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German Pages 609 [610] Year 2016
Friedrich Schleiermacher Kritische Gesamtausgabe V. Abt. Band 11
Friedrich Daniel Ernst
Schleiermacher Kritische Gesamtausgabe Im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen herausgegeben von Günter Meckenstock und Andreas Arndt, Jörg Dierken, Lutz Käppel, Notger Slenczka
Fünfte Abteilung Briefwechsel und biographische Dokumente Band 11
De Gruyter
Friedrich Daniel Ernst
Schleiermacher Briefwechsel 1809⫺1810 (Briefe 3021⫺3560)
Herausgegeben von Simon Gerber und Sarah Schmidt
De Gruyter
Dieser Band wurde im Rahmen der gemeinsamen Forschungsförderung im Akademienprogramm mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung des Landes Berlin erarbeitet.
ISBN 978-3-11-043781-2 e-ISBN (PDF) 978-3-11-042845-2 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-042851-3 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2015 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Umschlaggestaltung: Rudolf Hübler, Berlin Satz: Pagina GmbH, Tübingen Druck und buchbinderische Verarbeitung: Strauss GmbH, Mörlenbach 앝 Printed on acid-free paper 앪 Printed in Germany www.degruyter.com
Inhaltsverzeichnis Verzeichnis der Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII Einleitung der Herausgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXV I. Die Kritische Schleiermacher-Gesamtausgabe . . . . . . . . . . XXXV II. Die V. Abteilung (Briefwechsel und biographische Dokumente) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXV III. Editorische Grundsätze für die V. Abteilung ab Band 10 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXVI 1. Textgestaltung und textkritischer Apparat . . . . . . . . . XXXVI 2. Druckgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXIX Editorischer Bericht der Bandherausgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XLI Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XLIII
Briefwechsel Januar 1809 bis Dezember 1810 Briefe 3021–3560 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Abkürzungen und editorische Zeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 541 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 543
Verzeichnis der Briefe Das * vor der Briefnummer bezeichnet erschlossene Briefe. 3021. Von Henriette von Willich. Poseritz, Sonntag, 1. 1. 1809 bis Montag, 2. 1. 1809 . . . . . . 3022. An Henriette von Willich. Berlin, Sonntag, 1.1. bis Donnerstag, 5. 1. 1809 . . . . . . . . . *3023. Von Hermann Baier. Vor dem 4. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3024. Von Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Vor dem 4. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3025. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Mittwoch, 4. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3026. An Henriette Herz. Berlin, Donnerstag, 5. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3027. Von Friedrich Carl Gottlieb Duisburg. Danzig, Donnerstag, 5. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3028. Von Henriette von Willich. Poseritz, Donnerstag, 5. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3029. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, vor dem 6. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3030. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 7. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3031. An Henrich Steffens. Berlin, Sonnabend, 7. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3032. An Henriette von Willich. Berlin, Sonnabend, 7.1. bis Sonntag, 8. 1. 1809 . . . . . . . . . 3033. Von Henriette von Willich. Poseritz, Sonntag, 8.1. bis Montag, 9. 1. 1809 . . . . . . . . . . . 3034. An Henriette von Willich. Berlin, Montag, 9.1. bis Donnerstag, 12. 1. 1809 . . . . . . . . *3035. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, Dienstag, 10. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3036. An Luise von Willich. Berlin, Donnerstag, 12. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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VIII
Verzeichnis der Briefe
*3037. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 14. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3038. Von Henriette von Willich. Poseritz, Sonnabend, 14.1. bis Sonntag, 15. 1. 1809 . . . . . . 3039. Von Wilhelmine Gaß. Berlin, um den 14. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3040. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Sonntag, 15. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3041. An Henriette von Willich. Berlin, Sonntag, 15.1. bis Donnerstag, 19. 1. 1809 . . . . . . . *3042. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, vor dem 17. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3043. Von David Stubenrauch. Vor dem 17. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3044. An Henriette Herz. Berlin, Donnerstag, 19. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3045. An Henriette von Willich. Berlin, Sonnabend, 21.1. bis Donnerstag, 26. 1. 1809 . . . . 3046. Von Henriette von Willich. Sonntag, 22.1. bis Montag, 23. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . *3047. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, um den 22. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3048. An Friedrich Schlegel. Berlin, Montag, 23. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3049. Von Friedrich Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 24. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3050. Von Henriette von Willich. Poseritz, Dienstag, 24.1. bis Donnerstag, 26. 1. 1809 . . . . *3051. Von Karl August Gottlieb Dreist. Vor dem 26. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3052. Von Friedrich Ludwig Lindner. Vor dem 28. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3053. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 28. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3054. An Henriette von Willich. Berlin, Sonnabend, 28.1. bis Donnerstag, 2. 2. 1809 . . . . . *3055. Von Carl Schleiermacher. Wohl Schmiedeberg, vor dem 29. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . *3056. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, vor dem 31. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Verzeichnis der Briefe
3057. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Gnadenfrei, Mittwoch, 1. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3058. An Henriette Herz. Berlin, Mittwoch, 1.2. bis Donnerstag, 2. 2. 1809 . . . . . . . *3059. Von Wilhelm Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 2. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3060. Von Henriette von Willich. Poseritz, Donnerstag, 2.2. bis Freitag, 3. 2. 1809 . . . . . . . . *3061. An Ludwig Sigismund Anton Baron von Röder. Berlin, Freitag, 3. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3062. An Luise Reichardt. Berlin, Sonnabend, 4. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3063. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, vor dem 5. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3064. An Henriette von Willich. Berlin, Sonntag, 5.2. bis Donnerstag, 9. 2. 1809 . . . . . . . . . 3065. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, vor dem 6. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3066. Von Charlotte von Kathen. Götemitz, vor dem 6. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3067. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Dienstag, 7. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3068. An Charlotte von Kathen. Berlin, Dienstag, 7. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3069. Von Henrich Steffens. Halle, Dienstag, 7. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3070. Von Henriette von Willich. Wohl Poseritz, Mittwoch, 8.2. bis Donnerstag, 9. 2. 1809 . *3071. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, vor dem 9. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3072. An Henriette Herz. Berlin, Donnerstag, 9. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3073. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, um den 9. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3074. Von Friedrich von Raumer. Vor dem 10. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3075. An Carl Gustav von Brinckmann. Berlin, Sonnabend, 11. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3076. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, Sonntag, 12. 2. 1809 oder früher . . . . . . . .
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64 65 65 65 68 68 68 69 74 74 74 75 76 77 81 81 81 81 82 85
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Verzeichnis der Briefe
3077. An Henriette von Willich. Berlin, Sonntag, 12. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 3078. Von Johanna Steffens. Halle, Montag, 13. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 3079. Von Henriette von Willich. Poseritz, Montag, 13. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 *3080. An Friedrich Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Dienstag, 14. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 *3081. An Gerhard von Scharnhorst. Berlin, Dienstag, 14. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 *3082. An Henrich Steffens. Berlin, Dienstag, 14. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 *3083. An Henriette Herz. Berlin, Donnerstag, 16. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 3084. An Henriette von Willich. Berlin, Donnerstag, 16. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 3085. Von Henriette von Willich. Poseritz, Donnerstag, 16. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 *3086. Von Charlotte Pistorius. Um den 16. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 *3087. Von August Wahlert. Vor dem 17. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 *3088. An Friedrich Severin Metger. Berlin, Freitag, 17. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 *3089. An Johann Albrecht Friedrich Eichhorn. Berlin, Sonnabend, 18. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 *3090. An Ludwig Sigismund Anton Baron von Röder. Berlin, Sonnabend, 18. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 *3091. An Johanna Steffens. Berlin, Sonnabend, 18. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 *3092. An Carl Schleiermacher. Berlin, Sonnabend, 18. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 *3093. Von Charlotte Cummerow. Wohl Stralsund, vor dem 19. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 *3094. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, um den 19. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 3095. Von Henriette von Willich. Wohl Poseritz, Sonntag, 19. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 *3096. An Friedrich Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Dienstag, 21. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
Verzeichnis der Briefe
3097. An Henriette von Willich. Berlin, Dienstag, 21.2. bis Donnerstag, 23. 2. 1809 . . . . . . *3098. An Heinrich Christoph von Willich. Berlin, Mittwoch, 22. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3099. An Luise von Willich. Berlin, Mittwoch, 22. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3100. An Henriette Herz. Berlin, Donnerstag, 23. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3101. An Henriette von Willich. Berlin, wohl Donnerstag, 23. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3102. An Friedrich Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Freitag, 24. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3103. An Johann Christoph Wedeke. Berlin, Freitag, 24. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3104. An Christian Gottlieb Konopak. Berlin, Sonnabend, 25. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3105. Von Leopold. Vor dem 26. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3106. An Henriette von Willich. Berlin, Sonntag, 26. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3107. Von Henriette von Willich. Poseritz, Sonntag, 26.2. bis Montag, 27. 2. 1809 . . . . . . . . *3108. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, um den 27. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3109. Von Flöthe. Vor dem 28. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3110. An Henriette von Willich. Berlin, Dienstag, 28.2. bis Donnerstag, 2. 3. 1809 . . . . . . . *3111. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, um den 1. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3112. An Charlotte Cummerow. Berlin, Donnerstag, 2. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3113. An Charlotte Pistorius. Berlin, Donnerstag, 2. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3114. An Jakob Ludwig Salomo Bartholdy. Wohl Berlin, vor dem 3. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3115. Von Henriette von Willich. Poseritz, Freitag, 3. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3116. An Henriette von Willich. Berlin, Freitag, 3.3. bis Sonnabend, 4. 3. 1809 . . . . . . . . . .
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Verzeichnis der Briefe
*3117. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, um den 3. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3118. An David Stubenrauch. Berlin, Sonnabend, 4. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3119. An Caroline Wucherer. Berlin, Sonnabend, 4. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3120. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, Sonnabend, 4. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3121. Von Jakob Ludwig Salomo Bartholdy. Wien, Sonnabend, 4. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3122. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonntag, 5. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3123. Von Henriette von Willich. Poeseritz, Sonntag, 5.3. bis Montag, 6. 3. 1809 . . . . . . . . . . *3124. Von Johann Christoph Wedeke. Vor dem 6. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3125. An Henriette von Willich. Berlin, Montag, 6.3. bis Donnerstag, 9. 3. 1809 . . . . . . . . . *3126. Von Henriette Herz. Um den 6. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3127. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Dienstag, 7. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3128. Von Johann Albrecht Friedrich Eichhorn. Vor dem 8. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3129. An August Wahlert. Berlin, Mittwoch, 8. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3130. Von Henriette von Willich. Poseritz, Mittwoch, 8. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3131. An Henriette Herz. Berlin, Donnerstag, 9. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3132. Von Hermann Baier. Vor dem 10. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3133. An Karl Thiel. Berlin, Freitag, 10. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3134. An Theodor Schwarz. Berlin, Sonnabend, 11. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3135. Von Heinrich Christoph von Willich. Sagard, Sonnabend, 11. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3136. An Henriette von Willich. Berlin, Sonntag, 12. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
125 125 125 126 126 128 129 132 132 135 136 138 138 139 143 143 143 143 144 146
Verzeichnis der Briefe
3137. Von Henriette von Willich. Poseritz und Sissow, Sonntag, 12. 3. 1809 bis Montag, 13. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3138. Von Luise von Willich. Götemitz, Sonntag, 12.3. bis Donnerstag, 16. 3. 1809 . . . . *3139. Von Carl Schleiermacher. Wohl Schmiedeberg, vor dem 13. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . 3140. Von Johannes Karl Hartwig Schulze. Weimar, Montag, 13. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3141. Von Henrich Steffens. Halle, Montag, 13. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3142. Von Heinrich Karl Abraham Eichstädt. Wohl Jena, vor dem 14. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3143. An Hermann Baier. Berlin, Dienstag, 14. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3144. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Dienstag, 14. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3145. An Johann Christoph Wedeke. Berlin, Dienstag, 14. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3146. Von Friederike Israel. Wohl Stralsund, Dienstag, 14. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . *3147. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Mittwoch, 15. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3148. An Caroline Wucherer. Berlin, Mittwoch, 15. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3149. An Henriette von Willich. Berlin, Mittwoch, 15.3. bis Donnerstag, 16. 3. 1809 . . . . . *3150. Von Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 16. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3151. An Henriette Herz. Berlin, Donnerstag, 16. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3152. Von Henriette von Willich. Poseritz, Donnerstag, 16. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3153. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, um den 16. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3154. Von Charlotte von Kathen. Wohl Götemitz, um den 16. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3155. Von Johanna Steffens. Wohl Halle, um den 16. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3156. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Freitag, 17. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
XIII
149 152 155 155 156 157 157 157 157 157 160 160 161 164 164 164 166 166 166 166
XIV
Verzeichnis der Briefe
3157. Von Friedrich Severin Metger. Stolp, Freitag, 17. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3158. Von Henriette von Willich. Poseritz, Freitag, 17.3. bis Montag, 20. 3. 1809 . . . . . . . . . *3159. An Karl August Gottlieb Dreist. Berlin, Sonnabend, 18. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3160. An Henriette von Willich. Berlin, Sonnabend, 18.3. bis Sonntag, 19. 3. 1809 . . . . . . . *3161. An Henriette Herz. Berlin, Sonntag, 19. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3162. Von Karl Thiel. Vor dem 20. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3163. An Henriette von Willich. Berlin, Mittwoch, 22.3. bis Donnerstag, 23. 3. 1809 . . . . . 3164. Von Henriette von Willich. Poseritz, Freitag, 24. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3165. An Henriette von Willich. Berlin, Freitag, 24.3. bis Sonntag, 26. 3. 1809 . . . . . . . . . . . 3166. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Freitag, 24. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3167. An Friedrich von Raumer. Berlin, Sonnabend, 25. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3168. An Luise Reichardt. Berlin, Sonnabend, 25. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3169. An Friedrich Schultz. Berlin, Sonnabend, 25. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3170. An Henrich Steffens. Berlin, Sonnabend, 25. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3171. Von Philipp Konrad Marheineke. Hildesheim, Sonnabend, 25. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3172. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, um den 25. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3173. An Henriette Herz. Berlin, Sonntag, 26. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3174. An Charlotte von Kathen. Berlin, Sonntag, 26. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3175. Von Johann Christoph Wedeke. Vor dem 28. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3176. An Henriette von Willich. Berlin, Dienstag, 28.3. bis Donnerstag, 30. 3. 1809 . . . . . .
167 169 172 173 176 176 176 180 182 186 189 190 190 191 191 194 194 194 195 195
Verzeichnis der Briefe
*3177. An Henriette Herz. Berlin, Donnerstag, 30. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3178. An Luise von Willich. Berlin, Donnerstag, 30. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3179. An Tante Willich. Berlin, Donnerstag, 30. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3180. Von Henriette von Willich. Poseritz, Donnerstag, 30.3. bis Freitag, 31. 3. 1809 . . . . . . 3181. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Gnadenfrei, Freitag 31.3. bis Sonntag, 16. 4. 1809 . . . . . . . *3182. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, um den 1. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3183. An Henriette von Willich. Berlin, Sonntag, 2. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3184. Von Henriette von Willich. Poseritz, Sonntag, 2.4. bis Montag, 3. 4. 1809 . . . . . . . . . . . *3185. An Friedrich Heinrich Christian Schwarz. Berlin, vor dem 3. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3186. Von Friedrich Heinrich Christian Schwarz. Heidelberg, Montag, 3. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3187. Von Charlotte von Kathen. Wohl Götemitz, um den 3. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3188. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Dienstag, 4. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3189. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, Dienstag, 4. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3190. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Dienstag, 4. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3191. Von Henriette von Willich. Poseritz, Dienstag, 4.4. bis Freitag, 7. 4. 1809 . . . . . . . . . . . *3192. Von Karl August Gottlieb Dreist. Vor dem 5. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3193. Von August Boeckh. Heidelberg, Mittwoch, 5. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3194. An Henriette von Willich. Berlin, Mittwoch, 5.4. bis Donnerstag, 6. 4. 1809 . . . . . . . *3195. Von Karl Daub. Wohl Heidelberg, um den 5. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3196. An Charlotte Cummerow. Berlin, Donnerstag, 6. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
XV
199 199 200 200 204 207 207 210 214 214 217 217 217 218 220 223 224 225 228 228
XVI
Verzeichnis der Briefe
*3197. An Henriette Herz. Berlin, Donnerstag, 6. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3198. An Johanna Herz. Berlin, Donnerstag, 6. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3199. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, um den 6. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3200. Von Luise Reichardt. Halle, Sonnabend, 8. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3201. An Henriette Herz. Berlin, Sonntag, 9. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3202. Von Henriette von Willich. Poseritz, Montag, 10. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3203. An Henriette von Willich. Berlin, Montag, 10.4. bis Donnerstag, 13. 4. 1809 . . . . . . . *3204. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, um den 10. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3205. Von Henrich Steffens. Vor dem 11. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3206. Von Johann Christoph Wedeke. Vor dem 11. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3207. An Johann Wilhelm Ritter. Berlin, Dienstag, 11. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3208. Von Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 12. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3209. Von Friedrich Schultz. Vor dem 12. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3210. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Mittwoch, 12. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3211. Von Charlotte Cummerow. Stralsund, Donnerstag, 13. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3212. Von Henriette von Willich. Poseritz, Donnerstag, 13.4. bis Freitag, 14. 4. 1809 . . . . . . *3213. Von Charlotte Pistorius. Um den 13. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3214. An Philipp Konrad Marheineke. Berlin, Sonnabend, 15. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3215. Von Henriette von Willich. Poseritz, Sonnabend 15.4. bis Montag, 17. 4. 1809 . . . . . . 3216. An Henriette von Willich. Berlin, Sonntag, 16. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
229 229 229 229 231 231 233 237 237 239 239 239 239 239 240 242 245 245 245 249
Verzeichnis der Briefe
3217. An Henriette von Willich. Berlin, Sonntag, 16.4. bis Donnerstag, 20. 4. 1809 . . . . . . . *3218. An Sophie Schlichtkrull. Berlin, Donnerstag, 20. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3219. Von Luise von Willich. Poseritz, Freitag, 21. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3220. Von Susanne Stubenrauch. Vor dem 22. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3221. An Johann Wilhelm Süvern. Berlin, Dienstag, 25. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3222. An Johann Christoph Wedeke. Berlin, Dienstag, 25. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3223. An Karl August Gottlieb Dreist. Berlin, Mittwoch, 26. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3224. An Wilhelm von Humboldt. Berlin, Mittwoch, 26. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3225. An Luise Reichardt. Berlin, Mittwoch, 26. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3226. An Henrich Steffens. Berlin, Mittwoch, 26. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3227. Von Heinrich Christoph von Willich. Sagard, Sonnabend, 29. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3228. An Heinrich Christoph von Willich. Poseritz, Sonntag, 30. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3229. An Charlotte Cummerow. Poseritz, Montag, 1. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3230. An Joachim Christian Gaß. Poseritz, Montag, 1. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3231. Von Charlotte Cummerow. Wohl Stralsund, vor dem 2. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3232. Von Friederike Israel. Wohl Stralsund, vor dem 2. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3233. An Charlotte Pistorius. Poseritz oder Götemitz, Dienstag, 2. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . *3234. An Heinrich Christoph von Willich. Poseritz oder Götemitz, Dienstag, 2. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . 3235. Von Heinrich Christoph von Willich. Sagard, Mittwoch, 3. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3236. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Donnerstag, 4.5. bis Freitag, 5.5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . .
XVII
251 254 255 256 256 257 257 257 257 257 257 259 259 260 261 261 261 262 262 263
XVIII
Verzeichnis der Briefe
*3237. Von Leopold von Lützow. Vor dem 5. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3238. An Christian Gottlieb Konopak. Stralsund oder Götemitz, Freitag, 5. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . *3239. An Charlotte Cummerow. Poseritz oder Sissow, Sonntag, 7. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . *3240. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Poseritz oder Sissow, Sonntag, 7. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . *3241. An Johann Albrecht Friedrich Eichhorn. Poseritz oder Sissow, Sonntag, 7. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . *3242. Von Carl von Winterfeld. Vor dem 10. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3243. An Sophie Schlichtkrull. Sagard, Freitag, 12. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3244. An Luise von Willich. Sagard, Freitag, 12. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3245. Von Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 15. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3246. Von August Christian Wilhelm Grunow. Berlin, vor dem 15. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3247. Von Carl Schleiermacher. Wohl Schmiedeberg, vor dem 15. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . *3248. Von Johann Christoph Wedeke. Vor dem 15. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3249. Von Henriette von Willich. Vor dem 15. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3250. Von Luise von Willich. Vor dem 15. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3251. Von Unbekannt. Vor dem 15. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3252. Von Friederike. Rügen oder Stralsund, wohl Mitte Mai 1809 . . . . . . . . . . . 3253. Von Sophie Schlichtkrull. Poseritz, Montag, 15. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3254. An Joachim Christian Gaß. Sagard, Dienstag, 16. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3255. An Philipp Wilhelm Wolf. Sagard, Dienstag, 16. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3256. Von Joachim Christian Gaß. Berlin, Donnerstag, 18. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
265 265 265 265 265 265 266 266 266 266 266 266 266 267 267 267 268 269 269 269
Verzeichnis der Briefe
3257. Von Wilhelm von Humboldt. Königsberg, Dienstag, 23. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3258. Von Carl Schleiermacher. Wohl Schmiedeberg, vor dem 24. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . *3259. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Götemitz, Sonnabend, 26. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3260. Von Christian Gottlieb Konopak. Stralsund, Freitag, 26. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3261. Von Sophie Schlichtkrull. Poseritz, um den 26. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3262. Von David Stubenrauch. Vor dem 4. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3263. An Charlotte von Kathen. Berlin, Sonntag, 4. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3264. An die kurmärkische Akzise- und Zolldirektion. Berlin, Mittwoch, 7. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3265. An die kurmärkische Akzise- und Zolldirektion. Berlin, Freitag, 9. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3266. An die Hauseignerkommission. Berlin, Freitag, 9. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3267. An die Stadtverwaltungsbehörde. Berlin, Freitag, 9. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3268. An Carl Schleiermacher. Berlin, Dienstag, 13. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3269. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, Dienstag, 13. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3270. Von der kurmärkischen Akzise- und Zolldirektion. Berlin, Dienstag, 13. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3271. Von Johann Albrecht Friedrich Eichhorn. Vor dem 14. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3272. Von Karl Thiel. Vor dem 14. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3273. An Wilhelm von Humboldt. Berlin, Mittwoch, 14. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3274. Von Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 15. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3275. Von David Stubenrauch. Vor dem 15. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3276. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Vor dem 16. 6. 1809 bis um den 20. 6. 1809 . . . . . . . . . . . .
XIX
272 273 273 273 274 275 275 276 276 276 276 276 276 277 277 277 277 278 278 278
XX
Verzeichnis der Briefe
*3277. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Sonnabend, 17. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3278. An Friedrich Wilhelm III. Berlin, Sonnabend, 17. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3279. An das reformierte Kirchendirektorium. Berlin, Montag, 19. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3280. Von der Stadtverwaltungsbehörde. Vor dem 20. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3281. An David Stubenrauch. Berlin, Dienstag, 20. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3282. Von Carl Schleiermacher. Wohl Schmiedeberg, vor dem 25. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . *3283. Von Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 26. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3284. An August Boeckh. Berlin, Dienstag, 27. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3285. An Karl Daub. Berlin, Dienstag, 27. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3286. An Christiane Caroline Schleyermacher. Berlin, Dienstag, 27. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3287. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Sonnabend, 1. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3288. Von Friedrich Schultz. Vor dem 2. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3289. An Heinrich Christoph von Willich. Berlin, Donnerstag, 6. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3290. An Luise von Willich. Berlin, Donnerstag, 6. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3291. An Ludovica Reinhardt. Berlin, Donnerstag, 13. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3292. Von Johann Friedrich Meckel. Vor dem 16. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3293. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Habendorf, Sonntag, 16. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3294. An Susanne Stubenrauch. Berlin, Montag, 17. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3295. Von Wilhelm von Humboldt. Königsberg, Montag, 17. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3296. An Friedrich Schlegel. Berlin, Dienstag, 18. 7. bis Montag, 24. 7. 1809 . . . . . . . . .
281 281 282 282 282 282 282 282 284 285 285 288 288 288 289 289 289 290 290 291
Verzeichnis der Briefe
*3297. Von Braun. Vor dem 19. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3298. Von Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 19. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3299. Von Heinrich Christoph von Willich. Sagard, Donnerstag, 20. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3300. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 22. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3301. Von Nikolaus Harscher. Vor dem 24. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3302. Von Karl Freiherr vom Stein zum Altenstein. Vor dem 30. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3303. Von Karl August Gottlieb Dreist. Vor dem 30. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3304. An Wilhelm von Humboldt. Berlin, Dienstag, 1. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3305. An Friedrich Schultz. Berlin, Dienstag, 1. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3306. Von Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 2. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3307. Von Charlotte von Kathen. Wohl Götemitz, vor dem 3. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3308. An Charlotte von Kathen. Berlin, Donnerstag, 3. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3309. An Henriette Herz. Berlin, Sonntag, 6. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3310. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Reinerz, Sonntag, 6.8. und Habendorf, Donnerstag, 24. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3311. Von Alexander von der Marwitz. Vor dem 7. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3312. Wohl von Schlaeger. Vor dem 10. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3313. Von Luise Reichardt. Giebichenstein, Donnerstag, 10. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . *3314. Von der Sektion des öffentlichen Unterrichts. Vor dem 11. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3315. An Henrich Steffens. Berlin, Sonnabend, 12. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3316. Von Henriette Herz. Wohl Prenzlau, vor dem 13. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
XXI
294 294 294 297 297 297 297 298 298 298 298 298 300
301 303 303 303 304 304 305
XXII
Verzeichnis der Briefe
*3317. Von Hermann Baier. Vor dem 14. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3318. An Nikolaus Harscher. Berlin, Dienstag, 15. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3319. An Johann Friedrich Meckel. Berlin, Dienstag, 15. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3320. An August Wilhelm Schlegel. Berlin, Dienstag, 15. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3321. Von Karl August Gottlieb Dreist. Vor dem 16. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3322. Von Carl Schleiermacher. Wohl Schmiedeberg, vor dem 16. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . *3323. An Karl August Gottlieb Dreist. Berlin, Mittwoch, 16. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3324. Von Luise von Willich. Poseritz, Mittwoch, 16. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3325. Von Friederike Israel. Wohl Stralsund, um den 16. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3326. Von Charlotte Pistorius. Um den 16. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3327. Von Sophie Schlichtkrull. Um den 16. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3328. Von Charlotte von Kathen. Wohl Götemitz, vor dem 20. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3329. An Henriette Herz. Berlin, Sonntag, 20. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3330. An Luise Reichardt. Berlin, Dienstag, 22. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3331. Von Ludwig Sigismund Anton Baron von Röder. Vor dem 24. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3332. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, Sonnabend, 26. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3333. An Carl Schleiermacher. Berlin, Sonntag, 27. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3334. Von Henriette Herz. Vor dem 28. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3335. Von Henriette Herz. Vor dem 30. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3336. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, August 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
305 305 305 305 306 306 307 307 309 309 309 309 309 309 309 310 310 310 310 310
Verzeichnis der Briefe
*3337. Von Johann Christoph Wedeke. Vor dem 30. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3338. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Um den 1. 9. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3339. An Friedrich Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 2. 9. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3340. An Wilhelm von Humboldt. Berlin, Sonnabend, 2. 9. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3341. An Charlotte Pistorius. Berlin, Sonnabend, 2. 9. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3342. An Johann Christoph Wedeke. Berlin, Sonnabend, 2. 9. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3343. An Heinrich Christoph von Willich. Berlin, Sonnabend, 2. 9. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3344. An Ludwig Friedrich Heindorf. Schmiedeberg, Dienstag, 12. 9. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3345. Von Friedrich Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 23. 9. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3346. Von Georg Andreas Reimer. Wohl Berlin, vor dem 23. 9. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3347. Von Carl Schleiermacher (auch an Henriette Schleiermacher). Schmiedeberg, um den 28. 9. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3348. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Um den 1. 10. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3349. Von Henriette Schleiermacher (vorher von Willich). Schmiedeberg, Montag, 2. 10. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3350. An Alexander von der Marwitz. Troppau, um den 2. 10. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3351. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Schweidnitz, Mittwoch, 4. 10. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3352. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher (auch an Henriette Schleiermacher). Wohl Gnadenfrei, um den 8. 10. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . *3353. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 14. 10. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3354. Von Susanne und David Stubenrauch. Sonnabend, 14. 10. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3355. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher (auch an Henriette Schleiermacher). Donnerstag, 19. 10. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Verzeichnis der Briefe
3356. Von Adolph Müller. Bremen, Donnerstag, 26. 10. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3357. An Charlotte von Kathen. Berlin, Sonnabend, 4. 11. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3358. An Luise von Mühlenfels. Berlin, Sonnabend, 4. 11. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3359. Von Christian Gottlieb Konopak. Herbst 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3360. Von Wilhelm von Humboldt. Königsberg, Herbst 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3361. An David und Susanne Stubenrauch. Berlin, Sonntag, 12. 11. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3362. Von Luise Reichardt. Hamburg, Sonntag, 12.11. bis Montag, 13. 11. 1809 . . . . . 3363. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Habendorf, Montag, 13. 11. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3364. Von Christlieb Benjamin Hering. Stolp, Mittwoch, 15. 11. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3365. Wohl an Wilhelm Uhden. Berlin, Freitag, 17. 11. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3366. An Friederike Reichardt. Berlin, Sonnabend, 18. 11. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3367. An Johanna Steffens. Berlin, Sonnabend, 18. 11. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3368. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, Donnerstag, 23. 11. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3369. An Adolph Müller. Berlin, Montag, 4. 12. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3370. Von Johann Erichson. Berlin, Montag, 4. 12. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3371. Von August Wilhelm Schlegel. Coppet, Montag, 4. 12. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3372. Von Johannes Karl Hartwig Schulze. Weimar, Montag, 4. 12. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3373. Von Friedrich Severin Metger. Stolpe, Dienstag, 5. 12. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3374. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Dienstag, 5. 12. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3375. Von Johann Christoph Wedeke. Vor dem 6. 12. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
320 322 324 324 325 325 325 328 330 332 333 333 333 335 337 337 341 342 344 345
Verzeichnis der Briefe
*3376. An David Stubenrauch. Berlin, Sonnabend, 16. 12. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3377. An Carl Gustav von Brinckmann. Berlin, Sonntag, 17. 12. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3378. Von Charlotte von Kathen. Wohl Götemitz, vor dem 18. 12. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . 3379. An Friedrich Wilhelm III. und das reformierte Kirchendirektorium. Berlin, Dienstag, 19. 12. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3380. An David Stubenrauch. Berlin, Dienstag, 19. 12. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3381. Von Johann Christoph Wedeke. Vor dem 27. 12. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3382. An David Stubenrauch. Berlin, Sonnabend, 30. 12. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3383. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Gnadenfrei, Montag, 1.1. bis Sonntag, 14. 1. 1810 . . . . . . . 3384. Von Johanna Steffens (auch an Anne (Nanny) Schleiermacher). Halle, Dienstag, 2. 1. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3385. Von Friedrich Christoph Perthes. Hamburg, Sonnabend, 6. 1. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3386. Von Henrich und Johanna Steffens. Halle, vor dem 9. 1. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3387. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Dienstag, 9. 1. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3388. Von Johannes Karl Hartwig Schulze. Weimar, vor dem 22. 1. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3389. An Christlieb Benjamin Hering. Berlin, Freitag, 26. 1. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3390. An Luise Reichardt. Berlin, Sonnabend, 27. 1. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3391. Von Adolph Müller. Bremen, Mittwoch, 31. 1. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3392. Von Christlieb Benjamin Hering. Stolp, Mittwoch, 31. 1. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3393. Von David Stubenrauch. Vor dem 3. 2. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3394. An Henrich Steffens. Berlin, Mittwoch, 7. 2. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
XXV
345 346 348
348 349 349 349 350
353 354 356 359 362 362 362 363 364 366 366
XXVI
Verzeichnis der Briefe
3395. Von dem reformierten Kirchendirektorium. Berlin, Freitag, 16. 2. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3396. Von Henrich Steffens (auch an Georg Andreas Reimer). Halle, Freitag, 16. 2. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3397. An die Sektion des öffentlichen Unterrichts. Berlin, Sonntag, 18. 2. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3398. Von Karl Friedrich August Grashof. Vor dem 20. 2. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3399. Von Hans Karl Dippold. Leipzig, Dienstag, 20. 2. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3400. Von Gerlach. Vor dem 24. 2. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3401. Von Golitzsch. Vor dem 24. 2. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3402. An Johannes Karl Hartwig Schulze. Berlin, Montag, 26. 2. 1810 bis Sonnabend, 10. 3. 1810 . . . *3403. An Reichhelm. Berlin, Donnerstag, 15. 3. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3404. An Dreist. Berlin, Freitag, 16. 3. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3405. Von Henrich und Johanna Steffens. Halle, Sonnabend, 17. 3. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3406. Von Wilhelm von Humboldt und der Sektion des öffentlichen Unterrichts. Berlin, Montag, 26. 3. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3407. An Gerlach. Berlin, Dienstag, 27. 3. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3408. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, Dienstag, 27. 3. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3409. An David Stubenrauch. Berlin, Dienstag, 27. 3. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3410. Von David Stubenrauch. Vor dem 28. 3. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3411. Von Henrich Steffens. Halle, Mittwoch, 28. 3. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3412. An Friedrich Severin Metger. Berlin, vor dem 30. 3. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3413. Von Friedrich Severin Metger. Stolp, Freitag, 30. 3. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3414. An Henrich Steffens. Berlin, Sonnabend, 31. 3. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
366 368 370 370 371 372 372 373 375 376 376
377 378 378 379 379 379 379 380 382
Verzeichnis der Briefe
XXVII
3415. Von Wilhelm von Humboldt. Berlin, Sonntag, 1. 4. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3416. Von Henrich Steffens. Ende März/Anfang April 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3417. Von Nicolaus von Thaden. Sünderuphof, Mittwoch, 4. 4. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3418. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Heidelberg, Mittwoch, 4. 4. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3419. Von Henrich Steffens. Halle, Freitag, 6. 4. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3420. Von Johann Peter Friedrich Ancillon. Berlin, Freitag, 13. 4. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3421. An Unbekannt. Berlin, Dienstag, 17. 4. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3422. Wohl an Wilhelm Uhden. Berlin, Mittwoch, 18. 4. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3423. Von Unbekannt. Halle, Dienstag, 24. 4. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3424. Von Charlotte von Kathen. Wohl Götemitz, vor dem 26. 4. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3425. An Charlotte von Kathen (auch von Anne (Nanny) Schleiermacher). Berlin, Donnerstag, 26. 4. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3426. An Johann Ernst Christian Schmidt. Berlin, Sonnabend, 28. 4. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3427. Von Johannes Karl Hartwig Schulze. Wohl Weimar, wohl zwischen März und September 1810 3428. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Wohl Ende April 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3429. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Habendorf, Freitag, 4. 5. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3430. Von Johann Ernst Christian Schmidt. Gießen, Sonnabend, 5. 5. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3431. An Luise von Willich. Berlin, Sonntag, 13. 5. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3432. An Charlotte von Kathen. Berlin, Mitte Mai 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3433. An Heinrich Christoph von Willich. Berlin, Mitte Mai 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
383 383 384 385 387 388 388 389 389 390
390 393 396 396 397 399 401 401 402
XXVIII
Verzeichnis der Briefe
3434. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher (auch an Henriette Schleiermacher). Habendorf, Donnerstag, 17. 5. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3435. An Johann Ernst Christian Schmidt. Berlin, Sonnabend, 19. 5. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3436. Von Wilhelm von Humboldt, Wilhelm Uhden und der Sektion des öffentlichen Unterrichts. Berlin, Sonnabend, 19. 5. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3437. Von Wilhelm von Humboldt. Berlin, Montag, 21. 5. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3438. An Wilhelm von Humboldt. Berlin, Dienstag, 22. 5. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3439. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, Sonnabend, 26. 5. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3440. Von Luise Reichardt. Hamburg, Freitag, 1. 6. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3441. Von Johann Ernst Christian Schmidt. Gießen, Sonnabend, 2. 6. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3442. An Christian Gottlieb Konopak. Berlin, vor dem 8. 6. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3443. Von Christian Gottlieb Konopak. Rostock, Freitag, 8. 6. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3444. An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Berlin, Sonntag, 10. 6. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3445. An Wilhelm Uhden. Berlin, Sonntag, 10. 6. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3446. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Habendorf, Donnerstag, 14. 6. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3447. Von Joachim Christian Gaß. Berlin, Sonnabend, 16. 6. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3448. Von Georg Wilhelm Bartholdy. Stettin, Sonntag, 17. 6. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3449. Von Georg Wilhelm Bartholdy. Stettin, Donnerstag, 21. 6. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3450. Von Wilhelm Uhden. Leipzig, Freitag, 22. 6. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3451. Von Luise von Willich. Poseritz, Freitag, 22. 6. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3452. An Johann Ernst Christian Schmidt. Berlin, Sonnabend, 23. 6. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
403 404
407 407 408 408 408 409 410 410 413 413 414 415 415 416 417 420 422
Verzeichnis der Briefe
3453. Von Georg Wilhelm Bartholdy. Stettin, Sonntag, 24. 6. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3454. Von Henrich Steffens. Halle, Montag, 25. 6. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3455. Von Joachim Christian Gaß. Neuendorf, Freitag, 29. 6. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3456. Von Christian Gottlieb Konopak. Rostock, Sonntag, 1. 7. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3457. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Gnadenfrei, Montag, 2. 7. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3458. Von Friedrich Gustav Koch (auch an die wissenschaftliche Deputation bei der Sektion des öffentlichen Unterrichts). Fehrbellin, Sonnabend, 7. 7. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3459. An Johann Friedrich Schleusner (auch von der wissenschaftlichen Kommission bei der Sektion des öffentlichen Unterrichts). Berlin, vor dem 10. 7. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3460. Von Johann Friedrich Schleusner. Wittenberg, Dienstag, 10. 7. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3461. Von Johann Ernst Christian Schmidt. Gießen, Dienstag, 10. 7. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3462. Von Hans Karl Dippold. Leipzig, Sonnabend, 14. 7. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3463. Von Johann Gottfried Woltmann. Berlin, Sonntag, 15. 7. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3464. An Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Berlin, vor dem 24. 7. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3465. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Heidelberg, Dienstag, 24. 7. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3466. An Johann Friedrich Schleusner. Berlin, Freitag, 27. 7. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3467. An Hans Karl Dippold. Berlin, vor dem 29. 7. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3468. An Christian Gottlieb Konopak. Berlin, vor dem 29. 7. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3469. Von Christian Gottlieb Konopak. Rostock, Sonntag, 29. 7. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3470. Von Hans Karl Dippold (auch an die wissenschaftliche Kommission bei der Sektion des öffentlichen Unterrichts). Leipzig, Montag, 30. 7. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
XXIX
424 424 428 429 430
431
433 433 435 436 438 439 439 440 441 441 441
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XXX
Verzeichnis der Briefe
3471. Von Hans Karl Dippold. Leipzig, Montag, 30. 7. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3472. Von Heinrich Christoph von Willich. Sagard, Ende Juli bis Donnerstag, 2. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . 3473. Von Johann Friedrich Schleusner. Wittenberg, Mittwoch, 1. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3474. Von der Sektion des öffentlichen Unterrichts. Berlin, vor dem 3. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3475. An Hans Karl Dippold. Berlin, Freitag, 3. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3476. An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Berlin, Freitag, 3. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3477. An Wilhelm Uhden. Berlin, Freitag, 3. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3478. Von Philipp Karl Buttmann. Frankfurt am Main, Freitag, 3. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . *3479. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, wohl Ende Juli/Anfang August 1810 . . . . . . . . . . . . *3480. An Philipp Konrad Marheineke (auch von der wissenschaftlichen Kommission bei der Sektion des öffentlichen Unterrichts). Anfang August 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3481. Von Johann Severin Vater. Königsberg, Sonnabend, 4. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3482. Von Henrich Steffens. Halle, Sonntag, 5. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3483. Von Unbekannt. Berlin, Dienstag, 7. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3484. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Mittwoch, 8. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3485. Von Friedrich Severin Metger. Stolp, Mittwoch, 8. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3486. Von Philipp Konrad Marheineke. Heidelberg, Donnerstag, 9. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3487. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Gnadenfrei, Freitag, 10. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3488. Von Wilhelm Uhden. Göttingen, Sonnabend, 11. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3489. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Heidelberg, Montag, 13. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
444 445 448 450 450 451 454 455 456
456 457 458 459 459 461 463 464 467 467
Verzeichnis der Briefe
*3490. Von Georg Wilhelm Bartholdy. Teplitz, Juli/August 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3491. Von Ludwig Friedrich Franz Theremin. Berlin, Donnerstag, 16. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3492. An Philipp Konrad Marheineke. Berlin, wohl Mitte August 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3493. An Henrich Steffens. Berlin, wohl Mitte August 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3494. Von Hans Karl Dippold. Leipzig, Dienstag, 21. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3495. An Hans Karl Dippold. Berlin, Donnerstag, 23. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3496. Von Hans Karl Dippold. Leipzig, Montag, 27. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3497. An Christoph Friedrich Ammon. Berlin, Dienstag, 28. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3498. Von Hans Karl Dippold. Leipzig, Mittwoch, 29. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3499. Von Georg Wilhelm Bartholdy. Stettin, Donnerstag, 30. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3500. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Wohl Mitte oder Ende August 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3501. Von Henrich Steffens. Wohl Mitte oder Ende August 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3502. An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Berlin, wohl Ende August 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3503. Von Philipp Konrad Marheineke. Heidelberg, 31. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3504. An Joachim Christian Gaß. Berlin, Sonnabend, 1. 9. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3505. An Amalie. Berlin, Sonntag, 2. 9. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3506. Von Ludwig Friedrich Heindorf. Sonntag, 2. 9. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3507. An Georg Wilhelm Bartholdy. Berlin, um den 2. 9. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3508. An Philipp Konrad Marheineke. Berlin, wohl Anfang September 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3509. An Christian Gottlieb Konopak. Berlin, vor dem 6. 9. 1810. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
XXXI
467 468 468 468 469 470 470 471 471 472 473 473 474 475 477 479 479 480 481 481
XXXII
Verzeichnis der Briefe
3510. Von Christoph Friedrich Ammon. Erlangen, Donnerstag, 6. 9. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3511. Von Christian Gottlieb Konopak. Rostock, Donnerstag, 6. 9. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3512. Von August Boeckh. Heidelberg, Montag, 10. 9. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3513. An Philipp Konrad Marheineke. Berlin, um den 10. 9. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3514. An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Dresden, Freitag, 14. 9. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3515. Von Philipp Konrad Marheineke. Heidelberg, Sonntag, 16. 9. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3516. Von August Twesten. Kiel, Sonntag, 16. 9. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3517. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Mittwoch, 26. 9. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3518. Von Johannes Karl Hartwig Schulze. Wohl Weimar, wohl zwischen März und September 1810 3519. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Wohl Gnadenfrei, wohl September 1810 . . . . . . . . . . . . . . . *3520. An Philipp Konrad Marheineke. Berlin, wohl Ende September/Anfang Oktober 1810 . . . . . 3521. Von Georg Wilhelm Bartholdy. Stettin, Montag, 1. 10. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3522. Von Georg Wilhelm Bartholdy. Stettin, Sonnabend, 6. 10. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3523. Von Philipp Konrad Marheineke. Heidelberg, Sonnabend, 6. 10. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3524. An August Twesten. Berlin, Dienstag, 9. 10. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3525. Von Christian Gottlieb Konopak. Rostock, Sonntag, 14. 10. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3526. Von Nicolaus von Thaden. Sünderuphof, Montag, 15. 10. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3527. An Heinrich Christoph von Willich. Berlin, Dienstag, 16. 10. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3528. Von Christian Gottlieb Konopak. Rostock, Mittwoch, 24. 10. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3529. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Gnadenfrei, Sonnabend, 27.10. bis Dienstag, 30. 10. 1810
481 483 485 486 486 487 490 492 497 497 497 498 499 501 504 504 508 510 510 512
Verzeichnis der Briefe
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*3530. An Christoph Friedrich Ammon. Berlin, wohl Oktober 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3531. An August Riquet. Berlin, Oktober 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3532. An Philipp Konrad Marheineke. Berlin, wohl Oktober 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3533. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Sonntag, 4. 11. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3534. An August Riquet. Berlin, vor dem 5. 11. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3535. Von August Riquet. Dresden, Montag, 5. 11. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3536. Von Karl Schildener. Greifswald, Donnerstag, 8. 11. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3537. Von Marianne von Willich. Sagard, Sonnabend, 10. 11. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3538. Von Philipp Konrad Marheineke. Wohl Herbst 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3539. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Gnadenfrei, Donnerstag, 15. 11. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . 3540. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Wohl Herbst 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3541. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Wohl Herbst 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3542. Von Christian Gottlieb Konopak. Rostock, November 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3543. Von Sophie Schlichtkrull. November 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3544. Von Josias Friedrich Christian Loeffler. Gotha, Sonnabend, 1. 12. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3545. An Christian Gottlieb Konopak. Berlin, Sonntag, 2. 12. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3546. Von Luise von Willich. Berlin, wohl im Herbst 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3547. Von Christian Gottlieb Konopak. Rostock, Dienstag, 11. 12. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3548. Von Sophie Schlichtkrull. Stralsund, Mittwoch, 19. 12. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3549. An Georg Andreas Reimer. Wohl Dezember 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
514 514 514 514 517 517 519 520 521 522 523 524 525 526 526 527 527 528 530 530
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Verzeichnis der Briefe
3550. Von Karl Heinrich Sack. Berlin, Dienstag, 25. 12. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3551. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, um den 26. 12. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3552. An Sophie Schlichtkrull (auch von Luise von Willich). Berlin, um den 26. 12. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3553. An Charlotte von Kathen. Berlin, Donnerstag, 27. 12. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3554. An Christlieb Benjamin Hering. Berlin, Freitag, 28. 12. 1810. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3555. An Christian Gottlieb Konopak. Berlin, Sonnabend, 29. 12. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3556. An Joachim Christian Gaß. Berlin, Sonnabend, 29.12. bis Montag, 31. 12. 1810 . . . . . *3557. An Philipp Wilhelm Wolf. Berlin, Sonntag, 30. 12. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3558. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Sonntag, 30. 12. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3559. An Charlotte Cummerow. Berlin, Ende Dezember 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3560. An Henrich Steffens. Berlin, Ende Dezember 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
531 532 532 532 534 534 534 536 537 538 538
Einleitung der Herausgeber I. Die Kritische Schleiermacher-Gesamtausgabe Die Kritische Gesamtausgabe (KGA) der Schriften, des Nachlasses und des Briefwechsels Friedrich Schleiermachers, die seit 1980 erscheint, ist in die folgenden Abteilungen gegliedert: I. Schriften und Entwürfe, II. Vorlesungen, III. Predigten, IV. Übersetzungen, V. Briefwechsel und biographische Dokumente. Die Gliederung richtet sich nach den literarischen Gattungen in Schleiermachers Werk, wobei den einzelnen Abteilungen jeweils auch der handschriftliche Nachlass zugewiesen wird. Der Aufbau der Abteilungen orientiert sich am chronologischen Prinzip.
II. Die V. Abteilung (Briefwechsel und biographische Dokumente) Die V. Abteilung enthält die Briefe von und an Schleiermacher sowie – in gesonderten Bänden – biographische Dokumente. Die Briefe werden in chronologischer Folge geordnet und fortlaufend nummeriert; dabei werden Briefe, die nur erschlossen sind, mit einem Sternchen gekennzeichnet. Maßgebend für die Einordnung eines Briefes ist der Beginn der Niederschrift. Briefe, die nur ungefähr datierbar sind, werden am Ende des für die Niederschrift in Frage kommenden Zeitraums eingeordnet. Briefe an Schleiermacher können in Regestform gegeben werden. Dies gilt insbesondere für Schreiben, bei denen Schleiermacher einer von mehreren Adressaten ist, bzw. für Rundschreiben. Amtliche Schreiben, die Schleiermacher nur unterzeichnet bzw. mit unterzeichnet hat, werden in der Regel in Regestform gegeben. Briefe, bei denen Schleiermacher nur durch seine amtliche Funktion als Empfänger erschließbar ist, bleiben unberücksichtigt, sofern sie keine wesentlichen, Schleiermacher selbst betreffenden Informationen geben.
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Einleitung der Herausgeber
III. Editorische Grundsätze für die V. Abteilung ab Band 10 Die folgenden Grundsätze schließen sich an die für die I. Abteilung in der Fassung von KGA I/1 an, tragen aber den Besonderheiten der Edition des Briefwechsels Rechnung. Die besonderen Grundsätze für die Edition biographischer Dokumente werden in den editorischen Berichten der jeweiligen Bände dargelegt. Mit der Fertigstellung von Band 9 (Briefwechsel 1806–1807) lief das Akademienvorhaben „Schleiermacher Kritische Gesamtausgabe“ an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften aus. Im Rahmen des 2012 eröffneten Akademienvorhabens „Friedrich Schleiermacher in Berlin 1808–1834. Briefwechsel – Tageskalender – Vorlesungen“ werden für den Briefwechsel reine Textbände erarbeitet; historische Einführung, Sachapparat und Register sollen in selbständigen Teilbänden veröffentlicht werden. In den Textbänden wird der Briefwechsel in kritischer Gestalt vollständig zur Verfügung gestellt. Ein editorischer Bericht gibt die nötigen Informationen über Verfahren und Besonderheiten. Der textkritische Apparat bietet Nachweise zur Überlieferung und Textkonstitution. Für die Briefe an Schleiermacher werden Textänderungen lediglich in Ausnahmefällen dokumentiert; Textänderungen in Briefen von Schleiermacher werden verzeichnet, sofern sie inhaltlich von Belang sind.
1. Textgestaltung und textkritischer Apparat Die Kritische Gesamtausgabe bietet grundsätzlich den Wortlaut, die Schreibweise und die Zeichensetzung der Quelle. Für die erforderlichen Eingriffe gelten die folgenden Regeln, die sich in erster Linie auf Handschriften (Originale und Abschriften) beziehen, die den überwiegenden Teil der Textzeugen bilden. Sie gelten sinngemäß auch für die Behandlung von Drucken als Textzeugen. a) Als Brieftext gilt die für den Empfänger bestimmte Mitteilung einschließlich Datierung, Anrede, Schlussformeln und Unterschrift. Beilagen von Schleiermachers Hand sind grundsätzlich Bestandteil des Textes. In begründeten Fällen können sie in Regestform geboten werden. Eine Beschreibung der Textzeugen erfolgt im Sachapparat, wenn relevante zusätzliche Informationen mitzuteilen sind (Adresse, Empfangsund Beantwortungsvermerke, Anstreichungen, Bemerkungen, Hinweise auf Einschlüsse, Hinweise auf das Brieftagebuch des Tageskalenders usw.).
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b) Der textkritische Apparat informiert über die Überlieferung eines Briefes durch Nachweis der Handschrift (H) bzw. – sofern diese nicht vorliegt – der Abschriften (h), ferner durch Nachweis des Erstdrucks (D) und weiterer Drucke, soweit sie wesentliche Ergänzungen oder Revisionen des Erstdrucks bieten. Ist das Original eines Briefes nicht verfügbar, wird die Überlieferung mit der größten Nähe zum Original zugrunde gelegt; in diesem Fall weist der Apparat die jeweilige Textgrundlage nach. Bei mehreren sekundären Überlieferungen werden belangvolle Varianten im Apparat vermerkt. Ergänzen sich mehrere Überlieferungen, wird aus diesen ein Brieftext konstituiert. Dabei wird eine Vereinheitlichung von Orthographie und Interpunktion nicht angestrebt. Sind bei einem Brief Konzept und endgültige Fassung überliefert, werden aufschlussreiche Abweichungen des Konzepts im Apparat vermerkt. Ist die endgültige Fassung nur sekundär überliefert, gilt das erhaltene Konzept als maßgeblicher Textzeuge. In diesem Fall werden die Abweichungen der endgültigen Fassung im Apparat nachgewiesen. c) Es wird der vorhandene oder (bei mehreren Textzeugen) rekonstruierbare Text eines Briefes in der letztgültigen Gestalt des jeweiligen Textzeugen wiedergegeben. Wichtige Belege für den Entstehungsprozess (Streichungen, Korrekturen, Umstellungen) werden bei Briefen von Schleiermacher im Apparat mitgeteilt. Bei Briefen an Schleiermacher werden sie nur ausnahmsweise dokumentiert. d) Zusätze zum ursprünglichen Text, die vom Schreiber eindeutig eingewiesen sind, werden in den laufenden Text eingefügt. Sie können (vor allem bei Briefen von Schleiermacher) mit der Formel „mit Einfügungszeichen“ und mit Angabe des ursprünglichen Ortes im Manuskript im Apparat nachgewiesen werden. Anmerkungen und Fußnoten des Schreibers werden am Briefende wiedergegeben. Ist ein Zusatz vom Schreiber nicht eingewiesen, aber seine eindeutige Einordnung durch Sinn oder Position möglich, so wird er ebenfalls eingefügt mit Nachweis im textkritischen Apparat. Zusätze, die sich nicht eindeutig in den Textzusammenhang einfügen lassen, werden am Ende des Briefes wie Postskripta wiedergegeben. e) Bei Abbreviaturen (Abkürzungen, Kontraktionen, Kürzel), deren Sinn eindeutig ist, werden unter Weglassung eines evtl. vorhandenen Abkürzungszeichens die fehlenden Buchstaben im Text kursiv ergänzt. Chiffren für Wörter (z. B. U für Gott) werden ebenfalls im Text kursiv aufgelöst und im Textband im editorischen Bericht zusammengestellt. Abbreviaturen und Chiffren, deren Auflösung unsicher ist, werden im
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Text belassen; für sie wird gegebenenfalls im Apparat ein Vorschlag mit der Formel „Abk. wohl für“ gemacht. Damals geläufige Abkürzungen werden nicht aufgelöst. Soweit sie heute nicht mehr geläufig sind, werden sie im Kommentarband im Abkürzungsverzeichnis mit ihren Auflösungen zusammengestellt. Die durch Überstreichung bezeichnete Verdoppelung von m und n wird stillschweigend ausgeschrieben. In allen Fällen, wo (z. B. bei nicht ausgeformten Buchstaben, auch bei der verkürzten Endsilbe -en) aufgrund der Flüchtigkeit des Schreibers nicht eindeutig ein Schreibversehen oder eine gewollte Abkürzung zu erkennen ist, wird das betreffende Wort ohne weitere Kennzeichnung in der üblichen Schreibweise des jeweiligen Schreibers vollständig wiedergegeben. f) Offenkundige Schreib- und Druckfehler werden im Text korrigiert, Versehen dann, wenn es für das Verständnis erforderlich ist. Im Apparat wird – ohne weitere Angabe – die Schreibweise des Originals angeführt. In zweifelhaften Fällen wird eine Konjektur im Apparat mit der Angabe „Kj …“ vorgeschlagen. g) Fehlende Wörter und Zeichen, die für das Textverständnis unentbehrlich sind, werden in eindeutigen Fällen kursiv in eckigen Klammern ergänzt. In Zweifelsfällen wird im Apparat mit der Formel „zu ergänzen wohl“ ein Vorschlag gemacht. In den Fällen, wo das Zeilenende eindeutig den Punkt am Satzende vertritt, wird dieser stillschweigend ergänzt. Ferner werden fehlende Umlautzeichen in eindeutigen Fällen stillschweigend ergänzt; hingegen werden fehlende diakritische Zeichen (wie Akzente, Spiritus-Zeichen) in fremdsprachigen Stellen nicht ergänzt. h) Ist ein Brief nur bruchstückhaft überliefert, so wird der Überlieferungsverlust innerhalb eines Absatzes durch ein in kursive eckige Klammern eingeschlossenes Spatium gekennzeichnet. Ein umfangreicher Überlieferungsverlust wird durch ein in kursive eckige Klammern gesetztes Spatium gekennzeichnet, das auf einer gesonderten Zeile wie ein Absatz eingerückt wird. Eine Beschreibung erfolgt im textkritischen Apparat. Bei geringfügigen Textverlusten (z. B. Siegelabriss), wo Wortteile oder Wörter mit Sicherheit oder großer Wahrscheinlichkeit ergänzt werden können, werden diese im Text in kursiven eckigen Klammern kursiv ergänzt. Der Apparat gibt in diesem Fall einen Hinweis. i) Sind im Manuskript Umstellungen von benachbarten Wörtern oder Satzteilen vorgenommen worden, so wird – bei Briefen von Schleiermacher – im Apparat mit der Formel „umgestellt aus“ die Vorstufe an-
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gegeben. Bei Umstellungen von Sätzen oder Satzteilen über einen größeren Zwischenraum wird der ursprüngliche Ort unter Verwendung der Formel „mit Umstellungszeichen“ angegeben. k) Sind im Manuskript Wörter, Buchstaben oder Zeichen gestrichen worden, so wird – bei Briefen von Schleiermacher, sonst nur ausnahmsweise – das Gestrichene im Apparat in 〈Winkelklammern〉 unter Angabe des Ortes im Manuskript mitgeteilt. Wurden Streichungen vorgenommen, aber nicht vollständig durchgeführt, so werden die versehentlich nicht gestrichenen Partien in 〈〈doppelte Winkelklammern〉〉 eingeschlossen. Belangvolle Änderungen in schließlich gestrichenen Passagen werden in eckigen Klammern mit den entsprechenden Erläuterungen mitgeteilt. l) Unsichere Lesarten werden in unvollständige eckige ÐKlammernÑ eingeschlossen. Nicht entzifferte Wörter oder Wortteile werden durch ein in unvollständige eckige Klammern gesetztes Spatium gekennzeichnet; bei zwei oder mehr unleserlichen Wörtern wird dieses Zeichen doppelt gesetzt und eine genauere Beschreibung im Apparat gegeben. 2. Druckgestaltung a) Die auf dem Überlieferungsträger eines Briefes befindlichen Texte werden recte wiedergegeben. Zutaten des Herausgebers werden kursiv gesetzt; ebenso archivalische und editorische Bemerkungen auf den Überlieferungsträgern. Unterschiedliche Schrift- und Drucktypen des Textzeugen (z. B. Devotionsschrift, deutsch, lateinisch, Fraktur, Antiqua) werden einheitlich in Antiqua wiedergegeben. Sie werden nur dann berücksichtigt, wenn der Wechsel der Schriftart ein Zitat (Kenntlichmachung durch Anführungszeichen) oder eindeutig eine Hervorhebung (Kenntlichmachung durch Sperrdruck) anzeigt. b) Graphische Elemente eines Briefes, die keine sachliche Bedeutung haben, werden nicht reproduziert (Anordnung von Datum, Anrede, Unterschrift, Schnörkel, Füllstriche und dgl.). Hochgestellte Endungen (z. B. bei Ordnungszahlen) werden nivelliert, Kustoden stillschweigend fortgelassen. Graphische Varianten von Zeichen (wie doppelte Bindestriche, verschiedene Formen von Abkürzungszeichen oder Klammern) werden stillschweigend vereinheitlicht. Unterschiedliche Zeichen, mit denen der Briefschreiber auf Anmerkungen verweist, werden einheitlich durch Ziffern wiedergegeben und innerhalb jedes Briefes durchgezählt. Werden bei Zitaten die Anführungszeichen an jedem Zeilenanfang wiederholt, bleibt dies stillschweigend unberücksichtigt.
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Datumsangabe, Anrede und Schlussformeln (einschließlich Unterschrift) werden, sofern sie vom Brieftext deutlich abgesetzt sind, ohne Berücksichtigung des Zeilenbruchs jeweils als ein Absatz behandelt, wobei die Anordnung (rechts- oder linksbündig) dem Textzeugen angeglichen wird. Abkürzungen werden hier nicht aufgelöst, soweit ihre Bedeutung aus der editorischen Kopfzeile ersichtlich ist. c) Unterschiedliche Kennzeichnung von Absätzen (Leerraum, Einrükken) wird einheitlich durch Einrücken der ersten Zeile eines neuen Absatzes wiedergegeben. Lässt ein Leerraum zwischen Absätzen ein von der Trennung in Absätze deutlich unterschiedenes Gliederungsprinzip erkennen, wird er durch eine Leerzeile wiedergegeben. d) Seitenwechsel des zugrundeliegenden Textzeugen wird im Text durch einen senkrechten Strich wiedergegeben. Wo eine Angabe des Zeilenbruchs sinnvoll erscheint, wie z. B. bei Adressen, wird dieser durch einen Schrägstrich im Text angezeigt. e) Die Beziehung des textkritischen Apparats auf den Text erfolgt durch Zeilenangabe mit Lemmata. Kommt in einer Zeile das gleiche Bezugswort mehrfach vor, wird ein zusätzliches Bezugswort angeführt. Die Bezugswörter werden durch das Lemmazeichen ] von der folgenden Mitteilung abgegrenzt. Im Namen der Herausgeber Günter Meckenstock
Editorischer Bericht der Bandherausgeber Die editorischen Grundsätze für die V. Abteilung (Briefwechsel und biographische Dokumente) haben für Band 10 und die folgenden eine Modifikation erfahren: Es werden zunächst reine Textbände mit Überlieferungsnachweisen und textkritischen Apparaten vorgelegt; historische Einführung, Sachapparat und Register sollen in selbständigen Teilbänden veröffentlicht werden. Zu den Einzelheiten vgl. die oben abgedruckten editorischen Grundsätze. Kommentarbände mit historischer Einführung und Register werden getrennt von den Textbänden erscheinen. Für die Textgestalt gilt: Die Brieftexte werden (nach den Anfangsdaten) in zeitlicher Folge und – soweit möglich – v o l l s t ä n d i g und in Schreibweise und Zeichensetzung u n v e r ä n d e r t nach den Handschriften oder (falls diese fehlen) nach den besten Abschriften oder Drucken wiedergegeben. H e r v o r h e b u n g e n (Unterstreichung etc.) erscheinen als Sperrung. A b k ü r z u n g e n werden kursiv ergänzt, Chiffren (wie oˆ = nicht) kursiv aufgelöst, Fehlendes in [ ] kursiv eingefügt. – A u t o r k o r r e k t u r e n (Entstehungsvarianten) sowie die notwendigen H e r a u s g e b e r k o r r e k t u r e n werden im Textapparat nachgewiesen, der auch die jeweils zugrunde gelegten Quellen nennt. Erstmals sind Paginierung bzw. Foliierung der Manuskripte am Rande angegeben. Der Textapparat zu den Briefen gibt die Überlieferung an. Der Erschließungsgrund für erschlossene Briefe, Briefregesten und Entstehungsdaten werden im zugehörigen Kommentarband in einer Sachanmerkung zum Brief nachgewiesen. Mit seiner Tätigkeit für die neu zu gründende Berliner Universität übernimmt Schleiermacher im Preußischen Bildungs-Reformprozess auch amtliche Funktionen: er ist Mitglied der Sektion für den öffentlichen Unterricht beim Innenministerium und wird 1810 Direktor der Wissenschaftlichen Deputation bei der Sektion für den öffentlichen Unterricht (u.a. zuständig für die Prüfung der Schulamtskandidaten). Bei der Sichtung der Akten im Rahmen der amtlichen Tätigkeit Schleiermachers für eine eventuelle Aufnahme in die KGA Briefausgabe präsentierte sich eine breite Grauzone zwischen Voten, Mitteilungen, Konzepten, Umlaufakten und Briefen. Briefkonzepte der einzelnen Institution wurden von verschiedenen Mitgliedern entworfen, gingen in den Umlauf, wurden dann von den Mitgliedern oder einem Schreiber abgeschrieben, wobei sie zum Teil nur die Unterschrift der Institution tragen, manchmal jedoch auch
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Editorischer Bericht der Bandherausgeber
noch einzelne Namen ausweisen. Schleiermacher schreibt also selbst Briefkonzepte und Notizen, er kommentiert Entwürfe, zeichnet sie gegen, er unterschreibt oder ist als Stellvertreter und Verantwortungsträger im Namen der Institution indirekt präsent. Bei der Auswahl der in die KGA Abteilung V aufzunehmenden Briefe sind die Herausgeber restriktiv vorgegangen: Nicht aufgenommen wurden amtliche Schreiben, die an Schleiermacher in amtlicher Funktion gerichtet oder von ihm in amtlicher Funktion verfasst wurden, es sei denn sie enthalten auch persönliche Bezüge. Wir danken allen Personen und Institutionen, die uns bei der Bearbeitung des Bandes unterstützt haben: Die Abteilung Telota an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften mit den Herren Stefan Dumont, Martin Fechner und anderen hat für die Schleiermacherforschungsstelle eine XML-basierte Datenbank erarbeitet und in stetem Austausch mit uns immer weiter verbessert; sie hat die Entstehung des Bandes bis zur Drucklegung betreut. Zu danken ist den Herren Prof. Dr. Andreas Arndt, Leiter der Berliner Schleiermacherforschungsstelle, und Dr. Wolfgang Virmond, die an den Vorarbeiten zu dem vorliegenden Band wesentlichen Anteil hatten; sie und Herr Dr. Holden Kelm haben uns auch in vielen Einzelfragen weitergeholfen. Ein besonderer Dank gilt Frau Dr. Christiane Ehrhardt, die über Schleiermachers Tätigkeit im Rahmen der Preußischen Unterrichtsreform geforscht hat und uns wichtige Hinweise auf die Existenz und Beschaffenheit der amtlichen Schreiben geben konnte. Herrn Dr. Sarhan Dhouib sei für die Hilfe zur sinnhaften Erschließung eines französischen Briefes gedankt sowie der wissenschaftlich-technischen Mitarbeiterin der Forschungsstelle, Frau Isabelle Lüke und der studentischen Hilfskraft Lisa Schrewe, die die Fertigstellung des Bandes in vielfältiger Weise unterstützt haben. Berlin, im Juni 2015 Simon Gerber Sarah Schmidt
Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel Das * vor der Briefnummer bezeichnet erschlossene Briefe.
*3302. Von Karl Freiherr vom Stein zum Altenstein. Vor dem 30. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297 3505. An
Amalie. Berlin, Sonntag, 2. 9. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . 479
*3497. An
Christoph Friedrich Ammon. Berlin, Dienstag, 28. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 471 3510. Von Ch. F. Ammon. Erlangen, Donnerstag, 6. 9. 1810 . . . 481 *3530. An Ch. F. Ammon. Berlin, wohl Oktober 1810 . . . . . . . . 514 3420. Von Johann Peter Friedrich Ancillon. Berlin, Freitag, 13. 4. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388 *3023. *3132. *3143. *3317.
Von Von An Von
Hermann Baier. Vor dem 4. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . 9 H. Baier. Vor dem 10. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 H. Baier. Berlin, Dienstag, 14. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . 157 H. Baier. Vor dem 14. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305
3448. Von Georg Wilhelm Bartholdy. Stettin, Sonntag, 17. 6. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3449. Von G. W. Bartholdy. Stettin, Donnerstag, 21. 6. 1810 . . . 3453. Von G. W. Bartholdy. Stettin, Sonntag, 24. 6. 1810 . . . . . . *3490. Von G. W. Bartholdy. Teplitz, Juli/August 1810 . . . . . . . . 3499. Von G. W. Bartholdy. Stettin, Donnerstag, 30. 8. 1810 . . . *3507. An G. W. Bartholdy. Berlin, um den 2. 9. 1810 . . . . . . . . 3521. Von G. W. Bartholdy. Stettin, Montag, 1. 10. 1810 . . . . . . 3522. Von G. W. Bartholdy. Stettin, Sonnabend, 6. 10. 1810 . . . *3114. An
415 416 424 467 472 480 498 499
Jakob Ludwig Salomo Bartholdy. Wohl Berlin, vor dem 3. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 3121. Von J. L. S. Bartholdy. Wien, Sonnabend, 4. 3. 1809 . . . . . 126
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Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel
*3025. An 3040. 3127. *3147. 3190. *3277. 3287. *3336. 3387.
Von Von An Von An Von An Von
Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Mittwoch, 4. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . L. G. Blanc. Halle, Sonntag, 15. 1. 1809 . . . . . . . . . . . L. G. Blanc. Halle, Dienstag, 7. 3. 1809 . . . . . . . . . . . L. G. Blanc. Berlin, Mittwoch, 15. 3. 1809 . . . . . . . . . L. G. Blanc. Halle, Dienstag, 4. 4. 1809 . . . . . . . . . . . L. G. Blanc. Berlin, Sonnabend, 17. 6. 1809 . . . . . . . . L. G. Blanc. Halle, Sonnabend, 1. 7. 1809 . . . . . . . . . . L. G. Blanc. Berlin, August 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . L. G. Blanc. Halle, Dienstag, 9. 1. 1810 . . . . . . . . . . .
9 29 136 160 218 281 285 310 359
3193. Von August Boeckh. Heidelberg, Mittwoch, 5. 4. 1809 . . . 224 3284. An A. Boeckh. Berlin, Dienstag, 27. 6. 1809 . . . . . . . . . . . 282 3512. Von A. Boeckh. Heidelberg, Montag, 10. 9. 1810 . . . . . . . 485 *3297. Von Braun. Vor dem 19. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294 3075. An 3377. An
Carl Gustav von Brinckmann. Berlin, Sonnabend, 11. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 C. G. v. Brinckmann. Berlin, Sonntag, 17. 12. 1809 . . 346
3478. Von Philipp Karl Buttmann. Frankfurt am Main, Freitag, 3. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 455 *3093. Von Charlotte Cummerow. Wohl Stralsund, vor dem 19. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3112. An Ch. Cummerow. Berlin, Donnerstag, 2. 3. 1809 . . . . *3196. An Ch. Cummerow. Berlin, Donnerstag, 6. 4. 1809 . . . . 3211. Von Ch. Cummerow. Stralsund, Donnerstag, 13. 4. 1809 *3229. An Ch. Cummerow. Poseritz, Montag, 1. 5. 1809 . . . . . . *3231. Von Ch. Cummerow. Wohl Stralsund, vor dem 2. 5. 1809 *3239. An Ch. Cummerow. Poseritz oder Sissow, Sonntag, 7. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3559. An Ch. Cummerow. Berlin, Ende Dezember 1810 . . . . .
98 119 228 240 259 261 265 538
*3195. Von Karl Daub. Wohl Heidelberg, um den 5. 4. 1809 . . . . 228 *3285. An K. Daub. Berlin, Dienstag, 27. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . 284 3399. Von Hans Karl Dippold. Leipzig, Dienstag, 20. 2. 1810 . . 371 3462. Von H. K. Dippold. Leipzig, Sonnabend, 14. 7. 1810 . . . . 436
Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel
*3467. An H. K. Dippold. Berlin, vor dem 29. 7. 1810 . . . . . . . . 3470. Von H. K. Dippold (auch an die wissenschaftliche Kommission bei der Sektion des öffentlichen Unterrichts). Leipzig, Montag, 30. 7. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3471. Von H. K. Dippold. Leipzig, Montag, 30. 7. 1810 . . . . . . . 3475. An H. K. Dippold. Berlin, Freitag, 3. 8. 1810 . . . . . . . . . . 3494. Von H. K. Dippold. Leipzig, Dienstag, 21. 8. 1810 . . . . . . *3495. An H. K. Dippold. Berlin, Donnerstag, 23. 8. 1810 . . . . . 3496. Von H. K. Dippold. Leipzig, Montag, 27. 8. 1810 . . . . . . . 3498. Von H. K. Dippold. Leipzig, Mittwoch, 29. 8. 1810 . . . . . *3030. An *3037. An *3053. An *3067. An *3122. An *3144. An *3150. Von *3156. An *3188. An *3208. Von *3210. An *3240. An *3245. *3274. *3283. *3298. *3300.
Von Von Von Von An
*3306. Von
Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 7. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 14. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 28. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Dienstag, 7. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonntag, 5. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Dienstag, 14. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 16. 3. 1809 A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Freitag, 17. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Dienstag, 4. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 12. 4. 1809 A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Mittwoch, 12. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Poseritz oder Sissow, Sonntag, 7. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 15. 5. 1809 A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 15. 6. 1809 A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 26. 6. 1809 A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 19. 7. 1809 A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 22. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 2. 8. 1809 . .
XLV
441
443 444 450 469 470 470 471
13 24 55 74 128 157 164 166 217 239 239 265 266 278 282 294 297 298
XLVI
Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel
*3353. An
A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 14. 10. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316
*3049. Von Friedrich Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 24. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3080. An F. A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Dienstag, 14. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3096. An F. A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Dienstag, 21. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3102. An F. A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Freitag, 24. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3339. An F. A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 2. 9. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3345. Von F. A. Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 23. 9. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3059. Von Wilhelm Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 2. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3051. *3159. *3192. *3223. *3303. *3321. *3323.
Von An Von An Von Von An
*3404. An
Karl August Gottlieb Dreist. Vor dem 26. 1. 1809 . . K. A. G. Dreist. Berlin, Sonnabend, 18. 3. 1809 . . . . . K. A. G. Dreist. Vor dem 5. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . K. A. G. Dreist. Berlin, Mittwoch, 26. 4. 1809 . . . . . . K. A. G. Dreist. Vor dem 30. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . K. A. G. Dreist. Vor dem 16. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . K. A. G. Dreist. Berlin, Mittwoch, 16. 8. 1809 . . . . . .
50 91 103 109 312 312
65 55 172 223 257 297 306 307
Dreist. Berlin, Freitag, 16. 3. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . 376
3027. Von Friedrich Carl Gottlieb Duisburg. Danzig, Donnerstag, 5. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10
*3089. An
Johann Albrecht Friedrich Eichhorn. Berlin, Sonnabend, 18. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 *3128. Von J. A. F. Eichhorn. Vor dem 8. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . 138 *3241. An J. A. F. Eichhorn. Poseritz oder Sissow, Sonntag, 7. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 *3271. Von J. A. F. Eichhorn. Vor dem 14. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . 277 *3142. Von Heinrich Karl Abraham Eichstädt. Wohl Jena, vor dem 14. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157
Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel
XLVII
3370. Von Johann Erichson. Berlin, Montag, 4. 12. 1809 . . . . . . 337 *3109. Von Flöthe. Vor dem 28. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 3252. Von Friederike. Rügen oder Stralsund, wohl Mitte Mai 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267 3230. *3254. 3256. 3447. 3455. 3484. 3504. 3517. 3533. 3556.
An An Von Von Von Von An Von Von An
Joachim Christian Gaß. Poseritz, Montag, 1. 5. 1809 J. Ch. Gaß. Sagard, Dienstag, 16. 5. 1809 . . . . . . . . . . J. Ch. Gaß. Berlin, Donnerstag, 18. 5. 1809 . . . . . . . . J. Ch. Gaß. Berlin, Sonnabend, 16. 6. 1810 . . . . . . . . . J. Ch. Gaß. Neuendorf, Freitag, 29. 6. 1810 . . . . . . . . J. Ch. Gaß. Breslau, Mittwoch, 8. 8. 1810 . . . . . . . . . . J. Ch. Gaß. Berlin, Sonnabend, 1. 9. 1810 . . . . . . . . . . J. Ch. Gaß. Breslau, Mittwoch, 26. 9. 1810 . . . . . . . . . J. Ch. Gaß. Breslau, Sonntag, 4. 11. 1810 . . . . . . . . . . J. Ch. Gaß. Berlin, Sonnabend, 29.12. bis Montag, 31. 12. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
260 269 269 415 428 459 477 492 514
3039. Von Wilhelmine Gaß. Berlin, um den 14. 1. 1809 . . . . . . .
29
534
*3400. Von Gerlach. Vor dem 24. 2. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372 *3407. An Gerlach. Berlin, Dienstag, 27. 3. 1810 . . . . . . . . . . . . . 378 *3401. Von Golitzsch. Vor dem 24. 2. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372 *3398. Von Karl Friedrich August Grashof. Vor dem 20. 2. 1810
370
*3246. Von August Christian Wilhelm Grunow. Berlin, vor dem 15. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266 *3301. Von Nikolaus Harscher. Vor dem 24. 7. 1809 . . . . . . . . . . 297 *3318. An N. Harscher. Berlin, Dienstag, 15. 8. 1809 . . . . . . . . . 305 *3344. An
Ludwig Friedrich Heindorf. Schmiedeberg, Dienstag, 12. 9. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312 3506. Von L. F. Heindorf. Sonntag, 2. 9. 1810. . . . . . . . . . . . . . . . 479
3364. Von Christlieb Benjamin Hering. Stolp, Mittwoch, 15. 11. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330
XLVIII
Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel
*3389. An Ch. B. Hering. Berlin, Freitag, 26. 1. 1810 . . . . . . . . . 362 3392. Von Ch. B. Hering. Stolp, Mittwoch, 31. 1. 1810 . . . . . . . . 364 *3554. An Ch. B. Hering. Berlin, Freitag, 28. 12. 1810. . . . . . . . . 534 *3026. *3029. *3042. *3044. *3047. *3056. *3058.
An Von Von An Von Von An
*3063. 3065. *3071. *3072. *3073. *3076.
Von Von Von An Von Von
*3083. *3094. *3100. *3108. *3111. *3117. *3126. *3131. *3151. *3153. *3161. *3172. *3173. *3177. *3182. *3197. *3199. *3201. *3204. *3309. *3316.
An Von An Von Von Von Von An An Von An Von An An Von An Von An Von An Von
Henriette Herz. Berlin, Donnerstag, 5. 1. 1809 . . . . . H. Herz. Wohl Götemitz, vor dem 6. 1. 1809 . . . . . . . H. Herz. Wohl Götemitz, vor dem 17. 1. 1809 . . . . . H. Herz. Berlin, Donnerstag, 19. 1. 1809 . . . . . . . . . . H. Herz. Wohl Götemitz, um den 22. 1. 1809 . . . . . . H. Herz. Wohl Götemitz, vor dem 31. 1. 1809 . . . . . H. Herz. Berlin, Mittwoch, 1.2. bis Donnerstag, 2. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . H. Herz. Wohl Götemitz, vor dem 5. 2. 1809 . . . . . . . H. Herz. Wohl Götemitz, vor dem 6. 2. 1809 . . . . . . . H. Herz. Wohl Götemitz, vor dem 9. 2. 1809 . . . . . . . H. Herz. Berlin, Donnerstag, 9. 2. 1809 . . . . . . . . . . . H. Herz. Wohl Götemitz, um den 9. 2. 1809 . . . . . . . H. Herz. Wohl Götemitz, Sonntag, 12. 2. 1809 oder früher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . H. Herz. Berlin, Donnerstag, 16. 2. 1809 . . . . . . . . . . H. Herz. Wohl Götemitz, um den 19. 2. 1809 . . . . . . H. Herz. Berlin, Donnerstag, 23. 2. 1809 . . . . . . . . . . H. Herz. Wohl Götemitz, um den 27. 2. 1809 . . . . . . H. Herz. Wohl Götemitz, um den 1. 3. 1809 . . . . . . . H. Herz. Wohl Götemitz, um den 3. 3. 1809 . . . . . . . H. Herz. Um den 6. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . H. Herz. Berlin, Donnerstag, 9. 3. 1809 . . . . . . . . . . . H. Herz. Berlin, Donnerstag, 16. 3. 1809 . . . . . . . . . . H. Herz. Wohl Götemitz, um den 16. 3. 1809 . . . . . . H. Herz. Berlin, Sonntag, 19. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . H. Herz. Wohl Götemitz, um den 25. 3. 1809 . . . . . . H. Herz. Berlin, Sonntag, 26. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . H. Herz. Berlin, Donnerstag, 30. 3. 1809 . . . . . . . . . . H. Herz. Wohl Götemitz, um den 1. 4. 1809 . . . . . . . H. Herz. Berlin, Donnerstag, 6. 4. 1809 . . . . . . . . . . . H. Herz. Wohl Götemitz, um den 6. 4. 1809 . . . . . . . H. Herz. Berlin, Sonntag, 9. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . H. Herz. Wohl Götemitz, um den 10. 4. 1809 . . . . . . H. Herz. Berlin, Sonntag, 6. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . H. Herz. Wohl Prenzlau, vor dem 13. 8. 1809 . . . . . .
9 12 37 37 49 63 65 68 74 81 81 81 85 91 99 108 115 119 125 135 143 164 166 176 194 194 199 207 229 229 231 237 300 305
Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel
XLIX
*3329. An H. Herz. Berlin, Sonntag, 20. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . 309 *3334. Von H. Herz. Vor dem 28. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 310 *3335. Von H. Herz. Vor dem 30. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 310 *3198. An
Johanna Herz. Berlin, Donnerstag, 6. 4. 1809 . . . . . . 229
*3224. An
Wilhelm von Humboldt. Berlin, Mittwoch, 26. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . W. v. Humboldt. Königsberg, Dienstag, 23. 5. 1809 . W. v. Humboldt. Berlin, Mittwoch, 14. 6. 1809 . . . . . W. v. Humboldt. Königsberg, Montag, 17. 7. 1809 . . W. v. Humboldt. Berlin, Dienstag, 1. 8. 1809 . . . . . . . W. v. Humboldt. Berlin, Sonnabend, 2. 9. 1809 . . . . . W. v. Humboldt. Königsberg, Herbst 1809 . . . . . . . . W. v. Humboldt und der Sektion des öffentlichen Unterrichts. Berlin, Montag, 26. 3. 1810 . . . . . . . . . . . W. v. Humboldt. Berlin, Sonntag, 1. 4. 1810 . . . . . . . W. v. Humboldt, Wilhelm Uhden und der Sektion des öffentlichen Unterrichts. Berlin, Sonnabend, 19. 5. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . W. v. Humboldt. Berlin, Montag, 21. 5. 1810 . . . . . . . W. v. Humboldt. Berlin, Dienstag, 22. 5. 1810 . . . . . .
3257. *3273. 3295. *3304. *3340. *3360. 3406.
Von An Von An An Von Von
3415. Von 3436. Von
3437. Von 3438. An
257 272 277 290 298 312 325 377 383
407 407 408
3146. Von Friederike Israel. Wohl Stralsund, Dienstag, 14. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 *3232. Von F. Israel. Wohl Stralsund, vor dem 2. 5. 1809 . . . . . . . 261 *3325. Von F. Israel. Wohl Stralsund, um den 16. 8. 1809 . . . . . . 309 *3066. 3068. *3154. 3174. *3187. 3263. *3307. 3308. *3328. 3357. *3378. *3424.
Von An Von An Von An Von An Von An Von Von
Charlotte von Kathen. Götemitz, vor dem 6. 2. 1809 Ch. v. Kathen. Berlin, Dienstag, 7. 2. 1809 . . . . . . . . . Ch. v. Kathen. Wohl Götemitz, um den 16. 3. 1809 . Ch. v. Kathen. Berlin, Sonntag, 26. 3. 1809 . . . . . . . . . Ch. v. Kathen. Wohl Götemitz, um den 3. 4. 1809 . . . Ch. v. Kathen. Berlin, Sonntag, 4. 6. 1809 . . . . . . . . . . Ch. v. Kathen. Wohl Götemitz, vor dem 3. 8. 1809 . . Ch. v. Kathen. Berlin, Donnerstag, 3. 8. 1809 . . . . . . . Ch. v. Kathen. Wohl Götemitz, vor dem 20. 8. 1809 . Ch. v. Kathen. Berlin, Sonnabend, 4. 11. 1809 . . . . . . Ch. v. Kathen. Wohl Götemitz, vor dem 18. 12. 1809 Ch. v. Kathen. Wohl Götemitz, vor dem 26. 4. 1810 .
74 75 166 194 217 275 298 298 309 322 348 390
L
Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel
3425. An 3432. An 3553. An
Ch. v. cher). Ch. v. Ch. v.
Kathen (auch von Anne (Nanny) SchleiermaBerlin, Donnerstag, 26. 4. 1810 . . . . . . . . . . . . . 390 Kathen. Berlin, Mitte Mai 1810 . . . . . . . . . . . . 401 Kathen. Berlin, Donnerstag, 27. 12. 1810 . . . . 532
3458. Von Friedrich Gustav Koch (auch an die wissenschaftliche Deputation bei der Sektion des öffentlichen Unterrichts). Fehrbellin, Sonnabend, 7. 7. 1810 . . . . . . . . . . 431 *3104. An *3238. An 3260. 3359. *3442. 3443. 3456. *3468. 3469. *3509. 3511. 3525. 3528. 3542. *3545. 3547. *3555.
Von Von An Von Von An Von An Von Von Von Von An Von An
Christian Gottlieb Konopak. Berlin, Sonnabend, 25. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ch. G. Konopak. Stralsund oder Götemitz, Freitag, 5. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ch. G. Konopak. Stralsund, Freitag, 26. 5. 1809 . . . . Ch. G. Konopak. Herbst 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ch. G. Konopak. Berlin, vor dem 8. 6. 1810 . . . . . . . . Ch. G. Konopak. Rostock, Freitag, 8. 6. 1810 . . . . . . Ch. G. Konopak. Rostock, Sonntag, 1. 7. 1810 . . . . . Ch. G. Konopak. Berlin, vor dem 29. 7. 1810 . . . . . . Ch. G. Konopak. Rostock, Sonntag, 29. 7. 1810 . . . . Ch. G. Konopak. Berlin, vor dem 6. 9. 1810 . . . . . . . . Ch. G. Konopak. Rostock, Donnerstag, 6. 9. 1810 . . Ch. G. Konopak. Rostock, Sonntag, 14. 10. 1810 . . . Ch. G. Konopak. Rostock, Mittwoch, 24. 10. 1810 . . Ch. G. Konopak. Rostock, November 1810 . . . . . . . . Ch. G. Konopak. Berlin, Sonntag, 2. 12. 1810 . . . . . . Ch. G. Konopak. Rostock, Dienstag, 11. 12. 1810 . . Ch. G. Konopak. Berlin, Sonnabend, 29. 12. 1810 . .
109 265 273 324 410 410 429 441 441 481 483 504 510 525 527 528 534
*3105. Von Leopold. Vor dem 26. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 *3052. Von Friedrich Ludwig Lindner. Vor dem 28. 1. 1809 . . . .
55
3544. Von Josias Friedrich Christian Loeffler. Gotha, Sonnabend, 1. 12. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 526 *3237. Von Leopold von Lützow. Vor dem 5. 5. 1809 . . . . . . . . . . 265 3171. Von Philipp Konrad Marheineke. Hildesheim, Sonnabend, 25. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191
Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel
*3214. An *3480. An
3486. Von *3492. An 3503. Von *3508. An *3513. An 3515. Von *3520. An 3523. Von *3532. An 3538. Von
Ph. K. Marheineke. Berlin, Sonnabend, 15. 4. 1809 . . Ph. K. Marheineke (auch von der wissenschaftlichen Kommission bei der Sektion des öffentlichen Unterrichts). Anfang August 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ph. K. Marheineke. Heidelberg, Donnerstag, 9. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ph. K. Marheineke. Berlin, wohl Mitte August 1810 Ph. K. Marheineke. Heidelberg, 31. 8. 1810 . . . . . . . . Ph. K. Marheineke. Berlin, wohl Anfang September 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ph. K. Marheineke. Berlin, um den 10. 9. 1810 . . . . . Ph. K. Marheineke. Heidelberg, Sonntag, 16. 9. 1810 Ph. K. Marheineke. Berlin, wohl Ende September/Anfang Oktober 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ph. K. Marheineke. Heidelberg, Sonnabend, 6. 10. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ph. K. Marheineke. Berlin, wohl Oktober 1810 . . . . Ph. K. Marheineke. Wohl Herbst 1810 . . . . . . . . . . . .
LI
245
456 463 468 475 481 486 487 497 501 514 521
*3311. Von Alexander von der Marwitz. Vor dem 7. 8. 1809 . . . . 303 *3350. An A. v. d. Marwitz. Troppau, um den 2. 10. 1809 . . . . . . 315 *3292. Von Johann Friedrich Meckel. Vor dem 16. 7. 1809 . . . . . 289 *3319. An J. F. Meckel. Berlin, Dienstag, 15. 8. 1809 . . . . . . . . . . 305 *3088. 3157. 3373. *3412. 3413. 3485.
An Von Von An Von Von
*3358. An
Friedrich Severin Metger. Berlin, Freitag, 17. 2. 1809 F. S. Metger. Stolp, Freitag, 17. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . F. S. Metger. Stolpe, Dienstag, 5. 12. 1809 . . . . . . . . . F. S. Metger. Berlin, vor dem 30. 3. 1810 . . . . . . . . . . F. S. Metger. Stolp, Freitag, 30. 3. 1810 . . . . . . . . . . . . F. S. Metger. Stolp, Mittwoch, 8. 8. 1810 . . . . . . . . . .
98 167 342 379 380 461
Luise von Mühlenfels. Berlin, Sonnabend, 4. 11. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 324
3356. Von Adolph Müller. Bremen, Donnerstag, 26. 10. 1809 . . 320 3369. An A. Müller. Berlin, Montag, 4. 12. 1809 . . . . . . . . . . . . 335 3391. Von A. Müller. Bremen, Mittwoch, 31. 1. 1810 . . . . . . . . . 363 *3024. Von Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Vor dem 4. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9
LII
3444. 3476. 3502. 3514.
Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel
An An An An
G. H. L. G. H. L. G. H. L. G. H. L.
Nicolovius. Nicolovius. Nicolovius. Nicolovius.
Berlin, Sonntag, 10. 6. 1810 . . . . Berlin, Freitag, 3. 8. 1810 . . . . . . Berlin, wohl Ende August 1810 Dresden, Freitag, 14. 9. 1810 . . .
413 451 474 486
3385. Von Friedrich Christoph Perthes. Hamburg, Sonnabend, 6. 1. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 354 *3086. *3113. *3213. *3233.
Von An Von An
Charlotte Pistorius. Um den 16. 2. 1809 . . . . . . . . . . . Ch. Pistorius. Berlin, Donnerstag, 2. 3. 1809 . . . . . . . Ch. Pistorius. Um den 13. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . Ch. Pistorius. Poseritz oder Götemitz, Dienstag, 2. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3326. Von Ch. Pistorius. Um den 16. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . *3341. An Ch. Pistorius. Berlin, Sonnabend, 2. 9. 1809 . . . . . . . .
97 119 245 261 309 312
*3074. Von Friedrich von Raumer. Vor dem 10. 2. 1809 . . . . . . . . 81 *3167. An F. v. Raumer. Berlin, Sonnabend, 25. 3. 1809 . . . . . . . 189 *3366. An
*3062. *3168. 3200. *3225. 3313.
An An Von An Von
Friederike Reichardt. Berlin, Sonnabend, 18. 11. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333
Luise Reichardt. Berlin, Sonnabend, 4. 2. 1809 . . . . . L. Reichardt. Berlin, Sonnabend, 25. 3. 1809 . . . . . . . L. Reichardt. Halle, Sonnabend, 8. 4. 1809 . . . . . . . . L. Reichardt. Berlin, Mittwoch, 26. 4. 1809 . . . . . . . . L. Reichardt. Giebichenstein, Donnerstag, 10. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3330. An L. Reichardt. Berlin, Dienstag, 22. 8. 1809 . . . . . . . . . 3362. Von L. Reichardt. Hamburg, Sonntag, 12.11. bis Montag, 13. 11. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3390. An L. Reichardt. Berlin, Sonnabend, 27. 1. 1810 . . . . . . . 3440. Von L. Reichardt. Hamburg, Freitag, 1. 6. 1810 . . . . . . . . *3403. An
68 190 229 257 303 309 325 362 408
Reichhelm. Berlin, Donnerstag, 15. 3. 1810 . . . . . . . . 375
*3346. Von Georg Andreas Reimer. Wohl Berlin, vor dem 23. 9. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 3549. An G. A. Reimer. Wohl Dezember 1810 . . . . . . . . . . . . . . 530
Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel
*3291. An
Ludovica Reinhardt. Berlin, Donnerstag, 13. 7. 1809
LIII
289
*3531. An August Riquet. Berlin, Oktober 1810 . . . . . . . . . . . . . 514 *3534. An A. Riquet. Berlin, vor dem 5. 11. 1810 . . . . . . . . . . . . 517 3535. Von A. Riquet. Dresden, Montag, 5. 11. 1810 . . . . . . . . . . 517 *3207. An
Johann Wilhelm Ritter. Berlin, Dienstag, 11. 4. 1809
239
*3061. An
Ludwig Sigismund Anton Baron von Röder. Berlin, Freitag, 3. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 *3090. An L. S. A. Baron von Röder. Berlin, Sonnabend, 18. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 *3331. Von L. S. A. Baron von Röder. Vor dem 24. 8. 1809 . . . . . 309 3550. Von Karl Heinrich Sack. Berlin, Dienstag, 25. 12. 1810 . . 531
*3081. An
Gerhard von Scharnhorst. Berlin, Dienstag, 14. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
91
3536. Von Karl Schildener. Greifswald, Donnerstag, 8. 11. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 519 *3312. Wohl von Schlaeger. Vor dem 10. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . 303 3320. An
August Wilhelm Schlegel. Berlin, Dienstag, 15. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305 3371. Von A. W. Schlegel. Coppet, Montag, 4. 12. 1809 . . . . . . . 337 *3048. An 3296. An
Friedrich Schlegel. Berlin, Montag, 23. 1. 1809 . . . . . 50 F. Schlegel. Berlin, Dienstag, 18. 7. bis Montag, 24. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291
*3055. Von Carl Schleiermacher. Wohl Schmiedeberg, vor dem 29. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 *3092. An C. Schleiermacher. Berlin, Sonnabend, 18. 2. 1809 . . 98 *3139. Von C. Schleiermacher. Wohl Schmiedeberg, vor dem 13. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 *3247. Von C. Schleiermacher. Wohl Schmiedeberg, vor dem 15. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266 *3258. Von C. Schleiermacher. Wohl Schmiedeberg, vor dem 24. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273
LIV
Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel
*3268. An C. Schleiermacher. Berlin, Dienstag, 13. 6. 1809 . . . . *3282. Von C. Schleiermacher. Wohl Schmiedeberg, vor dem 25. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3322. Von C. Schleiermacher. Wohl Schmiedeberg, vor dem 16. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3333. An C. Schleiermacher. Berlin, Sonntag, 27. 8. 1809 . . . . . *3347. Von C. Schleiermacher (auch an Henriette Schleiermacher). Schmiedeberg, um den 28. 9. 1809 . . . . . . . . *3035. An 3057. Von *3120. An 3166. Von 3181. Von *3189. An 3236. Von *3259. An *3269. An 3276. Von 3293. Von 3310. Von *3332. 3338. *3348. *3351.
An Von Von An
3352. Von 3355. Von 3363. Von
Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, Dienstag, 10. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Gnadenfrei, Mittwoch, 1. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Berlin, Sonnabend, 4. 3. 1809 . . Ch. Schleiermacher. Freitag, 24. 3. 1809 . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Gnadenfrei, Freitag 31.3. bis Sonntag, 16. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Berlin, Dienstag, 4. 4. 1809 . . . . Ch. Schleiermacher. Donnerstag, 4.5. bis Freitag, 5.5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Götemitz, Sonnabend, 26. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Berlin, Dienstag, 13. 6. 1809 . . . Ch. Schleiermacher. Vor dem 16. 6. 1809 bis um den 20. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Habendorf, Sonntag, 16. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Reinerz, Sonntag, 6.8. und Habendorf, Donnerstag, 24. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Berlin, Sonnabend, 26. 8. 1809 . Ch. Schleiermacher. Um den 1. 9. 1809 . . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Um den 1. 10. 1809 . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Schweidnitz, Mittwoch, 4. 10. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher (auch an Henriette Schleiermacher). Wohl Gnadenfrei, um den 8. 10. 1809 . . . . . . . Ch. Schleiermacher (auch an Henriette Schleiermacher). Donnerstag, 19. 10. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Habendorf, Montag, 13. 11. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
276 282 306 310 313
24 64 126 186 204 217 263 273 276 278 289 301 310 311 313 315 315 319 328
Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel
3368. An 3374. Von 3383. Von *3408. 3428. 3429. 3434.
An Von Von Von
*3439. An 3446. Von 3457. Von *3479. An 3487. Von 3500. Von 3519. Von 3529. Von 3539. Von 3540. 3541. *3551. 3558.
Von Von An Von
Ch. Schleiermacher. Berlin, Donnerstag, 23. 11. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Dienstag, 5. 12. 1809 . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Gnadenfrei, Montag, 1.1. bis Sonntag, 14. 1. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Berlin, Dienstag, 27. 3. 1810 . . . Ch. Schleiermacher. Wohl Ende April 1810 . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Habendorf, Freitag, 4. 5. 1810 . Ch. Schleiermacher (auch an Henriette Schleiermacher). Habendorf, Donnerstag, 17. 5. 1810 . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Berlin, Sonnabend, 26. 5. 1810 . Ch. Schleiermacher. Habendorf, Donnerstag, 14. 6. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Gnadenfrei, Montag, 2. 7. 1810 Ch. Schleiermacher. Berlin, wohl Ende Juli/Anfang August 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Gnadenfrei, Freitag, 10. 8. 1810 Ch. Schleiermacher. Wohl Mitte oder Ende August 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Wohl Gnadenfrei, wohl September 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Gnadenfrei, Sonnabend, 27.10. bis Dienstag, 30. 10. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Gnadenfrei, Donnerstag, 15. 11. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Wohl Herbst 1810 . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Wohl Herbst 1810 . . . . . . . . . . . Ch. Schleiermacher. Berlin, um den 26. 12. 1810 . . . Ch. Schleiermacher. Sonntag, 30. 12. 1810 . . . . . . . . .
LV
333 344 350 378 396 397 403 408 414 430 456 464 473 497 512 522 523 524 532 537
Henriette Schleiermacher siehe Henriette von Willich *3459. An
Johann Friedrich Schleusner (auch von der wissenschaftlichen Kommission bei der Sektion des öffentlichen Unterrichts). Berlin, vor dem 10. 7. 1810 . . . . 3460. Von J. F. Schleusner. Wittenberg, Dienstag, 10. 7. 1810 . . *3466. An J. F. Schleusner. Berlin, Freitag, 27. 7. 1810 . . . . . . . . 3473. Von J. F. Schleusner. Wittenberg, Mittwoch, 1. 8. 1810 . . . *3286. An
433 433 440 448
Christiane Caroline Schleyermacher. Berlin, Dienstag, 27. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285
LVI
*3218. *3243. 3253. 3261. *3327. 3543. 3548. *3552.
Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel
An An Von Von Von Von Von An
Sophie Schlichtkrull. Berlin, Donnerstag, 20. 4. 1809 S. Schlichtkrull. Sagard, Freitag, 12. 5. 1809 . . . . . . . . S. Schlichtkrull. Poseritz, Montag, 15. 5. 1809 . . . . . . S. Schlichtkrull. Poseritz, um den 26. 5. 1809 . . . . . . . S. Schlichtkrull. Um den 16. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . S. Schlichtkrull. November 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . S. Schlichtkrull. Stralsund, Mittwoch, 19. 12. 1810 . . S. Schlichtkrull (auch von Luise von Willich). Berlin, um den 26. 12. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
254 266 268 274 309 526 530 532
Johann Ernst Christian Schmidt. Berlin, Sonnabend, 28. 4. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3430. Von J. E. Ch. Schmidt. Gießen, Sonnabend, 5. 5. 1810 . . . 3435. An J. E. Ch. Schmidt. Berlin, Sonnabend, 19. 5. 1810 . . . 3441. Von J. E. Ch. Schmidt. Gießen, Sonnabend, 2. 6. 1810 . . . 3452. An J. E. Ch. Schmidt. Berlin, Sonnabend, 23. 6. 1810 . . . 3461. Von J. E. Ch. Schmidt. Gießen, Dienstag, 10. 7. 1810 . . . .
393 399 404 409 422 435
3426. An
3169. *3209. *3288. *3305.
An Von Von An
Friedrich Schultz. Berlin, Sonnabend, 25. 3. 1809 . . . F. Schultz. Vor dem 12. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . F. Schultz. Vor dem 2. 7. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . F. Schultz. Berlin, Dienstag, 1. 8. 1809 . . . . . . . . . . . .
3140. Von Johannes Karl Hartwig Schulze. Weimar, Montag, 13. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3372. Von J. K. H. Schulze. Weimar, Montag, 4. 12. 1809 . . . . . . *3388. Von J. K. H. Schulze. Weimar, vor dem 22. 1. 1810 . . . . . . 3402. An J. K. H. Schulze. Berlin, Montag, 26. 2. 1810 bis Sonnabend, 10. 3. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3427. Von J. K. H. Schulze. Wohl Weimar, wohl zwischen März und September 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3518. Von J. K. H. Schulze. Wohl Weimar, wohl zwischen März und September 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
190 239 288 298
155 341 362 373 396 497
*3185. An
Friedrich Heinrich Christian Schwarz. Berlin, vor dem 3. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214 3186. Von F. H. C. Schwarz. Heidelberg, Montag, 3. 4. 1809 . . . 214
*3134. An
Theodor Schwarz. Berlin, Sonnabend, 11. 3. 1809 . . 143
Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel
*3031. 3069. *3082. 3141. *3170. 3205. *3226. *3315. 3386.
An Von An Von An Von An An Von
*3394. An 3396. Von 3405. Von 3411. *3414. 3416. 3419. 3454. 3482. *3493. 3501. *3560. 3386. 3405.
Von An Von Von Von Von An Von An Von Von
3078. *3091. 3155. *3367. 3384.
Von An Von An Von
Henrich Steffens. Berlin, Sonnabend, 7. 1. 1809 . . . . . H. Steffens. Halle, Dienstag, 7. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . H. Steffens. Berlin, Dienstag, 14. 2. 1809 . . . . . . . . . . H. Steffens. Halle, Montag, 13. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . H. Steffens. Berlin, Sonnabend, 25. 3. 1809 . . . . . . . . H. Steffens. Vor dem 11. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . H. Steffens. Berlin, Mittwoch, 26. 4. 1809 . . . . . . . . . H. Steffens. Berlin, Sonnabend, 12. 8. 1809 . . . . . . . . Henrich und Johanna Steffens. Halle, vor dem 9. 1. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . H. Steffens. Berlin, Mittwoch, 7. 2. 1810 . . . . . . . . . . H. Steffens (auch an Georg Andreas Reimer). Halle, Freitag, 16. 2. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . H. und Johanna Steffens. Halle, Sonnabend, 17. 3. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . H. Steffens. Halle, Mittwoch, 28. 3. 1810 . . . . . . . . . . H. Steffens. Berlin, Sonnabend, 31. 3. 1810 . . . . . . . . H. Steffens. Ende März/Anfang April 1810 . . . . . . . . H. Steffens. Halle, Freitag, 6. 4. 1810 . . . . . . . . . . . . . H. Steffens. Halle, Montag, 25. 6. 1810 . . . . . . . . . . . . H. Steffens. Halle, Sonntag, 5. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . H. Steffens. Berlin, wohl Mitte August 1810 . . . . . . . H. Steffens. Wohl Mitte oder Ende August 1810 . . . H. Steffens. Berlin, Ende Dezember 1810 . . . . . . . . . H. und Johanna Steffens. Halle, vor dem 9. 1. 1810 . H. und J. Steffens. Halle, Sonnabend, 17. 3. 1810 . . .
Johanna Steffens. Halle, Montag, 13. 2. 1809 . . . . . . . J. Steffens. Berlin, Sonnabend, 18. 2. 1809 . . . . . . . . . J. Steffens. Wohl Halle, um den 16. 3. 1809 . . . . . . . . J. Steffens. Berlin, Sonnabend, 18. 11. 1809 . . . . . . . . J. Steffens (auch an Anne (Nanny) Schleiermacher). Halle, Dienstag, 2. 1. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3386. Von Henrich und Johanna Steffens. Halle, vor dem 9. 1. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3405. Von Henrich und Johanna Steffens. Halle, Sonnabend, 17. 3. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
LVII
13 76 91 156 191 237 257 304 356 366 368 376 379 382 383 387 424 458 468 473 538 356 376 88 98 166 333 353 356 376
*3043. Von David Stubenrauch. Vor dem 17. 1. 1809 . . . . . . . . . . 37 *3118. An D. Stubenrauch. Berlin, Sonnabend, 4. 3. 1809 . . . . . 125
LVIII
*3262. *3275. *3281. 3354.
Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel
D. Stubenrauch. Vor dem 4. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . D. Stubenrauch. Vor dem 15. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . D. Stubenrauch. Berlin, Dienstag, 20. 6. 1809 . . . . . . Susanne und D. Stubenrauch. Sonnabend, 14. 10. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3361. An D. und Susanne Stubenrauch. Berlin, Sonntag, 12. 11. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3376. An D. Stubenrauch. Berlin, Sonnabend, 16. 12. 1809 . . . *3380. An D. Stubenrauch. Berlin, Dienstag, 19. 12. 1809 . . . . . *3382. An D. Stubenrauch. Berlin, Sonnabend, 30. 12. 1809 . . . *3393. Von D. Stubenrauch. Vor dem 3. 2. 1810 . . . . . . . . . . . . . . *3409. An D. Stubenrauch. Berlin, Dienstag, 27. 3. 1810 . . . . . . *3410. Von D. Stubenrauch. Vor dem 28. 3. 1810 . . . . . . . . . . . . . *3220. *3294. 3354. *3361.
Von Von An Von
Von An Von An
*3221. An
Susanne Stubenrauch. Vor dem 22. 4. 1809 . . . . . . . . S. Stubenrauch. Berlin, Montag, 17. 7. 1809 . . . . . . . . S. und David Stubenrauch. Sonnabend, 14. 10. 1809 David und S. Stubenrauch. Berlin, Sonntag, 12. 11. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
275 278 282 317 325 345 349 349 366 379 379 256 290 317 325
Johann Wilhelm Süvern. Berlin, Dienstag, 25. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256
3417. Von Nicolaus von Thaden. Sünderuphof, Mittwoch, 4. 4. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384 3526. Von N. v. Thaden. Sünderuphof, Montag, 15. 10. 1810 . . 508 3491. Von Ludwig Friedrich Franz Theremin. Berlin, Donnerstag, 16. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 468 *3133. An Karl Thiel. Berlin, Freitag, 10. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . 143 *3162. Von K. Thiel. Vor dem 20. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 *3272. Von K. Thiel. Vor dem 14. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 3516. Von August Twesten. Kiel, Sonntag, 16. 9. 1810 . . . . . . . . 490 *3524. An A. Twesten. Berlin, Dienstag, 9. 10. 1810 . . . . . . . . . . 504 3365. Wohl an Wilhelm Uhden. Berlin, Freitag, 17. 11. 1809 . . . 332 3422. Wohl an W. Uhden. Berlin, Mittwoch, 18. 4. 1810 . . . . . . 389
Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel
3436. Von Wilhelm von Humboldt, W. Uhden und der Sektion des öffentlichen Unterrichts. Berlin, Sonnabend, 19. 5. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3445. An W. Uhden. Berlin, Sonntag, 10. 6. 1810 . . . . . . . . . . . 3450. Von W. Uhden. Leipzig, Freitag, 22. 6. 1810 . . . . . . . . . . . 3477. An W. Uhden. Berlin, Freitag, 3. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . 3488. Von W. Uhden. Göttingen, Sonnabend, 11. 8. 1810 . . . . .
LIX
407 413 417 454 467
3481. Von Johann Severin Vater. Königsberg, Sonnabend, 4. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 457 *3087. Von August Wahlert. Vor dem 17. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . 98 3129. An A. Wahlert. Berlin, Mittwoch, 8. 3. 1809 . . . . . . . . . . . 138 *3103. An
Johann Christoph Wedeke. Berlin, Freitag, 24. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . J. Ch. Wedeke. Vor dem 6. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . J. Ch. Wedeke. Berlin, Dienstag, 14. 3. 1809 . . . . . . . . J. Ch. Wedeke. Vor dem 28. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . J. Ch. Wedeke. Vor dem 11. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . J. Ch. Wedeke. Berlin, Dienstag, 25. 4. 1809 . . . . . . . . J. Ch. Wedeke. Vor dem 15. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . J. Ch. Wedeke. Vor dem 30. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . J. Ch. Wedeke. Berlin, Sonnabend, 2. 9. 1809 . . . . . . . J. Ch. Wedeke. Vor dem 6. 12. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . J. Ch. Wedeke. Vor dem 27. 12. 1809 . . . . . . . . . . . . . .
109 132 157 195 239 257 266 310 312 345 349
3418. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Heidelberg, Mittwoch, 4. 4. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3464. An W. M. L. de Wette. Berlin, vor dem 24. 7. 1810 . . . . . 3465. Von W. M. L. de Wette. Heidelberg, Dienstag, 24. 7. 1810 *3489. Von W. M. L. de Wette. Heidelberg, Montag, 13. 8. 1810 .
385 439 439 467
*3124. *3145. *3175. *3206. *3222. *3248. *3337. *3342. *3375. *3381.
Von An Von Von An Von Von An Von Von
*3098. An
Heinrich Christoph von Willich. Berlin, Mittwoch, 22. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3135. Von H. Ch. v. Willich. Sagard, Sonnabend, 11. 3. 1809 . . . 3227. Von H. Ch. v. Willich. Sagard, Sonnabend, 29. 4. 1809 . . . *3228. An H. Ch. v. Willich. Poseritz, Sonntag, 30. 4. 1809 . . . . *3234. An H. Ch. v. Willich. Poseritz oder Götemitz, Dienstag, 2. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
107 144 257 259 262
LX
3235. *3289. 3299. *3343. *3433. 3472.
Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel
Von An Von An An Von
3527. An
H. Ch. v. Willich. Sagard, Mittwoch, 3. 5. 1809 . . . . . H. Ch. v. Willich. Berlin, Donnerstag, 6. 7. 1809 . . . . H. Ch. v. Willich. Sagard, Donnerstag, 20. 7. 1809 . . H. Ch. v. Willich. Berlin, Sonnabend, 2. 9. 1809 . . . . . H. Ch. v. Willich. Berlin, Mitte Mai 1810 . . . . . . . . . . H. Ch. v. Willich. Sagard, Ende Juli bis Donnerstag, 2. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . H. Ch. v. Willich. Berlin, Dienstag, 16. 10. 1810 . . . .
3021. Von Henriette von Willich. Poseritz, Sonntag, 1. 1. 1809 bis Montag, 2. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3022. An H. v. Willich. Berlin, Sonntag, 1.1. bis Donnerstag, 5. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3028. Von H. v. Willich. Poseritz, Donnerstag, 5. 1. 1809 . . . . . . 3032. An H. v. Willich. Berlin, Sonnabend, 7.1. bis Sonntag, 8. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3033. Von H. v. Willich. Poseritz, Sonntag, 8.1. bis Montag, 9. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3034. An H. v. Willich. Berlin, Montag, 9.1. bis Donnerstag, 12. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3038. Von H. v. Willich. Poseritz, Sonnabend, 14.1. bis Sonntag, 15. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3041. An H. v. Willich. Berlin, Sonntag, 15.1. bis Donnerstag, 19. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3045. An H. v. Willich. Berlin, Sonnabend, 21.1. bis Donnerstag, 26. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3046. Von H. v. Willich. Sonntag, 22.1. bis Montag, 23. 1. 1809 3050. Von H. v. Willich. Poseritz, Dienstag, 24.1. bis Donnerstag, 26. 1. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3054. An H. v. Willich. Berlin, Sonnabend, 28.1. bis Donnerstag, 2. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3060. Von H. v. Willich. Poseritz, Donnerstag, 2.2. bis Freitag, 3. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3064. An H. v. Willich. Berlin, Sonntag, 5.2. bis Donnerstag, 9. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3070. Von H. v. Willich. Wohl Poseritz, Mittwoch, 8.2. bis Donnerstag, 9. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3077. An H. v. Willich. Berlin, Sonntag, 12. 2. 1809 . . . . . . . . . 3079. Von H. v. Willich. Poseritz, Montag, 13. 2. 1809 . . . . . . . . 3084. An H. v. Willich. Berlin, Donnerstag, 16. 2. 1809 . . . . . .
262 288 294 312 402 447 510
3 5 12 13 16 20 25 31 38 45 50 56 65 69 77 85 89 92
Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel
3085. Von H. v. Willich. Poseritz, Donnerstag, 16. 2. 1809 . . . . . 3095. Von H. v. Willich. Wohl Poseritz, Sonntag, 19. 2. 1809 . . . 3097. An H. v. Willich. Berlin, Dienstag, 21.2. bis Donnerstag, 23. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3101. An H. v. Willich. Berlin, wohl Donnerstag, 23. 2. 1809 . 3106. An H. v. Willich. Berlin, Sonntag, 26. 2. 1809 . . . . . . . . . 3107. Von H. v. Willich. Poseritz, Sonntag, 26.2. bis Montag, 27. 2. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3110. An H. v. Willich. Berlin, Dienstag, 28.2. bis Donnerstag, 2. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3115. Von H. v. Willich. Poseritz, Freitag, 3. 3. 1809 . . . . . . . . . . 3116. An H. v. Willich. Berlin, Freitag, 3.3. bis Sonnabend, 4. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3123. Von H. v. Willich. Poeseritz, Sonntag, 5.3. bis Montag, 6. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3125. An H. v. Willich. Berlin, Montag, 6.3. bis Donnerstag, 9. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3130. Von H. v. Willich. Poseritz, Mittwoch, 8. 3. 1809 . . . . . . . 3136. An H. v. Willich. Berlin, Sonntag, 12. 3. 1809 . . . . . . . . . 3137. Von H. v. Willich. Poseritz und Sissow, Sonntag, 12. 3. 1809 bis Montag, 13. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . 3149. An H. v. Willich. Berlin, Mittwoch, 15.3. bis Donnerstag, 16. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3152. Von H. v. Willich. Poseritz, Donnerstag, 16. 3. 1809 . . . . . 3158. Von H. v. Willich. Poseritz, Freitag, 17.3. bis Montag, 20. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3160. An H. v. Willich. Berlin, Sonnabend, 18.3. bis Sonntag, 19. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3163. An H. v. Willich. Berlin, Mittwoch, 22.3. bis Donnerstag, 23. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3164. Von H. v. Willich. Poseritz, Freitag, 24. 3. 1809 . . . . . . . . . 3165. An H. v. Willich. Berlin, Freitag, 24.3. bis Sonntag, 26. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3176. An H. v. Willich. Berlin, Dienstag, 28.3. bis Donnerstag, 30. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3180. Von H. v. Willich. Poseritz, Donnerstag, 30.3. bis Freitag, 31. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3183. An H. v. Willich. Berlin, Sonntag, 2. 4. 1809 . . . . . . . . . . . 3184. Von H. v. Willich. Poseritz, Sonntag, 2.4. bis Montag, 3. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
LXI
95 99 103 108 110 112 116 119 122 129 132 139 146 149 161 164 169 173 176 180 182 195 200 207 210
LXII
Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel
3191. Von H. v. Willich. Poseritz, Dienstag, 4.4. bis Freitag, 7. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3194. An H. v. Willich. Berlin, Mittwoch, 5.4. bis Donnerstag, 6. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3202. Von H. v. Willich. Poseritz, Montag, 10. 4. 1809 . . . . . . . . 3203. An H. v. Willich. Berlin, Montag, 10.4. bis Donnerstag, 13. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3212. Von H. v. Willich. Poseritz, Donnerstag, 13.4. bis Freitag, 14. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3215. Von H. v. Willich. Poseritz, Sonnabend 15.4. bis Montag, 17. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3216. An H. v. Willich. Berlin, Sonntag, 16. 4. 1809 . . . . . . . . . 3217. An H. v. Willich. Berlin, Sonntag, 16.4. bis Donnerstag, 20. 4. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3249. Von H. v. Willich. Vor dem 15. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . 3349. Von H. Schleiermacher (vorher von Willich). Schmiedeberg, Montag, 2. 10. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . 3036. An Luise von Willich. Berlin, Donnerstag, 12. 1. 1809 . . 3099. An L. v. Willich. Berlin, Mittwoch, 22. 2. 1809 . . . . . . . . 3138. Von L. v. Willich. Götemitz, Sonntag, 12.3. bis Donnerstag, 16. 3. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3178. An L. v. Willich. Berlin, Donnerstag, 30. 3. 1809 . . . . . . . 3219. Von L. v. Willich. Poseritz, Freitag, 21. 4. 1809 . . . . . . . . . *3244. An L. v. Willich. Sagard, Freitag, 12. 5. 1809 . . . . . . . . . . 3250. Von L. v. Willich. Vor dem 15. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . 3290. An L. v. Willich. Berlin, Donnerstag, 6. 7. 1809 . . . . . . . . 3324. Von L. v. Willich. Poseritz, Mittwoch, 16. 8. 1809 . . . . . . . 3431. An L. v. Willich. Berlin, Sonntag, 13. 5. 1810 . . . . . . . . . . 3451. Von L. v. Willich. Poseritz, Freitag, 22. 6. 1810 . . . . . . . . . 3546. Von L. v. Willich. Berlin, wohl im Herbst 1810 . . . . . . . .
220 225 231 233 242 245 249 251 266 313 24 108 152 199 255 266 267 288 307 401 420 527
3537. Von Marianne von Willich. Sagard, Sonnabend, 10. 11. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 520 *3179. An
Tante Willich. Berlin, Donnerstag, 30. 3. 1809 . . . . . . 200
*3242. Von Carl von Winterfeld. Vor dem 10. 5. 1809 . . . . . . . . . 265 *3255. An *3557. An
Philipp Wilhelm Wolf. Sagard, Dienstag, 16. 5. 1809 269 Ph. W. Wolf. Berlin, Sonntag, 30. 12. 1810 . . . . . . . . . 536
Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel
LXIII
3463. Von Johann Gottfried Woltmann. Berlin, Sonntag, 15. 7. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 438 *3119. An 3148. An
Caroline Wucherer. Berlin, Sonnabend, 4. 3. 1809 . . . 125 C. Wucherer. Berlin, Mittwoch, 15. 3. 1809 . . . . . . . . 160
Briefwechsel mit nicht ermittelten Personen *3251. 3421. 3423. 3483.
Von An Von Von
Unbekannt. Unbekannt. Unbekannt. Unbekannt.
Vor dem 15. 5. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . Berlin, Dienstag, 17. 4. 1810 . . . . . . . . . . Halle, Dienstag, 24. 4. 1810 . . . . . . . . . . . Berlin, Dienstag, 7. 8. 1810 . . . . . . . . . . .
267 388 389 459
Amtlicher Schriftwechsel *3264. An
die kurmärkische Akzise- und Zolldirektion. Berlin, Mittwoch, 7. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276 3265. An die kurmärkische Akzise- und Zolldirektion. Berlin, Freitag, 9. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276 3270. Von der kurmärkischen Akzise- und Zolldirektion. Berlin, Dienstag, 13. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 3458. Von Friedrich Gustav Koch (auch an die wissenschaftliche Deputation bei der Sektion des öffentlichen Unterrichts). Fehrbellin, Sonnabend, 7. 7. 1810 . . . . . . . . . . 431 3278. An 3379. An
*3266. An
Friedrich Wilhelm III. Berlin, Sonnabend, 17. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281 Friedrich Wilhelm III. und das reformierte Kirchendirektorium. Berlin, Dienstag, 19. 12. 1809 . . . . . . . . 348 die Hauseignerkommission. Berlin, Freitag, 9. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276
3395. Von dem reformierten Kirchendirektorium. Berlin, Freitag, 16. 2. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 366 *3279. An das reformierte Kirchendirektorium. Berlin, Montag, 19. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282
LXIV
Verzeichnis der einzelnen Briefwechsel
*3314. Von der Sektion des öffentlichen Unterrichts. Vor dem 11. 8. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3397. An die Sektion des öffentlichen Unterrichts. Berlin, Sonntag, 18. 2. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3406. Von Wilhelm von Humboldt und der Sektion des öffentlichen Unterrichts. Berlin, Montag, 26. 3. 1810 . . . . . 3436. Von Wilhelm von Humboldt, Wilhelm Uhden und der Sektion des öffentlichen Unterrichts. Berlin, Sonnabend, 19. 5. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3474. Von der Sektion des öffentlichen Unterrichts. Berlin, vor dem 3. 8. 1810 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . *3267. An
304 370 377
407 450
die Stadtverwaltungsbehörde. Berlin, Freitag, 9. 6. 1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276 *3280. Von der Stadtverwaltungsbehörde. Vor dem 20. 6. 1809 . . 282
Briefwechsel Januar 1809 bis Dezember 1810
3021. Von Henriette von Willich. Poseritz, Sonntag, 1. 1. 1809 bis Montag, 2. 1. 1809
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Neujahrsnacht. Es ist wohl 2 Uhr ich komme eben von Jette welche diese Nacht hier bei uns ist – ich kann mich gar nicht schlafen legen ohne ein liebes Wort mit Dir zu reden. Wie bist Du mir gegenwärtig gewesen den ganzen Abend – mein süßes theures Leben! mein Herzensmann! ich wollte ich könnte noch einen neuen allerzärtlichsten Namen erfinden um Dich in den Augenblicken der innigsten Liebe so zu rufen. Ach Ernst wie ich Dich liebe! wie ich in Dir lebe und durch Dich! Mein trauter Mann mein süßer Ernst mir ist so wohl denn ich vergeße alles was mich drückte – ich sehe nur Deiner himmlischen Augen liebenvollen Blick der mein tiefstes Innre entzündet – und fühle die süßen Küsse in denen wie Du sagst Du deine ganze Seele an mich verlieren möchtest – und mit süßem Leben fühle ich Deine holde Seele zauberisch immer inniger mit mir vereint, die meine mit sich forttragend – hinaufschwebend! O Ernst ein unendlich Sehnen nach Dir, kann mich fassen! Werde ich ums Jahr Dein Weib sein? wirst Du ganz innerlich glücklich mit ungetrübter Freude daß ich dein bin, mich an Dein Herz schließen? Ach Ernst wie ich dir | gut bin und Dich auf Händen tragen werde, das weißt Du kaum. O Gott im Himmel wäre ich es doch werth dein Weib zu sein – es giebt wohl schwerlich eine die es ganz werth ist – ach stände ich nur nicht hinter Viele zurük – bitte auch Du Gott daß er mich reinige und heilige und segne. – Ich möchte immerfort Dich auf das zärtlichste liebkosen und Dir aussprechen wie ich Dich fast abgöttisch liebe und ehre und doch ist alles so wahr und so ganz Dein eigen was ich in dir anbete. Ich habe angefangen Deine und Jettens frühe Briefe an Ehrenfried wiederzulesen, es ist mir ein sehr rührender Genuß Dich in Deinem ganzen Schmerz zu erbliken, recht in die Tiefe deines Gemüthes zu dringen. Ach dieser Schmerz zieht mich unbeschreiblich hin zu Dir – und doch durchdringt er mich ganz eigen. Ich möchte fragen 3021. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/2, Bl. 109–111; D1: Br 2, S. 201 (Auszug); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 283–285 (gekürzt)
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Briefe 3021–3022
obwohl ich nicht fragen will, bist du wircklich ganz geheilet kannst du noch so glücklich sein als Du es damals in dem brennenden Verlangen das herrliche Gemüth Dein zu nennen, zu werden hofftest? Du hast mir ja schon geantwortet drum frage ich dich nicht mehr. Auch zwei Briefe von Leonore fand ich gleich oben auf in dem Päckchen, ach wie sind sie schön! Das liebe Bild habe ich nun vor mir auf | meinem Schreibbüreau – es blickt so ernst so groß daß ich immer mich davon ergriffen fühle – aber es hindert mich nicht daß ich nicht sollte es betrachten liebend gegen mich gewendet in großer ernster Stimmung – doch als liebender Gatte es mit mir theilend! Und nun gute Nacht und Seegen über Dich und mich und unsere Kinder und unsere Lieben und über das Vaterland, in diesem begonnenen Jahr – Auch im Bette denke ich noch an Dich und träume von dem Schönen des neuen Jahrs
Von Jette soll ich Dich so innig grüßen heute Abend und auch von den andern Lieben.
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D 2t. 9.
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Nur recht ein Augenblickchen habe ich heute, ich wollte Dir doch erzählen wie uns der Neujahrs Abend gestört ward durch einen recht unangenehmen Vorfall der besonders unsere Lotte Pistorius sehr herunter brachte. Die Gartzer waren hier mit noch ein paar jungen Mädchen die viel in Lottens Haus kommen Brunnemanns. Lotte entfernt sich am Abend auch Christian Pistorius und die jüngste Brunnemann. Sie kommen wieder auf das aller komischte und lächerlichste verkleidet – Lotte eine Dame | aus dem Alterthum vorstellend, Christian den Chapeau, die junge Brunnemann einen jungen modernen Herrn – Wie hübsch in ihrer Art die Gestalten waren, wie vortrefflich Lotte es machte das laß dir nur von Jette bezeugen. Aber o mein Gott welch ein Unglück hätte entstehn können. Christian hatte einen Degen an, wovon die Scheide unten in zwei war so daß die Spitze einen Fingerlang durchstach, niemand hatte das bemerckt, die Gestalten fingen an zu tanzen, das Mädchen erhält einen heftigen Stooß, das Blut sahen wir Alle strömen, sie hatte einen Stich über
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dem Knie an der Seite im Fleisch also nicht gefährlich – ehe wir das wußten, ehe das Blut gestillt war kannst du dir unsere Angst vorstellen o Gott wie leicht hätte es ungeheuer schrecklich werden können. Alle Kinder standen im Kreise herum. Pistorius mit dem Degen immer um sie vorüber gestreift – wir wurden sehr erschüttert doch besonders Lotte Pistorius die noch gestern immer ganz heruntergerissen war – | Die Wunde ist gar nicht bedeutend, in wenigen Tagen vielleicht beßer. Das Mädchen war sehr brav. Ich kann kein Wörtchen mehr sagen als daß ich dich innig umarme, und am Neujahrsabend mir gewiß ausgerechnet hatte liebe Worte von Dir zu empfangen doch vergebens – Grüße unserer Nanny Lebe wohl –
3022. An Henriette von Willich. Berlin, Sonntag, 1.1. bis Donnerstag, 5. 1. 1809 Neujahrstag Abends. 2
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Da ist mir noch süße Jette als ein Neujahrsgeschenk Dein Brief gekommen und einer von der großen mit Einlagen von Lotte und Luise. Du gutes Herz hast solche Freude über die Zeichnung gehabt und nimmst sie so andächtig und tief daß es mir fast leid thut Dir neulich so scherzhaft darüber geschrieben zu haben daß es Dir fast ein Greul sein muß. Du treibst wol offenbar ein wenig Abgötterei damit meine holde Braut; aber soll mich denn das nicht freuen? ich lasse es mir so gern gefallen daß das Auge der Liebe mir schmeichelt und ich kann Dir gar nicht sagen wie es mich gerührt hat. Aber nun bitte ich Dich auch ganz ernsthaft mache Dir nicht nach dem Bilde ein Bild von mir das Du hernach in mir nicht wiederfindest. Meine Stirn hat wol etwas eigenthümliches und charakteristisches aber hübsch ist sie nur gar nicht, und auf meine Augen hat der Zeichner eben so wenig gutes zu sagen gewußt als ich. Du weißt wie ich immer klage über ihr unbewegliches gläsernes Wesen, und glaube daß sie mehr Jalousien vor meiner Seele sind als Fenster, und mich ärgere daß so wenig in ihnen zu lesen ist von dem was in mir vorgeht. Aber Du weißt es 3022. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 1 f.; D1: Br 2, S. 202 f. (gekürzt); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 285–288
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Brief 3022
ist eine Rede und gewiß keine fabelhafte daß wenn Eheleute lange und wie sichs gebührt zusammen leben sie einander ähnlich werden. Nun sieh zu ob Du mich dazu nicht schon zu alt empfängst und laß sehen was du noch machen kannst aus diesen schlechten Augen. Nun aber laß mich klagen liebste Jette ich bin so böse auf mich selbst daß ich mich schlagen möchte und mich recht hart bei dir anklagen. Nicht nur daß ich dir thörichter Weise selbst die Ueberraschung verderbt habe sondern vorzüglich daß ich Deine ganze Weihnachtsfreude gestört und Dir Sorge gemacht habe. Mein geschriebener Buchstabe ist so hart und unbeholfen, alles unangenehme klingt noch einmal so schlimm als es gemeint ist; ich weiß das und hüte mich doch nicht. Freilich ist es nur die Sehnsucht Dir alles grade so zu geben wie es in mir ist; aber gerade bei diesem Gegenstande wo sich so viele unbestimmte Vorstellungen bei Dir einmischen müssen sollt ich mich am meisten in Acht genommen haben Dich nicht zu erschrekken. Ein etwas schwankender Zustand ist merklich aber es kann noch alles recht gut werden und als Du beunruhigt wurdest war ich gewiß schon über manches beruhigt. Laß Dich also recht inständig bitten jedesmal recht viel abzurechnen von dem was Du Dir bei meinen Nachrichten natürlicherweise einfallen mußte. Ich werde fortfahren Dir den Eindruk den die Umstände auf mich machen nicht zu verhehlen, sonst würdest Du vielleicht nur noch mehr in vergeblicher Sorge sein aber beobachte Du auch jenes immer und bedenke daß Du in der Entfernung nur durch einen Nebel siehst und also wieder verkleinern mußt was dieser vergrößert. So glaube ich auch daß es nur Deine und unserer Freundin Vorstellung von meiner Stimmung gewesen ist was auch Wehmuth und Spuren von Schmerz in dem Bilde sehn läßt; hier hat das wenigstens niemand gefunden. Ach wenn es Dich nur immer mit rechter Liebe anspräche Du liebevolle Beschauerin! wenn es Dir doch alles ausdrükte was ich vergeblich versuche Dir mit Worten zu sagen, jeden Morgen und jeden Abend. Dazu habe ich es dir eigentlich geschikt. Und so überlasse ich es ihm auch jezt Dir die süßeste gute Nacht zu bieten du Theure. | 1v
M i t t w o c h d 4t. A b e n d Einzige Jette indem ich ansehe was ich auf der vorigen Seite geschrieben habe kommt es mir so abscheulich in einander gekrizelt vor daß Du ein wahrer Engel sein mußt von Geduld und Geschiklichkeit wenn Du es irgend lesen kannst. Schilt mich nur recht wenn ich es zu arg mache dann geht es wieder eine Weile besser. Ich habe jezt so schlechtes Papier, und meist wenn ich zu Dir komme schon abgeschriebene Finger und Federn vom Plato. 36 von] folgt 〈alle〉
50 d 4t.] über der Zeile
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Nun sieh nur Kleine da ist gestern als ich abwesend war ganz unerwartet und überraschend dein Geschenk gekommen und hat uns große Freude gemacht. Du hast es zwar grade gemacht wie ich denn ich konnte es aus Deinem lezten Briefe ahnden aber weil noch gar nichts da war glaubte ich doch fast du meintest Dein Geburtstagsgeschenk und wollte Dich drüber schelten, zumal Du neulich schriebst Du hättest nicht schikken können was Du gewollt hättest. Eine Räucherlampe habe ich mir lange gewünscht, und diese ist nun gar ein zierliches kleines Geräth und Dein Thee das ist mir nun auch sehr lieb den zu trinken. Versucht ist er schon, und ich kann ihn gewiß jedesmal heraus schmekken ohne zu fragen. So gut geht es mir leider mit deinen Jabots nicht; ich kann sie nicht von denen unterscheiden die ich von Mine Reimer habe, und muß immer erst Nanny fragen. (Sage mir nur pflegst Du auch so eine konfuse Wirthschaft zu treiben wie diese kleine Frau? die wollte schon gegen Weihnachten entbunden sein, und nun läuft sie noch immer herum ganz frisch und gesund. Wie lange muß da ein armer Mann in der Erwartung und in der Angst sein!) Der Thee ist übrigens gestern angetrunken worden zu Ehren eines gar lieben Menschen nemlich des kleinen Thiel aus Anklam, der einer meiner ersten und treusten Schüler in Halle war, und wir halten gegenseitig große Stükke von einander. Ich bat ihn mit noch ein Paar ehemaligen Zuhörern zusammen, und unter denen ist mir dann immer ganz wohl. Ich pflegte sonst oft zu sagen die Zeit in Halle sei doch die schönste meines Lebens gewesen, so komme sie gewiß nicht wieder. Wenn ich das auch jezt noch sage vor solchen die von meinem neuen Glük nichts wissen so strafe ich mich freilich innerlich selbst Lügen dabei – aber Eins, das | frische Leben mit den jungen Leuten wird doch schwerlich ganz so wiederkommen, denn die Verhältnisse werden hier nicht ganz so sein. Aber was irgend geschehen kann wollen wir gewiß thun, und du sollst recht deine Freude haben wenn du siehst wie die Jünglinge mich lieben und sich von mir heranziehn lassen. Eigentlich habe ich auch dein Stammbuch schon auf die neue Universität berechnet denn jeder aus unserm engeren Kreise muß Dir wenn er sie verläßt etwas einschreiben, damit wir die vergangenen Zeiten immer lebendig erhalten und das Buch eine Art von HausChronik werde. Darum thut es mir nicht leid daß es wider deinen Wunsch so dik gerathen ist. Aber einzige Jette wie leid thut es mir daß du schreibst es sei doch keine rechte Freude und Heiterkeit gewesen an eurem Weihnachtsabend! Etwas hat freilich Lottens Gesundheit wol gethan, etwas auch daß wie Jette schreibt manches verloren 67 deinen] korr. aus meinen
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Briefe 3022–3026
gegangen und also nicht alles ausgeführt werden konnte wie es sollte, und vielleicht hat auch Luise Recht welche meint es sei nicht alles ganz gut eingerichtet gewesen. Aber was Dich betrift so bin ich doch vorzüglich Schuld daran daß ich Dir das Herz schwer gemacht habe um ungelegte Eier. Und was soll ich sagen liebste Jette? es kann doch sein daß ich dir noch manche kleine Freude im Leben verderbe durch meine angeborne Ungeschiktkeit oder Trägheit! Ich bitte dich schon um Verzeihung im voraus du süße, und es ist gewiß kein katholischer Ablaß den ich fodere, sondern nur auf Hofnung der Besserung von heute an – aber ich fühle es gar zu sehr, ganz wird es nicht ohne das abgehn. Wenn ich dir nur wenigstens manchmal recht große Freude mache für die kleine die ich Dir verderbe. Und das lasse dir nur auch ahnden süßes trautes Kind, und glaube nicht daß der Kummer und die Sorge überwiegen werden, und daß Dich mein Bild grade oft wird trösten müssen. Könnte ich Dir nur sagen, wie mich das gerührt hat. Aber dabei bleibt es doch daß es mir keinen Augenblik leid thut daß du grade in dieser Zeit mein geworden bist, und daß auch von dieser Seite gleich in die erste Freude der Liebe sich Wemuth mischt. Es ist ja auch das ein herrlicher kräftiger Genuß. – Heute ist für mich noch auf eine eigne Weise Neujahr, ich habe nemlich meine Vorlesungen wieder angefangen mit sehr gutem Muth und | auch mit merklich gebesserter Gesundheit, so daß du hierüber nun ganz ruhig sein kannst. Es kann nicht fehlen daß ich auf diesem Wege fortgehe, und wenn ich erst völlig schmerzenfrei bin dann will ich mich auch in Deinem Namen recht pflegen um so bald als möglich wieder ganz herauf zu kommen, viel achtsamer als ich sonst sein würde. Auch außerdem hat sich heute etwas angenehmes ereignet. Nachdem wir nemlich in den lezten Wochen ganz zum Lachen arm gewesen sind habe ich heute die Nachricht bekommen, daß die Regierung 600 Thaler für mich hat anweisen lassen. Das ist nun freilich auf einmal alles was ich bis zum Antritt meines Amtes das heißt bis zu Deiner Ankunft zu erwarten habe, und immer nicht genug um bis dahin zu leben und unser Haus einzurichten; aber die Quälerei wie sie zulezt war hört doch nun auf, und dann hat mir die Nachricht von dem Gelde auch die Zeit wo es alle sein wird wieder auf eine eigne Weise näher gebracht; denn es muß wenigstens noch reichen um zu Dir zu reisen. Siehst Du wie alles immer dieselbe Richtung nimmt, alles mich immer zu Dir führt. Und nun schlafe mir recht süß mit den lieben Kindern, und laß Dich nicht zu früh stören. Morgen früh bin ich gleich wieder bei Dir. So gut wird es mir jezt nur am Posttage gewöhnlich. Wenn nun erst kein Posttag sein wird! wenn die Worte unmittelbar von Mund zu Mund gehn, und die Liebe ohne Worte. Ja meine Jette laß es Dir nur
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immer sagen, wie ich dein bin und wie ich mich immerfort nach dir sehne. D o n n e r s t a g . d 5 t . Ach ich habe wieder nur noch zu ein Paar Worten Zeit. Süßesten Morgengruß und Abschied. Du schreibst meine Briefe wären sehr freundlich aufgenommen worden das kann aber wol nur von denen an Schlichtkrull gelten; denn Kathen hatte noch nicht einmal an Lotte etwas gesagt, also an Dich wol noch weniger. Nun wir wollen es abwarten. Mir wäre es nicht natürlich gewesen auf irgend eine andere Weise zu schreiben. Nun sagte ich Dir gern noch so viel von den Kindern, den lieben süßen Geschöpfen. Scheust Du Dich auch nicht zu sehr vor Sophie und Luise? Leztere schrieb mir, sie hätte selbst versucht Friedchen den Vaternamen zu lehren aber sie wollte es Dir oder mir nicht nehmen. Daß der Junge schon so hübsch regiert freut mich ungemein. Wieviel Du sie draußen halten sollst darüber [ ]
*3023. Von Hermann Baier. Vor dem 4. 1. 1809
*3024. Von Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Vor dem 4. 1. 1809
*3025. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Mittwoch, 4. 1. 1809 Über Caroline Wucherers bevorstehende oder bereits vollzogene Verlobung und über ein Gerücht in Berlin, Blanc betreffend
*3026. An Henriette Herz. Berlin, Donnerstag, 5. 1. 1809
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Brief 3027
3027. Von Friedrich Carl Gottlieb Duisburg. Danzig, Donnerstag, 5. 1. 1809 Dantzig d. 5 Januar 1809. Glück zum neuen Jahr, alter Philosoph! Wie hält es denn mit Dir; was treibst Du; was machst Du? Im Schreiben, d. h. im Briefschreiben, da scheint es mit Dir auch gar langsam herzugehn. Doch hoffe ich daß Du mir einmal ein Viertelstündchen opfern wirst, so wie ich auch sonst noch auf Deine guten Dienste rechne. Mit der Stelle in Bremen, da wird es wohl diesmal nichts werden, sondern es wird den Hofprediger E y l e r t in Potsdam treffen, wie mir mein Onkel schreibt. Nun aber weißt du aus meinen vorigen, zum Theil noch unbeantworteten Briefen, daß ich aus Dantzig weg will und weg muß. Es frägt sich also: kannst du etwas würcken für mich, das mir Eylerts Stelle zu Theil wird, wenn der geruffen werden sollte? Oder weißt du mir sichere Wege an die Hand zu weisen, die ich dazu einzuschlagen habe? Und überhaubt – aber bei unserer alten Freundschaft bitte ich um eine hübsch ordentliche Antwort – was kannst du mir für Wege vorschlagen, um eine Stelle in den preußischen Staaten zu ambiren. Wäre es gerathen mich an Deinen Freund, den gegenwärtigen Minister des Innern, Dohna zu wenden? Dürfte ich mich dabei auf meine Bekanntschaft mit dir berufen? Würdest du auch wohl selbst ein Wörtchen meinetwegen mit ihm sprechen? Ich möchte zum Frühjahr so gerne eine Reise nach einem andern Aufenthaltsort machen, und am liebsten wäre mir der auf dem Lande. Ich muß dir dabei bemerken daß bei Müller in Bremen ein Bändchen Predigten von mir erscheint, das ich jeden Posttag erwarte; und diese habe ich der E i n t z i g e n L o u i s e dedicirt. Wäre es rathsam bei Übersendung des DedicationsExemplars bei Ihr um eine Anstellung in ihren Landen zu bitten? – Oder ist es paßender der OberHofministerin von Voß auch ein Exemplar zu senden und mein Gesuch bei der anzubringen? – Den in Ruhe gesetzten Minister von Schrötter werde ich bei seiner hiesigen Anwesenheit, die in einigen Tagen statt finden wird, sprechen und auch empfohlen werden. Ob der aber noch wohl etwas würcken kann, das ist die Frage. Du mußt mir, wenn du anders noch mein und der Meinigen Freund bist, einmal schon einen Gefallen thun und mir ausführlich darüber schreiben und (wofern du kannst) auch deine Hand mitbieten, um mich auf einen festen Platz zu helfen. Und wie solltest du nicht können da Dohna, der dich so liebt und ehrt, der Dich bei deiner hiesigen Anwesenheit in meinem Hause besuchte, dein Freund 3027.
Überlieferung: H: BBAW, SN 277/1, Bl. 51
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ist. Und Dohna vermag jetzt viel, wenn nicht alles. Sein Wunsch, ist jetzt Befehl. Wahrlich Freund, du wirst mich und die Meinigen sehr zufrieden machen, wenn du selbst etwas thust und mir die Wege nachweisest, auf denen ich meine endliche Anstellung finden kann. Jetzt bin ich das wahre fünfte Rad am Wagen und unsere Kirchenkassen sind jetzt wircklich außer Stand etwas für mich zu thun. Auch habe ich mein Tagewerk für Dantzig vollendet. Ich habe eine Geschichte der Belagerungen geliefert; ich habe Gemälde von Dantzig geschrieben; und meine Topographie von Dantzig wird in Vierzehn Tagen aus der Preße seyn. Was will Dantzig mehr von mir? – Ein viertes Werkchen sollst Du erst kennenlernen, wenn wir uns vielleicht einmal mündlich sprechen. Du könntest mir wohl ein Exemplar deiner Predigten verehren; am liebsten wäre mirs wenn du mir ein Geschenk mit deinen sämmtlichen theologischen Wercken und dem Plato machtest; auf dem Wege, auf welchem du diesen Brief erhältst und auf dem ich mir auch deine Antwort zurük erbitte, könntest Du mir das Alles sehr bequem übermachen. Und damit du siehst, wie ich mich zu schützen verstehe, bei der nächsten Gelegenheit, daß Troschel etwas nach Berlin absendet, sollst du dagegen einen completen Satz aller meiner Werke erhalten, da wirst du denn auch das e i n e böse Kind kennen lernen, zu dem ich mich nicht als Vater bekennen darf, so sehr man es auch achtet und liebt. Die Meinigen sind alle wohl und gesund. Meine ältesten Mädchen sind bereits mannbar und zur Ausstellung fertig. Meine beiden Eltern leben noch, aber das Alter drückt sie sehr. Meinen Bruder, den Engländer, hast du in Königsberg gesprochen. Der Artzt sammlet Gold und Gemälde. Ich – schreibe und mache Grillen und bin wieder ausgelaßen lustig. Wie es Gott giebt. Die Sarchen, die eben an meinen Schreibtisch tritt läßt dich grüßen. Nun, Freund, sei nicht faul und zeige dich als der treue Freund deines treuen Freundes Duisburg.
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Briefe 3028–3032
3028. Von Henriette von Willich. Poseritz, Donnerstag, 5. 1. 1809 33
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Schon zwei Posttage habe ich nichts von meinem geliebten Ernst – unruhig bin ich nicht eigentlich, aber gar zu unbegreiflich ist es mir doch warum mein süßer Ernst nicht einmahl zu mir geredet – was kann die Ursache sein – Habe ich übermorgen wieder nichts dann ängstige ich mich und mache mir viel Gedanken das fühle ich – aber gewiß habe ich einen süßen lieben Brief. Bitten soll ich Dich von all den Besitzerinnen der Sachen die gefärbt werden sollen, Auslage für sie bis zum Frühjahr zu machen. Unsere Kinderchens leiden viel von der Kälte die hier ganz grimmig ist obwohl sie wenig aus dem warmen Zimmer kommen, Gesicht und Händchen sind spröde zum aufspringen es ist ganz fürchterlich wie kalt es hier ist. Wie die arme Jette wohl in Götemitz frieren mag. Das junge Mädchen komt doch so leicht nicht davon, die Wunde komt in Eiterung und sie steht sehr viel Schmerzen aus. Der Pistorius ihre Mutter ist sehr krank | Ich kann Dir heute nichts mehr sagen geliebter Ernst – ich sehne mich sehr nach Deinen Worten – ach sei mir immer recht gut. Mit aller Liebe Deine Jette. Gruß von Sophie und Louise.
*3029. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, vor dem 6. 1. 1809 Karl von Kathen äußere sich sehr positiv über den Brief 2994 Schleiermachers vom 18. 12. 1808, auch Hochwächter freue sich über Henriette von Willichs Schicksal; sorgt sich um Alexander von Dohnas Lage mit Blick auf ihr Verhältnis zu ihm.
3028. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, Bl. 1; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 289
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*3030. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 7. 1. 1809
*3031. An Henrich Steffens. Berlin, Sonnabend, 7. 1. 1809 Mit Aufträgen an Schleiermachers Gläubiger in Halle
3032. An Henriette von Willich. Berlin, Sonnabend, 7.1. bis Sonntag, 8. 1. 1809 Sonnabend d 7t. Jan. 9 3.
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Wie schlecht doch die Posten immer gehn, das ist ein Jammer.Da bekomme ich Gestern deinen Brief vom 28ten und 29ten und mit ihm zugleich einen weit älteren vom 19ten mit den Einlagen an Lotte. Du mußt Dich auch gewundert haben daß ich davon noch gar nicht erwähnt, und die Arme muß nun um so viel länger entbehren wonach sie so sehr verlangt. Indessen ist mir nur lieb daß der lezte Brief nicht so lange ausgeblieben ist, der deine sogenannten Bekenntnisse enthält und ich dir nun doch darauf gleich antworten kann. Eigentlich möchte ich dich dazu auf den Sofa sezen und mich auf irgend ein kleines Fußschemmelchen oder auf die Erde vor dir damit ich dir recht von unten hinauf in die herrlichen Augen hineinsehn könnte, und so möchte ich dich versichern, daß ich dich mir doch auch nicht um ein weniges anders denke als Du wirklich bist und daß ich überhaupt ganz unfähig bin aus Vorliebe ÐirgendÑ Gutes zu groß oder anderes zu klein zu sehen. Besonders was du nun deine Gefühllosigkeit nennst einzige Jette wie lange kenne ich das schon! Wie viel haben wir schon darüber geschrieben, wie lange habe ich Dir schon was davon wahr ist zugegeben und Dich darüber zu verständigen gesucht. Laß dir noch einmal von einer andern Seite dasselbe sagen, ob es so besseren Eingang findet. Das rechte eigentliche Gefühl ist imer nur der Uebergang zwischen den Eindrükken die der Mensch von außen be3032. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 4 f.; D1: Br 2, S. 203–205 (gekürzt); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 289–292 14 Du] über 〈ich〉
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Brief 3032
kommt und seinem Handeln. Wer von den äußern Ereignissen, in Beziehung auf die Ideen die den Menschen leiten sollen und die sein wahres höheres Leben ausmachen, stark genug aufgeregt und ergriffen wird um zuversichtlich mit Kraft und Lust und Bewußtsein das rechte zu thun, der ist es der | stark und richtig fühlt. Derselbe wird auch gewiß da wo er nicht unmittelbar handeln kann zu Affekten zu Wünschen zu Gemüthsbewegungen aufgeregt werden, welche ein richtiges Handeln vorbilden und dadurch die innere Gesinnung aussprechen. In diesem höchsten Sinne kannst du nun unmöglich sagen daß du ein schwaches Gefühl hast, denn du darfst nur dein Leben deine Handlungen danach fragen so werden sie Dich widerlegen. Daß Du Dir aber deines Gefühls oft nicht so bewußt wirst wie Andere das kann wol sein. Denn zu diesem Bewußtsein kommt man gewöhnlich nur durch die leidendlichen Aufregungen des Gefühls in Erinnerung oder Mitempfindung und dergleichen, und diese sind gewöhnlich bei Menschen von einem frischen thätigen Leben weniger lebhaft, kurz was Dir in einem gewissen Grade abgeht das ist nicht die kräftige sondern die weichliche Seite des Gefühls. Da nun nicht leicht beide ganz im Gleichgewicht sind so mußt Du nur nicht behaupten wollen daß das weniger edle Naturen wären in denen die erste überwiegt und die lezte zurückgedrängt ist. Sonst will ich Dir nur ehrlich sagen ziehst Du mich in dieselbe Verdammniß; denn es geht mir grade eben so, und ich würde zum Beispiel in Stralsund unterm Marktgewühl eben so wenig zu einer tiefen Wehmuth und Trauer gekommen sein wie Du, eben wenn ich wie Du etwas hätte zu sorgen zu schaffen gehabt, und dabei sich in Gemüthern wie die unsrigen solche leidendlichen Aufregungen nicht recht bilden können. Und wenn Du mir nun sagst Du fühltest dich zu diesen Empfindungen oft auch dumpf und unvermögend wenn Du auch nicht gerade beschäftiget wärest und durch das Leben anders bestimt, aus reiner innerer Trokenheit und Leere denn das alles höre ich Dich schon sagen in Gedanken, so hat das doch immer denselben Grund, nur etwas entfernter und verdekter. Mir | geht es übrigens ganz so wie Dir. Ich rede immer viel von meiner Kälte in dieser Hinsicht und nenne es auch wol mehr im Scherz als im Ernst Gefühllosigkeit, und die Leute wollen mir immer nicht glauben weil sie mich für einen vortreflichen Menschen halten und doch ihre eigene Tugend und Frömmigkeit mehr in diesen leidendlichen Aufregungen besteht als in etwas anderm. Nun Kind, ich aber glaube Dir, nur kann ich nicht leiden daß du das Gefühllosigkeit nennst, und deshalb Deiner Stärke nicht traust weil sie damit zusammenhängt. 45 wenn] über 〈weil〉
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Nein ich kann es nicht länger aushalten ich muß mich zu Dir sezen und dich recht an mein Herz drükken und dich streicheln und liebkosen und trösten darüber daß du dich so gequält hast über Dich selbst. Aber ich kann dir doch nun gar nicht helfen es muß dabei bleiben daß ich Dich nicht anders sehe als du bist und daß ich dir die ganze alte Liebe lassen muß ohne daß auch nur das mindeste davon abginge. Sei nun nur ganz zuversichtlich, beruhige Dich, Du hast ja gethan was du konntest und kannst Deine Hände in Unschuld waschen und alles kommt auf meinen Kopf. Wenn ich Dir nun einen Vorwurf machen sollte so wäre es nur der eine daß es Dir am wahren Glauben etwas fehlt. Aber auch das ist ja nur vorübergehend denn Dein herrschendes Bewußtsein ist doch gewiß das der frohen und in sich selbst ganz ruhigen und sichern Liebe, und Du weißt auch wieder daß ich Recht habe so an dir zu hängen und nicht leben zu wollen ohne dich und mich dir ganz hinzugeben und dich eben so ganz hinzunehmen. Du kannst dir das auch nicht wahr und lebendig denken daß Du nicht alles heilige und schöne mit mir theilen solltest, und wenn es mich bisweilen stärker ergreifen wird als Dich so wird es auch umgekehrt der Fall sein eben in den Ausbrüchen Deiner schönen Verehrung gegen mich und wir wollen dann einander aushelfen. Oder meinst du nicht daß ich mich nicht auch manchmal lahm fühle und nichtsnuzig und träge? aber ich will deswegen doch nicht sagen daß ich nicht recht wäre für Dich sondern mich nur immer wieder an Dir stärken und erfrischen. | Nur laß keine schlimmen Ahnungen in Dir aufkommen daß das schöne Glük Dir nicht würde zu Theil werden, daß die Götter uns deshalb nicht strafen, sondern das alles nimm aufs schnellste zurük und überlaße Dich ganz der schönen Hoffnung. Sieh mein ganzer Wunsch ist doch nun auf schleunige Unruhe und Verwirrung gerichtet aber deshalb komt mir doch nie eine schlimme Ahnung in den Sinn als könnte das Schiksal zwischen unsern Wunsch und die Erfüllung treten sondern ich habe den unerschütterlichsten Glauben. Noch eins mein Kind was den Punkt von der Delikatesse in dem älteren Briefe betrifft, da hast du sehr wohl gethan mir dein Gefühl nicht zu verschweigen; aber in der Sache selbst hast du Unrecht; und ich glaube überhaupt nicht daß es mir je begegnen wird dir etwas so durch einen Umweg zu verstehen zu geben. Wäre das nicht auch ganz Unrecht zwischen uns? Ich wollte nur dem ausweichen daß du nicht meinen solltest ich wollte überhaupt gar keine Delikatesse statt finden lassen zwischen Mann und Frau. Uebrigens aber habe ich dir ja schon meine Freude daran bezeigt daß du alles zarte eben zart und doch zugleich so klar und sicher
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Briefe 3032–3033
behandelt hast, und das wäre ja eine ordentliche Falschheit gewesen wenn ich dabei hätte etwas im Hinterhalt gelassen. Aber du hattest eben jenes vergessen. Süße Jette lieblichste aller Bräute Du bist ja in alle dem so ganz nach meinem Sinn daß ich dich schon darum allein ganz so ungeheuer lieben könnte wie ich Dich liebe. Und alles was ich gesagt habe daß ich dir Gutes zutraue, greife nur recht an deine Brust und du wirst finden daß es alles da ist; denn ich irre mich auch nicht sieh soviel in Dir. S o n n t . d . 9 t . Ich habe gepredigt über das Evangelium, über den Segen einer frühen Frömmigkeit; aber ich weiß nicht wie denn kein Mensch sagt mir etwas davon. Ich weiß daß Sachen vorkamen die sehr nöthig und heilsam sind zu sagen aber wie ich sie gesagt habe weiß ich gar nicht; nur daß es sehr lang war und daß mich heute beim gelinden Wetter mehr gefroren hat als öfters in der größten Kälte, und daraus ist eigentlich kein vortheilhafter Schluß zu machen auf die Predigt. Wärest du nun hier so wüßte ich mehr. – Einzige Jette ich bin bis auf den lezten Moment von einem Besuch abgehalten worden. Ich wollte auch noch an Luise schreiben das geht nun auch nicht. Lebe ganz erstaunlich wohl und liebe mich nur recht herzhaft drauf los. Ernst
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3033. Von Henriette von Willich. Poseritz, Sonntag, 8.1. bis Montag, 9. 1. 1809 Pos. d 8t. Jan. 9. N. 34 Lieber theurer Mann laß Dich erbitten und sorge recht gründlich für Deine Gesundheit. Siehe wie Du ins Kränkeln hinein komst. Gehe doch nicht aus bei diesem rauhen Wetter, ich kann gar nicht anders glauben als daß Wärme Dir zuträglich sein würde. Es geht mir doch gar zu nahe daß du so viel leiden mußt. Ach und ich wäre so gern bei dir und pflegte Dich! Du nimmst Dich gewiß nicht ganz in Acht, wie kannst du nur Spickgans essen bei so viel Colique. Und dann süßer Ernst daß Du Dich so erstaunlich angreifst immer zu wiederstehn – daß Du dich nicht zu Bette legst wenn Dir darnach zu Muthe ist. So sehr ich Dich bewundere so bitte ich Dich doch recht thue auch hierin nicht zuviel erprobt hast du es ja wie Du 3033. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, Bl. 2–5; D1: Br 2, S. 206–208 (gekürzt); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 292–295 (gekürzt)
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alles vermagst, warum willst Du aber in solchen Wiederstreben beharren das deine Kräfte aufreiben kann. Süßer Ernst noch einmahl laß dich erbitten medicinire recht gründlich und nimm dabei die Acht wie sichs gehört. Ach gäbest Du mir bald bessere Nachricht! Sehne Dich nur auch ein bischen mich bei Dir zu haben und nicht allein aus Eitelkeit und denke nur daß ich ganz leidlich dabei sein werde wenn Du krank bist und gar nicht gefährlich und h a b l i c h wie wir Rügener sagen. Süßes Herz werde mir nicht ordentlich krank. | Unser Friedle kriegt den ersten Augenzahn, er ist nur selten leidend, im ganzen recht gesund dabei und fröhlich. Der Junge macht mich oft so müd mit seinem tanzen daß ich nicht mehr kann, er fängt an so taktmäßig zu hopsen daß es eine Lust ist. Er hat mehr Trieb zum lernen als Jette, diese ist gar nicht festzuhalten sie springt gleich ab, schalkhaft indem sie alles zum Spaß macht, ich habe noch nichts rechtes mit ihr beginnen können. Ich glaube Friedchen könnte schon die Buchstaben lernen wenn man sich die Mühe machen wollte. Du sagtest mir einmahl ich sollte Jettchen zuerst die Vocale lehren, hernach die Consonanten mit jenen zusammengesezt, ich verstehe das so nicht. Ich habe mich hier bei Bekannten erkundigt nach der Pestalozzischen Art lesen zu lehren aber keine Auskunft darüber erhalten können. Ich dachte mir es würde dasselbe sein was Du meinst. Die Hane aus Sagard hat mir besonders aufgetragen Dich zu bitten um genauere Erklärung denn sie hat schon lange nach Belehrung über diesen Punkte geschmachtet. Noch habe ich Dir nicht geklagt was mir doch erstaunlich nahe geht. Ich habe aus Deinem Briefe gesehn daß du einen von mir mit Einlage an Deine Schwester Lotte der auch Briefe von Dir enthielt, nicht erhalten hast. Du antwortest mir | auf einen späteren, und beklagst Dich in zwei Posttagen nichts von mir gehabt zu haben da ich doch gewiß weiß daß du diesen Brief hättest am lezten Posttage da du keinen hattest, haben sollen. Welch ein unersezlicher Verlust wäre es mit Deinen lieben Briefen! ich hoffe noch er wird nachgekommen sein. Es würde mir schrecklich fatal sein wenn die lieben Briefe aus meiner schönen Samlung fehlen sollten. Wie wunderlich sprichst Du doch über die Zeichnung sei nur ja damit ausgesöhnt daß du sie mir geschickt hast – ich habe das liebe Gesicht auch mit allen Canaillerien in dem mannigfachsten Ausdrucke in mir und viel zärtlicher als das Bild ist aber es ist doch etwas ganz eignes so auf einmahl vor ein wirckliches Bild hinzutreten. – Diese stille Gegenwart – oft so belebend so reinigend – nein ich danke Dir von ganzem Herzen daß 30 so] folgt 〈〈nicht〉〉
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Brief 3033
Du mir es gabst. Ich kann es nur gar nicht so viel sehen als ich möchte denn es hängt in meinem Schlafzimmer wo es ganz kalt ist, ich habe schon darauf gedacht es im Saal zu hängen, aber da sehen es mir nur zu viel Leute. Wenn ich Dich habe wird es mir freilich das nicht mehr sein können wie jezt, aber denke nur wenn es dauerhaft ist und das ist es doch wohl wie schön es den lieben Kindern zu lassen. In diesem Gedanken könnte ich auch ordentlich wünschen daß ich gezeichnet wäre | so wenig oder gar nichts ich auch weiter an meinem Gesicht finde. Aber mich dünkt alle Eltern sollten sich für ihre Kinder mahlen lassen, vielleicht ist mir diese Idee nur so wichtig daher weil ich so früh meine Eltern verlohren und mich so oft nach einem deutlichen Bilde ihres Äußern und Innern gesehnt habe. Eben so dünkt mich auch sollte Jeder ein Bild seines Innern zurücklaßen. Wie schön müßte es sein so in seine Familie zu dringen bis auf Urgroßvater hinaus – durch die die uns das Leben gaben uns selbst noch richtiger zu erkennen Sehr lächerlich ist es daß mein Tagewerck daraus besteht den Kindern die Nase zu wischen – und dein Leiermann im Ornat hat mir auch viel Spaß gemacht. Mein lieber süßer Ehemann sollst auch schon etwas unter dem Pantoffel kommen. Dein Gefühl bei der Feuersbrunst kann ich recht folgen, ich habe sie öfter in der Stadt und als Kind auf dem Lande erlebt, und sehr aufregend hat sie auf mich gewirckt – meine Phantasie sehr in Bewegung gesezt, aber so rein von Angst und von Mitleiden ist mein Ergötzen daran nicht gewesen. In der Nähe habe ich das Feuer nie gesehen, wohl Lust gehabt aber man hat es mir nicht erlauben wollen. Grade das Bild ein Kind aus den Flammen zu retten hat mir oft vorgeschwebt – | Ich traue mir in solchen Fällen viel Stärke und Geistesgegenwart zu aber geprüft bin ich freilich auch noch gar nicht. – Ach süßer Ernst du schreibst auch wieder gar zu herrlich und hast immer so schönes Vertrauen zu mir es ist auch unbeschreiblich wie dein Muth und deine große Gesinnung mich mit sich fortzieht. Ja ich kann mir ganz vorstellen wie es ein wahrer Genuß sein kann etwas großes verhängnißvolles mit ein ander zu tragen siehe aber ich bin doch so kindisch dabei ich muß immer durchhin den sicher guten Ausgang das gute Ende sehen bei allem. Ich muß immer Ausnahmen machen wie z.B. wenn die Stürme dieser Zeit Dich könnten eine Zeitlang von mir wegführen so wüßte ich gar nicht mich darüber zu erheben und dies ist grade etwas was mir öfter vorschwebt, ich glaube ich habe Dir schon in jenem Briefe davon gesprochen. Sage,
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könnte nicht im Fall des Mißlingens, des Verraths, Dich das treffen? eine Entfernung die auf lange Zeit vielleicht außer Stand Dich sezte unsere Verbindung zu vollziehen? – – Du hast öfter mit mir von deinem Tode gesprochen ich weiß nicht was ich Dir darüber gesagt, ich habe aber noch öfter daran gedacht nachher ich kann aber so ganz und gar nicht eingehen in den Gedanken, so gar nicht auf die Weise wie Du es mir zutrauest, es hat sich so mit mir geändert. Du weißt wie ich über den Tod fühlte als ich Ehrenfried verlohren wie gar nicht schauderhaft | und dunkel er mir war, sondern ganz Montag Morgen. Ich wollte noch viel plaudern gestern Abend als Friedchen aufwachte und durchaus nicht einschlafen wollte, so daß ich nur ich zu Bette legen mußte und ihn zu mir nehmen. Ich wollte Dir noch sagen wie mir der Tod jezt so unbeschreiblich dunkel und schauderhaft ist und ich gar nicht anders als mit einem schmerzlichen Gefühl daran denken kann daß einst dein süßes Leben aufhören wird – daß geliebte Freunde von uns scheiden werden – Doch besonders kann ich es gar nicht recht ertragen Dich todt zu denken, es ist gar nicht in Rücksicht auf mich denn es fällt mir niemals ein daß ich Dich überleben sollte, ich fürchte das wircklich nicht bin ich gleich viel jünger. Aber du lebst gar zu herrlich und der Tod ist gar zu dunkel – ach ich habe das Leben lieb gewonnen wie ich es noch nie hatte – aber ich weiß dennoch wohl daß das herrliche Leben grade auch mich hinführend wird zur schönen Freude an den Tod – ach an Deiner Seite ich reifen werde zur höhern Stufe des Lebens – Süßer Ernst ich muß aufhören wie gern ich auch noch manches mit Dir redete. Schlichtkrulls wollen eben nach Sagard reisen. | Louise bleibt bei mir und den Kindern. Von Allen die herzlichsten Grüße, Louise läßt Dich fragen wie weit, bei welchem Gesange in der Odüßee du eben seiest, wir lesen sie auch zusammen und erfreuen uns innig des holden Dichters. Süßer Ernst ach ja drücke mich nur recht fest an Deine Brust, so sehe ich in das Leben hinein voll der schönsten Hoffnungen, voll Rührung voll tiefer Demuth – Sage mir bald wieder von Dir und sage es mir auch ob du mich noch so a u ß e r o r d e n t l i c h lieb hast. Liebes Leben leb wohl. Grüße unsere Nanny Ganz Deine Jette. ach sei mir bald beßer ganz bester 127 bester] oder: beßer
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Brief 3034
3034. An Henriette von Willich. Berlin, Montag, 9.1. bis Donnerstag, 12. 1. 1809 Sonntag d. 9t. 4 Ich wußte wol als ich heut Mittag in größer Eil meinen Brief abschikte daß ich ein Paar Stunden darauf einen von dir haben würde, es ahndete mir ganz bestimmt aber ich konnte doch nicht aufschieben wenn ich nicht riskiren wollte den Posttag zu versäumen. Nun bekam ich deinen Brief bei Reimers, und wie meine Unart ist daß ich oft von hinten anfange zu lesen las ich auch diesmal zuerst die lezten Worte „die Wunde ist nicht bedeutend, das Mädchen war sehr brav“ und bilde mir fest ein es sei von unserer kleinen Henriette die Rede und schreie laut auf, bis ich mich dann in den Zusammenhang hinein las. Aber wie hast Du mich wieder erquikt trauteste HerzensJette mit deinem liebevollen Schreiben! und wie habe ich mich gescholten daß ich Dir in der Neujahrsnacht kein Wörtchen mehr gesagt habe; aber ich hatte freilich als ich zu Hause kam zu viel Schmerzen und war zu müde von allen die ich verbissen hatte. Gedacht hatte ich Deiner immerfort. Ja meine süße Jette, Du wirst mein Weib sein ums Jahr und ich hoffe auch mein glükliches Weib. Denn wie auch alles andere stehen mag, wer kann es wissen? Das soll mir immer eine ungetrübte Freude sein daß ich dich habe. Steht alles gut und schön so werde ich Gott dafür loben daß ich das Glük und die Freude mit Dir theilen kann; ist es schlecht gegangen und das Vaterland seufzt und ist unglüklich, dann wird es mein Trost sein daß ich dich habe und ich werde mich bittersüß daran freuen wie Du mit mir leidest und mit mir trägst. Noch aber hoffe ich Gutes auch für das Ganze. Die Menschen an der Spize müßten wenigstens ganz verrükt sein wenn sie auch nach den neuesten Aeußerungen nicht die rechten Maaßregeln ergreifen wollten. Uebrigens liebes Kind wenn ich Dir von politischen Sachen und Menschen weniger schreibe so rechne ich freilich darauf daß Jette Dir größtentheils mittheilt was Dich interessiren kann M i t t w o c h . Nun sieh zwei ganze Tage sind schon wieder vergangen in denen ich nicht mit einem Wörtchen habe bei Dir sein können. Es kommt dann manchmal so alles zusammen um zu hindern. Vorgestern Abend waren wir bei Gass. Sie erzählte viel von Hasselbach und von Lotte 3034. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 6 f.; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 295–297 (gekürzt) 4 ein] einr
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Schwarz; aber liebste Jette alles war gar nicht zu der lezteren Vortheil. Und doch muß ich die Gass für ziemlich unparteiisch halten. Sie ist es überhaupt schon, und dann habe ich noch besonders gehört daß sie Lotte sonst gegen Andere vertheidigt hat; und an einem richtigen Blikk fehlt es ihr auch nicht. Sie meint aber Hasselbach (dem sie übrigens viel Gutes nachsagt, nur daß sie ihn für schwindsüchtig hält und meint er würde kaum noch ein Paar Jahre leben) liebe Lotten gar nicht so wie sie ihn, sondern sie habe ihn nur mit sich fortgerissen und sich ihm gewissermaßen aufgedrungen, auch habe sie selbst ihr früher eben nur ein un|bestimmtes Verlangen einen Mann zu haben abgemerkt, und davon meint sie sei auch ihre Neigung zu Hasselbach ausgegangen. Vor kurzem war einer von Hasselbachs näheren Freunden hier, und dem hatte er selbst nichts von der Gewißheit seiner bevorstehenden Verbindung gesagt, so daß es ihm hier eine Neuigkeit war. Auch meint die Gass, und er stimmte ein der Plan mit dem Pestalozzischen Institut sei nicht zuverläßig denn es sei sehr vernachläßigt, und Hasselbach habe in seinem Amte zumal für eine Gesundheit wie die seinige schon zuviel zu thun um sich desselben so anzunehmen daß er es wieder emporbringen könne; ihre ganze Subsistenz drauf zu gründen sei also sehr mißlich. Ich schreibe dir die Sache ganz so roh ohne davon oder dazu zu thun natürlich nur für Deinen eigenen Gebrauch, und um zu hören ob Du wol meinst daß es mit Lotte Schwarz so sein kann wie die Gass sie ansieht. Sehr bedauernswürdig ist sie mir dabei vorgekommen aber doch nicht so daß sie an meiner Achtung dadurch verloren hätte denn gewiß hat sie damit angefangen sich selbst zu täuschen und was daran unschönes ist ist gewiß ganz unbewußt in ihr. Wissentliches und absichtliches kann ich mir drin nicht denken, und so hat es auch die Gass gewiß nicht gemeint. Abentheuerlicher aber ist eine andere Geschichte die sie von ihr erzählte, sie habe sich, aber nur mit einer ganz reinen Freundschaft, dem Dichter Werner angeboten, und den Wunsch geäußert ihn wie eine Schwester überall begleiten zu können. Das ist mir nun gar unbegreiflich wie dieser verrükte Peter und dies widrige Gesicht eine gesunde weibliche Natur so soll einnehmen können. – Das war von vorgestern. Vorher waren wir übrigens eine Stunde bei Karoline Wucherer, ich unter drei Mädchen allein, Karoline Nanny und die Schede, und da habe ich mich vortreflich amüsirt. Sie übten eine neue weibliche Arbeit ein, und ich trieb allerlei liebliches Geplauder mit ihnen. Karoline bleibt doch immer das erste Mädchen in meinen Augen, und wer mich gesehen hätte mit ihr hätte doch wol geglaubt ich betete sie 41 ihn] korr. aus ihm
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recht ordentlich an. Sie ist zu liebens würdig, und Du hättest Dich gewiß gefreut wenn Du dabei gewesen wärst, wie ich mir Deine Erlaubniß bei beiden zu Nuze gemacht habe. Mit der Schede treibe ich es wieder auf eine andere Art, ganz aus dem Gesichts|punkt daß ich sie schon als ein Kind gekannt habe. Neulich ist es unter uns zur Sprache gekommen daß sie von Dir weiß und das ist mir recht lieb, so ist eine weniger, vor der ich zurük halten muß, wenn es mir einfällt von Dir und von dem künftigen Leben zu reden. – Gestern Morgens hat die Reimer ein Mädchen geboren, endlich und doch hat sie sich die ganze Nacht nicht wenig damit gequält; er hat doch auch etwas dafür leiden wollen und ist ganz heiser dabei geworden so daß er kaum reden kann. Sie ist übrigens jezt ganz munter und frisch. Steif und fest hatte sie geglaubt einen Knaben zu haben. Es ist doch etwas ganz herrliches und heiliges um dieses Unbewußtsein des innern Bildens der Natur; und ich weiß nicht einmal ob es mir gefallen würde wenn eine Mutter hierin so untrüglich wäre. Uebrigens hat die närrische Ludchen auf ein Mädchen gewettet, und die muß nun noch recht damit geschoren werden daß sie soviel Beobachtungsgeist und Sachkenntnis hat. Wahrscheinlich werde ich nun das kleine Ding taufen worauf ich mich schon freue. Wie mich das übrigens bewegt jezt so ganz anders als sonst, das sage ich Dir gar nicht erst süßeste Jette. D o n n e r s t a g d 12t. Ich kann doch nicht helfen ich muß wieder davon anfangen es bewegt mich zu sehr. Ich denke immer, wie ich um Dich herum sein würde mein Herzensweib, wie tief erschüttert und doch voll fester Hofnung in der entscheidenden Stunde, und wie schwer es mir hernach werden würde Dich nicht ununterbrochen immerwährend selbst zu pflegen bis Du ganz frisch und hergestellt in meinen Armen lägest. Ich habe es so oft beklagt daß die eigenthümlichen wirklichen Gefühle uns Männern doch ganz verborgen wären und hierin eine unübersteigliche Grenze der Erkenntniß läge aber ich fühle es jezt schon so bestimmt daß in einer liebevollen Ehe ein Grad des Mitgefühls sein muß der wirklich an die Unmittelbarkeit grenzt. Ich habe Mine noch nicht gesehn, womöglich thue ich es heute; es wird mir eine ganz eigne rührende Freude sein. Weißt Du wol ich habe Dich bei Luise verklagt daß Du mir gar nicht ordentlich gestanden hast wie Du namentlich auch von ihr bist beschenkt worden. Es ist auch nicht halb recht daß Du mir gar keinen vollständigen Bericht abgestattest hast. Die lieblichen Gestalten von klein Jettchen als Genius und den Gö|temizer Mädchen als heilige drei Könige sind mir 107 klein] korr. aus J
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freilich recht lebendig vor Augen, aber fast alles dazu gehörige fehlt mir auch. Dir ist es eben alles zurükgedrängt worden durch das Bild und darüber kann ich doch unmöglich böse sein. Ach süße Jette sieht es Dich wol auch manchmal recht mit Liebe an? das möchte ich aber so gern daß es neben dem Ernst auch noch hätte. Ich übertrüge ihm eben gern vieles an Dich was sich mit Worten gar nicht sagen läßt sondern nur mit Blikken. Ein Paarmal wenn ich es in einem gewissen Lichte ansah kam mir auch vor als könnte es das wol. Deine Andacht zu dem Bilde hat es mir wieder recht anschaulich gemacht wie zu der Zeit als die Malerei in ihrem Höchsten Flor war und die heilige Legende noch lebendig der Glaube an wunderthätige Bilder hat aufkommen können. Denn es ist doch unglaublich was für lebendige Kraft was für eine Durchsichtigkeit und innere Beweglichkeit in einem Bilde ist wenn es mit rechtem Sinn gemacht ist und auch so angeschaut wird. Dein lezter Brief hat mich wieder recht lebendig in vergangene Zeiten zurükgeführt, und diese Nacht hat mir ordentlich von Eleonore geträumt – oder vielmehr nicht ordentlich sondern sehr verwirrt. Große Jette führte sie zu mir, es waren noch mehr Leute dabei Du aber nicht, allein das war nur zufällig denn eigentlich war es doch als wäre es bei uns. Sie sagte Endlich treffen wir uns einmal, und beugte sich zu mir herunter, ich konnte aber nur über mich gewinnen ihr einen fast unmerklichen Kuß auf die Wangen zu drükken, und dachte bei mir selbst Wozu soll es nur führen daß wir uns treffen. In ihr war gar keine Spur von Zärtlichkeit, und zwar eine gewisse innere Bewegung aber nur sehr vorübergehend denn sie fing gleich darauf an mit andern Leuten zu reden und ich ging in ein andres Zimmer um zum Fenster hinaus zu sehn ob Du nicht kämst, und dachte dabei wenn Grunow nur nicht mit seiner widrigen Gestalt auch angestiegen kommt. Weiter weiß ich nichts bestimmtes mehr. Im Ganzen ist aber doch meine Rolle sehr wahr. Ich würde gar nicht verlegen sein Eleonore zu sehn aber ohne irgend eine innere Bewegung, ganz gleichgültig, außer in wie fern sie eben eine sehr interessante Frau ist, ich würde es aber immer wenn es geschähe sehr unpassend finden. Erschiene sie mir aber jemals leidend, dann könnte ich sie gewiß mit der innigsten Theilnahme behandeln, aber eben so gewiß auch ohne die leiseste Spur der alten Empfindung. – In diesem Augenblikk schikt mir die Großmutter diese Einlagen Du siehst wie alt sie angefangen sind ich gehe gewiß in diesen Tagen zu ihr. Adieu meine zärtlichst geliebte Jette ich umarme Dich und unsere Kinder aufs innigste
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Briefe 3035–3038
*3035. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, Dienstag, 10. 1. 1809
3036. An Luise von Willich. Berlin, Donnerstag, 12. 1. 1809 Den 12. Jan. 1809. Nächst dem Umgang mit Kindern ist wol gewiß am schwersten der mit Sterbenden; es sind die beiden Extreme, die einander gegenüberstehen, und ich weiß nicht, ob Du Dir, wenn Du wünschest bei mir zu sterben, etwas recht Gutes wünschest. Ich traue mir selbst nicht über den Weg, wo ich mich selbst noch nicht kenne, und es ist mir noch nicht geworden, bei den letzten Stunden eines Menschen zu sein, der meinem Herzen ganz unmittelbar nahe stand; ich weiß nicht, ob ich nicht würde zu hart sein oder zu weich, zu stark oder zu schwach. Aber Du wünschest es, und große Jette wünscht es, und so müßt Ihr Lieben doch ein starkes Gefühl davon haben, daß meine Nähe würde wohlthätig sein. Es ist gewiß mit das Größte, was man einem geliebten Menschen thun kann, ihn leicht dem Tode in die Arme zu führen; allein kann man viel thun dabei in diesen Stunden selbst? Kommt nicht so viel darauf an, wie der Körper den Geist gerade dann afficirt? und nicht vielmehr vielleicht darauf, was für eine Ansicht vom Tode sich das ganze Leben hindurch festgesetzt hat? Aber freilich auf der anderen Seite: die Liebe kann ja alles und sie muß auch können sterben helfen. Und so sollte ich mir das auflegen, Euch alle zu geleiten und selbst zuletzt hinüberzugehen? Kinder, das alles, wie es Gott ordnet! Wer weiß, wie wunderbar es kommt und wann … Über beängstigende Träume.
*3037. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 14. 1. 1809
3036. Überlieferung: h: BBAW, Nachlass Dilthey, 116/2; D: Petrich: Schleiermacher und Luise von Willich, S. 164 f.; Textgrundlage: Z. 1–20 D, Z. 21 h
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3038. Von Henriette von Willich. Poseritz, Sonnabend, 14.1. bis Sonntag, 15. 1. 1809 Sonnabend d 14t. Jan. 9. 37
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Ich habe eben Deinen Brief vom 7ten erhalten und danke Dir ganz unaussprechlich für Deine liebevollen Worte – Ich hatte mich sehr nach Antwort auf jene Briefe gesehnt und schon mehrere maal wenn ich glaubte sie haben zu können und mir ein Brief von Dir gebracht ward, klopfte mir das Herz ganz ungewöhnlich und ich dachte voll Unruhe bei mir selbst: ach wenn Du den geliebten Mann nur nicht gar zu sehr misfallen hast! Wie soll ich es Dir ausdrücken wie mir zu Muthe ist – wie ich voll Rührung ach an Deine Brust sinke Du ganz unaussprechlich geliebter Mann – und mich glücklich fühle daß Du Dich mir aufs Neue so ganz gegeben hast – und nichts so gar nichts wieder mich hast – ach Ernst Ernst es ist zu groß! das ist mein immerwährendes Gefühl! Aber nicht mehr plagen will ich Dich mit den alten Klagen über mich, ich will Dir wie in allen Fällen so auch hier, mehr trauen mehr glauben wie mir selbst; und so klar und so schön wie Du mir das Ganz darlegst so kann ich ja auch mit Wahrheit Dir in nichts wiedersprechen, und muß ja glauben daß wenn ich dir jetzt so recht bin so werde ichs ja immer bleiben – Aber ich muß jezt aufhören heute Abend mehr. Ach Ernst es drückt es kein Wort aus wie ich dich liebe und wie ganz ich dein bin. | Sontag Nachmittag. Wie habe ich heute in Dir gelebt! ich bin mit unsern Kinderchens allein seit heute Morgen. Schlichtkrull predigt in Garz und die Frauen haben ihn begleitet. Ich wollte es mit den Kindern nicht wagen in dieser Kälte. Ich habe nun die Briefe ausgelesen wovon ich dir neulich schrieb daß ich sie angefangen hätte Ach Du bist mir gar zu rührend in Deinem Schmerz, in deinem tiefen Unglück – gar zu sehr ziehst Du mich darin an und mich befällt eine innige Sehnsucht bei dir zu sein – bald still und ernst in die Vergangenheit blickend, bald unter den zärtlichsten Liebkosungen Dich bittend auch nun noch recht glücklich zu sein, und recht frölich und mich recht unmenschlich lieb zu haben. Wie außerordentlich schön sind alle deine Briefe an Ehrenfried es ist mir doch so vieles darin fast neu gewesen es ist gar zu lange daß ich sie mit Ehrenfried las. Erinnerst du Dich wohl 3038. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, Bl. 6–9; D1: Br 2, S. 210–212 (gekürzt); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 298–301 (gekürzt) 25 daß] das
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meiner ausführlichen Erzählung Deines Verhältnißes zu der Cousine in Landsberg ? Gar zu schön und richtig nach meinem Gefühl ist alles was du Ehrenfried über sein Verhältniß mit Johanna sagst.
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Recht erschreckt hat mich die Anzeige in den Zeitungen über Stein. Wie wird dich das empören da du so hoch auf den Mann hältst, vielleicht hast Du Jetten was drüber geschrieben, ich habe sie nicht | gesprochen. Wir sehn uns gar zu wenig – der Armen ist das Herz gar schwer – Mariane aus Sagard ist seit vorgestern hier, so eine freundliche Erscheinung ist eine rechte Freude wenn man so einsam lebt. Ich hoffe du wirst nun ganz von deinen Schmerzen befreit sein da du in deinem vorlezten Briefe so gute Hoffnung gabst und in dem lezten keines Rückfalls erwähnst. Mir zu liebe must Du Dich recht pflegen und diätetisch leben eine Zeitlang. Hier grassiren jezt eine Art böser Brustfieber die viele junge Leute hinwegraffen, das macht mich immer zittern für alle Lieben. Jettchen ist auch wieder nicht frisch doch fürchte ich nicht daß es etwas wird, es hat nur gleich auf ihr ganzes Wesen so traurigen Einfluß. Ich weiß dir sonst eigentlich nichts neues von ihr zu sagen, sie war, wie ich dir auch geschrieben habe auf recht gutem Wege bisher. Sobald du mir wegen des Unterrichts im Lesen geantwortet haben wirst, so werde ich recht ernstlich anfangen sie zu unterrichten, sie wird schon so groß daß es mir oft zu arg vorkomt daß sie den ganzen Tag noch nichts beginnt als spielen. Friedchen könnte wahrlich auch schon die Buchstaben lernen wenn man sich die Mühe geben wollte. Ich freue mich erschrecklich auf die Wirthschaft mit Dir und | dem Jungen, er ist gar zu hübsch wüthend und hold zugleich. Mit seiner ewigen Lust zu tanzen plagt er mich ordentlich etwas. Jette hingegen tanzt gar nicht gerne, sie komt selten hinein, erzählen hören ist ihr bestes. Mit ihrer Puppe promenirt sie schon oft im Thiergarten – Gott ja wie sollen die kleinen Dinger noch aufleben und froh werden in dem reichen schönen Leben. – Wie freue ich mich darauf ihnen zu lauschen welchen Eindruck alles Schöne auf sie machen wird. Ich zweifele ob Jette Sinn für Musik hat, von dem Jungen glaube ich es hingegen. Laß Dir noch recht ordentlich danken und süß dafür herzen geliebtes Väterchen daß Du so gründlich mir auf alles geantwortet und so gütig so liebevoll. Du hast mich im Innersten beruhigt und getröstet. Seither mich die Zweifel an mir selbst, oder vielmehr der Zweifel ob auch Du ganz insgeheim und ganz leise Dich doch könntest gestöhrt gefühlt haben befallen, war mir doch oft etwas wehmüthig wenn Du gleich ganz recht hast
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daß mein herrschendes Bewußtsein das der ruhigen und sichern Liebe war und die Stimmung aus der mein Brief floß nur vorübergehend. Nun ist mir aber Geliebter als sei ich auf immer geheilt, als könne auch nie etwas aus mir hervor gehn das im Wiederspruch mit meinem | Wesen das Dir lieb und recht ist, wäre. Es hätte mir auch wircklich ganz befremdet fortwährend von mir zu glauben daß ich dich verlezt habe oder vielmehr mich selbst, denn was ich mir auch oft vorgeworfen; von der unverlezten Zartheit und Reinheit habe ich noch immer das sichere Bewußtsein in mir getragen, und es ist ja eigentlich nur mein einziger Stolz wenn ich es so nennen kann, gewesen. Nun möchte ich Dich wieder bitten es Dir nicht unangenehm sein zu lassen, daß ich noch weiter erläutert was schon abgemacht war – Ach ja mein Herzens Ernst wohl fühle ich daß du Recht hast so an mir zu hängen und so ganz mein zu sein – wie könnte ich sonst so innig mich darnach sehnen, so darum flehen zu Gott – Und immer ist mir ja noch als wäre meine Liebe fast noch größer und ich finde das natürlich denn ich glaube wohl daß du mich ebenso liebst aber meinem Gefühl mischt sich die innige Verehrung bei die ein Genuß ist Gott wie Du es dir kaum vorstellen kannst. Darum scheine ich mir auch von allen Frauen die durch ihre Männer glüklich sind doch bei weitem die seeligste weil ich keine kenne die ein solches Recht hätte ihren Mann zu vergöttern wie ich – Ich habe mich | immer viel mehr für die Ehen interesssirt wo die Frau in gewissem Sinne ganz durchaus unter dem Manne steht so daß sie allein durch die gegenseitige Liebe und durch die Mutterwürde zu ihm hinaufgehoben wird – als für solche wenn beide einander fast gleich sind an Geisteskraft und Bildung. Ist gar die Frau mehr so behaupte ich kann es gar keine Ehe sein, das muß ganz unerträglich sein. Ich bin ganz glücklich Dich so groß zu lieben und mich so klein zu fühlen denn ich bin doch groß durch deine Liebe die auf mir ruhet. Aber süßer Ernst ich komme immer wieder ins alte hinein, ich bin gar zu voll von Dir und kann es gar nicht auslassen wie künftig durch süße Liebkosungen. Ja wenn ich erst werde hineingeschlichen kommen in Dein Zimmer gar nicht um Dich zu stören aber Du mich dennoch bemerkst und mich liebend zu Dir winkest – ja dann wirst Du fühlen wie mir ist. Aber sei nur ja nicht bange als werde ich Dich zu oft stöhren. Du wirst sehen wie ich wohl Respeckt für deine Arbeiten haben werde.
