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German Pages 276 [265]
Ernst Cassirer Nachgelassene Manuskripte und Texte Band 10
Meiner
Kleinere Schriften zu Goethe und zur Geistesgeschichte 1925 – 1944
ERNST CASSIRER K LE INE RE S CHR I FTEN (1925–1944)
E R N ST CA S S I R E R NACH GELASSENE MANUSKRIPTE UND TEXTE Herausgegeben von Klaus Christian Khnke John Michael Krois und Oswald Schwemmer Band 10
FELIX MEINER VERLAG HAMBURG
E R N ST CA S S I R E R KLEINERE SCHRIFTEN ZU GOETHE U ND ZUR GE ISTE S GE SCH ICHT E 1925–1944 MIT BEILAGEN
Herausgegeben von Barbara Naumann in Zusammenarbeit mit Simon Zumsteg
FELIX MEINER VERLAG HAMBURG
Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet ber abrufbar ISBN-10: 3-7873-1256-0 ISBN-13: 978-3-7873-1256-6
Zitiervorschlag: ECN 10
Publiziert mit Untersttzung des Schweizerischen Nationalfonds zur Frderung der wissenschaftlichen Forschung. Felix Meiner Verlag GmbH, Hamburg 2006. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der bersetzung, vorbehalten. Dies betrifft auch die Vervielfltigung und bertragung einzelner Textabschnitte durch alle Verfahren wie Speicherung und bertragung auf Papier, Transparente, Filme, Bnder, Platten und andere Medien, soweit es nicht §§ 53 und 54 URG ausdrcklich gestatten. – Satz: H & G GbR, Hamburg. Druck: Strauss Offsetdruck, Mrlenbach. Einband: Lderitz & Bauer, Berlin. Einbandgestaltung: Jens Peter Mardersteig. Werkdruckpapier: alterungsbestndig nach ANSI-Norm resp. DIN-ISO 9706, hergestellt aus 100% chlorfrei gebleichtem Zellstoff. www.meiner.de
I N H A LT
Vorwort der Herausgeberin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII
KLEINERE SCHRIFTEN ZU GOETHE UND ZUR GEISTESGESCHICHTE 1925–1944 Philosoph[ische] Probleme u[nd] Tendenzen der deutschen Geistesgeschichte. [Vorlesungen gehalten im Wintersemester 1925/26 an der Universitt Hamburg] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Goethes Idee der Bildung und Erziehung. Oxford, Taylorian Institute, 5. II. [19]34 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Goethes Idee der inneren Form. Vortrge gehalten in Oxford, German Seminar, Februar 1934 . . . . . . . . 15 Goethes Idee der inneren Form. Vortrag – Bedford College, London. Januar – Februar 1935. [Erste Vorlesung: Mensch] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Goethes Idee der inneren Form. Vorles[ung]: Bedford College, London, Januar – Februar 1935. [Zweite Vorlesung: Natur] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Goethes Idee der inneren Form. Bedford-College; London; 19. Februar 1935. (Dritte Vorlesung: Dichtung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Bemerkungen zum Faustfragment und zur Faustdichtung (New Haven, Germanic Club, 14. 4. 1942) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Goethe und Kant. German Department 25. I. [19]44. Material . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 [Goethe und Kant. Vortrag 25. I. 1944] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
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Inhalt
BEILAGEN Goethe-Notizen und Notizen zu philosophischen Begriffen Form – Freiheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 Formbegriff. (Stil.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 Goethe u[nd] das 18. Jahrhundert – [Entwurf und Vorstufe] . . . . . . . . . 123 Goethe und die mathematische Physik. [Entwurf und Vorstufe] . . . . . 132 ber Linn und die gewhnliche Art, die Botanik zu behandeln: . . . 146
AN HANG Zur Textgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 1. Zeichen, Siglen, Abkrzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 2. Regeln der Textgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 Editorische Hinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 1. Ziel und Gestalt der Ausgabe »Ernst Cassirer · Nachgelassene Manuskripte und Texte«. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 2. Zur berlieferungsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 3. Fr die Bearbeitung dieses Bandes herangezogene Mss.. . . . . . . . . 164 4. Zu Cassirers Goethe-Vorlesungen und ihrer Entstehung . . . . . . . . 174 5. Zu den Textzeugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 6. »Kleinere Schriften zu Goethe und zur Geistesgeschichte« im Zusammenhang mit anderen Nachlaßtexten . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 7. Zur Anordnung der Texte im vorliegenden Band . . . . . . . . . . . . . . . . 180 Anmerkungen der Herausgeberin. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 Literaturverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241 Personen- und Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253
VOR WO RT D E R H E RA U S G E B E R I N
Ernst Cassirers Kleinere Schriften zu Goethe und zur Geistesgeschichte (1925–1944), die hier erstmals publiziert werden, bezeugen das anhaltende philosophische, wissenschaftsgeschichtliche und auch literaturwissenschaftliche Interesse, das Cassirer den Texten Goethes entgegenbrachte. Diese Arbeiten befanden sich zum grßten Teil schon seit den 60er Jahren im Cassirer-Nachlaß der Beinecke Rare Book and Manuscript Library an der Yale University, New Haven (USA). Die Ausnahme bildet der Vortrag Bemerkungen zum Faustfragment und zur Faustdichtung: Dieser Text wurde erst 1992 von John Michael Krois in New York bei Anne Appelbaum, Cassirers Tochter, entdeckt. Heute befinden sich Manu- und Typoskript der FaustStudie ebenfalls im Cassirer-Nachlaß der Beinecke Library. Die meisten Vortrge des vorliegenden Bandes hat Cassirer whrend seiner Emigrationsjahre in England und den USA gehalten. Sie sind Zeugnis der großen Bedeutung, die die Beschftigung mit Goethe fr Cassirer besaß – unabhngig davon, in welchen philosophischen und akademischen Kontexten er arbeitete. Fr Hinweise und Hilfen dankt die Herausgeberin: The Beinecke Rare Book and Manuscript Library (New Haven), Tilman Borsche (Hildesheim), Agnes Farkas (Boston), Cyrus Hamlin (New Haven), Gerald Hartung (Hannover), Stephen C. Jones (Beinecke Library, New Haven), Lawrence Kerslake (Toronto), John Michael Krois (Berlin), Michael-Thomas Liske (Passau), Katharina Maier-Troxler (Zrich), Gert Mattenklott (Berlin), Christoph Riedweg (Zrich), Christa Sammons (Beinecke Library, New Haven), Peter Stotz (Zrich). Ein Beinecke Library Fellowship, das der Herausgeberin im Jahr 1994 gewhrt wurde, ermglichte eine erste Sichtung der hier publizierten Nachlaßschriften. Wertvolle Mitarbeit bei der Einrichtung und Kommentierung der Materialien leistete Simon Zumsteg. Finanzielle Frderung erfuhren die Editionsarbeiten durch den Schweizerischen Nationalfonds. Allen genannten Personen und Institutionen sei fr ihre Untersttzung gedankt. Barbara Naumann
KLEINERE SCHRIFTEN ZU GOETHE U N D Z U R G E I ST E S G E S CH I CH T E 1925–1944
P h i l o s o p h [ i s c h e ] P ro b l e m e u [ n d ] Te n d e n z e n d e r d e u t s c h e n G e i st e s g e s c h i c h t e . A
[Vorlesungen gehalten im Wintersemester 1925/26 an der Universitt Hamburg] 1. Die folg[enden] Betrachtungen wollen keine E n t w i c k l u n g der deutschen Geistesgeschichte in ihrem einfachen histor[ischen] Verlauf geben, – sondern sie wollen aus dem vielfltig verschlungenen Gewebe, das wir die deutsche Geistesgeschichte nennen, nur e i n e n Faden herauslsen und an ihm fortgehend einen berblick ber das Ganze zu gewinnen suchen. Sie wollen also nicht versuchen, den vollen G e h a l t der deutschen Geistesgeschichte in seiner unmittelbaren K o n k re t i o n vor Ihnen hinzustellen, sondern sie fragen nach dem B e g r i f f [,] oder allgemeiner gesprochen, nach der I d e e , die dieser Entwicklung zu Grunde liegt. Hier aber erhebt sich sofort ein methodischer, ein prinzipieller Einwand. Ist diese Fragestellung in sich selbst berhaupt mglich – oder tut sie nicht vielmehr dem Gegenstand, auf den sie sich richtet, in unertrglicher Weise Gewalt an? B Gehrt es nicht gerade zum We s e n des „Geistes“, daß er nur in seinen k o n k re t e n Gestaltungen, in seiner konkreten Unmittelbarkeit, eben in der Unmittelbarkeit seines L e b e n s fassbar ist – und heisst es nicht eben dieses Leben selbst zerstren, wenn man es auf die abstrakte Einheit eines B e g r i f f s oder einer I d e e bringen will? C Es ist eine Frage, wie sie uns immer wieder bei der abstrakten, bei der gedanklichen Betrachtung eines geistigen Erzeugnisses, insbesondere bei der Betrachtung eines K u n s t we r k s entgegen tritt. Ist die sogenannte „Idee“, die wir in einem Kunstwerk verwirklicht sehen, die wir knstlich aus der G e s t a l t des Kunstwerks selbst herauslsen – ist sie nicht gerade der knstlerischen Gestalt gegenber u[nd] gegenber dem Leben dieser Gestalt, ein Fremdartiges, ein usserliches? So hat es Goethe unwillig zurckgewiesen, wenn man ihn nach der Idee eines seiner Werke befragen wollte. G o e t h e z u E c k e r m a n n [,] 6. Mai 1827 ([Bd.] II, [S.] 323) 1[: „]Das Gesprch wendete sich auf den Tasso und welche Idee Goethe darin zur Anschauung zu bringen gesucht. –
Geistesgeschichte.] am Rand: Winter-Sem[ester] 1925/26. an?] an. C will?] will. A B
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Kleinere Schriften zu Goethe und zur Geistesgeschichte
,Idee‘? sagte Goethe – das ich nicht wßte! Ich hatte das L e b e n Tassos, ich hatte mein eigenes Leben u[nd] indem ich zwei so wunderliche Figuren mit ihren Eigenheiten zusammenwarf[,] entstand mir das B i l d des Tasso ... Die weiteren Hof=[,] Lebens= u[nd] Liebesverhltnisse waren brigens in Weimar wie in Ferrara[,] und ich kann mit Recht von meiner Darstellung sagen: Sie ist Bein von meinem Bein, u[nd] Fleisch von meinem Fleisch 2. Die Deutschen sind aber 3 wunderliche Leute! – Sie machen sich durch ihre tiefen Gedanken und Ideen, die sie berall suchen u[nd] berall hineinlegen, das Leben schwerer als billig. – Ei[,] so habt doch endlich einmal die Courage, euch den Eindrcken hinzugeben 4, euch ergtzen zu lassen, euch rhren zu lassen, euch erheben zu lassen, ja euch belehren u[nd] zu etwas Grossem entflammen u[nd] ermutigen zu lassen; aber denkt nur nicht immer, es wre alles eitel, wenn es nicht irgend abstrakter Gedanke u[nd] Idee wre! Da kommen sie u[nd] fragen, welche Idee ich in meinem Faust zu verkrpern gesucht. Als ob ich das selber wßte u[nd] aussprechen knnte! ... Es htte auch in der Tat ein schnes Ding werden mssen, wenn ich ein so reiches[,] buntes und so hchst mannigfaltiges Leben, wie ich es im ,Faust‘ zur Anschauung gebracht, auf die magere Schnur einer einzigen durchgehenden Idee htte reihen wollen!“ Wie viel mehr als fr ein e i n z i g e s knstlerisches Werk – so umfassend, so groß, so universal es sein mag – A gilt diese Mahnung, wenn wir es mit dem G a n z e n des deutschen Geisteslebens im Lauf der Jahrhunderte zu tun haben. Wie viel grsser wird hier die Gefahr, daß wir die eigentlich lebendigen K r f t e , aus denen diese Bewegung sich nhrt, verfehlen, – daß wir sie ertten, indem wir diese Entwicklung auf die magere ,Schnur einer einzigen durchgehenden Idee‘ aufzureihen suchen. Und ist h i e r diese Aufreihung berhaupt mglich? B Ist das Geistesleben, das was es ist, nicht nur durch die Mannigfaltigkeit u[nd] Verschiedenheit, sondern geradezu durch den G e g e n s a t z der Grundkrfte, der in ihm wirksam ist? C Und vernichten wir nicht diese G e g e n s t z l i c h k e i t , die der Quell des Lebens ist, indem wir all diese Krfte auf eine einzige reduzieren? Opfern wir damit nicht die s p e z i f i s c h e E i g e n a r t jedes einzelnen? Die Kunst, die Religion, die politische Geschichte – nhren sie sich nicht von Anzeichen D , stehen sie nicht unter Gewalten, an die die Kraft des Begriffs, die Kraft der »ratio«, auf der die Philosophie doch letztlich beruht, nicht hinreicht? E Der H i s t o r i k e r zum mindesten wrmag –] mag, einheitliche Markierung des eingeschobenen Teilsatzes mglich?] mglich. C ist?] ist. D Anzeichen] Lesung unsicher E hinreicht?] hinreicht. A B
Philosophische Probleme
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de aufhren, Historiker zu sein[,] wenn er versuchen wollte, diese spezifische Eigenart zu verwischen. Ihm ist als Kunsthistoriker die Besonderheit, die Kraft u[nd] Eigenheit der knstlerischen P h a n t a s i e u[nd] der knstlerischen G e s t a l t u n g , ihm ist als politischer Historiker der „Wille zur Macht“, der sich in allen polit[ischen] Gestaltungen regt, ein Letztes, Ursprngliches, nicht weiter zu Analysierendes – ein geistiges U r p h a e n o m e n , vor dem er Halt macht. Die konkrete Mannigfaltigkeit dieser Urphaenomene u[nd] der Kampf, der Gegensatz zwischen ihnen – das eben bedeutet ihm G e s c h i c h t e . Wenn Ranke 5 von den „Ideen“ in der Weltgeschichte spricht, da[nn] nimmt er sie – im Gegensatz zu Hegel – immer in dieser durchaus konkreten Gestalt. Die Geschichte behlt in diesem Sinne immer etwas durchaus I r r a t i o n a l e s , Einmaliges – auf allgemeine Begriffe und Ideen nicht Zurckfhrbares. – Und nicht nur der Begriff der G e s c h i c h t e , sondern auch der Begriff der Philosophie scheint hier Einspruch zu erheben. Denn wenn wir das Wort »Idee« im strengen Sinne, wenn wir es im Sinne seines eigentlichen Begrnders Platon nehmen – dann giebt es keine Idee vom Zeitlichen, Werdenden. Die »Idee« bezeichnet das mit sich Identische, das konstante S e i n im G e g e n s a t z zum Werden. Die Philosophie geht auf das M i 6. Das Auge des Geistes, das Auge der Philosophie muss erblinden in dem Augenblick, da es versucht, sich auf das Fliessende, Werdende einzustellen. Geschichts p h i l o s o p h i e – dieser Begriff schliesst daher, streng genommen, eine c o n t r a d i c t i o i n a d j e c t o in sich. Und ist nicht dieser Widerspruch in der konkreten Entwicklung u[nd] im tatschlichen E r g e b n i s der mod[ernen] Geschichtsphilosophie auch immer wieder zu Tage getreten? Wir scheinen heute freilich vor einer n e u e n B l t e der Geschichtsphilosophie zu stehen. Mehr und mehr kehrt sich die philos[ophische] Betrachtung von der Natur zur G e s c h i c h t e zurck. – [W]ir suchen, aus der Not der unmittelbaren geschichtlichen Gegenwart heraus, das G e s e t z der Geschichte zu entrtseln, wir fragen nach A dem „Sinn“ des Geschehens. Aber nher betrachtet laufen doch all die Antworten, die man auf diese Grund= u[nd] Urfrage versucht hat, in eine philos[ophische] Skepsis aus. Rickert 7 – formale Geschichts l o g i k – aber das ist keine Antwort auf den Sinn der Geschichte – sondern ein Teilproblem der L o g i k – die Logik des histor[ischen] Begriffs[.] B So bei Troeltsch, Der Historismus u[nd] seine Probleme 8 – hier ist das Moment des „Irrationalen“, das a l l e r Geschichte als solcher wesentlich ist, geradezu zum Grundprinzip der Geschichte geworden – nach] danach gestrichen: ihrem Rickert ... Begriffs.] am Rand geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen
A B
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Kleinere Schriften zu Goethe und zur Geistesgeschichte
Die Problem l s u n g wird nur erreicht durch eine Æ Ø eºº ª 9[.] – Nicht das Wissen, sondern der Glaube, – nicht die Philosophie also, sondern die R e l i g i o n bildet die Instanz, die allein einen einheitlichen S i n n der Geschichte garantieren kann – andere Lsungen laufen geradezu ins M y t h i s c h e aus – Geschichte als „Sinngebung des Sinnlosen“ – das Material als solches ist sinnloses – aber der menschl[iche] Geist muss es notwendig in eine Fo r m bringen, die aber nichts anderes als m y t h i s c h e Form sein kann – so hat man schon Biographien als Mythen geschrieben (Bertram, Nietzsche) 10[.] Auch Spenglers Buch 11 endet in mythischen Urbegriffen – insbesonders in einem mythischen S c h i ck s a l s b e g r i f f – das »Fatum« ist das Herz der Geschichte – wie frher a s t ro l o g i s c h , so wird es jetzt morphologisch gefasst – Aus all diesen Problemen und Wirrnissen scheint die P h i l o s o p h i e sich nur retten zu knnen, indem sie sich wieder auf ihren echten Platonischen U r b e g r i f f zurckbesinnt – sie geht auf „Ewiges“, nicht auf Zeitliches – s a c h l i c h immanenter Z[u]s[ammen]h[ang] der großen philosoph[ischen] Probleme – der b e r A ihrer jeweiligen histor[ischen] Verwirklichung steht – Die Philosophie verkrpert die I d e n t i t t des Geistes, die Identitt des Gedankens mit sich selbst[,] u[nd] sie sucht d i e s e s Identische rein herauszustellen – diese Identitt schafft gleichsam einen h o m o g e n e n D e n k r a u m gegenber aller H e t e ro g e n e i t t des Geschichtlichen – Wir knnen von Platon zu Leibniz u[nd] Kant, von Aristoteles zu Hegel bergehen – wir knnen den I n h a l t der „Gedanken“ unmittelbar auf einander beziehen, die Gedanken an einander m e s s e n , ohne hierzu irgendwelche historische Vermittlungen ntig zu haben – die Gedanken als solche stehen in einem systematischen „B e i s a m m e n “, – das die Form des Nacheinander aufhebt, sie zum mindesten als eine rein z u f l l i g e erscheinen lsst – Das Zeitliche fllt ab – und es bleibt lediglich das An=Sich, das Ewige der Bedeutung, – die Unverbrchlichkeit der logischen G e s e t z e – des kategor[ischen] Imperativs etc.
Diesem Platonisch=Kantischen Begriff der Philosophie scheint freilich der Hegel’sche Begriff durchaus u[nd] diametral gegenberzustehen –
A
b e r ] doppelt unterstrichen
Philosophische Probleme
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Hier ist die Philosophie auf die R e a l i t t bezogen – Realitt aber, als g e i s t i g e verstanden, giebt es nur i n g e s c h i c h t l i c h e r Fo r m – Und so haben Philosophie und Geschichte d e n s e l b e n I n h a l t , der sich in beiden nur in verschiedener Form darstellt – Philosophie wendet sich nicht schlechthin vom Zeitlichen, vom Fluss des Geschehens, vom Werden ab – sondern sie ist das We r d e n s e l b s t – zur Form des Begriffs erhoben u[nd] in die Form des Begriffs gefasst – der Begriff u[nd] die Bewegung des realen Geschehens schliessen einander nicht aus – da das We s e n , der Inhalt jedes Begriffs vielmehr in dem dialektischen Prozess seines Werdens, in der „Selbstbewegung der Begriffe“ besteht – von hier aus gesehen muss nun das „S y s t e m der Philosophie“ in ein ganz neues Verhltnis zum Zeitproblem treten – der eigentliche bergeordnete, allgemeine Begriff der Philosophie wird n i c h t erreicht, indem wir alles Zeitbestimmte, Zeitbedingte an ihr als bloss zufllig, als a c c i d e n t e l l we g we r f e n A – sondern dieses s c h e i n b a r Accidentelle gehrt zur Substanz des Geistes selbst – die zeitliche historische Form eines Gedankens verhllt nicht, sondern offenbart sein logisches Wesen, seine allgemeine »B e d e u t u n g « – Und aus diesem gedankl[ichen] Z[u]s[ammen]h[ang] heraus spricht Hegel das Wort, das die Philosophie wieder ganz an die Zeitlichkeit des histor[ischen] Werdens zu binden, das sie in dieser Zeitlichkeit geradezu a u f g e h e n z u l a s s e n scheint – Die Philosophie selbst i s t nichts anderes als der G e h a l t einer bestimmten Zeit, sofern dieser Gehalt in die Form des Denkens aufgenommen u[nd] in ihr ausgesprochen ist – sie ist die Zeit selbst (ihrer geistigen Substanz nach) i n G e d a n k e n g e f a s s t – 12 cf. Hegel[, Bd.] XIII, [S.] 46 13[:] „Das 14 Dasein u[nd] damit in der Zeit=Sein ist ein Moment nicht nur des einzelnen Bewusstseins berhaupt, das als solches wesentlich endlich ist, sondern auch die Entwickelung der philosophischen Idee im Elemente des Denkens. Denn die Idee in ihrer Ruhe gedacht, ist wohl zeitlos ... Aber die Idee ist als konkret, als Einheit Unterschiedener [ ...] wesentlich nicht Ruhe, und ihr Dasein wesentlich nicht Anschauung: sondern[,] als Unterscheidung in sich u[nd] damit Entwickelung tritt sie in ihr selbst ins Dasein und in die usserlichkeit im Elemente des Denkens; und so erscheint im Denken die reine Philosophie als eine in der Zeit fortschreitende Existenz.“ A
we g we r f e n ] doppelt unterstrichen
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Kleinere Schriften zu Goethe und zur Geistesgeschichte
ferner S. 59: 15 „Das Individuum ist Sohn seines Volkes, seiner Welt, deren Substantielles er nun in seiner Form manifestiert: der Einzelne mag sich aufspreizen[,] wie er will, er kann nicht ber seine Zeit wahrhaft hinaus, so wenig als aus seiner Haut; denn er gehrt dem Einen allgemeinen Geiste [an], der seine Substanz u[nd] sein eigenes Wesen ist. Wie wollte er aus diesem herauskommen? Derselbe allgemeine Geist ist es, der von der Philos[ophie] denkend erfasst wird; sie ist sein Denken seiner selbst, und somit sein bestimmter substantieller Inhalt. Jede Philosophie ist Philosophie i h re r Zeit, sie ist Glied in der ganzen Kette der geistigen Entwickelung; sie kann also nur Befriedigung fr die Interessen gewhren, die ihrer Zeit angemessen sind.“
Die moderne n a t u r a l i s t i s c h e Auffassung des Entwicklungsbegriffs – die sich im Anschluß an die „Natur“, an die b i o l o g [ i s c h e n ] Probleme der Entwickl[ung] ausgebildet hat – hat diesen Hegel’schen Gedanken dahin umgestaltet u[nd] u m g e b o g e n , daß jede Philosophie, wie jede Kunst, jede Religion ein „P ro d u k t ihrer Zeit“ sei. Und das Wort Produkt wird hierbei mechanisch-aggregativ gedacht – die Teile, die einzelnen Faktoren p r a e e x i s t i e re n in dinglicher Form[,] um dann zu dem geistigen Gebilde, das wir Religion, Kunst, Philosophie nennen[,] einfach z u s a m m e n zutreten, gewissermaßen zusammenzuschießen. So entwickelt sich aus Hegels Begriff des „Zeitgeistes“ – durch eine eigenartige Verschiebung und Umkehr der Wortaccente – die moderne M i l i e u t h e o r i e – wie sie in klassischer Darstellung z. B. in einem Werk wie Taine’s »Philosophie de l’art« 16 vorliegt. Was hier Zeit, was Umgebung, Milieu genannt wird – das ist ein Ganzes n a t u r h a f t e r E l e m e n t e – Bodenbeschaffenheit, Klima, primitive wirtschaftliche Voraussetzungen – und aus ihnen soll dann das geistige Gebilde in vlliger Determination irgendwie „hervorgehen“. Der Geist ist hier das Nachtrgliche, Bedingte – die „Zeit“ das Bedingende, Substantielle. Daß in dieser naturalistischen Deutung eine blosse Form, ein rein Ideelles wie die „Zeit“ zu einem D i n g mit selbstndigen Krften gemacht, daß sie h y p o s t a s i e r t wird, das pflegt den naturalistischen Verfechtern der sogen[annten] Milieutheorie ganz zu entgehen. Aber ganz deutlich tritt es wieder heraus in modernen Abwandlungen des M i l i e u motivs in der sogen[annten] »Ku l t u r m o r p h o l o g i e «. Bei Frobenius 17 tritt neben das Motiv der Zeit das des R a u m e s – der Raum als solcher und seine Form sind A es, was die Form der Kultur bestimmt. Und bei Spengler ist die „Zeit“ geradezu wieder A
sind] ist
Philosophische Probleme
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zum „Schicksal“ personifiziert u[nd] mythisiert. Jedes geistige Gebilde ist schicksalsmßig in seinem Auftreten, in seinem Werden u[nd] Vergehen an bestimmte Zeitmomente, an bestimmte K o n s t e l l a t i o n e n gebunden. Es ist ein Wahn[,] geistiges Werden u[nd] geistiges Schaffen, wie Hegel es that, als eine Tat der F re i h e i t begreifen zu wollen – sie sind Produkte der Notwendigkeit u[nd] zwar solche, die schicksalsmßig an bestimmte E p o c h e n des Blhens u[nd] Welkens gebunden sind. Und hier giebt es nicht wie bei Hegel eine aufsteigende E n t w i c k l u n g – es giebt nur einen naturhaften K re i s l a u f des Werdens u[nd] Vergehens – Wir knnen in diesem Z[u]s[ammen]h[ang] auf die metaphysischen u[nd] geschichtsphilos[ophischen] Fragen, die sich von hier ergeben, nicht eingehen – und wir brauchen es nicht, um u n s e r Thema – das Verh[ltnis] der P h i l o s o p h i e gesch[ichte] zur allgemein[en] Geistesgeschichte – zu beleuchten u[nd] zu fixieren. Hier darf zunchst das eine, gewissermaßen n e g a t i ve Moment festgehalten zu [sic!] werden, daß die Beziehung, die hier besteht, nicht als eine solche der einseitigen k a u s a l e n A b h n g i g k e i t gedeutet werden darf. Diese einseitige kausale Abhngigkeit ist fr die Erfassung geistesgeschichtlicher, ideeller Zusammenhnge eine berhaupt unzureichende K a t e g o r i e – der wir freilich immer von neuem in der modernen Geschichtstheorie u[nd] in der mod[ernen] Geschichtsphilosophie begegnen. Immer wieder wird hier der Versuch gemacht, das G a n z e des Geistes auf eine bestimmte Einzelform als Ursache, als Urgrund zurckzufhren. Im Grunde ist das freilich nicht weniger n a i v, als wenn die alte griech[ische] N a t u r philosophie nach dem U r s t o f f fragte, aus dem die Welt hervorgegangen sei. I h re Naivitt bestand darin, daß sie den Gedanken der Einheit des Urstoffs eben nicht a l s Gedanken, als „Hypothesis“ fasste – sondern daß sie in ihm den letzten ontologischen Urgrund, das seiende Substrat alles Werdens zu erfassen meinte. G e i s t e s g e s c h i c h t l i c h u[nd] geisteswissenschaftlich wird immer noch nach der æ 18 in d i e s e m Sinne gefragt. So in der naturalist[ischen] Geschichtsphilosophie – die wirtschaftlichen, die konom[ischen] Verhltnisse sind der G r u n d alles Werdens, von dem alles andere Geistige nur »Abwandlung« ist – sie bilden das feste dauernde Substrat. Ein Satz, der aber auch seine eigene U m k e h r in sich schließt, wie insbesondere Max Webers Untersuch[ungen] zur Religionssoziologie 19 uns gezeigt haben – Wo aber giebt es hier berhaupt ein Erstes, wo ein Zweites? was ist »Grund«, was ist »Folge«? A – jeder Versuch einer Lsung schlgt hier in sein eigenes Gegenteil um –
A
»Folge«?] »Folge«
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Kleinere Schriften zu Goethe und zur Geistesgeschichte
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Wir mssen demnach auf Fragen dieser Art berhaupt verzichten – das Begriffspaar Ursache-Wirkung oder Grund-Folge ist hier nicht anwendbar – da es sich eben n i c h t darum handelt, das »Werden« des Geistes nach N a t u r begriffen, nach naturwiss[enschaftlichen] Kategorien zu begreifen – sondern da der Geist immer nur als G a n z e s in der lebendigen Totalitt seiner Glieder, in ihrem »Zumal« ergriffen u[nd] begriffen werden kann – Um dieses Wechselverhltnis, um diese K o r re l a t i o n deutlich zu machen, bedienen wir uns des Goethischen Symbols A der „wiederholten Spiegelung“. Begriff der „wiederh[olten] Spiegelungen“ s[iehe] Goethe[:] W. A . [ B d . ] 4 2 2 , S . 5 6 f .20B Aus dem, was Goethe hier „wiederholte Spiegelung“ nennt, sind alle seine grssten D i c h t we r k e hervorgegangen – fr den West-stl[ichen] Divan hat das in ausgezeichneter Weise Konr[ad] Burdach 21 in seinem Vortrag ber den Divan 22 (G[oethe]-Jahrb[uch] XVII / 1896) gezeigt! Auf das Verhltnis des K u n s t we r k s zum Leben hat Goethe eine doppelte u[nd] s c h e i n b a r zwiespltige Antwort – auf der einen Seite betont er immer wieder, daß all sein poetisches Schaffen aus dem „Leben“ selbst hervorgehe – daß seine Dichtwerke nur „Bruchstcke einer grossen Konfession“ 23 sind – aber nicht minder spricht er aus, daß der wahrhaft grosse Knstler die »Erfahrung« im gewhnl[ichen] Sinne des Worts nicht brauche – daß er Werk und Leben [„]d u rc h A n t i c i p a t i o n [“] in sich trage. [Bd.] I, [S.] 113 (26. II.1824) 24 Dem echten Dichter ist die Kenntnis der Welt angeboren, sodaß er zu ihrer Darstell[ung] keineswegs vieler Erfahr[ung] u[nd] einer großen Empirie bedrfe: „Ich schrieb meinen Gtz v[on] B[erlichingen] als junger Mensch von 22 u[nd] erstaunte zehn Jahre spter ber die Wahrheit meiner Darstellung. Erlebt u[nd] gesehen hatte ich bekanntlich dergleichen n i c h t – u[nd] ich musste also die Kenntnis mannigfalt[iger] menschl[icher] Zustnde durch Anticipation besitzen.“ 25 So spricht Goethe – den man im eigentlichen[,] im praegnanten Sinne als Dichter des „Erlebnisses“ anzusehen pflegt! In Wahrheit handelt es sich hier weder um ein Frher noch um ein Spter, sondern um „wiederholte Spiegelung“ des Lebens in der Dichtung, der Dichtung im Leben ... A B
Symbols] statt gestrichen: Begr[iffs] W. A . B d . 4 2 2 , S . 5 6 f .] doppelt unterstrichen
Goethes Idee der Bildung und Erziehung
Oxford, Taylorian Institute, 5. II. [19]34 Das Wort Bildung – eines der innerlich=zwiespltigsten Wrter der deutschen Sprache. Es bezeichnet den tiefsten Gehalt – u[nd] es kann zum oberflchlichsten Schlagwort werden. Es steht im Mittelpunkt u[nd] Brennpunkt der Bewegung um die Erneuerung des geistigen Lebens u[nd] der geistigen Kultur, die im 18ten Jahrhundert einsetzt – die in Kant und Lessing A, in Schiller u[nd] Wilh[elm] von Humboldt, in Herder u[nd] Goethe ihren Ausdruck findet – u[nd] es sinkt herab zu einem blossen Sammelnamen fr allen mglichen, ganz verschiedenartigen u[nd] innerlich zusammenhangslosen Wissensstoff, – auf der einen Seite: „Bildung“. Sinn und Kern der »Humanitt« – Ausdruck der hchsten E i n h e i t menschlichen Wissens u[nd] menschlichen Willens – auf der andern Seite – Ausdruck der b e z i e h u n g s l o s e n V i e l h e i t – disjecta membra 26 [–] die schliesslich jede straffe Konzentration unmglich macht – Der Kontrast wird klar, wenn man die Wandlungen des Begriffs »Bildung« in den nchsten Jahrzehnten nach Goethes Tode betrachtet – Goethe u[nd] Humboldt – 1870 Nietzsche: „Unzeitgemsse Betrachtungen“[:] Typus des »Bildungsphilisters«. 27 Gerade dieser Verusserlichung u[nd] Verflachung gegenber, gilt es sich immer wieder auf den inneren Gehalt u[nd] die tiefen Wurzeln des Begriffs »Bildung« zu besinnen – u[nd] um diese Wu r z e l n blosszulegen, mssen wir immer wieder auf Goethe zurckgehen – Aber es gengt hier nicht[,] den D i c h t e r Goethe ins Auge zu fassen – gewiss geht diese Idee auch durch Goethes Dichtung hindurch – Lehrjahre – Wanderjahre – aber die Dichtung Goethes hat nur die grossen sichtbaren Symbole geschaffen – um den G e h a l t vollstndig darzulegen[,] mssen wir noch hher steigen u[nd] noch weiter Umschau halten – Gewissermaßen in 3 Dimensionen – a) Goethes Dichtung b) Goethes Naturanschauung A
Lessing] statt gestrichen: Herder
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c) Goethes Menschenbetrachtung. In diesen 3 Richtungen soll hier das Problem betrachtet werden – Diese E r we i t e r u n g des Themas bedingt natrlich auf der andern Seite die schrfste Verengung, die strengste Konzentration – aber ich hoffe, wenigstens die grossen L i n i e n ziehen zu knnen –
A ) N a t u r a n s c h a u u n g –A berwindung des starren Gegensatzes von Einheit u[nd] Vielheit – von Beharrung u[nd] Vernderung. – [E]s kann hier nicht verfolgt werden, wie die Geschichte der M e t a p h y s i k durch diesen Gegensatz bestimmt wird – Von der Zeit der Griechen ab [gibt es] Denker[,] die das Wesen, die Wahrheit in die E i n h e i t [,] andere[,] die sie in die V i e l h e i t setzen – Nur das Eine hat Wahrheit – die Vielheit ist blosser Schein, Trug der Sinne (Eleaten – Platon) u[nd] ebenso Sein u[nd] Werden[,] Beharrung u[nd] Vernderung[,] die „Stillsteller des Alls“ 28[,] die Vertreter der Œ Ø 29 – das wiederholt sich in der n e u e re n Philosophie z. B. am Verh[ltnis] von Leibniz u[nd] Spinoza[.] Goethe a) B Korrelation von Einheit u[nd] Vielheit Jedes Naturwesen [ist] ein we s e n h a f t e s Eins[,] aber ein Eins, das nur ist[,] indem es sich zur Vielheit entfaltet – In dieser Entfaltung besteht das We s e n des Naturprozesses, das Wesen dessen[,] was wir L e b e n nennen. Goethes Lebensbegriff – die Ve r n u n f t begreift dieses innere Leben der Natur – nicht indem sie es auf starre B e g r i f f e reduziert, sondern indem sie sich mitten in den Strom dieses Lebens versetzt, sich ihm h i n g i e b t u[nd] in dieser Hingabe das innere G e s e t z des Werdens erfhrt u[nd] begreift[:] „Die Vernunft ist auf das Werdende, der Verstand auf das Gewordene angewiesen – Sie erfreut sich am Entwickeln; er wnscht alles festzuhalten, damit er es nutzen knne[.“] 30 A) N a t u r a n s c h a u u n g –] Entgegen des eigenen Gliederungsvorschlags: a) Goethes Dichtung b) Goethes Naturanschauung c) Goethes Menschenbetrachtung beginnt Cassirer mit der Naturanschauung. B a)] ber der Zeile geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen A
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[D]ie Natur ve r s t e h e n heisst also die Natur entwickeln – sie als einen lebendigen P ro c e s s erfassen, der von Gestalt zu Gestalt weiterfhrt. 1. Der Begriff Bildung gehrt zu den reichsten und tiefsten Begriffen, die die deutsche Sprache geschaffen und die sie, im Lauf ihrer Geschichte, immer klarer ausgeprgt hat – aber dieser Reichtum birgt zugleich eine innere Gefahr in sich. Denn nur eine kurze Zeit scheint es der deutschen Sprache u[nd] der d[eu]tsch[en] Geistesgeschichte gelungen zu sein, die Bedeutungsflle, die das Wort »Bildung« umschliesst, wahrhaft zu umspannen und sie inhaltlich und sprachlich in e i n e n Begriff zusammenzudrngen. Das Band[,] das der Genius der deutschen Sprache hier zu knpfen versucht hat[,] beginnt sich – nach der grossen klassischen Epoche der deutschen Philosophie u[nd] der deutschen Dichtung [–] zu lockern – und es droht sich zuletzt ganz aufzulsen. Fr Herder u[nd] Goethe, fr Schiller u[nd] Wilh[elm] von Humboldt ist das Wort »Bildung« gleichsam gesttigt mit dem reichsten A Gehalt B u[nd] durchdrungen von dem tiefsten u[nd] reinsten Sinn. Nach ihm greifen sie, wenn sie das hchste Ziel ihrer Sehnsucht, wenn sie die geistigen[,] sittlichen u[nd] knstlerischen Forderungen aussprechen wollen, durch die ihr Wirken bestimmt wird. Aber in dem Jahrhundert, das uns von Goethes Tode trennt, sinkt das Wort »Bildung« mehr u[nd] mehr von dieser Hhe herab. In den pdagogischen Kmpfen, die bis in unsere unmittelbare Gegenwart hinabreichen, ist es immer wieder aufgegriffen, ist es von den verschiedensten Parteien angerufen u[nd] den mannigfachsten, innerlich=widerstreitenden Zwecken dienstbar gemacht worden. In diesem rast= und ziellosen Hin und Her hat der Begriff zuletzt jeden klaren und eindeutigen geistigen Gehalt eingebsst. Wie rasch dieser Prozess des Herabgleitens u[nd] des stndigen Absinkens sich vollzieht: das lsst sich vielleicht am krzesten und praegnantesten durch den Gebrauch verdeutlichen, den Nietzsche in seinen ersten Schriften, in den „Unzeitgemssen Betrachtungen“, vom Begriff der Bildung macht. 31 Kaum 4 Jahrzehnte sind beim Erscheinen dieser Schriften seit Goethe[s] Tod verflossen – aber wie hat sich seitdem der Gehalt und gleichsam die geistige Physiognomie des Wortes »Bildung« verndert! So sehr hat es sich seiner Urbedeutung entfremdet, so leer und arm ist es geworden, daß es fr Nietzsche geradezu zum Ausdruck und Symbol der geistigen Armut und Plattheit schlechthin werden kann – daß er den paradoxen Begriff des Bildungsphilisters 32 prgt. Und dieser Bedeutungswandel, ^der zu einer stndigen Entleerung und Verschlechterung des Sinnes fhrt, der urA B
reichsten] danach gestrichen: u[nd] tiefsten Gehalt] danach mit Bleistift gestrichen: ihrer geistigen Welt
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sprnglich im Begriff der Bildung beschlossen war,& hat auch A auf die Betrachtung G[oethe]’s und auf die Deutung seiner geistigen Welt zurckgewirkt. Der letzte grosse Versuch zu einer Gesamtdeutung von Goethes Wesen und Dichtung ist, im Kreise der deutschen Litteraturgeschichte, von Fr[iedrich] Gundolf 33 unternommen worden. Aber gerade in dieser umfassenden und grossartigen Zusammenschau Gundolfs, in diesem Versuch einer Synthese, bleibt zuletzt ein unbewltigter und unausgeglichener Gegensatz zurck. Durch G[undolf]’s gesamte Darstellung von Goethes Leben und durch seine Deutung von G[oethe]’s Dichtung zieht sich jener Gegensatz hindurch, den G[undolf] als den Gegensatz von U re r l e b n i s und B i l d u n g s e r l e b n i s 34 bezeichnet. Die Schicht der Goetheschen Urerlebnisse soll klar und bestimmt von der der blossen Bildungserlebnisse unterschieden u[nd] abgehoben werden. In jener allein besitzen wir nach G[undolf] den reinen Ausdruck des wahrhaft=Schpferischen und Urtmlichen in Goethe – den Ausdruck seiner einzigartigen und unvergleichlichen Wesenheit – in diesen (den Bildungserlebnissen) werden wir gewahr, wie diesem Wesenhaften und Ursprnglichen B immer fremd C und fremder D Stoff sich andrngt. 35 Bildung wird somit – auch fr Gundolf – zum Ausdruck des Abgeleiteten, des Mittelbaren u[nd] Zuflligen – dessen, was von dem reinen Wesen Goethes nicht gefordert und von seiner geistigen Substanz nicht vollstndig bestimmt und E umgriffen wird. Im Gegensatz zu dieser Auffassung wollen die Betrachtungen, die ich Ihnen heute vorlegen mchte, auch diesen letzten Gegensatz auflsen und diesen Rest des Dualismus in der Auffassung und Deutung von Goethes Welt zu tilgen versuchen. Der Begriff der Bildung soll hier als der letzte Einheitsbegriff hingestellt und erwiesen werden, der alle Unterschiede und Gegenstze berbrckt – der alle Momente von Goethes Sein und Wirken in sich aufnimmt[,] in sich vereint u[nd] in gewissem Sinne in sich vershnt. Soll es mglich sein, den Begriff »Bildung« wieder in dieser Tiefe und in dieser allumfassenden Weite zu verstehen – so mssen wir freilich all das vergessen, was sich an fremden Bestandteilen an ihn herangedrngt hat. Wir mssen ihn wieder so zu sehen und so zu verstehen suchen, wie Goethe selbst ihn gesehen und wie er ihn in sein ganzes Sein, in seine Lebens= und Naturanschauung verwoben hat.
auch] auch auch Wiederholung stehengeblieben Ursprnglichen] danach gestrichen: sich C fremd] statt gestrichen: neue D fremder] statt gestrichen: neuer E und] danach gestrichen: gefa[sst] A B
G o e t h e s I d e e d e r i n n e re n Fo r m
Vortrge gehalten in O x f o r d , German Seminar, Fe b r u a r 19 3 4 . 1. Problem der Fo r m als Grundproblem der deutschen Geistesgesch[ichte] des 18ten Jahrh[underts]. – Will man die geistigen Bestrebungen des k l a s s [ i s c h e n ] Zeitalters der d[eu]tsch[en] Philosophie u[nd] Geistesgeschichte in e i n e n Begriff u[nd] in einen sprachlichen Ausdruck zusammenfassen, so muss man auf diesen Begriff der Fo r m zurckgehen – er ist ein geistiger Brennpunkt[,] in dem sich alle Strahlen vereinigen[.] 4 Namen knnen hier angefhrt werden – Kant – Goethe – Schiller – Humboldt[.] Kant – er sucht nach verschied[enen] Bezeichnungen seines Systems – aber er greift zuletzt nach dem Namen des formalen Idealismus – von allen spteren Tendenzen des philos[ophischen] Idealismus, mit denen Kants Lehre inhaltlich die nchste Bezieh[ung] hat, wird diese Lehre nichtsdest[oweniger] geschieden durch dieses B e i wort[.] Descartes[’] metaphys[ischer] Ideal[ismus;] Berkeleys psycholog[ischer Idealismus;] Kants kritischer oder f o r m a l e r Idealismus[.] Primat A der „Fo r m“ vor der „Materie“[.] Nur von der Fo r m lsst sich allgemeingltige u[nd] notwendige, lsst sich a p r i o r i s c h e Erkenntnis gewinnen – [„]Wie sind synthet[ische] Urteile a priori mglich?[“] 36 [D]adurch[,] daß die Fo r m der Erfahrung allgemeingltig erkannt, daß sie „a n t i zipiert“ werden kann – ebenso Kants Ethik – das wahre Prinzip der Ethik kann nur ein rein formales Prinzip sein – der re i n e Wille, der sittl[iche] Wille ist der[,] der nicht durch irgend einen G e g e n s t a n d , durch ein Objekt des Begehrungsvermgens bestimmt wird – sondern der sich durch sich selbst, durch Au t o n o m i e u[nd] d. h. durch seine reine Form bestimmt – Goethe: Idee der Fo r m als das Zentrum, auf das sich seine Anschauung der N a t u r, seine Ansch[auung] der K u n s t B u[nd] seine Ansch[auung] der s i t t l [ i c h ] - g e i s t i g e n We l t zurckfhren u[nd] in der sie sich gewissermassen konzentrieren u[nd] kondensieren lsst. A B
Primat] davor gestrichen: Allgemein der K u n s t ] statt gestrichen: des L e b e n s
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Schiller[:] Formtrieb u[nd] Stofftrieb – auf ihrer harm[onischen] Vershnung (im Spieltrieb) beruht die K u n s t – u[nd] damit die echte H u m a n i t t – 37 Der Mensch ist das Wesen, das der Anschauung der reinen Form fhig ist – das Form verstehen und Form hervorbringen kann. A Humboldt: Idee der „inneren Form“ auf die Welt der Sprache bertragen – berrasch[ter] B suche konkrete Einsicht – Die Sprache kein Unterschied von Schllen und Zeichen, sondern von We l t a n s i c h t e n 38 – berrasch[ender] C Aufschluss der geistigen M a n n i g f [ a l t i g k e i t ] der I n d i v i d u a l i t t der Einzelsprachen[,] zugleich mit der A l l g e m e i n h e i t , ihrer inneren Gesetzlichkeit durch den Begriff der »i n n e r n S p r a c h f o r m « 39[.] D Goethe hat a l l e diese Bestrebungen gekannt; E er ist von ihnen ergriffen u[nd] tief berhrt[,] F er hat sie mit seinen eigenen Bestreb[ungen] G in Beziehung gesetzt – Aber hier wie berall ist er nicht nur aufnehmend, sondern produktiv=gestaltend – H „Das Produktive mit dem Historischen I zu verbinden“ 40 (Das Sehen in subj[ektiver] Hinsicht)[,] ist auch hier seine Maxime[.] J Es K giebt in Goethes Werk eine reine P h i l o s o p h i e L d e r Fo r m – es giebt tiefe und reiche, rein t h e o re t i s c h e Entwicklungen ber ihren Sinn u[nd] ihre Bedeutung – Aber wie berall drfen wir diese »Philosophie« nicht lediglich in abstrakten B e g r i f f e n vorstellen und vortragen –
Der Mensch ... kann.] am Rand in Bleistift: Welt Goethes als G a n z e s – Dante – Shakespeare[.] Goetz, Werther, Urfaust[,] Wanderj[ahre], Faust II – kaum zu umsp[annen]. B berraschter] Lesung unsicher C berraschender] Lesung unsicher D Die Sprache ... »i n n e r n S p r a c h f o r m «.] am Rand in Bleistift: Weltansch[auung] – Theorie der N a t u r [,] der K u n s t – tiefste Refl[exion der] Menschenn[atur;] Ethik u[nd] Paedagog[ik.] 41 E gekannt;] am Rand in Bleistift: Reflexion – nisus 42 F berhrt,] am Rand in Bleistift: Schwager Kronos 43 G Bestrebungen] am Rand in Bleistift: [„]Mein Leben durch[“] 44 H Aber ... gestaltend –] am Rand in Bleistift: D i c h t u n g u [ n d ] Wa h r h e i t I Historischen] am Rand in Bleistift: Reflexion, øæÆ, hierfr Form[.] J Maxime.] am Rand in Bleistift: Quelle sof[ern] sie fliesst 45 K Es] am Rand in Bleistift: »R e f l e x i o n « 46 L Philosophie] am Rand in Bleistift: M a x i m e n u [ n d ] R e f l e x i o n e n [doppelt unterstrichen] „B e t r a c h t u n g e n im Sinne der Wanderer“ 47 A
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wir mssen sie aus dem spezifisch Goetheschen L e b e n s g e f h l verstehen u[nd] deuten – Po l a r i t t in Goethes Stellung zur Philosophie[;] bisweilen scheint er sie schroff a b z u l e h n e n [:] A „So viel Philosophie als ich bis zu meinem seligen Ende brauche, habe ich noch allenfalls im Vorrat, eigentlich brauche ich gar keine[.]“ – (Kanzl[er] v[on] Mller[,] 1827) 48 Mgen die Philosophen ihre Philosophie begraben[;]49B aber andererseits in der Schrift ber Winckelmann[,] daß niemand ungestraft jene grosse philos[ophische] Beweg[ung], die durch Kant eingeleitet wird, von sich abgewiesen und sich ihr widersetzt habe – C50 An Jacobi[,] 23. D Nov[ember] 1801 51[:] „Wie ich mich zur Philosophie verhalte, kannst Du leicht auch denken. Wenn sie sich vorzglich aufs Trennen legt, so kann ich mit ihr nicht zurechte kommen ... wenn sie aber vereint oder vielmehr, wenn sie unsere ursprngliche Empfindung, als seien wir mit der Natur eins, erhht, sichert und in ein tiefes[,] ruhiges Anschauen verwandelt, in dessen immerwhrender ªŒæØ Ø u[nd] ØŒæØ Ø wir ein gttliches Leben fhlen, wenn uns ein solches zu fhren auch nicht erlaubt ist, dann ist sie mir willkommen“. In d i e s e m Sinne – und nur in diesem – wollen E wir hier versuchen, die I d e e d e r i n n e re n Fo r m als das gedankliche, als das philosophische Zentrum von Goethes Natur a n s c h a u u n g , Kunst=A n s c h a u u n g , Lebens[=] und Menschen=A n s c h a u u n g zu erweisen – Aus diesen drei grossen A n s c h a u u n g s =Kreisen kann sie nicht gelst, an ihnen muss sie festgehalten u[nd] aus ihnen entwickelt werden[,] aber andrerseits liegt hier mehr als b l o s s e Anschauung – es liegt eine ideelle S y n t h e s e vor, die ganz verschiedene Anschauungskreise auf einander bezieht u[nd] mit einander verbindet u[nd] vershnt. F a) G o e t h e s L e b e n s g e f h l Die I n d i v i d u a l i t t des Menschen [ist] ein U r p h a e n o m e n , das sich nur anschauen u[nd] aussprechen, aber nicht weiter »begreifen«, nicht auf etwas anderes zurckfhren lsst – Po l a r i t t ... a b z u l e h n e n :] am Rand in Bleistift: Fr Philosophie kein Organ – 52 B Mgen ... begraben;] zwischen den Zeilen geschrieben C Mgen die ... habe –] am Rand in Bleistift: Spinoza neben Shakespeare D 23.] 28. Angabe berichtigt E wollen] am Rand in Bleistift: Quelle nur insof[ern] sie fliesst 53 F vershnt.] am Rand: 3 M o m e n t e – Lebens- und Menschenanschauung – Natur – Dichtung A
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Sie ist ein tiefster und letzter Wert – ein Irreduzibles – Auch alles k o l l e k t i ve Geschehen ist ganz an sie gebunden; auch alle Anschauung g e s c h i c h t l i c h e r Vorgnge ruht doch zuletzt auf dem Verstndnis der grossen Einzelpersnlichkeiten – Sie sind fr Goethe die eigentlichen Trger der Geschichte – insbesondere der G e i s t e s g e s c h i c h t e . Was man gemeinhin »Geschichte« nennt, die Darstellung u[nd] Erinnerung des u s s e re n Geschehens – dem spricht Goethe den eigentl[ichen] Wissenschaftscharakter ab – und er lehnt, je lter er wird, um so unwilliger die k o n ve n t i o n e l l e n Werte dieser Geschichtsbetrachtung und =beurteilung ab. „Ich bin nicht so alt geworden, um mich um die Weltgeschichte zu bekmmern, die das Absurdeste ist, was es giebt; (ob dieser oder jener stirbt, dieses oder jenes Volk untergeht, ist mir einerlei;) ich wre ein Tor, mich darum zu bekmmern.“ 54 Aber um so mehr drngt es G[oethe], von Jugend an, bis hinauf ins hchste Alter[,] die innere Gemeinsch[aft] mit den großen Einzelmenschen herzustellen u[nd] aufrecht zu erhalten. Denn in der Wissenschaftsgesch[ichte], wie in der Geistesgeschichte berh[aupt,] fand er „den schwachen Faden, der sich aus dem manchmal so breiten Gewebe des Wissens u[nd] der Wissenschaften [durch alle Zeiten], selbst die dunkelsten u[nd] verworrensten[,] ununterbrochen fortzieht, [ ...] durch I n d i v i d u e n durchgefhrt[.]“ 55 Jugenddichtung: Goetz, Mahomet, Christus[,] Caesar, Sokrates[.] 56 Tragdie des G e n i e s – Im Mahomet 57 sollte dargestellt werden[,] „was das Genie durch Charakter [und Geist] ber die Menschen vermag, [ ...] und wie es dabei gewinnt u[nd] verliert[“] 58 – wie es[,] indem es auf die Welt w i r k t , sich zugleich in ihren Ordnungen g e f a n g e n sieht[: „]Der vorzgliche Mensch will 59 das Gttliche[,] was in ihm ist, auch ausser sich verbreiten; dann aber trifft er auf die rohe Welt u[nd], um auf sie zu wirken, muss er sich ihr gleichstellen; hierdurch aber vergibt er jenen hohen Vorzgen gar sehr, u[nd] am Ende begibt er sich ihrer gnzlich. Das Himmlische, Ewige wird in den Krper irdischer Absichten eingesenkt u[nd] zu vergnglichen Schicksalen mit fortgerissen[.“] A60 Es vermag auf diese objektiv=historischen Krfte, auf diese objektiv=sozialen Bindungen nicht zu ve r z i c h t e n –
„Der vorzgliche ... fortgerissen.“] am Rand geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen A
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aber es vermag sie niemals ganz mit seinem eigenen lebendigen Atem zu durchdringen – es „verfllt“ ihnen, indem es sich ihnen hingiebt – Geheimnis der Individualitt als „Eines“ u[nd] „Vieles“[,] als ein Allgemeines, als Ausdruck der kosmischen Wahrheit u[nd] der kosmischen Ordnung – und doch als ein schlechthin=E i n m a l i g e s [,] ein eææ 61, ein theoretisch=Unergrndliches – ^Goethe kein einseitiger »Individualist«[;] immer strker treten die s o z i a l e n Probleme in den Vordergrund – Wilhelm Meister – Lehrjahre und Wanderjahre[&] A Charakter Farbenlehre: „[E]igentlich unternehmen wir umsonst[,] das Wesen eines Dinges auszudrcken. W i r k u n g e n werden wir gewahr, und eine vollstndige Geschichte dieser Wirkungen umfasste wohl allenfalls das Wesen jenes Dinges. Vergebens bemhen wir uns[,] den Charakter eines Menschen zu schildern; man stelle dagegen seine Handlungen, seine Taten zusammen, und ein Bild des Charakters wird uns entgegentreten.“ 62 (Farbenl[ehre], Did[aktischer] T[eil], Vorw[ort]). [D]iese E i n h e i t in der Vielheit – diese Beharrung i n der Vernderung ist das Geheimnis der Individualitt, der „inneren Form“ des E i n zelmenschen u[nd] der E i n zelsache[.] Wo G[oethe] es theoretisch, »philosophisch« auszudrcken sucht, greift er nach dem Leibnizschen Begriff der M o n a d e 63 (Fr[ei]h[eit] u[nd] F[orm, S.] 281[;] Max[ime] 391) 64[:] „Das Hchste was wir von Gott und der Natur erhalten haben, ist das Leben, die rotierende Bewegung der Monas um sich selbst, welche weder Rast noch Ruhe kennt; der Trieb, das Leben zu hegen und zu pflegen[,] ist einem jeden unverwstlich eingeboren, die Eigentmlichkeit desselben jedoch bleibt uns und andern ein Geheimnis. Die zweite Gunst der von oben wirkenden Wesen ist das Erlebte, das Gewahrwerden, das Eingreifen der lebendig=beweglichen Monas in die Umgebungen der Außenwelt[,] wodurch sie sich erst selbst als innerlich Grenzenloses, als ußerlich Begrenztes gewahr wird.“ B Das sind die beiden Pole der Individualitt: eine bleibende, dauernde aber nichtsdestoweniger b e s t i m m b a re Form[.] Poetisch am reinsten ausgedrckt in den Urworten – A B
^Goethe kein ... Wanderjahre&] zwischen den Zeilen geschrieben wird.“] wird.« einheitliche Markierung des Zitatendes
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Kleinere Schriften zu Goethe und zur Geistesgeschichte y æCø Æø 65
so greift hier Goethe nach dem Ausdruck des »Dmonischen«[;] Schicksal – Astrologie[:] „Wie an dem Tag[,] der Dich der Welt verliehen[, Die Sonne stand zum Gruße der Planeten, Bist alsobald und fort und fort gediehen, Nach dem Gesetz wonach du angetreten. So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen, So sagten schon Sibyllen, so Propheten;] Und keine Zeit u[nd] keine Macht A [zerstckelt Geprgte Form die lebend sich entwickelt.]“ 66 D i va n : Pe r s n l i c h k e i t 67B ^M o n a d e u[nd] E n t e l e c h i e 68 Leibniz u[nd] Aristoteles: Die „entelechische Monade“ 69 – von hier geht G[oethe] bis zur Forderung der U n s t e r b l i c h k e i t weiter – die Natur ist „verpflichtet“, der unermdlich ttigen Monade einen „neuen Schauplatz anzuweisen.“ 70 & C Ve r h l t n i s z u m S o z i a l e n – Forderung des s e l b s t n d i g e n Aufbaus der Welt – als eine Grundforderung, die an den Menschen ergeht: Goethe als Pa e d a g o g e [.] Wilhelm Meisters Lehrj[ahre] (8. Buch, 3. Kap[itel])[:] „Ein Kind, ein junger Mensch, die auf ihrem eigenen Wege irre gehen, sind mir lieber als Menschen 71, die auf fremdem Wege recht wandeln.“ 72 G[oethe] ehrt die Individualitt, auch wo sie irrt: „Es irrt der Mensch, so lang er strebt.“ 73 „Wenn er mir jetzt auch nur verworren dient, So werd ich ihn bald in die Klarheit fhren. Weiss doch der Grtner, wenn das Bumchen grnt, Daß Blt’ und Frucht die knftigen Jahre zieren[.“] 74 – Auf den Willen zum S e l b s t -Sein und zur Selbstttigkeit kann u[nd] darf nicht verzichtet werden: J e d e r Mensch hat in diesem Sinne eine a rc h i t e k t o n i s c h e Aufgabe: G e s t a l t u n g seiner Welt, den Au f b a u seines Lebens[.] L e h r j [ a h re ]: Und ... Macht] in Bleistift D i va n : Pe r s n l i c h k e i t ] in Bleistift C anzuweisen.“&] am Rand in Bleistift: Abschluss: Volk und Knecht und berwinder 75 ; danach gestrichen: N a t u r g e f h l u n d N a t u r a n s c h a u u n g A B
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[„]Das ganze Weltwesen liegt vor uns, wie ein grosser Steinbruch vor dem Baumeister, der nur dann den Namen verdient, wenn er aus diesen zuflligen Naturmassen ein in seinem Geiste entsprungenes Urbild mit der grssten konomie, Zweckmssigkeit und Festigkeit zusammenstellt. Alles ausser uns, ist nur Element, ja [ ...] auch alles an uns; aber tief in uns liegt diese schpferische Kraft, die das zu erschaffen vermag, was sein soll, und uns nicht ruhen und rasten lßt, bis wir es ausser uns oder an uns, auf eine oder die andere Weise, dargestellt haben.“ 76 Max[ime] 477 77[: „]Es begegnet mir von Zeit zu Zeit ein Jngling, an dem ich nichts verndert noch gebessert wnschte; nur macht mir bange, daß ich manchen vollkommen geeignet sehe, im Zeitstrom mit fortzuschwimmen, und hier ist’s, wo ich immerfort aufmerksam machen mchte: daß dem Menschen in seinem zerbrechlichen Kahn eben deshalb das Ruder in die Hand gegeben ist, damit er nicht der Willkr der Wellen, sondern dem Willen seiner Einsicht Folge leiste.“ Aesthetisches Ideal der Humanitt u[nd] To t a l i t t wandelt sich zum s o z i a l e n Ideal[.] „Entsagung“ und „Begrenzung“[:] „Wie kann sich der Mensch gegen das Unendliche stellen, als wenn er alle geistigen Krfte, die nach vielen Seiten hingezogen werden, in seinem Innersten, Tiefsten versammelt, wenn er sich fragt: Darfst Du Dich in der Mitte dieser ewig lebendigen Ordnung auch nur denken, sobald sich nicht gleichfalls in Dir ein beharrlich Bewegtes[,] um einen reinen Mittelpunkt kreisend, hervortut?“ 78 Aber: „[D]er Mensch ist nicht eher glcklich, als bis sein unbedingtes Streben sich selbst seine B e g re n z u n g bestimmt[.]“ 79 „Vielseitigkeit bereitet eigentlich nur das Element vor, worin der Einseitige wirken kann. Ja es ist jetzt die Zeit der Einseitigkeiten; wohl dem, der es begreift, fr sich und andere in diesem Sinne wirkt. [ ...] Mach ein Organ aus Dir und erwarte, was fr eine Stelle Dir die Menschheit im allgemeinen Leben wohlmeinend zugestehen werde[.]“ 80 (Wanderj[ahre]) „Die vernnftige Welt ist als ein großes unsterbliches Individuum zu betrachten, das unaufhaltsam das Notwendige bewirkt u[nd] dadurch sich sogar ber das Zufllige zum Herrn macht.“ (Max[ime] 444) 81
G o e t h e s I d e e d e r i n n e re n Fo r m A
Vortrag – Bedford College, London. Januar – Februar 1935 [Erste Vorlesung: Mensch] Fo r m b e g r i f f – einer der Zentralpunkte und einer der B re n n p u n k t e von Goethes Schaffen; in ihm ve re i n e n sich die verschiedenen Richtungen von Goethes Schaffen. Fo r d e r u n g einer solchen Einheit: Goethe ber Hamann: „[,]Alles was der Mensch zu leisten unternimmt, es werde nun durch Tat oder Wort [oder sonst] hervorgebracht, muss aus smtlichen vereinigten Krften entspringen: alles Vereinzelte ist verwerflich.[‘] Eine herrliche Maxime! aber schwer zu befolgen. Von Leben und Kunst mag sie freilich gelten; bei jeder berlieferung durchs Wort hingegen, die nicht gerade poetisch ist, findet sich eine grosse Schwierigkeit; denn das Wort muss sich ablsen, es muss sich vereinzeln, um etwas zu sagen, zu bedeuten. Der Mensch, indem er spricht, muß fr den Augenblick einseitig werden; es gibt keine Mitteilung, keine Lehre, ohne Sonderung“ 82 – so auch besonders fr Goethe selbst – alle ußerungen ber den Knstler, den Menschen, den Forscher Goethe tragen diese E i n s e i t i g k e i t – Mittel: eine z e n t r a l e Idee zu finden, als f o c u s . ^[„]Dich im Unendlichen zu finden – Musst unterscheiden und dann verbinden[.“] 83 &L
Goethes P h i l o s o p h i e der Form Nicht von der D i c h t u n g Goethes – sondern von der Lebens= und Weltanschauung und von dieser Anschauung, sofern sie sich in den t h e o re t i s c h e n usserungen Goethes widerspiegelt – Aber damit entsteht sofort die Frage: ist es berechtigt, von einer solchen „Theorie“ bei Goethe berhaupt zu sprechen? B A B
Fo r m ] am Rand: Vo r l e s u n g I . sprechen?] sprechen –
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Goethes Verhltn[is] zur Philosophie A So tritt in Goethes Naturbehandlung, als ein Urbegriff der Vernunft, nicht als Ausdruck einer sinnlich-fassbaren Tatsache[,] der Gedanke der M e t a m o r p h o s e hervor[.] Sofern fr uns eine Einheit der Gestalt berh[aupt] fassbar ist, wird sie uns nur im Wandel der Gestalten fassbar. Der Begriff der Metamorphose wird zum sicheren Fhrer. – B i l d u n g u n d U m b i l d u n g o r g a n i s c h e r G e s t a l t e n 84[:] das grosse Thema der Goetheschen Naturbetrachtung – Urpflanze real und s y m b o l i s c h [.] B Das Ende des E n t s t e h e n s bedeutet fr uns auch das Ende des Verstehens – ^Die Vernunft hat nur ber das Lebendige Herrschaft – C Nicht von ... Philosophie] Diese Passage steht – wie in der Folge wiedergegeben – auf einem separaten Bl. (2r/v) ausfhrlicher formuliert noch ein zweites Mal: Goethe – a) Wagnis – Noch verstrken: Nicht von der D i c h t u n g G[oethe]’s soll hier allein die Rede sein – Freilich ist sie das A u n d O – Von ihr werden wir a u s g e h e n , zu ihr werden wir immer wieder z u r c k k e h re n mssen – Aber sie ist doch nur der letzte und hchste Au s d r u c k des Goethe’schen Wesens – nicht das Ganze – A
b) Dieses G a n z e mchte ich darzustellen suchen – a) Goethes Anschauung vom M e n s c h e n , der individ[uellen] u[nd] sozialen Welt[;] b) [Goethes Anschauung] von der N a t u r, vom K o s m o s [;] c) [Goethes Anschauung von] der D i c h t u n g , der K u n s t [.] Alles z e n t r i e r t in der „Idee der inneren Form“[.] Ganzes – An Pfenninger[,] 26. Apr[il] 1774[:] „Und so ist das Wort der M e n s c h e n mir Wort Gottes – [ ...] Und mit inniger Seele fall ich dem Bruder um den Hals Moses! Prophet! Evangelist! Apostel, Spinoza oder Macchiavell. Darf aber auch zu J e d e m sagen, lieber Freund geht dirs doch wie mir! Im einzelnen sentierst du krftig u[nd] herrlich, das Ganze ging in euern Kopf so wenig wie als in meinen.[“] Ein Goethe-Biograph als M o t t o gewhlt! 85 Philosophie Aber ist das berhaupt auf G[oethe] anwendbar?L B Urpflanze ... s y m b o l i s c h .] in Bleistift. Daneben am Rand in Bleistift: cf. [S.] 3 4 6 [doppelt unterstrichen] F[reiheit] u[nd] F[orm] 86 C Die Vernunft ... Herrschaft –] am Rand und mit Pfeil dieser Stelle zugeordnet: G e s t a l t [doppelt unterstrichen] s[iehe] spter! s. u.
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Kleinere Schriften zu Goethe und zur Geistesgeschichte
Das gleiche gilt fr die K u n s t : [„]Natur= und Kunstwerke lernt man nicht kennen, wenn sie fertig sind; man muss sie im Entstehen aufsuchen, um sie einigermassen zu begreifen[“] – 87 & Diese B i l d u n g s i d e e bestimmt auch Goethes G o t t e s i d e e – Um Gott recht zu begreifen, muss man ihn i n der Natur, in der Bildung und Umbildung organischer Gestalten ansehen – denn [„]Gott hat sich nach den bekannten imaginierten sechs Schpfungstagen keineswegs zur Ruhe begeben – er ist vielmehr noch fortwhrend wirksam, wie am ersten[“] 88 – Die [„]ideelle Denkweise[“] besteht darin[,] das [„]Ewige im Vorbergehenden[“] sichtbar werden zu lassen – 89 Wir verfolgen das hier t h e o re t i s c h nicht weiter – wir belegen es dichterisch[:] „Wenn im Unendlichen dasselbe1 Sich wiederholend ewig fliesst, Das tausendfltige Gewlbe Sich krftig in einander schliesst[;] Strmt Lebenslust aus allen Dingen[,] Dem kleinsten wie dem grssten Stern Und alles Drngen, alles Ringen Ist ewige Ruh’ in Gott dem Herrn[.]“ A
ebenso S e i n u[nd] We r d e n – B das wahre Sein schliesst sich nicht gegen die Vernderung ab – ist nichts Starres u[nd] Unvernderliches – es m a n i f e s t i e r t sich vielmehr im Werden, als das innere G e s e t z , das nicht anders als in der Folge u[nd] Mannigfaltigkeit der Gestalten fr uns sichtbar werden kann – „Freudig war[,] vor vielen Jahren[,]2 Eifrig so der Geist bestrebt, 1 2
„Wenn ... dasselbe] am Rand: [Bd.] III, [S.] 363 90 „Freudig ... Jahren,] am Rand: [Bd.] III, [S.] 84 91
Ist ewige ... Herrn.“] am Rand in Bleistift: ºa-d; eine mit a beschriftete S. konnte bisher im Nachlaß nicht gefunden werden, die S. b-d (Bl. 4r-5r) sind in der Folge wiedergegeben B ebenso ... We r d e n –] am Rand in Bleistift: b A
Goethes Idee der inneren Form – Vortrge
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Zu erforschen, zu erfahren, Wie Natur im Schaffen lebt[.] Und es ist das ewig Eine[,] Das sich vielfach offenbart[;] Klein das Grosse, gross das Kleine[,] Alles nach der eignen Art. Immer wechselnd, fest sich haltend; Nah und fern und fern und nah; So gestaltend[,] umgestaltend – Zum Erstaunen bin ich da[.]“ A „Im Grenzenlosen sich zu finden[,]1 Wird gern der Einzelne verschwinden[,] Da lst sich aller berdruß[;] Statt heißem Wnschen, wildem Wollen[,] Statt lst’gem Fordern, strengem Sollen[,] Sich aufzugeben ist Genuss[.] [ ...] Und umzuschaffen das Geschaffne, Damit sich’s nicht zum Starren waffne, Wirkt ewiges lebendiges Thun. Und was nicht war, nun will es werden, Zu reinen Sonnen, farbigen Erden, In keinem Falle darf es ruhn.
Es soll sich regen, schaffend handeln, Erst sich gestalten, dann verwandeln; Nur scheinbar steht’s Momente still. Das Ewige regt sich fort in allen: Denn alles muß in Nichts zerfallen, Wenn es im Sein beharren will.[“]
1
„Im Grenzenlosen ... finden,] am Rand: [Bd.] 3, [S.] 81 92
„Freudig war, ... da.“] auf der vorangehenden S. (Bl. 3v) geschrieben und mit Pfeil in Bleistift dieser Stelle zugewiesen A
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Kleinere Schriften zu Goethe und zur Geistesgeschichte
Alles muss zu Nichts zerfallen, wenn es im Sein beharren will – Sein ist nicht Beharrung schlechthin, als statischer Still=S t a n d ; es ist Bewegung, Entfaltung – u[nd] es ist wesentlich Po l a r i t t u[nd] S t e i g e r u n g[,] dynamischer P ro c e s s – aber ein solcher Process, der nicht regelloses F l i e s s e n , sondern „Bildung“[,] d. h. eine solche Bewegung A ist, in der sich eine innere N o t we n d i g k e i t , ein M a ß B u[nd] eine Grenze offenbart[.] Dieser Begriff von Grenze u[nd] Maß ist nicht auf die M e n s c h e n we l t beschrnkt: er tritt schon in der Natur hervor – u[nd] er ist derjenige Begriff[,] an dem sich die Einheit von Goethes Naturansicht u[nd] seiner sittlichen Ansicht am deutlichsten offenbart – ([Bd.] 3, [S.] 82[: „]Sofort nun wende dich nach innen[,] Das Centrum findest du dadrinnen Woran kein Edler zweifeln mag. Wirst keine Regel da vermissen[:] Denn das selbststndige Gewissen Ist Sonne deinem Sittentag.[“]) C93 Maßbegriff in der N a t u r : Fr Goethe fasst sich beides: die strenge I d e n t i t t u[nd] die stetige Ve r n d e r u n g , das in sich=Ruhen und in sich=Bleiben u[nd] das rastlose Werden in dem e i n e n Begriff zusammen, fr den die deutsche Sprache einen unvergleichlichen Ausdruck: den Ausdruck: »Gestalt« geschaffen hat. Gestalt besagt b e i d e s : Festigkeit u [ n d ] innere Wandlungsfhigkeit[,] lebendiges F l i e s s e n u[nd] Gebundenheit dieses Fliessens durch ein inneres Gesetz: Der deutsche Ausdruck »Gestalt« – sagt D G[oethe] – scheint schon rein fr sich die Forderung zu enthalten, von dem Beweglichen zu abstrahieren: [„]er nimmt an, daß ein Zusammengehriges festgestellt, abgeschlossen u[nd] in seinem Charakter f i x i e r t sei.[“] Betrachtet man jedoch das Ganze der organ[ischen] Gestalten, so findet sich, [„]daß hier nirgend ein Bestehendes, nirgend ein Ruhendes vorBewegung] am Rand in Bleistift: c M a ß ] in Bleistift unterstrichen C (Bd. 3, S. 82: ... Sittentag.“)] am Rand geschrieben und mit Pfeil dieser Stelle zugewiesen D sagt] am Rand in Bleistift: d A B
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kommt, sondern daß vielmehr alles in einer steten Bewegung schwanke.[“] 94 B e i d e Momente vereinigen sich in dem Begriff der R e g e l , die f e s t u [ n d ] e w i g , aber zugleich lebendig ist, sodaß kein Wesen aus ihr heraustreten kann, aber andererseits innerhalb ihrer einer bestndigen Umbildung fhig ist – wobei es jedoch „wie mit Zgeln zurckgehalten“ die unausweichliche Herrschaft des Gesetzes anerkennen muss[.] 95 (Fr[ei]h[eit] u[nd] F[orm, S.] 345, N. W. [Bd.] VI, [S.] 9 A[; Bd.] VII, [S.] 189 f. 96) Der gleiche G e g e n s a t z , der Begriff einer Regel, die fest u[nd] ewig, aber zugleich lebendig ist, wiederholt sich in dem Problem des Au f b a u s d e r M e n s c h e n we l t [.] Der Begriff des Maßes – als Mittelglied von Natur u[nd] Sittlichkeit – Die Natur »ist« Maß, aber der Mensch we i s s das Maß – alles Form= u[nd] Maßlose ist naturwidrig u[nd] d a r u m „unsittlich“[:] Die „Metamorphose der Tiere“[:] [„]Dieser schne Begriff von Macht u[nd] Schranken, von Willkr Und Gesetz, von Freiheit und Maß, von beweglicher Ordnung, Vorzug und Mangel erfreue Dich hoch; die heilige Muse Bringt harmonisch ihn Dir, mit sanftem Zwange belehrend. Keinen hhern Begriff erringt der sittliche Denker, Keinen der ttige Mann, der dichtende Knstler; der Herrscher[,] Der verdient es zu sein, erfreut nur durch ihn sich der Krone[.] Freue dich, hchstes Geschpf der Natur, du fhlest dich fhig, Ihr den schnsten 97 Gedanken, zu dem sie schaffend sich aufschwang, Nachzudenken. Hier stehe nun still u[nd] wende die Blicke Rckwrts, prfe, vergleiche, und nimm vom Munde der Muse, Daß du schauest, nicht schwrmst, die liebliche volle Gewissheit[“] 98 – B Aber wir wollen hier diese Gewissheit nicht nur „vom Munde der Muse“ – nicht nur aus dem Kreise der Goetheschen D i c h t u n g nehmen. Wir knnen uns hierauf nicht beschrnken u[nd] wir brauchen uns hierauf nicht zu beschrnken – denn das Ganze von Goethes Leben umfasst noch einen weiteren Kreis – eine T h e o r i e der Menschenbildung.
