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German Pages 164 Year 1987
Struktur und Wachstum Reihe Industrie
Heft 42
Kraftwerksindustrie Entwicklung und Strukturwandel seit 1970
Von
Karl Ch. Röthlingshöfer unter Mitarbeit von Hans-Dieter Karl
Duncker & Humblot · Berlin
I F O - I N S T I T U T FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG STRUKTUR UND WACHSTUM REIHE INDUSTRIE
Heft 42
I F O - I N S T I T U T FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG
Kraftwerksindustrie Entwicklung und Strukturwandel seit 1970
Von
Karl Ch. Röthlingshöfer unter Mitarbeit von Hans-Dieter Karl
S Ä
DUNCKER
& HUMBLOT
/ BE RL I N - MÜ NCH EN
CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Röthlingshöfer, Karl Ch.: Kraftwerksindustrie: Entwicklung u. Strukturwandel seit 1970/ von Karl Ch. Röthlingshöfer. Unter Mitarb. von Hans-Dieter Karl. IFO-Inst. für Wirtschaftsforschung. — Berlin; München: Duncker u. Humblot, 1987 (Struktur und Wachstum: Reihe Industrie; H.42) ISBN 3-428-06351-1 NE: Struktur und Wachstum / Reihe Industrie
Alle Rechte vorbehalten © 1987 Duncker & Humblot GmbH, Berlin 41 Satz: Volker Spiess, Berlin 30 Druck: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin 61 Printed in Germany ISBN 3-428-06351-1
Vorwort Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung sieht eine seiner Hauptaufgaben darin, die strukturellen Änderungen innerhalb einer wachsenden Wirtschaft zu analysieren. Es hat deshalb die Schriftenreihe „Struktur und Wachstum" ins Leben gerufen. In zwangloser Folge erscheinen Studien über den strukturellen Wandel und die sich daraus ergebenden Wachstumschancen dieser Bereiche. Die vorliegende „Reihe Industrie" vermittelt einen Einblick in Strukturwandlungen und deren Ursachen in wichtigen Industriegruppen der Bundesrepublik. Die Untersuchungen werden in den Branchenreferaten der Abteilung Industrie und Struktur durchgeführt. Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist die Entwicklung der Kraftwerksindustrie seit 1970. Erschwert wurde die Analyse insbesondere dadurch, daß die Kraftwerksindustrie keine Industriegruppe im statistischen Sinne darstellt. Es war daher nötig, diesen Bereich synthetisch aus seinen Hauptkomponenten — Kessel, Turbinen und Generatoren — aufzubauen. Neben der Entwicklung von Nachfrage und Produktion sowie der Produktionsfaktoren bilden die nationale und die internationale Konkurrenzsituation einen Schwerpunkt der Untersuchung. Der Bundesminister für Wirtschaft hat die Studie finanziell unterstützt. München, im April 1987 Prof. Dr. Karl Heinrich Oppenländer Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung München
Inhaltsverzeichnis
I.
Einführung zum Thema
15
1.
Problemstellung
15
2. 2.1 2.2 2.3
Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes Zum Begriff „Kraftwerk" Kraftwerke im Rahmen der Energiewirtschaft Kraftwerke als Industriebauten
16 16 17 19
3. 3.1 3.2
Technisch-ökonomische Voraussetzungen Kraftwerkstypen Systemkomponenten der Kraftwerke
21 21 23
4. 4.1 4.2 4.3
Statistische Grundlagen Die Kraftwerksindustrie in der Statistik Gütermäßige Abgrenzung der Kraftwerksindustrie Repräsentationsgrade
5.
Aufbau der Untersuchung
30
II.
Die Kraft werksindustrie im Überblick
32
1.
Einführung
32
2.
Die Unternehmen der Kraft werksindustrie
3.
Produktion
4. 4.1 4.2 4.3 4.4
Produktionsfaktoren Beschäftigte Investitionen Forschung und Entwicklung Umwelttechnologie
37 37 38 39 41
5. 5.1 5.2
Die Märkte der Kraftwerksindustrie Der Inlandsmarkt Die Auslandsmärkte
43 43 45
von Kraftwerkseinrichtungen
der Stromerzeugung
26 26 28 29
32 33
Inhaltsverzeichnis
8
6. 6.1 6.2
Konkurrenzfähigkeit der deutschen Kraftwerksindustrie Technische Konkurrenzfähigkeit Kommerzielle Konkurrenzfähigkeit
46 50
7.
Ausblick
50
III.
Materialien zur Kraftwerksindustrie
53
1.
Einführung
53
2. 2.1 2.2
Die Unternehmen der Kraftwerksindustrie Unmittelbar im Kraftwerkssektor tätige Unternehmen Als Zulieferer beteiligte Bereiche
53 53 56
3. 3.1 3.2 3.3
Produktion von Systemkomponenten Dampfkessel Turbinen Generatoren
59 59 62 62
4. 4.1 4.2 4.3
Produktionsfaktoren und ihre Entwicklung Beschäftigte Investitionen Staatliche Aufwendungen für die Energieforschung
65 68 70
5. 5.1 5.1.1
Die Märkte der Kraftwerksindustrie Der Inlandsmarkt Prognosen der Entwicklung der Stromerzeugung und der Stromerzeugungskapazitäten Entwicklung und Struktur von Stromerzeugung und Stromverbrauch Entwicklung von Bruttostromverbrauch, Primärenergieverbrauch und Bruttosozialprodukt Stromerzeugung nach Erzeugungsbereichen und Energieträgern Stromverbrauch nach Verbrauchergruppen Entwicklung der Kraftwerksleistung Kraftwerksleistung nach Erzeugungsbereichen Kraftwerksleistung nach Energieträgern Kraft werksleistung nach Typen-und Größenklassen Investitionen in Stromerzeugungsanlagen Entwicklung insgesamt Entwicklung der Investitionen nach Versorgungsbereichen . . . . Zusammensetzung der Investitionen nach Kraftwerkstypen . . . Zusammensetzung der Investitionen nach Energieträgern Vergabevolumen an Kraft werksleistung Entwicklung der Investitionskosten von Kraftwerken
5.1.2 5.1.2.1 5.1.2.2 5.1.2.3 5.1.3 5.1.3.1 5.1.3.2 5.1.3.3 5.1.4 5.1.4.1 5.1.4.2 5.1.4.3 5.1.4.4 5.1.4.5 5.1.5
46
65
72 72 72 77 77 80 83 85 85 86 89 93 93 94 96 100 102 105
Inhaltsverzeichnis
5.1.5.1 Spezifische Investitionskosten einzelner Kraftwerkstypen 5.1.5.2 Auswirkungen von Bau Verzögerungen auf die Investitionskosten 5.1.5.3 Auswirkungen verstärkter Sicherheits- und Umweltschutzauflagen 5.1.6 Seit 1970 errichtete und in Bau befindliche Kraftwerke 5.1.6.1 Stromerzeugungsanlagen nach Kraftwerkstypen 5.1.6.2 Stromerzeugungsanlagen nach Energieträgern 5.2 Die Auslandsmärkte 5.2.1 Entwicklung und Struktur der erstellten Kraftwerksleistung in der Welt 5.2.1.1 Nettozuwachs an Kraft Werksleistung nach Ländergruppen und seine Zusammensetzung nach Kraftwerkstypen 5.2.1.2 Regionale Struktur des Nettozuwachses an Kraft Werksleistung 5.2.2 Nachfrage nach Kraft Werksleistung und Weltmarkt' 5.2.2.1 Bedeutung des Weltmarktes im Kraftwerksgeschäft 5.2.2.2 Die Konkurrenzländer 5.2.3 Produktion von Kraftwerkskomponenten in den wichtigsten Herstellerländern 5.2.4 Weltmarkt an schwerer Kraftwerksausrüstung 5.2.4.1 Länderanteile an der Weltausfuhr von Dampfkraftmaschinen . . 5.2.4.2 Marktanteile für Kernkraftwerke
105 110 111 112 112 114 117 117 117 119 124 124 125 131 135 135 138
6. 6.1 6.2
Der Inlandsabsatz der Kraftwerksindustrie Statistische Probleme Entwicklung des Inlandsabsatzes
140 140 140
7. 7.1 7.2 7.3 7.4
Das Kraftwerksgeschäft im Außenhandel der Bundesrepublik Deutschland Aus-und Einfuhr wichtiger Kraftwerkskomponenten Auslandsaufträge für Kernkraftwerke Regionale Gliederung der Ausfuhr von Kraftwerkskomponenten Regionale Lieferstruktur im internationalen Vergleich
142 142 146 147 150
8. 8.1 8.2 8.3 8.4 8.5
Zur technischen Konkurrenzfähigkeit Einführung Dampferzeuger Turbinen Generatoren Kernkraftwerke
151 151 151 156 156 157
Verzeichnis der Tabellen Tab. 1: Produktion und Außenhandel der Kraftwerksindustrie
34
Tab. 2: Bruttostromerzeugung: Vergleich von Prognosen und Ist-Werten
36
Tab. 3: Entwicklung der Zahl der Beschäftigten im Kraftwerkssektor .
38
Tab. 4: Entwicklung der Investitionsquote der Kraftwerksindustrie
..
39
Tab. 5: Ausgaben des Bundes für Energieforschung Tab. 6: Zunahme der Bruttoengpaßleistung der öffentlichen Elektrizitätsversorgung
40 44
Tab. 7: Investitionen in Stromerzeugungsanlagen und Inlandsabsatz der Kraftwerksindustrie pro Jahr
44
Tab. 8: Exporte der deutschen Kraft werksindustrie
46
Tab. 9: Patente mit Auslandsanmeldung — Kraftwerksindustrie — . . .
48
Tab. 10: Produktion von Dampfkesseln
60
Tab. 11: Erzeugerpreisindex - 1980 = 100 -
61
Tab. 12: Produktion von Turbinen
63
Tab. 13: Produktion von Generatoren
64
Tab. 14: Beschäftigte im Kraftwerkssektor
66
Tab. 15: Anteüe der Beschäftigten in den Kraftwerkssektoren
67
Tab. 16: Zur Investitionstätigkeit im Kraftwerksbau Tab. 17: Ausgaben des Bundes für Energieforschung und Energietechnologie
69 71
Tab. 18: Prognosen der Bruttostromerzeugung und der Stromerzeugungskapazitäten
74
Tab. 19: Prognosen für den durchschnittlichen Leistungszuwachs pro Jahr
75
Verzeichnis der Tabellen
11
Tab. 20: Entwicklung von Bruttosozialprodukt, Primärenergieverbrauch
Tab. 21:
und Bruttostromverbrauch
79
Stromerzeugung nach Erzeugungsbereichen
81
Tab. 22: Stromerzeugung nach Energieträgern
82
Tab. 23: Stromverbrauch der Verbrauchergruppen
84
Tab. 24: Bruttoengpaßleistung der Kraftwerke nach Bereichen, jeweils am Ende des Jahres Tab. 25: Bruttoengpaßleistung der Kraftwerke nach Energieträgern, jeweils am Ende des Jahres
86 88
Tab. 26: Aufteilung der Kraftwerke der öffentlichen Versorgung über 1 MW nach Leistungsgruppen
91
Tab. 27: Aufteilung der Kraftwerke im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe über 1 MVA nach Leistungsgruppen
92
Tab. 28: Bruttoanlageinvestitionen der öffentlichen und industriellen Energieversorgung für Stromerzeugungsanlagen
95
Tab. 29: Entwicklung und Struktur der Investitionen für Stromerzeugungsanlagen nach Versorgungsbereichen
97
Tab. 30: Investitionen in Stromerzeugungsanlagen nach Kraftwerkstypen
99
Tab. 31: Investitionen in Stromerzeugungsanlagen nach Energieträgern
101
Tab. 32: Inlandsaufträge an schwerer Kraftwerksausrüstung — Dampfkraftwerke mit mehr als 100 MW Bruttoengpaßleistung — . . .
103
Tab. 33: Entwicklung der spezifischen Investitionsausgaben für Kraftwerke in der Bundesrepublik Deutschland in DM/kWn (jeweils bei Inbetriebnahme)
106
Tab. 34: Errichtete und in Bau befindliche Kraftwerksleistung in der Bundesrepublik Deutschland nach Kraftwerkstypen
113
Tab. 35: Errichtete und in Bau befindliche Kraftwerksleistung in der Bundesrepublik Deutschland nach Energieträgern
116
Tab. 36: Nettozuwachs an Kraft Werksleistung nach Kraft werkstypen (Eigen- und öffentliche Versorgung )
118
Tab. 37: Regionale Struktur des Nettozuwachses an installierter Kraftwerksleistung
120
Verzeichnis der Tabellen
Tab. 38: Entwicklung und Struktur des Nettozuwachses an Kraftwerksleistung nach Regionen (jährliche Veränderung)
121
Tab. 39: Installierte Nettoleistung der Kraftwerke nach Kraftwerkstypen und Regionen
123
Tab. 40: Produktion von Dampfkesseln, Hilfsapparaten für Dampfkessel sowie Dampfmaschinen (einschl. Dampfturbinen) in ausgewählten Ländern der OECD, 1972-1980
132
Tab. 41: Produktion von Wasserkraftmaschinen in ausgewählten Ländern der OECD, 1972-1980
133
Tab. 42: Produktion von Gasturbinen (ausgenommen für Luftfahrzeuge) in ausgewählten Ländern der OECD, 1972-1980
134
Tab. 43: Produktion von elektrischen Kraftmaschinen und Schaltgeräten in ausgewählten Ländern der OECD, 1972-1980
136
Tab. 44: Ausfuhr von Dampfkraftmaschinen der westlichen Industrieländer
137
Tab. 45: Kumulierte Aufträge für Leichtwasser-Kernkraftwerke in der Welt
139
Tab. 46: Inlandsabsatz der Kraftwerksindustrie
141
Tab. 47: Ein-und Ausfuhr von Kraftwerkskomponenten
143
Tab. 48: Ausfuhr von Turbinen (einschl. Einzel- und Ersatzteile) zum Antrieb von Generatoren Tab. 49: Einfuhr von Turbinen (einschl. Einzel- und Ersatzteile) zum Antrieb von Generatoren
144
Tab. 50: Entwicklung und regionale Struktur der Ausfuhr von Dampfkesseln — Anteüe in % — Tab. 51: Entwicklung und regionale Struktur der Ausfuhr von Turbogeneratoren und Elektrotechnischer Ausrüstung für Kraftwerke und Industriekraftwerke - Anteile in % -
145 148
149
Tab. 52: Regionale Struktur der Ausfuhr von Kraftwerksausrüstungen der westlichen Industrieländer im Jahr 1981 — Anteile in % — 152 Tab. 53: Ursprungs- und Zielländer von Auslandspatentanmeldungen Dampferzeuger—
154
Tab. 54: Ursprungs- und Zielländer von Auslandspatentanmeldungen — Turbinen —
158
Verzeichnis der Tabellen
13
Tab. 55: Ursprungs- und Zielländer von Auslandspatentanmeldungen Generatoren —
160
Tab. 56: Ursprungs- und Zielländer von Auslandspatentanmeldungen Kernkraftwerke —
162
Verzeichnis der Abbildungen Abb. 1:
Energieflußbild für Teilbereiche der Energiebereitstellung in der BRDeutschland
18
Abb. 2:
Diagramm eines Dampfkraftwerks
24
Abb. 3:
Verteilung der Beschäftigungseffekte durch den Bau von Kernkraftwerken
58
Spezifische Anlagekosten von Wärmekraftwerken jeweils bei Inbetriebnahme (einschl. Bauzinsen und Steuern )
108
Erhöhung der Investitionskosten bei Bauzeitverlängerung in der Bundesrepublik Deutschland (in jeweiligen Preisen )
109
Abb. 4: Abb. 5:
I. Einführung zum Thema 1. Problemstellung Zu den Grundlagen jeder wirtschaftlichen Tätigkeit gehört eine gesicherte, ausreichende und möglichst preisgünstige Energieversorgung. Diese ist gleichzeitig Voraussetzung für eine wachstumsorientierte, leistungsfähige und international wettbewerbsfähige Wirtschaft. Energie steht in verschiedenen Formen zur Verfügung; am vielseitigsten verwendbar ist sie in der Erscheinungsform des elektrischen Stroms. Seine Erzeugung erfolgt in groß dimensioniertem Rahmen in Kraftwerken. Da Strom in großem Umfang nicht speicherbar ist, also jeweils im Augenblick des Bedarfs erzeugt werden muß, ist stets ein Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch erforderlich. Die Stromverbrauchsentwicklung ist die für den Kraftwerksbau bestimmende Determinante. In der Vergangenheit ist der Stromverbrauch stärker gewachsen als das Bruttosozialprodukt. Der aus der Entwicklung beider Größen errechnete Elastizitätskoeffizient betrug früher längerfristig mehr als 1,5. Angesichts der langen, bei Kernkraftwerken bis zu zehn Jahre reichenden Planungsund Bauzeiten büdete dieser Wert eine wichtige Orientierungshilfe für die Stromversorgungsunternehmen bei der Frage, wie sich der künftige Strombedarf bei einem angenommenen Wirtschaftswachstum gestalten wird und welche Kraftwerke zur Deckung dieses Bedarfs erforderlich sind. So mußten die Entscheidungen für die anfangs der achtziger Jahre ans Netz gegangenen Kraftwerke bereits in der ersten Hälfte der siebziger Jahre getroffen und verantwortet werden. In diesem Zeitpunkt waren die Negativwirkungen der beiden Ölpreiskrisen von 1973 und 1979/80 in ihrer ganzen Dimension noch nicht erkennbar, vor allem war nicht zu erwarten, daß die deutsche Volkswirtschaft ihre schwerste und längste Konjunkturkrise seit dem Zweiten Weltkrieg mit sogar sinkendem Bruttosozialprodukt und fallendem Primärenergieverbrauch erlebt. Der erwähnte Elastizitätskoeffizient zwischen Bruttosozialprodukt und Stromverbrauch hat sich damit als eine problematische Größe erwiesen, vor allem für kurzfristige Betrachtungen. Hauptziel der Energiepolitik wurde die Verminderung der ölabhängigkeit der Bundesrepublik; weitere Schwerpunkte betreffen den sparsamen und rationellen Einsatz der Energie, den Vorrang der einheimischen Steinkohle, den Ausbau der Kernenergie sowie die Nutzbarmachung erneuerbarer Energien.
16
I. Einführung zum Thema
Neben den energiepolitischen und wirtschaftlichen Erfordernissen gilt es heute, zunehmend auch den notwendigen Belangen des Umweltschutzes Rechnung zu tragen. In diesem zwischen Ökonomie und Ökologie bestehenden Zielkonflikt muß die Energiewirtschaft um einen vernünftigen Ausgleich bemüht sein. Über dieses Spannungsfeld hinaus stellt die durch sozialen und gesellschaftlichen Wandel allgemein verschärfte Energieproblematik die Kraftwerkstechnik vor hohe Anforderungen. Der Kraftwerksbau repräsentiert einen vergleichsweise kleinen Ausschnitt des Großanlagengeschäfts. Nur wenige Unternehmen führen auf diesem Gebiet Generalunternehmeraufträge und/oder Beratungsaufträge mit Teillieferungen aus; der Beschäftigtenanteü dieser Firmen an der Gesamtzahl der im Verarbeitenden Gewerbe tätigen Personen betrug 1985 schätzungsweise knapp 0,4 Prozent. Dem steht jedoch gegenüber, daß die vom größten industriellen Investor der Bundesrepublik, der Elektrizitätswirtschaft, getätigten Investitionen durchschnittlich zur Hälfte für Stromerzeugungsanlagen bestimmt sind. Im Jahr 1985 war dieser Betrag, der hier direkt oder indirekt dem Kraftwerksbau zugutekommt, mit fast neun Mrd. DM besonders hoch. Er entsprach rund 14 Prozent der Brutto-Anlageinvestitionen des Verarbeitenden Gewerbes; die volkswirtschaftliche Bedeutung des Kraftwerksbaus ist also evident. Vor diesem Hintergrund hat das Bundesministerium für Wirtschaft dem IfoInstitut für Wirtschaftsforschung einen Forschungsauftrag zu dem Thema „Strukturuntersuchung über die Kraftwerksindustrie" erteilt. Der Forschungsauftrag war Teil eines umfassenderen Forschungsvorhabens, an dem auch das HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung, Hamburg (mit der Strukturuntersuchung Bauwirtschaft) und das ITE-Institut zur Erforschung technologischer Entwicklungslinien, Hamburg (mit der Strukturuntersuchung Maschinenbau) beteiligt waren. Die in sich abgeschlossenen Strukturuntersuchungen über die Bauwirtschaft, den Stahl- und Leichtmetallbau, den Maschinenbau und die Elektrotechnische Industrie sollten auf das Branchenbild „Kraftwerksindustrie" hinführen. Der Berichtszeitraum der Studie umfaßt in der Regel die Jahre von 1970 bis 1985.
2. Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes 2.7 Zum Begriff „Kraftwerk" Kraftwerke sind Anlagen zur Umwandlung der in der Natur vorkommenden „Primärenergien" in elektrische Energie. Zu unterscheiden sind — unmittelbare Energien der Natur wie Wasser, Wind, Gezeiten, Sonnenenergie und Erd wärme,
2. Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes
-
17
chemisch gebundene Energiearten wie feste Brennstoffe (Kohle, Holz, Torf, Müll), flüssige Brennstoffe (Heizöl, sonstige Kohlenwasserstoffe, Sulfitlauge), gasförmige Brennstoffe (Erdgas, Koksofengas, Gichtgas, sonstige Abgase),
— kernphysikalisch gebundene Energie. In Abhängigkeit von der jeweiligen Verfügbarkeit der einzelnen Energien einerseits und Wirtschaftlichkeitsaspekten andererseits erfolgt die Energieumwandlung in Kraftwerken der verschiedensten Bauart. Der Begriff Kraftwerk ist erst durch die hierbei eingesetzten Strömungsmaschinen (Wasser-, Dampf-, Gasturbinen) und durch die Möglichkeit, die erzeugte Energie über größere Entfernungen zu übertragen, entstanden.
2.2 Kraftwerke
im Rahmen der Energiewirtschaft
Zur Energiewirtschaft im weiteren Sinne zählen alle Bereiche, die der Dekkung des Energiebedarfs dienen. Im engeren Sinne umfaßt die Energiewirtschaft die Produktion, Verarbeitung und Verteilung von Energie. Außer den Kraftwerken (zur Erzeugung von Strom und Fernwärme) zählen gegenwärtig vor allem Anlagen zur Aufbereitung von Erdgas, Raffinerien (zur Erzeugung von Mineralölprodukten), Kokereien, Ortsgaswerke und Brikettfabriken (zur Erzeugung von Kohleprodukten) allgemein zu den Bereichen der Energiebereitstellung. Abbüdung 1 zeigt den Energiefluß für wesentliche Teilbereiche der Energiebereitstellung in der Bundesrepublik Deutschland (Verbuchung nach dem Bruttoprinzip). Danach betrug der Energieeinsatz im Jahre 1984 in Erdgasaufbereitungsanlagen 59 Mill. t SKE, in Raffinerien 131 Mill. t SKE, in Kokereien, Ortsgaswerken und Brikettfabriken 35 Mill. t SKE, in Kraftwerken einschließlich Heizkraftwerken und Fernheizwerken - 136 Mill. t SKE. Insgesamt entfielen rund 43 Prozent des Umwandlungseinsatzes allein auf Kraftwerke. Dieser Anteil weist steigende Tendenz auf. In der Bundesrepublik gliedert sich die Elektrizitätswirtschaft in drei Bereiche: -
Öffentliche Elektrizitätsversorgung: Als größte Gruppe deckt sie gegenwärtig bereits etwa 90 Prozent des gesamten Strombedarfs. Sie unterliegt dem Energiewirtschaftsgesetz, das sie verpflichtet, den Strombedarf ihres Versorgungsgebietes stets sicher, ausreichend und preiswert zu decken.
-
Industrielle Eigenerzeugung: Sie befriedigt hauptsächlich den Bedarf der eigenen Unternehmen; darüber hinaus speist sie noch etwa zwei Fünftel ihrer Erzeugung in das öffentliche Versorgungsnetz ein und trägt damit noch mit etwa sechs Prozent zum Gesamtbedarf bei.
-
Kraftwerke der Deutschen Bundesbahn: Sie decken den größten Teil des Fahrstrombedarfs.
2 Röthlingshöfer
I . Einführung zum Thema
Energiefluflbild für Teilbereiche der Energiebereitstellung in der BR Deutschland
Erdgas
Erdgasaufbereitungsanlagen
Abb.l
Erdgas
' ungenutzte " Energie
Motorenbenzin
u.a.
Dieselkraftstoff
Rohöl Leichtes Heizöl
Schweres Heizöl Sonst. Produkte
Kohle u.a.
Kokerelen, OMsgaswerke, Brikettfabriken
" Kohlegase u.fi." Sonstig)
Kohlegas _ -Briketts- " „Sonstige Produkte Ungenutzte Energie
Fernwärme Kraftwerke Erdgas, Kohlegase u.fi. 1 Schweres Heizöl I Kernenergie
Ungenutzte Energie
"Wasserkraft" Z Sonstige!
IFO-INSTITUT für Wirtschaftsforsdiung München
508/63 C S )
2. Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes
19
Die öffentliche Elektrizitätsversorgung zählt etwa 680 Unternehmen. Allerdings ist zu berücksichtigen, daß mehr als die Hälfte dieser Werke nicht selbst Strom erzeugt, sondern ihn nur verteilt; zwei Fünftel der Unternehmen erzeugen und verteilen Strom, die übrigen Unternehmen erzeugen ausschießlich Strom und verteilen nicht. Die unternehmensrechtliche Konstruktion ist bei den Energieversorgungsunternehmen sehr unterschiedlich. Sie reicht vom kommunalen Eigenbetrieb über den öffentlich-rechtlichen Zweckverband bis zur Kapitalgesellschaft. Legt man die Besitzverhältnisse zugrunde, so ist zwischen privaten Unternehmen — ihrer Bedeutung nach die kleinste Gruppe —, ausschließlich im öffentlichen Besitz sich befindlichen Werken und gemischt-wirtschaftlichen Unternehmen 1 zu unterscheiden. Letztgenannte, rund 100 an der Zahl, decken den überwiegenden Teü, dJi. reichlich 70 Prozent des Strombedarfs. Unter ihnen sind neun große EVIFs bereits seit 1948 in der Deutschen Verbundgesellschaft e.V. (DVG) freiwillig zur gegenseitigen Abstimmung in der Planung von Kraftwerken und Leitungen zusammengeschlossen. Zu diesen Verbundunternehmen zählen folgende Werke: — Badenwerk AG — Bayernwerk AG — Berliner Kraft- und Licht (Bewag)-AG — Energieversorgung Schwaben AG — Hamburgische Elektrizitäts-Werke — Nordwestdeutsche Kraftwerke AG — Preußische Elektrizitäts-Aktiengesellschaft — Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG — Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen AG. Die genannten Elektrizitätsversorgungsunternehmen bestreiten allein annähernd 90 Prozent der nutzbaren Stromabgabe an das Netz seitens der öffentlichen Energieversorgung. Berücksichtigt man noch einige weitere regionale EVU's, so erhöht sich die Zahl der Elektrizitätswerke, die für die Stromversorgung der Bundesrepublik von Bedeutung sind, auf etwa zwanzig. Infolge dieser starken Konzentration ist der Markt auf der Kundenseite für die Kraftwerkshersteller leicht überschaubar. 2.3 Kraftwerke
als Industriebauten
Kraftwerke sind heterogene, komplexe Anlagen. Sie gehören zu den aufwendigsten und technisch kompliziertesten Bauten unserer Industriegesellschaft. Bauausführende sind Unternehmen des Großanlagenbaus, deren Betätigungsfeld schwerpunktmäßig in den Bereichen Unter 95 Prozent öffentliches und unter 75 Prozent privates Kapital. 2
I. Einführung zum Thema
20
— Chemieanlagen — Hütten- und Walzwerksanlagen — Baustoffanlagen — Gewinnungs- und Aufbereitungsanlagen — Kraftwerksanlagen — Energieanwendungs- und Verteilungsanlagen liegt. Es ist jeweils zwischen den am Kraftwerksbau — direkt und — indirekt beteiligten Unternehmen zu unterscheiden. Zur ersten Gruppe zählen die mit der Planung und Durchführung von Kraftwerksanlagen befaßten Unternehmen sowie die Lieferanten von dazugehörenden systembestimmenden Komponenten. Diese Gruppe wird als „Kraftwerksindustrie" im engeren Sinne verstanden. Sie deckt sich nicht mit dem historisch gewachsenen Begriff der Kraftwerksindustrie, wonach diesem Sektor nur solche Unternehmen zugerechnet werden, die Turbosätze, bestehend aus Turbine, Generator und Kondensator, herstellen. Die unmittelbar im Kraftwerksgeschäft tätigen Unternehmen tragen jeweüs nur einen Teil zur Produktion solcher Anlagen bei. In einem arbeitsteiligen Prozeß sind Unterlieferanten eingeschaltet. Die Federführung liegt in der Regel bei den wenigen Unternehmen, die schlüsselfertige Kraftwerke zu liefern in der Lage sind. Die Form der Zusammenarbeit ist dabei — wenigstens in der Bundesrepublik — sowohl vom Kraftwerkstyp als auch von der Kundenseite her bestimmt. Im Bereich der konventionellen Kraftwerke herrschten bis etwa zum Jahr 1970 noch Generalunternehmerverträge vor. Die EVLPs bauten sich jedoch im energietechnischen Sektor eigene leistungsfähige Abteüungen auf und gingen dann zunehmend dazu über, Einzelaufträge zu vergeben. Im nuklearen Bereich dominiert wegen der technischen Kompliziertheit der Anlagen und der damit verbundenen Verantwortung weiter der Generalunternehmervertrag. Ein solcher ist meist auch bei ausländischen Kunden, vor allem in Ländern mit noch nicht vorhandenem technischem Know how, üblich. Grundsätzlich hängt es jedoch vom Einzelfall ab, ob Projekte von den Kraftwerksbauern als Generalunternehmer, Konsortialführer oder lediglich als Auftragnehmer für Teüanlagen abgewickelt werden. Wichtige Entscheidungskriterien sind hierbei Kenntnisse über internationale Finanzierung und Kreditierung sowie Vorhandensein und Qualität der im Kundenland bestehenden Infrastruktur und Zulieferindustrie. Der Entschluß zu Gemeinschaftsgeschäften basiert meist darauf, daß die Kapitalkraft eines einzelnen Unternehmens bei der Durchführung großer Aufträge vielfach überfordert wäre und darüber hinaus eine zu geringe Risikostreuung bestünde.
3. Technisch-ökonomische Voraussetzungen der Stromerzeugung
21
Die von den Kraftwerksbauern und ihren Unterlieferanten im Zuge eines arbeitsteiligen Produktionsprozesses bezogenen, in der Regel nicht kraftwerksspezifischen Vorleistungen stammen von einer anderen Gruppe von Unternehmen. Ihre Entwicklung ist von einer abgeleiteten Nachfrage bestimmt. Mit der Lieferung von Ausgangsmaterialien für Kraftwerkskomponenten sind diese Unternehmen nur mittelbar am Kraftwerksbau beteiligt. Sie werden in dieser Studie nur in dem Maße berücksichtigt, wie es um gesamtwirtschaftliche Aspekte des Kraftwerkbaus geht.
3. Technisch-ökonomische Voraussetzungen der Stromerzeugung 3.1 Kraftwerkstypen Das Umwandeln von Energie beginnt nach der Bereitstellung von Primärenergieträgern (Wasserkraft, Kohle, Öl, Gas, Kernenergie). Am Ende der Umwandlungsphase stehen die Sekundärenergien, mit Abstand an der Spitze Strom und Wärme, dann die mechanische Energie. Die Umwandlung in elektrische Energie erfolgt im wesentlichen mittels Wasserkraft- und Wärmekraftwerken. Bei den Wasserkraftwerken sind zu unterscheiden: — Laufwasserkraftwerke — Speicherkraftwerke — Pumpspeicherkraftwerke Wasserkraftwerke nutzen die potentielle Energie des strömenden Wassers mittels Wasserturbinen zum Antrieb der Generatoren. Bei Laufwasserkraftwerken ist die Höhe der Erzeugung erheblich vom Dargebot an Wasser und dessen Gefälle abhängig. Speicherkraftwerke nutzen eine natürliche gegebene oder künstlich mittels Talsperren bewerkstelligte große Wasserfallhöhe des Wassers zur Energieumwandlung aus. In den dazwischenliegenden Bereich gehören Pumpspeicherkraftwerke, die zwei Aufgaben erfüllen: Speicherung der überschüssigen Energie und Deckung des Spitzenbedarfs. Die Vorteüe der Wasserkraftwerke bestehen in der kostenlosen Arbeitsenergie, einem hohen Wirkungsgrad (um 80 Prozent), geringen Personalkosten, einem raschen Anfahren und Abschalten, einer langen Lebensdauer. Als nachteilig erweisen sich die je nach den örtlichen Gegebenheiten hohen Ausbaukosten. In der Bundesrepublik Deutschland wird das Potential der Wasserkraft zur Stromerzeugung bereits weitgehend genutzt. Allerdings kann damit nur ein kleiner Beitrag zur Stromversorgung geleistet werden. In großem Maßstab wird elektrische Energie in thermischen Kraftwerken erzeugt. Im einzelnen sind zu unterscheiden: — Braunkohlenkraftwerke
22
I. Einführung zum Thema
— Steinkohlen-Kraftwerke — Erdgas-Kraftwerke — Erdöl-Kraftwerke — Gasturbinen- oder Luftspeicherkraftwerke — Kernkraftwerke. Jeder dieser Kraftwerkstypen ließe sich, von der jeweils verwendeten Primärenergie abgesehen, weiter nach Leistungsgrößen oder jeweils erzielbaren Wirkungsgraden (Verhältnis von abgegebener zu zugeführter Leistung) etc. gliedern. In welchem Maße diese Kraftwerke zur Stromerzeugung eingesetzt werden, hängt weitgehend vom energiewirtschaftlichen Umfeld ab. Ihre jeweüige zeitliche Beanspruchung bestimmt sich nach dem Verhältnis der fixen und variablen Kosten der einzelnen Anlagen. Hier sind die Begriffe Grund-, Mittelund Spitzenlast von Bedeutung; sie charakterisieren den Einsatz der Kraftwerke entsprechend des unterschiedlichen zeitlichen Verlaufs des Strombedarfs. Grundlast umschreibt die möglichst gleichmäßige Beanspruchung eines Kraftwerkes über eine längere Zeit. Im Durchschnitt geht man dabei von 5.000 bis 7.000 Benutzungsstunden im Jahre aus. Mittellast „fahren" jene Kraftwerke, die im Jahr zwischen 2.000 und 5.000 Stunden eingesetzt werden. Bei der Spitzenlast geht man von einem Einsatz unter 2.000 Stunden im Jahr aus. Die Verbrauchergewohnheiten und die jahreszeitlich unterschiedlichen Bedingungen haben für die Elektrizitätswerke zu einem typischen Tages-, Wochenund Jahresrhythmus geführt. Diese Unterschiede bestimmen den Einsatz der Kraftwerke und damit ihren Beitrag zur Stromerzeugung. Kraftwerke mit niedrigen Brennstoff- und Betriebskosten — wie beispielsweise Braunkohlen-, Laufwasser- und Kernkraftwerke — fahren Grundlast. Kraftwerke mit mittleren Arbeitskosten — wie vor allem Steinkohlenkraftwerke — werden im allgemeinen mit niedrigerer Ausnutzungsdauer eingesetzt. Sie fahren aus Kostengründen meist in der Mittellast. Ölkraftwerke, bei denen teurer Brennstoff erforderlich ist, werden in der Regel zur Deckung der Spitzenlast mit herangezogen. Typische Spitzenkraftwerke sind Pumpspeicher- und zum Teü auch Speicherkraftwerke sowie - mit Öl oder Gas befeuerte - Gasturbinen. Sie haben sehr kurze Anlaufszeiten. Bei der reinen Stromerzeugung in einem Kondensationskraftwerk geht, entsprechend den technischen Möglichkeiten, ein erheblicher Anteü — mehr als 60 Prozent — der eingesetzten Energie als Abwärme verloren. Die weltweite Versorgungslage und Kostensituation der wertvollen fossüen Primärenergievorräte ö l , Erdgas, Kohle förderte in den vergangenen Jahren sowohl den Trend zu immer größeren Stromerzeugungsanlagen, mit denen der Strom — aber auch die Wärme — kostengünstiger erzeugt werden kann, als auch die Technologie der
3. Technisch-ökonomische Voraussetzungen der Stromerzeugung
23
Kraft-Wärme-Kopplung. So werden in einem Heizkraftwerk Wärme und Strom gleichzeitig erzeugt, wodurch sich die eingesetzte Primärenergie zu mehr als 70 Prozent nutzen läßt. Zu nennen ist auch das kleine dezentral gebaute Blockheizkraftwerk, unter dem sich eine Stromerzeugungsanlage versteht, mit der neben der Stromerzeugung die Abwärme vom Kühlwasser und Auspuffgas für Prozeß- und Heizzwecke eingesetzt wird. Die Stromerzeugung basiert bisher im wesentlichen auf erschöpfbaren fossilen Energiequellen. In Entwicklung sind jedoch auch Technologien, die die Stromerzeugung aus regenerierbaren Energiequellen zum Ziel haben und die sich unter den Oberbegriffen Wasserenergien, Erdwärme, solare Strahlung und Windenergie zusammenfassen lassen. Unter diesen trägt derzeit lediglich die Laufwasserenergie in größerem Umfange, jedoch mit degressiver Tendenz, zur Strombedarfsdeckung bei. An der in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt erzeugten Energie ist die Wasserkraft jedoch nicht einmal mit zwei Prozent beteiligt. Sie stellt keine Alternative zu den Energiequellen Kohle, Gas, Öl oder Kernkraft dar; die Wasserkraft wird nicht nur in der Bundesrepublik, sondern auch in Europa nahezu schon zu 100 Prozent ausgenutzt. Die Elektrizitätserzeugung durch Gezeiten-, Wind-, Sonnen- und geothemische Kraftwerke spielt bislang eine untergeordnete Rolle. Für eine Nutzung der Gezeitenenergie fehlen in der Bundesrepublik die natürlichen Gegebenheiten. Wenig geeignet ist unsere Region auch für geothermische Kraftwerke. Als Standorte eignen sich für sie im wesentlichen Zonen der verdünnten oder sich verschiebenden Erdkruste (Erdbebengebiete). Auch für Windkraftwerke sind die Voraussetzungen nicht sehr günstig. Zwar birgt der Wind grundsätzlich ein großes Energiepotential in sich, doch besteht die Schwierigkeit des „Umsetzens". Was die Sonnenkraftwerke anbelangt, so stehen hier in den nördlichen Regionen bisher neben technischen auch klimatische Hemmnisse einer stärkeren Nutzung der direkten Sonnenabstrahlung entgegen. Dennoch ist das Potential der regenerierbaren Energiequellen nicht zu vernachlässigen. In die Entwicklung fließen nicht unbeträchtliche Mittel (vgl. Tab. 5). Nach Expertenschätzungen könnten Wind- und Sonnenenergie im Jahre 2000 etwa 1 bis 2 Prozent des deutschen Strombedarfs decken. 3.2 Systemkomponenten der Kraftwerke Ein thermisches Kraftwerk besteht aus einem wärme- und elektrotechnischen Teü. Abbildung 2 zeigt die systembestimmenden Grundelemente am Beispiel eines fossil gefeuerten Wärmekraftwerks. Der thermische Teil umfaßt: -
Dampfkessel
-
Turbine und Kondensator, einschließlich sämtlicher Pumpen und Verdichter im Dampfkreislauf,
I. Einführung zum Thema
24
)iagramm eines Dampfkraftwerks
IFO -1N STITUT für Wirtschaftsforschung München
506/83
(g)
— Rohrleitungen und Ventile. Der Elektroteil umfaßt: — Generator — Steuer-, Meß- und Regeleinrichtungen, — Elektrische Installationen (ohne Zubehör). Bei einem Kernkraftwerk tritt an die Stelle des Kessels im Dampfkraftwerk der Kernreaktor; in ihm wird bei der kontrollierten Kernspaltung Wärme frei, die durch ein Kühlmittel entweder direkt oder über einen Wärmeaustauscher an einen Sekundärkreislauf abgegeben wird. Vom Reaktor selbst und dem Wärmeaustauscher abgesehen, entspricht das Kraftwerk praktisch dem konventionellen Dampfkraftwerk. Abgesehen von einem relativ kleinen Teil von technisch weniger komplexen Komponenten und Zubehörteilen ist die Kraftwerksausrüstung durch hochqualitative, auf lange Lebensdauer (20 bis 30 Jahre) ausgelegte Aggregate charakterisiert. Der Dampferzeuger in einem konventionellen Kraftwerk ist ein Kessel. In seinem Aufbau unterscheidet er sich nicht von einem Prozeßdampf liefernden Industriekessel, abgesehen von dem Umstand, daß die Erzeugung elektri-
3. Technisch-ökonomische Voraussetzungen der Stromerzeugung
25
scher Energie sehr diffizile Steuervorgänge erfordert und die erhöhte Betriebssicherheit notwendigerweise einen höheren technischen Schwierigkeitsgrad zur Folge hat als gewöhnliche Industriekessel. Hohes technisches Know-how erfordert auch die Turbinenfertigung, gleichgültig ob deren Leistungsgröße bei 100 MW oder 1000 MW liegt. Was den Generator betrifft, so ist sein Arbeitsprinzip zwar relativ einfach, seine Herstellung jedoch relativ komplex, vor allem wegen der wachsenden Einheitsleistung. Trotz großer Abmessungen wird beim Generator eine hohe Präzision verlangt. Mit Kessel (Kernreaktor), Turbine, Generator und Kondensator sind die ein Kraftwerk hauptsächlich charakterisierenden Komponenten aufgeführt. Die im Kessel durch Verbrennen von Primärenergieträgern (Kohle, Öl, Gas) erzeugte thermische Energie dient der Verdampfung des Arbeitsmediums Wasser. Mittels des in der Turbine expandierenden Dampfes wird mechanische Energie zum Antrieb des Generators erzeugt. Der Wasser/Dampf-Kreisprozeß schließt sich über den Kondensator, wo der Abdampf durch Kühlen kondensiert und dem Kessel wieder zugeleitet wird. Die Kondensationswärme wird direkt durch Flußwasser oder in Kühltürmen abgeführt. Man spricht in einem solchen Fall von einem Kondensationskraftwerk. Die Studie wird auf die genannten Hauptkomponenten eingegrenzt. Sie bilden das Kernstück des Kraftwerksbaus, den man - paketmäßig zusammengefaßt — auch in zwei Komplexen sehen kann: Kessel- und Turbosatzherstellung. Diese Zweiteilung entspricht auch der Arbeitsgliederung der mit dem Kraftwerksbau beschäftigten Unternehmen. Beim Turbosatz handelt es sich um einen Generatormaschinensatz, bestehend aus einer Dampfturbine und einem mit dieser gekuppelten Turbogenerator sowie eventuell einer Erregermaschine. In den für ein Kraftwerk spezifischen Großkomponenten kommt die enorme Komplexität der Energietechnik voll zum Ausdruck; sie ist nur von hochindustrialisierten Ländern zu bewältigen. Es werden großdimensionierte produktionstechnische Einrichtungen benötigt. So hängt die Leistung der Turbinen nicht zuletzt von den verfügbaren schmiede- und gießtechnischen Möglichkeiten eines Landes ab. Der Trend zu Turbinen großer Leistung erfordert gleichzeitig entsprechende Hebe- und Transporteinrichtungen. Beispielsweise wiegen Einzelteile bis zu 200 t, ein 1.300 MW-Turbosatz erreicht ein Gesamtgewicht von rund 5.0001 usw. Im Vergleich zu schweren Kraftwerksausrüstungen ist die Herstellung von Hilfskomponenten im allgemeinen technisch weniger komplex. Die Geschäftsbereiche der hier tätigen Unternehmen weisen häufig keinen kraftwerksspezifischen Charakter auf, die Produktionseinrichtung ist mehrzweckorientiert. Ähnliche Teile werden ebenso für Anlagen (z.B. petrochemische Industrie) benötigt. Was die leittechnische Ausrüstung betrifft, so setzt diese an den Schnittstellen der Technik an und verbindet alle Kraftwerksteile zu einer funktionierenden Einheit. Dies geschieht immer mehr durch weitere Integration und Nutzung
26
I. Einführung zum Thema
modernster Elektronik und Datentechnik, eine Aufgabe, die gewöhnlich nur große Unternehmen bewältigen können. Der Großteil der hierbei für die Kontroll- und Steuersysteme benötigten Komponenten wie Relais, Computer, Sensoren ist jedoch keineswegs kraftwerksspezifisch festgelegt; die Einsatzbreite erstreckt sich vom Kraftwerk über Produktions- und Fertigungsprozesse, Transport und Verkehr bis in den Verwaltungsbereich. Dieser Leistungsbereich wird deshalb als nicht dem Kraftwerksbau zugehörig betrachtet.
4. Statistische Grundlagen 4.1 Die Kraftwerksindustrie
in der Statistik
Kraftwerke sind keine Güter im Sinne der amtlichen Industrieberichterstattung. Die dort übliche Gliederung der Güter unter produktionstechnischen, rohstoff- oder verwendungsorientierten Aspekten ist im vorliegenden Fall nicht gegeben. Gleichermaßen fehlt eine Zusammenfassung der auf diesem industriellen Tätigkeitsfeld angesiedelten Betriebe und Unternehmen zu einer Gruppe. Ein Industriezweig „Kraftwerksbau" ist in der amtlichen Statistik nicht existent. Statistische Merkmale wie — Beschäftigte — Umsatz — Löhne und Gehälter — Erzeugerpreise — Investitionen werden weder für Betriebe noch für fachliche Betriebsteile aufbereitet: Bei der Aufbereitung für Betriebe werden die Ergebnisse nach örtlichen Betriebseinheiten aufgerechnet, d.h. kombinierte Betriebe (Betriebe mit fachlichen Betriebsteilen in mehreren Industriezweigen, z.B. Maschinenfabrik und Kraftwerksbau) mit den Angaben für den gesamten Betrieb jeweils dem Industriezweig zugerechnet, in dem das Schwergewicht des Betriebes, gemessen an den Beschäftigtenzahlen, liegt 2 . Bei der Aufbereitung für fachliche Betriebsteile werden dagegen die fachlichen Betriebsteile kombinierter Betriebe auf die verschiedenen Industriezweige — also auch auf den Kraftwerksbau — aufgeteilt, denen die einzelnen Betriebsteile entsprechend zuzurechnen sind. Fehlt eine an Unternehmen und/oder Betrieben des Kraftwerksbaus ansetzende Industrieberichterstattung gänzlich, so liefert wenigstens die amtliche Produktions- und Außenhandelsstatistik aufgrund ihres bis auf Produktebene reichenden Disaggregationsgrads verschiedene Anhaltspunkte, wenngleich auch 2 Von unbedeutenden Ausnahmen abgesehen, tritt der Fall, daß ein Industriebetrieb schwerpunktmäßig im Kraftwerksbau tätig ist, in der Bundesrepublik nicht auf.