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Briefe 3038–3040
Sontag Abend. Mir ist gar wohl gewesen heute ganz allein mit den Kindern zu sein, sie sind auch so süß gewesen – | ich habe recht wieder gefühlt daß ich recht gut viel allein sein könnte wenn mein Innres nur immer was zu schaffen hätte. Aber ich freue mich doch erstaunlich auf das Leben mit vielen Menschen und so verschiedenartigen. Ja wohl süßer Ernst wird es mir große Freude sein Dich mit den jungen Leuten zu sehn und die darunter so recht Deine Söhne sind, möchte ich sagen, müßen auch mir freundlich werden. Es ist doch sehr schade daß es so nicht wieder werden kann wie in Halle. Was Du mir von deinen Augen sagst da hast Du ganz Unrecht. Ich liebe sie sehr und finde sie recht bedeutend wie sie nothwendig für Dich sein müßen und daß Du nur nicht sagst, ich sähe wieder mit den Augen der Liebe – Ich könnte Dir gleich eine Menge Autoritäten anführen die dasselbe Urtheil haben. Was sollte ich mir doch nur für ein Bild machen das ich nicht fände hernach? Süßer Mann rede mir so gar nicht, das Bild ist jugendlicher das ist wahr, aber ich liebe die Falten um den Mund in Deinem Gesicht die für mich recht was tiefes haben, und die dem Bilde fehlen. Mir ist es wenigstens jezt so in der Vorstellung als ob dem Bilde dies fehlt und es dadurch jugendlicher ist. Aber vielleicht habe ich Dir dies alles schon darüber gesagt. Kathen hat mir denselben Tag da er deinen Brief erhalten sehr freundlich davon erzählt und war überhaupt ausnehmend gütig. Von beiden Briefen habe ich aber keine Silbe gesehn. – Im Wieker Hause hat sich | etwas sehr freudiges ereignet. Friedericke ist Braut geworden mit Herrn Hane in Holstein, Bruder unserer Amalie, ein braver Mann aber fürchterlicher Brausekopf. Er hielt sich einmahl eine ganze Zeit bei Willichs in Sagard auf. Es thut mir wehe es mir einzugestehn und doch ist es gewiß daß Philippine mir fremder geworden seit sie in Wieck ist, seit sie in dem neuen Verhältniß ist in das ich sie doch so sehr hinein gewünscht habe – Der Herodot macht mir viel Freude, ich habe eine ziemlich gute Karte von alt Griechenland hier, aber keine von Asien dadurch geht mir viel ab. Louise und ich wollen des Abends die Iliade lesen wenn Mariane wieder fort ist. Wie sehr bitte ich Dich geliebter Ernst mir immer mitzutheilen wie die Begebenheiten auf dem großen Schauplatz auf Dich wirken und mir keine Sorge zu verbergen. O laß es dich ja nicht gereuen, habe ich gleich das Weinachtsfest nicht mit freiem Herzen genossen, daß Du Dich damals gegen mich ausgesprochen. Es ist ja eben mein höchstes Glück daß Du darnach Sehnsucht fühlest und es ist mir ja Genuß mit Dir zu tragen.
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Grüße die kleine Reimer wenn sie entbunden auch recht freundlich und theilnehmend von mir. Ich kann mich sehr lebhaft in den Kreis dort hinein versetzen. Auch ihn kannst du immer einmahl von mir grüßen, er war mir sehr freundlich. Herrmans Verbindung ist nun den Verwandten declarirt – ich habe noch gar nichts von ihm selbst gehört. Daß meine kleinen Geschenke auch doch noch willkommen gewesen sind freut mich sehr. Grüße unsere Nanny. Du mein süßer Ernst nimm diesen langen Brief der wie mir zu Muthe ist nichts enthält als was Du wußtest, freundlich auf, und liebe mich recht innig. Ganz Deine Jette. Die freundlichsten Grüße. Ich möchte ordentlich damit pralen daß ich deine Handschrift lesen kann wie kein Andrer, Du darfst gar nicht sorgen, ich lese gleich das erste mal ganz fließend fort Du magst noch so undeutlich geschrieben haben. Aber ich schmiere ordentlich abscheulich.
3039. Von Wilhelmine Gaß. Berlin, um den 14. 1. 1809. Denken Sie was die kleine Frau in Poseriz sagen wird wenn sie hört daß Sie bei solchem Uebelbefinden predigen wollen.
3040. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Sonntag, 15. 1. 1809 Halle den 15ten Januar 09.
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Ich habe mich gezwungen, theuerster Schleiermacher Ihnen nicht sogleich zu schreiben weil ich hofte es späterhin mit etwas mehr Ruhe zu können, am Ende haben Sie und ich aber dabei wenig gewonnen und ich weis nicht ob ich meinen jezigen Zustand einen bessern nennen soll. Ich wollte ich könnte noch immer so herzlich weinen und betrübt sein wie gleich Anfangs, das und die herzliche Theilnahme Rienäckers der alles wußte 152 Daß] Das 156 mich … Jette.] am linken Rand 158 f Ich … ich] am linken Rand Bl. 8v 159 f lese … haben.] am rechten Rand Bl. 9v 161 Aber … abscheulich.] am rechten Rand Bl. 9v 3039.
Überlieferung: h: BBAW, SN 778, Bl. 9 (vgl. Brief 3041)
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Überlieferung: H: BBAW, SN 253, Bl. 41 f.
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Briefe 3040–3041
und auf dessen Verschwiegenheit gewis zu rechnen ist, haben mich sehr erleichtert, aber die unfertigen Zerstreuungen und Geschäfte versetzen mich in meinem Zustand für den ich keine Worte weis. Mir ist alles wie ein Traum, aus dem ich nur zuweilen schmerzlich erwache um mich durch Lesen Ihres Briefes wieder von der schreklichen Wirklichkeit zu überzeugen. Dabei sind mir die Arbeiten zuwider und langweilig, ich gehe aus und denke es soll besser werden und der Zwang den ich mir anthun muß macht es nur ärger; mir kommt es oft recht sündlich vor daß ich mir Mühe gebe den Gedanken der sich immer aufdrängt abzuweisen und ich möchte ihn nur immer ganz | lassen können, aber das ist eben das Unglük daß mir alles entkraft daran ermattet und ich mich dann in der bodenlosen Leere befinde. Ich wäre nicht halb so unglüklich hätte ich mich nicht so übermüthig einer geträumten Sicherheit ergeben, aber es war alles bei mir so ausgemacht daß ich manchmal lächeln mußte wie ich die Sache als Geheimnis behandelte, dafür bin ich nun Ðh ggÑ kraft und kann niemanden als mich selbst und die höchst wunderbare einzige Verknüpfung von Umständen anklagen. Das ärgste ist daß ich mich überall verstellen muß und nun vollends dort wo mich alles an sie erinnert worin die Freundlichkeit der Mutter und Schwester bei der erheuchelten Unpäßlichkeit die mir einigermaßen helfen müßte immer lebhafter zeigt wie lieb man mich dort hat und mir die herrlichen Stunden zurükruft die ich dort mit ihr verlebt, wo ich ihre Briefe anhören muß weil ich selbst oft danach gefragt, das ist wohl schwer lieber bester Schleiermacher. Tausendmal wünsche ich sie wäre hier und doch fürchte ich ihre Ankunft und weis nicht wie ich sie bestehen soll. Wie soll ich künftig mit ihr leben, Gott weis wie sich das lösen wird. Eins aber mein theuerster Freund muß ich von Ihnen erzwingen | das war der erste Gedanke den ich fassen konnte nachdem ich Ihren Brief gelesen, ich muß mit ihr sprechen sobald es nur irgend angeht, ich kann nicht mit ihr in einem unreinen halben Verhältnisse stehen, Sie muß mich ganz kennen, sie wird mir das Unvermeidliche tragen helfen und mir ihren Beistand oder wenigstens ihr Mitleid nicht versagen. Es ist keine eitle Hofnung die mich dazu treibt, denn ich kenne ihre Festigkeit nur zu gut, aber es ist zu viel daß ich auch gegen sie heucheln soll. Ueberdies sowenig ich das Geschwäz der Leute durch irgend eine Unvorsichtigkeit veranlaßt habe, so wenig weis ich was ich dabei thun kann, sie mag selbst bestimmen was ich ihr künftig sein soll. Lassen Sie mir den einzigen Trost, so wird und muß es Ihnen gern verziehen, wer weis ob es ihr nicht lieb ist doch einen Menschen zu haben mit dem sie sprechen darf. – Wie das Gerede in Berlin entstanden ist mag Gott wissen, ich habe nie eine Zeile über so etwas dahin geschrieben, am
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wenigstens aber würde ich Erman es geschrieben haben der seit Jahr und Tag erst vor vierzehn Tagen wieder einmal einen Brief von mir bekommen hat. Das einzige was mir wahrscheinlich ist ist daß von Villare´t aus an einen ihrer | Vetter[,] Prediger in Köpnik und mein Freund[,] das ist geschrieben worden was die Leute hier glauben. Ich mache mir oft Vorwürfe so etwas veranlaßt zu haben, aber konnte ich es vermeiden? Die Leute sind ganz toll in diesem Punkt, wenn ich nur wüßte was ich in Beziehung auf Berlin deshalb thun sollte rathen Sie mir denn ich kann mir nicht helfen. Ich wollte ich könnte fort, denn alles was ich bisher gethan und gewünscht war ja das nur in Bezeihung auf sie, nun ist es mir nicht blos gleichgültig sondern selbst höchst zuwider. Wäre sie nur weniger verschlossen gegen Nanny gegen Sie oder mich gewesen, was hätte sie mir nicht erspart: doch auch so muß ich noch dem Schicksal und Ihnen besonders danken daß ich doch wenigstens auf die für ÐbÑ Ð Ñ beste Art zur traurigen Gewisheit gekommen bin. In welche Verlegenheit hätte ich sie sonst nicht gewis in kurzem gestürzt die mir nur das Unglük verdoppelt hätte. Fahren Sie fort mein theuerster Freund mir Ihren Beistand zu gewähren damit wie ich Sie mit ganzer Seele liebe ich Ihnen auch alles verdanke. Nächstens von andern Dingen, nur dies noch. Steffens Halskrankheit war den 1 2 und 1 3 auf das Höchste gestiegen, gestern Mittag hat sie sich gehoben, doch nicht so gänzlich daß er nicht noch eine Woche das Zimmer hüten müßte. Er schreibt Ihnen nächstens. Blanc
3041. An Henriette von Willich. Berlin, Sonntag, 15.1. bis Donnerstag, 19. 1. 1809 Sonntag d 15t. Jan. 9 5.
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Meinen lezten Brief liebste Jette der heute abgegangen ist bekommst du durch meine Schuld einen Posttag später. Denke Dir daß ich ihn Donnerstag mitnahm um ihn selbst auf die Post zu geben weil ich ohnweit derselben bei Spalding aß. Als ich hinging war die Post noch zu als ich wegging begleitete mich Spalding eines anderen Weges den ich auch nachher gehn wollte, und so fand ich dann zu meiner Verwunderung als ich 3041. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 8–11; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 301–306 6 bei] über 〈von〉
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aus meiner Vorlesung nach Hause kam den lieben Brief noch in meiner Tasche. So geht es wenn man mitleidig ist und gutmüthig die Füße der Dienstboten schonen will auf seine eignen Kosten! ich habe mich unerhört darüber geärgert. Freilich hätte ich es eben nicht vergessen sollen; es war ja der Brief an Dich! Große Jette wird mich Dusselchen schelten und ganz Recht haben: aber es war doch einmal nur das mechanischste bei der Sache was ich gar nicht hätte übernehmen sollen, und ich will mich bei Dir nur so und gar nicht anders darüber verklagen. Ich weiß nicht wie mir hiebei auf einmal wieder die poetische Liebe einfällt, wie ich diese begangene Sünde so entsezlich prosaisch behandle und gewiß allen ächt romantisch liebenden ein wahrer Gräuel bin. Aber es ist nun einmal nicht anders mit mir und ich will Dir gleich noch etwas ärgeres beichten. Denselben Donnerstag sind wir Abends in Gesellschaft bei K u n t h (Nach gerade will ich so anfangen Dir die Leute zu nennen; große Jette kann Dir dann die nöthigen Erläuterungen und Beschreibungen dazu machen; das kann in diesen langen vier Monaten – ja einziges Herz wir rükken doch wirklich ganz sachte vor und es sind nun in der That nur noch viere – ein ziemliches Berlinisches Bilderbuch geben, so kennst Du doch das Terrain schon einigermaßen wenn Du kommst) da kommt ganz unerwartet eine recht interessante Frau (willst Du die nun auch gleich wissen? auch das soll Dir gewährt sein: es war F r a u v o n Z s c h o k k e ) die ich lange nicht gesehn und sehr vernachläßigt hatte. Das Unerwartete erhöht immer den Reiz weißt Du; ich also voller Freuden an sie heran und so auch sie ohne Ruhm zu melden nicht minder an mich. Also fragt sie mich denn wie | es mir ginge? Ich, im Augenblik die in Beziehung auf sie ganz leere Geschichte von einem Vierteljahr wenigstens im Sinn, und darauf bedacht mich zu rechtfertigen, brach aus in entsezliche Verwünschungen wie elend es mir ginge, was sie ja schon daher wissen müßte, weil ich sie so lange nicht gesehen hätte. Sie aber erhob einen drohenden Finger und sagte: Schleiermacher wie können Sie so abscheulich reden, einem Bräutigam kann es ja nie schlecht gehn. Mir nun träumte gar nichts daß sie etwas wissen könnte, und so wäre das gewesen um einen andern ganz niederzudonnern oder wenigstens aus der Rolle zu bringen. Mich aber keinesweges sondern ganz im vorigen Tone antwortete ich Ach Gott ja freilich gnädigste, ich liebe gewiß die kleine Frau halbweg recht ordentlich; aber nein nehmen Sie mir nicht übel schönste Frau, der Magen, da helfen zwölf Bräute nicht, wenn man in dem den verfluchten Krampf hat. Und nun fuhr ich fort in der rührendsten Schilderung meines ausgestandenen Elendes, und fragte sie hernach nur ganz beiläufig, woher sie denn etwas wisse von meiner Bräutigamsschaft. Was sagst Du nun dazu, Dich so fast
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zu verleugnen und ganz in Schatten zu stellen? ist das aber nicht das beste Mittel sich auch wenn man verheirathet ist noch interessant zu erhalten? Du machst Dir nun gar nichts draus, darüber sind wir schon einig. Aber sage mir nur wenn ich nun ein junger hübscher Mann wäre, würde Dir dann auch gar nicht ein bischen bänglich dabei sein, wenn ich auch wirklich übrigens eben so wäre wie ich bin? Uebrigens soll Deine Eitelkeit bei dieser Verläugnung nicht zu kurz kommen denn nächstens steht es mir nun bevor mit derselben Frau recht ordentlich über unser Kapitel zu sprechen und da mache ich dann wieder Deine Lobeserhebung nicht schlecht und mit der vollen Ueberzeugung daß sie dir nicht schaden wird. Da denke ich aber, wenn du nun einen Brief wie dieser anfängt an unsere Lotte schiktest, ob sie mich wol darin wieder kennen, und ob sie dich nicht bedauern würde. Denn ich glaube so von meiner Art von Frivolität hat sie doch keine rechte Vorstellung. Nicht als ob ich sie ihr absichtlich verheimlicht hätte | sondern weil ich eben durchaus keine Gelegenheit gehabt habe sie ihr zu zeigen. Ich weiß auch wirklich nicht wie ich heute dazu komme Dir so zu schreiben als wäre mir bange du würdest doch sonst deine blauen Wunder sehen, wenn ich dich nicht etwas im Voraus selbst damit bekannt machte. Ich muß wol wirklich etwas übermüthig gestimmt sein weil ich mich wieder wohl fühle. Nemlich für alle die Donnerstagssünden ist mir die Strafe auf dem Fuße nachgefolgt. Noch denselben Abend spät bekam ich ganz plözlich was mir so sehr selten begegnet einen Fieberanfall, klapperte eine Stunde lang mit den Zähnen am heißen Ofen schändlich begänsehautet über den ganzen Leib und die Nacht lag ich ohne ein Auge zuzuthun in einer fürchterlichen trokenen Hize. Ach und den Freitag hättest du mich sehen sollen wie ich aussah! Schmerzen in allen Gliedern, unfähig irgend etwas zu thun, wüst im Kopf immer nur halb wachend, nicht fünf Minuten auf einem Flekk ausdauern könnend, kurz gänzlich herunter, von Vorlesungen hören oder halten war gar nicht die Rede. Nanny war zur Gesellschaft auch nicht ganz wohl, so kamen denn den Abend Schedes her und leisteten uns Gesellschaft beim Thee. Wie aber die Krankheit die Strafe der Sünde war so ist auch die heutige Besserung der Lohn der Tugend. Ich hatte nemlich eine Predigt auf heute übernommen im Dom, und am Freitag als mir am allerübelsten war und sich ein Andrer zur Noth wol noch gefunden hätte gab ich den Text und die Lieder aus. Alle Leute baten mich ich sollte sie doch wieder absagen; aber meine Gaß schrieb mir sogar „Denken Sie was die kleine Frau in Poseriz sagen wird wenn sie hört daß Sie bei solchem Uebelbefinden predigen wollen.“ Aber auch diese Beschwörung bei Dir half nichts. Ich wußte ich würde es physisch immer durchsezen können, ich wußte ich
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würde ziemlich gut predigen und die andern Herren würde es im Höchsten Grade derangiren. Das ist mir nun, nachdem ich erst die Demüthigung erfahren, eine meiner besten Predigten in eine fast ganz leere Kirche hinzuschleudern (es war aber auch eine Kälte und ein Schneetreiben furchtbar) so außerordentlich gut bekommen – Aber nun muß ich zu Bett gehn weil mir sonst das Licht verbrennt, und weil ich angekündigt habe es soll nun früher aufgestanden werden. Ist es aber nicht zur arg, daß ich nicht ein einziges vernünftiges Wort gesprochen habe sondern lauter Thorheit? Nun laß nur gut sein liebes Kind, das muß auch sein. So ein | Brief ist ein wunderliches Ding, recht wie die tollen Shakspearschen Lieder wo alles durcheinander vorkomt aber immer ein und derselbe Refrain; dort „Und der Regen regnet jeglichen Tag“, hier Und die Liebe liebt jeglichen Tag. Ja das ist der beständige Refrain. Wenn es nur nicht auch immer noch hieße Und die Liebe wartet jeglichen Tag! Denn das kann einen doch so ungeduldig machen und so prikkeln wie der Regen wenn er recht durch kommt. Ich muß dir nun meinen gute Nacht Kuß geben aber ich glaube Du hast alle Ursache dich in Acht zu nehmen daß ich Dir nicht irgend einen Schabernak dabei anthue so muthwillig bin ich, etwa Dich unversehens in die Schulter beiße nur ein ganz klein wenig oder sonst so etwas. Ach da fällt mir ein, nemlich weil ich vorausseze Du erlaubst so etwas, was für Dank ich Dir noch schuldig bin daß Du mir etwas weniges Fluchen erlauben willst. Einzige Jette nimm Dich ja in Acht, laß Dich von den Andern nicht unterkriegen! laß Dir das Recht nicht nehmen in Deinem eigenen Hause und Deinem eigensten Manne zu erlauben was du selbst willst. Glaube mir, das Erlauben ist das theuerste Recht, und die Herrschaft der Frauen beruht weit mehr darauf als auf dem Verbieten. M o n t a g A b e n d . Ich wollte Dich auch Gestern noch fragen was denn Deiner Sünden Strafe sein würde weil ich auch schon zwei Posttage kein Wörtchen von Dir gehabt; da kam denn heute noch beim Frühstük Dein Brief vom 8ten und wenige Stunden darauf der frühere vom 5ten mit dem Paket. Ich wollte Dir auch schon vorschlagen eben wegen der lezten fatalen Geschichte mit dem verspäteten Briefe ob wir nicht wieder numeriren wollten; nun hast Du auch das schon angefangen und es bleibt mir nichts übrig als Dir zu folgen. Ich sehe nach und finde daß dies vom Neuen Jahr angerechnet No 5 ist, die früheren sind von hier abgegangen den 1ten den 3ten den 8ten den 15ten durch die gebeichtete Verspätung. Jezt komme ich nach Mitternacht von den philosophischen Freunden, Buttmann und Heindorf wo wieder lauter Muthwillen ist getrieben worden denn auch das griechische das wir lesen ist sehr muthwillig. Von
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diesen kommend sollte ich nun besonders dazu gestimmt sein über die Sprache zu reden und also Deine Frage über den Unterricht unserer Kinder beantworten. Aber dazu habe ich doch nicht mehr Zeit sondern will nur so allerlei anderes mit ein Paar Worten beantworten. Daß grade mein Un|wohlsein Ungeduld geregt bei mir zu sein das ist mir schon ganz recht trauteste Jette; das will ich eben auch daran genießen wenn es doch einmal sein muß. Und daß Du nicht hablich bist ist auch ganz herrlich. Dafür hoffe ich auch ich mache Dir die Freude nie ordentlich krank zu werden wenn es auch noch so sehr danach aussieht. Du wirst dann auch schon sehn daß meine Art mit mir umzugehn gewiß die rechte ist, und daß ich gar nicht feindselig gegen mich verfahre. Ich würde mich gewiß im wesentlichen übler befinden, nemlich in wenig Tagen allen meinen Humor verlieren ohne bedeutenden Vortheil für die Gesundheit zu haben, wenn ich meine Geschäfte ganz unterbräche oder mich der Luft entzöge. Es war freilich eine Zeit lang bitter kalt; aber ich habe mich auch bedeutend wärmer angezogen als je vorher. Mit dem Mediciniren und der Diät nehme ich es immer recht gründlich; aber auf meine Art wie ich meinen Körper ausprobirt habe Von Friedchen sind ja jezt alle Leute ganz entzükt, daß er nun auch den Kampf mit dem Augenzahn so tapfer besteht macht mir neue Freude. An dem taktmäßigen halte ihn nur ja recht, fest das ist das erste Zeichen eines ordentlichen Menschen. Wenn er mehr Lust zum Lernen hat als Jette so ist es desto nothwendiger daß Du ihn bald heranziehst damit sie durch den Wetteifer einen neuen Sporn bekommt. Ueberhaupt sobald ein Kind anfängt zu spielen muß es auch anfangen zu lernen und man muß ihm jedes Spiel zu einem Unterricht machen; denn es beweist ja dadurch daß es Lust hat sich zu beschäftigen und seinen Umgang mit den Dingen anzufangen. Was mögt ihr aber für Kälte ausgestanden haben in dieser Zeit ihr armen Rügener! ihr kommt wol gar nicht zu einem ordentlich warmen Zimmer! Wegen des Bildes aber würde ich doch anders rechnen; ich würde noch lieber wollen daß es zu viel Leute sähen als daß ich es auch nicht sähe an Deiner Stelle. – Aber ich muß wahrhaftig aufhören mein Licht brennt mir sonst ein. Also gute Nacht mein süßes Herz. Laß Dich recht fest an meine Brust drükken und ruhe mir recht sanft. | Donnerstag d 19t. Gestern mein Liebchen war es gerade ein halbes Jahr daß Du Dich mir gegeben hast. Ich habe viel daran gedacht und auf vielerlei Weise bald klagend daß nun noch so viel Zeit vergehn muß, ein so gar nicht unbedeutender Theil des Lebens, bald mich freuend wie rasch in mannigfaltiger Thätigkeit und vorzüglich in süßem Austausch
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unserer Herzen diese Wartezeit vergangen ist. Aber gar nicht ist mir ängstlich gewesen daß so lange sie noch währt irgend etwas verhängnißvolles geschehen könne. Nein liebste Jette so wie die Sachen jezt stehn ist gar nicht zu besorgen daß ehe wir noch vereint worden sind uns auf solche Weise eine Trennung bevorstehen könne. Es wird entweder gar nichts geschehen bis dahin, oder wenn etwas geschieht kann es fast nur glüklicher Art sein. So ist die jezige Wahrscheinlichkeit; freilich aber kann eine Krise von unerwarteten Begebenheiten manches ändern. Ich habe aber wirklich lauter glükliche Ahndungen, und ich denke mit süßen Hofnungen und einem frohen Blik in die Zukunft Dich in das kleine Haus einzuführen. Jette schreibt mir auch noch neulich soviel Gutes wie Kathen sich über mich geäußert hat, wie ganz ruhig er über Dein Schiksal wäre und so auch Hochwächter, und der Himmel wird auch diese gute Zuversicht nicht täuschen. Was ich Dir über den ersten SprachUnterricht der Kinder gesagt habe liebe Jette, war nicht aus der Pestalozzischen Methode heraus die ich in dieser Hinsicht nicht kenne, sondern nur aus meiner eigenen. Eine richtige und vollständige Aussprache scheint mir das erste was bei Kindern muß bewirkt werden. Ueberall muß man von dem leichtesten zum schwereren, von dem einfachen zum zusammengesezten fortschreiten. Der reine Ton der sich in den Vokalen darstellt ist der Grund alles Sprechens und daher müssen die Kinder gleich lernen diese rein hervorbringen und ihre Unterschiede richtig auffassen. Dann einzelne Consonanten mit den Vokalen zusammengesezt so daß sie gleich lernen die harten von den weichen unterscheiden wie b. p. d. t. und auch die welche in einander übergehn wie m. und b. b und w l und r, und so das Ohr | recht geübt und die Sprachwerkzeuge recht sicher gemacht an den einfachsten Zusammensezungen ehe man weiter geht; sonst müssen sie hernach nothwendig bei den schwereren Silben schludern wie die meisten Kinder thun[.] Jede Uebung dieser Art macht man gewiß den Kindern dadurch interessanter daß man eine strenge Ordnung hineinbringt für die eigentlich alle Kinder bei jeder gemeinschaftlichen Verrichtung viel natürlichen Sinn haben. Doch so etwas läßt sich eigentlich nur mündlich deutlich machen und es thut mir sehr leid daß ich nicht einmal dergleichen mit Jettchen vorgenommen habe. Aber Herrmann Bayer muß Dir ja auf jeden Fall die genaueste Auskunft über die Pestalozzische Methode geben können, die gewiß überall im wesentlichen vortreflich ist.
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Ich bin nun im Collegio gewesen, nemlich in dem was ich höre und habe dann an unsere große Jette geschrieben nun ist die Zeit aber auch ganz abgelaufen und ich kann Dir nur noch Lebewohl sagen. Wie sehr wünsche ich, daß es bei Euch auch mag gelinder Wetter werden damit Du öfter mit unserer Jette zusammenkämest. Thue doch was Du kannst um sie etwas in Ruhe zu bringen. Sie quält sich auf tausend verschiedene Arten indem sie Alexanders jezige Lage immer im nachtheiligsten Lichte für sie sieht. Sie ist innerlich so entsezlich bewegt daß das gewiß auch auf ihren Körper zurükwirken muß, wie es vielleicht auch zum Theil von ihm ausgeht. Wärest Du viel mit ihr und könntest mit ihr reden so würde sie gewiß bald zu mehrerer Ruhe kommen. Grüße mir alles recht herzlich theure Jette und sei mir immer ganz außerordentlich gut.
Von Möbeln behalte doch außer Spiegel und Klavier nichts als was dir etwa besonders lieb ist.
*3042. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, vor dem 17. 1. 1809
*3043. Von David Stubenrauch. Vor dem 17. 1. 1809
*3044. An Henriette Herz. Berlin, Donnerstag, 19. 1. 1809
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Brief 3045
3045. An Henriette von Willich. Berlin, Sonnabend, 21.1. bis Donnerstag, 26. 1. 1809 Sonnabends d 21t. Jan. 9 6. Da habe ich doch neulich vergessen Luises Frage zu beantworten wie weit wir in der Odyssee wären. Wir haben Gestern den 17ten und 18ten Gesang gelesen und ich mit besonderer Andacht und Ueberzeugung die Verse: Aber des Magens Wuth des verderblichen kann man unmöglich Bändigen der soviel Unheils den Sterblichen darbeut
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Nicht zwar wegen des Hungers den ich nie gekannt habe, sondern wegen des Krampfes den Homer nie gekannt hat. Indeß war es doch mehr die Erinnerung als die Empfindung was mich so stark ergriff. Nur ein Paarmal in den ersten Tagen der Woche habe ich seit dem Flußfieber noch harte Anfälle gehabt, aber seit einigen Tagen glaube ich nun daß es recht Ernst mit der Besserung; ich habe eigentlich gar keine Schmerzen mehr, nur ein gewisses marodes und jämmerliches Gefühl was mich nicht recht tüchtig sein läßt. Ich habe schon seit mehreren Wochen ein Recept liegen das mir ein anderer als mein gewöhnlicher Arzt so beiläufig verschrieben hat; ich habe aber jenen in seiner Kur nicht stören wollen und es immer liegen lassen. Nun ich aber nach dem Flußfieber, von dem ich hoffte, es sollte alles wegnehmen, wieder Anfälle bekam, wurde ich ungeduldig und ließ es machen, und es scheint mir entschieden gute Dienste zu thun. Wir haben auch im Homer die Entdekung gemacht daß die Griechen die Schweine in der Mast fünf Jahr alt werden ließen, und ich habe Nanny, die im KanonierHause gar zu gern einschlachten möchte, den Vorschlag gethan sie solle dort eins so lange futtern. Wir haben nun noch drei Abende am Homer; denn zwei Gesänge lese ich immer vor beim Thee. Dann denke ich will ich Nanny die Aeneide nach Voss Uebersezung vorlesen und damit kann sie für einmal alte Poesie genug haben. Ich kann dir gar nicht sagen was für einen eignen Reiz der Homer wieder für mich gehabt hat, nachdem ich ihn seit vierundzwanzig Jahren (denke Dir! länger als Du lebst) nicht ordentlich gelesen sondern nur so gelegentlich einzelne Stellen. Die liebenswürdige Naivität, die frische lebendige Darstellung und der ge|sunde Lebenssinn sind doch etwas ganz göttliches 3045. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 12–14; D1: Br 2, S. 202 f. 214–217 (gekürzt); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 306–311 (gekürzt)
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darin. Ich habe auch noch neuerlich gesagt wenn ich nur Drei Bücher, die Bibel ungerechnet, aus dem Alterthum retten sollte so würden es doch keine anderen sein als der Homer der Herodot und der Platon. Es ist mir auch immer sehr wohl wenn wir so den Abend zu Hause sind und etwas homerisiren. Heute wird es uns nun nicht so gut. Gassens sind eben hier gewesen mit ihrer Mutter die ihr zur Hülfe gekommen ist und haben uns gebeten noch den Abend da zu sein weil sie gar nicht weiß wie bald ihre Stunde schlagen kann. Es ist so mörderlich kalt daß Nanny eigentlich gar keine Lust hatte und wir haben uns nun gegenseitig Vorwürfe gemacht daß wir nicht besser Stand gehalten haben. Nun ist es aber auch die höchste Zeit daß ich gehe denn ich habe noch einen andern Besuch vorher zu machen. Ich habe heute auch Vorbereitung gehalten. Dabei fällt mir noch ein daß ich Dir nun etwas bestimmen kann wegen des Communicirens wenn es nur gehn wird. Nemlich ich kann nun wol nicht mehr füglich anders als in meiner künftigen Kirche communiciren, und da ist außer Morgen nur noch zweimal Communion am 5ten März und am 16ten April. Laß Dir nun sagen ob es sich so trift daß an einem von diesen Tagen auch Du communiciren kannst; eine große Freude wäre es mir allerdings. Hernach ist nicht eher wieder Communion als an dem Tage wo ich introducirt werde und wo wir also wieder hier sein müssen, nemlich den 17ten Junius. Einzigste Jette nun möchte ich erst wieder recht lustig werden und recht toll nun ich so auf Dein Hiersein gekommen bin und möchte Dir recht süß und schmeichelnd liebkosen – aber ich muß ja wahrhaftig fort. M i t t w o c h d 2 5 t . Es ist ja ordentlich schreklich daß ich nun erst wieder zu Dir komme süßes Herz! Alle Tage habe ich nicht nur Lust sondern Sehnsucht mit Dir zu plaudern, und denke mir ein Stündchen auszumitteln aber es geht dann immer nicht, und ich seze Dich, weil ich Dich eben schon als mich selbst ansehe nicht selten hintennach wenn ich zu einer Stunde die Dir eigentlich schon bestimt war in ein besonderes Arbeitsgeschikk hinein gekommen bin. Mein Herz ist dann doch immer bei Dir, und ich denke es ist auch ein Vortheil für Dich wenn ein Stük Arbeit mehr abgethan ist. Ich kaue jezt an etwas recht schwerem, an der Einleitung zum Phädon, und sie will noch gar nicht herauskommen. Das ist ein trauriger Zustand den Du wol auch noch oft erleben wirst, und ich will Dich lieber im Voraus damit bekant machen. Die Sache die ich zu machen habe ist dann noch nicht ganz reif es fehlt innerlich noch irgend etwas 39 die] korr. aus was
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und ich weiß nicht was. Ich kann in diesem Gefühl unmöglich anfangen niederzuschreiben, aber eben so wenig kann ich mich entschließen irgend etwas anderes zu thun sondern die Sache muß immer an der Tagesordnung bleiben, ohne daß doch etwas wesentliches darin geschieht; sondern im bloßem hin und herwerfen und sinnen vergeht eine Menge Zeit die mir schmählich lang | wird. Das dauert nun so bis eine glükliche Inspiration kommt und mir das rechte Licht aufgeht. Nun denke dir daß ich noch acht solche Einleitungen zu machen habe, die mir gewiß größtentheils fast eben so schwer werden wie diese. Dann ist aber auch dafür alle bestimmte Arbeit bis zu meiner Reise zu dir abgethan. Ich habe aber eine Ahndung daß diese erste nun doch noch in dieser Woche fertig wird. – Deinen Brief vom 14ten erhielt ich Sonntag Nachmittag bei Reimer wo mich die Sonntagsbriefe gewöhnlich finden. Ich las ihn neben der kleinen Frau auf dem Sofa und konnte ihr also Deine Grüße gleich selbst einhändigen, die sie sehr herzlich aufnahm. Ich glaube wol daß du dich in den Kreis recht gut hinein versezen kannst; aber hast du wol auch darüber eine bestimmte Meinung wieviel er dir für dein Leben sein kann? ich glaube eben nicht daß es viel mehr als ein freundliches Zusammenleben soviel es eben die Verhältnisse mit sich bringen sein wird. Daß dein Herz sich sollte recht an diese Frauen schließen können glaube ich eben nicht, und bin ordentlich neugierig darauf was du dir wol noch vorzüglich aussuchen wirst. Vorführen muß ich dir doch eine ziemliche Parthie von Frauen und Mädchen. Fürchte aber deswegen nicht daß wir uns zu sehr zerstreuen werden, das wollen wir alles machen. Eben habe ich einen Brief von unserer Lotte in Gnadenfrei erhalten die sich Deines Briefes und auch der meinigen an dich sehr gefreut hat. Sie gesteht mir ein daß sie ordentlich verliebt in dich ist und hätte uns lieber schon diesen Herbst in Schlesien weil sie an übers Jahr mancherlei wunderliche Zweifel hat. Ich habe aber gar keine Ahndung daß irgend etwas dazwischen kommen wird weder gutes noch schlimmes. Sie schreibt es ginge ein groß Paket von ihr ab auf die Insel; also wirst du wol bald einen Brief von ihr bekommen und nicht durch mich so daß Ihr nun auf einem ganz unabhängigen und eignen Fuß mit einander steht und über mich raisonniren könnt soviel ihr wollt. Sie schreibt mir auch sie habe dich mit dem schwesterlichen Du angeredet so daß alles in der Ordnung ist. – Die Gaß hat am Montag ein kleines Mädchen geboren sehr regelmäßig und leicht. Ich habe sie heute gesehn sie fieberte etwas und klagte über Schmerzen das kommt aber alles daher weil sie nicht stillen darf und hat wol nichts weiter zu sagen. Indeß fürch96 daß] folgt 〈ich〉
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te ich daß sie nach Tische unwohler geworden ist weil ich ihn nicht in der Vorlesung gesehen habe. Wie herzlich wünsche ich daß den armen Freunden nun endlich einmal ein Kind bleibe. Wahrscheinlich wird Gaß es mir zu taufen geben. – Eben bläst wieder der herrlichste Feurlärm in der Stadt herum aber es ist in einer entlegenen Gegend in der Straße wo große Jette wohnt und ich habe nicht die geringste Versuchung mich in dem unsäglichen Schein genauer darum zu bekümmern. Du siehst wie oft das hier vorfällt; aber selten brennt etwas ordentliches ab. Neulich war die Lage wirklich sehr gefährlich und die Anstalten eigentlich schlecht und es ist doch nur ein einziges Hintergebäude abgebrannt. Ich kann dir aber doch nicht unterlassen es zu bemerken weil es mich immer so sehr unterhält und innerlich in Thätigkeit sezt Zu meinem Schrekken liebste Jette muß ich glauben daß Du eine | ordentliche Anweisung über den Unterricht von mir erwartest; und ich weiß nicht ob ich im Stande sein werde dir die so schriftlich mit bloßen Worten zu geben. So etwas will eigentlich gezeigt sein. Die Hauptgrundsäze über die du gewiß mit mir einig bist sind die daß man überall von dem einfachsten anfange, nicht eher als bis dies ganz gefaßt ist weiter gehe und dann immer regelmäßig langsam Schritt vor Schritt, aber so daß soviel als möglich eigne Selbstthätigkeit der Kinder dabei sei. Darum halte ich zum Lesenlernen einen Buchstabenkasten, wo die einzelnen Buchstaben auf Pappe gezogen sind und den Du gewiß auch in Stralsund bei jedem Buchbinder bekommst für das beste. In diesem zeige ihnen nun erst die Vokale, lehre sie die Zeichen unterscheiden und die Töne rein und deutlich aussprechen. Erst wenn sie dies vollkommen inne haben und nicht mehr irren nimm einen Konsonanten, seze ihn der Reihe nach vor alle Vokale, und dann auch wieder dahinter und laß sie beide zusammen aussprechen. Du mußt aber immer mitsprechen damit sie ein deutliches Muster vor sich habe, es unterhält sie auch mehr. Wenn sie nun einen Konsonanten vollkommen kennen dann nimm einen andern abwechselnd mit jenem aber einen solchen der jenem verwandt ist. Wenn Du zum Beispiel mit b angefangen hast so laß hernach b und p wechseln, dann b und w dann b und m. Und wenn Du hernach d genommen hättest, dann d und t, und d und n und d und s und so fort, und ehe gehst Du nicht weiter bis sie auf diese Weise alle Konsonanten mit allen Vokalen einfach zu verbinden wissen und gar nicht mehr irren. Hierauf laß sie dann zwei Konsonanten, aber nur solche die wirklich in unserer Sprache zusammen vorkommen vor den Vokal sezen, fange aber immer zuerst mit dem lezten 132 Vokale] folgt ein Einfügungszeichen ohne zugehörige Auflösung
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an. Wenn sie kla und bla sezen sollen so seze ihnen erst la und dann das b und das k davor. Dann laß sie zwei Konsonanten mit einem Vokal verbinden, so daß einer vorn und einer hinten steht, aber laß sie sie immer auch zuerst einzeln sezen und sagen; wenn sie Bad sezen sollen so laß sie erst ba und ad sezen und sagen, und dann zusammenziehn bad. Dann solche Silben wo zwei Konsonanten vorn und einer hinten stehn oder umgekehrt, und so fort und so daß in jeder Uebung immer die vorige wieder mit enthalten ist. Dies ist so der erste Cursus, der bloß einzelne Silben betrift, und weiter will ich meinen Unterricht diesmal auch nicht ausdehnen, weil er Dich mehr langweilen möchte als die Ausführung die Kinder langweilen wird. Denn diese werden gewiß sehr unterhalten sein weil sie wirklich immer fortschreiten und sich in dem was sie einmal hinter sich haben sicher wissen. Du mußt sie nur recht thätig sein lassen und mit ihnen thätig sein, mußt die Uebungen nicht zu lange währen lassen aber so lange sie währen auch keine Unterbrechung und Abschweifung auf etwas anderes gestatten. – Und nun liebste Jette muß ich noch das wesentliche aus meiner gestrigen Vorlesung aufschreiben und dann zu Bette gehn damit ich Morgen zur rechten Zeit aufstehe. Etwas früher fängt es doch nun an bei uns Tag zu werden. Aber nein meine süße Geliebte ich kann | mich unmöglich heute von Dir trennen ohne Dir noch etwas über Deinen Brief zu sagen. Mir kommt es, ich weiß nicht warum so sehr lange vor daß ich Dir auf Deine Bekenntnisse geantwortet habe daß ich gar nicht mehr erwartete daß Du mir noch etwas darüber sagen würdest, und nun hast Du mich so durch und durch entzükt damit. Ja süßes Kind geliebte Braut komm nur an meine Brust und liebe mich so unaussprechlich und fühle es daß Du ganz mein bist und ich ganz Dein, und daß es so sein muß. Und weißt es immer recht daß ich Dich ganz kenne wie Du bist und daß Du mir ganz recht bist. Und wenn Du mich schlechterdings verehren willst so thue es nur, ich will Dir Deinen Willen lassen und nichts dagegen haben und das soll das erste Stük sein worin Du mich unter den Pantoffel bringst. Nur laß Dich erbitten und laß es etwas sachte angehn denn wenn Du hernach nachlassen müßtest in der Verehrung, das wäre mir nun eben so schreklich wie Deine Besorgnisse für Dich waren. Aber wenn Du mich nun wirklich verehrst so muß es auch wahr sein daß Du ganz geheilt bist, denn Du mußt Dich ja mit verehren. Du bist ja meine Wahl meine Liebe, es zieht mich ja der heiligste Zug meines Herzens zu Dir hin in Deine Arme, ich kann ja nur in Dir mein Glük und meine Freude finden. So umarme ich Dich Du meine, ganz 176 worin] über 〈womit〉
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meine süße Braut mein Herzensweib ach es fehlen mir auch Worte und nur lebendig läßt es sich ausdrükken. D o n n e r s t a g d 26t. O weh liebste Jette da bin ich gleich Morgens durch einen Besuch abgefangen worden der mich freilich an sich nicht lange aufgehalten aber mir gar viel zu denken und zu schreiben gelassen hat. Nun werde ich gar nicht mehr lange bei dir sein können, und will nur noch sehn daß ich meinen guten Ruf des Antwortens bei Dir nicht verliere. Steins Verfolgung hat mich gar nicht alterirt. Ich hatte zwar gar nicht daran gedacht aber als es kam war es mir wie etwas ganz bekantes und erwartetes. Nur das hat mir erstaunlich leid gethan daß er, was gar nicht nöthig gewesen wäre, so schnell abgereiset ist und daß ich ihn nicht vorher noch gesehen habe. Ich habe ihm sagen lassen ich gratulirte ihm denn es wäre die größte Ehre die einem Privatmann widerfahren könnte für einen Feind der großen Nation erklärt zu werden. Wenn ich Dir übrigens lange nichts von öffentlichen Angelegenheiten geschrieben habe so komt das lediglich daher weil alles jezt in einem dumpfen Zustande des Brütens und der Erwartung liegt der wol noch einige Wochen dauern kann. Sei nicht bange ich werde mich gar nicht halten können wenn ich auch wollte; sobald eine Krisis sich nähert wirst Du hinreichend erfahren wie ich bewegt bin. Nimm dann nur nicht alles so scharf wie es sich im Augenblik ausspricht. Jette hat gar nicht Ursach sich das Herz schwer sein zu lassen. Dohna ist sehr gut und nimmt sich soviel ich erfahren kann vortreflich. Er hat mir noch vorgestern aufgetragen doch ja zu mahnen | daß sie ihm schriebe. Sage ihr doch das falls Du sie eher siehst als sie einen Brief von mir bekommt, was erst nächsten Posttag geschehen kann. Mich sezt er in rasende Bewegung; er möchte posttäglich die ausführlichsten Briefe von mir haben, und ich kann auch kaum anders als willfahren da ich ihm über Gegenstände der innern Verwaltung schreiben kann die für mich von dem höchsten Interesse sind. Auch der heutige Besuch war wieder so eine Geschichte. Daß du Jette so selten siehst ist mir recht traurig. Bei uns ist jezt das Wetter gelinder ich will wünschen daß es bei euch auch so ist. Aber am Anfang dieser Woche hatten wir hier fürchterliche Stürme mit Schneetreiben, wie mögen die erst bei euch gewesen sein! Mit meiner Gesundheit geht es übrigens ganz gut. Die Schmerzen sind wol völlig vorüber und ich habe keine Furcht mehr an einen Rükfall. Aber ich bin sehr heruntergekommen bleich und mager geworden und kann noch nicht wieder zu meinem gewohnten Gefühl von Kraft und 193 gedacht] folgt 〈als es〉
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Frische kommen. Ich will deswegen eine Zeitlang eine recht stark nährende Diät führen und dabei wenn das Wetter es irgend zuläßt warm baden und das soll denke ich bald gute Wirkung thun. Ich glaube ich könnte jezt alles mögliche Heil von einem warmen Bade erwarten seitdem mir das vom 18ten Julius so wunderschön bekommen ist. Daß Du Dich so in die traurigste Zeit meines Lebens hineingelesen hast und so innigen Theil daran genommen hat mich recht erfreut. Du süßes liebes Herz! ja wohl will ich nun recht glüklich sein und Du glaubst auch nicht was für eine Ruhe über diese ganze Zeit in mir ist, nur daß ich freilich nicht begreife wie sie wesentlich in mein Leben gehört hat, wenn es nicht ist daß ich grade dadurch über manches was zur Ehe gehört habe richtiger denken gelernt, und so kommt sie auch Dir zu gute meine theure Geliebte. Was Du sagst über das ungleiche Verhältniß von Mann und Frau, darin hast Du von einer Seite nicht unrecht. Die Einweihung des Mannes und seine Tüchtigkeit in Wissenschaft oder Kunst oder bürgerlichem Leben erscheint soviel größer als die Gegenstände worin die Frau ihr Talent entwikkeln kann daß es scheint als müsste sie wo der Mann recht tüchtig ist sich immer untergeordnet fühlen und wenn die Frau an Geist und Charakterstärke über den Mann hervorragt das giebt gewiß immer ein schlechtes Verhältniß. Aber wenn sie den Mann versteht wie die wahre Liebe ihn immer verstehn lehrt und wenn sie im rechten Sinne Mutter ist und Gattin so kann doch der Mann sie nur mit dem Gefühl der vollen Gleichheit umfassen und da sie sich in vieler Hinsicht wenn die Eitelkeit sie nicht besizt, reiner und mehr unbeflekt von der Welt erhalten kann als der Mann so ist das auch wieder eine Seite wo der Mann sie über sich stellt mit vollem Recht und ohne daß das im mindesten das wahre Verhältniß stören könnte. Unschuldiger seid ihr doch in der Regel immer als wir. Ich denke das läßt Du Dir auch gefallen wenn Du es recht überlegst, und so ist eben alles von der Natur herrlich und schön geordnet. – Und nun sage ich Dir Lebewol mein süßes Herz mit der zärtlichsten Umarmung. Viele Küsse den süßen Kindern und grüße mir alles aufs freundlichste zumal auch die sehr liebe treue Mariane wenn sie noch da ist. Ich hätte heute so gern an unsere liebe Pistorius geschrieben aber es wollte nicht möglich werden. Nanny grüßt. Tausend süßeste Küsse von Deinem Ernst. Es ist mir ein wahrer Trost daß Du meine Hand so gut lesen kannst denn dies ist wieder gutes Augenpulver.
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3046. Von Henriette von Willich. Sonntag, 22.1. bis Montag, 23. 1. 1809 Sonntag Abend d 22t. Jan. 9. 35
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Diese Blätter unserer Freundin die sie mir heute brachte habe ich nur eben gelesen – o mein Ernst unsere theure Jette wie sehr leidet sie und wie weh thut es mir sie so leiden zu sehn! Ach sprich ihr nur bald Trost zu, rede nur recht viel zu ihr und laß mich lieber entbehren, ich wills für sie. Sie hat mich sehr erschüttert durch den schrecklichen Entschluß den sie als möglich ansieht, obgleich es mir nicht einfällt zu glauben daß es dahin mit ihr kommen könte – O mein Ernst es ist eine schwere Zeit! auch ich bin nicht ganz ruhig das gestehe ich Dir – manches trübe Bild tritt vor meiner Seele, aber doch nicht so daß ich es Ahndung nennen könnte – nur Möglichkeiten zeigen sich mir von ferne. Aber ich fühle wohl wie manche Schmerzen sich bei Jetten der Unruhe beimischen – – Aber sage wie kann Alexander so lange schweigen? wie fühlt er nicht in sich wie Jetten ist? wie ist es ihm nicht Bedürfniß der Geliebten grade in so bedrängter Zeit, zuzurufen daß er ihr nahe ist in alter treuer Liebe? Doch nein sage mir nichts was ich Jetten nicht zeigen könnte, weil | es vielleicht ihren Schmerz über Alexanders Schweigen rechtfertigte; wenn ich grade jezt ihr einen Brief vorenthalten müßte, würde das ihr Unruhe nur vermehren. Ich habe ihr heute Deinen Lezten vom 9ten mitgetheilt und ich soll Dich sehr von heute Abend von ihr grüßen und sie sei viel beruhigter über Dich da Du so fröhlich und fast ganz ruhig geschrieben. Es ist wohl gewiß daß ihre ganze Laage hier einen großen Theil zu ihrer Stimmung beiträgt, die wirkliche Öde – die angreifende Jahreszeit – Ja es wäre besser sie wäre in Euren Armen in Berlin! ich will nichts davon sagen wie unendlich ich dadurch entbehrt haben würde wäre sie fortgegangen, mir ist als hätte ich es kaum tragen können hier so allein zu sitzen und wenn alles längst vergangen erst zu erfahren was euch gemeinschaftlich bewegt haben würde – doch wäre es beßer gewesen Du hättest sie mitgenommen. Ich sage Dir gar nichts über das was du Louisen von Deinen Träumen schreibst – es ist eine zu gräßliche Idee um ein Wort darüber reden zu können – aber wissen mußt Du daß Du Louise gar nicht kennest, w i e sehr sie von Vorstellungen ist, wenn Du ihr so etwas | aussprechen konntest. – Ich beschwöre Dich mein Ernst mir zu sagen ob es nicht ganz möglich ist daß 3046. Überlieferung: H: BBAW, SN 434/3, Bl. 10–14; D1: Br 2, S. 208–210 (gekürzt; fälschlich auf den 11.1. datiert); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 311–315 (gekürzt)
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Brief 3046
wenn ein Unglück über jene Familie ausbräche es Dich mit hinabzöge? So lange Du uns nicht diese Unmöglichkeit zeigen kannst, und das wirst Du nicht können kannst Du auch nicht Ruhe von uns fordern. Doch denke ja nicht als überlasse ich mich so schauderhaften Gedanken, nein mein Ernst ich halte mich strenge an Deinen Briefen; an Deine Versicherung daß Du mir immer volle Wahrheit über Deine Laage geben wirst. – Ich sehe mit unendlicher Sehnsucht die Zeit dahin gehn und begrüße aufs innigste jeden neuen Monat der mich Dir näher bringt. Ach um so mehr erfreue ich mich des Vergehens der Tage je leerer und armseeliger mein Leben ist. Ich schelte mich oft wenn ich mich frage was ich in dieser Zeit gewinne für mein Innres daß es mir so gar wenig dünckt da ich doch Dich habe und die süßen Kinder, und freundliche Menschen um mich. Aber ich habe nicht Phantasie genug um im Geiste soviel durch Dich zu genießen als es schön wäre – Nun nicht viel mehr als drei Monate und ich halte meinen Geliebten in meinen Armen! | Gott gebe doch seinen Seegen daß alles gut gehe bis dahin, und er tröste und stärcke unsere Freundin. Ja wohl mein Geliebter spricht Dein theures Bild mir auch oft liebevoll zu, in manchen Augenblicken sehe ich es in Liebe versunken doch ohne Lächeln mich anblickend, mir tief in die Seele schauend – oft sehe ich es auch anders, oft ist es mir nicht so befreundet aber im nächsten Augenblicke schon wieder erkenne ich Dich ganz darin und es erhält seine alte Beweglichkeit die mir Dich darstellet in dem verschiedensten Ausdrucke Die Schwestern wollen durchaus das Versprechen mir abnehmen es ihnen hier zu lassen, ich habe es aber nicht gegeben. Ich muß Dir nur gestehen daß es mich gar nicht befremdet und überrascht hat was die Gass von Lotte erzählt hat. Ich habe Dir wohl geschrieben daß ich Lotte für geläutert hielte, aber daß es keine recht f e s t e Zuversicht war hast du wohl gemerckt, worauf gründet sie sich auch da ich sonst immer das gröste Mißtrauen in Lottens Reinheit und Weiblichkeit gesezt hatte? So sehr daß sie mir früher ganz wiederstand – auf ihre eignen schönen Worte, ihre zarte Schilderung ihres Verhältnisses mit Hasselbach – auf den Glauben der Freunde die alle hofften wenn sie das rechte gefunden, würde sie durch wahre Liebe, durch einen ganz neuen Sinn gereinigt werden. Es ist mir aber | leider ganz wahrscheinlich daß die Gaß ganz recht hat, es sieht Lotten nur gar zu ähnlich. Und ich prophezeihe vorher daß sie noch nicht ruhen wird mit den Männer an sich 45 daß] das
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ziehen, daß sie gewaltig ringen wird eine berühmte Frau zu werden und Anbeter zu ihren Füßen zu sehn. Doch mag Sie Hasselbach ja wircklich lieben. Süßer Ernst Du machst mich sehr gespannt auf Caroline Wucherer zu liebenswürdig ist sie, das ist sehr viel. Mein Gott es ist entsezlich wie ich werde zurückstehn gegen alle die liebenswürdigen Frauen und Mädchen, ich kann es gar nicht begreifen wie Du das nicht auch siehest, aber ich will davon nichts mehr sagen – Ich habe heute einen recht hübschen geistreichen Brief von der Schede an die Herz gelesen – wird es Dir denn nicht fatal sein daß ich auch nicht eine Spur von geistreich bin? Wir haben uns Alle über Mines neues Mutterglück gefreut – und ich habe mit innrer Bewegung die Bilder in mir wiederhohlt die dir sich daran knüpften. O mein Ernst es würde zu überschwenglich sein – ich kann es gar nicht ausbilden – wage nichts davon auszusprechen – Ach ich glaube doch kaum daß die Vaterfreude | der Mutterfreude gleich sein kann. Bei uns mischt sich gar zu sehr noch die Liebe zu dem Vater, die Andacht zu ihm, die Seeligkeit ihm diese Freude zu bereiten – hinzu. Welch ein Schmerz muß es daher auch für eine fühlende Mutter sein wenn der Gatte nicht ganz mit der hohen Freude das himmlische Geschenck aufnimt, daß Gott sie gewürdigt, ihm zuzubringen. – Ach und welche Himmelswonne wenn der Vater so mit Freudenthränen sein Weib und sein Kind segnet und Gott preiset – Ernst sagt dir Dein ahndungsvolles Herz wir werden das seeligste Leben schmecken? oder sagt es Dir bisweilen wir werden durch ein gräßliches Geschick getrennt einer mit dem Andern vergehn? Ernst ich glaube nicht daß ich nun mehr leben könte ohne Dich, o mein Mann ich liebe Dich wie ich noch nicht geliebt habe, Ehrenfried kann mir darum nicht zürnen, ich doch habe ihn ja auch so sehr geliebt, so sehr ich nur vermochte, aber wie meine Seele an Dich gekettet ist! Aber ich muß zu Bette gehn es war schon Nacht als ich anfing zu schreiben. Nimm noch meine zärtlichen Abschiedsküsse – | Montag Morgen. Ich bin wieder ganz allein mit den lieben Kindern Schlichtkrulls, Louise, Mariane sind nach Stralsund und bleiben 2 Nächte dort. Es ist mir ganz recht, ich will unterdessen recht viel in meinem Herodot lesen und auch fleißig arbeiten und Dein liebes Bild nach dem andern Zimmer nehmen daß ich es immer vor Augen habe. Jette sagte Dir schon daß ich vorlezten Posttag die Leinwand erhalten, Sie gefällt mir sehr ich hätte sie hier doch gar nicht so bekommen können. Bin ich sie noch in Schlesien schuldig oder hast du die Auslage gemacht?
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Briefe 3046–3047
Ich muß doch immerfort an Jette denken, wie wird sie es nur aushalten wenn etwas entscheidendes heran naht und es sich dunkler noch zusammenzieht – Wir sehen uns auch gar zu wenig. Ich gehe mit dem Gedanken um sie und Lotte bald auf mehrere Tage recht zu genießen. Es ist eine greifswaldische Reise im Werk woran ich auch anfangs Theil nehmen wollte, allein die Lust ist mir aus meheren Ursachen ganz vergangen, es ist zu kalt für die Kinder dann denke ich so lange in Götemitz zu wohnen als die Poseritzer in Greifswald sind – doch ist es noch unsicher. | Dein Traum von Leonore giebt mir eine erstaunlich klare Ansicht Deines Gefühls für sie, und das ist mir sehr lieb denn in etwas fehlte sie mir noch. Ich habe oft daran gedacht ob sie noch wohl einst zu uns gehören würde auch in äußerer Verbindung, aber ich kann es gar nicht recht einsehn selbst wenn Grunow stürbe glaube ich schwerlich daß sie sich zu uns wenden würde wie sehr ich ihr auch die Hand dazu bieten möchte. Wie wird ihr nur sein wenn sie von uns hört – ich glaube doch daß sie sich mehr freut als das Gegentheil Ich habe oft von Dir geträumt seit einiger Zeit aber immer waren wir sehr innig und recht heiter miteinander. Einmahl war ich außer mir denn dein Bild ward mir ganz und gar zerstört, ganz zerfezt und ganz unkenntlich. Wenige Stunden darauf tratst Du ins Zimmer und stürztest in Meine Arme. Da trauerte ich nicht mehr um das Bild – sondern mir war ganz außerordentlich wohl. – Louisens Weinachtsgabe an mich war das seidene Kleid das Nanny ihr hat färben lassen und ein Paar feine warendorfer Bettücher. Grüße unsere Nanny recht viel. Und das andre Stük Lein möge sie nur liegen lassen bis wir zusammen Bettücher daraus nähen können. Lotte Pistorius hatte neulich ein paar Blätter | geschrieben die sie Louisen und mir vorlas, mit ihrer Erlaubniß nahm ich sie um sie Dir zu schicken, nun hat sie sie doch zurück gefordert. Sie hatte sich nicht klar genug ausgesprochen meinte sie. Es war ausgegangen von der Sehnsucht nach dem W i s s e n die auch mich oft schmerzlich ergreift, nach würdiger Uebung der Geisteskraft und wie wenig die Männer uns hierin zu Hülfe kämen – – Ich sage mir oft daß ich mich täusche wenn ich mich für recht bildsam halte und mir zutraue die Fähigkeit in etwas tiefer und gründlicher einzudringen denn hätte ich diese Anlagen so würde ich weiter sein, ich würde trotz der mangelhaften Umgebung etwas gesamlet haben, würde das erste Jahr mit Ehrenfried wo ich Muße und Gelegenheit hatte mehr genuzt haben. Ich glaube auch gar zu sehr daß in diesem Punckte der Mensch eins ist mit seinem Schiksal, daß man nie den Mangel anders als in seinem Innern suchen muß. Und dann wiederspricht mir wieder die
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Erinnerung der wenigen Jahre in meiner Kindheit wo ich eines guten Unterrichts genoß und sehr fröhlich und aufgeweckt mit Leichtigkeit alles trieb, was meinen Gespielinnen oft | bittre Thränen kostete. Du siehst an meinem ruhigen Geplaudere daß ich gar nicht so in Jettens schwarze Ansicht der Dinge eingegangen bin – liebes süßes Leben sei nur recht mein und lasse es Dir wohlgehen Wenn ich Dir schreibe nenne ich Dich so ganz ohne Scheu mein, mein eigen. Aber noch nie konnte ich wenn ich einer Freundin schrieb sagen, m e i n Schleiermacher es käme mir so anmaßend vor, anders weiß ich es nicht zu nennen – Dich den außerordentlichen mein zu nennen. Hast Du einst ein bischen Ruhe und ist es Dir nicht unlieb so sage Tante Willich ein paar Worte, doch eilt es nicht, sie erwartet es gar nicht. Wenn Du willst so laße auch dann die Jette die bei ihr ist grüßen, wir mögen sie beide nicht besonders leiden, sie ist aber doch recht brav und gar freundlich und dienstfertig gegen mich. Doch das mache wie Du willst. Herzensmann lebe wohl – ganz Deine Jette. Du darfst nie sorgen wegen Deines undeutlichen Schreibens, ich möchte ordentlich prahlen wie gut ich deine Hand lesen kann, so daß Jette mich bisweilen fragt wie heißt das aber ist es Dir auch fatal daß ich so scheußlich schmiere, dann will ich mir Mühe geben da heraus zu kommen.
*3047. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, um den 22. 1. 1809 Schreibt über ihr Leiden an der Situation mit Alexander von Dohna; Henriette von Willich habe die Leinwand aus Schlesien erhalten.
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Briefe 3048–3050
*3048. An Friedrich Schlegel. Berlin, Montag, 23. 1. 1809
*3049. Von Friedrich Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 24. 1. 1809 Bittet Schleiermacher, Henriette Herz zu mahnen, ihm zu schreiben.
3050. Von Henriette von Willich. Poseritz, Dienstag, 24.1. bis Donnerstag, 26. 1. 1809 Dienstag d 24t. Jan. 9. 36
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Ganz besonders willkommen war mir heute in meiner Einsamkeit Dein Brief geliebter Ernst, aber wie lange mußte ich darauf warten, ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben. Die Wege hier so verschnien und zugetrieben, man sizt durchaus wie im Gefängnis. Dabei ein Sturm gestern wie heute der so furchtbar heult und so stark ist, daß er gestern um Mitternacht wie ich allein saß und las mit einem mahl die Thüre offen riß – war es nicht graulich? Ich glaube Du hast fast gar keine Idee von solchem Winter auf dem Lande – Mit dem frieren geht es uns jezt besser, wir haben besseren Torf und ein wenig mehr Holz. Ich denke gar viel an unsere gute Jette, wie wird Dir nur gewesen sein als Du ihre Blätter lasest. Ich hoffe aber ganz sicher Du wirst sie zur Ruhe bringen. Meine innige Theilnahme würde Jetten wohl gewiß wohl thun wenn wir uns mehr sehen könnten, ob es sie aber erleichtern würde sich gegen mich auszusprechen das weiß ich nicht. Ich habe über unser Verhältniß noch immer das Gefühl als ob ich bloß empfangend bin und kann es auch nicht anders verlangen. Jette hat zu viel Menschen die ihr anhängen als daß ich ihr noch etwas besonderes sein könnte – Ich habe ihr mein ganzes Innere aufgeschloßen und das heiligste und liebste gerne mit ihr getheilt, es fällt | mir aber gar nicht ein ein ähnliches Vertrauen von ihr zu erwarten. Hätte Alexander nur nichts dagegen daß sie gleich zu uns zieht, denn das 3050. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, Bl. 15–19; D1: Br 2, S. 213 f. (Auszug); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 315–319 (gekürzt)
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scheint mir bei ihr nur noch das einzige Bedenken. Noch nie hast du mir eine Silbe von diesem gesagt, auch in deinen Briefen an Ehrenfried wo Du ihm von allen Deinen wircklichen Freunden schreibst erwähnst Du seiner gar nicht. Hast du einen Brief von mir erhalten der mit der Freude über sein Kommen nach Berlin anfing? wir müssen wircklich nummerieren. Du mußt mir aber wieder hinein helfen, ich notire es nicht wenn ich fortsende. Ja das ist wahr Du bereitest mich gut vor auf Dein Wesen mit Mädchen und Frauen, und wie hat Nanny schon ordentlich ernsthaft mich vor der Eifersucht gewarnt und was hat der Ruf mir schon von dir gesagt in dieser Hinsicht eher noch als du mein warest – Wenn Du denn recht wissen willst wie mir dabei ist so höre: wäre ich selbst interessant so würde ich mich nur rein daran ergötzen wie Du alle Seiten weiblicher Liebenswürdigkeit in dem ganzen Kreise der Freundinnen verehrtest und genößest, da ich das nun aber so wahr ich lebe in mir nicht finden kann, gar nicht weiß wo mir das interessante sitzen könnte, so ist es mir ein bischen was daß du dir eine Frau wählen konntest der das fehlt wofür Du so viel Sinn | hast, und natürlich nun bei Anderen Dich dafür schadlos halten must. Es versteht sich aber daß ich doch ganz damit einstimme wie ich es Dir ja schon früher versichert daß du dir diesen Genuß verschaffst wo er sich Dir darbietet. Ums Himmels willen mache mir nur kein ernsthaft Gesicht, mir wird ganz bange was ich wohl geschnackt haben mag. Du weißt doch wohl daß ich Dich gar nicht haben möchte wenn Dich das interessante gar nicht anzöge. Wenn Du auch noch viel jünger und hübscher wärest so könnte das wohl keinen Unterschied machen, denn nach eurer Beschreibung kann ja der Jüngste nicht leichter Feuer fangen – als Du, und daß du hübsch genug bist um daß Frauen sich in Dich verlieben können davon haben wir ja Exempel – – ganz kürzlich – Ernst wenn ich es mir recht denke daß Du wircklich ganz mein bist so wird mir doch so zu Muthe daß ich nicht scherzen könnte. Siehe ich habe immer das Gefühl wie ich es Dir neulich sagte, als sei i c h Dein aber als d ü r f e ich D i c h nicht mein eigen nennen. Ach es ist sonst gar zu süß zu denken d e i n e i g e n . Mein süßer Ernst obgleich Du mir fast gar nicht ein Bischen liebkosest in Deinem Briefe so möchte ich es doch recht viel thun. Daß Du wieder krank warst | ist mir sehr fatal, nimm Dich um Gotteswillen vor starker Erkältung in Acht, es muß eine gar gefährliche Jahreszeit sein. Die Brustfieber grassiren noch immer hier, gestern ist wieder ein Knabe der in Schlichtkrulls Diensten war daran gestorben. Wenn Du von 49 daß] das
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Brief 3050
Deinen Predigten schreibst wird mir immer das Herz groß, hier gehe ich jezt gar nicht in die Kirche, der Kälte halber doch würde mich die schwerlich abhalten wenn ich Dich hören könnte. Das ist mir nun doch ein so sicherer großer Genuß in Zukunft. Jettchens undeutlich sprechen macht mir ordentlich Sorge ich kann so wenig dabei thun denn es ist ihr äußerst lästig wenn sie nachsprechen soll. Sie sagt alle Buchstaben rein aber an ÐkÑ und r ist gar nicht zu denken. An Mühe und Aufmunterung will ich es nicht fehlen lassen aber ich fürchte es wird lange noch so bleiben. Friedle spricht noch schlechter wie Jette aber ich glaube doch er wird sich schneller verbessern. Was du mir über Lotte Schwarz schreibst habe ich beßer gefunden hier niemanden auch Louisen nicht, mitzutheilen, mich dünkt es ist beßer daß ich sie unbefangen in ihrer Theilnahme lasse. Mir ist es aber recht lieb daß ich weiß wie es mit ihr steht, sie jammert mich sehr wenn sie sich wircklich so von | Hasselbach geliebt glaubt wie sie es den ihrigen überredet hat, doch ist es sehr wohl möglich daß sie über alles ganz klar in sich ist, sie ist gewiß sehr klug. Nun gute Nacht mein lieber trauter! Ja fasse mich innig in Deine Arme – ruhe sanft wie ich es werde – Mittwoch Morgen. Eben habe ich mir Dein liebes Bild hier in den Saal gehangen, grade der Stelle gegen über wo ich immer sitze mit meinem Nähzeug. Die Frühsonne warf eben ihre Straalen darauf und verklärte es so herrlich, es ist mir schon öfter begegnet auch ohne den Sonnenglanz daß es mich ganz verklärt gedünkt daß ich mit Jette sagen möchte so würdest Du aussehen wenn Du so a u s s ä h e s t . Du hast freilich erklärt daß Dir das zu hoch sei, ich kann mir aber nicht helfen. Es ist mir doch nur äußerst selten begegnet daß ich davor hintretend, Dich nicht gleich ganz darin erkannt haben sollte. Aber die Canaillerie die Du darin gesehen kann ich nicht entdekken. Bei jedem Erscheinen der lieben herrlichen Sonne, erwacht lebendig in mir das Vorgefühl des Frühlings mit einer Freude die mir Thränen entlockt freue ich mich zu allem was er bringt, zu der lauen mit Düften erfüllten Luft die vor allem mich unbeschreiblich durchdringt, zu dem süßen Grün, den | lieblichen Vögeln, den unschuldigen Blumen. Aber indem ich eben aus dem Fenster den Ellenhohen Schne erblicke kommt es mir fast lächerlich vor daß ich so in die Frühlingsempfindung versinken 85 daß] das
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konnte – Im Freien an Deiner Seite unsere Kinderchens an unserer Hand das ist mir auch ein gar zu reitzendes Bild! Aber ich glaube immer gar zu viel was ganz unnöthig ist was sich alles von selbst versteht, wenn ich doch nur einmahl recht gründlich wüßte ob es dir nicht ein klein bischen langweilig ist – Der Friedle war ganz außer sich als ich das Bild aus meiner Stube fortnahm, er weinte und rief überlaut „nein Mutter Vater da nicht, andre Stube.“ Manchen Kuß werfen die Kleinen Dir zu und rufen Dich mit dem süßen Vaternamen. Als Sophie es das erste mal hörte ward sie sehr bewegt doch scheint sie es nun schon ruhiger zu hören. Geschichten will Friedle auch schon immer von Dir wissen. Louise ist offenbar zu entzückt von dem Jungen Du mußt Dir darnach kein Bild machen. Seine Augen sind noch immer nicht sehr sprechend, bloß freundlich. Für heute Adieu mein süßer Ernst – Donnerstag Abend. Wir haben heute sehr angstvolle Scenen gehabt und es sind saubere Anträge an mich gemacht süßer Ernst. Nun es vorbei ist ist es mir nur höchst lächerlich. | Ein betrunkener Franzose hat Sophien Louisen und mir von Mittag bis Abend Gesellschaft geleistet, wir merkten es gleich als er kam daß es nicht richtig sei, aber eben darum um ihn in guter Stimmung zu erhalten und in der Hoffnung daß er sich bald wegbegeben werde trug Sophie ihm nach besten Kräften auf und ich ließ mich in ganz freundliche Unterhaltung ein. Als er aber gar nicht gehen wollte, immer neue Forderungen machte und versicherte es gefiele ihm so gut daß er Nacht bleiben würde, fingen wir an uns recht ernsthaft zu ängstigen, denn Schlichtkrull ist in Stralsund und alle männliche Bediente waren auch vom Hause entfernt. Wir schickten zum Sergeanten der in der Nähe ist, er war schon fort als dieser kam, kam aber noch zwei mahl wieder heute Abend, doch ging alles ab ohne eigentlichen Lärm. Wie nun so etwas alles ängstlich auf dem Lande ist davon könnt ihr keine Idee haben. Nun noch ein bischen beantworten aus Deinem Briefe. Das ist recht von Dir daß Du mir die interessante Frau gleich nennest. Bleib immer dabei wenn Du von Leuten schreibst, es ist mir gar interessant durch Jette dann mit ihnen näher bekannt zu werden und es versezt mich wircklich recht lebendig in das dortige Leben. Lieber Ernst Du solltest es wirklich ganz lassen mich den Menschen vortheilhaft zu schildern, Du kannst doch falsch rechnen wenn Du denkst daß es mir nicht schaden wird. | Ach wie lange bin ich nicht in einer so niedlichen muthwilligen Stimmung gewesen wie Du bei deinem lezten Schreiben und wie Du es wohl oft bist
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Briefe 3050–3053
– mir ist als könne ich mich kaum mehr darauf besinnen daß mir auch einst so war – – Es sind nicht die wircklichen Schmerzen und Leiden die das Recht haben auf ihre Stimmung zu wirken, es sind auch die kleinen Plagen des alltäglichen Lebens die ich gar zu schwer fühle so daß sie mich wircklich hinunter ziehn können, und ich früher im Stillen oft um mich sorgte ob nicht ein Theil meiner Freiheit untergehn würde in einem recht mühseeligen Leben wie ich es vor mir glaubte. Wenn ich so die Predigerfrauen hier auf dem Lande sehe wie das ein Plaken und Plagen in der Wirthschaft den ganzen langen lieben Tag ist, und wie die lezten Abendgedanken wie die am frühen Morgen darauf gerichtet sein müssen um alles im Kopf zu haben, so kann mich der Blick auf ein solches Leben ordentlich beklemmen. Freilich weiß ich hier auch keine die es treibt wie mich dünkt daß es getrieben werden müßte. Aber wie wenig würde es doch mir wohl gelungen sein dem Ideal das mir vorschwebt nahe zu kommen ich die ganz Unerfahrne, in allem Schülerhafte. Lotte Pistorius ist auch recht so eine die tief aufseufzt unter der Last. Ich weiß nicht wie es kömt daß ich mir gar nicht recht vorstellen kann wie ich jenen Druck in dem Leben mit Dir empfinden könte wenn das Äußere auch anders wäre wie es sein wird, aber meine Freude über | die außerordentlich einfache und wenig Zeit erfordernde Wirthschaft ist doch recht groß. Und eure Einrichtung des Abends mit dem bloßen Thee selbst wenn Leute da sind ist nun ganz unvergleichlich. Eine große in allen kleinen Zweigen schön und verständig eingerichtete Wirthschaft kann gewiß ein ordentliches Kunstwerck sein das keinem andern an Werth nachstehen darf aber mein Himmel wie viel muß sich da vereinigen, woran gar nicht zu denken ist in den meisten Verhältnissen und bei dem schlechten Gesinde us.w. Die Reflexion von eben über die Langweiligkeit möchte ich nun gar gerne wiederhohlen – Eine recht interessante Lectüre habe ich gestern Abend angefangen nehmlich Deine Briefe über Lucinde; ich wußte auch so gar nichts mehr davon was darin stand und hatte schon so oft daran gedacht und gewünscht sie zu lesen und zu erfahren ob mir alles recht zusagen würde – ich konnte sie aber immer noch nicht erhalten weil der Mann der meine Bücher in Verwahrung hat, verreist war. Nun las ich gestern bis nach Mitternacht und trennte mich dann auch noch ungern – Auf unsrer Lotte ihren Brief den Du mir verheißen freue ich mich recht, komt er nicht bald so schreibe ich wieder an sie. Nein Deine Frivolität ist hier auch noch gar nicht gekannt gewesen. Ich mache | mir eine ordentliche Lust daraus 137 daß] das
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Sophien und Louisen so etwas vorzulesen und ergötze mich an den Mienen und den Ausrufungen. Wie Deine schönen frohen Ahndungen auch mich wieder mit neuer Hoffnung beseelet haben wirst Du daraus schon geschlossen haben daß ich Dir diesmahl gar keine Unruhe aussprach. Dem ungeachtet ist es nicht gewiß ob nicht morgen ein kleiner Anfall wiederkehrt denn nichts gewisses ist es was Du mir giebst immer nur Deine Hoffnung – nie das beruhigende Wort daß entweder das Ganze aufgegeben oder daß auf deinem persönlichen Schicksal der Ausgang keinen Einfluß haben kann. Erinnere Nanny an ihr Versprechen mir ordentlich zu schreiben, und grüße sie und Mine Reimer mit ihrem süßen Kinde. Louise und Sophie grüßen Dich bestens, mir geht es jezt sehr gut mit der ersteren. Sie hat unter Deinem Bilde einen Topf mit blühenden Schneeglocken gesezt und ich soll Dir sagen sie wären Dir geweiht ich glaube daß dies Nr. 6 ist, ich will ordentlicher werden wenn Du mich nur erst hineingeholfen hast. Alle meine Liebe und Zärtlichkeit Dir meinem Herzens Ernst und Gottes Schutz und Seegen über Dich. Ganz Deine Jette.
*3051. Von Karl August Gottlieb Dreist. Vor dem 26. 1. 1809
*3052. Von Friedrich Ludwig Lindner. Vor dem 28. 1. 1809
*3053. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 28. 1. 1809
187–190 Sie … hast.] mit Einfügungszeichen am unteren Rand
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Brief 3054
3054. An Henriette von Willich. Berlin, Sonnabend, 28.1. bis Donnerstag, 2. 2. 1809 Sonnabend d 28t. Jan 9 7. Wir kommen aus einer recht angenehmen Gesellschaft es ist spät Nacht aber ehe ich zu Bette gehe muß ich Dir doch noch mit ein Paar Worten sagen daß ich seit Gestern und heute außer der gewöhnlichen noch eine ganz außerordentliche und ungewöhnliche Sehnsucht nach Dir empfinde. Ich weiß nicht auf welche Veranlassung sie mir grade jezt so angeflogen ist; für eine schlimme Ahndung kann ich sie auch nicht halten denn sie ist ganz fröhlicher und heiterer Art; aber es muß wirklich etwas besonderes bedeuten. Wenn ich nur Morgen Briefe bekomme sonst werde ich doch anfangen ängstlich zu werden. Ernsthaft wird wol kein Gedanke an Besorgniß in mir aufkommen bis ich bestimmt weiß, daß etwas gefährliches naht oder da ist; aber ich glaube doch nach dieser besonderen bedeutungsvollen Sehnsucht würde mir doch ganz unheimlich zu Muthe werden. Sieh bei solchen Gelegenheiten kann ich mir denken daß es etwas sehr beruhigendes ist ein Bild zu haben was man ansehn kann, was die Sehnsucht auf der einen Seite befriedigt auf der andern noch mehr erregt. Höre das ist mir schon recht was du mir neulich schriebst, warum du dich von meinem Bilde doch nicht trennen willst wenn Du auch hier bist. Es liegt darin ein Familiensinn der eigentlich für mich fast das einzige wahrhaft adeliche ist was es giebt. Darum wollen wir denn wenn Du erst hier bist bei Zeiten dafür sorgen daß wir ein Bild von Dir bekommen, welches wir unsern Kindern lassen können. Ach süßeste Jette schlafe mir recht wohl. Ich werde noch recht viel bei Dir sein ehe ich einschlafe unter den lieblichsten Bildern wirst Du mir vorschweben. Schlafe Du nur auch recht wohl nicht ohne mein zu gedenken wachend oder träumend – mit dem Träumen ist es immer noch nichts bei mir – und laß ja Morgen von Dir hören. – Nanny ist als wir nach Hause gingen zum großen Gelächter für mich und meine Dame, der Länge nach hingefallen nebst ihrem Führer. Nun klagt die arme über Zahnweh S o n n t a g A b e n d s Richtig keine Briefe bekommen von dir Du böses liebes Kind. Als der Briefträger zu Reimers kam und mir nichts von dir 3054. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 15–18; D1: Br 2, S. 217–221 (gekürzt); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 319–325 (gekürzt) 2 7.] korr. aus 6. 31 bekommen] korr. aus gekommen
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brachte, habe ich zuerst recht tüchtig geflucht und dabei bedacht daß du selbst ja eigentlich nicht so | viel einzuwenden hättest gegen diese Herzenserleichterung. Dann wurde mir auf einmal bange wegen der Fieber von denen du sagst daß sie bei euch herumgingen; aber ich beschloß bald wieder das nicht zu glauben und fühlte auch viel zu sehr daß so etwas unmöglich geschehen könnte. Dann suchte ich allerlei Erklärungen auf; bald hielt ich mir das Beispiel des neulich liegen gebliebenen Briefes vor, bald dachte ich es könnte doch vielleicht bei euch früher getaut haben als bei uns und die Communication mit Stralsund gesperrt gewesen sein für einen Posttag aber das wollte alles nicht recht haften. Endlich warf ich bei Tische Kügelchen darauf ob nicht vielleicht nur die Post durch die schlechten Wege aufgehalten worden und ich den Brief noch Morgen bekäme, und die Kreuze fielen immer ganz vortreflich. Nun will ich ganz ungeduldig zu Bette gehn damit nur nicht mehr heute ist und ich Morgen desto eher erlebe. M o n t a g A b e n d Die schönen Kreuze haben nichts geholfen, kein erwünschter Briefträger ist erschienen; aber ich will Dir gar nichts darüber sagen und ich könnte auch nicht denn ich habe gar nicht verdient einen Brief von Dir zu haben. Denke Dir nur den unbegreiflichen wunderbaren Zufall der mir begegnet ist. Ich habe deinen lezten Brief verloren den ich den 22ten erhalten habe und der glaube ich vom 15ten datirt war! wie von meinem Schreibtisch muß er verschwunden sein. Wilhelmine Schede war heute Abend bei uns ganz allein; ich hatte ihr schon lange versprochen ihr einmal etwas von Dir zu lesen zu geben indem ich nun ein ungefährliches und für sie passendes Blättchen suche merke ich den Mangel. Ich habe alles durchgestöbert nicht nur das ganze BriefConvolut sondern auch meinen ganzen Schreibtisch auf dem es leider seit einiger Zeit ziemlich unordentlich aussieht, und alles vergeblich. Ich weiß die Sache nicht anders zu erklären, da der Schreibtisch nie offen ist wenn nicht Nanny oder ich im Zimmer sind als daß er sich entweder unter andern Papiren verkrochen haben muß oder daß ich ihn unglüklicher Weise mit einem andern Briefe zugleich eingesiegelt habe. Zum Glük habe ich an niemand geschrieben seitdem ich ihn beim Beantworten auf dem Schreibtisch liegen gehabt als eben an Dich und an Alexander Dohna; aber ich kann nicht denken daß es mir bei einem von beiden begegnet ist. | Wie soll das nun werden einzige Jette und warum muß grade mir, der ich eigentlich soviel Ordnung in meinen Papieren habe, so etwas begegnen? ich gehe ordentlich mit großem Kummer darüber zu Bette. – Uebrigens bin ich heute seit undenklich langer Zeit zum ersten Mal im Theater
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gewesen. Nanny wollte so gern einmal hineingehn. Nun erfuhr ich Sonnabend daß heute ein ziemlich neues Stük von Kozebue „die Unvermählte“ sollte gegeben werden, worin Ifland und die Bethmann sehr schön spielen sollten. Ich verabrede also mit Schedes und die hatten die Billets schon holen lassen ehe es Gestern mit Nannys Unwohlsein so ernsthaft wurde. Die Arme hat nun nicht einmal mitgehen können und ich habe statt ihrer Ludchen mitgenommen. Wüßte ich daß Du das Stük gelesen hättest so sagte ich etwas darüber. Der Kozebue ist doch ein niederträchtiger Kerl. Er hat auch nicht die mindeste Vorstellung von wahrer Sittlichkeit und selbst wo er edle Charaktere aufstellen will verdirbt er sie auf die gemeinste ekelhafteste Art, und man schämt sich ordentlich und ärgert sich wenn man sich bei einzelnen Situationen rühren läßt was mir ehrlichem Hunde doch hie und da begegnet.
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D i e n s t a g A b e n d s . Die Kreuze sollen leben liebste Jette! sie sind doch gut gewesen! Kommt Dein Brief heute Nachmittag als ich eben ins Collegium gehn will an einem ganz ungewöhnlichen Tage. Wahrscheinlich ist die Post von Anclam nach Prenzlau schon weg gewesen und er ist über Stettin gegangen. Es ist doch ganz herrlich daß ich mich umsonst geängstigt habe und daß ich nicht bis Freitag zu warten brauche. – Ach Gott ich rede das so hin als ob noch alles beim Alten wäre! Du weißt wie das ist, man kann sich manchmal nicht recht besinnen bei großen Veränderungen. Aber ich will lieber gleich damit anfangen ehrlich wie wir immer gegen einander gewesen sind Dir zu gestehen daß Dein Brief doch einen sonderbaren Eindruck auf mich gemacht hat. Daß Du auch nicht einen Funken geistreich bist! es ist doch recht fatal. Tiefes Gefühls ermangelst Du auch, das ist schon die alte Geschichte die gepriesene Stärke ist auch nicht die wahre! Ich weiß nicht wie bin ich doch darauf gekommen Dich zu lieben und heirathen zu wollen? Deine Schönheit ist doch so groß wahrhaftig nicht, und das bischen was du etwa hast manchst du nicht einmal geltend weil Du Dich leidlich krumm hältst. Es ist als ob der Nebel mir von den Augen fiele, und es scheint mir eine verdrießliche Geschichte von der ich suchen sollte auf gute Art wieder los zu kommen. Wahrhaftig wenn ich daran | denke wie noch gestern Abend die geistreiche Wilhelmine Schede neben mir saß, mich streichelnd und einen freundlichen Kuß nicht verweigernd noch auch bloß nehmen lassend, soll mir nicht einfallen daß der Tausch doch gar nicht so übel wäre? Geschwind einzige Jette komm falle mir um den Hals verbirg Dein Gesicht an meiner Brust, laß mich die holden Augen aufküssen, vergieb mir den einfältigen Spaß der mir so in die Feder kam, und sieh mir dann recht tief durch die
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Augen in das Herz und lies darin wie wir einander angehören und wie ich dich gar nicht anders will als du bist und wie ich am Ende am besten wissen muß, besser als du wie geistreich und wie gefühlvoll und wie stark du bist. Ja ich will es dir auf ein Haar sagen, nur was das geistreiche betrifft muß ich erst darüber nachdenken, denn bis jezt habe ich dich noch gar nicht auf solche einzelne Qualitäten angesehn, sondern nur aus einem Stükk genommen und geliebt. Aber im Ernst es wäre übel wenn Du gar keine geistreiche Ader in Dir hättest ich bitte dich grabe wohl nach und suche sie auf, sie wird sich schon irgendwo verstekt finden; denn den Aufwand des geistreichen wirst du doch in unserm Hause allein bestreiten müssen. Ich meines Theils bin es gar nicht, darauf verlasse Dich. Hast Du wol jemals in meinen Reden oder Schriften einen glänzenden Einfall eine überraschende Wendung, eine treffende aber unerwartete Zusammenstellung gefunden? und dergleichen nennt man doch geistreich. Besinne Dich nur recht, es ist alles rasend consequent und übereinstimmend, das bilde ich mir wenigstens ein, aber auch alles so kahl wie es aus der Nothwendigkeit hervorgeht, und daher eben trokken und einförmig. Ja wenn ich einmal auch nur wizig bin, so glaube nur sicher daß ich das nicht selbst bin, es ist nur mimisches Talent, es schwebt mir dann irgend ein wiziger Freund vor in dessen Seele ich rede, ich ahme nach und wenn es auch nur par anticipation wäre. Wenn du also soviel auf geistreich hältst so habe ich mehr Ursache mich vor Steffens zu fürchten und vor Brinkmann wenn er einmal wiederkomt und vor manchem Andern als Du vor Karoline und Hanne und Wilhelminen und was weiß ich wem sonst. In Recensionen werde ich zwar immer geistreich genannt, es ist der gewöhnliche Beiname den mir die Leute geben aber wenn sie wüßten was Geist wäre recensirten sie schwerlich. Höre Jette wir wollen einen guten Vertrag mit einander machen bei dem wir wie es immer sein soll beide gewinnen, und den wollen wir deshalb redlich halten. Wir wollen uns nemlich nie mit andern vergleichen es kommt nicht das mindeste dabei heraus; und wenn mir zugemuthet würde dich so durch Vergleichung zu beschreiben: so wüßte ich gar nicht anders zu antworten als Ja meine Gnädigste sie ist nicht so | liebenswürdig als Sie, nicht so geistreich als eine zweite nicht so verständig als eine dritte nicht so ÐlebensvollÑ als eine vierte nicht so unterrichtet als eine fünfte nicht so hübsch als eine sechste aber alles zusammengenommen ist sie doch die einzige die ich liebe. Könntest du es wol anders machen in Absicht auf mich? Außerordentlich will ich deshalb doch blei-
114 sagen,] folgt 〈will〉
121 es] über 〈ich〉
133 Du] korr. aus ich
138 immer] folgt 〈ist〉
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ben und Du auch. – Sie nur nicht böse süßes geliebtes Kind über meinen Uebermuth. Ich muß mich nun von Dir trennen und alles andere auf Morgen und Uebermorgen aufsparen. Gieb mir nun zum sichern Zeichen einen Kuß, einen solchen der allen Scherz und Uebermuth verzeiht und seinen Werth anerkennt. Nur noch eins. Das bitte ich mir aus daß du mich vor allen Menschen Dein nennst. Meinst du ich will mich so verläugnen lassen vor der Welt? Müssen die Leute nicht denken, Du hättest im Grunde wol nicht rechte Lust Ja zu sagen in Sagard in der Kirche? Ja wohl ist es nun noch wenig über drei Monate so liege ich in deinen Armen, und in vieren bist du schon meine liebe Frau und ich lerne Deinen Pantoffel küßen, und in fünfen sind wir schon ganz eingewohnt im Kanonierhause.
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D o n n e r s t a g . Ich habe gestern Abend, außerdem daß ich nothwendig noch ein Stükchen Plato zurecht machen mußte soviel an unserer lieben Freundin getröstet und beruhigt daß ich nicht mehr zu Dir habe kommen können. Indessen vieles ist darin auch für Dich geschrieben, und ich verweise Dich darauf da ja auch Du Dich ängstlicher Gedanken nicht hast erwehren können. Sage mir nur Kind seid Ihr Alle ein wenig verzaubert oder wie ist es? Ich weiß wol daß alles was unter die Rubrik von Angst gehört sehr anstekend ist – aber auch Du? Es ist doch auch jetzt nicht das allergeringste Bedenkliche in meiner Lage, und nichts gar nichts kann ich auffinden süße Geliebte was unser Glük stören könnte. Das einzige ist daß wenn man den rechten Zeitpunkt um sich zu retten versäumt, das ganze Land in denselben Zustand von Unterwerfung kommen kann in dem sich das übrige Deutschland befindet. Das wäre höchst traurig und würde viel herbe Folgen haben die wir mit allen Andern würden theilen müssen, aber ausgezeichnete Gefahr für mich persönlich sehe ich auch dann nicht. Vielmehr weil ich das gute Gewissen haben würde, meines Theils zur rechten Zeit alles gethan zu haben was ich konnte, würde mir auch wohler sein und ich hoffe du würdest auch dann sehn daß mich Muth und Freudigkeit nicht verlassen würden. Alles andere was ihr auch denkt ist wirklich rein unmöglich. Eben so sehe ich nicht ein wie der gute Alexander diese Zeit grade für besonders be|drängt und Jetten für so trostbedürftig halten soll als sie es wirklich ist. Die Fremden haben uns verlassen, die Regierung fängt ihre Thätigkeit aufs neue an, er selbst ist zum Rang der ersten Staatsdiener erhoben, was sind denn das für Bedrängnisse? Nein sollte er denn glauben, daß Jette auf den Gedanken kommen könnte, diese Veränderungen könne etwas in ihm geändert haben? mußte er nicht vielmehr glauben, sie würde ihn gleich entschuldigen
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in diesem entsezlichen Gedränge von Geschäften wenn er sich erst etwas in Ruhe sezte ehe er ihr schriebe? Doch das wird ja nun er ihr geschrieben hat alles vorüber sein, hoffe ich. Und auch die Einsamkeit und die Trennung zwischen euch wird nicht mehr so groß sein, wenn unser hiesiges Wetter eure Insel auch erreicht hat. Und immer schöner denke ich soll sich alles entwikeln je näher wir unserm Ziele kommen; auch was meine äußere Lage betrift denn ich denke es soll nun bald ein Beschluß gefaßt werden über die hiesige Universität, und mit einem klaren Bilde wie sich unser Leben gestalten wird hoffe ich zu Dir zu kommen. O Gott wieviel schönes und herrliches sehe ich darin. Nur das Eine schönste will mir noch nicht immer klar entgegenkommen: es kommt mir zu groß vor, alles alsdann zu vollendet in meinem Leben als daß ich es so hoffen dürfte. Es ist als wagte ich nicht mir zuzueignen worauf ich schon so ganz Verzicht geleistet hatte. Und doch sehe ich wieder nicht was es hindern sollte. Aber sieh doch daraus meine süße Geliebte wie mir eben die Vaterfreude schlechthin das größte scheint was mir das Leben noch geben kann. Freilich ist die Mutterfreude unmittelbarer, und eben weil sie unter Schmerz und Weh dem Geliebten das himmlische Geschenk bringt um so größer. Aber ich kann Dir gar nicht ausdrüken, was für ein Entzüken ich mir denke in dem Augenblik. Nur fühle ich ich würde in dem ersten Augenblik nur an dich denken, in dem Kinde nur das Pfand Deiner Genesung das süße Werk Deiner bildenden Kraft sehn und lieben und erst hernach würde ich es unmittelbar lieben, die Liebe zu Dir würde immer auch dabei das erste und höchste sein. – Doch wer mag das süße Gewirr himmlischer Empfindungen so entwikkeln wollen. Ja daran wollen wir uns halten und Alles darin zusammenfassen daß wir ohne einander nicht mehr leben können. O traute Jette Herzensweib wie es mich beseligt wenn Du mir sagst Du liebest mich wie Du noch nicht geliebt hast, das kann ich Dir nicht aussprechen. Als unsere Lotte mir das zuerst sagte wies ich es von mir doch wer sagte ihr ich beschiede mich daß es nur ein Nachklang | sein würde von Deiner ersten Ehe – und nun! Gott wie ist mir so großes und herrliches geworden Das ist ja ganz unrecht von Lotte Pistorius daß sie mir die Blätter nicht gegönnt hat ich würde sie ja schon verstanden haben. Wenn man sich erst so kennt wie wir braucht man es warlich nicht so genau zu nehmen mit dem klar aussprechen. Mit eurem Wissen das ist so ein Gegenstand über den viel zu sagen wäre. Nur das ist sehr natürlich und ihr müßt es ihnen nicht übel deuten, daß euch die Männer nicht sonderlich dabei zu Hülfe kommen. Bedenkt nur wie ihre ganze Erziehung von Jugend an darauf eingerichtet wird, wie sie sich abarbeiten müssen ihr Lebelang, wie die-
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jenigen die etwas ordentliches wissen ihre ganze Zeit daran wenden, und dann doch fühlen daß sie wenig erlangt haben. Nun kennen sie keinen anderen Weg als den sie selbst gegangen sind und wo sollen sie also die Hofnung hernehmen Euch zum Wissen zu verhelfen. Nun giebt es freilich einen andern Weg aber den können nur diejenigen ahnen in denen sich Wissen und Gefühl auf eine so innige Weise durchdrungen haben wie es gar selten der Fall ist. Ich habe wol eine Ahnung davon und ich glaube ich könnte Dir zu manchem Wissen grade so wie Ihr es haben könnt verhelfen. Nur fehlt mir daß ich über die Gegenstände die Euch die interessantesten sind nicht immer Einzelnes genug wissen werde um Dich zu befriedigen. Man muß Euch, meine ich, alles Wissen unmittelbar religiös machen und dann auch wieder unmittelbar sinnlich; das erste könnte ich wol aber zum lezten würde mir eher das Einzelne fehlen, wenn ich so unvorbereitet im lebendigen Gespräch euch belehren sollte. Ich habe mich immer hartnäkig geweigert Vorlesungen zu halten vor Männern und Frauen aber ich möchte recht gern welche halten vor Frauen allein, das heißt aber auch nur vor solchen die ich genauer kenne, und ich denke es wird sich machen lassen daß wir uns ein regelmäßiges Abendstündchen wenn auch nicht gleich anfänglich, zu solchen Unterhaltungen nehmen. Die Anlage zum tiefen Eindringen in das Innere sage ich Dir auf den Kopf zu, die hast Du; aber mit dem gründlichen Wissen ins Einzelne hinein damit glaube ich würde es Dir nicht so gelingen wie unserer großen Jette. Daß Du das erste Jahr mit Ehrenfried nicht gleich zum Wissen genuzt hast ist wol sehr natürlich; aber Du warst doch auf dem Wege. Du hast ja mit ihm die Reden gelesen und den Plato angefangen, das war schon die rechte Seite nur zu sehr vom schwersten begonnen | und Ehrenfried hatte wieder nicht Zeit genug um anders als mit Büchern anzufangen. Laß nur sein wir wollen uns das alles schon gestatten und die Geschäfte sollen mich nie so ganz einschnüren daß ich nicht auch in diesem Sinne recht viel mit Dir leben könnte. Wenn ihr auch nur alle Woche einmal vor dem Thee oder nach dem Thee ruhig um mich herumsizt Du und große Jette und Nanny und etwa noch Wilhelmine Schede so will ich Euch schon genug aufschließen nach allen Seiten hin. Grüße mir doch die herrliche Lotte Pistorius recht, und sage ihr wie ich mich ärgere ihr noch nicht geschrieben zu haben und wie ich mich darauf freue es recht bald zu thun. Sobald die eine fatale Einleitung fertig ist will ich wieder einen großen Ruk Briefe schreiben.
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Uebrigens geht es mir wie Dir, ich bin nie um ein Wort in Deinen Briefen verlegen; Du hast auch sehr Unrecht zu sagen daß Du schmierst denn deine Buchstaben sondern sich immer sehr bestimmt, was eben den meinigen fehlt. Das Leinen schwebt so auf meine Rechnung und Du kannst ganz unbesorgt sein. Ich habe hier für meinen Bruder einen Posten zu bezahlen der den Werth noch übersteigt und ich denke ihn nächstens zu entrichten. Die Wittwenkasse hat sich noch nicht gemeldet zum Zahlen. Nanny grüßt herzlich. Sie hat heute einen großen Brief an große Jette geschrieben; nächstens kommt dann wol die Reihe an Dich. Die süßen Kinder herze ich aufs zärtlichste Du schreibst diesmal nichts von ihnen ich schließe daraus daß sie ganz frisch sind. Mögtest Du doch deinen Plan einige Tage in Götemiz zu sein ausführen! wie herrlich würde das unserer Freundin bekommen Grüße alles herzlichst. Tante Willich will ich mir auch angelegen sein lassen, so bald es irgend möglich ist. Sage mir doch einmal etwas von Luise und Benda, auch ob Karoline ihrer Entbindung bald entgegensieht. Laß Dich aufs innigste umarmen meine Herzens Jette. Der verlorene Brief ist leider noch nicht wieder gefunden. Ganz Dein Ernst Grüße doch nach Sagard hin recht brüderlich von mir und nächstens schreibe ich gewiß an Willich.
*3055. Von Carl Schleiermacher. Wohl Schmiedeberg, vor dem 29. 1. 1809
*3056. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, vor dem 31. 1. 1809
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Briefe 3057–3060
3057. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Gnadenfrei, Mittwoch, 1. 2. 1809 Gdfr. d 1 Fbr 1809
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Seitdem ich Dich als Verlobten von Jetchen weiß bin ich in immerwährender angenehmer Spannung als wäre ich eine Braut (oder, weil das in meinem Alter eine Seltenheit ist, und wahrlich Thorheit wäre erst in dieses Reich einzutreten) als wäre ich Mutter der Liebenden, und nun erst gar seit ich selbst an die liebliche Braut geschrieben – und etwas nähres von Euren schriftlichen Äußerungen gegen Einander weiß – in solchen Erwartungen oder süßen Augenbliks des Empfanges ruegenscher oder Berlinischer Briefe – denke ich jedesmahl an die Baronin Seidliz als ihre erste Tocher in der Brautzeit mit Zeschvitz Briefe wechselte – Sie nicht nur das alles mit las sondern auch selber an ihn, schrieb, und wenn sie von ihm sprach man glauben konte – Sie selbst sei die Liebende – jezt hat er die zweite Tochter – und schon einen Knaben der bald ein Jahr Alville genant – die Baronin lebt immer ein ViertelJahr, dort, dann wieder hier – Zeschvitz spricht von seiner ersten Frau als von einem höheren Himlischen Wesen – von der jezigen aber als einer irdischen HuldGöttin! – so neugierig die guten Leutchen Alle sein mögen, zu was eine Correspondenz nach Ruegen abzwekt – erfahren sie doch weiter nichts – als daß ich oft recht angenehme Briefe bekomme wovon die gute Seidliz sagt daß deren Mittheilung unsre Abende gar schön ausfüllen – Der Comtesse Posadovsky die während meines ganzen 25 jährigen Hierseins recht Mütterlichen Antheil an Allem nimt – habe ich gesagt, du würdest nun bald in den Standt der Heiligen Ehe treten – und noch dazu mit einer jungen recht Christlichen Prediger Witwe – worüber sie wahre Freude hatte – und von Herzen wünscht | daß alles möge zur wahren Darstellung komen. Lisetchen frug mich ob die Witwe auch etwas Vermögen hat – wornach ich freilich auch noch nicht gefragt habe – das war ihr lächerlich – daß die Gelehrten (obschon es gut sei, wenn mann es nicht zur Hauptsache mache) sich selten um dieses vergängliche Gut bekümmern, wenn die Universität zu Stande komt – habe ich keinen Kummer – aber ohne diese ist mir die schöne Zukunft etwas ängstlich – weil ich glaube – du hast nicht allein von den leztren Jahren – sondern noch von länger her beträchtliche Schulden – ich weiß wie einen das peiniget und gewißermaßen zu einem unordentlichen unruhigen Leben führt – ganzer 2 Jahre habe ich noch bei der guten Seidliz imer zu arbeiten gehabt. Endlich seit dem lezten Wei3057.
Überlieferung: H: BBAW, SN 375/10, Bl. 1
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nachten kann ich frei athmen – wenn ich auch noch nichts weg legen kann! Was mich deinetwegen Augenbliklich mehr bekümmert ist das Große, in was du dich verwikelt hast – schon an mich erwähntest Du davon – aber was du an Jetchen schreibst hat mich weit mehr beunruhigt: Sie erfreut sich an dem Untergange des Großen – und keine Gefahr ist dabey für Dich – ein GlüksSpiel bist du sie kann dich nicht treffen – dann must du Früchte erndten – wo du nicht gesäet hast – Wir – dh – die Pritvitz Seidliz und ich haben viel gegrübelt – aber nichts herausgebracht – Gott wolle alles zum Besten lenken und schenke Dir Gesundheit – das wünscht inig Deine Lotte
*3058. An Henriette Herz. Berlin, Mittwoch, 1.2. bis Donnerstag, 2. 2. 1809 Spricht ihr Trost zu.
*3059. Von Wilhelm Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 2. 2. 1809
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So lange habe ich nicht an Dich geschrieben theurer Ernst aber heute, in dieser Stunde, bedarf ich es recht mich an Deine liebende Brust zu lehnen – mein betrübtes Herz an Deiner Liebe aufzurichten – o mein Ernst das Bild unsres s t e r b e n d e n Ehrenfried ist mir vor Augen – – ja auch das erquikende und stärkende seines Eintrittes in einen höhern schönern Zustand – 44 f Besten ... inig] am linken Rand 3060. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, Bl. 20 f.; D1: Br 2, S. 221 f. (Auszug); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 325 f. (gekürzt)
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Brief 3060
Allein trübe Gedanken und Gefühle mancher Art verwirren mein Gemüth und ich hätte keine größere Sehnsucht als ohne Worte Dich ganz in mein Innres bliken zu lassen daß es offen vor Dir läge wie ein entfaltetes Blatt. Ach daß es möglich wäre daß Du so um mich wissen könntest! O mein Geliebter! daß Ehrenfried ein Zeichen von sich geben könnte daß er von uns weiß, uns liebt und segnet! – O wie umschlingt mein ganzes Wesen Dich heute aufs neue – wie klammere ich mich fest an Dich – und ziehe unsre Kinder an unser Herz –
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Abends. Wie soll ich es mir erklären mein Geliebter daß ich in zweien Posttagen nichts von Dir hatte – Du wirst doch nicht wieder krank sein – oder Dir wird doch nicht sonst etwas Wiedriges begegnet sein. O ich bitte Dich wenn Geschäfte – oder was Dich sonst abhalten kann, beauftrage dann doch Nanny mir | mit einem Worte zu sagen was es ist. Ich bin es so gar nicht gewohnt in so langer Zeit nichts von Dir zu hören. Eine rechte Freude habe ich doch lezten Posttag gehabt durch einen Brief von Lotte aus Schlesien. Sie hat mein Schreiben so sehr herzlich aufgenommen das ist mir nun sehr lieb, aber dass sie so viel Gutes von mir glaubt und sich ein so liebliches Bild von mir macht, macht mich im Ernst etwas bange. Ich möchte Dir wohl auflegen sie darüber zu berichtigen wenn ich nicht fürchtete daß du dazu gar nicht taugst – Die Ursache daß ich Dir so lange nicht schrieb ist hauptsächlich die, weil ich gewohnt bin des Abends zu schreiben und am Tage auch gar keine Ruhe dazu ist, so vertröstete ich mich jeden Tag auf den Abend, nun bin ich aber diese ganze Woche nicht recht frisch gewesen so daß mich des Abends nach dem Bette verlangte. Es ist übrigens ganz unbedeutend mit diesem unwohl sein, ich führe es bloß an damit Du siehst woraus mein Schweigen entstanden. Wir haben hier manche Erschütterungen gehabt durch das Sterben von Leuten hier aus dem Dorfe die mit uns bekannt waren und so plötzlich hinweg geraft wurden. Besonders aber hat uns das Leiden einer guten Frau, Mutter von mehreren Kindern recht angegriffen die im Kindbette gestorben nachdem sie durch Hülfe des Arztes auf die allerschrecklichste Weise entbunden worden. Wenige Stunden darauf war sie fort. | Weil Schlichtkrulls Rath und Hülfe bei allen Vorfällen gefordert wird, so komt alles an uns und unsere Theilnahme wird oft gar lebhaft erregt. Schlicht27 dass] das
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krull ist sehr brav in diesem Punkte, fast alle Tage hat er sein Fuhrwerk auf der Landstraße gehabt um Ärzte zu hohlen und fort zu schaffen. Mariane ist auch bei uns doch wird sie wohl in den ersten Tagen uns verlassen, sie grüßt Dich bestens. Daß ich die Götemitzer nicht gesehn ist eine kleine Ewigkeit, ein klein Zettelchen vor 8 Tagen sagt mir jedoch daß Jette ruhiger ist. Bist Du mir auch böse? hast Du auch etwas wieder mich süßer Mann? daß ich das im Ernst nicht frage weißt Du wohl, denn ich denke nicht daß Du mir dann schweigen würdest. Unser Jettchen ist wieder ganz erstaunlich lieblich und sanft. Du glaubst gar nicht wie süß das kleine Wesen sein kann – doch Du weißt es ja. Heute hat sie mich recht erquikt mit ihrer Zärtlichkeit. Und ich habe mich auch unausprechlich an den lieben Geschöpfen geweidet – daß wir sie haben, in ihnen unsern so sehr geliebten Ehrenfried – Ich habe heute mehr in der Vergangenheit gelebt als in der Zukunft und das ist wohl ganz recht es ist dies einer von den Tagen die recht besonders dem Andenken des theuren Verstorbenen geweiht sein müssen. Das Bild der schönen Tage die ich allein an seinem Krankenbett zubrachte, habe ich | mir oft vorgehalten denn es ist mir besonders rührend und erfreulich. Ich habe nie so ganz in ihm gelebt mit ganzem Herzen und allen Sinnen, als in jenen Tagen. Mein süßer Ernst nun wird doch meine Sehnsucht nach einem Wort der Liebe von Dir, ganz erstaunlich groß. Gott wer weiß was Dir begegnet sein mag indeßen ich hier so ruhig sitze und nichts ahnde! aber würde nicht dann Nanny geschrieben haben? Nur übermorgen – dann werde ich entweder recht froh oder recht unruhig. Gute Nacht mein süßer geliebter Mann Ruhe recht sanft. Freitag Morgen. Nim für diesmahl mit diesem Blättchen vorlieb, ich schreibe bald wieder recht ordentlich – nur noch eins. Große Jette hat Antwort von ihrer Mutter daß ein Fuhrmann auf den man sich verlassen kann den sie wohl kennt 40 Thaler hiesig Geld für eine Frachtfuhre verlangt, wofür er die Sachen an Ort und Stelle abliefert. Er will in diesem Monat bestimmte Antwort. Ich überlaße Dir die Entscheidung, und wenn es Dir annehmlich dünckt so mache es mit dem Manne richtig. Zum Ueberfluß will ich dir doch die Sachen nennen die ich gewilligt bin zu behalten. Ein büreau ohngefähr 2 Ell hoch, Klavier, unsere Tischplatte wenn der Fuß auch
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Briefe 3060–3064
zurückbleiben muß (es ist dies ein Geschenk von Schlichtkrull darum kann ich es nicht hierlaßen.) kleiner Sopha großer Koffer, große Bettkiste. In diesem Augenblick besinne ich mich auf nichts andres. Vielleicht wäre es gut dem Mann die Stücken noch zu nennen. Leb wohl innig geliebter Ernst und erfreue bald Deine harrende Jette
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Ich schike Dir das Bücherverzeichnis, Du mußt es mir aber j a wiederschicken, ich möchte gerne bald verkau|fen was wir nicht behalten wollen.
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*3061. An Ludwig Sigismund Anton Baron von Röder. Berlin, Freitag, 3. 2. 1809
*3062. An Luise Reichardt. Berlin, Sonnabend, 4. 2. 1809 Berichtet über seine angeschlagene Gesundheit und seine ökonomische Lage.
*3063. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, vor dem 5. 2. 1809 Die trübe Stimmung sei nun vergangen, werde aber vielleicht wiederkommen; berichtet, Charlotte von Kathen befinde sich wohl.
85 f (es … hierlaßen.)] ohne Klammern am linken Rand Rand von Bl. 20v und 21
90–92 Ich … wollen] am linken
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Ich reiße mich von einem sehr angenehmen Geschäft los um wenigstens ein Augenblikchen mit Dir zu plaudern mein Herzensweib. Nemlich Morgen fange ich einen ganz neuen Haupttheil meiner einen Vorlesung an, und habe mich bisher noch gar nicht darum bekümmert, was da alles hineingehört wie es soll geordnet wie es soll bewiesen werden, nicht einmal habe ich mir den Inhalt im Einzelnen irgend genau gedacht; sondern nur die Ueberzeugung gehabt daß es sich aus meiner allgemeinen Ansicht alles entwikeln müßte und daß ich es schon finden würde wenn ich darüber käme. Nun fiel mir Gestern Abend ein als wir gegen Ein Uhr aus einer Gesellschaft kamen; bei A l b e r t i s nemlich waren wir, er der Mann ist ein Bruder von der Reichardtin und sie eine Tochter derselben aus ihrer ersten Ehe. Frau von Zschokke ebenfalls eine Verwandte war auch da, allein ich mußte Lhombre spielen und konnte also nicht viel mit ihr verkehren. Uebrigens wurde ich da von ein Paar alten Damen öffentlich gratulirt als Bräutigam, und mußte mich hernach bei der Alberti und ihrer Schwester der P i s t o r sehr entschuldigen daß ich ihnen nichts gesagt, gewußt aber hatten sie es schon längst. Als wir also nach Hause kamen fiel mir ein daß ich nun bis Montag Mittag diesen Theil der Politik fertig machen müßte ich wollte mich also noch hinsezen und meditiren, quälte mich auch noch anderthalb Stunden zwischen Nachdenken und Schlaf, das konnte aber nichts ordentliches werden. Nun bin ich also heute Morgen daran gegangen mit dem glüklichsten Erfolg. Am Ofen stehend, in der Stube auf und abgehend, zwischen durch die leitenden Hauptideen aufzeichnend ist mir das Ganze nun bis ins Einzelne hinein vollkommen klar und ich weiß daß ich nur zu zapfen brauche so wird es fließen M o n t a g d . 6 t . So weit bin ich wieder gestern nur gekommen, da erschien eine Aufforderung von Schedes zu einer schon früher beschlossenen Parthie zu Bouche´ an die ich nicht mehr gedacht hatte weil das Wetter den ganzen Morgen schlecht gewesen war. Nun muß ich mich in der größten Eile anziehn, und wir waren eine Stunde recht lustig unter dem 3064. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 19–21; D1: Br 2, S. 222 f. (Auszug); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 327–331 12 kamen;] folgt 〈(〉 32 muß] über 〈wollte〉
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köstlichsten Hyazynthenduft in den Treibhäusern. Dann mußte ich auf ein Diner von dem ich erst Abends Acht Uhr zu Reimers kam. Ich wollte Dir Gestern noch sagen daß freilich | die Anordnung für das Collegium mir noch ganz gefehlt hätte, aber ich hätte doch einen gar zu großen inneren Drang gehabt mit Dir zu plaudern. Und nur gar zu lebhaft dachte ich mir wie das in Zukunft doch weit schöner sein würde wenn Du von selbst einmal so zwischen durch herübersehen kämest oder ich Dich nur herzuwünschen oder zu lokken brauchte und Du die Freude über glükliche Arbeit gleich mit mir theiltest und mich durch Deine süße Gegenwart wieder aufs neue stärktest. Süßes Herz ich hätte Dir nicht geliebkost in meinem Briefe? Das kann wol sein ich weiß es ja daß mir die meisten Liebkosungen in der Feder stekken bleiben weil ich mich gar zu sehr hinein vertiefe in die Süßigkeiten der immer näheren Zukunft um es schreiben zu können. Wenn Du nun meine Handschrift so gut lesen kannst so laß mich Dir nun dreist noch mehr zumuthen, nemlich daß Du fühlen sollst wo mir das begegnet ist und es mitlesen[.] Ach einzige Jette was für ein Heer von Küssen und Zärtlichkeiten die so lange verstekt gewesen sind würden Dir dann noch lebendig werden aus meinen Briefen. Hast Du denn das aber nicht immer gekonnt und gethan. – Du hast mir am Freitag eine rechte Ueberraschung gemacht. Ich hatte nicht sehr bestimmt einen Brief erwartet weil ich erst am Dienstag den verspäteten vom Sonntag erhielt, und hatte es nun auch schon aufgegeben weil die gewöhnliche Zeit vorüber war; da kam die liebe Erscheinung noch Nachmittags beim Kaffe. Es hatte mir schon leid gethan daß ich Dich neulich so genekt hatte wegen aller Mängel die Du an Dir äußerst und mir klagst, denn Du hattest es doch auf ziemlich muthige und unbesorgte Weise gethan; aber nun hast Du es Dir wirklich noch verdient mit Deinen Redensarten daß ich mir eine Frau gewählt der das fehlte wofür ich soviel Sinn habe, und daß ich mich also natürlich bei Andern dafür schadlos halten müßte. Daß Du mir dazu volle Erlaubniß giebst macht die Sache gar nicht gut. Sieh Kind, wenn ich das Gefühl hätte, daß Dir etwas fehlte um meine Frau zu sein, und wenn ich das bei Andern suchte: so hätte ich ja doch nicht meine ganze Frau an Dir, sondern suchte ein Stük dann anderwärts. Wäre das nicht eine ganz miserable Ehe die lieber gar nicht geschlossen werden müßte? Untersuche Dich einmal recht gründlich ob Du Dich wol dabei beruhigen könntest ganz vollkommen? ich hoffe Nein meine gute Jette, und mir könnte auch dabei nicht wohl sein. Aber es ist nun auch nicht im mindesten so. Seze nur dieses recht fest bei Dir daß die Gesellschaft in der Ehe ja ganz etwas anders ist als die Gesellschaft in der Welt. Für die lezte muß jeder Frau | etwas fehlen weil keine Alles hat, und in
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dieser Gesellschaft soll Alles sein und auch jeder Mann Sinn haben für Alles. Für die erste darf keiner etwas fehlen wenn sie die rechte sein soll. Und so fehlt Dir auch warlich gar nichts, und ich weiß aufs bestimteste daß ich Alles an Dir habe. Du wirst in mein ganzes Leben hineingehn wie die Frau es muß, du wirst alles verstehn was ich irgend wünschen kann meiner Frau mitzutheilen, Du wirst auf jede Frage eine Antwort haben, und es wird jede Kraft jede Tugend jede Anmuth von Dir ausgehn um mich zu beglükken. Liebste Jette der erste Augenblik wo ich an Deiner Seite – oder auch allein im Bewußtsein unseres gemeinsamen Lebens – einen Mangel fühlen könnte für mein ganzes Wesen, für irgend einen Sinn, irgend ein wesentliches Streben was dazu gehört, dieser Augenblik wäre doch eigentlich der Tod unseres Glükkes – aber dieses Todes sterben wir nicht. Ich habe zu sehr schon unser ganzes Leben durchgemacht und ich glaube Du kannst noch nicht so genau wissen ob ich Dir überall genug sein werde, als ich es weiß von Dir. Aber Jette erbarme Dich nun auch und nenne mich Dein im ganzen vollen Sinne des Eigenthums. Denke mich nie anders, und scheue Dich auch nicht es überall auszusprechen wo das süße Wort Dir auf den Lippen schwebt. Nur mußt Du nicht denken und sagen mein Schleiermacher denn darin ist mir etwas fremdartiges sondern mein Ernst Mit diesem Posttag habe ich natürlich an keinen Brief von Dir gedacht, wol aber rechnete ich drauf einen von unserer Freundin zu bekommen, und es haben sich auch zweie heute eingestellt, der eine war freilich nicht für mich sondern enthielt bloß einen an Alexander. Gott sei Dank daß sie doch auf ihre Stimmung als auf etwas vergangenes zurüksieht, wiewol nicht sicher daß sie nicht wieder kommen kann. Leider scheint ihr Brief an mich geschrieben zu sein ehe sie den von Alexander hatte den der zweite beantwortet; ich weiß also nichts von dem Eindruk den dieser Brief auf sie gemacht hat aber ich tröste mich, denn der Gruß an mich der um die Antwort geschlagen ist, ist doch ganz heiterer Art. Noch am Rande schreibt sie „Deine Jette nimmt recht liebend Theil an mir, so wie Deine Braut es muß. Nicht sagen kann ichs Dir welche Seligkeiten ich für Dich voraussehe.“ D i e n s t a g A b e n d . Sprich süße Jette kommen nicht jezt die Tage die Dir meine theure Geliebte vor zwei Jahren so herben Schmerz brachten? War es nicht der 8te oder 12te Februar der unseren ewig geliebten Ehrenfried von deiner Seite riß? Noch ist mir nicht so zu Muthe eure Briefe von damals nach|zusehn um mich des Tages den ich nicht genau behalten habe zu versichern. Gott wie war mir zu Muthe als ich die Nachricht
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Brief 3064
erhielt, wiewol sie mir nicht unerwartet kam, wiewol ich seit ich von seiner Gefahr wußte mehrere Momente hatte wo mir schien als müßte der theure Freund nun enden, und nicht Verhältnisse erleben, die auf irgend eine Weise gewiß euer schönes bis dahin ganz unverleztes Glük getrübt hätten. Aber nun als es da war, welche Leere fühlte ich, welche Zerrissenheit! wie starrten mich die Trümmern eurer Ehe an des schönsten Bildes von Glük an dem ich mit solcher Innigkeit hing seit seinem ersten Anfang her. Und in dem tiefsten Schmerz wie stand gleich der Gedanke so fest in mir, daß mir nun vor allem obläge für Dich und deine süßen Kinder zu sorgen, daß die Tochter nun dem Vater mehr angehörte als irgend jemandem! und wie quälte es mich daß mir das damals in der allgemeinen Zerrüttung so unabsehlich ferne lag. Nun ist es da mein süßes Kind, und ich fühle daß nur so ganz erfüllt werden kann was mir damals auf dem Herzen lag. Wie soll ich Dir doch danken daß Du Dich mir ganz giebst und mein sein willst. Wie kann ich nun so beruhigt vom herbsten Schmerze gelöst an das Sterbebette des theuren einzigen Freundes treten. O gewiß theures Weib meines Herzens sein ganzer Segen ist mit uns und erleichtert uns die herbe Erinnerung
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D o n n e r s t a g d . 9 t . Ich habe Deinen Brief vor mir, und das erste worauf meine Augen fallen ist wieder die fatale Ungleichheit von mein und Dein die Du da zusammen gebraut hast. Höre Kind das ist gar nicht zu leiden und auch der leiseste Gedanke daran muß aus Dir heraus. Gott wie soll ich es Dir denn zu fühlen geben daß ich ganz und gar Dein eigen bin? Ich will Dich ganz überdekken mit den Küssen in denen ich meine Seele an Dich verliere und wenn ich Dir dann noch zu sagen brauche daß es keine Frau und kein Mädchen in der Welt geben kann die ich fähig wäre oder Lust hätte auch nur im mindesten auf diese Art zu küssen und wenn Du dann noch eines andern Beweises brauchst um zu fühlen daß ich ganz Dein eigen bin, dann | mußt Du mir selbst Anleitung geben wie ich Dir beikommen soll. Aber es gehört außerdem noch Eins dazu, das wird Dir sehr paradox klingen aber eben darum sage ich es Dir grade so. Nemlich Du mußt auch nicht mehr mein sein wollen als sich gehört, sonst kann die Gleichheit nicht herauskommen. Was ich Dir von Ehe und Gesellschaft gesagt gilt dir eben so gut als mir. In der Gesellschaft mußt Du Dich ganz frei gehen lassend jedem sein was Du ihm sein kannst und von jedem haben was Du von ihm haben kannst, und dabei immer wissen daß Alles was Du so genießest und giebst doch immer auch mein ist, eben weil Du 147 von] über der Zeile
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ganz mein eigen bist. Eher als Du in diesem schönen unbefangenen Sinn in der Gesellschaft gelebt hast kannst Du gar noch nicht einmal wissen ob Du geistreich und interessant bist. Denn in unserm Zusammensein kann das gar nicht so heraustreten weil in dem wahren Leben der Liebe alle diese kleinen Herrlichkeiten so etwas kleines sind daß man gar nicht sehr drauf merkt. Ist Dir nicht auch so zu Muth daß wenn wir beide ganz unter uns auch einmal ein ganz reines Gespräch hätten in dem ich Dich gar nicht liebkoste sondern wir sprächen recht ernsthaft oder auch recht lebhaft die interessantesten Gegenstände ab, und du wolltest hernach sagen oder auch nur bei Dir denken, ich wäre doch recht geistreich und recht interessant gewesen eben, daß das lächerlich sein würde, und daß es Dir eigentlich gar nicht einfallen könne? – Doch es ist wirklich ganz unnöthig daß ich darüber rede. Wärest Du nur erst da und lebtest mit mir und sähest wie ichs treibe so wird sich schon alles in Dir so gestalten wie es wirklich ist, und es wird Dir auch gar nicht mehr einfallen daß mir etwas langweilig sein könnte was Du sagest. Ihr Weiber behauptet immer daß ihr mehr und gründlicher liebt als wir und solche kleine Sächelchen sind doch rein außer der Liebe. Aber heute Abend steht mir etwas langweiliges bevor. Ich bin in einer Gesellschaft von Männern, die mir alle nicht gut genug sind, Alle von untergeordneten Ansichten; da werden schöne Albernheiten geschwazt werden über die gegenwärtigen Umstände. Eins von dreien oder vieren thue ich in solchen Fällen. Entweder stoße ich die bittersten Sarkasmen aus und mache die Leute verstummen oder ich verwandle alles in Spaß oder ich bringe kein | Wort hervor, oder ich entrire ganz in ihr Wesen und persiflire sie so leise daß sie immer zweifelhaft bleiben wie es gemeint ist. Wie mich nun zuerst der Geist der Gesellschaft anweht so wähle ich unwillkührlich eine von diesen Maximen und die bleibt dann den ganzen Abend in Ausübung. Auf jeden Fall werden die Leute geängstiget und wünschen mich zu allen Teufeln und räsonniren hintennach schreklich über mich aber ich kann unmöglich anders, warum sind sie solche jämmerliche Käuze Ich bin unterbrochen worden durch Mine Reimer die ihren ersten Ausgang zu uns machte, hernach habe ich ins Collegium gehn müssen und nun kann ich Dir fast nur Lebewol sagen, und an Willich oder Lotte Pistorius zu schreiben dazu bin ich doch nicht gekommen. Von den Kindern wollte ich Dir noch schreiben, wie es mich gefreut hat daß sich 157 liebkoste] folgt 〈ÐundÑ〉 158 interessantesten] folgt 〈ÐGestenÑ〉 〈sein〉 175 sie] korr. aus Sie
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Briefe 3064–3068
Friedchen so interessirt für mein Bild, und daß du nicht denken sollst du werdest die beiden schweren Buchstaben mit Jette gleich erzwingen. Versuche ob Du das k vom g aus und das r vom l aus bekomst; aber so bald wird es nicht gehn. Nur daß sie die Buchstaben wenigstens richtig hört und sich die Worte nicht verwechselt. Manches bleibt mir noch zu beantworten aber es geht heute nicht mehr. Ja in die Nummern soll ich dir noch hineinhelfen Du sagst ganz recht daß dieser Dein lezter Brief vom 24ten und 26ten Januar No 6 war. Von mir sind abgegangen No 1 am 1ten No 2 am 5ten No 3 am 8ten No 4 durch Verspätung am 15ten No 5 am 19ten No 6 am 26ten No 7 am 2ten Februar und dies ist No 8. Und laß uns nun immer hübsch dabei bleiben. Der verlorene ist leider noch nicht wieder gefunden. Adio mein süßes Herz laß Dich auf das allerzärtlichste und innigste umarmen und grüße mir alles herzlichst Ernst der ganz Deinige
3065. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, vor dem 6. 2. 1809 Deine Jette nimmt recht liebend Theil an mir, so wie Deine Braut es muß. Nicht sagen kann ichs Dir welche Seligkeiten ich für Dich voraussehe.
*3066. Von Charlotte von Kathen. Götemitz, vor dem 6. 2. 1809 Kündigt ihre bald bevorstehende Niederkunft an; über ihre Gefühle bei der Teilnahme an der Abendmahlsfeier, richtet Grüße ihres Mannes aus.
*3067. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Dienstag, 7. 2. 1809
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Überlieferung: h: BBAW, SN 778, Bl. 20 (vgl. Brief 3064)
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3068. An Charlotte von Kathen. Berlin, Dienstag, 7. 2. 1809 An Lotte Kathen. B. d. 7t. Febr. 9.
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Das ist mir ganz unerwartet gekommen liebe Schwester daß Sie mir Ihre Entbindung schon so nahe ankündigen. Als Sie mir neulich sagten Sie rechneten daß das erste Frühjahr das kleine Geschöpf ans Licht finden sollte hielt ich mich zu genau an den Kalender und dachte an Ende Merz. Haben Sie Sich nicht auch zulezt durch das falsche Frühjahr täuschen lassen welches bei uns schon wieder vorbei ist und dem Winter aufs neue Plaz gemacht hat? Wenn Sie Recht haben so finden vielleicht schon diese Worte Sie in der neuen Mutterfreude, und dann mögen sie Ihnen meinen herzlichen Glükwunsch und meine frohe brüderliche Theilnahme zurufen. Ich bin jezt so voll guter Hofnung in allen Dingen beste Lotte daß mir auch nicht der leiseste Gedanke von Besorgniß einfällt als könnte Ihnen irgend etwas übles widerfahren. Hier habe ich in dem Kreise meiner Bekannten in wenigen Wochen drei glükliche Entbindungen erlebt, und Sie werden gewiß den guten Beispielen folgen. Unsere Freundin schreibt Sie wären heiter und wohl; so sehen mir Ihre lieben Worte auch aus, und das ist ja die beste Vorbedeutung. Wohl kann ich es mit empfinden wie Ihnen bei der heiligen Feier zunächst vor der entscheidenden Stunde zu Muthe gewesen ist. Sie spricht ganz den heiligen Sinn aus der in dem Bande der Liebe zwischen der Mutter und dem Kinde das sie der Welt | giebt liegen soll; und in herzlicher Andacht Eins werden mit dem. Alles Einigwerden ist wol die schönste Vorbereitung darauf daß nun Zwei werden soll was bis dahin Eins gewesen ist. Ueberhaupt muß noch eine eigne Stärkung im Abendmahl liegen, wenn es so zugleich auf besondere Verhältnisse bezogen wird um sie zu heiligen. So ist es mir eine ganz eigene selige Vorstellung noch auf Rügen mit Jette zusammen zu communiciren sei es nun kurz ehe unser Bündniß bestätiget wird oder bald darauf. Beste Lotte ich vertiefe mich recht oft darin wie die schöne Zeit immer näher rükt und ich glaube keine Periode meines Lebens wird mir so schnell entflohen sein als diese. Das sieht freilich nicht nach Sehnsucht aus denn die soll die Zeit lang machen. Aber ich kann auch sagen daß ich troz der Entfernung recht viel Befriedigung gehabt habe, so schön haben wir uns schriftlich mit einander eingelebt meine liebe Jette und ich, und so durchdrungen bin ich von dem zuversichtlichsten Gefühl wie glüklich ich sein werde. Ich danke 3068.
Überlieferung: H: BBAW, SN 753/1, Bl. 38
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Briefe 3068–3070
Ihnen für die lieben freundlichen Worte von unserm Kathen; sie kommen mir vor wie ein biedrer herzlicher Handschlag auf den sicherer Verlaß ist, und darum erfreut mich seine Zustimmung so recht gründlich.
Ich wollte noch recht viel mit Ihnen plaudern beste Lotte aber ich bin nicht wieder dazu gekommen und Sie erhalten nur dies kleine Blättchen. Gottes Schuz und Obhut sei über Ihnen in der entscheidenden Stunde und machen Sie uns Allen rechte Freude mit Sich und Ihrem Kinde. Meine herzlichen Grüße an Kathen und die Kinder, und empfehlen Sie mich auch an Mama. Hätten Sie doch Minchen bei sich. Schleier
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3069. Von Henrich Steffens. Halle, Dienstag, 7. 2. 1809 Halle den 7ten Febr 09.
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– Dass ich Dir heute durch Freundes Hand schreibe weisst du, kenne ich Deinen Scharfsinn sonst recht, wenn du die Handschrift mit der NahmensUnterschrift vergleichst gleich errathen. Kurz nachdem ich meine Halskrankheit überstanden hatte habe ich mir die rechte Hand so mörderisch verbrannt dass ich sie lange nicht werde brauchen können. Was dich betrift lieber Freund scheinst Du das neue Jahr mit mageren Hofnungen und dünner Liebe empfangen zu haben. Dein letzter Brief durch einen Freund besorgt, in welchem du mir aufträge an Deine Gläubiger giebst war nehmlich zu deutlich und zu undeutlich zugleich, zu deutlich weil sich manches vermuthen ließ und zu undeutlich weil ich es doch nicht zusammenreimen konnte. Solche Briefe darfst du mir zum zweitenmale nicht schreiben. Mit meinen Arbeiten sieht es jämmerlich aus denn meine Feder hat nun 5–6 Wochen geruht, indessen denke ich es jetzt nothgedrungen durch Diktiren wieder einzubringen. | Meine Vorlesungen über die Idee der Universitäten und meine geognostischen Aufsätze sollen fertig werden. Der Aufsatz über die Vegetation ist leider gedrukt, ich wünschte ihn gern in meiner Gewalt auch um ihn in Verbindung zu bringen mit mehreren Entdekkungen besonders über den Vegetativen Prozes 3069.
Überlieferung: H: BBAW, SN 396, Bl. 37 f.
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der Animalisation. So habe ich entdekt dass der Mensch beim Schwitzen SchwefelLeberGas ausdünstet und dieses so stark dass der Schweis metallische Prezipitationen veranlassen kann, welches doch gewis sehr merkwürdig ist. Die Geschäfte der ArmenAnstalt ruhen zwar fürs erste, da aber die Noth so gross und die Unterstützungen die wir erwarten können doch nicht so klein ist so sollte es mir sehr leid thun wenn ein so humanes und menschenfreundliches Unternehmen aufgegeben würde. Ich werde ehestens suchen mit deinem und meinem Freunde ein Weiteres darüber zu besprechen. Wenn auch nur wenigen geholfen würde und auch nur ein Elender gelabt würde so ist doch schon etwas geschehen und wir trösten uns mit unsrer guten Absicht. Hier siehts jämmerlich und | langweilig genug aus ich aber erwarte sehnlichst etwas zu erfahren von Euch und von der Einrichtung Eurer Akademie. Ob Ihr etwas und was Ihr von dem Humbold erwartet und ob für Euch und mich etwas zu hoffen ist. Lass dich durch mein langes Stillschweigen ja nicht abschrekken und schreib mir bald. Grüss alle Freunde und leb wohl Dein Steffens Tausend Grüsse vom Schreiber dieses nebst der Bitte auch ihn nicht ganz zu vergessen.
3070. Von Henriette von Willich. Wohl Poseritz, Mittwoch, 8.2. bis Donnerstag, 9. 2. 1809 D 10t. Febr. 9 Abends. 39 5
Endlich, nach einer beinahe monatlichen Trennung habe ich unsere lieben Götemitzer gesehen – meine Sehnsucht war aufs höchste gestiegen und nun fühle ich mich auch recht wie neu belebt. Unsere gute Lotte ist nun jeden Tag in Erwartung, es war mir ganz schmerzlich sie in dieser Zeit gar nicht zu sehn. Und unsere süße Jette hat mich so erfreut durch ihre innige Herzlichkeit, durch die Mittheilung einiger recht schönen 3070. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, Bl. 22–25; D1: Br 2, S. 223 f. (gekürzt); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 331–334 (gekürzt)
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Brief 3070
Briefe – und dadurch daß ich sie viel ruhiger und hoffnungsvoller gefunden. Von dem Wetter und den Wegen die bisher waren hast Du keine Idee! Ganz blaß und mager bist Du mir geworden mein süßes Leben! es ist mir gar rührend Dich mir so zu denken – und gar süß mich zu träumen an Deiner Seite auf dem Sopha dein liebes blasses Gesicht an meiner Brust – – Herzens Geliebter thue doch alles um ganz wohl wieder zu werden! Morgen sage ich Dir mehr, meine innigen AbschiedsKüsse –
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Donnerstag Morgen. Wegen des Communicirens kann ich noch nichts erfahren weil es hier nicht so lange vorher bestimt wird – Ich hoffe aber durch Sophie Schlichtkrull zu bewegen daß er schon was dazu thut um es so einrichten. Eine recht traurige Nachricht erhielten wir vor | einigen Tagen. Der Cummerow ihr Bruder ist gestorben und hat eine sehr trostlose Wittwe zurückgelaßen. Sie war eine recht liebe Bekannte von mir. Ihr weiches Gemüth hatte mit seiner ganzen Kraft sich an den Mann geschloßen, sie ist sehr unglücklich, hat aber doch zu ihrem Trost einen unaussprechlich holden, hoffnungsvollen Knaben. Friedericke, deren Schwägerin sie ist, schrieb mir sehr bewegt. Für Deine ausführliche Anweisung über den Unterricht danke ich Dir sehr, ich werde sie aber gröstentheils wohl erst benutzen wenn wir unter Deiner Aufsicht unser Wesen treiben werden die Kinder und ich. Einen Buchstabenkasten hier zu bekommen wäre sehr weitläuftig, ich müßte erst einen machen laßen. In diesen wenigen Monaten werden auch doch manche Unterbrechungen kommen, darum denke ich es bei der Fibel bewenden zu laßen die wir jezt haben und nur zu sehen daß Jettchen nicht vergist was sie weiß (freilich nur die Vocale) und daß diese ihr ganz geläufig werden.
Es ist mir sehr lieb gewesen daß Jette mir gestern einen Brief von Dohna vorgelesen. Ich hatte noch nie ein Wort von ihm selbst gehört, der Brief war recht schön und sprach seinen ganzen edlen Sinn aus. Von Lotte habe ich sehr lange Briefe ich will ihr auch recht ordentlich antworten – sie ist wohl ein sehr liebendes | inniges Gemüth! Lotte Pistorius hat sich sehr über ihre Einlage gefreut und hat ihr sehr schön geantwortet. Das ist ganz herrlich wenn so Briefe und Antworten durch unsere Hand gehen und man dabei Erlaubniß hat hinein zu sehen.
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Das Lesen der Briefe über Lucinde hat mir wirklich recht wahren Genuß gemacht und sie sind mir ganz außerordentlich klar und verständlich gewesen, daran kann ich doch merken wie ich weiter gekommen bin denn vor 4 Jahren als ich sie mit Ehrenfried las wurde es mir unendlich schwer zu folgen und ich faßte sie doch nur halb auf. So würde es mir gewiß auch mit den Reden gehen wenn ich sie wieder läse. Ach hätte ich doch künftig Zeit zum lesen! Gar manches ist vorgekommen worüber ich gerne mit Dir redete – manche Fragen manche Gedanken sind in mir entstanden. Sehr lebhaft ist mir der Wunsch geworden auch die Lucinde zu lesen, ich kenne sie so gut wie gar nicht. – Aber o Ernst wie sind die Briefe von Eleonore, schön wie eigenthümlich – wie ist mir ganz eigen zu Muthe gewesen beim lesen derselben mein süßer Ernst – kannst Du es wohl nachfühlen? ordentlich niedergedrükt hat es mich auch das Anschauen ihres innern Reichthums – diesen hohen freien Schwung des Geistes, diese wie sie sich hier ausspricht, vollendete Liebe – diese Fülle diese Eigenthümlichkeit des Gedankens | mir war als könne ich gar nicht wieder, und über nichts, mich gegen Dich aussprechen, und überhaupt – ich mag es nicht so mit Worten all sagen wie mirs war. Wie Du mich wieder erfreut hast geliebter Mann durch die süßen Betheurungen in deinem lezten Briefe das köntest Du nur wissen wenn Du alle meine inneren Zweifel kenntest die ohne Zahl sind. Es ist mit meinem innern Leben wie mit allem was ich äußerlich treibe, wenn ich mich gehn laße, eines herrscht vor und alles andre muß darunter leiden. So habe ich lange Zeiten wo ich ganz so hin lebe ohne an mich zu denken, ohne etwas aufzuregen in mir als was von selbst wach ist, dann kann mit einem mahl wieder eine Zeit kommen wo ich in ein Meer von Grübeleien über mich selbst versinke und dann ist auch mein Lebensgenuß getrübt. Solche Zeit habe ich nun gehabt und Du hast ja schon manches davon hören müssen. Ernst es ist doch ein ganz köstliches Gefühl sich selbst zu lieben und zu achten, woher nur habe ich es am meisten gehabt wenn ich am unglücklichsten oder am meisten verkannt war? Und warum steigt die Selbsterniedrigung in solchem Grade nun meine Menschen mich so heben. Hast Du nicht bei der Ernestine große Jette sehr im Sinne gehabt, freilich unter ganz abgeänder|ten Verhältnissen? mir ist es so vorgekommen. Gewiß mein süßer Ernst hast Du recht viel in diesen vergangenen Tagen an uns und an unsern theuren Ehrenfried gedacht – ich habe es recht tief empfunden wie ohne die Treue die fest das alte im Herzen behält, kein Gemüth heilig und from und kein Glück vollkommen sein kann. Ich habe sehr zu Gott gefleht deshalb – und wenn mir bisweilen gewesen als wohne
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Briefe 3070–3074
diese Treue nicht in mir so habe ich es doch nun recht gefühlt daß sie mir nicht fremde ist daß sie in der Tiefe im Grunde meines Herzens rein und unverlezt wohnt. Nicht wahr mein Theurer Dir ist es auch noch immer so nach allem was ich Dir auch ausgesprochen habe wie das neue Glük mich erfüllt und hinreißt? – Unser Jettchen ist jezt sehr süß, dem Jungen machen die Zähne zu schaffen, doch ist er nicht krank, aber verdrießlich lustig und wüthend eins ums andre. Ich habe ihn und Jette gerne allein wirthschaften lassen wie sie wollten, aber es hat doch eine schlimme Wendung genommen, denn der Junge übt eine solche Herrschaft über sie daß es fast unglaublich ist, was sie hat und ihm gefällt muß sie ihm geben er hat so viel Kraft, und sie hat sich schon darin gefunden. Soll man nun das gehn lassen oder | sich darin mischen? Auch fängt er an uns Große alle zu commandieren, für jede Hülfe die er braucht sucht er sich jemanden aus der sie ihm leisten soll und besteht dann darauf, darf man ihm willfahren? Ueber etwas möchte ich noch Deinen Rath. Jettchen wacht häufig des Nachmittags mit starkem Weinen auf, dann hilft auch gar nichts, sie weiß nicht was sie will, will nicht aufstehn, will nicht liegen, kein Zureden, nichts was ihr sonst Freude macht beruhigt sie. Phisisch ist das gewiß, soll sie sich aber doch nicht überwinden lernen? sage nur soll ich es ruhig tragen daß sie sich ausweint oder durch die Ruthe sie zur Ueberwindung zwingen. Es wäre wohl sehr unangenehm die Ruthe zu gebrauchen und doch kann mir recht so zu Muthe werden als wenn ich es möchte, denn es komt mir doch ganz so vor als wenn sie schweigen könnte wenn sie wollte. Unserer Pistorius schreibe nur einmahl sie ist unaussprechlich einsam –, was auch ihr Gemüth bewegen mag sie kann es gegen niemanden auslassen. Ihr Mann läßt sich seit seiner Krankheit durchaus auf kein ernsteres Gespräch ein In einigen Wochen wirst Du einen Besuch | haben von einem Vetter Sohn des Leibmedicus aus Bergen, der in diesen Tagen nach Breslau abreiset, und auf der Rückreise über Berlin geht er hat mir Deine Adreße abgefordert weil er Dir seine Aufartung machen will. Mit den Reimerschen Frauen hatte ich es mir auch g e r a d e s o vorgestellt wie du über sie schreibst, mir war schon vort 4 Jahren ganz entschieden so. Freuen kann ich mich außerordentlich zu den vielen interessanten Menschen, sie nur zu sehn und zu hören ohne weiter auf Annäherung mit Vielen Anspruch zu machen. Wir haben gestern in Götemitz sehr viel von Schlegels gesprochen. Mein Gefühl über Friedrich trift nach allem was ich von ihm kenne sehr mit Jettes ihrem zusammen.
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Lieber Ernst wie wird mir das Leben doch neu sein, mir die ich immer in dem engsten Kreise gelebt habe. Herzens lieber Mann wenn Du mich nun einmal nur mit dem Gefühl der Gleichheit umfassen willst so kann ich nicht immer darwieder reden aber mir laß nur in der Stille das Gefühl | daß ich nichts bin als Dein Geschöpf das durch Dich und in Dir nur lebt, von Dir alles empfängt – und weiter nichts – Auf das zärtlichste umarme ich Dich mit aller Liebe – unsere lieben Kinder senden Dir tausend Grüße und Küsse. Auch Sophie und Louise grüßen herzlich. Leztere geht nach Götemitz auf einige Wochen. Noch fällt mir ein, besprich doch mit Nanny ob ihr in eurem Koffer Platz haben werdet wenn wir zusammen zurück reisen daß ich noch Zeug für mich und die Kinder mit hineinlegen könnte. Ist das nicht so müßte ich bei Zeiten in Stralsund Auftrag geben mir einen in einer Auction zu kaufen und ihn wohl dann mit der Post schicken. Alles was ich entbehren kann schicke ich natürlich schon mit dem Fuhrman.
*3071. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, vor dem 9. 2. 1809
*3072. An Henriette Herz. Berlin, Donnerstag, 9. 2. 1809
*3073. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, um den 9. 2. 1809
*3074. Von Friedrich von Raumer. Vor dem 10. 2. 1809
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Brief 3075
3075. An Carl Gustav von Brinckmann. Berlin, Sonnabend, 11. 2. 1809 Berlin d 11t. Feburar 9 Wenn ich eher als spät Abends unmittelbar vor dem Abgang dieser vortreflichen Gelegenheit etwas sicheres davon gewußt hätte so würde ich es auf einen umgehenden Brief an dich angelegt haben. Denn wie vieles giebt es nicht zu erzählen, über wie vieles das Herz aus zuschütten. Nun muß ich mich darauf beschränken in größter Eile den leider seit so langer Zeit abgerissenen Faden wieder anzuknüpfen Mein lezter Brief vom 24ten May vorigen Jahres hat dich höchst wahrscheinlicherweise nicht mehr gefunden. Er sprach dir gute Hoffnungen aus für dein Vaterland die ich auch noch immer hege, und gute Wünsche für das meinige, die immer noch dieselben und auch immer noch Wünsche sind. Mein Leben ist seitdem nicht sonderlich thätig gewesen –, denn publicirt habe ich nichts seit der kleinen Schrift über die Universitäten und der Darstellung des Heraklit im Museum, wovon ich dir wenigstens Nachricht gegeben, und studirt habe ich auch nicht sonderlich viel – aber interessant war es auf mancherlei Weise. Ich habe einige der schönsten Sommermonate auf eurem reizenden Rügen zugebracht höchst angenehm, nur freilich hie und da gestört durch die großentheils sehr unbescheidnen Gäste, die sogar auf Stubbenkammer und Hiddensoe Posto gefaßt hatten. Kaum war ich zu Hause, so fand sich eine herrliche Gelegenheit nach Königsberg zu reisen. Viel alte Freunde und Bekannte habe ich dort wiedergesehn, nur mit Stägemans | leider nicht viel gelebt, aber Steins des herrlichen Mannes ziemlich genaue Bekanntschaft gemacht, auch Gneisenaus und Scharnhorsts, die Königin gesprochen und vor allem Prinzeß Wilhelm kennen gelernt die ich für eine der ersten und herrlichsten deutschen Frauen halte. Im Herbst habe ich noch eine kleine Fahrt nach Dessau gemacht wohin ich mir Steffens bestellt hatte um mich wieder einmal an seinem frischen Lebensmuth zu laben, und einen Blikk in sein wissenschaftliches Treiben zu thun. Seitdem aber habe ich leider ungeheuer gelitten an Magenkrampf und bin nur eben ziemlich befreit davon. Dabei halte ich aber doch seit Winters Anfang zweierlei Vorlesungen, eine Darstellung der christlichen Glaubenslehre nicht bloß für Theologen berechnet die zugleich eine speculative Kritik derselben ist, und 3075. Überlieferung: H: Trolle-Ljungby, Brinkmanska-Arkivet, D1: Dilthey: Schleiermachers politische Gesinnung, S. 265–267 (gekürzt); D2: Br 4, S. 166–169 (gekürzt) 27 wohin] hin unter der Zeile 31 halte] korr. aus hat
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dann eine Theorie des Staates. Leztere als etwas ganz neues interessirt mich natürlich besonders. Sie ist ein natürlicher Ausfluß meiner Ethik, und ich finde daß sich alles in großer Einfachheit und Klarheit gestaltet. Ich verlasse mich darauf daß nach unserer Theorie der Unpartheilichkeit ich mich auch schon einmal selbst loben darf. Bleibt mir die Hoffnung öfter wahrhaft akademische Vorlesungen über diesen Gegenstand zu halten so werde ich ihn natürlich immer weiter ausarbeiten und mit dem Druk nicht eilen. Sollte mir diese Hofnung verschwinden, so werde ich weil man dann für die Zukunft nur um so weniger stehen kann was ich eben habe in einer aphoristischen Form zum Besten geben. Endlich beginnt | nun auch der Druk vom fünften Bande des Platon. – Doch das wichtigste für mich wenigstens von meinem allerprivatesten Leben habe ich zulezt verspart. Ich habe mich nemlich auf Rügen verlobt mit der Dir wenigstens von Person bekannten Wittwe meines verstorbenen Freundes Willich, für die ich, wenn du dich erinnerst vor zwei Jahren deine Verwendung nachsuchte. Mein ganzes Herz ist bei dieser Verbindung. Wenn die Welthändel es gestatten soll sie im May vollzogen werden, und ich verspreche mir dann noch ein recht schönes heiteres reiches Leben in einem andern Styl als das bisherige, ohne doch irgend etwas das mir bisher am Herzen gelegen hat deshalb fahren zu lassen. Doch alle auch die interessantesten Privatsachen verschwinden gegen die Theilnahme an den öffentlichen Angelegenheiten. Im Ganzen weißt du unstreitig wie es um uns steht, vielleicht nicht durch welche elende Intrigue wir noch Stein verloren haben nachdem der Hauptsturm schon glücklich überstanden war, die Sache selbst aber weißt du unstreitig. Indessen wird bis jezt ganz in seinem Geiste und nach seinen Entwürfen fortgearbeitet; unser Dohna zeigt sich so vortreflich als ich bei aller Achtung und Liebe für ihn doch kaum gehoft hätte, Humboldt ist nun hier und hat die Direction der wissenschaftlichen Angelegenheiten übernommen, von allen Seiten thut man was man kann, um einiges baldmöglichst zu realisiren damit der immer noch mögliche Sieg der schlaffen verknöcherten Gegenparthei wenigstens nicht vollständig werden könne sondern ein guter Samen zurükbleibe. Allein so sehr ich auch überzeugt | bin daß nur die Regierung, die aber auch unfehlbar Bonaparte auf dem Continent stürzen wird, welche aus freien Stükken sich selbst regenerirt und inniger mit ihrem Volke einiget, und die hiesige jezt auf dem graden Wege zu diesem Ziele geht: was kann uns alles auch das vortreflichste Arbeiten nach innen helfen, wenn nicht zugleich das richtige geschieht um die äußere Existenz und Unabhängigkeit zu sichern. Daß ich um die Reise des Ueberbringers weiß kann dich schon versichern daß ich nicht nur gute
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Briefe 3075–3077
Wünsche habe für deutsche Freiheit sondern auch gern alle Kräfte daran sezte. Wenn der Krieg mit Oesterreich losgebrochen wäre ehe die Franzosen diese Provinzen geräumt hätten: so würde es auch hier gewiß ernsthafte Auftritte und ich zweifle nicht von herrlichem Erfolg gegeben haben; nun aber kann und darf man der Regierung- nicht vorgreifen und was für einen Entschluß diese noch fassen wird, ruht im Schooße der Götter. Anschein ist bis jezt fast überwiegend daß man die vernünftige Parthie ergreifen wird sich mit Oestreich aufs innigste zu verbinden und so schnell man kann ins nördliche Deutschland zu operiren, wo so vieles aufs herrlichste vorbereitet ist. Noch einmal ist es Preußen geboten ob es durch einen kühnen und edeln Schritt sich auf eine weit höhere Stufe schwingen will als von der es herabgestürzt ist. Allein wenn auch sein böser Dämon siegte so muß wenigstens der gute Geist des übrigen nördlichen Deutschlands das seinige thun. Unterstüzungen von England aus sind aber dazu für den Anfang unentbehrlich, und Ueberbringer dieses hat eben hierauf seine Absicht gerichtet. Möchte er doch recht viel bewirken | und recht schnell, damit wenigstens von dieser Seite der rechte Zeitpunkt nicht versäumt werde. Mit deiner gewiß schon sehr vollständigen Terrainkentniß und vielerlei gutem Rathe wirst du ihm gewiß dienen können. Doch warum wiederhole ich was wie ich höre schon Kiesewetter an dich gebracht hat, und was dir gewiß von selbst am Herzen liegend wird, sobald du dich überzeugst daß die Unternehmung in etwas großes eingreifen kann und soll. Wie gern hätte ich Humboldt Spalding und dem ehrlichen Fränkel auch die Gelegenheit gemacht dir zu schreiben um dich recht vielseitig zu erfreuen allein die Sache erfodert doch das strengste Geheimniß. Litterarisch fürchte ich habe ich dir wenig zu sagen; ich erinnere mich nicht daß etwas bedeutendes erschienen wäre seit deiner Entfernung. Aber nun muß ich auch abbrechen nothgedrungen. Lebe wohl mei theurer Freund und möchtest du uns auch bald etwas von dir können hören lassen. Möchte überhaupt bald etwas vorgehn worüber wir uns freuen können. Schl. Daß unser guter alter Eberhard gestorben ist weißt du wohl.
92 vollständigen] folgt 〈Erkent〉
97 und] folgt 〈Fränkel〉
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11. 2.–12. 2. 1809
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*3076. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, wohl Sonntag, 12. 2. 1809
3077. An Henriette von Willich. Berlin, Sonntag, 12. 2. 1809 Sonntag d 12t. Febr. 9.
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No 9. Ich size hier und schimpfe auf die Post seit Vorgestern mein theures Kind denn sie allein ist Schuld daran daß Du meiner Briefe entbehrst. Du wirst aus dem Verzeichniß welches mein lezter erhielt gesehn haben daß ich immer spätestens einen Posttag um den andern geschrieben habe. Und dieses stelle nur als Regel fest daß es sicher geschieht und wenn es auch nur zwei Worte wären, und daß nur ich weiß nicht welche undenkbaren Dinge mich abhalten konnten diese selbst zu schreiben in solchen wunderbaren Fall aber Nanny ganz gewiß schreibt; kurz wenn Du zwei Posttage hinter einander keine Nachricht hast so rechne nur sicher daß die Schuld lediglich an der Post liegt und mache Dir deshalb keine Sorge. Heute werden es wol buchstäblich nur ein Paar Worte die ich Dir schreibe weil Du das Bücherverzeichniß gern zurükhaben willst. Es thut mir nur leid daß du mir nicht gesagt hast was die Kreuze bedeuten welche da stehn. Ich habe nun neben den Büchern die ich zu behalten wünsche Sterne * gemacht. Es sind darunter auch einige schon bekreuzte. Es versteht sich aber von selbst wenn Du diesen etwa schon eine andere Bestimmung gegeben hast daß dein früherer Wille vorgeht. Es ist sehr gut daß du nun endlich bestimmt hast was Du mitbringen willst; ich hoffe aber daß Du bei der Aufzählung das Küchengeräthe nur vergessen hast. Denn da es gar keinen Unterschied im Transport macht wenn man doch die ganze Fuhre bezahlt, so wäre es offenbarer Verlust wenn Du es dort um ein weniges verkauftest. Ist es also nicht schon geschehen so behalte ja alles was von wesentlicher Brauchbarkeit ist. Wegen des Fuhrmanns aber da Jettens Mutter die Sache einmal ein|geleitet hat ist es ja auch weit besser daß sie sie vollends in Richtigkeit bringt es entsteht sonst gar zu leicht Confusion. Laß also nur Jetten es schleunigst an ihre Mutter schreiben auch sie lieber die Aufzählung der großen Stüke machen denn wahr3077. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 22 f.; D1: Br 2, S. 224–226; D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 335 f. (gekürzt)
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Brief 3077
scheinlich will sie doch wenigstens einen von ihren Koffern auch gleich mitgeben. Theuer finde ich es freilich allein da es so viel schneller ist und auch weniger Unfällen ausgesezt als zu Schiffe so wollen wir es nur dabei lassen.
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Wieder sind sich unsere Briefe begegnet mit dem Andenken an unseren theuern Entschlafenen. Wol hast Du recht ohne Worte schlöße ich Dich am liebsten mit Deiner Trauer an meine Brust, ganz Eins mit Dir in Liebe zu ihm und heiligem Andenken an ihn. Recht herrlich und beruhigend muß dir dabei das Gefühl sein daß Du grade in den lezten Tagen seines Lebens so ganz in ihm gelebt hast, daß das Ende auch die rechte Vollendung war eurer schönen Ehe – von deiner Seite wenigstens. Nur das ergreift mich immer so besonders schmerzlich daß es ihm nicht vergönnt war sich seiner und deiner bewußt zu bleiben bis ans Ende, und ich tröste mich nur nach recht gelassener Ueberlegung damit was ich in einer Predigt gesagt habe daß der lezte Augenblik des vollen Bewußtseins auch der letze des Lebens ist. Wie ich meine körperliche Natur kenne glaube ich daß mir das werden wird was ich unserm theuern so gern gern gegönnt hätte. Ja süße Jette die Zeit seines Todes soll uns immer eine heilige Zeit sein in unserm Hause; sie geht auch so schön unmittelbar der Passionszeit der allgemeinen Todtenfeier der Christen voran, und unsere Kinder sollen auch so bald es möglich ist lernen die Liebe und Verehrung des entschlafenen Vaters mit der Liebe zu dem lebenden zu verbinden. Aber theures Kind gehe dann | auch nicht über das hinaus was uns Gott bestimmt hat, und wünsche nicht daß Ehrenfried noch ein anderes Zeichen geben könnte als das herrliche in unsern Gemüthern daß unsere Liebe und sein Andenken sich so herrlich in uns einigen in einerlei Freude und Thränen und daß wenn Du so ohne Worte in den Tagen seines Todes in meinen Armen ruhst und ich Dir die wehmütig feuchten Augen küße, Dir beides so ganz Eins sein wird daß du es nicht unterscheiden kannst – und das eben so herrliche außer uns daß wir sein Ebenbild haben in unseren Kindern und daß es unser erster Wunsch ist sie seiner würdig zu bilden. Kann es schönere Zeichen geben? können wir in einem würdigeren Bilde das ewige Sein des Entschlafenen anschauen? Nur Eines noch für heute theure Jette. Du willst immer wissen wie ich bewegt bin, und was auch Ihr ohne Zweifel hört von den nächst bevorstehenden Erschütterungen macht Dich gewiß jezt besonders verlangend 45 ist] korr. aus wäre
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danach. Ich kann Dir sagen, daß ich von der höchsten und seligsten Ruhe bin. Es steht klar vor mir daß in wenigen Monaten entweder alles gewonnen ist oder alles verloren, je nachdem die Regierung sich entschließen wird und es ist noch sehr unbestimmt wie sie sich entschließt. Ich weiß aber daß ich alles gethan habe und immer thun werde was in meinen Kräften steht um das bessere herbeizuführen und darum bin ich ganz gelassen, und es lebt die feste Ueberzeugung in mir daß wie es auch werde das Leben mit Dir mir doch nicht fehlen wird. Auch fürchte ich nicht einmal, daß das Kriegsgetümmel eine solche Wendung nehmen wird, daß es uns eine Verzögerung in den Weg legen könnte. Theile doch recht diese Ruhe mit mir mein süßes Herz; ich glaube nicht daß irgend etwas sie mir wird rauben können. Ich denke auch nun daran recht bald ernsthafte Anstalten | im Hause zu treffen. Aber weißt Du schon daß wir es in den ersten Tagen unseres Hierseins etwas unruhig haben würden? Die Tochter der Wittwe verheirathet sich mit einem guten Freunde von mir der mein Nachfolger in Stolpe geworden ist. Schwerlich kann er eher als nach Pfingsten kommen um sie zu holen, so daß sie fast um dieselbe Zeit wie wir Hochzeit machen werden, und da die Mutter mit der Tochter zieht können sie nicht füglich wegen Uebergabe der Stelle der Rechnungen p eher reisen als nach meiner Rükkunft und Einführung. Daher werden wir noch einige Tage mit ihnen zusammen im Hause wohnen müssen, sie unten und wir oben. Die Sache ist noch ein Geheimniß das nicht einmal Nanny weiß; allein ehe Du hierauf etwas in Deinen Briefen erwähnen kannst wird es hier auch bekannt sein. Ich habe zwei Briefe an große Jette hier liegen; allein ich glaube sie kommen eben so schnell zu ihr wenn ich sie ihr den Donnerstag gradezu schikke. Grüße alles und bitte Luise sie möchte mir doch wieder einmal schreiben – doch sie thut es auch gewiß in diesen Tagen der Trauer. Mit Sehnsucht sehe ich nun der Nachricht von unserer Schwester glüklicher Entbindung entgegen. Du süße Jette gedenke mein auch immer wenn Du unseres Ehrenfried gedenkst, weine mir deine Thränen zu, sieh mein Bild an auf den Schmerz um den einzigen Freund, lehne Dich an meine Brust, und schlage recht aufs neue ein in meine Hand Ernst Die Einleitung zum Phädon über die ich so oft geklagt ist nun auch endlich fertig und kommt heute in die Drukkerei.
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Briefe 3078–3079
3078. Von Johanna Steffens. Halle, Montag, 13. 2. 1809 Montag den 13ten
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Mit sehr schwehrem Herzen, nehme ich die Feder, Ihnen lieber Schleyer zu sagen, daß unsere liebe Lotte Müffling nicht mehr ist, die arme arme Wuchrer ist ganz zerknirscht von dem grosen Unglück das sie getroffen, und wir alle können es noch nicht fassen daß die gute liebe Lotte nicht mehr unter uns leben soll, die Wuchrer ist sehr besorgt für Caroline, und trägt mir auf Sie zu bitten Caroline die traurige Nachricht so schonend wie möglich zu bringen, Sie sind am besten im Stande, Caroline soviel es möglich ist zu trösten, Ihr auch mit Rath und That beyzustehen, daß Sie so bald wie möglich zu der armen Mutter | zurück kehrte, ich habe dem Tod der lieben Lotte beygewohnt, ich bin alle Tage, solange Sie krank war dort gewesen, und habe die Wuchrer recht bewundert wie Sie Ihre ganze Besonnenheit und immer in Lottens Gegenwart Ihre Heiterkeit beybehalten bis zum lezten Augenblick, ich fürchte aber sehr daß die Ermattung noch nachkommen wird, mein Gott wie traurich ist dieser Verlust für so Viele! Der arme Müffling die kleine süße Emma! und auch die arme Caroline bedaure ich so herzlich, der Himmel legt der Cammerrähtin harte Prüfungen auf, Sie muss in jenem Leben rechte Belohnung finden. | Sonnabend morgen kante mich die Entschlafene zuletz, der ganze Tag war schrecklich in beständigen fantasiren, die Nacht ging es etwas besser, und Sontag, als gestern morgen hatte Sie Ihre Besinnung, und Reil gab Hoffnung das dauerte nur einige Stunden dann fiel Sie in einen Schlummer nahm alle halbe Stunden ein, aber öffnete die Augen nicht wieder. Abends um halb 7 Uhr entschlief Sie so sanft wie ein Engel, und noch sieth Sie nicht aus wie ein todter, nur wie ein sanft schlummernder, in der lezten Stunde rief Sie zweymahl Emma! und Freitag sagte Sie öfter ja Liene | die liebe Liene! Ihre Fantasien waren ungemein rührend, und Sie war so zärtlich zu der Mutter, mit Müffling sprach Sie viel, doch nicht mehr die beiden lezten Tage. Daß die arme Lotte nach der langen trüben Zeit nicht noch das Glück haben solte mit Müffling vereint zu sein! es ist sehr sehr hart! Diesen Brief bittet die Wuchrer Sie doch Müffling gleich zuzuschicken, und den Ort wo Er ist selbst darauf zu schreiben. Sie glaubt daß Sie es dort genauer wissen, wie wir hier. Die Wuchrer bittet Sie auch Caroline recht beyzustehn, Sie mögten Ihr sagen, Sie sey wohl, und wolle 3078. Überlieferung: H: BBAW, SN 395, Bl. 40 f. 3 daß] das 5 daß] das 9 daß] das 14 daß] das 26 Sie] mit Einfügungszeichen über der Zeile 29 Daß] Das 33 daß] das
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leben für Caroline Louis und Emma. Leben Sie wohl und sagen Sie Caroline recht viel von mir, ich traure mit wie um eine Schwester H
3079. Von Henriette von Willich. Poseritz, Montag, 13. 2. 1809 Montag Morgen d 13t. Feb. 40
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Einliegende Blätter brachte mir unsere Jette gestern. Auch Lotte war mit hier, wohl zum letztenmahl auf lange. Und Caroline die auf ihre Entbindung wartet und sehr voll Muth und guten Zuversicht zu sein scheint, doch spricht sie vielleicht nur das Gegentheil nicht aus. Hat sie nur nicht wircklich einen inneren Fehler so geht es auch gewiß gut diesmahl. Gott wie ich den Beiden ein gesundes Kind wünsche ich kann es nicht sagen. Caroline glaube ich überstände es auch nicht wenn es wieder unglücklich ginge. Lotte Pistorius war auch hier, ich habe ihr Deine Grüße bestellt. Du siehst es war nach langer Zeit einmahl wieder ein hübscher Kreis beisammen. Ich war gestern in der Kirche, meine Schwester Luise Ð Ñ communicirte zum erstenmahl, ich habe unaufhörlich an Dich gedacht wie gerne ich Dich gehört hätte, wie ich gewünscht hätte daß Du dem Mädchen recht eindringend zugeredet in der Vorbereitung. Bei allem dergleichen denke ich immer an Dich, und es ist mir lebendig vor Augen wie Du aussehn, aus welchem Geiste Du reden würdest. Gott wie manchen herrlichen Genuß der Art werde ich durch Dich haben! | Litte unsere arme Jette nur nicht so sehr an ihrer Gesundheit, sie ist wircklich sehr zu bedauern, es ist zu traurig wie sie jezt in Götemitz sitzt. Höre mich dünkt Du hast ihr fast nicht freundlich genug zugeredet, nimm mir auch nicht übel daß ich das sage, es mag mir auch nur so vorgekommen sein. Daß du solchen Anfall von außerordentlicher Sehnsucht hattest das ist ja ganz köstlich süßer lieber Mann ich habe mich erstaunlich daran gefreut ich wünsche Dir solche kleine Leidenszeiten recht viel – aber ängstigen must Du Dich nie auch nur das kleinste bischen. Wenn jemals mir oder den Kindern etwas begegnen sollte so erhältst Du ja gleich Nachricht, aber das gehört zu den ganz unwahrscheinlichen Din3079. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, 26 f.; D1: Br 2, S. 226 f. (gekürzt); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 336–338 (gekürzt)
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Briefe 3079–3083
gen, denn wir sind alle gesund wie ein Fisch. Dein Brief hat mir ganz innige Freude gemacht Du plauderst gar süß Herzens-Ernst, obwohl Du eigentlich unbarmherzig aufs äußerste mit mir umgehst. Warte nur da meine Demuth Dir so vielen Muthwillen eingiebt so will ich mich an Dir rächen durch einen solchen Stolz und Uebermuth daß Du jene noch zurükwünschen sollst. Ueber den Verlust des Briefes kannst Du Dich leicht trösten, Du hast genug von der Art | und empfängst immer mehr. Wenn nur nicht etwas drin war was für fremde Augen nicht ist – ich weiß g a r n i c h t s mehr davon was drin gewesen ist. Höre geliebter Mann ich glaube doch daß Du geistreich bist und daß auch in Deinen Schriften was davon zu merken ist wenn Du gleich auch recht hast mit dem consequenten und Nothwendigen. Ich glaube Du hast doch schon manchen, und nicht wenigen, durch überraschende Wendungen erfreut und entzückt – und den Unverständigen die gerne im alten Schlendrian bleiben wollten Ärgerniß gemacht durch die neuen Lebenswege die Du geöffnet. Aber schlage mir auf den Mund daß ich über deine Schriften plappern will – genug ich meine daß Du geistreich bist und ich auch keine Ader davon in mir habe. Aber ich muß noch einmahl ein Lamento anfangen wie heillos du mit mir verfährest indem Du mich mit deinen Gnädigsten dort vergleichst – mir so vorzurükken was ich alles nicht bin! – Nun nimm ihn nur den Versöhnungskuß – ach nimm ihn wie Du willst süßes Herz so innig so ganz so lange – ich bin ja so ganz Dein und umfasse Dich mit dem immer wachsenden seeligen Bewußtsein daß du mein ganz mein bist, und daß ich wircklich für Dich die rechte bin. Ach Du sagst es mir ja immer wieder | so unaussprechlich süß. M e i n E r n s t ich bin doch gar zu glücklich – So gefreut hat es dich also daß ich Dir sagte ich liebe Dich wie ich noch nicht geliebt? und ich hatte mir schon hernach Gedanken gemacht ob es dir auch störend sein werde es in Worte zu sehn und ob du auch ein Unrecht gegen Ehrenfried darin fühlen würdest, der mir doch seine ganze Liebe so ungetheilt geweiht, was mich immer recht mit Rührung durchdringt wenn ich es mir vorstelle. O mein Lieber wie komst du immer wieder auf das Eine, Schönste! o Gott ich kann ja auch nicht daran denken ohne unnennbare Wonne – – ja es ist die göttliche Herrlichkeit, es ist das gröste für Dich und laß mich sagen – auch für mich. Ich habe wohl das Mutterglück gekostet und recht mit heiligem bewegtem Herzen. Und doch träume ich mir ein noch ununterbrochneres beseeligendes Gefühl wenn ich mich das göttliche Geschenk tragend, mir vorstelle – ach Ernst es ist nicht für die Worte und Du kannst kaum wissen wie mir dabei ist – – Aber ich muß schnell schließen die Post
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geht mir sonst fort – ich schreibe bald wieder – ich schließe Dich innig innig mein trauter süßer Mann an meine liebende Brust Deine Jette. Louise und Sophie grüßen Dich.
*3080. An Friedrich Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Dienstag, 14. 2. 1809
*3081. An Gerhard von Scharnhorst. Berlin, Dienstag, 14. 2. 1809
*3082. An Henrich Steffens. Berlin, Dienstag, 14. 2. 1809 Befürchtet, dass sich Humboldt in Berufungsfragen nicht an Steffens, sondern an Reil wendet.
*3083. An Henriette Herz. Berlin, Donnerstag, 16. 2. 1809
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3084. An Henriette von Willich. Berlin, Donnerstag, 16. 2. 1809 Donnerstag d. 16t. Febr
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10. Ich habe lange nicht zu Dir geredet mein trautes Herz durch äußere zerstreuende Umstände abgehalten; aber ich bin viel mit Dir gewesen. Ich habe mir das rührende Fest gemacht Deine und Luisens Briefe aus jener Zeit der herben Trennung und der tiefen Trauer zu lesen. Ich kann es Dir nicht aussprechen wie ich davon bewegt bin. Der reine Schmerz Deines liebevollen Herzens und das düstere schauderhafte der äußeren Umstände das Dich holde Seele gar nicht berührt – das ist ein Bild dem nichts gleicht. Und Luise die ganz zerstört und des liebsten Gutes beraubt mich bittet Dich zu trösten, und Deine innige kindliche Liebe zu mir an die Du dich hältst und die so weissagend heraustritt aus deinem Schmerz. Süße Jette du bist doch in den verschiedensten Zuständen und Stimmungen immer ganz dieselbe aus Einem Stükk, und das ist eben so herrlich. So bilden auch alle unsere Gefühle Ein Ganzes die Freude und die Wehmuth die Liebe und die Trauer. Und das Jahr darauf ist es ein und derselbe Brief in dem du Ehrenfrieds Todestag feierst und über die Disharmonien klagst in dir, und daß ich wohl mehr ein Bild einer Tochter in dir lieben möchte als dich, und mir dann sagst, wie du klein Jettchen von mir und der Herz erzähltest und sie auf unser Kommen vorbereitetest, erst käme der Frühling und dann kämen wir, und wie Du schon ahndetest sie werde Dir darin ähnlich werden mich zu lieben. Siehst Du nicht von diesem vermittelnden Punkt aus recht klar und innig gerührt und voll der heiligsten Dankbarkeit gegen Gott wie das alles | Eins ist in Dir? und so wird auch deine heilige Liebe zu Ehrenfried und meine warlich auch heilige und einzige Freundschaft für ihn uns immer geleiten. – Wenig nur war mir gleichsam neu in diesen Briefen, es war mir noch alles ganz lebendig; nur Eines hat mich schrekhaft ergriffen. Wie Du sagst es sei dir eigentlich gar nicht unerwartet gewesen daß dein Glükk verschwunden sei; denn es habe nie in deinen Ahnungen gelegen ein festes Glükk zu haben. Aber doch nur ganz vorübergehend hat es mich erschrekt. Ich habe in mir selbst das nemliche wiedergefunden. Nie hatte ich in früherer Zeit bestimmte Bilder von ehelichem Glük für mich sondern immer war es als läge es mir ganz fern, ja selbst mein Verhältniß mit Eleonore war nicht von so frohen Ahndungen begleitet. So nahe auch bisweilen unsere Ver3084. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 24 f.; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 338 f. (gekürzt)
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bindung schien, weder hatte ich die sichere Erwartung davon recht lebendig noch gestaltete sie sich in mir zu bestimmten Bildern. Aber nun wie herrlich und lebendig steht alles vor mir! Es kann leicht sein daß der Merz und April wieder eine schrekliche und schauderhafte Zeit werden für unser Vaterland – aber es steigt auch nicht die leiseste Ahndung in mir auf als ob etwas meine Reise zu dir unsere Verbindung und unser schönes Leben hindern könnte. Ich spreche bisweilen vor Andern eine solche Besorgniß aus; aber recht lebendig ist das nie in mir und stört mich nie in dem schönen Vorausleben unseres Glüks. Etwas recht trauriges liebste Jette hat sich grade in diesen Tagen zugetragen in einem Kreise der mir doch recht nahe am Herzen liegt. Wir hatten schon seit einiger Zeit Nachricht daß Karolinens Schwester sehr kränkelte, plözlich hörten wir es sei ein Nervenfieber ausgebrochen, aber ein Paar Posttage waren die Nachrichten so gut als sie den Umständen nach sein konnten. Am Sonntag als wir eben einen musika|lischen Abend mit Karoline haben sollten trifft ganz unerwartet ihr Schwager, der Mann der Kranken, ein. Dieser ist Hauptmann bei der Garde und steht 12 Meilen von hier in Kantonirung. Er hatte einen auf Geheiß des Arztes geschriebenen Brief aus Halle erhalten der ihm den Zustand gefährlich schilderte und seine Gegenwart wünschte und noch denselben Abend reiste Karoline ab mit ihm – aber auch denselben Abend war ihre Schwester, wie wir gestern erfahren haben entschlafen und die Eilenden haben sie kaum noch auf der Bahre gefunden. Auch nach zweitägiger lieblicher Fantasie ist sie entschlafen. Es ist ein herbes Loos. Ihre Ehe war nach harten Kämpfen geschlossen denn die Mutter hatte sie lange nicht zugeben wollen. Sie waren erst wenige Monate verbunden als der Krieg ausbrach. Der Mann wurde in Magdeburg gefangen und lebt hernach Ein Jahr mit ihr sehr glüklich. Nach dem Frieden ging er nach Königsberg, erlangt eine ehrenvolle Anstellung, und nun soll eben ein neues schönes Leben angehn, und sie stirbt. Sie stand mir nicht so nahe als Karoline war auch ganz anders, aber auch ein sehr liebes trefliches Weib. Es ist die zweite Tochter die die Mutter verliert, Karoline und ein Sohn sind nun die einzigen. Ich muß immer daran denken, der Schlag kam mir ganz unerwartet ich hatte gewiß gehofft ihre gute Natur sollte die Krankheit besiegen, und noch den Reisenden die größte Vorsicht empfohlen um sie nicht durch Freude nachtheilig zu erschüttern Sieh es nicht als ein Zeichen von Angst und Sorge an aber verdenke es mir auch nicht wenn ich Dich bitte doch ja mit Deiner Gesundheit recht 61 waren] korr. aus war schaftÑ〉
waren] folgt 〈noch in der ersten hofnungsvollsten ÐGemein-
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Briefe 3084–3085
auf Deiner Hut zu sein. Nicht recht frisch sein, das kommt mir schon vor als gehörte es sich nicht für Dich, und da | hizige Krankheiten bei Euch umgehn kann es mir ängstlich werden wenn ich recht daran denke, und es wäre mir wohl erquiklich wenn Du mir in dieser Zeit jeden Posttag wenn auch nur ein Paar Zeilen schreiben könntest. Halte ja, so lange die Krankheiten umgehn, eine stärkende Diät; nimm täglich etwas Wein und gieb auch den Kindern ein wenig, und iß mehr Fleisch als gewöhnlich; das sind die besten Vorbeugungsmittel. So würde auch Schlichtkrull für die Kranken wol am besten sorgen wenn er ihnen gleich in der ersten Periode der Krankheit mit Wein zu Hülfe kommen könnte. Es ist mir recht ärgerlich daß du auf Briefe hast warten müssen, denn wenn nun der erste den Du empfängst Dich nicht grade besonders angesprochen hat so ist doch etwas unbefriedigtes zurükgeblieben.Ich schikke dir hier eine Predigt, weil du doch Verlangen danach hast die ich aus mancherlei Ursachen habe drukken lassen. Ich denke mir, du wirst dich in das rechte Interesse für den Gegenstand schon hineinlesen. Du mußt nur dabei bedenken daß es hier eine ziemlich zahlreiche mißvergnügte Parthei giebt welche viel unnüzes und unverständiges Geschrei erregt über die neuen Maaßregeln der Regierung. Vielleicht schikke ich wenn Reimer zu Hause ist zwei Exemplare Du besorgst dann wol das eine nach Götemiz. Lebe wohl meine innig geliebte Jette, sei mir ja recht gesund, umarme mir unsere Kleinen auf das zärtlichste, und grüße alles aufs herzlichste. Könnte ich dir doch die lieblichen Blikke der Frühlingssonne die auf mein Papier fallen mitschikken. Mein Gesundheit ist sehr gut. Ernst Uebermorgen ist unserer lieben Nanny Geburtstag
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Mein süßer geliebter Ernst ich komme zu Dir mich recht zu erquicken – von Dir komt mir ja neues Leben, in Dir thut sich ja eine ganze Welt mir auf – an Deiner Brust kann ich ja von mir werfen alles was nicht in unser schönes friedliches Leben hinein gehört. – Nur ganz kurz was der Gegenstand alles denkens und sprechens und empfindens in diesen Tagen war nur von mir gilt das nicht ganz. Am Dienstag hat ein Soldat einen reisenden Viehhäusler erstochen, beide sind sehr berauscht gewesen, und alle Umstände machen wahrscheinlich, daß der Soldat, ein sonst sehr ordentlicher und von seinen Obern vorzüglich geliebter Mensch der sonst nie betrunken gewesen ist, die That ganz ohne Vorsatz, ganz bewußtlos in der Trunkenheit gethan hat. Der Unglückliche hat Frau und Kinder. Hier im Dorfe hat sich das Unglück zugetragen, morgen versammelt sich das Gericht und die Ärzte hier. Wäre die Sache erst beendigt und der Mensch gerettet wozu wohl wenig Hoffnung ist. Wie Sophie und Luise angegriffen waren kannst du dir kaum denken. | Eine andere Unruhe haben wir noch ob unser Bedienter der jenen Soldaten immer begleitet hat und vielleicht sehr gereitzt, auch noch könnte in Strafe gezogen werden. Ich hatte heute Nachmittag auf eine Stunde einen lieben Besuch von Lotten und Jetten, ich war nemlich allein zu Hause, alle Uebrige sind in Garz. Ich soll Dich so u n e n d l i c h h e r z l i c h von Jette grüßen, und von Lotte auch. Ich habe endlich auch einen Brief von Herrman gehabt worin er mir von seiner Verbindung spricht – er sagt wie dies Glück ganz n o t h w e n d i g in sein Leben verschlungen sei so daß es nie davon hätte getrennt werden können. Dann trägt er mir auch sehr herzliche Grüße an Dich auf und Du möchtest in fester Hoffnung auf ihn verbleiben – auch wie er es in seinem Amte sehr schwer habe, aber auch den hohen Seegen davon in sich verspüre. Allwine muß entweder ganz außerordentlich mädchenhaft zart sein oder sie will auch sonderbar sein. Sie hat zu Julien die doch von langer Zeit her ihre Freundin ist, kein Wort von Herrman geredet, sondern immer | wo diese herzlich ihr entgegenkam, ausgebeuget. Dies ließe ich noch 3085. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, Bl. 28–30; D1: Br 2, S. 227 (Auszug); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 340 f. (gekürzt) 8 nur … ganz] mit Einfügungszeichen am linken Rand
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Briefe 3085–3086
gelten. Aber auch Herrmans Schwester Hannchen die bei ihr in Greifswald war hat auch weder durch eine Umarmung noch durch einen Blick die s c h w e s t e r l i c h e Annäherung empfunden. Ich enthalte mich des Urtheils ob die Delicatesse so weit gehen kann ein schon öffentlich bekannt gemachtes Verhältniß gänzlich durch sein Wesen zu verläugnen. Kosegarten hat mir viel freundlicher für Dich durch die Willich sagen lassen, er bittet Dich sehr Du mögest immer Quartier bei ihm nehmen wenn Du durch Greifswald reisest – das thust Du auch wohl? Benda will gerne mit Dir zusammen reisen, er wird wohl selbst an Dich schreiben. Anfang Mai’s wird er wohl noch nicht können. Ueber Deinen Brief muß ich Dich noch etwas fragen, hat denn Lotte Dir schon gesagt daß ich noch nicht so geliebt als jezt? und welche Lotte? Den Vertrag wegen des nicht vergleichens den Du mir vorschlägst wird mir wohl nicht schwer zu halten werden süßer Ernst, denn das Vergleichen ist gar nicht meine Art, und wenn Du meinst daß das was ich Dir über mich schrieb daraus her | vorgegangen sei, so thust Du mir wircklich unrecht. Ich weiß recht gut daß das vergleichen bei Menschen meistens ganz sinnlos ist. Ein recht himmlisches Bild ist es welches du mir da ausmahlst wenn wir nehmlich Alle wie Deine Schülerinnen um Dich herum sitzen werden und Du uns sättigest aus Deinem Schatze. Große Jette schien durch das liebliche Bild auch recht ergriffen zu werden. Ganz Frühlingsmäßig wird hier schon die Luft und die Lerchen sollen schon fleißig schwirren ich habe sie selbst noch nicht gehört. Immer mehr naht sie heran die schöne Zeit – wo mit dem Aufblühen der Natur auch unser schönes Leben beginnt – o mein Herzens-Ernst! ein wunderbares Gemisch von Freude und von Wehmuth ist in mir wenn ich an mein Scheiden von hier denke – von den lieben Menschen die so liebevoll in ihrer Mitte mich aufnahmen die so mit mir litten und mich trugen – von meiner geliebten Schwester – von der süßen Natur die so tröstend und erfreuend sich an mein Herz gelegt – Und dann die unendlich schöne Welt die in dir sich mir aufthut – in Dir allein mein Geliebter ganz so reich ganz so herrlich auch ohne | des schönen Umhangs von Genüssen die mein Leben noch als Zugabe erfreuen werden – Ach Ernst unsere Schwestern Sophie und Louise! ihretwegen mag ich gar nicht an die Trennungsstunde denken. Sophie hatte zu sehr nur ihre einzige Freude in den Kindern gesezt – Mit verhaltenem Schmerz redet sie oft davon wie ihr alles leer sein würde künftig, wie die köstlichen Früchte sie nur schmerzvoll erinnern würden an der Kinder Freude – und alles wohin ihre Augen fiele würde sie erinnern an die lieben Geschöpfe die sonst sie beglückten – Ich
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weiß nicht wie sie es tragen wird, und wie traurig für Beide daß sie fast auf gleiche Weise von ihren Empfindungen übermannt werden. Sophie wird leichter krank wenn sie etwas trauriges trift, darin beherrscht Louise sich mehr, sie ist aber noch weit stärker gereitzt, verliert mehr sich selbst und die edle Haltung – Mir ist oft unbegreiflich wie sie so sein und leben kann bei allem was oft innerlich sie bestürmt, ich weiß gewiß ich wäre längst aufgerieben wenn ich so | viel immer fühlen sollte. Ich hoffe erstaunlich darauf daß deine Gegenwart viel in Beiden beruhigen und stärcken wird. Sage mir nur bald ein freundlich Wörtchen für sie, es thut ihnen sehr wohl von Dir – Sophie meinte neulich ich schriebe wohl nie ein Wort von ihnen da thut sie doch Unrecht, ich habe doch oft von ihrer Güte geredet. Die Hane bittet Dich sehr das botanische Buch für sie nicht zu vergeßen. Von den Sagardschen viel herzliche Grüße. Gar manche Unterredung über solche Verhältnisse wie Jette mit Alexander Du mit Eleonore oder Friedrich Schlegel mit seiner jetzigen Frau – entspinnen sich unter unsern Frauen hier, deren Gefühl nun gegen jedes solches Verhältniß durchaus streitet. Ich soll dann sagen wie mir zu Muthe ist und obwohl ich glaube recht zu fühlen und zu sehen, so kann ich mich doch gar nicht darauf einlassen eine Erklärung zu geben eben weil sie doch keinen Eingang finden würde, da bin ich ihnen nun ganz unerklärlich weil sie mich nicht im geringsten leichtsinnig gekannt sonst, und sie glauben wircklich daß ich schon etwas weltliche Grundsätze angenommen wovon sie Dich allerdings auch nicht ganz frei halten und nicht recht wissen wie sie es mit dem Religiösen vereinigen sollen – Daß Louise die so viel mit euch gelebt, euren Sinn noch nicht versteht, nicht kennt das ganz einfache reine worauf es ankomt, das ist mir unbegreiflich. Süßer Mann ich schließe Dich innig an mein Herz –
*3086. Von Charlotte Pistorius. Um den 16. 2. 1809
98 f wovon … sollen –] mit Einfügungszeichen über und unter der Zeile 100 f die … einfache] am linken Rand 101 f reine … Herz –] mit Einfügungszeichen am linken Rand von Bl. 30
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Briefe 3087–3095
*3087. Von August Wahlert. Vor dem 17. 2. 1809 Bittet Schleiermacher, sich für ihn in Bezug auf eine Anstellung zu verwenden.
*3088. An Friedrich Severin Metger. Berlin, Freitag, 17. 2. 1809 Berichtet von seiner schwachen Gesundheit und der bevorstehenden Reise nach Rügen sowie von deren Anlass, der Trauung; gibt eine Charakteristik der Verlobten Metgers, Friederike Philippine Thiele; über das schlechte Benehmen des alten Büntings im Kriege.
