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German Pages 208 Year 1974
E. G. Liberman Ökonomische Methoden zur Effektivitätssteigerung der gesellschaftlichen Produktion
E. G. Liberman
Ökonomische Methoden zur EfFektivitätssteigerung der gesellschaftlichen Produktion
AKADEMIE-VERLAG-BERLIN 1973
Russischer
Originaltitel:
E. T. JlHÖepMaH 3K0H0MHHeCKIie MeTOftU nOBLIUieHHH 3$$eKTHBH0CTH OÖmeCTBeHHOrO
np0H3B0ACTBa MocKBa 1970 Aus dem Russischen übersetzt von Klaus-Dieter Göll, Eberswalde
Erschienen im Akademie-Verlag GmbH, 108 Berlin, Leipziger Straße 3—4 Copyright 1973 by Akademie-Verlag Lektor: Dieter Graf Umschlaggestaltung: Nina Striewski Lizenz-Nummer: 202 • 100/39/73 Herstellung: IV/2/14 VEB Druckerei »Gottfried Wilhelm Leibniz«, 445 Gräfenhainichen/DDR • 3904 Bestellnummer: 6007 • ES-Nr.: 5 B 2 EDV-Nr.: 752 187 4 9.- M
Inhalt
Einleitung
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ERSTES KAPITEL
Allgemeine Charakteristik der Wirtschaftsreform in der UdSSR
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1. Die wichtigsten Züge der Reform 2. Erste Erfolge bei der Durchführung der Reform
19 28
ZWEITES KAPITEL
Zur Optimalität der zentralen Planung 1. 2. 3. 4. 5.
Über die Funktionen der zentralen Wirtschaftsleitung . . . . Plan, Nomenklatur und Wirtschaftsbeziehungen Zur Optimalität der Pläne Zur Fondsintensität der Produktion Die Spezialisierung der Produktion und der technische Fortschritt
47 47 52 73 87 110
DRITTES KAPITEL
Zum Wirken des Wertgesetzes
119
1. Die Ware-Geld-Beziehungen im Sozialismus 2. Der Gewinn im Sozialismus
119 134
VIERTES KAPITEL
Ökonomische Methoden der Einwirkung auf die Produktion
141
1. Die ökonomische Stimulierung 2. Einige Probleme der Preisbildung
141 177
Personenregister
197
Sachregister
199 5
Vorwort zur deutschen Ausgabe
Die vorliegende Arbeit ist der Vorbereitung und Durchführung der Wirtschaftsreform in der UdSSR sowie einigen Aufgaben der weiteren Vervollständigung von Methoden der Planung und ökonomischen Stimulierung der Arbeit von Industriebetrieben gewidmet. Viele wichtige Richtungen der ökonomischen Einwirkung auf die Steigerung der Effektivität der Produktion mußten in der vorliegenden Arbeit infolge der Kürze unbeachtet bleiben. Es ist wichtig in Betracht zu ziehen, daß die Arbeit zum XXIV. Parteitag der KPdSU vorbereitet und publiziert wurde. Auf diesem Parteitag fand die ökonomische Reform in der UdSSR eine hohe Bewertung. „Die Ergebnisse des 8. Fünfjahrplanes zeugen vom großen positiven Einfluß des neuen Systems der Planung und Stimulierung auf die Effektivität der Produktion." 1 Im Zusammenhang damit wurde auf dem XXIV. Parteitag hervorgehoben, daß einzelne Ministerien die neuen Leitungsmethoden der Produktion ungenügend ausnutzen. Die aus der wirtschaftlichen Rechnungsführung erwachsenden Rechte der Betriebe werden geschmälert, ökonomische Methoden durch Administrieren ersetzt. Daraus wird folgender Schluß gezogen: „ . . . d i e Methoden der Planung und Stimulierung, die Kriterien der Einschätzung der Tätigkeit der Betriebe und Vereinigungen (müssen) weiter vervollkommnet werden, um den Einfluß der Reform auf die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, die Verbesserung der 1
Die Direktiven des X X I V . Parteitages der KPdSU zum Fünfjahrplan für die Entwicklung der Volkswirtschaft der UdSSR in den Jahren 1971 bis 1975. Referat: A. N. Kossygin, in: X X I V . Parteitag der KPdSU, Materialien, APN-Verlag, Moskau 1971, S. 278.
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Qualität der Erzeugnisse und die Steigerung der Arbeitsproduktivität zu verstärken und die Interessiertheit der Betriebe, Vereinigungen und Ministerien an höheren Planauflagen zu steigern. Das ist jetzt das Allerwichtigste." 2 Der Leser findet in dieser Arbeit — mag es auch manchmal kurz und in Diskussionsform sein — einige Gedanken und Ausarbeitungen, die mit der weiteren Vervollkommnung des ökonomischen Mechanismus im Sozialismus verbunden sind. Über die Optimalitätskriterien bei der Planung wird im zweiten Kapitel (Abschnitt 2 und 3) gesprochen. Dabei verteidigt der Autor solche Kriterien wie das Wachstum des Nationaleinkommens je Kopf der Bevölkerung bei Steigerung des Anteils der Konsumtion am Nationaleinkommen. Das entspricht völlig dem Geist und dem Gedanken des bekannten Beschlusses des XXIV. Parteitages der KPdSU zur bedeutenden Steigerung des Lebensniveaus der Werktätigen. Die Verbesserung der ökonomischen Stimulierung wird im vierten Kapitel (Abschnitt 1) behandelt. Der Verwirklichung des technischen Fortschritts auf der Grundlage der Spezialisierung der Unternehmen und der Einführung der Programmsteuerung ist Abschnitt 5 des zweiten Kapitels gewidmet. In der Arbeit gibt es noch eine Reihe von Ausführungen, die im Lichte der Beschlüsse des XXIV. Parteitages der KPdSU nichts an Aktualität einbüßen. Hierauf beziehen sich die Überlegung zur Senkung der Fondsintensität der Produktion (drittes Kapitel, Abschnitt 4) sowie die Möglichkeiten einer ökonomischen Kontrolle der Wechselwirkung zwischen dem Wachstum der Arbeitsproduktivität und dem durchschnittlichen Arbeitslohn (Abschnitt 1 im vierten Kapitel). In dieser Beziehung spricht sich der Autor für die Kennziffer Nettoproduktion als Gradmesser für den Produktionsumfang bei der Analyse seiner Effektivität aus. Auf der Grundlage von experimentellen Berechnungen, die in der UdSSR 1970 und 1971 durchgeführt wurden, findet dieser Standpunkt eine immer stärkere Bestätigung. Da die Nettoproduktion hauptsächlich aus dem Arbeitslohn und dem Gewinn besteht, schlägt der Autor das Verhältnis Gewinn zu Arbeitslohn (oder, was das gleiche ist, 2
8
Ebenda.
das Verhältnis der gesamten Nettoproduktion zum Arbeitslohn) zur Annahme vor, um auf dieser Grundlage eine Skala ökonomischer Stimulierung der Unternehmen aufzubauen. Der Autor bringt die Hoffnung zum Ausdruck, daß die Leser in der D D R , die sich für das Problem der Kombinierung zentraler Planung und Leitung mit der Ausnutzung von WareGeld-Beziehungen zur Erhöhung der Effektivität der gesellschaftlichen Produktion interessieren, in der vorliegenden Monographie Anregungen finden mögen. E. G. Liberman
Einleitung
Man kann, ohne zu übertreiben, sagen, daß die Ökonomie als Sphäre der wissenschaftlichen und praktischen Tätigkeit der Menschen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem Hauptgegenstand der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit wird. Das trifft vor allem auf die Länder des Sozialismus zu, wo von den Völkern aufblühende Gesellschaften geschaffen werden. Der Sieg im historischen Wettstreit der beiden Welten wird letzten Endes durch die ökonomische Überlegenheit und einen hohen Lebensstandard der Völker der sozialistischen Länder erreicht werden. Das Problem der Erhöhung des Lebensstandards wird durch die Effektivität des Produktionssystems gelöst, durch die Fähigkeit dieses Systems, nicht nur die historisch entstandenen Bedürfnisse zu befriedigen, sondern auch aktiv die Struktur der Konsumtion zu beeinflussen. Die hohe Effektivität des sozialistischen Produktionssystems ist in bedeutendem Maße die Folge, erstens, des gesellschaftlichen Eigentums an allen Produktionsmitteln, das, wie die mehr als fünfzigjährige Geschichte der UdSSR beweist, eine ununterbrochene, schnelle und planmäßige Entwicklung der Produktion garantiert, und, zweitens, der Leitung des ganzen verzweigten Produktionsapparates auf der Grundlage der bewußten Ausnutzung der ökonomischen Gesetze des Sozialismus. Die ökonomischen Maßnahmen, die in unserem Lande und in anderen sozialistischen Ländern durchgeführt werden, sind denn auch vor allem auf die Erhöhung der Effektivität der gesellschaftlichen Produktion gerichtet, und zwar durch die Vervollkommnung des Systems der zentralen Planung und Leitung, die Verstärkung der ökonomischen Stimulierung so-
ll
wohl der Arbeit der einzelnen Werktätigen als auch der Produktionskollektive insgesamt sowie durch eine tiefere Erkenntnis und Anwendung der ökonomischen Gesetze bei der Leitung der Volkswirtschaft. Während der Durchführung der Wirtschaftsreform in der UdSSR haben die bürgerliche Presse und die bürgerlichen Rundfunkanstalten die wissenschaftlichen Ansichten einer Reihe von sowjetischen Wirtschaftswissenschaftlern (insbesondere auch des Verfassers der vorliegenden Arbeit) verzerrt und tun das weiter, obwohl in den Arbeiten der sowjetischen Ökonomen mehr als einmal die Notwendigkeit betont wurde, das System der planmäßigen zentralen Leitung auf der Basis einer vollständigeren Nutzung der objektiven Gesetze des Sozialismus, der ökonomischen Stimuli und der Leitungsmethoden, auf der Basis der Anwendung der dem Sozialismus eigenen Leninschen Prinzipien der materiellen Interessiertheit der Werktätigen zu vervollkommnen. Die bürgerlichen Kritiker behaupteten, daß die UdSSR das kapitalistische Motiv der Entwicklung der Produktion, den Gtwinn, übernehme. Dies wurde hartnäckig wiederholt und wird wiederholt, obwohl jeder, der auch nur etwas in der Ökonomie Bescheid weiß, versteht: Gewinn, der nicht einem Privatunternehmer zugute kommt, sondern der ganzen Gesellschaft und der für Bedürfnisse verwendet wird, die der Entwicklung der Gesellschaft dienen, ein solcher Gewinn hat mit dem kapitalistischen Profit nichts gemein. Bei der Durchführung der Reform entstehen viele Probleme, die unbedingt gelöst werden müssen. Der Autor beschränkt sich darauf, einige wichtige ökonomische Methoden zur Erhöhung der Effektivität der sozialistischen Produktion zu betrachten. Die Methoden der Leitung der gesellschaftlichen Produktion gründen sich auf die allseitige Nutzung der Möglichkeiten, die in der sozialökonomischen Natur der sozialistischen Ordnung liegen. Die Notwendigkeit der Wirtschaftsreform ergab sich aus der dringenden Forderung, die Produktionsverhältnisse in Übereinstimmung mit dem erreichten hohen Entwicklungsstand der Produktivkräfte zu bringen. In den Direktiven des XXIII. Parteitages der KPdSU für den Fünfjahrplan zur Entwicklung der Volkswirtschaft der 12
UdSSR in den Jahxen 1966 bis 1970 heißt es: „Zu diesem Zweck ist die zentrale planmäßige Leitung der Wirtschaft in erster Linie auf die Vervollkommnung der grundlegenden volkswirtschaftlichen Proportionen, auf die Verbesserung der Standortverteilung der Produktion und auf die komplexe Entwicklung der Wirtschaftsgebiete zu konzentrieren, ist ein hohes Tempo der Produktion und der Auslieferung der wichtigsten Erzeugnisarten zu sichern, ist eine einheitliche staatliche Politik auf den Gebieten des technischen Fortschritts, der Investitionen, des Arbeitslohns, der Preise, des Gewinns, der Finanzen und des Kredits durchzuführen, ist eine ökonomische Kontrolle über die effektive Nutzung der Produktionsfonds, der Arbeitskräftereserven sowie der materiellen und natürlichen Ressourcen auszuüben." 1 Es ist schwierig und uneffektiv, operative und laufende Fragen zentral zu lösen, selbst wenn dies technisch möglich ist. Die Technik entwickelt sich heute derart schnell, und die Nachfrage und die Bedürfnisse ändern sich so schnell, daß heute ein System zur Fällung operativer Entscheidungen am Ort, im Rahmen des einheitlichen optimalen Volkswirtschaftsplans die wissenschaftliche Form des Ausdrucks der Arbeitsteilung im Leitungsprozeß selbst ist. Auch vor der Reform war das Wirtschaftssystem in der UdSSR insgesamt effektiv. Es sicherte die Entwicklung der Produktion in einem historisch beispiellosen Tempo, führte die Wirtschaft des Landes aus jenem armseligen Zustand heraus, in dem sie sich in der Zeit des Zarismus befunden hatte, hob die sowjetische Gesellschaft auf das Niveau einer hochentwickelten Gesellschaft, bewies die Möglichkeit des Wirtschaftens von Assoziationen von Produzenten ohne Beteiligung von Kapitalisten und schuf die Voraussetzungen für die Schaffung der materiell-technischen Basis des Kommunismus. Dies alles ist ein Zeugnis für die unerschöpflichen Kräfte des Volkes, das von den Ketten des Privateigentums an Produktionsmitteln befreit ist. Zugleich wurden jedoch die Vorzüge und Möglichkeiten, die das sozialistische Wirtschaftssystem besitzt, nicht in vollem Maße genutzt. Insbesondere machte 1
A. N. Kossygin, Über den Entwurf der Direktiven zum Fünfjahrplan 1966 bis 1970, Berlin 1966, S. 9 4 / 9 5 .
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sich das Überwiegen administrativer Methoden gegenüber den ökonomischen Methoden bemerkbar. Es wirkte sich auch aus, daß die Betriebe an der Ausarbeitung angespannter Pläne moralisch und materiell nicht interessiert worden waren. Das objektive Bedürfnis nach einer wesentlichen Veränderung der Methoden der Planung und der Bewertung der Arbeit der Betriebe wurde dringend spürbar. In den Beschlüssen des X X I I I . Parteitags und im neuen Programm der KPdSU wurde die Aufgabe gestellt, die Methoden der Planung und der ökonomischen Stimulierung zu vervollkommnen: „Das ganze System der Planung und Bewertung der Tätigkeit der zentralen und örtlichen Organe, der Betriebe und Kolihosen", heißt es im Programm der KPdSU, „muß diese an höheren Planauflagen und an der maximalen Verbreitung der besten Produktionserfahrungen interessieren." 2 Die Kommunistische Partei suchte beharrlich nach Wegen zur Vervollkommnung der Methoden der Einwirkung auf die Produktion und der Erhöhung der Effektivität. Der Wirtschaftsreform ging eine breite Diskussion voraus. In der Presse äußerten sich die Werktätigen der Betriebe, die Wissenschaftler und die Ökonomen. Es ist wichtig zu betonen, daß der Sinn der Wirtschaftsreform, die in unserem Lande durchgeführt wird, nicht nur in der Beseitigung von Mängeln in der Leitung gesehen werden darf. Die Reform soll ein ganzheitliches System des Wirtschaftens schaffen, das die weitere bedeutende Zunahme der Effektivität der gesellschaftlichen Produktion garantiert. Die Notwendigkeit radikaler Veränderungen in den Methoden der Wirtschaftsleitung wird im Rechenschaftsbericht des Z K der KPdSU an den X X I I I . Parteitag folgendermaßen eingeschätzt: „Die Interessen des kommunistischen Aufbaus und die Notwendigkeit, die aufgetretenen Schwierigkeiten zu überwinden, erforderten nicht einzelne Teilkorrekturen, sondern die Ausarbeitung eines Systems von Maßnahmen, um die im Lande geschaffenen gigantischen Produktivkräfte rationeller zu nutzen, den Volkswohlstand schneller zu heben und die Vorzüge unserer Ordnung vollständig erschließen zu können." 3 P r o g r a m m und Statut der
2
Berlin 1967, S. 84.
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K o m m u n i s t i s c h e n Partei der S o w j e t u n i o n ,
Daraus folgt, daß die Wirtschaftsreform keinesfalls nur so verstanden werden kann, daß die Rolle des Gewinns wächst und daß dieser Kennziffer der Charakter einer Direktive für die Einschätzung der Effektivität und der Stimulierung der Arbeit der Betriebe verliehen wird oder daß der materielle Anreiz für die Kollektive und die einzelnen Werktätigen verstärkt wird. Diese Maßnahmen sind äußerst wichtig. Sie besitzen aber nur in dem Maße einen Sinn, in dem sie das Funktionieren des ganzheitlichen Systems der wissenschaftlichen, zentralen Planung und Leitung der Volkswirtschaft begünstigen. Die Kommunistische Partei organisierte eine umfassende Erörterung und Ausarbeitung der herangereiften ökonomischen Fragen. Da die objektiven Bedingungen der Wirtschaftsentwicklung eine ständige Verbesserung der Leitungsmethoden erforderten, wurden in der Presse die Fragen der Vervollkommnung der Wirtschaftsleitung aufgeworfen und diskutiert. Die Fragen der Vervollkommnung der Planung und der ökonomischen Stimulierung, die in den Artikeln der Wissenschaftler und Praktiker berührt wurden, fanden gewaltiges Interesse in den verschiedensten Kreisen, beginnend bei den Leitern der Verwaltungen und endend bei den einfachen Arbeitern der Baustellen und Betriebe. Allein die Redaktion der Zeitung „Pravda" erhielt bis Ende 1962 mehr als tausend Artikel und Stellungnahmen; viele Materialien erhielten und veröffentlichten die Zeitungen „Izvestija", „Trud" und „£konomiceskaja gazeta". Artikel zu diesen Themen wurden in den Zeitschriften „Kommunist", „Voprosy ekonomiki", „Planovoe chozjajstvo" und anderen publiziert. Im Verlauf der Diskussion wurden unterschiedliche Meinungen geäußert. Die Diskussion über Fragen der Ökonomie wurde organisiert und verlief im Zeichen der unmittelbaren Interessiertheit der zentralen und lokalen Parteiorgane. Die bürgerlichen Kommentatoren behaupten, daß in der UdSSR der Gewinn zum einzigen Kriterium für die Be3
L. I. Breznev, Unsere Zeit im Zeichen des wachsenden Einflusses des Sozialismus. Rechenschaftsbericht des Z K der K P d S U an den X X I I I . Parteitag, Berlin 1966, S. 49.
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Wertung der Arbeit der Betriebe erklärt worden sei. Dies ist jedoch eine reine Erfindung. Im Artikel des Autors „Plan, Gewinn und Prämie", der am 9. September 1962 in der „Pravda" veröffentlicht wurde, wurden als Hauptbewertungskennziffern für die Tätigkeit eines Betriebes der Gewinn und die Rentabilität vorgeschlagen, jedoch unter der obligatorischen Bedingung der Erfüllung der geplanten vertraglichen Lieferungen, das heißt sowohl hinsichtlich der Qualität der Produktion als auch der Lieferfristen. In einem anderen Artikel, der in der „Pravda" vom 20. September 1964 veröffentlicht wurde und der „Noch einmal über Plan, Gewinn und Prämie" überschrieben war, wurde betont: „Die Rentabilität ist unter unseren Bedingungen keineswegs die einzige Kennziffer der Effektivität. Die Arbeit eines Betriebes muß vor allem in Abhängigkeit davon eingeschätzt werden, wie er die Lieferungen nach Quantität, Nomenklatur und Qualität der Erzeugnisse sowie fristgemäß erfüllt. Vertragliche Lieferungen auf der Basis direkter Beziehungen zwischen Lieferbetrieb und Verbraucher sind die Grundlage der Stabilität der Pläne. Und diese Bewertung der Genauigkeit der Lieferbetriebe muß durch die Rentabilität erhärtet werden." Es muß jedoch zugegeben werden, daß dem Autor eine Reihe von ungenauen Äußerungen unterlaufen ist. Die Rolle des Gewinns als eines Stimulators der Produktion wurde richtig hervorgehoben. E s wurde jedoch außer acht gelassen, daß die Vergrößerung des Produktionsvolumens in vielen Fällen eine selbständige Bedeutung bewahrt. Und in diesem Falle darf man sich bei der Stimulierung nicht allein auf die Kennziffer des Gewinns beschränken. Diese Ungenauigkeiten gaben Anlaß zu einer Verzerrung der Gedanken des Autors. In ausländischen Kommentaren wurden ihm Ideen der Rückkehr zum kapitalistischen „marktbestimmten Unternehmertum" zugeschrieben, obwohl der Autor dies nirgendwo vorgeschlagen hat und im Gegenteil überall das Prinzip der Vorgabe von zentralen Umfangs- und Nomenklaturplänen an die Betriebe vertreten hat. Wichtig ist zu bemerken, daß parallel mit der Diskussion eine Reihe von ökonomischen Experimenten durchgeführt wurde. Besonders kennzeichnend waren die Experimente in der Bekleidungsindustrie, die im Jahre 1963 in zwei Pro16
duktionsvereinigungen begonnen wurden, und zwar in den Vereinigungen „Bol'sevicka" in Moskau und „Majak" inGorki. Die Ergebnisse der Arbeit dieser Vereinigungen in den Jahren 1963 bis 1965 zeigten mit voller Klarheit, daß die Planung der Produktion von Konsumgütern auf der Basis von Bestellungen und direkten vertraglichen Beziehungen mit dem Handelsnetz die Befriedigung der Käufernachfrage um ein vielfaches verbesserte und gleichzeitig sowohl zu einem Wachstum der Rentabilität der Produktion als auch zur Beschleunigung des Warenumlaufs führte. Erfolgreiche Experimente wurden auch in einer Reihe von Schächten des Westlichen Kohlenbeckens (Ukrainische SSR) durchgeführt. Methoden der ökonomischen Stimulierung wurden bei einer Reihe von Transportbetrieben erprobt. Im Oktober 1964 fand ein Plenum des ZK der KPdSU statt, das den unbedachten und voreiligen administrativen Umgestaltungen ein Ende machte. Im Jahre 1965 wurden spezielle Kommissionen geschaffen, die eine gewaltige Arbeit bei der Sammlung und kritischen Bewertung der verschiedenen Vorschläge zur Wirtschaftsreform leisteten. Alle Materialien der ökonomischen Diskussionen, die Ausarbeitungen einer Reihe von Instituten und die Meinungen der Wissenschaftler und Praktiker, der Parteiorganisationen und der zentralen Behörden wurden berücksichtigt. Auf dieser Grundlage wurden die Beschlüsse des Septemberplenums des ZK der KPdSU im Jahre 1965 vorbereitet, die ein entwickeltes Programm der Vervollkommnung der Leitung, Planung und der ökonomischen Stimulierung darstellen. Es wird somit ganz offensichtlich, daß die westliche Propaganda völlig zu Unrecht die Rolle einzelner Wirtschaftswissenschaftler übertrieben hat. Eine so gewaltige Aufgabe, wie es die Ausarbeitung der Prinzipien der Reform und die Verwirklichung dieser Prinzipien ist, konnte nur durch die Anstrengungen des ganzen von der Kommunistischen Partei geführten sowjetischen Volkes gelöst werden. Das kollektive Gedankengut vieler Wissenschaftler und Praktiker wurde bei der Herausarbeitung der Beschlüsse der Plenartagungen des ZK der KPdSU und des XXIII. Parteitages berücksichtigt, der Beschlüsse, die auf die weitere Vervollkommnung des Systems der wissenschaftlichen Leitung der gesellschaftlichen Produktion gerichtet waren. 2
Liberman, Ökon. Methoden
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Das Wesen der Wirtschaftsreform kommt treffend in den Thesen des ZK der KPdSU zum 50. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution zum Ausdruck, in denen es heißt: „Dieses System reflektiert die sich verändernden Bedingungen der sozialistischen Wirtschaftsführung, die wachsenden Maßstäbe der modernen sozialistischen Produktion, die qualitativen Veränderungen ihrer Struktur und die Erfordernisse der wissenschaftlich-technischen Revolution. Die Wirtschaftsreform, die ihrem Wesen nach konsequent sozialistisch ist und die Notwendigkeit ausdrückt, die ökonomischen Verhältnisse des Sozialismus mit dem Niveau und dem Charakter der Entwicklung der Produktivkräfte in Übereinstimmung zu bringen, bedeutet ein neues Herangehen an die Leitung der Wirtschaft. Ihr Wesen besteht darin, die Rolle der ökonomischen Leitungsmethoden zu verstärken, die staatliche Planung zu vervollkommnen, die wirtschaftliche Selbständigkeit und Initiative der Betriebe zu erweitern und die wirtschaftliche Rechnungsführung allseitig durchzusetzen und zu vervollkommnen. Die erfolgreiche Durchführung der Reform ist weitgehend abhängig von der richtigen Verbindung der zentralen Leitung mit der ökonomischen Selbständigkeit der Betriebe, des moralischen und materiellen Anreizes, der geschickten Ausnutzung der Ware-Geld-Beziehungen auf sozialistischer Grundlage und der mit ihnen verbundenen Kategorien des Gewinns, der Preise, des Kredits und anderer — die im Sozialismus einen neuen sozialen Inhalt erhalten — und vom Niveau der organisatorischen und ideologisch-erzieherischen Arbeit unter den Massen." 4 4
