Kindesunterhalt in England: Vom Poor Relief Act 1598 zum Child Support Act 1991 9783412216795, 9783412222123


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Kindesunterhalt in England: Vom Poor Relief Act 1598 zum Child Support Act 1991
 9783412216795, 9783412222123

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Rechtsgeschichte und Geschlechterforschung

Band 18 Herausgegeben von Stephan Meder und Arne Duncker

Marko Oldenburger

Kindesunterhalt in England Vom Poor Relief Act 1598 zum Child Support Act 1991

2014 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://portal.dnb.de abrufbar.

Umschlagabbildung: The Crawlers, from Victorian London Street Life, by John Thomson (1837–1921). Woodburytype. London, England, 1876–77 © INTERFOTO/V & A Images

© 2014 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D–50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Korrektorat: Frank Schneider Satz: WBD Wissenschaftlicher Bücherdienst, Köln Druck und Bindung: Strauss GmbH, Mörlenbach Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-412-22212-3

Vorwort

Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 2012/2013 von der Juristischen Fakultät der Leibniz Universität Hannover als Dissertation angenommen. Sie entstand im Rahmen des von der DFG geförderten Forschungsprojekts „Internationale Reformforderungen zum Familienrecht und Rechtskämpfe des Frauenweltbundes 1830-1914“. Für die langjährige hervorragende Betreuung sowie die Erstellung des Erstgutachtens danke ich Herrn Prof. Dr. Stephan Meder sehr herzlich. Die intensiven Gespräche mit ihm haben nachhaltig Form und Inhalt der Arbeit geprägt. Mein weiterer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Wolfgang Wurmnest für seine Bereitschaft zur Übernahme des Zweitgutachtens. In tiefer Verbundenheit möchte ich mich bei meiner Frau Anja für ihre aufrichtige und selbstlose Unterstützung in den letzten Jahren bedanken. Sie hat mit vielen wichtigen Impulsen, hilfreichen Kommentaren und sehr großer Motivation außerordentlich viel zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen. In ihr fand ich stets eine kritische Zuhörerin, lebhafte Diskussionspartnerin und kompetente Lektorin. Diese Arbeit wäre schließlich ohne die uneigennützige Hilfe meiner Eltern nicht möglich gewesen. Dafür möchte ich ihnen meinen allergrößten Respekt und Dank aussprechen.

Inhalt Vorwort ................................................................................................................. 5 Abkürzungsverzeichnis ....................................................................................... 11 Einleitung ............................................................................................................ 13

Kapitel 1: Asymmetrisches Unterhaltsmodell Deutschlands ............................... 13 Kapitel 2: Teilsymmetrisches Unterhaltsmodell Englands .................................. 1. Besonderheiten des behördlichen Berechnungsmodells ............................... 2. Vor dem Child Support Act 1991: Forderungen nach Reformen ................. a. Finer-Report ............................................................................................ b. Regierungsstudie Children come first.............................................................. 3. Besonderheiten der Berechnung von Kindesunterhalt nach 1991................. a. Einbeziehung von nicht leiblichen Kindern ..................................................... b. Anrechnung von Betreuungsleistungen auf den Barunterhalt .............................. 4. Rechtsgeschichtliche Grundlagen ................................................................ a. Bastardy Law ........................................................................................... b. Poor Law ............................................................................................ c. Anglikanisches Kirchenrecht ......................................................................... d. Säkulares Ehe- und Scheidungsrecht .............................................................. Kapitel 3: Abbau rechtlicher Ungleichheiten zwischen ehelichen und nichtehelichen Kindern ...................................................................... Kapitel 4: Aufbau und Methodik ........................................................................

17 18 21 21 23 24 24 25 27 28 29 30 31 32 35

1. Teil Aktuelles Recht des Kindesunterhalts in England .................................. 39

Kapitel 1: Familiengerichtliche Verfahren ........................................................... 39 Kapitel 2: Behördliche Verfahren ........................................................................ 1. Child Support Act 1991 ............................................................................... 2. Kosten und Effektivität ................................................................................. 3. Child Maintenance and Other Payments Act 2008...................................... 4. Berechnung ................................................................................................... a. Berechnungsmodelle .................................................................................... b. Betreuung von Kindern im eigenen Haushalt .................................................. c. Umgangszeiten.......................................................................................... 5. Zusammenfassung ........................................................................................

40 41 43 45 46 46 48 50 51

2. Teil Kindesunterhalt im Poor Law und Bastardy Law .................................... 55

Kapitel 1: Altes Poor Law ................................................................................... 56

8

Inhalt

1. Unterhaltspflichten im Familienverbund ...................................................... 2. Besonderheiten für Bastard Children ........................................................... a. Ausschluss von Unterhaltspflichten leiblicher Väter ............................................ b. Alleinige Verantwortlichkeit der Mütter ......................................................... c. One-person-doctrine: Stiefväter als Unterhaltsschuldner .................................... 3. Surrogation von Rechtsverlusten durch Unterhalt ........................................ 4. Gerichtliche Anordnung von Unterhaltszahlungen ...................................... 5. Möglichkeiten der Vollstreckung .................................................................. 6. Poor Relief Act 1718 .................................................................................... 7. Zusammenfassung ........................................................................................

56 57 58 58 59 62 63 65 66 67

Kapitel 2: Neues Poor Law .................................................................................. 69 1. Voraussetzungen für Unterhalt von Bastard Children .................................. 69 2. Der Poor Law Amendment Act 1834 und seine Folgen .............................. 72 a. Poor Law Commissioners ............................................................................ 73 b. Neue Poor Law Unions ............................................................................... 75 c. Zuständigkeit einer Union .......................................................................... 76 d. Einschränkungen bei den Affiliation Orders .................................................... 77 aa. Verantwortlichkeiten nicht verheirateter Mütter ........................................ 79 bb. Entpflichtung der Putativväter ............................................................. 80 cc. Funktion des Kindesunterhalts ............................................................... 81 dd. Schadloshaltung der Gemeinden ............................................................. 82 e. Gesetzliche Aufnahme von Unterhaltspflichten gegenüber Stiefkindern ................. 84 f. Unterhaltsansprüche einer feme sole ............................................................... 85 g. Negative Folgen der Indoor-Relief ................................................................ 86 h. Weitere Einschränkungen gemeindlicher Hilfeleistungen .................................... 88 i. Zusammenfassung ..................................................................................... 90 3. Reformen durch den Poor Law Amendment Act 1844 ................................ 92 a. Aktivlegitimation von Müttern für Affiliation-Order-Verfahren ........................ 92 b. Gerichtliche Festsetzungsverfahren ................................................................ 94 aa. Erste Instanz: Justices of the Peace .......................................................... 94 bb. Rechtsmittel vor den General Quarter Sessions .......................................... 96 c. Nicht verheiratete Mütter, feme sole und die unterhaltsrechtlichen Folgen der Heirat. 98 d. Höhe und Dauer von Unterhaltszahlungen ................................................... 103 e. Zwangsmaßnahmen bei Verletzung der Unterhaltspflicht................................. 105 aa. Vorgehen gegenüber verheirateten Vätern................................................ 105 bb. Möglichkeiten der Vollstreckung und Bestrafung ...................................... 107 f. Fortwährende Illegitimität nichtehelicher Kinder ........................................... 110 g. Zusammenfassung ................................................................................... 111 4. Weitere rechtliche Entwicklung ................................................................. 114 a. Poor Law Amendment Act 1868 ................................................................. 114 b. Bastardy Laws Amendment Acts 1872 und 1873 ........................................... 115 c. Criminal Justice Administration Act 1914 .................................................... 118

