtiges Mittel zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit landwirtschaftlicher Betriebe und des bäuerlichen Besitzstandes w a r die Abäußerung (Abmeierung). Schlechte Wirtschaftsführung, loser Lebenswandel, Schuldenmachen, Kreditaufnahme auf den Hof ohne grundherrlidie Einwilligung (Konsens), sogar starker Holzeinschlag ohne Genehmigung waren Abäußerungsgründe 7 5 . Durch die Abäußerung w a r den Grundherren die Möglichkeit gegeben, unfähigen Bauern H o f - und Grundbesitz wegzunehmen, um erfahrene Eigenbehörige an ihre Stelle zu setzen. (Über dieses Rechtsinstitut finden sich in der landesgeschichtlichen Literatur viele Hinweise.) Allerdings wurde bereits v o r dem Kriege von der Möglichkeit der Abäußerung verhältnismäßig selten im Fürstentum Osnabrück Gebrauch gemacht, da man dieses Mittel nur milde anwandte. Ebenso selten wird es nach dem Kriege in Anwendung gekommen sein, zumal sich auch im Fürstentum Osnabrück ein Menschenmangel bemerkbar machte. «Es w a r damals eine alte und ewige K l a g e der Gutsherren, daß die Bauern von den H ö f e n liefen, um Heuerleute zu werden. Damals kam der abgehende Sohn mit seinem Freibrief in keine schlechtere Lage als der Anerbe, der aller Welts Packesel w a r . » 7 6 71

LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 2 5 2 . MEYER, pass. OPPERMANN, pass. — In Minden-Ravensberg erfolgt bereits 1 6 6 9 die K o d i fizierung von Gewohnheitsrecht in einer Eigentumsordnung. Diese dem Buchstaben nach «grundherrnfreundliche» Eigentumsordnung enthält scharfe Abäußerungsbestimmungen, von denen jedoch in milder Form Gebrauch gemacht wurde. SCHOTTE, S . 39. — WITTICH, Grundherrschaft, S . 2 4 7 (Anm.), nennt f ü r dieses Gebiet nur die Eigentums-Ordnung von 1 7 4 1 . — In Münster erscheint eine Eigentumsordnung erst 1 7 7 0 , w o h l dadurch begründet, daß dort ein mildes Hörigkeitsverhältnis herrscht. A u d i hat sie nur subsidiäre Bedeutung. SCHOTTE, S. 4 5 . — Ä h n lich f ü r die Grafschaft M a r k , SCHOTTE, S. 4 7 f . 72

73

C C O I, S. 1 1 0 3 ; C C O I I , S. 2 3 2 ff., N r . 7 3 4 . In einem Reskript gibt er den Befehl zur Anfertigung einer Eigentumsordung, w o z u die Stände vorher Fühlung miteinander aufzunehmen hätten. C C O II, S. 1 4 3 , N r . 4 5 2 . — Die daraus im Jahre 1 7 2 2 entstandene Eigentumsordnung w i r d als «bauernfeindlich» angesehen. V g l . HATZIG, S. 340. Überwiegend ist sie w o h l aus Gewohnheitsrecht zusammengesetzt. So auch allgemein: LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 4 5 2 , über die Landesordnungen. 74

75 Nicht selten aber erhalten die Kinder des Abgemeierten den H o f gegen Übernahme der Verpflichtung zur Z a h l u n g der v o m Grundherren «bewilligten Schulden» zurück. Einzelheiten: DÜHNE, S. 3 3 ; KLÖNTRUP I, S. 1 ff.; MOSER I I I , S . 3 2 1 ; STÜVE I I , S. 2 8 7 ; WESTERFELD, Beiträge, S. 2 1 , 69 f. — Über das Abäußerungsverfahren in W e s t f a l e n : SCHOTTE, S. 6 1 , 69, 82. 76

DÜHNE, S . 3 3 . 26

Man konnte jetzt erst recht keinen Eigenbehörigen abmeiern, sondern mußte froh sein, wenn die Bauern überhaupt auf ihren H ö f e n blieben. In vielen Fällen sind sie aber nach dem Kriege nicht mehr in der Lage, die ihnen auferlegten Verpflichtungen zu erfüllen und entziehen sich weiteren Maßnahmen seitens der Obrigkeit durch die Flucht in ein benachbartes Territorium 7 7 . Welche Tätigkeiten die Bauern in ihren « A u f nahmeländern» ausführen, ist nicht zu sagen. Sicherlich wurde ein großer Teil «Hollandgänger», was damals ziemlich einträglich war. Hierüber wird später noch gesprochen werden. Zweifellos wird diese Entwicklung die Grundherren zu großer Bedachtsamkeit in der Wahl der Mittel veranlaßt haben. Trotzdem sind natürlich auch nach dem Kriege Abäußerungen erfolgt 7 8 . b) Entwicklung des grundherrlichen Pfandrechts Eine weitere Maßnahme (auf die auch im vierten Kapitel nochmals zurückzukommen sein wird) ist die Einschränkung des grundherrlichen Pfändungsrechtes gegenüber den Eigenbehörigen 79 . Im Jahre 1663 erläßt Bischof Ernst August I. eine Verordnung wegen rückständiger Pachten und sonstiger privatherrlicher Lasten 8 0 . Den Beamten, Richtern, Gografen und Vögten wird unter besonderem Hinweis auf die den Eigenbehörigen entstehenden Kosten ausdrücklich befohlen, keine derartige «Execution» zuzulassen oder selbst vorzunehmen, es sei denn, sie erfolge auf Befehl oder mit Einwilligung des Bischofs. Dieser Verordnung ist jedoch offenbar, wie Akten aus späteren Jahrzehnten immer wieder zeigen, kein Erfolg beschieden gewesen, ebenso, wie es das Schicksal vieler anderer* Edikte in der damaligen Zeit w a r 8 1 . c) Das sog. «Näherrecht» Ein weiteres Rechtsinstitut, das auch nach dem Dreißigjährigen Kriege der Erhaltung der Leistungsfähigkeit in Form der Geschlossenheit der H ö f e dienen sollte, ist eine 77 Die Rentmeister melden zahlreiche Fälle, in denen Bauern von ihren H ö f e n weggelaufen sind: 1 6 5 6 der Rentmeister des Amts Gronenberg. St. A . O . A A 23, N r . 1 . — 1669 b z w . 1684 meldet der Rentmeister des Amts V ö r d e n verschiedene derartige Fälle. St. A . O . A A 94, N r . 1 b z w . N r . 3. — 1 6 8 7 meldet der A b t von Iburg einen solchen Fluchtfall. St. A . O . A A 93, N r . 3. 78 D e r M e y e r von Badbergen schreibt der Regierung am 27. 9. 1679, daß sein Schwager und seine Schwester «wegen einiger restirenden Pachte in discussion gezogen» und «vom M e y e r hoff ab undt in die Wiltniß verwiesen, woselbst sie sich undt Z w a r n in offenem Felde, sampt ihren Kleinen Kindern, Gott erbarm eß, noch aufhält». D i e Abäußerung sei durch die W i t w e v . Scheie zur Schelenburg erfolgt und er bitte um Rückgängigmachung. Die Regierung fordert die Frau zur Stellungnahme binnen 14 T a g e n a u f . St. A . O . A A 2 3 , N r . 1 . 79 Bekanntlich konnten die Grundherren, allerdings nur bei Pachtrückständen, P f ä n d u n g e n bei ihren Eigenbehörigen vornehmen. V o n diesen Möglichkeiten machen die Grundherren sehr oft Gebrauch. P f ä n d u n g e n werden beispielsweise v o n ihnen auch dann vorgenommen, wenn sie Eigenbehörige mit neuen Lasten beschwerten und diese sich weigern, solche zu leisten. D i e daraus resultierenden Streitigkeiten zwischen Grundherren und Pflichtigen, die an der T a g e s ordnung sind, veranlassen die Regierung offenbar zu diesen Beschränkungsmaßnahmen. STÜVE I I , S. 4 3 9 ; WESTERFELD, Beiträge, S. 65. — Genaue Bestimmungen ergehen aber erst in Zusammenhang mit der Konkursordnung von 1 7 7 7 . KLÖNTRUP I, S. 229. so Der Bischof betont, daß diese Verordnung auf G r u n d der dauernden Beschwerden der Eigenbehörigen erlassen worden sei, die «mit execution und P f ä n d u n g beschwert würden, solches aber zu großen praejuditz unendlichen V e r d e r b Unser E r b - und Eigenbehörigen reichendes V e r f a h r e n allerdings nicht zu dulden». Verordnung Ernst Augusts I. v o m 28. 3. 1663 betr. D i e Executionen gegen die landesherrlichen Eigenbehörigen. C C O I I , S. 7 $ , N r . 2 3 2 . 81

V g l . Einleitung dieser Untersuchung. 2

7

weitere Ausbildung des Näherrechts 8 2 , einer alten Form des Vorkaufsrechtes, wenn ein Adliger L a n d verkaufte. Auch die Eigenbehörigen können z w a r selbst Land erwerben und in Eigentum haben. Sie dürfen es auch wieder veräußern (im Gegensatz zu dem unveräußerlichen Hofesland), aber nur mit grundherrlichem Konsens. In diesem Fall haben die Grundherren ebenfalls die Möglichkeit des Vorkaufes durch das Näherrecht. Im Sinne eines Landtagsbeschlusses vom J a h r e 1 6 1 8 w a r dieses Näherrecht auf die Grundherren beschränkt. Stets taucht jedoch wieder die Frage auf, ob es nicht auch den eigenbehörigen Bauern bei Grundstücksverkäufen ihres eigenen Grundherren zugestanden werden solle. Diese Möglichkeit wurde jedoch verneint, da die Stände befürchteten, die in solchem Falle kaufinteressierten Eigenbehörigen würden sich dazu auf unerlaubte Weise (Schuldenaufnahme) die erforderlichen Geldmittel beschaffen 83 . Auf diese Weise stand den Grundherren eine weitere Einkommensquelle offen. Sie erwarben das Land und verkauften es mit einem entsprechenden Aufschlag weiter 8 4 . Diese A r t von Vorkaufsrecht findet sich auch in anderen deutschen Territorien, wenngleich auch mit anderem Namen 8 5 . d) Anerbenrecht und -sitte, Realteilungen Auf dem Gebiete des Eigentumsüberganges der H ö f e im Wege der Erbfolge 8 6 finden sich im Fürstentum Osnabrück keine Neuerungen, welche das alte Herkommen ergänzt oder geändert hätten. Auch greifen Bestimmungen der erwähnten Redintegrations- und Zersplitterungsverbots-Gesetzgebung in diese Sphäre ein. Es sei hier kurz festgestellt, daß im Osnabrücker Raum, von vorhergehenden Jahrhunderten abgesehen, in der Zeit v o r und nach dem Dreißigjährigen Kriege Einzelerbfolge herrscht 87 . Ober Erbrecht und Vererbungssitten berichten Abhandlungen in der landesgeschichtlichen Literatur teilweise ausführlich 88 . Realteilungen 8 9 finden sich, wenigstens offiziell, hier nach dem Kriege nicht 90 . Die Tatsache des Vorhandenseins sog. «Halberben» - H ö f e und der Erbkotten spricht je82 KLÖNTRUP I I I , S. 4 ff. — U b e r das Näherrecht ist auf dem L a n d t a g v o n 1 6 1 8 ausgiebia verhandelt worden. Es w a r bereits damals gewohnheitsrechtlich in Ü b u n g . 83 M a n stellt fest, daß dann seitens der Eigenbehörigen «die E r b e stückweise hinwieder v e r k a u f f t , zertheilt, zerrißen, und also schließlich Schatz und gemeiner L a n d f o l g e Verringert und V c r r ü c k t W u r d e » . Die Eigenbehörigen dürfen, so w i r d entschieden, erst dann zum K a u f zugelassen werden, w e n n kein anderer adeliger Interessent vorhanden ist. St. A . O . A A i j 9 , N r . 4. 84