N. W. Bd. VI, S. 9] am Rand in Bleistift geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugeordnet: Fr[ei]h[eit] u[nd] F[orm, S.] 337L G e d i c h t [:] Metamorphose der Tiere 99 B Gewissheit“ –] am Rand in Bleistift geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugeordnet: Zurck! Kunst (= Bl. 4r in 41, 805); s. u. S. 51 A
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Es gibt, in Goethes Leben u[nd] Werk, gleichsam eine eigene „pdagogische Provinz“ 100[,] u[nd] ihrer Betrachtung mssen wir uns nunmehr zuwenden.1 L Aufbau der Menschenwelt E r s t e Forderung: die Menschheit fllt nicht aus der Natur h e r a u s , sie unterliegt dem gleichen ewigen Gesetz, das die Gesamtheit der Natur beherrscht – hier ist Goethe S p i n o z i s t : wir drfen die menschl[ichen] Handl[ungen] nicht so betrachten, als ob sie einen S t a a t i m S t a a t e bildeten. ^Gegen seinen Jugendfreund Fr[iedrich] Hein[rich] Jacobi[:] „Wem es nicht zu Kopfe will, daß Geist u[nd] Materie, Seele u[nd] Krper, Gedanke u[nd] Ausdehnung [ ...] die notwendigen Doppelingredienzien des Universums waren, sind u[nd] sein werden, die beide gleiche Rechte fr sich fordern u[nd] deswegen beide zusammen wohl als Stellvertreter Gottes angesehen werden knnen – wer zu dieser Vorstellung sich nicht erheben kann, der htte das Denken lngst aufgeben, u[nd] auf gemeinen Weltklatsch seine Tage verwenden sollen.“ 101 ^Alles blosse G e s c h e h e n in Natur u[nd] Menschenwelt, – so mchtig u[nd] gewaltig es auch erscheint, so viel es auch „von sich reden macht“ – sinkt fr Goethe zu gemeinem Weltklatsch herab, sofern es nicht von der e i n e n Idee durchdrungen ist, auf der alle wahre „Bildung“ beruht – von der Idee des G e s e t z e s , das fest u[nd] ewig, aber zugleich lebendig ist – das rastloses Fliessen u[nd] inneres Maß in sich vereint –& Der Mensch fllt aus dieser ewigen Gesetzesordnung nicht heraus; er kann nicht b e r sie hinweggreifen u[nd] sich ihr e n t g e g e n s t e l l e n oder sich hochmtig ber sie erheben – s e i n Privileg, s e i n e Wrde besteht vielmehr darin, daß er dem Gesetz nicht nur u n t e r l i e g t , sondern daß er es als solches we i s s . D a m i t wird er zu einem „Gipfel der Natur“ 102 – Winckelmann=Schrift, W. A. [Bd.] 46, [S.] 22 103[:] „Wenn die gesunde Natur des Menschen als ein Ganzes wirkt, wenn er sich in der Welt als in einem grossen[,] schnen[,] wrdigen u[nd] werten Ganzen fhlt, wenn das harmonische Behagen ihm ein reines freies Entzcken gewhrt; dann wrde das Weltall, wenn es sich selbst empfinden knnte, als an sein Ziel gelangt aufjauchzen und den Gipfel des eigenen Werdens u[nd] Wesens bewundern. Denn wozu dient alle der Aufwand zuwenden.] am Rand in Bleistift geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugeordnet: [Freiheit und Form, S.] 3 4 5 A104 1
A
3 4 5 ] doppelt unterstrichen
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von Sonnen u[nd] Planeten u[nd] Monden, von Sternen u[nd] Milchstrassen, von Kometen und Nebelflecken, von gewordenen und werdenden Welten, wenn sich nicht zuletzt ein glcklicher Mensch unbewusst seines Daseins erfreut?“ Sinn der Menschenbildung – daß der Mensch sich nicht von der Natur trennt – sich ihr knstlich als „reiner“ Geist entgegensetzt – sondern daß er das Gesetz des Geschehens we i s s u[nd] gemß diesem Wissen sein eigenes Dasein g e s t a l t e t – „Selbstgestaltung“ ist daher die oberste Forderung von Goethes »Ethik«[:] „Nach ewigen[,] ehrnen[, /] grossen Gesetzen [/] mssen wir alle [/] unseres Daseins [/] Kreise vollenden.“1 Aber das Wissen des Gesetzes – „Denn unfhlend ist die Natur: Es leuchtet die Sonne / ber Bs’ und Gute Und dem Verbrecher / Glnzen[,] wie dem Besten Der Mond und die Sterne ... Nur allein der Mensch Vermag das Unmgliche: Er unterscheidet, Whlet und richtet; Er kann dem Augenblick Dauer verleihen.“ A105 1
„Nach ewigen, ... vollenden.“] am Rand: [Bd.] 2, [S.] 84 106
verleihen.“] am Rand geschrieben und mit Pfeil dieser Stelle zugeordnet: „Metamorphose der Tiere“ 107 A
G o e t h e s I d e e d e r i n n e re n Fo r m A
Vorles[ung]: Bedford College, London, Januar – Februar 1935 B [Zweite Vorlesung: Natur] [I.] B) Goethes Naturanschauung a) Fragment: »Die Natur« Anfang der 80[er] Jahre, Tiefurter Journal 108 cf. Fr[ei]h[eit] u[nd] Form, S. 321 f.109 b) Goethes Pantheismus – Blatt I C
a) Einheit von G[oethe]’s l y r i s c h = d i c h t e r i s c h e r u[nd] w i s s e n s c h a f t l [ i c h e r ] Naturbetrachtung – beide z u s a m m e n g e h a l t e n durch die „Idee der inneren Form“. Die Grenze ist oft kaum zu ziehen D – der junge Goethe versenkt sich ganz in die A n s c h a u u n g der Natur – und hlt sich an ihr fest „mit klammernden Organen“ 110 – E lehnt jede theoretische Betrachtung u[nd] theoret[ische] Z e r g l i e d e r u n g der Natur ab. Aber es bleibt nicht lange so – Von den e r s t e n Weimarer Jahren an gewinnt das Natur s t u d i u m Macht ber G[oethe]. An Knebel[:]
G o e t h e s I d e e . . . Fo r m ] am Rand: Vorles[ung] II Von der zweiten Vorlesung der Trias Goethes Idee der inneren Form zum Thema Goethes Naturanschauung existieren drei Fassungen, die sich stark berschneiden und grosso modo denselben Inhalt haben. Diese Fassungen (I.-III.) werden in der Folge – wo eine direkte Verknpfung aufgrund von Cassirers Verweisen nicht mglich ist – hintereinander wiedergegeben. C Blatt I] = Bl. 5r (s. u. S. 35) D a) Einheit ... zu ziehen –] am Rand: [„]Ich saug an meiner Nabelschnur / Nun Nahrung aus der Welt. / Und herrlich rings ist die Natur / Die mich am Busen hlt.[“] 111 E der junge ... Organen“ –] am Rand in dnnerer Feder: Gegensatz: das S c h a u e n der Natur... A B
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Aus der Vereinzelung im prakt[ischen] Wirken und aus der Inkonsequenz der Menschen habe er sich zur „großen Konsequenz der Natur“ gerettet[.] A112 Einheit von Goethes lyrisch=dichterischer und wissenschaftl[icher] Naturbetrachtung – beide zusammengehalten durch die „Idee der inneren Form“[.] Die Grenze oft kaum zu ziehen – E i n z i g a r t i g k e i t dieses Z[u]s[ammen]h[angs] – B a ) G e f h l : Ve re i n i g u n g mit der Natur, Goethes »Pantheismus« Einbildungskraft – Bedeut[ung] v[on] Goethes Wiss[enschaft] im Allg[emeinen] Faust – C b) D G a n y m e d [„]Ach an deinem Busen Lieg ich, schmachte, Und deine Blumen, dein Gras Drngen sich an mein Herz[.] Du khlst den brennenden Durst meines Busens Lieblicher Morgenwind! Ruft drein die Nachtigall Liebend nach mir aus dem Nebelthal. Ich komm’, ich komme! Wohin? Ach, wohin? Hinauf! Hinauf strebt’s[.] Es schweben die Wolken Abwrts, die Wolken Neigen sich der sehnenden Liebe. Mir! Mir!
a) Einheit ... gerettet.] Diese Passage steht – wie in der Folge wiedergegeben [Einheit ... An Knebel. {S. 33}] – auf separaten Bln. (2r-3r; zur Lage gefaltet) ausfhrlicher formuliert noch ein zweites Mal B E i n z i g a r t i g k e i t dieses Zusammenhangs –] in Bleistift C Goethes ... Faust –] in Bleistift zwischen den Zeilen geschrieben D b)] in Bleistift A
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In euerm Schoße Aufwrts! [Umfangend umfangen!] Aufwrts an deinen Busen, Allliebender Vater![“] 113 Au f d e m S e e (1775) a) erste A Fassung[:] noch charakteristischer, noch zwingender B [„]Ich saug an meiner Nabelschnur Nun Nahrung aus der Welt Und herrlich rings ist die Natur Die mich am Busen hlt[.“] 114 b) Vom Gefhl zur »Anschauung« Faust[:] Wald und Hhle: [„]Erhabner Geist, Du gabst mir, gabst mir alles, [Warum ich bat. Du hast mir nicht umsonst Dein Angesicht im Feuer zugewendet. Gabst mir die herrliche Natur zum Knigreich, Kraft, sie zu fhlen, zu genießen. Nicht Kalt staunenden Besuch erlaubst du nur, Vergnnest mir in ihre tiefe Brust Wie in den Busen eines Freunds zu schauen.] Du fhrst die Reihe der Lebendigen Vor mir vorbei, und lehrst mich meine Brder Im stillen Busch, in Luft u[nd] Wasser kennen.[“] 115 Nicht mehr a l l e i n das ungestme Liebesgefhl[.] C Ideal der »s c i e n t i a i n t u i t i va « An Fritz Jacobi: 5. Mai 1786 116 „Wenn du sagst, man knne an Gott nur glauben 117, so sage ich Dir, ich halte viel aufs S c h a u e n “. Spinoza, »scientia intuitiva« „Diese Erkenntnisart geht von der adaequaten Idee einer wesentlichen Eigenschaft eines der gttlichen Attribute aus und schreitet von dort zu der adaequaten Erkenntnis des Wesens der Dinge weiter.“
erste] statt berschrieben: zweite a) erste ... zwingender] in Bleistift C Nicht ... Liebesgefhl.] auf dem oberen Blattrand in Bleistift A B
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Z
(Hoc cognoscendi genus procedit ab adaequata [idea] essentiae formalis quorundam Dei attributorum ad adaequatam cognitionem essentiae rerum).118 „Diese wenigen Worte geben mir Mut, mein ganzes Leben der Betrachtung der Dinge zu widmen, die ich reichen und von deren essentia formali ich mir eine adaequate Idee zu bilden hoffen kann, ohne mich im mindesten zu bekmmern, wie weit ich kommen werde und was mir zugeschnitten ist.“ 119 ^S c h a u e n – b e t r a c h t e n – nicht bloss denken und beobachten, zergliedern und analysieren: Denn: [„]Geheimnisvoll am lichten Tag [/ Lßt sich Natur des Schleiers nicht berauben, / Und was sie deinem Geist nichf offenbaren mag, / Das zwingst du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben.“] 120 & A Damit [sind] die beiden Po l e der Goetheschen Naturbetrachtung bezeichnet – die Punkte, zwischen denen sie bestndig o s z i l l i e r t –
Vor seinem Eintritt in Weimar ergiebt er sich dem Natur=S t u d i u m [.] L An Knebel121 An Merck 122[,] 1780: der M[ineralogie] ergibt er sich mit einer wahren Leidenschaft[.] 123 Als Mineraloge, als Geologe, als Botaniker, als Anatom, als Optiker[:] [„]Mit Botanik gibst du dich ab – mit Optik? Was treibst 124 du? Ist es nicht schnrer B Gewinn, rhren ein zrtliches Herz? Ach, die zrtlichen Herzen! Ein Pfuscher vermag C sie zu rhren; Sei es mein einziges Glck D, dich zu berhren E, Natur![“] 125 (Venet[ianische] Epigr[amme] 1790) An Frau von Stein, 1784 126[:] „Das Pflanzenreich rast einmal wieder in meinem Gemte; ich kann es nicht einen Augenblick loswerden, mache aber auch schne Fortschritte. [ ...] Es zwingt sich mir alles auf, ich sinne nicht mehr drber, es kommt mir alles entgegen und das ungeheure Reich simplifiziert sich mir in der ^S c h a u e n – ... Schrauben.“&] zwischen den Zeilen geschrieben schnrer] statt gestrichen: bessrer C Pfuscher vermag] statt gestrichen: Stmper weiss D Glck] statt gestrichen: Ziel E berhren] statt gestrichen: umfassen A B
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Seele ... Wenn ich nur jemanden den Blick und die Freude mitteilen knnte, es ist aber nicht mglich.“ aus Rom an Frau v[on] Stein[:] „Sage Herdern, daß ich dem Geheimnis der Pflanzenzeug[un]g u[nd] Organisation ganz nah bin u[nd] daß es das Einfachste ist, was nur gedacht werden kann. [ ...] Die Urpflanze wird das wunderlichste Geschpf von der Welt[,] ber die A mich die Natur selbst beneiden soll.“ 127 Pa l e r m o – Mit dem Plan zur Nausikaa-Dichtung 128 besch[ftigt] geht Goethe in den ffentl[ichen] Garten zu Palermo – 129 Aber der Gedanke der Urpfl[anze] wird in ihm bermchtig[:] [„]der Garten des Alkinous war verschwunden, ein Weltgarten hatte sich aufgetan.[“] 130
Daher mssen wir Naturgef[hl] u[nd] N a t u r w i s s [ e n s c h a f t ] in Eins nehmen – Freilich: sollen wir uns auch in Goethes – I r r t m e r vertiefen. [„]Nichts vom Vergnglichen[, /] wie’s auch geschah[!] Uns zu verewigen [/] sind wir ja da[.“] 131 Die Farbenlehre G[oethe]’s ist aber doch wohl ein solches „Vergngliches“– Goethe hat sie geschtzt u[nd] hochgehalten (Zu Eckermann! sogar ber seine Dichtung gestellt) 132[;] aber war das nicht ein wunderlicher I r r tum? Der Kampf gegen Newton war freilich ein solcher Irrtum – Aber auch keine s c h l e c h t h i n „falsche Tendenz“[:] [„]Was f r u c h t b a r ist, allein ist wahr[.“] 133 „Kenne ich mein Verhlt[nis] zu mir selbst und zur Aussenwelt, so heiss ich’s Wahrheit. Und so kann jeder seine eigene Wahrheit haben, und es ist doch immer dieselbige“! (Max[ime] 198) 134 Nicht das gleiche Problem. Goethe spricht von der physiolog[ischen] Farbe[,] Newton [von der] physikal[ischen Farbe.] Wir knnen heute b e i d e n gerecht werden[:] B Er entdeckt auf seinem Weg die physiol[ogische] Optik (Johannes Mller 135, Helmholtz 136).
aus Rom ... soll.“] weiter unten auf der Seite geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen B Nicht das gleiche ... werden:] am Rand geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen A
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We r t h e r : AL
[II.] Natur B 1) F r a g m e n t »Die Natur« aus dem Tiefurter Journal Anfang der 80er Jahre Tiefurter Journal cf. W. A. ? 137 s[iehe] Fr[ei]h[eit] u[nd] F[orm,] S. 321 f.138 2) Goethes »Pantheismus« [„]Der Allumfasser, [/] Der Allerhalter[,] Fasst und erhlt er nicht – [/] Dich, mich, sich selbst? Wlbt sich der Himmel nicht da droben? C Liegt die Erde nicht hier unten fest? Und steigen freundlich blickend Ewige Sterne nicht herauf? [ ...] Erfll’ davon Dein Herz[,] so groß es ist[,] Und wenn du 139 Ganz in dem Gefhle selig bist[,] Nenn’ es dann wie Du willst[,] Nenn’s Glck! Herz! Liebe! Gott! Ich habe keinen Namen Dafr! Gefhl ist alles[;] Name ist Schall und Rauch, Umnebelnd Himmelsgluth.[“] D140 Dies zu fassen, dies zu gliedern, es sich anschaulich und g e g e n s t n d l i c h zu machen E – das vermag der junge Goethe noch nicht. Und so droht er bisweilen der Allgewalt dieser Empfindung zu e r l i e g e n [–] hingestreckt im hohen Grase am Bach ... 141 We r t h e r (W. A. [Bd.] 19, [S.] 8) 142[:] „Wenn ich das Wimmeln der kleinen Welt zwischen Halmen, die unzhligen unergrndlichen Gestalten der Wrmchen, der Mck[ch]en nher an meinem Herzen fhle, und fhle die Gegenwart des Allmchtigen, der in dnnerer Feder geschrieben N a t u r ] am Rand: B l a t t I s. o. S. 30 C droben?] droben D Himmelsgluth.“] am Rand in Bleistift geschrieben und mit Pfeil dieser Stelle zugeordnet: Werther! E machen] am Rand in Bleistift: „in holde Dumpfheit eingehllt –“ 143 Tiefe, aber Dumpfheit A We r t h e r :] B
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uns nach seinem Bilde schuf, ^das Wehen des Allliebenden, der uns in ewiger Wonne schwebend trgt und erhlt; mein Freund!& wenn’s dann um meine Augen dmmert[,] und die Welt um mich her und der Himmel ganz in meiner Seele ruhn wie die Gestalt einer Geliebten; dann sehne ich mich oft und denke[:] ach knntest du das wieder ausdrcken, knntest du dem Papiere das einhauchen,144 was so voll, so warm in Dir lebt, daß es wrde der Spiegel Deiner Seele, wie Deine Seele ist der Spiegel des unendlichen Gottes[!] – Mein Freund – Aber ich gehe darber zu Grunde; ich erliege unter der Gewalt der Herrlichkeit dieser Erscheinungen[.“] A Aber Goethe ist dieser Gewalt n i c h t erlegen. B Wie hat er sich ihrer erwehrt? C H o wa r d D145 Aber Goethes Natur b e t r a c h t u n g u[nd] Natur f o r s c h u n g bleibt bei dieser Einheitsanschauung nicht stehen – Sie strebt nach G a n z h e i t – aberdiese Ganzheit soll die B e s o n d e r h e i t , die Individualitt nicht auslschen – Die wahre To t a l i t t ist kein Gegensatz zur Individualitt, die wahre Allgemeinheit ist kein Gegensatz zur Besonderheit – 146 Daher wehrt Goethe jeden »Pantheismus« ab, der der Besonderheit nicht gerecht wird, der die Individualitt t t e t [.] Charak[teristisches] spteres Wort – mit Bezug auf die oriental[ische] Mystik E[: „]bei der Flucht zur Alleinheitslehre geht ebensoviel gewonnen als verloren, so daß zuletzt das ebenso trstliche als untrstliche Z e ro zurckbleibt[“] – 147 keine Flucht ins Zero, ins N i c h t s , ins Nirwana[,] sondern die G e s t a l t , der individuelle U m r i s s soll erhalten bleiben[.] Das gelingt nur[,] wenn Allgemeines und Besonderes, Einheit u[nd] Vielheit i n e i n s g e s e t z t werden[.] Charakter der s y m b o l i s c h e n Anschauung[:]
Dies zu fassen ... Erscheinungen.“] auf separatem Bl. (6r) geschrieben und mit We r t h e r s[iehe] beil[iegend] dieser Stelle zugewiesen B erlegen.] danach gestrichen: Wie C Wie ... erwehrt?] in Bleistift D H o wa r d ] mit Bleistift doppelt unterstrichen E mit Bezug ... Mystik] zwischen den Zeilen eingefgt A
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Max[ime] 314 A148: „Das ist die wahre Symbolik, wo das Besondere das Allgemeine reprsentiert, nicht als Traum und Schatten, sondern als l e b e n d i g = a u g e n b l i c k l i c h e O f f e n b a r u n g d e s U n e r f o r s c h l i c h e n .“ Vers[uch] einer Witterungslehre 149[:] „Das Wahre[,] mit dem Gttl[ichen] identisch[,] lsst sich niemals von uns direkt erkennen, wir schauen es nur im Abglanz, im Beispiel, Symbol, in einzelnen u[nd] verwandten Erscheinungen; wir werden es gewahr als unbegreifliches Leben u[nd] knnen dem Versuch 150 nicht entsagen[,] es dennoch zu begreifen.“ Witterungslehre / daher: E i n b i l d u n g s k r a f t als notwendiges IngreB dienz der Naturforschung[.]151 Zu Eckermann[,] 27. Januar 1830 152[:] „Ohne Einbildungskraft ist ein wirklich grosser Naturforscher gar nicht zu denken. Und zwar meine ich nicht eine Einbildungskraft, die ins Vage geht und sich Dinge imaginiert, die nicht existieren; sondern ich meine eine solche, die den wirklichen Boden der Erde nicht verlsst und mit dem Maßstabe des Wirklichen und Erkannten zu geahnten, vermuteten Dingen schreitet. Da mag sie denn prfen, ob dieses Geahnte auch mglich sei und ob es nicht in Widerspruch mit anderen bewussten Gesetzen komme.“ C [K]eine blosse begriffliche Zergliederung – denn „Geheimnisvoll [am lichten Tag, / Lßt sich Natur des Schleiers nicht berauben]...“ D153 Witterung – Wolken – das schwebendste, das flchtigste Element[;] nirgends zu f a s s e n – nirgends eine feste G e s t a l t – Und doch[:] Howard[:] Howard’s Ehrengedchtnis 154 Stratus, Cumulus, Cirrus, Nimbus. W. A. [Bd.] 3, [S.] 97 155
314] 127 Angabe berichtigt daher: ... Naturforschung.] zwischen den Zeilen mit dnnerer Feder geschrieben. Danach gestrichen: [„]Dich im Unendlichen zu finden, / Musst unterscheiden u[nd] dann verbinden; / Drum danket mein beflgelt Lied / Dem Manne, der Wolken unterschied.[“] 156 C Zu Eckermann, ... komme.“] auf der gegenberliegenden S. (Bl. 6v) in dnnerer Feder geschrieben und mit s[iehe] nebenst[ehend] dieser Stelle zugewiesen D Keine blosse ... berauben...“] am Rand mit dnnerer Feder geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen A B
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Atmosphre: „Die Welt[,] sie ist so gross und breit Der Himmel auch so hehr und weit, Ich muss das alles mit Augen fassen, Will sich aber nicht recht denken lassen. Dich im Unendlichen zu finden, Mußt unterscheiden und dann verbinden. Drum danket mein beflgelt Lied Dem Manne, der Wolken unterschied.“ A So b e r a l l in der Naturlehre – Howard[;] das ist der Charakter von Goethes Farbenlehre, von seiner Morphologie, Botanik, Anatomie, Mineralogie etc. Frage: wie u n t e r s c h e i d e t Goethe[,] wie ve r b i n d e t Goethe? B Hier gert er in K o n f l i k t mit der empirischen Naturforsch[ung.] Konflikt mit Newton – Teilung des Lichtes (nur anzudeuten) C Newton – Brechung des Lichts – Was wir als Licht empfinden, anschauen, g e n i e s s e n : das ist kein Einfaches, unmittelbar=Gegebenes und Gewisses – es ist fr die P h y s i k e r etwas sehr Zusammengesetzes, Verwickeltes – Der Physiker z e r l e g t diese Phaenomene u[nd] er b e g re i f t es erst durch diese Z e r l e g u n g (Prisma): das einfache Sonnenlicht[.] Von dieser Z e r l e g u n g u[nd] B re c h u n g will Goethe nichts wissen – er lehnt sie heftig ab – Licht u[nd] Dunkel sind ihm Urphaenomene, Urerlebnisse 157 – u[nd] aus dem Ineinander dieser Urerlebnisse baut sich ihm die Welt der Fa r b e n auf – „Mikroskope u[nd] Fernrhre verwirren eigentlich den reinen Menschensinn.“ 158 Howard’s Ehrengedchtnis ... unterschied.“] auf der nchsten S. (Bl. 7r) geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen B Goethe?] Goethe C anzudeuten)] danach gestrichen: Konflikt mit Linn[:] 1) Klassifiz[ierende] Naturbetrachtung 2) Metamorphose – A
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^„Geheimnisvoll am lichten Tag [/] lsst sich Natur des Schleiers nicht berauben“ 159 –[&] „Freunde, flieht die dunkle Kammer,1 Wo man Euch das Licht verzwickt, Und mit kmmerlichstem Jammer Sich verschrobnen Bilden bckt. Aberglubische Verehrer Gab’s die Jahre her genug, In den Kpfen eurer Lehrer Lasst Gespenst und Wahn und Trug. Wenn der Blick an heitern Tagen Sich zur Himmelsblue lenkt, Beim Siroc der Sonnenwagen Purpurrot sich niedersenkt, Da gebt der Natur die Ehre[,] Froh, an Aug und Herz gesund, Und erkennt der Farbenlehre Allgemeinen, ewigen Grund[.]“ Der N a t u r die Ehre geben – das heisst[,] sie in ihren ewigen grossen a n s c h a u l i c h e n Urphaenomenen begreifen! I I ) L i n n s 160 B o t a n i k Prinzip A[:] die Natur b e g re i f e n heisst[,] ihre Gestalten s o n d e r n , a b t re n n e n , k l a s s i f i z i e re n nach irgend einem willkrlich angenommenen M e r k m a l (so bei Linn die Zahl der Staubfden)[,] sie scheiden u[nd] benennen[.] B Auch d i e s e Form der Scheidung u[nd] der klassifizierenden Sonderung lehnt Goethe heftig ab: denn sie t t e t die Anschauung[,] u[nd] sie ttet damit den lebendigen G e i s t der Natur[.] 1
„Freunde, flieht ... Kammer,] am Rand: [Bd.] 3, [S.] 356 161
Prinzip] am Rand in Bleistift: „Alle Versuche, die Probleme der Natur zu lsen, sind im Grunde nur Konflikte der Denkkraft mit dem Anschauen.“ Der Kammerberg bei Eger. 162 B benennen.] am Rand in Bleistift: verschiedene We g e 163 A
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^„Wer will was Lebendiges erkennen und beschreiben, Sucht erst den Geist heraus zu treiben, Dann hat er die Teile in seiner Hand, Fehlt leider! nur das geistige Band[.] Encheiresin naturae nennt’s die Chemie, Spottet ihrer selbst u[nd] weiss nicht wie.“ 164 & Encheiresin naturae – Bemchtigung der Natur – aber solche B e m c h t i g u n g fhrt nicht zum inneren Verstndnis der Natur[.] Und so gegen Linn; Fr[ei]h[eit] u[nd] F[orm,] S. 3 3 7 A165 [III.] Goethes Naturbegriff – 1) F r a g m e n t : » D i e N a t u r « 166 keine S c h e i d u n g e n : das All-Eine – Auch keine Scheid[ung] von „Subjekt“ u[nd] „Objekt“[.] „G o e t h e s N a t u r g e f h l “[:] [N]icht zu beschreiben, und nicht in abstrakten Begriffen zu u m s c h re i ben – Aber wir brauchen eine solche Umschreibung nicht – es spricht u n m i t t e l b a r u[nd] u n ve r k e n n b a r zu uns in Goethes Ly r i k – Ich greife nun aufs Geratewohl einige P ro b e n heraus – es lassen sich leicht andere, vielleicht bessere finden[:] Au f d e m S e e 167[,] 15[.] Juni 1775 168 (26-j[hrig])[:] [„]Und frische Nahrung, neues Blut Saug’ ich aus freier Welt; Wie ist Natur so hold und gut, Die mich am Busen hlt! Die Welle wieget unsern Kahn Im Rudertakt hinauf, Und Berge, wolkig himmelan, Begegnen unserm Lauf. Aug[’,] mein Aug[’], was sinkst du nieder? Goldne Trume, kommt ihr wieder? Weg, du Traum! so Gold du bist; Hier auch Lieb’ und Leben ist.
A
3 3 7 ] mit Bleistift doppelt unterstrichen
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Auf der Welle blinken Tausend schwebende Sterne[,] Weiche Nebel trinken Rings die trmende Ferne; Morgenwind umflgelt Die beschattete Bucht[,] Und im See bespiegelt Sich die reifende Frucht[.“] E r s t e Fassung: 169 [„]Ich saug an meiner Nabelschnur Nun Nahrung aus der Welt[.] Und herrlich rings ist die Natur[,] Die mich am Busen hlt[“] – Aber der heiße Durst wird nie g a n z gestillt – Immer wieder regt sich das Sehnen nach einer anderen, vollstndigeren Vereinigung – nach einer Vereinigung, die den Bruch zwischen Indiv[iduum] u[nd] Natur heilt – die den Einzelnen wieder z u r c k f h r t in den Schoß der Natur. G a n y m e d 170 – [„]Wie im Morgenglanze / Du rings mich anglhst, Frhling, Geliebter! Mit tausendfacher Liebeswonne / Sich an mein Herz drngt Deiner ewigen Wrme / Heilig Gefhl[,] Unendliche Schne[!] Daß ich dich fassen mcht’ In diesen Arm! [ ...] Ich komm[’], ich komme! Wohin? Ach, wohin? Hinauf! Hinauf strebt[’]s. Es schweben die Wolken Abwrts, die Wolken Neigen sich der sehnenden Liebe. Mir! Mir! In eurem Schoße Aufwrts!
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Umfangend umfangen[!] Aufwrts an Deinen Busen[,] Allliebender Vater![“]
Der Dichter als »zweiter Schpfer«[.] Lied des physiognomischen Z e i c h n e r s – Auch bildend. Dezember 1774 171 [„]O daß die innre Schpfungskraft Durch meinen Sinn erschlle[,] Daß eine Bildung voller Saft Aus meinen Fingern qulle. Ich zittre nur ich stottre nur[,] Ich kann es doch nicht lassen Ich fhl, ich kenne dich[,] Natur[,] Und so muß ich dich fassen.[“] [„]Ich halte diesen Drang vergebens auf [Der Tag und Nacht in meinem Busen wechselt. Wenn ich nicht sinnen oder dichten soll, So ist das Leben mir kein Leben mehr. Verbiete du dem Seidenwurm zu spinnen, Wenn er sich schon dem Tode nher spinnt.“] (Tasso) 172 Fortgang von N a t u r g e f h l zu N a t u r s t u d i u m AL Es beginnt bald nach dem E i n t r i t t i n We i m a r – er sieht sich in tausend disparate Beschftigungen verwickelt – und auch der Quell der Dichtung droht zu versiegen – Damals re t t e t sich Goethe in das Naturstudium[.] An Knebel: aus der Vereinzelung im praktischen Wirken und aus der Inkonsequenz der Menschen habe er sich zur großen „Konsequenz der Natur“ gerettet – 173 Nicht nur die F l l e der Natur reizt ihn – ihre erhabene Ruhe, ihre Konsequenz ist das, wonach er sich sehnt – Und diese K o n s e q u e n z tut sich nur dem Fo r s c h e r auf – »S c i e n t i a intuitiva« (Spinoza) 174[:] „G o e t h e s N a t u r g e f h l “ {S. 40} ... N a t u r s t u d i u m ] auf separaten Bln. (10r-11r) mit dnnerer Feder geschrieben und mit S[iehe] G o e t h e s N a t u r g e f h l dieser Stelle zugewiesen
A
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[G]eht von der adquaten Erkenntnis eines gttl[ichen] Attributs zur adqu[aten] Erkenntnis des Wesens der Dinge – und zu ihren einzelnen Modi. A An Fritz Jacobi[,] 1786 175[:] „Wenn du sagst man knne an Gott nur glauben, so sage ich Dir[,] ich halte viel vom Schauen. [ ...] Diese wenigen Worte geben mir Mut, mein ganzes Leben der Betrachtung der Dinge zu widmen [ ...] ohne mich im mindesten zu bekmmern, wie weit ich kommen werde“. Als Mineraloge, als Geologe, als Botaniker, als Anatom, als Optiker[.] An Merck schreibt er 1780, er habe sich der Mineralogie mit einer wahren Leidenschaft ergeben.176 An Frau v[on] Stein[,] 1784 177[:] „Das Pflanzenreich rast einmal wieder in meinem Gemte, ich kann es nicht einen Augenblick los werden, mache aber auch schne Fortschritte. [ ...] Es zwingt sich mir alles auf, ich sinne nicht mehr drber, es kommt mir alles entgegen – und das ungeheure Reich simplifiziert sich mir in der Seele ... Wenn ich nur Jemandem den Blick und die Freude mitteilen knnte, es ist aber nicht mglich.“ Die Dichtung scheint fast ve r d r n g t zu werden[;] B seine F re u n d e ... Gefahr gefhlt178 Venet[ianisches] Epigramm 1790 179[:] [„]Mit Botanik gibst Du Dich ab? mit Optik? Was treibst 180 du? Ist es nicht schnrer Gewinn, rhren ein zrtliches Herz?[“] Aber der Dichter des Werther fhlt sich innerlich verwandelt – u[nd] er sieht jetzt auch die Menschen mit anderen Augen[.] C 2) Keine Tre n n u n g – Goethe als Feind der Analyse – Newton: Licht begreifen – Licht z e r l e g e n – heutige Naturwiss[enschaft] noch weiter – ein elektromagnet[ischer] D Vorgang – Elektronen
geht ... Modi.] zwischen den Zeilen geschrieben seine F re u n d e ... gefhlt] zwischen den Zeilen geschrieben C Fortgang von {S. 42} ... Augen.] auf separatem Bl. (12r/v) mit dnnerer Feder geschrieben und mit Fortgang vom Naturgefhl zum N a t u r s t u d i u m – A dieser Stelle zugewiesen D elektromagnetischer] am Rand: [doppelt unterstrichen; s. S. 47] A B
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u[nd] Photonen – alle g l e i c h a r t i g – die Elektronen einander gleich, jedes der Trger einer best[immten] elektr[ischen] Ladung[.] 3) Goethe lehnte d i e s e Betrachtung ab: „Zhlen und Trennen lag nicht in meiner Natur“ 181[.] Von hier zu seinem scharfen Kampf gegen Newton gefhrt – Wie t i e f dies wurzelt, lehrt L e i p z i g e r G e d i c h t e A fr Friederike Oeser,182 17- oder 18-j[hriger] Student[.] [„]Die Freuden1 [Da flattert um die Quelle Die wechselnde Libelle, Der Wasserpapillon, Bald dunkel und bald helle W]ie ein Chamleon[;] Bald rot und blau, bald blau und grn[,] O daß ich in der Nhe Doch ihre B Farben she! Sie schwirrt und schwebet, rastet nie[!] Doch still[,] sie setzt sich an die Weiden. C Da hab ich sie! Da hab ich sie[!] Und nun betracht ich sie genau[,] Und seh ein traurig dunkles Blau. So geht es Dir, Zergliedrer deiner Freuden[!“] Was ist die Fa r b e ? D Licht und Dunkel als Urerlebnisse, als U r p h n o m e n e – aus dem Ineinander dieser Urerlebnisse baut sich die Welt der Farben auf. E 1
„Die Freuden] am Rand: Morris, [Bd.] I, [S.] 248 183
G e d i c h t e ] statt gestrichen: L i e d e r b u c h ihre] statt gestrichen: seine C Sie schwirrt ... Weiden.] statt gestrichen: Da fliegt der Kleine vor mir hin, / Und setzt sich auf die stillen Weiden. 184 D Fa r b e ?] Fa r b e – E auf.] danach gestrichen: [„]Mikroskope u[nd] Fernrhre verwirren eigentlich den reinen Menschensinn[“] – [„]Geheimnissvoll am lichten Tag [/ Lsst sich Natur des Schleiers nicht berauben“] 185 A B
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Licht=Zerlegung und Licht=Brechung „Freunde, flieht die dunkle Kammer,1 Wo man Euch das Licht verzwickt[,] Und mit kmmerlichstem Jammer Sich verschrobnen Bilden bckt. Aberglubische Verehrer Gab’s die Jahre lang genug[,] In den Kpfen Eurer Lehrer Lasst Gespenst und Wahn und Trug[.] Wenn der Blick an heitern Tagen Sich zur Himmelsblue lenkt[,] Bei Siroc der Sonnenwagen Purpurrot sich niedersenkt[,] Da gebt der Natur die Ehre, Froh, an Aug[’] und Herz gesund, Und erkennt der Farbenlehre Allgemeinen ewigen Grund[.]“
Der Natur die Ehre geben – das heisst[,] sich an ihren ewigen anschaulichen grossen Urphaenomenen erfreuen – Æ) A Erste Forderung der Goetheschen Naturbetrachtung[:]
Kontinuitt – Stetigkeit Er kennt nur fliessende[,] allmhliche[,] gleichsam s t i l l e bergnge – kein gewaltsames, pltzliches, strmisches Geschehen[.] Diesen Standpunkt hat er insbesondere in der G e o l o g i e festgehalten – die zeitgen[ssische] Geologie beherrscht von der K a t a s t ro p h e n =Theorie[;] durch pltzliche Weltkatastrophen ist die Erde in ihren jetz[igen] Zustand gekommen, haben sich die Berge aufgetrmt, haben sich Wasser und Land geschieden[.] Es ist ein d y n a m i s c h e s Geschehen, das von ganz bestimmten Krften gelenkt wird – aber wir drfen es uns nicht »atomistisch« als ein pltzliches Hervorbrechen denken[:] 1
A
„Freunde ... Kammer,] am Rand: [Bd.] 3, [S.] 356 186
Æ)] davor auf dem oberen Blattrand (wohl) in dessen eigener Handschrift:
L. A. Bisson 187, [/] 83, Woodstock Road, [/] Oxford.
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„In der dynamischen Betrachtung kann sehr vieles noch aus ruhiger Vollstreckung innerer Gesetze hergeleitet werden, was bei jener [der atomistischen Betrachtung] nur durch einen Aufwand vieler [ ...] ußerer Gewalten begreiflich zu machen ist.“ 188 Nicht Mikroskope, nicht Fernrhre knnen uns das Rtsel lsen – 189 [„]Geheimnisvoll am lichten Tag [/ Lßt sich Natur des Schleiers nicht berauben“ –] A190 E r s t e Fo r d e r u n g : K o n t i n u i t t 1. Der Ausdruck »Gestalt« 2. Metamorphose der Tiere 3. [„]ideelle Denkweise[“] B L [„]die starre Vorstellungsart, nichts knne werden, als was schon sei[“.]191 Seine Antwort: [„]Ach[,] die zrtlichen Herzen! Ein Pfuscher vermag s i e zu rhren[;] Sei es mein einziges Glck, Dich zu berhren, Natur![“] C192
Howards Ehrengedchtnis[,] W. A. [Bd.] 3, [S.] 97 193 Stratus, Cumulus, Cirrus, Nimbus „Die Welt, sie ist so gross und breit[,] Der Himmel auch so hehr und weit, Ich muss das alles mit Augen fassen[,] Will sich aber nicht recht denken lassen[.] Dich im Unendlichen zu finden[,] Mußt unterscheiden u[nd] dann verbinden[;] Drum danket mein beflgelt Lied Dem Manne, der Wolken unterschied[.“] 194
berauben“ –] danach gestrichen: G o e t h e s »Pa n t h e i s m u s « Nicht Mikroskope ... sei“.] auf einem separaten Bl. geschrieben und mit Æ dieser Stelle zugewiesen C Natur!“] am Rand geschrieben und mit Pfeil dieser Stelle zugeordnet: keine Analyse. S[iehe] 2) 3) [s. S. 43 f.] A B
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[„]Er aber, Howard[,] gibt mit reinem Sinn Uns neuer Lehre herrlichsten Gewinn. Was sich nicht halten, nicht erreichen lsst, Er fasst es an, er hlt zuerst es fest; Bestimmt das Unbestimmte, schrnkt es ein, Benennt es treffend! – Sei die Ehre dein! – ^Wie Streife steigt, sich ballt, zerflattert, fllt, Erinnre dankbar deiner sich die Welt[.“]& A195
^Wie ... Welt.“&] am Rand in Bleistift geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugeordnet: Fort[setzung]: Farbenlehre [ doppelt unterstrichen; s. S. 43]
A
G o e t h e s I d e e d e r i n n e re n Fo r m A
Bedford-College; London; 19. B Februar 1935 (Dritte Vorlesung: Dichtung) Material. (noch zu ordnen!) Innere Form – I n d i v i d u a l i t t – N a t u r E i n h e i t beider Momente CL Der Vu l k a n i s m u s , die Lehre von dem pltzlichen eruptiven Hervorsteigen der Gebirgsmassen aus dem Innern, konnte sich auf die Autoritt Alex[ander] v[on] Humboldts 196 berufen – aber Goethe lehnt ihn ab – er wandte sich aufs schrfste gegen „diese vermaledeite Polterkammer der neuen Weltschpfung“ 197 – selbst in den »Faust« bernommen[:] S e i s m o s [;] Class[ische] Walpurgisn[acht:] [„]Das hab’ ich ganz allein vermittelt, Man wird mir’s endlich zugestehn; Und htt’ ich nicht geschttelt und gerttelt[,] Wie wre diese Welt so schn?[“] 198 Aber T h a l e s (im Gesprch mit Anaxogoras)[:] [„]Nie war Natur und ihr lebendiges Fließen Auf Tag und Nacht und Stunden angewiesen. Sie bildet regelnd jegliche Gestalt, Und selbst im Großen ist es nicht Gewalt.[“] 199 Gilt das schon fr die anorganische Natur – wie viel mehr fr die organische – gilt es fr das Werden der G e b i r g e , wie viel mehr fr das der Pflanzen und Tiere[.]
In der o r g a n i s c h e n Naturwiss[enschaft] findet Goethe die Lehre von den f e s t e n S p e z i e s vor, wie sie in der B o t a n i k durch Linn, in der Zoologie durch Cuvier 200 vertreten wird. Fo r m ] am Rand in Bleistift: [Vorlesung] III 19.] in Bleistift C Innere Form ... Momente] in dnnerer Feder A B
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Ve r h l t n i s z u L i n n Linn ist der erste Lehrer Goethes in der Botanik – wie seine »Philosophia botanica« 201 berhaupt das klassische Lehrbuch der Botanik im 18ten Jahrhundert war – Goethe hat ihm daher eine stete Dankbarkeit bewahrt – Aber sein System verwirft er – denn es beruht auf jenem „Zhlen und Trennen“[,] das nicht „in seiner Natur lag“[.] 202 S c h e i d u n g der Pflanzenwelt in feste Klassen und Arten – und zwar nach einem bestimmten Merkmal, der Z a h l der Staubfden – „Un[auf]lsbar schien mir die Aufgabe, Genera mit Sicherheit zu bezeichnen, ihnen die Spezies unterzuordnen[.“] 203 ... [„]Man denke mich als einen geborenen Dichter, der seine Worte, seine Ausdrcke unmittelbar an den jedesmal[igen] Gegenstnden zu bilden trachtet, um ihnen einigermaßen genug zu tun. Ein solcher sollte nie eine fertige Terminologie ins Gedchtnis aufnehmen, [ ...] damit er, wenn ihm irgend eine Gestalt vorkme, eine geschickte Auswahl treffend, sie zu ordnen wisse. Dergleichen Behandlung erschien mir immer wie 204 eine Art von Mosaik, wo man einen fertigen Stift neben den andern setzt, um aus tausend Einzelnheiten endlich den Schein eines Bildes hervorzubringen; und so war mir die Forderung in diesem Sinne gewissermaßen widerlich.“ 205 Hier setzt wieder der „Begriff der inneren Form“ ein, der eine neue Idee der Gestalt fordert[:] „Geprgte Form, die lebend sich entwickelt.“ 206 – Individual[itt.] Ganz so im P f l a n z e n l e b e n – »Gestalt« besagt beides[:] Festigkeit und innere Wandlungsfhigkeit, lebendiges F l i e s s e n und Gebundenheit dieses Fliessens durch inneres Gesetz. Metamorphose der Pflanzen [S]ofern fr uns eine Einheit der Gestalt fassbar ist, wird sie uns nur im Wandel der Gestalten fassbar – Der Begriff der Metamorphose wird zum sicheren Fhrer[:] „Bildung und Umbildung organ[ischer] Gestalten“ 207[.]
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Konzeption in Rom – „Sage Herdern, daß ich dem Geheimnis der Pflanzenzeugung und Organisation ganz nah bin u[nd] daß es das Einfachste ist, was nur gedacht werden kann. [ ...] Die Urpflanze wird das wunderlichste Geschpf von der Welt, um das 208 mich die Natur selbst beneiden soll[“] 209 – Er geht ganz darin auf – Palermo – in den ffentl[ichen] Grten – „der Garten des Alkinous war verschwunden, ein Weltgarten hatte sich aufgetan[.]“ 210 Maß und Ordnung – fr die Natur, und fr die sittl[iche] Welt, die Menschenwelt ±± A ±± Gestalt s[iehe] beilieg[end] B ½±± ±± ¼ Metamorph[ose] der Tiere CL [„]Die starre Vorstellungsart, nichts knne werden, [als] was schon sei;[“] 211 ihr setzt Goethe die [„]ideelle Denkweise[“] entgegen, die das „E w i g e i m Vo r b e r g e h e n d e n s e h e n 212 l s s t “ 213. Anwendung auf die Dichtung Boileau 214 (Vertreter der „starren“ Denkweise) Dichtungs t y p e n [S . ] 3 9 215 Goethes Kritik [S.] 41 216[:] „Denn die immer anstrebende u[nd] zu Ludwig [des] XIV. Zeiten zur Reife gedeihende Verstandeskultur hat sich immerfort bemht, alle Dicht= und Sprecharten genau zu sondern, und zwar so, daß man nicht etwa von der Form, sondern vom Stoff ausging, u[nd] gewisse Vorstellungen, Gedanken, Ausdrucksweisen, Worte aus der Tragdie, der Komdie, der Ode [ ...] hinauswies u[nd] andre dafr, als besonders geeignet, in jeden besondern Kreis aufnahm u[nd] fr ihn bestimmte. Man behandelte die verschiedenen Dichtungsarten wie verschiedene Sozietten, in denen auch ein besonderes Betragen schicklich ist. [ ...] Der Franzose scheut sich auch keineswegs, bei Urteilen ber Produkte des Geistes von Convenancen zu sprechen, ein Wort, das eigentlich nur fr die Schicklichkeiten der Soziett gelten kann.“ D
Gestalt] in Bleistift siehe beiliegend] vgl. S. 26 (Gestalt) und S. 27 (Metamorphose der Tiere) C Tiere] danach gestrichen: S o re t 217 [doppelt unterstrichen] D „Denn die ... kann.“] auf separatem Bl. (5r) geschrieben und mit Zeichen C [doppelt unterstrichen] dieser Stelle zugewiesen; vgl. S. 51 A B
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„Natur- und Kunstwerke lernt man nicht kennen, wenn sie fertig sind; man muss sie im Entstehen aufsuchen 218, um sie einigermaßen zu begreifen.“ 219 Kunst A Meister B „Unser Meister ist derjenige, unter dessen Anleitung wir uns in seiner Kunst fortwhrend ben, und welcher uns, wie wir nach und nach zur Fertigkeit gelangen, stufenweise die Grundstze mitteilt, nach welchen handelnd wir das ersehnte Ziel am sichersten erreichen. In solchem Sinne war ich Meister von Niemand. Wenn ich aber aussprechen soll, was ich den Deutschen berhaupt, besonders den jungen Dichtern geworden bin, so darf ich mich wohl ihren Befreier 220 nennen; denn sie sind an mir gewahr geworden, daß[,] wie der Mensch von innen heraus leben, der Knstler von innen heraus wirken msse, indem er, gebrde er sich, wie er will, immer nur sein Individuum zutage frdern wird.“ 221 Was bedeutet diesen Wi r k e n vo n i n n e n h e r a u s ? Befreiung vom Zwang der objektiven Gattungen[;] Boileau – »Theorie« des Epos, der Komdie, der Tragdie. 222 ^„Die immer anstrebende u[nd] zu Ludwig [des] XIV. Zeiten zur Reife gedeihende Verstandeskultur hat sich immerfort bemht, alle Dicht= und Sprecharten genau zu sondern, und zwar so, daß man nicht etwa von der Form, sondern vom Stoff ausging, u[nd] gewisse Vorstellungen, Gedanken, Ausdrucksweisen, Worte aus der Tragdie, der Komdie, der Ode [ ...] hinauswies u[nd] andre dafr, als besonders geeignet, in jeden besondern Kreis aufnahm u[nd] fr ihn bestimmte. Man behandelte die verschiedenen Dichtungsarten wie verschiedene Sozietten, in denen auch ein besonderes Betragen schicklich ist. [ ...] Der Franzose scheut sich auch keineswegs, bei Urteilen ber Produkte des Geistes von Convenancen zu sprechen, ein Wort, das eigentlich nur fr die Schicklichkeiten der Soziett gelten kann.“ C & D
K u n s t ] davor am oberen Rand mit Bleistift geschrieben: „Natur- und Kunstwerke lernt man nicht kennen, wenn sie fertig sind, man muss sie im Entstehen aufsuchen, um sie einigermassen zu begreifen.“ 223 danach gestrichen: Sein der dichterischen Gattungen B M e i s t e r ] davor am Rand: A [doppelt unterstrichen] vgl. S. 54 C „Die immer ... kann.“] vgl. S. 50 D kann.“&] am Rand in Bleistift: Lessing[,] Werden – 224 A
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Goethe wird zum Befreier, indem er diese „Konvenancen“ durchbricht. Die „Gattungen“ der Dichtkunst haben keinen objektiven Sinn u[nd] objektiv=bindenden Gehalt – Die Dichtung ist der Spiegel der „Persnlichkeit“ – sie ist »dmonisch« wie das Leben der Persnl[ichkeit:] „Poetischer Gehalt [aber] ist Gehalt des eigenen Lebens“[.] 225 Alle Dichtungen nur „Bruchstcke einer grossen Konfession“. 226 Dichtung u[nd] Wahrheit – Dichtung in Leben, Leben in Dichtung widerspiegeln; weil die Krfte, aus denen sich G[oethe]’s Dichtung u[nd] G[oethe]’s Leben formt, dieselben sind. b) N a t u r A – [„]Natur- u[nd] Kunstwerke lernt man nicht kennen, wenn sie fertig sind, man muss sie im Entstehen aufsuchen 227, um sie einigermaßen zu begreifen.“ 228 We r d e n des Dichterwerkes B – Ablehnung der K o m p o s i t i o n[:] „Wie kann man sagen: Mozart habe seinen Don Juan k o m p o n i e r t ! K o m p o s i t i o n – als ob es ein Stckchen 229 Kuchen oder Biskuit wre, das man aus Eiern, Mehl und Zucker zusammenrhrt[!]“ D m o n i s c h – [„]wobei der Produz[ierende] keineswegs versuchte u[nd] stckelte u[nd] nach Willkr verfuhr, sondern wobei der dmon[ische] Geist seines Genies ihn in der Gewalt hatte, sodaß er ausfhren musste, was jener gebot.[“] C230 fi b) Wie entsteht also ein G e d i c h t ? [E]s »wchst« wie eine Pflanze. Entstehen – kein M a c h e n [.] Mozart [–] zu Eckermann: [„]Es ist ein ganz niedertrchtiges Wort ... Wie kann man sagen: Mozart habe seinen Don Juan komponiert! Komposition! Als ob es ein Stck Kuchen oder Biscuit wre, das man aus Eiern, Mehl und Zucker zusammenrhrt! – Eine geistige Schpfung ist es, das Einzelne wie das Ganze aus e i n e m Geiste und Guss und von dem Hauche e i n e s Lebens durchdrungen, wobei der Produzierende keineswegs versuchte und stckelte und nach Willkr verfuhr, sondern wobei der dmonische Geist seines Genies ihn in der Gewalt hatte, sodaß er ausfhren musste, was jener gebot[“] 231 –
N a t u r ] doppelt unterstrichen b) Natur ... des Dichterwerkes –] zwischen den Zeilen geschrieben C D m o n i s c h – ... gebot.“] zwischen den Zeilen geschrieben A B
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Ein solches Schaffen nennt Goethe »daimonisch«[:] Sokrat[isches] Daimonion – nicht »unvernnftig«[:] [„]Alles Lyrische muß im Ganzen [sehr vernnftig, im Einzelnen ein bißchen unvernnftig sein.“] 232 merkwrd[iges] Wort[:] aus einem innern Gesetz erwachsen, aber nicht bewusst „gemacht“[.] Und so entstehen seine eigenen Dichtungen[:] a) pltzliches Hervorbrechen (Jugend) „Ich hatte davon vorher durchaus keine Eindrcke [ ...], sondern die Gedichte 233 kamen pltzlich ber mich und wollten augenblicklich gemacht sein, sodaß ich sie auf der Stelle instinktmßig u[nd] traumartig niederzuschreiben mich getrieben fhlte. In solchem nachtwandlerischen Zustand geschah es oft, daß ich einen ganz schief liegenden Papierbogen vor mir hatte, u[nd] daß ich dieses erst bemerkte, wenn alles geschrieben war, oder wenn ich zum Weiterschreiben keinen Platz fand.“ A234 b) „Mir drckten sich gewisse große Motive, Legenden, uralt=geschichtlich berliefertes so tief in den Sinn, daß ich sie vierzig bis fnfzig Jahre lebendig und wirksam im Innern erhielt; mir schien der schnste Besitz solche ... Bilder oft in der Einbildungskraft erneut zu sehen, da sie sich denn zwar immer umgestalteten, doch ohne sich zu verndern, einer reineren Form, einer entschiedeneren Darstellung entgegenreiften.“ 235 B Braut von Korinth, Gott u[nd] die Bajadere, Trilogie von Paria[.]236 F[reiheit] u[nd] F[orm (S.] 313[) 237:] „Es ist ein grosser Unterschied, ob der Dichter zum Allgemeinen das Besondere sucht oder im Besondern das Allgemeine schaut. Aus jener Art entsteht Allegorie, wo das Besondere nur als Beispiel, als Exempel des Allgemeinen gilt; die letztere aber ist eigentlich die Natur der Poesie; sie spricht ein Besonderes aus, ohne ans Allgemeine zu denken oder darauf hinzuweisen. Wer nun dieses Besondere lebendig fasst, erhlt zugleich das Allgemeine mit, ohne es gewahr zu werden[, oder erst spt].“ (Max[imen] u[nd] Refl[exionen] 279)
„Ich hatte ... fand.“] auf einem separaten Bl. (7r) geschrieben und mit Jugend: – p l t z l i c h e s Hervorbrechen a) dieser Stelle zugewiesen B „Mir drckten ... Paria.] auf einem separaten Bl. (7r) geschrieben und mit dem Zeichen b) dieser Stelle zugewiesen A
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An Willemer 238:1 „[ ...] indem sie nach dem Allgem[einen] streben, muss ich, meiner Natur nach, das Besondere suchen. Meine Tendenz ist die Verkrperung der Ideen, Ihre die Entkrperung derselben [ ...]“[.] 24. September 18152 – Goethe auf dem Heidelberger Schloss – im Schlosspark – die reifen Kastanien durchbrechen ihre Hlle u[nd] fallen zur Erde – alle Grundmomente des gegenwrt[igen] Moments[.] Dichtung und Leben [„]Bruchstcke einer grossen Konfession[.“] 239 »Dichtung und Wahrheit« [„]Poetischer Gehalt [aber] ist Gehalt des eigenen Lebens[“] 240. G o e t h e a l s B e f re i e r „Unser Meister ist derjenige, unter dessen Anleitung wir uns in einer Kunst fortwhrend ben und welcher uns, wie wir nach und nach zur Fertigkeit gelangen, stufenweise die Grundstze mitteilt, nach welchen handelnd wir das ersehnte Ziel am sichersten erreichen. [/] In solchem Sinne war ich Meister von niemand. Wenn ich aber aussprechen soll, was ich den Deutschen berhaupt, besonders den jungen Dichtern geworden bin, so darf ich mich wohl ihren Befreier 241 nennen; denn sie sind an mir gewahr geworden, dass, wie der Mensch von innen heraus leben, der Knstler von innen heraus wirken msse, indem er, gebrde er sich wie er will, immer nur sein Individuum zu Tage frdern wird.“ A242 H e i d e l b e r g e r Schloss B Liebe zu Marianne v[on] Willemer 243[:] „Nur dies Herz, es ist von Dauer[,] Schwillt in jugendlichstem Flor[;] Unter Schnee und Nebelschauer Ras’t ein tna dir hervor – 1 2
An Willemer:] am Rand: F[reiheit] u[nd] F[orm] ([S.] 320) 244 24. September 1815] am Rand: [Freiheit und Form] ([S.] 363) 245
„Unser Meister ... wird.“] auf separatem Bl. (4r) geschrieben und mit dem Zeichen A [doppelt unterstrichen] dieser Stelle zugewiesen (s. o. S. 51) B H e i d e l b e r g e r Schloss] in Bleistift A
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Du beschmst wie Morgenrthe Jener Gipfel ernste Wand, Und noch einmal fhlet Goethe 246 Frhlingshauch u[nd] Sommerbrand“ 247! Sehnsucht nach der Geliebten – Strom der Lieder[.] „Nur mein 248 Herz, es ist von Dauer[,] Schwillt in jugendlichstem Flor[;] Unter Sturm= und Hagelschauer 249 Ras’t ein tna mir empor 250“. 251 „An vollen Bschelzweigen, Geliebte, sieh nur hin[!] Lass dir die Frchte zeigen Umschalet stachlig grn[.] Sie hngen lngst geballet, Still, unbekannt mit sich, Ein Ast, der schaukelnd wallet Wiegt sie geduldiglich. Doch immer reift von innen Und schwillt der braune Kern, Er mchte Luft gewinnen Und sh’ die Sonne gern[.] Die Schale platzt u[nd] nieder Macht er sich freudig los; So fallen meine Lieder Gehuft in deinen Schoß.“ 252
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BEMERKUNG EN ZUM FAUSTFRAG MENT U N D Z U R FA U ST D I CH T U NG (New Haven, Germanic A Club, 14. 4. B 1942.) Die Bemerkungen, die ich Ihnen hier vorlegen mchte, knpfen an den Vortrag an, den Herr Prof. Schreiber 253 vor kurzem in diesem Kreise gehalten hat, und sie sind ausschliesslich durch diesen Vortrag angeregt worden. C Prof. Schreiber hat uns einen sehr klaren und D genauen Ueberblick ber die Druckgeschichte des Faustfragments gegeben. E Hier handelt es sich, wie ich seinen Ausfhrungen entnommen habe, um einen Komplex recht schwieriger Fragen, die bisher noch keine volls[t]ndig sichere und befriedigende Lsung durch die Goethe-Philologie gefunden haben. Prof. Schreiber hat uns dieses Knuel entwirrt – F und er hat jeden der vielverschlungenen Fden einzeln verfolgt. Ich will hier nur einige der Hauptpunkte herausholen. G Warum hat Goethe, der dem Druck des Tasso im 6. Band der Goeschenschen H Ausgabe I mit dem strksten Interesse folgte und der ihn nach Krften zu frdern suchte, dem Druck des Faustfragments im 7. Band eine so geringe Teilnahme geschenkt? J Warum berliess er das Faust-Manuskript fremden Hnden, die es vielfach entstellten und verdarben? Warum zgerte er die Vollendung des Druckes immer wieder hinaus? Und warum gab er dem Werk nicht die letzte Vollendung – warum unterdrckte er die letzte und grsste Szene – die Kerkerszene? Soweit Prof. Schreibers Ausfhrungen K philologische, L textkritische, druckgeschichtliche Fragen betrafen, wage ich hier natrlich in keiner Germanic] Germania Angabe berichtigt 4.] im Ms.: April C den Herr ... worden.] im Ms.: den Herr Prof. Schneider hier vor kurzem ber das Faustfragment gehalten hat. D und] im Ms. danach gestrichen: sehr E gegeben.] im Ms. danach gestrichen: Die Probleme F Hier handelt ... entwirrt –] im Ms.: Hier scheint es sich[,] wie ich seinen Ausfhrungen entnommen habe, um einen wahren Knuel text= und druckgeschichtlicher Fragen zu handeln, die Prof. Schreiber uns mit sicherer Hand entwirrt hat. Aber es bleiben andere Fragen zurck, die nicht leicht zu beantworten sind. hier endet im Ms. der erste und zudem ganz durchgestrichene Absatz G und er ... herausholen.] nur im Ts. H Goeschenschen] im Ms. statt gestrichen: Goetheschen I Ausgabe] im Ms.: Ausgabe, J geschenkt?] im Ms.: gestellt? K Ausfhrungen] im Ms. danach gestrichen: rein L philologische,] im Ms. danach gestrichen: oder und A B
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Weise auf sie einzugehen. Die Entscheidung darber A kann nur der geschulte Goethe-Philologe und der Literarhistoriker vom Fach geben. Aber Prof. Schreiber hat uns auch ein allgemeineres B Problem gestellt. Er hat ein Motiv angedeutet, das, wie er meint, die eigentliche Erklrung dafr enthlt, dass Goethe die Kerkerszene, die doch im Manuskript des Urfaust fertig vorlag und die nur noch der metrischen Bearbeitung bedurfte, schliesslich opferte. C Goethe – so nimmt er an – wollte diese Szene den Blicken des Publikums entziehen, weil er eine Auslegung frchtete, die seine eigensten, intimsten Lebensverhltnisse anging. Es war die Zeit seiner Verbindung mit Christiane Vulpius 254 – es war die Zeit, in der Christiane ihr Kind erwartete. Konnte man hier nicht eine Parallele ziehen – konnten nicht die bsen Zungen in Weimar Gretchens Schicksal und Christianes Schicksal miteinander vergleichen, und musste nicht Goethe vor einem solchen Vergleich und vor allem, was sich daran anknpfen liess, zurckschrecken? Die Mglichkeit, dass ein solches Motiv mitsprach, bestreite ich natrlich keineswegs. D Aber Prof. Schreiber hat selbst betont, dass es sich hier nur um eine Vermutung handelt, dass er uns nur eine Hypothese geben wollte. Solange wir fr diese Hypothese keinen direkten Beleg in den Quellen finden, bleibt die Frage offen. Dieser Umstand mag es entschuldigen, dass ich hier eine andere Antwort auf seine Frage zu geben versuche. Auch sie beansprucht keineswegs, das letzte Wort zu sein – ich mchte sie nur zur Diskussion stellen, und ich mchte die Gelegenheit, die sich mir E bietet, benutzen, um sie hier in einem Kreis von F Fachkennern zu errtern. In Goethes Weimarer Leben verknpfen und verflechten sich in merkwrdiger G Weise die beiden grossen Grundkrfte, die Goethe als bestimmend und entscheidend fr das Ganze des menschlichen Lebens ansah. Goethe hat niemals versucht, diese Krfte in rein abstrakter Weise durch metaphysische Begriffe zu beschreiben. H Er wollte sie nur in darber] im Ms.: hierber allgemeineres] im Ms. danach gestrichen: Problem ges[tellt] und wie mir scheint sehr wichtiges und bedeutsames C opferte.] im Ms. danach gestrichen: und daß er damit das Faustfragment um seinen eigentlichen dichterischen Abschluss brachte. D bestreite ... keineswegs.] im Ms. statt gestrichen: will ich natrlich nicht bestreiten. E mir] im Ms. danach gestrichen: hier F von] im Ms. danach gestrichen: Goethe=Kennern G merkwrdiger] im Ms. statt gestrichen: der merkwrdigsten H beschreiben.] im Ms. danach gestrichen: Er fhlte sich nicht als Metaphysiker, sondern als Dichter. Und deshalb war ihm das Wesen der Natur wie das Wesen des menschlichen Daseins zuletzt immer nur in grossen dichterischen Symbolen A B
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Symbolen festhalten, wie er auch sonst erklrt hat, dass er sich nach seiner Art zu forschen, zu wissen und zu geniessen immer nur an Symbole halten konnte. 255 Fr die beiden Gegenpole, die das menschliche Leben beherrschen und formen, hat Goethe zwei grosse A dichterische Symbole geschaffen. Er nannte sie „Dmon“ und „Tyche“ – und er hat sie uns in unvergleichlicher B Weise in jenen Strophen beschrieben, denen er die Ueberschrift „U r wo r t e – O r p h i s c h “ gab. „Dmon“ – das ist das innere Sein des Menschen, das, was ihm von Anfang an mitgegeben ist, was von der Stunde seiner Geburt feststeht. Diese unvernderliche und unzerbrechliche Form ist seine letzte, geheimste Triebkraft: „So musst Du sein, Dir kannst Du nicht entfliehen, So sagten schon Sibyllen, so Propheten, Und keine Zeit und keine Macht zerstckelt Geprgte Form, die lebend sich entwickelt.“ 256 Aber daneben wirkt ein anderes – die Tyche, der Zufall, die Macht der Umgebung, der usseren Umstnde: „Die strenge Grenze doch umgeht gefllig ein Wandelndes, das mit und um uns wandelt. Nicht einsam bleibst Du, bildest Dich gesellig Und handelst wohl so, wie ein andrer handelt.“ 257 Schon Goethes E i n t r i t t in Weimar war von diesen beiden Mchten bestimmt. Er selbst hat uns in Dichtung und Wahrheit erzhlt, wie er in Frankfurt, im vterlichen Haus vergebens auf die Ankunft des Wagens wartete, den der Herzog zu senden versprochen hatte, C um ihn nach Weimar abzuholen. Der Wagen bleibt aus: Goethe wird ungeduldig; er gibt den Plan des Weimarer Besuches D auf und entschliesst sich, dem Drngen des Vaters folgend, zur Reise nach Italien. Da, im letzten Augenblick, als Goethe Frankfurt bereits verlassen, erreicht ihn in Darmstadt noch der Wagen des Herzogs. Goethe hatte damals die Empfindung, dass nicht er selbst, sondern dass das Schicksal fr ihn entschieden habe. Aber er nahm die Entscheidung mit Vertrauen und ruhiger Zuversicht
fassbar. In einem naturwissenschaftlichen Aufsatz, der Abhandlung ber die Lepaden (W. A.II [Bd.] 8, [S.] 259) 258, hat G[oethe] selbst dies als Grundcharakter seiner Naturforschung erklrt: „ich konnte mich[“] – so sagt er hier – [„]nach meiner Art zu forschen, zu wissen und zu geniessen nur an Symbole halten.“ Fr die Krfte, die das menschliche bricht ab A grosse] im Ms. danach gestrichen: und unvergleichliche B unvergleichlicher] im Ms. danach gestrichen: und unvergesslicher C hatte,] im Ms. danach gestrichen: und der ihn D Weimarer Besuchs] im Ms. statt gestrichen: Besuchs in Weimar
Bemerkungen zu Faustfragment und Faustdichtung
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an. A „Was das Uebrige betrifft,“ – so lautet die erste Eintragung in das Tagebuch, das er damals auf der Reise nach Weimar fhrte B – „so fragt das liebe unsichtbare Ding, das mich leitet und schult, nicht, ob und wann ich mag. Ich packte fr Norden und ziehe nach Sden; ich sagte zu, und komme nicht; ich sagte ab und komme. [ ...] Hier lge denn der Grundstein meines Tagebuchs. Das 259 weitere steht bei dem lieben Ding, das den Plan zu meiner Reise gemacht hat.“ 260 Die Tyche, der Zufall hatte Goethe nach Weimar gefhrt – aber was er aus dem Besuch in Weimar machen konnte C – das stand bei ihm selbst, das hatte sein Dmon, seine sittliche und dichterische Persnlichkeit zu entscheiden. Und in dem ganzen ferneren Leben Goethes in Weimar begegnen wir immer wieder dem Gegenspiel, der inneren Polaritt dieser beiden Krfte. Er selbst empfand dies und sprach es D aus. „Ich bin Weltbewohner, bin Weimarer“ – so sagt er von sich in einem kleinen Gedicht E ([Bd.] 3, [S.] 314) 261. Seine Dichtung und sein geistiges Dasein gehrt F der Welt; aber sein Leben war an Weimar, an eine kleine deutsche Residenzstadt gebannt. Goethe empfand dies nicht als einen inneren Widerspruch, unter dem er litt. Er kehrte immer wieder gern in das enge Weimarer Leben zurck – so wenig es ihn auch ganz zu halten und ganz auszufllen vermochte. „Und wie wir auch durch fremde Lande ziehen, Da kommt es her, da kehrt es wieder hin, Wir wenden uns, wie auch die Welt entzcke, Der Enge zu, die uns allein beglcke.“ 262 G Diese Enge belastete Goethe nicht, weil er sich an Weimar nicht nur usserlich, durch konventionelle Beziehungen, sondern durch andere, strkere Bande gebunden fhlte H. „Wie kann man sich selbst kennen lererreicht ihn ... an.] im Ms. statt gestrichen: erreichte ihn noch der herzogliche Wagen in Darmstadt. War das Zufall oder war es Schicksal? Wenn dies ein Zufall war – so entschied dieser Zufall ber Goethes ganzes knftiges Leben. G[oethe] selbst wollte es lieber »Schicksal« nennen. Die Empfindung, die ihn damals beherrschte, hat er in der ersten Eintragung in sein Reisetagebuch, auf der Reise nach Weimar ausgesprochen: [gestrichen: „Denn ein Gott hat [/] jedem seine Bahn [/] vorgezeichnet.“] 263 B so lautet ... fhrte] im Ms. statt gestrichen: so schreibt er hier am 30. Oktober 1775 in sein Tagebuch C konnte] im Ms. danach gestrichen: und wollte D es] im Ms. danach gestrichen: immer wieder E von sich ... Gedicht] im Ms. statt gestrichen: in den „Zahmen Xenien“ F gehrt] im Ms.: gehrte G Enge] im Ms. danach: beschrnkte und H fhlte] im Ms. danach gestrichen: – durch das, was er die „Forderung des Tages“ nennt A
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nen?“ sagt Goethe in den Betrachtungen, die er in Wilhelm Meisters Wanderjahre eingestreut hat. „Durch Betrachten niemals, wohl aber durch Handeln. Versuche, deine Pflicht zu thun, und du weisst gleich, was an dir ist. Was aber ist deine Pflicht? Die Forderung des Tages.“ 264 Die „Forderung des Tages“, das war das, was Goethe fest und unlslich an Weimar band. Goethe hat diese beiden Lebenskreise, die Welt seiner Dichtung und die Welt seiner Arbeit, A niemals zu sondern versucht. Sie strten sich nicht, sondern B sie durchdrangen sich in der merkwrdigsten Weise C . Am schnsten hat Goethe dieses lebendige Ineinander, diese unmittelbare Nhe zwischen seiner dichterischen und seiner beruflichen Welt D in einem Brief geschildert, den er von einer Dienstreise aus an Frau von Stein gerichtet hat (14. September 1780): „O thou sweet Poetry ruf’ ich manchmal und preise den Marc Antonin glcklich, wie er auch selbst den Gttern dafr dankt, dass er sich in die Dichtkunst und Beredsamkeit nicht eingelassen. Ich entziehe diesem Springwerk und Cascade soviel mglich die Wasser und schlage sie auf Mhlen und in die Wsserungen aber eh ichs mich versehe, zieht ein bser Genius den Zapfen und alles springt und sprudelt. Und wenn ich denke ich sitze auf meinem Klepper und reite meine pflichtmssige Station ab, – auf einmal kriegt die Mhre unter mir eine herrliche Gestalt, unbezwingliche Lust und Flgel und geht mit mir davon.“ (Briefe[, Bd.] IV, [S.] 291) 265 Nicht E immer freilich vermochte Goethe das innere Gleichgewicht zwischen den beiden Welten, zwischen seiner dichterischen Welt und seiner Weimarer Welt, in dieser Weise herzustellen. Oft ergaben sich schwere F Konflikte. Dem immer ruhigen Wachsen und Werden der Goetheschen Dichtung aber vermochten diese Konflikte nichts anzuhaben. Und auch in der Verffentlichung seiner Werke liess sich Goethe, soviel ich sehe, nur selten durch ussere Rcksichten und Bedenken zurckhalten. Er hat G hier manche bittere Erfahrung gemacht, aber solche Erfahrungen schreckten ihn nicht ab, seinen Weg ruhig weiter zu gehen. H
Arbeit,] im Ms. danach gestrichen: Pflicht, usserlich strten sich nicht, sondern] im Ms. statt gestrichen: gingen nicht nur neben einander her, sondern C Weise] im Ms. danach gestrichen: mit einander D dieses lebendige ... Welt] im Ms. statt gestrichen: diese Durchdringung E Nicht] im Ms. statt gestrichen: Aber nicht F schwere] im Ms. danach gestrichen: Hemmungen G hat] im Ms. danach gestrichen: in diesem Bereich H gehen.] im Ms. danach gestrichen: Als Wilhelm A B
Bemerkungen zu Faustfragment und Faustdichtung
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Auch moralischen Zweifeln und Einwrfen sah sich Goethe immer wieder ausgesetzt. Als Wilhelm Meisters Wanderjahre erschienen – da war es kein geringerer als Herder, der an der Schilderung des bunten Theaterlebens mit A seinen lockeren Sitten schweren Anstoss nahm. „Ich kann es weder in der Kunst noch im Leben ertragen“ – so schrieb Herder damals in einem Brief B – „dass dem, was man Talent nennt, wirkliche, insonderheit menschliche Existenz aufgeopfert werde, und jenes Alles sein soll.“ 266 Und die „Rmischen Elegien“, die Wahlverwandtschaften erregten bei ihrem Erscheinen 267 einen wahren Sturm sittlicher Entrstung. Goethe mochte unter solchen C Missverstndnissen leiden; aber er frchtete sie nicht. Er schwieg zu ihnen – oder er entschloss sich, wenn die Angriffe allzu heftig wurden, wie im Falle der „Rmischen Elegien“, zu einer scharfen poetischen Abwehr D . Einen solchen Protest haben wir in dem E Gedicht „Hermann und Dorothea“ vor uns F (der E l e g i e Hermann und Dorothea, nicht dem Epos): „Also das wre Verbrechen, dass einst Properz mich begeistert, Dass Martial sich zu mir auch, der Verwegne, gesellt? Dass ich Natur und Kunst zu schaun mich treulich bestrebe, Dass kein Name mich tuscht, dass mich kein Dogma beschrnkt? Dass nicht des Lebens bedingender Drang mich, den Menschen, verndert, Dass ich der Heuchelei drftige Maske verschmht? Solcher Fehler, die du, o Muse, so emsig gepfleget, Zeihet der Pbel mich; Pbel nur sieht er in mir. Ja sogar der Bessere selbst, gutmtig und bieder, Will mich anders; doch du, Muse, befiehlst mir allein.“ 268 Gegen moralische Angriffe, gegen Verkennungen und Verketzerungen G seiner poetischen Absicht, berief sich Goethe auf das Grundrecht des Dichters – auf das Recht, seinen Stoff frei zu whlen und frei zu gestalten. H Konnte Goethe, als er das Faustfragment herausgab, anders
mit] im Ms. statt gestrichen: und an so schrieb ... Brief] im Ms. gestrichen und ersetzt durch: In einem Brief hat sich Herder damals bitterbse ber den Wilhelm Meister geussert C solchen] im Ms. danach gestrichen: Verkennungen und D poetischen Abwehr] im Ms. statt gestrichen: dichterischen Protest E Einen solchen ... dem] im Ms. statt gestrichen: Er berief sich auf das Recht des Dichters, seinen Stoff frei zu whlen und nach rein knstlerischen Gesichtspunkten zu gestalten. Das spricht G[oethe] in dem bricht ab F vor uns] im Ms. statt gestrichen: aus G Verketzerungen] im Ms. statt gestrichen: Missdeutungen H „Also das ... gestalten.] im Ms. gestrichen, am Rand aber in Bleistift: bis hier Striche aufheben A B
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denken und fhlen? Warum setzte er sich nicht auch hier ber alle usseren Bedenken hinweg, wie er es sonst so oft getan hat? Ich wende mich hier zunchst der Frage zu, die Prof. Schreiber in seinem Vortrag eingehend behandelt hat. Warum gab Goethe den Faust, in der ersten Goeschen’schen Ausgabe, nicht nur als Fragment, sondern auch als einen Torso? Warum gab er den Faust-Szenen nicht den letzten grossen dichterischen Abschluss – warum unterdrckte er die Kerkerszene? A Mglich, dass hierbei ussere Grnde mitwirkten – aber gab es nicht noch andere, innere Grnde – und knnen wir sie, an der Hand der Quellen, aufzeigen? Gab es einen inneren Grund, der diese Scheu Goethes erklrt – der ihn vor der letzten, tragischen Katastrophe pltzlich abbrechen liess? Ich glaube in der Tat, dass dem so ist. Die Kerkerszene des Faust nimmt, im Ganzen von Goethes Dichtung, eine einzigartige Stellung ein. Hier, und hier allein, spricht Goethe zu uns als ganz grosser tragischer Dichter. Goethe war vielleicht der grsste Lyriker aller Zeiten. Aber man braucht ihn nur mit Aeschylos, mit Sophokles, mit Shakespeare zu vergleichen, um sofort zu fhlen, dass die eigentliche Welt der Tragdie ihm fern und verschlossen war. Den Tasso liess Goethe vor dem eigentlichen tragischen Abschluss abbrechen – und der Iphigenie gab er, im Gegensatz zum mythischen Stoff und zur B dichterischen Tradition, den vershnlichen Ausklang. Goethe selbst war sich dieser Grenze seines Wesens und seiner Dichtergabe vllig bewusst. „Ich bin nicht zum tragischen Dichter geboren,“ so schreibt er in einem Briefe an Zelter – „da meine Natur conciliant ist; daher kann der rein tragische Fall mich nicht interessieren, welcher eigentlich von Haus aus unvershnlich sein muss“. 269 Dieser Brief stammt aus Goethes letztem Lebensjahre; er ist am 31. Oktober 1831 geschrieben. So dachte und empfand der junge Goethe freilich nicht, als er seine Rede zum Shakespeare-Tag hielt. Damals fhlte er, – wie er es in dieser Rede ausgesprochen hat –, in der nahen Berhrung mit Shakespeare seine Existenz um eine Unendlichkeit erweitert. 270 Und damals – als Jngling, in der jhen Erschtterung des Abschieds von Friederike 271 und im Vorgefhl all dessen, was dieser Abschied fr Friederike bedeutete C – da konnte er auch eine Szene wie die Kerkerszene im Faust schaffen. D Er schauderte fast vor ihr zurck – er hat selbst einmal gesagt, dass schon Kerkerszene?] im Ms. danach gestrichen: Knnen wir, an der Hand der Quellen, zur] im Ms. danach gestrichen: gesamten C in der jhen ... bedeutete] im Ms. gestrichen D schaffen.] im Ms. danach: Aber spter wagte er sich nicht mehr an eine solche Aufgabe. A B
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der blosse Gedanke, ein grosses tragisches Werk zu schaffen, ihn htte zerstren knnen. A All dies musste fr Goethe die Rckkehr zur Kerkerszene unendlich erschweren – zumal nach der grundlegenden Wandlung, die sein dichterischer Stil in Italien erfahren hatte. Auch spter war diese Szene nur dadurch zu retten, dass Goethe sie in metrische Form umgoss, um sie damit in diesen neuen Stil emporzuheben. Aber an unmittelbarer tragischer Kraft hat die Szene dadurch kaum gewonnen; ich wenigstens empfinde ihre tragische Wucht und Grsse noch strker, wenn ich sie in der Prosafassung des Urfaust auf mich wirken lasse. Aber es gab noch einen anderen Grund, der es Goethe erschweren musste, B das Faustfragment in diesem Augenblick – nach seiner Rckkehr aus Italien – dem deutschen Publikum anzubieten C. Was war dieses Publikum, fr das er schrieb? An die grosse Masse konnte Goethe hier niemals denken. Als Goethe nach Weimar kam, da brachte er ein Manuskript der Faustdichtung mit sich, aus dem er gern im vertrauten Freundeskreis vorlas. Wir kennen diese Vorlesungen – und wir wissen, welchen hinreissenden Eindruck sie auf die Zuhrer machten. Denn wir besitzen darber einen hchst lebendigen Bericht, den Wieland 272 in einem BRIEF D gegeben hat. In enthusiastischer Weise feiert E Wieland hier Goethe als den „Hexenmeister“ und „echten Geisterknig“. 273 Wenn Goethe diese Szenen vortrug – in der Art und mit dem Feuer, mit dem er in seiner Jugend zu lesen verstand –, dann glaubten seine Zuhrer die Gestalten des Faust leibhaft vor Augen zu sehen. „O welche Gesichte, welche Szenen,“ so ruft Wieland F aus, „Liess er vor unseren Augen erstehen! 274 [/] Wir whnten nicht zu hren, zu sehen, [/] Wir sahen!“ 275 Wenn Goethe an diese ersten Vorlesungen aus dem Urfaust zurckdachte und an die [„]Flle der Gesichte[“] 276, die sie in den Hrern heraufbeschworen hatten G – musste er nicht davor zurckschrecken, diese
schon ... knnen.] im Ms. statt gestrichen: er niemals eine wirklich grosse Tragdie htte schaffen knnen – schon der Gedanke daran htte ausgereicht, ihn zu zerstren. B musste,] im Ms. danach gestrichen: ja fast unmglich machte, C anzubieten] im Ms.: darzubieten D BRIEF] statt gestrichen: Bericht im Ts. in Toni Cassirers Handschrift mit blauem Kugelschreiber dem Ms. gemß korrigiert E feiert] statt gestrichen: fhrt im Ts. dem Ms. gemß maschinell korrigiert F Wieland] im Ms. statt gestrichen: er G „Flle der Gesichte“ ... hatten] im Ms. statt gestrichen: unmittelbare erschtternde Wirkung, die sie auf die Freunde gehabt hatten A
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Flle der Gesichte A dem toten Papier anzuvertrauen? Musste er das Drngen des Druckers, des Verlegers nicht fast als feindlich empfinden? Professor Schreiber hat uns in seinem Vortrag einige hchst charakteristische Belege und Beweise fr diese Empfindung gegeben. Goethe mochte hier wie Tasso fhlen, als er endlich, nach langem Zgern, sein Gedicht dem Herzog und der Prinzessin berreicht. „An Euch nur dacht’ ich, wenn ich sann und schrieb; Euch zu gefallen war mein hchster Wunsch, Euch zu ergetzen war mein letzter Zweck. Wer nicht die Welt in seinen Freunden sieht, Verdient nicht, dass die Welt von ihm erfahre. [ ...] Die Menge macht den Knstler irr’ und scheu. Nur wer Euch hnlich ist, versteht und fhlt, Nur der allein soll richten und belohnen!“ 277 Aber wer waren die Weimarer Freunde jetzt, und wie stand Goethe zu ihnen – nach seiner Rckkehr aus Italien? B Wir haben eine ergreifende Schilderung C der Stimmung dieser Tage, die von Goethe selbst stammt. Sie steht freilich an einem etwas entlegenen Ort – nicht in den eigentlichen Werken, sondern in den Naturwissenschaftlichen Schriften – in den Schriften zur Morphologie. D (W. A. [Abt.] II, Bd. 6, [S.] 131 E) 278 „Aus Italien, dem formreichen, war ich in das gestaltlose Deutschland zurckgewiesen, heiteren Himmel mit einem dsteren zu vertauschen; die Freunde, statt mich zu trsten und wieder an sich zu ziehen, brachten mich zur Verzweiflung. Mein Entzcken ber entfernteste, kaum bekannte Gegenstnde, mein Leiden, mein Klagen ber das Verlorne schien sie zu beleidigen, ich vermisste jede Teilnahme, niemand verstand meine Sprache.“ Gesichte] im Ms. danach gestrichen: die er einst heraufbeschworen hatte Italien?] im Ms. danach gestrichen: In Italien selbst hatte er sich ihnen noch ganz nahe gefhlt. Seine schnsten Briefe aus dieser Zeit sind an Frau Charlotte von Stein und an Herder gerichtet. In jeder Zeile sprt man hier das Glck, das er empfindet, den Freunden vom inneren Fortgang seiner Dichtungen berichten zu knnen. Aber dann nach der Rckkehr aus Italien folgt die jhe Erschtterung. Der Bruch mit Frau von Stein ist unvermeidlich und unvershnlich geworden; auch das Verhltnis zu Herder beginnt khler und khler zu werden. [gestrichen: Zu wem sprach G{oethe} jetzt noch, wenn er den Faust herausgab – wer konnte ihn hren und verstehen?] C Schilderung] statt gestrichen: Schiederung im Ts. in Toni Cassirers Handschrift mit blauem Kugelschreiber dem Ms. gemß korrigiert D in den Schriften zur Morphologie.] im Ms. statt gestrichen: dort, wo G[oethe] ber die Geschichte seiner botanischen Studien berichtet. E 131] 132 f. Angabe berichtigt A B
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Das war die Stimmung, die Goethe damals, nach seiner Rckkehr aus Italien, beherrschte. Er fhlte sich vereinsamt und unverstanden; er fhlte sich den nchsten Freunden entfremdet. Zum ersten Mal sah er deutlich, wie allein er stand. In Italien selbst war es anders gewesen. Aus jeder Zeile seiner italienischen Briefe – seiner Briefe an den Herzog, an Herder, an Frau von Stein – knnen wir sehen, wie nahe er sich ihnen weiss A; wie lebhaft er das Glck fhlt, ihnen alles geben zu knnen, was B die italienische Reise ihm selber geschenkt hat. Dann aber kommt die jhe Enttuschung. Der Bruch mit Charlotte von Stein wird unvermeidlich und unvershnlich; auch das Verhltnis zu Herder beginnt sich zu lockern. Immer strker sprt er den Druck der Einsamkeit. Konnte Goethe in d i e s e r Stimmung sein grsstes und tiefstes Gedicht, das am strksten mit seinem ganzen Wesen verwoben war – konnte er den Faust der Welt vorlegen? Zu wem sprach er jetzt noch – wer konnte ihn hren und verstehen? C Dann aber kommt langsam der Umschwung – die grosse Erneuerung in Goethes Leben und Dichtung. Wir wissen, wie dieser Umschwung sich vollzog – wie die geistige und seelische Krise, in der Goethe sich bei seiner Rckkehr aus Italien befand, sich lste. Diese Krise war nicht zuletzt dadurch bedingt, dass er ein neues und verndertes Deutschland vorgefunden hatte D . Er fand eine andere Generation, die nichts von seiner grossen Entwicklung in Italien wusste und verstand. E Den Idealen des Sturm und Drang, den Idealen seiner eigenen Jugend stand Goethe jetzt nicht nur fremd gegenber, F er fhlte sich von ihnen abgestossen. Und Schiller war es, in dem er die eigentliche Verkrperung G dieser Ideale sah – denn Schiller war fr Goethe damals nichts anderes als der Dichter der Ruber. Wir wissen, wie Schiller unter dieser Verkennung litt; wie er mit allen geistigen und menschlichen Krften um Goethe und seine Freundschaft rang. Goethe bleibt khl und abweisend. Aber H dann weiss] im Ms. statt gestrichen: fhlt was] im Ms. danach gestrichen: ihm C Das war ... verstehen?] im Ms. statt gestrichen: Konnte G[oethe] in d i e s e r Stimmung sein grsstes und tiefstes Gedicht, das am strksten mit seinem ganzen Wesen verwoben war, der Welt vorlegen? Zu wem sprach er jetzt noch – wer konnte ihn hren und verstehen? D vorgefunden hatte] im Ms. statt gestrichen: vorfand vor sich sah E die nichts ... verstand.] im Ms. statt gestrichen: der er sich mit seinen eigenen knstlerischen Idealen bricht ab F gegenber,] im Ms. danach gestrichen: sondern G die eigentliche Verkrperung] im Ms. statt gestrichen: den eigentlichen Vertreter H Goethe bleibt ... Aber] im Ms. statt gestrichen: Es erinnert fast an das Ringen Jakobs mit dem Engel: „Ich lasse Dich nicht, Du segnest mich denn.“ 279 Und bricht ab A B
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kommt endlich nach jahrelangem, vergeblichem Bemhen fr Schiller der Tag der Erfllung. Es kommt jenes erste grosse, entscheidende Gesprch zwischen Goethe und Schiller – wie Goethe selbst es uns in unvergesslichen Zgen in dem Aufsatz „Glckliches Ereignis“ geschildert hat (W. A. [Abt.] II; [Bd.] XI, [S.] 13 ff[.]) 280. Jetzt beginnt eine neue Epoche in Goethes Leben – und eine neue Epoche fr die Faust-Dichtung. Unermdlich mahnt Schiller zur Vollendung der Dichtung. A Und nun schpft Goethe neuen B Mut – nun weiss er wieder, dass er den Mann zur Seite hat, der ihn nicht nur als Freund, sondern auch als Knstler ganz verstehen kann. Das Helena-Drama ist die erste Frucht dieser Jahre. Szene fr Szene, wie es entsteht, wird es Schiller vorgelegt. „Meine Helena [ ...]“ – so schreibt Goethe am 23. September 1800 an Schiller – „ist auch etwas vorwrts gerckt. Die Hauptmomente des Plans sind in Ordnung, und da ich in der Hauptsache Ihre Beistimmung habe, so kann ich mit desto besserem Mute an die Ausfhrung gehen. Ich mag mich diesmal gern zusammenhalten und nicht in die Ferne blicken; aber das sehe ich schon, dass, von diesem Gipfel aus, sich [erst] die rechte Aussicht ber das Ganze zeigen wird.“ (Briefe[, Bd.] 15, [S.] 112) 281 Und doch war Goethe, als er diese Worte schrieb, von der Aussicht ber das G a n z e der Faust-Dichtung noch weit entfernt. Es ging ihm wie einem Wanderer im Hochgebirge, der jedesmal, wenn er eine Hhe erklommen hat, eine neue, grssere und steilere vor sich aufsteigen sieht. Und es sind nicht nur ussere Schwierigkeiten, es ist nicht nur die Masse und die Ungleichartigkeit des gewaltigen Stoffes, was C den Abschluss der Dichtung immer wieder in die Ferne rckt. Bei jedem neuen Fortschritt regen sich in Goethe auch immer wieder die alten Bedenken, dieselben inneren Zweifel. Kann und darf er dieses Gedicht, das wie kein zweites mit ihm selbst verbunden und innerlich verwachsen ist, von sich loslsen? Kann er es der Welt zeigen – kann er es den Augen des Publikums preisgeben, das doch im wesentlichen nur aus Schaulust und Neugier herankommt, um das Werk D anzustaunen? E Der Dichter in Goethe wehrt sich heftig gegen diese Forderung des Theaterdirektors. Es ist das Gefhl,
Dichtung.] im Ms. danach gestrichen: Schillers Teilnahme ist, wie G[oethe] in den Tag- und Jahresheften sagt, „die innigste und hchste“ (W. A. [Abt.] I; [Bd.] XXXV, [S.] 50) 282 B neuen] im Ms.: von neuem C was] im Ms. statt gestrichen: die D Werk] im Ms. statt gestrichen: Wunderwerk E anzustaunen?] statt gestrichen: anzuschauen? im Ts. dem Ms. gemß maschinell korrigiert A
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wie es Goethe den Dichter im Vorspiel auf dem Theater aussprechen lsst: A [„]O sprich mir nicht von jener bunten Menge, Bei deren Anblick uns der Geist entflieht! Verhlle mir das wogende Gedrnge, Das wider Willen uns zum Strudel zieht. Nein, fhre mich zur stillen Himmelsenge, Wo nur dem Dichter reine Freude blht, Wo Lieb’ und Freundschaft unsres Herzens Segen Mit Gtterhand erschaffen und erpflegen.[“] 283 Trotz solcher innerer Hemmungen kommt es dann doch zu dem ersten grossen usseren Abschluss. Im Jahre 1808 erscheint, im achten Band der Cotta’schen Ausgabe, der erste Teil des Faust in der Fassung, in der wir ihn heute lesen. Dann aber naht fr Goethe ein fr allemal die Epoche des Alters. Wird er jetzt noch die grsste und schwerste dichterische Aufgabe, die er sich je gestellt, B lsen C – wird er das Werk vollenden knnen, das er in der Kraft und Flle der ersten Jugend entwarf? Was dramatische Kraft und Leidenschaft betrifft, so konnte Goethe niemals hoffen, den Urfaust und D die Gretchen-Tragdie E zu erreichen. Nur e i n Gebiet gab es fr ihn, in dem er gewissermassen gegen die Macht des Alters gefeit war. Der Ly r i k e r in Goethe ist kaum – oder erst sehr spt – gealtert. Goethe F erfhrt, mit 65 Jahren, die grosse innere Wiedererneuerung, deren Zeuge der West-Oestliche Divan ist. G Das ist nicht mehr die Jugendlyrik Goethes. Es ist ein neues Lebensgefhl, das sich hier ausspricht, und das sich seinen eigenen, ihm gemssen knstlerischen Stil H schaffen muss. Aber an Flle, an Kraft und Tiefe der Leidenschaft stehen die grossen Divan-Gedichte – das Gedicht „Selige Sehnsucht“ 284, das Gedicht „Wiederfinden“ 285, das ganze Buch Suleika – den Jugendgedichten Goethes nicht nach. Wie aus dunklen, unterirdischen I Tiefen quillt J der volle
lsst.] im Ms. am Rand: (1797) gestellt,] gestellt. C lsen] im Ms. danach gestrichen: knnen D und] im Ms. statt gestrichen: die Adelheid-Szenerie des Gtz oder E -Tragdie] im Ms. statt gestrichen: -Szenen des ersten Faust F Goethe] im Ms. statt gestrichen: Er G Goethe erfhrt ... ist.] im Ms. statt gestrichen: Der West=stliche Divan entsteht [fr] uns fast wie ein Wunder. H Stil] im Ms. danach gestrichen: neuen dichterischen Ausdruck I unterirdischen] im Ms. statt gestrichen: und unbehausten J quillt] im Ms. statt gestrichen: bricht A B
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Strom der lyrischen Dichtung noch einmal empor A und bricht B sich gewaltsam Bahn. Es wirkt fast C wie ein vulkanischer Ausbruch, wie Goethe ihn in den Versen an Marianne von Willemer geschildert hat: „Nur dies Herz, es ist von Dauer, Schwillt in jugendlichstem Flor; Unter Schnee und Nebelschauer Ras’t ein Aetna dir hervor. Du beschmst wie Morgenrte Jener Gipfel ernste Wand, Und noch einmal fhlet Hatem Frhlingshauch und Sommerbrand.“ D286 Dann freilich – nach dem West-Oestlichen Divan – scheint der Quell der lyrischen Empfindung langsam zu versiegen. Nur einmal noch begibt sich das Wunder. Als 74-Jhriger, beim Abschied von Ulrike von Levetzow 287, dichtet Goethe, im Postwagen sitzend, die Marienbader Elegie E – das letzte seiner grossen Liebesgedichte, und vielleicht das tiefste und ergreifendste. Dann aber folgt – dichterisch gesehen – der Abstieg. F Wie war es mglich, dass Goethe in dieser Zeit, in der Epoche der erlahmenden dichterischen Kraft, den Mut fand, noch einmal an das grsste Gedicht seines Lebens heranzugehen – dass er den G Faust vollendete? Das wird uns verstndlich, wenn wir uns die neuen und anderen Krfte vergegenwrtigen, die jetzt in ihm wirksam waren und die nach ihrem Ausdruck verlangten. Wer den zweiten Teil Faust mit rein aesthetischen Massen misst – der muss ihn notwendig verkennen. Einer der bekanntesten und bedeutendsten deutschen Aesthetiker, Friedrich Theodor Vischer 288, hat sich dieser Verkennung schuldig gemacht. Er ist zum Rufer im Streit um H den zweiten Teil des Faust geworden. Aber Friedrich Theodor Vischer missversteht den Grundgedanken des Gedichts. Mit den grossen Schpfungen von Goethes Jugend lsst sich der zweite Teil des Faust freilich nicht vergleichen. Er ist kein Gebilde der reinen poeti-
empor] im Ms. statt gestrichen: durch bricht] im Ms. statt gestrichen: bahnt C fast] im Ms.: f a s t D Wie aus ... Sommerbrand.“] im Ms. gestrichen, am Rand aber in Bleistift: Striche aufheben E Elegie] im Ms.: »Elegie« F Abstieg.] im Ms. kein Absatz G den] im Ms. danach gestrichen: zweiten Teil des H um] im Ms.: ber A B
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schen Inspiration. A Das ist nicht mehr die knstlerische Empfindung, die frei ausstrmt. Alles ist gebunden und gehalten – und alles ist entfernt und verhllt. Goethe spricht nicht mehr, wie frher, in grossen dichterischen Symbolen; er spricht in Metaphern, in Rtseln, in Allegorien. Er ist Lehrer geworden – und die Sprache des Lehrers kann nicht dieselbe wie die des Dichters sein. Und doch gelingt es Goethe, in den letzten grossen Szenen des Faust diesen B Lehr- und Gedankengehalt des Werkes rein und vollstndig in poetischen Gehalt zu verwandeln. „Poetischer Gehalt [aber]“ – sagt Goethe – „ist Gehalt des eignen Lebens“ 289 – und Gehalt des eignen Lebens gab er auch hier. Aber der Lebensgehalt selbst hatte sich innerlich gewandelt. Denn je lter Goethe wird, umso mehr spren wir in ihm einen charakteristischen Wandel seines Zeitgefhls. Dass das Zeitgefhl des Alters nicht das der Jugend ist, ist oft hervorgehoben worden – und diese Vernderung gehrt zu den bekanntesten psychologischen Erfahrungen C . Es ist oft beschrieben worden, wie im hohen Alter das unmittelbar-Nchste versinkt und vergessen wird – und wie statt dessen die Erinnerung an das Entfernteste, an die frhe Jugend und Kindheit umso strker erwacht. Aber diese Regel gilt nicht ausnahmslos, und sie scheint immer dort durchbrochen zu werden, wo es sich um das Alter der grossen produktiven Menschen D handelt. Hier begegnen wir einer E Verwandlung von anderer Art. Es ist nicht die Vergangenheit, auf die sich der geistige Blick konzentriert; es ist die Zukunft, die heraufsteigt. Geister von solcher Art pflegen im hohen Alter gleichsam hellsichtig fr die Zukunft zu werden. Das sehen F wir an Platon, der im hchsten Alter noch einmal sein Amt als grosser ethischer und politischer Lehrer aufnimmt – der als Greis seinen letzten grossen politischen Entwurf, die „Gesetze“, vollendet. G Und das fhlen wir nicht minder deutlich im zweiten Teil
Inspiration.] im Ms. danach gestrichen: Goethe hat ihn nicht wie den Werther „ziemlich [statt gestrichen: halb] unbewusst, fast wie einem Nachtwandler hnlich“ 290 geschrieben. Er hat ihn bewusst geplant und gestaltet – und Szene fr Szene musste er ihn sich abringen. B diesen] im Ms. danach gestrichen: reinen C Erfahrungen] im Ms. statt gestrichen: Erscheinungen D Menschen] im Ms. danach gestrichen: der grssten Denker und Dichter E einer] im Ms. danach gestrichen: anderen F sehen] statt gestrichen: sahen im Ts. in Toni Cassirers Handschrift mit blauem Kugelschreiber dem Ms. gemß korrigiert G Das sehen ... vollendet.] im Ms. statt gestrichen: Das sehen wir an Plato, der als Greis noch einmal eine zusammenfassende Darstellung all seiner Hoffnungen und all seiner grossen politischen Zukunftsforderungen gibt, der seinen letzten grossen politischen Entwurf, die „Gesetze“ vollendet. A
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des Faust. Die poetische Schaffenskraft beginnt A jetzt mehr und mehr zu versiegen – und bisweilen droht sie fast zu ersterben. Aber noch immer lebt in Goethe dasselbe geistig-sittliche Pathos; derselbe schpferische B Wille und eine ungebrochene Zukunftshoffnung. „Die Nacht scheint tiefer tief hereinzudringen – Allein im Innern leuchtet helles Licht.“ C291 Nur eins ist verndert – fr Faust wie fr Goethe. Der Wille Fausts hat aufgehrt, persnlicher Wille zu sein; er ist reiner Menschheitswille geworden. D Faust erhofft und ersehnt nichts mehr fr sich selbst. E Sein Streben ist nicht erfllt; sein Lebensdurst und sein Wissensdurst sind nicht gestillt. Aber er weiss jetzt, dass und warum es so sein muss. All das versinkt jetzt vor einem andern Bilde, vor dem Bilde einer neuen, grossen, freien F Menschheit. Und damit lst sich, im letzten, hchsten Augenblick, die innere Spannung, die sein Leben beherrschte, und die sein Dasein, als individuelles Dasein, zerriss. „Solch ein Gewimmel mcht ich sehn, Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn, Zum Augenblick drft ich sagen: Verweile doch, du bist so schn! Es kann die Spur von meinen Erdetagen Nicht in Aeonen untergehn. Im Vorgefhl von solchem hohen Glck Geniess ich jetzt den hchsten Augenblick.“ 292 Um sich diese Eigenart und diese Stimmung des zweiten G Teils Faust ganz zu vergegenwrtigen, muss man ihn mit einer andern Altersdichtung Goethes, mit den „Zahmen Xenien“, vergleichen. Auf den ersten Blick wird Ihnen freilich ein solcher Vergleich seltsam und befremdlich
beginnt] statt gestrichen: droht im Ts. dem Ms. gemß maschinell korrigiert schpferische] im Ms. statt gestrichen: ungebrochene C Licht.“] im Ms. kein Absatz D Und das fhlen ... geworden.] im Ms. statt gestrichen: Und das fhlen wir noch deutlicher bei Goethe – im zweiten Teil des Faust. „Ich habe nur begehrt und nur vollbracht“, sagt Faust, [„]und abermals gewnscht und so mit Macht [/] Mein Leben durchgestrmt; erst gross und mchtig; [/] Nun aber geht es weise, geht bedchtig.“ 293 Im zweiten Teil des Faust geht es weise und bedchtig. Aber hinter dieser Altersweisheit Goethes steht ein grosser mchtiger Wille – ein Wille, der jetzt nicht mehr persnlicher Wille, sondern reiner Menschheitswille, reiner sittlicher Wille geworden ist. E selbst.] im Ms. danach gestrichen: Im Moment des Sterbens findet er den hchsten Augenblick. F freien] statt gestrichen: fernen im Ts. dem Ms. gemß maschinell korrigiert G Um sich ... zweiten] im Ms. statt gestrichen: Um sich diese Tendenz der Eigenart des zweiten bricht ab A B
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erscheinen. Denn zwischen den beiden Dichtungen als solchen besteht offenbar keinerlei Verwandtschaft. Sie gleichen sich weder in ihrem Inhalt noch in ihrer Form; sie sind in theoretischem A Gehalt und in ihrem Stil grundverschieden. Und doch muss man zu den „Zahmen Xenien“ greifen, um Goethes Alter ganz zu verstehen, und um es sich unmittelbar gegenwrtig und fhlbar zu machen. Denn die Zahmen Xenien sind nichts anderes als das dichterische Tagebuch des alten Goethe. Er selbst hat das deutlich ausgesprochen durch das Motto aus Horaz, das er dem Werk voranstellte: „[ ...] ut omnis Votiva pateat veluti descripta tabella Vita senis.“ 294 B Goethe selbst sagt uns hier, dass fortan sein ganzes Sinnen und Dichten der Zukunft gehrt. Er spricht nicht mehr zu den Lebenden; er spricht zu den kommenden Generationen. „Erwachs’ne gehen mich nichts mehr an, Ich muss nur an die Enkel denken.“ 295 An die Enkel denkt er – und fr sie will er sein Gedicht vollenden. „[,]Was ist denn deine Absicht gewesen, C Jetzt neue Feuer abzubrennen?[‘] Diejenigen sollen’s lesen, Die mich nicht mehr hren knnen.“ 296 Das gilt auch fr den zweiten Teil des Faust – und daraus folgt, dass das Werk ein Lesedrama geblieben ist – dass es die Bhne nicht erobern konnte. Ich selbst habe in meinem Leben D viele Versuche gesehen, den zweiten Teil des Faust fr die Bhne zu gewinnen E – und ich leugne nicht, dass sich darunter sehr interessante und sehr wertvolle befanden. Aber ganz kann ein solcher Versuch nie gelingen – der gedankliche und dichterische Gehalt des Werks erschliesst sich nur dem Leser, nicht dem Hrer. Das liegt daran, dass das Wort hier nicht mehr in seiner F rein poetischen Funktion gebraucht wird. Es will nicht nur konkrete, sinnliche, plastische Anschauungen in uns erwecken – es greift zum G Hchsten,
in theoretischem] im Ms.: im thematischen Goethe] im Ms. davor gestrichen: Und C gewesen,] im Ts. danach von Hand mit Bleistift gestrichen: jetzt neue D Leben] im Ms. danach gestrichen: viele Auffhrungen des zweiten bricht ab E gewinnen] im Ms. statt gestrichen: erobern F seiner] im Ms. danach gestrichen: verspoe[tischen] G greift zum] im Ms. statt gestrichen: will z[um] A B
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Allgemeinsten, rein Gedanklichen. Der zweite Teil Faust ist Goethes Alter in seiner hchsten poetischen Verklrung. A (Aber B wir fhlen auch das ganze Leid des Alters – Goethe klagt nicht ber dieses Leid – aber er hat es in ein einziges tragisches C Wort zusammengedrngt D: „Ein alter Mann ist stets ein Knig Lear! Was Hand in Hand mitwirkte, stritt, Ist lngst vorbei gegangen, Was mit und an dir liebte, litt, Hat sich wo anders angehangen; Die Jugend ist um ihretwillen hier. Es wre trig zu verlangen: Komm, ltele du mit mir.[“] 297) E Diese Verklrung F wird dadurch mglich, dass sich jetzt die Richtung des Blickes umkehrt. Als Goethe im Jahre 1808 den ersten Teil des Faust herausgab, da wandte er sich noch sehnschtig der Vergangenheit zu. „Was ich besitze, seh ich wie im Weiten – und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten“ 298 – so beschliesst er die Zueignung, die er dem Werk voranstellt. Jetzt aber ist es anders. Auch hier steigt die Vergangenheit empor. G Altertum und Mittelalter stehen vor uns – H plastisch, greifbar und lebendig. Aber es ist nicht mehr persnliche, sondern geschichtliche Vergangenheit. Und geschichtliche Vergangenheit, wenn sie in ihrer wirklichen Tiefe gesehen und erkannt wird, schliesst immer zugleich ein neues Bild der Zukunft auf. Die Erinnerung an das Gewesene wandelt sich in die im Ms. danach gestrichen: Im zweiten Teil des Faust und in den „Zahmen Xenien“ spren wir wie nirgends sonst, die Ruhe, die Grsse und Erhabenheit des Goetheschen Alters. Beide Werke gehren zu den grssten knstlerischen Gestaltungen und Verklrungen, die das Alter jemals gefunden hat. B (Aber] ( Aber Leerschlag getilgt C tragisches] im Ms. statt gestrichen: letztes und erschtterndes D zusammengedrngt] im Ms. statt gestrichen: gebannt E mir.“)] im Ms. danach gestrichen: Beide Werke gehren zu den grssten dichterischen Gestaltungen und Verklrungen, die das Alter jemals gefunden hat. Aber die Zahmen Xenien wie der Faust sind noch etwas Anderes und Tieferes. Sie zeigen uns nicht nur das Leid, die notwendige wachsende Vereinsamung des Alters; sondern sie geben uns gewissermaßen die grosse dichterische und sittliche Verklrung des Alters. F Verklrung] im Ms. danach gestrichen: des Alters G empor.] im Ms. danach gestrichen: – ganz lebendig und ganz plastisch H uns –] im Ms. danach gestrichen: v l l i g A Verklrung.]