Inhalt

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d. Royal Commission von 1905...................................................................... 119 e. National Assistance Act 1948 ..................................................................... 120 f. Affiliation Proceedings Acts 1957 und 1972 .................................................. 121

5. Zusammenfassung ...................................................................................... 122 Kapitel 3: Zusammenfassung ............................................................................ 124 3. Teil Kindesunterhalt im Family Law ............................................................. 127

Kapitel 1: Unterhaltsansprüche nach dem Familienrecht der englischen Kirche. 128 1. Abhängigkeit des Unterhalts vom divortium a mensa et thoro ................... 130 2. Bestimmung der Unterhaltshöhe ................................................................ 132 3. Wirtschaftliche Aspekte von Betreuungsleistungen.................................... 133 4. Unterhalt aufgrund einer Scheidung durch das englische Parlament.......... 134 5. Uneingeschränktes Sorgerecht der Väter..................................................... 136 6. Sorgerecht für Mütter nach dem Custody of Infants Act 1839 .................. 137 7. Zusammenfassung ...................................................................................... 138 Kapitel 2: Säkularisierung des Familienrechts durch den Matrimonial Causes Act 1857 .......................................................... 1. Gerichtliche Scheidungs- und Trennungsverfahren als Grundlage für Unterhalt..................................................................................................... 2. Scheidungsregeln und Registrars ................................................................ 3. Sicherheitsleistungen und laufender Unterhalt ........................................... 4. Abänderungsmöglichkeiten bestehender Unterhaltstitel ............................ 5. Trennungs- und Scheidungsgründe für Ehefrauen ..................................... 6. Bedeutung der Kindesbetreuung in gerichtlichen Unterhaltsentscheidungen .......................................................................... 7. Dauer von Unterhaltszahlungen ................................................................. 8. Bedeutung des Sorgerechts für den Kindesunterhalt .................................. 9. Unterhaltsansprüche trotz eigenen Verschuldens ........................................ 10. Übernahme der kirchengerichtlichen Berechnungsmodelle ....................... 11. Zusammenfassung ......................................................................................

Kapitel 3: Erweiterung der Kompetenzen der Magistrates’ Courts ................... 1. Anordnung von Unterhaltszahlungen ......................................................... 2. Neuer Supreme Court of Judicature ........................................................... 3. Keine Reform der Scheidungs- und Unterhaltsvoraussetzungen ................ 4. Unzuständigkeit der Magistrates’ Courts in Sorgerechtsangelegenheiten ... 5. Zusammenfassung ......................................................................................

140 141 142 144 148 149 152 156 158 161 166 170 173 173 175 176 177 180

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Inhalt

Kapitel 4: Entwicklung der Rechte von Ehefrauen nach dem Matrimonial Causes Act 1878 ............................................................................... 1. Unterhaltspflichten von Ehefrauen ............................................................. 2. Gerichtliches Ermessen bei der Festsetzung der Unterhaltshöhe ............... 3. Unterschiedliche Ziele: Unterhaltszahlungen und Armenhilfe .................. 4. Zusammenfassung ......................................................................................

181 182 183 185 187

Kapitel 5: Unterhaltspflichten nach dem Married Women Act 1895 ................ 1. Neue Anspruchsvoraussetzungen für Unterhalt .......................................... 2. Vorläufige und endgültige Unterhaltsansprüche ......................................... 3. Pflichtverletzungen, Schuld und Unterhalt ................................................. a. Ehebruch, Gewalt, Verlassen und andere Trennungsgründe .............................. b. Unterhaltsvereinbarungen ......................................................................... 4. Unterhaltspflichten gegenüber Stiefkindern ............................................... 5. Höhe von Unterhaltszahlungen .................................................................. a. Einführung von Richtlinien ...................................................................... b. Einkommensermittlung ............................................................................ c. Ermessen bei Unterhaltsberechnungen .......................................................... aa. Vorläufiger Unterhalt ........................................................................... bb. Dauerhafter Unterhalt ......................................................................... cc. Verschulden und Unterhaltshöhe .............................................................. dd. Obergrenze von Unterhaltszahlungen ..................................................... ee. Anpassungsklauseln .............................................................................. 6. Kindeswohl im Spannungsfeld von Sorgerecht und Unterhalt ................... 7. Leistungsfähigkeit als Anspruchsvoraussetzung ......................................... 8. Abänderung von Unterhaltstiteln ............................................................... 9. Zusammenfassung ......................................................................................

188 188 189 192 192 198 199 202 203 206 207 208 210 211 216 217 220 222 224 225

Kapitel 6: Weitere Entwicklung ........................................................................ 1. Supreme Court of Judicature Act 1925 ...................................................... 2. Summary Jurisdiction Act 1925 .................................................................. 3. Matrimonial Causes Acts 1923 und 1937 .................................................. 4. Divorce Reform Act 1969 ...........................................................................

228 228 229 229 230

Kapitel 7: Zusammenfassung ............................................................................ 230 4. Teil Ergebnis ................................................................................................. 235 Literatur- und Quellenverzeichnis .................................................................... 237 Verfahrensverzeichnis ...................................................................................... 243 Verwendete Gesetze Englands ......................................................................... 250 Anhang .............................................................................................................. 253

Abkürzungsverzeichnis

A(D.) & E. ALL ER B. & Ad. B. & P.N.R. B. & S. Bos. & Pul. (N. R.) Bott Bulstr C.B. Ch.D. Ch./L.R.Ch. Cl. & F. D.J. & S. De G and Sm E. & B./El. & Bl. El. & El. East F & F FCR FLR Hag. Con. Hag. Ecc. HLC J.P. Jur K.B. L.G.R. L.J. L.J.K.B. L.J.M.C. L.J.P. L.J.Q.B. L.J. (R.) P. & M. (L.R.) Eq L.R.Sc. & D. L.T.(R./Rep.)

Adolphus & Ellis Reports All England Law Reports Barnewall & Adolphus’ King’s Bench Reports Bosanquet & Puller’s New Reports Best & Smith’s Queen’s Bench Reports Bosanquet & Puller’s New Reports Bott’s Poor Law Settlement Cases Bulstrode’s King’s Bench Reports Butterworth’s Convegancing Bulletin Chancery Division, Law Reports 1876–90 Law Reports Chancery Division Clark & Finelly’s House of Lords Cases De Gex, Jones & Smith’s Chancery Reports De Gex and Smale’s Chancery Reports Ellis & Blackburn’s Queen’s Bench Reports Ellis & Ellis’ Queen’s Bench Reports East’s Term Reports King’s Bench Foster & Finlason’s Nisi Prius Reports (175-6 ER) 1858–67 Family Court Reporter Family Law Reports Haggard’s Consitorial Reports Haggard’s Ecclesiastical Reports Clarke’s House of Lord’s Cases The Justice of the Peace Jurist Reports King’s Bench Law Report Knight’s Local Government Reports Law Lournal Law Journal Reports King’s Bench Law Journal Reports Magistrates Cases Law Journal Reports Privy Council Law Journal Reports Queen’s Bench Law Journal Reports Probate and Matrimonial (Law Reports) Equity Cases Law Reports Scotch and Divorce Appeals Law Times Reports