50 Jahre G r o ß e Sozialistische Oktoberrevolution. Thesen des Z K der K P d S U , Berlin 1967, S. 31/32.
ERSTES KAPITEL
Allgemeine Charakteristik der Wirtschaftsreform in der UdSSR
1. Die wichtigsten Züge der Reform Das Septemberplenum des ZK der KPdSU im Jahre 1965 beschäftigte sich ausführlich mit dem Stand der Dinge in der Industrie der UdSSR. Es wurde festgestellt, daß die zu jener Zeit existierende Organisationsstruktur der Leitung sowie die Methoden der Planung und ökonomischen Stimulierung nicht den modernen Bedingungen und dem Entwicklungsniveau der Produktivkräfte entsprechen. Es wurde festgelegt, das Wirtschaftssystem in folgenden Hauptrichtungen zu vervollkommnen: 1. Erhöhung des wissenschaftlichen Niveaus der Planung, Optimierung der Planung, Verstärkung der Rolle der Perspektivpläne und Normative; 2. Beseitigung der übermäßigen Reglementierung der Wirtschaftstätigkeit der Betriebe, Ausstattung der Betriebe mit den notwendigen Mitteln zur Entwicklung der Produktion; 3. Festigung und Entwicklung der wirtschaftlichen Rechnungsführung, Verstärkung der ökonomischen Stimulierung der Produktion mit Hilfe von Preis, Gewinn, Prämien und Kredit; 4. Übergang zur Leitung der Industrie nach dem Zweigprinzip. Bekanntlich ist die Wirtschaftsreform in einer recht entwikkelten, konkreten Form ausgearbeitet worden. Vor allem wurde die Anzahl der obligatorischen, den Betrieben zentral vorgegebenen Plankennziffern wesentlich eingeschränkt, eine Reihe von Kennziffern wurde ersetzt, und es wurde eine neue Kennziffer der Rentabilität eingeführt. Anstelle der Kennziffer Bruttoproduktion werden den Betrieben Planauflagen hinsichtlich des Umfangs der realisierten Produktion erteilt. Dieser Austausch ist überaus wesentlich. Er unterwirft die Produktion der ökonomischen 2«
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Kontrolle der Konsumenten und schafft die Voraussetzungen für die Herstellung einer organischen Einheit von Planung und wirtschaftlicher Rechnungsführung. Auch die Hauptnomenklatur der Produktion wird von oben bestätigt. Als Bewertungskennziffern der Effektivität der Arbeit der Betriebe wurden neben anderen auch der Gewinn und die Rentabilität festgelegt. Diese wird als das Verhältnis des Gewinns zu den Produktionsgrundfonds und den normierten Umlaufmitteln errechnet. Damit sind Meßgrößen der Effektivität in den ökonomischen Kreislauf eingeführt worden, die zwar bei uns schon lange existierten, aber weder bei der Planung und noch weniger bei der Bewertung der Arbeit der Betriebe eine große Rolle spielten. Der Plan muß unserer Meinung nach der Produktion Endziele stellen, darf aber die Art und Weise der Erreichung dieser Ziele im Rahmen des Betriebes nicht unmittelbar reglementieren. Dies würde den Betrieben die nötige Beweglichkeit bei der Findung von optimalen Lösungen für die Erfüllung der Planaufgaben nehmen. Solche Kennziffern wie die Beschäftigtenzahl, der Durchschnittslohn, die Arbeitsproduktivität und die Selbstkosten der Produktion behalten zwar wichtige Bedeutung als Berechnungskennziffern innerhalb des Zweiges, gehören aber nicht mehr zu den obligatorischen Kennziffern, die für jeden Betrieb festgelegt werden. Manchen Ökonomen ist auch heute noch nicht klar, wie man eine so außerordentlich wichtige Kennziffer wie die Arbeitsproduktivität aus der obligatorischen zentralen Planung ausklammern kann. Aber die Reform bestreitet keineswegs, daß die Arbeitsproduktivität die wichtigste Kennziffer der Effektivität der Produktion ist. Die Aufgabe besteht darin, die Übereinstimmung zwischen dem Wachstum des Arbeitslohns (einschließlich der Prämien aus dem Gewinn) und dem Wachstum der Arbeitsproduktivität zu kontrollieren. Schwierigkeiten ergeben sich hier deswegen, weil noch keine uns völlig befriedigende Methode zur Messung der Arbeitsproduktivität in den Betrieben ausgearbeitet worden ist. Detaillierter wird darauf in Kapitel 3 eingegangen. Als obligatorische Planaufgaben werden Abführungen an den Haushalt und Zuführungen aus dem Haushalt festgelegt. 20
Festgelegt wird auch der Umfang der zentralen Investitionen, was absolut notwendig ist, um die nötigen Proportionen der Entwicklung der Produktionszweige entsprechend den zentralen Volkswirtschaftsplänen zu gewährleisten. Geplant werden auch die Hauptaufgaben bei der Einführung der neuen Technik sowie die Kennziffern der materiell-technischen Versorgung. Wenn man von den Kennziffern der materielltechnischen Versorgung spricht, so ist daran zu denken, daß entsprechend den Beschlüssen des Septemberplenums des ZK der KPdSU von 1965 und des XXIII. Parteitages allmählich der Übergang zur planmäßigen Verteilung von Ausrüstung, Materialien und Halbfabrikaten durch den Großhandel erfolgen wird. Es ist klar, daß durch die Beschränkung der Zahl der Plankennziffern, die durch übergeordnete Organe festgelegt werden, die wirtschaftliche Selbständigkeit der Betriebe erheblich vergrößert wird. In nicht geringem Maße trägt dazu auch die „Verordnung über den sozialistischen staatlichen Produktionsbetrieb" bei, durch die den Leitern der Betriebe viele Rechte eingeräumt und gesetzlich festgelegt werden. Das Septemberplenum des ZK der KPdSU hat 1965 einen solchen Aufbau des Stimulierungssystems vorgesehen, daß die Betriebe an der Ausarbeitung und Erfüllung höherer Planaufgaben, an der allseitigen Ausnutzung der inneren Reserven und Ressourcen interessiert sind. Dadurch wird die Einheit des Systems der Planung und der ökonomischen Stimulierung der Kollektive der Betriebe erreicht, die die Vergrößerung des Nationaleinkommens des Landes gewährleistet. Die Interessen der Gesellschaft der Betriebe werden in diesem Falle harmonischer miteinander verbunden. Die Entwicklung der Produktion wird sowohl aus zentralen Quellen als auch aus den Eigenmitteln der Betriebe finanziert. Es ist wichtig hervorzuheben, daß anstelle der Finanzierung der Investitionen aus dem Haushalt ohne. Rückzahlungspflicht vorgesehen ist, dazu in höherem Maße die Eigenmittel der Betriebe und Wirtschaftsorganisationen sowie den Bankkredit heranzuziehen. Die Finanzierung der Investitionen und die Ergänzung der Umlaufmittel in den verarbeitenden Betrieben erfolgen in der Regel aus den eigenen finanziellen Ressourcen 21
der Betriebe und mit Krediten der Staatsbank. Das verändert wesentlich das Verhältnis der Betriebe zu den Fragen der Rekonstruktion und Erweiterung der Produktion, erfordert eine sparsamere und ökonomisch besser begründete Nutzung der neuen Ausrüstung und der Produktionsflächen und verpflichtet die Wirtschaftsleiter, sich mehr um die Erhöhung der Effektivität der Investitionen zu sorgen. Um die Effektivität der Produktion zu erhöhen, wurde auch die Produktionsfondsabgabe eingeführt. In der Perspektive kann diese Art von Zahlungen zu einer wichtigen Quelle des gesamtstaatlichen zentralisierten Reineinkommens werden und zu einem gewissen Teil andere Arten von Zahlungen, darunter die Umsatzsteuer, ablösen. Dies ist eben eine Methode der ökonomischen Einflußnahme auf die Produktion, die der Vergeudung und unwirtschaftlichen Nutzung der gesellschaftlichen Produktionsfonds grundsätzlich entgegenwirken soll. Wichtig ist auch festzuhalten, daß die Fondsabgaben für eine Reihe von Jahren so festgesetzt werden, daß einem gut arbeitenden Betrieb Gewinn sowohl für die Prämierung als auch für die Deckung der planmäßigen Ausgaben verbleibt. Je effektiver ein Betrieb arbeitet, desto mehr Gewinn erhält er, und ein. desto größerer Anteil des Gewinns verbleibt (nach Abführung der fixen Zahlungen an den Haushalt, der Abgabe für die Nutzung der Fonds und des Kreditzins) in der Verfügung des Betriebs. Der Festigung der wirtschaftlichen Rechnungsführung und dem Ziel, dieser Rechnungsführung den Charakter einer realen und nicht formalen Methode der ökonomischen Einwirkung auf die Produktion zu verleihen, dient auch noch eine Reihe anderer wichtiger Neuheiten. Die Rolle des Wirtschaftsvertrags und die materielle Verantwortlichkeit der Seiten für seine Erfüllung wird verstärkt, und zwar bis hin zur vollen Deckung der Verluste durch die schuldige Seite zugunsten der Seite, die Schaden erlitten hat. Verantwortlichkeit wird sowohl „horizontal", das heißt zwischen den Betrieben, als auch „vertikal" geschaffen. Es geht hier um die Schaffung der Garantie der materiellen Verantwortlichkeit nicht nur der Betriebe gegenüber den Ministerien und Verwaltungen, sondern auch der Verantwortlichkeit dieser Organe, wenn den Betrieben durch die Schuld dieser 22
Organe Schaden erwächst. Ein erster Schritt auf diesem Wege ist die Überführung der Wirtschafts- und der Produktionsvereinigungen sowie der Hauptverwaltungen der Industrieministerien in das System der wirtschaftlichen Rechnungsführung. Die Verstärkung der wirtschaftlichen Rechnungsführung der Betriebe wird auch durch eine durchdachtere Ordnung der Nutzung der eigenen Umlaufmittel gewährleistet. Reichen sie im Falle eines unbefriedigenden Wirtschaftens nicht aus, so dürfen sie nicht auf Kosten des Budgets ergänzt werden. Der Betrieb muß um einen Bankkredit nachsuchen, und zwar zu einem erhöhten Zinssatz. Die Zinsen werden aus jenem Teil des Gewinns bezahlt, aus dem die Fonds der ökonomischen Stimulierung des Betriebes gebildet werden. So wird also die längst herangereifte Forderung verwirklicht, daß die Sanktionen die persönlichen Einkommen der an den Verlusten Schuldigen betreffen müssen und nicht automatisch die Verluste auf Kosten des Staates gehen, wie das früher oft der Fall war. Eine derartige Entpersönlichung der Verantwortlichkeit war eines der Hauptmerkmale des formalen Charakters der wirtschaftlichen Rechnungsführung. Die Hauptrolle bei der Verstärkung der wirtschaftlichen Rechnungsführung und zugleich bei der Verbesserung des Planungsprozesses spielen die direkten vertraglichen Beziehungen zwischen den Lieferbetrieben und den Auftraggebern. Direkte vertragliche Beziehungen bilden gleichzeitig den Weg für die Konkretisierung der Nomenklaturplanung. Es versteht sich, daß direkte Beziehungen nur sinnvoll sind, wenn sie durch ausreichende rechtliche und ökonomische Garantien untermauert sind. Im System der ökonomischen Stimulierung ist die Bildung einer speziellen Quelle des materiellen Anreizes über die zentral festgelegten Sätze und Lohntarife hinaus vorgesehen. Diese Quelle ist der im Betrieb geschaffene Gewinn. Es wurde beschlossen, daß der Umfang der Gewinnabführungen an den Stimulierungsfonds abhängig ist von der Erfüllung des Plans hinsichtlich des Zuwachses des Volumens der realisierten Produktion oder des Gewinnzuwachses sowie von der im Jahresplan vorgesehenen Rentabilitätsrate (bei Einhaltung der vorgegebenen wichtigsten Nomenklatur der Produktion). In den Fällen, 23
in denen ein Wachstum des Volumens der realisierten Produktion nicht zweckmäßig ist, wird der Umfang des Fonds der materiellen Stimulierung in Abhängigkeit vom Wachstum der Gewinnmasse bestimmt. Auf dieser Basis werden drei Fonds der ökonomischen Stimulierung gebildet: 1. Der Fonds für die Entwicklung der Produktion; 2. Der Fonds des materiellen Anreizes; 3. Der Fonds für sozial-kulturelle Maßnahmen und den Wohnungsbau. Der Produktionsentwicklungsfonds bildet eine Ergänzung zu den zentralisierten Quellen der Investitionen. Er wird sowohl durch Zuführungen aus dem Gewinn als auch durch die Inanspruchnahme eines Teils der Abschreibungen für diesen Zweck gebildet, des Teils, der für die volle Wiederherstellung der Grundfonds vorgesehen ist. Der Fonds des materiellen Anreizes wird nur aus dem Gewinn gebildet. Der Umfang der Gewinnabführungen an diesen Fonds wird nach Normativen in Abhängigkeit vom Wachstum des Umfangs der realisierten Produktion (oder des Umfangs des Gewinns) sowie von der im Jahresplan vorgesehenen Rentabilitätsrate bestimmt. Die Normative werden in Prozenten des Lohnfonds ausgedrückt: für jedes Prozent Wachstum des Umfangs der realisierten Produktion in vergleichbaren Preisen (oder des Umfangs des Gewinns), das im Jahresplan, im Vergleich zum Vorjahr, vorgesehen ist; für jedes Prozent Rentabilität, das im Jahresplan vorgesehen ist. Die Normative werden als stabil für eine Reihe von Jahren angesehen und nach Zweigen (und wenn notwendig, auch nach Gruppen von Betrieben innerhalb eines Zweiges) differenziert. Begrenzungen für den Umfang der Zuführungen an den Fonds des materiellen Anreizes werden nicht festgelegt. Wenn der Betrieb den Plan im Hinblick auf den Gewinn und die Realisierung der Produktion in der Nomenklatur erfüllt hat, die im Plan vorgesehen waren, so erfolgen die Zuführungen an den Fonds des materiellen Anreizes im vorgesehenen Umfang. Bei einer Übererfüllung des Gewinnplans und des Plans der realisierten Produktion durch den Betrieb erfolgen zusätzliche Zuführungen an den Fonds des materiellen 24
Anreizes. Erfüllt der Betrieb den Gewinnplan und den Plan der Realisierung der Produktion in der festgelegten Nomenklatur nicht, so erfolgen die Zuführungen in den Fonds des materiellen Anreizes an vermindertem Umfang. Die Nomenklatur der Produktion, bei deren Nichterfüllung die Zuführungen an den Fonds des materiellen Anreizes vermindert werden, wird den Betrieben von den übergeordneten Organen bei der Bestätigung der Kennziffern des Jahresplans vorgegeben. Andere Begrenzungen der Zuführungen an den Fonds des materiellen Anreizes werden nicht festgelegt. Die Bildung des Stimulierungsfonds wird mit der Qualität der Planung im Betrieb verbunden. Um das Streben nach einer Verheimlichung von Reserven bei der Ausarbeitung des Plans in den Betrieben, wodurch dann die Planerfüllung erleichtert werden soll, zirbeseitigen oder jedenfalls zu schwächen, werden die Mittel in vollem Umfang nur dann an den Stimulierungsfonds abgeführt, wenn der Plan für das Wachstum der Produktion erfüllt wurde. Bei Übererfüllung des Plans werden die Sätze für den übererfüllten Teil des Produktionszuwachses um ungefähr 30 Prozent gesenkt. Dadurch soll es unvorteilhaft werden, den Plan bewußt niedrig zu halten, da der Betrieb dabei ein Drittel der Prämierung für den übererfüllten Teil des Zuwachses an realisierter Produktion verliert. Andererseits soll der Plan nicht unbegründet hoch sein. Deshalb vermindert sich die Stimulierungssumme gegenüber den festgelegten Normativsätzen in gleichem Maße, wenn der Plan nicht erfüllt wird. Die Art und Weise der Verminderung der Zuführungen an den Stimulierungsfonds für den übererfüllten und den nichterfüllten Teil des Plans betrifft nicht nur das Wachstum der realisierten Produktion (oder des Gewinns), sondern wird auch bei der Stimulierung der Rentabilitätsrate angewandt. Diese Stimulierungssumme wird nur dann unvermindert nach den Normativsätzen bestimmt, wenn das faktisch erreichte Niveau der Rentabilität dem Plan entspricht. Der Fonds für sozial-kulturelle Maßnahmen und den Wohnungsbau, der dritte Stimulierungsfonds, wird nach derselben Methodik gebildet. Von wesentlicher Bedeutung ist der Umstand, daß die Betriebe bei der Verteilung des Fonds des materiellen Anreizes 25
an die Teilnehmer der Produktion nicht durch starre zentrale Instruktionen reglementiert werden. Die Betriebe können in Übereinstimmung mit den Besonderheiten ihrer Produktion — auf der Grundlage von empfohlenen typisierten Methodiken — eigene Ordnungen für die Verteilung der Prämierungsmittel ausarbeiten. Festgelegt ist nur, daß die Prämierung der Arbeiter entsprechend den bereits vorhandenen Ordnungen auch in Zukunft aus dem Lohnfonds erfolgt. Darüber hinaus können die Arbeiter auch Prämien aus dem Fonds des materiellen Anreizes erhalten, der aus dem Gewinn gebildet wird. Dabei können diese Prämien nach besonderen Vorschriften zum Beispiel für die Erhöhung der Qualität der Produktion, für Materialeinsparung, für die Einführung neuer Erzeugnisse oder Prozesse sowie auch einmalig für einzelne Produktionsergebnisse gezahlt werden. Die Prämierung der leitenden Mitarbeiter, des ingenieurtechnischen Personals und der Angestellten wird ebenfalls durch besondere Vorschriften geregelt. Gewisse Summen des Fonds des materiellen Anreizes werden außerdem für einmalige Beihilfen reserviert. Wichtig ist, daß ein Teil des Fonds des materiellen Anreizes dazu bestimmt ist, Mitarbeiter für ihre Arbeitsergebnisse innerhalb eines Jahres auszuzeichnen, und zwar in Abhängigkeit von der Dauer der Betriebszugehörigkeit. Das Septemberplenum des ZK der KPdSU von 1965 hat unterstrichen, daß es für den Erfolg der Reform notwendig ist, das System der Preisbildung zu verbessern. Der Preis muß besser den gesellschaftlich notwendigen Arbeitsaufwand widerspiegeln und für jeden normal arbeitenden Betrieb die Erstattung der Produktionskosten sowie einen Gewinn gewährleisten. Dabei müssen die Preise auch die Erhöhung der Qualität der Produktion, eine zweckentsprechende Lebensdauer und Zuverlässigkeit der Erzeugnisse stimulieren. Deshalb müssen in den Preisen auch die zusätzlichen Aufwendungen des Produzenten für die Erhöhung der Qualität der Erzeugnisse sowie jener zusätzliche Effekt berücksichtigt werden, den diese erhöhte Qualität bei der Verwendung in der Produktion oder beim individuellen Gebrauch hervorbringt. Es wurde unterstrichen, daß die Einzelhandelspreise für Konsumgüter in der Regel nur in Richtung auf eine Senkung ver26
ändert werden dürfen. Im Jahre 1967 wurde eine Reform der Industrieabgabepreise durchgeführt. Die neuen Preise spiegeln die gesellschaftlich notwendigen Aufwendungen weitaus besser und vollständiger wider. Aber auch in Zukunft muß an der Vervollkommnung der Preise gearbeitet werden. Die Reform des Systems der Planung und ökonomischen Stimulierung in der Industrie ist untrennbar verbunden mit der gleichzeitigen Reorganisation der Leitung der Industrie. Die Volkswirtschaftsräte haben eine gewisse nützliche Arbeit geleistet, insbesondere auf dem Gebiet der Kooperation der Produktion am Ort, das heißt in territorialer Sicht. Zugleich führte jedoch die Leitung nach dem territorialen Prinzip auch zu negativen Erscheinungen — sie erschwerte die Durchführung einer einheitlichen technischen Politik in den Zweigen, schwächte die innerzweigliche Spezialisierung und Kooperation, die nicht weniger wichtig als die territoriale Kooperation ist, rief infolge der mangelnden Abgrenzung der Funktionen zwischen den Vokswirtschaftsräten und den Zweigkomitees eine ungenügende Verantwortlichkeit hervor usw. Nach sorgfältiger Abwägung der Vorzüge und Mängel des Zweigsystems und des territorialen Systems der Leitung wurde das Zweigsystem gewählt, und es wurden die entsprechenden Ministerien der Industriezweige geschaffen. Das Septemberplenum des ZK der KPdSU von 1965 unterstrich die große Bedeutung der vorgeschlagenen Maßnahmen zur Verbesserung der Organisation der Leitung und zur Verstärkung der ökonomischen Methoden der Leitung der Industrie. Sie liegt darin, daß die einheitliche staatliche Planung mit der vollständigen wirtschaftlichen Rechnungsführung der Betriebe, die zentrale Leitung nach dem Zweigprinzip mit der umfassenden wirtschaftlichen Initiative in den Republiken und Orten und das Prinzip der Einzelleitung mit einer Verstärkung der Rolle der Produktionskollektive verbunden werden. Dabei wird die weitere Ausdehnung der demokratischen Prinzipien der Leitung gewährleistet, und es werden die ökonomischen Voraussetzungen für eine umfassendere Beteiligung der Massen an der Leitung der Produktion und für ihre Einwirkung auf die Ergebnisse der ökonomischen Arbeit der Betriebe geschaffen. Ein solches System der Wirtschaftsleitung, heißt es im Beschluß des Septemberplenums des ZK der KPdSU von 27
1965, stimmt besser mit den modernen Anforderungen überein und wird es ermöglichen, die Vorzüge der sozialistischen Gesellschaftsordnung besser zu nutzen. Die erfolgreiche Durchführung der Reform setzt eine umfassende Schulung und Umschulung der leitenden Kader voraus. Von großer Bedeutung ist die organisatorische Arbeit und die Erziehungsarbeit der Parteiorganisationen, deren Rolle erheblich wächst: „Ohne die Wirtschaftsorgane ersetzen zu wollen und unter Verzicht auf eine kleinliche Bevormundung dieser Organe sind die Parteikomitees von unten bis oben aufgerufen, die ihnen eigenen Mittel und Methoden zu nutzen und vor allem mit den Menschen, mit den Kadern, mit den Arbeitern und der Intelligenz in der Produktion zu arbeiten. Die Hauptsache ist dabei, es zu verstehen, die Initiative und Aktivität der Werktätigen unserer Industrie zu mobilisieren, ihre Erfahrungen und ihre schöpferische Energie zu akkumulieren", sagte A. N. Kossygin auf dem Septemberplenum des ZK der KPdSU im Jahre 1965.
2. Erste Erfolge bei der Durchführung der Reform Die Einführung des neuen Systems in den Betrieben erfolgte auf der Grundlage einer sorgfältigen Vorbereitung unter Führung der Ministerien und der bei der Staatlichen Plankommission der UdSSR geschaffenen Zwischenbehördlichen Kommission. Zuerst wurden einzelne am besten vorbereitete Betriebe verschiedener Produktionszweige in das neue System überführt. Die Zwischenbehördliche Kommission bei der Staatlichen Plankommission der UdSSR arbeitete methodische Anweisungen für die Überführung einzelner Industriebetriebe in das neue System aus, und auf dieser Grundlage wurde in vielen Betrieben eine umfangreiche Vorbereitungsarbeit geleistet. Sie begann mit einer sorgfältigen Analyse der Produktionsmöglichkeiten. Dabei wurden neue — im Vergleich zu den früher bestätigten höhere — Pläne festgelegt, sowohl was den Umfang der realisierten Produktion angeht als auch im Hinblick auf den Gewinn und die Rentabilität der Betriebe. 28
Die wichtigste Bedingung der Überführung der Betriebe in das neue System bestand darin, daß die finanziellen Wechselbeziehungen mit dem Staatshaushalt insgesamt in den einzelnen Ministerien nicht gestört werden durften. Alle zusätzlichen Mittel, die die Betriebe für die Bildung der Stimulierungsfonds benötigten, mußten durch zusätzlichen Gewinn aufgebracht werden, der durch die Nutzung der Reserven, auf der Grundlage der Eigeninitiative der Betriebe, aufzubringen war. Es wurde gestattet, zwischen 60 und 90 Prozent des zusätzlichen Gewinns für die Bildung der Fonds der ökonomischen Stimulierung in den Betrieben zu verwenden. Das bildete einen starken Anreiz für die Aufdeckung und Nutzung von Reserven für die Steigerung der Rentabilität, und zwar sowohl durch die Erhöhung des Umfangs der realisierten Produktion als auch durch die Senkung der Selbstkosten der Erzeugnisse. Anfang 1967 waren 704 Betriebe mit mehr als 2 Millionen Beschäftigten in das neue System überführt. Davon arbeiteten 43 Betriebe seit dem 1. Januar 1966 nach dem neuen System, 200 Betriebe seit dem 1. April 1966 und die übrigen seit dem 1. Juli 1966. Die Betriebe erhöhten aus eigener Initiative die ihnen ursprünglich gestellten Pläne für die realisierte Produktion um mehr als 300 Millionen Rubel und die Gewinnpläne um 130 Millionen Rubel. In diesem Zusammenhang stiegen die planmäßigen Zahlungen an den Haushalt um 34 Millionen Rubel. Zugleich wuchs auch ganz erheblich jene Summe des Reineinkommens, das in der Verfügung der Betriebskollektive als den Schöpfern dieses Einkommens verblieb: Der Fonds des materiellen Anreizes vergrößerte sich gegenüber 1965 um 80 Prozent, der Fonds für sozial-kulturelle Maßnahmen und Wohnungsbau um 60 und der Produktionsentwicklungsfonds um 210 Prozent. In der überwiegenden Zahl der auf neue Art wirtschaftenden Betriebe wurden alle Planaufgaben erfolgreich erfüllt und übererfüllt. Im Herbst 1967 arbeiteten nach dem neuen System 5500 Betriebe, die etwa ein Drittel der gesamten Industrieproduktion erzeugten und zugleich etwa 45 Prozent des gesamten Gewinns erbrachten. Im Jahre 1966 wurde von den Betrieben, die nach dem neuen System gearbeitet hatten, über den Plan hinaus Produktion für 600 Millionen Rubel realisiert, und es wurde ein überplanmäßiger Gewinn von 250 Millionen Rubel erzielt. Im ersten Halbjahr 29
1967 wurden diese Kennziffern noch besser und betrugen entsprechend 1200 Millionen und 300 Millionen Rubel. Der Umstand, daß die Realisierung von einem Drittel der Produktion etwa 45 Prozent des Gewinns erbrachte, zeigt, daß die Betriebe, die zum neuen System übergegangen waren, rentabler arbeiteten als die übrigen. Zum 1. Dezember 1967 hatte die Reform bereits etwa 7000 Industriebetriebe erfaßt, die 40 Prozent der Produktion erzeugten und mehr als die Hälfte des Gesamtgewinns erbrachten. Diese Betriebe bedingten weitgehend die hohen Kennziffern der Arbeit der Industrie in den Jahren 1966 bis 1967. Das Wachstum des Umfangs der realisierten Produktion betrug in diesen Betrieben 1966 etwa 11 und 1967 12 Prozent, das Wachstum des Gewinns betrug entsprechend 23,5 und 25 Prozent. 1 Besonders erfolgreich arbeiteten die Betriebe des Ministeriums für Gerätebau, Automatisierungsmittel und Steuerungssysteme der UdSSR, da hier 1967 alle Betriebe und eine Reihe von Hauptverwaltungen (Vereinigungen) vollständig auf die neuen Bedingungen überführt worden waren. Entsprechend dem von diesem Ministerium angenommenen Plan für 1967 erhöhte sich der Umfang der Realisierung über den ursprünglich festgelegten Plan hinaus um 3,9 und der Gewinn um 4,8 Prozent. Die Fonds der ökonomischen Stimulierung wuchsen auf 72,5 Millionen an. Ist das nun viel oder wenig? Der Minister für Gerätebau, Automatisierungsmittel und Steuerungssysteme der U d S S R , K . N . Rudnev, führt dazu in einem Artikel 2 interessante Berechnungen an. Wenn die Betriebe überhaupt nicht zu den neuen Bedingungen übergegangen wären, so hätten sie bei Erfüllung der ursprünglich festgesetzten Pläne nach der alten Ordnung 23,8 Millionen Rubel zur eigenen Verwendung erhalten, das heißt nur 33 Prozent der Summe, die ihnen die Reform brachte. Aber selbst wenn die ursprünglichen Pläne in dem Maße übererfüllt worden wären, in dem die Betriebe ihre Pläne im Zusammenhang mit dem Übergang zum neuen 1
Pjatiletka: g o d tretij. Interv'ju s predsedatelem Gosplana S S S R tov. N . K . Bajbakovym, in: Izvestija v. 1. 1. 1968.