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Vision des Knftigen. So wenigstens sah A Goethe den Beruf des Historikers. B „Alle Geschichte ist misslich und schwankend“ 299 – so hat Goethe einmal zu Kanzler von Mller gesagt –[,] „[ ...] ihr Wert ruht allein auf sittlich-praktischem Gebiet; an der Schilderung frherer Verdienste entzndet sich das Streben des Nachgeborenen.“ 300 (15. 4.1819.) Den gleichen Gedanken sprechen die „Zahmen Xenien“ in grossartiger, epigrammatischer Weise C aus: „Wer in der Weltgeschichte lebt, Dem Augenblick sollt’ er sich richten? Wer in die Zeiten schaut und strebt, Nur der ist wert zu sprechen und zu dichten.“ ([Bd.] 3, [S.] 230) 301 Nur aus dieser sittlich-geistigen Grundstimmung des Werkes erklrt sich, wie mir scheint, der dichterische Stil des zweiten Teiles des Faust. Der zweite Teil des Faust ist keineswegs blosse Gedankendichtung – oder gar Begriffsdichtung. D Goethe ist auch im Alter nicht zum Metaphysiker, noch ist er einfach zum Mystiker geworden, in dem Sinne, in dem man das Wort gewhnlich versteht. Sein Denken ist und bleibt „gegenstndliches Denken“ 302; es ist von Anschauung erfllt und durchdrungen. Und auch die Kraft des Gefhls ist im zweiten Teil Faust keineswegs
So wenigstens sah] im Ms. statt gestrichen: So fasste Historikers.] im Ms. danach gestrichen: [„]Der Historiker[“] – so sagt er in einem merkwrdigen und schwer deutbaren Wort – [„]ist der rckwrts gewandte Prophet.[“] 303 C Weise] im Ms.: Krze D Begriffsdichtung.] im Ms. danach gestrichen: Er ist noch immer von tiefstem Gefhl durchdrungen und beseelt. Aber das Gefhl hat seine Bindung an die unmittelbare Gegenwart verloren. Es steht jetzt gewissermassen in einer neuen und anderen Zeitperspektive. Alle gewhnlichen, alle rein empirischen Zeitdifferenzen beginnen sich jetzt eigentmlich zu verwischen. Alles rckt wie in einen einzigen geistigen Brennpunkt, in einen neuen Punkt des Sehens zusammen. Um die Handlung des zweiten Teils des Faust zu verstehen, muss man, wie ich glaube, diese eigentmliche Optik des Alters verstehen. Das Vergangene als solches zhlt nicht mehr: „Nichts vom Vergnglichen / Wie’s auch geschah! / Uns zu verewigen / Sind wir ja da.“ 304 Unter diesem Gesichtspunkt – dem Blick sub specie aeternitatis – heben sich alle bloss=faktischen, rumlich=zeitlichen Grenzen auf. Der zweite Teil des Faust kennt solche Grenzen nicht – er ist nicht nur Utopie, sondern auch Uchronie. Sparta kann hier neben dem deutschen Norden stehen; die nchste historische Gegenwart steht neben der mythischen Vorwelt, der Fall von Missolunghis steht neben dem Fall Trojas. [gestrichen: Aber aus all diesen einzelnen Fden webt sich zuletzt die grosse Zukunftsvision zusammen, wie sie der sterbende Faust vor sich sieht. Faust stirbt zufrieden – denn er stirbt im Vorgefhl einer neuen und freien Menschheit.] A B
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erloschen. Aber was sich gewandelt hat, ist der Charakter des Anschauens und Fhlens. Beide haben ihre Bindung an die unmittelbare Gegenwart verloren; sie stehen sozusagen in einer anderen und neuen Zeitperspektive. Der zweite Teil Faust gilt als eines der schwierigsten Werke der Weltliteratur. Ich leugne diese Schwierigkeit keineswegs; aber man hat sie, wie ich glaube, an einer falschen Stelle gesucht. Wir brauchen, um sie zu berwinden, keiner besonderen A intellektuellen Anstrengung; aber wir bedrfen einer Anstrengung der Anschauung und der Phantasie. Goethe hat in das Werk keine abstrusen metaphysischen Probleme hineingeheimnisst; er ist und bleibt Dichter. B Aber seine Phantasie ist nicht mehr einfach das, was sie frher war, und als was Goethe selbst sie einmal bezeichnete, C die „Phantasie fr die Wirklichkeit 305 des Realen.“ 306 Sie wagt sich in andere, fernere, fremde Reiche. Sie vergisst alle empirischen Schranken, und sie berspringt alle Schranken von Raum und Zeit. Um den zweiten Teil des Faust zu verstehen, mssen wir, wie Faust selbst, den Gang zu den „Mttern“ D wagen, wie Mephisto sie beschreibt: „Gttinnen thronen hehr in Einsamkeit. E Um sie kein Ort, noch weniger eine Zeit“. 307 In der Oekonomie der Faust-Dichtung nimmt F, wie ich glaube, Fausts Gang zu den Mttern eine analoge Stelle ein wie die Szene in der Hexenkche im ersten Teil Faust. Diese Zusammenstellung wird Ihnen vielleicht erstaunlich G und befremdlich erscheinen; denn weder im Inhalt besonderen] im Ms. danach gestrichen: Anstrengung der Dichter.] im Ms. danach gestrichen: Aber er verlangt von der dichterischen Phantasie selbst das scheinbar=Unmgliche. Er fordert, daß wir alle empirischen Schranken, die Schranken von Raum und Zeit vergessen. Raum und Zeit versinken – wir leben in einer anderen Welt. C bezeichnete,] im Ts. in Toni Cassirers Handschrift mit Bleistift dem Ms. gemß eingefgt D zu den „Mttern“] im Ms. statt gestrichen: zum „Reich der Mtter“ E Zeit“.] im Ms. danach gestrichen: Bei dieser Fahrt in das „Reich der Schatten“ helfen uns weder gelehrte Kommentare noch tiefsinnige philosophische Deutungen. Denn es handelt sich hier nicht um die Lsung begrifflicher Schwierigkeiten: „Nicht Schlsser sind, nicht Riegel wegzuschieben.“ Wir bedrfen eines andern Schlssels: „Der Schlssel wird die rechte Stelle wittern; Folg ihm hinab, er fhrt dich zu den Mttern.“ 308 Wenn nicht nur fr unseren Verstand, sondern fr unser Gefhl, fr unsere Phantasie und innere Anschauung [gestrichen: alle Schranken von] Raum und Zeit versinken – dann beginnen wir in der Welt des zweiten Teil Faust, in der Welt der Mtter, zu leben. Um die Gestalten des zweiten Teil Faust – um Helena, Euphorion, um Homunkulus, ja selbst um den Kaiser und seinen Hof, gibt es keinen bricht ab F nimmt] statt gestrichen: meint im Ts. dem Ms. gemß maschinell korrigiert G erstaunlich] im Ms.: willkrlich A B
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noch im Stil beider Szenen besteht irgendeine Aehnlichkeit. Und doch deutet Goethe selbst auf die Analogie hin. „Hier wittert’s nach der Hexenkche!“ 309 ruft Faust aus, als Mephisto ihm den Gang zu den Mttern rt. Die Hexenkche brachte Faust den Trank der Verjngung; aus dem Gelehrten und Forscher wird er zum Jngling, voller Lebenslust, voll von Feuer und Leidenschaft. Er strzt sich in das Rauschen der Zeit, ins Rollen der Begebenheit, in die Tiefen der Sinnlichkeit und in den Wirbel des Weltlebens. Aber dann folgt, im zweiten Teil, die Peripetie, die innere Umkehr A . Er muss hinab; in ein anderes, tieferes B Reich. C Die Magie dieses Reichs, die Magie der Mtter lst ihn von der Verzauberung der Hexenkche. Der Trank in der Hexenkche warf Faust in den Strudel der Zeit – der Gang zu den Mttern lsst ihn aus dem Strudel wieder auftauchen. D Sein Verhltnis zur Wirklichkeit hat sich gewandelt. Und wir, die Leser der Dichtung, mssen in uns die gleiche Wandlung vollziehen. Wenn nicht auch fr unser Gefhl E Raum und Zeit versinken F – dann verstehen wir die Gestalten des zweiten Teil Faust nicht. Denn sie alle – Helena, Euphorion, Homunkulus, ja selbst der Kaiser und sein Hof – stehen gewissermassen jenseits von Ort und Zeit. G Sparta kann hier neben dem hohen Norden, Helena kann neben Faust, die Pharsalischen Felder der klassischen Walpurgisnacht knnen neben der kaiserlichen Pfalz, der Fall Missolunghis kann neben dem Fall Trojas stehen. Das mag unverstndlich erscheinen. Aber es wird nicht nur H verstndlich, sondern I es wird unmittelbar nachfhlbar, wenn man sich in die geistige Sehweise des Alters versetzt. Hierzu helfen uns freilich keine gelehrten
Umkehr] im Ms. statt gestrichen: Wandlung tieferes] im Ms. danach gestrichen: zeitloses C Er strzt ... Reich.] im Ms. statt gestrichen: zum ungestmen Freier. Aber all dies fllt, seit er die Fahrt zu den Mttern, zu den Schatten unternommen, wieder von ihm ab. Das Rauschen der Zeit hlt ihn nicht mehr; Rhythmus und Tempo seines Lebens sind verndert – er muss hinab in ein anderes, tieferes, zeitloses Reich. [„]Ich habe nur begehrt und nur vollbracht[“,] sagt Faust in der Schlussszene, [„]Und abermals gewnscht und so mit Macht / Mein Leben durchgestrmt; erst gross und mchtig; / Nun aber geht es weise, geht bedchtig.[“] 310 D Der Trank ... auftauchen.] im Ms. statt gestrichen: Seit Faust die Fahrt zu den Mttern, ins Reich der Schatten gewagt, geht es weise und bedchtig. E Gefhl] im Ms. danach gestrichen: und fr unsere Phantasie F versinken] im Ms. danach gestrichen: – wenn wir nicht ins Reich der Mtter herabsteigen G Zeit.] im Ms. danach gestrichen: All dies ist raum= und zeitlos; es ist nicht nur Utopie, sondern auch eine Uchronie. H nicht nur] im Ms. statt gestrichen: sogleich I sondern] im Ms. zwischen den Zeilen geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen A B
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oder philosophischen Kommentare. Denn „nicht Schlsser sind, nicht Riegel wegzuschieben“ 311 – keine abstrakten Probleme sind zu lsen. „Der Schlssel wird die rechte Stelle wittern. Folg’ ihm herab, er fhrt Dich zu den Mttern,“ 312 sagt Mephisto zu Faust. Fr uns, die Zuschauer und Leser aber kann dieser magische Schlssel A nur in uns selber, in unserem eigenen Lebensgefhl und in unserer Lebenserfahrung liegen. Wenn ich aus eigener Erfahrung sprechen darf, so muss ich Ihnen gestehen, dass ich B glaube, den zweiten Teil des Faust umso besser verstanden C zu haben, je lter ich geworden bin – weil ich gelernt habe, die Sprache des Alters und die eigentmliche Optik des Alters besser zu verstehen. Im Alter beginnen sich alle rein empirischen Zeitdifferenzen zu verwischen; die Grenzen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleiten langsam ineinander ber. Alles Vergngliche wird zum Gleichnis. 313 Aber statt dessen ein neuer, freierer, weiterer D Blick: „Nichts vom Vergnglichen, Wie’s auch geschah, Uns zu verewigen, Sind wir ja da.“ 314 Ueberblicken wir jetzt noch einmal die innere Entwicklung der FaustDichtung vom Fragment bis zum Abschluss des zweiten Teils, so finden wir in ihm einen bestimmten, charakteristischen Zug. Es ist gewissermassen ein und derselbe Rhythmus, der sie in all ihren verschiedenen Phasen beherrscht. Immer wieder ein khner Anlauf, ein grosser, freier und neuer Ausblick – und immer wieder eine gewisse Zurckhaltung – ein eigentmliches Ritardando; immer wieder ein Durchbruch der ersten grossen dichterischen Inspiration und zugleich eine langsame, bewusste Arbeit der Reflexion. Ein Werk wie der Faust konnte nicht in der Art entstehen, wie die Jugenddichtungen Goethes entstanden sind. Goethe fhlte eine gewisse innere Abneigung, auf ganz grosse Kunstwerke den Ausdruck „Komposition“ anzuwenden. In einem Gesprch mit Eckermann hat er heftig gegen diesen Ausdruck protestiert, der ihm als allzu mechanisch und usserlich erschien. (20. 6. [18]31. Gespr[che, Bd.] IV, [S.] 377.) 315 „Wie kann man sagen, Mozart habe seinen Don Juan k o m p o n i e r t . K o m p o s i t i o n ! Als ob es ein Stck Kuchen oder BisSchlssel] im Ms. danach gestrichen: der uns den zweiten Teil des Faust erffnen soll, kann dieser Schlssel nur bricht ab B ich] im Ms. danach gestrichen: nie die Geduld besessen habe, einen Faust=Kommentar wirklich durchzustudieren. So oft ich nach einem solchen Buche griff – ich habe es immer wieder enttuscht aus der Hand gelegt. Aber bricht ab C verstanden] im Ms. danach gestrichen: und um so tiefer gefhlt D weiterer] im Ms. statt gestrichen: grsserer A
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kuit wre, das man aus Eiern, Mehl und Zucker zusammenrhrt. Eine geistige Schpfung ist es, das Einzelne wie das Ganze aus e i n e m Geiste und Guss und von dem Hauche e i n e s Lebens durchdrungen, wobei der Produzierende keineswegs versuchte und stckelte und nach Willkr verfuhr, sondern wobei der dmonische Geist seines Genies ihn in der Gewalt hatte, sodass er ausfhren musste, was jener gebot.“ Auch der Faust ist nicht gestckelt; er ist vom Hauch e i n e s Lebens durchdrungen. Aber wenn wir auf irgend eine Dichtung Goethes den Ausdruck und Begriff „Komposition“ anwenden drfen, so ist es die Faustdichtung. Vom Werther sagt Goethe in Dichtung und Wahrheit, dass er ihn „ziemlich unbewusst, einem Nachtwandler hnlich“ 316, geschrieben habe. Aber in solcher traumhaften Dmmerung des Gefhls und der dichterischen Einbildungskraft konnte ein Werk wie der Faust nicht erstehen. Um diesen gewaltigen und sprden Stoff zu meistern, dazu bedurfte es anderer Krfte. Das Werk musste in das helle Licht des Verstandes gerckt und es musste durch einen bewussten und mchtigen Willen geformt werden. An dem Ganzen des Werks haben Bewusstes und Unbewusstes, Einbildungskraft und kritisch-abwgende Urteilskraft, khnste Phantasie und reichste und reifste Lebenserfahrung in der merkwrdigsten Weise mitgewirkt. Auch Besonderes und Zeitlich-Bedingtes fand im Faust seinen Platz: ohne den Tod Byrons wren die schnsten Euphorion-Szenen nicht gedichtet worden. Bei einer solchen Arbeit, die sich ber fast sechs Jahrzehnte erstreckt, kann es an inneren Ungleichartigkeiten nicht fehlen. Und doch steht das Werk A schliesslich als ein mchtiges, in sich geschlossenes Ganze[s] vor uns. Wenn wir an die „Orphischen Urworte“ zurckdenken, so drfen wir sagen, dass es auch hier der Dmon in Goethe war, der die Tyche berwand, der aus Einzelnem und Zuflligem eine einzige grosse, innerlich notwendige dichterische Gestalt erstehen liess. Als Goethe nach Italien ging, da nahm er ausser dem Manuskript des Egmont und des Tasso und der Prosa-Fassung der Iphigenie auch das Manuskript des Urfaust mit sich – jene alten, vergilbten Bltter, wie er sie uns in der Italienischen Reise beschrieben hat, die fast wie das Fragment eines alten Codex aussahen (W. A. [Bd.] 32, [S.] 288 [f.]) 317. Damals hegte er noch die Hoffnung, das Ganze in kurzem vollenden zu knnen. „Nun steht mir fast nichts als der Hgel Tasso und der Berg Faustus vor der Nase“ – so schreibt Goethe am 16. Februar 1788 aus Rom an den Herzog Carl August. „Ich werde weder Tag noch Nacht ruhen, bis beide fertig sind. Ich habe zu beiden eine sonderbare Neigung und neuerdings im Ts. maschinell zwischen den Zeilen geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen A Werk]
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wunderbare Aussichten und Hoffnungen. Alle diese Recapitulationen alter Ideen, diese Bearbeitungen solcher Gegenstnde, von denen ich auf immer getrennt zu sein glaubte, zu denen ich fast mit keiner Ahndung hinreichte, machen mir grosse Freude. Dieses Summa Summarum meines Lebens gibt mir Muth und Freude, wieder ein neues Blatt zu erffnen.“ 318 Aber der Faust, auf den er so grosse Hoffnungen gesetzt, wurde fr Goethe auch immer wieder eine schmerzliche Enttuschung. Immer wieder glaubte er der Vollendung nahe zu sein – und immer wieder musste er erfahren, dass der letzte und schwerste Weg noch vor ihm lag. Und doch war das alles nicht blosser Verlust; es barg einen reicheren und tieferen Gehalt in sich. Denn an Faust lernte Goethe als Dichter jene Tugend, die er seit seinem Mannesalter als die ntigste und unumgnglichste Tugend des Menschen betrachtete. Er lernte, dass auch der grsste und produktivste Mensch – und er vielleicht am meisten – eine Grenze besitzt, die er nicht berschreiten kann, dass er zuletzt entsagen muss. „Unser physisches sowohl als geselliges Leben, Sitten, Gewohnheiten, Weltklugheit, Philosophie, Religion [ ...]“ – so sagt Goethe in Dichtung und Wahrheit ([Teil] IV, [Buch] 16; [Bd.] 29, [S.] 9 [f.]) 319 im Hinblick auf Spinoza – „alles ruft uns zu: dass wir entsagen sollen. So manches was uns innerlich eigenst angehrt, sollen wir nicht nach aussen hervorbilden; was wir von aussen zur Ergnzung unseres Wesens bedrfen, wird uns entzogen, dagegen aber so vieles aufgedrungen, das uns so fremd als lstig ist ... Nur wenige Menschen gibt es, die solche unertrgliche Empfindung vorausahnen, und, um allen partiellen Resignationen auszuweichen, sich einfr allemal im Ganzen resignieren. Diese berzeugen sich von dem Ewigen, Notwendigen, Gesetzlichen, und suchen sich solche Begriffe zu bilden, welche unverwstlich sind, ja durch die Betrachtung des Vergnglichen nicht aufgehoben, sondern vielmehr besttigt werden.“ Die Faustdichtung wurde fr Goethe eine stndige Schule der Entsagung – und an ihrem langsamen Fortschreiten knnen wir uns deutlich machen, was diese Schule fr Goethes Lebens- und Bildungsgang bedeutete. Htte Goethe hier die usseren Antriebe walten lassen – htte er sich der ungeduldigen Erwartung des Publikums, den Wnschen der Freunde, den stndigen und strmischen Mahnungen Schillers gefgt, so htte das Werk niemals das werden knnen, was es fr uns und fr ihn geworden ist. Denn der Faust nimmt im Schaffen Goethes eine Sonderstellung ein. Goethe konnte niemals etwas schreiben, was nicht unmittelbar aus seinem Leben entsprang. Alle seine Dichtungen sind, wie er gesagt hat, nur „Bruchstcke einer grossen Konfession.“ 320 Aber fr den Faust gilt das noch in einem ganz besonderen Sinne. Denn in ihm drcken sich nicht nur einzelne Erlebnisse, einzelne grosse Momente des Lebens aus; sondern hier schafft Goethe unbewusst ein Symbol seines ganzen Lebens.
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Der Faust begleitet sein Leben und wird zum dichterischen Spiegel desselben. Jede einzelne Phase hat in ihm ihren klaren und reinen Ausdruck gefunden – und dieser Ausdruck musste stndig wechseln, in dem Masse wie das innere Leben Goethes sich entfaltete und sich in dieser Entfaltung verwandelte. Das alles fhlte und wusste Goethe, als er die letzte Hand an den Faust gelegt hatte und als er SCHLIESSLICH A das fertige Manuskript Eckermann bergab. Jetzt erst, das fhlte er, war es ihm gelungen, die Summe seines Lebens zu ziehen. „Mein ferneres Leben“ – so sagt er zu Eckermann – „kann ich nunmehr als ein reines Geschenk ansehen, und es ist jetzt im Grunde ganz einerlei, ob und was ich noch [etwa] tue.“ 321 Noch deutlicher spricht Goethe sich in einem Brief an Wilhelm von Humboldt aus. Der Brief ist am 17. Mrz 1832, fnf Tage vor Goethes Tod, geschrieben. Es ist der letzte Brief, den wir von ihm besitzen, und er wirkt wie ein reiner und starker Ausklang; wie eine letzte Zusammenfassung all dessen, was dieses Leben bedeutete: B „Je frher der Mensch gewahr wird“ – sagt Goethe hier – „dass es ein Handwerk, [dass es] eine Kunst gibt, die ihm zur geregelten Steigerung seiner natrlichen Anlagen verhelfen, desto glcklicher ist er; was er auch von aussen empfange, schadet seiner eingeborenen Individualitt nichts. Das beste Genie ist das, welches alles in sich aufnimmt, sich alles zuzueignen weiss, ohne dass es der eigentlichen Grundbestimmung, demjenigen, was man Charakter nennt, im mindesten Eintrag tue, vielmehr solches noch erst recht erhebe und durchaus nach Mglichkeit befhige. Hier treten nun die mannichfaltigen Bezge ein zwischen dem Bewussten und Unbewussten; denke man sich ein musikalisches Talent, das eine bedeutende Partitur aufstellen soll: Bewusstsein und Bewusstlosigkeit werden sich verhalten wie Zettel und Einschlag, ein Gleichnis, das ich so gerne brauche. Die Organe des Menschen durch Uebung, Lehre, Nachdenken, Gelingen, Misslingen, Frdernis und Widerstand und immer wieder Nachdenken verknpfen ohne Bewusstsein in einer freien Ttigkeit das Erworbene mit dem Angeborenen, so dass es eine Einheit hervorbringt, welche die Welt in Erstaunen setzt.“ 322 Und nun folgt, in dem Briefe an Humboldt, die Anwendung dieser allgemeinen Betrachtung auf die Faustdichtung: „Es sind ber sechzig Jahre, dass die Conception des Faust bei mir jugendlich von vorne herein klar, die ganze Reihenfolge hin weniger aus-
SCHLIESSLICH] im Ts. in Toni Cassirers Handschrift mit blauem Kugelschreiber dem Ms. gemß eingefgt B bedeutete:] bedeutete. A
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fhrlich vorlag. Nun hab’ ich A die Absicht immer sachte neben mir hergehen lassen, und nur die mir gerade interessantesten Stellen einzeln durchgearbeitet, so dass im zweiten Teil Lcken blieben, durch ein gleichmssiges Interesse mit dem Uebrigen zu verbinden. Hier trat nun freilich die grosse Schwierigkeit ein, dasjenige durch Vorsatz und Charakter zu erreichen, was eigentlich der freiwillig ttigen Natur allein zukommen sollte. Es wre aber nicht gut, wenn es nicht auch nach einem so langen, ttig nachdenkenden Leben mglich geworden wre, und ich lasse mich keine Furcht angehen, man werde das Aeltere vom Neueren, das Sptere vom Frheren unterscheiden knnen, welches wir dann den knftigen Lesern zur geneigten Einsicht bergeben wollen.“ (Briefe[, Bd.] 49, [S.] 282 f.) 323 Der Faust wurde die grosse Synthese in Goethes Leben: die Vereinigung zwischen seinem B sittlichen und seinem knstlerischen Leben. Der Grundgehalt C des Werkes konnte nur der reinsten und freiesten dichterischen Intuition entspringen. Aber sie allein reichte nicht hin. Was die knstlerische Intuition begonnen hatte, das mussten „Vorsatz und Charakter“ zu Ende fhren – und nur durch die wechselseitige Durchdringung dieser verschiedenen Krfte konnte ein Gedicht wie der Faust geschaffen werden.
Ueberblicken {S. 76} ... ich] zu dieser Passage fehlen die Ms.-S. (S. 28-36) seinem] im Ms. danach: denkenden und ttigen Leben und zugleich die Vereinigung zwischen seinem C Der Grundgehalt] im Ms.: Die Grundgestalt A B
G o e t h e u n d Ka n t . German Department 25. I. [19]44 M a t e r i a l A 162 B J e w i s h C r i t [ i c a l ] Re c o r d ( M a t e r i a l ) L
G [ o e t h e ] / K [ a n t ]C Eines der schwierigsten und verwickeltsten Probleme der Geistesgesch[ichte]. Nicht schwierig – nach seiner stofflichen Seite – Wir haben ein reichhaltiges Material – Von Jahr zu Jahr knnen wir verfolgen, wie G[oethe] sich immer tiefer in das Werk K[ant]’s herein arbeitet – Zunchst scheint er ihm fremd, ja feindlich gegenber zu stehen – Aber das dauert nicht lange – Er fhlt sich von dem seltsamen Phaenomen angezogen – Er geht an Kant heran, wie er an die Probleme der N a t u r heranging – aktiv=gestaltend[,] nicht bloss rezeptiv-empfangend – [„]Wie kann man [sagen: Mozart habe seinen, ,Don Juan‘ c o m p o n i r t ! C o m p o s i t i o n – als ob es ein Stck Kuchen oder Biscuit wre, das man aus Eiern, Mehl und Zucker zusammenrhrt! Eine geistige Schpfung ist es, das Einzelne wie das Ganze aus e i n e m Geiste und Guß und von dem Hauche e i n e s Lebens durchdrungen, wobei der Producirende keineswegs versuchte und stckelte und nach Willkr verfuhr, sondern wobei der dmonische Geist seines Genies ihn in der Gewalt hatte, sodaß er ausfhren mußte was jener gebot.“] 324 Die Natur hat uns die K[unst] in die Hand gegeben – 325 See – Kr[itik] d[er] r[einen] V[ernunft,] Kr[itik] d[er] U[rteilskraft] Wir haben die Handexemplare – In dem Werk Karl Vorlnders 326 beschrieben[.] 327
M a t e r i a l ] doppelt unterstrichen 162] mit rotem Kugelschreiber und umkreist in John Bacons Handschrift C G o e t h e / K a n t ] doppelt unterstrichen; daneben am Rand: I A B
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Aber das gibt uns nur die Aussenseite[.] Philosophisch – das interess[ante] Buch von Simmel 328 – aber es arbeitet mehr analytisch den G e g e n s a t z heraus – Ich mchte die E i n h e i t sichtbar machen – Das Problem in seiner Weite und Tiefe zu errtern[,] ist hier nicht mglich – bescheidenere Aufgabe – Interpretation einer e i n z i g e n Goethe-Stelle[:] Eckerm[ann]: [„]Kant hat nie von mir Notiz genommen[, wiewohl ich aus eigener Natur einen hnlichen Weg ging als er. Meine ,Metamorphose der Pflanzen‘ habe ich geschrieben, ehe ich etwas von Kant wußte, und doch ist sie ganz im Sinne seiner Lehre.“] Eck[ermann,] 11. April 1827[.] Z[e]t[te]l: Kant 329 Also: Von der Seite der Naturwiss[enschaft] hat Goethe seinen Zugang zu K[ant] gefunden[.] Aber wie war dies mglich? Hier der denkbar grsste Kontrast – er lsst sich in e i n e m Namen ausdrcken[,] im Namen: N e w t o n A Kant[:] Allg[emeine] N[aturgeschichte] u[nd] Th[eorie] des Himmels 330 [(]1755 B[)] – [„]Die echte Meth[ode der Metaphysik ist mit derjenigen im Grunde einerlei, die Newton in die Naturwissenschaft einfhrte, und die daselbst von so nutzbaren Folgen war.“] 331 Die Philosophie u[nd] Kritik der Mathematischen Naturw[issenschaft.] G[oethe] – der unvershnl[iche] Gegensatz; sein ganzes Leben im Kampf mit der Newtonschen Farbenlehre. C Und er wird dadurch zur Ablehnung der ges[amten] mathematischen Naturwissenschaft gefhrt. Z a h l e n s c h e u fi Z[e]t[te]l Math[ematik:] an Zelter 332[.] [„]Als getrennt muss sich darstellen[: Physik von Mathematik. Jene muß in einer entschiedenen Unabhngigkeit bestehen, und mit allen liebenN e w t o n ] doppelt unterstrichen 1755] 1765 Angabe berichtigt C Farbenlehre.] am Rand: cf. Z[e]t[te]l: Mathematik[:] Letzte, bildlose, sublimierte A b s t r a k t i o n ! + Aufs[atz]! G [ o e t h e ] u [ n d ] d [ i e ] m [ a t h e m a t i s c h e ] P h y s [ i k ;] 333 s[iehe] Z[e]t[te]l: Mathe[matik] A B
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den, verehrenden, frommen Krften in die Natur und das heilige Leben derselben einzudringen suchen, ganz unbekmmert was die Mathematik von ihrer Seite leistet und thut. Diese muß sich dagegen unabhngig von allem Aeußern erklren, ihren eigenen großen Geistesgang gehen und sich selber reiner ausbilden, als es geschehen kann, wenn sie wie bisher sich mit dem Vorhandenen abgibt und diesem etwas abzugewinnen oder anzupassen trachtet.“] A R e f l [ e x i o n ] 5 7 3 334 An Riemer[,] 27. 3.1814[:] see Z e t t e l M a t h [ e m a t i k ] 335 [„Die Mathematik vermag kein Vorurtheil wegzuheben, sie kann den Eigensinn nicht lindern, den Parteigeist nicht beschwichtigen, n]ichts von allem Sittlichen vermag sie[.“] 336 Und doch fand G[oethe] eine tiefe Analogie mit Kants Werk – er fand sich durch K[ant]’s Kr[itik] d[er] U[rteilskraft] in seiner Naturbetrachtung gefrdert u[nd] besttigt[:] [„]Nun aber kam die Kr[itik] d[er] U[rtheilskraft mir zu Handen und dieser bin ich eine hchst frohe Lebensepoche schuldig. Hier sah ich meine disparatesten Beschftigungen neben einander gestellt, Kunst- und Natur-Erzeugnisse eins behandelt wie das andere, sthetische und teleologische Urtheilskraft erleuchteten sich wechselsweise. Wenn auch meiner Vorstellungsart nicht eben immer dem Verfasser sich zu fgen mglich werden konnte, wenn ich hie und da etwas zu vermissen schien, so waren doch die großen Hauptgedanken des Werks meinem bisherigen Schaffen, Thun und Denken ganz analog; das innere Leben der Kunst so wie der Natur, ihr beiderseitiges Wirken von innen heraus war im Buche deutlich ausgesprochen. Die Erzeugnisse dieser zwei unendlichen Welten sollten um ihrer selbst willen da sein, und was n e b e n einander stand wohl f r einander, aber nicht absichtlich we g e n einander.“] 337 Lange vo r Schiller ... (tradition[elle] Auffass[ung], daß Schiller es war – aber die Zeugnisse erlauben das nicht[.)] L Koerner 338 an Schiller339
Hier liegt das Problem – Was konnte die Kr[itik] d[er] U[rteilskraft] Goethe geben? B und was h a t sie ihm gegeben? C R e f l e x i o n 5 7 3 ] doppelt unterstrichen geben?] geben – C gegeben?] gegeben – A B
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Wir beginnen mit der ersten Frage – wir fassen das Problem nicht philologisch, sondern systematisch – Was war das A Entscheidende in der Kr[itik] d[er] U[rteilskraft,] welche g e i s t e s g e s c h i c h t l i c h e Wendung stellt sich in ihr dar? Wir beginnen mit dem 2. Teil – der Kr[itik] d[er] teleolog[ischen]Urteilskraft[.] Das P ro b l e m d e r Te l e o l o g i e 18tes Jahrhundert: Die Natur als Produkt der gttlichen Weisheit – als Abbild eines hchsten Ve r s t a n d e s – einer intelligentia supramundana 340 – die sie nach Ab s i c h t e n [,] nach einem vorbedachten P l a n erschaffen hat – Im Kern der Gottesbeweise steht der physiko-teleologische Beweis – berall in der Natur finden wir die Spuren Gottes – d. h. eines planenden Ve r s t a n d e s – u[nd] der gttlichen G t e , die alles in der Natur zum Wohlsein, zum N u t z e n des Menschen gebildet hat – Theologisch-teleologische Auffassung der Natur-Ordnung[.] Sehr gewhnlich in der Litt[eratur] der Aufklrungszeit[.] B F r a n k re i c h [:] see Philos[ophie] der Aufklrung341 Deutschland Reimarus, ber die Kunsttriebe der Tiere 342 „Deist“ – auch Voltaire – Uhr – see Philos[ophie] d[er] Aufklrung 343[.] Christian Wolff 344 Tageslicht ... Was ist der Nutzen des Tageslichts? C u[nd] W[olff] beantwortet die Frage als echter G e l e h r t e r [.] Wolff war ein grndlicher Kopf, ein wirk[licher] Denker... K[ant] nennt ihn den [„]Urheber [des bisher noch nicht erloschenen Geistes der Grndlichkeit in Deutschland“ 345,] aber hier glauben wir wahrl[ich] die Stimme des Famulus Wagner 346 zu hren. das] danach gestrichen: geistesgeschichtlich Aufklrung] am Rand: Bibl[iographie] C Tageslichts?] Tageslichts – A B
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[„]Das Tageslicht 347 [schaffet uns großen Nutzen: denn bei demselben knnen wir unsere Verrichtungen bequem vornehmen, die sich des Abends teils gar nicht, oder doch wenigstens nicht so bequem, und mit einigen Kosten vornehmen lassen, die durch die Kunst es lichte zu machen, erfordert werden.“] 348 In der Litteratur[:] Brockes – Irdisches Vergngen in Gott A349[.] Kant macht d i e s e r Art von Teleologie ein Ende – er zerstrt sie k r i t i s c h durch Analyse der Vernunft – dies B empfindet G[oethe] als eine grosse philosophische Befreiungstat – er hat uns von den „absurden Endursachen befreit“. [„]Die Natur ist zu groß [um] auf Zwecke auszugehen.[“] an Zelter 350 Theorie der Kunst – Au f k l [ r u n g :] C Rechtfertigung der Kunst, Erklr[ung] der Kunst, T h e o d i z e e der Kunst: die Z we c k e nachzuweisen, auf die der Knstler ausgeht[.] Horaz[: „]Aut prodesse volunt aut delectare poetae[“.] 351 D i d a k t i s c h e r Z we c k – Gellert: [„]dem, der nicht viel Verstand besitzt, die Wahrheit durch ein Bild zu sagen.[“] 352 M o r a l [ i s c h e r ] Zweck er will bilden oder belehren – selbst Schiller[:] Die Schaubhne als m o r a l i s c h e Anstalt! 353 Auch bei G[oethe]: [„]Natur und Kunst sind zu gross, [um] auf Z we ck e auszugehen[“.] 354 – Leben-Selbstzweck: Gegen Lavaters u n s i n n i g e s Wort: [„]alles was Leben hat, lebt durch etwas a u s s e r sich[.“] D355 G[oethe]: ich musste meine Dichtungsgabe g a n z a l s N a t u r a u f f a s s e n . 356 Gott] am Rand: Bibl[iographie] dies] davor gestrichen: er befr[eit] C Au f k l r u n g :] zwischen den Zeilen geschrieben D Leben-Selbstzweck: ... sich.“] zwischen den Zeilen geschrieben. Daneben am Rand: 5. Okt[ober] 1787[,] Ital[inische] Reise. Z[e]t[te]l: L e b e n ! 357 A B
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In d e m Sinne behlt das Kunstwerk immer etwas Unberechenbares, Inkalkulables[.] Das 18te Jahrh[undert] – betonte die „Berechenbarkeit“. Gottsched 358 – Condillac 359: Analyse – Corneille 360 handelt wie ein großer G e o m e t e r – ein A n a l y t i k e r, der ein Problem lst ... Goethes knstlerische Erfahrung widerspricht dem: – Werther – Nachtwandler[;] Schreibtisch s[iehe] D [ i c h t u n g ] u [ n d ] W [ a h r h e i t ] 361 er strubte sich sogar gegen den Ausdruck »K o m p o s i t i o n «[:] Mozart – 362 Aber: die a n d e re Seite – die Kunst ist nicht berechenbar – Aber sie ist durchaus nicht i r r a t i o n a l . G e g e n s a t z zur ro m a n t i s c h e n Auffassung[:] Novalis: [„]Candide gegen die Poesie[“] 363. Die Romantiker fanden den W[ilhelm] M[eister] trocken, prosaisch 364[,] ein Ve r r a t a n d e r Po e s i e [.] 365 Fr[iedrich] Schlegel 366 see Art-Chapter... 367 Wa s i s t » p o e t i s c h « ? Auch in der Antwort auf d i e s e Frage nimmt G[oethe] eine ganz neue Stellung ein – die zwischen „Realismus“ und „Idealismus“ steht. Seine Auffassung der »Einbildungskraft« – und der Rolle, die die Einbildungskraft im Ganzen des geistigen Lebens spielt – nicht nur im Leben des Knstlers, sondern auch in j e d e m produktiven Leben – auch im Leben der Wissenschaft[,] ist vllig neu – I) Auch die rationalistische Aesthetik hatte die B e d e u t u n g der Einbildungskraft nie geleugnet – Boileau ... Anfangsverse 368
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Aber sie verlangte eine strenge Disziplinierung der Einbildungskraft – die Einbildungskraft darf sich nicht e m a n z i p i e re n , sich nicht selbstndig erklren – Sie muss sich stndig im Zaum halten – sich kontrollieren – Die „Regel“ bt diese Kontrolle – denn sie stellt die Grenzen des „Wahren“ und „Wahrscheinlichen“ fest. Das „Unwahrscheinliche“ ist unknstlerisch – Lehre von den 3 Einheiten – Shakespeare’s ausschweifende Einbild[ungskraft] ist unknstlerisch. Dem steht gegenber die Lehre der S c h we i z e r 369 – das „Wunderbare“ ist Gegenstand der Poesie. Der Kampf wiederholt sich im Verhltnis G[oethe]s zur Romantik[.] Die Romantiker nehmen die Lehre der Schweizer auf – und vertiefen sie – Novalis ... Fr[iedrich] Schlegel Poesie und Prosa sind A durch einen scharfen Schnitt geschieden – ... Die Romantik berauschte sich am „Wunderbaren“ in Goethes Dichtung – an Gestalten wie Mignon oder dem Harfner[.] Novalis – der [„]Statthalter des poet[ischen] Geistes auf Erden[“.] 370 Dann kam die schwere Enttuschung – Der „Meister“ wurde immer „prosaischer“ und realistischer – Die Sache der Poesie schien von G[oethe] verraten. Novalis[’] Brief: [„]ein Candide[...“] B s[iehe] R[udolf] Haym371 Dieser Bruch war notwendig – Goethes neue Definition des Poetischen[:] „Poetischer Gehalt [aber] ist Gehalt des eigenen Lebens[.]“ C372 Goethe wurde der Dichter des Erlebnisses[:] [„]Und hier 373 begann [diejenige Richtung, von der ich mein ganzes Leben ber nicht abweichen konnte, nmlich dasjenige was mich erfreute oder qulte, oder sonst beschftigte, in ein Bild, ein Gedicht zu verwandeln und darber mit mir selbst abzuschließen, um sowohl meine Begrifsind] statt gestrichen: ist siehe Rudolf Haym] am Rand: Bibl[iographie] C Lebens.“] am Rand: s e e c f . G [ o e t h e ]-Vorl[esungen;] Gteborg! 374 A B
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fe von den ußern Dingen zu berichtigen, als mich im Innern deßhalb zu beruhigen.“ (]D[ichtung] u[nd] W[ahrheit)] 375 [„]Ich konnte in der Poesie nicht a f f e k t i e re n [.“] 376 Goethe schtzte die Romantiker – sein Urteil ber Tieck (Eckermann) 377 er empfand das Romantische als A „affektiert“[.] In seinen letzten Stunden nannte er es k r a n k – 378 Geister wie Kleist empfand er als krank, 379 andere Rom[antiker] fand er affektiert (Jean Paul ...) 380[.] Man soll ihn deswegen nicht schelten – Es liegt an einem der tiefsten Zge seines Wesens – [„]Der Geist des Wirklichen ist das wahre Ideelle[.“] B s[iehe] Z[e]t[te]l: Ideenlehre – Gespr[che, Bd.] 3, [S.] 484381 [„]Phantasie fr die Wirklichkeit 382 des Realen[.“] 383 Die dichterische Phantasie war ihm nicht das Mittel, ber das Wirkliche herauszuschreiten – sich in das Reich des „Wunderbaren“ zu erheben. C Sie wurde ihm zum Organ, die Wirklichkeit zu e r g r n d e n u[nd] die Wirklichkeit zu g e s t a l t e n [.] Vor allem im e i g e n e n Leben gingen Wirkl[ichkeit] u[nd] Phantasie in d i e s e r Weise Hand in Hand D [:] Vergangenes in ein B i l d zu verwandeln[.] 384 Ohne P h a n t a s i e konnte G[oethe] sein Leben nicht verstehen und nicht gestalten – „D i c h t u n g und Wa h r h e i t “ Er nahm „der Dichtung Schleier aus der Hand der Wahrheit“ 385[.] G[oethe]’s Lehre von der Phantasie –
als] danach gestrichen: unaffekt[iert] siehe Zettel: ... Bd. 3, S. 484] zwischen den Zeilen geschrieben C Wa s i s t » p o e t i s c h « ? {S. 86} ... erheben.] auf einem separaten Bl. (2r; zur Lage gefaltet) mit der berschrift Blatt A I) geschrieben und mit s[iehe] beil[iegende] Seite A [A doppelt unterstrichen] dieser Stelle zugewiesen D d i e s e r Weise Hand in Hand] ber der Zeile geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen A B
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Daß die Phantasie die bestimmende u[nd] beherrschende Kraft in Goethe ist – A ist unverkennbar u[nd] unbestreitbar. Sie ist nicht nur der Urquell, aus dem seine Dichtung hervorquillt – sie B durchdringt sein ganzes Wesen u[nd] bestimmt sein ganzes Wirken – So hat G[oethe] sie in dem Gedicht „Meine Gttin“ beschrieben[: „Welcher Unsterblichen Soll der hchste Preis sein? Mit niemand streit’ ich, Aber ich geb’ ihn Der ewig beweglichen, Immer neuen, Seltsamen Tochter Jovis, Seinem Schooskinde,] der Phantasie[.“] 386 der Phantasie verdankt der Mensch alles[,] was er hat – sie ist es, die den Menschen weit ber die Schranke des endlichen Daseins, ber das Glck und die Qual des Augenblicks heraushob. C [„]Alle die andern armen [Geschlechter Der kinderreichen Lebendigen Erde Wandeln und weiden In dunkelm Genuß Und trben Schmerzen Des augenblicklichen Beschrnkten Lebens, Gebeugt vom Joche Der Nothdurft.“] W. A . [ B d . ] I I , [ S . ] 5 9 f . 387 G[oethe]’s Ph[antasie] soll uns nicht in eine Traumwelt entrcken – Sie wurzelt im E r d re i c h – im Leben, in der Natur[.] Keine Tre n n u n g – sie verliess ihn nicht einen Augenblick – mitten in den tglichen Geschften, in seiner Amtsttigkeit begleitet sie ihn: ist –] danach gestrichen: der verborgene Urquell, aus dem all sein Wirken stndig neue Nahrung erhlt – B sie] danach gestrichen: bestimmt sein g[anzes] C sie ist ... heraushob.] zwischen den Zeilen geschrieben A
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[„]Und wenn [ich denke] ich sitze auf meinem Klepper [und reite meine pflichtmssige Station ab, auf einmal kriegt die Mhre unter mir eine herrliche Gestalt, unbezwingliche Lust und Flgel und geht mit mir davon.“] An Frau v[on] Stein 388 D a s ist der Charakter von G[oethe]’s Phantasie. Man mag sie „realistisch“ nennen – aber auch das ist nur ein ungenauer Ausdruck. G[oethe] selbst fand vielleicht den besten Ausdruck, er sprach von seiner „P h a n t a s i e f r d i e Wa h r [ h e i t ] A d e s R e a l e n “[.] Eck[ermann] 25. XII. [18]25 389 Er weicht dem Realen durch die Phantasie B nicht aus – er dringt mit ihr tiefer in das Reale e i n – sie ist das Organ, durch das er sich Welt u[nd] Leben denkt und verstndlich macht – Wir knnen in diesem Sinne von G[oethe]’s „gegenstndlicher Phantasie“ sprechen, wie Goethe von seinem „gegenstndlichen Denken“ sprach[: „]Mir drckten sich [gewisse große Motive, Legenden, uraltgeschichtlich berliefertes so tief in den Sinn, daß ich sie vierzig bis funfzig Jahre lebendig und wirksam im Innern erhielt; mir schien der schnste Besitz solche werthe Bilder oft in der Einbildungskraft erneut zu sehen, da sie sich denn zwar immer umgestalteten, doch ohne sich zu verndern einer reineren Form, einer entschiednern Darstellung entgegen reiften.“] 390 G[oethe]’s Leben D [ i c h t u n g ] u [ n d ] W [ a h r h e i t ]C G[oethe]’s Naturforschung s[iehe] Bl[att] D Goethes Lehre von der „Phantasie“[:] [„]Welcher Unsterblichen[ ...“] 391 Aber das Charakterist[ische] fr Goethes Auffassung ist, daß er die Phantasie nicht als eine Z u t a t zum Leben nimmt – statt gestrichen: W i r k l [ i c h k e i t ] durch die Phantasie] unter der Zeile geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen C D i c h t u n g u n d Wa h r h e i t ] am Rand in dunklerer Tinte geschrieben: an Zelter, nicht m g l i c h ohne Phantasie[;] see G[oethe] u[nd] die gesch[ichtliche] W[elt, S.] 17 392 D Goethe’s Naturforschung siehe Blatt] ein Bl. mit diesem Titel konnte bisher im Nachlaß nicht gefunden werden A Wa h r h e i t ] B
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als eine Verschnerung, „Ergnzung“ des Lebens[,] sondern als ein notwendiges, inhrentes M o m e n t des Lebens selbst – [„]Von Gedichten[,] aus der Luft gegriffen[,] halte ich nichts[.“] A Sie ist bei ihm nicht reproduktiv, sondern im eigentlichen Sinne produktiv – sie ist g e s t a l t e n d e Kraft des Lebens[,] konstruktiv, nicht reproduktiv. Sie verschmilzt mit dem Leben[,] und sie g e s t a l t e t das Leben. Das ist neu an Goethes Auffassung der s e e l i s c h e n Wirkl[ichkeit] u[nd] an Goethes Auffass[ung] der N a t u r – Wir verfolgen es in b e i d e n Richtungen – Als G[oethe] daran ging, seine Lebenserinnerungen zu schreiben, stand es fr ihn fest, daß dies keine b l o s s e n Erinnerungen – keine „Memoiren“ in gewhnl[ichem] Sinne sein konnten. Er wollte nicht nur Vergangenes berichten, erzhlen – er wollte ein B i l d seines Lebens geben – den „Sinn“ dieses Lebens ans Licht ziehen. Und das konnte durch b l o s s e „Erinnerung“ nicht geschehen – Eine Erinnerung als blosses Wiederheraufholen des Vergangenen bliebe unproduktiv[,] menschlich und knstlerisch unbefriedigend[.] „Ich statuiere keine Erinnerung“ ... 393 Denn beide nur ein Mittel[.] D i c h t u n g und Wahrheit Knstl[erische] B Phantasie als D e u t e r i n des Lebens[.] Ebenso in der Naturerkenntnis[:] „Ohne Einbildungskraft“ ... 394[,] aber [„]Phantasie fr die Wirkl[ichkeit] 395 des Realen[“.] 396 B e o b a c h t u n g und E x p e r i m e n t allein knnen C u[ns] nicht zur Wahrheit leiten. [„]Geheimnisvoll am lichten Tag [Lsst sich Natur des Schleiers nicht berauben“.] 397 „Von Gedichten, ... nichts.“] am Rand geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugeordnet: Eck[ermann,] 17. Sept[ember] 1823[.] G[oethe] u[nd] d[ie] gesch[ichtliche] W[elt, S.] 6 2 398 B Knstlerische] ber der Zeile geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen C knnen] kann A
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Die „Offenbarung“ – das Gewahrwerden der „Urphaenomene“ – geschieht durch die Phantasie – die nicht Verflschung[,] sondern Enthllung ist – Die Ph[antasie] ergreift die Urphnomene in ihrer unvergngl[ichen] H e r r l i c h k e i t . 399 [„]der Dichtung Schleier aus der Hand der Wahrheit[“,] 400 aber ebenso die Wa h r h e i t der Natur im Spiegel der dichterischen Phantasie[.] AL Und so auch in den Naturwissenschaften[:] Ohne Einbildungskraft – 401 zu Eckerm[ann]. Dies [ist] die Rolle, die G[oethe] der Phantasie zuwies – Und nun zu Kant – Kants Lehre von der „produktiven Einbildungskraft“[.] 402 Fichte hat diese Lehre ro m a n t i s c h verstanden und interpretiert, und Romantiker wie Fr[iedrich] Schlegel haben die Lehre in diesem Sinn enthusiastisch begrsst – die „Einbildungskraft“ wurde das Organ der Philosophie[.] [„]Das 403 ist der Jugend edelster Beruf[!] Die Welt[,] sie war nicht, eh’ ich sie erschuf[“] 404 – Fr Fichte ist die Wirklichkeit ein B i l d wo... ? 405 Schopenhauer[:] B L Vielleicht wre S i e nicht, wenn die Sonne sie nicht she[.]406 Kant – Unsere „wirkliche“ Perzeption trgt die Zge der „produktiven Einbildungskraft“[:] L [„ ...] Daran hat wohl noch kein Psychologe gedacht ...[“]407 Bei Kant ist die produktive Einbildungskraft objektivierende[,] d. h. empirisch=realisierende Bedeutung – sie gibt uns die S t r u k t u r der empir[ischen] Welt – Goethe’s Lehre {S. 90} ... Phantasie.] auf separaten Bln. (6r-9r; zur Lage gefaltet) mit den berschriften B l a t t A 3 /1) resp. Blatt A 3/2 ) geschrieben und mit B l a t t A 3 ! [doppelt unterstrichen] dieser Stelle zugewiesen B she.“] am Rand geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugeordnet: Bibl[iographie] Schop[enhauer] ed. Grisebach[:] Register! 408 A
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sie schafft die „Schemata“ [–] das Schema ist zugleich „realisierend“ und „restringierend“[;] s[iehe Kant: KrV, B 47] 409 Wir wissen aus G[oethe]’s Aufzeichnungen A u[nd] aus den Bemerkungen in seinem Handexemplar der Kr[itik] d[er] r[einen] V[ernunft], daß er Kants Lehre von der „produktiven Einbildungskraft“ sein ganz besonderes Interesse zugewandt [hat] – Z[e]t[te]l P h n o m e n 410 – Die Stelle, daß alles was der Verst[and] aus sich selbst schpft, er zu keinem andern Behuf hat als zum Erfahrungsgebrauch, hat G[oethe] d o p p e l t a n g e s t r i c h e n !B Wie alles andere im Kantischen Text las er auch dies mit seinen eigenen Augen – und der Kant-P h i l o l o g e wird G[oethe]’s Interpretation in vielen Punkten widersprechen mssen – Dennoch wage ich zu sagen, daß Goethe hier im a l l g e m e i n e n viel richtiger gesehen hat als viele gelehrte Kommentatoren u[nd] Kant-Kritiker – Diese Kritiker fanden die Lehre von der prod[uktiven] Einb[ildungskraft] so dunkel, daß sie uns glauben machen wollten, sie sei berhaupt unverstndlich; C das ganze Kap[itel] vom Schematismus 411, so erklrten sie, habe im Ganzen der Kr[itik] d[er] r[einen] V[ernunft] keinen Platz – es sei von K[ant] nur aus usseren Grnden, aus architekt[onischer] Absicht zugefgt worden. I c h h a l t e d a s f r e i n vo l l k o m m e n e s Fe h l u r t e i l u[nd] glaube, daß G[oethe] hier viel besser u[nd] schrfer gesehen hat, als die zunfteigen[en] Kant=Gelehrten und Kant=Kritiker. Aber ich kann das hier nur allg[emein] als meine berz[eugung] aussprechen – ich kann es nicht nher b e g r n d e n – denn fr eine solche Begrndung msste ich tief in techn[ische] Einzelh[eiten] eingehen, mit denen ich Sie verschonen mchte. DL Goethe scheute sich nicht, vom Rationalen in der K u n s t zu sprechen –
Aufzeichnungen] Aufzeichnungen, Zettel ... a n g e s t r i c h e n !] zwischen den Zeilen geschrieben C unverstndlich;] unverstndlich. D Sie wurde {S. 88} ... mchte.] auf einem separaten Bl. (4r-5v; zur Lage gefaltet) mit der berschrift Blatt A 2. geschrieben und mit Blatt A II dieser Stelle zugewiesen A B
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Das war n o t we n d i g , wenn N a t u r u[nd] K u n s t auf eine Stelle gestellt werden sollten. 412 In der Natur gibt es nichts Zuflliges, Willkrliches. Das war die Grundberzeugung des S p i n o z i s t e n Goethe – [„]Nach ewigen, ehrnen, [/] grossen Gesetzen [/ Mssen wir alle / Unseres Daseins / Kreise vollenden.“] 413 Dieselbe Gesetzlichkeit gilt auch in der Kunst: [„]Das S c h n e ist die 414 Manifestation [geheimer Naturgesetze, die uns ohne dessen Erscheinung ewig wren verborgen geblieben.“] 415 G e s e t z l i c h k e i t o h n e Ab s i c h t (Goethe) Z we c k m ß i g k e i t o h n e Z we c k (Kant[)] 416 Selbst Ly r i k besitzt diese Rationalitt[: „]Alles Lyrische [muß im Ganzen sehr vernnftig, im Einzelnen ein bißL chen unvernnftig sein.“]417 Geniebegriff A Sturm u[nd] Drang – das Genie kennt keine Gesetze – fr das Genie gibt es keine Gesetze – Kant schon B – Kant – Das Genie b e f o l g t nicht ussere konventionelle Gesetze (z. B. die Einheit der Zeit)[,] aber es e n t d e c k t Gesetze – es ist selbst gesetz-g e b e r i s c h [.] 418 Auch d i e s empfindet G[oethe] als Besttigung seiner eigenen persnlichen Erfahrung als Dichter. S t e l l e aus D[ichtung] u[nd] W[ahrheit, Teil] IV, [Buch 19: „Das Wort Genie ward eine allgemeine Losung ... Es war noch lange hin bis zu der Zeit wo ausgesprochen werden konnte: daß Genie diejenige Kraft des Menschen sei, welche, durch Handeln und Thun, Gesetz und Regel gibt ... Und so fand ich mich fast mehr gehindert mich zu entwickeln und zu ußern, durch falsche Mit- und Einwirkung der Sinnesverwandten, als durch den Widerstand der Entgegengesinnten. ... das Wort Genie erlitt A B
G e n i e b e g r i f f ] am Rand: II schon] Lesung unsicher
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eine solche Mißdeutung, aus der man die Nothwendigkeit ableiten wollte, es gnzlich aus der deutschen Sprache zu verbannen. Und so htten sich die] Deutschen[, bei denen berhaupt das Gemeine weit mehr berhand zu nehmen Gelegenheit findet als bei andern Nationen, um die schnste Blthe der Sprache, um das nur scheinbar fremde, aber allen Vlkern gleich angehrige Wort vielleicht gebracht, wenn nicht der, durch eine tiefere Philosophie wieder neugegrndete Sinn fr’s Hchste und Beste, sich wieder glcklich hergestellt htte.“] 419 [„]Du hast getollt [zu deiner Zeit mit wilden Dmonisch genialen jungen Schaaren, Dann sachte schlossest du von Jahr zu Jahren Dich nher an die Weisen, Gttlich-Milden.“] 420 Zu diesen We i s e n , an die er sich im hheren Alter mehr u[nd] mehr anschloss, gehrte auch Kant[.] Eckermann – [,Kant‘, sagte er, ,ist der vorzglichste,] ohne allen Z we i f e l[. Er ist auch derjenige, dessen Lehre sich fortwirkend erwiesen hat und die in unsere deutsche Cultur am tiefsten eingedrungen ist.‘“] 421
Wir ve r s t e h e n jetzt[,] was es heisst: daß G[oethe] einen h n l i c h e n Weg ging als Kant; 422 weder als Knstler noch als Naturforscher konnte G[oethe] den Weg des A n a l y t i k e r s Kant gehen – K[ant] war u[nd] blieb der große Analytiker – er ging den Weg des S c h e i d e k n s t l e r s [;] ...see Kr[itik] d[er] r[einen] V[ernunft] wo? 423 Goethe war der große Synthetiker – in einer großen Schau – So hat ihn Schiller in einem berhmten Brief beschrieben: [„]Sie nehmen das Ganze der Natur zusammen[, um ber das Einzelne Licht zu bekommen, in der Allheit ihrer Erscheinungsarten suchen Sie den Erklrungsgrund fr das Individuum auf. Von der einfachen Organisation steigen Sie, Schritt vor Schritt, zu den mehr verwickelten hinauf, um endlich die verwickeltste von allen, den Menschen, genetisch aus den Materialien des ganzen Naturgebudes zu erbauen.“] 424 – Aber Goethe war der Analyse nicht feind –
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[„Der fallende Wassertropfen ist rund; von den] Q u e ck s i l b e r k g e l c h e n [haben Sie selbst gesprochen; ja ein fallendes geschmolzenes Blei wenn es Zeit hat, vllig zu erstarren, kommt unten in Gestalt einer Kugel an.“] 425 Ein Jahrhundert, das sich n u r auf die Analyse legt, lehnt er ab[.] [„]Was ist auch [im Grunde] aller Verkehr mit der Natur[, wenn wir auf analytischem Wege bloß mit einzelnen materiellen Teilen uns zu schaffen machen, und wir nicht das Atmen des Geistes empfinden, der jedem Teile die Richtung vorschreibt und jede Ausschweifung durch ein innewohnendes Gesetz bndigt oder sanktioniert!“] – zu Eck[ermann, Bd.] II, [S.] 475[.] Z[e]t[te]l Leben A426 Einatmen u[nd] Ausatmen B Synkrisis u[nd] Diakrisis C see G[oethe] u[nd] das 18te Jahrh[undert 427;] deshalb vermochte der K r i t i k e r Kant ihm viel zu geben ... 428 So fand er zuletzt doch den Weg zu Kant. Eckermann[,] 1. Sept[ember] 1829[: „]Kant hat am meisten damit gentzt, daß er die Grenzen zog u[nd] die unauflslichen Probleme liegen liess.[“] 429 Z[e]t[te]l P h a e n o m e n , Vorl[nder, S.] 243 430 Z[e]t[te]l Kant[:] Kant hat auf mein Alter gewirkt[.] 431 E t h i k [: „]unsterbl[iches] Verdienst[“ –] L zu Kanzler von Mller432 Wolff – Also dazu ist das Tageslicht da: es erspart uns die Kosten der Arbeitslampe. 433 Das ist sicher keine philos[ophische] Antwort; aber es ist in gewissem Sinne eine echte Gelehrtenantwort. In D dieser Antwort meint man mehr den Famulus Wagner 434 zu hren, als den Denker, den man den Lehrer D[eutschland]’s, den praeceptor Germ[aniae] im 18t[en] Jahrh[undert], genannt hat. dieser Punkt: Aber die Ablehnung der Zweckursache – in ihrer naiven und anthropo-
„Was ist ... Leben] zwischen den Zeilen geschrieben Ausatmen] am Rand: s[iehe] Z[e]t[te]l Linn 435 C Einatmen ... Diakrisis] am Rand geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugeordnet: W. A. N[aturwissenschaftliche] Schr[iften, Bd.] VII, [S.] 168[:] aus dem Ganzen ins Einzelne, aus dem Einzelnen ins Ganze[.] 436 D In] statt gestrichen: Hi[er] A B
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morphen Form – ist nur ein negatives Moment, das G[oethe] u[nd] K[ant] verbunden [hat.] A Es gibt hier noch einen anderen und tieferen Zusammenhang. Das Wort B „Morphologie“ ist durch G[oethe] geschaffen u[nd] in die wiss[enschaftliche] Sprache eingefhrt worden. Was bedeutet der Ausdruck M[orphologie] – nicht nur in sachlicher, sondern auch in m e t h o d i s c h e r Hinsicht? Er ist uns heute vllig gelufig – er ist in den allg[emeinen] wiss[enschaftlichen] Sprachgebrauch bergegang[en]. Aber darber vergessen wir zu leicht, daß es mehr als ein Wort war, daß es eine wichtige, ja entscheidende C Wendung in der M e t h o d e der B[iologie] bedeutete. Worin bestand diese Wendung? Die methodische Wendung, die G[oethe] durch seine Lehre von der Pflanzenm[etamorphose] in der Biologie herbeigefhrt hat, lsst sich mit einem Worte bezeichnen. Er hat die generische Betrachtungsweise der lteren Biologie in die moderne genetische B[etrachtungsweise] umgewandelt. Die generische B[etrachtungsweise] hat ihren klassischen Ausdruck im Natursystem Linns gefunden. Sie glaubt, daß wir die Natur vollstndig verstanden haben, wenn es uns gelungen ist, sie in Species und Genera, in Familien, Klassen, Arten einzuteilen. Aber G[oethe] war ein solches Verfahren nicht genug. Er dachte und urteilte hierber wie Faust: [„]Wer [will] was Lebendigs [erkennen und beschreiben, Sucht erst den Geist heraus zu treiben, Dann hat er die Theile in seiner Hand, Fehlt leider! nur das geistige Band. Encheiresin naturae nennt’s die Chemie,] Spottet ihrer selbst [und weiß nicht wie.“] 437 Die Klassenbegr[iffe] der L[innschen] Systematik – die Species und Genera sind starre, fixe, unvernd[erliche], log[ische] Einh[eiten]. Wir knnen sie benutzen, um die P ro d u k t e des Lebens zu beschreiben u[nd] zu ordnen. Aber den P ro z e s s des Lebens knnen wir mit ihnen nicht fassen. D
das Goethe ... hat.] statt gestrichen: das keineswegs ausreicht, die Gemeinschaft zwischen G[oethe]’s u[nd] Kants biologischen Grundanschauungen zu charakterisieren. B Das Wort] statt gestrichen: Die Wendung C entscheidende] danach gestrichen: Weitere bricht ab D Die Klassenbegriffe ... fassen.] in Bleistift zwischen den Zeilen geschrieben A
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G[oethe] war ein grosser Bewunderer Linns. Es gibt eine Stelle in G[oethes] Werken A , in der er treuen Anstands meint, ihn, B was die Geschichte seiner eigenen inneren Bildung betrifft, neben Shakespeare u[nd] C Spinoza zu stellen. 438 Worin bestan[d] dieser Widerstreit? D – ... L Auch hier Begegnung mit Kant – Denn auch Kant hat eine klare philos[ophische] Einsicht vom Wesen u[nd] der Bedeutung der genet[ischen] M[ethode] gehabt[:] Kr[itik] d[er] Urteils k r [ a f t ] 439 Mit diesen Worten Kants war der Bann gebrochen, der die Denkweise der Biologie noch fast durchgngig bestimmte. An Stelle einer rein statischen Betrachtung der Naturformen war eine genetische Betrachtung getreten: Linns System war auf das Sein, die feste und dauernde Form, gerichtet – hier aber handelt es sich um das Werden, um „Bildung und Umbildung organischer Gestalten“ 440. Goethe selbst hat diesen Unterschied aufs schrfste bezeichnet. [„]Die starre Vorstellungsart,[“] so schreibt er[, „nichts knne werden als was schon sei, {hat} sich aller Geister bemchtigt“] – 441 In Kant durfte er mit Recht einen Vertreter dieser „ideellen Denkweise“ 442 sehen. Der Kampf gegen die [„]absurden Endursachen[“] 443, der Kampf gegen [„]die starre Vorstellungsart[“] – das sind die beiden Momente, die G[oethe] u[nd] K[ant] verbinden – Aber es bedurfte noch eines weiteren Schrittes[,] u[nd] er erst offenbart uns das geistesgesch[ichtliche] Problem in seiner ganzen Tiefe – G e s p r c h [.] 444 Wenn wir diesen Bericht G[oethe]’s ber sein Gesprch mit Sch[iller] lesen, so knnen wir leicht das Missverst[ndnis] aufhellen, das zwischen ihnen herrschte. G[oethe] war berzeugt, daß er mit seiner Lehre von der Pflanzenmetamorphose die Biologie auf eine neue empirisch=sichere und zuverlssige Grundlage gestellt habe. Er war darin vllig im Recht –
in Goethes Werken] in Bleistift zwischen den Zeilen geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen B ihn,] danach gestrichen: neben C Die methodische {S. 97} ... stellen.] ganze Seite in Bleistift diagonal von unten links nach oben rechts durchgestrichen D Widerstreit?] Widerstreit – A
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die Wissenschaftsgeschichte hat sein Urteil durchaus besttigt. Wenn Schiller erklrt, die Urpflanze sei keine Erfahrung, sondern eine Idee – so musste dies G[oethe] befremden[,] u[nd] es musste ihn verletzen. Denn er fand dadurch die empirisch=objektive Bedeutung seiner Lehre in Frage gestellt. Aber das war sicherlich nicht die Absicht Sch[iller]’s. Schiller spricht als ein „gebildeter Kantianer“. Und in Kants System bedeutet die Idee etwas ganz anderes als im System Platos. Fr Kant ist die Idee nicht etwas, was ber die Erfahrung erhaben ist – was schlechthin ausserhalb A und ber ihr steht. Die Idee ist vielmehr ein Moment, ein notwendiger Faktor im Erfahrungsprozess selbst. Sie hat keine selbstndige, abgesonderte, objektive Existenz; aber sie hat objektivierende Bedeutung. Das Verhltnis zwischen Idee und Erfahrung, zwischen Verstandesbegriffen und Vernunftbegriffen, zwischen konstitutiven Bedingungen und regulativen Prinzipien der Erfahrung ist im Kantischen System sehr schwierig und sehr kompliziert. Auf diese B kompl[izierte] Frage kann ich hier nicht eingehen – sie wrde uns viel zu sehr in die Tiefen des Kantischen Systems und in die Schwierigkeiten der K[anti]schen Terminologie hineinfhren. Ich muss mich damit begngen[,] G[oethe]’s eigene innere Entwicklung in dieser Frage kurz zu skizzieren. Als G[oethe] in Italien zuerst den Gedanken der Urpflanze fasste – da war fr C ihn die Urpflanze als D etwas faktisch=Vorhandenes E , konkretExistierendes F. Er selbst hat uns erzhlt, wie er eines Morgens die ffentlichen Grten in Palermo besucht – in der Hoffnung, dort eine poetische Inspiration fr seine Nausikaa-Dichtung zu finden. Aber bald zog die neue G und ungewhnliche Pflanzenwelt, die er in diesen Grten vorfand, sein ganzes Interesse auf sich. Die poetische Stimmung war verflogen; er begann nach der Urpflanze zu suchen. „Der Garten des Alcinous“ – sagt G[oethe] selbst – [„]war verschwunden; ein Weltgarten hatte sich aufgethan.“ 445 Um diese Zeit – in der Zeit des ersten ital[ienischen] Aufenthalts – konnte G[oethe] die Urpflanze nicht lediglich mit den Augen des Naturforschers – geschweige mit den Augen des Erkenntniskritikers sehen. Er sah sie als Dichter. Deutlich greifbar, plastisch stand sie vor ihm; er glaubte, sie mit Hnden greifen zu knnen, er hoffte, ihr eines Tages zu ausserhalb] danach gestrichen: der diese] danach gestrichen: schwierige u[nd] C war fr] statt gestrichen: stand ihm sah er D als] nach Streichung nicht korrigiert E faktisch=Vorhandenes] statt gestrichen: vllig Bestimmtes F konkret-Existierendes] danach gestrichen: in voller plastischer Bestimmtheit vor sich. Er glaubte sie mit Augen sehen, und mit Hnden greifen zu knnen G Wenn wir {S. 98} ... neue] ganze Seite in Bleistift von unten links nach oben rechts diagonal durchgestrichen A B
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begegnen und sie fassen und halten zu knnen. Spter hat sich in dieser Hinsicht ein Wandel in G[oethe]’s Auffassung vollzogen. A Nur das eine sehen wir deutlich. Goethe denkt und spricht von der Urpflanze im Alter nicht mehr, im selben Sinne, wie in der Jugend. Er nimmt jetzt keinen Anstoß mehr daran, wenn man die Urpflanze eine Idee nennt. Er selbst nennt sie so – und er prgt noch einen anderen Ausdruck fr sie – einen Ausdruck, der tief bedeutsam und echt=Goethisch ist. Er nennt sie ein B S y m b o l . – „ ...“446 Ob bei diesen Entwickl[ungen] C die Erinnerung an jenes erste Gesprch mit Schiller weitergewirkt hat – ob die K[antische] Philos[ophie] einen entscheidenden Anteil daran hatte, brauchen wir nicht zu entscheiden. Ich selbst halte dies fr sehr wahrscheinlich – aber ein strikter dokumentarischer Beweis lsst sich dafr kaum erbringen – Das Eine wissen wir, daß Kant ihn, je lter er wurde, er sich K[ant] immer nher fhlte – [sic!] Kant hat auf mein Alter gewirkt 447 – aber auch diese Wirkung war von besonderer Art[:] „Im brigen ist mir alles verhaßt, was mich bloss belehrt[“.] 448 Kants Einfluß (der Einfluß der K[ritik] d[er] U[rteilskraft]) erwies sich als frderlich in diesem Sinne – Die K[ritik] d[er] U[rteilskraft] hat G[oethe] nicht nur belehrt, sondern neue u[nd] tiefe Gedankenreihen in ihm angeregt – [„]Was fruchtbar ist[, allein ist wahr.“] 449 [„]Kenne ich mein Verhltnis [zu mir selbst und] zur Außenwelt[, so heiß’ ich’s Wahrheit. Und so kann jeder seine eigene Wahrheit haben, und es ist doch immer dieselbige.“] D450 etc.
