Kommunikation ist möglich [2019 ed.]

Für manche Menschen ist es leicht, sich zu verlieben und ein Paar zu werden. Andere sind lange solo, bevor sie sich zu j

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Kommunikation ist möglich [2019 ed.]

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Einführung ..................................................................................................... 3

Die Paarverbindung - Ich bin in Kontakt mit mir - ich bin in Kontakt mit dir ................................................................................................................. 11 Die Partnerschaftspflege – Wir ernten was wir säen ............................ 19 Die Paarsexualität – vom kleinsten gemeinsamen Nenner zum größten möglichen Vielfachen.................................................................. 22 Die Beziehungsinventur – Was läuft gut, was braucht eine Lösung und was löst Alarm aus ..................................................................................... 30 Der Partnerschaftsvertrag – Von Eifersucht, Haushalt, Geld und anderen Fallen ............................................................................................ 36 Epilog ........................................................................................................... 41 Über mich & meine Arbeit ........................................................................ 42

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Für manche Menschen ist es leicht, sich zu verlieben und ein Paar zu werden. Andere sind lange solo, bevor sie sich zu jemandem hingezogen fühlen, mit dem sie mehr sein wollen als nur Freunde. Manche finden mit Leichtigkeit einen Sexualpartner und können sich aber nur sehr schwer dauerhaft binden. Bei anderen wiederum ist es genau umgekehrt. Sie finden leicht jemanden, mit dem sie sich vorstellen können zusammen zu sein, aber das sexuelle Begehren ist eine zerbrechliche Angelegenheit. Ist es dann aber so weit, das zwei Menschen von sich sagen: Ja, wir sind ein Paar, dann ist es oft erst einmal eine Weile gut. Bei manchen sogar sehr gut. Das Leben mit dem neuen Partner ist aufregend, es werden tolle gemeinsame Erlebnisse miteinander geteilt, alles ist neu, vieles ist leicht und manches übersteigt das bisher Bekannte und Erlebte in fantastische Dimensionen. Die gemeinsame Zeit gelingt ohne große Diskussionen, das Paar ist sich schnell über alles einig, in Windeseile kommt man aus den Kleidern und genießt die gemeinsame Sexualität und das Leben fühlt sich so prall und voll an, dass alles was vorher war, im Rückblick wie ein verblasstes Foto aus der Vergangenheit erscheint. Die Erkenntnis 3

aus dieser Lebensphase ist: Ja, es gibt das Paradies und zwar ist es genau hier, auf Erden, in meinem Leben. Das ist, wie gesagt, eine Phase. Und Phasen gehen zu Ende. Bei den einen früher, bei den anderen später. Aber irgendwann ist sie zu Ende. Und dann kommt etwas Neues. Und das ist die eigentliche Herausforderung an das Paar-Sein. Die Statistik spricht eine klare Sprache. Ein großer Teil der Paare trennt sich wieder. Weil es dann doch nicht gepasst hat. Weil die Liebe verloren gegangen ist. Weil die Liebe fremdgegangen ist. Oder weil die Lebensentwürfe nicht mehr miteinander vereinbar waren. Oder die Konflikte heftiger wurden und alles Schöne, Leichte und Liebevolle unter sich begraben haben, wie eine Decke aus Asphalt den natürlichen Boden unter sich begräbt. Nach der Trennung geht dann alles wieder von vorne los. Nur mit neuer Besetzung. Manchmal läuft es dann anders. Oft aber nicht. Des Dramas nächster Akt spielt sich ab. Ein weiterer großer Teil der Paare bleibt zusammen. Irgendwie. Manches ist gut, manches ist weniger gut, aber das Paar arrangiert sich. Mit den Macken und Marotten des anderen, mit einer launigen Libido, die kommt und geht wie es ihr passt, mit Partnern, die zu viel arbeiten, zu viel Alkohol trinken und fernsehen und manchmal ihre 4

sexuelle Lust für immer begraben oder sie mit anderen teilen, auch wenn etwas Anderes ausgemacht war. Vor allem arrangieren sich solche Partner mit sich selbst und ihren unerfüllten Wünschen und Sehnsüchten und damit, dass sie nicht für sich und ihre Bedürfnisse einstehen und für das, was ihnen in ihrem Leben und ihrer Partnerschaft wirklich wichtig ist. Und so vergehen die Jahre, ohne dass sich das Leben nach Fülle und Lebendigkeit anfühlt. Was für eine Verschwendung von Möglichkeiten zum Glück! Ein kleiner Teil der Paare bleibt zusammen und macht sich ein gutes Leben. Aber was heißt das ganz genau und wie geht das ganz genau: ein gutes Leben? Für mich heißt, ein gutes Leben als Paar zu haben, dass es immer wieder gelingt, im Hier und Jetzt gute Lösungen für die aktuellen Herausforderungen zu finden, die für beide Partner passen. Ein gutes Paar zu sein, bedeutet für mich, dass das, was gelingt, was Freude und Lust bereitet im Vordergrund steht und von beiden Partnern wertgeschätzt und gefeiert wird. Ein gutes Paar zu sein bedeutet für mich aber auch, dass das, was schwierig ist, von dem Paar als Herausforderung für das gemeinsame Wachstum angenommen wird. Das können Krankheiten sein, Veränderungen der Arbeitssituation, Lebenskrisen oder Kinder. 5