H i e r a u f weist besonders LÜTGE, B a y r . Grundherrschaft, S. 50 f., hin. E r ersdieint als «Einstand», «Losung», oder aber auch als «Näherrecht». LÜTGE, Mitteidt. Grundherrschaft, S. 59; ROSCHER, Ackerbau, S. 398. 86 ROSCHER, Ackerbau, S. 3 9 8 , meint d a z u : « D i e nämlichen Staatsgesetze, die seit dem 1 6 . Jahrhundert f ü r Erblichkeit der Bauernhöfe und Erhaltung derselben im Besitz des Bauernstandes wirkten, haben regelmäßig auch die V e r f ü g u n g des zeitigen Besitzers über sein G u t in hohem G r a d e beschränkt. D a s Interesse der bäuerlichen Familie w a r hiebei jedoch viel weniger maßgebend als dasjenige des Gutsherren oder Staates, welchen es wegen ihrer eigenen Ansprüche an den Bauernhof nicht gleichgültig sein konnte, wenn er unleistungsfähig w u r d e » . 85

87 V g l . auch die K a r t e n über die Verbreitung der Vererbungsweise in Deutschland bei ROSCHER, Ackerbau, S. 6 1 6 / 1 7 u n d die Zusammenstellung, ebda., S. 6 2 9 . 88 KLÖNTRUP I , S . 58 f . ; DÜRING, Börstel, S . 2 2 1 ; SCHOTTE, S. 7 7 f . ; STÜVE I I , S. 6 7 7 f r . ; ders., Landgemeinden, S . 2 4 0 . — F ü r Nordwestdeutschland: WITTICH, Grundherrschaft, S 2 1 , 2 6 , 3 2 ff., 44, 63 ff., 82 f., 3 5 8 , 3 7 7 f f . , 4 0 9 FR.; KULISCHER I I , S. 89. Allgemein: LÜTGE, M i t teldt. Grundherrschaft, S. 5 9 ; ROSCHER, Ackerbau, S . 400. 89

Allgemein hierüber: ROSCHER, Ackerbau, S. 3 9 9 fr. Allerdings w i r d ein dem Bischof eigenbehöriger H o f gegen E n d e des 1 7 . Jahrhunderts in z w ö l f Teile geteilt. St. A . O . A A 64, N r . 1. — V g l . auch: ROTHERT I I I , S. 4 9 2 . 90

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doch dafür, daß früher Realteilungen im Fürstentum stattgefunden haben" 1 . In früheren Jahrhunderten waren sie dem Bischof aus Gründen der Erhöhung der Einnahmen durchaus willkommen 9 2 . U n d vielleicht wären sie ihm auch jetzt zwecks Erhöhung des Steueraufkommens nicht ungelegen gewesen, denn die Zahl der steuerpflichtigen landwirtschaftlichen Anwesen wäre ja dabei gewachsen 93 . Doch hätte in einer solchen Politik auch das Risiko einer Minderung des Aufkommens infolge der durch zu starke Zersplitterung eintretenden Unrentabilität gelegen. Außerdem wäre eine derartige Entwicklung der Teilungsverbotsgesetzgebung zuwider gelaufen. Grundsätzlidi aber standen Realteilungen der Rechtsüberzeugung im Fürstentum Osnabrück nicht entgegen, denn das zeigt die angedeutete frühere Entwicklung. Für das 17. Jahrhundert, insbesondere f ü r die Zeit nach dem Kriege aber bleibt entscheidend «die Politik des Staates, der in der Aufrechterhaltung der geschlossenen Vererbung eine aus finanzund volkswirtschaftspolitischen Gründen erwünschte Politik sah und diese Politik auch konsequent verfolgte» 9 4 . Es wurde darauf hingewiesen, daß einer Erbteilung des Hofes praktisch die Zahlung hoher Abfindungen (Brautschatz-Auslobungen) an die abgehenden Kinder oft gleich kam. Die nachteilige Wirkung der Zahlung hoher Summen f ü r diese Zwecke und die G e f a h r hiermit zusammenhängender Teilungen, besonders f ü r Verkäufe, ist auch der Obrigkeit des Fürstentums nicht unbekannt geblieben. Bischof Ernst August I. erläßt deshalb, gestützt auf frühere Edikte ähnlichen Inhalts, im J a h r e 1682 eine Verordnung, die die Höhe der Abfindungen regelt 9 5 Im 18. Jahrhundert wird diese A n ordnung wiederholt. e) Interimswirtschaft U m dem Anerben die Nachfolge auf dem Hof zu sichern, solange er die Volljährigkeit nicht erreicht hat, bestehen im Fürstentum Osnabrück Vorschriften über die sog. «Interimswirtschaft». Sie legen die Befugnisse und die Bewirtschaftungszeit des V e r treters des als Nachfolger vorgesehenen Bauernsohnes fest. Den Zeitabschnitt, in dem der Vertreter (meist der zweite Ehemann der Frau im Todesfall des Bewirtschafte«) die Bewirtschaftung inne hat, bezeichnet man als «Maljahre» 9 6 . 91 SCHLOEMANN, S . 2 0 6 ff., setzt sich hiermit ausführlich auseinander. N a c h seiner M e i n u n g haben in allen Ä m t e r n erhebliche Realteilungen stattgefunden, am häufigsten dort, w o die natürlichen Verhältnisse (Bodengüte) es begünstigten. E r nennt v o r allem die Ä m t e r W i t t l a g e und H u n t e b e r g . E b d . , v g l . T a b e l l e SCHLOEMANN, S . 2 0 7 . Seine D a r l e g u n g e n , ebd., S. 209 f., sowie seine Obersicht, ebd., S . 2 1 0 , lassen erkennen, daß die M e h r z a h l dieser kleinbäuerlichen Siedlungen bereits im 1 6 . J a h r h u n d e r t v o r h a n d e n ist. — V g l . auch: DÜRING, Börstel, S. 2 2 3 ; STÜVE I I , S. 6 1 0 . 92

V g l . fünftes K a p i t e l dieser Untersuchung. SCHOTTE, S . 3 1 , bemerkt, einer Erbteilung komme praktisch die Z a h l u n g (Auslobung) hoher Brautschätze als A b f i n d u n g gleich. H i e r z w a n g die d a z u n o t w e n d i g e K r e d i t a u f n a h m e oft zu L a n d v e r k ä u f e n . 93

94 L Ü T G E , Mitteidt. Grundherrschaft, S . 59. — F ü r B a y e r n ergeht bereits in F o r m der « L a n des- und P o l i c e y - O r d n u n g » 1616 ein Realteilungsverbot. LÜTGE, B a y r . Grundherrschaft, S. 1 0 1 , 103. 95 V e r o r d n u n g E r n s t A u g u s t I. v o m J a h r e 1 6 8 2 . C C O I I , S . 1 1 3 , N r . 3 5 7 . Diese V e r o r d nung erneuert und bezieht sich auf eine entsprechende frühere v o m J a h r e 1 5 8 0 , die genaue Vorschriften über A u s l o b u n g s - und Aussteuerhöhe der abgehenden K i n d e r enthält. C C O I I , N r . 4 2 . — E i n e Erneuerung erfolgt im 1 8 . J a h r h u n d e r t , V e r o r d n u n g v o m 1 3 . 4. 1 7 2 3 . C C O I I , S. 276, N r . 7 5 $ . 96 D i e Interimswirtschaft besteht aus einer vorübergehenden Ü b e r n a h m e des H o f e s durch den zweiten E h e m a n n der F r a u des Eigenbehörigen, w e n n dieser verstorben w a r . KLÖNTRCP I I , S . 2 9 4 f f . ; V I N C K E , Besiedlung, S . 2 3 4 . — A l l g e m e i n hierüber: ROSCHER, Ackerbau, S . 399.

29

Auch die Interimswirtschaft ist schon älteren Herkommens und dieses Rechtsinstitut, das in der landesgeschichtlichen Literatur des öfteren erörtert ist, erfährt nach dem Dreißigjährigen Kriege keine Erneuerung oder Erweiterung. f) Grundherrliches «unbedingtes» Kündigungsrecht S T Ü V E 9 7 berichtet über den Versuch der Grundherren, ihren eigenbehörigen Bauern gegenüber ein sog. «unbedingtes» Kündigungsrecht durchzusetzen. Die Verwirklichung dieser Forderung scheitert aber am Widerstand der um die Festigung der bäuerlichen Besitzrechte besorgten Regierung des Fürstentums 98 . Über diese grundherrlichen Bemühungen finden sich in den Akten des hier untersuchten Zeitabschnittes keine Hinweise. Offenbar ist dieser Vorgang älteren Datums. S T Ü V E bringt ihn ohne Quellenund Zeitangabe. Außerdem wird der auch hier nach dem Krieg spürbare Mangel an tüchtigen eigenbehörigen Bauern die Grundherren von weiteren Vorstößen in dieser Richtung abgehalten haben.

g) Zusammenfassung Insgesamt ist zur Entwicklung von Erbsitte und Erbrecht im Fürstentum nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges zu sagen, daß sich auf diesem Sektor keine Veränderungen gegenüber früher ergeben. Altes Gewohnheitsrecht, ergänzt durch wenige neue Verordnungen, hat auch in den Nachkriegsjahrzehnten weiterhin Gültigkeit. V o r allem sind es Maßnahmen im Rahmen der bereits vor dem Kriege einsetzenden Redintegrations- und Dismembrationsverbots-Gesetzgebung, die weiterhin wirken.

V. Kampf gegen die sogenannte «Tote Hand» (Amortisationsgesetzgebung) a) Ursprünge und Motive Es wurde bisher gezeigt, daß die Obrigkeit im Fürstentum Osnabrück den Kampf um die Erhaltung der Höfeverfassung aus überwiegend steuerpolitischen Motiven führt. Höfe, die von Adligen eingezogen wurden, verminderten das Steueraufkommen, denn sie wurden durch Hinzuschlagen zum Herrenland, mindestens bis 1667 ohne weiteres, steuerfrei, «exemt». Ebenso besaß der Klerus in der damaligen Zeit das «Recht der Exemtion» 99 . Es ist deshalb verständlich, wenn die um die Erhaltung des Steueraufkommens besorgten Territorialfürsten allen Erwerbungen der Kirche und der geistlichen Korporationen, also der «manus mortua» kritisch und ablehnend gegenüberstehen 100 . Der Dreißigjährige Krieg hatte überall eine starke Verschuldung gebracht und das Angebot an landwirtschaftlichen Grundstücken war demzufolge nicht gering. Hiervon macht die Geistlichkeit auch Gebrauch, denn «die Kirche verfügte über Geld. Viele hatten sich vor den Kriegsgefahren in die schützenden Mauern der Klöster geflüchtet, »7 S T Ü V E I I , S . 6 5 2 . »8 S T Ü V E I I , S . 6 5 2 .