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Abkürzungsverzeichnis

M. & G. M. & W. Mod. P. & D.

Manning & Granger’s Common Pleas Reports Meeson & Welsby’s Exchequer Report Modern Reports Perry & Davison’s Queen’s Bench/Probate and Divorce Reports P./P.D./L.R.P.&D. Law Reports Probate Division Phill/Ph. Phillimore’s Ecclesiastical Reports Q.B./Q.B.D. Law Reports Queen’s Bench Division/Queen’s Bench Reports Russ. & Ry. Russell & Ryan’s Crown Cases Reserved Salk. Salkeld’s King’s Bench Reports Sid. Siderfin’s King’s Bench Reports Sol.J. Solicitor’s Journal Sty. Style’s King’s Bench Reports Sw. & Tr. Swabey & Tristram’s Ecclesiastical Reports 1858–65 Term Rep/T.R. Durnford & East’s Term Reports (1785–1800) Times Times Law Reports T.L.R. Times Law Reports Ves Vesey Junior’s Chancery Reports W.N. Weekly Notes W.R/J.J.W.R. Weekly Reports/Weekly Reporter Im Übrigen wird verwiesen auf Kirchner, Hildebert, Abkürzungsverzeichnis der Rechtssprache, 6. Aufl., Berlin 2008

Einleitung Kapitel 1: Asymmetrisches Unterhaltsmodell Deutschlands Kinder sind regelmäßig außerstande, sich selbst zu unterhalten.1 Ihre Eltern schulden ihnen daher Unterhalt. Dieser Unterhalt soll den gesamten Lebensbedarf des Kindes befriedigen. Er setzt sich zusammen aus persönlicher Zuwendung und geldlichen Aufwendungen. Erziehung und Pflege, also persönliche Zuwendung, determinieren den Betreuungsunterhalt,2 monetäre Aufwendungen den Barunterhalt.3 Leben die Eltern in einem Haushalt mit dem Kind zusammen, erfüllen sie dessen Bedarf gemeinsam.4 Trennen sie sich, ist das nicht mehr möglich. Derjenige Elternteil, bei dem das Kind dann lebt, erfüllt seine Unterhaltspflicht fortan allein durch Pflege und Erziehung (§ 1606 Abs. 3 S. 2 BGB).5 Da jedoch beide Elternteile gemeinsam zum vollen Unterhalt verpflichtet sind (§ 1606 Abs. 3 Satz 1 BGB), ergibt sich im Umkehrschluss, dass derjenige Elternteil, bei dem das Kind nicht dauerhaft lebt, regelmäßig zur Erfüllung seiner Unterhaltsverpflichtung Barunterhalt zu zahlen hat (so §§ 1612 Abs. 1 S. 1, 1612a Abs. 1 S. 1 BGB).6 1

Vgl. BGH FamRZ 1988, 159, 161; zur von den Eltern abgeleiteten Lebensstellung BGH FamRZ 1993, 1304; BGH FamRZ 1983, 473. 2 Beide Elternteile sind gemäß Art. 6 GG zur Erziehung und Pflege ihrer Kinder verpflichtet und berechtigt. 3 ������������������������������������������������������������������������������������� Vgl. BGH FamRZ 2006, 99, 101. Barunterhalt kann auch in Form von Naturalunterhalt geleistet werden. Dieser erfasst u. a. die Bereitstellung von Wohnraum. Er ist daher in gewisser Weise dem Barunterhalt gleichzusetzen, er hat einen wirtschaftlichen Charakter. Mit ihm werden vorrangig materielle Bedürfnisse des Kindes befriedigt. 4 Scholz in Wendl/Dose (2011) § 2 Rz. 18. 5 Nach OLG Braunschweig FamRZ 2007, 2004, werden Pflegeleistungen auch dann er­bracht, wenn das Kind längere Zeit im Ausland lebt und der zuvor betreuende Elternteil durch Kommunikation und Fürsorge seine Betreuungsleistung erbringt. Betreuungsunterhalt wird zudem vorbehaltlich einer Ersatzhaftung nach § 1607 Abs. 1 BGB geschuldet, vgl. BGH FamRZ 2000, 358, BGH FamRZ 1980, 994. 6 Das gilt auch für den Fall, dass die Eltern überhaupt noch nicht zusammengelebt haben. Der Leistungsumfang des Barunterhaltspflichtigen basiert auf dessen Nettoeinkommen. Zum Mindestunterhalt bzw. zur Höhe der Eckregelsätze für Kinder siehe BVerfG NJW 2010, 505; Erläuterungen zur Ermittlung des eigenständigen Kinderregelsatzes in BMAS (2009). Barunterhalt kann grundsätzlich nicht durch Naturalunterhalt ersetzt werden, es sei denn, die Eltern sind sich darüber einig, dass eine geschuldete Barunterhaltsleistung ausnahmsweise durch Naturalunterhalt erbracht werden kann, vgl. BGH FamRZ 1987, 58; BGH FamRZ 1985, 584; Scholz in Wendl/Dose (2011) § 2 Rz. 18; zum Unterhaltsbestimmungsrecht bei alleinigem Sorgerecht vgl. OLG Saarbrücken FamRZ 2010, 219.

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Einleitung

Die ursprünglich gemeinsame Unterhaltserfüllung teilt sich nach der elterlichen Trennung somit auf in ihre originären Bestandteile Pflege und Erziehung auf der einen und Barmittel auf der anderen Seite.7 Der betreuende Elternteil ist dann mit dieser Pflege und Erziehung belastet. Damit verbunden ist ein hoher Einsatz individueller Ressourcen.8 Der andere Elternteil zahlt Barunterhalt, wird also nicht persönlich, sondern monetär in Anspruch genommen. Die Höhe des zu zahlenden Kinderunterhalts richtet sich maßgeblich nach der für das Massenphänomen Kindesunterhalt entwickelten Düsseldorfer Tabelle. Diese sieht allein die Barunterhaltspflicht als regelungsbedürftig und -fähig an;9 Betreuungsleistungen werden demgegenüber vorausgesetzt, sie werden qualitativ und quantitativ nicht erfasst. Ihnen wird insbesondere kein Geldwert zugeordnet. 10 7

Nur, wenn der gesamte Bedarf nicht von beiden Elternteilen erbracht wird, muss er ggf. von einem Elternteil allein geleistet werden. Das gilt sowohl für den Betreuenden als auch für den Barunterhaltspflichtigen. Entweder wird der Betreuende dann auch zur Deckung des Barbedarfs des Kindes verpflichtet, oder der Barunterhaltspflichtige muss zusätzlich die Betreuung, ersatzweise die dafür anfallenden Kosten, erbringen. Letzteres kann beispielsweise bedeutsam sein, wenn das Kind im Heim- oder Internat untergebracht ist. 8 Fällt ein betreuender Elternteil z. B. durch Tod aus, ermittelt sich der gesamte Bedarf des minderjährigen Kindes nach dem Einkommen des nicht betreuenden Elternteils und, bezogen auf die vom anderen Elternteil nicht mehr erbrachten Betreuungsleistungen, nach dem erforderlichen Aufwand für die Pflege, Versorgung und Erziehung (Barunterhalt für Betreuungsbedarf ), so OLG Celle DAVorm 1986, 435. Vergleichbar ist dies in gewissem Maße mit der Lebenssituation eines volljährigen Kindes mit eigenem Hausstand. Trotz einer konkreten Zuordnung der jeweiligen Unterhaltsleistungen ist es also auch möglich, dem betreuenden Elternteil bei Leistungsunfähigkeit des Barunterhaltspflichtigen zusätzlich die Erfüllung des Barbedarfs des Kindes aufzuerlegen. 9 Im Mangelfall, also dann, wenn das Einsatzeinkommen zur Zahlung aller Barunterhaltsbeträge unter Berücksichtigung der Rangfolge des § 1609 BGB nicht ausreicht, kann der Zahlbetrag herabgesetzt werden. Einsatzeinkommen definiert den Betrag, der sich aus der Saldierung des angemessenen oder notwendigen Selbstbehalts mit dem Nettoeinkommen ergibt. Betreuungsleistungen bleiben demgegenüber wirtschaftlich neutral. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um die Betreuung von ehelichen Kindern, Stiefkindern oder nur Kindern der Partnerin handelt, die im gemeinsamen Haushalt leben. 10 Dazu Graba FamRZ 1990, 454, 456; Kuhnigk FamRZ 2002, 923, 924, weist darauf hin, dass insofern keine adäquate Annahme von Gleichheit in Geld erfolgt. Auch in Skandinavien erfolgt regelmäßig keine monetäre Berücksichtigung von Betreuungsleistungen, siehe Dopffel (1991) S. 114 m.w.N. Auch im Unterhaltsrecht der Ehegatten und dem Unterhaltsrecht der Mutter aus Anlass der Geburt gem. § 1615l BGB unterbleibt eine geldwerte Erfassung von Betreuungsleistungen gegenüber Kindern. Allerdings wird der gezahlte Kindesunterhalt berücksichtigt. Er mindert das Nettoeinkommen und beeinflusst daher maßgeblich die Höhe des Anspruchs. Bar- und Betreuungsunterhalt werden insofern wirtschaftlich ungleich behandelt. Es besteht also eine inhomogene monetäre Anrechenbarkeit beider Kindesunterhaltsleistungen, dazu Scheiwe (1999) S. 85 ff., 105 ff. Weitere Ungleichbehandlungen lassen sich in den Regelungen zur Begrenzung der eigenen Leistungspflicht und im Umgangsrecht feststellen. Dagegen erfolgt