*3089. An Johann Albrecht Friedrich Eichhorn. Berlin, Sonnabend, 18. 2. 1809
*3090. An Ludwig Sigismund Anton Baron von Röder. Berlin, Sonnabend, 18. 2. 1809
*3091. An Johanna Steffens. Berlin, Sonnabend, 18. 2. 1809
*3092. An Carl Schleiermacher. Berlin, Sonnabend, 18. 2. 1809
*3093. Von Charlotte Cummerow. Wohl Stralsund, vor dem 19. 2. 1809
17. 2.–19. 2. 1809
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*3094. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, um den 19. 2. 1809
3095. Von Henriette von Willich. Wohl Poseritz, Sonntag, 19. 2. 1809 Sonntag Nachmittag d. 19t. F. 42
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Mein Herzens süßer Mann ich will mir diesen stürmischen Sontag freundlich machen indem ich zu Dir eile an Deiner Liebe mich erquicke an Deiner süßen süßen Liebe – will Dir mein Herz ausschütten mein Trauter, Lieber! – Es ist wieder neuer Kummer in mir erwacht der mich recht drückt o mein Geliebter es ist das Unrecht das ich gegen Louisen habe das mich um so mehr drückt da es von der Art ist daß ich es niemals gut machen kann. Du frägst wodurch dies auf einmahl so lebendig wieder in mir erwacht ist – gestern da sie wieder empfindlich auf mich war und ich ihr das ewige Mißtrauen gegen mich vorwarf führte das eine Art von Erklärung herbei und ich sah in ihr Inneres den unendlichen Schmerz den ich ihr gemacht durch meine Kälte und Lieblosigkeit – es erschütterte mich tief – ihr der Armen die so freudelos ist und so zernagt ohnehin von ewigem Schmerz – – o mein Ernst fühle wie das Deine arme Jette drüken muß. Ich rede nemlich mehr von der vergangenen Zeit als von der jezigen – Gott weiß was ich gelitten habe, es weiß kein Mensch und es ist kaum zu glauben – | Ich war aber doch die Schuldige, ich hätte beim ersten Keimen der Kälte in mir wehren sollen, es immer im Auge haben sollen daß sie die Unglückliche war ich die Glückliche – Louise war was sie sein konnte daß ihre Schwächen und Eigenheiten mir innerlich wiederstanden dafür konnte sie nicht – ich hätte ich immer mehr opfern sollen von meinem Glück. Ich glaubte alles gethan zu haben wenn ich sie nicht mit Worten kränkte, still schwieg wenn sie gereitzt gegen mich war und übrigens hin und wieder etwas zu befördern suchte wovon ich dachte daß es ihr Freude
3095. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, Bl. 31–35; D1: Br 2, S. 228 f. (Auszug); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 341–344 (gekürzt)
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Brief 3095
machen sollte, so beschwichtigte ich mein Gewissen über unser Mißverhältniß was anderen sonst unmercklich aber desto tiefer und unheilbarer eingerissen war. Ich sehe wohl ein es wäre besser gewesen wäre es auch zwischen uns öfterer zu offenbaren Zänkereien gekommen (was in der lezten Zeit wo es beßer war, häufiger geschah) als dieses Schweigen was Louise mir auf die allerschlimmste Art gedeutet. Gar oft habe ich ihr auch in herzlicher Aufwallung daß es anders werden müße – die Hand gereicht, auch faßte sie sie liebevoll und dennoch war es bald wieder beim alten. Was sie mir aber gestern Schuld gab als habe ich ein mahl wo sie sich herzlich zu mir geneigt, mich kalt hinweg|gewendet, kann ich gar nicht glauben, kann mich deßen nicht entsinnen wenn ich sterben sollte – O Gott Ernst das halbe Jahr in Sargard alleine mit ihr es war zu schwer zu traurig, ich fühlte das tiefste Mitleiden mit ihr und wußte ihr nicht zu helfen. Unendlich viel von ihr verkannt gar oft in dem Besten mißverstanden, zog mich das immer mehr in mich zurück – ich konnte nicht meine Trauer nicht meine heiligsten Augenblicke mit ihr theilen. Ich konnte oft gar nicht leben so schwer lag es auf mich. Und oft in der Noth meines Herzens ruf ich aus Gott hat mir zu schweres auferlegt! Wie manchen bogenlangen Brief habe ich damals an Dich geschrieben, ich konnte mich aber nie entschließen es dir zu schicken weil ich i m m e r fürchtete Louisen zu wehe gethan zu haben. Ich hatte es ganz gewiß gehofft Ehrenfrieds Tod würde uns vereinigen, ich weiß auch welche Veränderung er in mir hervorbrachte – aber Louise kannte mich nicht und mißtraute mir immer. Mein Ernst ist es nicht ein sehr bitteres Bewußtsein das ich aus meiner Vergangenheit in das schöne Leben mit hinüber nehme? Ich habe Louisens schönstes Bild das sie für | ihr Leben hatte, sich an das Glück ihres Bruders anzuschließen und darin ihr eigenes zu finden – zerstört – mein geliebter Ernst habe ich nicht Ursache recht traurig zu sein? Sie ist jezt recht unwohl und unendlich trübe immer. Gestern Nacht war ich auf als sie schon schlief, da stieß sie im Traume Töne aus die so zerreißend waren so schneidend klagend – ich kann es dir nicht beschreiben – es erschütterte mich recht. Es ist dunkel ich muß für diesmahl schließen ich komme aber heute Abend wieder und antworte auf deinen süßen lieben Brief – Mein Geliebter o wie ich mich fest an Dich drüke in Liebe und Wehmuth, umfasse mit Deinen liebenden Armen die Seelige – die Betrübte –. Abends. Louise fiebert ordentlich, also sind jene Töne nicht sowohl Ausdruck ihres innern Zustandes wofür ich sie nahm, gewesen, als der Anfang eines
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körperlichen Unwohlseins. Ich hoffe daß ihr Aufenthalt in Götemitz sie wieder erheitern wird, sie lebt sehr gerne mit der Kathen. – – Du siehst wie dies Eine mich nun wieder recht erfüllt – ich sehne mich sehr nach Antwort von Dir. | Nun zu deinem lieben Briefe. Wie freut mich alles was du mir über deine Arbeiten sagst – ja ich würde mit inniger Theilnahme Dir zusehen und dem leisesten Winke gerne folgen um in dein stilles Stübchen hineinzuschlüpfen – Ach ja wohl geliebter Ernst habe ich immer auch viel Liebkosungen mitzulesen die nicht da standen, und wußte immer wo Dir am innigsten zu Muthe gewesen war – theurer süßer Ernst, Herzensmann wie göttlich sagst Du es mir immer wieder daß Du ganz mein bist, ich kann ja nun nichts mehr thun als dich so ganz zu nehmen – und Gott zu preisen – und zu schweigen von meinen Mängeln und mich getrost als dein Weib anzusehn – als das Weib deiner Seele, deines Herzens! Aber Du böser lieber Mann hatte ich Dich nicht gebeten neulich zu meinen R e d e n s a r t e n kein ernsthaftes Gesicht zu machen? es war doch fast purer Scherz. Du hattest so viel von der interessanten Frau geredet daß ich mich ein bischen empfindlich stellen wollte, und da mischte sich etwas Wahrheit über mich selbst hinein, nemlich daß ich mich nicht interessant finde, was man eben in der Gesellschaft so nennt, davon redeten wir doch auch nur. Daß ich fürchte Du möchtest einen wesentlichen Mangel an meiner Seite empfinden davon habe ich doch wohl gar nicht geredet. Darüber habe ich | ja immer ganz dasselbe Gefühl gehabt wie Du hier aussprichst daß der erste solche Augenblick, der des Todes für unser Glück sein müßte, o Gott mein Geliebter ich hoffe wir werden ihn nicht erleben ich glaube Dir daß ich werde mit Dir theilen können alles was Du treibst und was dein Herz bewegt. O mein mein Ernst so bist du also wircklich ganz mein eigen! ich sehne mich nach dem Augenblick wo Du es mir mit Küssen versiegeln wirst – wo ich bis ins innerste davon durchdrungen sein werde Du Mein! Süßer Ernst so sehr es mir auch am Herzen gelegen Dir alle meine Mängel recht vor Augen zu halten so ist mir doch nie eingefallen daß wir uns dabei beruhigen könnten wenn sie wircklich der Art wären daß sie Dir eine Lükke liessen. Gewiß mein Geliebter ist mein Gefühl über die wahre einzige Ehe immer ganz zusammentreffend gewesen mit Deiner Ansicht. Aber mich dünckt auch Dir muß dieser Wiederspruch einigermaßen einleuchten, daß ich wohl fühlte Deine ganze Liebe und wie Du dadurch mein seist – daß ich aber in der Reflexion über mich unmöglich so schnell dahin kommen konnte Dich dem Verehrten, Angebeteten | mich so kühn zur Seite zu stellen und zu w i s s e n ich sei die einzige, rechte.
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Briefe 3095–3097
Sei nicht bange süßer Ernst daß ich mehr dein sein will als sich gehört, ich will schon die Menschen auch recht genießen die mir gefallen und von denen ich weiß daß es ihnen eben so ist – wenn Du nur am Ende nicht klagen wirst daß ich mich gar zu wenig um Dich bekümmere in Gesellschaft – Du erinnerst Dich wohl noch wie ich mich freute als Du mir damit zuvor kamst daß wir vor Leuten nichts von unsern Zärtlichkeiten preis geben wollten. Nein süßer Ernst Du magst hübschen Mädchen die Cour machen und treiben was du willst ich will Dich schon lassen ohne Eifersucht – solche himmlische Freiheit ist ganz köstlich und wohl rechtes Kennzeichen der wahren Liebe. Ja wohl äußerst lächerlich wäre es und Deine bloße Zeichnung davon hat mich recht amüsirt nehmlich wenn wir geredet hätten und ich wollte dann sagen oder denken wie geistreich! Ich kann Dir doch versichern alter lieber süßer daß ich das noch nie gedacht habe, sondern ganz und gar durch und durch bist du für mich geistreich | und alles andere, kurz ganz herrlich! Aber höre gehe mir mit Deiner Frau von Zschokke. Jette mag sie gar nicht leiden und dann ahndet mir nicht viel besseres von mir. Das ist ganz interessant wie Du die Männer da behandelst aber ernsthaft sage mir doch, verlohnte es sich doch nicht ihnen das wahre zu zeigen, sind doch wohl nicht manche darunter die dem Guten die Hand bieten würden wenn sie es erkennten, aber zu ohnmächtig sind es aus sich selbst zu erkennen? Schon hier auf Rügen ist manche Klage über Dich erschollen daß Du über bedeutende Gegenstände Dich gar nicht äußerst in Gesellschaft und Manche sind recht betrogen wenn sie etwas aufs Tapet brachten worüber sie nun grade gern von Dir belehrt sein wollten und Du hast dann entweder ganz geschwiegen, oder bist leicht entrirt in ihre Meinung ohne etwas eignes tüchtiges zu sagen, kurz ganz ähnlich wie Du es selbst beschreibst. Vorstellen kann ich mir ganz warum Du so zurückhältst denn oft wäre es wohl die Perle vor die Säue geworfen wenn Du Dich äussertest, aber bisweilen geschieht doch Einigen zu nahe die wircklich gerne immer | das bessere aufnähmen. Süßer Mann hier auf Rügen mußt Du nur bisweilen fließen lassen wenn man so durstig an Dir zapft. Mit Kathen hast du wohl gute Geduld gehabt all seine Sophismen anzuhören und bei ihm verdenke ich es Dir eben nicht wenn du ihn auf obige Weise behandelst. Aber genug geplaudert hätte ich wohl für ein mal Sophie giebt mir einen ganz eignen Auftrag ich soll Dir sagen, daß i c h immer thäte durchaus nur was mir beliebte und anstände und daß du dich in ein gutes Joch hineingäbst 140 Kathen] Kahten
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Jette hat mir aufgetragen mich nach Wasser Transport zu erkundigen, ich will es wohl noch thun, doch denke ich daß wir beim Berliner Fuhrmann bleiben. Das andere soll sehr umständlich und kostspielig sein. Unsere Kinderchens sind sehr wohl und heiter. Jette kann vollkommen das b aussprechen aber einzeln, im ganzen Worte hat man viel Mühe | es heraus zu bringen aber an l und r ist gar nicht zu denken. Der Junge wird gewiß deutlicher reden. Es ist recht ein Elend daß sie schon einmahl ein bischen Frühlingsluft gewittert haben nun wollen sie immer hinaus und es ist doch wieder so rauh. Den kleinen Sopha den Du Dir ausgebeten erhältst du nicht mein Lieber sondern einen dreisitzigen weil dieser mit Pferdehaare und der kleine mit Kuhhaar gestopft ist – Wir haben einen kleinen Lieutenant hier, einen recht dummen Jungen der aber ganz charmant sein will es ist gar lästig daß ich immer mit dem Volk mich so viel einlassen muß. Die unglückliche Geschichte ist für uns beendigt, der Mörder wird nach Stettin geführt, ich denke da lassen sie ihn wohl frei – Lebe wohl mein ganz unaussprechlich geliebter süßer Ernst und grüße unsere Nanny Jette.
*3096. An Friedrich Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Dienstag, 21. 2. 1809
3097. An Henriette von Willich. Berlin, Dienstag, 21.2. bis Donnerstag, 23. 2. 1809 Dienstag d 21t Febr. 11
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Was für verbuschelte Tage sind das gewesen daß ich noch gar nicht habe dazu kommen können wieder mit Dir zu plaudern! Am Freitag habe ich einige Angst ausgestanden, die gewöhnliche Zeit verging ohne daß ein Brief gekommen wäre, er kam erst Nachmittags, und nun statt Sonntag 3097. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 26 f.; D1: Br 2, S. 229 f. (gekürzt); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 344–347 (gekürzt)
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Brief 3097
ist der lezte heute erst gekommen[.] Ich bin nun dahinter gekommen daß das größtentheils des Briefträgers Schuld ist und habe nun angefangen ordentliche Untersuchungen anzustellen um ihn verklagen zu können. Solch ein Taugenichts soll mich auch nicht einige Stunden geschweige ein Paar Tage um Deine Briefe bringen. – Sonnabend war Nannys Geburtstag. Beim Frühstük das heißt bei uns immer gleich nach dem Aufstehn begrüßte ich sie mit ein Paar Kleinigkeiten. Dann mußte ich sie um 11 Uhr unter einem Vorwand zu Reimers schiken wo ihr eine Ueberraschung bereitet war, und Abends waren einige Freunde hier. So wird ein Geburtstag in der Regel begangen bei uns. Aber wenn wir Deinen erst hier begehn theure Jette dann soll mir das süßeste sein der erste Morgengruß den ich dir bringen werde, der erste zeugenlose heilige Erguß der Freude der zugleich der innigste Dank gegen Gott sein wird. Es ist so herrlich und auch ganz nothwendig das erste und innigste ganz unter sich zu haben an einem solchen Tage, hernach aber müssen auch alle für die es sich gehört Theil haben an der Freude. Nanny habe ich diesmal schon recht vertröstet darauf daß es künftiges Jahr besser sein würde; denn du wirst genauer wissen womit wir sie erfreuen können, und sie wird sich dann nicht um alles zu bekümmern brauchen wie sie diesmal noch den Kuchen selbst bestellen mußte weil ich vergessen hatte zu rechter Zeit eine von Reimers Hause zur Vicewirthin zu bestellen. Am Sonntag habe ich ein meiner künftigen Kirche gepredigt. Es war der Anfang der Passionszeit in der ich immer vorzüglich gern und mit besonderer Andacht rede. Ich war auch ziemlich mit meiner Predigt zufrieden wiewol ich weniger als sonst vorher hatte ordentlich daran denken können. Den ganzen übrigen Tag konnte ich aber auch nicht zu mir selbst kommen. Vormittags hatte ich ein Paar Geschäftsbesuche zu machen und Mit|tags und Abends waren wir bei Albertis gebeten; ich machte aber zwischen durch noch ein Paar andere Besuche ab. Oft dachte ich daran ob du wol würdest mit Jette zusammen sein und wünschte es gar herzlich Dir und ihr. – Vorwürfe habe ich mir schon ein Paarmal darüber gemacht daß ich Dir noch immer nicht auf deine Frage nach Alexander geantwortet weil Du mein Schweigen so leicht mißverstehen konntest. Nun Jette Dir einen Brief von ihm gelesen hat das weniger Noth. Daß ich seiner gegen Ehrenfried weniger erwähnt als anderer Freunde hat großentheils seinen Grund darin daß ich nicht wußte wieviel er von Jettes Verhältniß zu ihm wisse; gesprochen indeß haben wir doch mehr von ihm als geschrieben. Es ist aber auch überaus schwer über Alexander mit jemand zu reden der ihn gar nicht kennt; und ich möchte nicht dafür stehn daß Du nicht durch mich eine ganz falsche Vorstellung von ihm bekämest. Ich glaube du kanst ihn aus einem Briefe
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an Jette besser kennen als durch alle Beschreibungen die ich dir machen könnte. Auch mein Verhältniß zu ihm ist nicht recht leicht zu beschreiben. Wenn man auf das Wesentliche sieht stehn wir einander sehr nahe wir wissen jeder alles wichtige vom andern, wir haben gegenseitig ein unbegrenztes Vertrauen und sprechen wir über etwas so sagt jeder ganz unverholen seine Meinung. Dabei lieben wir uns auch persönlich sehr, sind sehr gern zusammen, und keinem ist an dem andern irgend etwas bestimt zuwider. So sind wir dem Wesen nach ganz wahre Freunde; aber es tritt doch in der Erscheinung nicht ganz so heraus wie wol zwischen mir und Andern. Gar nicht etwa als ob sein Rang oder seine Art ihn zu behandeln eine Scheidewand sezte, Gott bewahre davon ist auch nie im mindesten die Rede gewesen. Aber theils ist eine ganze Seite in mir die in meinem Umgang mit Alexander nie recht herauskommt, das ist die leichte lustige muthwillige, auch das nicht als ob er etwa Anstoß daran nähme; aber sein Wesen ladet mich nicht ein mich darin gehen zu lassen mit ihm, er selbst geht nicht hinein und erwiedert es nicht, es liegt nicht in seiner Natur, und so gebe ich ihm doch immer am liebsten das was ihm das liebste ist – Kurz der Ernst bleibt immer das herrschende in unserem Verhältniß, und wenn ich mir das einmal so recht klar vorstelle so fehlt mir etwas darin. Theils hat Alexander eine solche Art von Respect vor mir die mich bisweilen drükt. Besonders wenn ihm etwas an mir nicht recht ist muß es schon | eine ganz eigene Bewandtniß haben, es muß entweder in Verbindung stehen mit dem öffentlichen Leben oder es muß längst vorbei sein wenn er mit mir darüber reden soll; sonst hat er das Herz nicht. Das sind so die Grenzen unseres Verhältnisses; innerhalb dieser aber sind wir vollkommen zutraulich und offen und jeder des Anderen ganz gewiß. So haben wir über Eleonoren fast niemals gesprochen; ich konnte wol merken daß ihm das ganze gar nicht recht war aber frei heraus hat er mir nie seine Meinung gesagt. – Unsere Verbindung süße Jette ist übrigens hier nun so bekannt daß sie wol auch davon wissen muß. Wie sie darüber denken und fühlen mag darüber kann ich mir auch nicht eine Vermuthung machen so wenig vermag ich mich in ihren jezigen Zustand hineinzudenken. Daß sie jemals sollte in unser Leben gehören kann ich mir gar nicht vorstellen. Aber gewiß steht Dir noch eine sehr interessante Lektion bevor wenn Du unsere Correspondenz lesen willst. Du wirst dann sehen wie mir die Lucindenbriefe freilch nur Gelegenheit gaben die eine Seite von ihr darzustellen von der sie am bewunderungswürdigsten und schönsten erscheint und du magst dann urtheilen wie ich diese aufgefaßt habe.
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Briefe 3097–3098
Wirst Du aber auch wünschen daß mir noch einmal die Gelegenheit kommen mag auch Dich so darzustellen meine süße Geliebte? ich wünsche es mir wol und in einem selbständigen Werke an Frische soll es mir auch dazu nicht fehlen, wenn ich nur Ruhe dazu sähe und Zeit. Aber es soll mir auch nichts wesentliches fehlen wenn es nicht so kommt. Du bist Mutter süßes Herz und darum bedarf es gar nicht für Dich einer solchen Darstellung. Die Ernestine in den Briefen und die in der Weihnachtsfeier sind gewissermaßen dieselbe Person. Ich kann nicht sagen daß ich Jemanden bestimmt damit gemeint; ich weiß nur daß mir ein Bild dabei vorgeschwebt, was ich mir selbst nach Erzählungen die vielleicht nicht die getreuesten waren entworfen habe von einer Schwester von Schlegel in Dresden. Wenn er mir von ihr erzählte gestaltete sich diese Figur in mir die ich hernach so ausgeführt habe. Aber nun muß ich dem Plaudern ein Ende machen und noch ein weniges arbeiten mein liebes Herz; denn ich habe noch zwei Stunden an meiner Politik aufzuschreiben. Ich möchte mir nur noch die Zeit lassen vorher dich recht gründlich zu küssen und zu umarmen. Es kann etwas viel darauf gehn dabei, das ist wahr wenn ich das so recht behaglich treibe aber laß es dir nur gefallen du wirst es doch noch oft müssen. Zuerst muß ich Dich dafür küssen daß Du Dich von meinem Muthwillen so hübsch hast anstekken lassen, und ordentlich wiewol etwas verschämt und vielleicht nur auf kurze Zeit aus dem Schnekenhäuschen der Demuth herauskamst. Wenn ich Dir nun sage daß wie Deine Demuth mich übermüthig | gemacht hat, so es wol ganz natürlich ist, daß der Uebermüth mit dem Du mir drohst mich demüthig machen wird, demüthig über das überschwengliche Glük daß Du so ganz von allen Seiten die rechte bist – sieh so ist das wieder eine ganz ganz andere Art von Küssen. Ach Gott wie werde ich nur von diesen ein Ende finden! Es wird mir dabei einfallen, daß es doch noch immer zehn Wochen sind bis ich Dich sehe und habe, und nun werde ich Dich fest umarmen und mich an deine Brust legen und mich da eine süße Weile schaukeln, und dann noch einen langen Kuß und gute Nacht. Donnerstag d. 23t. Gestern war schon wieder ein leerer Tag liebste Jette an dem ich nicht zu Dir reden konnte, wiewol ich unaufhörlich um Dich gewesen bin. Recht lebendig habe ich mir gedacht wie nun nachdem Luise weg ist die Kinder alle Wirthschaft mit Dir allein betreiben werden. Warlich ihr habt euch die kleinen Geschöpfe zu sehr lassen über den Kopf wachsen, und ich kann Dich recht beklagen wenn ich denke wie sie Dich 89 Zeit.] folgt 〈Du bist Mutter〉
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zerarbeiten. Ich bitte dich wenn sie Dich total müde gemacht haben so zwinge Dich nur nicht aufzubleiben um mir zu schreiben und kürze Dir ja nichts ab von Deinem Schlaf da Du nun schon des Morgens davon verlierst. Thue Du nur halb soviel um recht gesund zu bleiben wie ich thue um es recht wieder zu werden. Ich bade sogar was ich eigentlich kaum bei meinen Geschäften verantworten kann wegen der Zeit die es kostet. Jettchens Grämlichkeit nach dem Mittagsschlaf würde ich nicht mit der Ruthe curiren, ausgenommen Du müßtest ihr begreiflich machen können daß das keine Strafe sein soll sondern ganz eigentlich eine Kur. Aber in die Einsamkeit würde ich sie jedesmal schikken, und dann vorzüglich suchen dem physischen auf die Spur zu kommen. Vielleicht erhizt sie sich zu sehr im Schlaf und schwizt viel wovon Kinder leicht grämlich werden. Wenn sie sich Ehrenfrieds Despotismus selbst gefallen läßt, so störe sie doch darin ja nicht, es ist eine herrliche Vorschule um eine trefliche Hausfrau zu werden. Aber im Ernst; wenigstens als ein Unrecht gegen sie darfst Du es nicht ahnden, sondern nur als ein Unrecht gegen dich wenn er ihr etwas abnehmen will was du ihr gegeben hast, und das doch auch nur bisweilen und wo er es schon fühlen kann daß die Sachen bei ihm nicht in den rechten Händen sind. Ach es ist ungeheuer schwer über dergleichen im Allgemeinen zu sprechen; ich verlasse mich nur darauf daß Du schon errathen wirst wie ich es meine kannst du doch meine Hand so gut lesen. – Nun hätte ich noch so viel zu plaudern über dein süßes Geplaudre, und kann nicht mehr aber ich schließe dich recht eng an meine Brust und drüke die innigsten Küsse auf deine süßen Lippen. Ja ganz ganz Dein Ernst. Hier hast Du einen Brief an Willich in Sagard; nächstens bekomst Du unfehlbar einen an unsre Lotte Pistorius.
*3098. An Heinrich Christoph von Willich. Berlin, Mittwoch, 22. 2. 1809 Mit Grüßen an die Brunnenaue
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148 f Hier … Pistorius] am linken Rand Bl. 26
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Briefe 3099–3105
3099. An Luise von Willich. Berlin, Mittwoch, 22. 2. 1809 22 Febr. 1809. – Ich denke, du bist nun gewiß in Götemitz und es ist nicht schön, daß du uns ÐvorherÑ noch keine Beschreibung des täglichen Lebens in Poseritz gegeben hast. ÐLasstÑ ÐEuchÑ von den Kindern tyrannisiren. Jette wird sich einsam vorkommen ohne dich. Schilt sie freundlich, dass sie in ihrem Brief nicht auf den Todestag ihres Bruders einging; bemerkt, dass die Kinder viel zu viel Ansprüche an die Erwachsenen machten.
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*3100. An Henriette Herz. Berlin, Donnerstag, 23. 2. 1809
3101. An Henriette von Willich. Berlin, wohl Donnerstag, 23. 2. 1809 An Jettchen d 6t. Merz 14a Ich möchte Dich gern schmükken an Deinem Fest süße Jette und Perlen sind der Schmukk den ich am meisten liebe. Freilich wünschte ich ich hätte Dir ächte schikken können denn ächt soll alles sein soviel möglich in unserem Leben. Glaube nur nicht daß Perlen Thränen bedeuten denn das gilt nur im Traum. Sie bedeuten das edelste was im Verborgenen eines stillen unscheinbaren Lebens bereitet wird. Wann du auch die Zeilen und dies kleine Geschenk empfängst, gewiß bin ich in dem Augenblik mit meinem ganzen Herzen bei Dir denn den ganzen Tag werde ich das sein – und die Sehnsucht die mich nie verläßt wird nie stärker sein als an diesem Tage. Immer vereint in Dank und Freude soll er uns künftig finden. Gott sei mit Dir mein theures Kind, meine süße Braut. Ich küsse Deine Stirn und deine holden Augen und segne dich und schließe dich dann mit 3099.
Überlieferung: h: BBAW, Nachlass Dilthey, 116/2
*3102. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 34; D1: Br 2, S. 236 f.; D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 361 f.
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den zärtlichsten Küssen in meine Arme. Und wenn Du in stillem dankbarem Sinnen über unsere Führungen hingehst an diesem Tage so sei das Bild Deines Ernsts Dir immer gegenwärtig, und denke daß er seinen schönsten Festtag feiert, und noch dazu ist Montag, der Tag an dem Du das beglükkende Wort zu ihm aussprachest. Jette daß ich Dich habe! daß nun ein herrliches Leben angehn wird, daß ich alle Deine Tage suchen werde zu verschönern und zu schmükken. Ich werde viel Gott danken und | loben an diesem heiligen Tage! ich möchte die tiefste innigste Rührung und die lauterste Freude allen denen verkündigen und mittheilen denen unser schönes Glükk am Herzen liegt. Gott segne Dich[.] Genieße heute reiner und voller als je die Gegenwart mit den süßen Kindern und den lieben Freunden und dem Andenken an mich, und die unvergeßliche schöne Vergangenheit, und die hofnungsvolle Zukunft. Und sehne Dich auch alles mit mir zu theilen was Dein Herz bewegt – aber Du weißt ja daß ich es alles weiß und fühle, daß ich ganz in Dir bin und du ganz in mir. Dein Ernst
*3102. An Friedrich Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Freitag, 24. 2. 1809
*3103. An Johann Christoph Wedeke. Berlin, Freitag, 24. 2. 1809
*3104. An Christian Gottlieb Konopak. Berlin, Sonnabend, 25. 2. 1809
*3105. Von Leopold. Vor dem 26. 2. 1809
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3106. An Henriette von Willich. Berlin, Sonntag, 26. 2. 1809 Sonntag d 26t. Febr. 9. 12
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Schon so manches Mal habe ich die Sonntagspost müssen vorbei gehn lassen ohne Dir zu schreiben liebste Jette. Heute ist es mir gar nicht möglich wiewol ich nicht weiß, ob ich dir mehr als ein Paar Zeilen werde sagen können. Ich predige zwar nicht aber ich will doch in die Kirche gehn, was ich sehr ungern unterlasse und will einmal wieder nach langer Zeit meinen Freund Gass hören und dann sind einige ganz nothwendige Gänge zu machen. Ihr armen lieben Poserizer was habt ihr für ein unangenehmes Ereigniß erlebt. Wol ist so etwas höchst schrekhaft sowol wenn es der Ausbruch der Wildheit und Bosheit ist, als auch, wiewol auf eine andere Weise, als in einem solchen Fall wie eurer. In dem Dorfe worin mein Vater nebenbei Prediger war wurde auch einst ein Mord ausgeübt, es war das erste Verbrechen seitdem es stand, und ich erinnere mich noch sehr deutlich der Predigt die mein Vater damals hielt, und in der ein frommer Zorn war und eine Beredsamkeit die einen großen Eindruk auf mich machte. Ich habe es mir immer als das schwierigste widrigste und unfruchtbarste Geschäft eines Predigers gedacht einen verurtheilten Verbrecher zum Rade bereiten zu müssen, und wünsche noch immer sehr daß es mich nie treffen möge. | In unserm Lande würde nur höchst wahrscheinlich auf den Fall der sich bei euch zugetragen keine Todesstrafe erkannt – aber ist es nicht noch ärger wenn man sich denkt daß ein sonst ordentlicher Mensch dann sein ganzes Leben unter dem rohesten Gesindel auf dem Zuchthause zubringen soll. – Die Geseze und die Proceduren sind noch sehr mangelhaft, und schwer sind die r e c h t e n Verbesserungen zu hoffen. Die Lerchen haben bei uns auch schon geschwirrt wir haben die schönsten Frühlingstage gehabt so daß der Flieder anfing Knospen zu treiben; aber nun ist es wieder Winter, Frost und Schnee. Wahrscheinlich geht es Euch nicht besser und ich fürchte Du bist von unserer Freundin wieder auf eine ganze Weile getrennt. Besser das schlechte Wetter kommt jezt als hernach! Ich wünschte es sehr daß wir die lezte Zeit auf deiner schönen Insel recht genießen, daß Du Dich noch recht mit mir an der schönen Natur lezen könntest die du um meinetwillen verläßt und für die ich Dir keinen Ersaz bieten kann. Ich möchte es recht fühlen und genießen was 3106. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 28 f.; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 348 f. (gekürzt)
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für ein Opfer du mir bringst. Und die erste Frühlingsflora wollten wir sorgfältig pflüken und untersuchen. Ja wol süßes Herz wird der Abschied Dir noch eine eigene Wehmuth geben! ich werde sie aufs innigste mit Dir fühlen und wir wollen uns ihr recht fromm und ungestört hingeben. Solche Punkte im Leben müssen recht genossen sein | wenn sie auch schmerzhafter Art sind, und sie mit einem Gemüth wie das deinige zu theilen und mit zu genießen, das ist gewiß recht herrlich und erquikend; und indem wir uns recht natürlich gehen lassen werden wir gewiß am sichersten die Schwächeren zu uns herauf heben. Du bist wol nicht auf einen solchen Fuß mit Schlichtkrull daß Du mit ihm über Sophie sprichst? Sonst glaube ich könntest Du es ihm einleuchtend machen daß es auch um ihretwillen besser wäre wir ließen uns nicht in Poseriz trauen. Wo nicht so will ich es auf meine Art anders einleiten. Nur daß nicht die ganze Sache daß wir noch einen Theil der lezten Zeit in Sagard zubringen wollen Sophien hernach erst überrascht. Es wäre mir recht lieb mit Benda zu reisen allein wenn er Anfang May nicht kann ist doch nicht daran zu denken da ich ganz bestimmt Anfang Juni wieder hier sein muß. Gern machte ich nun den Aufenthalt in Rügen so lang wie möglich und käme schon gegen Ende Aprill: schreibe mir aber doch deine Gedanken darüber. Aber mein Gott ehe ich es vergesse da immer drei Wochen beinahe hingehn ehe ich eigentlich Antwort von Dir bekommen kann so sage mir doch ja nächstens was für andere Vornamen Du noch hast denn ich habe sie rein vergessen. Du merkst wol, es ist wegen des Aufgebotes welches hier dreimal geschehen sein muß ehe ich abreise. Ein oder Zweimal werde ich es selbst verrichten müssen, das macht mir ordentliche Freude. Du siehst die Sache wird nachgrade ernsthaft liebe Jette, wenn Du noch Bedenken hast | so besinne Dich bei Zeiten. – Ach süße Jette ich verberge mein Gesicht an Deiner Brust und bitte Verzeihung über den schlechten Spaß. Gieb sie mir in einem langen süßen lieben Kuß und sage es mir recht innig daß Du ganz mein bist. – Lotte Kathen war es die mir nicht ganz so wörtlich aber doch dem Sinne nach sagte: Du würdest lieben wie du noch nicht geliebt hättest. Es war den Morgen darauf nachdem ich es ihr Abends gesagt ich sagte ihr: ich wüßte wol daß es immer nur Deine zweite Ehe sein würde, der Nachhall der ersten aber es wäre doch Alles was ich mir nur wünschen könnte und auch für Dich das Beste was Du nun noch zu hoffen hättest; darauf meinte sie dann, Nein, sondern Du würdest nun erst ganz und völlig aufblühn und es werde noch schöner werden als das erste. Wie verlangt mich nun bald von der glüklichen 61 wird] über 〈macht〉
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Briefe 3106–3107
Entbindung der lieben Schwester zu hören. Ich muß ganz eilig abbrechen einzige Jette, ich möchte gern noch an Lotte Pistorius und an die Cummerow schreiben aber den Vorrang hat eine Correctur, welche gefördert werden muß. Adio meine Einzige, leider wird aus keinem Schreiben mehr etwas ein großer Besuch hat mich um alles gebracht. Grüßes alles aufs herzlichste und brüderlichste. Hast du Deiner Schwester Luise nicht etwas von mir gesagt in ihrer feierlichen Zeit? Ganz Dein Ernst.
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3107. Von Henriette von Willich. Poseritz, Sonntag, 26.2. bis Montag, 27. 2. 1809 Sonntag d 26t. F. 43
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Von unserer Jette wirst Du alles Nähere über die gute Lotte wissen. Welche Freude hatten wir gestern da wir sie noch den Tag zuvor hier so leidend gesehen hatten! Die gute arme Lotte! möchte sie sich recht rein ihres neuen Mutterglücks erfreuen, und andre Schmerzen und Sorgen in dieser Freude untergehn – Und wie hast du mein Süßer – Einziger mein Herz erfreut und gerührt! welch innigs Verlangen mit Dir zu reden hat mich begleitet seit ich Deine Worte habe – Wie muß ich immerfort in meinem Herzen Gott danken daß Du so ganz herrlich – so heilig, so unaussprechlich schön und groß bist – Ja Deine h e i l i g e Freundschaft für Ehrenfried wird das ganze Leben durch ihn verherrlichen, ihn feiern – und in mir wirst Du sie auch immer neu beleben die treue ewige Liebe für ihn, sie wird eine Deiner schönsten Wirkungen in mir sein – O mein Lieber mir stehen die Worte nicht zu Gebot es auszusprechen | wie meine Seele aufgeregt ist in unendlicher Liebe für Dich in Gebet um Ehrenfrieds Liebe – in Danckgefühl gegen Gott und innigem Flehn und Sehnen zu ihm – Der höchste Genuß jedes Glückes jedes Schönen ist doch in den Augenblicken wo es am innigsten zusammenschmilzt mit unserer Liebe unserer Sehnsucht nach dem Unendlichen – Mein süßer Ernst ich habe lange nicht solche Augenblicke gehabt als diesen Morgen, und es ist mir die Hoffnung aufge3107. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, Bl. 36–40; D1: Br 2, S. 231 f. (Auszug); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 349–352 (gekürzt)
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gangen als werde mein Herz der stillen Frömmigkeit, des seeligen Gefühls der Gottes-Nähe wieder mehr genißen als ich es wircklich eine Zeit her weniger in mir gefunden – Dein heiliges Werck in mir ist es mein Geliebter! ach alles Gute werde ich immer Dir danken – mein mein Ernst Du bist eben so süß als Du groß und herrlich bist das entzükt mich oft so wenn ich mich in Träume verliere des künftigen schönen Lebens – | Montag Morgen. Gestern Nachmittag waren Sophie und ich auf einige Stunden zu unserer Lotte gefahren, wir fanden sie und ihr Kind so wohl als möglich. Auch Caroline war dort der das Herz aber recht schwer zu sein schien sie will selbst stillen, obwohl der Arzt es abgerathen sie hat das vorigte Mal ungeheuer gelitten ein vierteljahrlang an beständigen Brustschäden – Ich trage sie immer im Sinne, es wäre zu traurig wenn es wieder unglücklich ginge. Was macht denn der Gass ihr Kind? Ich habe mich in Stralsund sehr genau nach Wassergelegenheiten erkundigt, die Kaufleute meinen es würde nicht an Gelegenheit fehlen auch könne es wohlfeiler werden, aber sie rathen nicht dazu weil es unsicher ist und wir riskiren daß die Sachen genommen werden. Auch könne man vorher nicht berechnen wie kostbar es würde wegen des vielen umsetzens eben so wenig wie viel Zeit drauf gehn würde. Nun ist mir noch eingefallen ob wenn ich bloß die nothwendigen Sachen schikke B e t t k i s t e K o f f e r C l a v i e r Spiegel vielleicht der Fuhrmann noch andre Fracht aus Stralsund | mitnehmen könne und wir vielleicht dann nur nöthig hätten die Hälfte zu bezahlen. Das Küchengeräthe komt freilich mit wenn wir die ganze Fuhre nehmen müssen, sonst ist es doch nicht von Bedeutung. Die Kreuze in dem Verzeichniß bedeuteten jezt nichts früher hatte ich die damit bezeichneten behalten wollen.
Ja wohl sind die Nachrichten von den bevorstehenden Erschütterungen auch bis zu uns gedrungen, und mein Verlangen Deine Stimmung darüber zu wissen war recht groß. Ich denke oft so viel hin und her was Du wünschen was du hoffen kannst für das Vaterland aber es ist mir undurchdringlich – unerklärlich wie es noch etwas unternehmen könnte in so entkräftetem Zustande. Ich will Dir folgen mein Ernst und keine Unruhe mir gestatten, will wenigstens selbst als unzeitige Grillen behandeln was mir etwa aufsteigt – o mein Süßer wie wäre es anders wenn wir in jedem bedrängtem Augenblick uns stärken könten Einer an des Andern Brust! Es freut mich ganz außerordentlich daß unser Leben in so klaren
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Briefe 3107–3108
Bildern vor Dir steht, ich halte gar viel auf solche Vorahndungen und ich begreife sehr wohl wie | Dich jene Äußerung in meinem früheren Briefe schreckhaft ergreifen konnte. Es durfte aber doch nur vorübergehend sein denn auch mir ist jene Stimmung vorübergegangen und ich habe oft recht bestimmt gefühlt daß ich noch einmahl recht und ganz glücklich werden müße um zu werden was ich sein kann. Weißt Du daß was ich Dir in den Briefen aus der Zeit der Trauer geklagt habe über Disharmonie in mir, immer in Beziehung auf mein Gefühl gegen Ehrenfried war? das mangelhafte in meinem Schmerz – die Stimme die sich immer von innen hervor drängte so viel ich auch mit allen Kräften ihr wehren wollte – als habe ich noch nicht das höchste Glük gekostet, nicht die Einigung mit der g a n z zu mir gehörigen Seele genoßen? In solchen Augenblicken dann stürzte mir alles zusammen ich kam mir unbeschreiblich elend vor – die Vergangenheit gab mir keinen Trost, von der Zukunft w o l l t e ich nun einmahl auch nicht den leisesten in dieser Art hoffen. Wo eine schöne Dichtung das herrliche Gefühl der Liebe mahlte da ward der Schmerz immer recht lebendig – ach und um mich war nicht der gröste, sondern darum daß ich | Ehrenfrieds Liebe – daß ich ihm dem Herrlichen Liebevollen nicht mit der höchsten Liebe gelohnt – ich war oft nahe mich selbst zu verachten. Und immer war ich im Kampf und Streit mit mir, denn wenn es mir auch wieder lebendig ward wie unsäglich wie ganz außerordentlich lieb ich ihn gehabt hatte, wie seine Güte immer gleich klar vor meiner Seele gestanden und ich sie jezt nur mit Rührung mir zurückrufen konte – dann ward ich wieder zweifelhaft – Jezt glaube ich ist es mir klar meiner Liebe fehlte eben das was die Freundschaft von der Liebe scheidet – alles poetische, ich weiß es nicht recht zu nennen. – Ja bin aber jezt auch ruhig denn ich fürchte nicht mehr Ehrenfried wenn er auch meine innersten Gedanken sieht, dadurch zu kränken, weil er ja über das alles klar hinweg sehen muß und sich ihm viel reiner als mir Wahrheit und Täuschung geschieden haben muß. Und so bin ich auch seiner Liebe sicher weil die meinige zu ihm so ungetrübt ist, ist sie gleich anders als er glaubte – Sage es mir mein Ernst wenn hierin etwas ist was Dir nicht lieb | ist an mir. Siehst Du nun aber wohl wie ich Recht hatte in jener Zeit Dir zu schreiben Du liebest mehr das Bild einer Tochter in mir als mich selbst? wie war ich wircklich voll innrer Disharmonien während Du mich so schön bewegt nur in reiner Trauer dachtest. Das hat mich damals oft gedrückt und doch konnte ich Dir nur über mich sagen was ich sagte – Daß ich am Liebsten an Dich schrieb wenn ich am reinsten und frömmsten bewegt 96 Daß] Das
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war, war natürlich und doch mußte es Dich in der guten Idee bestärken. Wenn Du nur nicht später einmahl sehen wirst daß ich auch jezt nicht so unrecht gehabt in dem was ich Dir von meinen Unvollkommenheiten gesagt? Ernst! Jettens Worte a u c h D u ergriffen mich recht, aber ich fühlte gleich ganz bestimt wenn Jette auch erleben könnte daß du anders als jezt an mich schreibst, sie kein Recht haben würde zu rufen a u c h D u sondern daß ich daran lediglich die Schuld tragen würde – unschuldig Schuldige freilich – Ja mein Ernst das wird ganz herrlich sein wie sich in den Kindern die Liebe zu Dir und zu ihrem verklärten Vater verbinden | wird – ich rede Jettchen jezt noch gar nicht von diesem, erst wenn wir bei Dir sind – Unter deinen Händen wird alles so heilig – Ich hatte es gleich selbst gefühlt daß jener Wunsch von Ehrenfried ein äußeres Zeichen zu haben kindisch, und gar nicht im rechten Sinne war – Wie kann der Geist sich schöner und anders offenbaren als im Geiste des Andern – – Sehr nahe geht es mir daß die liebe Caroline so traurig aus eurem Kreise gerissen ward – Sei doch meinetwegen ganz ruhig ich bin von der vollkommensten Gesundheit, auch die Kinder ungewöhnlich gesund diesen Winter – Ich habe Dir schon Vorwürfe machen wollen daß du mir so lange nichts ordentliches über Dich gesagt, diesmal ist doch ein Wörtchen da. Stärck Dich recht süßer Mann, ach sei mir recht gesund und auch recht heiter – Deine Predigt hat mir g r o ß e Freude gemacht, gelesen habe ich sie noch nicht. Den 16ten April communiciren wir nun nicht wahr mein Theurer? ich habe auch | rechte Sehnsucht darnach – Ich hatte gestern ein recht inniges Gespräch unterwegs mit Sophie – auch besonders redeten wir viel über Louise, ich klagte ihr daß es mich sehr schmerze ihr oft weh gethan zu haben. Es that mir wohl daß Sophie mich sehr vom Unrecht frei sprach, obwohl ich doch fühle daß das Niemand ganz kann – Ich muß plötzlich schließen – Ja mein Geliebter ich schlage von neuem ein in Deine Hand und rufe unsern geliebten theuren Ehrenfried zum Zeugen unsers schönen Bundes an – Erfreue mich doch recht bald mit den süßen lieben Worten. Deine Jette.
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Briefe 3109–3110
*3109. Von Flöthe. Vor dem 28. 2. 1809
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Ach einzige Jette es waltet ein rechter Unstern über meinem Schreiben! Am Sonntag raubte mir ein Freund der in Wien gewesen war mit den interessantesten und zum Theil erfreulichsten Erzählungen alle Zeit zum Schreiben. Zwischen Mittag und Abend fand sich nur eben so viel Zeit daß ich die eingelaufenen Briefe lesen konnte einen großen von Jette, und Deinen lieben herrlichen wemüthigen – ach ich hätte Dir so gern gleich geschrieben! Gestern und heute habe ich gearbeitet nicht eben außerordentlich viel aber doch so anhaltend als ich konnte – und für Morgen und Uebermorgen sehe ich nun lauter Störungen voraus. Schon Vormittags kommen Morgen leider allerlei kleine Geschäftssachen Mittags muß ich bei der Levi essen, dann gehts ins Collegium, und Abends sind wir bei Alberti’s wo ein Geburtstag gefeiert wird. Uebermorgen soll ich Vormittags entweder ein Kind taufen oder Gevatter stehen und Mittags geht die Post ab. Soll ich nun gar taufen, was ich doch gern thue denn es ist bei lieben Leuten, so geht der ganze Vormittag hin. So laß mich Dir denn noch jezt in der Nacht ein Paar flüchtige Wörtchen sagen. Also ist wieder einmal ein Ausbruch des gegenseitigen Abstoßens gewesen zwischen Dir und Luise! und Du hast soviel dabei gelitten Du Aermste! Ganz kann ich mich noch immer nicht vernehmen daraus wie es eigentlich mit Euch ist! Ich wollte Du hättest mir die bogenlangen Briefe die mir doch eigentlich gehörten nicht vorenthalten, was ich Dir ohnehin gar nicht ordentlich verzeihen kann, so wüßte ich es wahrscheinlich besser. Im | allgemeinen glaube ich nur zu sehn daß Ihr beide gleich schuldig seid oder gleich unschuldig wie man es nimmt. Ganz unpartheiisch glaube ich dir etwas mehr Schuld beilegen zu müssen aber weil Du offenbar die stärkere und besonnenere bist; aber ich thue das eben schon in dem ich Dir gleiche zuschreibe denn hiervon abgesehn hat Luise gewiß mehr. Hättest Du mir 3110. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 30 f.; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 352–354 (gekürzt)
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doch gesagt weshalb sie denn ursprünglich empfindlich auf Dich geworden! Ich bin ganz überzeugt daß das gar nicht zu vermeiden ist mit aller Anstrengung der Welt denn je mehr man sich in Acht nähme um desto empfindlicher würde sie werden. Aber ich halte es für ein großes Glük wenn man es gar nicht merkt. Auf mich würde Luise gewiß täglich empfindlich, aber hundertmal vergangen ehe ich einmal etwas davon merkte, und so müßte es immer in sich selbst erstikken. Das kannst Du nun aber nicht; und nur so thun als merktest Du nichts das wäre gewiß bei ihr das übelste. Nun seze ich mich hin und lese alle Vorwürfe die Du dir machst und sehe daß du bei alle dem doch keine wesentliche Schuld an Dir aufzuweisen hast. Denn das ist keine daß du sagst du hättest ihr immer mehr opfern sollen von deinem Glük. Was welches Glük ist, das muß alles neben einander bestehen können ohne alle Aufopferung, und wenn Luise nicht ohne eine solche zu befriedigen gewesen so hat sie doch etwas falsches gewollt – wie denn eine so weichliche Liebe immer etwas egoistischer Natur ist. Deine Schuld liegt also gewiß nicht in etwas wesentlichem sondern nur in der äußeren Art des Betragens. Aber nicht etwa darin daß Du es nicht oft genug zu Zänkereien hättest kommen lassen denn die sollen doch eigentlich gar nicht vorkommen. Soll ich Dir je einen Vorwurf machen liebe Jette so könnte es lediglich der sein, daß eben Luisens Schwächen und Eigenheiten Dir widerstehen. Von Deiner | Stärke möchte ich es wohl fordern daß das nicht wäre. Seze diese Schwächen nur ein für allemal ordentlich als etwas was ist, was gar nicht in Luisens Macht steht zu ändern, und was also in die Reihe der natürlichen rein physischen Dinge fällt. Ueber diese ärgert man sich nie und sie widerstehen einem nie, sondern man lernt ihnen nur ab, wie sie zu behandeln sind. Kannst Du Dir nicht denken daß Du es dahin bringen könntest mit ihr? In Luisen verstehe ich nun vielerlei was eure Disharmonien hervorbringt, aber was du eigentlich meinst mit dem Mißtrauen was du ihr vorgeworfen hast, das verstehe ich nicht recht. Ueberhaupt um etwas ordentliches zu sagen über das Ganze müßte ich euch mehr miteinander leben sehn. Indeß habe ich die wunderliche Ueberzeugung daß wenn Luise in unserm künftigen Leben einmal eine Zeitlang mit uns leben sollte das sehr gut gehn würde. Ich glaube, ich wäre die rechte Vermittelnde Kraft für Euch, ohne daß ich eigentlich das mindeste Verdienst dabei hätte. Zuerst würde sich Luisens Empfindlichkeit an mir mehr als irgend an wem sonst abstumpfen, und du würdest leicht mit da hinein kommen, ihre Schwächen eben wie ein physisches Ingredienz zu behandeln das man auf gewisse Weise gewähren läßt und auf gewisse Weise ablenkt. Das aber kann ich mit Gewißheit sagen liebes gutes Kind, daß Du nicht soviel
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Briefe 3110–3115
hättest leiden sollen diesmal, zumal wenn du dir doch selbst neuerdings nichts vorzuwerfen hast. Und darüber gebe ich Dir den völligsten Ablaß was Du Dir vorwirfst als ob Luisens schönstes Bild in dem Glük ihres Bruders ihr eignes zu finden zerstört worden wäre durch Dich. Nein liebes Kind, es ist durch sie selbst zerstört worden, und auch nur sie konnte es zerstören. Sie konnte glaube ich aus dem Traum von einem gewissen Alleinbesiz nicht heraus; sie konnte nicht da hinein kommen Ehrenfrieden auch in Dir zu sehn, nicht weil Du grade Du warst, sondern wiefern Du überhaupt seine Gattin warst. In Ehrenfrieds Ehe konnte sie nicht hinein kommen. Er selbst suchte das immer zu bewirken, es war ihm aber noch nicht gelungen – Und nun muß ich zu Bett gehn meine süße Liebe weil das Zimmer ganz kalt ist. Dergleichen fürchte ich noch sehr wegen des Magenkrampfes, und Du willst ja ich soll recht viel thun um gesund zu werden. Aber was thue ich auch alles! ich pflege mich schon recht in deinem Namen, und wenn Du selbst anfangen wirst, wirst Du mich schon lange verwöhnt haben. Laß Dich recht an mein Herz drükken und alle Sorgen dir aus der Stirne streichen meine Herzens Jette, und sei mir nicht zu betrübt über etwas, woran du doch im wesentlichen nichts ändern konntest. Ist es aber nicht sonderbar daß ich grade jezt auch einen freundlich scheltenden Brief an Luise geschrieben, nemlich scheltend darüber, daß sie mir in dieser Zeit von Ehrenfrieds Tode auch nicht eine Zeile geschrieben hat. Ich bin nun recht verlangend darauf, wie sie das nehmen wird. – Sophie grüße nur schön und sage ihr das erstemal daß ich klagen würde über das Joch sollte sie mich recht tüchtig auslachen aber es hätte keine Noth denn ich wäre ein ganz rasender Wütherich gegen den Niemand aufkommen könnte. Ist das nicht auch ein eigener Auftrag, und einer wohl des andern werth? Fürchtest Du Dich wol Kleine? Ach sieh mir nur in die Augen ob die wohl böse sein können, und versuche die Küsse ob diese Lippen wol Zorn und Heftigkeit aushauchen können. – aber wahr ist es übrigens doch. Gute Nacht gute Nacht mein süßes Herz.
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Donnerstag. Ach ich wußte wol daß es so kommen würde und daß ich nicht mehr würde schreiben können; jezt komme ich eben von der Taufe und es ist die höchste Zeit daß die Briefe fort kommen. Aber Gestern Abend auf dem Geburtstagsfest habe ich sehr viel von Dir und unserm künftigen Leben gesprochen zu einer herrlichen Frau nemlich, der Spalding. Von der kann dir Jette nicht genug sagen denn sie haben sich nicht
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zusammen finden können. Nun lebe wol meine einzige Liebe. Nächstens mehr tausend zärtliche Küsse von Deinem Ernst
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*3112. An Charlotte Cummerow. Berlin, Donnerstag, 2. 3. 1809
*3113. An Charlotte Pistorius. Berlin, Donnerstag, 2. 3. 1809
*3114. An Jakob Ludwig Salomo Bartholdy. Wohl Berlin, vor dem 3. 3. 1809
3115. Von Henriette von Willich. Poseritz, Freitag, 3. 3. 1809 D 3t. März. 44 Du wolltest ja daß ich Dir jeden Posttag etwas sagen sollte geliebter Ernst – wie gerne thue ich es auch, allein aus Besorgniß um mich darfst 3115. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, Bl. 41–43; D1: Br 2, S. 234 f. (gekürzt); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 357 f. (gekürzt)
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Du es nicht fordern – ich bin vollkommen gesund. Auch unser Friedchen hoffe ich soll uns keine machen obwohl er ein wenig fiebert, ich werde aber doch den Arzt hohlen lassen wenn es nicht ganz schnell vorüber geht, und am Montag sollst Du gewiß wieder Nachricht haben. Der Friedle ist sehr eigensinnig und sehr zärtlich eins ums andre – Jettchen wird jezt außerordentlich vernünftig, ihre Fragen gehn ins Unendliche, mache Dich nur auf Antworten gefaßt denn ich werde sie oft zu Dir schicken Lieber Mann. Ich habe seit Louise in Götemitz ist wieder mehr noch mein Leben mit den Kindern gehabt und dabei ist mir immer so wohl – obgleich ich mich auch leicht durch Arbeiten die ich gerne auf die Seite haben will, kann von ihnen abziehen lassen, aber ich büße es immer durch ein innerlich unwohltes Gefühl. Siehe ich spreche Dir eigentlich wenig von meinem Muttergefühl aber ich weiß doch daß Du es kennst wie wohl und innig es mir ist wie bald stilles Entzücken | bald heimliche Sorge in meiner Brust wechseln – Die Sorge wird aufhören wenn erst Dein väterliches Auge über sie wacht Du Theurer! Nirgends verwebt sich mir so innig und so rührend Ehrenfrieds Bild mit dem Deinigen als wenn die kleinen Geschöpfe Va t e r rufen. Als ich meinen lezten Brief an Dich fortgeschickt hatte fiel es mir einen Augenblik schwer aufs Herz wie es nur auf Dich wirken möge daß ich immer in Erinnerung der Vergangenheit das Unvollkommne so hervorziehe und Dir davon rede – aber es konnte mich doch nur leicht beunruhigen denn ich schrieb ja nur für D i c h der Du alles das Schöne meines Lebens so durch und durch kennst daß es mir gar nicht recht einkommen kann Dir davon zu reden. Mir ist schon öfter diese große Einseitigkeit in meinen Briefen an Dich aufgefallen aber sie entsteht gewiß daraus, daß es mir nur immer Noth thut Dir meine Mängel und Fehler aufzudecken. In neuer Seeligkeit noch würde ich schreiben wenn ich einmahl mit mir selbst aufs | Reine käme, zufrieden mit meiner Natur, unbekümmert um mich selbst nur in Dir in unsern Kindern lebte – in euch ganz versänke seelig froh – O mein süßer geliebter Ernst wenn nun all das schöne Glück wirklich da ist wenn nun Herz am Herzen ich Dich ganz mein fühle – werde ich dann auch fühlen Deine schönen Weissagungen über mich in Erfüllung gehn oder wird das Gefühl meines Unwerths auch bis dahin dringen und noch etwas zurücklassen in dem sonst so ganz vollkommnen Glück – Steigt es Dir denn nicht bisweilen auch nur vorübergehend auf daß Dir etwas unbefriedigtes bleiben könne in meinem Besitz? vermag denn nicht meine ewige Unsicherheit Dir einen Leisen Zweifel zu geben? Gott wie ich mich in Dich hinein arbeite und wie doch mein ganzes Leben an Deiner Liebe hängt – o mein Ernst!
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Sage mir nur wie kamst Du darauf daß Dein Brief, als ich einmal hatte lange warten müssen, mich vielleicht nicht recht angesprochen haben möchte? Du bist ja immer gleich liebend, immer so gut und zärtlich. Hast Du es schon bei meinen Briefen eher erfahren? | Sage es nur mein Lieber. – Friedchens halber sei ganz ruhig, die hitzigen Fieber ergreifen hier gar keine Kinder und gehn überhaupt nicht mehr so herum – Ich schreibe diesen Brief an seinem Bette und er will fast immer die eine Hand halten daher ist er so unleserlich. Mit ordentlicher Spannung horche ich allen politischen Neuigkeiten. Man hat hier jezt gewaltige Kriegsgerüchte, wäre Wahrheit darin so würden ja fürchterliche Zeiten allgemeinen Kriegs und Aufruhrs angehn – Mein guter Ernst der Mai ist so nahe und wie viel kann noch dazwischen liegen auch für uns – ich will aber nichts fürchten. – Daß unserer lieben Nanny Geburtstag jezt war hat mich überrascht, Jette hatte mir gesagt er sei im December, es thut mir leid daß ich nicht darum gewußt habe. Du wirst auch wohl nicht besonders an mich denken an den meinigen der den 6ten ist denn ich erinnere daß Du mich um meinen Geburtstag gefragt hast und daß ich vergeßen Dir zu antworten – Du wirst mir aber doch besonders nahe | sein und ich werde wissen alles was in Dir würde vorgegangen sein hättest Dus gewußt. In Götemitz bin ich noch nicht wieder gewesen habe aber nur gute Nachrichten von dort. Wir haben hier jetzt herrliches Wetter, ich geniesse den Sonnenschein aber nur im Zimmer ich war noch gar nicht ordentlich draußen. Schreib mir auch ja immer geliebter Mann was Du hoffest und fürchtest. Ich bin viel bei Dir in unendlich süßen Phantasien leb wohl Deine Jette. Unter tausend Unterbrechungen ist der Brief geschrieben. Ich habe erschrecklich viel geschrieben seit einiger Zeit wenn nur nicht wieder Briefe liegen oder verloren sind Unsere Nanny grüße sehr herzlich
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Brief 3116
3116. An Henriette von Willich. Berlin, Freitag, 3.3. bis Sonnabend, 4. 3. 1809 Freitag d 3t. Merz Abends. 14
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Du hast mich so süß verwöhnt liebe einzige Jette durch posttägliches Schreiben daß ich sehr gejammert habe heute keine Briefe gehabt zu haben. Ja ich hätte Dir ein wenig schmollen können weil ich glaube Du mußt meine Bitte schon haben, daß du jezt so lange Krankheiten bei Euch umgehn doch immer ein Paar Zeilen schreiben möchtest. Indeß kann ich nicht sagen daß ich mich ängstige zumal es nur die kurze Frist ist die ich abzuwarten habe bis Sonntag. Ueberdies ist mir noch manches aus Deinen lezten Briefen zu beantworten übrig und da ich schon wieder bezweifeln muß ob ich zwischen hier und Sonntag Mittag noch einmal zum Schreiben kommen werde so will ich das lieber jezt gleich abmachen. Morgen muß ich auf einen durch Besuche und Kleinigkeiten sehr gestörten Vormittag zu rechnen. Dann habe ich Vorbereitung zu halten, die ziemlich ohne Interesse für mich sein wird, da wol kein Bekannter communicirt, und ich auch nicht, nun du nichts von dir hören läßt, denn halb und halb hatte ich gehofft du solltest diese Communion weil sie eben so unmittelbar vor deinem Geburtstag einfällt zu unserer gemeinschaftlichen wählen. Gegen Abend muß ich dann noch ein Paar Stunden in Geschäften aus sein und den Spätabend muß ich da ich bis jezt noch gar nichts von der Predigt weiß wol ausschließend dieser widmen. Sonntag ist dann Predigt und Communion, und dann soll ich bei Gass taufen und es bleibt gewiß kein Körnchen Zeit zum Schreiben. Sieh Liebchen ich rechne Dir das alles so vor damit Du Dich ein wenig daran gewöhnst und es Dir nicht sonderbar vorkommt wenn ich manchmal herumgehe und beseufze was für ein geplagtes Individuum ich bin. – Aber nun zu Deinem lezten Briefe süße Jette, neulich hat mir das von Luisen alles andere verschluckt. Ich hätte zu Deinen pikanten Redensarten kein ernsthaftes Gesicht machen sollen, und habe es doch gethan – nicht | als ob ich nicht gewußt hätte was alles Scherz darin war und wie weniges Ernst, und daß eigentlich gar nichts Wesentliches zu berichtigen war zwischen uns. Aber wofür hieße ich denn Ernst wenn es nicht recht zu mir gehörte manchmal recht unerwartet und plözlich aus dem Scherz überzugehn in Ernst? Ich habe 3116. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 32 f.; D1: Br 2, S. 232–234 (gekürzt); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 354–357 (gekürzt) 1 3t.] korr. aus 2 2 14] korr. aus 13 7 umgehn] korr. aus Ð Ñ
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Dir das schon ein Paar Mal gemacht, und auch diesmal hat Dein klein weniges Ernst den großen Ernst hervorgelokt und es ward mir recht so zu Muth Dir das schöne wesentliche worüber wir so sehr Eins sind grade so auszusprechen eben damit du mir hernach sagen möchtest daß du ganz mit mir einig bist. Ein andermal mache ich wieder ebenso aus dem Ernst Scherz. Das kennst Du wol auch schon, nicht wahr? und gehörst unter die sehr wenigen, Frauen zumal, die es recht verstehn und bei denen ich es wagen darf ohne Mißdeutung. Denn oft bin ich schon deshalb für irreligiös spöttisch und grundhartherzig gehalten worden. Wer weiß ob nicht auch Luisens und Sophiens Verdacht daß ich wol nicht ganz frei von weltlichen Grundsäzen sei nicht auch daher kommt. Wenn die sich mit ihren Vorstellungen und Zweifeln über die Verhältnisse deren du erwähnst an mich gewendet hätten so würde ich mich allerdings berufen gefühlt haben alles mögliche zu thun um ihnen meinen Sinn darüber und die Sache selbst recht klar zu machen, und wenn Du irgend etwas dazu thun kannst, daß es künftig geschieht so thust du mir ordentlich einen Gefallen, da bin ich sehr gern zu Erläuterungen bereit, aber mit den Männern liebste Jette nehme ich mich grausam in Acht. Wenn ich einen oder ein Paar allein habe dann nicht; und wenn ich merke daß es einem ordentlich darum zu thun ist meine und seine Meinung über einen Gegenstand durchzusprechen werde ich schon suchen mir ihn allein zu haben wenn ich irgend glauben kann daß es zu etwas führt. Aber in Gesellschaft hasse ich nichts mehr und hüte mich vor nichts so sehr als was nur von weitem einem Disputiren ähnlich ist. Einmal kann ich gar nicht disputiren ohne so tief auf den Grund zu gehn wie es doch dem leichten | Wesen was in einer Gesellschaft immer herrschend bleiben muß gar nicht angemessen ist, darum wende ich mich gleich zum allerleichtesten, drehe ab oder mache Scherz damit es nicht zu ernsthaft wird. Dann aber auch wenn im Disputiren einer gemeine Dinge vorbringt oder gar unsinnige und solche wo eine schlechte Gesinnung heraus spricht so kann ich gar nicht mehr für mich stehen, in welchem Grade ich bitter oder heftig werden kann. Ich möchte aber doch wissen wer auf Rügen deshalb über mich geklagt hat, und wenn es irgend zu wagen ist will ich sehn was ich gut machen kann. Oft aber kommt meine Abgeneigtheit auch lediglich daher weil ich voraus sehe ich werde mich entweder gar nicht oder nur auf eine weitläuftige und langweilige Art deutlich machen können, und dieses Gefühl von Ungeschiktheit habe ich häufiger als Du wol glaubst. Du meine Gebieterin hast übrigens, den lezten Fall ausgenommen ein universelles Mittel mich reden zu machen, nemlich wenn Du eine Sache selbst übernimmst. Denn wenn ich die Freiheit habe meine Rede an Dich zu richten so bin ich gleich sicher keine Thorheit zu hören als keine zu begehen.
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Briefe 3116–3119
Aber nun habe ich Dich auch noch etwas ins Gebet zu nehmen, Kleine, daß Du nicht recht ehrlich gegen mich bist. Schon neulich habe ich nicht erfahren was für liebliche Anträge dir eigentlich der besoffene Franzose gemacht hat, und nun erfahre ich auch nicht was der kleine Lieutenant der so charmant sein will dir für Artigkeiten sagt oder anthut. Mit den Franzosen das ist nun freilich nur ein Jammer aber Du glaubst nicht wie ich mich freuen würde wenn sich recht viele Leute in Dich verliebten und ich dann immer hörte wie sie sich dabei geberden oder auslassen. Die Änderung die Du mit dem Sofa machen willst ist nichts liebste Jette. In meiner Arbeitsstube hat kein dreisiziger Sofa Plaz, und einen dreisizigen für Nannys Stube haben wir schon. Der Deinige würde also nur unten in der Eßstube stehn können, wohin man einen ganz ordinären hier kaufen kann. Hast Du sonst an dem zweisizigen nichts aus|zusezen: so dächte ich du tauschtest die Haare. Doch das hat alles noch Zeit bis wir zusammen sind, denn der Fuhrmann komt doch wol erst während unseres Dortseins. Süße einzig geliebte Jette wie freue ich mich wenn ich bedenke wie sehr die Zeit nun nahe rükt. Ich glaube ich kann nicht eben mehr als noch sieben Wochen rechnen bis zur Reise! wie schnell werden die vergehn! wie naht sich schon das herrliche schöne neue Leben. Je näher es kommt desto mehr beschäftige ich mich damit und desto mehr sehne ich mich danach; ich bin schon ganz bis ins einzelnste damit vertraut, und oft umschwebt mich ein Lächeln was Niemand errathen kann wenn ich mir irgend eine Kleinigkeit, einen Scherz eine liebe Minute recht ausmale. Ich freue mich auch sehr daß es nun alle Leute wissen damit ich überall davon reden kann und ich rede von Frau und Kindern wie einer der plözlich reich geworden ist von seinen Tausenden. Du würdest recht Deine Lust daran haben wenn Du es hören köntest. Nein Du lieber Gott wie schön ist es! Aber nun laß dich auch geschwind umarmen und mit tausend Zärtlichkeiten überschütten und mich zu Bette gehn denn es geht schon auf Zwei Uhr.
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S o n n a b e n d A b e n d . Eben habe ich meine morgende Predigt vorläufig so aus dem Groben in Ordnung gebracht, hernach muß ich dasselbe noch mit der Taufrede thun dazwischen muß ich noch ein Wörtchen mit dir reden. Morgen ist gar kein Augenblik übrig und auch jezt kann ich nur eine Geschäftssache berühren weil ich auch noch an Alexander schreiben muß. Die WittwenCasse hat in der heutigen Zeitung bekannt gemacht, sie wolle die rükständige zweite Pensionshälfte pro 1ten April 1808 gegen
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Zurükgabe des von der GeneralwittwenCasse darüber ausgestellten Reverses vom 8ten April an auszahlen lassen. Nemlich da die Quittungen natürlich alle auf die ganze Summe ausgestellt waren so erhielten die Aussteller nebst der halben Summe einen Revers daß die WittwenCasse die andere Hälfte noch schuldig sei. Nun hast du mir eine Quittung zugeschikt über 20 R Fd’or welche den 1ten October 1808 fällig waren. Diese werde ich natürlich jezt noch nicht geltend machen können. Aber Du hast doch gewiß von dem Ostertermin 1808 auch nur die Hälfte baar empfangen und also noch einen Revers über 10 R Fd’or in Händen. Oder sind etwa die kleineren Pensionen damals ganz ausbezahlt worden, besinne Dich doch und besprich mit Schlichtkrull wie die Sache steht, und wenn Du den Revers hast so schike ihn mir baldigst zu. Morgen früh muß ich nun erst das übrige an meiner Predigt thun und hernach sehe ich keine Möglichkeit zu Dir zu kommen, mehr also nehme ich von dir Abschied meine einzig geliebte. Morgen Nachmittag wird mich hoffentlich ein Brief von Dir erquiken nach viel überstandener Arbeit. Er soll mich recht stärken daß ich Abends noch tüchtig am Plato arbeiten kann. Solltest du nun nicht desto fleißiger schreiben da Du nicht mehr mit Luise liesest? Gott befohlen meine süße Liebe. Ja die Zeit komt bald wo ich es Dir besser mit Küssen versiegele als mit Worten sage wie ganz ich dein bin. Grüße und küsse mir auch die Kinder mit der süßeste Vaterliebe die beiden süßen Herzblättchen.
*3117. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, um den 3. 3. 1809
*3118. An David Stubenrauch. Berlin, Sonnabend, 4. 3. 1809
*3119. An Caroline Wucherer. Berlin, Sonnabend, 4. 3. 1809
122 wie] korr. aus wieder 132 süßeste] korr. aus innigsten
129–133 liesest? … Herzblättchen.] am linken Rand
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Briefe 3120–3121
*3120. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, Sonnabend, 4. 3. 1809 Teilt ihr den Geburtstag von Henriette von Willich und seine Reisevorhaben mit sowie den Stand der Dinge zur Gründung der Universität in Berlin und seine finanzielle Situation; die Ehe solle „fromm und heiter“ sein.
3121. Von Jakob Ludwig Salomo Bartholdy. Wien, Sonnabend, 4. 3. 1809 Seiner Hochwürden, Hochwohlgeboren, der Herr Schleyermacher Dr Theol. Wien 4te März 1809. Der Herr Baron von Röder wird Ihnen, Herr Doctor, bereits meine Grüsse überbracht haben. Er ist zu schnell von hier fortgereist, sonst würden Sie gegenwärtigen Brief, nebst dem beykommenden Manuscripte bereits durch ihn erhalten haben. Die Zeilen die Sie mir geschikt waren mir unendlich angenehm und ich danke Ihnen von Herzen dafür. Baron Röder hat sich übrigens zu wenig in Wien aufgehalten als daß ich ihm hätte von großen Nutzen seyn können. Das Manuscript meiner Comödie übersende ich Ihnen mit der Bitte es so strenge als möglich zu recensiren und mir zu sagen, ob Sie es des Drukkes würdig halten d.h. ob Sie es über den Mittelmässigen finden. Als ich Ihnen vor einem Jahre ungefähr, den ersten Aufzug vorlas, hörte ich aus Ihrem Munde ein Urtheil, das mir ungemein Freude verursachte, ja das mir eigentlich den Muth gegeben den 2ten Act zu vollenden und Ihnen vorzulegen. Sie bemerkten nämlich in dem Ganzen, ein mittägliches, warmes Colorit, eine Aehnlichkeit mit spanischen Theaterwerken, von denen ich seit Jahren nichts gelesen, und deren Andenken aus meinem Gedächtnisse verwischt war. Ich fühle mich in allen meinen Neigungen, in DenkungsArt und Empfindungen so südlich, und ich liebe die Länder jenseit der Alpen so innig, daß es mir ein Triumph scheint, wenn auch meine Productionen, ohne daß ich es mir besonders zum Zwekke gemacht, das Gepräge derjenigen Gegenden tragen, denen ich anzuge3121.
Überlieferung: H: BBAW, SN 248, Bl. 1 f.
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hören glaube, und die mir unendlich theurer, als mein wahres Vaterland sind. Meine Grundidee bey diesem dramatischen Werkchen, war, einige Abentheuer und sich kreutzende Handlungen, mehrerer Liebenden darzustellen, von denen keiner von dem Gegenstande seiner Neigungen, wieder geliebt wird: Ja ich schürzte anfangs den Knoten noch verworrener, | und bestimmte jeder meiner Personen, zwey ungeliebte Liebhaber oder Liebhaberinnen. Doch musste ich letzteren Zusatz aus Furchtt vor Einförmigkeit, die zu schwer zu vermeiden gewesen wäre, bald aufgeben… Der Gang des Spieles sollte dabey rasch, ohne eigentliche Episoden, ohne ausgeführte De´tails seyn, wie leicht hingeworfene bewegliche Schlieren! Wie aber einzelne Bilder gruppiren, die durch so schwache Fäden zusammenhängen? Wie einen Schluß in Verhältnisse bringen, die keine feste Berührung vertragen? Ich habe es unternommen, Sie werden mir nicht verhehlen, ob es gelungen. Die Masken sind eingeführt um die drey Unbekannten, von den Übrigen, in jeder Hinsicht, fern und fremde zu halten. Ich weiß sehr wohl daß sie den Masken des Goldoni oder Gozzi nicht ähnlich sehen. Sehen sich doch diese untereinander, eben so wenig ähnlich! Eine HauptAbsicht der Italiener durch die Masken verschiedne Dialecte auf die Bühne zu bringen; kann auf der unsern ohnehin nicht gut statt haben. Mein Lustspiel fürchte ich, wird von keiner Deutschen Bühne je dargestellt werden können. Der Gang ist allzuschnell, jede Rede ist wichtig zum allgemeinen Verständnisse, und unser Publicum sieht lieber aufmerksam zu, als daß es sein Ohr leiht, doch hierüber habe ich mich nicht zu entschuldigen. Hat meine Comödie Ihr Imprimatur erhalten, so erzeigen Sie mir wohl den Gefallen Sie meinem Confin, dem Buchhändler J.E. Hitzig zuzusenden, und ihn zu befragen, ob er den Muth hat sie drukken zu lassen und in Verlag zu nehmen. Sie zu ersuchen gleichsam als Vorrede ein paar Worte dazu zu schreiben, wäre wohl zu dreist und unverschämt? Warum ich Sie mit allem diesem behellige, und diese Angelegenheit nicht bis zu | meiner Rükkunft nach Berlin verschiebe, darüber hier einige Rechenschaft. Wer weiß wann und ob ich sie meine Penaten wieder sehe. Das Schwerdt wird abermals gezogen, und es ist der letzte Augenblik rühmlich wenigstens zu fallen, oder die National-Unabhängigkeit Oestreichs und mithin, wie die Lage der Dinge jetzt ist, Europas zu erhalten. Ich habe Militairdienste genommen und eine Officierstelle bey der Landwehr
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Briefe 3121–3123
erhalten. In 4 Tagen schon, rükken wir aus. In 20 vielleicht, sind wir schon über die Gränzen. Eine fürchterliche Menschenmasse wird Deutschland überschwemmen. So wie ich die Sache kaltblütig, ohne Enthusiasmus, mit beständiger Hinsicht auf die Superiorität der Franzosen in Kriegführen betrachte, ist dennoch für uns kein Grund zu verzweifeln vorhanden. Die Anstalten sind kräftig, besonnen, und der Geist der Bürger unvergleichlich. Verheirathete und FamilienVäter, Reiche und Arme, Fürsten und Bauern, alles ergreift die Waffen. Nie würde ich es mir vergeben haben, diesen ZeitPunkt zu verfehlen. Finden Sie mich tadelnswerth, durch meine Überlegung geleitet, auch mein schwaches Scherflein zu einer Sache beytragen zu wollen, die ich liebe, und die mir die Gute scheint? Ich bitte Sie übrigens über diesen meinen Entschluß mit niemand zu reden. Es giebt so viele Unvorsichtige und Übelgesinnte zu Berlin, und unser Cabinet selbst ist immer noch so unentschieden, daß ich mich nicht gern übeln Folgen aussetzen möchte. Antworten Sie mir bald, werthgeschätzter Herr; und antworten Sie mir aufrichtig meinem ernsten Verlangen gemäß. Meine Adresse a` Mrs Arnstein & Eskeles pour remettre a` Mr Bartholdy, wo es richtig in meine Hände kommen wird. | Leben Sie wohl und vergnügt in Ihrem Ruhme und der Zuneigung Ihrer Mitbürger. Ihr ganz ergebener Diener JL Bartholdy
*3122. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonntag, 5. 3. 1809
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3123. Von Henriette von Willich. Poeseritz, Sonntag, 5.3. bis Montag, 6. 3. 1809 Abends d 5t März. 45
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Die stille einsame Abenstunde soll wieder Dir geweiht sein mein Geliebter – mir ist heut das Herz so voll und weit, ich habe recht nach dem Genusse geschmachtet mit all meiner Liebe zu Dir zu kommen mein Trauter – Ich habe heute den ganzen Tag unser krankes Kind getragen und gepflegt dabei aber die Freude gehabt unsere geliebte Jette hier so lieb und so vertraulich bei mir zu haben wie fast noch nie – Sie kam schon Vormittags, blieb aber noch einige Stunden nachdem Schlichtkrulls nach Garz wegfuhren, allein bei mir. Es ist mir innig wohl mit ihr gewesen, wir haben viel über die schöne Zukunft gesprochen, über Alexander – auch sagte sie mir ihre Gründe die sie abhalten schon jezt öffentlich unserer Religion beizutreten, sie hat ja auch an Dich darüber geschrieben. Findest Du es nicht auch natürlich daß sie ihrer alten Mutter nicht diesen harten Stoß geben will? Einst wird sie sich gewiß zu uns bekennen wie sie es lange innerlich gethan hat. Lieber Ernst ich glaube | doch nicht daß ich eine zweite Freundin haben werde wie Jette – Wie reich bin ich gestern geworden mein Geliebter zwei Briefe auf einmal! vom 21ten und 26ten nun fühle es auch recht wie ich innig mich an Dich schmiege und in den Küssen die alles sagen und alles geben Dir zu erkennen gebe daß ich Dir den Scherz von neulich verziehen habe und daß ich Dein bin – o so ganz wie sich’s nicht aussprechen läßt. Du Süßer ich denke ich werde es mir schon gefallen lassen wie Du’s Küssen treiben wirst. Ist doch dein liebkosen so recht nach meinem Herzen so warm so lebendig so zart – aber wie kann man es denn aussprechen wollen wie es ist – Es kann ja nicht anders sein als daß auch alles Einzelne lieblich ist aus so schöner Seele. – Gott! lieber! welche Augenblicke werden wir doch leben! Denke es dir nur recht Herzensmann wenn wir erst bei einander sitzen werden und ich in Dich verloren mich an Deinem Anschaun weide – und Aug in Auge immer tiefer bis ich es nicht mehr aushalten kann sondern in voller Begeisterung Dir um den Hals falle und alle Zärtlichkeit an Dich verschwende Du Süßer Einziger – | Ach ja Ernst! an meinem Geburtstage der erste Morgengruß von dir, das erste Gebet an deiner Seite in deinen Armen wird des Tages schönste Feier 3123. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, Bl. 44–46; D1: Br 2, S. 235 f. (Auszug); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 358–361
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Brief 3123
sein – Wie sehr stimmt mein Gefühl Dir bei daß man das erste und innigste ganz unter sich genießt, so wie ich auf der andern Seite Dich auch schon oft bewundert wegen des schönen Sinnes. Alle die es werth sind immer mit hinein zu ziehen in einen Genuß. Dieser Sinn hat mir früher sehr gefehlt, mich reizte es immer mit Einem oder Wenigen zu theilen und so viel Heimlichkeit wie möglich dabei zu bewahren – Ich danke dir daß du so ausführlich über Alexander antwortest, mißverstanden hätte ich Dich nicht hättest Du auch ganz geschwiegen, sondern geglaubt Du denkest meine Zweifel würden sich mir schon von selbst gelöset haben. Das war auch so aber nun hat deine Schilderung mir ein sehr deutliches Bild gegeben zusammen gehalten mit dem was ich durch Jette weiß. – Wie soll ich Dir aber nur danken mein Herzens Geliebter daß du mir Deine und Eleonorens Briefe zu lesen geben willst. Ich hatte schon recht oft daran gedacht Dich aber nicht darum fragen wollen ob Du Deine an Eleonoren habest. Ich hätte es mir doch recht gut erklären können | wenn Du sie hättest unberührt gelaßen. Ob ich mein Lieber wohl wünschte auch so dargestellt zu werden? wenn ich wircklich was Eigenes hätte weshalb ich Interesse erregen könnte wie würde ich es denn nicht recht schön finden. Das mußt Du nun besser wißen als ich was ich darüber glaube weißt Du längst. Aber eine große Freude würde es mir sein wenn Du einmahl ein solches Werk schriebest das ich dem ganzen Gehalt nach von seiner Entstehung an inniger mit Dir theilen könnte als Deine philosophischen Werke. Ein recht außerordentlicher Genuß könnte mir das sein. Deine Predigt ist ganz herrlich nur werden sie aber keine Ungebildeten verstanden haben. Ich wüßte gar nicht lieber Ernst wie es einen Gegenstand geben könnte der mich nicht interessirte Du hattest also sehr Recht zu glauben daß ich mich hinein lesen würde. Mein Ernst das ist ganz herrlich daß Du schon so früh kommen kannst, was für Gedanken sollte ich Dir denn darüber schreiben als die außerordentlichste Freude? Komme doch ja so bald irgend möglich und wisse daß es A l l e n hier sehr lieb sein wird Ach daß unser Wiedersehn, unsere schöne Feier in die Zeit der Blüthen fällt ist unvergleichlich. | Ja recht in vollen Zügen wollen wir die liebliche Schönheit der Natur genießen – solche Liebe im Herzen wie wird sie sich da doppelt seelig fühlen lassen – Sophie rechnet ganz darauf daß wir lange in Sagard sind – übrigens wollen wir noch besprechen wie wir es am schonendsten für sie einrichten. Ich muß zu Bette mein Ernst, ich habe in 3 Nächte keinen ordentlichen Schlaf gehabt und wer weiß wie viel in dieser davon wird ich befinde mich aber vortrefflich dabei, je weniger ich schlafe je muntrer bin ich. Ich
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schlafe in der Regel doch viel mehr als du und das ist mir fatal – Nun süße gute Nacht und lange innige Küsse auf die vollen geliebten Lippen – Montag Morgen. Nachdem wir ganz herrlich geschlafen unser geliebtes Kind und ich war mein erster Gedanke beim Erwachen Du und mein erstes Gefühl deine Liebe – und nun reihte sich alles daran Ehrenfrieds Liebe – Gottes unendliche Huld und Gnade – und ich weihte euch von neuem mein Leben mein ganzes Sein! O mein geliebter Ernst ich bin sehr glücklich | und doch fühle ich daß ich um ein Jahr in deinen Armen es noch mehr sein kann – An Deinem Bilde habe ich mich gelabt diesen Morgen nur wenige Minuten war ich allein dort aber ich genoß Dich ganz – Weißt Du wie es mich am grösten und herrlichsten anspricht? – wenn ich das tiefe Leben das aus den Augen dringt als ein großes stilles Entzücken empfinde – Süßer Ernst in diesem Augenblik da ich sitze und schreibe kommt mein Jettchen und bringt mir die lieblichen Geschenke und Deine theuren Worte – Mein mein Ernst mit welcher Rührung, mit welchem Dankgebet zum Höchsten schließe ich Dich an mein liebendes Herz – o es giebt ja keine Worte – Da bringt mein Jettchen mir wieder einen schönen Kringel von unserer Sophie, o der Freunde Liebe rührt mich auch innigst. Ach könnte ich meine Sehnsucht und alles was ich fühle Dir aussprechen. – Geliebter Mann! ich seeliges Weib auf der Deine göttliche Liebe ruht – Wie dein Geschenk schön ist mein Ernst, der schönste Schmuk den ich kenne – nein keine Thränen werden sie uns bedeuten – Bild des himlischen zarten Bandes sind sie mir das uns vereint – Leb wohl auf das zärtlichste umarmt und wisse ohne Worte um alles was in meinem Herzen ist. Von Friedchens Krankheit wollte ich noch einen umständlichen Bericht abstatten und nun ist mir kein Platz geblieben er hat wahrscheinlich das kalte Fieber. Auf jeden Fall hat es gar nichts zu sagen ich habe heute wieder nach Bergen geschickt um neue Medicin im nächsten Briefe hoffe ich dir die Nachricht geben zu können daß er ganz beßer ist – noch einmahl süßes Lebewohl
101 f ohne … wollte] am linken Rand 102–104 ich … geblieben] am linken Rand von Bl. 46v 104 f er … sagen] am linken Rand von Bl. 44 105 f ich … Briefe] am linken Rand von Bl. 44v 106 f hoffe … einmahl] am linken Rand von Bl. 45 107 süßes Lebewohl] am linken Rand von Bl. 45v
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Briefe 3124–3125
*3124. Von Johann Christoph Wedeke. Vor dem 6. 3. 1809
3125. An Henriette von Willich. Berlin, Montag, 6.3. bis Donnerstag, 9. 3. 1809 Montag d 6t. Merz. 9 15 Gleich beim ersten Erwachen meine theure geliebte Jette habe ich dich aufs innigste und zärtlichste begrüßt – am Tage deiner Geburt dem schönsten Festtage meines Lebens. Möchtest du nur alles finden in dem neuen Leben was Dir genügen kann! Mit diesem glühenden Wunsch süße Jette habe ich Dich fest und innig an mein Herz gedrükt. Er erfüllte mich aber auch so ganz daß er der einzige war, und kein anderer aufkommen konnte – nicht an langes Leben nicht an Gesundheit habe ich gedacht sondern nur an die volle innere Genüge des Daseins. Könnte ich nur die Erfüllung so vollständig machen wie ich ganz durchdrungen war von dem Gefühl der seligsten Zufriedenheit – O Jette wie habe ich dich umfaßt wie habe ich Dir mein ganzes Wesen hingegeben. Ich lag so eine ganze Weile im Bette sinnend wünschend dankend ganz versunken in der Zukunft die mir eigentlich schon Gegenwart war bis mir endlich einfiel daß Du schon lange aufgeschwärmt sein würdest von den Kindern und ich mich aufraffte. Nun war doch gestern eigentlich Posttag ich bekam wieder keinen Brief aber zum Glük erfuhr ich noch Gestern Abend daß die Post weit später als gewöhnlich angekommen wäre. Darum harrte ich diesen Morgen und verlängerte das Frühstük aber ich hatte mich doch schon zur Arbeit gesezt als Dein Brief kam. Unsere große Jette hatte ganz recht daß ich ihren zuerst las, dann lief ich noch einen von Wedeke durch der zugleich gekommen war, und zulezt den Deinen, und wie reich mit welchem süßen kräftigen Ausdruk der schönsten Liebe hast Du mich beschenkt an deinem Geburtstage. Du bringst mir fast die Erfüllung meines Wunsches entgegen. Süßes Herz wenn Du schon in der Entfernung so vieles von mir zu haben glaubst was sich aus Deiner eignen lieben Seele entwikelt, wenn Du mir dann auch hier alles zuschreibst wo ich doch wirklich einiges thun kann, was wird sich immer gegenseitig Glük und Freude mehren! Unsere 3125. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 35 f.; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 362–364 (gekürzt)
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Jette hat doch manchmal tolle Gedanken! auf das Auch Du möchte ich sie wol herausfordern. Höre eigentlich hätte | D i e n s t a g d. 7t. (Du siehst wie ich gar nicht mehr zum Schreiben gekomen bin) ich Lust in einigen Jahren an meine Frau gar nicht zu schreiben denn ich habe große Lust mich gar nicht von ihr zu trennen. Viel Reiseprojecte wälze ich zwar noch in meinem Kopf herum; aber wenn du mich nicht begleiten kannst wird wol wenig draus werden. Und wenn es sich je trifft daß ich doch schreiben muß, so werde ich freilich ganz anders schreiben als jezt. Wie könnte man in einigen Jahren noch dieselbe Sache auf dieselbe Weise thun? nur nicht in dem Sinne anders wie Jette meint oder vielmehr nicht meint denn im Ernst kann es ihr doch nicht einfallen. – Nun aber laß Dir auch erzählen wie ich deinen Geburtstag gefeiert habe von Anfang an. Montags wenn ich aus dem mineralogischen Collegio von Karsten komme gehe ich immer ins Badehaus, und das that ich auch gestern. Du weißt es war Montag als Du Ja sagtest und wir hatten auch gebadet und Gestern waren es Vier und dreißig Wochen. Das war also eine sehr angemessene Feier und Du kannst denken wie ich mir jene Augenblike ins Gedächtniß zurükgerufen habe, wie ich Dich im Bade neben mir hörte und sicher vermuthete Du wärst es, wie ich an nichts dachte als an Dich an Deinen Schmerz an Deine Reinheit und Lieblichkeit an das übermächtige Gefühl daß ich dich nicht lassen dürfe und daß ich ohne Dich nicht leben könne, und sehr zweifelnd daran ob du es so würdest ergreifen wollen, wie ich aber doch ganz bestimt fühlte daß wir uns aussprechen müßten darüber und daß mein und dein Leben sich entscheiden müsse. Ich sah dich hernach am Spiegel stehn und deine Haare aufbinden und dann uns zusammen auf die Bank sezen, auf die liebe Bank, und mich wie ich herumging um das Ziel meiner Rede und es dir wollte merklich machen ehe ich es ausspräche und wie ich doch gar nicht recht sicher war ob du nicht sagen würdest: Nein liebes Väterchen, das geht doch nicht – kurz Alles einzige Jette Alles. Bei Tische war denn auch dieser Gedächtnißtag und die schöne Zukunft der Gegenstand unserer Gespräche. Dann mußte ich an mein Collegium denken und nach demselben wollte ich mir heute auch noch ein besonderes Fest machen und ging auf die SingAkademie was ich sonst Montags nicht thue sondern nur Dienstags. Und | ich fand mich sehr belohnt denn es wurde ein Psalm von Fasch gesungen der zu dem herrlichsten gehört was man hören kann. Auf den Abend waren Reimers und Gassens und Schedes zu uns gebeten um den Geburtstag feiern zu helfen und Brenna. Brenna fand ich schon; dann kamen Schede’s und Wilhelmine schenkte mir ein Carton mit der Auf-
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Briefe 3125–3126
schrift J e t t c h e n für Deine Briefe. Und Mine Reimer brachte einen herrlichen Rosenstok mit vielen Blumen und Knospen. Jedes hatte seinen Zettel, und stellte vor das Kanonierhaus wie es sein soll. Da war eins die große Jette das sollst du aber sein, dann der große Ernst, dann das kleinste Jettchen dann Ehrenfried, dann Herrmann, Karoline, Daniel, Susanna, und noch eine Zettel mit &cet&cet. Du kannst denken daß viel gelacht wurde, und daß ich mich nicht wenig dabei in die Brust warf. Schreibe mir aber nur nicht das alles zu. Bloß wegen Herrmanns und Karolinen kann sie sich auf mich berufen die andern sind ihre eigne Erfindung. Beim Thee kam dann ein Kuchen an mit 22 Lichtern umstekt. Aber nun sieh das Unglük, daß ich nicht einmal weiß, ob das die Zahl Deiner Jahre oder Deiner Geburtstage ist. Sage mir doch, bist Du 22 Jahr geworden oder 21? ich habe das erste behauptet und Reimers das lezte. Ich bitte Dich sei doch auf meiner Seite, Du bist mir so doch um Einen Schritt näher.
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D o n n e r s t a g . Nun ist schon wieder der Augenblik wo ich schließen muß, und dann kann ich immer am wenigsten sagen was ich möchte denn das gehört gar zu sehr zu meiner Natur daß ich alles bequem haben muß und in rechter Ruhe. Alles Schöne was in Deinem lezten Briefe steht und was so herrlich ankam grade an Deinem Geburtstag nehme ich nur so hin und sage dir nichts weiter darüber. Kommt doch bald die Zeit wo wir zu dem allen wenigstens keine geschriebenen Worte mehr brauchen werden und oft gar keine. Alle Anstalten die sich darauf beziehn rükken mir nun gewaltig nahe und bald werde ich wirklich anfangen mich selbst in Thätigkeit zu sezen. Nanny hat Dich neulich gefragt wie Du die Wohnstube willst gemalt haben; aber hat sie auch nicht vergessen des SchlafCabinets zu erwähnen? Das mußt Du eben so nothwendig bestimmen wie jenes. Mit dem Fuhrmann laß es nur | ganz beim Alten, auch daß er für uns allein fährt. Die Ersparniß die wir da machen könnten wiegt die Bequemlichkeit nicht auf, und würde gewiß nur wenig bedeuten da wir ihm doch die Sicherheit nicht geben können noch eine bestimte Ladung zu bekommen. Unserer lieben Lotte glükliche Entbindung hat mir große Freude gemacht. Das kleinste Kind ist ihr doch eigentlich immer das liebste das was sie am meisten beschäftigt, und so ist es recht schön wenn ihr wieder eine neue ihr durch nichts andres zu ersezende Freude wird. Aber freilich kann sie den Kindern insgesamt doch zu wenig sein! wiewol ich auch nicht behaupten will daß in ihrer Lage das anders sein würde wenn sie auch 72 das … sein] mit Einfügungszeichen über der Zeile
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weniger hätte. – Ja wol hat sie es nöthig daß ihr viel Sorge und Schmerz untergehn in dieser Freude. Der edlen Caroline lege mich doch recht ans Herz wenn du sie siehst. Ich theile recht deine ganze Empfindung für sie. Gott gebe ihr eine glükliche Stunde. Ich wage nicht etwas zu sagen gegen ihren Wunsch selbst zu nähren. Hat sie beim Nähren an der Brust gelitten so wird sie wahrscheinlich in den ersten Tagen desto mehr leiden wenn sie nicht nährt. Die Natur giebt doch hier imer die sichersten Anzeichen, auf diese muß nur gehörig geachtet werden. Der Gass ihr Kind wird ganz dik von Ammenmilch, aber für mich bleibt immer etwas widerliches darin, und wenn eine Mutter nicht selbst stillen kann will ich immer für das Auffüllen sein so mühsam es auch ist. Ueber so vieles andere herrliche in Deinem Briefe schreibe ich Dir nächstens. Wisse nur wie es mir alles lieb ist. – Ich bin leidlich gesund, und wenn ich auch manchmal noch örtliche Schmerzen habe so haben sie doch jezt gar keinen Einfluß auf meinen ganzen Zustand; ich bin durchaus frisch und stark und kann arbeiten soviel ich will, nur daß ich länger schlafe als ich je in meinem Leben gethan. Es bleibt dabei daß wir den 16ten April communiciren. Als ich am Sonntag das Abendmahl austheilte fiel mir auf einmal ein Du könntes es vielleicht haben an diesem Tage thun wollen und der Brief könne sich verspätet haben – eben weil ich am Freitag keinen bekommen hatte. Ich habe es tief gefühlt wie es meine Andacht erhöhn wird die heilige Handlung mit dir zugleich zu begehen Tausend Lebewol mein süßes Herz. Ewig Dein Ernst Die gefärbten Sachen bekomst Du mit nächster Post mit einer bloßen Adresse. Wir geben sie der alten Stavenhagen mit welche Morgen nach Anklam zurükreist so erspart ihr das Porto bis dorthin. Grüße alles aufs herzlichste.
*3126. Von Henriette Herz. Um den 6. 3. 1809 Über ein schönes Beisammensein mit Henriette von Willich als Vorfeier von deren Geburtstag. Bemerkt, dass die jüngst versandte Predigt von den weniger Gebildeten nicht verstanden würde. 115 kann] korr. aus können
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3127. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Dienstag, 7. 3. 1809 Halle den 7ten März 09.
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Ich habe einen Gruß von Ihnen mein theuerster Freund durch Karolinen erhalten und die Hofnung bald auch etwas von Ihnen schriftlich zu hören. Ich sehne mich recht sehr danach denn Sie wissen nicht wie nöthig mir jetzt männlicher und freundlicher Zuspruch ist. Ich habe von meinen Kräften mehr vermuthet als sie leisten und bin jetzt mehr als herunter. Sie wissen welche schrekliche Begebenheiten hier indessen vorgefallen und ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen wie mich dieser Todesfall, der Jammer der Mutter und Karolinens und Müfflings plötzliche Ankunft den Tag vor der Beerdigung erschüttert haben. Ich konnte wohl Müfflings Schmerz ganz empfinden als wir sie zu Grabe begleitetendenn auch mir schien es als trüge ich alle Hofnungen des Lebens zu Grabe. So habe ich nun einige Wochen in der traurigsten Stimung verlebt und in der gewaltsamsten Spannung immer einen Brief von Ihnen erwartend indem ich es bis dahin aufschieben wollte mit Karolinen zu sprechen. Da dieser aber ausblieb habe ich endlich einen Augenblick ergriffen ihr ein Wort von meiner Lage zu sagen und seitdem bin ich noch weit niedergeschlagener | als vorher. Denn lassen Sie es mich immer gestehen lieber Schleiermacher es sei so thöricht es wolle, es hatten sich doch innerlich noch einige Hofnungen bei mir erhalten die nun ziemlich verlohren sind. Denn ihr Erblassen und ihre krampfhafte Versicherung ihrer herzlichen Theilnahme haben mir nur zu sehr gezeigt daß für mich nichts mehr zu hoffen ist. Dabei ist es beinahe unmöglich mit ihr allein zu sprechen und wenn es mir noch gelingt was mir hoffe ich sehr wohl thun müßte muß ich es lediglich dem Zufall verdanken. Es ist wirklich beinahe unerträglich sie immer zu sehen, sich immer mehr von dem unendlichen Werth dessen zu überzeugen was verlohren ist und dann den Gedanken um eine vielleicht nahe Zukunft nicht los werden können. Gott weis wie ich das alles tragen soll. Dazu ist die Mutter krank, oft höchst bitter und zeigt mir oft zu meinem Schreken einen Mangel an Fassung und religiösem Muth daß ich verstumme weil alles was ich ihr sagen möchte ihr hart und unverständlich scheinen müßte. Karoline ist auch nicht wohl, gewis weit weniger als sie es sich zu scheinen zwingt und Gott weis was sie alles quält. Hier könnte uns beiden nun vielleicht durch Worte geholfen werden aber die Umstände erlauben | es nicht, die Mutter weicht nicht aus dem Zimmer. 3127.
Überlieferung: H: BBAW, SN 253, Bl. 43 f.
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Auch die Zeiten drücken sie jetzt sehr danieder und sie denkt nur immer daran wie sie um jeden Preis Haus und Fabrik los werden könnte. Da stehe ich nun zwischen allen diesen Leiden und erzwinge oft vielleicht schlecht genug eine erträgliche Ruhe und bin gewis der am meisten zu beklagende von allen weil ich sehen und entsagen muß und nicht einmal mit meinem liebsten Menschen hier mit Steffens davon etwas äußern darf. Ich muß mir durchaus auf eine andre Art etwas Luft verschaffen und denke daher gleich nach Ostern auf einige Wochen nach Dresden zu gehen, wenn es die wunderlichen politischen Verhältnisse erlauben, das ganze Zeug fängt an mir recht zuwider zu werden denn von allen Seiten zeigt sich nichts als Unentschlossenheit und Furcht. Nun will ich Ihnen noch versprochenermaßen über die Vereinigung der Kirchen das Wichtigste sagen, denn die der Gymnasien ist selbst noch eine so chaotische Vermischung und es fehlt überall an allem daß ich nicht weis wie das Ding gehen wird. Der neue Unter Präfect von Schele ein Mann auf den man wie es scheint rechnen kann ließ mir in wenigen Monat wissen es seien Vorschläge zur Vereinigung aus Halberstadt da worin auf die von Dohlhoff und mir früher geschehene Vorstellung daß die französische Sprache beim Gottesdienst durchaus abgeschaft werden müßte, was dem Prüfenden | anfangs nicht recht hatte einleuchten wollen, Rüksicht genommen sei. Er berief darauf beide Consistorien zu sich und legte die Punkte vor, worin festgesetzt war daß die beiden Gemeinden ohne Unterschied der Sprache ohne separat Rechte oder gar separat Gottesdienstliche Versammlungen, mit Beibehaltung aller bisherigen Offizianten und Vereinigung der Kirchen Vermögen, eine einzige ausmachen sollten. Im Weigerungs Falle müsse nachgewiesen werden daß die französische Gemeinde ohne Zuthun des Staates zu bestehen im Stande sei. Alles dies wurde ohne Widerrede angenommen und in einer folgenden privat Versammlung beider Theile alle Details in Richtigkeit gebracht wovon der französischen Gemeinde Mittheilung geschah. Alle diese Verhandlungen sind vor 14 Tagen ungefähr der Regierung zur Bestätigung eingesandt und wir hoffen in Kurzem die Sache eingerichtet zu sehen. Meinem Collegen habe ich einen Theil des aus den Domkassen zufließenden Zuschußes überlassen und er wird sich gänzlich von den Geschäften zurükziehen. Unsre bisherige Kirche ist auf Kosten des Staates ausgeräumt und wird in ein Lazareth verwandelt. – Die Freude über dies alles wird mir aber sehr verbittert wenn ich bedenke wie ich dies und alles was auf meine äußeren Verhältnisse Bezug hat besonders in Beziehung auf meine gehoften glüklicheren Verhältnisse, eifrig betrieb. Ich habe oft Mühe mich zu fassen wenn ich die glücklichen ehelichen Verhältnisse
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Briefe 3127–3130
meiner Freunde als ein mir vielleicht auf immer versagtes betrachte. Möchte ich doch auch Sie bald in dieser Lage wissen oder sehen nur vergessen Sie darüber nicht wie viel ich jetzt von meinen Freunden erwarten muß Blanc
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*3128. Von Johann Albrecht Friedrich Eichhorn. Vor dem 8. 3. 1809
3129. An August Wahlert. Berlin, Mittwoch, 8. 3. 1809 Berlin d 8t. Merz. 9 Sie verzeihen es wol einem ziemlichen Gedränge von Geschäften daß ich Ihnen vierzehn Tage später antworte als ich eigentlich gekonnt hätte. Ich habe dem Herrn Präsidenten von Scheve das Schreiben Ihres Herrn Principals selbst zugestellt; er ist der Sache so geneigt als möglich allein sie gehört zu den streitigen Verhältnissen über die er nicht allein entscheiden kann; indem, da der Siz des Domprobstes Magdeburg ist das Recht desselben auf die dortige Regierung eigentlich übergehn muß. Er glaubt allerdings daß bald ein allgemeines Abkommen über die streitigen oder getheilten Patronatrechte mit ihr wird getroffen werden; er warf aber doch den Gedanken hin daß wenn die Sache Eil hätte entweder Ihretwegen oder wegen des Gesundheitszustandes des Emeriti, Sie die Stelle vorläufig nur als Sublevant d.h. ohne spes succedendi nachsuchen möchten. Unter dieser Form meinte er, würde es gar keine Schwierigkeiten haben, und das übrige würde sich hernach von selbst finden. Aus Ihrem Briefe scheint ein periculum in mora nicht hervorzugehn, und ich überlasse Ihnen daher ob Sie diesen Weg einschlagen oder vielleicht lieber die Zwischenzeit bis die Streitfrage über das Patronatrecht sich entscheidet dazu benuzen wollen sich für jeden Fall auch die Magdeburgischen Behörden geneigt zu machen. Kann ich | übrigens noch etwas thun um die Sache in Gang zu bringen oder zu beschleunigen so rechnen Sie überall 3129. Überlieferung: H: Brandenburgisches Landeshauptarchiv Potsdam, Archiv, Rep. 37 Gut Jahnsfelde, Nr. 267 16 ich] über der Zeile
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auf meine Bereitwilligkeit. Was übrigens Ihr Examen betrift so glaube ich nicht daß es schaden könnte wenn Sie auch das erste Examen in Magdeburg nähmen, nur müßte dies geschehen je eher je lieber und ehe Sie zu der Stelle hier praesentirt werden sonst würden Sie erst förmlich um Dispensation nachsuchen müssen. Indeß werden Sie doch das zweite Examen und die Ordiantion auf jeden Fall hier nehmen müssen Ich habe mich übrigens sehr gefreut wieder einmal von Ihnen zu hören. Ich war schon im Begriff ein Paar Bekannten von denen ich weiß daß sie in einiger Verbindung mit Herrn von Alvensleben stehn den Auftrag zu geben sich zu erkundigen ob Sie noch da wären; denn gern mag ich meine näheren Schüler auf ihrer Laufbahn so weit ich nur kann verfolgen. Ihr Brief war mir daher eine sehr angenehme Ueberraschung. Von Herzen wünsche ich nun daß Sie Ihren Endzwek dem hiesigerseits gewiß nichts entgegenstehn wird erreichen und daß Ihnen dann Ihr Amt recht viel Befriedigung aller Art gewähren möge. Ich hoffe nicht nur wenn Sie Ihres Examens wegen hieherkommen Sie zu sehn sondern auch noch vorher von Ihnen zu hören. Mit herzlicher Zuneigung der Ihrige Schleiermacher
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So sehr ich mich alle diese Tage gesehnt habe mit Dir zu reden mein Ernst so habe ich doch wircklich keine ruhige Viertelstunde dazu gehabt. Unser Friedchen, obwohl gar nicht gefährlich, ist doch recht krank gewesen, so daß er mich Nacht und Tag bei sich fest gehalten hat. Am Montage hatte ich gar großes Verlangen nach Dir mein süßes Leben – Du hattest mich gar zu innig bewegt, aber ich konnte doch zum schreiben nicht kommen. Der Leibarzt kam den Abend, so erfreuliche Erscheinung in Rüksicht Friedchens so unangenehm war mir übrigens in seiner Nähe zu Muthe. Er ist immer ausgezeichnet artig gegen mich und ich habe 24 je] korr. aus ehe
29 Bekannten] korr. aus b
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3130. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, Bl. 47–50; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 364–367 (gekürzt)
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diesmal auch sogar über mich vermogt eine Empfehlung von Dir anzubringen. Er hat fürchterlich einmal über Dich zu mir herausgeplazt, nun ist er immer sehr verlegen, wenn von Dir die Rede ist, ich ignorire aber völlig jene Unterhaltung als hätte ich sie längst vergeßen. Sie war aber so komisch daß ich des heimlichen Lachens mich gar nicht erwehren konnte. Besonders war der Gegenstand daß es doch höchst unschicklich sei für einen Mann der Pro|fessor der Moral, der Theologie sein wolle – allen Damen zu Füßen zu liegen. Aber wie kann ich mich nur so lange bei ihm aufhalten. Ich hatte am Montage nicht die Freude liebe Freunde hier zu sehn, ich war ganz allein mit der s e h r f r e u n d l i c h e n Sophie und größtentheils am Bette des kleinen Ehrenfried. Gestern kam ganz unerwartet unsere liebe Tante Baier mit Julius und Hannchen – wir freuten uns sehr. Und gestern Abend trat mit einmal auch Herrman herein der aber nur durchreiste denn heute Vormittag ist er schon wieder fort. Er war herzlich ohne offen zu sein wie ich es an ihm gewohnt bin. Nachdem er mit großer Innigkeit sich über Dich geäußert hatte machte ich ihm Vorwürfe daß er Dir nicht schriebe; da meinte er, er würde es wenn er sich einmahl recht Muth und Freiheit fühle. Wir sprachen noch lang und breit darüber daß er Unrecht habe dazu einen besondern Moment abwarten zu wollen daß dir und ihm dadurch viel verloren gehe – das Ende war dann daß er es aufs neue versprach – Über Alwine wechselten wir nur wenige Worte. Heute sind Schlichtkrulls mit Tante nach Götemitz. Die Aussicht Dir schreiben zu können erleichterte mir das zurükbleiben. Morgen früh reiset | Tante. Auffallend war es mir daß sie über Lotte Schwarz auch gerade so urtheilte und ihre Verbindung grade so ansah als wüste sie alles was die Gaß gesagt. Sie soll Nachricht haben daß Hasselbach sehr elend ist. Ich fürchte sehr daß aus der Verbindung nichts wird. Sehr viel herzliches hat Tante mir für Dich gesagt mein Theurer. Es ist dunkel geworden und ich habe nur noch Zeit Dir zu sagen wie ich heute in einer eignen Sehnsucht nach Dir – in einem wunderbaren Gemisch von Glükseeligkeit und Wehmuth hinaus in das trübe Blau geblickt – und daß ich nun in der Dämmerungsstunde an Deine Brust mich wiegen und den lieblichen Phantasien mich hingeben will mein l i e b e r l i e b e r Ernst!
Du hast sehr Recht in dem was du an Louise schreibst daß die Kinder viel zu viel Ansprüche an uns Große machen – Glaube nur ich sehe und fühle
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alles fehlerhafte was von mir selbst und von den Andern begangen wird – aber dennoch – es ist einmal in einen solchen Zug hinein gerathen. Zuerst kämpfte ich mit aller Kraft dagegen und hatte dabei auch die größte Aufmerksamkeit auf mich. Allmählig aber da es wenig | fruchtete bin ich in das Extrem gerathen, zu sehr gehn zu lassen wie es geht und jeden thun zu lassen wie er will. Süßer Ernst ich bin ganz darauf gefaßt daß du mir Vorwürfe machen wirst wenn du die Kinder wirklich unartig findest und ich möchte Dich gern etwas darauf vorbereiten. In allem was Du mir über sie räthst verstehe ich Dich gewiß ganz gut, es ist mir immer so ganz einleuchtend – Und so bin ich auch ganz gewiß daß wenn wir erst bei Dir sind ich auch mit mir nicht mehr unzufrieden in Rücksicht auf die Kinder sein werde – alles wird ja schön dort zusammenstimmen, jeder Kampf und jede Sorge aufhören weil in uns nur e i n Sinn lebt. So habe ich mich auch immer mit dem Gedanken getröstet daß die Kinder in das neue Leben keine Gewohnheiten mit hinüber nehmen werden. Sei nur gar nicht bange Herzensmann wenigstens nur kurze Zeit sollst Du ein geschlagener Mann sein, die Kleinen werden sich schon fügen und es wird ihnen selbst wohler dabei sein. O Gott Ernst wenn ich denke wie viel Schmerz ich würde gehabt haben um die Kinder, und solchen der es sein darf – Und nun! o Geliebter und ich möchte mich nur in Dankgebete ergießen. Ein kleines Bauernmädchen die hier im Hause ist findet sich immer ein mit den | Kindern zu spielen. Die Kinder haben sie gerne und ohne daß sie mir recht gefällt kann ich doch eigentlich nichts in ihr entdecken welches den Kindern wircklich schädlich sein könnte. Sie ist von außerordentlicher Natürlichkeit; aber sehr plump. Nur eins ist recht schlimm, ihre Sprache ist eine Zusammensetzung von Hoch und Plattdeutsch sonder gleichen, es ist ihr gar nicht beizubringen daß sie bei ihrer Sprache bleibt, weil die Kinder hoch sprechen so kommt es ihr auch so in den Mund und sie ist zu dum um das zu ändern – Du wirst erschreckken wie Jette plappert. Der Junge hat große Ähnlichkeit mit ihr sowohl im sprechen als in der Stimme. Uebrigens weiß ich doch nicht wie Louise Dir unser Leben so geschildert haben kann als wirthschafteten wir den ganzen Tag mit den Kindern, das ist doch gar der Fall nicht, recht eigentlich thue ich es nur in der Dunkelstunde und wenn der Junge sonst nicht schweigen will. Nun die Krankheit gekommen ist werde ich mich wohl eine Zeitlang ganz für ihn hingeben müßen. Ich hoffe aber er sollrecht gesund danach werden. Ausgeblieben ist das Fieber noch nicht aber es ist nun gelinde. Tante bat mich heute ihr Briefe von Dir | zu lesen, das that ich gerne. Es waren welche darunter von denen worin Du so muthwillig und gründlich zugleich über meine Mängel mich beruhigst, Tante lachte mich was
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rechtes aus daß ich so lamentabel schriebe. Sophie kam mir anders, die sagte, es sei purer Stolz von mir denn ich könne doch vorher wissen daß Du so antworten würdest, es müsse mir gar nicht einfallen zu fragen ob ich die rechte sei und was ich sei, ich müsse nur in Demuth hinnehmen Mit dem Stolz hat sie doch weiß Gott unrecht –
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Mein süßer Ernst ich erhielt an meinem Geburtstage Einliegendes von Louisens Hand. Du findest in dem Zettelchen an mich den Wunsch daß ich es Dir mittheile – Ich habe ihr sehr herzlich geantwortet und ihr meine innern Vorwürfe über mein Unrecht gegen sie ausgesprochen. Sie ließ mir gestern durch Sophie sagen sie habe mir noch nicht antworten können, aber ich möge Dir nur das bewußte Blatt schicken. Ich glaube unser Verhältniß wird eine ganz andre Gestalt gewinnen nach dieser Eröffnung und das wird mir sehr wohlthuend sein auch für die Entfernung – Ich habe nun schon lange Zeit jeden Posttag geschrieben, erhältst Du wohl meine Briefe richtig? mir ist oft unruhig deshalb – Sophie hat mir noch aufgetragen Dir viel herzliches über Dein Kommen zu sagen. Sie meinte heute sie würde doch einige | Tage auch in Sagard mit uns zusammen sein; ich glaube sie ahndet unsern Vorsatz und wird ganz dazu einstimmen. Vorbereiten soll ich Dich aber auch daß die Aufnahme nicht so gut sein würde als in andern Zeiten daß du sehr würdest vorlieb nehmen müssen – Eines trift sich wircklich recht unangenehm daß nehmlich der Mai grade der hildeste Arbeitsmonat ist wo es auf dem Lande zu stürzen geht. Das Übrige geht uns weiter nichts an als daß wir die Wirthin wo wir eben sind, nicht viel werden geniessen können aber mit den Fuhrwerken wird es recht schlimm sein. Schlichtkrull hat schon im voraus fallen laßen daß er kein Pferd würde übrig haben und für Geld wird es auch gar nicht immer zu haben sein, und dann sehr theuer. Es ist mir recht fatal Dir solche Stöhrungen zeigen zu müßen, ich thue es aber lieber schon jezt als wenn sie Dich nachher hier überfallen nachdem Du Dir alles leicht und schön gedacht – Sage mir doch sobald Du es mit Gewißheit weißt wann Du komst – geliebter Mann kaum noch 8 Wochen – wie schnell werden sie hingehn – und dann habe ich Dich und dann bist Du ganz mein und immer und ewig unzertrennlich! Wäre Dir doch recht ungestört wohl auf meinem Rügen, und das Wetter uns recht günstig – Dein süßes Geschenk werde ich gewiß zuerst | an unserm Tage tragen – Mein geliebter Ernst ich habe wieder recht viel geplaudert nun will ich
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auch aufhören. Mit was für politischen Gerüchten trägt man sich hier! ich weiß nie soll ich wünschen oder fürchten daß sie wahr sind – Sage mir doch wie dir zu Muthe ist – Die Franzosen sind alle fort von hier und man erwartet Mecklenburger. Es ist fatal daß die Ich meine daß meine andern Nahmen Sophie Charlotte sind, im nächsten Briefe will ich es mit Gewißheit sagen. Guter süßer Mann leb wohl und sage bist Du mir auch noch immer so g e w a l t i g gut? Ganz Deine Jette – Höre Lieber mit dem Fuhrmann das muß doch nun in Richtigkeit, und ich muß es wissen daß es mir nachher nicht über Hals und Kopf komt. Ich lasse mir alles gefallen wenn Nanny gar zu gerne will daß er zurückkomt wenn ihr noch da seid –
*3131. An Henriette Herz. Berlin, Donnerstag, 9. 3. 1809
*3132. Von Hermann Baier. Vor dem 10. 3. 1809
*3133. An Karl Thiel. Berlin, Freitag, 10. 3. 1809
*3134. An Theodor Schwarz. Berlin, Sonnabend, 11. 3. 1809
131 Mecklenburger.] folgt in neuer Zeile 〈Es ist fatal daß die〉
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Brief 3135
3135. Von Heinrich Christoph von Willich. Sagard, Sonnabend, 11. 3. 1809 S. den 11. Merz 09.
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Nein nichts von ÐLochreissenÑ, Beichte und absolution – mein bester Schleier, – das wollen wir den andern zuschieben – Es ist auch mit meinem Neffen alles seinen natürlichen Gang gegangen und er ist zu seinem Stabe, um sich, wie er spricht, zu arrangiren – ob er da bleibe als militair oder rückkehre als Oeconom. Lassen wir ihn! Wenn ich es nun zu meiner Freude nicht anders als habe treffen können, wie Dir gegen mich zu Muthe war – warum denn, lieber Bruder, sollte ich nicht von dem auch etwas geahndet haben, was in Dir für Jettchen aufkommen muste? – und was von Rechts wegen – Es schwebte mir mein Zustand vor von meinem Wittwerwerden – Ich wollte, so stimmte mein Herz, so wenig als möglich von meiner ersten Charlotte entfernt werden, ich wählte, ohne Wahl, die zweite, die mit ihr ein Herz und eine Seele war – Ihr wart, im Grunde alle beide, das doch noch kräftiger würken muste, in jenen Zustand der Unbehaglichkeit versezt, der sich wieder ausfüllen muste – etc – so, raisonnirte ich grade nicht, aber so muste es bei mir kommen, daß ich Prophet wurde – Und es muß Dich nicht verdriessen, daß ich das mir so willkommne Dein Geheimniß, ehe Du es Selbst noch hattest, errathen habe – doch will ich bitten, mich darüber hinaus nicht wie | einen Propheten in Anspruch zu nehmen, als dahin: daß es sicher Euch beiden nie gereuen wird – Ich sehe eine noch schönere Zeit kommen für Dich und für Sie – die alles versäumte nachholen, alles verlorne ersezzen wird – Herz, Louise und alle Freunde müssen meine Zeugen seyn, wie herzlich ich von der ersten Bekanntnschaft an mit Deiner Liebe mich nach dem Ziele für Dich gesehnt habe und wie mich oft Zweifel von hie oder da, daß das schwer seyn würde, ergrimmt machten – Mich zu beruhigen dachte ich dann, nicht auf Plane und Rathschläge, sondern ächt Marianisch: bei Gott ist kein Ding unmöglich. Und nun haben wirs: Halleluja! Darin stimmen wir von allen Seiten und mit allen Tönen der Liebe, des Glaubens und der Hofnung ein und es soll, troz dem Ungetüm der Zeit, es soll uns keiner unsre Freude nehmen – doch auch jenes Ungetüm wird sich fügen, oder sich bearbeiten lassen müssen; sich fügen – sind doch schon unsre Gegenden izt fast ganz leer von den ungebetnen Gästen, und wenn gleich andre angemeldet, wir der Hofnung, mit ihnen besser fertig zu werden; sich bearbeiten lassen, – 3135.
Überlieferung: H: BBAW, SN 421, Bl. 5 f.
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nun! wir retiriren uns in die Brunnenaue, ins Steinbad, Sturzbad, man wird doch irgend wo in Ruh und Frieden vor den alles durchstöbernden Weltbezwingern sich selbst haben dürfen. Mein Haus hat nun schon seit mehreren Monaten einer ungekränkten Freiheit genossen und ich werde mich so leicht nicht wieder | ausser Poßeß sezzen lassen – Ganz recht also, lieber Bruder, daß Du bei mir ein Asyle für den Genuß suchst, der Dir gebührt – so viel an uns ist, soll dir nicht verkümmert werden, so viel an dir ist – Können wir auch die englischen Waaren grade nicht haben und uns nicht im Weine baden; Eier legen die Hühnchen, da wird Dir täglich Deine confiture – auch der Augenschnaps soll Dir nicht fehlen – So wird das Predigen und das Sehen, zwei Deiner Hauptleidenschaften, gefördert. Zu essen haben wir ganze Berge noch – die uns verschlingen könnten – und das logis? Herz, ihre Schwester und Deine vis-a-vis von unsrer Wohnstube; deine Henriette oben in Nordwest auf dem kleinen Zimmer mit ihrem Völkchenund der Herr Professor – (eigentlich soll nach hiesigen Landesgesezzen ein Brautpaar nicht unter einem Dache wohnen) um sich etwas darin zu finden, so weit wie möglich davon – in Süd Ost, unten im Hause, in einer kleinen Gartenstube, doch honoris causa darüber freie Disposition über meine Gallerie, damit der Novize mit der Familie vertraut werde – Louise bei Hane. Was sonst noch sich zu uns thut, nun das muß sich zu uns thun, so gut es gehen kann – Nur gute Läufe bitte ich mit zu bringen; die Pferde haben ernsthaftere Geschäfte als mit uns zu lustiren und zu heideliren, wie meine Mutter seelig es zu nennen pflegte – Du siehst also, lieber Schleiermacher, alles ist bereit – beschneide nur deine Zeit nicht zu jüdisch – daß sich auch was damit anfangen läßt. Mit den Poserizzern wird sich alles schon machen lassen und Jettchen soll dorten abgekanzelt werden, daß es klingt – Dir wirst Du also selbst das documentum factae publicationis geben, ohne das Du nicht kommen und unser Jettchen heimführen darfst – | Deine Predigt hat Jettchen – angemeldet, aber nicht geschikt – ich hoffe doch und freue mich dazu – bin auch ruhig, daß du, auch wo du mit Affekt öffentlich redest, dich nicht von ihm überwältigen läßest – Inquisitiones sind doch unangenehm, wie man mir neulich eine auf nichts weniger als Hochverrath andrehete, mit der es aber so erbärmlich ausfiel, daß man nur froh seyn wird, wenn ich zum Verstummen der Gegner schweige – Es ist die Zeit der Partheien und des Kampfes; ich hüte mich für Persönlichkeiten und Kleinlichkeiten, stelle mein eignes Intresse gerne für diese Zeit hie und da zurük; gehe aber für die mir anvertraute Heerde, den geringeren Mann insonderheit, dem Wolfe grade aufs Leib, habe ihn schon einige Mahl an der Gurgel gepakt – er fletschte die Zähne und
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Briefe 3135–3136
schlich sich davon – Todt machen mag ich ihn doch auch eben nicht; es hat alles sein Nutz und Frommen – er hält Heerde und Hirten wach und ein räudiges Schaf kann man ihm gerne zuwerfen, so werden die andren nicht angestekt. Und so wollen wir Fürbaß gehen, lieber Bruder, du in deinem grössern, ich in dem kleineren Zirkel – es ist ein Gewinnst dieser Zeit, daß auch manche sonst schlechte doch den Guten gewahr und zu ihm hingezogen und für das Gute gewonnen werden – An Jettchen schikke ich Morgen schon dies Blatt ab – wann es wohl zu dir kömmt? deins vom 22 Februar habe ich allererst den 8 hujus erhalten – gieb mir also keiner Wiedervergeltung Schuld – Alle Grüsse habe bestellt, nur die noch nicht an die noch schlafende Aue – Dein CvWl.
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3136. An Henriette von Willich. Berlin, Sonntag, 12. 3. 1809 Sonntag d 12t. Merz. 9. 16. Es ist ganz herrlich liebste Jette daß ich, wenn die Post keine dummen Streiche macht mit solcher Sicherheit darauf rechnen kann heute wieder von dir zu hören da du ausdrüklich versprochen hast Nachrichten zu geben von Friedchens Gesundheit. Du würdest aber auch ohne das wol geschrieben haben denn es kann Dir wol kaum anders sein als mir. Je näher die Zeit des Wiedersehens und der schönen Vereinigung heranrükt, um desto schwerer wäre es mir einen Posttag ganz vorbei gehn zu lassen ohne Dir wenigstens einige Worte zu sagen, die Sehnsucht nach dem ganz Zusammensein kann gar nicht anders. Viel meine süße wird es heute auch nicht werden ich habe den größten Theil des Vormittags zugebracht um in meinem Kopf mit einer platonischen Einleitung zu Stande zu kommen. Ich hätte sie gern im Stich gelassen und mit Dir geplaudert; aber das darf ich nicht. Die meisten Leute halten mich für einen ganz außerordentlichen Menschen der alles kann was er will und wann er will. Wenn ich wirklich ein solcher wäre wollte ich noch zehnmal so viel und ganz andere Sachen hervorbringen als ich nun leider kann. Es steht aber ganz anders mit mir; ich kann nichts gar nichts sobald ich nur will sondern ich muß warten bis 3136. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 37 f.; D1: Br 2, S. 238 f. (gekürzt); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 367–369 15 Die] folgt 〈L〉
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der günstige Augenblik kommt, ist er also da, dann halte ich es auch für schlecht ihn vorbei gehn zu lassen. Nun erwarte ich noch einen Besuch. Eben indem ich es schrieb kam er, nemlich Friz Dohna der jüngste meiner ehemaligen Zöglinge der auf einer | Durchreise auf ein Paar Tage hier ist. Sage das unserer großen Jette und daß er sehr herzlich nach ihr gefragt hat. Er erinnerte mich zuerst an deine Besorgnisse wegen Krieges. Diese scheinen sehr gegründet zu sein, und es ist einige wiewol leider nur unsichere Hofnung da daß die Sache so allgemein wird wie wir wünschen. Das sage ich aber nur Dir und unserer großen Jette. Indeß hoffe ich daß nichts mich hindern soll zur bestimmten Zeit zu Dir zu kommen und Dich zu holen, ja ich werde es nur desto ernster und ohne weit in die Zukunft zu sehn betreiben eben weil es unaushaltbar wäre in solchem Zustande der Dinge getrennt zu sein und durchaus nothwendig daß wir nun alles zusammen erleben. Nimmt die Sache die Wendung welche sie soll so ist auch durchaus nicht zu fürchten daß wir nicht in der größten Ruhe sollten reisen können. Dazwischen soll denke ich für uns nichts liegen. Das schöne Glük soll wirklich angehn, und so wenig sollen äußere Dinge das wesentliche desselben stören als an Deiner Seite ÐundÑ in Deinem Besiz mir irgend etwas unbefriedigtes zurükbleiben wird. Nun liebste Jette auch nicht vorübergehend kann mir das einfallen sondern ich habe die größte Sicherheit des Gegentheils, und selbst was Du Deine Unsicherheit nennst giebt mir nicht den leisesten Zweifel denn ich weiß zu gut wie das eigentlich in dir ist und kenne Dich zu gründlich. Ich gestehe es Dir auch nicht zu daß ich damals mehr ein selbstgemachtes Bild von Dir als Tochter, als dich | selbst wie Du warest geliebt hätte. Es war gar nichts unrechtes in meinem Bilde von Dir, sondern nur gewissermaßen in meinem Bilde von deinem Zustande. Und Du wirst ganz gewiß ganz ins Reine kommen mit Dir und zufrieden werden mit deiner Natur das glaube ich mit der größten Sicherheit vorhersagen zu können; dies wenigstens wird gewiß aus mir in Dich übergehen. Du wunderliche daß Du noch manchmal Besorgnisse haben kannst eben indem Du Deine Natur Dein inneres Wesen Dein reines Gefühl recht frei aussprichst daß mir etwas darin unlieb sein oder daß ich es einseitig verstehn könnte. Du beruhigst Dich wol immer darüber aber es fällt dir doch ein. Ich möchte dir dagen daß ich Dich so durch und durch kenne wie Du es gar nicht weißt, und daß grade etwas ausgesprochenes einseitig zu verstehn mir nicht möglich ist. Auf der andern Seite will ich es nicht sagen um dir nicht eine falsche Erwartung zu erregen. Denn etwas fehlt mir bei allen Menschen biswei37 ÐundÑ] korr. aus das mich
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len, was man sonst zu einem ganz genauen Kennen mitrechnet nemlich, die Fertigkeit ÐdenÑ eigentlichen Gehalt einzelner Bewegungen zu errathen auch wenn sie sich auf etwas beziehn was man nicht weiß. Ihr Weiber seid stark darin solche Momente zu haben aber auch sie bei andern zu errathen. Nun bin ich neugierig, ob mir das bei meiner Frau leichter sein wird als wol bei Freundinnen. Als ich Dir schrieb ich fürchtete wenn Du auf einen Brief über die Gebühr warten müßtest, könnte er dich dann leicht am wenigsten ansprechen dachte ich auch nur | daran wie man nach einer langen Trennung und Verlangen immer auch einen b e s o n d e r s schönen Augenblik des Wiedersehns erwartet aber keine Erfahrung die ich mit Deinen Briefen gemacht hätte lag mir dabei zum Grunde. Nein, kleine, da hast Du wieder ganz unnüz besorgt. Ich wäre eigentlich in der Stimmung dich noch etwas zu nekken über diesen Artikel; aber das Nekken ist besser mündlich als schriftlich denn es muß sich immer mit süßen Küssen endigen, und das mündliche ist ja so nahe! Denke nur gewiß süße Jette, daß an dem Tage wo wir zugleich communiciren ich uns auch aufgeboten habe wahrscheinlich zum zweiten Mal Höre laß Dich von den Kindern nicht tyrannisiren auch nicht wenn sie krank sind. Ich finde das nun eine grausame Verwöhnung daß Friedchen Deine Hand haben muß wenn Du auch schreibst. Er muß nun doch leicht einsehn können daß das nicht möglich ist, und wenn er sich nun gewöhnt in Kleinigkeiten solche Foderungen zu machen, wie soll das weiter werden. Ich werde schon müssen der Vertheidiger Deiner Freiheit gegen die Kinder werden aber dafür sollen sie sich auch einer ganz rasenden Freiheit erfreuen. Ach es soll eine Wirthschaft werden an der alle Engel im Himmel ihre Freude haben und über die die meisten verständigen Menschen den Kopf schütteln. Ich freue mich ganz rasend darauf und umarme Dich und die süßen Kinder auf das innigste Lebe wohl ich muß nun fort zu Reimers. Nach Tisch bekomme ich Deinen Brief. Ernst
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Gleich anfangs muß ich Dir mittheilen mein Ernst daß die gute Mühlenfels gestern von einer Tochter entbunden ist – noch habe ich gar keine Nachricht ob alles gut und erfreulich ist, sehne mich aber unendlich darnach und hoffte heute Nachmittag hin fahren zu können. Jette hatte sich hier heute angemeldet, aber nun komt sie gewiß nicht, ich treffe sie wahrscheinlich da. Ich bin heute Morgen etwas früher als gewöhnlich aus dem Bette gekommen daher kann ich die Kleinen nun noch etwas im Bette warten lassen und Dir einen Morgengruß bringen mein süßer Geliebter! vor deinem Bilde habe ich ihn Dir schon gesagt – Du Herzensmann daß Du immer so froh und glücklich schreibst das ist mir ordentliche Wonne – wie schwebt auch mir das ganze Leben so ungestört herrlich vor – jedes traurige mit Dir gefühlt, wie muß es Schönes enthalten und im Gemüthe zurücklaßen – Auch mir begegnet oft so ein heimliches unverstandenes Lächeln wie Dir mein süßer Ernst – Gott wie ist mein Herz oft so voll von Liebe für Dich daß es gar nicht weiß sich auszusprechen – nur an Deiner Brust – an Deinem Herzen Ernst – unendlich geliebter Mann leb wohl die | Kleinen wollen sich nicht länger halten lassen –
Gestern ward ich recht entschädigt für die Entbehrung des vorigen Posttags. Ich erhielt Deine Briefe vom 28 und 3ten auf einmahl – so groß mein Verlangen war so mußte ich mich doch lange gedulden ohne sie lesen zu können, der Friedle wollte nicht von meinem Arm und das Lesen wollte er auch nicht erlauben. Hernach erbarmte Sophie sich und ich lief nach meinem Zimmer mit den süßen Briefen – Ich glaube wohl daß Du Dich nicht recht vernehmen kannst aus meinem Verhältniß mit Louise – Du hast aber doch gewiß Recht in dem meisten was du sagst nur glaube ich daß mehr mein ungetheiltes Mutterleben als die Ehe mit Ehrenfried etwas von Louisens Traum zerstört hat. In mir entschied sich grade in der Zeit wo das Mutterglück mich so ganz 3137. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, Bl. 51–54; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 367–369 (gekürzt)
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Brief 3137
erfüllte, diese Abneigung gegen Louisens Wesen die Du ganz mit Recht tadelst. Ich hatte ein gar zu lebendiges Bild davon wie es in Sagard war. Louise war eigentlich Theodors Mutter und Mariane Malchens ihre und die wirkliche Mutter war den Kindern entscheiden nicht so lieb und so nahe. So dachte ich wird es hier auch werden und ich hatte eine Furcht vor Louisens | Liebe zu den Kindern, um so mehr da mir ihre Liebe für Theodor so sehr misfiel und für das Kind zum g r ö s t e n Nachtheil zu sein schien, und alle Freunde und Ehrenfried fühlten darin mit mir gleich – so daß ich wohl wircklich damals oft mag recht kalt herzliches Hinneigen zu ihm, aufgenommen haben. Ich war überhaupt eine recht sonderbare eigensinnige junge Mutter – von meinen Ideen über die Behandlung des Kindes besonders im Geistigen brachte mich nichts ab, selbst zu Ehrenfried hatte ich darin nicht ganzes Vertrauen welches mich nachher oft gereut hat. Dieser war aber im Ganzen doch so voll Freude an dem Kinde und an mir und an meinem Sein mit ihm daß er mich in allem ruhig gewähren ließ mit unendlicher Geduld mich trug und nur selten aber doch einige mal war er unzufrieden, aber auch recht sehr, über mein ausschliessendes Mutterleben das mich von allem Umgang ausschloß, über meine Kleinen bisarrren Ideen. Nun denke Dir aber Louise mit ihrer Sehnsucht selbst zu leisten und zu genießen – Es war damals so arg in mir daß ich ordentlich in beständiger heimlicher Bewegung und Herzklopfen über Louise war, meine Heiterkeit litt unendlich dadurch und des Kindes seine vielleicht mit. Sie hielt sich freilich ganz zurück | aber nicht ohne viel Wehmuth und etwas Bitterkeit. Aus dieser Zeit stamt sich Louisens Mißtrauen das auf diesem einen Punkt gegründet, in allem andern grundlos war, denn übrigens ward es mir nicht sehr schwer sie zu tragen und ich hatte sie recht lieb. Vorstellen kannst du dir es übrigens gar nicht worin das schwere besteht wenn man etwas mit ihr zusammen treiben muß, es läßt sich nicht beschreiben, aber es gehört gewiß viel dazu dahin zu kommen es als etwas nothwendiges phisisches zu behandeln wie Du sagst. Ehrenfried war das auch nicht ganz gelungen, und ich erinnere mich daß wir einmahl darüber sprachen und daß er sagte, es sei das kaum möglich denn ihre Ansprüche stießen wircklich oft gegen unsere Freiheit – Lieber Ernst ich sage kein Wort darüber daß es scheinen könnte als wolle ich Louisens Schwächen recht herausheben – zu Dir bedarf es das nicht auch liegt ihr Gutes so klar am Tage daß man darüber weiter gar nicht zu sprechen braucht. Ich bin ganz Deiner Meinung daß wenn sie künftig bei uns sein wird sei es kurz oder 56 das] daß
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lange nichts der Art vorkommen | wird – eben so stehe ich auch für die Zeit die wir nun noch zusammen sein werden, und mein Brief hoffe ich wird ihr die Liebe die ich wircklich für sie habe recht fest gemacht haben und das Vergangne so gut in ihr ausgelöscht haben wie das möglich ist Ruhiger sehe ich die Sache jezt auch als da ich neulich so sorgenvoll dir schrieb, aber Schuld habe ich doch immer viel – Süßer Ernst ob ich mich fürchte? Du brauchst nicht erst Dich auf Deine Küsse und Deine Blicke zu berufen – ach Gott nein Du kannst niemals böse auf mich sein – und ich kann nie anders als gut sein wenn ich durch Deine Gegenwart wie in ein höheres Dasein gehoben bin – Süßer Mann ich frage oft – wie wird mir sein! ich weiß es doch kaum wie mir sein wird – – Ach es ist mir wohl nahe genug gegangen daß ich den 5ten nicht communiciren konnte, es war gar keine Communion ich wußte es vorher und wundere mich es Dir nicht geschrieben zu haben – aber gebeten habe ich Dich doch den 16ten fest dazu zu bestimmen, Schlichtkrulls werden dann wohl auch communiciren. Sonst könnte ich wieder nicht darauf rechnen denn wenn hier auch Communion angesezt wird so finden sich doch gar keine Communicanten | in einem halben Jahre hat Schlichtkrull keinen gehabt. Wohl war es schön daß du neulich so recht Ernst warest und dich so ganz aussprachst es war so tief und so wahr was du sagtest daß ich es eigentlich unendlich gern von Dir hörte – Ja immerhin magst Du mitunter meinen Ernst in Scherz umkehren was gestände ich nicht zu – Lieber Ernst ich habe doch so noch nicht die Liebe und die Ehe verstanden als jezt, doch nun bin ich auch stolz genug mich recht eingeweiht zu halten. Geliebter Ernst alles Heilige wird durch Dich neues Leben in mir gewinnen – Ernst auf deine Predigten auf die Kirche überhaupt freue ich mich ganz ungeheuer – ist eine schöne Orgel in deiner Kirche? – ohne Zweifel. Die Wittwenkaße hat im April mir alles ausgezahlt, ich habe nur für October zu fordern Ich muß aufhören, Du wirst dem Briefe ansehn daß ich mich rasend dabei gesputet ich sehe noch nicht wann ich werde zu Dir kommen können – |
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SissowÐ,Ñ Montag Morgen. Seit gestern Nachmittag bin ich hier mein geliebeter Ernst – habe die liebe Wöchnerin leidlich gefunden und das Kind allem Anschein nach gesundÐ,Ñ nur mit dem stillen will es noch gar nicht gehn wir haben viel
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Briefe 3137–3138
Noth damit, ich hoffe aber doch noch, da Line so fest und geduldig ist – Ich bin die Nacht bei ihr auf gewesen, sie will mich auch so gerne noch behalten, es wird nun darauf ankommen was für Nachricht von Friedchen erhalte ob ich länger bleibe oder heute wieder nach Poseritz fahre. Daß ich Friedle verlassen habe daraus kannst Du schon schliessen daß er frei von Fieber und völlig auf dem Wege der Besserung ist – Nun nur ganz kurz theurer Ernst was ich gestern mit Jette verabredet, nehmlich daß es beßer sei die Sachen fortzuschicken ehe ihr hier seid weil das sonst viel Unruhe und Stöhrungen geben würde – Ich setze also den 1 4 A p r i l fest, an diesem Tage sollen die Sachen in Stralsund bereit zur Abhohlung stehen – Der einzige Grund warum ich es später gewünscht hatte war der, daß ich gerne mein Leinzeug das | viele Flecke hat, gebleicht hätte einige Wochen lang, Jette meint aber ich könne in Berlin auch bleichen lassen und mit vielen Umstände und Kosten wäre es auch hier für mich verknüpft gewesen – Also den 14ten April Wenn Du nichts einzuwenden hast. Ich kann Dir gar nicht sagen wie viel Theil ich daran nehme daß hier alles gut geht, es erfüllt mich jezt ganz. Mein Bruder ist mir recht rührend in seiner außerordentlichen Liebe und Freude die doch von eben so viel Besorgniß begleitet ist – Carolin ist so glücklich – das Kind allerliebst. Mein Herzens lieber Mann ich schließe Dich zärtlich in meine Arme und bin immer ganz ganz Deine Jette –
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Die Wöchnerin grüßt Dich –
3138. Von Luise von Willich. Götemitz, Sonntag, 12.3. bis Donnerstag, 16. 3. 1809 Götemiz, Sontag d 12t Merz, 1809 Lieber guter Schleier, ich bin Dir so herzlich dankbar! ich kann es Dir gar nicht sagen wie sehr – ich weiß es wohl, daß, alles was Du auch mir giebst, so ganz natürlich bei Dir kömt, und daß es Dir, also nichts außerordentliches ist, aber eben darum theurer geliebter Bruder ist es ja mir noch so viel mehr – Lieber Schleier, im ganzen mag ich wohl zu wenig Vertrauen zu mir haben, aber wenn Du mir so liebe Worte sendest, so ist 3138.
Überlieferung: H: BBAW, SN 427, Bl. 43 f.
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mir ordentlich als wäre ich ja auch was werth, schon dadurch – Sage aber doch mal, wie mag es zu gehen, daß ich fast immer weinen muß, sobald ich anfange an Dich zu schreiben? Dir ist ja so manches klar, weist du denn dies nicht? Sieh ich weiß es nicht, dies nicht, wie manches in mir noch nicht. Ich bin seit einiger Zeit sonst, weit glüklicher in mir, wie es mir kam, wie es war und nun ist, kann ich Dir nicht wiederholen – es giebt nur Momente, wo man zu sich selbst darüber s p r e c h e n kann, dies habe ich getan in einem Briefe an meinen P. und, in eingen Worten an unsre Henriette. Ja reiche mir nur die Hand, und habe mich recht von Herzen lieb, Jettchen hat mich auch lieb, und hat mir alles vergeben worin ich sie je weh gethan – immer habe ich sie doch innig geliebt das weiß ich, und zu weh that mirs wenn ich diese Liebe in ihrem Wesen zu vermißen glaubte, das hat mir manche bittre Träne | gekostet – und so konnte ich ungerecht werden – und sie für strenge und kalt halten im Augenblicke wo sie mir, hätte ichs geglaubt, vieleicht mit Liebe um den Hals gefallen wäre – aber wir schwiegen beide in solchen Augenblicken und warum? ach einmal fragte ich Jettchen Du hast mich wohl nicht mehr so lieb Jettchen wie sonst – doch stille nun davon – Es ist vorüber habe ich gesündigt, so habe ich auch die Schmerzen empfunden. Aber nun trösten mich auch die Worte „Ja ihr Kinder, Wir sind Sünder, Doch nimt Jesus Sünder an, Komt mit Demuth, Klagts mit Wehmuth, Und es sey wie nicht getan. [“] Mir ist sehr wohl mein theurer Bruder seit ich Jettchen mein ganzes Herz aufschloß, ich weiß es nun gewiß sie liebt mich, und ich kann mit Freuden ihre Liebe empfangen, und die Deinige, und ruhig, und mit stiller Ergebung sehe ich nun alles kommen. Sehe den Frühling nahen der recht als ein beglückender seegnender Freund diesmal in unsere Mitte tritt. Doch Schleier, bei alles Glück, und aller Freude die er bringt, birgt doch seine süße Natur, auch eine Trähne der wehmuth – ! | und so, sei er auch mir gesegnet! Jezt muß ich hinuntergehen, Ruz ist da, und wie ich den The eingeschenkt hatte, ging ich zu Dir! adieu mein guter Bruder; ich sende dies Blatt nicht ab, ohne Dir noch mehr zu sagen.
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Briefe 3138–3140
Dienstag d. 14t. Ganz gut ist mir nicht dabei zu Muthe, daß ich von Bette gehe, doch sehnte ich mich nach dieses Blatt, und ein viertel Stündchen kann ich wohl Lotte allein laßen. Die kleinen Kinder sind alle bei ihr, aber auch Cristian, er und Line die nun schon zur Unterhaltung der Kleinen bei tragen können. Die Großen und Alten sind alle nach Poseriz. Ich bin nun gleich 3 Wochen hir, und habe in dieser Zeit die Kinder gar nicht, und Jettchen und Sophie nur ein mal gesehn. Freitag nun wird die Kindtaufe, dann kommen die Poserizer und ich kann ruhig mit zu Hause fahren weil Morgen Mine Baier kömt und noch 14 Tage hier bleibt. Sonst wäre ich nun noch geblieben, Lotte war nun auf einem so schönen Wege wieder Krafft und Wohlbefinden zu erlangen, hätte ich sie nicht einer Pflegerin übergeben können so hätte ich sie nicht ruhig verlaßen. Nein, ich will nur hinunter gehen, ich size doch auf eine Art von Kohlen – und dann kömts doch nimmer so heraus wie ichs meine, Gute Nacht also lieber Schleier. Minchen, Ruz und ich stehen Gevatter, erst sollten wir 3 nur allein, nun bittet Kathen aber Heute noch Schlichtkrull, und noch eine Verwandtin von Hause, eine Frau von Platen.
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Den 16t. Der Kuchen zur Kindtaufe ist fertig zwar auch von meiner Hand bereitet, | aber doch kein Reiskuchen, und also keine Mehlspeise sondern eine Baumtorte. Dies nicht für den berühmten Schriftsteller und Profeßor, sondern – für Nanny . Gestern kam Minchen, und Morgen kommen die Poserizer. Unsere Lotte ist nun außer Bette. Morgen besorge ich noch das Kindtaufsmal und Abends reise ich mit den Poserizern zu Hause. Dann habe ich die süßen Kinder wieder! 2 Monate habe ich sie dann noch – schnell genug wird wohl auch diese Zeit vergehen, glaube nur nicht daß ich mich g r ä m e s i e werden glücklich. Vor einer Minute noch warf die Sonne einen köstlich rohten Stral auf dies Papier – nun ist sie gesunken, und ein doles Gewitter verbirgt das schöne Abendroth. Es ist mit einem mal ganz dunkel geworden. Die andere Woche kommen die Sagardschen nach Poseriz. Vorige Woche war Hermann Baier hir, er war sehr glücklich. Die arme Lotte Schwarz ist es nicht, Haßelbach wollte Ostern kommen nun wird er aber nicht kommen weil er krank ist – Grüße Nanny herzlich lieber Schleier und Reimers, und Wilhelmine Schede und ihren Bruder ich habe sie lieb weil sie sich beide so lieb haben. Bruder und Schwester! ist etwas Schöneres? 64 auch] ÐaufÑ
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*3139. Von Carl Schleiermacher. Wohl Schmiedeberg, vor dem 13. 3. 1809
3140. Von Johannes Karl Hartwig Schulze. Weimar, Montag, 13. 3. 1809 Adresse: Sr. Hochwürden / des Herrn Doktor Schleiermacher / in / Berlin. d.G. [Bl. 2v] Weimar den 13.3.9. 5
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Mit Freude ergreife ich die mir durch unsern Marwitz dargebotene Gelegenheit, Ihnen, geliebter Lehrer, in dem ich meinen zweiten Vater verehre, einige sichtbare Zeichen meines Seins und Lebens zu senden. – Eine wunderbare Verkettung von Umständen, in denen ich die Spuren einer höhern Hand nicht verkennen konnte, hat mich hierher geführt. – Früher als ich es hoffen durfte habe ich einen festen meinem innern Streben entsprechenden Punkt für meine Thätigkeit erlangt. Die Ruhe welche ein bestimmter mit Freiheit und Selbstbewußtsein gewählter Würkungskreis nothwendig nach sich führt, fängt an bei mir einzukehren je länger je mehr. – Meine aeußere Ruhe wird durch die taumelvollen Begebenheiten des Tages mannigfaltig getrübt. – Ich bin auf alles gefaßt, | denn ich weiß meinen Willen. Jetzt heißt es „wachet und betet daß ihr nicht in Anfechtung fallet“. Gelassen und ohne Zagen werde ich, sobald ich es als heilsam und nothwendig erkenne, meinen Homer zur Seite legen und den guten Leuten von Süden her durch einige fühlbare Beweise beurkunden daß in manchem Einzelnen das noch unentweicht lebt, was für die Erscheinung aus dem Ganzen gewichen scheint. – Meine hiesigen Verhältnisse sind freundlich und bildend. Den Sinn für Religion, der hier durch ein misverstandenes bodenloses Haschen nach Kunst und Gelehrsamkeit fast ganz zurückgedrängt war, suche ich zu wecken und wieder ins sichtbare Leben zu rufen nach dem Maaße meiner religieusen Gefühle. Es ist hier ein glüklicher Boden und eine Empfänglichkeit für die höchste Angelegenheit der Menschheit wie ich es nie zu | hoffen gewagt. Die gänzliche Nullität der hiesigen Geistlichen in Rüksicht des religieusen Gefühls hat auf die Stimmung der Gemüther keinen geringen Einfluß gehabt. Herder, der schon sterbend noch eine Krisis seines 3140.
Überlieferung: H: BBAW, SN 386, Bl. 1 f.
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Briefe 3140–3146
religieusen Gefühls erlebte, hat sich vergebens bemüht in den letzten Tagen, seines Lebens das wieder aufzubauen was er mit beispielloser Gewissenlosigkeit in früheren Zeiten zerst[ört.] – Entschuldigen Sie eine vielleicht vorschnelle Frage: haben wir nicht Hoffnung bald von Ihnen die Darstellung der christlichen Dogmatik zu erhalten? Leben Sie glücklich in Ihrem freundlichen Kreise. Meine frommen Wünsche bei der heiligen Verbindung die Sie knüpfen wollen. Unwandelbar Ihr Sie liebender J. Schulze.
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3141. Von Henrich Steffens. Halle, Montag, 13. 3. 1809 Halle. den 13 M. 1809 Was du, sonderbar genug, befürchtetest ist grade so eingetroffen. Humboldt hat an Reil geschrieben und nicht an mich. Ich gestehe dirs, nachdem ich nun zwei Jahre hinter einander auf die Tortur gespannt war, wünsche ich endlich einmahl Gewisheit, und ich sehe nicht ein warum man nicht gradezu fragen kann. Ist es nichts, so werde ich meine Maasregeln treffen, und zweifle keinesweges, dass mir Glück und Geschick irgend einen andern Ausweg eröfnen wird – Nur nicht in dieser Geist und Sinn læhmende Stellung – Ich gestehe es, ich bin sehr verdrieslich; und weiss kaum, dass mir jemals die Welt, so nichtswürdig vorkam. Möchtest du besser leben wie ich, und möchtest du im Stande sein mich zu erheitern – Meine Zunge ward, beim Anfang des Jahrs gelæhmt, dann die rechte Hand jezt der Kopf – Ich muss den Brief schliessen, denn die Stunde schlægt und ich soll lesen – Adio – ich bitte dich recht sehr mir bald zu schreiben. An das Armenwesen denke [ich] fast nicht mehr, denn alle sind weg und es wahr doch kernfaul – Wo Haller ist weiss ich nicht, er wollte eine weitläufige Reise machen. Dies meldete er mich, der Bothe aber, der die Antwort abhohlen sollte, blieb aus – Seitdem habe ich nichts von ihm gehört – HSteffens
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Überlieferung: H: BBAW, SN 396, Bl. 41; D: Br 4, S. 164
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Du weiss wohl, dass Reichardt seinen Abschied hat, und dass meine Schwiegermutter mit Tochter bei mir wohnen werden. Gebe Gott sie wæren nur hier.
*3142. Von Heinrich Karl Abraham Eichstädt. Wohl Jena, vor dem 14. 3. 1809
*3143. An Hermann Baier. Berlin, Dienstag, 14. 3. 1809
*3144. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Dienstag, 14. 3. 1809
*3145. An Johann Christoph Wedeke. Berlin, Dienstag, 14. 3. 1809
3146. Von Friederike Israel. Wohl Stralsund, Dienstag, 14. 3. 1809
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ÐWennÑ ich Ihnen mein theurer Freund es sagen sollte was mich so lange von einem schriftlichen Umgange mit Ihnen abhielte, so könnte ich es nicht – gewis nicht denn wie es kam weis ich nicht. Sie sind mir nicht fern gewesen; wie könnte es sein, aber es mag wohl ein unvertilgbarer Fehler in mir sein, daß ich selten schreibe – so fange ich es an zu betrachten, und glauben Sie, es mir theurer Schleier ich bin mir gram darum! Auch will ich Ihnen keine Entschuldigung machen – der Freund entschuldigt immer – ich müßte sie mir selbst thun daß ich mich so um meine Freuden bringe – ach wie oft habe ich nicht darum zu klagen! 3146.
Überlieferung: H: BBAW, SN 309, Bl. 1–3
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Brief 3146
Sie wißen es wohl mein geliebter Freund, welche traurige Katastrophe uns betroffen hat. Sie haben vieleicht schon viel davon gehört, und auch wiederum kann I c h nur damit anfangen. Lieber Schleier, wie hat mich dieser Verlust so tief und innig bewegt, obwohl ich keinen eigentlichen zu betrauern habe, als wie um ein abgewiesenes Glied der Gesellschaft. Es war und ist auch nicht um mich – aber es ist um das zerrisne Glück und die Lebensfreude einer mir sehr werthen Frau – ich begreife es oft selbst nicht wie ich den Schmerz so fortdauernd mitleiden und immer wieder mitweinen kan. Ich habe in der | Krankheit meines Schwagers fast täglich ihr beigewohnt und noch immer schwebt dis Andenken dieser Zeit, und der lezten Stunden um mich – lieber Schleier – es war sehr, sehr schön – was ist schöner als die unendliche Liebe, und wie überwindet sie alles, selbst das schauderhafteste! Mein Bruder war ein rührendes Bild der Auflösung – ich kannte ihm wenig, aber es war nicht meine Schuld – doch hab ich ihn geachtet und wehrt gehalten. Die arme Karolin ist noch unendlich gebeugt – ich kann sie nicht sehen, ohne daß ich jammern muß – so war es mir auch meistens wie ich Jettchen sehe, und wie freudig ist mir jezt um sie! O mein lieber Schleier, welche Jugendblüthe erfüllt sie – wie glücklich ist sie – wie glücklich auch Sie – wie werden Sie so reich mit einem male – die lieben süßen Kinder! Meines kleinen Ehrenfrieds Geburtstag ist nun bald – ich hatte es so fest in mein Herz geschrieben ihm auch wie meinen Sohn zu betrachten, und mein Lebtag thätig für ihn zu sein, nun ist er glücklicher geworden als ihn das machen konte. Ich habe alle lange nicht gesehen, sehn Sie ich kann nicht durchziehen durch die Hinderniße lieber Schleier – das ist es was mir fehlt – und mein Leben zu den Freunden, ist so getrennt von dem was mein Mann führt – wärn wir beide darin vereint – nicht mehr. Darf ich es wohl denken daß er dann schöner und ich auch anders wäre? – Es scheint | mir wie ein Unrecht, darum frage ich. Wann kommen Sie mein Freund – im Mai so sagt mir Jettchen, und dann nehmen Sie sie uns weg. Viel, viel Schönes nehmen Sie fort, aber mir ist als sei bis Berlin nur ein Stündchen[.] ÐBeidesÑ – ich weis – ja gewis ich muß mich dort einmal mit Ihnen freuen. Mir ist wohler wenn ich weis in welchem Kreise sich der geliebte Mensch bewegt, und seine äußere Welt knüpft mir das Band mit seiner Inneren nur desto fester. Wo Jettchen ist da bin ich nie entfernt – und ein unaussprechlich süßes Gefühl liegt mir darin ihr Glück zu sehen und zu theilen. Ich habe mir Ihre Predigten von Lotte geholt mein lieber Freund und lese sie in stillen Stunden. Hätte ich mehr Ruhe, ich würde meine Ergießungen darüber niederschreiben, und wenn ich sie Ihnen mittheilte wür-
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den Sie es wißen wie heilig mir Religion und Natur ist. Ich thu es auch noch einmal – es gibt nichts schönres für das Gemüth als solche Ausdrüke – man spricht zu dem geliebten Freunde der da versteht was man nicht aussprechen kan. Ich trage auch einen Ring wie Sie lieber Schleier – das heißt ich habe mich mit zu der Gesellschaft bekant die da – eigentlich erst organisirt werden soll. Mir ist jeder Schritt lieb der mich zu einem gemeinnützigen und guten Zwecke mit andern vereinigt – so habe ich es betrachtet – wollen Sie mir nicht Ihre Ansichten darüber geben? | Es ist etwas in mir dabei das nicht recht befriediget ist, und ich fühle daneben daß es sehr schön sein könte. Mein Man und meine Kinder sind sehr wohl. Eduard hoffe ich wird in der liebevollen Pflege seines Lehrers gedeihen. Hermans Hochzeit ist bis im Herbste hinausgerückt – mir geht das nahe, er war schon so bestimmt darin daß sie im Frühling sein sollte. Lieber Schleier, ich habe Herman sehr, sehr lieb – aber Jettchen gönne ich Ihnen doch lieber. – Meine süße Emma ist sehr lieb und gut – sie ist sehr groß und stark – auch werden Sie sich über Gustava freun, die recht lieblich heranwächst. Ich fange an mich alt zu dünken, um der Kinder willen, aber auch wieder jung in Ihnen – es geht doch nichts über diese Freude und es mögte mir wohl ja zuweilen einfallen mich wie Grosmutter zu träumen. Ich blicke mit so unendlicher Sehnsucht dem Frühling entgegen – ich war diesen Winter so sehr gesund daß mir auch die Kraft nicht fehlt, hierin Hoffnungen zu beleben. Man hat uns ringsum jezt eine weite Aussicht gegeben, manche ergözt das, auch mich zu Zeiten wenn ich die Greuel der Verwüstung übersehen kan – aber ich kan mich nicht an die Stadt gewöhnen – gewis ich werde es nie. Es war eine frühere Zeit des Lebens wo sie alle meine Wünsche befriedigte, aber ich lebte in einem Zirkel geliebter Menschen | und wo die sind da ist mir ja immer wohl. Hier gelingt es mir nicht so und außer meinem Hause ist nicht viel Schönes was mich an dem Ort knüpfte – ich mögte lieber in einer größren Stadt leben wenn ich das Land nicht haben kann. Sein Sie mein lieber guter Freund, und schreiben Sie mir bald – was hülfe es Ihnen daß Sie mich noch strafen wollten um mein säumiges Wesen – es liegt nicht in mir – es liegt außer mir und ich verzweifle daß es anders wird. Sie kommen bald – wie glücklich werden Sie sein – eine schöne Liebe, theurer Schleier, und ein schöner Frühling – ich denke er mus es werden! 59 das] daß
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Israel grüßt Sie herzlich – er treibt sich in der Thätigkeit herum – und ich betraure das oft wenn meine Sehnsucht nach herzlicher, stiller Mittheilung zu groß wird, aber es wird wohl nicht anders sein können. Grüßen Sie Ihre liebe Nanni, wo sie sich meiner noch erinert. Die Ihrige Friedrike Israel den 14ten Merz.
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*3147. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Mittwoch, 15. 3. 1809 Verordnet eine „harte Kur“ für Blancs Liebeskummer wegen Caroline Wucherer, rät ihm zur klassischen Lektüre. Erkundigt sich nach Flöthe, fragt, ob Blanc Schleiermachers Predigt erhalten hat, und teilt ihm seine im April bevorstehende Abreise nach Rügen mit.
3148. An Caroline Wucherer. Berlin, Mittwoch, 15. 3. 1809 Liebste Karoline, Blanc schreibt mir, Sie wären gewiß auch weit weniger wohl, als Sie sich wollten merken lassen. Gutes Kind, Sie werden alle Ihre Kräfte wesentlich brauchen, verbrauchen Sie sie ja nicht dazu, um einen Schein von Gesundheit zu erkünsteln, sondern fangen Sie lieber auch vorbauend [an], wenn Sie sich nicht unwohl fühlen dafür, sich recht bei Kräften zu erhalten. Ihr Brief an Nanny hat mir große Freude gemacht. Ja, wirklich Freude; denn ein so inniger, so schön gehaltener Schmerz ist eine wehmüthig erfreuliche Erscheinung. Möchten Sie ihn recht ungestört pflegen und genießen können! Dazu gehört aber, daß Sie, daß Ihre gute Mutter wohl sind, daß Sie nicht von unangenehmen Aeußerlichkeiten gequält werden. Das sind die besten Wünsche, die ich in diesem Augenblick für Sie haben kann. Wenn Sie es mögen, wie mir das immer lieb war in ähnlichen Fällen, aus Ihrem Schmerz heraus in wirkliches Glück und Freude hinein zu sehn, so denken Sie bisweilen an mich. Ich bin so rein glücklich in den schönsten Erwartungen, als man es nur sein kann und selbst, wenn ich mir denke, wer weiß, ob nicht auch mir ein ähnliches 3148.
Überlieferung: h: Privatbesitz Familie Schede
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Schicksal bestimmt ist, wie unser armer Müffling erfahren hat, so macht es mich nicht irre, sondern nur eiliger und dringender der flüchtigen Zeit – denn was macht es doch für einen Unterschied, ob drei oder | dreißig Jahre! Sie sind so gleich, wenn sie vergangen sind – so schnell nachzusagen als möglich und ich fühle es tief, daß man das Gebäude des wahren Glückes aufsuchen muß und sollte man auch wissen, daß es bald wieder einstürzen muß und daß man nur wenige schöne Augenblicke darin wohnen kann. Was man einmal recht gehabt hat, hat man doch auch ewig. So fühlt gewiß auch der gute Müffling, von dem es mir aber doch schrecklich ist, daß wir Alle so gar nichts wissen. Er hat wohl Recht, daß das Sprechen über sein Schicksal ihn nicht erleichtern kann, aber er sollte uns doch nicht in Sorgen lassen. Wollte Gott, wir könnten ihn bald in eine erwünschte, recht anstrengende Thätigkeit versetzen; diese müßigen Kantonierungsquartiere müssen aber schrecklich sein für ihn. Empfehlen Sie mich Ihrer guten Mutter aufs Herzlichste und sagen Sie ihr, wie gern ich sie bisweilen sehen möchte und mit ihr trauern. Wie wir hier Sie vermissen, wie lieb Sie dem ganzen Kreise geworden sind, davon spreche ich Ihnen nichts. Vergessen Sie uns nur nicht ganz. Schleiermacher
3149. An Henriette von Willich. Berlin, Mittwoch, 15.3. bis Donnerstag, 16. 3. 1809 Mittwoch d 15t. Merz. 9.
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17. Ich habe wieder recht lange auf deinen Brief warten müssen liebste Jette; erst Gestern bekam ich ihn über Stettin, eben so einen von unserer Freundin – aber was mir höchst fatal war beide aufgeschnitten. Freilich da sie mit Cummerows Siegel wieder zugemacht waren habe ich einige Hofnung daß sie eigentlich niemand gelesen hat denn ich traue es ihm zu daß er unsere Correspondenz nur zum Schein öfnet aber das ist doch unsicher und es bleibt mir höchst unangenehm zumal ich mich des Gedankens nicht erwehren kann daß es meinem lezten Briefe an Dich in dem allerlei über den Krieg stand auch so möchte gegangen sein. Uebrigens glaube ich nicht daß Briefe von Dir verloren gegangen sind denn seit 3149. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 39 f.; D1: Br 2, S. 239 (Auszug, fälschlicherweise auf den 12.3.1809 datiert); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 371–373 (gekürzt)
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langer Zeit weiß ich nur einen Posttag nemlich den 3ten Merz wo ich keinen Brief von Dir gehabt habe und ich habe damals nichts bemerkt was mir als Lükke aufgefallen wäre. Ich glaube dir gern daß es mit Friedchens Krankheit nichts zu sagen hat und ängstige mich auch gar nicht; allein, wenn nicht etwa noch Bakkenzähne dahinter sind, wovon Du Dir gar nichts merken läßt, so fiebert er mir doch zu viel. Es ist nun seit ich fort bin schon das dritte oder vierte Mal. Entweder muß es an der Luft liegen oder an der Diät und ich will doch sehr wünschen und wir wollen alles dazu thun daß das hier ein Ende nimmt. Wenn ich auch gar nicht glaube daß es auf den Körper einen bleibenden Einfluß haben wird so stört es doch die ruhige Fortentwikelung des Geistes sehr – und nun gar an deine | geplagten Tage und schlaflosen Nächte dabei liebes Herzensweib mag ich gar nicht denken. Kurz Junge und Mädchen müssen mit Gewalt gesund werden im KanonierHause. Neulich war ich in Gesellschaft mit Meyer, meinem Arzt. Er erwähnte zuerst meines Bräutigamsstandes und gratulirte mir; da empfahl ich denn schon Frau und Kinder seiner ärztlichen Fürsorge im voraus. Schön ist es nur daß du doch die Nacht vor deinem Geburtstage wieder zu ordentlichem Schlaf gekommen warst; sonst aber traue dem Wohlbefinden bei zu wenigem Schlafe nicht, es ist nur ein gereizter Zustand und die Natur rächt sich hintenach. Kommt man noch so wohlfeil ab wie ich der ich jezt schlafen muß wie ein Dachs so ist es gut. Aber nun laß Dir zuerst tausendmal danken für Deinen Geburtstag süße Jette, dafür daß Du Dich so glücklich fühlst, daß du froh und gern den neuen Lebensweg an meiner Seite antrittst daß Du mit frommer Lieber meiner zuerst gedacht hast. Und ja wohl sollst Du übers Jahr noch glüklicher sein als jezt. Ich will zwar nicht sagen daß sich beides gegen einander verhält wie die Hoffnung und die Wirklichkeit. Denn ist nicht die Wirklichkeit auch jezt? haben und genießen wir einander nicht auch jezt? ist nicht jeder ganz in des andern Leben und Seele eingedrungen? Aber anders ist es doch noch in unmittelbarer Gegenwart alles mit einander zu theilen, jeder sich ganz in den andern zu verlieren; so oft das Herz sich danach sehnt miteinander zu wirken auf die süßen Kinder, auf alles was uns liebt und in die ganze schöne Welt hinaus! – Und diese holde Gegenwart nähert sich immer mehr; nur noch nach Wochen läßt der | Zwischenraum sich zählen, und du erlaubst mir zu kommen sobald ich kann. Das will ich denn auch gewiß thun, und mich mit allem möglichst sputen. 47 der] korr. aus sich
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Von Deinem schönen Zusammensein mit Jette schreibt sie mir auch. Es war eine liebe Vorfeier deines Geburtstages, und hat dich gewiß noch an diesem beglükt und viel schönes eingewebt in die Bilder des künftigen Zustandes mit denen Du dich selbst beschenkt hast. Eine zweite Freundin wie Jette brauchst du auch nicht zu haben, ich möchte fast sagen sollst du nicht haben. Aber um den engsten und schönsten Kreis des Lebens, der wenn Jette erst bei uns ist fast ganz in unserm Hause eingeschlossen sein wird, müssen sich eine Menge immer weitere legen, und also muß es auch einen nächsten nach jenem geben, und den wünschte ich eben daß du bald fändest und wäre begierig ihn zu kennen. Jene interessante Frau soll übrigens gar nicht dazu gehören; wie wenig sie mir im Ernst ist kannst du daraus sehen daß ich sie seitdem nur ein einziges mal erst wieder gesehn habe. Du und Jette ihr schreibt mir beide daß die Predigt aber die Ungebildeten nicht würden verstanden haben. Glaubt ihr denn daß die Ungebildeten die anderen Predigten die gedruckt sind verstehn? Du wirst aber auch fast gar keine Ungebildete in meiner Kirche sehn, sondern immer eine kleine aber fast durchaus erlesene Versamlung. Auf der andern Seite aber weiß ich auch daß einige ganz einfache Bürger die sehr fleißig kommen mich sehr gut verstehen, und die haben gewiß auch diese verstanden. Bin ich aber erst ordentlich an der Kirche dann will ich mir die Nachmittagspredigten ganz eigentlich für die Ungebildeten einrichten. Aber liebes Herz wie es in Zukunft mit dem Schreiben werden wird, das weiß ich nicht. Ich fürchte fast daß in mehreren Jahren gar nichts zu Stande komt als was unmittelbar aus meiner akademischen Thätigkeit hervorgeht und daß solche kleine Nebenwerke wie die Lucindenbriefe und die Weihnachtsfeier mir gar nicht wieder abgehn werden. Indessen vielleicht sieht mir die Sache auch nur von weitem so fürchterlich beladen aus und macht sich in der Nähe weit freier und besser. – Aber nun muß ich Abschied von Dir nehmen mein süßes Liebchen, nicht um schon zu Bette zu gehn, sondern um noch ein wenig mit unserer großen Jette zu plaudern. Schlafe denn recht süß zwischen unsern Kindern und laß dir einen Traum von mir anküssen. D o n n e r s t a g Ich kann nur noch Abschied nehmen für heute meine herzlich geliebte und dich von Nannys wegen fragen ob denn das Tuch für Caroline glüklich bei dir angekommen ist. Es ist zwar mit einem Briefe abgegangen von dem ich weiß daß du ihn erhalten hast aber da Du gar nichts davon erwähnt hast ist sie doch zweifelhaft.
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Briefe 3149–3152
Nun das süßeste Lebewohl mein Herz und die innigsten Umarmungen. Sei nur ja recht gesund und laß mich auch bald hören daß Friedchen es ist. Ewig und ganz Dein Ernst.
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*3150. Von Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 16. 3. 1809
*3151. An Henriette Herz. Berlin, Donnerstag, 16. 3. 1809
3152. Von Henriette von Willich. Poseritz, Donnerstag, 16. 3. 1809 Donnerstag d 16t. März. 48 Süßer geliebter Ernst Du erhältst dies mahl nur ein kleines Blättchen. Dein Leztes vom 6ten hat mir u n a u s s p r e c h l i c h e Freude gemacht! Ich schrieb gleich denselben Abend ein kleines Blatt zur Antwort das ich Dir aber erst geben will wenn Du hier bist – Aber was kann ich Dir sagen was Du nicht alles schon weißt, die Worte kommen mir bisweilen doch gar zu armselig vor – und Du hast wohl recht geliebter Mann daß wir künftig oft gar keiner bedürfen werden. O Ernst daß Du so glücklich bist! wie ist das herrlich! – Wie fühle ich das mit Dir daß alle andern Wünsche sich auflösen in den Einzigen uns einander Alles zu sein – Alles! o könntest Du nur so sicher sein daß Du volle Genüge haben wirst wie Du das von mir gewiß wissen kannst – wie seelig können wir dann einander in die Arme sinken! wie wird dann unser beider Leben zu e i n e m verschmolzen sein! Herzensmann ich bin doch ein seliges Weib! 3152. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, Bl. 55; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 373 f. (gekürzt)
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Du hast Dich an vielem in meinem Briefe erfreut – ich weiß nun doch so gar nichts mehr was ich geschrieben habe und was Dir kann lieb gewesen sein – Das hat mich recht überrascht daß ihr meinen Geburtstag so gefeiert habt und das ist gar hübsch daß auch Du an demselben beschenckt bist. – Aber geliebter Ernst daß Deine Gesundheit ÐnurÑ leidlich ist – daß Du doch hin und wieder Schmerzen hast! Nimmst Du Dich denn wohl wircklich recht in Acht? ist es nicht zu rauh zum baden? Schlafe doch nur ja so viel Du irgend magst. Deine Neigung dazu zeigt ja schon daß du es jezt mehr bedarfst. Der Frühling wird Dich doch hoffentlich ganz | gesund machen. Du wirst nur sehen wie schön der hier in Poseritz ist daß der Garten unmittelbar am Hause stößt und das Hölzchen so nahe ist macht es gar zu schön. Wie manche Nacht im vergangnen Frühjahr habe ich gar nicht einschlafen können vor dem hellen Gesange der Nachtigall. Hätten wir doch schönes Wetter! – Wie gerne bin ich Dir gefolgt in das Badehaus und auf der Bank wo sich unser Leben entschied – Die Mühlenfels ist sehr wohl und das Kind auch – Beide Eltern sind unendlich glücklich – ich war 2 Tage dort, trennte mich nur mit Mühe konnte aber doch nicht länger von unsern Kindern bleiben. Mit dem stillen fürchte ich wird es ihr nicht gelingen, es ist dies ihr erster Versuch. – Friedchen ist fast ganz besser, er hat sehr gründlich medicinirt, ich hoffe er soll recht gesund nun werden, ein Augenzahn ist wieder gekommen. – Ich habe Nanny schon wieder auf deinen Geldbeutel angewiesen. Ich könnte meine Schulden an Dich jezt abtragen oder ist es dir gleich ob da das Geld erst erhältst wenn Du hier bist. Ich habe noch mancherlei aus vorigten Briefen Dir zu beantworten, Heute Abend bin ich aber doch nicht recht aufgelegt dazu, auch stört mich die abscheuliche Feder die gar nicht schreiben will – Nur noch eine süße Liebkosung – laß mich noch einmal an Deinem Herzen Dir flüstern wie ich glücklich bin und wie ich Dich liebe – und wie doch meine größte Freude ist daß du Dich glücklich fühlst! Geliebter Ernst! Gute Nacht, ganze Deine Jette. Ach wie lieb war mir dein lezter Brief! Du sagst kein Wort von den Stürmen deren Ausbruch Du doch in diesem Monat erwartetest. Ich mache es gewiß nächstens gut daß du heute nur diesen kleinen Wisch erhältst. 49 f Du … Monat] am linken Rand von Bl. 55 Rand von Bl. 55v
50 f erwartetest … erhältst.] am linken
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Briefe 3153–3157
*3153. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, um den 16. 3. 1809
*3154. Von Charlotte von Kathen. Wohl Götemitz, um den 16. 3. 1809 Fragt, ob Schleiermacher ihr jüngstes Kind gern getauft hätte.
3155. Von Johanna Steffens. Wohl Halle, um den 16. 3. 1809 Ich kann unseren lieben Marwitz nicht reisen sehn ohne Ihm einige Zeilen für Sie bester Schleier, mit zugeben, mit der Klage daß wir Marwitz nicht länger hier haben, und nicht ruhig über Ihn sein können, muß ich anfangen, ich habe den Menschen so sehr lieb, es ist gewiß ein auserordentlicher Mensch der Himmel beschütze Ihm, und laß Ihm nicht untergehn in dieser schändlichen Zeit. – Schreiben Sie doch Steffens recht bald, und was Er zu hoffen hat, Er ist sehr unruhig, schreiben Sie aber ja vorsichter, Bester, über alle gefährliche Dinge, es sind mehrere Briefe offen angekommen, mann ist so angst in dieser Zeit! – Ich bin heute nicht im Stande ordentlich zu schreiben – Marwitz hat eben von mir Abschied genommen und da bin ich zu unruhig, sagen Sie Ihm wie lieb wir Ihm haben und schreiben Sie uns bald. Hanne
*3156. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Freitag, 17. 3. 1809
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Überlieferung: H: BBAW, SN 395, Bl. 32
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3157. Von Friedrich Severin Metger. Stolp, Freitag, 17. 3. 1809 Adresse: Herrn Profeßor Schleiermacher [Bl. 48v] Stolpe den 17t Maerz 1809
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Wie viel Vergnügen hat mir nicht Ihr höchst intereßanter Brief gemacht, lieber Schleiermacher. Nur habe ich es bedauert, daß Sie so viel an Ihrer Gesundheit gelitten haben, für die indeß, wie ich hoffe, Ihre bevorstehende Reise die beste Cur seyn wird. Sie wollen sich auch verheurathen, und zwar, wie mir aus dem Eindrucke noch erinnerlich ist, den sie vor etlichen Jahren in Berlin auf mich gemacht hat, mit einer sanften, feinen, weiblichen Frau. Dazu gratulire ich Ihnen nun von ganzem Herzen, und glaube fest und zuversichtlich, Sie haben die rechte gefunden. Wie sehr habe ich mich nicht aber gefreuet über die Characteristik, die Sie mir von meiner Verlobten geben. Ich finde sie so ganz wahr, und baue auf die Eigenschaften, die Sie mit so vollem Recht von ihr rühmen, die Hoffnung meines künftigen Glücks. Unser Freund Reimer wird I h n e n doch wol nicht verhehlt haben, wie dieß Verhältniß schon vormals eingeleitet, dann aber gleich wieder abgebrochen wurde. Dem seligen Manne hatte ich dadurch Kummer und Verdruß gemacht, und seinen Unwillen nachher aus einer unruhigen Besorgniß unter die entferntern Ursachen seines für Mutter und Tochter höchst traurigen Todes gerechnet. Nun ist es mir lieb, daß ich im Stande bin, Entschädigung zu leisten. Sie kommen Anfangs Juni nach Berlin zurück, und ich reise Ende | Mais nemlich den Mittwoch nach Pfingsten von hier nach Berlin ab. Wie schöne Tage wollen wir dann nicht zusammen verleben, lieber Schleiermacher. Ich wünschte freilich sehnlichst, gleich von Berlin einen Abstecher nach Westphalen machen zu können; ich wäre auf halbem Wege, und möchte gern die Lieben, die ich dort habe, noch einmal sehen. Wer weiß, ob ich sonst gar dazu komme? Aber theils scheue ich die Kosten, da ich noch nicht weiß, wo ich alles Geld soll zusammen kriegen; doch das ist noch das wenigste, am meisten hält mich ab der Zeitverlust; ich bräuchte 1/3 Jahr, und der arme Krech ist noch immer kränklich und zum Predigen untüchtig, und ich zweifele, ob ich meine Predigten unter die hiesigen Prediger und Gouverneurs würde unterbringen können. Reisete ich nun wirklich, wie ich immer noch heimlich hoffe, nach Westphalen (ich meine es versteht sich, das alte) so könnte ich, was mir auch ein schmerzlicher Verlust wäre, Berlin und die dor3157.
Überlieferung: H: BBAW, SN 330, Bl. 47 f.
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Briefe 3157–3158
tigen Freunde nur wenig genießen. Die Nachricht von Ihrer Verlobung war mir noch neu, und Hering hatte mir, wie ich ihm doch auch nicht verdenken kann, davon nichts gesagt. Ebenfalls ganz neu war mir die traurige Nachricht von des alten Büntinghs schlechtem Benehmen im Kriege. Sein Sohn war vor 4 Wochen wieder einige Tage bei mir. Ich gewinne den edlen würdigen Mann immer lieber; es gelang mir vorigen Sommer ihn von seiner Donquichotterie zu überzeugen, ich sagte ihm, ich hätte diese noch fast bei allen, die über das Gemeine erhaben wären, gefunden, z.B. bei allen seinen | Verehrten in Westphalen, bei vielen in Berlin, namentlich bei Fichte und Reimer, nur nicht bei Schleiermacher. Er forderte nähere Erklärung, wie ich auch ihm einen recht kräftigen Ansatz beilegte. Ich fand sie an ihm wie an allen darin, daß er in einer beständigen Rüstung einher gienge, immer wie zum Kampfe gespannt sey, und das ihm Eigenthümliche heraushöbe und Marquire. Dieß wäre stolz, die Demuth und die Liebe thäten so was nicht, denn Jesus zeigte dieß an sich. Wir wären nicht ausgezeichnet, sondern gehörten so ziemlich mit allen und jeden zu Einer Gattung, daraus folge: Liebe und Demuth, als die Anerkennung des allgemein Verwandten und Gleichen sollte uns leicht, ja natürlich seyn. Jesus war ausgezeichnet, und gehörte zu Einer Gattung, in der er keinen Zweiten, also nichts zu lieben fand, um lieben zu können, hätte Er gesucht, nicht ausgezeichnet zu seyn, und sich in eine niedere Gattung herabgesetzt, in unsere, wo er unzählige zu lieben vorfand. So sprach ich etwa mit Büntingh und fand Eingang, nun schreibt er auch nicht mehr die Ueberlegenheit, die er an mir zu finden glaubt und rühmt, und liebt, und die er darin sezt, daß ich ruhig durch die Welt ginge, und alle als mir gleich nähme, nicht mehr auf Rechnung einer glücklichen Unbekanntschaft mit der Welt, und Er selbst wird, wie es mir scheint, allgemein-menschlicher. Das freut mich so sehr an ihm, einem Manne deßen Energie und kräftige Bravheit ich mir [ ] Eben war Prediger Grolp bei mir, und erbot sich mir zu 7 Vormittagspredigten; die übrigen bringe ich unter die Gouverneur, denke ich, und so freue ich mich, daß ich 14 Wochen Urlaub werde bekommen und nach Westphalen reisen könne. Laßen Sie doch unsern lieben Reimer den Brief lesen. Leben Sie nun recht wohl. Ich glaube, Sie haben durch Halle nichts verloren, sondern haben, vollends wenn die Universität zu Stande kommt, in Berlin alles, und noch mehr, was Sie in Halle hatten. Die DreifaltigkeitsKirche an der Sie jetzt stehen, würde mir die liebste in Berlin seyn, und irre ich mich nicht sehr, so ist sie es auch Ihnen. Metger. 63 [ ]] Textverlust durch Papierabriss
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Wir sind heute in Götemitz zur Kindtaufe gewesen – ich habe nun mein Jettchen zu Bette gebracht und möchte nun gerne noch ein Weilchen mit Dir plaudern – so lange nur das kleine Ende Licht ausdauern will. Unsere gute Lotte sah so blaß aus der kleine W i l h e l m ist gesund aber doch unruhig. Louise, Schlichtkrull, Mine Baier, Rutze, eine Frau von Platen aus der Nachbarschaft sind die Gevattern gewesen. Jette war ganz elend an einem ungeheuren Schnupfen, sie hat mir große Freude gemacht durch die Mittheilung Deines lezten Briefes der so viel enthält – ein recht reicher Brief! Uebrigens war die Gesellschaft erstaunlich still und trocken, selbst der Bischoff brachte nicht das mindeste Leben – Wie lange bin ich nicht in einem fröhlichen Zirkel gewesen, nur ganz aus der Ferne habe ich ein Bild davon – Ich dachte heute während der Taufe auch wieder gar oft – ach daß ich doch Dich könnte wieder hören! Lieber Ernst wie oft werde ich Dir noch mit stiller Rührung und Freude zuhören! Auf Deinen vorlezten Brief wollte ich Dir noch sagen daß die Klage über Dich daß Du in Gesell|schaft nie über ernsthafte Gegenstände sprächest, und daß also diejenigen die nicht ganz vertraut mit Dir wären wenig von Dir genößen ist hier in unserer Familie ziemlich allgemein gewesen, die Einzelnen die es besonders gesagt haben weiß ich so nicht mehr. Aber diesmahl habe ich auch gar so viel nicht gehört als vor 5 Jahren. Sophiens und Louisens Verdacht wegen eines kleinen Antheils an weltliche Grundsätze (wenn das nicht überhaupt zu starck ausgedrückt ist) komt lediglich davon daß sie Dein Verhältniß zu Leonore gar nicht anders als etwas tadelnswürdiges ansehn können und sich nicht darin finden können daß du in Andern solche Verhältnisse billigst wo einer von zwei Liebenden schon durch eine Ehe festgehalten ist. Sophien wirst Du es schwerlich begreiflich machen wie die Liebe höher ist als ein Band das zwar einen heiligen Nahmen führt aber keines sein sollte und daher ein unwürdiges ist – denn sie hat sich nur mit Mühe in die Liebe zu ihrem Schlichtkrull hinein gearbeitet und kennt keine andre Liebe, und meint 3158. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, Bl. 56–59; D1: Br 2, S. 239–241 (gekürzt); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 374–376 (gekürzt) 5 das] daß
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Brief 3158
nun jede Frau müsse ihren Mann lieben können wenn er nicht durchaus schlecht sei – Aber wenn Du einmahl Lust haben solltest Dich in ihrer Gegenwart zu erklären | so wollte ich die Veranlaßung schon herbei führen und würde Dir selbst mit dem grösten Vergnügen zuhören. Große Jette bat sich auch schon aus als sie deinen Brief las daß sie zugegen sein wolle wenn so etwas verhandelt würde. – Ich habe immer das Gefühl als sei es gefährlich solchen Menschen zu denen Sophie gehört das wahre höhre Leben zu zeigen denn wenn sie es recht inne würden müßte so vieles worauf sie sich gestüzt haben, zusammen sinken und die Kraft würde doch nicht da sein in einem neuen Geiste das Leben zu beginnen. Aber wie entzückst Du mich damit mein süßer Ernst daß du meinst ich würde immer das Mittel haben Dich reden zu machen. O süßer geliebter Mann ergieße Dich nur recht viel in meinen Busen! ich werde immer gar zu glüklich dadurch sein. Ernst nun kaum noch 6 Wochen! Jette hat mich nur immer angesehn und mich verstanden, meine innerliche heimliche Freude daß es so nahe ist – Schön recht schön wird das Leben hier sein – aber ganz himmlisch wird es sein wenn ich unter Deinem Dache dann ganz Dein Weib sein werde, und mit unsern Kindern wir unser | ganz eignes Leben aus gestalten werden. Nun sei mir innig an meine Brust geschlossen und schlafe mir recht sanft recht süß – Sonntag Abend. Richtig ist gestern nur eine leere Adreße gekommen! mich soll es aber nicht abhalten doch diesen Posttag wieder mein Geplaudere fortzusenden – Mein Trostgrund wenn ich keinen Brief hatte ist der, daß ich doch nun g a n z g e w i ß den nächsten Posttag einen haben werde – Recht einen herrlichen Brief habe ich von Lotte Pistorius den Du gerne lesen wirst wenn Du hier bist. Mit der ÐCummerowÑ bin ich ganz außer Correspondenz, der Brief mit den Glückwünschen und dem Du ist der einzige und lezte. Mit der Israel wechsele ich auch nur Commissionszettelchen bisweilen. In der Stadt ist viel Gerede über sie woran gewiß viel unwahres ist, etwas wahres vielleicht aber auch, denn schon als ich in Stralsund war sprach eine ihrer Schwägerinnen, die immer sehr offen gegen mich ist, und sonst sehr unparteiisch, mit Kummer über Friedrikens Wesen. Lieber Ernst lieb werden wir sie immer haben aber daß sie je g a n z zu uns gehören wird das glaube ich doch nicht recht – Hast du nie mit der Pistorius über sie gesprochen die kennt sie recht von ihrer Kindheit an? |
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Ich war heute morgen eine Stunde mit Louise in Sissow. Es geht ihnen dort sehr gut nur das Nähren hat Caroline ganz aufgeben müssen, es ist durchaus unmöglich für sie – Hochwächters waren auch da – Dein herzlicher Gruß schien Carolinen sehr lieb zu sein. Unser Friedchen ist noch immer ein bischen schwach obgleich das Fieber schon lange ihn verlassen und er schon stärkende Tropfen genommen hat, ich will doch noch einmahl am Arzt schreiben. Wären die Kinder doch recht gesund wenn Du hier bist! Zuweilen komt es mir noch so lang vor und dann wieder so kurz biß Du komst. Ich habe schon gedacht ob ich Dich wohl am liebsten zuerst hier im Hause sähe oder Dir entgegen ginge – ich glaube das lezte. Süßer Ernst freust du dich auch? ach wie wolltest du nicht? Oft sehe ich uns aber auch schon im Oranienburger Thor hereinfahren – fühle ganz wie mir zu Muthe ist – und wie Dein liebend Auge auf mich und auf unsere süßen Kleinen ruht – und wie unser Händedruck uns alles sagt – und auch gewiß wird die Zeit mir gegenwärtig werden wie ich mit Ehrenfried in Berlin war klein Jettchen unter meinem Herzen. Du weißt es doch | wohl gar nicht wie ich eigentlich in Berlin auch in Dir lebte und alle andre Genüsse mir nichts waren gegen den mit Dir zu sein so herzlich so traulich du damals immer warst. Ganz besonders habe ich deine Liebe da gefühlt und meine zu Dir. Jette hatte ich ja auch so außerordentlich lieb aber Du wirktest doch ganz anders auf mein Herz. Und ich erinnere mich noch welche Leere ich fühlte da Du fortgereiset warst – und wie ich den ganzen Rükweg an den lieben zärtlichen Vater dachte – Es waren doch herrliche Tage, mein ganzes Wesen war aufgeregt für den Genuß der Gegenwart – des Augenblicks. Hernach bei Schwerins und in Wusterhusen stand ich aber dafür gut aus – es überfiel mich eine solche Dumpfheit, dazu war ich körperlich unwohl, ich war unerträglich still und mürrisch. – Sage mir doch ja süßes Väterchen wie es mit Deiner Gesundheit, steht ich bin so ungenügsam daß mir nichts von leidlich genug ist – ganz unverbesserlich gut soll sie sein. Meine Nahmen weiß ich nun gewiß, es sind Sophie Charlotte. So gerne ich dir den Gefallen thun wollte 22 Jahre zu sein so bin ich doch nur 21. Laß mir doch ja das jung sein, es ist | mein einziger Trost für meine Unwißenheit Lieber Ernst lass dich erbitten und schicke mir in deinem nächsten Briefe ein paar Worte für Tante wo Du es nicht wircklich ungern thust weil Du sie so wenig kennest – dann kannst du es auch immer ganz laßen. Vergißt Du auch nicht die Hane ihr Buch? Einen Sopha in der Eßstube möchtest du nicht kaufen sagt Jette.