Ein gutes Paar erkenne ich daran, dass sie miteinander lachen können. Vor allem über sich selbst. Wenn ein Paar eine gute Herzensverbindung hat, eine balancierte Sexualität und eine gemeinsame Lebensvorstellung in Verbindung mit einem gemeinsamen Wertekanon, dann macht es Freude, ein Paar zu sein, dann können die Hochzeiten gefeiert und die Krisen gemeistert werden. Aber wie kommt man da hin, so ein Paar zu sein? Nachdem die Phase des Verliebtseins zu Ende gegangen ist, ist Paar-Sein vor allem eins: Ein Prozess, der von zwei Akteuren aktiv gestaltet wird und gestaltet werden muss. Und das ist dann wie die Pflege eines Gartens. Investiere ich viel Liebe und Kreativität, nehme ich mir viel Zeit und scheue keine Mühe Neues auszuprobieren und Bewährtes zu kultivieren, nehme ich Rückschläge gelassen hin und freue mich über gelungene Nebensächlichkeiten, dann wird mein Garten blühen und gedeihen. Wenn ich allerdings darauf warte, dass alles zufällig von alleine passiert und jemand anderes für mich die Arbeit macht, werde ich im Unkraut versinken und vor Dornenhecken und Brennnesseln die Blumen nicht mehr sehen können, geschweige denn den Weg zu den Obstbäumen finden. Schauen wir uns um, sehen wir streitende Paare, schweigende Paare und Paare, die sich irgendwie miteinander eingerichtet haben. Viele 6

sind nicht glücklich, aber auch nicht unglücklich, viele streiten sich zwar nicht die ganze Zeit und haben auch nicht andauernde Konflikte oder Missverständnisse, sie sind aber auch nicht wirklich im Kontakt mit sich und ihrem Partner und sprechen auch nicht das aus, was es eigentlich zu sagen gäbe. Und genau das ist ein Schlüssel in einer Beziehung, um miteinander wirklich in Kontakt zu kommen und das gemeinsame Leben zu verändern: Sagen, was Sache ist. Und wenn das Paar das nicht macht, dann lebt es zwar irgendwie miteinander, aber vor allem eins: nebeneinander her. Was läuft da? Warum bekommen so viele so wenig von dem hin, was alle wollen. Vom Partner verstanden werden. Das sagen zu können, was man zu sagen hat. Konflikte zeitnah und konstruktiv zu lösen. Kurzum: Miteinander glücklich zu sein. Es ist die Entscheidung der beiden Partner, welche Impulse sie in die Partnerschaft hineingeben und es ist die Entscheidung des Paares, wie die gemeinsame Gestaltung des Paar-Seins ganz konkret aussieht. Alles, was das Paar ausmacht, ist das Ergebnis dieser Entscheidungen. Interessanterweise sind offensichtlich viele Paare dazu bereit, sich mit wenig zufrieden zu geben, anstatt ihren Garten nach ihren Vorstellungen und Wünschen zu gestalten.

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Doch welche Werkzeuge braucht man, um einen Garten anzulegen? Welche Samen muss ich wann säen? Wann müssen die Bäume geschnitten werden? Wohin mit dem Gartenabfall? Gedeihen die Tomaten besser in der Sonne oder im Schatten? Für die Paarkommunikation heißt das: Wie sendet man Ich-Botschaften und warum ist es sinnvoll, gewaltfrei zu kommunizieren? Wie kann ich lernen zuzuhören, obwohl ich doch so viel zu sagen habe? Warum ist es notwendig, zu lernen, zwischen Gedanken und Gefühlen unterscheiden zu können? Ihr seht, liebe Leserinnen und Leser, es gibt sich einiges an Wissen anzueignen und einiges an Kompetenzen zu erwerben, wenn der Garten blühen soll. Aber vor allem geht es darum, es ganz praktisch zu tun. Und aus Fehlern zu lernen. Und sich an den Früchten zu erfreuen. Nichts schmeckt besser, als das Obst aus dem eigenen Garten. Mangels Vorbilder und Ansprechpartner in der Familie oder im Freundeskreis hat sich ein großer Markt an Beziehungsratgebern und Paarberatern etabliert. Uns allen gemein ist der Mangel an positiven Vorbildern für eine gelungene Paarkommunikation, also müssen wir erst einmal so etwas wie Referenzwerte einer gelungenen Paarkommunikation entwickeln, um die Erfahrung zu machen, wie es

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sich anfühlt, wenn die Kommunikation mit meinem Partner geklappt hat. Für die einen sind die Konflikte von Paaren die Königsklasse der Kommunikationsberatung, für die anderen ein schwierig zu entschlüsselndes Mysterium, von dem man am besten die Finger lässt. Paare sind komisch, finden die einen. Paare haben eine Chance verdient, die anderen. Paare sind toll. Paare sind herausfordernd. Und es interessiert mich wirklich, was passieren muss, damit die Partnerschaft für ein Paar bejaht werden kann. Wo liegen die tiefsten Abgründe und die dunkelsten Täler? Wo liegt das Gold und was bedeutet es für das Paar, gemeinsam den Sonnenuntergang zu sehen? Ich habe fünf Themen ausgewählt, die ich für Schlüsselthemen des Paar-Seins halte und die ich als Impulse jeweils mit einer ganz konkreten praktischen Übung verbinde, die jedes Paar gemeinsam durchführen kann. Die beiden ersten Themen, die Paarverbindung und die Partnerschaftspflege, dienen eurem Kontakt miteinander und sollen euch eine Orientierungshilfe in eurer Partnerschaft sein. Das dritte Thema beschäftigt sich mit einem Kernthema von Partnerschaft: 9