^ E f f e k t reformy, in: Pravda v. 5. 7. 1967.
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System erhöhten, so hätten die Betriebe nur 41,4 Millionen Rubel oder nur 57 Prozent der Summe erhalten, die ihnen nach dem Übergang zum neuen System verblieb. Die Zunahme der Produktion im Durchschnitt der Jahre 1966 bis 1968 betrug in den Betrieben dieses Ministeriums jährlich 16,5 Prozent. Der Gewinnzuwachs betrug im Durchschnitt pro Jahr zwischen 19,3 und 29 Prozent. Die Arbeitsproduktivität stieg entsprechend pro Jahr durchschnittlich um 10 Prozent. Die Anzahl der kleinen Betriebe verringerte sich um ein Drittel, die der Großbetriebe stieg auf das l,5fache. Im Jahre 1968 war die Überführung aller Hauptverwaltungen auf die wirtschaftliche Rechnungsführung abgeschlossen. Gerade in diesem Jahr wurden das höchste Wachstumstempo der Produktion (18 Prozent) und der Arbeitsproduktivität (11 Prozent) erreicht. 3 Ende 1968 waren die Betriebe von 8 Unionsministerien und Ministerien der Unionsrepubliken sowie viele Betriebe und Hauptverwaltungen anderer Ministerien vollständig von der Reform erfaßt. Am 1. Januar 1969 gingen zum neuen System der Planung und ökonomischen Stimulierung alle Eisenbahnverwaltungen, die Seereedereien, die Verwaltungen der Zivilluftfahrt, die Binnenreedereien und die allgemeinen Autotransportbetriebe über. Experimente im Hinblick auf den Übergang zum neuen System laufen im Handel, im Bauwesen und in den Fernmeldebetrieben. Bis April 1969 wurden 3743 Sowchosen auf volle wirtschaftliche Rechnungsführung umgestellt. Im ersten Quartal 1969 wurde zusätzlich in mehr als 5000 Betrieben das neue System der Planung und ökonomischen Stimulierung eingeführt. So arbeiteten im April 1969 insgesamt mehr als 32000 Betriebe, die mehr als 77 Prozent der gesamten Industrieproduktion erzeugten, unter den neuen Bedingungen. In der Mehrzahl der Fälle wurden jene Kennziffern, die nun in der Regel von den Betrieben selbst geplant werden, nach dem Übergang zum neuen System verbessert. So wuchs die Arbeitsproduktivität in den Betrieben, die Anfang 1966 zum neuen System übergegangen waren, innerhalb eines halben Jahres um 8 Prozent, während sie im Durchschnitt der Indu3
K . Rudnev, N o v y j sag reforray: glavki, in: Pravda v. 9. 2. 1969.
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strie um 5,2 Prozent zunahm. Die Beschäftigtenzahl war niedriger als geplant, und die Arbeitsproduktivität stieg im ganzen schneller als der Arbeitslohn. In den beiden ersten Gruppen von Betrieben (die bis zum 1. Juni 1966 auf das neue System umgestellt worden waren) wuchs der Gewinn 1966 gegenüber dem entsprechenden Zeitraum von 1965 um 23,3 Prozent: Das ist mehr als das Doppelte des Wachstums des Gewinns im Durchschnitt der gesamten Industrie (10,6 Prozent). Mehr als die Hälfte des gesamten Gewinnzuwachses wurde durch Senkung der Selbstkosten erzielt. Das zeugt von dem unbezweifelbaren Erfolg der ersten Schritte der Reform. Das neue ökonomische System wirkte sich nicht nur unmittelbar in der Produktion, sondern auch in der Sphäre der Zirkulation aus. Es stieg die Geschwindigkeit des Umschlags in der Phase „Ware—Geld", was der Volkswirtschaft ohne spezielle Investitionen bedeutende Warenressourcen einbrachte. Natürlich ist dies eine einmalige Reserve, die in der Hauptsache nur beim Übergang zum neuen System wirksam ist; sie kann jedoch einen außerordentlichen Nutzen erbringen. Es gibt noch keine verallgemeinerten Daten über die Beschleunigung des Umlaufs der Mittel in der Produktion und der Zirkulation in jenen Betrieben, die zum neuen System übergegangen sind. Aber die Einzelfakten bilden eine gute Illustration der fruchtbringenden Auswirkung dieses Prozesses. So erforderten im Charkover Turbinenwerk „Kirov" solche Arbeiten wie die Demontage der Turbinen nach der Versuchsmontage und Erprobung, die Konservierung der Teile, ihre Verpackung, Verladung, das Ausstellen entsprechender Rechnungen und der Empfang des Geldes von den Käufern vor dem Übergang zur neuen Arbeitsweise im Durchschnitt etwa 60 Tage. Nach der Reform werden all diese Operationen in nur 25 Tagen erledigt. Etwa dasselbe Ergebnis wurde auch im Leningrader Werk „XXII. Parteitag" erzielt: Der Zeitraum zwischen der Beendigung der Produktion von Turbinen mit einer Kapazität von 200 bis 300 Megawatt und der Ausstellung der Rechnungen wurde um die Hälfte verkürzt. Weiter. Es genügt nicht, Teile herzustellen und sie an die TKO weiterzuleiten. Jetzt muß man sich darum sorgen, daß 32
die Teile rechtzeitig und dabei gleichmäßig geliefert werden. Die Voraussetzungen für die Abschaffung von „Feuerwehrarbeit" wurden auf fester ökonomischer Grundlage geschaffen, auf der Grundlage der Interessiertheit der Kollektive am Endeffekt, eben an der Realisierung der Produkte. Nach der Preisreform von 1967 wurde das Chemiekombinat Erevan zu einem mit Verlust arbeitenden Betrieb. Mit Hilfe des zuständigen Ministeriums wurde jedoch die Ausrüstung schnell erneuert, und bereits 1968 begann das Kombinat rentabel und dabei rhythmisch zu arbeiten. Im vierten Quartal 1968 wurden die Monatspläne folgendermaßen erfüllt: in der ersten Dekade durchschnittlich mit 33,2 Prozent, in der zweiten Dekade durchschnittlich mit 33,9 Prozent und in der dritten Dekade entsprechend mit 32,9 Prozent. 4 Zur Sicherung eines gleichmäßigen Rhythmus gingen viele Betriebe dazu über, Tagespläne für die Auslieferung der Produktion aufzustellen. Im Werkzeugmaschinenwerk Tbilissi wurde die Abrechnung der Auslieferung geordnet und die Abgabe der Zählungsdokumente an die Bank beschleunigt. Für einmalige Käufer wurde durchgehend die Akkreditivabrechnung eingeführt, und für ständige Kunden wird die Auslieferung am Anfang jedes Monats vorgenommen, damit die Gelder für die ausgelieferte Produktion jeweils am Ende des Monats auf das Verrechnungskonto des Betriebes überwiesen sind. Betrugen die ausstehenden Zahlungen der Käufer früher am Ende des Monats mehr als 400000 Rubel, so betrug diese Summe 1969 weniger als durchschnittlich 50000 Rubel. Hinzuzufügen ist, daß das Werk 1968 rentabel arbeitete, gegenüber 1967 wuchs der Gewinn um 20 Prozent. 5 Eine Folge des neuen Systems, nicht minder wichtig als die Beschleunigung des Umlaufs der Mittel und die Verbesserung des Produktionsrhythmus, ist die bedeutend bessere Ausnutzung der Grundfonds. Vor allem begannen die Betriebe, sich von überflüssigen Fonds frei zu machen. Im Charkover Turbinenwerk „Kirov" wurden im Laufe des Jahres 1966 überflüssige Grundfonds im Werte von 1,6 Millionen Rubel 4
A. Oganesjan, Kluc k rostu rentabel'nosti, in: Ekonomiceskaja gazeta, 12/1969, S. 10.
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E. Stoljar, Realizacija uskorilas', in: fikonomiceskaja gazeta, 13/1969, S. 10.
3 Liberman, Ökon. Methoden
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festgestellt und die Umlauffonds um 1 Million Rubel vermindert. Im Norilsker Bergbau- und Hüttenkombinat betrug der Wert der freigesetzten Ausrüstung 1,3 Millionen Rubel, darunter war Ausrüstung, die an anderer Stelle dringend benötigt wurde. In der Mozdoksker Tüllfabrik untersuchten die Arbeiter, ob es nicht möglich sei, das Programm auf einer Maschine statt auf zweien zu erfüllen, um so die Rentabilität der Produktion zu erhöhen und damit den Stimulierungsfonds des Betriebes zu vergrößern; in einer der Produktionsabteilungen ließ man von fünf Maschinen zwei übrig — die anderen drei wurden einem anderen Betrieb angeboten. Die ökonomischen Methoden der Einwirkung auf die Produktion wirken sich vor allem auf das Verhältnis der Menschen zur Produktion aus. A. Birjukov, Oberwalzer des Walzwerks im metallurgischen Werk Taganrog und Held der sozialistischen Arbeit, schrieb: „Außerordentlich günstig wirkte sich auf unsere Arbeit der Übergang des Werkes zum neuen System der Planung und ökonomischen Stimulierung aus. Wir achten sorgfältig auf jede Metalltafel, achten darauf, daß sie direkt zur Abnahme, auf den Waggon und zum Auftraggeber geht, damit die ganze fertige Produktion schneller realisiert wird . . . Die Arbeitsproduktivität ist in dieser Zeit um 30 Prozent gestiegen . . . Das Geheimnis des Erfolges — das ist die Freundschaft und Geschlossenheit des Kollektivs, die bewußte Einstellung zur Arbeit." 6 Einen positiven Einfluß hatte die Reform auch auf die Erhöhung der Qualität. Im metallurgischen Werk „Roter Oktober" in Wolgograd „realisieren" die Produktionsabteilungen gegenseitig ihre Produkte nach Verrechnungspreisen, die die Güteklassenstruktur und die Qualität der Erzeugnisse berücksichtigen. Indem sie ihr Recht nutzten, die für diese oder jene Abteilungen notwendigen Formen der Stimulierung selbständig auszuwählen, haben viele Betriebe gute Erfolge bei der Erhöhung der Qualität gerade mit Hilfe von gut durchdachten Systemen des materiellen Anreizes erzielt. Im Baggerwerk Voronez wurden für viele Arbeiter Prämien für die fehlerfreie 6
A. Birjukov, Chozjain zavoda — kazdyj, in: Pravda v. 2. 8. 1969.
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Herstellung der Produkte und für deren Abnahme bei der ersten Vorstellung festgesetzt. Für diese Zwecke wird auch die wirtschaftliche Rechnungsführung der Abteilungen klug eingesetzt. Interessant ist das Beispiel des Chmel'nicker Werkes für Schmiedepressen. Zur Erprobung der hergestellten Maschinen verbrauchte das Werk viel Kunststoff und preßte daraus verschiedene Teile, die niemand gebrauchen konnte. Dieser Aufwand war voll und ganz ein Teil der „Basis" der geplanten Selbstkosten, und bis zum Übergang auf das neue System dachte das Werk überhaupt nicht an die Nutzung dieser „legalen" Abfälle. Nun aber bemühten sich die Werktätigen darum, sie zu nutzen. Das Werk erhielt Preßformen und Bestellungen von Teilen und begann während der Erprobung der Maschinen Teile zu pressen, die benötigt wurden. Anstelle des Verbrauchs von Metall im Umfang von einigen zehntausend Tonnen werden 2,5—3 t Kunststoff verbraucht, die früher nutzlos im Abfall endeten. Das sind unerwartete Ressourcen für die Vergrößerung des Umfangs der realisierten Produktion und die Erhöhung des Gewinns. In den unter den neuen Bedingungen arbeitenden Werken wurde der Kampf um die Qualität der Produktion zur ständigen Aufgabe. Im Ersten Moskauer Uhrenwerk sind die Bedingungen der materiellen Stimulierung nach Fabrikationsabteilungen differenziert. Dabei werden die Monteure für die Abnahme der Uhren bei der ersten Vorstellung und die Kontrolleure der TKO für das Ausbleiben von Reklamationen prämiert, wie das analog auch im Baggerwerk in Voronez und in anderen Werken geschieht. In der Konfektionsindustrie vollzog sich ein wichtiger Umschwung, der sich schon in der Periode des Experiments in der Produktionsvereinigung „Majak" in Gorkij zeigte. Die Fabriken begannen Erzeugnisse aus billigem, aber modischem Material herzustellen, wobei die Technologie der Anfertigung von Erzeugnissen mit hoher Qualität angewendet wurde. Infolge der besonderen Bedeutung der Erhöhung der Qualität der Erzeugnisse wird heute eine Reihe von Kennziffern in den Vordergrund gestellt, die die Qualität der Produktionsmittel charakterisieren, zum Beispiel die Nutzungsdauer, die Zuverlässigkeit, die Reparaturfähigkeit und anderes. Dabei 35
wird die Frage aufgeworfen, ob solche Kennziffern als Bewertungskennziffern in die Pläne der Betriebe aufzunehmen sind. Es wird vorgeschlagen, den Umfang der Produktion durch Qualitätskoeffizienten zu korrigieren, besondere Prämierungssysteme für die Erhöhung der Qualität der Erzeugnisse einzuführen usw. Solche Kennziffern können natürlich eine positive Rolle spielen. Es ist jedoch unserer Meinung nach unrationell, von neuem die Anzahl der obligatorischen Bewertungskennziffern zu vergrößern. Die Qualitätskoeffizienten sind notwendig für die Begründung der Pläne zur Einführung der neuen Technik. Sie werden auch bei der Attestierung der Produktion und damit bei der Festlegung von Preiszuschlägen für Erzeugnisse hoher Qualität ebenso wie bei der Festsetzung von Preisminderungen für veraltete oder moralisch verschlissene Erzeugnisse gebraucht. Das wirkt schon an und für sich auf den Umfang der realisierten Produktion und das Ausmaß des Gewinns, das heißt auf jene Endkennziffern, auf die die Qualität der Erzeugnisse von entscheidendem Einfluß sein muß. Ökonomische Stimulierungsmaßnahmen in den Betrieben, die einzelne Ergebnisse betreffen, besitzen nicht die notwendige Vollständigkeit, wie wichtig diese Einzelergebnisse auch sein mögen. Man muß für die Gesamtergebnisse der Produktion prämieren. Deshalb ist es schwierig, den Betrieben besondere Plankennziffern hinsichtlich der Qualität der Erzeugnisse zu erteilen. Es muß so sein, daß sich die Qualität wesentlich auf die wichtigsten und endgültigen Ergebnisse der Produktion auswirkt — auf den Gewinn und die Realisierung der Produktion. Und es ist Sache des Betriebes selbst, aus dem durch Gewinn gebildeten Stimulierungsfonds die Werktätigen zu prämieren, von denen die Gewährleistung der Qualität der Produktion abhängt. In der Praxis geschieht das auch so. In der Konfektionsindustrie werden die Arbeiter für die Qualität der Erzeugnisse bei den einzelnen Operationen prämiert. Im Uhrenwerk, im Baggerwerk und in anderen Werken spielt die Auszeichnung der Monteure eine besonders wichtige Rolle für die Qualität der Produktion. In vielen Betrieben schenkt man bei der Prämierung der Arbeiter und des leitenden Personals jener Produktionsbereiche, wo dies durch die technologischen Anforderungen erforderlich ist, der Kennziffer der Qua36
lität Beachtung, wenn auch vielleicht noch nicht in ausreichendem Maße. Die Beweglichkeit der Formen der Stimulierung der Arbeiter ist ein wichtiges Ergebnis der Reform. Die Betriebe arbeiten solche Stimulierungssysteme aus und wenden sie an, die die zurückbleibenden Produktionsbereiche wieder heranführen helfen und die die entscheidenden Bereiche stimulieren. Im Werk für Spezialautomobile in Gor'kij werden die Mitarbeiter in der Montageabteilung zusätzlich für den rhythmischen Ausstoß der Produktion im Verlauf eines Monats prämiert. Und dies trägt dazu bei, die Pläne für die Realisierung der Produktion erfolgreicher zu erfüllen. Nicht weniger wesentlich sind die Erfolge bei der Nutzung der materiellen und moralischen Interessiertheit in den Betrieben der Leichtindustrie. In der Trikotagenfabrik „Rigas— Aditajs" werden die Mitarbeiter des Leitungsapparates für die Erfüllung des Plans nach der Nomenklatur der Erzeugnisse, nach der Güteklassenstruktur der Produktion und nach dem Gewinn prämiert. Außerdem sind zusätzliche Prämien für spezifische Kennziffern jedes Dienstes vorgesehen. Zum Beispiel werden die Mitarbeiter der Abteilung Produktionsplanung für die Erfüllung der Kooperationslieferungen, die Mitarbeiter der technischen Abteilung für die Verwirklichung der geplanten Maßnahmen hinsichtlich der neuen Technik und die Mitarbeiter der Absatzabteilung für die Erfüllung der vertraglichen Lieferungen von Grundproduktion und für die Beachtung der Normative für die Reste von Fertigproduktion prämiert. Ein interessanter Versuch ist in diesem Zusammenhang in der Leichtindustrie gemacht worden. Den Leitern der Produktionsabteilungen wurde ein gewisser Stimulierungsfonds in Prozenten des faktischen Gewinns der Abteilungen zur Verfügung gestellt, um damit individuell die Arbeiter zusätzlich zu prämieren, die die besten Ergebnisse im sozialistischen Wettbewerb innerhalb der Produktionsabteilung erzielt haben („Severochod", Kombinat „50. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution" Vorosilovgrad). In der Zuschneideabteilung des Kombinates erhält die beste Schicht monatlich 300 Rubel Prämie, die beste Brigade 150 Rubel (1969). So wird die moralische Stimulierung durch die Ver37
leihung des Titels „Beste Schicht" und „Beste Brigade" materiell unterstützt. 7 Eines der bemerkenswertesten Resultate, das sich in der Arbeit der Betriebe in den Jahren 1966 bis 1968 zeigte, war die Aufdeckung von Reserven und ihre Aufnahme in Initiativpläne der Betriebe, obwohl diese Aufgabe in der ersten Zeit von einzelnen Betriebsleitern mit einem gewissen Konservativismus behandelt wurde. N. E. Drogicinskij, Leiter der Abteilung für die Einführung der neuen Methoden der Planung und ökonomischen Stimulierung in der Staatlichen Plankommission der UdSSR, schrieb dazu: „Die Angewohnheit, einen etwas leichteren Plan zu bekommen und sich Reserven für seine Übererfüllung zu sichern, wurde fast als die Norm angesehen, und deshalb erscheint das heutige Bestreben, erhöhte Aufgaben zu erhalten, das sich bei allen in das neue System überführten Werken, Fabriken und Firmen zeigte, manch einem recht seltsam. Aber diese psychologische Barriere müssen wir alle überwinden. Ja, das ist die Kraft der Einwirkung der ökonomischen Methoden — mit ihnen läßt sich nicht streiten, wie man früher mit den übergeordneten Organen stritt und die Irrealität der auferlegten Aufgaben zu beweisen suchte." 8 Das ist das charakteristische Bekenntnis eines Spezialisten, der schon lange im System der Planungsorgane arbeitet. Mit weniger Kräften mehr Produktion! Diese Losung verwirklicht das Kollektiv des Scekinsker Chemiekombinates. Das Zentralkomitee der KPdSU nahm einen Bericht über die Arbeit des Parteikomitees dieses Kombinats entgegen. 9 Im Ergebnis der im Kombinat geleisteten Arbeit wurde der Produktionsausstoß bei gleichzeitiger Verringerung der Beschäftigtenzahl durch die Vervollkommnung der Organisation der Produktion, der Arbeit und des Arbeitslohns wesentlich erhöht. Innerhalb von zwei Jahren stieg die Arbeitsproduktivität um 87 Prozent und das Volumen der Produktion um mehr als 80 Prozent, während die Zahl der Beschäftigten um 870 Personen verringert wurde. Diese Arbeit besitzt wichtige 7
N. V o l k o v , M. Nazarov, Material'nye i moral'nye stimuly, in: E k o nomiceskaja gazeta, 13/1969, S. 12.
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Esce dvesti, in: Ekonomiceskaja gazeta, 18/1966, S. 8.
9 Vgl. Pravda v . 9. 10. 1969.
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volkswirtschaftliche Bedeutung, und es wurde empfohlen, die Erfahrungen des Scekinsker Chemiekombinats umfassend bekanntzumachen. Nicht durch die Anzahl, sondern durch das Können! Diese Losung wird in vielen Betrieben verwirklicht, die unter den neuen Bedingungen der Planung und ökonomischen Stimulierung arbeiten. In einem 1966 in der Zeitung „Pravda" veröffentlichten Artikel wurde seinerzeit richtig betont 10 , daß es vor der Reform für die Leiter der Betriebe eine überaus wichtige Etappe gab — die „Planverteidigung", bei der die Leiter weder Kraft noch Zeit noch schöne Worte sparten, um zu beweisen, daß die vorgesehenen Pläne für den Produktionsausstoß und die Arbeitsproduktivität unerträglich hoch und die Investitionen, der Lohnfonds, die Anzahl der Arbeitskräfte und die materiellen Ressourcen unglaublich klein seien. Das neue System ändert im Prinzip nicht nur diese Ordnung, sondern auch die Psychologie der Wirtschaftsfachleute. Die „Verteidigung" des Plans verliert allmählich ihren früheren Charakter, und anstatt „abzuwehren" gehen die Betriebe zum „Angriff" über. Freilich bislang noch recht schüchtern (und dafür gibt es leider, wie wir in der Folge sehen werden, ernsthafte Gründe). Und diese Schüchternheit führt dazu, daß selbst die erhöhten Pläne des Jahres 1966 in der ersten Hälfte des Jahres 1967 sowohl hinsichtlich des Umfangs der realisierten Produktion als auch hinsichtlich des Gewinns erheblich übererfüllt wurden. Bei aller Bedeutsamkeit der materiellen Stimuli werden diese nicht voll wirksam, wenn sie nicht mit den moralischen Stimuli verbunden werden. Unsere besten Arbeiter verstehen das sehr gut. K. Fomin, ein Maschinenarbeiter aus Rostov am Don, schrieb in der „Pravda", daß er während 20 Jahren Arbeit in der Produktion oftmals Prämien, Danksagungen und Urkunden erhalten habe. Was aber haftet besonders in seinem Gedächtnis? Jener Vorfall, als der Brigadier gegen Ende der Schicht eine kurze Pause einlegte, dem damals noch jungen Fomin vor allen die Hand drückte und sagte: „Fomin, du hast heute gut gearbeitet. Ich danke dir im Namen der ganzen Brigade." 10
S. Balbckov, Million v avangarde, in: Ptavda v. 24. 5. 1966.
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Mit Recht stellt K. Fomin fest, daß man eine so gute Sache wie die Prämierung nicht zu einer bürokratisch-finanziellen Angelegenheit machen darf. Kein Zweifel, die Prämien „sind zu einer fühlbaren Ergänzung des Arbeitslohns geworden. Aber das ist auch alles. Der Sinn der Prämie besteht doch aber noch in etwas anderem — sie muß erzieherischen Wert besitzen, bei den anderen den Wunsch hervorrufen, den Besten nachzueifern." Man darf die Prämien nicht wie gewöhnlich überreichen: „. . . durch das enge Fensterchen wird eine dicke Liste gereicht. Du unterschreibst neben deinem Namen, die Hand des Kassierers zählt schnell die entsprechende Summe ab — nimm und geh." 11 „Mit Gleichgültigkeit garnierte" Prämien, die die Ausgezeichneten beleidigen, müssen überall zur Vergangenheit gehören. Es irrt, wer unsere Reform auf die „Macht des Rubels oder der Barzahlung" reduziert. Die gesellschaftliche Anerkennung der Arbeitsverdienste und des Könnens — das ist das Wichtigste, was jeder 'Rubel Prämie enthält. Die Veränderungen der Psychologie betrafen, wie wir sehen, nicht nur die Wirtschaftler, die Leiter der Produktionsabteilungen und Betriebe, sondern auch die Arbeiter. Der Schmelzer A. Pozdnjakov aus dem Werk „Roter Oktober" berichtete in seinem Brief an die „Pravda" darüber, wie die Arbeiter durch die Reform an den Ergebnissen der Arbeit des ganzen Kollektivs im Siemens-Martin-Betrieb 1 interessiert wurden. „Es ist kein Geheimnis", schrieb A. Pozdnjakov, „daß früher nicht jeder Arbeiter sich ernsthaft Gedanken um die Planerfüllung machte. Sie wußten, daß so oder so das Programm erfüllt wird. Und da es einen Plan gibt, gibt es auch Prämie. Deshalb verliefen auch die Versammlungen träge, langweilig, ohne besondere Aktivität." 12 Jetzt hat sich das Bild völlig gewandelt. Jeder Arbeiter des Werkes weiß, was dieses oder jenes Material kostet und wie teuer der Mehrverbrauch jeder Tonne Brennstoff oder Ferrolegierung zu stehen kommt. Mit großer Aktivität werden die Fragen diskutiert, wie man die Qualität der Produkte erhöhen und den Ausschuß verringern kann. 11 12
K . Fomin, Premija s garnirom, in: Pravda v. 15. 2. 1969. A. Po2dnjakov, Reforma i rabocie, in: Pravda v. 21. 10. 1967.
