Klopstocks Werke: Band 9 [Salomo. Hermann und die Fürsten] [Reprint 2021 ed.] 9783112425008, 9783112424995


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Klopstocks Werke: Band 9 [Salomo. Hermann und die Fürsten] [Reprint 2021 ed.]
 9783112425008, 9783112424995

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K L O P S T O C K S

W

E

R

N E U N T E R

K

E

BAND.

S A L O M O . HERMANN

UND D I E

FÜRSTEN.

L E I P Z I G BEY GEOHÒ JOACHIM GÖSCHEN.

18O6

S

A

L

E I N

GEORG

M

O

T R A U E R S P I E L .

L BEY

O

E

I

P

Z

JOACHIM

I

G GÖSCHEN.

1QO6.

V O R R E D E , .

E s ist Einigen vielleicht nicht gleichgültig zu wissen, dafs so wohl der Tod Adams als dieses Trauerspiel eine hlos zufällige Folge von Betrachtungen sind, denen ich mich über die Situation

unsers

Stammvaters

nicht selten überlassen habe.

und

Salomos

Ich weis wohl,

dafs ich, indem ich dieses sage, die Foderung meiner Leser, viel Wahrheit in diesen Stücken

VI

V O R R E D E ,

zu finden, für sehr gegründet erkläre.

Ich

habe auch nichts gegen diese Foderung; gleichwohl will ich dadurch gar nicht sagen, dafs sie hier nicht viele Wahrheiten vergebens suchen werden,

die sie, in einer Abhandlung

über Salomos Zustand, gefunden hätten.

Ohne

also jetzt die überflüfsige Anmerkung von dem grofsen

Unterschiede

einer

Abhandlung

und

einer Tragödie zu machen; so kann ich doch die nicht ganz weglassen, dafs der Antheil, den Salomos Verstand an seinem Falle hatte, mit vorkommen muste, und dafs es vielleicht die Hauptschwierigkeit des Stücks w a r ,

ihn

so zu berühren, als es die Gesetze des Trauerspiels erlauben. Wenn ich L§ser oder Zuschauer habe, die beym Empfinden auch denken mögen: haupte ich,

so be-

eine Materie gewählt zu haben,

y O R R E D i

VII

die, am Tragischen, alle die

bisher berühmt

geworden

sind, übertlift.

Ich kann hiervon

nichts -weiter sagen , ohne zugleich von meiner Ausführung dieser Materie zu reden; und es wird mir immer schwer bleiben , mich hierzu bey irgend einer meiner Arbeiten zu entschlossen.

Unterdefs

mufs ich

von

dem Sylben-

maafse, das ich andern vorgezogen habe, ein Paar Worte sagen. Fünffüfsige Verse wechseln

mit sechsfufsi

gen ab, doch so-, dafs jene die herrschenden bleiben. weilen

Den jambischen Vers unterbricht bisein

trochäischer,

derjenige,

Alten Hendecasyllabus nannten.

den

die

Der Anapäst

nimmt die Stelle des Jambus da ein, w o es die notwendige Abwechselung oder der Inhalt zu erfodern schien. sachen

wird

Und aus eben diesen Ur-

der Vers manchmal durch

den

VIII

VORREDE.

Ionikus, den dritten Päon, oder auch durch den Pyrrhichius geschlossen. leicht

Ich hätte mir viel-

mehr Abwechselung erlauben

dürfen;

allein ich habe es diesem Stücke angemefsner gefunden, mich auf die angeführte Weise einzuschränken.

P E R S O N E N .

SALOMO. CHALKOL HEJ1AN. DARDA. SARJA,

Salomen Fieunde

NATHAN,

der Prophet.

KORAH,

der obeiste Piiestcr Moloch«.

ZEPHO,

ein junger Priester desselben.

Noch zween Zween

andere

Männer

aus

Priester dem

Ein CIior

Singer.

SEMIKA,

die jüngste Kö

Zwo Ein

M u t t e r mit i h r e n Chor

des

M o 1 c h.

Volke.

beyden

Söhnen.

Sänger

MOLOCH. C H A M O S , die für Einsiedler Molochs gehalten werden.

Der Schauplatz ist ein gTol'ser Saal i m Hause Salomo's. Das Hans ist nali' am Tempel.

P E R S O N E N .

CHALROL. DARDA. SALOMO á AR J A

E R S T E R

A U F T R I T T ,

CHALKOL.

DARDA.

CHALKOL.

U m Mitternacht liefs er uns zu sich rufen, Und nun bricht fast der trübe Tag schon an, Ein neuer trüber Tag, für ihn, und uns; Und doch verweilt er noch zu uns zu kommen? DARDA.

So gönn* ihm denn die R u h , wenn Ruh vielleicht Sich über ihn in kurzem Schlaf ergiefst. CHALKOL.

Die gönn* ich ihm, doch mir auch gönn* ich Ruh Die, weg von ihm, weit weg von ihm zu seyn! Du weist: Ich bin zu stolz, vielleicht zu edel; Nenns, wie du willst, das zu verheelen, \

Was nur im Herzen ist.

Ich liebt' ihn sonst;

Wie liebt' ich ihn! jetzt lieb' ich ihn nicht mehr Sonst war er t r e u n d ; itzt ist er nichts, als König!

] j.

A

1.

O

i\I

O.

Und, wenn nicht König, nur ein trüber Zweifler, Der mich und dich mit seinem Grübeln quält. W e i f s er denn nicht, dafs, seit aus schwaizen Locken Diefs Haar zu Silber w a r d , mir seine Krone, Sein Cedernhaus, und alles, was er hat, Dem Staube gleicht, auf den der Wandrer tritt? J a , er war Freund, ich auch.

S o , liebt' ich i h n ;

Jezt lieb' ich ihn nicht mehr! D ARDA. Ich aber noch! Des Mitleids heiliges Gefühl mischt sich Bey mir, ins heilige Gefühl der Freundschaft. Bist du nur dessen Freund, der glücklich i s t ? Nicht defs, den Elend stürzt, und auch entschuldigt? Ist er nicht elend ? CHALKOL. Ach w a r

er nur elend;

So w a r ich mehr, als j e , sein Freund, als du! Verleugnet' er nicht Gott, und dient den Götzen? ist das auch E l e n d ? DARDA. Ach , viel gröfser ists, Viel mitleidswürdiger, als alles andre! B e y dem, der lebt, und den ich nicht verleugne; Bleib' ich gleich standhaft des Yerleugners Freund, Ich lass' ihn eher nicht, als bis diefs Auge,

A L O M O .

15

Vielleicht voll D a n k , dafs er gerettet ist, Sich in der Nacht des dunkeln Thaies schliefst. Ich lass' ihn dann auch nicht.

Denn ewig ist

Die Freundscha.it, ist hier nur in ihrer Kindheit. CHALROL.

Sein Freund in jener W e l t ? Mach dich von ihm In dieser los.

Er wird dich dort nicht sehn.

D u bleibst hier unserm Gott getreu; er nicht! Du wirst ihn dort nicht sehn! D A R D A.

Ach, stürze mich In diesen schwarzen, fürchterlichen Abgrund Von neuem nicht.

Den schreckenden Gedanken,

D e r , Nacht auf Nacht, mir häufet, Tod auf Tod, M a g ich nicht denken! CHALROL.

Viel zu sanft bist du, Zu voll von Mitleid gegen ihn.

W e r ists,

Den er verliefs ? Ist es denn nicht Gott ? D ARDA.

Zu sanft? Zu mitleidsvoll ? Ich bins auch gegen mich! r

CHALROL.

W a s meinest du ? o sag: W a s meint mein theurer, Mein alter Freund ? W ä r s möglich ? Nein, unmöglich Ist das!

16

S

A

L

CT M

O.

DARDA.

Was hieltst du für unmöglich, Chalkol ? CHALKOL.

Dafs du aus seinem Taumelkelch getrunken! Er dich mit fortgerissen, so, wie er, Geblendet dich, getäuscht, betäubt, von Gott, W i e er, zu denken! DARDA.

Ach, mein theurer Freund! CHALKOL.

Du machst mich starr! Bist du, wie, er, geworden ? Gott Davids! so wie Salomo ist Darda! Schweig, Darda! überlai9 mich ganz dem Tode Des schreklichen Gedankens, j a , ihm ganz, Der Mord mir im Gebein ist! DARDA.

Höre mich, Und dann fahr fort.

Ich bin CHALKOL.

Nein, überlafs Mich mir.

W a s ist das neue, das ich nie

Noch empfand, das flammende Gefühl in mir? Ich hasse! ja das ists, was in mir glüht, Ich hasse Salomo! das erstemal In meinem Leben, einen Freund! ich hafs ihn!

S

A

L

O

M

O.

17

Vom -Himmel hat er dich gestürzt! zerschmettert! Vernichtet! DARDA. Hat er nicht! erschüttert nur. Schutzengel seyd ihr mir gewesen! habt, Mein Chalkol, d u , und Heman, mich gehalten. Ich denke nicht, wie e r , von Gott!

Ich fluche-

Dem ehrnen Götzen! fluche jedem Hain, Worinn es Moloch dampft, und sterbend wimmert, I n seinen Armen. CHALKOL, Preis sey unserm Gott, Dafs du mein Darda bist! DARDA. D u kennest mich. Von Mitleid und von Wehmuth leicht durchdrungen* Und biegsam gegen Andrer Meinung, nehm' ich Zu vielen Theil vielleicht an eines Freunde? Gedanken und Entschluis.

So, hat er mich

Nicht hingestürzt; er hat mich nur erschüttert! D e n Götzen wankt'.ich niemals z u ; ich fing Nur an, wenn mir der W e g e Gottes einer Noch wunderbarer, als die andern war, Nach seinem lezten Ziel hinaufzusteigen. U n d , wenn icli's dann nicht fand, verachtet' ich Des menschliche Geschlecht, und mich. Ki.ops T. W. IX. B.

Zulest 2

18

S A L O M O .

Entdeckt' ich, dafs ich unzufrieden selbst mit Gott Geworden w a r , dafs e r , zu Menschen nur, Und nicht zu Engeln uns erschaffen hätte! D a kehrt* .ich schnell zurück.

Gott sey gepriesen,

D e r mich erhielt, und ihn vielleicht noch rettet. CIIALKOL. Gott kann 'das, wenn er will.

D o c h w i l d er w o l l e n ?

Ergrif ihn G o t t , ihn loszureifsen; er Entrönne, von ihm »ich wegarbeitend, Gott! DARDA. D u sprichst sein Urtheil streng. CHALKOL. Mein Wunsch und Urtheil Sind sehr verschieden. DARDA. D u hoffst also gar nicht, E r werde wiederkehren? CHALKOL. Wiederkehren ? D e r heute noch dem Moloch opfert! er? DARDA. Erinnre dich, da sie das leztemal Das Fest begingen, war er sehr vertieft: Ob diefsmal auch die Knaben sterben sollten ?

S

A

L

O

M

O.

CHALKOL. D o c h starben sie.

E r opfert! DARDi. Seit der Feyer

Seh* ich ihn stets nachdenkender, vertiefter, Und unruhvoller.

Hoffst du denn allein

Von diesem allen nichts? CHALKOL. Allein? Bis Berseba hoft keiner.

Von D a ß

D u , sein edler

Z u sanfter F r e u n d , hoffst n u r ! DARDA. Sie sehn ihn nicht* Und hören ihn nicht reden; können sie E i n Urtheil f ä l l e n ? CHALKOL. Seh' ich ihn nicht stets* Und hör' ihm r e d e n ? DARDA. Hast du nicht entdeckt; Dafs er ist sich weniger, als vormals t ä u s c h t ? CHALKOL. Nicht weniger, nur anders, täuscht er sich: E r treibt in seinen dürren W ü s t e n um,

19

20

S

A

L

O

M

O.

Und gräbt sich. B r u n n e n , die jkein Wasser geben, D e n n den lebenden Quell hat er verlassen. DARDA. D u kennst mich, Chalhol,

Ich bin gar kein Hoffer.

Ich hoffe nichts von ihm, ich hoffe zu G o t t : E r •wercl' ihn retten. CHALKOL. Finster ist vor mir Die N a c h t , des schreckenden Gedankens N a c h t : Gott wird ihn nun nicht retten. Empört' er sich.

D e n n zu lang

Lafs Salems Mauren stürzen!

Vom Eckstein rauchend Blut des todten Säuglings, U n d aus den T h o r e n , und des Tempels Hallen, Herunter triefen!

Dieses Grauens Anblick

Ertrüg' ich e h , als dafs er Israel, Diefs grofse Volk des Herrn zum Moloch führt, Und unsre Kinder diesem Götzen opfert. DARDA. Verschwind, o Bild von diesen O p f e r n !

Lang

Erwarten wir ihn schon; noch säumt er immer. CHALKOL. Heut ist mein lezter Tag mit ihm.

Noch einmal

Will ich ihm sagen, was ich von ihm denke, Damit ich ganz am Blut unschuldig sey, Das er vergeufst! unschuldig an den Seelen,

S A L O M O . Die er von Gott verführt.

Dann will ich wieder

Zu meiner Hütt' hinab ins Palmthal ziehn, Und mir mein Grab bereiten.

Denn w i e lange

Kann noch ein Leben dauren, dessen Loofs war, Zu sehn, dafs Salomo, der Stern vom Himmel Hinab bis in des Moloch Abgrund fiel ? DARDA. L a i s deinen Sohn für dich dein Grab bereiten, Und bleib.

Denn alles must du thun, was dxf

Zu thun vermagst.

Und wenn dann mitten: drinn

Dirs Gott gebeut, dann erst hör' auf, und stirb! CHALKOL. W a s ich bey Salomo zu thun vermag, Das alles kann ich heute ganz vollenden. DARDA. Du willst ihn ganz verlassen ? ich allein Soll bey ihm übrig bleiben ?

Denn dem Tode

Naht. Herrtan sich. C ITA L K O L . Der Glückliche! nun wallt Er hinab, und hört, wenn sie auf Moloch''gliihn, Tezt Ungebohrner Todesstimme nicht!

22

S A L O M O .

ZWEITER D I E

AUFTRITT.

V O R I G E N .

S A L O M O .

SALOME I s t Heman nipht bey euch ? DARDA. E r liegt au sterben.; SALOMO, Schon oft schien er dem Tode n a h , doch rief ihn D a s L e b e n stets zurück,

E r wird nicht sterben.

Vielleicht sterb' ich vor ihm.

Z u leben ist

Viel bittrer, als der Tod. CHALROL. Das L e b e n jenseit D e s Grabs kann bitterer s e y n , als je der T o d D e m , ' der ihn fürchtet, w a n SALOMO. H i n ü b e r , Chalkol, So weit hin sieht mein Blick nicht.

Dieses L e b e n

Ist reich genug an Q u a l , des D e n k e n s Kreis Ganzr auszufullen, reich, verzeihenswerth D e n Fluch zu machen, der die Stunde der Geburt Verflucht!

S A L O M O .

23

CHALKOL. O f t deuchtet uns verzeihenswerth, W a s Gott doch nicht verzeiht.

Sind Thaten erst

Gegraben in des Richters eherne Tafeln, Als Sünde; so verlöscht sie nur die Rache, W e n n sie des Herrn Geheifs nun ganz gethan hat» SALOMO. D u weist also, der Hocherhabne strafe? W e n n nun die Geister unter ihm es t h ä t e n ? W e i s t d u : Ob sie gerecht sind ?

D o c h w e r kann

E s auch hier unter dieser Sonne wissen, Die Nacht e& werden l ä f s t , wie in der Seele Bald Nacht ist, und bald T a g ? CHALKOL. Diefs solls entscheiden, Dais dessen W a h r h e i t , der sich offenbarte, Nicht mehr die W a h r h e i t s e y ? SALOMO. M i t dir zu streiten, Ist nicht mein Wille.

Glaube, was du k a n n s t !