4. Statistische Grundlagen
27
hier offene Abgrenzungs- und Zuordnungsfragen in Kauf zu nehmen sind. Methodisch ist dazu anzumerken, daß beim Begriff ,»Produktion" die zum Absatz bestimmten Erzeugnisse eines Unternehmens oder Betriebes sowie die für den Eigenverbrauch hergestellten Erzeugnisse verstanden werden. Als Produktion gelten statistisch ferner alle bezahlten Dienstleistungen in Gestalt von Lohnarbeiten, Lohnveredelungsarbeiten, Reparaturen und Montagen. Die Dienstleistungen werden nicht mit den betreffenden Erzeugnissen, sondern selbständig als Arbeiten unter den vorgesehenen besonderen Meldenummern ausgewiesen. Bezahlte Projektierungen, Beratungen und ähnliche Dienstleistungen, die nicht mit den Erzeugnissen unmittelbar verbunden sind, gehören nicht zur Produktion. Die Außenhandelsstatistik erfaßt die Waren im Zeitpunkt der Grenzüberschreitung (statt der Rechnungsausstellung), bewertet mit grenzüberschreitenden Preisen einschließlich mitenthaltener Versandkosten (statt mit Preisen ab Fabrik) und läßt die Dienstleistungen im Ausland (Montagen, Reparaturen, Lohnveredelungen) — die Außenhandelsstatistik stellt nur den Warenverkehr dar - unberücksichtigt. Einbezogen sind in die Außenhandelsstatistik aufgrund der Zollanmeldung auch die Importe bzw. auch die Exporte von Ein- und Ausfuhren, die nicht berichtspflichtig im Sinne der Statistiken im Produzierenden Gewerbe sind. Produktions- und Außenhandelsstatistik unterscheiden sich also erhebungssystematisch voneinander. Schwierigkeiten in einer periodengerechten Abgrenzung und Zuordnungsprobleme stehen einer voll vergleichbaren Abgrenzung zwischen Produktions- und Außenhandelszahlen entgegen. Speziell beim Kraftwerksbau kommt noch hinzu, daß dieser mit der Erschließung neuer Anwendungsgebiete und der Entwicklung neuartiger Energieumwandlungstechniken zu einer ständigen Ausweitung seines Betätigungsfeldes tendiert. Damit entstehen laufend neue Zuordnungsfragen, die Vergleiche mit früheren Jahren stören. Trotz der genannten methodischen Bedenken wird in der Studie eine Verknüpfung von Produktions- und Außenhandelswerten versucht. Dies durchaus im Bewußtsein, daß die so gewonnenen Werte für Inlandsmarktversorgung, Außenhandelssalden, Export- und Importquoten nicht mehr als Anhaltspunkte für das tatsächliche Geschehen liefern können. Erleichtert wurde die Entscheidung für dieses „eigentlich" unzulässige Vorgehen dadurch, daß infolge der langfristig angelegten Analyse - immerhin über einen Zeitraum von 15 Jahren - rein zufällige Schwankungen sich ausgleichen sollten und so Entwicklungstrends sichtbar werden. Für internationale Vergleiche bieten UN- und OECD-Statistiken einige Anhaltspunkte. Insgesamt gesehen, sind die statistischen Informationen im Kraftwerksbereich jedoch gering, eine breit angelegte quantitative Konzeption der Studie daher nicht möglich. Neben der „allgemeinen Industriestatistik", die — wie erwähnt — kaum Einblick in die Kraftwerksindustrie gewährt, bestehen teilweise besondere Statisti-
I. Einführung zum Thema
28
ken für solche Industrien, die eine Schlüsselstellung innehaben. Zu ihnen zählt die Energiewirtschaft, die für den Kraftwerksbau die nachfragebestimmende Größe darstellt. Aus den auf diesem Gebiet eingerichteten Fachstatistiken -
Monats- und Jahresstatistiken über die öffentliche Elektrizitätswirtschaft,
— Erhebung industrieller Stromerzeugungsanlagen, sind Aufschlüsse über die Inlandsmarktentwicklung zu gewinnen. Erstere gliedert die Stromerzeugung nach Kraftquellen und erfaßt unter anderem auch die Leistungen (Engpaßleistung, verfügbare Leistung, Höchstleistung) und Belastungen der Anlagen. Bei der Erhebung industrieller Stromerzeugungsanlagen werden Tatbestände wie die vorhandenen Dampfkessel, die Nennleistung der Antriebsmaschinen und der Stromerzeuger, Engpaßleistung und Höchstleistung, Bruttostromerzeugung und Brennstoffverbrauch, Stromverbrauch sowie der Wert der Investitionen erfaßt. Weitere, jedoch zum Teil nicht veröffentlichte Fachstatistiken über den Kraftwerksbau bestehen bei Verbänden (z.B. VDMA, FDRB). 4.2 Gütermäßige Abgrenzung der Kraftwerksindustrie Die im Kraftwerksbau tätigen Industrieunternehmen rechnen nach ihrer Produktionstechnik zur metallverarbeitenden Industrie. Innerhalb dieser ist ihr Bereich dadurch gekennzeichnet, daß ihre Erzeugnisse und Leistungen der Erzeugung bzw. Umwandlung von Energie dienen. Allerdings geht dies aus der Produktionsstatistik nur in dem Maße hervor, soweit dort die Erzeugnisse nach ihrem Verwendungszweck gegliedert sind. Aus ihrer Art genügend ersichtlich ist die vorwiegende Verwendung für Kraftwerke bei folgenden Systemkomponenten: St ahlb auerzeugnisse
Statistische Meldenummer
— Dampfkessel (Dampferzeuger)
3151
— Dampfkesselfeuerungen
3153
— Hilfsapparate für Dampfkessel
3154
Maschinenbauerzeugnisse — Dampfturbinen
3227
— Wasserkraftmaschinen
3228
— Gasturbinen
3229
Elektrotechnische Erzeugnisse — Ein-und Mehrphasen-Wechselstromgeneratoren
361151—59
— Turbogeneratoren
361160
— Stromerzeugungsaggregate angetrieben durch Ottomotoren
3611 72, 73
angetrieben durch Dieselmotoren und sonstige Kraftmaschinen
3611 75—79
4. Statistische Grundlagen
29
In Abweichung von der allgemeinen Regelung der statistischen Erfassung gilt als Produktion bei Dampfkesselanlagen (und ähnlichen Großerzeugnissen) der Ausstoß der Werkstatt im Berichtszeitraum und nicht das jeweils fertiggestellte Gesamtobjekt. Der Wert des Ausstoßes wird mit Hilfe des Durchschnittswertes pro Tonne des Gesamtobjektes errechnet und eventuell geschätzt, und zwar ohne Wert der Montage (Baustellenarbeit). Baustellenarbeiten haben besondere Meldenummern. Ferner ist anzumerken, daß die angegebenen statistischen Meldenummern in gewissem Umfang auch Komponenten (z.B. bei der Gütergruppe Gasturbinen) enthalten, deren Verwendungszweck auch außerhalb des Kraftwerksbaus liegen kann. Unter den aufgeführten Positionen melden die Unternehmen des Stahl- und Maschinenbaus sowie der elektrotechnischen Industrie ihren Produktionsbeitrag zum Kraftwerksbau so, wie er in dieser Studie verstanden wird. Die produktbezogen ermittelten und auf unterschiedlichen Vorleistungsstrukturen basierenden Werte können jedoch kaum mehr als Anhaltspunkte über die Leistung der Kraftwerkbauer sein. Reine Leistungszahlen, wünschenswert wären die im Rahmen der Fertigung der Kraftwerkskomponenten geleisteten Arbeitsstunden, würden ein zutreffendes Bild über die am Kraftwerksbau beteiligten Industriezweige liefern. Entsprechende Informationen fehlen jedoch. Soweit in der Studie internationale Vergleiche der Kraftwerksindustrie vorgeführt werden, basieren diese in erster Linie auf OECD-Statistiken. In der Abgrenzung des Internationalen Warenverzeichnis für den Außenhandel (SITC) beinhalten folgende Erfassungsnummern „kraftwerkspezifische" Güter: Dampfkessel, Hilfsapparate für Dampfkessel, Dampfmaschinen (einschl. Dampfturbinen) Gasturbinen (ausgenommen solche für Luftfahrzeuge) Wasserkraftmaschinen Elektrische Kraftmaschinen und Schaltgeräte
SITC-Nr. 711.1 711.2 711.3 711.6 711.8 722
4.3 Repräsentationsgrade Die im vorangegangenen Abschnitt erwähnten und den Industriezweigen Stahlbau, Maschinenbau und elektrotechnische Industrie entstammenden Komponenten sind produktionsseitig weitgehend direkt dem Kraftwerksbau zuzuordnen. Der unmittelbar kraftwerkstechnische Anteil bewegt sich bei den genannten Industriezweigen in folgender Größenordnung: — Stahl-und Leichtmetallbau, Schienenfahrzeuge — Maschinenbau — Elektrotechnische Industrie
7-8% 1 —2 % 1 —2 %
30
I. Einführung zum Thema
Diese Angaben beziehen sich auf Systemkomponenten, die für Kessel und Turbosatz charakteristisch sind. Im peripheren Umfeld dieser Anlageteile sind für ein Kraftwerk in zunehmendem Maße weitere Leistungen erforderlich. Die steigenden Einheitsleistungen von Turbinen und Dampferzeugern brachten eine Erweiterung der Koordinierungs- und Installationsarbeiten, gesetzlich vorgeschriebene Sicherheits- und Umweltschutzmaßnahmen eine Ausweitung des Lieferumfangs. Dies hat zur Folge, daß Kessel und Turbosatz nur etwa die Hälfte der Gesamtkosten eines konventionellen Kraftwerks ausmachen. Betrachtet man alle mit der Erstellung eines thermischen Kraftwerks verbundenen Leistungen in ihrer gesamten Komplexität, so gliedert sich die Gesamtinvestition eines konventionellen Kraftwerks etwa folgendermaßen auf: — Planung, Projektierung, Durchführung und Bauüberwachung Bauleistungen Anlagenkomponenten davon: Kesselgerüst (Stahlbau) Dampferzeuger mit Zubehör Turbine und Kondensator Generator Rohrleitungen Armaturen Kontrolleinrichtungen Elektrische Ausrüstung - Installation Insgesamt
10% 25% 50%
100% 4% 30% 19% 11% 8% 4% 12% 12%
15% 100 %
Bei einem Braunkohlenkraftwerk verschieben sich diese Anteile noch stärker zugunsten des Dampferzeugers. Die Anteile stellen grobe Mittelwerte dar. Abweichungen für jedes Einzelprojekt ergeben sich aufgrund standortspezifischer Gegebenheiten sowie unterschiedlich gehandhabter Abgrenzung zwischen Bauinvestitionen einerseits und Maschinen- und Anlagentechnik andererseits. Selbst wenn unter diesem Aspekt in vorstehender Übersicht die Bauleistungen zu hoch angesetzt sein dürften, ist erkennbar, daß auf die industriegefertigten Komponenten kaum mehr als die Hälfte der Gesamtinvestition eines Kraftwerks entfällt.
5. Aufbau der Untersuchung Die oben geschilderte Datenlage läßt die Gliederung der Studie nach dem Schema der sonstigen Strukturuntersuchungen weder sinnvoll noch möglich erscheinen. Für die Darstellung der Ergebnisse wurde daher eine Zweiteilung gewählt:
5. Aufbau der Untersuchung
31
Abschnitt I I „Kraftwerksindustrie im Überblick" bringt eine konzise Analyse von Struktur und Entwicklung der Kraftwerksindustrie von 1970 bis 1985. Die Ergebnisse fußen auf den einschlägigen Statistiken, soweit verfügbar, insbesondere aber auch auf den Angaben von Verbänden und von Experten aus der Kraftwerks- und der Elektrizitätswirtschaft. Ausgehend von den Unternehmen der Kraftwerksindustrie und deren Zulieferverflechtungen wird die Entwicklung der Produktion im Inland und der Produktionsfaktoren untersucht. Gegenstand der Analyse sind insbesondere Beschäftigte, Investitionen sowie Forschung und Entwicklung. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Darstellung von Inlands- und Auslandsmärkten. Ein eigener Abschnitt ist der Bedeutung des Umweltschutzes in der Kraftwerksindustrie gewidmet. Ein anschließendes Kapitel analysiert die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Kraftwerksindustrie und gibt Ausblicke auf die weitere Entwicklung. Dieser erste Hauptteil der Studie verfolgt die Absicht, dem interessierten Leser einen schnellen, aber umfassenden Überblick über Struktur und Entwicklung der Kraftwerksindustrie zu geben. Der zweite Hauptteil der Studie bringt in Abschnitt I I I „Materialien zur Kraftwerksindustrie" in analoger Gliederung wie Abschnitt I I das gesamte vorliegende statistische Material sowie ergänzende Erläuterungen. Gedacht ist er für jene Leser, die sich über die großen Linien der Entwicklung hinaus im einzelnen informieren wollen. An dieser Stelle soll ausdrücklich erwähnt werden, daß insbesondere dieser Teil der Studie wesentlich auf Vorarbeiten des leider zu früh verstorbenen Kollegen Armin Gebhardt beruht.
II. Die Kraftwerksindustrie im überblick 1. Einführung Ziel des ersten Hauptteils der Untersuchung ist es, einen knappen, aber möglichst umfassenden Überblick über die deutsche Kraftwerksindustrie zu geben. Den Schwerpunkt der Darstellung bildet somit die Kraftwerksindustrie im einleitend definierten engeren Sinne, also das Aggregat aus Dampferzeuger, Turbinen und Generatoren. Die Einzelangaben zu den Hauptkomponenten finden sich in Abschnitt III. Die Analyse der Entwicklung erfolgt im allgemeinen in Fünfjahresschritten, ausgehend vom Jahr 1970 bis 1985. Ausführliche Tabellen mit allen Zwischenwerten wurden in den Materialteil aufgenommen. Da dessen Gliederung im wesentlichen der Gliederung dieses Überblickskapitels folgt, wird — der leichteren Lesbarkeit wegen — im allgemeinen auf Querverweise verzichtet. Für die Überblickstabellen gelten ebenso die Quellenangaben der ausführlichen Tabellen des Abschnitts III. Die Entwicklung von Produktion und Außenhandel wird anhand von Realwerten dargestellt, da nur dies vertiefte Einblicke gestattet. Die Nominalwerte sind dem Materialteil zu entnehmen.
2. Die Unternehmen der Kraftwerksindustrie In der Bundesrepublik befassen sich sieben Unternehmen bzw. Unternehmensgruppen mit der Planung, Projektierung, dem Bau und Vertrieb von fossü befeuerten Wärmekraftwerken aller Typen und Größen. Das bedeutendste Unternehmen auf dem Gebiet des Kraftwerksbaus ist die Kraftwerk Union AG (KWU), das als einziges auch Leichtwasserreaktoren erstellt. Hochtemperaturreaktoren werden von KWU und BBC entwickelt. BBC hat bisher ein Kraftwerk (THTR 300) gebaut. Mit der Entwicklung und dem Bau von Haupt- und Nebenkomponenten von Kraftwerken sind darüber hinaus eine Reihe weiterer Firmen beschäftigt. Eine ausführliche Liste findet sich in Abschnitt HI/2. Der Bau von Kraftwerken beschäftigt daneben Hunderte von Zulieferanten. Nur etwa 25 Prozent des Auftragswerts entfällt direkt auf die Hersteller der Hauptkomponenten, der weit-
3. Produktion von Kraftwerkseinrichtungen
33
aus größere Betrag verteilt sich — schließt man die indirekten Wirkungen ein — auf alle Bereiche der Wirtschaft. Zwischen den deutschen Herstellern herrscht starker Wettbewerb, wobei erschwerend hinzukommt, daß — an internationalen Maßstäben gemessen — der Konzentrationsgrad in der Bundesrepublik gering ist. Nicht nur hier, sondern weltweit bestehen erhebliche Überkapazitäten. Nach Angaben von Experten können die deutschen Kapazitäten mit Inlandsaufträgen nur zu 35 bis 40 Prozent ausgelastet werden. Insgesamt dürfte die Auslastung zur Zeit nicht viel über 50 Prozent liegen. Dies gilt sowohl für die Bundesrepublik als auch für die anderen westlichen Industrieländer. International gesehen gibt es etwa 15 potente Anbieter von Kraftwerken, die sich in etwa zehn Projekte im Jahr teilen müssen. Die Folge mit den Worten eines Herstellers: „Einer ist immer so hungrig, daß er jede Bedingung akzeptiert." Als besonders aggressiv werden dabei die japanischen Kraftwerksbauer geschildert. So hat Mitsubishi seit einigen Jahren die Rolle des größten Exporteurs übernommen. Eine Liste der wichtigsten Hersteller, die am Weltmarkt in Erscheinung treten, findet sich in Kapitel III/5.2.2.2. Auf dem Consulting-Sektor sind amerikanische Unternehmen weltweit führend, was für die Kraftwerksbauer der USA einen Konkurrenzvorteil bedeutet. Der Grund für diese Führungsrolle liegt darin, daß die amerikanischen Elektrizitätsversorger seit jeher keine schlüsselfertige Vergabe vornehmen, sondern in eigener Regie bauen. Dazu bedienen sie sich der Dienste von Consulting- und Engineering-Firmen. Deutsche Consulting-Unternehmen konnten sich vor allem im asiatischen und arabischen Raum Wirkungsfelder sichern.
3. Produktion von Kraftwerkseinrichtungen Mittels Preisbereinigung wurden die nominalen Produktionswerte auf Realwerte umgerechnet. Die so ermittelten Produktionszahlen sind sicher nicht ganz exakt, sie vermitteln aber ein deutliches Bild von der tatsächlichen Entwicklung. Die Ergebnisse zeigt Tabelle 1. Die Produktion 1 der deutschen Kraftwerkshersteller erhöhte sich von rund 3.200 Mill. DM im Jahre 1970 bis auf rund 4.900 Mill. DM im Jahre 1975. Dies bedeutete in diesem Jahrfünft eine Steigerung von mehr als 50 Prozent. Damit war gleichzeitig das im Beobachtungszeitraum erzielte Produktionsmaximum erreicht. Aus der Sicht der Hersteller optimistische Prognosen über Stromverbrauch und -erzeugung veranlaßten diese, ihre Kapazitäten bis auf eine jährliche Produktionsmöglichkeit von 16.000 bis 18.000 MW auszubauen. Wie Tabelle 2 zeigt, war dieser Optimismus Anfang der siebziger Jahre auch durchaus gerechtAlle Angaben in Preisen des Jahres 1980. 3 Röthlingshöfer
1434 762 992
Dampfkessel Turbinen Generatoren
3125
113
1181
100
Kraftwerks industrie
1970 = 100
410 564 283
100
471 438 272
168
4455 147
1585 1844 1251
1974
1976
153
4887 147
133
117
1378
375 777 275
298
501
121
1427
660 836 412
203
341
162
1908
693 835 492
171
2020
643 1018 583
244
410
Ausfuhr
168
282
190
2244
1261 1217 587
297
499
260
3065
1128 1252 550
257
431
128
4079
248
265
111
3526
966 1245 1315
1980
189
1981
1982
1983
1984
1985
149
489
121
3860
178
2266
530 945 791
345
579
2108
457 913 738
225
378
443
116
3711
192
2076
227 1236 613
388
652
529
127
4064
176
1982
245 1262 475
421
707
454
117
3745
168
2444
215 1783 446
353
593
559
101
3234
1062 1086 1002 1004 793 1214 1350 1892 1643 1259 1435 1424 1170 1098 1182
1762
419 781 562
223
375
2230
825 918 487
185
311
282 90
2930
138
1979
1124 1498 1457
4406
1150 1862 1394
1978
4253
1225 1681 1347
1977
4681
1512 1758 1411
Einfuhr
4680
1722 1835 1330
Produktion
1975
72 42 12 18 33 26 32 52 70 51 10 280 215 243 386 369 238 45 71 50 55 60 87 104 111 108 88
140
3614
1645 1632 1178
1973
- real a * in Mill. DM -
Produktion und Außenhandel der Kraftwerksindustrie
207
392
659
II. Die Kraftwerksindustrie im Überblick
106
1257
431 643 304
190
320
21 71 70 22 29 124 213 381 23 36 50 39 38
1970 = 100
Dampfkessel Turbinen Generatoren
1972
1438 1152 1024
100 98
3188
1318 898 909
1971
Kraftwerksindustrie
Dampfkessel Turbinen Generatoren
1970 = 100
Kraftwerks industrie
1970
1
Bereich
Tabelle
34
3
937
37,0
Kraftwerksindustrie
40,2
14,6
101
2188
38,1
18,3
126
2737
107
877
32,0
10,1
155
3369
161
1086
151
3247
266
40,8
41,3
Exportquote^
12,5
185
47,9
17,0
2936
Importquote*^
140
9,2
172
1745
Inlandsverfügbarkeit 3054
159
1610
Ausfuhrüberschuß 1626
72,1
183
2619
1787
66,5
17,4
74 82
26,6
1619
258
2634
54,7
16,9
102 98
2224
136
1855
50,0
17,6
100
2142
151
1384
56,8
26,5
103
2182
159
1529
58,7
29,0
124
2246
135
108
2695
51,1
52,9
25,2
67
Quelle: Berechnungen des Ifo-Instituts.
1785
75,5
45,5
1449
1389 176
2356
1369 137
26,2
1614
a) In Preisen von 1980; Erzeugerpreis!ndex für Dampfkessel, Kraftmaschinen, Geräte und Einrichtungen der Elektrizitätserzeugung und -Umwandlung. b) Importe in % der Inlandsverfügbarkeit, Basis Produktionswerte. c) Exporte in % der Produktion.
7,7
100
2175
100 92 87
1013
Kraftwerks industrie
1970 = 100
Kraftwerksindustrie
1970 = 100
Kraftwerksindustrie
3. Produktion von Kraftwerkseinrichtungen
243
-
178
Prognose 1984
Tatsächliche Entwicklung
-
-
DIW/EWI/FWI 1981
-
-
DIW/EWI/FWI 1978
-
-
232
DIW/EWl/FWI 1973
DIW 1968
260
-
524 435
-
1980
-
-
353
369
367
409
.
.
418
.
1996 2000
470
1990
444
1985
511 583
643
688
-
1982
Ist-Werte für das Jahr ....
-
-
487
-
1978
- 421
-
408
302
349
1971
1975
1970
Jahr der Prognose
1966
Prognosewerte fiir das Jahr — .
- in Mrd kWh -
BPI7ITOSTR0MERZEUGUNG: VERGLEICH VON PROGNOSEN UND IST-WERTEN
Prognose institute
Tabelle 2
II. Die Kraftwerksindustrie im Überblick
4. Produktionsfaktoren
37
fertigt. Noch 1970 überstiegen die Ist-Werte die Prognosewerte spürbar. Die starken Korrekturen nach unten erfolgten erst Jahre später. Ab 1976 begann die Produktion zu sinken. Im Jahre 1985 war sie wieder auf dem Niveau von 1970 angelangt. Besonders drastisch war der Rückgang bei Dampfkesseln. Die Generatoren verzeichneten 1985 gegenüber 1970 noch ein Plus von knapp 20 Prozent. Deutlich erhöht hat sich dagegen die Fertigung von Turbinen. Doch auch diese beiden Bereiche mußten gegenüber dem einmal erreichten Produktionsmaximum spürbare Rückgänge hinnehmen. Im Zuge dieser Entwicklung wurden die Produktionskapazitäten abgebaut. Sie dürften heute bei etwa 9.000 MW liegen. Aber auch diese stark verringerte Leistungsmöglichkeit wird bei weitem nicht ausgeschöpft. Nach Schätzungen von Experten der Kraftwerkswirtschaft liegt der Zubaubedarf im Inland bei höchstens 2.000 MW. Hinzu kommen noch einmal maximal 2.000 MW für den Ersatzbedarf. Andere Untersuchungen gehen von einem langfristigen Bedarf von nur rund 3.000 MW insgesamt aus. Die deutschen Hersteller sind also dringend auf Exporte angewiesen.
4. Produktionsfaktoren 4.1 Beschäftigte Die Entwicklung der Zahl der Beschäftigten in der Kraftwerksindustrie spiegelt den Produktionsverlauf wider (vgl. Tab. 3). Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich Anfang der siebziger Jahre erheblich. Das Maximum wurde im Jahre 1974 mit über 52.000 erreicht. Aber bereits 1980 wurde das Ausgangsniveau wieder unterschritten. Im Jahre 1985 wurden rund 11.000 oder 30 Prozent Beschäftigte weniger als 1970 gezählt. Besonders deutlich war der Rückgang in der Produktion von Dampfkesseln, aber auch bei Generatoren. Eine leichte Beschäftigungszunahme um 15 Prozent verzeichneten allein die Turbinenhersteller. Zu den rund 26.700 Beschäftigten im Kraftwerkssektor kommen noch etwa 3.600 Beschäftigte im Nuklearbereich 2, für den eine Erstellung von Zeitreihen nicht möglich war. Der Anteil der Beschäftigten in der Kraftwerksindustrie beträgt damit weniger als 1 Prozent der Beschäftigten im Investitionsgüter produzierenden Gewerbe. Die Qualifikationsstruktur der Beschäftigten konnte aufgrund von Herstellerangaben geschätzt werden. Im Vergleich zur Investitionsgüterindustrie insgesamt bieten die Kraftwerkshersteller besonders hochwertige Arbeitsplätze. Der Anteil der weiblichen Beschäftigten an der Gesamtbelegschaft liegt deutlich un2
Bei den Firmen Interatom, RBU, HRB und BBR.
II. Die Kraftwerksindustrie im Überblick
38 Tabelle
3
Entwicklung im
der
Anzahl
Beschäftigten
Kraftwerkssektor a^
Insgesamt
Jahr
Zahl der
1970 =
davon im
100
Dampfkessel
Bereich
Turbinen
Generatoren
1970
37.550
100
12.950
9.000
15.600
1975
50.400
134
13.700
16.800
19.900
1980
35.230
94
8.130
11.600
15.500
71
6.850
10.350
9.470
1985
26.670
a)
Nuklearbereiche
Ohne
ter dem Durchschnitt, der Anteil der Angestellten ist fast doppelt so hoch, ebenso der Anteil an Ingenieuren und Wissenschaftlern. Der Anteil an ungelernten oder angelernten Arbeitskräften ist fast bedeutungslos. Beim größten deutschen Kraftwerkshersteller, auf den fast 50 Prozent der in diesem Sektor Beschäftigten entfallen, sind wiederum annähernd 50 Prozent der Belegschaft mit Entwicklung, Konstruktion, Planung und Projektierung befaßt. Der Anteil der Mitarbeiter in der Fertigung dagegen liegt unter 40 Prozent.
4.2 Investitionen Erhebungen über die Investitionen der Kraftwerksindustrie liegen nicht vor. Es wurde daher versucht, anhand der Zahlen des Ifo-Investitionstests wenigstens Anhaltspunkte zu gewinnen. Zu diesem Zweck wurden die Unterlagen jener zum Test meldenden Unternehmen ausgewertet, die Dampfkessel, Turbinen und Generatoren herstellen. Das reale Investitionsverhalten zeigt am deutlichsten die Investitionsquote3, da die jeweilige Preissteigerungsrate sowohl im Zähler als im Nenner enthalten ist, sich somit also wenigstens teilweise aufhebt. Die Ergebnisse der Analyse finden sich in Tabelle 4. 3
Bruttoanlageinvestitionen in Prozent des Umsatzes.
4. Produktionsfaktoren Tabelle
4
Entwicklung
der
Inves t i tj.onsquote der -
Jahr
39
Insgesamt
)
in
KraftwerksIndustrie
% -
K e s s e l und Behälter
Turbinen
Generatoren u .Elektromotoren
1970
4,7
2,8
7,8
5,0
1975
3,7
1,6
4,6
5,2
1980
3,6
1,7
2,9
5,7
1985
3,8
1 ,0
1 ,6
8,1
a)
Gewichtung
m i t realem
Produktionswert.
Die höchste Investitionsquote wurde mit 4,7 Prozent zu Beginn der Beobachtungsperiode erreicht. Dies war der Zeitraum des starken Kapazitätsausbaus. Weit unterdurchschnittlich war nur die Quote im Kessel- und Behälterbau. Dies blieb sie auch im gesamten Zeitraum von 1970 bis 1985. Von 1975 ab blieb die Investitionsquote insgesamt mit durchschnittlich 3,7 Prozent annähernd konstant, wobei Rückgänge bei Kesseln und Turbinen durch starke Steigerungen im Generatoren- und Elektromotorenbau ausgeglichen wurden. Während der gesamten Periode lag die Investitionsquote der Kraftwerksindustrie unter der des Investitionsgüter produzierenden Gewerbes.
4.3 Forschung und Entwicklung Die staatlichen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung, deren Ergebnisse auch der Kraftwerksindustrie zugutekamen, konzentrierten sich zu Beginn der siebziger Jahre hauptsächlich auf die Nuklearenergie. Von rund 1,4 Mrd. DM wurden im Jahre 1972 erst 10 Mill. DM für Forschungen auf dem Sektor fossile Energieträger, erneuerbare Energiequellen und Energieeinsparung ausgegeben (vgl. Tab. 5). Von 1970 bis 1985 verdoppelten sich die Ausgaben
1621
1977
2343
1975
1980
19Ö5 2)
165
199
168
138
120
100
1970=100
2)
Sollzahlen.
1430
1770
1341
1399
-
-
Mill.DM
1) Einschließlich Kernfusion.
1986 ^
1935
1405
3
1175
1972
Mill.DM
1970
Jahr
407 20
90
in %
74
318 16
75 3 6 5 16
68
86
Ant.
NuXlearforschung 1^
Energieforschung
187
208
229
6
-
10
9
12
Ant.in %
132
Mill.DM
Fossile Energieträger
Ausgaben des Bundes für
Ausgaben insgesamt
Tabelle 5
8
10
Mill.DM
Anteil in %
Erneuerbare Energiequellen und Energieeinsparung
40 II. Die Kraftwerksindustrie im Überblick
4. Produktionsfaktoren
41
des Bundes für Energieforschung. Die F- und E-Aufwendungen allein für Energieeinsparung und erneuerbare Energiequellen erhöhten sich auf über 200 Mill. DM. Hierin kommt die steigende Bedeutung zum Ausdruck, die der Staat diesem Bereich zumißt. Für 1986 ist wieder ein deutlicher Rückgang der Fördermittel geplant. Dieser betrifft jedoch im wesentlichen die Nuklearforschung. Begründet wird dies mit auslaufenden Förderungen im Nuklearbereich sowie einer stärkeren Eigenbeteiligung der Wirtschaft. Den Hauptteil der Mittel, wenn auch mit abnehmenden Anteilen, nahm während der gesamten Periode die Nuklearforschung in Anspruch. Die Aufwendungen für fossile Energieträger haben sich etwa bei einem Sechstel, die für regenerative Energiequellen und Energieeinsparung bei einem Zehntel der Gesamtsumme eingependelt. Die F- und E-Aufwendungen der Kraftwerksindustrie selbst dürften im Durchschnitt bei 6 bis 7 Prozent vom Umsatz Hegen. In den einzelnen Jahren zeigen sich jedoch deutliche Schwankungen, da die Höhe des Umsatzes vom Abrechnungszeitpunkt von Kraftwerken beeinflußt wird. Die oben genannten F- und E-Aufwendungen hegen über dem gewichteten Durchschnitt von Maschinenbau und Elektrotechnik, wie er sich nach den Angaben des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft errechnen läßt 4 . Innerhalb der Kraftwerksindustrie zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede. Nach den Angaben der Hersteller ist der F- und E-Aufwand, gemessen am Umsatz, am höchsten in der Leittechnik. Der Aufwand für die Kesselentwicklung einschließlich der Feuerung - als Beispiel sei die Entwicklung auf dem Gebiet der Wirbelschichtverfahren erwähnt dürfte etwas über dem Durchschnitt liegen, für Turbinen und Generatoren etwas darunter, für Generatoren jedoch höher als für Turbinen. Hohe Mittel fließen auch in die Kohlevergasung (Stichwort Kombi-Kraftwerke) sowie in die Umwelttechnik, z.B. die Entwicklung der Pyrolyse. Im internationalen Vergleich dürften die F- und E-Aufwendungen der deutschen Hersteller, jeweils gemessen am Umsatz, mit an der Spitze liegen. Begründet wird dies von den Experten mit dem starken Wettbewerb innerhalb der Bundesrepublik. Die Aufwendungen in den USA entsprechen den hiesigen Verhältnissen. In Japan liegen sie darunter, da Lizenznahme bevorzugt wird. Auch in Frankreich sind sie niedriger, was mit der fehlenden Konkurrenz begründet wird. 4.4 Umwelttechnologie Erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung, den Bau und den Betrieb von Kraftwerken haben die Vorschriften der Großfeuerungsanlagenverordnung 5. 4 Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft 1979 und 1981, Essen 1985. Dieser Bericht meldet für 1981 folgende Werte: Maschinenbau 3,1 Prozent, Elektrotechnik 7,3 Prozent. 5 Dreizehnte Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Verordnung über Großfeuerungsanlagen) vom 22. Juni 1983.
II. Die Kraftwerksindustrie im Überblick
42
Diese schreibt vor, daß ab 1. Juli 1988 Feuerungsanlagen mit einer thermischen Leistung über 300 MW, die über den 1. April 1993 hinaus in Betrieb sind, mindestens 85 Prozent des im Brennstoff enthaltenen Schwefels zurückhalten müssen und nicht mehr als 400 mg S 0 2 je Kubikmeter Abgas emittieren dürfen. Auch für die Stickoxid-Minderung wurden durch Beschluß der Konferenz der Umweltminister vom 5. April 1984 Grenzwerte festgelegt. Diese betragen für feste Brennstoffe 200 mg N 0 2 / m 3 , für flüssige Brennstoffe 150 mg/m 3 und für gasförmige Brennstoffe 100mg/m 3 . Diese Werte sollen so schnell wie möglich erreicht werden. Diese Vorgaben stellen sowohl die Kraftwerkshersteller als auch die Betreiber vor erhebliche technische Probleme. Hier ist nicht der Ort, um die Lösungsversuche im einzelnen darzustellen 6. Zwei Verfahren haben sich jedoch bisher als die wesentlichen herauskristallisiert: Für die S0 2 -Minderung die Kalkeinbindung des Schwefels, für die NO x -Minderung das SCR-Verfahren 7. Feuerseitige Verbesserungen reichen bei Großkraftwerken nicht aus, um die Vorschriften einzuhalten. Die weitaus größte Zahl der in Betrieb, Bau oder Planung befindlichen Rauchgasentschwefelungsanlagen (REA) arbeitet nach dem Prinzip der Schwefelbindung in Kalk. Als Endprodukt entsteht Gips in großen Mengen. Es wird geschätzt, daß in Steinkohlekraftwerken ab dem Jahr 1990 jährlich 2,5 Mill. Tonnen Gips in verwendbarer Qualität anfallen werden 8 . Wieweit eine tatsächliche Verwendung stattfinden wird, bleibt abzuwarten. An REA-Gips aus Braunkohlekraftwerken ergeben sich ab 1990 rund 1,4 Mill. Tonnen pro Jahr. Dieser Gips ist aus heutiger Sicht nicht verwendbar und muß daher deponiert werden. Das Investitionsvolumen für die Entschwefelung aller Kohlekraftwerke wird auf etwa 15 Mrd. DM geschätzt9. Die Verfahren zur Rauchgasentschwefelung sind bereits großtechnisch einsetzbar, wenn auch die Entwicklung weitergeht und die Hersteller nach Möglichkeiten der Verbesserung und Verbilligung suchen. Anders liegen die Verhältnisse bei den Anlagen zur Stickoxidreduzierung (DENOX). Das ganz überwiegend in Erprobung befindliche Verfahren zur katalytischen Reduzierung beruht auf japanischen Entwicklungen. Die Fertigung der benötigten Katalysatoren wurde in der Bundesrepublik erst in jüngster Zeit aufgenommen. Die japanischen Erfahrungen sind aber nicht direkt auf hiesige Verhältnisse zu übertragen. Dies hat vor allem zwei Gründe: Die japanischen Kohlekraftwerke fahren im Grundlast-, die deutschen im Mittellastbereich, was 6
Vgl. hierzu etwa: Umwelt Heft 4/1985, Dokumentation Rauchgasreinigung. Selective catalytic Reduction. 8 VDEW/VGB-Gemeinschaftsausschuß „Rohstoffe und Abfälle", Verwertungskonzept REA-Gips, ohne Ort, 1986. 9 Diesen Angaben liegen Modellrechnungen der Universität Essen zugrunde. Vgl.: Umwelt Heft 4/1985, S. 7Iff. Die errechneten Werte betragen: Untere Variante 13,29, mittlere Variante 15,53, obere Variante 17,76 Mrd. DM. 7
5. Die Märkte der Kraftwerksindustrie
43
Auswirkungen auf das Verhalten und die Lebensdauer der Katalysatoren hat. Erschwerend kommt das hier angewandte Schmelzkammerverfahren bei der Feuerung hinzu, das andere Rauchgasbedingungen schafft. Die DENOX-Verfahren befinden sich also noch im Entwicklungsstadium. Auch hier sind die Kosten beträchtlich. Die bereits erwähnte Studie schätzt das Investitionsvolumen auf 8 bis 12Mrd. D M 1 0 . Das SCR-Verfahren wandelt die Stickoxide unter Zusatz von Ammoniak mittels des Katalysators in Stickstoff und Wasser um. Deponieprobleme ergeben sich also nicht. Wohl aber dürfte der großtechnische Einsatz von Ammoniak in Kraftwerken zu Problemen führen. Es handelt sich immerhin um eine Menge von 200.000 bis 300.000 Tonnen pro Jahr, was über 10 Prozent der derzeitigen Produktion in der Bundesrepublik entspricht. Die ersten besorgten Stimmen von Bürgerinitiativen wurden bereits laut, ob der Transport und die Lagerung großer Mengen von Ammoniak nicht zu Umweltgefährdungen führt. Sowohl die REA als auch die DENOX-Anlagen stellen im Prinzip chemische Fabriken dar. Sie verbessern zwar die Luft beträchtlich, schaffen aber neue Probleme. So erhöht sich der interne Energieverbrauch der Kraftwerke um etwa 2,5 Prozent, die Nettoleistung sinkt entsprechend. Es entstehen zusätzliche Abwasserprobleme, ein zusätzliches Transportvolumen allein für REA-Gips von 400 Mül. Tonnenkilometer jährlich sowie ein Lagerbedarf für rund 850.000 Tonnen Gips. Auf die Deponieprobleme bei Gips aus Braunkohle-Kraftwerken wurde bereits hingewiesen. Die Kraftwerksbetriebe beklagen die Tatsache, daß die Verfahren keine Zeit hatten, auszureifen. Die Hersteller verweisen auf die Schwierigkeiten, in relativ kurzer Zeit ein so hohes Produktionsvolumen bewältigen zu müssen, das ab 1988 scharf zurückgehen wird.
5. Die Märkte der Kraftwerksindustrie 5.1 Der Inlandsmarkt Den wichtigsten Absatzmarkt für die deutschen Kraftwerkshersteller büden die Unternehmen der öffentlichen Elektrizitätsversorgung. Deren Bruttoengpaßleistung erhöhte sich von 1970 bis 1985 um knapp 50.000 MW. Die Engpaßleistung der Elektrizitätswerke im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe war dagegen rückläufig. Die Bundesbahn hatte eine kleine Steigerung zu verzeichnen. Der Anteü der öffentlichen Versorgung an der Gesamtleistung stieg von 66 Prozent 1970 auf 84 Prozent 1985. Der Zuwachs an Bruttoengpaßleistung — als Maß für die Nachfrage im Inland — verminderte sich jedoch im Laufe der Beobachtungsperiode ständig (vgl. Tab. 6). Der Markt für die Kraftwerkshersteller wurde also laufend enger. Die öffentlichen Elektrizitätsversorgungs10
Umwelt Heft 4/1985, S. 75.
44
II. Die
raftwerksindustrie im Überblick
Tabelle 6 Zunahme d e r B r u t t o e n g p a ß l e i s t u n g öffentlichen
Elektrizitätsversorgung
Durchschnittliche
Zeitraum
der
Zunahme p r o J a h r i n Prozent
i n MW
11,3 4,3 3,2
4.776 2.725 2.430
1970-1975 1976-1980 1981-1985
Tabelle 7 Investitionen
i n Stromerzeugungsanlagen
absatz der K r a f t w e r k s i n d u s t r i e Zeitraum 1971-1975 1976-1980 1981-1985 1) R e a l , 2) R e a l ,
und
2)
pro
Inlands-
Jahr
i n M i l l i a r d e n DM -
Investitionen
Inlandsabsatz"^
4,96 2,93 5,62 i n P r e i s e n von 1976? i n P r e i s e n von 1980;
2,55 1,74 1,55
Inlandsverfüobarkeit 2,92 2/14 2,19
3) P r o d u k t i o n minus E x p o r t ; 4) I n l a n d s a b s a t z p l u s I m p o r t e .
unternehmen paßten ihre Kapazitätserhöhung dem sinkenden Stromverbrauchszuwachs an. Dieser ging von rund 4,3 Prozent jährlich im Jahrfünft 1971 bis 1975 auf 1,9 Prozent im Zeitraum 1981 bis 1985 zurück, obwohl der spezifische Stromverbrauch 11 von 0,2615 TWh 1970 auf 0,3087 TWh 1985 kontinuierlich stieg. Der Zubau an Kraftwerksleistung entfiel vor allem auf Kernkraftwerke, bis Mitte der siebziger Jahre auch auf Braunkohle, Öl und Gas. Seit Anfang 1980 wurden auch wieder Steinkohlekraftwerke in größerem Umfang gebaut, eine Folge der Verteuerung von Öl und Gas und gefördert durch den sog. Jahrhundertvertrag, der einen bis 1990 auf 45 Mill. Tonnen steigenden Einsatz von Steinkohle zur Verstromung vorsieht.
Gemessen in TWh je Milliarde Bruttosozialprodukt in Preisen von 1976.
5. Die Märkte der Kraftwerksindustrie
45
Die Investitionen in Stromerzeugungsanlagen nahmen real im Zeitraum 1975 bis 1980 gegenüber 1971 bis 1975 deutlich ab. Erst im letzten Jahrfünft stiegen sie wieder kräftig an, eine Folge des Baubeginns neuer Kernkraftwerke und Steinkohlekraftwerke sowie der Kostensteigerungen durch Umweltschutzauflagen. Der Inlandsabsatz der deutschen Kraftwerkshersteller ging dagegen weiter zurück bei gleichzeitig deutlich steigender Importquote (vgl. Tab. 1 und Tab. 7). Die Importe konnten sich also einen zunehmenden Anteil am Inlandsmarkt sichern 12 . 5.2 Die Auslandsmärkte Alle westlichen Industrieländer mit eigener Kraftwerksindustrie schützten ihre Märkte gegen ausländische Konkurrenz. Sie haben ein Interesse, eigene leistungsfähige Hersteller zu erhalten, die bei der oben erwähnten weltweit geringen Kapazitätsauslastung durch Importe gefährdet werden könnten. Dies güt durchaus auch für die Bundesrepublik. Ausnahmen büden nach Aussagen von Experten die USA, wo auch deutsche und schweizer Hersteller zum Zuge kommen, und die Schweiz, die für Lieferungen deutscher Kraftwerksbauer offen ist. Den wesentlichen Auslandsmarkt für deutsche Hersteller stellen somit die Entwicklungs- und vor allem Schwellenländer dar. Der Schwerpunkt der deutschen Exporte von Kraftwerkseinrichtungen hegt in Asien, die Ausfuhr nach Afrika Üegt noch deutlich vor der in die europäischen Länder. Beachtliche Erfolge konnten beim Export von Kernkraftwerken, vor allem nach Spanien und Südamerika erzielt werden. Der Zuwachs an Kraftwerksleistung in den Entwicklungsländern und Schwellenländern betrug in den letzten Jahren rund 18 Mill. kW jährlich. Fast 60 Prozent davon entfielen auf herkömmliche Wärmekraftwerke, ein knappes Drittel auf Wasserkraftwerke. Vor allem Japan versucht, sich einen wesentlichen Teil der Aufträge zu sichern. Den Schwerpunkt der deutschen Exporte bilden Turbinen vor Generatoren und Dampfkesseln (vgl. Tab. 8). Real betrachtet haben sich die Exporte der deutschen Kraftwerksbauer seit 1970 mehr als verdoppelt. Das Maximum wurde allerdings 1977 mit über 3 Mrd. DM erreicht (vgl. Tab. 1). Besonders stark war die Steigerung bei Turbinen. Ein deutlicher Exportzuwachs konnte auch bei Generatoren erzielt werden. Die Ausfuhr von Dampfkesseln erhöhte sich stark bis Ende der siebziger Jahre, fiel dann aber weit zurück. Der Ausfuhrwert 1985 betrug gerade noch 17 Prozent des 1977 erreichten Maximalwertes von 1.261 Mill. DM. 12 Es ist allerdings nicht auszuschließen, daß die Importzahlen statistisch überhöht sind, da darin enthaltene Einzel- und Ersatzteile sowie Gasturbinen (ohne solche für Luftfahrzeuge) nicht voll dem Kraftwerksbereich zuzurechnen sein dürften. Eine Bereinigung ist jedoch nicht möglich.
46
II. Die Kaftwerksindustrie im Überblick
Tabelle 8 Exporte der deutschen -
in Mill.
Kraftwerksindustrie DM1)
-
Insgesamt
Dampfkessel
Turbinen
1970
1.181
471
438
272
1975
2.020
693
835
492
1980
1 .762
419
781
562
2.444
215
1 .783a)
446
Jahr
1985 1) R e a l , a)
i n P r e i s e n von
D i e s e r Wert d ü r f t e
Generatoren
1980.
s t a t i s t i s c h ü b e r h ö h t sein? v g l . Iiiporte.
Die Exportquote, die bereits 1970 mit 37 Prozent beachtlich hoch war, konnte bis 1984 auf über 50 Prozent gesteigert werden 13 . Die deutschen Hersteller haben also mit Erfolg versucht, im Ausland eine Kompensation für den schrumpfenden Inlandsmarkt zu finden. Während der gesamten Beobachtungsperiode konnte ein Exportüberschuß erzielt werden. Er stieg real von rund 1 Mrd. DM auf ein Niveau von etwa 1,4 Mrd. an.
6. Konkurrenzfähigkeit der deutschen Kraftweiksindustrie 6.1 Technische Konkurrenzfähigkeit Ein objektiver Maßstab zur exakten Messung der technischen Konkurrenzfähigkeit ist nicht vorhanden. Um dennoch wenigstens Anhaltspunkte zu gewinnen, wurde anhand der Daten des Internationalen Patentdokumentationszentrums, Wien (Inpadoc) die Entwicklung der Zahl von Erfindungen auf dem Gebiet der Kraftwerksindustrie in der Bundesrepublik und in wichtigen Industrieländern untersucht. Um unterschiedliche Anmeldegepflogenheiten möglichst auszuschalten, wurden nur solche Erfindungen berücksichtigt, die in min13
Der Wert von 1985, ebenso wie der von 1977, dürfte statistisch überhöht sein.
6. Konkurrenzfähigkeit der deutschen Kraftwerksindustrie
47
destens einem weiteren Land angemeldet wurden. Für solche Entwicklungen besteht die Vermutung, daß sie vom Anmelder für technisch und kommerziell bedeutsam erachtet werden. Zur Ausschaltung von Zufallsschwankungen wurden jeweils Fünfjahressummen gebildet. Die Ergebnisse der Analyse zeigt Tabelle 9. Die Zahl aller Erfindungen mit Auslandanmeldung blieb weltweit im Beobachtungszeitraum ziemlich konstant. Sie betrug im Zeitraum 1970 bis 1974 insgesamt 6.282, erhöhte sich 1975/79 auf knapp 7.000 und ging 1980/84 wieder auf 6.172 zurück. Der deutsche Anteil daran ging von 22,6 Prozent auf 18,6 Prozent zurück. Stark erhöht hat sich der Anteil Japans von 9,7 auf 17,6 Prozent. Auch Frankreich wies eine Steigerung auf. Der Anteü der USA — absolut gesehen bei weitem an der Spitze - blieb etwa konstant. Großbritannien mußte einen deutlichen Rückgang hinnehmen. Insgesamt gesehen kann also gefolgert werden, daß Frankreich und insbesondere Japan ihre technische Position im Vergleich zur Bundesrepublik verbessert haben. Diese Schlußfolgerung wird durch Aussagen von Herstellern gestützt, daß die deutsche Kraftwerkstechnik auf allen Gebieten technisch konkurrenzfähig, aber im allgemeinen nicht mehr besser als die der Wettbewerber ist. Besonders deutlich zeigt sich der Rückgang der deutschen Anmeldungen auf dem Gebiet der Kernkraftwerke. Gerade hier allerdings dürfte in Frankreich und Japan ein starker Nachholbedarf bestanden haben. Ein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit für deutsche Kernkraftwerke kann daraus nicht abgeleitet werden. So liegen die deutschen Leichtwasserreaktoren hinsichtlich ihrer Verfügbarkeit weiter an der Weltspitze. Von der Neuentwicklung des Hochtemperaturreaktors erhofft man sich verbesserte Exportchancen gerade in Schwellenländern, da der THTR nach Angaben der Hersteller auch in kleinen Einheiten von etwa 100 MW wirtschaftlich betrieben werden kann. Auch bei den Dampferzeugern verringerte sich der deutsche Anteü zugunsten der französischen und japanischen Anmeldungen. Absolut gesehen hielt die Bundesrepublik jedoch hinter den USA mit Abstand den zweiten Platz. Von Experten der Kraftwerkswirtschaft wurde darauf verwiesen, daß die deutsche Kesseltechnik einen anderen Weg als die der USA eingeschlagen habe. Ausschlaggebend hierfür waren unter anderem die Anforderungen der Verbundwirtschaft bezüglich des Lastfolgeverhaltens. Dies führte zu einer hochwertigen aber teueren Technik, was Probleme beim Export bringt. Bei den Turbinen hat sich der Anteü deutscher Erfindungen seit 1970 noch erhöht, liegt aber nach wie vor weit hinter den USA. Japan hat die deutschen Zahlen fast erreicht. Auch Frankreich verzeichnet Anteüsgewinne. Großbritannien hat deutlich verloren. Von Betreiberseite wurde die deutsche Technik als mit an der Spitze hegend bezeichnet. Es wurde darauf verwiesen, daß ein deutscher Hersteller zur Zeit in den USA amerikanische Turbinen zur Leistungsverbesserung nachrüstet.