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Das ist eines der wichtigsten Ergebnisse der Wirtschaftsreform: die Erhöhung der Effektivität der Produktion wird tatsächlich zur gemeinsamen Sache aller. Und dies muß durch die Vervollkommnung der Methoden der Einschätzung und Stimulierung jedes Arbeitskollektivs allseitig entwickelt werden, wobei materielle und moralische Stimuli zu verbinden sind. Klug wird auch der Produktionsentwicklungsfonds genutzt. Auf Kosten dieses Fonds hat der Betrieb der kommunistischen Arbeit „Klimaanlagen" in Char'kov Maßnahmen zur Erhöhung der Produktionskultur, der Industrieästhetik und zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen durchgeführt. Diese Maßnahmen machten es möglich, in der Produktionsabteilung 5 die Arbeitsproduktivität um 20—25 Prozent und in der Gießerei um 10 Prozent zu steigern. Der Anteil der manuellen Arbeit wurde auf 19 Prozent verringert, und die Fluktuation der Kader ging stark zurück. In einem Zeitraum von drei Jahren betrug die durchschnittliche jährliche Steigerung der Produktion von zentralen Klimaanlagen 21 Prozent, wuchs der bilanzierte Gewinn um 18,3, die Rentabilität der Produktion um 14 Prozent und erhöhte sich der Gewinn je Rubel Grundfonds um 15,9 Prozent. Bemerkenswert ist, daß der gesamte Zuwachs des Produktionsvolumens ausschließlich durch die Steigerung der Arbeitsproduktivität, ohne eine Vergrößerung der Beschäftigtenzahl erreicht wurde. Die Erfolge der Reform bedeuten keineswegs, daß ihre Durchführung immer ganz glatt verlaufen ist oder verläuft und daß es ohne Schwierigkeiten abgeht. Auf dem Hintergrund der dargestellten Möglichkeiten zeigten sich viele Mängel bei den verschiedenen Seiten der Durchführung der Reform. Die Wirtschaftsreform hat gerade die ersten erfolgreichen Schritte auf dem Wege getan, der unsere Produktionsverhältnisse mit dem Entwicklungsstand der Produktivkräfte und die Methoden der Planung und Leitung mit den Forderungen der objektiven Gesetze des Sozialismus in Übereinstimmung bringen wird. Manche Mängel bei der Durchführung der Reform erklären sich objektiv aus der Schwierigkeit und Neuartigkeit der Auf13
Vgl. Krasnoe znamja v. 13. 9. 1969.
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gaben, die Methoden der Wirtschaftstätigkeit tiefgehend umzugestalten. Ein Teil der Schwierigkeiten hängt mit der Zählebigkeit der gewohnten Methoden des Wirtschaftens zusammen, mit dem Bestreben, die alten Kennziffern, Berechnungsverfahren und Methoden zur Bewertung der Arbeit der Betriebe zu bewahren. Der Stellvertretende Vorsitzende des Ministerrats der UdSSR und Vorsitzende der Staatlichen Plankommission der UdSSR, N. K. Bajbakov, der die Schwierigkeiten und Mängel der ersten Etappe der Wirtschaftsreform feststellte, schrieb dazu: „ . . . D i e Einführung des neuen Systems macht es erforderlich, die Methoden der Leitung der Produktion zu ändern und zu lernen, auf neue Weise zu arbeiten. Und das geht nicht mit einem Mal." Viele Mängel, so stellte er fest, erklären sich auch „durch die Gewohnheiten einzelner Mitarbeiter. Diese Mängel kann man nicht durch Befehl, nicht mit einem Schlage beheben. Die vollständigere und konsequente Einführung ökonomischer Methoden der Wirtschaftsführung wird dazu führen, daß das willkürliche Administrieren verschwindet." 14 Zur Überwindung dieser Schwierigkeiten bedarf es mühseliger und langwieriger Kleinarbeit. Es gibt Schwierigkeiten auch deswegen, weil nicht alle technisch-organisatorischen und methodischen Fragen hinreichend vollständig ausgearbeitet worden waren. Unter dem Einfluß der neuen ökonomischen Bedingungen macht sich ihre vollständige Ausarbeitung erforderlich. Am zweckmäßigsten ist es, die Mängel bei der Verwirklichung der Reform zu untersuchen, indem man den Hauptrichtungen der Vervollkommnung der Methoden der Planung und ökonomischen Stimulierung folgt. Zu beginnen ist also mit der Vorgabe der Aufgaben für den Umfang der realisierten Produktion und die Nomenklatur der wichtigsten Erzeugnisse an die Betriebe. Bei der Planung der Kennziffern für 1968 geschah in einigen Ministerien manches, was mit der Reform überhaupt nicht in Einklang zu bringen ist. Der Direktor der Trikotagenfabrik „Rosa Luxemburg" in Kiev, Z. Belozerova, berichtete den Teilnehmern des „Sachklubs" der „fikonomiceskaja gazeta", daß das Ministerium für Leichtindustrie, und zwar sowohl das 14
V dobryj put', in:
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fikonomiceskaja
gazeta, 2/1967, S. 36.
der Unionsrepublik als auch das Allunionsministerium, die Produktion anhand von 15 (!) Kennziffern — einschließlich der Selbstkosten der Produktion und der Beschäftigtenzahl — plant. Das auch noch nach Gruppen! 1 5 Da der Lohnfonds geplant wird, so ergibt sich in der Praxis, daß die Ministerien die Übereinstimmung zwischen dem faktisch verausgabten Lohnfonds und dem Umfang der Bruttoproduktion kontrollieren müssen. „ E s ergibt sich die seltsame Situation", schreibt dazu der Direktor des Nevsker Maschinenbauwerkes, V. Firsov, „daß die von oben geplante Kennziffer (der Lohnfonds) auf ihre Übereinstimmung mit einer Berechnungskennziffer kontrolliert wird, die vom Betrieb selbst geplant wird (Brutto- oder Warenproduktion). Und da es keine Kontrolle ohne Plan gibt, so ist klar, daß der Lohnfonds ausgehend vom Umfang der Bruttoproduktion geplant wird. Und auf diesem verschlungenen, aber .zuverlässigen' Weg wird also die Bruttoproduktion wieder in die alten Rechte eingesetzt. Mehr noch, wenn sich das Werk bemüht, mit Minustoleranzen zu arbeiten und das Gewicht der Erzeugnisse zu verringern, so ist das schlecht für die Bruttoproduktion. Gerade auf Grund des Bruttoausstoßes ist aber die Direktivkennziffer — der Lohnfonds — errechnet worden, was den Betrieb in eine schwierige Lage bringt. Er muß, um die Bruttoproduktion zu sichern, auf die Herstellung wirtschaftlicherer Erzeugnisse verzichten." 16 Gehen wir nun zu den Kennziffern des Gewinns und der Rentabilität über. Im Blei- und Zinkkombinat Ust'-Kamenogorsk wurde ein Betrieb zur Weiterverarbeitung der Schlacken in Betrieb genommen, in dem insgesamt 200 Personen beschäftigt waren. Zur Gewinnung der gleichen Menge Rohzink, wie sie dieser Betrieb liefert, müßte eine neue Erzgrube geschaffen werden, in der 800 Arbeitskräfte beschäftigt werden müßten. Dem Kombinat aber macht man Vorwürfe: Wieso gibt es einen Arbeitskräfteüberschuß? Das ganze Problem ist, daß das Kombinat, indem es die Abfälle vermindert, den Gewinn erhöht, wobei die Arbeit des Kombinats aber auf die alte Weise eingeschätzt wird — nach der Bruttoproduktion. Die GeVgl. E k o n o m i c e s k a j a gazeta, 37/1967, S. 13. 16 Val _ rascetnyj pokazatel', in: Ekonomiceskaja gazeta. 15
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winnung des Rohstoffs aus den Abfällen ist arbeitsaufwendiger als die Gewinnung aus Erz. Die durchschnittliche Pro-KopfLeistung sinkt, und der Lohn je t Rohstoff kann etwas steigen. Dafür erhält die Gesellschaft ohne bedeutende Investitionen und fast ohne materielle Aufwendungen eine zusätzliche Menge wertvollen Rohstoffs. An diesem Beispiel wird mit großer Klarheit sichtbar, zu welchen Folgen die Bewertung und Stimulierung der Produktion auf der Basis der Kennziffer der Produktionsmenge führen kann, wenn von der Bruttoproduktion und nicht von der Bewertung nach dem Volumen der Realisierung und nach der Rentabilität ausgegangen wird. Gewinn und Rentabilität haben noch nicht den nötigen Platz im System der Planung und Bewertung der Arbeit der Betriebe gefunden. Die Fondsabgabe macht in vielen Fällen einen unbedeutenden Teil der Abführungen an den Haushalt aus. Zum Beispiel machte in der Kosinsker Trikotagenfabrik die Produktionsfondsabgabe ganze 3,8 Prozent des Gewinns aus, die Abführung des freien Restgewinns betrug dagegen 80 Prozent der Gewinnsumme (nachBildung der Stimulierungsfonds). Und das gleiche ist in vielen rentablen Betrieben der Fall. Die Betriebe nutzten ihr Recht, für den Zuwachs des Umfangs der realisierten Produktion und für die Rentabilität zu prämieren, in der Weise, daß der Anteil der Stimulierung für den Zuwachs an realisierter Produktion überwog. Dadurch wurde die Bedeutung des Gewinns und der Rentabilität gewissermaßen in den Hintergrund gerückt. In Übereinstimmung mit den Typenempfehlungen des Staatlichen Komitees des Ministerrates der UdSSR für Fragen der Arbeit und des Arbeitslohns kann das Hauptaugenmerk auf die Stimulierung für den Zuwachs des Umfangs der Produktion gelegt werden, genauer — für die Erfüllung des Plans dieses Zuwachses — und der Gewinn dient, unabhängig davon, in welchem Umfang er erzielt wurde, nur als Quelle für die Auszahlung der Prämien. Und da die Pläne für den Zuwachs des Produktionsumfangs von den Produktionsabteilungen fast immer erfüllt werden, so spüren die Ingenieure und Techniker auch nach der Reform recht oft keine Verbindung zwischen ihren Handlungen und dem Umfang des Gewinns oder der Rentabilitätsrate der Produktion.
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Das einzige, was sie wirklich spüren, das ist die Notwendigkeit, sich von überflüssigen Produktionsfonds zu befreien und die vorhandenen Fonds besser zu nutzen, um in die geplante Rentabilität zu „passen" (und das auch nur dort, wo die Kennziffer der Rentabilität bis in die Produktionsabteilungen aufgeschlüsselt wird). Befassen wir uns nun mit den Schwierigkeiten, die sich auf dem Gebiet der ökonomischen Stimulierung gezeigt haben. Wie bereits erwähnt, richtete sich die Stimulierung der Produktionsabteilungen in den Fabriken und Werken 1966 vor allem darauf, das Interesse an der Erfüllung des Plans für den Zuwachs an realisierter Produktion zu erhöhen. In vielen Zweigen ist indessen das Wachstum des Produktionsumfangs nicht erforderlich. Nicht zufällig werden schließlich Warenlisten festgelegt, die jene Waren bezeichnen, für die es untersagt ist, die bestätigten Staatspläne überzuerfüllen. In vielen Betrieben ist man der Meinung, daß die jetzige Form der ökonomischen Stimulierung eine sehr wichtige Aufgabe nur unzureichend löst, nämlich die volle Nutzung der Reserven und die Verstärkung des Interesses an der Ausarbeitung angespannter Pläne. Pläne mit angespannter Zielstellung werden noch sehr zurückhaltend aufgestellt. Ein Beweis dafür ist die bedeutende Übererfüllung der Pläne durch viele Betriebe. Dazu kommt es deswegen, weil eine „Strafe" (das heißt die Verringerung der Stimulierungsnormative) nicht nur für die Übererfüllung der Pläne, sondern auch für deren Nichterfüllung festgelegt ist. Man muß berücksichtigen, was im Hinblick auf die Bildung der Stimulierungsfonds für den Betrieb vorteilhafter ist — einen „weichen" Plan aufzustellen und dann überzuerfüllen oder aber sich hohe Planziele zu setzen und dabei das Risiko einzugehen, diese nicht zu erreichen? Die vorhandenen Erfahrungen lassen die Feststellung zu, daß es für den Betrieb vom Standpunkt der Werksdienste gesehen äußerst unvorteilhaft ist, den Plan nicht zu erfüllen. Denn in diesem Falle büßen die Leiter der Werksdienste ihre Prämien ganz oder in bedeutendem Maße ein, selbst wenn ein Prämienfonds vorhanden ist. Und das ist eine starke Bremse, wenn es darum geht, genügend hohe Planziele aufzustellen. Viele meinen, daß die Art und Weise, in der die Stimulierungsfonds gebildet werden, zu kompliziert sei. Das kam 45
auch auf der Allunions-Wirtschaftskonferenz im Mai 1968 zur Sprache. Die Betriebe klagen mit Recht darüber, daß sie an hohen Planzielen für die Realisierung der Produktion ökonomisch unzureichend interessiert werden und daß die Stimulierungsnormative jedes Jahr „entsprechend dem erreichten Niveau" geändert werden. Die Mitarbeiter des Omsker Gerätebauwerkes haben vorgeschlagen, als fondsbildende Kennziffer nicht den Gewinnzuwachs und nicht die Rentabilität, sondern den Gewinn je Rubel Arbeitslohn zu benutzen. Sie nehmen ganz richtig an, daß in diesem Falle das schnellere Wachstum der Arbeitsproduktivität gegenüber dem Wachstum des Durchschnittslohns gewährleistet sein wird. 17 17
A . Nazimov, B. 2eleznjak, Nasi predlozenija, in: gazeta, 18/1969.
Ekonomiceskaja
ZWEITES KAPITEL
Zur Optimalität der zentralen Planung
1. Über die Funktionen der zentralen
Wirtscbaftsleitung
Die zentrale Leitung der Volkswirtschaft ist ein unveräußerliches Charakteristikum der sozialistischen Ordnung, das sich aus dem gesellschaftlichen Eigentum an den Produktionsmitteln ergibt. „Die nationale Zentralisation der Produktionsmittel wird die natürliche Basis einer Gesellschaft werden, die sich aus Assoziationen freier und gleichgestellter, nach einem gemeinsamen und rationellen Plan bewußt tätiger Produzenten zusammensetzt." 1 Viele Gegner und Kritiker des Sozialismus gehen davon aus, daß Zentralismus und Bürokratismus wechselseitig verbunden seien: Gibt es erst einmal Zentralismus, so heißt das, daß sich hier unvermeidlich auch der Bürokratismus einnistet. Es gibt keinen Zweifel, diese Gefahr existierte und zeigte sich auch schon zu Lebzeiten Lenins. Aber gerade er hat das Prinzip des demokratischen Zentralismus formuliert, das es ermöglicht, die Vorzüge des Zentralismus zu nutzen, und das gleichzeitig einen mächtigen Schutzwall gegen die Erscheinungen des Bürokratismus schafft. Dieser Schutzwall ist um so fester, je stärker und umfassender die Teilnehmer der Produktion selbst auf der Grundlage einer Verstärkung der moralischen und materiellen Interessiertheit an den Ergebnissen der Gesamtarbeit in den Leitungsprozeß mit einbezogen werden. „Der Sozialismus wird nicht durch Erlasse von oben geschaffen. Seinem Geiste ist der fiskalisch-bürokratische Automatismus fremd. Der lebendige, schöpferische Sozialismus ist das Werk der Volksmassen selbst." 2 Die ständige Einbeziehung Marx, K., Über die Rationalisierung des Grund und Bodens, in: Marx/ Engels, W e r k e (im folgenden: MEW), Bd 18, Berlin 1962, S. 62. 2 V. I. Lenin, Werke, Bd 26, Berlin 1961, S. 283. 1
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dieser „demokratischen Komponente" in den Prozeß der Leitung ist der richtige Weg zur Überwindung der Erscheinungen des Bürokratismus. Der demokratische Zentralismus darf nicht als eine mechanische Vereinigung von Zentralismus und Demokratie verstanden werden. Falsch ist es, Zentralisierung und Dezentralisierung einander gegenüberzustellen, da sich aus einer solchen Gegenüberstellung ergibt, daß der Zentralismus etwas Undemokratisches und deshalb zur bürokratischen Entartung Neigendes sei. Andererseits erscheint in diesem Falle die Dezentralisierung als die einzig mögliche Erscheinungsform demokratischer Prinzipien. In Wirklichkeit muß man den demokratischen Zentralismus dem bürokratischen Zentralismus gegenüberstellen. Unser ganzes System der Leitung von oben nach unten ist ein zentralisiertes System. Und zugleich ist unsere gan^e Leitung, wieder von oben nach unten, eine Leitung des ganzen Volkes, die auf jeder Stufe der Leitungshierarchie von der Demokratie durchdrungen ist. Das ist deswegen richtig, weil die zentrale Leitung immer auf den Grundlagen der echten sozialistischen Demokratie verwirklicht werden muß, durch die strenge Beachtung der Kollegialität bei der Fällung der Entscheidungen und durch die Kollegialität in Verbindung mit der Einzelleitung in der Führung. Und dezentralisierte Entscheidungen sind nicht nur ein Ausdruck der Demokratie, sondern auch ein Verfahren zur Erfüllung der einheitlichen zentralen Direktiven. Dabei werden diese Direktiven nicht mit bürokratischer Gleichgültigkeit („Wenn es doch eine Anweisung gäbe!") ausgeführt, sondern bei maximaler Entwicklung schöpferischer Initiative, unter Berücksichtigung der lokalen Besonderheiten, mit alldem, was Lenin als die wichtigsten Merkmale des wirklich demokratisch verstandenen Zentralismus betrachtete. Jede dezentralisierte Entscheidung ist letzten Endes auf die beste Ausführung dieses oder jenes Teils der im Zentrum beschlossenen allgemeinen Pläne und Vorhaben gerichtet. Aber in jedem derartigen allgemeinen Beschluß ist das Fazit der kollektiven Erfahrungen enthalten. Das demokratische Prinzip bedeutet nicht die Ablehnung der Einzelleitung, der Disziplin und Verantwortlichkeit jedes Leiters und Ausführenden. Im Gegenteil, der demokratische 48
Zentralismus setzt die Beachtung der strengsten Staatsdisziplin und Verantwortlichkeit voraus. Der Prozeß der Ausarbeitung und Fällung der Entscheidungen erfolgt auf jeder Leitungsebene auf der Grundlage der Kollektivität. Ist aber die Entscheidung einmal getroffen, so wird sie in absteigender Linie für die Leiter und Ausführenden aller Glieder der Leitung verbindlich, unabhängig davon, welchen Standpunkt diese oder jene Person im Prozeß der Erörterung eingenommen hat und welchen Posten sie bekleidet. Es ist wahr, daß es Fälle gibt, in denen der Mechanismus der Leitung auf der Grundlage der demokratischen Prinzipien nicht völlig exakt, sondern formal funktioniert. Aber dies geschieht deswegen, weil wir es noch nicht gelernt haben, die reichen Möglichkeiten voll zu nutzen, die die Formen der Beteiligung der Werktätigen an der Leitung der gesellschaftlichen Produktion im Sozialismus bieten. Es muß gesagt werden, daß die Wirtschaftsreform eine gute Basis dafür bildet, die Arbeiter und Angestellten aktiver zur Ausarbeitung von Plänen und Normativen, zur Verteilung der Prämien und zur Rationalisierungs- und Erfindungsarbeit heranzuziehen. Aber die Vielfalt der Formen der aktiven Einbeziehung der Werktätigen in die Leitung der Produktion ist längst noch nicht erschöpft. Die Tätigkeit der örtlichen Sowjets der Deputierten der Werktätigen, die Massenkontrolle und die Produktionsberatungen — all dies sind verschiedene Wege, um die Werktätigen an die Vervollkommnung der Produktion heranzuführen. Man muß die Arbeit aller gesellschaftlichen Organisationen interessanter machen. Es muß so sein, daß die Menschen, die sich daran beteiligen, den realen Nutzen ihrer Arbeit sehen. Dann wird der Prozeß der Demokratisierung von unten nach oben in beschleunigtem Tempo erfolgen. Ein charakteristischer Zug der bürokratischen Entstellung ist der Schematismus. Lenin schrieb, daß nichts falscher als eine Vermischung des demokratischen Zentralismus mit dem Bürokratismus und dem Schematismus ist. „Mannigfaltigkeit ist hier eine Bürgschaft für Lebensfähigkeit, Gewähr für die Erreichung des gemeinsamen, einheitlichen Ziels . . ." 3 , führte er aus. Es ist wichtig, die Erwähnung der Erreichung des 3 V. I. Leain, Werke, Bd 26, Berlin 1961, S. 413. 4
Liberman, Ökon. Methoden
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„gemeinsamen" Ziels hervorzuheben. Die Vielfalt muß folglich nicht zur Zersetzung, zur Anarchie führen, sondern soll der Findung der besten Mittel und Wege zur Erfüllung des gemeinsamen Planes dienen. Große Bedeutung besitzen in diesem Zusammenhang nicht nur die laufenden Pläne, sondern auch die Perspektivpläne. „. . . man kann nicht arbeiten, ohne einen Plan zu haben, der auf längere Zeit und ernste Erfolge berechnet ist." 4 Zwei Gefahren drohen der Leitung der gesellschaftlichen Produktion in großem Ausmaße. Das sind einerseits die Forderungen der freiwilligen oder unfreiwilligen Anhänger des kleinbürgerlichen Anarchismus, die nach einer völligen „Dezentralisierung der Entscheidungen" und damit nach der berüchtigten „Autonomie" der Betriebe streben. Die andere ernsthafte Gefahr, vor der Lenin beständig gewarnt hat und die er entschieden bekämpft hat, ist die bürokratische Zentralisierung mit ihrer übermäßigen Reglementierung der wirtschaftlichen Handlungen der überwiegenden Mehrheit der werktätigen Menschen. Der demokratische Zentralismus hilft dabei, diese beiden Extreme zu überwinden. E r fordert eine durchdachte Abgrenzung der Funktionen der zentralen und der örtlichen Leitung. Und diese Aufgabe wird nicht auf einen Schlag auf der Grundlage logischer und spekulativer Konstruktionen gelöst, sondern durch das Studium der reichen, in langen Jahren gesammelten Erfahrungen der Partei- und Wirtschaftsführung. E s geht in Wahrheit um die ständige Entwicklung des Prinzips des demokratischen Zentralismus. Die zentrale Leitung wird dann gestärkt und vervollkommnet, wenn ihr solche Aufgaben und Funktionen übertragen werden, die vom Standpunkt der volkswirtschaftlichen Interessen her im Zentrum gelöst und verwirklicht werden müssen und können. Das Prinzip des demokratischen Zentralismus kann geschwächt werden, wenn den Führungszentren Aufgaben auferlegt werden, die lokal gelöst werden können. Damit diese Worte nicht zu formal klingen, wenden wir uns einigen einfachen Beispielen zu: E s ist möglich und notwendig, daß im Zentrum (in der Staatlichen Plankommission, in den < V. I. Lenin, Werke, Bd 31, Berlin 1964, S. 508.
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Ministerien) die Fragen nach dem Ausmaß der Entwicklung dieser oder jener Produktionszweige, zum Beispiel der Konfektionsindustrie oder der Schuhindustrie, untersucht und entschieden werden. Möglich deshalb, weil es nur im Zentrum möglich ist, die Ausgeglichenheit der Entwicklung dieser Zweige mit der Entwicklung der Viehzucht, der Leder- oder Textilindustrie, mit der Produktion von synthetischen Fasern zu erreichen und auch entferntere zwischenzweigliche Verbindungen und den Import zu berücksichtigen. Notwendig aber deshalb, weil auf diese Art die allgemeine Koordinierung von Produktion und Bevölkerungsverbrauch gesichert wird. Zugleich aber ist es keinesfalls erforderlich, jeder Region, jedem Gebiet, jeder Stadt, jedem Kombinat oder jeder Fabrik vom Zentrum her eine genaue Nomenklatur der Erzeugnisse nach Schnitten, Farben, Sorten und Größen vorzuschreiben. Wie die Erfahrung bewiesen hat, muß die Planung am Ort die Nachfrage der Bevölkerung in diesem oder jenem Bezirk berücksichtigen und auf den Bestellungen der großen Geschäfte oder der Großhandelsfirmen beruhen, wobei diese Bestellungen direkt an die Produzenten oder die örtlichen Vertriebsorgane gerichtet sein müssen. Mehr noch erweist sich diese These in bezug auf die Investitionen als richtig. Große Investitionen, die die Struktur der Produktion verändern, und zwischenzweigliche Verbindungen, die den technischen Fortschritt gewährleisten, bleiben selbstverständlich ein Vorrecht des Zentrums. Aber die Lösung von Fragen der Mechanisierung und Automatisierung der laufenden Produktion ohne grundlegende Rekonstruktion, die aus dezentralisierten Quellen (Produktionsentwicklungsfonds, kurz- und mittelfristige Kredite) finanziert werden, kann mit größerem Erfolg durch die Produktionsvereinigungen und die Betriebe direkt vorgenommen werden. Eine zu sehr ins Einzelne gehende Planung aus dem Zentrum festigt nicht, sondern schwächt das Prinzip des demokratischen Zentralismus. Die Zersplitterung und eine Unzahl verschiedener Positionen bergen für die zentralen Organe die Gefahr in sich, daß die Genauigkeit in den Berechnungen und in der Planung verlorengeht, und können zu zwar kleinen, aber empfindlichen Disproportionen führen. Gerade derartige Erscheinungen sind es, die als Vorwand für die Identifizierung 4*
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von demokratischem Zentralismus mit Erscheinungen des Bürokratismus dienen. Sehr viele Fragen im Zentrum zu entscheiden, das bedeutet nicht, die zentrale Leitung zu stärken. Weitaus zweckmäßiger ist es, die Funktionen der zentralen Leitung auf die wichtigsten Aufgaben zu beschränken. Zentrale Entscheidungen in den Hauptfragen wirken für sich allein als gewaltige stimulierende Kraft, sie zeigen, worauf die abgestimmten Anstrengungen gerichtet sind und welche Ergebnisse die Werktätigen gemeinsam erreichen. Anweisungen aus dem Zentrum zu verschiedenen kleinen Fragen dagegen schaffen bestimmte Schwierigkeiten bei der Leitung, da im Falle einer notwendig werdenden Berichtigung die Präzisierungen in jeder Detailfrage wiederum nur durch jenes zentrale Organ vorgenommen werden können, von dem die ursprüngliche Anweisung ausgegangen war. Und dies erfordert erhebliche Zeit und langwierige Abstimmungen. Große, komplexe Entscheidungen besitzen wesentliche Besonderheiten. Sie können tiefer durchdacht und begründet werden und, wenn erforderlich, einem Expertenurteil unterzogen werden. Solche Entscheidungen brauchen selten geändert zu werden. Doch selbst dann, wenn sich die Notwendigkeit zu irgendwelchen Korrekturen ergibt, ist in diesem Falle immer genügend Zeit dafür vorhanden. Anders steht es mit den operativen Anweisungen. Ihre mögliche Ungenauigkeit ist oft irreparabel, weil sich diese Anweisungen auf Handlungen beziehen, die sich schnell entwickeln. Eben deshalb müssen solche Entscheidungen auf der Ebene der Wirtschaftsleitung getroffen werden, auf der die meiste Information und alle notwendigen, den Produktionsprozeß betreffenden Angaben vorhanden sind, das heißt unmittelbar in den Betrieben. Die Wirkungsdauer solcher Entscheidungen ist relativ kurz.