V g l . hierüber drittes Kapitel dieser Untersuchung. 100 D e r K a m p f gegen die Erwerbung von Grundbesitz durch die Kirdie ist jedoch kein Spezifikum des Territorialfürstentums im 17. Jahrhundert. BELOW, Untergang, S. 472, verlegt den Beginn auf die letzten beiden Jahrhunderte des Mittelalters, ähnlich ROSCHER, Ackerbau, S. 448 ff., der das elfte Jahrhundert nennt. Ähnlich und ausführlich über dieses Problem: KAHL, 99



v o r a l l e m W a i s e n w a r e n h i e r a u f g e n o m m e n w o r d e n u n d hatten d a f ü r i h r E r b g u t eingebracht. A u d i ein E r l a ß , d e r d e m A d e l ein V o r k a u f s r e c h t zusicherte u n d v e r b o t , G ü t e r a n die T o t e H a n d z u v e r k a u f e n , k o n n t e die E n t w i c k l u n g nicht a u f h a l t e n 1 0 1 . » b) M a ß n a h m e n im Fürstentum Osnabrück N a c h B e e n d i g u n g des D r e i ß i g j ä h r i g e n K r i e g e s ergehen in O s n a b r ü c k durch die O b r i g k e i t a u s f ü h r l i c h e V e r b o t e «de n o n a l i e n a n d i s i m m o b i l i b u s a d m a n u s m o r t u o s » 1 0 2 . O f f e n b a r b e w o g e n durch eine kaiserliche « R e v o k a t i o n » L e o p o l d s I . 1 0 3 , e r l ä ß t E r n s t A u g u s t I . i m J a h r e 1 6 7 0 eine V e r o r d n u n g w e g e n V e r ä u ß e r u n g e n a n die T o t e H a n d 1 0 4 . E s w i r d d a r i n z u r « w i e d e r h e r b e i b r i n g u n g die solcher g e s t a l t d e m g e m e i n e n "Wesen u n d Politischen S t a n d e e n t k o m m e n e n G ü t h e r , u n d a b w e n d u n g k ü n f t i g e r dergleichen u n e r l a u b t e r u n d schädlichen Veräußerungen 1 0 5 , also z u r V e r h i n d e r u n g w e i t e r e r E r w e r b u n g e n durch die K i r c h e , a n g e o r d n e t : a) a l l e r geistlicher B e s i t z , P r i v i l e g i e n , u. a. m . aus der Z e i t v o r G e l t u n g der C a p i t u l a t i o p e r p e t u a 1 0 6 , w i r d weiterhin geschützt; b) d a g e g e n ist alles, w a s d a n a c h e r w o r b e n w o r d e n ist, b i n n e n sechs W o c h e n a n die L a n d - u n d J u s t i z k a n z l e i z u m e l d e n u n d m u ß nach T a x i e r u n g durch n e u t r a l e S t e l l e n b i n n e n J a h r e s f r i s t v e r ä u ß e r t w e r d e n ; c) k ü n f t i g ist es f ü r den K l e r u s v e r b o t e n , «lieg e n d e u n d u n b e w e g l i c h e G ü t h e r , G r ü n d e u n d j u r a » , f r e i o d e r steuerpflichtig, z u erw e r b e n . T r o t z d e m geschlossene K o n t r a k t e sollen «ipso i u r e n u l l u n d nichtig s e y n » 1 0 7 ; d) d e r a r t i g e E r b s c h a f t e n o d e r E r w e r b u n g e n , die m a n k ü n f t i g macht, müssen b i n n e n J a h r e s f r i s t v e r ä u ß e r t w e r d e n . O d e r , w e n n eine S c h e n k u n g an die K i r c h e in G r u n d H . d.St, E r madit besonders darauf aufmerksam, daß geistliche Fürstentümer in Deutsdiland wie Trier, K ö l n , Würzburg, ebenso wie rein katholische Länder, z. B. Bayern, Belgien, Frankreich, Neapel, Portugal, Sardinien, Spanien, Toskana und Venedig die häufigsten und einschneidendsten Amortisationsgesetze hatten. — Die älteste diesbezügliche deutsche kaiserliche Reichverordnung erfolgt (lt. Hinweis in einem derartigen Erlaß Karls V I . vom J a h r e 1720, St. A . O. A A 188, N r . 14) im Jahre 1 5 1 8 durch Kaiser Maximilian I. — ROSCHER, Ackerbau, S. 449, weist (mit sehr vielen Literaturangaben) auf schon früh einsetzende Verbote dieser A r t in allen Ländern hin. — KAHL, H . d. St., macht ebenso wie andere Autoren unter Hinweis auf das Vorhandensein derartiger Gesetze v o r allem in geistlichen Territorien und katholischen Ländern ausdrücklich darauf aufmerksam, daß man in solchen Verordnungen und in einem derartigen Vorgehen keinen K a m p f gegen die Kirche schlechthin sehen dürfe. 101

FRANZ, S. IOI.

10

- St. A . O. A A 188, N . 14. 103 St. A . O. A A 188, N r . 14. Dieser Erlaß weist wiederum auf entsprediende Verordnungen von Kaiser Maximilian I. v o m Jahre 1 5 1 8 und Ferdinand I. von 1 5 2 7 hin. In diesen Verordnungen wird das seit dieser Zeit von Reichs wegen bestehende Erwerbungsverbot f ü r die Tote H a n d «sub poena nullitatio» erneuert. 104 Es wird darin festgestellt, daß seit Beginn der Geltung der «Immerwährenden Kapitulation» «unterschiedliche, sonst Weltlichen Z u gehörige unbewegliche- theilß Freye, theilß contribuable Güther, Gründten und jura, von der Geistlichkeit und suis corporibus, auf aller H a n d weise acquiriret- und erworben- verfolglich nicht nur dem nutzen, Gebrauch und commercio des Gemeinen Wesens und politischen Standes (zu mahlen da die Weltliche von denen Geistlichen wegen Dieser Ihrer überflüßigen Mittel, bey vorfallenden Veräußerungen solcher Güther, überbothen und also von der Handlung solcher Güther per indirectum ausgesdiloßen zu werden pflegen) entzogen». St. A . O. A A 188, N r . 14. — Die oben erwähnte Bemerkung Ernst Augusts in der Verordnung, es sei verboten, der Kirche audi freies Land zu vermachen, ist interessant. Dieses brachte ja keinen Steuerausfall. Das Motiv f ü r dieses Verbot dürfte darin liegen, daß man grundsätzlich eine Besitzvermehrung der Kirche ablehnte. 105

St. A . O. A A 1 8 8 , N r . 14. 106 Ober die Capitulatio perpetua vgl. Einleitung dieser Untersuchung. 107 St. A . O. A A 188, N r . 14. 31

besitz beabsichtigt ist, soll dieser taxiert w e r d e n und der Schenkende kann den W e r t nach V e r k a u f an einen weltlichen Interessenten in G e l d entrichten 1 0 8 . In einer weiteren V e r o r d n u n g w i r d darauf hingewiesen, daß v o n Grundstücken, die steuerpflichtig und im Besitz der Kirche seien, auch weiterhin Steuern und A b g a b e n entrichtet w e r d e n müßten109. Diese M a ß n a h m e n stellen jedoch auch f ü r das Fürstentum Osnabrück kein N o v u m d a r 1 1 0 . A b e r die Regierung ergreift sie wiederum nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges, denn im Z u g e der weiteren A u s b i l d u n g der politischen Macht benötigt Bischof Ernst A u g u s t eben ein großes Steueraufkommen. U n d man w i l l die H ö h e der finanzwirtschaftlichen Einnahmen nicht durch Herauslösung steuerpflichtigen Grundbesitzes durch die Kirche geschmälert wissen.

c) Allgemeine Beurteilung Ü b e r die Bedeutung des damaligen geistlichen Grundbesitzes gehen die Meinungen der wirtschaftsgeschichtlichen Forschung, ebenso w i e über die M o t i v e der Gesetzgebung, auseinander111. A u f

G r u n d des Untersuchungsergebnisses f ü r das Fürstentum

Osna-

brück w i r d , w a s die V e r o r d n u n g e n des Bischofs E r n s t A u g u s t I. hinsichtlich des K i r chenbesitzes anbetrifft, den Urteilen BELOWS und LÜTGES zuzustimmen sein: die V e r botsgesetzgebung erfolgte überwiegend

deshalb, weil sich der Fürst einen

gleich-

e s St. A . O . A A 188, N r . 1 4 . 100 C C O I I , S . 9 4 , N r . 292 (unt. H i n w . a. C C O I, S. 1704), Deklaration v o m 6 . 2 . 1 6 7 2 wegen der Steuerpflichtigkeit der v o n der Bürgerschaft an die Geistlichkeit verkauften G r u n d stücke. 110 «In Osnabrück scheinen die Versuche, sich gegen ein Überhandnehmen der geistlichen G ü t e r zu sichern, schon ziemlich f r ü h erfolgt zu sein.» Bei Grundstücks-Kaufverträgen «erklären die K ä u f e r , daß sie das von ihnen gekaufte G u t auf keine Weise in geistliche H ä n d e kommen lassen wollen.» RUNGE, S. 180 (unt. H i n w . a. 25 N u m m e r n der Akten des R a t s archivs V I / H , 1 6 5 , aus dem 1 4 . und 1 5 . Jahrhundert). 111 FRANZ, S. IOI, meint, daß im Falle des Nichteingreifens der Territorialgewalt und angesichts des U m f a n g e s des Kirchenbesitzes fast der gesamte private Grundstüdksverkehr hätte a u f hören müssen. Ohne Zahlen zu nennen, spricht er d a v o n , daß der Kirche nach dem Dreißigjährigen Kriege ein Drittel des gesamten Grundvermögens gehört habe. Ebd. — BUCHENBERGER, Agrarwesen, S. 342, meint: «Die A u f s a u g u n g s k r a f t des kirchlichen Grundbesitzes aber überragt die des sonstigen Großgrundbesitzes deshalb so bedeutend, weil neben den reichen Mitteln der Kirche, die fortgesetzt A n l a g e in G r u n d und Boden suchen, Frömmigkeit und A b e r glaube zu dessen kostenloser H ä u f u n g immer v o n neuem beitragen. V o n dem Riesenbesitz der Kirche im Mittelalter kann man sich nicht leicht eine zu große Vorstellung machen; und die zeitweise aufgetretene Besorgnis, es möchte mit der Zeit der ganze G r u n d und Boden von der Kirche verschlungen werden, w a r keineswegs eine übertriebene.» So auch ROSCHER, Ackerbau, S. 448 ff., der ergänzt: «Bestimmungen des kanonischen Rechts entbinden Vermächtnisse ad pias causas von den gewöhnlichsten Vorsichtsmaßregeln, welche sonst zum Schutze gegen leichtsinniges, j a zweifelhaftes Testieren getroffen sind: C a p . 10, 1 1 , 1 3 , X , I I I , 26. C a p . 4, X , I I I , 28.' Ebd. — Übereinstimmend schreiben beide, daß auch in geistlichen Territorien die Schädlichkeit einer solchen A n h ä u f u n g eingesehen wurde, so daß auch fromme Herrscher aus G r ü n den allgemein politischer A r t allzu stark angewachsenes Kirchenvermögen säkularisierten, mindestens Veräußerungen an die K i r d i e konsenspflichtig machten. BUCHENUF.RGER, A g r a r wesen, S. 3 4 3 ; ROSCHER, Ackerbau, S. 449. Ders., ebd., meint außerdem: «Eine Dotation der Kirche in Grundstücken macht es möglich, beim Steigen der Bevölkerung durch die mit steigende Grundrente die Z a h l der Geistlichen etc. entsprechend zu vergrößern, auch ohne daß man neue gehässige Steuern auferlegt.» — Andere Forscher betonen den überwiegend fiskalischen C h a r a k t e r dieser Gesetzgebung, so z . B . BELOW, Untergang, S. 4 7 2 : der Territorialstaat «ver-

32

b l e i b e n d e n S t e u e r e r t r a g sichern w o l l t e . U n d es w u r d e in d i e s e r U n t e r s u c h u n g

stets

darauf hingewiesen, daß gerade unter E r n s t A u g u s t bei allen M a ß n a h m e n auf

dem

A g r a r s e k t o r das finanzwirtschaftliche M o t i v dominierte. A u f keinen F a l l aber darf m a n , w o r a u f die wirtschaftsgeschichtliche Forschung einh e l l i g h i n w e i s t , in d e n d a m a l i g e n M a ß n a h m e n

einen K a m p f

der

Territorialgewalt

g e g e n d i e K i r c h e aus i r g e n d w e l c h e n g r u n d s ä t z l i c h e n E r w ä g u n g e n h e r a u s e r b l i c k e n .

bietet schon im Mittelalter, wenigstens in dessen letzten beiden Jahrhunderten, den E r w e r b von Bauerngütern durch die Kirche. Diese Verbote werden freilich nicht aus besonderer R ü c k sicht auf den Bauernstand erlassen, sondern bilden Teile der allgemeinen Amortisationsgesetzgebung, welche der U n w i l l e über den steuerfreien Klerus hervorruft.» So auch LÜTGE, B a y r . Grundherrschaft, S. 34: in B a y e r n erschienen im Anschluß an das Amortisationsgesetz von 1 6 7 2 zahlreiche Verordnungen. — Durch päpstliche Bulle v o m 7. 9. 1798 w i r d der K u r f ü r s t von B a y e r n ermächtigt, angesichts seiner großen Geldverlegenheit 1 h des Klostervermögens einzuziehen, dessen Wert man (des Siebentels) auf 1 5 Mill. fl. schätzte. Ebd. 3