II. Die Kraftwerksindustrie im Überblick
Tabelle 9 Patente mit -
Auslandsanmeldung
Kraftwerksindustrie
Ucspnjxpland
-
ER Cöütsdüand
(icûxitciidm
Etarkreich
1970- 1975- 1980- 1970- 1975- 1980- 1970- 1975- 19801974 1979 1984 1974 1979 1984 1974 1979 1964 EfeupfefTfii ljffr PrczstiL 19TO-1ST74=100 Alle ä h u = 100 % Alle Iänder=100%
248 222 216 l l ß 102 100 86 100 90 87 17,5% 15,5% lß,8% 22,7% 17,7% 20,0% 16,6% 16,2% 9,5% 7,6%
Trhinen 222 262 ftEshl 100 IIB 1970-1974=100 Alle A m =100% 15,6% 18,3% A l l e ÜhdBc=100% 13,9% 12,8%
127 162 259 100 128 117 23,5% 24,4% 28,1% 15,0% 7,9% 7,9%
llß 116 102 152 129 100 98 86 24,2% 19,7% 23,7% 27,8% 11,4% 9,5% 8,7% 7,6% 165 201 182 144 130 100 91 72 26,3% 33,6% 37,1% 39,3% 9,6% 12,6% 8,9% 8,3%
GaEcatrxei 819 828 624 Anzahl 241 223 215 256 181 115 100 101 76 100 71 45 100 93 89 1970-1974=100 57,6% 57,6% 54,2% 46.4% 38,7% 34,2% 42,7% 37,0% 31,3% Alle Anu=100% Alle Iäx3er=100% 26,6% 26,7% 22,4% 7,9% 7,2% 7,7% 8,4% 5,9% 4,1% Kacrtaafbweate 34 132 123 52 Anezfrl 100 93 39 100 1970-1974=100 9,3% 8,6% 4,5% 6,5% Alle Am.=100% Alle Läxfer=100% 35,0% 25,4% 16,3% 9,0% Alle Fätente mit Ajslaxisanteldrgen PnzshL 1970-1974=100 Alle /tnu=100% ALlß Ländsr=100% Quelle:
1421 1435 1151 100 101 GL 100% 100% 100% 22.6% 20,6% IS,6%
Inpadoc;
89 96 262 282 15,5% 15,3% Iß,4% X,0%
520 576 100 111 100% 100% 8,3% 8,3%
Berechnungen des
628 121 100% 10.2%
24 11 100 46 4,0% 2,2% 6,3% 2,3%
6 25 1,6% 1,9%
599 490 367 100 82 a 100% 100% 100% 9,5% 7,0% 5,9%
Ifo-Instituts.
6. Konkurrenzfähigkeit der deutschen Kraftwerksindustrie
im
Japon
Uxigs Länder
Alle Ffettenfae n i t Prtnplrtngai im Auslad
1970- 1975- 1980- 1970- 1975- 1980- 1970- 1975- 1980- 1970- 1975- 19801974 1979 1984 1974 1979 1984 1974 1979 1984 1974 1979 1984 375 481 100 128 20,1% 22,3% 30,3% 35,9%
442 95 125 LL8 100 132 23,5% 15,5% 13,2% 33,0% 7,7% 9,3%
141 287 292 283 148 100 102 99 12,9% 22,8% 21,5% 26,7% 10,6% 23,1% 21,8% 21,2%
646 100 34,6% 40,3%
668 91 22B 100 251 103 35.6% 14,9% 24,0% 38,7% 5,7% 11,1%
241 265 22,1% 14,0%
782 121 36,3% 38,2%
740 738 658 100 100 89 39,5% 34,2% 35,0% 24,2% 23,9% 23,6%
410 100 67,0% 13,4%
313 433 248 1600 2049 1725 100 138 79 100 128 108 24,8% 31,9% 23,4% 25,5% 29,4% 27,9% 19,61 21,1% 14,4% 100% 100% 100%
557 673 997 566 506 136 164 100 95 85 58,7% 61,9% 47,3% 41,7% 47,8% Iß,6% 24,1% 19,5% lß,3% 18,1%
110 102 5,9% 34,3%
64 67 22 16 39 34 100 105 34 100 244 213 2,6% 4,1% 3,1% 5,1% 4,9% 2,1% 4,2% 8,0% 10,6% 16,9% 13,8% 6,9%
1869 2167 IH78 100 115 100 100% 100% 100% 29,8% 31,0% 30,5%
612 949 1089 1261 1358 1069 ICO 108 W 100 155 178 100% 100% 100% 100% 100% 100% 9,7% 13,6% 17,6% 20,1% 19,5% 17,2%
108 156 100 144 5,8% 7,2% 28,6% 32,1%
4 Röthlingshöfer
1241 1338 1336 100 108 108 19,8% 19,2% 21,6% 100% 100% 100%
3063 3093 2791 100 101 91 48,7% 44,4% 45,3% 100% 100% 100% 378 100 6,0% 100%
485 323 128 85 7,0% 5,2% 100% 100%
6282 6965 6172 100 111 98 100% 100% 100% 100% 100% 100%
49
50
II. Die Kraftwerksindustrie im Überblick
Bei Generatoren war der deutsche Anteil an den Erfindungen rückläufig. Seit 1980/84 hegt Japan an der Spitze, dicht gefolgt von den USA und der Bundesrepublik. Weit dahinter folgen Frankreich mit etwa konstantem Anteil, weit abgeschlagen Großbritannien nach erheblichen Rückgängen. Experten verweisen darauf, daß Großgeneratoren von 1500 MVA Leistung für Kernkraftwerke mit wassergekühlten Ständern und Läufern nur in der Bundesrepublik gebaut werden. Versuche mit Supraleitung unter Heliumkühlung finden in Deutschland und Japan, aber auch in der UdSSR statt.
6.2 Kommerzielle Konkurrenzfähigkeit Nach Angaben der Hersteller ist die deutsche Kraftwerksindustrie im Normalgeschäft voll konkurrenzfähig. Probleme gibt es jedoch im Bereich der Entwicklungshüfe. Hier sei die Förderung in Konkurrenzländern wesentlich großzügiger. Es wird geltend gemacht, daß teüweise auf den Nachweis der Wirtschaftlichkeit eines Projekts verzichtet wird und Mittel mit der einzigen Bedingung bereitgestellt werden, die Aufträge an Hersteller des betreffenden Landes zu vergeben. Geklagt wird auch über restriktives Verhalten der Hermes-Versicherung. So würden einzelne Länder von einer Deckungsmöglichkeit ausgeschlossen und nicht mehrere Großprojekte gleichzeitig abgesichert. Von großer Bedeutung beim Kraftwerksexport sind Kompensationsgeschäfte. Hier haben die japanischen Großkonzerne Vorteüe, da sie eigene Handelshäuser unterhalten. Über ein solches verfügt auch General Electric. Hohe reale Außenhandelsüberschüsse der deutschen Kraftwerksindustrie lassen aber den Schluß zu, daß die deutschen Hersteller bisher mit den oben geschilderten Problemen gut fertiggeworden sind. Sicherheit und Verfügbarkeit der Kraftwerke, Liefertreue und Termineinhaltung sind Argumente, die auch von Seiten der deutschen Betreiber als Argument für die relativ teuere deutsche Technik angeführt werden. 7. Ausblick Die Entwicklung des Stromverbrauchs und der Ersatzbedarf bestimmen den erforderlichen Zubau an Kraftwerksleistung. Über die mittelfristig zu erwartenden Zuwachsraten beim Stromverbrauch bestehen aber gegenwärtig große Unsicherheiten. Hat sich der Bruttostromverbrauch zwischen 1970 und 1980 noch durchschnittlich um 4,1 Prozent pro Jahr erhöht, so stieg der Stromverbrauch 1981 nur noch um 0,6 Prozent; 1982 ist er sogar um 0,8 Prozent zurückgegangen. Diese Stagnationsphase war zu einem beträchtlichen Teü konjunkturbedingt; die konjunkturelle Belebung ab 1983 führte wieder zu einem beschleunigten Zuwachs des Stromverbrauchs. Ob aber der beim Stromverbrauch bis
7. Ausblick
51
zum Ende der siebziger Jahre feststellbare Wachstumstrend in mittlerer Sicht wieder erreicht werden kann, erscheint aus heutiger Sicht fraglich. Die Vorausschätzung der stromwirtschaftlichen Entwicklung ist heute schwieriger denn je. Zwar besteht nach wie vor eine Abhängigkeit des Stromverbrauchs von der wirtschaftlichen Entwicklung und der industriellen Produktion im besonderen. Wie sich die Beziehungen zwischen diesen Größen jedoch künftig gestalten werden, ist angesichts der beträchtlichen strukturellen Veränderungen in der stromintensiven Grundstoffgüterindustrie schwer vorherzusehen. Daneben werden für elektrischen Strom auch neue Anwendungsmöglichkeiten erschlossen. Neue Technologien begünstigen tendenziell den Anstieg des Stromverbrauchs. Ein Beispiel hierfür bietet die gegenwärtig forcierte Ausstattung von Industriebetrieben mit Robotern. Bei Berücksichtigung der verschiedenen Einflußfaktoren und bei einem angenommenen mittelfristigen Wirtschaftswachstum von real 1 bis 2 Prozent pro Jahr gehen die Unternehmen der öffentlichen Elektrizitätsversorgung von einem jahresdurchschnittlichen Zuwachs des Stromverbrauchs von 1,5 bis 2 Prozent aus 14 . Diese Richtwerte stellen die Grundlage für die Ausbauplanungen bis etwa zum Jahre 1990 dar. In diesem Jahrzehnt ist damit ein Zubau an Kraftwerksleistung für die öffentliche Versorgung in Höhe von 25.000 bis 30.000 MW notwendig. Diese Zubauleistung umfaßt die Kraftwerke zur Abdeckung des zu erwartenden Stromverbrauchs, die erforderliche Reserveleistung und den Ersatz stillgelegter Kraftwerke. Rund 18.400 MW sind von 1981 bis 1985 bereits in Betrieb gegangen. Derzeit sind in diesem Bereich noch Kraftwerke mit einer Leistung von rund 9.100 MW im Bau, die bis einschließlich 1990 ans Netz gehen sollen. Dabei handelt es sich um gut 7.100 MW Kernkraftwerksleistung und um Steinkohlenkraftwerke mit einer Leistung von zusammen etwa 1.800 MW. Der Zubau von Stromerzeugungsanlagen für den Bergbau und das Verarbeitende Gewerbe dürfte sich auch in den kommenden Jahren auf niedrigem Niveau bewegen und sich vor allem auf den Ersatz alter Anlagen beschränken. Die für die Industrie errichteten Kraftwerke werden sich daher auf absehbare Zeit höchstens auf wenige hundert MW Leistung im Jahresdurchschnitt belaufen. Insgesamt kann zwischen 1980 und 1990 ein Kraftwerkszubau von knapp 3.000 MW im jährlichen Durchschnitt angenommen werden. Durch die Inbetriebnahme der zur Zeit in Bau befindlichen Kernkraftwerke wird das heute noch bestehende Grundlastdefizit von 1990 an weitgehend beseitigt sein. Das bedeutet aber, daß die in den neunziger Jahren zu errichtenden Kraftwerke eine andere strukturelle Zusammensetzung aufweisen werden, da der Zwang zur Umstrukturierung des Kraftwerksparks dann nicht mehr in dem Maße gegeben sein wird. Der Anteü neu 14
Vgl. Deutsche Verbundgesellschaft, Werte für die Eckpunkte 1985,1990 und 1995 der öffentlichen Stromversorgung der Bundesrepubük Deutschland, Heidelberg 1986. 4*
52
II. Die Kraftwerksindustrie im Überblick
hinzukommender Kernkraftwerksleistung am gesamten Kraftwerkszubau wird folglich geringer sein als bei den in diesem Jahrzehnt errichteten Stromerzeugungsanlagen. Für den Zubau an Kraftwerken in den neunziger Jahren ist wieder von einer Annahme über die Stromverbrauchsentwicklung auszugehen. Aus heutiger Sicht ist ein Wachstum des Stromverbrauchs von durchschnittlich rund 1,5 Prozent im Jahr zu erwarten. Damit wäre für die Deckung des zusätzlichen Stromverbrauchs in diesem Jahrzehnt ein Zubau an Kraftwerken mit einer Leistung von etwa 15.000MW erforderlich. Angesichts des hohen Bestandesund des zunehmenden Alters der Stromerzeugungsanlagen ist außerdem mit einem höheren als dem derzeitigen Ersatzbedarf zu rechnen; es wird von einem Ersatz von jährlich durchschnittlich knapp 1.000 MW ausgegangen. Das bedeutet aber, daß auch zwischen 1990 und 2000 pro Jahr im Durchschnitt insgesamt etwa 2.500 MW in der Bundesrepublik Deutschland zu errichten wären. Aufgrund der langfristigen Trends zu einer Erhöhung der Preise für fossile Brennstoffe und Kernbrennstoffe sowie einer Verschärfung der Umweltschutzbestimmungen können sich für die in den kommenden Jahrzehnten zugebauten Kraftwerkstypen erhebliche Veränderungen ergeben. Die technischen Anpassungsmaßnahmen bei einzelnen Kraftwerken, die sich zum großen Teil noch im Entwicklungsstadium befinden, haben das Ziel, den Anstieg der Stromerzeugungskosten zu begrenzen oder, wenn möglich, die Erzeugungskosten zu senken. Für Steinkohlenkraftwerke kommen vor allem die Wirbelschichtfeuerung und die Kohlevergasung in Frage. In Wirbelschichtkraftwerken, die vergleichsweise geringe Investitionskosten aufweisen sollen, kann minderwertige und somit billige Kohle auf umweltfreundliche Weise eingesetzt werden. Eine andere Möglichkeit für den umweltfreundlichen Einsatz von Kohle stellt die Kohlevergasung dar. Bei Kernkraftwerken zielen der fortgeschrittene Druckwasserreaktor und der schnelle Brüter darauf ab, die Kernbrennstoffe besser auszunutzen. Beide Systeme befinden sich derzeit noch im Stadium der Erprobung; eine großtechnische Anwendung ist vor allem von der Entwicklung der Uranpreise abhängig. Ein großes Entwicklungspotential wird dem Hochtemperaturreaktor zugeschrieben, der vor allem auch billige Prozeß wärme verfügbar machen könnte. Welchen Einfluß auf die weitere kerntechnische Entwicklung die Diskussion im Anschluß an die Katastrophe von Tschernobyl haben wird, ist heute noch nicht abzusehen.
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie 1. Einführung Der zweite Hauptteü der Studie verfolgt den Zweck, einen geordneten und strukturierten Überblick über das einschlägige statistische Material zur Kraftwerksindustrie zu geben. Ausgehend von einer Zusammenstellung der auf diesem Gebiet tätigen Unternehmen und ihre Zulieferbeziehungen wird die Produktion von Dampfkesseln, Turbinen und Generatoren seit 1970 dargestellt. Die Entwicklung von Personal, Investitionen sowie Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen wird beschrieben, soweit hierzu Informationen zu beschaffen waren. Einen Schwerpunkt büden die Analysen der Inlands- und Auslandsmärkte. Umfangreiches statistisches Material aus der Elektrizitätswirtschaft, dem Hauptabnehmer der Kraftwerksindustrie, gestattet einen Einblick in Struktur und Entwicklung der Märkte. Die Verknüpfung von Produktions- und Außenhandelsdaten liefert Anhaltspunkte über die Wettbewerbssituation der deutschen Kraftwerksbauer. Zum Abschluß dieses Kapitels werden die Ergebnisse einer umfassenden Patentanalyse vorgestellt, erstellt auf der Basis der Unterlagen von Inpadoc, Wien, die mit der Absicht erstellt wurde, vertiefte Einblicke in die Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit der wichtigsten Industrieländer auf dem Gebiet des Kraftwerksbaus zu ermöglichen.
2. Die Unternehmen der Kraftwerksindustrie 2.1 Unmittelbar im Kraftwerkssektor
tätige Unternehmen
Stärker noch als die Stromerzeugung ist der Bau von Kraftwerken auf nur wenige Unternehmen konzentriert. Aus der Bundesrepublik Deutschland liefern folgende Unternehmen schlüsselfertige Großkraftwerksanlagen: - Kraftwerk Union AG (KWU), -
Brown, Boveri & Cie (BBC),
- Gruppe Deutsche Babcock, -
Steinmüller,
54
-
III. Materialien zur Kraft wer ksindustrie
Lentjes-Gruppe,
-
MAN/EVT,
-
Steag (eine Tochter der RAG)
Der Tätigkeitsbereich dieser Firmen erstreckt sich auf Planung, Projektierung, Vertrieb und Bau von fossil befeuerten Wärmekraftwerken aller Typen und Größen. KWU deckt darüber hinaus den gesamten Bereich der Leichtwasserreaktoren ab, nachdem sich BBC 1980 aus diesem Geschäft zurückgezogen hat; alle anderen Anbieter liefern lediglich Kernkraftwerkskomponenten. Einzige Ausnahme: BBC (Hochtemperaturreaktorlinie). Die KWU, 1969 durch Zusammenlegen der Kraftwerksabteilungen sowie der Turbinen- und Generatorenwerke der Siemens AG und der Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft AEG-Telefunken entstanden, ist der größte Kraftwerkshersteller der Bundesrepublik und über Kooperations-, Lizenz- und Technologietransferabkommen mit zahlreichen ausländischen Unternehmen verbunden. KWU ist Lizenzgeber von verschiedenen Kraftwerksteilen und kompletten Komponenten wie z.B. BENSON-Dampferzeugern. Bezogen auf die Hauptkomponente Dampfturbosatz deckt das Unternehmen annähernd zwei Drittel der gesamten Kraftwerkserrichtungskapazität der Bundesrepublik ab. Das verbleibende Drittel teilt sich zwischen BBC und MAN etwa im Verhältnis 2 : 1 auf. Bei den Großdampferzeugern verteilen sich die Produktionskapazitäten in etwa im Verhältnis 5 : 3 : 2 auf die Gruppe Deutsche Babcock, MAN/ETV und Steinmüller. Mit der Herstellung und dem Vertrieb von Dampfturbinen sowie dazu gehörenden Anlagen für Energieversorgung und Antriebszwecke sind ferner beschäftigt: - AEG-Kanis Turbinenfabrik GmbH, -
Siemens (Werk Wesel, Turbinen bis 100 MW),
-
Bermann -Borsig(nur Fertigungsstätte für BBC-Turbinen kleinerer Leistung),
-
Blohm und Voß (Kleinturbinen),
- KKK (Kühnle, Kopp und Kausch AG, nur Klein turbinen) Die Turbinen dieser Unternehmen bewegen sich im niederen Leistungsbereich und sind vorwiegend, wie beispielsweise bei Siemens, für Industriewerke bestimmt. Siemens baut im Dynamowerk Berlin auch kleinere Generatoren. Alleiniger Hersteller von Wasserturbinen Voith GmbH. Gasturbinen:
ist in der Bundesrepublik die J.M.
Außer KWU und BBC bauen auch AEG-Kanis und MTU Gasturbinen.
Neben Dampf- und Gasturbinen wird der Dieselmotor zur Stromerzeugung eingesetzt, sei es für Bereitschaftsanlagen, für Notstromanlagen, fahrbare Kraftstationen oder stationäre Kraftwerke mit größeren Leistungen. Durch ständige Verbesserung der Einheitsleistung des Dieselmotors ist die wirtschaftliche
2. Die Unternehmen der Kraftwerksindustrie
55
Grenzleistung von Dieselkraftwerken bereits in den Bereich bis über 150 MW vorgerückt. Folgende Unternehmen bieten komplette Dieselkraftwerke an: -
MAN,
-
Krupp Mak Maschinenbau GmbH,
- Motoren Werke Mannheim AG (MWM), -
Klöckner Humboldt Deutz (KHD),
- MTU (Tochter von Daimler-Benz, baut Großdiesel) Ebenso wie die Turbinenhersteller stark konzentriert sind und damit auch die Zahl der Anbieter kompletter Kraftwerke in der Bundesrepublik eng begrenzt ist, dominieren bei den wichtigsten Komponenten ebenfalls nur wenige Unternehmen am Markt. Es sind dies im Bereich Kesselbau: Gruppe Deutsche Babcock, Lentjes-Gruppe, EVT-Energieund Verfahrenstechnik GmbH, Steinmüller. Rohrleitungen:
Mannesmann-Seifert Anlagenbau AG, Gruppe Deutsche Babcock, Lentjes-Gruppe (Rohrleitungsbau), W. u. G. Esser GmbH Kraftanlagen Heidelberg.
Luftvorwärmer:
Balcke-Dürr Ag, GEA Kühlturmbau und Luftkondensation GmbH.
Pumpen:
KSB Klein, Schanzlin & Becker Aktiengesellschaft, Halberg Maschinenbau GmbH, Balcke-Dürr AG, MAN, Weller Pumpen GmbH, Sulzer Bruchsal.
Kühlturmseite:
Balcke-Dürr AG, GEA, Kühlturmbau, Hamon-Sobelco, Bochum.
Leittechnik:
Siemens, BBC sowie Hartmann und Braun (Mannesmann).
Armaturen:
KSB, Bopp und Reuther, Sempell, Balcke-Dürr (Babcock Gruppe), KKK.
Apparate- und Behälterbau:
Balcke-Dürr, Steinmüller, Linde München, Leffer.
Umwelttechnik: Deutsche Babcock, KRV - Knauf-Research-Cottrell (Energie- und Verfahrenstechnik), Lurgi, EVT, KWU, L. und C. Steinmüller, Saarberg-Hölter Lurgi, Thyssen Engineering, Uhde, G. Bischoff/Lentjes, Walther. Neben den genannten Industrieunternehmen treten auch deutsche Ingenieurgesellschaften als Generalunternehmer auf. Sie sind in dieser Funktion jedoch hauptsächlich im Ausland tätig. Sie haben in den letzten Jahren zum Teü bedeutende Aufträge auf dem Energiesektor buchen können. Diese betreffen die Errichtung von Thermal- und Wasserkraftwerken sowie die Anlage von Hoch-
56
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
spannungsleitungen und Stromverteilungsnetzen. Sie sind auch in die Planung und Ausarbeitung von Energieprogrammen und in die Erforschung und Nutzung neuartiger Energiequellen eingeschaltet worden. Zu den führenden deutschen Ingenieurberatungsfirmen zählen Lahmeyer International GmbH Frankfurt, eine Tochter des RWE mit nahezu 1.000 Mitarbeitern sowie Fichtner Beratende Ingenieure GmbH & Co. KG (Stuttgart). Auch diese Unternehmen nehmen jedoch, international gesehen, nur mittlere Ränge ein. Historisch bedingt, sind amerikanische und englische Planungsfirmen im Auslandsgeschäft führend. Als weitere Consultingunternehmen auf dem Kraftwerkssektor sind zu nennen: - AEG-Kanis, Nürnberg, STEAG, Kraftanlagen Heidelberg, Ing.-Büro Richter, Düsseldorf, Saarberg-Fernwärme GmbH, Bruun und Sörensen GmbH, Hamburg. 2.2 Als Zulieferer
beteiligte Bereiche
Beim Bau eines Kraftwerks werden Hunderte von Unterlieferanten aus allen Bereichen der Wirtschaft eingesetzt. Außerdem fallen Dienstleistungen in großem Umfang an. Eine Aufstellung der Unternehmen im einzelnen ist daher nicht möglich. Allerdings haben Untersuchungen anhand einzelner Kraftwerke Hinweise auf die begünstigten Bereiche ergeben. Als Großprojekte stehen Kraftwerke nämlich seit Jahren u.a. auch als ein Mittel der Beschäftigungspolitik in Diskussion. Verschiedene Untersuchungen sind daher den Beschäftigungsauswirkungen von Stromerzeugungsanlagen nachgegangen. U.a. zählen dazu zwei Modelluntersuchungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) über Produktions- und Beschäftigungseffekte des Baus eines Kernkraftwerks sowie des Baus und Betriebs eines Steinkohlenkraftwerks 1. Sie sollen verdeutlichen, welche quantitativen Wirkungen Kraftwerksinvestitionen besitzen. Diese beziehen sich nicht nur unmittelbar auf die Ausrüster von Kraftwerken — nur etwa ein Viertel des Produktionsvolumens eines Kernkraftwerkes entfällt auf die Kraftwerkshersteller —, sondern auch auf andere Wirtschaftszweige, die als Vorlieferanten für die Kraftwerkshersteller fungieren. Jedoch auch die Lieferungen von Vorleistungen beanspruchen ihrerseits entsprechende Vorlieferungen. Eine Analyse derartiger Verflechtungen zwischen den Wirtschaftszweigen läßt sich mittels der Input-Output-Analyse durchführen, die auf der Basis von Input-Output-Tabellen allgemein empirische Anwendung findet. Zunächst bietet ein solches Modell die Möglichkeit, neben den direkten Beschäftigungseffekten, die von der Investitionsnachfrage nach dem Bau eines Kraftwerkes in den in Frage kommenden Wirtschaftszweigen ausgehen, auch die indirekten Wir1 Vgl. Hans Wessels (Bearb.), Auswirkungen des Baus eines Kernkraftwerks auf Produktion und Erwerbstätigenzahl, in: Wochenbericht des DIW Nr. 26-27/76, S. 256-259, und Auswirkungen des Baus und Betriebs eines Steinkohlenkraftwerks auf Produktion und Erwerbstätigenzahl, in: Wochenbericht des DIW Nr. 48/76, S. 443-448.
2. Die Unternehmen der Kraftwerksindustrie
57
kungen in jenen Wirtschaftszweigen zu quantifizieren, die Vorleistungen erbringen. Die dem KKW-Hersteller zuarbeitenden direkten Unterlieferanten (einschließlich Baufirmen) benötigen ihrerseits Vorleistungen von Betrieben der unterschiedlichsten Branchen. Diese in den vorgelagerten Bereichen auf indirekte Weise zustandekommenden Beschäftigungseffekte sind ebenfalls dem Endprodukt zuzurechnen. Die indirekten Effekte sind gleichmäßiger als die direkten Effekte über die Wirtschaftsbereiche verteilt, da alle Sektoren voneinander abhängig sind. Zwar entsteht gut die Hälfte der Beschäftigungseffekte wiederum im Verarbeitenden Gewerbe, doch diesmal treten die Grundstoff- und Produktionsgüterindustrie sowie andere Industriebranchen neben dem Maschinenbau und der elektrotechnischen Industrie stärker in Erscheinung. Ein starkes Gewicht kommt auch wieder dem tertiären Sektor zu. Zur branchenmäßigen Gliederung der direkten und indirekten Beschäftigungseffekte des Baus eines Kernkraftwerkes ist anzumerken, daß vor allem erstere relativ stark vom Bauteil beeinflußt werden, da dieser von Kraftwerk zu Kraftwerk je nach den standortspezifischen Gegebenheiten (Baugrundverhältnisse, Umfang der vorhandenen Infrastruktur) und den jeweils präferierten Bauweisen (z.B. Stahlbeton oder Stahl- und Leichtmetallbau) sowie der Abgrenzung der Bauinvestitionen zu den Investitionen der Maschinen- und Anlagentechnik teilweise erheblich variieren kann. Darüber hinaus ist die in Abbildung 3 dargestellte Struktur der Beschäftigungseffekte an einige Randbedingungen geknüpft. Die angegebenen Strukturanteile basieren auf den Preis- und Produktivitätsverhältnisse des Jahres 1976. Sie sind heute nur unter der Voraussetzung noch gültig, daß die Entwicklung der genannten Merkmale in den am Kraftwerksbau beteiligten Industriesektoren in den letzten Jahren keinen allzu unterschiedlichen Verlauf genommen hat. Doch dafür gibt es keine Anzeichen. In Abbildung 3 ist der Beschäftigungseffekt des Baus eines Kernkraftwerkes (1.300 MW Druckwasserreaktor) in funktionaler und branchenmäßiger Gliederung dargestellt. Es handelt sich um eine Fortschreibung von Werten aus dem Jahre 1976 2 . Dazu waren verschiedene Annahmen erforderlich. Diese belasten den ermittelten Produktionseffekt mit einigen Unsicherheiten, weswegen die genannte Fortschreibung eher den Charakter einer Schätzung hat. Eine weitere Voraussetzung wäre, daß die in den letzten Jahren auf administrative Vorgaben zurückgehende erhebliche Ausweitung im Lieferumfang die sektorale Struktur der Lieferungen nicht wesentlich beeinflußt hat. Hierüber liegen jedoch keine detaillierten aktuellen Informationen vor. Ausgangsbasis waren die Anlagekosten eines Kernkraftwerkes in Höhe von 3,6 Mrd. DM. Mittels der Beschäftigtenproduktivität, die bei den am Kernkraftwerksbau beteiligten Industriezwei2 Vgl. M. Bald, Beschäftigungspolitische Aspekte des Elektrizitätseinsatzes, in: Argumente in der Energiediskussion, Neckar-Verlag 4/5, S. 607 ff. Die Fortschreibung basiert auf Daten der Kraftwerk Union AktiengeseUschaft.
58
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie Mt)
gen auf der Basis des Jahres 1972 um 42 Prozent über der gesamtwirtschaftlichen Beschäftigtenproduktivität lag, ermittelte sich ein produktionsbedingter Beschäftigungseffekt von (gerundet) 40.000 Mannjahre (MJ). Diese verteilen sich funktional wie folgt (Angaben in Prozent): KKW-Hersteller Baufirmen Direkte Unterlieferanten Indirekte Zulieferer
10 13 42 35
Die von den KKW-Herstellern als Generalunternehmer an die Baufirmen und ihre direkten Unterlieferanten vergebenen Aufträge und die daraus resultierenden Beschäftigungseffekte lassen sich branchenmäßig weiter unterteilen. Annähernd 60 Prozent entfallen hierbei auf das Verarbeitende Gewerbe, vor allem auf den Maschinenbau, den Stahlbau und die elektrotechnische Industrie. Knapp ein Viertel kommt dem Baugewerbe und immerhin etwa ein Sechstel dem tertiären Sektor (Handel, Verkehr, Dienstleistungen) zugute. Entsprechend dem eben bei einem Kernkraftwerk beschriebenen Vorgehen läßt sich auch der produktionsbedingte Beschäftigungseffekt durch den Bau ei-
3. Produktion von Systemkomponenten
59
nes konventionellen Kraftwerks abschätzen. Orientiert man sich modellhaft an einem Steinkohlenkraftwerk (2 x 700 MW) mit einem Anlagewert von 2,25 Mrd. DM, so resultiert daraus ein direkter und indirekter Beschäftigungseffekt von rund 30.000 Mannjahren. Die branchenmäßige Gliederung der direkten Unterlieferanten und indirekten Zulieferer unterscheidet sich hierbei nicht wesentlich von der bei einem Kernkraftwerk. Gewisse Modifizierungen ergeben sich vom Bauteil her, da der Anteil der Bauinvestitionen an den Gesamtinvestitionen beim Bau konventioneller Kraftwerke im allgemeinen etwas höher als bei Kernkraftwerken ist. Doch, wie schon gesagt, hängt der Anteil der Bauleistungen mehr von den standortspezifischen Gegebenheiten als vom Kraftwerkstyp ab. Gemessen am Investitionsvolumen schwankt denn auch beim Kraftwerksbau der Anteil der Bauleistungen zwischen 13 und 20 Prozent 3 . Wie gezeigt, resultieren aus dem Bau eines Kernkraftwerkes bzw. Steinkohlenkraftwerkes in der heute üblichen Leistungsgröße direkte und indirekte Beschäftigungseffekte in der Größenordnung von 40.000 bzw. 30.000 Mannjahren. Geht man im Falle eines Kernkraftwerkes von einer durchschnittlichen Bauzeit von sechs und bei einem Steinkohlenkraftwerk von vier Jahren aus, so entsprechen die ermittelten Produktionseffekte während dieser Zeit einer durchschnittlichen jährlichen Beschäftigung von 6.600 Personen (Kernkraftwerk) bzw. 7.500 Personen (Steinkohlekraftwerk). Neben den skizzierten produktionsbedingten Beschäftigungseffekten sind weitere Einkommenseffekte zu beachten. Infolge der Investitionsnachfrage kann das Beschäftigungsvolumen zunehmen und das zusätzlich erzielte Einkommen zu erhöhten Konsumausgaben führen. Diese Nachfragesteigerung löst eine Multiplikatorwirkung mit weiteren Produktions-, Beschäftigungs- und Einkommenseffekten aus 4 . Diese lassen sich auf jeweils 50 Prozent der bereits ermittelten Werte schätzen. Der gesamte Beschäftigungseffekt beläuft sich damit bei Kernkraftwerken und Steinkohlenkraftwerken in der genannten Größenordnung auf 60.000 bzw. 45.000 Mannjahre.
3. Produktion von Systemkomponenten 3.1 Dampfkessel Die wertmäßige Produktion von Dampfkesseln, gemessen in jeweiligen Preisen, erhöhte sich von 624,4 Mill. DM im Jahre 1970 auf zuletzt 983,4 Mill. DM 3 Vgl. A. Schneider u.a., Die deutsche Bauwirtschaft, Veröffentlichungen des HWWA - Institut für Wirtschaftsforschung - Hamburg 1982, S. 125 ff. 4 Zur methodischen Grundlage zur Quantifizierung der daraus resultierenden Beschäftigungseffekte, siehe Jörg Peter Weiß, Produktions- und Beschäftigungseffekte des Baus von Kraftwerken, in: Argumente in der Energiediskussion, Neckar Verlag 4/5, S. 590 ff.
10
1970
42,6
45,2
Sonstige Dampfkessel
Einzel- und Ersatzteile 30,5
100
101
630,3
70,1
40,9
91 ,5
452,7
1972
133
829,1
59,9
49,1
128,7
5-19,4
147
917,6
88,4
18,2
109,0
108,5
188
166
1035,9 166
171
178
1110,7 155
966,2
1263,0
96,9
195
1219,5 1236,3 202
983,4
59,7
801,6
1985
198
1042,3
1984
75,7
1003,4
19S3
96,5
25,2
96,5
1051,8
1982
103,6
21,3
93,5
829,4
1931
159,8
16,1
98,6
694,1
1980
136,5
a) 9,0
1067,3
106,2
a)
a)
826,4
1979
a)
1036,1
a)
a)
806,6
Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 4 , Reine 3.1; Berecnnungen des Ifo-Instituts.
180
a)
105,1
24,5 a)
a)
1978
DM -
802,9
1977
107,5 a )
1121,4 1175,7
113,2
12,8
118,6
930,5
1976
901,6
1975
730,5
1974
veröffentlicht.
113
703,0
101 ,9
34,4
115,3
483,2
1573
- in M i 1 1 .
Produktion von D a m p f k e s s e l n
1) Einschließlich mit Kernenergie beheizte Wasserrohrkessel .
a) Aus ^eheimhaltunqsgründen nicht
1970 = 100
Dampfkessel insgesamt 624,4
79,0
470,3
1971
Großwasserraumkessel
Wasserrohrkessel 1 )
Kesselart
Tabelle
158
60 III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
65,1
77,8
84,6
90,1
94,9
100
1975
1976
1977
1978
1979
1980
1982
124,0
120,0
117,8
116,9
100 -
109,0
Kraftmaschinen
1980 =
111,7
110,2
107,2
102,8
96,9 100
95,2
93,6
90,2
87,4
81,4
73,7
71,6
69,3
64,4
Geräte und Einrichtungen der Elektrizitätserzeugung und -Umwandlung
Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 17, Reihe 2; Berechnungen des Ifo-Instituts.
123,1
1984
121,8
1985
1983
100
92,5
90,7
88,6
84,7
78,1
69,4
112,6
57,9
1974
63,3
116,3
50,4
1973
60,7
60,5
-
Erzeugerpreisindex
55,5
108,0
48,9
1972
Dampfkessel
104,6
47,8
1981
43,5
1970
1971
Jahr
T a b e l l e 11
3. Produktion von Systemkomponenten 61
62
III. Materialien zur Kaftwerksindustrie
(vgl. Tab. 10). Die Entwicklung verlief jedoch nicht gleichmäßig, sondern in Wellen. Ein erstes Produktionsmaximum wurde in den Jahren 1975 und 1976 erreicht, gefolgt von einem Rückgang bis 1980. Ab 1981 erhöhte sich der Produktionswert wieder erheblich bis auf etwa das Doppelte von 1970. Das Jahr 1985 brachte dann einen deutlichen Rückschlag. Den weitaus höchsten Produktionsanteil hatten in allen Jahren die Wasserrohrkessel. Die Struktur der Produktion im einzelnen ist Tabelle 10 zu entnehmen. Auch in realer Betrachtungsweise, wie sie in Hauptabschnitt I I versucht wurde, ist der wellenförmige Verlauf der Produktion deutlich zu erkennen. Die der Preisbereinigung zugrundegelegten Indices sind der Tabelle 11 zu entnehmen. Es zeigt sich, daß das Produktionsmaximum im Jahre 1975 lag. Das Produktionsvolumen erhöhte sich von 1970 bis 1975 auf 120 Prozent. Bis 1985 sank es dann unter Schwankungen auf fast die Hälfte des Ausgangsniveaus ab (vgl. Tab. 1). 3.2 Turbinen Auch bei Turbinen wiesen die nominalen Produktionswerte im Beobachtungszeitraum erhebliche Schwankungen auf. Ausgehend von 423 Mill. DM im Jahre 1970 erhöhte sich die Produktion laufend und erreichte mit 2.255 Mill. DM 1977 ihr Maximum. Nach zwischenzeitlichem Rückgang stabüisierte sie sich bei etwa 2.000 Mill. DM, fiel zuletzt aber wieder scharf ab (vgl. Tab. 12). Den weitaus größten Anteil hatten im gesamten Beobachtungszeitraum die Dampfturbinen mit ihrem Zubehör und den Einzel- und Ersatzteilen. Gasturbinen erreichten ihr Produktionsmaximum 1977. Die Produktion von Wasserkraftmaschinen erhöhte sich ständig bis 1976, allerdings ausgehend von einem recht niedrigen Niveau. Nach zwischenzeitlichem Rückgang konnte der Wert von 1976 erst gegen Ende des Beobachtungszeitraumes wieder erreicht werden. Bereinigt man die Produktionswerte um die Preissteigerungen, zeigt sich eine tendenzielle Zunahme des Produktionsvolumens von 1970 bis 1978 auf etwa das 2,4-fache. Dieser Wert wurde dann erst wieder 1983 erreicht. Zuletzt ergab sich abermals ein deutlicher Rückgang. Der Ausgangswert von 1970 wurde 1985 nur noch um 65 Prozent übertroffen (vgl. Tab. 1).
3.3 Generatoren Die Zusammenstellung in Tabelle 13 zeigt aus Geheimhaltungsgründen eine Reihe von Brüchen in der zeitlichen Abfolge der Untergliederungen. Aus statistischen Gründen war es auch notwendig, Zubehör, Einzel- und Ersatzteüe für Elektromotoren und Generatoren mit aufzunehmen. Anders wäre eine konsi-
1970
loo
1970 = 100
128
165
244
1033 303
1280
389
339
1433 352
1489
114 86
238
694
533
2255
132
282
666
1978
660
DM -
1977
1180
196
708
1976
143 81
197
771
1975
351
196
173
681
1974
314
114
146
699
278
112
136
553
1973
- in Mi 11 .
Produktion von Turbinen
Quelle: Statistisches Bundesamt,.Fachserie 4 , Reihe 3.1; Berechnungen des Ifo-Instituts.
423
Turbinen insgesamt
543
103 61
Wasserkraftmaschinen (einschl. Zubehör u. Teile) 47 35 35 56
128
467
1972
Gasturbinen (einschließlich Zubehör und Teile) 52
277
1971
Zubehör, Einzel und Ersatzteile für Dampfturbinen 89
Dampfturbinen für Kraftwerksausrüstungen (zum Antrieb elektrischer Generatoren) 234
Turbinen
T a b e l l e 12
399
1689
328
1386
294
1245
310
1311
497
581
1982
220
175
381
566
1981
232
203
289
521
1980
349
222 92
406
255
611
1979
359
1520
531
544
1045
1983
523
2212
614
457
1935
512
496
1985
328
451
667
1984
357
1511
3. Produktion von Systemkomponenten 63
I
1970
114,7
629,5
97,4
23,0
377,5
146,2
1972
135,8
733,2
103,6
28,3
466,6
151,1
1973
239,9
1975
272,4 1
159,0
867,9
154,2
34,4
181,8
1017,5
204,6
44,1
348,1
199,2
1161,8
232,6
50,0
402,1
1978
1273,1
294,5
49,3
208,6
480,8
1210,1
305,0
29,2
627,3
206,6
1274,7
300,9
33,2
545,7
189,4
1526,0
319,9
199,5
1475,4
434,4
44,4 41 ,1
468,2
238,3
1315,4
420,3
53,0
465,4
230,9
1412,0
273,2
56,3
205,9
1333,2
264,6
52,6
478,9
1320,0
358,5
1985
330,9
1984
432,9
1983
579,0
1982
536,7
1981
> 483,4
1980
502,5
1979
520,1
221,0
1261,1
304,3
59,1
449,7
228,1 1 > 490,6 387,8 J
1977
426,7
197,4
1976
275,1 318,0 J 584,9 614,3
214,6
1974
- in Mill. DM -
Produktion von Generatoren
Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 4, Reihe 3.1; Berechnungen des Ifo-Instituts.
98,5
100,0
1970 = 100
83,8
639,0
angetrieben durch Dieselmotoren u. sonstige Kraftmaschinen 76,1
31,4
400,8
136,8
1971
Generatoren
-
Stromerzeugungsaggregate - angetrieben durch Ottomotoren 18,5
Turbogeneratoren Zubehör, Einzelu. Ersatzteile für Elektromotoren u. Generatoren
Ein- u. Mehrphasen-Wechselstromgeneratoren 143,6
Generatoren
T a b e l l e 13
64 III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
4. Produktionsfaktoren und ihre Entwicklung
65
stente Produktionsstatistik über den gesamten Beobachtungszeitraum nicht zu erstellen gewesen. Der Produktionswert von Generatoren insgesamt erhöhte sich von 639 Mill. DM 1970 unter Schwankungen bis 1982 auf 1.526 Mill. DM, um dann wieder auf das Niveau von Mitte der 70er Jahre abzufallen. Den höchsten Produktionsanteil hatten gegen Mitte der 80er Jahre Turbogeneratoren sowie Einzel- und Ersatzteile. Bei realer Betrachtung zeigten sich Produktionssteigerungen unter Schwankungen bis 1982. In diesem Jahr wurde das Produktionsvolumen von 1970 um mehr als 40 Prozent überschritten, 1985 ging die Produktion dann wieder auf das Niveau von 1973 zurück und lag damit nur mehr knapp 20 Prozent über 1970 (vgl. Tab. 1). 4. Produktionsfaktoren und ihre Entwicklung 4.1 Beschäftigte Statistische Unterlagen über die im Kraftwerksbau beschäftigten Personen sind nicht vorhanden. Mit Hilfe einschlägiger Verbände und Unternehmen war es jedoch möglich, eine Zeitreihe zu erstellen, die Anhaltspunkte über die Entwicklung im konventionellen Kraftwerksbau liefert. Die Ermittlung erfolgt anhand von Produktionswerten unter Zuhilfenahme von Produktivitätskennziffern. Die so errechneten Zahlen stellen also Größenordnungen dar, sind aber, insbesondere was die Veränderungen betrifft, durchaus aussagefähig. Insgesamt hat sich die Zahl der Beschäftigten von 37.550 im Jahre 1970 auf 26.670 im Jahre 1985, also um rund 30% vermindert. Nach einem deutlichen Personalaufbau Anfang der siebziger Jahre wurde der Höchststand 1974 mit rund 52.000 erreicht. Von diesem Wert aus gerechnet hat sich der Belegschaftsstand bis 1985 etwa halbiert (vgl. Tab. 14). Innerhalb der drei Hauptsektoren verlief die Entwicklung jedoch sehr unterschiedlich. Die Zahl der in der Produktion von Dampfkesseln Beschäftigten erhöhte sich bis 1974 nur um 11%, ging aber seitdem — verstärkt in den achtziger Jahren - scharf zurück. Zuletzt waren nur noch 53% der Belegschaft von 1970 vorhanden. Im Bau von Turbinen erfolgte der relativ stärkste Belegschaftsaufbau. Bis 1974 ergab sich mehr als eine Verdoppelung der Mitarbeiter. Trotz dem folgenden Abbau überstieg die Zahl der Beschäftigten jedoch 1985 mit 10.350 den Ausgangswert von 1970 noch um 15 %. Auch die Generatorenfertigung erhöhte die Zahl ihrer Mitarbeiter bis 1974, und zwar um fast 24 %. Der Höchststand wurde 1975 mit 19.900 Beschäftigten erreicht. Seitdem ging die Zahl der Beschäftigten unter Schwankungen zurück. 5 Röthlingshöfer
66
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
T a b e l l e 14 Beschäftigte
im K r a f t w e r k s s e k t o r a )
davon
Insgesamt
Jahr
Anzahl
1970=100
Dampfkessel
Turbinen
Generatoren
1970
37550
100
12950
9000
15600
1971
37570
100
12070
10500
15000
1972
41740
111
12940
12600
16200
1973
48400
129
14000
17300
17100
1974
52150
139
14350
18500
19300
1975
50400
134
13700
16800
19900
1976
46450
124
12950
14000
19500
1977
47220
126
11220
18400
17600
1978
43570
116
10490
15200
17900
1979
40540
108
9740
12700
18100
1980
35230
94
8130
11600
15500
1981
37170
99
8970
11200
17000
1982
34950
93
9450
11600
13900
1983
34190
91
8590
14800
10800
1984
30970
82
8670
13500
8800
1985
26670
71
6850
10350
9470
a) Ohne Nuklearbereiche.
Quelle:
VDMA; ZVEI; Schätzungen des I f o - I n s t i t u t s .
1985 waren nur noch rund 60% der Belegschaft von 1970 vorhanden. Diese unterschiedliche Entwicklung in den Hauptsektoren hatte eine erhebliche Verschiebung der Beschäftigtenstruktur im Kraftwerkssektor zur Folge. Der Bereich der Dampfkessel, zuletzt auch der der Generatoren, zeigt also eine strukturelle Schrumpfung, der Sektor Turbinen eine Zunahme innerhalb der Kraftwerksindustrie. Für den Nuklearbereich war eine analoge Erstellung von Zeitreihen nicht möglich. Ein Teil der Beschäftigten, vor allem für nukleare Dampferzeuger, dürfte in den oben dargestellten Werten enthalten sein. Darauf deuten jedenfalls von Unternehmen der Kraftwerksindustrie zur Verfügung gestellte Zahlen hin. Für die rein nuklearen Aktivitäten der Firmen Interatom, RBU, HRB und BBR kann die Zahl der Beschäftigten 1985 auf rund 3.600 geschätzt werden.
4. Produktionsfaktoren und ihre Entwicklung Tabelle
67
15
A n t e i l e der B e s c h ä f t i g t e n i n den K r a f t w e r k s s e k t o r e n -
Jahr
i n %, gesamte K r a f t w e r k s i n d u s t r i e 1 '
Dampfkessel
= 100 %
Turbinen
Generatoren
42
1970
34
24
1974
28
35
37
1980
23
33
44
1985
26
39
35
1) Ohne N u k l e a r b e r e i c h
Die Entwicklung der Beschäftigten im Kraftwerkssektor spiegelt den Ausbau und die folgende Schrumpfung der Kapazitäten wider. Optimistische Erwartungen bezüglich des Bedarfs an elektrischer Energie im allgemeinen und des Ausbaus der Kernenergie im besonderen veranlagten die Kraftwerksunternehmen zu Beginn der siebziger Jahre, ihre personalen Ressourcen zu vergrößern. Bis 1974/75 wurde die jährliche Produktionskapazität auf ihren bisherigen Höchststand von schätzungsweise 16.000—18.000 MW ausgebaut. Die Ölkrise von 1973 hatte das energiewirtschaftliche Umfeld inzwischen jedoch beträchtlich verändert; gleichzeitig Heß die dadurch eingeleitete wirtschaftliche Rezession den Stromverbrauch nicht im ursprünglich angenommenen Maße anwachsen. Mangelnde Akzeptanz der Kernenergie seitens eines Teils der Öffentlichkeit führte außerdem zu Verzögerungen im Kernkraftwerksbau. Aufgrund der neuen Situation sahen sich die Kraftwerksbauer unerwartet mit dem Problem von Überkapazitäten konfrontiert. Die Produktion hatte 1975 mit einer Leistung von annähernd 13.000 MW ihren bisherigen Höhepunkt erreicht. In den folgenden Jahren nahm die Produktion kontinuierlich ab; zu Beginn der achtziger Jahre begann sie sich zwischen 5.000 und 6.000 MW einzupendeln. Die Kraftwerksbauer sahen sich gezwungen, die Produktionskapazitäten nach und nach dem verringerten Bedarfsniveau anzupassen. In realisti5*
68
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
scher Einschätzung liegt die jährliche Produktionskapazität im Kraftwerksbau heute bei etwa 9.000 MW. Aus der Verringerung der technischen Kapazität folgte nicht ein Abbau der personalen Ressourcen in gleichem Maße. Die im Kraftwerksgeschäft tätigen Unternehmen waren bemüht, ihr Personal - meist erfahrene Fachkräfte - in Erwartung einer späteren Wiederbelebung des Kraftwerksgeschäfts zu erhalten. Darüber hinaus ist zu bedenken, daß heute erstellte Kraftwerke einen höheren Arbeitsaufwand erfordern als früher. Dies gilt vor allem für Ingenieurleistungen, besonders im Zusammenhang mit den steigenden Anforderungen an die Sicherheit in der Kerntechnik (vor allem bei den neuen Reaktortypen). Für jedes einzelne technische Teil ist heute wesentlich mehr Dokumentation erforderlich als vor wenigen Jahren. Brancheninformationen zufolge ist der Aufwand an Ingenieurleistung für die schlüsselfertige Errichtung eines Großkraftwerkes von 1,3 auf 3,2 Mill. Ingenieurstunden angewachsen und das, obwohl es sich dabei um den Bau von vier gleichartigen Kernkraftwerken gehandelt habe. Allerdings wird bei längerfristigem Ausbleiben einer Besserung auf dem Kraftwerksmarkt auch eine stärkere Reduzierung des Personalbestandes nicht zu vermeiden sein.