Sexualität. Die beiden letzten Themen, die Partnerschaftsinventur und der Partnerschaftsvertrag, haben die Elemente einer Partnerschaft im Fokus, die häufig vernachlässigt werden und die für ein Paar sehr herausfordernd sein können, weil hier die Partnerschaftsthemen Raum bekommen, die offene oder verdeckte Konflikte beherbergen können. Besonders, wenn ihr als Paar noch nicht so geübt darin seid, über eure Partnerschaft zu sprechen, kann es sehr schnell passieren, dass ihr miteinander in einem Konflikt landet. Wenn ihr also merkt, dass ihr die Übungen zu schnell angeht oder dass ihr zu viele Themenpunkte gleichzeitig besprecht, nehmt das Tempo heraus, macht Pause und gebt den schwierigen Momenten eine Chance, sich wieder zu beruhigen und zu entspannen. Ich empfehle euch vor allen Übungen etwas zu tun, was euch in den Körper bringt und euren Geist weit macht und euch auflockert. Ihr könnt euch zum Beispiel richtig ausschütteln oder ein paar Lieder lang tanzen. Für manche Paare ist es auch gut, vor einer Übung miteinander körperlich in Kontakt zu kommen. Ihr könnt euch mit den flachen Händen gegenseitig am ganzen Körper abklopfen oder eine kleine Massage geben, wenn ihr das mögt. Ich wünsche euch eine interessante Reise zu euch selbst und zu eurem Partner. 10

Ich kann nur wissen was ich will und ich kann nur fühlen wie es mir geht, wenn ich in Kontakt mit mir selbst bin. In Kontakt mit mir selbst zu sein braucht eine Ausrichtung und es braucht Übung, da wir in einer Kultur leben, die wenig darin geschult ist, den Fokus auf unser tatsächliches Innenleben zu richten und niemand von uns das von klein auf gelernt hat. In Kontakt mit mir selbst zu sein bedeutet, dass ich meine Gefühle fühlen und benennen kann, dass ich meine körperlichen Empfindungen bewusst wahrnehme und dass ich weiß, was ich denke. Und vor allem, dass ich das alles unterscheiden kann. Ich mache in Gesprächen, in denen ich Menschen berate, oft die Erfahrung, dass ich frage: „Und wie fühlt sich das an?“ oder „Und was erlebst du, wenn du darüber sprichst?“ Dann erhalte ich als Antwort oftmals einen Satz, der beginnt mit: „Ich denke…“, oder „Ich denke, dass meine Partnerin dann denkt…“.

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Und genau da zeigt sich das Durcheinander in unserem eigenen System, weil wir es nie anders gelernt haben und unsere Eltern es uns so vorgemacht haben. Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen, alles wird miteinander vermischt und besonders in Krisensituationen blicken wir dann nicht mehr durch, was eigentlich mit uns los ist. Sind wir in solchen Momenten gerade in einer schwierigen Situation mit unserem Partner, vermischen wir dann auch oft noch unsere Gedanken und Gefühle mit denen unseres Partners oder Fantasieren darüber, was unser Partner jetzt denken könnte oder wie es ihm oder ihr wohl in dieser Situation geht und verlieren dabei uns selbst. Und das führt nie zu einer Lösung, sondern immer zu einer Chaotisierung der Lebenssituation und der Partnerschaft, die einem verhedderten Wollknäuel gleicht. Um einen Wollknäuel entwirren zu können, muss ich mindestens ein Ende finden und dieses dann langsam Schleife für Schleife freilegen. Wenn ich einfach nur in den Wollknäuel greife und wild an den Fäden herumzerre, mache ich alles nur noch schlimmer. Was hilft, ist zu wissen wo ich bin, was ich fühle, denke und empfinde und dass ich das lerne, dies meinem Partner gegenüber auszudrücken, damit auch mein Partner weiß, wo ich bin und wie es mir geht. Nach dieser Standortbestimmung sind die Gemeinsamkeiten genau so klar, wie die Differenzen. Und von da aus kann ein erwachsenes Paargespräch stattfinden.

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Jeder, der schon mal ein Navigationsgerät bedient hat, weiß, dass es ohne Standortbestimmung nicht geht. Ich muss zwar wissen, wo ich hin will, aber ich muss auch wissen, wo ich bin. Erst dann kann die Route festgelegt werden. Um das in eurem System zu etablieren, habe ich für euch zwei Übungen ausgewählt, mit denen ihr als Paar den Kontakt miteinander üben könnt. Kontakt mit euch selbst und Kontakt mit eurem Partner. Ich wünsche euch viel Spaß damit.

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Dauer: 2 x 5 Minuten Übungszeit & 2 x 3 Minuten Austausch

Du setzt dich mit deinem Partner oder deiner Partnerin gegenüber, so dass der Abstand für euch beide angenehm ist. Das kann auf Stühlen oder auf einem Kissen sein und es funktioniert auch beim Spazierengehen nebeneinander, wenn ihr mit dieser Übung schon etwas Erfahrung habt. Dann werft ihr eine Münze, um zu entscheiden, wer von euch beiden anfängt, würfelt es aus oder wechselt euch mit dem Beginnen einfach ab. Wenn ihr euch gegenüber sitzt, könnt ihr einen Moment innehalten, die Augen schließen oder offen lassen. Je nachdem, wie ihr besser bei euch selbst sein könnt. Wenn derjenige von euch, der beginnt, soweit ist, beginnt er oder sie damit die Aufmerksamkeit nach innen zu richten und auszusprechen, was im Inneren des eigenen Systems gerade passiert. Dabei ist es wichtig zu beobachten, mit welcher Ebene in euch selbst ihr gerade in Kontakt seid. Sind es Gefühle, Gedanken oder Körperempfindungen?