Einleitung

15

Entscheidende Faktoren für die Unterhaltshöhe sind das Nettoeinkommen und die Anzahl der barunterhaltsbedürftigen Kinder auf Seiten des nicht regelmäßig betreuenden Elternteils. Dessen eigene Versorgungsleistungen, die zum Beispiel regelmäßig bei Umgangskontakten oder Ferienaufenthalten er­bracht werden, bleiben dagegen ohne jeden Einfluss auf den geschuldeten Barunterhalt. Das gilt gleichermaßen für die Betreuung und Versorgung von nicht leiblichen Kindern im eigenen Haushalt, wie sie zum Beispiel bei der zunehmenden Zahl von Patchwork-Familien anzutreffen ist. Auch die persönliche Entlastung des betreuenden Elternteils während der Umgangszeiten des Kindes mit dem barunterhaltspflichtigen Elternteil bewirkt keine eigene, anteilige Barunterhaltspflicht. Einen solchen Perspektivenwechsel beispielsweise mit der Folge alternierender Unterhaltsbeiträge kennt das deutsche Unterhaltsrecht nicht. Das ist unter Berücksichtigung des bestehenden Unterhaltsmodells konsequent. Der geschuldete Barunterhalt bleibt danach, und zwar gänzlich unabhängig von der temporären Übernahme der Betreuung und Versorgung durch den barunterhaltspflichtigen Elternteil, gleich. Beide Leistungsarten stehen sich also starr gegenüber. Sie gelten gleichwohl als gleichwertig.11 Da sie sich allerdings qualitativ und auch hinsichtlich ihrer Quanbeim Kindergeld eine Gleichstellung beider elterlicher Beiträge. Im Umgangsrecht wirken sich dann weder tatsächlich erbrachte noch ersparte Leistungen beider Elternteile auf die Höhe laufender Unterhaltszahlungen aus, mit ihnen verbundene Be- und Entlastungen erfahren keinen wirtschaftlichen Niederschlag. Der Barunterhaltspflichtige muss außerdem nur zahlen, solange er nicht selbst wirtschaftlich gefährdet wird. Differenziert nach Erwerbstätigen und Erwerbslosen erfolgt diese Feststellung anhand von Selbstbehaltssätzen. Für den Betreuungspflichtigen gibt es keine solche Belastungsgrenze. Sie wird weder qualitativ noch quantitativ konkretisiert. Bei Fremdunterbringung eines minderjährigen Kindes wird ausnahmsweise eine monetäre Berücksichtigung von Betreuungskosten auf der Ebene des Gattenunterhalts bejaht, BGH FamRZ 2006, 159. 11 Z. B. Palandt/Brudermüller (2012) § 1606 Rz. 7 f. m.w.N.; MüKo BGB/Born (2012) § 1606 Rz. 25 m.w.N.; trotz der nur fiktiven Gleichwertigkeit von Betreuungs- und Barunterhaltsleistungen, wie sie sich aus § 1606 Abs. 3 Satz 2 BGB ergebe, müsse man eine tatsächliche pauschale pekuniäre Gleichwertigkeit annehmen, wenn das minderjährige Kind bei Dritten untergebracht sei und dort betreut werde, dazu auch bereits BGH FamRZ 2006, 1597, 1598. Die pekuniäre Gleichwertigkeit beider Gesamtunterhaltsbestandteile ergebe sich aus der „unabweisbaren Notwendigkeit, (…) die Bemessung der anteilig zu erbringenden Leistungen zu erleichtern“. Die Kosten für einen Kindergartenplatz trägt der barunterhaltspflichtige Elternteil i.Ü. neben dem Tabellenunterhalt als Mehrbedarf, so BGH FamRZ 2009, 962: Wegen der Neuorientierung am Kinderfreibetrag des § 32 Abs. 6 S. 1 EStG müsse sich die inhaltliche Bestimmung an den §§ 27 ff. SGB XII orientieren, welche die Regelsätze für Kinder in diesem Zusammenhang bestimmten. Danach seien aber Kosten für den Besuch des Kindergartens nicht in den Regelsätzen enthalten. Für die Gleichwertigkeitsentscheidung im deutschen Kindesunterhaltsrecht waren u. a. Thesen der Frauenbewegung von Bedeutung. Gefordert wurde insbesondere die Gleichwertigkeit von Hausarbeit und außerhäuslicher Arbeit. Eine Gleichstellung von Barund Naturalunterhalt hat u. a. Marianne Weber Anfang des 20. Jahrhunderts thematisiert. Sie

