Ökodestinationen [Reprint 2015 ed.] 9783486794748, 9783486244076

Leitfaden, Ratgeber und Bewertungshilfe für Nachfrager und Anbieter nach bzw. von touristischen Destinationen im Hinblic

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German Pages 107 [112] Year 1998

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Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Teil 1: Ökotourismus - Das Ökoprodukt der Reisebranche
1. 1. Ökotourismus
Begriffsabgrenzung
Rahmenbedingungen
Kundengruppen
Touristenmotivation
Anbieter von Ökotourismus
Umweltverträglichkeit des Ökotourismus
Ökodestinationen
Ökotourismus-Markt
Organisationen
1.2. Varianten des Ökotourismus
Naturtourismus
Agrotourismus
Geotourismus
Bioparktourismus
Wissenschaftstourismus
Teil 2: Ökodestinationen - Fallbeispiele für ökotouristische Angebote
2.1. Naturtourismus
Harz: Nationalparkmanagement
Costa Rica: Naturreichtum
Lahntal: Bootswandern
Kalkeifel: Naturerlebnisdorf
Wallis: Pro-Natura-Zentrum Aletsch
Pfälzer Wald: Naturfreundehaus Finsterbrunnertal
Mallorca: Naturpark S’Albufera
2. 2. Agrotourismus
Georgia: Plantation Trace
Naturpark Obersauer: „vum Séi“-Gütesiegel
Hawaii: Macadamia-Produktion
Oberbergisches Land: Bauernhofmuseum
2.3. Geotourismus
Vulkaneifel: Geokonzepte
Kärnten: Hochgebirgs-Geo-Trail
Vorarlberg:, „Durch Wandern Lernen“
Hawaii: Vulcanoes National Park
South Dakota: Mammoth Site
2.4. Bioparktourismus
Arnheim: Burger’s Zoo
Köln: Zoo - Zentrum für Artenschutz
Orlando, Florida: Sea World
St. Petersburg, Florida: Suncoast Seabird Sanctuary
Orlando, Florida: Center for Birds of Prey
Tampa, Florida: Florida Aquarium
Orlando, Florida: Disney’s Animal Kingdom
2.6. Wissenschaftstourismus
Orlando, Florida: New Orlando Science Center
Tucson, Arizona: Biosphere 2
Anhang 1-5
Anhang 1 : Literatur-Auswahl
Anhang 2: Adressen
Anhang 3: Internet-Adressen
Anhang 4: Infokästen, Abbildungen
Anhang 5: Stichwortverzeichnis
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Ökodestinationen [Reprint 2015 ed.]
 9783486794748, 9783486244076

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TTB

Touristik-Taschenbücher Herausgegeben von Professor Dr. Heinrich-Rudolf Lang Bisher erschienene Bände: Bartl · Lang u.a., GeoLex, 3. Auflage Berktold-Fackler · Krumbholz, Reisen in Deutschland Schmeer-Sturm, Gästeführung, 3. Auflage Schmeer-Sturm, Reiseleitung, 3. Auflage Viegas, Ökomanagement im Tourismus Viegas, Ökodestinationen

Ökodestinationen Von

Angela Viegas

R. Oldenbourg Verlag München Wien

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Viegas, Angela: Ökodestinationen / von Angela Viegas. - M ü n c h e n ; Wien : Oldenbourg, 1998 (Touristik-Taschenbücher) ISBN 3 - 4 8 6 - 2 4 4 0 7 - 8

© 1998 R. O l d e n b o u r g Verlag Rosenheimer Straße 145, D-81671 München Telefon: (089) 4 5 0 5 1 - 0 , Internet: http://www.oldenbourg.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere f ü r Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säure- und chlorfreiem Papier Gesamtherstellung: H o f m a n n - D r u c k Augsburg GmbH, Augsburg ISBN 3 - 4 8 6 - 2 4 4 0 7 - 8

Vorwort In allen Bereichen der Tourismusindustrie ist die Forderung nach einem möglichst umweltverträglichen Wirtschaften angekommen. Für Umweltmanagement in Hotels und Restaurants, in Verkehrsbetrieben und bei Reiseveranstaltern gibt es schon zahlreiche Beispiele. Im ersten Band dieser Recherchen über das Umweltengagement der Branche („Ökomanagement im Tourismus") wird auf die Schwierigkeiten und Möglichkeiten einer umweltorientierten Betriebsführung im Tourismus eingegangen. Dieser zweite Band plädiert zusätzlich für eine ökologische Produktpolitik im Tourismus, denn - vergleichbar der produzierenden Industrie - kann auch der Tourismus ein Ökoprodukt auf dem Markt anbieten: den Ökotourismus. Dieser ist nicht nur in den letzten, abgelegenen, unberührten Naturgebieten möglich, sondern - bei modernem Verständnis des Begriffes überall. Beim Ökotourismus geht es seit den Anfängen in den achtziger Jahren darum, die Umweltsensibilität der Reisenden zu erhöhen und dadurch langfristig einen bewußteren Umgang mit der Natur und der Umwelt zu fördern. Ökotourismus als naturorientiertes Tourismusangebot mit Informations- und Bildungsanspruch kann in Großstädten oder Freizeitparks ebenso angeboten werden wie in Naturreservaten. Er entwickelt sich in unterschiedlichen Varianten im Rahmen von anderen Tourismusformen wie Naturtourismus oder Agrotourismus und ist durch seine jeweiligen umweltpädagogischen Komponenten charakterisiert. Er nutzt bei Jung und Alt weit verbreitete Reisemotivationen und findet großen Zuspruch bei einem wachsenden Anteil der Bevölkerung. Ökotourismus ist ein zusätzliches touristisches Angebot, eine Chance zur Erschließung neuer Kundengruppen und zur langfristigen Bindung bisheriger Gäste. Er ist nicht automatisch auch umweltverträglich - obwohl sich umweltfreundliches Wirtschaften und umweltorientierte Reiseangebote sinnvoll ergänzen. Ausflugs- oder Ferienziele, die mit einem ökotouristischen Zusatzangebot werben, werden als Ökodestinationen bekannt. Ob durch einzelne Maßnahmen eines Hotels, durch ein umfassendes Konzept einer Fremdenverkehrsgemeinde oder durch eine gigantische Investition eines Freizeitparks - überall entstehen derzeit neue Ökodestinationen. Die ausgewählten Fallbeispiele in diesem Buch sollen zeigen, wie vielfältig die Möglichkeiten sind, ein ökotouristisches Zusatzangebot aufzubauen. Bei manchen Beispielen, etwa solchen von naturorientierten Ausstellungen in klimatisierten Gebäuden, mag man sich zunächst wundem, daß sie als ökotourismus gelten sollen. Doch da es das Ziel dieser Tourismusform ist, das Umweltbewußsein möglichst vieler Menschen weltweit zu fördern, kann Ökotourismus nicht auf die wenigen Privilegierten beschränkt bleiben, denen eine Studienreise in die Arktis oder den Dschungel möglich ist. Wo man ein attraktives Urlaubs- oder Freizeitangebot für viele Menschen schafft und dabei die Ziele des Ökotourismus erreicht, ist eine neue ökodestination entstanden. Diese Tourismusvariante entwickelt sich derzeit schneller als jede andere. Neue Beispiele lassen sich mit geschärftem Blick für das, worum es beim Ökotourismus geht, leichter entwickeln und entdecken. Dazu soll dieses Buch beitragen.

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Inhaltsverzeichnis Vorwort

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Inhaltsverzeichnis

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Teil 1: ökotourismus - Das ökoprodukt der Reisebranche 1.1. Ökotourismus Begriffsabgrenzung Rahmenbedingungen Kundengruppen Touristenmotivation Anbieter von Ökotourismus Umweltverträglichkeit des Ökotourismus Ökodestinationen Ökotourismus-Markt Organisationen 1.2. Varianten des Ökotourismus Naturtourismus Agrotourismus Geotourismus Bioparktourismus Wissenschaftstourismus

Teil 2: ökodestinationen - Fallbeispiele für ökotouristische Angebote.

1 2 2 5 7 8 12 13 14 15 15 17 17 19 23 25 29

33

2.1. Naturtourismus. Harz: Nationalparkmanagement Costa Rica: Naturreichtum Lahntal: Bootswandern Kalkeifel : Naturerlebnisdorf Wallis: Pro-Natura-Zentrum Aletsch Pfälzer Wald: Naturfreundehaus Finsterbrunnertal Mallorca: Naturpark S'Albufera

34 34 37 39 41 44 47 49

2. 2. Agrotourismus Georgia: Plantation Trace Naturpark Obersauer: „vum Séi"-Gütesiegel Hawaii: Macadamia-Produktion Oberbergisches Land: Bauernhofmuseum

51 51 53 56 59

2.3. Geotourismus Vulkaneifel: Geokonzepte Kärnten: Hochgebirgs-Geo-Trail Vorarlberg: „Durch Wandern Lernen"

60 60 65 67

Hawaii: Vulcanoes National Park South Dakota: Mammoth Site

69 71

2.4. Bioparktourismus Arnheim: Burger's Zoo Köln: Zoo - Zentrum fur Artenschutz Orlando, Florida: Sea World St. Petersburg, Florida: Suncoast Seabird Sanctuary Orlando, Florida: Center for Birds of Prey Tampa, Florida: Florida Aquarium Orlando, Florida: Disney's Animal Kingdom

73 73 75 78 82 84 85 89

2.6. Wissenschaftstourismus Orlando, Florida: New Orlando Science Center Tucson, Arizona: Biosphere 2

92 92 93

Anhang 1-5

95

Anhang 1 : Literatur-Auswahl

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Anhang 2: Adressen

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Anhang 3: Internet-Adressen

98

Anhang 4: Infokästen, Abbildungen

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Anhang 5: Stichwortverzeichnis

¡01

Teil 1: Ökotourismus Das Ökoprodukt der Reisebranche

1.1. Ökotourismus

Begriffsabgrenz ong Ökotourismus ist in den letzten Jahren ein Modewort geworden. Höchst unterschiedlich sind die touristischen Entwicklungen, die sich mit dem Beiwort „öko" schmücken. Es handelt sich etwa um • den Ausbau naturnaher Urlaubsformen (z.B. Wandern, Radfahren), • die Förderung von Sportarten im Freien (z.B. Golf, Wasserwandern), • die touristische Erschließung bislang unberührter Naturräume (z.B. Dschungelexpeditionen), • den Schutz bereits erschlossener Naturräume (z.B. Nationalparktouren), • die verstärkt umweltverträgliche Betriebsfuhrung (z.B. in einem ökohotel), • die Mitarbeit an Naturschutzprojekten (z.B. bei Aufforstungen). Die meisten dieser Reiseangebote wären jedoch besser mit „Grüner Tourismus", „OutdoorTourismus" oder „Abenteuertourismus" usw. gekennzeichnet. Aber solange „ökotourismus" kein eindeutig belegter Begriff ist, kann sich jeder seiner bedienen. Ökotourismus (engl, „ecotourism") entstand in den achtziger Jahren in Nordamerika, wo sich der Tourismus auch auf die abgelegensten und schonungsbedürftigsten Regionen ausgedehnt hatte. Umweltverbände und Tourismusorganisationen plädierten für einen neuen, „ökologischen" Tourismus, der die Auswirkungen des Fremdenverkehrs auf die Naturräume eingrenzen sollte und ein verstärktes Umweltbewußtsein bei den Reisenden bewirken sollte. Dieser neue Ökotourismus sollte hauptsächlich auf der Beobachtung der Natur beruhen und durch Information und Erziehung das Umweltverständnis fördern. Zielgebiete dafür waren Regionen mit großer biologischer Vielfalt und intakter Natur, Nationalparks und Reservate, also die eher abgelegenen, unerschlossenen Gebiete. Die dort jeweils lebenden Bevölkerungsgruppen wurden als Teil der Umwelt verstanden und galten ebenfalls als „schützenswert", sie sollten von dem Tourismus in ihrem Gebiet profitieren, nicht von im ausgenutzt werden. Inzwischen hat sich die Öko-Bewegung ausgebreitet und der Begriff „Ökotourismus" hat sich in dieser engen Definition nicht durchsetzen können. In Regionen, in denen wie in Europa unberührte Naturräume selten sind, ließ er sich so nicht mit Leben erfüllen. Vielmehr hat hier der Gedanke des nachhaltigen Wirtschaftens im Tourismus (sustainable tourism) mehr Realitätsbezug, bei dem eine möglichst umweltverträgliche Abwicklung in allen Bereichen des normalen Tourismus im Vordergrund steht. Zudem wird heute der sozialpolitische Aspekt (die Rücksichtnahme auf die einheimische Bevölkerung) nicht mehr als Teil des Ökotourismus betrachtet. Ökotourismus soll beim Reisenden das Umweltverständnis und das Umweltbewußtsein fördern und somit trotz weltweit wachsendem Tourismus langfristig zu einem besseren Umgang mit der Natur beitragen. Das war die Grundidee des ersten Ökotourismus und dies kann auch heute noch als Ziel gelten. Jedoch macht es wenig Sinn, diese Umweltbildung nur den wenigen Privilegierten anzubieten, die zu Ökoreisen in die letzten naturbelassenen Regionen der Erde fahren können. Vielmehr muß es heute das Ziel von Ökotourismus sein, bei Urlaubsreisen, 2

Ausflügen und Freizeitaktivitäten so vielen Menschen wie möglich - und besonders so vielen Kindern wie möglich - zu mehr Umweltverständnis und zu mehr Sensibilität im Umgang mit den Naturressourcen zu verhelfen. Die weiter gefaßte, heutige Definition des Ökotourismus, die auch im Folgenden zu Grunde gelegt werden soll, lautet daher:

1 4 · ökotourismus ist ein natur- oder umweltorientiertes Urlaubs- oder Freizeitangebot mit einem deutlichen Informations- und Erziehungsanspruch, mit einer umweltpBdagogischen Komponente.

Ferienangebote, die dieser Definition entsprechen, kann man auch in einer kleinräumigen, weitgehend verstädterten Landschaft, in bewirtschafteten Naturparks, ja auch in Freizeitparks und Hotels ins Leben rufen. In diesem Sinne ist ökotourismus nicht limitiert auf die letzten unberührten Landschaften der Südhalbkugel, er kann praktisch überall angeboten werden. Die umweltpSdagogische Komponente ist das entscheidende Kriterium fur Ökotourismus. Eine Wandertour kann beispielsweise dann als ökotourismus gelten, wenn ein Wanderfuhrer nicht nur den Weg erklärt, sondern während der Tour auch qualifizierte Informationen zu Umwelt und Natur weitergibt und auf Umweltprobleme und Naturschutzfragen eingeht. Eine Safari in Afrika ist dann ein Ökotourismus-Angebot, wenn sie nicht nur dem Anschauen und Fotografieren von Landschaft und Tieren dient, sondern auch Aufklärung über die typischen Ökosysteme, die Bedrohung der Tierwelt, die Auswirkungen von Klimaänderungen und Wilderei betreibt. So kann auch ein städtischer Zoo oder ein fur den Massentourismus konzipierter Freizeitpark Ökotourismus anbieten, etwa wenn Programme zum Artenschutz oder zur Umwelterziehung aufgenommen werden, während manche Alternativreise durch den Dschungel nicht diese Bezeichnung verdient, da ihr das pädagogische Element fehlt. Bei den Fallbeispielen in Teil 2 sind deshalb Ökodestinationen unterschiedlichster Art und Größe zusammengestellt, wobei jeweils explizit auf die umweltpädagogischen Komponenten hingewiesen wird, etwa:

Λ

V v

UmweltpSdagogische Komponenten in ...

• Naturkundliche Führungen • Schülerprogramme • Besuch einer Naturschutzstation

Angebote des „Sanften Tourismus" zielen auf eine Umerziehung des Reisenden hin. Sie können im Einzelfall - sofern dies als Umwelterziehung verstanden wird - zum Ökotourismus gehören. Im überwiegenden Fall sind solche „sanften" Reisevarianten jedoch nicht Teil des Ökotourismus, da sich ihre pädagogische Komponente beispielsweise auf verkehrstechnische, 3

soziokulturelle oder organisatorische Fragen bezieht. Die oft recht rigorosen Forderungen des Sanften Tourismus an die Touristen nach Verzicht und Umorientierung sind heutzutage überholt und ergeben oft keinen Sinn mehr (z.B. die Forderung, auf des Schreiben von Postkarten aus dem Urlaub zu verzichten). Sie haben inzwischen dazu geführt, daß „Sanfter Tourismus" ein abwertender Begriff geworden ist. Außer vereinzelt im Süddeutschen und im Alpenraum wird die Kennzeichnung „Sanfter Tourismus" daher kaum noch benutzt, ja sie gilt vielerorts schon als Schimpfwort. Die umweltpädagogische Komponente des Ökotourismus ist im Gegensatz zum Sanften Tourismus ein zusätzliches Angebot der Touristiker, keine Forderung an die Urlauber. Es ist daher wichtig, Ökotourismus und Sanften Tourismus nicht gleichzusetzen bzw. die Begriffe nicht unbedacht zu verwenden. Die Bezeichnungen „Naturtourismus" und „Ökotourismus" werden vielfach als Synonyme verwendet. Tatsächlich gehen diese beiden Reiseformen oft ineinander über, sie sind aber nicht unbedingt gleichbedeutend. Während der Naturtourismus das sinnliche Erleben der Natur zum Ziel hat, will der Ökotourismus auch über die Bedrohung der Natur und über die Rolle des Menschen dabei informieren und ein vertieftes Umweltbewußtsein schaffen. In der Praxis ist der Unterschied jedoch oft nur gering: Eine Bootstour durch den Urwald ist ein Naturtourismus-Angebot; Erläutert der Führer dabei jedoch die Bedrohung der Flora und Fauna und Projekte zum Erhalt des Urwaldes, so fällt dieselbe Bootstour in den Bereich des Ökotourismus. Wo die beiden Reiseformen so eng ineinander übergehen, ist ein synonymer Gebrauch der Bezeichnungen zu rechtfertigen. Wenn aber ein Tourismusangebot gar kein umweltpädagogisches Element enthält oder ganz überwiegend durch solche gekennzeichnet ist, dann sollte man auf einen richtigen Gebrauch der beiden Begriffe achten. » > [ I ] II]: Ökotourismus

in Uganda

Schon 1995 hatte das jetzt politisch stabile Uganda die im touristischen 10-Jahresplan erst für das Jahr 2000 anvisierte Besucherzahl von 195.000 registrieren können. 1996 kamen sogar schon 250.000 Touristen in das afrikanische Land. Der Tourismusminister von Uganda, Moses Ali, fuhrt dies u.a. darauf zurück, daß man keinen Massentourismus anstrebe sondern sich dem Ökotourismus verschrieben habe. Auf der ITB 1997 in Berlin betonte er, daß für die zukünftge Entwicklung seines Landes vor allem auch der private Sektor angekurbelt werden solle. Geplant sei der Bau von kleinen und mittleren Hoteleinheiten und der Ausbau der Infrastruktur in den zehn Nationalparks. » > H i e r ist Ökotourismus als Gegenstück zu Massentourismus verstanden, was jedoch nicht immer richtig ist. Von einer umweltpädagogischen Komponente im Tourismusentwicklungsplan war nicht die Rede. Besser würde Uganda daher von Naturtourismus sprechen, um keine falschen Erwartungen zu wecken.

Der Begriff „Umweltverträglicher Tourismus" (sustainable tourism) bezeichnet ein nachhaltiges Wirtschaften des Tourismus, bei dem der langfristige Erhalt der Umwelt berücksichtigt wird und die Belastungsgrenzen der Natur beachtet werden. Dieses Konzept orientiert sich an der Agenda 21 der Rio-Konferenz von 1992. Inzwischen liegt eine Agenda 21 fur den Tourismus vor, die genauer beschreibt, welche Ziele und Vorgehensweise mit der Idee des Umweltverträglichen Tourismus gemeint sind. Umweltverträglicher Tourismus ist also nicht mit Ökotourismus gleichzusetzen, ebensowenig kann man von Überlappungen, wie etwa beim sanften Tourismus, sprechen, denn ganz unterschiedliche Faktoren sind durch den Begriff angesprochen. Ein Ökotourismus-Anbieter kann 4

umweltverträglich wirtschaften oder auch nicht; Umweltverträglichen Tourismus kann man für jedes Tourismusangebot anstreben, unabhängig davon, ob man mit ökotourismus zu tun hat oder nicht. Manche Anbieter von Ökotourismus-Reisen ordnen sich der Gruppe des ,Alternativtourismus" zu, um ihr Angebot von den Pauschalreisen zu unterscheiden. „Alternativer Tourismus" ist ein Sammelbegriff für viele Formen themenbezogenen Reisens, von der Fasten- oder Meditationsreise über die Fahrradtouren oder Töpferkurs-Aufenthalte bis zur Dschungelboot- oder Trekkingtour. Generell ist „Alternativtourismus" ein eher vager, übergeordneter Begriff, der nichts über die Umweltorientierung des Angebots aussagt. Wer jedoch umweltorientierte Reisen sucht, findet unter den Aiternati ν Veranstaltern sicher leichter das passende Angebot, als in der großen Masse der Standardreisen. Ökotourismus ist nicht generell eine Leistung der Reiseveranstalter; Auch der Individualreisende kann ökotourismus entdecken und nutzen, denn vielfach werden solche Angebote von Fremdenverkehrsgemeinden oder touristischen Unternehmen angeboten. Besonders häufig findet sich das Kennzeichen „Öko" in den Katalogen der Veranstalter von Abenteuerreisen. Dies rührt daher, daß diese Touren meist in eben jene „unzivilisierten" Regionen führen, die auch Zielgruppe der ersten Ökotouristen in den achtziger Jahren waren. Einige der Spezialveranstalter für Abenteuerreisen legen besonderen Wert auf umweltverträgliche Reisegestaltung. Jedoch ist nur in einzelnen Fällen ein umweltpädagogisches Element Teil der Reiseplanung, vorrangig geht es bei diesen Reisen nicht um die Natur, sondern um das Abenteuer, für das die Natur die Kulisse bildet. Diese kurzen begrifflichen Abgrenzungen zeigen, daß für die Tourismusindustrie Vorsicht geboten ist, allzu leichtfertig mit der Bezeichnung „Ökotourismus/ecotourism" umzugehen; Eine wertvolle und zukunftsträchtige Tourismusvariante kann dadurch schnell in Mißkredit geraten. „Ökotourismus" könnte beispielsweise wie „Sanfter Tourismus" zum negativ belegten Begriff werden. Als Reisewilliger sollte man dem werbewirksamen Etikett „ökotourismus" in einem Urlaubsprospekt nicht unkritisch vertrauen, allzu oft ist die informative Seite des Angebots (die umweltpädagogische Komponente) nicht oder nur gering ausgeprägt und der Begriff wird nur aus nur wirtschaftlichen Interessen verwendet.

Ά Beim Begriff „ökotourismus/ecotourism" immer nach der Definition und der umweltpSdagogischen Komponente fragen.

Rahmenbedingungen Im Rahmen traditioneller Reiseformen, wie dem Naturtourismus, entstehen zunächst einzelne zusätzliche ökotouristische Reiseangebote. Sie werden gefördert durch das gestiegene Interesse der Kunden an Natur und Umwelt, die allgemein erhöhte Umweltsensibilität, dem Nachholbedarf der Erwachsenen an entsprechenden Informationen und dem Wunsch, bei der nächsten Generation bereits frühzeitig das Umweltbewußtsein zu entwickeln. 5

Der Schritt zur Einrichtung eines ökotouristischen Angebots ist anfangs oft nur minimal. So werden beispielsweise auf alten Wanderwegen Umweltinformationstafeln aufgestellt und die WanderfUhrer der Region in Umweltfragen geschult - fortan kann die Region auch unter besonders umweltinteressierten Wanderern mit ihrem ökotourismus-Angebot werben. Wenn die steigenden Gästezahlen bei solchen Angeboten das prinzipielle Interesse der Reisenden am Ökotourismus zeigen, investieren manche Unternehmen oder Ferienziele auch bewußt aufwendig in diesen neuen Tourismuszweig, etwa durch Bau neuer Anlagen für Tiere. Aufgrund seiner Entstehung aus einem traditionellen Reiseangebot (aber auch aus wirtschaftlichen Gründen) existiert ökotourismus in der Regel nicht als komplettes eigenständiges Reiseangebot.

Ökotourismus existiert in der Regel als Zusatzangebot zu einer vorhandenen touristischen Attraktion oder Urlaubsform. So gibt es je nach Zugehörigkeit zahlreiche Varianten des ökotourismus, die sich im Rahmen unterschiedlicher Touristikangebote entwickelt haben und die sich in ihren umweltpädagogischen Zielen unterscheiden, d.h. sich jeweils nur einem Ausschitt der Umweltproblematik widmen. Man kann derzeit in folgenden Typen von Tourismus ökotouristische Angebote am Markt finden (weitere werden gegebenenfalls noch entstehen): Ökotourismus-Varianten als Teil des • Naturtourismus (Besuch von Nationalparks/Naturparks, Naturstudienreisen, Safaris, Wanderungen, Radtouren, Expeditionen, Trekking etc.) • Agrotourismus (Besuch von Landwirtschaftsausstellungen u. -museen, Besichtigung landwirtschaftlicher verarbeitender Betriebe, Mitarbeit auf Höfen etc.) • Geotourismus (Vulkanismus-Entdeckung, Geologische Wanderungen, Fossiliensammeln, Höhlenbesichtigungen, Ausgrabungsteilnahme etc.) • Bioparktourismus (Besuche in Zoos, Aquarien, Vogelschutzstationen etc.) • Wissenschaftstourismus (Angebote in Naturwissenschafts- und Technikmuseen) Es sei hier betont, daß diese Tourismusformen auch per se existieren. Sie sind nicht automatisch als Ökotourismus anzusehen, sondern bieten lediglich den Reisenden immer häufiger zusätzliche Leistungen mit umweltpädagogischer Komponente und stellen dann mit diesem Angebot eine Variante des ökotourismus dar - so können etwa bei einem Zoologischen Garten nur die Aktivitäten mit entsprechender Zoopädagogik als ökotourismussegment bezeichnet werden. Im konkreten Einzelfall sind oft mehrere Varianten des Ökotourismus vertreten. So wird etwa eine Fremdenverkehrsgemeinde, die umweltbewußt denkt, ihre Gegebenheiten möglichst weitgehend nutzen und sowohl ökotouristische Angebote im Naturtourismus (z.B. Kräuterwanderungen) als auch im Geotourismus (z.B. einen geologischen Wanderweg) anbieten. Sofern also bei den Fallbeispielen eine Zuordnung eines solchen Angebots in eine Kategorie vorgenommen wird, soll dies dem besseren Verständnis dienen und keine ausschließliche, einseitige, dauerhafte Festlegung einer Region/eines Unternehmens auf eine bestimmte ökotourismus-Variante bedeuten. 6

Kunde ngrappen Ökotourismus als Urlaubsform entspricht dem Trend: immer mehr Menschen wollen für die schönsten Wochen des Jahres mehr geboten bekommen als Sonne, Sand und Nichtstun. Die gestiegene Umweltsensibilität, die Verstädterung und die Technisierung des Alltagslebens lassen Urlaub in der Natur und die umfassende Erfahrung der Umwelt mehr denn je erstrebenswert sein. War für den Naturinteressierten lange fast ausschließlich die Wanderung mit Naturbetrachtung im Angebot, entstehen nun überall touristische Attraktionen, die das Kennenlernen der natürlichen Systeme, ihrer Gefährdung und der Rolle des Menschen dabei zum zentralen Thema haben. Tourismusziele, die unter diesen Umweltaspekten entstanden sind oder entsprechend angepaßt wurden, erfreuen sich großer Beliebtheit und zählen steigende Besucherzahlen. Gleichzeitig tragen sie zu mehr Umweltverständnis und Verantwortungsgefühl gegenüber der Natur bei. Besonders wichtig sind neue ökotouristische Angebote vielen Familien, denn hierbei lernt die nächste Generation spielerisch, die aktuellen Umweltprobleme wahrzunehmen und Umweltschutz und Reisen auf ganz direkte Art zu verknüpfen. Kinder und Jugendliche mit ihren Familienoder Schulkindergruppen mit Betreuern sind daher wesentliche Zielgruppen der Anbieter von ökotourismus.

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Zielgruppe Nummer 1 für ökotourismus: Kinder und Jugendliche mit ihren Familien oder als Schuigruppe mit Betreuern. Hier lohnt sich der Blick auf Beispiele aus den USA, wo ein bedeutender Teil der naturwissenschaftlichen Bildung der Jugendlichen nicht von der Schule, sondern von externen Organisationen wie Museen, Stiftungen oder Unternehmen geleistet wird. Schulklassen allen Alters verbringen viel Zeit außerhalb der Schule, z.B. bei sogenannten „field trips" oder beim Unterricht in einem Museum. Entsprechend präsentieren die moderneren naturkundlichen oder geologischen Museen, die Zoos und Aquarien in USA nicht trockene Wissenschaft für Fachleute, sondern sie sind in der Regelauf Gruppen von Kindern und Jugendlichen eingerichtet und bieten interaktive Ausstellungen, Experimentier- und Klassenräume, Unterrichtsmaterial und Lehrerunterstützung. Während bei uns die naturwissenschaftlichen Museen oft überaltert sind und um Geld für die notwendigsten Reparaturen kämpfen, werden in den USA Jahr für Jahr weitere aufwendige moderne Bauprojekte mit dem Ziel der Umweltbildung eingeweiht: Wissenschaftszentren, Naturwissenschaftliche Ausstellungen, Tierparks, Natur-Shows und UmweltSimulationen- und das ohne jede staatliche Förderung, allein mithilfe von Gesellschafter- oder Stiftungsgeldern. Umweltbildung („environmental education") für Jung und Alt ist auch ein Hauptziel vieler amerikanischer Freizeitparks, die ebenfalls oft erstaunlich viele umweltpädagogische Programme anbieten. In Teil 2 bei den Fallbeispielen fur Ökodestinationen werden daher US-amerikanische Projekte besonders berücksichtigt. Eine weitere wichtige Kundengruppe für ökotourismus sind die jüngeren, höher gebildeten Individualreisenden, die bereits ein ausgeprägtes Umweltbewußtsein haben, reiseerfahren sind und allein oder in kleinen Gruppen Natur und Umwelt einer Region gezielt entdecken wollen. Sie kommen gut vorbereitet und kritisch gegenüber dem Veranstalter zu ihrer Tour. Für diese 7

Kundengruppe sind in den letzten Jahren zahlreiche neue Wanderrouten, Naturstudienreisen, Expeditionen und Safaris und Bildungsveranstaltungen entstanden.

Κ

fc^ei Kundengruppe Nummer 2 für Ökotourismus: jüngere, höher gebildete Individualreüende mit Umweltengagement Ein Teil dieser Kundengruppe möchte auch konkret an Umweltschutz- bzw. Naturschutzprojekten teilnehmen. Hier sind die Möglichkeiten in den letzten Jahren gewachsen, vor allem als aktive Jugendarbeit in Form von Workshops und Aktionswochen zu Umweltthemen. Für Erwachsene ist das Spektrum an Angeboten aber immernoch sehr schmal. » > [ 2 ]

[2]: Buchtip:

Aktiver

Ökotourismus

Jobben flir Natur & Umwelt Adressen, Erfahrungsberichte und Tips für aktiven Ökotourismus in Europa und Ubersee bietet dieser Reiseführer für junge Leute, die sich in der Freizeit für die Umwelt aktiv einsetzen wollen. Verlag interconnections, Freiburg, 1997 Die Nachfrage nach solchen „aktiven" ökotouristischen Naturreisen wächst beständig - für Veranstalter und Zielgebiete bieten sich hier noch viele Chancen. Dies ist auch ein zukunftsträchtiges Gebiet ftlr ökosponsoring: Wird beispielsweise ein Naturschutzprojekt gesponsort, ist oft die Teilnahme von Helfern fur eine bestimmte Aktion erwünscht, und die zusätzliche Öffentlichkeitswirkung ist fur den Sponsor willkommen. Für die Kundengruppen, die sich auf Reisen verstärkt für Umwelt und Natur interessieren, sind inzwischen auch einige neue Reiseführer-Reihen auf dem Markt: Wanderführer mit Naturbeschreibungen, Nationalparkführer, Naturhandbücher. Eine Auswahl davon wird im Folgenden, besonders bei den Fallbeispielen in Teil 2, vorgestellt.

Touristenmotivation Die Motivation von Tourismuskunden ist komplex: Neben Erholung, Abwechslung und Unterhaltung spielen immer noch andere Dinge eine Rolle für die Wahl einer Urlaubsreise. » > [ 3 ] [3]: Buchtip:

Katalog

der

Reisemotivationen

Voyage - Warum reisen? Das interdisziplinäre Jahrbuch für Reise- & Tourismusforschung 1997 beschäftigt sich mit dem Schwerpunktthema „Warum reisen?". Kultur- und tourismuswissenschaftliche Beiträge versuchen, erste Antworten zu geben. Zusätzlich sollen philosophische und literarische Betrachtungen helfen, den Drang der Menschen in die Ferne verstehbar zu machen. Ein Service-Teil informiert über die wichtigsten Neuerscheinungen, Daten und Trends zum Welttourismus. Dumont-Verlag, Köln, 200 S., kartoniert, 39,90 DM

8

Wer sich für Ökotourismus interessiert, hat meist über eine allgemeine Naturverbundenheit hinaus noch andere Motivationen. Dabei lassen sich einige Leitideen identifizieren, die bei Kindern wie bei Erwachsenen festgestellt werden können und die eine erhöhte Bereitschaft fur die ökotouristischen Angebote bewirken. Wo Ökotourismus gezieh aufgebaut wird, nutzen die Anbieter geschickterweise oft gerade diese Motivationen, um die Gäste zu interessieren. » > [ 4 ]

[4]:

Touristenmotivationen • • • • •

für

Ökotourismus

Exotische Natur Altenschwund Unbekannter Ozean Fremde Kulturen Wissenschaft und Technik

Bei den Fallbeispielen in Teil 2 ist auf deutliche Nutzung spezieller Motivationen mit diesem Logo hingewiesen:

Touristenmotivation: ...