vollzogen.] danach gestrichen: ^Ob bei diesem Wandel der intime Verkehr mit Schiller, ob das tiefere Verstndnis der K[antischen] Philosophie eine Rolle gespielt hat, brauchen wir nicht zu entscheiden. Ich halte es fr sehr wahrscheinlich – aber ein strikter dokumentarischer Beleg lsst sich dafr kaum geben. Die Entwicklung ist so konsequent u[nd] so stetig, daß es sehr wohl mglich ist, daß sie sich rein von innen her vollzogen hat.& B und ungewhnliche {S. 99} ... „ ...“] ganze Seite in Bleistift von unten links nach oben rechts diagonal durchgestrichen C Entwicklungen] danach gestrichen: jenes ers[te] D „Was fruchtbar ... dieselbige.“] in dunklerer Tinte geschrieben A
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G[oethe]’s Verhltnis zu Kant knnen wir nicht mit theoretischen Maßstben mess[en] A u[nd] beschreiben. Kant hat fr G[oethe] nie dasselbe bedeutet, was er fr Schiller bedeutet hat. G[oethe] ist niemals ein Kantianer gewesen – nicht einmal in demselben Sinne, wie wir ihn einen Spinozisten 451 nennen knnen. Was ihn mit Kant verband, war weit mehr ein tiefes, menschliches Grundgefhl, als ein rein theoretischer Gedanke. Es war das Gefhl fr die „Grenzen der Menschheit“, wie er es in einem seiner schnsten Gedichte gestaltet und ausgesprochen hat. 452 K[ant,] der B Logiker – u[nd] C Kritiker der menschl[ichen] Erkenntnis, sucht nach dieser scharfen und przisen Bestimmung der Grenzen der mgl[ichen] Erf[ahrung] 453. Er ist berzeugt, daß nur auf diese Weise die Metaphysik zum Rang einer Wissenschaft erhoben werden kann. K[ant] verneinte u[nd] zerstrte die dogmatische Met[aphysik]. Aber er war keineswegs der [„]Alleszermalmer[“], als den M[endelssohn] ihn bezeichnet hat. 454 Er schuf einen neuen Typus der Metaphysik – er schrieb seine Prol[egomena] d[er] M[eta]phys[ik] 455. G[oethe] hatte das Gefhl, daß er der M[etaphysik] weder als Dichter noch als Naturforscher bedurfte. Er hielt sich an das, was er die U[rphnomene] nannte[: „]Am farbigen Abglanz [haben wir das Leben.“] 456 Jacobi[:] Als sein Jugendfreund Jacobi im Jahre [1786] D noch einmal einen letzten Versuch machte, G[oethe] zu seiner eigenen metaphysischen und relig[isen] Ansch[auung] zu bekehren, als er ihm sein Buch 457 zusandte, da lehnte G[oethe] diesen Versuch bestimmt und mit ungewhnlicher Schroffheit ab E [: „Dein Bchlein habe ich mit Anteil gelesen, nicht mit Freude. ... An dir ist berhaupt vieles zu beneiden! Haus, Hof und Pempelfort, Reichthum und Kinder, Schwestern und Freunde ... Dagegen hat dich aber auch Gott mit der Metaphisick gestraft und dir einen Pfal ins Fleisch gesezt, mich dagegen mit der] Physik gesegnet[, damit mir es im Anschauen seiner Wercke wohl werde, deren er mir nur wenige zu eigen hat geben wollen.“] 458 G[oethe], der Dichter, lebt in der Anschauung der unendlichen Farben der Naturgestalten. F ^Er ist kein Metaphysiker, der Geist der Erde ist ihm nher. Und zum Erdgeist konnte er, wie Faust, sprechen[:
knnen wir ... messen] statt gestrichen: lsst sich nicht unter rein theoretischen Gesichtspunkten betrachten B der] statt gestrichen: war C und] danach gestrichen: der D 1786] Angabe ergnzt E Als sein ... ab] am Rand geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen F Naturgestalten.] danach gestrichen: Er steht fest in der wohlgegrndeten Erde. A
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„]Erhabner Geist [du gabst mir, gabst mir alles, Warum ich bat. Du hast mir nicht umsonst Dein Angesicht im Feuer zugewendet. Gabst mir die herrliche Natur zum Knigreich, Kraft, sie zu fhlen, zu genießen. Nicht Kalt staunenden Besuch erlaubst du nur, Vergnnest mir in ihre tiefe Brust Wie in den Busen] eines Freunds zu schauen[“] 459 – Der Geist der Erde war ihm nher. A Aber in dieser [„]Flle der Gesichte[“] 460 – der Naturgesichte wie der dichterischen Gesichte – vergisst G[oethe] niemals die Schranken des menschl[ichen] Daseins. B Er lernt C zu entsagen – nicht nur als sittlicher Mensch, sondern auch als Forscher und Denker.& Das Hchste, das der Mensch und das der Naturforscher erreichen kann, ist[, „]das Erforschliche erforscht zu haben[“] – 461 Das ist weder Skepsis D noch Agnostizismus – so wenig Kant ein Skeptiker oder Agnostiker war. Es ist ruhige Selbstbescheidung: [„]Wenn ich vom Urphaenomen rede – so ist es doch auch Resignation – [aber es bleibt ein großer Unterschied, ob ich mich an den] Grenzen der Menschheit [resignire oder innerhalb einer hypothetischen Beschrnktheit meines bornirten Individuums.“] 462 [„]Das Wahre, mit dem Gttl[ichen] identisch[, lßt sich niemals von uns direct erkennen, wir schauen es nur im Abglanz, im Beispiel, Symbol, in einzelnen und verwandten Erscheinungen; wir werden es gewahr als unbegreifliches Leben und knnen dem Wunsch nicht entsagen, es dennoch zu begreifen.“] 463 Die Urpflanze war fr G[oethe] ein Faktum – aber je weiter er fortschritt, um so mehr wurde sie fr ihn zum Symbol – Man muss[...] an Zelter 464 G[oethes] Verh[ltnis] zu Kant war sicherlich in vieler Hinsicht nicht nur eigenartig, sondern auch einzigartig. Kein anderer Denker oder Knstler hat viell[eicht] die K[antische] Lehre in dem Lichte gesehen, in dem
Der Geist ... nher.] zwischen den Zeilen geschrieben Daseins.] danach gestrichen: Wenn C lernt] danach gestrichen: Entsag[ung] D Skepsis] Skepsis, A B
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G[oethe] sie sah. Aber A G[oethe] htte nicht zugegeben, daß B seine Auffassung, weil sie ganz individuell u[nd] persnlich war, C darum weniger wahr sein msse: „Kenne ich [mein Verhltnis zu mir selbst und zur Außenwelt, so heiß’ ich’s Wahrheit. Und so kann jeder seine eigene Wahrheit haben, und es ist doch immer dieselbige.“] 465 Beethoven – Es ist kein Mangel[,] und es ist kein innerer Widerspruch, daß die grossen Knstler, die im Zeitalter Kants lebten u[nd] die den Aufstieg seiner Phil[osophie] vor sich sahen, sich jeder ein eigenes Bild von seiner Lehre formten. Sie entdeckten dabei D nicht nur Kant – sie entdeckten sich selbst. Schiller, Goethe, Beethoven – [„]bloss b e l e h r t [“] 466 – Kant war nicht nur E mehr als ein philos[ophischer] Lehrer – F Seine Lehre bildete einen geistigen Mittelpunkt u[nd] Brennpunkt, von dem nach allen Seiten Krfte ausstrahlten. Auch die grossen Knstler mussten ihren Weg zu ihm suchen. Jeder [hatte] seinen eigenen Schwerp[unkt:] Sch[iller:] Kr[itik der] r[einen] V[ernunft] ... Sie alle besttigen dadurch das G[oethe]-Wort[: „]Was fruchtbar ist, allein ist wahr[“.] G467
Aber] danach gestrichen: die Wahrheit daß] danach gestrichen: dies der Richtigkeit u[nd] der Wahrheit seiner Auffassung Abbruch tue – [„]Kenne ich mein Verh[ltnis“] bricht ab C war,] war – einheitliche Markierung des eingeschobenen Teilsatzes D dabei] danach gestrichen: sich selb[st] E nicht nur] statt gestrichen: fr Deutschl[and] u[nd] fr die Welt F Lehrer –] danach gestrichen: Er entband die produktiven Krfte, er regte die innere Ttigkeit an ... G Auch die ... wahr“.] zwischen den Zeilen geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen A B
[G o e t h e u n d K a n t Vortrag 25. I.1944]
1) Als Herr Bluhm 468 mir vor zwei Wochen die freundliche A Einladung Ihres Department[s] berbrachte[,] vor Ihnen zu sprechen[,] habe ich als Gegenstand B dieses Vortrags kurzer Hand das Thema G o e t h e u n d K a n t genannt. Erst nachher[,] als ich an die Ausarbeitung des Vortrags ging, ist mir klar geworden, daß ich das Versprechen, das ich damit gegeben, leider nicht einhalten kann. Goethe u[nd] Kant – das ist ein gewaltiges Thema. Um mit dem alten Briest in Fontane’s »Effi Briest« zu sprechen – „das ist wirklich ein zu weites Feld“ 469 – zu weit jedenfalls fr eine kurze Vortragsstunde. Ich muss daher damit beginnen, das Thema wesentlich einzuschrnken. Was ich Ihnen heute geben will, ist etwas anderes und viel Bescheideneres. Es ist im Grunde nicht mehr als die Interpretation einer einzigen Goethe=Stelle. Aber die Stelle ist meines Erachtens C von grsstem Interesse und von hoher Bedeutung – und sie hat, so weit ich sehe, weder von Litterarhistorikern noch von Philosophie-Historikern die Beachtung gefunden, die sie verdient. Sie enthlt, geistesgeschichtlich gesehen, ein wichtiges und schwieriges Problem – und dieses Problem ist es, das ich durch die folgenden Bemerkungen, aufzuhellen versuchen will[.] 2) Die Stelle, die ich meine, steht in Goethes [„]Gesprche mit D Eckermann[“,] 11[.] April 1827[:] [„]Kant hat nie von mir Notiz genommen [wiewohl ich aus eigener Natur einen hnlichen Weg ging als er. Meine ,Metamorphose der Pflanzen‘ habe ich geschrieben, ehe ich etwas von Kant wusste, und doch ist sie ganz im Sinne seiner Lehre.“] 470 – Was wir aus dieser Stelle lernen, ist daß es nicht der Kritiker der reinen Vernunft, sondern der Kritiker der N a t u r w i s s e n s c h a f t war, der auf G[oethe] gewirkt hat – An den rein l o g i s c h e n Problemen der Kr[itik] d[er] r[einen] V[ernunft] hat Goethe trotz aller ernster Bemhung, in das Werk einzudringen, Zeit seines Lebens nur ein geringes Interesse gewonnen –
freundliche] am Rand in Bleistift: 1 Gegenstand] statt gestrichen: Thema C Erachtens] danach gestrichen: litteraturges[chichtlich] geistesgeschichtlich D mit] am Rand in Bleistift: 1a A B
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[„]Fr Philosophie im eigentlichen Sinne[“] – so hat er selbst in dem Aufsatz „Einwirkung der neuern Philosophie“ [geschrieben –] [(]WA2, [Bd.] 11, [S.] 47 ff.[)] [„]hatte ich kein Organ ... – Kants Kr[itik] d[er] r[einen] V[ernunft] war schon lngst erschienen; sie lag aber vllig ausserhalb meines Kreises[.] Ich wohnte jedoch manchem Gesprch darber bei, und mit einiger Aufmerksamkeit konnte ich bemerken, daß die alte Hauptfrage sich erneure, wie viel unser Selbst und wie viel die Außenwelt zu unserm geistigen Dasein beitrage ... Fr alles dies jedoch hatte ich keine Worte, noch weniger Phrasen, nun aber schien zum erstenmal eine Theorie mich anzulcheln. Der Eingang war es, der mir gefiel, ins Labyrinth selbst konnt’ ich mich nicht wagen: bald hinderte mich die Dichtungsgabe, bald der Menschenverstand, und ich fhlte mich nirgend gebessert.“ ([Bd.] 11, [S.] 48) 471 Das Handexemplar der Kr[itik] d[er] r[einen] V[ernunft], das sich im Goethe Nachlass gefunden hat, zeigt uns, daß wir diese Stze nicht allzu wrtlich nehmen drfen. G[oethe] hat die Kr[itik] d[er] r[einen] V[ernunft] A sehr eingehend studiert. Er ist oft zu ihr zurckgekehrt, und an Versuchen[,] „in das Labyrinth einzudringen“[,] hat er es nicht fehlen lassen. Aber nicht von d i e s e r Seite hat er den Eingang zu Kants Philosophie gefunden. Was ihm den Eingang zuerst erffnete, und was ihn auch spter bei Kant festhielt, war die Behandlung der Probleme der organischen Natur in K a n t ’s K r i t i k d e r U r t e i l s k r a f t . Die traditionelle Auffassung, bei Litterarhistorikern und Philosophiehistorikern, scheint noch immer zu sein, daß Schiller es war, der in Goethe das erste tiefere Interesse fr Kant erweckte und der ihm das Verstndnis fr die Kantische Lehre erschloss. Aber diese Auffassung ist nicht haltbar; sie wird durch die Analyse der Dokumente widerlegt. Eines der ersten Zeugnisse fr Goethes frhes Interesse an der Kantischen Philosophie findet sich im Briefwechsel zwischen Schiller und Krner. 472 Goethe hatte B Koerner in Dresden besucht – im Jahre [1790]473 – also lange vor Goethes L Freundschaft mit Schiller[.] Stelle – [Bd.] XI, [S.] 5 0 - 5 2 C [: „Nun aber kam die Kritik der Urtheilskraft mir zu Handen und dieser bin ich eine hchst frohe Lebensepoche schuldig. Hier sah ich meine disparatesten Beschftigungen neben einander gestellt, Kunst- und Natur-Erzeugnisse eins behandelt wie das andere, sthetische und teleologische Urtheilskraft erleuchteten sich wechselsweise. Wenn auch meiner Vorstellungsart nicht eben immer dem am Rand: 2 1790] Angabe ergnzt C S. 5 0 - 5 2 ] im Ms. (Bl. 2v) danach eine ganze Seite fr das einzufgende Zitat freigelassen A Vernunft] B
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Verfasser sich zu fgen mglich werden konnte, wenn ich hie und da etwas zu vermissen schien, so waren doch die großen Hauptgedanken des Werks meinem bisherigen Schaffen, Thun und Denken ganz analog; das innere Leben der Kunst so wie der Natur, ihr beiderseitiges Wirken von innen heraus war im Buche deutlich ausgesprochen. Die Erzeugnisse dieser zwei unendlichen Welten sollten um ihrer selbst willen da sein, und was n e b e n einander stand wohl f r einander, aber nicht absichtlich we g e n einander.“] 474 Es ergibt sich hieraus: als Physiker – in seinen Studien A zur Optik und Farbenlehre – konnte B zwischen Goethe C und Kant keine Gemeinschaft bestehen – Denn Physik bedeutet fr Kant m a t h e m a t i s c h e Physik – die Physik[,] die Newton in seinen Grundwerk: [„]Philosophia naturalis principia mathematica[“] 475 entwickelt und in ihren Grundzgen fr immer festgestellt hat – Unsere D moderne Physik ist nicht mehr die klassische Physik, die Physik Galilei’s und Newton’s, – aber sie hat Newton nicht widerlegt – sie steht noch immer auf den Schultern Newton’s ... Den Zusammenhang zwischen G[oethe] u[nd] Kant E mssen wir an einer andern Stelle suchen – er liegt in der Biologie, nicht in der Physik[.] Was war die Biologie des 18ten Jahrhunderts? Sie ist bestimmt durch einen großen Namen: der Name Linn – Die K l a s s i f i k a t i o n der Naturformen war das große Ziel – und das Ziel schien durch Linn’s System erreicht – Auf der andern Seite war die Biologie durch die teleologische Erklrung beherrscht – ein Phaenomen der organischen Natur galt fr „erklrt“[,] wenn seine Zweckmßigkeit eingesehen war – Aber selbst große Naturforscher und Philosophen fassten diese Zweckmßigkeit F in einem sehr engen und eingeschrnkten Sinne – Sie sahen in ihr nicht mehr als eine triviale „Ntzlichkeit“ – und diese Ntzlichkeit war gesehen vom Standpunkt des Menschen – sie wurde in naiv=a n t h ro p o m o r p h i s c h e r Weise interpretiert –
Studien] am Rand: 4 a [statt gestrichen: 5 a ] konnte] danach gestrichen: sich C Goethe] danach gestrichen: sich D Unsere] davor gestrichen: Auch E Kant] Newton Name berichtigt F Zweckmßigkeit] danach gestrichen: auf A B
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In allen Gebieten – in der Poesie, in der Naturwissenschaft, in der Philosophie – finden wir Beispiele – und oft sehr krasse Beispiele – dieser n a i v = a n t h ro p o m o r p h e n Te l e o l o g i e [.] Ich begnge mich mit einigen wenigen Beispielen – A Der L i t t e r a r h i s t o r i k e r findet die besten Belege fr diese Auffassung in einem Werke wie Brockes [„]Irdisches Vergngen in Gott[“] 476 – [„]Wie gross ist des Allmchtigen Gte[“] 477 – ! Diese Gte zeigt sich vom Grssten bis hinab zum Kleinsten – von den Wundern des Himmels bis zu der Organisation des kleinsten Insekt’s. Aber alles ist fr das Beste des M e n s c h e n bestimmt – So sprach nicht nur ein so n a i ve r Geist wie Brockes – so sprachen auch echte p h i l o s o p h i s c h e Denker – Christian Wolff ist durchaus nicht der „flache“ Aufklrer[,] als der er in unseren Philosophiegeschichten oft geschildert wird – Das Urteil Kants ber Wolff, den er aufs schrfste kritisierte, war ganz anders – In der Vorrede zur 2. Auflage der Kr[itik] d[er] r[einen] V[ernunft] erklrt er, daß wir auch in einem knftigen System der Metaphysik der strengen Methode des berhmten Wolf, des grssten unter den dogmatischen Philosophen, folgen mssten[,] der zuerst das Beispiel gab – und durch dieses Beispiel der [„]Urheber des bisher noch nicht erloschenen Geistes der Grndlichkeit in Deutschland[“] wurde – 478 Aber wie denkt dieser scharfe und grndliche Denker ber die Z we ck m ß i g k e i t der Natur? Er denkt sie B ebenso naiv wie Brockes – er verwandelt sie in blosse N t z l i c h k e i t – in Ntzlichkeit fr die Zwecke des Menschen[.] E i n charakteristisches Beispiel mag genug sein, um Ihnen hiervon einen Eindruck zu geben[:] [ ...] C
Beispielen –] am Rand: 4b sie] danach eine unleserliche Silbe C ...] die Ms.-S. 5-9 fehlen A B
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Z
– „Ein Wettkampf zwischen Objekt und Subjekt“ 479 – A so also sah G[oethe] sein Verhltnis zu Schiller, und, vor allem, sein Verhltnis zu Kant. – Aber er begann einzusehen, daß dieser Wettkampf keine notwendige Trennung, keine Feindschaft in sich schliesst. Denn er begriff ihn jetzt als einen notwendigen, nie ganz zu schlichtenden Wettkampf – einen Kampf, in dem es weder Sieger noch Besiegte gibt – Versuchen wir dies nher zu verstehen! Wenn Schiller gegenber Goethes Metamorphosenlehre erklrte, daß diese Lehre keine E r f a h r u n g sei, sondern daß sie auf einer I d e e beruhe, so sprach er wirklich als ein „gebildeter Kantianer“[.] Im Kantischen System ist kein Gegensatz und kein Konflikt zwischen Erfahrung B und Idee – Sie sind von einander verschieden – aber sie schliessen sich nicht aus – im Gegenteil: sie sind korrelativ zu einander[,] sie fordern und e r g n z e n sich – Ohne die Beziehung auf I d e e n bliebe die Erfahrung selbst unvollstndig; ein blosses S t ck we r k – erst d u rc h Ideen und kraft ihrer knnen wir unsere Erfahrung zu einem systematischen G a n z e n vereinen – In Kantischer Sprache ausgedrckt: die Erfahrung beruht auf Ve r s t a n d e s b e g r i f f e n – C und diese Verstandesbegriffe geben uns die Ordnung und Gesetzmßigkeit – die s y n t h e t i s c h e Einheit der Naturerscheinung – Aber wir bedrfen mehr als diese[r] synthetische[n] Einheit – was wir suchen[,] ist das Ganze der Natur[,] d. h. die Vollstndigkeit, die Totalitt, die s y s t e m a t i s c h e Einheit der Naturerscheinungen – Diese systematische Einheit geben uns die Kategorien, die blossen Verstandesbegriffe nicht – Sie ist ein Postulat der Vernunft und beruht auf dem[,] was Kant »Ideen«[,] d. h. reine Vernunftbegriffe nennt. 480 Der Unterschied zwischen Verstandesbegriffen und Vernunftbegriffen ist fr das ganze Kantische System von fundamentaler und wesentlicher Bedeutung – Aber es ist sehr schwierig, den Charakter dieses Unterschiedes zu bezeichnen, ohne allzu sehr ins technische Detail zu gehen – Subjekt“ –] am Rand: 10 Erfahrung] danach gestrichen: nicht C Ve r s t a n d e s b e g r i f f e n –] am Rand: 11 A B
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Nebenbei bemerkt: fr e n g l i s c h e Hrer und Leser ist das Problem noch viel schwieriger[;] und wenn ich in meinen Kant-Kursen amerikanischen Studenten den Unterschied zu erlutern habe, so fhle ich immer eine gewisse Verlegenheit – Denn in der englischen Sprache gibt es keinen Te r m i n u s , der den Gegensatz exakt bezeichnet[.] Das englische Wort: »Reason« steht dem viel A nher, was Kant »Verstand«, als was er »Vernunft« nennt – Aber lassen Sie mich wenigstens einen Versuch machen[,] ganz kurz anzudeuten, worauf es in dem Unterschied von Ve r s t a n d e s b e g r i f f e n und Ve r n u n f t b e g r i f f e n ankommt – In den Verstandesbegriffen ordnen wir die besonderen B Erscheinungen unter allgemeine Regeln unter: und wir begreifen sie durch diese allgemeinen Regeln – Wir bleiben nicht beim Einzelnen stehen – wir s u b s u m i e re n das Einzelne unter Klassenbegriffe und Gesetze[.] In der Biologie sprechen wir von Familien, Arten, Species, Genera – in der Physik sprechen wir von Naturgesetzen – Das alles ist notwendig – denn ohne das gbe es, wie Kant sagt, bloss einzelne, C zusammenhanglose, durcheinandergewrfelte Tatsachen – es gbe nur ein „Gewhl von Erscheinungen“ 481[,] eine „Rhapsodie von Wahrnehmungen“ 482[,] aber es gbe keine „Natur“ – denn Natur ist mehr als ein Aggregat oder Konglomerat[,] sie ist eine synthetische Einheit – ein zusammenhngendes Ganzes, eine synthetische Einheit D , eine gedankliche Ordnung und Verknpfung der Einzelwahrnehmungen. Und doch ist dieser wissenschaftliche Weg – E der Weg durch Subsumtion unter Klassenbegriffe und allgemeine Gesetze – noch nicht genug – Denn was gewinnen wir durch ihn? Was leisten unsere Verstandesbegriffe? viel] am Rand: 12 besonderen] danach gestrichen: Unterschei[dungen] bricht ab C bloss einzelne,] statt gestrichen: eine bloße D eine synthetische Einheit] Wiederholung stehen geblieben E Weg –] am Rand: 13 [statt berschrieben: 15] A B
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Sie leisten nicht mehr[,] als daß sie uns lehren – wie Kant einmal sagt –[,] „Erscheinungen zu buchstabieren[,] um sie als Erfahrungen lesen zu knnen“ 483[.] Dieses Buchstabieren ist notwendig und unerlsslich – ohne diesen Process des mhsamen Buchstabierens, des Fortgangs von einer Erfahrung zu einer andern, gbe es keine Wissenschaft – Aber der Te x t der Natur – als ein Ganzes – der Sinn und Zusammenhang a l l e r Naturerscheinungen, ihre Individualitt und ihre Totalitt – dies wird uns durch diese Buchstabiermethode nicht zugnglich – Hier setzt die neue F u n k t i o n ein, die Kant als die Funktion der Ideen, der reinen Vernunftbegriffe beschreibt – Was der Ve r s t a n d , was unsere wissenschaftliche Beobachtung und Beschreibung der einzelnen Naturtatsachen uns zeigen A , bleibt zuletzt doch immer S t c k we r k – Es ist fragmentarisch und vereinzelt – es sind Buchstaben, B es sind Worte, es sind Stze ... aber es ist noch kein zusammenhngender Te x t – Diesen zusammenhngenden Text und das Verstndnis dieses Textes erschliessen uns erst die „Ideen“, die reinen Vernunftbegriffe – denn sie allein geben uns To t a l i t t , d u rc h g e h e n d e n Zusammenhang[:]1 „Von empirischen Gesetzen“ – sagt Kant – [„]ist eine so unendliche Mannigfaltigkeit und eine so große Heterogenitt der Formen der Natur [ ...] mglich, daß der Begriff von einem System nach diesen [(]empirischen[)] Gesetzen dem Verstande ganz fremd sein muss und weder die Mglichkeit, noch weniger aber die Notwendigkeit eines solchen Ganzen begriffen werden kann[.] Gleichwohl aber bedarf die besondere, durchgehend[s] nach bestndigen Prinzipien zusammenhngende Erfahrung auch diesen systematischen Zusammenhang, damit es fr die Urteilskraft mglich werde, ... das A g g re g a t besonderer Naturformen 1
A B
Zusammenhang:] am Rand: K[ants] L[eben] u[nd] L[ehre], p. 317 [f.] 484
zeigen] zeigt Buchstaben,] am Rand: 14 [statt berschrieben: 16]
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als S y s t e m derselben zu betrachten; denn ohne diese Voraussetzung kann kein durchgngig gesetzmßiger Zusammenhang, d. i. empirische Einheit derselben stattfinden.“ 485
Ich kann hier nicht daran denken, diesen Gegensatz zwischen „Kategorien“ und „Ideen“[,] zwischen „Verstandesbegriffen“ und „Vernunftbegriffen“[,] zwischen konstitutiven Grundstzen des Verstandes und regulativen Prinzipien der Vernunft in seiner Bedeutung fr das Kantische System zu verfolgen – A Das wrde uns viel zu weit fhren – und uns in grosse sachliche und terminologische Schwierigkeiten verwickeln – Aber es gibt einen leichteren und einfacheren Weg. Wir knnen an Goethes eigener Entwicklung – an seinem Lebens= und Bildungsgang – die Entwicklung und den allmhlichen Fortschritt dieses Problems studieren – G[oethe] hat uns diesen Weg sehr erleichtert – denn er hat diesen seinen Entwicklungsgang als Erforscher der organischen Natur – in einer wundervollen Skizze „Geschichte meines botanischen Studiums“ 486 beschrieben – Goethe nimmt, wie alle seine Zeitgenossen, wie alle Biologen des 18ten Jahrhunderts, in seiner Erforschung der Pflanzenwelt, seinen Ausgangspunkt von Linn – Er hat Zeit seines Lebens eine große Bewunderung fr Linn gehegt – In einer merkwrdigen Stelle (N. W. [Bd.] 6, [S.] 390) 487 stellte er ihn sogar neben Shakespeare u[nd] Spinoza – [„]Ich muss bekennen,[“] sagt er, [„]daß nach Sh[akespeare] u[nd] Spinoza auf mich die grsste Wirkung von Linn ausgegangen – und zwar gerade durch den Widerstreit, zu dem er mich aufforderte.[“] B Was C fand Goethe bei Linn, und was erregte seinen Widerspruch? D
verfolgen –] am Rand: 15 [statt berschrieben: 17] In einer ... aufforderte.“] statt gestrichen: er stellt ihn sogar einmal neben Shakespeare und sagt, daß Linn und Shakespeare die beiden grssten geistigen Mchte in seiner persnlichen Bildung gewesen seien – C Was] davor gestrichen: Aber D und was ... Widerspruch?] in dunklerer Tinte hinzugefgt A B
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Er fand eine strikte und genaue Einteilung aller Naturformen – ihre Unterordnung unter Klassen und Arten, Familien, Genera, Species – und eine strikte Terminologie A[.] Daß das ein notwendiger A n f a n g aller Naturforschung B ist, gab er bereitwillig zu – aber fr i h n bedeutete es nicht das Ende[.] Er forderte m e h r – und er forderte etwas A n d e re s – und dieses Andere sollte ihm die Idee der Urpflanze geben – er wollte die Formen der Pflanzen nicht in Herbarien sortieren und klassifizieren – er wollte das L e b e n der Pflanze beschreiben und sichtbar machen – D a s bedeutete ihm das Wort „Morphologie“ – das uns heute so gelufig ist, das aber erst G[oethe] in die Naturforschung eingefhrt hat[.] Hren wir darber wiederum ihn selbst: [„]Soll ich nun [ber jene Zustnde mit Bewußtsein deutlich werden, so denke man mich als einen gebornen Dichter, der seine Worte, seine Ausdrcke unmittelbar an den jedesmaligen Gegenstnden zu bilden trachtet, um ihnen einigermaßen genug zu thun. Ein solcher sollte nun eine fertige Terminologie in’s Gedchtniß aufnehmen, eine gewisse Anzahl Wrter und Beiwrter bereit haben, damit er, wenn ihm irgend eine Gestalt vorkme, eine geschickte Auswahl treffend, sie zu charakteristischer Bezeichnung anzuwenden und zu ordnen wisse. Dergleichen Behandlung erschien mir immer als eine Art von Mosaik, wo man einen fertigen Stift neben den andern setzt, um aus tausend Einzelnheiten endlich den Schein eines Bildes hervorzubringen; und so war mir die Forderung in diesem Sinne] gewissermassen widerlich![“] 488 N[aturwissenschaftliche] Schr[iften, B d .] V I , [S . ] 116 C. DL G[oethe] hat einmal, in einer geologischen Abhandlung ber den E Kammerberg bei Eger (N. W. [Bd.] 9, [S.] 91) 489[,] gesagt, daß alle Versuche[,] die Probleme der Natur zu lsen, im Grunde nur Konflikte der Denkkraft mit dem Anschauen sind – Ein solcher K o n f l i k t war es auch, der ihn zur Konzeption seiner »Urpflanze« fhrte –
– und eine strikte Terminologie] in dunklerer Tinte hinzugefgt Naturforschung] am Rand: 16 [statt berschrieben: 18] C B d . V I , S . 116 ] doppelt unterstrichen D „Soll ich ... B d . V I , S . 116 .] in dunklerer Tinte hinzugefgt E den] am Rand: 17 [doppelt unterstrichen; statt berschrieben: 19] A B
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Die Anschauung stellte G[oethe] die Pflanzenwelt in dauernder Bildung und Umbildung vor – Sie zeigte ihm nicht starre, streng-geschiedene G e n e r a oder Species – sie zeigte ihm das L e b e n der Pflanze in seiner Flle, seiner Beweglichkeit, seiner „Versatilitt“ 490, wie G[oethe] zu sagen pflegte – Das alles liess sich fr ihn nicht in abstrakte, feste Schemata einordnen – wie es die Linnschen Klassenbegriffe waren – er forderte eine n e u e Form der Betrachtung, die er die g e n e t i s c h e , statt der g e n e r i s c h e n , nannte – Das war ein neuer Schritt, der von den zeitgenssischen Naturforschern kaum verstanden wurde – Erst viel spter ist er in seiner ganzen Bedeutung gewrdigt worden – Als Geoffroy de Saint-Hilaire 491 im Jahre 1831, ein Jahr vor Goethes Tode, der Pariser Akademie ber Goethes Metam[orphose] der Pflanzen berichtete, da erklrte er, daß diese Schrift nur e i n e n Irrtum enthalte – aber einen Irrtum, wie ihn nur das Genie begehen knne. G[oethe]’s Idee sei viel zu frh gekommen – Erst nach 50 Jahren htten sich Botaniker gefunden – die sie zu studieren und zu wrdigen wussten – 492 Aber e i n e n Denker gebe es zum mindesten, der hier eine Ausnahme macht. [ ...] A Kant hat weder Goethes Dichtung noch Goethes Naturforschung B gekannt – Den »Werther« hat er, wie jedermann, gelesen – Aber fr die Werther-Stimmung konnte der Ethiker, der Rigorist Kant keine Sympathie empfinden. Noch in der Kritik d[er] prakt[ischen] Vernunft fllte er ein sehr hartes Urteil ber die „Empfindsamkeit“ in der neueren Litteratur – 493 Auch von Goethes naturwissenschaftlichen Arbeiten hat K[ant] keine Notiz genommen – Und doch gab es e i n e n Punkt, in dem sie einander begegneten – Kant war einer der wenigen Denker des 18ten Jahrhunderts, der die Mglichkeit einer neuen g e n e t i s c h e n Betrachtung der Naturformen nicht nur zugestand – sondern der sie als eine „regulative Maxime“ 494[,] als eine Art Po s t u l a t der Vernunft erklrte – A B
...] die Ms.-S. 18-19 fehlen Naturforschung] am Rand: 20
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D i e s e Auffassung A trat G[oethe] in der Kr[itik] d[er] U[rteilskraft] entgegen – und sie erfllte ihn mit tiefster Befriedigung; sie schien ihm eine p h i l o s o p h i s c h e Besttigung all dessen[,] was er selbst suchte und forderte. – „Die[se] Analogie der Formen[, sofern sie bei aller Verschiedenheit einem gemeinschaftlichen Urbilde gemß erzeugt zu sein scheinen, verstrkt die Vermutung einer wirklichen Verwandtschaft derselben in der Erzeugung von einer gemeinschaftlichen Urmutter, durch die stufenartige Annherung einer Tiergattung zur andern, von derjenigen an, in welcher das Prinzip der Zwecke am meisten bewhrt zu sein scheint, nmlich dem Menschen, bis zum Polyp, von diesem sogar bis zu Moosen und Flechten und endlich zu der niedrigsten uns merklichen Stufe der Natur, zur rohen Materie: aus welcher und ihren Krften, nach mechanischen Gesetzen (gleich denen, wornach sie in Kristallerzeugungen wirkt), die ganze Technik der Natur, die uns in organisierten Wesen so unbegreiflich ist, dass wir uns dazu ein anderes Prinzip zu denken gentigt glauben, abzustammen scheint. Hier steht es nun dem A rc h o l o g e n der Natur frei, aus den briggebliebenen Spuren ihrer ltesten Revolution, nach allem ihm bekannten oder gemutmaßten Mechanism derselben, jene große Familie von Geschpfen (denn so msste man sie sich vorstellen, wenn die genannte durchgngig zusammenhangende Verwandtschaft einen Grund haben soll) entspringen zu lassen. Er kann den Mutterschoss der Erde, die eben aus ihrem chaotischen Zustande herausging (gleichsam als ein großes Tier), anfnglich Geschpfe von minder-zweckmßiger Form, diese wiederum andere, welche angemessener ihrem Zeugungsplatze und ihre Verhltnisse unter einander sich ausbildeten, gebren lassen; bis diese Gebrmutter selbst, erstarrt, sich verknchert, ihre Geburten auf bestimmte fernerhin nicht ausartende Spezies eingeschrnkt htte, und die Mannigfaltigkeit so bliebe, wie sie am Ende der Operation jener fruchtbaren Bildungskraft ausgefallen war. ... Eine Hypothese von solcher Art kann man ein gewagtes Abenteuer der Vernunft nennen; und es mgen wenige, selbst von den scharfsinnigsten Naturforschern, sein, denen es nicht bisweilen durch den Kopf gegangen wre.“] – Kr[itik] d[er] U[rteilskraft] § 80 B L s[iehe Bd.] V, [S.] 4 9 8495
A B
Auffassung] statt gestrichen: Stelle 4 9 8 ] doppelt unterstrichen
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D i e s e Seite von Kants Naturbetrachtung war G[oethe] zugnglich – A und sie hat er sofort mit Begeisterung ergriffen: [„]Leidenschaftlich angeregt[“] – sagt er – [„ging ich auf meinen Wegen nur desto rascher fort, weil ich selbst nicht wußte wohin sie fhrten und fr das was und wie ich mir’s zugeeignet hatte bei den Kantianern wenig Anklang fand. Denn ich sprach nur aus was in mir aufgeregt war, nicht aber was ich gelesen hatte. Auf mich selbst zurckgewiesen studirte ich das Buch immer hin und wieder. Noch erfreuen mich in dem alten Exemplar die Stellen die ich damals anstrich, so wie dergleichen in der Kritik der Vernunft, in welche tiefer einzudringen mir auch zu gelingen schien: denn beide Werke, aus Einem Geist entsprungen,] deuten immer eins auf’s andere[. Nicht eben so gelang es mir mich den Kantischen anzunhern: sie hrten mich wohl, konnten mir aber nichts erwidern, noch irgend frderlich sein. Mehr als einmal begegnete es mir, daß einer oder der andere mit lchelnder Verwunderung zugestand: es sei freilich ein Analogon Kantischer Vorstellungsart, aber] ein seltsames.“ N . W. [B d .] X I , [S .] 51496 „Ein Analogon Kantischer Vorstellungsart“ B – mehr drfen wir freilich in Goethe nicht suchen[.] Ein S c h l e r Kants im Sinne Schillers ist er nie gewesen – und C noch weniger wollte er ein K o m m e n t a t o r Kants sein. Vieles[,] was er ber Kant gesagt und gedacht[,] wrden wir heute kaum in einem Lehrbuch der Geschichte der Philosophie brauchen knnen – Er hat in seinem naturwiss[enschaftlichen] Werk die Ideen Kants in einer sehr eigenartigen Weise genutzt und verarbeitet – Und doch hat diese hchst=persnliche, innere Aneignung eine tiefe Wa h r h e i t – eine »Wahrheit«, wie G[oethe] selbst diesen Begriff verstand und definierte – [„]Was fruchtbar ist[,] allein ist wahr[“] 497 – sagt G[oethe] – und Kant wurde in ihm eminent fruchtbar[:] [„]Kenne1 ich mein Verh[ltnis] zu mir selbst und zur Aussenwelt, so heiss ich’s Wahrh[eit]. Und so kann jeder seine eigene Wahrh[eit] haben, und es ist doch immer dieselbige.[“]L 1
„Kenne] davor am Rand: Max[ime] 198 498
zugnglich –] am Rand: 21 „Ein Analogon ... Vorstellungsart“] statt gestrichen: Hat G[oethe] mit seiner Auffassung K[ant] bricht ab C und] danach gestrichen: einen Ko[mmentator] bricht ab A B
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Kleinere Schriften zu Goethe und zur Geistesgeschichte
Das gilt A , wie fr alles andere, so auch B fr G[oethe]’s Verhltnis zu Kant – Ins „Labyrinth“ der Kantischen Transzendentalphilosophie ist er nicht eingedrungen – aber das hat ihn nicht daran C gehindert, sein inneres Verhltnis zu Kant zu finden und zu bestimmen – so wenig, wie es Beethoven daran gehindert hat, zum Bewunderer und Verehrer Kants zu werden – Sie hatten beide ihren eigenen Weg – ihren eigenen charakteristischen Blickpunkt, aus dem sie sich das Werk des Philosophen deuteten – „und es ist doch immer derselbige“[.]
gilt] danach gestrichen: auch fr auch] am Rand: 22 C daran] ber der Zeile geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen A B
B E IL AG EN G O E T H E - N OT I Z E N U N D N OT I Z E N ZU PHILOSOPHISCHEN BEGRIFFEN
For m – Frei h e i t A
Der Kampf zwischen beiden – Entwicklung in der Goetheschen Lyrik. B In den reinsten lyr[ischen] Gedichten ist diese innere Bewegung rein erhalten u[nd] doch in die hchste G e s t a l t gegossen, die in vlliger Anschaulichkeit, B e s t i m m t h e i t u[nd] insofern Fe s t i g k e i t vor uns hintritt: C [„]Und frisches Leben 499[, neues Blut / Saug’ ich aus freier Welt; / Wie ist Natur so hold und gut, / Die mich am Busen hlt! / Die Welle wieget unsern Kahn / Im Rudertakt hinauf, / Und Berge, wolkig himmelan, / Begegnen unserm Lauf. // Aug’, mein Aug’, was sinkst du nieder? / Goldne Trume, kommt ihr wieder? / Weg, du Traum! so Gold du bist; / Hier auch Lieb’ und Leben ist. // Auf der Welle blinken / Tausend schwebende Sterne, / Weiche Nebel trinken / Rings die thrmende Ferne; /] Abendwind 500 umflgelt [/] die beschatt[ete] Bucht, [/] u[nd] im See bespiegelt [/] sich die reifende Frucht.[“] 501 Das heisst k e i n e s we g s , wie gewhnl[ich] gesagt wird, daß das subjektive Empfinden hineingelegt wird in die Natur, daß die Natur „belebt“ wird oder das Innere versinnlicht, vergegenstndlich[t] wird. Das wre ein durchaus usseres Verhltnis, das dem Strukturgesetz der lyr[ischen] S t i m m u n g berhaupt zuwider [wre]. D Vielmehr[:] Welt u[nd] Ich von vornherein im selben Rhythmus – Dies am wundervollsten im We r t h e r E
In I t a l i e n den Sinn der Form wieder gewonnen[.] Die Welt des Nordens erscheint ihm jetzt als der unbestimmte, unendliche Trieb (Freiheit), die zu keiner Gestalt kommt, in einem unfruchtbaren i d e e l l e n S e h n e n verharrt[.]
F re i h e i t ] am Rand: vgl. Melodie – Reihe u[nd] Bewegtheit Lyrik] am Rand in Bleistift: Ly r i k 502 [doppelt unterstrichen] C hintritt:] hintritt. D Das wre ... wre.] am Rand: Auch hier gilt, daß Natur weder Kern noch Schale[: „]Nichts ist drinnen, nichts ist draussen[, / Denn was innen das ist außen“]! 503 E We r t h e r ] doppelt unterstrichen; am Rand: [„]jedes Mckchen[“ (] S[.] 7 f.[)] 504 A B
120
Beilagen Z
[„]Jetzt 505 umleuchtet der Glanz des helleren thers die Stirne; [Phbus rufet, der Gott, Formen und Farben hervor. Sternhell glnzet die Nacht, sie klingt von weichen Gesngen,] Und mir leuchtet der Mond heller als nordischer Tag.[“] 506
Aber freilich ist damit die ganze innere Bewegtheit doch nicht g e re t t e t – es ist wirklich etwas A wie Mondlicht, nicht das volle Tageslicht, das ber diesen Gestaltungen liegt: Das k l a s s i s c h e Ideal / Gefahr der Verselbstndigung der „Form“ (= constante Gestalt) um 1800.
Wiederauflsung – Symbolik –
vgl. Simmels Bemerkung, S. 81 507 (ein Kampf zwischen Freiheit u[nd] Gestalt[)]: „es ist der g r i e c h i s c h - i t a l i e n i s c h e Geist, der hier gegen den g e r m a n i s c h e n steht, u[nd] man hat schon lange hervorgehoben, daß Goethes Lebensarbeit u[nd] Lebensintention im Antagonismus, Wechsel, Vereinheitlichung dieser weltgeschichtl[ichen] Parteien verluft.“ Zur J u g e n d l y r i k Auch ihr ist eigen: [„]umzuschaffen das Geschaffne, damit sich’s nicht zum Starren waffne[“.] 508 „Die Welt liegt vor ihm ^dem Knstler& [ ...] wie vor ihrem S c h p f e r, der in dem Augenblick, wo 509 er sich des Geschaffenen freut, auch alle die Harmonien geniesst, durch die er sie hervorbrachte B u[nd] in denen sie 1 besteht“[.]510 Das P ro m e t h e u s - M o t i v ! [„]Sieh, Lieber, was doch alles Schreibens Anfang u[nd] Ende ist: die Reproduktion der Welt um mich, durch die innere Welt, die alles packt, verbindet, neuschafft, knetet u[nd] in eigener Form, Manier wieder herstellt 511[“.] 1
A B
besteht“.] am Rand: (in seinen 26 Jahren. cf. Simmel[, S.] 101) 512
etwas] etwas, hervorbrachte] hervorbrachte,
Form – Freiheit
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(ibid. [S.] 103) 513 An Jacobi[; Der] j[un]g[e] Goethe[, Bd.] IV, [S.] 132 A514 Dieses B i l d e n d e der Kunst (analog dem o r g a n [ i s c h ]-physischen Zeugen; s[iehe] „Liebe“. 515) [„]Die Kunst ist lange bildend, ehe sie schn ist [ ...]. Denn in dem Menschen ist eine b i l d e n d e N a t u r, die gleich sich thtig beweist, wenn seine Existenz gesichert ist[.“] (Von deutscher Baukunst, Bern[ays, Bd.] II, [S.] 211) 516
A
132] 32 Angabe berichtigt
For m b e g r i f f . ( St i l . )
Charakterist[ik] der Auffassung des S t i l s bei Goethe ganz auf seine Auffass[ung] der Fo r m gegrndet: „[,]Er ruht auf den tiefsten Grundfesten der Erkenntnis; – auf dem We s e n der Dinge, insofern uns erlaubt ist, es in sichtbaren u[nd] greifbaren 517 Gestalten zu erkennen[.‘] Die Kunst gelangt auf dieser Stufe dahin, ,daß sie die Eigenschaften der Dinge u[nd] die Art wie sie bestehen, genau u[nd] immer genauer kennen lernt, daß sie die R e i h e d e r G e s t a l t e n genau 518 bersieht u[nd] die verschiedenen charakteristischen Formen 519 nebeneinander zu stellen u[nd] nachzuahmen weiss.[‘]“ (cf. Harnack, Aesth[etik], S. 160/161) 520 [„]Du fhrst die Reihe der Lebendigen Vor mir vorber 521[, und lehrst mich meine Brder Im stillen Busch, in Luft und Wasser kennen.“] 522 [„]Die ve r g l e i c h e n d e A n a t o m i e hat einen allgemeinen Begriff ber organische Naturen vorbereitet; A sie fhrt uns von Gestalt zu Gestalten, u[nd] indem wir nah oder fern verwandte Naturen betrachten, erheben wir uns ber sie alle, um ihre Eigenschaften in einem idealen Bild zu erblicken.[“] (S. 164 B, Harn[ack,] Aesth[etik)] 523
A B
vorbereitet;] vorbereitet, 164] 165 Angabe berichtigt
G o e t h e u [ n d ] d a s 18t e J a h r h u n d e r t – [Entwurf und Vorstufe]
Der u n l s b a re n Aufgabe gegenber, Goethe als Ganzes zu sehen – Goethe an Pfenninger: [„]Das G a n z e geht in Deinen Kopf so wenig als in den meinigen[“] 524 – Es gilt, B e s c h e i d u n g zu ben – Goethes Wort ber Platon 525 – In d i e s e m Sinne versuchen wir Goethe im Z[u]s[ammen]h[ang] mit seiner Zeit zu sehen – Die Kultur des achtzehnten Jahrhunderts – Der statisch=analytische Geist – a) klassisch in der Naturwissenschaft – Newton – Mathematik – b) Psychologie – Seelenlehre (Condillac) letzte Identitt – c) Metaphysik – Voltaire Die Analyse gleich dem Stock des Blinden. 526 d) Geschichte – Soziologie – Typenlehre A Montesquieu e) Poesie – Aesthetik – Genera (Boileau) – Themata ^Erschpfbarkeit& Diderot erfindet ein neues »Genre« u[nd] er „erfindet“ ein neues »Thema«[:] die »conditions«[.] 527 Der Knstler stelle d e n Familienvater dar 528 etc. Erschpfbarkeit (Voltaire) 529 Geist der Analyse auch in der Dichtung[:] Condillac – 530 ^f) Gebiet des L e b e n s – statische Formen ^Linn&
A
Geschichte – ... – Typenlehre] statt gestrichen: Poesie – Aesthetik
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Beilagen
Auflsung des Werdens in das Sein – Goethes Kritik an Linn.
Neue G r u n d a n s c h a u u n g Goethes – „ideelle Denkweise“ – cf. WA2 [Bd.] VII, [S.] 120 531 Verstand u[nd] Vernunft (cf. Platon Aufsatz!) 532 Die Natur ein ewiger Schaffensprozess – A Gestaltung[,] Umgestaltung – [„]Freudig war, seit 533 vielen Jahren, [/] eifrig so der Geist bemht 534[, / Zu erforschen, zu erfahren, / Wie Natur im Schaffen lebt“] – 535 Zerbrechen der »festen« Formen – Form als ewiges Gesetz des Werdens – b) Der M e n s c h e n geist – als Spiegel der Natur, als Hhepunkt[.] 1) (Winckelmann)1 cf. bes[onders] „Schnheit“! 536 Genie – der Natur gewachsen – ingenium – Genie als G e s e t z l i c h k e i t [.] b 2) Die Psychologie – berwind[ung] der Psychol[ogie] der E i g e n s c h a f t e n 537 cf. „Formbegriff“[:] Crbillon 538[.] W[. A]. [Abt.] IV, [Bd.] 14, [S.] 204 539 c) der K n s t l e r – Des Menschen Geist im Knstler offenbart& daraus e n t s c h e i d e n d e Folgerungen – Æ) es giebt keine knstlerischen G a t t u n g e n B mit Eigengesetzen – es giebt nur »Lebensformen«, die sich in die Form der Gattungen kleiden – C die Gattung hat keine selbstndige „O b j e k t i v i t t “ mehr – sie ist I n s t r u m e n t – der Lebens p ro z e s s ist das Primre[.] 1
(Winckelmann)] am Rand: W. A[. Bd.] 46, [S.] 22 540
Schaffensprozess –] am Rand: Regel zwar fest und ewig, aber zugleich lebend. WA2 [Bd.] VII, [S.] 190. 541 B G a t t u n g e n ] am Rand: Goethe als »B e f re i e r « 542 s. u. S. 130 C es giebt ... kleiden –] am Rand in Bleistift geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugeordnet: Goethe ber die franz[sische] klassiz[istische] Aesth[etik] der G a t t u n g e n [;] s[iehe] Ren[aissance]-M[anu]s[kript.] „Geschmack“ als Grundprinz[ip] des Genies[.] 543 A
Goethe u[nd] das 18. Jahrhundert
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Goethe als „Gelegenheitsdichter“ – Das Wort ist zweideutig – An Personen u[nd] zu festl[ichen] „Gelegenheiten“ Gedichtetes[.] 544 Aber dies alles ist versunken – Gerade umgekehrt – Leben u[nd] Dichtung als u n m i t t e l b a re Einheit – Das Leben bedarf der Dichtung, um sich in sich selbst zu fassen, zu verstehen, zu bilden[.] [„]Bruchstcke einer grossen Konfession[“] – Vergangenes in ein Bild zu verwandeln – u[nd] dann damit „abzuschliessen“[.] 545 Dieser Abschluss ist nicht ein u s s e re s »Erledigen« – im Gegenteil: das Leben gelangt zu seiner Form, zu seiner endgltigen Gestalt erst im M e dium der Dichtung – Diese ist das Organ des Lebens u[nd] des Sich=Selbst=Verstehens u[nd] zwar h c h s t e s Organ – Durch die Dichtung kommt das Leben erst zu seiner »G e s t a l t « u[nd] dadurch zu seiner »Wahrheit«[.] Mercks Wort ber Goethe: Die anderen gehen auf das sogen[annte] »Imaginative«[,] u[nd] das gibt lauter Unsinn! 546 [„]Phantasie fr die Wirkl[ichkeit] 547 des Realen[“] 548 Das hchste[,] was vom Genie gefordert wird, ist Wa h r h e i t s l i e b e – A ) auch umgekehrt –
Korrelation zwischen D i c h t u n g u[nd] Leben – – Auch »gedichtet« kann immer nur das Erlebte werden – der Dichter kann nichts erfinden – 549 kein »vorgegebenes« Thema[.] Die ganze Dichtung vor Goethe kennt einen solchen vorgegebenen Themen=Kreis – es giebt L i e b e s =Dichtung (Anakreontik) Idyll K r i e g s d i c h t u n g etc. Ablehnung Goethes: im Biwak – da htte es gelingen knnen – 550 aber auch keine u n p o e t i s c h e n »Gegenstnde« –
–] am Rand mit Bleistift doppelt unterstrichen: S c h a f f e n s p ro z e s s s [ i e h e ] b e s [ o n d e re s ] B l [ a t t ]! Ein solches Bl. konnte bisher im Nachlaß nicht gefunden werden
A Wa h r h e i t s l i e b e
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Beilagen
zu Eckerm[ann, Bd.] I, [S.] 319, 5/VII 1827. A551 Drama – Tragdie – denn Goethe konnte keinen tragischen S t o f f behandeln – gleich Aischylos oder Shakespeare – er konnte nur ein immens tragisches G e s c h e h e n darstellen – u[nd] dieses Geschehen nicht an sich, sondern sofern es aus seinem e i g e n e n Inneren hervorquoll – das ist g a n z nur in z we i B Werken gelungen: Tasso u[nd] Faust Epos We r t h e r (Z[u]s[ammen]h[ang] mit der Nouv[elle] Hlo se 552) H e r m a n n u [ n d ] D o ro t h e a (Vergleich mit Voß 553) C auch Goethe wollte bewusst „Homeride“ sein 554 – er strebte der Kunstform der Antike nach – aber es wurde mehr u[nd] etwas anderes – Idyll auf trag[ischem] Hintergrund – Nicht die Z e i t m o t i ve D hier das Entscheidende – er sah pltzlich das Idyll in tragischem Licht – er wurde zum Seher – er fasste den Augenblick s y m b o l i s c h – wie bei Valmy 555 – Aber einer neuen Zeit etc. 556 Form der »E l e g i e « erst gemeistert, als er in Rom das Lebenszentrum fr diese Form gefunden. Wilhelm M e i s t e r – Abenteuerroman – G e s e l l s c h a f t s roman – Liebesroman – (Rousseau); Goethe „Bildungsroman“.
1827.] am Rand in Bleistift: [„Freilich war es hier {Die Leiden des jungen Werther} abermals der Stoff, der eigentlich die Wirkung hervorbrachte, und so waren sie gerade in einer der meinigen entgegengesetzten Stimmung: denn ich hatte mich durch diese Composition mehr, als durch jede andere,] aus einem strm[ischen] Elemente g e re t t e t , [auf dem ich durch eigene und fremde Schuld, durch zufllige und gewhlte Lebensweise, durch Vorsatz und bereilung, durch Hartnckigkeit und Nachgeben, auf die gewaltsamste Art hin und wieder getrieben worden.“] Hempel[, Bd.] 22, [S.] 132 557 B z we i ] statt gestrichen: e i n e m C Voß)] Voß – D Z e i t m o t i ve ] Lesung unsicher A
Goethe u[nd] das 18. Jahrhundert
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Z
Wissenschaft – Natur- und Geisteswissenschaften – Auch hier der g l e i c h e Sachverhalt – auch hier verwirft Goethe die vom Menschen losgelste »P ro b l e m a t i k «[.] Anthropomorphismus1 u[nd] »Pragmatismus« [–] es ist immer der Mensch selbst – Was b e d e u t e t diese Einschrnkung? Keineswegs eine M i n d e r u n g der Objektivitt[,] aber Protest gegen die „Zerreissung“ von Subj[ekt] u[nd] Objekt – Auch von der »Natur« kann Goethe nur fassen, was er in seinen eigenen Lebensprozess verwandeln kann – A Aber hier eben erst auf dem Wege E n t s c h e i d e n d e s herausgestellt. Fa r b e n l e h re – Entdeck[ung] eines neuen G e b i e t s [–] synthetische Naturbetrachtung – B P h y s i o l o g [ i s c h e ] Optik (Purkinje 558, Joh[annes] Mller, Haering 559 –) Phaenomenol[ogie] der Wa h r n e h m u n g – Arbeiten von Mbius 560 u[nd] Hansen 561 – Was Goethe g e s e h e n [hat], bleibt unerschtterlich; neuer Bereich von P h a e n o m e n e n aufgeschlossen. Geisteswissenschaften – Monade – die nicht Rast noch Ruhe kennt – C562 [„Die zweite Gunst der] von oben [wirkenden Wesen ist das Erlebte, das Gewahrwerden, das Eingreifen der lebendig-beweglichen Monas in die Umgebungen der Außenwelt, wodurch sie sich erst selbst als innerlich Grnzenloses, als ußerlich Begrnztes gewahr wird“] 563 – Gesetze der geschichtlichen u[nd] gesellschaftlichen Lebens=Fo r m e n derselben – Gleichgltigkeit gegen das rein Faktische der Geschichte – [„]Nichts vom Vergngl[ichen, Wie’s auch geschah! Uns zu verewigen Sind wir ja da.“] 564 Anthropomorphismus] am Rand geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugeordnet: Gespr[che, Bd.] 2, [S.] 180[; Bd.] I, [S.] 505 s[iehe] unter Ideenl[ehre] am Rand[.] 565 1
kann –] am Rand: [„]daß wir uns, durch das Ansch[auen] einer immer s c h a f f [ e n d e n ] Natur, zur geist[igen] Teiln[ahme] an ihren Produkt[ionen] w r d i g machten.[“ (]WA2 [Bd.] XI, [S.] 55[)] 566 B Naturbetrachtung –] am Rand: „Welt des Auges“[;] 15. XI. 1796 an Schiller[.] 567 C kennt –] am Rand: (ev[t]. spter!) s. u. S. 130 A
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Beilagen
[„]Die Gestalt dieser Welt vergeht[, ich mchte mich nur mit dem beschftigen, was bleibende Verhltnisse sind, und so nach der Lehre des – meinem Geiste erst die Ewigkeit verschaffen.“] 23. 8.1787 A an Frau von Stein ^Allg[emeinheit] B u[nd] Bes[onderheit]&568 unwillige Aussage zu Kanzler von Mller – [„Ich bin nicht so alt geworden, um mich um die Weltgeschichte zu bekmmern, die das Absurdeste ist, was es giebt; ob dieser oder jener stirbt, dieses oder jenes Volk untergeht ist mir einerlei;] ich wre ein Narr 569, mich darum zu bekmmern[“] – cf. Z[et]t[e]l: G e s c h i c h t e C570 Aber auch hier s y m b o l [ i s c h e ] Betrachtung – h[ie]rz[u]: Stelle sub Allgem[einheit] u[nd] Besond[erheit] D571 Valmy E [„]das Ewige im Vorbergehenden [schauen ...“] 572 – [„]Und wer franzet oder britet, F [Italinert oder teutschet, Einer will nur wie der andre Was die Eigenliebe heischet. Denn es ist kein Anerkennen, Weder vieler, noch des Einen, Wenn es nicht am Tage frdert Wo man selbst was mchte scheinen. Morgen habe denn das Rechte Seine Freunde wohlgesinnet, Wenn nur heute noch das Schlechte Vollen Platz und Gunst gewinnet.]
1787] 1783 Angabe berichtigt „Nichts vom ... Besonderheit&] zwischen den Zeilen und am Rand geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen C cf. Zettel: G e s c h i c h t e ] am Rand geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen D hierzu: ... Besonderheit] am Rand geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen E Valmy] am Rand: Geschichtl[iche] „Wahrheit“ nur durch „Einbildungskraft“ (gilt auch gegenber dem e i g e n e n Leben[)] cf. An Zelter, 15. II. [18]30[;] sub Gesch[ichte] 573 F „Und wer ... britet,] zwischen den Zeilen geschrieben A B
Goethe u[nd] das 18. Jahrhundert
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Wer nicht von dreitausend Jahren [Sich weiß Rechenschaft zu geben, Bleib’ im Dunkeln unerfahren, Mag von Tag zu Tage leben.“] 574 So sieht er die Geschichte – E n t d e c k u n g von Epochen, von Kulturen – O r i e n t – sicher die K e n n t n i s ganz karg, aber der „Geist“ des Orients neu erstanden. cf. in Ro m : Auf den ersten sichern B l i c k kommt alles an, das br[ige] gibt sich, u[nd] durch Schrift u[nd] Tradition hat man B keinen sichern B l i ck . 2. I.1787 A Ital[ienische] R[eise]575 Z a u b e r r u t e – was sie einmal berhrt hat, das ist wie verwandelt – ein neues geistiges Leben – statt des blossen Wissens – ± ± Die Noten zum West=stl[ichen] Divan 576 ± ± ± ± Material[ien] zur G e s c h i c h t e der Farbenlehre 577 ± hierin ist Goethe am grssten – er hat ganze „Wissenschaften“ entdeckt (Diez 578) – C dies der K e r n p u n k t : alles was er vom objektiven Dasein, von Natur u[nd] Geschichte, mit seinem eigenen persnl[ichen] Gesetz in Beziehung gesetzt hat – das hat dadurch pltzlich eine neue Fo r m gewonnen – Aber d i e s e Form ist keineswegs die subjektive Goethes – es ist die Form des Gegenstandes selbst – dies der Sinn seines gegenstndlichen Denkens im Unterschied von blosser »Manier«. [„]Der Dichtung Schleier aus der Hand der Wa h r h e i t [“] 579 – Dichtung u [ n d ] Wahrheit – [„ ...] Natur in sich, sich in Natur zu hegen[ ...“] 580 – [„ Der] Geist des Wirkl[ichen] ist das wahre Ideelle[.“] G e s p r [ c h e , Bd.] III, [S.] 484 ^sub Ideenl[ehre]& 581 [„]Phantas[ie] fr die Wahr[heit] des Realen[.“] Eckerm[ann, Bd.] I, [S.] 203 f., 25. XII. [18]25 D582 so auch fr den Menschen – 2. I.1787] 29. XII. [17]86 Angabe berichtigt cf. in Ro m : ... Reise] am Rand geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen C (Diez) –] am Rand und zwischen den Zeilen geschrieben: zu Eckerm[ann, Bd.] I, [S.] 74[;] 3. Nov[ember] 1823[: „]Jeder Zustand, ja jeder Augenblick ist von unendlichem Wert, denn er ist der Reprs[entant] einer ganzen Ewigkeit.[“] 583 D „Der Geist ... 25. XII.1825] am Rand und zwischen den Zeilen geschrieben A B
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Beilagen
er kann seine „Form“ nicht z e r b re c h e n – Anthropomorphismus – A c f . S u b j e k t u [ n d ] O b j e k t ! 584 Aber er kann im Spiegel d i e s e r Form das Sein der Dinge sich aufschliessen – Monadologische Auffassung ^Monade hier& B Goethe als Befreier ^hier& C [„]Suchet i n Euch, so werdet Ihr alles finden[“] – WAI [Bd.] 48, [S.] 204 D [(]Ideenl[ehre)] 585 Abschluss 1 Die Szene aus Eckermann – [Bd.] II, [S.] 475586 Juli=Revolution – Frankreichs Umbild[ung] fr Paris – Buffon 587 E Ideal nicht aus schnen Teilen »zusammengesetzt«[.] Mounier588 Juli=Revol[ution] fr uns ve r s u n k e n etc[.] Ein Jahrh[undert], das bloss auf die A n a l y s e ausgeht, ist nicht auf dem rechten Weg. Hempel[, Bd.] 34, [S.] 143 sub [„]Allg[emeinheit] u[nd] Bes[onderheit“] F Anal[yse] u[nd] Synth[ese] wie Ein- u[nd] Ausatmen[.] WA2 [Bd.] XI, [S.] 70589 [„]Die starre Vorstellung[sart“] des 18ten Jahrh[underts]. fi cf. Hempel[, Bd.] XXV, [S.] 133 590 – weiteres vollst[ndiges] Material unter Fo r m b e g r i f f (Werden, Genese) 591 Gott hat sich nicht zur Ruhe gesetzt[. Bd.] II, [S.] 506[;] zu Eckermann G592 Gegens[atz] Cuvier u[nd] Geoffroy St.-Hilaire[;] cf. W. A[.]2 [Bd.] VII, [S.] 168 f. 593 auch Buffon noch nicht vollst[ndig] – 1
S. 475] am Rand in Bleistift: Biederm[ann, Bd.] 4, [S.] 290[; Bd.] 5, [S.] 175 594
c f . S u b j e k t u n d O b j e k t !] doppelt unterstrichen, am Rand geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen B ^Monade hier&] s. o. S. 127 C Goethe als Befreier ^hier&] s. o. S. 124 D Bd. 48, S. 204] [Bd.] 47, [S.] 720 Angabe berichtigt E Mounier] am Rand: An Schiller[, Bd.] II, [S.] 63[;] 28. II. [17]98[:] Franz[osen] begreifen gar nicht ... [„]nichts Mechanisches von aussen gebaut u[nd] hervorgebr[acht“;] sub »Form« WA2, [Bd.] VI, [S.] 282 595 F 70] 70 f. Angabe berichtigt G Gott hat ... Eckermann] in dunklerer Tinte geschrieben A
Goethe u[nd] das 18. Jahrhundert
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aber volle Zust[immung] zu Geoffroy! Funktion des Daseins in T t i g k e i t gedacht [–] W. A.[2 Bd.] VII, [S.] 200[.] 596 [„]Quelle kann nur gedacht werden, indem sie f l i e s s t [“.] D[ichtung] u[nd] W[ahrheit (]Hempel[, Bd.] XXI, [S.] 15[).] 597
G o e t h e u n d di e m a t h e m a t i s c h e P hys i k [Entwurf und Vorstufe]
a) Einl[eitung] Das Verh[ltnis] zur Mathematik und zur mathematischen Physik bildet den tragischen Einschlag im Aufbau von Goethes Welt- und Lebensansicht – Er[,] der Allumfassende[,] schien hier an seine Grenze gelangt[,] u[nd] der Milde und Allverstehende wird schroff u[nd] ablehn[end] A ; er, der so ganz aufs Positive gerichtet, der jeder unfruchtbaren Verneinung zuwider war, sah sich gezwungen[,] hier ausschliesslich zu verneinen. Ein weites Gebiet theoretisch-geistiger Kultur schien sich ihm endgltig zu verschliessen. Um die Wissenschaft hatte er seit jeher in leisem Mhen gerungen – Und die Welt des Lebens hatte ihm ihr Geheimnis vertraut – Von der Metam[orphose] der Pflanzen aus wurde es ihm licht u[nd] klar ber alles Lebendige – Allmhlich sah er sich auch als Fo r s c h e r anerkannt. – und abgesehen von der usseren Anerkennung? B er fhlte sich nicht mehr weggewiesen ... Anders in der exakten Wissensch[aft]; – C Sie[,] die sich namentl[ich] im 18t[en] Jahrh[undert,] im Jahrh[undert] Newtons, D als eigentliche, als alleinige Wissensch[aft] gab, E blieb ihm fremd – Das M
ø ªø æ 598 schien noch immer zu warnen – F Es ist[,] als ob Goethe diese Beschrnk[ung] selbst fhlt[e], als ob sie ihn immer verbitterter[,] immer ungerechter machte. Er fhlte hier ein abstraktes W i s s e n sich gegenber, das ihn geistig nicht f r d e r t e – eine „Wahrheit“, die nicht in sein Leben eingriff etc. G Aber es handelt sich hier nicht um ein b i o g r a p h [ i s c h e s ,] sondern um ein systematisches, nicht um ein bloss historisches, sondern um ein durchaus a k t u e l l e s Problem. Jedes Goethesche Probl[em] will im
und der Milde ... ablehnend] am Rand geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen B Anerkennung?] Anerkennung; C Wissenschaft; –] am Rand: sein Kampf blieb vergeblich[.] D namentlich im ... Newtons,] zwischen den Zeilen geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen E gab,] am Rand: (1277 als Universal-Gilde) 599 F warnen –] am Rand geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugeordnet: cf. 654; er sucht es umzudeuten. 600 G Er fhlte ... eingriff etc.] zwischen den Zeilen geschrieben A
Goethe und die mathematische Physik
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Grunde so gestellt werden. Er duldete die Geschichte nur etc. Er statuierte [„]keine E r i n n e r u n g [“;] s[iehe] „Geschichte“ 601[.] A Wie stehen wir Modernen zu diesem Gegensatz? Hier m s s e n wir eine Entscheidung treffen! Sollen wir beides nebeneinander dulden – Wissenschaft u[nd] Kunst wie Alltag u[nd] Feiertag trennen? B Sollen wir „Phantasie“ u[nd] „Verstand“ nur dadurch vershnen, daß wir beiden quantitativ getrennte Gebiete anweisen – daß wir an Goethes hchst[en] Leistungen u[nd] Problemstellungen schließl[ich] doch achselzuckend als an denen eines „Knstlers“ vorbeigehen, der in den Fragen des Wissens kein Stimmrecht habe, oder Goethes Naturans[icht], wie einige es tun, k a r i k i e re n u[nd] damit Goethe gerecht zu werden glauben (Chamberlain 602)? C Wir mssen die Strenge u[nd] Wrde der Wissensch[aft] aufrecht erhalten! D Aber solche Dualismen, solches schematisches Neben= u[nd] Auseinander befriedigt uns nicht mehr! Es muss eine andere[,] tiefere Lsung des Konflikts gesucht werden! Es liegt hier nur das Symptom eines ganz allgemeinen Konflikts vor. – Diesen Konflikt suchen wir darzustellen – Wir suchen also n i c h t zu zeigen, welches Goethes allgem[eine] naturwiss[enschaftliche] Auffassung war, noch was sie im Ganzen seiner Welt= und Lebensansicht bedeutet (hi[er]z[u] s[iehe] Freiheit u[nd] Form) 603[.] Auch nicht auf das Verh[ltnis] zu den einzeln[en] Wissensch[aften] gehen wir ein ... Farbenlehre von Magnus 604, Botanik von Hansen 605 [haben dies] eingehend behandelt! Unsere Frage e r k e n n t n i s t h e o re t i s c h ... etc. u[nd] allgemein g e i s t e s g e s c h i c h t l i c h : Goethes Platon[-]Wort 606 – so empfinden wir unwillkrlich ihm gegenber in allen g e i s t i g e n Dingen. Wir werden dann erkennen, daß dies nur ein Teilprobl[em] in einem weit umfassenderen Ganzen [ist]! I) Goethes p o s i t i ve Stellung zur Mathem[atik] u[nd] mathemat[ischen] Physik
Jedes Goethesche ... „Geschichte“.] am Rand geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen B trennen?] trennen. C (Chamberlain)?] (Chamberlain). D oder Goethes ... erhalten!] am Rand geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen A
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Beilagen
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Von einer solchen scheint zunchst nicht die Rede sein zu knnen: – berall usser[ungen] der heftigsten Abwehr: Stellen – [„Die Mathematik vermag kein Vorurtheil wegzuheben, sie kann den Eigensinn nicht lindern, den Parteigeist nicht beschwichtigen,] nichts von allem Sittlichen vermag sie[“]. 607 Und doch dies nicht a u s s c h l i e s s l [ i c h ] – Den ideellen Wert der M a t h e m a t i k hat er anerkannt[:] cf. auch 711: A [„]Jeder Denkende[, der seinen Kalender ansieht, nach seiner Uhr blickt, wird sich erinnern, wem er diese Wohlthaten schuldig ist. Wenn man sie aber auch auf ehrfurchtsvolle Weise in Zeit und Raum gewhren lßt, so werden sie erkennen, daß wir etwas gewahr werden, was weit darber hinausgeht, welches allen angehrt und ohne welches sie selbst weder thun noch wirken knnten: I d e e und L i e b e .“] 608 Math[ematik] solle sich nicht mit dem Vorhandenen abgeben! 573 mit B allen lieb[enden,] großen Krften[.]609 [„]Wenn der Knabe [zu begreifen anfngt, daß einem sichtbaren Puncte ein unsichtbarer vorhergehen msse, daß der nchste Weg zwischen zwei Puncten schon als Linie gedacht werde, ehe sie mit dem Bleistift auf’s Papier gezogen wird, so fhlt er einen gewissen Stolz, ein Behagen. Und nicht mit Unrecht; denn ihm ist die Quelle alles Denkens aufgeschlossen, Idee und Verwirklichtes, ,potentia et actu‘ ist ihm klar geworden; der Philosoph entdeckt ihm nichts Neues, dem Geometer, war von seiner Seite der Grund alles Denkens aufgegangen.“] 610 Aber auch weiter: sein Kampf gegen Newton, C aber mit warmer Verehrung spricht er von den eigentl[ichen] Begrndern der mathemat[ischen] Physik, von Kepler u[nd] Galilei – Die Charakterist[ik] Keplers gehrt zum Schnsten in der Farbenlehre 611 – Und Galilei als Beweis, daß dem echten Genie ein Fall fr 1000 gelte – 612 Gegens[atz] von Galilei u[nd] Bacon 613 sehr treffend erfasst!
Ja noch wo wir es am wenigsten erwarten sollten, bricht, abgesehen von der Anerkennung der Pe r s o n e n , eine Anerkennung der mathemat[ischen] M e t h o d e durch[:
711:] 711, cf. auch 711: ... Krften.] zwischen den Zeilen und am Rand in brauner Tinte geschrieben C Newton,] in brauner Tinte am Rand geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugeordnet: auch ihn als Astron[om] erkannt, wie er berhaupt Math[ematik] am liebsten in der Astron[omie] sieht! A B
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„Diese Bedchtlichkeit nur das Nchste an’s Nchste zu reihen, oder vielmehr das Nchste aus dem Nchsten zu folgern,] das 614 haben wir den Mathematikern abzulernen 615[, und selbst da, wo wir uns keiner Rechnung bedienen, mssen wir immer so zu Werke gehen, als wenn wir dem strengsten Geometer Rechenschaft zu geben schuldig wren.“] 616
Hier haben wir das e r s t e Moment, das Goethe mit der ideellen mathematischen Denkart verbindet[:] a) die genetische Definition b) der Gedanke der Kontinuitt Gegensatz des g e n e t i s c h e n Gesichtspunkts gegen den a b s t r a k t i ve n . 1) Der Verstand auf das Gewordene, die Vernunft auf das Werdende angewiesen ... 617 [I]n diesem Sinne ist auch die Mathematik schon Vernunftwissensch[aft], denn sie geht nicht auf Entstandenes, sondern auf Prinzip[ien] der Entstehung: das ideelle G e s e t z geht hier dem G e b i l d e voran ([„]Wenn der Knabe [zu begreifen anfngt, daß einem sichtbaren Puncte ein unsichtbarer vorhergehen msse, daß der nchste Weg zwischen zwei Puncten schon als Linie gedacht werde, ehe sie mit dem Bleistift auf’s Papier gezogen wird, so fhlt er einen gewissen Stolz, ein Behagen. Und nicht mit Unrecht; denn ihm ist die Quelle alles Denkens aufgeschlossen, Idee und Verwirklichtes, ,potentia et actu‘ ist ihm klar geworden; der Philosoph entdeckt ihm nichts Neues, dem Geometer, war von seiner Seite der Grund alles Denkens aufgegangen“] 618!) Hobbes u[nd] der Rational[ismus]. 2) K o n t i n u i t t Er sucht sie im Biologischen; er sucht Natur in ihrem e w i g e n F l i e s sen. Aber dies Fliessen findet er nur ? a u s g e d r ck t A in ideellem Sinne in der Mathematik. Dies fasst sich zus[ammen] in 3) R e i h e n b e g r i f f e Reihen von Experimenten, von „Fllen“ verlangt, die sich wechselseitig genetisch erlutern, ein „Ganzes“ fr den Verstand u[nd] die Phantasie hinstellen – ebenso verfhrt der Mathematiker (Variation eines Parameters ...) [„]motu [non minus] continuo et ab uno principio pendente[“.] (Descartes) 619 A
? a u s g e d r c k t ] Fragezeichen und Unterstreichung in rotem Farbstift
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Beilagen
Poncelet 620 – Htte Goethe ihn gekannt – so htte er sich vielleicht von dieser Art Geometrie angezogen fhlen knnen. Denn der wesentl[iche] Abstand: Z h l e n und Tre n n e n lag nicht in seiner Natur 621 – dort, wo die Mathematik nicht analytisch, sondern s y n t h e t i s c h verfhrt, htte er sich daher vielleicht mit ihr vereinigen knnen; seine „Zahlenscheu“ bekennt er selbst an Zelter ^Z[e]t[te]l Mathematik& 622
Aber hier nun zugleich der charakterist[ische] Unterschied – In der Mathematik – Rckfhr[ung] des Moments, das i n der Reihe, in der Ve r k n p f u n g steht, auf die reine »Quantitt«, d. h. zuletzt es ist f r s i c h Nichts; all sein Sein geht in der „Stelle“[,] im Bezogensein auf. Goethe dagegen fordert fr die Stelle selbst auch einen eigentml[ich] q u a l i t a t i ve n Inhalt – Keine Reduktion dieses Qualitativen, das die Anschauung gewhrleistet, auf blosse Verhltnisse, blosse Quantitten[.] s[iehe] A Z[e]t[te]l Math[ematik:] Quant[itt] u[nd] Qualitt. 623 auch Rcks[eite]: Die Phys[ik] muss mit allen liebenden, verehrenden Krften etc.! 624
Hiermit: bergang zur Physik[.] Physik und Korpuskularphilosophie Ablehn[ung] der Korpuskularphilosophie – Ersetz[ung] der Atomistik durch das »Dynamische« – [„]Was wre auch alle Besch[ftigung] mit der Natur, wenn [wir auf analytischem Wege bloß mit einzelnen materiellen Teilen uns zu schaffen machen, und wir] nicht [das Atmen des Geistes empfinden, der jedem Teile die Richtung vorschreibt und jede Ausschweifung durch ein innewohnendes Gesetz bndigt oder sanktioniert!“] 625 s[iehe] Z[e]t[te]l Form – „komponieren“ etc. 626 2) Geschichtl[icher] Rckblick. At o m i s m u s u[nd] M a t e r i a l i s m u s Platons Gigantomachie zwischen º Ø 627 u[nd] Anhngern der Materie. Aber gegen Demokrit ist der Vorwurf Unrecht[.] Demokr[it] geht von den Eleaten aus – er begrndet die Materie in der Notwendigk[eit] des Denkens[.] A
siehe] davor gestrichen: [„]Ins Innere der Natur[ ...“] 628
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Schon das Altertum kennt 2 Formen: der Mechanismus als Ausdruck der Ve r n u n f t e r k [ e n n t n i s ] u[nd] den Materialism[us.] In neuerer Zeit Descartes – Mathematik als klare u[nd] deutliche Erkenntnis – u[nd] nur das klar u[nd] deutlich Erkannte, das von der Vernunft Legitimierte i s t A – Der Mechanismus als Mittel, als I n s t r u m e n t des mathemat[ischen] Denkens, als Symbol (Regeln)[;] dann freilich G e g e n s a t z der denkenden u[nd] ausgedehnten Substanz – aber dieser Cartes[ische] Mechanismus ist doch noch das Gegenstck zum Rationalismus – u[nd] ebenso Leibniz: mechanicae id est intelligibiles rationes. 629 „Begleitung“ mit d i s t i n k t e n I d e e n (Raum, Zahl, Zeit[).] Bewegung nicht als etwas an sich, sondern als [„]ides de l’entendement pur...[“] 630[,] als Mittel des Geistes, des [„]Intellectus ipse[“]... Aber im populren Bewusstsein berwog doch die andere Richtung ... wie aus dem m e t h o d [ i s c h e n ] Atomismus der dogmat[ische] sich entwickelt, wie er unlslich mit ihm verschmilzt: dieser Prozess am klarsten zu bersehen in Lasswitz’ schnem Buche ... 631 Das Ergebnis bei den franz[sischen] Materialisten[:] cf. Holbachs Systme de la nature 632 (Ref[eriert] bei Fr[iedrich] Alb[ert] Lange ...) 633 Goethes Urteil ber Holbachs Systme [de la nature.] 634 Newton freilich war Atomist, aber nicht Materialist – aber hier eine zweite Anschauung, die Goethe nicht minder zuwider war... Die usserlich s p i r i t u a l i s t [ i s c h e ] Zuthat[:] a) theologisch – Die „blinde“ Materie knnte niemals Ordnung ergeben ... die Zweckmßigkeit (Ordnung) muss ihr von a u s s e n kommen (Clarke 635 gegen Leibniz) 636[.] Der ,Finger Gottes‘ in der Planetenwelt weitergebildet in dem mechanischen Gottesbegriff; im Gottesbegriff des D e i s m u s ... horloger...! 637 b) ebenso im Problem des L e b e n s ... Goethes usserung gegen Lavater... 638 Heftig wendet er sich sowohl gegen diesen Materialismus, wie gegen diesen S p i r i t u a l i s m u s , der die Ergnzung dieses Materialismus B sein mchte u[nd] doch nur den gleichen Fehler nochmals wiederholt. Diese ganze Trennung des Innen/Aussen ist unmglich ...! A B
i s t ] doppelt unterstrichen Materialismus] danach gestrichen: ist u[nd]
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[„]Was wr’ ein Gott[,] der nur von aussen stiesse[, / Im Kreis das All am Finger laufen ließe!“] 639 Eine Materie, die n a c h t r g l i c h begeistigt, belebt [wird,] ist fr Goethe eine unmgl[iche] Vorstellung!
Wo Goethe gegen den dogmat[ischen] Materialismus streitet, werden wir ihm berall Recht geben ... A Die mod[erne] Erkenntnistheorie tritt ihm hier unbedingt zur Seite – auch in seinem Wunsch[,] nicht h i n t e r die Phaenomene zurckzugehen 640 – cf. Erschein[ung] – Der Z u s a m m e n h [ a n g ] der Phaenomene ist die wahre T h e o r i e (Z[e]t[te]l Erschein[ung/]Urphaenomen) 641 Sie aber schlichtet den Streit, indem sie den Mechanismus selbst als S y m b o l gelten lsst – so Maxwell 642 ,Bilder‘[:] verschiedene ,Bilder‘ fr elektrostat[ische] u[nd] elektrodynamische Erschein[ungen] etc. [M]an ist darin noch weiter gegangen (Mach 643 etc.). Ideal B der B e s c h re i b u n g (Kirchhoff 644!) Auf diesem Boden wre[,] wie es scheint[,] eine Ve r s h n [ u n g ] mglich[;] gegen Descartes wendet er ein, daß er sich nur der krudesten i n n e r l i c h e n Gleichnisse bediene[;] s[iehe] Z[e]t[te]l Naturbetr[achtung] 645: aber ist dies gerecht u[nd] zutreffend? Bisweilen scheint er den Mechanismus als m o d u s c o g n o s c e n d i zuzugeben: so empfiehlt er selbst einmal ein „Schaukelsystem“ zwischen mechan[ischer] u[nd] dynamischer Ansicht. WA2 [Bd.] 6, [S.] 351; [Bd.] 9, [S.] 292 s[iehe] Z[e]t[te]l Form (Gest[alt]); S. 2 646[.] C Andrerseits gegen die bloss empir[ische] Betrachtungsweise der Royal Society 647 ... mit Recht auf die I d e a l i t t der Mathematik hingewiesen: es gebe gar keine b l o s s e Empirie, die Mathematik sei das Allerideellste – (Z[e]t[te]l Naturbetr[achtung]) 648 Aber liegt darin nicht eben umgekehrt auch ihre positive R e c h t f e r t i g u n g ? Ist nicht auch sie ein „S e h e n m i t G e i s t e s a u g e n “ 649, wie er es sonst fordert u[nd] begrndet? D Und weiss er nicht andrerseits, daß j e d e F Idee, auch die der Metamorph[ose], den S i n n e n widerspricht? E (1138)650 geben ...] danach gestrichen: Aber Ideal] davor am Rand in Bleistift: Rob[ert] Mayer 651 C Bisweilen scheint ... (Gestalt); S. 2.] zwischen den Zeilen und am Rand geschrieben D begrndet?] begrndet E widerspricht?] widerspricht. F Ist nicht auch ... (1138)] zwischen den Zeilen und am Rand geschrieben A B
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Muß nicht a l s i d e e l l g e f a s s t die Mathematik sich eben mit der Naturbetracht[ung] (der dynamischen) vertragen? So gefasst knnten beide verschiedene Ziele verfolgen, ohne sich doch wechselseitig zu beengen und auszuschliessen. A
Hier aber kommt nun ein neues entscheidendes Moment hinzu: die Fo r m dieser ideellen Verknpf[ung]. Wir sahen bereits, was Goethe fordert: das Besondere B soll in seiner Konkretion, a l s d a s , a l s wa s e s s i c h i n d e r E r s c h e i n u n g g i e b t , in dieser seiner Individualitt erhalten u[nd] doch allseitig verknpft mit anderen Erscheinungen sein. – Auch die Mathematik geht auf diesen Reihenzusammenhang; aber sie lst das Element in dem Zusammenhang auf, bestimmt es nur noch als „Stelle“ der Reihe, die, je weiter die Bestimmung geht, mehr und mehr den besonderen Gehalt verliert, eben nur noch Inbegriff von Beziehungen ist. Das ist vor allem der Charakter der Z a h l – daher Goethes Zahlenscheu 652 – die Zahl ist sozusagen nichts Einzelnes mehr, nur noch „Schnitt“ des Gesamtsystems – Das physikal[ische] Ding ist nichts anderes als ein System von Zahlen. cf. Substanzbegr[iff] (cit. bei Silb[ermann], S. 30) C653 Hiergegen nun Goethes fortwhr[ender] Kampf: [„]Mikroskope u[nd] Fernrhre verwirren eigentlich den reinen Menschensinn[“] 654 – Aufheb[ung] des Qualitativen, Eigentml[ichen] der „Empfindung“ cf. Z[e]t[te]l Naturbetracht[ung:] die weit[eren] Stellen! 655 Die Natur ist nicht verschleiert – [„]Doch der Mensch, er hat den Star[“] 656! [„Wir wrden gar vieles besser kennen, wenn wir es] nicht zu genau [erkennen wollten. Wird uns doch ein Gegenstand unter einem Winkel von fnfundvierzig Graden erst fasslich“]! 5 0 1 D657 Hier hat Goethe vllig recht gesehen – u[nd] die moderne Entwickl[ung] der Physik besttigt seine Ansch[auung] – Diese Physik spricht es geradezu aus – sie entfernt die „anthropomorphen“ Elemente – Man hat zwar geglaubt, auf dem Boden der Sinnlichkeit selbst eine Physik errichten zu knnen – Eine Physik der Empfindungen, der „Elemente“ selbst (Mach) – Aber dabei luft eine Selbsttuschung unter [sic!] – auszuschliessen.] auszuschliessen? Besondere] am Rand in Bleistift: nicht blosse ,Stelle‘ ... C Das physikalische ... S. 30)] zwischen den Zeilen und am Rand geschrieben D cf. Zettel ... 5 0 1 ] am Rand geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen A B
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In dem Moment, wo man die M e s s u n g beginnt, ist man bereits auf anderm Boden. – Zwar braucht man fr die Messung nicht die dogmat[ischen] Voraussetz[ungen] eines metaphys[ischen] Materialismus, nicht das Atom als dingliche Realitt, aber schon die B e g r i f f e , mit denen die Messung operiert u[nd] operieren m u s s , gehen ber jedes sinnliche „Element“ hinaus – es sind Begriffe, die nicht auf ganz neue »Realitten« sich beziehen, wohl aber ganz andersartige B e d e u t u n g e n in sich schließen (logisch, nicht metaphysisch; f u n k t i o n e l l , nicht dem S u b s t r a t nach von den empir[ischen] Elementen verschieden ...) (So Geschwindigkeit, Masse, Druck, Volumen, Temperatur[;] s[iehe] Daten in Substanzbegriff [und Funktionsbegriff] 658) Am schrfsten ist diese Konsequenz gezogen von Planck, Ausschalt[ung] aller „anthropomorphen“ Bestandteile[,] 659 u[nd] vor allem in der modernen Relativittstheorie[.] Die Entleerung geht hier von den Empfindungen auf die reinen Anschauungen von Raum u[nd] Zeit ber – Die Zeit, d e n Raum zu opfern – das verwirrt in noch ganz anderer Weise als die Subjektiv[itt] der Empfindungen den „reinen Menschensinn“ 660 – stellt A ihm noch ganz andere Zumutungen – u[nd] doch liegt es auf dem konsequenten Weg – Die Zeit, d e r Raum haben gar keinen eigenen Gehalt mehr, sind nur Schemata fr die G l e i c h u n g e n , in denen wir die Erfahrungszusammenhnge beschreiben, sind blosse Cadres fr das Geschehen[.] Reine Auflsung in diese G l e i c h u n g e n mit Aufheb[ung] alles psycholog[isch]-Spezifischen der Raum- und Zeitanschauung[.]
Weiteste Entfernung zwischen dem knstlerisch-lebensvollen Bild und diesem abstrakten physikalischen G e r i p p e von Gleichungen, zu dem uns die Relativittstheorie fhrt. – Welches ist denn nun aber die wa h re Ansicht? Knnen wir, d r f e n wir so fragen? Wa s i s t d e n n Wa h r h e i t ? Bleiben wir beim Raum stehen: der physiolog[ische] u[nd] der metrische Raum; der eine differenziert, der andere homogen, der eine u n s t e t i g , der andere s t e t i g . U[nd] weiter als der psycholog[isch]-physiolog[ische] Raum geht der knstlerische Raum (die gotische Kirche ... cit. Worringer...) 661[.] Welcher Raum ist der wahre? Der konkret-lebendige wird man geneigt sein zu sagen – Aber damit die Empfind[ung] des Architekten sich o b -
A
stellt] davor gestrichen: Und doch
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j e k t i v i e re n kann, dazu muss er ja die Gesetze der Mechanik, die Statik der Pfeiler u[nd] Sulen beachten. Gewiss[,] diese Gesetze sind ihm nicht der volle Inhalt seines Raumgefhls – aber ohne sie knnte sich ja eben dieses Raumgefhl nicht d a r s t e l l e n , nicht zur „Gestalt“ im objekt[iven] Sinne werden – A
So bedingt beides sich wechselweise – kein unaufhebb[arer] Gegensatz!
A l l g e m e i n e Au s f h r u n g Wir gehen nicht vom einen „Seienden“ aus, das sich verschiedentlich „abbildet“. Seit Kant gilt eben dieser Wahrheits- u[nd] Seinsbegriff nicht mehr. Sondern die Totalitt der „Ansichten“ – das i s t der Gegenstand. – Ich kann nicht fragen: welches ist denn das wa h re Haus? – das von fern B oder von nah gesehen? cf. 501! nicht zu genau hinsehen! 662 – sondern nur eben das Gesetz der Reihe selbst! Ebenso auch hier – ich lasse den Gegensatz fr mich erst entstehen, indem ich die Erkenntnis in Bewegung versetze (vgl. Collier 663 von Geometrie zur Physik zur Biologie) – durch diese Bewegungs=Entfaltung entsteht mir die O b j e k t i v i t t d e r E r f a h r u n g . Nun aber fhrt diese Bewegung auch ber das Gesamtgebiet der theoret[ischen] Erkenntnis selbst, z u n e u e n G e b i e t e n h i n a u s ! – u[nd] hierin liegt das Entscheidende. Kant begngt sich zunchst damit, den Copernic[anischen] Standpunkt auf die Erkenntnis anzuwenden. Wir mssen aber weiter gehen u[nd] die Frage auf alle Formen des We l t ve r s t n d n i s s e s richten! s[iehe] Blatt! C Die Formen dieses Verstndnisses mssen entwickelt werden; es muss gezeigt werden, wie sie sich scheiden u[nd] wie sie doch ineinandergreifen – wie alle zusammen e i n e Sprache bilden und doch jede ein besonderes I d i o m . D
werden –] am Rand: cf. Goethe 705[: „]Wre die Natur in ihrer leblosen Anf[ngen] nicht so grndlich s t e re o m e t r i s c h [, wie wollte sie zuletzt zum unberechenbaren und unermeßlichen Leben gelangen?“] 664 B cf. 501! ... hinsehen!] am Rand geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen C siehe Blatt!] Ein solches Bl. konnte bisher im Nachlaß nicht gefunden werden D Die Formen ... I d i o m .] Abschnitt am Rand mit einem vertikalen Bleistiftstrich markiert A
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Beilagen
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Wir machen dies zunchst an B e i s p i e l e n klar[:] a) objektiv Hindurchverfolgen ein u[nd] desselben, objektiven Begriffs (– der aber eben nur scheinbar eine s a c h l i c h e I d e n t i t t bildet –) durch verschiedene Symbolformen[:] 1) R a u m – physiolog[ischer] u[nd] metrischer, architektonischer R[aum] der Relativittstheorie ([„]Union[“]: Minkowski 665!) 2) N a t u r [:] Die Ø – Die Galilei-Keplersche Natur – Boyle 666 – Das Natur g e s e t z – Goethes Natur im Fragment ber die Natur. 667 – A Nun aber weiterhin die Grundfunktionen S p r a c h e , M y t h o s [–] B auch sie sind durchwirkend u[nd] doch andere auf jeder Stufe[.] Sprache als geistige Aktivitt – nicht als Abdruck eines Gegebenen – als Energeia, nicht als Ergon 668 – aber diese Energeia manifestiert sich auf verschiedenen Stufen verschieden – Unendlich oft ist die Sprache z. B. gescholten worden als Hemmnis des reinen Erkennens – die Worte sind der Schleier, der uns von der Erfassung der D i n g e trennt – Und doch giebt es auch Begriffserkenntnis nur m i t der Sprache, durch sie ... Daher wieder die Versuche, die Sprache selbst zu rationalisieren – Lingua rationalis 669 – Ferner die Sprache der Dichtung, der Lyrik ... In alledem bleibt die Sprache[,] was sie ist; ihre geistig=grammatische Form, ihre „innere Form“ 670 muss erhalten bleiben – aber sie ist doch etwas vllig Neues geworden, erfllt eine andere F u n k t i o n . Diese „Superposition der Symbolformen“ ist ein allgemeines erkenntniskritisches Problem ... Ebenso M y t h o s Das mythische Denken u[nd] die myth[ische] Phantasie: die Gesetze der »mythischen Apperzeption« 671 wiederum in ihrer Einheitlichkeit herauszustellen – Aber es wre nun ein Irrtum zu glauben, daß diese Stufe des myth[ischen] Denkens schlechthin berwunden, abgetan wird. Auch sie wirkt weiter, aber es superponieren sich ihr neue Interessen, neue Symbolformen –
Natur. –] am Rand: Goethe 700: schdlichstes Vorurt[eil], daß wir irgend eine Art Naturbetr[achtung] mit dem Bann belegen! 672 B im Fragment ... M y t h o s –] am Rand mit einem vertikalen Bleistiftstrich markiert A
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Die Form der R e l i g i o n – sie ist ohne den Mythos nicht denkbar, wrde nach Ausscheid[ung] alles Mythischen jeden eigenen Gehalt verlieren – u[nd] ist doch nicht Mythos – Ja bis in unser e m p i r i s c h e s Weltbild u[nd] weiter bis in unser w i s s e n s c h a f t l [ i c h e s ] Weltbild ragt der Mythos hinein[.]
Diese M a n n i g f a l t i g k e i t gilt es zunchst als Totalitt rein deskriptiv zu erfassen – Nicht also das eine oder das andere Moment zu unterdrkken – um der Wahrheit des anderen willen – sondern ihre S t u f e n f o l g e zu berschauen[.] Beispiel: Copernikanisches System! 673 501[:] Nicht zu genau! Winkel von 45 A674 [„]Den Sinnen hast Du dann zu trauen[, Kein Falsches lassen sie dich schauen, Wenn dein Verstand dich wach erhlt“] 675 – Hier scheint sich der Hegel’sche Gedanke einer Phaenomenologie aufzudrngen ... Aber der Mangel bei Hegel liegt darin, daß er an Stelle der reinen Deskription die d i a l e k t i s c h e M e t h o d e setzt. Darin liegt ein doppelter Fehler[:] 1) wird dadurch der gesamte Prozess wieder l o g i f i z i e r t ; die Entwicklung auf jeder Stufe ist im Grunde doch b e g r i f f l i c h e Entwicklung (Beispiel: Blte[,] Frucht[,] schlechter sophistischer Spass! 676 hier unbedingt anzufhren). [2)] Die Eigenart der einzelnen Stufen wird nicht erkannt, sondern im Grunde alle in die hchste, die Philosophie aufgehoben – So die Religion – sie ist philosoph[ischer] Wahrheitsgehalt und in die Form der Vorstell[ung] gefasst etc. – Die „Wahrheit“ ist also wiederum nicht das Ganze u[nd] seine Bewegung, sondern als „absolute“ Wahrh[eit] ist sie die hchste S p i t z e .
Dem setzen wir unsere Methode gegenber. Sie ist zunchst nicht d i a l e k t i s c h = d e d u k t i v, sondern a n a l y t i s c h = t r a n s z e n d e n t a l ; sie k o n s t r u i e r t die Symbolformen nicht, sondern nimmt sie als „gegebene“ (analytisch=regressiv) u[nd] sucht dann freilich ihren Aufbau, ihre genet[ische] Verknpfung darzustellen – aber vorsichtig an der Hand der Tatsachen, geleitet von der Faktizitt der Kul501: Nicht zu genau! Winkel von 45 ] am Rand geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen A
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tur, der Wissenschaft – aber keineswegs nur der Wissenschaft; sie in ihrem Aufbau vom mathemat[ischen] zum physikal[ischen,] von dort zum Biologischen, weiter zum G e s c h i c h t l i c h e n – A Dann aber Verhltnis der Erkenntnis als G a n z e s zu Sprache, Mythos, Religion, Kunst – die F u n k t i o n von allen diesen u[nd] wie sie zusammen den Aufbau der geistigen Welt vollziehen u[nd] ihren Gehalt ausmachen[.]
Neuer Wirklichkeitsbegriff: die G e s a m t h e i t dieser Energien macht erst den Begriff der Wirklichkeit aus – andrerseits aber treten sie nicht einfach nebeneinander, sodaß sie sich als Summanden verhalten, zu einer Summe e r g n z e n – sondern jede von ihnen verlangt, den g a n z e n Kreis auszufllen – daraus der notwendige Konflikt[:] Glaube u[nd] Vernunft B, Mythos u[nd] Wissenschaft, Sprache u[nd] begriffl[iche] Erkenntnis – Zuletzt muss doch dies alles nicht s u m m i e r t , sondern i n t e g r i e r t werden, um einen Begriff der „Welt“ und der „Wahrheit“ auszumachen ... (Copernikanische u[nd] „gemeine“ Anschauung)
G a n z absehen aber von jeder Symbolform knnen wir nicht. Ein solches ,Absolutes‘ ist uns versagt: [„D]ie leichte Taube[, indem sie in freiem Fluge die Luft teilt, deren Widerstand sie fhlt, knnte die Vorstellung fassen, daß es ihr im luftleeren Raum noch viel besser gelingen werde.“] (Kant). 677 Und doch ist dieser „Relativismus“ in keiner Weise s k e p t i s c h – er will ja vielmehr jeder Wahrh[eit] ihren besonderen G e l t u n g s we r t geben, indem er sie an ihrer S t e l l e bekrftigt u[nd] bestehen lsst.