Und lafs mich glauben, was ich k a n n ! D o c h mache, W o f e r n du das vermagst, mich minder elend! CHALKOL. Des Elends erster Quell ist im Verstände. D e r fliefst herab ins Herz.

Das überströmt

24

S A. Ij

O

M

O.

Von Handlungen, von bösen, oder guten, Nachdem der Urquell trüb ist, oder bell! W i e kann icb, willst du dich nicht überzeugen Durch Wahrheit lassen, denn dein Elend mindern ? SALOMO, Ini. Herzen ist des Elends Ursprung.

Spielt

Nicht das Herz mit diesem folgsamen Verstände? CHALKOL. Wofern mit ihm das deine spielt; so fodre Von mir nicht Hülfe. SALOMO, Selber meine Freunde Vennögens nicht.

Auch diefs ist bittres Elend!

Ein Rauch, dem Feind ein süfser Opferdampf, Mag dieses Haus verfliegen! riieine Kinder Zerschmettert werden an den hohen Mauern Jerusalems; ich will es leichter tragen, Als was mir unter deiner Flügel Schatten, O Friede, diefs mein Herz verzehrt, das Leben Zum Tode macht! und kaum des Müden Zuflucht Den Tod noch bleiben läfst!

Sie ist dahin

Die Herrlichkeit, die mir gegeben ward! Dahin ist meine Weisheit, samt der Ruh, Die sie mir gab!

W e n n du es bist, o Moloch,

Vor allen andern Geistern, Moloch, du,

S

A

L

O

1VI O.

25

D e r mir diefs alles n a h m ; womit erzürtit' ich d i c h ? /

Und Ii ab* ich dich erzürnt; so lafs doch endlich, Durchs Blut so vieler K n a b e n , dich versöhnen! CHALKOL. W a r u m erwähltest du den schrecklichsten D e r Götzen ? i h n , den nur das Blut der Menschen Versöhnt?

Antworte mirs!

Ich fragt* es dich

Schon oft. SALOMO. Ich wählt* ihn nicht allein ; und dann, I s t er nicht aller Untergötter König ? U n d da ers i s t , mufs ich ihm denn nicht opfern, Wie's allen Völkern sein Gesetz g e b e u t ? U n d über das, was ist der Knaben Blut ? Stirbt der zu f r ü h , der nicht unsterblich i s t ? W i r armer Staub, zu spät wir sterben oft Z u s p ä t , und nie zu früh. CHALKOL. Ich schweige, du weist es, Ich schwieg d a v o n , o Salomo, nicht stets! Dafs dich, dich selber, der so grofs durch Weisheit war, Z u m Götzenräucherer dich Weiber machen k o n n t e n ! Gewifs! du wärest auch zu stolz auf deine Weisheit! Sonst hätte sie ihr grofser Geber dir Nicht genommen! und du w ä r s t , bis zum Moloch, ?o tief nicht, Salomo, herabgefallen!

26

S

A L O M O ,

Und nicht, ach tiefer n o c h ! bis zu der schrecklichen Entschuldigung des Bluts, das du vergössest Und noch vergiefsen willst!

Ich schone dein,

Und will dir nicht beschreiben, w e r du warst, Als du um W e i s h e i t batest, u n d , ohne Stolz, Sie hattest. Z w a r ich bin, du kennest mich, als redlich ! Dein Freund nicht m e h r ! doch will ich diesen Dcilch Dir in dein Herz nicht stofsen. SALOMO, Einen stiefsest D u tief ins Herz m i r , den: Ich bin dein Freund Nicht mehr! So will es denn mein finster Schiksal, M i t Eisen wards in Felsen eingegraben : Ach ! meine Freunde soll ich auch verlieren! Mein Sarja reist' hinab nach Ophir, kam .nicht wieder! Schon schlummert Ethan.

Heman will ihm folgen!

Und du, verlassen willst d u , Chalkol, mich! D u auch, mein Darda ? DARDA. Ich ? W i e könnt' ich das ? SALOMO. Verlafs, verlafs mich auch, damit mein Elend Vollkommen sey! Damit ich, statt zu weinen, Verstummen müsse!

S

A.

JL

DRITTER

O

M

O.

27

AUFTRITT.

C H A,L K O L .

D A R D A.

DARDA.

Wie war deinem Herzen Das möglich? CHALKOL.

Meynst du denn, dafs mir mein Herz Nicht blutete? Doch^wollt' ich redlich handeln; So must* ich ihm es sagen.

Tief gefallen,

Sehf tief, ist Salomo! Ach, Gott verläfst ihn; Er achtete nicht! Ein Sterblicher verläfst ihn, Ein Staub, wie er; nur das kann ihn erschüttern! DARDA.

Ich kenne dich darin nicht, Chalkol, dafs du nichts Von sanfter Schonung mehr zu wissen scheinst; CHALKOL.

Du wilst, dafs deinen Freund, defs Herz zu grofs, Das heifst zu menschlich war, durch Krieg zu schimmern, Durch schonend? Gelindigkeit zum Kinde Ich machen, und das Kind verachten soll. DARDA. Ach Mitleid, Mitleid, Chalkol! weist du denn,

28

S A L O M O .

O b unser G o t t mit ihm nicht Mitleid h a b e ? D r u m hab' es auch! W e r heilt die tiefe W u n d e , D u r c h die ihm seine ganze Seele blutet, W e n n wirs nicht thun ? Siehst du den M ü d e n dort, D e r durch die Cederngänge w a n k e t ? M ü h s a m G ä b t 6r e i n h e r , von schwerem Gram belastet. CHALKOL. Ich k e n n ' ihn nicht. DARDA. W e n n er nur H e m a n s T o d U n s nicht v e r k ü n d i g t ! S i e h , er steigt herauf Z u uns.

W e r er auch s e y ; w a s Trauriges

W i r d er verkündigen.

D e n n n i c h t s , als E l e n d ,

E r w a r t ' ich heut.

VIERTER D I E

AUFTRITT.

V O R I G E N .

S A R J A .

SARJA. Seyd mir g e g r ü f s t , ihr M ä n n e r . M e h r F r e u d e sey mit e u c h , als mit mir w a r ! L e b t Salomo ? aoji, w i e entsetzt' ich mich! ich eilt' Und forschte n i c h t ! denn auf des Olbergs H ö h n Bereiten sie dem Götzen Moloch Opfer.

28

S A L O M O .

O b unser G o t t mit ihm nicht Mitleid h a b e ? D r u m hab' es auch! W e r heilt die tiefe W u n d e , D u r c h die ihm seine ganze Seele blutet, W e n n wirs nicht thun ? Siehst du den M ü d e n dort, D e r durch die Cederngänge w a n k e t ? M ü h s a m G ä b t 6r e i n h e r , von schwerem Gram belastet. CHALKOL. Ich k e n n ' ihn nicht. DARDA. W e n n er nur H e m a n s T o d U n s nicht v e r k ü n d i g t ! S i e h , er steigt herauf Z u uns.

W e r er auch s e y ; w a s Trauriges

W i r d er verkündigen.

D e n n n i c h t s , als E l e n d ,

E r w a r t ' ich heut.

VIERTER D I E

AUFTRITT.

V O R I G E N .

S A R J A .

SARJA. Seyd mir g e g r ü f s t , ihr M ä n n e r . M e h r F r e u d e sey mit e u c h , als mit mir w a r ! L e b t Salomo ? aoji, w i e entsetzt' ich mich! ich eilt' Und forschte n i c h t ! denn auf des Olbergs H ö h n Bereiten sie dem Götzen Moloch Opfer.

S

A

L

O

M - O.

D e r T a g brach eben a n , und schien auf Moloch her. W e r herrscht in Juda j e t z t ? Ich komm aus Ophir. Ach lebt mein Vater n o c h ?

Ich zitterte

Z u f r a g e n , hab' auch keinen noch gefragt; Dafs Nathans T o d mir keiner 6agen könnte! N u n halt' ichs nicht mehr aus.

L e b t Nathan noch ?

DARDA. Dein Vater lebt! CHALKOL. O Fremdling, bist du Sarja ? SARJA. Das sey dem Herrn gedankt! Mein Vater lebt! N u n will ichs gern, was ich, j a , ich bin Sarja, W a s ich in Ophir litt, und an dem Nilus, Vergessen will ichs gern.

D e n n Nathan lebt!

W e r aber herrschet j e t z t ?

Rehabeam?

Und der fiel ab von G o t t ? Ihr schweigt. W e r s e y d i h r ? D o c h Ammoriter nicht? Ach, Salomo Mein Freund ist schon zu David hingegangen, Zu David und zu G o t t ! CHALKOL. Dahin wird er Nicht gehn.

E r ists, er ists, der Moloch opfert! SAR J A .

Ist hier kein Ruhesitz ?

I h r s e h t , mich hält

S

A.

L

Mein Stab nicht mehr!

O

M

O.

Er setzt sich nieder*

Die Sonne

ging schon auf; Doch ist es so dunkel hier ? Doch als ich kam Wars ja auch hier schon Tag.

Du Gott der Gotter,

O stärke mich, damit ich Nathan sehe! Der Götter Gott, und auch des Thiers voll Blut, Das Moloch heifst.

Zu lang hast du gelebt,

Mein theurer Vater! W o ist Salomo ? D A R D A>

Nicht fern von uns in seiner Sommerlaube. Er ging durch bliese Thür.

W i r sind gewöhnt,

Dafs er bald zu uns kömmt, bald wieder geht. SARJA, indem er aufsteht.

Ich war sein Freund! Wer leitet mich hinab Zu meinem Vater ? denn von Freud' und Schmerz Bin ich ermattet. DARDA.

Nathan mufs vorher Erfahren, dafs sein Sohn gekommen ist, Damit ihn nicht die schnelle Freude tödte. SARJA.

Sie wird so schnell nicht seyn.

Der trübe Blick

Des Greises wird sogleich den Sohn nicht kennen;

S A L O M O . DARDA. Doch deine Stynrne kennt er.

Wiedersehn

W i r d er in jener W e l t dich, hier nicht mehr, SARJA. So ist er blind ? Das war doch stets das Loofs Der armen' Steiblichen , dafs Bitterkeit Sich selbst in ihre besten Freuden mischte. Und oft, ach oft ist mir diefs Loofs gefallen. CHAIROL, Ich gehe mit hinab zu deinem Vater. Komm, Sarja. DARDA. Aber wenn nun Salomo Zurückkömmt, mich allein, nicht Sarja

findet?

CHALKOL. So sag' ihm, Sarja sey zuerst zu ihm Gekommen, hab' es drauf gehört! Gegangen, dal» er seineo Vater sehe.

und sey

32

S A L O M O .

FÜNFTER

AUFTRITT.

DARDA. Auch dieser Freund verläfst ihn! Salomo, Mein Freund, wie manjiichfalt sind deine Leiden, Wie bitter sind sie! Ach du riefest sie Zu dir herab von Gott! Nun sind sie da! O welche Zeit war die, da Feuer vom Himmel Die Opfer zündete, die er dem Herrn Im neuen, nun geweihten Tempel brachte, Dafs vor der Herrlichkeit des Herrn die Priester Nicht vermochten zu stehn.

Sie sind vorüber

Der Tugend und der Weisheit heitre Tage, Und Todesnächte sind auf sie gefolgt!

SECHSTER

AUFTRITT.

S A L O M O .

D A R D A .

SALOMO. Du bist allein, o du vor allen Andern Mir übriger? Ach, wenn in meine Seele Noch Freude käme, nicht ihr Quell in mir Versiegt war', alles nicht in mir in Naclit

32

S A L O M O .

FÜNFTER

AUFTRITT.

DARDA. Auch dieser Freund verläfst ihn! Salomo, Mein Freund, wie manjiichfalt sind deine Leiden, Wie bitter sind sie! Ach du riefest sie Zu dir herab von Gott! Nun sind sie da! O welche Zeit war die, da Feuer vom Himmel Die Opfer zündete, die er dem Herrn Im neuen, nun geweihten Tempel brachte, Dafs vor der Herrlichkeit des Herrn die Priester Nicht vermochten zu stehn.

Sie sind vorüber

Der Tugend und der Weisheit heitre Tage, Und Todesnächte sind auf sie gefolgt!

SECHSTER

AUFTRITT.

S A L O M O .

D A R D A .

SALOMO. Du bist allein, o du vor allen Andern Mir übriger? Ach, wenn in meine Seele Noch Freude käme, nicht ihr Quell in mir Versiegt war', alles nicht in mir in Naclit

38

S A L O M O .

D u einzige, nach so viel leeren Tagen, Nicht leer an Schwermuth,

Denn er hörte Nathan !

Vernahm, wer heut zum Opfer auf dem Olberg Drommeten läfst.

Bring' ihn herauf zu mir.

G e h , meinen Saija will ich gleichwohl sehn.

SIEBENTER

AUFTRITT.

SALOMO. Vom Grahe kam mein Sarja wieder! hinunter W i l l Heman gehn!

D e r Königinnen jüngste

Erscheint nun bald mit ihren Todesopfern, D e n Blumen Israels! die gehn voran, E h Heman geht!

Und sollen sie denn gehn?

Gott hört mich nicht!

U»d stets noch säum' ich zu sterben ?

P E R S O N E N .

SARJA. CHALKOL. HEMAN. CARDA. SALOMO. SEMIRAt Die

S ä n g e r i n » «ii.

Die

bey den

Mfitter.



E R S T E R

SARJA.

A U F T R I T T .

CHALKOL.

DARDA.

HEMAN'.

SARJA. t i r kömmt noch nicht.

So sehr vergafs er mich ?

CHALKOL. Er fürchtet dich zu sehn, weil du bey Nathan warst. Er wird noch länger säumen.

Bald begleiten

Die Königinnen'zum Altar die Knaben! Drum gebet eilend Rath: Obs möglich sey, Ihn wenigstens von dieses Festes Blute Zu retten.

Wichtig ists, der Nationen

Geschick zu w ä g e n , wenn in ernster Versammlung Es Weise thun. Viel wichtiger deucht michs^ des Einen, Der unser Freund und Judas König ist, Errettung auszufinden.

Voll von Ehrfurcht

Betrachtet' ich euch stets; ehrwürdiger Seyd ihr' mir heute.

42

s

A

L

O

M

O.

HE M A N .

Mich gebühret nur Zu hören.

Denn ich habe keinen Theil

An dieser Erde mehr.

Mein Grab ist mir

Bereitet, und ich ihm. CHALROL.

Drum lafs noch diese That Dir folgen, Heman: Tlieil an seiner Rettung Zu haben!

Sie wird dir der Kronen Eine mehr! HEMAN.

Sprecht, die ihr lebt, zuerst. CHALROL.

W a s ist dein Rath, O Sarja? SARJA.

Kenn' ich ihn, w i e er nun i s t ? W a s kann ich anders thun, als mich mir selbst Ganz überlassen, und, mit offner Freyheit, Von ihm, ihm selber sagen, was ich denke? CIIALKOL.

W o h l a n , du Redlicher, ich bin dein Freund! Und Darda ? DARDA.

Biegen w i r sein Herz nicht, o ihr Freunde;

S

A

L

O

M

O.

So ists umsonst, dafs w i r n^it jedem Lichte Der Wahrheit ihn umgeben. CHALKOL. W e r kann das, O Darda? DARDA. Gott nur kanns ; Ich weifs es wohl. Drum ist mein Herz auch schwer, denk' ich den Ausgang Defs, das wir wünschen. CHALKOL . Steil ist wohl der W e g Zu ihm hinauf, doch unersteiglich nicht. So schnei), wie du, will ich zurück nicht sinken. Du zu Hcman. schweigst,

mein theurer Freund,

der

bald dahin Nun geht, wo Freunde keine Tliränen scheiden, W i e wir um Salomo vergiefsen müssen. HEMAN. W e n n auch mein Leib mir nicht die müde Seele Belastete; so w a r der Schmerz um ihn Doch stark genung, unfähig mich zu machen Zur Heilung seiner todesvollen Wunde. W a s kann ich thun, als Abschied von ihm nehmen'? CHALKOL. Das lafst uns alle thun.