• „Exotische Natur": In der zunehmend verstädterten und Qberbevölkerten Normalumgebung der Menschen ist ein unmittelbares Erleben und Verstehen der Natur schon ein erstrebenswertes Urlaubsziel geworden. Zusätzlich ist das persönliche Entdecken anderer als der gewohnten Landschaften, Tiere und Pflanzen durch die weltweite Verbreitung von Informationen für viele erstrebenswert geworden. Der Aufenthalt in einer anderen, „exotischen" Natur ermöglicht leichter die Distanzierung von den Alltagssorgen und erhöht die Aufhahmebereitschaft für Umwelt- oder Naturschutzinformationen. „Exotisch" ist dabei nicht immer gleichbedeutend mit „tropisch", sondern eher mit „andersartig-reizvoll" - diese Touristenmotivation kann daher durchaus auch von einem Naherholungsgebiet genutzt werden und bezieht sich nicht nur von Femreisezielen. • ,Artenschwund": Eine groBe Faszination geht von ausgestoibenen oder vom Aussterben bedrohten Tierarten aus. Sei es das Sammeln von Fossilien, das Ausgraben von Mammuts, der Besuch in einem Dinosaurierpark oder das live-Erleben der bedrohten Wale, Seekühe, Betggorillas oder Eisbären - die Vorstellung vom Untergang der Arten, vom Verlust der biologischen Vielfalt scheint weltweit Menschen allen Alters zu berühren. Hier wird die Verletzlichkeit der Ökosysteme und auch des Homo Sapiens als Art unmittelbar deutlich. Daher haben touristische Zielgebiete oder Tourismusuntemehmen, die in diesem Themenbereich etwas anbieten können, sehr gute Chancen auf erfolgreichen ökotourismus. • „Unbekannter Ozean": Der Reiz des Unbekannten geht von den Ozeanen und ihrer Tierund Pflanzenwelt aus. Die Erforschung der Meerestiefen hat gerade in jüngster Zeit durch neue Technologien neuen Aufschwung bekommen. Gleichzeitig ist es durch die modernen, extrem starken Kunstglasscheiben möglich geworden, Meerestiere und Pflanzen in extrem großen Bekken zu halten und zu präsentieren, wobei man die unterschiedlichen Spezies nicht isoliert, 9

sondern als Teil einer Lebensgemeinschaft zeigen kann. Weltweit sind in den letzten Jahren moderne Aquarien mit spektakulären Ausstellungen und wissenschaftlich fundiertem Bildungsprogramm fur die Besucher entstanden, und sie erfreuen sich großer Beliebtheit. Dieses Interesse für die Meereswelt kann beispielsweise auch ein Hotel nutzen, um sich von anderen zu unterscheiden. » > [ 5 ] • „Fremde Kulturen": Im Zeitalter von Multikulturalität in allem Bereichen, ist das Interesse an fremden Völkern auch im Tourismus neu belebt worden. Mit Besuchen bei Indianerstämmen und Aborigines, an ihren Wohnorten oder in ihren Kulturzentren ist ein neuer „Ethnotourismus" entstanden. In Europa ist diese Bewegung weniger ausgeprägt, denn wir haben hier ja keine so andersartigen „Eingeborenen"; Hier handelt es ich eher um die Entdekkung kultureller Besonderheiten der Nachbarländer, die uns nach vielen Jahren gemeinsamer europäischer Entwicklung jedoch meist nicht mehr sehr fremd vorkommen. Der kulturelle interessierte Reisende wird am ehesten von ökotouristischen Angeboten angesprochen, bei denen man die Bewohner des bereisten Gebietes (ob Indianer, Eingeborene oder europäische Nachbarn) bei ihrer traditionellen Weise der Naturnutzung sehen kann, also etwa bei der Zubereitung der einheimischen Pflanzen für die Küche oder beim Verarbeiten zu Gebrauchsgütern wie Körben. Durch die Beobachtung von noch relativ naturverbundenen Menschen im Umgang mit den Ressourcen ihrer Region entsteht eine neue Perspektive fur die Umwelt. » > [ 6 ]

[5J: Hotel

mit

Unterwasser-Attraktion

Atlantis Waterscape Auf Paradise Island, Bahamas, hat das Hotel & Casino Atlantis einen ungewöhnlichen Weg eingeschlagen, sich von anderen Beach-Hotels zu unterscheiden. Zwischen Hauptgebäude und Strand baute man „Atlantis Waterscape", eine 56.000 Quadratmeter große Meerwasser-Landschaft aus einem Netz von sechs Lagunen fur Meerestiere, 40 Wasserfällen und mehreren Korallenhöhlen, fünf Schwimmbecken, dazu Wasserrutschen und Planschbecken. 2000 Bäume wurden entlang der Wasserflächen und Flußläufe gepflanzt. Die Erlebnislandschaft gilt gleichzeitig als eines der größten Seewasseraquarien der Welt. 13.000 Tiere aus über 100 Arten bevölkern die Becken, Riffe und künstlichen Lagunen. Sie werden von sechs Meereswissenschaftlern betreut. Die besondere Attraktion hier ist der verglaste Unterwassertunnel durch die Raubfischlagune, ein begehbares Stück Asphalt auf dem Meeresboden. Schildkröten, Haie und Rochen ziehen in unmittelbarer Nähe Ober die Köpfe der Besucher. Zweimal täglich zur Fischftitterung werden den Hotelgästen die Lagunenbewohner von einem Betreuer erläutert, der auch für Fragen zur Vertilgung steht. Das Konzept des Hotels Atlantis, das zur Sun-International-Gruppe gehört, ist nicht neu. In Südafrika hat der Hotelkonzern dies bereits mit großem Erfolg erprobt: Tiere und Natur spektakulär und hautnah mit schönen Hotels zu verbinden. Auch im Hotel Atlantis, wo das Unternehmen 125 Millionen US-Dollar für Waterscape investierte, geht die Rechnung auf: Die Gäste buchen schon weit im Voraus, um hier ein Zimmer und damit Zugang zu „Atlantis Waterscape" zu bekommen. Die Hotel- und Aquariumsarchitekten planen daher für 1998 bereits eine Verdopplung der Hotelkapazitäten im Atlantis. An der amerikanischen Ostküste, in Atlantic City, will Sun International das neu erworbene Resorts Casino Hotel ebenfalls mit einem Unterwasserpark ausstatten, der noch größer und vielfältiger sein soll und u.a. das größte künstliche Korallenriff der Welt mit natürlichem Gezeitenlauf enthalten soll. Internet: http://www.travelweb.com/sunintl.html

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[6]: Korbflechterei

im Museumsdorf

der

Cherokee-lndianer

• „Wissenschaft und Technik": Manchen Technik-Freak kann man für die Umwelt interessieren, indem man ihm Informationen auf wissenschaftlich-technische Weise bietet, etwa als Simulation in einem Computer. Gleichzeitig ist für ein Verständnis von Natur und Umwelt ein mehr als nur grundlegendes Wissen aus verschiedenen Bereichen der Naturwissenschaft und Technik notwendig. Daher ist es gegebenenfalls sinnvoll, die Technik und Wissenschaft zu nutzen, um damit weitere Touristen für ökotourismus zu interessieren und sie über Natur und Umwelt zu informieren. » > [ 7 ]

Natürlich gibt es noch andere Motivationen fur die Teilnahme an einem ökotouristischen Angebot, etwa das Bedürfnis nach Gemeinschaft, „heiler Welt" oder körperlicher bzw. seelischer Heilung. Im Gegensatz zu den Letzteren sind die oben genannten Motivationskomplexe jedoch derart, daß ein touristisches Zielgebiet oder ein Tourismusunternehmen damit arbeiten kann: Man kann beispielsweise lokale geologische Besonderheiten einplanen oder die Lage am Meer für ein Aquarium nutzen.

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[7]: Bedrohte

Seekühe

bei Sea World, live und per

Computer

Anbieter von Ökotourismus Die Wege zum umweltverträglichen Reisen fuhren zunächst dazu, die vorhandenen Tourismusangebote in möglichst vielen ihrer Bestandteile (also Planung, Transport, Unterbringung, Verpflegung, Ausflüge etc.) auf möglichst umweltfreundliche Art zu gestalten. Ökotourismus anzubieten, ist jedoch noch etwas anderes. Während Umweltmanagement zu umweltverträglicher Fertigung eines Produktes führt, dient eine ökologische Produktpolitik dazu, umweltfreundliche Produkte oder Umwelttechnologie-Erzeugnisse hervorzubringen. Um aus dem Produkt „Reise" ein Öko-Produkt zu machen, ist also eine spezielle „ökologische Tourismuspolitik" bei den Anbietern notwendig: eine bewußte Entscheidung des Unternehmens bzw. der Ferienregion für ein (zusätzliches) Tourismusangebot, das Umwelt zum Thema hat. Die Initiative für ein solches ökotouristisches Angebot kann von der Tourismusorganisation des Zielgebiets ausgehen, etwa vom Fremdenverkehrsamt. Das ist zum Beispiel möglich, wenn sich aufgrund der besonderen geologischen Aspekte der Region ein geologischer Wanderweg als Strategie zur Bindung neuer Kundengruppen anbietet. Die örtlichen Touristiker werden dann 12

die Wanderstrecke planen, Sponsoren für das Projekt suchen, Kontakt mit Wissenschaftlern zur Erstellung von Infomaterial und Schautafeln aufnehmen usw. - bis hin zur Werbung mit dem neuen Tourismusangebot (Fallbeispiel Vulkaneifel, siehe Teil 2.3.). In anderen Fällen macht der Staat oder eine Behörde den ersten Schritt zum Ökotourismus, indem besonders artenreiche, interessante oder gefährdete Naturräume unter Schutz gestellt werden - etwa als Naturpark oder Nationalpark. Besonders in den aufstrebenden Tourismuszielgebieten der dritten Welt ist das oft auch der letzte Schritt zum Ökotourismus. Die sachkundige Führung durch die geschützten Gebiete, die umweltpädagogische Komponente also, muß in diesem Fall vom Veranstalter geleistet werden. Er definiert den Reisestil, stellt die Reisegruppen zusammen und sucht die entsprechenden Reiseleiter aus, mit denen bestimmte Inhalte der Gästeführung abgesprochen werden können (Fallbeispiel Costa Rica, siehe Teil 2.1). Bei einem Natur- oder Nationalpark im europäischen Raum stehen in der Regel auch Mittel für eine mehr oder minder gute Infrastruktur (Zufahrt, Besucherzentrum, Verwaltung) zur Verfügung. Hier ist es meist das Verdienst der lokalen Natur- oder Nationalparkverwaltung, wenn die vorhandenen touristischen Chancen eines Schutzgebietes für ökotouristische Angebote genutzt werden. Kooperationen mit UmWeltorganisationen oder Wandervereinen können dabei erheblich zum Gelingen eines attraktiven Ökotourismus beitragen (Fallbeispiel Harz und Kalkeifei, siehe Teil 2.1.) Auch manches Tourismusuntemehmen kann seine Dienstleistung um ein Angebot des ökotourismus erweitern Dies bietet sich an, wenn das Unternehmen bereits in einem Bereich arbeitet, aus dem Ökotourismus entstehen kann. So kann ein Tierpark ein Bildungsprogramm über die Bedrohung bestimmter Arten integrieren, ein Bauernhof kann neben den einfachen Unterkünften auch Vorführungen traditioneller landwirtschaftlicher Techniken anbieten (Fallbeispiel Sea World, siehe Teil 2.4. und Naturpark Obersauer, siehe Teil 2.2 ). Umweltverträglichkeit des Ökotonrismus Ökotourismus als umweltorientiertes Tourismusangebot mit Informations- und Bildungsanspruch ist nicht unbedingt auch umweltverträglicher Tourismus, ökotourismus anzubieten ist eine strategische Entscheidung, die das Ziel hat, neue Kundengruppen anzulocken und langfristig zu binden. Ein ökotouristisches Produkt wird zwar im optimalen Fall sinnvoll ergänzt von einem möglichst umweltverträglichen Wirtschaften in den touristischen Unternehmen, bedingt dies aber nicht.

ökotourismus ist nicht automatisch auch umweltvertrfiglicher Tourismus, doch ist dies langfristig anzustreben. Von den Ökotourismus-Kunden muß sich ein Anbieter oft besonders kritische Fragen nach seinem Umweltmanagement gefallen lassen. Wer mit „öko-Attraktionen" die Touristen lockt und sein Unternehmen dann offensichtlich ohne Berücksichtigung von Umweltschutzgesichtspunkten führt (zum Beispiel Abfall nicht sortiert oder Wasser verschwendet), ist schnell unglaubwürdig und wird langfristig keinen Erfolg mit seinem öko-Angebot haben 13

Andererseits haben touristische Ziele oder Einrichtungen, die sich mit einem Umweltmanagement um umweltverträgliches Wirtschaften bemühen, häufig schon die Vorteile eines zusätzlichen ökotouristischen Angebots erkannt und bieten ihren Gäste natur- oder umweltorientierte Bildungsveranstaltungen, Ausstellungen, Aktionstage etc. an. Ökotourismus hielt man lange- im Gegensatz zu einem Umweltmanagement - fur nicht überall möglich, da man ihn zunächst immer mit unberührter Natur und geschützte Flora und Fauna assoziierte. Das muß jedoch nicht unbedingt eine Vorbedingung für Ökotourismus sein, auch in kleinen Naturräumen oder gar in künstlichen Ferienparadiesen kann ein naturbezogenes Angebot mit Bildungsanspruch verwirklicht werden. In diesem Sinne gibt es noch ein großes, ungenutztes Potential bei vielen bereits bestehenden touristischen Einrichtungen, ihre Attraktivität durch kreative, umweltorientierte Neuerungen im Bereich Ökotourismus zu erhöhen.

Ökodestinationen Reiseziele, die sich durch ihr ökotouristisches Angebot auszeichnen, können als „Ökodestinationen" bezeichnet werden. Dies können einerseits neu geschaffene Attraktionen sein (etwa ein neuer Nationalpark, ein neues Aquarium), andererseits können dies auch klassische Tourismus- bzw. Ausflugsziele sein, die sich durch den Ausbau der umweltpädagogischen Komponente ein neues Gesicht gegeben haben und neue Gästegruppen ansprechen (etwa im Rahmen von Zoopädagogik oder als Lehrwanderung). Häufig bietet eine Region oder ein Tourismusuntemehmen dabei schwerpunktmäßig eine bestimmte Ökotourismus-Variante an - aufgrund lokaler Besonderheiten oder der Entwicklung des Angebots. Hat ein touristischer Anbieter jedoch erst einmal ein Umweltbewußtsein entwickelt und das Interesse seiner Gäste am Ökotourismus festgestellt, werden nicht selten weitere ökotouristische Attraktionen geschaffen. Viele traditionelle Urlaubsregionen haben bei dem zunehmend härter werdenden Wettbewerb Mühe, mit attraktiven Fernreisezielen zu konkurrieren, und können sich durch die Schaffung eines ökotouristischen Angebots eine Marktnische erschließen und neue Reisesegmente hinzugewinnen.

[8]: Buchtip:

Anregungen

für

Ökotourismus

Naturschutz - Das Machbare Dieses 467 Seiten starke Buch von Wolf-Eberhard Barth trägt den bezeichnenden Untertitel: „Praktischer Umweltf&hrer flir alle - Ein Ratgeber". In leicht verständlicher Sprache und mit vielen Abbildungen erläutert der Autor Umweltprobleme, ökologische Grundlagen, und Naturschutzstrategien. Die vielen praxisnahen Vorschläge zu mehr Naturschutz geben auch eine Fülle von Anregungen flir neue ökotouristische Angebote (z.B. flir einen stadtökologischen Lehrpfad). Paul Parey/Blackwell Wissenschafts-Verlag. Berlin, 1995 (68,- DM)

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Ökotourismus· Markt Auf einem Ende 1996 stattfindenden Kongreß der Welt-Tourismus-Organisation (WTO) in Puerto Varas (Chile) zu Adventure-Travel and Eco-Tourism" wurden Studien vorgestellt, die den Ökotourismus als rasch wachsenden Nischenmarkt im Tourismus bezeichneten und von einem derzeitigen Anteil von 10 bis 15 Prozent am gesamten Welttourismus ausgehen. Wahrend die meisten Touristen immer noch Urlaub primar als Erholung definieren, wächst doch überall, selbst bei den Strandtouristen, der Wunsch nach mehr Kontakt mit der natürlichen und kulturellen Umgebung. Meinungsforscher haben sogar die 20 Prozent-Marke avisiert: ein Fünftel aller verkauften Reisen sollen im Jahr 2000 Ökotourismus-Reisen sein. Dabei wird der Bereich ökotourismus sehr vage umrissen und alle naturorientierten Reisen, auch mit nur minimaler umweltpädagogischer Komponente, werden eingeschlossen. In einem jedenfalls scheinen sich die Prognosen einig, daß noch ein großes Potential für naturbezogenen Tourismus vorhanden ist. Wer sich über den Markt im Bereich Ökotourismus orientieren will, kann sich über die Angebote der Veranstalter auf Reisemessen informieren. In Deutschland ist die größte Informationsveranstaltung zu umweit- und sozialverantwortlichem Reisen der „Reisepavillon" (jährlich im Januar in Hannover). Hier präsentieren sich über einhundert alternative Reiseveranstalter. Meist handelt es sich um kleine Spezialveranstalter, die beispielsweise Yoga-Reisen, Kanufahrten oder Wandertouren anbieten, ein Teil hat auch ökotouristische Zusatzangebote im Programm. Der wachsenden Bedeutung der Alternativreisen haben einige Publikumsreisemessen in Deutschland in den letzten Jahren entsprochen und einen Ausstellungsbereich „forum anders reisen" eingerichtet Auf dem Kölner Reisemarkt haben sich Ende November 1997 schon 30 Spezialveranstalter im „forum anders reisen" zusammen präsentiert. Unter den AlternativReiseveranstaltern bieten viele Naturstudienreisen unter erfahrener sachkundiger Führung an, die zwar nicht ausdrücklich als „Ökotourismus" deklariert werden, aber teilweise sicher dazu zu rechnen sind. Auch im internationalen Messegeschäft gibt es schon Veranstaltungen zu „Ecotourism". Allerdings ist hierbei zu beachten, daß die Organisatoren unterschiedliche Definitionen von Ecotourism im Sinn haben. Als Beispiel sei hier nur die in Indonesien im März 1998 erstmals stattfindende Messe zu „ecotourism" genannt, bei der es hauptsachlich um umweltfreundliche Technologien für die Entwicklung und das Management von Hotelanlagen gehen soll, also eher um Umweltmanagementfragen als um Ökotourismus.

Organisationen Zahlreiche Interessensgruppen, Verbinde und Organisationen haben sich dem „Sanften Tourismus", dem „Umweltverträglichen Tourismus" oder dem „Alternativen Tourismus" in irgendeiner Form verschrieben. Manche Organisation sprechen zwar von ökotourismus in ihren Zielen, doch wird hier in der Regel der Begriff „Ökotourismus" von jedem anders definiert. Meist handelt es sich um irgendeine Variante von Alternativtourismus oder Sanftem Tourismus. Die amerikanische Ökotourismusgesellschaft TES (The Ecotourism Society) wurde 1990 in Bennington, Vermont, von Umweltschützern, Studenten und Tourismusfachleuten gegründet. 15

Sie hat sich der Förderung des ökotourismus verschrieben, wie er zum Zeitpunkt der Gründung in Amerika gerade im Trend war. Gegen Mitte der achtziger Jahre war in Nordamerika eine erste Variante des ökotourismus entstanden, die sich aus dem Naturtourismus entwickelt hatte. Seit dieser sich auf die letzten, besonders schützenswerten Naturparadiese ausgedehnt hatte, waren Stimmen laut geworden, die auf die negativen Auswirkungen auf die Naturräume und die dort lebenden Menschen aufmerksam machten und sich für die Entwicklung eines neuen Umweltbewußtseins aussprachen. So hat die Ecotourism Society (TES) bei ihrer Gründung auch eine entsprechende Definition von „ecotourism" festgehalten: „verantwortliches Reisen, das hilft, die Natur zu schützen und dazu beitragt, die Lebensumstände der lokalen Bevölkerung zu verbessern". Heute würde man dies als umweit- und sozialverträglichen Tourismus kennzeichnen, ökotourismus wird durch seine weltweite Weiterentwicklung in vielen unterschiedlichen Projekten inzwischen allgemeiner als naturorientiertes touristisches Angebot mit Bildungsanspruch verstanden. Die amerikanische Adventure Travel Society (ATS) wurde 1990 als Verband von Touristikern mit Engagement für Natur- und Abenteuertourismus gegründet. Er leistet Beratungsaibeit für umweltvertragliche Tourismusentwicklung und veranstaltet jährlich einen Kongreß zum Thema Abenteuerreisen und Ökotourismus. Die zugrundegelegte Definition von ökotourismus ist aber eher vage: ein möglichst umweit- und sozialverträglich durchgeführter Abenteuertourismus. Auch hier ist also im Einzelfall bei einem Veranstalter nachzufragen, inwiefern er Ökotourismus anbietet oder ein reiner Abenteuerreisen-Veranstalter ist. Seit Juli 1997 werden die Mitglieder des Verbandes von der Adventure Travel Business Trade Association (ATBTA) betreut, in der Personen, Unternehmen und Organisationen Mitglied sind, die auf eine oder andere Weise mit dem Abenteuertourismus zu tun haben - vom Fremdenverkehrsamt bis zum Expeditionsausstatter. Ebenfalls aus dem Sektorder Abenteuerreisen kommend und dem umweltverträglichen Reisen verpflichtet ist der deutsche Arbeitskreis Trekking- und Expeditions-Tourismus (ATE), den einige SpezialVeranstalter 1993 gegründet haben, und dessen Mitglieder sich alle zur Einhaltung von gemeinsamen Grundsätzen zur Umweltverträglichkeit verpflichten. Dazu gehört auch die Umweltsensibilisierung der Gäste durch die Reiseleiter, also ein ökotouristisches Anliegen. Inwieweit das jedoch bei den Reisen dieser Veranstalter wirklich durchgefühlt wird, bleibt im Einzelfall zu prüfen. Die Welt-Tourism us-Organisation (WTO), (World Tourism Organisation), unterstützt das umfassende Konzept des umweltverträglichen Tourismus (sustainable tourism) entsprechend der Agenda 21. Ökotourismus als ein spezielles Produkt der Reisebranche dabei kein Thema. Eines der Ziele der WTO ist jedoch die verbesserte Umweltbildung der touristischen Anbieter. Sie ist eine Voraussetzung für ein funktionierendes Umweltmanagement, schafft aber auch eine größere Bereitschaft, ökotourismus zu entwickeln und anzubieten. Für die WTO ist Ökotourismus ein touristisches Produkt wie Kulturtourismus oder Golftourismus, während die Förderung von umweit verträglichem Tourismus ein wesentliches Anliegender WTO ist.

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1.2. Varianten des ökotourismus Natnrtourismus Unter Naturtourismus stellt man sich Reisen vor, die in bestimmte Gebiete wegen der dort vorhandenen Naturbesonderheiten führen. Hierzu gehören etwa Ausflüge oder Reisen in National- oder Naturparks, vogelkundliche Naturstudienreisen, Wandertouren oder Kanutouren und andere mehr. Naturreisen finden sich inzwischen zahlreich neben anderen Reisen in den Reisekatalogen, beispielsweise von Abenteuer- und Trekking-Veranstaltern oder unter den Studienreisen. Die Zielgebiete für diese Reiseform sind meist Regionen, die möglichst ursprüngliche, unberührte Natur aufweisen. Es liegt nahe, daß manche Entwicklungsländer ihre noch weitgehend unerschlossenen Regionen für diese Form des Tourismus nutzen wollen. In einigen Fällen sind dabei schon große Erfolge erzielt worden. In vielen Ländern sind die Nationalparke als weitgehend unberührte Regionen die Zielgebiete für den Naturtourismus. Als Ökotourismus-Variante haben diese Reisen die Natur zum Thema, sie sind nicht einfach nur Fahrten in die Natur. Ein in letzten Jahren sehr populär gewordenes ökotouristisches Angebot im Rahmen von Naturreisen ist beispielsweise die Walbeobachtung („Whale Watching"). »>[9]

[9]: Naturreise

mit Öko-Anspruch:

Walbeobachtung

„Whale watching" ist so popular geworden, daß Gesetze nötig sind, um die Wale vor den Touristen zu schützen. Schon 1991 beobachteten weltweit etwa vier Millionen Menschen Wale von Schiffen aus, inzwischen dürften es noch weit mehr sein. Den Anbietern solcher Touren, die damit Millionengewinne machen, liegt oft nicht viel am Walschutz. Sie fahren zu nahe an die Tiere heran, kreisen sie ein und bedrängen sie regelrecht. In USA gibt es von der Küstenwacht kontrollierte Schutzgesetze, die das unterbinden sollen. In vielen anderen Ländern gilt der Wal-Tourismus als wirtschaftliche Alternative der Küstenbewohner zum Fischfang und unterliegt keinerlei Einschränkungen zum Schutz der Tiere. Touristen sei daher geraten, auf seriöse Veranstalter zu achten und solche Touren zu den Walgebieten zu bevorzugen, die von Umweltschutzverbanden und Wissenschaftlern organisiert bzw. empfohlen werden. Hier wird dann auch über die Wale und ihre Umweltsituation informiert und der Respekt vor den Tieren gefördert. Die Unterbringung ist bei den Naturreisen in der Regel zweitrangig: sie kann Camping sein, aber auch in lokalen Hotels und Pensionen geplant werden. Oft wird vom Veranstalter bei Naturreisen ein fester Standort für mehrere Tage vorgesehen, von dem aus Tagesausflüge gemacht werden, denn bei diesen Reisen geht es nicht um die Bewältigung einer Strecke (z.B. die Besteigung eines Berges) sondern um das Naturerlebnis. Häufig sind Naturreisen mit einer gemäßigten sportlichen Aktivität verbunden, etwa Wandern, Reiten oder Kanufahren. Sie soll das Naturerlebnis ermöglichen, aber nicht im Vordergrund steht. Extreme Outdoor-Sportarten wie Rafting, Climbing etc. erfordern vom Teilnehmer soviel Aufmerksamkeit, daß der Sport im Vordergrund steht und die Natur nur die Kulisse bildet das ist dann kein Naturtourismus mehr.

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Eine Naturreise sollte unbedingt mit einer möglichst umweltverträglichen Reisedurchfìlhrung kombiniert werden, denn sie fuhrt in ein noch weitgehend natürliches Ökosystem, in dem durch falsches Verhalten besonders leicht Schaden hervorgerufen werden können. Hier sind neben den lokalen Fremdenverkehrsverantwortlichen besonders die Reiseveranstalter gefordert.

[10]: Buchtip:

Naturreiseföhrer

der neuen

Generation

Reiseführer Natur „Natur als Reiseziel - Reiseführer der neuen Generation", so charakterisiert der BLV Verlag diese Reihe, in der inzwischen schon aber 20 Themenbände erschienen sind. Fachkundig recherchiert und aufwendig bebildert bieten diese Reiseführer eine ausgezeichnete Kombination von Informationen und Impressionen für reiselustige Naturfreunde. Der Band „Spanien" von Roberto Cabo zum Beispiel will dem naturinteressierten Spanienreisenden einen Leitfaden zu den großartigen Landschaften mit ihrem reichhaltigen und einmaligen Tier- und Pflanzenleben abseits der Tourismus-Massenziele bieten. Er animiert dazu, die Natur des Gastlandes auf umweltverträgliche Art und Weise zu bereisen und das Urlaubsgebiet vor negativen Veränderungen schützen zu helfen. Neben einer Vorstellung des Landes speziell für Naturfreunde enthält der Reiseführer eine ausführliche Beschreibung von Landschaften, Tieren und Pflanzen, ökologischen Zusammenhängen, geologischen Attraktionen, Schutzgebieten, Beobachtungsmöglichkeiten - ebenso wie Routenvorschläge, allgemeine Reisehinweise, Karten und Grafiken. BLV-Verlagsgesellschaft, München 1995 Die extremere Variante von Naturtourismus sind die Abenteuerreisen, also Expeditionen und Trekking-Touren. Kennzeichen dieser Reisen ist, daß sie in der Regel vom Teilnehmer überdurchschnittliche Kondition erfordern, in Etappen größere Strecken (zu Fuß oder mit einem Fahrzeug) bewältigt werden, und die Infrastruktur im Reisegebiet minimal ist und daher der Verlauf der Reise nicht bis ins Letzte vorgeplant werden kann. Obwohl diese Reisen oft in jene „letzten Naturparadiese" führen, für die anfangs der Ökotourismus erfunden wurde, ist hierbei die Natur mehr Kulisse als Thema der Reise: Die Abenteuerreisen sind eine Herausforderung an die Leistungskraft der Teilnehmer. Umweltinformation, Umweltsensibilisierung gehört nicht zum Reiseprogramm.

[11]: Veranstalterbeispiel:

Outdoor Connection,

Nürnberg

Dieser Veranstalter ist spezialisiert auf Reisen mit extremen Sportarten in freier Natur. Die Schwerpunkte des Programms sind River Rafting, Canyoning, Kajak- und Canadierschulung, Wasserwandem, Kletterkurse und „Erlebnisreisen". Die Hauptreiseziele sind in Deutschland und Tirol, doch sind auch Expeditionen nach Westafirika oder WildwasserTouren in Costa Rica im Angebot. Campfestigkeit und Improvisationsvermögen wird von allen Teilnehmern der Gruppenreisen erwartet. Umweltpädagogische Elemente sind hier nicht vorgesehen. Naturreisen mit mehr oder weniger stark ausgebildetem Ökotourismus-Anspruch erfüllen in den ärmeren Ländern häufig eine wichtige Funktion als Finanzgrundlage für Naturschutzmaßnahmen. > » [ 1 2 ] Natumaher Tourismus wertet die Landschaft auf: Mit dem Auftreten von naturinteressierten Touristen gewinnt ein Wald oder ein Tierreservat auch in den Augen der einheimischen Bevölkerung einen Wirtschaftswert, den es zu erhalten statt auszubeuten gilt.

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[12]: Berggorillas

brauchen

Tourismus

Rafiki Africa, Nairobi Der kleine, familiäre Reiseveranstalter von Ostafrika-Safaris, Rafiki Africa, alarmierte im Herbst 1995 aus Nairobi die Öffentlichkeit: Marcel, der berühmteste der Berggorillas im Naturschutzgebiet der Virunga Berge in Zaire, war von Räubern getötet worden. Ein privater Sammler hatte viel Geld für ein lebendes Gorillababy geboten, und so waren Handlanger in das Reservat eingedrungen und hatten die Gorilla-Familiengruppe schließlich aufgespürt. Sie entrissen ihnen ein Baby, wurden aber von Marcel, dem Oberhaupt der Gruppe, und der Mutter des Babys angegriffen. Daraufhin wurden die beiden erschossen. Das verwaiste Gorillababy konnte von den herbeigeeilten Rangern im Reservat den Häschern abgenommen werden. Marcel und seine Gefährtin wurden unter großer Anteilnahme am Rande des Virunga Nationalparks nahe dem „Gorilla Trekking Office" beerdigt. Der Nationalpark bestreitet seinen Unterhalt fast ausschließlich durch die „TrekkingPermits", die Gebühren der Besucher. Er kann nur so eben unterhalten und bewacht werden. Jeder Rückgang in den Besucherzahlen, zum Beispiel durch die Kriegsnachrichten aus Ruanda oder das Auftreten von Ebola-Infektionen in 1.000 Meilen Entfernung, resultiert in einem Rückgang der Schutzkräfte im Park. Das Eindringen von Räubern oder landlosen Flüchtlingen aus Goma kann dann nicht mehr verhindert werden. Die Berggorillas und ihr Lebensraum sind dadurch in großer Gefahr. Rafiki Africa fordert die Reiseagenturen auf, sich gründlich über die Situation zu informieren, um die Reisenden besser beraten zu können, denn das Berggorilla-Schutzgebiet war aufgrund der großen Entfernungen weder von den Kriegswirren noch von den EbolaAusbrüchen bedroht. Die Absagen vieler Safarikunden bei den Reisen zu den Berggorillas seien unnötig gewesen.

Zahlreiche Naturschutzprojekte weltweit finanzieren sich durch Eintrittsgelder, Spenden oder Sponsorprojekte. So wird etwa bei manchen Veranstaltern für jeden Fluggast ein Baum in ein Wiederaufforstungsprojekt gespendet oder ein Betrag des Reisepreises einer Umweltorganisation im Zielgebiet zugeführt. Es ist zu erwarten, daß diese Art der Naturschutz-Finanzierung durch Tourismus in Zukunft noch zunehmen wird.

Agrotonrismus Unter Agrotourismus versteht man diejenigen Urlaubsangebote, die bewußt an die vorhandenen bäuerlichen Infrastrukturen anknüpfen. Agrotourismus basiert - im Gegensatz zum eher „Wildnis"-orientierten Naturtourismus - auf der Attraktivität von Kulturlandschaften. Je seltener sehenswerte Kulturlandschaften werden, um so höher ist ihr wirtschaftliches Potential für den Ökotourismus. Die standortbedingte, oft jahrhundertelange Entwicklung einer kultivierten Region ermöglicht ein Landschaftserlebnis der besonderen Art, charakterisiert durch die typische Nutzung und mit der regionalen Kultur eng verbunden. Auch in einer Kulturlandschaft kann die Natur „intakt" sein (die Ökosysteme im Gleichgewicht), nur eben anders als bei unbearbeiteter, „wilder" Natur. Unter den landwirtschaftlich geprägten Regionen gibt es viele von ausgesprochener Attraktivität und hohem Erholungswert für die meist aus der Stadt kommenden Urlauber.