Nur wenn diese Stelle (d e r „I n d e x “) nicht bercksichtigt wird, entsteht Verwirrung und Widerspruch – entsteht eine A m p h i b o l i e d e r s y m b o l i s c h e n Fo r m e n – Das falsche Absolute hebt gerade den Wert des ,Relativen‘ auf; wir suchen eben diesen Wert zu sichern.
von der Faktizitt ... G e s c h i c h t l i c h e n –] Abschnitt am Rand mit einem vertikalen Bleistiftstrich markiert B Vernunft] statt gestrichen: Wissen A
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Diese Relativitt rettet uns die Sinnl[ichkeit]; wir sagen mit Goethe: [„]Den Sinnen hast Du dann zu trauen[ ...“] (Naturb[etrachtung], S. 2) A678 Schluss: Wir sind weit von Goethe abgekommen. Aber in der Tat nur eine solche Erkenntnistheorie wsste die Frage [zu] lsen – Goethes [„]Sehen mit Geistesaugen[“ (]cf. Form (Gest[alt]), S. 4) 679 – Aber auch die Mathematik ist ja ein solches Sehen mit geistigen Augen! – Es handelt sich jetzt nur darum, den Begriff des Geistigen selbst in seiner ganzen Ausdehnung, in seinem Reichtum u[nd] seiner ganzen Tiefe zu fassen ... sodaß jede geistige Einzelfunktion hier ihre Stelle fnde ... B Damit sind wir weit ber Goethe hinausgeg[angen] – aber gerade er hat gesagt, daß nur was die Aktivitt anregt und frdert etc. 680 Im brigen haben wir das P ro b l e m Goethe u[nd] die mathemat[ische] Physik viell[eicht] nicht gelst – aber wir haben es in ein Po s t u l a t verwandelt (Goethe an Zelter...) C681 Dieses Postulat, je weiter es sich fr uns konkret erfllen wird, trgt die Bedingung zur Lsung auch dieses P ro b l e m s in sich.
[„]Es ist die ew[ige] Form[el] des L[ebens], die sich auch hier ussert[.“] D682L
Ganz absehen ... (Naturbetrachtung, S. 2)] zwischen den Zeilen und am Rand geschrieben B Es handelt ... fnde...] am Rand mit einem dicken vertikalen Bleistiftstrich markiert C Im brigen ... Zelter...)] am Rand mit einem dicken vertikalen Bleistiftstrich markiert D „Es ist ... ussert.“] in Bleistift A
ber Linn und die gewhnliche Art, die Botanik zu behandeln:
„Soll ich nun ber jene Zustnde mit Bewusstsein1 deutlich werden, so denke man mich als einen geborenen Dichter, der seine Worte, seine Ausdrcke unmittelbar an den jedesmaligen Gegenstnden zu bilden trachtet, um ihnen einigermaßen genug zu thun. Ein solcher sollte nun eine fertige Terminologie in’s Gedchtnis aufnehmen, eine gewisse Anzahl Wrter und Beiwrter bereit haben, damit er, wenn ihm irgend eine Gestalt vorkme, eine geschickte Auswahl treffend, sie zu charakteristischer Bezeichnung anzuwenden u[nd] zu ordnen wisse. Dergleichen Behandlung erschien mir immer als eine A r t vo n M o s a i k A , wo man einen fertigen Stift neben den andern setzt, um aus tausend Einzelheiten endlich B den Schein eines Bildes hervorzubringen; und so war mir die Forderung in diesem Sinne gewissermaßen widerlich. ... Ich verlor (angesichts der ausserordentlichen Versatilitt der Organe) den Mut, i r g e n d wo e i n e n P f a h l e i n z u s c h l a g e n oder wohl gar eine Grenzlinie zu ziehen.“ Welches ist nun aber die Methode, die dieser Art der Begriffsbildung, die das Einzelne zum M o s a i k macht, entgegentritt? C Es ist die Methode der Continuitt, der stetigen Variation der Elemente. Der Begriff der Einzelpflanze selbst muss so gefasst sein, daß er diese Variation ermglicht, ja f o r d e r t . Hierzu leitet zunchst die unmittelbare Beobachtung der Natur: „Hier drang sich nun dem unmittelbaren Anschauen gewaltig auf: wie jede Pflanze ihre Gelegenheit sucht, wie sie eine Lage fordert, wo sie in Flle und Freiheit erscheinen knne. Bergeshhe, Thalestiefe, Licht, Schatten, Trockenheit, Feuchte, Hitze, Wrme, Klte, Frost und wie die B e d i n g u n g e n alle heissen mgen[!] ... Ahnungen hiervon berhrten mich in der freien Welt, und neue Klarheit schien mir aufzugehen ber Grten und Bcher.“ 683 Die Pflanze i s t , was sie i s t nur unter bestimmten B e d i n g u n g e n : so kann auch der B e g r i f f , der ihr Sein zum Ausdruck bringen soll, von der Mannigfaltigkeit u[nd] Verschiedenheit dieser Bedingungen nicht abse1
Bewusstsein] am Rand: WA2 [Bd.] VI, [S.] 116 [f.] 684
A r t vo n M o s a i k ] in Bleistift unterstrichen endlich] statt gestrichen: schließlich C entgegentritt?] entgegentritt. A B
ber Linn
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hen. Da aber diese Bedingungen variabel sind, so muß der Begriff selbst eine bestimmte Variabilitt in sich aufnehmen. Eine G r u n d g e s t a l t wird gesetzt, aber sie bleibt nicht starr, sondern erfhrt eine Vernderung bestimmter Momente u[nd] stellt sich damit erst als wahrhafte To t a l i t t dar. Hier wendet sich G[oethe] mit voller methodischer Klarheit gegen die gewhnliche Methode der Beschreibung, die nur das G e g e b e n e , im Zeitmoment Ruhende als „seiend“ aufzufassen vermag. Der1 Beschreibende muß [„]das Organ erfassen, wie es gegenwrtig ist, (er ist daher gentigt) eine jede Erscheinung als fr sich bestehend anzunehmen und [ ...] so entsteht niemals eigentlich die Frage, woher denn die Differenz der verschiedenen Formen entsprang; da eine jede als ein festgestelltes, von den smtlichen brigen, so wie von den vorhergehenden und folgenden vllig verschiedenes Wesen angesehen werden muss. Dadurch wird alles Wandelbare s t a t i o n r, das Fliessende starr, und dagegen das gesetzlich Raschfortschreitende s p r u n g h a f t angesehen, und das aus sich selbst herausgestaltete 685 Leben als etwas Zusammengesetztes betrachtet“ – A Beides: das Stationre wie das Sprunghafte B berwindet das Moment der Continuitt. In der Continuitt, der stetigen Reihe wird das Einzelglied durchaus in seiner Einzelheit, in seiner Individualitt C erfasst; aber es bezeichnet doch zugleich eben nur einen Moment der Reihe, die als Ganzes in ihrem beherrschenden Gesetz aufgefasst wird. Wie die Linie nicht die Summe ihrer Punkte, so [ist] das kontinuierl[ich] fortschreitende Leben nicht das Aggregat der einzelnen, gegenwrtigen Phasen[.] D Goethe betont die C o r re l a t i o n b e i d e r G e s i c h t s p u n k t e : das Denken, der echte Naturbegriff muß sondernd verknpfen und verknpfend sondern: „Der Mensch muß, um zu erkennen, dasjenige2 sondern, was nicht gesondert werden sollte; und hier ist kein ander Mittel, als das, was [die Natur] gesondert unserer Erkenntnis vorgelegt hat, wieder zu verbinden, wieder zu Einem zu machen, wenn wir Acht haben, wie eine Gestalt sachte in die andere bergeht u[nd] zuletzt von der folgenden Gestalt gnzlich verschlungen wird.“ 1 2
Der] davor am Rand: [Bd.] VI, [S.] 359 [f.] 686 dasjenige] am Rand: [Bd.] VII, [S.] 13 687
betrachtet“ –] am Rand in Bleistift: (Poncelet) Sprunghafte] am Rand in Bleistift: – Bergson – Denken[:] pense cinmatograph[ique] 688 C Individualitt] statt gestrichen: Continuitt D Wie die ... Phasen.] zwischen den Zeilen und am Rand geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen A B
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Beilagen
Beide Processe: das Sondern wie das Verknpfen sind zwei „unzertrennliche Lebensakte“; und in dieser steten „Systole und Diastole“ des Denkens stellt sich uns zugleich das einheitliche Leben der Natur, ihre Analysis u[nd] Synthesis dar, die wie Aus- und Einathmen zu einander gehrt. 689 „Vielleicht1 ist es besser gesagt, daß es unerlsslich ist, man mge wollen oder nicht, aus dem Ganzen ins Einzelne, aus dem Einzelnen ins Ganze zu gehen, u[nd] je lebendiger d i e s e F u n k t i o n e n d e s G e i s t e s , wie Aus- u[nd] Einathmen sich zusammen verhalten, desto besser wird fr die Wissenschaft[en] und ihre Freunde gesorgt sein.“
Also hier zwei verschiedene geistige G r u n d f u n k t i o n e n , zwei Arten des Begreifens der Natur deutlich gesondert. Noch schrfer tritt der Unterschied in einer neuen Bezeichnung hervor, in der Trennung von Ve r s t a n d e s b e g r i f f u[nd] Ve r n u n f t b e g r i f f . Der Verstand ist das analytisch-trennende, die Vernunft das synthetisch-vereinigende Princip. Dieser zerlegt nach gemeinsamen dingl[ichen] Merkmalen (Linn), jene stellt wieder den gesetzlichen Zusammenhang, die Regel des bergangs des Getrennten dar. In diesem Sinne ist die Idee der Metamorphose ein reiner Ve r n u n f t b e g r i f f . „Die Vernunft ist auf das Werdende, der Verstand auf das Gewordene angewiesen. ... Sie erfreut sich am Entwickeln, er wnscht alles f e s t z u h a l t e n , damit er es nutzen knne.“ (Max[ime] 555.) 690 Hier liegt wiederum das Neue, was Goethe seiner Zeit entgegenhlt: denn in ihr hatte sich [„]die starre Vorstellungsart, n i c h t s k n n e we r d e n , a l s wa s s c h o n s e i [“,] aller Geister bemchtigt. A691 Einschachtelungslehre: die Organe waren schon vorher da, ehe sie usserlich in die Erscheinung traten. D i e s e L e h re a b e r „w i r d e i n e m H h e r g e b i l d e t e n g a r b a l d w i d e r l i c h [“]2 – aber freilich knnen wir die Prdelineation, Praedetermination nicht ganz entbehren. Die B e d i n g u n g e n sind in jedem Organismus vorhanden, aber sie sind es nur d y n a m i s c h , nicht als s i n n l i c h - d i n g l i c h e M e r k m a l e u [ n d ] E i g e n s c h a f t e n , die eingeschachtelt in ihm ruhen. „Die berzeugung, daß alles fertig und3 vorhanden sein msse, wenn man ihm die gehrige Aufmerksamkeit schenken solle, hatte das Jahrhundert ganz umnebelt ... u[nd] so ist diese Denkweise als die natrlich1 2 3
A
Vielleicht] davor am Rand: [Bd.] VII, [S.] 188 692 w i d e r l i c h “] am Rand: [Bd.] VII, [S.] 73 693 und] am Rand: [Bd.] VII, [S.] 120 694
bemchtigt.] am Rand in Bleistift: Nil noviter generari 695
ber Linn
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ste u[nd] bequemste aus dem 17ten ins 18te, aus dem 18ten ins 19te Jahrhundert bergegangen u[nd] wird so fort, nach ihrer Weise ntzlich, wirken, und das Bestehende uns klar u[nd] deutlich vorfhren, indeß die ideelle Denkweise d a s E w i g e i m Vo r b e r g e h e n d e n s c h a u e n l s s t und wir uns nach u[nd] nach A dadurch auf den rechten Standpunkt, wo Menschenverstand und Philosophie sich vereinigen, werden erhoben sehen.“ Das Ewige im Vorbergehen zu schauen; das ist die Art[,] wie hier die Auffassung der Einzeldinge sub specie aeterni verstanden wird. Aber das Vorbergehen, der Wechsel ist hier e i n e b e n s o n o t we n d i g e s M o m e n t w i e d i e D a u e r s e l b s t ; es erfllt erst ganz den echten „Vernunftbegriff“. – S i m u l t a n e s u [ n d ] S u c c e s s i ve s s i n d h i e r B i n n i g s t i n E i n s g e f a ß t [,] u[nd] beides zusammen ergiebt erst die Charakteristik der Idee. 696
Die1 Methode der Naturbetrachtung ergiebt sich hieraus mit innerer Notwendigkeit. Das gewhnliche Verfahren, das aus der Ve r g l e i c h u n g d i s k re t e r E i n z e l h e i t e n zu einem Gesamtbild vorzudringen sucht, wird abgewiesen. D i e s e r „A n a l y s i s p e r s a l t u m “ entschlpfen die echten Zusammenhnge des Einzelnen. Ein solcher Vergleich des zufllig u[nd] zusammenhangslos Einzelnen ist es, was Goethe „Induktion“ nennt u[nd] was er, in einem merkwrdigen Ausspruch, energisch ablehnt: C [„] I n d u k t i o n h a b ’ i c h m i r n i e e r l a u b t u n d w u s s t e s i e , wo s i e m i r e n t g e g e n t r a t , i m m e r a b z u we h re n [.“] ([Bd.] XI, [S.] 105) 697 Die echte Methode geht einen anderen Weg: sie entwickelt aus dem Einzelphaenomen stetig eine Reihe von Phaenomenen. „E i n Phaenomen, e i n Versuch kann nichts beweisen, es ist das Glied einer grossen Kette, das erst im Zusammenhange gilt.“ (Max[ime] 156) 698 „Kein Phaenomen erklrt sich an und aus sich selbst; nur viele, zusammen berschaut, methodisch geordnet, geben zuletzt etwas, das fr Theorie gelten kann 699.“ (1230.) 700 Wir stellen einen Versuch hin, ohne zunchst nach seiner „Erklrung“ zu fragen. Aber wir fragen weiter: was 1
Die] davor am Rand in Bleistift: (40.) 701
nach] am Rand in Bleistift: [„]Der Spiegel sagt mir ... In Gott muss alles ewig stehn[“ –] 702 B h i e r ] danach gestrichen: in der C ablehnt:] ablehnt. A
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Beilagen
g re n z t A unmittelbar an diesen Versuch? Dadurch entsteht eine Vermannigfaltigung eines jeden Versuchs[,] u[nd] eine solche Erfahrung ist von einer hheren Art. [„]N u r d a s N c h s t e a n s N c h s t e z u re i h e n [ ...]: d i e s h a b e n w i r vo n d e n M a t h e m a t i k e r n z u l e r n e n , a u c h d o r t , wo w i r u n s k e i n e r R e c h n u n g b e d i e n e n .[“ (Bd.] XI, [S.] 21 B ff.[)] 703 Merkwrdig genug,daß G[oethe]hierselbst auf den m a t h e m a t [ i s c h e n ] Begriff zurckweist, den er sonst doch fernzuhalten sucht: das Verbindende ist eben das R e i h e n - M o t i v. Wie aus einer best[immten] Gestalt durch Variation eine ganze Kette von Gestalten hervorgeht u[nd] diese Kette sich in E i n e m Gesetz beherrschen lsst, so gilt das Gleiche auch von den „Formen“ der Lebewesen. „Willst Du ins Unendliche schreiten, geh’ nur im Endlichen nach allen Seiten.“ 704 [„]Jede Bedingung, unter der 705 ein Phaenomen erscheint,1 ist genau aufzusuchen und nach mgl[ichster] Vollstndigkeit der Phaenomene zu streben, 706 we i l s i e d o c h z u l e t z t s i c h a n e i n a n d e r z u re i h e n , o d e r v i e l m e h r b e r e i n a n d e r z u g re i f e n g e n t i g t s i n d 707 u [ n d ] s o m i t 708 vor dem Anschauen des Forschers auch eine A r t O r g a n i s a t i o n b i l d e n [“.] Das Vorgehen beruht auf der Entdeckung eines praegnanten Punktes: [„]ich raste nicht, bis ich einen praegnanten Punkt finde, von dem sich vieles ableiten lsst[“]. 709 Der gegenwrtig-vorliegende Fall ist praegnant, „praegnans futuri“, wie Leibniz sagt; 710 wie denn auch fr das physikalische Genie Galileis ein Fall fr tausende gestanden habe. 711
Diese Art der T h e o r i e geht auf nichts anderes, als auf den Z u s a m m e n h a n g d e r E r s c h e i n u n g e n selbst; sie will diesen Zusammenhang durchleuchten u[nd] durchsichtig machen. „Die Theorie an und fr sich ist nichts ntze, als insofern sie uns an den Zusammenhang der Erscheinungen glauben macht[.“] (Refl[exion] 529) 712 Und es giebt demgemß [„]eine zarte Empirie, die sich mit dem Gegenstand innigst identisch macht, und dadurch zur eigentlichen Theorie wird“ 713, indem sie nmlich die Fden, d i e vo n d e m E i n z e l f a l l z u r A l l h e i t d e r P h a e n o m e n e h i n f h re n , gedanklich weiterspinnt. 1
A B
erscheint,] am Rand in Bleistift: [Bd.] XI, [S.] 48 714
g re n z t ] mit Bleistift doppelt unterstrichen 21] 20 Angabe berichtigt
ber Linn
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In diesem Sinne geht [„]jedes Anschauen in ein Betrachten, jedes Betrachten in ein Sinnen, jedes Sinnen in ein Verknpfen ber: und so kann man sagen, daß wir schon bei jedem aufmerksamen Blick in die Welt theoretisieren. Dieses aber mit [ ...] Selbstkenntnis, mit innerer Freiheit, [ ...] mit I ro n i e zu thun[“], ist die eigentl[iche] Aufgabe des Forschers. 715 Mit Ironie – denn der Forscher weiß u[nd] fhlt, daß die „Verknpfung“ nicht unmittelbar in den Dingen, sondern in den Ideen liegt – aber er weiß ferner, daß ohne derartige Ideen keine Einheit des Weltbildes zustandekommt. A
Dieses Denken ist „g e g e n s t n d l i c h “, denn es sondert sich nicht von den Objekten, sondern sucht nur sie selbst in ihrer inneren Verknpfung aufzuweisen. Es sucht den „Grund“ der Erscheinungen nicht hinter ihnen; sondern will nur d e n K o s m o s d e r A n s c h a u u n g selbst darstellen. Refl[exion] 575: „Das Hchste wre zu begreifen, daß alles Faktische schon Theorie ist. [ ...] M a n s u c h e n u r n i c h t s h i n t e r d e n P h a e n o m e n e n : s i e s e l b s t s i n d d i e L e h re .[“] 716 Sie selbst aber nicht als isoliert, sondern als verknpft durch ideelle Zusammenhnge. In diesem Sinne ist es vergebens, sich nach den „Ursachen“ der Erscheinungen zu erkunden: „Der denkende Mensch irrt besonders, wenn er sich nach Ursach[’] und Wirkung erkundigt; sie beide zusammen machen das untheilbare Phaenomen.“ (Max[ime] 1234) 717 1236[:] „Der eingeborenste Begriff, der nothwendigste[,] von U r s a c h ’ und W i r k u n g wird in der Anwendung die Veranlassung zu unzhligen, sich immer wiederholenden Irrtmern.“ 718 1211[: „]Man erkundige sich ums Phaenomen, nehme es so genau damit als mglich [ ...] und lasse das Problem ruhig liegen. [Umgekehrt handeln die Physiker: sie gehen gerade auf’s Problem los und verwickeln sich unterwegs in so viel Schwierigkeiten, daß ihnen zuletzt jede Aussicht verschwindet.“] 719 [„]Wie? Wann? und Wo? – die Gtter bleiben stumm – Du halte Dich ans Weil 720[,] und frage nicht Wa r u m ?[“] 721 Interessant, wie diese Grundauffassung mit seiner Auffassung des B e g r i f f s sich i n n i g s t b e r h r t , von ihr u n m i t t e l b a r g e f o r d e r t w i r d . Daß dieser „phaenomenologische“ Gesichtspunkt sich nicht auf Mit Ironie – ... zustandekommt.] Abschnitt am Rand mit einem vertikalen Bleistiftstrich markiert A
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Beilagen
die Biologie beschrnkt, sondern von allgemeiner, weitreichender Bedeutung ist, braucht hier nur angedeutet [zu] werden. Interessant, daß Goethe sich hier mit den großen mathemat[ischen] Denkern, mit Galilei, Kepler u[nd] seinem Antipoden Newton, berhrt. Ein Zusammenhang, der nicht zufllig ist, sondern eben in der Grundauffass[ung] des Begriffs selbst wurzelt. Poncelet[.] A Allg[emeine] Zusammenfassung: Wir blicken noch einmal auf die allg[emeine] Antinomie zurck, von der wir ausgegangen [sind]. [Der] G e g e n s a t z von Anschauung und Begriff, des Besonderen u[nd] Allgemeinen scheint zunchst unauflslich. Auch hierfr findet sich bei Goethe ein charakteristisches Wort[:] „Alle Versuche, die Probleme der Natur zu1 lsen, sind eigentlich nur Konflikte der Denkkraft mit dem Anschauen. Das Anschauen giebt uns auf einmal den vollkommenen Begriff von etwas Geleistetem; die Denkkraft ... mchte nicht zurckbleiben, sondern auf ihre Weise zeigen und auslegen, wie es geleistet werden konnte und musste. Da sie sich selbst nicht [ganz] zulnglich fhlt, so ruft sie die Einbildungskraft zu Hlfe[,] u[nd] so entstehen nach u[nd] nach solche Gedankenwesen (entia rationis), denen das große Verdienst bleibt, uns auf das Anschauen zurckzufhren, und uns zu grsserer Aufmerksamkeit, zu vollkommenerer Einsicht hinzudrngen.“ B Das ist in der That der allgem[eine] Weg der Wissenschaft. Zunchst erscheint der C o n f l i k t der Denkkraft mit dem Anschauen unvermeidlich. Aber dieser C o n f l i k t bedeutet dennoch keinen unlsbaren Widerspruch. Der Begriff wendet sich vom Anschaul[ich]-Einzelnen nur ab, um wieder zu ihm zurckzufhren. Die Methode besteht darin, daß er eine universelle R e g e l bezeichnet, die uns anweist, das Anschaulich Gegebene selbst nach den verschiedensten gedankl[ichen] Richtungen zu durchschreiten u[nd] damit zu beherrschen. Die Aufgabe erhebt sich auf jeder Stufe von neuem; sie ist niemals vllig gelst, sodaß der Conflikt wirklich aufgehoben wre; aber die Richtung ihrer Lsung lsst sich allgemein bezeichnen. Und die Grundrichtung der Lsung bleibt identisch in allen Wissenschaften. Insofern behaupten wir eine E i n h e i t d e r B e g r i f f s f u n k t i o n a l s s o l c h e r in aller Mannigfaltigkeit ihrer Anwendungen. Zwar die Unterschiede zwischen den verschiedenen Gebieten sollen 1
zu] am Rand: [Bd.] IX, [S.] 91 722
Poncelet.] in Bleistift „Alle Versuche ... hinzudrngen.“] Zitat am Rand mit einem vertikalen Bleistiftstrich markiert
A B
ber Linn
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nicht geleugnet, nicht nivelliert werden. Aber es sind methodische, nicht absolute metaphysische Unterschiede, A die also auch wiederum in einer m e t h o d i s c h e n E i n h e i t zusammenhngen. Vom Standpunkt der objektiven Betrachtung wre dies so auszusprechen, daß es im Grunde doch nur Ein Sein, Eine Wirklichkeit ist, auf die alle Wissenschaften sich gleichmßig im letzten Grunde zurckbeziehen mssen. Erkenntniskritisch stellt sich dies Ergebnis uns in anderer Form dar: die hier postulierte Einheit des Seins erscheint als eine l e t z t e E i n h e i t d e s D e n k e n s , als eine grundlegende Leistung, ein grundlegendes Verfahren, das identisch bleibt. In diesem Sinne ist a l l e s e c h t e B D e n k e n „g e g e n s t n d l i c h “; C723 es entfernt sich nicht von seinen Objekten, sondern fhrt immer tiefer in ihre Besonderheit hin[ein]. Der Unterschied wurzelt nur in der Eigenart der Objekte selbst. Der mathematische Gegenstand als reine ideelle Relation ist freilich ein anderer, als der sinnlich empirische Gegenstand der Naturbeschreibung. Aber die Art, beide zu beherrschen, weist doch einen gemeinsamen Grundzug auf. Und so ist es die E i n h e i t d e r L o g i k , die uns in diesem Sinn der E i n h e i t d e r W i r k l i c h k e i t versichert. Wo man diese Einheit der Logik geleugnet [hat], da endete man in der That stets mit einer dualist[ischen] Trennung der Wirklichkeit in 2 heterogene Hlften (naturwissensch[aftliche] u[nd] historische Wirklichkeit). Fr uns ist der naturwissensch[aftlich] exakte Begriff in der That gleichfalls ein anderer als der historische. Denn er verknpft das Mannigfaltige nach einem anderen G e s i c h t s p u n k t . Aber daß berhaupt D in ihm ein Mannigfalt[iges] gesetzlich E geeint u[nd] damit auch (kraft der Methode der Variation) in seiner B e s o n d e r h e i t tiefer erfasst wird: das ist beiden Formen gemeinsam. – Von neuem sehen wir hier die allgemeine Bedeutung der re i n e n L o g i k vor uns. Durchdringung der Logik mit dem specifischen Gehalt der Sonderwissenschaften. Hier bieten sich noch mannigfache neue Probleme dar. Analog wie fr den Begriff ergeben sich hnliche Betrachtungen fr das Urteil. Die S u b s u m p t i o n s - u [ n d ] E i g e n s c h a f t s u r t e i l e , die e i n M e r k m a l vo n e i n e m D i n g a u s s a g e n o d e r e i n e K l a s s e e i n e r a n d e r n u n t e ro r d n e n zu unterscheiden von den reinen Z u s a m m e n h a n g s u r t e i l e n , den F u n k t i o n s - U r t e i l e n . F U[nd] auf diesen letzteren beruht gerade dasjenige, was wir Erfahrung, was wir Unterschiede,] Unterschiede; e c h t e ] zwischen den Zeilen geschrieben und mit Zeichen dieser Stelle zugewiesen C a l l e s e c h t e D e n k e n „g e g e n s t n d l i c h “;] mit Bleistift unterstrichen D daß berhaupt] statt gestrichen: es ist dies gesetz[lich] E Fr uns ... gesetzlich] am Rand mit einem vertikalen Bleistiftstrich markiert F S u b s u m p t i o n s - u n d ... F u n k t i o n s - U r t e i l e n .] mit Bleistift unterstrichen A B
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Beilagen
Wirklichkeit nennen. Doch muss es bei diesen Andeutungen bleiben: denn hier sollte nur an einem einzelnen B e i s p i e l gezeigt werden, wie weitreichend der Einfluß der reinen, der „formalen“ Logik in die inhaltlichen Gebiete der Erkenntnis sich erstreckt. A
A
Doch muss ... erstreckt.] am Rand mit einem vertikalen Bleistiftstrich markiert
A N H A NG
Z U R T E X TGE STALT U NG
1. Zeichen, Siglen, Abkrzungen Sperrdruck Kursivdruck [] () () ^& ^& {} } ] / // fi
Einfache Hervorhebung Cassirers; in Zitaten: Hervorgehobenes Herausgeberrede Eckige Klammer: Hinzufgungen der Herausgeberin Runde Klammer: in Cassirers Manuskript Runde Klammer, fett: in Cassirers Manuskript mit Bleistift Winkelklammer: eckige Klammer in Cassirers Manuskript Winkelklammer, fett: eckige Klammer in Cassirers Manuskript mit Bleistift Geschwungene Klammer: Hinzufgungen der Herausgeberin in editorisch-philologischen Anmerkungen Schließende geschwungene Klammer: in Cassirers Manuskript Schließende eckige Klammer: Abgrenzung des Lemmas Zeilenbruch Strophenbruch (in zitierten Gedichten) Pfeil: in Cassirers Manuskript
Abkrzungen und Siglen AA a. a. O. Abt. Anm. Aufl. Ausg. Bd., Bde., Bdn. bearb. bes. Bl., Bln. bzw. cf. ders. d. h. DuW ebd.
Akademie Ausgabe der Schriften Kants am angegebenen Ort Abteilung Anmerkung Auflage Ausgabe Band, Bnde, Bnden bearbeitet besonders Blatt, Bltter, Blttern beziehungsweise confer derselbe das heißt Goethe: Dichtung und Wahrheit ebenda
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ECN ECW eingel. Einl. etc. f., ff. FF Hempel Hrsg. hrsg. Kap. KdU KpV KrV L
Morris Ms., Mss. Nr. o. J. o. O. r resp. S. s. s. a. s. o. sog. s. u. Ts., Tss. u. u. a. bers. usw. v v. v. a. vgl. vs. WA Z. Z
z. B. z. T.
Anhang
Ernst Cassirer: Nachgelassene Manuskripte und Texte Ernst Cassirer: Gesammelte Werke. Hamburger Ausgabe eingeleitet Einleitung et cetera folgende, fortfolgende Ernst Cassirer: Freiheit und Form. Hempel’s Klassiker Ausgabe der Werke Goethes Herausgeberin herausgegeben Kapitel Kant: Kritik der Urteilskraft Kant: Kritik der praktischen Vernunft Kant: Kritik der reinen Vernunft nachfolgende Leerzeile(n) getilgt Max Morris: Der junge Goethe Manuskript, Manuskripte Nummer ohne Jahr ohne Ort recto respektive Seite siehe siehe auch siehe oben sogenannt siehe unten Typoskript, Typoskripte und unter anderem bersetzt und so weiter verso von, vom vor allem vergleiche versus Weimarer Ausgabe der Werke Goethes Zeile weggefallene Leerzeile(n) durch Seitenumbruch zum Beispiel zum Teil
Zur Textgestaltung
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2. Regeln der Textgestaltung Mit Ausnahme der Beilagen (Goethe-Notizen und Notizen zu philosophischen Begriffen) sind alle Texte ohne Auslassungen wiedergegeben. Da es sich bei den Beilagen um Cassirers Zettelkasten-Eintrge handelt, die in der Mehrzahl der Flle ber eine Sammlung von Goethe-Zitaten zu den entsprechenden Stichworten nicht hinausgehen, wurde fr diesen Band eine Auswahl getroffen, die unter besonderer Bercksichtigung der in den Vortrgen verhandelten Problemstellungen erfolgte und so pars pro toto einen Einblick in Cassirers Arbeitsweise gewhrt. In den Goethe-Vortrgen und -Vorlesungen spielte die Wiedergabe Goethescher Worte1 eine wichtige Rolle, doch in den Mss. sind vorzutragende Stellen oft nur mit dem entsprechenden Stellennachweis prsent, ohne daß die Passage ausgeschrieben wird. Solche Passagen, die eindeutig gesprochen worden sein mußten, werden hier im Text [in eckigen Klammern] wiedergegeben, weil sie tatschlich zu den Vorlesungen gehrten, zumal Cassirer im weiteren Verlauf seiner Argumentationen wiederholt explizit auf diese Stellen Bezug nimmt. Analog wird verfahren im Falle der Entwrfe und Vorstufen, die in diesem Band zur Verfgung gestellt werden: Nur stichwortartig anzitierte Passagen sind im Text nach Maßgabe der publizierten, endgltigen Versionen ergnzt. Den Text begleiten drei Anmerkungsarten: 1) Cassirers eigene Anmerkungen stehen als Fußnoten. Sie sind, wie sonst in Cassirers Werken, auf jeder Seite jeweils neu numeriert und im laufenden Text mit hochgestellten Indexziffern bezeichnet; 2) editorisch-philologische Anmerkungen zum Ms.-Befund stehen mit Lemma-Angabe ebenfalls als Fußnoten im laufenden Text, und zwar durch hochgestellte lateinische Großbuchstaben markiert. Hier werden auch Streichungen mitgeteilt, die inhaltlich von Belang sein knnten; 3) HerausgeberAnmerkungen sind – im laufenden Text durch tiefgestellte Indexziffern bezeichnet – durchnumeriert und im Anhang zusammengefaßt. Auf Markierung des Seiten- und Zeilenumbruchs des Original-Ms. ist zugunsten der Lesbarkeit des Textes verzichtet worden. Leerzeilen, die Cassirer offensichtlich als Raum fr sptere Einfgungen von Literaturhinweisen und Anmerkungen ließ, sind – ebenfalls zugunsten der Lesbarkeit – getilgt und durch ein hochgestelltes L (L) am Ende der letzten Zeile vor Beginn dieser Tilgungen kenntlich gemacht. Die Ergnzungen von ausgesparten Wrtern sind, wie Eingriffe der Herausgeber (Einfgungen, nderungen), durch eckige Klammern [ ] gekennzeichnet bzw. werden in einer editorisch-philologischen Anmerkung mitgeteilt. Cassirer zitiert in seinen Mss. mit einfachen und doppelten Anfhrungszeichen (‚‘ / „“), die manchmal schwer voneinander zu unterscheiden sind, sowie mit guillemets (& ^, hier: » « resp. ^ &, hier: « »). Weil eine einheitliche Vgl. hierzu den Bericht von Cassirers Ehefrau ber dessen Goethe-Vorlesungen im schwedischen Exil: Die erste Vorlesung [ber den jungen Goethe in Gteborg (1940)] zeigte die ganze Kunst, mit der Ernst sein Thema zu behandeln verstand, und seine souverne Handhabung der deutschen Sprache wurde fhlbar. Die Wiedergabe Goethescher Worte vervollstndigte das Ganze. (Toni Cassirer: Mein Leben mit Ernst Cassirer, Hamburg 2003, S. 273.) 1
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Verwendung dabei nicht feststellbar ist, wird Cassirers variierende Zeichensetzung beibehalten. In einigen Fllen handelt es sich bei den in Anfhrungszeichen gesetzten Phrasen um Hervorhebungen Cassirers und nicht um eigentliche Zitate. Uneinheitlichkeiten (z. B.: Litteraturgeschichte, Literaturgeschichte) sowie Eigenarten in Cassirers Orthographie (z. B.: ss statt ß, ae statt usw.) und die Besonderheiten von Schreibweisen (z. B.: zu einander, giebt) wurden beibehalten; ebenso die Interpunktion. Cassirer lßt Kommata fter weg oder setzt sie, wo sie unblich sind. Texteingriffe wurden nur in Fllen vorgenommen, wo sonst eine Sinnentstellung entstehen knnte. Cassirer verwendet sowohl Wortabkrzungen (mit Punkt: z. B.: F. u. F. fr Freiheit und Form) wie auch Krzel (ohne Punkt) bei Wrtern mit der Endung ung. Abgekrzte Wrter werden [in eckigen Klammern] ergnzt. Eindeutige Schreibfehler (z. B.: Gtheborg sowie gelegentlich vergessene Akzente bei griechischen Zitaten) und offensichtliche Versehen wurden stillschweigend getilgt. Unterstrichene Wrter bzw. Wortteile in Cassirers Text sind, wie sonst in seinen Werken, durch Sperrung ausgezeichnet. Bei der Zitation aus verschiedenen Druckvorlagen werden unterschiedliche Texthervorhebungen (unter Auflsung der Ligaturen) einheitlich als Sperrtext wiedergegeben. In den in diesem Band publizierten Vorlesungen werden Belegstellen fr Zitate wiederholt am Rand oder zwischen den Zeilen notiert. Diese erscheinen – mit dem Hinweis auf ihre Plazierung im Ms. – als Fußnoten. Cassirers Zitierungen sind anhand der von ihm benutzten Ausgaben berprft worden. Bei Zitaten werden nur semantisch bedeutsame Abweichungen Cassirers mitgeteilt, nicht orthographische Modernisierungen. Da Cassirer bei GoetheZitaten verschiedene Ausgaben heranzieht, werden die Fundstellen, wenn mglich, zustzlich auch immer in der Weimarer Ausgabe (WA) mitgeteilt. Goethes Gesprche sind, selbst wenn von Cassirer eine andere Ausgabe zitiert wird, zustzlich in der Biedermann-Ausgabe nachgewiesen. Die angefhrten Quellen sind im Literaturverzeichnis vollstndig aufgefhrt. Von der Herausgeberin nachgewiesene Zitate sind Cassirer zugnglichen Quellen entnommen und folgen, nach Mglichkeit, den von ihm (hier oder in anderen Schriften) zitierten Ausgaben. Hierfr wurde eine mehrfach ergnzte Liste der Bcher in Cassirers Privatbibliothek herangezogen.2
Diese Liste enthlt die Verkaufsliste der Bibliothek Ernst Cassirers (Bernard M. Rosenthal, Inc. Rare Books – Manuscripts. 120 East 85th Street, NY. 10028. USA; Ts. o. J.), einen Karteikatalog (Department of Philosophy, University of Illinois, Chicago), dessen Erstellung beim Erwerb von Teilen der Bibliothek Cassirers durch die University of Illinois Library (Chicago) veranlaßt wurde, eine Erfassung der Separata und anderer unkatalogisierter Schriften aus Cassirers Bibliothek im Besitz der University of Illinois Library sowie eine Liste von Teilen der Bibliothek aus Familienbesitz. 2
E D I TO R I S CH E H I N W E I S E
1. Ziel und Gestalt der Ausgabe »Ernst Cassirer · Nachgelassene Manuskripte und Texte« Ziel der ECN ist die Prsentation nachgelassener Mss. Cassirers. Dabei werden Cassirers Ms.-Texte annhernd textdiplomatisch wiedergegeben. Editorische Eingriffe (Emendationen und Konjekturen) wurden auf das Notwendigste beschrnkt und sind immer angegeben. 2. Zur berlieferungsgeschichte Smtliche in diesem Band publizierten Mss. befinden sich im Nachlaß Ernst Cassirers in der Beinecke Rare Book and Manuscript Library der Yale University, New Haven (USA).1 Sie sind Dokumente einer Auseinandersetzung mit dem Werk Goethes, das den Philosophen Cassirer ein Leben lang beschftigt hat. Das frheste hier abgedruckte Dokument ist Teil einer Vorlesung zu Goethe, die Cassirer unter dem Titel Philosophische Probleme und Tendenzen in der deutschen Geistesgeschichte (Textzeuge A) im Wintersemester 1925/26 an der Universitt Hamburg gehalten hat, und zwar immer montags und donnerstags ab 18 Uhr. Im Vorlesungsverzeichnis trgt die Veranstaltung den Untertitel (Von Leibniz bis Hegel)2. In dieser Vorlesung versucht Cassirer, dem Begriff der Geistesgeschichte eine neue Prgung zu geben. Er siedelt den Begriff im Kontext seiner symboltheoretischen berlegungen an, die wiederum im Anschluß an Goethe formuliert werden. Die Anschlußfhigkeit der Goetheschen Theoreme bildet auch den argumentativen Hintergrund der folgenden Aufstze, Vortrge und Vorlesungen. Anders als bei den Vortrags- und Vorlesungsmanuskripten ist eine genaue zeitliche Einordnung der Notizkonvolute Cassirers nicht immer mglich, da sie in sich verschiedene Zeit- und Bearbeitungsstufen aufweisen. Vor allem der Fall ist dies bei den Goethe-Notizen und Notizen zu philosophischen Begriffen (Textzeuge G). Aufgrund der verschiedenen Zeitstufen sind sie an das Ende dieses Bandes gerckt, obwohl erste Notizen sich erkennbar auf Cassirers frhe Befassung mit Goethe, etwa im Umfeld seiner Bcher Freiheit und Eine Geschichte der berlieferung des Cassirer-Nachlasses ist im ersten Band dieser Ausgabe nachzulesen (siehe ECN 1, S. 279-284). 2 Die Vorlesung ist folgendermaßen aufgelistet: Nr. 254: Philosophische Probleme und Tendenzen in der deutschen Geistesgeschichte (Von Leibniz bis Hegel). Mo Do 6, Hrsaal B (Hauptgebude). Hamburgische Universitt, Verzeichnis der Vorlesungen. Wintersemester 1925/26. Hamburg 1925, S. 24. 1
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Form3 und Idee und Gestalt4 und auf seine Studien Kant und Goethe5 sowie Goethe und Platon6 beziehen lassen. Die Goethe-Notizen und Notizen zu philosophischen Begriffen stellen vor allem Sammlungen von Exzerpten und Bemerkungen dar, die Cassirer in begrifflicher Ordnung angelegt und ber Jahre hin ergnzt und erweitert hat. Der Tendenz nach ist diese Notizsammlung alphabetisch aufgebaut. Erhalten sind Eintrge von A wie Allgemeinheit und Besonderheit bis W wie Wahrheit. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte wuchs diese Zettelsammlung zu einem Kompendium von teils stichwortartigen, teils auch durchformulierten Exzerpten, die nicht selten palimpsestartig ergnzt und berschrieben wurden. Passagenweise bilden sie auch Vorstufen zu Vortrgen und Aufstzen. Insgesamt dokumentieren die Notizen vor allem eines: Cassirer wrdigte Goethe zugleich als Dichter und als einen Autor von philosophischer und naturwissenschaftlicher Dignitt. Damit erlauben sie einen Einblick in die philosophische Werkstatt Cassirers. Sie lassen die grundlegende Bedeutung erkennen, die Goethes Werke fr Cassirer selbst in philosophischen Kontexten annahmen, die nicht in direkter Verbindung mit dem Dichter stehen. Die Auswahl aus den Notizkonvoluten bietet Einblicke in die philosophischen, begrifflichen und argumentativen Zusammenhnge, in die Cassirer seine Goethe-Lektren stellte und die er fr eine zeitgemße Goethe-Interpretation fr grundlegend erachtete. Cassirer befaßte sich nach seiner Emigration aus Deutschland immer wieder mit Goethe. Die in Band 11 der ECN verffentlichten Goethe-Vorlesungen (1940 – 1941) dokumentieren diese Auseinandersetzung ebenso wie die im vorliegenden Band wiedergegebenen Vortrge und Vorlesungen.7 Vom 1. Oktober 1933 an lehrte Cassirer am All Souls College in Oxford (England) als Chichele Lecturer; am 5. Februar des Jahres 1934 hielt er am Oxforder Taylorian Institute den Vortrag Goethes Idee der Bildung und Erziehung (Textzeuge B). Am gleichen Institut folgte ab dem 12. Februar 1934 eine zweiteilige Vortragsreihe zum Thema Goethes Idee der inneren Form (Textzeuge C). Im Jahr darauf hielt Cassirer von Januar – die genauen Tage sind fr den Januar nicht zu ermitteln – bis zum 19. Februar 1935 am Bedford College for Women, London, drei weitere Vortrge zum Thema Goethes Idee
Cassirer: Freiheit und Form. Studien zur deutschen Geistesgeschichte. Berlin 1916 (wieder in: ECW 7). 4 Ernst Cassirer: Idee und Gestalt. Goethe. Schiller. Hlderlin. Kleist. Fnf Aufstze. Berlin 1921 (wieder in: ECW 9, S. 241-435). 5 Zuerst verffentlicht in: Allgemeine Zeitung (Sddeutsches Tagblatt. Großdeutsche Rundschau), Sonntags-Ausgabe, Jg. 127, Nr. 145, Mnchen 20. April 1924, S. 10 (wieder in: ECW 16, S. 471-475). 6 Zuerst verffentlicht in: Sokrates. Zeitschrift fr das Gymnasialwesen, Neue Folge, 10. Jg., 76 (1922), S. 1-22 (wieder in: Cassirer: Goethe und die geschichtliche Welt. Berlin 1932, S. 103-148 und in: ECW 18, S. 410-434). 7 Zur Entstehung dieser Vortrge vgl. auch die editorischen Hinweise in ECN 11, S. 395-397. 3
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der inneren Form (Textzeuge D).8 Whrend dieser Zeit hatte Cassirer Kontakt zur English Goethe Society und hielt im Februar 1935 dort einen SchillerVortrag.9 Auch die ab 1935 auf die Oxforder Emigrationszeit folgende Lehrttigkeit als Professor fr Philosophie im schwedischen Gteborg ist gekennzeichnet durch die fortgesetzte Arbeit an Goethe. Fr die dort gehaltenen Vortrge griff Cassirer wohl auch auf seine Oxforder Notizen zurck. Aus diesem Grunde konnte zu seiner Vorlesung Die Idee der inneren Form in Goethes Dichtung und Naturanschauung (gehalten am 3., 6., 10. und 13. Mrz 1936 in Gteborg) kein eigenes Manuskript gefunden werden. Schon bei seinem ersten Besuch in Gteborg im Jahre 1934 hatte sich Cassirer mit dem Vortrag Goethe und Plato10 prsentiert. Die vorletzte Station der Emigration sollte fr Cassirer, New Haven, Connecticut (USA) werden. Das Ehepaar Cassirer erreichte die USA am 4. Juni 1941 und zog im September desselben Jahres nach New Haven, wo Cassirer an der dortigen Yale University bis Ende Juli 1944 als Gastprofessor ttig war. Nach dieser Gastprofessur bekleidete Cassirer als letzte Position von September 1944 bis zu seinem Tod am 13. April 1945 eine Philosophieprofessur an der Columbia University, New York. In die Zeit seiner Ttigkeit an der Yale University fallen die letzten beiden Arbeiten zu Goethe: die Bemerkungen zum FaustfragDie Cassirers wohnten zu dieser Zeit in Oxford. Cassirer fuhr jeweils mit dem Zug nach London, um die Vortrge zu halten. Seine Frau Toni bemerkt in ihren Erinnerungen: Das Bedford College for Women in London, an dem die bedeutende Philosophin [Lizzie Susan] Stebbing wirkte, machte Ernst zum Honorary Member des Colleges. Mancher Gelehrte htte diese Ehre, als von einem Frauencollege kommend, vielleicht nicht so wichtig genommen. Nicht so Ernst. Er freute sich mit dieser Anerkennung viel mehr, als wenn sie von einem der alten, ehrwrdigen Oxforder Colleges gekommen wre. (Toni Cassirer: Mein Leben mit Ernst Cassirer, Hamburg 2003, S. 239). – In einem Brief an Cassirer, datiert June 27th, 1934, versehen mit dem Briefkopf: Bedford College for Women (University of London), Regent’s Park, N. W. 1 hatte der Principal des College geschrieben: I am very glad that you are willing to accept honorary membership of the Bedford College Staff and I cordially welcome you on behalf of the College. In einem weiteren Brief vom 22. V. 35 heißt es: Dear Professor Cassirer, Certainly we should be very glad to see any friends of yours on Friday. You will perhaps explain to them the nature of your audience – students of German literature, nor of philosophers [–] so that the lecture will be adapted to our capacities! The lecture will be in Room 97, as before, & I will leave instructions at the main entrance (Inner Circle) that strangers are to be conducted. Yours sincerely, Edna Purdie. Beide Briefe befinden sich in der Beinecke Library (MSS 355, Series II, Box 2, folder 29). Eine genaue Tages- und Zeitangabe der Bedford College-Vortrge war nicht zu ermitteln. 9 Vgl. ECN 11, S. 396. 10 Dieser Vortrag ist im Briefwechsel Cassirers mit Martin Lamm erwhnt (Oxford, 03.04.1935); der Brief liegt in der Kniglichen Bibliothek Stockholm (zum detaillierten Nachweis vgl. ECN 11, S. 396). 8
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ment und zur Faustdichtung (Textzeuge E) und ein Vortrag zu Goethe und Kant (Textzeuge F), gehalten am 25. Januar 1944 am German Department der Yale University. Die Bemerkungen zum Faustfragment und zur Faustdichtung wurden am Germanic Club der Yale University am 14. April 1942 als Vortrag gehalten. Das Ms. und Ts. dieses Vortrags kamen 1961, nach dem Tod von Toni Cassirer, nicht mit dem Cassirer-Nachlaß in die Beinecke Library. Sie gehren vielmehr zu den spten Manuskriptfunden, die John Michael Krois im Jahr 1991 und 1992 in New York machte. Das Ms. wie auch Ts. befanden sich bis zum 26. Juni 1992 in New York im Besitz von Frau Anne Appelbaum, der Tochter Ernst Cassirers. Zusammen mit den 1991 entdeckten und in ECN 11 abgedruckten Goethe-Vorlesungen (1940 – 1941) gehren die hier gefundenen Ms. und Ts. Bemerkungen zum Faustfragment und zur Faustdichtung zu den sptesten ußerungen des Philosophen zu Goethe. Heute befinden sich alle diese Mss. und Tss. im Cassirer-Nachlaß in der Beinecke Library.11 3. Fr die Bearbeitung dieses Bandes herangezogene Mss. a) Textzeuge A: Philosophische Probleme und Tendenzen der deutschen Geistesgeschichte. Ms. (GEN MSS 98, Series II, Box 47, folder 941) Konvolut 120 1) ußere Beschreibung: Papier: weiß; Format: 21 x 32,5 cm Bl., gefaltet zu Lagen von 21 x 16,25 cm, auf beiden S. beschriftet; Wasserzeichen: EICHBERGER PAPIERFABRIK; Tinte: schwarz. 2) Datierung: Das Ms. ist datiert auf S. 1 am Rand neben der berschrift mit: Winter-Sem[ester] 1925/26. Es handelt sich um den einzig erhaltenen Teil der Vorlesung in Hamburg, die laut Vorlesungsverzeichnis im Wintersemester 1925/26 jeweils montags und donnerstags um 18 Uhr gehalten wurde. Im Vorlesungsverzeichnis steht sie angekndigt mit dem Untertitel: (Von Leibniz bis Hegel)12 3) Inhalt: 10 Bl. beidseitig beschriftet, ohne Paginierung. Bl. 1r (S. 1) trgt die berschrift P h i l o s o p h [i s c h e ] P ro b l e m e u [n d ] Te n d e n z e n d e r d e u t s c h e n G e i s t e s g e s c h i c h t e .; am Rand: WinterSem[ester] 1925/26., danach Text; Bl. 1v (S. 2) bis Bl. 8v (S. 16): Text; Bl. 9r bis Bl. 10v: leer. Zur Entdeckung der erwhnten Mss. vgl. die editorischen Hinweise in ECN 11, S. 375 f. 12 Die Vorlesung ist folgendermaßen aufgelistet: Nr. 254: Philosophische Probleme und Tendenzen in der deutschen Geistesgeschichte (Von Leibniz bis Hegel). Mo Do 6, Hrsaal B (Hauptgebude). Hamburgische Universitt, Verzeichnis der Vorlesungen. Wintersemester 1925/26. Hamburg 1925, S. 24. 11
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4) Bemerkung: Die oberen Kanten der Bl. sind gerissen. b) Textzeuge B: Goethes Idee der Bildung und Erziehung. Ms. (GEN MSS 98, Series II, Box 40, folder 801) Konvolut 164 1) ußere Beschreibung: Papier: weiß; Format: 16,25 x 20,5 cm Bl. (nicht zu Lagen gefaltet), auf beiden S. beschriftet; Wasserzeichen: keine; Tinte: schwarz. Das Ms. wurde in einem beigen Umschlag von 19 x 27 cm aufbewahrt. Der Umschlag ist bedruckt mit Avs.: (linke obere Ecke), ELANDERS BOKTRYCKERI AKTIEBOLAG (zentriert in der Mitte) u. G T E B O RG 7 (rechte untere Ecke). Vorne in der Mitte auf dem Umschlag steht in Cassirers Handschrift: E r n s t C a s s i re r : [/] G o e t h e (M a t e r i a l ); darunter steht in John Bacons Handschrift in rotem Kugelschreiber umkreist 164. 2) Datierung: Das Ms. ist datiert auf Bl. 1r nach der berschrift mit: Oxford, Taylorian Institute, 5. II. [19]34. 3) Inhalt: 6 Bl. beidseitig beschriftet, ohne Paginierung. Bl. 1r (S. 1) trgt die berschrift: G o e t h e s I d e e d e r B i l d u n g u n d E r z i e h u n g [/] Oxford, Taylorian Institute, 5. II. [19]34, danach Text; Bl. 1v (S. 2) bis Bl. 5v (S. 10): Text; Bl. 6r (S. 11): 3 Zeilen Text, danach: leer; Bl. 6v: leer. c) Textzeuge C: Goethes Idee der inneren Form. Ms. (GEN MSS 98, Series II, Box 40, folder 802) Konvolut 164 1) ußere Beschreibung: Papier: weiß; Format: 20,5 x 32,5 cm Bl., gefaltet zu Lagen von 20,5 x 16,25 cm, auf beiden S. beschriftet; Wasserzeichen: Grandholme; Tinte: schwarz. Das Ms. wird umfaßt von einem zur Lage gefalteten Papier (= Bl. 1r/v u. Bl. 14r/ v) desselben Formats ohne Wasserzeichen. Dieses Papier trgt zwei Beschriftungen: G o e t h e (Material) (Bl. 1r) und: G o e t h e [/] (Material).; in Toni Cassirers Handschrift steht in der rechten oberen Ecke in Bleistift: 7, 120 (Bl. 14r). 2) Datierung: Das Ms. ist datiert auf Bl. 2r nach der berschrift mit: Vortrge gehalten in O x f o r d , German Seminar, Fe b r u a r 19 3 4 . Der erste der beiden Vortrge wurde am 12. Februar 1934 am Taylorian Institute (University of Oxford) gehalten. 3) Inhalt: 14 Bl. beidseitig beschriftet, ohne Paginierung. Bl. 1r trgt zentriert in der Mitte die Beschriftung: G o e t h e .; Bl. 1v: leer; Bl. 2r
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(S. 1) trgt die berschrift: G o e t h e s I d e e d e r i n n e re n Fo r m / Vortrge gehalten in O x f o r d , German Seminar, Fe b r u a r 19 3 4 ., danach Text; Bl. 2v (S. 2) bis Bl. 8v (S. 14): Text; Bl. 9r bis Bl. 13v: leer; Bl. 14r trgt zentriert in der Mitte die Beschriftung: G o e t h e [/] (M a t e r i a l ).; in Toni Cassirers Handschrift steht in der rechten oberen Ecke in Bleistift: 7, 120; Bl. 14v: leer. 4) Bemerkung: Die oberen Kanten der Bl. sind gerissen. d) Textzeuge D: Goethes Idee der inneren Form. Drei Vortrge. Mss. (GEN MSS 98, Series II, Box 41, folders 803-805) Konvolut 164 1) ußere Beschreibung: folder 803: Papier: schweres und leichtes, leicht vergilbt; Format: 20,5 x 32,5 cm, z. T. gefaltet zu Lagen und gerissen zu Bln. von 20,5 x 16,25 cm, auf allen S. beschriftet; 1 Bl. von 20 x 32 cm Bl., gefaltet zur Lage von 20 x 16 cm, auf allen S. beschriftet; 1 Bl. von 22 x 28 cm, gefaltet zur Lage von 22 x 14 cm, auf drei S. beschriftet; Wasserzeichen: The New Smooth Ivory (1 Bl.), Grandholme (3 Bl.), Rest: keine; Tinte: schwarz. folder 804: Papier: leicht vergilbt; Format: 20,5 x 32,5 cm, gefaltet zu Lagen und gerissen zu Bln. von 20,5 x 16,25 cm, auf allen S. beschriftet; Wasserzeichen: Grandholme (2 Bl.), Rest: keine; Tinte: schwarz. folder 805: Papier: leicht vergilbt; Format: 20,5 x 32,5 cm, gefaltet zu Lagen und gerissen zu Bln. von 20,5 x 16,25 cm, auf allen S. beschriftet; Wasserzeichen: Grandholme (1 Bl.), Rest: keine; Tinte: schwarz. 2) Datierung: Die Mss. sind jeweils auf Bl. 1r unter der berschrift datiert mit: Bedford-College; London; Januar – Februar 1935. Auf den Tag genau datiert ist mit: 19. [in Bleistift] Februar 1935 einzig die dritte Vorlesung (folder 805) dieser Reihe. 3) Inhalt: folder 803: 8 Bl. beidseitig beschriftet, ohne Paginierung. Bl. 1r trgt die berschrift G o e t h e s I d e e d e r i n n e re n Fo r m Vo r l e s u n g I ., danach Text; Bl. 1v: Text; Bl. 2r: Text; Bl. 2v trgt die berschrift: P h i l o s o p h i e , dann 1 Zeile Text, danach: leer; Bl. 3r bis Bl. 7r: Text; Bl. 7v: 3 Zeilen Text, danach: leer; Bl. 8r: Text; Bl. 8v: leer. folder 804: 15 Bl., beidseitig beschriftet, ohne Paginierung. Bl. 1r trgt die berschrift: G o e t h e s I d e e d e r i n n e re n Fo r m Vo r l [e s u n g ] I I ., danach Text; Bl. 1v bis Bl. 2v: Text; Bl. 3r: Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 3v: leer; Bl. 4r u. v: Text; Bl. 5r trgt die berschrift: N a t u r, danach Text; Bl. 5v bis Bl. 7v: Text; Bl. 8r trgt die berschrift: I I ) L i n n s B o t a n i k , danach Text; Bl. 8v: leer; Bl. 9r trgt die berschrift: G o e t h e s N a t u r b e g r i f f –, danach Text; Bl. 9v: Text; Bl. 10r (auf anderem, feinerem Papier, zur Lage von 22 x 14 cm gefaltet) trgt die berschrift: „G o e t h e s N a t u r g e f h l “ , danach Text; Bl. 10v bis 11r: Text; Bl. 11v: leer; Bl. 12r bis
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13r: Text; Bl. 13v trgt in der rechten oberen Ecke die Aufschrift: L. A. Bisson13 [/] 83, Woodstock Road, [/] O x f o r d . (wohl in der Handschrift Bissons), danach Text; Bl. 14r: Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 14v: leer; Bl. 15r u. v: Text. folder 805: 8 Bl., beidseitig beschriftet, ohne Paginierung. Bl. 1r trgt die berschrift: G o e t h e s I d e e d e r i n n e re n Fo r m I I I [III in Bleistift], dann 5 Zeilen Text, danach: leer; Bl. 1v: leer; Bl. 2r: Text; Bl. 2v trgt die berschrift: Ve r h l t n i s z u L i n n , danach Text; Bl. 3r u. v: Text; Bl. 4r trgt berschrift: A [doppelt unterstrichen] K u n s t ; Bl. 4v: 3 Zeilen Text, danach: leer; Bl. 5r bis Bl. 8r: Text; Bl. 8v: leer. 4) Bemerkung: Es handelt sich bei den Mss. um Entwrfe, d. h. sie umfassen sowohl ausformulierte Passagen als auch stichwortartige Skizzen. Insbesondere die Bl. in folder 805 weisen keine eindeutige Reihenfolge auf, was Cassirer mit der Notiz M a t e r i a l . (noch zu ordnen!) auf dem Titelblatt (Bl. 1r) selbst vermerkt. e) Textzeuge E: Bemerkungen zum Faustfragment und zur Faustdichtung. Ms. u. Ts. (GEN MSS 355, Series I, Box 1, folders 6-8) 1) ußere Beschreibung: folder 6 (Ms.): Papier: 1 gelbes Bl. (zur Lage gefaltet), das als Umschlag diente, Rest: leicht vergilbt; Format: 21,5 x 27,5 cm (nicht zu Lagen, aber in der Mitte gefaltet), auf beiden S. beschriftet; Wasserzeichen: gelbes Papier: Royal King, Rest: keine; Tinte: schwarz. folder 7 (Ts.): Papier: leicht vergilbt; Format: 21,5 x 27,5 cm Bl., auf einer S. beschriftet; Wasserzeichen: franconia american made bond (Bl. 1-19), keine (Bl. 20-28); Tinte: Ts. folder 8 (Ts.): Papier: dnnes weißes Durchschlagpapier; Format: 21,5 x 27,5 cm; Wasserzeichen: franconia american made bond (Bl. 1-19), keine (Bl. 2027); Tinte: Ts.-Durchschlag (v. folder 7). 2) Datierung: Das Ms. ist mehrmals datiert. Auf (dem gelben) Bl. 1 nach der berschrift Fa u s t - Vo r t r a g mit: Ya l e , A p r i l [19 ]4 2 [in blauem Farbstift]; darunter nach Fa u s t nochmals mit: Germ[anic] Club 14/IV [19]42. [in Bleistift]; auf Bl. 2 nach der berschrift mit: New Haven, Germanic Club, 14. April 1942. Das Ts. ist datiert auf S. 1 nach der berschrift mit: (New Haven, Germanic14 Club, 14. 4. 1942).
Bisson, Laurence Adolphus. Romanist. – * Jersey 1897, † 1965. Von 1923-1926 Professor der Romanistik am Trinity College, Toronto. Nach der Rckkehr nach England verschiedene Lehrauftrge an den Universitten Birmingham, Oxford und Belfast. Le Romantisme littraire au Canada fran ais, 1932; Amde Pichot, a Romantic Prometheus, 1942. 14 Germanic] Germania Angabe berichtigt 13
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3) Inhalt: folder 6 (Ms.): 25 Bl. beidseitig beschriftet, mit Paginierung in Cassirers Hand oben rechts. Bl. 1r trgt in der oberen rechten Ecke die Aufschrift: Fa u s t - Vo r t r a g [/] Ya l e , A p r i l [19]42 [/] Fa u s t [/] Germ[anic] Club 14/IV [19]42; Bl. 1v: leer; Bl. 2r (S. 1a [a mit Bleistift in Toni Cassirers Handschrift]) trgt die berschrift: B e m e r k u n g e n z u m Fa u s t f r a g m e n t u n d z u r Fa u s t d i c h t u n g [/] New Haven, Germanic Club, 14. April 1942, danach: Text; Bl. 2v (S. 2): Text; Bl. 3r (S. 3): Text; Bl. 3v (S. 3a): 4 Zeilen Text, danach: leer; Bl. 4r (S. 4): Text zur Hlfte durchgekreuzt; Bl. 4v: leer; Bl. 5r (S. 5a): Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 5v: leer; Bl. 6r: (S. 5): Text; Bl. 6v (S. 6): Text; Bl. 7r (S. 6a): Text; Bl. 7v (S. 6b): Text; Bl. 8r (S. 7): Text zur Hlfte durchgestrichen; Bl. 8v (S. 7a): Text zur Hlfte durchgestrichen; Bl. 9r (S. 7b): Text; Bl. 9v (S. 8 [statt gestrichen: 4a]): Text zur Hlfte durchgestrichen; Bl. 10r (S. 9 [doppelt unterstrichen; statt gestrichen: 9a]): Text; Bl. 10v (S. 10): Text durchgekreuzt; Bl. 11r (S. 10): Text; Bl. 11v: leer; Bl. 12r (S. 11): Text z. T. durchgekreuzt; Bl. 12v (S. 12): Text z. T. durchgekreuzt; Bl. 13r (S. 12a): Text; Bl. 13v: leer; Bl. 14r (S. 13): Text; Bl. 14v (S. 14): Text; Bl. 15r (S. 15): Text; Bl. 15v (S. 16): Text; Bl. 16r (S. 17): Text zur Hlfte durchgekreuzt; Bl. 16v (S. 18): Text; Bl. 17r (S. 19): Text z. T. durchgestrichen; Bl. 17v (S. 20): Text; Bl. 18r (S. 20a): Text; Bl. 18v (S. 20b): Text z. T. durchgestrichen; Bl. 19r (S. 21): Text zur Hlfte durchgekreuzt; Bl. 19v (S. 22): Text; Bl. 20r (S. 23): Text zur Hlfte durchgekreuzt; Bl. 20v (S. 24): Text z. T. durchgekreuzt; Bl. 21r (S. 25a): Text; Bl. 21v (S. 25b): Text zur Hlfte durchgestrichen und -gekreuzt; Bl. 22r (S. 25): Text z. T. durchgestrichen; Bl. 22v (S. 26): Text mit Bleistift durchgekreuzt; Bl. 23r (S. 26): Text z. T. durchgestrichen; Bl. 23v (S. 27): Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 24r (S. 27a): Text; Bl. 24v (S. 27b): Text; S. 28-36 fehlen; Bl. 25r (S. 37 [statt gestrichen: 35]): Text; Bl. 25v (S. 3815 [statt berschrieben: 34]): Text bis Mitte Seite, danach: leer. folder 7 (Ts.): 28 Bl. auf einer S. getippt, mit Paginierung oben zentriert. Bl. 1 trgt die berschrift: B e m e r k u n g e n z u m Fa u s t f r a g m e n t u n d z u r Fa u s t d i c h t u n g [/] (New Haven, Germani[c] Club, 14. 4.1942.), danach: Text; Bl. 2 (S. 2) bis Bl. 28 (S. 28): Text. Handschriftliche Verbesserungen sind mit blauem Kugelschreiber (S. 9, 10, 16, 27) und mit Bleistift (S. 18, 21) in Toni Cassirers Handschrift gemacht. folder 8 (Ts.-Durchschlag): Bl. 1 trgt die berschrift: B e m e r k u n g e n z u m Fa u s t f r a g m e n t u n d z u r Fa u s t d i c h t u n g [/] (New Haven, Germani[c] Club, 14. 4.1942.), danach: Text; Bl. 2 (S. 2) bis Bl. 27 (S. 27): Text; Bl. 28: fehlt. Handschriftliche Verbesserungen (S. 9, 10, 16, 18, 21, 27) sind mit Bleistift in Toni Cassirers Handschrift gemacht. 4) Bemerkung: Im Ms. (folder 6) fehlen die S. 28-36. Das Ts. wurde nicht von Cassirer selbst, sondern im Auftrag von Toni Cassirer postum (1960) angefertigt.
38] 36 Angabe berichtigt, da von Cassirer nicht an die vorangehende Korrektur angepaßt 15
Editorische Hinweise
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Die handschriftlichen Korrekturen mit blauem Kugelschreiber (S. 9, 10, 16, 27) und Bleistift (S. 18: SCHLIESSLICH; S. 21: beschrieb,) sind in Toni Cassirers Handschrift, folgen aber stets dem Ms.-Wortlaut. f) Textzeuge F: Goethe und Kant. Mss. (GEN MSS 98, Series II, Box 40, folders 795-796) Konvolut 162 1) ußere Beschreibung: folder 795: Papier: gruliches (3 Bl.) und leicht vergilbtes; Format: 21,5 x 32,5 cm Bl., gefaltet zu Lagen von 21,5 x 16,25 cm, auf allen S. beschriftet; 1 Bl. von 21 x 28 cm, gefaltet zur Lage von 21 x 14 cm, nur auf einer S. beschriftet. Das Bl. ist Briefpapier einer Firma und trgt deren Aufdruck: The CARDINAL / Management / Bing & Bing Inc. (Hochformat r: linke obere Ecke) u. 243 West End Avenue / New York / Telephone Trafalgar 7-3000 (Hochformat r: rechte obere Ecke). 3 Bl. von 16 x 26 cm: 2 Bl. hochformatig und auf beiden S. beschriftet, 1 Bl. zur Lage gefaltet und querformatig auf allen S. beschriftet; Wasserzeichen: DRIMMER’S FINE TEXTURE BOND. RAG CONTENT (1 Bl.); HAMMERMAN BOND. MADE IN U.S.A. (3 Bl.), Rest: keine; Tinte: schwarz. Das Ms. wurde in einem zur Lage gefalteten beigen Papier (Bl. 1 von 21,5 x 27,5 cm) aufbewahrt. Rechts in der Mitte des zur Lage gefalteten Bl. (1r) steht in Cassirers Handschrift in Tinte G o e t h e u n d K a n t . [/] German Department, [/] 25. I. [19]44 [/] M a t e r i a l . [doppelt unterstrichen] J e w i s h C r i t [i c a l ] R e c o r d (Material) [in dunklerer Tinte geschrieben]; rechts daneben steht in John Bacons Handschrift mit rotem Kugelschreiber umkreist 162. Die rechte obere Ecke von Bl. 1(r) ist abgerissen. folder 796: Papier: leicht vergilbt; Format: 21,5 x 27,5 Bl., auf beiden S. im Hochformat beschriftet; Wasserzeichen: CronicoN U. S. A., Tinte: schwarz. Das Ms. zeigt, daß es in der Mitte gefaltet wurde. 2) Datierung: Das Ms. ist datiert auf Bl. 1r nach der berschrift mit: German Department, 25. I. [19]44. Der am German Department der Yale University gehaltene Vortrag ist Cassirers letzte Arbeit zu Goethe. 3) Inhalt folder 795: 22 Bl. beidseitig beschriftet, ohne Paginierung. Bl. 1r trgt die berschrift G o e t h e u n d K a n t ., danach: German Department, 25. I. [19]44. M a t e r i a l . [doppelt unterstrichen] J e w i s h C r i t [i c a l ] R e c o r d (Material) [in dunklerer Tinte geschrieben]. Bl. 1v: leer; Bl. 2r trgt die berschrift: Blatt A I), danach Text; Bl. 2v bis 3v: Text; Bl. 4r trgt die berschrift: B l a t t A 2 ., danach Text; Bl. 4v bis 5v: Text; Bl. 6r trgt die berschrift: B l a t t A 3 I), danach Text; Bl. 6v: Text; Bl. 7r u. v: leer; Bl. 8r trgt die berschrift: Blatt A 3 2), danach Text; Bl. 8v: Text; Bl. 9r: Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 9v: leer; Bl. 10r trgt die berschrift: G [o e t h e ] / K [a n t ] [doppelt unterstrichen], danach Text; Bl. 10v bis 13v: Text; Bl. 14r trgt die berschrift: G e n i e b e g r i f f , danach Text; Bl. 14v: Text; Bl. 15r: Text bis Dreiviertel
170
Anhang
der Seite, danach: leer; Bl. 15v: leer; Bl. 16r bis Bl. 17v: Text; Bl. 18r: Text; Bl. 18v trgt den Aufdruck: The CARDINAL [/] Management [/] Bing & Bing Inc. (Hochformat: linke obere Ecke) u. 243 West End Avenue [/] New York [/] Telephone Trafalgar 7-3000 (Hochformat: rechte obere Ecke), danach: leer; Bl. 19r u. v: leer; Bl. 20r u. v: Text; Bl. 21r: Text bis Dreiviertel der Seite, danach: leer; Bl. 21v: Text; Bl. 22r u. v: leer. folder 796: 9 Bl. beidseitig beschriftet, mit Paginierung rechts oben in Cassirers Hand. Bl. 1r (S. 1; in Bleistift): Text; Bl. 1v (S. 1a; in Bleistift): Text; Bl. 2r (S. 2): Text; Bl. 2v: bis auf die Angabe: Stelle – XI, 5 0 - 5 2 leer; Bl. 3r (S. 4 a [statt berschrieben: 5 a ]): Text; Bl. 3v (S. 4b): Text; S. 5-9 fehlen; Bl. 4r (S. 10): Text; Bl. 4v (S. 11): Text; Bl. 5r (S. 12): Text; Bl. 5v (S. 13 [statt berschrieben: 15]): Text; Bl. 6r (S. 14 [statt berschrieben: 16]): Text; Bl. 6v (S. 15 [statt berschrieben: 17]): Text; Bl. 7r (S. 16 [statt berschrieben: 18]): Text bis Dreiviertel der Seite, danach: leer; Bl. 7v (S. 17 [doppelt unterstrichen; statt berschrieben: 19]): Text; S. 18-19 fehlen; Bl. 8r (S. 20): Text; Bl. 8v (S. 21): Text; Bl. 9r (S. 22): Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 9v: leer. 4) Bemerkung: folder 795: Das beige Bl. wurde wahrscheinlich als Deckblatt fr das Konvolut verwendet. Die Numerierung (durch John Bacon) in rotem Kugelschreiber mit 162 auf der recto Seite deutet darauf hin, daß es um das ganze Konvolut gefaltet wurde. Es handelt sich beim Ms. um eine Vorstufe von Goethe and the Kantian Philosophy16. Das Ms. weist keine eindeutige Reihenfolge auf, was Cassirer mit der Notiz M a t e r i a l . [doppelt unterstrichen] auf dem Titelblatt (Bl. 1r) selbst vermerkt. folder 796: Die S. 5-9 und 18-19 fehlen. g) Textzeuge G: Goethe-Notizen und Notizen zu philosophischen Begriffen. Mss. (GEN MSS 98, Series II, Box 40, folders 792-794) Konvolut 164 1) ußere Beschreibung: Papier: leicht vergilbtes, dunkel vergilbtes, beiges und weißes; Format: 22 x 33 cm, gefaltet zu Lagen von 22 x 16,5 cm, z. T. gerissen zu Bl. von 22 x 16,5 cm; Wasserzeichen: Reichsadler Papier (3 Bl.), Rest: keine; Tinte: schwarze, braune und Bleistift. 2) Datierung: Ms. undatiert.
Ernst Cassirer: Goethe and the Kantian Philosophy. In: Ders.: Rousseau, Kant, Goethe. Two Essays. Translated from German by James Gutmann, Paul Oskar Kristeller, and John Hermann Randall jr. Princeton 1945 (= History of Ideas Series; 1), S. 61-98. Die auf Deutsch verfaßten Ms. und Ts. finden sich im Nachlaß: GEN MSS 98, Series II, Box 32, folders 626-628 (Konvolut 217). 16
Editorische Hinweise
171
3) Inhalt: folder 792: 55 Bl. beidseitig beschriftet, ohne Paginierung. Bl. 1r trgt die berschrift: A l l g e m e i n h e i t u [n d ] B e s o n d e r h e i t [/] (Idee u[nd] Erscheinung), danach Text; Bl. 1v: Text; Bl. 2r: Text; Bl. 2v: 5 Zeilen Text in Bleistift, danach: leer; Bl. 3r trgt die berschrift: G o e t h e (A l l g [e m e i n e s ] u [n d ] B e s o n d e re s ), danach Text; Bl. 3v: Text; Bl. 4r trgt die berschrift: A n a l y s i s (Zhlen u[nd] Trennen), dann 4 Zeilen Text, danach: leer, Bl. 4v: leer; Bl. 5r trgt die berschrift: C o n t i n u i t t , danach Text; Bl. 5v: Text; Bl. 6r trgt die berschrift: C o n t i n u i t t (R e i h e ), dann 1 Zeile Text, danach: leer; Bl. 6v: leer; Bl. 7r trgt die berschrift: C o n t i n u i t t ., danach Text; Bl. 7v: leer; Bl. 8r trgt die berschrift: E r s c h e i n u n g (I m m a n e n z ), danach Text; Bl. 8v: leer; Bl. 9r trgt die berschrift: E r s c h e i n u n g ., dann 3 Zeilen Text, danach: leer; Bl. 9v: leer; Bl. 10r trgt die berschrift: E r s c h e i n u n g u [n d ] T h e o r i e [/] (reine Erfahrung.), danach Text; Bl. 10v: 3 Zeilen Text, danach: leer; Bl. 11r: leer; Bl. 11v: leer; Bl. 12r trgt die berschrift: E t h i s c h e s , danach Text; Bl. 12v: Text; Bl. 13r: Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 13v: leer; Bl. 14r trgt die berschrift: Fa u s t , danach Text; Bl. 14v: Text; Bl. 15r: Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 15v: Text; Bl. 16r: Text; Bl. 16v: Text; Bl. 17r trgt die berschrift: Fo r m (Gestalt)., danach Text; Bl. 17v: Text; Bl. 18r: Text; Bl. 18v: Text bis Dreiviertel der Seite, danach: leer; Bl. 19r trgt die berschrift: M a ß , E i n s c h r n k u n g , Fo r m - u n d O b j e k t b e g r i f f ., danach Text; Bl. 19v: Text; Bl. 20r: Text; Bl. 20v: Text; Bl. 21r: Text; Bl. 21v: Text; Bl. 22r: Text; Bl. 22v: 4 Zeilen Text, danach: leer; Bl. 23r trgt die berschrift: Fo r m – F re i h e i t 17, danach Text; Bl. 23v: Text; Bl. 24r: Text; Bl. 24v: leer; Bl. 25r trgt die berschrift: Fo r m b e g r i f f ., danach Text; Bl. 25v: Text; Bl. 26r: Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 26v: leer; Bl. 27r trgt die berschrift: Fo r m b e g r i f f ., danach Text; Bl. 27v: leer; Bl. 28r trgt die berschrift: Fo r m b e g r i f f . (We r d e n , G e n e s e [doppelt unterstrichen])., danach Text; Bl. 28v: Text; Bl. 29r: Text; Bl. 29v: Text bis Dreiviertel der Seite, danach: leer; Bl. 30r trgt die berschrift: Fo r m b e g r i f f (Stil.)18, danach Text; Bl. 30v: leer; Bl. 31r trgt die berschrift: Fo r m b e g r i f f (E n t w i c k l u n g s l e h re )., danach Text; Bl. 31v: Text; Bl. 32r: Text; Bl. 32v: Text; Bl. 33r trgt die berschrift: Z u m Fo r m b e g r i f f ., danach: Text; Bl. 33v: Text; Bl. 34r: 5 Zeilen Text, danach: leer; Bl. 34v: leer; Bl. 35r trgt die berschrift: F re i h e i t , danach Text; Bl. 35v: Text; Bl. 36r trgt die berschrift: F re i h e i t (S p i e l ) [in Bleistift], danach Text; Bl. 36v: leer; Bl. 37r trgt die berschrift: G e s c h i c h t e , danach Text; Bl. 37v: Text; Bl. 38r: Text; Bl. 38v: Text; Bl. 39r trgt die berschrift: G e s c h i c h t e , Tr a d i t i o n , O r i g i n a l i t t ., danach Text; Bl. 39v: Text; Bl. 40r: Text; Bl. 40v: leer; Bl. 41r trgt die berschrift: G o e t h e u [n d ] d a s 18 t e J a h r h u n d e r t –19, danach Text; Bl. 41v: Text; Bl. 42r: Text; Bl. 42v: Text; Bl. 43r: Text; Bl. 43v: Text; Bl. 44r: Text; Bl. 44v: leer; Bl. 45r: leer; Bl. 45v: leer; Bl. 46r trgt die berschrift: G o e t h e u n d d i e m a t h e m a t i 17 18 19
Siehe S. 119-121 in diesem Bd. Siehe S. 122 in diesem Bd. Siehe S. 123-131 in diesem Bd.
172
Anhang
s c h e P h y s i k 20, danach Text; Bl. 46v: Text; Bl. 47r: Text; Bl. 47v: Text; Bl. 48r: Text; Bl. 48v: Text; Bl. 49r: Text; Bl. 49v: Text; Bl. 50r: Text; Bl. 50v: Text; Bl. 51r: Text; Bl. 51v: Text; Bl. 52r: Text; Bl. 52v: Text; Bl. 53r: Text; Bl. 53v: Text; Bl. 54r: Text; Bl. 54v: Text; Bl. 55r: Text; Bl. 55v: 2 Zeilen Text (in Bleistift), danach: leer. folder 793: 63 Bl. ein- u. beidseitig beschriftet, ohne Paginierung. Bl. 1r trgt die berschrift: G o e t h e (G o t t – N a t u r ), danach Text; Bl. 1v: leer; Bl. 2r trgt die berschrift: G o t t e s b e g r i f f (G o t t u [n d ] N a t u r ), danach Text; Bl. 2v: Text; Bl. 3r: Text; Bl. 3v: leer; Bl. 4r trgt die berschrift: H a r m o n i e (cf. Symbolbegriff), danach Text; Bl. 4v: Text bis Einviertel der Seite, danach: leer; Bl. 5r trgt die berschrift: H e r z (Genieperiode), danach Text; Bl. 5v: leer; Bl. 6r trgt die berschrift: I d e e , Ty p u s , dann Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 6v: leer; Bl. 7r trgt die berschrift: I d e e , dann Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 7v: leer; Bl. 8r trgt die berschrift: I d e e n l e h re , I d e e , danach Text; Bl. 8v: Text; Bl. 9r: Text; Bl. 9v: leer; Bl. 10r trgt die berschrift: Z u r I d e e n l e h re ., danach Text; Bl. 10v: Text; Bl. 11r: Text; Bl. 11v: Text; Bl. 12r trgt die berschrift: I n d i v i d u a l i t t , dann Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 12v: leer; Bl. 13r trgt die berschrift: I n t u i t i o n (vgl. Ideenlehre und „Phantasie“), danach Text; Bl. 13v: Text; Bl. 14r: Text; Bl. 14v: Text; Bl. 15r trgt die berschrift: I ro n i e (Goethe), dann Text bis Dreiviertel der Seite, danach: leer; Bl. 15v: leer; Bl. 16r trgt die berschrift: K a n t u [n d ] G o e t h e , danach Text; Bl. 16v: Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 17r trgt die berschrift: K l o p s t o c k ., danach Text; Bl. 17v: Text; Bl. 18r trgt die berschrift: K u n s t (Form), dann Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 18v: leer; Bl. 19r trgt die berschrift: L e b e n ., danach Text; Bl. 19v: leer; Bl. 20r trgt die berschrift: L e b e n , danach Text; Bl. 20v: Text; Bl. 21r: 5 Zeilen Text, danach: leer; Bl. 21v: leer; Bl. 21r trgt die berschrift: G o e t h e u [n d ] L e i b n i z , dann Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 21v: leer; Bl. 22r trgt die berschrift: G o e t h e u [n d ] L e i b n i z ., dann 3 Zeilen Text, danach: leer; Bl. 22v: leer; Bl. 23r: leer; Bl. 23v: leer; Bl. 24r trgt die berschrift: L i e b e , danach Text; Bl. 24v: Text; Bl. 25r: Text; Bl. 25v: Text; Bl. 26r trgt die berschrift: G o e t h e (Litteratur), danach Text; Bl. 26v: Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 27r trgt die berschrift: Ly r i k (D i va n ), danach Text; Bl. 27v: Text; Bl. 28r: Text; Bl. 28v: Text; Bl. 29r: Text; Bl. 29v: Text; Bl. 30r: Text; Bl. 30v: leer; Bl. 31r trgt die berschrift: G o e t h e (Ly r i k [doppelt unterstrichen]) N a t u r g e f h l , danach: Text; Bl. 31v: Text; Bl. 32r: Text; Bl. 32v: Text; Bl. 33r trgt die berschrift: Ly r i k [:] R e i h e u[nd] Bewegtheit., danach Text; Bl. 33v: Text; Bl. 34r: leer; Bl. 34v: leer; Bl. 35r trgt die berschrift: M a t h e m a t i k , danach Text; Bl. 35v: Text; Bl. 36r: leer; Bl. 36v: leer; Bl. 37r trgt die berschrift: M e n s c h e n a u f f a s s u n g ., danach Text; Bl. 37v: Text; Bl. 38r trgt die berschrift: M e t a m o r p h o s e d e r P f l a n z e n , danach Text; Bl. 38v: Text; Bl. 39r: Text; Bl. 39v: Text; Bl. 40r trgt die berschrift: M e t a m o r p h o s e d e r P f l a n z e n ., danach Text; Bl. 40v: Text; Bl. 41r: Text; Bl. 41v: Text; Bl.
20
Siehe S. 132-145 in diesem Bd.