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Briefe 3158–3160
Werde ich noch einen Koffer mit meinen Kleidungstücken auf dem Wagen stellen können auf dem wir fahren? was ich irgend entbehren kann schicke ich mit dem Fuhrman – Sage doch Nanny sie möchte mit dem Fuhrman schicken oder selbst mitbringen 30 Ellen von dem schlesischen Lein das sie dort für mich hat, ich habe mit Louise einen Tausch gemacht sie hat sehr feines diesen Winter gesponnen Am Dienstag kommen die Sargardschen auf einige Tage, ich freue mich zu ihnen – Und nun gute Nacht mein Geliebter auf das süßeste umarmt – |
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Montag Morgen Liebe Nanny muß mir kaufen eine n i e d l i c h e w o h l f e i l e Tuchnadel (ich wollte sie an Mariane schenken) und wenn es angeht im nächsten Briefe schicken. Du machst wohl wieder die Auslage. Den 14ten reise ich nach Stralsund um selbst den Fuhrman zu sprechen und ihm die Sachen zu überliefern. Ich habe jezt alle Hände voll zu thun, und es wird so wenig gefördert – Jette soll noch ganz unwohl sein, ich fürchte du wirst sie blaß und mager finden – ach Ernst in Götemitz ist es auch nicht auszuhalten. Jette hat es dort z u s c h w e r . Freilich mußt Du auch etwas da wohnen um Jette und Lotte recht zu genießen. Thue nur alles was du kannst um Jette zu uns nach Poseritz zu ziehn. Schlichtkrulls sehen sie wirklich gerne, und in Götemitz werden wir Poseritzer nicht viel verkehren. Ich will wahrhaftig kein einzig maal solch Gesicht von Kathen haben, wie er es mir vor dem Jahre machte wenn ich uneingeladen zu euch kam – Herzens lieber Mann was werde ich morgen für süße Briefe haben – ich freue mich schon immer darauf – Grüße unsere Nanny ewig und ganz Deine Jette.
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3160. An Henriette von Willich. Berlin, Sonnabend, 18.3. bis Sonntag, 19. 3. 1809 Sonnabend d 18t. Merz Abends.
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18. Heute ist mir der Tag so gründlich zerstükelt worden daß ich nicht habe zum Schreiben kommen können und daß ich in den Tod vergessen habe Bonbons für Friedchen zu seinem Geburtstage zu kaufen. Nun werde ich es Morgen schwerlich selbst thun können und da weiß ich nicht wie es ablaufen wird. Der arme Junge mit seinem Fieber. Das ist mir höchst fatal. Nun hat er es noch ein Paarmal, dann ist er ganz herunter davon und muß China nehmen die ihr noch dazu schwerlich gut bekommt bei euch, so wird er sich sehr langsam erholen, und wer weiß ob er schon wieder ganz frisch ist, wenn ich komme. Fahre nur ja fort mir posttäglich zu schreiben süßes Herz bis jezt habe ich wol alles richtig erhalten, und Dein gestriger Brief war auch zu meiner großen Freude wieder nicht aufgeschnitten. Es ist mir doch immer ein höchst unangenehmer Gedanke daß ein Anderer Deine Briefe durchschnüffelt, noch dazu vorher; es ist mir fast als ob er sich Frechheiten gegen Deine eigne Person heraus nähme. – Nun Gott sei Dank daß die Gäste fort sind! es liegt mir eine große Freude darin daß ich keine bei Euch finde Aber höre Sophie grüße mir schön und sage ihr auf das Vorliebnehmen ließe ich mich gar nicht ein; ich käme vorzüglich um mich recht tüchtig auszuessen zumal hier das Hungerviertel sehr wird eingetreten sein, und so würde ich ihre Freundschaft lediglich danach abmessen wie sie mir auftischen würde. Daß die schöne erste Blüthenzeit auf die ich mich so freue auf Rügen – und auf die Marienschuhe auf Stubbenkammer wie | ein Kind – daß die zugleich die Zeit der knappen Fuhrwerke ist das ist freilich schlimm aber wir wollen doch wol sehn wie wir es machen. Wenn so die Schwierigkeiten des Lebens eintreten, dann kann es nicht fehlen liebe Jette es muß einem einfallen daß das weit besser ginge wenn man allein wäre als mit einer Frau und zwei Kindern! und das wird nun noch öfter so kommen und ernsthafter. Ach einzige Jette wenn ich solche Thorheit gesagt muß ich Dir immer recht tüchtig um den Hals fallen. Weißt du denn auch daß du einen rasend leichtsinnigen Mann bekommst der wunderwenig im Voraus bedenkt, gar nicht taugt große Anstalten zu treffen aber gewohnt ist daß im rechten Augenblik sich alles so fügt wie es ihm recht ist. Du 3160. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 41 f.; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 376–378 (gekürzt)
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Brief 3160
hast das jezt schon genugsam sehen können, aber schiebe es ja nicht etwa auf die Bräutigamszerstreuung sondern glaube nur das geht durch das ganze Leben durch. Und so wollen wir nur unseres Schlichtkrulls Pferde stürzen und pflügen lassen in Gottes Namen! wir wollen doch wol überall hinkommen wo wir Lust haben. Nur sei mir gesund einzige Jette mit den Kindern. Ich sage Dir gute Nacht aber ich gebe Dir keinen Kuß; denn ich bin ganz durchzogen von Löffelkraut Spiritus. Auf einmal heut Abend als ich mit Nanny und Marwiz Thee trank überfielen mich gar heftige Zahnschmerzen. Denen habe ich eine ganze Zeit zugesezt mit diesem Spiritus ohne allen Nuzen hernach habe ich den edlen Entschluß gefaßt mich nicht an sie zu kehren, und ich bin auch jezt nicht etwa von ihnen bezwungen sondern mein Licht will mir ausgehn und alles ist zu Bett. Hoffentlich verliere ich über Nacht diese ungebetenen Gäste;denn Morgen Vormittag soll ich taufen bei Reimers da wären | sie mir sehr ungelegen.
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S o n n t a g f r ü h . Ich hätte dir Gestern wenigstens gern noch gesagt daß ich den Tag nicht habe ungefeiert gelassen. Wie man bei den kleinen Kindern das Alter zuerst nach Wochen und Monaten rechnet, so auch ich bei unserer Liebe. Jeder Montag und jeder 18ten des Monats sind mir immer Festtage. Mittags aß ich mit vielen Männern auf einem Pikenik, und konnte nur Reimern die Gesundheit zubringen. Abends beim Thee mit Marwiz (dies ist einer von meinen liebsten Halleschen Schülern) wurde viel vom künftigen Hauswesen gesprochen, und so frei und laut mit der Zukunft spielen zu dürfen noch vieles in mir bewegend was ich nicht sagte war mir ja die schönste Feier. Nun ist nur noch ein Achtzehnter übrig den ich getrennt von Dir begehe, und wer weiß wie uns der zweite findet, oder ob wir ihn nicht grade dazu bestimmen können, zu vollenden was jener angefangen hat. Ach Du erwähnst gar nichts von meinem lezten Briefe an Willich; ich hoffe doch Du hast ihn richtig erhalten und richtig bestellt. Sehr lächerlich war mir die Geschichte mit dem Leibarzt, und vortreflich hat mich Deine Unbefangenheit ergözt. Es ist dein Glük daß du auf Rügen gelebt hast, wärest Du immer an einem Orte gewesen wo ich länger gelebt habe so könnte es nicht fehlen daß du nicht mit hundert Menschen in dem gleichen Verhältniß wärest denn es giebt kaum einen Menschen über den so viel raisonirt wird als über mich, und ich bitte alle meine Freunde immer daß sie sich ja nie die Mühe geben mögen mich zu vertheidigen. Wo hat mich denn aber der Leibmedicus gesehn allen Frauen zu Füßen liegen? In Bergen besinne ich mich besonders nicht der-
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gleichen gethan zu haben denn ich habe in seinem Hause nichts reizendes gefunden. Schade daß er so ein hölzerner Peter ist sonst könnte man doch noch Spaß mit ihm darüber machen Daß Du Tante Beier einmal so ordentlich bei Dir | gehabt hast macht mir große Freude; sie ist eine der wohlthätigsten Erscheinungen die ich kenne, und zu ihr und Herrman habe ich eine ganz eigene Zärtlichkeit. Ich kann mir auch recht denken wie sie dich ausgelacht hat. Aber das kann ich mir gar nicht recht denken wie Du aussiehst wenn Du Briefe von mir vorliest, und wie Du es machst. Ich weiß gar nicht ich denke sie müssen sich sehr schlecht vorlesen, und wenn nicht etwas darin wäre was Du lieber zurükhieltest würde ich sie an deiner Stelle lieber Jedem selbst hingeben damit er sähe wie er damit fertig wird. Ich bin der Tante gewiß auch in den Briefen anders vorgekommen wie sie mich so gesehn hat. Hat sie nichts drüber geäußert? Herrmann wird doch nun wol schwerlich vor unserm Wiedersehn seinen Vorsaz ausführen. Der Himmel gebe nur daß es ihm mit Allwine besser geht als wir es fast alle ahnden. Finde ich sie dann schon verbunden? oder sehe ich sie noch bräutlich in Greifswalde? Die Blätter von Luise haben mir große Freude gemacht. Du siehst doch wie im innersten ihres Herzens alles so sehr gut gegen Dich ist, und wie sie – was aber auch ganz natürlich ist – das Mißverhältniß gar nicht so angesehn und so tief gefühlt hat. Glaube aber doch nicht liebes Kind daß nun alles auf einmal anders sein wird; so plözliche Umkehrungen geschehn doch nie im Leben. Besser werdet ihr euch wol befinden mit einander; aber die gänzliche Auflösung ist doch nur ein Werk der Zeit. Davon habe ich aber die bestimteste Ahndung daß wenn Luise einmal eine Zeitlang mit uns lebt ihr durchaus sehr gut mit einander sein werdet. Danke ihr indeß recht brüderlich von mir für die Mittheilung; ich schreibe ihr nächstens wenn auch nur ein kleines Zettelchen darüber
Ich komme eben mit Bonbons und Pfefferkuchen aus der Stadt zurük, und es ist nun die höchste Zeit einzupakken und fortzuschikken. Meine Zahnschmerzen sind leider nach der Taufe sehr heftig wiedergekommen. – Mit dem Fuhrmann ist alles in Richtigkeit; er fährt wann wir wollen, nur muß er es Vierzehn Tage vorher wissen. Es ist nun gar nicht nöthig daß er schon zurük ist ehe wir reisen und Du kannst nur bestellen wenn wir ihn sollen abgehn lassen. Imer gleich gewaltig gut Dein Ernst
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Briefe 3160–3163
Schreibe mir doch in Deinem nächsten Briefe genau, was Du an Silberzeug hast – es ist wegen der hiesigen Abgabe. Kannst Du mir es zugleich nach dem Gewicht angeben so ist es desto besser. Unseres Friedchens Geburtstag ist mit Alexanders an Einem Tage, und zwei Tage darauf der 31ten meiner Schwester Lotte ihrer.
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*3161. An Henriette Herz. Berlin, Sonntag, 19. 3. 1809
*3162. Von Karl Thiel. Vor dem 20. 3. 1809
3163. An Henriette von Willich. Berlin, Mittwoch, 22.3. bis Donnerstag, 23. 3. 1809 Mittwoch d 22t. Merz Abends. 19 Ich habe mir die wohlerworbenen (denn ich war sehr leicht und ohne alle Vorsicht in ziemlich rauher Abendluft gegangen) Zahnschmerzen durch ein Senfpflaster wieder ziemlich vertrieben und will wenigstens noch ein Paar Worte mit dir plaudern meine süße Jette. Auf die Nachricht von Karolinens Entbindung hatte ich schon seit ein Paar Posttagen ängstlich gewartet. Gott sei Dank daß alles so gut zu stehen scheint; möge nur auch bald recht volle Gewißheit darüber da sein! Es ist herrlich daß Du so ein Paar Tage hast da sein können bei Deinen lieben Geschwistern und daß auch Friedchens Gesundheit es erlaubt hat. Hast Du sie auch r e c h t s e h r von mir gegrüßt so wie Du weißt daß ich Deinen Bruder und die edle Karoline lieb habe und daß ihr Leben einen schönen Eindruk auf mich machte[.] Thue es doch immer aufs herzlichste. Von Luise hast du mir auch recht lange nichts gesagt[.] Ist sie recht glüklich? siehst du wol 110–112 Schreibe … besser.] am linken Rand von Bl. 42
112–114 Unseres … ihrer.] am linken Rand
3163. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 43–45; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 378–380 (gekürzt)
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bisweilen etwas wie Benda an sie schreibt, oder ist sie so offen nicht? Es freut mich, daß ich sie gewiß noch finde und daß wir etwas näher werden bekannt werden. Nächstdem habe ich mich (um gleich etwas recht heterogenes zusammenzustellen) gefreut daß Du auf einmal zu einem so wakern Entschluß gekommen bist wegen des Fuhrmanns, wiewol Nanny meint ohne die große Jette würde das nicht geschehen sein. Aber nun will ich Dir auch gleich von dieser etwas recht schändliches verrathen. Sie hat nemlich an Nanny geschrieben wir möchten wenn wir dem Fuhrmann einen Termin gesezt hätten Dich doch belügen und Dir immer Acht Tage | früher angeben, sonst riskirten wir, wegen des sympathetischen Verschiebens, daß die Sachen nicht auf dem Flek wären und das große Umstände mit dem Fuhrmann machte. Dergleichen kann und mag ich nun gar nicht leiden noch weniger treiben; sondern wie Du den 14ten April bestimmt hast so gebe ich ihn auch dem Fuhrmann an und berichte Dir dies eben so treu. Da du keinen Ort bestimmt hast so weise ich ihn an Israel und du trifst wol die Veranstaltung daß dieser weiß wo die Sachen stehn und daß er dem Fuhrmann die nöthige Abfertigung geben könne – Dir liegt nun ob mein Herz die große Jette durch die That zu widerlegen und zu zeigen wie Unrecht sie Dir thut. Von dem Unrecht gegen mich rede ich gar nicht denn in dem „sympathetischen“ liegt doch ein Stich auf mich. Es sieht wol immer aus als wenn ich alles auf die lange Bank schöbe; aber ich weiß mich doch nicht zu besinnen daß jemals eine gemeinschaftliche Angelegenheit um meinetwillen hätte aufgeschoben werden müssen, sondern ich bin immer der im Kleinen und im Großen der auf alle Langsamen und Verschieber warten muß weil er sich prompt an den bestimmten Termin hält. Aber sage nur sucht die Große uns nicht ordentlich ÐHögereienÑ zu machen? und wenn sie dergleichen noch mehr ausgehn läßt, sollen wir uns dann nicht darüber trösten, daß der böse Alexander sich gegen ihr Wohnen bei uns erklärt hat? Du wirst das, wenn du dies erhältst wol schon von ihr gehört haben. Ich scherze darüber weil ich gewiß überzeugt bin Alexander wird sich geben; aber freilich nur wenn er sieht und nicht eher, in der Entfernung wird es ihm immer gewagt und bedenklich vorkommen. Also auf den ersten | Anfang gleich ist schwerlich zu rechnen. Dich haben wir aber neulich recht ausgelacht Nanny und ich daß Du nicht einmal Deine Namen mit Gewißheit weißt, und nun hast Du sie doch im nächsten Briefe nicht angegeben. Da Sissow in Poseriz eingepfarrt ist so muß Schlichtkrull sie Dir ja aus dem Kirchenbuch sagen können. Denke nun wenn Du mit falschen Namen ins Kirchenbuch getragen würdest, das wäre doch eine schlimme Vorbedeutung und 14 Tage
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Brief 3163
hast Du nur noch Zeit denn den Sonntag nach Ostern wird zum ersten Mal aufgeboten. Die Zeit rennt jezt wie toll; dafür geht es aber nun auch im Kanonierhause auf die ernsthaftesten Anstalten los. Sehr egoistisch werden diese aber auch betrieben, woran du dich überhaupt bei mir gewöhnen mußt[.] Nemlich Morgen fange ich an bei meiner Stube; ich gehe mit dem Tischler hin und lasse Maaß nehmen zu Bücherbrettern in der Stube und der Kammer; neue Fenster für die Stube sind schon in der Arbeit, nun wird wol noch ein Ofen zu sezen sein, und dann soll gleich angefangen werden zu malen. Die Sache ist nemlich die daß deine Wohnstube erst nach dem Fest leer wird, und da also noch nichts geschehen kann. Ich denke aber es soll hernach rasch hintereinander gehn, und du sollst in jedem Briefe Nachricht von den Progressen erhalten – Die nothwendige Unterbrechung meiner Collegien während des Festes wird mich in Stand sezen manche halbe Stunde an diese Dinge zu denken. Nanny meint in einer grauen Schlafkammer würden wir aussehn wie die Todten, ob wir sie nicht wollten roth oder orange malen lassen? Mir kam es lächerlich vor; denn wie werden wir denn so aussehn; aber antworte nur gleich drauf so kann es alles noch geschehen. – Nun | muß ich aber auch wirklich aufbreche. Denn denke nur was mir Morgen bevorsteht! Schon um halb sieben Uhr muß ich auf einem Leichenbegängniß sein ich konnte es nicht vermeiden weil es der Küster meiner Gemeine ist und ich bin auch so froh daß er todt ist daß ich gern dies Opfer bringe. Ueberdies hoffe ich dies soll nun der Anfang sein eines frühern Aufstehens überhaupt. Dabei fällt mir noch die Orgel ein nach der Du fragst. Die ist sehr schön gewesen, die Franzosen haben sie aber zerstört, und Gott weiß wann die Kirche soviel Geld haben wird um sie wieder in Stand sezen zu lassen. Jezt ist nur ein Positiv zur Begleitung des Gesanges da, und mit allen meinen Verbesserungsprojecten von dieser Seite sieht es also noch sehr weitläuftig aus. Nun die süßeste gute Nacht meine Herzens Jette und die innigste Umarmung. Morgen muß ich noch ein Weilchen mit Dir plaudern. D o n n e r s t a g Ach recht sehr viel wird es nicht werden. Der Vormittag ist mir recht verstümpert worden. Erst das Begräbniß mit viel kalter Luft und noch mehr unsinnigem Geschwäz. Dann wollte ich erst arbeiten und habe viel Zeit verdorben mit vergeblichem Suchen dieses Leiden werde ich nun noch mehrere Tage zu tragen haben[.] Dann kam Wolf. Laß Dir von Jette erzählen was für ein wunderlicher Kauz das ist und hat mir wol 61 in] über 〈und〉
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anderthalb Stunde weggeschwazt in höchster Langeweile; dann bin ich ins Collegium gegangen von wo ich eben herkomme. Bei dem Begräbniß war auch die Wittwe meines Vorgängers. Der Bräutigam der Tochter hat geschrieben, daß er nach der Hochzeit noch eine Reise nach Westfalen zu den Seinigen machen will. Nun denke Dir so lange wollen nun Mutter und Tochter noch unten im Hause bleiben. Sie müssen sich freilich auf die Seite einschränken welche unsere Jette haben sollte und nun doch nicht gleich bezieht aber es ist mir doch | höchst fatal der Küche wegen und auch überhaupt des ungestörten Alleinseins wegen[.] Aber können wir wol unbarmherzig genug sein sie zu nöthigen daß sie sich auf einige Wochen noch eine Wohnung miethen müssen? zumal Metger mein sehr lieber Freund ist? wir werden fürchte ich schon müssen in den sauren Apfel beißen und die Süßigkeit allein im Hause zu wohnen noch nicht gleich genießen können. Wie leicht übersehn wir auch daß da das herrliche schöne Leben uns immer näher tritt! Du weißt nicht recht wie Dir sein wird? Du hast recht, es geht mir auch so. Ich weiß es so ganz genau und bestimmt und dann auch wieder gar nicht. Es ist mir so unbegreiflich neu und dann auch wieder so alt und bekannt. Wenn Du aber sagst daß du Liebe und Ehe erst jezt recht verstehst, daß Dir das wenn auch nicht durch mich doch mit mir gekommen ist, so fühle ich mich erst ganz stolz und dann so alt hausväterlich angewurzelt als ob ich es dir aus meinem Schaz von alten Erfahrungen gegeben hätte. Ach süße Jette, ich bin ja auf alle Weise selig, und ich wüßte nicht wie ich Dir anders als höchst glüklich und froh schreiben könnte. Unser Glük scheint mir so in sich selbst fest zu stehn daß ich gar nicht auf den Gedanken kommen kann als könnte es durch irgend etwas äußers afficirt werden. Ich bringe auch die Weltbegebenheiten nie in irgend eine Verbindung damit, sondern jedes geht rein seinen Gang für sich allein. Uebrigens steht es ja auch um die Weltbegebenheiten leidlich gut nach allem Anschein und wir hoffen hier in wenigen Tagen interessante Dinge zu erfahren. Wenn Du nun wieder zu Hause bist aus Sissow schreibst Du mir hoffentlich auch einmal etwas ordentliches von unserer kleinen Henriette über die ich eigentlich | seit langer Zeit gar nichts gehört habe. Wie ihr nur die wenigen Tage ohne Dich und ohne Luise werden bekommen sein! sie hat das ja wol noch gar nicht versucht? An Luise zu schreiben bin ich nun doch wieder nicht gekommen. Sonntag mache ich aber gewiß einen großen Posttag nach Götemiz denn unsere Lotte habe ich auch noch nicht eigenhändig begrüßt seit ihrer 120 rein] korr. aus reiner
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Briefe 3163–3164
Entbindung. Dein Brief an Luise wird gewiß recht viel gut gemacht haben, und ich verstehe nun auch die ganze Sache ganz rein, wenigstens Deine Seite denn was Du Luisens Mißtrauen nennst ist mir noch nicht recht klar. Alle Ansprüche die gegen die Freiheit streiten muß man übrigens mit der größten Gelassenheit aber mit eiserner Festigkeit abweisen und dies eben auch als etwas physisch nothwendiges behandeln. Dazu warst du aber gewiß zu weich zumal wenn sich Dir einmal das Gefühl daß du ein Unrecht hättest festgesezt hatte. Uebrigens ist es mir doch sehr lieb daß du mit Nanny auf jede Weise viel leichter leben wirst. Und nun laß Dich an mein Herz drükken und fühle da alles was ich nicht sage. – Es bleibt beim 16ten mit der Communion. Ich wünschte daß ich auch recht gut predigte und dir mit Zufriedenheit hernach etwas davon sagen könnte. Und vergiß nicht daß ich uns an demselben Tage zum zweiten Mal aufbiete. Versichere den Sissowern meine herzliche Freude und Theilnahme. Tausend zärtliche Küsse meine HerzensJette Dir und den süßen Kindern. Ganz unaussprechlich liebend Dein Ernst.
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3164. Von Henriette von Willich. Poseritz, Freitag, 24. 3. 1809 Freitag d 24t. März. 50 Mein geliebter Mann ich kann auch keinen Posttag vorbei gehn lassen ohne Dir ein paar Worte zu sagen auch den heutigen nicht obwohl die Zeit mir sehr zugeschnitten ist – Die Sagardschen sind heute früh gereiset, wir waren recht herzlich beieinander, Große Jette doch Gestern und Vorgestern den Nachmittag mit uns zusammen. Unser Friedchen aber hat einen Rückfall bekommen, er fiebert seit vorgestern wieder aufs neue. Ich denke es sind die Augenzähne schuld daran, er bekommt 3 auf einmahl, daß das Fieber so hartnäkkig ist. Ich plage mich viel mit bangen Vorstellungen daß Krankheit der Kinder unserer Reise in den Weg treten könne, man muß sich wircklich wundern wenn man selbst noch gesund ist und andere gesund sieht, solch ein Sterben und Kranken ist es um uns hier und vornehmlich in Poseritz. In Götemitz sind auch 3 Kinder krank. Jette 3164. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, Bl. 60 f.; D1: Br 2, S. 241 (Auszug); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 382 f. (gekürzt)
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aber war recht leidlich gestern, Lotte noch immer so blaß und so angegriffen. Meine Sehnsucht daß Du erst hier sein möchtest ist sehr groß, bisweilen scheint es mir so | nahe und dann wieder doch fern genug um daß noch schreckliches genug dazwischen treten kann. Ach mein Ernst mag da kommen was da will wenn ich nur nicht es von dir getrennt erleben soll – Du hast mich sehr dadurch erfreut daß du es auch so willst, daß Du mich nicht hier zurücklaßen willst wenn sich Dir selbst Stürme zu nahen scheinen. Du solltest mich auch gewiß stark und wakker finden wenn es noth thäte. Man spricht hier viel davon daß der Weg ins Preußische könne bald wieder gesperrt sein ich beruhige mich aber damit daß Du das gewiß früh genug erfahren würdest um Deine Reise hierher zu beschleunigen und uns gleich zu holen wenn so etwas drohte. Nicht wahr Du kämest dann gleich? Jette und ich konnten uns nicht enthalten über den möglichen Fall zu sprechen daß das ganz unerwartet plötzlich käme. Sie meinte, sie würde kaum mich verlassen können wenn ich zurükbleiben müßte, und ich war wieder der Meinung sie müsse nicht bleiben denn wenn sie auch nicht in Berlin sein könne würde sie leicht einen andern Aufenthalt finden wo sie nicht so abgeschnitten von ihren Freunden sein würde, und ich würde doppelt leiden sie so geängstigt | zu sehn – Gott wird geben daß das nur trübe Hirngespinnste sind – ich will dem süßen Gedanken recht nachhängen Dich binnen 4 Wochen in meinen Armen zu halten – Willichs äußern sich immer so außerordentlich herzlich über unsern Aufenthalt da uns wird gewiß am wohlsten dort sein – Es ist mir sehr lieb gewesen daß ich allen Geschwistern etwas von meinen Sachen zum Andenken habe schencken können. Die Sophabettstellen haben Schlichtkrulls erhalten weil sie sie besonders wünschten. Willich einen tuchnen Ueberrock und noch einige andre Kleidungsstücke und ein schwarzes Schreibepult. Louisen habe ich Bücher und eine Mundtasse gegeben Marianen habe ich eine Tuchnadel zugedacht, sage doch Nanny wenn sie noch keine gekauft hat möge sie doch so eine kaufen worin etwas Haare gelegt werden könnten. W i e h e r z l i c h soll ich Dich von Jette grüßen, sie hat ihrer Mutter geschrieben daß der Fuhrmann schon den 13ten in Stralsund ankommen muß weil Jette und ich n u r den 14ten auf einige Stunden in die Stadt fahren können um ihn zu sprechen. Es ist sehr gut da Jette den Mann kennt daß | sie mich begleiten will. Es ist mir jetzt sehr lieb daß der Wagen nicht später bestellt ist – 26 das] daß
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Mein süßer süßer Ernst komm auch nicht zu spät, ach hätte ich Dich erst sicher in meinen Armen! Ich danke Dir mit zärtlichen Küssen und mit Thränen daß Du mir wieder so heilig versicherst daß Dir nichts fehlen wird in dem neuen Leben – – Ja Ernst das Leben mit den Kindern soll ganz herrlich sein, ach welch ein Glück ist es für Jette und wie noth ist es ihr daß sie in ein schönes harmonisches Leben eintritt. Wäre Friedchen nur erst gesund – zu fürchten ist aber gar nichts er ist sehr heiter und hat Appetit wenn das Fieber abgegangen ist. Du kannst sicher j e d e n Posttag auf Nachricht rechnen. Höre mein Lieber Du mußt uns ganz genau den Datum schreiben wann Du hier anzukommen denkst, überraschen mußt Du uns nicht. – Ich lehne mich mit vieler Sehnsucht und mit ganzer Liebe an Deine Brust mein Geliebter. Grüße unsere Nanny tausendmahl und bitte sie auch das Lein für Louise nicht zu vergeßen Herzliche Grüße von Allen. Von Louise recht besonders, ach immer ganz Deine Jette. Wie außerordentlich schön ist es und mir tröstlich daß ich nun auch gewiß morgen auf einen Brief hoffen kann – Noch eins Louise läßt Dich bitten ihr eine Bibel mitzubringen d.h. zu schencken.
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3165. An Henriette von Willich. Berlin, Freitag, 24.3. bis Sonntag, 26. 3. 1809 Freitag d. 24t. Merz 9 20 Gestern bin ich also wirklich zum erstenmal im Kanonierhause gewesen. Aber was ist die erste Entdekkung gewesen die ich gemacht habe? Daß unser ganzes Arrangement in einem wesentlichen Punkt muß geändert werden; denn unsere bestimmte Schlafkammer ist so schmal daß unsere Betten nur so stehn könnten daß gar kein Gang bleibt sondern Du 70 f Wie … kann –] am linken Rand
72 f Noch … schencken.] am linken Rand von Bl. 60
3165. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 46–48; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 380–382 (gekürzt); die Zeichnung des Grundrisses wurde anhand von D reproduziert. 2 20] korr. aus 19
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zu der einen Thür eingehn müßtest und ich zur andern ohne allen Durchgang, und Du Deine Besuche immer über den Flur machen müßtest. Wenn dann noch Ein Kinderbett stände und deine Toilette so wäre auch gar kein Plaz mehr. So etwas will ich nun wenigstens nicht einrichten ohne daß du es gesehen hast. Auch das andere für Nanny bestimte Schlafkabinett würde für uns nur sehr enge sein und den Durchgang aus dem Saal in das andere Zimmer für Andere als uns auch unthunlich machen. Außerdem ist nun aber gar kein anderer Rath als daß wir die Eßstube zur Schlafstube machen; da haben wir es dann ganz geräumig und bequem. Da nun aber Thieles, wegen Metgers großer Reise noch benauhe zwei Monat im Hause bleiben werden so müssen wir unterdeß den Saal zur Schlafstube und Nannys Stube zur Wohnstube machen. Daß es so in jeder Hinsicht besser ist als umgekehrt glaube mir nur. Eine solche interimistische Einrichtung ist freilich fatal; allein ich kann es mit meiner Freundschaft für Metger und mit der allgemeinen Menschenliebe nicht vereinigen | die Frauenzimmer aus dem Hause herauszuwerfen und es hat nun nebenbei den Vortheil daß du hernach noch freie Hand behältst denn wenn Du den Durchgang missen willst läßt sich das kleine Kabinet immer noch einrichten. Bleibt es bei der Schlafstube unten so nimmt dann Nanny wol die kleine Kammer zum Schlafen und dagegen das kleine Kabinet zwischen dem Saal und ihrer Stube, welches einen häßlichen Ofen hat der heraus muß, an dessen Stelle man aber doch gegen Winter einen eisernen sezen kann wird recht niedlich eingerichtet als Dein Boudoir und dein Sekretär kommt hinein zu stehen so daß als dann Saal und Nannys Stube sehr hübsch zusammenhängen. So will ich nun, da es nicht möglich ist wenn noch etwas fertig werden soll auf deine Antwort zu warten die vorläufigen Arrangements machen. Anfangs war mir bange die Schlafstube unten möchte dir sehr fatal sein wegen der Kinder die doch eher zu Bette gehen allein die Spalding der ich die Noth diesen Mittag klagte hat mich sehr darüber beruhigt daß dir das gar nicht ängstlich sein könne. In Götemiz ist es ja wol auch immer so gewesen. Mir ist es übrigens ganz entsezlich schwer geworden mich von der einmal gefaßten Idee zu trennen, und viel besser wird es dir wahrscheinlich auch nicht gehn. Willst Du indeß lieber als die Schlafstube unten zu haben den Durchgang missen: so schreibe es mir nur gleich und ich will meine Anstalten schon in einer solchen Ordnung treffen daß es sich noch einrichten läßt. Die Sache ist nemlich die daß die Breite der Kammer nur wenige Zoll größer ist als die Länge einer ordentlichen Bettstelle. Ich würde dann die Thüre aus meiner Kammer in die Schlafkammer ausheben und die 27 wol] folgt 〈das kleine Kabinet〉
28 welches … häßlichen] korr. aus wo ein häßlicher
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Oefnung mit einer Gardine verhängen lassen. Die Betten würden dann | dicht an diese Thüre herangerükt, dann stände an der langen Wand zu deinem Kopf oder zu deinen Füßen ein Kinderbett und unter dem Fenster deine Toilette, und irgend ein kleiner Schrank hätte noch immer nothdürftig Plaz. So wäre es zwar eng, aber Luftzug könnte man immer genug machen wegen der Communication mit meiner Kammer und Stube und sehr heiß könnte es auch im Sommer nicht werden weil nur sehr wenig Morgensonne hineinkommt. Die Kammer sähe dann so aus. a der Eingang aus meiner Kammer b der Eingang aus dem Saal c Fenster nach Mitternacht und d Fenster nach Morgen e e die Betten f und g eins ein Kinderbett und eins ein Schrank um das nöthigste aus der Hand legen zu können h deine Toilette. Etwas enger zusammengeschoben mußt du dir alles noch denken denn ich habe die Betten nach Verhältniß der Länge zu schmal gezeichnet, und das Kinderbett wenn es in f steht würde wahrscheinlich etwas unter das Fenster reichen da dies aber Fensterladen hat und eigentlich ganz unnöthig ist so daß es in eine Nische verwandelt werden könnte so kann daraus gar kein Schaden geschehn. Uebrigens habe ich Gestern noch nichts gethan als mit dem Tischler Verabredung getroffen wegen Stellung meiner Bücher in Stube und Kammer; von nun an geschieht aber alle Tage etwas Nun habe ich Dir noch nicht gesagt daß ich heute früh dein Briefchen vom 16ten bekommen habe das Du einen Wisch nennst. Höre das verbitte ich mir. Nichts ist ein Wisch was in die grüne Mappe kommt wo Jettchen drauf steht – und wieviel liebe süße Worte hast Du nicht auf dem Einen Blatt zusammengedrängt! wie lebendig fühle ich es daraus, so frisch als ob Dein Athem mich anwehte und Dein Herz an meiner Brust schlüge, wie du mich liebst. Ach glüklich bin ich ganz durchaus, und wenn mir manchmal sein will als würde Dir doch vielleicht hintennach manches fehlen an mir und bei mir so verweht das auch gleich wieder wenn ich es recht besehn will. Aber das andere Blättchen hättest | du mir immer auch schikken sollen. Warum magst du es nur zurükbehalten haben? Das kann ich gar nicht rathen. Ich hätte beinahe gesagt, wenn ich bei dir bin brauche ich ja gar keine geschriebenen Worte mehr; aber ich nehme die Thorheit gleich zurük, denn wie herrlich wird es auch sein wenn ich Dir die Antwort gleich unmittelbar geben kann ohne Worte. – Ich habe mir eben vorher nachdem ich aufgehört hatte vom Hause zu schreiben einen herrlichen Genuß ernascht denn von Näschereien bin ich ein großer Freund[.] Ich wollte mich noch einmal an deinen Briefen laben, da fiel mir unter
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den heutigen Briefen einer von Jette an Luise Reichardt in die Hände. Ich öfnete ihn weil ich ahnden mußte daß viel von uns drin stände, und wie herrlich spricht die liebe Freundin von unserm Glük, wie schön und wahr beschreibt sie dich wie rührend einfach erzählt sie Deine unsere Geschichte. Ja ja an die muß alle Welt gewiesen werden; denn ich kann bei meiner armen Seele keinem Menschen ein ordentliches Wort von Dir sagen. Theils ist das wol die Natur der Liebe theils meine besondere, theils auch in den weiteren Kreisen ekelt mich der Gedanke an daß die Leute immer den dummen Spruch im Sinne haben „die Liebe ist blind“ und daß sie dann nicht wissen wo sie anfangen sollen abzuziehn und zuzusezen, so daß es eben so gut ist als sagte man ihnen nichts. Darum kann ich ihnen auch nichts geben als Schaum und Scherz. Luise Reichardt gehört nun nicht etwa zu diesen sondern ist eine gar liebe Freundin die ihre große Freude haben wird an Jettens Erzählung und sie recht innig genießen. Und nun gute Nacht meine HerzensJette, Du glüklich machende glükliche! – ach wäre ich doch auch eben so glüklich machend als glüklich. Süße Du schläfst schon lange denn es ist zwei Uhr, und ich möchte dich ganz mit Küssen bedekken die ich Dir rein stähle weil Du gar nichts davon merken solltest. Morgen mehr | S o n n t a g N a c h m i t t a g Gestern bin ich nicht zum Schreiben gekommen und jezt eben kommt ganz unerwartet Dein lieber Brief vom 17ten – 20ten. Beantworten kann ich ihn nun freilich gar nicht mehr; aber sagen muß ich Dir doch daß ich ihn habe, und daß ich ihn noch recht genießen will mit aller Liebe die darin ist. Du wirst wahrscheinlich hernach wieder zwei Briefe auf einmal bekommen haben denn ich habe keinen Posttag vorbei gehn lassen und Du hättest eigentlich mit der leeren Adresse zugleich auch einen Brief haben müssen. Wenn ich sage dein Brief sei mir unerwartet gekommen süßes Liebchen so meine ich auch nicht du solltest etwa einen Posttag überschlagen sondern nur weil ich gewohnt bin daß der Brief erst Dienstag komt statt Sonntag. Nun müssen sich aber die Posten schon wieder besser eingerichtet haben. Meine Gesundheit süße Jette ist ÐwirklichÑ seit mehreren Wochen ganz gut gewesen bis auf das Bischen Zahnschmerzen – nur heute grade bin ich wie angeweht sehr unwohl so daß ich Nanny habe allein den Mittag zu Reimers gehn lassen und zu Hause gefastet und den ganzen Vormittag habe ich nur so zwischen Wachen und Schlafen hingebracht. Sei aber nur nicht bange ich fühle schon daß Morgen keine Spur mehr davon sein wird. Die Israel hat mir kürzlich einen recht lieben Brief geschrieben. Ich möchte nur wissen was Du eigentlich über sie gehört hast. Sie gehört nun
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auch zu den Frauen, denen ich viel zu gut halten kann weil doch ihre Ehe eigentlich sie nicht befriedigen kann. Die Cumerow hatte die Adresse auf den Brief gemacht aber auch kein Wort dazu geschrieben | Endlich ist doch auch die Gewißheit wegen der Namen gekommen; ich war schon im Begriff ein wenig zu schelten. In 14 Tagen um diese Zeit sind sie nun schon öffentlich verlesen. Wieviel schöne Ahndungen der Zukunft wieviel schöne Erinnerungen sind in Deinem Briefe berührt. Und mit den 22 Jahren ist es nichts! Ja, ich muß es mir freilich gefallen lassen! jünger kann ich dich doch nun einmal nicht machen. Das ist auch immer die Vorrede mit der ich anfange wenn die Leute nach Deinem Alter fragen. Es bleibt also nichts übrig als daß ich recht dafür sorge jung zu bleiben. An meinen guten Willen soll es nicht fehlen, und einen gewissen Theil der Jugend den leichten fröhlichen Sinn, die freie Lust an der Welt, die gründliche Sorglosigkeit behalte ich auch gewiß immer. Ich muß schließen denn es ist wirklich die höchste Zeit der Post wegen. Lebe recht wohl mit den süßen Kindern und seid mir aufs zärtlichste umarmt. Ernst.
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Deine Bestellungen sollen alle besorgt werden.
3166. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Freitag, 24. 3. 1809 Ohngeachtet ich wohl Ursache hatte auf Dich zu zürnen, und ich auch wirklich die ersten Tage nach Empfang Deiner Zeilen ganz aus war – daß die Nachricht nur einige Tage zu spät kam, um Jetchens GeburtsTag im Geiste des Gemüths zu feiern bin ich dir gar nicht mehr böse[,] hätte ich nur ahnden können daß es Anfang dieses Monats wäre – so würde ich alle Tage vorzüglich ihrer gedacht haben! leider! hast du mich eines köstlichen Genußes beraubt dafür will ich Dir aber auch gleich was aufgeben wovon ich schon an Jetchen geschrieben – was ihr aber für jezt unmöglich ist auszuführen – nehmlich irgend ein Bildniß von ihr zu haben ist sie also einmahl bey dir – so bitte herzlich mir von Euch B e i d e n wenn auch nur ein Crayonirtes Bild zu verschaffen – könte Gratiöschen (so nenne ich die kleinste Jete) mit dabei sein – das wäre prächtig!!! In deinem Briefchen 3166.
Überlieferung: H: BBAW, SN 375/25, Bl. 12 f.
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schreibst du zwar von Reisen, wenn alles wird in Ordnung sein – mit der Universität welches mir noch in weiter Ferne vorschwebt – aber nichts von dem nächsten Ersehn – welches ich nicht nur aus ungeduldigem Enthousiasmus – sondern aus überlegten Gründen inigst wünsche daß du mir noch dieses Jahr die Freude machst – dich mit deiner süßen Jette in meine Arme zu schließen – da ich und Andre auch mit Recht vermuthen könen – daß künftiges Jahr leicht erfreuliche Hinderniße eine solche Reise unmöglich machen könten – – und dann wäre es wohl fast auf imer oder doch auf lange lange vorbey –! wir hörten lezt von einige Schwestern die über Berlin nach Gnadau giengen – welches aber schon wieder anders beschloßen ist – solte sich dergleichen einmahl im Sommer zutragen – so kome ich wohl gleich einer Erscheinung schnell zu Euch – bliebe aber auch nur einige Tage – | Über Deine Schulden, hast du mich zwar in soweit beruhigt – jedoch wünsche ich auch recht herzlich daß die Universität mag zu Stande kommen – damit Eure Ehe auch wirklich so fromm als heiter sein kann, wie Du selbst dich recht lieblich ausdrükst – – daß mir Deine Briefe an Jetchen viel Freude gewähren habe ich wohl in meinem lezten schon geäußert – und wünsche sehnlich wieder etwas dieser Art zu lesen – weil du selbst äußerst sparsam mit Worten bist – von der Pistorius habe ich einen ganz vortreflichen Brief – worin sie sich mir schildert und ganz giebt wie sie ist – sie sagte erst daß ich von ihren Leiden viel weiß, welches gar nicht der Fall ist, und spricht zwar mit einer Art Rükhalt aber doch eigentlich ganz offen davon – von dem verewigten Willich – spricht sie mit einer ganz besondern Wärme und Verehrung – daher ich glaube daß vielleicht eine Art leidenschaftlicher Freundschaft wenn es nicht Liebe war – was sie für ihn fühlte – – die Arme1 Wie lieb ist es mir daß ich in meinem Briefe blos – von ihrer Theilnahme an Jetchen und dergleichen geschrieben habe –! sie scheint über meinen Zug zu ihr zwar beschämt und furchtsam nach ihrer Art –, aber doch auch sehr erfreut – so daß wir wohl immer in Briefwechsel bleiben werden – ich finde so manches in ihrer tiefsten Tiefe, was auch in der meinen – und erfaßte es gleich da es an eine Saite tönte und anschlug welche gleich erbebte. Die süße Jette hat mir auch von L o u i s e n einen freundlichen Gruß gebracht und mir gesagt: wie d i e s e einen ganz eignen Zug zu mir sieht, so, daß sie ihr schon zugeredet an mich zu schreiben, wie jene sich aber nicht entschließen kann | wie unglüklich sie sei über ihre verfehlte Bestimmung, weil sie nicht selbst Kraft habe – sich ein inres Leben zu geben; die Gute sezt gewiß auch voraus daß ich mit dem allem bekant; ich weiß aber nichts – habe auch schon in deinen Briefen nachgesehen, kann aber nichts finden:
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Briefe 3166–3167
als daß Louise sich dir erst gar nicht nähern konte – bei deinem ersten Besuch; weiß nun nicht – ob es eine unglükliche – hofnungslose – oder blos nur ein ideal über Liebe – was nie erlangt ist – das so ihr Wesen verstimt hat; ehe ich nicht etwas näheres weiß – kann ich nicht zuerst an sie schreiben –! ach wenn ich doch auch alles diese Lieben noch sehen könte ehe ich von hinnen scheide – bitte gieb mir doch Auskunft – – vielleicht schreibst du mir noch so daß ich den Brief in der heutigen Woche bekomme; nicht etwa um einen besondern Glükwunsch zu m e i n e m Geburtstage sondern damit ich in jenen Tagen was ausführliches von Dir erfahre – besonders auch von deiner Gesundheit, und den den Zeitpunct wenn du Jetten heim holen wirst. Die Pistorius weiß nur von der 2ten Samlung der Predigten, da ihr die vom Gebet sehr eindrüklich – O wären wir Uns nicht so entfernt – mit Vergnügen schikte ich ihr – die u n g e b u n d e n e n die ich jezt durch Charles bekomme – denn ich habe sie schon, lange, von ÐKÑorn, mir sie auch dort binden laßen –; ich habe sie nun Alle durchgelesen – und wüste nicht eine, die mir ganz gleichgültig wäre – in der Ð3–4 9–6ten 7Ñ sind e i n z e l n e schöne Stellen aber die Andern Alle durchgängig – wie schön hast du nicht in der 2ten die Furcht und die Liebe auseinander gesezt – wie heilsam der Wachsthum in der Freundtschaft – hauptsächlich mit Christo angedeutet wie zwekmäßig in jeder Hin- und Rüksicht die Neujahrs Predigt 1807. | in der 8ten Predigt – von der Hochzeit zu Cana – über welches ich schon so oft und so verschieden predigen hörte – sind ganz eigne schöne, meinem Inren zusprechende Gedanken – und Aufschlüße, die mir eben dabei noch nicht einfielen oder durch Andre wurden – gern wüste ich ob du d i e s e unter diejenigen rechnest – die meinen vorzüglichen Beifall haben würden. Wie richtig hast du in der 9ten den Glauben beschrieben; und so ernstlich von dem Treu meinen mit sich selbst geredet! die Freude am Herrn und die göttliche Traurigkeit die derselben nicht nur einmahl vorangeht – sondern jedesmahl wenn wir von heftigen Leidenschaften oder dergleichen uns ergriffen sehn, uns wieder zurükführen soll, war recht herzlich in der 10ten und in der 11ten wie bestimt –! daß die Stärke des Christen nur auf dem unentweihten Bunde, eines guten Gewißens mit Gott besteht!! – Endlich welch ein schöner Zusammenhang in der 12ten – mit der Vergangenheit und der Gegenwart – mit dem Anerkennen – des Großen das da war – und dem unseeligen Mißtrauen – daß nun, nur, mehr sich ähnliches gestalten könne!! Du siehst hieraus daß: ob ich gleich fast Alle nur 1mahl gelesen, ich sie gewiß gewürdiget – und innigst wünsche mehr dergleichen von dir zu besizen2 – ich habe auch an die Herz oder Nanny davon geschrieben – wie ich eine Predigt welche
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du jezt, oder auch wenn du Hausvater seyn wirst – hältst, gerne abgeschrieben hätte! Gewiß wirst du auch an dem Uns bevorstehenden FestTagen einige mahl predigen – oder auch eine Vorbereitung zum Heiligen Abendmahl, wenn diese mir sonst so feierliche Anrede – jezt noch Brauch ist – bitte, versag mir dis nicht; auch wäre mirs lieb zu wißen ob Du in diesen Festtagen comunicirst – und welchen? wie hält es Nanny damit? Hast du mein Bester durch Deine Jette noch nichts gehört – ob unsrer großen Jetten, auch meine Briefe nicht zu ernst sind – obschon sie immer nur von mir – und nie speciel auf sie selbst sich beziehen –! am Charfreitag denke nur ganz vorzüglich an Deine alte Lotte abgegangen d 24t März. Vor einigen Wochen hatten wir die Freude die gute Aulock bei uns zu sehn – die ganz kürzlich GroßMutter geworden, ihre älteste Tochter die, dir vor einigen Jahren was vorsang – hat vorm Jahre geheirathet – und ihr nun einen EnkelSohn geschenkt – Gott gebe daß diese Freude nichts trübe als ich bey unserm Ersehn dein schönes Novum der Aulock erzählte – war ihre Freude so lebhaft und innig – so rein – – daß sie stamlend sagte – Gott wenn man’s nur erlebte – sie Beyde zu sehn – sie grüßt dich recht herzlich – – so auch die Baronin der ich es jezt gesagt. grüße Nanny recht herzlich von mir ihr Brief hat mir viel Freude gemacht 1
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ganz unerwartet schreibt sie am Rande des Briefes daß ihr Mann 45 – und sie 15 Jahre jünger sei. bei der 1ten dachte und fühlte ich mich recht herein – wie nöthig es wäre auf ähnliche Art auch zuweilen bei Uns zu sprechen – es ist auch zuweilen als sprächest du mit jungen Leuten – allerley Art.
*3167. An Friedrich von Raumer. Berlin, Sonnabend, 25. 3. 1809
105–108 Vor … trübe] am linken Rand von Bl. 12 109–112 als … gesagt.] am linken Rand von Bl. 13 113 f grüße … gemacht] am unteren linken Rand von Bl. 12v 115 f ganz … sei.] mit Einfügungszeichen am oberen linken Rand 117–119 bei … Art.] am linken Rand
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Briefe 3168–3171
*3168. An Luise Reichardt. Berlin, Sonnabend, 25. 3. 1809 Gibt eine „negative“ Beschreibung seiner Braut Henriette von Willich und erkundigt sich nach dem jüngsten Sohn Johann Reicharts, Fritz Reichardt.
3169. An Friedrich Schultz. Berlin, Sonnabend, 25. 3. 1809 Berlin d 25t. Merz. 09 Ich habe Ihnen so lange geschwiegen lieber Schulz. Ihr freundlicher Gruß in dem Briefe an Reimer, der mir Ihren ganzen Sinn und Geist vergegenwärtigt, macht dem Schweigen ein Ende; ich muß Ihnen den Gruß wenigstens selbst wiedergeben. Möchten doch Geschäfte oder Neigung Sie bald nach Berlin führen, bald ehe ich reise, damit wir uns noch einmal aussprechen könnten. Mit dem Schreiben ist es doch so gar wenig. Ihren Brief an Stein habe ich noch an demselben Tage abgegeben. Ich weiß nicht ob die bald darauf erfolgte Katastrophe ihm erlaubt hat Ihnen noch zu antworten. Damals nahm ich Gelegenheit seine Ansicht von Ihnen die mir zu einseitig schien zu berichtigen, hernach ist unser Gespräch nicht wieder auf Sie gekommen, auch habe ich ihn leider, weil ich fast immer unwohl war, in der lezten Zeit wenig gesehen. Hiernach hätte ich Sie gern aufmerksam gemacht auf allerlei Anzeichen die ich zu haben glaubte als hätte Nagler Lust die KabinetsRegierung in seiner Person wieder in Gang zu bringen; ich bin aber durch die Art wie die Geschäfte seit der Rükkehr aus Petersburg betrieben werden und durch | specielle Nachrichten überzeugt daß das entweder gar nicht seine Ansicht gewesen oder daß es nicht gegangen ist und daß er gar keinen persönlichen Einfluß auf den König hat[.] Also ist es mir lieb daß ich Sie nicht erst in Athem gesezt habe. Ueber die allgemeinen Angelegenheiten ekelt mir zu schreiben, das muß gesprochen sein. Lassen Sie mich Ihnen nur meine Freude bezeigen zuerst über Ihre vermehrte Vaterschaft, und dann darüber daß ich hoffe Sie bald an einer Stelle zu sehen wo Sie Ihre Kräfte wieder für die gemeine Sache brauchen können, und 3169. Überlieferung: H: Staatsbibliothek Berlin, Autographensammlung, Autogr. I/1965; D: Stargardt: Autographen (Katalog Nr. 641, 558) (Zitat)
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die wenn sie auch noch nicht ganz die rechte ist Sie doch weiterführt. – Nicht als ob ich etwas Bestimmtes darüber wüßte aber es kann ja gar nicht fehlen. Was mir erfreuliches bevorsteht wissen Sie. Es hat einen ganz eignen Reiz grade in diesen Zeiten ein Haus zu gründen und ein forsches Leben zu beginnen. Ich treibe es auch recht wie man alles jezt treiben sollte mit Kekheit und ohne um die gewöhnlichen Mittel besorgt zu sein; denn ich weiß noch gar nicht wovon zunächst zu leben und zu bestehen, aber ich denke es wird sich finden von einer sächsischen Frist zur andern – weiter hinaus muß man ja gar nicht verlangen sehn zu wollen. Um solcher Sorgen oder vielmehr Possen willen sich aber jezt noch länger von denen getrennt zu halten die man sich einmal für immer zugeeignet hat, das würde mir feigherzig und ruchlos erscheinen Werden Sie nur nicht irgendein Director der churmärkischen Regierung – wiewol ich das sonst wol wünschte denn grade an solchen wird große Noth sein – damit Sie nicht nach Potsdam kommen. Diese Versezung mag in der Theorie ganz richtig sein: ich wenigstens würde danach streben daß in der Hauptstadt des ganzen Landes durchaus kein ProvincialCollegium wäre. Aber wie Sie in dem vorliegenden Falle zumal wegen der Accise und wegen der Kirchen und Schul Deputation wird auszuführen sein begreife ich nicht recht. Grüßen Sie mir Hanne ÐBerndtÑ die kleine Ungenannte und Ihr ganzes Haus herzlich, und lassen Sie sich bald einmal sehn. Schleiermacher
*3170. An Henrich Steffens. Berlin, Sonnabend, 25. 3. 1809
3171. Von Philipp Konrad Marheineke. Hildesheim, Sonnabend, 25. 3. 1809 Hildesheim. Am 25. Mz. 9. Mitten hier unter den Meinigen, Ihnen um soviel näher, und den ordnungsmäßigen Arbeiten auf einige Zeit entronnen ist mir auch Bedürfniß, mich ein wenig schriftlich mit Ihnen zu unterhalten, Verehrtester. Die Zeit 3171.
Überlieferung: H: BBAW, SN 324, Bl. 10 f.
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Brief 3171
führt immer soviel Neues herbey, daß man nicht weiß, wo und an welchem Ende man anfangen soll, wenn man davon erzählen will. Aus Heidelberg haben Sie ohne Zweifel, wo nicht Briefe, doch Nachrichten über einige Veränderungen, welche wir dort erlebt haben. Das Härteste, was uns getroffen, ist ohnstreitig Creuzers Verlust, d. h. sein Abgang nach Leiden. O! hätten Sie doch diesen trefflichen Menschen gekannt. Seine schöne Individualität, sein herrliches inneres Leben, so ganz im äußern ausgedrückt, seine Genialität, so lebendig in alles das sein Leben und Reden übergegangen hat mir so manche stille Freude gegeben und ich verliere an ihm eine der theuersten Seelen. Seit langer Zeit hatte er sich mit seinem Alterthumsgeist, seinem hohen und frommen Sinn und seiner Liebe, zu classischer Erudition in eine harte Opposition gesezt zu einer Zeit, wo auch das Edelste untergeht, das Alte und Tüchtige und die Gelehrsamkeit nicht mehr, wie sonst, geachtet wird, wo Alles so äußerlich, ungeistlich und weltlich worden ist. Er war mit der ganzen Verfassung unserer Universität sehr unzufrieden, die alle Tage neue transrenanische Formen erhält und die fremde Ungründlichkeit und Flachheit, die unmäßige juristische Präponderanz war ihm ein Greuel. So nahm er den Ruf nach Holland willig an und verlangte den Abschied auf dem kürzesten Wege. Unsere gemeinsame academische Wirksamkeit leidet dadurch unsäglich. Noch nie hat ein Philolog so schön eingegriffen und eingewirkt in theologisches Studium; alle alte Scheidewände waren niedergerissen und nur eine Fortsetzung ihrer theologischen Studien bey Creuzer schien den Studierenden seine Lehre zu seyn. Tausendmal haben wir unter einander gesagt, daß nur Sie uns noch fehlten und noch, als sein leztes Schicksal entschieden war, war sein sehnlichster Wunsch, Sie in seiner Stelle zu sehen. Wie aber sollen die Schwierigkeiten in Ihnen und uns überwunden werden! | Inzwischen erhielt auch Böckh eine Vocation nach Königsberg und in wenigen Tagen war entschieden, daß er Creuzers Stelle und ÐfastÑ ganzen Gehalt wiederbekam. An dem nämlichen Tage, wo dieß entschieden ward, wurde er Bräutigam. Die Seligkeit und das unerträgliche Glück dieses vom raschen Gang seines Schicksals in jungen Jahren Bestürmten können Sie sich kaum denken. Wie nichts zugleich possirlicher und rührender ist, als die Art eines in der ersten Liebe befangenen, so war es auch hier. Indeß hat er noch einige kleine Schwierigkeiten zu überwinden, die jedoch, hoff’ ich, bald beseitigt sind. So ist er auch in diesem Stück uns beiden zuvorgekommen, soviel ich, was Sie betrifft, weiß. Ich hatte mir immer vorgenommen, vor dem dreyßigsten Jahr noch dazu zu thun und ich halte jezt eben vor dem dreyßigsten. Aber ich sehe wohl, daß ich noch einige Zeit zugeben muß und tröste mich dermalen oft mit einer schönen
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Stelle in den Monologen, die auf diesen Punct eine besondere Beziehung hat. Ich lebe zwar in einem schönen Wirkungskreis: doch wird uns zu Heidelberg gar zu oft von einer Seite, woher man nur Sorgfalt für uns erwarten sollte, mancherley in den Weg gelegt. Eine protestantischtheologische Facultät hat einen eigenthümlichen Standpunct zu nehmen zu einer durchaus Catholischen Curatel und wäre es auch blos, daß diese ihr darum nur Manches gern thut, weil sie sich in eine ganz andere Form nicht finden kann. Inzwischen arbeite ich seit zwey Jahren im Stillen fort an einer systematischen Exposition des Katholicismus, womit ich mich sonst auf nächsten Sommer zu exponiren denke. Ich kann es im Voraus errathen, welchen craßen Ansichten, Misverständnissen und Vorurtheilen ein Unternehmen von dieser Art bey Protestanten und Katholiken ausgesezt seyn wird: denn wo ist noch Sinn für die Trennung und religiöse Historie? Aber dieß weiß ich gewiß, daß wenn es gelingt, was ich von meinen armen Kräften nicht erwarten kann, man dem Protestantismus, zumal in gegenwärtiger Crisis, keinen besseren Dienst, als diesen, leisten kann. Wo ich damit hinauswill, hab’ ich in der pseudonymen Recension von Stolbergs Religionsgeschichte und der Schlegelischen Recension darüber schon deutlich genug verrathen und ich möchte wissen, von Ihnen besonders, ob ich wohl auf dem rechten Wege sey. Zu jener Recension veranlaßten mich besonders die elenden B e m e r k u n g e n über Schlegels Recension womit sich der neue Jahrgang unserer Jahrbücher gewiß zu seinem größten Nachtheile eröffnete. | Mit wahrer Ungeduld haben wir längst zu Heidelberg der Errichtung einer neuen preußischen Universität entgegengesehen. Wollte Gott, daß es doch endlich dazu käme und Sie von neuem in einen so schönen Wirkungskreis gesezt würden, als Sie hatten und für den Sie so ganz bestimmt sind. An dem neuen Kriege, der im Ausbruch ist, fürcht’ ich wird auch dieser Plan, eine neue Zögerung finden und hätten Sie nur wenigstens erst einmal Ihren König wieder. Wenn Sie ein Stündlein für mich übrig haben, so ersuche ich Sie, Ihren Brief hieher an mich zu addressiren. Ich werde, denk’ ich, bis auf den 20. April hier verweilen können. Vergessen Sie dann aber auch nicht ein Wort über die alten Recensionsanträge. Sie würden, wenn Sie einmal gewisse Hofnung machten und erfüllten, große Freude unter uns wecken. Ganz der Ihrige Marheinecke. 72 Sie] sie
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Briefe 3172–3176
*3172. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, um den 25. 3. 1809 Schreibt von Stürmen auf Rügen und von verspäteter Ankunft der Post.
*3173. An Henriette Herz. Berlin, Sonntag, 26. 3. 1809
3174. An Charlotte von Kathen. Berlin, Sonntag, 26. 3. 1809 An Lotte Kathen. Berl. d 26t. Merz. 9
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Schon jedes mal wenn ich schrieb liebste Lotte wollte ich Sie begrüßen in Ihrer neuen Mutterschaft. Es ist ja herrlich daß alles so gut gegangen ist und daß Sie uns schon wieder so frisch sind. Wohl haben Sie recht daß es ein großes und seltenes Glük ist was Sie genießen, ein so ansehnliches Völkchen von Kindern um sich her keines verloren und alle frisch und gesund an Leib und Seele. Und wenn man auch einen Augenblik versucht sein kann zu glauben es sei neben dem großen Glükk doch auch eine große Last und eine fast zu große für Sie für Ihren zarten Körper und bei so manchem andern was Ihre Kräfte und Ihre Duldsamkeit in Anspruch nimmt: so darf man ja nur sehen wie froh und dankbar Sie den neuen Zuwachs aufnehmen, um sich gleich wieder mit Ihnen nur zu freuen. Es bleibt uns nur zu wünschen daß Sie auch immer treue Hülfe finden mögen für die älteren und daran kann es gerade Ihnen wol am wenigsten fehlen; denn zu den Liebenden und Treuen findet sich auch immer Liebe und Treue Ja wohl hätte ich gar zu gern Ihren kleinen Wilhelm getauft, und Sie hätten ihn nur dürfen so lange ungetauft lassen als Reimers | ihr kleines Mädchen so wäre ich da gewesen. Sie sehn liebe Freundin, wie ich wieder jede Gelegenheit wahrnehme an mein Glük zu erinnern daß es nun schon in so schöner Nähe vor mir steht. Wie könnte ich auch anders als immer 3174.
Überlieferung: H: BBAW, SN 753/1, Bl. 40
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davon erfüllt sein. – Ich habe hier seit kurzem dreimal das Vergnügen gehabt guter Bekannten und Freunde Kinder zu taufen. So ist es mir immer eine rührende und erfreuliche Handlung – aber so wie es gewöhnlich gehandhabt wird wildfremder Menschen Kinder zu taufen ohne daß es doch eigentlich eine kirchliche Handlung ist an der die ganze Gemeine lebendigen Theil nimmt, wird es mir gewiß noch oft lästig werden in meinem künftigen Amt; ich werde wissen wie dies und vieles andere schöner sein könnte, und werde nicht durchsezen können es so zu ändern. Und so muß es gewiß für die Mutter ein ganz anderes Gefühl sein wenn diese schöne Handlung von einem Freunde verrichtet wird als wenn ein Andrer sie gefühllos und handwerksmäßig abmacht. Sollten wir, liebste Lotte, denn gar niemals in ein solches Verhältniß kommen daß ich unmittelbar mit den heiligsten Verrichtungen meines Amtes Ihnen nahe träte? es ahndet mir doch noch immer für irgendeine fernere Zukunft. Sie haben blaß ausgesehn bei der Taufe sagt mir aber unsere Jette. Sorgen Sie doch ja recht für Ihre Gesundheit und wagen Sich nicht zuviel. Haben Sie doch Menschen bei Sich, die ich recht zu grüßen bitte. Leben Sie wohl liebste Lotte. Schleier
*3175. Von Johann Christoph Wedeke. Vor dem 28. 3. 1809
3176. An Henriette von Willich. Berlin, Dienstag, 28.3. bis Donnerstag, 30. 3. 1809 Dienstag d 28t Merz Abends. 21
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Noch ganz spät komme ich auf einen Augenblik zu dir meine süße Jette. Beim Thee habe ich Nanny eine Tragödie von Sophokles vorgelesen dann haben wir über das Kanonierhaus geplaudert und die Zeit hernach habe ich zugebracht meine Gedanken für meine Osterpredigt in Ordnung zu bringen damit ich Morgen beim Frühstük die Lieder suchen kann die 3176. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 49–51; D1: Br 2, S. 241 f. (Auszug); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 384–387 (gekürzt) 2 21] folgt 〈21〉
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Brief 3176
immer Mittwochs schon abgeholt werden für den Sonntag. Nun bin ich so weit daß ich nur erst Sonnabend Abend wieder daran zu denken brauche. Liebe wie freut mich das daß Du Dich auf meine Predigten freust! nun denke ich dabei schon immer an dich und zähle; es sind ihrer wahrscheinlich nur noch drei bis ich zu Dir reise. Ja du hast aber auch Recht Du mußt deine Freude haben an meiner Wirksamkeit weil ich sie mit soviel Liebe treibe und nicht ohne Segen. Zunächst freilich an den Predigten die zu am unmittelbarsten mitgenießen kannst aber gewiß auch an den Vorlesungen wenn Du erst mein Leben mit den jungen Leuten sehn wirst und an den schriftstellerischen Arbeiten wenn Du mich fleißig dabei besuchst müßte es auch über den Flur sein. Bleibt es dabei daß die Universität wie doch die meisten hoffen Michaelis eröffnet wird dann siehst du mich noch diesen Sommer ein Büchlein schreiben, nur ein kleines akademisches Handbuch – Gewiß wirst du auch in den Feiertagen wenn Du in die Kirche gehst an mich denken – aber der schönste Tage den wir in der Entfernung von einander noch zu begehen haben ist der 16te. Daß du es nur nicht über dem Pakken der Sachen und | der Reise nach Stralsund vergißt. Aber das war mal ein recht unnüzes Wort. Soll ich Dir nun geschwind noch ein Bischen vom Kanonierhause berichten? Ach es sieht leider noch weitläuftig genug da aus. Heute sind wir mit dem Maler da gewesen, der sehr billig ist und die Sache recht niedlich machen wird nach allem was ich von ihm gesehen habe aber er behauptet alle Wände müßten erst abgerieben und geschlämmt werden, so daß er wol erst in der Mitte der künftigen Woche wird anfangen können. Dann ist noch eine große Noth wegen der Oefen. Nanny hat heute schon dem Kirchenvorsteher einen Besuch deshalb abgestattet, und ich werde es wol Morgen wiederholen müssen um die Sache baldmöglichst in Ordnung zu bringen. Nanny hat sich für ihre Stube eine Farbe ausgesucht zwischen Buche und Chamois mit einer Borte von Eichenlaub drüber. Das kleine Kabinet wo Dein Secretair stehn soll lasse ich Florentinerroth machen mit einer Blumenborte. Der Saal wird grün in Felder abgetheilt mit Arabesken und meine Stube lichtgrau. Dies alles sol etwa 32 R kosten, was ich sehr wohlfeil finde. Das kleine Kabinet wovon wir noch nicht wissen ob es unsere oder Nannys Schlafkammer wird erwartet noch seine Bestimmung; es soll aber auf jeden Fall nach Deiner Vorschrift gemacht werden. Fertig kann wol alles noch werden ehe wir reisen wenn nichts Neues dazwischen kommt; aber tummeln muß man sich gut und Nanny betreibt es auch aus allen Kräften. Du denkst nun gewiß auch schon an Nähen und Pakken, und so arbeitet alles auf das schöne Ziel los; und es steht in einer so herrlichen und festen Gewißheit vor mir daß auch alle Weltbe-
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gebenheiten es nicht sollen verrükken können. Auf diese sind wir übrigens sehr gespannt. Der Boden brennt allen | die es gut meinen unter den Füßen. Niemand begreift die unselige Zögerung, mit jedem Tage der noch friedlich hingeht geht eine Hoffnung verloren – doch kann noch alles gut gehn, und wird auch hoffe ich. Aber eine ganz eigne Freude soll es mir sein, als wenn dann erst der wahre Grundstein unseres Glüks gelegt würde, wenn ich dir sagen kann daß der Krieg nun wirklich auf die würdige Art die jezt noch möglich ist ausgebrochen ist. Vergehn aber noch vierzehn Tage ehe ich dir diese Nachricht geben kann, dann ist für den Anfang wenig zu hoffen. Recht übereinstimmend mit mir hast Du mich an die Zeit erinnert wo Du mit Ehrenfried und dem unsichtbaren kleinen Jettchen hier warest. Sie hat mir auch schon oft in Gedanken gelegen jezt. Auch daß du damals so von mir erfüllt warst ist etwas recht gegenseitiges gewesen denn ich dachte auch nur darauf dich soviel möglich zu genießen. Eines Augenbliks erinnere ich mich besonders wo Du mich ganz im Gefühl Deines neuen Mutterglükkes an Dich zogest und ich voll der innigsten Zärtlichkeit Dich dazu segnete im Geist. Ehrenfried komt dazu und umfaßte uns beide. Mir war als ob Du und Dein Kind und Euer Glük meine ganze Welt wäre. Liebe süße Jette! und nun ist es so! nun bist Du ganz mein, Dein Mutterglük ist mein Vaterglükk und Ehrenfried umfaßt immer wieder uns beide. In der tiefsten Rührung und im innigsten Wonnegefühl rufe ich Dir gute Nacht meine süße geliebte Braut. Mittwoch d 29t. Abends. Es ist immer wieder so spät mein Liebchen. Heute wollte ich nicht eher wieder zu Dir kommen bis ich an Tante Willich geschrieben hätte, und das ist nun auch vorangegangen. Ich hätte ihr gern noch mehr vorgeplaudert um meine wirklich etwas sträf|liche Vernachläßigung ihrer in Poseriz (so ist es mir wenigstens vorgekommen) wieder etwas gut zu machen. Wie kannst Du nur denken es könnte mir vielleicht unangenehm sein ihr zu schreiben. Liebste Jette bei denen die an Dir und an Ehrenfried hängen kann mir so etwas gar nicht begegnen; und es sollte mir sehr leid thun wenn Du aus einer solchen Besorgniß etwa versäumt hättest mir Briefe abzufodern die Dir doch lieb gewesen wären wenn ich sie geschrieben hätte. Nun weiß ich aber gar nicht ob die gute Tante nicht sehr auf äußerliche Dinge ist, und ob ich Dir nicht erst die Last aufbürde mich mit der jezigen Mode zu entschuldigen darüber daß die gewohnten Schnörkel oben und unten an dem Briefe fehlen – aber es ist mir gar nicht möglich wenn ich dergleichen erst gemacht habe irgend noch herzlich zu reden. So schikke ich Dir den Brief auch ganz offen;
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Briefe 3176–3178
denn ich weiß so wenig von den Verhältnissen der Tante in ihrem Stift daß ich doch die Adresse wahrscheinlich falsch würde gemacht haben. Das liegt nun alles auf Dir mein Herz, wie noch vieles auf Dir liegen wird. Aber nun süße Jette, liebstes einziges Mütterchen laß Dir vor allen Dingen Glük wünschen zu unseres Friedchens Geburtstag. Tausend Dank für den lieben tüchtigen Knaben mit dem Du mir eine solche Würze meines Lebens giebst daß ich dir es nicht ausdrükken kann was für eine Fülle von Segen und Freude | ich von ihm für mein Leben erwarte. Und tausend Dank daß Du ihn schon hast Vater sagen gelehrt. Gott könnte ich Dir nur recht sagen wie ich ordentlich begierig bin auf das Leben mit den Kindern. Ich hab des lieben Jungen heute immer fort gedacht – auch unter den Bonbons und Pfefferkuchen herumwühlend. Ganz gut sind Deine Nachrichten von seiner Gesundheit wol noch nicht; aber ich hoffe das milde Wetter was sich wenigstens bei uns wieder eingestellt hat soll ihm bald ganz aufhelfen so daß ich ihn völlig frisch finde – Aber mein Himmel ich sehe eben daß mein Licht ausgehn will und daß ich eilen muß ins Bett zu kommen. D o n n e r s t a g d 3 0 t . Nanny hat nun die Tuchnadel geholt; sie kostet 1 1 /2 R wolfeiler war sie nicht zu haben. Ich habe indeß an Luise einliegendes Blättchen und an unsere große Jette auch eins geschrieben und nun werde ich nur noch wenige Worte mit Dir plaudern können. Sei nur ja nicht besorgt um meine Gesundheit! das war neulich nur so ein plözlicher Uebergang und ich habe mich seitdem sehr wohl befunden. Das Baden thut mir doch gut glaube ich und das Wetter wird nun auch bei uns immer milder. O wie freue ich mich auf den schönen Frühling auf Rügen! und wie wollen wir uns alle Mühe geben ihn recht zu genießen. Du glaubst nicht wie es mich manchmal schmerzt wenn ich daran denke daß ich Dich hier in diese öde Gegend her verseze; und wie ich nur kann will ich suchen allen Genuß der Natur der hier noch möglich ist Dir zu erleichtern. Aber dort wollen wir noch recht mitnehmen und feiern alles | Schöne. Es könnte mich fast freuen daß ich Rügen in der ersten Frühlingsgestalt noch nicht gesehn habe und daß ich es nun grade jezt so finde. Sei nur ja mit den Kindern recht gesund süße Jette. Es sind nun eigentlich wahrscheinlich nur noch vier Wochen bis zur Reise. Die werden nun erst rasend schnell vergehn weil noch soviel darin geschehn muß! Und gleichsam als ob ich noch nicht genug zu thun hätte fängt Humboldt nun noch an mir provisorische Arbeiten zu geben, und ich darf es ihm nicht abschlagen der Sache wegen. Heute wird nun zuerst im Kanonierhause dem Maler vorgearbeitet, freilich nur in meiner Stube. Es ist recht übel daß nun grade noch die Feiertage dazwischen treten aber es ließ sich doch
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eher im Zusammenhange nichts unternehmen und es ist keine Verschieberei von meiner Seite Adio meine süße Jette. Ich umarme Dich mit den wonnevollsten Ahndungen und dem herrlichen Gefühl der nahenden Erfüllung[.] Könnte ich meine Freude doch in diesem Augenblik an Deinem Busen aushauchen. Ganz, ganz Dein Ernst.
*3177. An Henriette Herz. Berlin, Donnerstag, 30. 3. 1809
3178. An Luise von Willich. Berlin, Donnerstag, 30. 3. 1809 Berlin, den 30. März 1809.
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Willkommen liebe Luise wieder in Poseritz bei Jettchen und den Kindern. Daß Dir immer weich zu Muthe wird, wenn Du an mich schreibst, liebe Luise, das finde ich bei Deiner großen Reizbarkeit sehr natürlich; es kommt gar zu mannichfaltiges zusammen dabei, was Dich nach den verschiedensten Seiten hin bewegen muß. Aber eben diese zu große Reizbarkeit ist unstreitig die kränkliche Seite Deiner Natur, sie ist auch die Ursache, warum es Dir an Vertrauen zu Dir selbst fehlt, welches man nicht haben kann, sobald man sich über das rechte Maß hinaus bewegt fühlt. Die Methode, die Du zu beobachten hast mit Dir selbst, muß immer darauf gerichtet sein, daß Du etwas mehr Stahl in Deine Natur zu bringen oder vielmehr den, der darin ist, besser zu entwickeln und in Umlauf zu bringen suchst. Wie das zu machen ist, liebe Schwester, darüber wäre viel zu sagen. Die einzige wahre und große Maßregel bleibt immer nur die, daß Du Dich an eine größere, zusammenhängendere Thätigkeit bindest. Der Mensch wird nur dadurch stärker, daß er seine Kräfte an einen Gegenstand setzt, der groß genug für sie ist, und daß er etwas ausrichtet. Deine ganze Lebensweise, wie mir vorkommt, ist zu lose. Du mußt Dir, 3178. Überlieferung: h: BBAW, Nachlass Dilthey, 116/2; D: Petrich: Schleiermacher und Luise von Willich, S. 172 f.; Textgrundlage: Z 1. 3–26; D; Z 2: h
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Briefe 3178–3180
wo Du Dich auch aufhältst, einen Gegenstand Deiner Thätigkeit mitbringen und nicht mit dem allein zufrieden sein, was aus dem gemeinschaftlichen Wirkungskreise einer Familie, in der Du kein ganz bestimmtes Geschäft hast, für Dich abfällt. Sei es eine Kunst, auf die Du Dich legst, oder ein Studium, was Du Dir vornimmst, so etwas mußt Du haben, worin Du Dir ein bestimmtes Ziel vorsteckst und immer darauf hinarbeitest. Du wirst sehen, daß Du Dich dann bald viel wohler und freier fühlen wist …
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*3179. An Tante Willich. Berlin, Donnerstag, 30. 3. 1809
3180. Von Henriette von Willich. Poseritz, Donnerstag, 30.3. bis Freitag, 31. 3. 1809 Donnerstag d 30t. März. 51 Lieber süßer Ernst Du wirst vorigen Posttag vergebens auf einen Brief gewartet haben, darüber habe ich schon die ganze Woche geklagt. Du hast aber gewiß keine Besorgniße deshalb gehabt sondern gleich gedacht daß der schreckliche Sturm den Postengang hier gehemmt hat. Mir ist es so sehr unangenehm gewesen besonders da ich mich erinnerte in meinem lezten Briefe Dir gesagt zu haben daß Friedchen einen neuen Anfall bekommen. Aber es war nichts dabei zu thun! Unser Friedchen nun nachdem er volle 8 Tage das t ä g l i c h e Fieber gehabt hat ist seit vorgestern frei davon, ich hoffe er soll es nun bleiben. In Acht genommen ist er so sehr wie möglich ist, ich kann also nichts anderes als glauben daß die Zähne die nun wircklich durchgebrochen sind, die Rückkehr des Fiebers verursacht haben. Ach ja wohl ist es recht fatal daß der liebe Junge so oft krankt – und keine ungelegenere Zeit hätte er dazu wählen können als di jetzige. Es ist hier ein so unangenehmer häuslicher Zustand wie Du dir es gar nicht denken kannst, Sophie unwohl, alle Leute krank. Louise die die Wirthschaft so lange führen muß bis Sophie beßer ist – mitunter verzweifelungsvoll, kleine Jette so sehr schnupfig daß ich sie gestern den 3180. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, Bl. 62. 62a. 63; D1: Br 2, S. 242 f. (Auszug); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 387–389 (gekürzt)
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ganzen Tag im Bette ließ. Ich alle Hände voll zu thun, ohne doch aus der Stelle kommen zu können – genug es sind | solche Tage daß wir uns immer freuen wenn der Abend komt. Hoffentlich wird alles beßer sein gegen die Zeit daß Du komst – ach ich sehe immer auf sie hin als auf diejenige in der ich eigentlich erst recht zu leben anfangen werde – Gestern war unsers Friedchens Geburtstag, das süße Kind entzückte mich recht gestern früh mit seiner lieblichen Zärtlichkeit – ich hätte gestern so gern an Dich geschrieben du lieber Vater meiner kleinen Waisen, hätte Dir meinen Dank und meine Freude dargebracht – unser geliebtes Kind an Dein Herz gelegt – mit Dir vereint Gott gedankt für unser Kind und dafür daß du sein Vater bist – Lotte Pistorius und Friederike Israel haben ihn hübsch beschenckt. Erstere mit einem Kleidchen und leztere mit Hemden und einer niedlichen Filtzmütze. – Ich habe mich lebhaft der Stunden erinnert vor 2 Jahren wie er geboren ward, wie während meines Leidens auch der Schmerz in meiner Seele ganz lebendig war und ich meiner ganzen traurigen Laage mich bewußt war – aber ohne den mindesten Unmuth – und wie nun das Kind zuerst in meine Arme gelegt wurde, wie meine Thränen flossen aber nicht allein dem Schmerz, nein hätten meine Empfindungen in Worte ausbrechen müssen es wären doch mehr Ausrufungen der Freude, des Dancks gewesen, über das Kind! das vaterlose, geliebte, eigne Kind! O mein mein Ernst! | Befremdet hat es mich am lezten Posttage keinen Brief gehabt zu haben, da du mir so süß die die Versichrung giebst daß du keinen Posttag würdest vorbei gehn laßen. Dein letzter war vom 15ten. Ich kann Dich aber darüber beruhigen daß Deine Briefe n i e geöffnet zu mir kommen und Cummerow selbst mir gesagt hat daß er unsere Briefe nicht öffne, ich begreife gar nicht wie er das einemahl dazu gekommen ist. – Daß Du jezt so viel schläfst macht mir ordentlich Freude, denn wenn ich gleich Dein wenig schlafen gar zu liebenswürdig fand so denke ich doch daß es dir nicht gesund war. Mich beklage nur nicht weiter, Friedchen ist die Nächte so sehr unruhig nicht mehr, und wie er es war hat Louise mir viel abgenommen und ich habe immer das Versäumte nachgeholt. Heute Morgen schrieb Jette mir in einem Zettel „spätestens reiset Ernst heute über 4 Wochen ab“. Solltest Du ihr schon etwas bestimt haben? Dann kämest Du doch nicht mehr im April, das hast Du doch versprochen also rechne ich nicht mehr so lange. O süßer Ernst wohl ist es nahe das schöne Leben, gebe nur Gott daß nichts trauriges sich zutrage in der Zwischenzeit – dazu ist sie immer noch lang genug – Ach Lieber
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Brief 3180
etwas verhält die Gegenwart zur Zukunft sich doch wie Hoffnung | zur Wircklichkeit – freilich haben und geniessen wir uns auch jezt aber was ist das gegen das künftige, wo das Leben das ganze Leben wird eingehüllt sein in den Genuß der jezt nur den verborgnen Theil des Lebens ausmacht und oft durch die Gegenwart zurück gedrängt wird. – Du glaubst gar nicht wie so ein unaufhaltsames arbeiten erschlaffend auf mich wirckt, ich lasse mir nun auch nicht eine Minute zum lesen, weil ich wircklich durch Friedchens kranken, durch Louisens unerwarteten Aufenthalt in Götemitz so zurück gekommen war mit allem daß ich mir nicht anders helfen konnte. Aber ich hatte mir vorgenommen Dir davon kein Wort zu sagen denn nun frägst Du wieder „was hat sie denn zu thun?“ und das ist mir ordentlich verdrießlich – Süßer Ernst ich scherze nur; aber spotten muß Du auch nicht wie die Männer gewöhnlich thun, über das wichtige Betreiben der kleinen äußern Dinge – – Louise hat mir kein Wort gesagt über meinen Brief den ich ihr an meinem Geburtstage schrieb, ich weiß nicht warum sie so stumm ist denn es ist doch nicht möglich daß er ihr nicht lieb sollte gewesen sein – Ach mein Ernst so beladen wie Dir Dein Geschäftsleben aussieht, sieht es mir auch an für Dich, und ich merke wohl daß ich gut thue mich vorzubereiten daß ich nicht gar viel von Dir haben werde was die Zeit betrifft, ich werde wohl heimlich etwas empört sein bisweilen, und zugleich | mich doch innig freuen an allem was Du schaffst – Carolinens Tuch ist angekommen und sehr hübsch gefunden. Morgen vielleicht noch ein paar Worte –
Abends Mein Geliebter mein Ernst ich kann es gar nicht lassen Dir ein inniges gute Nacht zu sagen. Ich saß lange lange vor Deinem Bilde – Dein Angesicht ward immer leuchtender, und meine Sehnsucht wuchs und immer tiefer versank ich in Dir – mein Geliebter wenn erst Dein Auge mir wieder entgegen dringt! o Mann meines Herzens wie bin ich Dein und wie entzückt mich der Gedanke daß Du mein bist –
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Charfreitag Morgen Welche innige Sehnsucht habe ich heute nach Dir mein Ernst! ach daß ich in Deiner Kirche sein könnte – mit Dir feiern könte diesen unaussprechlich rührenden, heiligen Tag. – Ich kann es Dir nicht sagen welchen Eindruck dieser Tag immer auf mich macht wie Liebe und Wehmuth mich erfüllen wie das Bild des Heiligen vor meiner Seele steht, wie mein ganzes Herz hingezogen wird in süßer Schwermuth zu seinem Grabe, zu seiner Todesstund – Daß ich recht bei Dir bin! daß nicht meine Thränen vereint fliessen mit den Thränen der Frommen deiner Gemeinde, daß ich nicht hören kann die Rede die aus deinem großen Herzen heute fliessen | wird – einsam size ich hier vor Deinem Bilde und der Tag wird vergehen ohne die geringste Bezeichnung des heiligen Trauerfestes, allein auf die stillen Gefühle meines Herzens bin ich verwiesen – Aber ich weiß Du wirst mir heute auch besonders nahe sein, wirst mit Deinen frommen Empfindungen Deine Liebe immer verweben wie ich es thue. O mein Ernst sei mir recht lieb und nahe heute – So viel ich kann will ich mich heute erquicken etwas Schönes zu lesen und so wenn es möglich ist mit Louisen etwas zusammen.
Schlichtkrull ist diese Nacht krank geworden es war ein gewaltiger Zustand, Willich ward gleich geholt, es hat nichts auf sich, es waren reumatische Schmerzen, Du hast keine Idee von dem emberas Sophie hat mich sehr gejammert. Aber Du hast k e i n e I d e e davon. Louise und ich wir haben es nicht lassen können viel zu lachen, da wir nichts fürchteten. Louise grüßt dich sehr herzlich, sie war die Nacht auf, ich soll Dir sagen Du wärst oft ihr Trost gewesen diese Nacht wenn sie sich von dem Gebrüll habe etwas erholen wollen, sie sei hergekommen Dein Bild anzusehen – Mein mein Ernst mit aller meiner Liebe die Deine Jette. Friedchen ist sehr leidlich. Ich hätte so gerne noch mehr geplaudert!
119 Mein … Jette.] am linken Rand auf Bl. 63v Rand auf Bl. 63v
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Brief 3181
3181. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Gnadenfrei, Freitag 31.3. bis Sonntag, 16. 4. 1809 Gdfr d 31 Merz 1 uhr nach Tische – 1809
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Daß du mein Bester in diesen Tagen schon viel mit deinem Geiste in der Gemeine warst – natürlich auch Gnadenfrei – kann ich mir sehr lebhaft denken da du ja erst vor wenig Jahren diese heiligen Tage in ihrer Mitte feiertest daß du aber Heute vorzüglich meiner gedenkest – ist mir eben so gewiß – ich glaube es trift sich Heute zum 2ten mahle so – wiewohl ich keine rechte Rükerinnerung von dem damahligen Geburtstage habe – ich glaube es war damals als ich ganz bei Lisetten war – O Lieber ich muß es dir sagen – noch nie habe ich mich in solchen Zeiten unsrer innigsten Vereinigung so freuen können als eben jezt – und auch an diesem so wichtigen Tage – ich hätte es vielleicht weit eher so gut haben können – wenn du mein Einziger dich nicht immer so ausgeschwiegen – gleich bei deiner Näherung an Jetchen – hatte ich schon so ein tröstendes Gefühl – welches durch die Mittheilung einiger Briefe nur immer klärer wurde – und nun durch das lesen deiner Predigten, eine weit hellere Ansicht von Deinem Innren bekomen –: Wie beruhigend war mir schon seit einigen Jahren in Hinsicht deiner folgendes: Jeder Mensch hat seine Seite, seinen LichtPfad ins VaterHerz Gottes hinauf; wenn mein Flehen für das Heil meiner Brüder, und aller meiner Lieben auf diesem Pfade hinaufsteigt; so, denke ich im Glauben wandelt es Gott in Seegen und gießt es auf denjenigen LichtWeg herunter, an den meine Lieben grenzen; auf diese Art wird mir begreiflich wie 2 liebende Herzen, in der weitesten Entfernung, zu gleicher Zeit, in gleichem Augenblike, in himlisch süßen Mittgefühlen; einander entgegen klopfen könen; denn Seufzer und Erhörung ist oft ein Bliz, der hier aufsteigt – droben seine Richtung bekomt und dort entzündet!!! Dis alles ist mir nun weit gewißer und ich freu mich innig, daß unser aufschaun auf den Anfänger und Vollender unsres Heils ein und dasselbe ist – und wir durchaus überzeugt sind daß unser bestes Thun ohne seinen Einfluß gleichsam bedeutungslos und fruchtlos ist –! mit allem was mann Thun und treiben heißt – will es mir nicht mehr viel heißen – da | ich seit vorigen Herbst gar nicht aus dem Kränkeln herauskomme und überhaupt gewahr werde daß meine Kräfte abnehmen – in diesem Gefühl – habe lezt an Nany und auch an die Herz wegen dem baldigen Herkommen geschrieben – mein Zustand ist deshalb auch nicht ängstlich – jedoch mag mir die gichtische 3181.
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materie – auf die Brust gezogen – da ich einen hartnäkigen Husten habe – und Engigkeit habe auch deshalb SenfPflaster gehabt – und werde es wiederholen müßen – weil mir der Husten doch oft den Schlaf raubt – und auch angreifend ist. – Lisette die eben da war grüßt herzlich 40
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D 1 Aprill Bruder Dober der ich weiß nicht wo – eine schöne recension über deine Predigten gelesen, kamm auch vor einigen Tagen her – gern hätte ich ihm die ungebundenen auf lange Zeit für ihn und Reichel geborgt – da ich aber unvorsichtig genug war, von jenen zu sprechen, mußte ich sie hergeben – er grüßt herzlich mit der Versicherung er werde sie mit vielem Vergnügen durchlesen – vielleicht bekome ich Heute Briefe D 7t Vor einer Stunde erhielt ich endlich deinen Brief den ich auch Heute für gewiß erwartet hatte – über welchen ich große Freude hatte, und dir inigst dafür danke – nur nicht daß Du mir die Hofnung benommen noch dis Jahr Dich hier zu sehn – – für das künftige soll ich nicht bange sein – da ließe sich viel drüber sagen – doch ich will mit ruhiger Ergebenheit zu sehn – kann jezt ins Ganze noch nicht so weit hinaus denken – will mir so viel möglich und meine Lieben dazu willig sind – alles durch Briefwechsel ersezen – Du hast mir ja einen schönen Cranz von Freunden geschenkt – die mir ja mehr als ich ahndete und erwarten kan meine Liebe herzlich erwiedern – Gott lohne Dir dafür | mit meinem überraschenden Besuch – wozu nur ein augenbliklicher Anschein war – da die Schwestern wegen dem KriegsGeücht sich schnell entschloßen über Berlin zu gehen, nun aber doch den gewöhnlichen Weg ergriffen; und alle vorhabenden Reisen gleich nach dem 4 May losgehen – möchte – es wohl auch dis Jahr nichts werden – und solche die in Berlin Verwandte haben, komen nicht so schnell wieder als ichs wünsche; wir wollen also alles ruhen laßen, und wenn unerwartet sich Mittel finden solten unsern liebsten Wunsch auszuführen, mit innigem dank und Frohgefühl ergreifen – nächst diesem Glük was ich in solcher w a h r e r Freundschaft genieße – ist nichts mehr was mich so recht ergreifen könte – als die Sehnsucht mit welcher ich ins Jahr 1809 übergieng, und welcher ich oft den Zügel halten muß damit der liebste Gedanke nicht in ungestümes Bitten entarte – und ich mit kindlichem Vertrauen und zarter Sehnsucht und Hingabe die Zeit erwarten, lerne, wenn es meinem Schöpfer und Erlöser gefallen wird, mich dorthin kommen zu laßen wo Er selbst die Städte mir bereitet – Er weiß allein am besten – warum mich der Wunsch nach Entfeßelung – der mir immer nicht fern oder schreklich war – jezt vorzüglich ergreift. –! Daß der gute Wedeke mir wirklich noch antworten würde – hatte ich
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nicht mehr erwartet – ich glaubte eigentlich der meine wäre nicht in seine Hände gekommen – ich habe ein wahres Seelenfest damit – von Deiner Verbindung hat er zwar gar nichts erwähnt – ich weiß aber doch daß er sich warhaft drüber freut – werde also auch mein Gefühl nicht zurük halten; sein Brief ist äußerst interressant; wenn schon keine Antwort auf den meinen – welches auch alles alt genug ist – ich werde dein Anerbieten benuzen und in diesen Tagen schreiben – damit dieses den 14ten abgehen kann – vielleicht erhält er dann unsre Briefe an seinem TrauungsTage welches recht lieblich wäre – ohnedies haben beide g e n a n t e viel Werth für mich weil an beiden Freunde ihren Geburtstag begehen – schreibe mir nur gewiß noch ehe Du abreisest – auch von Jetchen hoffe ich noch Briefe – ehe du hinkomst! so wie ich es Eurer Liebe gewiß zutraue1 | 10v
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d 16ten Gestern und Heute mein Bester habe ich schon recht viel an dich gedacht und an die liebliche Jette, an welche ich Heute einen neuen Brief anfangen will – Gott segne Euch und stärke Euer Inres jedes nach seinem Bedürfniß und Glauben, und Empfänglichkeit – meine Seele nimmt nähren Theil als Worte es ausdrükken können – merkwürdig sind in diesem Betracht die Loosung und Texte des heutigen Tages! Psalm 42 v 12 – Choral. Ein Blik von Ihm der mich versöhnt kann allen Kummer stillen. Text 1 Corinther 10 – v 16 – die schönen Worte die der selge Vater immer bey der Austheilung sagte. Choral. O Jesu, welche Gnad ist das, mit dir vereint zu sein! Wir solten eigentlich auch das Abendmahl haben – weil es aber erst in der CharWoche war – und die verschiednen Chöre jezt ihre Feste haben, fällt es diesesmahl aus – ob die Nany mit comunicirt – oder sich nicht zur reformirten Kirche hält – hätte ich gerne gewust. Ich komme eben aus der Predigt die Reichel gehalten von welchem ich dir schon einigemahl geschrieben, er ließ eins meiner Lieblingslieder singen – welches wohl seit Jahren nicht vorgekommen – Mein Salomo dein freundliches Regiern stillt alles Weh das meinen Geist beschwert – ich weiß nicht ob es dir noch erinerlich ist; bei diesem fällt mir auch ein dir etwas zu sagen was dich vielleicht interressirt, Bruder Huffel den du ja kenst hat einen Ruf bekomen die Stelle des Heimgegangnen Bruder Duvernoy, in der UnitätsAeltestenConferenz zu besezen; in diesen Tagen werden auch die Berichte der Prediger Conferenz gelesen, die mir immer vorzüglich angenehm sind – weil mann so verschiedenartige Menschen – die oft eben so verschiedenartige Erfahrungen und Ansichten haben – und doch Alle zu einem wichtigen Zweck verbunden
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sind – in einer Geschwindigkeit kennen lernt – mir fält dabey manchmahl ein, ob nicht einstens noch ein solcher Bericht von dir erscheinen wird! Schon vorigen Posttag wäre [ ] beim Abgang dieses Briefes kann ich noch zur Theilnahme Beherzigung schreiben – daß es mit meiner Gesundheit wieder beßer geht – und die Gicht wieder herunter gezogen ist. 1
daß mir Eins von Euch – oder die Herz – bald nach Eurem HochzeitsTag schreibt –! wer alles dabei war – und wie es war! ach daß die sich liebenden so sehr entfernt sein müßen – aber ich Thor! wer weiß – wird man mich bei näherer Bekantschaft auch so lieben
*3182. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, um den 1. 4. 1809
3183. An Henriette von Willich. Berlin, Sonntag, 2. 4. 1809 Sonntag d 2t. April 9
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22. Es geht mir grade wie Dir süße Jette. Ganz vorbeigehn kann ich den Posttag nicht lassen aber ich habe nur ein winzig Bischen Zeit. Ich komme eben aus der Kirche und habe ordentlich – denke dir – steife Finger vor Kälte. Heute Morgen war alles weiß als wir aufstanden und noch liegt der Schnee auf der Nordseite der Straßen und Dächer. Ich habe gleich an Friedchen dabei gedacht und wünsche sehr ernstlich daß wenigstens gegen die Zeit unserer Abreise aus Rügen endlich wahrhaft gutes Wetter sein möge. Aber so etwas wird nicht geschehen daß uns Krankheit hindern sollte. Nein daran habe ich gar keinen Gedanken. So etwas geschieht ordentlichen Leuten nicht. Ueberhaupt liebe Jette fürchte ich kein 116 [ ]] Fortsetzung nicht überliefert. 117–119 beim … ist.] am linken Rand von Bl. 9 120–123 daß … lieben] am unteren Rand von Blatt 9v, überlaufend auf den linken Rand von Bl. 10 3183. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 52 f.; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 389–391 (gekürzt)
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Hinderniß der Reise. Die Besorgnisse die man bei euch hat von Sperrung der Passage scheinen mir sehr unbegründet zu sein. Von unserer Seite wird eine solche gewiß nicht verfügt; und wenn sie von französischer Seite verfügt wird kann sie auch so strenge nicht sein daß wir nicht durchkommen könnten so lange hier noch ein französischer Gesandter ist. Sollten aber die Sachen eine solche Wendung nehmen daß der fran|zösische Gesandte Berlin verläßt, was aber leider sehr sehr unwahrscheinlich ist, so werde ich das gewiß zeitig genug erfahren um meine Maaßregeln danach zu nehmen. Mit Gottes Hülfe soll der Fall gewiß nicht eintreten daß irgend etwas schweres käme was uns getrennt fände. Nein Du theures Weib meiner Seele das wäre nicht auszuhalten und ich wüßte nicht was ich nicht wagen würde darum. Laß nur alle Sorgen dieser Art fahren. Alle überhaupt kann ich nicht sagen denn mich selbst ergreifen sie jezt oft. Es kann sehr schweres sehr trübes kommen, die Zögerungen lassen nichts Gutes ahnden, die Veränderung in Schweden ist auch ein sehr nachtheiliges Ereigniß und es wird fast mit jedem Tage wahrscheinlicher daß alles schlecht gehn wird. Was uns aber auch komme, es wird uns schon vereint finden und mit derselben Ruhe mit der ich Dir jezt meine Besorgnisse mittheile und die [du] noch deutlicher wahrnehmen würdest wenn Du mich sähest als du sie in den bloßen Worten finden kannst werde ich dich immer halten und tragen und uns Besonnenheit bewahren daß wir immer unserer Liebe genießen und uns gegenseitig unserer | Tapferkeit und unseres Muthes freuen können. Denn tapfer wirst du auch sein, das weiß ich. Glaube übrigens auch nicht daß ich mehr weiß als ich sagen will oder kann. Ich kann freilich nicht ins Einzelne gehn aber es ist doch weiter nichts als daß in dem gegenwärtigen Augenblikk die Aussichten wirklich schlecht sind; alles kann sich aber noch wenden; und selbst diesen Augenblik so gewiß ich bin daß ich das schlechte alles weiß so kann doch vielleicht mancher günstige Umstand mir verborgen sein. – Zum Trost kann ich Dir sagen daß ich das Geld zur Reise bereit liegen habe und daß mich von dieser Seite nichts hindern kann den Augenblik zu reisen wenn unvorhergesehene Umstände eintreten sollten. Brauchte ich Dir Muth einzusprechen so hätte ich dich in meine heutige Predigt gewünscht wo ich den Leuten den Glauben an das unvergängliche des bessern Lebens zu schärfen gesucht habe. Ich denke in der Kirche immer viel an Dich und sehe in den Stuhl hinein wo Du sizen wirst und freue mich daß du dich darauf freust. Und heut über vierzehn Tage soll mir besonders ein heiliger Tag sein laß da unsere Seelen recht innig verschmolzen sein in der glei31 die] korr. aus ÐeinÑ
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chen Liebe zu Gott in dem gleichen Sinn für das Ewige Schöne und Wahre. Ob ich mich freue auf unser erstes Wiedersehen! aber w i e ! Ach am Schönsten aber wäre es immer wenn ich Dich zuerst a l l e i n sähe. Unsere Jette rechne ich nicht, die stört das allein nicht. Aber | wie das zu machen ist sehe ich nicht ein. Das Ueberraschen macht mir eigentlich keine Freude und am wenigsten werde ich jezt darauf ausgehn aber bei der Langsamkeit der Posten sehe ich nicht ein ob ich Dir werde den Tag der Abreise und Ankunft zeitig genug bestimmen können. Die Tuchnadel war schon gekauft ehe dein Brief ankam und auch auf der Post sonst hätte man sie noch umtauschen können. Haare lassen sich leider nicht hineinlegen. – Den Fuhrmann kennt Jette wahrscheinlich nicht denn ihre Mutter hat aus Besorgniß weil der hiesige zu lange ausblieb um denselben Preis mit einem Prenzlauer accordirt. Der hat nun seine Anweisung den 13ten in Stralsund zu sein damit er den 14ten aufladen kann. Das hatte ich auch schon vorher so bestellt, und ihn zugleich angewiesen sich bei Israel zu melden der doch wenn er Dir auch nicht pakken hilft die Abfertigung am besten besorgen kann. Ich ÐbegrüßeÑ ihn noch selbst darum wenn ich an Friederike schreibe. Gott geb daß ich Dir noch recht gutes melden könne ehe ich komme, mein süßes Herz. Aber das beste und schönste haben wir doch und nichts in der Welt soll es uns rauben; und wenn Du recht lebendig vor mir stehst mit den süssen Kindern und ich Dir um den Hals falle und dein liebes Herz an meinem Angesicht schlägt und ich Dich mit den zärtlichsten Küssen bedekke dann kann auch nichts als schöne Hofnung und das Bild eines herrlichen Lebens in meiner Seele Plaz haben. So ganz beglükst und erfüllst Du Deinen Ernst Jettens Mutter schikt eben diesen Brief. Da ich heute nicht an sie schreiben kann schikke ich ihn Dir.
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Du hättest nur den Jubel sehen sollen als deine Bonbons gestern ankamen. Wir Großen fielen noch gieriger darüber her als die Kleinen, besonders Louise die ganz rasend auf die Bonbons ist. Der Kuchen ist auch ganz himmlisch. Ich habe auch heute Carolinen etliche Bonbon geschickt weil sie sie so überaus gerne mag und den Götemitzern auch zu kosten gegeben. Sei recht herzlich dafür bedankt süßer Ernst daß du deinen Friedle und uns Allen so schön bedacht hast. Aber geliebter Mann daß du wieder so viel an Zahnschmerzen gelitten hast – es ist ganz unerhört! es geht mir sehr zu Herzen denn ich kenne diesen unerträglichsten aller Schmerzen, aber es ist mir überhaupt fast gar nicht auszuhalten daß du da 30 Meilen von mir entfernt sitzest und Schmerzen hast und ich nichts davon weiß. Recht schelten wollte ich dich auch noch daß du dich wieder erkältet hast. Böser Mann ist es nicht sehr unrecht von Dir – hast du mich wohl recht lieb – daß Du Dich so gar nicht in Acht nimmst? Lieber Ernst thue mir das doch nicht wieder. – Unser Friedchen erhohlt sich schon mercklich, er hat guten Appetit und so hoffe ich soll er ganz frisch sein wenn Du komst. Laufen will er nur noch wenig sondern immer von mir getragen sein – | Schlichtekrull ist fast wieder ganz hergestellt, er hatte nur reuvmathische Schmerzen in der Brust die ihn wohl etwas zugesetzt haben mögen. – Jette hat mir heute zu meinem Schrekken gesagt daß dein Arzt Braunianer ist, höre ich habe vor der Braunschen Methode einen Abscheu wie ich es dir nicht beschreiben kann ich wüßte gar nicht wie ich es aushalten sollte dich oder eins von den Kindern in einer ordentlichen Krankheit so behandeln zu sehn. Ich denke nur mit Entsetzen an Weigels Kuren beim Nervenfieber – o Gott Ernst es erschüttert mich immer recht wenn ich es mir lebhaft mache, aber es ist gewiß der unrichtige Weg. – So unangenehm mir der Leibarzt ist so traue ich ihm als Arzt doch sehr, er soll auch auswärtig einen sehr guten Ruf haben, namentlich von Hufland sehr geachtet sein. – Also Jette wird noch nicht mit uns ziehn, ich kann auch nicht anders als es als verschoben ansehn, nicht aufgegeben. Ich denke es kann nicht 3184. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, Bl. 64–67; D1: Br 2, S. 243 f. (Auszug); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 391–393 (gekürzt)
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lange währen so wird Alexander selbst dazu stimmen. Aber das ist doch höchst unangenehm wie ich aus Deinem Zettel an Jette gesehn habe daß die Leute Dich so belügen, ich kann nicht darüber weg sein daß es mir nicht fatal sein sollte. Es kann Dir doch wenn sie das so fortsetzen in deinem Wirken auf die Menschen hinderlich sein. Jettens vorsichtiger Rath finde ich etwas sonderbar im ersten Augenblik mußte ich lachen und war ent|rüstet zugleich. Wie konnte sie aber doch glauben daß Du mir so gradezu eine Unwahrheit schreiben solltest. Mir wäre es doch rein unmöglich Dir zu thun und wenn es zu dem besten Zwecke wäre. Ich hoffe es auch gewiß lieber Ernst daß meine Schwächen Dich niemals nöthigen werden auch nur in den geringfügigsten Dingen einen Hinterhalt zu haben. Und dann hat Jette doch wirklich unrecht die Eigenschaft des Verschiebens so stark bei mir vorauszusetzen. Voraussetzung kann es nur sein, denn so viel ich mich besinne habe ich noch nichts versäumt das wir zusammen beschlossen hatten. Kehre Dich nicht daran im verschieben bin ich gar nicht so vollkommen aber im reinen vergeßen wircklich Meisterin davon habe ich noch diese Tage niedliche Proben abgelegt und habe ich geärgert über mich selbst zum platzen. Mit Louisen hatte ich am Freitag sehr herzliche vertrauliche Stunden, ich war besonders weich den ganzen Tag gestimmt, wir saßen den ganzen Abend allein beisammen. Sophie war bei Schlichtkrull. Mir war es recht so zu Herzen mich ihr zu öffnen so weit ich das vermag und ihr zu geben was ich ihr nur geben kann. Sie war sehr tief bewegt, mein Brief war ihr sehr lieb gewesen. Ich sagte ihr wie mir die Trennung doch Wehmuth gäbe – wie ich mich aber unendlich sehne daß ihre Erinnerung, ihr Andenken an mich ganz rein sein möge, sie brach in heftige Thränen aus und sagte, wenn das nicht sein würde wäre es lediglich ihre Schuld, es gehöre mit zu ihren Schmerzen daß jeder Verlußt durch Reue noch unendlich viel | bitterer werde. Du kannst denken wie ich ihr das nicht zugestand denn sie hat auch ganz unrecht darin. Es that ihr wohl wenn ich offen und frei von dem was vor uns liegt mit ihr spreche wie sehr es sie auch bewegt, darum thue ich es gern. Es ist überhaupt so gut jezt zwischen uns wie ich glaube daß es nur werden kann. Sie hat mir geklagt wie außerordentlich sie gelitten so bald von unserer Verbindung oder von etwas was daran hängt auf f r ö h l i c h e l e i c h t e Weise gesprochen ist. Nur im allertiefsten Ernst hat sie sie auffaßen und sich daran freuen können. Es that mir wohl von ihr zu hören daß sie von uns beiden wohl gar nicht auf diese Weise schmerzhaft berührt ist. D i r a l l e i n sage ich es daß Jette gar nicht immer wohlthätig auf sie wirckt, überhaupt glaube ich daß obwohl sie sie s e h r liebt sie sie doch
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eigentlich gar nicht ganz versteht. Unsere Freundin mag wohl von Wenigen und vielleicht von Niemanden hier g a n z verstanden werden. Von solcher außerordentlichen Zartheit und Gewißenhaftigkeit wie hier in dem Kreise der Beßeren herrscht, hat man wircklich glaube ich in der Welt keine Idee. Auch die Männer sind eben so. Auf den ersten Blick hat es mir was anziehendes aber wenn ich es näher ansehe erscheint es mir doch leer, nämlich das was drüber ist über der natürlichen Zartheit, und als ob es nur aus dem beschränkten Leben entsprüngen und vielleicht auch aus Vorbildung. Wenn wir uns sprechen kann ich dir deutlicher machen was ich meine und dann muß ich recht wissen was du davon denkst. | Ehe ich es vergeße lieber Ernst will ich Dir schreiben was ich an Silberzeug habe, leider kann ich es dir nach Gewicht nicht angeben denn es ist in Sargard. Aber sobald ich kann will ich auch das. Also 14 ziemlich starke Eßlöffel eben so viel Theelöffel ein Suppenlöffel mit schwarz hölzernem Stiel ein Ragoutlöffel, einer zum Streuzukker eine Zuckerzange die Theelöffel sind auch ziemlich groß. Deinen Brief an Willich habe ich gleich richtig besorgt, hast du denn seine Antwort noch nicht durch mich? Allwine wirst Du wohl noch als Braut finden, ich kann nicht sagen daß mir ahndet daß Herrman nicht glücklich mit ihr sein sollte – wenn sie ihn nur recht liebt – – und das muß man ja doch glauben. – Wie ich wohl aussehe wenn ich Briefe von Dir vorlese? und wie ich das mache? Ei nun ich glaube ich lese sie recht hübsch vor, wenigstens klingen sie recht hübsch und auslassen thue ich was mir beliebt und das ist oft nicht wenig und von deinen Liebkosungen erfährt niemals ein Mensch ein Wort. Ich möchte tausendmahl lieber deine Briefe ganz zu lesen geben als vorlesen, aber wie sollte ich das machen da doch fast jedesmahl ein bischen drin ist was ich lieber für mich behalte. Und Sophie und Louise würden es doch mit Recht sehr empfinden wenn ich ihnen nichts von dir mittheilte. Sage mir giebst Du Nannyn meine Briefe oder liesest Du nur einiges heraus? – In Sissow ist alles wohl. Lotte freilich meinte | heute zu meinem großen Schrekken etwas sonderbares an dem Kopf des Kindes bemerckt zu haben. Es wäre grenzenlos schrecklich! Ich glaube aber noch nicht daran das Köpfchen war so natürlich geformt als ich es sah und das Kind so gesund. Die beiden Menschen sind so außerordentlich glücklich – ich werde gewiß von Dir grüßen. Es ist so jammerschade daß mein Bruder so vorsätzlich immer eine so rauhe Außenseite zeigt, in ihm ist viel Schönes. Man kann ihm aber gar nicht beikommen, wir theilen doch eigentlich fast gar nichts mit einander. Louise soll Briefe von Bender haben die fürchten
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laßen, daß sie ihre Verbindung noch weiter aussetzen müssen, theils des Krieges wegen, besonders öconomischer Rücksichten wegen. Ich habe sie so lange nicht gesprochen weil ich nicht vom Fleck kann. Briefe von Bender habe ich vor langer Zeit gelesen, mich dünckt sie waren g e w ö h n l i c h , aber recht gut und herzlich. Ihr hättet gar nicht nöthig gehabt Nanny und Du mich auszulachen daß ich meinen Nahmen nicht zu sagen wußte. Schlichtkrull hat das alte Kirchenbuch nicht sondern der Küster der weit von hier wohnt, und da ich keinen Boten zu schikken hatte mußte ich auf Gelegenheit warten. Das ist hübsch daß Du mir immer schreiben willst was im Canonirhause geschieht. Über die Farbe des Schlafzimmers entschließt euch nur selbst. Nur nicht zu düster und nicht zu grelle, eine sanfte freundliche Farbe. | Ich lese in deinem Briefe das Wort g r ü n e Schlafkammer. Jette hatte gemeint blaßgrau. Denkst du gar daran nicht daß ich Metger sehr gut kenne, ihn mehrere mal mit Dir gesehn habe? Schade ist es sehr daß wir nicht allein sind, aber es läßt sich wohl nicht ändern, und Du hast Recht wie leicht übersehn wir das. – Nein lieber süßer Mann ich weiß es wirklich noch gar nicht recht wie mir sein wird? ach bisweilen weiß ich wohl viel davon – l i e b e r E r n s t ach bald ohne Worte von Dir verstanden! Von Henriette erfährst Du wieder diesmahl nicht viel, zu erzählen habe ich eigentlich nichts von ihr bei allen Fragen denke ich immer an das nahe Sehen. Nur bitte ich dich um Gotteswillen mache dir eine recht arge Vorstellung davon wie Du die Kinder unartig und verwöhnt finden wirst, damit es Dich hernach nicht zu sehr überrascht – Hier in Poseritz geht es immer seinen alten Gang in Berlin soll alles gut werden. Aber mein Licht geht aus es ist sehr spät – die innigsten Liebkosungen zum Abschiede mein trauter lieber Mann. Montag Morgen. Von Louise soll ich Dich sehr grüßen, sie zieht sich | an zur Kirche, ich muß noch an Tante Willich schreiben kann ich fertig werden gehe ich auch noch hin, es predigt ein Prediger aus der Nachbarschaft. – Die arme Lotte Pistorius hat so lange das Fieber und wir sehen uns g a r n i c h t es ist mir recht traurig. Es müßte etwas dazwischen treten was es mir rein unmöglich macht, sonst bleibt es dabei daß ich den 16ten communicire in dem Gedanken des schönen z u g l e i c h – Jette befand sich recht gut bei Sophien als Louise und ich entfernt waren, sie findet sich sehr leicht wenn es unabänderlich ist. Sophie ist
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unwohl sie sagte mir neulich, das könne nicht anders sein und nicht besser werden, ihr Gemüth litte zu sehr und das wircke immer auf ihren Körper zurück. Ja sie hängt unendlich an den Kindern! aber Ernst wie schwer ist es mir dadurch gemacht, doch bin ich ruhiger dabei als ich selbst begreifen kann. Leb wohl süßer geliebter Ernst! bleib mir immer so gut! Deine Jette
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Grüße unsere Nanny recht herzlich –
*3185. An Friedrich Heinrich Christian Schwarz. Berlin, vor dem 3. 4. 1809 Beteuert ihm seine Freundschaft in der verhängnißvollen Zeit und fragt, ob Johann Ernst Christian Schmidt an die neu zu gründende Universität gehen möchte; teilt seine Verlobung mit und lobt die Heidelberger Jahrbücher. Er lässt Grüße ausrichten an Marheineke, Boeckh und andere Kollegen.
3186. Von Friedrich Heinrich Christian Schwarz. Heidelberg, Montag, 3. 4. 1809 Heidelberg den 3ten Apr. – 9. Ja, bester Schleiermacher, wir haben uns nicht aus den Augen und aus dem Herzen verlohren, in dem Wechsel der Dinge und der Ansichten und in der verhängnißvollen Zeit. Ich danke Ihnen, daß Sie mir dieses von Ihrer Seite sagen. Die Treue Ihres Gemüthes ist auch mir geblieben. Die zutrauliche Frage Ihres Briefes ist mir kein geringer Beweis. Da ich sie nicht für mich selbst beantworten konnte, der jetzigen Lage meines Freundes Schmidt nicht ganz kundig, so schrieb ich an ihn unter den von Ihnen vorausgesetzten Bedingungen. Es versteht sich dabey, daß ich ausdrücklich sagte, ein Freund – ohne Sie zu nennen – von Berlin habe mich darauf befragt, und es sey jetzt noch keine offizielle Frage, ich sey aber 155 das] daß 3186.
Überlieferung: H: BBAW, SN 390, Bl. 14–16
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überzeugt, daß sie es werde, sobald sich nur irgend Neigung von seiner Seite zeige. Hierauf erhielt ich folgende Antwort: „Auf die Anfrage Berlins betreffend muß ich antworten, daß die dort zu errichtende Universität allerdings viel anziehendes für mich hat. Auf die Universi|täten kommt von nun an unendlich viel an, wenn der teutsche Namen bey Ehren erhalten werden soll, und ich hoffe, daß eine neue ihren Lehrern eher einen angemessenen Wirkungskreis darbieten kann, als die alte, deren Mängel mir nur zu sehr bekannt sind. Dieß ist’s was mich vorzüglich für jenes Institut gewinnt. Indessen muß ich sogleich zusetzen, daß dies nicht anzusehen sey, als eine bestimmte Antwort auf die Frage, ob ich wohl einen Ruf dorthin annehmen würde. Diese Frage zu beantworten, dazu bin ich in Wahrheit nicht im Stande. Es bedarf einer sorgfältigen Überlegung, ob sich mein Individuum mit einer großen Stadt zusammen passet. Dazu kommt, daß ich Berlin und das zu errichtende Institut viel zu wenig kenne, um meinen gegenwärtigen Wirkungskreis mit dem, welchen ich dort finde, würde richtig zu vergleichen. In meinen hiesigen Verhältnissen kann ich zu wenig für die Wissenschaften leben, ich kann oft wochenlang kein Buch lesen, weil ich Acten lesen muß. Allein, ich habe hier Freunde, die mich lieben, – ich habe Zuhörer, von denen ich weiß, daß mein Unterricht nicht fruchtlos ist, und ich bin in der Lage, beytragen zu können, daß wenigstens mancher derselben einst an die ihm angemessene Stelle gesetzt werde. Siehe, theuerster Freund, dies alles muß gegen einander abgewogen werden, und du wirst es also | verzeihen, wenn meine Antwort nicht so bestimmt ist, wie Du sie vielleicht erwartetest. In ökonomischer Hinsicht befinde ich mich übrigens hier in einer Lage, daß ich vollkommen zufrieden seyn kann, und auch für meine Frau ist auf den Fall meines früheren Sterbens zureichend gesorgt.“ Nach dem, wie ich nun Schmidt kenne, wüßte ich nicht zu entscheiden, welche Neigung bey ihm siegen würde. Er hat in Giesen einen ÐgesegnetenÑ Wirkungskreis, seine Lehre und Lehrgabe wird d u r c h a u s geschätzt, er hat die Liebe seiner Schüler, Collegen, Oberen und des Regenten selbst und dieses fühlt er mit treuem Gemüthe, so daß er auf ähnliche Art wie Sie immer gern bey dem Vaterlande festhielt, so oft man ihn anderswohin einladen wollte. Ja, es ist schon schwer, ihn zu einer kleinen Reise zu Freunden zu bestimmen; er liebt die gewohnte Lebensweise. Dabey hat er eine gewisse Schüchternheit in Absicht seiner Person, so daß er eine veränderte Lage vielleicht bloß wegen der neuen Form, worin er auftreten müßte scheuet. Sein Einkommen ist reichlich, zumal da er keine Kinder und ein sehr braves häusliches Weib hat – indessen würde dieses nur insofern entscheiden, als seine Dankbarkeit gegen den Regenten, der
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Briefe 3186–3189
ihm vielleicht mit Aufopferung Zulagen gegeben hat, dadurch gewonnen ist. Da|gegen hat sein Amt viel Lästiges für ihn, weßhalb er die Superintendentur abgegeben, und nun klagt er daß man ihn dafür die Aufsicht über die Administration des UniversitätsFonds übertragen. Dinge, die durchaus nicht für ihn sind, da er dem nun leben mag, was sein wahrer Beruf ist, dem gelehrten Lehrstand. Auch bestimmt ihn die Reflexion auf die Pflicht, folglich zur Wahl desjenigen Wirkungskreises, wozu er sich am meisten berufen fühlt. – Das ist es, was ich Ihnen über ihn sagen kann. Nun können Sie doch vielleicht soviel daraus abnehmen, ob Sie nach dortigen Verhältnissen weitere Schritte wagen können, um diesen trefflichen Theologen und Mann und Freund zu erhalten. Nun hätte ich noch viel mit Ihnen zu reden, mein innig verehrter Freund; Sie sagen mir viel, Sie fragen mich viel – in wenigen Zeilen. Ihre Verlobung – segne Sie der Himmel, auf daß alles dem Reichthum Ihres Gemüthes entspreche! – Mein häusliches Leben ist kinderreich und voll froher Tätigkeit, worin ich eine Hoffnung nach der anderen erfüllt sehe. Dabey dauert mein häusliches Erziehungsinstitut fort. Meine pädagogische Wirksamkeit macht mir auch auf dem Katheder Freude, so auch meine theologische. Wohl wünsche ich den Theologen Glück, daß Sie Katheder und Kanzel vereinigen, was so selten gelingt, und bey Ihnen so vorzüglich wichtig ist wegen der zugleich kritischen und zugleich gemüthvollen Richtung Ihres Geistes. Lassen Sie uns nur viel von diesem Geiste zu unsrer Belohnung und Erwärmung zu | kommen. Ihre Kritik über den 1ten Brief an den Timotheos hätte ich Ihnen indessen auch angreifen mögen wenn ich mehr kritischer Exeget wäre, so viel ich auch daraus gelernt habe, so wie überhaupt aus Ihrer Behandlung der Paulinischen Briefe. Denn davon haben mir 2 Ihrer würdigsten Schüler Strauß und ÐLückeÑ, in deren Gemüther Ihr Lehrersegen vorzüglich blüht, viel referirt. Sie kamen von Halle hierher und studirten noch einige Zeit hier, worauf sie von uns examinirt wurden. Zwei treffliche junge Theologen. Gestern kommt ein Brief von Strauß, worin er sagt, wie er einhellig von der lutherischen Gemeinde in ÐRohrsÑdorf (bey Elberfeld) zum Prediger gewählt worden – der fromme Geist, womit er dieses sagt, würde Sie wie mich in unserer Wirksamkeit aufmuntern. – Wie oft war es der Wunsch in Heidelberg, Sie, theuerster Mann, hier zu haben – mein Herzenswunsch! – Daß Sie unsere Jahrbücher loben ist uns wichtig: aber besser wäre es, wenn Sie die Recensionen weniger ablehnten; und die Art wie Sie es thun, muß mich eigentlich demüthigen. Aber ich hoffe, Sie schicken uns doch bald etwas, wir bedürfen solcher Unterstützung, wenn der gute Zweck unsers Unternehmens erreicht werden soll. Ihre Grüße habe ich
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ausgerichtet, und damit Freude gemacht. Gerne hätte ich auch dem ehrwürdigen Daub, der Zierde unsrer Universität, (welcher mit dem vollsten Beyfall lehrt) diese Freude ge|macht, da er Sie sehr schätzt. An Marheineke habe ich Ihren Gruß noch nicht können gelangen lassen, da er verreiset ist. Daß wir den geistvollen Creuzer, der den Ruf nach Leyden angenommen hat, verlieren, ist ein unersetzlicher Verlust für unsere Universität. Böckh, welcher gerade auch einen Ruf, nemlich nach Königsberg, erhalten hatte, bleibt hier und zwar an Creuzers Stelle, mit einer ansehnlichen Gehaltsvermehrung, die mit der Zeit bis zu der, die Creuzer hatte, steigen soll. – Im Ganzen herrscht auf unsrer hiesigen Universität viel wissenschaftliches Leben und auch ein guter. Ihrer vortrefflichen Schrift über deutsche Universitäten haben wir uns alle erfreut. Leben Sie froh an der Seite Ihrer Geliebten, die ich von mir herzlich zu grüßen bitte. Erquicken Sie mich zu Zeiten mit den Beweisen Ihres freundlichen Andenkens, denn Sie wissen, wie lieb Sie mir sind. Der Ihrige Schwarz.
*3187. Von Charlotte von Kathen. Wohl Götemitz, um den 3. 4. 1809
*3188. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Dienstag, 4. 4. 1809
*3189. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, Dienstag, 4. 4. 1809 Teilt ihr die Reisedaten nach Schlesien mit.
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Brief 3190
3190. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Dienstag, 4. 4. 1809 Halle den 4te April 09.
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Ehe ich reise noch ein Paar Worte zu Ihnen mein theuerster Freund. Ja wohl ist sie hart die Kur die Sie mir verschreiben und doch sehe ich wohl ein daß es keine andere giebt denn nur zu sehr bin ich geneigt sowenig sonst wohl Unglück mich beugt, mich gerade hier einer weichen Stimung hinzugeben. Doch wie die Sache auch kommen mag, sie gänzlich in mich zu verschließen dazu war ich immer schon fest entschlossen und wenn ich Ihnen über Mangel an Mittheilung klagte so war es nur weil ich damals noch vergeblich einen ungestörten Augenblick gesucht hatte um einmal und nie wieder mit Karolinen darüber zu sprechen und mein Verhältnis zu ihr ins Klare zu setzen. Das werden sie hoffentlich nicht tadeln und das ist auch geschehen. Ein wunderbares Schiksal lieber Freund drükt das liebe Mädchen über welches sie sich nicht erklären kann und worin ich auch nicht weiter dringen mag. Es ist ein altes Verhältnis gänzlich abgerissen äußerlich und für dessen Bestand sie wie sie selbst sagt keine andre Bürgschaft hat als ihr eignes Gefühl. Unbekannt der Mutter ist es wohl nur insofern sie dessen Dasein nicht mehr ahndet. Es sieht recht trüb in Karolinens Inneren aus | und obgleich sie versichert, daß sie einen glücklichen Ausgang hoft so entschlüpften ihr doch manche Worte die mir eine unglükliche Ahndung verriethen. Sie sehen wie mich das Schiksal von allen Seiten angreift und daß das einzige was mir Hofnung geben könnte gerade das ist was ihr den empfindlichen Schmerz verursachen müßte. Kann ich da wohl anders als mich innerlich wenigstens auf immer an sie schließen und hoffen daß wenn es mir gelingt den Schmerz zu überwinden mein Gefühl für sie wie immer als ein erheiterndes zurückbleiben wird. Könnte ich nur erst die alte Unbefangenheit im Umgange mit ihr wieder gewinnen dann soll sichs wohl fürs Erste wenigsten erträglich leben lassen. Die Mutter habe ich die ganze Zeit her beinahe nur in ziemlich großer Gesellschaft gesehen und kann itzt nur schlecht beurtheilen wie sie sich eigentlich befindet. Ich fürchte aber dies Mittel der Zerstreuung ist gar nicht das rechte und reibt sie nur mehr auf. Sie ist sonst ziemlich wohl. Schon ehe ich Ihren letzten Brief erhielt hatte ich mit Rienäcker verabredet diesen Sommer entweder den Platon oder den Augustin zu lesen. Dann werde ich bei Steffens wo ich schon diesen Winter Innre Natur Geschichte der Erde gehört, die Natur Philosophie hören, so 3190.
Überlieferung: H: BBAW, SN 253, Bl. 45 f.
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denke ich soll es mir an ernster Beschäftigung nicht fehlen. Warscheinlich wird dann doch auch die Vereinigung | in Kurzem entschieden sein, was mir zwar Befreiung von einigen lästigen Geschäften z.B. auf dem Pädagogium verspricht aber auch veil mehr Arbeit geben wird in dem ich seit Jahr und Tag gewohnt war keine Predigt mehr aufzuschreiben was ich im Deutschen bei einem viel bedeutenderen und durch Rienäcker zum Theil zu gründlich verwöhnten Auditorium fürs Erste nicht leicht wagen dürfte. Was für mich bei der Vereinigung an Gehalt heraus kömmt läßt sich noch nicht genau bestimmen wird aber schwerlich über 150 r. betragen. Wenn Steffens Berufung zum Theil von seinem Verhältnisse zu Reil abhängt so ist die Sache von der Seite vortreflich gestellt, sie sind die besten Freunde und Reil hat selbst gegen Rienäcker erklärt er werde nie ohne Steffens nach Berlin gehen. Nur glaube ich an Reils Entschluß Halle zu verlassen gar noch nicht ernstlich. Steffens selbst wird Ihnen nächstens schreiben. Daß hier mancher beobachtet wird läßt sich kaum bezweifeln doch äußerst sich dies thörichte Mistrauen noch gar nicht deutlich genug um deshalb besorgt zu sein. Vor einigen Tagen haben wir hier einen Liebening aus Hamburg einen recht tüchtigen jungen Mann gehabt. Die Sache mit Flöthe ist berechtigt, wäre ich nur mit Harschers Angelegenheiten erst auf dem Reinen dessen Creditoren mich alle Augenblik überlaufen, ich habe ihm schon | längst geschrieben aber keine Antwort bekommen. Wie sich die neue politische Verwirrung lösen wird mag der Himmel wissen, ich denke in Dresden manches zu erfahren und freue mich schon auf die wunderlichen Paroxismen der Furcht die sich dort immer sehr komisch äußern. Freilich haben wir Ihre Predigt nebst Brief erhalten und es wundert mich mehr von Steffens als von mir daß er Ihnen nicht davon geschrieben. Das was unser einer über dies Thema zu sagen hätte haben Sie treflich angedeutet, es auszuführen gestattete Ihnen wohl weder Ihre Lage noch möchte es überhaupt gerathen sein. Mit dem Style müssen Sie es nur nicht verübeln, wenn wir weniger zufrieden sind – Daß die Leute es doch gar nicht vertragen können wenn man ihnen ans Geld geht. Wir haben hier viel gehört von ausgeführtem und für einen SpottPreis verkauften Silber. Da hätten wir einmal wieder den Berliner Patriotismus. Können Sie und wollen Sie mir vor Ihrer Reise noch schreiben so adressiren Sie nur an Riquet vor dem ÐSaalÑThore. Lotte würde sich gewis recht sehr freuen einmal wieder etwas von Ihnen zu hören. Ich 37 Vereinigung] Vereinigungs
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Briefe 3190–3191
denke bis Ende April in Dresden zu bleiben. Leben Sie wohl und reisen Sie auf Ihrer herrlichen Reise glüklich. Grüßen Sie Nanny und alle Bekannte Blanc
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Seit einer Stunde habe ich Deinen lieben Brief vom 24ten. Es war ein reicher Posttag, ich erhielt zugleich einen sehr herzlichen Brief von der Schildener (die ganz untröstlich ist daß ich nicht noch eine Woche bei ihr zubringen will vor meiner Abreise) und einen s e h r l a n g e n lieben von unsrer Lotte aus Schlesien. Es ist mir eine rechte Noth daß ich ihre Briefe aber nicht lesen kann sondern herausstudiren muß; sie schreibt erstaunlich undeutlich für mich, Gott wie lieb mich die gute Seele hat! mich freut es so sehr, doch denke ich auch immer daß sie vieles sich anders und schöner ausmalt als es ist, und weiß es eigentlich gewiß. Ich werde gute Bogen voll schreiben müssen wenn ich ihr genügend auf alles was sie fragt, antworten will. Ich will es aber treulich thun. – Nun will ich Dir gleich sagen was ich über unser Schlafzimmer denke, entscheiden aber kann ich nichts. Der größere Raum unten spricht freilich sehr für die Eßstube aber ich sehe doch nicht wie das mit den Kindern gut gehen könnte. Wenn sie wohl sind und ruhig fortschlafen dann können sie ja immer allein sein, aber komt ein bischen Kräncklichkeit, und sie wachen auf ohne daß es bemerkt werden kann so können sie sich doch zu sehr außer Athem schreien und sich dadurch wircklich schaden – | Bei Jette besonders ist das gar nicht zu wagen, sie ist so reitzbar und wenn sie im geringsten unwohl ist, ist ihre Einbildungskraft oft so erhizt daß man sie gar nicht allein lassen kann. Sie hatte im Herbst eine Periode, habe ich dir nicht davon geschrieben, wo sie immer Abends mehrere mal aufwachte, mit einem Weinen das gar nicht zu stillen war und in jeden Winkel Gestalten sah die ihr unerhörte Furcht machten. Ich glaube wircklich daß man Jette nicht ganz behandeln kann wie ein andres gesundes Kind. Du 3191. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, Bl. 68–71; D1: Br 2, S. 244 f. (Auszug); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 393 f. (gekürzt)
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glaubst es gar nicht in welche furchtbare Bewegung sie gerathen kann. – Du siehst ich setze voraus daß wir nur ein Mädchen haben die gewiß würde oben beschäftigt sein und also nicht bei den Kindern sitzen könnte – Um nach Deinem Zimmer zu kommen könnte es mir doch gleich sein ob ich über den kleinen Flur oder durch die Kammer ginge, nur die Verbindung der beiden Kammern schien mir sehr nützlich, das hatte ich mir sehr leidlich gedacht die andre kammer dort noch in Reserve zu haben. Vielleicht ginge es auch daß die Bettstelle nicht so dicht an der Stürn stünden daß nicht ein so behendes Wesen wie ich da durchschlüpfen könne ohne daß es eigentlich den Nahmen Durchgang verdiene. Bleibt es bei den Arrangement oben so könnte wohl mein Secretair statt des benannten Schranks dienen, er hat drei Schiebladen – O süßer Ernst wie interessiren mich alle die kleinen Zurüstungen zu dem herrlichen Leben – Ich denke | mir das Haus sehr niedlich, aber lieber Ernst kannst du denn jezt so viel daran wenden daß du alles neu machen läßt. Ich war ganz darauf gefaßt kleine Fenster und bunte Öfen zu finden. Du siehst daß ich über das Schlafen ganz unentschieden bin, sehr hübsch wäre es auch Nannys Schlafkammer als niedliches Cabinett in der Reihe zu haben. – Du hast aber sehr Recht so wie ich einmahl mir dort alles gedacht so hätte ich es am liebsten behalten – ich bin ganz zufrieden wie ihr es einrichten wollt. Höre begreifen kann ich es doch nicht recht nach der Zeichnung obwohl sie mir sonst ganz klar ist daß die beiden Bettstellen nicht sollten zu stellen sein daß doch ein Durchgang bliebe – aber du mußt das freilich beßer wissen – Die Kinder bitten mich ich möge mit ihnen spielen adieu für diesmahl geliebter Mann – Freitag Morgen Mein süßer Ernst daß Du wieder so unwohl warst hat mir doch außerordentlich unangenehme Empfindung gemacht, und ich habe diese Tage in welchen ich dir nicht geschrieben, gar oft daran gedacht und nicht immer mit ganzer Ruhe. Wäre es doch mit einem Tage vorübergegangen und hätte ich doch Morgen die Nachricht davon sicher in Händen – wer weiß aber ob nicht ohne Deine Schuld morgen wieder ein leerer Posttag für mich | ist. Süßer Ernst dieser Frühling muß Dich doch ganz gesund machen! – Ich habe Jette um Rath gefragt wegen der Einrichtung der Zimmer da ich doch an sie zu schreiben hatte, und schicke hier ihre Meinung selbst – ich glaube aber es würde uns gar nicht gut zu Muthe sein wenn Nanny so weit von uns wohnte, und die beiden Zimmer so hübsch beieinander in Ordnung ohne Betten gefällt mir gar zu sehr, ich
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Briefe 3191–3192
denke Du entschließt Dich nur es bei der Kammer zu lassen, doch soll dies keine Entscheidung sein. – Bitte unsere Nanny mir 40 solche kleine Perlen zu kaufen wie diese ProbePerle. Es sind einige zerbrochen gewesen als das Halsband gekommen ist, und hier kann ich durchaus solche nicht erhalten, es hat aber Zeit bis sie sie mir mitbringt, nur muß sie es ja nicht vergeßen. Hier hast du auch einen Brief von unserer theuren Lotte, sie ist Gottlob das Fieber los. Louise und ich waren am zweiten Festtage dort, ich hatte es lange nicht gehabt ruhig mit ihr sein zu können wir plauderten viel. Sie fragte mich ob Du ihr wohl gern deine Predigten schencken würdest sie habe sie sonst kaufen wollen, es würde ihr | aber gar zu lieb sein sie von Dir zu haben und sie habe darum noch immer gewartet und gehofft – Ich bin so dreist gewesen lieber Mann sie ihr in Deinem Nahmen zuzusagen. Der Hane ihr bestelltes Buch hast Du noch nicht vergeßen? Als ich am Montag aus der Kirche kam sehnte ich mich sehr mit Dir zu reden – mir war das Herz voll – ganz unerwartet ward es mir zum großen Genuß daß ich in die Kirche gegangen war – Ich war ziemlich gleichgültig dabei gewesen da ein sehr gleichgültiger Prediger das Amt hatte – aber an dem geweihten Orte ergriff mich die hohe Bedeutung des Festes sehr lebendig – ich hatte unaussprechliche Augenblicke – Ehrenfrieds Auferstehung feierte ich mit der des Erlösers zugleich – er war mir so nahe so lieb wie ich es lange nicht gefühlt – und dann dachte ich mir Dich jezt auch in der Kirche mit deinem frommen Herzen und deiner schönen Beredsamkeit, und wie viel größer die Feier das heiligen Festes künftig in mir sein werde in dem ganz vereinigten Leben mit Dir Du GottErfüllter! – Diese verflossenen Tage sind unter ämsigen betreiben und arbeiten hingegangen – nach Götemitz und nach Sissow komme ich gar nicht – | Friedchen erholt sich sehr und wird ganz frisch sein wenn Du ihn siehest – wir sind Alle gesund, auch die Leute die alle krank waren bessern sich – nur die kleine Gespielin der Kinder liegt noch, doch ist die Gefahr auch bei ihr vorüber – Aber lieber Ernst nun hoffe ich schon in jedem Briefe die Bestimmung zu finden wann wir nach Dir aussehn sollen – Gott wie nahe! leider hält die ungewöhnlich kalte Witterung alles zurück und Du wirst die Bäume wohl noch kaal finden das ist mir sehr leid. Willichs Geburtstag ist glaube ich den 26ten oder 27ten Mai, ich wollte wir könnten ihn etwas feiern wenn wir grade dort sind aber i c h wüßte freilich nichts anzugeben – Willich hat sich auch des Gedankens ganz entschlagen uns plötzlich in die Kirche zu führen wie ich unter der Hand gemerkt habe – Er hat
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neulich Kahlow den Auftrag gegeben Musick für unsern Tag zu bestellen – o mein Ernst wie wird er eingehüllt sein in Freude und Rührung – Von Louise soll ich Dich sehr grüßen, sie ist sehr thätig für mich, und Sophie ist auch so gut. Ist es nicht sonderbar daß sie beide öfter äußern ich redete wohl nie von ihnen mit Dir? | Ich thue es doch wircklich und brauche es Dir ja auch gar nicht mehr zu sagen daß sie außerordentlich gut gegen die Kinder und gegen mich sind – Ich hätte auch wohl sehr mögen wie Jette mich Louisen Reichardt geschildert hat, ich kann es mir nicht vorstellen. Es ist mir ganz natürlich daß du mich nicht darstellen kannst, aber begreifst du es wohl daß ich recht viel und recht ordentlich von Dir reden kann, mit Lotte Pistorius auch wohl mit Herrman doch nur von gewissen Seiten – mit der lieben Hane. Lieber Ernst möchte es noch so spät sein rein stehlen solltest du mir die Küsse doch nicht, aber aufwecken dürftest Du mich auch nicht, zu Louisens Erstaunen kann ich schlafen und singen und allerlei gewohntes mit den Kindern vornehmen z u g l e i c h und w i r c k l i c h dabei schlafen. Da sollte ich doch wohl schlafen und Küsse nehmen und geben zugleich können. Denke nur nicht weil ich von singen sprach daß ich jezt den großen Bälgern was vorsinge, das ist aus früherer Zeit. Und nun leb wohl mein herzlich Geliebter und habe mich immer gleich außerordentlich lieb Deine Jette. Sei nun auch bald ganz gesund und sage mir auch | wie Dich die neuen Begebenheiten bewegen. Hier ist alles voll von Mitleid, andre von Freude über den Sturzz des schwedischen Königs. Die Stürme die ausbrechen sollten in diesen Monaten hältst du sie ganz vorüber gezogen oder nur aufgehalten? –
*3192. Von Karl August Gottlieb Dreist. Vor dem 5. 4. 1809
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Briefe 3193–3194
3193. Von August Boeckh. Heidelberg, Mittwoch, 5. 4. 1809
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Bester Schleiermacher, ob Sie mir gleich noch vom 10ten October des vorigen Jahres eine Antwort schuldig sind, so will ich Ihr Versprechen, daß Sie einen Brief bey Reimers Schreiben an mich einlegen wollten, für erfüllt, und Ihren durch Schwarz, mir zugekommenen Gruß für einen vollen Brief annehmen, in der Hoffnung, daß Sie nachholen werden. Sie haben gewiß, der Sie bey so guter Muße (oder haben Sie die nicht?) nichts weder öffentlich noch privatim von sich hören lassen, irgend ein großes Werk vor, dessen glückliche Vollendung ich, unwissend darum, um der Wissenschaft willen wünsche. Ich liege ziemlich müßig, obgleich die Schneewitterung die Ferienlust nicht begünstigt; aber ich habe das Jahr 1809 faul angefangen, und bin daher bis ietzo auch noch nicht weit gekommen; mit dem neuen Anfange der Vorlesungen werde ich aber freylich zur Arbeitsamkeit gezwungen seyn. Zur Schriftstellerey pflege ich keine Lust zu haben, so lange ich noch Ungedrucktes in der Druckerey weiß; wie es mir ietzo mit der Abhandlung über die Versmaße des Pindar gehet, welche nun ein halbes Jahr liegt und bald grau werden und schimmeln muß, wenn sie nicht bald unter der Presse schwitzt. Eine kleine unbedeutende Abhandlung für die Studien, über den Übergang der Buchstaben in einander, ist alles, was ich in diesen Ferien herausbringen werde. Mein Buch über die Stämme der Hellenen, wozu ich Anfangs enthusiastischen Muth hatte, liegt noch ganz; unterdessen habe ich eine Ausgabe des Pindar proiectirt; ich muß künftigen Sommer schrecklich viele Collegia lesen; ich muß die akademischen Programme schreiben; ich muß die Jahrbücher redigiren helfen und selbst recensiren; kurz ich werde vor der übermäßigen Menge der zukünftigen Geschäfte halb unsinnig. Daß Creuzer | nach Leyden geht (wahrscheinlich in sein Leiden), wissen Sie wohl; seine Stelle habe ich erhalten, nachdem ich Süverns Stelle in Königsberg, zu welcher ich, ich weiß nicht wie, den Ruf erhalten, ausgeschlagen hatte. Dieses Mannes Stelle und Amt zu vertreten, ängstigt mich in der That; bey allen Mängeln war Creuzer ein Mann von ausgezeichnetem Geist und Talent; und ich bin weit entfernt zu glauben, daß ich bey meiner geringern Gabe und meiner Jugend seine Fußstapfen werde ausfüllen können. Mein Wirkungskreis in Königsberg wäre mir vielleicht angemessener gewesen; allein ich scheute die Ferne vom Kern Deutschlands, die Stagnation der Wissenschaft, die dort zu seyn scheint, und die 3193. Überlieferung: H: BBAW, SN 256/1, Bl. 14; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Boeckh und Bekker, S. 36–38
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Obscurität, in welche man an solchen Orten zu verfallen pflegt. Vielem Unangenehmen, was mich nun wohl treffen mag, wäre ich freylich entgangen; Voß der Vater wird den auf Creuzer geworfenen Haß auf mich gewiß übertragen und es wird ihm an Gelegenheit nicht fehlen ihn auszulassen. Die Menge der Geschäfte, welche mir drohen, könnte ich noch leichter tragen, wenn ich frey wäre; aber ich bin umstrickt und gefangen in den Fesseln einer Braut; und die Liebe macht wenigstens mich nicht thätig, sondern das Gegentheil. Hier lege ich Ihnen zugleich einen Brief von Daub bey, unsere Jahrbücher betreffend. Schreiben Sie mir doch, ob Sie Schellings Rede über das Verhältniß der Natur und Kunst, die ich Ihnen längst angeboten habe, nicht übernehmen wollen. Wie steht es mit Ihrer Universität in Berlin? Will diese noch nicht eingerichtet werden? Schmalz macht ia immer währendes Spectakel damit; hat er denn so vielen Einfluß? Leben Sie übrigens wohl, und schreiben Sie doch endlich bald; Gruß an Alle. Was macht Wolf? Wird er in Berlin bleiben? Doch ietzo wohl, da es in Bayern zum zweyten Mahl bunt über zu gehen scheint! Er scheint ordentlich vom Schicksal aus Bayern verdrängt zu werden. Adieu. Ihr Boeckh. Heidelberg d. 5. April 9.
3194. An Henriette von Willich. Berlin, Mittwoch, 5.4. bis Donnerstag, 6. 4. 1809 Mittwoch d 5t. Apr. 9 23
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Ich kann Dir doch nicht aussprechen süße Jette wie mir in diesem Augenblik zu Muthe ist. Rathe was ich eben gethan habe? der Küster war hier um etwas zu bestellen, und weil ich nicht weiß ob ich ihn vor Sonntag wiedersehe nahm ich ein Blatt Papier und schrieb ihm unsere Namen auf zum Aufgebot – mit einem wunderbaren Gefühl mit unruhigem stokkenden Puls ganz zitternder Hand – ich hätte weinen mögen und es war doch nichts als Freude und Seligkeit. Laß Dich umarmen mein Herzens3194. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 54 f.; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 394–396 (gekürzt)
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weib und mich mein überströmendes Gefühl an Deiner Brust und auf deinen Lippen ausathmen. Und Gottes Segen über diesen ersten äußerlichen öffentlichen Schritt zu unserer Vereinigung. – Die wenigen wenigen Wochen bis zum lezten wie schnell werden sie vergehen. Ich bin ganz voll der Seligkeit des neuen Lebens gegen die doch alles bisherige mir nichts ist, und in dem ich alles willkommen heiße was Gott schikken mag weil sich doch alles verklären muß in unserer Liebe und in unserem frommen Sinn. Wie ich es aber aushalten werde Sonntag über Acht Tage das Aufgebot zum zweiten Mal selbst zu sprechen, das begreife ich in diesem Augenblik nicht, es kommt mir ganz unmöglich vor daß ich auch nur ein vernehmliches Wort herausbringe Nun muß ich dir auch noch klagen daß lezten Posttag kein Brief von Dir gekommen ist. Ich bin aber gar nicht ängstlich darüber denn obgleich ein Brief von unserer großen Jette gekommen ist tröste ich mich damit daß vielleicht eure Post nicht hat gehn können wegen des Sturmes von dem in jenem | Briefe viel die Rede ist. Du hast mir so sicher jeden Posttag Nachricht versprochen daß ich nicht andres glauben kann als daß ein physisches Hinderniß muß eingetreten sein, und der Gedanke daß irgend ein Unglük Dir selbst könnte begegnet sein kann gar nicht in meine Seele kommen. Ich vertröste mich also bis Freitag daß ich dann zwei Briefe erhalte oder einen doppelten. – Eine Klage von ganz anderer Art die ich Dir noch zu machen habe ist daß eine große Confusion entstanden ist mit dem Fuhrmann. Unserer guten großen Jette Mutter hat uns da in eine Noth hineingeführt aus der ich keinen Ausweg sehe wenn uns nicht das Genie der großen Jette selbst rettet. Höre nur. Erst sagt ihre Mutter, sie habe mit dem hiesigen Fuhrmann accordirt auf 50 R preußisch Courant. Du weißt wie gewiß das war, und sie sagte zu Nanny der Fuhrmann verlangte nur 14 Tage vorher zu wissen wann er dort sein sollte, wie ich Dir auch geschrieben habe. Auf einmal sagt sie der hiesige Fuhrmann sei ihr nicht sicher genug weil er noch immer von einer andern Reise nicht zurük war und sie habe Unterhandlung angefangen mit einem Prenzlauer. Bald darauf schikt sie diesen auch mit einem Zettel „daß er für dasselbe Geld bedrungen wäre[“]. Ich war nicht zu Hause als er kam und er sagte er käme doch in Acht Tagen wieder und wollte sich dann die nähere Anweisung holen. Inzwischen schikt die alte Lemos her um zu fragen wann der Fuhrmann dort sein und bei wem er sich melden solle. Ich schreibe alles auf und denke sie schikt die Anweisung nach Prenzlau. Gestern geht Nanny hin und sie fängt ein großes Lamento an der Fuhr36 sie] mit Einfügungszeichen über der Zeile
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mann wäre nicht gekommen gegen sein Versprechen, sie wüßte nun | nicht was werden würde, und wir möchten uns nur Mühe geben einen andern zu bekommen. Dabei will sie die ganze Schuld auf uns schieben daß wir ihm nicht gleich etwas draufgegeben hätten – ich habe das aber nie in meinem Leben bei einem Fuhrmann gethan und wenn sie es für nöthig hielt hätte sie es entweder selbst thun oder damals gleich sagen lassen sollen. Wie das nun werden wird weiß Gott. Ich werde Morgen nach Prenzlau schreiben an Hanne oder an Julia um zu hören was in der Sache zu thun ist, und werde zugleich bitten daß man Dich durch ein Paar Zeilen gleich benachrichtigt. Leider wird es aber wol nicht in meiner Gewalt stehn zu verhindern daß Du die Reise vergeblich machst – vielleicht auch nicht, wenn erst ein anderer Handel muß geschlossen werden daß die Sachen erst nach unserer Abreise ankommen so ungern das auch Nanny will D o n n e r s t a g . Ich habe nun nach Prenzlau geschrieben an Hanne und hoffe das gute Glük soll geben daß noch alles wieder ins Geleise kommt, sonst wäre es eine höchst fatale Geschichte wenn ich jezt unter soviel andern Sorgen noch neue Mühe und Zeit anwenden müßte um einen Fuhrmann zu finden. Im Kanonierhause geht auch alles langsam genug; bestellt sind nun alle Leute aber leider arbeitet der Maurer auf den alles wartet nicht ununterbrochen, und wir müssen immer dahinter sein und treiben. Nanny ist noch mein Glükk ohne die ginge es gar nicht. Von unserm Friedchen ist es äußerst brav daß er in dieser schlechten Jahrszeit ein so großes Stük Arbeit unternimmt drei Augenzähne zu machen. Aus dem Jungen kann etwas tüchtiges werden wenn es ihm gut bekommt. Uebrigens ist mir nun bei dem Fieber bei weiten leichter zu Muthe da ich bestimmt weiß daß es mit den Zähnen zusammen hängt und ich erwarte Morgen nur gute Nachrichten. Hätte er doch seinen Ge-| burtstag schon wenigstens ganz fieberfrei gefeiert. Das Wetter ist bei uns jezt auch wieder recht rauh, ich bin aber eigennüzig genug mich zu freuen daß es jezt kommt und wir desto sichrere Hofnung haben daß es hernach gut wird. Liebste Jette mir war neulich recht wemüthig als du schriebst von der Schönheit des Frühlings in Poseriz und von den Nachtigallen im Garten. Nun habe ich zu meiner Freude in Erfahrung gebracht daß in einem großen schönen Garten hier in der Stadt und gar nicht weit von uns immer eine Fülle von Nachtigallen ist. Es ist zwar ein Privatgarten aber es soll nicht sehr schwer sein die Erlaubniß zur Benuzung desselben zu erhalten. Dazu will ich nun auch sobald als möglich Anstalt machen.
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Briefe 3194–3200
Auf eine Geldfrage in einem Deiner lezten Briefe habe ich nicht geantwortet, Du wirst daraus schon von selbst geschlossen haben daß ich recht gut warten kann bis dort. Ich warte nemlich nicht sondern einGläubiger meines Bruders bei dem es auf ein Paar Wochen gar nicht ankommt. Uebrigens möchte mir doch ganz schwindlich werden wenn ich an das liebe Geld denke denn ich begreife noch gar nicht woher es alles kommen soll. Es wird sich noch eine eigene Geldquelle öfnen müssen und ich sehe mich schon ganz begierig überall um. Es ist fast lächerlich was für einen unerschütterlichen Glauben ich in solchen Dingen habe daß doch zur rechten Zeit alles kommt was nöthig ist. Die Leinwand für Luise wird Nanny wol selbst mitbringen sie hat nun die andere Hälfte des Stüks zu Rouleaux bestimt und läßt für Dich ein ähnliches wieder aus Schlesien kommen. Die Bettdeken wird sie besorgen, so wie die Bettstellen auch schon bestellt sind. Nun lebe wol meine einzig Geliebte, und laß mich Morgen recht viel Schönes von dir hören, und umarme mir unsere lieben Kinder aufs herzlichste. Wenn es irgend möglich ist bin ich heute über drei Wochen schon unterwegens zu Dir. Die Zeit fliegt! Laß sie jezt fliegen hernach wollen wir sie recht fest halten und jeden Augenblik recht auskosten. Tausend süßeste Küsse von deinem Ernst. Ich bin ganz gesund nur daß die verfluchten Zahnschmerzen noch manchmal wieder kommen.
*3195. Von Karl Daub. Wohl Heidelberg, um den 5. 4. 1809 Über die Heidelberger Jahrbücher
*3196. An Charlotte Cummerow. Berlin, Donnerstag, 6. 4. 1809 Fordert sie auf, zu schreiben.
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*3197. An Henriette Herz. Berlin, Donnerstag, 6. 4. 1809 Schreibt, er werde vielleicht Universitätsprediger werden.
*3198. An Johanna Herz. Berlin, Donnerstag, 6. 4. 1809 Erkundigt sich nach dem von ihrer Mutter bestellten Fuhrman für den Umzug von Rügen nach Berlin.
*3199. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, um den 6. 4. 1809
3200. Von Luise Reichardt. Halle, Sonnabend, 8. 4. 1809 Halle. den 8ten Apr.
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Ich bin Ihnen für zwey liebe Briefe Dank schuldig, bester Schleiermacher und wie leichtes Herzens schreibe ich Ihnen jetzt da ich alle Fesseln abgeworffen habe und mich in dem alten treuen Halle wieder der herzlichen Liebe meiner Schwestern und Freunde erfreuen kann. Man muß so gelebt haben als ich das letzte Jahr um dieses hohe Glück seiner ganzen Größe nach zuempfinden. Steffens Wohnung ist sehr freundlich und hinlänglich uns alle bequem aufzunehmen auch läßt die anhaltende Kälte die Sehnsucht nach Giebichenstein, für welche ich späterhin etwas bange bin, noch nicht laut werden. – Haben Sie tausend Dank für alles was Sie mir von den lieben Ihrigen sagen ich nehme so herzlichen Antheil an allem; aber das glauben Sie wohl nicht daß ich aus Ihrer fast negativen Beschreibung von Ihrer Braut ein weit bestimmteres vollständigeres Bild von ihr habe als aus der welche die Herz mir von ihr macht. Danken Sie 3200.
Überlieferung: H: BBAW, SN 357, Bl. 26 f.
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Briefe 3200–3202
indessen der theuren Frau herzlich für ihren lieben Brief den ich recht | bald beantworte. Ihr vorletzter Brief lieber Schleiermacher machte mich recht bange für Ihre Gesundheit ich hoffe sie ist jetzt ganz hergestellt da Sie nichts davon erwähnen. Sehr lebhaft habe ich Sie vor Augen bey dem was Sie von Ihrer Sorglosigkeit in Rücksicht auf Ihre oeconomische Lage sagen, ich weiß zu gut daß Sie immer das rechte und beste zu thun wissen als daß mir der geringste Zweifel darüber einkommen könnte. Ihrer frohen Aussichten freue ich mich als wenn ich gegenwärtig wäre und mit Ihnen lebte und Theil an allem hätte. Für die Erziehung Ihrer Kinder ist mir garnicht bange die Sorge für das Mädchen von welcher ich ein sehr liebenswürdiges Bild habe wird die nächsten Jahre noch fast ganz der Mutter anheim fallen und hernach glauben Sie nicht wie leicht ein Mädchen fast allein durch Beyspiel zuerziehen ist. Sehr glücklich möchte ich Sie nennen daß Sie so leicht über die Erziehung des Knaben, die mir weit schwieriger erscheint wegzukommen wissen. Ihre Theilnahme für unseren Fritz war mir sehr rührend und wir arbeiten jetzt alle vereint daran Mutter zu bewegen ihn in die Schule | zuschicken oder wenigstens mit anderen Jungens gemeinschaftlich unterrichten zu lassen. Mutter ihre Krankheit ist darin wohlthätig für ihn gewesen daß er fast ganz unter meine Aufsicht gekommen die ich ihn mit mehr Festigkeit behandle. Meine Schwestern haben große Freude an ihn er ist liebreich und gefällig mit den Kindern und äusserst folgsam und zuverläßig. An Sophie würden Sie Freude haben lieber Schleiermacher sie ist groß und stark und ausserordentlich tüchtig und hat ganz das eigne Weesen beybehalten was sie schon als Kind so liebenswürdig machte. Sie ist häuslich und geschickt wie Ihre Schwester und Musick ist ihre einzige Leidenschaft. Ihre Stimme wird sehr stark und in der Tieffe sehr schön und voll. Die gute Rieke hat eine Zeitlang viel an kurzem Athem gelitten und deshalb wenig singen können ich hoffe der Sommer auf heimischen Boden soll das alles ausgleichen. Nehmen Sie heute so vorlieb mein bester Freund, ich bin hier noch zu unruhig um lang zuschreiben. Grüßen Sie Nanny herzlich und schreiben Sie uns ja | Ihren Hochzeittag damit wir ihn auch feyern können. Mit der herzlichsten Anhänglichkeit Ihre Louise Dem Reimer danke ich herzlich für seinen Brief und werde ihm noch mehr danken wenn er mir in Leipzig einen Verleger verschaft. Daß aber die Schneiderschen Melodien zu der neuen Ausgabe vom Novalis gedruckt werden sollen kann ich kaum zugeben, sie sind durchaus unbedeutend. Caroline Wuchrer die ich wieder recht heiter gefunden, bittet
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sehr daß Reimer ihr ihre Guitarre mitbringen möchte, Sie hätten wohl die Güte das zu besorgen ich glaube von ihrer Tante sollte sie abgeholt werden. Es darf nur ein Tuch darum gebunden werden und im Fall es an Plaz fehlte kann sie wie ein Hut unter die Decke des Wagens gesteckt werden. Ich bin auch dabey interessiert da ich Caroline bis zu Ankunft der ihren meine Guitarre geliehen habe die ich ungern lange entbehre – seyn Sie herzlich gegrüst.
*3201. An Henriette Herz. Berlin, Sonntag, 9. 4. 1809
3202. Von Henriette von Willich. Poseritz, Montag, 10. 4. 1809 Montag d 10t M o r g e n d s . 54
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Heute ganz frühe sind meine Sachen nach Stralsund abgegangen, diejenigen nehmlich die ich hier in Poseriz hatte, ein Theil war in Sargad, auch die sind schon zur Schute abgegangen und wohl jezt schon in Stralsund – Ihr könnt also ruhig sein daß der Fuhrmann nicht auf uns warten darf – Gestern und vorgestern habe ich gepackt – wenn auch meine Packerei mitunter komisch vorkomt so denke nur daran daß ich als völlig Unkundige drüber gewesen bin. Die arme Sophie war leider wieder durch Schlichtekrulls Kranksein genug beschäftigt. – Louise hat wohl etwas geholfen, allein recht viel versteht sie auch wohl nicht davon. Schlichtekrull hat wieder einen Anfall von denselben Schmerzen gehabt wie vor 8 Tagen und auch heftiger – Willich ward gehohlt, er fand aber nichts gefährliches in seinem Zustand, doch sagte er zu uns allein daß es, wenn die Zufälle immer wieder kämen, wohl einmal schief gehen könne. Jezt ist er noch im Bette aber doch ohne Schmerzen. – Die Icke hat aus freien Stücken mich der Reise nach Stralsund über hoben und die Abfertigung des Fuhrmanns übernommen, sie paßt sich dazu recht gut, sie ist bedacht55 ihrer] Ihrer 3202. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, Bl. 72 f.; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 398 f. (gekürzt)
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Briefe 3202–3203
sam und entschlossen – | Ich habe ihr nun nach Jettens Rath die Anweisung gegeben dem Fuhrmann die Schlüßel zu übergeben auf den Fall daß er glaubt den visitiren ausgesetzt zu sein – Ist das aber nicht, sie versiegelt an dich zu adreßiren. Ich habe auch ein z i e m l i c h genaues Verzeichniß der Sachen gemacht, von den Büchern leider keins weil ich zu spät daran dachte, habe mich aber damit beruhigt daß man doch eigentlich dem Fuhrmann alles auf treu und Glauben übergiebt, denn wollte er Unterschlag machen könnte er es doch auf andere Art, und Jette sagte mir auch daß die Leute immer sehr sicher wären. Die Willich läßt Nanny bitten eine geräucherte Wurst die mitkommen wird ihrem Bruder zuzustellen. Vielmehr Sachen hätten in dem Raume können fortgeschafft werden wenn ich mehr gehabt hätte – Ich habe viel herumgedacht ob ich etwas kaufen könnte was hier wohlfeiler sei, aber ich habe nichts herausgefunden – Von mir erhältst du nun keine Briefe durch den Furhmann – Die ungebleichte Leinwand könnte Nanny vielleicht noch von eurer Abreise auf die Bleiche besorgen – die Willich schreibt mir gestern daß mein Silberzeug 114 Loth wiegt – Mir ist es sehr lieb daß ich nicht nach Stralsund reisen darf, und es geht gewiß eben so gut ohne mich als wäre ich da. Mir ist es sehr lieb daß diese Woche alles | an Seite gekommen ist und ich habe es nicht ohne Rüksicht auf den 16 so bestellt, und mich lieber gewaltig gesputet um dann die äußern Dinge nicht weiter im Kopf haben zu dürfen – Ja mein geliebter Ernst auch mir wird die Stunde sehr heilig sein und ich danke es dir recht daß Du so wiederhohlt dazu aufgefordert – Hier sind nun auch alle Schwierigkeiten überwunden denn wenn Schlichtkrull auch nicht wohl genug sein sollte so ist auf jeden Fall ein fremder Prediger bestellt, derselbe den ich am 2ten Festtage predigen hörte, er heißt Pastor Pieper ist Prediger in Gustow. Ich höre ihn lieber viel lieber als Schlichtkrull. Ist Schlichtkrull besser so communiciren Schlichtkrulls mit mir, sonst ich allein oder mit Louise, die sich aber darüber noch nicht geäußert. Am Sonnabend erhielt ich deine Briefe vom 28ten März und vom 2ten April und die Tuchnadel – Danke Nanny für die Besorgung, sie gefällt mir recht gut – ach und deine lieben Worte wie haben sie mir Freude gemacht, selbst dein lezter hat eigentlich keine Unruhe in mir erregt, nur leise angeweht hat sie mich bisweilen, mir scheint es nun so nahe bis Du komst daß ich auch gar nicht denken kann, daß etwas es hindern könne, und wenn wir nur erst vereint sind – o dann fürchte ich nichts mehr! ja dann sollst du mich tapfer finden – groß und herrlich wird das Leben immer sein wie wir auch bewegt werden, sei es | zur Trauer oder zur Freude – aber wie ich doch wünsche daß Du mein Lieber die schöne ersehnte Freu-
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de haben möchtest das Vaterland erstehen zu sehn, und nicht die Trauer es sinken zu sehn – das kann ich Dir doch gar nicht sagen – Mein Herzensmann wie bald bist du nun bei mir! Gott würde dir doch nur recht wohl von allen Seiten! – brauchte ich dir denn das erst zu sagen daß ich mich u n e n d l i c h auf deine Kirche freue? recht einen Haupttheil des schönen Lebens werden die Stunden mir sein. Dein Brief wird der Tante sehr lieb sein, und sie wird die Schnörkel gar nicht vermissen – Auch ich erinnere mich des schönsten Augenblicks in Berlin vor 4 Jahren – ach und es macht mich so glücklich daß auch du mich damals schon so liebtest – wie außerordentlich schön und ganz im höhern Geist der Liebe ist unser Verhältniß von dem Augenblick seines Entstehens an gewesen – Gott lob daß deine Gesundheit gut ist, das hat mir große Freude gemacht, mit Friedchen wird es auch immer besser – Ich plauderte so gerne noch viel mit dir aber der verzogne Friedle läßt mir keine Ruhe Mein l i e b e r l i e b e r Mann laß mich nun bald das erfreuliche Wort lesen „ich reise ab[“] – Ganz Deine Jette Das Haus wird gewiß sehr niedlich. Louise grüßt – sie hat sich sehr sauer werden lassen bei meiner Wäsche, die sie ganz allein besorgt hat –
3203. An Henriette von Willich. Berlin, Montag, 10.4. bis Donnerstag, 13. 4. 1809 Montag d 10t. Apr. 09 24
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Gott sei Dank nun kann ich Dir wieder schreiben liebste Jette! so lange ich in der schreklichen Angst war wäre es mir rein unmöglich gewesen. Noch Gestern früh richtete ich mich ganz drauf ein wenn ich eine traurige Nachricht bekäme Abends schon auf der Postkalesche zu sizen und dienstags bei Dir zu sein. Ich muß mich wol ordentlich etwas bei Dir rechtfertigen wegen dieser Angst. Sieh der lezte Brief war der vom 24ten gewesen 78 Louise … sauer] am linken Rand Bl. 73
79 werden … hat –] am linken Rand auf Bl. 72
3203. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 56–58; D1: Br 2, S. 245–247 (gekürzt); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 396–398 (gekürzt)
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Brief 3203
den ich am 31ten Charfreitag als ich aus der Kirche kam erhielt[.] Nun schriebst Du mir in diesem Briefe nicht nur daß Friedchen wieder das Fieber hätte sondern auch die bestimteste Versicherung daß ich jeden Posttag Nachricht haben sollte. Am 4ten April bekam ich nun keinen Brief, da mir aber große Jette von Stürmen schrieb und von verspäteter Ankunft der Post so ängstigte ich mich gar nicht wie ich Dir auch schrieb sondern hoffte nur am nächsten Posttag entschädigt zu werden[.] Nun aber an diesem nächsten Posttag den 7ten auch kein Brief kam, kannst du mir wirklich nicht verdenken daß ich mich sehr ängstigte denn ich konnte unmöglich glauben daß die Post zweimal sollte abgehalten sein und Du dazwischen auch nicht einmal eine Gelegenheit nach Stralsund gefunden haben, und das konnte mir auch nicht einfallen da es schon eine Unordnung ist wenn die Briefe sieben Tage unterwegens sind einer noch länger laufen könnte[.] Nun ist es freilich doch so gewesen, Dein Brief vom 31ten hat sich zehn Tage verweilt das ist eben fatal daß das wahre oft das unwahrscheinlichste ist. Ich konnte eher glauben daß Du selbst plözlich krank | geworden wärst – denn Friedchen konnte Dich auch nach deiner bestimmten Versicherung so ganz nicht abgehalten haben – als daß zwei PostConfusionen unmittelbar auf einander sollten gefolgt sein. Beschreiben kann ich Dir nicht wie mir zu Muthe war ich freue mich nur daß es nun nicht noch einmal kommen kann. Es ging aufs wunderlichste durcheinander in mir denn zu einem festen Glauben an ein großes Unglük konnte ich auch nicht kommen. Wir aßen Mittags bei Kunths, ich hatte Anstalten getroffen daß mir ein Brief wenn einer käme gleich hergebracht würde und so kam denn Reimers Karl und erlöste mich aus aller Noth. Vorher war mir schon die Nachricht hin gekommen daß nun mit einem Fuhrmann Richtigkeit gemacht wird der noch den 13ten Abends in Stralsund sein will. Aber ich war nicht frei genug um das Angenehme dieser Nachricht die aller Verwirrung ein Ende machte recht zu genießen. Ja ich überlegte nicht einmal wie nothwendig es wäre dem Fuhrmann noch ein Zettelchen mitzugeben theils damit Ihr den 14ten wirklich herüberkämt theils um alle Verwirung wegen der Bezahlung zu vermeiden. Ich habe nemlich abgemacht daß der Fuhrmann erst hier bei seiner Rükkunft bezahlt wird weil es immer besser ist erst nach richtiger Ablieferung zu bezahlen und weil er auch überdies in preußischem Gelde bedungen ist und wir also auf jeden Fall Schaden haben würden wenn er dort bezahlt würde. Vielleicht ist nun Jettens Mutter so klug gewesen ihm ein Paar Zeilen dieses Inhalts mitzugeben. 9 31ten] korr. aus 30ten folgt 〈hier〉
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Die Stelle in Deinem Briefe von Schlichtkrulls Leiden habe ich Nanny mehrere Male vorlesen müssen und sie | hat sich immer wieder aufs Neue dran ergözt. Nun ja Schlichtkrull in solchen unbedeutenden Schmerzen das muß wol amüsant sein für einen der nicht unmittelbar davon geplagt wird! solche starken Männer pflegen die allerpimplichsten zu sein. Aber Du armes Kind was hast Du überhaupt für einen Zustand im Hause! Es ist warlich die höchste Zeit daß ich komme Dich zu holen und das soll auch warlich nicht mehr lange dauern. Du hast ganz recht daß Jette einen zu späten Termin gesezt hat, auch habe ich ihr nichts bestimmt, und ich sehe nicht warum ich länger hier bleiben soll. Für die Einrichtung des Kanonierhauses wäre es besser ich reiste Morgen schon denn dann hätte Gass die Aufsicht darüber der sich auf dergleichen hundertmal besser versteht als ich. Wenn also meine Vorlesungen zu Ende sind und der Fuhrmann hier ist denke ich reisen wir – wo möglich den 24ten so daß wir den 27ten oder 28ten bei Dir sind. Die schönen Wochen dort werden schnell genug vergehn, und von der Rükreise kann ich nichts ablassen denn in den ersten Tagen des Junius müssen wir nothwendig hier sein. Indessen liebes Herz sieh das noch nicht als eine feste Bestimmung an. Mit dem Fuhrmann ist das nun so schnell gekommen daß Nanny ihm das Leinen nicht hat mitgeben können, mitbringen wird sie es aber gewiß. Uebrigens wollen wir einen so großen Koffer mitnehmen daß Du Dein und der Kinder nothwendigstes noch mit hineinlegen kannst. So ist es weit besser denn ob zwei Koffer auf dem Wagen Plaz haben weiß ich nicht, auch sieht es gleich fürchterlicher aus und würde auf die Reisekosten einen sehr nachtheiligen Einfluß haben. Meine Briefe an Dich müßten auch ein unglükliches Schiksal gehabt haben und namentlich verdrießt es mich daß mein Brief vom 19ten mit der Bonbonschachtel für | Friedchen gegen alles Recht und Billigkeit am 29ten noch nicht in Deinen Händen war. Dies ist wirklich eine rasende Unordnung und mir ist bange daß die Post irgendwo die Bonbons gefressen, und den Brief weggeworfen hat. Ich habe übrigens keinen Posttag vorbeigehn lassen ausgenommen diesen lezten Sonntag wo ich der Angst wegen nicht schreiben konnte. Es sind seit dem 18ten abgegangen der erwähnte Brief mit Schachtel am 19ten ferner am 23ten am 26ten am 30ten (mit der Tuchnadel) am 2ten April und am 6ten unter der Cummerow Adresse.
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Briefe 3203–3205
Mittwoch Abends. Die gestrige Post hat mir wieder keinen Brief gebracht zu meinem großen Leidwesen! indeß ängstige ich mich nun nicht weiter sondern habe mich ein für allemal in die Confusion ergeben mit Hinsicht auf ihr baldiges Ende. Aber einen andern Brief habe ich heute bekommen der mir sehr im Kopf herumgeht, und weil ich Dir nichts dergleichen verschweigen kann so muß ich Dir auch seinen Inhalt anvertrauen aber für Dich allein. Es zieht sich eine Wolke über unsere nächste Existenz zusammen durch die ich noch nicht durchsehn kann. Alexander schreibt mir daß die Errichtung der hiesigen Universität wieder ungewiß geworden ist durch das Einreden einiger Leute die es für bedenklich oder gefährlich halten; auch protestirt er aufs Neue gegen das Zusammenwohnen unserer Freundin mit uns. Dieser Umstand würde es gewiß auch Dir erleichtern Berlin zu verlassen wenn meine Ahndung in Erfüllung ginge daß das Kanonierhaus uns nicht zu einem langen Aufenthalt bestimmt ist[.] Denn wenn überhaupt keine neue Universität angelegt wird: so wäre es wol | möglich daß wir über kurz oder lang nach Frankfurt zögen, weil ich dann hier weder meinen gehörigen Wirkungskreis noch mein ganzes Auskommen finden kann. Für den Anfang sezt mich auf jeden Fall diese Ungewißheit in eine große ökonomische Verlegenheit von der ich noch nicht absehe wie ich sie überwältigen soll. Nur das steht bei mir fest daß eben so wenig etwas ökonomisches als etwas politisches unsere Verbindung im mindesten verzögern soll. Du hast gewiß darin denselben Sinn wie ich, und wirst auch dasselbe Vertrauen haben daß es uns an dem Nothwendigen nicht fehlen wird. Es ist indeß möglich, daß Humboldt der nun nach Königsberg gereiset ist die ganze Sache wieder in den alten Gang bringt. Hätte ich um diese Ungewißheit eher gewußt, so würde ich manches im Kanonierhause nicht unternommen haben, und du mußt Dich darauf gefaßt machen daß ich spare was ich noch sparen kann, und daß es also sehr unvollkommen eingerichtet sein wird fürs erste. Bleiben wir so läßt sich das alles bald nachholen. Auch soll unser Einzug liebste Jette irdischer Dinge wegen um nichts minder fröhlich sein, das wird unser reiner Sinn nicht leiden; auch wenn es wirklich weniger gewiß wäre daß sich alles bald zu unserer Zufriedenheit entfalten wird. So heiter so leicht wie Du mir zuerst erschienst vornemlich auf Stubbenkammer am Rande des Abgrundes mit mir herumhüpfend und Blumen pflükkend wirst Du auch immer mit mir an Rande dieser bedenklichen Zeit herumhüpfen und ihr alles schöne | entpflükken was sie nur darbietet. So stehst du noch jezt vor mir süßes Weib und ich umarme Dich mit der innigsten 89 zieht] korr. aus ist
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Liebe und der frohesten Zuversicht. Du nur Du kannst mit mir durchs Leben gehn. Aber Du schläfst nun schon lange. Ich habe einen großen Brief an Alexander geschrieben und darüber ist es tiefe Nacht geworden. Und nun will ich auch schlafen gehn, wiewol gar nicht schläfrig, nur um nicht zu viel vom Tage zu verschlafen denn die eigentlichen Arbeiten die ich jezt vorhabe kann ich bei Lichte nicht gut machen. Süßeste gute Nacht. Ach wenn ich Dich nur erst schlafen sähe! Das wird mir manchmal eine ganz eigne Wonne sein. D o n n e r s t a g . Ich kann Dir grade nur Lebewol sagen Dir und den süßen Kindern für heute. Leider kann es auch sein daß es nicht möglich sein wird Dir nächsten Posttag zu schreiben. Ich sage es Dir im Voraus. Habe übrigens die größte Zuversicht zu meiner Gesundheit die vortreflich ist. Sage mir doch – die Frage kommt zwar etwas früh aber ich könnte es nächstens vergessen – soll ich den Wagen in dem wir kommen mit herüber bringen oder in Stralsund lassen? Ersteres ist zwar besser aber ich werde mich rasend und kindisch ennuyiren bis das große Boot komt. Du siehst wie nahe alles vor mir steht. Und weiter wird Gott auch helfen. Tausend zärtlichste Küsse von Deinem allereigensten Ernst Nanny grüßt und ist fleißig – Gott bewahre mich daß ich spotten sollte über euer Treiben es thut mir nur leid daß ich es so wenig unterstüzen kann weder mit Hülfe noch mit Geld. Ueber lezteres seufzt Nanny täglich.
*3204. Von Henriette Herz. Wohl Götemitz, um den 10. 4. 1809
3205. Von Henrich Steffens. Vor dem 11. 4. 1809 Lieber Freund! ich muss wohl eilen dir zu schreiben, wenn der Brief dich treffen soll. Ich habe von Blanc – der in diesen Tagen nach Dresden ge3205.
Überlieferung: H: BBAW, SN 396, Bl. 39 f.
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Briefe 3205–3210
reist ist, wo er bis Ende April bleibt, erfahren, dass du bald nach Rügen reist. Wie innig wünschen wir dich alle zu deiner Abreise Glück. Ich darf behaupten, dass die Liebe dir manches in einem hellern Licht zeigen wird, wenn du gleich nicht zu denen gehörst, die den Muth verlieren. Wenn du zurückkommst wird uns beiden Berlin wichtiger sein, als jemals. Denn die Vereinigung einiger Familien, die sich in sich und unter sich lieben bilden doch den heitersten Kreis im Leben – Lieber! wie wir dich alle Glück und Segen wünschen, wie innig wir uns freuen würden, wenn wir dein Glück theilen könnten, dass weiss du wohl – Ich und Hanne befinden uns sehr wohl, und die Kinder so lustig, selbst Clærchen so schön geworden, dass es uns innerlich ergözt. Dabei leben wir jetzt in Jubel und Freude, weil die Lieben alle bei uns sind, und es fehlt uns in der That nichts als eine Kleinigkeit, nemlich Geld. Ich habe mich aber durchaus nicht darüber grämen können, dass das dumme Verhältniss in Cassel aufgehoben ist. Es war doch ein hohler Boden und höchst unsichre Lage. Auch geht nichts über das liebevolle und enge Anschliessen | in so trüben Zeiten. Zwei Schriften – meine geognostische – 20 Bogen stark, und die Idee der Universitäten, werden nun wirklich erscheinen. Ich bitte dich, dass du dich bei Reimers erkundigst, wie viel ich wohl von ihm zur Messe erwarten dürfte, und wie wir überhaupt stehen. Die Idee der Universitäten, wird 1 0 Bogen in klein octav betragen. Das Manuscript ist fast fertig, und der Druk ist angefangen. Ich bin mit der Ausarbeitung ziemlich zufrieden, und es sollte mir lieb sein, wenn sie dir gefielen – Da Schwetsche zu erfahren wünscht, was, und wieviel ich ihm an Reimers anweisen durfte, so wære es mir lieb ein Paar Zeilen mit der næchsten Post zu erhalten. Überhaupt wünschen wir alle etwas von dir zu erfahren, ehe du wegreisest. Du gehörst so ganz uns zu, und bist so innig unserm schönen Kreise einverleibt, dass wir nicht leicht zusammen [sind], ohne deiner zu erwæhnen, und dich in unsere Mitte zu wünschen – Ich habe vielleicht niemals so anhaltend gearbeitet, wie in dieser Zeit. Meine Bücher dictire ich, was meiner redenden Natur mehr anspricht, und | die Abende bekommen mir, nach einer in Anstrengung zugebrachten Tage sehr wohl. Dabei wächst Muth, Zuversicht und Hofnung, und der Frühling erweckt die schönsten Aussichten für alles, was wir wünschen. Glaube nicht die unwichtigen Zeilen, die in einer trüben Stunde hingeschrieben wurden. Zwar das Benehmen einiger, hatte mich wirklich empört – Aber war das nicht zu erwarten? und soll, was das Gute bewirken will, nicht über jede Schlechtigkeit erhaben sein.
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Deine Rede habe ich erhalten, und wir haben sie mit vieler Freude gelesen. Es war mir sehr lieb über einen Gegenstand, den man immer, man kann es wohl sagen, umgieng – wenigstens nie den wahren innern Kern berührte, klare und bestimmte Worte zu vernehmen – Von Schlegel hat mir Reinhardt geschrieben. Er geht wirklich mit. Verzeih mir den flüchtigen Brief. Du weiss, ich bin kein Meister im Briefschreiben, und jezt vollends muss ich einen jeden Augenblick beendigen – Schreib uns ja genau, wann du wieder in Berlin sein wirst. Grüss Reimers und Nanny. – Reil hat erklært, dass er ohne mich, durchaus nicht nach Berlin gehen würde. St
*3206. Von Johann Christoph Wedeke. Vor dem 11. 4. 1809
*3207. An Johann Wilhelm Ritter. Berlin, Dienstag, 11. 4. 1809
*3208. Von Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 12. 4. 1809 Schreibt, dass die Errichtung der Berliner Universität wieder ungewiß geworden sei, und spricht sich gegen den Einzug von Henriette Herz in die Kanonierstraße aus.
*3209. Von Friedrich Schultz. Vor dem 12. 4. 1809
*3210. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Mittwoch, 12. 4. 1809
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Brief 3211
3211. Von Charlotte Cummerow. Stralsund, Donnerstag, 13. 4. 1809 den 13tn April. 9.
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Auch ohne Ihre Anforderung mein theurer Freund, die ich diesen Morgen beym Erwachen erhalten, würden Sie heute gewiß von mir gehört haben. Alle meine Freunde klagen wie Sie über mich, denn allen bin ich stumm gewesen. Das schreiben wird mir jetzt grade so schwer als in meiner gewöhnlichen Weise es leicht für mich ist. Sie halten mich für gesund mein Freund? und doch bin ich seit jenem unvergeßlichen Verlust es keine Stunde gewesen. Gleich nach meines Bruders Tode ward ich krank, wozu die körperlichen und geistigen Anstrengungen die reichlichste Veranlassung gegeben. In der 5wöchentlichen Krankheit hatte ich meinen Bruder keinen Tag verlassen, und schlief selbst die Nächte in seinem Hause um ihm immer nahe zu seyn und war er kränker, auch, wenigstens ein paar Stunden noch bey ihm zu wachen. Als er starb und ich nun von meiner Krankheit mich erholte, blieb mir ein fatalter Husten zurük, der mich so angriff daß ich, nicht ohne die gröste Anstrengung eine Treppe steigen oder mehr als zwanzig Schritte gehen konnte. Nach 4 Wochen lößte sich dieser Husten im Blutspeien auf, welches mich nun wieder ein 8 Tage aufs Bette hielt. Meine gute Natur arbei-| tete sich denn zwar wieder auf, aber das Blutspeien blieb, und ist noch bisjetzt geblieben. Einmal hatte es mich 8 Tage verlassen, ich gab den Bitten unsrer Freunde (des Baron Wachtmeister und dessen Frau, beyde sehr liebenswürdige Menschen) nach, sie mit meinem Kummerow und meiner Lotte auf ihrem Guthe 3 Meilen von hier, zu besuchen, sie schickten eine Kutsche mit Federn, und noch zum Überfluß mit Betten ausgelegt, aber die kurze Reise griff mich so an daß ich schon unterweges wieder Blutspeien bekam und die 5 Tage welche wir dort waren fast immer aufs Bette seyn mußte. Die Rückreise vermehrte das Übel noch. Endlich verließ es mich wieder 8 Tage, und da meine Ulla das Fieber hat, so fuhr ich nun Vorgestern zu ihr hin, und bekam gleich den Abend, sowie auch gestern, das Blutspeien wieder. Dies mein Zustand theurer Freund und nun werden Sie mein Schweigen erklärbar finden. Das Schreiben wird mir, auch jetzt noch sehr schwer, so wie alles was irgend die
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Brust in einer ungünstigen Haltung bringt. Dennoch kann ich mit Ihnen sagen: „Du sollst mir wenig davon ansehen“ wenigstens körperlich nicht, und dies ist wohl ein sicherer Beweiß daß das Blut nicht eigentlich aus der Brust kommt. Meine gute Natur hat das einzige Verdienst daran daß | ich mich so erhalten. Soll ich für mich mit geistiger Kraft etwas thun, so muß der Wille dazu allein aus mir selbst kommen, und mir ist das Leben d. h. das meinige, jetzt so gleichgültig daß ich durchaus nicht die Lust oder den Willen habe dafür zu thun. Den Sommer werde ich nun nach Kenz ins Bad gehen. Die Musik hat lange Wochen ganz bey mir geruht, ja ich konnte sie sogar nicht einmal hören. Endlich hat meine Ulla mich ihr wiedergeben und nun treibe ich sie wieder, zwar nicht auf die sonstige Weise aber doch nicht ungerne. Die Harfe behauptet auch jetzt ihre Rechte bey mir, und hat nun noch eine doppelte Kraft erhalten, sie war das Lieblings-Instrument meines Bruders, der sie mit einer seltenen Zartheit und Kunst behandelte, dies macht sie mir nun doppelt lieb, und ich habe nun die feste Überzeugung daß ich einmal etwas mehr als gewöhnliches darauf leisten werde. Ein übler Umstand bleibt es immer daß so wenig gutes für HakenHarfe gesetzt wird, und gegen die PedalHarfen bin ich nun einmal durchaus eingenommen. Der Baroneß Schoulz geht es ganz gut, ihre älteste Tochter ist die Braut eines Französischen Officiers, und in ihrer ganzen Familie herrschen Wohlstand und Wohlseyn. Danken Sie doch der Boje für ihren herzlichen Brief, und für ihre aufrichtige Theilnahme an | meinen Verlust. Sagen Sie ihr von meinem Zustand und daß sie damit mein Schweigen entschuldigen muß. Ihr Jettchen morgen zu sehen darauf freue ich mich herzlich und Ihren Brief werde ich gleich besorgen. Bald kommen Sie nun selbst und dann reden wir mündlich alles miteinander. Mögen die Umstände gleich mancherlei mit mir gemacht haben, Ihnen bin ich ganz die alte Lotte – Dir meinem Freund gehört mein ganzes volles Vertrauen an –. Friedrike ist wohl. Unser Bund hat nun eine ganz andere Gestalt eine viel bessere. Sie werden Sich der Veränderung, so wie der Ausbreitung, freuen. Leben Sie wohl mein Freund und Friede und Freude mit Ihnen. Ihre Lotte.