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Einleitung

tifizierbarkeit unterscheiden, werden sie als asymmetrisch bezeichnet.12 Durch die Neutralität von Mehr- oder Minderbelastungen bei der Betreuung gerade in Bezug auf den Barunterhalt erscheint die angenommene Gleichwertigkeit des asymmetrischen Unterhaltsmodells aber fraglich. Mit ihr ist jedenfalls keine wirtschaftliche Gleichbehandlung beider Leistungsarten verbunden. Dass eine solche Gleichbehandlung im Rahmen der Gleichwertigkeit sachgerecht sein dürfte, ergibt sich auch aus den Erweiterungen und Veränderungen der Familienmodelle: Neben das traditionelle Modell der Versorgerehe, auf welchem das asymmetrische Unterhaltsmodell maßgeblich basiert, ist ein neues Leitbild beiderseits voll erwerbstätiger Eltern, die Adult Worker Model Family, getreten.13 Der überwiegend betreuende Elternteil wird danach zusätzlich belastet, weil er noch einer Erwerbstätigkeit nachgeht. Dem Modell der Versorgerehe ist eine solche Mehrbelastung in der Person des betreuenden Elternteils, regelmäßig der Mutter, fremd.14 Dennoch ist es bislang noch nicht zu einer rechtlichen Neubefordert die rechtliche Anerkennung einer pekuniären Autonomie von Hausarbeit, Weber (1989); dazu Meder (2010 – Wer zahlt befiehlt). Weber lehnt dabei zwar eine ziffernmäßige Bewertung des Wertes der Hausarbeit ab, da dies weder technisch möglich noch ethisch vertretbar sei, fordert aber jedenfalls eine allgemeine ökonomische Anerkennung i.S.d. Gleichwertigkeit von Bar- und Naturalunterhaltsleistungen. Unterhalt im familienrechtlichen Sinne war aber zunächst nur jener in Form von Geld- oder Sachleistungen, nicht jedoch die Pflege, Erziehung und Betreuung von Kindern, dazu Graba FamRZ 1990, 454, 455. Gefordert wurde in Anlehnung an das schwedische Recht, auch in das BGB eine Bestimmung aufzunehmen, wonach die Arbeit im Hauswesen dem Erwerb von Geld oder sonstiger Arbeit gleichgestellt sei; Nachweise insbesondere zu Lüders bei Meder (2010 – Wer zahlt befiehlt) S. 35. Das wurde schließlich 1953 durch die Rechtsprechung des BVerfG zum Gleichberechtigungsgesetz umgesetzt, siehe BVerfGE 17, 1; BGH NJW 1953, 619; BGH FamRZ 1957, 92. 12 Dem asymmetrischen Unterhaltsmodell liegt indes nur die Fiktion einer Gleichwertigkeit i.S.v. Proportionalität zugrunde; ausführlich dazu Martiny (2000), Bd. I, S. 323 ff. Der BGH hat zu dieser Gleichwertigkeit im Rahmen von § 1606 Abs. 3 S. 2 BGB die Formel der typisierenden Wertung für den Regelfall entwickelt, BGH FamRZ 1982, 779, 780. 13 Meder (2010 – Wer zahlt befiehlt) S. 25 ff.; Meder (2010 – Grundprobleme) S. 64. Ausdruck findet das neuere familiäre Leitbild auch in der legislativen Stärkung der Eigenverantwortung von geschiedenen Ehegatten i.S.v. § 1569 BGB. Unbegrenzt fortwirkende eheliche Verantwortung durch Unterhaltszahlungen soll beschränkt werden, beide Gatten werden angehalten, sich grundsätzlich allein zu unterhalten. Darüber hinaus zeigt sich ein neues Familienmodell auch in der Änderung der Rangfolge gem. § 1609 BGB, wonach vorrangig minderjährige und privilegierte volljährige Kinder unterstützt werden sollen, Ehegatten wurden herabgestuft. 14 Das findet auch in der Genese von § 1606 Abs. 3 S. 2 BGB seinen Niederschlag: Von 1969 bis 1998 war dort noch ausschließlich die Mutter genannt, welche durch Pflege und Erziehung ihren Unterhaltsbeitrag für das Kind zu erbringen hatte. Erst zum 1. Juli 1998 änderte der Gesetzgeber die Formulierung in die noch heute aktuelle Fassung, wonach „die Mutter“ durch „der Elternteil, der ein minderjähriges unverheiratetes Kind betreut“ ersetzt wurde. Allerdings erfolgte durch diese geschlechtsneutrale Fassung von bedarfsdeckenden Betreuungsleistungen

Einleitung

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wertung von elterlichen Kindesunterhaltsleistungen gekommen.15 Das deutsche Recht bewahrt daher ein Kindesunterhaltsmodell, welches sich an einem in den Hintergrund tretenden Familienmodell orientiert.

Kapitel 2: Teilsymmetrisches Unterhaltsmodell Englands Anders als in Deutschland erfolgt in England bei der Ermittlung der Höhe des Kindesunterhalts eine wirtschaftliche Berücksichtigung von Betreuungsleistungen.16 Das gilt vor allem im Rahmen eines im Jahr 1993 eingeführten behördlichen Unterhaltsfestsetzungsverfahrens, für welches zunächst eine dazu eigens keine Neubewertung im Schnittfeld zum Ehegattenunterhalt, dort wird die wirtschaftliche Inhomogenität von Bar- und Betreuungsleistungen unverändert fortgeführt. 15 Graba hat schon 1990 aus § 1606 Abs. 2 BGB gefolgert, die Unterhaltslast gerecht auf beide Elternteile zu verteilen und insoweit einen Haftungsanteil für die Betreuung anzunehmen, Graba FamRZ 1990, 454, 458. Als Lösung dieses Konkordanzproblems schlägt Klinkhammer vor, den Gesamtbedarf des minderjährigen Kindes nach dem Gesamteinkommen der Eltern zu bestimmen und folglich bei der Berechnung von Unterhaltsansprüchen auf der Elternebene auch einen Abzug monetär bewerteter Betreuungsleistungen bei dem anderen Elternteil vorzunehmen, Klinkhammer in Wendl/Dose (2011) § 2 Rz. 206 f. Alternativ könnte ein wirtschaftlicher Betreuungswert angenommen werden, der sich zur Höhe an dem bezifferbaren Barunterhalt, ausgehend vom Nettoeinkommen des Barunterhaltspflichtigen als Maß für die ehelichen Verhältnisse, orientiert, oder einfach, wie der Mindestunterhalt, festgesetzt wird. Dazu könnte auf die Mindestunterhaltsbeträge der jeweiligen Altersstufe abgestellt werden. Kuhnigk präferiert, die höchsten Sätze der Düsseldorfer Tabelle nach der jeweiligen Altersgruppe für den Gesamtbedarf minderjähriger Kinder zugrunde zu legen, Kuhnigk FamRZ 2002, 923, 927. Ähnlich wie bei privilegierten volljährigen Kindern kann nach Born FamRZ 2006, 1597, 1600, auch eine anteilige Barunterhaltspflicht angenommen werden. In Betracht zu ziehen wäre auch, die Rechtsprechung des BGH bei Fremdbetreuung und Vorversterben eines Elternteils, also Verdopplung des sich aus dem Einkommen des Barunterhaltspflichtigen allein ergebenden Tabellenunterhalts, auf die pekuniäre Bewertung des erbrachten Betreuungsunterhalts zu übertragen. Letztlich könnten außerdem die diskutierten Eckregelsätze nach der Entscheidung des BVerfG NJW 2010, 505, für eine Neuorientierung im Kindesunterhaltsrecht herangezogen werden, um beispielsweise Betreuungsleistungen standardisiert wirtschaftlich zu bewerten und so auch im Recht des Ehegattenunterhalts zu etablieren (das BVerfG fordert u. a. eigenständige Kinderregelsätze, die sich nicht vom Haushaltsvorstand ableiten, um Kinderarmut zu verhindern, vgl. dazu auch die Erläuterungen zur Ermittlung des eigenständigen Kinderregelsatzes, BMAS (2009). Hierdurch würden reale Betreuungssituationen mit den damit unmittelbar verbundenen wirtschaftlichen Dimensionen nivelliert, mithin der Aufwand für die tatsächliche Versorgung und Betreuung von Kindern auch in rechtlicher Hinsicht geldwert adäquat kompensiert. Dies entspräche auch dem sozialrechtlichen Ansatz bei Leistungen zur Grundsicherung in Form der Bedarfsgemeinschaft. Insgesamt könnte damit den geänderten Lebensumständen und Leitbildern moderner Familien Rechnung getragen werden. 16 Siehe Martiny (2000), Bd. I, S. 353 f. m.w.N.