Editorische Hinweise
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42r trgt die berschrift: M o n a d e n l e h re ., danach Text; Bl. 42v: leer; Bl. 43r: leer; Bl. 43v: leer; Bl. 44r trgt die berschrift: M o n a d e n l e h re ., danach Text; Bl. 44v: Text; Bl. 45r trgt die berschrift: Z u r I d e e [doppelt unterstrichen], M o n a d e , dann Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 45v: leer; Bl. 46r trgt die berschrift: N a t u r b e t r a c h t u n g ., danach Text; Bl. 46v: Text; Bl. 47r: Text; Bl. 47v: Text; Bl. 48r trgt die berschrift: Pa n d o r a , danach Text; Bl. 48v: Text; Bl. 49r: Text; Bl. 49v: Text; Bl. 50r: Text; Bl. 50v: Text; Bl. 51r: Text; Bl. 51v: Text; Bl. 52r: Text; Bl. 52v: Text; Bl. 53r trgt die berschrift: P h a e n o m e n (cf. Erscheinung, Erscheinung u[nd] Theorie), danach Text; Bl. 53v: Text; Bl. 54r: Text; Bl. 54v: Text; Bl. 55r trgt die berschrift: P h a e n o m e n ., danach Text; Bl. 55v: Text; Bl. 56r: Text; Bl. 56v: Text; Bl. 57r trgt die berschrift: U r p h a e n o m e n ., danach Text; Bl. 57v: Text; Bl. 58r: Text; Bl. 58v: leer; Bl. 59r trgt die berschrift: G o e t h e (Phaenomen, Erscheinung), danach Text; Bl. 59v: leer; Bl. 60r trgt die berschrift: P h a n t a s i e , dann Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 60v: leer; Bl. 61r: leer; Bl. 61v: leer; Bl. 62r trgt die berschrift: P h i l o s o p h i e , danach Text; Bl. 62v: Text; Bl. 63r: Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 63v: leer. folder 794: 41 Bl., ein- u. beidseitig beschriftet, ohne Paginierung. Bl. 1r trgt die berschrift: P l a t o n u [n d ] G o e t h e , danach Text; Bl. 1v: Text; Bl. 2r: Text; Bl. 2v: Text; Bl. 3r: Text; Bl. 3v: Text; Bl. 4r: Text; Bl. 4v: Text; Bl. 5r: Text; Bl. 5v: Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 6r trgt die berschrift: P l a t o n (E i n z e l n e s .), danach Text; Bl. 6v: 4 Zeilen Text, danach: leer; Bl. 7r: Text; Bl. 7v: leer; Bl. 8r trgt die berschrift: R e i h e , danach Text; Bl. 8v: leer; Bl. 9r trgt die berschrift: R e i h e (R h y t h m u s ), dann Text bis Dreiviertel der Seite, danach: leer; Bl. 9v: leer; Bl. 10r trgt die berschrift: R e l i g i o n (G o t t ), dann Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 10v: leer; Bl. 11r trgt die berschrift: S c h n h e i t ., danach Text; Bl. 11v: Text bis Einviertel der Seite, danach: leer; Bl. 12r: leer; Bl. 12v: leer; Bl. 13r trgt die berschrift: S c h n h e i t (Formbegriff.), danach Text; Bl. 13v: Text; Bl. 14r trgt die berschrift: S c h n h e i t (Fo r m b e g r i f f , S t i l ), danach Text; Bl. 14v: Text; Bl. 15r trgt die berschrift: G o e t h e (S c h n h e i t – K u n s t ), dann Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 15v: leer; Bl. 16r trgt die berschrift: S e e l e (Herz), danach Text; Bl. 16v: Text; Bl. 17r: leer; Bl. 17v: leer; Bl. 18r trgt die berschrift: S p i n o z a . (vgl. G o t t e s b e g r i f f , G o t t u[nd] Natur), dann 2 Zeilen Text, danach: leer; Bl. 18v: leer; Bl. 19r: leer; Bl. 19v: leer; Bl. 20r trgt die berschrift: „S u b j e k t “ u n d „O b j e k t “., danach Text; Bl. 20v: Text; Bl. 21r: leer; Bl. 21v: leer; Bl. 22r trgt die berschrift: S y m b o l b e g r i f f (R e i h e ), dann Text bis Einviertel der Seite, danach: leer; Bl. 22v: leer; Bl. 23r trgt die berschrift: S y m b o l b e g r i f f (R e i h e )., danach Text; Bl. 23v: Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 24r trgt die berschrift: S y m b o l b e g r i f f (R e i h e )., danach Text; Bl. 24v: Text; Bl. 25r trgt die berschrift: S y m b o l b e g r i f f ., danach Text; Bl. 25v: Text; Bl. 26r trgt die berschrift: S y m b o l b e g r i f f (R e i h e ), danach Text; Bl. 26v: Text bis Einviertel der Seite, danach: leer; Bl. 27r: leer; Bl. 27v: leer; Bl. 28r trgt die berschrift: S y m b o l (R e i h e ), dann Text bis Mitte Seite, danach: leer; Bl. 28v: leer; Bl. 29r trgt die berschrift: S y m b o l b e g r i f f ., danach Text; Bl. 29v: leer; Bl. 30r: leer; Bl. 30v: leer; Bl. 31r trgt die
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berschrift: S y m b o l b e g r i f f (R e i h e . ), danach Text; Bl. 31v: Text; Bl. 32r: Text bis Einviertel der Seite, danach: leer; Bl. 32v: leer; Bl. 33r (S. 1) trgt die berschrift: b e r L i n n und die gewhnliche Art, die Botanik zu behandeln:21, danach Text; Bl. 33v (S. 2): Text; Bl. 34r (S. 3): Text; Bl. 34v (S. 4): Text; Bl. 35r (S. 5): Text; Bl. 35v (S. 6): Text; Bl. 36r (S. 7): Text; Bl. 36v (S. 8): Text; Bl. 37r (S. 9): Text; Bl. 37v (S. 10): Text; Bl. 38r (S. 11): Text; Bl. 38v (S. 12); Bl. 39r (S. 13): Text; Bl. 39v (S. 14): Text; Bl. 40r: leer; Bl. 40v: leer; Bl. 41r trgt die berschrift: Wa h r h e i t , danach Text; Bl. 41v: leer. 4) Bemerkung: Es handelt sich um Cassirers Zettelkasten zu Goethe und zu philosophischen Begriffen. Es finden sich Eintrge von A wie A l l g e m e i n h e i t u [n d ] B e s o n d e r h e i t . (folder 792, Bl. 1r) bis W wie Wa h r h e i t (folder 794, Bl. 41r). 4. Zu Cassirers Goethe-Vorlesungen und ihrer Entstehung In der nur fragmentarisch berlieferten Hamburger Vorlesung Philosophische Probleme und Tendenzen der deutschen Geistesgeschichte (Textzeuge A) vom Wintersemester 1925/26 versucht Cassirer, dem Begriff der Geistesgeschichte eine Prgung zu geben, in die seine berlegungen aus dem Umkreis der Philosophie der symbolischen Formen (1923-1929)22 eingegangen sind. Nicht mehr die e i n e Idee von Geistesgeschichte, sondern die Flle und Vielfalt ihrer kulturellen Ausprgungen werden hier in den Vordergrund gerckt. Cassirer sucht nach einer Vermittlung zwischen faktischer Mannigfaltigkeit und Einheit der Anschauung – einer Vermittlung, die er an anderer Stelle (z. B. in der Philosophie der symbolischen Formen) mit dem Goetheschen Begriff ‚symbolisch‘ belegt hat. Unzweifelhaft lßt sich an dieser Interessenkonstellation die Spur von Aby Warburgs kulturwissenschaftlichen Forschungen erkennen. Warburgs Bibliothek hatte Cassirer in Hamburg bereits im Jahre 1920 kennengelernt, whrend er am ersten Band der Philosophie der symbolischen Formen arbeitete. Die persnliche Bekanntschaft mit Warburg spielte fr Cassirer bis zu dessen Tode im Jahre 1929 eine wichtige Rolle.23 Die systematische Organisation der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg, die krperhafte Ausdrucksformen und deren Darstellung in der bildenden Kunst von der Antike bis zur Moderne bercksichtigte, sollte eine kaum zu unterschtzende Bedeutung fr den thematischen Aufbau von Cassirers Hauptwerk einnehmen.24 Siehe S. 146-154 in diesem Bd. Siehe ECW 11, 12 und 13 sowie ECN 1. 23 Vgl. hierzu: Ernst Cassirer: Nachruf auf Aby Warburg. Zuerst verffentlicht in: Hamburgische Universitt. Reden, gehalten bei der Feier des Rektoratswechsels am 7. November 1929, Hamburg 1929, S. 48-56 (wieder in: ECW 17, S. 368374). 24 Vgl. hierzu John M. Krois, Gerhard Lohse, Rainer Nicolaysen: Die Wissenschaftler Ernst Cassirer, Bruno Snell, Siegfried Landshut. Hamburgische Lebens21
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Die ersten Oxforder Vorlesungen Goethes Idee der Bildung und Erziehung (Textzeuge B) und Goethes Idee der inneren Form (Textzeuge C), die Cassirer am Taylorian Institute der Oxford University hielt, wurden in deutscher Sprache prsentiert. Spter trug Cassirer seine Arbeiten auch auf Englisch vor.25 Goethes Idee der Bildung und Erziehung (Textzeuge B) ist allerdings nicht identisch mit dem gleichnamigen Vortrag, den Cassirer am 23. Mai 1932 an der Goethe-Zelter-Feier des Zentralinstituts fr Erziehung und Unterricht zu Berlin gehalten hat.26 Der wesentliche Unterschied liegt in der Exposition des Themas, d. h. von Goethes Bildungsbegriff: zum einen im Einbezug von Nietzsches Begriff des „Bildungsphilisters“, zum anderen in einer kritischen Diskussion von Friedrich Gundolfs Goethedeutung. Weil der Nachlaß-Text nach dieser Exposition jedoch abbricht, kann wohl davon ausgegangen werden, daß Cassirer bei seinem Vortrag am Taylorian Institute in Oxford vom 5. Februar 1934 im Anschluß daran den Inhalt des frheren Textes referiert hat. An den Oxforder wie den Londoner Vorlesungen vom Januar und Februar 1935 zum Thema Goethes Idee der inneren Form (Textzeuge D) fllt vor allem auf, daß Cassirer stets einen direkten Bogen von der Aufklrung zu Goethe schlgt. In der Emigration betonte er – nachdrcklicher noch als in den in Deutschland verfaßten Texten – das aufgeklrte Denken, das den Dichter die Zusammenhnge zwischen den naturwissenschaftlichen und den sthetischen Formberlegungen erkennen ließ. In den Kontext der fortgesetzten Aufklrungsdebatten stellt Cassirer ebenfalls smtliche berlegungen zur Bildung und Bildungsgeschichte und liefert damit ein bergreifendes – nmlich wissenschaftsgeschichtbilder, Bd. 8. Hamburg 1994, S. 18 ff. – Toni Cassirer berichtet ber Cassirers Kontakt zur Bibliothek Warburg: Ich erinnere mich, wie Ernst nach dem ersten Besuch der Bibliothek Warburg in einer fr ihn sehr ungewhnlichen Erregung nach Hause kam und mir erzhlte, daß diese Bibliothek etwas unerhrt Einmaliges und Großartiges wre, und Dr. Saxl, der sie ihm gezeigt hatte, ein ußerst merkwrdiger, origineller Mann zu sein schien, daß Ernst ihm aber nach der Fhrung durch die langen Bcherreihen gesagt habe, daß er nie wiederkommen wrde, da er sonst ganz sicherlich in diesem Labyrinth verlorengehen wrde. [ ...] Die Entdeckung der Bibliothek Warburg glich der Entdeckung einer Fundgrube, in der Ernst einen Schatz nach dem anderen zu Tage frderte. (Toni Cassirer: Mein Leben mit Ernst Cassirer, 2003, S. 126 f.). – Die Rolle der Bibliothek Warburg im geistesgeschichtlichen und kulturtheoretischen Interessenraum Cassirers dokumentieren auch: Massimo Ferrari: Ernst Cassirer e la ‚Bibliothek Warburg‘. In: Giornale Critico della Filosofia Italiana 65 (1986), S. 91-130 resp.: Martin Jesinghausen-Lauster: Die Suche nach der symbolischen Form. Der Kreis um die Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg. Mit einem Geleitwort von Gert Mattenklott. Baden-Baden 1985. 25 Das berichtet Toni Cassirer: Mein Leben mit Ernst Cassirer, 2003, S. 217. – Mehrfach finden sich in dieser Biographie Hinweise auf Cassirers vorzgliches, wenn auch vor allem an der Lektre Shakespeares geschultes Englisch, das wohl mit Akzent und doch mit einer eigenen Eleganz vorgetragen wurde. 26 Zuerst verffentlicht in: Pdagogisches Zentralblatt 12 (1932), S. 340-358 (wieder in: ECW 18, S. 127-147).
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liches – Paradigma fr die Betrachtung von Naturwissenschaft und Dichtung. So widmet sich die dreiteilige Vorlesungsreihe Goethes Idee der inneren Form (Textzeuge D) am Bedford College for Women Goethes Menschenbetrachtung (Box 41, folder 803), Goethes Naturanschauung (Box 41, folder 804) und Goethes Dichtung (Box 41, folder 805). Im Falle der ußerungen zu Goethes Dichtung zeigt die Parallelisierung von literarischer Gattungstheorie und Aspekten der Pflanzenmetamorphose erneut Cassirers Eintreten dafr, Formaspekte als dynamische Entwicklungsmomente zu begreifen und derart geistesgeschichtliche Entwicklungen mit naturwissenschaftlichen Aspekten in einen Zusammenhang zu bringen. Auch hier greift Cassirer frhere Interessen wieder auf, hatte er sich doch schon um das Jahr 1916 mit dieser Problemlage beschftigt und ihr in seinem Buch Freiheit und Form (1916) ein großes Goethe-Kapitel27 gewidmet. Neu, gegenber seinen Ausfhrungen in Freiheit und Form, ist hier nun einerseits die konsequente Anbindung seiner Argumentation an die Symbolphilosophie, andererseits die deutliche Bezugnahme auf die Biographie des Dichters. Diese spielte in den frheren systematischen Darstellungen nur eine untergeordnete Rolle. Seit den Gteborger Vorlesungen zum Thema Der junge Goethe28 aber hat Cassirer die Lebensumstnde des Dichters zu einem tragenden Aspekt seiner Deutung gemacht. Die Bemerkungen zum Faustfragment und zur Faustdichtung (Textzeuge E) entstanden am German Department der Yale University und wurden dort am 14. April 1942 vorgetragen. Die Faust-Studien wurden in einem Kontext verfaßt und prsentiert, der – anders als in Oxford – durch ein lebendiges Interesse an der Goethe-Forschung charakterisiert war. Cassirers Eingangshinweise auf den vorangegangenen Vortrag in der Reihe – den Beitrag von Carl Frederick Schreiber29 – und die mehrfache Bezugnahme auf diesen Text im Laufe seiner eigenen Argumentation zeigen, wie sehr sich der Philosoph der germanistischen Forschungssituation vor Ort annahm. Cassirer gestattete sich in dieser Hinsicht in der Emigration gewisse Freiheiten, nicht zuletzt seiner eigenen Disziplin gegenber.30 Und er artikulierte dies auch: Die intellektuelle Freiheit selbst ist passim und besonders noch einmal am Schluß des Vortrags in Siehe ECW 7, S. 269-417. Siehe ECN 11, S. 5-231. 29 Schreiber, Carl Frederick. Literaturwissenschaftler. – * Saginaw 21.03.1886, † Westport 02.03.1960. Von 1926 bis 1954 Professor fr Deutsche Sprache und Literatur an der Yale University mit dem Lehrschwerpunkt Goethe. Goetheana. A Centenary Portfolio, 1932; Goethe’s Work with the Exception of Faust. A Catalogue Compiled by Members of the Yale University Library Staff, 1940. 30 Bei Toni Cassirer findet sich folgender Hinweis auf Cassirers transdisziplinre Vernetzung an der Yale University: Ernst hatte ein gemeinsames Seminar mit [Charles] Hendel, dem anderen Philosophen [Filmer S.] Northrop, den jngeren [Charles P.] Stevenson, [Monroe C.] Beardsley etc., an dem der Historiker Hajo Holborn und noch verschiedene andere Gelehrte anderer Fakultten teilnahmen. Das war ganz nach Ernstens Sinn, dessen Wunsch es von jeher gewesen ist, die Philosophie mit den Spezialwissenschaften zu vereinen. (Toni Cassirer: Mein Leben mit Ernst Cassirer, 2003, S. 303). 27 28
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bezug auf Goethe thematisch. Als wichtigste allgemeine Aussage von Goethes Faust hlt Cassirer in diesem Vortrag die Verbindung von freier, knstlerischer Intuition und Sittlichkeit fest.31 Vergleicht man Cassirers Goethe-Analysen in den Bemerkungen zum Faust-Fragment und zur Faustdichtung mit den frheren ußerungen in Freiheit und Form und Goethe und die geschichtliche Welt (1932)32, so zeigt sich nun ein anders nuanciertes, auf den Freiheitsbegriff ausgerichtetes Goethe-Verstndnis. Den Vortrag Goethe und Kant (Textzeuge F) hielt Cassirer am 25. Januar 1944 am German Department der Yale University. Er stellt seine letzte Arbeit zu Goethe dar und wurde – stark erweitert – 1945 erstmals in einer von Cassirer autorisierten englischen bersetzung unter dem Titel Goethe and the Kantian Philosophy33 publiziert. Das Vortragsmanuskript stellt also die Basis fr eine sptere Publikation dar: Es handelt sich bei den Mss. von Textzeuge F um Entwrfe (Box 40, folder 795) – das Titelblatt trgt eigens den Vermerk: Material34 – sowie um eine Vorstufe (Box 40, folder 796) von Goethe und die Kantische Philosophie.35 Cassirer knpfte whrend seiner Ttigkeit als Gastprofessor fr Philosophie an der Yale University unter anderem intensive Kontakte zu Vertretern des Cassirer hat auf die autobiographische Bedeutung, die seine Faust-Studie auch fr ihn selbst besaß, im Gesprch mit seiner Frau hingewiesen. Toni Cassirer berichtet, Cassirer habe auf dem Heimweg von diesem Vortrag in gelster Stimmung folgende Bemerkung geußert: So, nun habe ich mir eine Meinung ber die Goethesche Altersoptik von der Seele geschrieben, und sie ist auch auf mich und berhaupt auf alle produktiven Menschen anzuwenden. Der scheinbare Wirrwarr des zweiten Teil Faust entsteht dadurch, daß die Vergangenheit im Alter sich nicht mehr wesentlich gliedert und Geschehnisse aus einzelnen Epochen der Geschichte, der Kunst und des eigenen Lebens zusammenfließen und sich zu dem Hintergrund vereinen, auf dem der Gedanke an die Zukunft zu entstehen beginnt. Nur der unproduktive Mensch klagt der Vergangenheit nach – der produktive blickt vorwrts, und was hinter ihm liegt, mag es zehn, hundert, tausend Jahre vergangen sein, ist zur Materie zusammengeschmolzen, aus der das Neue sich zu formen beginnt. (Toni Cassirer: Mein Leben mit Ernst Cassirer, 2003, S. 89). 32 Ernst Cassirer: Goethe und die geschichtliche Welt. Drei Aufstze. Berlin 1932 (wieder in: ECW 18, S. 355-434). 33 In: Ernst Cassirer: Rousseau, Kant, Goethe. Two Essays. Translated from the German by James Gutmann, Paul Oskar Kristeller, and John Hermann Randall jr. (= History of Ideas Series; I). Princeton 1945, S. 61-98 (wieder in: Rousseau, Kant, Goethe. Hrsg. v. Rainer A. Bast. Hamburg 1991, S. 63-99). 34 Insbesondere die ersten Seiten von diesem Material weisen berdies inhaltliche bereinstimmungen mit dem frheren Aufsatz Kant und Goethe (1924) auf. 35 Ts. und Ms. dieser Schrift befinden sich ebenfalls in der Beinecke Library (GEN MSS 98, Series I, Box 32, folders 626-628; Konvolut 217). Eine Korrektur auf S. 1 des Ms. (folder 626) untermauert die aufgrund inhaltlicher bereinstimmungen getroffene Annahme, daß mit Textzeuge F (Box 40, folder 796) eine Vorstufe vorliegt: Dort wurde der in Tinte gesetzte Titel Goethe und Kant mit Bleistift zu Goethe und die Kantische Philosophie erweitert. 31
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German Department.36 Die Vortrge sind erkennbar an ein Publikum gerichtet, das sowohl mit philosophischen Interessen als auch mit literaturwissenschaftlichen Fragestellungen und insbesondere mit Goethe-Lektren befaßt war. Der im Vortrag erwhnte Wissenschaftler Heinz Siegfried Bluhm37, der Cassirer die Vortragseinladung berbrachte, war ebenfalls deutscher Emigrant. Cassirer trgt dem Publikum wie auch seinem eigenen Interesse an einer umfassenden Kontextualisierung von Goethes Denken insofern Rechnung, als er durch die beilufige Behandlung Shakespeares, Krners, Schillers und anderer die literaturwissenschaftliche Anschlußfhigkeit seiner Thesen ber den Naturwissenschaftler Goethe erkennen lßt und zugleich das intellektuelle Netzwerk darstellt, in dem Goethe sich selbst bewegte. Gleichwohl, auch dieser Vortrag dient in erster Linie einem philosophischen Interesse, und zwar jenem Interesse, das im gesamten Werk von Freiheit und Form an ber die Philosophie der symbolischen Formen bis hin zu dem spten An Essay on Man (1944)38 zu erkennen ist: Stets kommt es Cassirer darauf an, die Entwicklung der Begriffe, mit denen die Natur beschrieben werden kann, mithin die Form der Naturanschauung, unter einer genetischen Perspektive zu betrachten und als Entwicklung eines lebendigen, vernderlichen Denkens wahrzunehmen. In diesem lebendigen, „genetischen“ Blick situiert Cassirer die Gemeinsamkeit zwischen Kants und Goethes Denken. Im bereits erwhnten kleinen Aufsatz Kant und Goethe aus dem Jahre 1924 hatte Cassirer diese genetische Perspektive schon explizit formuliert. Andere, umfangreichere Aufstze zu Goethe – wie etwa Goethe und die mathematische Physik (1921)39 und Goethe und das 18. Jahrhundert (1932)40 – verfolgen das Argument weiter und stellen Goethes naturwissenschaftliche Schriften als eine wissenschafts- und philosophiegeschichtlich bedeutsame Wende der Aufklrung dar. Cassirers letzter Goethe-Vortrag an der Yale University zeichnet noch einmal, summierend, eine Linie nach, die von den Anfngen seiner Goethe-Beschftigung in Berlin und Hamburg bis zu seiner Emigrationszeit in England, Schweden und den USA fhrt.
Am German Department der Yale University lehrten zu jener Zeit unter anderem: Adolph B. Benson, Leonard Bloomfield, Heinz Bluhm, Carl Frederick Schreiber, James F. White und Hermann J. Wiegand (vgl. ECN 11, S. 391). 37 Bluhm, Heinz Siegfried (Werner). Theologe und Literaturwissenschaftler. – * Halle 23.11.1907, † Boston 21.11.1993. Zur Zeit von Cassirers Aufenthalt an der Yale University Assistant Professor am dortigen German Department; von 1944-50 Associate Professor und ab 1950 Professor fr Deutsche Literatur. 38 Siehe ECW 23. 39 Siehe ECW 9, S. 268-315. Die Vorstufe zu diesem Text findet sich in Textzeuge G (Box 40, folder 792, Bl. 46r-55v) und ist in diesem Band (S. 132-145) wiedergegeben. 40 Siehe ECW 18, S. 369-409. Die Vorstufe zu diesem Text findet sich in Textzeuge G (Box 40, folder 792, Bl. 41r-45v) und ist in diesem Band (S. 123-131) wiedergegeben. 36
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5. Zu den Textzeugen Die Vorlesung Philosophische Probleme und Tendenzen der deutschen Geistesgeschichte (Textzeuge A) ist der einzige erhaltene Teil der Vorlesung; es ließen sich im Nachlaß keine Hinweise auf den Verbleib der anderen Teile finden. Das Ms. und Ts. Bemerkungen zum Faustfragment und zur Faustdichtung (Textzeuge E) tragen heute die Signatur GEN MSS 355, Series I, Box 1, folders 68 und liegen im Cassirer-Nachlaß der Beinecke Library. Ms. und Ts. gehren zu John Michael Krois’ Manuskriptfunden der Jahre 1991 und 1992 in New York.41 Wahrscheinlich verdankt sich die Existenz des Ts. einer Initiative Toni Cassirers. Sie ließ nach Ernst Cassirers Tod einige Manuskripte abtippen, um postume Publikationen vorzubereiten.42 Ein Durchschlag der Bemerkungen zum Faustfragment und zur Faustdichtung wurde im Jahre 1960 von ihr an die Zeitschrift Agor gesandt, die 1959 schon Teile aus einem nachgelassenen Ms. Cassirers unter dem Titel „ber die Wrde des Menschen“ von Pico della Mirandola publiziert hatte.43 Die Publikation des Faust-Textes wurde aber nicht realisiert. Im ganzen weist das Ts. nur auf einzelne Worte bezogene Abweichungen vom Ms. auf (die Details sind in den editorisch-philologischen Anmerkungen und in der Mss.-Beschreibung vermerkt). Das Ts. trgt einige wenige Verbesserungen von der Handschrift Toni Cassirers, die teilweise mit Kugelschreiber, teilweise mit Bleistift ausgefhrt wurden, dabei aber stets dem Ms.-Wortlaut folgen. Einige Seiten des Ms. (S. 28-36) sind verschollen und die entsprechenden Passagen nur im Ts. erhalten, das den vollstndigen Text wiedergibt. Im Cassirer-Nachlaß, genauer in den Goethe-Notizen und Notizen zu philosophischen Begriffen (Textzeuge G, Box 40, folder 792-794, hier: in 794), fand Simon Zumsteg zwei Bltter, die aufgrund von formalen und inhaltlichen Kriterien (Papierformat und -beschaffenheit, Tinte und sprachlicher Duktus) eindeutig dem Vortragstext Goethes Idee der inneren Form (Textzeuge B, Box 41, folder 805) zugeordnet werden konnten. Beim Inhalt der beiden Bltter handelt es sich um bernahmen ausformulierter Passagen aus frher verffentlichten Werken Cassirers wie z. B. Freiheit und Form. Im Ms. (Box 41, folder 805) hatte Cassirer an den entsprechenden Stellen Zitatverweise der Art: F[reiheit] u[nd] F[orm (S.] 313[)] angebracht. Die Texte sind hier an der von Cassirer ursprnglich vorgesehenen Stelle wiedergegeben.
Vgl. ECN 11, S. 393 f. Die anderen im Jahr 1991 bei Anne Appelbaum gefundenen Mss. sind die Goethe-Vorlesungen (1940 – 1941) (siehe: ECN 11, S. 5-268). 42 Vgl. ECN 11, S. 393. 43 Siehe: Agor, Eine Humanistische Schriftenreihe. In Verbindung mit dem Ludwig-Georgs-Gymnasium, Darmstadt, Jg. 5, Nr. 12 (Juni 1959), S. 48-61 (vgl. auch ECN 11, S. 392 f.). 41
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Textzeuge G ist ein Ms.-Konvolut, in das – wie bereits erlutert – verschiedene historische Stufen eingegangen sind und das ber lange Zeitrume kontinuierliche Ergnzungen erfahren hat. Zur Illustration von Cassirers Arbeitsweise ist hier eine Begriffsauswahl zu Kernbegriffen der Goethe-Vortrge getroffen worden. 6. Kleinere Schriften zu Goethe und zur Geistesgeschichte im Zusammenhang mit anderen Nachlaßtexten Auch nach seiner Emigration hat sich Cassirer kontinuierlich mit Goethe beschftigt. Die beiden Bnde 10 und 11 der ECN: Kleinere Schriften zu Goethe und zur Geistesgeschichte und Goethe-Vorlesungen (1940 – 1941) dokumentieren den nachgelassenen Ertrag dieser Befassung, also aus der Zeit von Cassirers Ttigkeiten in Oxford (England), Gteborg (Schweden) und New Haven (USA). Die in ECN 11 verffentlichten Goethe-Vorlesungen von 1940 und 1941, die dem Jungen Goethe und Goethes geistiger Leistung gewidmet sind, zeigen, daß Cassirer den lebensgeschichtlichen Aspekten im Werk Goethes Aufmerksamkeit schenkte und sie fr eine kulturphilosophische und wissenschaftsgeschichtliche Untersuchung von Goethes Werken fruchtbar zu machen suchte. Die Goethe-Publikationen vor der Emigrationszeit hatten hingegen vor allem systematisch-wissenschaftliche und geistesgeschichtliche Aspekte in den Vordergrund gestellt. Der in der Emigrationszeit vernehmbaren Tendenz Cassirers zu einer neuen Kontextualisierung seiner Goethe-Darstellungen unterliegen auch die im vorliegenden Band publizierten Texte (mit Ausnahme des Vortrags Philosophische Probleme und Tendenzen der deutschen Geistesgeschichte von 1925/26). Die in ECN 10 vorgelegten Nachlaßschriften Cassirers stehen also historisch und systematisch mit denen von ECN 11 in direkter Verbindung.44 7. Zur Anordnung der Texte im vorliegenden Band Die Anordnung der Mss. folgt nach Mglichkeit der Chronologie, in der Cassirer die Vortrge und Vorlesungen gehalten hat. Im Falle der als Beilagen an den Schluß des Bandes gestellten Notizkonvolute (Textzeuge G) ist eine genaue zeitliche Einordnung nicht mglich, da die Eintrge verschiedene historische Schichten aufweisen. Die Notizen enthalten Begriffe und Begriffskomplexe, die auf die ersten publizierten Texte Cassirers zu Goethe hindeuten, z. B. auf Freiheit und Form und auf die 1932 im Verlag Bruno Cassirer erschienene Aufsatzsammlung Goethe und die geschichtliche Welt (mit den Aufstzen Goethe und die geschichtliche Welt, Goethe und das 18. Jahrhundert sowie Goethe und Platon). Auch auf die spteren Goethe-Vortrge der Emigrationszeit finden sich Hinweise.
Eine ausfhrliche Darstellung des Zusammenhangs der Texte von ECN 10 und 11 findet sich auch in ECN 11, S. 395-397. 44
Editorische Hinweise
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Der als Beilage mit der berschrift ber Linn und die gewhnliche Art, die Botanik zu behandeln:45 (Textzeuge G: Box 40, folder 794, Bl. 33r-39v) wiedergegebene Text ist insofern ein besonders bemerkenswerter Teil der Goethe-Notizen, als er nicht in der blichen Stichwortform verfaßt wurde und auch kein Exzerpt darstellt. Es handelt sich vielmehr um einen kohrenten Text zur Rezeption der Naturphilosophie Carl von Linns durch Goethe. Von Cassirer lag bis dato keine zusammenhngende Publikation zu Linn vor, obwohl er sich in verschiedenen Kontexten mit diesem Naturforscher und -philosophen der Aufklrung auseinandergesetzt hat. In wissenschaftsgeschichtlicher Hinsicht waren die Arbeiten Linns fr Cassirer bereits im Zusammenhang von Freiheit und Form interessant, denn in einem ausfhrlichen Goethe-Kapitel46 rckt er dort Goethes Naturanschauung und wissenschaftliche Methode ein in die Tradition der Aufklrung. Im Anschluß daran fhrt er aus, daß Goethe seine naturwissenschaftlich interessierte Aufklrungskritik vor allem als Kritik an Linns statisch-taxonomischem Verfahren artikuliere. Manches spricht dafr, daß diese grßere Linn-Skizze im Zusammenhang mit den Vorarbeiten zu Freiheit und Form entstanden ist. Auch das Wasserzeichen des Notizpapiers (Reichsadler Papier) weist auf eine Entstehung in Deutschland hin. In jedem Fall hat Cassirer ein Interesse an diesen Fragestellungen beibehalten; sie begleiten seine Goethe-Studien ber die großen Aufstze hin bis zu seinem letzten, zu Lebzeiten verffentlichten Buch, An Essay on Man, in dem er die wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung von Linns knstlichem Klassifikationssystem ein letztes Mal erwhnt. Insgesamt erlauben die Beilagen Goethe-Notizen und Notizen zu philosophischen Begriffen einen Einblick in die begrifflichen und argumentativen Zusammenhnge, in die Cassirer seine Goethe-Lektren regelmßig stellte und die er fr eine zeitgemße Goethe-Interpretation als grundlegend erachtete. Man kann hier von einer philosophischen Werkstatt sprechen. Wie auch Cassirers publizierte Arbeiten zu Goethe demonstrieren diese Notizen die longue dure, die starke Konsistenz und Kohrenz von Cassirers Fragestellungen. Im vorliegenden Band ist eine begriffliche Auswahl getroffen, die vor allem die in den in ECN 10 und 11 abgedruckten Vortrgen behandelten Probleme bercksichtigt, wobei eine Eigenart von Cassirers Werkstatt fr diesen Band der ECN eine besondere Vorgehensweise notwendig machte: Cassirer nutzte die hypertextuellen Mglichkeiten seines Zettelkastens wiederholt, um auf bereits unter anderen Begriffen notierte Bemerkungen oder Zitate zu verweisen. Er tat dies mit Verknpfungen wie: siehe Zettel Geschichte oder siehe Zettel Mathematik etc. In solchen Fllen wird in diesem Band die am bezeichneten Ort vorgefundene, korrespondierende Stelle jeweils in einer HerausgeberAnmerkung angefgt.47
Siehe S. 146-154 in diesem Bd. Siehe ECW 7, S. 269-417. 47 Solche bernahmen aus anderen Stellen des Zettelkastens sind in den Hrsg.Anm. gekennzeichnet mit der Formel: „Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort [...] (Box-nr.; folder-nr.; Bl.-nr.) in Cassirers Zettelkasten:“ 45 46
A N M E R K U NG E N D E R H E RA U S G E B E R I N
1Goethe
z u ... (Bd. II, S. 323)] s. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 6. Mai 1827. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. II, S. 323 f. (Gesprche, Nr. 2496, Bd. 3, S. 393 f.; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 6, S. 134 f.). Hervorhebungen von Cassirer. 2 Bein ... Fleisch] Bei Eckermann (a. a. O., S. 324) hervorgehoben 3 aber] Bei Eckermann heißt es a. a. O., S. 324: brigens 4 euch ... hinzugeben] Bei Eckermann (a. a. O., S. 324) hervorgehoben 5 Ranke, Leopold von. Philosoph der Romantik und Vertreter der historischen Rechtsschule. – * Wiehe an der Unstrut 20.12.1795, † Berlin 23.05.1886. Ranke hat 1830 in seiner Studie Geschichte und Philosophie und 1854 in den Vortrgen ber die Epochen der neueren Geschichte gegen die Auffassung Stellung genommen, daß sich die Gesellschaft in einem ununterbrochenen Fortschrittsprozeß befindet. Nach Ranke ist ein Fortschritt nur in allem anzunehmen, was sich auf Erkenntnis und Naturbeherrschung bezieht. Der Fortschrittsbegriff ist nicht auf das individuell moralische oder religise Dasein und auf die Produktion des Genius in Kunst, Poesie, Wissenschaft und Staat anzuwenden. In seinem Werk gibt es Anstze einer Generationstheorie. 6 M i] Das immer Seiende; vgl. Platon: Phaedo, 79d2. 7 Rickert, Heinrich. Philosoph. – * Danzig 25.05.1863, † Heidelberg 30.07.1936. Fhrender Denker der Sdwestdeutschen Schule des Neukantianismus. Die Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung, 2 Bde., 1896-1902; Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft, 1899. 8 Troeltsch, Der Historismus und seine Probleme] Vgl. Troeltsch: Der Historismus und seine Probleme, 1922. Troeltsch, Ernst. Theologe und Philosoph. – * Augsburg 17.02.1865, † Berlin 01.02.1923. Troeltsch gehrt zur Religionsgeschichtlichen Schule, die die liberale Theologie in ihrer letzten Phase prgte. Er beschftigt sich in eingehenden Analysen mit jenen Problemen, die sich aus dem historischen und kulturellen Relativismus ergeben. Philosophisch ist er stark vom Neukantianismus beeinflußt. 9 Æ Ø eºº ª ] Der bergang in eine andere Gattung ist ein erstmals von Aristoteles (Zweite Analytiken, 75b38-40) benannter logischer bzw. Argumentations-Fehler. Cassirer verwendet den Topos von der metabasis eis allo genos hufig und auch positiv im Sinne einer gestalttheoretischen Reversion. 10 (Bertram, Nietzsche)] Vgl. Bertram: Nietzsche. Versuch einer Mythologie, 1918. Bertram, Ernst. Literarhistoriker und Schriftsteller. – * Elberfeld (heute zu Wuppertal) 27.07.1884, † Kln 02.05.1957. Ab 1922 Professor fr deutsche Literatur in Kln. Stand Stefan George nahe. 11 Spenglers Buch] Vgl. Spengler: Der Untergang des Abendlandes, 1917. Spengler, Oswald. Geschichtsphilosoph. – * Blankenburg/Harz 25.09.1880,
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† Mnchen 08.05.1936. Sp. entwickelte im Sinne der Kulturzyklentheorie eine allgemeine ,Morphologie der Weltgeschichte‘, in der er den Formenwandel der als Großorganismen verstandenen Kulturen und ihrer ,Lebensstile‘ beschreibt. Ihr Verlauf ist durch das organologische Entwicklungsschema von Blte, Reife und Verfall bestimmt, dem sie mit deterministischer Notwendigkeit unterliegen. 12 sie ist ... g e f a s s t –] Vgl. Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts (Vorrede). In: Werke, Bd. 8, S. 19: Was das Individuum betrifft, so ist ohnehin jedes ein Sohn seiner Zeit; so ist auch die Philosophie i h re Z e i t i n G e danken erfasst. 13 cf. Hegel, Bd. XIII, S. 46] s. Hegel: Vorlesungen ber die Geschichte der Philosophie. In: Werke, Bd. 13, S. 46. 14 Das] Bei Hegel heißt es a. a. O.: Dies 15 ferner S. 59:] s. ebd., S. 59. Hervorhebung von Cassirer. 16 Taine’s »Philosophie de l’art«] Vgl. Taine: Philosophie de l’art, 1885. Taine, Hyppolite Adolphe. Kulturkritiker, Historiker und Philosoph. – * Vouziers (Dp. Ardennes) 21.04.1828, † Paris 05.03.1893. Neben A. Comte und E. Renan fhrender Vertreter des franzsischen Positivismus, wobei er die rational-wissenschaftliche Methode auch auf die Philosophie, die Literatur und die Wissenschaften vom Menschen ausdehnen wollte. Les philosophes fran ais du XIX sicle, 1857; De l’intlligence, 2 Bde., 1870; Les origines de la France contemporaine, 6 Bde., 1876-94. 17 Frobenius, Leo. Ethnologe und Kulturphilosoph. – * Berlin 29.06.1873, † Biganzolo (Lago Maggiore/Italien) 09.08.1928. Grndete 1922 in Mnchen das Frobenius-Institut als privates Forschungsinstitut fr Kulturmorphologie. Der Ursprung der afrikanischen Kulturen, 1898; Und Afrika sprach, 4 Bde., 192128; Kulturgeschichte Afrikas, 1933. 18 æ] Anfang, Beginn; zu diesem Begriff vgl. Cassirer: Die Philosophie der Griechen von den Anfngen bis zu Platon. In: Dessoir (Hg.): Die Geschichte der griechischen Philosophie, S. 13. 19 Max Webers ... Religionssoziologie] Vgl. Weber: Gesammelte Aufstze zur Religionssoziologie. 3 Bde., Berlin 1920-21. 20 W. A . B d . 4 2 2 , S . 5 6 f .] Vgl. Goethe: Wiederholte Spiegelungen. In: WA, I. Abt., Bd. 42.2, S. 56 f. 21 Burdach, Konrad. Germanist. – * Knigsberg 29.05.1859, † Berlin 18.09.1936. Ab 1887 Professor in Halle/Saale, seit 1902 Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin (Forschungsstelle fr deutsche Sprachwissenschaft). Reinmar der Alte und Walther von der Vogelweide, 1880; Reformation, Renaissance, Humanismus, 1918. 22 Vortrag ber den Divan] Vgl. Burdach: Goethes West-stlicher Divan. Festvortrag gehalten in der 11. Generalversammlung der Goethe-Gesellschaft in Weimar am 30. Juni 1896. In: Goethe-Jahrbuch XVII (1896), S. 1*-40*, hier S. 17*: Ein merkwrdiges Product solcher wiederholter Spiegelung ist auch der D i va n . Die wirkliche Reise in das Land der eigenen Jugend und die poetische Reise ins Land der Jugend der Menschheit, die Fahrt zu den rheini-
Anmerkungen der Herausgeberin
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schen Alterthmern, zu den Jugendfreunden, die Wiederaufnahme alter Jugendneigungen, das Aufathmen und Wiederfrischwerden, das Eintauchen in eine primitive ideelle Welt – eins durchdringt das andere. Osten und Westen, literarisches Vorbild und persnliches Erlebniss, Gedanke und Leidenschaft, Vergangenheit und Gegenwart, Erinnerung und neueste Eindrcke spiegeln sich in einander und erzeugen eine erhhte, verklrte Existenz. 23 „Bruchstcke ... Konfession“] s. Goethe: DuW, 2. Teil, 7. Buch. In: WA, I. Abt., Bd. 27, S. 110. Das vollstndige Zitat lautet: Alles was daher von mir bekannt geworden, sind nur Bruchstcke einer großen Confession, welche vollstndig zu machen dieses Bchlein [Dichtung und Wahrheit] ein gewagter Versuch ist. 24 daß er ... (26. II. 1824)] s. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 26. Februar 1824. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. I, S. 113 (Gesprche, Nr. 2230, Bd. 3, S. 81; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 5, S. 38 f.). 25 „Ich schrieb ... besitzen.“] s. ebd. Hervorhebung von Cassirer. 26 disjecta membra] Zerstreute Glieder; Anspielung auf Horaz’ disjecti membra poetae (Satiren I, 4, 62). Horaz bezeichnet mit dieser Wendung, die an den von rasenden Mnaden zerrissenen mythischen Snger Orpheus erinnert, Dichterworte, deren Versmaß zerstrt ist, die aber trotzdem noch den Dichtergeist erkennen lassen. 27 1870 Nietzsche: ... »Bildungsphilisters«.] Vgl. Nietzsche: Unzeitgemße Betrachtungen. Erstes Stck: David Strauss, der Bekenner und Schriftsteller. In: Werke, I. Abt., Bd. 1, § 2, S. 186: Der Bildungsphilister [ ...] unterscheidet sich von der allgemeinen Idee der Gattung „Philister“ durch einen Aberglauben: er whnt selber Musensohn und Kulturmensch zu sein; ein unbegreiflicher Wahn, aus dem hervorgeht, dass er gar nicht weiß, was der Philister und was sein Gegensatz ist: weshalb wir uns nicht wundern werden, wenn er meistens es feierlich verschwrt, Philister zu sein. Er fhlt sich, bei diesem Mangel jeder Selbsterkenntnis, fest berzeugt, dass seine „Bildung“ gerade der satte Ausdruck der rechten deutschen Kultur sei. 28 „Stillsteller des Alls“] Anspielung auf die zuvor erwhnten Eleaten, die die Bewegung leugneten. Vgl. Parmenides’ Lehre vom ewigen Sein oder Zenons Pfeilparadoxon. In: Diels: Die Fragmente der Vorsokratiker, Bd. 1, S. 217246 (Parmenides) u. S. 247-258 (Zenon). Cassirer diskutiert die Positionen der Eleaten in Die Philosophie der Griechen von den Anfngen bis zur Gegenwart. In: Dessoir (Hg.): Die Geschichte der griechischen Philosophie, S. 34-54, bes. S. 48 f. 29 Œ Ø ] Die Bewegung (kinesis) wird von Aristoteles definiert als Aktualitt des Potenziellen als solchem, d. h. sofern dieses noch nicht in seiner vollen Aktualitt (energeia) bzw. Vollendung (entelecheia), sondern auf dem Weg dazu ist (vgl. Phys. III, 1-3). 30 „Die Vernunft ... knne.“] s. Goethe: Aus Wilhelm Meisters Wanderjahren. 1829. (Betrachtungen im Sinne der Wanderer. Kunst, Ethisches, Natur). In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 555, S. 120 (WA, II. Abt., Bd. 11, S. 126). 31 das lsst sich ... macht.] Vgl. v. a. Nietzsche: Unzeitgemße Betrachtungen.
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Erstes Stck: David Strauss, der Bekenner und Schriftsteller. In: Werke, I. Abt., Bd. 1, § 1, S. 179-185. 32 Begriff des Bildungsphilisters] s. Hrsg.-Anm. 27. 33 Gundolf, Friedrich, eigtl. Friedrich Gundelfinger. Literarhistoriker. – * Darmstadt 20.06.1880, † Heidelberg 12.07.1931. G.s geistesgeschichtliche Arbeiten beruhen auf Stefan Georges Geschichts- und Kunsttheorie; Knstler und Werk gelten ihm als Einheit, die großen Knstler als Symbolgestalten ihrer Epoche. Shakespeare und der deutsche Geist, 1911; Goethe, 1916; George, 1920; H. von Kleist, 1922; Romantiker, 2 Bde., 1930-31. 34 Gegensatz von U re r l e b n i s und B i l d u n g s e r l e b n i s ] Vgl. Gundolf: Goethe, S. 27: So verwebt sich in Goethes Existenz Urerlebnis und Bildungserlebnis wie Zettel und Einschlag, und die große allgemeine Tragik jedes Urgeistes jeder Zeit, nmlich die, daß er einen grenzenlosen Gehalt in Grenzen auswirken muss, vollzog sich bei ihm unter der besonderen historischen Form eines Ringens zwischen Urerlebnis und Bildung. [ ...] / Unter Urerlebnis verstehe ich z. B. das religise, das titanische oder das erotische – unter Bildungserlebnissen Goethes verstehe ich sein Erlebnis deutscher Vorwelt, Shakespeares, des klassischen Altertums, Italiens, des Orients, selbst sein Erlebnis der deutschen Gesellschaft. 35 In jener ... andrngt.] Vgl. ebd., S. 26. 36 „Wie sind ... mglich?“] s. Kant: KrV, B 19. In: Werke, Bd. 3, S. 45 (AA, Bd. 3, S. 39). 37 Schiller: ... H u m a n i t t –] Vgl. Schiller: ber die sthetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen, 15. Brief. In: Smtliche Werke, Bd. 12, S. 56: Die Vernunft stellt aus transcendentalen Grnden die Forderung auf: es soll eine Gemeinschaft zwischen Formtrieb und Stofftrieb, das heißt, ein Spieltrieb sein, weil nur die Einheit der Realitt mit der Form, der Zuflligkeit mit der Notwendigkeit, des Leidens mit der Freiheit den Begriff der Menschheit vollendet. 38 Die Sprache ... We l t a n s i c h t e n ] Vgl. Humboldt: ber das vergleichende Sprachstudium in Beziehung auf die verschiedenen Epochen der Sprachentwicklung. In: Gesammelte Schriften, Bd. 4, S. 27: Durch die gegenseitige Abhngigkeit des Gedankens und des Wortes von einander leuchtet es klar ein, dass die Sprachen nicht eigentlich Mittel sind, die schon erkannte Wahrheit darzustellen, sondern weit mehr, die vorher unerkannte zu entdecken. Ihre Verschiedenheit ist nicht eine von Schllen und Zeichen, sondern eine Verschiedenheit der Weltansichten selbst. 39 Begriff der »i n n e r n S p r a c h f o r m «] Vgl. Humboldt: ber die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluss auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlechts. In: Gesammelte Schriften, Bd. 7, S. 1345; s. bes. das Kap.: Innere Sprachform, S. 86-94. 40 „Das Produktive ... zu verbinden“] s. Goethe: Das Sehen in subjectiver Hinsicht, von Purkinje. 1819. In: WA, II. Abt., Bd. 11, S. 271. 41 Weltanschauung ... Paedagogik.] Vgl. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 2. Januar 1824. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. II, S. 202:
Anmerkungen der Herausgeberin
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„Ein dramatisches Talent,“ fuhr Goethe fort, „wenn es bedeutend war, konnte nicht umhin von Shakespeare Notiz zu nehmen, ja es konnte nicht umhin ihn zu studiren. Studirte es ihn aber, so mußte ihm bewußt werden, daß Shakespeare die ganze Menschennatur nach allen Richtungen hin und in allen Tiefen und Hhen bereits erschpft habe, und daß im Grunde fr ihn, den Nachkmmling, nichts mehr zu thun brigbleibe.“ (Gesprche, Nr. 2213, Bd. 3, S. 55 f.; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 5, S. 2). 42 nisus] Vgl. Goethe: An J. D. Salzmann, 28. November 1771. In: WA, IV. Abt., Bd. 2, S. 8: Lieber Mann, meine Freunde mssen mir verzeihen, mein nisus vorwrts ist so stark, daß ich selten mich zwingen kann Athem zu holen, und rckwrts zu sehen, auch ist mir’s immer was trauriges, abgerissene Faden in der Einbildungskraft anzuknpfen. 43 Schwager Kronos] Vgl. Goethe: An Schwager Kronos. In: WA, I. Abt., Bd. 2, S. 65 f. 44 „Mein Leben durch“] s. Goethe: ber Mathematik und deren Missbrauch, so wie das periodische Vorwalten einzelner wissenschaftlicher Zweige. In: WA, II. Abt., Bd. 11, S. 78. Das vollstndige Zitat lautet: Das Recht, die Natur in ihren einfachsten geheimsten Ursprngen, so wie in ihren offenbarsten, am hchsten auffallenden Schpfungen, auch ohne Mitwirkung der Mathematik, zu betrachten, zu erforschen, zu erfassen, musste ich mir, meine Anlagen und Verhltnisse zu Rate ziehend, gar frh schon anmaßen. Fr mich habe ich es mein Leben durch behauptet. Was ich dabei geleistet, liegt vor Augen; wie es andern frommt, wird sich ergeben. 45 Quelle sofern sie fliesst] Vgl. Goethe: DuW, 2. Teil, 6. Buch. In: WA, I. Abt., Bd. 27, S. 23. Das vollstndige Zitat lautet: denn die Quelle kann nur gedacht werden, in sofern sie fließt. 46 »R e f l e x i o n «] Vgl. Goethe: Aus Kunst und Alterthum. In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 329, S. 61: Es gibt eine enthusiastische Reflexion, die von dem grßten Werth ist, wenn man sich von ihr nur nicht hinreißen lßt. (WA, I. Abt., Bd. 42.2, S. 154). 47 M a x i m e n u n d ... Wanderer“] Vgl. Goethe: Aus Wilhelm Meisters Wanderjahren. 1829. (Betrachtungen im Sinne der Wanderer. Kunst, Ethisches, Natur). In: Maximen und Reflexionen, 1907, S. 93-134 (WA, I. Abt., Bd. 42.2, S. 167-183). 48 „So viel ... 1827)] s. Goethe: Gesprch mit Kanzler von Mller, 16. Juli 1827. In: WA, Anhang: Gesprche, Bd. 6, S. 164 (Gesprche, Nr. 2511, Bd. 3, S. 414). 49 Mgen ... begraben;] Anspielung auf Goethe: An C. von Knebel, 21. Juli 1817. In: WA, IV. Abt. Bd. 28, S. 191: Nach dem biblischen Ausspruch mgen die Philosophen ihre Philosophen begraben. 50 aber andererseits ... habe –] Vgl. Goethe: Winckelmann. In: WA, I. Abt., Bd. 46, S. 55. Das vollstndige und korrekte Zitat lautet: Doch steht, indem uns die Ereignisse der neuern Zeit vorschweben, eine Bemerkung hier wohl am rechten Platze, die wir auf unserm Lebenswege machen knnen, daß kein Gelehrter ungestraft jene große philosophische Bewegung, die durch Kant
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begonnen, von sich abgewiesen, sich ihr widersetzt, sie verachtet habe, außer etwa die echten Alterthumsforscher, welche durch die Eigenheit ihres Studiums vor allen andern Menschen vorzglich begnstigt zu sein scheinen. 51 An Jacobi, 23. November 1801] s. Goethe: An F. H. Jacobi, 23. November 1801. In: WA, IV. Abt., Bd. 15, S. 280 f. Jacobi, Friedrich Heinrich. Schriftsteller und Philosoph. – * Dsseldorf 25.01.1743, † Mnchen 10.03.1819. Zentrale Figur des Sturm und Drang mit seiner gegen den Rationalismus der Aufklrung, Kant und Fichte gerichteten Glaubens- und Gefhlsphilosophie und dem durch ihn ausgelsten, an Spinoza orientierten Pantheismusstreit mit Moses Mendelssohn. ber die Lehre des Spinoza, 1785; ber das Unternehmen des Kritizismus, die Vernunft zu Verstande zu bringen, 1801; Von den gttlichen Dingen und ihrer Offenbarung, 1811. 52 Fr Philosophie kein Organ –] Vgl. Goethe: Einwirkung der neuern Philosophie. In: WA, II. Abt., Bd. 11, S. 47. Das vollstndige Zitat lautet: Fr Philosophie im eigentlichen Sinne hatte ich kein Organ, nur die fortdauernde Gegenwirkung, womit ich der eindringenden Welt zu widerstehen und sie mir anzueignen genthigt war, mußte mich auf eine Methode fhren, durch die ich die Meinungen der Philosophen, eben auch als wren es Gegenstnde, zu fassen und mich daran auszubilden suchte. 53 Quelle nur ... fliesst] s. Hrsg.-Anm. 45. 54 „Ich bin ... bekmmern.“] s. Goethe: Gesprch mit Kanzler von Mller, 6. Mrz 1828. In: WA, Anhang: Gesprche, Bd. 6, S. 269 (Gesprche, Nr. 2577, Bd. 3, S. 489). 55 „den schwachen ... durchgefhrt.“] s. Goethe: Zur Farbenlehre. In: WA, II. Abt., Bd. 3, S. 134. Hervorhebung von Cassirer. 56 Christus, Caesar, Sokrates] Goethes Jugenddichtung Poetische Gedanken ber die Hllenfahrt Jesu Christi (I. Abt., Bd. 37, S. 4-9) und der Entwurf zum Drama Csar (I. Abt., Bd. 37, S. 115-116) finden sich in der WA. Das SokratesDrama ist nicht ber die Planungsphase hinausgekommen, die u.a. in den mit Phdon berschriebenen Bemerkungen (WA, I. Abt., Bd. 37, S. 102-106) dokumentiert wird. 57 Mahomet] Vgl. Goethe: Mahomet. Dramatisches Fragment. In: WA, I. Abt., Bd. 39, S. 189-192. 58 „was das ... verliert“] s. Goethe: DuW, 3. Teil, 14. Buch. In: WA, I. Abt., Bd. 28, S. 297. 59 will] Bei Goethe heißt es a. a. O.: mchte 60 „Der vorzgliche ... fortgerissen.“] s. ebd., S. 294. 61 eææ ] Ungesagtes, Unsagbares; vgl. Platon: Sophistes, 238c10, 238e6, 239a5. 62 „Eigentlich ... entgegentreten.“] s. Goethe: Zur Farbenlehre. In: WA, II. Abt., Bd. 1, S. IX. Hervorhebung von Cassirer. 63 M o n a d e ] Vgl. Leibniz: Monadologie. In: Die philosophischen Schriften, 2. Abt., Bd. 6, S. 607-623. 64 (Freiheit und Form, S. 281; Maxime 391)] s. Cassirer: FF, S. 281, wo die nachfolgende Stelle zitiert wird aus Goethe: Aus den Heften zur Morphologie.
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In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 391 u. 392, S. 76 (WA, II. Abt., Bd. 6, S. 216). 65 y æCø Æø] Seine Eigenart ist dem Menschen sein Dmon; s. Heraklit: Fragment, B 119. In: Diels: Fragmente der Vorsokratiker, Bd. 1, S. 177. 66 „Wie an ... entwickelt.“] s. Goethe: Urworte. Orphisch (˜`˝, Dmon). In: WA, I. Abt., Bd. 3, S. 95. 67 D i va n : Pe r s n l i c h k e i t ] Vgl. Goethe: West-stlicher Divan (Buch Suleika). In: WA, I. Abt., Bd. 6, S. 162, 1. Strophe (Z. 1-4): Volk und Knecht und berwinder / Sie gestehn, zu jeder Zeit: / Hchstes Glck der Erdenkinder / Sei nur die Persnlichkeit. Vgl. zudem Goethe: Noten und Abhandlungen zu besserem Verstndniß des West-stlichen Divans. In: WA, I. Abt., Bd. 7, S. 181: Nicht die Talente, nicht das Geschick zu diesem oder jenem machen eigentlich den M a n n d e r T h a t , die Persnlichkeit ist’s, von der in solchen Fllen alles abhngt. Der Charakter ruht auf der Persnlichkeit, nicht auf den Talenten. Talente knnen sich zum Charakter gesellen, er gesellt sich nicht zu ihnen: denn ihm ist alles entbehrlich außer er selbst. 68 M o n a d e und E n t e l e c h i e ] Vgl. hierzu Leibniz’ Definition der Monade: On pourrait donner le nom d’E n t e l e c h i e s toutes les substances simples ou Monades crees, car elles ont en elles une certaine perfection (f ı Ø N º ), il y a une suffisance (ÆæŒØÆ) qui les rend sources de leur actions internes et pour ainsi dire des Automates incorporels. (Leibniz: Monadologie. In: Die philosophischen Schriften, 2. Abt., Bd. 6, § 18, S. 609 f.). 69 „entelechische Monade“] s. Goethe: An C. F. Zelter, 19. Mrz 1827. In: WA, IV. Abt., Bd. 42, S. 95: Die entelechische Monade muß sich nur in rastloser Thtigkeit erhalten; wird ihr diese zur andern Natur, so kann es ihr in Ewigkeit nicht an Beschftigung fehlen. 70 – von hier ... anzuweisen.“] Vgl. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 4. Februar 1829. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. I, S. 387. Das korrekte und vollstndige Zitat lautet: Der Mensch soll an Unsterblichkeit glauben, er hat dazu ein Recht, es ist seiner Natur gemß, und er darf auf religise Zusagen bauen; wenn aber der Philosoph den Beweis fr die Unsterblichkeit unserer Seele aus einer Legende hernehmen will, so ist das sehr schwach und will nicht viel heißen. Die berzeugung unserer Fortdauer entspringt mir aus dem Begriff der Thtigkeit; denn wenn ich bis an mein Ende rastlos wirke, so ist die Natur verpflichtet, mir eine andere Form des Daseins anzuweisen, wenn die jetzige meinem Geist nicht ferner auszuhalten vermag. (Gesprche, Nr. 2652, Bd. 4, S. 62; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 7, S. 5). 71 Menschen] Bei Goethe heißt es a. a. O.: manche 72 „Ein Kind ... wandeln.“] s. Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre. In: WA, I. Abt., Bd. 23, S. 167. 73 „Es irrt ... strebt.“] s. Goethe: Faust. Eine Tragdie. Erster Teil. In: WA, I. Abt., Bd. 14, S. 22, Z. 317. 74 „Wenn er ... zieren.“] s. ebd., Z. 308-311. 75 Volk und Knecht und berwinder] s. Hrsg.-Anm. 67.
190 76 „Das
Anhang
ganze ... haben.“] s. Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre (Bekenntnisse einer schnen Seele). In: WA, I. Abt., Bd. 22, S. 332 f. 77 Maxime 477] s. Goethe: Aus Wilhelm Meisters Wanderjahren. 1829. (Betrachtungen im Sinne der Wanderer. Kunst, Ethisches, Natur). In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 477, S. 101 (WA, I. Abt., Bd. 42.2, S. 170 f.). 78 „Wie kann ... hervortut?“] s. Goethe: Wilhelm Meisters Wanderjahre oder die Entsagenden. In: WA, I. Abt., Bd. 24, S. 181. 79 „Der Mensch ... bestimmt.“] s. Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre. In: WA, I. Abt., Bd. 23, S. 218. Hervorhebung von Cassirer. 80 „Vielseitigkeit bereitet ... werde.“] s. Goethe: Wilhelm Meisters Wanderjahre oder die Entsagenden. In: WA, I. Abt., Bd. 24, S. 50 f. 81 „Die vernnftige ... (Maxime 444)] s. Goethe: Aus Wilhelm Meisters Wanderjahren. 1829. (Betrachtungen im Sinne der Wanderer. Kunst, Ethisches, Natur). In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 444, S. 93 (WA, I. Abt., Bd. 42.2, S. 167). 82 „,Alles was ... ohne Sonderung“] s. Goethe: DuW, 3. Teil, 12. Buch. In: WA, I. Abt., Bd. 28, S. 108 f. 83 „Dich im ... verbinden.“] s. Goethe: Atmosphre. In: WA, I. Abt., Bd. 3, S. 97, Z. 5-6. 84 B i l d u n g u n d . . . G e s t a l t e n ] Vgl. Goethe: Betrachtungen ber Morphologie berhaupt. In: WA, II. Abt., Bd. 6, S. 293: Die Morphologie soll die Lehre von der Gestalt, der Bildung und Umbildung der organischen Krper enthalten. 85 An Pfenninger, 26. April 1774] s. Goethe: An J. K. Lavater u. J. K. Pfenninger, 26. April 1774. In: WA, IV. Abt., Bd. 2, S. 156. Hervorhebungen von Cassirer. Und: Goethe-Biograph] Vgl. Meyer: Goethe, 1895, S. III. Meyer stellt die zitierte Stelle seiner Goethe-Biographie als Motto voran. 86 cf. S. 3 4 6 Freiheit und Form] s. Cassirer: FF, S. 346, wo die nachfolgende Stelle zitiert wird aus Goethe: Der Verfasser theilt die Geschichte seiner botanischen Studien mit. In: WA, II. Abt., Bd. 6, S. 120 f.: Das Wechselhafte der Pflanzengestalten, dem ich lngst auf seinem eigentmlichen Gange gefolgt, erweckte nun bei mir immermehr die Vorstellung: die uns umgebenden Pflanzenformen seien nicht ursprnglich determiniert und festgestellt, ihnen sei vielmehr, bei einer eigensinnigen, generischen und spezifischen Hartnckigkeit, eine glckliche Mobilitt und Biegsamkeit verliehen, um in so viele Bedingungen, die ber dem Erdkreis auf sie einwirken, sich zu fgen und darnach bilden und umbilden zu knnen. ... Wie sie sich nun unter einen Begriff sammeln lassen, so wurde mir nach und nach klar und klrer, dass die Anschauung noch auf eine hhere Weise belebt werden knnte: eine Forderung, die mir damals unter der sinnlichen Form einer bersinnlichen Urpflanze vorschwebte. Ich ging allen Gestalten, wie sie mir vorkamen, in ihren Vernderungen nach, und so leuchtete mir am letzten Ziel meiner Reise, in Sizilien, die ursprngliche Identitt aller Pflanzenteile vollkommen ein, und ich suchte diese nunmehr berall zu verfolgen und wieder gewahr zu werden. Auslassung von Cassirer.
Anmerkungen der Herausgeberin 87 „Natur= und
191
... begreifen“ –] s. Goethe: An C. F. Zelter, 4. August 1803. In: WA, IV. Abt., Bd. 16, S. 265 f. Das korrekte Zitat lautet: Natur- und Kunstwerke lernt man nicht kennen wenn sie fertig sind; man muß sie im Entstehen aufhaschen, um sie einigermaßen zu begreifen. 88 „Gott hat ... ersten“] s. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 11. Mrz 1832. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. II, S. 506. Das korrekte Zitat lautet: Gott hat sich nach den bekannten imaginirten sechs Schpfungstagen keineswegs zur Ruhe begeben, vielmehr ist er noch fortwhrend wirksam wie am ersten. (Gesprche, Nr. 3055, Bd. 4, S. 444; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 8, S. 151). 89 Die „ideelle ... lassen –] Vgl. Goethe: Leben und Verdienste des Doctor Joachim Jungius, Rectors zu Hamburg. In: WA, II. Abt., Bd. 7, S. 120. Das korrekte und vollstndige Zitat lautet: [ ...] indeß die ideelle Denkweise das Ewige im Vorbergehenden schauen lßt und wir uns nach und nach dadurch auf den rechten Standpunct, wo Menschenverstand und Philosophie sich vereinigen, werden erhoben sehen. 90 Bd. III, S. 363] s. Goethe: Zahme Xenien. VI. In: WA, I. Abt., Bd. 3, S. 363. 91 Bd. III, S. 84] s. Goethe: Parabase. In: WA, I. Abt., Bd. 3, S. 84. 92 Bd. 3, S. 81] s. Goethe: Eins und Alles. In: WA, I. Abt., Bd. 3, S. 81. 93 (Bd. 3, S. 82: ... Sittentag.“)] s. Goethe: Vermchtniß. In: WA, I. Abt., Bd. 3, S. 82 (3. Strophe). 94 Der deutsche ... schwanke.“] Vgl. Goethe: Zur Morphologie (Die Absicht eingeleitet). In: WA, II. Abt., Bd. 6, S. 9 f. Hervorhebung von Cassirer. 95 B e i d e Momente ... anerkennen muss.] Vgl. Goethe: Principes de Philosophie Zoologique. In: WA, II. Abt., Bd. 7, S. 189 f.: Sehen wir aber die Abweichungen, Mißbildungen, ungeheure Mißgestalten, so erkennen wir: daß die Regel zwar fest und ewig, aber zugleich lebendig sei; daß die Wesen, zwar nicht aus derselben heraus, aber doch innerhalb derselben sich in’s Unfrmliche umbilden knnen, jederzeit aber, wie mit Zgeln zurckgehalten, die unausweichliche Herrschaft des Gesetzes anerkennen mssen. 96 Freiheit und Form, S. 345 ... Bd. VII, S. 189 f.] s. Cassirer: FF, S. 345, wo die oben nachgewiesene Stelle zitiert wird aus Goethe: Principes de Philosophie Zoologique (s. Hrsg.-Anm. 95). 97 schnsten] Bei Goethe heißt es a. a. O.: hchsten 98 „Dieser schne ... Gewissheit“] s. Goethe: Metamorphose der Thiere, In: WA, I. Abt., Bd. 3, S. 89-91, Z. 50-61. 99 Freiheit und Form, S. 337] s. Cassirer: FF, S. 337, wo die oben nachgewiesene Stelle zitiert wird aus Goethe: Zur Morphologie (Die Absicht eingeleitet) (s. Hrsg.-Anm. 94). Und: Metamorphose der Tiere] s. Hrsg.-Anm. 98. 100 „pdagogische Provinz“] Der Ausdruck bezeichnet eine Lebens- und Denkform in Goethe: Wilhelm Meisters Wanderjahre oder die Entsagenden In: WA, I. Abt., Bd. 25, bes. Kap. 8-10, S. 1-37. Leitbild ist nicht der Individualismus, sondern der Einzelne soll sich bewußt zum Organ der Gemeinschaft bilden, ohne dabei zur bloßen Teilfunktion degradiert zu werden.
192 101 „Wem
Anhang
es ... sollen.“] s. Goethe: An C. von Knebel, 8. April 1812. In: WA, IV. Abt., Bd. 22, S. 321 f. 102 „Gipfel der Natur“] Vgl. Goethe: Winckelmann. In: WA, I. Abt., Bd. 46, S. 29: Dagegen tritt nun die Kunst ein, denn indem der Mensch auf den Gipfel der Natur gestellt ist, so sieht er sich wieder als eine ganze Natur an, die in sich abermals einen Gipfel hervorzubringen hat. 103 W. A. Bd. 46, S. 22] s. ebd., S. 22. 104 Freiheit und Form, S . 3 4 5 ] s. Cassirer: FF, S. 345, wo Goethes Begriff der Gestalt diskutiert wird. 105 „Denn unfhlend ... verleihen.“] s. ebd., S. 83 f., Z. 13-19 resp. Z. 37-42. 106 Bd. 2, S. 84] s. Goethe: Das Gttliche. In: WA, I. Abt., Bd. 2, S. 84, Z. 3238. 107 „Metamorphose der Tiere“] s. Hrsg.-Anm. 98. 108 Tiefurter Journal] Goethes aphoristischer Aufsatz Die Natur ist zuerst im 32. Stck des Tiefurter Journals 1783 erschienen (vgl. WA, II. Abt., Bd. 11, S. 335). 109 cf. Freiheit und Form, S. 321 f.] s. Cassirer: FF, S. 321 f., wo die nachfolgende Stelle zitiert wird aus Goethe: Die Natur. Fragment. In: WA, II. Abt., Bd. 11, S. 5-9: Natur! Wir sind von ihr umgeben und umschlungen – unvermgend aus ihr herauszutreten, und unvermgend tiefer in sie hinein zu kommen. Ungebeten und ungewarnt nimmt sie uns in den Kreislauf ihres Tanzes auf und treibt sich mit uns fort, bis wir ermdet sind und ihrem Arme entfallen. / Sie schafft ewig neue Gestalten; was da ist war noch nie, was war kommt nicht wieder – alles ist neu, und doch immer das Alte. / Wir leben mitten in ihr, und sind ihr fremde. Sie spricht unaufhrlich mit uns, und verrt uns ihr Geheimnis nicht. Wir wirken bestndig auf sie, und haben doch keine Gewalt ber sie. / Sie scheint alles auf Individualitt angelegt zu haben, und macht sich nichts aus den Individuen. Sie baut immer und zerstrt immer, und ihre Werksttte ist unzugnglich ... / Es ist ein ewiges Leben, Werden und Bewegen in ihr, und doch rckt sie nicht weiter. Sie verwandelt sich ewig, und ist kein Moment Stillestehen in ihr. Fr’s Bleiben hat sie keinen Begriff, und ihren Fluch hat sie an’s Stillestehen gehngt ... / Sie hllt den Menschen in Dumpfheit ein, und spornt ihn ewig zum Lichte. Sie macht ihn abhngig zur Erde, trg und schwer, und schttelt ihn immer wieder auf ... / Sie setzt alle Augenblicke zum lngsten Lauf an, und ist alle Augenblicke am Ziele ... / Sie ist alles. Sie belohnt sich selbst und bestraft sich selbst, erfreut und qult sich selbst. Sie ist rauh und gelinde, lieblich und schrecklich, kraftlos und allgewaltig. Alles ist immer da in ihr. Vergangenheit und Zukunft kennt sie nicht. Gegenwart ist ihr Ewigkeit ... / Jedem erscheint sie in einer eignen Gestalt. Sie verbirgt sich in tausend Namen und Termen, und ist immer dieselbe. Auslassungen von Cassirer. 110 „mit klammernden Organen“] s. Goethe: Faust. Eine Tragdie. Erster Teil. In: WA, I. Abt., Bd. 14, S. 57, Z. 1115. 111 „Ich saug ... hlt.“] s. Goethe: Auf dem See (erste Fassung). In: WA, I. Abt., Bd. 1, S. 387, Z. 1-4. 112 Aus ... gerettet.] Vgl. Goethe: An C. L. von Knebel, 2. April 1785. In: WA,
Anmerkungen der Herausgeberin
193
IV. Abt., Bd. 7, S. 36: Die Consequenz der Natur trstet schn ber die Inconsequenz der Menschen. 113 „Ach an ... Vater!“] s. Goethe: Ganymed. In: WA, I. Abt., Bd. 2, S. 79 f., Z. 11-31. 114 „Ich saug ... hlt.“] s. Hrsg.-Anm. 111. 115 „Erhabner Geist ... kennen.“] s. Goethe: Faust. Eine Tragdie. Erster Teil. In: WA, I. Abt., Bd. 14, S. 163, Z. 3217-3227. 116 An Fritz Jacobi: 5. Mai 1786] s. Goethe: An F. H. Jacobi, 5. Mai 1786. In: WA, IV. Abt., Bd. 7, S. 214. 117 glauben] Bei Goethe a. a. O. hervorgehoben. 118 (Hoc cognoscendi ... rerum).] s. Spinoza: Ethica ordine geometrico demonstrata, pars II, propositio 40, Scholium II. In: Opera. Bd. 1, S. 35-273, hier S. 104 f. 119 „Diese wenigen ... ist.“] s. Goethe: An F. H. Jacobi, 5. Mai 1786 (s. Hrsg.Anm. 116), wo Goethe in Latein die nachgewiesene Passage aus Spinoza: Ethica ordine geometrico demonstrata zitiert. Das korrekte Zitat hebt an mit: so geben mir diese wenigen Worte Muth, [ ...]. 120 „Geheimnisvoll am ... Schrauben.“] s. Goethe: Faust. Eine Tragdie. Erster Teil. In: WA, I. Abt., Bd. 14, S. 39, Z. 672-675. 121 An Knebel] s. Hrsg.-Anm. 112. 122 Merck, Johann Heinrich. Schriftsteller und Kritiker. – * Darmstadt 11.04.1741, † ebd. 27.06.1791. Bedeutend als kritischer Beobachter der zeitgenssischen Literatur und durch seinen Einfluß auf J. G. Herder, Goethe, J. G. A. Forster u. a. 123 An Merck, ... Leidenschaft.] Vgl. Goethe: An J. H. Merck, 11. Oktober 1780. In: WA, IV. Abt., Bd. 4, S. 309 f.: Nun muss ich dir noch von meinen mineralogischen Untersuchungen einige Nachricht geben. Ich habe mich diesen Wissenschaften [ ...] mit einer vlligen Leidenschaft ergeben und habe, da du das Anzgliche davon selbst kennst, eine sehr große Freude daran. 124 treibst] Bei Goethe heißt es a. a. O.: tust 125 „Mit Botanik ... Natur!“] s. Goethe: Epigramme. Venedig 1790. In: WA, I. Abt., Bd. 1, S. 325. 126 An Frau von Stein, 1784] s. Goethe: An Ch. von Stein, 9.-10. Juli 1784. In: WA, IV. Abt., Bd. 7, S. 240-242. 127 „Sage Herdern ... soll.“] s. Goethe: An Ch. von Stein, 8. Juni 1787. In: WA, IV. Abt., Bd. 8, S. 232. 128 Nausikaa=Dichtung] Vgl. Goethe: Nausikaa. Ein Trauerspiel. Fragment. In: WA, I. Abt., Bd. 10, S. 99-102. 129 Mit dem ... Palermo –] Vgl. Goethe: Nausikaa. Paralipomena. In: WA, I. Abt., Bd. 10, S. 412. 130 Aber ... aufgetan.“] Vgl. Goethe: Italinische Reise. III. In: WA, I. Abt., Bd. 32, S. 42 f. 131 „Nichts vom ... da.“] s. Goethe: Zahme Xenien. I. In: WA, I. Abt. Bd. 3, S. 235, Z. 109-112. 132 (Zu Eckermann! ... gestellt)] Vgl. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann,
194
Anhang
19. Februar 1829. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. I, S. 414: „Auf alles, was ich als Poet geleistet habe,“ pflegte er [Goethe] wiederholt zu sagen, „bilde ich mir gar nichts ein. Es haben treffliche Dichter mit mir gelebt, es lebten noch trefflichere vor mir, und es werden ihrer nach mir sein. Dass ich aber in meinem Jahrhundert in der schwierigen Wissenschaft der Farbenlehre der einzige bin, der das Rechte weiß, darauf tue ich mir etwas zugute, und ich habe daher ein Bewusstsein der Superioritt ber viele.“ (Gesprche, Nr. 2663, Bd. 4, S. 76; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 7, S. 34). 133 „Was f r u c h t b a r ... wahr.“] s. Goethe: Vermchtniß. In: WA, I. Abt., Bd. 3, S. 83, Z. 33. Hervorhebung von Cassirer. 134 (Maxime 198)] s. Goethe: Aus Kunst und Alterthum. In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 198, S. 35 (WA, I. Abt., Bd. 42.2, S. 131). 135 Mller, Johannes Peter. Physiologe und Anatom. – * Koblenz 14.07.1801, † Berlin 28.04.1858. M. war universaler Forscher auf anatomischem, embryologischem und physiologischem Gebiet; philosophisch in einer Goethe verwandten Denkart gebildet. M. kann als Begrnder der neuzeitlichen Physiologie angesehen werden. 136 Helmholtz, Hermann Ludwig Ferdinand von. Naturforscher. – * Potsdam 31.08.1821, † Charlottenburg 08.09.1894. H. beteiligte sich an verschiedenen erkenntnistheoretischen Diskussionen, in denen er fr eine empiristische Position eintrat. Allerdings modifizierte er den klassischen Wahrnehmungsbegriff, indem er die von den Sinnesorganen gelieferten Informationen auf dem Hintergrund seiner physiologischen Untersuchungen nicht mehr als Abbilder der wahrgenommenen Gegenstnde, sondern bloß als Zeichen fr diese interpretierte. Handbuch der physiologischen Optik, 1867; Die Thatsachen in der Wahrnehmung, 1878. 137 cf. W. A. ?] s. Hrsg.-Anm. 109. 138 siehe Freiheit und Form, S. 321 f.] s. Hrsg.-Anm. 109. 139 Und wenn du] Bei Goethe a. a. O. kein Zeilenbruch. 140 „Der Allumfasser, ... Himmelsgluth.“] s. Goethe: Faust. Eine Tragdie. Erster Teil. In: WA, I. Abt., Bd. 14, S. 173 f., Z. 3438-3458. 141 hingestreckt ... am Bach ...] Anspielung auf Goethe: Die Leiden des jungen Werther. In: WA, I. Abt., Bd. 19, S. 8: Wenn das liebe Tal um mich dampft, und [ ...] ich dann im hohen Grase am fallenden Bache liege [ ...]. 142 (W. A. Bd. 19, S. 8)] s. ebd. 143 „in holde Dumpfheit eingehllt –“] Vgl. Goethe: Die Natur. Fragment. In: WA, II. Abt., Bd. 11, S. 7 f. Das korrekte und vollstndige Zitat lautet: Sie [die Natur] hllt den Menschen in Dumpfheit ein, und spornt ihn ewig zum Lichte. Sie macht ihn abhngig zur Erde, trg und schwer, und schttelt ihn immer wieder auf. 144 knntest du dem Papiere das einhauchen,] Bei Goethe heißt es a. a. O.: knntest Du es dem Papiere einhauchen, [ ...]. 145 Howard, Luke. Pharmakologe und Apotheker. – * London 28.11.1772, † ebd. Mrz 1864. Inspiriert von Linn (s. Hrsg.-Anm. 160) fhrte Howard um 1800 die Klassifikation der Wolken (Cirrus, Cumulus, Stratus, Nimbus) ein. On the
Anmerkungen der Herausgeberin
195
Modification of Clouds, 1803. Goethe rezipierte Howards Theorie erstmals im Dezember 1815 und trat 1822 mit ihm in Briefkontakt. Diese Lehre kam ihm deshalb entgegen, weil ihr Schwerpunkt auf das dem Sinne der Augen Erfassliche – fr Goethe oberste Maxime in der wissenschaftlichen Erkenntnismglichkeit – zielte (vgl. Goethe: Wolkengestalt nach Howard. In: WA, II. Abt., Bd. 12, S. 5-38 sowie Goethes poetische Bearbeitung von Howards Theorie im Rahmen einer anthropomorphisch-biologischen Metamorphosenlehre: Howards Ehrengedchtnis. In: Ebd., S. 40). 146 Die wahre ... Besonderheit –] Vgl. Goethe: Aus Wilhelm Meisters Wanderjahren. 1829. (Betrachtungen im Sinne der Wanderer. Kunst, Ethisches, Natur). In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 569, S. 123: Das Allgemeine und Besondere fallen zusammen; das Besondere ist das Allgemeine, unter verschiedenen Bedingungen erscheinend. (WA, II. Abt., Bd. 11, S. 129). 147 „bei der ... zurckbleibt“ –] s. Goethe: Noten und Abhandlungen zu besserem Verstndniß des West-stlichen Divans. In: WA, I. Abt., Bd. 7, S. 68 f. Das korrekte Zitat lautet: Endlich fhlt er [Dschell-edd n Rumi] sich gedrungen in die Alleinigkeits-Lehre zu flchten, wodurch soviel gewonnen als verloren wird, und zuletzt das, so trstliche als untrstliche Zero brig bleibt. 148 Maxime 314] s. Goethe: Aus Kunst und Alterthum. In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 314, S. 59 (WA, I. Abt., Bd. 42.2, S. 151 f.). Hervorhebung von Cassirer. 149 Versuch einer Witterungslehre] s. Goethe: Versuch einer Witterungslehre. 1825 (Einleitendes und Allgemeines). In: WA, II. Abt., Bd. 12, S. 74. 150 Versuch] Bei Goethe heißt es a. a. O.: Wunsch 151 E i n b i l d u n g s k r a f t ... Naturforschung.] Anspielung auf Kant: KrV, A 120: Daß die Einbildungskraft ein nothwendiges Ingredienz der Wahrnehmung selbst sei, daran hat wohl noch kein Psychologe gedacht. (In: Werke, Bd. 3, S. 623; AA, Bd. 4, S. 89). 152 Zu Eckermann, 27. Januar 1830] s. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 27. Januar 1830. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. II, S. 421 f. Das korrekte Zitat hebt an mit: „Im Grunde“, fuhr er fort, „ist ohne diese hohe Gabe [Einbildungskraft] ein wirklich großer Naturforscher gar nicht zu denken [ ...].“ (Gesprche, Nr. 2762, Bd. 4, S. 197; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 7, S. 192). 153 „Geheimnisvoll am ... berauben...“] s. Hrsg.-Anm. 120. 154 Howard’s Ehrengedchtnis] s. Goethe: Howard’s Ehrengedchtnis. In: WA, I. Abt., Bd. 3, S. 98. 155 W. A. Bd. 3, S. 97] s. Hrsg.-Anm. 83. 156 „Dich im ... unterschied.“] s. Hrsg.-Anm. 83. 157 Urerlebnisse] s. Hrsg.-Anm. 34. 158 „Mikroskope und ... Menschensinn.“] s. Goethe: Aus Wilhelm Meisters Wanderjahren. 1829. (Betrachtungen im Sinne der Wanderer. Kunst, Ethisches, Natur). In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 502, S. 108 (WA, I. Abt, Bd. 42.2, S. 174).
196 159 „Geheimnisvoll
Anhang
am ... berauben“] s. Hrsg.-Anm. 120.
160 Linn, Carl von (seit 1762), frher: Linnaeus. Schwedischer Naturforscher. –
* R shult (Sm land) 23.05.1707, † Uppsala 10.01.1778. L.s erstmals 1735 erschienene Abhandlung Systema naturae ist die Grundlage der modernen biologischen Systematik (binre Nomenklatur mit Gattungs- und Artsnamen). 161 Bd. 3, S. 356] s. Goethe: Zahme Xenien. VI. In: WA, I. Abt., Bd. 3, S. 356, Z. 1666-1681. 162 „Alle Versuche, ... Eger] Vgl. Goethe: Der Kammerberg bei Eger. In: WA, II. Abt., Bd. 9, S. 91. Das korrekte Zitat lautet: Mchte man doch bei dergleichen Bemhungen immer wohl bedenken, daß alle solche Versuche, die Probleme der Natur zu lsen, eigentlich nur Conflicte der Denkkraft mit dem Anschauen sind. 163 verschiedene We g e ] Vgl. Goethe: Frankfurter Gelehrte Anzeigen (Paralipomena). In: WA, I. Abt., Bd. 38, S. 352: Es ist ein Unglck fr eine Wissenschaft, wenn Theorie und Praxis so verschiedene Wege wandeln, daß sie sich an keinem Ende mehr berhren. 164 „Wer will ... wie.“] s. Goethe: Faust. Eine Tragdie. Erster Teil. In: WA, I. Abt., Bd. 14, S. 91, Z. 1936-1941. 165 Freiheit und Form, S. 3 3 7 ] s. Cassirer: FF, S. 337, wo die nachfolgende Stelle zitiert wird aus Goethe: Der Verfasser theilt die Geschichte seiner botanischen Studien mit. In: WA, II. Abt., Bd. 6, S. 115 f.: Und so ward ich mit meinen brigen Zeitgenossen Linn’s gewahr, seiner Umsicht, seiner alles hinreißenden Wirksamkeit. Ich hatte mich ihm und seiner Lehre mit vlligem Zutrauen hingegeben; demungeachtet mußt’ ich nach und nach empfinden, dass mich auf dem bezeichneten eingeschlagenen Wege manches wo nicht irre machte, doch zurckhielt. / Soll ich nun ber jene Zustnde mit Bewußtsein deutlich werden, so denke man mich als einen gebornen Dichter, der seine Worte, seine Ausdrcke unmittelbar an den jedesmaligen Gegenstnden zu bilden trachtet, um ihnen einigermaßen genug zu thun. Ein solcher sollte nun eine fertige Terminologie in’s Gedchtniß aufnehmen, eine gewisse Anzahl Wrter und Beiwrter bereit haben, damit er, wenn ihm irgend eine Gestalt vorkme, eine geschickte Auswahl treffend, sie zu charakteristischer Bezeichnung anzuwenden und zu ordnen wisse. Dergleichen Behandlung erschien mir immer als eine Art von Mosaik, wo man einen fertigen Stift neben den andern setzt, um aus tausend Einzelnheiten endlich den Schein eines Bildes hervorzubringen; und so war mir die Forderung in diesem Sinne gewissermaßen widerlich. 166 F r a g m e n t : » D i e N a t u r « ] s. Hrsg.-Anm. 109. 167 Au f d e m S e e ] s. Goethe: Auf dem See. In: WA, I. Abt., Bd. 1, S. 78. 168 15. Juni 1775] Dieses Datum bezieht sich auf die erste Fassung von Auf dem See (s. Hrsg.-Anm. 111), nachfolgend wird aber die zweite Fassung zitiert. 169 E r s t e Fassung:] s. Hrsg.-Anm. 111. 170 G a n y m e d ] s. Hrsg.-Anm. 113. 171 Lied ... Dezember 1774] s. Goethe: Lied des Phisiognomischen Zeichners. In: WA, IV. Abt., Bd. 2, S. 257 f., Z. 1-8. Dieses Gedicht entstand am 5. Dezem-
Anmerkungen der Herausgeberin
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ber 1774 und wurde von Goethe kurz darauf an Lavater gesandt, der damit den 1. Teil von Physiognomische Fragmente abschließt. 172 „Ich halte ... (Tasso)] s. Goethe: Torquato Tasso. Ein Schauspiel. In: WA, I. Abt., Bd. 10, S. 229, Z. 3079-3084. 173 An Knebel: ... gerettet –] s. Hrsg.-Anm. 112. 174 »S c i e n t i a intuitiva« (Spinoza)] s. Hrsg.-Anm. 118. 175 An Fritz Jacobi, 1786] s. Hrsg.-Anm. 116. Das korrekte und vollstndige Zitat lautet: Wenn du sagst man knne an Gott nur g l a u b e n , so sage ich dir, ich halte viel aufs s c h a u e n ; und wenn Spinoza von der Scientia intuitiva spricht, und sagt: Hoc cognoscendi genus procedit ab adaequata idea essentiae formalis quorundam Dei attributorum ad adaequatam cognitionem essentiae rerum; so geben mir diese wenigen Worte Muth, mein ganzes Leben der Betrachtung der Dinge zu widmen die ich reichen und von deren essentia formali ich mir eine adquate Idee zu bilden hoffen kann, ohne mich im mindsten zu bekmmern, wie weit ich kommen werde und was mir zugeschnitten ist. 176 An Merck ... ergeben.] s. Hrsg.-Anm. 123. 177 An Frau von Stein, 1784] s. Hrsg.-Anm. 126. 178 seine F re u n d e ... gefhlt] Vgl. Goethe: Schicksal der Handschrift. In: WA, II. Abt., Bd. 6, S. 131. 179 Venetianisches Epigramm 1790] s. Hrsg.-Anm. 125. 180 treibst] Bei Goethe heißt es a. a. O.: tust 181 „Zhlen ... Natur“] s. Goethe: Der Verfasser theilt die Geschichte seiner botanischen Studien mit. In: WA, II. Abt., Bd. 6, S. 107. Das korrekte Zitat lautet: Trennen und Zhlen lag nicht in meiner Natur. 182 L e i p z i g e r G e d i c h t e fr Friederike Oeser] Vgl. Goethe: Lieder mit Melodien Mademoiselle Friederiken Oeser gewidmet von Goethen. In: Morris, Bd. 1, S. 243-248. Friederike Oeser (1748-1829) war die Tochter von Goethes Freund und Lehrer Adam Friedrich Oeser (Maler und Knstler. – *Preßburg 17.02.1717, † Leipzig 18.03.1799). Sie war Vertraute des jungen Studenten Goethe. 183 Morris, Bd. I, S. 248] s. Goethe: Die Freuden. In: Morris, Bd. 1, S. 248 (WA, I. Abt., Bd. 1, S. 62). 184 Da ... Weiden.] Cassirer ersetzt in diesen zwei Versen die Fassung von Morris mit jener der WA (s. Hrsg.-Anm. 183). 185 „Mikroskope und ... Menschensinn“] s. Hrsg.-Anm. 158. Und: „Geheimnissvoll am ... berauben“] s. Hrsg.-Anm. 120. 186 Bd. 3, S. 356] s. Hrsg.-Anm. 161. 187 Bisson, Laurence Adolphus. Romanist. – * Jersey 1897, † 1965. Von 19231926 Professor der Romanistik am Trinity College, Toronto. Nach der Rckkehr nach England verschiedene Lehrauftrge an den Universitten Birmingham, Belfast und Oxford, wo er im Februar 1935 offenbar auf Cassirer traf. Le Romantisme littraire au Canada fran ais, 1932; Amde Pichot, a Romantic Prometheus, 1942. 188 „In der ... ist.“] s. Goethe: Der Dynamismus in der Geologie. In: WA, II. Abt., Bd. 10, S. 78 f. Das korrekte Zitat hebt an mit: Wenn man, durch die
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Anhang
atomistische Betrachtung, ein bereits Gewordenes hin und her treiben, ablagern und erstarren sieht, so fhrt die dynamische dagegen in den Moment des Entstehens, das lebendige Spiel der Elemente und ihrer Anziehungen ein. In ihr kann sehr vieles noch aus ruhiger Vollstreckung innerer Gesetze [ ...]. 189 Nicht Mikroskope, ... lsen –] s. Hrsg.-Anm. 158. 190 „Geheimnisvoll am ... berauben“ –] s. Hrsg.-Anm. 120. 191 „die starre ... sei“.] s. Goethe: Campagne in Frankreich 1792. In: WA, I. Abt., Bd. 33, S. 197. Das vollstndige Zitat lautet: Von der schon ein Jahr gedruckten Metamorphose der Pflanzen hatten sie [die Freunde zu Pempelfort] wenig Kenntniß genommen, und wenn ich meine morphologischen Gedanken, so gelufig sie mir auch waren, in bester Ordnung und wie es mir schien bis zur krftigsten berzeugung vortrug, so mußte ich doch leider bemerken, daß die starre Vorstellungsart, nichts knne werden, als was schon sei, sich aller Geister bemchtigt habe. 192 „Ach, ... Natur!“] s. Goethe: Epigramme. Venedig 1790, Z. 355 f. (s. Hrsg.Anm. 125). Hervorhebung von Cassirer. 193 Howards Ehrengedchtnis, W. A. Bd. 3, S. 97] Der Nachweis ist falsch. Die Seitenangabe bezieht sich – statt auf Goethe: Howards Ehrengedchtnis (in: WA, I. Abt., Bd. 3, S. 98) – auf Goethe: Atmosphre (in: ebd., S. 97). Entsprechend wird in der Folge Atmosphre statt der ersten zwei Strophen von Howards Ehrengedchtnis zitiert. 194 „Die Welt ... unterschied.“] s. Hrsg.-Anm. 83. 195 „Er aber ... Welt.“] s. Goethe: Howards Ehrengedchtnis, Z. 15-22 (s. Hrsg.-Anm. 154). 196 Humboldt, Alexander von. Naturforscher und Geograph. – * Berlin 14.09.1769, † ebd. 06.05.1859. Als Geologe setzte H. den Plutonismus gegen den Neptunismus durch und erkannte die Zusammenhnge zwischen Spaltenbildung, Reihung der Vulkane und Gebirgsbildung. Kosmos. Entwurf einer physikalischen Erdbeschreibung, 5 Bde. mit Registerband, 1845-62. 197 „diese vermaledeite ... Weltschpfung“] s. Goethe: Geologische Probleme und Versuch ihrer Auflsung. In: WA, II. Abt., Bd. 9, S. 257. 198 „Das hab ... schn?“] s. Goethe: Faust. Eine Tragdie. Zweiter Teil. In: WA, I. Abt., Bd. 15, S. 135, Z. 7550-7553. 199 „Nie war ... Gewalt.“] s. ebd., S. 147, Z. 7861-7864. 200 Cuvier, Georges de. Naturforscher. – * Mmpelgard (heute Montbliard) 23.08.1769, † Paris 13.05.1832. C. gilt als Begrnder der wissenschaftlichen Palontologie und der vergleichenden Anatomie. Gegner der Deszendenztheorie. Streit hierber mit Geoffroy Saint-Hilaire (s. Hrsg.-Anm. 491) und der idealistischen Naturphilosophie der Goethezeit. Vgl. dazu: Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 2. August 1830. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. II, S. 473-475 (Gesprche, Nr. 2848, Bd. 4, S. 290 f.; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 7, S. 320-323). 201 »Philosophia botanica«] Vgl. Linn: Philosophia botanica, 1751. 202 „Zhlen und ... lag“.] s. Hrsg.-Anm. 181. 203 „Unauflsbar schien ... unterzuordnen.“] s. Goethe: Der Verfasser
Anmerkungen der Herausgeberin
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theilt die Geschichte seiner botanischen Studien mit. In: WA, II. Abt., Bd. 6, S. 116. 204 wie] Bei Goethe heißt es a. a. O.: als 205 „Man denke ... widerlich.“] s. Hrsg.-Anm. 165. Das korrekte Zitat hebt an mit: Soll ich nun ber jene Zustnde mit Bewusstsein deutlich werden, so denke man mich als einen gebornen Dichter, der [ ...]. 206 „Geprgte Form, ... entwickelt.“] s. Hrsg.-Anm. 66. 207 „Bildung und ... Gestalten“] s. Hrsg.-Anm. 84. 208 um das] Bei Goethe heißt es a. a. O.: ber welches 209 „Sage Herdern ... soll“] s. Hrsg.-Anm. 127. 210 „der Garten ... aufgetan.“] s. Hrsg.-Anm. 130. 211 „Die starre ... sei;“] s. Hrsg.-Anm. 191. 212 s e h e n ] Bei Goethe heißt es a. a. O.: schauen 213 „E w i g e ... l s s t “] s. Hrsg.-Anm. 89. Hervorhebung von Cassirer. 214 Boileau-Despraux, Nicolas. Schriftsteller und Kritiker. – * Paris 01.11.1636, † ebd. 13.03.1711. B. wirkte am nachhaltigsten mit seinem Werk L’art potique (1674), das u. a. Einflße von Horaz (ars poetica) und Quintilian (Institutio oratoria) erkennen lßt. Dieses Werk enthlt die die klassische franzsische Dichtung prgenden dichtungstheoretischen Prinzipien und stellt eine abschließende Fassung spthumanistischer sthetik dar. Seine Grundstze blieben bis weit ber die Epoche der Klassik hinaus wirksam. 215 Dichtungs t y p e n S . 3 9 ] Vgl. Cassirer: Goethe und das 18. Jahrhundert. In: Goethe und die geschichtliche Welt, S. 39. 216 Goethes Kritik S. 41 ] Vgl. ebd., S. 41 f., wo die nachfolgende Stelle ebenfalls zitiert wird aus Goethe: Anmerkungen ber Personen und Gegenstnde, deren in dem Dialog Rameau’s Neffe erwhnt wird. In: WA, I. Abt., Bd. 45, S. 174 f. 217 Soret, Frdric. Schweizer Naturwissenschaftler und Numismatiker russischer Herkunft. – * Petersburg 13.05.1795, † Genf 18.12.1865. Studierte Theologie und Mineralogie in Genf und Paris; war 1822-36 Prinzenerzieher in Weimar, in dieser Zeit enger Kontakt mit Goethe, dessen Metamorphose der Pflanzen er ins Franzsische bersetzte. 218 aufsuchen] Bei Goethe heißt es a. a. O.: aufhaschen 219 „Natur- und ... begreifen.“] s. Hrsg.-Anm. 87. 220 Befreier] Bei Goethe a. a. O. hervorgehoben. 221 „Unser Meister ... wird.“] s. Goethe: Ein Wort fr junge Dichter. In: WA, I. Abt., Bd. 42.2, S. 106. 222 Boileau – ... Tragdie.] Vgl. Cassirer: Goethe und das 18. Jahrhundert. In: Goethe und die geschichtliche Welt, S. 40, wo Boileaus Theorie der Gattungen kritisch diskutiert wird. 223 „Natur- und ... begreifen.“] s. Hrsg.-Anm. 87. 224 Lessing, Werden –] Vgl. Cassirer: FF, S. 145-170, bes. S. 160 f., wo Lessings Auseinandersetzung mit der klassischen franzsischen Tragdie diskutiert wird. 225 „Poetischer Gehalt ... Lebens“.] Vgl. Goethe: Ein Wort fr junge Dichter. In: WA, I. Abt., Bd. 42.2, S. 107.