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Und immer, wenn ihr wisst, wo ihr gerade seid, sprecht ihr es eurem Partner gegenüber aus, der einfach nur zuhört, nicht kommentiert, nicht nickt, nicht mit den Augen rollt, nicht geistesabwesend im Raum umherschaut, sondern präsent ist und zuhört. Die Sätze, die ihr aussprecht, können zum Beispiel so lauten: „Ich spüre gerade so eine Wärme im Bauch“, oder „ich spüre im ganzen Körper Müdigkeit“, oder „ich fühle mich traurig“, oder, „ich denke darüber nach, ob ich im Büro das Licht ausgemacht habe“. Es braucht keine Bewertungen oder Interpretationen, weil es erst einmal nur darum geht, herauszufinden, wo ihr mit eurer Aufmerksamkeit seid. Also nicht, „ich bin müde, weil…“, oder „ich habe ein Ziehen im Oberschenkel, weil…“. Nach fünf Minuten wechselt ihr nach einer kurzen Pause (was kurz ist, überlasse ich euch, den meisten reichen ein paar Momente) und nun spricht der andere die Erlebnisse seiner Innenreise aus, während der, der zuvor gesprochen hat, zuhört. Im Anschluss daran tauscht ihr euch jeweils drei Minuten darüber aus, wie ihr die Übung erlebt habt. Das macht ihr wieder genauso, wie die Übung selbst: Einer spricht, einer hört zu. Keine Kommentare, keine Bewertungen, keine Rückfragen, keine Diskussion. Und dann wechselt ihr die Rollen. 15

Wenn ihr die Übung beendet habt, bedankt ihr euch bei eurem Partner für die gemeinsame Erfahrung und geht zu etwas Anderem über. Falls ihr Gesprächsbedarf zu eurer Erfahrung in dieser Übung mit eurem Partner habt, behaltet das, was ihr besprechen wollt, eine Weile für euch, damit sich die Erfahrung setzen kann und bittet euren Partner, zu einem späteren Zeitpunkt, um ein Gespräch. Es ist wichtig, dass zwischen der Übung und einem Gespräch darüber etwas Zeit vergeht, damit euer System lernt, die durch diese Übung ausgelösten Prozesse selbst zu regulieren. Ihr sollt lernen, Gefühle von Ärger oder Langeweile oder Bewertungen über euch oder den anderen eine Weile mit euch selbst auszumachen, ohne gleich in einer Paardynamik zu landen. Es geht schließlich darum, das euer System lernt, mit euch selbst in Kontakt zu sein und dann erst mit dem anderen. Wenn diese Form des Kontaktmachens, in Kontaktseins und in Kontaktbleiben etabliert ist, wird euer System nach und nach zirkulär den Kontakt mit euch selbst und den Kontakt mit eurem Partner kultivieren. Das bedeutet, je kompletter ihr mit euch selbst in Kontakt seid, desto kompletter seid ihr mit eurem Partner in Kontakt und umgekehrt.

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Dauer: 2 x 15 Minuten

Ihr setzt euch gegenüber und einer von euch beiden beginnt darüber zu sprechen, was ihn oder sie gerade beschäftigt, was gerade wichtig ist oder was gerade erzählt werden will. Einer spricht und einer hört zu. Keiner von euch macht Kommentare oder stellt Fragen. Und beide haben die Aufgabe zu spüren, ob und wie sie mit ihrem Körper und ihren Gefühlen in Kontakt sind, während sie diese Übung machen. Während der Sprechende sich gut an seiner Aufgabe orientieren kann, ist es für den Zuhörenden oft schwieriger, einfach nur zuzuhören. Die Gedanken schweifen ab, Bewertungen über das Gehörte tauchen auf, der Kontakt zu sich selbst geht verloren und der Zuhörende versinkt mehr und mehr in den Erzählungen des Gegenübers. Um beim Zuhören präsent zu bleiben, hilft es, immer wieder den Kontakt zum eigenen Körper aufzunehmen. Spüre ich noch meinen Po auf der Unterlage? Kann ich meine Einatmung und Ausatmung wahrnehmen? Spüre ich meine Füße auf dem Boden? Beim Sprechen ist es hilfreich, wenn ich das Gleiche tue und die Sprechgeschwindigkeit variiere, vor allem aber entschleunige, um in 17

Kontakt mit mir selbst und dem zu bleiben, was ich ausspreche. Nach dem ersten Durchgang könnt ihr eine kleine Pause machen, vorzugsweise im Schweigen und dann die Rollen wechseln. Wer zuerst gesprochen hat hört jetzt zu, und wer zuerst zugehört hat, spricht jetzt. Ihr könnt diese Übung einmal am Tag, einmal in der Woche oder einmal im Monat machen. Im Alltag in etwas größeren Abständen und im Urlaub vielleicht jeden Morgen nach dem Frühstück. Diese Übung wird ein Impuls für eure Partnerschaft sein - wenn ihr sie macht, egal wie oft!

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Eine Partnerschaft ist wie ein Garten. Blühende Gärten berühren sofort unser Herz. Wir sind angetan von der Vielfalt und Schönheit der Blumen, überall hängen leckere Früchte und der Rasen lädt zum Verweilen ein. Verwilderte Gärten machen Lust auf Neues. Da könnte die Bank unter dem Baum stehen, dort hinten könnten Rosen angepflanzt werden und das Eingangstor wird rot gestrichen. Verrottete und vermüllte Gärten lassen uns das Gesicht verziehen und wir wollen einfach nur noch eins: Weg! In welchem Garten möchte das Paar sein? Wie sieht der Garten des Paares aus? Ist das Paar bereit, Einsatz zu zeigen, Erde umzugraben, zu säen, Unkraut zu jäten, Bäume zu schneiden, Pferdemist unterzugraben und Dornenhecken zu stutzen. Oder warten beide 19

darauf, dass jemand anderes für sie die Arbeit macht? Zum Beispiel der Partner? Manche Paare sitzen sich nach vielen Jahren Partnerschaft mit verschränkten Armen gegenüber und sind darüber beleidigt, dass sich der jeweils andere so wenig für die Partnerschaft eingesetzt hat. Aber so funktioniert es halt nicht. Partnerschaft braucht Zeit, Energie, Aufmerksamkeit und viele erfreuliche und verbindende Erlebnisse miteinander. In guten Tagen wird das Beziehungskonto aufgefüllt, damit das Paar in den nicht ganz so guten Tagen davon zehren kann. Deswegen ist es wichtig, schöne Erfahrungen miteinander zu machen, die nur das Paar miteinander teilt. Und das braucht in einem hektischen und vollgepackten Alltag etwas Fokus und Planung. Die folgende Übung kann ich euch dabei helfen, einen guten Rahmen für eure Partnerzeit zu schaffen.