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eingerichtete Behörde, die Child Support Agency, zuständig war.17 Im Dezember 2012 hat neben ihr eine neue Unterhaltsbehörde ihre Arbeit begonnen, der Child Maintenance Service. Er wird künftig ausschließlich für alle neuen Unterhaltsverfahren zuständig sein, die Child Support Agency nur noch für Verfahren, die nach älteren Unterhaltsrichtlinien zu entscheiden sind. 1. Besonderheiten des behördlichen Berechnungsmodells Seit dem Jahr 2008 nahm die Child Support Agency ihre Kernaufgabe, die Festsetzung von Kindesunterhalt, als Teil der neu eingeführten Child Maintenance Enforcement Commission wahr. Deren Aufgabe war es, das Beratungsangebot von Eltern im Zusammenhang mit Unterhaltsfragen ihrer Kinder auszuweiten. Ergänzend wurde von ihr dazu eine weitere, ebenfalls der Child Maintenance Enforcement Commission angehörige Behörde geschaffen: Die Child Maintenance Options. Sie wurde erste Anlaufstelle der Eltern, wenn der Kindesunterhalt geregelt werden musste. Ihre Hauptaufgabe war die persönliche Beratung der Eltern zu allen Fragen des Kindesunterhalts. Das beinhaltete insbesondere die Berechnung der Unterhaltshöhe sowie die bestehenden Möglichkeiten zu dessen Festsetzung. Ergänzt wurde dieses individuelle Beratungsangebot durch kostenlose Broschüren und Formulare, die auch über die Internetseiten der Child Maintenance Enforcement Commission herunterladbar waren. Die Zahl von Unterhaltsvereinbarungen auf der Elternebene erhöhte sich aufgrund der Tätigkeit der Child Maintenance Options seit dem Jahr 2008 deutlich. Konsequenz dieser Zunahme war auf der anderen Seite ein Rückgang der Festsetzungsverfahren bei der Child Support Agency.18 Im Juli 2012 wurde die Child Maintenance Enforcement Commission von Seiten der Regierung aufgelöst und an ihre Stelle die Child Maintenance Options gesetzt. Sie unterstand jetzt unmittelbar dem Ministerium für Arbeit und Renten. Mit Einführung neuer Richtlinien der Regierung für die Festsetzung von Kindesunterhalt am 10. Dezember 2012, Child Support Maintenance Calculation Regulations 2012, die derzeit noch erprobt werden,19 wurde zudem ein neuer Child 17 Rechtliche Grundlagen sind die Child Support Acts 1991 und 1995, der Child Support Pensions and Social Security Act 2000 und zuletzt der Child Maintenance and Other Payments Act 2008. Der Kindesunterhalt kann in England allerdings auch durch den Child Maintenance Service und zudem gerichtlich festgesetzt werden; die Gerichte sind außerdem befugt, konsensuale Unterhaltsvereinbarungen der Eltern zu protokollieren. 18 Dieser Rückgang soll auch in den teilweise recht langen Verfahrensdauern begründet sein, siehe Amos FamRZ 2012, 500, 501. 19 Diese Richtlinien werden voraussichtlich im Jahr 2013 erneut angepasst, wobei sie sich in ihren Grundmustern und Berechnungsmodellen nicht signifikant von den bisherigen unterscheiden werden, siehe https://www.gov.uk/government/uploads/system/uploads/ attachment_data/

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Maintenance Service eingerichtet. Er soll künftig anstelle der Child Support Agency die Festsetzung von Kindesunterhalt nach den 2012er Richtlinien vornehmen. Während der Erprobungsphase übernimmt der Child Maintenance Service zunächst nur eine geringe Anzahl von neuen Festsetzungsverfahren, im Übrigen bleibt die Child Support Agency zuständig.20 Bei positivem Verlauf der Erprobung der neuen Richtlinien einschließlich der behördlichen Abläufe wird die Child Support Agency künftig nur noch für Unterhaltsfestsetzungen nach den älteren Richtlinien zuständig sein.21 Die vorliegende Arbeit wurde Ende November 2012 fertig gestellt und basiert daher trotz der nachträglich ergänzten Hinweise zur neuen Rechtslage ab Dezember 2012 ausschließlich auf den Richtlinien und Berechnungsmodellen der Child Support Agency, die vor der Rechtsänderung im Dezember 2012 galten.22 Grundlage der Berechnung ist die gesetzlich vorgesehene Barunterhaltspflicht des ein gemeinsames Kind nicht regelmäßig betreuenden Elternteils, aktuell der sogenannte paying parent, zuvor hieß er Non-resident parent oder Parent without the main day-to-day care.23 Anspruchsberechtigt sind sowohl eheliche als auch nichteheliche Kinder. Ihre unterhaltsrechtliche Gleichbehandlung fußt auf dem Family Reform Act des Jahres 1987, durch welchen die Jahrhunderte alte rechtliche Inkongruenz von ehelichen und nichtehelichen Kindern aufgehoben wurde.24

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file/183257/child-support-miscellaneous-amendments-regs-consultation.pdf.pdf, Stand 17.5.2013; zum aktuellen Regierungsentwurf siehe https://www.gov.uk/government/uploads/ system/uploads/attachment_data/file/183258/ child-support-miscellaneous-amendmentsregs-2013.pdf.pdf, Stand 17.5.2013. http://www.cmoptions.org/en/faqs/section4.asp, Stand 18.5.2013. https://www.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/183257/ childsupport-miscellaneous-amendments-regs-consultation.pdf.pdf, Stand 17.5.2013. Zum Zeitpunkt der Fertigstellung dieser Arbeit waren die 2012er Richtlinien noch nicht in Kraft getreten und die partielle Übertragung darauf basierender Unterhaltsfestsetzungen auf den Child Maintenance Service zur Erprobung ihrer Praktikabilität und Anwendungsgeeignetheit nicht abschließend geklärt. In Abänderung der Terminologie des Child Support Acts 1991 hießen Elternteile, bei denen die Kinder ihren Lebensmittelpunkt haben, seit der Gesetzesnovelle in 2008 nicht mehr nur Parent with care, sondern auch Parent with main day-to-day care. Seit Einführung der Child Support Maintenance Calculation Regulations 2012 bezeichnet man ihn als receiving parent. Der Non-resident parent hieß alternativ Parent without the main day-to-day care, seit Einführung der Child Support Maintenance Calculation Regulations 2012 wird er als paying parent bezeichnet. Zum Zwecke darstellerischer Transparenz und Einheitlichkeit verwende ich fortan nur die ursprünglichen Begriffe Parent with care und Non-resident parent. Dazu Ellger (1994) S. 390 f., 439 f.; insbesondere zum Unterhaltsrecht und der Gleichstellung ehelicher und nichtehelicher Kinder Ellger (1994) S. 437 f. Gerade die neuen wissenschaftlichen Möglichkeiten, genetische Vaterschafstests durchzuführen, verdrängten die bis dahin erforderlichen Anhörungen und Beweiserhebungen. Zur Entwicklung des Kindesunterhaltsrechts aus Armenhilfesicht, insbesondere politische Aspekte beleuchtend, siehe Hendrick (1994).