200 226 „Bruchstcke
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... Konfession“.] s. Hrsg.-Anm. 23. Bei Goethe heißt es a. a. O.: aufhaschen 228 „Natur- und ... begreifen.“] s. Hrsg.-Anm. 87. 229 Stckchen] Bei Goethe heißt es a. a. O.: Stck 230 „wobei der ... gebot.“] s. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 20. Juni 1831. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. II, S. 487 (Gesprche, Nr. 2974, Bd. 4, S. 377; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 8, S. 98). 231 „Es ist ... gebot“] s. ebd. 232 „Alles Lyrische ... sein.“] s. Goethe: Aus Kunst und Alterthum. In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 130, S. 23 (WA, I. Abt., Bd. 42.2, S. 122). 233 die Gedichte] Bei Goethe heißt es a. a. O.: sie [die Gedichte] 234 „Ich hatte ... fand.“] s. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 14. Mrz 1830. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. II, S. 442 (Gesprche, Nr. 2797, Bd. 4, S. 230; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 7, S. 245). 235 „Mir drckten ... entgegenreiften.“] s. Goethe: Bedeutende Frderniß durch ein einziges geistreiches Wort. In: WA, II. Abt., Bd. 11, S. 60. 236 Braut von ... Paria.] Es handelt sich um Gedichte Goethes, die zu finden sind in: WA, I. Abt., Bd. 1, S. 219-226 (Die Braut von Corinth,1815); I. Abt., Bd. 1, S. 227-230 (Der Gott und die Bajadere. Indische Legende, 1815); I. Abt., Bd. 3, S. 8-16 (Paria, 1827). 237 Freiheit und Form (S. 313)] s. Cassirer, FF, S. 313, wo ebenfalls zitiert wird aus Goethe: Aus Kunst und Alterthum. In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 279, S. 53 (WA, I. Abt., Bd. 42.2, S. 146). 238 Willemer, Johann Jakob. Bankier und Schriftsteller. – * Frankfurt a. M. 29.03.1760, † ebd. 19.10.1838. W. gehrte dem Kreis um Goethe in Frankfurt am Main an und war in dritter Ehe mit Marianne von Willemer verheiratet. 239 „Bruchstcke ... Konfession.“] s. Hrsg.-Anm. 23. 240 „Poetischer ... Lebens“] s. Hrsg.-Anm. 225. 241 Befreier] Bei Goethe a. a. O. hervorgehoben. 242 „Unser Meister ... wird.“] s. Hrsg.-Anm. 221. 243 Willemer, Marianne von. Schauspielerin und Tnzerin. – * Linz (an der Donau) 20.11.1784, † Frankfurt 06.12.1860. Die Liebe Goethes zu W. im Herbst 1815 bildet den biographischen Hintergrund zum Buch Suleika (West-stlicher Divan), zu welchem W. selbst eine Reihe von Gedichten beigesteuert hat, die von Goethe in sein Werk aufgenommen worden sind. 244 Freiheit und Form (S. 320)] s. Cassirer: FF, S. 320, wo ebenfalls zitiert wird aus Goethe: An J. J. von Willemer, 24. April 1815. In: WA, IV. Abt., Bd. 25, S. 283. 245 Freiheit und Form (S. 363)] Vgl. Cassirer: FF, S. 363. 246 Goethe] Bei Goethe heißt es a. a. O.: Hatem. Cassirer entscheidet sich hier fr das virtuell angelegte Reimwort auf Mrgenrthe (vgl. hierzu WA, I. Abt., Bd. 6, S. 421). 247 „Nur dies ... Sommerbrand“] s. Goethe: West-stlicher Divan (Buch Suleika). In: WA, I. Abt., Bd. 6, S. 168. 248 mein] Bei Goethe heißt es a. a. O.: dieß 227 aufsuchen]
Anmerkungen der Herausgeberin 249 Unter
201
Sturm= und Hagelschauer] Bei Goethe heißt es a. a. O.: Unter Schnee und Nebelschauer 250 mir empor] Bei Goethe heißt es a. a. O.: dir hervor 251 „Nur mein ... empor“.] s. Hrsg.-Anm. 247. 252 „An vollen ... Schoß.“] s. Goethe: West-stlicher Divan (Buch Suleika). In: WA, I. Abt., Bd. 6, S. 176. 253 Schreiber, Carl Frederick. Literaturwissenschaftler. – * Saginaw 21.03.1886, † Westport 02.03.1960. Von 1926 bis 1954 Professor fr Deutsche Sprache und Literatur an der Yale University mit dem Lehrschwerpunkt Goethe. Goetheana. A Centenary Portfolio, 1932; Goethe’s Work with the Exception of Faust. A Catalogue Compiled by Members of the Yale University Library Staff, 1940. 254 Vulpius, Christiane. – * Weimar 01.06.1755, † ebd. 06.06.1816. Ab 1788 lebte sie mit Goethe in freier Gemeinschaft als dessen Haushlterin, ehe sie 1806 heirateten. 255 wie er ... konnte.] Vgl. Goethe: Die Lepaden. In: WA, II. Abt., Bd. 8, S. 259. 256 „So musst ... entwickelt.“] s. Hrsg.-Anm. 66. 257 „Die strenge ... handelt.“] s. Goethe: Urworte. Orphisch ( !"˙, das Zufllige). In: WA, I. Abt., Bd. 3, S. 95, Z. 9-12. 258 (W. A.II Bd. 8, S. 259)] s. Hrsg.-Anm. 255. Das korrekte und vollstndige Zitat lautet: Da ich nach meiner Art zu forschen, zu wissen und zu genießen, mich nur an Symbole halten darf, so gehren diese Geschpfe zu den Heiligthmern welche fetischartig immer vor mir stehen und durch ihr seltsames Gebilde, die nach dem Regellosen strebende, sich selbst immer regelnde und so im Kleinsten wie im Grßten durchaus gott- und menschenhnliche Natur sinnlich vergegenwrtigen. 259 Das] Bei Goethe heißt es a. a. O., S. 9: und das 260 „Was das ... hat.“] s. Goethe: Reisetagebuch, Eintrag vom 30. Oktober 1775. In: WA, III. Abt., Bd. 1, S. 8 f. 261 (Bd. 3, S. 314)] s. Goethe: Zahme Xenien. V. In: WA, I. Abt., Bd. 3, S. 314, Z. 1191 f. 262 „Und wie ... beglcke.“] s. Goethe: Zu meinen Handzeichnungen (II. Hausgarten). In: WA, I. Abt., Bd. 3, S. 132, Z. 21-24. 263 „Denn ein ... vorgezeichnet.“] s. Goethe: Harzreise im Winter. In: WA, I. Abt., Bd. 2, S. 61, Z. 6-8. 264 „Wie kann ... Tages.“] s. Goethe: Aus Wilhelm Meisters Wanderjahren. 1829. (Betrachtungen im Sinne der Wanderer. Kunst, Ethisches, Natur). In: Maximen und Reflexionen,1907, Nr. 442 f., S. 93 (WA, I. Abt., Bd. 42.2, S. 168). 265 „O thou ... (Briefe, Bd. IV, S. 291)] s. Goethe: An Ch. von Stein, 14. September 1780. In: WA, IV. Abt., Bd. 4, S. 291. 266 „Ich kann ... soll.“] s. Herder: An Karoline Adelheid Cornelia Grfin von Baudissin, vor Mai 1795. In: Herder: Briefe. Gesamtausgabe, Bd. 7, Nr. 142, S. 152 f. Cassirer zitiert hier, wie aus der Notiz: cf. Haym, [Bd.] 2, [S.] 618 f. im Ms. zu entnehmen ist, nach: Haym: Herder nach seinem Leben und seinen Werken, Bd. 2, S. 619. 267 Die „Rmischen Elegien“ ... Erscheinen] Das Erscheinungsjahr von R-
202
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mische Elegien war 1795, jenes von Die Wahlverwandtschaften. Ein Roman 1809. 268 „Also das ... allein.“] s. Goethe: Hermann und Dorothea. In: WA, I. Abt., Bd. 1, S. 293, Z. 1-12. 269 „Ich bin ... muss“.] s. Goethe: An C. F. Zelter, 31. Oktober 1831. In: WA, IV. Abt., Bd. 49, S. 128. 270 Damals fhlte ... erweitert.] Vgl. Goethe: Zum Schkespears Tag. In: WA, I. Abt., Bd. 37, S. 130. 271 Brion, Friederike. Handarbeiterin und Franzsischlehrerin. – * Niederdern 19.04.1752, † Meissenheim (bei Lahr) 03.04.1813. Die Pfarrerstochter aus Sesenheim war eine Jugendliebe Goethes (um 1770/71), die ihn zu etlichen Gedichten inspirierte (u. a. Willkommen und Abschied). Goethe gedenkt dieser Zeit in DuW, 2. Teil, 10. Buch (in: WA, I. Abt., Bd. 27, S. 351 f.). 272 Wieland, Christoph Martin. Schriftsteller. – * Oberholzheim 05.09.1733, † Weimar 20.01.1813. Sein Werk ist auf exemplarische Weise eine Verkrperung des literarischen Rokoko in Deutschland und reprsentiert außerdem die Entwicklung des deutschen Geisteslebens von Haller bis zur Romantik: Ohne sich in seiner Eigenart beirren zu lassen, beobachtete W. aufmerksam die Bewegungen von Sturm und Drang, Klassik und Romantik. Herausgeber der ersten wichtigen literarischen Zeitschrift Der Teutsche Merkur, stand in engem Verhltnis zu Herder und Goethe und bersetzte Dramen Shakespeares. 273 „Hexenmeister“ ... Geisterknig“.] Vgl. Wieland: An Psyche. In: Der Teutsche Merkur vom Jahr 1776. Erstes Vierteljahr, S. 15, Z. 80 resp. 85. 274 erstehen!] Bei Wieland heißt es a. a. O., Z. 114: entstehn? 275 „O welche ... sahen!“] s. ebd., S. 16, Z. 113-116. 276 „Flle der Gesichte“] s. Goethe: Faust. Eine Tragdie. Erster Teil. In: WA, I. Abt., Bd. 14, S. 33, Z. 520. 277 „An Euch ... belohnen!“] s. Goethe: Torquato Tasso. Ein Schauspiel. In: WA, I. Abt., Bd. 10, S. 123, Z. 444-456. 278 (W. A. Abt. II, Bd. 6, S. 131)] s. Hrsg.-Anm. 178. 279 „Ich lasse ... denn.“] s. 1. Buch Mose 32, 27. 280 (W. A. Abt. II; Bd. XI, S. 13 ff.)] s. Goethe: Glckliches Ereigniß. In: WA, II. Abt., Bd. 11, S. 13-20. 281 (Briefe, Bd. 15, S. 112)] s. Goethe: An J. F. C. von Schiller, 23. September 1800. In: WA, IV. Abt., Bd. 15, S. 112. 282 (W. A. Abt. I; Bd. XXXV, S. 50)] s. Goethe: Tag- und Jahres-Hefte als Ergnzung meiner sonstigen Bekenntnisse (1795). In: WA, I. Abt., Bd. 35, S. 50. 283 „O sprich ... erpflegen.“] s. Goethe: Faust. Eine Tragdie. Erster Teil. In: WA, I. Abt., Bd. 14, S. 10, Z. 59-66. 284 „Selige Sehnsucht“] s. Goethe: West-stlicher Divan (Buch des Sngers). In: WA, I. Abt., Bd. 6, S. 28. 285 „Wiederfinden“] s. Goethe: West-stlicher Divan (Buch Suleika). In: WA, I. Abt., Bd. 6, S. 188. 286 „Nur dies ... Sommerbrand.“] s. Hrsg.-Anm. 247
Anmerkungen der Herausgeberin 287 Levetzow,
203
Ulrike Sophie Theodore von. Ehrenstiftsdame, Schriftstellerin. – * Lbnitz bei Pegau (Sachsen) 04.02.1804, † Gut Trziblitz (Bhmen) 13.11.1899. Goethe lernte die lteste Tochter einer Bekannten im Kurort Marienbad kennen und hielt bei deren Mutter schriftlich um ihre Hand an. Der Antrag wurde abgelehnt, und Goethe verarbeitete die Enttuschung in der erwhnten Elegie (In: WA, I. Abt., Bd. 3, S. 21-26). 288 Vischer, Friedrich Theodor von. Schriftsteller und Philosoph. – * Ludwigsburg 30.06.1807, † Gmunden 14.09.1887. Studium der Theologie und Philosophie. Als Philosoph baute V. auf der Hegelschen Philosophie auf und vertrat dann einen psychologischen Realismus.1862 verffentlichte er die Parodie Faust. Der Tragdie dritter Theil unter dem Pseudonym Deutobold Symbolizetti Allegoriowitsch Mystifizinsky. Die Aesthetik, oder Wissenschaft des Schnen, 1846-58; vgl. bes.: Die Literatur ber Goethes Faust. In: Kritische Gnge,1839, Bd. 2, S. 199-319 und: Gthe’s Faust. Neue Beitrge zur Kritik des Gedichts, 1875. 289 „Poetischer Gehalt ... Lebens“] s. Hrsg.-Anm. 225. 290 „ziemlich unbewusst ... hnlich“] s. Goethe: DuW, 3. Teil, 13. Buch. In: WA, I. Abt., Bd. 28, S. 224. 291 „Die Nacht ... Licht.“] s. Goethe: Faust. Eine Tragdie. Zweiter Teil. In: WA, I. Abt., Bd. 15, S. 311, Z. 11499 f. 292 „Solch ein ... Augenblick.“] s. ebd., S. 316, Z. 11579-11586. 293 „Ich habe ... bedchtig.“] s. ebd., S. 309, Z. 11437-11440. 294 „... ut omnis ... senis.“] s. Horaz: Satiren II, 1, 33 f. (bei Goethe: WA, I. Abt., Bd. 3, S. 227.) 295 „Erwachs’ne gehen ... denken.“] s. Goethe: Zahme Xenien. I. In: WA, I. Abt., Bd. 3, S. 229, Z. 11 f. 296 „,Was ist ... knnen.“] s. ebd., S. 231, Z. 29-32. 297 „Ein alter ... mir.“] s. ebd., S. 232, Z. 52-59. 298 „,Was ich ... Wirklichkeiten“] s. Goethe: Faust. Eine Tragdie. Erster Teil. In: WA, I. Abt., Bd. 14, S. 6, Z. 31 f. 299 „Alle Geschichte ... schwankend“] s. Goethe: Gesprch mit Kanzler von Mller, 15. April 1819. In: Gesprche, Nr. 1871, Bd. 2, S. 435 (WA, Anhang: Gesprche, Bd. 10, S. 86). 300 „ihr Wert ... Nachgeborenen.“] Bei Goethe a. a. O. lautet der zweite Teil des Zitats: aber wer Dir etwas zweifelhaft hinterbringt, den kannst Du nur gleich abweisen. 301 „Wer in ... (Bd. 3, S. 230)] s. Goethe: Zahme Xenien. I. In: WA, I. Abt., Bd. 3, S. 230, Z. 21-24. 302 „gegenstndliches Denken“] Vgl. Goethe: Bedeutende Frderniß durch ein einziges geistreiches Wort. In: WA, II. Abt., Bd. 11, S. 58-64. 303 „Der Historiker ... Prophet.“] Das Zitat stammt nicht von Goethe, sondern von Friedrich Schlegel (s. Schlegel: Athenumsfragmente, 80. In: Prosaische Jugendschriften, Bd. II, S. 215) und lautet korrekt: Der Historiker ist ein rckwrts gekehrter Prophet. 304 „Nichts vom ... da.“] s. Hrsg.-Anm. 131.
204 305 Wirklichkeit]
Anhang
Bei Goethe heißt es a. a. O.: Wahrheit fr ... Realen.“] s. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 25. Dezember 1825. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. I, S. 203 f. (Gesprche, Nr. 2378, Bd. 3, S. 245; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 11, S. 255 f.). Das vollstndige Zitat lautet: Es giebt indeß wenige Menschen, die eine Phantasie fr die Wahrheit des Realen besitzen, vielmehr ergehen sie sich gern in seltsamen Lndern und Zustnden, wovon sie gar keine Begriffe haben und die ihre Phantasie ihnen wunderlich genug ausbilden mag. 307 „Gttinnen thronen ... Zeit“] s. Goethe: Faust. Eine Tragdie. Zweiter Teil. In: WA, I. Abt., Bd. 15, S. 70, Z. 6213 f. 308 „Nicht Schlsser ... Mttern.“] s. ebd., Z. 6225 resp. S. 72, Z. 6263 f. 309 „Hier wittert’s ... Hexenkche!“] s. ebd., S. 71, Z. 6229. 310 „Ich habe ... bedchtig.“] s. ebd., S. 309, Z. 11437-11440. 311 „nicht Schlsser ... wegzuschieben.“] s. ebd., S. 70, Z. 6225. 312 „Der Schlssel ... Mttern,“] s. ebd., S. 72, Z. 6263 f. 313 Alles Vergngliche ... Gleichnis.] Anspielung auf ebd., S. 337, Z. 12104 f.: Alles Vergngliche / Ist nur ein Gleichnis. 314 „Nichts vom ... da.“] s. Hrsg.-Anm. 131. 315 (20. 6.1831. Gesprche, Bd. IV, S. 377.)] s. Hrsg.-Anm. 230. 316 „ziemlich unbewusst ... hnlich“] s. Hrsg.-Anm. 290. 317 (W. A. Bd. 32, S. 288 f.)] Vgl. Goethe: Italinische Reise. III. In: WA, I. Abt., Bd. 32, S. 288 f. 318 „Nun steht ... erffnen.“] s. Goethe: An Herzog Carl August, 16. Februar 1788. In: WA, IV. Abt., Bd. 8, S. 347 f. 319 (Teil IV, Buch 16; Bd. 29, S. 9 f.)] s. Goethe: DuW, 4. Teil, 16. Buch. In: WA, I. Abt., Bd. 29, S. 9 f. 320 „Bruchstcke einer ... Konfession.“] s. Hrsg.-Anm. 23. 321 „Mein ferneres ... tue.“] s. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, Juni oder Juli 1831. In: WA, Anhang: Gesprche, Bd. 8, S. 100. 322 „Je frher ... setzt.“] s. Goethe: An C. W. von Humboldt, 17. Mrz 1832. In: WA, IV. Abt., Bd. 49, S. 281 f. 323 „Es sind ... (Briefe, Bd. 49, S. 282 f.)] s. ebd., S. 282 f. 324 „Wie kann ... gebot.“] s. Hrsg.-Anm. 230. 325 Die Natur ... gegeben –] Goethe gelangt zu seiner Aussage ber den Begriff der Komposition in der Kunst ber seine Naturkonzeption: „Ebenso ungehrig,“ fuhr Goethe fort, „gebrauchen die Franzosen, wenn sie von Erzeugnissen der Natur reden, den Ausdruck Composition. Ich kann aber wohl die einzelnen Theile einer stckweise gemachten Maschine zusammensetzen und bei einem solchen Gegenstande von Composition reden, aber nicht, wenn ich die einzelnen lebendig sich bildenden und von einer gemeinsamen Seele durchdrungenen Theile eines organischen Ganzen im Sinne habe.“ (s. Hrsg.-Anm. 230). 326 Vorlnder, Karl. Philosoph. – * Marburg 02.01.1860, † Mnster 06.12.1928. Vertreter der Marburger Schule und bedeutender Kantforscher. Geschichte der 306 „Phantasie
Anmerkungen der Herausgeberin
205
Philosophie, 2 Bde.,1903; Kant, Fichte, Hegel und der Sozialismus,1920; Karl Marx, 1929. 327 Wir haben ... beschrieben.] Vgl. Vorlnder: Kant/Schiller/Goethe, S. 271279. 328 Buch von Simmel] Vgl. Simmel: Kant und Goethe, 1906. 329 „Kant hat ... Kant] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Kant u[nd] Goethe (40, 793; Bl. 16r) in Cassirers Zettelkasten, wo die vorangehende Stelle zitiert wird aus Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann,11. April 1827. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. I, S. 310 (Gesprche, Nr. 2484, Bd. 3, S. 372; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 6, S. 101). 330 Kant: Allgemeine ... Himmels] Vgl. Kant: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels oder Versuch von der Verfassung und dem mechanischen Ursprunge des ganzen Weltgebudes, nach Newtonischen Grundstzen abgehandelt. In: Werke, Bd. 1, S. 219-370 (AA, Bd. 1, S. 215368). 331 „Die echte ... war.“] s. Kant: Untersuchung ber die Deutlichkeit der Grundstze der natrlichen Theologie und der Moral. Zur Beantwortung der Frage, welche die Knigliche Akademie der Wissenschaften zu Berlin auf das Jahr 1763 aufgegeben hat. In: Werke, Bd. 2, S. 186 (AA, Bd. 4, S. 286). 332 Z a h l e n s c h e u ... an Zelter] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Mathematik (40, 793; Bl. 35r/v) in Cassirers Zettelkasten: An Zelter, 12. Dezember 1812 (ber eine Notenschrift in Zahlen)[:] „ ...u[nd] zweitens kann Niemand zahlenscheuer sein als ich, u[nd] ich habe von jeher alle Zahlensymbolik, von der Pythagorischen an bis auf die letzten Mathematico-Mystiker, a l s e t wa s G e s t a l t l o s e s u n d U n t r s t l i c h e s gemieden und geflohn.“ s. Goethe: An C. F. Zelter, 12. Dezember 1812. In: WA, IV. Abt., Bd. 23, S. 197. Hervorhebung von Cassirer. 333 cf. Zettel: Mathematik ... A b s t r a k t i o n !] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Mathematik (40, 793; Bl. 35r) in Cassirers Zettelkasten: Als der Botaniker Link Goethes Ideen ber das Wachstum der Pflanzen durch Pe n d e l - u[nd] We l l e n b e we g u n g e n zu erlutern sucht, ist G[oethe] entsetzt ber diese Anfhrung l e t z t e r b i l d l o s e r s u b l i m i e r t e r A b s t r a k t i o n . Vgl. Goethe: Zur Morphologie. (Wirkung dieser Schrift und weitere Entfaltung der darin vorgetragenen Idee. 1830). In: WA, II. Abt., Bd. 6, S. 262: Diese anscheinende Belobung unsrer Bemhungen [durch H. F. Link in dessen Werk: Elementa philosophiæ botanicæ, 1824] mußte uns doch bedenklich vorkommen, indem da, wo von Gestalt und Umgestaltung eigentlich zu sprechen wre, nur die letzte, bildlose, sublimirte Abstraction angefhrt und hchst organisches Leben den vllig form- und krperlosen allgemeinsten Naturerscheinungen zugesellt wird. Und: + Aufsatz! ... P h y s i k ;] Vgl. Cassirer: Goethe und die mathematische Physik. Eine erkenntnistheoretische Studie. In: Idee und Gestalt. Goethe. Schiller. Hlderlin. Kleist. Fnf Aufstze, S. 27-76, hier S. 56. 334 „Als getrennt ... R e f l e x i o n 5 7 3 ] s. Goethe: Aus Wilhelm Meisters Wanderjahren. 1829. (Betrachtungen im Sinne der Wanderer. Kunst, Ethi-
206
Anhang
sches, Natur). In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 573, S. 124 (WA, II. Abt., Bd. 11, S. 130 f.). 335 An Riemer, ... M a t h e m a t i k ] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Mathematik (40, 793; Bl. 35v) in Cassirers Zettelkasten, wo zitiert wird aus Goethe: Gesprch mit F. W. Riemer, 27. Mrz 1814. In: WA, Anhang: Gesprche, Bd. 3, S. 125 (Gesprche, Nr. 1548, Bd. 2, S. 223): Die Zahlen sind, wie unsere armen Worte, nur Versuche, die Erscheinungen zu fassen und auszudrcken, ewig unzureichende Annherungen. 336 „Die Mathematik ... sie.“] s. Goethe: Aus Wilhelm Meisters Wanderjahren. 1829. (Betrachtungen im Sinne der Wanderer. Kunst, Ethisches, Natur). In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 608, S. 132 (WA, II. Abt., Bd. 11, S. 138). 337 „Nun aber ... einander.“] s. Goethe: Einwirkung der neuern Philosophie. In: WA, II. Abt., Bd. 11, S. 50 f. Zitat ergnzt nach Maßgabe von Cassirer: Goethe and the Kantian Philosophy, S. 64. 338 Krner, Christian Gottfried. Jurist. – * Leipzig 02.07.1756, † Berlin 13.05.1831. Seit 1783 Oberkonsistorialrat in Dresden, spter hoher preußischer Beamter in Berlin. Enger Freund Schillers, mit dem er einen umfangreichen Briefwechsel ber poetische und sthetische Fragen fhrte. 339 Koerner an Schiller] s. Krner: An J. F. C. von Schiller, 6. Oktober 1790. In: Schillers Briefwechsel mit Krner, Teil I, S. 381: Goethe ist acht Tage hier gewesen, und ich habe viel mit ihm gelebt; es gelang mir, ihm bald nher zu kommen, und er war mitteilsamer, als ich erwartet hatte. Wo wir die meisten Berhrungspunkte fanden, wirst Du schwerlich erraten. Wo sonst als – im Kant. In der Kritik der Urteilskraft hat er Nahrung fr seine Philosophie gefunden. 340 intelligentia supramundana] Außerweltliches Wesen; Leibniz bezeichnet Gott wiederholt als intelligentia supramundana. Vgl. u. a. Streitschriften zwischen Leibniz und Clarke. In: Leibniz: Philosophische Schriften, Bd. VII, S. 358 f. (bersetzt in: Hauptschriften, Bd. I, S. 127 f.). 341 see Philosophie der Aufklrung] Vgl. Cassirer: Philosophie der Aufklrung, S. 437. 342 Reimarus, ... der Tiere] Vgl. Reimarus: Allgemeine Betrachtungen ber die Triebe der Thiere, hauptschlich ber ihre Kunst-Triebe,1760, bes. S. 363 ff. Reimarus, Hermann Samuel. Philosoph und Theologe. – * Hamburg 22.12.1694, † ebd. 01.03.1768. Von der Philosophie Wolffs (s. Hrsg.-Anm. 344) geprgt, verteidigt R. den Deismus und die natrliche vernunftgemße Religion gegen die Kritik der franzsischen Aufklrer und die Unterdrckung durch die christlichen Kirchen. Die vornehmsten Wahrheiten der natrlichen Religion, 1754; Die Vernunftlehre, 1756. 343 see Philosophie der Aufklrung] Vgl. Cassirer: Die Philosophie der Aufklrung, S. 438: Das »Uhrwerk« der Welt weist, nach dem Worte Friedrichs des Großen, auf den »Uhrmacher« zurck. (Vgl. Friedrich der Große: Der Antimachiavell. In: Die Werke in deutscher bersetzung, Bd. VII, S. 101). 344 Wolff, Christian Freiherr von (seit 1745), auch Chr. Freiherr von Wolf.
Anmerkungen der Herausgeberin
207
Philosoph. – * Breslau 24.01.1679, † Halle/Saale 09.04.1754. Bedeutendster Philosoph der deutschen Frhaufklrung. W. schuf das System des deutschen Rationalismus, indem er die Philosophie Leibniz’ in eine schulmßig systematische Fassung brachte und maßgeblich zur Ausbildung der deutschen philosophischen Terminologie beitrug. 345 „Urheber des ... Deutschland“] s. Kant: KrV, B XXXVI (Vorrede). In: Werke, Bd. 3, S. 28 (AA, Bd. 3, S. 22). 346 Famulus Wagner] Eine Figur aus Goethe: Faust. Eine Tragdie. Erster Teil. 347 Tageslicht] Bei Wolff heißt es a. a. O.: Tag-Licht 348 „Das Tageslicht ... werden.“] s. Wolff: Vernnfftige Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen berhaupt, den Liebhabern der Wahrheit mitgetheilet, S. 92. 349 Brockes – ... Gott] Vgl. Brockes: Irdisches Vergngen in GOtt, bestehend in verschiedenen aus der Natur- und Sitten-Lehre hergenommenen Gedichten / nebst einem Anhange etlicher hieher gehrigen Uebersetzungen von des Herrn de la Motte Franzs. Fabeln, mit Genehmhaltung des Herrn Verfassers nebst einer Vorrede herausgegeben von C. F. Weichmann Hamburg, zu finden im Schiller- und Kißnerischen Buch-Laden, 1721. Brockes, Barthold Hinrich. Dichter. – * Hamburg 22.09.1680, † ebd. 16.01.1747. Als Anhnger der sog. physikotheologischen Position verband er in seinem Hauptwerk Irdisches Vergngen in Gott (1721-48) Betrachtungen ber Gott und die zweckmßige Einrichtung der Schpfung mit detaillierten Naturschilderungen. 350 er hat ... Zelter] Vgl. Goethe: An C. F. Zelter, 29. Januar 1830. In: WA, IV. Abt., Bd. 46, S. 223. Das korrekte und vollstndige Zitat lautet: es ist ein grnzenloses Verdienst unsres alten Kant um die Welt, und ich darf auch sagen um mich, daß er, in seiner Kritik der Urtheilstraft, Kunst und Natur krftig nebeneinander stellt und beiden das Recht zugesteht: aus großen Principien zwecklos zu handeln. So hatte mich Spinoza frher schon in dem Haß gegen die absurden Endursachen geglubiget. Natur und Kunst sind zu groß um auf Zwecke auszugehen, und haben’s auch nicht nthig, denn Bezge gibt’s berall und Bezge sind das Leben. 351 Horaz: „Aut ... poetae“.] Die Dichter wollen ntzen oder erfreuen; s. Horaz: ars poetica, 333. Das vollstndige Zitat lautet: Aut prodesse volunt aut delectare poetae aut simul et iucunda et idonea dicere vitae. 352 Gellert: „dem, ... sagen.“] s. Gellert: Die Biene und die Henne. In: Fabeln und Erzhlungen. Erstes Buch. In: Smtliche Schriften, Bd. 1, S. 94 f. Das Zitat antwortet auf die intrapoetisch gestellte Frage: was ntzt die Poesie? Gellert, Christian Frchtegott. Schriftsteller. – * Hainichen 04.07.1715, † Leipzig 13.12.1769. Studium der Theologie und Philosophie in Leipzig. G. wurde durch sein formal und sprachlich elegantes, pietistisch gestimmtes Werk der volkstmlichste Dichter der Aufklrung. Lieder, 1743; Die zrtlichen Schwestern, 1747; Geistliche Oden und Lieder, 1757; Von der Beschaffenheit, dem Umfange und dem Nutzen der Moral, 1766. 353 Die Schaubhne ... Anstalt!] Vgl. Schiller: Die Schaubhne als eine moralische Anstalt betrachtet. In: Smtliche Werke, Bd. 11, S. 89-100.
208 354 „Natur
Anhang
und ... auszugehen“.] s. Hrsg.-Anm. 350. Hervorhebung von
Cassirer. 355 „alles was ... sich.“] Vgl. Goethe: Italinische Reise. III. In: WA, I. Abt., Bd. 32, S. 107. Das vollstndige Zitat lautet: Neulich fand ich in einer leidig apostolisch-capuzinermßigen Declamation des Zricher Propheten [Lavater] die unsinnigen Worte: A l l e s wa s L e b e n h a t , l e b t d u rc h e t wa s a u ß e r s i c h . Oder so ungefhr klang’s. 356 ich musste ... a u f f a s s e n .] Vgl. Goethe: DuW, 4. Teil, 16. Buch. In: WA, I. Abt., Bd. 29, S. 14. Das korrekte Zitat lautet: Ich war dazu gelangt das mir inwohnende dichterische Talent ganz als Natur zu betrachten, um so mehr als ich darauf gewiesen war, die ußere Natur als den Gegenstand desselben anzusehen. 357 Zettel: L e b e n !] Verweis auf den Eintrag zu Goethes Position gegenber Lavater unter dem Stichwort Leben (40, 793; Bl. 19r) in Cassirers Zettelkasten: dageg[en] Goethe: [„]Wir knnen uns nicht denken, daß etwas Beschrnktes durch sich selbst existire, und doch existirt alles wirklich durch sich selbst[“.] s. Goethe: Zur allgemeinen Wissenschaftslehre. In: WA, II. Abt., Bd. 11, S. 315. 358 Gottsched, Johann Christoph. Gelehrter und Schriftsteller. – * Juditten (heute zu Knigsberg/Pr) 02.02.1700, † Leipzig 12.12.1766. Studium der Theologie und Philosophie in Knigsberg. Anhnger von Wolff (s. Hrsg.-Anm. 344). Als Kritiker und Spracherzieher wurde G. zum Reformer der deutschen Literatur und zum geistigen Fhrer der Frhaufklrung. Er versuchte nach dem Vorbild des franzsischen Klassizismus, allgemeingltige Regeln fr die dichterische Produktion und den literarischen Geschmack zu entwerfen. Versuch einer Crit. Dichtkunst vor die Deutschen, 1730; Grundlegung einer deutschen Sprachkunst, 1748. 359 Condillac, tienne Bonnot de. Philosoph und Volkswirtschaftler. – * Grenoble 30.09.1714, † Flux (bei Beaugency) 03.08.1780. C. vertrat im Rahmen der franzsischen Aufklrung einen nichtmaterialistischen Sensualismus: er fhrte alle Erkenntnisinhalte und ebenso die Entstehung der geistigen Fhigkeiten auf die Sinneswahrnehmungen zurck. Gleichwohl hielt C. die Seele fr immateriell und betonte die Willensfreiheit. Essai sur l’origine des connaissances humaines, 1746; Trait des systmes, 1749; Trait des sensations, 1754. 360 Corneille, Pierre. Dramatiker. – * Rouen 06.06.1606, † Paris 01.10.1684. Studium der Rechtswissenschaften. C. lste mit seiner Tragikomdie Le Cid (1637) einen literarischen Streit (,La querelle du Cid‘) aus, wobei die Einwnde moralischer (Verstoß gegen die Schicklichkeit) und sthetischer (Verletzung der drei Einheiten) Natur waren. In der Folge bemhte sich C. um eine den Regeln gemße Darstellung. Vgl. bes. Discours de l’utilit des parties du pome dramatique; Discours de la tragdie; Discours des trois units (alle 1660). 361 Werther – ... D i c h t u n g u n d Wa h r h e i t ] s. Hrsg.-Anm. 290. 362 »K o m p o s i t i o n «: Mozart –] s. Hrsg.-Anm. 230. 363 Novalis: ... Poesie“] s. Novalis: Fragment, 238. In: Novalis’ Werke, Bd. 2, S. 244, wo Goethes Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre als ein Candide, gegen die Poesie gerichtet bezeichnet wird.
Anmerkungen der Herausgeberin 364 Die
209
Romantiker ... prosaisch] Vgl. Novalis: Fragment, 237. In: Novalis’ Werke, Bd. 2, S. 243: Wilhelm Meisters Lehrjahre sind gewissermaßen durchaus p ro s a i s c h und modern. Das Romantische geht darin zugrunde, auch die Naturpoesie, das Wunderbare. Er handelt bloß von gewhnlichen menschlichen Dingen, die Natur und der Mystizism sind ganz vergessen. Es ist eine poetisierte brgerliche und husliche Geschichte. 365 ein Ve r r a t a n d e r Po e s i e .] Vgl. Novalis: Fragment, 238. In: Novalis’ Werke, Bd. 2, S. 244: Gegen Wilhelm Meisters Lehrjahre. Es ist im Grunde ein fatales und albernes Buch – so pretentis und pretis – undichterisch im hchsten Grade, was den Geist betrifft, so poetisch auch die Darstellung ist. Es ist eine Satyre auf die Poesie, Religion usw. 366 Friedrich Schlegel] Vgl. Schlegel: Ueber Goethe’s Meister (1798). In: Seine prosaischen Jugendschriften, Bd. II, S. 165-182. 367 see Art-Chapter ...] Vgl. Cassirer: An Essay on Man, S. 137-170, hier S.156 f., wo die Wilhelm Meister-Rezeption durch die Romantiker diskutiert wird. 368 Anfangsverse] Gemeint sind die einleitenden Verse des 1. Gesangs von Boileaus L’art potique, in denen die Bedeutung der himmlischen Inspiration betont wird: C’est en vain qu’au Parnasse un tmraire auteur / Pense de l’art des vers atteindre la hauteur: / S’il ne sent point du ciel l’influence secrte, / Si son astre en naissant ne l’a form pote, / Dans son gnie troit il est toujours captif; / Pour lui Phbus est sourd, et Pgase est rtif. (In: Œuvres, Bd. II, S. 167). 369 die Lehre der S c h we i z e r ] Gemeint sind Johann Jacob Bodmer (Historiker und Schriftsteller. – * Greifensee 19.07.1698, † Gut Schnenberg 02.01.1783) und Johann Jacob Breitinger (Gelehrter und Schriftsteller. – * Zrich 01.03.1701, † ebd.14.12.1776). Sie gerieten um 1740 in offenen Widerpruch zu J. C. Gottsched (s. Hrsg.-Anm. 358). Whrend sie ursprnglich in der moralischen Wochenzeitschrift Discourse der Mahlern (1721-23) Gottsched verwandte Ziele vertreten hatten, wandten sie sich mit Bodmers Critische Abhandlung von dem Wunderbaren in der Poesie (1740) und mit Breitingers Critische Dichtkunst (1740) von dessen Theorie ab und betonten die das ,Wunderbare‘ einschließende Phantasie als poetische Grundkraft. 370 „Statthalter des ... Erden“.] Vgl. Novalis: Bltenstaub-Fragment, 106. In: Novalis’ Werke, Bd. 2, S. 137, wo Goethe als der wahre Statthalter des poetischen Geistes auf Erden bezeichnet wird. 371 Novalis’ Brief: ... Haym] s. Rudolf Haym: Die Romantische Schule. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Geistes, S. 382. Haym zitiert an dieser Stelle aus: Novalis: An L. Tieck, 23. Februar 1800, wo Goethes Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre wie in Fragment, 238 (s. Hrsg.-Anm. 363) als ein Candide, gegen die Poesie gerichtet bezeichnet wird. 372 „Poetischer Gehalt ... Lebens.“] s. Hrsg.-Anm. 225. 373 hier] Bei Goethe heißt es a. a. O., S. 109: so 374 s e e c f . G o e t h e -Vorlesungen; Gteborg] Vgl. Cassirer: Goethe-Vorlesungen (1940 – 1941), S. 15, wo die Stelle ebenfalls zitiert wird aus Goethe: Ein Wort fr junge Dichter (s. Hrsg.-Anm. 225).
210 375 „Und
Anhang
hier ... Wahrheit)] s. Goethe: DuW, 2. Teil, 7. Buch. In: WA, I. Abt., Bd. 27, S. 109 f. 376 „Ich konnte ... a f f e k t i e re n .“] s. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 14. Mrz 1830. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. II, S. 451 f. Das korrekte und vollstndige Zitat lautet: Ich habe in meiner Poesie nie affectirt. – Was ich nicht lebte und was mir nicht auf die Ngel brannte und zu schaffen machte, habe ich auch nicht gedichtet und ausgesprochen. (Gesprche, Nr. 2797, Bd. 4, S. 236; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 7, S. 255 f.) Hervorhebung von Cassirer. 377 sein Urteil ... (Eckermann)] Vgl. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 30. Mrz 1824. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. I, S. 128: Tieck ist ein Talent von hoher Bedeutung, und es kann seine außerordentlichen Verdienste niemand besser erkennen als ich selber; allein wenn man ihn ber ihn selbst erheben und mir gleichstellen will, so ist man im Irrthum. Ich kann dieses gerade heraussagen, denn was geht es mich an, ich habe mich nicht gemacht. Es wre ebenso, wenn ich mich mit Shakespeare vergleichen wollte, der sich auch nicht gemacht hat und der doch ein Wesen hherer Art ist, zu dem ich hinaufblicke und das ich zu verehren habe. (Gesprche, Nr. 2245, Bd. 3, S. 95; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 5, S. 61). 378 In seinen ... k r a n k –] Vgl. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 2. April 1829. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. I, S. 418: Das Classische nenne ich das Gesunde, und das Romantische das Kranke. (Gesprche, Nr. 2672, Bd. 4, S. 81; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 7, S. 40). 379 Geister wie ... krank,] Vgl. Goethe: Ludwig Tiecks ,Dramaturgische Bltter‘. In: WA, I. Abt., Bd. 40, S. 178: Mir erregte dieser Dichter [Kleist], bei dem reinsten Vorsatz einer aufrichtigen Theilnahme, immer Schauder und Abscheu, wie ein von der Natur schn intentionirter Krper, der von einer unheilbaren Krankheit ergriffen wre. 380 (Jean Paul ...)] Goethe ußert sich mehrmals kritisch gegenber Jean Paul. Vgl. z. B. Goethe: An C. F. Zelter, 5. Oktober 1830. In: WA, IV. Abt., Bd. 47, S. 428: Der gute Jean Paul ist gerade das Gegentheil [von Lichtenberg], denn was ist pedantischer als seine, mit weißem Zwirn zusammengenhten Collectaneen? und ist Philisterey nicht das Element worin er sich mit seiner lieben Nation so innig behagt? 381 „Der Geist ... Gesprche, Bd. 3, S. 484] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Ideenlehre, Idee (40, 793; Bl. 8r) in Cassirers Zettelkasten, wo ebenfalls zitiert wird aus Goethe: Gesprch mit F. W. Riemer, 1827. In: Gesprche, Nr. 2568, Bd. 3, S. 484 (WA, Anhang: Gesprche, Bd. 6, S. 263). 382 Wirklichkeit] Bei Goethe heißt es a. a. O.: Wahrheit 383 „Phantasie ... des Realen.“] s. Hrsg.-Anm. 306. 384 Vergangenes ... verwandeln.] s. Hrsg.-Anm. 375. 385 „der Dichtung ... Wahrheit“] s. Goethe: Zueignung. In: WA, I. Abt., Bd. 1, S. 7, Z. 94-96: Der dieß Geschenk mit stiller Seele nimmt: / Aus Morgenduft gewebt und Sonnenklarheit, / Der Dichtung Schleier aus der Hand der Wahrheit.
Anmerkungen der Herausgeberin 386 „Welcher
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Unsterblichen ... Phantasie.“] s. Goethe: Meine Gttin. In: WA, I. Abt., Bd. 2, S. 58, Z. 1-9. 387 „Alle die ... W. A . B d . I I , S . 5 9 f .] s. ebd., S. 59 f., Z. 48-58. 388 „Und wenn ... An Frau von Stein] s. Hrsg.-Anm. 265. 389 „P h a n t a s i e ... 25. XII.1825] s. Hrsg.-Anm. 306. 390 „Mir drckten ... reiften.“] s. Hrsg.-Anm. 235. 391 „Welcher Unsterblichen ...“] s. Hrsg.-Anm. 386. 392 an Zelter, ... Welt, S. 17] Vgl. Cassirer: Goethe und die geschichtliche Welt, S. 17 f., wo zitiert wird aus Goethe: An C. F. Zelter, 15. Februar 1830 (WA, IV. Abt., Bd. 46, S. 241 f.): [E]s war mein ernstestes Bestreben das eigentliche Grundwahre, das, insofern ich es einsah, in meinem Leben obgewaltet hatte, mglichst darzustellen und auszudrucken. Wenn aber ein solches in spteren Jahren nicht mglich ist, ohne die Rckerinnerung, und also die Einbildungskraft wirken zu lassen, und man also immer in den Fall kommt, gewissermaßen das dichterische Vermgen auszuben, so ist es klar daß man mehr die Resultate und, wie wir uns das Vergangene jetzt denken, als die Einzelnheiten, wie sie sich damals ereigneten, aufstellen und hervorheben werde. Bringt ja selbst die gemeinste Chronik nothwendig etwas von dem Geiste der Zeit mit, in der sie geschrieben wurde. Wird das vierzehnte Jahrhundert einen Kometen nicht ahnungsvoller berliefern als das neunzehnte? ... Dieses alles, was dem Erzhlenden und der Erzhlung angehrt, habe ich hier unter dem Worte: Dichtung begriffen, um mich des Wahren, dessen ich mir bewußt war, zu meinem Zweck bedienen zu knnen. Auslassung von Cassirer. 393 „Ich statuiere ... Erinnerung“ ...] s. Goethe: Gesprch mit Kanzler von Mller, 4. November 1823. In: Gesprche, Nr. 2185, Bd. 3, S. 37 (WA, Anhang: Gesprche, Bd. 4, S. 311). Das vollstndige Zitat lautet: Ich statuire keine Erinnerung in Eurem Sinne, das ist nur eine unbeholfene Art sich auszudrcken. Was uns irgend Großes, Schnes, Bedeutendes begegnet, muß nicht erst von Außen her wieder er-innert, gleichsam er-jagt werden, es muß sich vielmehr gleich vom Anfang her in unser Inneres verweben, mit ihm eins werden, ein neueres besseres Ich in uns erzeugen und so ewig bildend in uns fortleben und schaffen. Es giebt kein Vergangenes, das man zurcksehnen drfte, es giebt nur ein ewig Neues, das sich aus den erweiterten Elementen des Vergangenen gestaltet und die chte Sehnsucht muß stets productiv sein, ein neues Besseres erschaffen. 394 „Ohne Einbildungskraft“ ...] s. Hrsg.-Anm. 152. 395 Wirklichkeit] Bei Goethe a. a. O. heißt es: Wahrheit 396 „Phantasie fr ... Realen“.] s. Hrsg.-Anm. 306. 397 „Geheimnisvoll am ... berauben“.] s. Hrsg.-Anm. 120. 398 Eckermann, ... S. 6 2 ] s. Cassirer: Goethe und das 18. Jahrhundert. In: Goethe und die geschichtliche Welt, S. 62, wo dieser Satz zitiert wird aus Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 17. September 1823. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. I, S. 50 (Gesprche, Nr. 2146, Bd. 3, S. 7; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 4, S. 266). 399 Die Phantasie ... H e r r l i c h k e i t .] Vgl. Goethe: Zur Farbenlehre (Diop-
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trische Farben der ersten Classe). In: WA, II. Abt., Bd. 1, S. 73 f.: Wre denn aber auch ein solches Urphnomen gefunden, so bleibt immer noch das bel, daß man es nicht als ein solches anerkennen will, daß wir hinter ihm und ber ihm noch etwas Weiteres aufsuchen, da wir doch hier die Grnze des Schauens eingestehen sollten. Der Naturforscher lasse die Urphnomene in ihrer ewigen Ruhe und Herrlichkeit dastehen, der Philosoph nehme sie in seine Region auf, und er wird finden, daß ihm nicht in einzelnen Fllen, allgemeinen Rubriken, Meinungen und Hypothesen, sondern im Grund- und Urphnomen ein wrdiger Stoff zu weiterer Behandlung und Bearbeitung berliefert werde. 400 „der Dichtung ... Wahrheit“,] s. Hrsg.-Anm. 385. 401 Ohne Einbildungskraft –] s. Hrsg.-Anm. 152. 402 Kants Lehre ... Einbildungskraft“.] Vgl. Kant: KrV, A 123 f. In: Werke, Bd. 3, S. 625 f. (AA, Bd. 4, S. 91). 403 Das] Bei Goethe heißt es a. a. O.: Dieß 404 „Das ist ... erschuf“] s. Goethe: Faust. Eine Tragdie. Zweiter Teil. In: WA, I. Abt., Bd. 15, S. 99, Z. 6793 f. 405 Fr Fichte ... wo ...?] s. Fichte: Ueber das Verhltniß der Logik zur Philosophie oder transscendentale Logik (1812). In: Nachgelassene Werke, Bd. I, S. 395: Dies das Ich bildende Bild, dessen Ist lautet: I c h b i n , verbirgt sich eben. Das bewußte und verstandene Bild bringt jedoch mit sich ein Ich, und ein Bild desselben, in einer neuen Duplicitt, als f a k t i s c h e Anschauung und als D e n k e n , beides in ungetheilter Einheit; denn es ist Eins im Ich, und dies Bildsein schlechthin. 406 Vielleicht wre ... she.] Vgl. Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung, Bd. I, S. 3: Es wird ihm [dem Menschen] dann deutlich und gewiß, daß er keine Sonne kennt und keine Erde; sondern immer nur ein Auge, das eine Sonne sieht, eine Hand, die eine Erde fhlt; daß die Welt, welche ihn umgibt, nur als Vorstellung da ist, d. h. durchweg nur in Beziehung auf ein anderes, das Vorstellende, welches er selber ist. 407 „ ... Daran hat ... gedacht ...“] s. Hrsg.-Anm. 151. 408 Bibliographie ... Register!] Vgl. Grisebach: Schopenhauer. Neue Beitrge zur Geschichte seines Lebens nebst einer Schopenhauer-Bibliographie, 1905. 409 siehe Kant: KrV, B 47] Vgl. Kant: KrV, B 47. In: Werke, Bd. 3, S. 146 f.: Es fllt aber doch auch in die Augen: daß, obgleich die Schemate der Sinnlichkeit die Kategorien allererst realisieren, sie doch selbige gleichwohl auch restringieren, d. i. auf Bedingungen einschrnken, die außer dem Verstande liegen (nmlich in der Sinnlichkeit). Daher ist das Schema eigentlich nur das Phaenomenon oder der sinnliche Begriff eines Gegenstandes in bereinstimmung mit der Kategorie. (AA, Bd. 3, S. 139). 410 Zettel P h a e n o m e n ] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Phaenomen (40, 793; Bl. 55r) in Cassirers Zettelkasten: Vgl. h[ie]rz[u] auch Vorlnder[,] S. 230 f.[:] Die Stelle „Ins Innere der Natur“ hat Goethe d o p p e l t a n g e s t r i c h e n ; ebenso die Stelle: dass alles was der Verstand aus sich selbst schpft, doch nur zu keinem anderen Behufe als zum Erfahrungsgebrauch
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(s[iehe] Vorl[nder, S.] 276) Vgl. Vorlnder: Kant/Schiller/Goethe, S. 230 f. und 276, wo die von Goethe in seinem Handexemplar doppelt angestrichenen Kant-Stellen nachgewiesen werden: Ins Innre der Natur dringt Beobachtung und Zergliederung der Erscheinungen, und man kann nicht wissen, wie weit dieses mit der Zeit gehen werde. (KrV, B 63. In: Werke, Bd. 3, S. 235; AA, Bd. 3, S. 225). Sowie: Wir haben nmlich gesehen, daß alles, was der Verstand aus sich selbst schpft, ohne es von der Erfahrung zu borgen, das habe er dennoch zu keinem andern Behuf, als lediglich zum Erfahrungsgebrauch. (KrV, B 61. In: Werke, Bd. 3, S. 212; AA, Bd. 3, S. 203). 411 Kapitel vom Schematismus] Vgl. Kant: KrV, B 47: Von dem Schematismus der reinen Verstandesbegriffe. In: Werke, Bd. 3, S. 141-146 (AA, Bd. 3, S. 133139). 412 Das war ... sollten.] Vgl. Goethe: Einwirkung der neuern Philosophie. In: WA, II. Abt., Bd. 11, S. 50 f. 413 „Nach ewigen, ... vollenden.“] s. Hrsg.-Anm. 106. 414 die] Bei Goethe a. a. O. heißt es: eine 415 „Das S c h n e ... geblieben.“] s. Goethe: Aus Kunst und Alterthum. In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 183, S. 32 (WA, I. Abt., Bd. 48, S. 179). Hervorhebung von Cassirer. 416 Z we c k m ß i g k e i t o h n e Z we c k (Kant)] Vgl. Kant: KdU, § 17. In: Werke, Bd. 5, S. 306: S c h n h e i t ist Form der Z we c k m s s i g k e i t eines Gegenstandes, sofern sie, o h n e Vo r s t e l l u n g e i n e s Z we c k s , an ihm wahrgenommen wird. (AA, Bd. 5, S. 236). 417 „Alles Lyrische ... sein.“] s. Hrsg.-Anm. 232. 418 Kant – ... gesetz-g e b e r i s c h .] Vgl. Kant: KdU, § 46. In: Werke, Bd. 5, S. 382: G e n i e ist die angeborene Gemtslage (i n g e n i u m ), d u rc h we l c h e die Natur der Kunst die Regel gibt. (AA, Bd. 5, S. 307). 419 „Das Wort ... htte.“] s. Goethe: DuW, 4. Teil, 19. Buch. In: WA, I. Abt., Bd. 29, S. 146-148. Zitat ergnzt nach Maßgabe von Cassirer: Goethe and the Kantian Philosophy, S. 87 f. Auslassungen von Cassirer. 420 „Du hast ... Gttlich-Milden.“] s. Goethe: West-stlicher Divan (Aus dem Nachlaß). In: WA, I. Abt., Bd. 6, S. 283, Z. 5-8. 421 „,Kant‘, sagte ... ist.‘“] s. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 11. April 1827. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. I, S. 310 (Gesprche, Nr. 2484, Bd. 3, S. 372; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 6, S. 100 f.). Hervorhebung von Cassirer. 422 Wir ve r s t e h e n ... Kant;] s. Hrsg.-Anm. 329. 423 see Kritik ... wo?] Vgl. Kant: KrV, B 680 f. In: Werke, Bd. 3, S. 446 (AA, Bd. 3, S. 432). 424 „Sie nehmen ... erbauen.“] s. Schiller: An J. W. von Goethe, 23. August 1794. In: Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe, Bd. I, S. 7. Das korrekte Zitat hebt an mit: Sie nehmen die ganze Natur zusammen, [ ...]. 425 „Der fallende ... an.“] s. Goethe: Die Wahlverwandtschaften. Ein Roman. In: WA, I. Abt., Bd. 20, S. 49. Hervorhebung von Cassirer. 426 „Was ist ... Leben] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Leben (40,
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793; Bl. 19r) in Cassirers Zettelkasten, wo die Stelle ebenfalls zitiert wird aus Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 2. August 1830. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. II, S. 475 (WA, Anhang: Gesprche, Bd. 7, S. 322). 427 see Goethe ... Jahrhundert] Vgl. Cassirer: Goethe und das 18. Jahrhundert. In: Goethe und die geschichtliche Welt, S. 78 f. 428 deshalb vermochte ... geben ...] Vgl. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 11. April 1827. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. I, S. 310 f.: Schiller pflegte mir immer das Studium der Kant’schen Philosophie zu widerrathen. Er sagte gewhnlich, Kant knne mir nichts geben. Er selbst studirte ihn dagegen eifrig, und ich habe ihn auch studirt und zwar nicht ohne Gewinn. (Gesprche, Nr. 2484, Bd. 3, S. 373; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 6, S. 101). 429 Eckermann, ... liess.“] s. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 1. September 1829. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. I, S. 470. Das korrekte Zitat lautet: Kant hat unstreitig am meisten gentzt, indem er die Grenzen zog, wie weit der menschliche Geist zu dringen fhig sei, und daß er die unauflslichen Probleme liegen ließ. (Gesprche, Nr. 2731, Bd. 4, S. 163; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 7, S. 149). 430 Zettel P h a e n o m e n , Vorlnder, S. 243] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Phaenomen (40, 793; Bl. 55r) in Cassirers Zettelkatalog: vgl. zu Eckerm[ann]: Kant habe am meisten dadurch gentzt, daß er die Grenzen zog u[nd] die unauflsl[ichen] Probl[eme] liegen liess[.] (Vorl[nder, S.] 243) s. Vorlnder: Kant/Schiller/Goethe, S. 243, wo die Stelle ebenfalls zitiert wird aus Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 1. September 1829 (s. Hrsg.-Anm. 429). 431 Zettel Kant: ... gewirkt.] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Kant u[nd] Goethe (40, 793; Bl. 16r) in Cassirers Zettelkasten: K[ant] hat auf sein A l t e r gewirkt ... s[iehe] Eckermann Vgl. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 12. Mai 1825. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. I, S. 194. Hervorhebung von Cassirer. Das korrekte Zitat lautet: Daß Lessing, Winckelmann und Kant lter waren als ich, und die beiden erstern auf meine Jugend, der letztere auf mein Alter wirkte, war fr mich von großer Bedeutung. (Gesprche, Nr. 2331, Bd. 3, S. 204; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 5, S. 203). 432 E t h i k : ... Mller] Vgl. Goethe: Gesprch mit Kanzler von Mller, 29. April 1818. In: Gesprche, Nr. 1838, Bd. 2, S. 419: Kant faßte sie [die Moral] zuerst in ihrer bersinnlichen Bedeutung auf, und wie berstreng er sie auch [in seinem kategorischen Imperativ] ausprgen wollte, so hat er doch das unsterbliche Verdienst, uns von jener Weichlichkeit, in die wir versunken waren, zurckgebracht zu haben. (WA, Anhang: Gesprche, Bd. 3, S. 309). 433 Also dazu ... Arbeitslampe.] s. Hrsg.-Anm. 348. 434 Famulus Wagner] s. Hrsg.-Anm. 346. 435 Zettel Linn] Verweis auf den Eintrag unter ber Linn und die gewhnliche Art, die Botanik zu behandeln (40, 794; Bl. 34v) in Cassirers Zettelkasten, wo ebenfalls angespielt wird auf die Stelle aus Goethe: Zur Farbenlehre (Verhltnis zur allgemeinen Physik). In: WA, II. Abt., Bd. 1, S. 296: Das Geeinte zu
Anmerkungen der Herausgeberin
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entzweien, das Entzweite zu einigen, ist das Leben der Natur; dieß ist die ewige Systole und Diastole, die ewige Synkrisis und Diakrisis, das Ein- und Ausathmen der Welt, in der wir leben, weben und sind. (Vgl. die Beilage in diesem Band: ber Linn und die gewhnliche Art, die Botanik zu behandeln, S. 148). 436 W. A. ... ins Ganze.] Vgl. Goethe: Principes de Philosophie Zoologique. In: WA, II. Abt., Bd. 7, S. 168 f.: Zwei vorzgliche Mnner, der perpetuirliche Secretr der Akademie, Baron Cuvier, und ein wrdiges Mitglied, Geoffroy de Saint-Hilaire, treten gegen einander auf; der erste aller Welt, der zweite den Naturforschern rhmlichst bekannt; seit dreißig Jahren Collegen an Einer Anstalt, lehren sie Naturgeschichte am Jardin des Plantes, in dem unbersehbaren Felde beide eifrigst beschftigt, erst gemeinschaftlich arbeitend, aber nach und nach durch Verschiedenheit der Ansichten getrennt und sich eher ausweichend. / Cuvier arbeitet unermdlich als Unterscheidender, das Vorliegende genau Beschreibender und gewinnt sich eine Herrschaft ber eine unermeßliche Breite. Geoffroy de Saint-Hilaire hingegen ist im Stillen um die Analogien der Geschpfe und ihre geheimnißvollen Verwandtschaften bemht; jener geht aus dem Einzelnen in ein Ganzes, welches, zwar vorausgesetzt, aber als nie erkennbar betrachtet wird; dieser hegt das Ganze im innern Sinne und lebt in der berzeugung fort: das Einzelne knne daraus nach und nach entwickelt werden. (Zu Cuvier s. Hrsg.-Anm. 200 und zu Geoffroy de Saint-Hilaire s. Hrsg.-Anm. 491). 437 „Wer will ... wie.“] s. Hrsg.-Anm. 164. 438 Es gibt ... stellen.] Vgl. Goethe: Geschichte meines botanischen Studiums. In: WA, II. Abt., Bd. 6, S. 390: Vorlufig aber will ich bekennen, daß nach Shakespeare und Spinoza auf mich die grßte Wirkung von Linn ausgegangen und zwar gerade durch den Widerstreit zu welchem er mich aufforderte. 439 Kritik der Urteils k r a f t ] s. Kant: KdU, § 80. In: Werke, Bd. 5, S. 498 (AA, Bd. 5, S. 418 f.): Diese Analogie der Formen, sofern sie bei aller Verschiedenheit einem gemeinschaftlichen Urbilde gemß erzeugt zu sein scheinen, verstrkt die Vermutung einer wirklichen Verwandtschaft derselben in der Erzeugung von einer gemeinschaftlichen Urmutter, durch die stufenartige Annherung einer Tiergattung zur andern, von derjenigen an, in welcher das Prinzip der Zwecke am meisten bewhrt zu sein scheint, nmlich dem Menschen, bis zum Polyp, von diesem sogar bis zu Moosen und Flechten, und endlich zu der niedrigsten uns merklichen Stufe der Natur, zur rohen Materie: aus welcher und ihren Krften, nach mechanischen Gesetzen (gleich denen, wornach sie in Kristallerzeugungen wirkt), die ganze Technik der Natur, die uns in organisierten Wesen so unbegreiflich ist, daß wir uns dazu ein anderes Prinzip zu denken gentigt glauben, abzustammen scheint. / Hier steht es nun dem A rc h o l o g e n der Natur frei, aus den briggebliebenen Spuren ihrer ltesten Revolutionen, nach allem ihm bekannten oder gemutmaßten Mechanism derselben, jene große Familie von Geschpfen (denn so mßte man sie sich vorstellen, wenn die genannte durchgngig zusammenhngende Verwandtschaft einen Grund haben soll) entspringen
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zu lassen. Er kann den Mutterschoß der Erde, die eben aus ihrem chaotischen Zustande herausging (gleichsam als ein großes Tier), anfnglich Geschpfe von minder-zweckmßiger Form, diese wiederum andere, welche angemessener ihrem Zeugungsplatze und ihrem Verhltnisse untereinander sich ausbildeten, gebren lassen; bis diese Gebrmutter selbst, erstarrt, sich verknchert, ihre Geburten auf bestimmte fernerhin nicht ausartende Spezies eingeschrnkt htte, und die Mannigfaltigkeit so bliebe, wie sie am Ende der Operation jener fruchtbaren Bildungskraft ausgefallen war. ... Eine Hypothese von solcher Art kann man ein gewagtes Abenteuer der Vernunft nennen; und es mgen wenige, selbst von den scharfsinnigsten Naturforschern, sein, denen es nicht bisweilen durch den Kopf gegangen wre. Zitat nach Maßgabe von Cassirer: Goethe and the Kantian Philosophy, S. 71 f. Auslassung von Cassirer. 440 „Bildung und ... Gestalten“] s. Hrsg.-Anm. 84. 441 „Die starre ... bemchtigt“ –] s. Hrsg.-Anm. 191. 442 „ideellen Denkweise“] s. Hrsg.-Anm. 89. 443 „absurden Endursachen“] s. Hrsg.-Anm. 350. 444 G e s p r c h .] s. Goethe: Glckliches Ereigniß. In: WA, II. Abt., Bd. 11, S. 17-19: Wir gelangten zu seinem Hause, das Gesprch lockte mich hinein; da trug ich die Metamorphose der Pflanzen lebhaft vor, und ließ, mit manchen charakteristischen Federstrichen, eine symbolische Pflanze vor seinen Augen entstehen. Er vernahm und schaute das alles mit großer Theilnahme, mit entschiedener Fassungskraft; als ich aber geendet, schttelte er den Kopf und sagte: ,Das ist keine Erfahrung, das ist eine Idee.‘ Ich stutzte, verdrießlich einigermaßen; denn der Punct, der uns trennte, war dadurch auf’s strengste bezeichnet ... [D]er alte Groll wollte sich regen; ich nahm mich aber zusammen und versetzte: ,Das kann mir sehr lieb sein, daß ich Ideen habe, ohne es zu wissen, und sie sogar mit Augen sehe.‘ / Schiller, der viel mehr Lebensklugheit und Lebensart hatte als ich und mich auch wegen der H o re n , die er herauszugeben in Begriff stand, mehr anzuziehen als abzustoßen gedachte, erwiderte darauf als ein gebildeter Kantianer, und als aus meinem hartnckigen Realismus mancher Anlaß zu lebhaftem Widerspruch entstand, so ward viel gekmpft und dann Stillstand gemacht; keiner von beiden konnte sich fr den Sieger halten, beide hielten sich fr unberwindlich. Stze wie folgender machten mich ganz unglcklich: ,Wie kann jemals Erfahrung gegeben werden, die einer Idee angemessen sein sollte? Denn darin besteht eben das Eigenthmliche der letzteren, daß ihr niemals eine Erfahrung congruiren knne.‘ Wenn er das fr eine Idee hielt, was ich als Erfahrung aussprach, so mußte doch zwischen beiden irgend etwas Vermittelndes, Bezgliches obwalten! Der erste Schritt war jedoch gethan. Schillers Anziehungskraft war groß, er hielt alle fest, die sich ihm nherten; ich nahm Theil an seinen Absichten und versprach zu den H o re n manches, was bei mir verborgen lag, herzugeben; seine Gattin, die ich, von ihrer Kindheit auf, zu lieben und zu schtzen gewohnt war, trug das Ihrige bei zu dauerndem Verstndniß, alle beiderseitigen Freunde waren froh, und so besiegelten wir, durch den grßten,
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vielleicht nie ganz zu schlichtenden Wettkampf zwischen Object und Subject, einen Bund, der ununterbrochen gedauert und fr uns und andere manches Gute gewirkt hat. Zitat nach Maßgabe von Cassirer: Goethe and the Kantian Philosophy, S. 73 f. Auslassung von Cassirer. 445 „Der Garten ... aufgethan.“] s. Hrsg.-Anm. 130. 446 „ ...“] s. Goethe: Gesprch mit Kanzler von Mller, 2. Juli 1830. In: WA, Anhang: Gesprche, Bd. 7, S. 320 (Gesprche, Nr. 2845, Bd. 4, S. 288): Man darf die Grundmaxime der Metamorphose nicht allzu breit erklren wollen; wenn man sagt: sie sei reich und productiv wie eine Idee, ist das beste. Zitat nach Maßgabe von Cassirer: Goethe and the Kantian Philosophy, S. 76. 447 Kant ... gewirkt] s. Hrsg.-Anm. 431. 448 „Im brigen ... belehrt“.] s. Goethe: An J. F. C. von Schiller, 19. Dezember 1798. In: WA, IV. Abt., Bd. 13, S. 346. Das korrekte und vollstndige Zitat lautet: brigens ist mir alles verhaßt, was mich bloss belehrt, ohne meine Thtigkeit zu vermehren oder unmittelbar zu beleben. 449 „Was fruchtbar ... wahr.“] s. Hrsg.-Anm. 133. 450 „Kenne ich ... dieselbige.“] s. Hrsg.-Anm. 134. 451 Spinozisten] Vgl. u. a. Goethe: DuW, 3. Teil, 14. Buch. In: WA, I. Abt., Bd. 28, S. 287 f. 452 Es war ... hat.] Vgl. Goethe: Grnzen der Menschheit. In: WA, I. Abt., Bd. 2, S. 81 f. 453 Grenzen der mglichen Erfahrung] Vgl. Kant: KrV, A 1 (Vorrede). In: Werke, Bd. 3, S. 8: Denn dieser [der Verfasser des gemeinesten Programms, der darin etwa die einfache Natur der Seele oder die Notwendigkeit eines ersten Weltanfanges zu beweisen vorgibt] macht sich anheischig, die menschliche Erkenntnis ber alle Grenzen mglicher Erfahrung hinaus zu erweitern, wovon ich demtig gestehe, daß dieses mein Vermgen gnzlich bersteige. (AA, Bd. 4, S. 10). 454 Aber er ... hat.] Das berhmte Diktum findet sich im Vorbericht von Moses Mendelssohns (1729-1786) Morgenstunden oder Vorlesungen ber das Daseyn Gottes. Erster Theil (1785), zu dem Kant im August 1786 einige Bemerkungen abgab (in: Werke, Bd. 4, S. 479-485; AA, Bd. 8, S. 151-155). 455 Prolegomena der Metaphysik] Der korrekte Titel lautet: Prolegomena zu einer jeden knftigen Metaphysik die als Wissenschaft wird auftreten knnen (In: Werke, Bd. 4, S. 1-139; AA, Bd. 4, S. 253-384). 456 „Am farbigen ... Leben.“] s. Goethe: Faust. Eine Tragdie. Zweiter Teil. In: WA, I. Abt., Bd. 15, S. 7, Z. 4727. 457 sein Buch] Gemeint ist Jacobi: Wider Mendelssohns Beschuldigungen betreffend die Briefe ber die Lehre des Spinoza, 1786. Diese Schrift ist Jacobis Antwort auf Mendelssohns An die Freunde Lessings. Ein Anhang zu Herrn Jacobis Briefwechsel ber die Lehre des Spinoza, 1786. 458 „Dein Bchlein ... wollen.“] s. Goethe: An F. H. Jacobi, 5. Mai 1786. In: WA, IV. Abt., Bd. 7, S. 212-214. Zitat ergnzt nach Maßgabe von Cassirer: Goethe and the Kantian Philosophy, S. 77. Auslassungen von Cassirer. 459 „Erhabner Geist ... schauen“] s. Hrsg.-Anm. 115.
218 460 „Flle
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der Gesichte“] s. Hrsg.-Anm. 276. Hchste ... haben“ –] Vgl. Goethe: Aus dem Nachlaß. (ber Natur und Naturwissenschaft). In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 1207, S. 250: Das schnste Glck des denkenden Menschen ist, das Erforschliche erforscht zu haben und das Unerforschliche ruhig zu verehren. (WA, II. Abt., Bd. 11, S. 159). 462 „Wenn ich ... Individuums.“] s. Goethe: Aus Wilhelm Meisters Wanderjahren. 1829. (Betrachtungen im Sinne der Wanderer. Kunst, Ethisches, Natur). In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 577, S. 125 (WA, II. Abt., Bd. 11, S. 131). Das korrekte Zitat hebt an mit: Wenn ich mich bei’m Urphnomen zuletzt beruhige, so ist es doch auch nur Resignation; [ ...]. 463 „Das Wahre, ... begreifen.“] s. Hrsg.-Anm. 149. 464 Man muss ... an Zelter] Vgl. Goethe: An C. F. Zelter,14. Oktober 1816. In: WA, IV. Abt., Bd. 27, S. 199: Wenn du das Werklein [Metamorphose der Pflanzen] in ruhiger Zeit wieder liesest, so nimm es nur symbolisch und denke dir immer dabey irgend ein anders Lebendige, was sich aus sich selbst fortschreitend entwickelt. Zitat nach Maßgabe von Cassirer: Goethe and the Kantian Philosophy, S. 76. 465 „Kenne ich ... dieselbige.“] s. Hrsg.-Anm. 134. 466 „bloss b e l e h r t “] s. Hrsg.-Anm. 448. Hervorhebung von Cassirer. 467 „Was fruchtbar ... wahr“.] s. Hrsg.-Anm. 133. 468 Bluhm, Heinz Siegfried (Werner). Theologe und Literaturwissenschaftler. – * Halle 23.11.1907, † Boston 21.11.1993. Zur Zeit von Cassirers Aufenthalt an der Yale University Assistant Professor am dortigen German Department; von 194450 Associate Professor und ab 1950 Professor fr Deutsche Literatur. Martin Luther. Creative Translator, 1965; Studies in Luther, 1987; s. bes. „Ernst Cassirer und die deutsche Philologie“. In: Monatshefte fr Deutschen Unterricht. A Journal devoted to the Interests of the Teachers of German in the Schools and Colleges of America 37, Nr. 7 (Nov. 1945), S. 466-474. 469 „das ist ... Feld“] s. Fontane: Effi Briest, S. 43. 470 „Kant hat ... Lehre.“] s. Hrsg.-Anm. 329. Zitat ergnzt nach Maßgabe von Cassirer: Goethe and the Kantian Philosophy, S. 61. 471 „Fr Philosophie ... (Bd. 11, S. 48)] s. Hrsg.-Anm. 52. 472 Eines der ... Krner.] s. Hrsg.-Anm. 339. 473 im Jahre 1790] Goethe besuchte Krner Ende Juli 1790. Vgl. Krner an Schiller, 13. August 1790. In: Schillers Briefwechsel mit Krner. Von 1784 bis zum Tode Schillers, Erster Teil, S. 376: Goethe war auch vor kurzem ein Paar Tage hier. 474 Stelle – Bd. XI, S. 5 0 - 5 2 : ... einander.“] s. Hrsg.-Anm. 337. Zitat ergnzt nach Maßgabe von Cassirer: Goethe and the Kantian Philosophy, S. 64. 475 „Philosophia naturalis principia mathematica“] Vgl. Isaac Newton: Philosophia naturalis principia mathematica,1686 (= Opera quae exstant omnia, Bd. II). 476 Brockes „Irdisches Vergngen in Gott“] s. Hrsg.-Anm. 349. 477 „Wie gross ... Gte“] Das Zitat stammt nicht von Brockes, sondern aus: 461 Das
Anmerkungen der Herausgeberin
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Gellert: Die Gte Gottes. In: Geistliche Oden und Lieder. In: Smtliche Schriften, Bd. 2, S. 96, Z. 1-2: Wie groß ist des Allmchtgen Gte! / Ist der ein Mensch, den sie nicht rhrt? 478 In der Vorrede ... wurde –] s. Hrsg.-Anm. 345. 479 – „Ein Wettkampf ... Subjekt“] s. Hrsg.-Anm. 444. 480 Was Kant ... nennt.] Vgl. Kant: KrV, B 368-377. In: Werke, Bd. 3, S. 255260 (AA, Bd. 3, S. 245-250). 481 „Gewhl von Erscheinungen“] s. Kant: KrV, A 111. In: Werke, Bd. 3, S. 618: Einheit der Synthesis nach empirischen Begriffen wrde ganz zufllig sein und, grndeten diese sich nicht auf einen transzendentalen Grund der Einheit, so wrde es mglich sein, dass ein Gewhl von Erscheinungen unsere Seele anfllte, ohne dass doch daraus jemals Erfahrung werden knnte. Alsdann fiele aber auch alle Beziehung der Erkenntnis auf Gegenstnde weg, weil ihr die Verknpfung nach allgemeinen und notwendigen Gesetzen mangelte, mithin wrde sie zwar gedankenlose Anschauung, aber niemals Erkenntnis, also fr uns so viel als gar nichts sein. (AA, Bd. 4, S. 83 f.). 482 „Rhapsodie von Wahrnehmungen“] s. Kant: KrV, B 195 f. In: Werke, Bd. 3, S. 152 f.: Die M g l i c h k e i t d e r E r f a h r u n g ist also das, was allen unsern Erkenntnissen a priori objektive Realitt gibt. Nun beruht Erfahrung auf der synthetischen Einheit der Erscheinungen, d. i. auf einer Synthesis nach Begriffen vom Gegenstande der Erscheinungen berhaupt, ohne welche sie nicht einmal Erkenntnis, sondern eine Rhapsodie von Wahrnehmungen sein wrde, die sich in keinen Kontext nach Regeln eines durchgngig verknpften (mglichen) Bewusstseins, mithin auch nicht zur transzendentalen und notwendigen Einheit der Apperzeption zusammen schicken wrden. (AA, Bd. 3, S. 144 f.). 483 „Erscheinungen zu ... knnen“] s. Kant: KrV, B 370 f. In: Werke, Bd. 3, S. 257. Das korrekte und vollstndige Zitat lautet: P l a t o bemerkte sehr wohl, dass unsere Erkenntniskraft ein weit hheres Bedrfnis fhle, als bloß Erscheinungen nach synthetischer Einheit buchstabieren, um sie als Erfahrung lesen zu knnen, und dass unsere Vernunft natrlicher Weise sich zu Erkenntnissen aufschwinge, die viel weiter gehen, als dass irgendein Gegenstand, den Erfahrung geben kann, jemals mit ihnen kongruieren knne, die aber nichts desto weniger ihre Realitt haben und keineswegs bloße Hirngespinste sind. (AA, Bd. 3, S. 246). 484 Kants Leben und Lehre, p. 317 f.] s. Cassirer: Kants Leben und Lehre, S. 317 f., wo die nachfolgende Stelle zitiert wird aus Kant: Erste Einleitung in die Kritik der Urteilskraft (s. Hrsg.-Anm. 485). 485 „Von empirischen ... stattfinden.“] Vgl. Kant: Erste Einleitung in die Kritik der Urteilskraft. In: Werke, Bd. 5, S. 185 f. (AA, Bd. 20, S. 203). Das korrekte Zitat hebt an mit: so ist doch von empirischen Gesetzen eine so u n e n d l i c h e M a n n i g f a l t i g k e i t und eine so g ro ß e H e t e ro g e n i t t d e r Fo r m e n der Natur [ ...]. 486 „Geschichte meines botanischen Studiums“] Vgl. Goethe: Geschichte meines botanischen Studiums. In: WA, II. Abt., Bd. 6, S. 390-393.
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W. Bd. 6, S. 390)] s. ebd., S. 390. Das korrekte Zitat hebt an mit: Vorlufig aber will ich bekennen, [...] und endet mit: [...] zu welchem er mich aufforderte. 488 „Soll ich ... widerlich!“] s. Hrsg.-Anm. 165. 489 (N. W. Bd. 9, S. 91)] s. Hrsg.-Anm. 162. 490 „Versatilitt“] Vgl. bes. Goethe: Der Verfasser theilt die Geschichte seiner botanischen Studien mit. In: WA, II. Abt., Bd. 6, S. 116. 491 Geoffroy Saint-Hilaire, tienne. Naturforscher. – * tampes 15.04.1772, † Paris 19.06.1844. G. S.-H. wurde v. a. durch den ,Akademiestreit‘ (1830) mit G. B. de Cuvier (vgl. Hrsg.-Anm. 200) berhmt, in dem er – hnlich wie J. Lamarck – die Ansicht vertrat, daß die Entwicklung der Lebewesen (Artenbildung) von einem einzigen Bauplan hergeleitet werden knne. Philosophie anatomique, 4 Bde.,1818-34. Vgl. bes. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 2. August 1830. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. II, S. 473-475 (Gesprche, Nr. 2848, Bd. 4, S. 290 f.; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 7, S. 320-323). 492 Als Geoffroy ... wussten –] Vgl. Salomon Kalischers Einleitung zu Goethes naturwissenschaftlichen Schriften (in: Hempel, Bd. 33, S. CXV). 493 Noch in ... Litteratur –] Vgl. Kant: KpV, 153. In: Werke, Bd. 5, S. 94 f. (AA, Bd. 5, S. 86). 494 „regulative Maxime“] Vgl. Kant: KrV, B 694-696. In: Werke, Bd. 3, S. 454456 (AA, Bd. 3, S. 440-442). 495 „Diese Analogie ... Bd. V, S. 4 9 8 ] s. Hrsg.-Anm. 439. 496 N . W. B d . X I , S . 51 ] s. Hrsg.-Anm. 337. 497 „Was fruchtbar ... wahr“] s. Hrsg.-Anm. 133. 498 Maxime 198] s. Hrsg.-Anm. 134. 499 frisches Leben] Bei Goethe heißt es a. a. O., Z. 1: frische Nahrung 500 Abendwind] Bei Goethe heißt es a. a. O., Z. 17: Morgenwind 501 „Und frisches ... Frucht.“] s. Hrsg.-Anm. 167. 502 Ly r i k ] Verweis auf die Eintrge unter den Stichwrtern Lyrik (Divan) (40, 793; Bl. 27r-30r), Goethe (Lyrik) Naturgefhl (40, 793; Bl. 31r-32v) und Lyrik[:] Reihe u[nd] Bewegtheit (40, 794; Bl. 33r/v) in Cassirers Zettelkasten. 503 Natur ... Schale] Vgl. Goethe: Allerdings. Dem Physiker. In: WA, I. Abt., Bd. 3, S. 105, Z. 15-17: Natur hat weder Kern / Noch Schale, / Alles ist sie mit einemmale. Und: „Nichts ist ... außen“!] s. Goethe: Epirrhema. In: WA, I. Abt., Bd. 3, S. 88, Z. 3 f. 504 „jedes Mckchen“ (S. 7 f.)] s. Hrsg.-Anm. 141. 505 Jetzt] Bei Goethe heißt es a. a. O., Z. 153: Nun 506 „Jetzt umleuchtet ... Tag.“] s. Goethe: Elegien. I, 7. In: WA, I. Abt., Bd. 1, S. 242, Z. 153-156. 507 Simmels Bemerkung, S. 81] s. Simmel: Goethe, S. 81. Hervorhebungen von Cassirer. 508 „umzuschaffen das ... waffne“.] s. Hrsg.-Anm. 92. 509 wo] Bei Goethe heißt es a. a. O.: da 510 „Die Welt ... besteht“.] s. Goethe: Aus Goethes Brieftasche. Mercier-
Anmerkungen der Herausgeberin
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Wagner, Neuer Versuch ber die Schauspielkunst. In: WA, I. Abt., Bd. 37, S. 317. Hervorhebung von Cassirer. 511 herstellt] Bei Goethe heißt es a. a. O., S. 187: hinstellt 512 cf. Simmel, S. 101] s. Simmel: Goethe, S. 101, wo die Stelle ebenfalls zitiert wird aus Goethe: Aus Goethes Brieftasche. Mercier-Wagner, Neuer Versuch ber die Schauspielkunst (s. Hrsg.-Anm. 510). 513 „Sieh, Lieber, ... (ibid. S. 103)] s. Simmel: Goethe, S. 103, wo diese Stelle zitiert wird aus Goethe: An F. H. Jacobi, 21. August 1774. In: WA, IV. Abt., Bd. 2, S. 186 f. 514 Der junge Goethe, Bd. IV, S. 132] s. Morris, Bd. 4, S. 132, wo die Stelle wiedergegeben wird aus Goethe: An F. H. Jacobi, 21. August 1774 (s. Hrsg.Anm. 513). 515 siehe „Liebe“.] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Liebe (40, 793; Bl. 25r) in Cassirers Zettelkasten: Diese Liebeskraft i s t Schpferkraft[.] Der Gegensatz zwischen Kenner u[nd] Knstler liegt hier[.] Die 3 zusammengehr[enden] Gedichte: Der Kenner, Kenner u[nd] Knstler, An Kenner u[nd] Liebhaber (Wolff[, S.] 170 ff.)[: „]Wenn liebevolle Schpfungskraft / Nicht Deine Seele fllt / Und in den Fingerspitzen Dir / Nicht wieder bildend wird?[“] – Der hchste Ausdruck der Liebe ist das Bilden, wie in der Natur das Zeugen[: „]Wo ist der Urquell der Natur, [/] daraus ich schpfend / Himmel fhl’ u[nd] Leben / In die Fingerspitzen hervor[!] / Daß ich mit Gttersinn [/] u[nd] Menschenhand [/] Vermge zu bilden, / Was bei meinem Weibe [/] Ich animalisch kann und muss[.“] s. Goethe: An Kenner und Liebhaber. In: Wolff: Goethes Gedichte in ihrer geschichtlichen Entwicklung, S. 173, Z. 5-8. (WA, I. Abt., Bd. 2, S. 189; dort unter dem spteren Titel: Monolog des Liebhabers) resp. Goethe: Kenner und Knstler. In: Wolff: Goethes Gedichte in ihrer geschichtlichen Entwicklung, S. 172, Z. 12-20 (WA, I. Abt., Bd. 2, S. 186). 516 „Die Kunst ... Bd. II, S. 211)] s. Goethe: Von Deutscher Baukunst. In: Der junge Goethe. Seine Briefe und Dichtungen von 1764-1776, Bd. II, S. 211 (WA, I. Abt., Bd. 37, S. 148). Hervorhebung von Cassirer. 517 greifbaren] Bei Harnack resp. Goethe heißt es a. a. O.: greiflichen 518 genau] Fehlt bei Goethe a. a. O. 519 verschiedenen ... Formen] Bei Harnack hervorgehoben. 520 „,Er ruht ... (cf. Harnack, Aesthetik, S. 160/161)] s. Harnack: Die klassische sthetik der Deutschen, S. 161, wo die Stelle ebenfalls zitiert wird aus Goethe: Einfache Nachahmung der Natur, Manier, Stil. In: WA, I. Abt., Bd. 47, S. 80. Harnack, Otto. Literarhistoriker – * Erlangen 23.11.1857, † ebd. 22.03.1914. Ab 1896 Professor der Literatur und Geschichte in Darmstadt, ab 1904 in Stuttgart. H. arbeitete vorwiegend ber die Epoche der Klassik (Schwerpunkt Goethe). Goethe in der Epoche seiner Vollendung, 1887; Deutsches Kunstleben in Rom im Zeitalter der Klassik, 1896; Schiller, 1898. 521 vorber] Bei Goethe heißt es a. a. O.: vorbei 522 „Du fhrst ... kennen.“] s. Goethe: Faust. Eine Tragdie. Erster Teil. In: WA, I. Abt., Bd. 14, S. 163, Z. 3225-3227. Faust spricht hier den Erdgeist an (s. Hrsg.-Anm. 115).