4.2 Investitionen Auf den Kraftwerksbau abgegrenzte Investitionserhebungen liegen nicht vor. Die Investitionen der im Kraftwerksbau beschäftigten Unternehmen sind im wesentlichen im Stahl- und Leichtmetallbau, im Maschinenbau und in der elektrotechnischen Industrie enthalten. Eine Ausgliederung der speziell dem Kraftwerksbau zuzuordnenden Investitionen ist nicht möglich. Dies schon deshalb nicht, weil die meisten der im Kraftwerksbau tätigen Firmen multisektorale Unternehmen sind und bereits innerhalb der einzelnen Unternehmen der Kraftwerksbereich nicht einheitlich abgegrenzt ist. Anhand des Ifo-Investitionstests ist es aber immerhin möglich, Anhaltspunkte zum Investitionsgeschehen zu gewinnen. Tabelle 16 liefert dazu einige Informationen. Im Kessel- und Behälterbau erhöhten sich die Bruttoanlageinvestitionen von 1970 an unter Schwankungen bis Ende der siebziger Jahre. Ihr Maximum erreichten sie 1979 und gingen von da an deutlich zurück 5 . Die Investitionsintensität 6 stieg von 1.520 DM im Jahre 1970 bis 1979 auf 3.492 DM. 1985 dagegen lag sie nur mehr um rund 20 % über dem Ausgangswert. Im gesamten Beobachtungszeitraum war die Investitionsintensität im Kesselbau mit Abstand die geringste in den drei Hauptgruppen der Kraftwerksindustrie und lag auch deutlich unter dem Durchschnitt des Investitionsgüter produzierenden Gewerbes. Das
Alle Angaben auf der Basis laufender Preise. Bruttoanlageinvestitionen je Beschäftigten.
2)
100
100
100
1970
106
4,6
6,0
5,0
Elektromotoren und Generatoren
Investitionsgüter produzierendes Gewerbe 6,5
5,1
5,2
6,3
4,4
3360
3130
4265
2990
Quelle: Ifo-Investitionstest.
103
197
109
1976
1977
107
129
130
100
123
134
168
115
146
116
172
183
171
109
145
235
1627
3080
3782
4103
1591
3225
4003
4809
2713
3305
3602
5725
2425
3340
3862
5822
167
102
146
230
1978
170
122
161
246
1979
177
143
169
173
1980
3805
Charakter.
4,7
5,1
4,7
3,5
4,5
5,1
4,0
1.9
4,2
5,2
4,6
1,6
3,4
4,2
2,6
2,4
3,7
4,5
2,6
2,4
4890 4355
4,0
4,3
2,2
1,9
3966
3492 5007
2633
5135
5757
6135
4,4
5,3
2,9
2,5
2899
4,8
5,7
2,9
5940
4,5
7,6
3,9
2,4
1,9
4,4
4,4
3,3
6840
, „ 4,2
1.6
^ 4,6
. . 8,1
1,8
8070
178
109
1985
1,0
10098
7766
1846
17Q
218
169
1984
114
1,4
5,3
6675
6603
6762
2426
... 118
179
211
1983
1,S „ _ 6,:
6180
7282
7712
2742
219
210
215
1982
107
^ ^ 5 ,9
5910
7146
6159
2848
180
136
168
224
1981
2,0
7636
6363
1,7
(Investitionsquote)
2316 4736
Bruttoanlageinvestitionen in 1 des Umsatzes
3065
3341
2) Herstellung von Turbinen und Dampfmaschinen.
1) Kessel- und Behälterbau.
1975
Bruttoanlaaei nvestitionen je Beschäftigten in DM ( I n v e s t i t i o n s i n t e n s i t ä t )
27*2
36C5
a ) Die Ergebnisse haben nur repräsentativen
9,2
7,8
Dampfturbinenbau
3,8
2,8
3350
2840
5990
2350
1974
Bruttoanlageinvestitionen, 1970 = 100
1973
105 78
211
1972
Zur I n v e s t i t i o n s t ä t i g k e i t im K r a f t w e r k s b a u a ^
100 89 91 95 90 94
103
139
161
1971
Kesselbau
produzierendes bewerbe
2705
4110
Oampf turbi nenbau
Generatoren*" 60
1520
Kesselbau
produzi erendes ^Gewerbe 100
Elektromotoren und Generatoren
Dampfturbinenbau
i) 1W Kesselbau '
Bereich
T a b e l l e 16
4. Produktionsfaktoren und ihre Entwicklung 69
70
III. Materialien zur Kaftwerksindustrie
gleiche gilt für die Investitionsquote 7 . Anfang der siebziger Jahre erhöhte sie sich bis auf 4,4 Prozent, unterschritt aber bereits 1974 den Ausgangswert wieder spürbar. Seitdem ging sie weiter zurück und erreichte 1985 gerade noch 1 Prozent, weniger als ein Viertel des Investitionsgüter produzierenden Gewerbes. Völlig anders verlief die Entwicklung im Bau von Turbinen und Dampfmaschinen. Hier erhöhten sich die Investitionen bis zuletzt und waren damit 1985 mehr als doppelt so hoch wie 1970. Die Investitionsintensität lag seit Beginn der Beobachtungsperiode deutlich über dem Durchschnitt des Investitionsgüter produzierenden Gewerbes und sank erst ab 1982 leicht darunter. Ihre erste Rangstelle innerhalb der Kraftwerksindustrie konnte sie bis auf wenige Jahre zu Ende des Betrachtungszeitraumes behaupten. Die Investitionsquote erreichte mit 9,2 Prozent ihr Maximum 1971. Von da an ging sie stark zurück bis auf 1,6 Prozent 1985. Die anfangs behauptete erste Rangstelle ging an den Bereich Elektromotoren und Generatoren verloren, ab Mitte der siebziger Jahre sanken die Werte auch deutlich unter den Durchschnitt des Investitionsgüter produzierenden Gewerbes. Die Investitionen im Sektor Elektromotoren und Generatoren wiesen starke Schwankungen auf. Ein erstes Maximum erreichten sie 1975, dann wieder 1980 und 1985. Die Investitionsintensität stieg unter Schwankungen bis zuletzt an und lag bereits seit Mitte der siebziger Jahre meist über dem Durchschnitt des Investitionsgüter produzierenden Gewerbes. Die Investitionsquote erhöhte sich und erreichte ihr Maximum mit 8,1 Prozent im Jahre 1985. Ab 1973 lag sie an der Spitze der drei Hauptbereiche und auch deutlich über dem Durchschnitt des Investitionsgüter produzierenden Gewerbes. Insgesamt gesehen spiegelt die Entwicklung der Investitionen etwa den realen Produktionsverlauf wider, der durch einen deutlichen Rückgang im Kesselbau, leichte Steigerungen im Generatorenbau und deutliche Erhöhungen im Turbinenbau gekennzeichnet ist.
4.3 Staatliche Aufwendungen für die Energieforschung Die Ausgaben des Bundes für Energieforschung und Energietechnologie erhöhten sich seit 1970 kontinuierlich von 1.175 Mill. DM bis 1982 auf 2.869 Mill. DM. Bis 1986 sanken die Ausgaben wieder auf das Niveau von 1979 zurück. Begründet wird dieser Rückgang mit einer stärkeren Eigenbeteiligung der Wirtschaft und der auslaufenden Förderung von Projekten im Kernenergiebereich 8 . Im Bereich der Kohleforschung fielen erste namhafte Beträge mit 7 8
Bruttoanlageinvestitionen in Prozent des Umsatzes. Siehe Energiebericht der Bundesregierung, Bonn, Sept. 1986 S. 50.
1
}
1
1
1
1976
1977
1978
1979
1980
2
t
19851)
1986
935
343
346
318
365
354
361
493
437
407
394
2972)
187
2o8
221
245
297
258
229
190
179 2 )
662)
114 2 )
187
99 2 )
17
132 2 )
90 2)
932)
18^
102) 2
)
Kohle u. andere foss. Energieträger
V
1
1
108
1
1
1
1
1
1
1
1
253
605
614
705
961
298
237
274
186 3 )
1
3383)
Quellen: BMFT, Faktenbericht 1986, 1981. 1977.
177
165
158
143
117
105
104
101
75 2)
78
85 2 )
802)
4:
57 2 )
E
642) 763)
Nukleare Energieforschung, incl. Wissenschaftsausgaben
V
360 3 )
1 2463)
319 3 )
1 085 3 )
1
1
Erneuerbare Energieauellen und rationelle Energieverwendung
V
davon
- in Mill.-DM -
Ausgaben des Bundes für Energieforschung und Energietechnologie
1) Sol1 zahlen 2) BMFT: Programm Energieforschung und Energietechnologien 1977 - 1980. 3) Berechnungen des Ifo-Instituts : Gesamtausgaben - ( E j + E2 + E^) » E^.
2
2 454
1983
1984
2 869
098
977
958
737
439
383
432
1982
2
1 621
1975
1981
1
1974
405
442
1
1
1972
349
175
Gesamt
1973
1
1
1970
1971
Jahr
Tabelle 17
Kernfusion
4. Produktionsfaktoren und ihre Entwicklung 71
72
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
93 Mill. DM im Jahre 1974 an. Das Maximum wurde 1982 mit fast 500 Mill. DM erreicht (vgl. Tab. 17). Seitdem gingen die Aufwendungen wieder um etwa ein Drittel zurück. Schwerpunkt der Förderung ist der Einsatz und die Erprobung umweltfreundlicher Energietechniken sowie die Kohleveredelung 9. Auf dem Gebiet der regenerativen Energiequellen und der Energieeinsparung erhöhten sich die Ausgaben sprunghaft von 17 Mill. DM 1974 auf fast 300 Mill. DM 1982. Auch hier erfolgte dann ein Rückgang auf das Niveau von 1979. Schwerpunkt ist hier insbesondere die Photovoltaik. Die nukleare Energieforschung beanspruchte im gesamten Beobachtungszeitraum den Hauptteil der Mittel für Energieforschung 10. Bis 1981 machten die hierfür bereitgestellten Mittel jährlich etwa 1,2 bis 1,3 Mrd. DM aus. 1982 erhöhten sie sich um mehr als 50%; zuletzt gingen sie wieder auf das Niveau Anfang der siebziger Jahre zurück. Der Anteil der Mittel für Nuklearforschung an den Gesamtaufwendungen für Energieforschung sank von rd. 95 % im Jahre 1972 auf zuletzt etwa 65 % ab. Die Förderung konzentriert sich vor allem auf die Sicherheitsforschung für Leichtwasserreaktoren und fortgeschrittene Reaktorlinien einschließlich der Brennstoffkreisläufe sowie auf die Entsorgung radioaktiver Abfälle 1 1 . Die Aufwendungen für die Fusionsforschung, die im wesentlichen in Großforschungseinrichtungen und Max-Planck-Instituten stattfindet, erhöhten sich fast kontinuierlich von 57 Mill. DM 1972 auf 177 Mill. DM 1986, also auf mehr als das Dreifache. Kommerziell verwendbare Ergebnisse sind jedoch nach Aussage von Experten nicht vor Mitte des nächsten Jahrhunderts zu erwarten.
5. Die Märkte der Kraftwerksindustrie 5.1 Der Inlandsmarkt 5.1.1 Prognosen der Entwicklung der Stromerzeugung und der Stromerzeugungskapazitäten Die von wissenschaftlichen Institutionen und der Energiewirtschaft erarbeiteten und von der Energiepolitik übernommenen Prognosen über die Entwicklung des Stromverbrauchs stellen für die Kraftwerksindustrie wichtige Orientierungspunkte dar, an denen sie den Ausbau ihrer Kapazitäten zur Errichtung von Kraftwerksanlagen ausrichten. In der Vergangenheit bestanden zu verschiedenen Zeitpunkten jeweils verschiedene Prognosen über die StromverbrauchsEnergiebericht, a.a.O., S. 50. Ohne Aufwendungen für die Fusionsforschung. Energiebericht a.a.O., S. 50.
. De
t der Kaftwerksindustrie
73
entwicklung und die daraus abgeleiteten Zahlen über den erforderlichen Kraftwerksbau. Für die Versorgung mit elektrischer Energie ist ein wesentlich höherer spezifischer Kapitaleinsatz erforderlich als für die Bereitstellung der meisten anderen Energieträger. Aufgrund dieser hohen Kapitalintensität waren für die Stromversorgung seit jeher Prognosen über die Entwicklung der Stromerzeugung und daraus abgeleitet — der Erzeugungskapazitäten von besonderer Bedeutung. Es ist daher nicht verwunderlich, daß auch und - wegen der Zunahme der Kapitalintensität der Stromversorgungsanlagen - gerade in den vergangenen Jahrzehnten eine große Zahl einschlägiger Prognosen veröffentlicht wurde. Sie kommen, da jeweils zur gleichen Zeit erstellt, fast immer zu ähnlichen Trendverläufen, weshalb anschließend nur auf die Ergebnisse der wichtigsten Arbeiten über die erwartete Stromverbrauchsentwicklung in den siebziger und achtziger Jahren eingegangen wird. Der Umfang der Fertigungskapazitäten der am Kraftwerksbau beteiligten Unternehmen wird am erwarteten Zubau von Kraftwerken ausgerichtet. Dieser Zubau setzt sich zusammen aus dem Nettozubau — Ausdehnung der gesamten Bruttoengpaßleistung — und dem Ersatzbedarf. Im Untersuchungszeitraum war in der Bundesrepublik Deutschland vor allem der Nettozubau an Kraftwerksleistung von Bedeutung. Der Ersatzbedarf spielte wegen des relativ niedrigen Alters der Kraftwerke nur eine untergeordnete Rolle; in Zukunft ist jedoch mit einer zunehmenden Bedeutung desselben zu rechnen. Nach den Ende der sechziger Jahre erstellten Prognosen wäre bis 1980 ein Zubau an elektrischer Leistung in Höhe von rund 48 GW erforderlich gewesen 12 . Das hätte einen durchschnittlichen jährlichen Zuwachs von 3,4 GW bedeutet, wovon knapp 60 Prozent auf Kernkraftwerke entfallen sollten. Insgesamt gesehen war diese Vorhersage erstaunlich treffsicher: Die für 1980 prognostizierte Engpaßleistung lag nur um knapp vier Prozent über der tatsächlich am Ende dieses Jahres installierten Leistung (vgl. Tab. 18 und Tab. 19). In der 1973 für die Bundesregierung erstellten Energieprognose 13 wurde dagegen ein wesentlich höherer Bedarf an zusätzlicher Kraftwerksleistung vorausgeschätzt. Bis 1985 sollte danach der Kraftwerkspark im jährlichen Durchschnitt um fast sieben GW ausgedehnt werden. Das entspricht ungefähr einer Verdoppelung der Ende der sechziger Jahre vorgelegten Prognoseergebnisse. Die Kernenergieleistung sollte daran einen Anteil von rund 45 Prozent haben. 12
Vgl. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Die voraussichtliche Entwicklung der westdeutschen Elektrizitätswirtschaft bis zum Jahre 1980 und die künftigen Einsatzmöglichkeiten von Kernkraftwerken, in: DIW-Wochenbericht 1/2,1968. 13 Vgl. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Energiewirtschaftliches Institut an der Universität Köln (EWI), Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), Prognose des Energieverbrauchs in der Bundesrepublik Deutschland bis 1985, in: DIW-Wochenbericht 44,1973.
1970
1980
1995
1978
353x4
443,5 2000
366,9
+7,3 470,4
1982
434,7 + 1 3 , 3 1990 5 1 1 , 0 1995
0^3
+ ? j 6
+37,4
10, 4
1X0
+15 ,2
§x7
+20,5 +36,5
+20,0 +45,0
+17,8
+18,6
3X5
+13,5 + 9,1
90,5
+26,5 583,1
Bestand
+25 bis 30 53x6
"b)
b)
+8,9
85x3
+36,0 +57,9
+54,7a +96,0 '
-
f
Kern-
C
Bestand
+13,5"
+29,4
+10,0
f^Kf" + ¿forüicher ff**• erf^llcher ^^t) Nettozubau ^ ^ ) Nettozubau rj3^. gegenüber ( gegenüber V Basisjahr V Baais-jahr
Brutto-
a) Der Nettozubau an Bruttoengpaßleistung wurde aus der prognostizierten Stromerzeugung mittels durchschnittlicher jähr Ii- | eher Ausnutzungsdauem von 4300 bis 4600 Stunden errechnet. - b) Keine Angaben verfügbar. 1 Quellen: 1 ) Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung ( D I W ) , Die voraussichtliche Entwicklung der westdeutschen Elektrizitätswirtschaft bis zum Jahr 1980 und die künftigen Einsatzmöglichkeiten von Kernkraftwerken, in: DIW-Wochenbericht 1 / 2 , 1968. 2) Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung ( D I W ) , Energiewirtschaftliches Institut a . d . Universität Köln ( E W I ) , Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung ( R W I ) , Prognose des Energieverbrauchs in der Bundesrepublik Deutschland bis 1 9 8 5 , in: DIW-Wochenbericht 4 4 , 1 9 7 3 . 3) DIW/EWI/RWI, Die künftige Entwicklung der Energienachfrage in der Bundesrepublik Deutschland und deren Deckung - Perspektiven bis zum Jahr 2000, Essen 1 9 7 8 . 4 ) DIW/EWI/RWI, Der Energieverbrauch in der Bundesrepublik Deutschland und seine Deckung bis zum Jahr 1 9 9 5 , Essen 1 9 8 1 . 5) PROGNOS AG ( H r s g . ) , Energieprognose - Die Entwicklung des Energieverbrauchs in der Bundesrepublik Deutschland und seine Deckung bis zum Jahr 2000, Stuttgart 1 9 8 4 .
1984
(mittl. Variante)
PR0GNDS5)
1981 1 9 8 5
1985 1990
421,0 524,0 643,0
+24,7aJ 487,3 688,0
+47,8 ' 2 59 x 6
Hj.1
178^3
42x9
Bruttostromerzeugung in Mrd. KWh
+11'1*! 408,0
291i.8
348,5 1980 1985
2221
232,0 1980
1990
2225
DIW/EWI/RWI 4 )
1978
DIW/EWI/ RWI
1973 1 9 7 5
DIW/EWI/RWI 2 )
1968
DIW1* 1 9 6 6
_Basisjahr
""""""a " PrognoseDahre
Jahr der Veröffentlichung
Prognosen der Bruttostromerzeugung und der Stromerzeugungskapazitäten
Verfasser
Tabelle 18 74 III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
1921
1980
1975
21
1970
'
5)
Quellen:
2000
1990
1,9 1990 1995
3,7 1985 1990
1925
1980 1985
1980
1966
. .
Basisjahr
1,0
0^5
0,6
2,2 2,2
3,6 3,9
6,2 6,1 6,9
2,8 3,4
(M
1,3
2,0
1 , 1
1,7
1,5 1,7
2,1 2,4
2,2 3,2
1 , 8 bis 2 , 1
Kernkraftwerk lel, tun,
Jährlicher Zubau gegenüber dem Basisjahr von von K.a^slelstun,
PROGNOS AG ( H r s g . ) , Diergieprognose - Die Entwicklung des Energieverbrauchs in der Bundesrepublik Deutschland und seine Deckung bis zum Jahr 2000, Stuttgart 1984.
t der Kaftwerksindustrie
5)
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung ( D I W ) , Die voraussichtliche Entwicklung der westdeutschen Elektrizitätswirtschaft bis zum Jahr 1980 und die künftigen Einsatzmöglichkeiten von Kernkraftwerken, in: DIW-Wochenbericht 1 / 2 , 1 9 6 8 . 2) Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung ( D I W ) , Energiewirtschaftliches Institut a . d . Universität Köln ( E W I ) , Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung ( R W I ) , Prognose des Energieverbrauchs in der Bundesrepublik Deutschland bis 1 9 ß 5 , in: DIW-Wochenbericht 4 4 , 1 9 7 3 . 3) DIW/EWI/RWI, Die künftige Entwicklung der Energienachfrage in der Bundesrepublik Deutschland und deren Deckung - Perspektiven bis zum Jahr 2000, Essen 1 9 7 8 . 4 ) DIW/EWI/RWI, Der Energieverbrauch in der Bundesrepublik Deutschland und seine Deckung bis zum Jahr 1 9 9 5 , Essen 1 9 8 1 .
1)
»995
¿982
1985
(mittlere Variante) ,984
PROGNOS
1981
D
Prognosen für den durchschnittlichen Leistungszuwachs pro Jahr
DIW/EWI/RWI 1 9 2 §
1978
DIW/EWI/RWI
1973
DIW/EWI/RWI
1968
DIW1)
Jahr der Veröffentlichung
Verfasser
Tabelle 19
. De 75
76
III. Materialien zur
raftwerksindustrie
In den 1978 und 1981 veröffentlichten Energieprognosen, die jeweils als Basis für die Fortschreibungen des Energieprogramms der Bundesregierung dienten, wurde der mittelfristig für erforderlich gehaltene Zuwachs an Kraftwerksleistung deutlich reduziert 14 . Die Prognose aus dem Jahre 1978 kommt zu dem Ergebnis, daß zwischen 1975 und 1990 ein jährlicher Leistungszuwachs von durchschnittlich 3,5 bis 4 GW ausreichen wird. Der größte Teil davon sollte mit 2 bis 2,5 GW pro Jahr auf Kernkraftwerksleistung entfallen. In der Energieprognose von 1981 wird lediglich noch ein jährlicher Zuwachs der Kraftwerksleistung von 2,2 GW für den Zeitraum von 1978 bis 1990 für notwendig gehalten. Daß die Vorhersagen über den Zuwachs an Kraftwerksleistung seit den frühen siebziger Jahren ständig nach unten revidiert werden mußten, kann auf verschiedene Ursachen zurückgeführt werden. Einen besonders wichtigen Einflußfaktor stellen die beträchtlichen Energiepreissteigerungen dar, die durch die 1973 und 1979/80 erfolgten Preissprünge beim Mineralöl ausgelöst wurden. Die erhöhten Preise veranlaßten die Verbraucher, Energie und somit auch elektrischen Strom rationeller einzusetzen. Während es jedoch bei Brennstoffen seit 1980 sogar zu Verbrauchsrückgängen kam, ist beim Stromverbrauch lediglich eine starke Verringerung des Zuwachses festzustellen. Der von 1979 bis 1982 praktisch stagnierende Bruttostromverbrauch hatte jedoch vor allem konjunkturelle Ursachen. Die Nettoproduktion der Industrie, auf die der größte Teil des Stromverbrauchs in der Bundesrepublik entfällt, war 1982 um etwa 4,5 Prozent niedriger als 1979. Seit 1982 sind wieder steigende Stromverbrauchswerte zu verzeichnen. Zu einer Reduzierung des zu erwartenden Stromverbrauchszuwachses und damit der zuzubauenden Kraftwerksleistung haben auch sektorale Struktureffekte beigetragen. Der Rückgang des Anteils der Grundstoff- und Produktionsgüterindustrie am gesamten Produktionsvolumen des Verarbeitenden Gewerbes hat sich seit Ende der siebziger Jahre beschleunigt. Nachdem dieser Sektor den größten Teil des industriellen Stromverbrauchs auf sich vereinigt, blieb diese Entwicklung nicht ohne Wirkung auf den Gesamtstromverbrauch. Aber auch die Zuwachsraten des Stromverbrauchs der Haushalte sind kleiner geworden, nachdem die Ausstattung der Haushalte mit stromverbrauchenden Geräten langsam an Sättigungsgrenzen stößt. Darüber hinaus kommt der abnehmende spezifische Stromverbrauch der Elektrogeräte mehr und mehr zum Tragen. Auf der anderen Seite ist in den letzten Jahren infolge der Notwendigkeit, den Brennstoffverbrauch zu reduzieren, ein neues Einsatzgebiet für elektrischen Strom entstanden. Mit Hilfe von Strom kann Heizöl bei der Deckung des Raum14 Vgl. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Energiewirtschaftliches Institut an der Universität Köln (EWI), Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), Die künftige Entwicklung der Energienachfrage in der Bundesrepublik Deutschland und deren Deckung - Perspektiven bis zum Jahre 2000, Essen 1978. - Dieselben, Der Energieverbrauch in der Bundesrepublik Deutschland und seine Deckung bis zum Jahre 1995, Essen 1981.
. De
t der Kaftwerksindustrie
77
Wärmebedarfs über Wärmepumpen substituiert werden. Durch die bessere Regelung und Steuerung von Produktionsprozessen kann der Brennstoffverbrauch in der Industrie über einen höheren Stromverbrauch gesenkt werden. Es ist jedoch nicht zu erwarten, daß aus diesen Gründen künftig die Zuwachsraten des Stromverbrauchs und der folglich erforderlichen Kraftwerksleistung wieder das in den siebziger Jahren übliche Niveau erreichen werden. 5.1.2 Entwicklung und Struktur von Stromerzeugung und Stromverbrauch 5.1.2.1 Entwicklung von Bruttostromverbrauch, Primärenergieverbrauch und Bruttosozialprodukt Der Zubau an Kraftwerksleistung wird weitgehend von der Entwicklung des Stromverbrauchs bestimmt. Die Bemessung der Erzeugungsanlagen erfolgt nach dem in einem bestimmten Zeitabschnitt auftretenden Höchstbedarf. Außerdem ist die Zusammensetzung eines Kraftwerkparks von der tages- und jahreszeitlichen Verteilung der Stromnachfrage - der sogenannten Belastungskurve — abhängig. Mit einer Änderung der Form der Belastungskurve wird eine andere Zusammensetzung des Kraftwerkparks optimal, selbst wenn die auftretende Höchstlast konstant bleibt 1 5 . Eine weitere Ursache für eine erforderliche Anpassung der Kraftwerksstruktur ist in einer Veränderung der Faktorpreise zu sehen. So ist es aufgrund der starken Ölpreissteigerungen und den darauf folgenden Preiserhöhungen bei Erdgas in den siebziger Jahren notwendig geworden, zusätzliche Grundlastkraftwerke zu errichten, da die Öl- und Gaskraftwerke nunmehr vorwiegend im Mittel- und Spitzenlastbereich eingesetzt wurden. Für die Erstellung von fast allen Gütern und Dienstleistungen wird in irgendeiner Form Energie benötigt. Die Höhe der jeweiligen Energienachfrage ist von einer Vielzahl von Determinanten abhängig; zu ihnen zählen die Industriestruktur, die Siedlungsstruktur und das technische Niveau der Energienutzung. Diese Größen verändern sich im Zeitablauf und bestimmen dadurch die Höhe des Energieverbrauchs ebenso wie auch die Bindung des Energieverbrauchs an das Niveau der wirtschaftlichen Aktivität, die beträchtlichen Wandlungen unterworfen ist. Der Zusammenhang zwischen der Entwicklung des Energieverbrauches und der Entwicklung des Bruttosozialprodukts, des Maßes für den Umfang der wirtschaftlichen Aktivitäten, wird gewöhnlich mit dem Elastizitätskoeffizienten beschrieben. Der Elastizitätskoeffizient ist gleich dem Quotienten aus dem Wachstum des Energieverbrauchs und dem Wachstum des realen Bruttosozialprodukts.
15
S. 7Off.
Vgl. W. Schulz, Ordnungsprobleme der Elektrizitätswirtschaft, München 1979,
78
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
In den sechziger Jahren entwickelten sich der Primärenergieverbrauch und das Bruttosozialprodukt mit einer bemerkenswerten Gleichmäßigkeit. Diese enge Kopplung zwischen beiden Größen kommt in einem Elastizitätskoeffizienten von rund 1,0 zum Ausdruck. Die Entwicklung in den siebziger Jahren wurde von den gewaltigen Preissteigerungen bei Mineralölprodukten und - in unterschiedlichem Ausmaß — auch bei anderen Energieträgern geprägt. Die Volkswirtschaft sah sich dadurch vor weitreichende strukturelle Anpassungsaufgaben gestellt, in deren Folge sich auch die Relation zwischen der Zunahme des Bruttosozialprodukts und der Zunahme des Primärenergieverbrauchs grundlegend veränderte. Während das reale Bruttosozialprodukt im Zeitraum von 1970 bis 1985 jährlich durchschnittlich um 2,2% von 957,5 Mrd. DM auf 1.330,9 Mrd. DM anwuchs, nahm der Primärenergieverbrauch lediglich von 336,8 Mill. t SKE auf 385,2 Mill. t SKE zu; das entspricht einem durchschnittlichen Anstieg von 0,9 % pro Jahr (vgl. Tab. 20). Daraus errechnet sich für diese Periode zwischen dem Wachstum des Primärenergieverbrauchs und dem Wirtschaftswachstum ein Elastizitätskoeffizient in Höhe von 0,4. Die Entwicklung des Bruttostromverbrauchs, der der Summe aus der Brutto-Stromerzeugung und dem Stromaustauschsaldo mit dem Ausland und der DDR entspricht, war in den zurückliegenden Jahrzehnten durch eine stürmische Zunahme gekennzeichnet. Die Zuwachsraten des Stromverbrauchs gingen jedoch im Zeitablauf deutlich zurück: Einem durchschnittlichen Zuwachs von jährlich fast zehn Prozent zwischen 1950 und 1960 folgte eine durchschnittliche Zunahme von rund 7,4 Prozent im darauffolgenden Jahrzehnt; zwischen 1970 und 1985 stieg der Bruttostromverbrauch von 250,4 TWh auf 410,8 TWh; dies entspricht einer jährlichen Zunahme von durchschnittlich 3,4 Prozent (vgl. Tab. 20). Da der Stromverbrauch in allen Zeitabschnitten seit 1950 stets stärker zunahm als das Bruttosozialprodukt, ist auch der aus diesen beiden Größen errechnete Elastizitätskoeffizient immer größer als 1,0. Der Koeffizient verringerte sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten nur geringfügig: Während er in den sechziger Jahren rund 1,8 betrug, ergab sich für den Zeitraum von 1970 bis 1985 ein Wert von rund 1,5. Ein Wachstum des Bruttosozialprodukts erfordert offenbar unter den strukturellen Bedingungen der deutschen Volkswirtschaft eine überproportionale Zunahme des Bruttostromverbrauchs. Auffallend ist das seit 1970 zu beobachtende starke Auseinanderfallen der Wachstumsraten von Primärenergieverbrauch und Bruttostromverbrauch. Stieg der Stromverbrauch von 1950 bis 1970 im Durchschnitt fast doppelt so stark an wie der Primärenergieverbrauch, so betrug der Quotient aus den beiden Wachstumsraten für den Zeitraum danach bis 1985 sogar rund 3,7. Diese insbesondere in den letzten Jahren festzustellende Entwicklung unterstreicht die Sondenolle, die die elektrische Energie im Spektrum der Energieträger einnimmt. Die universelle Einsatzfähigkeit von elektrischem Strom er-
. De
t der Kaftwerksindustrie
79
T a b e l l e 20 E n t w i c k l u n g von B r u t t o s o z i a l p r o d u k t , energleverbrauch
Jahr
1970
und
Bruttosozialprodukt i n Preisen von 1976 i n Mrd. DM 957,5
Primär-
Bruttostromverbrauch
Primärenergleverbrauch i n M i l l , t SKE 336,8
Brut tos trcmverbrauch i n TV/h 250,4
1971
988,1
339,4
266,2
1972
1029,0
354,3
286,6
1973
1075,9
378,5
309,3
1974
1080,8
365,9
317,6
1975
1063,9
347,7
309,6
1976
1123,0
370,3
334,7
1977
1154,1
372,3
341 , 3
1978
1194,0
389,0
356,5
1979
1241 , 6
408,2
372,8
1980
1265,5
390,2
374 , 5
1981
1263,0
374,1
376,7
1982
1250,0
361 , 5
373,7
1983
1266,6
364,7
384,2
1984
1299,7
376, 1
398,9
1985
1330,9
385,2
410,8
Quelle;
S t a t i s t i s c h e s Bundesamt, Energiebilanzen
Arbeitsgemeinschaft
möglicht nicht nur die Durchführung von Automatisierungsinvestitionen zur Erhöhung der Arbeitsproduktivität in der Wirtschaft, sondern trägt auch dazu bei, Energie rationeller einzusetzen. Die seit 1980 erzielten Energiesparerfolge bei Brennstoffen sind zu einem nicht unbeträchtlichen Teil erst mit Hilfe von elektrischem Strom möglich gewesen. Das gilt sowohl für die Fälle, in denen der Stromeinsatz direkt zur Nutzung regenerativer Energieträger beiträgt, wie etwa bei Wärmepumpen und Solarkollektoren, als auch dort, wo Strom flankierend zur Steuerung und Regelung, z.B. in Heizungsanlagen und bei industriellen Produktionsprozessen, verwendet wird.
80
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
5.1.2.2 Stromerzeugung nach Erzeugungsbereichen und Energieträgern Die Stromerzeugung im Inland setzt sich zusammen aus der Erzeugung in den Kraftwerken der öffentlichen Elektrizitätsversorgung, in den Anlagen der Industrie und in denen der Bundesbahn. Von 1970 bis 1985 nahm die gesamte Stromerzeugung um 166,8 TWh oder rund 68 Prozent auf 408,6 TWh zu; es ist dies eine jährliche Steigerung um durchschnittlich 3,5 Prozent. Einen deutlich höheren Zuwachs weist die Erzeugung in den öffentlichen Kraftwerken auf: Im Jahr 1985 lag die Erzeugung in diesen Anlagen um 113 Prozent über derjenigen des Jahres 1970. Folglich konnten die öffentlichen Kraftwerke ihren Anteil an der gesamten Stromerzeugung beträchtlich ausweiten. Er stieg von 67 Prozent im Jahr 1970 auf fast 85 Prozent am Ende der hier betrachtenden Periode. Während die Erzeugung der industriellen Eigenanlagen absolut zurückging, nahm die in Bundesbahnkraftwerken erzeugte elektrische Energie nur relativ ab (vgl. Tab. 21). Die Entwicklung der Stromerzeugung nach Energieträgern war in den vergangenen Jahrzehnten großen Veränderungen unterworfen. Die Bedeutung der Wasserkraft ging zugunsten der Erzeugung aus Wärme zurück. Wurden im Jahr 1950 noch fast 20 Prozent des erzeugten Stroms aus Wasser gewonnen, so betrug dieser Anteil 1970 noch 7,5 Prozent und 1985 sogar nur noch 4,3 Prozent. Umgekehrt nahm die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen und, seit den siebziger Jahren, aus Kernbrennstoffen stetig zu. Der größte Teil der elektrischen Energie wird aus Steinkohle erzeugt. Zwar ging der Anteil dieses Energieträgers an der Stromerzeugung bis Mitte der siebziger Jahre zurück, aber gerade in den letzten Jahren war wieder eine Ausweitung der Steinkohlenverstromung festzustellen. Diese Entwicklung hängt insbesondere mit dem 1980 zwischen dem Steinkohlenbergbau und der Elektrizitätswirtschaft geschlossenen Vertrag über die wesentliche Erhöhung der Stromerzeugung aus Kohle zusammen 16 . Braunkohle dient nach wie vor zur Stromerzeugung in der Grundlast; der Anteü der mit diesem Energieträger erzeugten elektrischen Energie blieb im Zeitraum von 1970 bis 1983 ziemlich konstant und betrug etwa ein Viertel der Gesamterzeugung 17 . Der Einsatz von Kohlenwasserstoffen zur Stromerzeugung war in der hier betrachteten Periode größeren Veränderungen unterworfen. Die Ursachen hierfür sind vor allem in den bereits angeführten starken Preissteigerungen bei Mineralölprodukten und Gasen in den siebziger Jahren zu sehen. So ging der Anteil des aus Heizöl erzeugten Stroms von rund 15 Prozent zu Beginn der siebziger 16 Vgl. H.-D. Karl, Kraftwerkszubau trägt Wachstum der Strominvestitionen, in: IfoSchneUdienst 33/82, S. 24. 17 Seit 1984 ist ein spürbarer Anteilsverlust der Kohle zugunsten der Kernenergie zu konstatieren.
. De Tabelle
t der Kaftwerksindustrie
81
21 Stromerzeugung
nach
Erzeugungsbereichen
i n TWh
Jahr
öffentliche
Industrielle
Kraftwerke
Eigenanlagen
Bundesbai in
insgesamt
4,6
242,6
1970
162,6
75,4
1971
172,3
82,5
4,8
259,6
1972
196,5
73,4
4,9
274,8
1973
218,3
75,6
5,1
299,0
1974
231 ,9
74,5
5,3
311,7
1975
238,9
58,0
4,9
301 , 8
1976
268,0
60,5
5,2
333,7
1977
269,3
60,6
5,4
335,3
1978
283,7
64,0
5,7
353,4
1979
298,6
67,3
6,3
372,2
1980
298,4
64,0
6,4
368,8
1981
301 , 8
60,7
6,3
368,8
1982
303,6
57,2
6,1
366,9
1983
311, 3
56, 5
6,0
373, 8
1984
331 , 2
57,6
6,1
394,9
1985
346,4
55, 8
6,4
408,6
Quelle:
Bundesministerium
für W i r t s c h a f t ,
Referat
III
B 2.
Jahre, als die Ölkraftwerke noch vorwiegend Strom für den Mittellastbereich bereitgestellt haben, auf gut zwei Prozent in 1985 zurück. Ähnlich verlief die Entwicklung bei der Stromerzeugung aus Gasen: Einer Zunahme des Anteils des aus Gasen erzeugten Stroms auf reichlich 23 Prozent (1975) schließt sich der Rückgang dieses Anteils auf nur noch rund acht Prozent (1985) der Gesamterzeugung an. Das ursprünglich in der Grundlast eingesetzte Gas wird heute ebenso wie Heizöl zur Stromerzeugung für höhere Lastbereiche herangezogen (vgl. Tab. 22). Der größte Zuwachs ist in der Berichtsperiode bei der Erzeugung aus Kernbrennstoffen zu verzeichnen. Absolut gesehen war die Stromerzeugung aus Kernenergie 1985 20 mal so hoch wie im Jahr 1970. Der Anteil des aus diesem Energieträger erzeugten Stroms wuchs im selben Zeitraum von 2,5 Prozent auf 6 Röthlingshöfer
242,6
259,6
274,8 5,0
299,0
311,7
301,8
333,7
335,3
353,4
372,2 5,0
368,8
368,8
366,9
373,8
394,9
408,6
1970
1971
1972
1973
1974
1975
1976
1977
1978
1979
1980
1981
1982
1983
1984
1985
4,3
4,7
5,1
5,4
5,4
5,1
11,4
5,2
5,2
4,2
5,7
5,7
5,2
24,2
24,8
30,8
23,4
17,6
17,3
14,6
11,8
10,2
10,8
7,3
7,1
3,9
3,9
2,2
2,5 39,3
21,8
24,0
25,4
25,4
26,1
25,4
25,3
26,3
29,0
28,3
29,0
26,5
25,0
23,7
24,6
7,4
31,4
33,8
35,5
33,6
32,3
30,5 7,0
29,0
27,7
28,2
24,7
2,3
2,3
3,4
4,7
5,4
19,2
21,4
8,8
8,8
10,2
9,9
9,9
14,3
12,7
14,2
Gase
stoff e
14,9
^ Heizöl
14,7 31,5
34,9
42,3
40,3
davon aus ... in % . Kernenergie Braunkohlea) I Steinkohle |
3,3
5,4
7,3
Wasser
Stromerzeugung nach Energieträgern
1,0
8,3
10,7
11,9
12,4
15,2
1,0
20,5
20,2
20,0
23,3
21,6
15,9
Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft,
Referat III B 2.
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie 1,0
1,0
1,1
1,0
1,0
0,8
0,9
1,0
1,1
1,1
1,1
1,2
^ 1,0
0,8
11,3
9,4
übrige Brenn-
a) Einschließlich tschechischer Hartbraunkohle ab 1 9 7 4 . - b) Einschließlich sonstiger fester Brennstoffe. - c) Einschließlich Dieselöl. - d) Erdgas und sonstige gasförmige Brennstoffe.
Strcmerzeugung insges. in TWh
Jahr
Tabelle 22 82
5. Die Märkte der Kraftwerksindustrie
83
30,8 Prozent der Gesamterzeugung (vgl. Tab. 22). Die Zunahme der Kernenergie resultiert vor allem aus dem Bedarf an Grundlaststrom. Neben der Kernenergie können gegenwärtig nur noch Wasserkraft und Braunkohle, die jedoch kapazitätsmäßig beschränkt sind, für eine kostengünstige Grundlasterzeugung herangezogen werden. Angesichts des nach Angaben der Elektrizitätswirtschaft derzeit noch bestehenden Defizits in der Erzeugung kostengünstigen Grundlaststroms und der in Bau und Planung befindlichen Kernkraftwerke wird die Stromerzeugung aus Kernenergie in den kommenden Jahren noch weiter zunehmen. Unterstellt ist bei dieser Aussage, daß kein Ausstieg aus der Kernenergie erfolgt. 5.1.2.3 Stromverbrauch nach Verbrauchergruppen Der gesamte Stromverbrauch ergibt sich aus dem Bruttostromverbrauch abzüglich des Kraftwerkeigenverbrauchs und des Pumpstromverbrauchs. In diesem so definierten Gesamtstromverbrauch sind außer dem Verbrauch der Endverbrauchergruppen noch die Netzverluste einschließlich des nicht erfaßten Verbrauchs enthalten. Der Anteil der Netzverluste am Stromverbrauch ist viele Jahre hindurch im Trend zurückgegangen; seit etwa 1977 verharrt er jedoch auf dem gleichen Niveau 18 . Die Ursache für die Verringerung der Netzverluste ist in dem verstärkten Ausbau der Freileitungen mit Betriebsspannungen von 110 kV an aufwärts zu sehen. In den letzten Jahren wurde jedoch die Verlegung von Kabeln, die höhere spezifische Verluste als Freileitungen aufweisen, vorangetrieben, so daß insgesamt gesehen die Netzverluste nicht weiter reduziert werden konnten. Der größte Teil des Stromverbrauchs entfällt nach wie vor auf den Verbrauchssektor Industrie. Im Jahre 1985 lag der Stromverbrauch im Verarbeitenden Gewerbe um rund 38 Prozent über dem Niveau von 1970. Da aber der gesamte Stromverbrauch mit rund 65 Prozent wesentlich stärker zugenommen hat als deqenige der Industrie, verringerte dieser Sektor seinen Anteil am gesamten Stromverbrauch um nahezu zehn Prozentpunkte auf etwa 48 Prozent im Jahr 1985. Beim Stromverbrauch des Sektors Verkehr handelt es sich vorwiegend um den Fahrstromverbrauch der Deutschen Bundesbahn, auf den rund 70 Prozent des Verbrauchs dieser Gruppe entfallen, sowie um den sonstigen Verbrauch der Verkehrsbetriebe. Der absolute Stromverbrauch des Verkehrssektors ist von 1970 bis 1985 zwar um etwa 40 Prozent gestiegen, der Anteil dieser Gruppe am Gesamtverbrauch nahm aber leicht ab und betrug im Jahre 1985 rund 2,9 Prozent. Der Kleinverbrauchssektor setzt sich zusammen aus den Gruppen öffentliche Einrichtungen, Landwirtschaft sowie Handel und Gewerbe. Während 18
*
Vgl. VDEW - Die öffentliche Elektrizitätsversorgung 1985, S. 54, Tabelle 37.
351,4
352,7
349,3
359,3
372,9
1981
1982
1983
1984
47,5
48,0
47,5
47,7
48,6
49,9
5,2 2,1
2,2
2,2
6,0 2,1
2,2
7,3 2,0
2,0
2,0
2,1
2,1
25,3
25,2
25,1
25,2
24,6
24,4
23,9
24,2
23,5
23,1
23,4
21,5
20,9 8 , 7
20,9 8 , 7
19,7
18,5
Referat III B 2.
6,5
7,3
7,2
2,9 7,4
2,8
2,9
2,9
3,1
2,0
2,1
6,9
6,7
3,0
3,0
2,9 6,6 2,1
2,9 6,4 2,1
2,9 6,2
3,0
3,0 5 , 4 2 , 1
3,1
3,2 5,1
3,3 4,8
3,4 4,9 2,2
5,1
10,6
10,6
10,5
10,5
10,1
9,7
9,6
9,8
9,5
4,3
4,1
4,7
4,3
4,3
4,1
3,8
3,7
4,5
4,9
5,1
4,9
5,7
6,0
Handel und Verluste und Gewerbe Nichterfaßtes
5,3
9,3
9,4
8,6
8,7
8,3
davon in % öffentliche I LandHaushalt Einrichtungen Wirtschaft
Quelle; Bundesministerium für Wirtschaft,
384,0
50,9
349,0
1979
1980
1985
50,7
333,6
1978
51,5
51,1
312,4
319,6
50,9
1977
289,6
1975
54,5
54,9
54,6
55,6
56,7
1976
288,2
296,3
266,6
-1972
1974
246,9
1973
232,6
1971
Verkehr
Stromverbrauch der Verbrauchergruppen
Strcnverbrauch insIndustrie gesamt in TWh
1970
Jahr
Tabelle 23
84 III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
. De
t der Kaftwerksindustrie
85
der Anteil des Stromverbrauchs der Landwirtschaft am gesamten Stromverbrauch in den Jahren von 1970 bis 1985 praktisch konstant geblieben ist, dehnten die übrigen beiden Gruppen ihren Verbrauch stark aus. Der Stromverbrauch in Handel und Gewerbe war 1985 um 110 Prozent höher als 1970, der Verbrauch der öffentlichen Einrichtungen stieg sogar um rund 150 Prozent. Der Anstieg des gesamten Stromverbrauchs wurde insbesondere von der Verbrauchsentwicklung bei den Haushalten getragen. Der Stromverbrauch dieses Sektors hat sich in der Untersuchungsperiode mehr als verdoppelt. Vor allem die zunehmende Ausstattung der Haushalte mit Elektrogeräten sowie die angewachsene Zahl an Wohnungen haben diese Entwicklung begünstigt. Nicht zuletzt hat auch die Ausweitung des Einsatzes von Nachtstromspeicherheizungen zu diesem Trendverlauf beigetragen. Der Anteil des Stromverbrauchs der Haushalte am Gesamtverbrauch stieg daher von 18,5 Prozent in 1970 auf rund 25 Prozent im Jahr 1985 (vgl. Tab. 23).
5.1.3 Entwicklung der Kraftwerksleistung 5.1.3.1 Kraftwerksleistung nach Erzeugungsbereichen Die gesamte Bruttoengpaßleistung der Kraftwerke in der Bundesrepublik Deutschland teilt sich auf in die Kraftwerke der öffentlichen Stromversorgung, in die Anlagen von Bergbau und Verarbeitendem Gewerbe sowie in diejenigen der Deutschen Bundesbahn. Die Kraftwerkskapazitäten wurden in den vergangenen Jahrzehnten beträchtlich ausgeweitet. Die Bruttoengpaßleistung betrug 1950 noch 11,3 GW; sie erreichte 1970 50,8 GW und stieg bis zum Jahresende 1985 auf ca. 98,8 GW an. Die Entwicklung der Kraftwerksleistung verlief in den drei Erzeugungsbereichen recht unterschiedlich. Eine starke Ausdehnung der Bruttoengpaßleistung ist für die öffentliche Elektrizitätsversorgung festzustellen. Hier lag die installierte Kraftwerksleistung mit 83,4 GW im Jahre 1985 um knapp 150 Prozent über dem Wert des Jahres 1970. Dagegen war im selben Zeitraum die Engpaßleistung im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe rückläufig; sie war mit 14,1 GW in 1985 um rund 13 Prozent niedriger als Anfang der siebziger Jahre. Einschränkend ist jedoch zu berücksichtigen, daß 1972 und 1976 zusammen 3,1 GW, die ursprünglich dem Bergbau und der Industrie zugerechnet wurden, auf die öffentliche Stromversorgung umgebucht worden sind. Aber auch bei Einbeziehung dieser Anlagen wäre die Engpaßleistung der Eigenanlagen am Ende der Betrachtungsperiode nur wenig höher gewesen als 1970. Die relative Bedeutung der Kraftwerke des Bergbaus und des Verarbeitenden Gewerbes für den gesamten Kraftwerkspark ist seit Jahrzehnten stetig zurückgegangen. Der Anteil der Engpaßleistung aller Kraftwerke verringerte sich von 32 Prozent in 1970 auf etwa 14 Prozent im Jahre 1985; 1950 hatte dieser Anteil noch 38 Pro-
86
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
T a b e l l e 24 Bruttoengpaßleistung jeweils
der Kraftwerke am Ende des
nach
Bereichen,
Jahres
i n MW öffentliche Versorgung
Borgbau und Ver artei tendes Gewerbe
1970
33 701
16 249
883
50 833
1971
35 589
17 524
864
53 977
1972b)
41 583
15 157
877
57 617
1973
45 656
15 410
984
62 0 5 0
1974
53 397
15 629
1 094
70 120
1975
57 582
15 684
1 090
74 356
1976C)
64 871
15 493
1 362
81 726
1977
66 892
15 448
1 362
83 702
Jahr
Deutsche a) BundesbaJin
insgesamt
1978
69 199
14 926
1 362
85 487
1979
71 466
14 829
1 370
87 665
1980
71 21 1
14 676
1 370
87 257
1981
73 543
14 718
1 370
89 631
1982
74 893
14 241
1 369
90 503
1983
76
3R9
14 069
1 344
91 802
1984
79 570
13 972
1 392
94 934
1985
83,. 3 6 2
1 4 071
1 367
98 800
a) E i n s c h l i e ß l i c h E i n p h a s e n - M a s c h i n e n d e r ö f f e n t l i c h e n V e r s o r g u n g . - b) Ab 1 . 1 . 1 9 7 2 wurden 2 293 MW des Bergbaus d e r ö f f e n t l i c h e n V e r s o r g u n g z u g e s c h l a g e n . - c) Ab 1 . 1 . 1 9 7 6 wurden 798 MW d e r I n d u s t r i e i n d i e ö f f e n t l i c h e V e r s o r g u n g übernommen.