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Ursprünglich war Urlaub auf dem Land eine Folgeerscheinung der Industrialisierung, bei der die Arbeiter und vor allem die Kinder aus den ungesunden Lebensumstanden der frühen Industriegebiete zur Erholung auf die landwirtschaftlichen Höfe und in ländliche Erholungsheime gebracht wurden. Später wurde daraus eine schrumpfende alternative „Zurück-zur-Natur"Bewegung, während der größte Teil der Urlauber die Fernreise für den Urlaub entdeckte. Heute wird aus den „Ferien auf dem Bauernhof mit zahlreichen zusätzlichen Angeboten ein vielfältiger Agrotourismus, der wieder viele neue Anhänger gewinnt. Ferienunterkünfte auf Bauernhöfen haben - im Gegensatz zu vielen anderen Ländern - in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine lange Tradition. Allein in Deutschland laden rund 20.000 bäuerliche Betriebe Feriengäste ein. Sie sind in Landesverbänden organisiert, die von einer „Bundesarbeitsgemeinschaft für Urlaub auf dem Bauemhof und Landtourismus" gemeinsam vertreten werden. Die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) bietet einen Katalog mit 200 geprüften Ferienhöfen für Urlaub auf dem Bauernhof an.

Internet: http://www.DLG-Frankfurt.de Auch die einzelnen Regionen geben Kataloge mit ihren agrotouristischen Angeboten heraus, die Uber die Unterkünfte hinaus noch viele interessante Details für einen Urlaub auf dem Land enthalten (Biohöfe, Bauernhofcafés, Reiterhöfe, Museen, Feste, Märkte etc.). Der Phantasie der Landbewohner sind da keine Grenzen gesetzt. » > [ 13]

[13]:

Ricola-Kräutergarten Kräuterzucht für Ricola Bonbons In Kandersteg in der Schweiz (1176 m ü.M., Berner Oberland) gibt es den ersten RicolaKräutergarten. In einzelnen Beeten wachsen im Garten des Landgasthofes Ruedihus 15 verschiedene Heilkräuter. Auf Schildern sind die Pflanzen beschrieben. Der Garten ist frei zugänglich und jeder kann an den Kräutern riechen und sich informieren, was er sich bei Husten und Heiserkeit auf der Zunge zergehen läßt. Die Firma Ricola benötigt für die Herstellung ihrer Hustenbonbons und Kräutertees rund ISO Tonnen getrocknete Kräuter, was einem Frischgewicht von 600 bis 700 Tonnen entspricht. Die Kräuter werden bei rund 250 Bauern in der ganzen Schweiz biologisch angebaut. Sept.'97

Nachdem viele Ferienwohnungen und Gästezimmer auf den Bauernhöfen inzwischen von hohem Qualitätsstandard (und recht teuer) sind, gibt es auch die Bewegung zurück zum ursprünglichen Bauernhoferlebnis, zum Beispiel mit Übernachtung im Heu. Landwirte interessieren damit besonders junge Familien wieder neu für das Bauernhofleben. » > [ 1 4 ]

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[14]: Schweizferien

auf dem Bauernhof mit Schlafen im Stroh

Mit Blick auf den Tourismus werden jetzt überall landwirtschaft»orientierte Veranstaltungen wie etwa „Bauernmärkte" und „Alm-Abtriebe" neu belebt, die nicht nur lokales Brauchtum lebendig erhalten, sondern den Gästen auch die Nutzung der Landwirtschafts- und Naturprodukte nahebringen. Wesentliche Ergänzung dazu bilden Landwirtschaftsmuseen, die umfassender über die lokale Landwirtschaft und ihre Entwicklung informieren können als ein Einzelbetrieb. Besonders beliebt sind gerade bei Agrotourismusgästen die sogenannten „Lebenden Museen", in denen die landwirtschaftlichen Vorgänge oft wie in früheren Zeiten an alten Maschinen „live" demonstriert werden. Immer beliebter und hoch informativ sind Besuche bei verarbeitenden Betrieben der Landwirtschaft, etwa bei Weingütern oder Käsereien. Die Betriebe können klein und traditionell sein oder quasi-industriell schon weitgehend automatisiert. Was zählt, ist das Erlebnis der Verarbeitung vom landwirtschaftlichen Rohprodukt zum Konsumgut, das aus dem Supermarkt bekannt ist. Auch so kann Landwirtschaft „live" erlebt werden. Der pädagogische Effekt ist offensichtlich. » > [ 1 5 ] Eine große Rolle spielt dabei auch die lokale Gastronomie. Wo regionale Produkte und ty pische Küche den Gästen nahegebracht werden, ist sofort ein anderer Zugang zur einheimischen Landwirtschaft gefunden. Wo die Information der Feriengäste über Aspekte der Ökologie und Landwirtschaft zum Angebot dazugehört, hat der Agrotourismus deutlich „ökotouristische" Züge. Gerade da die meisten Touristen aus der Stadt kommen, kann der landwirtschaftsbezogene Tourismus viel zur allgemeinen Umweltbildung beitragen.

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[15]: Hindelang:

Käseherstellung

auf Berghöfen

als

Touristenattraktion

Das Potential zum ökotourismus wird jedoch beim Aufbau von Agrotourismus in bisher touristisch unerschlossenen ländlichen Gebieten nicht mit berücksichtigt, dabei steht leider meist die möglichst schnelle Ertragsverbesserung fur die Landwirte im Vordergrund. Die für Agrotourismus besonders attraktiven Regionen Europas, in denen die Landwirtschaft noch nicht komplett industrialisiert ist, die noch abwechslungsreiche, weitgehend traditionell bearbeitete Landwirtschaft und gewachsene typische Dörfer und Höfe aufweisen, sind oft schwer zugänglich, liegen abseits der großen Verkehrswege. Aufgrund des geringen Ertrags der Landwirtschaft ist schon lange eine starke Abwanderung der jungen Bevölkerung zu verzeichnen, die Dörfer sterben aus, und die landwirtschaftlichen Flächen verkommen. Hier wird, gefördert durch die Unterstützungsprogramme der Europäischen Union fur benachteiligte Gebiete (5B-Regionen), in den letzten Jahren versucht, einen landestypischen Agrotourismus aufzubauen. Dadurch soll der Landbevölkerung ein Zweiteinkommen durch Tourismus ermöglicht werden, das die Abwanderung der Bevölkerung und die Verödung der Gebiete stoppen soll. Durch regionale Organisationen werden die bäuerlichen Betriebe angehalten und unterstützt, die Qualität der Unterkünfte und Dienstleistungen zu heben und ihre Betriebe den Feriengästen zu öffnen. Gerade in den abgelegenen Gebieten ist die Naturverbundenheit der Bevölkerung noch sehr groß - der Besucher findet hier nicht nur eine Unterkunft, sondern erfährt nebenbei auch viel über die bäuerlichen Vorgänge, die traditionelle Herstellung und Zubereitung der Speisen und das Leben unter harten klimatischen Bedingungen. Ökotourismus mit ausgeprägter umweltpädagogischer Komponente wird hier in dieser Phase jedoch leider nicht miteingeplant. » > [ 1 6 ]

22

[16J: Alpen-Agrotourismus

in der

Lombardei

Agriturismo di montagna - Agrotourismus in den Bergen Durch eine Initiative der italienischen Regionalregierung der Lombardei (Terranostra Lombardia) wurde in Mailand eine zentrale Förderungsstelle geschaffen, die den Betrieben der Region flir Projekte im Rahmen der SB-Förderung der EU zur Verfügung steht. Sie un terstiitzt den Aufbau von Dienstleistungen im Bereich Agrotourismus und die Vermarktung der Agrotourismus-Anbieter auf dem Reisemarkt. Das Gebiet umfaßt ISO Berggemeinden auf über 3.000 qkm. 1997 wurden in einem ersten Prospekt 71 Bauernbetriebe vorgestellt, die sich bereits auf die Aufnahme von Feriengästen eingerichtet haben und die eine oder andere ländliche Besonderheit anbieten, etwa Reitpferde oder eine hauseigene Käserei.

Geotonrismas Die Erkundung geologisch oder geographisch besonders interessanter Phänomene hatte schon immer seine Anhänger unter den Ausflüglern und Touristen. Geologisch besonders spektakuläre Orte wie etwa der Gran Canyon wurden früh als Touristenziele entwickelt und sind leider heute schon total überlaufen. Oft sind die geologischen Besonderheiten eines Gebiets jedoch nur mit entsprechender Kenntnis zu entdecken und zu deuten. Touristische Zielgebiete, die durch gezielte Information und Besucherlenkung ihre geologisch/geographisch interessanten Punkte den Gästen besser zugänglich machen, ziehen damit viele umweltinteressierte Touristen zusätzlich an. Geologisch interessante Ziele können sehr vielfältig sein, etwa • Vulkanismusspuren, • besondere Gesteinsschichtungen, • Fossilienfundstätten, • Tropfsteinhöhlen, • heiße Quellen, • Erosions- oder Versteinerungsbesonderheiten. Ein wesentliches Element des Geotourismus ist oft das Wandern durch die betreffenden Region, bzw. in Amerika das Wandern mit dem Auto von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt. Die Besichtigung der geologischen Besonderheit vor Ort wird je nach den Möglichkeiten der Gemeinde sinnvoll ergänzt durch umweltpädagogische Elemente, etwa • geologische Lehrpfade, • geologische und naturkundliche Museen, • Schautafeln, • Vortrage, • Führungen, • Publikationen, • Ausstellungen sowie • zielgruppenorientierte Veranstaltungen zu Geologie und Geographie. Geographische und geologische Besonderheiten können kleinräumigsein, so daß eine Gemeinde in eigener Regie hierzu einen Lehrpfad oder eine Führung anbieten kann. » > [ 17]

23

Problematisch ist eine Nutzung der lokalen Besonderheiten für den Geotourismus besonders dann, wenn dies eine Zusammenarbeit mehrerer Gemeinden erfordert. Bei der Abstimmung von Zuständigkeiten und Finanzierungen scheitert solch ein Projekt meist schon am Anfang.

[17J: Meeresexkursion

in der

Eifel

Geologisches Wochenende Vor 330 Millionen Jahren war die Eifel kein Mittelgebirge, sondern ein flaches, warmes Meer, davon zeugen noch heute die Fossilien. Der Eifel-Ort Bad Münstereifel lädt im Sommer zu einem Wochenende mit Meeresexkursion ein. Naturkundliche Führungen mit Spezialisten schulen die Augen der Teilnehmer für die heute sichtbaren geologischen Formationen und die Fundorte von Fossilien. Nach erfolgreicher Suche werden die Schätze mit der Zahnbürste fachgerecht bearbeitet. Die Geologie und damit die gegebene Landschaft in ihrer Entstehungsgeschichte zu verdeutlichen, fördert das Umweltverständnis und den Respekt vor den natürlichen Ressourcen. Geotourismus ist daher prädestiniert dafür, zusätzliche ökotouristische Angebote zu machen. Leider bleibt diese Chance noch oft ungenutzt, obwohl es inzwischen viele Vorbilder gibt. »>[18], »>[19]

[18]: Höhlen

ohne

Hinweise

Alb-Donau-Kreis: Sammelsurium der Höhlen Seit etwa 100 Jahren hat der Tourismus die Faszination von Höhlen entdeckt. Auf der Schwäbischen Alb, dem wohl höhlenreichsten Gebiet Deutschlands, gibt es etwa 2.300 bekannte Höhlen. Einige der interessantesten finden sich in der Landschaft am südlichen Rand der Alb und im Urtai der Donau westlich von Ulm. Der Alb-Donau-Kreis versucht jetzt den Fremdenverkehr zu 23 der schönsten Höhlen mit dem Prospekt „Höhlentouren" zu fördern. Die Höhlen liegen alle in einem durch Wander- oder Radwege zugänglichen Gebiet und sind zu entsprechenden „Touren" zusammengestellt. Man erfährt jedoch nichts über die Länge und Wegführung der Touren, nur grobe Ortsangaben zu der Lage der Höhlen, die z.T. versteckt abseits der Wege liegen In der Broschüre ist jede der Höhlen kurz beschrieben und die dort gemachten typischen Funde, zum Beispiel steinzeitliche Schmuckanhänger oder Werkzeuge, genannt. Die Funde sind allerdings nicht mehr in den Höhlen zu sehen, sie liegen jetzt in einem der naturkundlichen oder vorgeschichtlichen Museen der Region, die ebenfalls in der Broschüre zusammengestellt sind. Beschilderte Wege, Schautafeln, Informationsblätter usw. sind nicht bekannt.. Die in der Broschüre angegebene Fremdenverkehrsorganisation fur den Alb-Donau-Kreis in Ulm kann keine weitere Auskunft geben.

[19]:

Erfolgreicher

Höhlentourismus

National Caves, South Dakota: Höhlen mit Infrastruktur Der amerikanische Bundesstaat South Dakota hat in einem Kalksteingebirge am Rand der Black Hills die zweitgrößte Konzentration von Höhlensystemen der Welt. 68 der 72 bekannten Calcit-Kristall-Höhlen finden sich hier. Einige der schönsten Höhlen, etwa Jewel Cave oder Wind Cave, wurden schon Anfang dieses Jahrhunderts zu Nationalmonumenten bzw. Nationalparks. Die touristisch genutzten Höhlen sind mit dem Auto gut zu erreichen, haben ein Besucherzentrum mit Informationsmaterial. Angestellte fìlhren regelmäßig unterschiedliche Touren mit Experten durch, etwa naturkundliche Führungen oder historische Führungen auf den Spuren der ersten Höhlenforscher. 24

Bioparktourismns Nicht jeder kann durch die Welt reisen, um vor Ort Tiere in ihrem angestammten Lebensraum zu bewundern. Beliebt sind daher bei Jung und Alt die künstlichen Paradiese: Parks, in denen ohne lange Reise und beschwerliche Touren durch die Wildnis - Tiere und Pflanzen aus fremden Landschaften in möglichst naturgetreuer Umgebung von nah zu sehen sind. Zu solchen Bioparks gehören die modernen Zoos und Aquarien. Eine weitere Art der Bioparks, wo man Tiere aus nächster Nähe erleben kann, die man sonst nicht sehen würde, sind Tierschutzstationen - Vogelschutzzentren beispielsweise, in denen Vögel besonders gefährdeter Arten, wie GreifVögel, verletzt aufgenommen und gepflegt werden, gegebenenfalls ein neues Zuhause finden. Solche Bioparks haben es leichter als die noch weitgehend unberührten Naturlandschaften, zusätzlich vielfältige umweltpädagogische Angebote zu machen. Ein Biopark kann als Unternehmen planen und sich an seinen Besuchern orientieren. Zunächst wird es manchen Ökotourismusvertretern aufgrund der früher engen Bedeutung des Begriffs vielleicht schwer fallen, bei Zoos, Aquarien, Tierschutzstationen oder Tierparks von ökotourismus zu sprechen. Beim genauen Hinsehen können diese Bioparks jedoch oft mit ihren Angeboten mehr für die Umweltsensibilisierung einer größeren Zahl an Besuchern tun, als die riesigen „unberührten" Naturgebiete im fernen Mittel- und Südamerika oder Afrika. Zoos sind zwar in erster Linie Naherholungsziele, doch sie sind auch zunehmend ein Tourismusziel, für das weitere Anfahrten unternommen werden. Der Zoobesuch in einer fremden Stadt in den Ferien ist für eine wachsende Zahl von Urlaubern ein besonderes Erlebnis, denn dort bekommt man meist eine andere Tierzusammenstellung zu sehen als zuhause. Ungefähr 100 Millionen Menschen besuchen jedes Jahr die Zoos in Europa. Weltweit zählt man 600 Millionen Zoobesucher jährlich. Jeder Zoo, jedes Aquarium hat seinen eigenen Charakter. Manche sind wissenschaftlicher aufgebaut, andere hauptsächlich auf Spaß und Unterhaltung ausgerichtet. Die meisten der älteren Zoos lassen heute noch erkennen, wie sich die zoologischen Gärten in den vergangenen 200 Jahren entwickelt haben. » > [ 2 0 ]

[20]: Zoo - gestern und heute Von der Menagerie zum Biopark Im vorigen Jahrhundert kamen Zoos groß in Mode. Sie waren eine Menagerie möglichst vieler Tierarten, die in Käfigen gehalten und ausgestellt wurden. Der Schweipunkt der Zoos lag auf der Darstellung der Vielfältigkeit in der Tierwelt. In dieser Zeit begann man in den Zoos, sich verstärkt der Erforschung der Haltungsbedingungen und der Fortpflanzung einzelner Arten zu widmen. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts wandelte sich der Schwerpunkt in den Zoos hin zur Darstellung der ökologischen Aspekte, der Tiere in ihrem Lebensraum. Statt reiner Käfighaltung entstanden mehr und mehr Tierpräsentationen in Landschaften (Freigehege, Safariparks, usw.). Die Forschung in den zoologischen Parks konzentrierte sich jetzt auf das Zuchtmanagement der Tierbestände. Die Erkenntnisse aus dieser Entwicklung führten zu einem neuen Konzept für den Zoo der Zukunft, dem „Biopark". Er hat Natur- und Umweltschutz zum zentralen Thema haben und will die Tiere in ihren Ökosystemen darstellen, auf ökologische Zusammenhänge und Artenschutz hinweisen. Die Forschungsarbeit ist der Integration der Zoos in einen umfassenden Naturschutz gewidmet.

25

Trotz weltweiter Artenschutzgesetzgebung ist bei vielen Tier- und Pflanzenarten in der Wildnis ein starker Populationsschwund zu verzeichnen. Zahlreiche Arten sind in ihrem Lebensraum bereits so eingeschränkt oder werden immer noch so stark gejagt, daß sie in den Zoos der Welt eine letzte Chance zum Oberleben finden. Den zoologischen Gärten ist damit in jüngster Zeit die Aufgabe zugefallen, zum Erhalt der Arten einen wesentlichen Beitrag zu leisten. »>[21]

[21J: Arienschutz

· Gesetzlicher

Rahmen

Der Artenschutz ist Teil des Naturschutzes. Sein Ziel ist der Schutz und die Pflege wfldlebender Tiere und wildwachsender Pflanzen an ihren Lebensstätten und in ihren Lebensräumen und -gemeinschafìen. Das Naturschutzgesetz sieht dazu neben den traditionellen Verboten schädlicher Handlungen auch den Biotopschutz vor, der die Gesamtheit der Arten in ihrer natürlichen Vielfalt erhalten will. In Deutschland gilt dazu die Bundesartenschutzverordnung von 1989. Im Bereich des Artenschutzes ist die internationale Zusammenarbeit besonders stark entwickelt. Durch das Ramsar-Übereinkommen (1973) sollen die weltweit stark gefährdeten Feuchtgebiete geschützt werden. Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (1973) beschränkt den Handel mit bestimmten schutzbedürftigen Tier- und Pflanzenarten. Die EG-Vogelschutzrichtlinie (1979) verbietet die Jagd und den Fang bestimmter Vögel ganz oder während kritischer Zeiten ebenso wie bestimmte Jagd-, Fang- und Tötungsmethoden. Die EU-Artenschutzverordnung ist in Vorbereitung.

Die über 1.000 Zoos und Aquarien, die weltweit in Vereinigungen organisiert sind, haben die Zeichen der Zeit erkannt und sich in einem internationalen Netzwerk, der Welt-ZooOrganisation (IUDZG) zusammengeschlossen. Ihre Ziele und Aufgaben für die Zukunft haben diese Zoos und Aquarien neu definiert und 1993 in einer Welt-Zoo-Naturschutz-Strategie festgelegt. Sie beschreibt, wie Zoos zum Natur- und Artenschutz beitragen können. Die Tierbestandsplanung in den angeschlossenen Zoos berücksichtigt seitdem in besonderer Weise Naturschutzbelange. Laut dieser Strategie gibt es drei wesentliche Gebiete, in denen Zoos und Aquarien helfen können, die Naturschutzziele zu erreichen: • durch aktive Unterstützung des Schutzes von Populationen bedrohter Arten und ihrer natürlichen Lebensräume, • durch den Beitrag zur Mehrung wissenschaftlicher Erkenntnisse, von denen der Naturschutz profitieren wird, • durch Förderung des öffentlichen Bewußtseins für Naturschutzbelange mittels zoopädagogischer Programme. Die modernen Zoos haben ein großes Potential, den Besuchern ein besseres Umweltverständnis zu vermitteln und sie zu einem anderen Umgang mit der natürlichen Umwelt zu bewegen. Gleichzeitig können sie als Zentren wissenschaftlicher Arbeit für die Erhaltung bedrohter Tierarten einen wichtigen Beitrag leisten. Die Artenschutzarbeit wiederum kann als Touristenmotivation genutzt werden und den Biopark zu einem Anziehungspunkt auch für Saisontouristen machen.

26

Durch die Veränderungen der Zoos hin zum Biopark gewinnen diese für die Besucher an neuer Attraktivität.

Touristenmotivation: Artenschwund Gäste aller Altersklassen werden im Zoo der Zukunft mehr Möglichkeiten des Erlebens und Erfahrens, des Sich-Informierens und Interagierens haben. Zoos der Zukunft werden Erlebnis-, Bildungs- und Forschungsstätten sein. Und da, wo diese Veränderungen schon greifen, wo sie zum wirklichen Begegnungsort mit seltenen und bedrohten Tieren geworden sind, ist mit dem Biopark ein neues Trendziel des ökotourismus entstanden. > » [ 2 2 ]

[22]: Buchtip:

Jede Menge

Tiere

Deutschland-Safari - ein Wegweiser zu den Tieren in Zoos, Wildgehegen und Reservaten Dieser Freizeitfìihrer listet alphabetisch 300 interessante Adressen in Deutschland auf, bei denen man Wildtiere beobachten kann. Jeder Ort ist mit Zusatzinformationen wie Größe, Adresse, Anfahrtweg, Öffnungszeiten usw. gekennzeichnet. Der erste Teil des Führers ist Wildtieren in Gehegen gewidmet. Große und kleine Tierparke sind hier treffend charakterisiert, teilweise mit Farbfotos und Übersichtskarten versehen. Piktogramme erleichtern die rasche Einschätzung über die Art des Tierparks, z.B. ob es sich um einen Zoo mit wissenschaftlicher Leitung oder etwa um einen Vogelpark handelt. Der zweite Teil des Bandes beschreibt die Natur- und Nationalparke in Deutschland. Hier wird auf die Geschichte, die typische Fauna und die Möglichkeiten der Beobachtung eingegangen. Der umfassende Wegweiser wild ergänzt mit einem Deutschland-Atlas im Maßstab 1:600.000, ein« Übersichtskarte, Stadtplänen und einem Ortsverzeichnis. Durch Kennzahlen bzw. -buchstaben sind die beschriebenen Orte leicht in den Karten wiederzu finden Dadurch ist der praktischerweise in Ringbindung vorliegende Band eine gelungene Kombination aus Buch und Kartenwerk. Der Freizeitfìihrer entstand in Zusammenarbeit mit der Redaktion der Zeitschrift „Das Tier" und traf bei seiner Veröffentlichung auf großes Publikumsinteresse. Schon im ersten Jahr war die erste Auflage vergriffen. Auch für die Schweiz ist inzwischen ein Safari-Führer erhältlich. Hallwag Verlag, Ostfildern, 2. Auflage 1997/98, DM 29,80

Aquarien sind zwar eigentlich Zoos für Wassertiere, haben aber weniger die Aufgabe des Artenerhalts als der grundlegenden Information über die meist noch weitgehend unbekannte Unterwasserwelt. Immer schon übten die Aquarien eine große Faszination aus: Sie zeigen einen Lebensraum, den der Mensch nicht erobert hat, der für die meisten niemals anders erlebbar ist als hier, hinter Glas. Die Welt der Flüsse, Seen und vor allem der Ozeane hat in den letzten Jahren an Aufmerksamkeit gewonnen. Die Vorstellung, die Ressourcen des Meeres zu nutzen oder sich die Ozeane als Lebensraum für Menschen zu erobern, und das Tauchsport-Angebot für die breite Bevölkerung haben dazu beigetragen, daß die Welt der Ozeane derzeit so populär ist wie nie zuvor.

Touristenmotivation: Unbekannter Ozean 27

Bis vor wenigen Jahren waren die Aquarien relativ unspektakulär; Die Wasserbecken waren relativ klein und enthielten jeweils nur wenige Arten. Jetzt hat die technische Weiterentwicklung (wie starkes Acryl-Glas und elektronische Regelungstechnik) den Bau größerer Wasserbecken und komplexerer Versorgungssysteme ermöglicht. Die jüngste Forschung hat zahlreiche zusätzliche Kenntnisse über Meeresökosysteme geliefert. Dadurch war die Zeit reif fur den Bau neuer, moderner Aquarien, die hinter gigantischen Panoramascheiben komplizierte vielfältige Lebensgemeinschaften ausstellen können und so ein erweitertes Bild des Lebensraums Meer bieten. Diese modernen Aquarien sind in ihrem Ökosystem-Ansatz dann auch Bioparks. Oberall auf der Welt entstanden in den letzten Jahren solche Groß-Aquarien, einige sind derzeit noch im Bau - der Boom ist ungebrochen. » > [ 2 3 ] Die älteren Aquarien haben nicht ausgedient: sie können durch Spezialausstellungen und Umweltprogramme ebenfalls an dem gewachsenen allgemeinen Interesse an der Unterwasserwelt teilhaben. Für die Stadt und die Region, in der sich das Aquarium befindet, ist damit eine Chance auf zusätzlichen Tourismus entstanden. Werden dabei Programme zur Umweltbildung angeboten, so kann sich ein Aquarium wie ein Zoo als Biopark am ökotourismus beteiligen.

[23]: Ozeanarium

für die Expo '98 in

Lissabon

Aquarium der Superlative Anläßlich der im Sommer 1998 in Lissabon stattfindenden Expo '98 wurde im „Pavillon der Ozeane" das größte Meeresaquarium Europas gebaut, hier „Ozeanarium" genannt. 25.000 Exemplare ozeanischer Flora und Fauna aus rund 300 Arten aller Weltmeere werden hier präsentiert. Die Ausstellungsfläche des Aquariums ist als eine große, zusammenhängende Zone geplant, die die Idee der gegenseitigen Abhängigkeit und Verbundenheit der Meere repräsentiert. Vier ozeanische Lebensräume sind genauer dargestellt: die Antarktis, die Korallenriffe des Indischen Ozeans, der Atlantik und der Pazifik. Ein riesiges Becken mit über 6.000 Kubikmetern Wasser bildet das Zentrum des Ozeanariums. Die Darstellung der Flora und Fauna der Meere soll gleichzeitig wissenschaftlich und spektakulär sein. Auf den Stand heutigen Wissens über die Meere, die Meeresressourcen, das ökologische Gleichgewicht und eine ausgewogene Nutzung der Meere soll jeweils hingewiesen werden. Da das Ozeanarium nach der Expo hier verbleibt, könnte fur Lissabon damit eine neue ökotouristische Attraktion entstanden sein.

Tierschutzstationen, wo kranke und verletzte Tiere aufgenommen und gepflegt werden, können in besonderer Weise die Verletzlichkeit der Natur und die Bedrohung der Tiere durch die Menschen verdeutlichen. Ob als Seehund-Hospital oder als Großkatzen-Refugium, die Tierschutzstationen bieten auch ohne großes Programm ein intensives und lehrreiches Naturerlebnis. Da viele von ihnen zudem auf Spenden und Eintrittsgelder angewiesen sind, kann jeder Besucher hier einen Beitrag zum Tierschutz leisten.

Touristenmotivation: Artenschwund

Vogelschutzstationen, die man besuchen kann, sind in Deutschland leider rar. Dabei stand am Anfang der Naturschutzbewegung der Vogelschutz im Vordergrund, der sich schon seit dem Ende des letzten Jahrhunderts im Bund für Vogelschutz organisierte. Daraus ist in 28

Deutschland der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hervorgegangen. Die Vögel sind meist die ersten, denen der Lebensraum durch die Menschen, ihre Landwirtschaft und ihre Bautätigkeit genommen wird. Vor 25 Jahren galten 38 Prozent der Vogelarten in Deutschland als gefährdet, heute sind es 61 Prozent. Auch in anderen Ländern ist die Bilanz der Vogelschützer erschreckend, dort kommt häufig noch eine unkontrollierte Jagd auf Vögel hinzu. Auch viele Vogelarten, die noch nicht vom Aussterben bedroht sind, werden mancherorts selten bzw. verschwinden ganz. Vogelschutz versteht sich hierzulande meist als Ausweisung von Schutzgebieten, in denen die Vögel möglichst unbehelligt von Menschen brüten und die Jungen aufziehen können. Stationen, in denen verletzte Vögel gesundgepflegt oder auf Dauer versorgt werden, sind hier selten und nicht für Besucher zugänglich. Umweltwissen und -bewußtsein können jedoch besonders gefördert werden durch einen Besuch in den Vogelschutzstationen, wo neben dem Kennenlemen der Vogelarten aus der Nähe immer auch ihre Erkrankung und ihre Gefährdung ein Thema ist. Wie die Beispiele aus USA zeigen, könnten sich diese Vogelschutzzentren für den Ausflugstourismus zu attraktiven Zielen entwickeln.

Wissenschaftstonrismus Zum Umweltverständnis gehört heute neben biologischen Kenntnissen mehr denn je auch ein Verständnis von Chemie, Physik, Meteorologie etc. - und von der Technik, die diese Erkenntnisse erst erschließt. Gleichzeitig üben diese Sparten der Naturwissenschaft und Technik auf einen Teil der Menschen große Anziehung aus. Gerade Kinder und Jugendliche müssen zudem frühzeitig und spielerisch an diese Wissenschaften herangeführt werden, um keine Scheu davor zu entwickeln und um später nicht nur zu einem sehr begrenzten Umweltverständnis fähig zu sein. Wissenschafts- und Technikmuseen sind oft wahre Publikumsmagnete und können dabei durchaus umweltpädagogisch wirken. Wissenschaftlich orientierte Ausstellungen können unterhaltsam und spannend sein und dabei Umwelt- und Naturschutz zum Thema haben.

Touristenmotivation: Wissenschaft und Technik Wer bisher glaubte, Ökotourismus könne nur für eine kleine Gruppe von Reisenden im fernen Dschungel unter großen Strapazen realisiert werden, der wird die Idee von ökotourismus in einem Museum besonders befremdlich finden. Aber wenn das Ziel ist, Umweltbildung auf Reisen für möglichst viele Menschen anzubieten, dann sollte man sich dieser Vorstellung nicht verschließen. Die Beispiele in der Rubrik „Wissenschaftstourismus" sollen Anregung zur Diskussion sein: hört Ökotourismus auf, wenn die Besucher in klimatisierten Räumen mittels Technik und Naturwissenschaften die Umwelt erleben? Wenn man Bioparks mit Flora und Fauna unter Glas noch als naturorientiert und umweltsensibilisierend ansieht, wieso dann nicht auch naturkundlich-wissenschaftliche Museen?

29

Naturkundemuseen haben zu Ökotourismus einen besonders leichten Zugang: Wenn sie sich vom reinen Ausstellungskonzept lösen können und durch Programme und Aktionen zu Umweltthemen aktiv auf die Besucher eingehen, ihnen die Möglichkeit zur Interaktion schaffen, die sie zum Beispiel in Bioparks oder in Naturreisen haben, dann können sie einen wertvollen Beitrag zur Umweltbildung leisten und sich selbst als Ökotourismusziel einen Namen machen. »>[24]

[24]: Düsseldorfer

Aquazoo

- Naturmuseum

und

Aquarium

Vielfalt auf kleinem Raum Dem Aquazoo in Düsseldorf liegt die Idee zugrunde, die Darstellungsweise eines Naturmuseums mit der eines Aquariums zu verbinden. Begonnen hat der Aquazoo als naturwissenschaftliche Sammlung und wurde später zum Löbbecke-Museum. Unter dem Schutz des Museums entstand 1948 das Aquarium, das seitdem an Größe und Bedeutung ständig gewachsen ist. 1987 eröffneten das Löbbecke-Museum und der Aquazoo in seinem modernen Neubau im Nordpark. 1994 zählte das Institut mit Doppelfiinktion als Naturmuseum und Aquarium rund eine halbe Million Besucher (bei einem Einzugsgebiet von rund 2,5 Millionen Menschen in der Stadt und der Region Mittlerer Niederrhein) - kein schlechtes Ergebnis für ein relativ kleines Haus mit wenig Werbemitteln. Für die Kinder und Jugendlichen werden im Aquazoo Schulfiihrungen arrangiert, zusätzlich gibt es zahlreiche Sonderaktionen und Kurse. Aber auch Lehrerfortbildung und Erwachsenenftihrungen, Sonderausstellungen und Aktionen gehören zum Programm. Auf 6.800 Quadratmetern bieten zehn Großaquarien, Fluß- und KUstenlandschaften, eine Tropenhalle, 68 Aquarien und zahlreiche Terrarien, Insektarien, Vitrinen und Schautafeln einen Oberblick über viele Aspekte des Lebensraums Wasser. Dabei werden die Tiere nicht nur „präsentiert", sondern es wird Wert gelegt auf die Darstellung ihrer Evolution, ihrer Beziehungen zur Umwelt. So lauten zum Beispiel einige der Abteilungen im Aquazoo: • Anpassung höherer Wirbeltiere an das Leben im Wasser • Vom Einzeller zum Säugetier • Körpergestalt und Lebensraum • Raum und Schwannverhalten bei Fischen • Mensch und Umwelt, usw. Diese pädagogische Seite der Tierpräsentation, der Umweltaspekt, ist ein wesentlicher Grund fUr die Beliebtheit des Aquazoos.