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Die Unterhaltshöhe richtet sich nach dem Einkommen des Non-resident parent. Die Child Support Agency geht von dessen Nettoeinkommen aus und beziffert den Barunterhalt sodann anhand von vier einkommensabhängigen Berechnungsmodellen, der Child Maintenance Service ermittelt zunächst das Bruttoeinkommen und unterscheidet dann sogar fünf solcher formelhaften Modelle. Durch den Child Maintenance Service erfolgt, anders als bei der Child Support Agency, zudem automatisch eine jährliche Überprüfung des Einkommens des Non-resident parent, indem dessen Einkommen u. a. bei der dafür zuständigen staatlichen Finanzbehörde Her Majesty’s Revenue and Customs abgefragt wird. In Abhängigkeit davon kann der Child Maintenance Service automatisch Anpassungen der Unterhaltshöhe vornehmen. Künftig sollen für diesen derzeit noch kostenfreien Service auch Gebühren anfallen.25 Der Kindesunterhalt wird im Rahmen der Berechnungsmodelle entweder quotal beziffert oder statisch als sogenannte flat rate festgesetzt. In besonderen Ausnahmefällen kann er auch ganz entfallen. Neben dem Einkommen wirken indes noch andere Faktoren auf die Berechnung ein. Dabei handelt es sich beispielsweise um die Zahl weiterer barunterhaltsbedürftiger Kinder oder die Häufigkeit von Umgangskontakten einschließlich Übernachtungen. Auch Betreuungsleistungen des Non-resident parent für Kinder, die in seinem Haushalt leben, werden, anders als in Deutschland, wirtschaftlich berücksichtigt. Es ist dabei ohne Belang, ob das im Haushalt betreute Kind ein leibliches Kind, ein Stiefkind oder ein im gemeinsamen Haushalt lebendes Kind der Partnerin ist.26 Das weicht signifikant vom deutschen Recht ab. Die Höhe des Barunterhalts für Kinder hängt in England also neben dem Einkommen auch von Betreuungs- und Versorgungsleistungen des Non-resident parent ab. Sie entlasten den Non-resident parent in wirtschaftlicher Hinsicht. Ein besonders zu beachtender Aspekt des englischen Kindesunterhaltsmodells ist somit die maximale Standardisierung der Unterhaltsberechnung. Auf den Internetseiten des zuständigen Arbeits- und Rentenministeriums steht sogar ein Programm zur Verfügung, das nach Eingabe aller erforderlichen Parameter den geschuldeten Unterhalt konkret berechnet.27 Die Anwender erhalten dadurch schnell ein den aktuellen Berechnungsformeln entsprechendes Ergebnis. Auffällig bei der Berechnung des Kindesunterhalts in England sind nach alledem vor allem zwei Besonderheiten: Die standardisierte Reduzierung von Barunterhalt durch eigene Betreuungsleistungen, beispielsweise aufgrund von Umgangskontakten, und die grundsätzliche Einbeziehung nicht leiblicher Kinder als 25 http://www.cmoptions.org/en/other-arrangements/statutory-service.asp, Stand 17.5.2013. 26 Diese Besonderheiten wurden gleichlautend in die 2012er Richtlinien übernommen. 27 https://www.gov.uk/calculate-your-child-maintenance, Stand 18.5.2013.

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sogenannte relevant other children in die Unterhaltsberechnung. Damit besteht in England aber kein striktes asymmetrisches Unterhaltsmodell wie in Deutschland, sondern – aufgrund der wirtschaftlichen Relevanz von Betreuungsleistungen unter Einbeziehung nicht leiblicher Kinder – ein eher teilsymmetrisches. Barunterhaltslasten werden dabei durch als gerecht empfundene Anpassungen reduziert. In der Geschichte des englischen Kindesunterhaltsrechts finden sich allerdings nur in Bezug auf die Einbeziehung nicht leiblicher Kinder Anknüpfungspunkte. Bezogen auf die Anrechnung von Betreuungsleistungen auf den Barunterhalt gibt es sie nicht. Ausgangspunkt einer direkten Verbindung zum aktuellen Unterhaltsmodell in Bezug auf die Einbeziehung nicht leiblicher Kinder dürfte der Einheitsgedanke der one-person-doctrine sein, wonach der Ehemann aufgrund der Heirat auch nicht leibliche Kinder in seinem Haushalt versorgen musste. Die weitere Entwicklung ihrer Einbeziehung in das englische Kindesunterhaltsrecht ist dann jedoch sehr uneinheitlich, gleichwohl kann sie bis zum aktuellen Modell aufgezeigt werden. Besonders schwierig für die Rekonstruktion dieses Verlaufs war der Umstand, dass drei verschiedene Rechtsgebiete involviert waren. 2. Vor dem Child Support Act 1991: Forderungen nach Reformen Neben dem Familienrecht beinhalteten auch das Poor Law und Bastardy Law Unterhaltsansprüche von Kindern. Ihre jeweiligen rechtlichen Voraussetzungen unterschieden sich allerdings erheblich, auch im Hinblick auf die Unterhaltshöhe. Das wurde u. a. durch den im Jahr 1974 veröffentlichten Finer-Report28 bemängelt und im Rahmen einer Studie der englischen Regierung mit dem Titel Children come first29 aus dem Jahr 1990 erneut kritisiert. Beide Untersuchungen forderten nachhaltige Reformen des Kindesunterhaltsrechts. Insbesondere durch den Finer-Report wurden intensive Diskussionen ausgelöst, die der Verabschiedung des Reformgesetzes Child Support Act 1991 und der Einführung der Child Support Agency vorausgingen. a. Finer-Report Der Finer-Report wurde vom englischen Sozialministerium im Jahr 1969 in Auftrag gegeben, die dazu eingerichtete Untersuchungskommission von Sir Morris Finer geleitet. Morris Finer war ein angesehener Rechtsanwalt und wurde 1972 zum Richter ernannt. Die Aufgabe seiner Kommission war die Dokumentation der wirtschaftlichen Situation allein erziehender Mütter in England. Dazu wur28 Morris Finer, Report of the Committee on One parent Families (1974). 29 Lord Chancellor of England u. a., Children come first (1990).

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den große Mengen an empirischen Daten ermittelt und ausgewertet: Es gab am Ende des Jahres 1971 insgesamt 238.000 allein erziehende Mütter. Ihnen standen 520.000 Familien gegenüber, die staatliche Unterstützungsleistungen erhielten. 200.000 dieser Familien wurden ausschließlich durch die Leistungen des Staates unterstützt, sie verfügten über kein eigenes Einkommen.30 Durch die ausführliche Analyse der Lebensumstände allein erziehender Mütter wurden im Finer-Report die Auswirkungen des geltenden Bastardy Law, also des Rechts der nichtehelichen Kinder, und des Poor Law, des Armenhilferechts, herausgearbeitet. Neben der Unterscheidung und Ungleichbehandlung von ehelichen und nichtehelichen Kindern, die kritisiert wurde, stellte die Kommission erhebliche Defizite in deren wirtschaftlicher Unterhaltung fest. Ursächlich dafür sei vor allem, so der Finer-Report, dass gerade allein erziehende Mütter Schwierigkeiten hatten, die Betreuung der Kinder und die Ausübung einer Erwerbstätigkeit miteinander zu kombinieren. Ohne staatliche Unterstützung oder Unterhaltszahlungen des Vaters seien sie schlicht nicht in der Lage, sich und die Kinder angemessen zu versorgen. Aber auch, wenn sie Unterhaltsansprüche gerichtlich festsetzen lassen konnten, war es nicht einfach, diese auch zu erhalten: Mütter mussten jede Woche persönlich zur Auszahlungsstelle des zuständigen Gerichts und den Betrag bar in Empfang nehmen. Hierdurch wurde nicht nur die Ausübung einer Erwerbstätigkeit erschwert, sondern es entstanden in den regelmäßig schon sehr beengten wirtschaftlichen Verhältnissen auch noch zusätzliche Fahrtkosten. Es sei außerdem sehr mühevoll, für diese wöchentlichen Zahlungen anzustehen. Das Fazit der Kommission fiel nach alledem ernüchternd aus: Das in England bis zum Ende der 1960er Jahre bestehende System des Kindesunterhalts werde den Ansprüchen von Kindern nicht gerecht. Die aufgezeigten Defizite waren dramatisch. Dem Gesetzgeber wurde u. a. vorgeworfen, auf die Veränderungen der Familienstrukturen und familiärer Leitbilder sowie die Zunahme allein erziehender Elternteile nicht reagiert zu haben. Dadurch seien weiterhin gravierende Unterschiede in den Anspruchsvoraussetzungen von ehelichen und nichtehelichen Kindern vorhanden: Unterhaltszahlungen für eheliche Kinder seien nur in Abhängigkeit vom Unterhaltsanspruch der Mutter möglich. Für nichteheliche Kinder könnten Unterhaltszahlungen zwar unabhängig vom Unterhaltsanspruch der Mutter erlangt werden, der Höhe nach seien die Unterhaltszahlungen jedoch gesetzlich vorgegeben und so unabhängig vom Einzelfall. In Anbetracht der tatsächlich erforderlichen Kosten zur Unterhaltung fielen diese Beträge sehr gering aus. Häufig müssten daher Armenhilfeleistungen beansprucht werden. Diese wurden dann von der zuständigen Gemeinde erbracht, welche allerdings vom Putativvater Ersatz ihrer Aufwendungen verlangen konnte. Der Finer-Report emp30 Finer Report (1974), Vol. I, S. 244 f.