Quelle:
Bundesministerium
für
Wirtschaft,
Referat
III
B 2.
zent betragen. Die Stromerzeugungskapazitäten der Deutschen Bundesbahn nahmen im Betrachtungszeitraum unterdurchschnittlich zu, so daß der Anteil dieser Kraftwerke an der Gesamtleistung zurückgegangen ist (vgl. Tab. 24). 5.1.3.2 Kraftwerksleistung nach Energieträgern Die strukturelle Zusammensetzung der Bruttoengpaßleistung bundesdeutscher Kraftwerke nach Energieträgern änderte sich in der Untersuchungsperiode zum Teil erheblich. Die Ursachen für diesen Wandel sind vor allem in den durch die starken Preissteigerungen bei fossilen Energieträgern ausgelösten Faktorpreisveränderungen zu sehen. Durch die relative Verteuerung der Brennstof-
. De
t der Kaftwerksindustrie
87
fe resultierte im Interesse kostengünstiger Strompreise ein starker Anreiz, solche Kraftwerke zu errichten, die hohe Kapitalkosten- und niedrige Brennstoffkostenanteile aufweisen. Die Notwendigkeit zur Umstrukturierung des Kraftwerkparks bestand bzw. besteht insbesondere bei den Anlagen zur Deckung des Grundlastbedarfs. So gingen die Anteile der Laufwasserkraftwerksleistung - auf sie entfallen etwa zwei Fünftel der gesamten Leistung der Wasserkraftwerke - und der Braunkohlenkraftwerksleistung an der gesamten Bruttoengpaßleistung zurück. Das ergab sich daraus, daß der Einsatz dieser traditionell in der Grundlaststromerzeugung verwendeten Energieträger kapazitätsmäßig begrenzt und seit Jahren bereits weitgehend ausgeschöpft ist. Sie konnten daher nicht mehr mit der Rate zugebaut werden, mit der die Bruttoengpaßleistung insgesamt ausgeweitet wurde. Zu Beginn der siebziger Jahre waren zahlreiche mit Erdgas und Heizöl befeuerte Kraftwerke im Grundlastbereich im Einsatz. Die starken Preissteigerungen bei diesen beiden Energieträgern bewirkten, daß die Gaskraftwerke gegenwärtig vorwiegend im oberen Mittellastbereich und Ölkraftwerke fast ausschließlich zur Spitzenlastabdeckung herangezogen werden. Sie werden also heute in Lastbereichen eingesetzt, für die sie ursprünglich nicht errichtet wurden. Da außerdem ein beachtlicher Teil dieser Kraftwerksleistung erst Mitte der siebziger Jahre fertiggestellt wurde, gibt es derzeit viele relativ neue Anlagen, deren Leistung nur unzureichend genutzt wird. Erst seit etwa 1980 sinken die Anteile der mit Gasen und Heizölen befeuerten Kraftwerke an der Gesamtleistung. Stark angewachsen — allerdings von einer relativ niedrigen Ausgangsbasis aus - ist im Zeitraum von 1970 bis 1985 die Kernkraftwerksleistung. Obgleich der Zubau dieser Anlagen — sie sind aufgrund hoher Kapital- und niedriger Brennstoffkosten für den Grundlastbereich prädestiniert - nicht in dem ursprünglich geplanten Umfang realisiert werden konnte, stieg die Kernkraftleistung dennoch von rund 1 GW in 1970 auf 17,5 GW im Jahr 1985 an. Waren Kernkraftwerke zuerst vor allem zur Deckung der zuwachsenden Grundlasterzeugung vorgesehen, so werden sie infolge der erfolgten starken Brennstoffverteuerung auch zur Substitution von Kraftwerken, die notgedrungen in der Grundlast eingesetzt werden, herangezogen. Den größten Teil der Bruttoengpaßleistung stellen nach wie vor Steinkohlenkraftwerke, die hauptsächlich zur Erzeugung in der Mittellast dienen, dar. Der Anteil dieser Kraftwerke ging jedoch im Berichtszeitraum von 56 Prozent auf rund 34 Prozent zurück, obgleich die Leistung der Steinkohlenkraftwerke, absolut gesehen, ausgedehnt wurde. In den letzten Jahren ist die Steinkohlenkraftwerksleistung wieder stärker erhöht worden; ein nicht unwesentlicher Grund dafür ist es, die nach dem sogenannten Jahrhundertvertrag übernommene Verpflichtung zur Verstromung heimischer Steinkohle erfüllen zu können (vgl. Tab. 25).
85 487
87 665
87 257
89 631
90 503
1977
1978
1979
1980
1981
1982
6,8
7,0
7,2
7,2
7,2
7,4
7,4
7,6
7,7
7,3
7,5
7,0
7,8
8,4
9,0
9,4
11 ,5
11 ,6
8,8
7,9
4,7
5,0
3,9
4,0
1,8
1,9
17,5
16,4
12,7
10,4
10,6
10,2
15,2
davon in %
13,7
14,3
15,0
16,0
16,0
32,8
34,2
32,6
15,2
12,8
13,8
14,8
16,9 16,1
13,8
14,6
15,9
Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft, Referat III B 2, Vereinigung Industrielle Kraftwirtschaft.
0,9
1 ,2
1,3
1 ,2
0,9
0,9
- c) vorläufig
1 ,2
0,9
0,9
0,8
15,6
14,9
0,7 0,8
Stoffe
Übrige Brenn-
15,1
16,5
14,6
14,5 17,0
0,6
0,6 14,0 15,0
0,7
16,5 15,5
16,8
16,0
15,6
14,3
12,9 9 , 8
11,0 7 , 5
0,8
Heizöl Gase
jeweils am Endes des Jahres
- b) Steinkohle und Steinkohle/Mischfeuerung.
33,6 33,2
32,8
33,7 32,8
34,4
36,3
38,2
41,4
46,9
51,2
55,5 9,6 6,5
56,1 9,3 5,1
b)
Steinkohle
nach Energieträgern,
Braunkohle
16,4
15,5
16,8
17,2
18,2
17,6
18,1
17,3
16,9
17,4
Kernenergie
a) Laufwasser-, Speicher- und Purrpspeicherkraftwerke.
98 800
83 702
1976
1935°
81 726
1975
91 802
74 356
1974
94 934
70 120
1973
1984
62 050
1972
1983
53 977
57 617
1971
50 833
in W
. Wasser '
Bruttoengpaßleistung der Kraftwerke
_ . . Bruttoengpaßleistung
1970
Jahr
Tabelle 25
88 III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
. De
t der Kaftwerksindustrie
89
5.1.3.3 Kraftwerksleistung nach Typen- und Größenklassen Die Einteilung der Kraftwerke nach bestimmten Typen erfolgt in Abhängigkeit von den jeweiligen technologischen Prinzipien zur Stromerzeugung, die ihrerseits vorwiegend mit den dabei eingesetzten Energieträgern zusammenhängen. Grundsätzlich werden, wie bereits erwähnt, Wasser- und Wärmekraftwerke unterschieden. Die Wasserkraftwerke setzen sich zusammen aus Laufwasser-, Speicher- und Pumpspeicherkraftwerken; in dieser Reihenfolge hatten diese Kraftwerkstypen 1985 Anteile von 42, 19 und 39 Prozent an der gesamten Wasserkraftwerksleistung. Die Bedeutung der Laufwasserkraftwerke, die in dieser Gruppe den weitaus größten Beitrag zur Stromerzeugung leisten, ist jedoch seit 1970 relativ zurückgegangen. Damals betrug der Anteil der Leistung dieser Kraftwerke an der Leistung aller Wasserkraftwerke noch rund 53 Prozent. Bei den Kernkraftwerken läßt sich keine weitere Unterteilung nach Kraftwerkstypen vornehmen. Diese können lediglich nach verschiedenen Reaktortypen unterschieden werden. In den kommerziellen Kernkraftwerken in der Bundesrepublik Deutschland, auf die Ende 1985 mit 16.903 M W 1 9 über 99 Prozent der gesamten Kernkraftwerksleistung entfielen, werden entweder Druckwasser- oder Siedewasserreaktoren eingesetzt. Druckwasserreaktoren erwiesen sich früher als zuverlässiger; ihr Ausbau wurde deshalb in der Vergangenheit stärker vorangetrieben, so daß sie 1982 bereits zu zwei Dritteln an der gesamten kommerziellen Kernkraftwerksleistung beteüigt waren. Bis Ende 1985 ging ihr Anteil wieder auf 57 Prozent zurück. Die Stromerzeugung in konventionellen Wärmekraftwerken, deren Leistung 1985 rund 75 GW umfaßte, erfolgt über Dampfturbinen, Gasturbinen oder über Gas- und/oder Dieselmotoren. Der weitaus größte Teil der Leistung ist in Dampfkraftwerken installiert; der Anteil der Leistung von Dampfkraftwerken an der Gesamtleistung der Wärmekraftwerke ging in den letzten Jahren jedoch zurück; er belief sich 1984 auf 93,1 Prozent 20 . Die Leistung von Gasturbinenkraftwerken wurde demgegenüber ausgeweitet, so daß ihr Anteil an der Gesamtleistung zum Jahresende 1984 6,7 Prozent betrug 21 . Das dürfte vor allem damit zusammenhängen, daß Gasturbinen in immer stärkerem Ausmaß zur Spitzenlasterzeugung herangezogen werden, da die Möglichkeiten, Spitzenstrom über Pumpspeicherkraftwerke bereitzustellen, weitgehend ausgeschöpft sind. Die elektrische Leistung, die an den Antrieb durch Dieselmotoren gebunden ist, ist nach wie vor ziemlich unbedeutend; sie liegt unter einem Prozent der Gesamtleistung konventioneller Wärmekraftwerke.
19 20 21
Ohne THTR 300. Vgl. Eurostat Monatsbulletin Elektrizität, 10/1985, S. 17. Vgl. Eurostat, a.a.O., S. 17.
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
90
In den siebziger Jahren vollzog die deutsche Kraftwerksindustrie den Übergang zu größeren Kraftwerksblöcken. Waren in den fünfziger Jahren Blockgrößen für neu errichtete Kondensationskraftwerke von 100 bis 200 MW und in den siebziger Jahren Blockleistungen von ca. 300 MW üblich, so wurden von der ersten Hälfte der siebziger Jahre an konventionelle Wärmekraftwerke mit Blöcken von 600 bis 800 MW und Kernkraftwerke mit 1.200 MW-Blöcken ausgeführt 22 . Mit dieser Entwicklung waren beträchtliche Vorteile verbunden, die insbesondere in einer Dämpfung des Stromkostenanstiegs resultierten. Größere Blockeinheiten ermöglichen einen höheren Wirkungsgrad bei der Energieumwandlung, sie erfordern einen spezifisch geringeren Bau- und Materialaufwand, da sowohl der Flächen- als auch der Raumbedarf bei einem großen Kraftwerk geringer ist als bei mehreren kleinen Kraftwerken, die zusammen die gleiche Leistung haben wie der große Block. Außerdem ist der spezifische Personalbedarf bei großen Kraftwerksblöcken deutlich niedriger als bei kleinen Kraftwerkseinheiten 23 . Infolge der starken Erhöhung der Kraftwerksleistung in den siebziger Jahren hat sich dieser Übergang zu größeren Blöcken schon recht deutlich in der Zusammensetzung des Kraftwerksbestandes niedergeschlagen. Das gilt insbesondere für den Kraftwerkspark der öffentlichen Elektrizitätsversorgung. Während dort die Leistung sich von 1970 bis 1985 weit mehr als verdoppelte, nahm die Anzahl der Kraftwerke in der gleichen Zeitspanne lediglich um ein gutes Viertel auf 574 zu. Rund zwei Drittel dieser Werke waren im Leistungsbereich von 1 bis 50 MW angesiedelt. Zur Gesamtleistung öffentlicher Kraftwerke trugen diese Anlagen jedoch nur mit knapp fünf Prozent bei. Die Anzahl der Kraftwerke in der Leistungsgruppe von 50 bis 150 MW wurde zwischen 1970 und 1985 ebenso wie die Leistung um gut 60 Prozent erhöht. Anders verlief die Entwicklung für Kraftwerke über 150 bis 300 MW; die Leistung der 43 Anlagen dieser Gruppe umfaßte 1985 zusammen rund 9,3 GW, womit der Wert von 1970 um 21 Prozent übertroffen wurde 2 4 . Die größte Leistungssteigerung ergab sich in der Gruppe der Kraftwerke über 300 MW Leistung. Die Zahl der Anlagen erhöhte sich um rund 125 Prozent auf 74, die Bruttoengpaßleistung stieg jedoch auf fast 340 Prozent des Wertes von 1970 an. Der Anteil dieser Großkraftwerke an der Gesamtleistung der Kraftwerke der öffentlichen Versorgung erhöhte sich dadurch von 55 Prozent in 1970 auf rund 76 Prozent im Jahr 1985 (vgl. Tab. 26). Im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe war die strukturelle Zusammensetzung der Kraftwerke nach Leistungsgruppen weitaus geringeren Veränderungen unterworfen. Das ist auch angesichts der Tatsache, daß die Kraftwerkslei22
Vgl. Jahrbuch der Atomwirtschaft 1982,13. Jg., S. B 31. Vgl. D. Oesterwind, Die Evolution der Energieversorgung, in: Energiewirtschaftliche Tagesfragen, 32. Jg., 1982, H. 7, S. 606 ff. 24 Das Maximum wurde 1982 mit 51 Kraftwerken dieser Leistungsgruppe mit insgesamt 11,4 GW erreicht. 23
I
70
1975 334 3 228,3
383
1985
>1 74
6 797,7
46 752,2
43
9 292,8 74
62 951,2
544
543
530
524
520
518
516
58 161,9
54 851,9
53 328,2
52 599,9
51 188,9
51 681,8
49 119,8
49 10 932,4 68
48 10 990,1 67
51 11 414,1 66
48 11 060,9 66
46 10 483,9 65
47 10 430,5 66
6 701,4
6 793,8
72
47 10 474,8 61 48 10 698,0 64
64 806,2
82 894,8.
79 570,2 574
564
76 327,0
74 832,4
73 483,0
71 151,7
71 400,1
69 132,3
66 824,1
513
57 518,0
53 326,4
41 503,4
35 505,3
45 592,0
464
451
33 616,4
MW
über 300 MW
501
490
473
45 144,0
39 112,0
35 615,0
47 10 422,8 59
8 928,8 55
8 788,8 50
28 455,0
25 171,0
448
Anzahl
20 290,0
18 544,0 35
8 302,0 41
8 647,0 43
37
8 130,0
Anzahl MW
IV insgesamt
Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft, Referat III B 2.
a) Infolge Änderung der statistischen Erfassung mit Vorjahren nicht vergleichbar; vgl. hierzu die Fußnoten b) und c) der Tabelle 2 4 .
3 853
3 774,5
71
70
1982 356 3 707,3
375
6 128,8
66
1981 350 3 693,4
358 3 691,2
5 714,3
1980 351 3 764,6 62
1984
5 694,7
1979 344 3 593,1 63
1983
6 065,7
5 735,6
64
1978 342 3 578,9
6 382,8
42
40
39
MW
III über 150 bis 300 MW
7 673,5 33
Anzahl
5 781,7
1977 343 3 531,4 65
64
37
35
MW
4 836,4
6 148,9
5 668,9
5 286,1
343 3 457,7
65
1974 334 3 253,7
1976a)
59
333 3 194,0 53
1973 332 3 203,9
1972
a)
4 199,4
3 772,4
Anzahl
II
jeweils Ende des Jahres
über 50 bis 150 MW
1971 336 3 312,9 43
Anzahl MW
über 1 bis 50 MW
Stand:
Aufteilung der Kraftwerke der öffentlichen Versorgung über 1 MW nach Leistungsgruppen
1970 334 3 199,5 46
Jahr
Tabelle 26
. er Kaftwerksindustrie
5 036,5
4 868,3
615
597
589
1973
1974
1975
4 785
4 874
564
565
557
552
533
1977
1978
1979
1980
1981
19 83
1984
41
-
31
36
36
36
35
35
39
38
37
37
43
2 997,0
47
47
49
47
"
2 142
2 536
2 546
2 544
2 525,5
41
43
43
45
46
2 512,9 46
2 745,5
2 727,6
2 640,9
2 563,4
54
53
-
14 147 605
13 963 631
13 906 636
14 139
14 3 3 1 , 3
14 401,8
14 660,4
14 640,4
14 762,4
14 3 5 4 , 3
16 727,8
14 900,5
Anzahl Anzahl ^ Betriebe ^
3 039,2
III
682
22 261 ,1
21 156
21 371
596
2 283
2 382
2 434
2 170
2 010
2 024
2 062
2 141
1 864
^66
1 779
1 820
20 116,8
579 20 360,3
20 443,5
1 879
1 942
1 966
21 511
21 770,3
21 884,3
22 2 7 4 , 2
21 237
646
645
657
675
insgesamt Anzahl Stromerzeuger
2 245
22 009,1
24 9 1 4 , 4
23 138,2
bWA
701 22 439,7
705
746
759
Anzahl Betriebe
über 100 MVA
MVA
Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 4 , Reihe 6 . 4 und Fachserie D, Reihe 5.
1985 548 19 898,1 1 724 a) Infolge Änderung der statistischen Erfassung mit Vorjahren nicht vergleichbar; vgl. hierzu die Fußnoten b) und c) der Tabelle 2 4 . - b) Die Aufteilung der Kraftwerke nach Größenklassen erfolgte ab 1932 r.ach der Erigpaßleistung in Mtf und nicht mehr wie in den Jahren zuvor nach der Scheinleistung der Stromerzeuger in MVA.
—
-
-
4 865
4 828
4 969,6
4 913,5
1976a) 576
4 893,1
5 091 ,5
1972a) 621
5 240,7
5 147,4
665
649
MVA Betriebe
1971
Betriebe
An2ahl
1982b)
II
nach Leistungsgruppen
im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe über 1
über 1 bis 50 MVA über 50 bis 100 MVA
I
Aufteilung der Kraftwerke
1970
Jahr
Tabelle 27
92 III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
. De
t der Kaftwerksindustrie
93
stung in diesem Erzeugungsbereich zwischen 1970 und 1985 reduziert wurde, nicht weiter erstaunlich. Dennoch ist auch in diesem Bereich ein Trend zu größeren Blockeinheiten festzustellen. Hatten die Stromerzeugerin 1970 nur eine durchschnittliche Nennleistung von 9,5 MVA, so betrug dieser Wert im Jahre 1985 gut 11,5 MVA. Die überwiegende Mehrzahl der Betriebe verfügt über Stromerzeuger der Größenklasse von über 1 bis 50 MVA Nennleistung. Der Anteil der Leistung dieser Anlagen an der gesamten Nennleistung der Stromerzeuger-im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe blieb seit 1970 ziemlich konstant und betrug 1981 rund 23 Prozent. Dagegen ging der Anteil der Nennleistung der Stromerzeuger aus der Leistungsgruppe von über 50 bis 100 MVA an der Gesamtleistung von 13 in 1970 auf 10 Prozent im Jahr 1981 zurück. Entsprechend stieg der Leistungsanteil der Stromerzeuger der Größenklasse über 100 MVA Nennscheinleistung im selben Zeitraum von 64 auf 67 Prozent an. Für alle Leistungsgruppen ist festzustellen, daß sowohl die Anzahl der Betriebe mit eigenen Stromerzeugern als auch die jeweils zusammengenommene Leistung dieser Anlagen zurückgegangen ist (vgl. Tab. 27). 1982 änderte sich die Größenklassengliederung der Kraftwerke; außerdem erfolgte die Aufteilung der Engpaßleistung nicht mehr nach der Nennscheinleistung im MVA wie in den Jahren zuvor, sondern in MW. Die unmittelbare Vergleichbarkeit mit den Angaben der Vorjahre ist somit nicht mehr gegeben. An dieser Stelle soll nur erwähnt werden, daß Ende 1985 13 Betriebe über Stromerzeugungsanlagen von 300 MW und mehr mit einer gesamten Engpaßleistung von rund 5.900 MW verfügten 25 . 5.1.4 Investitionen in Stromerzeugungsanlagen 5.1.4.1 Entwicklung insgesamt Die gesamte Elektrizitätsversorgung schließt, neben der öffentlichen Elektrizitätsversorgung, die Elektrizitätsversorgung der Industrie und die Elektrizitätsversorgung der Deutschen Bundesbahn ein. Angaben über die Investitionen der genannten Bereiche liegen nur in den beiden erstgenannten Fällen vor. Sie dekken jedoch die von der gesamten Elektrizitätsversorgung getätigten Investitionen bis auf eine zu vernachlässigende Größenordnung ab. Die Investitionen zur Energieversorgung setzen sich in ihrer funktionalen Gliederung zusammen aus Investitionen für - Stromerzeugungsanlagen,
25
Vgl. Statistisches Bundesamt, Fachserie 4, Reihe 6.4,1985, S. 11.
94
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
— Fortleitung und Verteilung, — Sonstiges (Zähler und Meßgeräte, Grundstücke und Gebäude, Betriebs-und Geschäftsausstattung). Die Anteile der auf die genannten Bereiche entfallenden Investitionen unterlagen im Berichtszeitraum starken Schwankungen. Im Jahr 1985 erreichten die für Erzeugungsanlagen getätigten Investitionen rund 63 Prozent. Gegenstand nachfolgender Betrachtung sind nur die Investitionen für Stromerzeugungsanlagen. Diese stiegen zu Beginn der siebziger Jahre rasch an und erreichten im Jahr 1974 mit nominal 4,75 Mrd. DM einen ersten Höhepunkt. Dieser Anstieg war nicht zuletzt auf die höheren Investitionskosten der Kernkraftwerke zurückzuführen. Entgegen den ursprünglich optimistischen Erwartungen über die weitere Strombedarfsentwicklung kam es dann in den folgenden Jahren zu einem Investitionsrückgang bei den Erzeugungsanlagen. Daß dieser jedoch unerwartet stark ausfiel, lag u.a. an den Verzögerungen bei den Genehmigungsverfahren sowie beim Baustopp für einige Kernkraftwerke. 1982 hat sich die festgefahrene Kernenergie-Szenerie erstmals wieder vorwärtsbewegt. Aufgrund drei neuer erster Teilerrichtungsgenehmigungen konnte mit dem Bau der entsprechenden Kernkraftwerke begonnen werden. Die Bruttoanlageinvestitionen der öffentlichen und industriellen Energieversorgung für Stromerzeugungsanlagen stiegen dadurch auf die neue Rekordmarke von rund neun Mrd. DM (vgl. Tab. 28). Verglichen mit der gesamtwirtschaftlichen Investitionstätigkeit entwickelten sich die Investitionen der Elektrizitätswirtschaft zu Beginn der siebziger Jahre überdurchschnittlich; ihr Anteil stieg von einem Prozent im Jahr 1970 auf 2,2 Prozent im Jahr 1974. In den folgenden Jahren fiel der Anteil der Investitionen in Stromerzeugungsanlagen an den gesamtwirtschaftlichen Investitionen teilweise unter das Niveau des Jahres 1970. Dabei ist zu beachten, daß ab der zweiten Hälfte der siebziger Jahre die gesamtwirtschaftliche Investitionstätigkeit besonders schwach war; die realen Anlageinvestitionen lagen 1982 lediglich um etwa 15 Prozent über denen des Jahres 1974. Daß sich gegenüber einer solchen als wenig befriedigend empfundenen Gesamtsituation die Investitionsentwicklung der Energieversorgung noch zusätzlich negativ abhebt, dokumentiert deutlich die schwache Inlandsnachfrage, der die Hersteller von Kraftwerksausrüstungen in den vergangenen Jahren gegenüberstanden. Erst ab 1982 war wieder ein deutlicher Anstieg des Anteils festzustellen. 5.1.4.2 Entwicklung der Investitionen nach Versorgungsbereichen Wie im vorangegangenen Abschnitt schon erwähnt, bleiben die Investitionen der Deutschen Bundesbahn unberücksichtigt. Im Berichtszeitraum konzentrierten sich die für Stromerzeugungsanlagen getätigten Investitionen zu rund 96 Prozent auf die öffentliche Elektrizitätsversorgung. Mit diesem Anteü übertrifft die
"
1970
- real a)
- nominal
- real
a)
2,91
1,89
1971
100
100
4,16
3,02
1972
2,20
2,11
165
140
106
176
Quelle: Statistisches Bundesamt, Lange Reihen zur Wixtscnaftsentwicklung 1982; Berechnungen des Ifo-Instituts.
2,35
>6°
t der Kaftwerksindustrie
197
414 213
428
6,16
8
114
220
6,65 91
165
2,55
79
136
2 , 4 5 2,26
89
144
1 ,09 1 ,22 0,82 0,89 1 ,23
191
1,75
174
215
9,11
bT 1985
8,09 7,83
' 19ÖU
2,59 3,08 2,30 2,63 3,33 6,21 5,73
239
4,06
252
2,71 3,33 2,57 3,12 4 , 1 5
a) In Preisen von 1976. Zur Preisbereinigung wurde ein durchschnittlicher, aus folgenden Preisreihen gebildeter Index verwendet: Dampfkessel, Behälter und Rohrleitungen; Kraftmaschinen; elektrotechnische Erzeugnisse für Elektrizitätserzeugung und -Umwandlung, b ) geschätzt,
1,68
179
206
4,06
4,78
4,52
1976
5,56
4,75
1975
204
5,07
3,88
1974
143
160
5,21
3,85
1973
1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983
und industriellen
für Stromerzeugungsanlagen
1 ,03 1 ,47 1 ,75
1970=100
1970=100
Mrd. EM
- nominal Mrd. DM
Einheit
Energieversorgung
Bruttoanlageinvestitionen der öffentlichen
Anteil an den Bruttoanlageinvestitionen der gesamten Wirtschaft %
Meßziffern:
Wertgrößen:
"
Merkmal
Tabelle 2 8
. De 95
96
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
öffentliche Stromversorgung das Gewicht, das ihr gemäß installierter BruttoEngpaßleistung (unter Engpaßleistung eines Kraftwerks versteht man die durch den leistungsschwächsten Anlageteil begrenzte höchste Dauerleistung, die unter normalen Bedingungen ausfahrbar ist) oder gemäß ihres Anteils an der Stromerzeugung zukäme. Ende 1985 lag die Brutto-Engpaßleistung der öffentlichen Kraftwerke bei 84,6 Prozent der in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt installierten Leistung und ihr Anteil an der Stromerzeugung bei 84,8 Prozent. Die dauerhaft auf den öffentlichen Elektrizitätsbereich konzentrierte Investitionstätigkeit hatte in den vergangenen Jahren eine spürbare Gewichtsverlagerung zugunsten der öffentlichen Stromerzeugung zur Folge. Im Jahr 1970 entfielen von der in der Bundesrepublik Deutschland installierten Brutto-Engpaßleistung erst 66,0 Prozent und von der gesamten Stromerzeugung 67,0 Prozent auf die öffentlichen Kraftwerke. Die Forcierung der Aktivitäten im Bereich der öffentlichen Elektrizitätswirtschaft ging zu Lasten der industriellen Eigenstromerzeugung. Daß diese seit Anfang der siebziger Jahre nicht mit der Entwicklung der öffentlichen Stromerzeugung Schritt halten konnte, hat mehrere Gründe. Industriebetrieben fehlt im allgemeinen die Möglichkeit, kostengünstiger arbeitende Großkraftwerke auf der Energiebasis Braunkohle, Steinkohle oder Kernenergie einzusetzen. Schließlich ist zu berücksichtigen, daß die industrielle Eigenstromerzeugung immer noch in erheblichem Umfang (1985: 24 Prozent) auf den Energieträgern Heizöl und Erdgas basiert und die Bereitschaft der Industrieunternehmen gering ist, in eine Umstrukturierung der Eigenstromerzeugung zu investieren. Dies nicht zuletzt wegen der wenig günstigen Zukunftsperspektiven im wärmeintensiven Grundstoffgütersektor. Schließlich dürften auch die verschärften Umweltschutzbestimmungen investitionshemmend wirken. Das vergleichsweise geringe Interesse der Industrie an eigenerzeugtem Strom drückt sich auch darin aus, daß die Investitionen für industrielle Kraftwerke im Rahmen der gesamtindustriellen Investitionen an Bedeutung verloren haben. Der Bergbau und das Verarbeitende Gewerbe hatten 1970 1,3 Prozent ihrer Investitionen für eigene Stromerzeugungsanlagen ausgegeben, 1985 belief sich dieser Anteü nur mehr auf 0,6 Prozent. Der Anteü an den gesamten Investitionen für Stromerzeugungsanlagen sank von 24,7 Prozent im Jahre 1970 auf 4,3 Prozent 1985 (vgl. Tab. 29).
5.1.4.3 Zusammensetzung der Investitionen nach Kraftwerkstypen Kraftwerke werden, wie schon erwähnt, in Dampfkraftwerke, Wasserkraftwerke und Gasturbinenkraftwerke eingeteüt. Die Dampfkraftwerke, vorwiegend für den Grund- und Mittelbereich bestimmt, stellen den mit Abstand wichtigsten Teü des Kraftwerksparks dar. Das kommt auch in den Investitionen in Stromerzeugungsanlagen zum Ausdruck. Während des gesamten Berichtszeitraums wurden stets mehrere Mrd. DM für diesen Bereich der Stromerzeugung
7 Röthlingshöfer
0,68
77,4
Elektrizitätsversorgung des Bergbaus und Verarbeitenden Gewerbes 0,47
öffentliche Elektrizitätsversorgung 75,3
10,5
6,9
93,1
0,27
3,61
1973
5,4
94,6
0,26
4,50
DM
1977
10,3
89,7
9,8
10,0
90,0
8,5
12,1
0,56
8,7
8,23
J984 198^
0,37
2,6 4 , 3
97,4 95,7
0,24
8,87
1983
92,8
7,2
91,3
0,70
88,5
11,5
87,9
0,48
1982
7,3 9 7,27
1981
3,68
1980
2,74
0,38
91,5
0,22
3,00
0,33
90,2
0,27
2,45
1979
2,35
1978
Qjelle: Statistisches Bundesamt, Lange Reihen zur Wirtschaftsentwicklung 1982; Elektrizitätswirtschaft, verschiedene Jahr^ gänge; Berechnungen des Ifo-Instituts.
6,0
0,42
3,65
Anteile in 94,0
0,27
1976
(in jeweiligen Preisen)
1975
4,25
Mrd.
1974
a) Ohne Deutsche Bundesbahn. - b) Insgesamt = 100. - c) geschätzt.
24,7
89,5
0,40
3,45
1972
t der Kaftwerksindustrie
Gewerbes
22,6
2,33
öffentliche Elektrizitätsversorgung 1,42
Elektrizitätsversorgung des Bergbaus und Verarbeitenden
1971
Investitionen für
Versorgungsbereichen a^
Entwicklung und Struktur der
Stromerzeugungsanlagen nach
1970
Versorgungsbereich
Tabelle 29
. De
98
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
ausgegeben. Die umfangreichsten Investitionen waren bisher mit rund 9,0 Mrd. DM im Jahre 1984 zu verzeichnen. Der Anteil der Investitionen in Dampfkraftwerke an den gesamten Kraftwerksinvestitionen lag in der betrachteten Periode zwischen 84 und 99 Prozent. Das Wasserkraftpotential in der Bundesrepublik Deutschland ist bereits weitgehend erschlossen. Daraus erklären sich auch die relativ geringen Investitionen für Wasserkraftwerke. In Reaktion auf die erste Ölpreissteigerung stiegen zwar die Investitionen Mitte der siebziger Jahre auf ein Niveau von rund 500 Mill. DM, doch inzwischen sind die Wasserkraftwerksinvestitionen ungefähr wieder auf das Niveau zu Beginn der siebziger Jahre zurückgegangen. Die Investitionen in Gasturbinenkraftwerke, die ausschließlich zur Erzeugung von Spitzenstrom eingesetzt werden, haben im Untersuchungszeitraum stark geschwankt. Bis 1976 nahmen sie tendenziell zu, fielen dann stark zurück und erhöhten sich wieder ab 1979. Zuletzt allerdings unterschritten sie sogar das Ausgangsniveau von 1970. Die Steigerungen waren vor allem darauf zurückzuführen, daß die Möglichkeiten zur Errichtung der traditionellen Spitzenkraftwerke — Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke — nahezu ausgeschöpft sind. Die relativ hohen Investitionen für Gasturbinenkraftwerke in der Mitte der siebziger Jahre hängen aber auch damit zusammen, daß infolge des starken Preisanstiegs bei Öl und Gas die Bemühungen zur Erhöhung des Wirkungsgrades der Umwandlung in elektrische Energie intensiviert wurden. Eine wirksame Möglichkeit zur Verbesserung des Kraftwerkswirkungsgrades stellt der kombinierte Dampf/Gasturbinenprozeß dar 2 6 . Es wurden mehrere solcher Kombikraftwerke errichtet, wodurch die Auswirkungen der Preiserhöhungen bei Kohlenwasserstoffen zumindest etwas abgemildert werden konnten. Eine Folge dieser Entwicklung war eine spürbare Zunahme der Investitionen in Gasturbinenkraftwerke. Der Rückgang der Investitionen in Gasturbinenkraftwerke gegen Ende der siebziger Jahre dürfte mit der speziellen energiewirtschaftlichen Situation dieser Zeit zusammenhängen. Ein großer Teü der bis 1975 zugebauten öl- und Gaskraftwerke wurde infolge des Ölpreissprungs von 1973/74 im nächsthöheren Lastbereich eingesetzt. Insbesondere die Ölkraftwerke übernahmen die Stromerzeugung im oberen Mittellast- und unteren Spitzenlastbereich. Die Folge davon war, daß die Errichtung von Gasturbinenkraftwerken teilweise zurückgestellt wurde. Diese Phase schien zwischenzeitlich überwunden zu sein, da die Investitionen in Gasturbinenkraftwerke zu Beginn der achtziger Jahre wieder deutlich zugenommen hatten. Der Anteü der Investitionen in Gasturbinenanlagen an den gesamten Erzeugungsinvestitionen war im gesamten betrachteten Zeitraum stets deutlich kleiner als zehn Prozent (vgl. Tab. 30). 26 Vgl. H. Gassert, Bessere Brennstoffausnutzung durch Einsatz von Gas-/DampfTurbogruppen, in: Chr. König (Hrsg.), Technologien zur besseren Energienutzung in Wärmekraftwerken, Kernforschungsanlage Jülich, Jül-Conf-19,1976, S. 68-73.
7*
Dampfkraftwerke
98
1
1
2
4
)
98
b
7
4
5
8
92
3
270
160
0
87
-
1
87
'
0 8
2
86
Kleiner als 0 , 5 % .
3
1
Anteile in %
5
1
89
2
1
1
99
60
1
38
= c ) geschätzt.
6
1
70
210
2480
1977
3290
1976
2430
420
3490
1975
150
540
3930
150
370
Berechnungen und Schätzungen des Ifo-Instituts .
- b)
4
8
84
250
1974 in Mill. DM
4130
1973
320
3290
1972
3560
130
10
2955
1971
Einschließlich Gas- und Dieselmotoren.
Quelle:
a)
kraftwerke a)
Gasturbinen-
Wasserkraftwerke
55
25
Wasserkraftwerke
20
1845
Dampfkraftwerke
Gasturbinenkraftwerke 3 )
1970
Investitionen in Stromerzeugungsanlagen nach Kraftwerkstypen
Kraftwerkstyp
Tabelle 3Q
2
97
170
30
2910
93
.
40
1
3880
93 1
80
7870
97
60
1
120
98
30
70
9000
1981
7700
1980
100
1979
190
2
1978
t der Kaftwerksindustrie £9
5
£o
8540
1982
. De 99
99
55
1983
1
100
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
5.1.4.4 Zusammensetzung der Investitionen nach Energieträgern Die Investitionen in Stromerzeugungsanlagen nach Energieträgern waren zwischen 1970 und 1985 größeren Veränderungen unterworfen. Während zu Beginn der siebziger Jahre die Investitionsausgaben noch relativ gleichmäßig auf die Kraftwerke der verschiedenen Energieträger aufgeteilt wurden, haben sich in den achtziger Jahren eindeutige Schwerpunkte herausgebildet. Die Investitionstätigkeit konzentriert sich derzeit auf die Errichtung von Kernkraftwerken und Steinkohlenkraftwerken. Besonders stark sind die Investitionen in Kernkraftwerke angestiegen: In jeweiligen Preisen gerechnet, wurde 1985 in diesen Kraftwerkstyp mehr als das Zehnfache des Betrages von 1970 investiert. Die Erhöhung der Investitionen in Kernkraftwerke erfolgte dabei keineswegs gleichmäßig. Der kräftige Anstieg bis Mitte der siebziger Jahre wurde von einem Rückgang der Investitionsausgaben in den darauffolgenden Jahren abgelöst. Verzögerungen bei Genehmigungsverfahren und beim Bau, aber auch eine gewisse Zurückhaltung der Energieversorgungsunternehmen bei der Inangriffnahme weiterer Projekte haben diese Entwicklung maßgeblich beeinflußt. Die hohen Investitionsausgaben in 1985 von etwa 5,4 Mrd. DM erklären sich durch die schon genannte in Bau gegangene Kernkraftwerksleistung sowie durch den beträchtlichen Anstieg der spezifischen Investitionen für diese Anlagen. Im Berichtszeitraum haben sich auch die Investitionen für Steinkohlenkraftwerke, insbesondere zu Beginn der achtziger Jahre, kräftig erhöht. Einerseits wirken hier die Bestimmungen im Rahmen des 3. Verstromungsgesetzes, das die Errichtung von Öl- und Gaskraftwerken weitgehend unterbunden hat, andererseits die massiven Preissteigerungen bei Heizöl und Gasen, wodurch die Stromerzeugung aus Steinkohle kostengünstiger geworden ist. Dies hat dazu geführt, daß Steinkohlenkraftwerke die Stromerzeugung im Mittellastbereich zugewiesen bekommen haben. Zu diesem Zweck werden in verstärktem Maße Steinkohlenkraftwerke zugebaut, so daß die Investitionen in diese Anlagen 1985 ein beachtliches Volumen erreicht haben. Ein großer Teü der Investitionen ist aber auch auf die höheren Ausgaben infolge der verschärften Umweltschutzbestimmungen zurückzuführen. Die Investitionen in Braunkohlenkraftwerke wurden im Laufe der siebziger Jahre stark zurückgenommen. Da die Potentiale zur Verstromung von Braunkohle weitgehend erschlossen sind, ist hier ein weiterer Ausbau nicht mehr möglich. Die Investitionen in Braunkohlenkraftwerke haben in den achtziger Jahren jedoch wieder zugenommen, da ein Teü der alten Anlagen ersetzt werden muß. Die Investitionen in Gas- und Ölkraftwerke hatten bis Mitte der siebziger Jahre ein beachtliches Volumen. Ausschlaggebend für diese Entwicklung waren zwei Faktoren: Relativ niedrige Öl- und Gaspreise sowie im Vergleich zu Koh-
630
25
1 60
1890
10
3020
3 20
660
1973
3880
1974
4520
210
970
380
480
400
1930
4750
4 20
1000
700
680
300
370 4 40
780
1020
750
200
980
1972
3850
480
1030
720
150
930
1971
4060
40
680
250
200
540
2420
40
2710
30
800
130
70
1050
3330
80
300
90
40
1030
2570
1 20
70
140
70
3120
70
- 30
4150
55
30
Quelle:
Berechnungen und Schätzungen des Ifo-Instituts.
-
8090
100
-
130
3100
1950
1980
160
100
80
190
50
1800
1250
1979
1510
1050
1978
1300
2030
1977
980
1976
1980
1975
a) Einschließlich Müllkraftwerke. - b) Einschließlich Gasmotoren. - c) Einschließlich Dieselaggregate, d) Von 1979 an fast ausschließlich Gasturbinen, die häufig bivalent - mit Heizöl oder Gasen - befeuert werden können. - e) geschätzt.
insgesamt
Wasser
Heizöl C)d>
210
520
215
Braunkohle**
250
520
1970
in Mill. DM
Investitionen in Stromerzeuqungsanlaaen nach Energieträgern
Gase b)d)
Steinkohle 400
Kernenergie
Energieträger
Tabelle 31
30
5
60
5400
1983
130
t der Kaftwerksindustrie
8600
250
3080
5050 6200
1982
2670
7830 9110
60
-
260
2400
4520
1981
. De 101
19
102
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
lekraftwerken geringere spezifische Investitionskosten. Hinzu kommt noch die Möglichkeit des Einsatzes von Kohlenwasserstoffen in Gasturbinen. Der Ölpreissprung von 1973 hat dann völlig veränderte Grundlagen geschaffen. Wie schon erwähnt, hat das 3. Verstromungsgesetz von 1974 die Errichtung großer Gas- und Ölkraftwerke praktisch untersagt, wodurch die Investitionen deutlich zurückgegangen sind. Allein Gasturbinen werden nach wie vor mit Heizöl oder Gasen befeuert. Das liegt aber in erster Linie daran, daß es kaum Alternativen zum Einsatz von Kohlenwasserstoffen in Gasturbinen gibt (vgl. Tab. 31). 5.1.4.5 Vergabevolumen an Kraftwerksleistung Ebenso wie die Prognosen über den notwendigen Kraftwerkszubau zwischen 1970 und 1984 angesichts beträchtlich sinkender Zuwachsraten beim Stromverbrauch zurückgenommen wurden, kam es zu einer Reduzierung des inländischen Vergabevolumens an schwerer Kraftwerksausrüstung. In der ersten Hälfte der siebziger Jahre wurden noch im Durchschnitt pro Jahr Aufträge für Kraftwerksleistungen in Höhe von 6.000 bis 8.000 MW vergeben. Danach wurde der Umfang inländischer Kraftwerksaufträge stark verringert; wegen der geringen Zahl neuer Aufträge ging die Leistung der im Durchschnitt pro Jahr zwischen 1970 und 1985 bestellten Kraftwerke auf rund 3.550 MW zurück. Diese Entwicklung wurde stark von der Auftragsvergabe bei den Kernkraftwerken beeinflußt. Nachdem in den frühen siebziger Jahren Kernkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 9.327 MW bestellt wurden, kam es 1975 zu einem regelrechten Auftragsboom. In diesem Jahr wurde eine Kernkraftleistung von knapp 12.000 MW in Auftrag gegeben. Infolge des sich daran anschließenden de-factoMoratoriums im Kernkraftwerksbau wurden erst 1982 wieder Aufträge für drei Atomkraftwerke vergeben. Seitdem war kein neuer Auftrag für ein Kernkraftwerk zu verzeichnen (vgl. Tab. 32). Neben der Entwicklung der Zuwachsraten des Stromverbrauchs wurde die Höhe der vergebenen Kraftwerksaufträge vor allem von der Entwicklung der Energiepreise beeinflußt. Durch die Preissteigerungen bei Mineralölen und Gasen im Untersuchungszeitraum wurde es im Interesse einer möglichst kostengünstigen Bereitstellung von elektrischer Energie notwendig, die Zusammensetzung des Kraftwerksparks zu ändern. Mit den bestellten Kernkraftwerken sollte nicht nur der künftig zuwachsende Grundlastbedarf gedeckt werden, sondern es sollten damit auch diejenigen Kraftwerke, die aufgrund der gestiegenen Brennstoffpreise für die Erzeugung von Grundlaststrom zu teuer geworden waren, ersetzt werden. Bis zum Jahr 1985 konnte der Kraftwerkspark noch nicht so weit umstrukturiert werden, daß eine kostenoptimale Stromerzeugung möglich war. Das herrschende Defizit an Grundlastkraftwerken ist nicht zuletzt auf die in der Bundesrepublik erforderlichen Genehmigungsverfahren zurückzuführen. Die Bauarbeiten an Kernkraftwerken sind dadurch stark verzögert und zum Teil sogar längere Zeit gestoppt worden.
770
1984
1985
575
125
330
-
-
-
-
-
-
11
-
308
643C)
-
3
985
-
984d)
1
1
370b
3 006 3
2
920
100
400
2
770
684
511
2 590
125
740
1 330
700 720
1
710
5 890
5 360
4 980
Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft, Referat III B 2; Atomwirtschaft - Atomtechnik; Fachverband Dampfkessel-, Behälter- und Rohrleitungsbau; Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung.
t der Kaftwerksindustrie
a) Während Uber in Auftrag gegebene Kernkraftwerke ausführliche Informationen vorliegen, mußten die entsprechenden Daten bei konventionellen Kraftwerken geschätzt werden. b) Einschließlich THTR-300, Hamm-Schmehausen. c) Einschließlich SNR-300, Kalkar. d) Davon werden bei 3977 MW die Bauarbeiten voraussichtlich erst Mitte der achtziger Jahre aufgenomnen bzw. d i e Bauarbeiten sind gegenwärtig unterbrochen.
511
684
1983
6
1982
1
00
2
2720
.920 7
533
384
100
13
710
7
2 048
1981
1980
1979
1977 1978
1976
1975
1974
1973
1972
8 730
986
7
in MW
davon
100 MW Bruttoengpaßleistung
Gesamtleistung Gesamtleistung der Kernkraftwerke der konventionelien Kraftw. in MW in
mit mehr als
an schwerer Kraftwerksausrüstung 3 *
Gesamtleistung der Dampfkraftwerke
Dampfkraftwerke
Inlandsaufträge
1970
32
1971
Jahr
Tabelle
. De 103
104
III. Materialien zur Kaftwerksindustrie
Die Bauzeiten für Kernkraftwerke sind in den siebziger Jahren beträchtlich angestiegen. Daraus ergab sich wegen des längere Zeit gebundenen Kapitals eine nicht unwesentliche Erhöhung der Baukosten. Wurden die Kernkraftwerke Bibüs A und Neckarwestheim nach rund fünijähriger Bauzeit Mitte der siebziger Jahre fertiggestellt, so war bereits für das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld, das 1982 an den Betreiber übergeben wurde, ein Zeitraum von sieben Jahren für die Errichtung erforderlich. Noch länger hat die Errichtung der 1985 in Betrieb gegangenen Kraftwerke Philippsburg I I und Grohnde gedauert. Für zwei der 1975 in Auftrag gegebenen Kernkraftwerke wurde die 1. Teüerrichtungsgenehmigung nicht erteilt 2 7 , bei einer Anlage wurden die Bauarbeiten noch 1975 durch Gerichtsbeschluß unterbrochen 28 . Wegen Planungsänderungen wurde für diese drei Kraftwerke die erste Teüerrichtungsgenehmigung erneut beantragt, ein Baubeginn ist jedoch nicht abzusehen. Bauverzögerungen ergaben sich aber nicht nur für Kernkraftwerke, sondern auch für konventionelle Kraftwerke. Bei einer Reihe von Stein- und Braunkohlenkraftwerken wurden gegen Errichtungs- bzw. Betriebsgenehmigungen Einsprüche eingelegt und Klagen angestrengt. Die Probleme bei der Erteüung der für die Errichtung von Kraftwerken erforderlichen Genehmigungen haben dazu geführt, daß die Anforderungen an die im Genehmigungsverfahren vorzulegenden Unterlagen beträchtlich zugenommen haben. Die Dokumentation für den Primärkreis des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld ist viermal so umfangreich wie für das vergleichbare Kraftwerk BibÜs A. Ein Indiz für die wachsenden Anforderungen bei Genehmigungen von Kraftwerken ist auch in dem zunehmenden Zeitaufwand zwischen Antragstellung und Erteüung der ersten Teüerrichtungsgenehmigung zu sehen. Inzwischen haben sich aber sowohl die Betreiber als auch die Lieferanten von Kernkraftwerken auf die neue Situation eingestellt. Den Stromversorgungsunternehmen ist dabei auch zugute gekommen, daß infolge des geringeren Stromverbrauchsanstiegs in den letzten Jahren die Dringlichkeit für einen Teü der geplanten Kraftwerksneubauten nachgelassen hat. Andererseits haben die Stromversorger auf die Unsicherheiten, mit denen sie konfrontiert wurden, auch dadurch reagiert, daß sie versuchten, sich Betriebsgenehmigungen für eine größere Anzahl von Kraftwerksstandorten auf Vorrat zu beschaffen. Damit haben sich die Energieversorgungsunternehmen in die Lage versetzt, den Bau von Kraftwerken bei Bedarf ohne Verzögerungen abzuwickeln. In diesem Zusammenhang ist aber noch darauf hinzuweisen, daß diese Strategie vor allem für konventionelle Wärmekraftwerke und in geringerem Maße für Kernkraftwerke Bedeutung besitzt. 27 28
KKH-Hamm und Biblis C. KWS-1 (Wyhl).