Auch ein Forschungsunternehmen kann sich teilweise dem Tourismus öffnen. In den USA ist das schon lange kein abwegiger Gedanke mehr. Da sich hier die Forschungsanlagen nicht auf staatliche Subventionen und Industriegelder verlassen können, werden andere Finanzierungswege gesucht. So ist das Kennedy Space Center in Cape Canaveral nicht nur eine aktive Shuttle-Startbasis sondern auch eine überregionale Touristenattraktion: ein Besucherzentrum, Filmvorführungen, Ausstellungen und eine Busrundfahrt ließen das Space Center zum touristischen Mekka aller Raumfahrt-Fans werden. Warum sollte das nicht auch einem UmweltForschungszentrum gelingen? Hin Freizeitunternehmen kann sich das Interesse der Besucher ftir exotische Natur und die Naturwissenschaften mithilfe der Technik zunutze machen. So können beispielsweise Simulationen Dinosaurier zum Leben erwecken oder fremdartige Landschaften erschaffen, die eine neue Attraktion darstellen und gleichzeitig umweltpädagogisch wirken können. » > [ 2 5 ]

30

[25]: Sea World, Florida: Wild Arctic Arktisbesach für Jedermann Seit 1995 gibt es im Freizeitpark Sea World in Florida eine neue Attraktion: „Wild Arctic". Hier wird mithilfe von ausgekittgelter Technik eine abenteuerliche Expedition in die Arktis für jedermann geboten, wie sie kaum einer der Besucher jemals im Original erleben könnte - und das ohne lange Reise. Ein simulierter Helikopterflug bringt die Gäste in die Aiktis, in eine bis ins Detail nachgebaute polare Forschungsstation. Die Besucher werden zu Forschungsmitgliedern, können an Geraten interaktiv lernen und begegnen bei der Arktis-Station den Tieren der Aiktis: Polarbären, Walrossen, Seelöwen und Beluga-Walen - alle live und zentimeternah, nur durch dicke Scheiben getrennt. Die ganze Umgebung ist dem natürlichen Lebensraum der Tiere angepaßt und auch dem Besucher weht an einigen Stellen ein eisig kalter Wind um die Ohren - schließlich soll er sich ja auch so fühlen, als sei er im hohen Norden. Die Gäste sollen die Arktis „erfahren" und dabei lernen, daß diese gefährdete Region geschützt werden muß. „Wir glauben daran, daß die Öffendichkeit letztendlich nur das schützt, was sie auch versteht," meinte William A. Davis, Manager von Sea World, bei der Ankündigung von Wild Arctic und ist sich sicher, daß sich die hohen Investitionen für diese Attraktion rechnen werden.

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Teil 2: Ökodestinationen - Fallbeispiele für ökotouristische Angebote

33

2.1. Naturtourismus

Harz: Nationalparkmanagement Der Harz als Mittelgebirgsferiengebiet hat seit 1994 eine zusätzliche Attraktion: den neu aus dem niedersächsischen Westharz gebildeten Nationalpark Harz. Er grenzt an den Nationalpark Hochharz im benachbarten Sachsen-Anhalt. Der Nationalpark Harz ist 158 Quadratkilometer groß, der Nationalpark Hochharz 58 Quadratkilometer. Beide zusammen sind umgeben von einem viel größeren Naturpark, für den laut Gesetz weniger strenge Naturschutzbestimmungen bestehen und der hier als Pufferzone zu intensiv landwirtschaftlich und industriell genutzten Gebieten wichtig ist. Nationalparke sind in Deutschland laut Naturschutzgesetz verbindlich festgesetzte, einheitlich zu schützende Gebiete, die „großräumig und von besonderer Eigenart sind, im überwiegenden Teil ihres Gebietes die Voraussetzungen eines Naturschutzgebietes erfüllen, sich in einem vom Menschen nicht oder wenig beeinflußten Zustand befinden und vornehmlich der Erhaltung eines möglichst artenreichen heimischen Pflanzen- und Tierbestandes dienen". Ungefähr 80 Prozent der ca. 7.000 Quadratkilometer Gesamtfläche der Nationalparke in Deutschland sind Watt- und Wasserfläche der Nord- und Ostsee. Relativ spät wurde begonnen, auch in Deutschland Nationalparke nach amerikanischem Vorbild einzurichten. Als erster wurde 1970 der Nationalpark Bayrischer Wald eröffnet. Heute gibt es in Deutschland zwölf Nationalparke, die die repräsentativsten, naturnahen Großlandschaften schützen sollen. Der Nationalpark Harz hat als Jüngster zwar noch Entwicklungsarbeit zu leisten, kann aber auch aus den Erfahrungen der anderen Parks profitieren und sich die neuesten Konzepte des Nationalparkmanagements zu eigen machen. » > [ 2 6 ]

[26]: Buchtip:

Naturpark-Führer

der

Commerzbank

Deutsche Nationalparke: „Harz und Hochharz" „Kennenlernen und Erleben" heißt das Motto der Edition Commerzbank, die den deutschen Nationalparken gewidmet sind. Auf 160 Seiten informiert beispielsweise dieser broschierte Führer von Helga Hofmann über den geschichtlichen Hintergrund der beiden Harzer Nationalparke, über die Menschen der Region und die Natur im Nationalpark. Er gibt Tips fur den Besuch der Parke, beschreibt Wanderrouten und erläutert umweltfreundliches Verhalten in der Natur. Ein Kapitel ist den Aktivitäten zur Umweltbildung in den beiden Parks gewidmet. Mit zahlreichen Farbfotos und Tourenkarten. Auch für andere Nationalparks erhältlich. VEBU-Vertag, Werl, 1995 Das charakteristische Landschafìsbild des Nationalparks Harz ist ein bewaldetes Mittelgebirge mit Bergfichten-, Buchen-, und Buchenmischwäldem, Hoch- und Obergangsmooren, Blockfeldern und Fließgewässern. Der Brocken ist mit 1.142 Metern über N.N. der höchste Punkt. Auf Drei viertel der Fläche soll zukünftig konsequent jede Nutzung und Pflege der Wälder dauerhaft eingestellt werden, um natürliche Abläufe und über Jahrhunderte gewachsene, hochsensible Ökokreisläufe nicht zu beeinträchtigen und geschädigten Waldgebieten Gelegenheit zu geben, sich zu erholen.

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Expertenmeinung Urwalddynamik „Im Nationalpark gilt es, Naturschutz und das Heranßhren der Menschen an die Natur zu kombinieren, " betonte Dr. Wolf-Eberhard Barth, Imiter des Nationalparks Harz bei der Vorstellung des Parkkonzepts. „Es ist zu zeigen, wie dankbar die Natur reagiert wenn ihr naturnahe Impulse zur eigenen Renaturierung gegeben werden. Urwalddynamik ist dabei das übergeordnete Ziel. Auszugehen ist von einem hohen Sympathie-Level in der Bevölkerung fir einen echten Urwald mit mächtigen alten Bäumen, reicher und abwechslungsreicher Fauna und Flora. " Köln, Dez. 1995 Die zentrale Lage, die vielfältige Natur sowie die - auch im internationalen Vergleich - hohe Besucherfrequenz (ca. 10 Millionen Besucher jährlich) prädestinieren den Nationalpark Harz als touristisches Ziel für ganz Europa. Die Region des Harzes lebt zum großen Teil vom Fremdenverkehr. Vielerorts kommt es an sonnigen Sommertagen in und um den Nationalpark zu „Massentourismus"-Erscheinungen, in den Hochlagen durch die Skifahrer auch im Winter. Die lokale Tourismuswirtschaft und die große Zahl der Erholungssuchenden auf der einen Seite stehen dem Schutzanspruch der Natur auf der anderen Seite gegenüber, und beide Seiten müssen miteinander vereinbart werden. Besonders der starke Andrang der Besucher zu Spitzenzeiten bedarf der Lenkung und - falls nötig - der Limitierung. Die gesamte Nationalparkkonzeption soll sich dabei an den Bedürfnissen der regionalen Bevölkerung orientieren und zugleich ein attraktives Ziel für Touristen bieten, in dem Naturprozesse erlebt und verstanden werden können. » > [ 2 7 ]

V7 Internet: http://www.oberharz.de/Tou/ oder http://www.dhh-3.de/hvv/hw.html

[27]: Eingang zum Nationalpark

Harz

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Bei der Planung des Besuchermanagements im neuen Nationalpark Harz entschied man sich für ein dezentrales Informationskonzept. In allen Ortschaften im und nahe beim Nationalpark wird eine Informationsstelle oder ein Nationalparkhaus mit Personal eingerichtet, die sich jeweils einem Schwerpunktthema widmen sollen: „Wasser" im Kurgastzentrum Altenau, „Landesforst" und „ökologischer Waldanbau" in Bad Harzburg und „Mensch, Natur und Technik" in St. Andreasberg. Als erstes dieser Nationalparkzentren mit personeller Betreuung wurde 1995 das inmitten von Hochmooren im Nationalpark gelegene „Torfhaus" eröffnet, das sich besonders des Themas „Moor" annimmt. Den Bildungsauñrag erfüllt das Haus mit seiner Informationsstruktur: Tafeln informieren über weltweite, ökologische Probleme auch unter Berücksichtigung der Umweltkonferenz von Rio 1992, über das im Harz vorhandene Naturpotential, über Renaturierungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten. Eine Darstellung der Vegetation im Jahreszeitenwechsel, ein dreidimensionales Landschaftsmodell und eine Tonbildschau, Prospektmaterial, geführte Wanderungen sowie ein „Natur-Erlebnis-Pfad" stehen für die Besucher zur Verfügung. Im Winter setzt man im Nationalpark auf umweltverträglichen Skitourismus: auf gespurten Loipen können Langläufer durch den verschneiten Harzwald gleiten. Im Torfhaus informieren sich jährlich rund 35.000 Harzbesucher über die Region und ihre Natur. Die Mehrzahl der Besucher kommt mit dem Auto in den Harz und zum Nationalpark; Die Verkehrsbelastung hat in den letzten Jahren noch stark zugenommen. Die Verwaltungen von beiden Nationalparks im Harz bemühen sich, zusammen mit Behörden, Tourismusämtern und Busunternehmen ein System des öffentlichen Nahverkehrs zu entwickeln, das von den Besuchern angenommen wird und langfristig die Region entlasten kann. Für die Expo 2000 in Hannover plant die Nationalparkverwaltung Harz für den gesamten Raum Nordharz ein beispielhaftes und innovatives Verkehrskonzept, das auf der Magnetwirkung von großen Attraktionsbereichen (wie etwa Wildfreigehegenfür Kurzzeittouristen) basiert. Diese Gebiete sollen durch einen - mit alternativer Energie betriebenen - öffentlichen Nahverkehr für die Expo-Besucher von Hannover aus erreichbar gemacht werden. Hier soll versucht werden, die Naturschonung, die Bedürfnisse der Besucher und die Transportprobleme umweltverträglich miteinander zu vereinbaren. Eine wesentliche Aufgabe für die Nationalparke liegt im Bereich der Umweltbildnng und Umwelterziehung. Ziel dabei ist es, bei der Bevölkerung mehr Verständnis für die Zusammenhängein der belebten Welt und damit ein geschärftes Bewußtsein für die heutige Umweltproblematik zu wecken. Auch auf diesem Gebiet arbeiten die beiden Nationalparke Harz und Hochharz zusammen: seit 1993 gibt es ein gemeinsames Bildungskonzept. Im ehemaligen Forstamt Andreasberg bietet das Bildungszentrum des Nationalparks Harz sowohl ständige Informationen wie auch einzelne Schulungen. Die Bildungsaktivitäten sollen noch erweitert werden, so sind für 1998 bereits 2.000 Veranstaltungen pro Jahr geplant, unter anderem als sogenannte „Rucksackschulen" oder „Walderlebnistage". Die Mitarbeiter der Nationalparkwacht (analog zu den Nationalparken in den USA „Ranger" genannt) werden hierbei wie bei der Betreuung der Schutzgebiete Unterstützung leisten. Derzeit gibt es schon 23 offizielle Ranger und rund 100 ehrenamtliche „Waldführer". Die Ranger sind ständig im Gelände unterwegs, kontrollieren Zäune, Schilder, Rastplätze und achten auf das richtige Verhalten der Besucher. Sie geben Auskunft über den Wald und die Wege, führen Schulklassen und notieren den Zustand von Flora und Fauna. In den beiden Nationalparken des Harzes stehen den Besuchern insgesamt 400 Kilometer Wanderwege und Radwanderwege zur Verfügung. Das Wegenetz gliedert sich in Fem- und 36

Hauptwanderwege, in sogenannte Zielwanderwege, die von einem Ausgangspunkt zu einem Zielpunkt führen, und Rundwanderwege. Auf Faltblättern werden die Routen beschrieben und dabei wird auch auf Umweltaspekte eingegangen. In Zusammenarbeit der deutschen Nationalparke mit der Commerzbank entstand 1990 das „Praktikum für die Umwelt". Studenten aller Fachrichtungen können für drei bis sechs Monate die Umweltbildungsarbeit der Nationalparke unterstützen und erhalten währenddessen ein Praktikumsgeld von der Bank. Die Umweltpraktikanten gewinnen dabei nicht nur selber ein besseres Umweltverständnis, sondern sie helfen auch interessierten Besuchern, vor Ort naturnahe Erfahrungen zu machen.

Λ • • • • • • •

Umweltpädagogische Komponenten im H a r z

Informationsstellen u. Nationalparkhäuser der Nationalparkverwaltung Infotafeln, Prospekte, Landschaftsmodelle etc. Natur-Erlebnis-Pfad Geführte Wanderungen und Schulungen Walderlebnistage Ausgebildete Ranger/Waldfuhrer Praktikumsplätze für Jugendliche

Costa Rica: Naturreichtum Das mittelamerikanische Land Costa Rica, knapp so groß wie Niedersachsen, hat eine äußerst komplexe Geographie, die zu vielfältigen klimatischen Bedingungen auf kleinem Raum führt. Es gibt hier zahlreiche Vulkane, feuchtheißen Urwald, Regen- und Nebelwald, trockenen Tropenwald, immergrüne Bergketten und riesige Viehweiden, heiße Savannen und kilometerlange Sandstrände. Dadurch hat das Land einen großen Reichtum an verschiedenartigen Ökosystemen aufzuweisen, es bietet Lebensraum für eine ungewöhnliche Vielzahl von pflanzlichem und tierischem Leben auf relativ kleiner Fläche. Costa Rica wird daher zu den „Mega-DiversityLändern" gerechnet, die durch eine besonders große Artenvielfalt international Bedeutung bekommen haben. Der Tourismus steckt hier noch in den Kinderschuhen. So lag es nahe, auf die Entwicklung eines weiteren karibischen Badeziels zu spekulieren. Aber bevor die Entwicklung so richtig in Gang kam, erkannte die Regierung Costa Ricas ihren Reichtum: Die Natur wurde großzügig unter Schutz gestellt, insgesamt 21 % der Landesfläche - einen höheren Anteil, als jedes andere Land der Erde. Heute gibt es bereits 20 Nationalparke und 26 Naturreservate, die mit ihrer artenreichen Flora und Fauna die Hauptattraktion des Landes darstellen, auch wenn erst wenige der Parks touristisch erschlossen sind. Das Umweltministerium von Costa Rica setzt sich angesichts der Entwicklung des Naturtourismus für eine Begrenzung der Besucherzahlen in den Parks ein, um den Schutz der zahlreichen, teilweise bedrohten Tier- und Pflanzenarten zu gewährleisten. Die Entwicklung des Tourismus wird vom Costa Rica Tourist Board (I.C.T., Instituto Costaricense de Turismo) überwacht. Große Hotelanlagen sollen nur an einzelnen Orten und nach einer Umweltverträglichkeitsprüfung erlaubt werden.

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Expertenmeinung Naturerlebnis als

Reisegrund

„ Wir wollen in Costa Rica den Tourismus bewußt klein hallen und kein weiteres kommerzielles Badeparadies der Karibik werden. " sagte Carlos Ruesch, der Tourismusminister von Costa Rica auf dem World Travel Market in London. „Wir setzen auf den zahlungskräftigen, naturinteressierten Touristen, fiir den das ungewöhnlich vielfältige Naturerlebnis der Grund für seine Reise nach Costa Rica ist. " London, Nov. 1995

Waren die Touristen zunächst hauptsächlich Ökologen und Biologen, die wegen der großen Artenvielfalt hierher kamen, so sind inzwischen Naturreisen nach Costa Rica bei vielen Reiseveranstaltern im Angebot und fur alle Touristen zugänglich. 1995 besuchten etwa 600.000 Ausländer Costa Rica, die Hälfte davon waren Amerikaner, aber auch viele Schweizer und Deutsche kamen hierher. Das Besondere einer Costa Rica-Reise sind stets die Ausflüge in die Natur: per Bus, Kanu, Flußschiff, Mietwagen oder Pferd - fur jeden gibt es die passende Tour. Wandern, Rafting und Camping sind auch in vielen geschützten Regionen erlaubt. Die lokalen Ausflugsveranstalter stehen in regem Wettbewerb um die spektakulärste und am besten geführte Tour zu den Naturreservaten. Die Reiseleiter sind in Costa Rica durchweg Umweltfachleute: Vogelkundler, Botaniker, Ökologen, die oft schon längere Zeit in einer der biologischen Forschungsstationen des Landes gearbeitet haben und die Touristen auf die exotische Tier- und Pflanzenwelt aufmerksam machen können. Übernachtungen in „Urwaldhotels" und „Ecoadventure-Lodges" sollen das Erleben der ursprünglichen Natur erleichtern. » > [ 2 8 ] , »>[29]

[28]:

Veranstalterbeispiel:

Take

Off Reisen

& Tours,

Hamburg

Der Veranstalter wendet sich an ein Publikum, das gut organisierte, dichte und durchdachte Touren schätzt, bei denen möglichst viele Aspekte eines Landes erlebt und gesehen werden. Die meisten Reisen aus dem Programm von Take Off erfordern keine besondere körperliche Konstitution. Der Veranstalter ist um umweit- und sozialverantwortliche Reisedurchföhrung bemüht und hat sich dem Arbeitskreis ATE angeschlossen. Die Costa Rica-Reise von Take Off heißt hier „Ökotour". Neben Besuchen in Nationalparks und einer Bootsfahrt durch den Dschungel ist auch eine Wanderung auf einem Vulkan vorgesehen. Übernachtet wird teilweise in einer Öko-Hazienda. Auf die Möglichkeit zur Beobachtung von Tier- und Pflanzenwelt wird geachtet, die Information darüber hängt vom einzelnen Reiseleiter ab. Das Tourismusamt von Costa Rica, I.C.T., macht die Gäste darauf aufmerksam, daß viele der einheimischen Tiere in den geschützten Urwäldern schwer zu entdecken sind, nur mit Kenntnis des jeweiligen Ökosystems und viel Geduld könne man sie beobachten. Das I.C.T. will mit den Naturreichtümern in Costa Rica kein Zoo-Erlebnis (viele Tiere in kurzer Zeit) bieten, sondern das Erleben der tropischen Tierwelt in ihrem natürlichen Umfeld.

Touristenmotivation: Exotische Natur

38

[29]; Veranstalterbeispiel:

Audubon

Ecology

Camps,

Greenwich

Die amerikanische Umweltorganisation „National Audubon Society" veranstaltet jährlich einige Umwelt-Camps und Workshops, die eine „abenteuerliche Erfahrung" für Erwachsene sein sollen. Die meist einwöchigen Kurse stehen Interessierten aus aller Welt offen und sind oft gleich nach Erscheinen des kleinen Katalogs ausgebucht. Unter Anleitung von Wissenschaftlern kann das Team der Tour etwa die Vogelwelt bzw. die KQstengewässer Maines erkunden oder bedrohte Tiere in den Rocky Mountains mit dem Fotoapparat aufspüren. Die Costa Rica-Reise der Audubon Society flihrt beispielsweise zu einer RegenwaldForschungsstation, wo die täglichen Arbeiten der Wissenschaftler begleitet werden. Anschließend werden spezielle Wiederherstellungsprogramme für Feuchtgebiete besucht, die viele bedrohte Vogelarten retten sollen. Ziel der Reise ist es, einen Überblick über die Vielfalt der lokalen Naturschutzprojekte und ihrer Probleme zu geben, sowie die Rolle des „ecotourism" innerhalb der Umweltbewegung des Landes zu beleuchten. Auch andere sud- und mittelamerikanische Länder versuchen in letzter Zeit ihr Glück im Tourismus mit „Ökotouren" in ihre Naturgebiete. In Costa Rica ist es durch das Zusammenwirken von vorausschauender staatlicher Planung und naturbewußten Unternehmern in lokalen Hotels und Agenturen bereits gelungen, ein ganzes Land als Reiseziel für Naturliebhaber zu profilieren. ökotouristische Angebote sind in Costa Rica jedoch Initiative der Veranstalter oder sogar der einzelnen Reiseleiter, die durch die Art und den Umfang der vermittelten Umweltinformationen aus einer Naturreise eine wahre „Ökotour" machen können - die natürlichen Voraussetzungen sind dafür in Costa Rica reichlich gegeben.

Λ

• V

Um weit päd alogische Komponenten in Costa Rica

• Sicherung der Naturschätze via Gründung von Nationalparks und Reservaten durch die Regierung • Umweltorientierung der Touren vom Veranstalter abhängig • Information über Umwelt- und Naturschutzfragen je nach Reiseleiter

Lahntal: Bootswandern Das urwüchsig-romantische Lahntal bietet fur Naturliebhaber unterschiedlichste Ausflugs- und Erholungsmöglichkeiten entlang des Flusses. Wanderer schätzen die beiden ausgewiesenen Lahnhöhenwege, für Radwanderer führt von der Lahnquelle bei Bad Laasphe bis zur Mündung in den Rhein bei Lahnstein der ausgeschilderte Lahntal-Radwanderweg. Das Angebot dieser längeren Wege wurde möglich durch eine gezielte Kooperation mehrerer Städte und Fremdenverkehrsämter entlang der Lahn, die sich auch gemeinsam für eine Anreise mit dem Zug (Lahntalbahn Koblenz-Gießen) stark machen. Besonders attraktiv ist das Lahntal für „Wasserwanderer". Touren mit dem Kanu oder Kajak auf dem gemächlich dahintreibenden Fluß sind auch für Ungeübte zu bewältigen. Die reizvolle Landschaft ist abwechslungsreich und nicht von flußnaher Industrie verschandelt. An vielen Stellen ist das Lahntal so eng, daß auch Autostraßen am Flußufer keinen Platz fanden und die Boote durch pure Natur gleiten. Ab Marburg flußabwärts ist die Lahn mit dem Kanu befahrbar. Bis Limburg erhöhen leichte Stromschnellen und per Hand zu bedienende Schleusen noch 39

den Reiz der Fahrt für die Kanuten. Die Fahrt führt durch Waldgebiete vorbei an kleinen Ortschaften und der Domstadt Limburg. Weiter flußabwärts bildet die Lahn die natürliche Grenze zwischen Taunus und Westerwald, sie fließt dann vorbei an der Kurstadt Bad Ems und mündet bei Lahnstein in den Rhein. An mehreren Stellen sind Kanustationen eingerichtet, wo sich der Individualreisende Kanus oder Kajaks ausleihen kann (Abholservice nach der Tour Inbegriffen). Viele Besucher bevorzugen jedoch die Kanutour mit einem Veranstalter, bei der die Unterbringung auf einem Campingplatz oder in einem Landgasthof, die Verpflegung (etwa Picknicks oder Grillabende) und der Gepäcktransport organisiert werden. Mehrere Veranstalter haben solche Fahrten entlang der Lahn als Wochenendtour oder fünf- bzw. sechstägige Fahrt im Programm. In welchem Umfang die Reisebegleitung des Veranstalters dann auf Umwelt- und Naturschutzfragen eingeht, ist je nach Veranstalter unterschiedlich. » > [ 3 0 ] , > » [ 3 1 ] , » > [ 3 2 ]

[30]: Veranstalterbeispiel:

LT-Aktivreisen,

Roth

Der Veranstalter Lahntours ist spezialisiert auf organisierte und geführte Kanutouren auf der Lahn von Mai bis September, zu denen man sich individuell einbuchen kann. Die Übernachtung kann auf einem Campingplatz oder in einem Landgasthof erfolgen. Gepaddelt wird in Gruppen von 15-17 Personen in 3er-Kanus und geführt von einem ortskundigen Leiter. Eine umweltorientierte Führung unterwegs ist laut Katalog nicht vorgesehen. Das Unternehmen unterhält auch vier Einsatzstellen an der Lahn, an denen man ein Kanu mit Ausrüstung tageweise leihen und zurückgeben kann. Internet: http://www.lahntours.de

[31]: Veranstalterbeispiel:

Lupe Reisen,

Bonn

Intensive Begegnungen mit der Natur und den Menschen einer Urlaubsregion gehören zum Programm der Lupe Reisen, die unter anderem auch nach Mallorca und in die Türkei führen. Auf qualifizierte Reiseleiter und Reisen in kleiner Gruppe (8-17 Teilnehmer) wird besonders Wert gelegt. Allen Touren mit Lupe Reisen sind die langsame Fortbewegungsart und die Ruhephasen zur Vertiefung der Eindrücke gemeinsam. Die Paddelfahrten auf der Lahn sind schon länger im Katalog von Lupe Reisen, seit 1998 erstmals mit Hotelübernachtung - auf vielfachen Wunsch der Teilnehmer. Die Kanutouren gehen von Weilburg bis nach Runkel (2 Tage) oder von Weilburg bis nach Balduinstein (5 Tage). Unterwegs werden die Ufervegetation und mit der Lupe die kleinen Wassertiere erforscht. Seit 1996 stehen die Lahn und ihre Auen unter Schutz (ausgewiesenes Landschaftsschutzgebiet). Das heißt, daß hier Störungen oder Beeinträchtigungen der Ufervegetation oder -tierweit zu vermeiden sind. Die Lahnauen sind Lebensraum vieler selten gewordener Tier- und Pflanzenarten. Die Ufervegetation dient vielen Tieren, vor allem Vögeln und Insekten, als Nahrungs-, Brut- und Rastgebiet. Daher hat die zuständige obere Naturschutzbehörde (Regierungspräsidium Gießen) eine Liste von 34 Stellen entlang der Lahn veröffentlicht, an denen die Boote ohne zusätzliche Genehmigung ans Ufer gebracht werden können, wo Einund Aussteigen sowie Rasten erlaubt ist. Die Anlandestellen wurden entsprechend beschildert

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und bootsfahrergerecht hergerichtet. Mittelfristig ist geplant, hier auch zusätzliche Möglichkeiten zum Übernachten mit Zelt zu schaffen. [32]:

Veranstalterbeispiel:

Lohmarer

Institut für

Weiterbildung

Das Lohmarer Institut für Weiterbildung organisert Klassen- und Gruppenfahrten mit den Schweipunkten Erlebnispädagogik, Ökologie, Teambildung. Als umweltpädagogische Klassenfahrt wird u.a. eine „ökologische Flußfahrt auf der Lahn mit Kanus" angeboten. Oie Gruppe übernachtet in 6- bis 8-Personenzelten bei gemeinsamem Einsatz zum Aufbau des Campinglagers. Durch das unmittelbare Erlebnis der Natur sollen die Teilnehmer zu verantwortungsvollerem Umgang mit der Natur motiviert werden. Die Touren werden von einem Biologen begleitet, der über viel Erfahrung in der Umweltund Erlebnispädagogik im Umgang mit Kindern und Jugendlichen verfilgt.

A • V

Umweltpädagogische Komponenten im Lahntal

• Förderung naturverbundener Reisen durch die Fremdenverkehrsämter • Lokale Führung und Information nach Umweltgesichtspunkten abhängig vom Veranstalter

Kalkeifel : N a t u r e r l e b n i s d o r f Bereits in den frühen siebziger Jahren begann die Gemeinde Nettersheim in der nördlichen Eifel sich in den Bereichen Natur-, Umwelt- und Denkmalschutz zu engagieren. Neben der reizvollen Mittelgebirgslandschaft mit ihrer besonders artenreichen Tier- und Pflanzenwelt - mit rund 720 verschiedenen Farn- und Blütenpflanzen zählt die Region zu den artenreichsten in Nordrhein-Westfalen - gibt es hiereine Vielzahl archäologischer Zeugnisse der Römeizeit. Die Lage im Bereich der Eifeler Kalkmulden macht die Region von Nettersheim zudem auch geologisch interessant, denn die hiesigen Riflkalksteine sind besonders fossilreich. So basiert das Engagement der Gemeinde auf einem ganzheitlichen Naturverständnis, das den Schutz wertvoller Lebensräume ebenso wie die erdgeschichtlichen und kulturhistorischen Besonderheiten berücksichtigt Heute gibt es in dem 95 Quadratkilometer großen Gemeindegebiet etwa 90 Bodendenkmälerund allein 36 ausgewiesene Naturschutzgebiete. Das Engagement der Gemeinde Nettersheim für den Natur- und Umweltschutz wurde durch mehrfache Auszeichnungen gewürdigt So erhielt sie den Umwelttaler in Gold des BUND fur vorbildliche Naturschutzaktivitäten. Zweimal trug sie den Titel „Bundeshauptstadt für Naturund Umweltschutz" (1991 und 1993), der von der Deutschen Umwelthilfe anläßlich eines bundesweiten Kommunal Wettbewerbes vergeben wird. Das Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landespflege in NRW (MURL) sieht in seiner Richtlinie „Natur 2000" die Schaffung von Naturerlebnisgebieten zur gezielten Lenkung, Information und Erholung von Besuchern in der Natur vor. In der Region des Naturparks Hohes Venn-Eifelbot sich die Einrichtung eines Naturerlebnisgebietes an: Die Region weist viel-

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fältige Natur-Attraktionen auf, und durch den Eisenbahnanschluß ist eine ökologisch sinnvolle Infrastruktur vorhanden. So wurde Nettersheim, das innerhalb des deutsch-belgischen Naturparks Hohes Venn-Eifel gelegen ist, 1989 Sitz des „Naturschutzzentrums Eifel". Diese Einrichtung der Gemeinde Nettersheim dient als Besucherzentrum für den Naturpark und gleichzeitig als überregionales Zentrum für Umwelterziehung. » > [ 3 3 ] [33]: Naturschutzzentrum

Eifel

Ausgangspunkt aller Aktivitäten ist das Hauptgebäude des Naturschutzzentrums und die angegliederten Einrichtungen der Alten Schmiede und der Werkhäuser. Im Hauptgebäude präsentiert eine naturkundliche Ausstellung die typischen Lebensräume der Eifel (Themenschwerpunkte: Gewässer, Wald, Dorf und Kulturlandschaft). Ein restauriertes Bauernhaus aus dem letzten Jahrhundert und eine Scheune mit alten bäuerlichen Gerätschaften veranschaulicht das früher so harte Leben in der Eifel. Ergänzt wird dies durch einen typischen Bauerngarten. In der Alten Schmiede ist die Fossilienausstellung untergebracht, in der die regionale Geologie der Kalkeifei erläutert ist, ergänzt durch eine Sammlung von Fossilien aus den Eifeler Kalkmulden. Im Keller der Alten Schmiede befindet sich ein Fossilien-Labor, in dem während entsprechender Seminare Fossilien präpariert, Gesteine gesägt, geschliffen und poliert werden können. In der Alten Schmiede ist zusätzlich die Ausstellung „400 Millionen Jahre Wald" zu sehen. Anhand von Pflanzenfossilien aus den verschiedenen erdgeschichtlichen Zeitaltern ist die Entwicklung von den ersten Landpflanzen bis hin zu den heutigen Wäldern dargestellt. Ziel der Ausstellung ist es, den sehr langen Zeitraum und die enormen Anpassungen im Zuge der Evolution aufzuzeigen, um mit diesem Hintergrund die Gefährdung und Schutzwürdigkeit unserer heutigen Wälder zu thematisieren. In den alten Werkhäusern einer ehemaligenKalkbrennerei beim Hauptgebäude befindet sich zur Zeit ebenfalls eine geologische Ausstellung. Hier werden Themen wie die Klassifikation der 42

Gesteine, der Gesteinskreislauf oder die erdgeschichtliche Zeiteinteilung angesprochen. Hinzu kommen einige regional relevante Themen wie die Karst- und Höhlenbildungen, die Bodenbildung auf Kalkstein etc. In den Werkhäusern stehen aber auch Werk- und Experimentierräume fur diverse Kurse zur Verfügung. FUr Veranstaltungen stehen im Naturschutzzentrum Seminar- und Tagungsräume, zwei Labors, eine Bibliothek und ein Videoraum zur Verfügung. Ein aus einem alten Bauwagen geschaffenes Naturerlebnismobil steht zur Umweltberatung, aber auch für Naturerlebnisprogramme an entfernteren Orten, als mobile Ergänzung zum stationären Naturschutzzentrum zur Verfugung. Zusätzliche Seminar- und Tagungsräume sind in der sogenannten Begegnungsstätte, einem wiederhergerichteten alten Backsteinbau in Nettersheim, eingerichtet. In einem Teil dieses Gebäudes ist die Biologische Station des Kreises Euskirchen untergebracht, die ebenfalls umweltpädagogische Veranstaltungen anbietet. Im Gelände um das Naturschutzzentrum wurden „Entdeckungspfade" eingerichtet. Entlang dieser Wege kann der Besucher mit einer Broschüre ausgerüstet die lokale Geologie oder Archäologieerkunden und seine Praxiskenntnisse an Naturkunde erweitem. Ab Nettersheim führt ein „Erlebnispfad" die Besucher in einer zweistündigen Rundwanderung zu verschiedenen interessanten Punkten, an denen Informationstafeln landschaftliche oder geschichtliche Besonderheiten erläutern. Eine der wichtigsten Aufgaben des Naturschutzzentrums Eifel ist die außerschulische Umwelterziehung von Jugendlichen. Seit vielen Jahren führen die Mitarbeiter erfolgreiche „Aktivprogramme" für Kinder durch. Unter fachkundiger Anleitung können die Schüler Gewässertiere entdecken, Fossilien sammeln, römische Fundstätten erforschen und vieles mehr. Diese Kurse sind so beliebt, daß heute zu Spitzenzeiten schon sechs Gruppen parallel betreut werden. Für mehrtägige Aufenthalte steht Jugendgruppen und Schulklassen in Nettersheim das 1992 eröffnete Jugendgästehaus mit 95 Betten zur Verfügung. Jährlich werden hier über 13.000 Übernachtungen verbucht. » > [ 3 4 ] [34]: Jugendgästehaus

Nettersheim

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Auch fur Erwachsene - interessierte Laien ebenso wie Fachleute - wird in Nettersheim viel geboten. Die vom Naturschutzzentrum und seinen Partnern organisierten, teilweise auch mehrtägigen Veranstaltungen sind in einem bei der Gemeinde Nettersheim erhaltlichen Jahresprogramm zusammengefaßt, das über 100 Termine bietet. Die Veranstaltungen sind vielseitig und widmen sich beispielsweise Themen aus den Bereichen: Pflanzen und Tiere, Landwirtschaft und Landschaftspflege, Archäologie und Kulturgeschichte, Kreatives Gestalten, Ernährung und Gesundheit. Die Zusammenarbeit mit dem Besucherzentrum des belgischen Teils des Naturparks Hohes Venn-Eifel, dem „Naturparkzentrum Botrange" in Robertville, erweitert das Angebot für Besucher. In Botrange werden ebenfalls über 100 thematische Wanderungen, Naturanimationen, Bildungsreisen und Exkursionen zu festen Terminen angeboten.