222 523 „Die
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ve r g l e i c h e n d e ... (S. 164, Harnack, Aesthetik)] s. Harnack: Die klassische sthetik der Deutschen, S. 164, wo die Stelle ebenfalls zitiert wird aus Goethe: Einleitung in die Propylen. In: WA, I. Abt., Bd. 47, S. 14. Hervorhebung von Cassirer. 524 „Das G a n z e ... meinigen“] s. Hrsg.-Anm. 85. Hervorhebung von Cassirer. Das korrekte Zitat lautet: das Ganze ging in euern Kopf so wenig als in meinen. 525 Goethes Wort ber Platon] Vgl. Goethe: Plato als Mitgenosse einer christlichen Offenbarung. In: WA, I. Abt., Bd. 41.2, S. 170: Wie nthig bei einem solchen Schriftsteller [Platon], der bei seinen großen Verdiensten den Vorwurf sophistischer und theurgischer Kunstgriffe wohl schwerlich von sich ablehnen knnte, eine kritische deutliche Darstellung der Umstnde unter welchen er geschrieben, der Motive aus welchen er geschrieben, sein mchte, das Bedrfniß fhlt ein jeder, der ihn lies’t, nicht um sich dunkel aus ihm zu erbauen – das leisten viel geringere Schriftsteller –, sondern um einen vortrefflichen Mann in seiner Individualitt kennen zu lernen; denn nicht der Schein desjenigen was andere sein konnten, sondern die Erkenntniß dessen was sie waren und sind, bildet uns. 526 Die Analyse ... Blinden.] Vgl. Voltaire: Trait de Mtaphysique. In: Œuvres compltes, Bd. 31, S. 38 f.: [ ...] je ne puis faire autre chose que de me servir de la voie de l’analyse, qui est le bton que la nature a donn aux aveugles: j’examine tout partie partie, et je vois ensuite si je puis juger du total. 527 Diderot erfindet ... »conditions«.] Vgl. Diderot: Entretiens sur le Fils naturel. III. In: Œuvres compltes, Bd. 7, S. 150: [C]e ne sont plus, proprement parler, les caractres qu’il faut mettre sur la scne, mais les conditions. Jusqu’ prsent, dans la comdie, le caractre a t l’objet principal, et la condition n’a t que l’accessoire; il faut que la condition devienne aujourd’hui l’objet principal, et que le caractre ne soit que l’accessoire. C’est du caractre qu’on tirait toute l’intrigue. On cherchait en gnral les circonstances qui le faisaient sortir, et l’on enchanait ces circonstances. C’est la condition, ses devoirs, ses avantages, ses embarras, qui doivent servir de base l’ouvrage. Il me semble que cette source est plus fconde, plus tendue et plus utile que celle des caractres. Pour peu que le caractre ft charg, un spectateur pouvait se dire lui-mÞme, ce n’est pas moi. Mais il ne peut se cacher que l’tat qu’on joue devant lui, ne soit le sien; il ne peut mconnatre ses devoirs. Il faut absolument qu’il s’applique ce qu’il entend. 528 Der Knstler ... dar] Vgl. Diderot: Le Pre de famille, 1758. In: Œuvres compltes, Bd. 7, S. 169-298. 529 Erschpfbarkeit (Voltaire)] Vgl. Voltaire: Sicle de Louis XIV. In: Œuvres compltes, Bd. 20, S. 320 f.: Il en est de mÞme dans l’art de la tragdie. Il ne faut pas croire que les grandes passions tragiques et les grands sentiments puissent se varier l’infini d’une manire neuve et frappante. Tout a ses bornes. / La haute comdies a les siennes. Il n a dans la nature humaine qu’une douzaine, tout au plus, de caractres vraiment comiques et marqus de grands traits. L’abb Dubos, faute de gnie, croit que les hommes de gnie
Anmerkungen der Herausgeberin
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peuvent encore trouver une foule de nouveaux caractres; mais il faudrait que la nature en ft. Il s’imagine que ces petites diffrences qui sont dans les caractres des hommes peuvent Þtre manies aussi heureusement que les grands sujets. Les nuances, la vrit, sont innombrables, mais les couleurs clatantes sont en petit nombre; et ce sont ces couleurs primitives qu’un grand artiste ne manque pas d’employer. / [ ...] Un nombre suffisant de fables tant compos par un La Fontaine, tout ce qu’on y ajoute rentre dans la mÞme morale, et presque dans les mÞmes aventures. Ainsi donc le gnie n’a qu’un sicle, aprs quoi il faut qu’il dgnre. 530 Geist der ... Condillac –] Vgl. Condillac: La langue des calculs. In: Œuvres compltes, Bd. 23, S. 234: L’analyse fait les potes, comme elle fait les mathmaticiens; et quoiqu’elle leur fasse parler des langues diffrentes, elle est toujours la mÞme mthode. En effet le sujet d’un drame tant donn, trouver le plan, les caractres, leur langage, sont autant de problÞmes rsoudre, et tout problÞme se rsout par l’analyse. / Qu’est-ce donc que le gnie? Un esprit simple qui trouve ce que personne n’a su trouver avant lui. La nature qui nous met tous dans le chemin des dcouvertes, semble veiller sur lui pour qu’il ne s’en carte jamais. Il commence par le commencement, et il va devant lui. Voil tout son art, art simple, que par cette raison l’on ne lui drobera pas. 531 „ideelle ... WA2 Bd. VII, S. 120] s. Hrsg.-Anm. 89. 532 (cf. Platon Aufsatz!)] Vgl. Cassirer: Goethe und Platon. In: Goethe und die geschichtliche Welt. Drei Aufstze, S. 103-148, hier S. 112. 533 seit] Bei Goethe heißt es a. a. O.: vor 534 bemht] Bei Goethe heißt es a. a. O.: bestrebt 535 „Freudig war, ... lebt“ –] s. Hrsg.-Anm. 91. 536 cf. besonders „Schnheit“!] Vgl. Goethe: Winckelmann. In: WA, I. Abt., Bd. 46, S. 28-30 (s. auch Hrsg.-Anm. 102). 537 berwindung der ... E i g e n s c h a f t e n ] Zum Begriff der Eigenschaftspsychologie und ihrer berwindung durch Goethe vgl.: Richard M. Meyer: Goethe als Psycholog. Festvortrag gehalten in der 16. Generalversammlung der Goethe-Gesellschaft in Weimar am 1. Juni 1901. In: Goethe-Jahrbuch, Bd. 22 (1901), S. 1*-26*, bes. S. 20*-25*. Cassirer rezipiert Meyers Festvortrag in seinem Zettelkasten unter dem Stichwort Formbegriff (40, 792; Bl. 25r-26r) ausfhrlich und positiv. 538 Crbillon, Prosper Jolyot, eigtl. Sieur de Crais-Billon. Dramatiker. – * Dijon 13.01.1674, † Paris 17.06.1762. C. gestaltete in seinen psychologisch unmotivierten Stcken Stoffe aus der antiken Geschichte und Mythologie in pathetischeffektvoller Form. Durch die Betonung der Schreckens- und Schauerszenen wurde die Tragdie zum Melodrama, womit C. den Publikumsgeschmack seiner Zeit traf. Atre et Thyeste, 1707; lectre, 1709; Smiramis, 1717; Catilina, 1749. 539 cf. „Formbegriff“: ... W. A. Abt. IV, Bd. 14, S. 204] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Formbegriff (40, 792; Bl. 25r) in Cassirers Zettelkasten, wo am Rand zitiert wird aus Goethe: An J. F. C. von Schiller, 23. Oktober 1799. In: WA, IV. Abt., Bd. 14, S. 203 f.: Dieser [Crbillon] ist auf eine sonderbare
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Weise merkwrdig. Er behandelt die Leidenschaften wie Chartenbilder, die man durch einander mischen, ausspielen, wieder mischen und wieder ausspielen kann, ohne daß sie sich im geringsten verndern. Es ist keine Spur von der zarten chemischen Verwandtschaft, wodurch sie sich anziehen und abstoßen, vereinigen, neutralisiren, sich wieder scheiden und herstellen. 540 W. A. Bd. 46, S. 22] s. Goethe: Winckelmann. In: WA, I. Abt., Bd. 46, S. 22: Wenn die gesunde Natur des Menschen als ein Ganzes wirkt, wenn er sich in der Welt als einem großen, schnen, wrdigen und werten Ganzen fhlt, wenn das harmonische Behagen ihm ein reines freies Entzcken gewhrt, dann wrde das Weltall, wenn es sich selbst empfinden knnte, als an sein Ziel gelangt aufjauchzen und den Gipfel des eigenen Werdens und Wesens bewundern. 541 WA2 Bd. VII, S. 190.] s. Hrsg.-Anm. 95. 542 Goethe als »B e f re i e r «] s. Hrsg.-Anm. 221. 543 Goethe ber ... Genies.] Goethes ußerung ber die franzsische klassizistische sthetik der Gattungen in Anmerkungen ber Personen und Gegenstnde, deren in dem Dialog Rameau’s Neffe erwhnt wird (WA, I. Abt., Bd. 45, S. 171-177) findet sich nicht wie angegeben in Cassirers Schrift Individuum und Kosmos in der Philosophie der Renaissance, sondern in Die Philosophie der Aufklrung, S. 393 f.: Man behandelte die verschiedenen Dichtungsarten wie verschiedene Societten, in denen auch ein besonderes Betragen schicklich ist. ... Der Franzose scheut sich auch keinesweges, bei Urtheilen ber Producte des Geistes von Convenancen zu sprechen, ein Wort, das eigentlich nur fr die Schicklichkeiten der Societt gelten kann. ... Der Geschmack ist dem Genie angeboren, wenn er gleich nicht bei jedem zur vollkommenen Ausbildung gelangt. (WA, I. Abt., Bd. 45, S. 174-176). Auslassungen von Cassirer. 544 An Personen ... Gedichtetes.] Das lßt sich so bei Goethe nicht nachweisen. Als Titel fr solche Gedichtgruppen finden sich: An Personen; Gedichte an Personen; Festgedichte; Zuschriften und Erinnerungsbltter (s. Waltraud Hagen: Die Drucke von Goethes Werken, Berlin 1971; dies.: Quellen und Zeugnisse zur Druckgeschichte von Goethes Werken, Teil 1-4, Berlin 19661986). In WA, I. Abt., Bd. 4 findet sich: Inschriften, Denk- und Sende-Bltter (S. 1-71) und: An Personen (S. 177-306); in WA, I. Abt., Bd. 5.2: An Personen (S. 119-213) und: Lyrisches. Gelegenheitsgedichte. An Personen. (S. 354-370). 545 „Bruchstcke einer ... „abzuschliessen“.] s. Hrsg.-Anm. 23 u. 375. 546 Mercks Wort ... Unsinn!] Vgl. Goethe: DuW, 4. Teil, 18. Buch. In: WA, I. Abt., Bd. 29, S. 93. Das korrekte Zitat lautet: Dein Bestreben, sagte er [Merck], deine unablenkbare Richtung ist, dem Wirklichen eine poetische Gestalt zu geben, die andern suchen das sogenannte Poetische, das Imaginative zu verwirklichen, und das gibt nichts wie dummes Zeug. 547 Wirklichkeit] Bei Goethe heißt es a. a. O., S. 256: Wahrheit 548 „Phantasie fr ... Realen“] s. Hrsg.-Anm. 306. 549 – Auch »gedichtet« ... erfinden –] Vgl. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 17. September 1823: Alle meine Gedichte sind Gelegenheitsgedichte,
Anmerkungen der Herausgeberin
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sie sind durch die Wirklichkeit angeregt und haben darin Grund und Boden. Von Gedichten aus der Luft gegriffen halte ich nichts. (s. Hrsg.-Anm. 398). 550 Ablehnung ... knnen –] Vgl. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 14. Mrz 1830. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. II, S. 451. Das korrekte Zitat lautet: Kriegslieder schreiben und im Zimmer sitzen – das wre meine Art gewesen! Aus dem Bivouac heraus, wo man nachts die Pferde der feindlichen Vorposten wiehern hrt, da htte ich es mir gefallen lassen. Aber das war nicht mein Leben und nicht meine Sache, sondern die von Theodor Krner. Ihn kleiden seine Kriegslieder auch ganz vollkommen. Bei mir aber, der ich keine kriegerische Natur bin und keinen kriegerischen Sinn habe, wrden Kriegslieder eine Maske gewesen sein, die mir sehr schlecht zu Gesicht gestanden htte. (Gesprche, Nr. 2797, Bd. 4, S. 236; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 7, S. 255). 551 Eckermann, Bd. I, S. 319, 5/VII 1827.] Vgl. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 5. Juli 1827. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. I, S. 319: „Unsere deutschen sthetiker,“ sagte Goethe, „reden zwar viel von poetischen und unpoetischen Gegenstnden, und sie mgen auch in gewisser Hinsicht nicht ganz unrecht haben; allein im Grunde bleibt kein realer Gegenstand unpoetisch, sobald der Dichter ihn gehrig zu gebrauchen weiß.“ (Gesprche, Nr. 2507, Bd. 3, S. 406 f.; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 6, S. 151). 552 Nouvelle Hlo se] Vgl. Rousseau: Julie ou La Nouvelle Hlo se, 1761. 553 Voß, Johann Heinrich. Schriftsteller. – * Sommerstorf (heute zu Grabowhfe, Kr. Waren) 20.02.1751, † Heidelberg 29.03.1826. Die Hauptleistung von V. besteht in den bersetzungen bzw. Nachdichtungen griechischer und rmischer Autoren wie Homer, Ovid, Vergil, Horaz, Hesiod und Aristophanes, mit denen er seiner Zeit ein neues Verhltnis zur Antike erschloß. Großen Einfluß auf Goethes eigene Produktion hatte V.’ homerisierende Idylle Luise (1784). Laut Goethe wurde er dadurch in diese Gattung [Idylle] gelockt und empfing so die Anregung zu Hermann und Dorothea (vgl. Goethe: An J. F. C. von Schiller, 28. Februar 1798. In: WA, IV. Abt., Bd. 13, S. 83). 554 auch Goethe ... sein] Vgl. Goethe: Hermann und Dorothea. In: WA, I. Abt., Bd. 1, S. 294, Z. 30: Doch Homeride zu sein, auch nur als letzter, ist schn. 555 wie bei Valmy] Vgl. Goethes Bericht ber die Kanonade von Valmy in der Nacht vom 19. September 1792 in Campagne in Frankreich 1792. In: WA, I. Abt., Bd. 33, S. 62-76. 556 Aber einer neuen Zeit etc.] Vgl. ebd., S. 75: Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr knnt sagen, ihr seid dabei gewesen. 557 „Freilich war ... Hempel, Bd. 22, S. 132] s. Goethe: DuW, 3. Teil, 13. Buch. In: Hempel, Bd. 22, S. 132 (WA, I. Abt., Bd. 28, S. 225). Hervorhebung von Cassirer. 558 Purkinje, Johannes Evangelista Ritter von. Physiologe. – * Libochowitz (bei Leitmeritz) 18.12.1787, † Prag 28.07.1869. P. frderte bes. die physiologische
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Anhang
Optik und die Entwicklungsgeschichte und entdeckte u. a. viele entoptische Wahrnehmungen. Vgl. Goethe: Das Sehen in subjectiver Hinsicht, von Purkinje. 1819. In: WA, II. Abt., Bd. 11, S. 269-284. 559 Haering, Theodor Lorenz. Philosoph und Schriftsteller. – * Stuttgart 22.04.1884, † Tbingen 15.06.1964. In der Tradition des deutschen Idealismus stehend, galten H.s Bemhungen bes. dem philosophischen Verstndnis der Naturwissenschaften und deren physikalisch-mathematischen Grundstrukturen. Vgl. bes. Philosophie der Naturwissenschaft,1923, S. 657-659, wo Goethes Antipathie gegen jede knstlich vergrßernde oder verkleinernde oder zerlegende Naturbetrachtung diskutiert wird: Goethe [erkannte] jedenfalls die unter abnormen Verhltnissen und außerhalb dieses Normalbereichs vorgenommene Lichtzerlegung Newtons nicht an. Er erkannte instinktiv, daß etwa der psychischen Empfindung des weißen Lichtes gerade ihr Normal- und damit Objektivittswert, sozusagen ihr „Sinn“, der ihr fr unser Erfassen der Wirklichkeit entwicklungsmßig zukommt, genommen werde, wenn man sie in dieser knstlichen Weise zerlege. (S. 658) 560 Mbius] Es handelt sich hier wohl um einen Flchtigkeitsfehler Cassirers. Nicht der Neurologe Paul Julius Mbius (* Leipzig 24.01.1853, † ebd. 08.01.1907), der sogenannte Pathographien bedeutender Persnlichkeiten (vgl. ber das Pathologische bei Goethe, 1898) erstellte, sondern Rudolf Magnus hat ber Goethe als Naturforscher (s. Hrsg.-Anm. 604) gearbeitet. 561 Hansen] Vgl. Hansen: Goethes Metamorphose der Pflanzen. Geschichte einer botanischen Hypothese, 1907. 562 Monade – ... kennt –] Vgl. Goethe: Aus den Heften zur Morphologie. In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 391, S. 76 (s. Hrsg.-Anm. 64). 563 „Die zweite ... wird“] s. ebd., Nr. 392 (s. Hrsg.-Anm. 64). 564 „Nichts vom ... da.“] s. Hrsg.-Anm. 131. 565 Gesprche, ... Ideenlehre am Rand.] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Zur Ideenlehre (40, 793; Bl. 11r) in Cassirers Zettelkasten: Die Erkenntn[is] dieser „Subjektivitt“ steigert sich bis zu dem Ausspruch, daß alles Philosoph[ische] ber die Natur doch nur A n t h ro p o m o r p h i s m u s sei; [„]es ist doch nur unser Maß [ ...], wie der Mensch das Maß der Dinge ist.[“] Vgl. Goethe: Gesprch mit F. W. Riemer, 2. August 1807. In: Gesprche, Nr. 1026, Bd. 1, S. 505 (WA, Anhang: Gesprche, Bd. 2, S. 180). Das korrekte und vollstndige Zitat lautet: Alle Philosophie ber die Natur bleibt doch nur Anthropomorphismus, d. h. der Mensch, eins mit sich selbst, theilt allem, was er nicht ist, diese Einheit mit, zieht es in die seinige herein, macht es mit sich selbst eins. [ ...] / Wir mgen an der Natur beobachten, messen, rechnen, wgen usw. wie wir wollen, es ist doch nur unser Maß und Gewicht, wie der Mensch das Maß der Dinge ist. 566 „daß wir ... (WA2 Bd. XI, S. 55)] s. Goethe: Anschauende Urtheilskraft. In: WA, II. Abt., Bd. 11, S. 55. Hervorhebungen von Cassirer. 567 „Welt des ... Schiller.] Vgl. Goethe: An J. F. C. von Schiller, 15. November 1796. In: WA, IV. Abt., Bd. 11, S. 264: Die Naturbetrachtungen freuen mich sehr. Es scheint eigen und doch ist es natrlich, daß zuletzt eine Art von
Anmerkungen der Herausgeberin
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subjectivem Ganzen herauskommen muß. Es wird wenn Sie wollen eigentlich d i e We l t d e s Au g e s , die durch Gestalt und Farbe erschpft wird. Denn wenn ich recht Acht gebe, so brauche ich die Hlfsmittel anderer Sinne nur sparsam, und alles Raisonnement verwandelt sich in eine Art von Darstellung. 568 „Die Gestalt ... Besonderheit&] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Allgemeinheit u[nd] Besonderheit (Idee u[nd] Erschein[ung]) (40, 792; Bl. 2v) in Cassirers Zettelkasten, wo in Bleistift diese Stelle ebenfalls zitiert wird aus Goethe: Italinische Reise. III. In: WA, I. Abt., Bd. 32, S. 62 f. 569 Narr] Bei Goethe heißt es a. a. O.: Thor 570 „Ich bin ... G e s c h i c h t e ] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Geschichte, Tradition, Originalitt (40, 792; Bl. 40r) in Cassirers Zettelkasten, wo diese Stelle ebenfalls zitiert wird aus Goethe: Gesprch mit Kanzler von Mller, 6. Mrz 1828 (s. Hrsg.-Anm. 54). 571 hierzu: ... Besonderheit] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Allgemeinheit u[nd] Besonderheit (Idee u[nd] Erschein[ung]) (40, 792; Bl. 1r/ v) in Cassirers Zettelkasten: „Das ist die wahre Symbolik, wo das Besondere das Allgemeine reprsentiert, nicht als Traum und Schatten, sondern als lebendig=augenblickliche Offenbarung des Unerforschlichen.“ Refl[exion] 314[.] s. Hrsg.-Anm. 148. Das korrekte Zitat hebt an mit: Das ist die wahre Symbolik, wo das Besondere das Allgemeinere reprsentiert, [ ...]. 572 „das Ewige ... schauen ...“] s. Hrsg.-Anm. 89. 573 Geschichtliche „Wahrheit“ ... Geschichte] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Geschichte, Tradition, Originalitt (40, 792; Bl. 40r) in Cassirers Zettelkasten: Funktion der „Einbildungskraft“ in allem Historischen – „Wa h r h [ e i t ] u [ n d ] D i c h t u n g “[;] s[iehe] An Zelter, 15. Febr[uar] 1830[.] s. Hrsg.-Anm. 392. 574 „Und wer ... leben.“] s. Goethe: West-stlicher Divan (Buch des Unmuths). In: WA, I. Abt., Bd. 6, S. 110. 575 cf. in Ro m : ... Reise] Vgl. Goethe: Italinische Reise. I. In: WA, I. Abt., Bd. 30, S. 243: Man mag zu Gunsten einer schriftlichen und mndlichen berlieferung sagen, was man will, in den wenigsten Fllen ist sie hinreichend, denn den eigentlichen Charakter irgend eines Wesens kann sie doch nicht mittheilen, selbst nicht in geistigen Dingen. Hat man aber erst einen sichern Blick gethan, dann mag man gerne lesen und hren, denn das schließt sich an an den lebendigen Eindruck; nun kann man denken und beurtheilen. 576 Die Noten ... Divan] Der korrekte Titel lautet: Noten und Abhandlungen zu besserem Verstndniß des West-stlichen Divans. (In: WA, I. Abt., Bd. 7). 577 Materialien zur ... Farbenlehre] Vgl. WA, II. Abt., Bd. 5.1, S. 321-331 u. Bd. 5.2, S. 233 f. 578 Diez, Heinrich Friedrich von. Orientalist. – * Bernburg / Saale 02.09.1751, † Berlin 07.04.1817. Briefwechsel mit Goethe in den Jahren 1815-16. Sein Buch des Kabus (1811) und seine Denkwrdigkeiten aus Asien (2 Bde., 1813-15) verwendete Goethe bei der Arbeit an West-stlicher Divan (vgl. Goethe: Noten und Abhandlungen zu besserem Verstndniß des West-stlichen Divans. In: WA, I. Abt., Bd. 7, S. 222-230).
228 579 „Der
Anhang
Dichtung ... Wa h r h e i t “] s. Hrsg.-Anm. 385. Hervorhebung von
Cassirer. 580 „ ... Natur in ... hegen ...“] s. Goethe: Gott, Gemth und Welt. In: WA, I. Abt., Bd. 2, S. 215, Z. 18. Das vollstndige Zitat lautet: Was wr’ ein Gott, der nur von außen stieße, / Im Kreis das All am Finger laufen ließe! / Ihm ziemt’s, die Welt im Innern zu bewegen, / Natur in Sich, Sich in Natur zu hegen, / So daß was in Ihm lebt und webt und ist, / Nie Seine Kraft, nie Seinen Geist vermißt. (Z. 15-20). 581 „Der Geist ... Ideenlehre&] s. Hrsg.-Anm. 381. 582 „Phantasie fr ... 25. XII.1825] s. Hrsg.-Anm. 306. 583 zu Eckermann, ... Ewigkeit.“] s. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 3. November 1823. In: Eckermann: Gesprche mit Goethe, Bd. I, S. 74 (Gesprche, Nr. 2184, Bd. 3, S. 36; WA, Anhang: Gesprche, Bd. 4, S. 309). 584 c f . S u b j e k t u n d O b j e k t !] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort „Subjekt“ und „Objekt“ (40, 794; Bl. 20r) in Cassirers Zettelkasten: „Es sind immer nur unsere Augen, unsere Vorstellungsarten; die Natur weiss ganz allein, was sie will, was sie gewollt hat.“ Refl[exion] 220. s. Goethe. Aus Kunst und Alterthum. In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 220, S. 38 (WA, I. Abt., Bd. 42.2, S. 134). 585 „Suchet i n ... (Ideenlehre)] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Ideenlehre, Idee (40, 793; Bl. 8r), wo diese Stelle ebenfalls zitiert wird aus Goethe: Maximen und Reflexionen. Aus dem Nachlaß. In: WA, I. Abt., Bd. 48, S. 204 (Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 1080, S. 225). Hervorhebung von Cassirer. Das vollstndige Zitat lautet: Suchet in Euch, so werdet Ihr alles finden, und erfreuet Euch, wenn da draußen, wie Ihr es immer heißen mget, eine Natur liegt, die Ja und Amen zu allem sagt, was Ihr in Euch gefunden habt. 586 Bd. II, S. 475] s. Hrsg.-Anm. 426. 587 Buffon, Georges Louis Leclerc de. Naturforscher. – * Montbard (bei Dijon) 07.09.1707, † Paris 16.04.1788. B. setzte dem hierarchischen System von Linn auf Basis der Methoden von Beobachtung und Experiment die Idee einer evolutiven Stufenleiter entgegen. Histoire naturelle gnrale et particulire, 44 Bde., 175268. 588 Mounier, Jean Joseph. Politiker. – * Grenoble 12.11.1758, † Paris 27.01.1806. Abgeordneter des dritten Standes und erster Prsident der Nationalversammlung in der franzsischen Revolution. Grnder der Partei der Monarchisten. Dclaration des droits de l’homme et du citoyen, 1789 (zusammen mit Mirabeau). 589 Ein Jahrhundert, ... WA2 Bd. XI, S. 70] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Allgemeinheit und Besonderheit (Idee u[nd] Erschein[ung]) (40, 792; Bl. 1v) in Cassirers Zettelkasten, wo zitiert wird aus Goethe: Analyse und Synthese. In: Hempel, Bd. 34, S. 143 (WA, II. Abt., Bd. 11, S. 70): Ein Jahrhundert, das sich bloß auf die Analyse verlegt, und sich vor der Synthese gleichsam frchtet, ist nicht auf dem rechten Wege; denn nur beide zusammen, wie Aus- und Einathmen, machen das Leben der Wissenschaft.
Anmerkungen der Herausgeberin 590 „Die
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starre ... cf. Hempel, Bd. XXV, S. 133] Vgl. Goethe: Campagne in Frankreich 1792. In: Hempel, Bd. 25, S. 133 (s. Hrsg.-Anm. 191). 591 weiteres ... Genese)] Gemeint sind die Eintrge unter dem Stichwort Formbegriff (Werden, Genese) (40, 792; Bl. 28r-29v) in Cassirers Zettelkasten. 592 Bd. II, S. 506; zu Eckermann] s. Hrsg.-Anm. 88. 593 Gegensatz ... Bd. VII, S. 168 f.] s. Hrsg.-Anm. 436. 594 Biedermann, Bd. 4, S. 290; Bd. 5, S. 175] s. Goethe: Gesprch mit J. P. Eckermann, 2. August 1830. In: Gesprche, Nr. 2848, Bd. 4, S. 290 resp. Nr. 2848 a, Bd. 5, S. 175. 595 An Schiller, ... nicht ...] Vgl. Goethe: An J. F. C. von Schiller, 28. Februar 1798. In: Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe, Bd. II, S. 63 f. Das vollstndige Zitat lautet: Sie [die Franzosen] begreifen gar nicht daß etwas im Menschen sey, wenn es nicht von außen in ihn hineingekommen ist. So versicherte mir Mounier neulich: das Ideal sey etwas aus verschiednen schnen Theilen zusammengesetztes! Da ich ihn denn nun fragte: woher denn der Begriff von den schnen Theilen kme? und wie denn der Mensch dazu kme ein schnes Ganze zu fordern? und ob nicht fr die Operation des Genies, indem es sich der Erfahrungselemente bedient, der Ausdruck zusammensetzen zu niedrig sey? so hatte er fr alle diese Fragen Antworten aus seiner Sprache, indem er versicherte daß man dem Genie schon lange une sorte de creation zugeschrieben habe. (WA, IV. Abt., Bd. 13, S. 82). Und: „nichts ... WA2, Bd. VI, S. 282] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Form (Gestalt) (40, 792; Bl. 18r) in Cassirers Zettelkasten, wo zitiert wird aus Goethe: Metamorphose der Pflanzen. Zweiter Versuch. Einleitung. In: WA, II. Abt., Bd. 6, S. 282. Das korrekte und vollstndige Zitat lautet: Der Haupt-Begriff, welcher, wie mich dnkt, bei jeder Betrachtung eines lebendigen Wesens zum Grunde liegen muß, von dem man nicht abweichen darf, ist, daß es mit sich selbst bestndig, daß seine Theile in einem nothwendigen Verhltniß gegen sich selbst stehn, daß nichts Mechanisches gleichsam von außen gebauet und hervorgebracht werde, obgleich Theile nach außen zu wirken und von außen Bestimmung annehmen. 596 W. A.2 Bd. VII, S. 200.] Vgl. Goethe: Principes de Philosophie Zoologique. In: WA, II. Abt., Bd. 7, S. 200. Das korrekte Zitat lautet: Function, recht begriffen, ist das Dasein in Thtigkeit gedacht. 597 (Hempel, Bd. XXI, S. 15).] Vgl. Goethe: DuW, 2. Teil, 6. Buch. In: Hempel, Bd. 21, S. 15 (s. Hrsg.-Anm. 45). Hervorhebung von Cassirer. 598 M ø ªø æ ] Kein mit der Geometrie Unvertrauter trete hier ein! Nach sptantiker berlieferung Inschrift ber dem Eingang zu Platons Akademie. 599 (1277 als Universal-Gilde)] s. Goethe: Aus dem Nachlaß (ber Natur und Naturwissenschaft). In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 1277, S. 265 f.: Die Mathematiker sind wunderliche Leute; durch das Große was sie leisteten, haben sie sich zur Universal-Gilde aufgeworfen und wollen nichts anerkennen als was in ihren Kreis paßt, was ihr Organ behandeln kann. – Einer der ersten Mathematiker sagte, bei Gelegenheit wo man ihm ein physisches
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Capitel andringlich empfehlen wollte: „Aber lßt sich denn gar nichts auf den Calcl reduciren?“ (WA, II. Abt., Bd. 11, S. 100). 600 cf. 654; ... umzudeuten.] Vgl. Goethe: Aus Wilhelm Meisters Wanderjahren. 1829. (Aus Makariens Archiv). In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 654, S. 144: Das Wort, es solle kein mit der Geometrie Unbekannter, der Geometrie Fremder, in die Schule des Philosophen treten, heißt nicht etwa, man solle ein Mathematiker sein, um ein Weltweiser zu werden. (WA, I. Abt., Bd. 42.2, S. 189). 601 Er statuierte ... „Geschichte“] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Geschichte (40, 792; Bl. 37r) in Cassirers Zettelkasten, wo angespielt wird auf Goethe: Gesprch mit Kanzler von Mller, 4. November 1823 (s. Hrsg.Anm. 393): Wogegen Goethe sich wendet, das ist nur jene Betrachtung des Histor[ischen], die es zu einem b l o s s Vergangenen macht. Er statuiert, wie in seinem eigenen Leben, auch hier keine Erinnerung, sondern nur eine lebendige fruchtbare Gegenwart. In ihm, in dem jungen Goethe zumal, l e b t [,] wie das Leben der Natur, das Leben also Geschichte. Der [„]nisus vorwrts[“] erlaubt keinen blossen Rckblick – so in der Jugend, so noch im hchsten Alter[:] re i n e L e t h e [;] s[iehe] Brief an Zelter[.] s. Hrsg.-Anm. 42 resp. Goethe: An C. F. Zelter, 15. Februar 1830. In: WA, IV. Abt., Bd. 46, S. 243: Man bedenke, daß mit jedem Athemzug ein therischer Lethestrom unser ganzes Wesen durchdringt, so daß wir uns der Freuden nur mßig, der Leiden kaum erinnern. Diese hohe Gottesgabe habe ich von jeher zu schtzen, zu ntzen und zu steigern gewußt. 602 Chamberlain] Vgl. Chamberlain: Goethe, bes. Kap. 4: Der Naturerforscher, S. 241-387. Chamberlain, Houston Stewart. Schriftsteller und Kulturphilosoph. – * Southsea (heute zu Portsmouth) 09.09.1885, † Bayreuth 09.01.1921. Studium der Naturwissenschaften in Genf (1879-1884). Sein wissenschaftlich umstrittenes Werk Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts (2 Bde., 1899) zielte auf eine Verherrlichung des Germanentums, wobei Ch. naturwissenschaftliche Kategorien auf menschheitsgeschichtliche Entwicklungsprozesse bertrug und damit eine arische Rassenideologie entwickelte. Immanuel Kant, 1905; Arische Weltanschauung, 1905; Natur und Leben, 1928. 603 (hierzu siehe Freiheit und Form)] Vgl. Cassirer: FF, S. 269-417. 604 Farbenlehre von Magnus] Vgl. Magnus: Goethe als Naturforscher, 1906 (s. auch Hrsg.-Anm. 560). 605 Botanik von Hansen] s. Hrsg.-Anm. 561. 606 Goethes Platon-Wort] s. Hrsg.-Anm. 525. 607 „Die Mathematik ... sie“.] s. Hrsg.-Anm. 336. 608 cf. auch 711: ... L i e b e .“] s. Goethe: Aus Wilhelm Meisters Wanderjahren. 1829. (Aus Makariens Archiv). In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 711, S. 157 (WA, II. Abt., Bd. 11, S. 119). 609 Mathematik solle ... Krften.] s. Hrsg.-Anm. 334. 610 „Wenn der ... aufgegangen.“] s. Goethe: Aus Wilhelm Meisters Wanderjahren. 1829. (Aus Makariens Archiv). In: Maximen und Reflexionen, 1907,
Anmerkungen der Herausgeberin
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Nr. 656, S. 144 (WA, I. Abt., Bd. 42.2, S. 189). Zitat ergnzt nach Maßgabe von Cassirer: Goethe und die mathematische Physik, S. 41. 611 Die Charakteristik ... Farbenlehre] Vgl. Goethe: Zur Farbenlehre. In: WA, II. Abt., Bd. 3, S. 248-253. 612 Und Galilei ... gelte –] Vgl. ebd., S. 246. 613 Bacon] Vgl. ebd., S.149-165. Bacon, Roger. Theologe und Naturphilosoph in der Nachfolge der augustinischen Tradition. – * bei Ilchester (Cty. Somerset) um 1214, † Oxford um 1292. B. galt als ,doctor mirabilis‘ der mittelalterlichen Experimentalphilosopie (,scientia experimentalis‘). An der Erfahrung knne nachgeprft werden, ob dem Erkannten Wahrheit zukomme. Sein und Geschehen bildeten eine Einheit: Daher vermge das Experiment die Geheimnisse der Natur zu erfassen. Opus maius, 1267. 614 das] Fehlt bei Goethe a. a. O. 615 abzulernen] Bei Goethe heißt es a. a. O.: zu lernen 616 „Diese Bedchtlichkeit ... wren.“] Vgl. Goethe: Der Versuch als Vermittler von Object und Subject (1793). In: WA, II. Abt., Bd. 11, S. 33 f. Zitat ergnzt nach Maßgabe von Cassirer: Goethe und die mathematische Physik, S. 44. 617 Der Verstand ... angewiesen ...] s. Hrsg.-Anm. 30. 618 „Wenn der ... aufgegangen“] s. Hrsg.-Anm. 610. 619 „motu non ... (Descartes)] s. Leibniz: Initia Mathematica. Mathesis universalis. Arithmetica. Algebraica. In: Mathematische Schriften, Bd. VII, S. 1243, hier S. 14. Zitat irrtmlich Descartes zugeschrieben. 620 Poncelet, Jean Victor. Mathematiker und Physiker. – * Metz 01.07.1788, † Paris 22.12.1867. Entwickelte die Grndzge der projektiven Geometrie, die er in seinem Hauptwerk Trait des proprits projectives des figures (1822) niederlegte. In der Folgezeit wurde er zu einem der heftigsten Gegner der analytischen Geometrie (u. a. Auseinandersetzung mit A. L. Cauchy ber das ,Kontinuittsprinzip‘). Trait des proprits projectives des figures; ouvrage utile a ceux qui s’occupent des applications de la gomtrie descriptive et d’oprations gomtriques sur le terrain, 1822. 621 Z h l e n und ... Natur] s. Hrsg.-Anm. 181. Hervorhebung von Cassirer. 622 seine „Zahlenscheu“ ... ^Zettel Mathematik&] s. Hrsg.-Anm. 332. 623 siehe Zettel ... Qualitt.] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Mathematik (40, 793; Bl. 35r) in Cassirers Zettelkasten: 1286 Q u a n t i t t u[nd] Q u a l i t t [;] vgl. WA2 [Bd.] XI, [S.] 96 f. Vgl. Goethe: Aus dem Nachlaß. (ber Natur und Naturwissenschaft). In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 1286, S. 268: Der Mathematiker ist angewiesen auf’s Quantitative, auf alles was sich durch Zahl und Maß bestimmen lßt, und also gewissermaßen auf das ußerlich erkennbare Universum. Betrachten wir aber dieses, insofern uns Fhigkeit gegeben ist, mit vollem Geiste und aus allen Krften, so erkennen wir, daß Quantitt und Qualitt als die zwei Pole des erscheinenden Daseins gelten mssen; daher denn auch der Mathematiker seine Formelsprache so hoch steigert, um, insofern es mglich, in der meßbaren und zhlbaren Welt die unmeßbare mit zu begreifen. Nun erscheint ihm alles greifbar, faßlich und mechanisch, und er kommt in den Verdacht eines heim-
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lichen Atheismus, indem er ja das Unmeßbarste, welches wir Gott nennen, zugleich mit zu erfassen glaubt und daher dessen besonderes oder vorzgliches Dasein aufzugeben scheint. (WA, II. Abt., Bd. 11, S. 96 f.). 624 auch Rckseite: ... etc.!] Verweis auf die Rckseite von Cassirers Zettel zum Stichwort Mathematik (40, 793; Bl. 35v), wo ebenfalls zitiert wird aus Goethe: Aus Wilhelm Meisters Wanderjahren. 1829. (Betrachtungen im Sinne der Wanderer. Kunst, Ethisches, Natur). s. Hrsg.-Anm. 334. 625 „Was wre ... sanktioniert!“] s. Hrsg.-Anm. 426. Das korrekte Zitat hebt an mit: Was ist auch im Grunde aller Verkehr mit der Natur, [...]. 626 siehe Zettel ... etc.] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Form (Gestalt) (40, 792; Bl. 17v, am Rand) in Cassirers Zettelkasten: Falscher Sinn des „Componierens“: der Formalismus verfhrt zu m e c h a n i s c h e n , a t o m i s t i s c h e n Ausdrcken[.] Mozart[;] s[iehe] zu Eckerm[ann,] 20. VI. [18]31[.] s. Hrsg.-Anm. 230. 627 º Ø] Freunde der Ideen; vgl. Platon: Sophistes, 248a. 628 „Ins Innere der Natur...“] s. Goethe: Freundlicher Zuruf. In: WA, II. Abt., Bd. 6, S. 244: „I n’s I n n re d e r N a t u r –“ / O! du Philister! – / „D r i n g t k e i n e r s c h a f f n e r G e i s t .“ Vs. Kant: KrV, B 334. In: Werke, Bd. 3, S. 235: Ins Innre der Natur fhrt Beobachtung und Zergliederung der Erscheinungen, und man kann nicht wissen, wie weit dieses mit der Zeit gehen werde. (AA, Bd. 3, S. 225). 629 mechanicae id ... rationes.] Die Formulierung lßt sich in diesem Wortlaut bei Leibniz nicht finden. Die Thematik der Mathematisierung der Natur – smtliche Phnomene werden mechanisch expliziert und somit auf intelligible Prinzipien zurckgefhrt – wird u. a. prominent entwickelt in: Leibniz: Philosophische Abhandlungen (XII. Antibarbarus Physicus pro Philosophia Reali contra renovationes qualitatum scholasticarum et intelligentiarum chimaericum). In: Philosophische Schriften, Bd. VII, S. 337. 630 „ides de l’entendement pur...“] s. Leibniz: Nouveaux Essais sur l’entendement humain, par l’auteur de l’harmonie prtablie, Buch II, Kap. 5. In: Leibnitii opera philosophica quae exstant latina gallica germanica omnia, S. 230. 631 in Lasswitz’ schnem Buche ...] Vgl. Laßwitz: Geschichte der Atomistik vom Mittelalter bis Newton, 1890. Laßwitz, Kurd. Schriftsteller und Philosoph. – * Breslau 20.04.1848, † Gotha 17.10.1910. L. verfaßte neben Essays und wissenschaftlichen Schriften (Die Lehre Kants von der Idealitt des Raumes und der Zeit, 1883; Wirklichkeiten, 1900) naturwissenschaftliche und philosophische, z. T. utopische Mrchen und Romane (Auf zwei Planeten, 2 Bde., 1897). 632 Holbachs Systme de la nature] Vgl. Holbach: Systme de la nature, 1770. Holbach, Paul Henri Thiry d’, eigtl. Paul Heinrich Dietrich. Philosoph. – * Edesheim (bei Landau in der Pfalz) 08.12.1723, † Paris 21.01.1789. Nach naturwissenschaftlichen Studien in Paris und Leiden wurde H. auf Vermittlung von Diderot Mitarbeiter der Encyclopdie. Sein philosophisches Hauptwerk Systme de la nature formuliert einen konsequenten atheistischen Materialismus.
Anmerkungen der Herausgeberin 633 (Referiert
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bei Friedrich Albert Lange...)] Vgl. Lange: Geschichte des Materialismus und Kritik seiner Bedeutung in der Gegenwart, Bd. I, S. 359-388. Lange, Friedrich Albert. Philosoph und Sozialwissenschaftler. – * Wald (heute zu Solingen) 28.09.1828, † Marburg 21.11.1875. L. leitete mit seiner Wiederbelebung der Philosophie Kants den Neukantianismus ein. In seiner Geschichte des Materialismus und Kritik seiner Bedeutung in der Gegenwart (2 Bde., 1866) wendet er gegen den Materialismus ein, er berschreite wie die idealistische Spekulation die Grenzen der Wissenschaft bei dem Versuch, eine Gesamterklrung der Realitt bzw. ein spekulatives Gesamtsystem zu geben. L. ordnet dem Materialismus dagegen nur eine partielle Funktion als naturwissenschaftliche Arbeitsmethode zu. Logische Studien. Ein Beitrag zur Neubegrndung der formalen Logik und der Erkenntnistheorie, 1877. 634 Goethes Urteil ... nature.] Vgl. Goethe: DuW, 3. Teil, 11. Buch. In: WA, I. Abt., Bd. 28, S. 68. 635 Clarke, Samuel. Theologe, Philosoph und Physiker. – * Norwich (Norfolk) 11.10.1675, † Leicestershire 17.05.1729. C. trug als Freund und Schler von Newton wesentlich zur Verbreitung von dessen Gedankengut bei. Fhrte 1715-16 eine briefliche Debatte mit Leibniz ber die Realitt von Raum und Zeit. 636 (Clarke gegen Leibniz)] Vgl. Streitschriften zwischen Leibniz und Clarke. In: Leibniz: Hauptschriften, Bd. I, S. 120-241, bes. S. 129 f. 637 horloger...!] Zur Vorstellung vom Gott als Uhrmacher vgl. u. a. Leibniz: Eclaircissement du nouveau systeme de la communication des substances, pour servir de reponse ce qui en est dit dans le Journal du 12 Septembre 1695. In: Philosophische Schriften, Bd. IV, S. 493-500, hier S. 499. 638 Goethes usserung gegen Lavater...] s. Hrsg.-Anm. 355. 639 „Was wr ein ... ließe!“] s. Goethe: Prooemion. In: WA, I. Abt., Bd. 3, S. 73, Z. 15 f. 640 Wunsch, nicht ... zurckzugehen] Vgl. Goethe: Aus Wilhelm Meisters Wanderjahren. 1829. (Betrachtungen im Sinne der Wanderer. Kunst, Ethisches, Natur). In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 575, S. 125: Das Hchste wre: zu begreifen, daß alles Factische schon Theorie ist. Die Blue des Himmels offenbart uns das Grundgesetz der Chromatik. Man suche nur nichts hinter den Phnomenen; sie selbst sind die Lehre. (WA, II. Abt., Bd. 11, S. 131). 641 cf. Erscheinung – ... Urphaenomen)] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Erscheinung u[nd] Theorie (reine Erfahrung) (40, 792; Bl. 10r) in Cassirers Zettelkasten: 529. [„]Die Theorie an u[nd] fr sich ist nichts ntze, als insofern sie uns an den Z u s a m m e n h a n g d e r E r s c h e i n u n g e n glauben macht[.“] s. Goethe: Aus Wilhelm Meisters Wanderjahren. 1829. (Betrachtungen im Sinne der Wanderer. Kunst, Ethisches, Natur). In: Maximen und Reflexionen,1907, Nr. 529, S. 113 (WA, I. Abt., Bd. 42.2, S. 179). Hervorhebung von Cassirer. 642 Maxwell, James Clerk. Physiker. – * Edinburgh 13.06.1831, † Cambridge 05.11.1879. M.s Beitrge beziehen sich v. a. auf drei Gebiete: die Theorie des
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Elektromagnetismus, die kinetische Gastheorie und die physiologische Farbenlehre. Substanz und Bewegung, 1881. 643 Mach, Ernst. Physiker und Philosoph. – * Chirlitz-Turas bei Brnn (Mhren) 18.02.1838, † Haar bei Mnchen 19.02.1916. Wegbereiter des logischen Positivismus. Die Mechanik in ihrer Entwicklung historisch-kritisch dargestellt,1883; Beitrge zur Analyse der Empfindungen,1886; Die Prinzipien der Wrmelehre, 1896. 644 Kirchhoff, Gustav Robert. Physiker. – * Knigsberg (Pr) 12.03.1824, † Berlin 17.10.1887. Zusammen mit R. Bunsen entwickelte K. die Spektralanalyse (1859/ 60). Andere Beitrge betrafen die Mechanik, die Akustik und die Elektrizittsleitung. Vorlesungen ber mathematische Physik, 4 Bde., 1876-94. 645 gegen Descartes ... Naturbetrachtung] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Naturbetrachtung (40, 793; Bl. 46v) in Cassirers Zettelkasten: Sonderbar, daß Goethe den „Mechanismus“ selbst nicht als S y m b o l versteht u[nd] anerkennt. So seine Kritik Descartes’: es scheine ihm [„]an Einbildungskraft und an Erhebung zu fehlen. Er findet keine geistigen lebendigen Symbole, um sich u[nd] andern schwer auszusprechende Erscheinungen anzunhern. Er bedient sich, um das Unfassliche, ja das Unbegreifliche zu erklren, der krudesten innerlichen Gleichnisse[“] (Materien, Wirbel)[.] Farbenl[ehre], Hist[orischer] Teil, W. A.2 [Bd.] III, [S.] 278. Daß diese Gleichnisse keine sinnliche, sondern rein mathemat[isch]-symbolische Bedeutung haben, entgeht Goethe[.] s. Goethe: Zur Farbenlehre (Renatus Cartesius). In: WA, II. Abt., Bd. 3, S. 277 f. 646 so empfiehlt ... Zettel Form (Gestalt); S. 2] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Form (Gestalt) (40, 792; Bl. 17v, am Rand) in Cassirers Zettelkasten: Wechsel zwischen d y n a m i s c h e r u[nd] m e c h a n i s c h e r Ansicht: dieses „S c h a u k e l s y s t e m “ ist fr den Naturforscher unentbehrlich. WA2 [Bd.] VI, [S.] 351[;] ebenso (in Geologie)! WA2 [Bd.] IX, [S.] 292 f. Vgl. Goethe: Zur Morphologie (Aphoristisches). In: WA, II. Abt., Bd. 6, S. 351: Der Naturforscher als Philosoph darf sich nicht schmen sich in diesem Schaukelsystem hin und her zu bewegen und da, wo die wissenschaftliche Welt sich nicht versteht, sich selbst zu verstndigen. Dagegen er denn aber andererseits dem beschreibenden und bestimmenden Botaniker das Recht gestattet „zu positiven Entscheidungen seine Zuflucht zu nehmen, wenn man nicht in ein ewiges Kreisen und Schwanken gerathen will“. Resp. vgl. Goethe: Geologische Theorien. In: WA, II. Abt., Bd. 9, S. 292 f.: [A]tomistische und dynamische Vorstellungen werden immer wechseln, aber nur a potiori, denn keine vertritt die andere ganz und gar, nicht einmal ein Individuum, denn der entschiedenste Dynamiker wird, ehe er sichs versieht, atomistisch reden, und so kann sich auch der Atomiste nicht dergestalt abschließen, daß er nicht hie und da dynamisch werden sollte. 647 lteste britische Akademie der Wissenschaften, die 1660 zur Frderung der Naturwissenschaften gegrndet wurde. 648 (Zettel Naturbetrachtung)] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Naturbetrachtung (40, 793; Bl. 47r) in Cassirers Zettelkasten: Dagegen richtig
Anmerkungen der Herausgeberin
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das i d e e l l e Moment der mathematischen Methodik hervorgehoben: gegen die (empir[ische]) Methode der Royal Society: man liess die Math[ematik „]mit Ehrfurcht gelten, ohne zu ahnen, daß, indem man sich vor dem Ideellen zu hten suchte, man das Ideellste zugelassen u[nd] beibehalten hatte.[“ (]W.A[.]2 [Bd.] IV, [S.] 16[)] s. Goethe: Zur Farbenlehre (Innere Mngel der Societt). In: WA, II. Abt., Bd. 4, S. 16. 649 „Sehen mit Geistesaugen“] Vgl. Goethe: Wenige Bemerkungen. In: WA, II. Abt., Bd. 6, S. 156. 650 (1138)] Vgl. Goethe: Aus dem Nachlaß. (ber Natur und Naturwissenschaft). In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 1138, S. 237 f.: Was uns so sehr irre macht, wenn wir die Idee in der Erscheinung anerkennen sollen, ist daß sie oft und gewhnlich den Sinnen widerspricht. / Das Copernikanische System beruht auf einer Idee, die schwer zu fassen war und noch tglich unseren Sinnen widerspricht. Wir sagen nur nach, was wir nicht erkennen noch begreifen. / Die Metamorphose der Pflanzen widerspricht gleichfalls unsren Sinnen. (WA, II. Abt., Bd. 3, S. 443). 651 Mayer, Julius Robert von (seit 1867). Arzt und Physiker. – * Heilbronn 25.11.1814, † ebd. 20.03.1878. M. begrndete mit den Bemerkungen ber die Krfte der unbelebten Natur (1842) und ausfhrlicher in Die organische Bewegung in ihrem Zusammenhange mit dem Stoffwechsel (1845) das Gesetz von der Erhaltung der Energie. Vgl. bes. Brief an Wilhelm Griesinger vom 5./6. Dezember 1842. In: Kleinere Schriften und Briefe, S. 185-194, hier S. 187: W i e aus der verschwindenden Bewegung Wrme entstehe, oder [ ...] w i e die Bewegung in Wrme bergehe, darber Aufschluss zu verlangen, wre von dem menschlichen Geiste zu viel verlangt. Wie das verschwindende O und H Wasser gebe, warum nicht etwa eine Materie von anderen Eigenschaften daraus entstehe, darber wird sich wohl kein Chemiker den Kopf zerbrechen; ob er aber den Gesetzen, denen seine Objekte, die Materien unterworfen sind, nicht nher kommt, wenn er einsieht, dass die entstehende Wassermenge sich przis aus der verschwindenden Menge von H und O finden lasse, als wenn er sich keines solchen Zusammenhanges bewusst ist, dies wird keine Frage sein. 652 Goethes Zahlenscheu] s. Hrsg.-Anm. 332. 653 Das physikalische ... S. 30)] s. Silbermann: Zur erkenntnistheoretischen Begrndung der Physik. In: Jahrbuch der Radioaktivitt und Elektronik. Bd. XIV, Heft 1. Leipzig 1917, S. 1-51, hier S. 30 f., wo zitiert wird aus Cassirer: Substanzbegriff und Funktionsbegriff. Untersuchungen ber die Grundfragen der Erkenntniskritik, S. 196 f. Das korrekte Zitat lautet: Das einzelne Ding ist fr den Physiker nichts anderes als ein Inbegriff physikalischer Konstanten. 654 „Mikroskope ... Menschensinn“] s. Hrsg.-Anm. 158. 655 cf. Zettel ... Stellen!] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Naturbetrachtung (40, 793; Bl. 46v) in Cassirers Zettelkasten, wo die nachfolgenden Goethe-Stellen (s. Hrsg.-Anm. 656 u. 657) ebenfalls wiedergegeben sind. 656 „Doch der ... Star“] s. Goethe: Zahme Xenien. VI. In: WA, I. Abt., Bd. 3, S. 354, Z. 1643.
236 657 „Wir
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wrden ... 5 0 1 ] s. Goethe: Aus Wilhelm Meisters Wanderjahren. 1829. (Betrachtungen im Sinne der Wanderer. Kunst, Ethisches, Natur). In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 501, S. 108 (WA, I. Abt., Bd. 42.2, S. 174). 658 siehe Daten ... Funktionsbegriff] Vgl. Cassirer: Substanzbegriff und Funktionsbegriff. Untersuchungen ber die Grundfragen der Erkenntniskritik, S. 407 f. 659 Am schrfsten ... Bestandteile,] Vgl. Planck: Die Einheit des physikalischen Weltbildes, S. 7: [I]n der physikalischen Akustik, Optik und Wrmelehre sind die spezifischen Sinnesempfindungen geradezu ausgeschaltet. [ ...] Ja, dieses Zurckdrngen des spezifisch sinnlichen Elements aus den Definitionen der physikalischen Begriffe geht so weit, dass sogar Gebiete der Physik, welche ursprnglich durch die Zuordnung zu einer bestimmten Sinnesempfindung als durchaus einheitlich charakterisiert wurden, infolge der Lockerung des zusammenhaltenden Bandes in verschiedene getrennte Stcke auseinanderfallen. Planck, Max Karl Ernst Ludwig. Physiker. – * Kiel 23.04.1858, † Gttingen 04.10.1947. P. stand der Entwicklung der Quantenmechanik vor allem hinsichtlich ihrer erkenntnistheoretischen Folgerungen (Kopenhagener Deutung) eher zurckhaltend gegenber. Insbesondere hielt er an der klassischen Vorstellung von Kausalitt fest. Daneben bemhte er sich, seine religisen Ansichten mit seinen physikalischen in Einklang zu bringen. P. erkannte sofort die Tragweite der Einsteinschen Relativittstheorie und frderte wesentlich deren rasche Durchsetzung in Deutschland. ber den 2. Hauptsatz der mechanischen Wrmetheorie, 1879; Zur Machschen Theorie der physikalischen Erkenntnis. Eine Erwiderung, 1910; Religion und Naturwissenschaft, 1938. 660 „reinen Menschensinn“] s. Hrsg.-Anm. 158. 661 (die gotische ... cf. Worringer...)] Vgl. Worringer: Formprobleme der Gotik, bes. S. 104-107, hier S. 104: Der [gotische] Raum ist nicht mehr ein bloßes Akzidens eines rein tektonischen Prozeßes, sondern er ist das Primre, er ist der direkte Ausgangspunkt der bauknstlerischen Konzeption. Es handelte sich fr den Gotiker nun darum, diesem Raum ein Ausdrucksleben abzugewinnen, das den ideellen Zwecken seines Kunstschaffens entsprach. Worringer, Wilhelm. Kunsthistoriker. – * Aachen 13.01.1881, † Mnchen 29.03.1965. Philosophisch beeinflußt von Nietzsche, bemhte sich W. um eine psychologische Deutung der Kunststile. Abstraktion und Einfhlung, 1908; Die Anfnge der Tafelmalerei, 1927; Griechentum und Gotik, 1928. 662 cf. 501! ... hinsehen!] s. Hrsg.-Anm. 657. 663 Collier, Arthur. Philosoph und Theologe. – * Steeple Langord (Wiltshire) 12.10.1680, † Sept. 1732. Orientiert an Descartes und Malebranche verneinte C. wie Berkeley die Existenz einer ußeren Welt. Clavis universalis: or a new Inquiry after Truth. Being a Demonstration of the Non Existence, or Impossibility of an external world, 1713. 664 cf. Goethe 705: ... gelangen?“] Vgl. Goethe: Aus Wilhelm Meisters Wanderjahren. 1829. (Aus Makariens Archiv). In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 705, S. 156 (WA, II. Abt., Bd. 11, S. 117). Hervorhebung von Cassirer.
Anmerkungen der Herausgeberin 665 „Union“:
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Minkowski] Vgl. Minkowski: Raum und Zeit. In: Ders. / Lorentz / Einstein: Das Relativittsprinzip. Eine Sammlung von Abhandlungen, S. 54-71, hier S. 54. Minkowski, Hermann. Mathematiker. – * Aleksota (heute zu Kaunas) 22.06.1864, † Gttingen 12.01.1909. M. gelang es in der theoretischen Physik, mit Hilfe des vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuums (sog. Minkowski-Raum) und der heute nach ihm benannten Metrik der Relativittstheorie eine adquate mathematische Formulierung zu geben. 666 Boyle, Robert. Naturforscher. – * Lismore (Irland) 25.01.1627, † London 30.12.1691. Einer der Begrnder der Royal Society. Er vertrat eine mechanistische Atomistik, lehnte aber die rein materialistische Auffassung der Epikureer ab. Sceptical Chymist, 1661; Opera varia, 1680-96. 667 Fragment ber die Natur.] s. Hrsg.-Anm. 109. 668 als Energeia ... Ergon] Vgl. Humboldt: ber die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluß auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlechts. In: Gesammelte Schriften, Bd. 7, S. 46: Sie [die Sprache] selbst ist kein Werk (Ergon), sondern eine Thtigkeit (Energeia). 669 Lingua rationalis] Vgl. Leibniz: Dialogus. In: Philosophische Schriften, Bd. VII, S. 190-193 (bersetzt in: Hauptschriften, Bd. I, S. 15-21). In diesem Dialog aus dem Jahre 1677 geht es um die Frage, inwiefern die Wahrheit in nicht-willkrlichen Zusammenhngen besteht, obgleich dieselbe Wahrheit in verschiedenen Zeichensystemen bewiesen werden kann, die durch Konventionen und Nominaldefinitionen und also mehr oder minder stipulatorisch eingefhrt werden. 670 „innere Form“] s. Hrsg.-Anm. 39. 671 »mythischen Apperzeption«] Vgl. Cassirer: Philosophie der symbolischen Formen. Teil 2: Das mythische Denken, bes. S. 105 f. 672 Goethe 700: ... belegen!] s. Goethe: Aus Wilhelm Meisters Wanderjahren. 1829. (Aus Makariens Archiv). In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 700, S. 154. Das korrekte Zitat lautet: Das schdlichste Vorurtheil ist, daß irgend eine Art Naturuntersuchung mit dem Bann belegt werden knnte. (WA, II. Abt., Bd. 11, S. 116). 673 Copernikanisches System!] s. Hrsg.-Anm. 650. 674 501: Nicht zu genau! Winkel von 45 ] s. Hrsg.-Anm. 657. 675 „Den Sinnen ... erhlt“] s. Hrsg.-Anm. 93. 676 Blte, Frucht, ... Spass!] Vgl. Goethe: An T. J. Seebeck, 29. November 1812. In: WA, IV. Abt., Bd. 23, S. 180. Das vollstndige Zitat lautet: Zuflliger Weise kommt mir eine Stelle aus der Vorrede von Hegels Logik in die Hnde. Sie lautet, wie folgt: / „Die Knospe verschwindet in dem Hervorbrechen der Blthe, und man knnte sagen, daß jene von dieser widerlegt wird; eben so wird durch die Frucht die Blthe fr ein falsches Daseyn der Pflanze erklrt, und als ihre Wahrheit tritt jene an die Stelle von dieser. Diese Formen verdrngen sich als unvertrglich mit einander, aber ihre flssige Natur macht sie zugleich zu Momenten der organischen Einheit, worin sie sich nicht nur nicht widerstreiten sondern eines so nothwendig als das andere ist, und diese gleiche Nothwendigkeit macht erst das Leben des Ganzen aus.“ / Es ist wohl nicht mglich, etwas Monstroseres zu sagen. Die ewige Realitt
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der Natur durch einen schlechten sophistischen Spaß vernichten zu wollen, scheint mir eines vernnftigen Mannes ganz unwrdig. 677 „Die leichte ... (Kant).] s. Kant: KrV, A 5. In: Werke, Bd. 3, S. 39 (AA, Bd. 3, S. 32). 678 „Den Sinnen ... (Naturbetrachtung, S. 2)] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Naturbetrachtung (40, 793; Bl. 46v) in Cassirers Zettelkasten, wo ebenfalls zitiert wird aus Goethe: Vermchtniß, Z.19-21 (s. Hrsg.-Anm. 93). 679 (cf. Form (Gestalt), S. 4)] Verweis auf den Eintrag unter dem Stichwort Form (Gestalt) (40, 792; Bl. 18r, am Rand) in Cassirers Zettelkasten: Ein Unterschied zwischen dem Sehen mit L e i b e s [-] u [ n d ] m i t G e i s t e s - Au g e n ; Prformation nicht der uss[eren] Anschauung, sondern der I d e e [.] (s[iehe] Entdeckung eines treffl[ichen] Vorarbeiters) s. Hrsg.-Anm. 649. Resp. vgl. Goethe: Entdeckung eines trefflichen Vorarbeiters. In: WA, II. Abt., Bd. 6, S. 148-151. Gemeint ist Caspar Friedrich Wolf (1733-1794), der Goethe bei der Entwicklung der Metamorphose der Pflanzen maßgeblich inspirierte. 680 nur was ... etc.] s. Hrsg.-Anm. 448. 681 aber wir ... Zelter...)] Vgl. Goethe: An C. F. Zelter, 9. August 1828. In: WA, IV. Abt., Bd. 44, S. 261: Die grßte Kunst im Lehr- und Weltleben besteht darin, das P ro b l e m in ein Po s t u l a t zu verwandeln, damit kommt man durch. 682 „Es ist ... ussert.“] s. Goethe: Zur Farbenlehre (Graue Flchen und Bilder). In: WA, II. Abt., Bd. 1, S. 15. 683 „Hier drang ... Bcher.“] s. Goethe: Der Verfasser theilt die Geschichte seiner botanischen Studien mit. In: WA, II. Abt., Bd. 6, S. 117 f. Hervorhebung von Cassirer. 684 WA2 Bd. VI, S. 116 f.] s. Hrsg.-Anm. 165. 685 herausgestaltete] Bei Goethe heißt es a. a. O., S. 360: hervorgestaltete 686 Bd. VI, S. 359 f.] s. Goethe: Vorarbeiten zu einer Physiologie der Pflanzen (Aphoristisches). In: WA, II. Abt., Bd. 6, S. 359 f. Das korrekte Zitat hebt an mit: Denn da er [der Botaniker], um zu beschreiben, das Organ erfassen muß, wie es gegenwrtig ist, und daher eine jede Erscheinung als fr sich bestehend anzunehmen [ ...]. Hervorhebungen von Cassirer. 687 Bd. VII, S. 13] s. Goethe: Vorarbeiten zur Morphologie. I. In: WA, II. Abt., Bd. 7, S. 12 f. 688 – Bergson – Denken: pense cinmatographique] Vgl. Bergson: L’volution Cratrice, 1907. s. bes. Kap. 4: Le mcanisme cinmatographique de la pense et l’illusion mcanistique, S. 295-399. 689 Beide Processe: ... gehrt.] s. Hrsg.-Anm. 427. 690 „Die Vernunft ... (Maxime 555.)] s. Hrsg.-Anm. 30. Hervorhebung von Cassirer. 691 „die starre ... bemchtigt.] s. Hrsg.-Anm. 191. 692 Bd. VII, S. 188] s. Goethe: Principes de Philosophie Zoologique. In: WA, II. Abt., Bd. 7, S. 188. Hervorhebung von Cassirer. 693 Bd. VII, S. 73] s. Goethe: Bildungstrieb. In: WA, II. Abt., Bd. 7, S. 73. Hervorhebung von Cassirer.
Anmerkungen der Herausgeberin 694 Bd.
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VII, S. 120] s. Hrsg.-Anm. 89. Hervorhebung von Cassirer. noviter generari] Grundsatz der Prformationslehre von Albrecht von Haller, wie er sie in seinem medizinischen opus magnum Elementa physiologiae corporis humani (8 Bde., 1757-66) entworfen hat. Haller, Albrecht von (seit 1749). Arzt, Naturforscher und Dichter – * Bern 16.10.1708, † ebd.12.12.1777. Wegbereiter verschiedener Bereiche der Botanik: H. erkannte die Variabilitt von Pflanzen, verwarf die Artkonstanz und setzte sich insofern in Gegensatz zu Linn, mit dem er einen Briefwechsel fhrte. Bibliotheca botanica, 2 Bde., 1771/ 72. 696 S i m u l t a n e s u n d ... der Idee.] Vgl. Goethe: Bedenken und Ergebung. In: WA, II. Abt., Bd. 11, S. 57. 697 „I n d u k t i o n h a b ’ ... (Bd. XI, S. 105)] s. Goethe: ber Naturwissenschaft im Allgemeinen, einzelne Betrachtungen und Aphorismen. In: WA, II. Abt., Bd. 11, S. 105. Hervorhebung von Cassirer. Das korrekte Zitat lautet: Induction habe ich mir nie selbst erlaubt, wollte sie ein anderer gegen mich gebrauchen, so wußt’ ich solche sogleich abzulehnen. 698 „E i n Phaenomen, ... (Maxime 156)] s. Goethe: Aus Kunst und Alterthum. In: Maximen und Reflexionen, 1907, Nr. 156, S. 27 (WA, II. Abt., Bd. 11, S. 153). Hervorhebungen von Cassirer. 699 kann] Bei Goethe heißt es a. a. O.: knnte 700 „Kein Phaenomen ... (1230.)] s. Goethe: Aus dem Nachlaß. (ber Natur und Naturwissenschaft). In: Maximen und Reflexionen,1907, Nr. 1230, S. 255 (WA, II. Abt., Bd. 11, S. 106). 701 (40.)] Vgl. Goethe: Erfahrung und Wissenschaft. In: WA, II. Abt., Bd. 11, S. 40: D a s re i n e P h n o m e n steht nun zuletzt als Resultat aller Erfahrungen und Versuche da. Es kann niemals isolirt sein, sondern es zeigt sich in einer stetigen Folge der Erscheinungen. Um es darzustellen bestimmt der menschliche Geist das empirisch Wankende, schließt das Zufllige aus, sondert das Unreine, entwickelt das Verworrene, ja entdeckt das Unbekannte. 702 „Der Spiegel ... stehn“ –] s. Goethe: West-stlicher Divan (Buch der Betrachtungen). In: WA, I. Abt., Bd. 6, S. 91. Das korrekte und vollstndige Zitat lautet: Der Spiegel sagt mir ich bin schn! / Ihr sagt: zu altern sei auch mein Geschick. / Vor Gott muß alles ewig stehn, / In mir liebt Ihn, fr diesen Augenblick. 703 „N u r d a s N c h s t e ... (Bd. XI, S. 21 ff.)] s. Goethe: Der Versuch als Vermittler von Object und Subject (1793). In: WA, II. Abt., Bd. 11, S. 21-37, hier S. 33 f. (s. auch Hrsg.-Anm. 616). 704 „Willst Du ... Seiten.“] s. Goethe: Gott, Gemth und Welt. In: WA, I. Abt., Bd. 2, S. 216, Z. 29 f. 705 der] Bei Goethe heißt es a. a. O.: welcher 706 streben,] Bei Goethe heißt es a. a. O.: trachten; 707 s i n d ] Bei Goethe heißt es a. a. O.: werden, 708 s o m i t ] Fehlt bei Goethe a. a. O. 709 „ich raste ... lsst“.] s. Goethe: Bedeutende Frderniß durch ein einziges geistreiches Wort. In: WA, II. Abt., Bd. 11, S. 63. 695 Nil
240 710 „praegnans
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futuri“ ... sagt;] Vgl. Leibniz: An de Bolder, Brief vom 20. Juni 1703. In: Philosophische Schriften, Bd. I, S. 248-253, hier S. 248: [ ...] ubique [ ...] praesens est praegnans futuri, ut in praesenti statu omnes futuri p r a e s t a b i l i a n t u r. 711 wie denn ... habe.] Vgl. Goethe: Zur Farbenlehre (Galileo Galilei). In: WA, II. Abt., Bd. 3, S. 246. 712 „Die Theorie ... (Reflexion 529)] s. Hrsg.-Anm. 641. 713 „eine zarte ... wird“] s. Goethe: ber Naturwissenschaft im Allgemeinen, einzelne Betrachtungen und Aphorismen. In: WA, II. Abt., Bd. 11, S. 128. 714 Bd. XI, S. 48] s. Hrsg.-Anm. 52. Hervorhebungen von Cassirer. 715 In diesem Sinne ... Forschers.] Vgl. Goethe: Zur Farbenlehre (Vorwort). In: WA, II. Abt., Bd. 1, S. XII. Hervorhebung von Cassirer. Das korrekte und vollstndige Zitat lautet: Jedes Ansehen geht ber in ein Betrachten, jedes Betrachten in ein Sinnen, jedes Sinnen in ein Verknpfen, und so kann man sagen, daß wir schon bei jedem aufmerksamen Blick in die Welt theoretisiren. Dieses aber mit Bewußtsein, mit Selbstkenntniß, mit Freiheit, und um uns eines gewagten Wortes zu bedienen, mit Ironie zu thun und vorzunehmen, eine solche Gewandtheit ist nthig, wenn die Abstraction, vor der wir uns frchten, unschdlich, und das Erfahrungsresultat, das wir hoffen, recht lebendig und ntzlich werden soll. 716 Reflexion 575: ... L e h re .“] s. Hrsg.-Anm. 640. Hervorhebung von Cassirer. 717 „Der denkende ... (Maxime 1234)] s. Goethe: Aus dem Nachlaß. (ber Natur und Naturwissenschaft). In: Maximen und Reflexionen,1907, Nr. 1234, S. 256 (WA, I. Abt., Bd. 42.2, S. 260). 718 1236: ... Irrtmern.“] s. ebd., Nr. 1236, S. 256 (WA, II. Abt., Bd. 11, S. 104). 719 1211: ... verschwindet.“] s. ebd., Nr. 1211, S. 251 (WA, II. Abt., Bd. 11, S. 111). 720 Weil] Bei Goethe a. a. O. hervorgehoben 721 „Wie? ... Wa r u m ?“] s. Goethe: Gott, Gemth und Welt. In: WA, I. Abt., Bd. 2, S. 216, Z. 27 f. Hervorhebung von Cassirer. 722 Bd. IX, S. 91] s. Hrsg.-Anm. 162. 723 a l l e s e c h t e D e n k e n „g e g e n s t n d l i c h “;] s. Hrsg.-Anm. 302.
LITERATURVERZEICHNIS
Im Manuskript Cassirers nachgewiesene Literaturangaben und Zitate werden in den entsprechenden Ausgaben ermittelt. Auch die von der Herausgeberin hinzugefgten Zitat- und Belegstellenangaben folgen nach Mglichkeit den von Cassirer (hier oder in anderen Schriften) zitierten oder in seiner Privatbibliothek befindlichen Ausgaben. Das Zeichen “^” weist auf Werke hin, von denen bekannt ist, daß Cassirer sie besessen hat. bersetzungen originalsprachlicher Zitationen und Belegstellen sind anhand verlßlicher zweisprachiger oder deutscher Gesamtausgaben hinzugefgt, resp. nachgewiesen und zitiert. Auch hier werden nach Mglichkeit Cassirer zugngliche Ausgaben herangezogen.
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242
Anhang
sers nebst einer Vorrede herausgegeben von C. F. Weichmann Hamburg, zu finden im Schiller- und Kißnerischen Buch-Laden. 1721. Burdach, Konrad: Goethes West-stlicher Divan. Festvortrag gehalten in der 11. Generalversammlung der Goethe-Gesellschaft in Weimar am 30. Juni 1896. In: Goethe-Jahrbuch. Bd. 17. Frankfurt/Main 1896. Im Anhang: S. 1*-40*. Cassirer, Ernst – An Essay on Man. An Introduction to a Philosophy of Human Culture. New Haven 1944. [ECW 23] – Die Philosophie der Aufklrung. Tbingen 1932. [ECW 15] – Die Philosophie der Griechen von den Anfngen bis zur Gegenwart. In: Die Geschichte der Philosophie. Dargestellt von Ernst von Aster, Ernst Cassirer, Max Frischeisen-Khler, Josef Geyser, Ernst Hoffmann, Berlin 1925 (= 1. Teil). (= Max Dessoir [Hrsg.]: Lehrbuch der Philosophie. Berlin 1925). S. 7-139. [ECW 16. S. 313-467] – Freiheit und Form. Studien zur deutschen Geistesgeschichte. Berlin 1922. (= FF) [ECW 7] – Goethe and the Kantian Philosophy. In: Rousseau, Kant, Goethe. Two Essays. Translated from German by James Gutmann, Paul Oskar Kristeller, and John Hermann Randall jr. Princeton 1945 (= History of Ideas Series; 1). S. 61-98. – Goethes Idee der Bildung und Erziehung. In: Pdagogisches Zentralblatt 12 (1932). S. 340-358. [ECW 18. S. 127-147] – Goethe und das 18. Jahrhundert. In: Goethe und die geschichtliche Welt. Drei Aufstze. Berlin 1932. S. 27-101. [ECW 18. S. 369-409] – Goethe und die geschichtliche Welt. In: Goethe und die geschichtliche Welt. Drei Aufstze. Berlin 1932. S. 1-26. [ECW 18. S. 355-368] – Goethe und die mathematische Physik. Eine erkenntnistheoretische Studie. In: Idee und Gestalt. Goethe. Schiller. Hlderlin. Kleist. Fnf Aufstze. Berlin 1921. S. 33-80. [ECW 9. S. 268-315] – Goethe und Platon. In: Goethe und die geschichtliche Welt. Drei Aufstze. Berlin 1932. S. 103-148. [ECW 18. S. 410-434] – Goethe-Vorlesungen (1940 – 1941). Hamburg 2003. [ECN 11] – Kants Leben und Lehre. Berlin 1918. [ECW 8] – Kant und Goethe. In: Allgemeine Zeitung (Sddeutsches Tagblatt. Großdeutsche Rundschau). Sonntags-Ausgabe. Jg. 127. Nr. 145. Mnchen 20. April 1924. S. 10. [ECW 16. S. 471-475] – Philosophie der symbolischen Formen. Teil 2: Das mythische Denken. Berlin 1925. [ECW 12] – Substanzbegriff und Funktionsbegriff. Untersuchungen ber die Grundfragen der Erkenntniskritik. Berlin 1910. [ECW 6] Chamberlain, Houston Stewart: Goethe. Mnchen 1912. Collier, Arthur: Clavis universalis: or a new Inquiry after Truth. Being a Demonstration of the Non Existence, or Impossibility of an external world. London 1713. (Neuausgabe von Samuel Parr: Metaphysical Tracts by English Philosophers of the 18th Century. London 1837)
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Anhang
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– Ganymed. In: WA I. Abt. Bd. 2. S. 79-80. – Geologische Theorien. In: WA II. Abt. Bd. 9. S. 229-306. – Geschichte meines botanischen Studiums. In: WA II. Abt. Bd. 6. S. 390393. – ^ Gesprche. Gesamtausgabe. Begrndet von Woldemar Frhr. v. Biedermann. Neu hrsg. von Flodoard Frhr. v. Biedermann. 2., durchges. u. stark verm. Aufl. 5 Bde. Leipzig 1909-1911. (= Gesprche) – Glckliches Ereigniß. In: WA II. Abt. Bd. 11. S. 13-20. – Goethes Gedichte in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Herausgegeben und erlutert von Eugen Wolff. Oldenburg/Leipzig 1907. – Gott, Gemth und Welt. In: WA I. Abt. Bd. 2. S. 213-220. – Grnzen der Menschheit. In: WA I. Abt. Bd. 2. S. 81-82. – Harzreise im Winter. In: WA I. Abt. Bd. 2. S. 61-64. – Hermann und Dorothea. In: WA I. Abt. Bd. 1. S. 293-294. – Howards Ehrengedchtniß. In: WA I. Abt. Bd. 3. S. 98. – Italinische Reise, I-III. In: WA I. Abt. Bde. 30-32. – Kenner und Knstler. In: WA I. Abt. Bd. 2. S. 186. – Leben und Verdienste des Doctor Joachim Jungius, Rectors zu Hamburg. In: WA II. Abt. Bd. 7. S. 105-127. – Lied des Phisiognomischen Zeichners. In: WA IV. Abt. Bd. 2. S. 257-258. – Mahomet. Dramatisches Fragment. In: WA I. Abt. Bd. 39. S. 189-192. – ^ Maximen und Reflexionen. Nach den Handschriften des Goethe- und Schiller-Archivs hrsg. von Max Hecker (= Schriften der Goethe-Gesellschaft 21). Weimar 1907. – Metamorphose der Pflanzen. Zweiter Versuch. Einleitung. In: WA II. Abt. Bd. 6. S. 279-285. – Monolog des Liebhabers. In: WA I. Abt. Bd. 2. S. 189. – Nausikaa. Ein Trauerspiel. Fragment. In: WA I. Abt. Bd. 10. S. 99-102. – Noten und Abhandlungen zu besserem Verstndniß des West-stlichen Divans. In: WA I. Abt. Bd. 7. – Parabase. In: WA I. Abt. Bd. 3. S. 84. – Phdon. In: WA I. Abt. Bd. 37. S. 102-106. – Plato als Mitgenosse einer christlichen Offenbarung. In: WA I. Abt. Bd. 41.2. S. 169-176. – Poetische Gedanken ber die Hllenfahrt Jesu Christi. In: I. Abt. Bd. 37. S. 4-9. – Principes de Philosophie Zoologique. Discuts en Mars 1830 au sein de l’acadmie royale des sciences par Mr. Geoffroy de Saint-Hilaire. Paris 1830. In: WA II. Abt. Bd. 7. S. 167-214. – Prooemion. In: WA I. Abt. Bd. 3. S. 73-74. – Reisetagebuch, Eintrag vom 30. Oktober 1775. In: WA III. Abt. Bd. 1. S. 810. – Schicksal der Handschrift. In: WA II. Abt. Bd. 6. S. 131-136. – Studie nach Spinoza. In: WA II. Abt. Bd. 11. S. 315-319. – Tag- und Jahres-Hefte als Ergnzung meiner sonstigen Bekenntnisse (1795). In: WA I. Abt. Bd. 35. S. 42-62.
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PERSON ENREGISTER
Das Register bercksichtigt alle ausdrcklichen Erwhnungen von Personen durch Cassirer. Formen wie Spinozismus usw. sind unter den jeweiligen Namen mitvermerkt. In Klammern nachgewiesen sind Personen und Orte aus Cassirers Zettelkasten-Eintrgen, die in den Hrsg.-Anm. wiedergegeben wurden (vgl. S. 181). Nicht bercksichtigt sind Herausgeber und bersetzer sowie Namen, die nur in den Titeln der zitierten Literatur vermerkt sind.
Fiktive Personen, Gtter Adelheid von Walldorf (Goethe: Gtz von Berlichingen) 67 Alkinous (Goethe: Nausikaa) 34, 50, 99 Anaxagoras (Goethe: Faust II) 48 Briest, der alte (Fontane: Effi Briest) 104 Caesar (Goethe: Csar) 18 Candide (Voltaire: Candide) 86, 87 Don Juan (Mozart: Don Giovanni) 52, 76, 81 Egmont (Goethe: Egmont) 77 Erdgeist (Goethe: Faust I) 101 Euphorion (Goethe: Faust II) 74, 75, 77 Famulus Wagner (Goethe: Faust I) 84, 96 Faust (Goethe: Faust I u. II) 4, 16, 31, 32, 48, 56, 62, 64, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 97, 101, 126 Ganymed (Goethe: Ganymed) 31, 41 Gtz (Goethe: Gtz von Berlichingen) 10, 16, 18 Gott (biblisch) 24, 28, 32, 35, 36, 43, 59, 84, 107, 130, 137, 138, 149, (232) Gretchen (Goethe: Faust I) 57, 67 Helena (Goethe: Faust II) 74, 75 Harfner (Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre) 87
Hermann und Dorothea (Goethe: Hermann und Dorothea) 61, 126 Homunculus (Goethe: Faust II) 74, 75 Iphigenie (Goethe: Iphigenie auf Tauris) 62, 77 Knig Lear (Goethe: Zahme Xenien) 72 Mahomet (Goethe: Mahomet) 18 Mephistopheles (Goethe: Faust I u. II) 74, 75, 76 Mignon (Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre) 87 Phbus (Goethe: Elegien I) 120 Prometheus (Goethe: Prometheus) 120 Seismos (Goethe: Faust II) 48 Sokrates (Goethe: Phdon) 18 Tasso (Goethe: Torquato Tasso) 3, 4, 42, 56, 62, 64, 77, 126 Thales (Goethe: Faust II) 48 Urfaust (Goethe: Urfaust) 16, 57, 63, 67, 77 Werther (Goethe: Die Leiden des jungen Werther) 16, 35, 43, 69, 77, 86, 113, 119, 126 Wilhelm Meister (Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre) 19, 20, 60, 61, 87, 126
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Historische und Biblische Personen Anakreon 125 Aristoteles 6, 20 Aeschylos 62, 126 Bacon, Roger 134 Beethoven, Ludwig van 103, 116 Bergson, Henri 147 Berkeley, George 15 Bertram, Ernst 6 Bisson, Laurence Adolphus 45 Bluhm, Heinz 104 Bodmer, Johann Jacob (209) Boileau-Despraux, Nicolas 50, 51, 86, 123 Boyle, Robert 142 Breitinger, Johann Jakob (209) Brion, Friederike 62 Brockes, Barthold Hinrich 85, 107 Buffon, Graf von (Georges Louis Leclerc) 130 Burdach, Konrad 10 Byron, Lord George Gordon 77 Carl August, Herzog von SachsenWeimar-Eisenach 65, 77 Chamberlain, Houston Stewart 133 Clarke, Samuel 137 Collier, Arthur 141 Condillac, tienne Bonnot de 86, 123 Corneille, Pierre 86 Crbillon, Prosper Jolyot de 124 Cuvier, Georges de 48, 130 Dante Alighieri 16 Demokrit 136 Descartes, Ren 15, 135, 137, 138, (234) Diderot, Denis 123 Diez, Heinrich Friedrich von 129 Eckermann, Johann Peter 3, 34, 37, 52, 76, 79, 82, 88, 90, 91, 92, 95, 96, 104, 126, 129, 130, (214), (232) Eleaten 12, 136 Fichte, Johann Gottlieb 92 Fontane, Theodor 104 Frobenius, Leo 8 Galilei, Galileo 106, 134, 142, 150, 152
Gellert, Christian Frchtegott 85, (219) Geoffroy St. Hilaire, tienne 113, 130, 131 Gottsched, Johann Christoph 86, (209) Grisebach, Eduard 92 Gundolf, Friedrich 14 Haering, Theodor 127 Haller, Albrecht von (239) Hamann, Johann Georg 22 Hansen, Adolph 127, 133 Harnack, Otto 122 Haym, Rudolf 87, (201) Hegel, Georg Friedrich Wilhelm 5, 6, 7, 8, 9, 143 Helmholtz, Hermann Ludwig Ferdinand von 34 Herder, Johann Gottfried 11, 13, 34, 50, 61, 64, 65 Hobbes, Thomas 135 Holbach, Paul Henri Thiry d’ 137 Homer 126 Horaz 71, 85 Howard, Luke 36, 37, 38, 46, 47 Humboldt, Alexander von 48 Humboldt, Wilhelm von 11, 13, 15, 16, 79 Jacobi, Friedrich Heinrich 17, 28, 32, 43, 101, 121 Jakob 65 Jean Paul (Johann Paul Friedrich Richter) 88 Kant, Immanuel 6, 11, 15, 17, 81, 82, 83, 85, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 113, 115, 116, 141, 144, (214) Kanzler von Mller (s. Friedrich von Mller) Kepler, Johannes 134, 142, 152 Kirchhoff, Gustav Robert 138 Kleist, Heinrich von 88 Knebel, Carl Ludwig von 30, 33, 42
Personenregister
Kopernikus, Nikolaus 141, 143, 144, (235) Krner, Christian Gottfried 83, 105 Krner, Theodor (225) Lange, Friedrich Albert 137 Laßwitz, Kurd 137 Lavater, Johann Kaspar 85, 137, (208) Leibniz, Gottfried Wilhelm 6, 12, 19, 20, 137, 150, (231) Lessing, Gotthold Ephraim 11, 51 Levetzow, Ulrike Sophie Theodore von 68 Link, Heinrich Friedrich (205) Linn, Carl von (Linnaeus) 38, 39, 40, 48, 49, 96, 97, 98, 106, 111, 113, 123, 124, 146, 148 Mach, Ernst 138, 139 Machiavelli, Niccol 23 Magnus, Rudolf 133, (226) Marc Antonin 60 Maxwell, James Clerk 138 Mayer, Julius Robert von 138 Mendelssohn, Moses 101, (217) Merck, Johann Heinrich 33, 43, 125 Meyer, Richard Moritz (190), (223) Minkowski, Hermann 142 Mbius, Paul Julius 127 Montesquieu, Charles de Secondat, Baron de la Brde et de 123 Moses 23 Mounier, Jean Joseph 130 Mozart, Wolfgang Amadeus 52, 76, 81, 86, (232) Mller, Friedrich von (gen. Kanzler von Mller) 17, 73, 96, 128 Mller, Johannes Peter 34, 127 Newton, Isaac 34, 38, 43, 44, 82, 106, 123, 132, 134, 137, 152 Nietzsche, Friedrich 6, 11, 13 Novalis (Friedrich von Hardenberg) 86, 87 Oeser, Friederike 44 Pfenninger, Johann Konrad 23, 123 Planck, Max Karl Ernst Ludwig 140 Platon 5, 6, 12, 69, 99, 123, 133, 136 Poncelet, Jean Victor 136, 147, 152
255
Purkinje, Johannes Evangelista 127 Ranke, Leopold von 5 Reimarus, Hermann Samuel 84 Rickert, Heinrich 5 Riemer, Friedrich Wilhelm 83 Rousseau, Jean-Jacques 126 Schiller, Friedrich 11, 13, 15, 16, 65, 66, 78, 83, 85, 95, 98, 99, 100, 101, 103, 105, 108, 115, 127, 130 Schlegel, Friedrich 73, 86, 87, 92, (203) Schopenhauer, Arthur 92 Schreiber, Carl Frederick 56, 57, 62, 64 Shakespeare, William 16, 17, 62, 87, 98, 111, 126 Silbermann, I. 139 Simmel, Georg 82, 120 Sokrates 53 Sophokles 62 Soret, Frdric 50 Spengler, Oswald 6, 8 Spinoza, Baruch de 12, 17, 23, 28, 32, 42, 78, 94, 98, 101, 111 Stein, Charlotte von 33, 34, 43, 60, 64, 65, 90, 128 Taine, Hyppolite 8 Tieck, Ludwig 88 Troeltsch, Ernst 5 Vischer, Friedrich Theodor 68 Voltaire 84, 123 Vorlnder, Karl 81, 96, (212), (213), (214) Voß, Johann Heinrich 126 Vulpius, Christiane 57 Weber, Max 9 Wieland, Christoph Martin 63 Willemer, Johann Jacob 54 Willemer, Marianne von 54, 68 Winckelmann, Johann Joachim 17, 28, 124 Wolf, Caspar Friedrich (238) Wolff, Christian 84, 96, 107 Worringer, Wilhelm 140 Zelter, Carl Friedrich 62, 82, 85, 90, 102, 128, 136, 145, (205), (227), (230)
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Anhang
Geographische und Ortsnamen Bedford College 22, 30, 48 Darmstadt 58, 59 Deutschland 64, 65, 84, 107 Dresden 105 Ferrara 4 Frankfurt 58 Frankreich 84, 130 Gteborg 87 Hamburg 3 Heidelberg 54 Italien 58, 63, 64, 65, 77, 99, 119, 129 Leipzig 44 London 22, 30, 48 Marienbad 68 Missolunghis 73, 75
New Haven 56 Nirwana 36 Orient 36, 129 Oxford 11, 45 Palermo 34, 50, 99 Paris 113, 130 Pempelfort 101, (198) Rom 34, 50, 77, 126, 129 Sesenheim (202) Sizilien (190) Sparta 73, 75 Tiefurt 30, 35 Troja 73, 75 Valmy 126, 128 Weimar 4, 30, 33, 57, 58, 59, 60, 63, 64