. De
t der Kaftwerksindustrie
105
Die Kraftwerksbauer versuchen ihrerseits, die Verzögerungen beim Kraftwerksbau dadurch einzudämmen, daß zur gleichen Zeit mehrere baugleiche Anlagen errichtet werden. So werden die 1982 in Auftrag gegebenen Kernkraftwerke Isar II, Emsland und Neckarwestheim I I nach einem weitgehend identischen Konzept gebaut. Das ermöglicht die Standardisierung kerntechnischer Anlagen, die Vereinheitlichung der Genehmigungsanträge sowie die Übernahme bzw. gegenseitige Anerkennung von Sachverständigengutachten durch die Genehmigungsbehörden. Diese Maßnahmen gehören ebenso wie die Forderung nach Reduzierung der Anzahl der Teilerrichtungsgenehmigungen zu dem zehn Punkte umfassenden Katalog, den der Kabinettsausschuß für die friedliche Nutzung der Kernenergie am 14.10.1981 in Abstimmung mit den Ländern verabschiedet hat, um die Genehmigungsverfahren für Kernkraftwerke zu beschleunigen. Zu dem gleichen Zweck wurde auch eine Novellierung der atomrechtlichen Verfahrensordnung beschlossen. Angesichts dieser vielfältigen Maßnahmen ist damit zu rechnen, daß die Bauzeiten für Kraftwerke in Zukunft wieder besser zu kalkulieren sind.
5.1.5 Entwicklung der Investitionskosten von Kraftwerken 5.1.5.1 Spezifische Investitionskosten einzelner Kraftwerks typen Die spezifischen Investitionsausgaben für Kraftwerke, die bis Ende der sechziger Jahre nahezu konstant blieben, sind seit 1970 stark angestiegen. Insbesondere seit der Mitte der siebziger Jahre ist eine beschleunigte Erhöhung der spezifischen Kraftwerksinvestitionen festzustellen. Diese Entwicklung kann auf mehrere, vollkommen unterschiedliche Einflußfaktoren zurückgeführt werden. Vom Übergang auf größere Kraftwerkseinheiten ging eine Tendenz zur Senkung der spezifischen Investitionskosten aus. Diese hielt, auch begünstigt durch die hohe und ziemlich gleichmäßige Auslastung der Kapazitäten der Kraftwerksbauer, bis Mitte der siebziger Jahre an. In Richtung auf eine Erhöhung der spezifischen Investitionsausgaben wirkten dagegen vor allem die beträchtlichen Verzögerungen beim Kraftwerksbau, die verschärften Sicherheitsauflagen und die neuen Bestimmungen zum Schutz der Umwelt. Diese zuletzt genannten Einflußfaktoren haben seit Beginn der siebziger Jahre die spezifischen Investitionskosten kräftig ansteigen lassen und bestimmen seit etwa 1975 maßgeblich deren Verlauf. In der Tabelle 33 sind die spezifischen Investitionsausgaben für in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1970 und 1985 errichtete Kraftwerke wiedergegeben. Zum Investitionsaufwand wurden dabei die Bauherreneigenleistung sowie die Zinsen und Steuern während der Bauzeit gerechnet. Die angegebenen Investitionskosten beziehen sich jeweüs auf den Zeitpunkt der Inbetriebnahme der betreffenden Kraftwerke. Selbstverständlich handelt es sich hier nur um Durchschnittswerte, von denen die Kosten im Einzelfall erheblich abweichen
930
980
280
550
520
300
1 040
295
590
565
360
930
800
1 260
870
315
635
610
920
1000
860
770
1976
1 330
1 100
1975
720
1974
970
1 410
1 170
340
680
660
1 980
1 060
990
1 240
365
730
710
1 050
1 130
1 590
1 310
390
785
765
1 120
1 200
1 680
1 390
1 780
1 890
1 560
Quelle:
FNE, VEEW, Schätzungen und Berechnungen des Ifc-Instituts für Wirtschaftsforschung.
2 250
2 070 2.520
630 1 960 2 380
590
-
1 920 2 050 2 100
550
-
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
1 860 2 000 2 050
1 750 1 850 2 120
1 650
-
3 250 3 300 3 350 1 700 1 830 1 880 1 790 1 850
510
1 780
2 000
475
1 700
3 000 1 630
1 720
1 560
1 640
1 480
2 400
2 700
Deutschland
1995
445 1 470
-
840b) 415
-
1 260
1 340
1 200
2 000
820b)
1 190
1 270
1 130
1 650
1982 1983 1984
1 400
1981
1 060
1980
1 130
1979
1 500
1978
920
1977
in der Bundesrepublik
a) Bei den angegebenen Größen handelt es sich um Investitionskosten bezogen auf die jeweilige Nettoieistung. b) 1978 wurde das letzte mit diesem Brennstoff befeuerte Kondensatianskraftwerk in äer Bundesrepublik in Betrieb genuinen. Kraft-wp.rke dieser Art werden aus energiesolitischen Gründen nicht mehr qebaut. c) Ab 1980 mit Fauchgasentschwefelung, ab 1984 mit zusatzlicher Entstickung.
Sonstige (u.a. Müllk.) 1 120
680
1973
740
1972
1 190
265
870
Wasserkraftwerk
510
Gasturbinenkraftwerk
480
Ölkraftwerk
480
750
700
440
(600 MW)
Gaskraftwerk
810
690
- 300 MW 640
1970
Leichtwasserreaktor 600
Kraftwerkstyp
in DM/kWna) (jeweils bei Inbetriebnahme)
Entwicklung der spezifischen Investitionsausgaben für Kraftwerke
Tabelle 3 3
106 70 2 660
670
. De
t der Kaftwerksindustrie
107
können. Ein großer Teil der aufgeführten, spezifischen Investitionskosten wurde aus der Fortschreibung des für einen bestimmten Zeitraum gegebenen Trendverlaufs für den einzelnen Kraftwerkstyp errechnet. Dies geschah beispielsweise für die Braunkohlenkraftwerke, bei denen die letzte 600 MW-Anlage im Jahre 1976 in Betrieb genommen wurde. Für die Basisdaten der Tabelle 33 wurde auf Informationen über die Kosten von in der letzten Zeit fertiggestellten Kraftwerken, Angaben von Autoren aus der Elektrizitätswirtschaft sowie frühere Untersuchungen des Ifo-Instituts zurückgegriffen 29. In Abbildung 4 ist die Entwicklung der spezifischen Anlagekosten von Steinkohle- und Kernkraftwerken seit 1960 bis 1981 wiedergegeben. Besonders stark haben im Untersuchungszeitraum die spezifischen Investitionskosten von Kernkraftwerken zugenommen. Im Jahre 1985 waren diese Kosten fast sechsmal so hoch wie 1970, was einem jahresdurchschittlichen Anstieg von etwa 12 Prozent entspricht. Die spezifischen Investitionsausgaben für Steinkohlenkraftwerke sind in den Jahren von 1970 bis 1985 durchschnittlich um fast 200 Prozent gestiegen. Sie liegen bei Kraftwerken mit einer Leistung von 300 MW und mehr etwas niedriger als bei den Anlagen mit geringerer Leistung. Für die gegen Ende der siebziger Jahre in Betrieb gegangenen Steinkohlenkraftwerke wurde eine teilweise Rauchgasentschwefelung unterstellt. Die Grenzwerte der Großfeuerungsanlagen-Verordnung aus dem Jahre 1983 können damit aber nicht eingehalten werden. Für die Braunkohlenkraftwerke wurde unterstellt, daß sich die spezifischen Investitionen ungefähr so stark wie bei großen Steinkohlenkraftwerken erhöht hätten. Mit Gas und Heizöl befeuerte Anlagen weisen nach wie vor die günstigsten Investitionskosten unter allen Dampfkraftwerken auf. Aufgrund der Bestimmungen des 3. Verstromungsgesetzes von 1974 ist jedoch ein Zubau solcher Kraftwerke praktisch ausgeschlossen worden. Beim Zubau von Stromerzeugungsanlagen, die mit Gas oder Heizöl betrieben werden, handelt es sich daher gegenwärtig fast ausschließlich um Gasturbinenkraftwerke. Der spezifische Investitionsaufwand für diese Anlagen hat sich im Untersuchungszeitraum in einem vergleichsweise geringen Ausmaß erhöht. Er lag 1985 um rund 165 Prozent über dem Wert des Jahres 1970. Diese Entwicklung dürfte neben einigen Sondereinflüssen, wie etwa der kurzen Bauzeit und den in geringerem Umfang erforderlichen Umweltschutzinvestitionen, auch darauf zurückzuführen sein, daß
29 Vgl. Rittstieg, G., Die Kostenentwicklung der Stromversorgung im nächsten Jahrzehnt und ihre Auswirkungen auf die Strompreise, in: Elektrizitätswirtschaft 76, 1977, S. 530-536. Derselbe, die Kostenentwicklung und Preisbildung der Stromversorgung in den achtziger Jahren, in: Elektrizitätswirtschaft 80,1981, S. 581-589. Vgl. Horn, M. und S. Papadopoulos, Der Investitionsbedarf für die Energieversorgung der Bundesrepublik Deutschland bis 1990, München 1980, S. 114 ff., unveröffentlichtes Gutachten des Ifo-Instituts für den Bundesminister für Wirtschaft.
108
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
Abb!
Spezifische Anlagekosten von Wärmekraftwerken jeweils bei Inbetriebnahme (einschließlich Bauzinsen und Steuern)
DM/kW, «netto Kernkraftwerk Steinkohlenkraftwerk 2500
2000
1/
1500
1000
500
60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 % 75 76 77 76 79 60 81 82 1) Zuschüsse nach dem 3. Verstromungsgesetz Quelle: RWE, Ifo-Institut IFO INSTITUT für WirtschaftsforsdiunQ München
505/83
. De
109
t der Kaftwerksindustrie
Abb. 5
Erhöhung der Investitionskosten bei Bauzeitveriängerung in der Bundesrepublik Deutschland (in jeweiligen Preisen)
Bauzeitverlängerung
Quelle:Kraftwerk
Union
IFO -1N STITUT für Wirtschaftsforschung München
503/83 C D
110
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
bei Gasturbinen gegen Ende der siebziger Jahre der Übergang zu größeren Erzeugungseinheiten vollzogen wurde. Für die spezifischen Investitionen von Wasserkraftwerken wurden mangels einer ausreichenden Datenbasis Schätzwerte verwendet, die mit Angaben aus der ElektrizitätsWirtschaft ungefähr übereinstimmen. Bei den sonstigen Kraftwerken — vorwiegend Müllkraftwerke — mußten ebenfalls Schätzungen angestellt werden. Die relativ hohen spezifischen Investitionskosten dieser Anlagen erklären sich daraus, daß hier meist geringwertige Brennstoffe mit hohem apparativen Aufwand eingesetzt werden. Die längerfristige Entwicklung der spezifischen Investitionskosten von Kraftwerken ist primär von der Entwicklung der Lohn- und Materialkosten abhängig. Daneben hat gerade in den Jahren seit etwa 1970 die Bedeutung der — oben bereits genannten — Faktoren, die in einer Erhöhung der Investitionskosten resultieren, zugenommen. Welches Gewicht sie im einzelnen besitzen, wird in den folgenden Abschnitten untersucht (vgl. Abb. 5). Zu einem Anstieg der Investitionskosten kam es im betrachteten Zeitraum aber auch durch die Maßnahmen zur Erhöhung des Kraftwerkswirkungsgrades als Reaktion auf die stark gestiegenen Brennstoffpreise. Die in der Tabelle 33 angegebenen Investitionskosten beziehen sich allein auf die in der Bundesrepublik Deutschland errichteten Kraftwerke. Die für das Ausland bestimmten Anlagen weisen zum Teil deutlich geringere Investitionskosten auf. Das hängt neben den dort möglichen kürzeren Bauzeiten vor allem mit den im Vergleich zur Bundesrepublik geringeren Sicherheits- und Umweltschutzauflagen dieser Länder zusammen. Die im Kraftwerksbau tätigen deutschen Unternehmen errichten im Ausland somit vorwiegend „abgespeckte" Anlagen. Die dort niedrigeren Investitionskosten hängen aber auch mit der internationalen Konkurrenzsituation zusammen, die die Unternehmen in Einzelfällen zwingt, unter Vollkosten anzubieten. 5.1.5.2 Auswirkungen von Bauverzögerungen auf die Investitionskosten Die Höhe der zu einem bestimmten Zeitpunkt durchzuführenden Kraftwerksinvestitionen ist von der jeweiligen Bauphase abhängig. Bei der zeitlichen Verteilung der Investitionskosten gibt es zwar gewisse Unterschiede zwischen den einzelnen Kraftwerkstypen, grundsätzlich kann aber davon ausgegangen werden, daß der größte Teil der Investitionsausgaben etwa in der Mitte der Bauzeit anfällt. Deutlich geringer sind die nach Baubeginn sowie vor Inbetriebsetzung und Übergabe des Kraftwerks zu erbringenden Investitionen. Während der Bauzeit sind in Abhängigkeit von den getätigten Investitionen Kostensteuern und Zinsen aufzubringen. Durch Verzögerungen beim Kraftwerksbau kann es zu beträchtlichen Erhöhungen dieser Kosten kommen. Das
. De
t der Kaftwerksindustrie
111
wirkt sich bei kapitalintensiven Anlagen mit einer ohnehin schon relativ langen Bauzeit besonders gravierend aus. Ohne Verzögerungen können Steinkohlenkraftwerke mit einer Leistung von 700 MW in vier Jahren und Kernkraftwerke mit 1.300 MW Leistung in sechs Jahren errichtet werden. Aus diesen Bauzeiten resultieren Zinsen und Kostensteuern in Höhe von rund 15 Prozent der gesamten Investitionsausgaben im ersten und etwa 23 Prozent im zweiten Fall 3 0 . Aufgrund der Verlängerung der Genehmigungs- und Bauzeiten kann sich ein beachtlicher Anstieg der Zinsen und Kostensteuern ergeben. Dies gilt insbesondere für Kernkraftwerke, deren Genehmigungs- und Bauzeiten sich auf 10 bis 12 Jahre erhöht haben. Das bedeutete eine Erhöhung des Anteüs der Zinsen und Steuern an den Baukosten auf 25 bis 30 Prozent 31 . Die hier beispielhaft angeführte Bauzeitverlängerung führt insgesamt gesehen zu einer Erhöhung der Investitionskosten bei Kernkraftwerken von bis zu 10 Prozent der Investitionsausgaben bei konstanten Preisen. Daneben ergibt sich erfahrungsgemäß eine weitere Erhöhung der Investitionen im Zeitablauf aufgrund der üblichen Preissteigerungen, die ihrerseits wieder aus einem Kostenanstieg bei Lohn, Material, usw. resultieren. 5.1.5.3 Auswirkungen verstärkter Sicherheitsund Umweltschutzauflagen Ein gewichtiger Beitrag für die Erhöhung der Investitionskosten von Kraftwerken ging von den verschärften Sicherheitsauflagen für Kernkraftwerke und den verschärften Umweltschutzbestimmungen aus. Zwar lassen sich die daraus erwachsenden Kosten meist nicht exakt beziffern, da sie auch in Verbindung mit der technischen Entwicklung zu sehen sind; es ist aber möglich, sie der Größenordnung nach anzugeben. Die Genehmigungsanforderungen bei Kernkraftwerken mit dem Ziel, die Sicherheit der Anlagen zu erhöhen, wurden seit Mitte der siebziger Jahre massiv ausgedehnt. Beispielsweise wurde der vollständige Nachweis der Beherrschung von Flugzeugabsturz, Erdbeben, Explosionsdruckwellen, Einwirkungen Dritter und anderer äußerer Einwirkungen verlangt; die Qualitätsanforderungen an verschiedene Bauteüe, insbesondere an Rohrleitungen, wurden gravierend erhöht 3 2 . Die zusätzlich seit etwa 1975 verlangten Sicherheitseinrichtungen führten zu Kostensteigerungen von rund 20 Prozent der gesamten Investitionsausgaben. Hierzu wurde vorausgesetzt, daß die Investitionen ohne diese Auflagen 30
Vgl. Schmitt, D., H. Junk, K.-F. Ebersbach, H. Prechtl, Parameterstudie zur Ermittlung der Kosten der Stromerzeugung aus Steinkohle und Kernenergie, München 1978, S. 32 ff. 31 Vgl. Rittstieg, G., Die Kostenentwicklung und . . a . a . O . , S. 582. 32 Vgl. Deutsches Atomforum e.V., Kostenentwicklung im Zusammenhang mit der Tätigkeit der Aufsichts- und Genehmigungsbehörde, Analysen 10/82.
112
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
mit dem Index der Erzeugerpreise der im Kraftwerksbau eingesetzten Güter gestiegen wären. In den achtziger Jahren ist aufgrund der Bemühungen der Kraftwerksbauer um Standardisierung der Anlagen und um Vereinfachung des Genehmigungsverfahrens mit einer Abflachung des Zuwachses bei den spezifischen Investitionskosten zu rechnen. Von den Investitionen für ein 750-MW-Steinkohlenkraftwerk gingen 1982 rund 26 Prozent in den Umweltschutz. Der mit Abstand größte Teil davon — nämlich 16 Prozentpunkte — wurde für die Rauchgasentschwefelung verwendet. Der Rest wurde zu gleichen Teilen für Staubfilter und stickoxidarme Verbrennung sowie für Wärme- und Lärmschutz und Sonstiges ausgegeben33. In den kommenden Jahren muß mit einem weiteren Anstieg der Investitionen für den Umweltschutz gerechnet werden. So verlangt die GroßfeuerungsanlagenVerordnung nicht nur eine weitgehende Entschwefelung, sondern auch eine drastische Reduzierung der Stickoxide. Die Kosten hierfür können sich je nach örtlicher Gegebenheit und Verfahren auf bis zu 500.000 DM je MW belaufen. 5.1.6 Seit 1970 errichtete und in Bau befindliche Kraftwerke 5.1.6.1 Stromerzeugungsanlagen nach Kraftwerkstypen Die in den vorangegangenen Kapiteln beschriebenen Investitionen in Kraftwerksanlagen führten mit bauzeitlich bedingten Verzögerungen zur Inbetriebnahme folgender Kraftwerksleistungen: Insgesamt wurden zwischen 1970 und 1985 von der öffentlichen Elektrizitätsversorgung, der Industrie und der Deutschen Bundesbahn Kraftwerke mit einer gesamten Bruttoengpaßleistung von rund 63 GW in Betrieb genommen. Ein besonders starker Zugang an neuen Kraftwerken ist für die Zeit von 1972 bis 1976 festzustellen; allein in diesen fünf Jahren erfolgte die Inbetriebnahme von rund 30,3 GW. In den darauffolgenden Jahren wurde wegen des Rückgangs der Zuwachsraten beim Stromverbrauch auch der Zubau von Erzeugungsanlagen reduziert. Er erhöhte sich erst wieder seit 1984 (vgl. Tab. 34). Unter den im Untersuchungszeitraum errichteten Stromerzeugungsanlagen nehmen die Dampfkraftwerke eine dominierende Position ein. Der weitaus größte Teil dieser Anlagen entfällt wiederum auf reine Kondensationskraftwerke; sie bilden das Rückgrat der Stromversorgung. Bei den übrigen Dampfkraftwerken handelt es sich um die verschiedenen Typen von Heizkraftwerken, die in Kuppelproduktion elektrischen Strom und Wärme — Niedertemperaturwärme zu Heizzwecken und Prozeßwärme für die Produktion — erzeugen. Die Inbetriebnahme von Heizkraftwerken kam Mitte der siebziger Jahre weitgehend zum Stillstand; erst infolge der Energiepreissteigerungen von 1973/74 und der
33
Vgl. IZE, Sachverhalte, Nr. 6, Juni 1983.
8 Röthlingshöfer
2430
-
3399
68
4406
-
51 -
-
-
4982
-
-
-
-
4222
8597
-
108
1
411
33
2284
2612
2396
466 -
86 3
486
-
-
2437
29
33
5167
Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft, Referat III B 2; VDEW; VIK-Statistik der Energiewirtschaft; Schätzungen des Ifo-Instituts.
9
33
2304
45
31
^ 69
Ende 1983
5734
78
9 120
65
L
19 85
1577
9 055 315
^
4
38
114
182
4114
1934
1985 ir Bau
4962 5691
1982
620
353 -
238
469
180
4647
2270
1981
2083
1970
1980
1350
31
19
1
260
2 2782
-
2047 55
69
18
1
- 90
230
692
-
19
86 3
45
392
-
2782
2285
1979
in der Bundesrepublik
410
1978
2837
1977 2284
2937
-
18
2 6 7 4 9 233
216
7308
699
5000
20
2
699
17
5
202
1976 1732
1732
6652
1975
456
178
6619
1117
526
760
108
104
3638
3840
1974
7372
1973
7194
425
3696
in MW
Inbetriebnahme neuer Kraftwerksanlagen
Bruttoengpaßleistung
Deutschland nach Kraftwerkstypen
im Bau befindliche Kraftwerksleistung
a) Diese Leistungsangaben umfassen nur den Kreis der öffentlichen Elektrizitätsversorgung.
insgesamt
Speicherkraf twerke
werke
Laufwasser kr af t-
davon:
2
51
146
Gas- U.Dieselmotoren -
-
1972
3981
606
3200
1971
3877
158
2594
2362
1970
Errichtete und
Wasserkraftwerke 68
Gasturbinen
Heizkraftwerke
Kondensationskraftwerke 2204
davon:
Dampfkraftwerke
Kraftwerkstypen
Tabelle 34
K^if?SrSleist
. De t der Kaftwerksindustrie 113
114
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
Fördermaßnahmen 34 zum Ausbau der Fernwärme und für die Errichtung von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen wurde der Bau weiterer Heizkraftwerke in die Wege geleitet. Auch ein Teü der Gas- und Dieselmotoren wird neben der Stromerzeugung zur Wärmebereitstellung eingesetzt. Als Blockheizkraftwerke übernehmen insbesondere mehrere der zu Beginn der achtziger Jahre in Betrieb genommenen Anlagen die Wärmeversorgung einzelner Objekte, wie z.B. von Hallenbädern oder großen Gebäudekomplexen. In der ersten Hälfte der siebziger Jahre wurde der Zubau von Gasturbinen stark vorangetrieben. Es wurden 1974 Gasturbinen mit einer Gesamtleistung von rund 1,1 GW in Betrieb genommen. Das ist der größte Wert, der bislang für diesen Kraftwerkstyp in einem Jahr zu verzeichnen war. In den darauffolgenden Jahren wurde der Bau von Gasturbinen zurückgenommen. Auch die Inbetriebnahme von Wasserkraftwerksleistung erreichte in der Mitte der siebziger Jahre einen Höhepunkt. Dies ist vor allem auf die Errichtung von einigen größeren Speicherkraftwerken zurückzuführen. Der Leistungszuwachs durch Laufwasserkraftwerke war im Durchschnitt des Untersuchungszeitraums relativ gering, da — es wurde schon gesagt — die Möglichkeiten, auf diese Weise Strom zu erzeugen, in der Bundesrepublik schon weitgehend ausgeschöpft sind. 5.1.6.2 Stromerzeugungsanlagen nach Energieträgern Die insgesamt zwischen 1970 und 1985 in Betrieb genommene Kraftwerksleistung teüt sich recht gleichmäßig auf die einzelnen Energieträger auf. Von den Kraftwerken, die Kernenergie bzw. Steinkohle einsetzen, wurden jeweüs etwas mehr als 16.000 MW errichtet. Bei mit Gas bzw. Öl betriebenen Kraftwerken erfolgte ein Zubau von jeweüs rund 10.000 MW. Für rd. 6.600 MW neu zugebauter Kraftwerksleistung dient Braunkohle als Brennstoff und etwa 760 MW werden mit Müll und sonstigen Brennstoffen befeuert. Schließlich wurden noch Erzeugungsanlagen mit rd. 2.000 MW Leistung in Betrieb genommen, die mit Wasserkraft angetrieben werden. Den größten Zuwachs an Leistung hatte im Untersuchungszeitraum die Kernenergie zu verzeichnen. Waren zum Ende der sechziger Jahre vorwiegend Versuchs- und Prototypanlagen mit einer Leistung von knapp 1.000 MW in Betrieb, so wurde in den darauffolgenden Jahren der Schritt zur großtechnischen Kernstromerzeugung vollzogen. Dabei wurde die Leistung der einzelnen Kernkraftwerke stark erhöht. Im Jahre 1974 wurde das Kraftwerk Biblis A mit einer 34 Zu nennen sind insbesondere die Fernwärmeförderung im Rahmen des Ende 1981 abgelaufenen Zukunftsinvestitionsprogramms (ZIPI) und § 4a Investitionszulagengesetz. Inzwischen wurde ein Nachfolgeprogramm (ZIPII) beschlossen, das bis Ende 1985 lief.
5. Die Märkte der Kraftwerksindustrie
115
Bruttoengpaßleistung von 1.204 MW in Betrieb genommen. Biblis A war das erste Kraftwerk der Welt mit einer Blockleistung von dieser Größe, die inzwischen zur Standardgröße für in der Bundesrepublik errichtete Kernkraftwerke geworden ist. Wurden in den Jahren 1970 und 1971 noch rund 55 Prozent der in Betrieb genommenen Erzeugungsanlagen mit Steinkohle befeuert, so ging der Anteü neuer Steinkohlenkraftwerke in der Folgezeit deutlich zurück. Wegen des seinerzeit außerordentlich preisgünstigen Angebots von Heizöl und Erdgas wurde in diesen Jahren die Leistung der Öl- und Gaskraftwerke stark ausgebaut. Viele dieser Kraftwerke sind erst nach der Ölpreiserhöhung von 1973/74 fertiggestellt worden. Aufgrund der gestiegenen Brennstoffpreise wurde ein Großteü dieser Anlagen nicht mehr in dem Umfang, wie ursprünglich geplant, zur Stromerzeugung herangezogen. Als Folge der Preiserhöhungen bei den Kohlenwasserstoffen und aufgrund politischer Entscheidungen (3. Verstromungsgesetz aus dem Jahre 1974) wurde der Bau von Steinkohlenkraftwerken wieder kräftig ausgeweitet. Dieser Trend läßt sich auch an der Zunahme der neu in Betrieb genommenen Steinkohlenkraftwerksleistung ab 1979 ablesen. Der Ausbau der Braunkohlenkraftwerke kam in der Mitte der siebziger Jahre zum Stillstand. Als letzter großer Block wurde in 1976 das Kraftwerk Neurath mit einer Leistung von 600 MW in Betrieb genommen. Damit war die Kraftwerksleistung soweit ausgebaut, um die zur Verfügung stehende Braunkohle aufnehmen zu können. In den folgenden Jahren wurden nur noch zwei Projekte realisiert: Das Kraftwerk Arzberg, das tschechische Hartbraunkohle einsetzt, ging 1980 ans Netz, Buschhaus mit 350 MW im Jahre 1985. Die im Untersuchungszeitraum zugebaute Kraftwerksleistung besitzt zwar eine weitgehend ausgewogene Energieträgerstruktur, sie ermöglicht jedoch unter den gegenwärtigen Bedingungen keine kostenoptimale Stromerzeugung. Hierfür wäre ein Anteü der Grundlastkraftwerke von rund 50 Prozent erforderlich; die Addition der im betrachteten Zeitraum zugebauten Kern-, Braunkohlen« und Laufwaserkraftwerke zur Grundlaststromerzeugung erbringt nur etwa zwei Fünftel der insgesamt in Betrieb gegangenen Leistung. Zwar waren auch Gas- und Ölkraftwerke für diesen Lastbereich vorgesehen, aufgrund der gestiegenen Preise für Heizöl und Gase ist ein Einsatz in der Grundlast nicht mehr möglich. Um zu einer näher am Optimum liegenden Zusammensetzung des Kraftwerksparks zu kommen, werden derzeit vor allem Kernkraftwerke zur Stromerzeugung in der Grundlast errichtet. Ende 1985 befand sich eine Kernkraftwerksleistung von 7.129 MW brutto im Bau; das entspricht rund 78 Prozent der zu diesem Zeitpunkt insgesamt in Bau befindlichen Kraftwerksleistung. Eine deutliche Ausweitung erfährt auch die Gesamtleistung der Steinkohlenkraftwerke. Zum Ende des Jahres 1985 wurde an Anlagen mit einer Bruttoengpaßleistung von gut 1.800 MW gebaut. Die übrigen im Bau befindlichen Projekte belaufen 8*
68
296
Heizöld)
Müll u.sonstiges
2430
3399
4406
51
107
-
8597
108
46
1200
5000
2612
-
2396
2937
20
2782
2304
69
33
128
-
5167
33
5734
78
46
18
55 1 3
Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft, Referat III B 2; VDEW; VTK-Statistik der Energiewirtschaft, Ifo-Instituts.
9120
38
-
Schätzungen des
53
5
954
3967
7129
91 65
8
1030
1349
1983 1984 1985 Kraftwerxsleistung
3985
1984
1316
1982
Ende 1985 in Bau
375
851
18
467
29
1981
283
1980
1299
2437
19
112 18
692
86 3
20 -
482
114 -
68
130
680
310
-
614
502
486
79
1453
581
233
114
7308
699
20
1579
600 -
1740
900 -
1978
100 -
1300
1977
1460
910
1976
81
2961
1975
115
1362
2621
3218
983
2052
1200
565
-
1974
1221
1973
1979
in der Bundesrepublik
Inbetriebnahme neuer Kraftwerksanlagen
250
1255
4982
127
1062
806
910
1968
1332
1972
Energieträgern
Bruttoengpaßleistung in MW
Deutschland nach
und in Bau befindliche Kraftwerksleistung
a) Diese Leistungsangaben umfassen nur den Kreis der öffentlichen Elektrizitätsversorgung. - b) Einschließlich Mischfeuerung. - c) Einschließlich Gasmotoren. - d) Einschließlich Dieselmotoren.
insgesamt
68
563
115
GaseC)
Wasser
300
600
Braunkohle
390
1283
-
-
1971
Steinkohle*3*
1970
Errichtete
Kernenergie
Energieträger
Tabelle 35
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
1827
befindliche
116
. De
t der Kaftwerksindustrie
117
sich zusammengenommen auf rund 164 MW. Es wurde somit zum angegebenen Zeitpunkt an Kraftwerken mit einer Gesamtleistung von 9.100 MW gebaut (vgl. Tab. 35). Die zuletzt gemachten Angaben beziehen sich ausschließlich auf die öffentliche Stromversorgung. Damit dürfte aber der in den nächsten Jahren zu erwartende Leistungszugang weitgehend erfaßt sein, da die Industrie eine Ausdehnung ihrer Erzeugungskapazitäten nicht anstrebt.
5.2 Die Auslandsmärkte 5.2.1 Entwicklung und Struktur der erstellten Kraftwerksleistung in der Welt 5.2.1.1 Nettozuwachs an Kraftwerksleistung nach Ländergruppen und seine Zusammensetzung nach Kraftwerkstypen Weltweit erreichte der jährliche Nettozuwachs an Kraftwerksleistung (Eigenund öffentliche Versorgung) im Jahr 1973 mit rund 109 Mill. Küowatt bisher sein größtes Ausmaß. Die Ölkrise 1973 leitete in eine Phase wirtschaftlicher Rezession und weltweiter Instabilität über. Das Wachstum des Energieverbrauchs blieb hinter den Erwartungen zurück. Der jährliche Zubau an Kraftwerksleistung verringerte sich bis auf 59 Mill. Küowatt im Jahre 1983; er lag damit um fast 50% unter dem Niveau von 1973. Besonders stark war der Rückgang in den Industrieländern, wo sich die jährlich erstellte Kraftwerksleistung von 1973 bis 1983 um 70 Prozent verringerte. Die Mitte der siebziger Jahre vor allem aus den OPEC-Ländern kommende Nachfrage nach Kraftwerksleistung war hierfür nur teüweiser Ausgleich. Insgesamt berührte der Rückgang im Kraftwerksbau in erster Linie die herkömmlichen Wärmekraftwerke. In den westlichen Industrieländern ging ihr Anteü am Nettozuwachs an Kraftwerksleistung von 80 Prozent im Jahre 1970 auf weniger als 12 Prozent im Jahr 1983 zurück. Die energiepolitischen Zielsetzungen richteten sich während dieser Zeit in verschiedenen Ländern auf eine stärkere Nutzung der Kernenergie. Ihr Anteü am jährlichen Zuwachs an Kraftwerksleistung hat sich gegenüber dem Anfang der siebziger Jahre trotz verschiedener Schwierigkeiten in der Kernenergie-Szenerie der zurückliegenden Jahre beträchtlich erhöht. Auch die auf Nutzung der Wasserkraft basierende Kraftwerksleistung hat wachsende Bedeutung erlangt. Tabelle 36 zeigt den jährlichen Nettozuwachs an installierter Kraftwerksleistung nach Ländergruppen und in der Zusammensetzung nach Kraftwerkstypen. Berücksichtigt man sowohl denEigenverbrauchsanteü, der den Unterschied zwischen der Netto- und der Bruttoengpaßleistung darstellt und im Durchschnitt auf rund sieben Prozent zu veranschlagen ist, als auch den, insgesamt ge-
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
118 T a b e l l e 36
Nettozuwachs an K r a f t w e r k s l e i s t u n g nach Kraftwerk stypen (Eigen- und ö f f e n t l i c h e
Jahr
Zuwachs gegenüber V o r j a h r i n M i l l . kW
Versorgung)
davon i n « Herkömmliche Wärmekraftwerke
Wasserkraftwerke
Kernkraftwerke
Geothermische Kraftwerke
Welt insgesamt 1971
83 9
75 4
16,,4
8,,2
1972
90 8
76 5
10,18
12,,6
0,1
1973
109 3
72 6
19,,4
7,,9
0,1
1974
100 4
66 1
17,, 5
16,, 4
-
64 7
19,
,0 21,r O
16,, 1
0,2
13,,4
-
18,,2
17,,6
-
21 ,9 ,
18,,5
-
26,,6
12,,7
0,7
1975
94
0
-
1976
79 1
65 6
1977
87 5
64 2
1978
87 8
59 6
1979
76 3
60
1980
72 7
47 5
32,,0
19,,8
0,7
1981
90 8
55 4
22,
0,0
1982
77 2
61 2
26,, 4 1
12,
0,4
1983
59
40 6
,
22,,5
25,-8
32,,9
0,7
0
0
,0
Westliche Industrieländer 8,,9
1971
61 6
79 4
1972
63 5
74 5
11 ,5 , 8,,3
17,,0
0,2
1973
73 5
72 4
17,,8
9,,7
0,1
1974
70 8
66 6
13,,1
20,,2
0,1
1975
61 6
64 2
13,,2
22,,4
0,2
1976
49,,6
64,,3
17,,3
18,,4
-
1977
53,,6
63,,6
24,, 6
-
1978
50,,7
56,,0
11 ,8 , 16,,9
27,
0,1
1979
58,,8
24,,2
16,,5
0,5
1980
41 ,3 , 40,, 1
45,
21,,2
33,,3
19C1
53,r 1
53,,5
15,,1
30,,8
1982
35,,3
56,,8
25,, 5
17,,3
0,4
1983
23,,3
11 ,4 ,
20,,2
67,, 5
0,9
,0
0,2
,0
0,5 -
0,0
Entwicklungsländer 1971 1972 1973 1974
6,,4 9,,2 11 ,9 « 12,,2
53,,1
46,,9
19,,3
17,,4
3,,3 o,,8
-
54,,9
41,,2 42,,6
2,,5
-
,0
58,
-
11 ,7 , 13..0
56,,4
43,.6
1976
64,,3
35,,7
1977
16,,2
55,,9
37,, 3
6,,8
-
1978
13,, 1
63,,6
33,,7
3,,3
-
1979
14,, 1
45,,4
30,,9
1980
16,,0
44,,8
54,,2
1981
18,,6
58,,5
35,,9
5,,3
1 0,3
1982
18,, 5
65,,2
30.,2
3,.6
1983
18,,0
58,,9
32,,6
1975
Zentrale
-
1,7
7,,2
,0
1,0 1,3
Planwirtschaften
1971
15,,9
69,,4
23,,8
6, 8
1972
18,, 1
80,,4
16,,2
3,,4
-
1973
18,,8
82,.6
12,,1
5,,3
-
1974
1 7,, 5
70,,8
18,,3
10,,9
-
1975
20, 6
71,,2
22,, 9
5,,9
-
1976
16,,5
71 ,3 ,
20,, 1
1977
17,,7
74,
20,,3
8,,6 5,,7
-
1978
19,,0
65, 4
24,r 1
10,,5
-
1979
63,,9
22,,1
14,,0
-
1980
20,,8 16, 6
36,,1
18,,1
-
1981
19,,1
45,, 8 57, 6
23,4
64,7
,4 24.7
16,,0
1962 1983
17, 7
,0
60,2
26,
26,4
Q u e l l e : UN, Energy S t a t i s t i c s Yearbook; Berechnungen des
Ifo-Znstituts.
-
-
-
10,6
-
13,4
-
. De
t der Kaftwerksindustrie
119
sehen, geringen Ersatzbedarf, so läßt sich der jährliche Bruttozubau an Kraftwerksleistung und damit die tatsächlich erbrachte Kraftwerksbauleistung schätzen. In den westlichen Industrieländern und den Entwicklungsländern betrug danach der Bruttozuwachs an Kraftwerksleistung 1981 rund 75 Mill. Kilow a t t 3 5 . Dieser Wert ist etwa ebenso groß, wie er 1971 war. Bis 1973 erhöhte sich die Bruttozubauleistung jedoch auf schätzungsweise 100 Mill. Kilowatt. Da angesichts der mehljährigen Bauzeit von Kraftwerken die Kraftwerksbauer rechtzeitig die entsprechenden Produktionskapazitäten bereitstellen müssen, hatte diese Entwicklung in der westlichen Welt einen Kapazitätsaufbau in Gang gesetzt. Mitte der siebziger Jahre belief sich die verfügbare Produktionskapazität auf 130 bis 140 Mill. Küowatt; entgegen den Erwartungen, bedingt durch die inzwischen weltweit veränderte wirtschaftliche Lage, hatte sich die Zubauleistung in Anpassung an den verringerten Bedarf in dieser Zeit schon deutlich verringert. Die überschüssigen Kapazitäten verstärkten den Konkurrenzdruck zwischen den westlichen Kraftwerksbauern erheblich. Inzwischen wurden Produktionskapazitäten wieder abgebaut. In realistischer Einschätzung dürften die westlichen Industrieländer gegenwärtig im Kraftwerksbau über Produktionskapazitäten von 100 bis 110 Mill. Küowatt jährliche Kraftwerksleistung verfügen, von denen rund je ein Drittel auf die USA und Japan entfällt, während das restliche Drittel sich auf die Kraftwerkshersteller der übrigen Länder verteüt. Die Auslastung dieser Kapazitäten ist nach wie vor ungenügend, regional allerdings verschieden. Die japanischen Kraftwerksbauer waren zuletzt besser beschäftigt als die anderen; die europäischen Kraftwerksbauer konnten ihre Kapazitäten wieder besser nutzen als die amerikanischen Unternehmen. 5.2.1.2 Regionale Struktur des Nettozuwachses an Kraftwerksleistung Tabelle 37 gibt, unterteüt nach Kraftwerkstypen, einen regional aufgeschlüsselten Überblick über die Verteüung des Nettozuwachses an installierter Kraftwerksleistung. Im Bereich der konventionellen Wärmekraftwerke waren danach die Entwicklungsländer in den siebziger Jahren zunehmend am jährlichen Zuwachs an installierter Kraftwerksleistung beteiligt. Der Anteü der planwirtschaftlich ausgerichteten Länder bewegte sich um die 25 Prozent. Bei den Wasserkraftwerken sind die Entwicklungsländer mit einem überdurchschnittlich hohen und noch wachsenden Anteü am jährlichen Nettozuwachs an Kraftwerksleistung beteüigt. Sie nutzen verstärkt ihre natürlichen Energiereserven. Der Kernkraftwerksbau konzentriert sich auf die an fossüen Brennstoffen armen Industrieländer und nur zu einem kleinen Teü auf die zentralen Planwirtschaften. Den Entwicklungsländern kommt als Betreibern von Kernkraftwerken bisher nur vereinzelte Bedeutung zu. 35
Seitdem war ein weiterer scharfer Rückgang zu verzeichnen.
68,5 10,6 20,9
69,9 10,1 20,0
1973/74
71,6 8,7 19,7
71,9 10,9 17,2
1974/75
1976/77
1977/78
65,6 12,5 21,9
62,7 16,4 20,9
71,2 10,1 18,7
65,1 10,9 24,0
61 ,5 16,0 22,5
Herkömmliche Wärmekraftwerke
70,5 12,1 17,4
61,3 18,5 20,2
1979/80
60,7 16,0 23,3
1578/79
Kraftwerkslelstung insgesamt
1975/76
54,3 21,8 23,9
57,7 20,6 21,7
1983/81
53,1 17,9 29,0
54,2 18,5 27,3
1981/82
52,9 24,1 22,0
51,7 25,4 22,9
1982/83
56,5 21,7 21,8
58,5 23,5 21,0
42,4 11, 25,6 44*2 32,0 44,'7
45,7 39,4 24,0 30*5 30,3 30^1
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
82,0 1,6 16,0
93,1 0,2 5,3
88,7 2,0 11,1 11,5
86,5 -
91,5 8,1 8,5
Kernkraftwerke
Quelle: UN, Energy Statistics Yearbook; Berechnungen des Ifo-Instituts.
Westliche Industrieländer Entwicklungsländer 2,0 Zentrale Planwirtsch.
86,5 3,9 13,5
85,4 0,1 6 , 5 11 ,8
84,3 69,8 78,8 4,8 7,2 6^7 30,1 2*.,2 15,0
66,1 2 6 , 7 12,'4
80,2
80,
Wasserkraftwerke Westliche Industrieländer 51 ,1 54,1 66,0 52,5 45,3 52,1 39,6 44,6 49,5 35,6 41,6 44,1 30 Entwicklungsländer 21 ,6 16,3 23,1 29,4 28,5 27,9 37,7 31 ,6 27,7 4*. ,7 33,3 27,5 3 a ' 5 Zentrale planwirtsch. 27,3 29,6 10,9 18,1 26,2 20,0 22,7 23,8 22,8 22,7 25,1 2 8 , 4 30,'
77,1 5,4 17,5
1972/73
Westliche Industrieländer Entwicklungsländer Zentrale Planwirtsch.
1971/72
73,4 7,6 19,0
1970/71
Kraftwerksleistung
(Eigen- und öffentliche Versorgung) Angaben in % , Welt insgesamt = 100
Regionale Struktur des Nettozuwachses an installierter
Westliche Industrieländer Entwicklungsländer Zentrale Planwirtsch.
Region
Tabelle 37
120
1970/71
100
1,7
1,6
1,5
2,3
100
1,6
19,7
1,8
3,2
41,4
13,4
19,1
100
20,0
71,9 10,1
1,2
100
1,6
16,9
1973/74
90,8
1,7
2,1
100
2,1
16,6
0,9
5,9
39,1
13,1
19,7
100
17,2
70,4 10,9
109,3
1974/75
1,0
1,1
100
0,6
19,7
1,5
5,4
38,1
18,4
17,6
100
17,4
65,6 12,2
100,4
1975/76
2,1
3,0
100
1,0
18,1
2,9
5,7
35,0
17,8
19,5
100
21,9
68,7 12,5
3,4
2,7
100
1,3
16,1
3,0
7,7
34,6
15,1
17,6
100
20,9
61,3 16,4 20,2
2,1
5,0
100
2,2
22,0
4,3
6,4
30,3
14,7
13,0
100
3,7
4,1 ^,
1C0_
2,0
25,7
2,4
9,8
25,5
19,6
16,7
100
21,7
54,2 20,6
87,8
1980/81
3,4
1,5
100
1,5
25,4
1,5
8,4
26,6
14,8
22,8
100
27,3
51,7 18,5
76,3
1981/82
nach Regionen
1979/80 87,5
57,7 18,5
1978/79
79,1
1977/78
94,0
1976/77
Quelle: UN, Etergy Statistics Yearbook; Berechnungen des Ifo-Instituts.
OPEC-Länder 1,3 Südostasiatische Schwellenländer 0,7
Insgesamt
Ozeanien
Asien (einschl.Japan)
1,3
3,8
1,8
Mittel- u.Südamerika
Afrika
38,5
36,1
Nordamerika
16,1
19,6
15,5
Osteuropa
24,2
100
Westeuropa
19,0
69,9 7,6
insgesamt
100
1972/73
83,9
Planwirtschaft
Westliche Industrieläraier 73,4 Entwicklungsländer Länder mit zentraler
davon in %:
1971/72
(Jährliche Veränderung)
Entwicklung und Struktur des Nettozuwachses an Kraftverksleistung
Welt (in Mill. kW)
Region
Tabelle 38
1,9
4,1
100 100 _
1,9
23,1
3,4
9,7
25,3
2,8
4,7
_ 100
4,1
22,4
4,0
t der Kaftwerksindustrie
7,2
5,8
0,5
6,9
39,5
30,1
30,5
59,0
7,7 31,6
20,6
18,2
6,6
30,3
7,6
22,6
77,2
39,4 24,0
100 22,1
8,0
100
21,0
45,7 20,5
90,8
9,6
16,3
20,6
100
22,9
58,5 25,4
72,7
1982/83
. De
121
122
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
Über die am Entwicklungsstand und dem Wirtschaftssystem der einzelnen Länder orientierte Gliederung hinaus schlüsselt Tabelle 38 den jährlichen Nettozuwachs an installierter Kraftwerksleistung nach Erdteüregionen auf und berücksichtigt darüber hinaus die OPEC-Länder und die südostasiatischen Schwellenländer, die wachstumsträchtigste Region der Gegenwart. Bemerkenswert sind die Anteüsverluste Nordamerikas am jährlichen Nettozuwachs an Kraftwerksleistung. Von gut 40 Prozent (1973) ist der Anteü auf fast 20 Prozent zurückgegangen. Diese Entwicklung ist nicht zuletzt von der derzeitigen Krisensituation im amerikanischen Kernkraftwerksbau beeinflußt. Zunächst hatte der amerikanische Markt für Kernkraftwerke sich bis etwa Mitte der siebziger Jahre, wenn auch nicht immer einheitlich, stets aufwärts bewegt, ehe ab 1975 ein dramatischer Schrumpfungsprozeß einsetzte. Gleichzeitig stieg seitdem die Anzahl der Stornierungen; allein im Jahre 1982 waren es noch 18 Anlagen. In der Bewertung des US-Energieministeriums (Department of Energy) ist diese Entwicklung ursächlich auf die geringeren Zuwachsraten im Stromverbrauch, die Unsicherheiten im Genehmigungsverfahren für Kernkraftwerke, Verweigerung von bundesstaatlicher Zustimmung, Finanzierungsschwierigkeiten sowie mangelnde Wirtschaftlichkeit der Stromerzeugung durch Kernenergie zurückzuführen. Beim letztgenannten Punkt ist zu berücksichtigen, daß Kernkraftwerke in den USA sich im Gegensatz zur Bundesrepublik gegen die billige US-Kohle durchsetzen müssen. Wachsend ist der mittel- und südamerikanische Markt am weltweiten Nettozuwachs an Kraftwerksleistung beteüigt. Fehlende wirtschaftliche und finanzielle Voraussetzungen haben die afrikanischen Länder (Südafrika ausgenommen) bisher an einem stärkeren Kraftwerksaufbau gehindert. Der ab Mitte der siebziger Jahre erheblich angewachsene Anteü Asiens am Kraftwerksmarkt hängt nicht nur mit der wirtschaftlichen Entwicklung Japans, sondern auch mit dem überdurchschnittlich wachsenden Energiebedarf der südostasiatischen Schwellenländer zusammen. In gesonderter Betrachtung zeigt sich, daß diese Ländergruppe ihren Anteü am Nettozuwachs an Kraftwerksleistung von weniger als einem auf über sieben Prozent gesteigert hat. Sie übertrafen damit zuletzt die Bedeutung der OPEC-Länder. Von 1970 bis 1983 hat die installierte Nettoleistung der Kraftwerke weltweit um 100 Prozent zugenommen. Tabelle 39 zeigt, wie die nach Länderregionen und Kraftwerkstypen unterschiedliche Entwicklung des Kraftwerkssektors die Struktur der installierten Nettoleistung beeinflußt hat. In den Industrieländern stehen nach wie vor fast zwei Drittel der Kraftwerksleistung, obwohl sich der Anteü um fünf Prozentpunkte verringert hat. Diese Einbußen sind in erster Linie in der unterdurchschnittlichen Zunahme der installierten Leistung im Kernkraftwerkssektor der westeuropäischen Länder begründet. Vereinigten diese Länder 1970 noch über 40 Prozent der gesamten, damals allerdings insgesamt noch niedrigen Kernkraftwerksleistung auf sich, so fiel dieser Anteü bis 1983 auf etwa 30 Prozent ab. Dazu trug auch die Entwicklung in der Bundesrepublik bei, wo sich der
0,9
0,9
100
1,8
1,3
2,4
100
1,7
12,2
1,0
1,0
100
1,6
17,3
2,0
5,3
38,2
21,9
21,9
100
22,4
24,0
2,1
3,0
100
1,8
11,5
2,4
2,9
36,3
20,9
16,7
100
290,7
1933
522,9
24,0
0,7
0,8
100
2,4
18,2
2,6
3,7
28,9
12,5
32,5
100
16,2
1,0
1,7
100
2,1
14,7
3,0
6,4
24,9
15,4
24,1
100
-
-
-
1,0
-
100
1,0
-
-
-
100
4,3
10,8
0,0
39,9
14,5
32,0
100
0,7
0,0
23,9
100
12,1
14,3
10,3
14,6
100
0,0
3,3
29,
1970 1983
40,8
0,0
57,1
0,9
0,5
-
100
13,4
100,0 6 4 , 9 35,1 6,0 100
28,6
18,8
-
11,7
40,4
6,0
42,8
100
20,9
83,4 3,2
16,6
190.8
Geothemische Kraftwerke 1970 1983
Kernkraftwerke
70,6 59,2 91 ,6 13,2 19,9 2,4
1534,1
Quelle: UN, Energy Statistics Yearbook; Berechnungen des Ifo-Instituts.