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ν

Umweltpädagogische Komponenten in Nettersheim

Besucherzentrum mit Ausstellungen und Werkräumen Bauerngarten Umfangreiches Bildungs- und Veranstaltungsprogramm, teilweise mit Fachleuten Erlebnispfade und Entdeckungsp&d mit Infotafeln Kooperation mit belgischem Naturparkteil für Bildungsprogramm Jugendgästehaus

Wallis: Pro-Natara-Zentrum Aletsch Das Schweizer Wallis ist als Wanderparadies bekannt. In der von landschaftlichen Gegensätzen geprägten Region zwischen Viertausender-Gipfeln und Genfer See laden 8.500 Kilometer Wanderwege zu Spaziergängen, Wanderungen und großen Trekkingtouren ein. Die Walliser Fremdenverkehrszentrale, Wallis Tourismus, unterstützt diesen Trend mit einer eigenen Organisation: der Vereinigung Walliser Wanderwege, die detaillierte Wandertouren-Broschüren herausgibt. Eine ist den Suonen gewidmet, den traditionellen Bewässerungskanälen der Bergbauern. Eine andere beschreibt Bergwanderwege, die auf großer Höhe verlaufen und teilweise sehr anspruchsvoll sind. Sie führt am Aletschgletscher und am Aletschwald vorbei.

Internet: http://www.valaistourism.ch Besonders eindrucksvoll sind die Wege entlang der großen Gletscher, dem Rhônegletscher und dem 23,6 Kilometer langen Aletschgletscher. Die „Aletsch-Tour" ist ein Rundweg ab und bis Riederalp und kann in knapp neun Stunden Wanderung (auf einer Höhe von 1.900 bis 2.300 Metern) bewältigt werden. Riederalp selbst liegt auf 1.9S0 Meter Höhe auf einem flachen, sonnigen Hochplateau. Die 250 Einheimischen bieten bis zu 4.500 Gästen ein Ferienbett. Um nicht im Urlaubsautoverkehr zu ersticken, ist Riederalp der Gemeinschaft Autofteier Schweizer Tourismusorte (GAST) beigetreten. Wer mit dem Auto anreist, muß dieses nun vor Riederalp im Ort Mörel (auf 420 44

Metern Höhe) im Parkhaus lassen. Von dort aus kann man Riederalp mit einer der Bergbahnen erreichen. Innerhalb des Ferienortes geht der Transport per Pferde- oder Elektrotaxi weiter. Durch das weitgehende Fehlen des Individualverkehrs konnte der Bergkurort seine Ruhe und seinen traditionellen Rhythmus bewahren. Im Sommer veranstaltet das Verkehrsbüro Riederalp und die Bergsteigerschule in Riederalp regelmäßig Führungen über die ISO Kilometer Wanderwege der Region, besonders aber zum Aletschgletscher und in den Aletschwald, die auch die Hauptattraktion des Pauschalangebots „Aletsch-Wanderwochen" darstellen. Die Führer vermitteln dabei alles Wissenswerte über das Phänomen Gletscher, über Flora und Geographie entlang der Route. Im Alpmuseum Riederalp wird das traditionelle Handwerk und Brauchtum demonstriert. Während des Sommers wird hier jede Woche über offenem Feuer Käse hergestellt. Der Aletschwald ist einer der höchstgelegenen Arvenwälder Europas (2.200 Meter ü.N.N.) Er steht bereits seit 1933 unter Naturschutz. Er ist weit über die Region hinaus bekannt und lockt jeden Sommer zwischen Juni und Oktober 45.000 bis 65.000 Besucher an. Der Aletschwald liegt an der Nordflanke eines Tals und beeindruckt vor allem durch seine Zusammensetzung aus 70% sehr alter Arven (einer Kiefernart) und 20% Lärchen. Durch frühere Nutzung als Holzlieferant und Viehweide war der Wald stark überaltert und erst seit der Unterschutzstellung können verstärkt junge Bäume nachwachsen. Er dient zahlreichen Vogelarten und den Rothirschen der Region während des Sommers als Zuflucht, wenn in der Berglandschaft außerhalb des Schutzgebiets intensiver Tourismus die Tiere vertreibt. Seit 1976 gibt es am Rand des Reservats ein Naturschutzzentrum, das Pro-Natnra-Zentrum Aletsch, das vom Schweizerischen Bund flir Naturschutz (SBN) (seit kurzem „Pro Natura" genannt) betrieben wird. Es hat seinen Sitz auf 1.930 Meter Höhe, in der Villa Cassel. Die 25Zimmer-Villa im Belle-Epoque-Stil wurde um die Jahrhundertwende von dem Engländer Sir Emest Cassel hoch über dem Aletsch-Gletscher errichtet. Das historische Gebäude, bei dem die ursprüngliche Architektur und Einrichtung noch vollständig erhalten sind, wurde vom SBN 1976 als Kurs- und Ferienzentrum eingerichtet. Es bietet naturinteressierten Gästen Übernachtungsmöglichkeiten mit Vollpension, stellt Schulungsräume, eine Bibliothek und Arbeitsmaterialien zur Verfügung. Die ständige naturkundliche Ausstellung ist speziell für Kinder verständlich gemacht. Schwerpunkte der Ausstellung sind der Aletschgletscher, das Naturreservat Aletschwald und die Tierwelt der Aletschregion. In einer Tonbildschau wird auf aktuelle Naturschutzprobleme in den Alpen hingewiesen. » > [ 3 5 ] Der direkt vor der Türe befindliche einzigartige Alpengarten demonstriert sämtliche Pflanzengesellschaften der Aletschregion und die entsprechenden Arten. Der Besucher erhält hier einen guten Einblick in die Pflanzenwelt der Region, aber auch der Tierfreund kommt hier auf seine Kosten. Auf vorherige Anmeldung hin (z.B. für Schulklassen oder Gruppen) organisiert der SBN/Pro Natura auch fachkundige Führungen durch die Ausstellung und den Alpengarten oder Vorträge über die Region oder aktuelle Naturschutzprobleme. In den Sommermonaten bieten naturkundliche Exkursionen im Aletschgebiet für Haus- und Tagesgäste einen weiteren Anreiz zum Besuch. Die geführten Wanderungen stehen jeweils unter einem bestimmten Thema: etwa Vogel- und Wildbeobachtung, Naturerlebnis Aletschwald oder Aletschgletscher-Begehung. Etwa 15.000 Besucher nutzen jedes Jahr diesen Service des SBN/Pro Natura. Während der Sommer- und Herbstferien finden im Naturschutzzentrum jeweils die beliebten Ferien- und Fortbildungswochen mit eigenem Programm statt.

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[35J: Pro-Natura-Zentrum

am Rand des Reservats

Aletschwald

In den siebziger Jahren absolvierten noch bis zu 100.000 Wanderer die 14 Kilometer Wanderwege auf drei Routen innerhalb des Aletschwaldes und hinterließen teilweise ein Netz von breiten Trampelpfaden. Nach dem Bau der beiden ganzjährig offenen Sesselbahnen 1978 und mithilfe von Beschilderungen konnten die Besucher in großer Zahl auf einen neuen Wanderweg, der entlang des Waldrandes verläuft, gelenkt werden - das Schutzgebiet wurde so deutlich entlastet. Touren durch den Wald sind immer noch möglich und sind zentraler Bestandteil des Führungsprogramms im Naturschutzzentrum. Die Besucher sollen aber nicht primär mit Wissen versehen werden, sondern sollen die Natur auch erleben und spüren. So beinhaltet manche Tour durch die Massaschlucht an der Zunge des Aletschgletschers neben spektakulären Ausblicken auch Abseilen und Eintauchen. » > [ 3 6 ]

Touristenmotivation: Exotische Natur Die Arbeit des Zentrums soll sich aber nicht nur darauf beschränken, den Besuchern die schöne und unberührte Natur des Aletschwaldes und der Region zu zeigen. Ganz bewußt bringen die Führer die Wandergruppen auch auf die Südseite des Aletschgebietes, wo die Konflikte zwischen Naturschutz und Tourismus sichtbar werden. Der Naturschutzgedanke soll nicht an den Grenzen des Schutzgebiets „Aletschwald" aufhören, sondern auf andere Gebiete, die vom Tourismus längst vereinnahmt wurden, übertragen werden.

46

[36]: Wandertour am Aletschgletscher

Λ

V »

durch die

Massaschlucht

Um weltpädagogische Komponenten in Riederalp und im Naturreservat Aletschwald

• Naturschutzzentrum mit Übcrnachtungsmöglichkeit • naturkundliche Ausstellung mit Tonbildschau, Bibliothek • Alpengarten • Geflihrte Wanderungen und Vortrage zu Naturschutzthemen • Alpmuseum

Pfälzer Wald: Natnrfretradehaus Finsterbrunnertal Im Zentrum des Naturparks „Pfälzerwald", dem größten zusammenhängenden Waldgebiet Deutschlands, in einem idyllischen Seitental des von der Moosalb durchflossenen Karlstals liegt ein Gästehaus, das dem Naturfreundeverein angeschlossen ist: das Naturfreundehaus Finsterbrunnertal. » > [ 3 7 ] , » > [ 3 8 ]

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[37]:

Touristenverein

„Die

Naturfreunde"

1895 wurde der Verein „Die Naturfreunde" in Wien gegründet. Von Anfang an sollte es mehr als ein Wanderverein sein; Ein gesellschaftspolitisches Programm von Freiheit, Gleichheit und Solidarität war immer Teil des Selbstverständnisses der Naturfreunde. In der ganzen Welt gründete der Verein Ortsgruppen, die bis heute die Basis der Bewegung in 20 Ländern und mit mehr als 600.000 Mitgliedern darstellen. In Deutschland zählt die NaturFreunde-Bewegung Uber 730 Ortsgruppen und mehr als 120.000 Mitglieder. Besonderer Stolz der Naturfreunde ist das NaturFreunde-Häuserwerk mit mehr als 1.000 angeschlossenen Häusern in Europa. Jede Ortsgruppe wirkt selbständig und eigenverantwortlich. Sie organisieren (als Reiseveranstalter) Touren mit Wandern, Bergsteigen, Wintersport, Paddeln, Radwandern oder mit Biotoppflege, Naturbeobachtung, Fotografieren sowie politisch-kulturelle Veranstaltungen. Wichtig ist dabei jeweils der ganzheitliche Ansatz: Tourismus, Umweltschutz und Kultur sind Teil eines Ganzen. Die Aktivitäten der Ortsgruppen werden zusammengefaßt und unterstützt durch die landesweit, bundesweit und international tätigen Fachgruppen und Referate (u.a. auch eines fllr Umweltschutz). Für Kindergmppen gibt es Uberall spezielle Programme (z.B. die Aktion „Umweltdetektive"). Der Nachwuchs ist in der NaturFreundejugend organisiert, wo besonders Aktivitäten zum sanften Tourismus und ein aktiver Einsatz für den Schutz der Umwelt zum Programm gehören.

[38]:

NaturFreunde-Häuser Das NaturFreunde-Häuserwerk umfaBt über 1.000 Häuser in Europa, davon ca. 500 in Deutschland, die Mitgliedern und Nichtmitgliedern des Naturfreundevereins offenstehen. Sie sind konzipiert als Orte der Begegnung für Menschen aus vielen Ländern. Sie sollen einen umweltfreundlichen und naturnahen Tourismus für ein breites Publikum ermöglichen. Die meisten Häuser werden von Ortsgruppen des Vereins betreut. Die unterschiedlichsten Häuser sind in diesem Netzwerk verbunden: von der einfachen Schutzhütte üb« das preisgünstige Selbstverpflegerhaus bis zu den gut ausgestatteten Familienferienstätten und Tagungshäusern. Familien mit Kindern sind ausdrücklich überall willkommen. Die NaturFreunde-Häuser sind als Rastplatz und Etappenziel für Wanderungen gedacht, als Orte der Erholung. Oft sind sie in Naturschutzgebieten gelegen und werden möglichst umweltverträglich geführt. Darüber hinaus haben viele NaturFreunde-Häuser ein spezielles umweit pädagogisches Programm anzubieten. Die europäischen NaturFreunde-Häuser sind in einem Buch zusammengefaßt und im Buchhandel oder über die NaturFreunde-Bundesgruppe in Stuttgart erhältlich.

Das ganzjährig bewirtschaftete Naturfreundehaus Finsterbrunnertal bei Kaiserslautern bietet Unterkunft für Kinder-, Jugend- und Familienfreizeiten (56 Betten und ein großer Zeltplatz). Für Seminare und Workshops stehen ebenfalls Räumlichkeiten zur Verfügung. Unter der Leitung eines Biologen wurden 1997 verschiedene umweltpädagogische Begleitprogramme für Erwachsene und Kinder angeboten, z.B. eine dreistündige Walderkundungstour mit Lupe für Kinder oder eine dreistündige Waldexkursion mit dem Förster für Erwachsene. Da das Angebot gut aufgenommen wurde, sind auch für die Zukunft solche Programme geplant.

A ™

Umweltpädagogische Komponenten im Naturfreundehaus Finsterbrunnertal

• Geführte Wanderungen • Aktionsprogramme zu Umweltthemen

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Mallorca: Naturpark S'Albufera Die Gemeinde Alcudia im Norden der Baleareninsel Mallorca hat sich 1992 zum Ziel gesetzt, zum umweltfreundlichen Reiseziel zu werden. Die neugebildete Umweltabteilung der Gemeindeverwaltung versucht seitdem gezielt, Hotels zu einem Umweltmanagement zu bewegen, und überprüft die Fortschritte regelmäßig. Gleichzeitig sollen umweltverträgliche Urlaubsaktivitäten gefördert werden. So entstand eine umfangreiche Broschüre mit zehn Touren fur Wanderer oder Radier in die Umgebung. Das Gebiet von Alcudia besteht aus einer gebirgigen Halbinsel, flankiert von zwei langgestreckten Buchten. Dadurch ist auf kleiner Flache eine große Vielfalt an Landschaftstypen gegeben, was die Ausflüge abwechslungsreich und interessant macht. An den weiten Buchten von Alcudia gibt es zahlreiche natürliche Seen, die durch enge, von kleinen Brücken überspannte Kanäle mit dem Meer verbunden sind. Hier waren einst ausgedehnte Feuchtgebiete, die im Zuge der Tourismusentwicklung weitgehend trockengelegt wurden, sodaß nur die Seen und Kanäle blieben. Ein Rest-Feuchtgebiet von rund 800 Hektar wurde von der Balearenregierung 1985 aufgekauft und unter Naturschutz gestellt. Der Naturpark S'Albufera, wie er jetzt heißt, ist durch zwei große Lagunen geprägt, die ihn zum Anziehungspunkt vieler Vogelarten und zum Stützpunkt von Zugvögeln auf der Durchreise machen. Es wurden hier bereits über 200 Vogelarten registriert. Er gilt daher heute als das bedeutendste Feuchtgebiet der Balearen. 1987 wurde er zum international besonderen Vogelschutzgebiet („ZEPA") erklärt, und durch die Übereinkunft von Ramsar erhielt er die Kennzeichnung „Naturpark von Internationaler Bedeutung". Der Zutritt zum Park ist kostenlos, doch muß man sich an der Rezeption des Parkes eintragen und erhält eine Besucherkarte, die man während des Aufenthalts im Schutzgebiet mit sich fuhren muß. Die Rezeption hält auch Informationen über den Park, die Flora und Fauna, über Verhaltensregeln im Park und über die Touren durch das Feuchtgebiet bereit. Ferngläser sind hier zu mieten. Derzeit gibt es vier beschilderte Wege, die zum Schutz der Biotope oft über Holzstege führen, sowie vier Vogel-Beobachtungsstationen. Im Sinne der neuen ökologischen Ausrichtung der Gemeinde wird der Naturpark nicht nur in allen Ortsprospekten ausdrücklich empfohlen, es wurde auch mit dem Bau einer Ausstellungshalle im Naturpark die Information über die Flora und Fauna vor Ort verbessert. Durch die Karten, Zeichnungen und BiotopDarstellungen können sich die Besucher vor einem Rundgang hier - auch wenn sie keine spanischen Texte lesen können - umfassend darüber orientieren, was im Park zu sehen ist. » > [ 3 9 ] Trotz der Attraktivität des Feuchtgebiets und der guten Information durch die Gemeinde hat der Naturpark bisher nur recht wenig Besucher. In Spitzenzeiten, wenn im Frühling die Zugvögel hier Station machen, kommen etwa 270 Besucher pro Tag, im Herbst sind es maximal 180 Besucher pro Tag. Während der Sommerhitze findet verständlicherweise kaum ein Tourist den Weg hierher. Dadurch, daß Alcudia bisher ein typischer Sommerferienort ist, und im Winterhalbjahr bisher nur ganz wenige Touristen hierher kommen, ist auch der Naturpark von vielen Urlaubern unbemerkt geblieben. Durch die verstärkte Information innerhalb und außerhalb des Parks Uber dieses ökotouristische Angebot hofft die Gemeinde, die zusätzlich zu den Sommerbadegästen auch Naturliebhaber anzulocken und dadurch die touristische Saison verlängern zu können.

A

^ W

UmweltpBdagogische Komponenten im Naturpark S'Albufera

• Besucherzentrum mit Informationsbroschüren • Naturkundliche Ausstellung

49

[39]: Beschilderte

50

Wege und ein

Ausstellungshaus

2. 2. Agrotourismus

Georgia: Plantation Trace Der Südwesten des amerikanischen Bundesstaats Georgia ist geprägt von seinem fruchtbaren, schweren Boden, der hier seit Generationen eine vielfältige blühende Farmwirtschaft erlaubt. Neben Baumwollplantagen ist die Gegend gekennzeichnet durch die Produktion von Erdnüssen und Pecannüssen, Mais, Soja, Pfirsichen und Tabak. Das reiche landwirtschaftliche Erbe der plantation Trace" genannten Region, können Touristen durch eine Rundtour durch die FarmLandschaft und die rustikalen Orte erschließen. Nach nur drei Stunden Autofahrt vom Flughafen Atlanta empfängt den Besucher hier die sprichwörtliche Südstaaten-Gastfreundschaft mit ganz eigenen Angeboten des Agrotourismus. Unterbringung auf den Farmen etwa wie „Urlaub auf dem Bauernhof' ist jedoch damit nicht gemeint. Statt dessen stehen für die Reisenden zahlreiche Motels, Hotels und Bed-&-Breakfast-Pensionen aller Kategorien zur Verfugung. Die lebhafte Kleinstadt Albany ist der wirtschaftliche Mittelpunkt der Region. Von hier aus kann man die Region in Tagestouren erkunden. Die an der lokalen Landwirtschaft interessierten Reisenden fahren entlang der kleineren Landstraßen in die Ortschaften der Umgegend, beispielsweise nach Dawson, dessen Region fur die Erdnußproduktion bekannt ist, oder nach Leesburg, das durch seine riesigen Wälder aus Pecannußbäumen gekennzeichnet ist. Die ty pischen Produkte der Region entdecken die Touristen leicht in den kleinen Marktständen der Farmer direkt an den Landstraßen. » > [ 4 0 ] [40]: Farmprodukte

am

Straßenstand

51

In Albany lohnt ein Besuch der Sunny land Farms, einer Verarbeitungsfabrik für Peca η η Osse. Hier werden seit 1948 die Pecans der Region zu Snacks und Delikatessen verarbeitet und per Versandkatalog in den ganzen USA vermarktet. Der Katalog des Familienbetriebs umfaßt inzwischen schon 48 verschiedene Nußprodukte, Trockenfrüchte und Süßigkeiten Seit kurzem werden für die gelegentlich eintreffenden Touristen Führungen durch die Fabrik angeboten. Dabei wird die oft aufwendige Verarbeitung der Nüsse bis hin zu den verschiedensten Endprodukten anschaulich - ein faszinierender Vorgang fur den modernen Stadtmensch, der die Nüsse, wenn überhaupt, nur in ihrer Endform, etwa unter Schokolade, und fertig verpackt kennt. 20 Meilen östlich von Albany, bei Tifton, gibt es ein Landwirtschaftsmuseum besonderer Art: ein „Living History Museum" (Lebendes Geschichtsmuseum, Museum lebendiger Geschichte). Das 1976 eröffnete „Georgia Agrirama" trägt diese Bezeichnung, da hier nicht nur Gebäude und Artefakte einer ländlichen Gemeinde von 1870 bis etwa 1900 zu sehen sind, sondern auch Personal in traditionellen Kostümen den Lebensstil und die Aktivitäten der Epoche erläutert und demonstriert. Typische Nutzpflanzen werden hier geerntet und verarbeitet und auch einige Haus- und Hoftiere gehalten. Das weitläufige Agrirama-Gelände besteht aus vier Bereichen: einer landwirtschaftlichen Siedlung aus den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, einer fortschrittlicheren Farm aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, einem traditionellen landwirtschaftlichen Industriekomplex und einem Dorf. Ober 35 typische alte Gebäude sind mit der Zeit bereits aus verschiedenen Regionen Georgias hierher transportiert, wieder aufgebaut und restauriert worden, so wie sie um die Jahrhundertwende ausgesehen haben, darunter eine Baumwollverarbeitung, ein Sägewerk, eine Wassermühle, eine Druckerei, eine Schule, eine Kirche und ein Krämerladen. Jedes Jahr werden weitere Gebäude aufgekauft und hierher gebracht, um das Museumsdorf zu vervollständigen. Alle Häuser haben authentische Möblierung und Gerätschaften aus ihrer Zeit und die Mitarbeiter in den typischen Kostümen erläutern die Gegenstände und ihren Gebrauch. Ein alter Dampfzug fährt die Besucher geräuschvoll durch das Gelände. » > [ 4 1 ]

[41]: Drug Store im

52

Georgia-Agrirama

Das Georgia-Agrirama bietet fur Schulen eine Reihe von Erlebnistagen und Workshops an, bei denen die alten Gebäude zu hektischem Leben erwachen. Dann wird hier in alten Küchen gekocht und Brot gebacken und auch die Sägemühle, die Destille und die Wassermühle arbeiten. Im „Country Store" werden traditionelle einheimische Farmprodukte verkauft. Im „Drug Store" gibt es Erfrischungen und hausgemachte Kekse. Entsprechend dem jahreszeitlichen Rhythmus der Landwirtschaft finden im Agrirama besondere Demonstrationen statt, so z.B. zur Baumwollernte im Oktober, wenn mit der aus verschiedenen alten Maschinen zusammengesetzten Baumwollentkörnungsanlage und einer alten Dampfmaschine 500-Pfund-schwere Baumwollballen produziert werden. Die Besucher erfahren dabei viel über die Entwicklung der Landwirtschaft und die Abhängigkeit der Farmer von der Natur und den Umweltbedingungen, so daß das Georgia-Agrirama verbunden mit einer Rundfahrt durch die Plantation-Trace-Region als ökotouristische Attraktion gelten können. Die Region wiederum profitiert von dem wachsenden Interesse an Agrotourismus: während der Tourismus in Georgia - neben der Hauptstadt Atlanta - bisher fast ausschließlich auf die weitläufigen Strände der Atlantikküste oder die rauhen Berge im Norden beschränkt war, entdecken jetzt immer mehr Urlauber das ländliche Landesinnere als Reiseziel.

Λ

• V

Umweltpädagogische Komponenten auf Georgia's Plantation Trace

• Regionaltypische Produkte bei Farmläden • Führung durch Nußverarbeitungsanlage • „Lebendes Landwirtschaftsmuseum" mit Vorführungen

Naturpark Obersauer: „vom Séi"-Gütesiegel In den Luxemburger Ardennen, etwa 120 km von Aachen entfernt, wurde 1996 die Region um den Stausee Obersauer als „Naturpark Obersauer" ausgewiesen. Der Naturpark hat eine Gesamtfläche von über 28.000 Hektar (knapp die Hälfte davon Kulturlandschaft, der Rest Wald und Gewässer). 7.700 Einwohner leben ständig innerhalb des Naturparks. In der abwechslungsreichen, typischen Mittelgebirgslandschaft sind Land- und Forstwirtschaft immer noch wichtige Einnahmequellen. Hier wachsen Gräser, Hafer, Gerste, Weizen, Kartoffeln, Rüben. In den engen, tief eingeschnittenen Bachtälern hat sich der Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere erhalten. Ziel des Naturparks ist es, Naturschutz und wirtschaftliche Entwicklung ins Gleichgewicht zu bringen. Man will dem Besucher durch ein entsprechendes Informationsangebot Verständnis für die Natur vermitteln, damit sich Erholungssuche und Naturschutz auch in Zukunft nicht ausschließen. In Esch-Sauer (franz. Esch-sur-Sûre) ist mit dem Naturparkempfangszentrum ein zentraler Ausgangspunkt für Ausflüge in den Naturpark geschaffen worden. Das Besucherzentrum wurde in einer liebevoll restaurierten, ehemaligen Tuchfabrik eingerichtet In der alten Maschinenhalle kann der Besucher bei Vorführungen die traditionelle Tuchfabrikation von der Wolle bis zum fertigen Gewebe miterleben. Die antiken Maschinen wurden in jahrelanger Arbeit sorgfältig restauriert. In den modem ausgestatteten Ausstellungsräumen werden die Besucher

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über Natur, Kultur und Landschaftserlebenis im Naturpark informiert. In der Eingangshalle werden typische regionale Produkte zum Verkauf angeboten. » > [ 4 2 ]

[42]: Vorführungen

in der restaurierten

Tuchfabrik

Neben einem umfassenden Fahrradwegenetz stehen dem Besucher im Naturpark Obersauer auch 700 Kilometer ausgewiesene Wanderwege zur Verfugung. Wassersportler lockt der riesige Obersauer Stausee. Zur Unterkunft stehen zahlreiche Möglichkeiten fur „Ferien auf dem Bauernhof, Camping, Hotels und Pensionen zur Verfügung. In Wahl im Süden des Naturparks ist der altertümliche Landwirtschaftsbetrieb Thillenvogtei zu besichtigen, in dem Kinder auch schon mal selbst mit Hand anlegen können. Der Betrieb gilt als Freilichtmuseum, denn hier widmet man sich besonders der Pflege der Handwerks- und Wohnkultur von früher. Je nach Saison werden bäuerliche und handwerkliche Arbeitsabläufe gezeigt. Ein typisches Produkt der Region ist Schiefer, der früher in großem Maßstab abgebaut wurde. Heute sind die Schieferbrüche längst überwuchert, aber in Obermartelingen im Westen des Naturparks werden dem Besucher im „Museum der Schiefergruben" die einstigen Abbau und Verwertungsmethoden demonstriert. Die Landwirtschaft als prägendes Element der Landschaft soll auch im Naturpark Obersauer wirtschaftlich machbar bleiben. Die Bauern der Region setzen daher auf Qualität und versuchen, neue Wege zu gehen. Seit sieben Jahren arbeitet bereits ein Umweltberater mit den Landwirten zusammen. Mit „Véi vum Sèi" (Fleisch vom See) wurde ein QualitStssicherungsprogramm für Fleischprodukte der Region ins Leben gerufen. Die Landwirte erhalten für den Bereich Viehhaltung ein „Lastenheft" mit genauen Richtlinen, und nur, wenn sie diese erfüllen, dürfen Fleischprodukte aus diesen Höfen mit dem Qualitätssiegel „Véi vum Sèi" angeboten werden. Das Label steht für Fleisch aus kontrolliert artgerechter, umweltschonender 54

und bäuerlich, nicht industriell orientierter Landwirtschaft. Des weiteren gibt es im Naturpark Obersauer ein vielversprechendes Programm zur Revitalisierung alter, robuster Haustierrassen (etwa bei Hühnern oder Schafen). Erfolgreich angelaufen ist auch ein Braugersteprogramm zur Herstellung von Naturparkbier. Der Kräuteranbau zur Produktion von „Tèi vum Sèi" (Tee vom See) ist wie beim Fleisch von strengen Richtlinien begleitet. Seit dem Sommer 1997 werden die regionalen Produkte der Landwirtschaft in einem eigenen Laden, der „Buttik vum Sèi" in Eschdorf, angeboten. Hier gibt es die Fleischprodukte mit dem Siegel „Véi vum Sèi", regionale Brotspezialitáten, Milch und Milchprodukte, Eier, Obst und Gemüse aus vorrangig regionaler Erzeugung, Tee- und Gewürzkräuter mit dem Gütesiegel, Honig, Naturparkbier, Branntwein, sowie Handwerks- und Kunstgegenstände aus der Region. Im Laden gibt es auch einen gemütlichen Treffpunkt, wo sich die Besucher bei Kaffee, Kuchen und Zeitung in Ruhe das Sortiment ansehen können. Der Anteil naturnaher Produkte aus der Region soll kontinuierlich ausgeweitet werden und durch einen Lieferservice sollen mehr Großabnehmer, wie etwa Restaurants, für die Verwendung der lokalen Produkte gewonnen werden. > » [ 4 3 ]

[43]: Boutique für Naturparkprodukte

(„Buttik

vum Sèi")

Um dem Wunsch zahlreicher Reisender nach lokaler Küche mit natürlicher Produktverarbeitung zu entsprechen, wurde im Naturpark Obersauer nun eine Feinschmeckerroute ,Le Gourmet du Parc" geschaffen, an der sich derzeit neun Hotels und Restaurants beteiligen. Dabei steht die Vernetzung von Landwirtschaft und Gastronomie der Region im Vordergrund. Die Restaurants, die sich an diesem Programm beteiligen, verpflichten sich, entsprechende Rahmenbedingungen, etwa der Verwendung von lokal erzeugten Qualitätsprodukten, einzuhalten, doch werden keine Menüs vorgeschrieben, um die Köche nicht in ihrer Kreativität einzuschränken. Für den Gast bedeutet das Essen bei einem Gastronomen, der an diesem Programm teilnimmt, daß das Fleisch aus einem ,,Véi-vum-Séi"-Betrieb und die Kartoffeln von einem vom Naturpark beratenen Bauern stammen, und daß die Getränke der Region, wie das Naturpark55

bier, und die Produkte der Kräutergenossenschaft „Tèi vum Sèi" angeboten werden. Die Herkunft der Produkte ist jeweils über die Speisekarte nachvollziehbar. Die Besucher lernen so bei einer Rundfahrt durch den Naturpark nicht nur die typischen Landschaften und landwirtschaftlichen Vorgänge, sondern auch die Endprodukte kennen. Den Landwirten wird durch die zusatzliche Absatzmöglichkeit ihrer Produkte an die Touristen die Existenzsicherung erleichtert, und die aufwendige Pflege der Kulturlandschaft kann so auch in Zukunft weiter betrieben werden. Engagement fur Natur und Umwelt wird nicht nur von den Landwirten der Region erwartet. In einem Luxemburger Wettbewerb zu „Tourismus und Umwelt" konnten 1997 Hotels und Pensionen, Campingplätze und agrotouristische Bauernhöfe ihr Umweltmanagement prüfen und bewerten lassen. Den ersten Preis erhielt im Oktober 1997 ein Hotel im Zentrum des Naturparks Obersauer. > » [ 4 3 ]

[43]:

Um weitpreis

für

Naturpark-Hotel

Zeimen,

Haundorf

Dieses familiäre Hotel im Zentrum des Naturparks Obersauer, nahe Esch-Sauer, wurde 1997 mit dem Luxemburger Umweltpreis „Tourismus und Umwelt" ausgezeichnet. Gewürdigt wurde damit sein ganzheitliches Konzept zur umweltorientierten BetriebsfÜhrung. Der Bau entspricht baubiologischen Richtlinien und die Einrichtung besteht zum großen Teil aus Vollholzmöbeln. In der Küche wird großer Wert auf die Verwendung regionaler Produkte gelegt. Die Solaranlage zur Warmwasserbereitung gilt als beispielhaft. Pauschalangebote des Hotels beinhalten die Besichtigung des Naturparkhauses und eines Bauernhofes mit dem Label „Véi vum Sèi" sowie auf Wunsch geführte Wanderungen.