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Brief 3212
3212. Von Henriette von Willich. Poseritz, Donnerstag, 13.4. bis Freitag, 14. 4. 1809 D 13t. Ap. 9. A b e n d s 55
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Nichts frohes noch angenehmes kann ich Dir heute sagen, sondern nur trauriges mein innig geliebter Ernst – nicht allein daß unser Friedchen vorgestern wieder vom Fieber befallen ist – auch unser Jettchen hat seit heute Mittag Fieber und da es jezt sehr abgezogen zu sein scheint und sie ruhig schläft so ist es ohne Zweifel auch kaltes Fieber. Schon lange fürchtete ich für sie weil sie oft so blaß war und habe sie deshalb sehr in Acht genommen, ich kann mir also gar keine Ursache erklären als daß die Luft schuld sein muß. Friedchen hat gleich gestern Medicin erhalten vielleicht geht es mit ihm leicht vorüber, bei Jette darf ich das nicht hoffen weil sie noch nie krank war ohne es recht ernstlich zu sein. Morgen schikken wir nach Bergen. Was wirst Du nur sagen Herzens-Ernst! mich macht es ganz traurig und verzagt – wie es die lieben Geschöpfe nun wieder herunter bringt! und sollte noch einmahl dies Jahr ein Frühling kommen so werden sie ihn gar nicht genießen können und ich dann auch nicht. Die Jette ist so rührend zärtlich und geduldig, der Junge hingegen sizt im Bette und commandirt in einem fort sobald das Fieber ihn verlassen „ein groß | Butterbrodt!“ oder auch „zwei drei große Butterbrodt“ er macht uns viel zu schaffen – der arme Junge sieht aber wieder so unerhört bleich aus – ach Ernst wie ist es unangenehm! Schiebe nur Deine Reise nicht auf weil Du denken möchtest Du findest doch noch alles schwach und unfähig zum reisen – ach mein lieber Mann ich sehne mich doch gar zu sehr daß Du bald hier sein möchtest, es ist mir immer als müßte ich in den Augenblick wo Du hier eintriffst das Ziel alles traurigen setzen. Mir ist sonst oft jezt recht schwer zu Muthe, unsere Tage gehen gar zu trübe hin, und das Wetter das stürmische, winterliche thut mir im Innersten unwohl. Gott wie contrastirt die Gegenwart mit den Bildern der Zukunft, deren Erfüllung so nahe scheint – ach wäre sie es wircklich! aber gewiß mein Ernst es werden bald glückliche Tage auf diese trüben folgen – Ach ich habe noch etwas andres auf dem Herzen das mir Kummer macht, ich mag es gar nicht über die Lippen bringen – ich bin recht im Ernst traurig darum – wie wird es dir nur sein – kann es dir nicht so sein als sei ich dir etwas entfremdet? ach mein Ernst es ist recht hart – Ich soll 3212. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, Bl. 74–77; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 399–402 (gekürzt)
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die schöne feierliche | Handlung nicht mit Dir begehn am Sonntag – soll nicht mit Dir zugleich an den Altar treten um auch meine Seele ganz darzubringen – Ich habe gewaltig gekämpft diese Tage in mir ob ich die Hinderniße die wircklich welche sind wollte anerkennen, oder sie besiegen, aber es geht nicht ich muß mich fügen – Die Hauptsache ist daß der Prediger der hier das Amt haben sollte unwohl ist und sehr gebeten hat ihn zu verschonen. Er ist aber nicht eigentlich krank und wollte kommen wenn ich ausdrücklich auf meinen Vorsatz bestände – dann hätte ich g a n z a l l e i n privat communiciren müssen. Sophie und Louise waren, wiewohl auf ganz freundliche Art, doch so sehr dagegen daß ich alles hätte forciren müssen um zu dem zu gelangen was ganz still und ohne Geräusch mit unzerstreutem Gemüth will genoßen sein – Sage mir ganz aufrichtig lieber Mann was ich nach Deinem Gefühl hätte thun sollen – aber kaum zu ertragen ist mir der Gedanke daß ich es aufgeben muß – Meine ganze Seele aber soll Dich begleiten an die heilige Stätte und vereinigt sollen unsere Seelen doch sein in Andacht und Liebe – Laß mich einen recht frommen und zärtlichen Abschied von Dir nehmen – Morgen sage ich Dir mehr – |
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Freitag Morgen. Unsere Kinderchens haben doch ziemlich gut geschlafen und auch heute Morgen etwas gegessen, darum bin ich ganz gewiß daß Jette keine andre Krankheit hat als das kalte Fieber und wiewohl dies schon unangenehm genug ist so fühle ich doch ordentlich eine Dankbarkeit daß es nur das ist da so viel andre Krankheiten noch im Gange sind – Der Leibarzt hat mich recht beruhigt durch die Versicherung daß das kalte Fieber eher einen wohltätigen als nachtheiligen Einfluß auf den Körper habe – Ich bin heute schon nicht mehr so geschlagen als gestern – Du mein geliebter Ernst wirst dir keine Unruhe machen das weiß ich, wie auch dazu gar kein Grund da ist, aber sehnlicher noch glaube ich wirst Du wünschen erst bei mir zu sein und bei Deinen Kindern – Aber nein welch ein Wetter! Sturm, Hagel, Regen, die allergrößte Dunkelheit – nun denke Dir uns hier ganz einsam in der kleinen Krankenstube – ich fühle es wohl aber es wird mir doch gar nicht weiter schwer – Gar kein Bild habe ich nun von der Zeit wann Du hier sein wirst, das alte ist mir völlig hinweg gerückt durch der Kinder | Krankheit und durch die Verwandlung des Frühlings in Winter – Ich denke Du und Nanny und große Jette und Louise werdet viel eure Reisen ohne mich machen und
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wenn es mir gleich sehr nahe gehn wird nicht alles Schöne mit Dir zu theilen so werde ich mich doch sehr freuen wenn Du nur so viel als möglich die Natur und unsere Menschen genießest. Es kann aber auch noch alles gut werden – Daß ich Jette nicht sehe ist wohl eine kleine Ewigkeit und es ist noch keine Aussicht dazu. In Götemitz sind auch alle Kinder am Fieber krank außer Lottchen. Ich weiß nun die Zeit nicht mehr daß ich mein Zimmer verlassen habe. Aus Sissow habe ich immer gute Nachrichten gehabt. Lotte Pistorius ist frei vom Fieber aber noch sehr angegriffen. Schlichtkrull ist sehr in der Besserung, heute ist er zum ersten mahl aufgestanden. Hätte ich doch erst Nachricht daß meine Sachen richtig abgegangen sind – es ist ein rechtes Glück daß ich die Icke von allem instruirt habe, ich hätte doch gewiß gar nicht reisen können und besonders gestern so wenig als heute des Sturms halber | über die Fähre können. – Ich h o f f e süßer Ernst daß Du auf diesen Brief nicht mehr wirst antworten können, denn gewöhnlich gehn volle 3 Wochen damit hin – Jette hat ein Ende Lein in dem Clavierkasten angebracht, sie läßt Euch sagen Ihr mögtet beim auspacken vorsichtig sein. Nanny wird doch gewiß die Perlen nicht vergeßen – Morgen hoffe ich wieder auf zwei Briefe mein süßer Ernst denn am Dienstag ging ich leer aus und Du hast doch gewiß ein bischen geschrieben Was kann dein Brief mir nicht für Freude geben wenn er mir verkündet daß ich Dich meinen theuren meinen geliebten Mann bald an mein Herz schliessen werde – aber wenig Hoffnung habe ich eine erfreuliche Eröffnung des Krieges wie Du sie wünschst zu vernehmen – Gerüchte gehn doch immer voran, es ist alles so still Eben ist mein Bruder gekommen und hat mich gebeten eine Gevatterstelle bei seinem Töchterchen zu übernehmen, Sonntag ist die Taufe, Schlichtkrull kann sie nicht annehmen, also muß Pastor Pieper seine Stelle vertreten. Ach Ernst es ergreift mich wieder recht aufs neue der Schmerz um die schöne Stunde auf die ich so lange gehofft. Sophie wünscht sehr sehnlich daß wenn Du hier bist wir A l l e gemeinschaftlich communiciren möchten – es würde ihr eine große Stärkung sein – Leb wohl mein sehr geliebter Ernst und komme bald froh und liebend zu deiner harrenden Jette Unserer Nanny meine besten Grüße 104 f gemeinschaftlich … sein –] am linken Rand 106 f Leb … Jette] am linken Rand von Bl. 76 108 Unserer … Grüße] am linken Rand auf Bl. 74
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Ich breche meinen Brief wieder auf um dir zu sagen daß sich eben mehrere Communicanten gemeldet haben, daß Pieper nun wird beim Wort gehalten werden – Mein Herzens-Ernst Du kennst mein Herz Du weißt wie es sich freut – sich sehnet – ach sei auch ganz mein in der schönen Stunde laß uns auf das innigste vereinigt und verschmolzen in das Meer der göttlichen Gnade und Lieben versinken. – –
*3213. Von Charlotte Pistorius. Um den 13. 4. 1809
*3214. An Philipp Konrad Marheineke. Berlin, Sonnabend, 15. 4. 1809
3215. Von Henriette von Willich. Poseritz, Sonnabend 15.4. bis Montag, 17. 4. 1809 Sonnabend Abend d 15t Ap 9. 56
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Wie ist es mir lieb daß heute der süße Brief gekommen ist in welchem Du mir den Augenblik beschreibst als du dem Küster unsere Nahmen gabst – o mein geliebter Ernst war es denn wircklich reine Seeligkeit die Dich so bewegte? ach ich bin so glücklich daß ich es nicht fassen kann – ja Ernst an meiner Brust auf meinen Lippen sollst du dein überströmendes Gefühl ausathmen – und mit Wonne will ichs bis ins innerste empfinden – aber auch Du sollst dann fühlen meine Liebe – mein ganzes Umfassen deines Wesens – 109 Louise … herzlich] auf dem Kopf am unteren Rand von Bl. 76 3215. Überlieferung: H: BBAW, SN 424/3, Bl. 78–81; D1: Br 2, S. 247–249 (gekürzt); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 402–404 (gekürzt)
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Brief 3215
Louise und ich haben heute Abend zur stillen Vorbereitung auf morgen in Ehrenfrieds Predigten gelesen – Jezt ist es spät nach unserer Art und die Kinder sind früh munter darum laß mich nun Dir gute Nacht sagen – Sieh mich nur noch einmahl so recht an mit dem schönen Feuer der Liebe im Blick und dem frommen Ernst – – mein Süßer ich hänge noch lange an Deinem Halse –
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Montag Morgen. Ich hätte Dir gerne noch gestern Abend da ich von Sissow zurückgekommen, geschrieben, allein es war 12 Uhr und ich fürchtete Louise die ihre Stimme immer mächtig erhebt wenn ich lange aufbleibe daß ich mich krank machen werde usw, also ging ich gleich zu Bette. Nun muß ich dir nur recht nach der Ordnung erzählen | wie ich den gestrigen Tag zugebracht habe. Morgens hatten wir viel mit den Kindern zu thun so daß vor der Kirche nicht an eine stille Samlung des Gemüthes zu denken war – Als wir zur Kirche gingen Du weißt wir haben einen sehr langen Weg, that mir das schöne Frühlingswetter, die frische Luft nachdem ich seit mehreren Wochen auch gar nicht das geheizte Zimmer verlassen hatte, ungemein wohl – In dieser angenehmen Frühlingssonne wanderten wir noch etwas auf dem Kirchhoff herum weil wir zu frühe gekommen waren – Die feste Gewißheit daß auch Du meiner in denselben Augenbliken in Deiner höchsten Liebe gedenkest, war mir unbeschreiblich süß – Ich sage Dir nichts von der Predigt von allem was des Predigers eigene Worte waren – ich konnte ihnen nicht folgen, hatte weder Neigung noch guten Willen dazu – meine Gedanken schweiften zu Dir hin, zu Ehrenfried, zu unsren Kindern – im stillen Gebet suchte ich mich selbst vorzubereiten auf den heiligen Augenblick – innige Rührung unaussprechlicher Dank erfüllten meine Seele und tief seufzte ich auf nach Reinigkeit und Heiligung des Herzens – ach mein Ernst ich fühle oft mit Wehmuth mich noch so fern von Gott und viel zu unwürdig so großes zu empfangen – Dann denke ich immer daß weil ich nun so recht an Dich gekettet bin durch Dich | den Liebling Gottes auch Seegen und Gnade immer über mich kommen werde. – Wie viel schöner mir die gestrigen Stunden doch hätten sein können hätte da ein frommer Mann gestanden dem ich mit Andacht zugehört das fühlst du gewiß mit mir mein Theurer! O wie wird das in Zukunft göttlich sein! Es ist mir sehr lieb gewesen daß Louise mit mir war und sie theilte dies Gefühl, sie hat Dir heute schreiben wollen, komt aber wohl nicht dazu – Bei meines Bruders kleinem süssen Töchterchen Gevatterin zu sein war mir eine rechte Freude nur that es mir sehr leid daß gerade gestern die
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Garzer hier waren und ich Lotte nun gar nicht geniessen konnte. In Sissow traf ich zu meiner außerordentlichen Freude unsere gute Jette, wir hatten uns unendlich lange nicht gesehn und einander viel zu sagen. Deine Grüße nahm Caroline sehr herzlich auf und bat mich sie recht so zu erwiedern, sie sagte mir wie gerne sie die Kindtaufe noch aufgeschoben hätten um dich auch zum Gevatter zu haben, sie hätte aber doch gefürchtet es möge zu lange währen. | Caroline war sehr liebenswürdig gestern, mein Bruder so innig froh. Aber w i e die schöne Handlung durch den Pastor Pieper verdorben wurde der ein altes Formular h e r d r ö n n t e das läßt sich nicht sagen und wie mir das nahe ging um meinen Bruder und um Caroline die gerade bei dieser Veranlassung gewiß emfänglich gewesen wären ein kräftig religiöses Wort in sich zu nehmen – – – Des Kindchens Kopf giebt doch weiter keine Ursache zur Unruhe, wie ich es dir einmal äußerte. Jette hat mir aufgetragen dich zu fragen ob du d r e i Briefe an Alexander von ihr erhalten hast s e h r e r n s t l i c h ist ihr Auftrag. Nun bester Ernst über den Furhmann, ihr habt ja gewaltige Noth dort gehabt wir auch einige ich lege dir ein Zettelchen von Tante ein woraus Du es sehn wirst – die zwanzig Thaler schikke ich mit der umgehenden Post also heute an Tante ich hätte sie doch gleich abgetragen denn ich will Israel der gegen mich sich nicht gefällig gezeigt, nichts schuldig sein – Der Fuhrmann wird sie doch nicht als Zulage verlangt haben? Daß meine Leinwand von Louise nicht mitgekommen ist geht mir | auch recht nahe. Meine Betten die in einer ÐTraneÑ oder Kiste sollten verpackt werden, die aber weil eine solche auf dem Wagen nicht Platz gehabt hatte, nur bloß in leine Tücher genäht sind, kommen gewiß bei dem vielen Regen sehr verdorben bei euch an und vielleicht entzwei gescheuret dazu. Ich kann nicht leugnen daß mir das ordentlich etwas schmerzlich wäre und daß ich oft mit Besorgniß daran denken muß. Nun verlangt Dich auch wohl von unsern Kindern zu wissen. Friedchen hat Gottlob heute da sein Fieber Tag ist keins bekommen – Jettchen erst heute früh zu brechen genommen, nun wird sie es wohl noch ein oder zwei Mahl haben und dann ist es hoffentlich vorbei und die Kleinen können doch ziemlich frisch wieder sein wenn Du komst. Wenn es nur andres Wetter wäre! Gestern ein paar Stunden zum erstenmahl schön, und wie ist es heute wieder! daß ich Jettchen neulich so lobte in ihrer Krankheit das hat sie uns zu Hause gebracht. Den Fiebertrag ist sie rührend gut und sanft den guten Tag aber sezt sie uns was rechtes zu – ach 85 daß] Das
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Ernst was wirst Du für unerzogne Kinder finden. Und alle | Menschen behaupten hier daß man ihnen jezt durchaus nachgeben müsse weil die geringste Alteration das Fieber verstärke oder gar zurückbringe. So ist Sophie der sichern Meinung daß Friedle dies lezte Mahl das Fieber wieder gekriegt weil ich, nachdem ich die Diätzeit für überstanden hielt, ihm ein paar Mahl die Ruthe gegeben indem eine gewisse Unart wieder so tief eingerissen während dem vielen Kranken daß es mir wircklich außerordentlich schwer zu tragen wird. Du lieber Mann wie kann es dich nur einen Augenblick wehmüthig gemacht haben was ich über den Frühling schrieb – das Leben in der Natur so sehr ich es liebe ist mir doch gar so nicht Bedürfniß daß in jenem s c h ö n e n h e r r l i c h e n Leben ich es recht vermissen sollte – und was ist aller Naturgenuß gegen Dich, den ich dann habe und genieße. Wisse es doch recht daß es über allen Ausdruck groß ist was du mir giebst und daß ich fast über allem Ausdruck unglücklich würde gewesen sein und es gewiß immer mehr geworden wäre hätte deine Liebe mir nicht ein neues Dasein gegeben. O Ernst mir wird nichts gar nichts fehlen wenn mir nicht in mir selbst etwas fehlet. | Höre wie mich das ergriffen hat was du an Jette schreibst daß du vielleicht Universitätsprediger werden kannst das kann ich dir gar nicht sagen – Schon oft habe ich Jette gefragt ob dazu gar keine Aussicht sei und es hat mir immer als das vorgelegen was ich Dir zunächst wünschen möchte, und mir auch – Auf einen solchen bestimmten Kreis von gebildeten Menschen zu wircken das muß doch am schönsten sein. Und ich meine ich würde mich fast noch mehr freuen auf deine Predigten vor dieser als vor einer gemischten Gemeinde – Aber ich habe heute auch genug geplaudert geliebter Mann ich rechne nun jeden Abend daß schon wieder ein Tag abgeht von den 14 die ich höchstens noch rechne. Süßes lebe wohl. Ganz Deine Jette. Louise grüßt Dich s e h r h e r z l i c h , auch Sophie. Dies schreckliche Geschmiere auf dem dünnen Papier kaum wirst Du es lesen können
Daß Tante sich beklagt der Fuhrmann sei nun auf den 14ten bestellt gewesen ist g e w i ß eine Irrung von ihr.
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3216. An Henriette von Willich. Berlin, Sonntag, 16. 4. 1809 Sonntag d 16. April 9.
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25. Unmöglich kann ich es ganz unterlaßen Dir zu schreiben meine theure geliebte Seele. Komme ich doch nicht längst aus der Kirche von der Communion, freilich seitdem schon wieder zwischen manchen irdischen Dingen durchgegangen aber indem ich mir zu Dir seze ist mir der ganze heilige Eindruck frisch im Gemüth. Im Gebet habe ich unsere Ehe geheiliget zu einer christlichen daß unser ganzes Leben von frommem Sinn und von heiliger göttlicher Liebe erfüllt sei und unser Thun und Tichten auf das himmlische hingewendet für uns und für unsere Kinder. So habe ich uns Gott empfohlen und dargebracht, und es als einen herrlichen Segen gefühlt daß du zu gleichen Gesinnungen Dich mir vereint hast in derselben Stunde. Ein schöner Friede und eine heitere Zuversicht für das ganze Leben ist über mich gekommen, und so innig wohl ist gewiß Dir auch. O wie wollen wir auch immer unsere frommen Rührungen mit einander theilen, und am wenigsten soll ein heiliger Augenblik dessen der eine sich erfreut jemals verloren sein für den andern. Süße Jette und so bald geht nun dieses schöne Glük an daß ich glaube heut über 14 Tagen bin ich schon bei dir! Das Selbstaufgebot ist mir sehr gut von statten gegangen. Nanny sagte aber sie hätte eine schreckliche Angst dabei gehabt – Wir sind hernach zusammen im Gärtchen gewesen wo die Rosenstökke eben anfangen auszuschlagen, und haben da den Grasplaz für die Kinder bestellt wo sie sich tummeln können. Es wird sich freilich sehr halten lassen mit dem tummeln denn der ganze Garten ist halb so groß als das Poserizer Haus etwa und davon | haben wir nun vorläufig das eine Viertel zu Grase bestimmt das andere zu Erdbeeren das dritte zu Blumen das vierte zu Suppenkräutern und dergleichen[.] Außerdem sind noch zwei Obstbäume darin und anderhalb Acacien die eine Art von Laube bilden sie kommen mir aber verdächtig vor denn noch spüre ich nichts daß sie grün werden wollen. Meine Stube ist nun gemahlt, die andern beiden sind wenigstens für den Mahler vorgearbeitet und von dieser Seite wird alles fertig sein ehe wir abreisen. Mit Gardinen und Rouleaus hat Nanny auch schon allerlei Wirthschaft getrieben wie ich gesehn habe; also weiß ich nicht was uns hindern soll den 25ten oder 26ten zu reisen. Süße Jette 3216. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 59 f.; D1: Br 2, S. 249 f. (gekürzt); D2: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 404 f. (gekürzt) 14 Leben] folgt 〈hat〉
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dies ist der einzige Bonbon den ich Dir heute schikke ganz für Dich allein aber wenn er Dir auch nur halb so gut schmekt wie mir so bin ich ganz zufrieden. Wenn ich nicht wäre dumm und nachläßig gewesen so könnte ich auch schon wissen ob der Wagen schon wieder hier ist auf den Speculation gemacht habe oder ob ich mich nach einem andern umsehn muß. Die künftige Woche wird auf eine schrekliche Weise vergehn; ich werde meine Bücher herüber kramen, werde sehr viel ins Plamannsche Institut gehn wo öffentlicher Unterricht ist (laß Dir das von Jette erklären) des Abends werden wir wol gar nicht mehr allein zu Hause sein – kurz eine Buschelei von der ersten Größe. Dafür will ich mir aber auch hernach recht gütlich thun. Daß die Bonbons wirklich angekommen sind ist mir ein rechter Trost aber fatal ist es doch daß sie Friedchens Geburtstag verfehlt haben. Du wirst | aber gesehn haben wie zeitig ich sie abgeschikt habe und wie gar nicht es meine Schuld ist. Friedchen wird gewiß ganz frisch sein zumal wenn bald Frühlingsluft kommt die ich doch gewiß vor mir her zu euch schikken will. Verwöhne nur den Jungen nicht mit tragen und wenn ihr Mittagssonne habt ohne kalten Wind so laß sich ihn recht aussonnen draußen. Uebrigens hat Jette sehr Unrecht zu behaupten daß Meier ein Brownianer ist. Diese einseitige und tölpische Art mit dem menschlichen Körper umzugehn ist mir eben so fatal als sie dir nur sein kann, und meine Frau und Kinder möchte ich wenigstens nie so behandeln lassen. Meier aber ist nichts weniger als das – ich habe schon soviel von seinen Kuren beobachtet daß ich gewiß ein richtiges Urtheil darüber habe. Ich habe Dich schon seiner ärztlichen Fürsorge empfohlen. In dem Augenblik wo ich es gethan hatte fühlte ich daß es eine Uebereilung wäre; aber wenigstens der Brownianism braucht Dich nicht ängstlich zu machen, und sonst denke ich wird der Mann Dir allmählig gefallen Ich habe am Freitag zwei herrliche Briefe von Dir auf einmal bekommen zu meiner Erquikung und Entschädigung aber antworten kann ich gar nicht sondern muß aufs schleunigste abbrechen und sage Dir nur noch daß ich sehr wohl bin und daß du mir das Inachtnehmen ein für allemal erlassen mußt. Es ist mein Tod, und wenn du sehn wirst wie widernatürlich es mich kleidet wenn ich mich einmal so anstelle so wirst du es | selbst aufgeben. Zwei Briefe kann ich Dir nur noch schreiben. Mit welcher Freude kündige ich dir das an! und so werden es auch bald die lezten Küsse sein die du geschikt bekommst. 67 wirst] korr. aus wiÐ Ñ
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Der Krieg ist nun ausgebrochen Gott sei Dank aber bei uns wird leider alles ruhiger bleiben als zu wünschen wäre und an eine Störung in unserer Reise ist wol gar nicht zu denken. Hernach komme dann alles wie es wolle wenn ich Dich nur erst habe meine herrliche einzig geliebte. Grüße mir alles und sei mir ganz ÐunmenÑschlich gut und auch eben so ungeduldig als ich in dieser lezten Zeit[.] Ganz und ewig Dein Ernst.
3217. An Henriette von Willich. Berlin, Sonntag, 16.4. bis Donnerstag, 20. 4. 1809 Sonntag d 16t. Abend. 26
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Sei doch ja ganz ruhig liebste Jette wegen meines Verhältnisses so zu den Leuten überhaupt. Ich kenne das schon seit so langer Zeit und es hat gar nichts zu sagen. Es ist gar nicht anders möglich als daß Viele mich mißverstehn und daß sich Einige an mir ärgern und daß ich Andern ein Dorn im Auge bin. Um das zu ändern müßte ich mich selbst in meinem innersten Wesen ändern und das wirst Du doch nicht wollen. Daraus nun entwikkelt sich von Zeit zu Zeit so stoßweise eine ganze Masse von Afterreden von Verläumdungen, von dummen Klatschereien ohne böse Absicht, von Vermuthungen aus denen Geschichten werden und was dergleichen mehr ist. Ich gehe meinen Weg ganz ruhig fort ohne mich daran zu kehren und ohne mich danach umzusehen. Am liebsten ist es mir wenn ich gar nichts davon erfahre; indeß trift sich das so schadet es auch nicht. Es stört mich selten länger als den ersten Augenblik. Theils habe ich ein ganz eigenes glükliches Talent zu vergessen theils bin ich auch so ganz darüber weg, daß ich wirklich wissen und auch daran denken kann daß ein Mensch das albernste oder auch das boshafteste Zeug von mir geschwazt hat ohne daß das auf mein Betragen gegen ihn den mindesten Einfluß hat und fast so wenig Sinn als ich für die Eifersucht habe habe ich auch für die Rache. Durch mein ruhiges Mitansehen geht dann der Sturm immer wieder über, ausgenommen freilich daß Samen zurükbleibt zu einem neuen. Das treibe ich nun schon fünfzehn Jahre zuerst in einem kleineren hernach | in einem größeren Kreise und ich kann nicht sagen 3217. Überlieferung: H: BBAW, SN 778, Bl. 61–63; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit seiner Braut, S. 406–408 (gekürzt)
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Brief 3217
daß es meiner Wirksamkeit wesentlich geschadet hätte wenigstens nicht halb so viel als wenn ich mich hätte weniger frei bewegen und meine Eigenthümlichkeit verläugnen und also von vorn herein mit einer gar sehr geschwächten Kraft wirken wollen. Was Alexander jezt so beunruhigt kann ich mir kaum anders erklären als daß Ohrenbläsereien die bis zu seinen Collegen oder vielleicht gar bis zum Könige gedrungen waren ihm in den Weg getreten sind bei allerlei Projekten die er mit mir mag gehabt haben. Das mag aber gerade recht gut sein. Sonst wäre mir freilich grade das in dieser Art das fatalste wenn der König mich in einem gewissen Sinne verkennte da ihm das Gegentheil so klar vor Augen liegen kann; ich würde es aber doch auch als eine reine Naturbegebenheit ganz gelassen annehmen und übergehn lassen.
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M o n t a g A b e n d s p ä t . Ich kann immer nur auf einzelne kleine Augenblikke zu Dir kommen liebste Jette die Buschelei ist unerhört, so daß ich so gar Abends wenn ich mit Nanny Thee trinke gar nicht mehr vorlese sondern nur immer weiter buschle. Heute Abend hatte beim Thee der Tischler eine große Audienz. Uebermorgen geht nun die Kramerei mit den Büchern an, die aber so wenige es auch sind nicht in einem Tage abgeht weil die Bretter auf denen sie jezt stehn müssen aus einander genommen und dort anders aufgebaut werden. Morgen ist ein ganz buschliger Tag. Da habe ich erst in der Kirche eine Rede zu halten bei der Wahl der Stadtverordneten dann will ich zur Großmutter gehn. Dann habe ich das Collegium (nemlich das was ich höre); die die ich lese habe ich am Sonnabend glüklich been|digt, und Nachmittag habe ich eine Taufe vor der Stadt wo eine große Gesellschaft ist und wo wir wol bis spät Abend werden bleiben müssen – Uebrigens ist ein großes Ereigniß vorgefallen – nicht etwa daß die Oestreicher bei Nürnberg stehn, und einige Nachrichten zufolge auf der andern Seite auch schon in Warschau – sondern daß eine Art von Richtigkeit gemacht worden ist über unsere Abreise. Nemlich es ist ein Meklenburger hier ein Bekannter von Reimer, der soll uns nun (zu dem Wagen der auch aus Königsberg zurük ist) Pferde aus Neubrandenburg herschikken, und der Tag ist festgesezt auf Mittwoch über Acht Tage den 26ten so daß wir Sonnabend bei Dir sein können wenn alles geht wie es soll. Und dann einzige Jette ist dies der lezte Brief den Du bekommst; denn wollte ich Sonntag noch einen abschikken der käme gewiß später an als wir. Eigentlich hätte ich besondere Lust über Glewizer Fähr zu kommen damit ich Niemand nicht die Cummerow und die Israel eher spräche als Dich. Wenn es sich nur wird so machen lassen 43 stehn] korr. aus steht
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Ich weiß nicht wie mir eben etwas aus deinen lezten Briefen einfällt was mir große Freude gemacht hat, daß du nemlich gewiße Eigenthümlichkeiten der dortigen Menschen so rein objectiv ansehn kannst ohne selbst darin befangen zu sein. Es ist wol gewiß weniger Vorbildung darin als nur Beschränktheit Unbekanntschaft mit vielen Entwiklungen der menschlichen Natur und daher Mangel an Sinn für manche schöne Seite derselben die sie dann mit dem verwechseln was sie nur gewohnt sind in Verbindung mit einer gewissen Rohheit zu sehn. Ich habe schon so manche Aehnlichkeit zwischen Rügen und England aufgefunden. Auch dies ist, wenigstens was die Frauen betrift eine starke. | Aber Du, m e i n e Jette dürftest davon nicht sehr angestekt sein, sonst hättest du mich auch nicht so recht ordentlich lieben können – denn ich gebe doch auch gewiß manchen Anstoß in dieser Art. Die Männer sind übrigens doch nicht alle so; unser Bruder in Sagard zB hat nichts davon, dein Bruder wol auch schwerlich viel. Aber ich muß nun wahrhaftig zu Bett denn ich muß Morgen früh heraus sonst möchte gar nichts aus meiner Rede werden. Ð6Ñ D o n n e r s t a g . Nach gerade wächst mir die Confusion über den Kopf denn nun bin ich aus meiner Stube vertrieben weil da Bücher ausgestaubt werden die man heute ins Kanonierhaus transportirt und die ich Morgen dort aufstellen muß. Der Saal ist nun beinahe fertig aber in Nannys Stube die vor der Hand unsere Wohnstube wird hat der Maurer schlecht gearbeitet, und es muß erst ein zweiter drüber her ehe der Maler anfangen kann; die wird also auf keinen Fall fertig ehe wir reisen noch weniger ehe der Fuhrmann kommt mit den Sachen und diese werden müssen unterdeß in dem Saal zusammengepakt werden. Uebrigens möchte ich ein bischen schelten auf Jette da sie doch mit dem preußischen Wesen so gut bekannt ist daß sie dir nicht bestimmtere Anweisung gegeben hat wegen des Fuhrmanns. Sie muß doch recht gut wissen daß er auf den Pakhof fahren muß und daß es dann bei mir steht entweder dort oder im Hause visitiren zu lassen so daß es auf keinen Fall nöthig ist ihm die Schlüssel offen zu übergeben. Auch schließe ich aus allem was Du schreibst daß die Meublen ohne alle Art von Emballage sich auf dem Wagen befinden, da werde ich sie gewiß gleich müssen in Reparatur geben zum Tischler. Uebermorgen erwarte ich nun den Fuhrmann | spätestens. Die arme Brenna war Dienstag Mittag bei uns, ging von da zu Reimers hat sich da wahrscheinlich zu lange aufgehalten und sich erkältet. Nun hat sie wieder sehr heftige Schmerzen und hat das Reisen ganz aufgege64 du] über der Zeile
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Briefe 3217–3219
ben zumal das Wetter bei uns jezt sehr rauh ist. Indeß kann sie freilich leicht noch ganz besser werden und mitreisen – nur sehr zureden werde ich ihr nicht und sie wird wol selbst so vernünftig sein sich an die Meinung ihres Arztes zu halten – aber die arme wenn sie zurükbleiben muß! sie hat sich so sehr auf die Reise gefreut. Und Jetten wird es gewiß auch rasend leid thun. – Etwas hat sich an der Reise wieder geändert aber nur daß wir uns Pferde bis Neubrandenburg von hier nehmen müssen. Dann meinte aber Brenna die 17 Meilen von Brandenburg bis Greifswalde wären so klein daß wir sehr leicht wenn wir etwas früh ausführen schon den dritten Tag Freitags nach Poseriz kommen könnten wenn wir über Glewizer Fähre gingen zumal. Ist das nun wirklich möglich zu machen so thun wir es gewiß – aber Du siehst mit dem Entgegenkommen wird es eine mißliche Sache. Nur wenn recht gutes Wetter ist und kein nachtheiliger Wind kannst Du Dich ziemlich gewiß darauf verlassen daß wir Freitag Abend über Glewizer Fähr ankommen. Erwarte nur nicht daß ich Dir ein vernünftiges Wort sagen soll ich bin viel zu confus. Desto lieber muß es Dir sein daß die Correspondenz zu Ende geht. Es ist wie mit dem Tode den auch nichts mehr erleichtern muß als wenn man sieht daß es mit dem Leben doch nicht mehr recht gehn will. Ich hätte so gern noch an unsere beide Lotten geschrieben und an große Jette aber es geht alles nicht. Sage ihnen nur sie verlören gar nichts dabei das könntest du ihnen aus Deinem eignen Briefe aufs deutlichste beweisen. Jette glaubt es ohne Beweis die weiß schon wieviel ich werth bin in der Buschelei – – Wenn wir hier ankommen wird die | Buschelei auch groß genug sein aber ich werde viel lustiger dabei sein weil Du eben da bist und wir wollen recht viel Scherz damit treiben und zwischendurch der Verwirrung recht viel liebe zärtliche Augenblike abstehlen – Zum lezten Male schreibe ichs Dir nun daß ich ganz ganz Dein bin. Ernst.
*3218. An Sophie Schlichtkrull. Berlin, Donnerstag, 20. 4. 1809
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20. 4.–21. 4. 1809
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3219. Von Luise von Willich. Poseritz, Freitag, 21. 4. 1809 Poseriz den 21ten Apr. 9 „Vernehm’ ich Dich, so wendet sich, o Theurer, Wie sich die Blume nach der Sonne wendet, Die Seele, von dem Strahle Deiner Worte Getroffen, sich dem süßen Troste nach.“
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Manches theure Wort hast Du mir gesandt lieber Bruder, was wohl seine Krafft an mich bewiesen hat. Recht tröstend ist mir auch der Rath gewesen, mir die Trennung von Jettchen und den Kindern nicht zu gründlich zu denken – Im Grunde ja, ist es keine Trennung, so lange man in einer Welt zusammen lebt. Lieber Schleier ich muß es Dir noch ein mal sagen, was Du freilich ja weißt, wie wir alle Dich mit so herzlicher Liebe als unsern Bruder entgegen sehen. Du kömst nun bald, bald reisest Du dann wieder, und nimst sie mit, Du umfast sie mit Deiner Liebe, und Ehrenfried umfast Euch wieder – schöner konnte es nicht kommen, und nur so konnte es kommen – Er umfast Euch mit seiner Liebe – und auch mich wird seine Liebe vom Himmel herab nicht laßen, nicht wahr Schleier? O mein Bruder mein lieber lieber Ehrenfried!! – Wie einleuchtend ist es mir lieber Schleier wenn Du sagst, daß der lezte Augenblick des Besinens bei einem Hinscheidenden, auch der lezte des Lebens sey – so recht hab ich’s empfunden bei dem Tode unsers Ehrenfrieds – ach immer wieder und wieder ging ich | zu ihm in den lezten Stunden – aber immer fand ich i h n nicht mehr – Warum ich nicht an Dich schrieb lieber Bruder am 2ten Februar? warum ich mit Jettchen nicht redete? – Ach Schleiermacher Sieh, ich bin dann zu Schmerzlich noch bewegt, und das ist Dir nicht lieb, und Euch allen nicht, und ich kanns doch nicht enden. Sagst Du nicht selbst, selbst Du kanst mir nimmer das werden was Ehrenfried mir war – ? Dies Unersetzliche – diese gänzliche Hoffnungslosigkeit, d i e macht den Schmerz so weh, so ewig – War es nicht eine Römerin der die Entscheidung gelaßen ward, ob sie ihren Gatten oder ihren Bruder dem Tode geopfert sehen wollte? – Laßt mir den Bruder sagte sie, einen Bruder kann ich nicht wieder bekommen, weil meine Mutter todt ist. Und hat Jettchen nicht wieder gefunden was sie verlohr? Jettchen konntest Du wieder geben, was sie verlohr – zwar Er sagte „Luise Du sollst nie verlaßen sein“ er wird auch nun noch mich 3219.
Überlieferung: H: BBAW, SN 427, Bl. 45 f.
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Briefe 3219–3227
nicht verlaßen – ach Schleier wie ich mich zu ihm hin sehnen kann, ich kann dies nicht beschreiben – Aber nicht mit Ungeduld, nein lieber Bruder, so nicht, aber Sieh es ist mir oft im Geist, als sei er mir ganz nahe, als sei er noch in unsrer Welt, oft auch wieder ganz anders ich weiß daß er verschwunden ist – und doch fühle ich seine Nähe so innig – besonders wenn ich | draußen bin – lieber Schleier – nenne die wehmütige Sehnsucht die ich dann empfinde nicht Schwäche – das must Du nicht, d i e s e Sehnsucht empfinde ich nur wenn mein Gemüth rein und frey ist – ! D i e s e Sehnsucht führt mich dem ewigen Glük, dem einzigen Ziel entgegen. Es war so stille wie ich anfing zu schreiben – Friedchen hatte ich sein Butterbrodt geholt, Jettchen eingegeben, nun wird es zu laut – die W i r t s c h a f t ist erwacht – ich hätte gerne mehr noch geschrieben – Aber ich will nur aufhören damit Jettchen schreiben kann, beide könen wir nicht gut – Von den Kindern sage ich Dir nichts, Du siehst sie nun bald selbst, und Dein Herz wird sich Freuen. Und – wenn Du nun nicht mehr hir bist mit Jettchen und den Kindern – so werde ich es doch nicht anders wünschen – ich werde nicht wünschen wenn doch Jettchen und die Kinder noch hir wären, Nein Schleier – ziehet hin in Frieden unser aller Gott mit Euch! Wäre nur Schlichtkrull erst ganz beßer – bekämen nur die Kinder nicht das Fieber wieder doch es wird ja alles gut werden. Lieber Bruder!! Luise Warum hast Du nicht einmal an Sophie geschrieben Du hast sie doch gewiß auch lieb, und sie ist sehr gut – und – ich mögte nicht in ihrer Stelle sein
*3220. Von Susanne Stubenrauch. Vor dem 22. 4. 1809
*3221. An Johann Wilhelm Süvern. Berlin, Dienstag, 25. 4. 1809
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21. 4.–29. 4. 1809
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*3222. An Johann Christoph Wedeke. Berlin, Dienstag, 25. 4. 1809
*3223. An Karl August Gottlieb Dreist. Berlin, Mittwoch, 26. 4. 1809
*3224. An Wilhelm von Humboldt. Berlin, Mittwoch, 26. 4. 1809 Teilt mit, was er über Johann Christian Schmidt erfahren hat, und fragt nach Modalitäten für eine Witwenkasse.
*3225. An Luise Reichardt. Berlin, Mittwoch, 26. 4. 1809
*3226. An Henrich Steffens. Berlin, Mittwoch, 26. 4. 1809
3227. Von Heinrich Christoph von Willich. Sagard, Sonnabend, 29. 4. 1809 S. den 29 Apr 09.
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Sieht man doch nach einem erwarteten Freunde fleissig aus, geht ihm wohl gar auf den Weg entgegen – so kanns wohl auch nicht anders seyn, als daß ich den vermuthlich angekommnen Freund von Herzen begrüsse und zum Willkomm die Hand biete. Gedacht haben wir uns hier Deine Ankunft so gut, wie einer es kann, das soll uns keiner streitig machen – 3227.
Überlieferung: H: BBAW, SN 421, Bl. 7 f.
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Briefe 3227–3229
eben dabei ist mir die Lust gewaltig angekommen, selbst zu schauen – aber es konnte und kann nichts daraus werden – Ich könnte wohl, aber mein Leichnam nicht; jenes würde ein Paar Tage, ohne zu fehlen, abwesend seyn können; aber dieser will transportirt seyn und dazu ist kein Rath – Niemand hat weniger Pferde in Akker und Saatzeit, als der immer welche hat – denn man hat sie eigentlich nur dafür – davon haben Herrn Städter so keinen s. v. Verstand – | Dir aber, lieber Schleiermacher, von dem ich manches haben mögte, auch etwas wieder zu geben, will ich Dich hierin nicht gelehrt machen, und dir den Verstand dergestalt mitthun, daß selbst ein Herr von Kathen vor Dir verstummen soll – Ihn und Schlichtkrull zu überzeugen, daß es sehr paßlich, ja offenbar Anweisung auf eine reichlichre Erndte sei, wenn sie sich und ihre Freunde zu verlustigen in der HimmelfartsWoche ihre Pferde fleissig Spazierfarthen machen liessen; hast du nur, wie folgt, zu raisonniren: 1) Sonntag den 30sten Aprill sei die 1 4 t e Wo c h e eingetreten und jeder gute Oeconom müsse eingestehen, daß mit derselben die We n d e Arbeit müsse s c h i e r seyn (die termini technici wird Jettchen als Landeseingeborne erklären) weil 2) der bereitete Akker nothwendig wenigstens 3[,] 4–5 Wochen liegen müsse, um zur Anname der Saatfurche nach aufgeschlagnem Kraut fest genug zu werden – 3) auch sei die 11te Woche hier im Lande die gedeihlichste für die Hafer- und den Anfang der Gersten-Saat – | 4) wenn nun auch die 13te Woche noch zum Poliren verwandt werde, so sei doch die 12te Woche hiedurch offenbar kein gespann Pferde in der Akkerarbeit ohne den grösten Schaden zu gebrauchen – Würde aber nach bekannten diätetischen Regeln völlige Ruhe nach starker Motion allem Fleisch billig höchst undienlich erachtet, würden insonderheit durch jene die Pferde eine Müßigkeit erhalten, die sie für die 11te völlig unbrauchbar machen dürfte, so sei es aus vorangeführten Gründen zur Erreichung einer ergiebigen Erndte höchst rathsam, in der 12ten nur spazieren zu faren – Das Beispiel zu meinen Lehren zu geben melde ich denn hiedurch, daß ich in der Morgen eintretenden 14ten Woche alle Wendearbeit vollenden und 4 Pferde wenigstens in der 13ten der discretion meiner freunde offeriren – so daß ich sie Montag den 8ten Mai recht gerne von Bergen abholen, Mittwoch oder Donnerstag, wenn die Reise nötig befunden wird, nach Wiek – und in derselben Woche, einen tag immer übergeschlagen, nach StubbenKammer fahren lasse – vom 14 an aber Inclusive | ist ohne alles Erbarmen auf keinen einzigen Pferdefuß weiter zu rechnen,
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es müste denn einer von dem Mann mit dem schlimmen Namen oder des Lucifers seyn, zu dessen Zauberkünsten ich unerbittlich sodann alle FahrLustige oder Gemüssigte verweise. Du siehst, lieber Schleiermacher, daß ich im arrangiren wenigstens excellire – denn ich bin fertig damit, ehe ich noch die Hauptpersonen gefragt – Aber herzlich lieb sollte mirs seyn, wenn man sichs dorten so behagen liesse. Dann bedarf es nur der StundenMeldung, wann am 8 Mai und wie viele Pferde in Bergen seyn sollten, wo Ihr durch vorher gegangne Anzeige vieleicht die Ansprache bei meinem Bruder zugleich zum formellen Besuch stempelt; auch muß ich wissen, ob ich Wagen (und zu viel oder wenig Gepäck) oder lose Pferde schikke – Je nachdem Du den Bundestag bestimmst, invitirst Du wohl Kathens, Schlichtkrulls und wen Ihr sonst gerne zugegen habt – Die in meinem Hause nicht Raum finden, logiren in den Pavillons in Sagard – M i r wird auch Mühlenfels von Sisso willkommen seyn, da es der einzige Bruder Jettchens ist, der daran Teil nehmen kann – Auf alle Schwestern können wir uns wohl nicht ausbreiten – Doch wie Ihrs gerne habt! Der grössere Zirkel wird uns die Freude nicht machen und nicht verderben – Deinem und unserem Jettchen Gruß und Kuß voraus – Dann geht alles so in eine Umarmung für dies Mahl C v W.
*3228. An Heinrich Christoph von Willich. Poseritz, Sonntag, 30. 4. 1809
*3229. An Charlotte Cummerow. Poseritz, Montag, 1. 5. 1809
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Briefe 3230–3233
3230. An Joachim Christian Gaß. Poseritz, Montag, 1. 5. 1809 Poseriz d 1t May 09 Hier sind wir lieber Gass aber ganz so schnell als ich gehofft hatte ist es nicht gegangen. Runge hatte uns in Neubrandenburg wirklich Pferde bestellt aber einen sehr faulen Fuhrmann und so kamen wir erst Freitag Abend gegen 6 Uhr nach Greifswalde so daß an kein Ueberfahren mehr zu denken war und auch Sonnabend ging es so langsam an und auf der Glevizer Fähre daß wir erst Nachmittag um drei Uhr hier ankamen. Das Fieber scheint glüklich vorbei zu sein doch bin ich nicht ohne Besorgniß noch eines Rükfalls bei dem kleinen Jungen und das könnte sowol für unsere Reise nach Jasmund als für unsere Rükreise nach Berlin ein fataler Streich werden. Wie es mir hier geht können Sie leicht denken. Die Herz ist Gestern Mittag hergekommen und bleibt bis Morgen Abend hier und dann sind Jette und Nanny und ich mit ihr ein Paar Tage in Götemiz; weiter weiß ich noch nicht wie sich die Freunde in uns theilen werden. Wegen des Hauses bester Gass ist nun meine ganze Hofnung auf Sie gerichtet daß Sie bisweilen darnach sehn werden vorzüglich möchte ich Sie bitten darauf zu | halten daß das Anstreichen der Fenster und Thüren nicht verschoben wird; sie werden doch noch genugsam riechen und abfärben wenn wir zurükkommen. Auch hat Nanny vergessen bei unserm Tischler einen Eßtisch zu bestellen und bittet Sie dieses nachzuholen einen solchen nemlich der sonst gar nicht gesehn wird, vom schlechtesten Holz, an die Wand zu lehnen – ich kann es nicht genauer beschreiben aber Sie werden schon wissen welche Art ich meine und Bedacht nehmen auf unsere tägliche Zahl und darauf daß er für noch ein Paar Personen mehr vergrößert werden kann. Dann wünscht auch unsere Friedrike die Küche geweißt und den Herd nothdürftig ausgebessert zu haben und Madame Thiele hat versichert, dieses ließe die Kirche nicht machen. Vielleicht könen Sie dazu einen Maurer verschaffen der nicht zu sehr prellt; allein lassen Sie doch an diese Arbeit nicht eher gehen als nothwendig ist damit sie so eben vor unserer Ankunft fertig werde weil ich gern Madame Thiele so lange als möglich im ruhigen Besiz der Küche ließe Ich habe Nanny noch einmal gefragt aber sie weiß vor der Hand nichts mehr zu bitten als nur daß Sie den Tischler im Allgemeinen treiben möchten, daß alles fertig | werde namentlich die große Anstalt auf dem Boden. 3230.
Überlieferung: H: Jagiellonische Bibliothek, Krakau
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Friederike Schwarz macht Pfingsten Hochzeit und wahrscheinlich Lotte auch; wenigstens wird Hasselbach erwartet dessen Gesundheit sich doch muß gebessert haben[.] Vielleicht sind wir auf dieser Doppelhochzeit schon als junge Eheleute die Zeit wird rasend schnell vergehn – aber doch brennt mich die Sole unter die Füße wenn ich an alles denke was nun vorgeht und wovon ich erst so spät erfahre und so ganz abgeschnitten bin. Jedem Posttag werde ich mit der größten Sehnsucht entgegensehn. Schreiben Sie mir nur auch hübsch wenn Sie Lust und Zeit haben, und glauben Sie nicht daß in dieser Fülle von Glükseligkeit irgend etwas liebes mir weniger werth wäre als sonst. Die besten Grüße an Wilhelmine Manon und wer Ihnen sonst vorkomt. Sehen Sie Spilleke so sagen Sie ihm daß ich außer mir wäre mein Pathchen nicht noch vor meiner Abreise gesehn zu haben aber die Confusion war zu groß. – Wenn Sie ins Haus gehn so erinnern Sie doch die Thiele daß meine Einführung auch gehörig abgekanzelt wird. Adio mein lieber Freund da Sie soviel für mich zu thun haben so bitte ich Sie nicht erst mich in gutem Andenken zu behalten – vor der Hand soll das wol nicht fehlen Schl.
*3231. Von Charlotte Cummerow. Wohl Stralsund, vor dem 2. 5. 1809
*3232. Von Friederike Israel. Wohl Stralsund, vor dem 2. 5. 1809
*3233. An Charlotte Pistorius. Poseritz oder Götemitz, Dienstag, 2. 5. 1809
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Briefe 3234–3236
*3234. An Heinrich Christoph von Willich. Poseritz oder Götemitz, Dienstag, 2. 5. 1809 Fragt nach dem Einsatz der Fuhrwerke und Mitfahrgelegenheiten und organistaorischen Angelegenheiten, berichtet von Luise von Willichs und Schlichtkrulls Krankheit und Brenna de Lemos Abwesenheit; berichtet ebenfalls von der österreichischen Niederlage; fragt an ob man gemeinsam Kommunion halten kann, teilt einen Rat von Henriette Herz mit und erwähnt einen Brief von Henriette Herz an Heinrich Christoph von Willich; Luise von Willich zweifele, ob sie mit nach Sagard kommen kann.
3235. Von Heinrich Christoph von Willich. Sagard, Mittwoch, 3. 5. 1809
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Es findet sich so eben beim Eingang deines, diesmahl datirten, Billets eine Gelegenheit, es der Hauptsache nach zu beantworten – den 8ten Mai von Morgens 10 Uhr an, da sie dann gerne ein Paar Runden futtern, sind meine Pferde und Wagen zu Silzo gegen Bergen belegen und wir erwarten unsre lieben Freunde, da die Kinder nicht früh oder spat reisen dürfen, zur Kaffee oder Theezeit – der 14te, lieber Bruder, war nur der Pferdenicht der Menschen-ÐStückÑ Termin – eigentlich haben wir das Pfingstfest noch für uns mitgerechnet – und den 17ten oder wie es sich dann fügt und wie du es dorten nun ansezzest zur Feier, die du aber in Absicht der Gäste aber nicht ganz nach Eurer Stimmung einrichtest – daß Louise fiebert, Schlichtkrull kränkelt, Brenna nicht mitist, und also | mehrere ausbleiben, die nicht ausbleiben sollten – geht uns sehr nahe – und daß die Oesterreicher geschlagen sind, thut mir gewaltig weh – die erste Battaille hätten sie gewinnen sollen – Auch wir möchten wohl unser Familienfest dadurch erhöhen, daß wir mit Euch communicirten – Aber es hat seine aber, die ich nicht recht zu lösen weiß – doch davon und was sonst mündlich mehr – Der Herz meinen Dank für ihren Rath, ich müste ihn annehmen – den erwähnten Brief hätte nicht erhalten – sie entschuldigt, daß ich durch dich
3235.
Überlieferung: H: BBAW, SN 421, Bl. 9
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antworte und ist unsrer Freude gewiß, sie hier zu sehen – Sollte Louise nicht hier so gut fiebern können als dorten? – Dein W. S. den 3. Mai. 09.
3236. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Donnerstag, 4.5. bis Freitag, 5.5. 1809 Adresse: A Monsieur / Monsieur Schleiermacher / Ministre de la parole de Dieu / presentement / a` / Ruegen. [Bl. 3v]
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Heute den 4ten May hast Du mein Lieber gewiß an mich gedacht – da es mir immer ein lieber Tag ist – zwar nicht die ganze Zeit meines Hierseins einerley genußvoll – sondern – verschieden. Diesesmahl ist es mir nun wieder ganz eigen groß und unbeschreiblich wichtig – auch waren die Reden besonders ernst und geistvoll; übrigens habe ich in diesen Tagen viel mit dir gelebt in Rükerinerung deines Besuchs 1802 – jeden Tag habe ich mir zurükgerufen; um desto merkwürdiger war es mir – als ich Heute einen Brief von der Aulock erhielt – (ich hatte – Deinen Gruß ausgerichtet und des 17–18 Erwähnung gethan) und darin folgendes las: Gestern war ich unter der schönen Eiche, wo wir einst mit ihrem Bruder waren – dachte da, des 17 oder 18tens freute mich der Nähe dieser Tage – siehe welchen Einklang in gemeinschaftliches denken an dich – du Guter lieber Mensch –! In diesen Tagen erhielt ich auch einen Brief von der treflichen Jette – der mir eine eigne Freude verursacht – worinen sie sich mir so ganz schildert – so natürlich erzählt von ihrem vorgen Leben, daß sie mir wo möglich noch lieber dadurch geworden. O Lieber ich fühle und glaube vest – Ihr werdet ein schönes Leben mit einander leben – und Euch untereinander vollbereiten kräftigen und gründen in dem Herrn. Er gebe nur jedem Gesundheit, um die Deine ist mir für jezt bange – ich darf mich mit dem Gedanken nicht einlaßen – wie! wenn du nur kurz bey Jetten und ihren Kindern sein köntest – ach die Gute freut sich so schön und kräftig auf Eure wirkliche Vereinigung! | Heut am Geburtstag unsers längstentschlafnen Vaters, umgiebt mich ein eignes feyerliches Wehen seines Geistes – jezt ist es 6 uhr schon um 5 3236.
Überlieferung: H: BBAW, SN 375/10, Bl. 2 f.
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Briefe 3236–3242
erwachte ich – freute mich mit einer Wehmuth – daß der Gute für Uns – nicht mehr da ist – mit einer hochherzigen Freude, daß dieser Mann, dieser redliche schon in seiner Zeit, ich möchte wohl sagen einzig hervor tretende Mann, unser Vater war – ach von so Vielen gekant, die auch mir auf meinem Lebenswege begegnen – – manchmahl nur auf Augenblikke, und mit Achtung – auch wohl mit Dank – sich seiner Bekantschaft – seiner Worte die auch sie trafen – erfreuen – Friede sey mit seiner Asche – hohe Seeligkeit – mehr als die Vollendeten – gewöhnlich genießen – sey Heute; sein Lohn, für Alles was Er Uns war – Friede und Gottes Seegen sey mit Euch! würde der Gute segnend Euch zurufen, ach wenn Er lebte – wenn Er auch nicht der Entfernung wegen Euch Persönlich die Hände zusamenlegen könte so würde Er Euch doch im Geist und durch schriftlichen Gruß dem Herrn – dem Gott der Liebe – der ewig reinen Liebe darstellen – der aus millionen – Euch fest umschlungen herausfinden ließ – Euch für das Höhere Beßere, jedes einzelne – ein Bedürfniß wekte | und sich eigen bilden ließ – und nun nach so sonderbaren Führungen Euch zusamen brachte!!! Wie würde der Selge – sich auch über die geschenkten Enkel freuen sie so herzdurchdringend mit seinem großen Auge anblikken, – Gott – ich mahle mir es ganz aus – wenn Er die Kleinen auf seine Arme nehmen könte – – O meine Lieben! an diesem mir so wichtig feyerlichen Tage, rede ich zum erstenmahl mit Euch, da dieser Brief doch so ankomt daß Ihr schon Mann und Weib seid – die Herz, mag Euch diese Zeilen übergeben da ich nicht weiß, wo Ihr eben seid – in welcher FriedensHütte – auf der Insel – denn das sind sie ja wohl Alle und überall habt Ihr den göttlichen Freund in der Mitte – auch wehet Euch der Geist unsers Willichs überall sein Wohlgefallen zu – und ich – O wenn ich Worte hätte – nur Thränen – die bei mir seit Jahren selten sind habe ich während dieses Schreibens – wie werde ich an dem 17 und 18ten bei Euch sein und Euch vest umschlingen, mit meinem liebenden Herzen – ich weiß Ihr fühlt es Beide wie ich Euch liebe – Euch und Eure Kinder – ach könte ich meine Schleiers bald sehn – gute Jette gern wolte ich es ertragen wenn ich auch etwas bei Dir verlöhre in den ersten Tagen – wenn Du aber hinüber bliktest über das abschrekende Außen | und nimst mein warmes Herz an – mit allen seinen Schwächen die ich dir ehrlich gesagt habe – und Schleier oder Ernst wie ich ihn nicht nennen kann – bittet – für die alte Lotte ihr hold zu sein – O so bin ich glüklich in Eurer Liebe und durch Eure Liebe – Gott segne Euch und Eure Kinder. Küßt sie bei Empfang dieses von Eurer Lotte
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Anfang Mai 1809
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Meine gütige Seidliz grüßt Beide recht herzlich – so wie meine Kleinen. Emilie hat Ringe von Corallen für die Kinder gemacht die sie zärtlich liebt.
*3237. Von Leopold von Lützow. Vor dem 5. 5. 1809
*3238. An Christian Gottlieb Konopak. Stralsund oder Götemitz, Freitag, 5. 5. 1809
*3239. An Charlotte Cummerow. Poseritz oder Sissow, Sonntag, 7. 5. 1809
*3240. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Poseritz oder Sissow, Sonntag, 7. 5. 1809
*3241. An Johann Albrecht Friedrich Eichhorn. Poseritz oder Sissow, Sonntag, 7. 5. 1809
*3242. Von Carl von Winterfeld. Vor dem 10. 5. 1809
66–68 Meine … liebt.] am linken Rand von Bl. 2
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Briefe 3243–3252
*3243. An Sophie Schlichtkrull. Sagard, Freitag, 12. 5. 1809 Über sein Verhältnis zu „Friedchen“, Ehrenfried von Willich.
*3244. An Luise von Willich. Sagard, Freitag, 12. 5. 1809
*3245. Von Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 15. 5. 1809
*3246. Von August Christian Wilhelm Grunow. Berlin, vor dem 15. 5. 1809
*3247. Von Carl Schleiermacher. Wohl Schmiedeberg, vor dem 15. 5. 1809
*3248. Von Johann Christoph Wedeke. Vor dem 15. 5. 1809
*3249. Von Henriette von Willich. Vor dem 15. 5. 1809
Mitte Mai 1809
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3250. Von Luise von Willich. Vor dem 15. 5. 1809
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Lieber Schleier herzlich danke ich Euch Alle für Eure Andenken – Dir besonders daß Du am Himmelfahrtstage an mich dachtest! ich bin bei Euch im Geist – jeden Tag! Seid froh und glücklich. Mein Fieber ist weg aber gut zu Muthe ist mir noch nicht indeß habe ich noch 8 Tage vor mir bis Ihr wieder hir seid. Grüße Alle lieber Schleier alle sehr herzlich – oft habe ich mich nach der kleinen süßen schmeichelnden Jette gesehnt sie hat mir so oft ÐdieÑ kleine Hand am Kopf gehalten [und] dem süßen Jungen – Sag Nanny, wenn auch noch so viel Arbeit wäre wenn Ihr zurück kömt, i c h legte keine Hand an darauf könnte sie sich verlaßen – – Grüße Alle Alle Deine Luise Sophie schreibt selbst. Am HimmelfahrtsTage war meine Freundin Lotte Pistorius bei uns.
*3251. Von Unbekannt. Vor dem 15. 5. 1809
3252. Von Friederike. Rügen oder Stralsund, wohl Mitte Mai 1809 Adresse: Herrn Professor Schleiermacher / hierbey eine Schachtel / gem. H.S. in Götemitz [Bl. 4v]
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Sie sind hier mein lieber Freund? So nehmen Sie denn meinen herzlichen Gruß und mit ihm recht viel Glük und Freude Ihres Hier seins an – Sie haben ja eine so schöne Zeit zu erwarten daß keine Hoffnungen nöthig sind zur Befestigung. Lotte hat mir Ihren Brief mitgetheilt – es kam mir ordentlich wie eine Strafe vor daß Sie zu mir gar nicht redeten – ich bin wirklich etwas neidisch zuweilen – aber hier mag ich es verdient haben – 3250.
Überlieferung: H: BBAW, SN 428, Bl. 75
3252.
Überlieferung: H: BBAW, SN 436/5, Bl. 4
7 daß] das
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Briefe 3252–3256
das heist im Außen Leben, aber im – Innern nicht lieber Schleier – da sieht es sehr treu und warm aus. Ich habe beinahe acht Tage auf Sie gehoft und nun war es doch so vergeblich. Kommen Sie doch bald; bringen Sie Jette mit, sie wird Ihnen sagen wie wenig wir uns sehen. Ich wollte Ihnen so gerne einen recht ansprechenden Willkommen sagen mein theurer Freund – und mir deucht es diese Blumen drüken es wohl aus – geben Sie sie an Jettchen – es ist für Beide daß ich meine Liebe aussprechen will. Leben Sie wohl – recht wohl und grüßen Sie alle – aber vor allen Jette und die Herz. Die Ihrige Friederike ÐStÑ Wenn die Blumen welk sind lieber Schleier so glauben Sie ja daß sie recht schön und frisch waren
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3253. Von Sophie Schlichtkrull. Poseritz, Montag, 15. 5. 1809 Adresse: Herrn / Professor / Schleiermacher / Hiebei ein Päckchen / in blau Papir. / in / Sagard [Bl. 10] Poseriz den 15ten Maj
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Das schöne Wetter, und Gesundheit um sich her, läst Ihnen gewiß alles Schöne auf unserm lieben Jasmund, so ganz rein und ungestört geniessen. Hier war es anders lieber Bruder! recht nahe ging es mir daß Ihnen diese Tage so sein musten. oder daß Sie es mir waren, mit der Sorge im Herzen, um meinen Schlichtkrull habe ich viel verlohren – und wir alle dadurch, daß wir keine Hoffnung haben, Sie früher als bei Ihrer Rückkunft zu sehen. und wie werden die wenigen Tage vorüberfliegen – Louise erholt sich sehr langsahm. Wenn Schlichtkrull auch reisen könte. müsten wir doch bei ihr bleiben, und wir haben auch darum eine dringende Einladung zur Wieker Hochzeit abgeschrieben. Über Ihre glücklichen Verhältnisse mit Friedchen freue ich mich sehr. Ich habe grosse Erwartungen, und bin überzeugt ihn schon bei Seiner Rückunft | sehr verändert zu finden, in einem Punkt – die süssen Kinder! auch den theuren Vaternamen, werden Sie bei Ihrer Rückkunft auf der 16 daß] das
19 daß] das
3253. Überlieferung: H: BBAW, SN 378, Bl. 9 f. 11 Wenn] Wen
6 daß] das
7 daß] das
9 daß] das
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Zunge führen. und wie glücklich wird es auch mich machen daß Sie den Vater haben der es Ihnen gewiß in jedem Sinne des Worts ist – Eben war Mühlenfels hir, vileicht komt Er noch zu Ihnen, aber gewiß ist es nicht. Seine Frau ist das Fieber loß aber noch Schwach. Könte Louise fahren, wären wir gewiß Donnerstag in Garz. so muß nun aber ein jeder für sich die guten Wünsche hinüber schicken. Ja wir sind bei Euch lieber Bruder! Liebe Jette! und E h r e n f r i e d auch – Louise und Schlichtkrull grüssen herzlich erstere wollte schreiben, ich glaube aber nicht daß Sie dazu komt, denn das Schreiben wird Ihr etwas schwer. Beikomendes Päckchen an Mariane, zur Garnirung der Tafel. S.
*3254. An Joachim Christian Gaß. Sagard, Dienstag, 16. 5. 1809
*3255. An Philipp Wilhelm Wolf. Sagard, Dienstag, 16. 5. 1809
3256. Von Joachim Christian Gaß. Berlin, Donnerstag, 18. 5. 1809 Berlin, den 18ten Mai. 9.
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Ich schreibe Ihnen vielleicht an Ihrem HochzeitsTage; wir haben dazu auch schon gestern und heute Ihr und Ihrer lieben Henriette Gesundheit mit freudigem Herzen getrunken. Möge der Himmel Ihnen so heitre Tage bereiten, als es die sind, an welchen Ihr eheliches Leben beginnt! Sich ein stilles Glükk im eignen Hause zu bereiten und durch Liebe und Freundschaft verbunden zu bleiben und so das innere Leben unter der Bedrängtheit des äußeren zu retten und zu bilden, das wird wohl alles sein, was uns für die nächsten Zeiten übrig bleibt. Laßen Sie uns so vereint, wie wir es bisher waren, das auch ferner thun. Mit der Welt außer uns will es 18 daß] das 3256.
26 daß] das
Überlieferung: H: BBAW, SN 287/1, Bl. 50 f.
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Brief 3256
nichts werden und es wird uns nichts übrig bleiben, als uns eine eigne in und unter uns selbst zu bilden und eine Freistätte zu behalten für den Gedanken und für das Gefühl. Ihres Hauses nehme ich mich an, so gut ich es vermag. Wollte Gott, ich könnte es so schmükken und anordnen, daß es Ihnen werth sei und Sie mit Vergnügen eintreten könnten! Die Fenster werden hoffentlich jezt fertig sein und bei dem sehr troknen Wetter ist nicht zu besorgen, daß Sie noch viel Farbengeruch und Schmuz finden werden. Wegen des Feuerherdes habe ich mit Mink gesprochen, er wird ihn ausbeßern laßen und es ist auch billig, daß die Kirche dergleichen machen läßt. Der Spiegel ist auch schon beim Tischler und von Ihrem Wirthe habe ich das Versprechen, die Tische und alles übrige bis zu Ihrer Ankunft zu besorgen. Da es mir auch an einem freien Vormittage gefehlt hat, so ist Ihr Sekretair noch nicht hinbesorgt; es geschieht aber gewiß am Tage nach dem Fest und vielleicht werden Ihre übrigen Sachen dann zugleich mit hingeschafft. Auf allen Fälle soll dafür gesorgt werden, daß Sie wenigstens eine leidliche Ordnung finden. Mink sagte noch, die Thiele würde wohl früher, als sie es sonst gewolt wegreisen, denn die Braut | habe versichert, sie könne in Metgers Reise unter den gegenwärtigen Umständen nicht willigen. Und so ists möglich, daß Sie das Haus schon leer finden, oder es doch wenigstens gleich nach Ihrer Ankunft geräumt sehen. Seit Ihrer Abwesenheit, mein theuerster Schleiermacher haben wir eine recht traurige Zeit erlebt und ich mögte fast sagen, daß ich in Berlin noch nie so mißmüthig gewesen bin. Wir haben Sie daher doppelt vermißt und ich bin mir recht einsam und unglükklich vorgekommen. Aber darum habe ich Sie auch deswegen glükklich geschäzt, daß Sie es Sich durch Ihre Reise erspart haben, diese Noth mit uns zu theilen; ja ich könnte sogar aus Liebe für Sie wünschen, daß Sie auf jenem glükklichen Eilande blieben, wäre es nur möglich, daß Sie mit demselben noch etwa 10 Seemeilen von der Küste Deutschlands abrükken könnten und vielleicht gelänge es Ihnen auch, Ihren Freunden eine Stätte zu bereiten und sie zu Sich zu rufen. Da das aber nicht geht, so habe ich ein recht sehnliches Verlangen, daß Sie wieder zu uns kommen. Sie glauben gar nicht, wie wir hin und hergezogen sind von Furcht und Hofnung und durch gute und böse Gerüchte gegangen, bis es endlich Jedem einleuchtend ist, daß auch auf diesem Wege keine Rettung zu hoffen sei. Und so bleibt denn nichts übrig, als das Gemüth ganz davon abzuwenden und ruhig abzuwarten, was die Zeit auch über uns herbeiführen wird. Von uns die wir noch ein Titulair Staat sind, will ich nichts sagen; glauben Sie immer das Schlechteste von dem, was Sie dort hören. Es ist
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unmöglich Ihnen alles zu schreiben. Gestern Abend habe ich gehört, daß Sack, Ribbeck und Hanstein zu Staatsräthen in der Sektion des Cultur ernannt sind; es kömmt aus dem Hause des Präsi|denten Scheve und ich glaube es gerne. Aber Sie sehen aus diesem kleinen Pröbchen, welche schlechte Sachen in Königsberg fabricirt werden und erkennen gewiß, ohne weitre Andeutung, welche Hand in dem Ganzen geschäftig ist und wie auch der Geist deßen, der dort die Leitung des Ganzen anfing immer mehr entweicht. Laßen Sie mich also von dem übrigen schweigen; es ist aber möglich, daß alles schon anders aussieht, wenn Sie zu uns kommen. Wir, d. h. mein Hauswesen und ich sind gesund und so viel ich weiß, auch Ihre übrigen Freunde. Hitzig ist am Montage zurükkgekommen, Reimer aber, auf Steffens Bitte noch in Halle geblieben und wird heute oder morgen hier sein. Die Familie ist nach dem Thiergarten gezogen und wohl bis auf die kleine Marie, die vom Fieber gar nicht frei werden kann. Nannys Brief ist gestern angekommen, da sie mir aber keine Einlage schikken so werden sie heute wohl nicht schreiben wollen. Unsre kleine Cecilie hat die Brutalimpfung glüklich überstanden und befindet sich sehr wohl. Manon beßert sich auch, denn – der Arzt aus Anklam ist gekommen und so macht es nichts aus, daß ÐHeineÑ ganz wegbleibt. Wir erwarten heute, oder morgen Bartholdy, der vor einigen Tagen endlich geschrieben und große Hofnung zu einem Besuche gemacht hat. | Es wäre uns eine große Freude, wenn er käme und nur das könnte sie vermindern, daß Sie nicht daran theilnehmen können. Mit Hasselbach steht es auf jeden Fall mißlich. Er ist zwar auf ein halbes Jahr von Stettin abgereist; aber schwerlich schon zu seiner Hochzeitsfeier, denn er ist mit seinen Lungen so übel daran, daß ihm der Arzt durchaus alles sprechen selbst auf seinem Zimmer verboten hat und unter solchen Umständen ist das Heirathen doch gewiß ein schlechtes Hausmittel zur Herstellung der Gesundheit. Ich denke daher, daß Sie wohl nur zu einer einfachen Hochzeit bei Schwarzens geladen werden. Grüßen Sie aber doch Lotchen von uns. Ich hoffe, daß Sie mir noch ein mahl schreiben und bestimmen werden w e l c h e n Ta g und w e l c h e n We g Sie kommen, damit wir nicht der Freude entbehren, Sie einzuholen und es auch in Ihrem Hause an nichts mangle zu Ihrem Empfange. Leben Sie recht wohl und vergnügt, mein theurer inniggeliebter Freund. Wir grüßen Sie und Ihre liebe Frau, Nanny und die Herz und wer sich dort noch unsrer erinnern mag. Behalten Sie uns lieb und kommen Sie bald zurükk zu Ihrem redlichen Freunde Gaß
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Briefe 3257–3260
3257. Von Wilhelm von Humboldt. Königsberg, Dienstag, 23. 5. 1809 Königsberg, den 23. Mai, 1809. Sie müssen mir verzeihen, wenn ich Ihren Brief vom 26. vorigen Monats spät und kurz beantworte. Zu beidem zwingt mich meine Lage hier, und der Umfang meiner Geschäfte, zu denen ich hier noch mit weniger Hülfe, als in Berlin versehen bin. Mit den Nachrichten über Schmidt bin ich sehr zufrieden. Auf einen so unbestimmten Antrag ließ sich fürs erste nicht mehr erwarten, und die jetzige politische Lage Deutschlands trägt vielleicht auch dazu bei, uns den Mann zu gewinnen. Alles hängt jetzt davon ab, ob und wie man ihn berufen kann! Daran nun arbeite ich mit Nachdruck. Ich bin, wie Sie wissen, immer, obgleich nur bedingt, weil man Halle verloren hat, für die Berliner Universität. Ich habe auch hier nicht eigentlich Widerstand gefunden. Wo findet man jetzt Widerstand? Aber die Universität fordert Mittel, und ohne ÐdasÑ bedeutende und s i c h r e fange ich nichts an, und daran arbeite ich. Darum mußte ich warten, das Terrain erforschen, den Moment wählen. Jetzt ist die Sache in Gang gesetzt, wie ich sicher vertraue, auf eine Weise, die das Gelingen in hohem Grade sichert, allein die Entscheidung ist noch nicht da, ich kann also über den Erfolg nichts sagen, und bitte Sie herzlich, auch das Bisherige als im strengsten Vertrauen eröfnet anzusehen. Der Gedanke wegen der WittwenCasse scheint mir sehr zweckmäßig, und soll gewiß beherzigt werden. Wird dieser Brief Sie noch in Berlin finden? Ich zweifle fast. Empfehlen Sie mich der Herz tausendmal! Mit inniger Freundschaft Ihr H. | 1v
Noch, mein Bester, muß ich Sie um eine Sache bitten. Es sind hier zwei theologische Professuren, neu fundirt, zu besetzen, eine ordentliche für die ich Augusti zu berufen denke, und eine außerordentliche mit 600 r. Gehalt. Erzeigen Sie mir die Freundschaft mir, wenn Sie in Berlin sind, mit umgehender Post, sonst baldmöglichst zu sagen, wen Sie dazu vorschlagen möchten. Wir wissen hier keinen, der uns gefiele oder für diese Besoldung käme. Ich empfehle Ihnen dies recht dringend. Nicolovius und Süvern sind sehr brave Menschen und Ihr Umgang in und außer den Geschäften macht mir sehr viel Freude. 3257. Überlieferung: H: BBAW, SN 307, Bl. 1; D: Br 4, S. 169 Freude.] am linken Rand von Bl. 1
33–35 Nicolovius …
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23. 5.–26. 5. 1809
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*3258. Von Carl Schleiermacher. Wohl Schmiedeberg, vor dem 24. 5. 1809
*3259. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Götemitz, Sonnabend, 26. 5. 1809
3260. Von Christian Gottlieb Konopak. Stralsund, Freitag, 26. 5. 1809 Adresse: Herrn / Doctor Schleiermacher / Bey dem Herrn Prä/positus Schlichtekrull / in Poseritz / auf Rügen, / abzugeben. [Bl. 21v] Stralsund der 26ste May 1809. 5
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Meine ersten Geschäffte, lieber Schleiermacher, sind abgemacht, d.h. ich bin bey Kumroh, bey der Willich und, einer neuen Policeyverfügung zufolge, beym Policeypräsidenten und im Bureau des Platzcommandanten gewesen. Kummroh fand ich nicht zu Hause, sondern mußte aufs Bureau. Die letzte Berliner Post ist gekommen, die vorletzte aber allerdings ausgeblieben, er wußte nicht warum? Auch er sagte, man sage, daß mit Geld abgeschickte Wagen zurückgekehrt seyen; gewiß sey es, daß gestern Geld nach Stettin abgegangen sey. Schill ist, wie ich von einem Bekannten eben höre, welcher heute von Rostock hergekommen ist, (gestern von da abgegangen) nicht in Rostock gewesen, wohl aber dort erwartet worden. Aber in Dömitz ist er gewesen – und hat auch dort eine Besatzung zurück gelassen. Dies ist mir auch durch den Mecklenburgischen Hauptmann – von Kamptz versichert worden, welcher behauptet, daß er diese Richtung, um sich zu retten, mit seinem Corps genommen habe. (Der Altonaische Merkur sagt in einem Blatte, das ich so eben gelesen habe, in einer Nachrichten vom 11ten, Schill | werde bald umzingelt seyn. – Von einer Landung der Engländer bey Hamburg weiß keine Seele etwas. – Ein schwedisches Schiff liegt hier vor Stralsund. Es hat einige schwedische Officiers gebracht, von welchen der eine zu Napoleon will, die andern hier Geschäffte haben. – Von einem Abmarsche der Mecklenburgischen Truppen ist hier alles still und der Hauptmann von Kamptz versicherte nicht zu wissen, warum die auf Rügen zerstreut gewesenen in Bergen 3260.
Überlieferung: H: BBAW, SN 319, Bl. 20 f.
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Briefe 3260–3263
seyen versammelt worden. – Nach dem Altonaischen Merkur hat der Erzherzog Maximilian die Einwohner Wiens den 6ten dieses durch eine Proclamation aufgefordert, die Residenz zu vertheidigen, falls ein feindliches Corps hinein zu dringen versuchen sollte. Auch arbeiten nach eben dieser Zeitung 15000 Mann an Verschanzungen rings um Wien. – Sehen Sie da, lieber Schleiermacher, mehrere Nachrichten! Viel Tröstliches finde ich nicht darin. – Ihren Brief nach Berlin habe ich dem Postcontrolleur selbst eingehändigt | und 9 Ðsch.Ñ dafür bezahlt, ein Ðsch.Ñ also für meine Bemühung profitirt. Sie sollen bald aus Rostock von mir hören. Heute breche ich ab und sage Ihnen herzliches Lebewohl und trage Ihnen viele freundliche Grüße an Ihre beiden Jetten Ihren Ehrenfried, Ihre Nanny, die Herz auf. Haben Sie noch Gelegenheit auch noch Andern lieben Menschen, die ich in Rügen kennen gelernt habe, Grüße zu bestel[llen] so thun Sie es ja! Von Her[zen] der Ihrige CGK.
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3261. Von Sophie Schlichtkrull. Poseritz, um den 26. 5. 1809 Ihre freundlichen Worte! machen mir es noch schwerer die Hoffnung zur Reise nach Götemitz aufzugeben. nicht das Fuhrwerk ist Schuld. Wir würden zu Fusse kommen. aber eine verstärkte Einquartirung. und Verdruß mit officir und bedienten. Weil die Köchin Lezteren, den P f a n k u c h e n gestern abend nicht gut gebacken, machen unsre Gegenwart hir nothwendig – So ist die schöne lange Zeit von 6 Wochen dahin! Wenig Worte redeten Sie zu mir. aber wahrlich genug um Sie mit Inniger Schwesterlicher Liebe zu umfassen – Haben Sie dank für Freude und – Smerz – meine K l e i n e süsse Jette bringe Ihnen meinen abschiedskuß. Sophie! Mein Schlichtkrull grüst Ihnen freundlich. Hivon bitte ich auch an Ihre lieben Schwester! 27 Einwohner] folgt 〈Berlin〉 39 bestel[llen]] Textverlusst durch Siegelabriss 40 Her[zen]] Textverlusst durch Siegelabriss 3261.
Überlieferung: H: BBAW, SN 378, Bl. 8
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26. 5.–4. 6. 1809
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*3262. Von David Stubenrauch. Vor dem 4. 6. 1809
3263. An Charlotte von Kathen. Berlin, Sonntag, 4. 6. 1809 Adresse: An / Frau von Kathen geb. v Mühlenfels zu / Götemitz / auf der Insel Rügen / üb. Stralsund [Bl. 42v] Sonntag d 4t. Jun. Morgens 5
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Endlich liebste Lotte sind wir angekommen – glüklich kann man eigentlich nicht sagen denn schon 500 Schritt vor dem Thore von Prenzlow brachen wir ein Rad es war gegen Mitternacht, wir mußten wieder zurük und kamen erst den andern Morgen um Neun Uhr wieder auf den Weg. Aber noch den selben Abend, fünf Meilen von hier brachen wir eine Axe und mußten rein 24 Stunden länger bleiben bis eine neue fertig war. Im Hause ist mir noch alles in leidlicher Confusion aber ich denke wir kommen bald in Ordnung. Wohl sind wir Alle; auch mein Magenkrampf hat sich in den lezten Tagen sehr bescheiden aufgeführt. Sonst wissen wir noch nichts; denn wir haben noch Niemand gesehen Durch alle Verwirrung und Müdigkeit hindurch bin ich tief durch drungen von dem Glük unseres neuen Lebens und voll guter Zuversicht daß Gott der das Größte gegeben hat auch für das kleinere Rath wissen wird. Sobald wir etwas eingerichtet sind sollst du mehr von uns hören liebste Schwester. Theile indeß nur die Nachricht von unserer Ankunft mit den herzlichsten Grüßen unsern lieben Poserizern mit. Die ganze Reisegesellschaft grüßt ganz Götemiz, Jette und Nanny sind mit Auspaken und Wirthschaften beschäftigt. Die Herz hat den Brief an die Gadebusch nur durch ÐMuhrbekÑ besorgen können weil wir sehr durch Greifswalde eilten; doch das weißt du schon von ihr selbst. Beier hat uns von Greifswalde bis Prenzlow begleitet. Lebe wohl liebste Lotte bis nächstens. Schleier
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Überlieferung: H: BBAW, SN 753/1, Bl. 42
20 Auspaken] korr. aus P
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Briefe 3264–3273
*3264. An die kurmärkische Akzise- und Zolldirektion. Berlin, Mittwoch, 7. 6. 1809 Anzeige seiner Amtsveränderung
3265. An die kurmärkische Akzise- und Zolldirektion. Berlin, Freitag, 9. 6. 1809 Da ich weder Quantität noch Qualität wußte, konnte ich nichts aussagen Schl.
*3266. An die Hauseignerkommission. Berlin, Freitag, 9. 6. 1809
*3267. An die Stadtverwaltungsbehörde. Berlin, Freitag, 9. 6. 1809
*3268. An Carl Schleiermacher. Berlin, Dienstag, 13. 6. 1809
*3269. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, Dienstag, 13. 6. 1809
3265. Überlieferung: D: Eberhard Köstler: Autographen & Bücher, Katalog 135, März 2015, Nr. 92
7. 6.–14. 6. 1809
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3270. Von der kurmärkischen Akzise- und Zolldirektion. Berlin, Dienstag, 13. 6. 1809
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Abschrift. Es ist der Ordnung wegen nothwendig, daß wir von der erfolgten Amtsveränderung von welcher der Herr Prediger D. Schleiermacher Hochwürden unterm 7ten dieses Monats uns Anzeige gemacht hat, durch die demselben vorgesetzte Behörde benachrichtigt werden; wobei zugleich bemerkt seyn muß, bis zu welchem Zeitpuncte den Erben des Antecessoris die AcciseBonification noch gebühret und von welchem an folglich der Herr Impetrant darauf Anspruch hat; welches wir demselben auf gedachtes Anschreiben erwidern, um dieserhalb die erforderlichen Officialien noch zu bewirken. Berlin den 13t Junii 1809. Königliche Erste Kurmärkische Accise u. ZollDirection Wandel. Bayer. Labaye. Brandenburg. An der reformirten Prediger bei der DreyfaltigkeitsKirche Herrn D. Schleiermacher. Hochwürden.
*3271. Von Johann Albrecht Friedrich Eichhorn. Vor dem 14. 6. 1809
*3272. Von Karl Thiel. Vor dem 14. 6. 1809
*3273. An Wilhelm von Humboldt. Berlin, Mittwoch, 14. 6. 1809 Äußert seine Lust, beruflich nach Königsberg zu kommen, macht Vorschläge für die Besetzung von Lehrstühlen an der zu gründenden Universität in Berlin. 3270. Überlieferung: h: Evangelisches Landeskirchliches Archiv Berlin, Bestand 14, Nr. 4011, fol. 83v
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Briefe 3274–3276
*3274. Von Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 15. 6. 1809
*3275. Von David Stubenrauch. Vor dem 15. 6. 1809 Fordert ihn auf, endlich auf die vorangehenden Briefe zu antworten.
3276. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Vor dem 16. 6. 1809 bis um den 20. 6. 1809 In welcher GeduldSchule bin ich jezt meine Lieben – in der grösten Unwisenheit und unbeschreiblicher Sehnsucht, etwas aus Ruegen zu erfahren – diese Gefühle – die mir von dieser Art bisher noch unbekant waren – haben mich so ergriffen – daß ich seit dem 5ten May – an welchen ich Euch das erstemahl zusammen gegrüßt – nichts aufs Papier bringen – konte – Heute sind es 8 Tage daß wir wieder hierher gezogen sind – an vielen schönen Pläzen habe ich Euch mit Euren Kleinen schon her gewünscht – Heute bin ich einmahl in der Stube geblieben – weil meine Gichtschmerzen zu arg sind – doch das ist nichts gegen das nahmenlose Gefühl mit welchem ich dem morgenden Tag entgegen sehe, der mir doch gewiß einen Brief bringen wird. wenn Ihr Beide auch erst in Berlin schreibt – hätte doch Herz und Nany mir was von den schönen Festlichen Tagen auf der Insel schreiben könen – auch der gestrige Tag hat mir nichts gebracht ich will nun gar nicht mehr rechnen auf den oder jenen Posttag denn nun werdet Ihr erst von Berlin aus schreiben – wenn Ihr Euch eingerichtet habt in die neue Wohnung – O Ihr Lieben wie war mir gestern Abend zu Muthe – bei dem göttlichen SonnenUntergang – den wir bei einem schönen Teiche so ganz genoßen wie segnete ich alle meine Lieben im Geist – wie wünschte ich ihnen den Genuß mit mir – doch Dir wirds auf der prächtigen Insel nicht daran fehlen – wie werdet Ihr Euch recht daran lezen – und in Berlin noch davon zehren! – Den 17ten oder 18ten wolten wir in Pangel verbringen, wohin wir schon öfters eingeladen – leider hatte die Aulock Verhinderungen – nun sind wir hier – wer weiß 3276.
Überlieferung: H: BBAW, SN 375/9, Bl. 16 f.
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Mitte Juni 1809
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wie lange es nun aufgeschoben wird – der guten Seidliz war es äußerst unangenehm – doch waren wir 1 Stündchen am 18ten | d 16 Juny
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Gestern erhielt ich endlich Deinen Brief – endlich muß ich wohl sagen denn wie lange mir dis Warten gedeucht! am 26ten May hast Du die lezten Worte geschrieben – aber wahrscheinlich doch nicht bald den Brief auf die Post gegeben – oder politische Verhältniße haben die Reise hierher so lange verzögert – Nun komen ja die Briefe wieder von Berlin – da wird es wieder schnell gehen wenn Du nur oft schreibst – doch wünsche ich zu wißen – ob man etwa die Briefe auf halben Wege frei machen muß – oder auch mehreres drauf sezen muß – als Garz auf der Insel: Ruegen – damit sie schneller ankommen und – ob – Luise Willich in Poseriz bleibt – denn wir werden uns wohl künftig auch schreiben – ob Du meinen Brief vom 5ten May am 18ten durch die Herz erhalten hast oder viel später – dis werde ich wohl in Deinem nächsten hören, worauf ich mich unbeschreiblich freue – ÐindemÑ ich von der Trauung ann nichts ÐnaeheresÑ weiß – ob Willich der diese heilige Handlung verrichtete derselbe der dir nach deiner ersten Predigt auf der Insel, mit einer heiligen Rührung um den Hals fiel – und hat er die Gäste eingeladen? ich hoffe daß dein Liebes Jetchen ich nenne sie jezt dein Weibchen selbst oder doch gewiß Nany mir von ihrem Anzuge schreiben wird ob er schwarz oder weiß war – so auch von der Herz und von Sophie – ob die Pistorius bey der Trauung hat sein können – – Deine Berichte haben mir übrigens viel Freude gemacht ich danke dir herzlich dafür und hoffe auf mehreres – nur eins fehlte mir – die kleine Jette hast Du niemals erwähnt – wie liebe ich Eure Kinder – wie viel und oft denke ich ihrer | Seit Vorgestern bin ich im Besiz Eurer lieben Briefe – ich hatte ein richtiges AhndungsGefühl daß der aus Berlin dem vorigen bald nachfolgen würde – ich erhielt ihn den nächsten Posttag – ich hätte schon gestern meinen Dank und Gefühle so gut es geht niedergeschrieben – wären wir nicht in Hennersdorf bei der Pritviz gewesen – ich nahm Deine Briefe mit – lieber Bruder du weist was sie von jeher auf Dich hält (wenn ihr Euch auch nicht immer in allen Deinen Gefühlen begegnet seid) sie hat sich recht an Deinem Brieflein gelezt – grüst Dich gar herzlich so auch dein liebes Weibchen unbekannter Weise – nach ihren Briefen wünscht sie mir Glük zu solch einer Schwägerin auch meine gute Seidliz trägt mir viel 31 da] folgt 〈〈es〉〉
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Briefe 3276–3278
herzliches an Dich und Deine Jette auf die sie im Geist gar sehr lieb gewonnen und sich auf die Persönliche Bekantschaft gar sehr freut. Die Gute freut sich so recht aus voller Seele daß das Große das herrliche Glük nun endlich auch Dir geworden ist ich selbst kann darüber die wenigsten Worte machen aber meine Freude über die lezten Briefe – und auch den von Jetten hättest Du sehen sollen!!! O Lieber auch ich wünschte gar sehr in Gewißheit über unser erstes Ersehen zu kommen alles und jedes einzeln – und Dich ÐnunÑ ganz besonders in der Würde des HausVaters des glücklichen Gatten! ach wenn nur über dieses Kommen nicht so ein Dunkel verbreitet läge weil ich fürchte es wird wegen Mangel an Geld gar nicht geschehen – woltest Du mit Jetten allein kommen ohne die Kinder – das wäre auch nur halb – bis künftiges Jahr – das däuchtet mir in jeder Hinsicht gar zu lange | Der Konopak ist bey Euch gewesen – den beneide ich auch – doch kannst Du ihn immer von mir grüßen wenn Du an ihn schreibst. Was mir recht von Nöthen tuht – ist eine ordentliche Beschreibung von der Insel Ruegen und den dortigen NaturSchönheiten – in den GeographieBüchern findet man dergleichen nicht – kannst Du mir nicht eine kleine Schrift anzeigen – oder noch beßer – Du selbst machst eine Schilderung von allen den Orten – samt den Menschen – ich scherze nicht – ach – das wäre ja das ÐtreffensteÑ und prächtigste was ich davon lesen könnte – manche neue Personen und Orte kommen in Deinen Briefen vor, die mir ganz neu waren – Wegen dem lesen – bin ich jezt in einer höchst unglüklichen Crise – d.h. der Quelle einer sehr guten Bibliothec so nahe wie möglich – und leider erlauben meine Finanzen nicht – sie ordentlich zu benuzen – ach das fatale Geld – Erxleben der sonst in Herrnhut war ist ganz Kürzlich hierher gekommen – ein Mittarbeiter außer Dober Schneider dieser verleiht um Geld seine auserlesenen treflichen Bücher ich glaubte nicht daß er das hier so wie dort treiben würde – aber im Gegentheil ist große Freude – da die Arbeiter doch eher fürchten müßen daß Lesesüchtige aus den Städten, sich Allerley kommen laßen – – Aber leider hat er das Lesen eines Buches, nach dem Werth was es ihm kostet berechnet – so daß man für ein theures Buch die Woche 3 gr giebt – usw. – Doch was klage ich Dir alles vor bekäme ich meine 10 rthr nach reducirtem Geld – wenn auch nur Münze – so wärs noch erträglich – da ich in 100 andern Dingen jezt entbehren gelernt habe! aber – so bekam ich nur die Hälfte – in g u t e m Geld!
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ich will hier enden. Bitte laße mich b a l d wieder was von Euch hören – und thue alles für Deine Gesundheit – die Dir jezt doppelt ja dreifach heilig sein muß! Ð Ñ der Bertram denn wie tiefe Theilnahme zu dir bezeugt sie bis jezt deinen Predigten Lotte.
*3277. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, Sonnabend, 17. 6. 1809 Schreibt über sein Eheglück und rät ihm zu einer emotionalen „Diät“; drückt seine Zuversicht hinsichtlich der zu eröffnenden Universität in Berlin aus, erkundigt sich für seine Tante Susanna Stubenrauch nach der Erbschaft des Kollegen O’Bern.
3278. An Friedrih Wilhelm III. Berlin, Sonnabend, 17. 6. 1809
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Allerdurchlauchtester Großmächtigster Allergnädigster König und Herr Nachdem ich durch den Superintendent Hofprediger Stosch als reformierter Prediger an der hiesigen Dreifaltigkeits Kirche eingeführt worden habe ich mich bei Ewr Königlichen Majestät erster Churmärkischer Accise und Zoll Direction wegen künftiger Auszahlung der mit dieser Stelle verbundenen Accise Bonification gemeldet, und von derselben die in originali anliegende Resolution erhalten. Ich bitte daher allerunterthänigs die Verfügung zu treffen Daß sowol der Accise und Zoll Direction als auch den andern Behörden aus deren Kassen Theile meines Gehaltes fließen die nöthige Anzeige wie gewöhnlich gemacht werde und verharre in tiefster Devotion Ewr Königlichen Majestät allerunterthänigster Schleiermacher Berlin den 17t. Junius 1809 98 f ich … und] am linken Rand
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Ñ … Predigten] am linken Rand von Bl. 16
3278. Überlieferung: H: Evangelisches Landeskirchliches Archiv Berlin, Bestand 14, Nr. 4011, Bl. 83
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Briefe 3279–3284
*3279. An das reformierte Kirchendirektorium. Berlin, Montag, 19. 6. 1809
*3280. Von der Stadtverwaltungsbehörde. Vor dem 20. 6. 1809
*3281. An David Stubenrauch. Berlin, Dienstag, 20. 6. 1809 Nennt David Stubenrauchs letzten Brief beleidigend.
*3282. Von Carl Schleiermacher. Wohl Schmiedeberg, vor dem 25. 6. 1809
*3283. Von Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 26. 6. 1809
3284. An August Boeckh. Berlin, Dienstag, 27. 6. 1809 Berlin d 27t. Junius 09 Kanonierstraße No 4 Freilich lieber Freund bin ich ein sehr böser Schuldner und bei gar keinem andern wäre auch nur eine Entschuldigung anzubringen als nur bei Ihnen da Sie Selbst über die unthätig machende Kraft der Liebe klagen und dies also auch bei mir müssen gelten lassen. Ihr lezter Brief kam noch dazu so 3284. Überlieferung: H: Universitätsbibliothek Heidelberg, HS 2130; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Boeckh und Bekker, S. 38–41
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kurz vor meiner Abreise der großen Verwandlung entgegen daß an kein Schreiben mehr zu denken war; auch nicht einmal in der lezten Nacht vor der Reise konnte ich dazu kommen. Nun bin ich seit dem 18ten Mai verheirathet und seit Anfang dieses Monates hier. Ich will Ihnen zwar wünschen daß Sie Ihren Ehestand unter besseren Auspicien anfangen mögen als ich – denn abgerechnet die gänzliche ökonomische Gehaltlosigkeit in welche ich meine Frau hineingeführt habe, mit dem Heirathen im reinen Widerspiel mit allen andern Menschen wartend bis ich rein nichts hatte, so habe ich von dem Magenkrampf mit dem ich mich den ganzen Winter quälen mußte einen neuen Anfall in den Ehestand mitgebracht, dann haben die beiden Kinder die die schönste Mitgift meiner Frau sind einen Rükfall vom Fieber bekommen und sie selbst hat sie abgelöst mit den heftigsten Zahnschmerzen. Dies also machen Sie mir nicht nach aber glauben Sie immer auch | daß solche Lumpereien dem Glük eines schönen Lebens keinen Eintrag thun können. Nächst meinem herzlichen Glükwunsch nun zu den doppelten Fesseln der Professur und der Braut lassen Sie mich Ihnen meine Freude bezeugen über Ihre Unthätigkeit deren Sie Sich rühmen wenn anders etwas wahres daran ist. Ruhen Sie Sich wenigstens diesen Sommer gründlich aus denn Sie haben soviel vor sich zum Winter und haben vorher so fürchterlich viel gearbeitet, daß unser einer sich nicht nur schämen muß wie ein Hund, sondern auch im Ernst bange sein um Sie ob Sie es auch ausführen werden. Daß Sie nicht nach Königsberg gegangen sind thut mir zwar leid für die dortigen Leute; aber ich kann es Ihnen nicht verdenken. Mit der Obscurität zwar kommt wol sehr viel auf den guten Willen an aber das Klima und die Entfernung von Deutschland sind Gründe genug. Sie wissen was für ein guter Preuße ich bin; aber ich bin ziemlich entschlossen wenn unser König wie es sehr leicht kommen kann durch sein unthätiges und schwankendes Wesen sich um seine deutschen Provinzen bringt, ihm über die Oder oder gar über die Weichsel nicht nachzuziehen sondern es dann lieber zu suchen wo sich anderwärts auf leidlich deutsche Weise unterkommen läßt. Wäre ich eher zum Schreiben gekommen so hätte | ich Ihnen einige Ausstellungen gemacht über einiges von Ihrem Raisonnement in der Schrift von den Tragikern: ich höre aber – denn selbst gelesen habe ich nicht, wie ich auch was wir handschriftliches von Ihnen hier haben noch nicht kenne – daß Hermann das meiste berührt hat der aber wol auf der anderen Seite mag zu weit gegangen sein. Ihren und meinen platonischen Widersacher Herbart habe ich auf seiner Durchreise gesprochen. Ich habe viel mit ihm verhandelt und mich an der Offenheit und Lebendigkeit des Mannes erfreut aber ergözt hat mich auch wie einseitig er ist und wie
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Briefe 3284–3287
vernagelt nach manchen Seiten hin. Die platonische habe ich nur berührt und gleich gemerkt daß da nichts zu thun war, er war seiner Sache viel zu sicher. So hat mich auch erfreut die Aeusserung daß meine Ethik nach dem was ich ihm davon sagte etwa ein wohl ausgearbeitetes Fünftel der seinigen wird, denn einen so großen Gewinnst noch nach dieser Seite hin zu machen hatte ich kaum mehr gehofft. Am fünften Bande meines Platon wird nun gedrukt; ich fürchte nur man wird ihn leichtsinniger gearbeitet finden als die früheren, was sich zumal nach der langen Pause gar schlecht ausnehmen muß. Aber bedenken Sie lieber Freund daß ich dann nur noch die Republik habe zwischen mir und dem Timäus und Gesezen und daß ich danach schmachte Ihre Belehrungen über diese recht vollständig beisammen zu haben ehe ich daran gehe. Wo ich nicht irre habe ich mich auch noch über manches in Ihrer Kritik meiner Uebersezung zu rechtfertigen aber ich muß es leider wieder | aufschieben denn ich habe die Aktenstükke nicht bei der Hand. Was den Philolaus betrift so werden Sie in diesem Bande meine Behauptung simpliciter wiederholt finden daß ich die Aechtheit der Fragmente nicht anerkennen kann. Es blikt auch wol etwas von meinen Gründen zwischen durch Was sagen Sie nur zu dem schönen Platonisirenden Product unseres Delbrük? ich habe meine große Freude daran gehabt wenn es gleich nicht in die innerste Tiefe der Sache hinabsteigt. Wir sind nun in Gefahr ihn sowol als Heindorf nach Königsberg hin zu verlieren. Doch lassen Sie das unter uns bleiben; es soll glaube ich noch nicht davon gesprochen werden. Ich finde es sehr natürlich daß Heindorf die Schularbeiten satt hat und sich auch nach einem Katheder sehnt; nur fürchte ich auch für seine jezt wieder ziemlich hergestellte Gesundheit von dem dortigen Klima. Für mich wird sein Verlust unersezlich sein. Leben Sie wohl für diesmal und geben Sie die Einlage an den treflichen Daub. Hat Creuzer schon von sich hören lassen wie es ihm in Leiden gefällt? Von meinem neuen Amt lohnt nicht daß ich Ihnen sage wie es mir behagt. Meine Lage wird ganz davon abhängen ob die Universität hier noch zu Stande kommt. Bis jezt ist alles still davon. Ganz der Ihrige Schleiermacher
*3285. An Karl Daub. Berlin, Dienstag, 27. 6. 1809
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*3286. An Christiane Caroline Schleyermacher. Berlin, Dienstag, 27. 6. 1809
3287. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Sonnabend, 1. 7. 1809 Halle den 1sten Jul 9.
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Wäre ich nur meinem ersten Gefühle der Freude über Ihren lieben Brief gefolgt, bester Freund, so hätte ich Ihnen augenbliklich mit umgehender Post schreiben müssen, so entzükt war ich aus jedem Worte Ihres Briefes die Freude ja eine recht ausgelassene hervorleuchten zu sehen. Tausend Seegen über Sie, theuerster Freund und die Ihrigen, und mir das Glück Sie bald in diesem, schönen Leben zu sehen was mir wohl und weh thun würde, aber doch gewis recht wohl. Glauben Sie nur nicht daß ich mir Sie nicht als Gatte und Vater denken könnte, es war mir im Gegentheil immer etwas wunderlich Sie anders zu sehen; Sie kamen mir eher immer als ein Strohwittwer vor, dessen Frau nur verreißt ist. Auch mache ich mir gewis bei der ersten Gelegenheit die Freude Sie in Ihrer neuen Würde zu sehen und Ihre liebe Frau nun einmal ordentlich zu sehen denn da ich sie nur einmal vor mehreren Jahren bei der Herz in einer großen Gesellschaft und mit meinen schlechten Augen gesehen so will das nicht viel sagen. Ich schob es also auf Ihnen zu schreiben weil ich täglich hofte Gelegenheit zu haben Ihnen Auskunft über mancherlei interessantes was in unsrer Nähe vorging zu geben, das Ding wird mir aber | nun doch zu lang und Gott weis wie lange Sie noch warten müssten wenn Sie darauf warten sollten. Die Comödie hat zwar in unserer Nachbarschaft aber nicht bei uns gespielt, vielmehr haben sich die Oestreicher nach allen Gerüchten denn weiter giebt es hier nichts nach Grimma und Wurzen zurükgezogen, seit einigen Tagen hört man durchaus nichts davon. Das ganze Unternehmen, eben wie das Vordringen in Baireuth und nach Nürnberg bleibt räthselhaft. Das Einzige ist gewis, man lobt überall die strenge Mannszucht der Oestreicher und klagt bitter über die Zügellosigkeit der Holländer und Westphalen. Man hält immer den Punkt wo der andere sich befindet für den wichtigeren und so möchte ich denn auch jetzt in Berlin sein, wo ich über manches Aufschluß zu erhalten hoffte, vielleicht aber geht es Ihnen ebenso mit uns und da würden Sie Sich größtentheils täuschen. 3287. Überlieferung: H: BBAW, SN 253, Bl. 47–49; D: Blanc: Briefe an Schleiermacher, S. 26–30 (gekürzt)
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Es ist ein eigen Ding sich von einem Freunde und wenn Sie es auch selbst sind, sich eine Diät für die innren Angelegenheiten des Gemüths verschreiben zu lassen. Man kann sehr wohl das Richtige einsehen und es geht einem doch anders. So ist es mit mir, und ich habe nur Hofnung daß es besser werde wenn ich dem Geiste Zeit lasse sich selbst zu gestalten, wobei ich gern gestehe daß ich meine Kraft und Thätigkeit für etwas | sehr geringes achte. Mir schaudert vor der Leere in die ich versinken müßte wenn ich eigenmächtig ein Gefühl unterdrükken wollte das nun einmal den Ton meines ganzen jetzigen Wesens ausmacht; und sowie ich überzeugt bin daß unsre Schicksale eigentlich nur wir selbst, das treue Abbild unsres Wesens sind, so glaube ich auch daß ich darin nichts übereilen darf sondern dankbar die mir wohlthuende Ruhe genießen muß während welcher mir die endliche Auflösung noch nicht vor die Augen tritt. Nur allmählig kann sich mein Gefühl umgestalten wenn es überall sich je also gestaltet. Freilich befinde ich mich dafür jetzt noch oft zumahl wenn ich sie oft sehe in einer sehr schmerzlichen Spannung aber ihre Gegenwart und Freundschaft ist mir doch zu süß als daß ich wagen sollte da einzugreifen was bei mir wenn es gelänge nur eine widrige Stumpfheit hervorbringen würde. Sie werden mich gewis bemitleiden vielleicht verdammen lieber Freund aber Sie sind auch jetzt zu glücklich um nicht etwas zu strenge zu sein. Sie ahnden wohl daß es nach allem diesen mit den Arbeiten noch nicht viel geworden ist. Daran liegt jedoch gewis nur ein sehr kleiner Theil der Schuld bei mir, denn die aus meiner Lage hervorgehende Unlust zur Arbeit würde ich gewis überwunden haben und werde es auch, aber es haben sich die letzte Zeit | viel Stöhrungen eingefunden, erstlich meine Reise, dann die doppelte PastoratsArbeit, dann die Anfertigung des Catalogus der Bücher meines Collegen woran ich seit 6 Wochen täglich 3 bis 4 Stunden gearbeitet habe und doch heute erst mit Steffens an die LandKarten zu gehen denke, dann die vielen politischen Unruhen die uns wirklich hier manchen Tag geraubt haben endlich die Anwesenheit verschiedener Fremder z.B. Siebekings aus Göttingen, Reimers, und Steffens Bruder mit dem Rittmeister Berger worüber Ihnen Steffens mehr schreiben wird, so bald wir Nachricht von Ihnen erhalten haben was leider noch nicht geschehen ist. Sie sehen an Vorwand fehlt es mir eben nicht, auch nicht an Beschäftigung da ich außer manchen kleinen Geschäften die ich beibehalten mußte täglich 2 Stunden bei Steffens Natur Philosophie und Physiologie höre. Wie es mit dem Augustin werden wird weis ich nicht, wahrscheinlich lese ich ihn allein, Rienäcker hat 47 ich] folgt 〈〈ich〉〉
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mehr Lust sich über Ihre Grundlinien der Kritik zu machen was allerdings höchst nöthig ist und wo wir beide nur wohl kaum hinreichen werden uns durchzuarbeiten. Wundern Sie Sich nicht daß ich von doppelten Pastorats Arbeiten spreche da Sie die Vereinigung schon längst eingerichtet glauben dem ist aber nicht so, noch heut früh glaubte ich die Sache in weitem Felde und nur so eben erfahre ich vom Präfecten daß die Bestätigung unsrer | Vorschläge eingelaufen ist so daß die Sache in einigen Wochen wirklich in Gange sein wird. Gottlob denn ich hatte das incognito predigen und die Quälerei mit einer unbiegsamen Sprache herzlich satt. Nächstens also sollen Sie mehr davon hören. Ich verhehle es nicht daß ich mit einer gewissen Bangigkeit an das Werk gehe indem ich durch Correspondenz und Gespräch verwöhnt und im deutschen Kanzelvortrage noch sehr ungeübt befürchte einige Mühe zu haben den rechten Ton zu treffen. Es freut mich daß Sie mit einiger Zuversicht die Einrichtung der Universität in Berlin zu erwarten scheinen, ich muß Ihnen gestehn mir kamen seit einiger Zeit die Sachen so toll in Preußen vor daß ich glaubte entweder Halle wieder hergestellt zu sehen oder daß überhaupt für Sie wenigstens von einer Universität in Berlin gar nicht die Rede sein könnte je nachdem der endliche Kampf abliefe. Preußens Benehmen ist nächst dem Rußischen wohl das räthselhafteste was es giebt. Gott gebe daß es gut ende. – Ich bedauere Ihrer Tante keine bessre Nachrichten wegen der O’Bernschen Erbschaft geben zu können aber es ist kein Testament vorhanden sondern eine bloße Schenkung an seine letzte Frau, ich habe die Abschrift gesehen worin Ihrer Tante mit keiner Sylbe erwähnt wird, doch spricht die Wittwe häufig von dem Original welches wie sie sagt einige Legate enthielte sobald Sie es bekommen hat will ich Ihnen Nachricht geben ich zweifle aber daß es mehr enthalte | als die gerichtliche Abschrift. Steffens fängt an ernstlich böse auf Sie zu werden und wenn ich nicht zu sehr durch Ihren Brief bestochen wäre so könnte ich ihm wohl nicht Unrecht geben. Rienäcker ist ziemlich wohl seine Frau weniger, sie und alle Patienten der Stadt, ja selbst die gesunden beeifern sich die neuen Bäder hier zu benutzen die wirklich durch Reils unermüdliche Thätigkeit in Aufnahme zu kommen scheinen. Ich kann Ihnen nicht sagen was der Rienäcker für ein herrlicher Mensch ist es ist ein rechtes Glück für mich daß ich ihn habe und ich freue mich auf die nahe Zeit wo ich mit ihm und Dohlhof in so enger Amtsverbindung sein werde. Bald hätte ich vergessen Sie zu fragen ob die Stelle eines Professors anatomiae in Königsberg schon besetzt ist oder nicht, Meckel wünschte es zu wissen, doch dies bei
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der veränderlichen Laune des Mannes ganz unter uns. Ferner sagte mir mein Küster eine Frau bei welcher ein Student Nahmens Leopold gewohnt habe ihr gesagt dieser Student sei ihr 8 r. schuldig geblieben bei seinem Abgange anno 6. Diese Schuld hätten Sie übernommen und dafür die Bücher des Studenten an sich genommen. Was wissen Sie davon? Es ist möglich ja beinahe wahrscheinlich daß Harscher wieder nach Halle komme er hat sich neulich bei mir über den Zustand der hiesigen medizinischen Anstalten erkundigt. Nun leben Sie herzlich wohl theurer Freund, und lassen Sie Ihre Besuche nicht gar zu selten sein. Empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frau und sagen Sie Nanny ich dankte ihr herzlich für ihren freundlichen Gruß. Blanc
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*3288. Von Friedrich Schultz. Vor dem 2. 7. 1809
*3289. An Heinrich Christoph von Willich. Berlin, Donnerstag, 6. 7. 1809
3290. An Luise von Willich. Berlin, Donnerstag, 6. 7. 1809 6 Juli 1809. Ich denke von unserem Leben wie wir es treiben, wie ich die Kinder schlage trage und auf das Bett lege, Ð Ñ Ð Ñ Ð Ñ Ð Ñ ÐfortschreibeÑ und dann ab und zu bei der Arbeit besuche wie große Jette wöchentlich zweimal bei uns zu Mittag ißt und manchmal auch hier schläft. Wie ich Abends vorlese. Ð Ñ Ð Ñ. Noch nicht einmal in Charlottenburg sind wir gewesen, sehr wenig im Thiergarten. Kinder prächtig und werden gut und zärtlich mit mir. Wenn Sie mit uns aus sind, machen sie sich immer sehr niedlich, was mich immer sehr freut. 3290.
Überlieferung: h: BBAW, Archiv, Nachlass Dilthey 116/2
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*3291. An Ludovica Reinhardt. Berlin, Donnerstag, 13. 7. 1809
*3292. Von Johann Friedrich Meckel. Vor dem 16. 7. 1809
3293. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Habendorf, Sonntag, 16. 7. 1809 Hab d 16 July 1809
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Leider habe ich auch den gestrigen Posttag nichts von Euch Ihr Lieben erhalten, bitte laßt mich nicht so lange auf Nachrichten von Eurem leben und treiben warten von dem Gesundheitszustand Eurer Kleinen, um welche mein liebend Herz sehr besorgt ist; Gestern vor 8 Tage hatten wir 2 so kleine Wesen vom Justiciarius hier von 5 und 3 Jahren die mir bald sehr hold wurden besonders Herman der Knabe der älteste – da mahlte ich mir das Ersehn mit den Eurigen sehr lebhaft aus – jenes Mädchen war außerordentlich dik – konte kaum aus den Augen heraus sehen – Jetchen aber gehört zu den zarten organisirten Kleinen miniatur Stüken – – ach daß ich sie und Euch Alle bald sehen und an mein Herz drüken könte – o Gott weiß am besten wie und welcherley meine Sehnsucht ist – und wie ich oft um Kraft und Ausdauer bitten muß dis Entbehren zu ertragen – – Gestern | ist meine Seidliz nach Reinertz abgereist um dort die Bade und molkencur zu gebrauchen weil es mit ihrem Husten und Blut Auswurf imer schlimmer wird – Das Geld hat zwar dazu geborgt werden müßen – aber alles was zu ihrer Wiederherstellung etwas beitragen kann – ist sie ihren Kindern schuldig – ich bin nun ganz allein mit den beiden Kindern, einer Magd und dem Gärtner – und wenn sie die Pferde dort behält ziemlich einsam – – doch hofte ich durch der Baronin Güte mit den Kindern einen Sontag nach Gnadenfrey geholt zu werden – dorthin komme ich diesen Sommer leider jedesmahl in einer wehmütigen Spannung, da die trefliche Comtesse Posadovsky schon so lang an dem häßlichen Fieber leidet welches bei ihrem hohen Alter ihre Kräfte sehr abschwächt – 3293.
Überlieferung: H: BBAW, SN 375/10, Bl. 6
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und leicht zu einer gänzlich Auflösung den Sommer noch komen könte – ach das macht mich sehr trübe – B r u d e r – Du weist von der Zimerman her was so ein Verlust auf mich wirkt – – Die gute Ellert hat auch die völlige Auszährung – ach ich sehe mich schon im Kurzen ganz allein da stehen – wenn vollends die Seidliz auch nicht beßer würde Wie steht nur mit dir? laß bald von dir hören Im May schloß ich bey der Herz einen Brief ein – Heute bei Euch an sie.
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*3294. An Susanne Stubenrauch. Berlin, Montag, 17. 7. 1809 Wohl über die Erbschaftsangelegenheiten des französisch-reformierten Predigers O’Bern aus Halle
3295. Von Wilhelm von Humboldt. Königsberg, Montag, 17. 7. 1809 Königsberg, den 17. Jul. 1809. Ich muß Sie sehr um Entschuldigung bitten, liebster Freund, daß ich Ihren gütigen Brief vom 14. vorigen Monats bis heute unbeantwortet ließ. Allein mein Stillschweigen war nicht ohne Grund. Ihre beinah sich regende Lust nach Königsberg zu kommen, erschrekte mich, und ich eilte also, wenigstens von meinem Theile beizutragen, Ihre Lage in Berlin mehr zu sichern. Wie denn diese ÐirdischenÑ Dinge hier immer etwas langsam gehen, so bin ich erst jetzt damit zu Stande gekommen, und Sie wissen vielleicht schon durch Dohna, daß Ihnen der König, auf den Antrag der Section, 500 r. Wartegeld, bis Sie Gehalt von der Berliner Universität haben können, ertheilt hat. Da ich die CabinetsOrdre, die nun erst Gott weiß! welche Wege macht, noch nicht in Händen habe, bitte ich Sie, noch nicht davon zu reden. Andere 500 r. hoffe ich Ihnen in wenigen Wochen als Mitglied der Wissenschaftlichen Deputation zu schaffen und so ist 26–29 von … würde] am linken Rand, auf den unteren Rand überlaufend hören] am rechten Rand 31 f Im … sie.] am linken Rand von Bl. 6 3295.
Überlieferung: H: BBAW, SN 307, Bl. 3; D: Br 4, S. 170 f.
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denn von mir, was jetzt möglich war geschehen. Mehr verbietet die wirklich traurige Lage. Aber wenn nun noch von irgend einer Lage die Rede ist, so muß die künftige nothwendig besser seyn, und dann können Sie mit Sicherheit auf mich rechnen. Mit der Universität kann es leider so schnell, als ich projectirte, nicht gehen, aber vielleicht gelingt es mir doch, Sie mit etwas Unerwartetem zu überraschen. Schon die Langeweile ist hier in Königsberg zu groß um nicht auf allerlei wundersame Ideen zu kommen, und die Versuche zu wagen, auch sehr schwierig scheinende Dinge durchzusetzen. – Ueber die Vorschläge, die Sie mir machen, bin ich mit Süvern und Nicolovius zu Rathe gegangen. Marheineke ist hieher, Augusti nach Frankfurt berufen. Kommt Einer nicht, so nehme ich zu Schulz meine Zuflucht, fehlen beide, noch zu Plank. S i e müssen nicht von unsrer Seite weichen. Leben Sie recht wohl, und grüßen Sie unsere Freundin tausendmal von mir. Wir sind bestimmt durch den Norden getrennt zu werden. Als ich kam, war sie in die Eiszone gegangen und nun ich. Hier ist es übrigens mit dem Eis auch im Julius keine Redensart. Ich sitze seit drei Tagen auch in der Stube in Rok und Ueberrok. Warum sollte aber auch die Sonne dies Land erwärmen? Das Bescheinen ist schon Güte genug. Herzlich Adieu! H.
3296. An Friedrich Schlegel. Berlin, Dienstag, 18. 7. bis Montag, 24. 2. 1809 B e r l i n , den 18. Julius 09.
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Lieber Freund. Nur weil ich Dir recht ausführlich schreiben wollte, ist es immer nicht geschehen. Ob ich heute zur Ausführlichkeit kommen werde, weiß ich freilich auch noch nicht, aber ich schreibe doch wenigstens und habe, um es gewiß nicht wieder zu unterlassen, einem sehr lieben Freunde das Versprechen gegeben, ihn nicht ohne einen Brief reisen zu lassen. Du wirst an ihm, wenn er Dich, wie ich hoffe, selbst sieht, einen Mann finden, wie jetzt alle sein sollten, ganz der Sache des gemeinen deutschen Vaterlandes ergeben, ohne alle kleinliche Nebenansichten, Absichten oder Rücksichten und Frau und Kinder dahinter lassend, um dem Rufe der Ehre und der Pflicht zu folgen. Er ist übrigens nicht mehr unbekannt bei Euch, und ich wollte nur sagen, daß er mein sehr lieber Freund ist, und 3296.
Überlieferung: D: Schlegel: Briefe an Friedrich Schlegel, S. 23–25
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Dich in Absicht auf alles, was mein Leben betrifft, wenn Du davon wissen willst, an ihn verweisen. Wenn ich es wirklich auf die Ausführlichkeit anlegen will, muß ich ziemlich hoch herauf anfangen, denn ich habe noch über mehrere Deiner Produktionen mit Dir zu reden; nur leider weiß ich Dir nicht anders zu sagen, als daß sie mir sehr mißfallen haben, sowol das Buch über Indien als auch Deine Recension über Fichte und Stolberg, kurz alles, was in dieser Gattung seit Deinem Uebertritt zum Katholizismus von Dir ausgegangen ist. Das Buch über Indien hat mich philosophisch gar nicht befriediget und ich glaubte nach Deinem langen und ernsten Studium etwas gründlicheres und belehrenderes von Dir erwarten zu können. Die tieferen Winke, die sich hier und da zerstreut finden, sind doch so, wie man sie auch a priori hätte geben können. Daß Du mich besonders auf die philosophischen Capitel verwiesen, hast Du wol auch mehr gethan, um mir den Stoff zur Verwunderung nicht vorzuenthalten, als daß Du hättest glauben können, sie würden mir einleuchten. In Deiner Recension über den Fichte habe ich Deine große kritische Virtuosität nicht wieder erkannt. Eine Dir sonst unnatürliche Milde und Breite löset das Salz der Kritik ziemlich unschmackhaft auf, und Deine Recension über Stolberg habe ich verabscheut wegen eines treulosen jesuitischen Verfahrens gegen den Protestantismus, welches freilich nur diejenigen finden können, die so gründlich lesen wie ich. Ich finde übrigens dies alles nicht überraschend oder wunderbar, sondern mit Deinem Katholizismus ganz natürlich zusammenhängend, aber weil dieser selbst uns so ziemlich schroff und unvorbereitet ist vom Himmel gefallen gekommen, so wünschte ich nichts sehnlicher, als daß Du uns andern die Brükken bautest von Deinen ehemaligen Ansichten zu den gegenwärtigen, sei es nun, wie Du erst versprachst, indem Du uns Deine Philosophie und Theologie systematisch vorlegst, oder wie Du hernach zu wollen schienst, indem Du dich selbst historisch darstellst. Eigentlich hätte ich wol gar nicht nöthig, Dir das alles zu sagen, weil Du es ja wissen mußt auch ungesagt, wie mir aus meinem Standpunkte Deine jetzigen Bestrebungen auf diesem Felde erscheinen müssen. Vielleicht aber weiß Du nicht eben so ganz, welch große und innige Freude ich an Deinen Gedichten gehabt habe, nicht nur etwa an den älteren, die ich mit neuer Lust und Liebe wieder gelesen, sondern auch an den neueren ganz vorzüglich, die den tiefsten deutschen Sinn so athmen, wie wenig anderes. Hier finde ich Dich auch fortgeschritten in der Kunst, Du bewegst Dich weit leichter in den poetischen Formen als sonst, und Ton und Gedanken sind fast überall zu einem so reinen und durchsich-
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tigen Ganzen verschmolzen, daß ich Dich neben der Freude und Liebe auch gar viel bewundert habe. So daß ich Dir, um dieser Lieder willen, auch gern verzeihe, daß Du jede Spur von mir aus Deinen Gedichten vertilgt hast, das Sonnet über die Reden gestrichen und die Verse im Musageten gelöscht. Du weißt, ich kann mich nur darüber freuen, wenn jemand mir seine Ueberzeugung ausspricht, also auch Du Deine so; und ich sehe wol ein, daß Dir in meinen Reden die Religion fast ganz muß verschwunden sein und nur die Irreligion herausgetreten. Nur thut es mir leid, daß Du damit zugleich ein Stück Deiner eigenen Lebensgeschichte aus Deinen Werken gestrichen hast. Wie wir nun auch auf dieser Seite immer mehr voneinander abweichen – ich kann Dich nur in der größten Kürze auf die Zugabe in der 2. Auflage der Reden verweisen – und wie es immerfort mein ganzes Bestreben sein wird, die Christlichkeit und die historische Gültigkeit des Protestantismus in Wort und Werk auf das lauteste zu verkündigen, so werden wir doch immer Eins sein in deutschem Sinn und in der Liebe zu allem, was deutsch ist. Ich freue mich daher auch gar sehr über die Lebensbahn, die Du eingeschlagen hast. Da, wo Du stehst, wird wahrhaft für die deutsche Sache gefochten, wo ich stehe, wird sie vernachläßigt und verrathen, aber freilich auch nur von der Regierung, oder auch nicht von der eigentlich, sondern nur von der Person des Königs. Wenn diese nicht so schwer auf uns drückte, so würdet auch ihr dort weiter gekommen sein als wieder jezt. Fahrt Ihr indeß nur fort so herrlich und tapfer siegen oder sterben zu wollen und nicht den Frieden zu suchen, so gebe ich die Hofnung zur Befreiung nicht auf, und auch von hier aus werden so viel Kräfte für die gemeine Sache in Thätigkeit gesezt werden, als nur ohne die Regierung möglich ist. In eben dieser Angelegenheit reiset mein Freund v. Roeder, dem ich nochmals wünschen will, daß er Dich kennen lerne. Grüße mir Dorotheen herzlich und schreibe mir bald, wenn Dir so ums Herz ist. Ich wünschte nur jezt, Du könntest auch das Hauptquartier verlassen und dem Kienmayerschen Corps folgen, um die andern Deutschen recht lebendig aufzuregen, für die Du doch eigentlich mehr gemacht bist als für die Oestreicher unmittelbar. Errvso, das ist doch jezt der beste Gruß. Ganz der Deine Schleiermacher. Den 24ten. Roeder ist leider gereist ohne den Brief. Ein Anderer von unsern Braven, nur weniger bekannt, nimmt ihn nun mit. Aber wie viel 74 wieder] wider
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Hofnungen sind, seit ich ihn schrieb, verschwunden durch Euren schrecklichen Waffenstillstand! Oestreich hätte doch sein Tilsit nur in Siebenbürgen finden sollen.
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*3297. Von Braun. Vor dem 19. 7. 1809
*3298. Von Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 19. 7. 1809
3299. Von Heinrich Christoph von Willich. Sagard, Donnerstag, 20. 7. 1809 S. den 20. Jul. 09 Es ist mir schon einige Mahl so gewesen, lieber Schleiermacher, als ob ich dir den Ru(h)m ablaufen wollte im Schreiben, denn es ist eine ganz eigne Sache mit dem plötzlichen Wandel der Gegenwart und Abwesenheit – so was abgebrochnes etwa als wenn man auf der Kanzel Gedanken verschlukt, die man, nicht von sich gegeben zu haben, nachher schmerzlich bereuet – aber es ward, eben weil wir noch immer so in Gedanken mit euch fortlebten und von euch fortsprachen; immer noch nichts daraus – Da nun aber etwas andres drohte, dazwischen zu kommen, fiel dein Brief darein und alles ist in seinem Gleise. Eure plözliche Abreise von Poseriz war mir lieb, weil ich nicht hinkommen konnte; that mir leid, weil ich Euch ruhige Ausführung Eures Plans gönnte, hat mich aber doch nicht besorgt gemacht – sie werden schon durchkommen, dachte ich und so waren denn auch die andern um mich her, Mariane höchstens ausgenommen, ziemlich ruhig – doch erstaunte uns nicht wenig die erste Nachricht – mit den Voraussezzungen des ruhigen Gleichmuths ist es wie mit den Documenten ohne Siegel – nun ist’s alles so weit gut – Solch ein Siegel, mein lieber Scheiermacher, möchte ich dir von Herzen auch nachgrade 3299.
Überlieferung: H: BBAW, SN 421, Bl. 10 f.
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gönnen, ich meine in Absicht der Oeconomie – Ich kann freilich in der Ferne und bei meiner Beschränktheit nichts als meine guten Wünsche dazu beitragen, und mich selbst durch die Hofnung beruhigen, Ihr werdet ja durchkommen. Jettchen hat freilich, das muß sie mir nicht übel deuten, ein wenig jugendlich tief eingerissen – durch die nötig scheinende Einrichtung eigentlich sich ausgerichtet, so daß sie nun in etwa 3 Jahren keine Zinsen ziehen kann – das hätte sie sollen bleiben lassen. Doch ich will Straf- Mahn- und Lehr-amt dir überlassen – du wirst dir den Hausvater nicht nehmen lassen – es ist zwar nur das zeitliche, aber harmonique – Grosse Freude macht mir Euer Beisammensein, wie’s nun ist und der Anteil, den die Kindlein, daran haben – die Liebe ist das vollkommenste, die der Kinder das reinste herrlichste Band – Wie wird es Euch und ihnen so wohlthun! | Von der Politik schweige ich – wie sie izt steht, bedrükt sie jedes rechtliche Herz – und wird es nicht vieleicht bald ganz zerrissen werden? wird nicht etwa jezt schon der vernichtende Schlag geschehen seyn? Wohl sind wir hier im Überwind als Individuen, aber als Glieder der Kette, als Teile des Allgemeinen, als gute Kosmopoliten – ergreift uns doch Schauder und Wehmuth – man kann doch nicht sich freun und frölich seyn – und ich begreife nur nicht, wie ihr dorten habt tanzen können – Wir haben keine Sitzillianer und keine Holländer noch Holsteiner, ja seitdem die lezten Gut und Blut für uns w a g e n w o l l e n d e n Meklenburger davon gegangen, keine andre Militairs hier auf Jasmund gesehen, als die Compagnie, bei der mein Teodor izt zum Fähnrich avancirt ist. Vor einigen Wochen, da ÐPastor FrankÑ grade bei mir war, der nichts von diesem Commando wuste, wurde er in allem Ernst erschrekt, wie er aus der Wohnstube die ganze Compagnie auf meinem Hof einrükken sah – wir machen von Arcona aus Seelustfarthen mit einem dänischen Kaper, berichten täglich per Estafette nach Stralsund daß nichts zu berichten ist und erwarten izt in allem Ernst die Schweden, wärend wir fortfaren zu demoliren und zu contribuiren. Mein Korn, das fast keinen Preis hat, streue ich alles zum Fenster hinaus und die häufigen Regengüsse verbreiten das Fieber nun auch bis auf das neue Getreide, das sonst im Ganzen nicht schlecht stand – Wie hat uns das schöne Wetter seit Eurer Abreise verlassen! in Wolle gekleidet friert man dennoch seit länger als 2–3 Wochen – Indes haben wir doch, so recht en famille, eine herrliche Farth gemacht. – Klein und groß auf einen Wagen gepakt, die südöstliche Gegend Jasmunds befaren, mein Dubniz und | von da 1/5 des Uferkreises besucht, das wir nie gesehen hatten – Es war ein schöner Tag und wir wünschten Euch zurük zum Mitgenuß. – So haben wir auch einen voll-
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ständigen Besuch in Wiek gemacht, und von dort aus in voriger Woche die Erwiederung von 11 Personen erhalten – da aber war es solch Wetter, daß wir nicht nach Stubbenkammer kommen konnten – Mehrere Schwache waren auch unter uns; an Hasselbach insonderheit verzweifle ich, daß er je ein rüstiger Mann wird und sorge, daß seine Charlotte mit all ihrer resignation nicht zureicht. Ich selbst kämpfe fortwärend mit meinem Kopfschmerz und war Sonntag vor 8 Tagen in der Kirche, durch das Gedröhne im Kopf von dem Singen des Ehre sei Gott pp, beinahe von Sinnen gebracht – muste mein einstudirtes Thema aufgeben, fieng an aus Noth zu paraphrasiren, fand mich glüklich wieder und ward für den Tag geheilt. Nun bin ich durch Blutigel auf dem Wege der Besserung seit 8 Tagen so fortgerükt, daß der Plan zur schwedischen Reise, durch ÐmeineÑ schneller gegangnen Briefe von meiner Tochter beflügelt, beinahe gereift und nur noch von kleinen Umständen abhängig ist. Das Reisen kostet zwar Geld; indes wollte ich eben Geld dadurch gewinnen; so paßt Mittel und Zweck – und meine Tochter stärken gegen das Heimweh. Alle übrige hier sind ganz wohl, auch Louise bei uns, von Fieber frei seit nun 4 Wochen, dennoch bei der Buttergrüzze – Auch gar nichts verändertes; die Wochenrechnung abgelaufen, ein Hauptkampf aber in der Oekonomie siegreich beendigt, eine Weideteilung und Zusammenschiebung meiner zerstreuten Akkerstükke ganz nach meinen Wünschen, die nach einigen Jahren Verlustes desto reichlicheren Gewinn verspricht – Doch mit deinem Häuflein können wir uns nun recht lebendig in eurem Esse vorstellen – nach der Schilderung die du uns davon aufstellst – Mich zieht besonders die glükliche Gegenwart und Zukunft der Kinder an, denen Du völliger Vater seyn wirst, als ich meinen eignen. Es ist unmöglich daß ich sie selbst nie | unterrichte, wie ich wollte und müste – dem anhaltenden stehn meine Verhältnisse, dem vollständigen mein Geschick im Wege – Ich danke Dir daher recht herzlich, daß Du die Sorge mit mir teilen willst – Du kennst meine Lage und unser ganzes hineingreifende personale und wirst über kurz oder lang ein Subject finden, das sich da hinein past. Ich könnte ja leicht und schnell einen Lohnknecht, vieleicht schön wohlfeil und bequem haben. Aber was wäre dann das Anders, als Verrath meiner Kleinen? Laß ihn immerhin an Geist und Gelehrsamkeit über mich hervorragen, ich kann darin keinen Wettkampf bestehen wollen, nur daß er am Herzen nicht unter mir stehe – bei dem Theodor besonders entwikkelt sich ganz frei ein höchst rechtlicher und, mehr als das, ein zart edler Sinn – wie ungerne wollte ich den im Schulstaube verkrüppelt sehen! Ach hilf mir, lieber Schleier! Alles andre ist Nebensache – Kann vieleicht der Krieg irgendwo einen wakkern jungen Mann verdrängen, gut leben ist mit und
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bei mir, biete alle deine Freunde in deinem ganzen Weltkreis auf, einen für meine Wünsche glüklichen Zufall wahrzunehmen – und gieb ihnen Vollmacht, wie ich sie dir gebe, ihre Zuversicht zu dem Christentum alle Bedingungen nach Willkühr abschliessen zu lassen. Sollte der Weile mir hier von ferne her etwas sich ergeben, so melde dirs augenbliklich. – Sollte Euch auch die verheerende Kriegsflamme näher kommen, sollten Einzelne oder Familien sich in den Schoos der Ruhe auf kürzere oder längre Zeit flüchten wollen; eine Zeile von Dir, daß ihre Aufname meinen kleinen Kreis hier nicht verdirbt: und ich garantire ihnen ein leidliches Asyl – Künftig Jahr denke ich auch meine Badeanstalt wieder ÐaufzustuppenÑ und werde sie dann Dir recommandiren – Hast Du nun satt, lieber Schleier? wenn es mir wieder ankommt, schreibe ich wieder, und so du mir – mein Brief kann aber alt werden, ich schikke ihn nach Poseriz – er kann sich mit andern zusammen thun und so müßt Ihrs hübsch auch machen zur Ersparung des Postgeldes – Götemiz Garz, Poseriz, Sagard sind einander zu einem Couvert, und Ihr mit der Herz, ÐwahrÑ genug dazu – Lezterer wie Deinem Jettchen, Nanny und den Kleinchen meinen und unser aller herzlichen Gruß – dem Magenkrampf, Fieber und Zahnschmerz ein aÍpage! CvW.
*3300. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 22. 7. 1809
*3301. Von Nikolaus Harscher. Vor dem 24. 7. 1809
*3302. Von Karl Freiherr vom Stein zum Altenstein. Vor dem 30. 7. 1809
*3303. Von Karl August Gottlieb Dreist. Vor dem 30. 7. 1809
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Briefe 3304–3308
*3304. An Wilhelm von Humboldt. Berlin, Dienstag, 1. 8. 1809
*3305. An Friedrich Schultz. Berlin, Dienstag, 1. 8. 1809
*3306. Von Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 2. 8. 1809
*3307. Von Charlotte von Kathen. Wohl Götemitz, vor dem 3. 8. 1809 Blickt optimistisch in die politische Zukunft, bemerkt den sehr offnen Freundesumgang Schleiermachers.
3308. An Charlotte von Kathen. Berlin, Donnerstag, 3. 8. 1809 B. d 3t Aug 09 Vor dem schönen Reichthum des neuen Lebens kommen wir doch auch gar zu wenig zum Schreiben Jette und ich. Viel sind wir zusammen und jedes hat seine eigenen reichlichen Geschäfte, ich mein Amt mit mancherlei unangenehmen Kleinigkeiten die mir neu sind, und einen Band Plato an dem gedrukt wird, und Jette noch immer Einrichtungen im Hause. Dabei streben wir den Sommer soviel möglich zu genießen wenigstens im Thiergarten. Gestern sind wir zum ersten Male mit den Kindern einen ganzen Tag auf dem Lande gewesen und haben uns recht ausgelebt. Nur Schade daß so etwas zu kostbar ist an Zeit und Geld um es öfter zu thun. 3308. Überlieferung: H: BBAW, SN 753/1, Bl. 43 f.; D1: Br 2, S. 254–256 (gekürzt); D2: Meisner: Schleiermacher als Mensch, Bd. 2, S. 119 f. (gekürzt)
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Heute ist von früh an die ganze Stadt voll Spectakel der mannigfaltigsten Art, an denen wir aber aus derselben Ursache gar keinen Theil nehmen; es ist nemlich des Königs Geburtstag. Du liebe Schwester hast das Herz voll froher Hofnung für das Schiksal der Welt; mir ist sie für die nächste Zukunft ziemlich ausgegangen, und der Gedanke kommt mir oft genug daß vielleicht die heutige Feier die lezte der Art bei uns sein mag. Wenn das nicht ist und es hierin besser geht als ich hoffe: so | wird auch meine äußere Lage bald auf eine angenehme Art in Ordnung kommen Unsere liebe Herz wird dir aus Prenzlau schreiben daß sie einen Vorschlag für Dich hat an Calows Stelle. Ich habe den jungen Mann einige Male gesehn und mich früher hin in einer andern Beziehung nach ihm erkundigt. Ich hätte ihm nicht zugetraut daß er nach Rügen hätte gehn wollen da ihm aber Jette eine so treue Schilderung gemacht und grade alles herausgehoben hat was ihn abschrekken könnte und er es doch wünscht: so hoffe ich es wird recht gut gehn wenn Du den Mangel der Musik verschmerzen kannst. Auch würdest du für Deine Person etwas mehr an ihm haben als an Calow da es ein sehr gebildeter junger Mann ist. Nur freilich die Tollheit die du entbehrst wird wol nicht von ihm ausgehn – aber das dürfte ja auch so kaum sein wenn er auch die größten Anlagen dazu hätte. Daß unsere liebe Herz auf einige Wochen nach Prenzlau ist erfährst Du gewiß mit diesem Briefe zugleich auch von ihr selbst. Sie fehlt uns viel auf alle Weise, und die Vorlesungen die ich den Damen hielt sind nun auch unterbrochen. Was Du mir schreibst liebste Schwester wegen meiner wie Du glaubst allzu großen Allgemeinheit in freundschaftlicher Mittheilung, das hast Du vermuthe ich ganz vorzüglich in Beziehung auf sie geschrieben. Du irrst Dich aber in der Sache selbst, und ich dächte Du hättest | darüber aus den Monologen selbst schon sicher sein können. Ich fühle es grade so wie du daß jedes freundschaftliche Verhältniß in seiner ganzen Vollkommenheit nur ein streng persönliches sein kann; und wenn es gleich eine herrliche Sache ist die Freunde zusammenzubringen so hat das doch seine natürlichen Grenzen. Und diese werden wir glaube ich in dem gegenwärtigen Fall auch ganz auf dieselbe Art fühlen; denn ich weiß ja recht gut wie weit Du mit der Herz zusammengekommen bist und wie weit nicht, und ich glaube nicht daß ich in Mittheilungen an sie irgend etwas thun könnte was dir nicht ganz recht wäre. Glaubst du aber auch daß du mir manches sagen könntest wovon du nicht wünschtest daß ich es meiner Frau mittheilte so mußt du mich darüber erst näher unterrichten. Nicht als ob ich mir das nicht auch 43 Du] korr. aus wir
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als möglich denken könnte aber ich selbst würde nicht leicht den richtgen Takt dafür haben wenn du mich nicht bestimmt darauf führst. Auch würde es mir sehr leid thun liebste Schwester und ich würde nicht ablassen immer wieder Versuche zu machen sie Dir so nahe zu bringen daß Du nicht möchtest ich hielte irgend etwas vor ihr zurük: aber doch würde ich Deinen Wunsch erfüllen und es ganz allein sein zu dem du sprichst so lange Du es wolltest[.] Denn Dein unbegrenztes Vertrauen ist mir viel zu werth und auch ganz von mir abgesehn weiß ich wie wohlthätig es dir sein muß, und wie das gar nicht in Vergleich gesezt werden kann Ja liebste Lotte laß es nur immer ganz unbesorgt und ungestört walten dies schöne Vertrauen | und wisse auch recht was für ein lieber Schaz es mir ist. Eben hat mich im Schreiben unterbrochen ein junger Mann den ich noch von Halle her kenne, zwar nicht genau aber doch genug um ihn dir empfehlen zu können neben jenem den dir Jette vorschlägt. Er sagt mir nemlich daß er seine Hauslehrerstelle verlassen will und eine andere wünscht; und er hat den Vorzug sehr musikalisch zu sein. Viel Uebung im Unterricht geben hat er und weiß alles nöthige und ich glaube auch daß es mit ihm und Kathen recht gut gehen würde wenn Kathen ein klein wenig aber wirklich nur sehr wenig geziertes Wesen was er an sich hat nicht gar zu sehr zuwider ist. Die Gadebusch würde auch sehr gut mit ihm fertig werden Bei uns geht es mit der Gesundheit recht gut die Kinder haben kein Fieber wieder gehabt und werden recht tüchtig so daß wir auch die große Behutsamkeit nicht mehr nöthig halten. Jette ist nun auch ganz vollkommen erholt und völlig so frisch als sie war. Meine Gesundheit ist freilich noch nicht fest und ich habe noch neuerlich viel Schmerzen ausgestanden aber die Hauptsache scheint doch gehoben zu sein und ich habe ein recht kräftiges Lebensgefühl. Möchtest Du uns nur bald eben so gute Nachrichten von Dir und den Deinigen geben können. Grüße in Deinem Hause recht herzlich und so auch was du sonst von unsern Lieben siehst[.] Jette und Nanny grüßen Dich aufs schwesterlichste. Dein treuer Bruder Schleier
*3309. An Henriette Herz. Berlin, Sonntag, 6. 8. 1809
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3310. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Reinerz, Sonntag, 6.8. und Habendorf, Donnerstag, 24. 8. 1809 Reinerz d 6t August 1809
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Es ist wirklich ganz unverzeihlich daß Du lieber Bruder mich meines dringenden Bittens ungeachtet mit deinem Schweigen so quälst: da du doch aus vielfältigen Erfahrungen schon weist wie sehr das mein ganzes Wesen angreift – erlaubten es deine Geschäfte nicht – oder bist du selbst zu kränklich – welches Gott verhüte – so sind doch noch 3 Frauen die an mich schreiben könen – vergebens habe ich jezt von einem Posttag zum andern gewartet – auch meine Theilnehmende Freunde sind sehr verwundert über dich – die trefliche Bertram zürnt auch – denn mein Bester wenn Ihr Alle Euch glüklich fühlet – und vor Wonne gleichsam schwebet so ist es doppelt grausam – die arme verlaßene Lotte kein Wörtchen davon wißen zu laßen, die sich im stillen grämt und kümert über Euer und der Kinder Wohl – die sich sehnt nach den Lieben die ihr liebend Herz so zärtlich und inig umschließt – o Gott! nein ich warte keinen Posttag mehr – sei auch ein Brief unterwegens – so ist es gut wenn Du das alles liest – wie auch dazu daß mein Herz auf so vielfache Art verwundet ist. – So viel Opfer die mein FreundschaftsGefühl diesen Somer gebracht hat – die trefliche Bertram imer in der Nähe zu wißen – und so selten und wie kurz und unterbrochen sie nur sprechen zu können – eine andre mir sehr schäzbahre | Freundin auch öfters in Gnadenfrey zu wißen, und sie nie ein Stündchen haben zu können – weil ich die Sontage die wir im Sommer da zubringen doch sehr außer dem Gottesdienst, nur da leben und sein kann wo die Seidliz mit ihren Kindern gefüttert wird; daß ich wegen der Comtesse Posadowsky eine ganze Zeit mit schwerem Herzen nach Gnadenfrey fuhr weil sie an einem bösen Fieber – und dann an der Schwäche so litt, daß Viele glaubten, sie würde dann in der Hitze sich ganz abschwächen – doch Gott stärkte sie ich habe ihr mein zärtliches dankerfültes Herz in einem Briefe ergoßen, denn ich war zu weich drüber zu sprechen – aber ach eine Andre die gern gelebt hätte, und auch noch viel hätte nüzen können – und die ich sehr geliebt – ist dieses Jahr imer kränklicher geworden, bis durch eine schnelle Auszehrung sie vollendet wurde – meine gute Ellert du erinnerst dich ihrer gewiß – und die Nany noch mehr, sie feierte eben ihren Geburtstag – als diese mit der Fritze die ihre intime Freundin war – bei mir war – und mich nach Schmiedeberg abholte –! ich 3310.
Überlieferung: H: BBAW, SN 375/10, Bl. 9 f.
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hatte mich zwar mit diesem Gedanken längst bekant gemacht – aber ihr Hinscheiden in Reinerz zu erfahren – sie nicht mehr zu sehen – ihrem Begräbniß nicht beiwohnen zu könen – welches bei Uns doch bei allem Schmerz doppelt schön und erhebend ist – O Bruder dis war hart – und war mir das ganze Leben dort ganz | unausstehlich – Nur diejenigen wenigen Guten mit denen ich von meinem Schmerz reden konte waren mir etwas es fand sich eine Gelegenheit an die Fritze zu schreiben welches ich mit süßer Wehmuth ergrif – denn vor der Abreise hatte ich sie schon dazu vorbereitet – sie wolte auch nach Reinerz gehn alles war schon bestelt, als auf einmahl das Fieber so stark wurde, daß der Doctor es nicht mehr zugab – wie gut war das! wie mich das alles angegriffen kann ich nicht beschreiben Du weist Bruder, ich sterbe sehr gern – wenn mir aber Jemand stirbt – das ertrage ich schwehr – ach wie Viele werden mir noch vorangehn – die gute Seidliz hat auch den Nutzen des Bades und der Molken noch nicht gespührt – und ihre üblen Zufälle vermehren sich je länger je mehr – – Was wird dann aus mir werden – wenn diese ihre Kinder und mich verläst – wenn schon auch diese Sorge der Beschwerden mancherley hat und mein Geist in mancher Absicht mehr gedrükt wird als in der Anstalt – wo du glaubtest daß die verschiednen Menschen meinen Geist beengen würden –
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Habd. d 24t August so peinigt mich der sorgliche Gedanke nur zu oft – ob auch durch die Freundin, die Erzieherin, verliehren, zwekwiedrig handeln könte – usw – denn als Freunde suchen wir Jede das gute an einander auf welches doch imer so viel beträgt – daß die Ecken oder Unarten – wenn auch nicht abzurunden – doch leicht zu ertragen sind – aber | doch ich breche hier ab –! Noch einige Worte über Reinerz der Weg dahin – einige Stellen ausgenommen – gewehrt trefliche Ansichten – das Glazer Gebirge – dann wieder gegen Reinerz zu lachende Thäler – mit den schönsten grünen Gebüsche Piramiden ähnlich umkränzt – hie und Felsen – und in Reinerz selbst – wie treflich – Wie viel habe ich dort an Euch Alle Ihr Lieben gedacht deren Herz und Sinn, für die große erhabne lachende Natur so warm und offen ist –! auch haben manche gute Patrioten, in der Bade Anstalt – kleine LustHäuschen Tempel und Grotten angelegt wo sichs lieblich ruhen läst – Unter denen Vielen wie am Teiche Betesta kranken – Schmachtenden Hoffenden Lachenden – fand ich nur 2 alte Bekante, und 2 neue, die mir sehr angenehm waren – freilich laßen es Verhältniße und Convinienz nur zu flüchtigen Begrüßungen kommen – da ich wegen meiner Kleinen Bertha die MorgenPromenaden, wo die Leute am besten zu Unterhaltung sind – nicht nach Wunsch genießen können – den
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Nachmittag – machten sie immer viele Lustparthien und gar solche beträchtlich weite, die für Uns nicht genießbar waren – was mir viel Freude machte war, daß beym nennen unsers Nahmen Viele waren, die den guten Vater kanten, und Andre mehr, die mir wegen dem berühmten Proffessor und Schriftsteller viel schönes sagten – doch das macht dir ja wenig Spaß, viel könte ich noch schreiben, aber mein Herz ist zu voll – ich kan nur dein gutes Weibchen und Kinder herzlich grüßen – und bitten mir bald und ausführlich zu schreiben Lotte Auf Nany möcht ich am liebsten zürnen daß diese zum wenigsten doch schreiben könten Inliegenden Brief bitte bald möglichst abzuschikken – und Louisen an ihr Versprechen zu erinnern welche mir bald nach ihrer Abreise schreiben wolte
*3311. Von Alexander von der Marwitz. Vor dem 7. 8. 1809
*3312. Wohl von Schlaeger. Vor dem 10. 8. 1809
3313. Von Luise Reichardt. Giebichenstein, Donnerstag, 10. 8. 1809 Adresse: Herrn Professor S c h l e i e r m a c h e r / Berlin / abzugeben in der / Real-Schul-Buchhandlung [Bl. 28v] Giebichenstein den 10ten August. 5
Bester Schleiermacher ich habe mit herzlicher Theilnahme und Bedauern gehört daß Sie so viel am Magenkrampf gelitten und sonst noch Fieber 83 f Auf … könten] am linken Rand Bl. 9 3313.
85–87 Inliegenden … wolte] am linken Rand von
Überlieferung: H: BBAW, SN 357, Bl. 28
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und dergleichen Ihre kleine Familie beunruhigt hat; ich hoffe doch dies ist nun alles vorüber und Sie leben so ungestöhrt glücklich wie es Ihnen mein Herz wünscht. Daß Sie noch vor der Abreise nach Rügen mir schrieben, war eine rührende Freude für mich für welche ich Ihnen längst gedankt haben würde, hätten nicht dringende Arbeiten und besonders eine tieffe Schwermuth mich am Schreiben gehindert. Jetzt, geht es besser, ich mache wieder Plaene wie Sie aus einliegenden Brief an die Herz sehn werden; möchten Sie sich mit Ihr verbunden für meine Idee interessieren so könte mir vieleicht die unaussprechliche Freude werden Sie zum Winter wiederzusehn, wo ich fest entschlossen bin mich für einen oder den andren Ort zuentscheiden sollte der Anfang auch noch so klein sein denn ich war nie lange an einem Ort ohne daß mehrere sich an mich anschlossen so hoffe ich soll es mit dem Unterricht auch gehn. Ganz vorzüglich würde ich mich freuen Sie, mit so vielen neuen Würden bekleidet wieder zusehn und Ihre liebe Frau kennen zulernen von der ich so viel liebens Würdiges höre aber eben darum habe ich wenig Vertrauen daß es mir in Berlin gelingen möchte. Ich habe so viele Briefe in dieser Angelegenheit geschrieben daß ich ganz ermüdet bin und daher nur viel herzliche Grüße, von all den meinigen hinzusetze und die Versicherung meiner treuen Liebe und Freundschaft | Ihnen und der guten Nanny und wenn ich darff auch Ihrer lieben Frau die ich einst als Freundin zuumarmen hoffe. Raumer ist 14 Tage hier gewesen und ganz unverändert, rein und Liebenswürdig wie Sie ihn kennen jetzt ist er im Erzgebirge und wird uns noch einmahl besuchen und dann nach der Schweiz zu Pestalozzi gehn wohin die Eltern ihm Fritz mitgeben ist das nicht recht und schön? ich bin durch diese Aussicht ganz neubelebt denn es ist ein gar zu herrliches Kind als daß es nicht jede Auffopferung verdiente. Was sagen Sie zu Raumers beredtsamkeit der allein Mutter dahin gestimt hat. Mit der wärmsten Freundschaft Die Ihre Louise R.
*3314. Von der Sektion des öffentlichen Unterrichts. Vor dem 11. 8. 1809
*3315. An Henrich Steffens. Berlin, Sonnabend, 12. 8. 1809
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*3316. Von Henriette Herz. Wohl Prenzlau, vor dem 13. 8. 1809
*3317. Von Hermann Baier. Vor dem 14. 8. 1809
*3318. An Nikolaus Harscher. Berlin, Dienstag, 15. 8. 1809
*3319. An Johann Friedrich Meckel. Berlin, Dienstag, 15. 8. 1809
3320. An August Wilhelm Schlegel. Berlin, Dienstag, 15. 8. 1809
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Seit Ihrer Emigration aus Deutschland lieber Freund sind wir so sehr auseinander gekommen wie es eigentlich nicht sein sollte. Dann bedarf es einer Gelegenheit um wieder anzuknüpfen und ich freue mich eine solche zu finden indem einer meiner liebsten Schüler nach der Schweiz geht der Ihnen wol selbst diese Zeilen zustellen wird. Er hat mich ganz kürzlich brühwarm nach meiner Verheirathung besucht und kann Ihnen sagen wie ich lebe. Bis auf den Hausstand der nun freilich fixirt ist ist aber alles nur sehr interimistisch weil wir hier noch gar nicht wissen was aus uns werden wird. Wenn nun eine Universität hier wirklich zu Stande käme und Berlin dadurch einen ganz andern Charakter gewönne | sollte Sie das nicht hieherlokken können? Wie angenehm auch Ihr Leben im Copet sein mag, mich verlangt herzlich Sie wieder in Deutschland zu wissen, um so mehr da es leider scheint daß wie Sie dem vaterländischen Boden fern sind Sie auch für unsre Litteratur großentheils verloren sind. Wie weniges 3320. Überlieferung: H: SLUB Dresden, Handschriftenabteilung, Nachlass August Wilhelm Schlegel, Mscr. Dresd. App. 1712, B 21, 80; D: Körner: Krisenjahre der Frühromantik, Bd. 2, S. 65 f.
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Briefe 3320–3324
ist es wofür wir uns seit Sie dort leben zu bedanken haben, und wieviel sind Sie uns eigentlich schuldig! Denn solche opera supererogationis wie Ihre Missionarischen Bemühungen um das poetische Heil der Franzosen können zwar unsre Bewunderung fordern für die Virtuosität die darin aufgewendet ist aber recht anrechnen können wir sie Ihnen doch nicht. Ich weiß nicht ob ich viel Ehre zu ÐordernÑ habe außer den Paar Bänden Plato mit meiner kleinen Weihnachtsfeier und der eben so kleinen Schrift über die Universitäten und der einen Abhandlung über den Heraklit und einem Bande Predigten die Sie wol gar nicht zur Lit|teratur rechnen – aber Sie müssen auch bedenken daß indem Sie der schönsten Ruhe genossen ich die stürmischesten Zeiten meines Lebens durchgemacht habe. Meine Verbindung mit Friedrich ist auch ziemlich unterbrochen. Ich habe ihm neulich einmal recht rein vom Herzen weg geschrieben, wie es einem eingefleischten Protestanten ziemt. Von seinen neuesten Gedichten sind mir viele ich kann sagen alle die nicht geradezu von der Messe handeln ein wahres Labsal gewesen. Aber wie er sich mit Hardenberg über die Transsubstantiation freut, und damit man es nicht für Poesie halte in möglichst unpoetischen Versen, das, ich gestehe es, ist mir zu viel. Daß Ihr Streit mit Reimer ein friedliches Ende genommen hat mich sehr gefreut. Möchte nur durch Ihre neuorganisirten Buchhändler Verhältnisse bald recht viel Schönes zu uns gelangen. Leben Sie wohl und wenn es sich fügt lassen Sie mich auch wieder einmal etwas von Sich hören. Mit alter Freundschaft und Anhänglichkeit der Ihrige Schleiermacher Berlin d 15t Aug. 09
*3321. Von Karl August Gottlieb Dreist. Vor dem 16. 8. 1809
*3322. Von Carl Schleiermacher. Wohl Schmiedeberg, vor dem 16. 8. 1809
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29 sagen] folgt 〈sie〉
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*3323. An Karl August Gottlieb Dreist. Berlin, Mittwoch, 16. 8. 1809
3324. Von Luise von Willich. Poseritz, Mittwoch, 16. 8. 1809 Poseriz d 16ten 1809
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Die lezte Nachricht die wir von Euch hatten lieber Schleier, war theils sehr erfreulich, theils sehr beunruhigend. Die Herz schrieb an der Kathen, daß wahrscheinlich binnen eingen Wochen die Akademie in Berlin errichtet würde. Zugleich aber klagte sie auch daß Du sehr viel am Kopfschmerz zu leiden hättest. Lieber Schleier, das ist ja recht schlim, daß Du so viel von der Art zu leiden hast, und ich begreife nicht wie Du dann, solche Geistes Arbeiten, so aushalten kannst? wie ist das recht möglich? ach lieber Schleier wenn Du doch erst wieder recht gesund wärest! – und dann auch w i r k l i c h die Akademie erst eingerichtet wäre! ich habe immer die Sorge daß Du mit denen die zu Dir gehören, einmal unerreichbar für uns werdest. Ich kam Gestern Abend von Garz zu Hause wo ich 14 Tage gewesen bin. Mein Sagardscher Besuch dauerte nur 8 Tage, ich sah nicht Stubbenkammer und kaum im Fluge die Brunneau, weil das Wetter so schlecht war. Jetzt hat mich Lotte ihr übles Befinden zurük gehalten. Ich fand sie noch vor 14 Tagen, s e h r schwach – ihre ganze innre und äußre Kraft schien sie verlaßen zu haben, und nun konnte ich nicht anders als bei ihr bleiben! und wie gerne that ich es, denn wohl wuste ich was ich i h r sein konnte! – | ich nahm es mir an ihr zweiter Doctor zu sein wenigstens sie zu schüzen für alles Schädliche – sie selbst war nun noch grade auch so furchtsam geworden, daß dies nicht schwer war, die arme Lotte. Nun habe ich sie aber recht frisch verlaßen, und ich fürchte nun keinen Rükfall wieder. Wärend ich in Garz war, kamen dort unsre Besuche, Heinrich Pistorius war die Ganze Zeit über dort. Er erkundigt sich immer sehr angelegentlich nach Dir, und hört gerne von Dir, und würde sich freuen wenn er Dir nicht unbemerkt geblieben wäre, sehr gerne sieht er es daher, wenn wir Dir seinen Gruß bringen. Er ist Lotte sehr lieb, und wird ihr immer mehr ein theurer Bruder. Franks waren auch eine Woche da, mit ihnen, waren wir einen Tag in Puttbus, wo es jezt wunderschön ist, auch 3324.
Überlieferung: H: BBAW, SN 427, Bl. 49 f.
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thut der Fürst alles zur Verschönerung des Parks wie des Schloßes, und trift manche Vorkehrung das Ganze zum Aufenthalt des Vergnügens für alle Fremden zu machen, als ein Beweiß daß er es gerne sieht wenn es besucht wird. Wie Franks weg waren, kam ein andrer Besuch ein Jugendfreund von Lotte. Ich weiß nicht ob Du von Friederikens Bruder schon gehört hast, er heist Stenzler vieleicht weiß Jettchen etwas von Lotte | ihrem frühern Verhältniß mit ihm – Nun war er lange nicht in Garz gewesen. Obgleich er vieleicht blos ein gutmüthiger Mensch ist – so war er mir doch durch manches nicht gleichgültig – denn noch außerdem, was ich von dem frühern, in Beziehung mit Lotte wuste, bewegte es mich sehr lieber Bruder, daß er mit Ehrenfried zugleich auf Schulen, und auf der Akademie gewesen war, daß er mit ihm zugleichen Zeit ein Amt bekommen, zu gleichen Zeit geheirathet, und nun ein kleines Mädchen, so alt wie unsre Jette, und einen Knaben so alt wie Friedchen, hatte. Er war die ersten 8 Tage allein in Garz, und dann kam Friederike mit seiner Frau und den beiden lieben Kindern ihm nach. Das kleine Mädchen war auch so gekleidet wenigstens als unsre kleine Jette – ich hatte noch keine Kinder von ihrem Alter gesehen seit sie nicht mehr bei uns sind – und nicht beschreiben kann ich wie mir zu Muthe war – wie sie kamen war der Vater nicht da. Ich war in der Kammer neben der Wohnstube und kleidete mich an – Die Gesellschaft war im Saal. Den kleinen Jung aber hörte ich auf dem Hofe: „Wo ist mein Wata, (Vater) ach wo ist mein Wata?“ Lieber guter Schleier! ich konnte nicht gleich hinein gehn – ich muste wein, ich konte es nicht laßen | so froh ich auch immer bin daß Jettchen und die Kinder bei Dir sind. Daß sie Dein sind. Wie der Vater nun kam, hingen sich die beiden süßen Kinder, in denen ich immer, und immer Jettchen und Friedchen sah, an ihn, und den ganzen Tag muste er sich mit ihnen abgeben, immer hingen sie an ihm. Die Mutter ist eine kleine zarte Frau, oft wenn sie Lotte an sah, schwam ihr großes schönes Auge in Trähnen – Gestern Abend, da sie uns von dem Tode ihres Vaters erzählte ward sie mir sehr lieb. Er war auch Prediger, und er führte sein Amt mit solcher Liebe, sagte sie sie meinte einen so frommen Prediger der so sein Glük und seine Freude im Amt gefunden habe könne es nicht mehr geben – „wenn er im Altar gesungen hatte, so schön daß es aller Herzen bewegte und dann durch die Kirche zu Kanzel ging, o dann sah er aus wie ein Heiliger!“ so war er auch gewesen wie er starb, man hatte sie nicht bei seinem Sterben zugegen sein laßen wollen, weil sie schwanger war – aber sie war geblieben – „und es schadete mir nicht, o mein Gott“ nun weinte sie so still und innig, „es thut mir wohl für mein ganzes Leben“ ja sie hat Recht! ach
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hätte ich mich nicht zurük weisen laßen, wäre ich auch bei Ehrenfried geblieben – er hätte sich vieleicht [ ]
*3325. Von Friederike Israel. Wohl Stralsund, um den 16. 8. 1809
*3326. Von Charlotte Pistorius. Um den 16. 8. 1809
*3327. Von Sophie Schlichtkrull. Um den 16. 8. 1809
*3328. Von Charlotte von Kathen. Wohl Götemitz, vor dem 20. 8. 1809
*3329. An Henriette Herz. Berlin, Sonntag, 20. 8. 1809
*3330. An Luise Reichardt. Berlin, Dienstag, 22. 8. 1809
*3331. Von Ludwig Sigismund Anton Baron von Röder. Vor dem 24. 8. 1809
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Briefe 3332–3338
*3332. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, Sonnabend, 26. 8. 1809 Ankündigung der kommenden Reise nach Schlesien
*3333. An Carl Schleiermacher. Berlin, Sonntag, 27. 8. 1809 Kündigt wahrscheinlich seine Reise nach Schlesien an.
*3334. Von Henriette Herz. Vor dem 28. 8. 1809
*3335. Von Henriette Herz. Vor dem 30. 8. 1809
*3336. An Ludwig Gottfried Blanc. Berlin, August 1809
*3337. Von Johann Christoph Wedeke. Vor dem 30. 8. 1809
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3338. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Um den 1. 9. 1809
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Daß sich unsre Briefe begegnen würden ahndete ich wohl mein Lieber, auch fuhr mir der Gedanke zuweilen durch den Kopf – ob Du vielleicht bei dem mir so peinlichen Schweigen doch über einen Plan unsres Ersehens brüten köntest – aber daß er wirklich ausgeführt wird alles so nahe – gereichte zu meinem größten Erstaunen – zu gleicher Zeit sehe ich es als eine besondere günstige Schikung an – da ich mir selbst nach einigen Wochen eine kleine Zerstreuung meines Gemüths gesucht haben würde – da ich durch den Heimgang unsrer guten Ellert – wie Du wohl aus meinem lezten jezt ersehn sehr – – und mannichfach bewegt bin – so, daß die Reizbarkeit meiner Nerven manches alte Unbil wieder erregt –! Vorher aber wolte ich hier bei meiner lieben Seidliz ein Ersehen mit ihrem Vater und Söhnen abwarten, so auch ihres Bruders der 8 Jahre in der Cristiansfelder Anstalt Lehrer war – und nun einen anderen Ruf nach Sarepta erhalten; Alle diese Lieben, vorzüglich aber meinen kleinen Adolph wieder, zu, sehn, der an seiner Loore mit vieler Wärme noch hängt – und meiner guten Seidliz in ihren fraulichen Geschäften – zur Hand zu gehn, als auch um die Kinder zu sein – dann aber meine Stegmann nach 12 Jahren wieder einmahl besuchen. – Dieses habe ich nun nicht nötig – ein Traum scheint | mirs zwar noch immer zu sein – Dich Du Guter mit Deinem lieben Weibchen Kinder und großer Jette hier zu sehn so auch die Nany – lieb wäre mirs gewesen, wenn Du den Tag Deiner Ankunft hättest bestimmen könen indem unser Wiedersehn – mit der Seidliz ihren Lieben, wenn Ihr vorher einige Tage im Gebirge weilt – fast in einem Tage trift –. Daher es am besten – Du bestimst von Schmiedeberg aus den für mich so frohen Tag – damit ich nach Gnadenfrey mich begeben kan – um Uns dort zusamen zu finden und die persönliche Bekantschaft meiner Lieben zu machen – mit zitterhafter Freude denke ich daran – doch ich will durch meinen garstigen Egoismus wie viel ich dabei verliehren werde mich nicht in meiner Freude stehen laßen – Die gute Seidliz freut sich nicht wenig auf die Bekantschaft, und in Gnadenfrey werden wir dann – den Tag bestimmen welchen wir in Habendorf zubringen willen –! mit dem Abstecher nach Troppau – ob Du den allein mit Nany machst oder wie es damit ist – erscheint mir dunkel! 3338.
Überlieferung: H: BBAW, SN 375/24, Bl. 25
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Briefe 3338–3349
Gott gebe mir nur Kraft alle diese Freuden zu ertragen – und Euch Ihr Lieben eine glükliche Reise – mit Groß und Kleinen. Lotte
*3339. An Friedrich Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 2. 9. 1809
*3340. An Wilhelm von Humboldt. Berlin, Sonnabend, 2. 9. 1809
*3341. An Charlotte Pistorius. Berlin, Sonnabend, 2. 9. 1809
*3342. An Johann Christoph Wedeke. Berlin, Sonnabend, 2. 9. 1809
*3343. An Heinrich Christoph von Willich. Berlin, Sonnabend, 2. 9. 1809
*3344. An Ludwig Friedrich Heindorf. Schmiedeberg, Dienstag, 12. 9. 1809
*3345. Von Friedrich Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Vor dem 23. 9. 1809
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2. 9.–2. 10. 1809
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*3346. Von Georg Andreas Reimer. Wohl Berlin, vor dem 23. 9. 1809
*3347. Von Carl Schleiermacher (auch an Henriette Schleiermacher). Schmiedeberg, um den 28. 9. 1809 Teilt mit, dass die Kinder, die das Paar Schleiermacher offenbar in Schmiedeberg gelassen hatte, krank sind.
*3348. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Um den 1. 10. 1809
3349. Von Henriette Schleiermacher (vorher von Willich). Schmiedeberg, Montag, 2. 10. 1809 Schmiedeberg Montags.
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Ich will wenigstens den Versuch machen geliebter Ernst dir einige Worte zuzustellen da du gewiß ungeduldig auf Nachricht von uns bist. Unsere Jette trafen wir ganz gesund denn sie hatte keine Masern sondern die Schaafblattern gehabt, war 2 Taage sehr kranck gewesen, doch nun so weit hergestellt daß sie schon in der Mittagsstunde an der Luft gehn durfte. Friedchen ist heiser und etwas blaß aber sonst ist keine Spur von Kranckheit bei ihm zu entdecken, er wird also hoffentlich frei bleiben. Ich komme nun etwas beschämt zu Dir theurer Mann wegen der unnöthigen und übertriebenen Angst die ich gehabt, der daraus entstandenen Verirrungen und Kosten Ð Ñ. Wenn Du aber wüßtest wie ich gelitten habe würdest Du doch nicht sehr schmählen sondern mir zugestehen daß ich reisen m u ß t e . In diesem Gemisch von Freude und von Bedauren der Folgen meines raschen Schrittes lebe ich nun seit ich hier bin besonders denke ich immerfort daran daß du gewiß einen großen Schreck haben 3349.
Überlieferung: H: BBAW, SN 425/1, Bl. 1 f.
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Briefe 3349–3352
wirst wenn Du in Gnadenfrei kommst und uns nicht findest – denn mit ruhigerem Blick magst du wohl Carls Brief betrachten als ich gethan. Was in mir | vorgegangen vom Freitag Abend bis Sonnabends halb eilf davon magst du doch kaum eine Vorstellung haben – doch ja du hast sie aus eignen Erfahrungen gewiß – wie die kleine Jette mir immer vorschwebte wie sie vor zwei Jahren die Masern hatte und leichenähnlich hingestreckt lag und mir dann war als müße mir das Herz brechen – alle traurige Möglichkeiten gingen mir durch den Sinn und die schrecklichsten Ahndungen meinte ich in mir zu finden, nein ich kann es dir nicht beschreiben aber ich weiß daß ich sie nach den Erfahrungen in mir als ein wiedergeschenktes Kind jezt an mich drücke – Schon der Freitag nachdem du weg warst bin ich nicht wenig traurig gewesen, ich sagte Dir schon vorher ich könne es kaum aushalten vor Sehnsucht nach den Kindern und das war mehr Ernst als du wohl glaubtest, ich habe den Freitag immer heimlich geweint und hatte keinen Gedanken als die Kinder und Dich, denn sollte ich mich auch schämen müßen will ich dir doch bekennen daß die Trennung von dir mich so schwermüthig machte wie ichs gar nicht vorher gedacht hätte. Ich war recht kindisch den Donnerstag Abend ich konnte mich gar nicht entschliessen mich ins andre Zimmer zu betten zu Lotten und Jetten | sondern blieb lieber allein in dem unsrigen wo ich dein Bette doch sah und wo du mir überhaupt so gegenwärtig warst. Dazu kam daß uns Lotte Abends den Lebenslauf einer frommen Frau mittheilte der mich recht tief bewegte und einen Bleibenden Eindruck auf mich machte. So durch und durch aufgeregt und weich von allen Seiten machte das Kinderfest am Freitag mir große Freude vermehrte aber meine Sehnsucht nach den Kindern immer mehr, da waren so viele Mütter mit ihren kleinen Kindern, und einige so himmlisch süße Kinder darunter. Ach Ernst nicht aussprechen kann ich es dir was da alles in mir aufgeregt wurde welche schmerzlich süße Sehnsucht mein Herz ergriff – – So blieb es eigentlich in mir den ganzen Tag da kam Abends Carls Brief – ach fühltest du doch mit mir wie ich hätte vergehen müßen hätte ich in solcher Angst und Ungewißheit noch 6 bis 7 Taage verleben sollen. Die arme Lotte wirst du auch gewiß recht traurig gefunden haben sie war noch krank dazu. Ich denke auch recht mit Besorgniß an deine Gesundheit bei dem sehr schlechten und kalten Wetter – | Wirst du Dich nur nicht auch zu sehr erschrecken theures Herz! Thue mir doch den Gefallen solltest du gegen Abend in Landshut ankommen und es sehr finster sein einen Menschen mit einer Laterne über den Berg mit zu nehmen wir haben es so gemacht 28 das] daß
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und es war gewiß nicht unnöthig. Jette grüßt Dich auf das innigste die Treue hat zwar sich gar nicht so geängstet wie ich hat mich aber doch nicht abrathen wollen zu reisen. Leb wohl mein geliebter Ernst ich drücke Dich tausendmahl an mein Herz mein Einziger – Lieber – Deine Jette. Die Kinder schicken dir Grüße und Küße, der Nanny meinen herzlichen Gruß.
*3350. An Alexander von der Marwitz. Troppau, um den 2. 10. 1809
*3351. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Schweidnitz, Mittwoch, 4. 10. 1809 Reagiert auf die briefliche Nachricht von der Krankheit der Kinder.
3352. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher (auch an Henriette Schleiermacher). Wohl Gnadenfrei, um den 8. 10. 1809
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Liebe Herzens Jette! Ein wahrer Balsam war mir gestern Dein lieber Brief – der spät genug kam – aber mich doch auch überraschte – weil ich nun die Hofnung aufgegeben hatte, und mir nichts erwarte, als bis Ihr Alle beieinander seyn würdet – Dein guter Mann schrieb mir von Schweidniz aus – ich erhielt beide zu gleicher Zeit und danke recht herzlich dafür. Die traurige Veranlaßung der schnellen Trennung ergrif mich so meine gute Jette – daß ich erst früh bei Eurer Abreise, und noch später – das gewaltsame abreißen und das Entbehren der mancherley Freuden und stillen Genüße – die Andre und wir selbst uns bereitet hatten recht empfand. Ach meine süße Jette es war ein | schöner nur alzukurzer Traum!!! sehr dankbar bin ich Heute noch daß mir die gute Seidliz die Reise ins Gebirge 3352.
Überlieferung: H: BBAW, SN 375/26, Bl. 30–32
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Briefe 3352–3354
gleichsam anbot – hätte unser Ersehn nur auf Gnadenfrey beruht – so wären es nur ganz kleine Bruchstükke in deren Rükerinerung ich mich begnügen müste!!! Du lächelst wohl über meine vielen oft Dir ausgesucht scheinenden Worte – aber Du fühlst auch zart genug durch das ungewohnte hindurch meine große innige Freude an dem schönen glüklichen Verhältniß mit meinem guten Bruder und wie dankbar ich der ewigen Liebe bin – die dich ihm zuführte – wie gut ist doch alles geworden – und | wie kann noch alles durch Deine trefliche Behandlung so schön werden – ich hätte dir dis und manches andre gern mündlich gesagt – in den Tagen die Uns nicht vergönt wurden – den lezten Mittag gab es solche momente – ich wolte sie benuzen aber das gegenseitige Gefühl machte uns Beide stum – so – wäre es wohl noch öfter gekommen – wir hätten durch mancherley uns noch inniger genähert – die arme Lotte wäre nur noch verwöhnter geworden so kann ich am besten mich beruhigen über das abgekürzte Zusammenseyn – ach – ich darf es nicht so sagen wie mir zu | Muthe, doch, macht mich es nicht so trübe, daß ich nicht jeden Tag in einem eignen Nachgenuß lebte – und mich bey der innigen Wehmuth doch auch recht glüklich fühlte – gern hätte ich dich mehr noch mit Schleier gesehen – denn während den parthien war doch wenig Genuß der Art – – Wie steht es nur jezt mit seiner Gesundheit? ach wenn er nur nich so auf sie hin stürmte in Ansehung des Essens, und des zu spät einnehmens. Gott erhalte Dir Deine allerliebsten Kinder küße sie recht von mir ab – wohl müßte dein Herz dich treiben – Denke doch ich täglich ihrer – wenig Genuß war für die zärtliche Mutter ohne dies – | Da ich dir lieber Bruder erst kürzlich ausführlich geschrieben – füge ich dem inliegenden Briefe weiter nichts hinzu – als die Bitte ihn in einem recht lieblichen momente deinem guten Weibchen einzuhändigen unter einem langen langen Kuß – ich zweifle nicht dran – daß Ihr | an solchen Festtagen mich im Geist in Euerer Mitte habt – aber ich bitte auch recht sehr darum – Bruder Dober – dem ich lezt gelegentlich das kleine Gedicht las welches ihm sehr gut gefiel grüst recht herzlich so auch die gute Forestier, Freundin von Jettens Mutter. Grüße Alle unsre Lieben
*3353. An Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten. Berlin, Sonnabend, 14. 10. 1809
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3354. Von Susanna Judith und David Stubenrauch. Sonnabend, 14. 10. 1809
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Mon cher Neveu Je souhaite que la presente vous touve en parfait sante. Je vous suis bien oblige de la penne que vous e´te´ donne touchant Mr OBern dans la lettre qu’il ma ecrit qu’il avez fait l’esgat pour moi je suis persuade qu’elle l’orras dechirai En ne peut plus avoir de la confiance a personne. Je pers tout mon peut de bien de tout cotte. Je mes ma confiance en Dieu qui ma donne des prevez de sa bonte qui me delaisera pas dans mon traite eˆtat vous me marque que mon fis vous avez ecrie une lettre malonet je lui et fait des reproche | le proces avec sa femme qu’il lui a cause boucoup du chargrin a durai un annee Je vous anoce qui cet promit avec la fille du Pasteur Schulze on dit qu’el ete une bon menager il a boucoup afaire ici il ne peu pas se mailes du menage je net trouvez ÐdoutÑ en deander les lit dechirai de mme le le chemise point de chese il a falut que je parte pour Landsbeg alle cherche des meuble et des lit je suis un malheureus Mere je lui et donne 400 ecu et jai paye 100 de petite dette vous coire que je nes plurien je recu 3 bilie Mortuer vous aurai la bonte 3 ecu a la chaise des Veveu et de me marque | quand vous me voules paiye les intresai que jai bien boisois je vous en verai une asiacons a un Marchans que je reseverai deux Marechans dici mes revenu sons fort peut. Mr Ar qui mavez dit que je recevrai 100–10 ecut je ne resois que 60 e´cut vous pouvez bien pence que je ne pour vivre dans la cherte il y a une legat de 80 ecut que je devrai recevoir je vous prie intumant de vous interres pour une pouvre Veveu qui et dans une traite setuasion je conte de partir dici a pes Paque a Landsbeg jai la Maison de Benike qui a bien de bonte pour moi pardone mon grebouge je paire la memoi je vous prie dasurai mes sevitite a votre femme e´te´ a votre seur je me recommade a Souvenir Votre afesione Tante Stubenrach Re´ppen le 14 Octobre 1809 | mo fis vous asur de ce fidelite 3354. Überlieferung: H: BBAW, SN 398, Bl. 9 f. 29 mo … fidelite] am linken Rand 1–29 Susanne Stubenrauch war ihrer Herkunft nach Hugenottin. Der vorliegende Brief ist ein seltenes Dokument, insofern mündliches Französisch streckenweise in deutscher Schreibund Denkart niedergeschrieben ist. Zum besseren Verständnis sei hier eine Lesart vorgeschlagen, in der Germanismen, soweit verständlich, beibehalten wurden, auch wenn sie grammatisch nicht korrekt sind; indes ließen sich nicht alle Fragen lückenlos klären, es bleiben zweifelhafte Stellen: „Je souhaite que la pre´sente vous trouve en parfaite sante´. Je vous
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Briefe 3354–3355
[David Stubenrauch:] Wenn Sie meinen lezten Brief beleidigend gefunden haben so thut mir dies sehr leid. Die Absicht hatte ich gewiß nicht daß ich aber auf verschiedene Briefe von Ihnen keine Antwort erhielt war mir um der guten Mutter willen sehr leid und dies war die Ursache warum ich in einem so kurtzen Schreiben um Antwort bat, ich würde solches aber nicht gethan haben wenn ich Sie dadurch beleidigen zu können geglaubt hätte. Ich bitte Sie daher meiner Mutter den umstehenden Brief ja baldigst und befriedigend zu beantworten. Gleich nach Ostern denke ich mich in Klosterfelde mit meiner Braut zu verbinden und es würde mir sehr angenehm seyn wenn ich die Ehre haben kann Sie dabey gegenwärtig zu sehen, Sie werden drey brave Geistliche vom Lande dort kennen lernen[.] Empfehlen Sie mich unbekannter weise den beyden Cousinen und behalten in geneigtem Andenken Ihren ganz ergebensten Vetter Stubenrauch
suis bien oblige´e de la peine que vous vous eˆtes donne´ touchant Mr O’Bern. Dans la lettre qu’il m’a e´crite, qu’il avait fait a` mon l’e´gard – je suis persuade´ qu’elle l’aura de´chire´e. On ne peut plus avoir de la confiance en personne. Je perds tout mon peu de bien de tout coˆte´. Je mets ma confiance en Dieu qui m’a donne´ des preuves de sa bonte´, qui ne me de´laissera pas dans mon traite (oder lies: triste) e´tat. Vous m’avez remarquer que mon fils vous a e´crit une lettre malhonneˆte. Je lui ai fait des reproches. Le proce`s avec sa femme qu’il lui a cause´ beaucoup de chagrin a dure´ une anne´e. Je vous anote (oder lies: annonce) qu’il s’est promis avec la fille du Pasteur Schulze ; on dit qu’elle e´tait une bonne me´nage`re. Il a beaucoup a` faire ici, il ne peut pas se meˆler du me´nage. Je n’ai [pas] trouve´ de doute a` demander (oder lies: J’ai trouve´ tout de´nude´): les lits de´chire´s de meˆme les chemises, point de chaise. Il a fallu que je parte pour Landsberg aller chercher des meubles et des lits. Je suis une malheureuse me`re. Je lui ai donne´ 400 e´cus et j’ai paye´ 100 de petite dette. Croyez-moi que je n’ai plus rien. J’ai rec¸u 3 billets mortuaires. Vous aurez la bonte´ [de mettre] 3 e´cus a` la caisse des veuves et de me faire savoir quand vous voulez me payer les inte´reˆts que j’ai bien besoin. Je vous enverrai une association a` une marchandise que je re´serverai [chez] deux marchands d’ici. Mes revenus sont fort peu. Mr. Ar qui m’avait dit que je recevrai 100–10 e´cus. Je ne rec¸ois que 60 e´cus. Vous pouvez bien penser que je n’ai [rien] pour vivre dans la cherte´. Il y a un le´gat de 80 e´cus que je devrais recevoir. Je vous prie intimement de vos inte´reˆts pour une pauvre veuve qui est dans une traite (oder lies: triste) situation. Je compte de partir d’ici apre`s Paˆques a` Landsberg. J’ai la maison de Benike qui a bien de bonte´ pour moi. Pardonnez-moi mon grabuge, je perds la me´moire. Je vous prie d’assurer mes servilite´s (oder lies: fide´lite´s) a` votre femme et a` votre sœur. Je me recommande a` souvenir. Votre affectionne´e Tante Stubenra[u]ch Re´ppen le 14 Octobre 1809 Mon fils vous assure de ses fide´lite´s“
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seit wir in Gnadenfrey angekommen – Du die Schaar der Kinder sahst – ergrif zarte Sehnsucht – immer heißeres Verlangen die Kleinen um Dich zu haben Dein schwellend Herz – und wie muste die trübe Nachricht – auf die schon leise Verwundete stürmen – O liebe Jette, ich sage noch Heute, Du hättest nicht bleiben können – gehen müßen – wenn auch alles gut war und Du für Dein Zagen und Weinen tausendfach belohnt würdest – und durch den Anblik der muntern Geschöpfe aufs neue gestärkt würdest, im kindlichen Glauben und Vertrauen zu der ewig beglükenden und beseeligenden Liebe – in welchem Sinn Ihr Euch Beide, gegenseitig beim Genuß des Abendmahls aufs | neue verbündete werdet; viel bin ich Heute im Geist mit Euch und reiche zu diesem Heiligen Verein meine Hand Euch hin – schon viel habe ich darüber getrauert daß es wohl selten so treffen mag, daß wir zu gleicher Zeit diese wichtige Handlung begehen – Doch wäre es lieblich wenn Du theure Schwester mir es andeutest so bald du es selber weist – bei Uns ist es immer 2 Tage hintereinander weil sie in den Familien Häusern sich ablösen müßen – künftiges mahl den 28 und 29ten dieses – den Tag Eurer Abreise war es Abends ich gieng aber erst den andern Vormittag – mit einem ganz eignen | Gefühl – welches Dem am besten bekant – der mich so wunderbar bereitet – der Herzens Kündiger, der sich am besten in das verschlungenste Gewebe meines ganzen Wesens versteht!!! Die versprochnen abgeschriebnen Sachen wirst du liebe Schwester gewiß erhalten und auch du guter Bruder, nur bin ich jezt wieder aus allem äußern wirken mit Gnadenfrey, da wir hier Preußische Einquartirung haben seit jenem schnellen Ersehn mit dir lieber Friz, war ich noch nicht wieder dort – – Den Abend konte ich an weiter nichts denken, als mich etwas zu erheitern – – zur Krebs zu wandern – wo ich unser ganzes schönes Zusammenseyn erzählte | dort zu Abend aß und schlief – mit den guten Menschen frühstükte, und sie erst gegen 9 uhr verließ – die Bertram bedauerte sehr, daß sie dich nur einmahl, und als es schon dunkel war gesehen – um Deinen Blik sich ganz vergegenwärtigen zu können – sie hoft stark es noch zu erleben, daß du einmahl in Breslau besuchst – die Forrestier die so viel Freude über Jetchens Bekantschaft hatte – war fast untröstlich Dich nicht gesehn und gesprochen zu haben – 3355. Bl. 8v
Überlieferung: H: BBAW, SN 375/24, Bl. 8 f.
1 d 19t] am oberen Rand von
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Briefe 3355–3356
und noch mehr und ernstlicher oder inniger war wohl dis Bedauern von Seiten der guten Pritviz – die dich recht herzlich grüßt!!! bitte Nany und Herz zu grüßen, lezterer für ihre lieben Zeilen zu danken – und ihr zu sagen, daß schon eine Epistel an sie angefangen von Lotten.
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3356. Von Adolph Müller. Bremen, Donnerstag, 26. 10. 1809 Bremen den 26 Octb. 9
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Mein Dank für Ihr erwünschtes Schreiben vom November schämt sich freilich seiner langen Zögerung indessen will er doch gerne dienen zum Anknüpfungspunkt. In Paris, das muss ich bekennen, hätte ich Ihre verlorenen Zeilen gerne gesehen und noch schmerzt mich ihr Untergang doch muß ich mich fast freuen, dass ich von diesem – freilich schwachen – Wiedersehen dort nicht wusste, dass es verfehlt war. Das schöne Fest des Lebens, wie Sie es nannten, ist nun lange hinweg geschieden, jezt geht alles einen einförmigen Takt, ein rechtes Drehorgelleben, da man viel Alltagsmelodien zu hören bekomt und selbst mit abspielen muss, die Lichtlein schimmern nur noch von ferne und selten wird ein rechter Tag angezündet. Dass man im Halbdunkel so ungeweihte Musik sich gefallen lassen muss, will ich noch gelten lassen, aber dass alles so träge geht verdriesst mich. Nehmen Sie, wie es mir übel ergangen ist, als ich mich kaum in die Wellen geworfen hatte des bürgerlichen Treibens und durch hastiges Rudern recht bald die äussere Gewandtheit des Handelns zu erlangen dachte, muss mich mitten im schönsten Lauf eine jämmerliche Krankheit lähmen so dass, wie ich die Gewissheit des blossen Lebens wiedergewinne ich mich nicht allein in jenem Streben ganz verändert und gestört finde, sondern in allem übrigen zugleich mit, ich kann mich kaum wiederfinden und bin wie die Trümmer eines Schiffes ohne Mast und Segel | und Steuer. Es ist freilich schon besser geworden und wird es täglich, doch darf ich 4 bis 5 Monate nur aus meinem Kalender ausstreichen. Dennoch ist es begreiflich, dass ich Ihnen unter einer so bösen Konstellazion nichts von meinen umgeworfenen Planen und Aussichten melden darf, nach denen Sie so gütig waren, zu fragen. Ich muss nun von 37 f ihr … Lotten.] am linken Rand 3356.
Überlieferung: H: BBAW, SN 337, Bl. 6 f.