Dann geh' ein jeder

44

S

A

i.

U

M

O.

Zu seiner' Hütt' hinab, zur stillereu Heman. Doch 6h wiis thun, erinnr' ihn jeder noch So stark er kann, an den, von dem er wich. DARDA.

Verlassen sollt' ich i h n ? CHALKOL.

J a , ihn verlassen! Vielleicht erschüttert dieses seines Stolzes Verstiegne Weisheit. DARDA.

Nein, er ist nicht stolz! Er irret nur.

Verlassen ?

Das, ihr Freunde,

Das kann ich nicht! CHALKOL. f

Um ihn zu retten, nicht ? DARDA.

Wer sagt mir, dafs ich ihn .dadurch errette? CHALKOL.

So bleib denn, Zeuge seines Götzendienstes Und im Gericht sein ernsterer Verkläger Zu seyn! DARDA.

Vor bitterem Schmerz möcht' ich verstummen! Denn ach, du redest wahr.

S

A

L

O

M

O.

HEMAN.

Es ist zu viel Für mich, und mein schon fast ejstarrter Leib Erliegt.

Ich mufs von euch, eh' ich ihn sehe,

Mich trennen.

Nehmt denn meinen lezten Segen

Ihr Tl»euren, von mir an, auch, Sarja, du, Ob ich dich gleich in meinem Leben einmal Nur sah, zum Grabe, weg von dir zu gehn. Mit euch sey Gott!

Ihr müssets noch erleben,

Diefs Labsal inüss' euch einst im Tod erquicken, Ach, mich erquickt es nicht! dafs Salcmo Zu dem noch wiederkehrt, von dem er wich! Defs Herrlichkeit er sah auf seines Tempels Altär' herunter flammen!

W e r liebt ihn

Und mich so sehr, dafs er mir diese Botschaft Hinüber bringen will ? CHALKOL.

Ich,, Heman! DARDA.

Ach, wer Nicht gern zu dir zuerst hinüber, und brächte Dir diese Botschaft? HEMAN.

Aber was soll ich Von ihm zu David sagen, wenn ich komme ? Ihr alle seyd verstummt.

"Was soll .ich sagen,

4

6

S

A

L

O

M

O.

W e n n nun sein grofser Vater aus dem Glan2e, D e r ihn umgiebt, zu mir herunter strahlt, Und freudig seines Sohnes Namen

nennt?

DARDA. A c h , l e b ' , o Heman, noch, damit auch du D e s Sohnes Namen vor dem Vater freudig Aussprechen könnest, CHALKOL. M e y n t ihr denn, der Verderber, D e r siebzig tausend schlug von Berseba bis Dan, D e r stehend .zwischen E r d ' und Himmel hielt E i n blofses Schwert in seiner rechten Hand, Und von Arafna's Tenn' es über Salem Ausstreckte, habe nicht schon Salomo M i t Molochs Namen an des Richters Thron Genannt? DARDA. So sage D a v i d denn von ihm, D a f s w i r für ihn zu Gott um Rettung weinen, Und fleh* ihn an, dafs er mit unsern Thränen D i e heiligen, erhörteren des Himmels Vermische! HEMAN. L e i t e t m i c h ; Sie führen ihn zu einem Sitze, ich

sinke soqst!

S

A T.

O M

Es dämmert sehr um mich.

O.

47

Gebt mir, ihr Theuren,

Auch einen Segen mit, den: Sanft zu sterben! DARDA.

Ich seh', o Ileman, dich mit Ehifurcht an, Dich fast unstei blichen! D u must uns, Heman,

W i r sollen dich? segnen!

CHALKOL.

Schaut ihn a n ! Sein Haupt ist noch nicht grau, und doch . . O Salomo! Sein Giam, sein bittrer Gram um dich, ergriff, Zwar langsam tödtend, aber dennoch tödtend, Ein schleichend Feuer, ihm sein Mark und B e i n ! U n d , sieh, er stirbt! Er war dein Freund, der stirbt. Verstumm' in mir, Verwünschung! HEMAN.

Ja verstummen Lafs sie, und klag' ihn so nicht an.

Ich lege

Mich h i n , und sterbe, weil ich sterblich bin. Das ist es alles. CHALKOL.

"Wo i s t , du Geliebter, Dein Grab ? HEMAN.

Bey Ethans Grab'.

48

S

V L

O Jil

o.

CHALROL.

Ich trage dir Die- Todesfackel!

Lafs zu deiner Linkeir

Mich schlummern. DARDA.

Mit Arabiens Gerüchen Umwind' ich dir dein Haupt und Herz ! Zu deinen Füfsen ruhn.

Lais mich

Doch segne mich

Eh' du entschläfst. HEMAN.

Ich hab' euch schon gesegnet, Erlebts, wonach ihr . .

ZWEYTER DIE

AUFTRITT.

VORIGEN.

SALOMO.

SALOMO.

Sey gegriifst, o Sarja, Mein alt«r Freund. SARJA.

Mein Herr, und König, Gott Verleih dir langes Leben. SALOMO.

Langes Leben? Das werde dir! Ich hielt dich für todt. Du kömmst Aus Ophir endlich wieder?

48

S

V L

O Jil

o.

CHALROL.

Ich trage dir Die- Todesfackel!

Lafs zu deiner Linkeir

Mich schlummern. DARDA.

Mit Arabiens Gerüchen Umwind' ich dir dein Haupt und Herz ! Zu deinen Füfsen ruhn.

Lais mich

Doch segne mich

Eh' du entschläfst. HEMAN.

Ich hab' euch schon gesegnet, Erlebts, wonach ihr . .

ZWEYTER DIE

AUFTRITT.

VORIGEN.

SALOMO.

SALOMO.

Sey gegriifst, o Sarja, Mein alt«r Freund. SARJA.

Mein Herr, und König, Gott Verleih dir langes Leben. SALOMO.

Langes Leben? Das werde dir! Ich hielt dich für todt. Du kömmst Aus Ophir endlich wieder?

S

A

L

O

M

O.

49

SARJA. Auch vom Nilus. Viel Menschen sah ich, und viel Müli* und Elend Der Menschen.

Satt bin ich, was unter der Sonne

Geschieht, zu sehn. Mich theilten Freud'und Schmerz; D u ! und mein Vater!

D e n n , den frommen Greis

Zu sehn, das hofft' ich nicht. So ists nun auch..

Doch wie es war,

Mich theilen Freud' und Schmerz!

Ich kam vom Jordan her.

Der Tag brach an,

Nach meiner Wandlung lezten Nacht.

Ich sah

Jerusalem! und ach vor ihr, auf ihren Höhn, Den Chamos, und So gar den fürchterlichen Moloch! D a glaubt' ich, du wärst todt! doch, ach, du lebst! 9ALOMO. Wer machte dich zum'Richter meiner Thateh? SARJA. Zum Richter nicht, doch zum Erinnerer, Macht

mich

die Furcht

des

Herrn,

und meine

Freundschaft. D u weist, ich bin ein Mann voll Ernst und Einfalt! D a z u , die eitle Müh' der Menschen, die ich sah, Hat sie mir kleiner noch, als sonst, und (iott Nur grofs gemacht! SALÖMO. Am Strome warst du, Sarja^ Was hast du dort gesehen? K i. o r s T. W-. IX. H.

4

5o

A

L

Ü

M

O.

SAR J A . Einen König, D e n ich verachten muste. SALOMO. Sisack meinst d u ? D e r herrscht doch n o c h ? SARjA. Ja der! doch herrscht mit ihm, W e r keinen Waysen kennt! der W i t t w e n Sache t

Nicht h ö r t ! und schnell unschuldig Blut vergeufst! So tritt der Schweiger untier seine Fiifse D a s göttliche Geschenk, das Gott auf Erden D e n Menschen g a b , die M a c h t , Unzähliger Glückseligkeit zü seyn!

Auch ist bey Sisack

E i n Mann aus E p h r a t a , dein F e i n d , der wohnt In seiner B u r g , und ist gewaltig im Lande. SALOMO. W i e heiiset dieser M a n n ? SARJA. Jerobeam. SALOMO. Jerobeam bey Sisack?

€> ihr Götter!

CHALKOL. D i e nennest d u ? und dennoch hat ihn Gott

S A L O M O .

5i

Dahin gesandt, det Gatt, der ihm zehn Stämme Und Rettung gab, als du ihn tödten wolltest. SARJA. Erstaunen und Cutsetzen überfallt mich! Ihn tödten ? Was sagtet ihr? C1$ A L K O L zu Salomo. Darf ich davon mit ihöl Vor deinem strengen Blicke reden ? SALOMO. Fragst du, E h du, vor mir, mit einem Freunde sprichst Von Dingen, die geschahn? c HALKOL. So hör denn, Sarja. Als Salomo die Höhn errichtet hatte, Da kam zu ihm der Seher Davids Gad. SARJA. Mein Vater Nathan nicht? SALOMO. War' der gekommen; So wärs nicht, wie es ist.

Ich kenne Gad

Und den aus Silo nicht genung. CHALKOL. Du klagst Des Herrn Propheten jezt, als Täuscher, a n ?

52

S

A L O M O .

Das thatest du nicht vordem, das thust du nur, Seit dem du Molochs Priester kennst. Ich schweig«, Und wiederholen mag ich nicht den Ausspruch Des Gottes der Götter, den du so entweihst. O war nicht David, nicht Jerusalem; So wurden früher dir die Stämme genommen; So wäre der Erfüllung Donnerschlage, In .stillen Wolken, bis zu deinem Tode, Zu schlummern nicht geboten! SARJA. Fahr du fort! Denn ich entweihe nicht den Ausspruch defs, Der es sagt, und thut; Verheissung sey's! sey'sFluch! CHALKOL. Entreissen wird der Herr, so sagte Gad Zu Salomo, zehn Stämme deinem Reich! Um Davids willen und Jerusalems, Nicht dir, doch deinem Sohn!

Und eben diefs

Vernahm Jerobeam von dem aus Silo. Und gleichwol wollte den, den Gott mit zweyn Der Worte seines Throns gewaltig schützte, Den wollte Salomo erwürgen!

Entronnen

Ist er, und sicher! SARJA. Ihn erhöht stets m'ehr Ägyptus Köiy'g.

Denn dem ist es Freude,

S

A

L- O

Dafs er ein Krieger ist.

M

O.

53

Kömmt er nur nicht

M i t Waffeii, und befleckt die lezten deiner Jahre Mit I»rie£esblute. S A L O M O 211 Heman. D u , mein theürer Freund, Ermattest sehr. HEMAN. Ich würd* es nicht erleben, W e n n auch »ehr bald der Streiter Ephratas Vom Strome kam', und deine grauen Haare, Der" du stets friedsam warst, mit Kriegesblut Entheiligte! SALOMO. W e n n Blut der Herr beschlofsj So säumt nicht, i h r , du Bogen, und du Pfeil, D i e mir erkphren sind.

Ertöne bald,

D u Bogen! rausch' einher geflügelt, Pfeil, Und triff! CHALKOL. D e r Rache rufst d u ?

Weckst den Donner,

D?.r schläft? SALOMO. Der Raehe r u f ich nicht! doch bin ich Zu leben satt!

$4

S

A

L

O

M

Ö.

CHALKOL.

Ich auch. Denn mir sind alle Freuden Dahin, seit dem du nicht mehr Gotte» bist! SALOMO.

Bin ich picht Gottes mehr, weil unerforschlich Mir seine Wege sind ?

Kennt er mich glicht,

Weils mir zu schwer ist, ihn zu kennen?

Kann

Jch entfliehn, von ihm beherrscht zu werden, wofern er So tief sich niederläfst, mich zu beherrschen? CHALKOL. Er kennt dich!

Sarja, Ee wird vop fern Musik gehöret-

dieser Schall verkündigt Die jüngste Königinn.

Sie kömmt, und zeigt

Die Knaben Salomo, die er dem Moloch Heut* opfern wird. SARJA.

Dazu bin ich, so fem her, Aus so unzähligen Gefahren, gekommen, Dafs ich diefs sah'? O Salomo?

Willst du sie wirklich opfern,

S A L O M O .

DRITTER DIE

VORIGEN.

HÜLLTE D.EN

AUFTRITT, SEMIRA.

MÜTTER

SÖHNEN.

55

MIT

EIN

ZWO

VER-

IHREN

BEY-

CHOR

SÄNGE-

RINNEN. SEMIRA.

Sieh da, wie dir die Königinnen Die Knaben, wählten.

Der ist seiner Mutter

Erstgebohmerl und der ihr Einziger! Jungfrauen, fangt sein Lied dem Moloch an! DIE

SÄNGERINNEN.

Streuet Blumen vor ihm. Glüht er!

Blendend und tachevoll

Lilien streut um den Altar herum,

Dafs die Knaben durch Blumen In des Glühenden Arme gehn! Hallt, Posaunen, umher, dafs, wer zu menschlich ist, Nicht vernehme das Ach derer, die sterblich sind! Schweigt, Posaunen, dafs Stärkre Hören, was sie-im Tode flehn! Ha! du glühest, du glühst, Moloch. E>ie Knaben sind Schon durch Kränze geweiht. Höist du? der Mütter Schmerz Seufzt, und ist dir, des Jamme>rns Deiner Knaben Verkündiger.

56

S

A

L

O

M

O.

SALOMO. Semira, nimm, statt dieser vielgefärbten, Nur weisse Blumen. JJenn unschuldig sind die Knaben. CHALKOL

zu Semira.

Nimm breite, starke, dickgeschwollne Blätter, D i e dunkelsten von jenein Todesbaum, W i e er in Ophir w ä c h s t , und dessen IJauch Fern v e r g i f t e t , die nimm, und überschatte D i e Knaben ganz damit! SEMIRA. H a ! Salome, Hat dieser keinen S o h n ? C H A L K O L zn

Semira.

Mein jüngster ist In dieser Knaben Alter. D I E EINE

MUTTER.

Sie f i l l t vor Saloroo nieder.

H e r r ! und König Erbarmung! H e r r ! und K ö n i g . ! , a c h , Erbarmung! Fall nieder, K i n d !

E r ist mein E i n z i g e r !

Und dieser M a n n sie weist auf chaikoi. hat V i e l ! DIE ANDRE

MUTTER. Fall du nicht nieder,

Sie legt die eine Hand auE seinen Kopf.

D u Todesopfer!

Ohn' Erbarmung ist E r !

S

A

L

O

M

O.

57

Ja, ohne T r o s t , und ohne noch,Einmal Eine Mutter zu seyn, so will ich sterben! Geh du nur h i n , und stirb, mein Erstgebohrner! Ankläger im Gericht des Gottes der Götter! CHALKOL. Lais mich z u meiner Hütte fliehn! SALOMO. B l e i b , Chalkol. Geh, Königinn,

in meine Sommerlaube.

Ich komme dort zu dir.

V I E R T E R S A L O M O .

A U F T R I T T .

H E M A N .

D A R D A .

C H A L K O L .

S A R J A .

HEMAN. Ich kann niclit mehr! E s ist das leztemal, dafs ich dich sehe. Noch nie w a r ich so müd' und matt zu leben. Ich schonte dein bisher mit jenem Bilde V o n meines Leibes nahenden Verwesung. Voll Freude dich zu sehn, flammt' ich oft auf, Ein sterbend L i c h t , das dennoch bald cilosch. Das täuscht mit Hofnung dich : Ich werde noch leben. O glaube mir, und lafs mich Abschied nehmen!

S

A

L

O

M

O.

57

Ja, ohne T r o s t , und ohne noch,Einmal Eine Mutter zu seyn, so will ich sterben! Geh du nur h i n , und stirb, mein Erstgebohrner! Ankläger im Gericht des Gottes der Götter! CHALKOL. Lais mich z u meiner Hütte fliehn! SALOMO. B l e i b , Chalkol. Geh, Königinn,

in meine Sommerlaube.