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Umweltpädagogische Komponenten im Naturpark Obersauer

Besucherzentrum in Esch-Sauer Vorführungen in der Tuchfabrik Lebendes Landwirtschaftsmuseum Thillenvogtei Beratung der Landwirte und Gastronomen Aufbau von landwirtschaftlichen Gütesiegeln Verkaufsstellen für Naturparkprodukte Restaurantroute für regionale Produkte

Hawaii: Macadamia-Prodnktion Auf Hawaii, nahe dem Ort Hilo an der Ostküste von Big Island, legte 1946 ein mutiges Unternehmen eine Nußplantage mit einer bisher hier fremden Nuß an, die eigentlich aus Australien stammt: der Macadamia. Auf dem reichen vulkanischen Boden in Hawaii gediehen die anspruchsvollen Baume gut und zehn Jahre später konnten die ersten Ernten eingefahren werden. Inzwischen hat sich das Unternehmen, die Mauna Loa Macadamia Nut Corporation, zum weltgrößten Produzenten, Verarbeiter und Vertreiber von Macadamianüssen entwickelt - mit über 4.000 Hektar Plantagenflache, über eine Million Macadamiabäumen und über 800 Angestellten. In der Keaau-Plantage auf Big Island (ca. 1.000 Hektar) unterhält die Firma ein Besu56

cherzentrum (freier Eintritt). Nach einer Fahrt durch die Plantage und einem Spaziergang über den Naturpfad auf dem Gelände kann man hier die NuBverarbeitungsanlage und die Nußschokoladenfabrik besichtigen und von einer umlaufenden, erhöhten Galerie aus verfolgen, was mit den Macadamias bis zum Versand als Nußkonfekt geschieht. In fünf Stufen werden die Nüsse hier direkt nach der Ernte verarbeitet: Entfernen der Hülle und Hitzetrocknung, SchalenAufbrechen durch rotierende Trommeln unter Druck, Rösten in Kokosnußöl, Abkühlen, Salzen. Dann gehen sie in die benachbarte Halle, die „Schokoladefabrik", in der die unterschiedlichsten Süßigkeiten aus Macadamianüssen und Schokolade hergestellt und zum Versand verpackt werden. » > [ 4 5 ] , » > [ 4 6 ]

[45]: Demonstration

in der

Nußplantage

Für Schulgruppen werden spezielle Touren durch das Gelände arrangiert. Im Besucherzentrum informiert ein Video über die Entwicklung des Unternehmens und über den Anbau von Macadamianüssen. Man erfährt viele Details über die Besonderheit des Bodens hier, über die Durchsetzung der Plantage mit verschiedenen anderen Bäumen zur Windbrechung und über die Energieeinsparung bei der Verarbeitung durch Verwendung der Nußschalen als Brennmaterial. Ein Souvenirshop mit den Macadamiaprodukten und eine Snackbar fehlen auch nicht.

Λ • • • • •

UmweltpBdagogische Komponenten bei Mauna Loa Macadamia Nuts

Besucherzentrum GefUhite Touren Besichtungsgalerie Info-Video und -Broschüren Naturpfad 57

[46]: Herstellung

58

von

Nußkonfekt

Oberbergisches L a n d : B a u e r n h o f m i u e u i i i Im oberbergischenReichshof-Eckenhagen öffnete im Sommer 1997 ein neues Bauemhofmuseum seine Toren. Der historische „Isenhardt's H o f ' steht unter Denkmalschutz und hat jetzt als Heimatmuseum neue Aufgaben übernommen. Es demonstriert, wie die Vorfahren der bergischen Bauern hier gelebt und gearbeitet haben. Im Haupthaus wurden zwei Wohnetagen so eingerichtet, wie üblicherweise Bauemhäuser um 1800 und 1900 eingerichtet waren. Vitrinen wurden nicht aufgestellt, vielmehr wurden die Räume so gestaltet, als wären sie bewohnt. Auch die Scheunen, Wagenremisen und Ställe wurden so hergerichtet, als werde der Hof tatsächlich noch bewirtschaftet. Zusätzlich wurden ein Bienenhaus, ein Backhaus („Backes"), eine Hausschmiede und eine Hausschusterei eingerichtet. » > [ 4 7 ] Im Sommer werden auf dem Hof einige typische Tiere wie Kühe, Schafe, Ziegen, Hühner, Gänse und Kaninchen gehalten, dabei sollen die damaligen Lebensumstände möglichst realistisch wiedergegeben werden. Der Gewölbekeller, der zur damaligenZeit als Kühlschrank diente, enthält neben dem Eingemachten auch einen Brunnen. Zu den Öffnungszeiten ist immer jemand anwesend, der die rund 4.000 Sammelstücke kennt und erläutern kann. Für Ortsvereine oder Schulklassen werden Führungen veranstaltet, bei denen regelmäßig der alte Backofen in Betrieb gesetzt wird und gemeinsam echtes Steinofenbrot hergestellt wird. Eine traditionelle Honigproduktion mit Bienenstöcken ist noch in Planung. Zukünftig soll zudem ein regelmäßiger Bauernmarkt auf dem Museumshof abgehalten werden, wo handwerkliche Produkte, natürliche Lebensmittel und Antikes zum Verkauf kommen sollen. Die Gemeinde Eckenhagen hat mit dieser Initiative für ein Bauernhofmuseum demonstriert, wie auch eine kleine Gemeinde mit wenig Mitteln ein attraktives Agrotourismus-Angebot ins Leben rufen kann. Die Zielsetzung, gerade Kindern die frühere Lebensweise der Bauern nahezubringen, führte dabei zu einem umweltpädagogischen Ansatz.

Λ

S V *

UmweitpSdagogische Komponenten im Bauernhofmuseum Eckenhagen

• Darstellung des bäuerlichen Alltags • Demonstration traditioneller Arbeiten • Schülerbetreuung

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2.3. Geotourismus

Vulkaneifel: Geokonzepte Die Eifel zwischen Köln und Koblenz hatte es wie alle Mittelgebirgslandschaften lange schwer, sich im harten Wettbewerb um die Touristen gegenüber der Konkurrenz von Ferienzielen im Hochgebirge, an Meeresküsten oder im fernen Ausland noch zu behaupten. Ausgehend von der stark vulkanisch geprägten, zentralen „Vulkaneifel" wird hier seit einigen Jahren versucht, das geologisches Erbe der Region durch ein umfassendes Konzept mit zahlreichen umweltpädagogischen Angeboten für Touristen zugänglich und interessant zu machen. Wegen der hier zutage tretenden 400 Millionen Jahre Erdgeschichte war die Vulkaneifel schon immerein beliebtes Reiseziel für Geowissenschaftler und Fossiliensammler. Der kundige Reisende entdeckt hier in drei Vulkangebieten noch Spuren höchst dramatischer Erdepochen, doch dem normalen Touristen entgeht meist ihre Bedeutung: Gesteinsüberschichtungen, Vegetationsänderungen, Mulden und Kraterränder, Kraterschlote, Maare (trocken oder als See) und sprudelnde Mineralquellen. Fossiliensammler kennen die „Aufschlußpunkte" in der Vulkaneifel, wo neben Korallenriffen, Seelilien und Muscheln auch versteinerten Krokodile und Urpferdchen im Kalkgestein gefunden wurden, doch den meisten Urlaubern blieb das bisher weitgehend verborgen. Aus der Zusammenarbeit des Geologischen Instituts der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, den Kommunen der Eifel und den lokalen Vereinen entstand die Idee eines Geopfads als Mittel der geologischen Öffentlichkeitsarbeit - um einer breiteren Besuchergruppe Wissen und Zugang zu den geologischen Besonderheiten der Eifel zu ermöglichen. Als Pilotprojekt wurde das Gebiet der Verbandsgemeinde Hillesheim gewählt, die aus 11 selbständigen Ortsgemeinden mit 24 Dörfern und Weilern besteht (130 Quadratkilometer). 1988 wurde durch Zusammenarbeit der Gemeinden und der Wissenschaftler der erste Teilabschnitt eines Lehr- und Wanderpfades rund um Hillesheim eröffnet, der inzwischen mehrfach erweitert wurde. Der GEO-Pfad Hillesheim erschließt heute mit 40 Erläuterungstafeln an markanten Punkten auf einer Gesamtlänge von inzwischen 125 Kilometer die Region für den interessierten Laien und lockt inzwischen rund 60.000 Besucher jährlich an. » > [ 4 8 ] Der GEO-Pfad soll es dem Besucher ermöglichen, die erdgeschichtliche Entwicklung zu sehen und die heutige Umwelt als ihr Ergebnis zu verstehen, und er soll somit das Umweltbewußtsein jedes Einzelnen verbessern. Bei der Anlage des GEO-Pfads wurden aber nicht nur die wissenschaftlichen Erkenntnisse über den lokalen Vulkanismus für Laien aufbereitet und dargestellt, sondern es wurden auch alte Wanderwege von Unrat und Überwucherung befreit, markante Gesteinsstellen freigelegt, Tunnel abgestützt, kulturgeschichtlich interessante Oberreste wie der Eiskeller in Hillesheim oder die Kalkbrennerei Ahütte - hergerichtet oder rekonstruiert und Sitzbänke, Abfalleimer, Picknickplätze eingerichtet.

60

[48J: Tourismusinformation

Hillesheim

mit

GEO-Pfad-Infotafel

Der GEO-Pfad kann in mehreren kürzeren Rundwegen erfahren werden. Er fuhrt zu geologischen Aufschlüssen und kulturgeschichtlich interessanten Stellen, die auf dort aufgestellten Schautafeln erläutert werden und von denen viele auch ohne Wanderung erreichbar sind. Ergänzend gibt es ein Begleitbuch, Faltblätter, Führungen sowie eine Geologisch-Mineralogische Sammlung in Hillesheim. Die Urlaubsregion Hillesheim bietet zahlreiche Programme mit breitem Themenspektrum rund um die Geologie der Region entlang des GEO-Pfads an, die in einem GEO-Kalender veröffentlicht werden. Die das ganze Jahr über stattfindenden geologischen Exkursionen fuhren mit wechselnden Themen zu jeweils anderen Zielen und sind von erfahrenen Fachleuten begleitet. » > [ 4 9 ]

[49]: GEO-Kalender

der Urlaubsregion

Hillesheim

Veranstaltungsserien zu den lokal geologisch sichtbaren Erdzeitaltern Devon, Trias, Tertiär und Quartär mit den Themenbereichen: • Mitteldevonische Riffe und Riffbildner • Buntsandstein in der Eifel • Vulkane und Vulkanismus • Mineralwässer und Mineralquellen • Eisenerzvorkommen und -abbau Ein anspruchsvolles „Geologisches Wochenende" mit wissenschaftlicher Betreuung und Exkursionen, geologische Vorträge, GEO-Jugendwochen, „GEO-on-BIKE"-Fahrradtouren, „GEO-for-KIDS"-Kinderprogramme und ein GEO-Familientag ergänzen das Exkursionsangebot in Hillesheim. 1990/91 wurde das Projekt „GEO-Pfad Hillesheim" im Paneuropäischen Wettbewerb in Straßburg als hervorragendes Beispiel für intelligenten Tourismus ausgezeichnet. Es gilt als Pilotprojekt für das ganze Bundesland Rheinland-Pflalz und wird durch Inhalt und Umfang 61

auch ein Vorbild sein fur ähnliche Projekte in der ganzen Bundesrepublik. Der große Zuspruch des GEO-Pfads durch Einheimische ebenso wie Touristen, durch Einzelreisende, Gruppen und Kinder hat den Planem Recht gegeben. > » [ 5 0 ]

[SO]: Buchtip:

Dumont Richtig

Wandern

Eifel - Natur und Kultur, Praktische Tips Aus der Reihe „Richtig Wandern" des Dumont-Verlags ist auch für die Eifel ein spezieller Führer erschienen. 28 verschiedene Wanderungen werden hier beschrieben. Das Besondere an den Führern dieser Reihe ist die ausführliche Darstellung der Natur entlang der Wege. Dumont Verlag, Köln, DM 2 9 , 8 0 Eine Übertragung der Idee auf die Nachbargemeinden von Hillesheim war naheliegend. Inzwischen gibt es in der Verbandsgemeinde Gerolstein den „GEO-Park", der vier Rundwege mit Erläuterungstafeln zu verschiedenen Schwerpunktthemen anbietet, ergänzt durch das Naturkundemuseum Gerolstein. Der GEO-Park soll dem Besucher durch die aktive Teilnahme an Exkursionen eigene Erfahrungen über seine natürliche und selbst geschaffene Umgebung zu vermitteln. Damit soll ein Beitrag zum Umweltverständnis der Gäste geleistet werden. Für Kinder und Schulklassen hat die Verbandsgemeinde Gerolstein zusätzlich ein sogenanntes G E O R 1 U M entwickelt, ein transportables, 15 Quadratmeter großes GEO-Baukasten-Set, das ab Oktober 1997 in Aktivprogrammen die Bedeutung von geowissenschaftlichen Sachverhalten und entsprechender Lebensformen/Lebensgemeinschaften verdeutlichen soll. In Manderscheid gibt es die „GEO-Route" Sie bietet auf 140 Kilometern drei Touren an: die Vulkanroute, die Buntsandsteinroute und die Devonroute; 30 geologische Aufschi ußpunkte werden dabei mit Informationstafeln erläutert. An den jährlich rund 80 geführten Exkursionen über die GEO-Route Manderscheid nahmen in den letzten Jahren über 2.000 Personen pro Jahr teil. Im Kreis Bitburg-Prüm haben sich die Eifelgemeinden zusammengeschlossen, um einen geologischen Naturlehrpfad anzubieten. Daneben gibt es natürlich in der Vulkaneifel viele einzelne Attraktionen, die sich mit der Geologie beschäftigen, so zum Beispiel das Deutsche Vulkanmuseum in Mendig. Alle Einrichtungen haben ihren eigenen thematischen Schwerpunkt und stark regionalen Bezug. Die geologischen Erscheinungen in der Eifel und ihre kulturgeschichtliche Nutzung sind aber großräumig. So wurde im Juni 1995 des „GEO-Zentrum Vulkaneifel" in Daun als wissenschaftliches Zentrum ins Leben gerufen, dessen Aufgabe die Betreuung der gesamten Vulkaneifel ist. Es sichert den Kontakt aller geologischen Einrichtungen und fungiert als zentrale Koordinationsstelle. Es soll auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit dem nahen deutschbelgischen Naturpark unterstützen und das generelle Umweltverständnis und Umweltbewußtsein fördern. Hier werden Tagungen und Fachkongresse zu verschiedenen geologischen Schwerpunktthemen organisiert und durchgeführt. Sitz des GEO-Zentrums ist seit Herbst 1996 das neue Eifel-Vulkanmuseum in Daun, das mit einem Kostenaufwand von 2,3 Millionen Mark errichtet wurde. Hier ist der erdgeschichtliche Werdegang der Vulkaneifel, schwerpunktmäßig der letzten 600.000 Jahre, erläutert. Anhand von interaktiven Computermodellen, Schautafeln, Fotos und Exponaten wird die vulkanische Vergangenheit der Region anschaulich dargestellt. > » [ 5 1 ] , » > [ 5 2 ]

62

[51]:

3-D-Exponat

im

Eifel-Vulkanmuseum

Zu sehen ist beispielsweise auch ein Modell eines bekannten Vulkanismusphänomens, des sogenannten „Wallenborns", einer intermittierenden Quelle, bei der Phasen von Gasaustritten sich mit Ruhephasen abwechseln. Das Phänomen wird hier erläutert und kann dann bei einem Besuch vor Ort im Rahmen von Ausflügen oder Wanderungen besser verstanden werden. »>[53] 63

[S3]: Besucher

vor Ort beim „Wallenden

Born"

Das Eifel-Vulkanmuseum stellt so eine sinnvolle Ergänzung zu den schon bestehenden geologischen Lehr- und Wanderpfaden in der Eifel dar. Im Untergeschoß des Eifel-Vulkanmuseums befindet sich der Schulungsbereich des Geozentrums, in dem unter anderem die Bestimmung von Mineralien und das Bearbeiten von Gesteinsproben möglich sind, und wo auch die Ausrüstung für Vorträge und Seminare zur Verfügung steht. Die Entwicklung der geotouristisehen Möglichkeiten in der Eifel durch Ausstellungs- und Bildungseinrichtungen geht weiter. Derzeit entsteht beispielsweise in Manderscheid ein „MaarMuseum", das speziell den für die Eifel so typischen Maaren, kreisrunden, aus Gasvulkanen entstandenen Trichtern, gewidmet sein wird. Wie auch im Eifel-Vulkanmuseum in Daun braucht man in Manderscheid kein Sammelsurium an Kuriositäten in einem freigewordenen Gemeindesaal befürchten: hier entsteht unter großem Aufwand aus der ehemaligen Festhalle der Stadt und einem neuen, großen Anbau ein wissenschaftlich konzipiertes, modernes Museum mit Seminarraum, Arbeitsräumen für Gastforscher und museumspädagogische Aktivitäten, mit Bibliothek, Präpartorium und Magazinräumen. Die Eröffnung des Manderscheider MaarMuseums ist für Ende 1998 geplant. Die weitere Verstärkung zielgruppengerechter Angebote im Geotourismus steht ganz oben bei den Vorhaben der Wirtschaftsförderungsgemeinschaft der Vulkaneifel. Der Erfolg des bisheri64

gen Programms unterstützt die Bemühungen zum überregionalen Ausbau des GEO-Kalenders, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Belgischen Naturpark. Begleitet werden die Pläne zum Geotourismus in der Vulkaneifel natürlich auch von entsprechenden Verbesserungen im Inftastrukturbereich: Modernisierungen bei Parks und Schwimmbädern sowie im gastgewerblichen Bereich und die Schaffung von überregionalen Radwegen. Gefördert werden die Maßnahmen unter anderem aus EU-Mitteln wie der 5bZielgebietförderung, dem Programm Leader II zur Entwicklung des ländlichen Raumes und dem Interreg-Programm. Weil einzelne Kommunen diese Zuschüsse nicht erhalten, haben sich die Gebietskörperschaften der Region zusammengetan. Sie haben Maßnahmenvorschläge mit dem Ziel einer qualitätsorientierten Tourismusentwicklung erarbeitet. Unter Berücksichtigung der Sozial- und Umweltverträglichkeit soll in der Vulkaneifel der Tourismus überregional weiter wachsen. Der Geotourismus mit den ausgeprägten umweltpädagogischen Komponenten hat wesentlich dazu beigetragen, daß die Vulkaneifel wieder steigende Besucherzahlen verbuchen konnte trotz des Booms bei Auslandsreisen und angesichts dramatisch sinkender Gästezahlen in anderen Mittelgebirgsregionen.

Λ

V v • • • • •

Umweltpädagogische Komponenten in der Vulkaneifel

ausgewiesene GEO-Pfade und -Routen Infotafeln, -broschiiren geologisch/vulkanologisch orientierte Museen geologische Exkursionen und geführte Wanderungen/Veranstaltungen Koordination der Aktivitäten durch Geozentrum Vulkaneifel

Kärnten: Hochgebirgs-Geo-Trail Das österreichische Städtchen Hermagor in den Karnischen Alpen liegt in einer typischen Hochgebirgs-Wanderregion. Hier wurde 1997 ein „Geo-Trail" eingerichtet, auf dem sich in wenigen Stunden 500 Millionen Jahre Erdgeschichte erleben lassen. Der Geo-Trail fuhrt über 20 Kilometer, durchweg auf Höhen zwischen 1.500 und 2.000 Metern. Er ist in fünf Abschnitte, fünf separat beschriebene Naturpfade gegliedert: • Naturpfad Plöckenpaß • Naturpfad Garnitzenklamm • Naturpfad Naßfeld • Naturpfad Zollnersee • Naturpfad Wolayersee. Diese Lehrpfade befinden sich durchwegs entlang leicht erreichbarer Wanderwege. Sie sind aufgrund der Höhenlage jedoch nur im Sommer zugänglich. Mithilfe von verschiedenen geologischen Karten, 59 Gesteinsbeschreibungstafeln, 6 Hinweistafeln an besonders wichtigen GeoPunkten und 20 großflächigen Panoramatafeln werden die Wanderer durch die etwa 500 Millionen Jahre lange Entstehungsgeschichte dieses landschaftlich reizvollen Gebiets geführt. Ziel des Geo-Trail-Projektes ist es, die in den hier vorkommenden Gesteinen dokumentierte Geschichte aus der Exklusivität wissenschaftlicher Erkenntnisse herauszuführen und der Öffentlichkeit in allgemeinverständlicher Form nahezubringen. » > [ 5 4 ] , » > [ 5 5 ] 65

[54]: Geo-Trail

ElgBpy

der Karnischen

Region

KARNISÇHt'φ REGION

Ι \

Dil·:> Κ&R NISCHE·" IjKRGUHR/ÎICKT SEIT 5.00 MILLIONEN IAH REN

Durch den Besuch der ausgewählten und beschriebenen Punkte, verteilt auf ein 350 Quadratkilometer großes Gebiet zwischen Lesachtal, Gailtal und Gitschtal, wird den Sommergästen ein besonderes Erlebnis in der für viele rätselhaften und sogar „toten" Bergwelt geboten. So nutzen denn auch jeden Sommer mehr Touristen die Gelegenheit, sich bei Fossilienausstellungen und anhand von populären Broschüren vorab zu informieren und dann auf dem Hochgebirgs-GeoTrail die Gesteinsfolgen zu entdecken und Fossilien, wie etwa versteinerte Muscheln aus einem urzeitlichen Meer, zu sammeln. In der Karnischen Region gilt dies als Teil des neuen „Erlebnis- und Bildungstourismus", doch aufgrund der umweltpädagogischen Komponente kann man es auch als Beispiel für Ökotourismus ansehen.

Λ

^mW • • • • • •

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Umweltpädagogische Komponenten des Kärtner Geo-Trails

ausgewiesene Geo-Pfade und -Routen Infotafeln, Panoramatafeln, Hinweistafeln Broschüren, Fachbuch, geologische Karten Fossilienausstellung Infostellen in Talstationen geführte Wanderungen

[55J: Panoramakarte

des

Geo-Trails

Vorarlberg: „Durch Wandern Lernen" In Österreichs beliebter Ferienregion Vorarlberg gibt es für Wanderer bereits über 20 Naturlehrpfade, die das Verständnis für die Umwelt fördern sollen. Sie stehen unter dem Motto „Durch Wandern Lernen" („learning by walking").

Internet: http://www2.vol.at/tourismus Die Themen der markierten Wegesind unterschiedlich: neben dem Vogellehrpfad in Hard, dem Alpenlehrpfad „Hirschberg" in Bizau, den Naturlehrpfaden „Gipslöcher" in Lech oder „Schwarzwassertal" im Kleinwalsertal gibt es im Vorarlberg auch drei ausgesprochen geologisch orientierte Wanderwege. » > [ 5 7 ] Die Unterscheidung zwischen Naturlehrpfad und geologischem Wanderweg ist dabei oft nur Definitionsfrage. So ist sind die Attraktionen des Naturlehrpfads in Lech die sogenannten 67

„Gipslöcher", ein geologisches Phänomen, das heute jedoch hauptsächlich durch unterschiedliche Pflanzengemeinschaften von der Umgebung zu unterscheiden ist. Die Gipslöcher entstanden, als in der Triaszeit der Meeresboden hier stark abflachte und in Lagunen durch Verdunstung die Mineralien als Karbonate und Sulfate (eben Gips) ausgefällt wurden. Die Vegetation der Lecher Gipslöcher (Höhe zwischen 1.820 und 2.020 Meter über N N.) steht in starkem Kontrast zu der benachbarten grünen Landschaft der Kreideschiefer und den nackten Felswänden aus Dolomit und Kalk. Solche klar hervortretenden Gipslöcher sind selten und waren für die Gemeinde der Grund, hier einen Naturpfad anzulegen. Der Weg ist mit Schautafeln versehen, und in den Sommermonaten werden regelmäßig Wanderungen durch die Gipslöcher organisiert.

[57]: Buchtip:

Dum ont Richtig

Wandern

Vorarlberg

Vorarlberg - Natur und Kultur, Praktische Tips 35 Wanderungen durch die Region Vorarlberg werden in diesem handlichen Reiseführer ausführlich beschrieben. Er eignet sich besonders fiir die Wanderer, die sich für die Natur entlang der Wegstrecke Zeit nehmen. Dumont Verlag, Köln, DM 29,80

Einen weiteren, geologisch interessanten Lehrpfad findet man im Kleinwalsertal, das mit seinen vielseitigen Landschaftsformen eines der geologisch interessantesten Gebiete im Allgäu und im Vorarlberger Alpenraum ist. Die Gesteine, die hier zutage treten, zeigen, daß sich hier vor Jahrmillionen ein mehrere Kilometer breites Meer zwischen Europa und Afrika erstreckte. Der geologische Lehrpfad, der sich nördlich und südlich des Ortes Riezlem erstreckt, durchquert dabei Flachwasserablagerungen des ehemaligen europäischen Schelfs, Tiefseeablagerungen und Ablagerungen des ehemaligen Nordafrikanischen Schelfs. Im Zuge der Gebirgsbildung wurden diese Meeresbereiche sehr stark eingeengt und die darin gelegenen Gesteinsserien zunächst gefaltet und dann als Gesteinsdecken weit nach Norden Ubereinandergeschoben. Dadurch ist es heute möglich, hier auf dem Geopfad in nur drei Stunden Wanderung vom „ehemaligen"Europa (die Gesteine an der Breitach) bis ins „ehemalige" Afrika (die Gesteine in Richtung Kanzelwand) zu gelangen. Der Geopfad ist in beide Richtungen, zwischen Breitach im Norden und Kanzelwandbahn im Süden, begehbar. Einfuhrungstafeln befinden sich am nördlichen Anfang des Wanderweges sowie an der Tal und Bergstation der Kanzelwandbahn (Punkt 4 und 8 der Wanderung). 10 Hinweistafeln zu den geologischen Besonderheiten stehen am Wegrand entlang der Wanderstrecke. Die Bergschule Kleinwalsertal hat Wanderungen mit geologischer und botanischer Führung durch die Region im Programm. Das Projekt ist ein gemeinsames Vorhaben des Kleinwalsertaltourismus und der Kanzelwandbahn. Es bietet den Urlaubsgästen im Sommer eine zusätzliche Attraktion und unterstützt so das Bemühen der Ferienregion, die starke Saisonalität des Tourismus durch den Wintersport abzugleichen. Erst 1994 wurde der Vorarlberger Geopfad in der Bflrser Schlucht zwischen Bludenz und Brandnertal eingerichtet. Dieser Bereich wurde im vorigen Jahrhundert durch den größten Murbruch Europas geologisch interessant. Die Rundwanderung dauert etwa drei Stunden und führt vom 570 Meter hoch gelegenen Bürs durch die wildromantische, dicht bewaldete Bürser Schlucht, bergauf nach Bürserberg und über das Kuhloch, eine kleinere Schlucht, wieder zurück nach Bürs. 15 Tafeln machen unterwegs den geologisch interessierten Wanderer auf Besonderheiten der Landschaft aufmerksam. Dem Laien bieten die Tafeln interessante Hinweise auf 68

erdgeschichtliche Zusammenhänge. Von Frühjahr bis Herbst finden, je nach Anfrage und Wetterlage, kostenlose Schluchtführungen statt. Der Verein für Tourismus in Bürs hat eigens ein Heft mit Erläuterungen zum geologischen Lehrpfad herausgegeben, das über die Tafeln hinaus zu jedem Punkt weitere Hintergrundinformationen gibt. Erst durch die fachkundigen Erläuterungen ist bei den Einheimischen und Sommergästen das Interesse fur die geologischen Besonderheiten der Bürser Schlucht geweckt worden, die zwar unter den Fachleuten weltweit Beachtung fanden, an denen die Laien aber bisher achtlos vorbeigingen. Der Wanderweg selbst stammt bereits aus dem Jahr 1904. Er führte früher auch in den engen inneren Teil der Schlucht, der seit einem Hochwasser 1910 nicht mehr zugänglich ist. Der heute existierende Weg wurde zunächst 1928 wieder instandgesetzt, aber er verfiel während des zweiten Weltkrieges weitgehend. Um die Mitte der fünfziger Jahre wurde er von Bürser Ortsvereinen abschnittsweise erneuert und ausgebaut. Seither wird er von der Gemeinde Bürs unter erheblichen Kosten, die durch den Winter verursacht werden, erhalten. Ein solcher geologischer Wanderweg im Gebirge wird schnell zu einer großen Belastung für eine kleine Gemeinde. Bestrebungen, den Weg auch durch die innere Schlucht wieder steinschlag- und hochwassersicher auszubauen, scheiterten bisher an den finanziellen Mitteln. Der Ausbau des Weges ist nicht unumstritten: Befürworter erwarten sich einen Aufschwung des Geotourismus durch die Attraktivität des hinteren Schluchtabschnitts; Gegner befürchten eine zu große Verkehrsbelastung im Dorf, zu hohe Kosten und unvermeidbare Eintrittspreise auch für den heute kostenlos zugänglichen äußeren Teil der Schlucht.

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I m weltpädagogische Komponenten in Vorarlberg

Ausgewiesene geologische Wanderwege und Naturlehrpfade Infotafeln entlang der Wege Broschüren Geführte Wandertouren

Hawaii: Volcanoes National P a r k In den USA gibt es zahlreiche geologisch hochinteressante Gebiete, die vielfach als Naturpark oder Nationalpark geschützt sind. Sie sind trotzdem nicht unzugänglich, sondern in der Regel gezielt für Tourismus, leider oft auch Massentourismus, erschlossen. Neben einem Besucherzentrum mit umfangreichen, auch recht wissenschaftlichen Informationen, werden häufig Führungen mit den Rangers angeboten. Typisch ist die Erschließung des Gebiets durch Rundfahrtstraßen mit mehreren markierten Haltepunkten, denn die Amerikaner lieben das „Wandern mit dem Auto" von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt. Auch wenn das nicht eben umweltfreundlich ist, es ermöglichtjedoch Kindem, älteren Menschen, Behinderten oder einfach körperlich weniger leistungsfähigen Reisenden, die Besonderheiten der Region zu entdecken, die sie ohne diese Infrastruktur für Autoreisende nicht zu sehen bekämen. Einer dieser Nationalparks mit typischer amerikanischer Infrastruktur ist der Vucanoes National Park auf Big Island, der größten der Hawaii-Inseln. Wo ein Vulkangebiet wie hier aktiv ist, fällt es nicht schwer, Touristen für diese Art des Geotourismus zu interessieren. Der Nationalpark wurde bereits 1916 gegründet und hat eine Ausdehnung von fast 1.000 Quadratkilome69

tem. Diesseits und jenseits der über 4.000 Meter hohen Vulkanberge gibt es unterschiedlichste Klimaregionen von Wüste bis Regenwald Das Hauptquartier des Volcanoes-Nationalparks liegt auf 1400 Metern Höhe am Rand des Schlots des noch aktiven Kilauea-Vulkans. Hier oben findet man das Besucherzentrum, bei dem man umfangreiche Informationen über den Nationalpark, den Vulkanismus und die Geographie und Geologie der Inselkette erhält. Wie in amerikanischen Nationalparks üblich, bekommt man umfassende Informationen, muß sich aber selbst um die Entdeckung der darin genannten lokalen Attraktionen bemühen. Das Besucherzentrum bietet neben gedruckter Information auch kostenlose Vorträge und Filme über Geologie und Vulkanismus an und unterhält ein kleines naturhistorisches Museum. Wer durch den Nationalpark wandern will und dabei die Hauptstraße zu verlassen gedenkt, sollte die Parkranger im Besucherzentrum aus Sicherheitsgründen informieren. In der Nähe gibt es noch ein Kunstzentrum und das Volcano-House, ein berühmtes traditionelles Hotel und Restaurant. Wie die anderen Gebäude ist es direkt auf den Hang des Kraters gebaut, in eine vegetationslose, schwarze, steinige Lavawüste. Um die Caldera (den Schlot) des Kilauea herum schlängelt sich über die schwarzen Hänge eine 17,5 Kilometer lange Straße, der Crater Rim Drive. Kurz hinter dem Besucherzentrum führt diese Straße zu Hawaiis letztem ursprünglichen Waldstück, das hier von der Lava verschont blieb und als Vogelschutzgebiet deklariert ist. Mit Hilfe des Besucherzentrums und der dort verteilten Karten finden Touristen die interessanten Stellen entlang der Straße leicht. An verschiedenen Punkten führen angelegte Wanderwege auf Holzbohlen um und in den zusammengestürzten Krater des Vulkans und zu Aussichtspunkten, von denen aus man die Vielfalt der Erscheinungsformen des hiesigen Vulkanismus, etwa tiefe Bodenspalten und dampfende Höhlen, entdecken kann. Das Besucherzentrum bietet auch eine Telefon-Hotline an, die über die aktuellen Ausbrüche an glühend rotem geschmolzenes Gestein an den Flanken des Kilauea informiert. Eine schmale Straße, die Chain-of-Craters-Road, bringt die Besucher entlang des Vulkanhangs bis fast zur Küste herunter. Abrupt endet die Fahrt: Hier haben sich vor einigen Jahren die Lavamassen über die Straße gewälzt und verhindern ein Weiterfahren. Ein mobiler Informationsstand des Besucherzentrums empfängt an dieser Stelle die Touristen. Sie können auf eigenes Risiko zu Fuß weitergehen, über die holprige, schon oberflächlich erkaltete Lava, durch schwefelige Nebenschwaden aus verdampftem Wasser, bis dahin, wo die heiße Lava über eine Klippe zischend und Dampf sprühend ins Meer fließt. Der Nationalpark und sein Management macht den Besuch der noch aktiven Vulkanzone fur fast jeden möglich (auch für Rollstuhlfahrer und Camper ist gesorgt). Die geschickte Anlage von Aussichtspunkten entflechten den Verkehr, die simplen Naturpfade und die schmalen Straßen lassen das Gelände zugänglich, aber nicht überlaufen sein. Die Tatsache, daß die Vulkanausbrüche hier kontinuierlich sind und die träge fließende Lava relativ ungefährlich ist, läßt den Besuch der Ausbruchszone bis auf nächste Nähe zu - eine Besonderheit, die viele Touristen von den Stränden weglockt. Kombiniert mit der umfassenden Information durch den Nationalparkservice ist der Besuch vor Ort lehrreich und sensibilisiert für geoökologische Fragen.