W i n k l e r , Landwirtschaft

33

ZWEITES

KAPITEL

Entwicklung der bäuerlichen Lasten I. Problem der bäuerlichen Belastung allgemein a) Der Bauer als Hauptsteuerzahler und Träger der Staatslasten Die bisherige Untersuchung hat gezeigt, daß sämtliche Staatslasten ausschließlich vom eigenbehörigen Bauernstand getragen werden mußten 1 . Der Bauer ist vor allem Hauptträger der Steuern. Eine leistungsfähige Manufaktur oder andere Gewerbezweige gab es damals noch nicht, die man zu Leistungen hätte heranziehen können'-. Das Wachstum der staatsrechtlichen Lasten 3 , so meint STÜVE4, gehe parallel mit der Entwicklung des neueren Staatswesens. Damit kennzeichnet er den Standpunkt der wirtschaftsgeschichtlichen Forschung zu diesem Problem. Die oben erwähnten Maßnahmen auf dem Gebiete des Höfeschutzes hatten für den Bauernstand zwar manche Verbesserungen gebracht 5 . Die alten Abgaben aber, ebenso wie die anderen Leistungsverpflichtungen, blieben auch nach dem Kriege bestehen. Sie allein waren f ü r die Bauern schon schwer genug zu tragen, wobei zu berücksichtigen ist, daß Adel, Klerus und zum Teil auch deren Bediente steuerfrei waren 6 . Infolge bestimmter Entwicklungen, wobei Geldwertminderungen eine wichtige Rolle spielen, versucht man im i j . u n d 16. Jahrhundert bereits, neben einer allgemeinen Verschlechterung der bäuerlichen Besitzrechte seitens der Grundherren die Lasten der Bauern zu erhöhen.

II. Exkurs: T y p e n der Hörigkeit (Unfreiheit) in Nordwestdeutschland a) Allgemeine Merkmale der Hörigkeit Voraussetzung und Ausgangspunkt der erwähnten grundherrlichen Bemühungen, Lastenerhöhungen vorzunehmen, war das Bestehen eines Abhängigkeitsverhältnisses (Unfreiheit) des Bauern vom Grundherren. Als besondere Merkmale der abendländischea Unfreiheit nennt B E L O W folgende Tatbestände: a) die Unfreien sind nicht rechtlos, b) sie haben wirtschaftliche Bewegungsfreiheit 7 . Er sagt ferner: «Einen bemerkens1 V g l . E i n l e i t u n g dieser Untersuchung sowie erstes K a p i t e l . - V g l . sechstes K a p i t e l dieser Untersuchung. 3 U b e r den U r s p r u n g d e r staatsrechtlichen Lasten v g l . ROSCHER, A c k e r b a u , S. 4 6 3 : « V o n den staatsrechtlichen Lasten rühren die ältesten schon aus der S t e u e r v e r f a s s u n g d e r frühesten mittelalterlichen Monarchien her: so die V e r p f l i c h t u n g , reisende Fürsten, B e a m t e , K r i e g e r f o r t zuschaffen u n d zu beköstigen . . . W e r u n f ä h i g w a r , den K r i e g s d i e n s t zu leisten, mußte statt dessen W e g - , B u r g - u n d W a c h f r o n d e n tun o d e r auch N a t u r a l l i e f e r u n g e n , später G e l d a b g a b e n , übernehmen.» 4

STÜVE, L a s t e n , S. 1 7 5 f f .

5

V g l . erstes K a p i t e l dieser Untersuchung. — Z u s a m m e n f a s s e n d f ü r N o r d w e s t d e u t s c h l a n d , insbes. Niedersachsen: FUCHS, B a u e r n b e f r e i u n g , W . d. V . ; LÜTGE, B a y r . Grundherrschaft, S. 7 6 ; RITTER, H . d. L w . I , S. 5 1 ; WITTICH, E p o c h e n , S. 1 3 ; ders., G r u n d h e r r s c h a f t , pass. 8 FRANZ, S. IOI. — V o n dieser Steuerfreiheit ( E x e m t i o n ) w i r d im dritten K a p i t e l dieser Untersuchung noch zu sprechen sein. 1 BELOW, U n f r e i h e i t , W . d. V .

34

werten Unterschied stellt die Einteilung in Leibeigene und Hörige dar. Die Leibeigenen sind als Personen, ohne Rücksicht auf ein Grundstück, unfrei 8 , die Hörigen dagegen durch das von ihnen besessene Grundstück des Grundherren. Der Leibeigene eines Herrn kann zugleich Zinsmann eines anderen für ein Grundstück, das er von diesem erhalten, sein. Die Leibeigenen zahlen Leibzins und Sterbfall (Abgabe aus der Hinterlassenschaft des Unfreien). Doch kommen beide auch sehr häufig, Sterbfall ganz gewöhnlich, bei einfachen Hörigen, teilweise sogar bei freien Leuten vor. Die Beschränkung der Freizügigkeit war ebenfalls kein auszeichnendes Merkmal der Leibeigenen. Frondienste leisteten sie ihrem Leibherrn als solchem wohl nicht (nur, wenn sie von ihm auch ein Grundstück hatten) 9 .» b) Westfälische Eigenbehörigkeit, besonders im Fürstentum Osnabrück Hinsichtlich der rechtsgeschichtlichen Typisierung des Abhängigkeitsverhältnisses (Unfreiheit) gehört das Fürstentum Osnabrück zur westfälischen Eigenbehörigkeit. Die Bauern sind hier persönlich belastet, wobei also die Abgabeverpflichtungen lediglich aus historischen Gründen an der Person haften 1 0 . Innerhalb dieses Rechtsinstitutes unterscheidet man in Osnabrück verschiedene Abstufungen: einmal die sog. «Hausgenossen» oder «Eigenbehörigen nach Hausgenossenrecht», d. s. meist bischöfliche Eigenbehörige und die «Eigenbehörigen nach Ritterrecht» 1 1 . Gegenüber diesen Eigenbehörigen nach Ritterrecht, im folgenden kurz «Eigenbehörige» genannt, übt der jeweilige Grundherr - in der landesgeschichtlichen Literatur oft «Gutsherr» 1 2 genannt seine Rechte aus. Diese grundherrlichen Rechte waren sehr bedeutend, umfaßten vor allem: a) alle Rechtsgeschäfte des Eigenbehörigen, die dem H o f nachteilig sein können. Sie haben ohne grundherrliche Einwilligung (Konsens) keine Gültigkeit; b) die Auswahl des Bauern auf den Hof. Der Grundherr braucht z. B. keine Person auf den H o f zu nehmen, die die «Auffahrt» nicht bezahlt; c) bestimmte Pflichten hinsichtlich Diensten und Lieferungen; d) die grundherrliche Einwilligung bei Grundstücksverkäufen 8 LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 1 0 3 f., meint hierzu ausdrücklich, es handle sich bei ihrer Belastung «nur um Abgabeverpflichtungen, die . . . aus historischen Gründen an der Person haften».

» BELOW, Unfreiheit, W . d. V . V g l . A n m . 8 dieser Seite. — RICHARD, S. 1 5 7 , formuliert: Leibeigentum ist persönliche Dienstbarkeit, «vermöge welcher der sog. Eigenthumsherr an der Person seines Eigenbehörigen gewisse Rechte auszuüben befugt ist. Solche bestehen demnach in dem vollen Sterbefalle oder der Beerbung der Leibeigenen, in der Lösung des Freybriefes, wenn der Eigenbehörige der Leibeigenschaft entlassen seyn will, im Zwangsdienste und im Bettemunde». Ähnlidi: KLÖNTRUP 10

I I , S. 1 1 3 ff.; STÜVE II, S. 6 1 7 . 11 N a c h damaliger Meinung ist jeder eigenbehörig, an dessen Person oder Gütern einem Dritten Eigentum zusteht. KLÖNTRUP I , S. 290 ff. V g l . auch SCHLOEMANN, S. 1 9 3 ; WRAS-

MANN I , S . 5 8 f . i 12

D i e wirtschaftsgeschichtliche Forschung, bes. BELOW und KNAPP, hat genaue Unterschiede zwischen den Begriffen «Gutsherrschaft» und «Grundherrschaft» herausgearbeitet. — « W ä h rend die Gutsherrschaft einen räumlich geschlossenen Bereich erfaßte, konnten sich die grundherrlichen Rechte und Verhältnisse über weite Gebiete hin erstrecken, und z w a r sich mischend mit den entsprechenden Rechten anderer Grundherren. Die Bauern ein und desselben Dorfes können nicht nur im Prinzip je einen anderen Grundherren über sich haben, sondern der einzelne Bauer kann sogar mit mehreren Grundherren in Beziehungen stehen, kann im Prinzip jeden Acker seines Gutes von einem anderen Grundherren erhalten haben.» LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 320. — In diesem Sinne sind die privaten Berechtigten im Fürstentum als Grundherren anzusprechen. M i t dem in der landesgeschichtlichen Literatur oft auftauchenden W o r t «Gutsherr» ist fast immer ein Grundherr gemeint. 3"

35

aus dem E i g e n t u m des Pflichtigen. Auch wenn der Eigenbehörige selbst L a n d besaß, k a n n er es nicht ohne Konsens des Grundherren veräußern. E r m u ß es ihm außerdem v o r h e r anbieten. Beim Kauf» ist der G r u n d h e r r allerdings gehalten, das L a n d dem B e trieb des Eigenbehörigen hinzuzuschlagen; e) den Zwangsdienst. K i n d e r v o n Eigenbehörigen sind bis zu ihrer Freilassung im «Leibeigentum» und dem Zwangsdienst u n t e r w o r f e n ; f) den Sterbfall. D e r G r u n d h e r r beerbt den Eigenbehörigen nach der A r t des Sterbfalles; g) das Pfandrecht. D a s grundherrliche Pfandrecht k a n n gegen die Eigenbehörigen ausgeübt werden, wenn auch nur im Z u s a m m e n h a n g mit rückständigen P a c h t - und Dienstleistungen. Sonstige Gerichtsbarkeit steht dem Grundherren nicht z u 1 3 . D i e Eigenbehörigen nach Ritterrecht stellen im F ü r s t e n t u m Osnabrück zahlenmäßig die stärkste Klasse der abhängigen Bauern. I h r e rechtliche Stellung w a r , v e r glichen mit den anderen U n f r e i e n (Hausgenossen) des Fürstentums, ungünstig. I h r e A b g a b e n und Leistungen w a r e n drückender als die der Hausgenossen 1 4 . D e r E i n t r i t t Freier in die H ö r i g k e i t aber w a r nicht selten und galt, d a die damalige Zeit in der Abhängigkeit durchaus nichts sozial Erniedrigendes sieht, keinesfalls als e n t e h r e n d 1 5 . Ihnen gegenüber stehen die bischöflichen Eigenbehörigen, die sog. « H a u s g e n o s s e n » 1 6 . Sie behielten auch nach Auflösung der Villikationen ihre Bezeichnung b e i 1 7 und waren, wie bereits gesagt, in ihren Lasten günstiger als die ritterschaftlichen Eigenbehörigen gestellt 1 8 . Daneben stehen noch, allerdings in viel geringerer Z a h l als genannten beiden Klassen, die Freien, sog. « W i n n e r b e n » 1 9 . 13

K L Ö N T R U P I I , S . 1 1 3 ff.

14

SCHLOEMANN, S . I 9 3 ; DELLA V A L L E , S . 2 1 3 ; W E S T E R F E L D , B e i t r ä g e , S . 4 3 .

15

DÜRING, Börstel, S. 228. — Über Verkauf, Vertauschung und Versdienken von Eigenbe-

h ö r i g e n : D Ü R I N G , B ö r s t e l , S . 2 1 3 ; K L Ö N T R U P I I , S . 1 1 3 fr. 16

RICHARD, S. 46. Ausführlich darüber: WESTERFELD, Hausgenossen, S. 179ff.