Schwellenländer
Südostasiatische
OPEC-Länder
insgesamt
Ozeanien
2,4
317,1
68,8 64,1 7 , 2 11 ,9
2251,1
1933
Herkörrmliche Wasserkraftwerke Wärmekraftwerke 1970 1983 1970
t der Kaftwerksindustrie
Asien (einschl. Japan)
2,2
3,8
Mittel- und Südamerika
Afrika
34,0
35,8
Nordamerika
19,1
19,2
Osteuropa
19,7
100
21,7
25,0
100
64,6 213,0
1125,0
1970
Westeuropa
insgesamt
Planwirtschaft
Westliche Industrieländer 69,7 Entwicklungsländer 3 , 6 Länder mit zentraler
davon in %:
kW)
davon: insgesamt
nach Kraftwerkstypen und Regionen
(Eigen- und öffentliche Versorgung)
Installierte Nettoleistung der Kraftwerke
Kraftwerke
Welt (in Mill.
Region
Tabelle 3 9
. De 123
124
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
Kernkraftwerksbau nach jahrelangem Stillstand erstmals 1982 durch die Erteilung von drei neuen ersten Teilerrichtungsgenehmigungen wieder vorwärtsbewegte. Die osteuropäischen Staatshandelsländer haben dagegen in den siebziger Jahren ihren Anteil an der weltweit installierten Kernkraftwerksleistung von sechs auf 15 Prozent gesteigert. Trotz der jüngsten Rückschläge im Kernenergieausbau entfiel auf Nordamerika 1983 der gleiche Anteü an der installierten Kraftwerksleistung wie 1970. 5.2.2 Nachfrage nach Kraftwerksleistung und Weltmarkt 5.2.2.1 Bedeutung des Weltmarktes im Kraftwerksgeschäft Die Kraftwerksleistung (netto) hat sich im Zeitraum 1970/83 weltweit von 1,125 Mill. MW auf 2,251 Mill. MW verdoppelt. Dieser Zuwachs von weit über einer Million MW ist jedoch keinesfalls mit dem Marktpotential, um das die im Kraftwerksbau tätigen Länder konkurrieren, vergleichbar. Die nationalen Energiebehörden und/oder die unter staatlicher Aufsicht stehenden Energieversorgungsunternehmen arbeiten jeweüs in erster Linie mit den heimischen Kraftwerksbauern zusammen. Das hat zur Folge, daß die nationalen Märkte aller wichtigen Industrieländer wie USA/Kanada, Japan, Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Schweiz und Schweden der internationalen Konkurrenz weitgehend entzogen sind. Auch der Ostblock bleibt als potentieller Absatzmarkt verschlossen, da diese Region im Kraftwerksbereich autark ist. Der Weltmarkt im Kraftwerksbau ist damit relativ klein, da Kraftwerksaufträge in der Regel nur von solchen Ländern frei vergeben werden, die über keinen eigenen Kraftwerksbau verfügen. Das freie Marktpotential büden im wesentlichen die bereits fortgeschrittenen und an der Grenze zum Industriestaat stehenden Entwicklungsländer Mittel- und Südamerikas sowie Südostasiens; ferner sind die ölexportierenden Länder hinzuzurechnen. Korrigiert man die jährlich weltweit erfolgende Nettozubauleistung in der angegebenen Weise, so reduziert sich das dem internationalen Wettbewerb unterliegende Marktpotential erheblich. Zu Beginn der siebziger Jahre betrug es lediglich rund ein Fünftel der gesamten Zubauleistung von Kraftwerkskapazität (netto). Seit 1977 hat sich dieser Anteü auf etwa ein Drittel erhöht. In numerischer Größenordnung und auf Bruttobasis dargestellt, bedeutet dies etwa folgendes: Von der 1970 in der westlichen Welt in Betrieb gestellten Kraftwerksleistung von rund 70 Mill. Küowatt unterlagen nur schätzungsweise 13 Mill. Kilowatt dem internationalen Wettbewerb; im Jahre 1981 wurden von einer Gesamtleistung in Höhe von rund 75 Mill. Küowatt knapp 25 Mill. Küowatt frei vergeben. Diese waren angesichts der überdimensionierten Produktionskapazitäten entsprechend hartem Wettbewerb ausgesetzt. Die Kraftwerksbauer erhielten in den zurückliegenden Jahren zu wenige Inlandsbestellungen, so daß sie aus Beschäftigungsgründen sich verstärkt um Kraftwerksaufträge aus Drittlän-
. De
t der Kaftwerksindustrie
125
dem bemühen mußten, auch wenn herrschender Preisdruck nur wenig günstige Ertragsaussichten versprach. Hier ist von Bedeutung, daß der Exportmarkt für Stromerzeugungsanlagen zunehmend durch den Wettbewerb auch aus Ländern mit niedrigeren Arbeitskosten gekennzeichnet ist. Ferner muß vermehrt den Wünschen des Kundenlandes Rechnung getragen werden. Dazu zählt insbesondere der Abschluß von Kompensionsgeschäften statt Barzahlung. Mit zunehmendem Entwicklungsstand streben die Kraftwerke beziehenden Länder eine stärkere Beteüigung an diesem Investitionsvorgang an. In einer ersten Stufe handelt es sich gewöhnlich um die Übernahme von Bau- und Montagearbeiten bei jeweiliger Überwachung durch den Lieferer. In der zweiten Stufe folgt die Herstellung einfacher apparativer Komponenten und schließlich werden auch lizenznehmende Firmen angesiedelt. Für den letztgenannten Fall bietet Japan ein Beispiel, das in Südamerika bereits entsprechende Fertigungskapazitäten errichtet hat. Eine entscheidende Rolle im internationalen Wettbewerb spielt neben der Bereitstellung günstiger Finanzierungsmodalitäten in jüngster Zeit die Bereitschaft, Know-how zu übertragen, was bis zur Ausbüdung des einheimischen Personals bei Zulieferern und Betreibern von Kraftwerken geht. 5.2.2.2 Die Konkurrenzländer In den jährlichen Bruttozubau an Kraftwerksleistung teüen sich weltweit nur wenige Unternehmen. Sie gehören den drei Wirtschaftsblöcken — USA — Westeuropa — Japan an. Amerikanische und japanische Kraftwerksbauer haben sich durch langfristige Akquisitionspolitik bestimmte Einflußsphären (Schwerpunktmärkte) geschaffen. Seit Ende der siebziger Jahre sind zunehmende Aktivitäten einiger Schwellenländer (Indien, Südkorea) feststellbar. Im folgenden Abschnitt sind die führenden Kraftwerksbauer ländermäßig aufgeführt; der Ostblock — er versorgt sich weitgehend selbst — wird dabei nur insoweit berücksichtigt, als Unternehmen als Konkurrenten auf westlichen Märkten tätig werden. USA: Auf dem Gebiet der Stromerzeugung und -verteüung sind zwar eine Reihe amerikanischer Unternehmen tätig, aber nur - General Electric und — Westinghouase decken jeweüs den gesamten Kraftwerkssektor — konventionell und nuklear - ab. Dies bedeutet allerdings nicht, daß sie auch die gesamte maschinentechnische Ausrüstung herstellen. So beziehen sie Wasserkraftturbinen aufgrund von Firmenabkommen von den auf dem amerikanischen Markt führenden Unternehmen
126
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
— Allis Chalmers Hydro Inc. (von Voith übernommen) — Baldwin Lima Hamüton — Newport Mews & Shipbuüding. Mit hochrangiger Technik beherrschen drei amerikanische Unternehmen den Markt für Dampfkessel. Es sind dies: -
Combustion Engineering,
-
Babcock USA (Division von McDermott),
-
Foster Wheeler.
Außerdem ist auf diesem Gebiet auch Rüey Stoker tätig. Zum Bereich Gasturbinen ist zu erwähnen, daß General Electric hier der in der Welt führende Hersteller ist. Das Unternehmen hat bei Gasturbinen seine eigene Technik entwickelt und arbeitet gegenwärtig bei ihrer Fertigung mit verschiedenen Firmen in Großbritannien (John Brown Co., Ltd.), Bundesrepublik Deutschland (AEG), Norwegen (Kwaener Brug), Japan (Hitachi) und Niederlande (Thomassen) zusammen. Alsthom AÜantique (Frankreich) ist ein Lizenznehmer von General Electric. Westinghouse ist der Welt zweitgrößter Hersteller von Gasturbinen. Nach seiner Technik arbeiten das Tochterunternehmen ACEC (Belgien) und Mitsubishi (Japan). Außerdem sind noch die Firmen Dresser Clark und Ingersoll-Rand zu erwähnen. Für die beiden Unternehmensgruppen General Electric und Westinghouse büdet der Kraftwerksbau nur einen Geschäftsbereich unter vielen. Schon allein aufgrund ihrer Größe repräsentieren sie eine große Marktmacht, die sie sowohl durch ihr technisches Know how als auch durch Kapitalbeteiligungen zur Geltung bringen. Die Vorrangstellung der beiden amerikanischen Unternehmen (zusammen mit europäischen und japanischen Firmen) auf technischem Gebiet dokumentiert sich gegenwärtig insbesondere im Bereich der Kernkraftwerkstechnik. Kapitalbeteiligungen weist General Electric in Japan (Toshiba), in Frankreich (CETAG, gemeinsames Tochterunternehmen von Alsthom Atlantique und General Electric) in Kanada, Spanien und einer Reihe von fortgeschrittenen Entwicklungsländern (z.B. Brasilien) auf. Die amerikanischen Kraftwerksbauer, voran General Electric, vereinen schätzungsweise ein Drittel der weltweiten Kraftwerkskapazitäten auf sich. Zur Vormachtstellung der USA auf dem Gebiet der Kraftwerksindustrie tragen außerdem 40 bis 50 teüs weltweit tätige Consulting-Unternehmen bei. Großbritannien:
Die Herstellung schwerer Kraftwerksausrüstung konzentriert sich weitgehend auf die beiden Gruppen - General Electric Company (GEC) - NEIParsons Der Tätigkeitsbereich von GEC erstreckt sich über den gesamten Kraftwerkssektor. Die Unternehmensgruppe fertigt alle System-
. De
t der Kaftwerksindustrie
127
komponenten für thermische und Wasserkraftwerke, angefangen vom Kessel bis zu Schaltanlagen. NEI-Parsons ist mehr oder weniger nur im Sektor Dampfkraftwerke tätig. Neben diesen beiden Gruppen, die schlüsselfertige Kraftwerke anbieten, ragen einige Unternehmen als Hersteller bestimmter Systemkomponenten heraus. Auf der Kesselseite sind dies - Babcock GB (Lizenz von Babcock USA) - John Thompson (Lizenz von Combustion Engineering). Gasturbinen werden hergestellt von - John Brown Co., Ltd. (Lizenz von General Electric). - GEC - Rolls-Royce Frankreich: Die Struktur der elektromechanischen Industrie hat sich hier in den vergangenen Jahren verschiedentlich verändert. Im konventionellen Kraftwerksgeschäft dominieren zwei Unternehmensgruppen: - Alsthom Atiantique - Jeumont Schneider. Alsthom Atiantique entstand 1976 durch den Zusammenschluß von Chantiers de l'Atlantique (Schiffbau) und Alsthom (Elektrotechnik). Die Gruppe — zur staatlichen französischen Elektrogruppe CGE gehörend - deckt im Bereich der Stromerzeugung und -Verteilung das gesamte Anlagespektrum ab; sie plant und liefert schlüsselfertige konventionelle Kraftwerke. Zusammen mit einigen Tochterunternehmen fertigt sie u.a. folgende Anlagen bzw. Komponenten: - Dampfkessel (Stein-Industrie, Lizenz von Combustion Engineering) - Kondensatoren und Wärmeaustauscher (Delas-Weir) - Dieselkraftwerke (Sem-Pielstick) - Dampfturbinen (GE- und BBC-Lizenzen) - Gasturbinen (Creusot-Loire) - Generatoren. Eine Beteiligung an Neyrpic-Creusot Loire, dem einzigen französischen Wasserturbinenhersteller, ermöglicht Alsthom Atiantique die Ausrüstung von Wasserkraftwerken. Die mehrheitlich zum Schneider Konzern gehörende Industriegruppe Creusot-Loire bildet den zweiten Firmenschwerpunkt im französischen Kraftwerksgeschäft. Insgesamt baut Schneider/Creusot alle für Wärme- und Wasserkraftwerke benötigten Komponenten, von Gasturbinen und Dieselsätzen abgesehen. Die nuklearen Aktivitäten sind bei Framatom vereinigt.
128
Italien:
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
Ansaldo ist der größte Kraftwerksbauer dieses Landes. Sein Tätigkeitsfeld deckt in Verbindung mit verschiedenen zur Gruppe gehörenden Unternehmen das gesamte konventionelle Kraftwerksspektrum ab. Ein italienisches Tochterunternehmen von BBC, TIBB, stellt Turbo-Generatoren (und Hochspannungsschalter) her. Der Kernkraftwerksbau ist Bestandteil der Staatsindustrie, nachdem die Holding-Gesellschaft Finmeccanien des staatlichen IRIKonzerns 1981 die Mehrheit an den beiden Fiat-Kernkraftwerksgesellschaften Sigen und Sopren erworben hat. Sigen (Societä Impianti Generazione Energia Nucleare SpA) war 1974 zu gleichen Teilen von Breda Termomeccanica und Fiat als die italienische Kernkraftwerksgesellschaft für Gesamtprojekte mit Druckwasserreaktoren nach Westinghouse-Lizenz gegründet worden. Gleichzeitig entstand die Sopren (Societä Progettazione Reattori Nucleari SpA) durch Sigen und Westinghouse/USA, deren Kapital zu je 40 Prozent von Ansaldo und Fiat, zu 15 Prozent durch Westinghouse und zu 5 Prozent durch Sigen gehalten wurde. Francotosi erzeugt Kessel und Turbinen, FIAT TTG und Turbotechnical Gasturbinen, Depretto-Escher-Wyss Dampfturbinen.
Schweiz:
Dank des unternehmerischen Rangs von BBC ist die Schweiz ein bedeutender Hersteller schwerer Kraftwerksausrüstungen. Die international stark verflochtene Gruppe ist auf dem Kraftwerkssektor unter die führenden Unternehmen einzureihen. So wie sie ihre technische Eigenständigkeit bewahrt und in der Energietechnik die eigenen Entwicklungen international vermarktet, ist die BBC-Gruppe rangmäßig unmittelbar hinter General Electric und Westinghouse einzuordnen. Neben den eigenen Tochterunternehmen zählt eine Reihe internationaler Konzerne zu ihren Lizenznehmern. Die Vergabe von Lizenzfertigungen an Entwicklungsländer sichert der Gruppe darüber hinaus eine beachtliche Marktstellung auf diesen Märkten. In Fällen, wo solche Länder bei international ausgeschriebenen Projekten eine Mindestbeteiligung der heimischen Industrie verlangen, sind vorweisbare Lizenzfertigungen bei Auftragsverhandlungen vielfach von Vorteil. Bei thermischen Kraftwerken ist BBC einziger schweizerischer Hersteller aller wesentlichen Komponenten. Bei Gasturbinen hat das Unternehmen eine eigene technische Version entwickelt. Toshiba (Japan) und Turbodyne Co. (USA) sind beide Lizenznehmer davon. Als Ausrüster für Wasserkraftwerke betätigt sich neben BBC auch noch Sulzer-Escher Wyss, die außerdem Kessel, Pumpen, Gasturbinen und Armaturen herstellen.
. De
t der Kaftwerksindustrie
129
Schweden:
ASEA ist die im Kraftwerksgeschäft dominierende Firma Schwedens. Sie ist eine der kleinsten internationalen Unternehmensgruppen auf diesem Sektor; ihr Umsatz beträgt schätzungsweise nur ein Zehntel von dem General Electrics. In Verbindung mit dem zur Gruppe zählenden Kesselhersteller Stal-Laval bzw. Dampfturbinenherstellung Stal-Laval Turbines fertigt ASEA, von Wasserkraftturbinen abgesehen, sämtliche Kraftwerkskomponenten und ist damit in der Lage, schlüsselfertige thermische Kraftwerke zu liefern. KMW ist der einzige schwedische Hersteller von Wasserturbinen. Kessel werden von Götaverken erzeugt. Die Kernkraftaktivitäten werden von ASEA-Atom (Siedewasserreaktor) wahrgenommen.
Belgien:
Die Firma ACEC stellt Gasturbinen und Generatoren in Westinghouse-Iizenz her. Cockerill liefert Dampfkessel.
Niederlande:
Zu nennen sind NEM (Kesselbau), Stork (Kessel und Apparatebau, Rohrleitungen) Thomassen (Gasturbinen) und Smit (Generatoren in KWU- und BBC-Lizenz)
Norwegen:
Kvaemer Brug erzeugt Gasturbinen.
Österreich:
Elin stellt Generatoren her. Waagner Biro ist auf den Gebieten Kessel- und Apparatebau tätig und tritt außerdem als Generalunternehmer auf. Simmering-Graz-Pauker produziert Kessel, Vorwärmer sowie kleine Dampfturbinen in GHH-Lizenz. Die Firma Andritz stellt Pumpen her.
Japan:
Die japanischen Firmen haben ihre Erfahrung auf dem Gebiet der schweren Kraftwerksausrüstung im wesentlichen über technische Abkommen mit ausländischen, hauptsächlich amerikanischen Unternehmen erworben. Der Kraftwerksbereich — konventioneU und nuklear — wird von drei Unternehmensgruppen beherrscht: - Mitsubishi - Hitachi Ltd. - Tokyo Shibaura Electric (Toshiba). Diese drei Gruppen stellen auch gesamtwirtschaftlich einen beachtlichen Faktor dar. Charakteristisch ist für sie, wie auch für andere japanische Unternehmensgruppen, ihre multisektorale Struktur; ihre Aktivitäten reichen über den Industriesektor hinaus und schließen gleichzeitig auch den Handels- und Bankensektor mit ein. Im Falle der Mitsubishi-Gruppe, die als eine der größten Gruppen allein etwa zehn Prozent der wirtschaftlichen Aktivitäten des Landes auf sich vereinigt, sich aus rund 40 Unternehmen zusam-
9 Röthlingshöfer
130
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
mensetzt, die ihrerseits wieder hunderte von Firmen kontrollieren, bilden drei Unternehmen die Hauptstützen der Gruppe: - Mitsubishi Bank, - Mitsubishi Corporation, - Mitsubishi Heavy Industries. Das Unternehmen, das speziell die Elektroseite der Gruppe repräsentiert, ist Melco (Mitsubishi Electric Corporation); es ist eng mit Mitsubishi Heavy Industries verbunden. Der Bau von Kraftwerken erfolgt im Unternehmensverband: Die Elektroseite (Generatoren, Leittechnik) wird von Melco, die maschinentechnische Seite (Kessel, Turbinen) von Mitsubishi Heavy Industries wahrgenommen. Eine Reihe weiterer Gruppenunternehmen sind Zulieferer. Über die Produktion hinaus schließt das integrierte Vorgehen auch das Marketing mit ein. Eine besondere Rolle spielen hier die Großhandelshäuser; ihre vielseitigen Aktivitäten ermöglichen bei internationalen Ausschreibungen dem jeweiligen Kundenland angepaßte und damit Wettbewerbsvorteile sichernde Strategien. Hersteller schlüsselfertiger Kraftwerke sind neben der Melco-Gruppe auch Hitachi und Toshiba. Soweit es sich dabei um Gasturbinenanlagen handelt, arbeitet Hitachi nach Lizenzen von General Electric, Mitsubishi nach Lizenzen von Westinghouse und Toshiba nach Lizenzen von BBC. Bei Wasserkraftwerken ist Japan im Weltexport führend; über die Hälfte der Wasserturbinen und Wasserkraftgeneratoren sind japanischen Ursprungs. Neben den drei führenden Unternehmensgruppen sind hier noch weitere, allerdings kleinere Firmen am Markt. Ein spezifisches Merkmal dieser Unternehmen ist, daß sie meist auf einzelne Komponenten spezialisiert sind. Herausragend ist hier Ishikawajima Harima Industry (IHI) als bedeutender Kesselbauer und Hersteller von Gasturbinen. Zu nennen sind des weiteren die Fuji-Gruppe sowie Kawasaki Heavy Ind. und Mitsui Engineering and Shipbuilding (die beiden letzten für Gasturbinen). Südkorea:
Korean Heavy Industrie Corporation (KHIC) stellt Turbinen und Generatoren sowie Kessel (in Combustion-Lizenz) her. Hyundai deckt den Gesamtbereich als Generalunternehmer ab. Samsung Heavy ist als Kesselhersteller zu erwähnen.
Indien:
Die Firma Bharat Heavy Electricals erzeugt Kessel und Dampfturbosätze.
Auch einige Ostblockländer treten am Weltmarkt als Anbieter schwerer Kraftwerksausrüstung in Erscheinung. Zu nennen sind insbesondere:
5. Die Märkte der Kraftwerksindustrie
Sowjetunion:
Leningrader Metallwerke (LMZ) für Turbinen, Electrosüa für Generatoren, Tashkent für Kessel.
Tschechoslowakei:
Skoda: Turbinen, Generatoren, Kessel in Babcock-Lizenz.
Jugoslawien:
Radde Concar: Generatoren Jugoturbina: Turbinen (in BBC-Lizenz)
Ungarn:
Firma Lang: Turbinen (in BBC-Lizenz) Firma Ganz: Generatoren
Polen:
Elektrim: Kraftwerke, Dampf-Turbosätze (in BBC-Lizenz) Kessel (in Sulzer-Lizenz)
131
5.2.3 Produktion von Kraftwerkskomponenten in den wichtigsten Herstellerländern Kraftwerkskomponenten werden — der vorangegangene Abschnitt hat es gezeigt — nur von jeweüs wenigen Unternehmen in wenigen Ländern hergestellt. Produktionsdaten unterliegen dabei vielfach der betrieblichen Geheimhaltung und/oder sind infolge unterschiedlicher Abgrenzung ländermäßig nicht vergleichbar. Internationale Statistiken geben aus diesem Grund nur fragmentarisch Auskunft über die jeweüige Produktion. Tabelle 40 vermittelt einen Überblick über die Produktion von Dampfkesseln und Dampfturbinen. Die USA sind danach mit Abstand führendes Produktionsland vor Japan und der Bundesrepublik. Großbritannien hat Ende der siebziger Jahre stark aufgeholt. Die Positionen der einzelnen Länder untereinander haben sich im Zeitablauf allerdings jeweüs rasch verschoben. Im Jahr 1974, in dem die USA im Dampfturbinenbau mit rund 35.800 MW ihr bisheriges Produktionsmaximum erreicht hatten, erzielte die Bundesrepublik nur ein gutes Drittel, Japan schätzungsweise sogar nur ein Fünftel dieser Produktionsleistung. In den folgenden Jahren, insbesondere 1979, konnte Japan dann seine Produktion steigern, während die USA und die BR Deutschland Produktionsrückgänge zu verzeichnen hatten. Bis zu Beginn der achtziger Jahre hatte Japan seinen Abstand zu den USA deutlich verringert und die Bundesrepublik ein gutes Stück hinter sich gelassen. Die Produktion von Wasserturbinen unterlag sowohl zeitlich als auch ländermäßig einer sehr unterschiedlichen Entwicklung. Tabelle 41 gibt darüber nur ungenügend Auskunft. Ergänzend zu ihr ist anzumerken, daß Japan in dieser Sparte seit Ende der siebziger Jahre die führende Position einnimmt, den USA dagegen eine vergleichsweise bescheidene Bedeutung zukommt. Tradition hat der Wasserturbinenbau in Europa. Neben der Bundesrepublik beanspruchen hier mehrere Länder größere Produktionsanteüe für sich. An der seit Beginn 9
1972
29
Österreich
.
.
.
.
Neuseeland
.
.
.
.
. .
.
.
. .
.
. 1
.
1
.
. 12 •
268
148
289
.
272
.
259
.
.
•
14
•
17
•
14
.
771
97 225
7
198 200
234 1
1978
833
67
72
251
126
9
339
231 1
245
1
310
.
7
279
065
159
1
1977
6 3 6 2 042 2 3 7 4 1 9 2 5
284
.
1
108 5
052
275
157
162 1
.
79
.
1976
.
200 342
474
1979
1972-1980
Quelle: OECD, The Engineering Industries in OECD Member Countries.
a) Positionen 7 1 1 . 1 , 7 1 1 . 2 , 7 1 1 . 3 des Internationalen Warenverezichnis für den Außenhandel (SITC).
.
.
97
.
81
206
835
1975
4 217 4 606
316
70
95
212
.
1 253 1 7 4 5 2 059
Australien
Japan
Kanada
USA
.
.
62
273
685
1974
69
112
26
.
64
192
319
.
24
49
244
495
2 719 3 354
150
Großbritannien
Schweden
Finnland
82
51
Niederlande
Dänemark
39
234
1973
in ausgewählten Ländern der OECD,
Mill. US-Dollar
(einschließlich Dampfturbinen) a)
Produktion von Dampfkesseln, Hilfsapparaten für Dampfkessel sowie Dampfmaschinen
Belgien
Frankreich
BR Deutschland
Land
Tabelle 40
1980
132 III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
10
17
Österreich
Schweden
.
23
30
32
21
1973
6
29
35
30
43
.
26
52
1974
.
.
.
.
.
40
35
53
46
.
47
40
86
54
46
51
62
44
36
78
1975
. 126
62
70
48
8
62
1976
9
64
14
69 75
76
47
1977
14
1978
in ausgewählten
1972-1980
Mill. US-Dollar
Ländern der OECD,
Produktion von Wasserkraftmaschinen a^
13
Quelle: OECD, Tne Engineering Industries in OECD Member Countries.
a) Position 7 1 1 . 8 des Internationalen Warenverzeichnis für den Außenhandel (SITC).
Japan
45
20
Frankreich
Finnland
11
1972
BR Deutschland
Land
Tabelle 4 1
1979
1980
. De t der Kaftwerksindustrie 133
1972
.
6
.
.
33
45
72
.
12
127
.
12
38
.
1975
131
.
24
24 38
20
163
1976
217
41
55
. 145
112
29
519
1977
133
340
1978 232
1979
Position 7 1 1 . 6 des Internationalen Warenverzeichnis für den Außenhandel ( S I T C ) .
72
.
29
13
110
1974
Quelle: OECD, The Engineering Industries in OECD Member Countries.
a)
69
Japan
.
19
.
85
19
8
1973
Mill. US-Dollar
Luftfahrzeuge) 5 ^
1972-1980
(ausgenommen für
in ausgewählten Ländern der OECD,
Produktion von Gasturbinen
Kanada
Großbritannien
Schweden
Frankreich
BR Deutschland 24
Land
Tabelle 4 2
209
1980
134 III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
. De
t der Kaftwerksindustrie
135
der siebziger Jahre europaweit bei annähernd 8.000 MW stagnierenden Produktionsleistung sind neben den in Tabelle 41 aufgeführten Ländern - Italien, Belgien, Niederlande und Dänemark können vernachlässigt werden - insbesondere die Schweiz und Norwegen in größerem Umfang beteiligt; im Durchschnitt der Jahre ab 1975 lag die Produktion der beiden Länder jeweils über dem französischen Produktionsniveau. Die Produktion von Gasturbinen ist strukturell gewachsen. Die BR Deutschland und Großbritannien sind die in Europa führenden Produzenten. Neben Frankreich kommt der Schweiz noch größere Bedeutung zu. Die Produktion Japans ist 1979/80 unter das Niveau der wichtigsten europäischen Herstellerländer gefallen (vgl. Tab. 42). Die Herstellung von elektrischen Kraftmaschinen und Schaltgeräten konzentriert sich in hohem Maße auf USA, Japan und die BR Deutschland. Frankreich und Großbritannien halten die nächsten Positionen besetzt (vgl. Tab. 43). 5.2.4 Weltmarkt an schwerer Kraftwerksausrüstung 5.2.4.1 Länderanteile an der Weltausfuhr von Dampfkraftmaschinen Eine systematische vollständige Übersicht über das internationale Kraftwerksgeschäft ist statistisch nicht erstellbar. Ersatzweise kann die ländermäßig gegliederte Ausfuhr von Dampfkraftmaschinen jedoch durchaus einige brauchbare Anhaltspunkte liefern. Gemäß Tabelle 44 hat sich die Ausfuhr von Dampfkraftmaschinen der westlichen Industrieländer im Zeitraum von 1970 bis 1983 etwa verdreifacht. Bemerkenswert, daß nur wenige Länder die Exportmärkte beherrschen. Die USA, BR Deutschland, Japan, Schweiz, Frankreich, Großbritannien und Italien deckten 1983 93 Prozent der Weltausfuhr ab; 1970 betrug der gemeinsame Anteil dieser Länder erst 84 Prozent. Die Konzentration im Exportgeschäft hat damit - bei allerdings erheblichen Anteilsverschiebungen — noch zugenommen. Die Veränderung der Lieferanteile am Welthandel kann als ein vergleichbar umfassendes Maß für die Einschätzung der internationalen Wettbewerbsposition und damit unter Umständen der komparativen Vorteile eines Landes oder eines Produktionsbereichs gelten. Allerdings muß berücksichtigt werden, daß die Höhe dieses Anteüs vielfach auch von der unterschiedlichen (Markt-)Größe der am Welthandel beteiligten Länder bestimmt ist. Die Bundesrepublik hat bis 1977 mit Abstand die erste Stelle eingenommen, ehe Japan und anschließend die USA aufrückten. Zu den Marktgewinnern der letzten Jahre zählen auch Frankreich und Italien. Überblickt man den genannten Zeitraum 1970/83, so haben neben der Bundesrepublik Deutschland36 vor allem Großbritannien, Schweiz und Schweden Anteüe am Welthandel eingebüßt. 36
Hier allerdings mit Erholungstendenz in jüngster Zeit.
1972
353
.
.
.
.
.
7 290
.
12 057
.
.
.
.
.
7 733 .
13 5 4 9
.
513
.
.
.
.
.
.
. .
.
.
.
. .
.
343
44
355
9 038 .
1
4
380
49
2 473
229
426
293
766
329
320
425
489
396
14 350 .
1980
375
503
333
489
15 720
3 065 3 130
645
294
18 084
. 393
.
1979
7 892 8 756
1978
3 431 4 422
15 140
41
1 993
243
692
229
.
355
12 5 1 9
1 722
713
.
.
304 283
7 514
12 968
.
.
.
318
2 936
6 901
1977 5 742
2 538
5 070
2 348
.
1976
Position 7 2 2 des Internationalen Warenverzeichnisses für den Außenhandel (SITC).
.
4 743
10 257
.
.
290
2 155
1975
Quelle: OECD, The Engineering Industries in OECD Member Countries.
a)
Neuseeland
Australien
Japan
USA
Portugal
.
.
1 587
411
75
Großbritannien 1 3 2 1
Finnland
Schweden
Norwegen
Dänemark
Österreich
.
1 808
4 509
1974
4 007
219
174
142
60
1
184
Niederlande
Belgien
Frankreich
1 564
1973
Mill. US-Dollar
in ausgewählten Ländern der OECD, 1972-1980
Produktion von elektrischen Kraftmaschinen und Schaltgeräten a^
BR Deutschland 2 9 5 2
Land
Tabelle 4 3 136 III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
44
24,4
0,9
0,5
Belgien-Luxemburg
Dänemark
0,0
0,8
Norwegen
1974
-
28,0
10,3
10,0
31,3
9,5
9,2
23,3
14,0
13,8
1977
1978
0,0
17,8
0,9
16,6
1,3
0,0
2,7
2,5
0,0
25,1
0,9
12,2
0,7
0,1
2,0
4,0
2,3
5,6
0,0
26,0
2,2
1,8
0,1
1,6
13,2
19,2
18,1
3,1
4,5
1 ,1
14,3
1 ,0
19)5
0,0
0,0
1,7
1,5
12,5
-
2,0
18,4
1 ,0
20,5
0,0
0,0
Quelle: Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. Jahrgänge.
(VDMA), Statistisches Handbuch für den Maschinenbau, verschiedene
1,1 18,7
29,2
0,0
0,0
0,7
2,2
16,8
28,8
0,0
0,0
1,3
6,3
0,0
1,4
4,5
7,8
6,1
5,4
18,5 2 4 , 5
6,6
o,1
1,2
2,0
1,9 2,6
1982 1983
6,1
3,3
12,9
6,3
0,0
2,9
12,0
19,4
1981
9,2
6,0
1980
11,3
0,7
7,2
0,8
14,6
0,0
0,0
1 ,5
1,1
9,4
0,4
0,0
1,4
3,7
10,0
24,9
3 359
1979
11,2
0,7
6,3
23,8 8,8
1 ,4
6,1
1,4
2,3
3,8
6,2
28,4
6,1
7,6
2,1
4,2
3,1
8,3
24,6
8,5
8,6
1,0
16,0
1,4
0,0
2,3
4,7
10,7
0,0
1 ,8
3,3
3,5
13,7
1,1
0,6
0,0
2,2
6,9
8,5
21 ,7 11,5 7,3
1 ,5
0,1
1 ,3
5,2
1,6
14,3 6,7
0,9
0,8
0,0
1,7
6,4
11,2
0,1
1,2
3,3
2,7
13,3
7,3
2,7
0,9
0,0
1,9
6,9
12,2
0,1
1,3
1,1
5,6
8,9
14,4
1976
2 232 2 424 2 1 37 2 58 2 3 4 23 3 384
1975
Industrieländer
a) Berechnung der Strukturanteile erfolgte hier auf Dollarbasis, daher keine DM-Angaben. - b) Aus Gründen der Vergleichbarkeit einschließlich innerdeutschem Handel.
11 ,0
Japan
13,0
-
13,3
0,9
0,0
2,2
9,7
10,0
0,1
0,5
3,3
2,6
1 ,2
Kanada
13,4
2,6
Österreich
Finnland
24,5
13,0
1973
1 305 1 391 1 311 1 843 1 986
1972
der westlichen
t der Kaftwerksindustrie
USA
8,0
Schweden
12,3
3,3
Niederlande
Schweiz
3,4
16,2
a) a)
Italien
Frankreich
Großbritannien
BR Deutschland13)
davon entfallen in % auf
1971
Ausfuhr von Dampfkraftmaschinen
1970
Ausfuhr in Mill. DM
Land
Tabelle
. De 137
138
III. Materialien zur Kaftwerksindustrie
5.2.4.2 Marktanteile für Kernkraftwerke Noch enger als im konventionellen ist der Weltmarkt im nuklearen Bereich. Weltweit waren 1983 613 Kernkraftwerke in Bau, Betrieb oder Planung; ihre Leistung betrug 492.000 MW. Über 90 Prozent dieser Leistung entfielen auf Leichtwasserreaktoren. Die amerikanischen Hersteller von Leichtwasserkernkraftwerken haben in der Welt die größten Marktanteüe. Gemessen an den Gesamtaufträgen entfielen 1985 im Durchschnitt aller Kernkraftwerkshersteller 20 Prozent auf Auslandsaufträge; gegenüber 1975, wo es sogar nur 16 Prozent waren, ist dies eine geringfügige Erhöhung. Aber selbst diese Sätze müssen als überhöht angesehen werden, da der hohe sowjetische Anteü der Auslandsaufträge nämlich nur formalen Charakter hat. Die Sowjetunion ist im und für den Ostblock alleiniger Lieferant von Kernkraftwerken, so daß es sich bei diesen „Auslandsaufträgen" in der Praxis um Inlandsaufträge handelt. Nach dieser Betrachtungsweise wies das weltweite Auftragsvolumen bei Kernkraftwerken im Jahre 1985 einen Auslandsanteü von lediglich 13 Prozent (1975: 14 Prozent) auf. Realistisch gesehen, haben die Auslandsmärkte im Kernkraftbereich keineswegs an Bedeutung gewonnen, auch wenn die Auslandsaufträge 1985 formal um knapp die Hälfte höher als 1975 waren. Betrachtet man nur den westlichen Kernkraftwerksmarkt, so ergaben sich hier 1985 Auslandsaufträge in Höhe von 58.211 MW, 16 Prozent mehr als 1975. Drei Fünftel davon entfielen auf amerikanische Firmen; 1975 konnten sie noch gut 70 Prozent auf sich vereinen. Der hohe amerikanische Marktanteü resultiert in nicht unbeträchtlichem Maße aus der japanisch-amerikanischen Zusammenarbeit auf dem Kraftwerkssektor. So setzte die Tokyo Electric Power Co. (TEPCO) bisher ausschließlich Siedewasserreaktor-Technologie amerikanischer Herkunft ein. KWU hielt 1985 mit 20 Prozent einen um vier Prozentpunkte höheren Auftragsanteü als 1975. International blieb damit das deutsche Unternehmen konkurrenzfähig. Positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit wirkt sich nicht zu letzt die Tatsache aus, daß deutsche Kernkraftwerke überaus günstige Zeitverfügbarkeiten aufweisen. Eine Reihe von Anlagen konnte 1985 mit Zeitverfügbarkeiten von 85 bis 90 Prozent aufwarten; das sind Werte, die etwa um 25 Prozentpunkte über dem Weltdurchschnitt liegen. Auch hinsichtlich der Stromproduktion lagen zuletzt drei Druckwasserreaktor-Kernkraftwerke der Bundesrepublik auf den ersten drei Plätzen der Weltrangliste. Auch das französische Unternehmen Framatome hat sich auf dem Auslandsmarkt verbessern können. Sein Anteü am westlichen Kernkraftwerksmarkt ist von 7,2 Prozent (1975) auf 15,7 Prozent (1985) gestiegen. Framatome hat erst relativ spät begonnen, seine Aktivitäten auch auf den Auslandsmärkten zu entfalten. Der Bereich der Auslandsaufträge wird zunehmend durch die Zulieferung des Kernbrennstoffes und die Entsorgung der gelieferten Kraftwerke beeinflußt. Tabeüe 45 gibt einen Überblick über die Auftragssituation bei LeichtwasserKernkraftwerken. Bei der Zahl der Gesamtaufträge fällt auf, daß die amerikani-
84 843
Megawatt
2 764
Italien - AMN
3 015
1 227
36 624
451 211
443 426
Quelle:
100
0,8 0,1
Jahrbuch der Atorwirtschaft 1976 und 1986.
1 388
-
10 026
36 268
24 469
12 085
1982b
90 956
-
12 085
1985b)
89 275
0,3
2,2
2,2
11 736
100
1,5
13,7
1,6
100
26,7
13,5
1985b)
34,8 13,1
100
10,2
11,1
39,9
26,9
13,3
1982b)
6,1
16,2
38,9
20,4
1975a)
6,1
1,4
31 064
23 861
3 650 5 541 9 141
6o 119
200
15,0
100
1 247
1 320 1 320
3,1
2,0 1,0
1,9
1,4
0,8
12,8
100
0,7
1,4
1,9
9 720 8 262
1975 einschließlich OGE und Schneider.
13 773
0,3
0,9
6,5
8,3
23 370
12 297
1975a)
t der Kaftwerksindustrie
a) Stand: Jahresmitte. - b) Stand: August. - c)
365 693
550
8 632
3 115
-Mitsubishi
Gesamt
Qiina
1 200 3 334 4 401
6 550 8 683
3 341
- Hitschi
0,5
1,8
0,6 0,4
0,3
0,6 0,4
3,5 29,5
2,9
17,8
11,9
1985
b)
davon Auslandsaufträge
in der Welt
Prozent
0,3 1 300 0,7
7,5
27,8
3,8 4,5
14,6
b)
1982
19,4
0,8 0,7
. 0,3
0,7 0,5 1,7
1 200
66 646
Japan - Tbshiba
57 796
1.200
1 850 3 650 3 650
23 720
.
6 060 8 150 8 208
Belgien ACED
Framatcmec)
NN'C Großbritannien
ASFA Schweden
- Sopren (EI) 1 904 1 960 1 960
0,7
8,7
7,3
0,1
7,8 9,9
23,2
a)
1975
29,6
0,8
0,1
130 812
2 804 2 804
2 515 3 717
3 020 3 007
33 644
125 516
BBC/Baden
32 014
50 50
BBR
26 583
Sowjetunion
50
KWU
Allis Qialmers
15 369
12 760
78 883
20 494
17 317
36 046
28 474
Cambustian Engineering
87 511
1985
b)
insgesamt Megawatt
für Leichtwasser-Kernkraftwerke
52 801
1982
b)
Prozent
65 879
1975
a
Kumulierte Aufträge
108 199
Babaock & Wilooc
Westinghause
General Electric
Hersteller
Tabelle 4 5
. De 139
140
III. Materialien zur Kaftwerksindustrie
sehen Kernkrafthersteller im Gegensatz zu den Unternehmen der anderen Länder 1985 über deutlich weniger Aufträge als 1975 verfügten. Der ab 1975 auf dem amerikanischen Markt in Gang gekommene dramatische Schrumpfungsprozeß findet hier seinen Niederschlag. Gleichzeitig stieg seit dieser Zeit die Zahl der Stornierungen; noch im Jahre 1982 waren es 18 Anlagen. Nach dem Reaktorunfall von Harrisburg im Frühjahr 1979 hat es bis heute überhaupt keine Auftragserteüungen mehr gegeben. Die Auswirkungen der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im Frühjahr 1986 auf den Markt der Kernkraftwerke sind heute noch nicht zu überblicken.
6. Der Inlandsabsatz der Kraftwerksindustrie 6.1 Statistische Probleme Trotz der in der Einführung zum Thema aufgezeigten statistischen Probleme wird hier versucht, Produktions- und Außenhandelsstatistiken zu verknüpfen; dies im Bewußtsein, daß die so gewonnenen Werte nicht mehr als Anhaltspunkte und Tendenzaussagen liefern können. Die Probleme liegen, wie dargestellt, einmal in der zeitlichen Abgrenzung von Produktion einerseits und Importen sowie Exporten andererseits. Erschwerend kommt hinzu, daß die in den Statistiken enthaltenen Einzel- und Ersatzteüe sicherlich nicht alle die Kraftwerksausrüstung betreffen, ohne daß eine Möglichkeit der Bereinigung bestünde. Auch besteht die Vermutung, daß ein Teü der in den Außenhandelsstatistiken aufgeführten Gasturbinen in anderen Bereichen eingesetzt werden. Eine Ausgliederung war nur für die Gasturbinen möglich, die in Luftfahrzeugen eingesetzt werden. Sowohl die Export- als insbesondere die Importwerte dürften also aus beiden genannten Gründen überhöht sein, was das reine Kraftwerksgeschäft betrifft. Bessere Informationen stehen jedoch nicht zur Verfügung.
6.2 Entwicklung des Inlandsabsatzes Rein rechnerisch ergibt sich der Inlandsabsatz als Differenz zwischen Produktion und Export. Dieser so ermittelte Inlandsabsatz aus heimischer Produktion unterscheidet sich von der gesamten Marktversorgung („Inlandsverfügbarkeit") dadurch, daß er den Absatz aus ausländischer Produktion, also die Importe, nicht enthält. Die Veränderung des Verhältnisses von Inlandsabsatz zu Importen liefert Anhaltspunkte über die Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Hersteller. Der Inlandsabsatz der Kraftwerksindustrie erhöhte sich von 1.063 Mill. DM im Jahre 1970 auf 2.183 Mill. DM 1975. Von da an ging er unter Schwankungen bis Anfang der achtziger Jahre wieder zurück. Eine deutliche Steigerung erfuhr er erst wieder zu Ende des Beobachtungszeitraumes
6. Der Inlandsabsatz der Kiaftwerksindustrie
141
T a b e l l e 46 I n l a n d s a b s a t z der -
Kraftwerksindustrie ^^
i n M i l l . DM
-
InlandsProduktion
Jahr
Ausfuhr
absatz
Einfuhr Einfuhr
des
in %
Inlands-
absatzes 1970
1686
623
1063
93
8,7
1971
1803
733
1070
188
17,6
1972
2135
819
1316
301
22,9
1973
2730
884
1846
217
11,8
1974
3216
1297
1919
197
10,3
1975
3716
1533
2183
315
14,4
1976
3938
1888
2050
424
20,7
.
1977
4552
2694
1858
323
17,4
1978
4058
2676
1382
284
20,5
1979
3865
2104
1761
350
19,9
1980
3526
1762
1764
378
21,4
1981
3897
2223
1674
618
36,9
1982
4309
2529
1780
730
41,0
1983
4707
2390
2317
821
35,4
1984
4381
2312
2069
695
33,6
1985
3814
2905
909
785
86,4
1) DamptKessel, T u r b i n e n ,
Generatoren;
Quelle:
Ifo-Instituts.
Berechnungen des
i n laufenden
Preisen.
(vgl. T a b . 4 6 ) 3 7 . Die Importe erreichten i m Jahre 1976 ihren ersten Höhepunkt, ein Wert, der erst 1981 wieder überschritten werden konnte. Die letzten Jahre hielten sie sich auf einem Niveau von etwa 750 Mül. D M . Z u konstanten Preisen gerechnet erhöhte sich der Inlandsabsatz von rund 2.000 Mül. D M 1970 bis 1975 auf etwa 2.870 M i l l . D M , also u m mehr als 4 0 % . V o n da an ging er unter Schwankungen zurück bis auf rund 1.760 Mill. D M 37
Der Wert von 1985 bleibt außer Betracht, da er statistisch verzerrt sein dürfte.
142
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
1984. Er unterschritt also den Ausgangswert von 1970 um ca. 12%. Im gleichen Zeitraum erhöhten sich die realen Einfuhren deutlich, während der gesamte Inlandsmarkt, gemessen an der Inlandsverfügbarkeit, gegen Ende der achtziger Jahre nicht größer als zu Anfang der siebziger Jahre war (vgl. Tab. 1). Sowohl die anhand von Realwerten errechnete Importquote als die anhand von Nominalwerten ermittelte Einfuhr in Prozent des Inlandsabsatzes erhöhte sich deutlich. Auch wenn diese Berechnungen, wie eingangs ausgeführt, nur Tendenzaussagen liefern können, ist daraus auf eine sinkende Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Kraftwerksindustrie im Inland zu schließen.
7. Das Kraftwerksgeschäft im Außenhandel der Bundesrepublik Deutschland 7.1 Aus- und Einfuhr wichtiger Kraftwerkskomponenten Der sich jeweüs über Jahre erstreckende Bau von Kraftwerken ist mit mehr oder weniger kontinuierlichen grenzüberschreitenden Lieferungen verbunden. Allerdings stimmt deren zeitlicher Verlauf nicht ohne weiteres, kurzfristig überhaupt nicht, mit den vergebenen Aufträgen überein. Auslandsaufträge für Kraftwerke einer bestimmten Leistung garantieren noch keinen entsprechenden Ausfuhr-Lieferumfang, da das Kraftwerk planende und bauende Unternehmen je nach Art des Geschäftes auch ausländische Lieferanten zu berücksichtigen oder im Kundenland verschiedene Zukäufe zu tätigen hat. Im Falle der Hauptkomponenten fäüt letzterer Gesichtspunkt jedoch weniger ins Gewicht. Grundsätzlich ist zur Entwicklung des Außenhandels im Kraftwerksgeschäft zu sagen, daß die Ausfuhren die Einfuhren weit überwiegen, damit also beachtliche Nettoexporte erzielt werden. Während des Berichtszeitraums hat sich daran wenig geändert, so daß eine eventuelle Beeinträchtigung der Wettbewerbsfähigkeit unmittelbar nicht erkennbar ist. Was die Ausfuhr betrifft, so nahm die Entwicklung bei den einzelnen Komponenten jedoch einen durchaus unterschiedlichen Verlauf. Die Ausfuhr von Dampfkesseln erreichte 1977/78 ihren Höhepunkt, blieb jedoch insgesamt gegenüber der Ausfuhr der anderen Komponenten zurück. Ihr Ausfuhrwert (zu laufenden Preisen) war 1985 nur mehr 30 Prozent höher als 1970. Real betrachtet, bedeutet dies von 1970 bis 1985 mehr als eine Halbierung des Exports. Deutliche Ausfuhrzuwächse, sowohl nominal als auch real, ergaben sich dagegen bei Turbinen und Generatoren (vgl. Tab. 47). Die Ausfuhrstruktur von Turbinen verdeutlicht, daß — in wertmäßiger Sicht — eine Verschiebung zugunsten der Gasturbinen stattgefunden hat. Der Anteü der Dampfturbinen hat sich demgegenüber von rund 75 Prozent auf 60 Prozent verringert. Vor allem die
175
196
341
15
Generatoren
Quelle:
.