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Dauer: 1 Stunde

Ihr setzt euch zusammen und reserviert Zeit für euch als Paar im Kalender. Das kann ein Abend im Monat sein, ein Tag im Quartal, eine Woche im Jahr oder welche Zeiträume auch immer euch als Paar entsprechen. Wichtig ist, dass ihr Zeit miteinander verbringt, die nur euch gehört und die nicht mit Alltagsaktivitäten, Kindern, Familie oder Freunden gefüllt ist. Ist diese Paar-Zeit im Kalender markiert, könnt ihr entweder gemeinsam überlegen, was ihr in dieser Zeit unternehmt, oder einer überrascht den anderen. Es kann wahnsinnig aufregend sein, wenn der Partner ein Wochenende plant und man hat selbst überhaupt keinen blassen Schimmer, was passieren wird und wohin die Reise im sprichwörtlichen Sinne geht. Dabei könnt ihr euch auch abwechseln. Oder einer plant und organisiert einen Abend für euch beide zu Hause. Wichtig ist, dass ihr es macht. Mit so viel Freude und Leichtigkeit wie möglich und nur so viel Vorbereitungsstress und Anstrengung wie nötig. Viel Spaß damit! 21

Wenn zwei Menschen sich kennenlernen und sich zwischen ihnen der Funke des Begehrens entzündet, dann ist es für die beiden oft ein Leichtes, miteinander eine lustvolle Sexualität zu erleben. Das Verliebtsein, die Freude und die Aufregung. Alles ist neu und alles ist spannend. Die Hormone rasen durchs System und wollen nur eins: Den Anderen. Mit Allem. Mit Haut und Haaren. Tag und Nacht. Es ist ein Fest für die Sinne, den Geist und den Körper. Aber jedes Feuerwerk hat irgendwann seine letzte leuchtende Rakete in den Himmel geschossen. Und dann wird es für das Paar und die Entwicklung der gemeinsamen Sexualität erst richtig interessant. Dann fragt sich einer oder beide: Und jetzt? Es ist eine gewisse Routine eingetreten, was früher mit anderen Spaß gemacht hat und befriedigend war, ist jetzt in dieser neuen Beziehung irgendwie unter 22

den Tisch gefallen und (noch) nicht wieder hervor geholt worden. Manches ist vielleicht schon ein bisschen langweilig geworden und die Fantasien und Sehnsüchte, die schon immer da waren und noch nie gelebt wurden beschäftigen dich noch immer. Und das, was neu und aufregend war und so noch nie erlebt wurde, schleift sich allmählich ein und der Reiz des Neuen geht allmählich verloren. Und so gestaltet das Paar seine noch gar nicht allzu alte Partnerschaft nach dem Prinzip des kleinsten gemeinsamen Nenners. Das Paar lebt den Teil der Sexualität, der ohne Anstrengung und ohne große Verhandlung mit dem Partner gelingt. Ohne Mut, ohne Risiko und irgendwann oft auch ohne richtige Leidenschaft. Das ist dann so, wie immer Bratkartoffeln essen, weil man weiß wie es gemacht wird und über die Erfahrung verfügt, dass es einem schmeckt. Oder jedes Jahr nach Mallorca in den Urlaub zu fahren, weil es dort ein Hotel gibt, in dem man sich wohlfühlt. In Strandnähe natürlich. Aber mal ganz ehrlich. Wer will das wirklich? Ja, Sicherheit ist wichtig, sogar das Wichtigste, um sich wirklich zu entspannen. Aber es braucht auch Veränderung, Abenteuer und Stimulation. Sonst lebt man ein Leben im sexuellen Wachkoma. Wer mehr will von seiner partnerschaftlichen Sexualität, dem empfehle ich die folgende Übung. Eine leichte Aufregung dabei zu

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verspüren, ist ganz normal. Das ist gewissermaßen die Vorspeise des Menüs. Guten Appetit!

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Dauer: 2 x 1 Stunde (1 Stunde alleine & 1 Stunde gemeinsam)

Für diese Übung nimmt sich jeder von euch beiden zunächst ein Blatt Papier und schreibt die ersten drei Kategorien, 1. Ich praktiziere, 2. Ich fantasiere, 3. Ich wünsche auf dieses Blatt. Und zwar so, dass ihr jeweils unter oder neben diese Kategorie eure Erfahrungen und Überlegungen aufzeichnen könnt. Diesen Teil der Übung könnt ihr gemeinsam machen oder jeder für sich alleine.

Ich praktiziere Unter dieser Kategorie schreibt ihr alles auf, was ihr in eurer aktuellen Beziehung an sexuellen Variationen lebt, was euch Freude macht und was euch erfüllt. Zum Beispiel „sonntags morgens zusammen aufwachen, warmkuscheln und ohne viel Dynamik vereinigen und warten bis die Energie fließt“. Oder „am Samstagabend nach dem Ausgehen nach Hause kommen, den Mantel auf die Garderobe 25

werfen und ohne weitere Umwege auf dem Sofa Sex haben“. Es ist toll, wenn es in dieser Kategorie Abwechslung gibt und Vieles, was euch beiden Spaß macht. Macht damit auf alle Fälle weiter so! Wenn es dort nicht so viel gibt, sind die folgenden Kategorien umso wichtiger. Das Wichtigste ist bei dieser Übung, dass ihr euch keinen Stress damit macht. Jedes Paar ist anders und jedes Paar hat seinen individuellen Weg seine Sexualität zu entwickeln.