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vorne anfangen, einen festen Platz und ein Postament zu gewinnen, das mich trage, denn sobald etwas Angefangenes aufzugeben, wäre weder menschlich noch thierisch; selbst die Thiere haben darin eine gewisse Tapferkeit und so oft man auch einen Käfer auf den Rükken legt, so erhebt er sich immer wieder auf die Füsse. Wie Sie jezt leben, weiss ich nur aus sparsamer Kunde, aber wie gerne erführe ich mehr davon. Wie steht es mit der Berliner Universität? die Landesleute scheinen wenig Muth dazu zu haben. Der Kammergerichtsrath Wilmans, ein Freund meines Vaters, der diese Zeilen besorgen will, widerspricht der Idee ganz, er ist sehr intim mit Beyme und muss die hohen Absichten einigermassen kennen; indessen hat er bis jezt in Byalistok gestanden unter den Wölfen und ob er während er den jährlichen Beitrag von Wolfsohren nachsah über diese reinigende Kultur des Landes nicht die der menschlichen Gemüther vergessen, fragt sich. Bei dem, was, Sie tadelnd über Friedrich Schlegel sagen, fällt | mir ein, wie unglüklich jezt dieser Mann sein müsse der alle seine Hofnungen an den nun gefallenen Staat anknüpfte; schon damals, als ich ihn sah, hofte er auf den Augenblike, wo sich mit aller Kraft und Gesinnung dieser regen würde und wenn man die Folge seiner Gedichte durchgeht, bezieht sich alles darauf; nun geht es ihm wie vorher, dieselbe verkümmerte unfrohe Existenz führt der Körper, dem er sich angehängt hat. – Von Harscher habe ich einmal Nachricht, aus Basel wo er ein betrübtes Leben führt; sollte Horn nicht zurükkommen, so denke ich ihm hier eine Hütte zu bereiten. Ich möchte ihn recht gerne bei mir sehen und würde mich durch seine graue Maske wenig stören, die er auch vielleicht im Zwang der Geschäfte niedersinken liess. Ich muss leider eilen, sonst müssten Sie sich noch recht viel Gefragtes und Gesagtes gefallen lassen. Wichtig und unwichtig, wie es ist, wird es nun verschwiegen. Ihr immer treuer Adolph Müller
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Brief 3357
3357. An Charlotte von Kathen. Berlin, Sonnabend, 4. 11. 1809 Berlin d. 4t. Nov. 09
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Laß Dir herzlich danken liebste Schwester für dein liebes Zettelchen – aber auch nur in einem Zettelchen für diesmal. Wir erwarten Laurenzi der es mitnehmen will jeden Augenblik und ich habe mich nur weggestohlen von nothwendiger Arbeit die sich jezt immer mehr häuft. Wegen unserer Reise verlasse ich mich mehr auf unsere beiden Jetten – meine Mittheilungen werden nur so allmählig gelegentlich nachkommen. Beschreiben kann ich Dir nicht welche zwiefache Freude es mir gemacht Jette und die Kinder mit den Meinigen bekannt zu machen und dann ihr mein schönes Vaterland zu zeigen. Und ich lobe mich noch immer tüchtig, wenn es auch ökonomisch etwas leichtsinnig war daß ich die Gelegenheit die noch winkte nicht verschmäht habe. Er wird uns Allen lange vorhalten dieser schöne Genuß, und der Zoll von Mißlingen oder Zufällen den das Schiksal von uns genommen hat war so gering für diese lange Zeit daß wir uns eigentlich rühmen können ganz frei durchgekommen zu sein. Ich meines Theils bringe noch einen besondren Gewinn mit: ich bin nemlich meinen Magenkrampf, soviel ÐsichÑ bis jezt rühmen läßt, ganz los geworden und genieße seit unserer Rükkunft einer Gesundheit wie ich mir ihrer lange nicht rühmen konnte. Aber eben weil ich doch nicht weiß wie lange es dauert genieße | ich es auch recht, und bin es mir jeden Augenblike ordentlich bewußt. Sonst aber daß ich dies köstliche Gut gleich zu Recht ordentlicher Thätigkeit angewendet hätte kann ich nicht sagen. Ich habe eine recht faule Periode gehabt gleich nach unserer Rükkunft, so daß ich auch zum Briefschreiben zu faul war. Es geht mir leicht so wenn ich zu voll bin. Nun hat sich der Fleiß recht gründlich wieder eingestellt, und nun häufen sich auch die Aufforderungen zur Thätigkeit so von allen Seiten daß ich nicht einsehe wie ich durchkommen soll diesen Winter. Was die Universität betrift, von deren Errichtung ich grade bei unserer Ankunft in Gnadenfrei die erste Nachricht bekam: so fürchte ich mich noch immer mich der Freude recht zu überlassen. Es kommt mir noch gar nicht sicher vor daß wir Ruhe behalten und alles in der bisherigen Ordnung bleibt. Dann sehe ich auch unsere Reise noch nicht recht deutlich durch. Des Geldes wegen möchte es wol gehn aber wenn die Universität 3357. Überlieferung: H: BBAW, SN 753/1, Bl. 45 f.; D: Br 2, S. 256 f. (gekürzt) 13 Zufällen] korr. aus Ð Ñ
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nach Ostern eröfnet wird so sehe ich gar keine Möglichkeit den Sommer abzukommen. – Doch das liegt alles im Schooße der Götter. Laurenzi wird sich mit Dir gewiß bald einleben aber komme ihm etwas zu Hülfe in seinem Verhältniß mit Kathen dies glaube ich wird sehr nöthig sein. Denn er scheint mir eine gewisse Anlage zu haben sich in Verlegenheit sezen zu lassen womit man bei | Kathen gar leicht verloren Spiel haben kann, was hernach schwer wieder zu endossiren ist. Mir thut leid daß ich nicht weiß ob er Schach zieht. Nun Kathen wird es ihn wol lehren. Du weißt wol nicht daß Laurenzi, wenn kein Musiker, dafür ein Dichter ist, zumal ein Gedicht von ihm Mnemosyne hat eine Zeitlang viel Aufsehen gemacht. Er weiß auch Naturgeschichte und das laß ihn doch bald mit den Knaben üben. Es fängt sich so leicht gelegentlich auf Spaziergängen an; die meisten Kinder finden Freude daran und es schärft so herrlich das Auge. Nun möge es Dir in jeder Hinsicht mit dem neuen Hausgenossen recht gut gehn. Was Deine Knaben eigentlich für eine Ausflucht gemacht haben werde ich wol auch aus der Herz ihrem Briefe hören. – Dein Zettelchen hat Dich übrigens gerettet. Ich wollte Dich schon recht ernsthaft schelten daß gerade seitdem Du die Bedingung des freiesten gründlichsten Schreibens zwischen uns festgestellt hast, Du mir gar nicht mehr schriebst sondern immer nur der Herz. Ja ich wollte Dich scherzhaft fragen ob Du ihr eine ähnliche Bedingung gemacht hast, da sie mir, was mir ordentlich aufgefallen ist ihre lezten Briefe von Dir gar nicht mitgetheilt hat. Unsern lieben Kathen grüße mir recht herzlich und sage ihm ich könnte gar noch keine Berechnung anlegen weil die Tresorscheine noch | in meinen Händen sind. Sie fangen sich jezt an etwas zu heben aber sehr langsam und stehn noch immer 38 pro Cent um welchen Preis ich sie noch nicht verkaufen will. – Ich habe ihm doch sonst keine Auslagen zu berechnen meines Wissens als die streitigen Reisekosten der Herz. Oder war noch etwas anderes dabei? hilf mir doch darauf ich habe es wie vergessen. Leb wohl meine Herzensschwester und schreibe uns bald von Greifswalde. Es bleibt dabei daß dies nur ein Zettelchen ist und daß ich Dir nächstens ordentlicher schreibe. Grüße und küsse alle Kinder. Empfiehl mich Großmama, und sage allen unsern Lieben ich wäre lange stumm gewesen aber das Schreiben würde nun bald kommen. Dein treuer Bruder Schl.
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Briefe 3358–3362
*3358. An Luise von Mühlenfels. Berlin, Sonnabend, 4. 11. 1809
3359. Von Christian Gottlieb Konopak. Herbst 1809
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Jetzt, mein lieber Schleiermacher, haben Sie beynahe Ursache, ein wenig auf mich zu schelten. Fast ein halbes Jahr ist es her, daß ich Ihrer freundlichen Einladung nach Rügen folgte; und noch habe ich Ihnen seit der Zeit gar nicht geschrieben. Dennoch bin ich zu entschuldigen. Ich mag Ihnen nicht wiederholen, was ich an den GeheimRath Schmalz und seine Frau, durch welche Sie diesen Brief erhalten werden, über die Ursachen nämlich meines lan|gen Schweigens geschrieben habe. Lassen Sie sichs von ihnen sagen, wenn Sie es wissen wollen. Genug ich bin eine ganze Zeitlang eine Art von Lastthier gewesen, immer bepackt, immer eingespannt, verhindert an freyer der Neigung gemäßer Bewegung. Kennten Sie meine Lage, Sie würden mich ein wenig bedauern. Was hat sich, seit wir uns sahen, nicht alles zugetragen! Leider wenig Erfreuliches! Und was steht noch bevor? – Als ich zurück kam, war | hier Alles in Allarm durch das Gerücht von dem nahen Schill. Die Anstalten waren zum Theil höchst lächerlich. Einige hundert Schritt vor dem Thore hielt eine Schildwache mit geladenem Gewehre. Halt, rief sie mit donnernder Stimme dem Kutscher zu, trat an den Wagen und – spannte den Hahn. Wer sind Sie? hieß es mit gleicher Stimme. Wahrlich, das Ganze war zu bramarbarisch, als daß es hätte schrecken können. Der und der, gab ich gleichgültig zur Antwort. Fahren Sie weiter, rief die Wache jetzt, trat zurück, und ich fuhr, ohne daß eine Seele sich weiter um mich bekümmerte, in die Stadt und nach meiner Wohnung. War das nicht possierlich? Ich | mußte mir Gewalt anthun, um nicht in lautes Lachen auszubrechen. Dergleichen könnte ich Ihnen Manches erzählen, aber es gebricht mir die Zeit, weil ich Jemanden, der schon auf den Schluß des Briefes harrend da steht, ihn mitgeben will. Ich grüße Sie, Ihre Freundin und Kinder und die liebe Nanny auf das Freundlichste. Auch an die Herz bestellen Sie viele Grüße von mir, und soll ich Sie recht freundlich heißen so schreiben Sie mir recht bald und 3359. habe,〉〉
Überlieferung: H: BBAW, SN 319, Bl. 22 f.
6 werden,] folgt 〈〈geschrieben
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4. 11.–12. 11. 1809
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nicht so kurz, wie ich dießmahl nur habe schreiben können. Gott befohlen Konopak. Den 2ten Band Ihrer Predigten wollten Sie mir schicken.
*3360. Von Wilhelm von Humboldt. Wohl Königsberg, Herbst 1809 Äußert sich skeptisch über die Bereitschaft des Kollegen Johann Ernst Christian Schmidt, nach Berlin zu kommen, solange Gießen seinen Landesherrn behielte; Hoffnungen auf eine Berufung von Schmidt nach Berlin hingen nun an einer politischen Neuordnung Hessens.
*3361. An David und Susanne Stubenrauch. Berlin, Sonntag, 12. 11. 1809
3362. Von Luise Reichardt. Hamburg, Sonntag, 12.11. bis Montag, 13. 11. 1809 Adresse: Herrn Professor S c h l e i e r m a c h e r / B e r l i n . / In der RealSchule bey H Reimer abzugeben [Bl. 30v] Hamburg den 12ten Nov. 5
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Schon lange sehne ich mich danach Ihnen, mein bester Freund für Ihren theilnehmenden Brief zudanken, wollte Gott es hätte sich mit meinem Plan vereinen lassen mit Ihnen an einem Orte zuleben, so aber muß ich zufrieden sein wie es ist da ich wohl fühle daß ich gewiß an keinem andern Ort so leicht zum Ziel gelangen konnte als hier. Ich bin noch nicht 3 Wochen hier und habe bereits 11 Schülerinnen deren mehrere 4 Stunden die Woche nehmen also ist der Vormittag fast ganz besetzt, fast täglich geschehn Nachfragen und ich werde es leicht zu 16 bis 18 Schüler 3362.
Überlieferung: H: BBAW, SN 357, Bl. 29 f.
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Brief 3362
bringen das ist dann auch alles was ich bestreiten kann und nie für die ersten Jahre erwarten durfte was mir hier in den ersten Wochen zutheil wird. Meine Beschützerinn bewährt sich als eine der edelsten Frauen die mit Mütterlicher Theilnahme für mein Wohl besorgt ist, ich habe ein schönes großes Zimmer mit allen möglichen Bequämlichkeiten und bin auf keine Weise geniert. Das gewaltig große Leben wo ich nicht heraus kann bis ich hinlänglich bekannt bin ist das einzige was mich angreift indessen bürgt mir die allgemeine Achtung die mann mir und meinem Talent zollt dafür daß ich auch darinn künftig ganz nach Wunsch werde handeln können bisdahin müssen mich die Vorzüge der treflichen Familie in welcher ich lebe entschädigen, und ich beklage mich nicht. Mein Geschäft ist nach wie vormahls mein süßestes Vergnügen und Sie sollten sehn wie das junge Volk sich schon wieder an mich anschließt und mir von Herzen zugethan ist. Ich habe nur noch eine Bitte, ich hätte so gern 3 Exemplare meiner Lieder wollen Sie Reimer bitten sie mir sobald als möglich zuschikken vieleicht hat er Gelegenheit sie jrgend wo einzuschliessen um mir das Porto zu erspahren auch bitte ich mir den Preis dabey wissen zulassen wenn Reimer nicht vorzieht sie gegen 3 Exemplare einer andern Samlung die jetzt hier geschehn und | hoffentlich bald erscheinen wird, einzutauschen. Ich muß Ihnen noch etwas schreiben bester Schleiermacher was auch Reimer angeht. Der Raumer soll so etwas ganz vorzügliches über das Erzgebürge geschrieben haben und ist zubescheiden es drucken zulassen weil er behauptet es würde kein Buchhändler nehmen, ich habe nun gedacht wenn jrgend einer daher seiner Bescheidenheit mit einem Antrage zu Hülfe käme, da Steffens und alle die es verstehn meinen, daß dies viel Einfluss haben könte ihm eine gute Versorgung oder Anstellung zu verschaffen, Reimer könte dies nun sehr leicht durch seinen Bruder; aber er müste auch diesen ja nicht merken lassen daß irgend jemand Veranlassung dazu gewesen. Schreiben Sie mir doch was Sie dazu meinen und überhaupt schreiben Sie mir bester Schleiermacher, ich habe recht lange nichts von Ihnen gehört und es hat sich seiddem so viel über mein schwaches Haupt zusammen gehäuft daß ich nicht mahl fähig bin Ihnen alles zusagen nach allem zufragen was meinem Herzen so nahe angeht. Die Herz bitte ich Sie herzlich zu grüßen und ihr aus meinem Briefe mitzutheilen da es mir leider an Zeit fehlt auch an sie zuschreiben; einige Zeilen von ihrer lieben Hand würden mich garzuglücklich machen, vieleicht thut sie wohl ein Übriges für mich. –
45 ihr] Ihr
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Ich habe heute noch 2 Schülerinnen bekommen und um die böse Zahl keinen Tag stehen zulassen habe ich noch eine Cousine, ein recht liebes Mädchen, die ich hier erst kennen gelernt angeworben, die Sontags nach der Kirche zu mir kommen wird Stunde nehmen. Der Sontag hat hier durch die wahre Andacht mit welcher er noch gefeyert wird etwas sehr schönes. Wenn wir nicht in die Kirche gehn ließt die theure Hausfrau in Gegenwart aller Hausgenossen eine Predigt wozu sie die Einleitung mit einigen schönen Gesängen und einem kräftigen Gebeth macht, so wahr und innig wie eine Frau durch deren Liebe und Wohlthätigkeit hunderte von Menschen glücklich | sind, es nur kann. Seltsam klingt es vieleicht lieber Schleiermacher daß grade diese Stunden die für mich hier bey weitem die glücklichsten sind mir zugleich große Schmerzen machen aber ich glaube wenn mann viel gelitten macht wohl jede Freude zugleich einen Wehmüthigen Eindruck; unwillkührlich wendet dann mein Herz sich zu den Entfernten Geliebten ich bethe für die, zu denen, die nicht mehr in dieser Wellt sind ich bethe für Sie, für meine geliebten Schwestern und die armen alten guten Eltern, und danke Gott wenn ich mein Herz durch Thränen erleichtern kann –. An Runge habe ich einen treuen Freund, es ist gewiß einer der liebenswürdigsten Menschen die es geben kann. Er ist leider wie ich in vieler Hinsicht hier ganz allein, das ist vieleicht Ursache daß wir gleich so vertraut waren als wenn wir einander lange gekannt hätten. Wenn Sie meine Schwestern sehn so grüßen Sie sie herzlich und theilen ihnen mit [ ] gutes von dem Fortgang meines Geschäftes [ ]ben, Sie mögen sich nun selbst ausrechnen wie wenig Zeit mir übrig bleibt zum schreiben. Seyn Sie tausend mahl herzlich gegrüst mein theurer lieber Freund und vergessen Sie mich nicht. Wie geht es mit Ihrer Gesundheit? Die gute Nanny hat doch das Lied welches sie zuhaben wünschte von Riekchen erhalten? grüßen Sie sie wie auch Ihre liebe Frau die ich ohne sie gesehen zu haben kenne, und herzlich liebe. Louise R. Wollen Sie mir nicht mahl Ihre Adresse schreiben?
72 [ ]] Textverlust durch schadhafte Stelle 78 sie] Sie
[ ]ben] Textverlust durch schadhafte Stelle
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Brief 3363
3363. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Habendorf, Montag, 13. 11. 1809 Adresse: Herrn / Proffessor Schleiermacher / zu / Berlin / durch gütige / Besorgung [Bl. 12v] Hab d 13 Nov 1809
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Morgen über 8 Tage ist Dein Geburtstag mein Bester. Da wolte ich gern wie gewöhnlich Worte haben die nur einigermaßen mein Gefühl ausdrüken – nicht nur meine guten Wünsche für dein wahres Wohlergehn in des Herzens Tiefe für das Wachsthum deines großen Glükes als Gatte als Vater – Wünsche für das Gedeihen deiner Geschäfte – daß sie Frucht und Seegen bringen im Inern und Aeußern – Auch meine Sehnsucht möchte ich dir darstellen recht aus der Fülle meines begehrlichen Herzens – wie ich längst schon an diesen mir so festlichen Tag denke – der für mich so reich an wichtigen und frohen Gegenständen ist – ach daß ich ihn in eurem Creis verleben könte – die guten freundlichen Menschen sehen die ihn mit feiern helfen – O wie Viele der Treflichsten in Süd und Norden sind überall zerstreut die diesen frohen Tag mit mir, entfernt von Dir, mit wahrer Theilnahme begehen – Persönlich kenne ich die Wenigsten – durch dich Viele – Andre die dich durch deine Schriften blos kennen und ehren, würden sich freuen – wenn sie es wüsten – – ! – Das süßeste Wonnegefühl ist wohl in Jettens Armen – und in den lieblichen Blikken der kleinen Unschuldigen wie wird das Vatergestamle dir so wohl thun – wenn es auch nicht deine Kinder – sind sie doch Jettens – und heilige Pfänder von Willich, Deinem Freund – der wenn dis möglich, dir, heute segnend und bittend zuruft – sie zu guten Menschen zu erziehen – Gott schenke dir Gesundheit und gebe dir was dir nötig ist | das auszuführen was in deine Hände gegeben ist – könt ich wie in Schmiedeberg mit Karln und Frize – einige solche momente in Euren Armen umschlungen haben – sie wären mir viel werth – Gott wie wolte ich sie bei Euch und mit Euch auskosten – denn die Kleinen zwischen Uns die so hold und doch auch so verständig uns anlachen würden – Wie ganz eigen wird mir’s doch auf den Dienstag seyn – Vorm Jahre stand dis schöne Verein zwar schon die in den lieblichsten Farben vor deiner Seele – aber haben und genießen – ist doch was andres wie die Vorstellung! Noch einmahl weise ich dich hin auf den Reichthum von Freunden, Verehrern und Bekanten – ich spreche hier nicht von Bänkelsizern und Figuranten – die freilich wohl auch an 3363.
Überlieferung: H: BBAW, SN 375/10, Bl. 11 f.
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diesem Tage ihre Rechte behaupten werden – die Rede ist blos von den Freunden deines Geschlechtes und einen ganz kleinen Creis von Weibern – die Rügenschen sind dir nun meist Alle verwandt – nur nicht Pistorius – aber ist sie nicht leidend – die Gute – und haben nicht solche besonders Ansprüche auf deine Liebe! die Trefliche – ich habe ihr kürzlich einen sehr langen Brief geschrieben – und auch an Louisen – ob Ihr wohl ihre Zeilen gelesen habt? sie waren sehr in der tiefsten Wehmuth geschrieben – aber lauter Liebe athmend, zu mir, zu der sie sich so sehr hingezogen fühlt – wie recht Schwesterlich sie mich schon in der Aufschrift begrüßt – und erst im Briefe selbst – und wie fromm wenn schon | etwas schwärmerisch – und wie sehnsuchtsvoll nach Oben blikkend wo Willich ist –! Siehe mein Lieber – alle diese wohlthuenden behaglichen Gefühle – diese vertrauende Liebe – die mich so im tiefsten meines Wesens erquikt und erfreut – wem verdanke ich sie diese Achtung so vieler treflichen Menschen als dir – du Guter du Einziger – und was hast du mir diesen Herbst nicht für Freuden so manichfacher Art gegeben – – hast mir 3 Jetten zugeführt – die dir jede besonders aber doch Alle dir gehören – früher und später dein wurden und nun auch, mein, sind – hast mir meine Nany gebracht – die so viel geworden ist in jeder Absicht – wie wird sie helfen dein Fest zu schmüken wie wird sie den The doppelt stark und süß machen – beßer als bei unsern parthien – ach für den Genuß an der schönen erhabnen Natur aller Orten – wie jezt im Geist den wärmsten Händedruk – und ein Gott segne dich besonders auch dafür – mein Bester Streitsüchtiger – in der schönsten Schattirung stehen sie noch Alle vor mir die treflichen Gegenden und Standpunkte die wir durchwanderten – von welchen wir die herrlichsten Aussichten hatten – das Weistrizer Thal steht freilich im Schatten mit allen den Unvolkomenheiten des vergeblichen steigens und wartens – Bild des menschlichen Lebens! Damit wir doch nicht zu viel Licht hatten – partie honteuse – nante ich es –! doch weit schlimer, daß die | guten Jetten in Fuerstensteien geprellt sind! – Der guten Nany sage den herzlichsten Dank für ihren lieben Brief den ich nächstens beantworten werde – – woher es aber komt – daß das Kästchen mit den Sachen – von Schmiedeberg aus noch nicht zu Euch gelangt ist – begreife ich nicht, da ich es 8 Tage nach deiner Abreise dorthin geschikt habe – es waren einge Kleinigkeiten für die Kinder mit – übrigens thut mir das doppelte Postgeld sehr leid was darum verschwendet wird – Unsre Briefe haben sich wahrscheinlich begegnet – An Jetchen schreibe ich dismahl nicht besonders – aber ich umarme Euch Beide mit einem eignen zärtlichen Gefühl – seid glüklich – behaltet lieb Eure Lotte
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Briefe 3363–3364
Viele Grüße von der Seidliz – auch von den Kindern an die Eurigen – Lisette hat mir noch kürzlich viel gutes an dich aufgetragen Deine Loosung steht Jesaias 46 – 10 – der Text. 2. Corinth. 11 – 28 – sehr merkwürdig
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3364. Von Christlieb Benjamin Hering. Stolp, Mittwoch, 15. 11. 1809 Adresse: Sn. Hochwürden / dHerrn Profeßor Schleiermacher / in Berlin. [Bl. 23v] Stolpe d 15 Nov. 1809.
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Hochgeschätzter Freund! Sie haben allerdings Uhrsache über mein langes Stillschweigen zu zürnen, auch will ich mich keinesweges entschuldigen, sondern nur gleich um gütige Nachsicht bitten, mit der Versicherung, daß meine Freundschaft und Hochachtung gegen Sie immer die alte bleibt, und daß wenn ich im schreiben faul gewesen, ich nichts desto weniger mich sorgfältig nach Sie erkundiget, und an Ihrem Wohlergehen den aufrichtigsten Anteil genommen habe. Besonders haben wir uns hertzlich über Ihre Verbindung, und daß Sie sich in Ihrem neuen Stande so gantz glüklich fühlen, gefreuet. Dies konnte denn auch wohl nicht fehlen, da sie bei Ihrer Wahl nichts anders als simpatirung der Gemüter und innere Zuneigung beabsichtiget, ohne welche keine ächte Freundschaft und Liebe bestehen kann. Mögen Sie, denn, teurester Freund diese häusliche Glükseeligkeit, welche alle andern Erdenfreuden so sehr überwieget, in vollestem Maaße, und bis ins höchste Alter erreichen. Wir alle wünschen Ihnen dieses mit der ungeheucheltesten Teilnahme. Auch freue ich mich über Ihren jetzigen festen Standpunkt, und über die fernern guten Außigten bei der zu errichtenden Universitaet, hier wird es Ihrem tätigen Geiste an Arbeit und Nahrung, und Ihrer Neigung recht viel gutes zu stiften, nicht fehlen. | Meine häusliche Lage ist noch fast gantz die nehmliche, und in meiner Familie sind keine Veränderungen vorgefallen, als daß mein Schwager Hoepner, nebst deßen Frau (meiner ältesten Schwester) so wie auch mein Schwager Leopold, wie Ihnen bereits bekandt, verstorben sind. Dies Loos 75 f Viele … aufgetragen] am linken Rand von Bl. 12 Rand von Bl. 11 3364.
77 f Deine … merkwürdig] am linken
Überlieferung: H: BBAW, SN 303, Bl. 21–23
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wird denn auch bald mehrere treffen, da wir alle ziemlich reif werden, und, nach dem Lauf der Natur nichts anders zu erwarten steht. Meine gute Frau trägt Ihr Schiksahl fortwärend mit Gedult, sie ist abwechselnd bei Ihrem Zustande gesund, und froher Laune, öfter aber durch den gäntzlichen Mangel an Bewegung mit übeln Zufällen behafftet, welches mir für die Folge sehr besorgt macht. Meine verheirateten Kinder leben glüklich und zufrieden, Heinrich wohnt mit seiner Frau in Stojentin, welches Gut ich Ihm nach seinem Wunsche schuldenfrey übergeben habe, er ist bereits seit 1 1/2 Jahr da, und beide gefallen sich da recht sehr gut. Ich habe mir in deßen Stelle die Reitzer Güter, 1/2 Meile von hier, und die Ihnen vieleicht noch erinnerlich sein werden (es gehören dazu, Miß, Seßin, und Niedertzin) von dem Major von Katzler gekauft, wo ich einen Teil des Sommers mit meiner Frau zugebracht, und sehr vergnügt verlebt habe. Der Garten welcher von sehr großen Umfange, ist sehr schön, und das fast neue sehr geräumige Wohnhauß liegt | mitten darin. Uns verlangt alle schon wieder nach dem Frühjahr um wieder heraus ziehn zu können. Albertine ist noch los und ledig, zwar haben sich heiratslustige Candidaten gemeldet, ich habe aber noch nicht Lust, sie von mir zu laßen, und da sie erst 17 Jahr zählt, so kann sie der Mutter zur Pflege, noch immer 1 oder paar Jahre Jungfer bleiben. Mit meinen Handlungs Geschäften gehts gut und schlimm, auf der einen seite wird gewonnen, auf der andern verlohren. Ich würde dies Jahr sehr gute Geschäfte gemacht haben, wenn ich nicht durch gantz besondere zusammen getroffene Fatalitaeten und Cabalen das Malheur hätte, daß mir 2 Schiffe die Friederique & Favori in Liebau mit Sequester abseiten des Rußischen Gouvernements belegt wurden, zwar ist die Sache noch nicht völlig entschieden, aber wahrscheinlich werden sie confiscirt und der Schade den ich durch den Verlust dieser Schiffe, und andern daran combinirten Gegenständen erleide, kann ich schlechthin auf 80 mille r rechnen. Dies ist ein harter Schlag, zumal ich unter den obwaltenden Umständen an keinem Regreß nehmen kann. Wenngleich mir dieser Verlust nicht derangiret, so ist es doch sehr kränkend, auf eine solche Art die Mühe und Arbeit verschiedener Jahre einzubüßen. Ich bitte, diese verschwiegen zu halten, indem es nicht nötig ist, daß ein dritter es erfährt. Auch freuen mich die | guten Nachrichten von Ihrem Herrn Bruder aus Schmiedeberg, ich wünsche Ihm von gantzem Hertzen das beste Fortkommen. Mit den Zinsen hat es seine gute Richtigkeit, und sind bis auff Januar 1809 bezahlt. Nun mein geschätzter Freund, leben Sie mit Ihrer Frau Gemahlin so glüklich, als wir alle es Ihnen von gantzem hertzen aufrichtigst wünschen.
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Briefe 3364–3368
Ich und die Meinigen empfehlen Uns Ihrer beiderseitigen Freundschafd bestens, wünschen balde angenehme Nachrichten, von Sie zu hören, und ich bin fortwärend mit gröster Hochschätzung Ihr treu gehorsamster Freund & Diener C. B. Hering.
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heute werden die Gänse geschlachtet, sie scheinen ziemlich fett zu sein sobald die Brüste geräuchert sind, werde so frei sein, Ihnen einige zu übersenden. Der gute hofprediger Metger ist noch immer nicht gantz hergestellt, er genießet im gantzen nur einer sehr schwankenden Gesundheit, und wird schwerlich alt werden. Seine junge Frau scheint eine sehr gebildete, dabei gute sanfte Frau zu sein. | Ich möchte nach Reitz gerne ein recht hübsches Fortepiano haben, zwar würde mein Freund Jetschow es gerne besorgen, aber solche Herren bekümmern sich selten die guten Eigenschaften eines Instruments worauf denn doch alles ankommt. Gewis haben Sie Bekandschaft mit einigen guten Musicern, davon einer wohl die Mühe über sich nehmen würde, eine recht gute Wahl zu treffen. Für 150 r. denke ich, würde man ein schön verziertes Fortepiano von Mahagoniholtz 5 1/2 Octaven, und von schönem Ton erhalten. Darf ich so frei sein, Ihnen mit diesem Auftrage zu belästigen? sie würden mir dadurch sehr verbinden.
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3365. Wohl an Wilhelm Uhden. Berlin, Freitag, 17. 11. 1809 So eben läßt mir der Geheime JustizRath Schmalz durch sein Fräulein Tochter sagen, daß er schon angefangen habe in seinem Hause in denselben Stunden zu lesen die ich angekündigt und daß er dächte seine Vorlesungen im Heinrichschen Palais fortzusezen. Ich gestehe gern daß ich gar nicht gewußt,wann Schmalz läse, und daß ich geglaubt von dieser Seite sicher zu sein weil ich Ihnen meine Stunden vor der Bekantmachung angezeigt hatte. Natürlich habe ich nichts geantwortet als daß wir es wol beide Ihrem Arrangement überlaßen müßten. Das thue ich auch von Herzen und da der Geheime JustizRath die Priorität für sich hat: so scheint es 3365. Überlieferung: H: Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin, Handschriftensammlung, Sammlung Darmstädter, 1912.236; D: Arndt/Virmond: Friedrich Schleiermacher zum 150. Todestag, S. 24 (gekürzt)
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mir sehr natürlich daß ich zurükstehn muß. Nur da ich weiß daß meine praesumtiven Zuhörer keine andere Stunde haben | und es zu spät wäre um mich erst nach einem andern Locale umzusehn so sähe ich was mich betrift kaum eine andere Auskunft, als daß ich das Lesen für diesen Winter ganz einstelle. Sie sehen selbst daß es besser ist dies von vorn herein zu thun, als wenn ich eine andere Stunde wählend es hernach aus Mangel an Zuhörern thun müßte. Ich submittire übrigens gänzlich Ihrer Entscheidung. B. d. 17t. Nov. 09 Schleiermacher
*3366. An Friederike Reichardt. Berlin, Sonnabend, 18. 11. 1809
*3367. An Johanna Steffens. Berlin, Sonnabend, 18. 11. 1809
3368. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, Donnerstag, 23. 11. 1809 B. d 23t. Novemb. 09
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Liebe Lotte ich schreibe dir heute ohnerachtet es nur ein Paar Worte werden können weil wir Gestern Abend im Plauderstündchen ausgemacht haben ich sollte dir doch ja recht zureden zu kommen wenn du es irgendwie kannst; wir versprechen uns einen recht hübschen häuslichen Winter und fanden daß es so recht zum Ganzen gehören würde dich hier zu haben. Gieb also nur ja keinen Bedenklichkeiten Raum wenn eine Gelegenheit sich darbietet; am wenigsten Geldbedenklichkeiten. Denke daran wie aus einer solchen unsre selige Mutter sich die lezte Gelegenheit verschlug ihren Bruder in Halle noch zu sehn und wie der Vater hinten nach fand das wäre gar nicht nöthig gewesen. Du mußt doch unser Leben 3368. Überlieferung: H: BBAW, SN 767 B, Bl. 3 f.; D: Meisner: Schleiermacher als Mensch, Bd. 2, S. 121 (gekürzt)
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Briefe 3368–3369
hier sehn, und ich kann warlich nicht dafür stehn wie lange es überhaupt noch dauert denn nahe Todesahndungen kommen | mir oft sehr lebhaft noch weniger kann ich dafür stehn bei allen verrükten Anfechtungen die man mir in der lezten Zeit gemacht hat ob ich noch lange in meiner gegenwärtigen Lage bleibe und dann möchte es doch viel weitläuftiger sein. Mein Geburtstag ist recht vergnügt gefeiert worden. Ich hatte eine sehr schöne Morgenstunde mit Jette; ich predigte; Mittags war die Herz bei uns und Abends dann noch mehrere Freunde[.] Es ist immer ein rührender Tag weil sich so mancherlei Liebe offenbart die mir zu Theil wird daß ich mich immer sehr dankbar gegen Gott fühle und neue Kräfte sammle für die Zukunft. Ja Liebe ich erfahre viel Gnade von Gott und dafür seid immer dankbar und froh auch wenn ich nicht mehr da bin. – Ich habe mich eine lange Zeit sehr übel befunden; seit ein Paar Tagen bin ich wieder frischer aber auf Dauer rechne ich doch nicht für den | Winter sondern nur auf eine sehr abwechselnde und kümmerliche Gesundheit Auf den Sommer muß ich dann irgendwo baden: ich war schon ziemlich entschlossen in Kudowa neulich ist aber sehr lebhaft in Anregung gekommen ob es nicht gerathen wäre nach Pyrmont zu gehn. Doch es wäre thöricht über eine so weite Zukunft jezt etwas festsezen zu wollen. Einen sehr tiefen Schmerz habe ich neulich gehabt; einer meiner liebsten Schüler hier auf den ich große Hofnung sezte ein Schlesier Mauderode (die Lange weiß gewiß auch von ihm) ist im Felde geblieben. Ich kann dir nicht sagen wie wemüthig ich diesem herrlichen Menschen nachsehe. Und nun muß ich aufhören. Ich rechne sehr darauf dir nächstens noch eine Anweisung zu schiken. Alles grüßt dich herzlich und alles ist wohl bis auf Jette die Halsweh und ein schlimmes Auge hat, es ist aber alles nur schnupfiger Natur. Dein treuer Bruder F.ÐSÑ.
16 bleibe] über 〈gemacht hat〉
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23. 11.–4. 12. 1809
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3369. An Adolph Müller. Berlin, Montag, 4. 12. 1809 Berlin, den 4. Dezember 1809
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Es hat mich herzlich gefreut, nach langer und für Ihre Theilnehmenden so sorgenvolle Zeit wieder von Ihnen zu hören. Ich hätte nur gern auch die frühere Sorge gründlich gehabt; mir nämlich hat es leid gethan, daß ich von Ihrer Krankheit erst hörte, als die Gefahr vorüber war. Denn ich mag gern alles, was den Freunden begegnet, wie es auf einander folgt mit durchmachen; und da mir bis jetzt so wenig Bedenkliches oder Gefährliches im eigenen Leben zugetheilt ist, mein gebührendes Theil von daher nehmen. So möchte ich Ihnen auch, wiewohl Sie es nicht bedürfen, noch aus eigenem Muthe Muth zusprechen gegen die natürlichen verdrießlichen Folgen dieser Krankheit, wenigstens Ihnen zeigen, daß meine Liebe für Sie die Sache auch nicht schwerfälliger nimmt, als Sie selbst thun. Die Dinge werden sich Ihnen schon alle wieder fügen, und die ersten Jahre Ihres praktischen Lebens werden ein nur um so sichereres Pfand der künftigen sein, je mehr Sie gleich eine vielfältige Thätigkeit darin bewähren können. Und so will ich lieber noch zehnmal mich so bewegen lassen, wie Ihre Krankheit es gethan hätte, als einmal den bittern Schmerz empfinden, den mir unseres Marwitz Unfall verursacht hat. Anders mag ich die That nicht nennen, und habe bei dieser Gelegenheit recht tief gefühlt, welche innere Wahrheit darin liegt, daß den Griechen alles dergleichen, sobald es einem Manne, der den namen verdient, begegnete, nur eine symforaÁ hieß. Lassen Sie mich hiebei gleich die Sünde bekennen, daß Ihr Brief an Marwitz, den mir Reimer übergeben, noch bei mir liegt. Theils wußten mir seine hiesigen Verwandten selbst seine sichere Adresse nicht zu sagen, sondern verwiesen mich an den österreichischen Gesandten, der eben verreiste; theils fürchtete ich, der Brief möchte ihn verfehlen, weil ich glaubte, er würde gleich nach abgeschlossenem Frieden auf seine Rückreise bedacht sein. Jetzt aber sind zwei Bekannte von dorther zurückgekommen, durch die ich sichere Nachrichten über ihn zu bekommen hoffe. Ich selbst habe ihm Anfang Oktobers von Troppau aus geschrieben, weiß aber auch noch nicht, ob er meinen Brief richtig erhalten hat. Ich habe nämlich, wenn Sie es vielleicht noch nicht wissen, noch im September mit meiner Frau und Kindern und Nanny (auch Mad. Herz begleitete uns) eine Reise nach Schlesien gemacht, um meiner Frau mein Vaterland und meine Geschwister zu zeigen, und gegenseitig. Viel Schö3369.
Überlieferung: D: Müller: Briefe von der Universität, S. 503–505
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Briefe 3369–3371
nes aller Art ist da erlebt worden, und meine Frau – sie heißt Jette, damit ich sie Ihnen künftig kürzer bezeichnen kann – und Nanny sind sehr brav gewesen. Sie haben mit mir eine dreitägige sehr beschwerliche Wanderung über den Kamm des Riesengebirges gemacht, und haben auch mit mir anfahren müssen in Kupferberg. Da haben Sie gleich ein schönes Fragment aus meinem neuen Leben; aber auch in dem täglichen häuslichen fühle ich mich sehr glücklich, wenn ich mir gleich hier und da noch etwas ungeschickt vorkomme als Gatte und Vater. Nur ist nicht viel davon zu erzählen, sondern ich möchte am liebsten sagen: komm und sehe! Die Berliner Universität ist wenigstens beschlossen, und schon vorläufig das Prinz Heinrich’sche Palais eingeräumt, in welchem wirklich ich und Andere Vorlesungen halten. Doch das wissen Sie vielleicht schon aus Blättern, die ich nicht lese. Wie sehr mich nach den rechten Studenten verlangt zu dieser Universität, kann ich Ihnen nicht sagen. Doch freue ich mich der schönen Aussicht nur mäßig, theils weil mir die ganze Existenz des Staates noch nicht sicher scheint, theils weil ich noch gar nicht höre, daß auch Steffens herkommen wird, was für meine fröhliche Wirksamkeit und für mein ganzes Leben von der größten Bedeutung ist. Er hat seit kurzem auch seine Halskrankheit wieder überstanden. Etwas Anderes aus Halle haben wir aber Hoffnung her zu bekommen, wie ich eben ganz unter der Hand höre und Ihnen auch eben so wieder sagen will. Nämlich ein alter hiesiger bekannter von mir (Schede) wirbt um Karoline Wucherer. Soviel ich weiß wird die Sache freilich bis jetzt nur noch zwischen der Tante und der Mutter verhandelt, und soll erst an Karolinen gebracht werden; allein, wenn diese ihn auch nicht eigentlich liebt, wozu sie ihn zu wenig kennt: so würde sie doch einen sehr schweren Stand haben, wenn sie ihn ausschlagen wollte, und es ist also wahrscheinlich genug, daß die Sache zu Stande kommt. – Von Harscher weiß ich schon seit sehr langer Zeit nichts, und, ich glaube, auch sonst niemand hier. Ich habe ihm zuletzt geschrieben, und ihm sehr dringend gerathen, wenigstens von Basel wegzugehen; aber das ist schon eine kleine Ewigkeit her, und er hat nichts wieder von sich hören lassen. Doch nun genug für heute, welches eben in diesem Augenblick abgelaufen ist. Holen Sie bald alles Versäumte nach, worin auch die Bitte liegt, nicht wieder so lange zu schweigen. Meine herzlichen Grüße an Ihren Vater. Schleiermacher.
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3370. Von Johann Erichson. Berlin, Montag, 4. 12. 1809 Berlin, 4. Dec. 09.
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An Schleiermacher. Sie haben einen schlimmen Gläubiger für Ihre Schulden, mein lieber Schleiermacher, besonders hier in Berlin, wo man im Kreise Ihrer Lieben so oft an Sie erinnert wird, und zur schöneren Erweckung des eignen Lebens Sie nahe wünscht. Doch vielleicht ist schon eine freundliche Erwiederung von Ihnen für mich in meinem Vaterlande, und Sie wusten nicht, daß ich jezt in Berlin sey. Ich fühle, daß ich meine Bestellung bey Ihnen scherzend abmache. Zeit und Kraft waren verronnen, und dann findet der Mensch eine Selbsterhaltung im Parodiren seines eigenen Unvermögens. Ich bitte Sie noch um einige Beiträge für ein dichterisches Neujahrgeschenk. Es besteht aus vollendetern dichterischen Arbeiten als Sie von mir kennen: Bartholdi liefert Dichtungen der Neugriechen. Einzelne schöne Blumen versprech’ ich mir noch von andern Freunden. Doch wollen Sie nicht durch Aufschub Ihren Gaben den Werth für Ihren Freund nehmen! Erichson.
3371. Von August Wilhelm Schlegel. Coppet, Montag, 4. 12. 1809 Adresse: An / Herrn Prediger u. Professor / Schleiermacher Wohlgeb. / in / Berlin / Fr. Nürnberg [laut D auf dem Umschlag] Coppet d. 4. Dec. 1809. 5
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Herr Dreist hat mir Ihr Briefchen vom 15ten Aug. bescheidentlich zugesandt, werthester Freund; nach so langer Entfernung und so ununterbrochenem Stillschweigen war es mir ein angenehmes Lebenszeichen. Lassen Sie mich zuerst meinen Glückwunsch über Ihre häusliche Veränderung abstatten, deren ich mich herzlich gefreut habe. Es ist überhaupt nicht gut, daß der Mensch allein sey, und eben jetzt, da die großen Staatsgebäude halb eingerissen und übrigens so baufällig 3370.
Überlieferung: H: BBAW, SN 280, Bl. 3
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Überlieferung: D: Bäumer: Ein ungedruckter Brief A.W. Schlegels, S. 505–507
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Briefe 3371
dastehen, daß ihnen kein Architekt mehr helfen kann, ist es vielleicht am weisesten gethan, sich vor der Hand einen Heerd zu bauen, bis etwan einmal der Grund, worauf ers steht, vaterländisch wird. Ihre schriftstellerischen Arbeiten habe ich unterdessen nicht aus den Augen verloren. Wie weit Ihr Plato gediehen, weiß ich nicht genau und habe mir noch nicht alles verschaffen können. Das Weihnachtsgeschenk und die scharfsinnige Herstellung des Heraklit las ich mit großem Vergnügen. Dagegen entging mir bis jetzt Ihre Schrift über die Universitäten. Leider fürchte ich, daß unsere etwas verspäteten Lobreden auf diese Anstalten, denen wir Deutsche vielleicht mehr verdanken, als wir glauben, eben so viele Leichenreden sind. Es dürfte, wenn es so fortgeht, bald keine Universitäten mehr, sondern bloß noch Schulen unter der Zuchtruthe der neuen Kaiserlichen Sorbonne geben. Aus den Zeitungen sahe ich, daß die Universität in Berlin, die Sie wünschen, wirklich eingerichtet wird. Wenn nur Ihrer Hauptstadt nicht noch ganz andre, minder angenehme Veränderungen bevorstehen! Daß mich einige Berlinische Freunde für einen litterarie mortuum erklärten, wußte ich schon: allein ich hätte gewünscht, Sie möchten nicht unter der Zahl seyn. Ich habe es wenigsten an der Sorge nicht fehlen lassen, mein annoch gefristetes Leben bemerklich zu machen. Meine Elegie Rom ist Ihnen gewiß bey ihrer Erscheinung zugestellt worden, wenigstens gab ich Auftrag dazu. Einige einzelne Aufsätze, z.B. ein ziemlich ausführlicher über den heutigen Zustand der Künste in Rom in der Jenaischen LiteraturZeitung, andre im P r o m e t h e u s konnten Ihnen leichter entgehen. Mit der kleinen französischen Schrift bezwecke ich nichts weniger als eine Bemühung um das poetische Heil der Franzosen; ich war vielmehr versucht als Motto darauf zu setzen: If we displease it is our good will. Ich dächte immerhin, meine Landsleute könnten mir es anrechnen, daß ich den Krieg gegen die entschiedensten Feinde unseres litterarischen Rufes im Auslande auf ihr eigenes Gebiet hinüberzuspielen gesucht; doch mag ich darüber nicht rechten. Es könnten vielleicht bedeutendere Schriften in derselben Sprache nachfolgen, ohne daß es dem Anbau der Muttersprache Eintrag thun soll. Am wenigsten erwartete ich jetzt von Ihnen den Vorwurf der Versäumniß, da ich eben im Zeitraum eines halben Jahres eine Kleinigkeit von drey ganz artigen Bänden ausgehen lassen. Das spanische Theater und die Vorlesungen über dramatische Kunst werden Sie doch nicht als Bemühungen um das poetische Heil ich weiß nicht wessen von der Hand weisen? Da der erste Theil der Vorlesungen, das theoretische abgerechnet, ganz vom griechischen Theater handelt, so
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dürfte ich wohl eine ausführliche Beurtheilung davon in Ihrem Museum erwarten, und es sollte mich freuen wenn Sie oder Wolf (dem ich das Buch auch habe zustellen lassen) sie zu meiner Belehrung übernehmen wollten. Von noch nicht mitgetheilten Arbeiten erwähne ich nur, daß ich mich fleißig mit dem Text der Niebelungen beschäftigt, und die sämtlichen Lesearten der Skt. Gallischen und der Münchner Handschrift, die letztere von mir selbst ausgezeichnet, in Händen habe. Es war mir ein erfreulicher Beweis Ihrer Offenherzigkeit, daß Sie in Betreff meines Bruders etwas in Anregung bringen, worüber Sie wohl die gänzliche Abweichung unserer Ansichten voraussetzen konnten. Rechnen Sie es nicht auch zu den durch den Protestantismus behaupteten Rechten, seiner Überzeugung gemäß handeln zu dürfen? Und warum sollte man seine Gesinnung nicht auch in Gedichten äußern? Kennte ich Friedrichs Gedichte nicht selbst, so würde ich nach Ihren Äußerungen glauben müssen, sie handelten eine Seite um die andere von der Messe. Ich kann nur die einzige von Ihnen angezogene Stelle finden, die sich darauf bezieht. Freylich wenn die Messe, wie es im Heidelberger Catechismus lautet, für eine verruchte und vermaledeyte Abgötterey gilt, dem muß dieß immer anstößig bleiben; wäre aber dies Wunder, wodruch das große Versöhnungswerk gleichsam sichtbar vor unsern Augen immerfort bestätigt wird, dennoch wahr, so würde es auch wohl erlaubt seyn, sich darüber zu freuen. Daß mein Bruder dieß wie Sie sagen in unpoetischen Versen; meines Bedünkens in innigen und einfältigen Ausdrücken, gethan, dieß ist nun nicht mehr eine theologische sondern eine kunstrichterliche Beschuldigung, die ich dahingestellt seyn lasse. Es war eine löbliche Sache um das Protestiren, so lange es etwas gabe, woggegen, und etwas womit man protestieren konnte. Jetzt aber, da es einen so gedeihlichen Fortgang mit dieser schönen Erfindung gehabt, daß wir uns leiblich und geistlich gleichsam Grund und Boden unter den Füßen wegprotestirt, wäre es wohl Zeit auf die Rückkehr von der Trennung zur Einheit bedacht zu seyn. Die Deutschen in ihrem Zwiespalt unter sich unter solchen Umständen kommen mir vor wie zwey Advocaten, die noch immer nicht aufhören können zu zanken und zu schimpfen, während der ganze Gerichtssaal, worin sie ihre Beredsamkeit auskramen, unter ihnen einstürzt. Der Protestantismus war vormals die Triebfeder heldenmüthiger Handlungen, und als solche gewiß achtungswürdig. Glauben Sie, er 62 behaupteten] Als Fußnote steht an dieser Stelle im Druck: „Schlegel scheint hier zuerst ,errungenen‘ geschrieben zu haben, dann hat er verbessert ,erkämpften‘, dann beides durchgestrichen und ,behaupteten‘ darüber geschrieben.“
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Brief 3371–3372
werde jetzt noch, ich will nicht sagen Märtyrer bilden, sondern überhaupt auf irgend eine Weise, außer gegen das Gute, Widerstand leisten? Es ist damit wie mit der Stute des Roland die gar manche Tugenden besaß, nur daß sie leider todt war. Friedrich wird sich wohl zu rechtfertigen wissen, wie er es nennt, und hat sich zum Theil schon durch die That gerechtfertigt. Viele seiner neueren Gedichte sind nicht bloß herrliche Werke, sondern rühmliche Handlungen; mich dünkt, jeder ächte Deutsche muß es so fühlen. Von einem alten Freund, ich gestehe es, hätte ich eine ganz andre Anerkennung seiner Laufbahn erwartet, als die ich in Ihrem Briefe finde. Sein Buch über die indische Sprache und Weisheit, wovon unsere Philosophen auch nichts wissen wollen, wird seinen Ruf in Europa gründen: es wird gegenwärtig in Paris übersetzt. Nehmen Sie meine freymüthige Erwiederung nicht ungütig auf, erfreuen Sie mich bald wieder mit Nachrichten von Ihnen, und dem Befinden und Thun der ehemaligen dortigen Bekannten als Fichte, Steffens pp., und leben Sie recht wohl. Der Ihrige A. W. Schlegel. Wollten Sie gefälligst inliegendes Briefchen an Madame Unger befödern. Es ist davon von einer mir wichtigen Angelegenheit die Rede. Man hat nämlich bei Absenden meiner Bücher alle meine dabey befindlichen Briefschaften und Papiere aus Vergessenheit oder geflissentlich zurükbehalten. Sollte Madame Unger sie dazu veranlassen, so bitte ich Sie sich deßhalb für mich zu verwenden. Eigentlich käme es dem Kriegsrath von Schütze zu, mir zu meinem Recht und Eigenthum [zu verhelfen], denn er übernahm bey meiner Abreise von B. die Verwahrung des Schlüssels. Ich weiß aber nicht, ob er sich in der Stadt oder auf dem Lande aufhält.
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Hochwürdiger Herr, Mag es immerhin von meiner Seite als eine Zudringlichkeit erscheinen, wenn ich es noch einmal wage Ihnen meine Liebe und innige Zuneigung zu bezeugen, da ich nicht weiß, wie Sie die wenigen Zeilen, die ich Ihnen vor längerer Zeit gesandt, aufgenommen haben. Ich wage es dennoch, selbst auf die Gefahr, mit der Menge von Menschen, die mit widriger Freundlichkeit jeden Ausgezeichneten stürmend umlagern, in Eine Klasse geworfen zu werden. – Ein Herz, dem Dankbarkeit heilig ist, drängt sich zu Ihnen; ich darf der innern Anforderung nicht länger widerstehen. Sie haben durch Ihren Vortrag wie durch Ihre Schriften mächtig | und für die Ewigkeit auf mich gewirkt; durch Sie ward mein Sinn für Religion gewekt und so verehre in Ihnen meinen zweiten Vater. Die wunderschönen Stunden, wo ich Ihre Vorlesungen über die Ethik mit jugendlicher Begeisterung hörte, stehen unvergessen in meinem Herzen. Darum verargen Sie es mir nicht, wenn ich das Gefühl der Liebe und Achtung für Sie, was so lebendig in mir lebt, auch aeußerlich darzustellen suche. Für Sie kann es vielleicht gleichgültig seyn, doch nicht für mich. Nehmen Sie einliegende kleine Gabe freundlich auf. An dem nächsten Bande, welcher einen Theil der griechischen Kunstgeschichte umfaßt, arbeite ich unausgesetzt. Sollten Ihnen Winke und Berichtigungen über Winkelmann und seine Werke zur Hand seyn, so bitte ich um gefällige Mittheilung; ich werde sie dankbar benutzen. Den ersten Band meiner hier gehaltenen Predigten werde ich Ihnen in einigen Wochen über|senden, und zwar nicht ohne Zagen; denn ich weiß, wem ich sie sende. Doch jeder giebt, was er hat! Entschuldigen muß ich mich noch bei Ihnen wegen einer nicht geringfügigen Sache. Sie betrifft die Recension des letzten Bandes Ihrer Predigten. Eichstaedt hatte sie mir übertragen; ich schrieb sie mit der größten Liebe Sorgfalt und Genauigkeit und hatte das Eigenthümliche Ihrer Predigten nach meinen Kräften dargestellt. – Allein weil die Recension etwas länger ausgefallen war, als man bei Predigten, die gewöhnlich sehr oberflächlich behandelt werden, zu erwarten pflegt: so hatte Eichstaedt, der seine kaufmännischen Rücksichten nie vergißt, das genau zusammenhängende Ganze, ohne mich zu fragen, auf eine unverantwortliche Weise 3372.
Überlieferung: H: BBAW, SN 386, Bl. 3 f.
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verstümmelt und kaum den achten Theil abdrucken lassen. Ich habe seit der Zeit alle Verbindung mit Eichstaedt abgerissen. Uebrigens bitte ich Sie diese Erklärung, welche ich Ihnen und mir schuldig war, weder dem Eichstaedt noch sonst einem andern mitzutheilen. Denn ich hasse jeden | litterarischen Zank. Die Nachricht von der neuen Universität in Berlin hat mich ungemein erfreut. Ich habe keinen sehnlicheren Wunsch als Ihre Vorlesungen über die Dogmatik zu hören, weil mir gerade in diesem Theil der theologischen Wissenschaften aller Anstrengung ohngeachtet noch so vieles undeutlich ist. – Aber wie es möglich machen? – Wäre mein Wirkungskreis nicht so gediegen und tüchtig, wüßte ich nicht, daß in der Anstalt, woran ich arbeite, manches schön Begonnene durch meine Entfernung vielleicht für immer unterbrochen würde: fürwahr ich packte meinen Koffer, reiste nach Berlin und würde noch einmal Student. Schulze
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3373. Von Friedrich Severin Metger. Stolpe, Dienstag, 5. 12. 1809 Adresse: Eintausend / Herrn D. Schleiermacher / Pastor an der Dreifaltigkeits-Kirche. / hierbei 3 Gebinde / mit Gänsebrüsten. [Bl. 50v] Stolpe den 5t Xbr 1809. Lieber Schleiermacher Zu meinem innigen Vergnügen habe ich mir von meiner guten Frau oft und vielfältig alles erzählen laßen, was sie von Ihnen und Ihrem häuslichen Leben wußte. Was sie mir gesagt hat, ist hinreichend genug, mich mitten unter Sie und die Ihrigen zu versetzen, und mich mit eigenen Augen von Ihrem Glück zu überzeugen. Ihre Frau hat sie mir geschildert, gerade wie ich sie mir aus dem zurük gebliebenen Eindruck, den der Anblick ihrer vor mehrern Jahren auf mich gemacht, eingebildet hatte, ganz als die sanfte, feine, artige, gute Frau, und ihre Kinder als schön, wie Engel. Leben Sie so fort, recht froh und glücklich mit Ihrer Frau, Ihren Kindern und Freunden, und bewahren Sie ferner hin die freundschaftliche Zuneigung, deren Sie mich bis dahin, wie wol, ich gestehe es, weit über mein Verdienst hinaus gewürdigt haben. Mich freuet es, daß meine Frau 3373.
Überlieferung: H: BBAW, SN 330, Bl. 49 f.
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Ihnen mit einer so wahren Verehrung zugethan ist, und Sie so richtig zu beurtheilen und zu würdigen weiß. Auch ich bin durch Gottes Güte nunmehr zufrieden und glücklich. Ich bin zwar auch während meiner langen Krankheit nie unzufrieden und unglücklich gewesen; ich habe gefunden, daß das Krankenleben doch auch ein Leben, und zwar ein besonderes neues Leben, in welchem unserm Empfinden, Denken und Wollen fast alles in einer besondern, neuen, und darum auch intereßanten Gestalt erscheint. Ich habe die Men|schen nie so geliebt, als in meiner Krankheit; ich sahe nur Edeles, nichts Gemeines, nur Göttliches, nichts Thierisches an ihnen. Ich habe auch nie das göttliche Leben so klar erschauet, nie auf mein voriges Leben so demüthig herabgeblickt, nie nach Gott und Christo so geseufzet, und nie mich zu solchen Entschlüßen begeistert gefühlt, als in meiner Krankheit. Ich war allein, aber die Zeit ward mir nicht lang: tagelang beschäftigte mich die göttliche Anrede: ich bin der allgenugsame Gott, wandele vor mir und sey fromm; und mehrere Wochen hindurch das Gellertsche Lied: Nicht um ein flüchtig Gut der Zeit. Jetzt ist das nicht mehr ganz also; ich will nicht geradezu behaupten, mein damaliger Zustand sey Ueberspannung gewesen, denn es wäre ja wol möglich, daß die Sehne meines Gemüths damals grade wäre recht gespannt gewesen, und jetzt zu schlaff sey. Aber doch dünkt mich, es ist jetzt so beßer, mich dünkt, ich bin ganz wieder Mensch geworden. Ich bin nun fast ganz wieder bei Gesundheit und Kräften. Auch mein häusliches Leben ist ein zufriedenes und glückliches. Meine Frau hat tiefes Gefül und beweist mir viel Liebe und Zuneigung. Auch meine Schwiegermutter ist mir theuer und lieb; eine so anspruchlose, so leicht befriedigte, und darum auch immer so gleichmüthig zufriedene Frau ist mir, ich möchte sagen nie vorgekommen. Jede andere will doch sey es auch nur Etwas seyn, haben, gelten; nein, sie nichts! Ich läugne zwar nicht, ihre festen Nerven kommen ihr hierin gut zustatten, aber den eigentlichen Grund finde ich darin, sie ist gottselig und darum gegügsam. | Meine gute Frau wird mir immer lieber, ich habe auch Gott darum gebeten und bete ihn darum, daß ich sie recht lieben möchte, nicht als ob sie, um geliebt zu werden, eines Gebets bedürfte, sondern ich nur bedarf es, um mein Herz von allem Nichtliebenden zu lauter Liebe zu läutern. Meine Frau hat mir von dem sanften Reimer, und von der herzlichen Herz gesagt, wie beide sich bei jeder Gelegenheit so liebreich und freundlich nach mir erkundigt hätten. Sagen Sie doch beiden meinen herzlichen Dank, und finden Sie, daß es der Mühe lohnt, geben Sie ihnen diesen Brief zu lesen, aber darum ÐauchÑ ja keinem andern; denn nur Ihnen und
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Reimern kann ich mich so preis geben; die Herz ist Frau, darum ihr nicht, aber sie ist freundschaftlich gegen mich gesinnt und ich bin ihr gar sehr verpflichtet, und sie ist verschwiegen, und darum ihr wol. Mit was für guten lieben Menschen habe ich in Berlin gelebt, doch mit welch guten lieben Menschen lebe ich auch hier. Ein alter Major von Bandemer, welch ein Mann, ist mein ehrwürdiger Freund, und eine alte Frau Hauptmann von Lettow, welch eine ehrwürdige Matrone, ist meine edele Freundinn, wie oft hat sie mich in meiner Krankheit besucht und ganze Stu[nden] an meinem Bette geseßen, und ihre edelen T[öchter] auch die kamen allein, und der redlich gesin[nte] gebildete Major von Bonin, und seine Frau, und [mehrere] andere. Unser Freund Bünting war vorige Woche 3 Tage bei mir, er ist gesund, natürlich nicht ganz glücklicher Landmann, aber ganz glücklicher Ehemann und Vater. Er grüßt Sie herzlich. Auch meine Schwiegermutter und Frau bezeugen Ihnen ihre Verehrung und Dankbarkeit. Nehmen Sie von meiner Frau und mir die Gänsebrüste an, und geben die andern an Reimer und Herz. Bitten Sie doch Reimer, daß er mir den letzten Theil von Reinhardts Moral, sobald er erscheint, schickt, und dann auch 12 AbendmalsFormulare von Sack; er soll zwischen hier und Ostern auch sein Geld haben. Grüßen Sie auch Marwitz und Rheinhard. Metger
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3374. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher, Dienstag, 5. 12. 1809 Adresse: Schleyermacher. [Bl. 8v] d 5 Dcbr 1809 Lieber Friz! Vergeblich harre ich von einem Posttag zum andern etwas von Euch zu hören – wornach mich recht ordentlich verlangt – Wenn ich Jetchen noch nicht wieder ausführlich geschrieben – so kam das von dem sich begegnen unsrer Briefe – auch hoffe ich daß sie meine Epistel zu dein Geburtstag sich mit zugeeignet haben wird – Gott gebe daß du nicht wieder sehr leidend bist meinen Husten habe ich recht lange behalten – aber endlich doch durch allerley verscheucht; ich erscheine vor dir als 65–67 Stu[nden] … [mehrere]] Textverlust durch Papierabriss 3374.
Überlieferung: H: BBAW, SN 375/10, Bl. 7 f.
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eine Suplicantin – obschon du mir | alle ordentliche Unterstüzung abgesprochen so lang ich bei der Seidliz bin, so wirst du mir doch ein kleines Geschenk nicht versagen, wenn ich dich recht freundlich darum ersuche aber es nicht an mich schikken – sondern es Korn in Breslau zukomen laßen – allwo ich jezt zu Weinachten einige Bestellungen habe, wenn du mir die Freude machst so bin ich im Stande mir manche Freude mehr mit Emilien zu machen und mir auch selbst vielleicht ein gutes französisches Buch anzuschaffen lieber Bruder sei mir nicht böse deswegen – du hast doch die alte Lotte lieb – nicht wahr du thust mirs ich will dirs auch ganz ehrlich sagen | warum ich dich so damit plage – zu Weinachten komen der Ausgaben imer ein bischen viel zusamen die Herren dort wollen immer klingendes courant – ich bekome keins – selten 1 rthr – und muß daher viel von meiner Münze einbüßen – du guter Mensch sagtest selbst einmahl den Abend als wir hier zusamen waren ich brauchte hie und da eine neue Schaale – das weiß Gott! noch dazu gieng ich sehr schön wie Ihr hier waret – und siehst du – das kostet Geld – viel – und wenns auch nicht schön und fein ist. Nun mein Bester – grüße | Frau und Kinder – noch in diesem Jahre schreib ich ausführlicher – dan sollen die Berliner was zu lesen bekommen – noch eine wichtige Frage, Habt Ihr die Predigt von Albertini mitgenomen – ich finde sie nirgends! lebt wohl Lotte.
*3375. Von Johann Christoph Wedeke. Vor dem 6. 12. 1809
*3376. An David Stubenrauch. Berlin, Sonnabend, 16. 12. 1809
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3377. An Carl Gustav von Brinckmann. Berlin, Sonntag, 17. 12. 1809 Berlin d 17t. Dec. 09 Ich weiß nicht, liebster Freund, ob Du einige flüchtige Zeilen, die ich dir ich glaube dies Frühjahr durch einen Reisenden gesendet richtig erhalten hast. Diese Gelegenheiten scheinen jezt häufiger zu werden da mehrere von unseren Braven versuchen wollen über England das südliche Kriegstheater zu erreichen nachdem in dem nördlichen der Vorhang wieder gefallen ist. Fabian Dohna der Dir, wills Gott diesen Brief überbringt ist einer von dreien. Er selbst, einer der jüngeren Brüder unseres alten Freundes des jezigen Ministers hat sich in unserm unglüklichen Kriege sehr ausgezeichnet, und war zulezt FlügelAdjutant des Königes. Als alle Hofnung verschwand daß dieser an dem Kriege Antheil nehmen würde, nahm er den Abschied um nach Österreich zu gehen, kam aber hier an als es schon fast gewiß war daß der Waffenstilstand in Frieden übergehn würde. Seine beiden Reisegefährten sind glücklicher gewesen, sie haben in dem Generalstab des Kienmaierschen Corps, der Major Grollmann als Chef desselben und der Lieutenant von Lützow als Adjoint denjenigen Theil des Feldzuges mitgemacht der auf die deutschen Angelegenheiten den entscheidendsten Einfluß gehabt haben würde, wenn der unglükliche Friede nicht dazwischen gekommen wäre. | Mir scheint es freilich nicht sehr wohlgethan wenn alle tapfern Männer den vaterländischen Boden verlassen, und dann wenn sich irgend etwas zu Thätigkeit aufregendes ereignet Niemand zu Hause ist – allein diese sind einmal unterwegens, und wenn du ihnen irgend durch deine Verbindungen oder durch deinen guten Rath zu ihrem Zweck behülflich sein kannst, wirst du es gewiß nicht an dir fehlen lassen. Ich habe mich sehr gefreut daß endlich einmal ordentliche Nachrichten von dir hieher gekommen sind – wiewol ich nur flüchtige Worte darüber aus der dritten Hand vernommen habe da die ÐGiewizÑer lange nicht hier waren oder ich sie wenigstens nicht gesehen habe. Daß deine diplomatische Laufbahn wieder würde abgebrochen werden ließ sich voraussehen; möchte nur des guten Fraenkels Ahndung in Erfüllung gehen und diese Verkettung der Umstände dich wieder nach Deutschland und namentlich zu uns führen. Freilich weiß ich auch nicht wie lange das dauern würde 3377. Überlieferung: H: Trolle-Ljungby, Brinckmanska-Arkivet; D1: Dilthey: Schleiermachers politische Gesinnung, S. 267 (gekürzt); D2: Br 4, 171–173 (gekürzt); D3: Humboldt, Caroline: Neue Briefe, S. 149 (Korrekturen zu Br 4) 12 den] über der Zeile
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denn unser Preußen kommt mir noch immer vor wie eine schwimmende Insel die gerade eben so gut versinken als fest werden kann. Indeß es wäre doch so lange es wäre sehr schön, und ich kann dir gar nicht sagen wie sehr mich verlangt Dich einmal ausführlich zu sprechen über alles was sich seitdem ereignet hat und unsere Ansichten | über gegenwärtiges und zukünftiges auszuwechseln. – Die Hofnung zu einer zwekmäßigen Regeneration unseres Staates zu der wirklich vieles sehr schön eingeleitet war sinkt immer mehr; und indem man das wenige was wirklich aufgebaut ist einzeln wieder untergräbt so ist früher oder später ein plötzlicher Zusammensturz sehr wahrscheinlich. Das nächste Schiksal dieser Gegenden wird wol davon abhängen in welche äußere Conjuncturen dieser treffen wird. Ich werde von nichts auch was mich persönlich betreffen kann überrascht sein, selbst nicht von dem Elend im kleinsten Styl wiewol dies das fatalste ist. Humbold, der jezt seine schwiegerväterliche Erbschaft in Empfang zu nehmen nach Thüringen gereist ist soll uns nun zunächst hier eine Universität schaffen. Auf diese kann ich mich ordentlich kindisch freuen und sehnlich wünschen daß sie nur drei oder vier Jahre ruhig bestehen möchte. In einem solchen Zeitraum würde ich im Stande sein – was ich jezt ganz vorzüglich als meinen Beruf ansehe – meine ganze theologische Ansicht in einigen kurzen Lehrbüchern niederzulegen und wie ich hoffe dadurch eine theologische Schule zu gründen die den Protestantismus wie er jezt sein muß ausbildet und neu belebt, und zugleich den Weg zu einer künftigen Aufhebung des Gegensazes beider Kirchen frei läßt und vielleicht bahnt. Dann würde ich glauben das wichtigste gethan zu haben was mir in dieser Welt obliegt und könnte jeder persönlichen Katastrophe ruhig entgegensehen. Es sah einen Augenblick aus als sollte ich noch auf eine andere Weise wirksam werden. Ich hatte zum Theil auf Steins Veranlassung einen Entwurf gemacht zu einer ganz neuen Kirchenordnung für unseren Staat; er war auch zu meiner großen Freude im Ganzen angenommen worden, scheint aber jetzt auch zu dem zu gehören was bei Seite gelegt wird. Von meinem Platon ist kürzlich der fünfte Band fertig geworden der auch für dich zurükgelegt oder Fraenkeln übergeben ist. Die eigentlichen Dialogen habe ich nun hinter mir und es sind noch die großen Werke übrig Noch im Spätsommer habe ich mit Frau Schwester und Kindern eine Reise nach Schlesien gemacht. In Gnadenfrei hielt eben seinen Antritt als Prediger ein alter Nieskyscher Schulkamarad von mir Croeger, aus dem ohnerachtet er bisweilen mit Albertini und mir wetteiferte nicht recht viel geworden zu sein scheint. Ueberhaupt ist mir das zerstörende Princip in
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Briefe 3377–3382
der Gemeine stärker als sonst entgegen getreten. Auch unsere Frau von ÐSchlösselÑ habe ich sehr von der Zeit mitgenommen gefunden, höchst mißvergnügt, etwas mißgünstig über die welche weniger durch den Krieg gelitten hatten und vielem abgestorben was sie sonst so sehr interessirte. – Doch ich erwarte jeden Augenblik daß die Reisenden sich den Brief holen. Findet sich bald wieder eine Gelegenheit, dann will ich auch mehr als erzählen. Laß mir indeß meinen Plaz unter den Deinigen, und wenn es sein kann werde uns bald wieder gegeben. Schleiermacher
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*3378. Von Charlotte von Kathen. Wohl Götemitz, vor dem 18. 12. 1809
3379. An Friedrich Wilhelm III. und das reformierte Kirchendirektorium. Berlin, Dienstag, 19. 12. 1809 Adresse: Au Roi / Zur Eröfnung Eines Hochpreisl. / Evang. Ref. KirchenDirectorii [Bl. 94av] Allerdurchlauchtigster Großmächtigster Allergnädigster König und Herr Der Kriegsrath Thym hat meiner Bestallung zum Prediger an hiesiger Dreifaltigkeitskirche anliegende Liquidation beigelegt in welcher 14 R. 4 g als ProCente für das jezt mehr als bei meiner ehemaligen Hofpredigerstelle in Stolpe bezogene Gehalt angesezt sind. Nun aber bin ich bekantlich in der Zwischenzeit in Ewr Königlichen Majestät Diensten als Universitätsprediger zu Halle mit einem Gehalt von 800 R angestellt gewesen da mein hiesiges nur circa 750 R beträgt; und der Grundsaz, auf jenes keine Rüksicht zu nehmen, weil die Anstellung von einer andern Behörde ressortirte, scheint mir sehr unbillig, indem auf diese Art ein Diener Ewr Königlichen Majestät, der öfter mit gleich weniger Verbesserung als ich aus einem Departement in das andere versezt wurde für dasselbe Gehalt immer aufs neue die ProCente würde bezahlen müssen. Allein wenn auch 76 Krieg] folgt 〈zurük〉 3379. Überlieferung: H: Evangelisches Landeskirchliches Archiv Berlin, Bestand 14, Nr. 4011, Bl. 94–94a D: Reich: Schleiermacher als Pfarrer, S. 452 f.
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dieses wider Vermuthen fest stände: so habe ich doch bereits in Stolpe zu dem fixirten Gehalt von circa 520 R von Ewr Königlichen Majestät Allerhöchstselbst auf Veranlassung eines Rufes nach Würzburg eine persönliche Zulage von 200 R erhalten. Bei meiner Anstellung in Halle wurden diese auch als ein | Theil meines früher bezogenen Gehaltes anerkannt und deshalb alle von der Geheimen Kanzlei angesezte ProCente niedergeschlagen. Dieses Praecedenz wünschte ich nun auch zu meinen Gunsten von der Kanzelei Ewr Königlichen Majestät Evangelisch reformirten KirchenDirectorii beobachtet zu sehen und bitte daher Allerunterthänigst Ewr Königliche Majestät wollen geruhen die Liquidation des Thym dahin zu moderiren daß was als ProCente von Gehaltsverbesserung angesezt worden wiederum gestrichen werde. Die Allergnädigste Gewährung meiner Bitte erwartend verharre ich in tiefster Devotion Ewr Königlichen Majestät allerunterthänigster Schleiermacher Berlin den 19. Dec. 1809
*3380. An David Stubenrauch. Berlin, Dienstag, 19. 12. 1809
*3381. Von Johann Christoph Wedeke. Vor dem 27. 12. 1809
*3382. An David Stubenrauch. Berlin, Sonnabend, 30. 12. 1809
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In einer solchen Spanung wie ich in den lezten Wochen des verfloßnen Jahres gewesen – besinne ich mich noch nie gelebt zu haben – Heute am ersten Tage des Jahres 1810, da nun alles entschieden, ist mirs zwar freyer – aber doch ganz eigen zu Muthe – nicht um meinetwillen sondern die Theure betreffend die das große entscheidende Wort nach langem Kampf ausgesprochen und sich nun freilich an das staunen jammern oder spötteln des Ganzen oder einzelner nicht mehr kehren kann – ihr selbst wird mann auch jezt nichts sagen – aber mich desto mehr mit Fragen, und vielleicht auch mit Vorwürfen quälen das thut doch nicht gut – – darum wollen wir uns bald wieder empfehlen – – – soltest du nach diesem preludium nicht | errathen, daß es meine gute Seidliz ist, die mit dem ersten Tage dieses neuen Jahres gleichsam eine neue Epoche ihres Lebens anfängt? – – Du hast immer nahen Antheil an ihren Begegnißen genommen ich melde dir es also ganz frisch daß sie heute dem Hauptmann FreyHerrn von Sell, der bey uns im quartier lag – indem es mit seiner Liebe nach vielen Debatten von ihrer Seite, immer dasselbe blieb – ihr, JaWort gegeben – und wahrscheinlich noch vor Ostern ganz die Seine werden wird – Gott laße es Beiden recht wohl gehen – auch Sell ist ein recht guter zwar hitziger doch auch edler Mann der bey allen Wiederlegungen und Zweifeln – die ihm mündlich | und schriftlich gemacht wurden nie ungeduldig ward – sondern standhaft blieb – und mit vieler Rührung, bei einer in seinen Augen langen Wartezeit (es dauerte 5 Wochen ehe sie sich entschließen – konte) jeden Strahl von Hofnung auffieng und Beide ohne alles interresse blos ihr Glük in sich selbst finden. Freilich tritt die Gute, aus der engen Verbindung mit der Gemeine dis hat ihr auch den schreklichen Kampf gekostet – der sie vielleicht selbst an seiner Seite noch oft traurig machen wird – doch da sie in Habendorf bleiben kan – so lange er in solcher Nähe als Silberberg und Frankestein – bleibt – kann sie doch den schönen Gottesdienst hier benuzen | wenn das Regiment nur nicht nach Preußen versezt wird – sondern in Schlesien bleibt, will es Sell – aus wahrer Liebe zu ihr immer auf Tausch in der Habendorfer Nähe antragen weil, das, wegen dem Bedürfniß ihres Herzens – gleich die erste Bedingung war – und auch Emilie die dieses Jahr in die Anstalt komt – nach Wunsch zu besuchen – an diesem hängt denn nun der Apendix – Lotte welche die Bertha erziehen soll, und ferner ihre Stüze und Freundin 3383.
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bleiben soll, – Du wirst dich vielleicht wundern daß ich bei dieser Gelegenheit nicht meine Zuflucht ins Schwestern Haus nehme – | aber mein Bester – das läßt sich eher sagen als thun – alle Art von Beschäftigung an welche ich sonst gewohnt war – ist an Andre gefallen und alles gut besezt mich blos einem Strikzeug zu widmen – ist unmöglich und wäre für mein Gemüth eher schädlich als nüzlich – mir in einer andern Gemeine etwas zu suchen und aufzudringen fühle ich mich nicht berufen – sondern mein Inres hat mir die ganze Zeit zugerufen wenn es die Zustimung der GemeinDirection hat – bey meiner guten lieben Freundin mit welcher ich schon so manches erlebt und durchgetragen haben | zu leben, wie es ihr innigster Wunsch ist –, (wenn sie gesünder wird, nehmlich wenn sie nicht unter Jahres Frist heimgeht) hat sie den Plan – wenn Emilie nach 2 Jahren aus der Anstalt komt – mir mit ihren Töchtern im Schwesternhaus ein Stübchen zu miethen – damit die Kinder ganz in der Gemeine erzogen werden – aber eher will sie Bertha nicht von sich laßen – die Kleine hat mich öfters schon dringend gebeten bei ihr zu bleiben – O Gott – ich thue es auch der kleinen Unschuld gern – – und mann hat – bey allem Ernst – den mann auch hiebey sprechen | läst – nichts dagegen. Daß dir und deinem Kleblatt von Weibern der ganze Vorgang sehr überraschend seyn wird, kann ich mir vorstellen – daß wenn nur irgend mehr Kälte in ihr gewesen, und weniger Ueberzeugung daß – dieses bey vielen gerechten Bedenklichkeiten und Schwierigkeiten dennoch ihre Bestimung – es gewiß ruhmvoller im Hinblik auf ihre Verwandten, in allen deutschen Gemeinen für sie gewesen es abzusagen ist ohnstreitig – denn das qu’en dÐonneÑ-t-on des Ganzen muß man oft überhören aber mann muß alles mit | angesehen, und die Trefliche so genau kennen als ich – um dis leztere zu wünschen – so wirst Du ihr wohl auch nebst Deinem Kleblatt alles gute wünschen – und auch mir deine Zustimung geben – solte ich einstens früh oder spät von ihr getrent werden, dann werde ich wohl meine Zuflucht zu dir mein Lieber nehmen – möchtest du mit allen deinen Lieben recht wohl und heiter ins neue Jahr übergegangen seyn – ich umarme Euch Alle und drüke jedes besonders an mein liebend Herz. Lotte. | d 14ten
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Noch immer ist mein Brief hier der schon in den ersten Tagen dieses Jahres zu Euch solte – Seitdem war in der vorigen Woche die Verlobung von welcher Sell eigentlich gar nichts wißen wolte weil sie nun aber hier 46 f (wenn … heimgeht)] ohne Klammern mit Einfügungszeichen am linken Rand
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Brief 3383–3384
gewöhnlich und wegen der Kinder besonders Ehepakten sein müßen – war doch Beiden alles zu trokken weil Pritviz der biedre – doch vor Weichheit nichts sagen konte – nur diese waren zugegen und des Capitains Bruder mit seiner Frau – viel jünger als – er, aber auch sehr instruirt doch nicht so gut und edel als der Capitain – der bey jedem Besuch eine Stige seines Lebens ganz offen erzählt – – sich ganz hingiebt mit allen seinen Fehlern | bey der oft bedenklichen Kränklichkeit – ausdauernde Geduld und Opfer aller Art verspricht wie er es beym Anfang der Capitulation gethan – Gott gebe daß alles im Fortgang so ausgeführt wird – woran ich nicht zweiflen will – aber wie es bei einer doch möglichen weiten Versezung werden wird – sich von den Kindern und der Nähe von Gnadenfrey zu trennen wenn er es auch nicht von ihr verlangen solte – würde ihre Zärtlichkeit doch für ihn sprechen – nun wir wollen sehen! Pritvizes die i h n als bloße Einquartirung schon kanten und schäzten – lieben ihn sehr. Sie die Schwester des Seligen | könte am ersten dagegen sein in aller Rüksicht und Hinsicht hat sich aber höchst edel benommen und bey der Seidliz ihren schreklichen Kämpfen und Zweifeln am mehrsten auf Entscheidung gedrungen m i c h aber auch flehentlich gebeten sie so lange keine Trenung von Habendorf statt findet nicht zu verlaßen – sowohl wegen Bertha als wegen des ihr jezt doppelt nötigen Schwesterlichen Umgang – und auch meiner Hülfreichen Handleistung wegen – das wäre wohl der lezte Bewegungsgrund – wäre sie nicht zu arm Bertha zu gleicher Zeit in die Anstalt zu geben – so würde ich sie verlaßen – aber jemand anders außer der Gemeine zur Berta | zu nehmen kan ich ihr nicht zu muthen, und müste auch meinem Herzen Gewalt anthun – – Schilden – die ich gestern zum erstenmahl sprach – kann sich in mein bleiben nicht finden – denn daß d i e s e ganz schreklich über die arme Seidliz herzieht, versteht sich; und meint – il faut couper tout court – je vous donerai 12 heures par semaine – ce sont 12 gros – Du lieber Gott – aber woher das andre nehmen! auch kan ich dis jezt gar nicht erwägen – bis ich merke, daß mann in Habendorf nicht bleiben kann – überdis köntest Du mich jezt gar nicht unterstüzen denn wenn es nicht beträchtlich sein kann – kome ich ins gröste Elend – auch in der vollen Stube – denn an eine eigne ist bei der Holz und Licht Theurung gar nicht zu denken!!! Gern hätte ich an die süße Jette geschrieben aber das Papier ist zu Ende! der Brief muß fort. ich grüße sie und Nany herzlich – beide werden eigne Briefe bekommen – küße die Kinder von Lotten – – 105 f gröste … zu] am linken Rand von Bl. 5 106–108 denken!!! … fort.] am linken Rand von Bl. 5v 109 f ich … Lotten – –] am linken Rand von Bl. 6
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Bitte schreibe mir bald – sobald es Dir möglich Lotte. bitte last mich doch wißen ob ich den LebensLauf über die Post schikken soll, den Jette hier sich hat abschreiben laßen – und ob Ihr meine Predigt von Albertini mitgenommen habt – denn seit Eurer Abreise ist sie fort Vielen herzlichen Dank für die gütige Uebernehmung meiner Rechnung bei Korn – recht inig habe ich mich darüber gefreut.
3384. Von Johanna Steffens (auch an Anne (Nanny) Schleiermacher). Halle, Dienstag, 2. 1. 1810 Halle den 2ten Januar
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Es ist wohl nicht recht, lieber Schleier daß ich Ihnen nicht früher gesagt, daß mich die unerwartete Erscheinung Ihres Briefes recht erfreulich überraschte ja wohl haben wir uns lange nicht geschrieben, aber recht viel an Sie gedacht habe ich doch und mich Ihres neuen Glüks gefreut, wie gern ich Ihre Frau und Kinder kennen mögte, kann ich Ihnen nicht genug sagen, von allen Seiten höre ich nur gutes und Schönes von Ihnen, und auch ohne dem würde ich Sie gewiß von Herzen lieb haben müssen es ist ja Ihre Frau, lieber guter Schleier! – Wenn uns doch der Himl das Glück gönte wieder mit Ihnen leben zu können, so bald Sie nur das Geringste erfahren, ob mann an Steffens denkt, so sagen Sie es | uns gewiß, nicht wahr? es wär für Steffens unendlich viel werth mit Ihnen zusammen zu sein und überhaupt von hier weg zu gehen würde Ihm nur Freude machen, auch ich vertausche Halle gern mit Berlin, da ich selbst das Angenehmste und liebste was ich hier habe, nicht rein geniesen kann. Grimm konte uns leider nicht recht viel von Ihnen erzählen, worauf wir uns recht gefreut, wir sind drey Wochen sehr froh mit dem lieben Menschen gewesen, und haben Ihm recht ungern von hier reisen lassen. – Der junge Doktor Stuhr der Ihnen diesen Brief bringt, ist recht viel, besonders diesen Winter bey uns gewesen, und wir haben Ihn recht sehr lieb, Sie erzeigen | uns einen rechten Gefallen wenn Sie Ihn freundlich aufnehmen. Er freut sich sehr auf Ihre Bekantschaft. – 111 Bitte … Lotte.] am linken Rand von Bl. 3 111 f bitte … über] am linken Rand von Bl. 1v 112 f die … Albertini] am linken Rand von Bl. 2 114 mitgenommen … fort] am linken Rand von Bl. 2v 115 f Vielen … gefreut.] am linken Rand von Bl. 1 3384.
Überlieferung: H: BBAW, SN 395, Bl. 38 f.
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Briefe 3384–3385
Wenn mein Brief heute etwas toll und confus wird so schreiben Sie es einzig den Kindern zu die viel Lärm hier am Tisch machen und mich auch dann und wann am Arm ziehen, ich mögte Sie Ihnen wohl einmahl zeigen, es sind rechte nette Kinder, ohne doch im mindesten ausgezeichnet zu sein, Anne war kleiner recht hübsch, nun ist sie es eigentlich nicht mehr, doch ein freundlich Kind bleibt es noch, Cläre sieth sehr blass und mager, ohne daß Sie noch kränklich wäre, ich denke mit der Zeit findet sich auch die gesündere Farbe, sie soll im Sommer wieder baden. – | Von unserm Leben läst sich gar wenig sagen, wir haben noch nie so wenig Menschen gesehn wie diesen Winter, die häufigen Besuche im Sommer machen es nothwendig daß wir uns jetz sehr einschränken, dies ist Vater sein Fall auch, und so sehen wir uns selbst untereinander selten ordentlich. Die Theurung, die hier sehr arg ist, macht es noch schwerer: Steffens sieth sich alle Woche einmahl, mit Blanc ÐReinderÑ und Dalow, wir Frauen kommen selten zusammen. – Dich meine liebe Nanny muß ich auch noch begrüßen, und Dir sagen daß Du mir eine rechte Freude machen köntest, wenn Du mir einmahl schreiben mögtest, sehr gern werde ich Dir antworten und Dir erzählen was Du von hier wissen magst. Leben Sie nun von Herzen wohl Bester Schleier! und vergesen Sie uns nicht Hanne
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3385. Von Friedrich Christoph Perthes. Hamburg, Sonnabend, 6. 1. 1810 Hochverehrter Herr! Hierbey erhalten Sie den Entwurf einer neuen Zeitschrift, der, obwohl kein Geheimniß, doch nicht für’s Publikum bestimmt ist; ich sende ihn nur Männern von welchen ich weiß, daß sie die reine und ernste Absicht heraus lesen können. Es schien mir jetzt wo Deutschland wieder zu einem Ganzen gebunden werden soll, an der Zeit zu seyn, wohlgesinnten Männern Gelegenheit zu bieten, wo sie ÐdarlegenÑ können, daß auch noch nach Innen uns ein Gemeinschaftliches bindet. Preußen und Oesterreicher werden diesem Innern Bande sich nicht entziehen wollen! 29 daß] das 3385.
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Überlieferung: H: BBAW, SN 347/1, Bl. 1 f.
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Unsere Journäle bieten keine solche Gelegenheit; mit Ausnahme einiger kritischen und wissenschaftlichen fröhnen sie friwoler Neubegierde um gemeines Interesse willen. Meine Lage ist besser; ich bedarf dieses Unternehmen für den BrotErwerb nicht, und werde es fortsetzen auch wenn wirklich Aufopferung erheischt wird; daß ich hier | Wahrheit schreibe, mögen mir meine Freunde Herr Reimer und Herr Hitzig bezeugen. Ich habe Freunde durch ganz Deutschland, worunter ich die würdigsten und talentvollsten Männer der Nation rechnen darf; mehrere andere günstige Umstände wären unschiklich hier anzuführen, es läßt mich aber alles hoffen, daß meine guten Absichten, sich einigermassen werden verwirklichen lassen; und wenn ich auch nicht versprechen kann wie würdig das Journal erscheinen wird, so werde ich doch wissen das Gemeine abzuhalten. Politische (handelnd von den Begebenheiten des Tages und dem Benehmen der zeitigen Gewalten) soll das Journal nicht seyn; der Anstrich davon in beyliegender Anforderung ist nur, um daß die Leute wissen, was sie an einem haben. Historisch soll es seyn, weil sich die Wahrheit so noch am unbefangensten und reinsten aussprechen läßt. – Ferner: Bemühend deutsch wissenschaftliche Bildung zu erhalten zu fördern! – was ich damit meine, brauche ich Ihnen nicht zu sagen, was ich davon weiß, weiß ich a m b e s t e n durch Ihre Schrift über Universitäten. | Besonders aber soll durch das Journal die Zeit benutzt werden, welche das Unglück bereitet hat, so daß die Herzen der Menschen wieder geöffnet sind, für mehr Religion! – der g a n z e Mensch will wieder leben. – Gottesfurcht ist uns Bedürfniß geworden. „Die Zeit hat uns alle zu größerer, freyerer Denkungsart gehoben, von den irdischen Banden gelöset, und den apostolischen Sinn gegeben, zu besitzen als besäße man nicht.“ Wer aus wahrer Ueberzeugung, aus frommem Herzen zu sprechen weiß, muß jetzt wirken, denn so nur ist die Versöhnung der Zeit zu erlangen. In solchen Zeiten kommen aber auch immer Unberufene die durch v e r m e n g e n , durch Unklarheiten in sich, mit neuen Irrwegen und Unglück bedrohen – wie mir jetzt das Schwanken zwischen Protestestantismus und Katholocismus ein solches scheint. Diesem vorzubeugen durch Philosophie und Historie kenne ich nur drey Männer: Sie, Plank und Marheinike.
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Briefe 3385–3386
Getrost bitte ich Sie, im Nahmen der guten Sache um Ihnen Beystand. | Die bunte InhaltsReihe müssen Sie Sich nicht stöhren lassen, es sind dies keine stehenden Artikel, sondern nur um zu zeigen, woran allgemeines und national Interesse sich knüpfen lasse. Bedingung für etwannige Beyträge weiß ich I h n e n nicht zu machen; die Sie mir machen werden mir durchaus die rechten seyn. Nun müßte ich mich wohl, als ein Ihnen Unbekannter mich wegen meiner Gesinnungen noch auf Jemand berufen; in Berlin kenne ich viele, mich aber kennt wohl am vollständigsten mein alter Freund, Herr Staatsrath Nicolovius. Herr Professor Steffens in Halle kennt mich auch persöhnlich. Eine Verbindung mit mir, soll Ihnen nie Reue bringen. Mit wahrer herzlicher Hochachtung gehorsamst Fr Perthes Hamburg 6 Januar 1810
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3386. Von Henrich und Johanna Steffens. Halle, vor dem 9. 1. 1810 Ich ergreife die Gelegenheit, dass einer meiner eifrigen Zuhörer, um unter deiner Anleitung die Ethik zu studiren, nach Berlin geht. Er ist doch wahrlich betrübt, dass du vom kleinen zum wirklichen grossen Berlin gezogen bist. Bei diesen Schmuz vollends ist es meinen Zuhörern höchst beschwerlich, und die meisten bleiben davon. Dieser – Herr ÐStuhrÑ, Dr. philos. der sich hier ein sonderbares Examen unterworfen hat, worin er den Prof. Tieftrunk, Maass und Hofbauer recht eigentlich examinirte – ich hatte meine Halskrankheit, sonst wære ich auch dabei gewesen – ist zwar nichts weniger als mit sich selbst einig, hat auch etwas wunderlich starres, ist aber doch [ein] herrlicher Mensch, voll schönen Eifers; der Geld hat, sich der Wissenschaft durchaus widmen [zu können], und hier in Halle viel gelernt hat, nachdem er ein paar müssige Jahre in Heidelberg und Goettingen zugebracht hat. Er hat eine sehr schöne und tüchtige Gesinnung, und hat sie in der lezten Zeit, bei sehr bedenkliche Fælle, die ich Dir hier nicht entwickeln kann, auf eine herrliche Weise bewæhrt – Er ist bloss deinetwegen in Berlin. So viel von ihm. 3386.
Überlieferung: H: BBAW, SN 396, Bl. 43 f.
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Ich wünsche dir ein glückliches neues Jahr, und mir mehr Verbindung mit dir als im vorigen. Dir muss das neue Jahr viel schönes versprechen. Ein angenehmer Wirkungskreis, eine glückliche Ehe – ein deutscher Fürst, Achtung, Zutrauen und ohne allen Zweifel eifrige Zuhörer. Was kann man Schöneres wünschen in dieser betrübten Zeit? Mir scheint der Glückstern nicht so günstig. Fast scheint es als wenn ich in meinem betrübten Exil noch lange werde seufzen müssen. Die Hofnung der Erlösung ist, wie du ohne allen Zweifel noch deutlicher einsiehst, wie ich, doch verschwunden. Und zum Glück ertrage ich dieses, wie so vieles, indem ich | mich jezt wieder sehr eifrig, mit dem beschæftige, was doch allein einen wahren Werth hat – Die Freundschaft ausgenommen, die Gottlob eben so wenig an Zeit, Ort und äussere Umstænde geknüpft ist. Also von meinen Arbeiten. Im ganzen genommen bin noch nie so faul gewesen, wie im vorigen Jahr. Was mich in der ersten Hælfte stöhrte ausser die doppelte Krankheit, die fast den ganzen Winter wegnahm, weiss du. Der Sommer gieng weg in angenehme Zerstreuung. Aus Norden und Süden strömten Freund herbei und mein Haus war ein wahres Wirthshaus. Leider nicht zum Vortheil meines Beutels. Den Anfang machten meine Schwiegermutter, die, wie du weiss, bei mir einzog, und Grimm mitbrachte, der den ganzen Sommer dablieb, dann Reimer, Sieweking, der ein 14 Tage blieb. Mein und Bergers Bruder, die mehrere Tage blieben, Berger mit seiner Frau, die 4 Wochen bei uns logirten, Graf Holm, Bergers Schwager, Brentano, der sechs Wochen blieb, Die Brüder, die aus Süddeutschland zurückkehrten und 14 Tage blieben, Ohlenschlæger, der auf seine Rückreise einge Tage sich aufhielt, Grimm, der abermals ein drei Wochen hierblieb – Dergleichen ist zwar höchst angenehm, doch weder für das Arbeiten, noch für den Beutel. Und leider ist Halle jezt, als wenn man auf dem Lande wohnte, dass heisst, dass man sie alle allein amusiren muss. Auch stellen die meisten sich kaum vor dass ein Mann mit 1000 Rthr. Gehalt verdammt arm sein kann – Närrisch genug, ich wollte von meinen Arbeiten anfangen, und kam in einer ganz andern Ecke hinein – Also von meinen Arbeiten – Die meisten rühren von dem lezten Theil des Jahres her, Erstlich schon seit 3 Monathe ist die verfluchte alte geognostisch-geologische Schrift fertig. An dem was so fertig wird hat man doch keine | rechte Freude – Mit vielem darin bin ich recht zufrieden – Mit dem Ganzen? – Wir wollen sehen was das Volk sagt – Vielleicht rühmt man eben, was ich tadle – Es ist mir sogar mit den Bessern so gegangen. Die Schrift ist 23 Bogen also dick genug. An die lezten Bogen 43 noch] doch
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Brief 3386–3387
hat der Buchdrucker 3 Monathe gedruckt. Er wollte sich wahrscheinlich rächen. Über meine Idee der Universität sag lieber nichts. Ich habe es vergessen. Die Gesinnung dachte ich læge klar darin, und die klare Einheit des Lebens und der Wissenschaft – Etwas ähnliches sagen zwar viele, mir dünkt nicht zum Besten. Allerdings wollen sie die genannte Einheit, aber drehen und kneifen das Leben, damit es in ihre Wissenschaft passen soll – Das Leben erscheint dann entweder widerspenstig, oder auf eine eckelhafte Weise gehorsam wie „die artigen Kinder“ – Oder sie plagen sich mit zwei Kinder von welchem mir das, was immer ausgeschimpft wird, eben der Widerspenstigkeit wegen, troz der Dummheit am besten gefällt – Ich glaubte es wære bei mir nicht der Fall gewesen, glaubte einige würden das merken – Ich habe mich geirrt, Es kræht weder Hund noch Hahn danach – Der eine der in der Nacht bellt – die hiesige Litteratur Zeitung, wird sich hüten, der zweite, der bei Wetterverænderung und Tagesanbruch zu kræhen anfængt, hat nichts gewittert, und weder Sonnenschein nach den trüben Tage, noch Morgenröthe verkündigt – Also ist es wohl nichts und Gottlob nur wenige Wogen. Ich selbst legte nie vielen Werth darauf. Aber der Teufel hol euch sammt und sonders , wenn ihr nicht Respect für etwas habt – zwar nur 2–3 Bogen, das ich für R u n g e ausgearbeitet habe, über die Bedeutung der Farben in der Natur. Es ist ohne Bedenken das Beste | was ich jemals schrieb. Von Seiten der Sprache, der Darstellung, der Ideen ist es gewiss das Gelungenste. Und wunderbar wovon ich selbst am wenigsten zu wissen glaubte. Aber freilich – Die Veranlassung war die glücklichste. Denn Runge’s Aufsaz ist über alle Beschreibung herrlich. Einfach, wahr, strenge und tief. Jezt arbeite an etwas über die physische Cuhrmethode für Reils Beitræge. Ich hoffe es soll was werden. In ein paar Tage werde ich fertig. Ich arbeite, damit mein Vierteljahr Miethe ab – Denn die Verlegerin ist meine Wirthin. Alles dieses sind nur Nebenarbeiten – Wie es mit der grossen zusammenhængt frage R e i m e r , dem ich heute auch schreibe – Eben kam ein Herr von Haxthausen, der herkömmt mich zu hören, persich, chaldæisch, arabisch studirt, nach Indien reisen will, und wirklich Vieles zu wissen scheint. Adiö lieber Schleierrmacher! behalte mich lieb, wenn ich fleissig bin denke ich immer am lebhaftesten an dich. Wie gern theilte ich alles mit dir. Ich bin hier entsezlich einsam – Es [ist] doch verflucht, dass wir nicht zusammen sind. 73 sonders] folgt 〈〈holen〉〉
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Grüss deine Frau tausendmahl – Wie gern kennten wir sie – Küss Deine Kinder in meinem Nahmen – Auch du würdest Clärchen und Anna liebgewinnen – und schreibe mir doch j e z t endlich einmahl – Dein HSteffens [Hanne Steffens:] Rieckchen wolte auch heute schreiben und kam nicht dazu, Sie grüst sehr und tuht es nächstens. –
3387. Von Ludwig Gottfried Blanc. Halle, Dienstag, 9. 1. 1810 Halle den 9ten Januar 10.
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Ich erschrecke ordentlich, mein theurer lieber Schleiermacher indem ich Ihren letzten Brief, vom August 9. wieder ansehe wie es möglich gewesen daß ich in so langer Zeit gar nichts directes von Ihnen gehört oder gesehen. Machen Sie das doch bald wieder gut: meinen Theil der Schuld mag das Erwarten Ihres Briefes, denn die doppelte Auction der Bücher und Karten meines verstorbenen Collegen, die mir umfänglich viel Zeit gekostet, LangeÐweilenÑ und Verdruß die Menge verschaft hat, ÐLasterÑkeiten u.s.w. tragen. In der That bin ich auch mit Geschäften jetzt hinlänglich versehen, habe täglich Religionsunterricht, höre zwei Collegia bei Steffens und predige fleißig. Dies letztere macht mir des Memorirens wegen sehr saure Arbeit, obgleich ich Nachmittags wo sich ein durchaus verschiedenes Auditorium einfindet von Anfange an frei gesprochen habe, bin ich doch noch nicht im Stande gewesen meine Schüchternheit so weit zu überwinden es auch Vormittags zu thun. Es ist gewis da etwas nicht Rechtes darunter, auch soll es Ð Ñ werden, umsomehr da ich überzeugt bin, bei gehöriger strenger Vorbereitung viel eindringender und im anständigen Sinne populärerer zu sprechen als zu schreiben. Denn obwohl ich wie Gott weiß bewußt bin daß mir kein Gedanke an Flunkern bei der Arbeit einfällt so sieht das Zeug doch immer etwas steif und gemacht aus und eben daß Steffens zuweilen damit zufrieden ist beweißt nur wie wenig die übrigen es sein sollten. Man schreibt offenbar zu gedrängt und zu schwer für die Leute die es oft herzlich gut meinen mögen aber doch nicht mitkommen können: Es sind mir da einige Worte Luthers gewaltig aufs Herz gefallen, worin er von dem Unterschiede spricht zwi3387.
Überlieferung: H: BBAW, SN 253, Bl. 50 f.
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Briefe 3387
schen dem Ton seiner Predigten und dem der anderweitigen Untersuchung und es ist wenngleich bei sehr veränderten Umständen doch immer sehr viel wahres daran. Ich möchte Sie wohl einmal darüber sprechen: Sie würden erstaunen wenn Sie Rienäcker hörten, eine solche Gründlichkeit, lebendige Darstellung | herzliche Sprache und wahre Salbung ist mir kaum vorgekommen, er ist unstreitig der erste Prediger hier und weit und breit, doch sagen die Leute sie verständen ihn nicht, was ich nun gar nicht verstehe da sie behaupten mich der ich bei weitem weniger Ruhe und Reichthum und wahre Dialektik habe, zu verstehn: Es ist mir bei allem dem recht wehmühtig wenn ich von ihm spreche denn wer weiß wie lange wir ihn noch haben, in seinem Gemüthe sieht es traurig aus. Er führt eine höchst unglükliche Ehe, weil es scheint sie werde kinderlos bleiben. Er ist im höchsten Grade hypochondrisch, weist mit entsetzlicher Heftigkeit die Schuld der Kinderlosigkeit bald auf seine Frau bald auf sich. Glaubt sich verachtet und verspottet, geht in einem Tage zehnmal von der zärtlichsten Liebe zu den bittersten Vorwürfen gegen seine Frau über. Diesen Sommer fürchteten wir er würde sich das Leben nehmen, er hatte seine Frau oft damit bedroht, dann wieder dringt er auf Scheidung, dann will er sein Amt niederlegen, dann spricht er von einer Schuld die er niemandem entdekt. Bei dem allem ist er im Aeußeren still, zuweilen doch jetzt seltener, heiter, und wie groß auch sein Vertrauen zu mir und Steffens so wissen wir dies alles doch nur von seiner Frau und einigen abgebrochenen eigenen Aeußerungen. Nur ganz kürzlich hat Steffens der eben zu ihm kam als er einen heftigen Auftritt mit seiner Frau gehabt und auf Scheidung gedrungen und schon seinen Abschied geschrieben hatte, Gelegenheit gefunden ihm derb ins Gewissen zu reden: er schien überzeugt, und denselben Nachmittag war alles wieder auf dem alten Flecke. Gewis ist seine Frau obgleich ohne ihren Willen etwas Schuld an der Heftigkeit seines Zustandes, sie mag ganz gut sein aber sie ist leider höchst ungeschikt, taktlos und es fehlt ihr gänzlich an der hier so nöthigen Ruhe und Sanftmuth. Wir lassen ihn soweit die Umstände es nur erlauben wenig aus den Augen, aber es schaudert uns wenn wir daran denken wie das enden soll. Mitten aus diesen gewaltigen Stürmen des Inneren setzt er sich an die Arbeit und nur | wir können leise Spuren seines geängsteten Zustandes in seinen Predigten finden während jeder andere nur das frömmste und mildeste Gemüth darin ahnden könnte. Wissen Sie irgend einen Rath so thun Sie es, aber lassen Sie dies alles ja aufs strengste unter uns bleiben. In Hinsicht meiner kann ich Ihnen wenig erfreuliches sagen. Ich bin ruhig und gefaßt aber ich weiß was mir abgeht und mein Leben erscheint
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mir überaus dürftig. Sie ist ewig dieselbe und jede Spur der anfänglichen Befangenheit ist verschwunden, noch neulich sagte die Mutter: Karoline ist immer heiter. Und sie ist es oft so daß es mich beinahe in Verzweiflung setzen könnte, und doch muß ich mich schämen wenn ich sie betrachte. Ich habe es auch nicht über mich gewinnen können diese Seite wieder zu berühren und glaube auch nicht daß ich ihr viel helfen könnte. Als Müfling hier war, denn ich muß Ihnen doch meine Thorheiten auch sagen, ging mit einem Male das Gerücht er werde sie heirathen; und obwohl niemand besser als ich das Gegentheil wissen konnte so bin ich doch in 4 Wochen nicht ruhig geworden und habe mich gar nicht überwinden können den, allerdings etwas albernen Menschen, zu sehen; auch ist die Mutter wirklich oft unerträglich wenn sie die Liebe zu dem Kinde so auf den überträgt ob sie gleich das erbärmliche in seinen ganzen militairischen Benehmen zuweilen einsieht, es ist doch gewis schade daß das Kind ihm so gleicht. Eine Frage lieber Schleiermacher liegt mir sehr am Herzen. Sie können leicht denken daß ich aus tausend Gründen lieber in Berlin als hier wäre, denn wie wunderlich die Dinge auch noch aussehen mögen so scheint es mir doch sehr wahrscheinlich daß auch Steffens einmal dahin gerufen werde, sollte ich ihn verlieren, es würde mir vorkommen als verließe ich zum ersten mal in meinem Leben das väterliche Haus, dann steht mir doch über kurz oder lang in meinen anderen Verhältnissen etwas bevor wovon ich noch gar nicht begreife wie ich davon Zeuge sein konnte: dies und vieles andere läßt | mich wünschen wieder in Berlin angestellt zu werden. Daß dies nicht bei der Colonie geschehe versteht sich von selbst, denn wollten sie mich auch so mag ich sie doch nicht. Nun ist aber in Berlin nur eine Stelle die ich ohne Indiskretion fordern kann, es ist die Prediger Stelle an der Charite´ die wie Rienäcker versichert zum Theil von Ihnen abhängt. Sagen Sie mir doch wie es darum steht, ob überhaupt Aussicht vorhanden und ob Sie mit einiger Wahrscheinlichkeit nahe oder fern. Die übrigen scheinbaren Nachtheile habe ich mir wohl schon angesehen und meine mich darin zu finden. Nur schlagen Sie mir nicht etwa eine andre von Berlin entfernte Stelle vor, das ist jetzt wenigstens nicht für mich. Die Aufhebung war Helmstädt und Rinteln ist jetzt dekretirt, von Theologen nennt man Wegscheider und Pott die man für Halle bestimmt, doch möchte letzterer es schwerlich annehmen. Auch Klosterbergen ist jetzt aufgehoben. Ich höre von hier und dort manches sehr erfreuliche von Ihrer Gesundheit, Gott gebe daß es wahr sei. Sie werden wohl nun einen jungen Mann
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Briefe 3387–3391
kennen Stuhr den eine übrigens sehr ehrenvolle Uebereilung von hier vertrieben, Grüßen Sie ihn doch freundlich von mir. Ich muß nun schließen lieber Schleiermacher um Steffens Vorlesung nicht zu versäumen, Sie sollen meine ich auch eine rechte Freude an seinem Aufsatz über die Farben haben den Sie noch nicht kennen. Grüßen Sie herzlich Nanny, Reimer und vor allen Dingen Ihre liebe Frau die ich dann doch auch vor mehreren Jahren einmal bei der Herz gesehen habe, wer weiß ob ich Sie beide nicht diesen Sommer schon einmal wiedersehe. Leben Sie recht wohl und schreiben Sie bald. Blanc
*3388. Von Johannes Karl Hartwig Schulze. Weimar, vor dem 22. 1. 1810 Merkt an, dass Schleiermacher den letzten Brief noch nicht beantwortet hat.
*3389. An Christlieb Benjamin Hering. Berlin, Freitag, 26. 1. 1810 Nimmt Anteil am finanziellen Verlust durch den Vorfall in Russland und verspricht, sich mit Hilfe seines Bekannten Winterfeld um den Kauf des Fortepianos zu kümmern.
*3390. An Luise Reichardt. Berlin, Sonnabend, 27. 1. 1810
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3391. Von Adolph Müller. Bremen, Mittwoch, 31. 1. 1810 Adresse: Herrn / Doctor Schleiermacher / Berlin. [Bl. 9] Bremen den 31 Jan 10.
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Ist es denn wirklich so, dass ich mich immer einen der Ihrigen nennen darf, mein treuer Lehrer und Freund und ist es nicht zu viel verlangt, dass Sie mich in die einzelnen Parthieen meines Lebens mit Ihren Wünschen und Einsichten begleiten sollen, so lassen Sie mich das Bekenntniss einer Unternehmung machen, die entweder zu einer raschen Ausführung oder einer baldigen Erstikkung gelangen muss. Es ist keine Muthlosigkeit, oder flüchtig gefasste Ansicht, wenn ich Ihnen versichere, dass mein einmal betretenes praktisches Leben lange, sehr lange brauchen wird, ehe es hier über seine ersten Versuche hinauskommen wird. Erlassen Sie mir die detaillirten Gründe dafür. Nur soviel: Ich stehe hier, als der lezte von einer ganzen Reihe junger Aerzte; ohne Verwandtschaft; die älteren Aerzte interessiren sich für ganz andere junge Personen, und – zwei Männer, von denen ich alles erwarten durfte | leben nicht mehr, der lezte starb ganz kürzlich, ein ganz herrlicher Mann. Nun habe ich die angenehme Aussicht, ein halbes Dutzend Jahre in weniger, als halber Geschäftigkeit hinzuwarten. Was ist schreklicher, als dies thatenlose Warten, stets mit dem Gefühl des Mislingens beschäftigt; eine rechte Strafe für früheren Übermuth als mir manches über Erwarten gelang. Dies überlege ich mehreremal und auch neulich, als mir unerwarteter Weise Anerbieten nach Rusland gemacht werden, bei denen ich meine Kentnisse vermehren und auch s e l b s t meinen Unterhalt erwerben kann die mir eine thatenreiche Anwendung der besten Jahre und vielleicht eine lohnende Aussicht in Deutschland versprechen. Doch will ich mich erst noch besser versichern, besonders davon, nicht nach Sibirien oder in eine russisch-türkische Armee geschikt zu werden, welches gleichsam ein Verschwinden aus aller sittlichen Welt und ein betrübter Gedanke für meine Angehörigen sein würde. Ich schrieb deswegen an meinen reinsten Freund Fischer und bitte Sie, den Brief so schnell als möglich durch Gelegenheit, (wenn Ihnen eine solche bekannt) oder zur Post weiter zu senden. – – Sie bitte ich nun aber recht sehr und dringend, mir unpartheiisch, | wie sie es hier nicht vermögen, zu sagen, was Sie zu dergleichen Absichten denken. Sie wissen, da Sie meine Richtungen vielleicht besser beobachtet haben, als ich dies er3391.
Überlieferung: H: BBAW, SN 337, Bl. 8 f.
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Briefe 3391–3392
wartete, was ich durch einen solchen Wechsel gewinne, oder verliere; wägen Sie mir das selbst vor und, wenn es möglich, nehmen Sie mir meine Unruhe, die mir nicht erlaubt etwas Rechtes zu unternehmen. Anfangs wollte ich den flüchtigen Gedanken niederarbeiten ich unternahm die Anordnung von meines Vaters recht hübschem Naturalienkabinett, literarische Beschäftigungen und dergleichen. Der Gedanke, meine Vaterstadt zu verlassen winkt mir aber immer wieder zu und etwas Dämonisches muss sicherlich in ihm liegen. Da haben Sie wieder ein Bild, aber kein erfreuliches, wie Ihr lezter Brief sie mir mitbrachte mit freundlichen Köpfen und schöner Familieneintracht. Ihr Ad Müller.
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3392. Von Christlieb Benjamin Hering. Stolp, Mittwoch, 31. 1. 1810 Adresse: Sm. Hochwürden / dHerrn Professor / Schleiermacher / in Berlin. [Bl. 25v] Stolpe d 31 Jan. 1810. Würdigster Freund! Ihre freundschafdliche Teilnahme an dem mir betroffenen Unfall in Rußland hat mir sehr viel Vergnügen gemachet. Ich weiß nicht, ob ich es Ihnen schon in meinem vorigen Briefe gesaget habe, daß ich die beiden Schiffe in Liebau gegen eine Caution von 22000 R PreußischCourant Auf freyen Fuß bekommen habe. Diese Caution ist nun der Hauptgegenstand von welchem ich fürchte, daß das Rußische Ministerium sie bald fordern wird. Bereits vor 14 Tagen habe ich eine Supplique beim Minister von der Goltz eingeben laßen, und um die Verwendung unseres Ministeriums durch unsern Gesandten in St. Petersburg gebeten. Leider aber weiß ich aus Erfahrung, wie wenig diese Herren sich um die Angelegenheiten eintzelner Individuen bekümmern, und ich verspreche mir dahero auf diesem Wege kein sonderliches Resultat. Weshalb ich denn zu gleicher Zeit auch durch meine Freunde in St. Petersburg diese Angelegenheit zu betreiben, und durch jede Aufopferung die Caution aufzuheben, und die verdienten Frachtgelder fürs Saltz zu bewirken, dringendst empfohlen ha3392.
Überlieferung: H: BBAW, SN 303, Bl. 24 f.
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be. Denn dieser letztere Gegenstand, nehmlich die Frachtgelder, ist von nicht geringerer Wichtigkeit, indem solche an 30 mille R betragen. Ob nun durch ein ansehnliches Opfer meine Wünsche gantz oder zum Teil werden erfüllt werden, muß ich | nun schon in Ruhe abwarten. Da Sie mein werter Freund sich so freundschaftlich hiebei interessiren, so werde ich Ihnen vom Verfolg Nachricht geben. Der Heinrich Benjamin hat sich nun endlich auch empfohlen, und ist im Schager Rak auf einer Dänischen Insel Lessoe genannt, gestrandet und zertrümmert. Glüklicher Weise bin ich zum Teil durch Assurantz gedekt, die schöne Ausfracht aber, welche ich schon verdient glaubte, ist verlohren. Dies Schif war übrigens mein ältestes, und über 20 Jahr alt. Dies sind Schiksahle welche zur See häufig vorfallen, und über welche man sich trösten muß. Daß Sie mein hochgeschätzter Freund sich meines Auftrages in Betref eines recht schöne Fortepianos freundschaftlich unterziehen, ist mir sehr angenehm, und da Ihr Freund der Herr von Winterfeld dem ich mir unbekannter weise bestens zu empfehlen bitte, anräth, eines im Flügelformat zu wählen, und 40 Ð Ñ Friedrich d’ors daran zu verwenden, so habe ich auch nichts darwider, und ich ersuche Sie hierdurch, mit Zuziehung Ihres Freundes eines zu wählen, und es mir wohl und sorgfältig verpakt, und emballirt, durch die erstere auf hier abgehende Frachtfuhr Gelegenheit zu übersenden. Meinen Freunden | den Herren H. F. Fetschow & Sohn gebe ich heute auf, an Sie auf Verlangen 40 Ð Ñ Friedrich d’ors, weniger, oder mehr, auszuzahlen. Das Institut des hiesigen CadettenCorps hat dieser Tage einen großen Verlust durch das Absterben des Chefs, Major von Bonin erlitten, es war ein sehr braver würdiger Mann, der sich besonders in der verlebten unglüklichen Zeitperiode gantz für dieses Institut, um die gäntzliche Auflösung zu verhindern, aufgeopfert hat. Unser Freund Mettger hat an Ihm viel verlohren, auch scheint es mit Freund Nogier zum Ende zu gehen, seit 3/4 Jahren schon hat er Anfälle vom Schlage, und seit geraumer Zeit ist er gantz gedankenlos, so daß er jetzt nur blos noch vegetirt, und balde die große Reise antreten wird. So tritt einer [nach] dem andern vom Schauplatz ab, bis die Reihe auch an unser einen kommen wird. Die Meinigen sämmtlich haben mir aufgetragen, Sie und Ihre Frau Gemahlin um Ihre fernere Freundschafd zu bitten, hertzlich dankt meine Frau für Ihr gütiges Andenken, und für Ihre wohlgemeinten Wünsche; der 53 [nach]] Textverlust durch Siegel
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Briefe 3392–3395
Himmel wird sie mir noch erhalten, indem sie sich jetzt wieder recht wohl befindet. Hertzlich grüße ich Sie, und bin immerwärend Ihr treu ergebenster Freund & Diener Hering. | 25v
P.S. Bei dem Fortepiano werden doch auch die nötigen Utensilien als Stimmhammer, pulpet, &c. befindlich sein, auch würde ich um einen Bezug Saiten bitten. Fals alles jenes a parte bezahlt werden muß, laße es mir gerne gefallen. vale.
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*3393. Von David Stubenrauch. Vor dem 3. 2. 1810
*3394. An Henrich Steffens. Berlin, Mittwoch, 7. 2. 1810 Fragt nach Steffens’ letzten Nachrichten zu seinen Aussichten auf eine Professur in Berlin sowie nach einer Schrift von Steffens, die Reimer ihm, Schleiermacher, nicht hat verschaffen können.
3395. Von dem reformierten Kirchendirektorium. Berlin, Freitag, 16. 2. 1810 Berlin den 16ten Februar 1810. Das Reformirte Kirchen Direktorium hat Sich genöthiget gesehen, um die von dem Profeßor und Prediger Schleiermacher in der Vorstellung vom 19ten December vorigen Jahres geführte Beschwerde, wegen der für die Bestallung als Prediger an der hiesigen Dreyfaltigkeits-Kirche zu entrichtenden Gebühren, desto genauer beurtheilen zu können, die bereits an die Kurmärkische Regierung zu Potsdam abgeliefert gewesenen Akten über 58 sie] Sie 3395. Überlieferung: H: Evangelisches Landeskirchliches Archiv Berlin, Bestand 14, Nr. 4011, Bl. 100; D: Reich: Schleiermacher als Pfarrer, S. 453 f.
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31. 1.–16. 2. 1810
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seine gedachte Anstellung zurück zu erbitten. Seine Beschwerde würde gegründet seyn, wenn die ihn in der zurückgehenden Anlage abgeforderten 14 Rthlr 4 g Charge Cassen-Gebühren, oder überhaupt solche Gebühren ausmachten, welche zu einer Königlichen Caße flößen. Dieses ist aber nicht der Fall, sondern selbige machen einen Theil der Gebühren aus, welche den Canzley-Bedienten des Kirchen-Direktoriums, als Gehalt, angeweisen worden sind. Diese Gebühren werden, vorschriftsmäßig, mit 5 pro cent entrichtet, wogegen aber für alle übrigen Expeditionen, welche bey Anstellung eines Predigers | vorfallen, und deren auch bey der seinigen, außer der Bestallung, mehrere gewesen sind, gar keine Gebühren weiter genommen werden. Wenn ein Prediger versetzt wird; so werden die Procente, welche derselbe bey Antritt der ersten Stelle den Canzley-Bedienten des KirchenDirektoriums gezahlet hat, von den neu zu bezahlenden abgerechnet, welches aber nur bey solchen Verbeßerungen stattfinden kann, worüber die Expeditionen durch dieses Collegium gegangen sind, und wovon die Canzley-Officianten Deßelben folglich schon die Gebühren erhalten haben. Dieses ist aber so wenig in Ansehung der ihm durch die Allerhöchste Cabinets-Ordre vom 22ten April 1804 zugelegten 200 Rthl, als bey dem ihm bewilligten Profeßor-Gehalte von 800 Rthl jährlich, der Fall gewesen. Es haben daher bey den, bey seiner jetzigen Bestallung und der dazu gehörigen Verfügung vom 11ten August 1808 nach dem Ertrage von 924 Rthl berechneten Gebühren nur die 32 Rthl Procent Gelder, welche er bey Antritt der Hofpredigerstelle in Stolpe gezahlet hat, in Abzug gebracht werden können.1 Berlin den 16t. Februar 1810 An den Profeßor und Prediger Schleiermacher alhier. ex off. 1
N o t e : er hat außerdem für den Hofprediger-Character sui fol 187 die reglementsmäßigen 15 Rthlr gezahlt. Thym.
35 f N o t e : … Thym.] am linken Rand
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Briefe 3396
3396. Von Henrich Steffens (auch an Georg Andreas Reimer). Halle, Freitag, 16. 2. 1810 Adresse: Hrn Professor Schleiermacher / abzuliefern in der Realschulbuchhandlung in Berlin [Bl. 46v] Halle den 16 Febr. 1810
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Ich danke recht sehr für deinen lezten Brief, der mir viele Freude gemacht hat. Heute kann ich mir nur auf das Nothwendigste in der Antwort einschræncken, denn meine Zeit ist kurz. Der Brief gilt für dich und Reimer zugleich. Das erste und wichtigste also. Als Humboldt hier war, war ich bei Reil mit ihm zusammen. Reil hatte ihm gefragt, ob er mich einladen sollte. Humboldt antwortete: Es wære ihm lieb, weil er mich doch sonst aufgesucht hätte. Gegen mich wiederholte er die nehmliche Versicherung. Er fing von selbst an von Berlin zu sprechen. Ich ließ ihm, ohne zu thun als merkte ich etwas, immer næher treten. Es ward immer deutlicher, dass er darauf anlegte, mich zu sondiren. Endlich, als ich Abschied nahm sagte er ausdrücklich: man wünsche mich in Berlin zu besizen, besonders wære es s e i n Wunsch. Eine Vocation könnte er mir zwar nicht geben, überhaupt nichts gewisses sagen. Indessen hoffte [er], dass es gelingen würde – In May käme er wieder nach Halle. Ich möchte mich nicht verstecken. Ich gestand ihm, dass meine hiesigen Verhæltnisse mir zuwieder wæren, dass ich selbst mit Aufopferung nach Berlin gienge, wenn man damit gedient sein könnte, dass ein armer Teufel, wie ich etwas aufopferte – Dass die alte Verbindung mit Dir mir das Wünschenswertheste in der Welt schiene, dass ein Naturforscher, vor allem der, der in der allgemeinen Combination lebte, nur in einer grossen Stadt gedeihen könnte, wo ein grösserer Verkehr der Untersuchungen, und ein lebhafterer Austausch von Dinge und Gedanken stattfand. Er schien zufrieden, und äusserte es gegen Reil später. Reil geht nun auf allen Fall. Man hat ihm zugestanden, was er forderte, er hat ohne Bedingung, um seinen Abschied | angehalten, und seine Vorschläge über die Einrichtung einer Naturwissenschaftlichen Facultæt vorläufig eingereicht. Nach diesen sieht er mich für die a l l g e m e i n e P h y s i k , Horkel für die a l l g e m e i n e Z o o l o g i e für unentbehrlich an, und wir müssen das übrige erwarten. Ich weiss nicht, wieviel Du von diesem Allem wissen darfst. Aber ich glaubte es wære nüzlich, wenn du mit der Lage der Sachen ganz bekannt wærst. Wenn du Humboldt nun 3396.
Überlieferung: H: BBAW, SN 396, Bl. 45 f.; D: Br 4, S. 173 f. (gekürzt)
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über dieses alles sprechen solltest, so bitte ich dich, dass du ihm, sofern es nicht schädlich ist, mit meiner oekonomischen Lage bekannt machst, damit ich nicht etwa, durch ein zu kleines Anerbieten in Verlegenheit gesezt werde. Ich würde es nehmlich, meinem Versprechen gemæss, ohne Umstænde zwar annehmen, aber mich doch sehr übel dabei befinden. Dann würde meine Trennung von Halle auch mit Schwierigkeiten verbunden sein, meiner Gläubiger wegen, die doch, wenigstens zum Theil befriedigt sein wollten. Doch muss dieses alles wohl mit Vorsicht berührt werden, um nicht abzuschrecken. Ich denke und hoffe aber, dass wenn man erst fest entschlossen ist, und ich die Vocation habe, man nicht so sehr viele Schwierigkeiten machen wird mir einige hundert Thaler zuzugestehen. Du siehst, dass ich recht ernsthaft an den Fall des Gelingens der Unterhandlungen denke. Doch weiss ich sehr wohl, dass noch nichts gewiss ist, und denke mirs auch so. Aber die Hofnung mit Dir zu leben will sich bei mir und meine Frau gar nicht unterdrücken lassen. Mag ich Vorsehung walten. Was die Schrift betrifft, die bei Reimer zu Irrungen Anlass gegeben hat, so wundere ich mich fast, dass Du sie nicht hast haben können. Ich habe nehmlich mit der Schrift über Segeberg etc. eine Abhandlung über die Möglichkeit einer innern Naturgeschichte der Erde in Verbindung gebracht. Sie ist durchaus empirisch, enthælt Schwierigkeiten, in welche die gegenwærtige Behandlung uns verwickeln, und Blicke, die vorbereitend sind für meine künftige Unternehmung. Stuhr hat Reimer mit Hofmann in Hamburg und mit den Buchdrucker verwechselt. Über diese habe ich geklagt. Besonders aber über den Buchdrucker in dem lezten | halben Jahre. An der innern Naturgeschichte arbeite [ich] sehr fleissig, und sehne darnach bald etwas zu liefern. Was ich über das Buch schrieb lezthin muss du cum grano salis verstehen. Es ist wahrlich nicht so schlecht. Ich schicke dirs mit der næchsten Buchhändlergelegenheit, und werde mit Schwetske heute desswegen Rücksprache nehmen. Mein Aufsaz über die Farben ist noch nicht in der Buchhandlung, und ich begreife nicht, was die Bekanntmachung aufhält. Sie sollte schon zum Neuenjahre fertig sein, und kommt mit R u n g e’ s Aufsaz als eigene Schrift bei Perthes aus. Sobald sie da ist erhäls du sie. Ich stecke in Untersuchungen über den Wahnsinn bis zum wahnsinnig werden. Aber sie interessieren mich sehr, und sollen in diesen Tagen fertig werden. Ich muss schliessen, lieber Freund! wie erquickend ist uns die Hofnung mit euch, Ihr Guten zu leben! – Meine Frau erwartet ihre Niederkunft in 62 grano] granu
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Briefe 3396–3399
der næchsten Monaht – Wäre es nur überstanden und ein Junge da – Das Erziehen in Compangnie denke ich mir reizend. Grüss deine Frau, die wir, auch unbekannt herzlich lieben. Möchte ein guter Genius über mein nächstes Schicksahl waltet – Es wird ja eben gewürfelt – Blanc – Reichardts grüssen. Aideu dein HSteffens Willst du Reimer sagen, dass er mir ein drei–vier Explare von der Schrift „Über die Idee der Universitæten“ zukommen læsst. Reichardt hat kein Explar auch ich besize keins.
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3397. An die Sektion des öffentlichen Unterrichts. Berlin, Sonntag, 18. 2. 1810 Einer Hochlöblichen Section für den öffentlichen Unterricht im Ministerio des Inneren verfehle ich nicht auf Deren geehrtestes Schreiben vom 12ten dieses Monats meine Erklärung dahin abzugeben, daß ich es mir zur Ehre rechne die mir angetragene Stelle in der mit der Section verbundenen wissenschaftlichen Deputation für das laufende Jahr anzunehmen in der Hofnung daß es auch mir gelingen wird in Verbindung mit den andern ernannten und noch zu ernennenden treflichen Männern für die wichtigen Zwekke dieses Instituts nüzlich mitzuwirken, und daß ich daher den näheren Befehlen Einer Hochlöblichen Section entgegensehe. Berlin d. 18t. Febr. 1810. Schleiermacher
*3398. Von Karl Friedrich August Grashof. Vor dem 20. 2. 1810
3397.
Überlieferung: H: GStA Berlin, I. HA, Rep. 76, VI, Sekt. 1, Gen. X, Nr. 11, Bl. 77
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3399. Von Hans Karl Dippold. Leipzig, Dienstag, 20. 2. 1810 Leipzig. 20. Februar. 1810.
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„Laßen Sie von sich hören!“ – war Ihr lezter bedeutender Zuruf, als ich im vorigen Sommer mit dem herzlichsten Händedruck von Ihnen schied, froh, nun den verehrten Mann von Angesicht zu kennen, und goldne Worte mit ihm gewechselt zu haben, deßen Geist ich schon lange in Schriften lieb gewonnen hatte. – Von mir hören zu laßen, war lange mein einzig Streben, und Sie mögen aus gegenwärtigem ersten Versuche, den ich Ihnen mit inniger Hochachtung überreiche, selbst urtheilen, ob ich werth sey, daß auch von mir gehört werde. Es ist mein erster Sproß: nehmen Sie ihn mit Nachsicht auf, aber seyen Sie dennoch streng in Ihrem Urtheil, an welchem mir so viel liegt. Wohl würde ich jetzt selbst manches hinausstreichen, vieles verbeßern, wenns noch möglich wäre: aber der Wurf ist geschehen. Ich glaube seitdem in meinen Ansichten fester, in meinem Urtheile weiser geworden zu seyn, und das durch Ihre Skizze über die Idee der Kirchengeschichte welche aus der dritten oder vierten Hand in die meine gekommen ist, und welche ich mehr, als einmal durchdacht habe. Die Zukunft möge ausmachen, ob das Korn auf felsigen Grund oder guten fruchtbaren Erden gefallen sey, und ob ich blos im Buchstaben, oder im Geiste und der | Wahrheit aufgefaßt habe. Doch dürfen Sie mit diesen Erwartungen noch nicht zum gegenwärtigen Buche treten: damals fühlte ich nur dunkel, was jezt klar vor meinen Augen steht, ich folgte meinem innern Lichte, oft ohne mir Rechenschaft geben zu können, welches mir erst, seit dem ich Vorlesungen gehalten, möglich geworden. Wenn es daher Ihre Muße nur einigermaaßen verstattet, so schreiben Sie mir ein strenges Wort über meinen Karl. Machen Sie mich aufmerksam auf das Ueberflüßige, Unschickliche, Verfehlte: aufmerksam auf die Klippen, an welchen ich gescheitert oder einst noch scheitern könnte. Wie hart mich auch Ihr Urtheil eben treffen möge, es soll mir den Muth zu neuen Thaten nicht rauben, wenn es mich auch für jezt vernichten sollte. Das ist, was mir am meisten am Herzen liegt. Was folgt, scheint mir nur Nebensache, da ich beim Schaffen meines Werkes selbt keine zeitliche Rüksicht hatte. In Berlin schon äußerte ich Ihnen meinen Wunsch, ein Mitglied der neugestifteten Akademie zu werden. Die Ueberzeugung, daß grade m e i n Leben zu seiner Ausbildung vielfältiger Lagen bedürfe, daß 3399.
Überlieferung: H: BBAW, SN 270, Bl. 1 f.
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Briefe 3399–3402
meinem Wunsche nichts willkommener seyn könne, als so viele ÐStarkenÑ in der größten Nähe zu sehen und zu studiren, die Gewißheit, dort einen schönen Kreis mir gleichgesinnter Menschen zu finden, als hier, wo ich fast allein stehe und wohl ewig stehen werde, | die losen Bande, die mich an Leipzig feßeln, die Beschwerden, die ich seit zwei Jahren hier erduldet, und die Wünsche eines über alles geliebten Herzens, das sich nach dem Vaterlande zurükssehnt, – Alles, Alles läßt mich wünschen, sobald wie möglich einen Ort zu verlaßen, in welchen ich gleich anfangs gar nicht mit der Absicht, zu bleiben, gekommen. Wenn Sie also, wie ich nicht zweifle, bei Besetzung einer mir angemeßenen Stelle etwas vermögen, und mich Ihrer Fürsprache für würdig halten, so bitte ich insofern offen und inständig darum, als es nicht mit Ihren Grundsätzen streitet, oder Ihnen keine Beschwer macht, oder keinen Würdigern verdrängt. Schreiben Sie die Offenheit und das fröliche Vertrauen, mit dem ich mich in Berlin Ihnen gewißermaaßen aufdrängte, wie denn auch den traulichen Ton dieses Briefes lediglich sich selbst zu, Ihren Schriften und mündlicher Rede zu, welche mir eine solche Dreistigkeit und die feste Ueberzeugung gegeben, es könne Ihnen nicht lästig seyn, wenn sich eines jungen Mannes ganzes Gemüth vor Ihnen zu entfalten strebte. Mit der innigsten und vollkommensten Hochachtung ewig der Ihrige Hans Karl Dippold A d d r . Klostergaße. Stieglitzens Hof
*3400. Von Gerlach. Vor dem 24. 2. 1810
*3401. Von Golitzsch. Vor dem 24. 2. 1810
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3402. An Johannes Karl Hartwig Schulze. Berlin, Montag, 26. 2. 1810 bis Sonnabend, 10. 3. 1810 Berlin d 26t. Febr. 10. (Kanonierstraße No. 4.)
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Wenn Sie mir Vorwürfe machten daß ich Ihren freundlichen Brief vom vorigen Jahre gar nicht beantwortet habe so hätten Sie Recht; wenn Sie aber zweifeln könnten an der Freude die er mir gemacht hat und an der Liebe mit der ich ihn aufgenommen so thäten Sie mir sehr Unrecht. Aber Sie können das nicht denn Sie sind ja selbst Lehrer, und wissen wol schon aus eigner Erfahrung wie sehr zu dem erfreulichsten des Lebens unverdächtige Zeugnisse gehören davon daß wir zur Entwiklung des Geistes beigetragen, wenn wir uns auch gestehen wie wenig eigenes Verdienst oft dabei ist. Und so werden Sie auch bald erfahren mit welcher Theilnahme der Lehrer Schülern dieser Art nachsieht in die Laufbahn die sie betreten. Daher sage ich Ihnen auch nicht erst wie herzlich ich mich Ihres Glükkes gefreut so schnell in einen schönen Wirkungskreis zu kommen und noch dazu in einem von allen Musen so sehr geliebten Orte. Wie ich mir für mein Leben nichts schöneres zu wünschen weiß als die | Vereinigung des Katheders und der Kanzel so wird es Ihnen gewiß auch sehr erwünscht sein auf diese zwiefache Weise wirken zu können, und mir soll nichts lieber sein als wenn auf diese Art mehrere meiner jungen Freunde daran arbeiteten mir meine künftigen liebsten Triumfe zu entreißen. Denn ich gestehe gern daß mich nichts so gerührt hat und so mit Dankbarkeit erfüllt, als wenn ich glauben konnte Theil daran zu haben, daß solche die sich ursprünglich den Alterthumswissenschaften gewidmet, von ihren vorgefaßten Meinungen gegen das Christenthum und besonders gegen die theologischen Studien so weit zurük komen, daß sie anfangen diese mit jenen zu verbinden. Wenn nun hier unsere Universität so glänzend zu Stande kommt wie Manche hoffen so schikken Sie mir fleißig solche von Ihren Zöglingen bei denen ich das schon gethan finde. Zu Stande kommen irgendwie wird nun wol diese Universität zu meiner großen Freude. Ich habe diese ganze Zeit über mit Sehnsucht und Trauer auf mein Hallisches Leben zurükgesehn und wenn ich auch gleich hier einen kleinen Kreis lieber Zuhörer gefunden habe zum Theil von solchen die Halle kurz vor meiner Berufung dorthin verlassen hatten, zum | Theil von solchen die noch mit mir da gewesen so habe ich es doch immer vermißt nicht vor wahren Studenten zu reden. Ist nun die Universität erst eröfnet so werde 3402. Überlieferung: H: Jagiellonische Bibliothek, Krakau, Sammlung Meusebach, D: Br 4, S. 176–179 (gekürzt) 11 sie] korr. aus Sie
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Brief 3402–3403
ich wol auch bald im Stande sein Sie ohne daß Sie grade hierher kommen in Ihrem dogmatischen Studium zu unterstüzen. Denn nachgrade muß ich doch daran denken meine theologischen Ansichten in Lehrbüchern niederzulegen. Ich werde mit einer Encyclopädie anfangen die wahrscheinlich noch dies Jahr erscheint, und da ich die Dogmatik hier noch einmal wieder gelesen so werde ich wol wenn ich es noch einmal gethan die Darstellung unternehmen können. Jezt lese ich Hermeneutik und christliche Sittenlehre und mache mir bei dieser Gelegenheit schon einen vorläufigen Entwurf zu künftigen Lehrbüchern. Außerdem habe ich hier noch Geschichte der alten Philosophie vorgetragen (was ich eben in Halle thun wollte als die Zerstörung hereinbrach) und die aus meiner Ethik sich entwikkelnde Lehre vom Staat. Da haben Sie eine kleine Uebersicht von meinen Arbeiten. Uebrigens habe ich seit ich mich hier fixirt, d.h. seit Neujahr 1808 ein etwas unruhiges Leben geführt, aber von schöner und interessanter Unruhe. Noch im Sommer jenes Jahres reiste ich nach Rügen und verlobte mich dort | und im Herbst machte ich eine interessante Reise nach Königsberg. Im Frühjahr des lezten Jahres feierte ich auf Rügen meine Hochzeit und im Herbst machte ich noch mit meiner Familie eine Reise nach Schlesien. Dabei hat denn alles Briefschreiben sehr gelitten und hier möchte ich eben meine Entschuldigung anknüpfen wenn ich noch einmal darauf zurük kommen soll. Und nun lassen Sie mich Ihnen danken für Ihr schönes Geschenk, über das ich Ihnen aber noch nichts sagen kann weil es nun erst an die Reihe kommen soll unsere Lectüre zu werden. Ihnen Beiträge dazu geben zu können liegt leider ganz außer dem Gang meiner Beschäftigungen. Ich kann leider gar nicht herausgreifen über das was zu meinen vorliegenden Arbeiten unmittelbar gehört und eine mit Spalding Heindorf Buttmann und ein Paar anderen gemeinsame griechische Lectüre ist alles wissenschaftliche was ich außerdem betreiben kann. Ihren Predigten sehe ich mit Vergnügen und mit um so mehr Verlangen entgegen als ich Sie von dieser Seite noch nicht kenne und Marwiz mir viel erfreuliches von dem Eindruk gesagt hat den Sie als Prediger machen. Ich habe auch schon öfter an eine dritte Samlung gehen wollen, immer aber die gar | nicht unbedeutende Zeit nicht finden können, die ich brauche um aus sehr kurzen Entwürfen die Vorträge wieder herzustellen. Daß die Recension in der Jenaischen LiteraturZeitung von Ihnen sei sagte mir Marwiz zuerst. Freilich war mir das ungleichförmige und plözlich abgebrochene darin sehr aufgefallen. Aber etwas was doch Ihnen angehört war mir auch aufgefallen und ich will es Ihnen nicht verhelen. Nem67 nicht] über 〈zu〉
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lich die Zusammenstellung mit Lessing und wenn ich mich nicht irre Spinoza, doch auch jener wäre schon genug scheint mir in die Recension der Predigten gar nicht zu gehören und da man bei dieser doch das theologische Publicum vorzüglich im Auge haben muß fürchte ich kann sie nur Ihrer Absicht ganz entgegen wirken. Wenn übrigens Ihre Recension so groß war wie Sie mich selbst vermuthen lassen so konnte sie Eichstädt wol nicht ohne ein großes Mißverhältniß aufnehmen; aber er hätte die nöthige Abkürzung um so mehr in Ihre eignen Hände geben sollen da er Sie so sehr in der Nähe hatte nicht aber selbst drauflos schneiden; und Sie haben Recht daß Sie nach einer solchen Behandlung mit ihm gebrochen haben. Gebrochen habe ich nun wol nicht mit ihm aber ich bin doch so gut als ganz aus dem Recensiren heraus gekommen und glaube schwerlich daß ich mich noch einmal dazu verstehen werde. | Es kommt für mich zu wenig Freude und auch zu wenig Gewinn an Kenntniß oder Fertigkeit dabei heraus im Vergleich mit der Mühedie es mir macht, und dabei ist es mir durchaus unmöglich andere Recensionen zu schreiben als für solche die das Werk selbst genau studirt haben. Nun leben Sie wohl und sehen Sie dahin daß wir nie ganz in Unkenntniß von einander kommen. Schleiermacher Durch einen unglüklichen Zufall ist dieser Brief bis heute liegen geblieben. Sezen Sie also die Schuld der Post, die leider auch nicht außerordentlich ÐschnellÑ Ð Ñ ÐGepäckÑ geht nicht zu hoch an Marwiz der mir im vorigen Jahre die ersten Nachrichten von Ihnen brachte und kurz nach der Schlacht von Aspern in oestreichsche Kriegsdienste ging ist jezt auf Urlaub hier. Vielleicht interessiren Sie noch mehrere ehemalige Commilitonen von denen ich Ihnen etwas sagen könnte. – Nochmals Lebewol B. d. 10t. Marz
*3403. An Reichhelm. Berlin, Donnerstag, 15. 3. 1810
95 schnell] folgt 〈zu〉
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Briefe 3404–3406
*3404. An Dreist. Berlin, Freitag, 16. 3. 1810
3405. Von Henrich und Johanna Steffens. Halle, Sonnabend, 17. 3. 1810 Halle. den 17 Merz 1810
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Lieber Freund! es wære mir lieb, wenn du in dieser Zeit etwas fleissiger schriebst, denn es wird doch um mein ganzes Schicksahl gewürfelt. Du wirst dich erinnern, dass ich hergegangen bin, bloss um meine Gläubiger zu befriedigen, und in der Hofnung fortzukommen. Aber die Gesinnung des Mannes kann von keinen fremden Entschluss abhängen. Ich werde die Hofnung durch eigene That in Gewissheit verwandeln, auch dann wenn mir keine fremde Gewalt zu Hülfe kömmt. Recht fest und deutlich habe ich eingesehen wie nothwendig ein solcher Entschluss mir ist in diesen Tagen. Humboldt hatte den Reil geschrieben, dass er in meiner Hinberufung willigte und sich nur 8 Tage Bedenkzeit ausbäte – Reil und ich erwarteten nun einen Brief, an mich. Es kam keiner. Endlich schrieb Humboldt er reise eben nach Frankfurt, e s s e i b e i m e i n e r H i n b e r u f u n g e i n H i n d e r n i s s e i n g e t r e t e n , es müsse damit anstehen bis Reil nach Berlin reise. Einige Äusserungen lassen vermuthen, dass sie Hindernisse durch den Hass des Hofes gegen Reichardt veranlasst worden sind und nun will unglücklicherweise Reichardt eben in dieser Zeit nach Berlin reisen um für sich etwas auszuwürken – Er wird meine Lage dort vernichten und sich nichts helfen, das ist klar. Es war meine Absicht es ihm offen zu sagen; aber ich bedenke seine Lage, eine Äusserung der Art von m i r müsste ihm krænkend sein, und ich lasse lieber alles gehen wie es gehen will, als dass ich ihm j e z t eine Krænkung zufügte – Indessen ist es auf der andern Seite gewiss, dass er durch seiner Reise nach Berlin sich noch grössere Krænkungen zuziehen würde. Wenn nun einer seiner Freunde, du, oder noch besser A r n i m auf dem er viel | hält ihm wissen liessen, dass er wohl thäte, v o r s e r s t e nicht nach Berlin zu kommen. Er würde sich und mich schaden – Es würde ihm weniger krænken, als wenn ich es ihm sagte, das ist klar. Oder kennst du vielleicht das Hinderniss, das mir im Wege steht, und ist es ein anderes? Wenn du über Reichardt 3405. Überlieferung: H: BBAW, SN 396, Bl. 47 f.; D: Br 4, S. 174 f. (Auszug) dass 28 das] dass
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einerlei Meinung bist, so wære es gut, wenn du oder Arnim b a l d schrieben, denn es ist möglich, dass er den Entschluss fasst in 8–14 Tagen mit der Post nach Berlin zu fahren – In wenigen Wochen müsste die Sache mit mir entschieden sein und er könnte dann thun, was er wollte – Auf allen Fall wære es mir lieb, wenn du mir mit næchsten Post schriebst, ich gestehe, dass ich den Erfolg der Überlegungen in Berlin mit Ungeduld erwarte – Dein HSteffens Meine Frau ist noch nicht in Wochen, Anna ist krank, M. ist arretirt.
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[Hanne Steffens:] Bester Schleyer, tuhn Sie doch g l e i c h was Sie für gut halten, Steffens quält sich sehr, und ich mögte auch um keinen Preiß dass Er mit Vater davon spräche, es gäbe gewiss eine traurige Summe, und dem armen Vater ist so jetz doch recht zu bedauren. Reil ist ganz überzeugt dass Steffens nicht nach Berlin | berufen wird, wenn Vater jetz herreiste, und Steffens ist entschlossen hier nicht zu bleiben, Sie können denken wie ich wünsche dass jemand Vater von der Reise abbrächte, dass Er aber nicht erführe, es komme von Steffens, schreiben Sie Ihm doch, wenn Sie es für gut finden bester Schleier, ich habe grosse Angst dass Vater mit einemmahl nach Berlin reist, verschieben Sie N i c h t s Leben Sie wohl bester Schleiermacher. Leider ist unsere kleine Anna seit 5 Wochen krank vom Fieber. Viele Grüsse, in Eile. J
3406. Von Wilhelm von Humboldt und der Sektion des öffentlichen Unterrichts. Berlin, Montag, 26. 3. 1810
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Da der Geheim-Rath Wolf durch seine Gesundheits-Umstände verhindert wird, die Direction der hiesigen wissenschaftlichen Deputation zu verwalten, so fordert die Section des öffentlichen Unterrichts Ew. Hochwürden auf, die Geschäfte derselben interimistisch wahrzunehmen. Sie übersendet Ihnen deswegen in der Anlage die vorläufige Instruction für die wissenschaftliche Deputation, um die den übrigen Herrn Mitgliedern der3406. Überlieferung: H: GStA Berlin, I. HA, Rep. 76 alt, X, Nr. 1, Bl. 2; D: Kade: Schleiermachers Anteil, S. 45 (Zitat)
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Briefe 3406–3412
selben, bekannt zu machen, und den in ihr enthaltenen Bestimmungen gemäs die Zusammenkünfte und Arbeiten der Deputation zu eröfnen. Da der unterzeichnete SectionsChef sich ein Vergnügen daraus machen wird, den Zusammenkünften der Deputation, so oft es seine Zeit erlaubt, beizuwohnen, so schlägt er Ewr Hochwürden vor, zu denselben den Montag Nachmittag um 4 Uhr zu wählen, wird sich indeß gern über einen andern Tag vereinigen, wenn der Montag Ew Hochwürden oder den andern Mitgliedern der Deputation nicht genehm sein sollte. Der VersammlungsOrt wird das SessionsZimmer der Section im UniversitätsGebäude sein. Die unterzeichnete | Section ladet nunmehr Ew. Hochwürden und die wissenschaftliche Deputation dringend ein, sich mit Eifer Ihren Geschäften zu unterziehen, und freut sich im Voraus, in Ihnen und der übrigen Deputation eine kräftige Mitwirkung in ihrer Thätigkeit zu finden. Sie wird sich beeifern der Deputation bald Aufträge zu geben, die wesentlich in das Innere des Schulwesens eingreifen und sieht mit Vergnügen auch unaufgefordert erfolgenden Vorschlägen dieser Art von Seiten der Deputation entgegen. Berlin, den 26. Maerz 1810. Section im Ministerio des Innern für den öffentlichen Unterricht. Humboldt. An d Hrrn Professor D. S c h l e i e r m a c h e r Hochwürden
*3407. An Gerlach. Berlin, Dienstag, 27. 3. 1810
*3408. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, Dienstag, 27. 3. 1810 Über das vermutete neue Lebensglück der Frau von Seidlitz
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Ende März 1810
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*3409. An David Stubenrauch. Berlin, Dienstag, 27. 3. 1810
*3410. Von David Stubenrauch. Vor dem 28. 3. 1810
3411. Von Henrich Steffens. Halle, Mittwoch, 28. 3. 1810 Halle den 28 Merz. 1810
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Reichardt bringt dir diesen Brief. Seine Reise ist plözlich beschlossen. Ein Baurath aus Cassel dem er dort Gefælligkeiten erzeigt hat nimmt ihn mit. Ich kann es nicht verhindern. Es ist ein Geschick. Es kömmt nun darauf an sein Aufenthalt so schadlos wie möglich zu machen. Ich habe ihm beschworen meine Sache g a n z zu ignoriren. Er hatte Lust davon zu sprechen. Sieh du nur zu ob du ihm fester darin machst. Die Schrift für Karsten ist hier mit. Ich bitte dir sie hin zu besorgen. Ein Exemplar für Humboldt geht næchsten Freitag ab. Ich gestehe, dass mir die næchste Zeit etwas unruhig macht – Sollte aber Reichardts Aufenthalt mir schædlich werden, so ist die Sache doch wenigstens bald ausgemacht – Höchst grausam wære es von mir, wenn ich etwas äusserte – Es ist eine persönliche Sache und die muss mich læhmen – Wird ihm nur selbst sein Aufenthalt in Berlin nicht gereuen. Grüss deine Frau, und schreib mir bald möglichst. dein HSteffens
*3412. An Friedrich Severin Metger. Berlin, vor dem 30. 3. 1810
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Überlieferung: H: BBAW, SN 396, Bl. 49
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Briefe 3413
3413. Von Friedrich Severin Metger. Stolp, Freitag, 30. 3. 1810
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Lieber Schleiermacher, da ich mit dem Abgange der vorigen Post nicht fertig ward, und es bis zur folgenden noch Zeit hat; so nutze ich diese, Ihnen zu danken für Ihren gütigen angenehmen Brief, und Ihnen, wo möglich, auch wieder was angenehmes zu schreiben. Auch für Ihre vorjährige gedrukte Predigt habe ich Ihnen zu danken, mit der mir unser Reimer ein so liebes Geschenk gemacht hat. Sie hat mir ganz vorzüglich gefallen; nur scheint mir in der Texterklärung die Grenze der Freimüthigkeit überschritten, wo auf das Unglück der Westphalen z.B. die einen Neuund Fremdling zum Regenten haben mit Finger gezeigt und ihnen die Erlaubniß oder wol gar der Rath gegeben wird, sich eines Strafübels loos zu machen. Ich erinnere mich aus einer Einleitung zu einem Dialoge des Platon Ihrer hellen und so viel ich weiß Ihnen eigenthümlichen Ansicht der Tapferkeit, als der zur klaren Erkenntniß gewordenen Unterscheidung des zu fürchtenden und nicht zu fürchtenden. Diese Ansicht ist so platonisch, und insbesondere noch so ächt christlich; es scheint mir aber Ihre Freimüthigkeit, die doch von der Tapferkeit eine Art ist, hier nicht ganz Probe zu halten. Ich wollte auch versuchen, Luthers Uebersetzung gegen Sie zu rechtfertigen, und sehen, ob sie nicht Ihren als den offenbar einzig richtigen Sinn zuließe; ich dachte seyd aus Noth unterthan könne gar wol heißen seyd unterthan aus der Nöthigung des Pflichtgefühls, und es sey ein ganz willkührlicher Sprachgebrauch, daß man unter Noth grade eine – der Vernunft – fremde, äußere, also einen Zwang verstehe; man könne ja eben so beliebig auch die innere, die Vernunftnothwendigkeit darunter verstehen, wie man doch auch wirklich thut; denn in dem „Eins ist Noth“ ist das „Eine“ doch offenbar zur letzten Art der Nothwendigkeit zu rechnen. Aber so viel Mühe ich mir auch gegeben, um Luthers | Uebersetzung zu retten, die zwar nicht in der protestantischen Kirche, aber doch bei den protestantischen Laien canonisches Ansehen hat: so gebe ich doch zu, daß da dieser offenbar einzig richtige Sinn als Idee durch Ihre ganze Predigt lief, Sie a u s N o t h die Luthersche Uebersetzung ändern mußten, wozu die Prediger auch auf der Kanzel von jeher das Recht gehabt und gebraucht haben. Sie haben wol Recht, mit Luthern die Ehe eine Kunst zu nennen, ich dächte aber auch ohne alles Bedenken die Liebe; sie ist eine edle Pflanze, die freilich nur aus innerer Kraft ihrer edelen Natur, aber doch auch nur unter gewißen äußern Bedingungen gedeihet: Die innere 3413.
Überlieferung: H: BBAW, SN 330, Bl. 51 f.
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Kraft muß sie freilich in sich selbst haben; und jede Kunst wäre hier ein Zwang, der ihr Erkranken und Ersterben nur beschleunigen nicht aufhalten, noch weniger aufheben könnte, aber was zur Beförderung des Gedeihens von äußern Bedingungen abhängt, das dünkt mich sey eine Pflege und Wartung, die sich gar füglich eine Kunst nennen laße. Ich spreche aus Ideen, die ich auf Ihrem Felde gesammelt habe; Ihnen ist doch das Selige die Leben gewordene, und das Heilige die erst Leben werdende, oft in Geburtsschmerzen noch liegende, und an der Durchdringung und Assimilirung des im Gemüth noch Heterogenen, und Rohen noch arbeitende Idee. Dieß Assimilationsgeschäft kann ihr erleichtert werden, indem die Heterogeneität des rohen Stoffes gemildert, oder um biblisch zu sprechen, dem Geiste kann der Sieg erleichtert werden, wenn das Fleisch gekreuzigt wird; und was von dieser Seite geschieht, das wäre doch wol dem Gebiete der Erziehung, mithin der Kunst anzuweisen. | Ja, lieber Schleiermacher sehen Sie? in solchem Credit stehe ich hier, daß Frauen gar kein Bedenken trugen, und auch nicht das entfernteste Aergerniß geben mich in meiner Krankheit oft zu besuchen, und auch die Ältern, als ihren Sohn, die jüngern als ihren Bruder zu behandeln. Uebrigens geht es auch mir, wie Ihnen, seit meiner Verheuratung besuche ich selten meine Freunde. Unser Reimer bedauert es, daß er seltener Ihren Umgang genießt. Ich gratulire Ihnen auch zu Ihren neuen Geschäften und freue mich in dem neulich erhaltenen zuletzt erschienenen Bande des Platon wieder einige Blicke in Ihre Ideenwelt zu thun. Wie ists? Schweigen Sie zu Planks Angriffen auf Ihr Kritisches Sendschreiben? Herr Sack war Neujahr doch auch so gefällig, mir seine 2 neuesten Piec¸en nebst seiner Uebersetzung des Cicero De senectute zu übersenden; alle 3 Arbeiten haben mir besonders gefallen, wie auch sein freundlicher Brief. Wie ists, kommen Sie auch noch wol zu Zeiten bei Sack? Sie waren doch sonst dort ein immer so angenehmer Besuch. Der Obristlieutenant von Marschall, der neue und von Berlin diese Tage angekommene Director des hiesigen Cadetten Instituts hätte gestern ein großes Unglück wenigstens haben können; denn noch weiß man nicht, wie es ablaufen wird. Vor dem Mühlenthor liegt doch unter andern auch eine Schneide- oder Säge-mühle, da geht er eine Planke hinauf, vermuthlich um seinen Sohn und Zögling mit der Mühle bekannt zu machen. Die Planke kipt um, und Marschall thut einen Fall, so daß man ihn bewußtlos fast für todt nach Hause bringt. | Gestern Abend wußte der Arzt noch nichts bestimmtes über die Wunde am Kopf zu sagen, diesen Morgen aber schickte ich hin und ließ nachfragen und hörte, daß er doch
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Briefe 3413–3416
eine ruhige Nacht gehabt. Ich hatte ihn vorgestern Abend auf der Ressourc¸e (vorm Schmiedethor) wo ich alle Abend bin, gesehen, und da er uns Karten geschickt, auch durch die Majorin von Bonin die Nachmittags bei uns war, hatte grüßen laßen, so trat ich zu ihm an, gab mich ihm kund, er war artig und freundlich, und bat, da wir so nahe Nachbarn wären, so sollte ich es doch nicht bei der Nähe des Orts bewenden laßen, er wünsche meinen nähern Umgang. Diese Freundlichkeit war es indeß doch nicht, was meine Theilnahme erregte, sondern ich bedaure den Mann selbst, der sehr thätig zu seyn scheint, und jetzt gleich wo er mit frischer Liebe Hand ans Werk legen möchte, leicht auf 6 Wochen zur Unthätigkeit verdammt ist. So eben erfahre ich, so gern ich mich auch mit Ihnen unterhalte, eine so angenehme Unterbrechung durch einen Brief von meinem vortreflichen Bruder in Westphalen, von dem ich in langer Zeit nichts gehört hatte, und der mir um seines so treflichen Verstandes, als tiefen Characters willen so lieb ist. Ich habe Reimern einen Zimmermann in Tuchel, einen Reformirten characterisirt, und ihn um ein für einen solchen Mann paßendes Predigtbuch gebeten, weil mir gar sehr daran liegt, diesem würdigen Manne eine ihm zusagende gesunde Seelennahrung, um die er mich gebeten, ihm zu verschaffen, so bitte ich auch Sie, wenn Ihnen ein solches Buch bekannt seyn sollte, es Reimern vorzuschlagen. Meine SchwiegerMutter und Frau empfehlen sich Ihnen und den Ihrigen nebst mir, Ihrem Freunde Metger. Stolpe den 30t Maerz 1810.
*3414. An Henrich Steffens. Berlin, Sonnabend, 31. 3. 1810 Teilt Steffens den Vorwurf mit, seine Schriften seien zu spekulativ bzw. „mystisch“.
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3415. Von Wilhelm von Humboldt. Berlin, Sonntag, 1. 4. 1810 Adresse: An / d Herrn Prediger und Professor / Schleiermacher / Hochwürden / den 2ten [Bl. 10v]
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Ich freue mich sehr Ihrer Thätigkeit, Ðmein LieberÑ und weiß für den Augenblik nichts hinzuzufügen. Zu den außerordentlichen Mitgliedern bringen Sie wohl nun die Fächer, die uns weniger betreffen, Mineralogie, Botanik u.s.f. in Vorschlag. Neue Geschichte fehlt Ihnen. Glauben Sie dafür Woltmann (nicht den Residenten) gut; so habe ich nichts dagegen. 1. April, 1810 Humboldt. An H. Prediger Schleiermacher, Hochwürden.
3416. Von Henrich Steffens. Ende März/Anfang April 1810
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Ich schreibe Dir noch einmahl ein paar Zeilen, lieber Schleiermacher. Doktor Andresse, mein Zuhörer bringt dir diesen Brief. Ich habe beigelegt einen Brief und Buch für Humboldt. Da es eine delicate Sache ist in der gegenwærtigen Lage ihm zu schreiben, so lasse ich den Brief offen. Du wirst die Güte haben ihn zu versiegeln. Andresse möchte [ich] den Brief mit der Addresse an Humboldt nicht mitgeben, um nicht Aufmerksamkeit zu erregen. Mein Schwiegervater wirst Du wohl schon gesprochen haben – Ich bin auf die næchste Zeit recht gespannt – Hanne ist noch nicht in Wochen. Sie wacht recht lange. Meine Vorlesungen habe ich geschlossen und arbeite nun aus Leibeskræften. Möchte ich bald etwas gutes von dir hören. Grüsse Frau, Kinder und Freunde Dein HSteffens
3415. Überlieferung: H: GStA Berlin, I. HA, Rep. 76 alt, X, Nr. 1, Bl. 4. 10; D1: Spranger: Wilhelm von Humboldt, S. 127; D2: Humboldt: Gesammelte Schriften 16, S. 262 3416.
Überlieferung: H: BBAW, SN 396, Bl. 50
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Briefe 3417–3418
3417. Von Nicolaus von Thaden. Sünderuphof, Mittwoch, 4. 4. 1810 Adresse: An Hr. Prof. Schleiermacher / in Berlin [Bl. 1] Synderuphoff bey Flensborg den 4t Aprill 1810.
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Meinen freundlichen und herzlichen Gruß zuvor. Ihnen, geliebter und hochgeschätzter Schleiermacher, sende ich anliegende Fragmente mit der Bitte: selbige, wenn ihre Ausstellung etwa fruchtbringend seyn könnte, zum Druk zu befördern. Mein Gemüthe ist von der harmonischen Bewegung in den Verhältnissen der Gesellschaft schon lange tief ergriffen – und ich kann mich nicht überzeugen, daß in diesem Geiste entworfene Grundlinien, abgesehen von den meinigen, eitel sein sollten. Unser ZeitAlter soll, wie die Herausgeber von zwey Zeitschriften mir sagen, durchaus nichts von ideellen Staatsverfassungen hören wollen – da die neue ins Leben gerufenen, andere Früchte trügen, als die Blüthen versprachen. Ich will gerne glauben daß diese Männer in ihrer Sphäre Recht haben; aber ich glaube in der I d e e auch Recht zu haben – und mögte daher sehnlichst, daß die Sache von neuem ernstlich und mit Umsicht verhandelt werde, haben Sie, als Eingeweihter in diese Mysterien, daher die Liebe für mich, diese Fragmente, im Pythagoräischen Sinn, entweder gleich als Vor- oder Nach-Reden, oder gelegentlich als Beurtheiler in der Jenaer Zeitung p.p. unter den höchsten Maaßstab zu stellen – um die I d e e s e l b s t klarer, harmonischer und lebendiger darzustellen. – An der Sache liegt mir viel, an ÐmeinerÑ obgleich die Kinder meine erste Liebe sind, wenig. Was darin gestrichen ist, ist auf Veranlaßung eines Sach- und Weltkundigen Freundes in Hamburg geschehen. Sollte von dem Beywerk | noch mehr weggeschnitten werden müßen, so mögen Sie es unbedingt thun. Ich habe die tiefere Spekulation hier pflichtmäßig vermieden, weil ich möglichst unbefangen zu den Verständigen unter den Gelehrten (welche es nicht bedürfen) und den Staats Männern (welche es nicht mögen) reden wolte – innig überzeugt, daß beide gemeinschaftlich für jeden Staat und für jeden Moment immer das Rechte wohl in Anwendung bringen werden. Solte meine Darstellung indeßen noch zu unreif seyn, so daß mit würdige Kritik deßelben hier unnütz wäre: so ersuche ich Sie freundlich, mich in einigen Grundzügen darauf aufmerksam zu machen, und mir selbiges 3417.
Überlieferung: H: BBAW, SN 403, Bl. 1 f.
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dann, durch Freund Stuhr, wieder zurük zu senden. – Nun noch wenige Worte über das Merkantilische. Wollen Sie diese wenigen Bogen besonders drukken laßen (wenn Sie das „Mag gedrukt werden“ darauf gesetzt haben) so habe ich nichts dawider, wenn ich deswegen keine Unkosten habe; oder wollen Sie es einem paßenden Journal einverleiben? Ich wünsche, wie gesagt, den Gegenstand zu einer wissenschaftlichen Verhandlung zu bringen, und wenn derselbe zu einem organischen Ganzen gediehe, so könnten wohl die Elemente einer vernünftigen Gesetzgebung bearbeitet | werden. Ist nicht eine jede Konstitution zugleich als Einleitung und Norm einer bestimmten Gesetzgebung zu betrachten? – und liegt nicht darin auch eine Mit-Ursache der Verwirrung und Mangelhaftigkeit der neuesten Gesetzbücher? Das Wesentliche kann auch hier nur Eins und harmonisch seyn: die Individualität muß bleiben, aber das AllgemeinGültige soll herrschen. – Alle Ausnahmen gründen sich auf vorhergehende Voraussetzungen, wovon mancherley in Städten und Dörfern unter den Namen von „Beliebungen“ bekannt ist – und was ja auch so lange belieben und gelten muß, bis etwas Anderes und Beßeres „beliebt“ wird: aber das Gesetzbuch kennt keine andere Ausnahme, als diese einzige überhaupt. Jedes Kirchspiel ist die Wiege und Knospe einer idealischen Republik; und es liegt im Geiste der Mayestätt daß es schön aufblühe und herrliche Früchte trage: Alles soll seyn auf Erden wie im Himmel, mithin gleich dem Sonnensystem. Leben Sie wohl und verzeihen Sie meine Bitte: sie gründet sich in der großen Achtung und Liebe die ich für Sie hege, und in der festen Überzeugung, daß Sie diesen Gegenstand in seiner größten Klarheit und Gediegenheit durchschauen. Gedenken Sie meiner freundlich Thaden.
3418. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Heidelberg, Mittwoch, 4. 4. 1810 Heidelberg, 4. April 1810. Hochzuverehrender Herr Doktor! Schon längst wünschte ich mit dem Manne, der mich als Jüngling für die Theologie begeisterte, schriftliche Bekanntschaft anzuknüpfen, da die 3418.
Überlieferung: D: Lenz: Geschichte der Universität zu Berlin, Bd. 4, S. 110 f.
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Briefe 3418–3419
persönliche bisher unmöglich war. Die Scheu, den ersten Schritt zu tun, überwindet jetzt ein anderer Wunsch. Ich habe mit Liebe bisher an einer Übersetzung des A.T. gearbeitet. Ich sah vorher, daß sie vom jetzigen theologischen Publikum nicht ganz beifällig aufgenommen werden würde, und faßte mich im voraus darauf: allein jetzt wünschte ich doch eine Stimme zu hören, die meinem Bestreben im ganzen (denn die einzelnen Fehler sehe ich selber recht gut ein) Gerechtigkeit widerfahren ließe, die mich versicherte, den rechten Ton der Übersetzung getroffen zu haben. Von allen Theologen in ganz Deutschland hat keiner Geschmack und Sinn für wahre Übersetzung. Nur der Übersetzer des Platon konnte über eine Bibelübersetzung urteilen. Sollten Sie mit einem literarischen Institut in Verbindung stehen, so ließ es sich vielleicht machen, daß Sie eine Anzeige unserer Übersetzung übernähmen. Eichstädt habe ich schon meinen Wunsch ausgedrückt. Es folgt hierbei ein Exemplar zur Ansicht, das ich geneigt von mir anzunehmen bitte. Unser aller Wunsch, Sie bei uns angestellt zu sehen, wird zu nichte durch Errichtung der Berliner Universität, die gewiß bald viele übertreffen wird. Bei uns besteht manches Gute, anderes ist angefangen, aber unvollendet gelassen. Für die Theologie ist vieles zu wünschen übrig: für mein Fach besonders: ich muß einen Gehilfen haben, oder ich werde der Sache überdrüssig. In Norddeutschland blühen die Universitäten besser durch die bessern Schulen und den mehr vorbereitenden Geist des Studiums. Auch sind bei uns die Juristen zu überwiegend. – Daß Sie für unsere Jahrbücher noch nichts geliefert haben, verzeihen wir Ihnen nicht. Dem theologischen Heft fehlen Mitarbeiter wie Sie sind. Das Geschwätz ist manchmal zu seicht und breit darin. Lassen Sie bald von sich sehen! Ich ergreife diese Gelegenheit, Ihnen meine innigste Hochachtung zu bezeugen und bin Ihr gehorsamster Diener W.M.L. De Wette.
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3419. Von Henrich Steffens. Halle, Freitag, 6. 4. 1810 Halle. den 6 April. 1810.
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Die Gegenwart geht schwanger mit Zukunft, wie der grosse Leibniz sagt. Eine tiefe Wahrheit, die man kaum glauben würde, wenn nicht ein so grosser Mann sie behauptet hätte. Jezt scheint mir hat sie einen Wechselbalg producirt, und Gott weiss was aus ihm wird. Meine Frau aber hat einen gesunden Knaben gebohren, der hoffentlich ein tüchtiger Junge wird – Mutter und Kind befinden sich sehr wohl – und ich erwarte mein Schicksahl ruhig. Ich habe Dich so oft geschrieben in der lezten Zeit, dass ich jezt wohl mit Recht schliessen kann – Doch muss ich über Deinen lezten Brief sagen, dass ich nicht weiss so allgemeine Beschuldigungen auf eine specielle Weise zu widerlegen. Ich begreife sie wohl. Denn ich suche was anders in den Thatsachen als die andern, und da sie es nicht finden, müssen sie wohl glauben, dass es willkührlich hineingelegt ist. Nun habe ich aber, seit fast 10 Jahren auf eine specielle Untersuchung bestimmter Behauptungen gewartet – Wenn die kömmt würde sie mir immer angenehm sein. Man sage nur wo ich eine Thatsache gewissenlos behandelt habe und welche, und es sollte mich befremden, wenn ich mich nicht zu vertheidigen wissen würde. Mit Schelling ist was anders, denn seit vielen Jahren bekümmert er sich gar nicht um Thatsachen, und doch bin ich | wohl nie so mit diesen umgesprungen, wie Schelling in seiner Construction des Planetensystems. Neben einiger glückliche Ideen ein Meisterstück tollkühner Willkührlichkeit – Ich hoffe es soll noch alles gut gehen. Der Frühling, der rüstige Knabe und Hanne’s Gesundheit hat alle Hofnung in mir erweckt. Ich freue mich über deinen erweiterten Wirkungskreis, und werde mich noch mehr freuen, wenn ich ihm theile – Adieu lieber Freund – Grüss deine Frau, theile Reimers die Nachricht mit – Ich arbeite jezt fleissig – Dein HSteffens Der Jammer über meinen Mysticismus macht mir Spass. Willst Du Reichardt diesen Brief von Louise mittheilen.
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Überlieferung: H: BBAW, SN 396, Bl. 52
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Briefe 3420–3423
3420. Von Johann Peter Friedrich Ancillon. Berlin, Freitag, 13. 4. 1810 Ich habe die Ehre Euer Hochwürden im Nahmen der Academie der Wissenschaften zu melden, daß dieselbe Ihren hohen Verdiensten um die Wissenschaft und Gelehrsamkeit hat Gerechtigkeit widerfahren lassen, indem Sie am 29. vorigen Monats Euer Hochwürden zum ordentlichen Mitgliede der Philosophischen Classe ernannt hat, und daß des Königs Majestät durch ein Cabinetsschreiben vom 7. April diese Wahl allergnädigst bestätigt hat. Die öffentliche Meinung der gelehrten Welt hatte ihnen schon längst dies Stelle angewiesen und die Academie freut sich, daß es Ihr endlich vergönnt worden ist die allgemeine Meinung auch Ihrerseits aussprechen zu können, und sich selbst zu ehren, indem Sie Euer Hochwürden einen ehrenvollen Platz anbietet. Es gereicht der Philosophischen Classe zur besonderer Freude daß Sie den andern Classen, die auf Sie eben so gegründete Ansprüche hatten, zuvorgekommen ist und ohne Euer Hochwürden den andern Classen entreißen zu sollen doch Ihren Nahmen zur eigenen Zierde erobert hat. Mir ist es sehr angehem, indem ich als Secretair der Philosophischen Classe – das Organ der gesammten Academie bin, zugleich Bewunderung und hohe Achtung einem Manne zu zollen, dem so manche genußreiche Stunde und so manche neue herrliche Ansicht zu verdanken habe. Mit inniger Hochachtung Euer Hochwürden ergebenster Diener Ancillon Secretair der Philosophischen Classe der Academie der Wissenschaften
3421. An Unbekannt. Berlin, Dienstag, 17. 4. 1810 Indem ich mich Ewr Hochwohlgebohren auf das innigste verbunden fühle für den Beweis Ihrer Gewogenheit, den ich an der mir gütigst ertheilten Erlaubniß zu meiner großen Freude anerkenne, gebe ich mir die Ehre die 3420. Überlieferung: D: F. Lommatzsch: Schleiermacher’s Lehre vom Wunder, 1872, S. 101 f., Anm. 3 3421. Überlieferung: H: Hamburg, Staats- und Universitätsbibliothek, Handschriftenabteilung, Sammlung Campe, 11
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Gedichte von Friedrich Schlegel anliegend zu übersenden mit der Bitte mich Ihrer Frau Gemahlin und Fräulein Schwester unterthänigst zu empfehlen. B. d 17t. Apr. 10. Schleiermacher
3422. Wohl an Wilhelm Uhden. Berlin, Mittwoch, 18. 4. 1810
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Ewr Hochwohlgebohren geehrtester Aufforderung vom 16ten hujus & praesentatum den 18ten gemäß gebe ich mir die Ehre Denenselben zu erklären, daß da von eigentlich Theologie Studirenden im bevorstehenden Sommerhalbjahr noch schwerlich die Rede sein kann ich mich mit meinen Vorlesungen nach den Geschäften meiner muthmaßlichen Zuhörer richten muß, und daher, wiewol noch unentschlossen ob und was ich lesen werde, doch falls ich überall Vorträge halte wünschen muß die Stunden Dienstag Donnerstag und Freitag von 1–2 Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend von 5–6 dazu anwenden zu können. Ewr Hochwohlgebohren gehorsamster Schleiermacher Berlin d 18t. Apr. 1810
3423. Von Unbekannt. Halle, Dienstag, 24. 4. 1810 Halle d 24 Apr. 10 [ ]render Herr Professor [ ] 3422. Überlieferung: H: Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin, Handschriftenabteilung, Sammlung Darmstädter, 1912.236 3423. Überlieferung: H: BBAW, SN 99, Bl. 34v 2 [ ]render] Textverlust durch Schnitt, nur das obere rechte Viertel des Blattes ist noch erhalten
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Briefe 3424–3425
*3424. Von Charlotte von Kathen. Wohl Götemitz, vor dem 26. 4. 1810 Entlastet ihn der Rechenschaft für sein langes Schweigen und berichtet über die Verfehlungen des Hauslehrers Laurenzi. Redet ihm ins Gewissen, dass er doch Luise von Willich wieder schreiben sollte.
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Freilich hast Du sehr recht liebste Schwester daß es mit dem Aufschieben schon lange zu viel ist. Du thust mir auch einen großen Gefallen daß du mir erläßt Dir zu sagen wie es damit zugegangen. Ich habe gesehn daß Jette dir einmal eine kleine Rechenschaft von unserm Leben und namentlich auch von meinem persönlichen Treiben gegeben hat, und andern Aufschluß als diesen weiß ich dir auch nicht zu geben. Zu andern Zeiten war es freilich damit nicht minder arg und ich schrieb doch mehr Briefe – aber damals war ich eben noch der Einzelne. Darin liegt alles was Du dir selbst weiter auseinandersezen kannst, unter andern aber auch daß wenn Jette schreibt ich ja immer auch geschrieben habe, und zwar gewiß besser als wenn ich es selbst thue. Wenn ich Dir nur recht sagen könnte wie ich ganz in meinen Arbeiten und in meinem Hause aufgehe. Es ist eine große Glükseligkeit aber auch ein großes Elend. Denn diese beiden stehn in einem kleinen Kriege und thun einander Abbruch | denn in der Arbeit unterbricht mich doch sehr oft das Gefühl von Jette und den Kindern und mitten unter diesen schwärmt mir auch wieder die Arbeit im Kopf herum. Kurz es bleibt meine Devise, der Mensch ist ein geplagtes Individuum. Jezt eben kann ich etwas verpusten, meine Vorlesungen sind geschlossen und die Festarbeiten vorüber; aber nun zerstükkelt sich auch die Zeit so daß ich um nichts reicher bin. Die Geschichte mit Laurenzi ist mir im höchsten Grade fatal gewesen. Ich kann mir recht denken wie Du dadurch bewegt geworden bist und ich liebe das an Dir weil es ganz zu deinem Wesen gehört. Ich tröste mich auch umso leichter darüber daß der Mensch in dein Haus gekommen ist denn er 3425. Überlieferung: H: BBAW, SN 753/1, Bl. 47–49; D1: Br 2, S. 257 (Auszug); D2: Meisner: Schleiermacher als Mensch, Bd. 2, S. 124 f. (gekürzt) 7 und] korr. aus Ð Ñ
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ist dir doch eine merkwürdige Erscheinung gewesen. Mir aber hatte diese Katastrophe nur Widerwillen und die Art von Bedauern eingeflößt in der Verachtung das meiste ist – zumal er Dich so gut verstand und schäzte und dies doch nicht Kraft genug hatte ihn abzuhalten. Für das Gedicht liebste Lotte habe ich nichts thun können. Denn allen Buchhändlern hier von denen man nur hört ist Laurenzi Geld schuldig; also würde seine Absicht dortige Gläubiger zu bezahlen wenigstens vereitelt werden. Vielleicht | könnte man es während der Leipziger Messe an einen auswärtigen Buchhändler verhandeln aber dazu würde doch immer gehören daß man es vorzeigen könnte. Ich will indessen gern noch thun und durch Andere thun lassen was möglich ist. Wie denkst du nun aber dem Bedürfniß deiner Kinder wieder abzuhelfen? Du kannst sie doch schwerlich lange ohne einen männlichen Lehrer lassen und es hat mich ordentlich unruhig gemacht aus einem Briefe an die Herz zu sehn daß Du es nicht für so dringend hältst. Es ist gar übel daß ich dir von hier aus gar nicht zu Hülfe kommen kann aber alle jungen Männer die ich hier kennen zu lernen Gelegenheit habe sind schon in irgend einer bestimten Carriere. Ich wüßte aber nichts was ich thun könnte als daß ich an Konopak nach Rostok schriebe oder an einen Freund in Halle ob sie etwas empfehlungswürdiges kennen was eben von der Universität abgeht. – Mit unserer Universität ist es leider noch in ziemlich weitem Felde; schwerlich wird sie schon im Herbst ganz völlig zu Stande sein. Darum wäre dieser Sommer herrlich noch eine ordentliche Reise zu machen aber ich sehe die Möglichkeit dazu von keiner Seite. Das aber haben wir uns fest vorgenommen im Sommer des nächsten Jahres wenn nicht irgendein besonderes Unglük uns abhält wieder Euch ihr | Lieben heimzusuchen. Luise indeß hat uns Hofnung gemacht gegen den Winter zu uns zu kommen, und das wäre sehr schön. Bestärke sie doch darin auf alle Weise – mit dem Schreiben ist es mir so schlecht mit ihr gegangen daß ich nur diesen Weg sehe mich wieder recht mit ihr einzuleben, und die Einrichtung unsers Hauses wird denke ich bis dahin so zu Stande kommen daß es keine Schwierigkeit haben kann. Du hattest sehr recht mir ihretwegen etwas ins Gewissen zu reden; ich will nun auch in diesen Tagen sehn wie weit ich es mit dem Schreiben wieder bringen kann. Denn wiewol mir ganz so gegen sie zu Muthe ist wie immer: so fürchte ich doch daß ich ihr etwas entfremdet bin durch das fatale lange Schweigen. Unter den zehn Unterbrechungen die ich während ich dies schrieb erfahren habe war auch das junge Frauenzimmer die sich nach Franzburg bestimmt hatte und mir einliegenden Brief bringt. Ich schikke ihn Dir 38 gemacht] folgt 〈daß〉
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offen damit Du ihn mit den gehörigen Erläuterungen begleiten kannst. Denn in der großen Eile die sie hatte um den Posttag nicht zu versäumen hat sie in dem Briefe nicht so deutlich wie es wol dastehn sollte gesagt daß sie wirklich wenn Herr von Platen es wünscht fest entschlossen ist auf ein halbes Jahr hinzugehn, und ich finde das auch sehr löblich. Verwende Dich nur dafür daß Herr von Platen | ihr seinen Entschluß baldmöglichst zu wissen thut und ohne etwas anderes als seine eignen Convenienz zu Rathe zu ziehen. Sollte er ihr der Zeitersparniß wegen gradzu antworten wollen so ist ihre Adresse „abzugeben bei Herrn Regierungsrath Schede Leipziger Straße No 110.[“] Meine Gesundheit liebe Schwester ist ganz vortreflich, so gut seit der schlesischen Reise wie sie lange nicht war. Aber im Hause hat es viel Kränkeleien gegeben alles hat gehustet, und die Kinder waren in einem Zustande der mich besorgt machte sie würden ein Nervenfieber bekommen. Alles ist aber glüklich vorüber, nur Jette und Nanny husten noch immer etwas. Das Frühjahr ist schreklich zurükgehalten worden durch anhaltenden Nordostwind; jezt endlich fängt es mächtig an zu treiben, die Kinder tummeln sich schon fleißig im Garten und die Herz fängt wieder an manchmal die Nacht bei uns zu bleiben – Nur leider die Hofnung sie bei uns wohnen zu haben, was in vieler Rüksicht so sehr herrlich wäre scheint mir fast zu vergehn denn ich sehe nicht ein wie wir Plaz ge|nug haben wollen da ich für meine Person so enge logirt bin daß ich es nicht lange würde aushalten können, und dann werde ich mich in den für sie bestimmten Zimmern einrichten müssen. Wenn wir sie nur so sehr als möglich in unsere Nähe bekommen könnten, aber ich glaube daß auch das solange ihre Mutter lebt große Schwierigkeiten haben wird. Deinen Geburtstag haben wir auf die schönste Weise gefeiert. Wir haben an diesem Tage communicirt, und die Herz aß hernach bei uns und wir tranken Deine Gesundheit in schönem Bischof. Bleibe uns nur recht gut liebste Lotte, und grüße die Deinigen und alle unsere Lieben aufs herzlichste Ernst B. d. 26t. Apr. 1810. [Nachschrift von Nanny:] Ihr auftrag war nicht so leicht als ich anfangs glaubte, die Blumen macherinnen wollen einem das nicht sagen, endlich habe ich erfahren, das die Eisen zum punktiren das stük 5 Thaler und eins von den Andern, 18 Thaler Koste das dis doch ein bißchen viel ist, so warte ich erst Ihre Antwort ab. Nanny 71 bei] folgt 〈H Natorp Jakobsstraße No〉
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3426. An Johann Ernst Christian Schmidt. Berlin, Sonnabend, 28. 4. 1810 Berlin d 28t. Apr. 10.