Ich komme dort zu dir.

V I E R T E R S A L O M O .

A U F T R I T T .

H E M A N .

D A R D A .

C H A L K O L .

S A R J A .

HEMAN. Ich kann niclit mehr! E s ist das leztemal, dafs ich dich sehe. Noch nie w a r ich so müd' und matt zu leben. Ich schonte dein bisher mit jenem Bilde V o n meines Leibes nahenden Verwesung. Voll Freude dich zu sehn, flammt' ich oft auf, Ein sterbend L i c h t , das dennoch bald cilosch. Das täuscht mit Hofnung dich : Ich werde noch leben. O glaube mir, und lafs mich Abschied nehmen!

58

S A G O M O . SALÖMO.

Eht sollst nicht Abschied nehmen! HEMAN. Keinen Abschied ? Nimmt .ihn die Stimme nicht, so thuts das H e r z ! Mein ganzes Her®, das oft in kalten Schweissen Beynah schon brach, wenn nun um Mitternacht D e s Todes Schwert mir durch die Seele ging. D o c h was ich litt, verkürz* ich dir und euch, Und schweige, gleich dem Grabe, das die Schrecken D e r modernden Verwesung stumm vevscliliefst. W i e wenig glaubt' ich, ach, zu jener Zeit, D a unsre Freundschaft anfing, dafs ich dich, Würd' ich vor deinem Tod hinauf versammelt, D i c h , wie du jetzo bist, verlassen würde, r

Kaum wagts mein Mund, den Gram ganz auszusprechen: A c h , wie du jetzo bist, getrennet von Gott! SALOMO. D i r ist, das glaubst d u , nur ein Hauch noch da. S e y ruhig! kürz' ihn meinentwegen nicht! HEMAN. W i e gerne gab' ich ihn für dich; allein W a s hülp es dir ?

Ach sey du nicht zu ruhig!

D u w e i s t , w i e zärtlich ich dich immer schonte, Weil stets dein Wink zu reden mir verbot! ^ch war zu schwach.

Soll ichs auch heute s e y n ?

S

A L

O 1VI O.

89

Soll ich dir keinen Seegen hinterlassen ? Dir flehn, dafs du . SALÖMO. Ein Wurm den andern segnen, Dafs er im Staub ein wenig länger krieche? Verlafs mich! HEMAN. J a , ich will dich bald verlassen! Was aber Söll ich jenem grofsen Todten, Der des künftigen Heils des Herrn ^ewifs war, Was soll ich ihm von dir denn sagen? SALOMO. Rede, Was du zu reden hast in dieser W e l t ! Das Grab ist stumm. HEMAN. Verblende ^ich denn ganz; Ich thue doch was meine Pflicht gebeut. Wenn nun mein Geist, vom stummen Grabe fern, Mit dem Jubelgesang-der Himmel "aufsteigt, Was soll ich dann von dir den Vätern sagen? Du schweigst ? SALOMO. Ich schone dein.

69

S

A

I.

O

M

HEMAN.

Du schonest •dein! Und willst des ernsten, himmlischen Gedankens nicht! Er möchte dich, wenn er zu lebhaft wütde, Auf seiner Wage wägen, und zu leicht Dich finden. Wenn ich nun an dessen Thron, Der richtet, lieg*, und für die Gnade danke, Durch die auch ich, auch ich gerettet ward, Und dann vom Throne mk ein Donner ruft, Uad Davids Sohn zugleich mit Moloch nennt! . DARDA.

Hör' auf! Erschüttert!

Er ist bis in der Seele Tiefen Schon' ihn! SALOMO.

J a , bewegt bin ich; Nicht überzeugt! HE M A l i .

Ich schonte, sein zu oft! Was soll i'ch deinem Vater sagen? SALOMO.

Sag' ihm, Geh', sag' ihm

ach ich träume fast wie du! HEMAN.

Mein theurer Freund, nocÜ nie war meine Seele So lebhaft ihres »Wachens sich bewufst,

61

S A L O M O Als izt.

Je mehr mein Leib daniedersinkt,

J e heller flammt mein Geist empor, je stärker Empfindet er, dafs sein Gefährt nur stirbt, Nicht ei. SALOMO. D u w e i s t , ich liebe dich, und £Önne D i r deine R u h e gern! HEMAN. Könnt* ich dir Ruhe Von Gott erflehn in meinet Todesstunde! SALOMÖ. Sprich mir nicht von erflehn! hört Gott denn herunter Auf eines Staubes Gebet ? deins ? oder meins ? HEMAN. Zerrissen, Salomo, und tief verwundet I s t deine Seele.

Kannst d u , scharfer Forscher,

Auf Einen Augenblick nur glauben, dafs etwa* Dem Ewigen grofs, oder klein sey? SALOMO. Klein ist D a s Kleine, grofs das Grofse, selbst vor dem, D e r Beydes. machte . . . Doch du.kamst, um Abschied Von mir zu nehmen.

T h u ' s ! nur- nicht auf immer i

D e n nehm* ich nicht.

Ich sehe dich noch wieder.

02

S 'A

L

O

M

O.

HEMAN. y

Mich wieder?

J a ! doch nicht in dieser W e l t l

Mein sterblicher, jezt sterbender Geriofs, Mein Leib wird mir zu schwer! Ich mufs nun gehn ( Noch lange lebe denn! i SALOMO. Nicht diesen Abschied; &9

NATHAN. Was fragst du So b a n g ? SARJA. E s ist bey ihm ein Priester Molochs. NATHAN. Sind seine Freunde denn bey ihm nicht mehr ? CHALKOL. W i r auch. NATHAN. Mein K ö n i g , und mein H e r r ! sie haben Mich Sterbenden zu dir heraufgebracht, Dafs du durch mich den Gott der Götter

fragest!

Ich weifs nicht, ob du w i l l s t ? SALOMO. Ich sandt', o Nathan, Sie nicht. NATHAN. So lafs mich hier ein wenig ruh'n, D a n n wiedet gehn. SALOMO. L e i t ' i h n , damit er r u h e , Sarja. NATHAN. O wäre mein W e g so kurz zum Grabe. Indem er sich hingesetzt hat.

1 io

A L

O

M

U.

CHALKOL. Nathan, Mein Vater! Salome» fragt Moloch heut, !Pen stummen Götzen, mehr von dem zu wissen, W a s Gott verkündigt hat. KORAH. Bleibt ihr nur hier, Und h ö r e t , was die Geister Molochs sagen, Und sehet dann, o h , was sie sagen, geschieht. CHALKOL. Geschieht? J a , wenn sie dir verkündigten Dafs du

D o c h meine Seele fühlt sich zu hoch,

M i t dir noch mehr zu reden, Priester! KORAH. Meine Z u ho

DIE

r Ü R & T E W .

233

HERMANN.

Auch die Verwundeten fechten in der Wuth, wenn sie sehn, dafs sie sterben sollen. Aber todt werden diese Verwundeten seyn, wenn nun der Mängel an Allem die Legionen in wenigen Tagen heraus treibt. INGOMAR.

Die Verwundeten, und die Unverwundeten haben schon jezt nichts als Wurzel und Quell. Wir müssen dafür sorgen , dafs es nicht zu lange, daure bis zu ihrem Mahle bey Pluto. Du bist ja sonst auch für die frühe Ausführung. HERMANN.

Aber nicht dann, wenn der Ausgang so ungewifs ist. Diese vier Legionen sind so schwach nicht, als ihr glaubt. Sie müssen sich mit Germanikus, auf den sie stolz sind, wegen ihrer Empörung aussöhnen: und Cäcina denkt vielleicht jezt, da wir uns so schnell entschliefsen, eine That, die" seinen vieizigsten Feldzug mit Triumph endigen kann. MALWEND.

Und wir denken eine, die ihn mit Tode endigen soll!

H E R M A N N

254

KA.T W A L D .

Ich kenne dich, mein Bruder, und weiis, wie kühn du b i s t ,

und

ich verdiene auch,

dich ein wenig zu kennen, denn ich seh' es vorn an der Tribunlanze auch gern blinken; aber dennoch wollte ich, dafs Hermann diefs gesagt hätte. MALWEND.

Bey den Göttern, ich liehe Hermann, und neide ihn nicht, aber Ich habe es gesagt] HERMANN".

Verzeih ihm, er w a r zu sehr mein Freund. Ich möchte nicht gern wider ein Heer fechten, das du führtest; aber desto lieber mit diesem Heere.

Es ist gewifs, Malwend, w e r es ver-

steht kühne Thaten recht genau zu beurtheilen, -vyer sie mit jener scharfen Sonderung unterscheidet,

die dem,

welchej: sie thut,

allein

Freude macht KATWALD.

Verzeih,. ich will nur Ein W o r t sagen.

Nie-

mand kennt Fürst Gambriv so genau, als ich. Ich kenne ihn bis auf die Bedeutung jeder Stirnrunzel, die er wölkt.

Du hast vielleicht die

Wolke nicht einmal gesehn, die er über die

UND

scharfe

DIE

Sonderung

FÜRSTEN.

zusammenzog.

255

Gambriv 1

w e r sich auf kühne Thaten so genau versteht, w i e mein JorsthundSnirr den Uhr wittert, oder w i e Garm die Seele eines Friedfertigen. GAMBRIV.

Höre, Katwald', mach mich glückselig, und stirb nicht in der Schlacht!

Hermann,

dieser

junge Redner hat, eh du kamst, auch mit den Barden gesungen. HERMANN.

Das habe ich auch wohl eh gethan.

Wer

kühne Thaten versteht f der sezt uns weit über die gepanzerten und gehelmten Piömer.

Unsere

Schilde sind nur zu zwey Dingen gut, zu zeigen, dafs wir

zu kühn sind]

und sie gegen

die Sonne zu halten , damit wir ungeblendet sehn können.

den Feind

Der Römer bleckt

seine geharnischte Brust auch noch mit einem ehernen Schilde.

Und wie ist seine stählerne

Lanze zum Tode gespizt!

Und aiifser diesem

Allen nun noch unsre Schlachtbewegung, gegen die römische! Die Legion ist so gar über dem Phalanx der Griechen.

Er ist eine Hand mit

zusammengewachsenen Fingern; sie, die nicht mifsgeborne Hand!

43 6

H E R M A N N GAMBRIV.

Unsre Schlachtordnung ist geballte Faust] HERMANN.

In Anfange;

aber bald nach dem ersten

Blute, als wären dir die Finger abgehaun, und zerstreut, und du wolltest doch das Schwert damit führen.

Die Römer wissen das Alles

sehr gut, ob sie gleich bey ihren Triumphen nicht davon singen.

So weit uns also unsre

Kühnheit auch über sie erhebt; so müssen wir ,doch vor dem Triumphwagen mit fort, immer in der Kette mit fort, hinauf zum

Kapitol;

wenn wir unsre Waldschlacht verachten, und im offenen Felde mit ihnen schlagen.

Aber

das ist uns nicht einmal genung; wir greifen sie noch dazu in ihren Lagern an! GAMBRIV-

Gestählt denn, und ehern, und spitz, und mehr als Phalanx, imd was es sonst noch ist! Und doch soll Cäcina mit den Legionen fort, vor unserri Schwertern fort, hinunter zu Cassius, und Silanus, und Carbo, und Manlius, und Cäpio, und Bolers Aurelius, und wie sie alle heifsen diese Panzenträger!

UND

DIB

F Ü R S T E N .

237

HERMANN.

Gut, Gambriv, ich mag ihnen diesen Weg auch wohl zeigen;

aber, bey Thuiskon, und

Mana! er geht durch den Wald. INGOMAR.

Du willigest also nicht ein, Hermann? HERMANN.

Einwilligen ? Wenn ich mein Vaterland nicht mehr liebte, als meine Ehre; so bräche ich Ynit meinen Cheruskern auf! Horst, habe ich Tenchterer bey mir? HORST.

Du hattest noch keine mit so schnellen Pferden. HERMANN.

Lafs sie den Adler in' einen der heiligen Wälder zu Druiden bringen; aber geheim r dafi sonst keiner etwas davon erfahre. HORST.

Wie weit? HERMANN.

Lieber vierzig, als dreyfsig Meilen. Horst geht mit dem Adler.

HERMANN

25Ö

K A T W A L D , zu Malwend.

Ist dir dein Adler ein Zaunkönig?

Bringst

du ihn nicht auch in Sicherheit? GAMBRIV.

Gönne uns doch die Freude, dafs er hier bleibe.

Siehst du' denn nicht, wie er den

Schnabel zu Siegsliedern wetzt? KATWALD.

Vermuthlich zu deutschen! denn wie hätten 4

-die Plömer darauf verfallen können, ihn römische zu lehren?

D R I T T E DIE

S C E N E .

VORIGEN. EIN

THEUDE.

KRIEGSGEFÄRT.

Dein Sohn will nun zu dir heraufkommen, wie du ihm befohlen hast. HERMANN.

Ihr habt mir diese Nacht, die so freudevoll für mich anfing, in eine sehr traurige Nacht verwandelt.

Ihr seht, wie froh ich gewesen bin.

HERMANN

25Ö

K A T W A L D , zu Malwend.

Ist dir dein Adler ein Zaunkönig?

Bringst

du ihn nicht auch in Sicherheit? GAMBRIV.

Gönne uns doch die Freude, dafs er hier bleibe.

Siehst du' denn nicht, wie er den

Schnabel zu Siegsliedern wetzt? KATWALD.

Vermuthlich zu deutschen! denn wie hätten 4

-die Plömer darauf verfallen können, ihn römische zu lehren?

D R I T T E DIE

S C E N E .

VORIGEN. EIN

THEUDE.

KRIEGSGEFÄRT.

Dein Sohn will nun zu dir heraufkommen, wie du ihm befohlen hast. HERMANN.

Ihr habt mir diese Nacht, die so freudevoll für mich anfing, in eine sehr traurige Nacht verwandelt.

Ihr seht, wie froh ich gewesen bin.

U S D

Dir.

F Ü R S T E N .

2$g

Denn ich wollte euch bitten, dafs ich meinen Sohn schon jezt in eurer Gegenwart die ersten Waffen geben dürfte. Und dann sollte er seir ner Mutter, die sie bis vor den Triumphwagen erniedrigen werden ! Rache beym Schwerte schwören. So heilig war mir diese Nacht! Trag die "Waffen zurück, und lafs den Knaben nicht kommen. KATWALD, zu dem Kriegsgefärten.

Bleib. Ihr Fürsten, könnt ihr's aushalten, dafs Hermann diese Freude . ARPE.

Halt Arpe nicht für deinen Feind, weil er anderes Entschlusses ist, als du. Ich bitte dich, lafs den Knaben kommen. MALWEND.

Ich bitte dich nicht, Hermann; aber du hast gesehn, dafs mir eine Thräne herunter gestürzt ist. INGOMAR.

Lafs Siegmars Enkel kommen, Hermann. HERMANN.

Was soll ich nun dem Knaben sagen? Es

H

E R M A S

S

war in einem Taumel der Freude, dafs ich ihm zu kommen befahl.

Die Götter wissen's, wie

schwer mir nun mein Herz von dem Schicksale meines Vaterlandes ist. KAT W A L D .

Hermann, lafs ihn kommen! ihm reden.

Ich will mit

Guter Alter, leg die Waffen hier

auf die Seite, dafs er sie nicht sehe, wenn er kommt.

Er weifs es doch nicht, dafs ihm sein

Vater die ersten Waffen geben will? DER

KRIEGSGEFÄRT.

Er weifs es nicht. KATWALD.

Nun leg die Waffen dort hinter den Stein, und führ' ihn herauf, DER

Ist er weit von hier?

KRIEGSGEFÄRT.

Ich hah' ihn schon durch den Wasserbusch gebracht.

Er steht unten am Hügel. Er geht. HERMANN, der sich auf seinen Schild lehnt.

Diefi ist der Schild, den mir seine Mutter gab.