25
129
34
.
.
231
36
29
.
177
11
.
31
149
17
270
335
Ausfuhr
1975
.
39
.
229
47
Einfuhr
304
430
652
382
1974
580
189
1973
234
203
492
211
1972
34
207
218
390
196
1971
64
.
500
1977
.
47
1978
.
52
.
58
.
31
2102
26
1063
.
87
33
690
.
107
478
60
878
119
1445
118
551
85
1502
97 1
618
63
1273
5
1487
277
1984
668
617
1983
848
1064
478
1982
759
986
419
1981
265
562
781
783
1980
261
472
849
1016
1979
216
16
1367
524
1136
1067
266
10
795
549
1078
327
33
353
526
862
451
1976
Statistisches Bundesamt, Fachserie 7 , Reihe 2; Zentralverband der Elektrotechnischen Industrie e . V . , ZVEI, Außenhandel der Elektroindustrie.
Elektrische Ausrüstungen für Kraftwerke und Industriekraftwerke
69
Turbinen
Danpfkessel (einschl. Einzel- u.Ersatzteile) 9
Elektrische Ausrüstungen für Kraftwerke und Industriekraftwerke 176
243
Generatoren
205
Danpfkessel (einschl. Einzel- u.Ersatzteile)
Turbinen
1970
Mill. DM
Ein- und Ausfuhr von Kraftwerkskomponenten
Gütergruppe
Tabelle 4 7
7. Das Kraftwerksgeschäft im Außenhandel der BRD
143
48
12,1
11,7
-Gasturbinen
12,7
12,7
74,6
23,1
13,6
10,5
74,8
341
11,6
17,6
70,8
24,4
15,6
11,4
75,9
390
1973
13,1
16,9
70,0
27,1
40,4
6,7
73,0
492
1974
35,3
14,9
49,8
26,9
37,9
11,2
52,9
580
1975
1977
45,6
7,7
43,0
862
25,6
26,0
48,4
27,7
31,5
26,4
42,1
33,4
- 1000 t -
44,2
12,8
50,9
652
- Mill. DM -
1976
37,0
16,2
46,8
29,7
49,3
5,5
46,7
1078
42,6
13,2
44,2
33,0
33,2
10,5
45,2
1136
56,3
849
16,5
21,2
62,3
24,3
35,0
53,0
781
23,1
28,6
48,3
22,6
31,4
46,0
7,7
50,1
17,0
29,8
53,2
19,5
9,5
15,7
74,8
6,4
26,5
67,1
26,0
33,1
7,1
30,9
36,0
1487 2140
7,7
20,1
72,2
33,1
5 4 , 4 59,8
1445
1984 1985
54,8 9,6
1064
1983
37,5
26,7
38,3
11,6
23,1
36,6
986
1982
51 ,5
1981
11,9
1980
12,0
1979
zum Antrieb von
1978
Einzel- und Ersatzteile)
Generatoren
(einschl.
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 7, Reihe 2.
76,2
-Danpfturbinen
16,9
15,5
9,7
74,9
243
-Wasserturbinen
davon in %:
Turbinen insgesamt
-Gasturbinen 17,3
-Wasserturbinen 7,8
-Danpfturbinen
davon in %:
Turbinen insgesamt
1972
von Turbinen
1971
Ausfuhr
Turbinenart 1970
Tabelle
144
10 Röthlingshöfer
8,7
Quelle:
17,3
12,9
68,9
7,1
30,3
5,6
59,7
7,9
64,1
17,0
18,9
57,4
12,3
Fachserie 7 ,
23,7
14,4
68,3
14,2
30,9
71,1
26,6
15,2
61,8
8,0
22,7
9,4
64,0
9,2
25,6
31,0
32,5
25,0
44,0
5,8
74,3
26,8
36,1
32,9
35,4
26,5
19,5
44,5
31 ,
9,7
28,9 4 2 , 9 26,6 26,1
25,3
6,7
11,4
5,9
48,2
7,5
47,6
9,1
6,2
82,4 8 4 , 1
6,2
1984
671
1983
535
14,3
618
1982
14,0
80,4
5,3
37,8
9,5
79,6
6,4
31,4
7,2
78,7
7,7
551
1981
13,6
478
1980
15,9
265
1979
17,6 9,8
21,7
52,7
4,7
76,3
6,1
11,4
65,9
5,6
69,9
6,0
261
24,1
216
1978
zum Antrieb von
1977
24,4
266
1976
4,5
- 1000 t -
Reihe 2 .
23,0
4,3 64,8
15,4
67,6
9,4
58,5
5,3
327
36,2
229
- Mill. DM -
1974
56,4
149
52,0 5,4 38,2
177
1973
1975
Einzel- und Ersatzteile)
Generatoren
(einschl.
1972
40,1
231
Statistisches Bundesamt,
18,2
-Gasturbinen
5,7
79,4
14,9
- Dampfturbinen
4,7
32,5
7,8
68,1
129
- Wasserturbinen
davon in %:
Turbinen insgesamt
-Gasturbinen 23,2
- Wasserturbinen
- Dampfturbinen
davon in %:
69
1971
von Turbinen
1970
Einfuhr
Turbinen insgesamt
Turbinenart
Tabelle 4 9
7. Das Kraftwerksgeschäft im Außenhandel der BRD
14
146
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
Ölländer, denen Gas im Rahmen ihrer Ölförderungen günstig zur Verfügung steht, bevorzugen den Einsatz von Gasturbinen-Kraftwerken, zumal sie damit im Zuge einer Wärme-Kraft-Koppelung die benötigte Energie sowohl in Form von Wärme als auch elektrischer Energie gewinnen können. Die Gasturbine mit Abwärmeverwertung steht in dieser Hinsicht zwischen Dieselmotor und Gegendruck-Dampfturbine. Während ersterer viel mechanische Energie und wenig Nutzwärme liefert, steht umgekehrt bei der Gegendruck-Dampfturbinenanlage einem kleinen Angebot an mechanischer Energie ein hohes Wärmeangebot gegenüber. Bei den Wasserturbinen fällt auf, daß der wertmäßige Ausfuhranteü im Berichtszeitraum kaum über die Zehn-Prozent-Grenze hinauskam, der gewichtsmäßige Anteü dagegen weit darüber hinaus wuchs. Hier ist von Einfluß, daß im Laufe der letzten Jahre die Auslandslieferungen in wachsendem Maße aus niedrigwertigeren Einzel- und Ersatzteüen bestehen (vgl. Tab. 48). Die Zunahme der Ausfuhr von Generatoren ist in den vergangenen Jahren ebenfalls durch Struktureffekte günstig beeinflußt worden. Es sind im Zuge der Errichtung von lokalen Dieselkraftstationen vor allem verstärkt Stromerzeugungsaggregate exportiert worden. Im Rahmen der Ausfuhr von Generatoren hatten die Stromerzeugungsaggregate zuletzt einen Anteil von fast 75 Prozent. Der starke Anstieg der Ausfuhr von elektrischen Ausrüstungen für Kraftwerke resultiert teüweise aus im Paket vergebenen Elektrifizierungsaufträgen, die über den Elektroteil eines Kraftwerks hinaus auch die Stromverteilung beinhalten; im Falle der Entwicklungsländer handelt es sich oftmals um die gesamte örtliche Stromversorgung. Die Einfuhr von Dampfkesseln blieb im gesamten Berichtszeitraum fast bedeutungslos. Erheblich gestiegen ist jedoch — sowohl nominal als real — die Einfuhr von Turbinen und Generatoren. Die Einfuhr von Turbinen bestand im Berichtszeitraum wertmäßig in hohem Maße aus Gasturbinen. In gleichem Maße wie der Dampfturbinenanteü - es handelt sich dabei hauptsächlich um Einzelteüe — zurückgegangen ist, hat sich der Anteü der Gasturbinen erhöht. Allerdings besteht die Vermutung, die sich jedoch statistisch nicht verifizieren läßt, daß der Einfuhrzuwachs bei Gasturbinen wesentlich den Kleinturbinen im Leistungsbereich bis 5.000 kW zuzuschreiben ist, deren Verwendung außerhalb des Kraftwerkssektors liegt (vgl. Tab. 49).
7.2 Auslandsaufträge für Kernkraftwerke Kernkraftwerke, die im Generalunternehmergeschäft bisher von deutschen Unternehmen, d.h. ausschließlich von KWU, im Ausland errichtet wurden, sind nachfolgend aufgeführt:
7. Das Kraftwerksgeschäft im Außenhandel der BRD
Jahr des Auftrages
Land
Anlage
1968 1969 1972 1973 1975 1976 1980 1977 1981
Argentinien Niederlande Österreich Schweiz Spanien Brasilien Argentinien Spanien Spanien
Atucha I Borssele Tullnerfeld Gösgen Trillo, Block I Angra, Block I I + I I I Atucha I I Regodolaa) Trillo, Block I I a )
147
Leistung (MW) 367 477 723 970 1.041 1.325 745 1.098 1.041
a) Noch Letter of intent.
7.3 Regionale Gliederung der Ausfuhr von Kraftwerkskomponenten Die Ausfuhr von Kraftwerkskomponenten stellt sich, regional gesehen, keineswegs einheitlich dar, wenngleich eine gleichgerichtete Grundtendenz vorherrscht. Am Beispiel der Ausfuhr von Dampfkesseln einerseits sowie der Ausfuhr von Turbogeneratoren und elektrotechnischer Ausrüstung für Kraftwerke und Industriekraftwerke läßt sich dies erkennen. Grundsätzlich ist festzustellen, daß das deutsche Auslandskraftwerksgeschäft auf der Elektroseite international weiter dimensioniert ist als auf der Kesselseite, wobei im letzteren Fall die langen Transportwege sicherlich nicht ohne Bedeutung sind. So konzentrierte sich die Dampfkesselausfuhr in der ersten Hälfte der siebziger Jahre überwiegend auf europäisches Gebiet. Nachdem dort aber einige Länder wie Frankreich und Großbritannien aus eigener Produktion wenigstens ihre heimischen Märkte versorgen, ist das Marktpotential im EGRaum für den deutschen Kesselbau vergleichsweise klein. Wichtige europäische Kundenländer befinden sich deshalb außerhalb der EG. Zu ihnen zählten in der ersten Hälfte der siebziger Jahre Griechenland, das damals noch nicht der EG angehörte, Spanien, Finnland und die Türkei, also Länder ohne eigenen Kraftwerksbau. Die Ostblockstaaten, im Kraftwerksbereich in Verbindung mit der UdSSR weitgehend selbständig, waren in den vergangenen Jahren nur vereinzelt Kunden der deutschen Kesselbauer. Eine neue Dimension erfuhr dagegen die Ausfuhr von Dampfkesseln durch das OPEC-Geschäft. Die Investitionen der ölexportierenden Länder konzentrieren sich zu einem wesentlichen Teü auf den Kraftwerksbereich, so daß sich für die Bundesrepublik Exportchancen vor allem in solche Länder eröffneten, mit denen sie bereits über das Ölgeschäft in Verbindung stand. Zunächst war dies der Iran, später Libyen, Saudi-Arabien, Arabische Emirate und Kuwait. Die Lieferanteüe des Nahen Ostens und Afrikas 10*
50
40,7
77,1
2,2
-
5,7
Australien/Ozeanien
Nicht gliederb. Rest
100
205
10,6
196
7,8
100
1,9
-
-
8,3
211
7,2
100
5,3
0,6
-
-
6,6
189
24,1
100
-
-
11,1
0,4
-
-
7,9
382
-
-
-
2,8
53,0
100
-
500
783
34,5
100
450
33,3
100
1,6
100
0,8
478
23,7
617
2
100
0,6
7,9
277
31,2
100
1,6
0,9
1,3
28,0
3,9
1,1
5,0
11/9
4,8
26,7
2,0
0,4
7,7
25,2
8,3
7,7
0,8
37,7 41,4
29,2
0,7
0,0
9,6
0,3
13,9
0,3
0,2
5,3
13,7
8,3
0,4
6 21,6 17,1
7,6
8,8
15,4
5,0
9,1
33,8
5,3
48,5
9,4
21 ,8
0,3
8,0
46,5
16,9
0,7
12,5
31,5 1016
51,9
100
0,1
0,2
0,2
1067
58,0
100
0,5
0,0
1,7
50,2
13,2
1,0
17,1
21,2
1984
17,9 17,8
1983 45,6 42,1
1982
9,9
2,9 13,3 22,2
6,8 4,1
44,2
1981
9,7
32,0
1980
0,7
43,5
4,0
0,3
45,7 6,9
21,4
17,6
9,1
4,5
9,2
25,9
1979
4,7
59,9
6,2 15,7
55,5
1,7
451
27,1
100
0,2
0,0
0,2
3,9
7,6
47,4
10,1
4,0
0,5
6,5
15,4
0,6
23,0
6,1
20,1
1978
2,3
6,1
6,7
4,6
27,4
3,5
28,5
14,9
5,7
0,3
6,2
34,6
Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 7, Reihe 2, Tarifnunmer 8401.
Werte in Mill. DM
dar.: OPEC-Länder 6,7
Welt
-
-
5,2
10,4
20,7
4,1
1,2
16,5 7,4
4,6
0,0
4,6
11 ,9
8,5
16,2
3,5
8,9
2,3
4,4
22,2
6,2
8,7
15,4
6,7
19,7
19,7
1977
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
100
-
Volksrepubliken
Ostasiatische
4,4
4,9
13,7
Südasien/Fernost
9,3
3,3
NaherOsten
davon:
Asien
2,8
11,3
Afrika
2,9
27,9
19,8
29,5
5,8
30,7
11,6
37,6
23,8
1976
35,9
1975
51,5
1974
61,0
1973
71,5
1972
77,1
8,9
14,7
7,4
32,9
Mittel- und Südamerika
13,6
1971
71,0
Nordanerika
davon:
5,1
20,3
übriges Europa
Anerika
7,9
Jugoslawien) 16,1
44,9
67,5
1970
Anteile in %
Entwicklung und regionale Struktur der Ausfuhr von Dampfkesseln
OOMEOON (einschl.
EG (10)
davon:
Europa
Bestiirmungsgebiet
Tabelle
148
51
21 ,0
46,7
2,0
30,5
0,5
32,8
1,5
2,1
1,9
0,6
5,4
6,8
6,8
19,0
30,7
0,0
3,9 -
-
10,7
7,4
0,6
0,0
0,6 1 ,1 1 ,1
0,5
23,8
2,2
3,0
0,7
11 ,5
1,6
2,1
193
219
15,1 267
23 , 9 295
382
30 , 8 4 8 , 9
337
11 ,6 1 8 , 3
853
1391
81 ,5 4 5 , 0 3 3 , 2
2109
51 , 1
1095
66 , 8
Quelle: Zentralverband der Elektrotechnischen Industrie, Außenhandel der Elektroindustrie; Berechnungen des Ifo-Instituts .
Wert in Mill. DM
1 ,7 1 3, 1
766
53,4
1,5
968
28,1
1313
0,3
1536
35,8
100,0
1,0
21,8
55,6
17,1
15,1
0,5
9,6 11,8 0,6 22,0
15,6
15,8
26,0
18,1
43,6
2,3
10,9
15,6
0,3
0,4
44,0
41,3
59,0
15,4
4,4
1,6
6,0
100,0
33,0
73,7
15,7
3,1
0,7
3,8
0,5 13,4
0,7
1,4
3,8
0,6
3 , 5 1 ,5
5,1
0,2
29,2
31 ,1
68,8
17,7 20,0 2,1
4,8
24,7
10,6 13,4
3,5
4,0
9,7 11 ,9 27,5
35,3
40,4
5,3
10,2
16,8 12,6
0 , 5 1 ,8
11 ,3
6 , 1 1 ,4
4,3
7,6
8,6
6,1
2,2
16,2
61 , 4
71 ,8
9,8
9,4
26,2
51 ,1
21 ,8
16, 1 1 1 ,3
0,2
23,5
10, 1 4,5
11 ,8
13,6 8,4
24,3
26,3
47,1
25,2
5,5
0,3
5,7
10,1
10,5
20,2
28,1
4,2
2,1
4,5
5,8
7,0
5,4
9,1
27,8 17,1
0,3
1878
16,8
8,7
1985 11,6
1984
11,9
1983
15,4
TW5 5,5
100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0
OPEC-Länder
darunter:
Welt
Australien/Ozeanien
-
-
3,2
14,5
4,0
24,6
2,3
30,0
25,9 9,6
0,4
1751
10,0
TT5Ö
35,5
1979
21 ,7
1973
11 ,1
T977
15,0
f976
3,4
25,4
1975
5,2
50,1
1174
8,3
11 ,3
10,8
14,7
10, 1
11 ,3
12,0
SUdasien/ Fernost 4 4 , 0 19,0 10,5 Ostasiatische Volksrepubliken 2 , 2 1 ,8
1 1 ,8
32,6
NaherOsten 0 , 5
davon:
Asien
1 ,1
20, 1
Afrika
1 ,2
20,6
1 1 ,0
ITH 43,8
2,1
1972
24,2
14,0
5,4
22,5
7,2
1 1 ,8
Mittel- und Südamerika 9 , 4
10,6
T971
38,8
26,3
Nordamerika
davon:
Amerika
übriges Europa
Jugoslawien)
COMECON
42,7
(einschl.
40/1
EG - lO
davon:
Europa
Anteile in %
Industriekraftwerke
Elektrotechnischer Ausrüstung für Kraftwerke und
Entwicklung und regionale Struktur der Ausfuhr von Turbogeneratoren und
Bestinunungsgebiet I 1970
Tabelle
7. Das Kraftwerksgeschäft im Außenhandel der BRD
149
1471
150
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
(zusätzlich ist hier Südafrika zu berücksichtigen) an der Ausfuhr von Dampfkesseln waren deshalb in der zweiten Hälfte der siebziger und zu Beginn der achtziger Jahre teüweise sehr hoch. Im Fernen Osten, insbesondere im südostasiatischen Raum, ist der deutsche Dampfkesselbau bisher kaum zum Zuge gekommen. Ansätze zeichnen sich dagegen im China-Geschäft ab (vgl. Tab. 50). Von stärkerer Dynamik war in den vergangenen Jahren die Ausfuhr von Generatoren und elektrischen Ausrüstungen für Kraftwerke und Industriekraftwerke gekennzeichnet. Der deutsche Elektromaschinenbau nimmt auf dem Weltmarkt eine starke Position ein; im Vergleich zur Dampfkesselausfuhr sind dadurch auch die regionalen Lieferschwerpunkte etwas anders gelagert. So kam den Ausfuhren in den Ostblock in den vergangenen Jahren zeitweise größere Bedeutung zu. Vergleichsweise stark war die deutsche Lieferposition zu Beginn der siebziger Jahre auch in Südamerika bzw. während der Jahre von 1973 bis 1976 in der Region des südlichen Afrikas. Um diese Zeit setzte dann ebenfalls eine Schwerpunktverlagerung in Richtung OPEC-Länder ein (vgl. Tabelle 51).
7.4 Regionale Lieferstruktur
im internationalen
Vergleich
Für den Gütersektor „Generatoren und Ausrüstungen für Kraftwerke und Industriekraftwerke" ermöglichen die verfügbaren Statistiken auch einen Vergleich der regionalen Lieferstrukturen der wichtigsten Konkurrenzländer. Wenn damit auch nur ein Teü des Welthandels im Kraftwerksbereich erfaßt ist, so sind daraus doch einige für das gesamte Kraftwerksgeschäft symptomatische Beobachtungen zu machen. Zunächst ist festzusteüen, daß vom Gesamtausfuhrwert des Jahres 1981 in Höhe von 2,1 Mrd. DM nahezu die Hälfte auf die Bundesrepublik Deutschland, ein knappes Viertel auf Japan, rund 15 Prozent auf Großbritannien, nur sechs Prozent auf die USA und fünf Prozent auf Frankreich entfielen. Die führende Rolle der Bundesrepublik auf dem Weltmarkt ist damit deutlich markiert. Auf den einzelnen Märkten sind die genannten Länder, die zusammen praktisch den gesamten Weltmarkt dominieren, jedoch recht unterschiedlich präsent, die jeweiligen Konkurrenzbeziehungen damit auch verschieden ausgeprägt. So besitzt Japan dank der Zusammenarbeit mit den amerikanischen Kraftwerksbauern relativ starke Lieferpositionen in den USA und Südamerika sowie im südostasiatischen Raum; auch Ozeanien wird vorwiegend von japanischer Seite beliefert. Großbritanniens Absatzgebiet sind dagegen in erster Linie die dem Sterlingblock zugehörigen afrikanischen Länder, allen voran Südafrika. Die Auslandsmärkte der USA liegen vorwiegend in Südamerika sowie in Südostasien und Fernost (Japan). Wie schon im Falle Großbritanniens, ist auch bei Frankreich die regionale Lieferstruktur durch historisch-politische Beziehungen geprägt; der Nahe Osten ist die mit Abstand dominierende Absatzregion.
8. Zur technischen Konkurrenzfähigkeit
151
Entsprechend den verschiedenen regionalen Lieferstrukturen war auch das in den letzten Jahren bedeutsame OPEC-Geschäft für die Kraftwerksbauer der einzelnen Länder von unterschiedlichem Gewicht. Die mit Abstand größte Bedeutung hatte es 1981 für Frankreich. Die Bundesrepublik lieferte immerhin gut die Hälfte der Generatoren und elektrotechnischen Kraftwerksausrüstungen in den OPEC-Raum, während Großbritannien dort lediglich rund ein Siebtel seiner Lieferungen plazieren konnte (vgl. Tab. 52).
8. Zur technischen Konkurrenzfähigkeit 8.1 Einfuhrung Um eine Abschätzung der Entwicklung der Konkurrenzfähigkeit der deutschen Kraftwerkshersteller wenigstens in Ansätzen zu ermöglichen, wurden die Daten des Internationalen Patentdokumentationszentrum, Wien (Inpadoc) bezüglich Dampferzeuger, Turbinen, Generatoren und Kernkraftwerken ausgewertet. Da das Patentrecht und die Anmeldegepflogenheiten in den einzelnen Ländern unterschiedlich sind - was z.B. in Japan zu sehr hohen Anmeldezahlen führt - wurden nur solche Erfindungen in die Analyse einbezogen, die in mindestens einem weiteren Land angemeldet wurden 3 8 . Von diesen der Anmeldung zugrundeliegenden Entwicklungen kann angenommen werden, daß sie von den jeweiligen Herstellern für wichtig erachtet werden. Eine Aussage über den wirtschaftlichen Erfolg ist damit freüich nicht verbunden. Außerdem sei bereits an dieser Steüe darauf hingewiesen, daß von verschiedenen Experten die zu beobachtenden steigenden Anmeldezahlen einzelner Länder wenigstens teüweise als Nachholeffekt interpretiert werden.
8.2 Dampferzeuger In Tabelle 53 sind die Ursprungs- und Zielländer von Anmeldungen, die die Dampferzeugung betreffen, dargestellt. Die Gesamtzahl der Auslandsanmeldungen hat sich vom Zeitraum 1970/74 bis 1980/84 von 6.453 auf 8.812, also um rund 37 Prozent erhöht 3 9 . Die entsprechenden Anmeldungen aus der Bundesrepublik haben sich nur um 15 Prozent von 1.294 auf 1.487 erhöht. Der Anteü der deutschen Hersteller von Dampfkesseln ist dadurch von 20,1 Prozent 1970/ 74 auf 16,9 Prozent im Zeitraum 1980/84 gesunken. Deutlich gestiegen ist dagegen der Anteü Frankreichs, während der der anderen ausgewiesenen Länder 38
Erfaßt wurden die Anmeldungen im Ausland. Eine Erfindung, die in mehreren Ländern angemeldet wurde, ist somit auch mehrfach erfaßt. 39 Um Zufallsschwankungen auszuschalten, wurden jeweils Fünfjahressummen gebüdet.
8,4
4 , 3 1,8
9 , 4 3,0
Nordamerika
13,8 4 , 8
Mittel- und Südamerika
davon:
Amerika
2,6 5,1
3,9 3,5
übriges Europa
1 ,9
Jugoslawien)
COMECON (einschl.
EG - 10
davon:
Europa
gg^
-
0,1
0,1
10,0
-
-
3,2
-
-
2,2
3,4
37,7
0,7
-
4,0
4,1
35,5
11,9 23,6
goB-^
0,1
|
35,5
8,3
0,3
8,7
Frankreich
4,7 4,3
3,2
0,7
1 ,4
4,4
| putsch- j
Anteile in %
der westlichen Industrieländer im Jahr 1981
Regionale Struktur der Ausfuhr von Kraftwerksausrüstungen a ^
I
52
Bestimmungsgebiet
Tabelle
|
USA
j
152 III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
in Mill.
39,0
2
065
0,7
968
51,1
100,0
20,0
98
-
14,1
10,4
14,8
77,0
132
14,6
100,O
0,3 9 , 5
304
86,8
100,0
-
-
86,8
88,3
1 7 , 7 1 , 5 0,8
31,1
68,8
15,77,3
495
21,5
34,5
100,0
11,7
-
33,2
35,5
13,2
22,0
100,0
1,9
6,4
41,5
2,6
Quelle: Zentralverband der Elektrotechnischen Industrie, Außenhandel der Elektroindustrie? Berechnungen des Ifo-Instituts .
a) Turbogeneratoren und Elektrotechnische Ausrüstung für Kraftwerke und Industriekraftwerke.
Wert
OPEC-Länder
DM
3,8
100,0
Australien/Ozeanien
Welt darunter:
9,9
18,0
24,5
52,4
21 ,6
Volksrepubliken
Ostasiatische
Südasien/Fernost
NaherOsten
davon:
Asien
Afrika
8. Zur technischen Konkurrenzfähigkeit
m Deutschlard
Fraiaekii
OxOritaiinm
LEA J^ai ^
Üiige Lörfer ^
Alle Annakirigai im AjsJard
142 79
138 100
127 145 92 105
110 111 100 101
87 79
123 100
119 126 97 102
744 929 100 125
10,3% 11.5% IS,3%
978 132
12% 1423 1 100 110
1974 1979 1991
51
9,7% 9,2% 15,3%
7,7% 9,5% 9,3%
8,3% 8,9% 8,4%
64 50 57 65 56 256 4 2 B 4 9 4 5 3 3 7 C 4 7 3 9 100 126 98 100 114 98 100 167 193 100
7,4% 7,9% 12,2% 12,1% 9,6% 17,0%
13,3% 13,1% 12,3% 9,2% 8,7% 7,1%
77
9,7% 10,8% 16,1% 10,7% 15,6% 17,2%
132
64 75 132 41 76 70 46 59 97 404 434 900 627 731 1345 100 117 206 100 185 171 100 12B 210 100 107 223 lJOO 117 2
Qxitri.tamim Anzahl 87 77 76 82 70 63 1970-1974=100 100 89 87 100 85 Alle Aiteliirgen = 100% 12,5% 10,2% 9,5% 11,0% 9,8% 9,0%
= 100 %
151 M
24,0% 19,9% 21,7% 20,9% 18,3% 17,6% 2B,6% 22,7% 21,4% 19,8% 15,8% 15,9% 22,3% 20,6% Iß,5% 20,1% 18,0 16,9%
179 100
Frarkreich ftizahl 72 07 146 1970-1974=100 100 121 203 Alle AirekiiEpai
gen = 100 %
EtiutadhLand Arcali 1970-1974=100 Alle Änmeldm-
Ucsfruxplaxi 1970- 1975- i960- 1970- 1975- i960- 1970- 1975- i960- 1970- 1975- 1900- 1970- 1975- i960- 1970- 1975- 1980- 1970- 1975- 19801974 1979 1984 1974 1979 1981 1974 1979 19Ö1 1974 1979 1984 1974 1979 19Ö1 1974 1979 19Ö*
7,1Pllflnd
- Dampferzeuger -
Ursprungs- und Zielländer von Auslandspatentanmeldungen
Tabelle 53
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
1
I
1
7,1% 7,0% 7,0%
7,1% 8,0% 8,8% 15,9% 18,9% 18,9%
3,8% 3,0% 2,8%
126 136 126
407 117
5,4% 5,1% 4,9%
147 350 100 108
100% 100% 100%
100% 100% 100%
100% 100% 100%
Quelles Inpadoc; Berechnungen des Ifo-Instituts
= 100 %
Alle ArnelcLngEn 100% 100%
AneahL 698 754 799 747 714 697 6a 696 822 384 488 1970-1974=100 100 108 115 100 96 93 100 105 124
Alle ÄTTPlflnjri as dem Ajsland
100% 100% 100%
100%
100% 100% 100%
12
1
100% 100% 100%
1
1549 1754 142 10
116
13B
407 620 751 791 3343 4517 5293 6453 7920 8812 100 127 106 100 121 128 100 135 158
Ifcrigä Läxter AneahL 231 21ß 223 184 169 176 151 154 160 121 145 123 120 129 151 727 939 1050 1970-1974=100 100 94 97 100 92 96 100 102 106 100 120 102 100 108 125 100 127 Alle AnelcLngsn = 100% 33,1% 28,9% 27,9% 24,6% 23,7% 25,3% 22,8% 22,1% 19,5% 31,5% 29,7% 30.2% 19,4% 17,2 19,0% 22,1% 20,8% 19,8% 21,0% 22,1% 21,4%
= 100 % 9,0% 9,7% 10,5%
Anzahl 6 3 7 3 8 4 5 3 5 0 4 9 47 5 6 7 2 6 1 9 2 77 1970-1974=100 100 116 133 100 % 93 100 119 153 100 151 Alle AmeJrlrrpi
35,1% 39,7% 33,8% 33,3% 39,6% 37,0% 39,5% 40,9% 38,0%
429 100
364 1Ü71 1651 1724 2100 2396 2929 100 138 133 100 154 161 100
1
44,2% 50,4% 45,8% 32,0% 36,5% 32,6% 32,5% 36,7% 33,1%
1
gEn = 100 %
1
274 3T79 120
1
flnzahL 245 299 270 249 283 258 261 2B4 313 19^1974=100 100 122 110 100 114 104 100 109 Alle Arcirelcln-
Japan
U3V
8. Zur technischen Konkurrenzfähigkeit
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
156
etwa gleich blieb 4 0 . Der Anteil der Auslandsanmeldungen aus Frankreich kommender Erfindungen ist in allen Ländern gestiegen, besonders deutlich auch in der Bundesrepublik. Die Entwicklung im einzelnen ist Tab. 53 zu entnehmen. Die Anmeldezahlen lassen somit den Schluß zu, daß sich die Wettbewerbsfähigkeit Frankreichs zu Lasten der Bundesrepublik im Beobachtungszeitraum verbessert hat. Bei weitem an der Spitze der Anmeldezahlen stehen aber nach wie vor die USA, die BRD folgt an der zweiten Stelle.
8.3 Turbinen Eine ganz andere Entwicklung zeigen die Anmeldezahlen für Turbinen. Hier konnte die Bundesrepublik ihren Anteü an den Auslandsanmeldungen noch steigern, und zwar von 13,5 auf 15,8 Prozent. Eine Anteüsverbesserung erzielten auch Frankreich und — besonders kräftig — Japan. Einen erheblichen Anteüsverlust mußte dagegen Großbritannien hinnehmen. An der Spitze der Auslandsanmeldungen stehen auch hier die USA, an zweiter Stelle folgt die BRD. Die Auslandsanmeldungen in der Bundesrepublik werden mit rd. 45 Prozent von den USA dominiert, gefolgt von Japan, das sich mit rd. 14 Prozent an die zweite Stelle geschoben hat. Auf der dritten Position findet sich Frankreich, während Großbritannien weit zurückgefallen ist. Die Ergebnisse der Analyse im einzelnen zeigt Tab. 54. Die Zahlen deuten darauf hin, daß die Hersteller in der Bundesrepublik ihre Position bei Turbinen mindestens halten konnte. Großbritannien ist dagegen zugunsten Frankreichs und Japans spürbar zurückgefallen.
8.4 Generatoren Bei Generatoren ist der Anteü der Bundesrepublik an den Auslandsanmeldungen von 26,8 Prozent 1970/74 auf 20,7 Prozent deutlich zurückgegangen. Dennoch hielten die deutschen Hersteller die zweite Position nach den USA, die hier mit zuletzt 27,1 Prozent nicht so dominant in Erscheinung treten. Anteüsgewinne konnten wiederum Frankreich und vor allem Japan erzielen (vgl. Tab. 55). Erhebliche Anteüsverluste hatte auch bei Generatoren Großbritannien zu verzeichnen. Japan steigerte seinen Anmeldeanteü in allen Ländern, in der Bundesrepublik von rd. 15 auf 27 Prozent. Damit hat es den Anteü der USA (28,6 Prozent) fast erreicht. Stark zurückgefallen ist dagegen Großbritannien, nämlich von rund 11 auf knapp 6 Prozent.
40
Mit Ausnahme der Gruppe „übrige Länder", die aus Gründen des Rechenaufwands nicht weiter unterteüt wurde.
8. Zur technischen Konkurrenzfähigkeit
157
Die Entwicklung der Auslandsanmeldungen bei Generatoren läßt den Schluß zu, daß die Bundesrepublik ihre technische Position knapp behauptet hat. Frankreich und insbesondere Japan haben Anteile gewonnen, Großbritannien jedoch auch bei Generatoren verloren.
8.5 Kernkraftwerke Auf Kernkraftwerke entfielen im Zeitraum 1980/84 nur insgesamt 1.903 Auslandsanmeldungen. Gegenüber 1970/74 war dies ein Rückgang von 13 Prozent. Das Maximum im Beobachtungszeitraum wurde 1975/79 mit 2.629 Auslandsanmeldungen erreicht. Der deutsche Anteü verminderte sich stark von rund 37 auf 12 Prozent. Frankreich konnte seinen Anteü wesentlich erhöhen (von etwa 7 auf 41 Prozent) und übertraf damit zuletzt die USA (Anteü von rd. 36 Prozent im Zeitraum 1980/84). Auch Japan konnte zulegen, blieb aber mit einem Anteü an den Auslandsanmeldungen von 3,4 Prozent relativ bedeutungslos. Allerdings lag dieser Wert noch über dem von Großbritannien (vgl. Tab. 56). Bei den Auslandsanmeldungen in der Bundesrepublik dominierte zuletzt Frankreich mit über 47 Prozent weit vor den USA, die einen Anteü von rd. 36 Prozent erreichten. Der Anteü Japans war mit rd. 7 Prozent mehr als doppelt so hoch wie der Großbritanniens mit 3 Prozent. Ausweislich der Auslandspatentanmeldungen dürfte Frankreich seine technische Position erheblich verbessert haben, dies vor allem zu Lasten der deutschen Hersteller. Gerade bei Kernkraftwerken dürfte dies jedoch wenig über die Konkurrenzfähigkeit insgesamt aussagen, da ein Wettbewerb innerhalb der Industrieländer kaum stattfindet und der Wettbewerb in den Schwellenländern anderen Kriterien folgt.
p——t
ER Deutschland
————
Ftfrkreich
———•————i
(kctto-tanLen
——i
LEA Jéçan
Üxige Läifer
im Aislara
Alle Arntííij^n
134 158
= 100% 8,5% 10,5% 13,4%
178 124
128 100
172
163 127
165 129
114 100
141 124
114 100
116 134 100 116
180 155
113 72 9 5 6 1
257 231
115 124 100 108
517 100
520 101
323 100
619 166
541 232
692
849 1094 100 157
20
1019 1115 1477 100 109 145
301 331 886 791 9 3 1 0 3 1 0 0 9 0 7 8
7,2% 8,3% 11,7%
442 100
840 163
9,7% 6,2% 7,0% 11,81 7,8% 7,4%
85 74
8,0% 9,1% 13,1%
22,9% 15,3% 13,8% 12,9% 10,4% 7,9%
119 100
5,1% 5,5% 9,6%
119 137 72 95 95 45 65 lOl 100 157 180 100 132 132 100 144
8,9% 10,8% 13,2% 13,12,8% 18,2%
76
AizahL 164 128 97 165 12B 107 1970-1974=100 1 0 0 7 8 5 9 1 0 0 7 8 6 5 Alle Anp.lfinjai = 100 % 17,1% 10.5% 9,3% 17,1% 11,9% 11,3%
OccOxitanrúm
157 109
14,9% 14,6% Iß,7% 14,9% 14,8% 15,9% 22,0% 19,1% 21,8% 13,0% 11,3% 16,7% 15,5% 10,7% 17,7% 13,5% 10,9% 15,8%
ïiarkreich AizahL 81 128 1970-1974=100 100 Alle AnelcLrgai
gsn = 100 %
AizahL 197)-1974=100 Alle Anraliin-
144 100
1970- 1975- 1980- 1970- 1975- 1980- 1970- 1975- 1980- 1970- 1975- 1980- 1970- 1975- I960- 1970- 1975- 1980- 1970- 1975- 19801974 1979 1984 1974 1979 1984 1974 1979 1984 1974 1979 199* 1974 1979 1981 1974 1979 1981 1974 1979 1901
Deutschland
lard
tta^rungg-
7Áénaoá
- Turbinen -
Ursprungs- und Zielländer von Auslandspatentanmeldungen
Tabelle 54
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
i
gai = 100 %
130 100
149 394
29 452
i
1
86 183
35 73 101 297 100 209 243
81
2,4% 3,9% 4,6%
58 168 141 209 100 290
9,0% 4,1% 6,6% 9,7% 11,2% 22,7% 27,0%
53 100
^
466 639 564 1426 229* L831 100 137 121 100 161 138
1
318* 4424 3767 100 139 Uö
3,1% 6,0% 7,4%
192 220 236 616 697 100 237 2 7 2 1 0 0 2 6 1 2 9 6
52,3% 53,7% 52,1% 42,7% 47,0% 38,7% 42,3% 43,4% 40,2%
1
100% 100% 100% 100%
Quelles Inpadoc; Berechnungen des Ifo-Instituts
= 100% 100% 100% 100% 100% 100%
100% 100%
100%
7529 10003 9370 146 142 100
100% 100% 100%
891 1189 1081 3339 4875 4737 101 100 133 121 100
100% 100% 100% 100% 100% 100%
as dan Ausland ÄizahL 958 1223 1041 964 1076 951 858 1100 1038 519 740 522 1970-1974=100 100 128 109 100 112 99 100 128 121 100 143 Alle AnreLcLngai
Alle ÄireldxgEn
1
Areali 244 338 186 212 273 154 177 218 159 156 223 100 149 227 148 725 1126 896 1663 2405 164 1970-1974=100 100 139 76 100 129 73 100 123 90 100 143 64 100 152 99 100 155 124 100 1 Alle Amelctagai = 100 % 25,5% 27,6% 17,9% 22,0% 25,4% 16,2% 20,6% 19,8% 15,3% 30,0% 30,1% 19,2% 16,7% 19,1% 13,7% 21,7% 23,1% 18,9% 22,1% 23,6% 17,5%
Lfcrige Laxier
= 100% 3,4% 10,6% 14,3% 3,0% 4,9%
Anzahl 33 1970-1974=100 Alle Äiielflrrfn
1
499 410 414 465 436 442 527 476 114 108 100 112 103 100 119 108
1
45,5% 40,8% 45,1% 43,0% 43,3% 44,8* 51,5% 48,0% 45,9%
AizahL 436 1970-1974=100 100 Alle Arnrekln-
JajÄi
USA
i
8. Zur technischen Konkurrenzfähigkeit
HR Deutschland
FrerkreLch
——j——]
(kc03±tsmen
UBV
J^an
11,4% 11,7% 12,3
(Mtritamijen Anzahl 192 133 91 174 1970-1974=100 100 69 47 Alle Aneklngai = 100 % 11,4% 8,5% 5,7%
= 100 %
102
88 74 51
114 100
88 67 109 81
97 102 100 145
89 100
52 108 105 82 48 100
77 97
11,1% 7,8% 5,4% 8,9% 7,2% 5,8%
109
10,7% 9,9% 9,1% 5,5% 6,7% 7,7%
105 106
9,9% 10,2% 9,1%
158 163 100 109
9,7% 7,9% 5,9%
128 100
145
367 100
1714 1416 1272 3441 3242 2674 83 74 100 91 78
536 100
1138 991 81 100 8,9% 7,6% 5,9%
449 97 9,8% 9,3% 7,6%
555 71
977 1130 1296 162 100 116 133
757 87 67
7,6% 8,6% 10.0%
578 758 100 131 8,2% 10,2% 12,9%
468 152
32,7% 29,3% 23,8% 32,6% 33,4% 29,5% 30,2% 24,5% 21,6% 26,8% 24,7% 20.7%
556 417 406 449 397 322 336 201 397 485 92 69 100 111 98 100 101 62 100 122 98
33,5% 34,8% 27,9% 27,6% 28,9% 23,7%
Ecarkreich ÄizahL 192 193 195 1970-1974=100 100 95 Alle ArnelcLngEn
931 = 100 %
602 100
1974 1979 1981
ÜxigB Lärfer Pdte Prrvetäxijxi im AjsJara
1970- 1973- 1980- 1970- 1975- i960- 1970- 1975- i960- 1970- 1975- 1980- 1970- 1975- 1980- 1970- 1975- i960- 1970- 1975- 19801974 1979 1984 1974 1979 1981 1974 1979 1981 1974 1979 1981 1974 1979 1984 1974 1979 1981
Deutschland ftiZEtfi 1970-1974=100 Alle ArnnelcLn-
larrl
Urqaxncp- ———j——i
7llPllflnd
- Generatoren -
Ursprungs- und Zielländer von Auslandspatentanmeldungen
Tabelle 55
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
11 Röthlingshöfer
gan = 100 % 235 100
351 158
254 236 44,8
382
409 100
477 1131 1493 125 145 100
5,8% 7,1% 8,1% 8,8% 11,4% 15,2%
374 433 100 147 171
15,4% 20,1% 27,0% 7,9% 9,9% 18,8% 10,1% 15,2% 20,9% 25,8 32,7
149 199
37,7% 37,5% 37,0% 2B,2% 31,6% 28,7% 28,2% 2B,3% 27,1%
459 543 487 1602 1H33 1696 3607 3717 3508 100 118 106 100 114 1 0 6 1 0 0 1 0 3 9 7
1970 132 174
100% 100% 100%
100% 100% 100%
100% 100% 100%
Quelle: Inpadoc? Berechnungen des Ifo-Instituts
= 100 %
100% 100%
100% 100% 100% 100% 100% 100%
100%
100% 100% 100%
Üxige Läxter Aizahl 499 473 418 379 340 294 262 262 316 194 233 192 186 221 266 1012 1010 1246 2532 2539 Z782 1970-1974=100 100 95 84 100 90 78 100 100 121 100 120 99 100 119 143 100 100 123 100 10 Alle AiieldirgEn = 100 % 29,6% 30,1% 26,4% 21,1% 21,1% 19,7% 17,8% 16,9% 18,9% 19,7% 20,3% 19,9% 15,3% 15,2% 20.2% 17,8% 17,5% 21,1% 19,7% 19,4 21,1% Alle Aireliingsn aus dem Ausland Anzahl 1683 1568 1586 1794 1614 1492 1469 1551 1676 984 1146 966 1217 1451 1319 5679 5782 5898 m* 13112 12937 1970-1974=100 100 93 94 100 90 83 100 106 114 100 117 98 100 119 108 100 102 104 100 10 Alle AnekUrjEn
= 100%
Anzahl 259 315 429 141 160 280 1970-1974=100 100 122 166 100 114 Alle AnelcLrigai
32,8% 29,6% 28,6% 27,8% 26,6% 27,7% 34,6% 28,8% 27,4%
Aizahl 541 464 453 498 430 413 507 447 459 1970-1974=100 1008684 100 8 6 8 3 1 0 0 8 8 91 Alle Annelilrr
JS£B1
USA
8. Zur technischen Konkurrenzfähigkeit
I
i
I
i
i
i
m Dsutadhland
I
i
Fcarkmijch
-
i
|
|
GxOxitamiisn UÄ j
Japan |
|
Üxige Läifer
MlßÄrn^rrpn
50 61
12,1% 27,9% 47,0%
18 22
1 6 55
6,5% 1,9% 2,1%
6,6% 23,0% 41,2%
3,6%
0,7% 2,6%
4,9% 1,6% 2,4%
9 23 106 42 46 100 23 TD 100
6,2% 25,7% 45,2% 2 1 5 6 5 4 0 18 100 40 33
6,9% 19,0% 33,0%
7,3% 3,2% 2,5%
1 100
9,3% 31,2% 58,2%
40 43
7 2 6 2 1 1 81 74 4 2 4 2 9 3 0 3 1 2 9 7 7 7 571 231 100 86 15 100 91 52 100 71 30 100 73 30
1974 1979 1984
2 2 6 9 8 7 14 5946 16 6 0 7 7 6 8 3 7 7 4 7 8 143 6 0 5 7 8 3 314 3 9 5 1 0 0 4 2 1 3 2 9 1 0 0 3 7 5 4 8 1 100 4 9 6 7 0 3 1 0 0 4 2 3 5 4 3
9,4 29,1% 44,6%
100
ABali 21 11 6 19 10 5 1970-1974=100 100 52 29 100 53 26 Alle Aneli±rigsn = 100% 11,1% 3,8% 3,0% 6,9% 3,4% 3,7%
OxfixitaxiLen
= 100 %
82 100
40,9% 28,3% 22,8% 35,2% 21,1% 9,2% 48,1% 32,8% 13,9% 34,9% 23,4% lß,0% 39,0% 23,1% 12,2% 35,6% 21,7% 12,1%
8 2 8 1 73 27
Anzahl. 2 3 8 0 9 5 1970-1974=100 100 348 413 Alle A^ieldxigai
Ftsrtoedch
gen = 100 %
Pk Bali 1970-1974=100 Alle Auneldxt-
113 100
1970- 1975- 1980- 1970- 1975- 1980- 1970- 1975- 1980- 1970- 1975- i960- 1910- 1975- 1980- 1970- 1975- i960- 1970- 1975- 19801974 1979 1984 1974 1979 1984 1974 1979 1984 1974 1979 1984 1974 1979 1981 1974 1979 1984
Deutschland
larii
UCE{X\xkj9—
Zu5lJand
- Kernkraftwerke
Ursprungs- und Zielländer von Auslandspatentanmeldungen
Tabelle 56
III. Materialien zur Kraftwerksindustrie
1
gsn = 100 %
7
132 100
1
73 150
82 83
1
80 100
11 233
99 100
14 225
75 98
91
\
141 103 419 532 346 100 155 113 100 127
1
24 225
16 100
17
5,1%
3,4
205
763 1004 688 87 100 132 9
14 40 82 65 100 189 152 100
1,3% 1,8%
9 114
0,8% 1,3%
171
39,2% 44,6% 44,3% 38,1% 40,7% 34,4% 35,0% 38,2% 36,2%
91
I
4,6% 9,3% 12,7% 20,3%
4 183
4,8% 8,1% 1,7% 3,8%
14 100
1
100%
100%
100%
100%
100%
100%
100%
Quelle: Inpadoc? Berechnungen des Ifo-Instituts
= 100 %
100%
100%
100%
100%
100%
100%
100% 100%
100%
100%
100%
100%
Alle Arnnkirgsn as dam Ajsland Aizahl 190 287 202 276 290 136 233 237 195 150 189 79 232 316 233 1100 1310 1058 2181 1970-1974=100 100 151 106 100 105 49 100 102 84 100 126 53 100 136 100 100 119 Alle Aireldxgai
100%
2629 1 96
A*ahl 56 59 13 50 52 16 43 29 6 3 9 38 4 2 9 3 5 6 135 112 4 5 3 5 2 3 2 5 90 1970-1974=100 100 105 23 100 104 32 100 67 14 100 97 10 100 121 21 100 83 33 Alle ArnRlflngn = 100 % 29,5% 20,6% 6,4% 18,1% 17,9% 11,8% 18,5% 12,2% 3,1% 26,9% 20,1% 5,1% 12,5% 11,1% 2,6% 12,3% 8,5% 4,3% 16,1% 12,4% 4,7%
Ilfiy Iffiin*
83 88
18 15 6 100 257 214
= 100% 3,7% 6,3% 7,4% 2,2%
Alle A^reldLiigsn
Aizahl 1970-1974=100
73 143
1
43,6% 41,4% 36,2% 31,9% 45,6% 53,6% 35,2% 33,8% 38,5%
Aizahl 83 119 1970-1974=100 100 Alle Ämplrtn-
Jö^Bn
IHV
\
8. Zur technischen Konkurrenzfähigkeit