17

DELLA V A L L E , S . 2 1 3 .

18 Die Hausgenossen hatten u. a. eine geringere Dienstpflicht, niedrigere «gewisse» und «ungewisse Gefälle» zu zahlen. Die Kinder waren meist ohne Zwangsdienstverpflichtung. Erhöhung der Verpflichtungen widersprach dem Hausgenossenrecht. SCHLOEMANN, S. 193; WRASMANN I, S. 58 f. — RICHARD, S. 46, unterscheidet innerhalb der Hausgenossen zwischen «Hausgenossenfreien» (also den dem Bischof als Hode- [ = Schutz-] Herren unterstehenden Hausgenossen) und den «Hausgenosseneigenen». Sie unterstehen zwar privaten Grundherren, sind aber privilegiert. — In späterer Zeit, vor allem nach dem Dreißigjährigen Kriege, müssen die Hausgenossen hart um ihre Privilegien kämpfen. Man versucht, ihre Leistungen zu erhöhen, die Kinder zum Zwangsdienst heranzuziehen. Besonders die Grundherren versuchen, die Hausgenossen zu rittereigenen Bauern herabzudrücken. WESTERFELD, Hausgenossen, S. 209, 211, 213, 218, 228. — Die Privilegien der Hausgenossen werden aber auch später ausdrücklich bestätigt: so für 1 6 7 2 , 1 6 9 7 , 1 7 1 6 . C C O I I , S. 1 3 9 , Nr. 4 4 1 ; C C O I I , S. 1 4 5 , Nr. 4 5 S ; CC.O I I , S. 1 4 8 , Nr. 4 6 9 ; C C O I I , S. 1 8 1 , Nr. 6 0 7 . 18 «Im Fürstentum Osnabrück wurde von den Besitzern der ihrer erbrechtlichen Natur den Zinsgütern völlig gleichstehenden Winnerben außerdem noch beim Besitzwechsel ein dem meierrechtlichen Weinkauf analoges Gewinn- oder Auffahrtsgeld entrichtet. Der Erbzinsmann schaltete als freier Herr völlig unbehindert auf seinem Gute, er war zu Veränderungen der Substanz der Güter, soweit diese nicht eine Verschlechterung bedeuteten, befugt und konnte das zinspflichtige Gut frei veräußern oder vererben, natürlich mit dem Vorbehalt der Rechte des Obereigentümers, der zwar beim Verkauf sein Näherrecht geltend machen, den Verkauf aber selbst nicht verhindern konnte.» SCHOTTE, S. 55. — Ähnlich: SCHLOEMANN, S. 19T. Uber das Zahlenverhältnis von Freien zu Eigenbehörigen in der Angelbecker Mark: ders., S. 192, Obers. Nr. 3. — Der Freie steht im Schutze eines Grundherren (Hodeherren), den er sich im Gegensatz zu den Eigenbehörigen frei wählen konnte. KLÖNTRUP I I , S. 166; STÜVE II, S 617. — Ebenso wie die Zahl der Freien war die der landtagsfähigen Güter im Fürstentum klein. Sie betrug, allerdings zu Ende des 18. Jahrhunderts, 72. HUGO, S. 19. 3«

Die Verpflichtungen des eigenbehörigen Bauernstandes im Fürstentum Osnabrück waren, wie oben erwähnt, an die Person des Bauern gebunden 20 . c) Niedersächsisches Meierrecht Im Gegensatz zur westfälischen Eigenbehörigkeit ist die Belastung des niedersächsischen Bauern eine Reallast. Sie hängt also an Grund und Boden 2 1 . In Niedersachsen stand der Bauer in der Hauptsache unter dem Rechtsinstitut des Meierrechts, welches bekanntlich, ursprünglich Zeitpacht, seit dem Ende des 16. Jahrhunderts durch Maßnahmen der weifischen Fürsten in Erbpacht umgewandelt wurde 2 2 . Im Lande Osnabrück «blieb dagegen f ü r die Mehrheit der Eigenbehörigen ein beschränktes Besitzrecht bestehen, das allerdings manche Gutsherren in Zweifel zogen. Daß auf unseren H ö f e n die Erblichkeit von jeher als Regel galt, bezeugt schon die Bezeichnung der ältesten Besitzungen als V o l l - und Halberben» 2S . d) Hinweis auf die ostdeutsche Erbuntertänigkeit Die Formen der Belastung in Niedersachsen und Westfalen unterscheiden sich erheblich von der Unfreiheit Ostdeutschlands. «Dasjenige, was die Erbuntertänigkeit des Ostens von der Unfreiheit Altdeutschlands namentlich unterschied, w a r die Verpflichtung zu zahlreichen und schweren Frondiensten mit einem umfangreichen Gesindedienst (von dem sich in Altdeutschland nur geringe Spuren fanden) 2 4 .» Es wurde bereits .erwähnt, daß die Eigenbehörigkeit wie überhaupt die damalige Unfreiheit nicht als entehrend galt, «denn die Mitwelt sah begreiflicher "Weise in dem Stande der Hörigkeit eine unabänderliche Thatsache der bestehenden Gesellschaftsordnung und empfand f ü r denselben keineswegs den Abscheu und die Verachtung, welche ihr spätere Generationen im modernen Humanitäts-Bewußtsein angedichtet haben» 2 5 . 20 D Ü R I N G , Börstel, S. 2 2 8 , 2 3 2 . — D a h e r bestand auch die N o t w e n d i g k e i t sidi f r e i z u k a u f e n . D e r Landesherr hat somit die Möglichkeit, die A u s l i e f e r u n g eines in ein fremdes T e r r i t o r i u m geflohenen Eigenbehörigen zu beantragen. D a v o n ist aber offenbar k a u m Gebrauch gemacht w o r d e n . D Ü R I N G , Börstel, S . 2 3 2 . — A u c h aus den A k t e n , denen M e l d u n g e n über die Flucht v o n Eigenbehörigen zu entnehmen sind, ist zu ersehen, daß Auslieferungsanträge nicht gestellt w u r d e n : Bericht des Rentmeisters Stordeur v o m 2 8 . 3 . 1 6 8 4 . S t . A . O . A A 9 3 , N r . 3. Bericht des A b t s v o n I b u r g v o m 2 6 . 6 . 1 6 8 4 . St. A . O . A A 9 3 , N r . 3. Bericht des Rentmeisters M e i e ling, A m t G r o n e n b e r g , v o m 2 3 . 1 1 . 1 6 8 6 , St. A . O . A A 2 3 , N r . 1 . 21

KÖCHER, S . i f f . ; W I T T I C H , Epochen, S. 1 3 ; ders., G r u n d h e r r s d u f t , pass.

22

FUCHS, Bauer, W . d. V . ; L Ü T G E , S o z i a l - und Wirtschaftsgeschichte, S . 97FF-; SCHOTTE, S . 5 6 ; WESTERFELD, Beiträge, S . 4 4 ; W I T T I C H , Epochen, S . 1 3 ; ders., Grundherrschaft, S . 26, pass. — A u s n a h m e n : LANGETHAL I V , S . 1 1 2 f f . ; OPPERMANN, pass., ( f ü r H o y a - D i e p h o l z ) . 23

WESTERFELD, Beiträge, S . 4 4 . — SCHOTTE, S . 5 5 , mit vielen Literaturangaben. BELOW, U n f r e i h e i t , W . d. V . Ä h n l i c h : G O L T Z , Geschichte I , S. 87, der, w i e LÜTGE, S o z i a l u n d Wirtschaftsgeschichte, S . 1 0 3 f., daruf hinweist, daß Leibeigenschaft an sich nichts H ä r t e r e s als dingliche U n f r e i h e i t ist, nur in der B e g r ü n d u n g derselben unterschieden. — Z u r L a g e der Bauern im nordwestdeutsdien R a u m meint LANGETHAL I V , S . 1 1 2 f., generalisierend: « D i e L a g e der Bauern aber w a r im C h u r f ü r s t e n t h u m e gar sehr verschieden. A m besten befanden sich die L a n d l e u t e in L ü n e b u r g - C e l l e und in den seit 1 7 1 5 mit H a n n o v e r vereinigten Stiftsländern B r e m e n und V e r d e n ; denn ihre A b g a b e n w a r e n um vieles geringer. D a n n kamen die Bauern v o n Osnabrück, ihnen folgten die Bauern v o n Grubenhagen und K a l e n b e r g und am härtesten w a r das Schicksal der Bauern v o n H o y a . D i e letzteren standen fast sämtlich noch unter L e i b eigenschaft und gehörten zu den ärmsten in Teutschland.» 24

25

DÜRING, Börstel, S. 2 3 4 . 37

I I I . Exkurs: Formen der Belastung im Fürstentum Osnabrück a) Abgrenzung zu den ordentlichen Staatssteuern Der Bauer w a r durch die ihm auferlegten Abgabeverpflichtungen mit einer Vielzahl von Leistungen belastet, die in Form von Dienstleistungen, Naturalabgaben oder Geld zu erbringen waren. Die Belastung durch Geldzahlungen, welche auch offiziell Steuern sind, wird im dritten Kapitel dieser Untersuchung behandelt werden. ROSCHER'''6 weist in diesem Zusammenhang besonders darauf hin, daß alle kraft grundherrlicher oder staatlicher Hoheit erhobenen Abgaben praktisch Steuern sind. Nach dem Kriege werden diese Lasten seitens der Obrigkeit nicht gemindert, sondern beibehalten und zum Teil weiter ausgebaut. Um die Entwicklung der bäuerlichen Belastung nach dem Kriege untersuchen zu können, sind unten die Leistungsverpflichtungen der eigenbehörigen Bauern des Fürstentums Osnabrück zusammengestellt. b) Fixierung der bäuerlichen Leistungen Bis zum 17. Jahrhundert sind alle Leistungen der eigenbehörigen Bauern längst fixiert27. Ebenso ist die Umwandlung naturaler Leistungen in Geld hier schon alten Datums 2 3 . Eine Erhöhung der Pacht war dem Grundherren selbst mit Einwilligung des Eigenbehörigen nicht möglich, da der Staat um die Erhaltung der steuerlichen Leistungsfähigkeit der H ö f e besorgt ist und eine solche Erhöhung nicht zuläßt 1 ' 9 . Die bäuerlichen Lasten im Fürstentum Osnabrück sind in dieser Untersuchung in «gewisse» und «ungewisse» Gefälle unterteilt, also je nachdem, ob die Leistungen regelmäßig oder nur bei bestimmten Ereignissen zu erbringen waren 3 0 . Die Unterscheidung in «gewisse» und «ungewisse» Gefälle ist im hiesigen Gebiet herkömmlich. Die damalige Amtssprache bedient sich dieser Bezeichnungen und die landesgeschichtliche Literatur übernimmt sie. «Gewisse» Gefälle sind also, wie schon angedeutet, regelmäßig 26