Wenn ihr Mitleid mit un&erm Volke habt,

UHU

Ii I E

F Ü R S T E N .

241

ihr Fürsten, so lafst uns dann schlagen, wenn der Ausgang nicht so ungewifs ist, als er-heute seyn wird. GAMBRIV.

Mit dir also sollen wir kein Mitleid Jiaben ? HERMANN.

Von dir verlange ich selbst gegen meinen $ohn kein Mitleid. THEUDE, der auf Hermann zuläuft, und ihm das Schwert hülst.

Mein Vater, sind das die Fürsten Deutsch^ lands? HERMANN.

Uusern Ingomar kennst du. THEUDE. E r kafst Ingomarn den untersten Theil der Lanze.

J a , mein Vater, der Bruder meines lieben alten Siegmars, der schon todt ist, und deri ich nicht gesehn habe. INGOMAR.

Dieser Knabe erinnert mich an sehr alte Zeiten.

Damals sah Siegmar^ völlig wie er aus.

Kr. o P S T . W . IX. B.

16

HERMANN HERMANN.

Mein Sohn, dieser ist der Fürst der Hatten. THEÜDE.

Ach mein Vater, Arpel der Fürst der Ratten ! der Fürst der Hatten I Zu Arpe. Verzeih mir, dafs ich vor dir zittrel Ihr seyd so berühmt, und ich trage noch keine Waffen! ARPE.

Küfs mir die Lanze nicht, mein Sohn. Da ist mein Schwert! Wodan mache dich zu einem Kiieger, wie dein Vater ist. HERMANN.

Mein Sohn, der Fürst der Marsen. THEUDE.

OMalwend, Malwend! der den Adler hatl Du lächelst mich so an!

Was soll ich küssen?

die Lanze? oder das Schwert? MALWEND.

Erst sollst du mich küssen, Hermanns und Thusneldens Sohn! THEUDE.

O nenne mir meine Mutter nicht, sonst muis ich weinen. Sie ist bey den Römern! und mein Bruder Thumeliko auch.

UND

DIE

FÜRSTEN.

243

MALWEND.

Weine nicht. Sie werden nicht immer da seyn. Was willst du nun küssen? die Lanze hier, wo sie blinkt? oder das Schwert hier vorn ? THEÜDE.

Beydes, Adler hat!

beydes,

edler Marse,

der

den

GAMBRIV.

Mich gehst du vorbejr? HERMANN.

Warum soll ich dich nicht vorbeygehn? MALWEND.

Ich mufs deinen Sohn noch Einmal umarmen, Hermann. THEÜDE.

Ach Malwend ! KATWALD.

Aber gieb mir ihn auch. noch lieber als du. THETJDE.

Und wer bist denn du?

Ich hab1 ihn doch

244

H

E U M| A B

K

HAT WALD.

Ich bin Katwald.

Aber du kennst mich

nicht. THEUDE.

Ich kenne dich wohl]

Du bist Malwends

Bruder, der junge kühne Fürst Katwald, der schnell wie der Pfeil ist, und sanft wie die Blumen. HERMANN.

Gieb du sie ihm. gerührt.

Ich bin durch zu vieles

Es ist alles schwarz um mich] RAT

WALD.

Aber du doch wenigstens eins. HERMANN.

Mach mit mir, was du willst. KATWALD.

Stelle dich in die Mitte der Fürsten, Theude. THEUDE.

Weist du meinen Namen, Fürst Katwa|d? RATWALD.

Werdomar] Dieser winkt einem Barden , und der f.in^t die Melodie de» Wftffenliede» an.

UND

DIE

FÜRSTEN*.

245

THEUDE.

Mond! und Erde! und Hain! und alle meine Piehe! was ist das? Sie wollen das Waffenlied singen, und ich steh' in der Mitte der Fürsten! RAT WALD.

Bring seinem Vater das Schwert deines Zöglings, und meinem Bruder den Schild.

Gieh

mir die Lanze. THEUDE.

O meine Mutter , wärest du hier! Schwert, Schild, und Lanze sind klein.

Sie Wollen mir

die ersten Waffen geben! Der Kriegsgefärt umgürtet ilin. HERMANN.

Führ' es wie Siegmar, mein Sohttl THEUDE.

Du siehst mich so ernstvoll an, pieiti V&ter, und ich freue mich doch so. HERMANN.

Das Schwert ist es auch. THEUDE.

Ich habe dich wol eh' voll Ernstes gesehn, aber dann war's doch anders.

24 6

HERMANN MALWEND.

Liebe dein Vaterland! THEÜDE,

O die Blumen a u f ' d e m Schilde, die sind doch noch schöner, als wenn die Bräute den Fjühlingsreihn tanzen, KATWALD.

Und diese Lanze, blinkt sie dir genung? THEUDE.

Ach Katwald, du lieber Fürst Katwald! Ich weifs nicht, wo ich vor Freuden hin soll. ich hier noch stehn bleiben? RATWALD,

So lang, als die Barden singen. ZWEY

BARDEN.

Maua, Mana! er nahm das Schwort! Schatt', o Eich', und flamm", Altar, /

Bekränze dich, Braut, Gebier, q Mutier, und säug* in Ruh! Thuiskon, Thuiskon! er pahm den Schild ! Schatt', o Eich', und flamm', Altar, Bekränze dich, Bratft, Gebier, o Mutter, und'säug' in R.nh!

Mufs

UND

DIE

FÜRSTEN.

$47

Er nahm die Lanze, M a n a ! Thuiskon! Schatt', o Eicb', und flamm', Altar, Bekränze dich, Braut, Gebier, o Mutter, und säug' in R u h ! Einst saugt sie dem Säugling die Wunde! Sahutze, Gewaffneter, schütze sie! Lanz und Schwert sey, wiederFittig des Adlers, schnell, Wie die Klaue, voll Bluts! Viel spüle des Blutes der Bach w e g , wenn am kühlenden Abend Das triefende Reh zum Siegesmahle stüizt; Die Harfe des Barden dankt; mit der Sonne der Streiter Leben untergeht, mit dem Monde die Seelen aufgehn. Wodan, Wodan! bewaffn' ihn, o WodanJ Auch mit Weisheit tfnd Kühnheit! So wächst der Wipfel derFreyheit hoch, und sie währt, W i e die Eich', und ihres Sprosses Spröfsling! THEÜDE.

Ach mein lieber Vater! HERMANN.

Was nun folgt, ist noch emsthafter. du sollst hey dem Schwert schwören, Mutter zu rächen!

Denn deine

248

H E H M A TSI K THEUDE.

Das^soll ich? J a , das .will ich! Ich will es, WodanI ob ich gleich zittre. Ihr Fürsten, ich zittre vor Freuden. HERMANN.

Trit wieder in di^ Mitte, mein Sohn. Leg die Lanze nieder. Zieh dein Schwert, und halt's in die Höh. Jläbfc Mitleid mit seiner Mutter, ihr Götter! Sprich mir nach, was ich dir vorsage. Bey diesem Schwert, o Mana . THEUDE. JSr wirft schnell sein Schwert w e g , und reifst seinem Vater da» Schwert von der Seite.

Wenii ich's ausführe, dann hab' ich ein Schwert, wie deins ist! HERMANN.

Mein Sohn! ARPE.

Welch ein Knabe! KATWALD.

Schwöre, schwöre! du wirst es halten! HERMANN.

$ey diesem S c h w e r t o Mana! verheifse ich dir zu rächen

U N D

D I E

F Ü R S T E N .

249

THEUDE.

Halt ein wenig inne, mein Vater.

Ich kann

jezt nicht reden. HERMANN.

Bey diesem Schwert, o Mana! verheifse ich dir zu rächen die Schmach meiner Mutter Thusnelda ! —

den stolzen Triumphwagen I — die

klirrende Kette! — durch Piömerblut! — durch viel Tyrannenblut! — blut! —

durch Säuglingsmörder-

durch das Blut ihrer Feldherrn!



Gieb mir das Schwert.

V I E R T E DIE

S C E N E .

VORIGEN.

BRENNO.

BRENNO, zu dem Druiden, der ihn führt.

Führe mich besser! Ist er hier? Lais mich nicht so fehl treten.

Ist er hier?

HERMANN.

Ach mein Vater Brenno, wo kömmst du her ? BRENNO.

Nun so bist du denn hier.

Ich habe nicht

U N D

D I E

F Ü R S T E N .

249

THEUDE.

Halt ein wenig inne, mein Vater.

Ich kann

jezt nicht reden. HERMANN.

Bey diesem Schwert, o Mana! verheifse ich dir zu rächen die Schmach meiner Mutter Thusnelda ! —

den stolzen Triumphwagen I — die

klirrende Kette! — durch Piömerblut! — durch viel Tyrannenblut! — blut! —

durch Säuglingsmörder-

durch das Blut ihrer Feldherrn!



Gieb mir das Schwert.

V I E R T E DIE

S C E N E .

VORIGEN.

BRENNO.

BRENNO, zu dem Druiden, der ihn führt.

Führe mich besser! Ist er hier? Lais mich nicht so fehl treten.

Ist er hier?

HERMANN.

Ach mein Vater Brenno, wo kömmst du her ? BRENNO.

Nun so bist du denn hier.

Ich habe nicht

250

H E K M A IT N

durchkommen können ! Schon lange habe ich hier seyn wollen; aber die reifsenden Regenbäche, und mein Alter, und dafs mir der Tag nicht mehr leuchtet! Ich habe bey den Siegern seyn wollen. Das ist die Zweyte! Ja die Sieger haben Wodan mit mir opfern sollen. Und nun geschieht es ja auch! Nun so bist du denn hier! Deine Hand, mein Sohn Hermann. Denn ich kann dich nicht sehn! HERMANN. Er umarmt

Brenno.

Ach Brenno! du Freund meines ehrenvollen Vaters so lange! und meinet auch so lange, schon seit meinen ersten Waffen! mein Lehrer, mein Führer durch That! Er, ist todt dein alter Freund, und ach er BRENNO.

Klag' ihn nicht! Er ist in Walhalla, und hat jezt gute Botschaft von uns. HERMANN.

Ja, Brenno, drey meiner liebsten Kriegsgefärten sind zu ihm hingegangen. BRENNO.

Komm her, du guter Hermann, du edler Sohn meines alten Freundes, dafs ich dich noch

U N II

DIE

FÜRSTEN.

25»

Einmal umarme! Nun, Thuiskons und Mana's Glück zu deiner neuen Teutoburgschlacht 1 Hat Cäcina seine Botschaft auch schon hinuntergebracht ? HERMANN.

Ihr Fürsten, ich kann es ihm nicht länger verbergen ! Ich bin im Elend, Brenno ! Wir können sie vertilgen ! und die Fürsten wollen sie nicht vertilgen, BrennoI Verzeih"mir, dafs mir die Thräne herunterstürzte! BRENNO.

Tröste dich, ich habe dir nichts zu verzeih«. Da die Thräne dir flofs, da Hofs RÖmerblut! Aber was sagtest du sonst noch? Ich verstand dich nicht. HERMANN.

$ie wollen Cäcina zu Germanikus entkommen lassen. BRENNO.

Ich versteh dich noch nicht.

Du willst mich

alten Mann mit zu viel Freuden überhäufen, darum sagst du mir so etwas, und hernach soll ich es viel anders hören!

HERMANN HERMANN.

O wenn das wäre! Aber die Fürsten ekelt vor unsrer Waldschlacht, vor Siegmars Schlacht, vor der Schlacht ihrer Väter! Sie wollen dem älten Krieger Cä„cina sein festes Lager stürmen! BRENNO.

Also ist es! INGOMAR.

Ja, Brenno, eh' der Mond aufgeht, sollst du Wodan unter den Leichen der Überwundenen im Lager opfern. BRENNO.

Nur Wodan weifs, wenn, und wo w i r ihm opfern werden, und nicht ihr! und nicht ich! Auch das weifs ich nicht, wie ihr schlagen müfst-; aber doch frage ich euch :

Habt ihr

diese beyden Siegstage durch die Waldschlacht gesiegt? oder habt ihr ein Lager erobert? ARPE.

Heut diefs! Morgen das! Das Blutspiel hat vielerley W ü r f e ! BRENNO.

Wodans Schild auch! und manchmal fällt Tod heraus.

Bist du denn nicht peldherr, Hermann?

UND

D I E

F Ü R S T E N .

253

GAMBRIV.

Die Fürsten sind Feldherrn, Druide! ERENNO.

Und Cäcina Sieget I Ach ihr Götter, nun versteh' ich sie ganz, die Fürsten! Ich bin alt, mich hAt schon oft verlangt zu Siegmarn hinzugehn : aber unsre kühnen edlen Jünglinge, die diese beyden Tage nichts als Varus gedacht haben! unser ganzes Volk, welches weifs, dafs es noch niemals einer dieser schwindelnden Eroberer so blutig ernsthaft mit uns gemeint hat, als dieser Germanikus, dieser Cäsarsohn, den uns Tiberius mit acht Legionen zusandte. EIN

HAUPTMANN.

Deine Fürstinnen

sind nun endlich ange-

kommen. ARPE.

Führe sie herauf. DER

Wo sind sie?

HAUPTMANN.

Sie haben deine Erlaubnis vermuthefc.

Sie

sind in der Nähe. Der Hauptmann gebt. GAMBRIV.

Weissage uns, Druide, wie der Cäsarsohn.seinen Ernst fortsetzen'wird.

Ii E K M A N S

254

BRENNO.

Ihr macht mir das Weissagen sehr leicht. So höret denn, -was ihr euch selbst sagen könntet, wenn ihr die Dinge ansehn wolltet, wie sie sind.

Wofern Cäcina entkömmt, und ihr

auch dann Hermann hindert, mit den Römern zu schlagen, wie der Deutsche allein mit ihnen schlagen mufs : so kann , und so wird die Rache des Casars noch fürchterlicher seyn, als wir sie erwarten musten, da er kam.

Denn nun hat

er nicht nur Varus zu rächen, sondern auch sich selbst!

Acht Legionen geschlagen.

Sind

sie es etwa nicht? und ist er vielleicht dem Rheine nicht zugeflohn ?

Und acht Legionen,

die er durch den Anblick der Unbegrabenen bey Teutoburg entflammt hatte 1 Und jetzo diese quälende Unruh, was das Schicksal der vier Legionen seyn werde, von denen er weifs, w o sie sind, und von wem sie (denn meint ihr etwa, dafs er auch an euch denkt?)

von wem sie

umringt sind! Ihr stehet doch, dafs es der Rache des Cäsars nicht an Nahrung gebricht fortzuglühn ?

Wenn wird sie enden diese schreckli-

che Rache? und womit? Denn ihr lasset gewifs nicht ab Hermann zu widerstehn I Nur Eins kann uns Rettung seyn.

Die Fürsten Deutschlands ha-

ben sich dem Neide gegen Hermann verwünscht.

U N D

D I E

F Ü R S T E N .

255

/

Dem gleichen Neide gegen Germanikus,

eben

diesem Scheusale, verwünsche ich dich,

und

nicht umsonst, denn du bist mir bekannt, dich, grofser Imperator in Rom, damit du den Cäsar mitten aus seinen Siegen zurückrufst, und w i r durch

diese

unsere

einzige

Kettung

gerettet

werden!

F Ü N F T E DIE

S C E N E .

VORIGEN,

HERMINONE.

ISTÄWONA. LIBUSCH.

Herminone hat Bogen und Köclier.

D i e Forsten senken

die Schilde bey der Ankunft der Fürstinnen. ARPE.

Ihr habt laug gesäumt.

Meint ihr etwa,

dafs w i r jezt mit den Piömern ohne Wunden schlagen?

Den ersten Tag war's dicht daran,

dafs mir euer Beystand sehr würde gefehlt haben. ISTÄWONA.

Das bebende Reh, deine Tochter, hat mich so lang aufgehalten. HERMINONE.

Herzeih, mein Vater, ich fürchtete

U N D

D I E

F Ü R S T E N .