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Umweltpädagogische Komponenten im Hawaii Vulcanoes National Park

• Besucherzentrum mit Ausstellung, Filmen, Dia-Schau, umfangreichem Infomaterial • mobile Informationsstelle an Hauptattraktion • Ausbau von Aussichtspunkten und Gehstegen in unwegsamen Gelände 70

[SS] Veranstalterbeispiel:

TRAILS,

Natur-

und Erlebnisreisen,

Kempten

Reisen flir Naturliebhaber, die auf Komfort verzichten wollen und die Naturparadiese aktiv erleben möchten, sind das Programm von TRAILS. Das Campen in der Wildnis und ausgedehnte Wanderungen gehören daher zu den Kleingruppen-Touren, die mit Naturschiitzera der Zielgebiete koordiniert werden und durch intensives Naturerlebnis das Umweltbewußt sein ibrdern wollen. Die dreiwöchige Rundreise durch Hawaii im Programm von TRAILS fuhrt auch in den Vulcanoes-Nationalpark, in dem gewandert und gecampt wird. Ist die Reise insgesamt auch eher dem Naturtourismus zuzuordnen, kann der Teil im Vulcanoes-Nationalpark sicher als Geotourismus gelten. Uber den Anteil von Ökotourismus (Art und Umfang der umweltpädagogischen Komponente) gibt der Katalog leider keine Auskunft. Internet: http://www.trails-reisen.de

Sonth Dakota: Mammoth Site Die Gemeinde Hot Springs im amerikanischen Bundesstaat South Dakota hat eine der wohl aufregendsten geologisch-paläontologischen Ausgrabungsgebiete aufzuweisen: Mammoth Site. Aufgrund einer geologischen Besonderheit in der letzten Eiszeit entstand hier eine Grube, eine riesige natürliche Tierfalle. Hier in der öden Bergwüste fand man die weltweit umfangreichste Konzentration von Skelettresten zweier Mammutarten, dem Columi-Mammut und dem FellMammut, wie es auch aus Europa und Sibirien bekannt ist. Insgesamt konnten während der Ausgrabung bisher 51 einzelne Mammute nachgewiesen werden. Außerdem wurden Fossilreste von weiteren 28 Arten eiszeitlicher Tiere entdeckt. Sämtliche Funde wurden nach der Freilegung in ihrem authentischen Zusammenhang an der Ausgrabungsstelle belassen. Über der Grabungsfläche spannt sich inzwischen eine klimatisierte Besucherhalle.

Touristenmotivation: Artenschwund Vor 26.000 Jahren, während der letzten Kälteperiode der Eiszeit existierte an der heutigen Fundstelle ein etwa 20 Meter tiefes Loch, ein sogenannter Erdfall, entstanden durch den Einbruch eines unterirdischen Hohlraums. Der Erdfall wurde aus einer heißen Quelle mit 36°C warmem Wasser gespeist und lockte besonders im Winter viele Tiere an, die oft hineinrutschten und nicht mehr herauskamen. So füllte sich das Erdloch über die Jahrhunderte mit Skeletten und Sedimenten. 1974 wurde die Mammutfundstelle bei Bauarbeiten entdeckt. Nach zweimonatiger Testgrabung beschloß der Eigner des Grundstücks, die Skelettreste in ihrer Position zu belassen, um paläontologische Ausgrabungen und Forschungen fur Besucher in Form eines Feldmuseums erlebbar zu machen. Heute ist „The Mammoth Site of Hot Springs, Inc." eine nicht auf Profit ausgerichtete, gemeinnützige Gesellschaft. Mammoth Site entwickelte sich zu einer weltweit anerkannten Forschungstelle zur Paläontologie des Eiszeitalters. Zwei internationale Symposien wurden bereits abgehalten und eine eigene wissenschaftliche Schriftenreihe wurde eingerichtet. Die Ausgrabungsstelle fasziniert Wissenschaftler und Besucher gleichermaßen. Allein 1996 wurden mehr als 100.000 Touristen gezählt, darunter auch zahlreiche Besucher aus Deutsch71

land. Täglich finden geführte Touren in mehreren Sprachen durch das Museum statt. Die etwa 18.500 Quadratmeter große Halle über der Fundstätte mit speziellen Gehstegen erlaubt es den Besuchern, die fortlaufenden Ausgrabungen aus nächster Nähe zu betrachten ohne zu stören. Nicht nur Wissenschaftler aus aller Welt können hier im Rahmen eines Gflsteprogramms aktiv mitarbeiten, auch Schulklassen können in einem speziellen Klassenzimmer Unterricht abhalten und auf dem Gelände bei den Ausgrabungen praktische Erfahrungen sammeln. Das pädagogische Programm fur Jung und Alt in Mammoth Site wurde von einer Wissenschaftlerkonferenz unter über 100 anderen Ausgrabungsstätten in USA für besonders vorbildlich erklärt.

Internet: http://www.mammothsite.com Wie überall, wo so ein spezielles Tourismusangebot erfolgreich sein will, ist auch Mammoth Site eingebunden in andere thematisch ähnliche Angebote der Region. Im Geologischen Museum im nahegelegenen Rapid City findet man eine umfangreiche Ausstellung an Fossilien, Mineralien, Skeletten von riesigen prähistorischen Reptilien und Säugern sowie einen kompletten T.rex-Schädel aus der Region. Das Museum bietet mehrere paläontologische Exkursionen („field trips") an, die von der Grabung nach Dinosauriern bis zur Suche nach Resten der Mosasaurier reichen. Rapid City unterhält auch ein archäologisches Forschungszentrum, bei dem man sich melden kann, wenn man an Ausgrabungen mit Wissenschaftlern im Gelände teilnehmen möchte.

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Umweltpädagogische Komponenten in Mammoth Site

Mehrsprachige Führungen Möglichkeit zur Ausgrabungsteilnahme auch fiir Laien Schulprogramme, Gastwissenschaftlerprogramme Koordination mit Museum in Rapid City Organisation von Tagungen

Arnheim: Burger's Zoo Burger's Zoo im holländischen Arnheim hat wie so viele Zoos begonnen: als klassische Tierim-Käfig-Ausstellung mit einzelnen Freigehegen. In den sechziger Jahren kam ein SafariGelände daza, in dem meist afrikanische Savannentiere leben: Giraffen, Löwen, Antilopen durchstreifen großzügige Freigelände. Noch heute sind der Tierpark bei Burger's mit der berühmten dreißigköpfigen Schimpansenfamilie und der Safaripark beliebte Publikumsmagneten. Auf insgesamt 45 Hektar beherbergt der Zoo 3.000 Tiere. Aber mitten in Burger's Zoo wächst ein neuer Typ von Tierpark heran: der Ökosystem-Zoo. Der erste Teil der neuen Ausstellung ist „Burger's Bush". In einer riesigen Halle von anderthalb Hektar unter einer 20 Meter hohen transparenten Kunststoffkuppel ist ein tropischer Regenwald entstanden, von Bächen und Wasserfällen durchzogen. Die unterschiedlichsten Tiere und Pflanzen leben hier, sie leben miteinander und voneinander. Durch behutsames Einbringen von Arten nach und nach ist hier ein Ökosystem wie in einem tropischen Regenwald entstanden. Hier leben Insekten, Vögel, kleine Säugetiere, Nagetiere und Fische, die einander jagen und fressen bzw. sich von den Pflanzen hier ernähren. Ganz unabhängig und sich selbst unterhaltend ist der Wald jedoch nicht: Wasser, Luft, Licht und Temperatur werden von den Biologendes Parks geregelt,die auch für einige Tierarten Futter zuliefern müssen, da diese sich innerhalb des Systems nicht ausreichend ernähren könnten. Auch die Kontrolle der Arten gehört zur Überwachung eines solchen Ökosystems: Die Tierpfleger und Gärtner beobachten alle Spezies des Systems und treffen sich zu einer wöchentlichen Besprechung, um Eingriffe abzustimmen. Da müssen nicht nur Bäume gekappt werden, damit sie nicht die Kuppel durchbrechen, auch junge Baumschößlinge müssen gesetzt werden, da die Tiere sie oft abknabbern. Die Pfleger setzen neue Fliegen ein, weil sie zu schnell von den anderen Tieren weggefressen werden, und suchen gegen einen Pflanzenschädling einen natürlichen Feind. Ständig wirft das künstliche Ökosystem „tropischer Regenwald" neue Fragen für die Biologen auf, aber das ist nur normal: Ein solches Biotop ist wie ein lebender Organismus: voller Überraschungen. Bei Burger's Bush handelt es sich nicht nur um ein künstliches Paradies unter Glas zum Anschauen, sondern der Zoobesucher hat hier auch die Gelegenheit, in die Regenwälder einzutauchen und die Rolle des Menschen im System Urwald zu erfahren. Durch die Pflanzenauswahl sind unterschiedliche Typen des tropischen Waldes entstanden: asiatischer, afrikanischer und südamerikanischer Regenwald. Auf verschlungenen Pfaden, wie die ersten Urwaldforscher, kann der Besucher das Gelände durchstreifen und dabei die Tiere in ihrem Lebensraum entdekken. Der Dschungel zeigt hier und da auch Spuren der menschlichen Entdecker Reste einer Expedition, Pfahlhütten, Werkzeuge. Dadurch ist angedeutet, daß der Mensch durchaus Teil des Ökosystems Regenwald ist (als Bewohner und Forschungsreisender zum Beispiel). Die zum Teil abenteuerlichen Pfade durch den Wald über hölzerne Brücken und hängende Seilkonstruktionen lassen das für die Besucher auch fühlbar werden. > » [ 5 9 ]

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[59]: Rundgang

unter Wasserfall

in Burger's

Bush

Durch die Anleitung zum Hinsehen, die ein solcher Spaziergang durch Burger's Bush darstellt, wird die Vorstellung der Umwelt als Ökosystem anschaulich. Die Erfahrung eines Regenwalds mit allen Sinnen und im Dreidimensionalen wird für Jung und Alt zum Erlebnis. Der Erfolg der ersten großen Halle mit einem Ökosystem-Ansatz hat die Planer bei Burger's zu einem weiteren Experiment animiert. In einer zweiten großen Halle kann der Besucher inzwischen die lebende Wüste erkunden: „Burger's Desert". Hier ist eine naturgetreue Landschaftsnachbildung der nordamerikanischen subtropischen Sonora-Wüste entstanden. Sandflächen, Felsenformationen, Canyons, trockene Flußbetten und eine Oase bilden den Lebensraum für riesige Kakteen, Zwergbäume, Wüstenpalmen. Echte Wüstentiere bewegen sich hier frei, vom berüchtigten Skorpion und der Giftschlange bis zu Pekari-Schweinen, Dickhornschafen, Luchsen und großen Raubvögeln. » > [ 6 0 ] Dieser Teil des Tierparks ist jünger und entwickelt sich noch: mit der Zeit sollen weitere Tierarten eingegliedert werden. Die Anpassung neuer Bewohner an ihren nachgebauten Lebensraum wird genau beobachtet, um das Ökosystem nicht zu überlasten. Wie im Regenwald-Teil ist auch hier ein landestypisches Restaurant untergebracht, von dem aus die Besucher in Ruhe die Anlage überschauen können.

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[60]: Sonsora-Wiiste

unter Kunsthimmel

in Burger's

Desert

Die Manager von Burger's Zoo glauben, das dieser Typ Zoo, der Ökosysteme und nicht nur isolierte Arten zeigt, der Zoo von morgen wird. Daher wird schon an einer dritten Stelle im Park ein neues Ökosystem aufgebaut: ein Mangrovenwald.

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Umweltpädagogische Komponenten in Burger's Zoo

Nachbildung von Landschaftstypen („Bush", „Desert") in Flora und Fauna Erlebnispfade Hinweistafeln

Köln: Zoo - Zentrum für Artenschutz Der Kölner Zoo ist der drittgrößte Zoo Deutschlands, mehr als 5.000 Tiere aus rund 600 verschiedenen Arten aller Erdteile und Weltmeere haben hier ihr Zuhause. 1995 zählte man hier 891.000 Besucher. Der Zoo wurde 1860 gegründet und trotz Zerstörungen im Krieg ist an einigender ursprünglichen Gebäude, an den Grünanlagen und Wasserflächen noch das Konzept des alten Zoos als Stadtpark mit Menagerie erkennbar. In den letzten 50 Jahren hat sich aber auch hier viel getan. Eine der spektakulärsten Neuerungen des Zoos war der Bau des Urwaldhauses fur die Menschenaffen 1985. Hier hat man versucht, den natürlichen Lebensraum der Tiere weitgehend in die Anlagen zu übertragen. Das Urwaldhaus für die Menschenaffen ist ein Gewächshausbau mit feuchtwarmer Urwaldluft und natürlichen Pflanzungen. Große Sichtscheiben zwischen den Tieranlagen und den Besucherwegen ermöglichen Einblicke aus der Nähe, wie Fenster im dichten Dschungel. In verschiedenen großzügigen Abteilungen wohnen hier Orang-Utans, Gorillas und Bonobos, deren Gehege mit 75

natürlichen Kletterbäumen, Seilen, Netzen, Wasserbecken und Laubmulden abwechslungsreich und möglichst artgerecht eingerichtet wurde. Wärme und Feuchtigkeit unter der Glaskuppel werden mit modernster Technik geregelt, riesige Dachschiebefenster ermöglichen die direkte Besonnung und Belüftung der Tier- und Pflanzenanlagen. Die mit dem Urwaldhaus verbundenen Außenanlagen für die Menschenaffen wurden inzwischen großzügig erweitert: Im Sommer 1996 öffnete die moderne Freianlage für die Bonobo-Affen. Ähnlich aufwendig und mit Rücksicht auf artgerechte Tierhaltung wurden auch andere Veränderungen im Zoo Köln gestaltet. Im neuen Panzernashorn-Gehege von 1985 trennen ebenfalls nur noch dicke Glasscheiben die Besucher von den Zoobewohnern. 1987 bezogen die Geparden ein weitläufiges, ihrer Savannenheimat nachgebildetes Gehege. 1991 bekamen Moschusochsen in neuen Freianlagenein Zuhause. 1994 wurden unter anderem zwei Anlagen fur Großkatzen ihrer Bestimmung übergeben, in denen nun Leoparden und Schneeleoparden in dem ihnen entsprechenden Lebensraum (einem Waldgebiet bzw. einer Hochgebirgszone) untergebracht sind - nur durch große Glasscheiben von den Besuchern getrennt. ExfKnenmeinunfi Verständnis und Engagement „Rein funktionelle Halttingsysteme erfüllen war die Bedürfnisse der Tiere, doch der Zoobesucher von heule erkennt dies nicht und so gehaltene Tiere erregen leicht Mitleid, " erläuterte Prof. Ih. Gunther Nagge, Direktor des Zoos Köln, „lier Zoo möchte aber kein Mitleid mit den Tieren erregen, sondern das Oegenwil: Freude bei der Betrachtung, Respekt vor der Schöpfung und Verständnis und Engagement für Natur- und Umweltschutz. " Köln, Sommer 199i Bei vielen empfindlichen Tierarten wächst mit der artgerechten Unterbringung die Chance auf Nachwuchs und Aufzucht. Das ist fur die Zoos heute ein weiteres wichtiges Argument für die moderne, natürlichere Art der Tierhaltung. Bei der Auswahl der Tierarten für die gezielte Zucht zur Arterhaltung spielt der Grad ihrer Bedrohung in der Natur eine immer wichtigere Rolle. So entschloß sich der Kölner Zoo 1995, die bisher gehaltenen Steppenzebras gegen die äußerst bedrohten Grévy-Zebras auszutauschen, von denen es in freier Wildbahn nur noch circa 500 Stück gibt. Da die Zoos zunehmend vom „Nachschub" aus der freien Natur abgeschnitten sind, können sie ihre Tierbestände und Zuchtbemühungen auf Dauer nur durch Kooperation untereinander sichern. Aus diesem Grund haben sich die Zoos in Europa zum Europäischen Zooverband „European Association of Zoos and Aquaria" (EAZA) zusammengeschlossen und 1986 die Europäischen Erhaltungszuchtprogramme (EEPs) ins Leben gerufen, durch die inzwischen 116 gefährdete Tierarten gezielt gezüchtet werden und - wo möglich - in der Natur, in Schutzgebieten, wieder ausgesiedelt werden. An 48 dieser Zuchtprogramme ist auch der Kölner Zoo beteiligt. » > [ 6 1 ] Zunehmend stellen die Zoos nicht mehr nur die Tiere fur Wiederansiedlungsprojekte zur Verfügung, sondern beteiligen sich auch vor Ort an Naturschutzprojekten. So hat sich der Kölner Zoo bei der Wiederansiedlungdes Löwenäffchens in Brasilien mit Spendengeldern engagiert und hat Naturschutzprojekte in Madagaskar und Zaire unterstützt.

Internet: http://www-public.rz.uni-duesseldorf.de/~nast/cologzoo/cologzoo.ht

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[61]: Europäische

Erhaltungszuchtprogramme

Zum Aufbau von Zuchtprogrammen ist die Kooperation aller europäischen Zoos erforderlich. Zu diesem Zweck wurden 1985 die Europaischen Erhaltungszuchtprogramme (EEP) begründet, an denen heute fiber 300 Zoos in Europa beteiligt sind. Zunächst waren es 17 verschiedene Programme, z.B. für den Kleinen Panda, den Europäischen Fischotter und den Kongo-Pfau. Inzwischen ist die Zahl der Programme auf 116 angestiegen und fur weitere 34 Arten gibt es regionale Zuchtbücher. Für 27 Tiergruppen gibt es Taxon Advisory Groups (ΤAGs), die Entscheidungshilfen fur die Etablierung weiterer EEPs und regionaler Zuchtbücher sowie für ein zoo-Qbergreifendes Management der gesamten Tierbestände erarbeiten. Vorrang bei der Auswahl von Arten flir EEPs haben solche, die in der Natur besonders bedroht sind. Für jedes EEP gibt es einen Koordinator, in der Regel ein Mitarbeiter eines Zoos. Er f&hrt Buch über alle in den europäischen Zoos lebenden Tiere eines Programms und sammelt alle relevanten Daten über sie. Unterstützt wird jeder Koordinator durch eine sogenannte Art-Kommission, die aus fttnf bis zehn Repräsentanten verschiedener europäischer Zoos besteht, die über besondere Erfahrung in Haltung und Zucht der betreffenden Tierart verfügen. Diese Kommission stellt dann für die jeweilige Tierart einen Zuchtplan auf. Die Steuerung der Europäischen Erhaltungszuchtprogramme liegt bei der EEPKoordinationsgruppe ausführenden Zoo-Repräsentaten Europas. Sie ernennt die Koordinatoren und wählt weitere Arten für Programme aus. Die Geschäftsstelle für die EEPs ist seit 1991 am Amsterdamer Zoo.

ZoopSdagogik wird im Kölner Zoo schon seit langem betrieben. Zahlreiche Schulklassen wurden bisher in der Zooschule betreut und informiert. Allerdings ist der Umfang und die Vielfalt der Zoopädagogik, wie sie in USA betreiben wird, hier wie überall in Deutschland nicht üblich. Zukünftig sollen jedoch im Kölner Zoo die Aktivitäten zur Information über die Tiere, über Umwelt-, Natur- und Artenschutz auf alle Besucherschichten ausgedehnt werden. Erste themenbezogene Aktionstage waren stets gut besucht. Tierpatenschaften erfreuen sich wachsender Beliebtheit im Kölner Zoo. Mit einem unterschiedlich hohen Spendenbeitrag übernimmt der „Pate" die Pflegekosten eines Tieres aus dem Zoo. Dadurch wird das Interesse gefördert und die Verantwortung für die Tiere in der Natur greifbar. Die Möglichkeit zur Information und Interaktion soll im Zoo Köln möglichst oft geboten werden: mobile Informationsstände („Zoo-Mobile") geben den Besuchern am Wochenende die Möglichkeit, Fragen direkt an Ansprechpartner aus dem Zoo zu richten. Sommerfeste, Zookonzerte, Ferienaktionen dienen ebenfalls diesem Ziel und sind eine willkommene zusätzliche Einkunftsmöglichkeit für den Zoo. Ein weiterer Weg, „bleibenden" Eindruck bei den Besuchern zu hinterlassen und den Naturschutzgedanken zu verbreiten, ist das Angebot an Zoo-Souvenirs („Zoovenirs"). Im Kölner Zoo wird seit Ostern 1996 in einem eigenen Geschäft Informatives, Nützliches und Verspieltes zum Thema „Tier" und „Zoo" angeboten. » > [ 6 2 ]

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[62]: „Zoovenirs"

zum Naturschutz im Kölner

Zoo

UmweltpSdagogische Komponenten im Kölner Zoo Schülerprogramme mobile Informationsstellen Aktionstage Tierpatenschaften

Orlando, Florida: Sea World Orlando, Florida, hat mehr Freizeitparks als man in einem Urlaub besuchen kann - und jedes Jahr kommen neue hinzu. Sea World Orlando, einer der Anheuser-Busch-Freizeitparks, steht auf dem Plan fast aller Touristen in der Stadt. In einmaliger Weise ist es gelungen, Vergnügen, Show, „Action" und Zoobetrieb miteinander zu kombinieren. Dabei ist Sea World ganz auf die Tiere ausgerichtet und man entdeckt die Shows und Achterbahnen erst im Laufe des Rundgangs. Die Mischung aus Spaß-Park und modernem Zoo ist für Europäer zunächst verwirrend, zieht aber jeden Besucher schnell in ihren Bann. Diesen Zoos fehlt jedes museale Element, hier ist nichts wissenschaftlich trocken, traditionell präsentiert, passiv für die Besucher - alle Attraktionen des Parks sind unterhaltsam und lehrreich zugleich. Sea World ist - wie es der Name schon sagt - den Tieren des Meeres gewidmet, dennoch ist es eigentlich kein Aquarium, sondern eher ein Zoo, denn die Tierattraktionen sind in einer großen Grünanlage mit Restaurants, Theatern, Geschäften verteilt. Auf rund 800 Quadratkilometern bietet der bei Einheimischen ebenso wie bei Touristen beliebte Freizeitpark die Möglichkeit, eine Vielzahl von Meeresbewohnern aus der Nähe zu erleben. Die über 20 Shows, diverse in-

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formative Ausstellungen und die Vergnügungsfahrten lassen dabei keine Langeweile aufkommen. Bei Sea World wird, wie allen Anheuser-Busch-Themenparks, das interne Umweltmanagement groß geschrieben. Gleichzeitig sind das Erleben der Tiere und die aktive Umwelterziehung bei Sea World zentrale Elemente, die ganz wesentlich den Erfolg des Parks ausmachen. Mehr als 200.000 Menschen nehmen jährlich an den Sea World Lernprogrammen teil und erfahren dabei durch persönliche Erlebnisse mehr über die maritime Tierwelt. Im sogenannten „Penguin Encounter" lernen Hunderte Kinder im Rahmen des innovativen Sommer-Camp-Programms bei einer Übernachtung im Park die Natur der Arktis kennen. Eine „Polar Expedition Tour" läßt die Besucher vom Nord- zum Südpol reisen und sie begegnen dabei unter anderem den Magellan-Pinguinen. Eine ganz andere Lern-Expedition ist die „Bird's Eye View"-Tour, bei der die Besucher zahlreichen exotischen und seltenen Vogelarten näherkommen, (zum Beispiel dem Ibis oder der vom Aussterben bedrohten Nene-Gans aus Hawaii). Auch an verschiedenen Naturschutzprogrammen ist Sea World Florida beteiligt. Seit 1973 wird hier eng mit staatlichen Organisationen zur Rettung und Rehabilitierung von Meerestieren zusammengearbeitet. Das Sea World-Rettungsteam hat bereits Hunderten von Meerestieren geholfen und sie wieder in ihren ursprünglichen Lebensraum zurückgebracht. Der Park ist die größte Tierpflege-Einrichtung in Florida und Mitglied eines Netzwerks, das sich um gestrandete Meeressäugetiere kümmert. Ein großer Teil dieser Aktivitäten zum Naturschutz und zum Artenerhalt findet notwendigerweise hinter den Kulissen des Freizeitparks statt. 1994 hat Seaworld eine zoologische Online-Datenbank aufgebaut. Sie dient als Nachschlagewerk und Informationszentrale und richtet sich an Lehrer und Schüler weltweit (in Englisch) - mit Hypertext, Grafiken, Videosequenzen und Übergängen zu anderen Datenbanken.

Internet: http://www.bev.net/education/SeaWorld/homepage.html Ohne aufdringlich zu sein, ist die Botschaft, Respekt vor Tieren und der Umwelt zu haben, überall im Park präsent. Hauptattraktion und Symbolträger unter den Tieren ist Shamu, der „Killerwal". Die spektakuläre Show mit den Walen wird eingerahmt von einem informativen Programm auf einem riesigen Bildschirm vor der Zuschauertribüne, durch das die Besucher alles über das Leben der Meeressäugetiere erfahren. Bei der Seelöwen- und Otter-Show „Hotel Clyde & Seamore" bewirbt sich das Show-Hotel um einen Umweltpreis und auf unterhaltsame Art torpedieren die Otter und Seelöwe jeden Versuch, Wasser zu sparen Robben und Seelöwen leben in einer naturgetreuen, der pazifischen Westküste nachempfundenen Landschaft, der „Pacific Point Preserve". Über ihre Bedrohung durch Fischernetze, ihre Rettung und Wiederfreilassung durch Sea World-Aktionen informieren große Infotafeln. »>[63]

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[63]: Seelöwen-

und Robbengehege

mit

Tierschutzinformation

Großer Andrang herrscht immer bei der Abteilung der in Florida populären Seekühe (engl, manatees), die vom Aussterben bedroht sind. Diese Abteilung bei Sea World hat daher den Titel „Manatees, the last Generation?". Eine bedrohte Art ist hier zu einem Touristenmagnet geworden.

Touristenmotivation: Artenschwund

Schon am Eingang in das Manatee-Haus, wo die Besucher oft Schlange stehen, informieren an der Decke hängende Tafeln Uber die Seekühe, ihren Lebensraum und ihre Bedrohung. Drinnen können die Besucher durch große Scheiben die Seekühe in einem Becken beobachten, zusätzlich stehen auch Computerbildschirme mit Informationen bereit. » > [ 6 4 ] Der angrenzende „Gift-Shop" mit Souvenirs ausschließlich über Manatees oder mit Manatees drauf war von Anfang an ein Publikumserfolg: es gibt hier Plüsch-Manatees, T-Shirts, Poster, Tassen, Kunstobjekte, Videos, Bücher und noch mehr. Der Andrang ist so groß, daß die Angestellten im Shop eine Erweiterung beantragt haben. Je nach Artikel gehen zwischen 1% und 10% des hier hereinkommenden Gewinns an Naturschutzorganisationen zum Schutz der Seekühe. » > [ 6 5 ]

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[64J: Informationstafeln

Q

vor dem

Manatee-Baus

Umweltpfidagogische Komponenten bei Sea World, Florida

Verknüpfung von Show und Information Thematisierung der Bedrohung von Tierarten Informationstafeln und interaktive Ausstellungsteile Zoologische Online-Datenbank Lernprogramme für Schiller und Erwachsene Bildungs-TV Tierrettungsdienst und Hospital

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[65]: Manatee Cove Gift

Shop

St. Petersburg, Florida: Suncoast Seabird Sanctuary Bei St. Petersburg, an der Westküste Floridas, sind Pelikane ein ganz alltäglicher Anblick. Sie sitzen am Hafen auf den Pfosten, gleiten am Strand niedrig über die Köpfe der Badenden. Die der Küste hier vorgelagerten Inseln waren früher ihr Reich, ein Gebiet, das sie fast für sich alleine hatten. Heute ist die Inselkette dicht besiedelt, zahlreiche Brücken verbinden Clearwater Beach und St. Pete Beach mit dem Festland. Auf den Wasserwegen verkehren viele Boote und auf der Ozeanseite wird intensiv Fischfang mit Netzen betrieben. Die Pelikane sind geblieben, sie haben sich dem Menschen angepaßt. Aber mehr und mehr von ihnen landen täglich verletzt im Pelikan Hospital in Indian Shores, im „Suncoast Seabird Sanctuary", dem größten Wildvogel-Krankenhaus in Nordamerika. Der Gründer hatte 1971 als Medizinstudent einen flügellahmen Kormoran vom Straßenrand aufgelesen und gepflegt, in Kürze brachte man ihm von überall aus der Region verletzte Vögel. Daraus ist inzwischen eine gemeinnützige Organisation geworden, ein Hospital und eine Schutzstation für Vögel. Mit Hilfe von einigen Experten und vielen Freiwilligen werden etwa 15 bis 20 Vögel täglich verarztet und später wieder freigelassen. 90 Prozent der hier eingelieferten Vögel haben Verletzungen, die durch Menschen verursacht werden. Die größte Bedrohung für die Pelikane sind die Angler, die häufig die Tiere am Haken haben und dann einfach die Lei-

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ne abschneiden. Die verletzten Vögel verheddern sich mit der Leine in den Wurzeln der Ufergewachse und sterben elend. Ortsansässige lernen hier in einem Rettungskurs, wie man verletzte Vögel richtig aufnimmt und zum Transport versorgt. Aber nicht nur Pelikane landen hier im Vogelkrankenhaus, auch Eulen, Adler, Reiher, Falken und andere. Etwa 500 Patienten bevölkern das direkt am Strand gelegene Gelände, die Hälfte davon sind Dauergäste: sie sind so schwer verletzt und verkrüppelt, dafl sie in freier Wildbahn nicht mehr überleben könnten. Die hier lebenden Pelikane ziehen jedoch gesunden Nachwuchs auf, der freigesetzt werden kann und zum Überleben der gefährdeten Art beiträgt. » > [ 6 6 ] [66]: Pelikane im Hospital

Der Unterhalt der Vogelschutzstation ist schwierig, da die Zahl der Patienten ständig wächst. Die Not ist groß, doch ein Freundeskreis hilft mit Spenden, Vogelpatenschaften bringen zusätzlich einige Unterstützung. Seit das Seabird Sanctuary durch das Tourismusamt von StPetersburg/Clearwater als Ausflugsziel weiterempfohlen wird, kommen auch häufiger Touristen. Sie können hier viele Vögel der Region von nah sehen, erfahren von einem sachkundigen Führer Details über die Arbeit im Vogelhospital und über die Verletzungen der gefiederten Patienten. Vor dem winzigen Büro bittet ein Pelikan aus Pappe um „Donations" (Spenden), meist unterstützt von einem lebenden weißen Egret, der hier seinen Stammplatz hat. » > [ 6 7 ] Der Tourismus der Region hat mit der Öffentlichkeitsarbeit des Seabird Sanctuary eine weitere Attraktion hinzugewonnen, und das Vogelhospital kann dank der Touristenspenden den kranken Vögeln leichter helfen. Aber auch die Besucher profitieren: Die Bedrohung der Tiere durch den Menschen, durch die Zerstörung ihres gewohnten Lebensraums wird nirgends deutlicher als angesichts der Kranken und Verletzten in dieser Schutzstation.

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Umweltpädagogische Komponenten im Suncoast Seabird Sanctuary

• Führungen durch die Gehege mit Erläuterungen der Bedrohung der Vögel • Info-Blatt • Vogelpatenschaften • Freiwilligen-Programme

[67]: Spendenaufruf

vor dem

Vogelhospital

Orlando, Florida: Center for Birds of Prey Die Audubon Society ist eine der ältesten und größten Naturschutzorganisationen in den USA. Sie hat in zahlreichen Staaten Naturschutzzentren errichtet. Nahe Orlando (bei Lake Sybelia, Maitland), im unmittelbaren Umfeld der vielen Freizeitparks, hat die Florida Audubon Society ein lokales Zentrum eingerichtet, das mit den Jahren immer mehr zur Schutzstation für Raubvögel wurde: das Center for Birds o f Prey. Etwa 6 5 0 verletzte Vögel werden hier monatlich aus ganz Florida eingeliefert, darunter Falken, Eulen und Adler. Die meisten der aufgenommenen Raubvögel haben ihre Verletzungen direkt oder indirekt dem Menschen zu verdanken - die 84

immer größere Siedlungsdichte in Florida läßt den Vögeln kaum noch ungestörten Lebensraum. Nur 35 Prozent der gefiederten Patienten können nach einer gewissen Behandlungszeit geheilt in die Freiheit entlassen werden, viele sind nicht mehr zu retten, einige sind dauerhaft geschädigt und bleiben in den Gehegen des Zentrums oder werden an einen Zoo weitervermittelt. Da es immer mehr Dauerpatienten gibt, werden jetzt neue, größere Käfige gebaut. Für den Unterhalt und den Ausbau des Zentrums ist die Florida Audubon Society auf Spenden angewiesen. Einer der Hauptsponsoren ist Disney World Florida, aber auch viele kleinere Spenden durch die Besucher und das Adopt-a-Bird-Programm (Vogelpatenschaften) machen die Arbeit der Organisation möglich. Nicht nur Vogelliebhaber sondern auch Maler und Fotografen kommen gern hier in das Zentrum, denn die seltenen Raubvögel kann man sonst nicht aus dieser Nähe sehen. Ein Rundgang durch die Krankenstation ist zwar aus hygienischen Gründen für die Besucher nicht möglich, aber die Helfer in der übersichtlichen Anlage erklären geme che Verletzungen der Patienten und die Behandlungsmethoden.