2. P/an, Nomenklatur und
Wirtschaftsbeziehungen
Das System der zentralen Leitung der Produktion setzt das Funktionieren eines besonderen Systems von Verbindungen und Beziehungen zwischen der Sphäre der Produktion und der Sphäre der Konsumtion voraus. Dabei lehnen wir die von 52
bürgerlichen Theoretikern in Umlauf gesetzte Konzeption des sogenannten Marktsozialismus konsequent ab. Wenn dieser Terminus überhaupt irgendeinen Inhalt ausdrücken kann, dann läuft er auf eine Negierung der führenden Rolle der zentralen Planung und auf die Orientierung jedes einzelnen Betriebes (oder deren Vereinigungen) auf die laufende Marktnachfrage der Käufer hinaus. Worin besteht dann der Unterschied des „ Marktsozialismus" zum kapitalistischen Privatunternehmertum? Darin, daß, soweit man dies anhand einiger Modelle des „Marktsozialismus" feststellen kann, die Betriebe nicht Privateigentümern, sondern der Gesellschaft gehören, und zwar selbstverwaltenden Kollektiven als selbständig wirtschaftenden Subjekten. E s gibt natürlich viele Variationen dieses „Modells", aber ihr Wesen ist immer dasselbe — es handelt sich um etwas in der Art eines korporativen oder Gildensozialismus, um Reminiszenzen anarcho-syndikalistischer Ideen, die noch zu Lebzeiten Lenins in erbitterten Diskussionen verurteilt worden sind. Dem Wesen nach geht die Theorie des „Marktsozialismus" verborgen oder offen davon aus, daß die Konkurrenz innerhalb der Wirtschaftszweige und der Vergleich auf dem Markt automatisch und ohne die Hilfe zentraler Entscheidungen die Gesellschaft zum Fortschritt der Produktion führen. Es gibt bei den bürgerlichen Kommentatoren die Tendenz, solche Begriffe wie „Beachtung des Konsumenten" und „Orientierung auf den Markt" durcheinanderzubringen. Äußerlich sind diese Begriffe ähnlich. In Wirklichkeit existieren zwischen ihnen gewaltige Unterschiede. Die Aufmerksamkeit gegenüber dem Konsumenten ist eine Aufgabe, die den wirtschaftlichen Interessen der Menschen im Sozialismus voll entspricht. Nicht umsonst wird heute, wo ein mächtiger Produktionsapparat geschaffen ist, der Produktion von Verbrauchsgütern mehr Beachtung geschenkt. Das Wachstumstempo der Produktion von Konsumtionsmitteln begann in den Jahren 1968, 1969 und 1970, das Tempo der Produktion von Produktionsmitteln zu übertreffen. Dabei bleibt in der Struktur des gesellschaftlichen Gesamtprodukts der Anteil der Erzeugnisse der Abteilung I vorherrschend. Ein ganz anderes Verhältnis haben wir jedoch zu dem Prinzip der „Marktorientierung", das die Anhänger des „Markt-
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Sozialismus" auf ihre Fahnen geschrieben haben. Hier geht es nicht so sehr um die Befriedigung und ständige Anhebung der Bedürfnisse der Bevölkerung als vielmehr darum, die bewußte Leitung der gesellschaftlichen Produktion irgendwie zu „erleichtern". Dazu schlägt man vor, sich ganz auf die Naturkraft von Marktbeziehungen und Kollisionen zu verlassen und über den Erfolg einer Sache auf der Grundlage der Rentabilität der Produktion und des Umfangs des Verkaufs beliebiger Waren und Dienstleistungen zu urteilen; damit trabt man den gewöhnlichen, oft entstellten, durch die kleinbürgerliche Lebensweise erzogenen Neigungen hinterher. Zu einer solchen „Orientierung" braucht es weiter nichts als das Studium der laufenden Nachfrage, richtiger gesagt als die Reaktionsfähigkeit gegenüber den einträglichsten Richtungen einer solchen Nachfrage. Nicht benötigt und deshalb auch abgelehnt werden zentrale Pläne (außer Gesprächen über „indikative" Programme). Nicht benötigt wird auch der Apparat der aktiven Einwirkung auf Umfang und Struktur der Konsumtion in Form der wissenschaftlichen Prognostik, der Industrieforschung und der Versorgung des Lebens mit völlig neuen Waren und Dienstleistungen, die eine immer vollständigere und allseitigere Entwicklung der Fähigkeiten des Menschen gewährleisten. Die „Orientierung auf den Markt" ist eine Erscheinungsform der Furcht, die wirklich ernste Aufgabe der Planung der Produktion nicht zu bewältigen. Diese Aufgabe besteht aus zwei Seiten: Einerseits sind die Ressourcen zu berücksichtigen und optimal zu nutzen sowie die Ergebnisse der wissenschaftlich-technischen Revolution zu meistern, und andererseits muß die Verbrauchernachfrage berücksichtigt und maximal befriedigt werden. Der Sozialismus ist eine Gesellschaft der Schöpfer. In dem zweiseitigen und doch einheitlichen Prozeß erfolgt eine immer größere Meisterung der Kräfte der Natur und eine immer größere Veränderung des menschlichen Bewußtseins, erfolgt die Überwindung der Entfremdung des Menschen von der Gesellschaft und die allseitige Entwicklung seiner Fähigkeiten. „Orientierung auf den Markt" - das ist der „Sozialismus" der Skeptiker, derjenigen, die nicht tief an die schöpferischen
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Kräfte der Werktätigen glauben. Solche „Sozialisten" meinen in der Tiefe der Seele, daß der moderne Mensch sich nicht all^ zuweit vom halbwilden Nomaden entfernt habe, daß er aber statt rohen Fleisches ein Beefsteak brauche, statt des Kamels einen Volkswagen und statt der Jurte ein Einfamilienhaus. Das alles wird wirklich gebraucht, aber das Wesen des Menschen erschöpft sich nicht darin. Die Proteste der Studenten und der werktätigen Jugend in allen kapitalistischen Ländern gegen die praktizierte „marktwirtschaftliche" Konstruktion der Lebensweise sind ein außerordentlich beredtes Zeugnis dafür, zu welchem sozialen Zusammenbruch die Orientierung auf den Markt führt. Und ausgerechnet diese Orientierung propagieren hartnäckig die Leute, die versuchen, den Sozialismus von innen her zu untergraben. Der Sozialismus predigt nicht den Asketismus. Die materiellen Bedürfnisse müssen befriedigt werden. Das ist eine notwendige Bedingung der Entwicklung der Gesellschaft und der Realisierung der geistigen Bedürfnisse der Menschen. Die Kommunisten predigen auch nicht die Konsumbeschränkung. Aber es gibt nicht nur die Anforderung des Konsumenten an die Gesellschaft, es gibt auch die Anforderung der Gesellschaft an den Konsumenten. Und die Vergrößerung der Nachfrage nach dem Menschen auf der Grundlage des marxistischen Gesetzes der Hebung der Bedürfnisse muß für die Entwicklung der Produktion im Sozialismus orientierend sein. Die Gesellschaft mobilisiert und konzentriert gewissermaßen das Beste, was im Menschen in jeder Etappe der historischen Entwicklung auf dem Weg zum Kommunismus liegt. Eine solche Mobilisierung kann nicht durch eine Orientierung nach dem Beispiel und der Art der Konzeption vom „Marktsozialismus" erreicht werden. Deshalb kann die Idee von der automatischen Regulierung der Produktion und der Konsumtion mit Hilfe des Marktmechanismus nicht in das Arsenal des Kampfes für die Erhöhung der Effektivität der sozialistischen gesellschaftlichen Produktion aufgenommen werden. Die automatische Selbstregulierung durch die Konkurrenz privater Produzenten auf dem Markt — das ist selbst für den modernen Kapitalismus eine längst durchlaufene Etappe. Die Berücksichtigung der Bedürfnisse des Marktes führt für sich allein nicht zum Fortschritt. Auch im Kapitalismus können 55
heute nur die großen Konzerne — und auch sie nur bei Inanspruchnahme staatlicher Aufträge oder anderer Formen der Finanzierung und des Kredits — die neuesten Ergebnisse des technischen Fortschritts anwenden, wenn auch in widersprüchlicher, instabiler Form. Die konzentrierte und zentralisierte Großproduktion stellt einen höheren Grad der Vergesellschaftung der Arbeit dar, und sie bereitet eher den Übergang zum Sozialismus vor als eine Rückkehr zur Marktkonkurrenz einzelner Produzenten oder Produzentengruppen. Deshalb ist die nur auf den Markt ausgerichtete Gruppenwirtschaft eine reaktionäre Bewegung zurück zu der in den meisten entwickelten Ländern bereits durchlaufenen Etappe der anfänglichen kapitalistischen Verhältnisse. Der prinzipielle Unterschied der zentralisierten Großindustrie im Sozialismus zu den im Kapitalismus entstandenen Monopolen besteht jedoch darin, daß unsere Leitung nicht autoritär ist, sondern auf den Prinzipien der Beteiligung der Werktätigen an der Leitung beruht. Die Werktätigen nehmen bei uns an der Leitung der Produktion teil, sie kontrollieren sie und treten als die echten Herren der gesamten gesellschaftlichen Produktion auf, nicht aber nur als Eigentümer jeweils der Fabrik oder des Werkes, wo sie gerade arbeiten. Ihre materiellen Interessen geraten so nicht in Widerspruch zu den gesellschaftlichen Interessen insgesamt. Die Großproduktion schafft in stärkerem Maße Impulse für die Entwicklung der Bedürfnisse als der Markt für die Entwicklung der Produktion. Sind die Bedürfnisse jedoch erst einmal geschaffen, so muß bei der Planung unbedingt mit den Forderungen der Verbraucher gerechnet werden. E s müssen ständige Rückkopplungen von der Konsumtion zur Produktion vorhanden sein. Natürlich müssen zu einem gewissen Teil die Pläne mit einer bestimmten Reserve versehen werden. In diesem Falle bleibt Raum auch für die folgenden Korrekturen und für ein bewegliches Vorgehen auf dem Gebiet der Absatztätigkeit sowohl der Betriebe selbst als auch der Absatzorganisationen. Im Vortrag des Vorsitzenden der Staatlichen Plankommission der UdSSR auf der Allunions-Wirtschaftsberatung im Mai 1968 wurde darauf hingewiesen, daß auf der Grundlage der Fünfjahrpläne langfristige direkte Verbindungen hergestellt 56
und Wirtschaftsverträge zwischen den Betrieben und Vereinigungen abgeschlossen werden müssen. In den Fünfjahrplänen müssen sowohl Preisveränderungen als auch stabile Normative der Zuführung an die Fonds der ökonomischen Stimulierung und andere langfristige Maßnahmen enthalten sein. „Nur unter dieser Bedingung kann die Dauerhaftigkeit der grundlegenden Normative erreicht werden, die die Produktionstätigkeit der Betriebe und Wirtschaftsvereinigungen regulieren, und können feste wirtschaftliche Verbindungen zwischen ihnen hergestellt werden." 5 Die Ignorierung der Forderungen des Verbrauchers und der direkten Verbindungen von Lieferbetrieben und Verbrauchern hat schon zu bestimmten Verlusten geführt. Wir alle erinnern uns daran, daß in den Jahren 1963 bis 1965 auf Kosten des Staatshaushaltes erhebliche Mengen nicht gängiger und nicht der Nachfrage der Konsumenten entsprechender Artikel — Bekleidung, Haushalts- und Kulturwaren — um eine große Summe im Preis herabgesetzt werden mußten. Und in den Jahren 1966 bis 1968 war ein Defizit-an einigen dieser gleichen Artikel zu verzeichnen. Einen optimalen Produktionsplan kann man nur dann aufstellen, wenn man die ständigen Rückkopplungen, die von der Sphäre der Konsumtion ausgehen, berücksichtigt. Man muß ständig die Wirkung des Mechanismus der Ware-Geld-Beziehungen verfolgen, um eine rechtzeitige korrigierende Einflußnahme des Zentrums auf den Verlauf der Planerfüllung zu gewährleisten. Dabei können die meisten kleinen Abweichungen lokal beseitigt werden, indem man einen in den Plan eingebauten Regulierungsmechanismus anwendet: Reserven, Sicherungsfonds, die Rechte der Betriebe und Vereinigungen zu gewissen Veränderungen der Pläne im Interesse der Befriedigung dringender Bedürfnisse. Die wesentlichen Abweichungen dagegen, die die Hauptproportionen beeinflussen und zu einer Verringerung der Anreize zur Arbeit führen können, müssen Gegenstand der Aufmerksamkeit der zentralen Planungsorgane sein. In diesem Falle wird die Kraft der zentralen Einwirkung durch die Nutzung von Reserven, die Umverteilung von Investitionen, durch Importe und durch 5
Ekonomiceskaja gazeta, 21/1968, S. 4.
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Veränderungen der Preise oder des Entlohnungsniveaus zur Geltung gebracht. Im Jahre 1965 waren wir Zeugen, wie beweglich der Hebel zur Erhöhung der Entlohnung der Mechanisatoren in der Landwirtschaft auf Kosten von Budgetreserven eingesetzt wurde und wie schnell dies zum Ergebnis führte. Ein noch überzeugenderes Beispiel ist der Beschluß des Septemberplenums des Z K der KPdSU von 1967 über eine fünfzehnprozentige Tariferhöhung für Maschinenarbeiter. Eine solche Tariferhöhung mindert die Schwierigkeiten bei der Komplettierung der entscheidenden Produktionsbereiche mit Arbeitskadern. Unser System der zentralen Planung und Leitung der Volkswirtschaft verfügt über gewaltige Manövriermöglichkeiten und Reserven, die für die kapitalistische Wirtschaft unerreichbar sind. Betrachten wir nun die Gründe, weshalb die Beziehungen zwischen der Produktion und den laufenden Bedürfnissen bei uns manchmal gestört sind, näher. Bekanntlich ist jeder Betrieb zugleich Lieferbetrieb und Besteller. Wird eine übermäßig detaillierte Nomenklatur der Erzeugnisse zentral festgelegt, so ist Voraussetzung, daß alle Betriebe korrekte Lieferer und gewissenhafte Besteller sind. Als Besteller sendet der Betrieb eine Anforderung an das Zentrum, ohne bereits das genaue Produktionsprogramm zu kennen. Deswegen kann er auch nicht alle Positionen der notwendigen Materialien und Arbeitsmittel voraussehen (wir unterstreichen, daß dies für die überwiegende Zahl der Betriebe der verarbeitenden Industrie zutrifft, zum Beispiel für den Maschinenbau und die Leichtindustrie). Das Problem besteht nicht nur darin, daß nach der geltenden Ordnung die Anforderungen im voraus, fast ein halbes Jahr vor Beginn des Planjahres, gestellt werden müssen. E s ist vielmehr so, daß die Entwicklung von Wissenschaft und Technik nutzbringende Veränderungen und Präzisierungen der Pläne und Aufträge notwendig macht. Und da dies so ist, handelt der Besteller in seinen Anforderungen bewußt ungenau, was durch die Veränderung der Nachfrage sowohl nach Verbrauchsgütern als auch in bedeutendem Maße nach Produktionsmitteln bedingt ist. Als Lieferbetrieb fordert ein Unternehmen andererseits bis spätestens drei Monate vor Jahresbeginn vom Ministerium
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und von den Planungs- und Absatzorganen einen in allen Positionen exakten Nomenklaturplan. Einen genauen Nomenklaturplan kann das Zentrum aber nur auf der Grundlage der Summierung aller Anforderungen der übrigen Betriebe geben, die als Auftraggeber oder Käufer der Produktion des jeweiligen Betriebes in Frage kommen. Wie wir jedoch gerade festgestellt haben, können diese Anforderungen infolge der progressiven Entwicklung von Produktion und Konsumtion nicht genügend genau sein. Das bedeutet, daß auch die übermäßig detaillierten Programme für die Herstellung der Erzeugnisse, die im Zentrum aufgestellt werden, nicht exakt sein können. Wir erhoben und erheben manchmal ohne rechte Begründung Vorwürfe gegen die Plankommissionen, die Ministerien und die Versorgungs- und Absatzorganisationen wegen ärgerlicher Mißverständnisse, Disproportionen, Verluste in der Produktion und wegen der Verletzung der Interessen der Verbraucher. Wenn sich aber so viele Menschen irren, so muß man die Ursache nicht nur in den individuellen Eigenschaften suchen, sondern in jenem System, genauer — in jener „Theorie", die unbemerkt und allmählich in die Gleise einer primitiven Auffassung von der Planung abgeglitten ist und darunter eine allumfassende und übertriebene Verordnung der Nomenklaturen vom Zentrum aus versteht. In manchen Produktionszweigen haben die Hauptverwaltungen für die wirtschaftliche Rechnungsführung die Möglichkeit, in Abstimmung mit den Absatzorganen der Zweige die Nomenklatur der Produktion für jeden Betrieb festzulegen. Dieses Verfahren ist im Prinzip darauf gerichtet, die Nomenklatur auf die beste Weise zwischen den Produzenten aufzuschlüsseln und zugleich Produzenten und Verbraucher so miteinander zu verbinden, daß der Transportaufwand minimal ist. Derartige Aufgaben können offensichtlich mit Hilfe von Methoden der optimalen Planung sowie der elektronischen Rechentechnik gelöst werden. Ein Vertrag zwischen der Hauptverwaltung als dem Produzenten und der Absatzorganisation, die die Interessen der Verbraucher vertritt, kann es erleichtern, enge Beziehungen zwischen den Betrieben herzustellen. Das ist in jenen Produktionszweigen möglich, in denen die Nomenklatur der Produktion stabil
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ist (Rohre und einige andere Arten von Walzgut, Normteile, Standardausrüstung und Geräte, Zement und andere Baumaterialien usw.) und sich die Anforderungen an die Qualität nicht wesentlich ändern. Zweige mit einem breiten Sortiment, in denen sich infolge des technischen Fortschritts die Typen und das Sortiment schnell ändern, brauchen unmittelbare, direkte Beziehungen zu den Abnehmern. Man darf nicht vergessen, daß die übermäßig detaillierten Nomenklaturpläne, die im Zentrum (in den Ministerien) aufgestellt werden, für eine Reihe von Zweigen nicht hinreichend genau sein können. Deshalb werden die Betriebe, selbst wenn sie im Idealfall ihre Pläne erfüllen, ihre Auftraggeber in einem gewissen Maße im Stich lassen. Da jedoch auch die Produzenten selbst von ihren eigenen Lieferbetrieben wenigstens um 5 bis 10 Prozent im Stich gelassen werden, so werden sich die Fehler summieren und, theoretisch gesprochen, schon nicht mehr 5 bis 10 Prozent des Umfangs der Lieferungen, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach etwa 20 bis 30 Prozent des gesamten gegenseitigen Austausches von Arbeit zwischen den Betrieben ausmachen. Dies geschieht aber in der Regel nicht. Selbst in den Jahren 1959—1964, als es ein überaus umfangreiches System gab (die Volkswirtschaftsräte, ihre Allunionsund Republikenzentren, die Absatzvereinigungen, die Staatlichen Plankommissionen der UdSSR und der Unionsrepubliken), wurden die meisten Lieferungen durchgeführt, und der Produktionsplan wurde übererfüllt. Weshalb aber wurden die Lieferungen trotz allem ausgeführt und wurden die Aufgaben von der Produktion im ganzen bewältigt? Das ist nicht nur auf die Methode der zentralen Nomenklaturplanung, sondern auch auf die Erfahrung unserer Wirtschaftsfachleute zurückzuführen. Im Endeffekt haben sie, wenn auch mit Verspätung, das getan, was wirklich notwendig war. Auch die „Schieber" haben dabei geholfen. So wurde, nicht ganz fehlerlos, aber immerhin mit Erfolg, das Notwendige aus der Gesamtmasse des Geplanten ausgewählt. Wir haben keineswegs vor, Loblieder auf das Phänomen der „Schieber" zu singen oder es zu verewigen! Aber jede, wenn auch oberflächliche, soziale Massenerscheinung verdient es, studiert zu werden, wenn wir die Ursachen ihrer Entstehung begreifen und die dahinter stehenden tieferen Verbindungen 60
und Gesetzmäßigkeiten aufdecken wollen. Das Vorhandensein von „Schiebern", die manchmal unter der Bezeichnung „technischer Bevollmächtigter" oder „Vertreter für Erfahrungsaustausch" fungierten, zeigt an, daß es hier irgendeine Lücke gab. Diese Erscheinung drückte in reichlich verzerrter Form die reale Notwendigkeit aus, gut organisierte direkte Verbindungen zwischen Lieferbetrieben und Auftraggebern zu besitzen. Wir betonen noch einmal, daß der Abschluß von Verträgen und die Aufgabe von Bestellungen an die Lieferbetriebe in der Regel der endgültigen, das Volumen und die Nomenklatur betreffenden Bestätigung der laufenden Pläne vorausgehen müssen. Möglicherweise ist dies nicht mit einem Mal zu erreichen, aber dies ist die Entwicklungslinie dieses wichtigen Gebietes unserer Wirtschaftsführung. „Es ist als zweckmäßig anzusehen, daß hinsichtlich der Massenbedarfsgüter die Verträge zwischen den Einzelhandels- und Großhandelsorganisationen und den Industriebetrieben vor der Aufstellung des Jabresplans abgeschlossen werden und seine Grundlage bilden. Bestellungen und Wirtschaftsverträge werden in zunehmendem Maße zu einer realen Grundlage auch für die Ausarbeitung der Pläne für die Produktion von Produktionsmitteln werden." 6 Dieses Prinzip wurde in seinem Wesen in den Dokumenten über die Wirtschaftsreform festgelegt, wo es heißt, daß sich die Pläne der Betriebe auf den Bestand an Aufträgen stützen sollen. Die Verwirklichung dieses Prinzips wird wichtig bei der Vorbereitung des Fünfjahrplans der Entwicklung der Volkswirtschaft in den Jahren 1971 bis 1975. Was die Produktion von Konsumgütern angeht, so wird heute schon überall anerkannt, daß sich die Pläne der Betriebe der Leichtindustrie auf vorhergehende Bestellungen der Handelsorganisationen und der Geschäfte stützen müssen. Große Auftraggeber und Verbraucher müssen auf der Grundlage der langfristigen Bindung an die Lieferbetriebe langfristige Verträge auch für die Lieferung von Gegenständen produktionstechnischer Bestimmung besitzen. Diese Verträge müssen jährlich durch Bestellungen oder Aufträge präzisiert werden. Das bedeutet im Kern, daß sich die Jahrespläne der 6
N. Bajbakov, Plan i proizvodstvo v novych uslovijach, in: Pravda v. 1. 10. 1968 (Hervorhebung d. Verf.).
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Produktion und Versorgung auf vorher abgeschlossene Verträge stützen werden. Es ist nicht zu vergessen, daß eine derartige Ordnung auch den am 1. Juli 1969 eingeführten Bestimmungen über die Lieferung von Erzeugnissen 7 voll gerecht wird. In den Bestimmungen ist vorgesehen, daß die Käufer den Lieferbetrieben auch Bestellungen für Erzeugnisse, die nicht planmäßig erfaßt sind, aufgeben können und daß bei langfristigen Wirtschaftsbeziehungen, die zwischen den beiden Seiten entstanden sind, die Bestellungen für solche Erzeugnisse den Lieferbetrieben innerhalb vereinbarter Fristen zu übermitteln sind. Die Lieferbetriebe sind nicht berechtigt, diese Wirtschaftsbeziehungen einseitig zu verletzen (vergleiche § 11 der Verordnung). E s bleibt nur zu hoffen, daß die Nomenklatur der Erzeugnisse, die nicht zentral verteilt werden, immer umfangreicher wird, wie das auch in den Beschlüssen über die Wirtschaftsreform vorgesehen ist. E s ist daran zu erinnern, daß in vielen Industriezweigen die genaue Nomenklatur der Erzeugnisse nicht vorausgesehen werden kann, nicht auf ein Jahr oder nicht einmal für ein Quartal. Das trifft zum Beispiel auf die Betriebe der elektrotechnischen Industrie zu, die Motoren standardisierter Serien und Abmessungen herstellen. Innerhalb dieses Standards kann es außerordentlich verschiedenartige Varianten geben. In diesen Fällen wird im Nomenklaturplan gewöhnlich für ein Jahr, eingeteilt nach Quartalen, die Gesamtzahl der Motoren der jeweiligen Abmessung (Serie) und die Gesamtsumme des Wertes der Motoren festgelegt. Und dann werden die Aufgaben auf der Grundlage der Aufträge oder Bestellungen der konkreten Auftraggeber monatlich präzisiert. So verwandeln sich die ursprünglichen Gesamtpläne über die Zahl und den Wert der Motoren auf der Grundlage der eingegangenen Aufträge oder abgeschlossenen Verträge in reale Nomenklaturpläne. Man kann sagen, daß der Plan eine Projektion aller wirksamen Verträge (Aufträge), deren Erfüllung auf das jeweilige Jahr oder Quartal entfällt, auf ein Zeitnetz ist. Die Wirkung der Verträge endet nicht unbedingt nach Ablauf irgendeines Jahres oder Quartals. Der Betrieb muß immer 7
Ekonomiceskaja gazeta, 19/1969, S. 7.