255

/

Dem gleichen Neide gegen Germanikus,

eben

diesem Scheusale, verwünsche ich dich,

und

nicht umsonst, denn du bist mir bekannt, dich, grofser Imperator in Rom, damit du den Cäsar mitten aus seinen Siegen zurückrufst, und w i r durch

diese

unsere

einzige

Kettung

gerettet

werden!

F Ü N F T E DIE

S C E N E .

VORIGEN,

HERMINONE.

ISTÄWONA. LIBUSCH.

Herminone hat Bogen und Köclier.

D i e Forsten senken

die Schilde bey der Ankunft der Fürstinnen. ARPE.

Ihr habt laug gesäumt.

Meint ihr etwa,

dafs w i r jezt mit den Piömern ohne Wunden schlagen?

Den ersten Tag war's dicht daran,

dafs mir euer Beystand sehr würde gefehlt haben. ISTÄWONA.

Das bebende Reh, deine Tochter, hat mich so lang aufgehalten. HERMINONE.

Herzeih, mein Vater, ich fürchtete

256

H E .11

M A N N

ARPE.

Und was? Wende dich weg, wenns an den Lanzen blutet. HERMINONE, leiser, indem sie nach Hermann sieht.

Meine Mutter, wer Zu Arpe. Die Lanzen sind es nicht, was ich am meisten fürchte. ARPE.

Und was ist es denn? ISTÄWONA.

Vielleicht die Piomulus und Remus auf den Helmen. HERMINONE.

Auch die nicht, meine Mutter;

aber der

Triumphwagen! KATWALD, zu Hermann leiser.

Die Fürstin ist kein so furchtsames Reh; denn diesen dürfen wir nun auch fürchten. ISTÄWONA.

Sie wäre gar nicht gekommen, hätte sie nicht eine so grofse Begierde gehabt, Fürst Malwends Adler zu sehn.

UND

D I E

F Ü R S T E H .

257

HERMINONE.

Den Adler?

Fürst Hermanns Adler denn!

Meine Mutter, ich wollte unsere Krieger für ihr Vaterland streiten sehn, das wollt ich!

Leiser.

Aber sage mir, wer von ihnen ist Hermann ? ISTÄWONA,

Fürst Hermann,

zu Malwend.

reiche ihr deinen Adler,

dafs sie ihn recht besehen kann. THEUDE.

Mein Vater, heifst denn Fürst M^lwend auch i Hermann ? HERMINONE.

Bist du Thusnelda's Sohn? THEUDE.

Der bin ich,

und ich habe heute meiner

Mutter Thusnelda Rache b e j dem Schwerte geschworen, bey meines Vaters Schwert, und nicht bey diesem kleinen! HERMINONE.

Das w a r eine edle Thräne,

die dir weg-

stürzte, Hermann! Glücklicher war ich n i e , als heute, da ich endlich den Befreyer des Vaterlandes sehe. K l o p s t . W. IX. B.

17

258

H ja K M A W K ARPE.

Herminone! HERMINONE.

Ich versteh dich nicht, mein Vater. ARPE.

Ich sage dir, dafs du eine Kattin bist! HERMANN.

Ich danke d i r , Herminone.

J a , Wodan liefs

mir meine Stirn heifs glühn, und mein Herz laut aufschlagen, dafs ich mein Vaterland retten konnte! Dir, Arpe, könnte ich antworten, dafs ich ein Cherusker b i n ;

aber lafs uns so

nicht reden, edler Vater dieser edlen Tochter. W i r sind Deutsche. A R P E , steht auf.

Gieb mir deine Hand) Hermann.

Du bist

deiner Schlacht w e r t h ! ISTÄWONA.

Aber ist denn hier Streit gewesen ? der Götter willen,

Um

euer Streit ist Leben der

Tyrannen! HER M I N OME.

Unsere Jünglinge machten einen Chazer zum

UND

Gefangenen. tete ihn noch. gesehn.

DIE

FÜRSTEN.

«259

Sie wollten ihn tödten, ich retEr hat vor kurzem Thusnelda

Er steht am Eingange. INCrOMAR.

Der Chazer soll herauf kommen. THEUDE.

Der liebe Mann hat meine Mutter gesehn I HERMINON?.

Freut dich das eben so sehr, als dich.deine Waffen freun? THEUDE.

Eins würde mich noch mehr freun, als selbst meine Waffen, ach das Eine, wenn ich sie selbst sähe! I N G O M A R , zu deta Ch«aer.

Wo kommst du her? OER

CHAZEk.

Von Germanikus. INGOMAR.

Wo willst du hin? DER

Zu Cäcina.

CHAZER.

2ÖO

H

E R M A N N INGOMAR.

Willst du es sagen? DER

CHAZER.

NeinI INGOMAR.

So must du sterben! DER

CHAZER.

Das mag gerecht seyn, oder nicht, so machst du es doch, wie du willst; und also habe ich dir weiter nichts zu sagen. INGOMAR.

Werde dadurch wieder ein Deutscher, dafs du uns deine Botschaft sagst.

Nur dieses kann

dich retten, und mehr als retten, denn ich will dich belohnen. H E R M I N O N E , zu Hermann.

Warum sprichst du nicht von Thusnelda mit ihm? HERMANN.

Das andre geht vor. DER

CHAZER. \

Ingomar, seit wenn ist, oder wird man ein Deutscher durch Treulosigkeit?

UND

DIE

F Ü R S T E N .

261

HERMANN.

Wie lange bist du bey den Römern? DER

CHAZER.

Seitdem w i r ihre Hiilfsvölker sind. HERMANN.

Die Fürstin Herminone hat mir gesagt, dafs du Thusnelda vor Kurzem gesehn hast. DER

CHAZER.

Ja Hermann, ich habe deine edle Fürstin gesehn. HERMANN.

Wenn? DER

CHAZER.

Im Anfange dieses Feldzugs. Sie wüste nicht, dafs w i r Chazer den Römern hülfen, und sie glaubte, dafs ich dich sehn würde; und ich sehe dich ja nun auch. HERMANN.

Schweig] O

Zu Herminone. (

Ich magO ihn * nicht

fragen! Eins n u r : Lebt mein Sohn? DER

Er lebt.

CHAZER.

aßZ

HERMANN THEÜDE,

Mein Vater, o frag' ihn doch auch nach meiner Mutter. HERMANN.

Kaum kann ich, mein Sohn! Fürchtest du die Antwort nicht auch? Wie begegnen sie ihr? DER

CHAZER.

Sie wohnt auf dem Lande, und sieht wenige. Wer zu ihr kommt, begegnet ihr mit- Ehrerbietung. HERMANN.

Du hast mein Her? erluftet! weinen gesehn? DER

Hast du sie

CHAZER.

Neinl Aber sie sieht sehr bleich aus, und viel anders, als zu Varus Zeit. HERMANN.

0 Hertha! meine Thusnelda! THEUDE.

Ach meine arme Mutter! HERMANN-.

Tragt sie einen Dolch?

UND

DIE DER

F Ü R S T E N .

203

CHAZER.

Sie hat weder Jagdspiefs, noch Dolch, noch sonst etwas zum Gebrauch.

Ihr Wort, da ich

wegging, w a r : Sag Hermann, dafs ich wie die Blume am Bache blühe I Nein, sage das nicht, sage ihm, wie es ist, dafs ich wol nicht lange mehr leben werde! Sage ihm, er soll um meinentwillen nichts thun, was er sonst nicht thäte. Aber er liebt ohne diefs, und mufs sein Vaterland mehr lieben als mich! Sage meinem Hermann, sage dem Streiter für die Freyheit Deutschlands, dafs ich ihn nie vergessen werde} THEUDE.

Du guter Mannl DER

CHAZER.

dafs er ab'er, wenn er bittere Stunden hat, sie nicht durch mein Andenken sich noch bitterer machen soll, sondern sich dann nur seiner Thusnelda erinnern, wenn er des Tyrannenblutes so viel vergiefst, dafs sie keine Triumphe halten können! THEUDE.

Mann, du sprichst wie ein Gott! DER

CHAZER-

Denn alsdann werden mich die hohen Röme-

264

H E R M A M N

rinnen nicht vor dem schrecklichen Todeswag^n sehn! 4

HERMANN'.

Geh, ich halte es nicht mehr aus!

Lafst

ihn noch leben. INGOMAR, zu einem Kiiegsgefilrten.

Sage zu den Jünglingen, dafs er noch nicht sterben soll. HERMANN.

Weist du auch, Herminone, wie Thusnelda vor dem Cäsar stand, da sie ihm Segest übergab, er nun nicht mehr allein der Verräther seines Vaterlandes, sondern auch ihr Verräther ? Unter den hohen Frauen stand sie, aber meines Sinnes, nicht seine Tochter, sondern mein Weib! zu stolz um zu weinen! kein bittender L a u t ! den Feuerblick (ach ich kenn' ihn w o l ! ) auf den schwängern Leib! auf ihr ungehöriges Kind, das nun schon Sklav war.

Herminone!

und zu diesem Allen nun noch der schreckliche Todeswagen!

Herminone !

jenes Mitleid,

durch viel des Tyrannenbluts,

den stolzesten

aller Verhöhnungen, den Triumphen, Einhalt zu thun, durch unversiegende Wuhden ohne

UNI)

D. I E

FÜRSTEN.

265

Zahl, durch Torleswunden ohne Zahl, das Mitleid werden heute die Führer unsrer Heere mit ihren Fürstinnen nicht haben! HERMINONE.

Ich versteh dich nicht. HERMANN.

W i r wollen nicht mehr davon reden. ISTÄWONA.

Ich aber will das fürchterliche Geheimnifs wissen I GAMBRIV.

Das Geheimnifs ist kurz diefs: W i r wollen die Römer in ihrem Läger vertilgen! und Hermann will mit ihnen noch im Walde herumziehn. KATWALD.

J a , das will e r , und zwar so, wie er einst auch herumzog, und dadurch machte, dafs so gar ein Triumph über andere Völker, Tiberius illyrischer, aufgeschoben w a r d ! HERMINONE .

Also ist Hermann nicht Feldherr?

O wäre

ich bey meinen Rehen geblieben! denn nun seh' ich ihn gewifs, den schrecklichen Tedeswagen!

26$

H I 1 M i

B ,S

ISTÄWONA.

Willst du dich denn niemals erinnern, dafs du eine Kattin bist? HERMINONE.

Soll ich es etwa schon vergessen haben, dafs ich kaum entrann, da wir Katten uns jüngst Überfällen liefsen, und die Römer Knaben und Greis , Kind und Mutter tödteten , und die Jünglinge nur durch Schwimmen vor dem Würgen sich über die Eder retten konnten? ISTÄWONA.

Komm! Bercennis lud uns zu sich ein. können nicht länger säume.n!.

Wir

HERMINONE.

Wenn du nur erst vor dem Lager der Römer vorüber wärst, meine Mutter! Es ist doch so nah! so nah! und sie haben das Auge, und den Schwung des Falken, wenn sie Triumphbeuten, wie du bist, auflauren. Dazu wird ihnen durch deine Fackeln der Blick geschärft. ISTÄWONA.

Wachst d u ? oder träumst du? Komm! HERMINONE.

Ich weifs so gut wie d u , dafs ich träume;

UND

DIE

P Ü R S T E N ,

267

aber Träume haben Bedeutung, und oft schreckliche 1 Sie geht «chnell voran.

Istäwona und Libusch folgen.

HERMANN.

Ich unterwerfe wich

eurer Entscheidung.

Aber gestattet mir nur noch etwas zu sagen, so wenig ich auch glaube, dafs es euch bewegen wird. GAMBRIV.

W i r gestatten's, allein sey kurz! HERMANN.

W a s duldet, w e r ein Mann ist, nicly; wegen des Vaterlands.

Fahr du fort mir zu begegnen,

wie du thust; aber höre. sieben Tausend.

Cäsar hatte kaum

Er machte sein Lager noch

kleiner, als für diese Zahl.

Die Thore schlofs

e r , dem Scheine nach, durch gehäufte Raäen, und auf dem ungewöhnlich hohen Walle liefs er nur wenig Wachen herum i r r e n , alles in der Absicht,

dafs er sechzig tausend Galliern

desto verächtlicher würde.

Diese liefsen sich

durch Cäsars verstellte Furcht zum Angriffe verleiten.

Aber nun brach er auf Einmal aus allen

Thoren hervor, tödtete, und zerstreute so rasch, t

HERMANN

268

dafs die -wenigen Fliehenden die Waffen wegwarfen, um nur zu entkommen. GAMBRIV.

Das magst du wol in dem Fabelbuche von Casars Thaten gefunden haben.

Denn er spielte,

höre ich, manchmal mit dem Griffel, und soll das Fabelbuch selbst geschrieben haben. HERMANN.

Woher ich es wisse , daran liegt nichts, aber alles daran, dafs Cäcina Schritt vor Schritt Cäsarn nachfolgt.

Ein engeres Lager, als vier

Legionen haben müfsten; Rasen in den Thoren; auch fuhren sie "noch spät in die Nacht mit Erhöhung des, Walles fort. INGOMAR.

Vier Legionen ? Versteh' ihn nur recht, Gambriv.

Er rechnet eine ziemliche Anzahl Kohor-

ten mit, weil sie noch nicht begraben sind. HERMANN.

Meine Kriegsgefärteii haben scharfe Aug^n, ich befehle sehr bestimmt, und weifs sehr genau, wie stark die Legionen noch sind. MALWEND.

Aber sind w i r denn Gallier?

UND

DIE

FÜRSTEN.

23

Ha A l z e s , Alzes mit dem goldenen Apfel! Doch

es klirren

die W a f f e n

noch!

Waffen

es Wirren

die

noch.!

H a Alzes, Alzes mit dem fliegenden Mondglanzhaar! D o c h es klirren die W a f f e n n o c h ! klirren die W a f f e n noch!

Das Horn von meinem Uhr, und voll, wie (3er Bach ist, wenn oie Berge schmelzen. nicht für mich.

Nein

Euch schütte ich es aus, ihr

guten Götter! Er singt. H e r t h a , Hertha verhüllt in den weifsen T e p p i c h ! Doch

es

klirren

die W a f f e n

noch!

es klirren

die

Waffen noch! Hertha

im

Schatten

des

heiligen

Laubes,

in

der

Kränze Schatten! D o c h es klirrea die W a f f e n n o c h ! klirren die W a f f e n noch! Zu Gambriv.

Nun du Gewitterwolke, warum stürmst du nicht ? Aber der Leichenadler fliegt gern gegen den Sturm. Er singt. Mein rasches. Mädchen ist so fern von mir, Und gafft mit dem R e h . Y o m Felsen herab.

30/|.

H E R M A N N

Lauscht herunter, ihr Rehe, Bald klingt die Lanze nicht mehr! Mein rasche» Mädchen ist so fern von mir Und sieht mit Augen, die weinen, herab! Trockne die Zähre, du Frühlingsbraut, Bald triefet die Lanze nicht mehr! Bald klingt, bald trieft die Lanze nicht mehr, Du schöne, hohe Frühlingsbraut! du freye Deutsch»! Das that der Götter Schaar um Wodans Schild, Der Göttinnen Schaar tun Hertha's Teppich, du freye Deutsche! W a s w i r uns alle vor Freuden machen wollen, eh sie aus dem Lager aufbrechen ? W i r wollen . . MALWEND. Er hatte schon vorher die Lanze weggegeben,, und sich auf den Schild gelehnt.

Das also w a r die Standhaftigkeit der Hatten? ARPE.

W i r wissen selbst in der Schlacht zu weichen. MALWEND.

Aber auch umzukehren. ARPE.

Ich bin nie standhaft, um es zu seyn. Sachen, andre Entschlüsse.

Andre

UND

SIE

F Ü R S T E N .

305

MALWEND.

Ich bin standhafter, als du, weil ich da keine Ändrung sehe, w o keine ist. ARPE.

Ich habe dir vor der Schlacht nichts mehr zu sagen. KATWALD.