Ich fantasiere Jetzt schreibt ihr alles auf, was bei euch schon mal als eine sexuelle Fantasie vorbei gekommen ist. Hier ist es zunächst wichtig, erst einmal alles zuzulassen, was an Bildern, Geschichten und Gefühlen in eurer Fantasie auftaucht. All das schreibt ihr auf, ihr müsst es noch niemandem erzählen und schon gar nicht in die Tat umsetzen. Eine Fantasie ist einfach nur eine Fantasie. Eure sexuellen Fantasien können etwas wirklichkeitsnäher sein (Liebe machen im Sommer auf einer großen Blumenwiese) oder etwas wirklichkeitsferner (Sex in der Space-Shuttle, während ihr im Weltall die Erde umkreist). Was ihr von euren sexuellen Fantasien eurem Partner mitteilt, entscheidet ihr später. Und welche ihr davon am Ende in die Tat umsetzt, auch.

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Ich wünsche In diese Kategorie gehört alles, was ihr konkret an Wünschen an euren Partner adressieren wollt. „Ich möchte mit dir eine einstündige Ölmassage machen, bevor wir miteinander schlafen“ oder „ich wünsche mir von dir, dass du mich nach allen Regeln der Kunst verführst und ich mich dir und meiner Lust einfach nur hingeben kann“. Diese Wünsche können klein oder groß sein, sie können wenig Zeit in Anspruch nehmen oder ein ganzes Wochenende füllen. Sie können für deinen Partner leicht erfüllbar sein oder ihn oder sie an seine oder ihre Grenzen bringen. Wichtig ist zunächst, dass du dir deinen Wünschen bewusst bist und sie für dich selbst in dieser Übung versprachlichst, indem du sie aufschreibst. Denn nur wenn du deine Sehnsüchte kennst, kannst du entscheiden, ob du ihnen eine Richtung gibst oder ob du sie für dich behältst. Jetzt könnt ihr entscheiden, ob ihr eurem Partner euer Blatt zu lesen gebt oder ob ihr ihm oder ihr von euren Aufzeichnungen das vorlest, was ihr teilen wollt. Im Anschluss macht ihr zu diesem Teil der Übung ein Zwiegespräch (die zweite Übung aus dem 1. Kapitel), bei dem jeder von euch ausspricht, wie es für ihn war die Aufzeichnungen zu machen und wie es war, die Aufzeichnungen des Partners zu lesen 27

oder zu hören. Keine Kommentare zu dem, was der andere sagt, keine Bewertungen und keine Zurückweisungen. Danach macht ihr eine kleine Pause von wenigen Minuten, bevor ihr zum letzten Teil der Übung kommt.

Ich realisiere – wir realisieren Jetzt gibt jeder dem Partner Rückmeldung zu dessen Wünschen und äußert, was davon er sich vorstellen kann zu realisieren, auszuprobieren oder sich Schrittweise zu nähern. Wenn Liebe machen auf freiem Feld vielleicht noch Ängste hervorruft, ist die geschützte Lichtung im Wald ja vielleicht eine geeignete Vorstufe. Wer sich die einstündige Tantra-Massage noch nicht zutraut, kann seinen Partner zunächst einmal liebevoll streicheln und kuscheln. Wichtig ist an dieser Stelle, dass ihr konkret vereinbart, um welche Aktivität es geht, wann ihr sie realisiert und welchen zeitlichen Rahmen ihr dafür festlegt. Es kann auch hilfreich sein zu klären, wer die Realisierung organisiert. Außerdem macht ihr einen konkreten Termin aus und klärt, in welchen zeitlichen Abständen ihr nun auf diesem Weg Neues ausprobiert. Einmal in der Woche? Einmal im Monat? Einmal im Jahr? 28

Egal wie oft ihr etwas Neues ausprobiert, es wird eure partnerschaftliche Sexualität verändern und bereichern.

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Die meisten Beziehungen laufen nicht nur gut oder nur schlecht. Es ist ja meistens etwas von beidem. Manches läuft von alleine, vielleicht in genau der Beziehung, in der die Partner im Moment miteinander sind, so gut wie noch nie in ihrem Leben. Das Paar hat gemeinsame Interessen und eine gemeinsame Vorstellung davon, was es bedeutet, ein Paar zu sein. Die beiden können miteinander reden und schweigen, miteinander schlafen und kuscheln und im Alltag versteht sie sich genau so gut wie im Urlaub. Was für ein Geschenk! Aber das all das immer so ist, jeden Tag und jedes Jahr, ist eben nur im Märchen so. Manches ist irgendwie schwierig, nervt und treibt das Paar gelegentlich in gestressten Momenten in den Wahnsinn, aber wenn die Situation gemeistert ist, können die zwei darüber lachen oder 30

haben sogar eine gute Lösung gefunden. Das Paar geht erwachsen mit den Herausforderungen des Paarseins um und findet Lösungen für die Aufgabe, die gerade ansteht. Auch wenn es nachher manchmal nassgeschwitzt ist und Falten um die Augen hat. Und bei manchen Themen merkt das Paar, dass sie sich anfühlen wie ein rotes Tuch, das keinen klaren Gedanken mehr fassen lässt oder wie eine Wand, gegen die man immer wieder aus vollem Anlauf knallt. Diese Themen lassen bei dem Paar Zweifel aufkommen, ob sie es wohl noch hinbekommen, mit dieser Beziehung oder ob es vielleicht besser ist, wenn sie sich trennen. Nicht, weil einer den anderen nicht mehr liebt, sondern weil sie es nicht mehr aushalten, vor roten Tüchern zu stehen. Wenn Menschen dann so weit sind, das ihr Alarmsystem als Dauerzustand aktiviert ist, geben sie meist dem anderen Partner die ganze Schuld am Problem und wollen, dass er es löst und anders ist, als er eben ist. Oder sie halten den ungelösten Konflikt gar nicht mehr aus und wollen nur noch eins: weg. Dann ist das Ende der Partnerschaft meist in Sichtweite oder es entsteht ein Leben in Isolation, obwohl die beiden zusammen sind Weil sie dann keinen guten Kontakt mehr zum anderen haben und meist irgendwann auch nicht mehr zu sich selbst.