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wissen, was er, unabhängig von den Bestätigungsfristen der Pläne, tun muß. Die Stabilität der Pläne wird durch die wechselseitigen Verpflichtungen des Auftraggebers und des Lieferbetriebes garantiert, und die Verluste, die durch die Verletzung der Verpflichtungen entstehen, müssen (auf vertraglicher Grundlage) nach den Prinzipien der vollen wirtschaftlichen Rechnungsführung unverzüglich und vollständig ersetzt werden. Nützlich ist es unserer Meinung nach auch, eine gewisse, durch Erfahrung und Berechnung begründete Reserve an Produktionskapazitäten vorzusehen, um örtlich mögliche Abweichungen vom Plan beseitigen und zusätzliche Eilbestellungen erfüllen zu können. Eine optimale Kapazitätsreserve ist nicht weniger wichtig als eine Reserve an fertigen materiellen Werten, da Kapazitätsreserven die Möglichkeit gewährleisten, diese Reserven in relativ kurzen Fristen in fertige Produktion zu verwandeln, die zum Ausgleich von Produktion und Verbrauch dringend erforderlich ist. Die Durchführbarkeit des Plans, seine Kontinuität und Stabilität hängen davon ab, daß die zentralen, verallgemeinerten Aufgaben mit der Konkretisierung der Pläne auf der Basis vertraglicher Beziehungen verbunden werden. Die Hauptfrage ist heute, wie man mit Hilfe stabiler Beziehungen zu einem Mechanismus des planmäßigen Großhandels übergehen kann. Daß ein solcher Übergang notwendig ist, ist bereits anerkannt. Unklar ist jedoch noch, welcher Umfang des Warenumsatzes an Produktionsmitteln davon erfaßt werden und innerhalb welcher Fristen dies erfolgen wird. Zu sagen ist jedenfalls, daß, wenn ein solcher Übergang bei einer Gruppe von Waren erfolgreich verlaufen wird, es kaum nötig sein dürfte, seine Ausdehnung auf alle anderen im Sinne des ökonomischen Kreislaufs gleichartigen Warengruppen zu beschränken. Schädlich ist auch die Praxis, mitten im Jahr ohne Vorbereitung und ohne Abstimmung mit den Bestellern die Lieferbetriebe zu wechseln. Es wird zugelassen, daß die Kapazitäten der Lieferbetriebe überlastet werden, was den Plan der Lieferungen gefährdet. Nicht selten werden Bestellungen von Erzeugnissen ausgegeben, die noch gar nicht in die Produktion aufgenommen wurden, oder es werden Bestellungen an Be63
triebe übermittelt, die noch gar nicht die Arbeit aufgenommen haben. Ein ernster Mangel ist auch, daß zu viele Organe ein und dieselben Verbraucher versorgen. Nennen wir dafür ein charakteristisches Beispiel. Das Werk „Sibelektromotor" in Tomsk braucht ständig große Mengen Wickeldraht und Emailkupferdraht. Wenige Straßen weiter liegt das Werk „fimal'provod", das ebenfalls zum Ministerium für elektrotechnische Industrie gehört. 1968 erhielt das Werk „Sibelektromotor" 230 t Kupferdraht jedoch nicht vom Nachbarbetrieb, sondern aus Kujbysev, Moskau und Chabarovsk. Und das Werk „Emal'provod" liefert dieselbe Produktion in die östlichen und westlichen Regionen des Landes. Weiter. Von 289000 Lagern kommen nur 75000 aus dem Tomsker Lagerwerk, die übrigen aus Saratov. Und zur gleichen Zeit verladen die Tomsker mehr als 300000 derselben Lager für den europäischen Teil des Landes. Das Werk „Tomkabel'" stellt Schlauchkabel her, wie sie im Werk „Sibelektromotor" benötigt werden. Die Motorenbauer aber erhalten diese Kabel aus dem Gebiet Vladimir. 8 Was geht hier vor? Es ist schwer, konkrete Schuldige festzustellen. Die Fonds für verschiedene Erzeugnisse werden dem Werk „Sibelektromotor" von vier verschiedenen Organen zugeteilt: von der Hauptverwaltung „Glavelektromas", von der Hauptverwaltung für Kooperationslieferungen und Komplettierung des Ministeriums für Elektroindustrie, von der Produktionsleitung desselben Ministeriums und von der westsibirischen territorialen Versorgungsleitung. Dieses komplizierte System von Verteilungsorganen erschwert die Versorgung. Es hängt von vielen Faktoren ab, wer die Erzeugnisse verteilt. Eine Rolle spielt die Bedeutung dieser oder jener Erzeugnisse. Es gibt kontingentierte Produktion (die von der Staatlichen Plankommission verteilt wird), es gibt die zentral zu verteilende Nomenklatur, über die die Ministerien und deren Hauptverwaltungen sowie die Zweigleitungen des Staatlichen Komitees für Versorgung verfügen, und es gibt schließlich eine Gruppe von Erzeugnissen, die dezentralisiert verteilt wird. Diese Erzeugnisse unterliegen der Verfügungsgewalt der Betriebe und der territorialen Versorgungsleitungen in den 8
E. Satochin, Tuda — sjuda, in: Izvestija v. 24. 3. 1969.
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Orten. Die Lieferungen werden außerdem danach untergliedert, ob sie zwischen verschiedenen Unionsrepubliken oder innerhalb einer Unionsrepublik, innerhalb eines Ministeriums oder innerhalb einesBereichs — nach Tätigkeitsbereichen der territorialen Leitungen für materiell-technische Versorgung — erfolgen. Für das Abnehmerwerk sind alle Produkte, die es zu Produktionszwecken benötigt, gleich wichtig. Bemühen muß es sich aber um die Kontingente an vier oder fünf Stellen und muß folglich auch die entstandenen Mißverständnisse in den verschiedenen Behörden klären, manchmal für ein und dieselbe Lieferung. Es ist längst notwendig geworden, das System der Versorgung zu vereinheitlichen. Der Übergang zu einem planmäßigen Großhandel wird sicherlich dazu beitragen, dieses Problem zu lösen. Wir widmen den Fragen direkter vertraglicher Beziehungen hier deswegen soviel Aufmerksamkeit, weil diese Beziehungen gewaltige Bedeutung für die bessere Verbindung der zentralen planmäßigen Leitung mit den Anforderungen der Verbraucher besitzen. Bildlich gesprochen: Wenn die zentrale Planung nach Produktionszweigen der vertikale „Kettfaden" ist, so stellen die direkten vertraglichen und auf der wirtschaftlichen Rechnungsführung basierenden Beziehungen die „Einschüsse" dar. Das sind jene horizontalen Fäden, die die vertikalen Linien der Zweigplanung zu einem festen, einheitlichen Gewebe der Wirtschaftsleitung verbinden. Wir haben bereits gesagt, daß die unnötige Einmischung in den Bereich der Produktions- und Absatztätigkeit der Betriebe der Befriedigung der Bedürfnisse der Besteller und Käufer hinderlich ist. Leider gibt es trotz der Reform und in direktem Widerspruch zu ihr noch immer derartige Fälle. Im September 1967 berichtete der Direktor eines Chemiebetriebes, V. Momot, auf der Sitzung des „Sachklubs" der „Ekonomiceskaja gazeta" in Kiev 9 , daß das Werk eine Anweisung vom Ministerium für Chemieindustrie der UdSSR erhalten hatte, die es verbot, den Plan für die Produktion eines bestimmten Herbizids überzuerfüllen, da die Absatzmöglichkeiten beschränkt seien. Es wurde mitgeteilt, daß eine Übererfüllung des Plans bei diesem Produkt nicht berücksichtigt 9
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Vgl. Ekonomiceskaja gazeta, 37/1967, S. 14. Liberman, ökon. Methoden
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werden würde und keinen Niederschlag bei der Berechnung der Stimulierungsfonds finden könne. Kurze Zeit später traf eine neue Anweisung ein. Unter den Produkten, deren Herstellung als besonders dringlich bezeichnet wurde, befand sich auch das genannte Herbizid. Für seine Produktion wurde sogar eine besondere Prämie ausgesetzt. Das Werk hatte aber schon früher gewußt, daß große Nachfrage nach diesem Produkt bestand, da sich Kolchosen und Sowchosen mehrfach mit Bitten an das Werk gewandt hatten, ihnen das genannte Herbizid zu liefern. Auf der Sitzung des „Sachklubs" wurde, ausgehend von einer Reihe ähnlicher Fakten, eine im ganzen richtige Schlußfolgerung gezogen: Die Betriebe müssen über die Kapazitäten hinaus, die zur Ausführung der zentralen Bestellung nötig sind, eine gewisse Kapazitätsreserve besitzen und selbst entscheiden, was mit dieser Kapazitätsreserve im Interesse der Geschäftspartner produziert werden soll. Ein gutes Beispiel für die aktive Einwirkung der Produktion auf den Verbrauch auf der Basis direkter Beziehungen ist die Arbeit unserer Uhrenindustrie. Seinerzeit (bis 1948) reichten die Uhren nicht aus, obwohl die Preise relativ hoch waren. Danach begann eine schnelle Entwicklung dieses Industriezweiges, und die Uhrenindustrie stieß auf Schwierigkeiten beim Absatz ihrer Produktion. Ja. L. Orlov schrieb, dazu „. . . Die systematische Erweiterung und Erneuerung des Sortiments, die Erhöhung der Qualität der Erzeugnisse, die Senkung der Selbstkosten und danach auch der Einzelhandelspreise — dies alles wurde zur Devise der Arbeit der Uhrenhersteller. Sie schufen einen eigenen Dienst der Bedarfsforschung, berücksichtigten die Nachfrage klug in ihren Plänen und warben gekonnt für ihre Erzeugnisse. Und das ist das Ergebnis: In den ersten zwei Jahren des Fünfjahrplans wurden bei einer großen Sättigung des Marktes mehr als 49 Millionen Uhren verkauft. Die Uhrenindustrie bildet ein Beispiel dafür, wie die Produktion, einer Äußerung von Marx zufolge, der Nachfrage vorangeht, wie das Angebot die Nachfrage bestimmt." 10 Es muß hinzugefügt werden, daß die Uhrenindustrie, in der seit 1966 die neuen Bedingungen der Wirtschaftsführung an10 Kommunist, 17/1968, S. 72/73.
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gewendet werden, einen hohen Gewinn erbringt, und zwar nicht trotz, sondern dank der Senkung der Uhrenpreise. Dies als Antwort an jene Ökonomen, die glauben, daß eine Stimulierung aus dem Gewinn zu Preiserhöhungen entgegen den Interessen der Werktätigen führen wird. Im Gegenteil, der Übergang zu einer wirtschaftlichen Massenproduktion guter Qualität muß zu einer Senkung der Einzelhandelspreise führen. Der Absatz (darunter auch der Export) muß auf dieser Grundlage wachsen. Bei einer Steigerung des Absatzes wird auch der Gewinn wachsen, und die Bedürfnisse der Bevölkerung an qualitativ hochwertigen Waren werden zu niedrigen Preisen vollständiger befriedigt werden. Versorgungsschwierigkeiten entstehen oft keineswegs aus einem Defizit an Ressourcen. Durch die unrationelle „Koppelung" von Produktion und Konsumtion ergibt sich ein eigenartiges „organisatorisches" Defizit. An einer Stelle, meistens in den Lagern der Betriebe selbst, liegen Materialien im Überfluß. Und an anderen Stellen bildet sich ein scheinbares Defizit. Dabei sind nicht selten die lokalen Versorgungsorgane gewissermaßen eben daran interessiert, denn ihre Mitarbeiter werden nicht für die Vollständigkeit der Befriedigung der Käuferbedürfnisse, sondern für die Summe des Warenumsatzes prämiert. Das heißt, für sie ist es vorteilhafter, die Fonds auf die Werke zu verteilen und den Warenumsatz zu erhöhen, als bestimmte Vorräte bei sich auf Lager zu halten und sie dann beweglich einzusetzen. Die Versorgungs- und Absatzorgane tragen gegenüber den Bestellern praktisch keinerlei Verantwortung für die rechtzeitige Belieferung. Manche Genossen schlagen vor, die Versorgungs- und Vertriebsorgane wieder den Industriezweigministerien zu unterstellen und damit das Prinzip des außerbehördlichen territorialen Versorgungssystems aufzugeben. Das Wichtigste sind aber, unserer Meinung nach, nicht administrative, organisatorische Umgestaltungen, sondern die Verstärkung der ökonomischen Methoden zur Erhöhung der Effektivität von Versorgung und Vertrieb. Die Aufgabe ist herangereift, das ganze System der Versorgung von oben bis unten auf die Grundlage der wirtschaftlichen Rechnungsführung umzustellen. Und dazu ist es notwendig, den planmäßigen Handel mit Waren produktionstechnischer Bestim5«
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mung allseitig zu erweitern, was übrigens auch in den Dokumenten zur Wirtschaftsreform vorgesehen ist. Man muß offenkundig danach streben, die zentrale Bewirtschaftung zu beschränken und die Produktion nur nach den wichtigsten Planpositionen aufzuschlüsseln. Natürlich ist es im Stadium der Begründung der Produktionspläne zweckmäßig, den Bedarf der Betriebe mit der notwendigen Detaillierung zu berechnen, um keine Fehler bei der Aufstellung der zentralen Pläne der Produktionsentwicklung zuzulassen. Danach jedoch, wenn diese Pläne Gestalt angenommen haben, muß sich der ganze Prozeß der Verteilung der Produktion auf direkte, langfristige und vertragliche Verbindungen zwischen den Lieferbetrieben und den Konsumenten (Käufern) stützen, wobei zu den letzteren auch die örtlichen Organe des Versorgungs- und Vertriebssystems gerechnet werden müssen. Das System der planmäßigen Bindung der Konsumenten (Besteller) an die Lieferbetriebe muß nicht nur die großen Geschäftspartner erfassen, sondern auch die kleinen, und zwar durch die Bindung der örtlichen Versorgungsorgane an bestimmte Lieferbetriebe. Dann wird es möglich sein, für die überwiegende Masse der Produktion Bestellungen an gebundene Lieferbetriebe (Produzenten oder Vertriebsorgane) aufzugeben. Dies bildet seinerseits die Grundlage dafür, daß sich die Produktionspläne der Lieferbetriebe auf Verträge stützen können, und erhöht die Zuverlässigkeit der Nomenklaturplanung. Zugleich wird die Übergabe aller Funktionen der materiellen Sicherstellung der Produktion und der Realisierung der Fonds durch kleine Posten an die lokalen und zentralen (Zweig-) Organe der Versorgung und des Vertriebs die materielle Verantwortlichkeit der Versorgungs- und Vertriebsorgane erhöhen und es ermöglichen, die Prinzipien der wirtschaftlichen Rechnungsführung in die Arbeit dieser Organe einzuführen. Es versteht sich von selbst, daß der Übeigang zu einem planmäßigen Großhandel eine große organisatorische Vorbereitung erfordert. Das Netz neuer spezialisierter Lagerkapazitäten, die über ein ausreichendes Mechanisierungsniveau der Transport- und Lagerarbeiten verfügen, muß erweitert bzw. neu geschaffen werden. Im territorialen Versorgungsund Vertriebssystem muß die wirtschaftliche Rechnungs68
führung eingeführt werden. Und schließlich ist es notwendig, daß diese Organe nicht nur Bestellungen sammeln, sondern auch die Konjunktur studieren, die Nachfrage voraussehen und auf der Basis von Daten über den Bedarf der Produktion in den versorgten Industriezweigen eine optimale Reserve gewährleisten. Das ist eine aufwendige Arbeit, die es jedoch verdient, daß ihr ernsthafte Beachtung geschenkt wird. Großverbraucher müssen direkte Verträge für eine Reihe von Jahren mit den Lieferbetrieben (oder Vertriebsorganisationen) besitzen und die notwendigen Materialien auf dem Transitweg ohne den Umweg über die Lager erhalten. Dasselbe gilt auch für Waren, die Einzelanfertigungen sind, und für nichtstandardisierte Komplettierungsteile im Rahmen der Kooperation. Alle übrigen Materialien müssen in die territorialen Lager gelangen und auf der Grundlage des Großund Zwischenhandels und vorheriger Bestellungen verkauft werden. Der Vorsitzende des Staatlichen Komitees für materielltechnische Versorgung beim Ministerrat der UdSSR, V. Dymsic, schreibt über die Prinzipien der Versorgung unter den Bedingungen der Wirtschaftsreform: „Unter den Bedingungen der Wirtschaftsreform, wo die Betriebe an der besten Nutzung ihrer Umlaufmittel interessiert sind, muß ihnen die Möglichkeit gegeben werden, die benötigten Materialien auf dem einfachsten Wege zu erhalten.. . Sie müssen kaufen, was sie brauchen, soviel sie brauchen und wenn sie es brauchen." 11 Daher können, so meinen wir, der Umfang der zu realisierenden Produktion und die wichtigste Nomenklatur, die zentral festgelegt und auf der Grundlage von Anforderungen bestimmt werden, zuerst den Charakter von Kontrollziffern besitzen und danach auf der Grundlage direkter vertraglicher Verbindungen oder Aufträge präzisiert werden. Wenn der Plan im Verlauf der Erfüllung auf der Basis der Aufträge präzisiert wird, so kann man an die Einschätzung der Planveränderungen auf neue Weise herangehen. Diese Veränderungen können nur zwei Momente betreffen, die sowohl die Volkswirtschaft als auch den Betrieb interessieren: V . Dymsic, Obespecenie proizvodstva — zadaca gosudarstvennaja, in: Ekonomiceskaja gazeta, 18/1967, S. 7.
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den Umfang der Realisierung und den Gewinn. Was die Veränderungen des Umfangs der Realisierung angeht, so muß der Plan entsprechend der Summe der geltenden Bestellungen sowie der Lieferverträge oder Aufträge korrigiert werden. Garantieren diese Veränderungen zusätzlichen Gewinn, so wird der den Betrieben gestellte Plan übererfüllt, und die Interessen sowohl des Staates als auch des Betriebes sind gewahrt. Ziehen die Planänderungen jedoch eine Gewinnminderung für den Betrieb nach sich, so muß dieser Verlust auf der Basis der vollen wirtschaftlichen Rechnungsführung dem Betrieb voll ersetzt werden, und zwar entweder durch den Auftraggeber, der seinen Vertrag (seine Bestellung) ändert, oder durch die übergeordneten Organe, durch deren Handlungen der Verlust eingetreten ist. Der vorgeschlagene Mechanismus der Koordinierung von Plan und Bedürfnissen garantiert die führende Rolle des zentralen Plans, da die endgültig abgestimmten Pläne in ihrer Gesamtheit in den Zweigen (Ministerien) mit dem Volkswirtschaftsplan übereinstimmen, Bestandteile des Volkswirtschaftsplans sein müssen. Mögliche Differenzen müssen beseitigt werden. Es müssen also im Prozeß der Ausarbeitung des Planes Rückkopplungen von der Konsumtion zur Produktion wirken. In noch höherem Grade müssen diese Rückkopplungen im Verlauf der Planerfüllung über die Informationskanäle hergestellt werden. Es muß jedoch bestimmte Abstufungen der Information geben, die zum Zentrum gelangt. Redundante Information nach dem Prinzip „Alles wissen, um über alles Bescheid zu wissen" muß möglichst ausgeschlossen werden. Die Betriebe oder ihre Vereinigungen, die auf das lokale Optimum ausgerichtet sind, müssen lokale „Pannen" selbst beheben, ohne sich ans Zentrum zu wenden. Sie verfügen zu diesem Zweck über eigene Rechte, örtliche Fonds und Reserven. Dies wird auch das gesuchte Modell einer zentralen Leitung ohne ein Übermaß an Sammlung und Bearbeitung von nichtbenutzten Berichtsdaten sein. Ein Leitungssystem, das nach dem Schema „Jede Unstimmigkeit am Ort — Signal ins Zentrum — Kommando aus dem Zentrum an den Ort, die Unstimmigkeit zu beseitigen — Ausführung des Kommandos am Ort" aufgebaut ist, ist 70
schlecht und unzuverlässig. Unter den Ökonomen kann man nicht selten auch noch solche treffen, die eine etwas simple Auffassung von der Kybernetik haben. Kybernetik ist nicht einfach Steuerung, die sich auf Informationsverarbeitung gründet. Sie ist außerdem auch die ökonomischste Art der Steuerung, das heißt eine Steuerung, die ein Optimum auf der Grundlage der Verarbeitung minimal notwendiger und zugleich ausreichender Information erzielt, das heißt von Information, die zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Punkten des Raumes eintrifft. Wenn ein Flugkörper zu einem Planeten gestartet wird, dann kann die Berechnung der Bahn nicht von Anfang an ideal genau sein. Dazu wäre eine unglaublich umfangreiche Information über alle Einwirkungen auf die Bewegung des Flugkörpers erforderlich, die im voraus nicht bekannt sind. Und selbst wenn alle diese Einwirkungen vorher vollständig bekannt wären, so wären sie dennoch infolge ihrer Veränderlichkeit ungenau. Deshalb wird die Rakete zunächst in der annähernd genauen Richtung gestartet, jedoch mit einem hinreichenden Grad der Annäherung, so daß die Ungenauigkeit die Möglichkeiten der Korrektur nicht überschreitet. Dann übermitteln der Flugkörper oder die Trägerrakete selbst die minimal notwendige Zusatzinformation, das heißt, sie stellen eine Rückkopplung mit dem Steuerungszentrum her, aufgrund deren die Zusatzkommandos für die Bahnkorrektur gegeben werden. Die notwendige Genauigkeit wird also nicht mit einem Mal, sondern allmählich erreicht, auf dem Wege der Korrektur, durch die Rückkopplung und die Verarbeitung ausgewählter, wenn auch komplizierter, aber minimaler Information. Mehr noch, beim Übergang zu diesem oder jenem Objekt treten im Flugkörper eingebaute Mechanismen der Selbstregulierung in Tätigkeit, die auf der Basis von optischen oder gravimetrischen Werten arbeiten. Dies eben ist ein Beispiel für eine ökonomische Verarbeitung notwendiger und hinreichender Information im Interesse exakter Steuerung. So müssen auch die zentralen Pläne die Hauptrichtung bestimmen. Bei ihrer Ausarbeitung ist nicht sofort eine unerreichbare, ideale Genauigkeit anzustreben, notwendig ist jedoch, daß eine ausreichende Sicherheit dafür gegeben ist, daß 71
die allgemeine Wirtschaftsentwicklung in der gewünschten Richtung verläuft. Die Wirtschaftssubjekte — Produzenten und Konsumenten, die im Rahmen des einheitlichen, richtig ausgearbeiteten Plans miteinander in Beziehungen treten — müssen unter den konkreten Bedingungen der sich ändernden Umwelt durch ihre Handlungen die Erfüllung des Plans und gleichzeitig die Rückkopplung zur Präzisierung des Plans an den zahlreichen Punkten des ökonomischen Kreislaufs gewährleisten. Eine solche wechselseitige Verbindung der generellen planmäßigen Lenkung mit einem System von Rückkopplungen und einer bestimmten Selbstregulierung über die Sphäre Zirkulation und Konsumtion stellt, so meinen wir, das Wesen der Anwendung des kybernetischen Prinzips der Leitung der sozialistischen Produktion dar. Der Ware-Geld-Mechanismus tritt nicht als selbständige regulierende Kraft in Erscheinung, sondern bildet ein Instrument zur Erfüllung der zentralen Pläne. Information im Verlauf der Befriedigung der Bedürfnisse ist nicht nur zur Korrektur der laufenden Pläne nötig, sondern wird auch für die Ausarbeitung vollkommenerer Pläne für die kommenden Zeitabschnitte gebraucht. Die Wechselbeziehung von Produktion und Konsumtion wird also zuerst dem Plan zugrunde gelegt und wird dann im Prozeß der Planerfüllung realisiert. Die Übereinstimmung zwischen Produktion und Konsumtion unter unseren Bedingungen zu gewährleisten, das heißt erreichen, daß das Angebot in der Regel die Nachfrage um eine gewisse optimale Größe übertrifft. Karl Marx hat von der Notwendigkeit gesprochen, unter den Bedingungen des Sozialismus eine „fortwährende relative Überproduktion" zu haben. Er hat betont: „Solche Art Überproduktion ist gleich mit Kontrolle der Gesellschaft über die gegenständlichen Mittel ihrer eigenen Reproduktion." 1 2 Ein gewisses Mehr des Angebots gegenüber der Nachfrage muß die wirkliche Übereinstimmung zwischen ihnen garantieren. Dabei kann von einer übermäßigen Warenanhäufung überhaupt nicht die Rede sein, da man, indem man die Warenmasse und die Preise variiert, 12 Marx, K., Das Kapital, Zweiter Band, in: MEW, Bd 24, Berlin 1963 S. 465.
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immer eine vollständige Realisierung der Erzeugnisse erreichen kann. Ebenso kann keinesfalls von „Konkurrenz" gesprochen werden. Uns geht es um die planmäßige und reale Befriedigung sowohl der individuellen Bedürfnisse als auch der Bedürfnisse der Produktion.
3. Zur Optimalität der Pläne Bei einem zentralen System der Leitung der Produktion, das mit einer allseitigen Nutzung der Initiative der Werktätigen verbunden ist, bildet die Optimalität der Pläne die Garantie für die Effektivität der Produktion. Das Optimum ist jedoch ein bedingter Begriff, er ist von der Übereinstimmung mit dem gewählten Optimalitätskriterium abhängig. Kann als ein solches Kriterium unmittelbar das Ziel der sozialistischen Produktion dienen? Offenbar nicht, da dieses Ziel — die Befriedigung der gesellschaftlichen und individuellen Bedürfnisse der Werktätigen — ein umfassenderer Begriff ist. Man kann die Art der Befriedigung der Bedürfnisse auf verschiedene Weise deuten: als Maximierung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts, als Wachstum des Nationaleinkommens, als Einsparung gesellschaftlicher Arbeit usw. Die Schwierigkeiten bei der eindeutigen Formulierung des Optimalitätskriteriums sind objektiv. Manche Autoren formulieren das Optimalitätskriterium in einer sehr allgemeinen Weise: Erreichung größter Ergebnisse bei geringsten Aufwendungen. Es muß aber erklärt werden, was als „größtes Ergebnis" zu gelten hat. Andere schlagen als Optimalitätskriterium die Erhöhung der Effektivität der Produktion vor. Aber womit soll diese gemessen werden? Wir meinen, daß zwar das Ziel der Produktion und das Optimalitätskriterium bei der Planung nicht unmittelbar identisch, aber eng miteinander verbunden sind. Das Optimalitätskriterium ist deshalb unter jenen Meßziffern der Produktion zu suchen, deren Erreichung die Befriedigung der Bedürfnisse der Menschen am meisten und unmittelbar beeinflußt. Unter diesem Blickwinkel gibt es Grund anzunehmen, daß die Maximierung des Nationaleinkommens (der Nettoproduktion) in der gegenwärtigen Etappe unserer Entwicklung als das ge73
suchte Kriterium anzusehen ist. Aber so eindeutig kann das Kriterium dennoch nicht formuliert werden. Stützt man sich darauf, so muß man als Bedingungen eine Reihe von zusätzlichen Forderungen aufstellen. Zum Beispiel, daß das Nationaleinkommen nicht nur absolut, sondern auch pro K o p f der Bevölkerung und, berücksichtigt man den hohen Beschäftigungsgrad, für jeden Werktätigen steigt; daß die Proportionen zwischen dem Akkumulationsfonds und dem Konsumtionsfonds optimal sind, das heißt gleichzeitig ein dynamisches Wachstum der Produktion und der Konsumtion gewährleisten. Da dieses Kriterium nicht absolut ist, kann es auch nicht von der historischen Situation getrennt werden; das heißt, man muß auch die Frist der Optimierung selbst festlegen. Und, was die Hauptsache ist, den wechselseitig verbundenen Kriterien muß eine quantitative Bestimmtheit gegeben werden, ohne die eine optimale Planung die Basis verliert. Betrachten wir einige Standpunkte zu diesem Problem. So hat A. I. Notkin, der mehr als andere über die Optimalität der Wirtschaftsentwicklung geschrieben hat, das Hauptaugenmerk auf die Formulierung der Voraussetzungen der Optimalität gelegt. 13 Die von ihm formulierten Voraussetzungen sind unzweifelhaft richtig, es kann aber nicht bewiesen werden, daß sie zur Erreichung des Optimums genügen. Auf der Basis einer Reihe von Überlegungen schlägt Notkin auch eine im ganzen akzeptable Frist der Optimierung vor — 10 Jahre. Aber der Autor gibt keine quantitative Definition dieses Kriteriums. Ein anderes Herangehen an das Problem ist für viele Arbeiten von Vertretern der optimalen Planung charakteristisch. Ein endgültiges Kriterium der Optimalität der Produktion wird in den Arbeiten dieser Richtung meist nicht begründet. Ein solches Kriterium wird als vorgegeben betrachtet, zum Beispiel die Maximierung der Konsumtion oder der Endproduktion oder des Nationaleinkommens. Gelöst wird eine andere Aufgabe: Wie muß die optimale Struktur der Produktion (die „Vektoren der Ressourcen") beschaffen sein, um eine Maximierung, — sagen wir des Umfangs der Konsumtion bei bestimmten Begrenzungen hinsichtlich der Kapazitäten, der 13
A . N o t k i n , K voprosu o kriterii optimal'nosti e k o n o m i c e s k o g o razvitija, in: Voprosy ekonomiki, 8/1966.