Du zweifeltest ja im Anfange selbst, Malwend. MALWEND.

Aber ich entschlofs michl KATWALD.

Das waren der Worte viel, um zu sagen, dafs man weiser sey, als selbst der Fürst der Hatten mit dem Bliithenhaarl MALWEND.

Standhafter, sagt' ich. KATWALD.

Der Standhaftigkeit also sehr viel; aher der Weisheit etwas weniger. MALWEND.

Rascher Jüngling, du weist zu sehr, wie ich dich liehe. Kl.

o PST.

w . IX.

fl.

5JO

H E R M A N N

306

KATWALD.

Und du wenigstens recht gut, wie ich dich! Lais uns von dem sprechen, wovon ich erst anfing, was wir uns alle vor Freude machen wollen, so lang Cäcina noch an der lezten Wurzel zehrt.

Fürs erste Tanz bis die Sonne auf-

geht, zum.Anfange geflügelter kattischer, dann der wilde der Tenchterer-, auch der mit dem Marsenschi itt, dann der hohe stolze Cheruskertanz, wie um Teutoburgs Denkmal! Und schlafen müssen wir doch endlich auch einmal. zer Schlaf!

Kur-

Dann in den Flufs, wie wirs im

Frieden gewohnt sind.

Denn der währt ja so

lange sie im Lager bleiben.

Ihre Lanzen das

Bad trüben? Dazu liegen unsre ,zu dicht am Ufer.

Unterdefs haben die häuslichsten Mäd-

chen der Wagenburg Rehe für Arpe und seine Kriegsgefärten Wild,

geröstet;

und für uns übrige

wie es vor dem Bogen gefallen war.

Nun sind wir wieder da, und halten den Morgenschmaus.

Beym Schmause allerhand Erzäh-

lungen aus der alten Zeit: Da der Cimbrer zog! da Melo und Baitorit mit Lollius Waffentanz hielten, bis sein Adler in deutschen Schatten nistete! da wir an Britanniens Küste strandeten, und dort doch thaten, was wir wollten! da wir in Pharsaiien .dem hirnvollen Kahlkopfe

UND

D I E

den Lorber flochten ! Zeit:

Da,

(denn

F Ü R S T E N .

307

Auch aus der neueren

n u n , nun dürfen wir von

Teutoburg reden I )

da der Jüngling

Hermann

die heT den ersten Tage manchmal allein schlagen niuste !

da aber am dritten Abend Varus

Kopf Marbod geschickt wurde, und durch den nach R o m !

da der Marse mit dem Cherusker

um den Adler s t r i t t !

da Thusnelda,

Braut,

und

verlieht w a r !

wie eine

tanzte, und

auch von ihrem Theude sang ,

sang!

dem schönen

Knaben mit den schönen W a f f e n ! THEUDE.

Von mir? E r stürzt auf Katwald zu, und küfst ihm Schwert» Lanze und Schild. KAT WALD.

Eine Bitte must du dem Ubermafse meiner Freude zugestehn, alter hercynischer Katte! Ich habe euren neuen Siegstanz noch nicht gesehn. Herminone soll ihn uns tanzen. ARPE.

Jezt tanzen?

Dazu sind uns die Piömer zu

nah, und es tagt bald. KATWALD.

l^nd wenn der Mittagsstrahl herunterstrahlte,

HERMANN

308

so sind uns itzt, da du auf unsrer Seite bist, die Römer nicht zu nah.

W i r legten die W a f -

fen ungestraft in den W a l d ,

und tanzten auf

dem Angerl Nun, Arpe, du warst ja einst auch Jüngling, und mochtest gern den Reihn sehn] Soll ich die Fürstin Herminone nun herauf begleiten ? ARPE.

Ich weifs nicht, ob meine Tochter diesen Tanz recht tanzt. KATWALD. W a s ? sie tanzte ihn nicht recht? Alle unsre Barden wünschen sich in ihren Lenzgesängen, dafs diese dem Tanze der Fürstin Herminone gleichen möchtet! ARPE. Aber eure Bräute sagen ja, der neue kattische Siegstanz komme an ihre Tänze nicht. KATWALD. Fürst Arpe, das ist Neid, wie schön, und wie schlank unsre Bräute auch sind.

Lafs mich

nur hingehn, ich bitte dich, lafs mich hingehn! Er geht.

UNT)

DIE

F Ü R S T E N .

509

ARPE.

W i e könnt' ich dem ungestümen Jünglinge widerstehn, Ingomar? I N G O M AR.

W e i l w i r denn doch so gewifs in der Waldschlacht siegen, und es hernach mit den Römern, wenigstens in Deutschland, aus seyn w i r d ; so lafs uns, eh' er mit deiner partheyischen Fürstin wiederkommt, ein Friedenslied singen hören. Ich bin ohne diefs des unaufhörlichen miide, und unser Heer vielleicht auch.

Kriegs Werdo-

m a r , das Friedenslied, das du am Bache sangst. ARPE.

Glaube m i r ,

Ingomar, da'fs ich noch aus

besseren Ursachen, als du etwa jezt hast, gern Friedenslieder höre. GAMBRIV.

Du Katte, Friedenslieder? A b e r du scheinst mir überhaupt etwas zu altern. ARPE,

Nämlich

seitdem du

das Horn

weggabst.

Wende dich mit dem Gesänge ereaen das Heer, D Ö t? Werdornar, damit es erfahre, dafs seine Tapferkeit nun bald Friede belohnen werde.

H E R M A H Tf ZWEY

STIMMEN.

Hasset die C h a z e r , die jezt im R ö m e r b u n d e sind; E i n s t w a r e n sie edel, und w e i d e n es wieder s e y u ! W e i s e wie sie, wollen w i r aus dem Berge W a f f e n G r a b e n , und von der volleren Ahre rauschen

hören

das T h a l !

ZWEY

CHÖRE.

K e i n deutsches Blut fliefse von deutschen Lanzen in des Haines B a c h ! W i r , die die stolze Roma nicht b e z w a n g ! wollen uns M e h r v e r e h r e n , und sparen den muthigen Frühlingsschwärm D e r Siegerin zum U b e r w i n d e i !

EIN

CHOR.

O Sommermorgen, w i e leuchtest du D u r c h des Haines grüne Nacht. S a n f t , w i e der Geliebte, dem die Braut D i e ersten W a f f e n umkränzet h a t !

ZWEY

BARDEN.

Seht i h r , er k o m m t , der J ü n g l i n g Alzes kommt I n dem Schimmer des Hains d a h e r ! A u f , eilet, u n d brechet dem G o t t e D i e jüngsten Blumen der H e e r d e !

UND

» I E

FÜRSTEN-.

SU

E r wandelt, und sein lichtes Haar Schwebet ihm herab bis zu der Ferse. Tlim ruhn in dem Rücken die H ä n d e ; D o r t verbirgt er des Sch,weifses L o h n ! EIN

CHOR.

L e g t w e g die blutige L a n z e , U n d verdient, was der Gott dem Krieger verbirgt, D e s Angers goldenen Apfel, U n d des Hügels rüthliche Traube. ZWEY

CHÖRE.

Hinter Alzes führt den Friedenswagen Hertha'» Sein Zwilling&biuder Alzes ! D i e Qöttin mehret, die Erndte, Und die L e s e der Götter! Hermiiione und Katwald kommen.

Sie halt einen Kranz von

Eichenlaube, in der Hand.

A u f eilt, es töne der Köcher, E s rausche der B o g e n , fliege der P f e i l ! E s fallen, fallen der Göttin D i e jüngsten Hirsche des H a i n e s ! ARPE.

Wo ist deine Mutter? IIER MIN ONE.

Sie tröstet Bercennis, dafs sie Flavius gesehn hat.

H E R M A N S

5*2

ARPE.

Beleidige meine Freunde nicht 1 HERMINONE.

Beleidigen? das werde ich' nicht! Aber lafs » i c h lieber wieder umkehren, wenn ich nicht thun darf, was ich will. HAT W A L D .

Du scherzest, Arpe,

Ein Fest ohne Frey-

heit ist ein Kriegfr ohne Waffen, und ein Madchen ohne Unschuld. ARPE.

So lafs sie denn tanzen, und thun, was sie mag.

Ihr Fürsten, ihr rechnet mirs nicht an,

was sie thut, und wie sie es thut. ZWEY

BARDEN.

Das Mädchen bringt des Ilaines Kranz! Allein wer wird der Krieger seyn, Dem sie den Kranz Um die Schlafe windet? Die Musik der Instrument« währt durchgehend» nach diu» Ge. lange der Barden noch etwa« fort. So lange teyde» währt, tanzt Herrtinone.

UND

DIE

FÜRSTEN,

313

HERMINONE. Da bring' ich euch des Haines Kranz! Ich weifs w o l i l , wer der Krieger isti Dem ich den Kianz Um die Schläfe winde! DIE

BARDEN.

Das Mädchen tanzt, und blickt, und wählt, Und nimmt den Schild dir; * )

nimmt ihn nicht,

Allein wer wird der Krieger seyn, Dem sie den Kranz um die Schläfe w i n d e t ? HERMINONE. Hier bin ich, und nehme den Schild, Malwend, dir! Ich weifs w o h l , wpr der Krieger ist, Dem ich den Kranz um die Schläfe w i n d e ! S i e b r i n g t i h m den S c h i l d

DIE

wiedeT.

BARDEN.

Das Mädchen tanzt, und blickt, und wählt, Und nimmt das Schwert dir; * * )

nimmt es nicht,

Allein w e r wird der Krieger seyn, Dem sie den Kranz um die Schläfe w i n d e t ? *) wollio.

Sie n a h e t siph K a t w a l d , Es w i r d v o r a u s g e s e z t ,

den d r e y e n ,

als ob sie i h m d e n S c h i l d

nehmen

m a n w i s s e , dafs sie m i r einem

dem sie S c h i l d , o d e r S c h w e r t ,

liat, den K r a n z geben w e r d e . Sie n a h t sich H e r m a n n .

von

oder Tanze genommen

5 aber die Götter hassen ihn nicht! Er liebt sein Vaterland. lief fort.

Die Götter hassen ihn nicht ! Ich Ich fiel einigemal mit dem Schwert

hin, und noch weifs ich nicht, wie ich heraufgekommen bin. HERMANN.

O ihr guten Götter, rettet mein Vaterland!

E L F T E DTE V O R I G E N . BARDEN,

UND

S C E N E . DIE

FÜRSTEN,

KRIEGSGEFARTEN.

HERMANN. E r läuft »lif Katwald i n , und umarmt ihn.

Dank den Göttern, und dir !

Wenn doch

mein Vater lebte, und dich jetzo sähe !

Ich

weifs es schon durch den Knaben da mit dem grofsen Schwerte) dir selbst.

aber doch Ein Wort von

Wie Wars, Katwald V KATWALD.

Ich schleuderte den Schild nach ihm, und doch waif er selbst in diesem Augenblicke, das

HERMANN

358

werde wie dein Vater! Die Fürsten hassen ihn> aber die Götter hassen ihn nicht! Er liebt sein Vaterland. lief fort.

Die Götter hassen ihn nicht ! Ich Ich fiel einigemal mit dem Schwert

hin, und noch weifs ich nicht, wie ich heraufgekommen bin. HERMANN.

O ihr guten Götter, rettet mein Vaterland!

E L F T E DTE V O R I G E N . BARDEN,

UND

S C E N E . DIE

FÜRSTEN,

KRIEGSGEFARTEN.

HERMANN. E r läuft »lif Katwald i n , und umarmt ihn.

Dank den Göttern, und dir !

Wenn doch

mein Vater lebte, und dich jetzo sähe !

Ich

weifs es schon durch den Knaben da mit dem grofsen Schwerte) dir selbst.

aber doch Ein Wort von

Wie Wars, Katwald V KATWALD.

Ich schleuderte den Schild nach ihm, und doch waif er selbst in diesem Augenblicke, das

UND

DIE

FÜKSIE1S.

359

w a r römisch! und deutsch w a r es, denk' ich, dafs ich meine Lanze seiner Lanze liefs, und traf.

begegnen

S o , Hermann, haben die Göt-

ter meinen Entschlufs, und meinen Arm gelenkt. Und doch mufs ich t r a u r e n ; denn ich sehe n u r t r ü b e W o l k e n auf der Fürsten Gesicht,

und

nichts von dem Lächeln, mit dem ein tapfrer M a n n den Göttern gehorcht.

Dafs ich mein

Leben hingewa^t ö o h a b e ,1 wie könnt' ich das anf ü h r e n ; aber dafs DER

DRUIDE.

B r e n n o ! das Rofs w u r d e geführt. noch nie eins Sieg angekündiget ! w a r d ihm zu Funken !

So hat

Das Auge

Die Erde bebte unter

dem Stampfen seines Hufs!

Es wieherte ; und

w e i t hin scholl der W a l d !

W i r strebten um-

sonst es an den heiligen Wagen zu spannen.

Es

wollte sich von dem losbäumen, der ihm in der Mähne h i n g , aber er blieb.

Da sprang es über

einen B a c h , selbst f ü r den Jäger zu b r e i t , und schleuderte den Jüngling in den Bach. so hat das Rofs geweissagt.

Brenno 1

Er geht.

HERMANN.

D a f ü r , dafs du ohne Hofnung, die Fürsten auf den Ausspruch der Götter aufmerksam zu

56O

H E R M A N N

machen, dein Leben gewagt hast, dafür, junger, edler, vaterlandischer Krieger, nimm diesen Kranz aus meiner Handl KATWALD .

Wie könnte ich eines so verdienstlosen Stolzes seyn, und einen Kranz tragen, den Hermann trugl Ihr Fürsten! aher das rufe ich euch laut zu, dafs die Götter der Waldschlacht den gewissen Erfolg verheifsen haben.

Nun wird hey

dem Lagerangriffe Wodans Schild nicht vor euch hertönen, er wendet ihn, und ihr fallt ungeschützt.

Und dann, wenn der Römer Fufs auf

den Sterbenden ausruht, wird das lpzte, was ihr hört, der gewandte Schild des Gottes seyn, der aus schreckender Ferne dumpf hinter euch tont! ARPE.

Das sagst du; und wir sagen, dafs wir die Götter nicht fragten, und dafs sie uns schützen werden! KATWALD.

Du schweigst, Brenno? BRENNO.

Das Schweigen des Todes, oder der Selbstvevurtheilung ist sehr nah > und so schweig ich auch.

UND

DIE

FÜR S T E H .

5(i l

ARPE.

Todte Sieger sind auch Sieger, Druide! KATWALD.

Und todte Flüchtlinge? ARPE. Diefs sagst du dem Fürsten der Hatten! KATWALl). Und was sagst du dadurch, dafs du ihre» Ausspruch nicht hören willst, den Göttern! ARPE.

So mufs denn ich, der nie wiederholte, dir es wiederholen, dafs ich die Götter nicht gefragt habe.

Hör auf, oder zieh mit deinen

Marsen fort.

Wir könnens ohne dich thun. KATWALD.

Was könnt ihr nicht ohne mich, und meine wenigen Hunderte thun.

Aber wenn euch nun

durch mich vor dem Ausgange einer Unternehmung , zu der ihr noch stets forttaumelt, die Götter, auch ungefragt, gewarnt hätten?

3Ö2

Z W Ö L F T E BRENNO.

S

CENE.

DIE

FÜRSTEN.

HERMANN, zu den Barden, und Kriegsgefärten.

Entfernt euch.

Wir wollen allein seyn. THEUDE.

Ich auch, mein Vater? HERMANN.

Alle,

sagt' ich.

Geh I

Ich -wiederhole es

euch, ihr Fürsten, und wollt i h r , dafs ichs bey dem Schwerte Wodans schwöre,

so will ichs!