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Umweltpädagogische Komponenten im Center for Birds of Prey

• Vogelpatenschaften • Persönliche Führungen durch Pflegepersonal der Vogelklinik • Integration von freiwilligen Helfern

Tampa, Florida: Florida Aquarium Im März 1995 wurde in Tampa, Florida, ein auf über 1,7 Hektar Hafengelände neu erbautes, supermodernes Aquarium eröffnet: das „Florida Aquarium". Alligatoren, rosa Löffler, Flußotter, Mangrovenwälder, Korallenriffe und vieles mehr erwartet hier den Besucher: Dieses neue High-Tech-Aquarium bietet ungekaimte Ansichten und Einsichten in die Schönheit und Verletzlichkeit der Naturwunder Floridas. Es erzählt in teilweise phantastischer Art und Weise die Geschichte des Wassers in Florida, von den unterirdischen Quellen bis zur offenen See. Betreiber des Aquariums ist eine private, nicht auf Gewinn ausgerichtete, gemeinnützige Gesellschaft, die „Florida Aquarium Inc.", eine Gesellschaft zur Umwelterziehung (environmental educational corporation). Das erklärte Ziel der Gesellschaft ist es, durch das Aquarium das Bewußtsein der notwendigen Harmonie zwischen Menschen und ihrer Umwelt bei den Besuchern zu stimulieren. Dazu soll das Aquarium * die Schönheit und Verschiedenartigkeit von Floridas Wasser-Lebensräumen darstellen, • durch Programme mit Schwerpunkt auf den Wechselbeziehungen zwischen Menschen und Umwelt die Bevölkerung weiterbilden, • zu Sorgfalt und Respekt im Umgang mit den natürlichen Systemen aufgerufen, * verschiedene Blickwinkel auf Naturerhalt und Ressourcenmanagement ermöglichen. Die Gesellschafter rechnen in der Anfangsphase mit 1,8 Millionen Besuchern jährlich. Rund 84 Millionen US-Dollar wurden in den Bau des Aquariums investiert. Unter einer gigantischen Glaskuppel aus über 1.100 Scheiben und in angenehm klimatisierter Atmosphäre werden den Besuchern über 4.300 Pflanzen und Tiere (insgesamt 550 verschiedene, in Florida heimische Arten) in ihrem Lebensraum gezeigt » > [ 6 8 ] 85

[68J: Biotop unter

Glas

Die Ausstellung ist in vier thematische „Galerien" gegliedert. Jede der Galerien zeigt verschiedene Lebensräume. Folgt man dem Rundgang so erlebt man den Weg des Wassers von den Quellen bis zum Ozean. In jedem dargestellten Lebensraum leben Tiere und Pflanzen weitgehend natürlich miteinander, d.h. es wird gejagt und gefressen wie in der freien Natur, nur wo nötig greifen die Biologen mit Fütterung ein. Dadurch entsteht ein naturnahes Ökosystem, die Besucher erleben die Tiere und Pflanzen quasi in ihrem Alltag, nicht mit „Zoo-Syndrom" (dem Warten auf die nächste Fütterung). So durchquert der Besucher bei einem Rundgang durch die Galerien nacheinander unterschiedlichste Biotope: • die Feuchtgebiete Floridas (Quellen, Bäche, Gras-Sümpfe, Flüsse, Gehölze, Zypressensumpf, Baumbiotope, Mangrovenwald), • die Buchten und Strände (Seegras-Beete, Bodenbiotope von Florida's Buchten, Schichten einer Bucht, typische Lebensgemeinschaften unter Brücken, Strände), • die Korallenriffe (Korallen in Flachgewässern, an der Riffoberfläche und im Innern eines Riffs), • die Tiefsee (Plankton, treibende Lebensgemeinschaften, Nahrungsketten der Tiefsee, Sargassum-Gras, Florida-Strömung).

86

Immer wieder erlebt sich der Besucher unvermittelt als Teil des Systems. So tritt er zum Beispiel am Beginn des Wasserweges, den Quellen Floridas, in die Kalksteinhöhlen ein und sieht in Glasröhren bis an die Decke des Raumes - kristallklares Wasser durch den Sand nach oben quillen, aus dem Kalkstein heraustreten und ans Tageslicht gelangen, wo sich, über seinem Kopf, im Quellwasser Fische und Schildkröten tummeln. Die größten der Zypressenbäume im Sumpfbiotop sind künstlich, sie enthalten völlig unsichtbar die Rohre der Klimaanlage, die meisten der Baume sind jedoch echt und wuchern dicht zusammen. Im Mangrovenwald haben die Besucher den Wasserspiegel der flachen Gewässer in Augenhöhe, sie können also die Vögel oberhalb und die Fische unterhalb der Wasseroberfläche beobachten. Die riesigen Mangrovenwurzeln reichen sogar aus den Wasserbecken heraus, mitten unter die Besucher. » > [ 6 9 ] [69]: Mangrovenwald

zwischen

Besuchern

In der Galerie der Korallenriffe wird der Lebensraum, den normalerweise nur erfahrene Taucher besuchen können, durch eine besondere Konstruktion für jeden zugänglich: die Anlage ist so gebaut, daß der Weg abwärts einen 18 Meter tiefen Tauchgang simuliert, vom oberflächennahen Wasser bis in dunkle Tiefen. Ein exzellentes künstliches Riff bietet hier die Grundlage fur eine quirlige Lebensgemeinschaft von hunderten Korallenriflfbewohnern. Das letzte Stück des „Tauchgangs" führt dann zu dem riesigen Panoramafenster ( 13 Meter breit und über 4 Meter hoch), das einen spektakulären Ausblick über das gesamte Korallenriff bietet, an dem 87

zahlreiche Fischschwärme und sogar Haie und Rochen vorbeiziehen. Zu dieser Galerie gehören noch ein offen passierbares Labor Alf Biologen, in dem mit neuen Techniken der Korallenzucht experimentiert wird, und ebenso der Obelblick über das RifT vori draußen, von wo aus Aufbau und Pflege des künstlichen Riffs beobachtet werden können. In der Tiefsee-Galerie ist ein Teil dem Sargassum-Gras gewidmet, das als Basis für riesige Teppiche von Seealgenim Atlantik dient und dort Fischen und Wirbellosen Zuflucht gibt. Die Besucher finden sich hier plötzlich wie ein Tiefseefisch unter einem solchen Sargassum-GrasTeppich und können diese Lebensgemeinschaft in einer Glassäule von allen Seiten sehen. Auf seinem Weg durch die verschiedenen Galerien gibt es für den Besucher vor allem viel zu sehen. Schriftliche Erläuterungen sind knapp und auf kleinen Tafeln in Augenhöhe der Kinder. Der Besucher kann auch direkt mit den zuständigen Biologen sprechen, die vor Ort an den Exponaten arbeiten oder in speziellen interaktiven Aasstellungen und Feuchtlaboren (Wetlabs) zur Arbeitsvorgänge und Versuche demonstrieren. Der Weg durch die Abteilungen wird nicht beschwerlich: unter der doppelten Glasschicht mit Isolierfolie in der Kuppel ist die Atmosphäre angenehm klimatisiert und eine Aussichtsterrasse sowie ein Restaurant laden zum Verweilen ein. Wer will kann auch eine ganz ungewöhnliche Audio-Tour mit Kopfhörern und Tonband machen: Florida-Einheimische erzählen während des Rundgangs von ihrem Land, ihrer Beziehung zur Natur, vom Leben im und am Wasser. Selbst der Weg aufs Dach des Gebäudes lohnt sich: man sieht die Rohre, Maschinen und Installationen, die für ein solches Aquarium mit über 3,7 Millionen Liter Süß- und Salzwasser in den Becken notwendig sind. Als Gesellschaft, die sich der Umwelterziehung verschrieben hat, will die Florida Aquarium Inc. Ausbildungsprogramme für alle Altersstufen anbieten. Die Ausbildungstätigkeit des Aquariums begann schon vor der Eröffnung mit den „Outreach"-Programmen 1991. In diesen Programmen, die eben über das eigentliche Gebäude und seine Besucher „hinausreichen" sollen, werden zum Beispiel Vorschulgruppen, Schüler der Stadt, Innenstadtbewohner, Zuziehende oder besonders Begabte angesprochen. Durch Aktionen in Parks und Klassenräumen, bei Naturschutzprojekten oder durch Berufsberatung im Umweltschutz haben die Mitarbeiter des Florida Aquariums vorab so schon Ober 150.000 Menschen mit ihrer Botschaft außerhalb erreicht. Die Ausbildungsprogramme sollen jetzt jährlich 160.000 weitere Personen ansprechen - durch die „Outreach"-Aktivitäten und durch Programme im Haus selber. Dazu stehen im Florida Aquarium neben den drei interaktiven Feuchtlaboren in der Ausstellung auch ein großes Vielzweck-Auditorium zur Verfügung, ebenso zwei voll ausgestattete Klassenräume. Für Lehrer gibt es einen besonderen Service: Vor- und Nachbereitungsmaterial für den Besuch mit der Klasse. Praktika für ältere Schüler werden angeboten, und auch für die jüngeren ist das Florida Aquarium nicht tabu: ganze Klassen übernachten hier m den Schlafsäcken des Aquariums vor der Panoramascheibe des Korallenriffs - ein sicher unvergeßliches Erlebnis für die Kinder. Das Florida Aquarium bemüht sich kontinuierlich um den Aufbau von festen Partnerschaften mit Schulen und UniversitSten sowie mit UmWeltorganisationen. So hat sich das Aquarium 1995 mit dem amerikanischen Center for Marine Conservation (CMC) zusammengetan und die jährliche Küstenreinigungsaktion in Florida unterstützt. Bildungsangebote gibt es auch für Tagesausflügler wie die Floridatouristen. In den Feuchtlaboren und im Auditorium werden immer wieder Präsentationen arrangiert. Zur Bestimmung der Tiere stehen jedem Identifikationskarten zur Verfügung. In der „Conservation-Station" am 88

Ende des Ausstellungsrundgangs erhält der Besucher geziehe Informationen aber das, was er selbst tun kann, um seine Umwelt zu schützen. Ohne zusätzliche Kosten können interessierte Besucher auch an Ausflügen in die freie Natur mit dem Personal des Aquariums teilnehmen. Der „gift shop" für Souvenirs ist ein wichtiger Bestandteil eines jeden Ausstellungskonzepts. Der große Laden im Erdgeschoß des Florida Aquariums ist ein echtes Erlebnis: von Kitsch bis Kunst ist hier alles auf das Thema des Hauses abgestimmt. Floridas Natur in und am Wasser ziert Dekoratives und Nützliches für Kinder und Erwachsene. Besonderen Wert wird dabei auf Lehrreiches gelegt So gibt es eine große Buchauswahl und viele intelligente Spiele. Anregungen für das Sortiment des Geschäfts kommen auch von den acht Mitarbeitern des Umweltteams im Aquarium - die Souvenirs sollen Sinn machen, nicht (nur) Geld einbringen. Selbst der Parkplatz des Aquariums wird noch wissenschaftlich genutzt. Auch wenn der Besucher vermutlich gar nichts bemerkt, hier ist eine Projektgruppe des „Southwest Florida Water Management District" am Werk. Die Experten für Wassermanagement prüfen Methoden der Wasserreinigung durch Filtration, denn bei einem heftigen Regen werden ö l und Schwermetalle vom Parkplatz gespült und verseuchen leicht das Grundwasser. Zwischen den Autoreihen wurden daher Sickerflächen mit einheimischen Pflanzen angelegt, die mit einem größeren Pflanzenareal und einem Sturmwasserteich verbunden sind. Nach der Filtration durch die Pflanzendecke ist dann das Regenwasser nicht mehr schädlich für das Grundwasser. Derzeit prüfen die Fachleute noch, welcher Belag für den Parkplatz am besten geeignet ist, um einen zügigen Abfluß des oft heftigen Regens in die Sickerflächen zu gewährleisten. Die Erkenntnisse sollen dann in ganz Florida Anwendung finden. Mit dem Florida Aquarium ist ein neues umweltbezogenes Touristenziel entstanden, das die Urlauber in Florida für einen Tagesausflug nach Tampa lockt. Da so viele ausländische Touristen bereits in den ersten Monaten nach Eröffnung den Weg ins Florida Aquarium gefunden haben, wurden 1996 die ausführlichen Besucherinformationen u.a. auch ins Deutsche übersetzt.

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Umweltpädagogische Komponenten im Florida Aquarium

Darstellung der Wasserwelt nach Biotopen Infotafeln Interaktive Ausstellungteile Fachkundige Ansprechpartner in den Abteilungen Schülerprogramme Outreach-Programme

Orlando, Florida: Disney's Animal Kingdom Ein Freizeitpark der neuen Generation öfihet im April 1989 bei Walt Disney World, Florida. Animal Kingdom. Die ungebrochene Faszination der Tierwelt inspirierte den Vergnügungskonzern zu diesem neuen Unternehmen, das mit 200 Hektar der größte Themenpark bei Disney World sein wird. Animal Kingdom wird Heimat für mehr als 1.000 Tiere werden.

Internet: http://www.disneyworld.com 89

Mit Animal Kingdom ist jedoch nicht einfach ein neuer Zoo entstanden. Disney World setzt hier besonders auf das Interesse für exotische Tiere Afrikas im „Safari Village" und bei „Afnca" sowie für ausgestorbene Tiere im „DinoLand USA". » > [ 7 0 ]

Touristenmotivation: Exotische Natur und Arttnschwund Herz und Mittelpunkt des Neuen Themenparks ist das afrikanische Dorf „Safari Village". Umgeben von einem Fluß, dem Discovery River, bildet Safari Village eine üppige grüne Insel, die Ausgangspunkt dient, um die verschiedenen Bereiche des Parks zu erkunden. Im Zentrum des Dorfes steht der gigantische Lebensbaum „Tree of Life", der von Disney-Künstlern entworfen wurde. Er ist das Symbol des Themenparks und steht für die Verbundenheit aller Lebewesen und deren Platz im Kreislauf des Lebens. Der Baum ist knapp 40 Meter hoch und seine Krone zieren über 100.000 durchsichtige Blätter. In die Wurzeln, den Stamm und seine Äste sind über 300 verschiedene Tierarten geschnitzt. Im Innern des Baumes ist ein Theater mit 430 Sitzplätzen untergebracht. Hier wird ein Märchen aus der Sicht eines Insekts erzählt. Mithilfe der modernsten Technik wie 3-D-Projektion und Audio-Animation wird in dieser Show die Welt der Insekten in ein völlig neues Licht gerückt und so manches Mißverständnis und Vorurteil beseitigt.

[70]: Logo von Disney's

Animal

Kingdom

Bei der „Kilimanjaro Safari" mit dem Geländewagen erleben die Besucher eine fast naturgetreue afrikanische Savannenlandschaft mit Wäldern, Flüssen, Felsen und vorbeiziehenden Tierherden (Elefanten, Giraffen, Zebras, Löwen), inklusive einer Verfolgungsjagd den Wilderern hinterher. Auf dem „Gorilla Falls Exploration Trail" kann man in natürlicher Umgebung Flachlandgorillas, Nilpferde und exotische Vögel beobachten. Von einem Aussichtspunkt genießt man einen Panoramablick Uber die Savannenlandschaft. Diese beiden Teile des Parks repräsentieren das Afrika des 21. Jahrhunderts mit Wald- und Graslandschaften. Der Eintritt führt durch die Dis-

90

ney-Stadt „Harambe", deren weiße Gebäude um einen Marktplatz gruppiert sind, auf dem ty pische, ursprüngliche Waren angeboten werden.

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InvergeßiichesErlebnis •

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„Die einmalige Mischung aus aufredenden Attraktionen, eindrucksvollen Landschaften und der engen Begegnung mit exotischen Tieren werdenden neuen Park fiir seine Besucher » einem unvergeßlichen Erlebnis machen", prophezeite Michael Ehner, Chairman der Wait fíismy Company, bei der Ankündigung von Animai Kingdom, Orlando, Sommer i 99 7 Wer gerne mehr über Pflege und Schutz bedrohter Tierarten wissen möchte, läßt sich mit dem Wildlife-Expreß zur „Conservation Station", dem Naturschutzzentrum von Animal Kingdom, fahren. Hier erhält man einen Einblick in aitgerechte Tierhaltung und die besondere Pflege der Tiere. Während verschiedener interaktiver Multi-Media-Präsentationen wird darüber informiert, wie sich Disney's Animal Kingdom um seine Tiere und auch die Tiere der Wildnis kümmert. Ziel ist es, die Öffentlichkeit für diese Fragen zu sensibilisieren, und auf die Gefahren und Bedrohungen, denen Tiere weltweit ausgesetzt sind, aufmerksam zu machen. Im „DinoLand USA", einem weiteren Teil des neuen Themenparks, wird die weltweite Begeisterung vor allem der Kinder für Dinosaurier einen neuen Höhepunkt finden. Hier ist ein altmodisch anmutendes Fossiliengebiet neu entstanden. In einem Ausgrabungsfeld, „The Boneyard" genannt, können Kinder zwischen den Skeletten von Tyranossaurus Rex und seinen Verwandten herumtoben. Zusätzlich versetzt die Attraktion „Countdown to Extinction" die Besucher um 65 Millionen Jahre zurück, in ein Abenteuer, in dem ein Dino vor der Zerstörung durch einen Asteroiden gerettet werden soll. Eine spektakuläre Show in dem 1.500 Zuschauer fassenden Amphitheater hier soll für den nötigen SpaB am DinoLand USA sorgen. In einem großen Amphitheater für 1.250 Personen, dem „Caravan Stage" sollen zukünftig spektakuläre Vogel-Freiflug-Präsentationen stattfinden. Durch die Verbindung von Unterhaltung und Information schafft Disney's Animal Kingdom Verständnis für die Tierwelt. Dadurch soll im Gegenzug auch das Bewußtsein für die Bedrohung unserer Umwelt geweckt und das Engagement der Gesellschaft ausgebaut werden. Besucher sollen animiert werden, ein neues Umweltbewußtsein mit nach Hause zu nehmen, um dem aktiven Schutz der Tier- und Pflanzenwelt einen höheren Stellenwert beizumessen. Der Artenschutz spielt bei Disney insgesamt eine wichtige Rolle. Alleine ein Drittel des Geländes von Disney World Florida ist Naturschutzgebiet, und auf Disney's Discovery Island haben Naturliebhaber die Möglichkeit, unberührte typische Floridalandschaft selbst zu entdecken.

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UmweltpBdagogiftche Komponenten bei Disney's Animal Kingdom

Shows mit pädagogischem Ziel Naturschutzstation mit Präsentationen Fossilienpark mit geologisch/paläontologischen Informationen Afrikanische Tiere in quasi-freier Wildbahn

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2.6. Wissenschaftstourismus

Orlando, Florida: New Orlando Science Center Orlando ist mit 66 gigantischen Freizeitparks und Attraktionen, 86.000 Hotelzimmern aller Preislagen und über 39 Millionen Besucheranktlnften (1996) ein ausgesprochenes Touristenziel. Laufend werden hier neue Hotels, neue Attraktionen, neue Restaurants eingeweiht. Doch nicht nur Konsum- und Spaß-Tourismus wächst hier weiter. Nach mehljähriger Bauzeit eröffnete im Februar 1997 das neue Wissenschaftszentrum: New Orlando Science Center (OSC). Das rund 180.000 Quadratmeter große Science Center ist das größte Wissenschaftszentrum im Südosten der Vereinigten Staaten. 44 Millionen Dollar Spendengelder wurden in das neue Zentrum investiert, davon hat allein Disney World eine Million US-Dollar für die Kleinkinderabteilung (Kidstown) gespendet. Der Betreiber des Orlando Science Center ist eine private, gemeinnützige Gesellschaft, die das OSC als Zentrum für lebenslanges Lernen versteht.

Internet: http://www.osc.org Das neue Science Center rechnet bis zu eine Million Besucher jedes Jahr, die hier mit modernsten Mitteln „handgreifliche" Wissenschaft für alle Altersklassen geboten bekommen. Es bietet seinen Besuchern eine Reise durch 10 themenorientierte Hallen mit Schwerpunkten in Allgemeinen Naturwissenschaften, Physik, Mathematik, Erd- und Weltraumwissenschaften sowie Angewandte Wissenschaften. Die Ausstellung ist gegliedertnach: • „Nature-Works" (Naturwissenschaften): Darstellung von typischen Ökosystemen Floridas, ergänzt durch eine geschickte Gartengestaltung hinter einer riesigen Glasscheibe. Hier ist der Nature-Workshop angesiedelt, ein Zentrum, das die Berufsmöglichkeiten in den Natur- und Umweltwissenschaften durch Information und Experimente beleuchtet. • „Science-City" (Physik und Mathematik): Beispiele für die Anwendung von Physik und Mathematik im täglichen Leben. Ein Erfinder-Workshop soll die Brücke schlagen zwischen der Arbeit der Wissenschaftler und den Ergebnissen in Form von Haushaltsartikeln. • „Tech-Works" (Angewandte Wissenschaften): Orientiert an High-Tech-Industrien in Florida, wie Computer-, Laser- und Optische Industrie, wird hier der Weg von der Grundlagenforschung zur Anwendung gezeigt. Besucher können einen Nahrungsbestandteil auf dem Weg durch den Körper begleiten oder phantastische Landschaften am Computer erschaffen. Die moderne neue Projektionshalle, der CineDome, hat über 300 Sitzplätze und ist acht Stockwerke hoch. Hier werden Filme im Großformat, Planetarium-Vorstellungen und Laserlicht-Shows gezeigt. Die Besucher können im CineDome zu einer Reise zu fernen Planeten oder abgelegenen Erdregionen aufbrechen. Im angeschlossenen „Darden Adventure Theater" findet eine interaktive Theateraufftlhrung zu Wissenschaftsthemen statt. Ein WissenschaftsPark draußen ergänzt die Ausstellungsräume. Über 7.000 Quadratmeter des Gebäudes sind nationalen oder internationalen wissenschaftsorientierten Wanderausstellungen vorbehalten. 11.000 Quadratmeter sind allein für Klassenräume und Veranstaltungsräume für Ausbildungsprogramme eingeplant. Ein Lehrer92

Weiterbildungsinstitut dient der Vorbereitung von Schûlerprogrammen, die direkt an den Lehrplänen der öffentlichen Schulen orientiert sind. Ein modernes Telekommunikationsstudio veranstaltet bis zu 40 Live-Telekonferenzen mit Schulen jeden Monat. Ein Observatorium mit dem grüßten Refraktorteleskop Floridas steht Besuchergruppen zur Verfügung. Die von Disney gesponserte Kinderabteilung „Kidstown" soll stimulierende Erfahrungen für Kinder vom Krabbelalter bis etwa acht Jahren bieten. Die Initiatoren dieser Abteilung betonen, daß diese frühen Erfahrungen mit der Naturwissenschaft langfristig wirksam sind und späteres Lernen erleichtem. Das Orlando Science Center ist zwar für die Bevölkerung Zentralfloridas konzipiert, doch wird es auch für manchen Touristen einen Ausflug wert sein. Es ist zudem ein gutes Beispiel dafür, wie Umweltverständnis und Respekt vor der Natur im Rahmen von naturwissenschaftlichen Austellungen höchst unterhaltsam gefördert werden können und damit neue ÖkotourismusZiele entstehen können.

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Umweltpfldagogische Komponenten im Orlando Science Center

Umweltorientierte, interaktive Ausstelhmgsabteihingen („Nature Works") Umweltfilme im Großformat im CineDome Lehrerunterstützungsprogramme Schülerprogramme

Tucson, Arizona: Biosphere 2 In den kahlen Wüstenbergen nördlich von Tucson, Arizona, hat sich ein Wissenschaftszentrum dem Tourismus geöffnet: Biosphere 2. Die futuristische Konstruktion aus 32 Kilometern Metallrahmen und 6.600 Scheiben bildet ein riesiges, versiegeltes Treibhaus auf 1,28 Hektar Fläche, das ursprünglich als Prototyp für eine mögliche Weltraumkolonie gedacht war. Es enthält eine Wüste, eine Savanne, einen tropischen Regenwald und einen Ozean - alles im Miniformat. Zweimal (1991-1993 und 1994) lebte hier eine Gruppe von Pionieren monatelang von der Außenwelt abgeschlossen. Sie versuchten, ein in sich geschlossenes System zu schaffen, in der sie Lebensmittel selbst produzierten und ihren Abfall selbst recycelten. Der Projekte wurden nach vielen Fehlschlägen schließlich aufgegeben. 1994 übernahmen verschiedene Universitäten die Nutzung der Anlage für Umweltexperimente übernommen. Gleichzeitig wurde die Anlage für den Tourismus geöffnet. Heute ist Biosphere 2 schon eine der Hauptattraktionen für den Fremdenverkehr in Arizona: jährlich werden über 200.000 Besucher gezählt

Internet: http://www.netspace.org/biosphere2 Die Besucher werden nach einer Multimedia-Präsentation in Gruppen durch die Anlage geführt. Dabei werden die Arbeiten und Probleme der Biosphere-Pioniere erläutert. Leider kann man bei einer solchen Tour bisher nicht in die verschiedenen Biotope unter Glas und erfährt auch nichts über die Experimente, die jetzt dort durch die Universitäten durchgeführt werden. Nur durch einige technische Räume und Labors dürfen die Gruppen schon geleitet werden, die das imposante Bauwerk ansonsten nur von außen bestaunen können. Das soll zukünftig aber 93

anders werden. Derzeit wird zunächst noch die touristische Infrastruktur erweitert: ein HotelRestaurant und ein Souvenirshop, der auch zahlreiche wissenschaftsorientierte Bücher führt, entstanden schon. » > [ 7 1 ] Das 1994 ins Leben gerufene Bildungsprogramm von Biosphere 2 wendet sich vor allem an Lehrer, Schüler und Kinder, die hier spezielle Gruppenführungen erhalten und denen ein Bildungszentrum mit Lehrmaterial, Spielen und Büchern zum Thema zur Verfügung steht. Ein vierteljährlich erscheinendes Magazin („The Biosphere") ist den Projekte der hier forschenden Universitäten und den Erfahrungen der Wissenschaftler gewidmet Das Vorhaben, einen funktionierenden Forschungsbetrieb aufzubauen, der sich durch Forschungsgelder aus Universität und Industrie sowie durch Einnahmen aus dem Tourismus finanziert, statt wie bis jetzt von privat gefördert zu werden, ist langwierig. Derzeit wird der Weg zu Biosphere 2 für den wissenschaftlich interessierten Besucher noch eine Enttäuschung sein, da man vor Ort zu wenig über die laufenden Experimente erfährt. Für Kinder ist diese einmalige Konstruktion und die dahinter stehende Idee aber bereits heute eine Attraktion. [71]: Forschungszentrum

mit

Tourismus

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^ M W Umweltpädagogische Komponenten bei Biosphere 2 • •

Führungen durch Anlage und Forschungsbereiche Schülerprogramme

Anhang 1-5

Anhang 1: Literatur-Auswahl

• ACETEC Angewandte integrierte Umwelttechnologie: Entwicklungsmodell ökotourismusregion - am Beispiel der Tiroler Fremdenverkehrsgemeinde Serfaus. Wien, 1994. • Alpenforschungsinstitut U.A.: Tourismus und Umwelt in Europa: Eine Einführung mit ausgewählten europäischen Tourismusprojekten. Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften, Luxemburg, 1995. • Boers, H.; Bosch, M., et.al.: Die Erde als Ferienort: Eine Einführung in Tourismus und Umwelt. Jaeger-Verlag GmbH, Darmstadt 1995. (Niederländische Originalausgabe 1993) • Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Biodiversität und Tourismus. Springer Verlag, Heidelberg 1997. • Burghoff, Christel/Kresta Edith: Schöne Ferien: Tourismus zwischen Biotop und künstlichen Paradiesen. Beck'sche Reihe 1096,Verlag C.H.Beck, München 1995. • Cocos International e.V. (Hrsg.): Sanfte Riesen - Walforschung in Nordnorwegen. Cocos International e.V., Düsseldorf • Deutscher Fremdenverkehrsverband e.V. (DFV) (Hrsg.): Urlaub und Reisen in Deutschland - natürlich umweltfreundlich. Dokumentation des Bundeswettbewerbs Umweltfreundliche Fremdenverkehrsorte in Deutschland 1996. DFV, Bonn, 1997 • Europarat (Hrsg.): Nachhaltige Tourismusentwicklung. Naturopa No.84-1997. Centre Naturopa, Straßburg 1997. • Europarat (Hrsg.): Tourism and environment - Questions and Answers. Centre Naturopa, Straßburg 1997. • Hopfenbeck, Waldemar; Zimmer, Peter: Umweltorientiertes Tourismusmanagement: Strategien,Checklisten, Fallstudien. Verlag Moderne Industrie, Landsberg/Lech 1993. • Kirstges, Torsten: Sanfter Tourismus. Oldenbourg Verlag, München 1995. • Malzacher, Vrone; Volkart, Martin: Natürlich erfolgreich: Das praktische Umwelthandbuch mit 400 Tips fUr das Schweizer Gastgewerbe. Schweizer Hotelier-Verein und Schweizer Wirtverband, Bern, 1995. • ÖTE, Ökologischer Tourismus in Europa e.V.(Hrsg.): Der umweltorientierte Reiseveranstalter - Ein Beitrag zur nachhaltigen Tourismusentwicklung. ÖTE, Bonn, 1996. • Scherer, Brigitte: rororo-special Tourismus. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbeck/Hamburg 1995. • Schmeer-Sturm, Dr. Marie-Louise: Reiseleitung - Grundkurs. Touristik-Taschenbücher, R. Oldenbourg-Verlag, München, Wien, 1997. • Thiel, Frank; Homrighausen, Kerstin M.: Reisen auf die sanfte Tour. Ein Handbuch für Urlaubsreisen, Jugendbewegungen & Klassenfahrten. Herausgegeben von der Naturfreundejugend Deutschlands. AOL-Verlag/ Verlag Die Werkstatt, Göttingen 1993. • Umweltbundesamt (Hrsg.): In die Zukunft reisen? Umweltbundesamt ZAD, Berlin 1997. • Utz-Stillhard, Gabriele; Talkenberger Peter P.: Urlaub und Umwelt. Möwe Verlag, Idstein 1994. • Verband Deutscher Naturparke (Hrsg.): Die deutschen Naturparke - Bundeswettbewerb der Naturparke 1995, Vorbildliche Gestaltung und Nutzung von Gewässern für die landschaftsbezogene und umweltverträgliche Erholung. Schriftenreihe des Verbandes Deutscher Naturparke e.V., 1996. • Viegas, Angela: Ökomanagement im Tourismus. Oldenbourg Verlag, München Wien, 1998. • WTTC (Hrsg.): Agenda 21 for the Travel and Tourism Industry: Towards Environmentally Systainable Development. WTTC, WTO, Earth Council, London 1995. 96

Anhang 2: Adressen Adventure Travel Business Trade Association (ATBTA) und Adventure Travel Society (ATS) >6551 S. Revere Parkway, Suite 160, Englewood Colorado 80111, USA Albany Local Welcome Center> 225 W.Broad St, Albany, GA 31701, USA Biosphere 2 Visitor Center > P.O. Box 689, Oracle, ΑΖ 85623, USA Bundesarbeitsgemeinschañ für Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus > Godesberger Allee 142-148,53175 Bonn Burger's Zoo B.V. > Schelmseweg 85, NL-6816 SH Arnheim Disney World, Florida > c/o Walt Disney Attractions, Kölner Str. 10,65760 Eschborn Düsseldorfer Aquazoo > 40200 Düsseldorf Florida Aquarium > 701 Channelside Drive, Tampa, FL 33602, USA GEO-Park VG Gerolstein > TW Gerolsteiner Land GmbH, Kyllweg 1,545568 Gerolstein Georgia Agrirama > P.O.Box Q, Tifton, GA 31793, USA Geozentrum Vulkaneifel > c/o Eifel-Vulkanmuseum, Leopoldstr. 9,54550 Daun Harz-Nationalparkverwaltung > Oderhaus, 37444 St. Andreasberg Hindelanger Kurverwaltung > Marktstr. 9,87541 Hindelang Hochharz-Nationalparkverwaltung > Lindenallee 35,38855 Wernigerode Hotel Atlantis, Bahamas > c/o Anita Meier PR, Beethovenplatz 1-3,60325 Frankfurt/M. Lohmarer Institut für Weiterbildung e. V. > Frouardplatz 16,53797 Lohmar LT-Aktivreisen/Lahntaltourismus GmbH > Lahntalstraße 45,35096 Roth Lupe Reisen > Axel Neuhaus, Rosental 3,53111 Bonn Mammoth Site > P.O. Box 692, Hot Springs SD 57747-0692, USA National Audubon Society > Nat. Environmental Education Center, 613 Riversville Road, Greenwich, CT 06831, USA NaturFreunde-Bundesgruppe > Bundesvorstand, Postfach 600441,70304 Stuttgart Naturfreundehaus Finsterbrunnertal > 67705 Finsterbrunnertal Naturfreundejugend Deutschlands >Haus Humboldtstein, 53424 Remagen Naturpark Obersauer > Maison du Parc, 15 rte de Lultzhausen, L-9650 Esch-sur-Sûre Naturschutzbund Deutschland (NABU) > Im Rheingarten 7, 53225 Bonn New Orlando Science Center > 777 East Princeton Street, Orlando, FL 32803 Pro-Natura-Zentrum Aletsch > Villa Cassel, CH-3987 Riederalp Rafiki Africa > P.O.Box 76400 Nairobi, Kenya Riederalp-Verkehrsbüro > CH-3987 Riederalp Sea World of Florida > c/o Bergold Promotions, Kleine Hochstraße 9,60313 Frankfurt Suncoast Seabird Sanctuary > 18328 Gulf Blvd., Indian Shores, FL 34635, USA TAKE OFF Reisen & Tours > Eppendorfer Weg 158,20253 Hamburg Terranostra Lombardia > Via Salvini 1,1-20122 Mailand The Ecotourism Society (TES) > P.O.Box 755, North Bennington, VT 05257, USA The Florida Audubon Society Headquarters >1101 Audubon Way, Maitland, FL TRAILS Natur- und Erlebnisreisen GmbH > Bahnhofsstr. 47,97435 Kempten Vulkaneifel Touristik & Werbung > Mainzer Straße 25a, 54550 Daun Wallis Tourismus > Rue Pré-Fleuri 6, CH-1950 Sitten/Sion Welt-Tourismus-Organisation (WTO) > Capitán Haya 42, E-28020 Madrid Zoo Köln > Riehler Straße 173,50735 Köln

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Anhang 3: Internet-Adressen • Allgemeine Tourismus Information: http://www.tii.de • Biosphere 2, Tucson, ΑΖ: http://www.netspace.org/biosphere2 • Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft, Frankfurt: http://www.DLG-Frankfurt.de • Disney World, Orlando, FL: http://www.disneyworl