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Rohstoff- und Arbeitskräfteressourcen und dergleichen und ausgehend von den Bedingungen des Gleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage — zu erreichen. Als Kriterium der endgültigen Optimalität der gesellschaftlichen Produktion wird nicht selten die Maximierung des Konsumtionsfonds gewählt (oder des Nationaleinkommens mit einem bestimmten Anteil des Konsumtionsfonds). A. Kacenelinbojgen und S. Satalin halten es für zweckmäßig, die Struktur der Konsumtionsmittel auf der Basis des Studiums der Nachfrage der Bevölkerung und unter Berücksichtigung der unentgeltlichen, nicht marktgebundenen Fonds sowie des Einflusses der Entwicklung der Produktion, der wissenschaftlichen Entdeckungen und der Empfehlungen über die Zusammensetzung der Konsumtionsressourcen zu bestimmen. 14 Wesentlich für unsere Zwecke ist es festzuhalten, daß das Optimum als in der Sphäre der Bedürfnisbefriedigung liegend anerkannt wird (dabei werden die individuellen und die gesellschaftlichen Bedürfnisse in einem Begriff „gesellschaftliche Bedürfnisse" zusammengefaßt). Dies bedeutet eine Maximierung des Nationaleinkommens (oder des Endprodukts), aber nicht nur in seiner Wertform, sondern unter Berücksichtigung auch der naturalen Struktur. In anderen Arbeiten derselben Schule wird direkt geschrieben: „Kriterium der Optimalität für ein ökonomisches System ist die maximale Befriedigung der gesellschaftlichen Bedürfnisse." 15 Und es wird schließlich anerkannt, daß die Zielfunktion der Konsumtion nur auf den Ergebnissen von Haushaltsuntersuchungen aufgebaut werden kann, wobei die Repräsentativität dieser Untersuchungen gewährleistet sein muß. Es wird die These aufgestellt, daß, wenn die Preise (ausgehend von einem optimalen Plan, der die maximale Befriedigung der Bedürfnisse garantiert) festgelegt worden sind, das Kriterium der Rentabilität der Betriebe die Beachtung des 14
A . Kacenelinbojgen,
S. Satalin, Vopcosy primenenija matematiki v
ekonomiceskoj teorii, in: V o p r o s y ekonomiki, 4/1967. 15
V.
Volkonskij, Ekonomiko-matematiceskie
metody
i teorija
plani-
rovanija i upravlenija narodnym chozjajstvom, in: V o p r o s y ekonomiki, 3/1967, S. 52.
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volkswirtschaftlichen Optimums gewährleisten muß (jedenfalls im Prinzip, noch befinden sich alle diese Aufgaben im Stadium der Modellierung). Hier ist anzumerken, daß das Kriterium der Rentabilität wirksam sein kann, wenn der Gewinn den Zuwachs an neu geschaffenem Wert bei wachsender Arbeitsproduktivität ausdrückt. Mit anderen Worten, wenn man den Gewinn bestimmt, muß der Einfluß gestiegener Preise (ohne entsprechende Erhöhung der Qualität der Erzeugnisse) und der Einfluß von bewußten Sortimentsverschiebungen in Richtung auf teurere Waren ausgeschlossen werden, besonders unter den Bedingungen einer ungesättigten Nachfrage. Ebenso muß die genaue Einhaltung der vertraglichen Lieferungen in Umfang und Sortiment eine obligatorische Bedingung für die Prämierung der Arbeit der Betriebe sein. Im Hinblick auf die Vereinbarkeit des Kriteriums der Maximierung der Bedürfnisbefriedigung und des Kriteriums des Wachstums der Arbeitsproduktivität sind interessante Gedanken von A. Aganbegjan und K . Bagrinovskij geäußert w o r d e n . D i e Autoren schlagen vor, zwei wechselseitig verbundene Aufgaben auf das Optimum hin zu lösen: erstens die Maximierung der Befriedigung der gesellschaftlichen Bedürfnisse und, zweitens, die Minimierung der gesamten Arbeitsaufwendungen. I n beiden Aufgaben wird die beste Ausnutzung der Ressourcen (ihres »-dimensionalen Vektors) bei einer Begrenzung dieser Ressourcen vom Gesichtspunkt der verschiedenen Zielfunktionen bestimmt: in der ersten Aufgabe des Maximums an Konsumtion, in der zweiten Aufgabe des Minimums an Arbeitsaufwand. Dabei bildet in der ersten Aufgabe die optimale Ausnutzung des Arbeitskräftepotentials eine zusätzliche Begrenzung, und in der zweiten Aufgabe erscheint als eine solche Begrenzung das Optimum der ersten Aufgabe, das heißt die maximale Befriedigung der Bedürfnisse. Es wird bewiesen: Wenn der ersten Aufgabe noch die Bedingung auferlegt wird, das Arbeitskräftepotential vollständig zu nutzen, dann und nur dann lassen sich zwei solche Gebiete zulässiger Pläne finden, in denen die Extremalpunkte („Sattel16
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A . Aganbegjan, K . Bagrinovskij, O zadacach narodnochozjajstvennogo optimuma, in: Voprosy ekonomiki, 10/1967.
punkte") für jede beliebige Art von Ressourcen übereinstimmen. Mit anderen Worten, die Produktion jeder Ressource in einem dem gegebenen Punkt entsprechenden Ausmaß ist notwendig, und die Ressource wird auf die beste Weise sowohl zur Befriedigung der Bedürfnisse als auch im Sinne der Einsparung gesellschaftlicher Arbeit genutzt. Die Bedingung der vollen Nutzung des Arbeitskräftepotentials ist im vorliegenden Fall überaus wesentlich. Ohne Beachtung dieser Bedingung kann als optimales Kriterium nicht die Maximierung der Bedürfnisbefriedigung, sondern die Minimierung der Arbeitsaufwendungen in Erscheinung treten, was allein für sich die Effektivität der Produktion nicht gewährleistet. Dies macht es möglich, bei der Ausarbeitung eines optimalen Plans nicht nur von der gesellschaftlichen Nützlichkeit der Ressourcen auszugehen (das heißt von der Einschätzung ihres Einflusses auf den Zuwachs des Endverbrauchs), sondern auch die Arbeitsaufwendungen in die Betrachtung einzubeziehen (Arbeitsaufwendigkeit, Selbstkosten, Effektivität der Investitionen). „Optimale Preise, die in Arbeit ausgedrückt sind", schreiben Aganbegjan und Bagrinovskij, „sind ebenso zulässig wie Preise, die in Einheiten gesellschaftlicher Nützlichkeit ausgedrückt sind . . . Die quantitative Bedingtheit und die Korrelationen optimaler Preise der einen wie der anderen Art sind gleich." Diese Aufgaben können auch dynamisch durch die Heranziehung zeitlich unterschiedlicher Aufwendungen mit Hilfe der Diskontierungsmethode gelöst werden. Bei der Akzeptierung beider (und nur beider) Begrenzungen kann die Orientierung auf die Rentabilität der einzelnen Betriebe die Auswahl von Lösungen garantieren, die in Hinblick auf die Ziele der sozialistischen Produktion tatsächlich optimal sind. Fügen wir hinzu, daß das von uns in der Arbeit vorher vorgeschlagene Kriterium des Optimums — die Zunahme des Nationaleinkommens je Beschäftigten — eigentlich von sich aus bedeutet, daß das Kriterium der Maximierung der Bedürfnisbefriedigung und das der Minimierung der Arbeitsaufwendungen zusammenfallen, denn die volkswirtschaftliche Kennziffer der Steigerung der Arbeitsproduktivität ist die Vergrößerung des Nationaleinkommens je Beschäftigten. Aber die 77
mathematische Behandlung dieser Frage besitzt große Bedeutung. Sie zeigt die Möglichkeit der Aufstellung der Pläne für die Entwicklung der Produktion und der Preise nach einzelnen Erzeugnisarten (Vektoren der Ressourcen), ausgehend von der gleichzeitigen Erreichung der Kriterien, und das heißt, nicht insgesamt nach der Wertmasse der Produktion, sondern mit der für die Einwirkung auf die Produktion notwendigen konkreten Differenzierung der Produktionspläne und Preise. Wie wir sehen, neigt die Mehrzahl der Autoren dazu, das Kriterium der Optimalität im Bereich der Befriedigung der gesellschaftlichen und individuellen Bedürfnisse zu suchen. Eine andere Behandlung des Kriteriums der Optimalität wird von L. Evstigneeva und L. Nikiforov vorgeschlagen. 17 Sie formulieren dieses Kriterium zunächst als Erhöhung der Effektivität der Produktion. Danach teilen sie ihre Auffassung über Effektivität mit: Wachstum des gesellschaftlichen Gesamtprodukts, das unter der Bedingung Kriterium sein kann, daß die Akkumulationsrate das weitere, ununterbrochene Wachstum des gesellschaftlichen Produkts gewährleistet, zugleich aber den erreichten Lebensstandard nicht senkt. Die Autoren sagen nichts über das Endprodukt, nichts über das Nationaleinkommen. Sie halten es für unmöglich, von der Struktur des Konsumtionsfonds auszugehen, da die Struktur der Produktion der Abteilung II ihrer Meinung nach völlig unabhängig von der Struktur der Produktion von Produktionsmitteln ist. Die Autoren schreiben im ganzen richtig, daß die Konsumtion selbst eine Funktion der Produktion ist, was aber gerade dem von ihnen geäußerten Gedanken der Unabhängigkeit der Struktur der Konsumtion von der Produktion der Produktionsmittel widerspricht. Sie meinen weiter, daß man bei der Formulierung des Optimalitätskriteriums „von den Reproduktionsbeziehungen" auszugehen habe. Diese Beziehungen können unserer Meinung nach jedoch nicht passiv hingenommen werden. Da sie historisch entstanden sind, müssen sie im Interesse des klar erkannten Zieles der Produktion aktiv umgestaltet werden. Und da die Produktion auf nichts anderes als auf die Befriedigung der gesell17
L. Evstigneeva, L. Nikiforov, O kriterii optimal'nosti, in: V o p r o s y ekonomiki, 4/1967.
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schaftlichen Bedürfnisse gerichtet sein kann, so kann und muß die Umgestaltung der Reproduktionsbeziehungen beginnen (ausgehend von den Endzielen) mit der Bestimmung des Endprodukts nach Umfang und Struktur, und zwar zunächst des für die nichtproduktive Sphäre bestimmten und dann auch des für die produktive Sphäre bestimmten Endprodukts. Die Autoren selbst bestreiten nicht, daß eine Optimierung der Struktur der Konsumtion notwendig ist, sie bildet jedoch nach Auffassung der Autoren eine „sekundäre Aufgabe". Hier wirkt sich, meinen wir, das Fehlen von Unterschieden im Herangehen an das Studium der Wirklichkeit und an die Umgestaltung dieser Wirklichkeit aus. Für die planmäßige Einwirkung auf die Produktion reicht es nicht aus zu wissen, wo das Kriterium der Optimalität zu suchen ist. Man muß auch unter Berücksichtigung der realen Situation eine quantitative Charakteristik der Optimierungskriterien besitzen. Das Problem der Optimierung läuft unter diesem Gesichtspunkt auf zwei Fragen hinaus: Welches Wachstumstempo des Nettoprodukts ist als optimal anzusehen, und wie muß das Verhältnis zwischen dem zur Konsumtion und dem zur Akkumulation bestimmten Teil in diesem Produkt aussehen? (Das bedeutet die Lösung des sogenannten ZweiSektoren-Modells des optimalen Plans.) Darin liegt der Kern des Problems. Die Einteilung des Nationaleinkommens in den zur Konsumtion und den zur Akkumulation bestimmten Teil fußt im Sozialismus auf einer bereits sichtbar gewordenen objektiven Gesetzmäßigkeit. In allen sozialistischen Ländern, in denen es eine zentrale planmäßige Leitung gibt, ist schon seit einer Reihe von Jahren eine recht stabile Korrelation zu beobachten: etwa 75 Prozent des Nationaleinkommens werden für die Konsumtion (die individuelle und die kollektive) und etwa 25 Prozent für die Akkumulation und andere Belange verwendet. Im allgemeinen Rahmen der festgestellten gesetzmäßigen Korrelationen kann es jedoch zu Verschiebungen kommen, die von außerordentlicher Bedeutung sind. Diese Korrelationen behindern nicht die aktive und bewußte ökonomische Einwirkung auf eine Veränderung der Raten der Konsumtion und Akkumulation um 2 bis 3 Prozent in die eine oder andere 79
Richtung hin, was von einer wachsenden Effektivität der Produktion zeugen kann. So kann zum Beispiel bei einer Erhöhung der Konsumtionsrate auf 78 Prozent die Akkumulationsrate auf 22 Prozent sinken. Durch eine Senkung der Fondsintensität kann jedoch von diesen 22 Prozent Akkumulation mehr Produktion gewonnen werden als vorher von 25 Prozent, die schlechter genutzt wurden. Das Optimum ist die beste der möglichen Verbindungen des Wachstumstempos und der Korrelationen des Konsumtionsund des Akkumulationsfonds. Diese Verbindungen müssen die Interessen sowohl der gegenwärtigen als auch der zukünftigen Generationen berücksichtigen. Die bürgerliche Propaganda (so zum Beispiel der Soziologe Raymond Aron) verbreitet die These, das Geheimnis des hohen Entwicklungstempos der Produktion in der Sowjetunion sei ganz einfach: Konsumeinschränkung im Namen der Akkumulation. Es gibt aber hier keinerlei Geheimnis. Bekanntlich hat die Sowjetunion für die Schaffung ihrer industriellen und militärischen Macht keine Kredite von außen erhalten. Es ist bekannt, daß wir uns in vielem einschränken mußten, um die Verteidigung und die Schaffung der materiell-technischen Basis des Sozialismus zu gewährleisten. Und das verdient Achtung. Die Europäer, die mit der Befreiung von der Hitlerpest eine außerordentlich wertvolle „Dividende" von der sowjetischen Wirtschaft erhalten haben — diese Befreiung war in hohem Maße dank unserer hoch entwickelten Industrie möglich und wurde um den Preis der Beschränkung der Lebensbedürfnisse geschaffen —, diese Europäer sollten dieser großen, historischen Leistung des sowjetischen Volkes die gebührende Achtung zollen. Unter den Bedingungen des vollständigen und endgültigen Sieges des Sozialismus gewinnt das Problem der Feststellung der optimalen Korrelation zwischen dem Konsumtionsfonds und dem Akkumulationsfonds besondere Aktualität. In einer gewissen Etappe beginnt die Beschränkung des Verbrauchs, zu einem Hindernis für die effektive Akkumulation zu werden. Die Anreize zur Arbeit werden schwächer, wodurch der Prozeß der Akkumulation der Produktionsfonds und der Nutzung dieser Fonds weniger effektiv wird. Es muß also nicht nur aus ethischen, sondern aus rein wissenschaftlichen, 80
ökonomischen Gründen ständig ein solches Optimum bestimmt werden, bei dem der Konsumtionsfonds die Quelle einer hinreichenden Stimulierung des Arbeitsprozesses ist und damit die Erweiterung der Produktion und das Wachstum der Effektivität der Produktion gewährleistet. Das Streben, daß der zur Konsumtion bestimmte Teil des Nationaleinkommens von Jahr zu Jahr zunimmt und dem allgemeinen Wachstumstempo des Nationaleinkommens nahe kommt, ist ganz natürlich. Dabei darf die Effektivität der Ausnutzung des Akkumulationsfonds nicht sinken. Darauf eben ist auch das ganze System von Maßnahmen der ökonomischen Einwirkung auf die Produktion gerichtet, das die Wirtschaftsreform vorsieht. Eine Vergrößerung des Anteils am Nationaleinkommen, der zur Konsumtion bestimmt ist, muß nicht unbedingt und immer zu einer Verlangsamung des Entwicklungstempos der Produktion führen. Es geht um eine solche Korrelation, bei der das gestiegene Niveau der Konsumtion einen starken Stimulus für das Wachstum der Produktivität der gesellschaftlichen Arbeit bildet. Dann können bei geringeren Aufwendungen große Produktionskapazitäten geschaffen werden. Und es gibt keinen Zweifel daran, daß diese Möglichkeit real ist. Betrachten wir nun die historisch bedingten Faktoren einer quantitativen Charakteristik des Optimalitätskriteriums. Bei der quantitativen Bestimmung des Optimalitätskriteriums unserer Entwicklung muß von der Notwendigkeit ausgegangen werden, den Lebensstandard des sowjetischen Volkes zu heben. Es ist klar, daß man bei der Berechnung der Varianten optimaler Pläne mit dem Endprodukt beginnen muß, das sowohl das Volumen des Nettoprodukts als auch den Umfang des darin enthaltenen Konsumtionsfonds bestimmt. Dies ist die Antwort auf die Frage, was man in einer ersten Annäherung als die gesuchte Größe und was man als die Ausgangsbedingungen zu betrachten hat. In einer so komplizierten Aufgabe, wie es die Gewinnung eines optimalen Entwicklungsplanes für die Volkswirtschaft anhand eines dynamischen Modells ist, können und müssen die gesuchten Größen und die Ausgangsgrößen nach jeder Annäherung — also mehrmals — die Plätze tauschen. Zuerst werden wir von der für die Jahre gewünschten Größe des Nettoprodukts und des darin enthaltenen Konsumtions6
Libecman, ö k o n . Methoden
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fonds je Kopf der Bevölkerung (bei den gegebenen Preisen) zu den erforderlichen Ressourcen übergehen. Danach werden wir, indem wir die Ressourcen mit den Ausgangsdaten vergleichen, uns in einer zweiten Annäherung von den korrigierten Ressourcen und Preisen den notwendigen Tempi und den Zuwachsgrößen des Nettoprodukts und des Konsumtionsfonds zuwenden. Natürlich werden die Ressourcen von einer Iteration zur anderen nicht passiv aufgefaßt, sondern ändern sich im Zusammenhang mit der Verwirklichung der Programme der Investitionen, mit dem Import, mit der Auswahl der optimalen Struktur der technologischen Varianten und der Veränderung der Preise. Mit anderen Worten, es müssen sowohl die Methoden der Verflechtungsbilanzen als auch die Prinzipien der optimalen Planung angewendet werden. Indem wir die gesuchten Größen und die Ausgangsgrößen die Plätze tauschen lassen und den Unterschied zwischen den Ergebnissen allmählich verringern, müssen wir schließlich zur Formulierung von Wachstumstempi des Nettoprodukts in konstanten Preisen je Kopf der Bevölkerung kommen, zu Werten, die den optimalen nahe kommen und in höchstem Maße wahrscheinlich sind. Da wir auch die Preise verändern werden, so werden sich auch die Wachstumstempi des Nationaleinkommens zu laufenden Preisen verändern. Das Nationaleinkommen muß so vergrößert werden, daß die Zunahme der Konsumtion nicht nur stabil, sondern auch beschleunigt ist. Betrachten wir diese Frage etwas genauer. Nehmen wir an, daß wir im Verlauf einer Zeit t das Nationaleinkommen und den Konsumtionsfonds um irgendeine Größe steigern wollen. Diese Bedingung erfordert einen bestimmten Zuwachs des Volumens der Investitionen bei einem gegebenen Effektivitätskoeffizienten. Die Ressourcen der Investitionen sind jedoch durch die Akkumulationsrate im Nationaleinkommen begrenzt. Wir wählen jene Varianten aus, bei denen wir uns innerhalb der geplanten Akkumulationsrate befinden, und überprüfen sie am Arbeitskräftepotential und am Wachstumstempo der Arbeitsproduktivität, das mit dem Wachstumstempo des Ausstattungsgrades der Arbeit funktional verbunden ist. Gewährleistet das Wachstum der Arbeitsproduktivität das notwendige Wachstum des Brutto82
produkts, des Endprodukts und des Nettoprodukts, so heißt das, daß sich unter den „günstigen" Varianten auch die gesuchte befindet. Ist es jedoch 2ur Erreichung des erforderlichen Wachstums der Arbeitsproduktivität notwendig, die Fondsausstattung zu erhöhen, so muß die Akkumulationsrate vergrößert werden. Um dabei die Konsumtionsrate nicht zu kürzen, kann es in gewissen Grenzen notwendig sein, Valutareserven zu benutzen. Reicht dagegen der Akkumulationsfonds für die Erweiterung der Fondsausstattung der Arbeit mehr als aus (durch Steigerung der Fondseffektivität), so wird es möglich, den Konsumtionsfonds zu vergrößern und damit den Optimierungszeitraum von t auf t-k Jahre zu verkürzen. Wenn schließlich irgendwelche Korrelationen im Prozeß der Annäherung an die Lösung der Aufgabe über die Grenzen des real Möglichen hinausgehen, so müssen Varianten mit „schlechteren" Optimierungszeiträumen berechnet werden, das heißt nicht t, sondern / + / J a h r e . Halten wir fest, daß das Kriterium des Niveaus der Konsumtion hier nicht als allein ausreichend herausgestellt wird. Es geht vor allem um die Zunahme des Nationaleinkommens sowohl je Kopf der Bevölkerung als auch je Werktätiger. Und das ist nichts anderes als das Kriterium der Zunahme der Produktivität der gesellschaftlichen Arbeit. Das heißt, alle Befürchtungen, das Primat der Produktion gegenüber der Konsumtion werde ignoriert, sind überflüssig. Weiter wird die Forderung erhoben, daß der Konsumtionsfonds je Kopf der Bevölkerung eine gewisse Zeit hindurch nicht langsamer wachsen solle als das ganze Nationaleinkommen. Anders ausgedrückt, die Konsumtion soll entsprechend der Zunahme der Arbeitsproduktivität wachsen. Dem ist hinzuzufügen, daß in einzelnen Perioden das Wachstumstempo des Konsumtionsfonds das Wachstumstempo des Nationaleinkommens insgesamt etwas übertreffen kann, unter der Bedingung freilich, daß die Effektivität jeder akkumulierten Einheit des Zuwachses an Nationaleinkommen in laufenden Preisen schneller steigt. Es versteht sich von selbst, daß, wenn von der Maximierung der Befriedigung der Bedürfnisse gesprochen wird, nicht von einem „Sprung" der Konsumtion zum Ende der als optimal 6*
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gewählten Planperiode die Rede ist, sondern von einem allmählichen Wachstum. Höchstwahrscheinlich werden die Wachstumsstufen der ersten Jahre höher sein müssen. Eine Variante, bei der es in der gegenwärtigen Etappe nötig wäre, im Verlauf von sieben bis neun Jahren verstärkt zu akkumulieren, um dann im achten oder neunten Jahr in Form eines einmaligen starken Konsumzuwachses sozusagen „die Ernte einzubringen", ist kaum möglich. Ein solches Modell ist überhaupt unrealistisch, da jede Schmälerung der Konsumtion ein Absinken des Wachstums der Arbeitsproduktivität nach sich ziehen kann, das heißt eine Verminderung eben der Akkumulation. Es ist daher notwendig, eine Abhängigkeit zwischen dem Konsumtionszuwachs und dem Zuwachs des Nationaleinkommens herzustellen, die sicher vom Wachstum der Arbeitsproduktivität abgeleitet werden muß. Und wenn man eine solche Abhängigkeit kennt, so ist es durchaus möglich, zu Beginn der Optimierungsperiode als Gewähr für ein Wachstum der Produktion eine Erhöhung der Konsumtion anzustreben. Dies ist eine schwierige Aufgabe, die aber bei Berücksichtigung der bei uns vorhandenen wissenschaftlichen Kräfte der Ökonomen, Kybernetiker und Mathematiker durchaus lösbar erscheint. Das Optimum muß konkret formuliert werden: In soundso viel Jahren ist ein bestimmter mittlerer Lebensstandard zu erreichen, wozu das Nationaleinkommen insgesamt und je Beschäftigten von Jahr zu Jahr um soundso viel Prozent und der Umfang der Konsumtion in vergleichbaren und laufenden Preisen um soundso viel Prozent zu wachsen haben. Viele werden sagen, daß dies eine außerordentliche Vereinfachung sei, daß die Sache viel komplizierter sei usw. Wenn sich aber viele widersprüchliche Fakten und Ziffern, Korrelationen und Koeffizienten auftürmen, so ist es manchmal nützlich, von vielen Umständen zu abstrahieren. Die Möglichkeit, in großem Umfang wirtschaftlich beweglich zu operieren, ist einer der wichtigsten Vorzüge der planmäßigen Leitung der Wirtschaft. In den dreißiger Jahren schritt unser Staat zu einer gewissen Einschränkung der Konsumtion im Interesse eines möglichst schnellen Aufbaus einer mächtigen Industrie. Heute sind die notwendigen Voraussetzungen dafür vorhanden, zwei Aufgaben zu lösen: Ressour-
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cen für die weitere Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus der Werktätigen freizustellen und, zweitens, sich vom „Defizit" frei zu machen und zu einer planmäßigen Verteilung der Produktionsmittel durch den Großhandel überzugehen. All dies ist eng mit unserer Wirtschaftsreform und mit der Optimierung der Planung verbunden. Wir brauchen eine historisch konkrete Optimierung und nicht die Fixierung irgendwelcher bestimmter Korrelationen für alle Zeiten. Anders ausgedrückt, man muß mit einer „variablen Optimierung" arbeiten. Im jetzigen Zeitraum ist es wichtig, kräftige Stimuli für die Steigerung der Arbeitsproduktivität zu schaffen und damit das Defizit in Versorgung und Konsumtion zu überwinden. Die Varianten einer „variablen Optimierung" sollten jedenfalls durchgerechnet und erörtert werden. Möglich ist auch ein anderes Herangehen an die Bestimmung der optimalen Korrelationen zwischen den Wachstumstempi der Akkumulationsrate und der Konsumtionsrate des Nationaleinkommens — die Nutzung des Prinzips der Allgemeinheit der Arbeit im Sozialismus und der sich daraus ergebenden Vollbeschäftigung der Werktätigen. Daraus folgt, daß der Akkumulationsfonds jedes Jahr mindestens um die Größe des Wertes aller neuen Arbeitsplätze wachsen muß, die für die neu in die Produktion eintretenden sowie für die Werktätigen gebraucht werden, die auf Grund der zunehmenden Mechanisierung und Automatisierung der Arbeitsprozesse von einem Produktionsbereich zu einem anderen überwechseln. Auf diese Weise kann man die untere Grenze der Vergrößerung des Akkumulationsfonds bestimmen. Andererseits jedoch muß der Akkumulationsfonds in einer Weise zunehmen, daß der Konsumtionsfonds je Kopf der wachsenden Bevölkerung jedenfalls nicht sinkt. Dies ist die obere Grenze für das Wachstum des Akkumulationsfonds. 18 Bei der Bestimmung des Wertes neuer Arbeitsplätze und ihrer Effektivität (unter Berücksichtigung der Vergrößerung des Schichtkoeffizienten) gibt es große Schwierigkeiten. Nehmen wir an, wir hätten diese Schwierigkeiten überwunden und 18
L. Logvinov, Vseobscnost' Kommunist, 15/1968.
truda,
proizvodstvo,
nakoplenie,
in:
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Anhaltspunkte für eine planmäßige Voraussicht der Korrelation zwischen dem Konsumtionsfonds und dem Akkumulationsfonds gewonnen. Aber als Kriterien dienen nicht nur die Vollbeschäftigung und das erreichte Niveau der Konsumtion. Das Problem besteht darin, bei Gewährleistung der Vollbeschäftigung eine wesentliche Steigerung des Pro-KopfVerbrauchs zu erreichen, und zwar ohne Absinken der Effektivität bei der Ausnutzung des Akkumulationsfonds. Dies kann erreicht werden, wenn jeder Arbeitsplatz einen immer größeren Nutzeffekt gewährleistet, wenn die Fondsintensität der Erzeugnisse gesenkt wird. In diesem Falle kann der Wert eines Arbeitsplatzes relativ so weit gesenkt werden, daß der Unterschied zwischen der unteren und der oberen Grenze des Akkumulationsfonds erheblich zunimmt. Das heißt, die auf dem Prinzip der Allgemeinheit der Arbeit aufbauende Methode ist für sich allein unzureichend. Im voraus festgelegte Zuwachsraten des Konsumtionsfonds bleiben offenkundig die notwendige Bedingung für die Optimierung der Korrelation zwischen der Akkumulationsrate und der Konsumtionsrate. Aber diese Korrelation muß anhand des Kriteriums der Vollbeschäftigung überprüft werden. Mit anderen Worten, der Konsumtionsfonds darf nicht so stark wachsen, daß der Akkumulationsfonds nicht mehr ausreicht, um die Vollbeschäftigung der neu in die Produktion Eintretenden und der Werktätigen zu sichern, die durch den technischen Fortschritt in diesen oder jenen Bereichen der Produktion freigesetzt werden. Daraus folgt, daß die Steigerung der Effektivität der Arbeitsplätze, die Senkung der Fondsintensität und der Kapitalintensität der Produkte außerordentlich wesentliche Bedingungen für die Erhöhung der Effektivität der Produktion sind. Und dies ist bei der Berechnung optimaler Pläne stets zu beachten. Das Problem der Suche nach einem Kriterium für die Optimalität der Pläne ist in methodischer Hinsicht einzelnen Problemen ähnlich, die sich bei der ökonomischen Prognose ergeben. Man kann der Feststellung beipflichten: „Einen Hauptaspekt der langfristigen ökonomischen Prognosen bildet die Prognose der gesellschaftlichen Bedürfnisse, der produktiven wie der nichtproduktiven. Dies ist ein überaus aktuelles theoreti86
sches und praktisches Problem." 19 Es ist jedoch wenig ausgearbeitet und hat in der ökonomischen Literatur kaum Niederschlag gefunden.