ROSCHER, A c k e r b a u , S. 4 6 3 . D i e schon ziemlich f r ü h e L a s t e n f i x i e r u n g bringt bei steigender G r u n d r e n t e den B a u e r n , s o f e r n die Leistung in G e l d zu erbringen ist, in den G e n u ß zusätzlicher S o n d e r g e w i n n e . ABEL, K r i s e n , S. 25 f . ; LAMPRECHT-BELOW, H . d. St., E r g . - B d . — F ü r O s n a b r ü c k : STÜVE I I , S. 6 5 6 ; WRASMANN I , S. 76. WENZEL, S. 2 5 1 , stellt f ü r H e r z e b r o c k fest, d a ß die A b g a b e n h ö h e v o m 1 5 . bis zum 1 9 . J a h r h u n d e r t stets gleich geblieben ist. 29 E i n e V e r o r d n u n g aus dem J a h r e 1 5 8 3 e r m ä d i t i g t e die G r u n d h e r r e n , Dienstleistungen w i e d e r u m in n a t u r a zu v e r l a n g e n , w e n n in der Zwischenzeit a n ihrer Stelle G e l d entrichtet w o r d e n w a r . C C O I I , S. 2 0 ; STÜVE, L a s t e n , S. 1 9 7 ; WRASMANN I, S. 76. — H i e r a u s ist zu schließen, daß N a t u r a l d i e n s t e bis zu diesem Z e i t p u n k t längst in G e l d u m g e w a n d e l t w o r d e n sein müssen. 29 N a c h RICHARD, S. 3 3 7 f . , 340, ist eine Pachterhöhung nur unter g a n z besonderen U m ständen möglich, z. B . , w e n n ein G r u n d h e r r seinem Eigenbehörigen G e l d gegen «unlösbare Z i n s e n » vorstreckt o d e r bei N e u b e s e t z u n g des H o f e s . Letzteres auch: SCHOTTE, S. 64. — D a die über J a h r h u n d e r t e h i n w e g gleichgebliebene Pachthöhe dem ursprünglichen W e r t nicht mehr entsprach, w a n d e l t sie das K l o s t e r H e r z e b r o c k bei N e u b e s e t z u n g und v o r ü b e r g e h e n d in die v i e r t e G a r b e u m . WENZEL, S. 266. — D a s W o r t «Pacht» hat im Osnabrücker R a u m z w e i f a c h e B e d e u t u n g : 1 ) Pacht i. e. S. = ( H e u e r - ) G e l d f ü r ein verpachtetes (verheuertes) Grundstück, f e r n e r 2) Pacht i. w . S. = Leistung an G e t r e i d e , V i e h o d e r G e l d , die der E i g e n b e h ö r i g e erbringen mußte. KLÖNTRUP I I I , S. 49 f f . 30 GOLTZ, Geschichte I, S. 1 8 7 , unterscheidet bei den L a s t e n zwischen A b g a b e n und D i e n s t leistungen, w o b e i er v i e r A r t e n ursprünglicher A b g a b e n nennt: a) Zins an den G r u n d h e r r e n , b) Z e h n t an die K i r c h e , c) V o g t e i l a s t an den Gerichtsherren, d) Bede oder Steuer an den Landesherren. 27

38

wiederkehrende Abgabeverpflichtungen, «ungewisse»

d a g e g e n solche, d i e z u

vorher

nicht z u b e s t i m m e n d e n Z e i t p u n k t e n e i n t r e t e n b z w . f ä l l i g w e r d e n (z. B . S t e r b f a l l z a h lung im Todesfall). c) D i e « g e w i s s e n » G e f ä l l e i. Die

Zehnten

Z u den ältesten u n d ursprünglich wichtigsten A b g a b e n gehören die Zehnten, f r ü h e r allein der Kirche zustehende A b g a b e n 3 1 , die «oft b a l d v o n H a n d zu H a n d w a n d e r n und so e i n e n v e r s a c h l i c h t e n , v o m u r s p r ü n g l i c h e n Z u s a m m e n h a n g l o s g e l ö s t e n

Vermögens-

w e r t d a r s t e l l e n » 8 2 . I m G e b i e t des F ü r s t e n t u m s O s n a b r ü c k k e n n t m a n F r u c h t -

und

B l u t z e h n t e n . S i e s i n d m e i s t a n d e n G r u n d h e r r e n z u leisten. D e r F r u c h t z e h n t e 3 3 ist eine j ä h r l i c h e A b g a b e des P f l i c h t i g e n H o f e s in F o r m v o n A c k e r f r ü c h t e n a n d e n Z e h n t h e r r e n . D e r B l u t z e h n t e 3 4 b e d i n g t d i e L i e f e r u n g jedes z e h n t e n Stückes V i e h a n d e n

Zehnt-

h e r r e n u n d w i r d f r ü h z e i t i g d u r c h G e l d z a h l u n g e n a b g e l ö s t . D i e wirtschaftsgeschichtliche F o r s c h u n g ist e i n h e l l i g d e r M e i n u n g , d a ß die Z e h n t e n als d r ü c k e n d e m p f u n d e n w e r d e n mußten35. 2. Sonstige Daneben

hatten

die

Pflichtigen

Naturalabgaben Bauern

noch

weitere

feststehende

a b g a b e n z u leisten. S i e l a u f e n i m F ü r s t e n t u m u n t e r d e r B e z e i c h n u n g

Natural-

«Schuldkorn»,

« S c h u l d s c h w e i n » , « S c h u l d h ü h n e r » , « S c h u l d h o l z » 3 6 . D i e d a m a l i g e Z e i t bezeichnet sie 3 1

KLÖNTRUP

III,

S. 32/FF.;

SCHLOEMANN,

S. 243 f.;

DELLA

VALLE,

S. 2 2 7 ;

WESTERFELD,

Beiträge, S. 65. Allgemein: BUCHENBERGER, Agrarwesen, S. 1 1 7 f . ; GOLTZ, Geschichte I, S. i 8 7 f . ; LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 85, 1 5 4 ; ROSCHER, Ackerbau, S. 465 (mit vielen Zitaten und Lit.-Hinweisen), 473 f. 32 LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 85; Ähnlich: WESTERFELD, Beiträge, S. 65. 33

KLÖNTRUP

II, S. 35;

WESTERFELD, Beiträge, S. 6 5 ;

DELLA V A L L E , S. 2 2 7 , d e r d a z u

sagt:

« I m allgemeinen entrichteten alle Zehntpfliditigen während des Mittelalters die von altersher feststehende dritte oder vierte Garbe in Roggen, H a f e r , Gerste oder Weizen nach dem ortsüblichen M a ß , wenn keine besondere Vorschrift gegeben w a r » . 34 KLÖNTRUP I, S. 1 7 3 f . ; DELLA VALLE, S. 228. Seiner Meinung nach w a r die Ablösung in G e l d nicht weit entwickelt, weil dem Berechtigten bei Geldwertänderungen die Naturalleistung gesicherter als eine Geldabgabe w a r . Ebd., S. 227. So auch: BUCHENBERGER, Agrarwesen, S. 1 1 8 . 35 KLÖNTRUP I I , S. 3 5 , bezeichnet besonders den Blutzehnten als drückend, da der Berechtigte dem Eigenbehörigen jedes zehnte Stück V i e h entziehen konnte. Ebenso: DELLA VALLE, S. 228, der aber darauf hinweist, daß von dieser Möglichkeit selten in vollem U m f a n g e G e brauch gemacht wurde. — WENZEL, S. 273 f., stellt f ü r Herzebrock fest, daß der Zehnte von den Bauern v o r allem beim Großvieh als drückend empfunden wurde und die Eigenbehörigen sich der Ablieferung durch H a l t e n eines entsprechend geringeren Viehbestandes zu entziehen versuchten. — ROSCHER, Ackerbau, S. 473, urteilt über den Zehnten: er hindert, Arbeit und K a p i t a l in größerem Maße als bisher auf dem Boden einzusetzen und wirkt auch gegen eine Veränderung der Fruchtfolge, da der Berechtigte nicht das Risiko einer Einnahmeschmälerung laufen wollte. — BUCHENBERGER, Agrarwesen, S. 1 1 8 , argumentiert mit dem betriebswirtschaftlichen Hinweis, daß, bes. in späterer Zeit bei intensiverer Wirtschaftsweise, der Zehnte als gleichbleibende Abgabe v o m Roherträge den geringeren Ertrag stärker belaste als den besseren, weil bei diesem die Betriebskosten relativ geringer seien. — Seiner Meinung nach stand die Zahlung des Zehnten sogar mit einer Abneigung gegen den landwirtschaftlichen Betriebsfortschritt in unmittelbarem Zusammenhang. — F ü r die UnWirtschaftlichkeit des Zehnten sprechen noch die Schwierigkeiten des Einsammelns und der hohe Körnerverlust. BUCHENBERGER,

ebd.; ROSCHER, 38

ebd.

WESTERFELD, Beiträge, S. 66. 39

auch als «ordentliche jährliche P r ä s t a n d e n » 3 7 . Dieses N a t u r a l e n t g e l t verschiedenartigsten U r s p r u n g s m u ß der pflichtige B a u e r an den G r u n d h e r r e n entrichten. D i e wichtigste A b g a b e ist hierunter die A b l i e f e r u n g v o n G e t r e i d e , dem sog. «Pacht»- o d e r «Schuldk o r n » 3 8 . H a u p t s ä c h l i c h w u r d e n R o g g e n u n d H a f e r abgeliefert, "Weizen f e h l t nach STÜVE 3 9 . D e r des öfteren in d e r landesgeschichtlichen L i t e r a t u r g e n a n n t e « H u n d e h a f e r » 40 u n d auch die « R a u c h h ü h n e r » sind e b e n f a l l s u n t e r diese A b g a b e n z u zählen. D i e Q u a l i t ä t der g e n a n n t e n N a t u r a l a b g a b e n h i n g natürlich sehr v o m g u t e n W i l l e n der Pflichtigen a b 4 1 . Z w e i f e l l o s sind, u m einer w i l l k ü r l i c h e n Bemessung v o r z u b e u g e n , in vielen F ä l l e n U m w a n d l u n g e n in G e l d z a h l u n g e n e r f o l g t 4 2 . Urspriirtglich h a b e n diese N a t u r a l l e i s t u n g e n zehntähnlichen C h a r a k t e r g e h a b t 4 3 . A u f die wirtschaftliche B e u r t e i l u n g dieser A b g a b e n w u r d e bereits eingegangen. D a s H a u p t a r g u m e n t gegen sie ist ihre U n v e r e i n b a r k e i t mit einer intensiven L a n d w i r t s c h a f t , ihre h o h e n V e r w a l t u n g s k o s t e n i n f o l g e des erforderlichen K o n t r o l l p e r s o n a l s u n d die N o t w e n d i g k e i t z u einer g r o ß e n V o r r a t s b i l d u n g 4 4 . H i n z u k o m m t die L a s t , die d e m Berechtigten d a d u r c h entsteht, d a ß er f ü r d e n V e r k a u f des Getreides S o r g e t r a g e n m u ß t e , denn er w o l l t e diese N a t u r a l a b g a b e n ja in G e l d v e r w a n d e l n .

j. Hand-

und

Spanndienste

I m F ü r s t e n t u m O s n a b r ü c k w a r , w i e die g e n a n n t e n grundherrlichen B e z ü g e aller A r t z e i g e n , eine nicht kleine Z a h l d e r a r t i g e r A b g a b e n v o r h a n d e n 4 5 . D o c h stellten sie noch nicht die g a n z e B e l a s t u n g des eigenbehörigen Bauernstandes dar. H i n z u k o m m e n noch die v o n den B a u e r n z u leistenden Dienste, die als H a n d - u n d S p a n n d i e n s t e je nach 3 7 RICHARD, S. 48, zählt darunter: Korn (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Speltkorn, STOßE Bohnen), Schweine und Hammel, Hühner sowie Gänse und Eier, Hand- und Spanndienste, Geldleistungen unter verschiedenen Namen, Flachs sowie Hanf und Rübsamen. 38 MOSER III, S. 323, meint, Schuldkorn sei kein Pachtkorn, Schuldschwein oder H o l z schwein kein Pachtschwein. Eine nähere Begründung für diese Differenzierung gibt er nicht. Vielleicht will er jedoch damit auf die Ursprünge der Abgaben hinweisen. — STÜVE II, S. 655, spricht von der Kornpacht als dem wichtigsten Naturalentgelt und weist bei den Naturalgefällen darauf hin, daß die Rechtsgründe der Leistungen nur selten auseinander gehalten wurden. Ebd., S. 366. 39 STÜVE II, S. 655. — Weizen war aber doch als Abgabe vorhanden. Vgl. siebentes Kapitel dieser Untersuchung. 40 Ursprünglich eine Abgabe zur Bestreitung der Kosten der herrschaftlichen Jagdhunde.