Wenn ihr mich nicht hindert, Cäcina mit diesen vier Legionen durch'die Waldschlacht, die einzige, durch die es geschehn k a n n , zu vertilgen , so geh ich h i n , ich will jedem

unter

euch gehorchen, der mirs geheut! ich gehe hin, und suche den Cäsar mit den andern vier Legionen auf, w o er ist; und wenn,er auch in einem L a g e r dicht an den Wolken ist, und Steine, "wie H igel herunterrollt, so geh ich doch hin, und greife ihn an in dem Felsenlager !

Ich thu es,

USD

DIE

FÜRSTEN.

363

und mufs es thun, •wenn ihrs gebietet.

Nun,

ihr Götter, steht mir bey, dals ich Jas Andre auch sagen kann.

Erschrocken über den Ent-

schlufs, zu sagen, was ich thun w i l l , schwiege ich viel lieber.

Mein Vater lehrte mich früh,

und mein Herz lernte es schnell : Sprich nicht von dem, was du thun willst, thu's! Ihr Fürsten ! es ist kein Gedanke seit gestern,

auch

nicht seit Winfelds Schlacht, ( verzeiht, dafs ich sie nenne) länger ist es her, dafs er der Gedanke meiner Mitternacht ist, und der heifseste bey Wodans Opferaltar.

Ja, ich mufs ihn sagen.

Die Liebe des Vaterlands spricht mich von allem l o s , wefswegen ihr gegen mich wüten könntet. Wenn nun Germanikus auch

so geh' ich,

dann nur, und nur auf diese Zeit Führer unsrer Heere, über die EisgebirgeI

sterbe vor Horn,

oder lege unsrer Haine Kranz, (er sey mir darin L'orber, und alles, was um diesen blinket, und tönt,) im Kapitol nieder vor Jupiter, und danke, dafs er es uns nicht gewehrt hat! INGOMAR. Ich habe dich noch nicht ganz Sohn Siegmars. deinem glich. rung !

gekannt,

Kein Stolz war jemals, der Erst der Zug ! dann die Füh-

H E R

364

RI A N ]V

KATWALD.

Wenns denn gar nichts anders seyn darf, und Stolz seyn soll und mufs, so glich ihm Hannihals, und der Heere unsrer Väter! Denn ich inag kaum Boler, und ßojorich nennen.

Sie

waren keine Führer; das Schwert war FührerJ HERMANN.

Stolz, oder Liehe des Vaterlands! denn wie kann ich das mit dir ausmachen,

Ingomar ^

Stolz denn! Den ersten verzeiht mir unser Volk, und du auch; mir niemals!

aber den zweyteri verzeihst du Euer Schweigen ist das Schwei-

gen der Entscheidung !

Und so hab' ich denn

Das mit einer Selbstüberwindung, zu der ich mich noch nie erhob, und der ich mich völlig unfähig hielt, Das hab' ich den Fürsten Deutschlands umsonst gesagt !

Verwünscht sey jedes

W o r t , jeder Lispel, jeder Traumlaut vom Künftigen, und dieis auch aus der neuen Ursach, -die ich jetzo in ihrer ganzen Bitterkeit kennen lerne.

Wohlan denn:

Wenn es die Fürsten

nicht wollen, so wollens die Götter auch nicht! und ich unterwerfe mich. Hügel, Katwald ?

Ist Moos unten am

Diefs ist die dritte Nacht.

Wecke mich, wenn es angehn soll. und gebietet mir, Was ihr wollt.

Ordnet,

Ich gehorche!

UTID

D I E

F Ü R S T E N .

Nur Eins gebietet mir nicht:

565

Meine Cherusker

müssen nicht gegen die Dekuman stehn. ARPE.

Es dämmert schon.

Nehmt den Nachtge-

färten. HERMANN, indem er weggeht, lind nach dem N»chtgefärten sieht.

0

du Wegweiser nach Walhalla, bey dir

blutete mein Vater sein Todesblut.

Er kehrt um,

nachdem er schon nicht nielir geselm winde, und trit dicht

vor Arpe, und Ingomar.

Gram, Arpe.

Du

siehst meinen

Fafs ihn., wenn du kantist.

tiefen

Ich

glaubte, dafs du ein Mann seyn wurdest: und du warst kein M a n n !

Und d u , Siegmars Bru-

der , wisse d u , dafs Augustus, der Römer, das, wovon ich sprach, (Verstehst du mich nicht? Ich meine Uns im K a p i t o l ! ) nach der Niederlage bey Teutoburg fürchtete; und dafs es Siegmars Sohn, der Deutsche, damals noch nicht für reif hielt: dafs es aber Tiberius, der Römer, jetzo nicht fürchtet; und dafs es Siegmars Sohn, der Deutsche, jetzo für reif hält.

Diefs lerne du,

defs Herz keine andre Kraft, als Stolz, und dessen Geist keinen Blick für die Wege und Umwege h a t ,

auf denen man gewifs

ankommt,

56G

11 £

K IU A I* 2M

u n w ü r d i g e r Bruder des Manns, der deutscher w a r , als w i r Alle sind! Er geht langsam weg. BRENNO.

Ich hin der Alteste u n t e r e u c h ; ist mir etwas strömt.

so heifs durch mein Herz ge-

Und doch hlieb ich ruhig.

dachte gleich:

allein nir Denn ich

W e n n es die Götter

wollen!

W e n n mir Hermann vordem manchmal in seinem Stolze sagte:

( i n seiner Jugend hatte er

Stolz, aber e d l e n ! )

Nur du sollst mich loben,

Brenno! so dacht' i c h , dafs ihn n u r

wenige

loben k ö n n t e n , und etwan auch ich; aber heute kann ich es n i c h t !

O mein Freund Siegmar,

welchen Sohn hast du uns hinterlassen. KATWALD.

Es giebt mir döch keiner von euch Schuld, dafs ich mir einbilde, ihn

loben zu

Aber ich bin aufser mir.

können?

Das heilige Laub im

Kapitol vor Jupiter niederlegen! Ich weifs nicht, w o ich mich vor Freuden hinwenden soll. ARPE.

Unser naher Angriff zeigt sich mir jezt noch von einer andern Seite.

W i r halten mit dem

UND

DIE

F Ü R STili,

367

Lager hier unten Vorübung, dafs wirs verstehn, wenn w i r zu dem Lager an den Wolken kommen. BRENNO.

Sieh noch viel andre Sachen, auf noch viel mehr Seiten: es hilft dir doch nichts! er bleibt doch der Liebling des Vaterlands, und der lauteste Name des Bardengesar.gs! INGOMAR.

W i r können ihm verzeihn. lange.

Er liebt ihn

Genung, dafs diese Schlacht die Schlacht

der Fürsten ist. BRENNO.

Ihr habt mir nichts zu verzeihn.

Ich aber

habe mir geantwortet, dafs ich es euch nicht verzeihn w i l l , dafs ihr euch, w i e Felsen härtet, ihn zu verkennen. KATWALD.

J a , behaltet sie für euch, diese Schlacht. Hermann wird sie euch nicht neiden. wahrte drey Tage.

Doch sie

Die ersten beyden waren

Siegstage, und die gehören Hermann. GAMBRIY.

Katwald! Aber ich w i l l unten w ü t e n , und nicht wider diesen Jüngling.

Unten, und bald

H

568

E

R

M

A

N

Ä

zeige ich d i r , dafs uns wenigstens dieser dritte Tag ganz zugehören soll! KAT

Nun unten denn!

WALD.

Ja ich meine es auch so.

Wenn uns dieser dritte Tag nur über die Gebirge führt, so söhne ich mich mit euch aus! Es soll sich sehr schön an diesen Gebirgen in die Thäler hinabziehn, gesagt hat.

wie mir mein Bruder

M a l w e n d , -willst du, dafs ich unsre

Marsen, die du mir anvertraut hast, gegen die Dekuman führe? GAMBRIV.

Du gegen die Dekuman '?

Ich führe gegen

die Dekuman! R A T W A L D .

Ich dächte, du liefsest die, welche den Adler noch haben, immer gegen sie heranrücken! INGOMAR.

Schweig, ich bitte dich, schweig, Gambriv. Ihr Fürsten, nichts mehr von den Adlern! nichts mehr von diesem A l l e n !

Fürst Malwend selbst

gestattet es nicht, dafs uns Katwald mit seinen wenigen Hunderten dort wage.

UND

DIE

F Ü R S T E N .

MAL WEND.

Ich wehre es nicht, dafs Gambriv dort entscheide. KAT W A L D .

Du bist rauh, Gambriv, aber ich hasse dich nicht.

Das Blutspiel, und die Ehre des Vater-

lands verbinden uns.

Nun zürne nicht mehr.

Du warst nur unglücklich. vor der Dekuman sehn.

Ich will dich gern Lafs mich dir nur

manchmal zurufen: Doit durch, nach den Ge-> birgen zu! A FL p E .

Wie dein Bruder Hermann nachschwindelt 1 MAL WEND.

Ich liebe meinen Bruder, Arpel BRENNO.

Arpe, lafs diesen edlen Jüngling immer mit dem Manne des Vaterlands schwindeln! Wenrl es die Götter wollten , dafs ihr mit einander hinüber gingt; wie leicht (unterdrücken wollt ihr ihn jezt,

aber er duldets nicht!)

würdet

ihr ihm danii seinen Muth verzeihn. ARPE.

Mich d e u c h t , der Tag dämmert schon, K l o * ST. W. IX. B.

¿d 24

H E R M A N N

37°

einem Rriegsgefärten.

Einige derselben waren nach Her-

manns Weggehn zurückgekommen.

Geh hin, Ulld be-

gleite unsre Fürstinnen hier herauf.

Eile, der

Sturm des Lagers beginnt nun bald; und hier sollen sie zu dieser Zeit seyn.

Stell einen dich-

ten Schwärm Katten zwischen Strauch und Verhau , schlanke wilde Schöfslinge, denen der Haarbusch nie fest hält.

Was hindert uns, ihr Für-

sten, dafs wir jetzo gleich aufbrechen? INGOMAR.

Wir wollen, Arpe; denn es ist die rechte Zeit.

Das Lager also von allen Seiten, ihr

Fürsten.

Z u dem Träger.

färten vor mich.) dich zuerst. weiteste.

(Trit mit dem Nachtge-

Du Gambriv, schwenkest

Der Weg zur Dekuman ist der

Wo steht Hermann? ARPE.

Bey mir. MALWEND.

Ich bey Hermann. INGOMAR.

Zieh dich an mich heran, Katwald. KATWALD.

J a , wenn du es gebeutst. mich vor Hermann.

Sonst stelle ich

UND

DIE

FÜRSTEN.

371

INGOM AR.

Thu's! Ich bedarf deiner nicht! Geh. Zu Brenne». Gehab dich -wohl.

Zu dem Träger.

ARPE?

Gehab dich wohl, Brenno. GAMBRIV.

Macht dich das Schrecken stumm? BRENNO.

Verstummt etwa das Schrecken allein? der Zorn nicht auch? Doch jetzo fürchte ich die Römer! MALWEND. Sein Adler wird ihm nachgetragen.

Lebe wohl, Brenno. BRENNO.

Ach du gehest auch mit dahin, Malwend! KATWALD.

Brenno! BRENNO.

Du bleibst gewifs bey Hermann. Nachdem sie weg sind. Menschenschicksal, was bist du doch 1 an welchem dünnen Haar hängst du oftl

H E R M A N N

37«

DREYZEHNTE BRENNO.

SCENE.

ISTAWONA.

HERMINONE

LIBUSCH. ISTÄWOJIA. Hier sollen w i r s e j n ? Sind w i r denn hier sicherer, als in der Wagenburg bey Bercennis? LIBUSCH. Das sind w i r , Fürstinnen.

Das Gesträuch

hier herum geht ganz bis zum Fufse des Hügels hinab.

Unten ist ein Verhau, und (der Kriegs-

gefärt hat mirs gesagt)

zwischen Busch

Verhau wimmelt? von Hatten.

Der

und

schmale

Eingang, durch den w i r gekommen sind, ist der einzige, und dort haben w i r manchen Blutring gesehn. ISTAWONA. J a , das haben wir. HERMINONE.

Und doch sind w i r hier nicht sicherer. Bercennis kann eher fliehn, als wir.

Denn

Hermann

rieth den Sturm nicht, u n d ordnet ihn nicht.

UND

D i l

F Ü R S T E N

575

IST AWONA.

Cheruskerin] ist denn dein Vater nicht der erste der Feldherrn, ob es gleich Ingoinar zu seyn scheint? HERMINONE.

Wenn du so redest, so schweig ich. BRENNO.

Libusch, dein Blick ist scharf; trit hin, -wo du das Lager am besten sehn kannst. LIBUSCH.

Ich gehe. BRENNO.

Was siehst du? LIBUSCH.

Wir nicken von allen Seiten entschlossen an. Im Lager der Römer ist Alles still; nur einzelne Wachen irren auf dem Wall ängstlich umher. BRENNO.

Ist es schon Tag? LIBUSCH.

Noch nicht, aber es dämmert schon recht hell.

Ich weifs nicht, schauert der Morgen zu

kalt? oder ist mir sonst so sonderbar zu Muthe?

374

H E R »I A N 24 ISTÄWONA.

Du siehst auch weit.

Geh auch hin.

HERMINONE.

Ich? Vermuthlich, um den grofsen Cherusker fallen zu sehn, oder gar meinen Vater? ISTÄWONA.

Diefs wendest du vor.

S a g e , -was es ist,

wovor du dich fürchtest? HERMINONE.

Nicht vor den Romulus und Remus auf den Helmen, aber davor, (ich fahre fort vorzuwenden) dafs nur wenige Römer da so init Ängstlichkeit auf dem Wall herumirren.

Ach wie

nah ist das Alles! wie nah dieser leise Todesschritt I

Es scheint, als ob sie hinliorche. BRENNO.

Ist dir das üble Vorbedeutung? HERMINONE.

Vorbedeutung? Weifs ich es etwa nicht von Katwald, dafs es Hermann Alles so vorhergesagt hat? BRENNO.

Was siehst d u , Libusch?

U WD

DIE

FÜRSTIH.

'375

LIBUSCH.

Wir füllen die Graben. BRENNO.

Und im Lager der Römer? LIBUSCH.

Wird es noch stiller, BRENNO.

Führe mich zu Hermanns Stein. ich sterben.

Dort "will

ISTÄWONA.

Ja, wenn selbst Brenno erschrocken ist. BRENNO.

Mnfs ich denn erschrocken seyn, weil ich sterben will? Führe iiiich, Libusch! HERMINONE,

Ich will dich führen. BRENNO.

Gute Kattm! Wenn du nur entrinnst! Doch der Gram wird dich früh genung todten. ISTÄWONA.

Libusch ?

H E R M A Ii jS LIBUSCH. /

Wir fangen an überall hinaufsteigen, ja überall hinaufsteigen zu wollen: aber nun sind alle Jlömer von dem Walle weg, und Alles regt sich in dem Lager anf eine ganz besondre Art. HERMINONE.

Nun meine Mutter, hörst du das Rasseln des hohen schimmernden Wagens noch nicht? ISTÄWONA.

Mufs ichs dir denn noch Einmal sagen, dafs Arpe Feldherr ist? LIBUSCH.

Ach des schnellen lauten Schmetterns, Weh jnir! des wütenden Schmetterns von allen Hörnern der Legionen her, Weh mir] Sie stürzen aus allen Thoren heraus !

Lauter Lanze, und

Schwort, und Flammenblick 1 HERMINONE.

Hörst du es nun des Wagens Rasseln? nun, nun, meine Mutter? hörst du es? hörst du es, ineine Mutter? ISTÄWONA.

Ach! ich mag nicht mehr fragen!

UND

DIE

FÜRSTEN,

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LIBUSCH.

Und ich nicht mehr antworten! Er wendet sich weg. ISTÄWONA.

Trit herum, Libusch !

Yerlafs im« nicht,

-Libusch! BRENNO.

Es ist also geschehn. HERMINONE.

Das, ihr himmlischen Mächte, Thoirr! und Wodan! und du o Tanfana, defs Temp