4- Zur Fondsintensität der Produktion Manche Schwierigkeiten bei der Formulierung der Optimalitätskriterien ergeben sich daraus, daß das Problem der Fondsintensität der Produktion nicht genügend ausgearbeitet ist. Wir gehen von der Annahme aus, daß das Nettoprodukt und das Nationaleinkommen (als sein anderer Ausdruck) von Jahr zu Jahr wachsen. Und da auch der Konsumtionsfonds in nicht geringerem Maße wachsen muß, so heißt das, die Fondsintensität der Produktion muß im Prinzip nicht wachsen, es ist vielmehr erwünscht, daß sie sinkt. Indessen war in gewissen Perioden in der UdSSR ein Ansteigen der Fondsintensität zu beobachten. So sank die Fondsintensität der Nettoproduktion von 1940 bis 1962 um 23 Prozent. Dabei sank sie jedoch im Zeitraum von 1952 bis 1958 nur um 3 Prozent und stieg von 1958 bis 1962 um annähernd 10 Prozent an. Manche Ökonomen betrachten die Erhöhung der Fondsintensität als eine Notwendigkeit, die im Zusammenhang mit der Steigerung der Arbeitsproduktivität steht. Tatsächlich war eine solche Tendenz in vielen Ländern, darunter auch bei uns, in der Periode des Übergangs von der manuellen Produktion oder teilmechanisierten Produktion zur mechanisierten Produktion zu beobachten. Wenn jedoch die entwickelte industrialisierte Produktion bereits geschaffen ist, dann macht diese Tendenz einer systematischen Senkung der Fondsintensität Platz. Wie E. A. Gromov gezeigt hat, ist diese stabile Tendenz in der Geschichte der industriellen Entwicklung der USA gut zu verfolgen. 2 o Und auch bei uns ist ja seit einer Reihe von Jahren ein Prozeß der Senkung der Fondsintensität der Produktion sichtbar. Die Perioden der Zunahme der Fondsintensität sind wohl vor allem durch Disproportionen sowohl in 19
20
A. Efimov, V. Kiricenko, Naucnoe prognozirovanie razvitija ekonomiki SSSR, in: Kommunist, 5/1967, S. 94. E. A. Gromov, O faktorach povysenija effektivnosti obscestvennogo proizvodstva, Moskau 1964.
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der Entwicklung von Industrie und Landwirtschaft als auch innerhalb der Industrie selbst sowie durch eine sinkende Effektivität der Bau- und Montagearbeiten zu erklären. Folglich ist dies kaum irgendeine objektive Notwendigkeit. In einem gewissen Maße erklären sich die Schlußfolgerungen über ein Wachstum der Fondsintensität der Produktion auch daraus, daß man häufig dazu neigt, die Proportionen der gesellschaftlichen Produktion auf Grund der Struktur des gesellschaftlichen Gesamtprodukts zu beurteilen. Und da es eine Tendenz zur Verringerung des Anteils des Nettoprodukts am Umfang des Bruttoprodukts gibt, so wird daraus geschlossen, daß die Zunahme des Anteils der vergangenen Arbeit am Wert der Produktion eine direkte Folge des technischen Fortschritts und des Wachstums der organischen Zusammensetzung der Fonds sei; also sei das Wachstum der Fondsintensität eine gesetzmäßige Erscheinung. In diesem Zusammenhang wenden wir uns der Frage zu, wie denn die Proportionen der gesellschaftlichen Produktion zu beurteilen sind. Es gibt bei vielen unserer Ökonomen bis heute keine Klarheit darüber, welche Form des gesellschaftlichen Produkts als Grundlage für die Beurteilung der Proportionen der Produktion und das Niveau ihrer Effektivität zu dienen hat — das Bruttoprodukt oder das gesellschaftliche Produkt, die Nettoproduktion oder das Nationaleinkommen? Diese Situation ist offenbar dadurch zu erklären, daß manche in der Formel von Marx für die Wertgröße des jährlichen Produkts des Kapitals (c + v -f- m) unter c das ganze avancierte konstante Kapital oder den vollen Wert der Grundfonds und der Umlauffonds und unter v ein besonderes variables Kapital (in Geldform, das zum Erwerb der Arbeitskraft notwendig ist) verstanden haben. Anlaß zu einer solchen Deutung hat offensichtlich die unvollständige Zitierung jener Stelle aus dem „Kapital" gegeben, in der es heißt: „. . . wird der Vereinfachung halber angenommen, daß das konstante Kapital überall gleichmäßig ganz in das jährliche Produkt dieser Kapitale eingeht." 21 Am Anfang desselben Absatzes wird aber gesagt: „Wie groß nun der 21 Marx, K „ Das Kapital, Dritter Band, in: M E W , Bd 25, Berlin 1964, S. 164.
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wirkliche Wert seines Produkts, hängt davon ab, wie groß der fixe Teil des konstanten Kapitals, und wieviel davon als Verschleiß in das Produkt eingeht, wieviel nicht. Da dieser Umstand aber völlig gleichgültig für die Profitrate und also für die vorliegende Untersuchung, wird der Vereinfachung halber angenommen, daß das konstante Kapital überall gleichmäßig ganz in das jährliche Produkt dieser Kapitale eingeht." 22 Wir sehen, Marx verstand unter c nur den Verschleiß der grundlegenden Arbeitsmittel und den mehrfachen Umschlag der Arbeitsgegenstände. Viele, darunter Werner Sombart und andere, haben Marx Inkonsequenz oder Unklarheit bei der Darlegung dieser Frage vorgeworfen. Erinnern wir uns an die wichtigsten Feststellungen aus dem ersten Band des „Kapitals", wo die Symbole c, v und m in die Analyse eingeführt werden: „Nun haben wir aber gesehen, daß der aus Arbeitsmitteln bestehende Teil des angewandten konstanten Kapitals nur ein Stück seines Wertes an das Produkt abgibt, während ein andres Stück in seiner alten Existenzform fortdauert." 23 Und weiter: „Der Wertteil c, der das in der Produktion vermehrte konstante Kapital darstellt, deckt sich nicht mit dem Wert des in der Produktion angewandten konstanten Kapitals." 24 Wie ist nun zu erklären, daß Marx, der in die Größe c nur den Verschleiß des fixen Teils des konstanten Kapitals aufnahm, gleichzeitig manchmal zuließ, daß in c das ganze konstante Kapital eingeht, das fixe wie das zirkulierende? Die Erklärung liegt darin, daß er hier vom gesellschaftlichen Durchschnittskapital ausging und einen gleichgroßen Wert des Kapitals und seines jährlichen Produkts unter gewissen, streng definierten Bedingungen annahm. Erläutern wir das durch eine Berechnung. Das Gesamtkapital oder durchschnittliche Kapital sei gleich 5200 Einheiten, davon 5000 c und 200 v. Gleichzeitig enthält das Kapital 4000 Einheiten fixes Kapital und 1200 Einheiten zirkulierendes Kapital. Ferner betrage die Verschleißdauer des fixen Kapitals 10 Jahre, und das zirkulierende Kapital werde 22
Ebenda.
23 Marx, K., Das Kapital, Erster Band,
in: M E W Bd 23, Berlin 1962,
S. 226. M Marx, K., Das Kapital, Zweiter Band, a. a. O., S. 395.
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im Jahr viermal umgeschlagen. Dann beträgt der Wert des jährlichen Produkts des Kapitals (der Zirkulationswert) 5200 Geldeinheiten (4000 : 10) + (1200 • 4) oder ist dem Wert nach (aber nicht der Struktur nach!) gleich dem Wert des gesamten verwendeten Kapitals. Daß Marx eben dies im Sinn hatte, wird aus der folgenden, von ihm in Klammern gesetzten Anmerkung ganz offensichtlich: „. . . es ist damit angenommen, daß innerhalb des Jahres der zirkulierende Teil zusammen mit dem an ihn abgegebnen Wertteil des fixen Kapitals so oft umschlägt, daß die Gesamtsumme der gelieferten Waren gleich dem Wert des gesamten in die jährliche Produktion eingehenden Kapitals." 25 Die gleiche Größe der Werte des Kapitals und seines Produkts als eine bestimmte Vereinfachung ist von Marx jedoch nur verwendet worden, wo von der Gesamtgröße des Kapitals die Rede ist, zum Beispiel bei der Berechnung der Profitrate. Bei der Untersuchung des Reproduktionsprozesses hingegen darf unter c in keinem Falle der gesamte Wert der avancierten Mittel verstanden werden. Dies ist nur die Summe des Verschleißes der Grundmittel plus der Summe des mehrmaligen Umschlags des Wertes der Arbeitsgegenstände zusammen mit der eigenen Zirkulation des Fonds zur Bezahlung der notwendigen Arbeit. Nur bei einem solchen Verständnis wird klar, daß das hinsichtlich seiner Größe gleiche verwendete Kapital einmal in konstantes und variables Kapital (c + v) und ein anderes Mal in fixes und zirkulierendes Kapital + c + cz/) eingeteilt wird; dabei bedeutet C— j gesamtes fixes Kapital, cKm — materieller Teil des zirkulierenden Kapitals, der in anderen Unternehmungen geschaffen wird, und Ck1 — Teil des Zirkulationsfonds, in dem lebendige notwendige Arbeit verwirklicht ist, die einen Teil der Zikulationsfonds des jeweiligen Unternehmens in Form von unvollendeter Produktion, von Halbfabrikaten, selbstgefertigter Ausrüstung und dergleichen schafft. Aus einer solchen strukturellen Zerlegung des Kapitals folgt, daß, wenn c + v bedingt die Kapitalaufwendungen für die Herstellung des jahrlichen Produkts wiedergeben, in diesem und nur in diesem Falle v nichts anderes als der im Jahr aus25 Ebenda, S. 516.
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gezahlte (umgeschlagene) Lohnfonds ist, den wir mit r • bezeichnen. Ist aber von der Struktur des vorgeschossenen, das heißt angewendeten oder in die jährliche Produktion eintretenden Kapitals die Rede, so darf v in keinem Falle mit dem ausgezahlten Arbeitslohn gleichgesetzt werden, weder für ein Jahr noch für einen Monat, noch für eine Woche. Denn es ist letzten Endes unbekannt, für welchen Zeitraum der Arbeitslohn genommen werden soll. Manche verwirrt auch der Umstand, daß von der jährlichen Produktion gesprochen wird, woraus anscheinend der jährliche Lohnfonds zu folgern ist. Andererseits wird der Arbeitslohn monatlich zweimal (bei uns) oder wöchentlich (in anderen Ländern) gezahlt. Was also tun? Tatsächlich ist der Fonds für die Vergütung der notwendigen Arbeit als Teil des Umlauffonds ständig mit der Produktion verbunden, er befindet sich „im Zyklus" (und wir bezeichnen ihn deshalb mit v zy ). Dieser Fonds vollzieht zusammen mit dem gesamten Umlauffonds eine Reihe von Umläufen (Zyklen) im Jahr. Mehr noch, gerade die Geschwindigkeit oder die Zahl der Umläufe dieses aktiven, neuen Wert schaffenden Teiles der Fonds bedingt auch die allgemeine Geschwindigkeit des Umlaufs der Fonds und damit die Intensität des Reproduktionsprozesses und die Arbeitsproduktivität. Die Größe ^ b e s t i m m t quantitativ auch den gesamten Jahreslohnfonds. Dazu muß man diese Größe mit der Anzahl der Umläufe oder Zyklen im Jahr multiplizieren. Wenn zum Beispiel j» = 20 Vergütungseinheiten der lebendigen Arbeit ist und der Umlauffonds im Durchschnitt n = 4 Umläufe im Jahr absolviert, so ist der umgeschlagene Wert t> gleich 80 Einheiten (20 • 4) des Arbeitslohnes oder gleich dem faktischen jährlichen Lohnfonds. Andererseits kann man, wenn man den Jahreslohnfonds v und die Anzahl der Umschläge kennt, ^bestimmen. Für die Bestimmung der organischen Zusammensetzung des Kapitals kommt es darauf an, nicht die gesamte für die Lohnzahlung ausgegebene Summe festzustellen, sondern lediglich den Teil dieser Summe, der sich beständig im Umlauf befindet, das heißt v. „. Dafür, daß dies so ist, gibt es autoritatives Zeugnis im dritten Band des „Kapitals" von Marx: „. . . das v, das den Mehrwert produziert und das die Summe aller gezahlten 91
Arbeitslöhne ist, ist also größer als das v in c + v, und die Rechnung wird unrichtig." 26 Und im weiteren wird die Berechnung dieser eingeschränkten Größe v (nach unserer Bezeichnung vzy) angeführt, und zwar auf der Basis konkreter Zahlen über die Baumwollspinnerei, die Marx im ersten Band des „Kapitals" beschrieben hat. Obwohl im Jahr 2704 Pfund Sterling Arbeitslohn gezahlt wurden, beträgt v als variables Kapital nur 318 Pfund Sterling, weil das ganze zirkulierende Kapital im Jahr 8,5mal umgeschlagen wurde,'das heißt 2704 : 8,5 = 318 Pfund Sterling (und das eben ist v z y ). In diesem Kapitel wird im weiteren die Berechnung der organischen Zusammensetzung des Kapitals auf folgende Weise vorgenommen: Es werden 10000 Pfund Sterling für den Wert der Maschinen angenommen, das heißt das ganze verwendete fixe Kapital, und es werden 2182 Pfund Sterling zirkulierender materieller Teil des konstanten Kapitals hinzugefügt (nach unserer Bezeichnung c zm ). Die letztere Summe wurde auf folgende Weise erhalten: Von der Summe des gesamten zirkulierenden Kapitals in Höhe von 2500 Pfund Sterling wurde die Summe des Arbeitslohnes i> in Höhe von 318 Pfund Sterling abgezogen. Das bedeutet, daß hieraus zu schließen ist: Die Größe v gehört bereits zur Zusammensetzung des zirkulierenden Kapitals, sie ist ständig in diesem Kapital enthalten, wird ständig umgeschlagen und reproduziert sich selbst gleichzeitig mit der Schaffung von neuem und der Bewahrung des vergangenen Wertes in Form von Arbeitsgegenständen und Verschleiß eines Teils der Arbeitsmittel. Die organische Zusammensetzung des Kapitals wird dann so bestimmt: 10000 fixes Kapital + 2182 zirkulierendes materielles Kapital = 12182 c; 12182 c + 318 v = 12500 K, oder in Prozent, 97,5 c + 2,5 v = 100 K. Danach folgt auch eine solche wichtige Bemerkung: Nur der vierzigste Teil (das heißt 2,5 Prozent; der Verfasser), dient (aber wiederholt, mehr als achtmal im Jahr) der Auszahlung des Arbeitslohnes. Diese wichtigen Feststellungen in all ihrer Gesamtheit und ihrem wechselseitigen Zusammenhang haben offensichtlich nicht die nötige Beachtung bei jenen Autoren gefunden, die da meinen, v sei nur die ausgezahlte Lohnsumme oder ein be26 Marx, K., Das Kapital, Dritter Band, a. a. O., S. 84.
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sonderer Vorrat von Geldmitteln zur Auszahlung der fälligen berechneten Lohnsumme. Das oben Dargelegte ist von nicht geringer Bedeutung für die Entscheidung der Auseinandersetzungen über die Bewertungen der Proportionen und der Effektivität der Produktion. Es ist klar, daß das jährliche gesellschaftliche Gesamtprodukt nur aus der Summe des Verschleißes der Grundfonds und der Summe des mehrmaligen Umschlags der Arbeitsgegenstände sowie der unvollendeten Produktion, in der in vergegenständlichter Form auch der Fonds der Vergütung der notwendigen Arbeit enthalten ist (v ZJ ), besteht. Das bedeutet natürlich nicht, daß ein Unternehmen niemals über Umlaufmittel in Form von freien Geldern verfügt. Diese Gelder werden akkumuliert, um im nötigen Moment als Mittel zur Bezahlung von Rohstoffen oder zur Begleichung von Verpflichtungen gegenüber dem Staat zu dienen, oder sie werden für die Lohnzahlung ausgegeben. Aber diese Berechnungen erfolgen bereits im Bereich der Zirkulation, und uns interessiert hier der Prozeß der Produktion. Im Produktionsprozeß sind die Mittel zur Vergütung der Arbeit immer mit jenem Teil des Bestandes an Umlaufmitteln verbunden, der sich unmittelbar in der Produktion befindet und in dem der wichtigste Akt (der der Vereinigung der lebendigen Arbeit mit den Arbeitsmitteln und Arbeitsgegenständen) zur Schaffung zuerst der unvollendeten Produktion und danach der fertigen Ware sich vollzieht. In der Ware kristallisiert sich die lebendige Arbeit schon als neugeschaffener Wert heraus, in dem sich sowohl das notwendige Produkt als auch das Mehrprodukt verkörpert. Beim normalen Kreislauf der Mittel wird die Warenform von der Geldform abgelöst, und es erscheinen die Mittel, die für die laufenden Zahlungen gebraucht werden. Mögliche Differenzen im zeitlichen Wechsel dieser Formen, die durch die Nichtübereinstimmung der Perioden der Produktion und der Perioden der Zirkulation entstehen, bedeuten in einem Falle einen Mangel an verfügbaren Geldmitteln, was durch Kredit kompensiert wird, und im anderen Falle umgekehrt einen Überfluß an solchen Mitteln, der sich dann in den Bankkonten der Unternehmen als Ressource für die Kreditierung anderer Unternehmen niederschlägt. 93
Vom Standpunkt der Zirkulation ist das variable Kapital in allem dem zirkulierenden Kapital ähnlich. Weitere Schlußfolgerungen aus dieser Feststellung versuchen wir zu illustrieren, indem wir ein gewisses überaus einfaches Zahlenmodell über zwei Perioden aufstellen. In der ersten Periode sollen Volumen und Struktur der Produktionsfonds folgende organische Zusammensetzung haben: 150 c + 20 v = 170 K. Gleichzeitig aber sollen diese Fonds im Hinblick auf die Korrelation zwischen fixen und zirkulierenden Fonds folgende besondere Struktur besitzen: 100 Cj- + 50czm + 20 cx, = 170 K, wobei also der ganze zirkulierende Fonds gleich 70 ist (50 + 20). Die Ergebnisse der Produktion f ü r die erste Periode können durch folgende Daten ausgedrückt werden (Tabelle 1). Tabelle 1 Form des Produkts
Umschlag Umschlag •o c des materiel- des Lohn2 'S O - S len Teils des fonds •6 M w
en
oG 2 £
Gesellschaftliches Gesamtprodukt Endprodukt Nationaleinkommen
Zirkulations- (4 Umfonds schläge im (4 UmJahr) schläge im Jahr)
3 -O o
O
O
10 10
50 • 4 = 200 50
20 • 4 = 80 80
80 80
370 220
—
—
80
80
160
Nehmen wir nun an, daß zu Anfang der zweiten Periode von den 80 Einheiten Gewinn der ersten Periode 40 für die Vergrößerung der Produktionsfonds verwendet werden, davon 30 f ü r die Vergrößerung der Grundfonds, acht für die Vergrößerung der materiellen Umlauffonds und zwei für die Vergrößerung des Lohnfonds in unvollendeter Produktion. Dies kommt einer Akkumulation von 25 Prozent des gesamten Nationaleinkommens gleich: (40 : 160) 100. Diese Investitionen, die 23,5 Prozent des Wertes der vorher eingesetzten Fonds ausmachen, sollen eine Beschleunigung des Umschlags der Mittel in der Produktion um, sagen wir, 25 Prozent hervorrufen, das heißt, sie sollen anstelle der vor94
herigen vier nun fünf Umschläge im Jahr gewährleisten. Dies ist der einzige Ausdruck einer Intensivierung der Produktion oder eines Wachstums der Produktivität der lebendigen Arbeit, der hier angenommen wird. Die Produktionsfonds verteilen sich in der zweiten Periode so 188 c + 22 v = 210 K. Und ihre Struktur unter dem Gesichtspunkt des Umlaufs der Mittel ist folgende: 130 ¿y + 58 c + 22 v v = 210 K. Der Produktionsprozeß in der zweiten Periode kann nun durch die Daten der Tabelle 2 ausgedrückt werden. Tabelle 2
Form des Produkts
T3
C 3
O .2 •ü ^
a •§ •u C
JS £
Gesellschaftliches Gesamtprodukt Endprodukt Nationaleinkommen
13 13 —
Umschlag des materiellen Teils des Zirkulationsfonds (5 Umschläge im Jahr) 58 • 5 = 290 58 —
Umschlag des Lohnfonds (5 Umschläge im Jahr)
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Man kann also das Verhältnis des Wachstums der Arbeitsproduktivität zum Wachstum des Durchschnittslohns ersetzen durch das Verhältnis zwischen dem Wachstum des Produktionsumfangs und dem Wachstum des Lohnfonds. Anstelle der rechnerisch ermittelten Kennziffern der Arbeitskräfteanzahl und des Durchschnittslohnes können also zentral geplante Kennziffern benutzt werden: der Produktionsumf a n g und der Lohnfonds. Die Kontrolle wird vereinfacht und beschränkt sich auf festgelegte Kennziffern. Ausgehend von der Gleichung (2), kann man schreiben: j lp
=
Ii, (gemeint ist das Wachstum des Gewinns und des Lohns)
.
_
.
Im Zähler ist hier das Nettoprodukt, im Nenner der Lohnfonds berücksichtigt. Z u m Lohnfonds sind die A b f ü h r u n g e n an die Sozialversicherung und 74 Prozent der übrigen Geldausgaben hinzuzurechnen, da alle diese Aufwendungen sich auf das Nettoprodukt beziehen. Was die Frage angeht, welche 169
Art von Gewinn man zugrunde legen soll — den Gewinn von der Realisierung der Warenproduktion oder den Gewinn je Einheit der Warenproduktion —, so muß man unserer Ansicht nach den Gewinn je Einheit der Warenproduktion wählen. DiesenGewinn kann man entweder mit Hilfe der Kennziffer Aufwendungen je Rubel Warenproduktion oder über den Gewinn von der Realisierung der Warenproduktion bestimmen. Den letzteren muß man je Einheit hergestellter Produktion umrechnen. Dabei ist die Veränderung des Gewinns zu berücksichtigen, der in den Resten der noch am Lager befindlichen Fertigproduktion sowie in der bereits ausgelieferten, aber von den Abnehmern noch nicht bezahlten Produktion enthalten ist. Manche Planungsmitarbeiter halten es jedoch für zweckmäßiger, den Bilanzgewinn zu benutzen, um eine Annäherung der Kennziffern der Arbeit des Betriebes im Durchschnitt auf den Umfang der Produktion — und im Durchschnitt auf den Gesamtumfang von Produktion und Zirkulation — zu stimulieren. Um zu entscheiden, welchen Gewinn man am besten zugrunde legt, ist eine experimentelle Erprobung erforderlich. Steigt der Gewinn (ohne den Fonds der materiellen Stimulierung) schneller als der Lohnfonds (einschließlich des Fonds der materiellen Stimulierung, der Abführungen an die Sozialversicherung und der übrigen Geldausgaben), so wird sich auch der Umfang des Nettoprodukts schneller als der Lohnfonds vergrößern. Das heißt, das notwendige Verhältnis zwischen dem Wachstum der Arbeitsproduktivität und dem Wachstum des Durchschnittslohns wird eingehalten. Ist I p > 1, so übertrifft das Wachstum der Arbeitsproduktivität das Wachstum des Durchschnittslohns. Zum Beweis drücken wir I p durch die Formel (4\
i
P
=
h Ys + ILfVLf II/
aus. Welche Werte yg und yLf auch immer annehmen mögen, damit I p J s 1 ist, ist folgende Bedingung notwendig und hinreichend : (5) 170
Berücksichtigen wir auch, daß (6)
Vg + V L f = 1-
Daraus folgt (7)
yt=l
-y
L f
.
Setzen wir die letztere Bedeutung von (4) ein, so erhalten wir:
in die Gleichung
Beachten wir, daß sich yLj stets in folgenden Grenzen halten muß: (9)
0