W E S T E R F E L D , B e i t r ä g e , S . 64. 4 1 STÜVE II, S. 366. Nach RICHARD, S. 263, legte man bei Schweinen bestimmte Gewichte fest: leichtes Schwein = 75 Pfd., mittleres Schwein = 100 Pfd., schweres Schwein = 125 P f d . — ROSCHER, Ackerbau, S. 473, weist in diesem Zusammenhang auf die Redewendung der damaligen Zeit hin: «Mager wie ein Zinshahn». 42 WESTERFELD, Beiträge, S. 67, nennt eine Anzahl derartiger Geldbezüge, die den öffentlichen Kassen oder privaten Berechtigten zuflössen: Andreasgeld, Berggeld, Dreschergeld, Gänsegeld, Heugeld, Herbstgeld, Hirsegulden, Kampgeld, Kirchmeßgeld, Kohlengeld, Kreuzgeld, Leingeld, Maigeld, Reifgeld, Rindgeld, Riegelgeld, Schuldgeld, Stöppelschilling, Wagendienstgeld. — Ähnlich: DÜRING, Börstel, S. 226; RICHARD, S. 334. 43 DÜRING, Börstel, S. 226 und WESTERFELD, Beiträge, S. 63, sprechen von der 3. und 4. Garbe, die je nach Bodengüte abzuführen war. Sie wurde aber spätestens im 16. Jahrhundert fast überall in eine fixe Kornpacht umgewandelt. 44

HECICEL, W . d . V .

Nach LÜTGE, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S. 95, ist es nicht immer eindeutig zu klären, «ob eine fixierte Geldsumme nur ein Geldmaß für abzuliefernde Naturalien darstellte oder tatsächlich in Geldeinheiten geleistet werden mußte». 45

40

d e r H o f e s g r ö ß e z u leisten sind48. « D i e beschwerlichste u n d drückendste L a s t

unserer

H a u s g e n o s s e n , E i g e n b e h ö r i g e n u s w . ist u n s t r e i t i g d e r S p a n n d i e n s t u n d d e r H a n d d i e n s t . E s bedarf g e w i ß w e n i g Einsicht, u m z u beurtheilen, welcher beträchtlicher

Nachtheil

d e m E r b s i t z e r d a r a u s e r w a c h s e n m u ß , w e n n er alle W o c h e n einen g a n z e n T a g

mit

seinem S p a n n e , W a g e n u n d z w e e n Knechten v o n der W e h r e abwesend seyn u n d einem D r i t t e n d i e n e n m u ß 4 7 . » H i e r z u k o m m t d i e bereits i m 1 6 . J a h r h u n d e r t seitens S t a a t u n d G r u n d h e r r e n einsetzende T e n d e n z zu einer allgemeinen Steigerung der Dienste48. U r sprünglich w a r a l l e r d i n g s d e r D i e n s t nicht ü b e r m ä ß i g d r ü c k e n d 4 0 u n d w e g e n des a n f a n g s g e r i n g e n W e r t e s u n d oft schlechter V e r w e n d u n g s m ö g l i c h k e i t e r f o l g t schon f r ü h eine U m w a n d l u n g in D i e n s t g e l d 5 0 . D i e Dienstberechtigten sind p r i v a t e

Grundherren

u n d d e r L a n d e s h e r r , dieser in seiner Eigenschaft als T r ä g e r d e r S t a a t s g e w a l t w i e als G r u n d h e r r 5 1 . H a n d - u n d Spanndienste, welche an die p r i v a t e n G r u n d h e r r e n zu leisten s i n d , s i n d o f t w ö c h e n t l i c h z u e r b r i n g e n 5 2 . T e i l w e i s e w e r d e n sie a u c h

«Hofdienste»53

46 WENZEL, S. 2 7 0 , stellt i m G e g e n s a t z zu Osnabrück f ü r H e r z e b r o c k fest, daß d o r t die Dienste s p ä t e r nicht mehr regelmäßig, sondern n u r noch zu besonderen Gelegenheiten zu leisten sind. 47

RICHARD, S. 2 6 6 .

48

N a c h STÜVE I I , S. 368, v e r l a n g t der Bischof schon v o r 1 5 5 0 v o n den (auf fürstlichem M a r k e n g r u n d e erbauten) M a r k k o t t e n den F u ß - und S p a n n d i e n s t als Wochendienst, eine F o r derung, die s p ä t e r eingeschränkt w i r d . — DÜHNE, S. 1 3 , teilt d a z u mit, d a ß die M a r k k ö t t e r bereits bis z u r ersten H ä l f t e des 1 7 . J a h r h u n d e r t s sich v o m Fußdienst f r e i g e k a u f t haben. 49 U r s p r ü n g l i c h leisteten v o n allen i m Fürstentum v o r h a n d e n e n V o l l e r b e n ( - H ö f e n ) n u r 36 jährlich einen Spanndienst. D e r R e s t w a r f r e i . F ü r die landesherrlidien Eigenbehörigen w u r d e d e r Dienst im L a n d e s v e r t r a g v o n 1 4 9 5 auf je 1 4 T a g e im J a h r festgesetzt. DÜRING, B ö r s t e l , S. 2 2 8 ; STÜVE I I , S. 586. — ROSCHER, A c k e r b a u , S. 470, urteilt über dieses P r o b l e m : « W a s die F r o n d e n a n b e t r i f f t , so f o r d e r t e die e x t e n s i v e L a n d w i r t s c h a f t des mittelalterlichen B a u e r n noch w e n i g A r b e i t ; er hatte folglich A r b e i t s k r a f t v i e l eher im Überschüsse als G e l d . U m w a n d l u n g d e r N a t u r a l d i e n s t e in G e l d a b g a b e n w ü r d e f ü r ihn n u r d a n n v o r t e i l h a f t sein, w e n n er nachmals in d e r f r e i g e w o r d e n e n Z e i t mehr G e l d verdienen könnte, als seine A b lösungssumme beträgt.» 50 Bischof P h i l i p Sigismund v e r l a n g t bereits w i e d e r i m J a h r e 1 6 0 2 A b l e i s t u n g v o n Diensten in n a t u r a . D e s h a l b müssen D i e n s t g e l d z a h l u n g e n im 1 6 . J a h r h u n d e r t längst üblidi gewesen sein.

STÜVE I I , S . 5 8 6 . 51

I n welchem V e r h ä l t n i s die Dienste an den L a n d e s h e r r e n o d e r die p r i v a t e n G r u n d h e r r e n zu leisten w a r e n , ist generell nicht zu sagen. E b e n s o w e n i g ist das M a ß der Belastung schledithin anzugeben. Beides h a t im L a u f e d e r Z e i t geschwankt: bereits im 1 6 . J a h r h u n d e r t w i r d d a r ü b e r gestritten, o b d e r Dienst d e m L a n d e s h e r r e n o d e r den G r u n d h e r r e n zustehe. KLÖNTRUP I I , S . 1 3 6 f f . ; STÜVE I I , S . 6 5 -"

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Direkte Staatssteuern im Fürstentum Osnabrück bis zum Dreißigjährigen Kriege

Jahr

Steuerobjekt

Anmerkung

1350 1456 1489 1512 1519 15*5

Kopfsteuer (wahrsch.) Kopfsteuer Viehsteuer Kopfsteuer Kopfsteuer Kopfsteuer

Klassifiziert

1532 1534 1542 1 554 1555

1573

Kopfsteuer Kopfsteuer Türkensteuer (wahrsch.) Kopfsteuer Kopfsteuer Viehsteuer Akzise Viehsteuer Erb-(Grund-)Steuer Gewerbesteuer Viehsteuer Kopfsteuer Erb- (Grund-) Steuer

1574 1576

Viehsteuer Viehsteuer

1593 1599 1600 1602

Erb-(Grund-)Steuer Feuerstättensteuer löst Viehsteuer ab Erb-(Grund-)Steuer Erb-(Grund-)Steuer Kopfsteuer

1604 1609 161 $ 1619

Viehsteuer Erb-(Grund-)Steuer Viehsteuer Kopfsteuer

1556 1557 1557 1558

IJ98

je 6 sch. f ü r Mann und Frau, 1—2 sch. für Kinder und Dienstboten Hausherr und Frau je 1 rthl., Dienstboten 4 sch. für 3 Jahre auf lebenswichtige Import- und Exportgüter blieb jetzt 20 Jahre für Knedite und Mägde, auch Grundherren herangezogen telils auch durch Grundherren bezahlt, Einteilung in Klassen seit 1556 bestehend, dann neu beschlossen, blieb 20 Jahre lang bestehen Ritterschaft und Domkapitel, ebenso Stadt Osnabrück herangezogen 4 X je 1 rthl. 17 Klassen, auch für Stände: Domprälat zahlt 6 rthl., Magd 9 Pfg. dreifach erhoben

Zusammengestellt aus: DÜHNE, S. 2 2 .

STÜVE, Examen Exemtorum, S. 333ff. STÜVE I I , S . 3 0 , I J 9 , 1 8 2 f . , 4 0 3 , 4 2 8 , 5 0 5 , 5 8 7 f . , 7 0 0 . VINCKE, L a g e , S . 6 4 . WESTERFELD, B e i t r ä g e , S . 6 9 . W R ASM ANN, S . 71.

146

Handwerksordnung (Löhnungstabelle) vom 27. 3. 1 7 0 2 , mit Hinweis d a r a u f , daß das entsprechende Edikt des Bischofs Philip Sigismund die Grundlage der untenerwähnten Lohnsätze bildet: (St. A . O . A A 23, N r . 4) «Es soll biß Michaelis thäglich . . . nachspecificirtes gegeben werden»: ohne K o s t Sch. P f g . Maurermeister Steinhauer Geselle Handlanger

mit K o s t Sch. P f g .

7 6 6

-

4

-

Zimmermeister Zimmerknecht Sagenschneider Rademacher

6

-

4

8 S s

2 2

-

2 1

-

Dachdeckermeister Geselle Handlanger Strohdecker Handlanger

5 4 4 4 4

3 8

2 2

4

Kleinschnitzlermeister Geselle Lehrjunge

7 4 3

K o r n - und Grasmäher Strohschneider Drescher Taglöhner 1 F r a u f ü r Waschen usw.

4 4 4 3 3

-

-

-

_ 8 6 S 8 8 6 -

3 3 2 r

1 2 1 3 2 1

1 Halbknecht 1 Schäfer 1 Vollmagd

-

4 9 6 -

4 9 -

9

_ 4 9

2 2 1 1 1

"Weitere Angaben über Gesindelöhne (dabei gewährt man der Anmietung — einen « W e i n k a u f f » ) : 1 Vollknecht

-

6 -

offenbar als H a n d g e l d bei

SommerS rthl. Winter 5 rthl. Sommer 2 1 /» rthl. Winter i 1 /* rthl. Sommer4 rthl. Winter 2 rthl. Sommer 2 rthl. Winter 2 rthl.

D a s Weinkaufsgcld beträgt jeweils f ü r 1 J a h r Anmietung etwa 7—10 Sch. — Die Arbeitszeit geht von 4 U h r früh bis 7 U h r abends «und die ruhestund» von 7—8 und 1 1 — 1 3 U h r ; v o n Michaelis bis Ostern ist Dienstzeit von 6 U h r f r ü h bis 5 U h r abends, wobei ein Viertel des obenerwähnten Lohnes abzuziehen ist und die Morgenruhestunde w e g f ä l l t . Bei Arbeit im Turnus des Sommerzeitplans zahlt man die volle Löhnung.

147

Anzahl der Handwerker im Fürstentum Osnabrück aus 57 74 135 22 368 132 20 96 159 170 239 19 60 139 42 351 99 100 55 4$ 41 13 ii

STÜVE,

Gewerbswesen, S.

23

ff.