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Verehrungswürdigster Mann Sie werden sehr bald errathen weshalb ich es wage Ihnen zu schreiben; und da ich weder voraussezen darf daß ich Ihnen ganz unbekannt bin noch auch erst nöthig habe Sie meiner innigen Verehrung zu versichern, so will ich auch ohne weitere Umschweife mit der Sache selbst hervortreten. Es ist nun ein Jahr seit unser gemeinschaftlicher Freund Schwarz von mir veranlaßt zuerst bei Ihnen anfragte ob Sie wol geneigt sein würden einen Lehrstuhl der Theologie bei der hier zu errichtenden Universität anzunehmen. Seine Antwort gab mir einige Hofnung und auch Herr von Humboldt legte sie günstig aus und war höhlich darüber erfreut; da aber die Sache damals noch in weitem Felde war eilte er nicht weitere Schritte zu thun. Seitdem muß er aus anderen Quellen die ihm sehr lauter | scheinen minder günstige Nachrichten über Ihre Gesinnungen eingezogen haben und schrieb mir schon im Herbst aus Königsberg er wisse gewiß daß Sie so lange Giessen seinen Landesherrn behielt nicht kommen würden, und seine Hofnungen beruhten nun nur darauf ob vielleicht die zu treffenden Einrichtungen im westlichen Deutschland eine solche Veränderung herbei führen würden. So hat die Angelegenheit unserer theologischen Facultät gänzlich geruht. Nun aber diese Hofnung verschwunden ist und die Zeit sich nähert da der ganze Plan der Universität realisirt werden soll blieb ja nichts anderes übrig als ohnerachtet jener Ueberzeugung doch noch einen Versuch zu wagen ob Sie nicht für uns zu gewinnen wären, und Herr von Humboldt hat mir aufgetragen Ihnen die Sache ganz so dringend wie sie ihm und mir und vielen andern ist ans Herz zu legen. Er sowol als unser Herr Minister wünschen nichts sehnlicher als Sie zum Grundstein unserer theologischen Facultät machen zu können, unser braver Nicolovius den Sie lieben und achten werden sobald Sie ihn kennen erwartet davon | vozüglich die günstigsten Einflüsse auf die künftige Beschaffenheit unserer Geistlichen und das Wiedererstehen theologischer Gelehrsamkeit unter uns, und wie sehr ich, ein Anfänger auf dem Katheder und in der Theologie überhaupt wünsche durch Ihr Vorbild und 3426. Überlieferung: H: Universitätsbibliothek Gießen, Handschriftensammlung, Hs 155, Bl. 146–149; D: Bock: Aus einer kleinen Universitätsstadt, Bd. 1, S. 64–69
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Brief 3426
Ihre freundschaftliche Nähe mich schneller zu vervollkomnen und kräftig mit Ihnen zusammenzuwirken, das hoffe ich glauben Sie mir gern und leicht ohne daß ich noch mehr Worte darüber mache. Kurz Sie würden von allen Seiten mit der innigsten Achtung und der herzlichsten Liebe unter uns aufgenommen sein. Die Verhältnisse der meisten übrigen deutschen Universitäten sind für die Anlage der hiesigen so günstig als möglich. Der Sinn in dem sie gestiftet wird ist rein und gut, die jungen Leute die uns unsre höheren Gymnasien liefern sind im Ganzen ein ernstmeinendes und liebenswürdiges Geschlecht, und besonders wenden sich jezt mehr als sonst geschehen ausgezeichnete Köpfe zum theologischen Studium, und man findet gar nicht selten einen wahrhaft religiösen Sinn mit dem reinsten wissenschaftlichen Streben und dem liberalsten Forschungsgeist wie Sie ihn so sehr zu wekken wissen verbunden; kurz ich kann Ihnen auch von unsern Schülern | recht viel Freude mit gutem Gewissen versprechen. Ueber die Einrichtung der Universität und unserer Facultät ins besondere kann ich Ihnen freilich noch nichts genaueres sagen, die Pläne werden noch ventilirt und man läßt sich Zeit in einer so wichtigen Sache. Aber es kann aus dem Geist in dem man handelt nichts schlechtes hervorgehn, und auf die Einrichtung der theologischen Facultät werden Sie von dem Augenblik an wo Sie Sich für uns entschieden den entschiedensten Einfluß gewinnen denn man läßt Ihren Verdiensten Ihrem Geist und Ihrer Erfahrung die vollkommenste Gerechtigkeit widerfahren, und da von unsern hiesigen Geistlichen keiner den mindesten Einfluß auf diesen Gegenstand hat und noch mit keinem auswärtigen Theologen eine bestimmte Unterhandlung eröfnet ist so würden je eher Sie Sich entscheiden um desto gewisser wir beide allein den Grund des Ganzen legen können. Sie sind in Giessen mit lästigen Geschäften überhäuft, hier würde es ganz in Ihrer Gewalt stehn lediglich dem Lehrstuhl zu leben, und dennoch nicht nur durch Ihr persönliches Ansehn, sondern auch durch die Art wie bei unserer jezigen Organisation Gelehrte zu Rathe gezogen werden auf eine mehr officielle Weise Einfluß in die Lei|tung der kirchlichen Angelegenheiten und also auch in das weitere Schiksal Ihrer künftigen Schüler zu gewinnen. Was das Privatleben anbelangt so ist man hier so sehr sein eigner Herr wie sonst nirgends. Es würde Ihnen gewiß nicht an einem kleinen Kreise von Menschen fehlen die Ihnen sehr lieb sein werden zu Ihrem Umgang; ja ich hoffe sehr daß auch ich und die Meinigen dazu gehören werden. Von der größern Gesellschaft kann sich ja jeder so sehr 53 uns] korr. aus Ð Ñ
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zurükhalten als er nur will und auch die Gleichheit des Standes und die officiellen Verhältnisse legen nicht den mindesten Zwang auf und wirklich Berlin zeichnet sich aus durch eine freundliche und gutmüthige Art jeden zu nehmen wie er ist und schalten zu lassen mit sich wie er will. Das ökonomische ist das lezte wovon ich Ihnen etwas sage, denn ich weiß wol wenn Sie Sich nicht durch die Ueberzeugung bewegen lassen daß Sie hier mehr und weiter wirken können, wenn das frische Leben Sie nicht reizt welches sich hier regt und die Hofnung die wir Alle so vorzüglich und ausschließend auf Sie sezen, durch Geld werden wir Sie nicht gewinnen. Ein Gehalt von 2000 R bietet man Ihnen gleich an, und ich glaube es komt nur auf einen ernstlich geäußerten Wunsch an so giebt man Ihnen die Zusicherung es nach ein Paar Jahren oder im Nothfall auch gleich mit 500 R zu | erhöhen. Dies ist dasselbe Gehalt welches auch die königlichen Staatsräthe beziehen (die eine Nebeneinnahme wie sie Ihnen die Vorlesungen gewähren können entbehren müssen) und womit man also wie Sie sehen sehr anständig hier leben können. Theurer innig verehrter Mann ich berge Ihnen nicht daß ich mit einem guten Glauben den Auftrag Sie zu fragen übernommen habe; es ist mir als würden Sie ja sagen, als könnte es nicht anders kommen. Ich wüßte nicht was mir lieberes begegnen könnte als Ihre Zusage aus der ich die herrlichste Vorbedeutung schöpfen würde für die Sache die mir so sehr am Herzen liegt. Aber ich weiß auch wenig was mich so niederschlagen könnte als wenn Sie verneinen. Ich kenne gar nichts, ich nenne nicht etwa Einen, sondern auch nicht zwei oder drei zusammen die uns Sie ersezen können. Sagen Sie Selbst wohin sollten wir in diesem traurigen Falle unsere Blikke richten. Mit etwas gewöhnlichem richten wir nichts aus; es muß eine große Kraft an diesem Punkt angebracht werden wenn etwas gedeihliches entstehen soll, aber dann ist auch gewiß auf einen herrlichen Erfolg zu rechnen. Möge unser guter Genius Sie regieren, überlegen Sie recht wie wichtig das hiesige Unternehmen für ganz Deutschland werden kann und wie sehr die ganze Lage unseres Vaterlandes es erfordert die zerstreuten Kräfte auf wenige Hauptpunkte zu sammeln, lassen Sie gegen diese größeren | Motive alle anderen auch solche an die das Herz sich am liebsten hängt aber die man doch als untergeordnet erkennen muß schweigen sehen Sie Sich ganz als der Sache gewidmet an die wir gemeinschaftlich treiben – und was Sie so entscheiden kann denke ich nicht anders als nach unserm Wunsche ausfallen. Es versteht sich daß ich Ihnen zu allem bereit sind was Sie etwa wissen zu müssen glauben um Ihren Entschluß zu bestimmen so wie mich nichts
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Briefe 3426–3429
so sehr freuen wird als alle kleinen Dienste die ich Ihnen wenn er günstig für uns ausfällt werde zu leisten haben. Nehmen Sie die Versicherung meiner herzlichsten Verehrung an. Schleiermacher
*3427. Von Johannes Karl Hartwig Schulze. Wohl Weimar, wohl zwischen März und September 1810
3428. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Wohl Ende April 1810
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Du hast in deinem Briefe alles so schön dargelegt wie ich mir es auch gedacht – aber leider ist bei der guten Frau an lauter Unglük und Unseegen – oft finstre Verzweiflung, aber, nicht an neues LebensGlük zu denken – Vielleicht wirkt das jezt so freundliche Wetter wohlthätig auf sie – oder andre Umgebungen – wenn sie mit Sell einige Zeit auf einem Dorfe ist wo er jezt hinkomt ihr liebster Wunsch ist d e r To d t schnelle Auszehrung – an die aber troz des Hustens den sie Jahre lang imer im Winter hat nicht zu denken – Gott was waren das vor Tage in der heilgen Woche und Ostern – sie verglich ihren Zustand am liebsten mit der Sauerman und Dobern – und ergriff öfters Werkzeuge um demselben ein Ende zu machen – es giebt sich denn wieder aber für mich schwaches Wesen ist es nicht zu ertragen – und für die kleine Unschuld in aller Absicht schädlich – Gott gebe daß die Vormünder liebreichen Ernst gebrauchen sie wegzunehmen – da Sell alles anwenden wird das Kind zu behalten – denn von i h r e m Zustand weiß er die Hälfte nicht – weil Sie sich doch etwas Gewalt anthut wenn Er da ist machte Sell ihr allerley recht vernünftige Vorschläge mit Herzlichkeit – aber es war kein Entschluß. Daß sie ihr Haus mit vielem Verlust hat verkaufen müßen – trägt auch viel dazu bey – wegen des Absteige quartiers ist noch alles ungewiß | ich schreibe alles ausführlich – damit Du den wahren Zustand einsiehst – und mir glauben wirst – daß ich lieber recht arm, als ferner so leben – und so sehr selten mir Geistes Erquikung hohlen kan – in den Wintermona3428. Überlieferung: H: BBAW, SN 375/26, Bl. 62 16 f machte … Entschluß.] am linken Randvon Bl. 62 v 17–19 Daß … ungewiß] am linken Rand von Bl. 62
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then – war ich wegen eigner Kränklichkeit nur 2 mahl in Gnadenfrey bösen Krampf im Halse und Magen Beschwerden quälten mich sehr – so daß ich wieder mehr als lange geschehen aus der lateinischen Küche brauchen muste – Gott gebe – daß beim Empfang dieses – du selbst – und dein liebes Weib wohler sind – so auch die Kleinen die ich an mein liebend Lotten Herz drüke und sie zu grüßen bitte – ach wer hätte das alles bei unserm Ersehen gedacht! – wenn i c h wie manche Gnadenfreyer sagen Unrecht gethan nicht gleich mit der Frau fortzufahren wie er ihr den ersten Antrag machte so habe ich wahrlich diese Schuld schon viel 1000 mahl abgebüßt – das weiß Gott. Er mache dir es klarer als dis Geschmier in welchem Elend aller Art ich mich befinde natürlich die Gewalt so heiter wie möglich ihrentwegen zu seyn – ist eine eigne Anstrengung für deine! arme Lotte
3429. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Habendorf, Freitag, 4. 5. 1810 abgegangen d 4 May 1801
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Wenn ich Dir diesesmahl nicht wie sonst bald nach dem Empfang deines lieben Briefes geantwortet habe, so bringt es die gegenwärtige Laage in welcher ich mich befinde mit sich – sie wirkt erstaunend auf mein Gemüth, und da ich immer noch auf deren Beßerung hoffte so verschob ich es, da mir überdies, so wohl dieser Brief als andre mehrere sehr schwer fallen. Wahrscheinlich wird die trefliche Herz wenn sie mein lezter noch in Berlin getroffen dir etwas davon mitgetheilt haben, in welchem traurigen Zustand die gute Sell sich befindet – welcher freilich mehrentheils von ihrer CörperSchwäche – von ihren schwachen Nerven herrührt – das wenige Zusamenseyn mit ihrem Mann, der seit der Trauung und schon vorher in Biele mit seiner Compagnie liegt – da das ganze bataillon imer hier in der Nähe zerstreut ist – und also das gehen und kommen und nie ganz eingewöhnen, wiedrige Eindrükke auf sich macht – was ich schon1 12 Tage vor der Trauung – bis jezt – zu reden predigen trösten warnen – und auch recht ernstlich zu schmählen hatte. | Man muß selbst hören und sehen – um davon zu urtheilen wie Sell sich bey der Kälte die sie ihm dem Morgen nach der Hochzeit gleich fühlen lies – bey dem schwanken unent3429.
Überlieferung: H: BBAW, SN 375/19, Bl. 12 f.
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Briefe 3429–3430
schloßnen schwierigen Wesen, Unfeinheiten des Geistes und Unanständigkeiten – sich bewunderungswürdig geduldig und herzlich benimt – wenn er auch augenbliklich einmahl heftig wird – doch gleich wieder abbittet – Freilich sind ihm viel 1000 Schwierigkeiten vorher gemacht und manches von ihrer Reue und jamern, daß sie die Gemeine verlaßen vorher gesagt worden, aber, daß es s o kommen würde, hat wohl Niemand auch sie selbst gedacht. – Daß Emilie bald nach der Verheiratung in die Anstalt kamm, war höchst nothwendig – leider ist ihr der Zustand der Mutter nicht ganz entgangen – Bertha ist nun allein, so wie Emiliens Kälte i h n abschrekt so zieht ihn dieses schmeichelnde Wesen an, was aber für sie kein Gewinn – auch wirken die Unterredungen oder traurige wertlose Spannungen auf ihr reizbares Wesen sehr sie kan unter diesen Umständen auch fast gar nichts lernen – da ich viel bey der Mutter seyn muß – dazu komt noch die traurige | Geschichte mit den Pächtern – die wahrscheinlich so sich endigen wird – daß, wie die Vormünder sagen, sie nach Johany die Pferde verliehrt – auch ist es ihre Pflicht wenn Sell alsdenn nur einige Meilen von hier weg komt – mit ihm zu gehen. – Aus allem diesem geht hervor – daß mein Bleiben in Habendorf nur bis Johany möglich und auch wirklich in jeder Hinsicht zwekwiedrig – viele triftige Gründe machen meine Ueberzeugung immer stärker – und gegen diese muß mann nicht handeln – Wahr ist es – wäre ich mit Emilien zugleich gegangen – so war mehr Aussicht mich reichlich mit Schulen zu beschäftigen die mann (weil ich nicht die Arme auf einmahl so berauben wolte) – Andern gegeben – denen man sie nicht gleich wieder nehmen kann – doch werden wohl die Reise lustigen die Verwandte in Sachsen haben, mir Beschäftigung veranlaßen – – Daß jezt unter diesen Umständen – da man unter 80 Thaler courant keine eigne Stube nebst allem was übrigens zum Leben gehört – haben kann – i c h ganz – und gewiß auf immer Verzicht darauf thue – so begebe ich mich denn wieder in eine volle Stube – sehe mich aber doch bey dieser Entsagung | genötigt – da ich mit leeren Händen da stehe, und auch wie du wohl wißen wirst mich mit HandArbeit nicht durchbringen kann – Dich um Unterstüzung zu ersuchen und recht zutraulich darum zu bitten; frage dich also mein Bester ob es dir wohl möglich wäre mir für jezt – wird mein Verdienst größer oder wenn ich mich von dieser strapaze erholt meine Gesundheit s o daß ich ganz in die Anstalt ziehen kann – so ist es anders aber f ü r j e z t mir 2 0 T h a l e r real Münze jährlich geben – damit ich Vierteljährig 5 Thr Zulage habe meine Bedürfniße – Zinse Kostgeld und andres allerley zu bestreiten mit Thränen in Augen rufe ich dir zu – „Gott wird dirs vergelten“ – auf allerley Weise denn in dieser
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unruhigen peinigenden Laage kann ich nicht dauern – an die Fürstin kan ich mich nach jener2 abschlägigen Antwort nicht mehr wenden – – ich hoffe mein Entschluß wird dir unter solchen Umständen die ich dir lange nicht trübe genug ausgemahlt nicht seltsam erscheinen D i e s e s u m m e beträgt gerade den Tisch woran ich immer gegangen bin weil alles erhöhet ist. Seit ich dis geschrieben habe ich wieder schrekliche Stunden erlebt 1
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da war er ihr schon fürchterlich – unangenehm – alles meines bittens ohngeachtet konte sie nicht aufrichtig gegen ihn sein – und wurde sichtbar kränker an Leib und Seele – jezt macht sie sich eben wegen dieses Schweigens die grösten Vorwürfe – würde aber gewiß nicht heitrer – wenn auch alles zurükgegangen wäre – schon 8 Tage nach der Trauung. Daß Sell sehr sinnlich ist – und um nun sich übrigens die Grillen zu vertreiben oft sehr lustig[,] vermehrt ihre Quall und ihre Abneigung. Die von Kleitsch wolten mich zu sich haben – bald als diese HeiratsGeschichte vorbei war aber die gute Comtesse hatte es g ü t i g schon halb abgewendet – ehe sie mich frug
3430. Von Johann Ernst Christian Schmidt. Gießen, Sonnabend, 5. 5. 1810 Gießen den 5n May 10.
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Verehrtester Freund! Daß Sie mir das Recht gegeben haben, Sie mit diesem Namen anreden zu dürfen, kann ich Ihnen nicht mit Worten danken. Auf die mir vorgelegte Anfrage erwarten Sie natürlich mit der umgehenden Post keine entscheidende Antwort. Allein Sie sollen diese möglichst bald erhalten. Es ist Gesetz für mich, in eigenen Angelegenheiten keinen Schritt von Wichtigkeit zu thun, ohne zuvor den Rath einiger Freunde gehört zu haben. Dies muß auch hier geschehen. Zuerst muß in mehrfacher Hinsicht die Frage aufgeworfen werden, ob mein Individuum und Berlin zusammen passen. Ich bin dies nicht blos mir, sondern mehr noch Ihrem Institute schuldig. 63 f Diese … ist.] Am linken Rand 65 Seit … erlebt] am oberen Rand von Blatt 12 66–72 da … Abneigung.] mit Einfügungszeichen am linken Rand, überlaufend auf den unteren Rand, weiter überlaufend auf den unteren Rand von Bl. 12v, 13, 13v und den linken Rand von Bl. 12v 69 heitrer] folgt 〈〈würde 〉〉 73–75 Die … frug] mit Einfügungszeichen am linken Rand von Blatt 13 3430.
Überlieferung: H: BBAW, SN 382, Bl. 1
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Briefe 3430–3432
Ihr Schreiben hat einige Besorgnisse, die ich deshalb hatte, beseitigt; allein Sie haben auch eine zu günstige Meinung von mir gefaßt, meine hiesigen Freunde sind dagegen näher von meinen Mängeln unterrichtet. Dann muß ich auch das Gutachten meiner Freunde einholen, ob nicht mein Austreten aus den hiesigen Diensten gewissen Verpflichtungen gegen mein Vaterland entgegen sey. Außerdem muß ich mir noch von Ihnen eine Nachricht ausbitten. Ich bin verheurathet, und besitze kein Vermögen. Sehr wahrscheinlich wird meine Frau mich überleben. Welche Aussichten haben die Wittwen der Professoren in Berlin? – Bergen kann ich auch nicht, daß mir nach die Vorstellungen, die man hier von den Preißen der Lebensbedürfnisse in Berlin hat, wirklich eine Besoldung von 2000 RThl etwas gering erscheint. Meine Bedürfnisse sind sehr beschränkt, ich will nur gesichert seyn vor der Besorgniß, | Schulden machen, und nach meinem Tode meine Frau dem Mangel Preiß geben zu müssen. Wollten Sie mir daher auch gütigst die Frage beantworten: wie hoch denn eine Wohnung von ungefähr sieben Piecen (es versteht sich, möglichst in Ihrer Nähe,) jährlich vermiethet wird? Dies könnte mir einigermaßen zu einem Maßstabe dienen. Und so habe ich denn nun, was ich ungerne schrieb, geschrieben. Ich liebe keine andern Antworten als Ja und Nein, – einem Manne wie Ihnen; vollends bey einer solchen Sache da drückt michs zwiefach, eine andere geben, und selbst noch ökonomische Rücksichten einmischen zu müssen. Ich fühle nicht blos das Gewicht Ihrer Gründe. Ich bin auch dadurch gewonnen, daß dieses Streben im Preussischen Staate in den Zeitpunkt der Leiden fällt. Wäre ich mir ganz selbst gegeben, ich käme ungerufen und bäte, mitarbeiten zu dürfen. Daß nur nichts übereilt wird und das Institut dadurch in seinem Werden eine falsche Richtung bekommt. Eine Universität wie Göttingen, wo man über dem Gelehrten den Menschen aus dem Auge verliert, – diese würde ja nicht helfen können. Leben Sie wohl und erhalten Sie mir Ihre Freundschaft. Verehrungsvoll der Ihrigste Schmidt. Fürchten Sie nicht, daß ich Sie lange ohne bestimmte Antwort lassen werde. Ich hoffe, Ihr nächstes Schreiben mit umgehender Post entscheidend beantworten zu können.
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3431. An Luise von Willich. Berlin, Sonntag, 13. 5. 1810
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Den 13. Mai 1810 Laß Dir ein Wort sagen, liebste Schwester. Wenn wir uns wieder recht einleben sollen, so mußt Du zu uns kommen. Dann gewiß hast Du einen Theil meines eigentlichen Daseins gleich mit im gemeinsamen häuslichen Leben und wirst auch nachher weit besser ausreichen können mit weniger Mittheilung, als Du es jetzt kannst, wenn Dir ein lebendiges Bild von unserem Leben zu Hülfe kommt, denn das ist es eigentlich, was mich quält bei meinem fatalen Nichtschreiben, daß es in Dir, ich will nicht sagen Erkältung, aber doch eine gewisse Art von Entfremdung hervorbringen muß …
3432. An Charlotte von Kathen. Berlin, Mitte Mai 1810
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Liebe Schwester ich war neulich als ich Dir schrieb, was du dem Briefe auch wol mußt angemerkt haben, besonders confus, vorzüglich darum weil ich dir gern etwas geschrieben hätte was ich dir nicht schreiben durfte. In dieser Confuserie habe ich ganz vergessen Die Rechnung abzulegen über die Tresorscheine, und ich thue es nun indem ich dir den lezten baaren Rest davon in diesem Fd’or schikke. Aber es kann leicht sein daß du noch mehr zu fordern hast, und du mußt erst alles genehmigen, was ich dir verrechnen würde. Zuerst nemlich behauptet Jette steif und fest sie hätte auch einen Antheil an diesen Tresorscheinen und Kathen hätte ihr gesagt sie könne den gleich zurükbehalten. Dann gehörten zu dem kleinen italienischen Buch für die Herz, dem Gozzi noch zwei andere Theile die damals noch nicht fertig waren und die ich ihr erst hier nachgeliefert habe. Ferner finde ich auf Reimers Rechnung Moriz Götterlehre und Pestalozzis Zahlverhältnisse und wenn mein Gedächtniß | mich nicht trügt waren beide für dich – Aber wenn es so ist, so kann es doch sein daß ich sie Dir schon früher irgendwo in Rechnung gebracht habe. Besinne Dich doch ja recht darauf damit ich mich nicht mit ungerechtem Gut belade; meine Umstände sind nicht so brillant daß ich den Schaden der darauf zu folgen pflegt ertragen könnte. Ist aber alles richtig 3431.
Überlieferung: D: Petrich: Schleiermacher und Luise von Willich, S. 165
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Überlieferung: H: BBAW, SN 753/1, Bl. 50 f.
12 waren] korr. aus g
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Briefe 3432–3434
so steht die Rechnung so. Die 12 Tresorscheine habe ich verkauft zu 81 pro Cent thut Preußisch Courant R. 45. 16 g. die einbefohlenen Reisekosten der Herz R. 12. der Gozzi mit Band 4. Moriz Mythologie 1. Pestalozzi 2. die Schuhe 1 R 24 Schilling schwedisch thut 1. Jettes Antheil 7. für Madame Struk 10. Sämmtliches Abgegangene thut 39 R. bleibt also übrig 5 R.
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welches gerade der Werth eines Fd’ors ist. Nemlich 10 Thaler Preußisch Courant muß Dir Luise Willich von der Struk schaffen für welche nach ihrem Auftrag Nanny einen Schleier zu diesem Preise gekauft hat. Ob es mit Jettes sechstem Theil seine Richtigkeit [hat] muß ja Kathen wissen. | Alles nun was Du an der Rechnung unrichtig findest hast Du noch zu gut. Ich kann heute gar nicht weiter, liebste Lotte; der Bote wartet schon der die Briefe zu Proeckh nehmen soll. Um diese Zeit vor dem Jahre waren wir in Sagard und in wenigen Tagen feiern wir den 18ten. Gott sei Dank es ist uns allen wohl und wir fühlen es mit derselben Lebendigkeit wie wunderbar schön Gott es mit uns gefügt hat. Du denkst unser gewiß auch fleißig in dieser Zeit Lebewol liebste Schwester und grüße alles herzlich. Unsere Herz ist wohl; sie hat jezt einen Besuch von ihrer Schwester aus Prenzlau. Schl.
*3433. An Heinrich Christoph von Willich. Berlin, Mitte Mai 1810 Erzählt vom Geburtstag der Henriette Schleiermacher und erinnert an den kommenden ersten Hochzeitstag des Paares; fragt nach dem Hauslehrer für die beiden Jungen des Heinrich Christoph von Willich; stellt einen Besuch auf Rügen in Aussicht. Berichtet von seinen Predigten vor einem gebildeten Publikum. 28 “] steht höchstwahrscheinlich für „nochmals 12“
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Sehr viel dachte ich an Euch in diesen Tagen Ihr Lieben heute besonders freute ich mich Eures Glük’s welches Beiden gewiß noch groß und wichtig – denn Ihr findet es Eins in des Andren Liebe – und in der Kinder unschuldigem Triebe – nicht wahr! Gern hätte ich darüber schon manches sagen und schreiben mögen – aber leider – sind meine Umgebungen so traurig – und erfüllen mich gleichsam wieder meinen Willen so sehr – daß wirklich Geist und Cörper darunter leiden – wir hatten Heute einen wirklich götlichen May-Tag – alles junge Gehölz so grün die Teiche voll SilberWellen auf denen das FederVieh wechselsweise sich belustigt auf den gemeinden Anhöhen die Lämmer über welche Bertha so viel Freude hat, daß sie am liebsten unter sie spränge – wir aber schleichen ganz traurig und langsam hinter ihr her – die arme Sell ist sehr abgemattet – obschon es jezt noch mehr | Krampfartige Umstände sind – so glaube ich doch – wegen dem immerwährenden Husten, daß es eine langsame Auszehrung ist – dazu komt nun – daß die Vormünder hier waren – auf Johanny die Pächter weggehen müßen – und das Gut so lange durch einen kräftigen Mann besorgt wird – und von den Curatoris administrirt wird – bis das pupillen Collegium entscheidet – ob das Gut im Ganzen oder Theilweise verkauft wird – denn bei den jezigen Zeiten und schlechten hiesigen Umständen – kann auf eine neue Verpachtung kaum angetragen werden; auf jeden Fall verliert die Arme, ihren Auszug an victualien – worunter das Pferdefutter ein großer punct – noch dazu fallen 3000 Thaler nach der EheÐbeenÑdung wieder an die Kinder – so daß sie mit den Zinsen der übrigen 3000 – nur sehr sparsam versorgt ist – sich keine Pferde halten kan – und nothgedrungen nachher mit Sell zu gehen | Seit ich dieses schrieb – scheint mir der schwächliche Zustand meiner guten Kranken noch bedenklicher vor einigen Tagen hat sie sich endlich wieder in die Cur des Arztes begeben – da sie aus mehreren falschen Grundsäzen seit ihrer Trauung fast gar nicht oder alles nur halb gebraucht – und seit 4 Wochen sich blos auf Kräuter The beschränkt – Gestern kam Sell nach der revüe wieder – das Standtquartier komt auf ein Jahr nach Glaz – wie herzlich er ihr das vorher geschrieben – und wie wieder schön Er mit ihr thut – da sie wie ein Schatten aussieht – ich denke 3434.
Überlieferung: H: BBAW, SN 375/11, Bl. 1 f.
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Briefe 3434–3435
die immer steigende Wärme wird bald entscheiden! ich schikke diesen Brief heute mit auf die Post – und bitte recht sehr mir so bald als möglich zu schreiben – ob du lieber Bruder die Unterstüzung worum ich dich ersucht mir leisten kanst – damit ich meine kleine | Einrichtung machen kann – Es fällt mir sehr schwer – Dir dadurch lästig zu werden mein Lieber – aber ich sehe nicht ein, wie ich im Chor Hause bey Erhöhung aller Abgaben, ohne, deine Güte bestehen solte – Gott – wenn ich nur in der Jugend allerley feine Arbeiten gelernt hätte – oder im SchwesternHaus die Schneiderey so könte ich mich mit lezterer jezt gut durchbringen – ich könte mir wie die gute Sell auch viel Würgebänder machen, daß ich ihren Antrag angenommen und mich aus dem AnstaltsWesen raus begeben – in welchem ich jederzeit Brodt gehabt hätte – aber wozu das! von Kleitsch, die aber nicht zur Gemeine gehören, auch mit ihren Dienstboten fast alle Monate wechseln, würden sie mich immer gern annehmen – aber es sind viel Knaben nur 1 Mädchen – auch kann ich mich zu dergleichen gar nicht mehr entschließen – Die Comtesse Posadowsky – die sehr nahe verwandt billigt es auch sehr daß ich nicht hingehe Grüße dein liebes Weib herzlich – und verzeiht mir – wenn meine Briefe confuser als jemals sind – und voller Litums – aber es kann jezt nicht anders sein! – es kann seyn ich schreibe manches 2mahl laßt mich bald von Euch wißen, und von den Kindern – und ob und wie Ihr den 18ten gefeiert habt – – auch N a n y grüßt sehr herzlich ist die Herz noch bei Euch? ich bat sie um ihre adresse nach Dresden. Lotte
3435. An Johann Ernst Christian Schmidt. Berlin, Sonnabend, 19. 5. 1810 Berlin d 19t. May 1810. Ihr Brief mein verehrtester Freund hat mir eine große herzliche Freude gemacht[;] er nährt eine meiner liebsten Hofnungen von der ich mich nur mit großem Schmerz hätte trennen können, und deren Vernichtung mir
52 f Grüße … es] am linken Rand von Bl. 1 53 f kann … 2mahl] am linken Rand von Bl. 1v 54–56 laßt … herzlich] am linken Rand von Bl. 2 56 f ist … Lotte] am linken Rand von Bl. 2v 3435. Überlieferung: H: Universitätsbibliothek Gießen, Handschriftensammlung, Hs 155, Bl. 150 f.; D: Bock: Aus einer kleinen Universitätsstadt, Bd. 1, S. 69–72
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und Vielen die es mit unserm Studium und unserm Institut gut meinen eine Sorge zurükgelassen haben würde, für die wir nicht gewußt hätten eine Auskunft zu finden. Ueber den Punkt ob Sie für Berlin passen, wünschte ich, daß Sie Sich ganz auf mich verließen. Denn Ihre dortigen Freunde können Sie freilich besser kennen, aber Berlin nicht so gut, und ich kann Ihnen die Annehmlichkeit die es in dieser Hinsicht gewährt nicht stark genug schildern. Wir haben hier doch literarische Männer ich möchte sagen von jeder denkbaren Gemüthsart, und jeder findet seine Rechnung. Jeder hat es in seiner Gewalt die Ansprüche welche | die Gesellschaft an ihn macht so weit zu begünstigen und so sehr einzuschränken als er will. Auch geht man allgemein von der Voraussezung aus daß Amtsverhältnisse durchaus kein geselliges Verhältniß stiften, man kann beides ganz von einander trennen und also ganz nach eignem Geschmack leben. Das Vaterland sollten Sie doch auch nicht so eng nehmen. Es ist ja jezt um desto nothwendiger, je mehr es anfängt zu verschwinden, daß wir, die wir es noch sehn können, nur Deutschland für unser Vaterland gelten lassen; und wenn Sie diesen Gesichtspunkt fest halten, kann Ihnen wol von dieser Seite kein Bedenken kommen. Ueber Ihr Gehalt brauchen Sie in der That nicht ängstlich zu sein. Man muß in Ihrer Gegend sehr übertriebne Vorstellung von den hiesigen Preisen haben. Die meisten Staatsbeamten die mit uns denselben Rang in der Gesellschaft einnehmen (und ein Staatsbeamter der eigenes Vermögen besizt ist bei uns eine Seltenheit) beziehen kein größeres Gehalt, und haben die Nebeneinkünfte nicht die uns die Collegia eröfnen. Die Wohnung ist ein | sehr unsicherer Maaßstab in Berlin denn es macht einen großen Unterschied ob man grade in der schönsten Gegend der Stadt und im bel e´tage wohnen will oder nicht. Jedermann rechnet hier im Durchschnitt den 10ten Theil seiner Einnahme auf die Wohnung, und dafür werden Sie auch geräumig und angenehm wohnen können. Ein Paar meiner Bekannten wohnen im bel etage in einer der schönsten Straßen der eine mit einer Familie von 6 Kindern für 250 Thaler. In der Gegend zwischen mir und den Universitätsgebäuden glaube ich Sie für 200 Thaler sehr gut logiren zu können. Der sicherste Maaßstab scheint mir eigentlich das Korn zu sein; dies kostet jezt, in der theuersten Zeit zwischen Sommersaat und Erndte, 1 Thaler und einige Groschen der hiesige Scheffel. Holz habe ich in einem sehr unheizbaren Hause 3 Zimmer täglich heizend für 100 R gebraucht das Jahr über. Meiner Frau gebe ich für Mittag und Abendessen Kaffe Thee Zuker Wäsche und Licht 75 R monatlich – wir haben nemlich zwei Kinder 19 desto] über 〈so〉 38 f 1 Thaler … Groschen] korr. aus 1 1/2 Thaler Einfügungszeichen über der Zeile
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Brief 3435–3437
und eine Schwester bei uns, und sind gar nicht für ausserordentliche Oekonomie berühmt, wie sie denn ganz neu in Berlin und städtischer Wirthschaft ist. Hinzu kann ich noch fügen | daß man Ihnen gern 2500 R zugestehen wird. Dies ist, wie ich Ihnen schon geschrieben zu haben glaube, das Gehalt der Königlichen Staatsräthe welche ihren Geschäften zufolgen gar keine Nebeneinkünfte haben können und der Ordnung nach die dritten Civilbeamten im Staate sind, indem sie nur noch die Minister und die geheimen Staatsräthe über sich haben. Eigentliche Wittwen Pensionen werden nach der neuen Organisation bei uns gar nicht gegeben; den übrigen Beamten bleibt bloß überlassen ihre Frauen in die allgemeine WittwenCasse einzukaufen. Für die Universität aber soll eine eigne WittwenCasse errichtet werden wozu der Universitäts Fond den Hauptstok liefern wird und die Professoren nur unbedeutende Beiträge zuschießen werden. Der Plan wird noch diskutirt, darum bin ich außer Stande Ihnen das nähere zu schreiben. Ich glaube aber, daß Sie über diesen Punkt eben so ruhig sein können als ich der ich mich ganz in demselben Fall befinde Möchten Sie mir nun recht bald einen erwünschten Entschluß melden. Wie es mir mir am Herzen liegt Sie den unsrigen zu nennen kann ich Ihnen mit Worten nicht ausdrükken. Recht tüchtig und mit frischem Muth wollte ich mit Ihnen arbeiten, und Sie werden gewiß auf alle Weise Freude und Segen von Ihrem Hiersein haben. Ich sehe Ihrer Antwort mit der größten Sehnsucht entgegen. Von ganzem Herzen der Ihrige Schleiermacher Aus dem Meßverzeichniß sehe ich daß indem ich eine theologische Encyclopädie ankündige Sie schon eine herausgeben. Bald hoffe ich wird sie in meinen Händen sein.
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19. 5.–21. 5. 1810
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3436. Von Wilhelm von Humboldt, Wilhelm Uhden und der Sektion des öffentlichen Unterrichts. Berlin, Sonnabend, 19. 5. 1810 Berlin den 19ten May 1810.
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(hiesige Universität betreffend) No 1228. Section des Unterrichts An / den Herrn Professor Schleiermacher / wohlgeboren Die unterzeichnete Section benachrichtiget Ewr. Wohlgeboren daß der Terminus a quo der Ihnen als Professor bei der hiesigen Universitaet ausgesetzten Besoldung a 800 rthr jährlich, auf den 1ten September vorigen Jahres bestimmt worden und daß Sie dem zufolge für die 7. letzten Monate des vorigen Jahres, nach Abzug der für selbige schon erhobenen Wartegelder, noch nachträglich 100 rthr bei dem Rendanten der HauptKasse der wissenschaftlichen Anstalten gegen Quittung in Empfang zu nehmen belieben werden. Berlin den 19ten May 1810. Section des Unterrichtes Humboldt Uhden
3437. Von Wilhelm von Humboldt. Berlin, Montag, 21. 5. 1810
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Hätten Sie wohl die Güte, mir mit zwei Worten hieneben zu sagen, was Sie von dem Sonntag, vorzüglich in Beziehung auf Berlin halten? Es scheint mir wieder ein bloßer Homiletiker. Mit herzlicher Freundschaft Ihr H. 21.
3436. Bl. 53
Überlieferung: H: GStA Berlin, I. HA, Rep. 76, Va, Sekt. 2, Tit. I, Nr. 2, Band, 3,
3437.
Überlieferung: H: BBAW, SN 307, Bl. 5; D: Br 4, S. 179
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Briefe 3438–3441
3438. An Wilhelm von Humboldt. Berlin, Dienstag, 22. 5. 1810 Wenn sich doch für die übrigen theologischen Professuren soviel Competenten fänden als für die p r a k t i s c h e ! Herr Sonntag hat sich theils als Kanzelredner bekannt gemacht theils durch Verbesserung der Liturgie in Liefland bei beidem aber ist er mehr als zu wünschen ist auf das Blendende ausgegangen. Gelehrtes ist mir gar nicht von ihm bekannt. Soll ich zugleich über den Gegenstand meine Meinung sagen so scheint mir eine besondere Professur der praktischen Theologie nicht einmal wünschenswerth, und weit besser daß dies von denen die sich mit den theoretischen Disciplinen beschäftigen beiläufig geschieht. Schleiermacher d 22t.
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*3439. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, Sonnabend, 26. 5. 1810
3440. Von Luise Reichardt. Hamburg, Freitag, 1. 6. 1810 den 1ten Juny.
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Mein bester Schleiermacher, da meine Lage das Schreiben fast gar nicht gestatten will so muß ich meine Lieder einmahl für mich sprechen lassen, auch sind sie ja das beste an mir. Nehmen Sie sie mit der gewohnten Güte hin und denken Sie meiner freundlich dabey, der gröste Theil davon ist für Sie gemacht und wenn es was Gutes daran ist verdanke ich es einzig Ihnen. Gott segne Sie für alle Liebe und Güte wodurch ich zu manchem gekommen bin was ich ohne Sie nie erreicht hätte und allein durch das innre rege Dankgefühl verdiene. Ich bin diesen Winter oft traurig darüber gewesen daß ich um meine immer noch zunehmenden Geschäfte vollbringen zukönnen meinen Sinn fast gewaltsam | für jedes andre verschliessen muste aber unglücklich soll es mich nicht machen da doch jede 3438.
Überlieferung: H: BBAW, SN 307, Bl. 5; D: Br 4, S. 179 f. (leicht gekürzt)
3440.
Überlieferung: H: BBAW, SN 357, Bl. 34 f.
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Entsagung mich Gott einen Schritt näher bringt. – Wenn Sie mich recht glücklich machen wollen so lassen Sie mich ohne Rücksicht auf mein langes Schweigen recht bald einige Worte von Ihrer lieben Hand lesen, ich denke noch immer mit Entzücken an den Abend als ich hier Ihren Brief vorfand. Der Tod von Steffens unvergleichlichem Kinde wird auch Sie bedrückt haben bester Schleiermacher ich kann es noch garnicht fassen. So herrlich so ganz gränzenlos lieb und schön wie dies Kind war der Schmerz hat mich schon mehrmahl krank gemacht. Dazu gesellte sich die Krankheit unsers trefflichen Runge der viele Tage ganz ohne Hoffnung war jetzt ermannt er sich und wir hoffen wieder daß das Gott ihn uns erhalten | wird, ich bin so glücklich von [ihm] vorzüglich geliebt zusein und [bin in] der Krankheit die einzige gewesen nach der er täglich verlangt hat. Sie fühlen wie schwer es mir geworden unter solchen Umständen täglich 7 bis 8 Stunden zugeben aber Gott hilft denen die es redlich mit ihm meinen, dieser Zuversichtliche Glaube erhebt mich immer bald wieder und wem verdanke ich ihn anders als Ihnen. Da wir uns kennen lernten war ich durch große unerhörte Schmerzen so geschwächt daß ich mich ganz von Gott verlassen glaubte und der Allgütige sandte Sie mir recht eigentlich zu meiner Rettung. Halten Sie es mir zu Gute mein bester Freund daß mir immer das Herz überfließt wenn ich zu Ihnen spreche. Ihre liebe Frau und Kinder umarme ich herzlich und wüste gern etwas von der Herz die ich so innig verehre. Bleiben Sie mir freundlich. Von Herzen Ihre Louise.
3441. Von Johann Ernst Christian Schmidt. Gießen, Sonnabend, 2. 6. 1810 Gießen den 2n Jun 1810. Ich kann n i c h t kommen, verehrtester Mann. Meine Verhältnisse erlauben es nicht. Da ich weiß, was uns noth thut, so konnte ich, seit ich Ihre Schrift über Universitäten kenne, keinen akademischen Wirkungskreis 24 [ihm]] Textverlust durch Papierabriss 3441.
[bin in]] Textverlust durch Papierabriss
Überlieferung: H: BBAW, SN 382, Bl. 2
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Briefe 3441–3443
dem an Ihrer Seite vorziehen. Es kostet mich viel, demselben zu entsagen, allein ich kann nicht anders. – –. Was unter dem Namen einer theologischen Encyclopädie von mir in’s Publikum kommen wird, (jetzt noch unter der Presse ist,) wird Sie überzeugen, daß Sie sehr wohl gethan haben, eine theologische Encyclopädie zu schreiben. Meine angeblich encyclopädischen Vorlesungen haben einen besondern auf die Bedürfnisse der hiesigen Universität berechneten Zweck. – Wenn ich den ersten Brief an Timotheus | aufgeben soll, so möchte ich auch den Brief an Titus aufgeben. Indessen habe ich bisher noch nicht Musse gehabt, tiefer in die Sache einzugehen. Das Schreiben wird mir heute schwer. Erlauben Sie daher, daß ich nur noch die Versicherung meiner innigsten Verehrung wiederhole. Der Ihrigste Schmidt.
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*3442. An Christian Gottlieb Konopak. Berlin, vor dem 8. 6. 1810 Fragt, ob Münchow eine Stelle als Professor der Mathematik am Gymnasium annehmen würde und wie er selbst zur einer Anstellung in Königsberg stünde.
3443. Von Christian Gottlieb Konopak. Rostock, Freitag, 8. 6. 1810 Rostock der 8te Jun. 1810. Sie wünschen schnelle Antwort, lieber Schleiermacher, über zwey Gegenstände, von welchen über den einen es mir nicht wohl möglich ist, mich schnell zu entschließen. Zuerst von dem ganz Erfreulichen. Daß Sie des wackern Münchows eingedenk gewesen sind, das will ich, obgleich das Nachtragen sonst meine Sache nicht ist, Ihnen zeitlebens nachtragen. Sie haben in der Eile mir keinen Ort genannt; da Sie jedoch von einer P r o f e s s u r der Mathematik an einem Gymnasium oder einer ähnlichen Lehranstalt sprechen, so ver3443.
Überlieferung: H: BBAW, SN 319, Bl. 24 f.
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muthe ich fast, es sey B e r l i n . Ist nun das der Fall, so kann ich ohne vorherige Anfrage mit ziemlicher Gewißheit sagen, er werde gern bereit seyn, eine solche Stelle anzunehmen. Diese meine Erklärung gründet sich auf bestimmte Aeußerungen Münchow’s gegen mich. Ich setze freylich voraus, daß sein Gehalt, wenn auch kein ansehnlicher, doch ein solcher sey, der ihn sorgenfrey leben läßt. Wenn ich übrigens gleich, was Berlin betrifft, in seinem Namen Ja gesagt habe, so sage ich darum doch kein Nein, wenn von einem andern Orte die Rede wäre. | Nur kann ich für diesen Fall kein so bestimmtes Jawort geben, und es wird sehr viel auf diesen Ort selbst ankommen. Daß er tüchtig ist, verbürge ich und hoffe, daß dieses, auf Veranlassung seiner kleinen Schrift, welche er auch Ihnen eingehändigt hat, auch die eine oder die andre öffentliche Stimme sagen werde. Unser Professor der Mathematik, Hecker, ein Bruder Eures dortigen Consistorialraths, ein zwar wenig bekannter, aber sehr geschickter und durchaus rechtschaffner Mann, hat mir mit Lobe von ihr gesprochen. Auch zeugt der Gegenstand der Schrift, daß ihr Verfasser, ohne noch in der mathematischen Wiege zu liegen, in der Mathematik wohl gewiegt sey. Es ist von etwas Höherm, als bloßem Hausbedarf, darin die Rede. Dabey ist Münchow nicht etwa einseitig gebildet. Er hat ein reges Interesse für Wissenschaft überhaupt und seit Jahren Philosophie und Physik mit Eifer studiert auch mit ältern und neuern Sprachen sich beschäftigt. Von Charakter ist er ein vorzüglicher Mensch und wenn Sie einst tiefer in sein Inneres sähen, Sie würden sich als Freund an ihn schließen.1 Er lebt jetzt in Weimar, in dem Hause eines Freundes, Müfflings, den Sie, meine ich, auch kennen, zwar übrigens in sehr angenehmen Ver|hältnissen, aber doch entfernt und sich entfernend vom gewünschten Ziele, einer Lehrstelle auf einer Universität oder doch an einer guten Schulanstalt, und eben deshalb zum Nachtheil für die Heiterkeit seines Gemüths. Da er ungern empfängt, ohne zu leisten, so unterrichtet er den Knaben seines Freundes, was denn wohl mehrere Stunden täglich wegnimmt. Um nun auch etwas Geld zu erwerben, hat er sich, worauf er auch bey Ihnen hindeutete, in eine literarische Verbindung eingelassen mit Bertuch. Das kostet denn einen großen Theil der übrigen Zeit, er muß Anderes darüber liegenlassen und erreicht nicht einmahl durch die Bertuchen gelieferten Arbeiten, die gewiß recht gut sind, den Zweck, dem Publikum bekannter zu werden, woran ihm zunächst viel liegen muß. – Sehen Sie, das ist es, was ich Ihnen vorläufig über den lieben Menschen zu sagen habe. Thun Sie nun, was Sie mit gutem Gewissen thun können, wirken Sie, lieber Schleiermacher, für ihn, daß er eine gute Stelle bekomme. Ich wüßte nicht
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Briefe 3443–3445
leicht, wodurch Sie mir eine größere Freude machen könnten. Ich schreibe übrigens jetzt gleich auch an ihn, und werde ihn bitten, an Sie zu schreiben und sich Ihnen näher über Ihre Anfrage zu erklären, so|weit er dazu bey der noch mangelnden Bestimmung des Orts im Stande ist. Nun noch in Eile, denn ich muß gleich abbrechen, über Ihre Anfrage an [mich]. Ich bin hier mit meinem Berufe nicht zufrieden, und ich habe das, wenn ich nicht irre, auch in Berlin fallen lassen. Die Spruchsachen, die Gutachten, die Geschäffte der Akademischen Jurisdiction und manches Andere füllen die Zeit ausser meinen Vorlesungen fast gänzlich, nicht selten mehr als ganz aus. An ein Studium, an ein Produciren ist nicht zu denken. Statt mit Freudigkeit meinem Berufe zu leben erscheint er mir öfters als ein Joch in welchem ich ziehe. Daß ich also von dieser Seite nicht mit starken Banden an Rostock gefesselt bin, sehen Sie wohl. Gleichwohl schreckt an Königsberg mich das weit Abgeschiedne ein wenig ab. Dahin gehen und allen lieben Freunden ein ewiges Lebewohl sagen scheint mir eins und dasselbe zu seyn. Mit den Verhältnissen, welche mir in Königsberg bevor stehen würden, was nämlich meinen dortigen Beruf betrifft, bin ich nicht bekannt und weiß nicht, ob ich mehr Muße gewinnen würde, was mir doch wahrscheinlich ist, wenn nicht anders der Mangel an auswärtigen Spruchsachen nachtheilig durch eine Menge von Consistorialsachen ersetzt wird, worüber Schmalz Auskunft geben könnte. Kurz ich kann jetzt noch weder Ja noch Nein sagen, muß vielmehr die Sache erst noch mehr überlegen und nähere Auskunft abwarten, um die ich Sie bitte. Für einen geringern Gehalt als meinen gegenwärtigen in dortiges Geld umgesetzt, d. h. etwa 900 r. preußisch Courant würde ich auf keinen Fall gehen. Angemessene Reisekosten verständen sich von selbst. Schwer würde mir die Trennung von einigen der hiesigen Freunde unter andern von dem trefflichen Beck werden, dem ich eine sorgenfreyere Lage wünschte, aber bey einem Orte und vorzüglich einem günstigern Verhältnisse in meinem Berufe würde ich dennoch kein Bedenken tragen, zu folgen. Schreiben Sie mir bald lieber Freund das Nähere über Königsberg und grüßen Sie freundlich alle Ihrigen und Schmalzens etc. Konopak. 1
Es hat mich herzlich gefreut, bey meinem jüngsten Aufenthalt in Halle zu sehen, daß der herrliche Steffens ihn so werth hält.
83 f Es … hält.] mit Einfügungszeichen am linken Rand
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3444. An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Berlin, Sonntag, 10. 6. 1810
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Es thut mir sehr weh daß ich Ihnen inliegenden Brief zuschikken muß. Leider ist das Nein so bestimmt, und in so gar keiner Beziehung auf die von Schmidt geäußerten Wünsche daß ich alle Hofnung aufgeben muß. Guter Rath wird theuer genug sein; wir werden keinen finden, der uns diesen ersezen könnte, und uns statt seiner mit mehreren minder treflichen behelfen müssen. Ich werde indess fortfahren alles zu thun was in meinen Kräften steht und bitte Sie nur sich der armen Theologen auch recht kräftig anzunehmen. Sonnt. d 10. Jun. 10 . Schleiermacher
3445. An Wilhelm Uhden. Berlin, Sonntag, 10. 6. 1810
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Ewr Hochwohlgebohren Gebe ich mir die Ehre ergebenst anzuzeigen daß ich meine Vorlesungen über die Geschichte der neueren Philosophie und über die Apostelgeschichte nächsten Mittwoch d. 13t. anzufangen und Mittwoch Freitag und Sonnabends in den beiden Stunden von 5—6 und 6—7 fortzusezen gedenke, mit dem Vorbehalt wenn Herr GeheimRath Wolf zurükkehrt und die von ihm vorbehaltene Stunde Freitags v 6—7 reclamirt sie ihm nöthigenfalls abzutreten. Ich ersuche Sie im Universitätsgebäude gefällgst das nöthige desfalls zu verfügen. Sonnt. 10t. Jun. 10. Schleiermacher Sollten Sie etwa der Inhaber des Wildbergschen Almanachs sein: so würden Sie mich sehr verbinden wenn Sie mir ihn auf kurze Zeit zukommen ließen
3444. Überlieferung: H: BBAW, SN 758, Bl. 1; D: Br 4, S. 180 logen] über 〈ihrer〉 3445.
7 der armen Theo-
Überlieferung: H: GStA, I. HA, Rep. 76, Va, Nr. 10010, Bl. 94
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Briefe 3446–3448
3446. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Habendorf, Donnerstag, 14. 6. 1810 H d 14t Juny 1 8 1 0
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Ohngeachtet ich erst an die gute Jette geschrieben – so will ich dir doch noch ehe ich hier weggehe etwas sagen – ich habe mich in Gnadenfrey erkundiget, und weiß nun, daß der Vorsteher der ledigen Brüder Geld auszahlt – und dort mit jenem wieder besorgt werden kann – wie aber jener heißt weis ich nicht – am wenigstens umständlich wäre diese Geschichte – nur wünschte ich – wegen meinen PostRechnungen etwas courant dabey zu haben – und das wird viel schwieriges machen – in meiner jezigen Laage habe durch das Umsezen wenn mirs die Sell wechselte schon viel verlohren – noch weit mehr werde ich das jezt empfinden – du mein Bester kanst mirs ja in der Summe abziehn. Es ist nun ausgemacht daß ich mit Bertha zugleich den 23 dieses abgehe | sonst kann ich keine Schulen bekomen wenn ich nicht zum Vierteljahr eintrete ganz unvermuthet ist eine der AnstaltsSchwesters Braut geworden – geht nach Astracan – so daß ich schon zu Pfingsten Arbeit bekomen hätte – aber das war nicht zu machen – – werde ich wohl noch 1mahl zu Fuße nach Gnadenfrey wandern, um meine Sachen dort unter zu bringen wie ich für die Sell auch in Geschäften wegen ihres Einpakens ein gleiches gethan – von Schmiedeberg habe ich ausführliche Nachricht wegen dem dortigen Orcan unsre Leutchens haben doch auch Schaden dabey – der gute Mensch hat mir gleich 8 Thalter Münze geschikt – die ich mir jährlich von ihm erbat – da ich auch manche Stärkung durch seine Güte erhalten. Die Sell grüßt dich und beide Jetten recht herzlich – bitte mir einiges auf meine lezten zu beantworten. Lotte
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Überlieferung: H: BBAW, SN 375/3, Bl. 6
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3447. Von Joachim Christian Gaß. Berlin, Sonnabend, 16. 6. 1810 [ ]
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ich zu Ihnen, da ich Ihnen etwas von Bartoldy zu bestellen habe. Auch könnten wir ja dann unsern lange verschobenen Bücherhandel abmachen und unsre große Berechnung. Wir grüßen Sie alle bestens und wünschen einen guten Morgen! G. den 16 Jun.
3448. Von Georg Wilhelm Bartholdy. Stettin, Sonntag, 17. 6. 1810 Stettin den 17ten Juni 10.
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Liebster Schleiermacher. Unser Gass wird dir wohl gesagt haben, daß ich für meine Frau und mich nur auf einige Tage bei dir Quartier erbitte und da ich von ihm noch nicht abschläglich beschieden bin, so hoffe ich, daß Ihr uns aufnehmen wollt. Wir hoffen Sonnabend den 23ten Mittags bei Euch einzutreffen, und bis dahin mag also alles Übrige bleiben, was zwischen uns zu verhandeln ist. Den Aufsatz für die Deputation, erhältst du vielleicht, so weit er vor der Reise fertig wird, noch früher: ganz ihn zu vollenden sehe ich die Möglichkeit bei meinen hundsföttischen körperlichen Zustande noch nicht ab. – Humbold hat mir den Urlaub, um den ich ihn den 23ten Mai gebeten habe, noch nicht geschickt, und ich werde ihn mir also in Berlin hohlen müssen. Meine Frau läßt die deinige ganz inständigst bitten, sich unsertwegen doch nicht im allergeringsten zu geniren und ich hoffe, wenigstens nicht mehr wird sie es thun, als was nöthig ist. Grüße die lieben Deinigen recht herzlich von uns. Dein treuer Bartoldy.
3447. Überlieferung: H: BBAW, SN 98, Bl. 2v obere Blatthälfte 3448.
Überlieferung: H: BBAW, SN 246, Bl. 3
1 [ ]] Textverlust durch abgeschnittene
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Briefe 3449–3450
3449. Von Georg Wilhelm Bartholdy. Stettin, Donnerstag, 21. 6. 1810 Stettin den 21ten Juni 10. Donnerstags
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Über unsere Reise, liebster Schleiermacher walten böse Sterne. Die Nacht zum Dienstag wurde meine arme Frau von einem förmlichen Fieber überfallen, und da wir heute schon abzureisen bestimmt hatten; so hatte erst die letzte Nacht darüber entscheiden können, ob sie mit uns durfte oder nicht. Aus dieser Verlegenheit sind wir dann glücklich durch eine weit größere gerissen; denn ÐBülkeÑ, den wir Dienstags Abends erwarteten, schrieb uns den Mittwoch früh, daß er unmöglich habe kommen können, weil man ihm in seinem Urlaub zur Bedingung gemacht habe, die Rückkehr seines Kollegen von Rohr aus Berlin abzuwarten, statt dessen nun mit der Post, auf welcher er sich auch schon habe einschreiben lassen, ein Brief von ihm mit der Nachricht angelangt sei, daß ihm ein heftiger Fieberanfall in der Nacht vor der Reise dieselbe ganz unmöglich mache. Zu allem Unglück hat Rohr das Militair-Departement, welches ÐBülkeÑ früher besorgte, und der Befehl zur Küsten-Besetzung von der westpreußischen Gränze bis Swinemünde, der zum Theil schon ausgeführt wird, macht es gänzlich unentbehrlich, daß einer von beiden hier zugegen sei. So sitzen wir denn nun und warten | der Dinge, die da kommen sollen. Ich lebe indessen der frohen Hoffnung, es thürmen sich nur wider den Anfang der Reise Gewitter auf, weil uns für Fortgang und Beschluß lauter Sonnenschein beschieden sei. Darin bestärkt mich das glückliche Ereigniß, daß das Fieber meiner Frau in dieser Nacht nicht wiedergekehrt ist und also ein bloß vorübergehendes Flußfieberchen gewesen zu seyn scheint, und daß sie sich vielmehr heute sehr wohl befindet. Du zweifelst wohl nicht daran, daß es mir von Herzen geht, wenn ich dem Herrn von Rohr gleiches Glück wünsche. So viel ist aber gewiß, daß wir unter diesen Umständen nicht wissen, weder wann wir hier abreisen, noch wann wir bei Euch ankommen werden; doch sollt Ihr es so schnell als möglich erfahren, so bald sich etwas für uns aufklärt. Statt dreier oder vier Tage Aufenthalt in Berlin werden wir uns jetzt wohl nur Einen verweilen können; denn es sind, um den Spaß voll zu machen, schon Pferde für uns aus Dresden nach Berlin bestellt, die uns bis Töplitz fahren sollten. Der liebe Gott, der allein weiß, wozu das Alles gut ist, mag dann auch sehen, wie es Alles wieder in Ordnung kommen soll: ich werde es ruhig nehmen, wie es kommt, ob ich wohl das Recht hätte, mich mancherlei dabei verdrießen zu lassen. | 3449.
Überlieferung: H: BBAW, SN 246, Bl. 5 f.
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Unter andern hat es mir schon dazu gedient, daß ich gestern habe fast faullenzen können, wonach ich eine gewaltige Sehnsucht hatte; denn ich konnte nun den Aufsatz für die Deputation, der sonst gestern, ohne daß ich noch begreifen konnte, wie? hätte fertig werden müssen, doch einmahl ruhen lassen. So bald er vollendet ist, schicke ich ihn dir zu und wünsche daß Du samt den übrigen Herren mehr Freude daran haben mögest, als ich. Sehr lieb würde es mir seyn, wenn Du die gute Fischern, der ich geschrieben habe, das ich übermorgen dort ankäme, von dem Aufschube unserer Reise benachrichtigen könntest. Ob und wie wir noch mit Gassens zusammen seyn werden, ruht auch im Schooße der Götter. Grüße sie samt deinen lieben Hausgenossen von uns beiden recht herzlich und lache mit ihnen über die Neckereien Fortunens gegen deinen treuer Bartoldy.
3450. Von Wilhelm Uhden. Leipzig, Freitag, 22. 6. 1810 Leipzig den 22t. Jun 10.
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Ich eile, lieber Schleiermacher Ihnen einiges über meine Erkundigungen in Wittenberg und Leipzig zu schreiben. In Wittenberg war der einzige Mann den ich sprach L o b e k , ein Mann den ich sehr lieb gewann und auch von Seiten des Geistes zu schätzen lernte. Bei ihm fragte ich auf eine Art daß von meinem Zwek nichts erhellen konnte nach Schleiermacher und erfuhr was man mir hier bestätigte, daß er wirklich ein Mann sei deßen Lehrvortrag sehr vorzüglich sei, daß er einer der besten Philologen unter den Theologen sei, kurz alles empfehlende. Über seine dortige Lage soviel: er und der Herr Superintendent Nitzsch sind die best besoldeten dort; da aber der größte Theil des Gehaltes naturalia sind so läßt sich dies nicht recht auf unsere Art stützen. Itzt bei den wohlfeilen Preisen sagte er möge seine Einnahme auf 1200 R sich belaufen; zu anderen Zeiten aber bedeutend höher. In preußisch Curant gehört also schon eine ziemliche Summe dazu um dies l o c k e n d zu überbieten. Auf der einen Seite ist aber zu erwägen, daß er in Wittenberg so gut wie nichts von Collegien einnimmt, in Berlin aber sich von dieser Seite aber gewiß weit besser stehn würde. – Dagegen steht wieder von der anderen Seite daß er an eignem Vermögen sehr wohlhabend ist, was man mir dort und hier sagte. 3450.
Überlieferung: H: GStA Berlin, I. HA, Rep. 76, Va, Sekt. 2, Tit. I, Nr. 4, Bl. 25 f.
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Brief 3450
Als ich hier mit Gedike unten noch von dem Bedürfnis eines Theologen für Berlin sprach, sagte mir dieser, wenn wir grade nicht einen Mann von gewißen Jahren brauchten ob nicht auf den Schott zu reflektiren wäre denn kürzlich | dieser habe hier mit großem Beifall Dreist sei weggegangen mit allgemeinem Leidwesen p: dieser wäre gewiß leicht zu haben, denn nach dem schlechten Sächsischen Besoldungssystem stand er hier mit 100 R und itzt in Wittenberg mit 300. Diesem Lob von Gedike muß ich aber das Urtheil des Hermann entgegensetzen, der ihn zwar von mehreren Seiten auch lobte dabei aber hinzusetzte daß es ihm doch an ordentlichem indicio fehle, daß er einen abominabeln deutschen und Lateinischen Stil schreibe, und daß sein Beifall sich hauptsächlich darauf gründe, daß er Carus Schüler sei, und daß er bei allem schlechten Stil doch einen ganz besonderen Fluß in beiden Sprachen, und besonders das habe was er die theologische Rhetorik nannte, das was er vorher mit kräftigen Worten gesagt, gleich mit schwächeren zu wiederholen. Interessanter ist, was ich über Hermann selbst zu sagen habe. Dieser ist keinesweges so fest hier durch eigne Wahl oder äußere Bande, als man bei uns glaubt. Seine erste Antwort als ich ihn fragte, ob er wol wegginge und namentlich zu uns, war sogleich, warum nicht? Er sei sehr unzufrieden mit dem Ton der erstlich hier hersche, und noch mehr mit dem der zwischen hier und oben hersche; selbst von dem itzt alles vermögenden, den wir wozu er uns gratuliert nicht bekommen haben hat er mir einiges gesagt, was nach seiner Darstellung freilich – und er ist betheiligt – viel eingekopfte und unzusammenhängende Herrischkeit verräth, wobei der ächt liberale Sinn fehlet. Was die Leipziger so fessle sei nicht die Größe der Vortheile die sie hier hätten, sondern die Sicherheit der Fundirung derselben. Er selber habe alles in allem nur 800 Thaler. Er äußerte mir dabei sehr viel gute Meinung die er von Berlin hege, wie gern er in solchen Umgebungen lebte wie wir dort pp und gab mir das vollkommen zu was ich über das s i c h e r und n i c h t s i c h e r überhaupt und namentlich in Beziehung auf Lauten eines gewißen Rufes und Verdienstes sagte. Demnach sollte man also denken er müsse schon für 1500 kommen; und nur das Decorum | wird erfordern, daß wenn man ihn haben will, überhaupt etwas bieten kann man ihm 2000 biete: für diese aber möchte ich sagen kommt er gewiß; und was mehr ist er kommt Michaelis wenn man will. Seine einzigen Bedenklichkeiten waren, man möge vielleicht zu große Foderungen an einen philologischen Professor machen, da man z.B. Spalding und Heindorf habe und diese nicht nehme. Auch er sei nichts weniger als bereit gleich itzt die eigentlichen philologischen Disziplinen wie griechische und Römische Alterthümer und Litteratur zu lesen; er habe
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sie hier nie gelesen und die Bücher fehlten ihm hier um sie auszuarbeiten. Ich versicherte ihm daß wenn er im ersten halben Jahre mit einem interpretirenden Collegio anfinge man gewiß zufrieden sein würde, und da er dann nichts anderes zu thun habe, so habe er Muße genug um auch Collegien jener Art auszuarbeiten, und es sei keinesweges die Meinung daß einer alles lesen solle, sondern daß man mehrere die sich darein theilen wünsche. Er hatte hierauf nichts zu erwidern und blieb, nach allem was wir sprachen vollkommen bereit. Ich trug ihm alles dies ganz unverhohlen als Idee vor, deren Realisirung bloß möglich wäre, weil man noch nicht im Stande sei alles auszuführen; vor der Hand seien es also bloß Ideen und Wünsche von Privatpersonen namentlich von mir. Seidler wird schwer wegzubringen sein. Er ist als Tertius mit 400 R bezahlt und macht nächstens eine gute Heirath: an einen weniger bedeutenden Ort würde er also wol nicht so leicht zu ziehen sein. In alles Vortheilhafte von ihm namentlich als Docent stimmt er aber sehr ein. Dagegen empfielt er zwei andere jüngere Leute sehr, einen gewissen S c h n e i d e r , der ganz besondere Fähigkeit zum Dociren habe, sehr guter Philolog sei, eine vorzügliche Klarheit des Vortrags p, und einen N ä k e von vorzüglichen Kenntnißen, aber wenig äußerem, etwas langsam und ernsthaft, habe seine Gabe zu dociren indeßen noch nicht eigentlich zeigen können, doch zweifelt er nicht daran daß er sie habe. Beide sind unbemittelt, Privat- oder Unterlehrer und würden eine Stelle an einer preußischen Anstalt, auch an kleinen Orten gewiß annehmen | und gewiß auch gut ausfüllen. Dies sind die Resultate meiner Erkundigungen. Ich füge noch ein paar Worte über L o b e k hinzu. Dieser Mann steht sich ebenfalls erbärmlich hat 300 R als Rektor des Lycei zu Wittenberg wo er sehr wenig Aufmunterung hat, da man an diesem – dort einzigen – Gymnasio im Griechischen nicht weiter kommt als zu Neuem Testament und Gedikes Lesebuch. Bei der Universität ist er nun außerordentlicher ohne Besoldung und liest publice vor 4–5 Zuhörern, zu seiner Erholung irgend ein griechisches Stück. Natürlicherweise sucht er in bessere Verhältniße zu kommen, verdient es sehr, bei seiner Genügsamkeit aber und da er ledig ist, will er nur an Orte wo ein gewisses litterärisches Verkehr, etwas Bücher u.d.g. seien. Er hat einen Ruf an das Gymnasium zu Danzig und ist gewiß ihn anzunehmen wenn er noch einige Erkundigungen wird eingezogen haben, ob es dort an diesen Punkten nicht grade fehlt. Also an kleine Orte ginge er gewiß nicht, aber nach Königsberg oder Frankfurt wie er mir selbst sagte, gleich. Ich schreibe Ihnen dies alles ohne zu wißen was Sie damit machen können, trage Ihnen aber als Pflicht auf, diesen Brief Süvern mitzutheilen der mir zum Theil dieselben Sachen aufgegeben hat wie Sie.
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Briefe 3450–3451
Noch eine andere Pflicht die ich Ihnen auftrage ist, daß Sie mir dafür, daß ich so hübsch ausrichte, was Sie mir auftragen, sogleich nach Lesung dieses in die Myliussche Buchhandlung gehen, und fragen ob man einen Brief den ich gestern mit dem zurükkehrenden Fuhrmann geschrieben schon erhalten habe, im verneinten Falle, sagen Sie dort (an Madame Mylius oder Herrn Behrend) daß ich gesund und glüklich am Donnerstag Abends um 6 hier angekommen, daß meine ÐKinderÑ zwar immer noch ganz vorzüglich husten, dabei aber fieberlos und munter und lustig sind, und uns keine Beschwerden machen als die sich von selbst verstehn; daß ich heute Freitag hier geblieben bin und morgen früh über Gera nach Beireuth abreise. Grüßen Sie die Ihrigen, die Unsrigen und was Sie von Meinigen etwa sehen. Adieu.
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3451. Von Luise von Willich. Poseritz, Freitag, 22. 6. 1810 Poseriz den 22ten Juny –10
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Sophie hat freilich nur vorigen Postag geschrieben aber ich muß doch den Blättern von Ehrenfried ein par Worte bei legen, ich muß Dir doch danken lieber Schleiermacher, für Deinen Brief. Ich war in Sagard wie ein Brief an Wilich an kam worauf ich Deine Hand erkannte, ich nahm ihn entgegen, und ich hatte ein sonderbares Gefühl dabei, denn ich hatte wohl in länger als einem halben Jahr Deine Züge nicht gesehen. Willich war ins Feld gegangen, und nach dem ich den Brief untersucht hatte ohne dem Siegel zu schaden, machte ich Marianen Hoffnung ein Brief von Jettchen sei für sie darin, dann ging ich wieder hinauf und schrieb da es grade Postag war, nicht lange wärte es, da brachte mir Julie Deinen Brief, mir war ganz blöde zu Muth, und auch wieder noch anders, ich legte ihn unentfaltet neben mir, und schrieb weiter. Bald kam Mariane, „nun was schreiben sie?“ ich reichte ihr den Brief, und bat sie: ihn nur leise für sich zu lesen. Wie ich mit meinen Briefen fertig war, und sie mit Julie (es war ein schöner Frühlingstag) zum dicken Hesper gebracht hatte zur weiterbeförderung – er wohnt in Mutters Hause – wie ich nun das schöne junge Laub an unsern Linden vor meiner Mutter Thüre, recht an|gesehen hatte und daran dachte, wie mir Sontags Morgens gewöhnlich wenn es zur Kirche leutete, die lieben Briefe ins Fenster gereicht wurden, da endlich öffnete ich Dein Brief. Ich dankte Dir herzlich dafür – 3451.
Überlieferung: H: BBAW, SN 427, Bl. 56 f.
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Freilich hatte ich es aufgegeben, ein freundliches Wort von Dir zu bekommen – auch hatte ich den Schmerz darum überstanden lieber Schleier, v e r l o h r e n habe ich natürlich viel dadurch – aber ich habe es nun auch schon gelernt verlihren zu können ohne Murren – Es ist mir lieb daß Du mir sagst, Ihr habt meiner mit Theilnahme gedacht in jener Zeit, da mein geliebter Bruder starb – ich gestehe daß ich das nicht gefühlt habe – wohl aber habe ich die innige Gemeinschaft mit ihm gefühlt! meinen Schmerz, und das höhe Glück was daraus für mich hervorgeht! Daß ich Eure Theilnahme nicht fühlte, wie auch nicht Deine Liebe ist Jettchens seltnen Nachrichten, das lieber Schleier must Du mir nicht verdenken – für m i c h liegt etwas fremdes darin, daß man grade dann, wenn man am glüklichsten ist, sich nicht am liebsten seinen Freunden mit theilt – sich grade dann nicht am liebsten freut mit den fröhlichen, und weinet mit den Weinenden! – | bin ich glüklich, o dann mögte ich die ganze Welt mit Liebe umfaßen! – und nur zu bewährt hat sich bis jezt das Sprichwort an mir erwiesen, wes das Herz voll ist, des gehet der Mund über – aber – ich bin klüger geworden – nicht mehr in den Wind rufe ich was ich immer tiefer hätte in mir verschließen sollen. Dies lieber Schleier führt mich zu der herzlichen Bitte, meine Briefe zu verbrennen. Ich habe neulich wieder eine unangenehme Erfahrung gemacht, welches ein Gegenstük abgeben kann zu dem was ich erfur wie ich Dir geschrieben hatte als ich Dich in Rambin Predigen hörte – Ð K a l v e r n Ñ nemlich hatte an der Kathen einen Brief von mir gegeben, den ich an der Herz geschrieben hatte, fieleicht hatte ich noch nie s o aus meinem innern Gemüth gesprochen wie hirin, ich hatte mir, mich selbst klar vor Augen gerückt wie ich es selten kann – er hatte den Brief in ein Buch gefunden was er der Herz geliehen hatte – fieleicht ist er so discret gewesen ihn nicht zu lesen, fieleicht nicht. Ehrenfrieds Blätter sende ich hierbei, und | danke Jettchen daß sie sie mir so lange ließ ungerne trenne ich mich davon, aber sie sind ihr Eigenthum. Mein lieber Schleier, k a l t glaube ich kann ich nimmer werden gegen Euch – oft zwar ist mirs so, als fühlte ich nicht mehr die Anhänglichkeit – oft aber ist mir so bewegt zu Muthe wenn ich an Euch denke – und ich sehne mich dann, Euch zu sehen, darum glaube ich, es liegt wohl nur an Euch – Aber zum schreiben habe ich fast nie mer Lust (Ich meine nach Berlin – sonst habe ich etwas schönes in diesem Ort gewonnen!) – und darin will ich mir keinen Zwang auf legen. Daß indeß meine lezten Briefe wo ich an Nanny und Jettchen schrieb an gekommen sind, weiß ich 27 daß] das 32 daß] das 36 das] daß Einfügungszeichen am linken Rand
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Briefe 3451–3452
durch die Besorgung des Schleiers, wofür ich sehr danke, das Geld werde ich an Kathen geben, gesagt habe ich es ihm schon. Unsre Lotte ist noch nicht entbunden, sie ist sehr liebenswerth geworden!! Das Schiksal hat es gut mit ihr gemeint – sie ist geprüft – ! Die Nachricht von Steffens Kind hat Euch gewiß recht bewegt – und recht geängstigt hat mich die Nachricht aus Schmiedeberg – mein Gott, das ist ja schreklich – sag lieber Schleier haben die Deinigen auch sehr gelitten die armen armen Menschen! Wie gerne mögte ich das nähere, was dem [ ]
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3452. An Johann Ernst Christian Schmidt. Berlin, Sonnabend, 23. 6. 1810
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Ihr Absagebrief Verehrtester Freund war mir ein recht unerwarteter Schlag. Ich habe wirklich das beste gehofft von Ihren ersten Aeußerungen und mich schon recht in unser Zusammensein und Arbeiten hineingelebt. Aber ehe ich noch die unterstrichene Verneinung gesehen hatte ahndete ich schon aus der Kürze des Briefes seinen Inhalt. Es ist ein wahres Unglük für unsere künftige Universität daß Sie Sich so bestimmt haben, ein in jeder Beziehung unersezlicher Schade und für mich – doch was helfen die leeren Klagen! Ihr Entschluß ist so bestimmt und so ganz in Rüksichten begründet auf welche wir hier gar keinen Einfluß haben können daß das Unglük zu den unabänderlichen gehört. Nun ist aber das zweite übrig: da Sie nicht kommen wollen so rathen Sie wenigstens und erlauben Sie mir das Prädicat Freund was Sie mir beigelegt haben durch einige vertrauliche Aeußerungen und Fragen in Anspruch zu nehmen. Mein Hauptgedanke ist daß unsere theologische | Facultät in Ermangelung eines größeren Reichthums der ihr für den Anfang wenigstens gewiß versagt ist mit einer solchen Trias von Lehrern beginnen müsse durch welche die drei Hauptfächer Exegese Kirchengeschichte Dogmatik so viel es sich thun läßt doppelt besezt wären. Ich meines Theils werde mich der Exegese und Dogmatik widmen, in der KirchenGeschichte würde es mir in den ersten Jahren unmöglich sein Studien zu machen die mich irgend 69 [ ]] Die Überlieferung bricht hier ab. 3452. Überlieferung: H: Universitätsbibliothek Gießen, Handschriftensammlung, Hs 155, Bl. 152 f.; D: Bock: Aus einer kleinen Universitätsstadt, Bd. 1, S. 72–76 (irrtümlich auf den 20.6. datiert) 18 wären] über 〈sind〉
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befriedigen könnten. Gedacht habe ich nun an Schleusner und Münscher oder an De Wette und Marheineke. Wissen Sie besser zu rathen? oder wohin würden Sie Sich unter diesen am liebsten wenden? Ich kenne die Männer alle nur aus ihren Büchern, stehe mit keinem von ihnen in irgend einer Verbindung außer daß Schleusner mich einmal in Halle besucht und Marheineke ein Paar Mal an mich geschrieben hat; von ihren Lehrgaben weiß ich gar nichts denn es ist mir früherhin (wie ich denn überhaupt in jedem wissenschaftlichen Sinne vorzüglich aber was die Theologie betrift so sehr eine Spätgeburt bin) nie eingefallen mich um dergleichen zu bekümmern. Schleusner altert schon; und was kann er noch außer dem Gebiet der philologischen Theologie noch leisten? Die leztere Frage gilt wol auch von De Wette, Marheineke wird gewiß wie ein geistvoller Mann wirken aber glauben Sie wol daß er | bald zu völliger Klarheit und Gediegenheit kommen wird? Thun Sie doch mir und der Sache die Wohlthat mir recht bald und recht offen (ich betheure Ihnen nicht erst daß Sie vor jedem Mißbrauch sicher sind sondern rechne darauf daß Sie mir darin vertrauen) Ihre Meinung zu sagen oder Ihre anderweitigen Vorschläge mitzutheilen. Ich habe wol auch manchmal meine Augen auf Schwaben gerichtet; allein Süßkind steht uns wol zu hoch und zu fest dort als daß wir ihn sollten abreichen können, und von den beiden noch vorhandenen Flatts weiß ich bei meiner geringen theologischen Literatur zu wenig. Sie können mir gewiß mehr sagen. Ammon gestehe ich Ihnen scheint mir weder von Seiten der Gesinnung noch der Behandlung freundlich genug um ihn eigentlich zu wünschen. Doch ich will nicht erst noch ein längeres Register durchlaufen sondern lieber erst abwarten worauf Sie mein Augenmerk hinlenken werden. Sie sprechen so bescheiden von Ihrer Encyclopädie daß ich nun gar nichts von der meinigen sagen mag. Ich habe dabei freilich auch unsere künftigen Studirenden im Auge, Ihnen gleich anfangs eine allgemeine Uebersicht des Studiums zu geben schien mir ganz unentbehrlich; und weil mir kein Compendium bekannt war woran ich mich ordentlich halten könnte habe ich mich selbst daran gegeben. Ich sehne mich aber sehr danach der Sache entübrigt zu sein. Ein | Compendium ist für mich eine noch ganz unversuchte Gattung und erscheint mir ungeheuer schwer so daß ich mich auch schon überzeuge der Zeitaufwand würde in gar keinem Verhältniß stehn mit dem Gewinn den die Sache davon hätte. Das gilt fast von meiner ganzen Schriftstellerei: ich bin kein Erfinder und sage den Leuten höchstens etwas herzhafter was sie sich schon selbst gesagt 40 von] über 〈auf〉
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Briefe 3452–3454
haben. Mit dem Timotheus scheint nun auch dies nicht einmal der Fall zu sein. Indeß gestehe ich Ihnen gern, noch finde ich mich nicht veranlaßt von meiner Meinung abzugehen. Dem jüngeren Plank fehlt es bei allen schönen Kenntnissen doch durchaus an dem kritischen Takt um das Gewicht gewisser Gründe zu fühlen, wie ich aus den Aushülfen schließen muß bei denen er sich beruhigt, und es ist eine gar jugendliche Rhetorik am Ende der sonst herzlich trokenen Schrift daß er die Frage aufwirft ob es wol auch mit der ganzen Sache mir Ernst möchte gewesen sein. Eine ganz kekke Zuversicht habe ich auf den Brief an den Titus auch nicht aber ich habe bis jezt noch nirgend darin so bestimmte einzelne Anstöße gefunden – Schade bleibt es doch für mich um alles was ich noch hätte lernen können wenn Sie gekommen wären. Lassen Sie mich wenigstens hoffen daß mein Zusammenhang mit Ihnen nicht ganz wieder abgebrochen wird. Von ganzem Herzen der Ihrige Berlin d 23t Jun. 10. Schleiermacher
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3453. Von Georg Wilhlem Bartholdy. Stettin, Sonntag, 24. 6. 1810 Stettin den 24ten Juni 10.
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Wenn keine unberechenbaren Perturbationen gewaltsam auf uns einwirken, so geht unser Lauf morgen ganz früh von hier und wir treffen den Dienstag Abend bei Dir ein. Dann mehr von allem | Übrigen. Dein treuer Bartoldy
3454. Von Henrich Steffens. Halle, Montag, 25. 6. 1810 Halle den 25 Junio 1810 Erstlich muss ich deine Frau danken, für den freundlichen Brief, und dass sie sich die Mühe gab uns Nachrichten mitzutheilen, die du für wichtig 3453.
Überlieferung: H: BBAW, SN 98, Bl. 9v. 10v
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Überlieferung: H: BBAW, SN 396, Bl. 53 f.
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hieltest. Ich bedaure nichts mehr, als dass die alberne Wendung die die Sachen bei euch genommen hat, mich verhindert hat diesen Frühling nach Berlin zu kommen. Ich hätte auf die wohlfeilste Weise hinkommen können, s o aber wollte ich nicht, um mich nicht selbst zu compromittiren, und jezt muss ich es wohl doppelt bedauern, da es immer ungewisser wird, ob ich je in Berlin angestellt werde. Deine herrliche Frau, die mir alle Freunde nicht genug loben können, bitten wir beide herzlich zu grüssen: Und wir hoffen, dass wenn du nicht Zeit hast, ich öfters das Glück haben werde, von ihr einen Brief zu erhalten. Ich würde mich auch diesmahl an Sie gerichtet haben, wenn nicht der Ton, der in diesem Brief herrschen muss, der Lage der Sachen nach, in einen Brief an einer Frau, meinem Gefühle nach, unschicklich sein würde. Für die Zukunft freue ich mich ordentlich darauf mit deiner Frau in Briefwechsel zu treten. Als der Brief deiner Frau ankam kehrte ich eben von einer Harzreise zurück. Ich war mit meine Zuhörer – Blanc, Haxthausen, die Söhne von Reil und Bückling, die das Bergwerksfach gewählt haben, einen herrlichen Bruder von Meckel, und einen 6ten auf dem Harz vierzehn Tagelang, und die geognostischen Untersuchungen gelangen diesmahl unendlich besser. Die genauen Beobachtungen von Hausmann dienten uns als Leitfaden, und es gelang uns eine Menge schöne und bedeutende Verhæltnisse zu entdecken, auch waren die meisten schon tüchtige Mineralogen – auch Blanc – und, spornten mich durch ihren Eifer und Unverdrossenheit an. Die Reise hat mir daher ausserordentliches Vergnügen gemacht. Als ich zurückkam erfuhr ich, dass mein Junge in meiner Abwesenheit gefährlich krank gewesen war. Du kannst dir meine Schreck vorstellen. Reil versichert, dass schon ein Anfang von Brustentzündung da war – ein Schritt weiter, und er wære todt gewesen. Glücklicherweise ahndete Hanne nichts davon, eher als alles vorbei war, und jezt ist er vollkommen gesund. Eine starke Er|kältung hatte ihm die Krankheit zugezogen. Und der fatale winterliche Sommer hatte sie so gefährlich gemacht. Der zweite Schrecken hatte mir der Brief Deiner Frau verursacht. Gegen einen alten Mann, den ich, unter allen jezt lebenden so vorzüglich schäze, den ich zu achten gewohnt war seit meiner frühen Kindheit, der auf meine Bildung, auf die ganze Richtung meines Geistes einen so entschiedenen Einfluß gehabt hat, gegen den herrlichsten geistigen Heros unserer Tage sollte ich auftreten. Wahrlich, was mich dazu bringen könnte, müsste ein harter, furchtbarer Angriff sein. Auch müsste es so sein, wenn du es nothwendig fandst. Ich kann dir den wunderbaren Eindruck, den diese Nachricht auf mich machte nicht schildern. Zwar sonderbar
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Brief 3454
schien es mir, dass während meiner Abwesenheit von Cotta eine Anzeige der Goethischen Schrift, die er selbst aufgesezt hate, zur Ausbreitung mitgetheilt war, zugleich mit einer Vertheidigung der Wahlverwandtschaften – Zur Ausbreitung einer Schrift in der ich hart angegriffen war, sollte ich selbst beitragen – und dass muthet mir der Verleger zu. Ich hatte die Schrift nicht gesehen, und brachte eine fatale, schlaflose Nacht zu, wenig geeignet mich von meiner geognostischen Anstrengung zu erholen. Den Tag darauf eilte ich die Schrift zu erhalten und las schnell die lezten Bogen durch, denn in diesen musste ich angegriffen sein, weil mein kleiner Aufsaz ja erst seit ein 2–3 Monathe gedruckt ist. Auch werde ich erwæhnt, nehmlich p. 701 des zweiten Theils. Nachdem Runge, Klots, Placidus Heinrich, die sich theils mit den Farben beschæftigt haben, theils es zu thun versprechen nur erwähnt sind, heisst es – „und mit einen schönen Aufsaz über die Bedeutung der Farben in der Natur hat uns Steffens beschenkt. Diesem möchten wir vorzüglich die gute Sache empfehlen, da er von der chemischen Seite in die Farbenwelt hineintritt und also mit freiem, unbefangenem Muth sein Verdienst hier bethätigen kann“. Vergebens suche ich eine andere Stelle, die nur eine entfernte Beziehung auf mich haben könnte. Wie ist nun das verfluchte Geschwäz entstanden? Ich vermuthe so: Goethe ist mit Oken’s Aufsaz über das Licht, und Angriff auf Newton höchst unzufrieden, und er beschuldigt ihn vieles von ihm gehört, und – ohne ihm zu nennen – schlecht benuzt zu haben. Dieses weiss ich – sondernbar genug | – von Humboldt – Goethe hat daher auch Oken gar nicht genannt, und eine Stelle, die vor der erwæhnten – 700–701 – steht, geht offenbar auf ihm. Hat nun ein Klætscher – wissentlich oder unwissend – mich mit Oken verwechselt? Haben es die respectiven „Autoritäten“ mit Freude aufgenommen – Mir ist es wahrscheinlich – Armer Freund! in welcher Klatschboutike bist du gerathen – Welch ein albernes, erbärmliches, veræchtliches Volk ist es, das entweder hasst und fürchtet, oder sich nach Ost, West, Nord und Süd umdrehen muss, um zu erfahren ob es verachten oder schäzen soll? Ich soll endlich einmahl gegen meine Gegner auftreten! Wo ist denn das Volk? Ich kenne es nicht. Gegen die albernen Berliner Klætschereyen willst du doch nicht, dass ich auftreten soll, gegen anonyme, handschriftliche Recensionen, die ich nie gelesen habe. Soll ich in Hamburger Zeitungen die Herren bitten sich ergebenst vors erste zu melden? Mir wære es lieb und eben recht, wenn ein ganzes Rudel eurer kläglichen Autoritäten hervortrat, vielleicht wære es möglich, dass sie in Verbindung etwas hervorbrächten, worauf es der Mühe werth wære zu antworten, was zu einen Aufsaz Anlass gab, der die Wissenschaft fördern könnte – Zu gemeinen Zänkereien beleidigter Au-
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toreitelkeit; zur gewöhnlichen Polemik soll mir das Volk nicht bringen. Ich habe erfahren, dass Runge und ich im Goettinger Gelehrten Anzeigen angegriffen sind, von ein Newtonianer. Gelesen habe ich es noch nicht. Aber kaum werde ich jezt dagegen auftreten. Ich muss erfahren, was man gegen Goethe vornimmt, und wenn der Streit einen grössern Character annimmt werde ich wohl Theil daran nehmen – wahrscheinlich in Jenaischen LiteraturZeitung mit meinen Nahmen versteht sich. Was für eine Wendung nun die Sachen in Berlin nehmen werden bleibt wohl ungewiss. Doch glaube ich, dass du Grund genug hast auf das Alberne, innerlich Hohle und Kernfaule der Cabalen aufmerksam zu machen, und ich glaube doch nicht, dass es bei euch so kläglich steht, dass „Autoritäten“, die zu s o l c h e n Mitteln zu greifen genöthigt sind noch ferner gefährlich sein können. Ich bin, wie es ein Mann sein muß, auf alle Fälle gerüstet, und es sollte wunderlich zugehen, wenn das erbärmliche Volk mich aus meiner guten Laune brächte. | Ihr seid noch bedenklich krank, wie es scheint, und zu dem Herzklopfen (in den Schlachten) und das Magendrücken (durch die Commissairs) ist noch ein Drücken in der Herzgrube, ein bitterer Geschmack im Munde, ein Flimmern für die Augen und ein bedenklicher Schwindel getreten. So muss man Schonung haben. Sonst seid ihr vernünftige Leute und wenn ihr völlig gesund seid lässt sich vielleicht noch ein vernünftiges Wort mit Euch sprechen. Nimm mir’s nicht übel, lieber Schleiermacher dass ich so schreibe. Gewiss bist du meiner Meinung – und weiss wie ich mit meinen wohlgemeinten Streben, mit meinem Fleiss, und meiner Begeisterung, mit meiner Gesinnung und meiner Liebe, in meinem Vaterlande, in München, hier und nun in Berlin – ohne, dass ich jemand angegriffen habe, ohne dass ich etwas anderes als meinen eignen Weg stille verfolgt habe, immer von hinterlistige Bestien im Dunkeln bin gehezt und gehudelt, verläumdet und nichtswürdig behandelt worden. – Die Berliner Sache hat mich am meisten geærgert – Ich stehe allein, da ist eine gelehrte Academie, berühmte Empiriker, Männer die mit die Franzosen correspondiren, warum tritt das Volk nicht hervor – ich habe sie ja Jahrelang erwartet. – Lieb ist es mir indessen, wenn ich je hinkommen sollte, dass der Kampf vorher ausgestritten wird. Käme ich hin, so hätte ich schon gewonnen durch mein blosses Hinkommen – Sollte aber einer in Berlin wirklich oeffentlich hervortreten, so lass mirs ja bald wissen – wer weiss, vielleicht käme doch etwas tüchtiges [zum] Vorschein – Nun desto besser. Dass du dich wohl befindest ist mir sehr lieb. Dein Wirkungskreis muss dir angenehm sein und du hast mit einer solche Clique, die mit
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Briefe 3454–3456
Retorte, Kolben, beissende Säuren als „Chemiker und Giftmischer“ – ausserdem mit Batterien allerlei Art und mathematische Beschwörungsformeln bewafnet sind, Gottlob nicht zu kämpfen. Meine Frau grüsst – und wenn Du Zeit hast schreibst Du ja wohl HSteffens Meine Frau fürchtet, dass du über diesen Brief böse würdest. Werde das nicht, lieber Freund. So ungeschickt ist er nicht, dass eine Zeile darin wære, die es nur ahnden liess, dass ich vergässe, was ich deiner Freundschaft, deinen B e m ü h u n g e n schuldig bin. Er schildert aber meine Laune, und warum sollte ich die für dich verbergen?
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3455. Von Joachim Christian Gaß. Neuendorf, Freitag, 29. 6. 1810
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Liebster Schleiermacher, Bis hier sind wir gestern gekommen, freilich nicht ohne kleine Unfälle, die sich freilich finden, wenn man des Reisens nicht mehr gewohnt ist; aber was das übelste ist, mit einem kranken Kinde. Unsre Cäcilie, deren Genesung wir vor der Reise erwarteten, macht uns in der That Unruhe und es scheint, als hätten wir noch in Berlin bleiben und ihre völlige Genesung abwarten sollen. Wir wollen indeß hoffen, es wird beßer werden, denn die vielen guten Wünsche unsrer Freunde, die uns begleiten, können doch nicht unerfüllt bleiben. Der Ueberbringer dieser Zeilen ist der Ihnen schon bekante Grell, der jezt als Lehrer beim Friedrich Wilhelm Gymnasium angestellt ist. Es ist ein sehr redlicher Mann und nicht ohne Kentniße; davon habe ich mich überzeugt, seit ich ihn kenne. Er wünscht Ihre nähere Bekanntschaft; laßen Sie Sich ihn von mir empfolen sein und fördern Sie, wo es sein kann, seine Absichten, mit denen er eine wirlich gute Gesinnung verbindet. Die Gründe, aus denen er nicht wünscht im Schulstande zu bleiben, wird er Ihnen selbst sagen, wenn Sie Zeit haben, ihn anzuhören. Er hat mehr den Wunsch, | Prediger zu werden. Er ist aber noch auf den Gedanken gekommen, ob es nicht möglich wäre, als Sekretair bei der Sektion zu arbeiten. Daß er dazu brauchbar ist, bezweifele ich nicht; haben Sie doch die Güte, darüber mit Nikolovius zu sprechen und ihm diesen jungen 3455.
Überlieferung: H: BBAW, SN 287, Bl. 52
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Mann zu empfehlen, ich glaube versichern zu können, daß er es verdient. Das weitere wird sich ja dann finden. Wir wißen noch nicht, ob wir morgen weiterreisen; doch denke ich es. Die Kleine hat sonst sehr gut geschlafen, aber sie bricht zum öftern, will nichts genießen und ist verstopft. Der Himmel wird ja alles wohl machen. Leben Sie recht wohl, mein theurer, geliebter Freund. Gott lohne Ihnen alles Gute, was ich Ihnen verdanke. Wir grüßen Sie und Reimers und alle unsre Freunde. Behalten Sie immer lieb Ihren Freund Gaß. Neuendorff den 29 Jun. 10.
3456. Von Christian Gottlieb Konopak. Rostock, Sonntag, 1. 7. 1810
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Ganz unerwartet, lieber Schleiermacher, erhalte ich gestern schon einen förmlichen Antrag von Humboldt nach Königsberg zu gehen. Ich hatte Ihnen geschrieben, daß bey der Beeilung meiner Antwort, welche Sie verlangten, ich ausser Stande sey, mich mit einiger Bestimmtheit zu erklären, und daß ich über dieß und jenes erst nähere Auskunft zu haben wünsche. Diese, glaubte ich, würde mir durch Sie kommen, und ich erhalte sie, mit einem förmlichen Antrage verbunden, durch Herrn von Humboldt. Dadurch wurde ich überrascht. Immer ist mir noch die große Abgeschiedenheit jener Universität, und zwar zum Theil aus Gründen, die Sie nicht mißbilligen würden, wenn ich sie Ihnen schon nennen dürfte, etwas sehr Unangenehmes bey diesem Rufe. Inzwischen sehe ich wohl | ein, daß in mehr als Einer Hinsicht meine dortige Lage große Vorzüge vor der hiesigen haben würde. Nur fragt es sich, ob nicht die Section des öffentlichen Unterrichts aus einem gewissen Grunde Anstand nehmen wird, mich wirklich anzustellen. Ich soll nämlich spätstens zu Michaelis die Stelle antreten. Nun ist mir es fast gewiß, daß ich für diesen Zeitpunkt meine Dimission nicht erhalten werde, um so weniger, da ich heute – das verdank’ ich leider Dahls Tode – das Amt eines Rectors antreten muß. Machen Sie damit den Herrn von Humboldt vorläufig bekannt. Ich würde selbst sogleich an ihn schreiben, wenn ich nicht Sie, lieber Schleiermacher, erst bitten müßte, mich dazu in Stand zu setzen. Ich habe nämlich bisher 3456.
Überlieferung: H: BBAW, SN 319, Bl. 26 f.
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Briefe 3456–3458
geglaubt, der Chef des Schulwesens sey der Alexander von Humboldt, der berühmte Reisen|de. Darin haben mich nun aber Einige hier irre gemacht, welche behaupten, der andere Bruder sey es. Eben so meinen sie, dieser andere Bruder sey es, welcher nach einer neuen Zeitungsnachricht zum Staatsminister ernannt und zum ausserordentlichen Gesandten am Oesterreichisch-Kaiserlichen Hofe designirt worden ist. Hierüber, lieber Freund, bitte ich mir nun von Ihnen hinreichende Auskunft und zugleich die Addresse an denjenigen Humboldt aus, von welchem ich den Antrag erhalten habe. – Sollte es dazu kommen, daß ich nach Königsberg gehe, so würde ich mir wahrscheinlich ein Reisegeld von 400 r ausbitten. Denn bey der sehr weiten Entfernung Königsberg’s von hier scheinen mir 300 r zu wenig. Doch will ich über die Transportkosten vorher noch Erkundigung einziehen, da ich die Papiere über meine Reise hierher noch besitze und wenigstens ohngefähr die Centnerzahl bestimmen kann. Mit der nächsten Post werde ich mich | an die hiesige Regierung wenden. Thun Sie mir den Gefallen, lieber Schleiermacher, mir bald zu schreiben, damit ich sogleich wenn ich von ihr beschieden bin, an Herrn von Humboldt schreiben kann. Wie steht es mit dem lieben Münchow? hat er an Sie geschrieben? Ich selbst habe noch keine Antwort von ihm. Schreiben Sie auch darüber mir und vergessen Sie nicht, mir den Ort zu nennen, wo er vielleicht eine Stelle haben kann. Mit vielen herzlichen Grüßen an Sie und an die lieben Ihrigen Ihr Freund Konopak. Rostock den 1sten Jul. 1810.
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3457. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Gnadenfrei, Montag, 2. 7. 1810 Gdfr d 2 July 1 8 1 0 Lieber guter Bruder! Verzeihe daß sich meine Briefe gleichsam jagen diese Zeilen werden mir Gott weiß es recht schwer – mögen sie dich noch zu Hause treffen welches ich hoffe da doch die HundsTage erst Mitte oder Ende dieses Monates angehen. Wahrscheinlich wirst du mein leztes Blätchen als Einschluß an Nany erhalten haben, und daraus ersehen daß der gute Karl mir bald 8 Thaler Münze geschikt hat – – mit dieser nächst 3457.
Überlieferung: H: BBAW, SN 375/11, Bl. 5 f.
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8 Stunden die | Woche wofür ich 8 groschen courant bekomme hofte ich recht gut bis Michaely auszukommen, wenn alles auf den alten Fuß geblieben wäre – kaum aber bin in ich 8 Tage im ChorHauß, als wir auf einmahl alle Abgaben in realMünze geben müßen so, daß dies, die Woche statt 20 silbergroschen 30 beträgt – und nun noch Butter Brodt Bier 10 – da ist noch an keinen Caffe oder ÐMiscelenÑ The – oder dergleichen Erquikung zu denken – Bänder Nadeln – oder | andre Bedürfniße – daher ich dich recht herzlich ersuche mir wo möglich statt 20 – noch 5 Thaler mehr das Jahr zu geben – ich weiß wirklich nicht wie und was ich sonst anfangen soll – es giebt zwar jezt manche nach Sachsen Reisende – für die ich Stunden weise bey den Kindern seyn werde – aber das ist doch nur einige Wochen ein kleiner Gewinn und mit manchen Beschwerden verbunden. Die bestimten Stunden werden | wohl lange nur 8 bleiben – weil seit den 4 Jahren alle meine Schüler und seit dem Hinscheiden der Ellert auch, ihre, wohl an 6 Menschen vertheilt – die Alle leben wollen, und ich es auch nicht haben möchte daß jemand um meinetwillen betrübt würde. Gott gebe, daß dein gutgesintes Herz nicht unwillig auf mich werde und du dich einigermaßen in meine Laage verstehst – ich grüße Alle unsre Lieben – Küße Eure Kinder von Deiner alten Lotte Die gute Sell welche ich den 25 ganz erträglich verließ – ist ganz bettlägerig – Er ist bei ihr – und pflegt sie wie die Vormünder selbst sagen mit der grösten Sorgfalt seit 5 Wochen ist ihr GemütsZustand beßer – so daß sie ihn lieben kann, wie geht es nur deinem guten Weibchen?
3458. Von Friedrich Gustav Koch (auch an die wissenschaftliche Deputation bei der Sektion des öffentlichen Unterrichts). Fehrbellin, Sonnabend, 7. 7. 1810 Hochwürdiger Herr, Insonders hochzuehrender Herr Professor! Es war in der vorigen Woche, da ich die Ehre hatte, Ew. Hochwürden meine persönliche Aufwartung zu machen, von Ihnen bestimmt, daß das mündliche Examen, dem ich mich zu unterwerfen habe, am Donnerstage 28 f Die … die] am linken Rand von Bl. 5 29 f Vormünder … Sorgfalt] am linken Rand von Bl. 5v 30 f seit … kann,] am linken Rand von Bl. 6 31 wie … Weibchen?] am linken Rand von 6v 3458.
Überlieferung: H: GStA Berlin, I. HA, Rep. 76 alt, X, Nr. 4, Bl. 121 f.
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Briefe 3458–3460
der nächsten Woche, als am 12ten Julius, sollte gehalten werden. Ich sehe mich aber in die Nothwendigkeit versetzt, um einen Aufschub dieses Examens zu bitten, in dem theils eine Unpäßlichkeit, theils aber auch die Geschäfte, die mir in meinem jetzigen Amte obliegen, es mir unmöglich machen, die aufgegebenen schriftlichen Arbeiten zu dieser Zeit zu vollenden. | Dürfte ich überzeugt seyn, daß Ew. Hochwürden das Zutrauen, das ich zu Ihnen hege, und dem ich mich gerne ganz überließe, nicht auf eine Art deuteten, welche mich in Ihren Augen herabsinken ließe, so möchte ich es wagen, Ihnen meine Wünsche unverhohlen und offenherzig vorzutragen, und Sie theils um Ihren Rath, theils aber auch um Ihre Hülfe zu bitten. Mein ganzes bisheriges Studium hat auf das Schulfach hingezielt, und ist deshalb besonders auf Philologie verwandt worden. Ich bin Mekelnburger von Geburt, war erst in Berlin auf dem Berlinisch-Cölnischen Gymnasium; dann auf der Universität Rostock, und würde mit Liebe und Eifer meine Kenntnisse immerfort zu vermehren suchen; allein meine schlechten Vermögensumstände erlauben mir nicht, was ich so sehr wünschte, ungestört in Berlin die vielen Gelegenheiten, die sich dort einem jungen Menschen darbieten, zu benutzen: wenn ich dort leben und studiren will, muß ich zugleich auf einen Unterhalt bedacht seyn. Diesen zu finden sehe ich nur zwei Wege, eine Anstellung von Staatswegen und | eine Stelle als Hauslehrer. Aus mehreren Gründen ziehe ich die letztere der ersteren vor, besonders aber, weil ich meine geringen Kräfte kenne, und nicht gerne in ein öffentliches Amt treten mögte, ehe ich demselben zu meiner eignen Zufriedenheit vorstehen könnte. Mein sehnlichster Wunsch ist daher, in Berlin eine Stelle als Hauslehrer, sei es in dem Hause eines Vornehmen oder eines Gelehrten, zu erhalten, die mir jedoch so viel Zeit übrig ließe, um einige Collegia (namentlich bei Herrn Prof. Wolf) hören, besonders aber die Königliche Bibliothek benutzen zu können. In einer Stelle, wie diejenige, in der ich mich jetzt befinde, kann ich zwar ruhig leben, aber ich gehe in allen Kenntnissen nicht allein nicht vorwärts, sondern offenbar zurück, wie das an einem Orte, wo es an aller Gelegenheit zur weiteren Ausbildung fehlt, wohl unausbleiblich ist. Und wie kann eine solche Ruhe für einen Menschen von meinem Jahren gehören! Auf Michaelis dieses Jahres muß ich von hier abgehen, weil mein bisheriger Zögling ein Gymnasium beziehen wird, und | Michaelis also wünsche ich in Berlin Unterhalt zu finden. Da ich nun dort keine Gönner habe, so komme ich mit der offenherzigen Bitte, mir zur Erhaltung einer solchen Stelle behülflich zu seyn, gerade zu Ew. Hochwürden. Sollten Sie
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mich Ihrer Unterstützung werth finden, so würde mir schon die gütige Versicherung hievon ein großer Trost seyn. Doch verzeihen Ew. Hochwürden, daß ich Sie mit meinen Angelegenheiten schon so lange unterhielt; Sie sind m i r das Wichtigste, und das verführte mich dazu. Ich schließe also mit einer nochmaligen Bitte um Ihren Rath und Beistand, dessen Sie mich hoffentlich nie unwürdig finden sollen, und mit der Versicherung, daß ich stets seyn werde mit schuldiger Ehrerbietung Ew. Hochwürden ganz gehorsamer Diener Koch. Fehrbellin, den 7ten Julius; 1810.
*3459. An Johann Friedrich Schleusner (auch von der wissenschaftlichen Kommission bei der Sektion des öffentlichen Unterrichts). Berlin, vor dem 10. 7. 1810 Berufungsanfrage für die Theologische Fakultät der neuen Berliner Universität auf „confidentielle“ Weise.
3460. Von Johann Friedrich Schleusner. Wittenberg, Dienstag, 10. 7. 1810
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Hochwürdiger Herr Hochzuverehrender Herr Professor. Je ehrenvoller der mir von Ihnen mit so vieler zuvorkommender Güte (welche ich dankbar verehre) im Namen der zur Organisation einer Universitaet in Berlin nieder gesetzten Königlichen Commission gemachte Antrag zur Uebernehmung einer theologischen Professur auf derselben ist, desto unangenehmer ist es mir, daß ich nicht im Stande bin, sogleich eine so bestimmte Erklärung auf denselben zu geben, als Ew. Hochwürden vieleicht erwarten und wünschen werden. Ich verkenne zwar keinesweges die grosen und wichtigen Vortheile, welche mir der Aufenthalt als Professor in Berlin unter dem Schutze eines so allgemein geliebten und 3460.
Überlieferung: H: BBAW, SN 376, Bl. 1–3
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verehrten Königs, und in der Nähe einer so vortreflichen Bibliothec gewähren würde, und die Sache würde sogleich oder doch sehr bald entschieden seyn, wenn es hier blos auf meine Neigung ankäme. Allein meine gegenwärtige sehr vortheilhafte Situation, sowie die genaue und richtige Kenntniß die ich von mir selbst, meinen Kräften und Fähigkeiten habe erschwehren | meine Entschließung. Denn, um Ihre gütige Anfrage mit der Aufrichtigkeit zu beantworten, die Sie verlangen und erwarten können, ich habe Ursache zu zweifeln, ob ich, an ein stilles äuserst einfaches Leben gewoehnt, für eine volkreiche Residenz passen werde, und die noethigen Fähigkeiten besitze um zur Aufnahme einer neu errichteten Universitaet so thätig würcken zu können, als ich des dann wünschen würde, wenn ich als Lehrer auf der selben angestellt wäre. Und glauben mir Ew. Hochwürden, daß diese Äuserung keine erkünstelte Bescheidenheit, sondern blos Folge eines richtigen Selbstgefühls ist. – Ferner, ob ich gleich den in Berlin zu machen nöthigen Aufwand so wie den Preis den dort Wohnung, Holz und andre Lebens Mittel haben, nicht genau kenne, als worüber ich mir erst durch einen dortigen Bekandten die nöthige Auskunft bald verschaffen werde, so glaube ich doch sicher annehmen zu können, daß die mir angebotenen 2000 r Preußisch Courant für den dort zu machenden Aufwand, und für die Aufopferungen der Vortheile, die mir meine gegenwärtige Lage gewährt, kein Ersatz seyn würden. Auserdem giebt es noch mehrere nicht unwichtige Gegenstände, über welche ich Belehrung zu haben wünschte um mich entschliesen zu können. Als z.B. welcher Theil der Stadt der Universitaet werde angewiesen werden? – welchen Rang die Professoren erhalten wer | den? – wie viele namentlich bey der theologischen Facultaet und in welcher Ordnung werden angestellt werden? – welche ihre nächsten Vorgesetzten seyn werden? Wann die Universitaet wird eingeweihet werden? Was ein jeder Professor beym Antritt seines Lehramts zu thun hat? Welche Entschädigung man für Reise und Transport Kosten zu erwarten hätte? Ob einzelne Professoren noch durch besondre Titel werden distingvirt werden? Ob die Söhne der Professoren von der Conscription befreyet seyn werden? Ob die nur angestellten und aus dem Ausland berufenen Professoren bey Contributionen in Hinsicht auf das vergangene zur Mitleidenheit werden gezogen werden? Ob eben diese, oder ihre Familie in irgend einem Falle einem Abschoß von ihrem Vermögen ausgesetzt seyn würden? Welche Abgaben die Professoren zu entrichten haben? und wie viel sie betragen? Wie viele Stunden in der Woche zu oeffentlichen Vorlesungen bestimmt seyn werden?
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Ich rechne ganz auf Ihre Güte, wenn ich Sie ersuche, mir diese Fragen bestimmt zu beantworten, im Fall Sie es noch für nöthig halten sollten, und Sie werden mir gewiß Verzeihung gewaehren, wenn Sie sich in meine Lage mit Ihren Gedanken versetzen wollen. Zu jedem Fall ist es mir sehr angenehm und schmeichelnd gewesen daß eine Bekandschaft mit Ihnen, die ich einst in glücklichen Zeiten in Halle suchte, jetzt so angenehm ist erneuert worden, so wie | eine nähere Verbindung mit Ihnen für mich eben so ehrenvoll als nützlich seyn würde. Mit wahrer Hochachtung verharre ich Ew. Hochwürden ganz ergebenster Diener Wittenberg d. 10 July 1810. D. Schleusner. | Sollten Ew. Hochwürden mich wieder mit einem Schreiben beehren, so bitte ich Ihre Wohnung gütigst zu bemercken und zugleich mir von dem Fond den die neue Universitaet erhält, so wie ob die Besoldungen der Professoren in k l i n g e n d e m Preußisch Courant bezahlt werden noch einige Nachrichten mitzutheilen. D. S.
3461. Von Johann Ernst Christian Schmidt. Gießen, Dienstag, 10. 7. 1810 Gießen den 10n Jul 1810.
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Ich bin nicht genug unterrichtet, verehrtester Freund! um Ihrem Wunsch ganz entsprechen zu können. Indessen theile ich Ihnen meine Notizen und Ansichten mit. Warum übergehen Sie Va t e r n ? Ich kenne denselben blos als Schriftsteller, und wünsche sehr, daß derselbe sich mehr der Kirchengeschichte widmen möge. Sein Commentar über den Pentateuch gibt mir diesen Wunsch ein. Dürfte nicht auch M a r t i n i in Rücksicht kommen? Doch ist mir auch dieser blos als Schriftsteller bekannt. S c h l e u s n e r altert, wie Sie schon gesagt haben. Die beyden Heidelberger kenne ich weder persönlich noch aus Briefen. Glänzende Lehrgaben besitzen sie, nach den hier herrschenden Urtheilen, nicht. Schwarz 3461.
Überlieferung: H: BBAW, SN 382, Bl. 3 f.
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wird Ihnen jedoch hierüber sicherer Nachrichten geben können. D e We t te wäre mir für die Kirchengeschichte der liebste. In wiefern er schon in diesem Felde gearbeitet hat, weiß ich zwar nicht. Aber seine Kritik, wenn sie | erst das ihr noch anklebende mistrauische Wesen abgelegt hat, würde, auf die Kirchengeschichte angewendet, gewiß nicht ohne Verdienst bleiben. Zu M a r h e i n e c k e möchte ich jetzt am wenigsten rathen. Er scheint schon eine ganz gute Meinung von sich zu haben; würde, nach Berlin versetzt, schon zu seyn glauben, was er noch nicht ist, wohl aber werden kann, – und dadurch in seiner Ausbildung aufgehalten werden. Auch muß ich anführen, daß, nachdem er schon in Heidelberg angestellt war, man doch noch in Karlsruhe damit umgegangen ist, noch einen andern Lehrer für das Fach der Kirchengeschichte anzustellen. Meinen Nachbar M ü n s c h e r kenne ich aus eigenem Umgange nur wenig. Aber versichern kann ich, daß er als Docent vielen Beyfall hat, daß ihn seine Zuhörer und seine Collegen lieben und achten. Er ist gegenwärtig sehr mit ConsistorialArbeiten überhäuft, und auch dies möchte beytragen können, ihn zur Annahme eines Rufs in’s Ausland zu be|stimmen. Wünschen Sie seinetwegen nähere Nachrichten, so bin ich sehr bereit, Ihnen solche zu verschaffen. Dies in Eile. Ich bitte um Ihre fernere Freundschaft der Ihrigste Schmidt.
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3462. Von Hans Karl Dippold. Leipzig, Sonnabend, 14. 7. 1810 Leipzig. 14. Jul. 1810. Noch haben Sie, theuerster Herr Doctor, meinen Lieblingswunsch nicht erfüllt, mir einige Worte über mein Buch zu sagen, vielleicht, weil Wichtigeres und Berufsgeschäfte Sie nicht dazu kommen ließen. Auch schreibe ich jezt nicht, Sie daran zu mahnen, was ungebeten und ungesucht kommen muß, um von Herzen zu erfreuen: ich wende mich dreist an Sie in weltlichen Angelegenheiten. Oft haben Sie gegen ÐHerrnÑ von Alvensleben geäußert, daß ich mich vorläufig in Berlin niederlaßen und lesen solle. Aber außerdem, daß mein beschränktes Einkommen mir solche Veränderungen unmöglich macht, hielt ich es nicht für rathsam, alle hiesigen Ansprüche, die ich mir durch 3462.
Überlieferung: H: BBAW, SN 270, Bl. 3 f.
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zweijähriges unentgeldliches Duciren erworben, ohne Aufforderung einer höhern, öffentlichen Autorität aufzugeben, und in Berlin einer abermaligen unsichern Zukunft entgegen zu treten, wo mir jener schon erworbene Anspruch nicht angeschlagen werden konnte. Zudem ist vor Kurzem die ordentliche Profeßur der Geschichte hier erledigt worden, und ich habe Aussicht, vor Jahres Ablauf in eine der lezten Profeßuren einzurücken. | Sie werden finden, daß ich unter solchen Umständen Sachsen nicht verlaßen darf, wenn ich nicht einen Ruf anderswoher erhalte. Dieser ist denn auch bereits gekommen, wenigstens der Antrag, die neuerrichtete Profeßur der Geschichte zu Danzig unter sehr vortheilhaften Bedingungen anzutreten. Ich habe mich bei mir selbst dafür entschieden, doch bis jezt das entscheidende Jawort noch nicht gegeben, da ich zuvor über einige Punkte gewiß seyn mußte, deren Beantwortung ich in diesen Tagen erwarte. Plötzlich schreibt mir meine geliebte Braut, wie daß Sie Herrn Matthison im Vertrauen eröfnet: „es sey Hofnung für mich in Berlin.“ – Diese schönen Worte haben mich ganz elektrisirt. Erhielte ich einen Ruf an die neue Universität, sollte ich in einen aufblühenden Verein so vieler Treflichen treten, so wäre weiter an keine Wahl zu denken. Wohl muß ich zweifeln, ob mein Gehalt so gut seyn würde, als der zu Danzig: aber, so sehr mich auch Lange und Wünsche dies zu berücksichtigen nöthigen, so gern würde ich die entlegne Seestadt, wo ich kein inniges Verhältniß kenne, wo ich vielleicht ganz allein stehen würde, der Kapitale Preußens | vorziehen, wo ich an eine junge Anstalt, mit altem Muthe und junger Kraft, im Verein so vieler Edlen, die ich von Herzen ehre, liebe, meines Einflußes gewisser wäre, und der Meinen liebste Wünsche leichter und freudiger erfüllen könnte. Ich wend mich daher mit der Offenheit und dem Vertrauen an Sie, mit welchem ich Ihnen gleich anfangs, fast zudringlich, entgegentrat, und bitte durch eine baldige Antwort – sofern es Ihren Beschäftigungen und Beschaffenheit der Sache selbst möglich ist – mich zu bestimmen, ob ich mich f ü r Danzig entscheiden soll oder muß. Jezt ist noch Ablehnung möglich, da die Sache blos privatim verhandelt worden: in drei Wochen, vielleicht in 14 Tagen schon nicht mehr; weil ein einmal gegebenes Wort zu brechen unmöglich. Sollte zur baldigen Entscheidung noch Erwähnung neuerer Arbeiten etwas beitragen können, so füge ich hinzu, daß außer meiner Uebersetzung von Shakespeare’s merry wives of windsor die bei Hitzig zu Michae¨l erscheint, und der des Johannes von Müllerschen belli Cimbrici, welche mir von Johannes G. Müller und Cotta aufgetragen, noch unter der Preße ist: Coxe Geschichte des Hauses Österreich pp in in 4 straken Bänden, übersetzt von A. Wagner und mir, mit Zusätzen und Berichtigungen |
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Für diesmal habe ich Ihnen lediglich in zeitlichen Besorgnißen geschrieben. Möchte doch mein Loos in Berlin fallen, auf daß ich in den traulichen Feierstunden des nächsten Winters Ihnen mündlich beweisen könnte, wie herzlich Ihnen zugethan sey Ganz der Ihrige Dippold Stieglitzens Hof. 3.
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Indem ich Ihnen, so wünscht es meine Frau, die Einladung auf den Dienstag Mittag wiederhohle, welche sie in beiliegendem Briefchen an Ihre Frau und Schwester ergehen läßt und meine freundlichsten Bitten den ihrigen hinzufüge, so mögte ich zugleich zu dem was ich gestern in Beziehung auf den Lehrplan überschikt habe, noch einen kleinen Nachtrag senden, weil ich glaube gerade das, was Sie wollen, nicht berührt zu haben, nämlich die bestimmte äußerliche Art das Ganze zu redigiren. In Beziehung darauf würde ich, wenn es erlaubt ist noch auf diese Weise mit seinen Vorschlägen nachzukommen, der Meinung sein, daß die Anfertigung der allgemeinen Einleitung e i n e m übertragen würde, die Darstellung der einzelnen Lehrobjekte nach Anleitung der abgegebnen Vota von z w e i e n , wegen der beiden Haupttheile des Mathematisch-Physischen und des Histo|risch-Philologischen, ausgearbeitet würde und nachdem endlich dieses bei allen Mitgliedern in Umlauf gesezt worden und zur nachmaligen Einsicht dann endlich Einer wiederum diese drei Theile zusammenfügte um auch in Absicht auf den Styl und das ganze Aeußere eine gewiße Einheit hineinzubringen. Das war was ich in Beziehung auf den Lehrplan noch auf dem Herzen hatte, und gern los sein wollte; in Beziehung auf Sie aber denke ich auf und in dem Herzen immer zu bewahren die freundlichste Liebe mit welcher ich stets bin Ihr Woltmann.
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Überlieferung: H: GStA Berlin, I. HA, Rep. 76 alt, X, Nr. 18, Bl. 105
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*3464. An Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Berlin, vor dem 24. 7. 1810 Antwortet auf de Wettes Brief vom 4. 4. 1810.
3465. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Heidelberg, Dienstag, 24. 7. 1810 Heidelberg d. 24. July 1810.
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Habe ich Ihnen den Ruf nach Berlin zu danken? Ich werde es mündlich von Ihnen erfahren, da ich ihn angenommen habe. Mit derselben Post erhält der Staatsrath Nicolovius mein AcceptationsSchreiben. Es ist nur noch die Frage, ob ich schon zu Michaelis diesen Jahres oder erst zu Ostern künftigen Jahres von hier abgehen werde. Letzteres wünscht der Ministrer Reizenstein, ersteres aber ich, und ich bitte Sie, wenn Sie Gelegenheit haben mit dem Staatsrath Nicolovius zu sprechen, ihn für die Entscheidung zu bestimmen, daß ich schon zu Michaelis kommen müsse. Ich bin der badischen Regierung wenig oder gar keine Verbindlichkeit schuldig, und wichtige besonders häusliche Rücksichten lassen mich wünschen, schon im Herbst zu reisen. Meine Frau wird im Winter ins Kindbett kommen, und sie hält es für besser, es in Berlin abzuwarten. Auch treibt es mich mächtig nach meiner neuen Bestimmung hin; ich erwarte dort einen mir angemessenern Wirkungskreis, als ich hier gehabt habe, in halber Barbarey mit Schwindel, und SchwebelGeist versetzt. Doch davon ein Mehreres mündlich. Welche Fächer werden Sie bearbeiten, und welche ich? Und wird noch ein dritter oder vierter angestellt werden? | Ich habe hier das A. und N.T. ganz allein bearbeitet und habe daher die Woche funfzehn bis achtzehn Stunden lesen müssen. Das ist freylich zuviel; allein ganz möchte ich doch beyde Fächer zusammen nicht aufgeben. Wenn Sie daher, wie ich vermuthe das neutestamentliche Fach übernehmen, so lassen Sie mich ein wenig hineinpfuschen. Ist die Universität sehr frequent, so ist es am schönsten, wenn Concurrenz vorhanden ist; allein ich muß gestehen, für wenige Zuhörer lese ich nicht gern, und daher möchte es besser seyn, vor der Hand eine Eintheilung der Fächer zu machen. Diese überlasse ich Ihnen ganz. Ich weiß nicht, wie die Einrichtung in Rücksicht der Lehr3465.
Überlieferung: H: BBAW, SN 419, Bl. 1 f.; D: Br 4, S. 179 (Auszug)
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Briefe 3465–3469
curse getroffen werden wird, oder ob man dem Lehrer ganz freyen Spielraum läßt, wie es wohl am besten wäre. Ich habe bisher einen zweyjährigen Cursus der alt- und neutestamentlichen Literatur gelesen, nämlich jedes Halbjahr zwey exegetica und eine Einleitung oder Hermeneutik oder biblische Theologie (letztere aber hätte ich diesen Winter zuerst gelesen, und würde sie in jedem Fall noch verschieben). Was die Stundenzahl betrifft, so habe ich die exegetica in fünf Stunden, die andern in vieren gelesen. Zu letztern würde ich in keinem Falle mehr nehmen, für die erstern könnte ich aber sechs Stunden brauchen. Das übrige können Sie aus den Heidelberger Lectionscatalogen sehen, und so könnte | ich Ihnen die Anordnung meiner Vorlesungen ganz überlassen. Eine besondere Beruhigung ist es mir gewesen, den Prof. Buttmann hier zu sehen und um Rath fragen zu können. Böckh, der Sie grüßen läßt, hat mir besonders zugeredet, und ich hoffe, daß er mir folgen wird. Sollte man seiner nicht bedürfen? Wilken hat den Ruf ausgeschlagen; ich glaube aber, daß noch viele Andere von hier gern nach Berlin gingen. Denn im Ganzen herrscht hier Unzufriedenheit. Was meinen Sie? ich bin willens, mir selbst ein Quartier zu suchen, wird es Schwierigkeit haben und wird man bey Zeiten dazu thun müssen? Die Güte, mit der Sie meinen Brief aufgenommen haben, verbindet mich zu besonderm Dank, und die Hoffnung, Ihre Freundschaft zu erhalten, hat viel dazu beygetragen, daß ich den Ruf angenommen habe. Ich hoffe Sie bald zu sehen. W.M.L. de Wette.
*3466. An Johann Friedrich Schleusner. Berlin, Freitag, 27. 7. 1810 „Gereizte“ Antwort auf Schleusners Brief vom 10. 7. 1810, besonders auf seine Frage nach den Rängen der Professoren.
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*3467. An Hans Karl Dippold. Berlin, vor dem 29. 7. 1810 Fragt ihn nach der Entscheidung in bezug auf die Berufungsanfrage nach Berlin.
*3468. An Christian Gottlieb Konopak. Berlin, vor dem 29. 7. 1810 Mit einem Stellenangebot an der Königsberger Universität, fragt, ob Konopak verheiratet ist; äußert sich über Münchows Wunsch einer Anstellung in Berlin.
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Daß ich Ihnen und der Section p so spät antworte, lieber Freund, daran bin ich nicht Schuld. Ich bin von meiner Regierung, wozu wohl mit die Ankunft der Erbprinzessin Veranlassung gegeben hat, erst spät, nämlich gestern erst beschieden worden. Was ich erwartete, ist geschehen. Für Michaelis ist mir die Dimission rund abgeschlagen worden, worüber ich billiger Weise mich gar nicht beschweren kann. Uebrigens äußert man sich auf eine sehr verbindliche Weise gegen mich und wünscht, ich möge den Ruf ablehnen. Allein die Versprechungen welche man mir macht, sind, was die Größe der Entschädigung und die Zeit, von welcher an man sie mir geben will, betrifft, so unbestimmt, daß ich darauf mich gar nicht einlassen kann. Ob man mir für Ostern die Entlassung bewilligen werde, darüber hat man sich nicht erklärt; doch zweifle ich | keinen Augenblick daran. Uebrigens wird nun noch ein Schreiben an die hiesige Regierung nöthig, auf welches ich eine Antwort abwarten muß. Unterdessen schreibe ich mit der heutigen Post auch an die Section p und ersuche diese, mir zu meiner endlichen Erklärung noch einige Wochen Frist zu verstatten. 3469.
Überlieferung: H: BBAW, SN 319, Bl. 28 f.
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Briefe 3469–3470
Die Abgeschiedenheit Königsbergs kommt doch auch in literarischer Hinsicht in einige Betrachtung; mehr freylich aber in Hinsicht auf die Freunde, denen ich, über hundert Meilen von ihnen entfernt, wohl auf ewig Lebewohl sagen müßte. Wäre das nicht, ich würde viel unbedenklicher zugreifen. Ich weiß, wie mir zu Muthe war, als ich hier nach Rostock kam, wo ich doch, bey der weit geringern Entfernung, viel leichter auf das Glück des Wiedersehens rechnen konnte. Vor | den ersten Monathen in Königsberg graut mir. Wie ein so besonnener Erklärer des Plato, wie Sie, zu der kühnen auf ein Paar unschuldige Worte gegründeten Conjectur meiner Verheirathung komme, begreife ich kaum. Freylich will verlauten, daß Sie ein wenig kühn auch mit dem Paulinischen Briefe umgegangen sind! Lieber Schleiermacher, wenn es dazu je kommt, daß ich mich verheirathe, so werde ich darüber keine geheimnißvolle Worte, als Vorläufer, an Sie abschicken, sondern gleich mein freudiges Herz vor Ihnen überfließen lassen. Da es übrigens nur ein Weib seyn wird, von deren wahrer Liebe ich überzeugt bin, so würde sie selbst nach Nowaja Semlja, geschweige denn nach Königsberg mir folgen. Ihre Aeußerungen über Münchow’s Angelegenheit haben mir eine theure Hoffnung zerstört. So, wie Sie sich jetzt erklären, konnte ich Ihren frühern Brief nicht verstehen, wie Sie mir selbst zugeben werden, wenn ich Ihnen den passus concernens einst mittheilen werde. | Denn jetzt kann ich den Brief nicht gleich finden und habe keine Zeit, darnach zu suchen. Schreiben Sie mir bald wieder, lieber Freund, und theilen Sie mir auch etwas über den Eindruck mit, welche der bedauernswürdige Tod der Königin auf den König und die Berliner gemacht hat. – Bey der Section haben sich Geschwüre in der Lunge gefunden und, was ich aus einem Privatbriefe weiß, ein Polype am Herzen. Münchow wünscht freylich in Berlin angestellt zu werden, daß aber dieser Ort eine conditio sine qua non sey, hat er mir nie gesagt. Nun an die Section p hin, und daher Ihnen für dießmahl ein freundliches Adiu und den Ihrigen Allen viel freundliche Grüße. Konopak. R. den 29. Jul. 1810.
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Ew. Hochwürden mache ich hiedurch meinen Entschluß, wie meinen Wunsch bekannt. Die Sache ist: ich habe mich auf die Anfrage des Herrn Dr. Rink in Danzig: ob ich die Profeßur der Geschichte an dem dortigen Gymnasium annehmen wolle? nicht abgeneigt gezeigt, doch f ü r j e z t noch nicht bestimmt entschieden. Auch ist die förmliche Vocation noch nicht erfolgt. Indeßen, obschon ich mein förmliches Ja noch nicht gegeben, so zweifelt man dort doch nicht einen Augenblick daran. Also kann ich noch zurücktreten. Dann aber fordert mein Gefühl, daß ich das dem | Dr. Rink baldiglichst eröfne, und die Herren Senatoren dort nicht länger mit eitlen Hofnungen hinhalte. Es bleibt eine Untreue. Gegen acht Stunden wöchentlich sollte ich in Danzig eine freie, geräumige Wohnung und 450 r. Gehalt haben. Ich lehne diesen Antrag ab, sobald ich g e w i ß weis, daß ich in Berlin eine außerordentliche Profeßur mit wenigen hundert Thalern erhalte. Das Geld ists ja nicht, was hier den Ausschlag giebt, so sehr mich auch meine Umstände nöthigen, besoldete Ämter zu suchen. Was Berlin mir in aller Hinsicht sonst gewährt, achte ich höher, als alles irdische Gut, und ich ersuche daher Ew. Hochwürden um die Wohlgewogenheit, den würdigen Curatoren Ihrer neuen Universität meinen Entschluß zu eröfnen, | Sie aber vor Allem zu verwögen, mir, wo nicht die offizielle Entscheidung, doch soviel Gewißheit baldmöglichst zu geben, als nöthig, um es den Danzigern abzuschreiben. In Hofnung der schnellsten und freundlichsten Erfüllung, um die ich weniger meinetwegen, als um der Danziger Herren willen ersuche nenne ich mich unausgesetzt, hochachtungsvoll Ew. Hochwürden ganz ergebnen Hans Karl Dippold Leipzig 30. Jul. 1810.
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Überlieferung: H: BBAW, SN 270, Bl. 5 f.
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Briefe 3471–3472
3471. Von Hans Karl Dippold. Leipzig, Montag, 30. 7. 1810 Leipzig 30. Jul. 810.
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Ich eile Ihr werthes Briefchen zu beantworten, das ich gestern erhalten. Ich thue es mit der traulichen Offenheit, die Sie schon von mir gewohnt sind. – So wie die Sachen stehen, ist meine Lage schwierig, ja peinlich. In Danzig, wohin mich doch kein inneres Verlangen zieht, ist Gewißheit: von Berlin, für das so vieles den Ausschlag giebt, hab ich nur Aussicht, und die binnen einer gewißen Zeit noch nicht einmal bestimmt. Ein solcher Zustand foltert mich, und ich habe mich für Berlin entschieden, um nur die Wendung meines Schicksals bestimmt zu wißen. Stünde ich allein auf der Welt, so bliebe es bei Danzig; und ich erwartete dort mit Geduld einen ruhmvolleren Ruf nach Berlin. Aber so, da die Klagen einer betagten Mutter und die leisen Wünsche einer feurig geliebten Braut meinen Weg durchkreuzen, und ich beiden so | gern und so weit willfahre, als möglich, da ferner hiezu alle die Reize kommen, welche mir das Leben bei Ihnen verspricht, und, wenn von inneren Bewegungsgründen die Rede ist, Berlin ganz natürlich die Oberhand über Danzig behält, so eile ich, Ihnen das Alles mitzutheilen, auf daß sich mein Schicksal baldigst entscheide. Es ist erfreulich, ja erhebend für mich, daß mein Loos so bedeutend mit in Ihren händen ruht, und wie sollte ich nicht die schönste Vorbedeutung daraus nehmen? – Da Sie meinen Entschluß ohne Zweifel den übrigen Herren mittheilen werden, so habe ich ihn nochmals in einem ostensiblen Briefchen ausgedrückt. Ich will nicht bitten: entscheiden Sie günstig! sondern nur: entscheiden Sie bald. Denn die Ungeduld droht mich zu verzehren, zumal, da an diese Entscheidung eine ganze Kette von | Wünschen geknüpft ist, deren Erfüllung mit jener erst eintreten kann. Auch melde ich Ihnen noch, daß das 1ste Stück des historischen Archivs, einer zwanglosen Zeitschrift für historische Kunst und historischenKritik, welche ich mit dem Professor Köthe zu Jena herausgebe, und zu welcher Heeren, Plank, Vogt, Wilken, u.a.m. ihren Beistand zugesagt, in ein paar Wochen erscheinen wird. Von ganzem Herzen Ihr Dippold
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Überlieferung: H: BBAW, SN 270, Bl. 7 f.
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Endlich einmahl, mein Lieber, komme ich mit der Feder in der Hand zu dir und concipire, was nur selten nötig ist, um die Gedanken an Euch dorten an einander zu reihen – nicht daß es izt grade Schulgerecht werden soll, denn damit weiß ich nicht sonderlich umzugehen, nein, daß ichs nun nicht länger bei mir allein hegen und bewegen kann. Du zweifeltest nie, daß ich mit dir, und – und – fortlebe; wie kann man das auch, wenn man einmahl einander angehört? – plus oder minus – so, wies war in der Gegenwart, so bleibt es mir in der Abwesenheit – und noch sind die Farben, von jener aufgetragen, lebhaft genug, sie bis heute zum Heute zu machen. Gerne verdanke ich Dir, den Kiel nicht abgewandt zu haben, und wenn gleich deine Zeilen von Zeit zu Zeit keines Weges sich beschwerlich bemühen mußten, ihn von anderswoher zurückzuziehen, so gab mir doch deine Hinweisung auf deiner Henriette Geburts und auf Eure Bundes-Feier einen festen Standpunkt gleichsam, von dem ich Euch recht behaglich rück- und vorwärts beschauen konnte; wie es so gekommen ist und wie es gehen wird fürderhin. Für lezteres entdekt dir meine Wünsche und Hofnungen dein eignes Herz daß du in lezteren frölich fortlebest, wenn auch die Erfüllung zögert, kann ich dir wohl zutrauen und so wird es nicht stören, nur ermunternd für dich seyn, was Louise von meiner zweiten Grosvaterschaft wird geschrieben haben – da ich weiß, wie gerne sie in solchen Fällen anticipirt, habe ich der formellen Anzeige mich überhoben – denn kurz konnte sie nur werden, in der ersten Zeit, da der Sommer-Taumel schon begonnen und die so lange aufgehaltne Reiselustige Welt der hier gewendete Krieg gleichsam losbändig gemacht hatte. Mein erster Enkel, den meine Kinder haben zurükgeben müssen, stand, seit ich ihn in Schweden sah, in meinem Cassabuch ausser der Linie – schien mir schon damals, obwohl nicht krank, ein Schwächling und so war es so besser. Die Aerzte hatten dem Kinde die Reise nicht nachteilig gehalten, die im bedekten Wagen, bester Witterung, mit aller Vorsicht gemacht wurde – doch war in Ystadt der kurze Faden abgeschnitten – Das ihnen wiedergeschenkte Mädchen scheint ein köstliches Mutiges Wesen zu seyn – die Mutter sehr glüklich in dem väterlichen Hause zu Kindbette reicht ihr, wie deutschen geziemt, die eigne Brust von Rechts wegen und befindet sich mit dem Kinde vortreflich dabei. | 3473.
Überlieferung: H: BBAW, SN 421, Bl. 12 f.
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Hier muste ich seit einigen Tagen abbrechen – es überfluteten uns manche Fremde – die beiden Declamatricen Madame Burger und Hendel (izt Schütz mit ihrem neuen Gemahl, der vieleicht auch bei ihr nicht alt wird) ein robuster, wenig ausgebildeter Dichter Dr Pastor August Schröder – ein leise auftretender Conrector Janssen aus Stettin – und endlich nach ÐandringtÑ der OberConsistorialRath Nagel aus Berlin mit Familie – Er hat eine leibliche Kousine von mir zur Frau – Ihr habt ihn in Eure Rechnung nicht mit aufgenommen, um der Frau willen hatte ich sonst gewünscht daß unsre Henriette ihrem Namen mögte Gerechtigkeit lassen wiederfaren und einen Bruder von ihr, der Euch dorten besucht, näher an sich gezogen haben. Sie haben diese Reise hauptsächlich zu allen, was Willich heißt, gemacht und da konnten sie nicht anders als gute Aufname bei uns finden. Er, obwohl nicht alt, stellt sich wahrscheinlich nicht in die Reihe der neuern Gelehrten und steht dir, wie es mir scheint, eben nicht sehr nahe; läßt dir jedoch alle Gerechtigkeit wiederfaren. Auch die Madame Mendelsson kam mit einer addresse von unsrer ÐnichtÑ rangirten Herz hier – daß sie ihren Mann nicht mitbrachte, war mir etwas störend und sie war zu sehr allein – indes haben wir einen Mittag und Abend sie bei uns gehabt, nicht lang genug um sie zu gewinnen – der Herz bitte jedoch bestens zu danken für die Anweisung – Mitlerweile hat meine Tochter Charlotte, die zu rasche Fortschritte aller Warnung ohnerachtet machen wollte, sich rheumatische und andre Beschwerden zugezogen, die nun einer langsamer Cur weichen; das denn die Freude des Beisammenseins etwas stört. Sorge wird es auch izt für mich, daß ich immer noch keinen Lehrer für meine beiden Knaben finden kann wie viele Freunde ich auch darum angesprochen habe – mißlich indes ist es mit den Empfelungen, wie das lezte Götemizer Beispiel zeiget – Ob ich sicher gehe, wenn ihn erst selbst sehen | will? doch ists mir, als wenn ich ohne das nicht ruhig bin – Es ist mir nun ein junger Mann vorgeschlagen, der Ðcj.Ñ von der Akademie in einem Junkerhause es satt gekriegt hat und sich nach meiner Art Leuten sehnet – Er soll nicht tief gelehrt seyn; da passen wir beide zusammen – und ich denke auch für so kleine Knaben ist es dienlicher, wenn er nur gründliche Schulwissenschaft hat? – sonst soll er bei edlem Sinn viel Charakter-Stärke haben – ich habe Hofnung zu einem Besuch von ihm a la fortune – und werde Dir weiter melden, ob es geglükt. Ruhen werde ich nicht eher, als bis ich einen jungen Mann habe, der künftigen Sommer auch deine Zufriedenheit gewinnt. Die Aussicht auf euren Besuch erfreut uns nicht wenig; daß uns nur nichts dazwischen komt und Sagard das Hauptquartier wird – ich denke, Louise als meine charge´e d’affaire wird
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dafür wirken. Noch leidet sie Pein am Reiseendschluß, weil die Schildner sie gerne grade in den 6 Wochen bei sich haben will meint die Hülfsleistung dem Gelüste ihres Herzens zu euch vorziehen zu müssen – ich denke aber, sie balancirt nur zwischen Freunden in Greifswald und Freunden in Berlin – Aufs reine ist sie nicht darüber und ihr Herzklammern ist interessant anzusehen – die Gelegenheit mit Reimer scheint den Ausschlag geben zu sollen und mein Vorschlag, über diesen Block ÐinÑ (Gelegenheit) wegzuhüpfen, hat nicht den Beifall. Was du mir, lieber Schleier, von Deinem Predigen schreibst, vergleiche ich gern mit dem, was ich selbst davon weiß und was ich von Berlinern höre – Die Berichte nehmlich daß du dein eignes auditorium, nur die gebildeten, hast und ich kann denken, daß manche sich eindrängen, um für gebildete zu gelten – die werden sich dann nothwendig bald wieder verlaufen müssen, da sie sich in sich selbst oder deine Klasse der Gebildeten irren – man sagt mir, du wärst dem Volk unverständlich – ich widerspreche dem aus | hiesigen Erfarungen – man bewundert dann daß du das auch könnest, stellt mir deine Kritik der Moral, Reden über die Religion pp entgegen und wundert sich, warum du denn nicht dorten auch die populäre Sprache wählest. Du kannst denken, daß dergleichen sehr interessante Unterhaltungen für mich sind, und daß ich, auch dadurch mit dir zusammen geführt, alle 8 Tage wenigstens und während in der 8 Tage, indem ich von einem Sonntage zum andern den nächsten vor mir habe, dich in Gedanken habe – Im allgemeinen bin ich mit meinen freien Vorträgen zufrieden izt, wie im Anfange; doch entschlüpft mir mehr, wenn ich gar nicht die sonst gewohnte Feder zur Hand gehabt habe – Ganz frei fühle ich mich auch noch nicht von der leidigen alten Beifallssucht – der Fehler liegt gar tief, um sich ganz davon loszureissen und ist sehr hinderlich – Sehr gerne sähe ichs, wenn Du mir gelegentlich eine Liste Deiner ÐedelenÑ Werke und Piecen zuteilst, daß ich das mir wünschenswertheste auswäle, wenn du das nicht eben so gut kannst als ich – vom Plato habe ich nur 3 Bände – hast du von einem oder dem anderen verlegne Exemplare, so bring sie mir mit. Deiner Henriette sage zu Ihrer Beruhigung, daß die zulezt von mir angeliehenen 50 rthr bezahlt sind – doch habe ich keine Zinsen weder dafür, noch für die restirenden 300 Thr gewollt und wären wir so weit aufs reine Daß ich nur 1 Auge zum disponiren habe, macht mir das Schreiben etwas schwer – eine einzige Himbeere, die ich unvorsichtig pflükte, kam mir so theuer zu stehen; doch wird es bald gehoben seyn – welch eine Kleinigkeit den Todt einer Königin mag veranlaßt haben! um nur das gute
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Briefe 3472–3473
zu sehen, so hoffe ich: daß vieleicht Ðein neuerÑ König, in dem er weniger aufs Spiel zu setzen hat, männlicher und stärker sein Hausrecht verteidigen und nicht mehr sich wird zwingen lassen, Minister gegen seine Wünsche ab und ein zu sezzen. Eher wirds doch mit Euch Preussen nicht besser – Ich wiederhole, was mein ganzer Brief dir sagt – unser aller herzliche Liebe Sag. den 2. Aug. 10. CvW.
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Hochwürdiger, Hochgelehrter, Hochzuverehrender Herr Doctor. Ew. Hochwürden werden mir gütigst verzeihen, daß ich Ihnen noch einmal mit einem Schreiben beschwehrlich fallen muß, welches keinen andern Zweck hat, als eine Abaenderung Ihres Urtheils über mich wo möglich zu bewürken. Eine unverkennbare Empfindlichkeit spricht sich in ihrer letzten Zuschrift vom 27sten July aus, die mir natürlich nicht angenehm war, noch unangenehmer aber würde gewesen seyn, wenn ich sie verdient zu haben glaubte. Sie meldeten mir in Ihrem ersten Schreiben, daß Sie den Auftrag hätten, mich auf eine c o n f i d e n t i e l l e Weise (Sie erlauben daß ich Ihre eignen Worte wieder hohle) zu erforschen, ob ich geneigt sey als Professor nach Berlin zu gehen. Mit der Aufrichtigkeit und Unbefangenheit mit welcher ich zu handeln gewohnt bin erklärte ich diese Geneigtheit im allgemeinen, und da ich mein Schreiben blos für Sie bestimmt hatte, und Sie auf mein freundschaftliches Zutrauen Ansprüche machen konnten, so glaubte ich, daß einige nicht unwichtige Fragen zur Be|lehrung eines mit ihrer Verfassung und der Einrichtung der neuen Universitaet unbekandten, vertraulich geäusert, wenigsten keiner Misdeutung ausgesetzt seyn würden. Bey einer für mich und meine ganze Familie so wichtigen Veränderung, als von welcher die Rede war, würde es unverzeihlicher Leichtsinn gewesen seyn, wenn ich die Pflicht der strengen Prüfung, welche ohne genaue Kenntniß der Umstaende nicht statt finden kann, hätte vernachläsigen wollen. Es war also keinesweges Mangel an Zutrauen gegen eine Regierung deren 3472.
Überlieferung: H: BBAW, SN 376, Bl. 4 f.
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liberale Grundsätze allgemein anerkannt und verehrt sind, was mir es wünschenswerth machte über mehrere Gegenstände frühzeitig Auskunft zu erhalten, denn dieses hatte ich durch meine oben erwähnte Erklärung, so wie durch andre Nachfragen hinlänglich bewiesen. Vieleicht würde mancher an meiner Stelle mit diesen Fragen nicht eher hervorgertreten seyn, als bis die Unterhandlung weiter vorgerückt wäre, und mehr Publicitaet bekommen hätte. Allein so oft ich Unterhandlungen dieser Art gepflogen habe, habe ich immer diese Art zu handeln, die so viele, wie Sie selbst wissen, sich erlauben, als unedel verworfen. Da ich im Jahr 1795 von Göttingen aus in mein Vaterland unter sehr vortheilhaften | Bedingungen zurückberufen wurde, wurden von meiner Seite aehnliche Fragen aufgestellt und Bedingungen gemacht, ohne daß einer von den damaligen Ministern sich dadurch beleidigt geglaubt hätte. Um mehrere meiner Fragen richtig zu beurtheilen muß man meine ganze Lage genau kennen, und ich bin überzeugt wenn Sie dieselbe und auch mich genauer gekannt hätten, so würde Ihr Urtheil über meine Fragen etwas anders ausgefallen seyn. Auch verdient es in Anschlag gebracht zu werden, daß es weit leichter ist, einen Entschluß zu fassen, wenn von einer schön völlig organisirten und bekannten Anstalt die Rede ist, als wenn man zum Beytritt zu etwas, dessen innere Einrichtung noch unbekannt oder im Werden ist, aufgefordert wird. Am allerempfindlichsten ist es mir gewesen, daß Sie meine Fragen über den Rang der Professoren und über die Ordnung derselben namentlich in der theologischen Facultaet misverstanden zu haben scheinen. Es würde mir (auch bey dem lebhaftesten Gefühl meiner Unvolkommenheit muß ich dieses sagen) unverzeihlich seyn wenn ich auf Titel und Rang einen Werth legen wollte, da ich so lange dahin gearbeitet habe, mich möglichst zu vervollkomnen, und durch bleibende Verdienste meinen Namen wenigstens noch einige Zeit nach meinem Tode in Andenken zu erhalten. Allein durch viele | Erfahrungen belehrt weis ich es, daß doch bisweilen CollisionsFälle eintreten können wo auch so etwas ein Gegenstand der Aufmerksamkeit werden, und wo es gut ist, wenn man frühzeitig ausweichen kann. Möchte doch das wenige, was ich über diese Gegenstaende dem Papiere anvertrauen kann, mich in Ihren Augen gegen den Verdacht des Mangels an Zutrauen oder der Eitelkeit sichern. Auch muß ich Sie bitten, diesem Schreiben keinen andern Zweck als den eben angegebnen unterzulegen. Und nun erlauben Ew. Hochwürden noch, Ihnen die ver-
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ehrungsvolle Hochachtung zu bezeigen, mit welcher ich immer die Ehre haben werde zu seyn Ew. Hochwürden gehorsamster Diener D. Schleusner Wittenberg d. 1 August 1810
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N.S. Der Herr StaatsRath Uhden der mir vorgestern die Ehre seines Besuchs gönnte, empfiehlt sich Ihnen ergebenst.
*3474. Von der Sektion des öffentlichen Unterrichts. Berlin, vor dem 3. 8. 1810 Mitteilung über das Vorhaben, Schleiermachers Gehalt als Prediger an der Dreifaltigkeitskirche sowie als Universitätsprofessor mit den Bezügen als Mitglied der Sektion des öffentlichen Unterrichts zu verrechnen; Anfrage, ob Schleiermacher die Stelle als Universitätsprediger bei Aufgabe der Stelle als Prediger an der Dreifaltigkeitskirche übernehmen möchte.
3475. An Hans Karl Dippold. Berlin, Freitag, 3. 8. 1810 Ihren Brief vom 30ten. Juli eile ich zu beantworten, werthester Herr Doctor, und bedauere nur daß ich es nicht ganz befriedrigend thun kann, was aber wahrlich ganz außer meiner Schuld liegt. Nemlich die Bestimmung über Ihre Berufung hieher hängt zusammen mit dem Ausgang einer früher angeleiteten Berufung. Da diese nun in 14 Tagen spätestens 3 Wochen zur gänzlichen Entscheidung kommen muß: so habe ich keinen anderen Auftrag von der Section bekommen können als Sie zu bitten Ihren Entschluß noch so lange zu verzögern. Soll ich Ihnen meine Privatmeinung sagen und wollen Sie diese auch in die Waagschale legen: so ist es höchst unwahrscheinlich daß jene Unterhandlung ein Resultat giebt, und also überwiegend wahrscheinlich daß 3475. Überlieferung: H: BBAW, SN 746, Bl. 1 f.; D: Deutsch-Evangelisch. Monatsblätter für den gesamten deutschen Protestantismus 1 (1910), S. 599 4 über Ihre] korr. aus Ihrer
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unmittelbar hernach der Antrag als Profesor extra|ordinarius mit einem Gehalt von 500 R. hieher zu kommen an Sie ergehen wird. Dies ersezt Ihnen freilich den Ruf auf Danzig nicht ganz aber Ihre überwiegende Neigung hieher wird das fehlende zulegen. Auch glaube ich gewiß daß Sie Sich in Danzig auf die Länge nicht gefallen würden: so ist es wenigstens allen Gelehrten gegangen welche wirklich Gelehrte bleiben wollten. Es scheint also vorzüglich darauf anzukommen ob Sie es übers Herz bringen können die Herren in Danzig noch so lange hinzuhalten? Mir scheint darin, wenn Sie noch keine bestimmtere Antwort gegeben haben, als Sie mir melden, nichts unrechtes zu liegen, und im Nothfall finden Sie ja leicht eine gute Art noch einen Aufschub zu erbitten. Ich wünsche recht herzlich daß diese | Auskunft Sie in Ihrem mir so erfreulichen Entschluß bestärken möge. Verzeihen Sie meine Eilfertigkeit. Schleiermacher Berlin d 3t. Aug. 1810.
3476. An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Berlin, Freitag, 3. 8. 1810
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Die Art wie meine jezige Anstellung bei der Section des öffentlichen Unterrichtes in Beziehung auf den zu errichtenden akademischen Gottesdienst neuerlich zur Sprache gekommen ist veranlaßt mich oder nöthigt mich vielmehr eine unumwundene Erklärung meiner Ansicht darüber bei Ewr Hochwohlgebohren als gegenwärtigen Chef der Section zu jedem beliebigen Gebrauch niederzulegen. Des Königs Majestät haben mich als ordentliches Mitglied der Section des öffentlichen Unterrichts anzustellen geruht, und mir i n d i e s e r n e u e n Q u a l i t ä t ein Jahrgehalt von 2000 R ausgesezt. Dies scheint sehr viel, und schien mir selbst im ersten Augenblik auch so. Allein in der Cabinetsordre ist selbst darauf gerechnet, daß ich mich bei der Dreifaltigkeitskirche muß subleviren lassen, und hiezu glaubte ich nicht weniger als 300 R bestimmen zu können; es ist ferner darauf gerechnet, daß ich, sobald es sich thun läßt, auch das Directorat der wissenschaftlichen Deputation abgebe, was auch mit meiner eignen Ueberzeugung überein16 wenigstens] folgt 〈ÐhÑ〉 3476.
Überlieferung: H: BBAW, SN 510, Bl. 1 f.
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Brief 3476
stimmt. Dadurch verliere ich anderweit 400 R, welche man mir, wie ich aus dem was die Cabinetsordre aus dem Antrag herübergenommen hat schließen muß, sonst nicht leicht würde wieder entzogen haben, und es bleibt also für mich nur ein reines Plus von 1300 R übrig. Da nun der Antrag dahin muß gelautet haben, daß die Section eines o r d e n t l i c h e n Arbeiters nothwendig bedürfe, und daß ich mich einigermaßen dazu eigne: so schloß ich daß man mir etwas mehr als die halbe Arbeit eines Staatsrathes leicht geben könnte, die ich auch nun noch neben meinen andern Geschäften bestreiten zu können glaube, und so schien mir auch etwas mehr als das halbe Gehalt eines solchen nicht mehr eine außerordentliche, irgend jemanden benachtheiligende, Begünstigung zu sein, welche ich niemals würde angenommen haben. | Allein es kommt nun noch folgendes hinzu. Ich habe bei der Universität nur 800 R. Niemand wird hoffentlich sagen, daß ich auch dort wie bei der Section nur ein Nebenarbeiter sein solle, und deshalb auf kein volles Gehalt Anspruch zu machen hätte. Auch haben des jezigen Herrn Ministers von Humboldt Excellenz mich bald nach Ihrer Rükkunft aus Königsberg mehrmals versichert, daß ich allerdings, sobald ich in voller Thätigkeit bei der Universität wäre, auch in das volle Gehalt eines ordentlichen Professors, dessen Hauptgeschäft die Professur ist, einrükken sollte. Hiezu ist keine Aussicht, und es hat sich gezeigt, daß bald nach der lezten Bewilligung für die theologische Facultät nur noch 2 höchstens 3 gewöhnliche Gehalte übrig blieben, und für mich also der billige Zuschuß nicht auszumitteln war. Auch erklärten mir des Herrn Minister von Humboldt Excellenz, als Sie zum erstenmal wegen des für mich zu machenden Antrages mit mir sprachen, daß eben weil mir bei der Universität nichts mehr gegeben werden könnte, Sie dafür sorgen wollten, daß ich bei der Section desto mehr bekäme. Aehnlich äußerten sich, ehe ich noch von jenem Antrag etwas wußte, bei einer Conferenz die Staatsräthe Herren Süvern und Uhden, als ich von meinen Ansprüchen an den Universitätsfond sprach; nemlich „ich möchte darüber ruhig sein, weil Herr von Humboldt andere Anträge zu meinem Besten machen wolle“. Das gewöhnliche volle Gehalt eines ordentlichen Professors bei der hiesigen Universität ist zu 1500 R anzunehmen, woran mir noch 700 R fehlten auf welche ich die billigsten und gegründetsten Ansprüche hatte. Indem ich also jenen Aeußerungen zufolge auch diese 700 R auf jene 2000 R abrechnete, und mich aller weiteren Ansprüche an den Universitätsfond, wie ich auch noch thue, gänzlich entschlug: so blieben mir für die Arbei19 1300] korr. aus 1200
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ten in der Section nur reine 600 R übrig, welches das Viertheil von dem Gehalt eines Staatsrathes ist. Mehr als ein Viertheil seiner Arbeiten werde ich wol immer haben müssen, wenn das in dem Antrag erwähnte Bedürfniß der Section nicht eine leere Phrase sein soll, und so kann wol Niemand hierin etwas entdekken, was zuviel wäre. Will mir aber nun zugemuthet werden, für jene 2000 R | auch noch das übrige meiner Einkünfte an der Dreifaltigkeitskirche ohne Entschädigung aufzuopfern um dafür den akademischen Gottesdienst zu übernehmen: so müßte ich noch 700 R abrechnen. Jene 600 R gingen also ganz darauf, ich müßte noch 100 R von meinen billigen Ansprüchen an den Universitätsfond fahren lassen, und hätte die Arbeiten bei der Section umsonst zur Zugabe. Daß ich mich dazu nicht verstehen kann, wird jeder billig Denkende einsehn. Sagen des Herrn Minister von Humboldt dennoch, dies sei bei dem Antrage Ihre Idee gewesen: so kann ich nur auf eben diese Weise betheuern, daß wenn mir davon das Geringste officiell oder mündlich wäre gesagt worden, ich die Anstellung bei der Section gänzlich würde deprecirt, und nur unterthänigst gebeten haben, meine Ansprüche an den Universitätsfond zu realisiren. Dann hätte ich als Professor 1500 R gehabt und meine Stelle an der Dreifaltigkeitskirche; niemandem würde es haben einfallen können, daß ich diese ohne Entschädigung aufgeben sollte, ich würde also in diesem Falle mit 1000 R entschädigt worden sein, und o h n e a l l e S e c t i o n s g e s c h ä f t e 2500 R, mit Einschluß der Deputation aber 2900 R gehabt haben, eine Existenz die der weit vorzuziehen wäre, welche mir jezt zugemuthet werden will. Jene war eigentlich was ich wünschte, weil ich es fordern konnte, und über die Billigkeit dieser Foderung war ich so sicher, daß ich fest entschlossen war, wenn man mich in das volle Gehalt eines Professors nicht gesezt hätte, meine öffentliche Anstellung bei der Universität ganz aufzugeben, und nur als Privatdocent aufzutreten, bis sich auswärts eine Anstellung fände welche von mehrerer Schäzung zeugte. Aus dieser treuen Darstellung scheint mir sehr klar hervorzugehen, daß ich auf die mir bei der Section angewiesenen 2000 R nur eins von beiden abrechnen kann, entweder meine ganze Stelle an der Dreifaltigkeitskirche mit Vorbehalt meiner Ansprüche auf 700 R Zulage bei der Universität, oder diese Ansprüche mit Vorbehalt | dessen was mir nach Abzug der Sublevationskosten noch an der Dreifaltigkeitskirche übrig bleibt. Uebrigens aber ist es auf jeden Fall ganz unmöglich daß ich diese Stelle schon zu Michaelis ganz aufgebe; hätte man dies ernstlich gewollt so hätte man alle zu Einrichtung des akademischen Gottesdienstes nothwendigen Schritte mehr beschleunigen müssen. Sofern es übrigens mög-
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lich ist für den nächsten Winter beides zu combiniren, was aber nur sehr unvollkommen und nicht ohne Nachtheil geschehen könnte, soll der Anfang des akademischen Gottesdienstes durch mich nicht verzögert werden. Ob ich ihn aber völlig übernehme, das wird gar nicht von jenem ökonomischen Arrangement allein abhängen; sondern vorzüglich davon, ob er auf eine solche Weise eingerichtet wird daß ich ihn mit voller Ueberzeugung allein übernehmen kann. Denn wenn man dabei irgend eine äußere Trennung der beiden protestantischen Confessionen festhält, würde ich es für weit zwekmäßiger halten ihn entweder zwischen einem lutherischen Universitätsprediger und mir zu theilen, oder ihn ganz einem lutherischen zu übergeben. Beides würde sich, falls Professor Marheinekke den an ihn ergangenen Ruf annimmt, ohne sehr bedeutende Ausgaben einrichten lassen. B. d 3t Aug. 1810. Schleiermacher
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3477. An Wilhelm Uhden. Berlin, Freitag, 3. 8. 1810 Herr p de Wette hat zugesagt, Herr Wilken hat völlig abgeschrieben. Deshalb ist mir aufgetragen Ewr Hochwohlgebohren zu ersuchen bei Ihrem Aufenthalt in Göttingen Heeren zu sondiren. Man will noch einmal diesen Versuch machen, wenn er aber mißlingt soll es dabei bleiben Dippold und Woltmann als extraordinarios auf zu stellen. Herr Süvern und ich sind überzeugt daß Heeren nicht kommt, und da Dippold für diesen Fall immer wünschenswerth ist, aber wegen seines Rufs nach Danzig unmöglich lange aufgehalten werden kann so werden Sie um so mehr die Güte haben baldmöglichst zu berichten wie es sich mit Heeren anläßt. Gewiß werden Sie beim ersten Gespräch darüber entscheiden können; denn wenn er nicht gleich zusagt sondern erst Unterhandlungen mit | seiner Regierung anknüpfen will, ist wol wenig zu erwarten. – Möchten wir nur bald gute Nachrichten aus Leipzig von Ihnen bekommen! Reisen Sie recht glüklich weiter, und denken Sie auch bis weilen an mich; nicht nur überhaupt sondern auch daran daß ich noch nach Ihnen reisen will. 98 ökonomischen] über ÐF
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3477. Überlieferung: H: Universitätsbibliothek Breslau, Hs. Sign. Aut. 1410 folgt 〈sondern auch〉
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Merkwürdiges in Universitätssachen wüßte ich Ihnen übrigens noch nicht zu melden. Berlin d. 3t. Aug. 10. Schleiermacher
3478. Von Philipp Karl Buttmann. Frankfurt am Main, Freitag, 3. 8. 1810 Frf. a. M den 3n Aug. 1810.
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Vor einigen Tagen bin ich von meiner Reise nach Heideberg p zurückgekommen, und ich eile Ihnen etwas weniges davon zu melden. Die letzten Unruhen scheinen dort keinen bedeutenden nachtheiligen Erfolg zurükgelassen zu haben, da ungeachtet manches unzwekmäßigen Benehmens der Regierung doch die Studenten, wie selbst Studenten mir sagten, das größere Unrecht hatten, wirklich die schlechteren weg sind, und von den übrigen die meisten wieder kommen. Aber die Professoren im Ganzen sind überhaupt gar nicht zufrieden mit ihrer dortigen Lage, mit ihrem Verhältnis zu der Regierung und untereinander. Nur die Juristen sind ausgenommen; diese sind der Regierung in Geschäften durchaus unentbehrlich, gelten alles, und sind ohne Vergleich besser bezahlt (2500–3000 Gulden fixum, mit v i e l e n Nebenverdiensten). Sie herrschen auch auf der Universität und sind, aus diesen und anderen Gründen die fortdauernde Gegenpartei von den ürbigen Fakultäten, welche jene hassen und in allem von ihnen konterkarirt werden p. Boeckh versicherte mir daher, daß wenige der übrigen Professoren sein würden, die nicht einen Ruf nach Berlin, eben so wie Dewette, gleich annähmen; dies gilt von ihm selbst und von Marheineke ganz besonders. Es thut mir recht leid, daß nicht abzusehen ist wie das erstere müßte realisirt werden könnte; auch an den gescheiteren Studenten ersehe ich, daß seine Kollegien ohne Vergleich für gründlicher und belehrender gehalten werden als die von Ewald. Aber dem Marheineke haben Sie unsägliches Unrecht angethan. Wenn Sie den Mann persönlich kännten, würden Sie sogleich einsehn, daß es u n m ö g l i c h ist, daß er einen gefühlswidrigen Brief zur Ablehnung des königlichen Antrags geschrieben haben könne. Er und Boeckh waren ganz erstaunt, wie man jenen Brief so habe auslegen können, er selbst zugleich innig gekränkt, weil, auch ohne alle übrige Rüksicht, die Meinung von ihm, die das bewirken könne, und gar bei solchen Personen, wie von Humboldt p, ihm Ð Ñlicher ist als irgend etwas. Zum Glük hatte er den 3478.
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Briefe 3478–3481
Brief noch im Konzept, das ich gelesen habe: und nun trete ich auf die Seite der Erstauntseienden. Auch nicht ein Wort fand ich, das auch nur möglich wäre anders zu deuten. Ich tadelte einen, hier zu Lande ansässigen, allzu großer Demuth darin: nur aus Verzweiflung regte ich die Vermuthung ob man vieleicht einen dahin gehörigen Ausdruk für Ironie gehalten haben könne: aber auch diesen konnte ich nicht finden. Was er darin schrieb, nach einem halben Jahre, wäre er im Stande, auf den ihm schon itzt erfreulichen Antrag Rüksicht zu nehmen, sagte er sei wirklich mehr, aus Gründen die im Briefe enthalten sind, und die er mir auseinandersetzte. Er ist noch ganz so gesinnt, auch in Rücksicht auf ÐKarlsruheÑ sogar, wievielmehr auf Berlin. Er hat 800 fl. die Studenten lieben und loben ihn sehr, und ich – so viel ein Umgang von 2 Tagen in einzelnen Stunden beweisen kann – begreife dis sehr. Er ist verheirathet, aber erst seit vielleicht einem Jahre. Ich wünschte nichts eifriger als daß Berlin ihn aquiriren möge. – Den Historiker Wilke der abgelehnt hat, habe ich nicht kennen gelernt. Sein Lob ist einstimmiges. Die Studenten sagten mir bloß, er habe keinen guten Vortrag, ein etwas soliderer Mann, der ihn von dieser Seite kennt, lobt auch seinen Vortrag, sagt aber er habe keine Stimme für ein größeres Auditorium. Boeckh scheint zu glauben daß auch dieser noch zu haben wäre, nur ÐnichtÑ gleich itzt[.] Meine Rükreise werde ich nun, wegen Aufenthalt, auf dem graden Wege über Gotha, Erfurt, Weimar, Leipzig Wittenberg machen. Haben Sie mir dafür noch etwas aufzutragen, und Sie schreiben mir m i t u m g e h e n d e r P o s t , so ist es noch Zeit. Gegen den 20n reise ich ab. Bis dahin oder vielmehr bis 10–12 Tage weiter leben Sie wohl. Wenn Sie mir schreiben so geben Sie Ihren Brief bei Mylius ab; aber wenns am Posttag selbst ist, vor 5 Uhr Nachmittags.
*3479. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, wohl Ende Juli/Anfang August 1810
*3480. An Philipp Konrad Marheineke (auch von der wissenschaftlichen Kommission bei der Sektion des öffentlichen Unterrichts). Anfang August 1810 Berufungsangebot an die Berliner Universität
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3481. Von Johann Severin Vater. Königsberg, Sonnabend, 4. 8. 1810 Adresse: S. Hochwürden / dem Herrn HofPrediger Professor / Doctor Schleiermacher / zu / Berlin [Bl. 4v] Königsberg den 4 Aug 1810. 5
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Ob Sie, verehrter Freund, als für Sie bestimmte Exemplare der zweiten Auflage meiner Tabellen der Kirchengeschichte erhalten haben, weiß ich wirklich nicht zu sagen, da ich vom 1sten August des vorigen Jahres bis zu meiner Abreise hieher in einer Verwirrung gelebt habe, welche zu überstehen ich mir kaum schmeicheln konnte – ich hatte in 8 Wochen noch ein Alphabet von jenen Tabellen, meine Schrift über Amerikanische Sprachen und über Amos zu schreiben und vor meiner Abreise druken zu lassen, und alle wirthschaftlichen Besorgungen oben ein, da ich meine Frau mit den Kindern 4 Wochen früher zu der älterlichen Familien gehen ließ, von denen wir so weit getrennt werden mußten. In jener Zeit sahe ich auch den theuren Steffens, mit dem ich sonst oft von Ihnen sprach, wenig, bis zu einem der letzten Abende, den ich auf dem Kronprinz neben ihm verbrachte und wo wir uns gegenseitig sagten, daß wir uns sehr | Werth gewesen waren. Ich liebe den guten Steffens sehr, darf ich bitten, daß Sie ihn bald aufs freundlichste von mir grüßen. Ich habe ihm vor dem Verluste seines lieben Töchterchens geschrieben, und nicht von ihm gehört, ob er meine Bitte erfüllt hat. Werden Sie ihn nach Berlin ziehen können? Doch ich komme auf meine Kirchengeschichte zurük und sende ÐebenÑ Ihnen meine Beendigung des Henkeschen Lehrbuchs auch in Einschluß an Herrn Staatsrath Nicolovius zu, welches ich als ein Andenken an unser ehemaliges Zusammenleben anzusehen bitte. Ich denke noch oft an dasselbe, und da hier so Mancher ist, der auch mit Ihnen zusammen lebte, besonders der brave Wedeke: so habe ich doppelte Veranlassung dazu. Wohnen Sie regelmäßig den Sitzungen der Section bei (in der ÐUAÑ Zeitung lese ich daß Sie dort als Doctor der Wissenschaftlichen Deputation einen Platz angenommen haben): so hören Sie auch von uns Königsbergern Manches, denn dazu gehöre ich ganz, auch aus Neigung. Meine gute Frau nimmt ebenso innig Theil an diesen Gefühlen. Die Familien Krüger und Gerlach, die vielleicht auch Ihnen bekannt geworden sind, jene mit Staatsrath Nicolovius nahe | verwandt sind und mehr als oft Verwandte sind, und viele andere machen uns das Leben sehr angenehm. 3481.
Überlieferung: H: BBAW, SN 411, Bl. 3 f.
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Ich lebe in mehr Ansehen, als ich mir redlich bewußt bin, zu verdienen, habe aber desto weniger Ursache, aus meinem kindlichen Sinne, dem ich mich gern ganz überlasse, und meiner wissenschaftlichen Ruhe aufgestöhrt zu werden durch eine Leidenschaft – kurz ich lebe hier ganz glüklich, mit 4 Knaben, denn zwei Kinder habe ich leider noch in Halle begraben lassen, zwei in zehn Tagen!!! und vergesse das nimmer. Leben Sie recht wohl, ich habe Ihnen genug vorgeplaudert, und die letztere ÐErinnerungÑ mahnt zur Pause. Ich verfehlte Sie in Berlin, so wie den guten Spalding und den unvergeßlichen Karsten. Wenn GeheimRath Wolf zurük ist: so bitte ich mich ihm sehr zu empfehlen. In der wissenschaftlichen Ruhe, worin ich lebe, und so wenig von dem höre, was geschieht, habe ich doch vernommen, daß er ins Bad gereißt sey. Mit wahrer Achtung und Ergebenheit bin ich Der Ihrige Vater.
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3482. Von Henrich Steffens. Halle, Sonntag, 5. 8. 1810 Halle den 5 Aug. Kaum wirst du vermuthen, was mich dazu bringt dir jezt zu schreiben. Denn, wie kannst du ahnden, dass ein furchtbares Geschick von allen Seiten auf deinen Freund und seine schuldlose Frau losstürmen sollte. Mit dir habe ich alles getheilt, und ich kann noch niemals innerlich berührt werden, ohne die Neigung zu fühlen mit dir zu theilen Gutes und Böses. Mein Junge ist todt – Vor drei Monathe noch waren wir die glücklichen Eltern von drei Kinder – Nun ruhen zwei in dem nehmlichen Grab. Die arme Hanne leidet furchtbar – Drei Tage kæmpfte der Junge mit dem Tode. Was ich verloren habe, ich fühle es kaum, denn Hannes Leiden ist schauderhaft. Du würdest sie nicht kennen wenn Du sie sæhst – So habe ich nie gelebt – Meine Frau in tiefem Gram versunken, meine Kinder todt, mein Wirkungskreis zerstört – Es giebt keine Seite meines Daseins, die nicht verwundet wære – Was ist das Leben? Mich ruft ein höheres, und strebe ein innerliches Leben zu erwecken, wo das äussere starb. Bin ich nicht, wie ein fremder Lappen, einem Kleide angeheftet, dem ich nicht gehöre? Enger schnürt sich das Leben hier zusammen, ein 3482.
Überlieferung: H: BBAW, SN 396, Bl. 55
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Freund nach dem andern entweicht, der Athem geht mir aus, und mir bleibt nichts, als das stumme Brüten in erlähmter Thätigkeit, das Grab meiner Kinder und der Gram meiner Frau – Gott sei mit Dir, lieber Freund! Dein HSteffens
3483. Von Unbekannt. Berlin, Dienstag, 7. 8. 1810
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Anliegend übersch[icke ich Ihnen] Papiere das berlinisch[e][ ] das französi[sche][ ] und das Pla[ ] betreffend, w[ ] sieht und resp. [ ] gehabt habe. Berlin d. 7n Aug. 1810.
3484. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Mittwoch, 8. 8. 1810 Breslau, den 8ten Aug. 1810.
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Durch allerlei jezt noch unvermeidliche Störungen viel länger vom Schreiben abgehalten, als ich wünschen konnte, erhalten Sie, mein theuerster Schleiermacher heute einen weit kürzeren Brief von mir, als Ihnen zugedacht war. Ich muß mich nur auf das nothwendigste beschränken, was Ihnen zu wißen hoffentlich eben so angenehm sein wird, als es mir ein Bedürfniß ist, es Ihnen mitzutheilen. Wir sind den 31ten Juli Abends um 6 Uhr glükklich hier angekommen. Unsre Reise hat ihr lästiges für uns fast gar nicht verloren und hätte meiner Frau vielleicht eine Krankheit zuziehen können, wenn sie nicht in den guten Standquartieren, die wir von Zeit zu Zeit fanden, wieder restaurirt wäre. Daran war vorzüglich das kleine ausgelaßne, fast unbändige Mädchen schuld, die uns anfangs durch ihr Uebelbefinden so viel 3483. Überlieferung: H: BBAW, SN 98, Bl. 16v, Textverlust durch abgeschnittene rechte Blatthälfte 3484.
Überlieferung: H: BBAW, SN 287/1, Bl. 54 f.
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Briefe 3484–3485
Sorge machte, zulezt aber an Lebendigkeit | uns fast alle übertraf. Jezt geht es schon beßer und ich freue mich herzlich, daß meine Frau, um die ich noch in den ersten Tagen unseres Hierseins so besorgt war, sich anfängt wieder wohl zu befinden. Die Unruhe der ersten Einrichtung ist auch fast überstanden, meine sehr geräumige und freundliche Arbeitsstube schon völlig eingerichtet und die ganze Wohnung, mit der ich bis jezt sehr zufrieden bin, schon ziemlich in Ordnung gebracht. An unsern Sachen, die wir schon vorfanden, ist eben kein bedeutender Schade geschehen; zerbrochen und verlezt sehr wenig und verloren fast nicht eine Schraube. Das ist in der That eine große Verminderung der an sich so lästigen Beschwerlichkeit eines solchen Umzuges. Aber mehr noch müßen wir dahin rechnen, die gute und ich kann mit Warheit sagen, herzliche Aufnahme, die wir auch hier gefunden haben und die in der That alle meine Erwartung übertrift. Ich war sehr gefaßt auf lange Gesichter die mich bewillkommnen würden, | aber ich habe nichts als Freundlichkeit und Herzlichkeit, gefunden. Selbst dem alten Hermes muß ich es nachrühmen, daß er mir auf eine Weise entgegengekommen ist, wie ich es nur wünschen konnte. Die Stadt selbst hat ein eignes Intereße durch ihre Alterthümlichkeit und machte auch einen beßern Eindrukk, als ich vermuthete und die herrliche, fruchtbare und abwechselnde Gegend umher, hat mich sehr angenehm überrascht. So viel vom Wohlgefallen am Aeußern. Vom Innern kann ich Ihnen noch nichts melden. Ich werde morgen, wo das Plenum seine Sitzung hat, eingeführt und meine Geschäfte und folglich auch mein eigentliches Leben geht am Montage an, als dem jedesmahligen Seßionstage der Deputation. Was ich davon und von der ganzen Lage der Sache höre, ist eben nicht erfreulich, denn niemand scheint zu wißen, was und wie es geschehen, oder wobei angefangen werden soll. Doch hoffe ich es soll sich finden, denn es ist mit den Leuten gut | sprechen, auch bezeugen sie ja alle den besten Willen. Zu thun wird es genug geben, denn wenn von etwas die Rede ist, so höre ich auch, es sei bis zu meiner Ankunft verschoben. Ich werde redlich das meine thun, das verspreche ich Ihnen auch jezt; für das übrige wird Gott sorgen. Mein nächster College Fischer gefällt mir leider am wenigsten und das geht mir in der That nahe. Sollte ich in alle Ewigkeit verdammt sein, Gehülfen zu finden, mit denen ich nicht übereinstimmen kann? Das wäre doch schrecklich! Wir wollen noch das Beste hoffen. Wir grüßen Sie, Ihr ganzes Haus, Reimers und alle unsre Freunde. Besonders bitte ich Sie, mich Nikolovius bestens zu empfelen. So bald ich nur einige Wochen gearbeitet habe, werde ich ihm über die ganze Lage
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der Sachen bei dieser Deputation ausführlich und wahr schreiben. Laßen Sie doch bald etwas von sich hören. Ist Humboldts Stelle schon besezt? Wie geht es mit Ihrem Befinden und wie mit Ihren Arbeiten? Leben Sie wohl, theuerster Schleiermacher ich bleibe ewig und unveränderlich Ihr treuer Gaß.
3485. Von Friedrich Severin Metger. Stolp, Mittwoch, 8. 8. 1810
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An Herrn D. Schleiermacher Ich glaube Ihnen, hochgeehrtester Freund, etwas einiger maßen Angenehmes von einem Ihrer Freunde schreiben zu können, und so mache ich mir gerne das Vergnügen, dieß zu thun. Ich bin auf meiner neulichen Reise nach Marienfelde und Tuchel von Montags Abend bis Sonnabends früh bei Büntingh auf seinem 5 Meilen von hier und 1 Meile von Rummelsburg belegenen Gute Waldow gewesen, und soll Ihnen von ihm melden, daß er so gern Ihrer gedenkt, und Sie hochschätzt und liebt. Er hat sich durch die trübsalvolle Zeit tapfer hindurch gearbeitet, hat zwar ökonomisch eine große Einbuße erlitten, bleibt aber doch noch ein wohlhabender Mann, und geht muthig der Zukunft entgegen, obgleich diese bei dem allgemeinen Geldmangel und dem dadurch verursachten tiefen Fall der Producte und Landgüter den Gutsbesitzern keine heitere Aussicht begünstigt. Er lebt und webt in der Landwirthschaft und in der Verbeßerung seines Gutes, das in beiderlei Bedeutung des Worts höchst perfectibel ist. Er hatte diesen Frühjahr die Unannehmlichkeit erlebt, daß sein Prediger gänzlich abbrannte, und derselbe dadurch moralisch tief erschüttert wurde, daß er ganz verzagt, muthlos, und daher leider auch etwas mißtrauisch und argwöhnisch wurde. Dadurch hat denn auch das gute Vernehmen gelitten, was sonst zwischen ihnen beiden bestanden hatte, was aber sich, wie ich hoffe, wieder erneuern wird, da der Prediger, dem vorigen Winter auch die Frau gestorben war, jetzt während meines Daseyns zu seiner Hochzeit verreiset war, und durch Liebe und Freude wieder aufgehellt und erheitert | werden wird. Sie schrieben mir einmal von Büntinghs Vater etwas höchst trauriges. Ich habe noch nie eine in jeder Hinsicht sichere Gelegenheit gefunden, mich 3485.
Überlieferung: H: BBAW, SN 330, Bl. 53 f.
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Briefe 3485–3486
über einen solchen leider so höchst intereßanten Punct näher zu erkundigen. Daraus, daß Büntingh bloß von den letzten Stunden seines Vaters spricht, und bloß seines christlichen andächtigen und seligen Todes gedenkt, läßt sich wol nichts folgern. In Marienfelde ist eine neue Herrschaft, der Neveu des ehemaligen Obersten, dem Sie nicht bekannt sind. In Tuchel aber, wie hier in Stolpe spricht man überall von Ihnen mit ausgezeichneter Hochachtung. Man hat neulich gehofft, daß die ruhmvolle Erwähnung Ihrer Bettagspredigt Ihnen dieselbe zwar nicht ablocken, aber doch abbitten werde. Das, sehe ich, ist nicht geschehen. Eine sehr andächtige Zuhörerinn haben Sie an Madame Genz, die an ihre Cousine, meine Frau bisweilen von Ihren vortrefflichen Predigten schreibt, und eine, wie ich schon aus ihren Briefen sehe, sehr gebildete Frau ist. Nun, lieber Schleiermacher, viel Glück dazu! ich habe mir neulich sagen laßen, Sie hätten jährlich an die 4000 r. Dellbrücks – des Prinzenerziehers? – Scherz und Freude | habe ich mit Rührung gelesen, doch muß ich gestehen, daß ich Seite 7. mit „Rükkehr nach ewiger Trennung zu ewiger Trennung“ keinen Sinn zu verbinden weiß. Sacks simple und feierliche Worte mit seiner hochpriesterlichen Würde gesprochen am Sarge müßen tief gerührt haben. – Unser armer König! Ihre Gedächtnißpredigt laßen Sie vielleicht drukken. Herr Hering hat sein hiesiges Bürgerrecht abgegeben, und ist jetzt Besitzer seines voriges Jahr erkauften und 3/4 Meile von hier belegenen Gutes, die Reitz benannt. Er kommt doch zu Zeiten mit seiner Familie herein, und wird künftigen Winter hier wohnen. Unser Presbyter, Senator Nogier ist dieß Frühjahr gestorben. Ob Fichte in seine neue Darstellung der Wißenschaftslehre den Geist der Alten wol treu niedergelegt, und seine neuen Ideen mit jener in bündigen Zusammenhang gebracht hat? Eins von beiden möchte ich selbst so kühn seyn zu bezweifeln; unter Schellings Vorwürfen scheint mir der Eine viel befaßende nicht grundlos, der, daß wie ehemals bei ihm die Moral alles auch die Religion verschlang und sich subordinirte, so jetzt umgekehrt die Religion alles auch die Moral. Wenn Fichte hierauf antwor|tet: ich habe vor diesem in meinem Leben erst die Moral, noch nicht die Religion gehabt, bin jetzt aber auch zu dieser gekommen, so scheint mir doch diese Widerlegungsart: ich habe es ehemals noch nicht gewußt, weiß es aber jetzt; eine Abfertigung, die sich Schelling billigerweise dann gefallen laßen müßte. Der junge Carl Sack hat neulich an mich einen mir wahrhaft festlichen Brief geschrieben. Es muß ein trefflicher junger Mann geworden seyn,
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voll Sinn für Christenthum, der ihn von der Jurisprudenz zur Theologie zurük geführt hat, voll Eifer, sich und mit sich die Menschheit zu bilden. Der alte Sack ist doch ein sehr glücklicher Mann. Der Sohn gedenkt im Briefe Ihrer mir Hochachtung und Liebe. Leben Sie wohl und bleiben meiner mit Liebe eingedenk; meine Frau und Schwiegermutter gedenken Ihrer mit Verehrung und Dankbarkeit; jene ist guter Hoffnung, und wie ich neulich gehört habe, soll es auch Ihre liebe Frau seyn. So helfe Gott denn beiden, und mache uns zu glücklichen Vätern. Grüßen Sie Ihre liebe Frau, der ich mit Liebe verbleibe Ihr Freund Metger. Stolpe den 8t Aug. 1810.
3486. Von Philipp Konrad Marheineke. Heidelberg, Donnerstag, 9. 8. 1810 Heidelberg. Am 9.n Aug. 1810.
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Auf das Anerbieten, welches Sie, verehrter Herr Professor, mir im Namen der Studienbehörde gemacht haben, habe ich hier sogleich das Nöthige eingeleitet. Der Antrag einer theologischen Professur in Berlin hat des Reizenden nicht wenig für mich. Die Sache ist nun hier hinlänglich überlegt, besprochen und abgemacht. Nur ob mich die Regierung loslassen wird, das weiß ich noch nicht und muß ich erst noch erwarten. Ehe ich Ihnen also meinen endlichen Entschluß mittheilen kann, bitte ich Sie, folgende drey Fragen der Studienbehörde vorzulegen. Die Beantwortung derselben nach meinen nicht unbilligen Wünschen würde sehr bestimmend zurückwirken auf meine Entschließung. 1) Ob ich, im Fall ich erst im Lauf des Wintersemesters meine Entlassung hier erhalten könnte, hoffen dürfte, daß meine Besoldung in Berlin mit dem neuen Jahr 1811. ihren Anfang nähme, da ich sodenn hier das lezte Quartal vom 23 Januar bis zum 23. April einbüssen müßte. 2) Ob ich hoffen dürfte, die z w e i t e theologische Professur in Berlin und in der Facultät die Stelle unmittelbar nach Ihnen zu erhalten. Als Decan der Facultät hier jezt und drey Jahre länger Professor als mein Herr College de Wette würde | doch ein kleines Misverhältniß entstehen, wenn ich bey Ihnen erst die Stelle nach ihm erhielte. 3486.
Überlieferung: H: BBAW, SN 324, Bl. 12
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Briefe 3486–3487
3). Da ich mit meiner Frau ohne eigenes Vermögen bin und der Verkauf vieler Sachen hier und der Ankauf neuer in Berlin mit offenbarem Verlust verbunden ist, so möchte ich Sie fragen, ob nicht möglich wäre, um jenen Schaden zu decken, mir 400 Thaler statt 300 Thaler Reisegeld zu bewilligen. Dieß ist Alles, was mir nur noch zu wünschen übrig bleibt. Ich ersuche Sie um eine baldige Antwort auf die obigen Puncte. Ich hoffe, Sie werden hieraus meine offne Bereitwilligkeit und meine persönliche Neigung deutlich genug erkennen. Um die Zeit des Empfangs Ihres Schreibens werde ich unfehlbar im Stande seyn, Ihnen zu sagen, ob die noch bestehenden Hindernisse und Schwierigkeiten sich haben beseitigen lassen, oder nicht. Mit aller Verehrung Ihr Marheinecke.
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3487. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Gnadenfrei, Freitag, 10. 8. 1810 Gndfry d 10t Aug 1810
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Wahrscheinlich wird mein Brief an die Herz eben zu der Zeit dort angekomen seyn, als du mein Lieber den deinigen abschiktest – ich war in der That über Euer gemeinschaftliches Schweigen etwas besorgt – dazu kam noch die weiche Stimung in welche ich durch das zwar erwartete und zum Theil auch wirklich gewünschte Ende meiner guten Sell versezt wurde – welches mir aber doch sehr schmerzlich ist – je mehr Erfahrungen man miteinander durchgeht je vester und inniger wird der Knoten der nach und nach geschlungen wurde würde sie nicht ganz beßer – und möglichst stark – so wäre ihr Zustand immer peinlich gewesen – da er das Glük der Ehe zu sehr mit der höchsten Sinlichkeit verband – wie der Mann aber diesen Verlust empfindet und beweint – wie er sich gewaltsam zu den Kindern hingezogen fühlt – auch der Emilie einen sehr schönen Brief zu ihrem Geburtstag vor einigen Tagen geschrieben – und Geschenke damit verbunden wie sehr er jede Zeile des Alten von Schweiniz (von welchem doch wirklich gar nichts zu hoffen ist denn arm sind sie Alle in der familie) | schäzt – und wie er kaum den September erwarten kan um nach Sachsen zu reisen, und dort i h n und alle Verwandten kennen zu lernen – 3487. Überlieferung: H: BBAW, SN 375/11, Bl. 8 f.; SN 375/26, Bl. 23 familie)] ohne Klammer mit Einfügungszeichen am linken Rand
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das ist doch immer viel – da des Alten Briefe sehr geistlich geschrieben sind – mir schrieb Sell am KrankenBette seiner Frau einige Tage ehe ich sie mit den Kindern besuchte einen herzlichen Brief – dankte mir für, alles, und meldete mir daß die Vormünder nach Beider Wunsch mich nach Möglichkeit bedacht hätten – sey es auch nur eine Kleinigkeit – so ist es doch ein Zeichen eines dankbaren Herzens da ich von der alten Seidliz auch nicht einen Heller – sondern blos 2 alte Kleider erhielt – ich werde es erst gegen Michaely erfahren wenn alles entsiegelt und berichtiget wird, – ich sehe dich schon lächeln; als wolte ich dir dadurch zu verstehen geben ich brauchte dein liebevolles Anerbieten nicht – womit du mich durch und durch gerührt und beschämt hast – nein – mein Bester dieses wird gleich bekant, und ich werde es | bald der guten Comtesse zu den 30 Thalern (es werden höchstens nur 10 Thaler sein oder wenns hoch komt 20.) geben müßen – die noch von den alten Zeiten und Sünden zurükgeblieben sind – Für jezt mein guter lieber werkthätig theilnehmender Bruder und Freund – sind alle kleinen Stübchen besezt – mit jungen Schwesterchens die zwar einzeln wohnen – aber täglich ihre Freundinnen bey sich haben – dann giebt es noch einige ehrwürdige Alte die ihrer Ruhe pflegen – so daß ich dieses Jahr keine Möglichkeit sehe – eine kleine Zelle zu bekommen so sehr ich es auch wünsche da ich das Wohnen unter Vielen seit 7 Jahren sehr entwohnt bin auf den Winter werde ichs noch weit mehr empfinden – denn jezt geh ich öfters wenn es das Wetter erlaubt (wir haben leider sehr viel Regen) mit meinem StrikStrumpf in den Garten; vielleicht findet sich künftiges Jahr etwas wenn etwa eine der Alten in die obere Gemeine versezt würde – ich will mich unterdeß dazu melden – wenn ich auch die aller kleinste Zelle bekomme – denn mit jemand zusamen ist sehr schwierig – wegen den besondern | Verhältnißen worinn die Jugend steht – dazu komt noch – daß diese alle ClavierStunden den pensions auf ihrem Zimmer geben – welches nichts weniger als angenehm – so sehr ich auch sonst die Music liebe. Wenn du aber mein Bester, ohngeachtet zu der Erfüllung Deines liebevollen Wunsches noch keine Aussicht ist – doch etwas von dem mir zugedachten geben köntest und woltest – so würdest Du deiner alten Lotte eine große Wohlthat erweisen – da ich besonders im Winter wegen der peinlichen Kälte in meinen innern theilen, doch verschiedne Bedürfniße habe – mir irgend eine Erquikung zu verschaffen – ich habe nun bey möglicher Sparsamkeit – da ich mir n i e was zu eßen kaufe – weil mir auch selten was mundet – sondern mich blos an gutes Bier halte – welches aber doch auf den Winter 31 f (es … 20.)] ohne Klammern mit Einfügungszeichen am linken Rand
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Briefe 3487–3490
sich ändern dürfte – ganz ordentlich ausgerechnet – daß ich Monatlich 6 rthr Münze brauche macht Vierteljährig 18 – wovon ich mir 8 auch jezt schon recht gut verdienen kan – wenn du also mein Bester mir 10 zukommen laßen woltest, | wenn es Dir möglich – und gewiß nicht schwer fällt – wäre es mir sehr lieb – weil jezt auch keine Vermehrung meiner Schulen möglich – denn an jene große Summe kann ich nicht ohne Thränen denken – weil ich fürchte daß du selbst – oder Irgend Jemand darunter leiden könte – mit 40 Thaler Münze könt ich dann auch wohl im Winter das Lesegeld besorgen – im Sommer bedarf ich es nicht – überdis schrieb Korn lezt, ich möchte ihm die Suma von 5 Thaler 17 Silbergroschen Courant übermachen – weil du es ihm nicht abgeschrieben hättest – dis konte ich aber noch nicht weil ich zu wenig habe um es in klingend courant umzusezen. Die Geschichte ist mir äußerst unangenehm immer wieder gegen dich zu berühren ob es der Aeltere oder Jüngere ist weiß ich nicht – nur daß es Wilhelm ist – Aus meinem Brief an große Jette wirst du ersehen haben – daß ich durch eine Generalin aus Preußen den Todt des Grafen Dohna erfahren – sie war sehr bewegt darüber – kent alle diese liebe Menschen genau und sprach auch mit Wehmuth von Comtesse Friderique. | Lebe wohl – und wenn du nicht zu vergeßlich bist so laß mir doch Albertiny Predigt bey Gelegenheit der Dresdner Reise wieder zukommen – nur schreibe bald Deiner Lotte Verzeihung daß dieser Brief so zerknittert ist – ich wolte ihn ohne couvert schikken aber es gieng nicht. ich brachte die Bertha den 23ten Juny in die Anstalt – zog den 25ten ins SchwesternHaus und den 11ten July endete die Gute zwar an einem Stekfluß aber doch sanft.
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81–83 ich … sanft.] am linken Rand von
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Juli/August 1810
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3488. Von Wilhelm Uhden. Göttingen, Sonnabend, 11. 8. 1810 Adresse: An / den Herrn Professor D. Schleiermacher / Hochwürden / in / Berlin [Bl. 1v] Goettingen den 11 August 10. 5
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Seit vorgestern Abend bin ich hier und habe mit vielem Vergnügen Ew. Hochwürden Schreiben vom 3ten dieses Monats bey dem kräftigen alten ÐHeyneÑ gefunden. Wie Sie vermuthen, kommt Heeren nicht zu uns, mancherley Verhältnisse hatten ihn hier gefesselt. Auch Hugo bleibt hier. Ueber ihn und einige hiesige junge Juristen, schreibe ich an von Savigny ÐverbindeterÑmassen umständlicher. Möchte doch Hermann für uns günstig bald antworten können! Ich hab ihn recht genau in seiner griechischen Gesellschaft kennen lernen. Seine energische Lebendigkeit, sein Wißen, haben mich wirklich entzückt. An seiner Lust, zu uns zu kommen, kann ich unmöglich zweifeln. Auch soll die klingende Bedingung die er gemacht hat von der Art seyn dass sein Hof sie nicht eingehen wird. Meine Reise geht übrigens recht glücklich von Statten. Bis jetzt hat mich kein Zufall gehindert, meinen Plan abzuändern der von Anfang an vorzüglich darauf angelegt war, recht bald nach Berlin zurückzukehren und so auch Ihren Wunsch nach Möglichkeit zu erfüllen. Uhden.