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Es ist oft hilfreich für Paare, zu wissen, wo sie in ihrer Partnerschaft eigentlich stehen. Um das herauszufinden, arbeite ich mit Paaren mit der Beziehungsampel als Instrument zur Orientierung, die so funktioniert wie eine Verkehrsampel.

Grün bedeutet: Alles klar. Weiter so. Läuft. Alles macht Spaß, das Leben ist lust- und freudvoll. Die Sinne sind entspannt, empfangend und der Geist spaziert ohne konkreten Fokus durch die Gedankenwelt. Gelb bedeutet: Achtung, hier ist es schwierig, hier braucht es eine erhöhte Aufmerksamkeit, alle Sinne sind aktiviert und der Verstand läuft auf Hochtouren, weil er eine Lösung sucht. Das Problem ist bewusst und es wird daran gearbeitet. Rot bedeutet: Nichts geht mehr. Die Situation ist unerträglich. Das System schaltet auf Kampf oder Flucht. Wenn beides nicht geht, verschwinden die Menschen in Gedanken in eine andere Welt und verlieren den Kontakt zu ihren Gefühlen und zu ihrem Körper.

Und es liegt auch in der Natur des Paarseins, dass es in einer Partnerschaft Themen aus allen drei genannten Bereichen gibt. 32

Entscheidend für das Gelingen einer Partnerschaft ist vielmehr, wie die Verteilung der Beziehungsthemen in der Partnerschaft aussieht. Wenn in einer Partnerschaft viel grün ist, ein bisschen gelb und ganz wenig rot, dann ist das Paar mit seiner Partnerschaft in der Regel zufrieden und glücklich. Es braucht Grünes, um Gelbes auszugleichen. Und es braucht sehr viel Grünes, um Rotes erträglich zu machen. Am Anfang einer Beziehung ist meistens alles grün, dann taucht allmählich das Gelbe auf und irgendwann zeigt sich das Rote. Meistens erst dann, wenn beide Partner bereits eine Bindung zum anderen eingegangen sind und beide von ihrem Beziehungsstatus als einer Partnerschaft sprechen. Die Empfehlung an Paare ist eigentlich ganz einfach: Wenn die Hütte brennt, muss man löschen! Je früher desto besser. Und wenn man es alleine nicht hinbekommt, kann es hilfreich sein, die Feuerwehr zu Hilfe zu holen. Die folgende Übung soll euch Klarheit darüber verschaffen, wo ihr in eurer Beziehung steht, damit ihr sehen könnt, ob es etwas zu tun gibt.

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Dauer: 1 Stunde

Ihr nehmt jeder ein Blatt Papier, markiert Platz für grün, gelb und rot und fangt an, alles einzutragen, was ihr an Partnerschaftsthemen miteinander habt. Die Themen, die für euch eine besondere Bedeutung haben, könnt ihr unterstreichen. Das gilt für alle Farbbereiche. Wenn ihr das gemacht habt, tauscht ihr euch mit eurem Partner darüber aus. Leitfragen für diesen Austausch sind: Wo ist die Schnittmenge zwischen den Aufzeichnungen und wo die Differenz? Und wie groß ist die Schnittmenge an Themen, die jeder von euch in den verschiedenen Farbbereichen benennt? Wie schätzt ihr die Situation ein? Gibt es etwas zu tun? Seid ihr im grünen Bereich und könnt einfach eure Partnerschaft feiern? Oder habt ihr ein paar gelbe Themen und es wird, Zeit, dass ihr euch darum kümmert, weil ihr merkt, dass es anfängt zu nerven und anstrengend zu werden. Oder habt ihr rote Themen und durch diese Übung ist euch bewusst geworden, dass es allerhöchste Zeit wird, dass ihr etwas tun müsst, wenn eure Liebe und eure Beziehung überleben soll. 34

Könnt ihr die Herausforderungen alleine lösen oder sucht ihr euch Hilfe? Ein paar Hinweise zuletzt: Wenn sich dein Partner absolut weigert, eine Übung mit dir zu machen, ist das eher ein Hinweis auf ein rotes Thema. Wenn ihr beide rote Themen habt, die aber nicht die gleichen sind, ist es eine gute Idee sich Unterstützung zu holen. Wenn ihr beide die gleichen roten Themen habt, aber überhaupt keine Lust mehr darauf, darüber zu sprechen, weil ihr das schon tausend Mal gemacht habt und es nichts gebracht hat, auch. Es ist keine Schande sich Unterstützung zu holen, wenn man alleine nicht mehr weiter kommt, aber es ist echt schade, seine Liebe ungelösten Konflikten zu opfern. Ich wünsche euch eine interessante Übung und ein konstruktives Gespräch darüber.