Mühlen Kaufleute Kramer Feldschere Bierbrauer Bierzapf er Branntweinbrenner Bäcker Schneider Schuster Schmiede Glaser Leineweber Wollenweber oder Tuchmacher Zimmerleute Sägenzieher oder Zimmerknechte Pflug- oder Rademacher Holsdien- oder Mollenhauer Böttcher Drechsler oder Stuhlmacher Tischler Sattler oder Riemenschneider Töpfer oder Ziegler

Gewerbetreibende verschiedener Ortschaften im Ksp. Bramsche Bramsche Achmer Kauf- od. Handelsleute Krämer 0. Höckerer Bierbrauer Bierzapfer Branntweinbrenner Bäcker Schmiede Schuster Schneider Linnenweber Wollweber Zimmerleute Sagensnider (Sägenschneider) Hollschen-Moltenhauer Bötticher Drechsler, Stuhlmacher Tischler, Schreiner

9 5 15 4 1 4 7 12 4

Insgesamt Kirchsp. Bramsche

9$

-

_ 1

2 1 -

1 3 1

_ _ -

_

_

-

-

-

1

Rieste

Epe

_ _

_ _

-

-

-

2 1 —

Sögeln

-

-

-

-

-

-

-

-

1 1

-

-

-

-

-

1 1 6 1

-

-

-

-

-

-

-

2

1 5 2

1 3

1

16

Pente

-

-

-

7 1

-

-

-

-

2 -

-

-

-

-

-

-

-

1

-

-

-

-

-

-

-

6

2

10

3

21

Hesepe b. Bramsche hatte keine Handwerker. — Aus: H A S E M A N , S. 70 (unt. Hinw. a. das Steuerregister vom Jahre 1667, St. A. O. Rep. 9, Ab. 88, Nr. 76). — (Hollschen-Moltenhauer •= holzbearbeitende Handwerker, u. a. Holzschuhmacher, eig. Anm.) 148

GEWERBEBETRIEB, S. 66, nennt f ü r Kirchspiel und Dorf Ankum, Amt Fürstenau, folgende Handwerker im Jahre 1667:

Töpfer und Ziegler Sattler und Riemenschneider Schreiner und Tischler Drechsler und Moltenhauer Pflug- und Rademacher Sägenschneider und Zimmerknechte Zimmermann Wollweber und Tuchmacher Glaser Schneider

Schuster Schmiede Bäcker Branntweinbrenner Bierzapfer Bierbrauer Feldscher Krämer Kauf- und Handelsleute Müller

1 1 -

3 2 6 1 3 5

6

4 7 -

9 15 1 5 4 4

Getreidepreise im Fürstentum Osnabrück von 1624—1780. Die «Osnabrücker Korntaxe» Jahr

1 Malter Weizen

1624

1640

9 11 11 9 9

1650

10,5

1660

1730

8 6 7.5 6 8 9 10 9

1625 1626 1630

1670 1680 1690 1700 1710 1720

1 Malter Roggen (alles in rthl.) 6 8,5 5 6 7 8 6 4 5 5 5 6 8 5 7 12 6

1739

10

1740

18

17J0

1757

10 16

1758

18

8

I7J9

15 20 3° 14 J2 11 11

10 13 24 10

1760 1761 1762 1763 1770 1780

8

8 10

9

1 Malter Gerste

5-5 6 4.2 s 6 5.5 6 4 4 4 5 5 5-5 6 4 5.5 8 5.5 7,5 8 7.5 10 21 9 6 7 7

1 Maltc-r Hafer

3 2.5 3 2,5 2.5 2.5 2

2,25 2

3 3 3 3.5 2.5 3.5 4 3 5,5 6 6 8 20,5

7,5 3.5 5 5

Aus: H A S E M A N N , S. 1 4 3 (unt. Hinw. a. «Allgemeiner Reichs-Calender für das Hochstift Osnabrück» vom Jahre 1 7 8 3 ) . Der Raumersparnis halber gibt er die Preise nur von zehn zu zehn Jahren an, bei erheblichen Preisschwankungen die aufeinanderfolgender Jahre. Vgl. auch die im achten Kapitel dieser Untersuchung erwähnte Zusammenstellung von F I S C H E R . 149

M a ß e und M ü n z e n im Gebiet des Fürstentums Osnabrück (nach T w e l b e c k )

Längenmaße i Meile: Im Fürstentum Osnabrück kein bestimmtes Maß, sondern bedeutet eine Strecke, die ein Fußgänger ohne Anstrengung in zwei Stunden zurücklegen kann. Genaue Längenmaße anzugeben ist — nach TWELBECK, S. 3 — infolge vorher herrschender Unklarheiten erst ab 1780 möglich.

Flächenmaße 1 Malter Saat 1 Scheffel Saat 1 Viertel

= = =

12 Scheffel Saat 4 Viertel 4 Becher

1 Scheffel Saat 1 Viertel 1 Becher

= 1779 m2 = 11,79 Ar (a) = 295 n r oder 2,95 Ar = 74 m2 oder 0,74 Ar

2 Scheffel Saat 1 Morgen 4 Morgen

= = =

1 Morgen 25 Ar, also: 100 Ar = 1 ha

Getreidemaße 1. Malter 1 Scheffel 1 Viertel

= = =

12 Scheffel 4 Viertel 4 Becher

1 Scheffel

= = = =

30 Pfd. 40 Pfd. 44 Pfd. 50 Pfd.

Hafer Gerste Roggen Weizen

Gewichtsmaße 32 Lot 1 Osnabr. Pfund = — 16 Unzen 1 Unze = 2 Lot 1 Zenter = 10S Osnabrückische Pfund 1 Osnabr. Pfund = 500 g (etwa). Die Maße, bes. die Flächenmaße sind — nach TWELBECK, S. 6 f. — im Fürstentum Osnabrück nicht einheitlich gewesen. Man verwendete Osnabrücker, Dammer, Ankumer, Menslager, Quachenbrücker Maß.

Münzen Recheneinheiten waren im 16. Jh. in Osnabrück Mark, Schilling und Pfennig. Geprägt wurden nur Pfennige, Halb- und Viertelpfennige: Mark und Schilling waren nur Rechengrößen. TWELBECK, S. 1 0 f f .

1 Mark 1 Schilling

= =-

12 Schilling 12 Pfennig

Ab 1400 waren im Gebiet des Fürstentums Goldgulden in Umlauf, deren Verhältnis zur Mark schwankend war, ursprünglich waren: 1 Goldgulden = 7—8 Schillinge, 1533 aber 1 Goldgulden = 28 Schillinge Entwertung erfolgt infolge des geringer gewordenen Silbergehalts des Schillings. 150

Nach 1500 redinet man im Fürstentum nach T a l e r n (rthl.), seit 1554 bis ins 19. J a h r h u n d e r t hinein ausschließlich oder überwiegend danach. Es w u r d e n gerechnet: 21 Schillinge (Sch.) 12 Pfennige (Pfg.) 1 Heller

1 rthl. 1 Sch. 2 Pfg. Weitere Währungsrelationen sind: 1 1 1 1 1

1 Vierteltaler 5 Sch. j P f g . 1 rthl., bis 1670, d a n n : V« rthl. Vs rthl.

Ortstaler Vierteltaler Joachimstl. Joachimstl. Speziestl. (harter Taler)

In Niedersachsen sind Gute Groschen (gg) und Mariengroschen (mgr) in U m l a u f , die im 17. und 18. J h . auch im Fürstentum Osnabrück geprägt werden: 1 rthl. 1 gg. 1 rthl,

= 24 ggr. = Pfg. = l o V i P f g . in Osnabrück =• 36 mgr. = 252 P f g . Umrechnung unter Berufung auf

KLÖNTRUP.

Währungsrelationen aus nord- und westeurop. bzw. deutschen Territorien (ausführlicher v g l . TWELBECK, S . 1 7 f f . ) :

1 1 1 1

rthl. rh. Gulden rthl. holl. Gulden

= = = =

iVs rhein. Gulden, also: 14 Osnabr. Schill. 2V2 holländ. Gulden, also: 8 Osnabr. Schill, (etwa).

Ferner stand 1 rthl. zu anderen im Umlauf befindlichen Münzen bzw. Recheneinheiten in folgender Relation: = — = — = = = =

21 Osnabr. Schillinge; 28 Münster. Schillinge; 36 Mariengroschen; 30 kaiserl. Groschen; 24 Gute Grosdien; 72 Bremer Grote; 54 Emder Stüber; 90 Kreuzer;

= = =•-• = = = = =

1 D u k a t e n w a r etwa 2 rthl. Osnabrücker W ä h r u n g .

Mi

80 Weißpfennig (albus) 120 Fettmännchen 20 Blaffert 1V2 rhein. Gulden 2V2 holländ. Gulden 54 Petermännchen 252 Osnabr. u. Paderborner Pfg. 336 Münster. Pfennig

Gft. Rietbg. Hochstift Paderborn Amt Strittiges

Reckenberg

(zu

Osnabn)

Gebiet

K a r t e I : Das Fürstentum Osnabrück im nordwestdeutschen R a u m (etwa 1600). Aus: Deutscher Planungs-Atlas Band I I , Niedersachsen. Bremen 1950. (Veröffentlichungen des Niedersächsischen Amtes f ü r Landesplanung und Statistik, Reihe K (Kartenwerke) Band I X , Bl.153.)

1:350000 0

5

10

15

20 km

Karte I I : Das Fürstentum Osnabrück im 17. Jahrhundert. Nach Prinz, «Das Territorium des Fürstentums Osnabrück», Göttingen 1934. Karte 6, Grenzen des Fürstentums und der Ämter seit etwa 1370. (Ämternamen unterstrichen.) Das südlich gelegene Amt Reckenberg fehlt, vergleiche die andere Karte.

Verwendete Abkürzungen

A A : Absdinittsarchiv des Niedersädisisdien Staatsarchivs zu Osnabrück (Rep. 100). C C O I, I I : Codex Constitionum Osnabrugensium. 2 Bde. (4 Teile); 1 7 9 3 , 2. Bd. Osnabrück 1 8 1 9 .

i.Bd.

Osnabrück

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54

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Benutzte Literatur Bei Heranziehung von mehreren Abhandlungen desselben Verf. erscheint für die einzelnen Titel jeweils eino Kurzbezeichnung, z. B. BELOW, Agrargeschichte; BELCVW, Ansiedlung; BELO1«7, Flurzwang; usw. Die in den Fußnoten dieser Untersuchung mit dem vollständigen Titel angeführte Literatur wurde zu dieser Arbeit nicht herangezogen. Sie wird deshalb im Literaturverzeichnis nidit genannt. ABEL, Agrarpolitik. Göttingen 1951. Agrarpolitik, Teil I und II. H . d. Sw. Agrarkrisen und Agrarkonjunktur in Mitteleuropa vom 13.—19. Jahrhundert. Berlin 193 j. -^Landwirtschaftspolitik*. Bd. 14 der Handelshochschule. Wiesbaden 1949/53. AEREBOE, Landwirtschaftlidier Arbeiter (Landarbeiter). H . d. St. 4. Aufl. BELOW, VON, Agrargeschichte. H . d. St. 4. Aufl. - , Ansiedlung. H . d. St. 4. Aufl. - , Flurzwang. H . d,. St. 4. Aufl. Die Fürsorge des Staates für die Landwirtschaft, eine Errungenschaft der Neuzeit. Conrads Jahrbücher, Bd. 1 1 0 (1918), S. 702ff. - , Geschichte der deutschen Landwirtschaft des Mittelalters in ihren Grundzügen. Hrsg. aus dem Nachlaß von Friedrich Lütge. Jena 1937. -.Probleme der Wirtschaftsgeschichte. Tübingen 1920. -,Territorium und Stadt. 2. Aufl. München und Berlin 1923. Der Untergang der mittelalterlichen Stadtwirtschaft (Uber den Begriff der Territorialwirtschaft). Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, LXXVI, 3. Folge, 21. Bd. (1901), S- 449ff-. 593ff- , Unfreiheit. W. d. V. 2. Aufl. BRINKMANN, TH., Ackerbau. H. d. St. 4. Aufl. BUCHENBERGER, Agrarwesen und Agrarpolitik. i.Bd., 2. Aufl., bearbeitet von Wygodzinski. Leipzig 1914. (In: Lehr- und Handbuch der Politischen Ökonomie, hrsg. von Ad. Wagner; dritte Hauptabteilung, zweiter Teil.) - , Grundzüge der deutschen Agrarpolitik. Berlin 1899. CONRAD, Agrarpolitik. H . d. St. 3. Aufl. DETTEN, VON, Der Wald als Wirtschafts- und Kulturelement in Altwestfalen. Paderborn 1908. DIETZE, VON, Agrarkrisen. W. d. V. 4. Aufl. Agrarpolitik. W. d. V. 4. Aufl. - , Landarbeiter. W. d. V. 4. Auil. 155

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