*3489. Von Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Heidelberg, Montag, 13. 8. 1810
*3490. Von Georg Wilhelm Bartholdy. Teplitz, Juli/August 1810 Skizze zu einer Denkschrift oder einem Aufsatz über den naturwissenschaftlichen Unterricht. 3488.
Überlieferung: H: BBAW, SN 409 Bl. 1
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Briefe 3491–3494
3491. Von Ludwig Friedrich Franz Theremin. Berlin, Donnerstag, 16. 8. 1810 Adresse: An Herrn Herrn Prediger und Professor Schleiermacher Wohlgeboren [Bl. 3v] den 16ten August 10. Ich bin so frei Sie zu fragen, ob bei der hiesigen Universität ein Lehrer für die französische Sprache und Literatur wird angestellt werden. Giebt es eine solche Stelle, und ist noch Niemand dazu ernannt, so würde ich ausnehmend wünschen sie zu bekommen. Schon vor drei Jahren äußerte ich diesen Gedanken dem GeheimRath Wolf, der mir zur Antwort gab, diese Stelle sei schon besetzt. Diese Nachricht scheint mir jedoch nicht zuverläßig genug um jetzt noch darauf zu bauen. Ich bitte Sie daher mich wissen zu lassen, ob hier etwas für mich zu hoffen ist; ja ich schmeichle mir sogar, daß Sie, wenn Sie es können, mir zur Erreichung meines Zwekkes behülflich seyn werden. Theremin.
*3492. An Philipp Konrad Marheineke. Berlin, wohl Mitte August 1810 Versichert ihm, dass er sein Amt zum Sommersemester antreten könne. Eventuell antwortet Schleiermacher auch auf Marheinekes Frage nach in dem Rang der Professoren an der Universität, wie Lenz (Geschichte der Universität Berlin, Band 1, S. 225) schreibt.
*3493. An Henrich Steffens. Berlin, wohl Mitte August 1810 Anteilnahme am Schicksalsschlag des Todes der beiden jüngsten Kinder von Steffens. 3491.
Überlieferung: H: BBAW, SN 404, Bl. 3
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Seit Ihrem lieben Briefe vom 3ten, mein theurer Schleiermacher, habe ich hier, wie ein gutes, frommes, stilles Kind geseßen, die Entscheidung meines Schiksals in Geduld erwartend. Auch würde ich noch länger artig und bescheiden da sitzen, bis da kommt, was die Himmlischen über mich beschieden, wenn sich nicht andre Phänomene an meinem Horizonte zeigten. Nachdem ich Ihren lezten Brief gelesen, gab ich Danzig alsbald auf, weil mir der Gott in meiner Brust sagte: „du bist nach Berlin bestimmt!“ – Aber während dem ist ein neuer Stern aufgegangen, der meiner völligen Ueberzeugung nach ein Irrstern, kein Fixstern ist. Ich hatte schon vorher um eine Profeßur der Geschichte einen unbemittelten Titel in Dresden angehalten. Dies ward, wie gewöhnlich, mit Stillschweigen, übergangen, bis man hörte, ich wolle nach Danzig gehen. Da schrieb mir denn stracks der Konferenzminister, der Profeßortitel sey mir dekretirt, und ich würde mich vielleicht halten laßen. Dieses Rescript ist nun unterwegs und wird noch diese Woche ankommen, wenn es nicht schon da ist. Von meiner Aussicht nach Berlin habe ich nicht das Mindeste verlauten laßen, aber ich wäre nach meinem Gefühle sehr unglücklich, wenn sie sich wieder zerschlüge. Unter diesen Umständen befinde ich mich in großen Verlegenheit. Sobald mir das Rescript publizirt wird, muß ich mich dezisiv erklären, was mir doch wieder, unmöglich ist, ehe ich Beschied von Berlin habe. Also bitte ich Sie freundschaftlichst, sich nochmals mit | meinem Wohle zu befaßen, für das Sie schon so thätig gewirkt haben, und die Section zu einer so schnellen Entscheidung zu vermögen, als sie nur den Umständen nach möglich seyn wird. Hätte und wüßte ich einen beßern Anwald, als Sie, so würde ich die Last Ihrer Geschäfte nicht noch durch meine Aufträge mehren, aber tempus urget. In diesem festen Glauben an Ihr Wohlwollen, Ihre Nachsicht nenne ich mich von Herzen der Ihrige Hans Karl Dippold
3494.
Überlieferung: H: BBAW, SN 270, Bl. 9
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Briefe 3495–3498
*3495. An Hans Karl Dippold. Berlin, Donnerstag, 23. 8. 1810 Berufung auf eine Professur in Frankfurt an der Oder
3496. Von Hans Karl Dippold. Leipzig, Montag, 27. 8. 1810 Leipzig. 27. August. 1810. So unerwartet mir auch, mein theuerster Schleiermacher, die Aussicht ist, die Sie mir in Ihrem Briefe vom 23. eröfnet, so will ich doch meine Entscheidung mit umgehender Post geben, um meinerseits die Verzögerung meines Schicksals nicht noch mehr zu verlängern. Nach Abgang des Ihrigen werden Sie meinen Brief vom 21. erhalten haben in welchem ich Ihnen meine Vorliebe für Berlin geschildert. Ich bleibe bei der Versicherung, daß mir 500 r. in Berlin mehr werth sind als 700 in Frankfurt. Berlin kenne ich, Frankfurt nicht: jenes hat Reize für jeden, für mich, die dieses wohl nie haben wird noch kann. Ich weigere mich nicht, nach Frankfurt zu gehen, aber ich gehe nicht gern. Doch, wenn die akademischen Verhältnisse, oder andre Umstände zu Berlinder Section nicht gestatten wollen, mir einen Wirkungskreis unter den würdigen Herren Berlins anzuweisen, will ich mich nicht weigern, eine Stelle in Frankfurt anzutreten, die die Section meinen Kräften anpaßen wird. Dann habe ich nur die die e i n z i g e Bitte mir b a l d m ö g l i c h s t die lezte Entscheidung zukommen zu laßen, weil meine mit Leipzig bestehenden und mit Danzig der Form nach noch nicht aufgegebenen Verhältniße drückender und verwickelter werden, je länger die Entscheidung ausbleibt. Das empfiehlt Ihrer regsten Theilnahme ganz der Ihrige Hans Karl Dippold
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Überlieferung: H: BBAW, SN 270, Bl. 11
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*3497. An Christoph Friedrich Ammon. Berlin, Dienstag, 28. 8. 1810 Stellenangebot auf eine theologische Professur in Berlin; bittet ihn, seine Bedingungen zu nennen.
3498. Von Hans Karl Dippold. Leipzig, Mittwoch, 29. 8. 1810 Leipzig, 29. Aug. 810.
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Vergeben Sie, theuerster Schleiermacher, wenn zwei Briefen ein dritter nachfolgt, noch dringender als die vorigen. Diesen Morgen ist mir durch den Dekan der philosophischen Facultät Beck das Rescript eröfnet worden, wodurch ich zum außerordentlichen Professor der Philosophie ernannt worden. Zu gleicher Zeit händigte er mir einen Brief von Danzig ein, woselbst ich ebenfalls nun wirklich ernannt worden bin, da man meinen Brief, worin ich um Aufschub bath noch nicht erhalten zu haben scheint. Hier glaubt Alles, ich würde bleiben, und ich darf mich gleichwohl nicht äußern, weil ein dezidirtes Ja oder Nein höchst nachtheilig seyn würde. Dennoch ist meine Lage sehr schwierig. Ich muß befürchten, Beck schreibt morgen oder in einigen Tagen nach Danzig, und meldet, daß ich hier bleibe. Denn ich hütete mich wohl, ihm meinen wahren Entschluß zu sagen, da er meine Offenheit schon gemißbraucht hat, und gleichwohl werde und muß ich nach Danzig, wenn es mit Berlin und Frankfurth fehl schlägt. Aber unter diesen Um|ständen ist meine unerläßlige Pflicht, dem Senate zu Danzig um so eilig als möglich mein leztes Ja oder Nein zu melden, und ich nehme daher – hoffentlich zum lezten Mal so dringend – Ihre Zeit und Ihre Liebe in Anspruch, und bitte Sie, mir von der Section nach Empfang dieses Briefes eine vollkommne e n t s c h e i d e n d e und zuverläßige Antwort auszuwirken, so, daß ich hierauf sogleich in Danzig zu – oder – absagen kann. Meine Lage entschuldigt meine Zudringlichkeit. Ich hätte mich schlecht gebettet, wenn ich Danzig aufgegeben hätte und das schöne Berlin mir aber noch vereitelt würde, was bei dem Schwanken und Schweben nicht unmöglich wäre. Auch kann ich, so h e r z l i c h g e r n ich w o l l t e , mich nicht auf neuen Aufschub einlaßen. Ich wünsche, ja ich muß e n t 3498.
Überlieferung: H: BBAW, SN 270, Bl. 13 f.
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s c h e i d e n d e Antwort fordern, und würde weder die Section, noch Sie selbst bei ihrer Liebe und Güte auf solche Weise bestürmen, | wenn mich nicht rechtliches Gefühl, Verlangen nach bestimmten Wirkungskreis und Besorgniß für künftige häusliche Verhältniße nöthigten, und, nach meine Ueberzeugung, auch rechtfertigten. Möge das Geschick, das bisher wohlwollend über mir gewaltet und geschwebt möge es mich doch in die wohlthuende Nähe Ihres Lebens und Denkens, in den Kreis liebenswürdiger Männer führen die Berlin zieren und stolz machen werden. Von ganzem Herzen Ihnen ewig zugethan. Hans Karl Dippold
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3499. Von Georg Wilhelm Bartholdy. Stettin, Donnerstag, 30. 8. 1810 Stettin den 30ten August 10.
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Liebster Schleiermacher. Gestern bei guter Zeit sind wir sämtlich wohlbehalten hier angekommen, und du magst aus meinem schnellen Schreiben schon den Schluß ziehen, wie sehr ich durch das Bad gebessert worden bin, daß ich unsern Dank für alle Eure Liebe nicht länger aufschiebe; allein so herzlich und unauslöschlich er auch ist, so hätte er mich doch heute früh schwerlich schon zu diesem Briefe gebracht, wenn mir nicht gestern eingefallen wäre, daß es doch vielleicht nicht ganz unnütz seyn möchte, wenn ich meine Gedanken über den naturwissenschaftlichen Unterricht der Deputation vorlegte und daß dieß noch wohl angehen könnte, da Eure Vorschläge zum Lectionsplan doch wohl nicht vor deiner Rückkehr abgegeben werden. Wenn du hierin mit mir einerlei Meinung bist; so bitte ich dich, mir noch vor deiner Abreise meinen Brief aus Teplitz an dich zuzuschicken, weil ich darin ziemlich alles angegeben zu haben glaube, was ich darüber denke, und weil er mir also die Ausarbeitung, die fast nur eine Erläuterung oder Motivirung der darin aufgestellten Vorschläge enthalten würde, durch die Erinnerung an meinem damaligen Gedankengang, erleichtern könnte. Ich verlange | dabei kein geschriebenes Wort von dir außer der Aufschrift, die du auch von einer deiner beiden Damen kannst machen lassen, wenn ihnen die Zeit vor der Reise nicht noch kürzer ist, als 3499.
Überlieferung: H: BBAW, SN 246, Bl. 7
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dir: sehr gern würde ich es sehen, wenn du die beiden Leichenreden mir dabei einsiegeltest. Ich hoffe, daß du bei deiner Rückkunft meinen Aufsatz vorfinden sollst; wenigstens werde ich mein Möglichstes thun. Reiset recht froh und glücklich und grüßt in Dresden die Gallerie, das AntikenKabinet und die meng’ schen Abgüsse von Eurem treuen Bartoldy. Es brennt mir zwar sehr auf den Nägeln; doch mag ich mich nicht den Vorwürfen meiner Frau darüber aussetzen, daß ich sie nicht besonders empfohlen, und in ihrem Nahmen Euch tausendmahl mehr gedankt hätte, als in dem meinen.
3500. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Wohl Mitte oder Ende August 1810 Adresse: Herrn Schleyermacher. / Prediger Professor und Doktor. / in / Berlin [Bl. 6v]
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Die Predigt von Albertini köntest du wohl mit nach Dresden bringen – dort findet sich gewiß über Hernhut Gelegenheit sie her zu schikken – will Jetchen die Briefe die sie mitgenommen imer behalten? ich konte ihr dorthin den Lebenslauf schikken den ich für sie habe abschreiben laßen – und noch immer hier liegt – ich wünschte wohl zu wißen wie lange Ihr dort bleibt – und wo Ihr logirt
3501. Von Henrich Steffens. Wohl Mitte oder Ende August 1810
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Lieber Schleiermacher! ich bin Humboldt gesprochen und schreibe dir in aller Eile – Ganz offenherzig, als wenn ichs nicht wære sprach ich mit ihm von dem Verhältniss der Naturphilosophie zur Physik, zu den Naturforschern, zur Universität in Berlin – d r e i Stunden lang, und es gelang mich, wenigstens dem Scheine nach zu begeistern – auch gegen Reil äusserte er sich so. Reil hat schon früher an Nicolovius geschrieben und meine An3500.
Überlieferung: H: BBAW, SN 375/28, Bl. 6
3501.
Überlieferung: H: BBAW, SN 396, Bl. 51
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Briefe 3501–3503
stellung bestimmt gefordert. Er beruft sich auf dein Zeugniss. Unser Wunsch ist nun, dass du alles thun möchtest, doch, was Reil ausdrücklich wünscht ohne dich merken zu lassen, dass du weiss was hier vorgegangen ist. Ich weiss wohl, dass du dieses ohnehin thätest, ich bitte dich aber in Reils Nahmen, der nicht ruhen wird bis ich in Berlin bin – Zu meinem Glück war Klaproth hier und ich zeigte ihm die Sammlung, die durch mich geworden, und unterhielt mich mit ihm innerhalb seiner Grenze. Klaproth hat mir erzählt, dass er ihm unterwegs gesprochen hat, und dass er voll Verwunderung über meine empirische Kenntnisse sei – Der gute Mann! er hat wenig von mir gewust. | Reil schreibt mir seinen Wunsch so eben und die Post geht gleich – Er will durchaus, dass meine Vocation gleich ausgefertigt werden soll, er will mir zu Michaelis in Berlin wissen. Ich muss schliessen. Die Post geht bald – Für deinen lezten Brief danke ich dich sehr – Manches ist hier geschehen, was mir den hiesigen Aufenthalt doppelt schwer macht. Die arme Hanne grämt sich im Stillem und duldet äusserlich auf eine heldenmüthige Weise – es ist doch eine herrliche Frau – Adieu lieber Schleiermacher! ganz so viele Hofnung wie Reil habe ich nicht. Doch seine Gewalt und sein Durchgreifen, in seinem Fache bedeutet wohl was, wo wohl wenige einen bestimmten Willen haben. Dein HSteffens
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Ich kann wahrhaftig nicht einmahl ein Brief frankiren.
3502. An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Berlin, wohl Ende August 1810 Sollte während meiner Abwesenheit die Berufung des Professor Steffens noch einmal in Anregung kommen: so lege ich für diesen Fall meine Erklärung dahin ab, daß ich sie für äußerst zwekkmäßig, ja sogar für dringend nothwendig halte, um theils der Einseitigkeit in der Philosophie, theils auch der bei allem Reichthum nicht abzuleugnenden Einseitigkeit in der Behandlung aller Zweige der Naturwissenschaft ein Gegengewicht zu sezen; 3502.
Überlieferung: h: BBAW, SN 758, Bl. 10; D: Br 4, S. 175
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ferner, daß eben so dringend als der OberBergRath Reil die Anwesenheit von Steffens wünscht, um dadurch seine eignen naturwissenschaftlichen Vorträge in Verbindung mit den allgemeinsten philosophischen Ansichten zu sezen, eben so dringend auch ich sie wünsche für die Vorlesungen über die ethischen Wissenschaften, welche ich in Zukunft zu halten gesonnen wäre, für welche ich, da ich selbst allgemeine Philosophie nie vortragen werde, keine Haltung finde und sie daher lieber unterlasse; endlich, daß wenn sich seine Berufung nur an dem Mangel eines Gehalts stößt, und die Section geneigt wäre das Anerbieten der Herren Reil und Gräfe anzunehmen, wenn sie sich nur für das folgende Jahr sicher wüßte, ich gern von Michaelis 1810 bis dahin 1812 zusammen Tausend Thaler von meinem Gehalt dazu widmen werde.
3503. Von Philipp Konrad Marheineke. Heidelberg, 31. 8. 1810 Heidelberg. Am 31.n Aug.
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Wohlan denn, theurer Freund, so soll ich also nun Ihr College werden. Möge der Himmel mein Vorhaben segnen und das Ihrige mit der neuen Universität. Ich habe gestern an den Herrn Staatsrath Nicolovius geschrieben und den Ruf nach Berlin förmlich acceptirt. Wenn es zu machen ist, so komme ich noch auf Ende Octobers. Ist es aber unmöglich, so mache ich Gebrauch von Ihrer Versicherung, auf die ich gebauet habe, daß ich auf Ostern sicher mein neues Amt antrete. Wie regt der Gedanke an den neuen Wirkungskreis, den Sie mir eröffnet haben, alle meine Kräfte auf und wie wohlthätig wird diese Anregung auf meine literarischen Bestrebungen besonders auf den Geist meiner mündlichen Vorträge wirken. In einem alten Gange fortgehend kommt man gar leicht mit seinen geistigen Kräften in eine gewisse Stagnation, die alles frische und kräftige Leben verbannt und gerade das am ersten vertreibt oder nicht zuläßt, was dem mündlichen Vortrage seine rechte und bleibende Wirksamkeit sichert. Auch meine Vorlesungen habe ich bereits dem Herrn Staatsrath bezeichnet, wenn Sie wollen, können Sie die Homiletik auch weglassen. 3503.
Überlieferung: H: BBAW, SN 324, Bl. 14 f.
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Briefe 3503–3504
Zur Dogmatik, die mir Herr Staatsrath Uhden mündlich antrug, werde ich mich künftig nicht ungern verstehen. Bey dem Arrangement der Stunden, das ich Ihnen überlasse, wünsche ich mir nur die bestimmte und bleibende Stunde von 11–12 Uhr für die Kirchengeschichte, da | ich sie am liebsten in dieser Stunde lese. Lassen Sie mich doch ja nicht zu lange auf Antwort warten darauf, ob Sie mit meinem Verfahren zufrieden sind, in Rücksicht meines Kommens. Sie können sichs denken, daß es gewiß nicht der angenehmste Zustand ist für mich, engagirt bey Ihnen doch noch ein halbes Jahr hier zu bleiben und daß ich alle Mittel versuchen werde, meinen frühern Abschied zu bewirken. Zu meinem großen Vergnügen würde mir gereichen, wenn Sie mir auch die drey Fragen, die ich Ihnen unlängst vorgelegt, bald beantworten wollten; auf die zweite, welche meine Stelle in der Facultät betrifft, lege ich natürlich gar keinen Werth und sie ist mir sehr gleichgültig an sich; auch glaube ich, daß Sie es bey Ihrer Universität nicht anders halten werden, als nach der alten Ordnung, daß in dieser Rücksicht das Alter des Professordienstes überhaupt entscheidet. Die beiden andren Fragen aber sind so recht welche aus dem Hause oder der Haushaltung und könnten eher einer Frau, als einem Mann zu gut gehalten werden. Möchten nun auch keine politische Bedenklichkeiten Ihr herrliches Unternehmen und das meinige dazu stören. Ein Krieg scheint Vielen ganz unvermeidlich zwischen Frankreich und Rußland und welche andere Parthei würde Preußen nehmen, als die der Neutralität, wenn es möglich wäre in dieser Zeit. Die Ereignisse in Schweden scheinen mir sonst eine sehr nahe Veranlassung. Doch tröste ich Jeden damit, daß an die Gewißheit einer äußern Ruhe und Ungestörtheit in keinem deutschen Lande heutiges Tages zu denken ist. | Wenn Sie den Herrn von Savigny sehen, den ich vor sechs Jahren in Erlangen kennengelernt habe, oder den vortrefflichen Buttmann oder den Hofrath Ernst Horn oder den Arnim oder Brentano, so grüßen Sie doch Alle recht herzlich von mir. Insbesondre aber empfehle ich mich Ihrem Herzen theuerster Freund und Ihrer dauernden Freundschaft. Wenn man soviele geliebte Freunde zurücklässet, so muß man bey Zeiten nach Andern sich umsehen, die ihren schweren Verlust ersetzen und es ist meinem Herzen Bedürfniß, Freunde innigst zu lieben. Lassen Sie mich doch auch wissen aus Ihrem nächsten Brief ob sich eine ziemliche Vollständigkeit Ihrer Bibliothek in theologischliterarischer Hinsicht erwarten läßt und ob Sie besonders mit den Patribus und Conziliaracten nach den bessern Ausgaben versehen sind, ohne die ich an die Fortsetzung meines Katholicismus nicht denken kann.
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Was mir besonders angenehm ist, ist die Hofnung, daß ich in Berlin wohl auch besser, als hier, Gelegenheit finde zu predigen, welches ich sonst noch von Zeit zu Zeit gar zu gern that. Zu einer eignen Universitätskirche habe ichs hier, trotz aller meiner und der Facultät Bemühungen nicht bringen können. Leben Sie wohl, Theurer und erfreuen Sie mich bald mit einer Antwort. Marheinecke.
3504. An Joachim Christian Gaß. Berlin, Sonnabend, 1. 9. 1810 d 1t. Sept. 10
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Lieber Freund fast schon mit dem einen Fuß im Wagen denn Uebermorgen Abend sezen wir uns wirklich ein – muß ich Ihnen doch noch ein Paar Worte schreiben um Ihre beiden lieben freundlichen Briefe zu beantworten. Sie haben uns erst viel Sorge gemacht theils durch das lange hartnäkige Schweigen aus Pommern troz aller entgegengesezten Versprechungen dann durch die ersten Nachrichten von Caecilie. Nun ist dafür alles desto schöner geworden und wir freuen uns alle aufs herzlichste nicht nur über Ihre glükliche Ankunft sondern auch darüber daß es Ihnen in meiner lieben Vaterstadt so wohl gefällt. Freundlich und gut sind die Schlesier eigentlich, und wer ihnen mit einem solchen Sinn entgegenkommt wie Sie dem muß es auf die Länge nothwendig gut unter Ihnen gehn. Daß man in der Regierung und besonders in Ihrer Deputation noch nicht recht weiß was man will ist sehr natürlich, weil die | allgemeinen Principien und Maaßregeln von oben herab ihnen noch nicht gegeben werden. Das hängt aber so theils am Finanzministerium theils an der Section der allgemeinen Policei und kann deshalb vor der endlichen definitiven Organisation an der man nun schon so lange gedrukst hat nichts ordentliches nirgends geschehen. Diese erwartete man noch vor der Abreise des Königes nach Schlesien nun ist sie aber wieder bis nach seiner Rükkunft aufgeschoben. Indem ich die Section zu entschuldigen suche spreche ich auf eine nähere Weise als sonst für mich selbst mit. Ich bin nämlich zum ordentlichen 3504. Überlieferung: H: Jagiellonische Bibliothek, Krakau; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Gaß, S. 77–79 2 Wagen] folgt 〈muß〉 17 Section] korr. aus P
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Briefe 3504–3506
Mitglied derselben ernannt worden aber nur des öffentlichen Unterrichtes nicht des Cultus. Das Geld abgerechnet (ich bekomme nemlich 2000 R wovon ich aber einen Gehülfen an der Kirche mit 300 R remunerire und die wissenschaftliche Deputation, also 400 R abgebe) ist mir die Veränderung nicht außerordenlich lieb und ich habe sie wirklich nur angenommen, dies auch Dohna und Humboldt erklärt in der Hofnung es würde sich mit der Zeit finden daß ich auch in den | Cultus käme. Denn in der Section des öffentlichen Unterrichts konnte ich als Director der wissenschaftlichen Deputation immer auch mitwürken ohne die Fülle von mechanischen Arbeiten zu haben, und eine tüchtige Gehaltsverbesserung war man mir bei der Universität doch schuldig. Jezt bin ich besonders seit Uhden auf einer Geschäftsreise abwesend war aufs äußerste beladen gewesen und sehne mich nach der Ausspannung welche mir die Reise nach Dresden giebt. Hernach wird es desto toller wieder angehn. Für den Winter habe ich in der Facultät mit Sicherheit noch keinen andern Gehülfen als de Wette, Marheinecke kommt zwar wahrscheinlich auch, aber wol erst gegen Ostern. Münscher hat uns abgeschrieben, und ich habe nun (ganz unter uns gesagt) ganz von weitem bei Ammon angeklopft. Schmidts und Schleusners Absage haben Sie wol hier noch erlebt. Sonst ist nichts merkwürdiges und was Sie unmittelbar interessiren könnte in dieser Sache vorgefallen. Mit meinen Collegien geht es mir wunderlich. Ich mußte in den Hundstagen Ferien machen weil die meisten sich aufs Reisen eingerichtet hatten zu der Zeit wo ich eigentlich auch reisen wollte. Auf diese | Art bin ich mit der Philosophie erst bis an die Wiederherstellung der Wissenschaften gekommen und habe von der Apostelgeschichte erst 13 Kapitel absolvirt. Nun verreise ich und habe hernach bis zur Eröfnung der Universität nur drei Wochen übrig und alle Hände voll zu thun; wie das werden wird sehe ich noch nicht ab. Die Encyclopädie ist auch noch nicht geschrieben; der Lehrplan hat mir alle Zeit genommen und wird noch mit Noth zur lezten Sizung fertig. Sie werden doch nicht glauben, daß ich faul gewesen bin; ich kann es mir wenigstens nicht nachsagen. Meine Predigten bei Gelegenheit des traurigen Todesfalls habe ich auch müssen drukken lassen; sie sind aber nicht werth daß ich sie Ihnen eigens zuschikke. Die Anspielungen in der ersten scheinen fast von niemand verstanden worden zu sein. Ihre Abschiedspredigt hat mir Ritschl gebracht und sie hat mir große Freude gemacht in ihrer einfachen klaren Herzlichkeit. Nun leben Sie wol herzlich von uns Allen gegrüßt. Wenn Sie mir von der Anwesenheit des Königs in Breslau und in Schlesien überhaupt etwas merkwürdiges schreiben können wird es mir sehr lieb sein. In drei Wochen sind wir wieder zurük. Schl.
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3505. An Amalie. Berlin, Sonntag, 2. 9. 1810
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Liebste Amalie Mein ungünstiges Geschik hat mir neulich nicht erlaubt Sie an Ihrem Geburtstage selbst zu begrüßen, und hat mich Sie heute auch wieder verfehlen laßen. Nehmen Sie um mich bis zu unserer Rükkunft nicht ganz zu vergessen dies traurige Andenken, und eignen Sie Sich den Dank der darin allgemein ausgedrükt ist noch ganz besonders an für die herrlichen Töne durch die Sie mich damals gerührt haben. B. d 2t. Sept. 1810. Schleiermacher
3506. Von Ludwig Friedrich Heindorf. Sonntag, 2. 9. 1810.
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Der Gedanke, liebster Schleiermacher, ietzt in eine Lage kommen zu können, wo ich von dem lähmenden Druck, unter dem ich je länger je mehr seufze, befreit mich freier und vielseitiger ausbilden, und, was mir immer vorschwebt, mehr erringen kann, hat mich so ergriffen, daß ich nicht umhin kann, Dir eine Idee mitzutheilen zur Prüfung. Auf Dich könnte ja der Wunsch auch Deines liebsten Freundes keinen schädlichen Einfluß haben, sobald Du nicht von der Sache selbst überzeugt bist, und mich kennst Du hierin wohl auch. Daß ich die Gabe habe, einen lebhaften zusammenhängenden Vortrag zu halten, bei dem die Zuhörer angeregt werden, davon hat mich die Erfahrung überzeugt. Bei der immer zunehmenden Kraft und Gesundheit glaube und fühle ich, daß aus mir im akademischen Lehramte noch etwas werden könnte, statt daß ich bei der immer s t e i g e n d e n U n l u s t im Schulamte am Ende ganz verkomme. Unter der Voraussetzung also daß Wolf wieder kömmt und seinen Namen der Sache giebt, wünschte ich, daß man Boekh als Professor der griechischen Litteratur und der Eloquenz beriefe, mir aber mit 1000 r (wobei ich etwas von meinem jetzigen Gehalte einbüße) die Professur der römischen Litteratur gäbe. Es ist wahr, daß in Boekhs Schriften von Seiten des Stils Einzelheiten sehr fehlerhaft sind, aber seine letzte Vorrede zu den Schuster-Dialogen, die er mir geschickt hat, ist doch frei davon, und von der3505.
Überlieferung: H: Wien, Nationalbibliothek, Autogr. 11/90–1
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Überlieferung: H: BBAW, SN 300, Bl. 36
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Briefe 3506–3510
gleichen kann sich ein Mann, der soviel antiken Sinn hat und doch auch im Schreiben zeigt, immer mehr frei machen. Was aber die Hauptsache ist, wenn Boekh Programme schreiben muß, | so kriegen wir immer gediegne und großentheils neue Sachen. Wie oft wird denn eine Rede zu halten sein, die ja ohnehin verhallt. Im Lateinischen weiß ich mehr als Boekh, und wenn ich, wozu mich immer eine alte Schwäche treibt, mehr Zeit auf die römische Litteratur wenden könnte, so wollte ich darin wohl etwas leisten. Dabei bliebe mir ja wohl unverwehrt, griechische Collegia zu lesen, z. B. gleich im ersten Jahre nebst einem Colleg über römische Litteraturgeschichte auch eins über griechische Antiquitäten. Ruhnkenius las ja neben Valkenar auch Collegia über griechische Litteratur. Kurz, wenn ihr meine Brauchbarkeit nicht bezweifelt, so hätte das Ding einen Namen. Wollt ihr für die römische Litteratur einen Mann haben, der sich darin besonders einen Namen erworben hat und von dem sich doch auch als Docenten etwas Tüchtiges versprechen läßt, so bitte ich, mir den in Deutschland zu nennen. Alles, lieber Schleiermacher ist nur ein Nothbehelf, da Hermann abgesagt hat, und was ich schreibe, ist auch nur eine seit gestern entstandne Aufwallung bei noch nicht kaltem Blute, die du deinem gedrückten unter der Last niedriger geisttödtender Arbeiten seufzenden Freunde verzeihen und auf die du nicht die mindeste Rücksicht nehmen wirst, wenn du über die ganze Sache andrer Meinung bist. Nur damit, bitte ich, mich zu verschonen, daß man mir anträgt, mit dem einen Fuß in der Schule, mit dem andern dort zu stehen, wozu ich ganz unfähig bin. Dergleichen wehre doch ab, weil ich gewiß weiß, daß ich mich selbst dann nirgends befriedigen würde. Dein Heindorf d. 2ten Sep. 10.
*3507. An Georg Wilhelm Bartholdy. Berlin, um den 2. 9. 1810 Begleitbrief zum rückgesandten Teplitzer Brief Bartholdys, wohl über die Schwangerschaft seiner Frau
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*3508. An Philipp Konrad Marheineke. Berlin, wohl Anfang September 1810
*3509. An Christian Gottlieb Konopak. Berlin, vor dem 6. 9. 1810. Die Sektion sei der Meinung, Konopak würde sich nicht auf Unterhandlungen mit der mecklenburgischen Regierung einlassen; er (Schleiermacher) habe Konopak vor dieser Meinung in Schutz genommen. Versucht, Königsberg schmackhaft zu machen, und betont, er sehe Unterhandlungen zur Berufung im Allgemeinen nicht als etwas Verwerfliches an, wenn nicht bei der Entscheidung Privatinteressen dominierten, was aber in Konopaks Fall nicht gegeben sei. Gibt zu bedenken, dass eine erfolgreiche Verhandlung und Zusagen auf Bedingungen auch zu einer Annahme verpflichten.
3510. Von Christoph Friedrich Ammon. Erlangen, Donnerstag, 6. 9. 1810
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Hochwürdiger und Hochgelehrter, Hochwerther Herr Doctor und Professor Ewr Hochwürden geneigte und schmeichlerische Zuschrift vom 28 vorigen Monats hat bei mir Gefühle der Dankbarkeit, des Partiotismus und der persönlichen Vereehrung erneuert, die ich nicht besser ehren zu können glaube, als wenn ich Ihnen die Ordnung und den Wechsel, in den sie auf mein Gemüth eingewirkt haben und noch immer einwirken, mit Unbesorgtheit und Wahrheitsliebe vorlege. Der Gedanke, unter den Schuz einer Regierung zurük zu kehren, die ich wie ein freigelaßner Sohn seinem Vater | mit aller Pietät verehre; an einem Orte eine Wohnung aufzuschlagen, von dem das Licht und Leben der Wissenschaft bald mit neuer und verstärkter Kraft ausgehen wird; der Gedanke endlich, mit Ewr Hochwürden und mehreren treflichen Männern in eine genauere Verbindung zu treten, ist und bleibt ohne Zweifel 3510. Überlieferung: H: Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin, Handschriftenabteilung, Sammlung Darmstädter, 2 d 1801 (8); D: Lenz: Geschichte der Universität Berlin, Bd. 1, S. 227 (Auszug)
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Briefe 3510–3511
der erste, der sich mir in seiner ganzen Stärke darbietet. Dabei kommt ihm die Bemerkung zu Statten, daß die Ð Ñ der hiesigen Universität an Ort und Stelle noch gänzlich unendtschieden, und daß bei einer gestärkten Gesundheit eine höherer, und zwar wissenschaftlicher Wirkungskreis das schönste und fast einzige Ziel meiner Wünsche ist. Dennoch hoffe ich in den Augen Ewr Hochwürden | nichts zu verlieren, wenn ich in Erwägung ziehe, daß ich als Vater von sechs Kindern als Sohn und Schwiegersohn in einer glüklichen Familienverbindung lebe; ich bekleide ein zwar einfaches und daher lästiges aber auch in unserm wohlfeilen Franken einträgliches Amt von 1600 Thaler Preußisch Courant Gehalt und einer Witwenpension von beinahe 500 Thaler; unser ieziges provisorisches Gouvernement zu Baireuth mit dem ich als dortiger Rath und als ambulirender Deputirter der hiesigen Universität in beständiger Wechselwirkung stehe, hat mich schon vor geraumer Zeit, hier oder in Baireuth zu einem neuen festen Posten bestimmt; und bei den bedeutenden Aufwande, der mir in Berlin unumgänglich zu seyn scheint, würde auch der Wunsch einer Verbesserung des Einkommens nicht ungerecht seyn. In diesen Verhältnissen | und bei der Vorsicht, die das Gedränge der nach allen Seiten hin bei uns briefstellenden ÐPersonenÑ nöthig macht, werden mir Ewr Hochwürden verzeihen, wenn ich vor Allem wünsche, die Dienste und im Falle meines Todes auch die Witwenemolumente der Stelle, welcher ich bei Ihnen vorzustehen die Ehre haben soll, genau und bestimmt kennen zu lernen. Um iedem Verdachte der Maskopei, die man sonst wohl mit Rufen zu treiben pflegt, vorzubeugen, erkläre ich Ihnen feierlich, daß Sie dann meinen Entschluß mit umlaufender Post erfahren, auf daß dann einem hierauf folgenden Uebergange zu neuen Pflichten dieselbe Bestimmtheit und Schnelligkeit zur Seite gehen sollen. Mit aller Verehrung und Liebe Ewr Hochwürden ganz gehorsamster Ammon. Erlangen, am 6. September 1810.
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3511. Von Christian Gottlieb Konopak. Rostock, Donnerstag, 6. 9. 1810 Rostock den 6ten Sept. 1810.
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Ihr Brief, lieber Freund, fordert eine schleunige Antwort, theils weil ich gern möchte, daß diese Sie noch in Berlin träfe, theils weil es mich drängt, mich Ihnen über etwas zu erklären, das Sie so ganz anders anzusehen scheinen, als ich. Sie und die Section p sind der Meinung gewesen, ich würde mich durchaus in keine Unterhandlungen mit meiner Regierung einlassen. Hätte ich das gewußt, ich würde mich gleich anfänglich hierüber mit Bestimmtheit [erklärt] haben. Ist nicht die Lage des Gerufenen von der Art, daß sie mit keinem Bande ihn festhält, so sind dergleichen Unterhandlungen gewöhnlich und sehr natürlich und ich finde darin schlechterdings nichts Tadelnswürdiges. Als ein solches scheinen Sie sie aber aufzufassen. Wer mich gar nicht kennte, schreiben | Sie, könnte mein Dilationsgesuch so auslegen, als ob ich noch Unterhandlungen eröffnen wollte. Sie haben, sagen Sie ferner, mich dagegen aus allen Kräften vertheidigt. Gott bewahre! Sollte man doch glauben, es sey von etwas recht Verwerflichem die Rede! Worin läge denn das? Was ist natürlicher und unschuldiger, als daß ich, wenn mir ein anderes Amt angeboten wird, ich aber unter gewissen Bedingungen mein bisheriges beyzubehalten nicht abgeneigt bin, bey meiner Behörde anfrage, ob sie diese Bedingungen erfüllen wolle. Daß ich aber, da ich nur unter diesen Bedingungen bleiben will, der antragenden Behörde nicht sogleich ablehnend antworte, ist eben so natürlich und eben so unschuldig. Auch scheint es mir gar nicht getadelt werden zu können, wenn ich ihr nicht | erkläre, daß ich erst noch Unterhandlungen angefangen habe, weil ich eben wegen der Gewöhnlichkeit und Natürlichkeit derselben glauben darf, sie werde dergleichen ohnedieß voraussetzen. Ja wenn ich versteckt gehandelt, wenn ich den Schein angenommen hätte, gar nicht erst Unterhandlungen anfangen zu wollen; dann wäre die Sache allerdings eine andere. Allein ich hoffe, Sie werden dieß in keinem meiner Schreiben, weder an Sie, noch an die Section, finden. Daß ich wankend sey, daß ich Bedenklichkeiten gegen Königsberg habe, sagte Ihnen ja gleich mein erster Brief, und wie könnte ich mir den Schein gegeben haben, unter keiner Bedingung hier zu bleiben, da die Section durch mein Schreiben selbst auf die Vermuthung gekommen ist, daß ich über die Annahme der angetragenen Stelle noch zweifelhaft seyn möge! | 3511.
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Briefe 3511–3512
Uebrigens steht die Sache jetzt so: Daß mir die Dimission für Michae¨lis abgeschlagen worden ist, daß man aber auf eine sehr verbindliche Art den Wunsch geäußert hat, ich möge bleiben, übrigens jedoch sich wegen der Entschädigung so unbestimmt erklärt hat, daß ich mich darauf nicht einlassen könne, das alles habe ich Ihnen geschrieben. Serenissimus erklärte nämlich, wenn ich den Ruf ablehne, so wolle er i n e i n i g e r Z e i t aus eigner Bewegung mir eine a n g e m e ß n e E n t s c h ä d i g u n g geben. Nach einigen Jahren heißt auch in einiger Zeit, und eine Zulage von 100 r könnte man vielleicht auch für eine angemeßne Entschädigung halten. Daher konnte ich mich hierauf nicht einlassen und bestand auf eine Zulage von 300 r vom Ende des jetzt laufenden Jahres, für welches der Besoldungsetat bereits formirt ist, an gerechnet. Die durch die Ankunft | der Erbprinzessin veranlaßten Feierlichkeiten, der Tod der Herzogin Mutter und wer weiß was für Dinge sonst, mögen Veranlassung gewesen seyn, daß ich von einem Posttage zum andern vergeblich auf die Entscheidung warten mußte. Gegen Ende Augusts kam ich daher mit einem Maturationsgesuche bey meiner Regierung ein. Bald darauf erhielt ich einen Brief von dem Regierungsrathe Rundlaff, worin dieser mir schrieb, durch successive Beurlaubung sey das Regierungspersonale bis auf zwey Mitglieder reducirt worden. Zu Ende des Monaths trete Alles wieder in seine Functionen, und dann solle meine Angelegenheit die erste seyn. Das ist der Grund der Verzögerung. Von Schwerin geht die Sache dann erst nach Doberan, wo | sie denn auch wohl, wegen mancherley Geschäffte des Herzogs, nicht gar zu eilig betrieben wird. Noch diesen Augenblick habe ich keinen Bescheid, erwarte ihn aber mit jedem Posttage, bin jedoch, wegen des Zustandes der hiesigen Finanzen, auf Gewährung meines Gesuchs keineswegs gefaßt. Da haben Sie nun das Detail der Sache. Ich überlasse es Ihnen zu jedem Gebrauche, welchen Sie davon machen zu müssen [glauben]. Theilen Sie es unverzüglich der Section mit, sollte sie auch auf der Stelle den Antrag zurück nehmen. Lieber will ich auf jede Verbesserung meiner Lage verzichten, als in dem Verdachte eines ungeraden Charakters stehen. Was Sie mir über Königsberg | geschrieben, ist mir zwar übrigens sehr erfreulich; allein das Hinderniß des Wiedersehens in der großen Entfernung bleibt immer ein sehr bedeutendes. Auch ist es nicht allein die Entfernung an sich, welche mir sehr unangenehm ist, sondern auch, worauf ich bisher nicht bestimmt haben hindeuten mögen, die treulose Nachbarschaft. Sie verstehn mich hoffentlich. Daß Ihre äußere Lage sich so sehr verbessert hat, daß Sie die Hoffnung haben, ein echter Vater zu werden und sich darin so glücklich fühlen, daß Sie meines Münchow gedenken, das alles hat mich höchlich erfreut.
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Was gäbe ich darum, könnte ich die Reise nach Dresden mit Ihnen machen. Ein solches Gelüst kann Ei|nem wohl kommen, wenn man auch nicht schwanger ist. Und ich bin es wahrlich nicht. Grüßen Sie vielmahl das neue Mütterchen auch die Nanny und die unechten Kinderchen. Schmalzens und was mich sonst kennt nicht minder. Gott befohlen, Konopak. Der Jösting! Und daß er gar nicht schreibt! Es sind beynahe anderthalb Jahre, daß ich keine Zeile von ihm habe.
3512. Von August Boeckh. Heidelberg, Montag, 10. 9. 1810
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Schon lange, verehrter Freund, haben wir keine Briefe mehr mit einander gewechselt; ein Ihnen ohne Zweifel bekannter Anlaß treibt mich an, Ihnen ietzt endlich wieder einmahl zu schreiben, aber freylich nur in größter Eile, da ich den Brief noch zur Post bringen will und in Zeit von 20 Minuten auf den Katheder muß. Ich habe heute eine vom Staatsrath Nicolovius unterzeichnete Vocation als ordentlicher Professor der Griechischen und Römischen Litteratur an der neuen Universität erhalten, und ihm darauf sogleich geantwortet. Ich würde diesen Ruf augenblicklich unbedingt angenommen haben da weder ich noch meine Frau gerne hier sind, und da mir nichts angenehmer seyn würde, als bey so vielen Freunden in Berlin zu seyn, und einer solchen Regierung dienen, wie ietzo die Preußische ist. Aber ich glaube mit 1000 Thaler in Berlin nicht leben zu können; und zudem würde es mir, ich gestehe es ofenherzig, etwas drückend seyn, so ohne Grund hinter meine Collegen gestellt zu seyn, da De Wette und Marheinecke, welchen 1500 Thaler geboten sind, ietzo viel weniger als ich Gehalt haben, iener nur 800, dieser 900 Fl, wogegen ich 1000 Fl habe. Man muß wohl in Berlin geglaubt haben, daß ich sehr schlecht hier gestellt sey; allein meine Einnahme ist sehr gut, und ich könnte, was diese betrifft, mich von hier gar nicht weg wünschen. Freylich vor 9 Monathen würde ich auf iede Bedingung nach Berlin gegangen seyn, weil ich damals von einer ganz andern Seite bedrängt war; ietzo gehe ich nicht aus äußerem Drang, sondern aus reiner Liebe zur Sache hin, wenn man mich meinen Collegen De 3512. Überlieferung: H: BBAW, SN 256/1, Bl. 15; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Boeckh und Bekker, S. 41 f.
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Wette und Marheinecke gleich stellen will. Ich bin von Ihnen überzeugt, daß Sie gerne das Ihrige beytragen, um meinen Wunsch der Erfüllung zu nähern, und so viel ich weiß, haben | Sie auch eine Stimme. Ich bitte Sie daher um diese Gefälligkeit sehr. Große Hoffnungen mache ich mir zwar nicht; denn ich zweifle an der Erfüllung meines Wunsches darum, weil ich nicht einsehe, warum man mir nicht Anfangs dasselbe angeboten, was Marheinecken und De Wetten. Ich will es also dem Himmel und der Section anheim gestellt seyn lassen. Von Buttmann werden Sie wohl ein Programm über den Timäus von mir erhalten haben. Es wäre schön, wenn ich nach Berlin käme für unsere Platonica; ich würde dort wohl wieder an dem Timäus mit mehr Eifer beginnen, da ich hier vom Hundertsten ins Tausendste komme und an das, was ich zuerst vornehmen will, zuletzt. Diesen Winter will ich meinen Pindar drucken lassen; wenn ich freylich nach Berlin käme, so müßte ich noch eine kleine Weile länger warten oder den Verlag ändern. Ich habe viele Manuscripte und auch viele neue Notizen über die Lesearten aus Scholien. Grüßen Sie Buttmann und Heindorf von mir, auch Reimer, wenn Sie Sie sehen, und leben Sie recht wohl. Der Ihrige Böckh. H. d. 10. Sept. 1810.
*3513. An Philipp Konrad Marheineke. Berlin, um den 10. 9. 1810 Bietet Marheineke an, unter Schleiermachers Leitung Universitätsprediger zu werden.
3514. An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Dresden, Freitag, 14. 9. 1810 Dresden d 14t. Sept. 10 Erst diesen Nachmittag erhalte ich einen vom 6ten September datirten Brief von Ammon den ich lieber ganz beilege als ausziehe. Dem enthaltenen Auftrage gemäß hatte ich ihn gebeten seine Bedingungen zu ma3514.
Überlieferung: H: BBAW, SN 758, Bl. 2 f.; D: Br 4, S. 180 f. (gekürzt)
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chen; er hat statt dessen nur wie Ew. Hochwohlgebohren sehen werden seine jezige Lage angegeben nicht ohne den Wunsch einer Verbesserung den ich ihm freilich nicht verdenken kann. Meines Erachtens würde man ihm mit Rüksicht auf den Unterschied der Bedürfnisse wol nicht weniger als 2500 R anbieten müssen; aber ich sehe nicht ein warum es nicht auch einen Theologen geben | soll der soviel erhält die Wittwenpension wird das schwierigste sein; aber ich gestehe gern ich wünsche sehr dringend daß auch dieser Fall einen neuen Stoß geben möge um diese wichtige Sache baldmöglichst in Ordnung zu bringen. Vorzüglich dieses Punktes wegen kann ich auch die Sache von hier aus nicht weiter führen sondern glaube Ew Hochwohlgebohren das weitere überlassen zu müssen wiewol ich auch privatim an Ammon schreiben werde. Reinhardt habe ich noch nicht gesehen. Er ist erst nach mir angekommen und seitdem haben wir uns gegenseitig einmal verfehlt. Auch gehört habe ich ihn noch nicht; er predigt erst Sonntag über acht Tage, und das wird also eine meiner lezten Freuden sein. Einige preußische Commisairs sind hier ange|kommen, man erwartete sogar dem Gerüchte nach einen Gouverneur-General und Truppendurchmärsche sollen angesagt sein. Der Himmel gebe daß das nicht auch uns etwas übles bedeute. Mir geht es übrigens hier vortreflich, und ich denke zur rechten Zeit wie neu geboren zurükzukommen. Ich empfehle mich Ew Hochwohlgebohren gehorsamst Schleiermacher. Man erwartet heute oder Morgen Goethen ganz bestimmt; aber ehe ich ihn nicht sehe glaube ich es nicht.
3515. Von Philipp Konrad Marheineke. Heidelberg, Sonntag, 16. 9. 1810 Heidelberg. Am 16. Sept. 10. Auf zwey Briefe, mein Verehrtester, habe ich Ihnen zu antworten und ich habe es nicht gethan, weil ich täglich noch den dritten dazuerwartete, als Antwort auf meine schon zu Ende des vorigen Monats erfolgte endliche 29 f Man … nicht.] am linken Rand von Bl. 2v 3515.
Überlieferung: H: BBAW, SN 324, Bl. 16 f.
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Entschließung und Erklärung. Indessen höre ich von de Wette, daß Sie eine Reise vorgenommen haben. Vielleicht trifft dieser Brief Sie schon wieder zu Hause und so will ich denn auch nicht länger zaudern. In Ansehung der drey Puncte, die ich nur als Fragen Ihnen vorgelegt habe, sollen Sie sich ja nur keine große Mühe machen: denn nur in der Voraussetzung, daß sie Kleinigkeiten seyen in Ihren Augen, habe ich sie Ihnen mitgetheilt. Der eine in Betreff des Gehalts von Neujahr oder Ende Januar an war ja offenbar nur aus Fürsorge und zur Sicherheit meines Unterhalts ausgesprochen und ganz ohne Bedeutung für den Fall, daß ich hier meinen Gehalt bekommen würde bis zu Ende Aprils: denn Sie trauen es mir gewiß nicht zu, daß ich mich an zwey verschiednen Orten der Welt zweimal würde bezahlen lassen. Ich werde es nun bald an de Wette, wenn er abgeht, erleben, ob man ihm das lezte Quartal verweigert, oder nicht und hoffen oder fürchten, daß es mir zu Ostern nicht anders geht. In dem Fall aber, daß ich hier zu kurz käme und man in Berlin mir diese Monate vergütete, würde ich denn auch allerdings wegen des Ueberschusses, wie Sie bemerken, | auf ein erhöhtes Reisegeld Verzicht thun. Aber desto mehr ist mein Wunsch darauf gerichtet für den Fall, daß Alles hier in der Ordnung zuginge und man würde doch, dächte ich, in Berlin mir umso leichter das Reisegeld um etwas erhöhen, da dieß desto leichter von der vierteljährigen Besoldung voraus abfallen könnte, auf die ich sodann Verzicht gethan. Möchten Sie aber nur nicht glauben, wie Sie scheinen, daß ich dieß gewünscht, um etwas voraus zu haben vor meinem Herrn Kollegen; ich habe Ihnen jenen Wunsch ganz unabhängig davon, ohne Beziehung darauf, als eine Sache für sich vorgelegt, über die ich selbst mit ihm gesprochen und der Verkauf seiner Sachen hat auch gezeigt, daß ich nicht unrecht gefürchtet hatte. Ich würde auch einen Wunsch der Art und in Dingen, von denen i c h ohnehin nichts verstehe, gar nicht geäußert haben, wenn ich hätte fürchten müssen, dadurch das freundschaftliche Vernehmen im geringsten zu stören, worin ich bisher mit meinem Kollegen de Wette stand, aber das ist auch wirklich nicht der Fall bey der Aeußerung jenes Wunsches. Und eben so verhält es sich auch mit dem Punct des Ranges: denn wenn Sie mich in irgendeinem Stücke für einen A u f g e k l ä r t e n halten, so müssen Sie es in diesem. Eine Sache solcher Art, an sich durchaus nicht werth, darüber ein Wort zu verlieren, wird nur dann wichtig, wenn sie nicht in der Ordnung bleibt und wenn sie nach Umkehrung der alten Ordnung etwas sagen und bedeuten will. So würde es z.B. meinem Herrn Kollegen de Wette gewiß ebenso sehr auffallen, als mir, wenn unsere äußeren Verhältnisse, die seit 4 Jahren bestanden, nun auf einmal in Berlin umgedrehet würden und wir würden beide aufmerk-
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sam werden auf den Grund davon. | Eine völlige Gleichstellung Aller in einer Facultät wäre ohne Zweifel das Beste, was sich thun ließe und Sie haben gewiß Recht, es so zu machen, wie sich’s thun läßt. Die ganze Ehre dabey wäre dann gar auf unsrer Seite, wenn sich auch überhaupt dann von einer ÐRegungÑ reden ließe. Wenn aber einmal eine äußere Rangordnung nicht zu umgehen wäre, so könnte Niemand etwas einzuwenden haben gegen die Einrichtung, daß der Zeitpunct des Ordinariats der Professur zum Maaßstab genommen würde: denn so ist es in aller Welt gebräuchlich gewesen. Mit den Doctordiplomen der Theologie hingegen, auf die Sie rechnen, dürften Sie leicht bey uns in einige Verlegenheit kommen, da wir es beide hier noch nicht haben. Als de Wette sich für Berlin entschieden und ich noch nicht ahndete, daß es mir auch so gehen würde, hatte ich eben dem de Wette erklärt, daß ich als Decan dafür sorgen würde, daß man ihm unsererseits zum Zeichen der Achtung als Abiturienten diese Würde verliehe und hatte bereits das Circular an die beiden älteren Collegen aufgesezt und versiegelt, welches de Wette selbst gesehen und hatte die Herren ersucht, dem Herrn Exdecan aufzutragen, daß er die Operation der Promotion an unserem Herrn Kollegen volziehen möchte. Denn komisch genug konnte es dann wohl der zeitige Decan selbst nicht, weil er den heiligen Geist selbst noch nicht hatte. Zugleich hatte ich diese Würde für mich abgelehnt, weil es sonst scheinen konnte, als suchte ich sie nur oder doch auch für mich. Aber weil mir meine Vocationsgeschichte dazwischen kam, so konnte ich auch das Circular nicht ablaufen lassen und wahrscheinlich wird man nun selbst schon auf den Gedanken kommen, beiden zugleich das Diplom zu geben. | Das Anerbieten, welches Sie mir in Ihrem lezten Briefe machen, ist mir wirklich recht wilkommen gewesen und Sie haben gewiß vollkommen recht, wenn Sie auf meine Liebe zu dem Geschäft, wobey Sie mich zum Gehülfen nehmen wollen, rechnen. Den Wunsch, Gelegenheit bey Ihnen zum Predigen zu finden, wird Ihnen auch mein lezter Brief erklärt haben, obgleich gewiß keine Unzufriedenheit darüber, daß der academische Gottesdienst schon versehen gewesen, was ich gar nicht wissen konnte, wäre dem auch wirklich so gewesen. Herr Staatsrath Uhden sagte mir nur, soviel ich mich erinnere, man denke in Berlin auch daran, einen academischen Gottesdienst zu organisiren und ich wüßte nicht anders, als daß ich mein Vergnügen darüber bezeugt hätte. Umso schöner ist nun, daß Sie mich wollen helfen und mitarbeiten lassen. Dieß Anerbieten habe ich nun gar nicht reimen können mit einer mir von Erlangen zugekommenen Nachricht, daß Herr Ammon auch den Ruf nach Berlin habe, der gewiß Niemanden, als sich, an einer solchen Universitätskirche hätte sehen kön-
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nen. – ! Gestern haben wir gehört, daß Herr Schleusner aus Wittenberg den Ruf erhalten und angenommen, eine Nachricht, über die wir uns nur freuen konnten: denn wegen dieses Mannes ist der Universität gewiß zu gratuliren. Meine Versuche, auf Michaelis schon meinen Abzug zu bewirken, sind ohne Zweifel vergebens, wenn man noch länger mich ganz ohne Antwort läßt auf dieß Gesuch. Ich sehe es wohl, daß ich Ostern erst die große Freude haben werde, Sie zu sehen. Lassen Sie mich darum nicht weniger Ihrer Freundschaft geniessen: denn ich habe Alles gethan, was unter diesen Umständen möglich war. Von ganzem Herzen der Ihrige Marheinecke.
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3516. Von August Twesten. Kiel, Sonntag, 16. 9. 1810 Kiel den 16ten September 1810. Wohlgeborener Hochgelahrter Herr Professor, Hochzuverehrender Herr. Die Ungewißheit über die zu Berlin zu errichtende Universität und eine dadurch für mich entstehende große Verlegenheit macht, daß ich Sie mit einem Briefe zu belästigen wage. Darf ich aber auch hoffen, daß Sie deswegen einem ganz Unbekannten diese Kühnheit verzeihen, daß Sie ihm selbst die Erfüllung einer dadurch veranlaßten Bitte nicht abschlagen werden? Ich weiß nicht, ob es die Erzählungen andrer von Ihnen, oder ob es das Bild ist, das man bey der Lesung Ihrer Schriften sich von Ihnen unwillkührlich macht, was mich auch dieses hoffen ließ. Seit dritthalb Jahren habe ich mir die allgemeineren philologischen, philosophischen und theologischen Kenntnisse zu erwerben gesucht, welche demjenigen nothwendig sind, der aus diesen Fächern sich einst einen besondern Zweig zu seiner Bearbeitung wählen will. Nicht eben sehr vom Glücke begünstigt, strebte ich zugleich mit einiger Anstrengung nach den Mitteln, den Unterricht großer Männer auch außerhalb Dännemarks, meines Vaterlandes, benutzen zu können. Dies ist mir jetzt, beynahe am Ende meiner akademischen Jahre gelungen. Wie groß war daher meine Freude bey der Nachricht, daß in Berlin, wo alle die Männer versammelt 3516.
Überlieferung: H: BBAW, SN 408, Bl. 1 f.; D: Heinrici: D. August Twesten, S. 25 f.
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sind, die ich täglich mehr | bewundern gelernt hatte, Michaelis eine Universität errichtet werden würde! wie groß mein Eifer, alles so einzurichten, daß ich dahin gehn könnte! Da aber Michaelis immer näher heranrückte, ohne daß, so viel ich weiß, über die Einrichtung der Akademie eine öffentliche Anzeige geschehen wäre, so mußte ich wenigsten daran, daß die Universität als solche zu der Zeit zu Stande kommen würde, zu zweifeln anfangen. Indeß schmerzte es mich zu sehr, einen Wunsch aufgeben zu sollen, dessen Erfüllung ich so sicher glaubte, als daß ich nicht die Hoffnung ergriffen hätte, es würden, wenn auch nicht die Universität organisirt werden, doch vielleicht wohl die Vorlesungen ihren Anfang nehmen. Wirklich hatte man mir geschrieben, daß namentlich Sie Encyclopädie der Theologie und Ethik, daß außerdem auch Herr Geheimerath Wolf und die Herren Fichte, Heindorf, Buttmann, Spalding, Hirt, Bernhardi lesen würden. Aber sollte ich es wagen, bei unsichern Nachrichten eine so weite Reise zu unternehmen, die bei dem Aufwande an Zeit und Geld, den sie forderte, mir den Besuch einer andern Akademie unmöglich machen mußte? Dazu kam noch ein Gerücht, daß der Herr Geheime Rath Wolf die preußischen Dienste verlasse. So unwahrscheinlich dies mir anfangs war, so wurde es doch durch zwei Zeitungen, durch die Nachrichten der hamburgischen Börsenhalle, und durch die Zeitung für die elegante Welt, deren Redacteur mir als ein sehr vorsichtiger Mann geschildert ward, bestätigt. Um so nothwendiger wurde es mir, auf die übrigen philologischen Vorlesungen wenigstens sicher rechnen zu können. In dieser Ungewißheit, da ich kein andres Mittel, etwas Sicheres zu erfahren, kannte, entschloß ich mich, mich an Sie zu wenden, und Sie um die Güte zu bitten, mir durch | einige Zeilen Nachricht zu ertheilen, ob Sie und andere Gelehrte in Berlin gewiß Vorlesungen halten werden, oder, wenn darüber etwas durch den Druck bekannt gemacht seyn sollte, mir dieses zu übersenden. Ich fühle, daß meine Bitte fast unbescheiden ist, um so mehr, da ich im Anfange des folgenden Monats meine Reise antreten, und also vor dieser Zeit noch Antwort wünschen müßte. Können Sie dieselbe nicht erfüllen, so verzeihen Sie wenigstens, daß ich sie wagte. Ew. Wohlgebohrenen gehorsamster Diener August Twesten, stud. theol. & phil. auf der Universität zu Kiel im Holsteinischen
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3517. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Mittwoch, 26. 9. 1810 Bresl. den 26ten Septbr. 1810.
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Mein Brief, liebster Schleiermacher sollte Sie eigentlich bei Ihrer Rückunft nach Berlin bewillkommnen; ich konnte es aber nicht möglich machen. Doch habe ich indeß an Nikolovius geschrieben, sehr ausführlich von allem was zum Geschäft gehört, weßhalb ich Sie auch über diesen Gegenstand an ihn verweise. Sie sollen dagegen erfahren, wie es mir und den Meinigen im häußlichen Leben geht und wie sich unter den hiesigen Umgebungen die Privatverhältniße gestalten. Vorher aber muß ich Ihnen doch meine recht herzliche Freude über Ihre schon lange von mir erwartete Anstellung bei der S e k t i o n bezeugen. Hätte man Sie auch nur in die Abtheilung für den Cultus aufgenommen, denn grade hier scheinen Sie mir weit nothwendiger, als bei dem öffentlichen Unterricht. Ich sollte meinen, dieß müßte der Minister selbst einsehen und habe mich daher in der That über diese Art der Anstellung etwas gewundert. Hoffentlich sehe ich doch auch diesen Wunsch bald erfüllt, denn ich sehe nicht ab, wer anders, als Sie gefragt werden müßte und zu antworten im Stande wäre, wenn es erst an die Ausführung allgemeiner das Ganze umfaßender Pläne geht. Daß man damit endlich hervorrükken mögte erwarten wir allerdings mit großer Ungeduld, indem unsre Wirksamkeit für das geistliche und Schul-Wesen der Provinz davon abhängt und wir die günstige Stimmung, welche durch die Organisation | der Deputation in vielen rechtschafnen Geistlichen und Schulmännern für die Aufnahme des Beßern, das eben so sehr ersehnt wird, als es allenthalben Noth thut, [erregt worden] ungerne durch Zögern ermüden, oder völlig mögten verschwinden laßen. Die ehemaligen Ober-Consistorien haben sich mit ihrer Leitung der kirchlichen Angelegenheiten den Himmel nicht verdient, das weiß Gott und es ist ganz dieselbe Verwirrung, womit sie uns die Akten und die Angelegenheiten selbst übergeben haben. Aber alles richtet jezt sein Auge jezt auf die Deputation und erwartet von ihr schleunige Rettung. Und was sollen wir nun wohl machen, so lange wir nicht wißen, wo man in Berlin hinauswill, so lange uns noch überall die Hände gebunden sind und wir über alles anfragen müßen. Dauert dieß lange, so verlieren wir das Zutrauen; und man wirft uns mit den ehemaligen Consistorien in eine Classe und es gilt von uns, was von jener Leichenpredigt gesagt wird „hätte sie nicht einen andern Text, ich glaubte, es wäre der alte Hirsch.“ 3517. Überlieferung: H: BBAW, SN 287, Bl. 56–59; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Gaß, S. 79–83 (gekürzt)
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Doch ich wollte eigentlich von diesen Dingen nicht schreiben; aber ich bin so voll davon, daß ich es nicht zurükkhalten kann. Nikolovius habe ich es so grade heraus nicht schreiben mögen; aber gegen Sie will ich es nicht bergen, sondern noch die Bitte hinzufügen, daß Sie auch hierin das Beßre fördern, wie und wo es Ihnen möglich ist. Die Veränderung in Ihren öffentlichen Verhältnißen haben Sie mir gemeldet aber was sonst noch ein Gegenstand neuer, großer und gerechter Freude in Ihrem Hause ist, das muß ich von | Andern erfahren. Darüber sollten wir billig schelten, liebster Schleiermacher doch es sei darum, genug, daß wir es wißen und eine langerwünschte Gelegenheit haben, uns auch auf diese Weise recht herzlich mit Ihnen zu freuen. So ist der Segen des Herrn zwiefach gekommen; aber es wird sich an Ihnen nicht bestätigen, daß er reich mache ohne Mühe. Zu Ihrer Reise sind Sie wenigstens vom Wetter sehr begünstigt worden. Wir haben in der Zeit recht oft an sie gedacht, besonders als auch wir noch eine kleine Exkursion, wenn gleich nicht ins Gebirge selbst, doch in die Vorhalle deßelben machten, ich meine nach Fürstenstein, etwa 10 Meilen von hier. Minchen hatte dergleichen noch nie gesehen und wir brachten einen sehr frohen Tag auf der Burg zu, der nur durch den Gedanken an den Tod der Königin getrübt ward, der hier ein Ritterspiel gegeben ist. Der Balkon, von welchem sie zugesehen und die Preise vertheilt hatte, stand noch, aber er ist die Remise eines Tischlers der hier seine Bretter aufbewahrt. – Reichardt ist in Leipzig gewesen, doch hoffe ich, werden Sie ihn noch in Dresden gesprochen haben und mir gelegentlich ein Wort über ihn mittheilen. Aber auch sonst wird es Ihnen dort nicht an intereßanten Menschen und Gegenständen gefehlt haben. Mit der Berlin-Universität ist es also bis zum realen Anfange gekommen. Von der feierlichen Inauguration wäre ich doch gerne ein Zeuge gewesen; ich denke indeßen noch Ihnen unsern Manso zu schikken | und durch diesen zu erfahren, wie es dabei zugegangen. Ich bin doch begierig, ob sich wohl eine bedeutende Anzahl junger Leute von auswärts einfinden wird. Ich zweifle fast, denn man ist noch gar nicht recht für die ganze Sache gestimt und die alten Zweifel und Einwendungen wollen sich nicht wegschaffen laßen. Von den Abiturienten beider hiesigen Gymnasien geht nur einer nach Berlin, alles übrige zieht von hier nach Leipzig. Auch hat man es hier wohl etwas übel genommen, daß die Universität nicht hierher gelangt und an die schon vorhandene katholische angebaut ist; wofür sich allerdings manches sagen läßt, besonders von der ökonomischen Seite 64 schikken] folgt 〈〈und〉〉
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angesehen, wie es mir aber scheint, noch mehr aus einem höher liegenden Grunde, nemlich um das wißenschaftliche Intereße in Schlesien zu vermehren und die überwiegende Tendenz zur Fabrikation und den Sinn für das unmittelbar Nüzliche, der hier noch eine gewaltige Herrschaft ausübt, zu beschränken und zu dämpfen. An den Heidelbergern machen Sie eine gute Acquisition, besonders an Marheineke, der mir immer mehr gefällt, je mehr ich von ihm lese und der große Hofnungen von der Zukunft erregt. Ammon, wenn er kommen sollte und sein Vortrag nicht vorzüglich ist, wird schwerlich viel leisten. Er scheint mir, wie Stäudlin, doch gar nicht fest in sich und zu einer bestimmten Ansicht vom Christenthum durchgedrungen zu sein. Haben Sie Sich nicht nach Tschirner erkundigt? Aber was wollen Sie mit allen Philologen? An Herrmann ist auch noch ein Antrag geschehen, aber abgelehnt. Warum ist Heeren nicht gerufen, da man für die Geschichte noch keinen hat? Er geht jezt nach Leipzig und wäre gewiß auch nach Berlin gekommen. | Nun auch noch etwas von hier und von uns selbst! Wir haben uns leidlich eingewohnt und können eben nicht klagen, daß es uns schwer geworden ist. An Umgang fehlt es uns nicht, doch leben wir noch sehr einsam, weil auch hier der Winter die eigentliche Zeit der Geselligkeit ist. In Ansehung des geselligen Tons ist aber ein großer Unterschied zwischen hier und Berlin. Es ist wohl nur selten der Fall, daß sich eine Gesellschaft zusammenfindet, die einen Abend ohne Spiel zubringen kann. Wer die Freuden der Tafel liebt, der findet hier seine Rechnung, denn dabei geht es ganz anders her, wie dort. Daher mir die gepries’ne Wolfeilheit von Breslau nur eine Täuschung zu sein scheint, denn was im Täglichen gespart wird, geht oft in der Theilname an der Geselligkeit zweifach wieder darauf. Was aber offenbar Breslau gegen Berlin zurükksezt ist die weit weniger hier verbreitete allgemeine Bildung; man ist nicht so reich an solchen Kentnißen, die jenen Namen verdienen und sie sind lange nicht in einem so leichten Tausch und Umlauf als in Berlin. Es kann sein, daß ich bei Ihnen und durch den Umgang mit unsern dortigen Freunden sehr verwöhnt bin; aber ich habe diesen Mangel oft recht empfindlich gefühlt. Unter allen Bekantschaften, die ich gemacht habe, ist die mit Manso unstreitig die vorzüglichste und hie und da vielleicht eine einseitige Ansicht abgerechnet, verdient er in der That den Namen eines Gelehrten. Ich verdanke seinem Umgange schon manche angenehme und für mich lehrreiche Stunde. Die übrigen Schulmänner gehören fast immer nur einem Fach an. Mit den Geistlichen ist am wenigsten aufzustellen und nur unter | den jüngeren sind einige, die etwas Hofnung für die Zukunft geben. Mit meinem Collegen Fischer geht es mir am unglüklichsten; unsre Ansichten und
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Bestrebungen sind so von Grund aus verschieden, daß sich über die Kluft zwischen uns gar keine Brükke schlagen läßt und wenn es zu Erklärungen komt, so sprechen wir neben einander hin, daß ich lachen müßte, wenn es mich nicht in der That traurig machte. Es ist ein Mißgrif gewesen, ihn in die Deputation zu nehmen, aber Merkel ist daran unschuldig und vielleicht war es die dira necessitas ihn zu nehmen. Mit Hermes wäre es doch nicht gegangen, denn wiewohl es ihm nicht an Kentnißen fehlt, wie sie sich bei einem Manne seines Alters erwarten laßen, so ist er doch ein solcher Confusionarius, daß er zu aller Geschäftsführung unfähig sein muß und ich noch nicht weiß, wie es ihm mit der Superintendentur ergehen wird. Zu mir thut er sich sehr freundlich und ich glaube im Ernst er hat mich lieb. Auch ist sein Unwille nie gegen mich, oder meine Herberufung, sondern allein gegen die Erhebung des Fischer gerichtet gewesen, und darin kann ich ihm gar nicht abstehen. Nur Einen finde ich unter der hiesigen Geistlichkeit, deßen Umgang mir lieb sein kann; es ist ein Feldprediger ÐGraimÑ, der aus Warschau hierherversezt und von daher noch Hitzigs Freund ist. Er ist hier der Einzige, der Ihre Schriften sehr fleißig gelesen hat und mit dem ich schon für den Winter einen Abend verabredet habe, wo wir ihre Ethik und Dogmatik zusammen durchgehen wollen, womit ich ihn sehr erfreuen werde. Er predigt auch recht gut, dagegen kann man bei den Andern [es] oft nicht aushalten. Welche erbärmliche Sachen sind hier bei der Todesfeier der Königin | von den Canzeln gehört! Dem Hermes wurde sogar vom Generalfiskal das Concept abgefodert; er ist indeßen noch mit einem Verweise davon gekomen. Aber die Sachen der Berlin-Pröbste haben mir auch nicht gefallen. Es war mir daher eine wahre Freude, als ich die Ankündigung der Ihrigen laß. Ich besize sie nun selbst und es scheint mir doch, als könne es nicht Ihr Ernst sein, wenn Sie besonders auf die zweite keinen Werth legen wollen. Ich habe sie einige mahl und immer mit steigendem Wohlgefallen gelesen und danke Ihnen recht sehr dafür. Was ist aus Ihren lezten Pfingstpredigten geworden? Von meinen Beschäftigungen will ich Ihnen künftig mehr schreiben, noch habe ich sie nicht zu meiner Zufriedenheit anordnen können. Meine eigentlichen Berufsarbeiten werden mir nicht schwer, nur sind sie oft mir als einem Fremdling mühsam und zeitfreßend. Gelingt es mir nur hie und da etwas Gutes zu bewirken, so werden sie mir auch Freude machen. Die Canzel aber vermiße ich doch oft recht schmerzlich, und werde nicht aufhören mich darnach zu sehnen, bis ich sie wieder habe. Zwar habe ich schon 2 mahl gepredigt und es ist mir immer eine Herzstärkung unter meinen troknen Arbeiten gewesen, aber es ist doch ein ganz ander Ding,
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wenn man ein eignes Amt hat. Sonst ist es hier eine köstliche Sache in den ganz gefüllten Kirchen zu predigen, und wenn man nicht so viel Zeug am Leibe trüge (gewiß 30–40 Ellen Seide und Leindwand) so wäre es noch viel beßer. Ich habe mich auch schon ganz auf Breslauische Weise kostümirt und Sie werden finden, daß ich recht stattlich darin aussehe. Ich wollte Ihnen als Mitglied der Sektion noch allerlei Wünsche in Ansehung des hiesigen Schulwesens mittheilen; | aber Zeit und Papir sind schneller als ich dachte zu Ende gegangen. Das dringendste Bedürfniß ist ein philologisches Seminar, und wir werden ernstlich darauf dringen müßen. Erhalten wir noch einen eignen Schulrath, der uns ohne eine solche Anstalt ziemlich überflüßig ist, so muß es sein erstes Geschäfte sein, eine solche einzurichten. Geld werden wir schon schaffen. In Ansehung andrer Gegenstände habe ich Nikolovius sehr weitläuftig geschrieben. Von der Anwesenheit des Königs habe ich wenig genoßen, ihn selbst auch nur ein mahl gesehen. Ich hatte etwas Gicht am Fuß und mußte 2 Tage das Bette hüten. Der König hat hier sehr für sich eingenommen, und wo könnte ein Herz sein, das ihm nicht anhinge, der so viel erfahren und dulden muß und der es mit einem in der That bewundernswürdigen Muthe trägt. Ganz aber haben mir die Breslauer doch nicht gefallen, denn erst dann ließen sie ihre Freude recht laut werden und waren seines Lobes voll, als er ihre Wünsche in Ansehung der Wälle erfüllte und sie ihnen schenkte mit Ausnahme zweier Plätze, des einen zur Anlegung eines botanischen Gartens und des andern zu einem Exercirplaz. So sind die Menschen. Ich muß hier schließen. Meine Frau badet seit mehreren Wochen täglich und das bekommt ihr sehr wohl. Die Veränderung des Clima und der Lebensart hat uns doch beiden etwas Uebelbefinden zugezogen. Cäcilie ist ein allerliebstes Kind. Nächstens werden ihr die Augenzähne durchbrechen und wir hoffen es soll gut gehen. Tausend Grüße an alle Ihrigen von uns und an alle unsre Freunde. Leben Sie alle wohl, Gott erfülle alle Ihre Wünsche. Ich bleibe von ganzem Herzen Ihr Freund Gaß. Empfehlen Sie mich Ancillon
160 mittheilen;] folgt 〈〈aber〉〉
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3519. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Wohl Gnadenfrei, wohl September 1810
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Deiner Erlaubniß zu folgen Du Lieber – bin ich so frey mein Gekrizel auch dorthin zu schikken wo so viel schönes und feines Euch umgiebt – ÐMorgsÑ Brief ist der längste da er schon lange angefangen – ich leide seit 14 Tagen mehr als gewöhnlich – und habe mich ernstlich an den Doctor wenden müßen – doch jezt hoffe ich wieder – wenn ich noch nicht am erwünschten Ziel sein kann und darf – mit mehr Kraft leben zu können – Kopf und Magen sind vorzüglich angegriffen – natürlich leidet mein Nerven system – das ist denn in der vollen Stube doppelt peinlich – in der Anstalt | hatte ich die Zeit her manche recht angenehme wechselnde Geschäfte doch nur Tage weise – welches auch wohl so am besten – Herzlichen Dank für die Nachricht wegen Weinachten – Gott nehme a l l e s in seinen Schutz! ich denke viel an Euch Alle – lebe jeden Tag in der Rükerinrung vorjährger Freuden – diese versüßen mir manches. D i s ist deinem Herzen gewiß wohlthätig – Du warst doch zu Allem Veranlaßung – und Geber Gott segne Dich nach Leib und Geist auch für alles was ich jezt von Dir empfangen soll – mit dankbarem Gefühl umarmt Dich Lotte. Grüße und küße Dein gutes Weib und Kinder
*3520. An Philipp Konrad Marheineke. Berlin, wohl Ende September/Anfang Oktober 1810 Fragt ihn nach seiner Meinung über Ammon.
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Überlieferung: H: BBAW, SN 375/28, 13
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3521. Von Georg Wilhelm Bartholdy. Stettin, Montag, 1. 10. 1810 Stettin den 1ten 8ber 10.
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Liebster Bruder. Der Überbringer, Bernhardi, einer meiner bravsten und liebsten Schüler, redlich an Charakter; an Geist nicht arm, doch mehr zu gründlichem Forschen, als zum genialischen Schaffen gebohren, voll Strebens nach Deutlichkeit in Begriffen und Einsichten, mit vorzüglichen Anlagen und Übung zum Unterricht, die er auch an meinen beiden ältesten Kindern ein Jahr lang gezeigt hat, wünscht ein Paar empfehlende Worte an dich mitzunehmen, wofür du das Bisherige wohl gelten lassen wirst. Seine beschleunigte Abreise hindert mich, mehr als das Nöthigste von dem, was mir eben einfällt, hinzuzusetzen. Wie hat Euch die Reise, wie besonders Dresden gefallen? Seyd Ihr recht munter und froh zurükgekommen? – Im Lections-Katalog habe ich noch mancherlei Desideranda gefunden: habt Ihr gute Hoffnung, deren Zahl zu verringern? – In der letzten Nacht ist die Hasselbach etwas mühsam, denn das Kind mußte erst durch einen herbeigerufnen Geburtshelfer in die gehörige Lage gewandt werden, doch sonst ganz glücklich von einem gesunden Mädchen entbunden: ich wünsche in deinem Hause baldige und leichtere Nachfolge. | Sei so gütig, bei Reimern zu meinen übrigen Bestellungen noch Zelter’s „Sprachbüchlein, oder die Buchstaben, Wechselsylben und Wortsylben der Muttersprache“ hinzuzufügen und ihn zuweilen für mich anzutreiben. Da es dir mit der Zeit zum Schreiben wenigstens nicht besser als mir geht; so erzähle Bernhardi’n, was er mir von dir schreiben soll. – Gegen Eure Districts-Schulen habe ich viel auf dem Herzen, wenn ich jetzt nur Zeit hätte, es gegen dich auszuschütten. Meiner Frau ist das Bad fast noch besser bekommen, als mir. Auch ich würde mich erträglich genug befinden, wenn ich nicht mehr arbeitete, als sich mit meinem Schlafe verträgt; aber leider fängt meine dumme Schlaflosigkeit schon wieder an, mich zu quälen: bis jetzt indessen bleibt mir noch immer große Lust zur Arbeit und auch Kraft dazu; nur wegen der Dauer bin ich besorgt. Wir grüßen Euch sämtlich, samt Euren und unsern Freunden Dein Bartoldy Wie steht’s mit Eurem Normal-Plan für gelehrte Schulen? 3521.
Überlieferung: H: BBAW, SN 246, Bl. 9
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3522. Von Georg Wilhelm Bartholdy. Stettin, Sonnabend, 6. 10. 1810 Stettin den 6ten 8ber 10.
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Liebster Bruder. Ungeachtet des harten Trumpfs der Tollheit, den du darauf gesetzt hast, bin ich gezwungen gewesen, die Hermeneutik so eben ohne alles Geleite auf die Post zu schicken: ich hoffe aber, dieser Brief, den ich ihr morgen mit der Reitpost nachsende, wird sie noch unterweges einhohlen, oder wenigstens mit ihr zugleich abgegeben werden. Es ist mir schwer geworden, mich von ihr zu trennen, da ich sie seit der Reise noch gar nicht wieder ansehen konnte, und noch nicht einmahl sie cursorisch zu Ende gebracht habe, obgleich ich mir schon für die zweite statarische Lesung die Freiheit genommen hatte, einige Interpunctionszeichen beizufügen, oder einige unleserliche Buchstaben zu verdeutlichen: ich will sehr wünschen, daß mir dabei nicht das gewöhnliche Loos der Kritiker gefallen ist, sie durch meine Konjecturen und aufgenommenen Les-Arten ihrem Verfasser unverständlich gemacht zu haben. Mein einziger Trost bei dieser Trennung ist, daß ich gewiß hoffen darf, sie verklärt wieder zu sehen, was auch ungläubige Zweifler gegen die persönliche Unsterblichkeit für Bedenken haben mögen. | Die Zurücksendung meines Teplitzer Briefes hättest du wohl füglich ersparen können; denn ich sehen leider gar keine Möglichkeit ab, davon Gebrauch zu machen. Als ich dich darum bat, hoffte ich in unsern 8tägigen Michaelis-Ferien, auch zu dieser Arbeit noch Zeit zu gewinnen; aber die Erfahrung hat auch hier wieder eine schlechte Theorie Lügen gestraft und mich überführt, daß die Ferien schon für das Übrige, was in ihnen abgethan werden mußte, wenigstens um 8 Tage zu kurz waren. Am Herzen liegt mir die Sache noch eben so wie damals, und wüßte ich etwas darüber zu sagen, womit ich zufrieden wäre; so würde ich mich kaum dazu überwinden können, es zu verschweigen: jetzt aber kann ich es nicht weiter, als bis zu dem Vorsatze bringen, den Brief, s o b a l d e s m i r m ö g l i c h i s t , etwas ausführlicher, für Mehrere lesbarer und mit den Verbesserungen, die mir unterdessen eingefallen sind, noch einmahl dir zuzuschicken, damit du ihn privatim mittheilst, wo du eben es nützlich glaubst; denn den Aufsatz soweit zu bringen, daß er der Sektion mitzutheilen wäre, ist mir wegen der Schwierigkeiten, die ich noch im Object finde, eben so unmöglich wie | wegen meines Mangels an Zeit. Einen größeren Theil derselben, und viel mehr 3522.
Überlieferung: H: BBAW, SN 246, Bl. 11
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Anstrengung, als ich geglaubt habe, kostet mir der Unterricht unsrer künftigen Lehrer für die Industrie-Schulen. Ob ich ihn gleich mehr als irgend einen andern bis ins kleinste detail durchgedacht und mir jede Stunde aufgeschrieben habe; so habe ich doch schon zweimahl den vollbrachten Unterricht einer Stunde für die nächste noch einmahl umarbeiten müssen; doch spüre ich schon, daß auch hier die Übung das weitere Fortschreiten erleichtern wird. Meinen durch Bernhardi zu bestellenden Brief wird er dir wohl jetzt schon eingehändigt haben. Wie gern spräche ich jetzt ein Paar Abende mit dir bloß von der Dresdner Gallerie, ehe uns die Bilder matter werden, die ich mir seit meiner Rückkunft kaum in einzelnen Augenblicken einmahl in der Erinnerung habe auffrischen können! – Hat dir die Maria in Rotari’s Ruhe auf der Flucht nach Egypten keinen Gruß an uns mitgegeben? – Meine Frau habe ich durch das ihr im vorigen Briefe ertheilte Lob augenscheinlich verrufen: Sie hatte, wie ich hernach erfuhr, schon während meines damaligen Schreibens einen Anfall von Kopfweh, der äußerst heftig wurde, und hernach ein Paar mahl, doch gelinder, wiedergekehrt ist: heute ist seitdem ihr erster ganz schmerzenloser Tag. Die Hasselbach befindet sich aber mißlich: sie war während der Schwangerschaft ganz unmäßig geschwollen: der Geschwulst ist nach der Entbindung geblieben und scheint eine Art Wassersucht: dabei fehlt es ihr an Milch. Besorge gütigst die Einlage, grüße alle Deinigen und Unsrigen herzlich von uns, und schreib auch einmahl wieder an Deinen treuen Bartoldy. Ich habe Nicolovius neulich versprochen, mich bei dir zu erkundigen, mit welchem Titel man Berichte an die Section über- und mit welcher Formel man sie unter- und ob man sie auf einen gebrochenen Bogen schreibe. Gieb mir doch Auskunft! Zieht mir nur nichts von dem Gelde ab, das für meinen physikalischen Apparat in Umschlag gebracht ist, damit ich nicht länger meine Experimente nur an der Tafel zu zeigen nöthig habe. Von Gassens habe ich noch keinen Brief, so wie sie keinen von mir.
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Weil Sie es denn so dringend begehren, verehrtester Herr Kollege, und ich es aus einer Rücksicht für nüzlich halte, so will ich Ihnen denn auch mit meiner ganzen gewöhnlichen Offenheit über Ammon mein Urtheil sagen. Als ich hörte, daß er movirt worden (wovon er in Erlangen an öffentlichen Orten, selbst gesprochen) so dachte ich in meinem Sinn, das sey gewiß von Herrn Hardenberg ausgegangen, auf dessen Gewogenheit aus langen Zeiten er sich sehr viel zu gut thut und hätte ich es früher erfahren, es würde bey meiner Berufung nicht wenig störend für mich und kein geringes Moment der Bedenklichkeit gewesen seyn. Ich muß es Ihnen nur aufrichtig sagen, daß ich ihm hauptsächlich vor 3 1/2 Jahren hieher aus dem Wege ging, weil durchaus auf keine Weise mit ihm auszukommen ist. Ich ehre gewiß, so gut wie einer, sein mannichfaltiges Wissen, seine ausgebreiteten gelehrten Kenntnissen, auch seinen glänzenden oratorischen Vortrag, am rechten Ort; ich weiß es auch zu schätzen, was Sie, besonders in den Augen des Publicums, auf das man doch auch sehen muß, an ihm in Berlin gehabt hätten: denn er hat keine geringe Celibrität. Aber in Rücksicht unserer collegialischen Verhältnisse und überhaupt in rein menschlicher Rücksicht hätten wir wahrhaftig keine sonderliche Acquisition gemacht. Möchten Sie doch Andere lieber, als mich, darüber reden lassen, wenn es ihnen vergönnt wäre, offen vom Herzen wegzusprechen; ich betrachte ihn wirklich auch jezt, nachdem ich von ihm weg bin, wie alle in Erlangen die nicht unmittelbar mit ihm zu schaffen haben,1 aus einem lächerlichen Gesichtspunct; doch ich will jezt ernsthaft sprechen und wahr, wie es geziemt und weil es wichtig ist. Ich könnte Ihnen, nun es die Zeit dazu, eine Schilderung machen von ihm, daß Sie den Mann ganz lebendig vor Augen haben sollten: denn ich habe ihn kennen gelernt in allen Beziehungen. Aber | ich will nun kurz seyn und Ihnen einige Züge von ihm geben, die ihn lebendig characterisiren. Herrschsüchtig und despotisch ist er auf eine so überfließend höfliche und lästige Art, daß er dabey immer zugleich eine äußerst geringe Meinung von dem Verstande Anderer voraussezt, als wüßten sie nicht leere, nichts sagende Worte von seiner wahren entgegengesezten Meinung zu unterscheiden. Argwönisch und in dieser Hinsicht gefährlich ist er, so, daß er keine Predigt hören oder halten kann, die nicht Beziehungen haben müßte auf den einen und 3523.
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andern und so glaubt er auch immer, daß Andere an ihn denken bey jeder Untugend, die man nur öffentlich nennt. Dieß alles aber nur, weil e r es so gewohnt ist und solche Sticherleyen immer anbringt. Glatt ist er, gewandt, ein wahrer Hoftheolog (bey der Frau Markgräfin in Erlangen) mit halb deutscher, halb französischer Sprache und von ganz unausstehlicher Höflichkeit. Selbst sein gelehrtes Treiben ist meistentheils nur auf den Prunk und Schein berechnet, obgleich er allerdings Vieles sehr gründlich weiß; wie er denn mit seiner Moral, die er Ihnen geschickt hat, ein solches Stück machte. Dazumal nemlich, als diese so genannte v i e r t e Ausgabe gemacht werden sollte, die aber nur die z w e i t e ist, [(]weil er ein früheres Compendium damit zusammenschmolz) so bat er von mir sich mein altes, vielfältig beschriebenes Exemplar aus, um danach mit seinen Zusätzen die neue Ausgabe drucken zu lassen, weil er, wie er vorgab, kein Exemplar mehr hätte. Ich hatte nun dieses Exemplar mit vielen Citaten beschmuzt von allen den Lesungen, die ich 6 Jahre hindurch in moralischer Hinsicht gemacht hatte und alle diese meine Citate von zum Theil seltenen Büchern, die er nie gesehen, hatte er auf eine äußerst lästige Weise alle mit abdrucken lassen, um nur desto ÐgrößernÑ Schein von seiner Belesenheit zu machen; ich aber ignorirte das natürlich. Ein andermal, als ich zum erstenmal in meinem Leben die Kirchengeschichte laß, kündigte ich blos dieß eine Collegium an, um das Heft mit allem Fleiß zu machen, erhielt hierauf vom Herrn Minister von Hardenberg ein eigenhändiges Schreiben, worin er mir auf eine äußerst humane Art meldete, das Ð C o n c u r a t o r i u m Ñ habe mit | Misfallen bemerkt, daß ich nur e i n Collegium angekündigt und es gereiche zum Ruhm der Universität, wenn jeder Docent wenigstens mehrere Vorlesungen anzeigte, worauf ich denn nicht nur in meinem Antwortschreiben dem Herrn von Hardenberg meine Gründe entwickelte, sondern auch den durch die Ankunft Fichte’s veranlaßten Umdruck des Katalogs benuzte, um noch einige Vorlesungen anzukündigen. Was that Ammon dabey? Nachdem er von weitem gehört, daß ich den Brief an mich beantwortet, kam er mit unbeschreiblich höflichem Ungestüm zu mir, zeigte mir die Gefahren, die daraus entsprängen, wenn ein inferiöres Glied der Universität sich an einen so hohen Minister wage, daß ich mich hätte an ihn wenden müssen, er wollte mich vertreten haben bey dem Herrn Curator und fand es zulezt im höchsten Grad indelicat und unschicklich, daß ich ein solches Privatschreiben selbst beantwortet hätte. So will er in allen Dingen den Protector machen. Wie viele solcher Stücke könnte ich Ihnen noch erzälen, besonders von seiner listigen und überlistenden Klugkeit, bey der man wie verrathen und verkauft ist, wenn man an gar nichts schlimmes denkt; von seiner überfließenden Süßigkeit,
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bey der er, wenn er sich umgedreht hat, das entgegengesezte thut und mit einem Wort von der Zweydeutigkeit seines Characters. Das ist das rechte Wort für diese Sache und nun habe ich Ihnen auch Alles gesagt, was zu sagen war. Sollte er nach Berlin kommen, so werde ich suchen in so wenig als möglich Berührung mit ihm zu kommen; gereuen sollte michs aber nicht, ihn Ihnen so geschildert zu haben, denn Sie werden doch Gelegenheit haben, ihn aufs Haar genau so zu befinden; wie er denn wirklich in Erlangen so allgemein von dieser Seite bekannt ist, daß kaum noch einer der Professoren mit ihm umgeht. Und steht der Mann nicht auch leibhaftig so gedruckt da, ich meine in seinen Büchern? Trägt er nicht immer den Baum auf beiden Achseln, hat er wohl eine eigne, feste Wahrheit und Ueberzeugung, ist nicht alles so oberflächlich und seicht, wie obruirt mit ÐBüchertiteleiÑ und großer Gelehrsamkeit. Immer schwankt er hin und her, zu jeder Partey, die das herrschende ist, hält er sich und selbst | zum Mysticismus, der ihm so fatal ist, wird er sich noch bekennen, wenn es darauf ankommt. – Auch den Ruf nach Berlin hat er bey der Baierischen Regierung angetragen 1) auf seinen bisherigen Professorsgehalt nun (2100 fl.) 2) Freyheit von den Pfarrgeschäften (die nämlich an sich ohne Besoldung sind) 3) Beibehaltung der Superintendentur, die ohngefähr noch 1000 fl. einträgt und 4) den Wittwengehalt, der ihm preußischer Seits zugesichert war. Zu gleicher Zeit, höre ich, soll er auch einen Antrag der Superintendentur in Greifswalde haben, die 5000 fl. einbingt. – Es wäre allerdings zu wünschen und ist sehr schön gedacht von der preußischen Regierung, daß sie die theologische Facultät mit so vielen Gliedern besezt, besonders nun noch einen oder den andern zu wünschen von recht großer Erudition und Celebrität (denn in diesen beiden Beziehungen werden Sie doch mit de Wette und mir nicht viel machen können) einen Mann oder zwey, von Alter und Weisheit und Gnade bey Gott und den Menschen. Aber wo in der Schöpfung sind die zu finden oder zu machen? Sie müssen allein am Ende unser Hauptmann seyn aber auch bleiben, der, in welchem die unsichtbare Kirche sichtbar ist, aber auch, wie die katholische, nicht zur Philosophie übergehen. Die Einleitung Ihres deutschen Katalogs hat hier überall die schönste Sensation gemacht; wie fühlte man sich erhoben bey solcher Sprache und Gesinnung! ich würde ordentlich ÐnurÑ heimlich, Trauer haben, wenn ich nicht Theil haben sollte an solchem Streben. Als ich die mir nun bewilligte Erhöhung des Reisegelds wünschte, hatte ich einen geheimen Grund noch, den ich Ihnen nun auch offenbaren kann. Ich muß die Reise doppelt machen und fürchtete dadurch nicht ohne Grund, mit meiner Oe-
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conomie ins Gedränge zu kommen. Meine Frau gab mir ÐabdazumalÑ noch etwas zweifelhaft die schönste Hofnung, die nun zur Gewisheit geworden ist. Sie hat mir das erstemal eine Fehlgeburt gemacht in ihrem fünften Monat und das nach einer Reise nach Hanau; dafür, daß wir nun diese Ferien hier geblieben sind, habe ich versprochen, sie den Sommer bey ihren Eltern zu lassen und sie der Gefahr und Unbequemlichkeit der Reise nicht auszusetzen. Mar 1
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wie der Hofrath Horn in Berlin der ihn auch kennt
*3524. An August Twesten. Berlin, Dienstag, 9. 10. 1810
3525. Von Christian Gottlieb Konopak. Rostock, Sonntag, 14. 10. 1810 Rostock den 14ten Oct. 1810. Es ist nun entschieden, lieber Freund, ich gehe nach Königsberg. – Wie diese Worte so ruhig da stehen! Nicht die geringste Spur an ihnen von der Bewegung, mit welcher ich sie hinschrieb! Ja, lieber Schleiermacher, ungeachtet mancher Verschiedenheiten in den Verhältnissen ist mir jetzt beynahe eben so zu Muthe, wie vor drey Jahren, als ich Halle verließ, und in Hinsicht auf die Entfernung gehe ich nach Königsberg mit noch größerer Verzichtleistung. Mögen Sie mir von dieser Entfernung sagen, was Sie wollen, was durch sie unmöglich, oder in einem hohen Grade erschwert wird, bleibt dessen ungeachtet unmöglich, oder in einem hohen Grade schwer. Mit Freuden richte ich daher den Blick auf eine freylich ungewisse Aussicht, die Sie mir eröffnet haben: es könne Königsberg mir ein Uebergangsort nach Berlin – lassen Sie mich hinzusetzen, um eine Möglichkeit mehr aufzustellen, nach Frankfurt – werden. Oder noch besser: in einem halben Jahre, denn so lange muß ich noch hierbleiben, kann sich Manches verändern. Setzt mich, wenn eine Veranlassung dazu eintritt, 124 wie … kennt] mit Einfügungszeichen am unteren Rand 3525.
Überlieferung: H: BBAW, SN 319, Bl. 34–37
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ohne Weiteres nach Berlin oder nach Frankfurt hin und wählt für Königsberg einen Andern. Dann bin ich näher den Freunden, bin näher den Ländern, die mit schöner Natur geschmückt sind, was mir unbeschreiblich viel gilt. | Lieber ginge ich gleich diesen Augenblick fort, als nach einem halben Jahre. Das Klagen und Weinen der hiesigen Freunde zerreißt mir das Herz. Jeder Besuch, den ich ihnen von nun an mache, ist leer ÐvonÑ Freuden des Wiedersehns und doch führt jeder Abschied alle Schmerzen der Trennung mit sich. Es wird ein schweres halbes Jahr werden und wie ich alle meine Arbeiten abfertigen soll, das weiß ich nicht. Es ist mir, als gehe ich einem verhängnißvollen Schicksal entgegen. Was steht vielleicht Königsberg bevor! Wie mir der Gedanke an die Nachbarschaft nicht wohl thut, darauf habe ich schon in einem andern Briefe hingedeutet. Und wie, wenn nun ein neuer verderbender Krieg ausbräche zwischen Frankreich und Rußland? Ich verberge mir nicht, was gegen diese Besorgniß spricht, aber ich kann auch nicht als durchaus keine Beachtung verdienend hinweg werfen manches Einzelne, worauf man sie gründet. Vielmehr mir ist ein Krieg, ein naher Krieg, wahrscheinlich. Und was könnten seine Folgen auch für Königsberg seyn! Ich komme auf Ihren letzten Brief. Mir sind einige Aeußerungen darin zu wichtig, als daß ich mich darüber nicht besonders erklären sollte. Sie sagen, Sie können Unterhandlungen der bewußten Art nicht im Allgemeinen für etwas Verwerfliches halten; sie seyen dieß nur in dem Maße, als bey der Entscheidung eigentlich nur innere Bewegungsgründe dominiren sollten. Dieß | sey, da ich so wenig innerlich Bestimmendes für Königsberg als gegen Rostock habe, mein Fall durchaus nicht. Ich gestehe Ihnen, lieber Schleiermacher, daß es sich nicht ganz so verhält. Ich habe innerlich Bestimmendes für Königsberg gehabt. Mein Beruf wird mir dort genügender seyn; ich werde nicht so, wie hier, an Muße zum Studiren darben. Aber dennoch tadle ich mich nicht, nicht sogleich zugegriffen zu haben. Die Sache hat mehrere Seiten. Andres Innere, wenn gleich vielleicht nur ein gefürchtetes, ist gegen Königsberg, anderes Innere für Rostock gewesen. Und müssen denn meine Unterhandlungen mit der Regierung auf etwas bloß Aeußeres gerichtet gewesen seyn, und kann ferner, was für den Einen bloß als ein Aeußeres in Betrachtung kommt, nicht für den Andern mit einem Innern in einer so engen und nothwendigen Verbindung stehen, daß es dadurch selbst den Character eines Innern bekommt? Sie sagen ferner, es scheine Ihnen, als ob man sich gegen eine anbietende Regierung in ein bestimmtes Verhältniß setze, wenn man zu dem Angebotenen sich noch besondere Bedingungen mache und diese
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gewährt werden. Dieß kann einzig auf das Reisegeld sich beziehen. Ich habe von meinem Schreiben an Sie und an die Section keine Entwürfe zurück behalten und kann daher den Buchstaben hier nicht anführen. Aber getrosten Muthes verweise ich Sie auf jenes Schreiben, in welchem ich von dem Reisegelde sprach und fordre Sie auf es nachzulesen. Dem Sinne nach, und zwar dem deutlich ausgesprochnen Sinne nach, | werden Sie finden, muß darin stehen, für den Fall, daß ich den Ruf annehmen sollte, würde ich mir wohl ein größeres Reisegeld erbitten müssen. Nicht aber ist hiervon als von der Bedingung einer gewissen Annahme der angebotenen Stelle die Rede gewesen. Das ist durchaus unmöglich. Selbst nur versteckt oder zweydeutig kann der Sinn nicht gewesen seyn. Das ist eben so unmöglich. Ich würde dadurch, was ich nicht kann, in einen vernichtenden Widerspruch mit mir gerathen seyn. Ich verkenne es nicht, daß Sie verschiedene Erklärungen des nur halb im Gedächtniß Aufbewahrten suchen, bey welchen ich schuldlos erscheine; aber Sie schwanken doch, und das thut mir wehe. Vor anderthalb Jahren – ich darf ja das hier wohl anführen – erging eine Anfrage an mich für Greifswalde, unter Bedingungen, die um ein Bedeutendes vortheilhafter waren, was die fixe Einnahme betrifft, als mein jetziger Ruf nach Königsberg. Man schrieb mir zugleich, nach der dortigen Einrichtung dürfe man Niemanden präsentiren, der nicht auf die vorläufige Anfrage sich verpflichte, falls der wirkliche Ruf an ihn ergehen sollte, ihn anzunehmen, und forderte mich daher zu einem gleichen Versprechen auf. Ich antwortete, daß ich zur Zeit mich hierzu nicht anheischig machen könnte, indem ich erst noch mit meiner Regierung in Unterhandlungen treten wollte. Noch vor einer Antwort von Greifswalde beschied diese mich, daß wegen des dermahligen Zustandes der Finanzen sie mir keine Zulage bewilligen könne. Nun schrieb man mir aus Greifswalde, ich möchte nur das bewußte Versprechen leisten; es | verstünde sich von selbst, daß, wenn nachher besondere Umstände gegen die Annahme des Rufs sich ereigneten und ich ihrerwegen ihn ausschlüge, man mich nicht verantwortlich machen würde. Sie sehen wohl, daß man mir hier nicht undeutlich zu verstehen gab, was jene unvernünftige Einrichtung gewisser maßen nothwendig mit sich führt, es nämlich mit der Wahrhaftigkeit so gar genau nicht zu nehmen. Ich schrieb wieder – denn Mehrere hatten mich noch um einen Antrag bey der Regierung gebeten – daß weil ich in diesem Augenblick noch nicht gewiß wüßte, ob ich einen Ruf annehmen würde, ich mich unmöglich schon zur Annahme anheischig machen könnte. Nun erfolgte von dort her kein weiterer Antrag; meine Regierung schlug das neu Gebetene auch ab, und ich entbehrte sowohl der bessern Stelle in Greifswalde, als
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einer Entschädigung in Rostock. Gar leicht hätte ich mir hier eine Thüre offen halten können; aber ich verschmähte es, weil ich nicht falsch seyn mochte. Genug über diesen mir unangenehmen Gegenstand! Der Wunsch, Rostock mit einer andern Universität umzutauschen, hat mich noch nie verlassen. Die Kasten in welchen ich vor drey Jahren meine Sachen hergeschafft habe, stehen noch alle da. So lange ich nicht wußte, ob Ihr überhaupt für eine Eurer Universitäten mich haben mochtet, habe ich keinen Schritt zur Erreichung je|nes Wunsches gethan. Ich bin beides, zu bescheiden und zu stolz dazu. Nun Ihr aber für Königsberg Zutrauen zu mir bewiesen – mit welcher Universität der Tausch freylich nicht in meinen Wünschen lag – nun nehme ich keinen Anstand, Euch zu bitten, setzt mich gleich nach Berlin, oder nach Frankfurt hin, oder wenn Ihr das nicht könnt, so ruft mich wenigstens bey erster vorkommender Gelegenheit hin. Das kann ich Euch ohne Zudringlichkeit, ohne Anmaßung und Unbescheidenheit bitten. Denn glaubt Ihr, ich könne auf der einen Universität gutes wirken, so müßt Ihr dieß Zutrauen auch für die übrigen zu mir haben; denn für jede derselben müßt Ihr doch das Beßte bewirken wollen. Mit dem Reisegelde, wenn nicht etwa noch bis dahin die Umstände sich so ändern, daß ich mit einer sichern Gelegenheit meine Sachen zu Schiff abschicken kann, habe ich mich sehr versehen, wahrscheinlich wenigstens. Nach vorläufig eingezognen nähren Erkundigungen wird mir die Reise wahrscheinlich weit über 400 r zu stehen kommen, was mich wenigstens für den Anfang meiner neuen Laufbahn in Verlegenheit setzen könnte. Wie ich jedoch hierüber noch keine völlige Gewißheit habe, so werde ich auf keinen Fall mit neuen Anträgen wegen des Reisegeldes einkommen. Aber die Frage will ich gleich vorläufig der von mir zu treffenden Einrichtungen wegen thun, ob mir das Reise|geld hierher geschickt, oder erst nach meiner Ankunft in Königsberg an mich ausgezahlt wird. Ueber einen Punkt, Königsberg betreffend, muß ich mich noch erklären. Mir ist erzählt worden, es sey sonst wenigstens dort Sitte gewesen, daß ein neu angestellter Professor sich zu einem Colloquium habe stellen, Probevorlesungen halten müssen und dergleichen. Dergleichen, besonders wenn von einem Manne die Rede, der in einem solchen Amte, noch dazu in demselben Staate, schon angestellt gewesen ist, finde ich seiner unanständig, und ich muß mich bestimmt gegen Alles erklären, was irgend den Schein eines Examens hat. Auch scheint mir darin ein Meistern der rufenden Behörde zu liegen, wenn man über denjenigen, welchem sie ihr
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Vertrauen geschenkt hat, noch irgend eine Art von Prüfung sich anmaßen will. Sollte daher eine solche Sitte dort noch Statt finden, so wäre es mir lieb, wenn Sie deshalb das Nöthige dieser meiner Erklärung gemäß einleiten wollten, damit es nicht gleich anfänglich zwischen mir und meinen neuen Collegen zu einem Zwist komme. Gern läse ich einst etwas über Ihre letzte Reise. Finden Sie bey Ihren vielen Geschäfften, | von welchen die Götter geben mögen, daß Sie nicht zu sehr dem Publicum entzogen werden, einmahl ein Viertelstündchen Muße, so schenken Sie mir es freundlich und denken Sie, daß es auch ein wenig zu meiner Aufheiterung beyträgt. Mit diesem Briefe geht zugleich ein Schreiben an die Section ab, mit der erklärten Annahme der angetragenen Professur. Adieu, mein lieber Freund. Viele Grüße an die Ihrigen. Konopak.
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3526. Von Nicolaus von Thaden. Sünderuphof, Montag, 15. 10. 1810 An Hr Prof. Schleiermacher in Berlin Syndruphoff bey Flensburg den 15t Oct. 1810. Es ist eine misliche Sache, Ihnen hochgeschätzter Profeßor einen Jüngling zu empfehlen, wenn der Unterzeichnete noch nicht weiß: ob er sich schon selbst gehörig empfohlen hat. Es muß indessen im geselligen Leben, wie in der Mathematik, doch etwas voraus gesetzt werden, mithin postuliren Sie nur: daß ich Sie unaussprechlich liebe, wie meinen besten Freund – und wenn Ihnen dies auch gleichgültig wäre, so können Sie es mir doch nicht wehren. Ich bitte Sie daher dringend, sich des jungen Ritters, als Überbringer dieses, bestens anzunehmen; er ist ein würdiger Musensohn und mein wakkerer Frend – der Ihrer neuaufblühenden Universität und der Wissenschaft Ehren machen wird. Als ein wahrhaft religiöser verabscheute er in Kiel den Schutt in der Theologie, und wandte sich daher lieber zur Medicin, um sich an dem Lebendigen in dieser Wissenschaft besser und schö3526.
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ner zu beleben. Hätte er sich früher in Ihren theologischen Vorlesungen belehren und erbauen können; er wäre gewiß seinem ersten Vorhaben getreu geblieben. | Das wesentliche der Wissenschaft ist indessen in allen Fakultäten religiös, und wenn die Jurisprudenz bis itzo noch am wenigsten davon eine zu haben scheint; so liegt dies wohl nur an der kristallisirten Behandlung – und in dieser Rüksicht beklage ich Ihre neue Universität am meisten – und bedaure es zugleich daß Sie Sich auch in ein bestimmtes Fach haben einzäunen lassen, statt wie ein jüngerer Plato die Seele der Wissenschaft auch in den Branchen darzustellen, um das Ganze mit Würde und mit Kunst zu leiten und zu lenken. Ein Dutzend Ihrer Kollegen schiene mir dort überflüßig; aber den Doctor Köthe für die sogenannte höhere Jurisprudenz und unsern Freund Steffens für die Naturwissenschaft entbehre ich schmerzlich. Adam Müller wäre in Ihrem Verein wohl nicht an seiner rechten Stelle; er gehört mit größerm Recht für die selige ReichsRitterschaft und deren unmündigen Vormünder. Den neuaufgeblüthen Georgius würde ich mit Vergnügen zum Kommerz- und Finanz-Rath empfehlen – jedoch unter der ausdrüklichen | Bedingung: nicht zum Vielschreiber auszuartern; es würde dann, für die Staatswohlfahrt, viel von ihm zu lernen und mit großem Nutzen anzuwenden seyn. Sein Buch über den Adel kenne ich noch nicht; aber ich meine daß ein solches Buch Zeitbedürfniß ist – und muß um Verzeihung bitten, wenn Graf Kalkreuth und Andere mir dies übel nehmen. – Den bürgerlichen Adel in der Gesinnung aufzusuchen, scheint mir eben so unrichtig, als ihn von dem Verfahren zu leihen: über die Würde des Menschen kann kein Mensch sondern nur Gott vollgültig urtheilen; aber über die Würde des Staatsbürgers steht von Rechts wegen der Mayestätt ein Urtheil zu. Alle Militär- und Civil-Beamte (geistlichen und weltlichen Standes) sind als Zweige und Blüthen der Mayestätt anzusehen. Eigentlich sollten Alle, auch als solche, schon adelich seyn (sonst stehen sie mit sich selbst in Widerspruch) – indeßen müssen die Tüchtigsten und Vollkommsten d.h. die Tapfern, die sich im Thun auszeichnen, auch von der Mayestätt bürgerlich ausgezeichnet werden. Der Schulmeister im Dorfe und der Unterofficier in der Armee sind, wie der Kanzler und der Feldmarschall Beamte des Staats, in denen der Abglanz der mayestätischen Würde postulirt werden muß. | Soll daher ein bürgerlicher Adel im Staate seyn (was ich ungern bejahen möchte!) so ist er nur auf diese Weise mit Grund zu etabliren. Bey den sogenannten höhern Bedienungen scheint den meisten Staaten diese sublime Idee schon immer dunkel vorgeschwebt zu haben; vielleicht haben sie sich, wie gewöhnlich, nur vor der Konsequenz gescheut und besonders
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beim Lehr-Fach (!!) wohl gemerkt, daß hier das vornehme Befehlden nicht aushelfen könne. Ich hätte lieber über diese und ähnliche Ansichten mündlich mit Ihnen ein lebendiges Wort gewechselt – und es fehlte wenig daran, so wäre ich in diesen Tagen persönlich zu Ihnen gekommen; meine Frau fürchtete für meine Gesundheit, daher unterblieb es diesmal. Grüßen Sie meinen Landsmann Niebuhr und meinen alten Lehrer Fichte; ich erinner mich seiner noch mit Vergnügen und Dankbarkeit, als er die Wissenschaftslehre in dem lieben Jena zu Tage föderte. Gruß und Freundschaft von Ihrem, Sie innig ergebenen Thaden.
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3528. Von Christian Gottlieb Konopak. Rostock, Mittwoch, 24. 10. 1810 Rostock den 24sten Oct. 1810.
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Ich würde Ihnen heute, lieber Freund, noch nicht wieder schreiben, wenn ich nicht durch Münchow eine besondre Veranlassung dazu erhalten hätte. Daß er mit seiner Lage unzufrieden ist, habe ich Ihnen gesagt, und er hat Gründe genug dazu. Der zum Theil von unangenehmen Arbeiten herrührende saure Erwerb, welchen er sich bisher zu verschaffen gesucht hat, wird dadurch noch geschmählert, daß Bertuch, mit dem er deshalb in Verbindung steht, undelicat genug ist, ihn mit leichtem beschnittnem Golde zu bezahlen. Nun kann er zwar eine außerordentliche Professur in Jena erhalten, allein ohne Gehalt. Dem würde er nun vorziehen, einstweilen in Berlin als Privatdocent bey der dortigen Universität zu leben. Es fragt sich nur, ob er dazu einer besondern Concession bedarf, und an wen er, wenn dieses der Fall ist, sich | zu wenden hat. Daß Sie gern zur Erreichung dieses seines bescheidnen Wunsches wirken werden, da Sie ihn für tüchtig halten dürfen, davon bin ich überzeugt. Ob Sie mir gleich 3528.
Überlieferung: H: BBAW, SN 319, Bl. 38 f.
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Klage führen über Ihr Uebermaß von Geschäfften, so bitte ich Sie doch, mir nächstens ein Viertelstündchen zu einer Antwort zu gönnen. In einem Ihrer Briefe hatten Sie mir einige Personen in Königsberg genannt, an die ich mich gern anschließen würde, unter andern einen sonst wunderlichen Mann, der mir sehr gefallen würde. Manche Wörter in Ihren Briefen, welche ich für sich nicht würde heraus bringen können, lehrt mich der Zusammenhang lesen. Aber, lieber Schleiermacher, das ist ein Hülfsmittel, welches mich bey Namen von Personen, besonders mir unbekannten Personen, gänzlich verläßt. Ich muß Sie daher bitten, mir bey Gelegenheit den Namen jenes wunderli|chen Mannes in deutlichen Zügen zu schreiben. Auch den Namen des Mathematikers in Berlin, der über Münchows Schrift vortheilhaft geurtheilt hat, bin ich nicht im Stande gewesen zu lesen. Auf meiner Reise nach Königsberg werde ich durch einige Oerter kommen, wo auch Sie geweilt haben. Können Sie mir hier oder da eine freundliche Stunde bereiten, so will ich schön danken. – Sollte mir für meine Sachen wohl Accise- und Zollfreyheit gewährt werden, und an wen hätte ich jetzt, um das zu erreichen, mich wohl zu wenden? – Von meinen Freunden erhalte ich die rührendsten Beweise ihrer Liebe. Wie sehr das auch wohl thut, so vergrößert es doch den Schmerz der Trennung und läßt mich den Augenblick des Abschieds nur desto mehr fürchten. Bey Gelegenheit der Vermählung unsers Erbprinzen hat unser Huschke ein | Programm geschrieben, das vielleicht noch nicht zu Ihrer Kenntniß gekommen ist. Es will verlauten, daß wegen der Hiebe, welche S. 9. p ausgetheilt worden sind, und gegen sie sich nächstens eine Stimme öffentlich werde hören lassen. Um so mehr lege ich Ihnen ein Exemplar bey. Ich habe noch einige übrig und kann Ihnen, wenn vielleicht dem einen oder dem andern Ihrer Bekannten damit gedient wäre, noch einige schicken. Nach Königsberg habe ich noch nicht geschrieben, sondern will erst von der Section meine Bestätigung durch den König abwarten. Je früher ich von dieser benachrichtigt werde, desto lieber soll mirs seyn, da es hohe Zeit ist, daß ich mich um meine Wohnung in Königsberg bekümmre, weshalb ich mich an Vater wenden werde. Adieu, lieber Schleiermacher, Schreiben Sie mir recht bald und grüßen Sie Nanny, die liebe Frau und die Kinderchen von mir Konopak.
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3529. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Gnadenfrei, Sonnabend 27.10. bis Dienstag, 30. 10. 1810 Adresse: Dem / Herrn Professor / Schleyermacher / zu Berlin Canonier Straße / Num 4 [Bl. 15v] Gnfr d 27 – Octbr abgegag d 30t 1810
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Während die Andern im Abendmahl sind – ich werde wegen meinem Husten und andern Beschwerden erst morgen Vormittag gehn – eile ich Dir mein guter Bruder für die erhaltnen 10 Thaler courant den wärmsten Dank abzustatten – eben so für die mitgeschikten Predigten mit welchen Du mich recht angenehm überrascht hast – freilich hatte ich sie mir schon bestelt weil ich auf Predigten von dir sehr begierig bin und nichts von deinem guten Vorhaben ahnden konte – – Du wirst solches aus meinem Brief an Jetchen ersehen haben den ich mit Madame Richter an sie geschikt – hoffentlich wirst Du mein gütiger Wohlthäter den Spas mit dem Mützchen nicht übel gedeutet haben der sich mit dieser günstigen Gelegenheit am besten thun lies – möge das kleine Wesen dem es bestimt ist – zu rechter Zeit recht wohl und heiter in die Welt hineingukken und dein gutes Weib durch die gnädige DurchHülfe des Herrn in kindlichen Vertraun auf seine Gnade aufs neue gestärkt werden – und die | alte Lotte bald davon erfahren möge – wie alles steht – besonders auch nächst dem Nahmen – ob der Vater selbst taufen wird – dis lege ich dir an dein treues Bruder Herz – wenn Du auch nicht selbst schreiben kanst so empfiel es Nany oder der Herz – daß ich es gewiß ordentlich erfahre und nicht erst n a c h h e r . Wie mich jede Zeile und jedes Wort von Dir erfreut brauche ich Dir nicht erst zu sagen – vorzüglich deiner vielen Geschäfte wegen deren Wichtigkeit ich gewiß nicht verkenne und dir Gottes Beystand und Seegen als auch seine tröstende Nähe recht oft dazu erbitte – Viel bin ich wegen deines neuen Geschäftes als Dekan gefragt worden – ganz verstehe ichs nicht – stelle mir aber ein Art Vorsteher oder OberAufseher der facultaet vor – weil doch mehrere Professoren dieses in ihren facultäten geworden wiewohl Du es gewiß auch in der phisolophischen hättest werden können – – Deine in Dresden gehaltne Predigt hätte ich gerne gehört – ob mir dieser Wunsch noch gewährt werden wird? – | Um diesen Brief nicht noch ein Blatt zuzufügen muß ich mich der Kürze befleißigen – und dir sagen war mir in diesen Tagen geschehen ist – Dein mir gütig zugeschiktes solte mir bis auf Weinachten zum gewöhnlichen Leben reichen – 3529.
Überlieferung: H: BBAW, SN 375/11, Bl. 14 f.
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aber siehe – nachdem ich mir wegen der entsezlichen Erhöhung des Caffe´es – 2 Pfund gekauft – 3 loth The – und der Vorsteherin das Wäschgeld für die Zeit meines Hierseyns gezahlt – – sehe ich daß mir grade auf 4 Wochen nur knapp übrig bleibt – entschloß mich bald – die Vorstehern zu bitten – die Kost bis Weinnachten stehen zu laßen weil mein Schulgeld grade durchs Viertjahr so viel ausmacht – welches sie mir aber mitten im quartal nicht gewähren konte – wie wird mir doch Gott hier heraus helfen – – dachte ich – kaum war ein Tag vorbey erscheint ein herzlicher Brief vom Karl der seit Johany nichts von sich hören lies – und mir 5 rthr real Müntze von Deinetwegen schikt1 – ob er gleich selbst zu Anfang schreibt daß er gar nichts von Berlin – auch nichts von Dein Besuch in Dresden weiß – – tief gerührt über die sonderbare Fügung Gottes die ich als Gebets Erhörung betrachte – nehme ich das Geld an – Du guter Mensch siehe | Du zu wie Du dich mit ihm abfindest – ich wolte dich auf deine Anfrage ganz treuherzig bitten mir auf Weinachten oder Neujahr etwas mehr zu schikken sowohl wegen des Postgeldes – als mir etwas flanell für die strenge Kälte zu kaufen – nun ist es s o recht schön. Aber bitte laß mich wißen – durch eine deiner Weiber ob du jenes dem Korn in Breslau gut geschrieben sonst muß ichs vorm JahresSchluß hinschikken – bitte grüß Alles auch die Kinder von Deiner innigst dankbaren Lotte. In der Ordination die demselben Abend war – als ich Gass gesprochen sang ich in Bezug Deiner Aemter alle Segens-Verse – für Dich mit Inigkeit – 1
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weil der Gute wahrscheinlich in der idee steht daß ich so wie ichs erst glaubte auszukomen – nur 20 Thr gut Geld von Dir bekomme – ach wie ist es so ganz anders – besonders wenn ich an Weinachten an den Apotheken Zettel denke – da ich h i e r in Gnadenfrey manches ÐFaßÑ voll medicin verschlukken muste – jezt pausire ich wieder – doch wie lange wirds dauern
56–58 In … Inigkeit –] am linken Rand von Bl. 14 59–63 weil … dauern] am linken Rand von Bl. 15, überlaufend auf den linken Rand von Bl. 15v
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Briefe 3530–3533
*3530. An Christoph Friedrich Ammon. Berlin, wohl Oktober 1810 Offenbar eine negative Antwort auf Ammons Gehaltsvorstellungen; wohl mit Bemerkungen über die Generalsuperindententur in Greifswald
*3531. An August Riquet. Berlin, Oktober 1810 Bittet Riquet, Martyni-Laguna die Anstellungsbedingungen an der Berliner Universität mitzuteilen oder diese noch einmal in Erinnerung zu rufen.
*3532. An Philipp Konrad Marheineke. Berlin, wohl Oktober 1810 Macht Bemerkungen über Marheinekes Vortragsstil und fragt nach weiteren Berufungsvorschlägen.
3533. Von Joachim Christian Gaß. Breslau, Sonntag, 4. 11. 1810 Breslau, den 4 Novbr. 10. Bei dem Anblikk der Einlage werden Sie gewiß gleich errathen, wie ich dazu gekommen bin. Ja, liebster Schleiermacher ich war vor einigen Tagen in Gnadenfrey und werde gewiß lange nicht vergeßen, wie wohl ich mich dort gefühlt habe. Ihre liebe Schwester ist wohl; sie hält unbeschreiblich viel von Ihnen und es war ihr eine große Freude, daß ich ihr noch mehr von Ihnen erzählen konnte, als sie wuste. Sie meinte, der einliegende Brief habe keine große Eile, daher ich ihn mit diesen Zeilen 3533. Überlieferung: H: BBAW, SN 287, Bl. 60 f.; D: Schleiermacher: Briefwechsel mit Gaß, S. 83–85 (gekürzt) 7 sie] Sie
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begleite und durch die gute Gelegenheit, die sich mir eben darbietet, überschikke. Sie wißen, daß ich schon in Berlin wünschte, recht bald die Brüdergemeine zu sehen. Dieser Wunsch ward hier noch lebhafter, da die Geistlichen und Vorsteher in Gnadenfrey, denen ich durch den Grafen Reuß in Stohnsdorf bekannt geworden war, mich zu einem Besuch schriftlich und mündlich einladen ließen. Ich ordnete meine Reise so an, daß ich einen ganzen Sontag dort bleiben konnte und traf es so gut, daß ich noch am Abend meiner Ankunft bei der Abendmahlsfeier und am Sontage Abend bei der Ordination eines Geistlichen zugegen war. | Ich kann Ihnen nicht sagen, mit wieviel Liebe und Herzlichkeit mich diese guten Leute aufgenommen haben, und ich glaube, daß wir mit großer Zufriedenheit über unsre gegenseitige Bekanntschaft von einander geschieden sind. An dem Prediger Cröger fand ich noch einen alten Bekannten von Ihnen, welches Gelegenheit gab, daß wir viel von Ihnen sprachen, und ich den guten Leuten manchen Irthum benehmen konnte, worin sie in Beziehung auf Sie zu sein schienen. – Meine frühere Bekantschaft mit der Brüdergemeine schwebt mir nur noch als eine dunkle Erinnerung vor; aber ich glaube jezt doch recht gesehen zu haben, daß sie unbeschadet ihrer Eigenthümlichkeit unmerklich von der Zeit fortgezogen sei und eben dadurch eher gewonnen als verloren habe. Die Predigt und die Gebete waren gewiß eben so christlich als ehedem, aber völlig frei von den spielenden Vorstellungen und Bildern, worin sie sich ehedem so wohl gefielen. Und in dem ganzen gemeinschaftlichen Leben zeigte sich bei unveränderter innerer Ruhe, eine so liebenswürdige Heiterkeit und Unbefangenheit, die meine Erwartung übertraf. Der Geist der Liberalität der doch keinesweges in einen irdischen Sinn ausgeartet ist, oder auch nur einen Anstrich davon hätte, zeigte sich mir besonders auffallend in der Erziehungsanstalt für Töchter, die Sie dort gewiß auch gesehen haben, und wovon ich so eingenommen bin, daß ich Cäcilien hinschikken würde, wenn sie das erforderliche Alter hätte. | Der Bischof Dober erzählte mir dabei, das Institut sei in Berlin bekannt geworden, man habe ihm mehrere Fragen zur Beantwortung darüber zugeschikt und er schien besorgt zu sein, es mögte einer besondern Behörde unterworfen werden. Ich habe ihn, so gut ich konnte, darüber beruhigt; auch hieße es die Anstalt halb vernichten, wenn ein fremdartiger Einfluß darauf verstattet würde und gewiß sorgen Sie selbst dafür, daß es nicht geschieht, wenn man je auf den Einfall kommen sollte. Schreiben Sie mir doch ein Wort darüber, damit ich alle Besorgniß dieser Art entfernen kann.
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Briefe 3533–3535
Wie es uns hier geht auch in Absicht auf meinen Beruf werden Sie wohl von Rehdiger erfahren, der Ihnen diese Briefe mitbringt. Ich bin noch ziemlich zufrieden mit dem Gange der Geschäfte, harre aber sehnlich auf manche Entscheidungen und nähere Bestimmungen der Sektion. Treiben Sie doch, damit mahl was Allgemeines und Kräftiges erfolge, oder man hier doch erfahre, wo es hinaussoll. Diesen Winter werden wir noch das allgemeine Schulreglement für die Landschulen entwerfen, aber dazu müßen dann auch tüchtigere Lehrer sein als bisher, weshalb eine Reform des hiesigen Schullehrer-Seminars sehr nöthig ist. Mein College Fischer ist der Direktor deßelben und ich habe schon leise bei ihm angeklopft, es will aber nicht helfen und so wird denn nächstens sehr ernstlich darüber gesprochen werden müßen. Das beste wird sein, ich laße einen tüchtigen Lehrer dazu aus der Schweitz kommen; ist er hier so soll man ihn schon besolden, denn Geld | ist noch da und das Zutrauen des Präsidenten giebt mir ziemlich freie Hände. Wegen eines Seminars für die gelehrten Schulen und wegen des anzustellenden Schulraths habe ich an Süvern geschrieben. Dies mußte ich schon thun um der Sache willen und weil ich in den wunderlichen Verdacht gekommen war, als wollte ich auch zugleich den Schulrath machen, da ich doch mit der Kirche und der Geistlichkeit vollauf zu thun habe. Mit den Candidaten muß es hiesigen Ortes und Landes auch anders werden, und ich denke es ist das Beste, ohne weitere Vorbereitung hier in Breslau selbst etwas für sie anzufangen. Es giebt hier eine Anzahl sogenanter General-Substituten (ich glaube 10 oder 12) die schon ordinirt sind und als soufre-douleurs der Geistlichen zu dem gebraucht werden, was kein Andrer thun mag. Dafür rükken sie künftig in erledigte Stellen; für jezt aber kümmert sich kein Mensch um sie anders als wer sie braucht, niemand fragt nach ihrem Studiren und dergleichen. So elend die Sache jezt ist, so kann daraus doch etwas beßres werden. Ich bin daher auf den Gedanken gekommen, diesen Leuten und den übrigen hiesigen Candidaten Vorlesungen zu halten 2 mahl öffentlich und wöchentlich über das Studium der Theologie so etwa wie Ihre Encyklopädie. Abgesehen von dem Nutzen, den es für mich selbst hat, verspreche ich mir doch etwas Gutes davon für die jungen Leute. Ich bin selbst begierig, wie es gehen wird, aber es macht mir Vergnügen, mich so als Ihren Schüler zu denken. Künftig mehr davon. Wir grüßen alle Ihrigen und unsre Freunde herzlich. Ich höre die Universität hat mit 190 Studenten angefangen. Das geht schon an; wie viel sind darunter Theologen? Wie gefällt Ihnen Mar79 Ihre] ihre
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heinicke und de Wette? Schreiben Sie mir doch bald. Von ganzem Herzen Lebe wohl. G.
*3534. An August Riquet. Berlin, vor dem 5. 11. 1810
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Später als Sie es erwarten konnten und als mir recht ist erhalten Sie meine Antwort auf Ihre Briefe, messen Sie mir jedoch nicht die Schuld dieser Verzögerung bei. Gleich nach Empfang Ihres Schreibens theilte ich dem Herrn Martyni Laguna die Bedingungen mit unter welchen man ihn in Berlin anzustellen wünscht, er erklärte mir zwar sogleich wie er es bei einer frühern noch unbestimmten Anfrage gethan hätte daß er sehr geneigt wäre diesen Antrag anzunehmen, äußerte aber bei näherer Ueberlegung einige Bedenklichkeiten, und er ist durch mancherlei sehr stöhrende und dringende Geschäfte abgehalten worden mir die bestimmtere Erklärung darüber die ich von ihm verlangte zu geben. Ich füge dieselbe hier bei um Sie in den Stand zu setzen beßer darüber zu urtheilen. Früher als ich Ihren Brief erhielt hatte der Staatsrath Ude an Böttiger in dieser Angelegenheit geschrieben, ihn mit der Absicht der Sektion für den öffentlichen Unterricht Martyni Laguna nach Berlin zu berufen bekannt gemacht, und bei ihm angefragt ob dieser wohl eine Stelle annehmen würde. Das hiesige OberSchulkollegium wurde auf die Anzeige die ihm wahr|scheinlich Böttiger hiervon machte veranlaßt dem Martyni Laguna Schandeshalber den bestimmten Antrag zu thun eine Stelle bei der Universität Wittenberg anzunehmen, da man seit zwei Jahren ihn mit leeren Versprechungen abgespeist und die Gelegenheit ihn in Leipzig anzustellen die sich darbot und wozu man ihm Hoffnung gemacht nicht benutzt hatte. Von diesen Vorschlägen spricht Martyni Laguna im Anfange seiner Erklärung. Was nun seine Bedenklichkeiten über den Gehalt von 1200 r. betrifft so rühren sie vorzüglich mit daher daß er als Profeßor der Litte3535.
Überlieferung: H: BBAW, SN 360, Bl. 1 f.
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rärgeschichte um den Anfordeungen seiner Stelle in ihrem ganzen Umfange zu genügen in dem Fall sein würde viel Bücher oft kostbare seltene Werke sich anzuschaffen, da die Benützung einer öffentlichen Bibliothek doch immer manchen Beschränkungen und Unbequemlichkeiten unterworfen ist, und er überdies wohl schwerlich alles finden möchte was er braucht. Um in dieser Hinsicht weniger beschränkt und abhängig von fremder Willkühr zu sein wünscht er dann auch eine Anstellung bei der Bibiothek wenn auch nicht sogleich doch als Aussicht. Bei den Schulden die ihn drücken würde er freilich mit dem Gehalt wenigstens die ersten Jahre zu keinem recht ruhigen sorgenfreien Leben in Berlin kommen, besonders da seine Schuldner um ihn zu vermögen die Grundstücke die er besitzt um einen SchandPreis loszuschlagen auf alle mögliche Weise ihn drücken. Sollte es möglich sein dem Gehalte und den ReiseKosten noch einige hundert Thaler zuzulegen so würde er gewiß den Ruf annehmen. | Ancillon hat an mich geschrieben und mich sehr freundlich dringend aufgefordert in Berlin mich hören zu laßen; seine Stelle ist zwar wieder besetzt, da ich aber auf der WahlListe gewesen bin und auch, wie man mir schreibt, Stimme gehabt habe, so könnte ich vielleicht bei einer künftigen Werbung zu einem Ruf nach Berlin kommen ohne zu wißen wie, denn ich habe jede Aufforderung mich um diese Stelle zu bewerben abgelehnt. Zwar wünsche ich recht sehr in Berlin leben zu können, ganz vorzüglich um Ihnen, mein innig verehrter und geliebter Lehrer, nahe zu sein, und seit Ihrem Aufenthalt in Dresden regt sich dieser Wunsch ungleich stärker in mir als je, allein ich werde mich nie entschließen können eine Stelle in der dortigen Kolonie zu ambiren und anzunehmen, ich fühle mich nicht allein ganz außer Stande die Anforderungen welche die Berliner Kolonie an einen Prediger macht daß er durch allerlei rednerische Künste ihren Augen und Ohren wohlthun, und auf eine ergötzliche Weise sie erbauen soll, zu befriedigen, sondern ich fühle daß die französische Sprache mir immer mehr abstirbt, daß ihre ganz rhetorische Richtung und ihr auf äußern Schein gcegründetes Wesen so wie die ganze Litteratur mir immer fremder werden, und daß ich mich nur im Deutschen über alles was mir wichtig und lieb ist aussprechen kann. Deshalb strebe ich auch nach einer ganz deutschen Stelle, und ich bewerb mich um die in Schwedt weil ich glaube diesen Zweck leichter erreichen zu können wenn ich wieder festen Fuß im Preußischen gefaßt habe, es thut mir sehr leid daß es nicht geglückt ist. – Innig erfreuen wir uns jetzt an der Rückerinnerung an die schönen Tage die Sie hier verlebt haben, und herzlich danke ich Ihnen für die viele Güte und Freundlichkeit die Sie mir bewiesen haben, unaussprechlich
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theuer ist mir das Andenken daran. Möchten Sie doch zuweilen freundlich unser eingedenk sein. ÐKörnersÑ haben mir aufgetragen Sie und die lieben Ihrigen herzlich zu grüßen. Lotte empfiehlt sich angelegentlich Ihrem und der Ihrigen Andenken und Freundschaft, und auch ich bitte darum August Riquet Dresden den 5t. Nov. 1810
3536. Von Karl Schildener. Greifswald, Donnerstag, 8. 11. 1810
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Verehrungswürdiger Herr Professor! Ein Freund von mir, der eine ausgezeichnete Stelle bei einem der höhern Regierungsdepartements in Berlin bekleidet, hat den Wunsch in mir rege gemacht zu einer Anstellung bei der Universität in Berlin als Mitglied der Juristenfakultät – und mir den Rath gegeben, mich deßhalb an den Herrn Geheimen Staatsrath Nicolovius zu wenden | und meine etwanigen litterarischen Arbeiten beizufügen. Da ich Ursache habe, seinem Rathe zu trauen, so bin ich ihm gefolgt und habe mit der heutigen Post an den Herrn Staastsrath geschrieben. Sie, vereehrter Herr Professor, kennen den Trieb eines Litterators nach einem freieren Würkungskreise und ich will deßhalb kein Wort zur Entschuldigung meines Unternehmens verliehren. Dagegen scheint es mir pflichtmäßig, Sie, an dessen Urtheile mir gelegen ist, von der Sache zu unterrichten, damit sie Ihnen, wenn dieselbe zur Sprache kommen sollte, schon früher aus der rechten Quelle bekannt seyn möge, und auch – wie ich es denn gerne eingestehe – damit Sie, falls ich Ihnen | einer solchen Anstellung nicht unwerth scheine, die Güte haben mögen, für mich würksam zu seyn. Mit Respekt habe die Ehre zu nehmen Euer Wohlgebohren gehorsamster Diener Schildner. Greifswald d. 8. Novbr. 1810.
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Überlieferung: H: BBAW, SN 370, Bl. 1 f.
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3537. Von Marianne von Willich. Sagard, Sonnabend, 10. 11. 1810 Sagard den 10ten Nov
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An Ihnen mein geliebter Bruder, wende ich mich mit einer Nachricht, die das Herz unser Louise erschüttern wird, Sie wißen es vieleicht schon daß der Leibmedicus unser Bruder seid einigen Jahren, schwächlich wurde, wir haben den ganzen Sommer für ihn gesorgt, weil an keine Erholung zu denken war, sie selbst Louise hat ihn sehr schwach gesehen, und nun, ach ich mus es aussprechen ist er todt, der 5te November endigte sein Leben, mein Herz ist sehr zerrißen ich bin die letzten Tage seines Lebens gegenwärtig gewesen, eine gänzliche Auflösung, aller seiner Säfte wie der Artzt sagt machten seinem Leben ein Ende, ach für uns und dem ganzen Lande viel zu früh – er war ein redlicher Mann, und ein treuer gewißenhafter Arzt, gönnen Sie uns Ihr Mittleiden theurer Bruder, Sie wißen wie Kurz es ist, da unser Herz; durch unsers Ehrenfried Tod verwundet wurde, die Tränen sind noch nicht getrocknet und nun schon wieder dieser Neue Verlust – ach ich bin sehr traurig, und die Wege der Vorsehung | mir oft so dunkel, und unbegreiflich. Zu ihnen lieber Bruder habe ich nun das Vertrauen daß sie meiner Schwester auf die beste Art diese Nachricht geben werden die sie doch wißen mus, sie werden mit ihr theilen, und es beruhigt mich daß Sie bei treuen gleichfühlenden Freunden ist, aber es schmerzt mich, daß Ihre Freude bei Ihnen, in Jettchens und der geliebten Kinder nähe zu seindoch hierdurch sehr wird gemildert werden sagen sie ihr aber auch noch zu ihrem Troste, daß unser Bruder der Pastor sich jetzt viel beßer befinde, als da da sie ihn zulezt gesehen, daß sein Kopf, die letzten Tage ganz frei gewesen ist, und wir nun gewis auf völlige Genesung von diesem Übel hoffen, und daß wir andern alle wohl sind, diesen beßeren Nachrichten wird sie eher trauen wenn sie von Ihnen kommen, meinen Brief an Louise lege ich hier bei, den Sie aber nur erst geben, wenn sie alles weiß, was man ihr doch nicht verbergen kann. Nun mein lieber Bruder noch die Versicherung meiner innigsten Theilnahme | an die Ihnen so nahe bevorstehende Freude die Ihnen bis hieher fremd war, mögte sie Ihnen ganz ungetrübt w e r d e n und bleiben damit Sie in vollem Maaße die Fülle dieser Freude schmecken, die sie um der Liebe willen allein verdienen, mit der Sie zum Vater für die verwaisten Kinder sich hingeben, meiner lieben Jette meinen herzlichen Gruß, wenn ich gleich ein bischen ungehalten bin, daß ich nur durch die 3te Hand, von ihren großen Hof3537. das
Überlieferung: H: BBAW, SN 429, Bl. 4 f.
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nungen gehört habe, wie ich mich überhaupt von ihr etwas vernachläßigt fühle, indes ist das ihre Art so, und ich weiß dennoch, daß ihr Herz keinen Teil daran hat, und das meiniges kann nicht anders, als Sie immer lieb behallten, Sagen Sie ihr das, und sich selbst, daß ich mich immer inniger an Sie angeschloßen fühle Ihre Treue Schwester Marianne
3538. Von Philipp Konrad Marheineke. Wohl Herbst 1810
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Was Sie bemerken über mein Dictiren, ist freylich nicht ohne Grund, aber nur in den Umständen und einer fatalen Nothwendigkeit und nicht in meinem Willen und Vorsatz gegründet. Ich habe nun seit meinem ersten Auftreten nach der Reihe alle Methoden des historischen Vortrags versucht. Es ist unsäglich schwer, die rechte zu finden und geht mit philosophischen Sachen weit leichter. Aber auch mit den historischen habe ich hier im Anfang einen Versuch des ganz freyen und vom Papier unabhängigen Vortrags gemacht, doch nicht mit Glück und ganz wider den Willen meiner Zuhörer, die hier einmal an das Nachschreiben so sehr gewöhnt waren. Geben Sie nun, Herr Decan, vorläufig unseren Zuhörern den bessern Ton und prägen Sie ihnen eine rechte Abscheu vor dem Nachschreiben und Dictiren ein, dann sollen sie auch an mir gewiß eine rechte Freude haben; denn ich werde gewiß nicht der lezte seyn, der die lästigen und beschränkenden Fesseln abwirft, die ich mir immer schon, wie auch Herr Staatsrath Uhden bemerkt hat, merklich erleichterte durch freyes Commentiren. Unser Herr Kabinetsminister hat sich vor Aerger gar nicht zu mäßigen gewußt, als ihm auch Böckh noch desertiren wollte vor dem Thorschluß. Wenns nur nicht noch darüber zum Kriege kommt zwischen den beiden Regierungen. Wenn man blos auf den berühmten Namen und die Gelehrsamkeit zu sehen hätte, so wäre vielleicht Paulus in Nürnberg der rechte Mann für uns; an Gabler in Jena zu denken möchte ich nicht rathen, da er bey allem Vielwissen doch etwas gar zu Ordinaires ist; viel brauchbarer wäre Augusti, wenn er überhaupt loszumachen wäre. Oder wäre nicht Clodius in 37 das] daß 3538.
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Überlieferung: H: BBAW, SN 324, Bl. 19
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Briefe 3538–3540
Leipzig zu gewinnen und zwar für die theologische Facultät und Dogmatik, in der er sich neuerlich sehr hervorgethan. Aber die Sachsen! Nehmen Sie die volle Verehrung Ihres treuen M.
3539. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Gnadenfrei, Donnerstag, 15. 11. 1810 Adresse: Dem / Herrn Doct u Professor / Schleiermacher / zu / Berlin [Bl. 17v] Gnfr d 15t Nvbr 1810
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Wahrscheinlich wirst Du mein Guter jezt den Brief erhalten haben den der ConsistorialRath mitgenommen und gar zu gern an dich bestelt hat; Er hat so viel von dir gesagt und überall mit solcher Wärme gesprochen daß die Leute deines Lobes ganz voll sind – ÐGregorÑ bat sich gleich alle Bücher aus die ich von dir habe ich habe ihm also weil du mir nicht auf meine Anfrage geantwortet – das WeinachtsGeschenk die monologen und Religion gebracht – da Er dann nach Anweisung des Gasz am liebsten die neuere Ausgabe der lezteren mit welchen ich aber nicht dienen konte – die mir lezt gesandten Predigten habe ich mit dazu gegeben – wenn er damit | fertig – kann Er alsdenn die beiden Theile der Predigten bekommen. Dober den ich jezt eingemahl bey seiner ganz contracten Tochter gesprochen die ich oft besuche – hat viel Freude über dich – und alles Gute was du schaffen kanst – es ist ihm deucht mir wohl – daß du von der methaphisischen philosophie abgekommen – Gasz hat ihm das kleine Werk geschikt – was ich längst von dir gern gelesen hätte – Vielleicht kome ich auch dazu! – ich danke Gott dem Geber aller Gaben – daß Er die köstlichste der Gaben verliehen bey allen schönen und großen Kentnißen und tiefer Gelehrsamkeit – das einfache – das Eine was Noth ist | für dich als das größte Bedürfniß anzuerkennen – und es Andern auch so anzugreifen – meine Freude darüber weiß Gott am besten. Er segne dich auf allerley Weise stärke deine Gesundheit – schenke dir die nötige Weisheit – Sein Friede seine trostvolle Nähe umgebe dich wie die Luft, auch besonders bey deinen Unternehmungen wo Du um seines Nahmens willen wohl auch zu leiden hast – ich denke deiner oft und viel und wünsche dir als 3539.
Überlieferung: H: BBAW, SN 375/11, Bl. 16 f.
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Gatte und Va t e r die reinsten Freuden – vergiß nicht meine lezten Bitten in dieser Hinsicht – und denke öfters Deiner alten Lotte Gott gebe daß dich diese Zeilen möglichst wohl und heiter treffen vielleicht in einer angenehmen Geselschaftam linken Rand
3540. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Wohl Herbst 1810 Adresse: Herrn Professor Schleiermacher Kannonierstraße No. 4 in Berlin [Bl. 21v] [ ] 5
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Doppelt möchte ich dich du Lieber um Verzeihung bitten, einmahl, daß ich diese Epistel habe so lang werden – sie so lange liegen laßen – zweitens daß du dieses sonderbare Gemisch wirklich erhältst – lange bin ich mit meiner Vernunft zu Rathe gegangen – ob ich es wirklich abschiken solte – aber – es kan doch nicht anders sein! Wenn du auch etwas lächelst – warum solte ich dich weniger als sonst mit mir bekant erhalten – wie in der Nachschrift steht – hat mich der Heimgang meiner Freundin in eine sehr trübe reizbare Stimung versezt – die besonders Sontags wie ein Spleen plözlich über mich kam – auch in den freyen Stunden Mitwochs oder Sonnabends Nachmittag – jezt bin ich wieder ruhiger – doch nicht ganz beruhigt aber das weinen überfelt mich nicht mehr – Music höre ich jezt recht oft – recht herrlich ausgesuchte Stüke – auch die ÐBrünigÑ singt mir oft etwas zur Guitarre – ich wolte dir schon bey unserm Ersehen sagen – daß der ÐBrünigÑ ein ÐganÑ [ ]
3540. Überlieferung: H: BBAW, SN 375/26, Bl. 21 3 [ ]] Anfang des Briefes nicht erhalten. 5 liegen] ließen 16 f dir … ÐganÑ] am linken Rand, es folgt noch ein Einfügungszeichen
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Briefe 3541–3542
3541. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Wohl Herbst 1810 [ ]
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Were ich jung – das moderne gefällt in der Gemeine überhaupt auch beßer als das andre so könte ich leicht in die neu angelegte Anstalt nach Gnadenberg – – wir haben jezt viel MädchenAnstalten – und überall fehlts an Lehrerinnen – aber ich bin wohl den transport kaum werth – –! Die gute Aulock die von meinem Heimkehren nach Gnadenfrey noch nichts weiß wird auch manche Sorge um mich haben – auf eine gründliche Unterstüzung kann ich bei ihrer zahlreichen familie, und großen Verwandtschaft nicht rechnen – aber wie sonst – wird sie mir gewiß zuweilen ein Geschenk machen, ganz kürzlich hat sie sich schriftlich an mich gewandt – ihr eine junge gesittete und geschikte Person zu verschaffen – die ihren Töchtern mehr als Geselschafterin – und den Kleinern als Aufseherin nüzen könte. Da sie übrigens einen guten ältlichen Hauslehrer haben – ich weiß j e m a n d die sich dazu schiken würde, und | sich auch dort gefallen würde – aber – sie ist nicht in Schlesien – und kennen muß man solche Menschen – überhaupt ist dis von beiden Theilen nothwendig. Nun noch allerley andres wenn es dir auch nicht solche Freude macht – so gönne mir das Vergnügen es dir mitzutheilen. Eine JustizPerson, die ich oft im Hause sehe deßen Schwester seit einigen Monaten in Eurer großen Stadt ist – erzählte mir kürzlich wie dieselbe sich sehr beschwert hat – dort keine Prediger nach Geschmak zu finden – und endlich nun ganz befriedigt ist – gewiß keine einzige versäumen will – überhaupt ganz begeistert ist – Du errätst daß er damit anfing ob ich einen Bruder in Berlin hätte der Prediger und Professor da ich seine Schwestern Alle dem Rufe nach als sehr gebildete Menschen kenne – von Person aber gar nicht – machte es mir viel Freude – Bruder Gregor wünscht Deine Schriften zu lesen – glaubte den Plato von mir gelehnt zu bekommen – da bitte ich Dich mich wißen zu laßen – ob ich ihm die Reden über die Religion – auch geben soll – mit den Monologen kann ich nicht dienen – denn sie sehn von außen greulich aus – endlich lese – ich das Morgenblatt – wovon ich schon immer viel gehört habe – und freue mich – auch von dir – darinnen zu lesen – du guter Mensch! – 3541. Überlieferung: H: BBAW, SN 375/26, Bl. 22 1 [ ]] Anfang des Briefes nicht erhalten. 29–32 den … und] am linken Rand 32 f freue … Mensch! –] am linken Rand von Bl. 22
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Noch bis diesen Augenblick, lieber Freund, bin ich ohne Antwort, sowohl von Ihnen, als von der Section. Hätt’ ich darauf vielleicht eine Hoffnung zu gründen? Ihr steht, so hab’ ich gehört, mit einem Juristen in Unterhandlungen wegen Berlin. Wär’t Ihr vielleicht nicht abgeneigt, wenn diese sich zerschlügen, mich zu Euch zu nehmen? und habt Ihr vielleicht darum nur bis jetzt mir noch nicht geantwortet? O wenn das wäre, dann gäbe der gute Himmel, daß sie sich zerschlügen! Auf jeden Fall aber muß ich mir von Ihnen, lieber Schleiermacher, bald einige Zeilen erbitten und kann Sie davon nicht wegen Ihrer vielen Geschäffte frey sprechen. Muß ich | nach Königsberg, so ists hohe Zeit, daß ich hinschreibe, mir ein Quartier zu besorgen. Darum schreiben Sie mir bald. Wir haben hier jetzt traurige Auftritte. Zweymahl schon sind englische Fabrikwaaren verbrannt worden, einmahl auf dem Markte gegen 5 Stunden lang und einmahl eine größere Quantität, eine ganze Schiffsladung, auf einem großen Platze dicht vor der Stadt, wo fünf verschiedne Feuer gegen 6 Stunden gebrannt haben. Der Werth dieser zuletzt verbrannten Waaren ist auf eine Million Franken geschätzt worden. Die herrlichsten Sammte, Manchester, Musselin &c sind den Flammen preis gegeben worden. Eine Theemaschine, mehrere 100 r an Werth, und die sauber|sten lakirten Teller sind zerschlagen und in das Feuer geworfen worden. – Aehnliche Schauspiele hat man, den Zeitungen zufolge, leider auch im Preussischen zu erwarten. Nach einem Artikel, den ich nach meinem letzten Briefe an Sie in irgend einem literarischen Blatte las, scheint es, um als Privatdocent bey der dortigen Universität zu leben, keiner besondern Concession zu bedürfen. Ich habe Münchow darauf aufmerksam gemacht. Er ist jetzt mit allen Kräften der herrlichen Astronomie ergeben. Gott gebe, daß er bald in eine sorgenfreye Lage komme! Mich drängen tausend Arbeiten, | darum muß ich abbrechen. Denken Sie sich den übrigen Raum des Papiers mit den schönsten und freundlichsten Dingen angefüllt, und nehmen Sie hier nur für sich und für die Ihrigen die herzlichsten Grüße von Ihrem Konopak.
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Überlieferung: H: BBAW, SN 319, Bl. 40 f.
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3543. Von Sophie Schlichtkrull. November 1810 Ich habe lieber Bruder! Louise auf die Nachricht von des Leibmedicus Todt, in meinem Briefe vorbereitet. Die Gewißheit wird Ihr sehr erschüttern. Ich bitte Ihnen die beste Zeit, nicht grade am abend zu wählen. Er starb am 5ten November abends 4 Uhr. Wir beweinen Ihn [mi]t Innigen Schmerz – Er war ein [bra]ver Man!! So geht einer nach dem andern aus dem Kreise –!!! Schenken Sie ein Liebevolles andenken Ihre Schwester Sophie.
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3544. Von Josias Friedrich Christian Loeffler. Gotha, Sonnabend, 1. 12. 1810 Gotha, den 1 December 1810.
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Wenn Herr Fromman Ihnen das neueste Stück des Magazins für Prediger (5ten Bandes zweytes) schickt; – oder auch nicht schickt, denn ich weiß es nicht – so bitte ich, daß Sie der Anzeige von Planks Schrift gegen Sie und von Wegscheiders Bearbeitung des 1 Briefes an den Timotheus einige Augenblicke widmen, zweyer ÐGedankenÑ wegen, daß der zweite Brief an den Timotheus keine Spur, daß er der 2te sey, an sich trage, daß er eben so gut der erste oder der einzige seyn könne; und daß er durchaus in der sogenannten ersten römischen Gefangenschaft geschrieben seyn müsse. Solte dies letzte, wie ich glaube, von mir erwiesen seyn; so würde dadurch dem Herrn Wegscheider – der überhaupt sein Geschik zum Uebersetzer und Commentator des Apostels schlecht bewährt hat – die Möglichkeit benennen, den ersten Brief in eine spätere Zeit, nach der ersten Gefangenschaft, zu setzen; eine Hypothese, die er verteidigen zu wollen scheint, um auch eine Meynung zu haben, und um den Schwierigkeiten zu entgehen, die mit der gewöhnlichen Meynung verknüpft sind. Sie überlassen uns Ihr Bild für den nächsten Band des | Magazins; wollen Sie es nicht auch durch einige Ihrer Beiträge verherrlichen? Welcher Art sie auch seyn möchten; aber da Sie, so viel ich weiß, fleißig predigen; könnten Sie uns nicht manche Ihrer wohlgeschriebenen Entwürfe mittheilen? 3543. Überlieferung: H: BBAW, SN 378, Bl. 5 4 [mi]t] Textverlust durch Blattbeschädigung 5 [bra]ver] Textverlust durch Blattbeschädigung 3544.
Überlieferung: H: BBAW, SN 321, Bl. 1
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Für Ihre Universität in Berlin bin ich, vorzüglich in Absicht der t h e o l o g i s c h e n Fakultät, besorgt, ich fürchte, daß die Frequenz nicht groß sein wird. Doch stelle ich mir vor, daß sich eine Zahl schon gebildeter Jünglinge, die auf einer andern Universität gewesen sind, um Sie versammlen dürfte, um ihr Studien zu vollenden und das wäre erwünscht. Eine solche Auswahl, die sich von selbst [bildete, würde] sich vortheilhaft auszeichnen als Gelehrte und als practische Männer. An den erstern, scheint es, haben wir einen zu großen Mangel. Die Zahl derer, die sich heran bilden, ist in der That klein. Ich bewundere Ihren Geist und Ihre Thätigkeit – Aber verzeihen Sie meiner ehemaligen Beschäftigung mit der gelehrten Theologie, von der ich mich ungern getrennt habe und für die die Liebe sich bisweilen noch regt, daß ich mich, unberufen genug, in Ihre gelehrten Untersuchungen gemischt habe. Leben Sie so wohl als ich es von Herzen wünsche. Loeffler.
*3545. An Christian Gottlieb Konopak. Berlin, Sonntag, 2. 12. 1810 Äußert sich über Münchow und klagt über Magenleiden.
3546. Von Luise von Willich. Berlin, wohl im Herbst 1810
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Lache mich nicht aus daß ich schreibe wo ich sprechen könnte, aber das ists ja eben daß ich selten das sagen kann was ich meine, und oft den Menschen ganz anders erscheine wie es in mir ist. Ob Du zu denen gehörst weiß ich nicht, und es liegt mir doch so viel dran –. Sieh lieber bester Schleiermacher wenn ich es Dir nie eußern kann wie sehr ich Dich ehre, und achte und liebe, weist Du es wohl doch? weist Du es wohl wie mir nicht entgeht Deine treue Liebe für die Kinder? wie ich oft in meinem Herzen Gott dafür danke daß Du ihr Vater wurdest? und wenn Du ein eignes süßes Kind hast, wenn Du so hochbeglükt bist, theurer Bruder, dann wirst Du es doppelt fühlen was den Kindern die Liebe des Vaters ist, 3546.
Überlieferung: H: BBAW, Archiv, SN 428, 80
7 in] folgt 〈〈in〉〉
8 daß] das
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Briefe 3546–3547
was es verlohr durch die Väterliche Liebe. So wie Ehrenfried Jettchen nannte „mein süßes Kind“ mit frommer unendlicher Liebe, so wirst Du sie alle drei an Dein treues Herz halten, und Gott wird es Dir segnen. Weist Du es auch wie gerne ich hir bin, und wie dankbar Dir in meinem Herzen das ichs kann? nicht den Kinder wegen allein, lieber Schleier das glaube nur nicht – Noch eins bitte ich Dich, halte mich nicht für verdrießlich oder verstimt, wenn ich stille bin – Du kannst es wohl wißen was mich stille macht in dieser Zeit und ohne es zu wollen stellen sich mir alle Bilder der Vergangenen vor Augen und ich fühle dann tiefen Schmerz, und eben daher kam der schmerzliche Traum ich weiß es wohl! Und manchmal dünkt mir auch Du hast mich nicht lieb guter Schleier, und als duldetest Du mich nur so, dies ist Dir gewiß recht vatal | aber Du würdest es doch begreifen können, wenn es Dir im Leben nur einmal so gegangen war wie es mir so oft geht. Dann aber kam immer jede Hand entgegen die Du suchtest. Doch danke ich Dir so innig für das was Du mir giebst und glaube nicht, als meint ich mehr zu verdienen! Nein gewiß nicht! aber sei mir nun recht gut, dadurch werde ich immer beßer, und demüthiger und frömmer, und denke auch oft an Ehrenfried!
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3547. Von Christian Gottlieb Konopak. Rostock, Dienstag, 11. 12. 1810
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Ob ich gleich, lieber Schleiermacher, bey meinem jetzigen mühseligen Amte, das mir nur durch die schöne Ueberzeugung, wie viel ein Rector Gutes wirken könne, erleichtert wird, so mit Geschäfften überladen bin, daß ich nicht weiß, wo ich die Zeit alle hernehmen soll, so eile ich doch, Ihren Brief vom 2ten dieses, den ich erst heute erhalten habe, zu beantworten. Von meinem letzten Schreiben an die Section, worin ich diese ersuchte, mich meiner gegen sie eingegangnen Verbindlichkeit zu entlassen, muß nun zu Ihrer Kenntniß gekommen seyn. Wollte ich Ihnen vollständig auseinander setzen, wie ich zu diesem Schritte veranlaßt worden bin, so würde ich dazu weit mehr Zeit nöthig haben, als ich diesem Briefe widmen kann. Das soll daher künftig geschehen, und ich beschränke mich hier darauf, auch Ihnen zu sagen, daß ich recht an|gelegentlich wünsche, daß man mir meine Bitte gewähre. Der Umstand, daß der Kö3547.
Überlieferung: H: BBAW, SN 319, Bl. 42 f.
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nig die Wahl bestätigt hat, hindert dieß nicht, macht vielleicht nur nöthig, daß er, so wie erst jene, so nun auch die Gewährung meiner jetzigen Bitte genehmige, oder vielmehr die Section auctorisire, sie mir zu gewähren. Noch ist bis Ostern über ein Vierteljahr hin, viel über ein Vierteljahr, und da kann es so gar schwer nicht werden, einen Andern an meiner Stelle zu bekommen. Uebrigens kennen Sie, lieber Schleiermacher, meinen Wunsch, ich setze hinzu, meinen dringenden Wunsch. Das genügt. Glauben Sie ihn unterstützen zu dürfen, so werden Sie das thun auch ohne meine besondre Bitte. Was Münchow betrifft, so muß ich in meinem letzten Briefe mich anders ausgedrückt haben, als ich mich ausdrücken wollen. Es ist nur in der letzten Zeit, etwa | seit einem halben Jahre, daß er vorzüglich der Astronomie sich widmet, und eine besondre Veranlassung dazu ist wohl der Umstand, daß er in Weimar eine Gelegenheit hat, diese Wissenschaft zugleich practisch [zu betreiben]. Uebrigens hat er sich keineswegs auf dieß Feld der Mathematik vorzüglich beschränkt, wie denn überall auch nicht bloß auf Mathematik. Ihm ist jetzt eine ausserordentliche Professur der Mathematik mit 200 r in Jena angetragen worden. Ich werde ihm rathen, die Stelle anzunehmen. Er hat zwar große Vorliebe für Berlin. Allein beym Mangel alles Vermögens sich als Privatdocent nach Berlin zu verfügen, scheint mir eine sehr bedenkliche Sache, und die Annahme gedachter Professur für eine einstige Anstellung in Berlin eher günstig, als hinderlich. | Ganz so arg – (sollten unterwegs unbefugte Hände diesen Brief öffnen, und unbefugte Augen ihn lesen, so werden diese ersucht, die nächsten Zeilen zu überschlagen) – ists mit unsrer letzten Verbrennung wohl nicht gewesen, wie mein Brief sagte. Die Schiffsladung hat allerdings den angegebnen Werth gehabt, man will aber wissen, daß schwerlich über die Hälfte verbrannt worden ist. Doch ich muß abbrechen. Ich will wünschen, liebster Freund, daß Sie von Ihrem Uebel ganz geheilt sind, um so mehr, da ich aus früherer Erfahrung weiß, wie schmerzhaft und lästig es ist. Leben Sie wohl und grüßen Sie mir freundlich alle Ihrigen und was Sie sonst von meinen Freunden sprechen. Konopak. Rost. den 11ten Dec. 1810. Abgegangen den 12ten
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Briefe 3548–3550
3548. Von Sophie Schlichtkrull. Stralsund, Mittwoch, 19. 12. 1810 Adresse: Schleiermacher [Bl. 6v] Stralsund den 19 decber
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Es herscht hir eine schwere Kinderkrankheit, ist der Schluß im Briefe an unsre Jette geliebter Bruder! zu Ihnen rede ich nun weiter. Sie sind ja als Man der Stärkere – müssen wieder gelinde anbringen eine Trauerpost – Vor einigen Tagen erhielten wir. die Nachricht aus Sagard daß die Kinder Riane und Carl an den Rötheln, der leztere bedeutend Krank wären. und gestern die Nachricht daß der Kleine Carl, uns entrissen ist – die arme Louise! Sie werden sich Ihrer annehmen – Sie muß mit uns leiden und tragen. Ich schreibe Ihr heute nicht. mein Herz ist zu sehr bewegt ich muß ruhiger sein wenn ich Ihr schreibe. sagen Sie Ihr daß Riane besser wird. und alle. es. tragen wie Sie | können. Doch weiter niemand Krank ist. 7 Tage war das Kindt nun Krank. Den 16 Morgens 3 uhr ging Er hinüber zu der verKlärten Mutter – Louise muß mir gleich schreiben ich bitte Sie darum – Der Brief muß zur Post. und wir nach Poseritz zurück. Trauern Sie mit uns – Ihre S.
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Ein geschickter Arzt der jezt an der Stelle meines Bruders in Bergen ist, hat alle Hülfe angewand. dies noch zu Louisens Beruhigung.
3549. An Georg Andreas Reimer. Wohl Dezember 1810 Kunth hat kein Geld, lieber. Ich habe ihn Sonnabend gesprochen. Verzeihe daß ich es dir nicht eher gesagt. – Verschaffe mir doch Ebels Buch über die Schweiz Zettel dazu machen. Wir wollten es gern in den WinterAbenden zusammen lesen um uns zu orientiren für die Reise. Ist denn Steffens Buch schon da? ich höre eben daß es Perthes schon angezeigt hat. Laß es mich doch bald haben 3548.
Überlieferung: H: BBAW, SN 378, Bl. 6
3549.
Überlieferung: H: BBAW, SN 761/6, Bl. 9
6 daß] das
8 daß] das
11 daß] das
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Dezember 1810
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Pfeiffer schikt mir so eben die zweite Hälfte des Büchleins die an Stärke sehr der ersten gleichkommt. Er wünscht diese zweite aber bald zurük weil er noch an ihr ins reine schreibt, und auch bald Deinen Entschluß. Ich schicke Dir das Manuscript nicht erst mit denn was hilft es Dir es zu sehn? Die Hauptsache ist doch daß Du weißt es ist fertig und daß Du ohngefähr die Größe überschlagen kannst. Laß mich nur bald etwas wissen. Schlr.
3550. Von Karl Heinrich Sack. Berlin, Dienstag, 25. 12. 1810 An Schleiermacher. Am 25ten Dezember 1810. So muß es sein. In heilger Nacht der Weihe, da Jesus aller Welt geboren ward, hat deine Gattin dir das Kind geboren. Ihm bist du nah. Gott liebt dich, sendet dir und uns, die wir, dein Wesen ganz verstehn, das Zeichen, die Besiegelung. Und du bestiegst das heilge Thor, und aus dem Blik In deines neugebornen Kindes Angesicht, des froh und lang ersehnten, das zum erstenmal des Vaters selgen Namen dir geschenkt, nimmst du der Rede Siegerkraft, und zeigst uns unsern Heiland, unsern Freund, Das unverdorbne, unverderbliche der Kinder, wie es umhült mit dürftger Menschheit liegt, den Gott schon in sich tragend, bis es rein des Himmels Licht verkündet und die Welt versöhnt.
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So ist dein Leben. Also wird es sein. Du predigst uns den Heiland, einer Welt voll Stolz verkündest du die demuthsvolle Lehre, und führst zu Gott die Brüder –
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3550.
Überlieferung: H: BBAW, SN 365/2
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Briefe 3550–3553
daheim dir aber blüht ein Töchterlein, ein zartes, reines Wesen, mit dem klaren Blik, von Mütterlichen Tugend sanft gepflegt, genährt, entzündet von des Vaters Geist, voll Glauben und voll Lieb und Hofnung. wir aber deine Freunde, um dich her, (zwar sündig oft und mangelhaft und irdisch) | wir freun uns Deiner Lieb im Innern tief, und tiefer gründet sich das Heil, und über Tod und jede Noth hinaus wird unsere Liebe heißer, und der Blik wird heller, und wir alle, alle sind vereint, und schauen Gott und tuhn sein Werk.
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Karl Sack.
*3551. An Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Berlin, um den 26. 12. 1810 Über die Geburt der Tochter
*3552. An Sophie Schlichtkrull (auch von Luise von Willich). Berlin, um den 26. 12. 1810 Über die Geburt der Tochter
3553. An Charlotte von Kathen. Berlin, Donnerstag, 27. 12. 1810 Liebste Schwester das langersehnte schöne Glük ist nun da, und wie herrlich ist es gekommen! Jette war am heiligen Abend noch ganz munter, 3553. Überlieferung: H: BBAW, SN 753/1, Bl. 52; D1: Br 2, S. 257 f. (gekürzt); D2: Meisner: Schleiermacher als Mensch 2, S. 131 f. (gekürzt)
15. 12.–27. 12. 1810
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machte gegen Abend für Groß und Klein zurecht theilte – wiewol unter den ersten Vorempfindungen – unsere Freude, und fuhr hernach noch mit zu Reimers um da der Weihnachtsfreude beizuwohnen. Bald nach Neun trieb sie nach Hause, der Geburtshelfer wurde geholt und noch vor Mitternacht war das kleine Mädchen glüklich da; stark und gesund und mit einem ganzen Kopf voll dunkler Haar angethan[.] Es nahm noch in derselben Nacht die Brust und befindet sich wie die Mutter sehr wol. Ich hatte am ersten Feiertag Vormittag zu predigen mir war immer bange gewesen ich könnte durch diese Begebenheit gestört werden – aber mit wie frischem frohen von der Sache tief durchdrungenen Herzen konnte ich nun reden und nach der Predigt für die Entbindung danken. Lezteres ist eigentlich bei uns nicht gewöhnlich; aber ich konnte mich es nicht enthalten ich hatte das Bedürfniß um | Weisheit und Verstand zu bitten und Andre dazu mit mir zu vereinigen. Viele riethen auch aus der Art wie ich es that, das müsse wol meine Frau sein. Wie es heißen soll wissen wir noch nicht, es erheben sich aber viele Stimmen für Marie; so hieß auch meine Mutter und es kann wol sein daß es dabei bleibt – Unser Friede ist nicht ganz wohl es war grade am Weihnachtsabend zum Glük ehe er seine Süßigkeiten berührt daß er über heftiges Leibschneiden was sehr krampfartig aussah klagte und er hat die Anfälle seitdem öfter gehabt nun wollen wir sehn was der Arzt mit ihm machen wird. Wenn die Anfälle vorüber sind ist er immer vollkommen wohl. Verzeih liebste Lotte daß ich nur diese wenigen Worte schreiben kann[.] Grüße alles von uns allen aufs herzlichste[.] Daß die Herz hier war und Beistand geleistet hat versteht sich wol ungesagt[.] Mich rührt ihre und aller Freunde innige Theilnahme aufs tiefste. Es muß auch wahr sein daß es wenige Menschen giebt die so von Gott begnadigt sind wie ich. Gebe er mir nur auch Gnade und Treue alles recht zu genießen und zu verwalten. Darum bitte mit mir Du treue liebe Schwester und laß uns auch bald ein Wort der Freude von Dir hören – B. d 27t. Dec. Schleier
14 uns] korr. aus mir folgt 〈hier〉
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Briefe 3554–3556
*3554. An Christlieb Benjamin Hering. Berlin, Freitag, 28. 12. 1810. Teilt die Geburt der Tochter mit und trägt ihm die Patenschaft an; richtet Grüße an Metger aus; spricht mit Lob über seine Vertreter an der Dreifaltigkeitsgemeinde; fragt nach Neuigkeiten von Albertine.
*3555. An Christian Gottlieb Konopak. Berlin, Sonnabend, 29. 12. 1810 Rüffelt Konopak, dass dieser doch nicht nach Königsberg geht; Konopak habe sein Wort nicht gehalten, es sei kein Verlass auf ihn; über ein Gerücht zur politischen Lage, die Konopaks polititische Situation in Rostock betreffen könnte; über Elisabeth Schleiermachers Geburt; Nanny habe sich geärgert, dass es kein Junge war; über das kommende Erscheinen der „Kurzen Darstellung“.
3556. An Joachim Christian Gaß. Berlin, Sonnabend, 29.12. bis Montag, 31. 12. 1810 B. d 29t. Dec. 1810 Indem ich so lange und auf mehrere Briefe von Ihnen lieber Freund geschwiegen habe, habe ich sehr auf Ihre Nachsicht und auf Ihre richtige Vorstellung von der Masse von Geschäften die mich drükt gerechnet. Diese Weihnachtsferien hatte ich mir ganz eigen zum Briefschreiben ausgesezt aber es ist nun doch nicht halb das geworden was es werden sollte theils weil ich genöthigt war auch einige bedeutende Sectionsarbeiten auf die Ferien aufzusparen, theils weil ein anderes sehr schönes Intermezzo eingetreten ist, was ich Ihnen eigentlich als den besten Bissen aus dem ganzen Briefe, den ich hier zu schreiben gedenke, bis zu lezt versparen sollte, aber doch lieber gleich vorangebe. Nemlich am Weihnachtsabend kurz vor Mitternacht in der rechten Stunde der Christmette hat uns Jette ein gesundes tüchtiges Mädchen geboren. Es hat sich ganz herrlich ge3556. Überlieferung: H: Jagiellonische Bibliothek, Krakau; D1: Schleiermacher: Briefwechsel mit Gaß, S. 86–88 (gekürzt); D2: Bauer: Briefe Schleiermachers an Wilhelmine und Joachim Christian Gaß, S. 251 (ergänzende Bemerkung)
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28. 12.–29. 12. 1810
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troffen. Mir war immer bange gewesen sie möchte einmal während der Predigt oder währender | Session niederkommen wollen und mir damit zur großen Störung und Unruhe gereichen. Nun aber konnte ich ganz ruhig am ersten Festtag Morgens auf die Kanzel steigen. Sie hätte selbst noch (wiewol mit großer Anstrengung, und gewiß würde sie noch munterer sein wenn sie sich nicht in den lezten Tagen so sehr angegriffen hätte) das ganze Weihnachtswesen angeordnet und war noch zu Reimers gefahren um dort bescheren zu sehen. Um halb zehn Uhr trieb sie uns nach Hause, Ribke wurde geholt und als es Zwölf schlug lag sie schon mit dem Kinde im Arm im Bett. Alles geht nun sehr gut, sie hat zwar Gestern und Vorgestern etwas gefiebert aber das soll ja ganz in der Regel sein, und heute war sie auch schon eigentlich ganz munter. Gott sei Dank daß sich das so herrlich und glüklich gemacht hat. Nanny und Luise Willich die den Winter bei uns bleibt pflegen sie nun gemeinschaftlich. – – Ihr Besuch in Gnadenfrei hat mir zur großen Freude gereicht. Es ist Ihnen gewiß eine sehr erfreuliche Erscheinung gewesen von vielen Seiten. Aber lieber Freund daß Sie soviel von mir gesprochen haben, damit haben Sie | wahrscheinlich Sich und mir dort Schaden gethan. Die Leute wollen nun alle meine Bücher lesen und da ist doch vieles was von ihnen sehr leicht kann mißgedeutet werden, und das kommt dann alles auf Ihre Kappe mit und Sie verderben sich einen Theil des guten Einflusses den Sie haben könnten. Glauben Sie nur lieber Freund es ist viel besser daß Sie etwas vorsichtig umgehen mit dem Vertrauen welches Sie einem so verkezerten Menschen schenken als ich bin. Meine Schwester aber hat eine gar herzliche Freude gehabt an Ihnen und an dem Effect den Sie dort gemacht haben; und mir ist es sehr lieb daß sie eine solche Erscheinung gehabt hat, das frischt sie immer auf lange Zeit auf. – Die theologische Encyclopädie ist nun endlich fertig geworden und ich bin neugierig ob sie eine neue Quelle von Verkezerungen werden wird. Mir sind die Sachen nun durch die vielfache Bearbeitung so familiär geworden daß ich nichts darin finde was Anlaß dazu geben könnte, nur daß viel Gespenster darin wären werden die Leute sagen, theologische Disciplinen die es nie gegeben habe und nie geben werde. Da werde ich nun den Beweis durch die That zu führen haben was aber freilich zum Theil erst nach Erscheinung meiner Ethik geschehen kann. Mit meiner Sublevation bin ich nun auch endlich seit Anfang dieses Monats zu Stande. Der DomCandidat Pischon, den Sie wol kennen ist ordinirt und ordentlich als Hülfsprediger eingeführt und ich weihe ihn nun nach und nach in alles ein. Die wissenschaftliche Deputation | gebe ich nun mit Jahresschluß auch ab, und so denke ich etwas über Wasser zu kommen. Ob aber dennoch im Sommer
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Briefe 3556–3558
die Reihe an den Plato kommen wird steht dahin. Es wird viel darauf ankommen was ich im Sommer lese. Ich bin schon angesprochen worden um die Ethik allein ich habe einmal verschworen so lange Fichte der einzige Professor der Philosophie ist kein philosophisches Collegium zu lesen; und sollte sich das bis Ostern ändern so hätte ich Lust erst als Einleitung zu meinen philosophischen Vorlesungen die Dialektik zu versuchen die mir lange im Kopfe spukt. Doch ist das noch in weitem Felde. Mit dem Lucas geht es mir recht gut, wenn ich ihn noch ein Paarmal durcharbeite so denke ich kritisch ganz aufs reine mit ihm zu kommen und dadurch wird meine ich ein großes Licht über den Kanon aufgehn. Ihre Lage in Breslau habe ich mir ohngefähr so gedacht wie Sie sie mir schildern. Gedulden Sie Sich nur aus dem schlechten Ton heraus wird sich Ihnen doch mit der Zeit etwas erfreuliche Gesellschaft anbilden. Und mit den Geschäften wird es schon gehn wenn Sie nur erst einen Schulrath haben und wenn erst die kirchlichen Sachen vorwärts kommen[.] Ich gehe mit dem Gedanken um meinen Plan drukken zu lassen aber mit Erläuterungen wodurch sich alles begründet; noch kann ich nur nicht dazu kommen. Ich habe Ihnen noch vieles zu beantworten und das geschieht nächstens. Tausend Grüße an Wilhelmine. Empfehlen Sie mich Wunster und grüßen Sie Wenzel von mir wenn Sie ihn sehen. Ganz der Ihrige Schleiermacher B d 31t Dec Schreiben Sie nur um Gotteswillen nicht Staatsrath denn ich heiße nicht so. Glük zum neuen Jahr
*3557. An Philipp Wilhelm Wolf. Berlin, Sonntag, 30. 12. 1810 Über die Geburt der Tochter und die als „männlicher Nachkomme“ titulierte, mitgesendete „Kurze Darstellung“
59 die] folgt 〈Ethik〉
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3558. Von Charlotte (Lotte) Schleiermacher. Sonntag, 30. 12. 1810 d 30t Dcbr 1810
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Mein ganzes Wesen ist tief erschüttert und durchdrungen von Gottes Huld und Gnade die Er in reichem Maße auf Dich und in dich ergießet – mein guter lieber Friz und durch dich wieder mir so viel gutes zufließen läßt – daß ich am Ende dieses Jahres voll Dank und Beugung nicht weiß w o ich anfangen soll – daß Er durch Jetten dir die schönste irdische ChristFreude machte – ist ja wohl das liebste von dem ich gleich anfangen kann – und daß alles so gut und schnell wie mir deucht volbracht wurde – Alle die sich theilnehmend über diese Nachricht mit mir gefreuet haben, meinen, ein S o h n , würde dich wohl noch zu lauterer Freude gestimt haben – kann wohl seyn daß dis Wo r t gleich das erste in deinem Briefe gewesen wäre, doch, hoffe ich daß Du übrigens ganz in Gottes Willen ergeben, wenn nur Mutter und Kind gesund bleiben – Er der es gab und allein weiß was Euch gut ist – schenke Euch Kraft und Gnade es zu seinem Wohlgefallen zu erziehn – findet es seine Weisheit und Liebe für gut Euch einen Sohn zu schenken – so wird noch ein kleiner Erbe erscheinen, der freilich nicht in a l l e m dir gleich werden wird – denn Du bleibst nun schon ein original – eine schwache copie nur würde es vielleicht werden – das würde dich erst betrüben | lächle – oder zürne – ich kann mich nicht recht ausdrüken wie ichs meine! – ! ich hoffe von dem weitern guten Befinden deiner guten Frau und meiner kleinen Niec¸e bald wieder zu hören vielleicht so bald du weist – wenn die Taufe ist – und was für Nahmen, damit ich mit meinem Geist bey Euch sein kann am heiligen Abend dachte ich ganz unbeschreiblich viel an Euch Alle aber besonders an Jetten – was sagen denn die Kinder zu der kleinen Schwester? wenn mir doch Nany recht viel von ihnen schriebe – und wie alles jezt logirt ist; bitte sage ihr das. Dein Freund der ConsistorialRath hat wegen der Reden gleich dem Cröger von der verbeßerten Ausgabe gesagt und ihn über manches verständigt – auch hat er ihm den 1 Theil deiner Predigten geschikt, ich brachte ihm kürzlich den 2 t e n die übrigen Bücher habe ich schon alle zurük. – Daß du deinem Freund manche Vorurtheile wegen der Gemeine benommen und ihn über alles ins Klare gebracht – hörte ich von dem alten von Sauerma der eine ganz eigne Theilnahme mir darüber bezeugte. Sage doch deiner guten Frau, welcher ich jezt noch nicht schreiben will, einen recht herzlichen Gruß von der Frl. Forrestier die an ihrer 3558.
Überlieferung: H: BBAW, SN 375/11, Bl. 18
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Briefe 3556–3558
glüklichen Entbindung viel Theil nimt – es ist eine alte Freundin von Jettens Mutter. Gott segne dich für alle deine Treue und werkthätige Liebe im Gefühl inniger Dankbarkeit umarmt Dich Deine alte Lotte Meinen innigen Dank für das reichliche Geschenk – wird die große Jette nach meinem Wunsch dir in einem Kuß ausgedrükt haben Das solo sang die Schuhmann sie grüßt Alle recht herzlich ich glaube dir mit bekommenden Psalm eine Freude zu machen
*3559. An Charlotte Cummerow. Berlin, Ende Dezember 1810 Über die Geburt der Tochter; freut sich mit Cummerows über die neue Lage in Stralsund; über einige beunruhigende Gerüchte.
*3560. An Henrich Steffens. Berlin, Ende Dezember 1810 Teilt die Geburt der Tochter mit.
41 f Meinen … haben] am linken Rand von Bl. 18 43 Das … herzlich] am oberen Rand von Bl. 18v 44 ich … machen] am oberen Bl. von Bl. 18
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Abkürzungen und editorische Zeichen Literaturverzeichnis
Abkürzungen und editorische Zeichen Im vorliegenden Band finden sich folgende Abkürzungen, die nicht am Ort, im Literaturverzeichnis oder im Duden (Rechtschreibung) aufgelöst sind. BBAW Br D d Fl. g, g., gr., Gr. H. H h KGA Kj. korr. p pp r., R., Rth., rth. r sg. SN SW Thl., Thlr. v
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Aus Schleiermacher’s Leben. In Briefen Den, Doctor, (im textkritischen Apparat:) Druck den, dieser usw. Florin (Gulden) Groschen Herr (im textkritischen Apparat:) Handschrift (Original) (im textkritischen Apparat:) Abschrift Schleiermacher: Kritische Gesamtausgabe Konjektur korrigiert perge, praedictus, praenominatus perge perge, pergite Reichsthaler recto (Vorderseite) Silbergroschen Schleiermacher-Nachlass Schleiermacher: Sämmtliche Werke Thaler verso (Rückseite)
Ð Ñ [ ] [] [...] 〈〉 〈〈 〉〉
unsichere Lesart Ergänzung der Bandherausgeber im Text: Überlieferungsverlust im Text: Auslassung früherer Herausgeber oder Abschreiber Streichung des Schreibers oder Abschreibers versehentlich nicht durchgeführte Streichung Seitenwechsel in der Vorlage Zeilenbruch Lemmazeichen bei Briefnummern: erschlossener Brief Herausgeberrede
/ ] * Kursivschrift
Literaturverzeichnis Das Literaturverzeichnis führt die (selbständig erschienenen) Druckschriften auf, die in den Angaben zu den Drucken der Brieftexte genannt sind. Folgende Grundsätze sind besonders zu beachten: 1. Die Verfassernamen und Ortsnamen werden in der heute gebräuchlichen Form angegeben. 2. Ausführliche Titel können in einer sinnvollen Kurzfassung wiedergegeben werden. die nicht als solche gekennzeichnet wird. 3. Werden zu einem Verfasser mehrere Titel genannt, so bestimmt sich deren Abfolge nach Gesammelten Werken, Teilsammlungen und Einzelwerken. Gesammelte Werke und Teilsammlungen werden chronologisch, Einzelwerke alphabetisch angeordnet. 4. Bei anonym erschienenen Werken wird der Verfasser in eckige Klammern gesetzt. 5. Für die Ordnung der Sachtitel ist die gegebene Wortfolge unter Übergehung eines am Anfang stehenden Artikels maßgebend. Arndt, Andreas und Wolfgang Virmond: Friedrich Schleiermacher zum 150. Todestag. Handschriften und Drucke, Berlin und New York: de Gruyter 1984 Bäumer, Gertrud: Ein ungedruckter Brief August Wilhelm von Schlegels an Schleiermacher. In: Euphorion 5, 1898, S. 505–511 Bauer, Joachim (Hg.): Briefe Schleiermachers an Wilhelmine und Joachim Christian Gaß. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 47 (NF 10), 1928, S. 250–278 Blanc, Ludwig Gottfried: Briefe an Friedrich Schleiermacher, Berlin: Litteraturarchiv-Gesellschaft 1909 (Mitteilungen aus dem Litteraturarchive in Berlin, NF 2) Bock, Alfred: Aus einer kleinen Universitätsstadt, Bd. 1, Gießen: Roth 1896 Brinckmann, Carl Gustav: Briefe an Friedrich Schleiermacher, Berlin: Litteraturarchiv-Gesellschaft 1912 (Mitteilungen aus dem Litteraturarchive in Berlin, NF 6) Deutsch-evangelisch. Monatsblatt für den gesamten deutschen Protestantismus, Jg. 1–11, 1910–1920 Dilthey, Wilhelm: Leben Schleiermachers, Bd. 1, 2. Auflage. Hg. Hermann Mulert, Berlin und Leipzig: de Gruyter 1922 ––: Schleiermachers politische Gesinnung und Wirksamkeit. In: Preußische Jahrbücher 10 (1862), S. 234–277
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Literaturverzeichnis
Heinrici, Georg: D. August Twesten nach Tagebüchern und Briefen, Berlin: Hertz 1889 Heinrici, Karl Ernst: Auktions-Katalog 75. Autographen aus der deutschen und ausländischen Literatur, Berlin 1922 Humboldt, Caroline von: Neue Briefe, hg. von Albert Leitzmann, Halle: Niemeyer 1901 ––: Gesammelte Schriften, Bd. 1–17, Berlin: Behr und Federsen 1903–1936 Kade, Franz: Schleiermachers Anteil an der Entwicklung des preußischen Bildungswesens von 1808–1818, Leipzig: Quelle & Meyer 1925 Körner, Josef: Krisenjahre der Frühromantik, Bd. 1–3, Brünn u. a.: Rohrer 1936–1958 Köstler, Eberhard: Autographen & Bücher, Katalog 135, Tutzing 2015 Lenz, Max: Geschichte der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, Bd. 1–4, Halle: Waisenhaus 1910–1918 Lommatzsch, Siegfried: Schleiermacher’s Lehre vom Wunder und vom Uebernatürlichen im Zusammenhange seiner Theologie mit besonderer Berücksichtigung der Reden über die Religion und der Predigten dargestellt, Berlin: Mittler und Sohn 1872 Meisner, Heinrich (Hg.): Schleiermacher als Mensch. Sein Werden und Wirken. Familien- und Freundesbriefe. Bd. 1–2, Gotha: Perthes 1922/23 Müller, Adolph: Briefe von der Universität in die Heimath. Aus dem Nachlaß Varnhagen’s hg. von Ludmilla Assing, Leipzig: Brockhaus 1874 Petrich, Hermann: Schleiermacher und Luise von Willich, nach ungedruckten Briefen. In: Zeitschrift für kirchliche Wissenschaft und kirchliches Leben 3 (1882), S. 157–173 Reich, Andreas: Schleiermacher als Pfarrer an der Berliner Dreifaltigkeitskirche 1809–1834, Berlin und New York: de Gruyter 1992 (Schleiermacher-Archiv 12) Schlegel, Friedrich [Briefwechsel]: Briefe an Friedrich Schlegel, hg. von Heinrich Finke, Köln: Bachem 1917 (Görres-Gesellschaft, Vereinsschrift 1917,2) Schleiermacher, Friedrich: Kritische Gesamtausgabe (KGA). Hg. H.-J. Birkner u. a., Berlin und New York: de Gruyter 1980 ff. — [Briefwechsel]: Aus Schleiermacher’s Leben. In Briefen, Bd. 1–2, Berlin: Reimer 1858 —: Aus Schleiermacher’s Leben. In Briefen, Bd. 1–4 (Bd. 1–2 in 2. Auflage; Bd. 3–4 vorbereitet von Ludwig Jonas, hg. von Wilhelm Dilthey), Berlin: Reimer 1860–1863 ––: Briefwechsel mit August Boeckh und Immanuel Becker. Hg. Heinrich Meisner, Berlin: Litteraturarchiv-Gesellschaft 1916 (Mitteilungen aus dem Litteraturarchive in Berlin, NF 11) —: Briefwechsel mit seiner Braut. Hg. Heinrich Meisner, Gotha: Perthes 1919 ––: Briefwechsel mit Joachim Christian Gaß. Hg. Wilhelm Gass, Berlin: Reimer 1852
Literaturverzeichnis
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Spranger, Eduard: Wilhelm von Humboldt und die Reform des Bildungswesens, Berlin: Reuther & Reichard 1910 Stargardt, Joseph A.: Autographen (Katalog 641), Marburg 1988