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Jedes Paar macht Verträge miteinander, ausgesprochene und unausgesprochene. Starre und flexible. Aber es ist nicht immer klar kommuniziert, was in diesen Verträgen steht und welche Konsequenzen Vertragsbrüche haben. Klingt juristisch? So verhandeln Paare auch oft ihre Verträge miteinander. Manchmal erst bei der Scheidung, manchmal auch schon früher. Dann geht es ums Recht haben, um die Abstrafung des Partners und um moralische Überlegenheit. „Ich habe alles der Familie geopfert“ oder „wie soll ich jemals wieder mit dir schlafen können, nachdem du mich betrogen hast“. Wenn es zu einer Situation kommt, dass einer von beiden sagt: „Ich dachte, es ist alles klar“ und der andere ein erstauntes Gesicht macht, wird es Zeit miteinander ein klärendes Gespräch zu führen. Die meisten Paare haben ein oder mehrere Themen, bei denen die Vertragsvereinbarungen nicht klar kommuniziert sind. Wer ist federführend für die Organisation des Familienlebens zuständig? Wer 36

macht was konkret im Haushalt? Und wann? Wer sorgt dafür, dass es regelmäßig Zeit für eine gemeinsame Sexualität gibt? Wer entscheidet, ob im Feinkostfachgeschäft eingekauft wird oder im Discounter? Und wer macht Karriere, um das Geld zu verdienen? Und wie ist es mit anderen Männern und Frauen, von denen sich die Partner erotisch angezogen fühlen? Darf dem nachgegangen werden? Oder auf gar keinen Fall? Wie geht das Paar mit Eifersucht um? Ist Eifersucht das Problem des Eifersüchtigen? Oder hat der Auslöser der Eifersucht etwas an seinem Handeln zu verändern? Das sind Fragen, die sich das Paar erst einmal bewusst stellen muss. Und all diese Fragen brauchen eine bewusste Antwort. Es muss beiden Partnern klar sein, wie diese Dinge in der Partnerschaft organisiert werden sollen, sonst kommt es zu Missverständnissen und Ärger aufeinander. Die Erwartungen, Wünsche und Haltungen brauchen eine Aussprache und eine Ausrichtung, um möglichst reibungsfrei zu laufen. Wenn alles ausgesprochen und vereinbart ist, wissen beide, woran sie miteinander sind. Das gibt Orientierung und Sicherheit und das wiederum fördert den entspannten Umgang miteinander. Dadurch schafft sich das Paar eine Beziehungsbasis, von der aus die Prozesse des Paares leichter zu bewältigen sind. Denn sobald Veränderungen nicht mehr nur reine Theorie sind, sondern in der Lebenswirklichkeit 37

des Paares stattfinden, beginnt die Herausforderung für das Paar. Die folgende Übung schafft Klarheit darüber, wo das Paar steht oder bringt zumindest das Unsortierte in Bewegung.

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Dauer: 1 Stunde

Ihr setzt euch zusammen und listet alle eure Paarthemen auf, die eine gemeinschaftliche Kooperation benötigen und euch schlussendlich ja auch als Paar definieren. Am besten macht ihr das auf einem Blatt Papier, das dann euer „Vertragsprotokoll“ ist. Auf der linken Seite schreibt ihr eine Liste mit den Schlagwörtern eurer Themen auf, wie zum Beispiel Haushalt, Geld, Sex. etc. Dann schreibt ihr neben diese Schlagwörter eure entsprechende Vereinbarung. Das Erstellen dieses Vertragsprotokolls navigiert euch durch das notwendige Gespräch, das die Klärung eurer Beziehungsthemen leisten soll. Nehmt euch Zeit dafür. Die Vereinbarungen aufzuschreiben und nicht nur zu besprechen ist deswegen hilfreich, weil erst in der schriftlichen Form wirklich klar wird, was genau ihr miteinander verhandelt habt.

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Ein Vertragsprotokoll zu erstellen ist nicht damit erledigt, dass ihr ein einziges Mal in eurer Partnerschaft ein solches Protokoll anfertigt und dann in die Schublade legt. Es ist vielmehr eine Aufgabe, die in regelmäßigen Zyklen wiederholt werden kann, vor allem dann, wenn es Veränderungen in eurem Leben gibt oder Differenzen zwischen euch den Anlass dazu liefern, zu schauen, was bei euch gerade los ist.

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Ein Paar zu sein und Partnerschaft zu leben ist schön, nervig, wundervoll, nährend, anstrengend, sexy, berührend, herzlich, ärgerlich, traumhaft, verbindend, himmlisch, tödlich, teuflisch, langweilig, haarsträubend, aufregend und erregend. Ein Paar zu sein ist eine einzigartige Erfahrung. Es liegt an euch, was ihr daraus macht! Ich wünsche euch gutes Gelingen und eine spannende Reise. Und vor allem wünsche ich euch eine Partnerschaft, bei der ihr euch selbst und den anderen als diejenigen entdeckt, die ihr wirklich seid. Andreas Huckele

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Seit vielen Jahren lebe ich mit meiner Frau in einer Partnerschaft und ich kann sagen: Es lohnt sich! Ich habe im Laufe dieser Jahre erfahren, dass Partnerschaft in einem Zyklus aus Herausforderung, Transformation, Freude und Stille als ein lebendiger Organismus pulsiert. Ich übe in meiner Partnerschaft die Balance zwischen Gestaltung und Hingabe. Manchmal ist das leicht und manchmal ist das sehr herausfordernd und anstrengend. Aber es hat sich immer gelohnt, dran zu bleiben und die Partnerschaft gemeinsam weiter zu entwickeln und mit Lebendigkeit zu füllen.

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Und Lebendigkeit und Lebensfreude erzeugen bei mir Mitgefühl und Liebe. Für meine Partnerin und mich. Ich wünsche mir, dass das noch lange so bleibt. Ich arbeite mit Paaren in allen Konstellationen und allen sexuellen Orientierungen und stelle dafür einen Raum zur Verfügung, in dem etwas Neues für das Paar geschehen kann. Termine können über meine Internetseite https://andreashuckele.de/ vereinbart werden. In der Paarberatung arbeite ich überwiegend auf der Basis von systemischer Theorie und Praxis, Somatic Experiencing®, dem Inneren Team und dem Inneren Kind.

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Illustration: Lea Loos. 43