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fahl deshalb, einen Mindestunterhalt für Kinder festzusetzen.31 Diese Guaranteed Maintenance Allowance erschien dem Finer-Komitee sinnvoll und erstrebenswert, sie sollte allen allein erziehenden Elternteilen unabhängig von ihrem Familienstatus zur Verfügung stehen, und zwar als Alternative zu Zahlungen im Rahmen der staatlichen Mindestunterstützung (Supplementary Benefits). Außerdem sollten allein erziehende Mütter von den beschwerlichen Gerichtsgängen befreit werden; Unterhaltszahlungen sollten vielmehr durch eine Unterstützungskasse erbracht werden. Dieser müsse die Kompetenz eingeräumt werden, die jeweiligen Unterhaltszahlungen selbst festzusetzen und gegenüber dem Vater im Falle der Nichtzahlung zu vollstrecken.32 Trotz der vehementen Kritik im Finer-Report am bestehenden Unterhaltsrecht reagierte der englische Gesetzgeber darauf zunächst jedoch nicht. Die damit verbundenen Kosten seien, so die damalige Labour-Regierung, nicht kalkulierbar, im Übrigen habe man grundsätzliche Bedenken gegenüber dem vorgeschlagenen Mindestunterhalt.33 b. Regierungsstudie Children come first Im Jahr 1990 wurde eine weitere Studie zum Kindesunterhaltsrecht unter dem Titel Children come first34 veröffentlicht. Auftraggeber war die englische Regierung. Ihre Ergebnisse lösten letztlich die Reform des Kindesunterhaltsrechts durch den Child Support Act 1991 aus. In der Studie wurde das geltende Kindesunterhaltsrecht als zu ermessensorientiert, in gewisser Weise beliebig und, wie auch schon im Finer-Report attestiert, insgesamt als unbrauchbar bezeichnet. Es sei ursächlich für widersprüchliche und vornehmlich auf Ermessen gestützte Entscheidungen. Die Kritik fiel deutlich aus: “The present system of maintenance is unnecessarily fragmented, uncertain in its results,

slow and ineffective. It is based largely on discretion. The system is operated through the … Courts … and the … Department of Social Security. The cumulative effect is uncertainty and inconsistent decisions about how much maintenance should be paid”.35

31 Finer Report (1974), Vol. I, S. 501 f. 32 Finer Report (1974), Vol. I, S. 491 f. 33 Ausführlich dazu Cretney (2005) S. 741 ff. Auch die im Finer Report vorgeschlagene Einrichtung von spezialisierten Familiengerichten wurde zunächst abgelehnt, jedoch 15 Jahre später durch den Children Act 1989 umgesetzt, siehe Evans (2006) S. 7. Eine eher sozialrechtlich motivierte Studie wie der Finer Report fand so Jahrzehnte später ihren Niederschlag im englischen Kindesunterhaltsrecht. 34 Lord Chancellor of England u. a., Children come first (1990). 35 Lord Chancellor of England u. a., Children come first (1990) S. i.

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Gefordert wurde daher ein überwiegend ermessensfreies Verfahren für Unterhaltsansprüche ehelicher und nichtehelicher Kinder. Das Kindesunterhaltsrecht sollte klar strukturiert sein und Unterhaltsbeträge möglichst transparent festlegen. Infolge dessen wurde durch den Child Support Act 1991 die Child Support Agency eingeführt, die am 5. April 1993 ihren Betrieb aufnahm. Die englische Regierung führte damit ein standardisiertes behördliches Unterhaltsfestsetzungsverfahren ein, wodurch das Recht des Kindesunterhalts grundlegend reformiert wurde. 3. Besonderheiten der Berechnung von Kindesunterhalt nach 1991 Wesentliche Elemente dieses im Jahr 1991 eingeführten Berechnungsverfahrens der Child Support Agency sind trotz zwischenzeitlicher Gesetzesänderungen bis heute für den Kindesunterhalt maßgeblich. Sie zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass Betreuungs- und Versorgungsleistungen zur Berechnung des Barunterhalts mittels mathematischer Formeln im Rahmen von Berechnungsmodellen wirtschaftlich dimensioniert werden. Unter Berücksichtigung des deutschen asymmetrischen Modells gibt es in England dabei zwei Besonderheiten: Die Einbeziehung von nicht leiblichen Kindern bei der Unterhaltsberechnung und die Anrechnung von Betreuungsleistungen auf den Barunterhalt. a. Einbeziehung von nicht leiblichen Kindern Das im Hinblick auf die heutige Teilsymmetrie eher periphere Element, die Einbeziehung von nicht leiblichen Kindern in die Unterhaltsberechnung, war nicht Gegenstand der Kritik im Vorfeld des Child Support Act 1991. Anlass dazu hätte aber sehr wohl bestanden, denn Kontroversen zu den dahinterstehenden Unterhaltspflichten gegenüber nicht leiblichen Kindern durchzogen die lange Geschichte des englischen Kindesunterhaltsrechts. Neben dem Family Law waren sowohl das Poor Law als auch das Bastardy Law involviert. Alle drei Rechtsgebiete sahen in sehr unterschiedlicher Weise Unterhaltsverpflichtungen für nicht leibliche Kinder vor: Der Poor Law Amendment Act aus dem Jahr 1834 verpflichtete Ehemänner beispielsweise erstmals, Stiefkinder zu unterhalten; das Family Law sah dagegen grundsätzlich nur Unterhaltsansprüche ehelicher Kinder vor. Die außerhalb des Family Law angenommenen Unterhaltspflichten gegenüber Stiefkindern gingen wesentlich auf die sogenannte Einheitstheorie nach Common Law, auch one-person-doctrine genannt, zurück.36 Danach übernahm der Mann mit der Heirat auch die Verpflichtung, für die Kinder seiner Frau zu sorgen. Nach der darauf basierenden Rechtsprechung waren seit Beginn des 17. Jahrhunderts alle mit 36 Zur one-person-doctrine siehe Meder (2013) S. 173 f.

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in die Ehe gebrachten Kinder unterhaltsberechtigt. Durch den Married Women Act im Jahr 1886 erfolgte, gut 50 Jahre nach dem Poor Law Amendment Act 1834, die Aufnahme dieser Verpflichtung in ein Familienrechtsgesetz. Das wurde durch den Summary Jurisdiction (Married Woman) Act 1895 konsequent fortgeführt. Im Jahr 1902 leitete der Court of Appeal, das Berufungsgericht in Familiensachen mit Sitz in London, in dem Verfahren Hill v Hill37 aus dem Summary Jurisdiction (Married Woman) Act 1895 sogar eine eigenständige Barunterhaltspflicht des Ehemannes nach der Trennung für dessen Stiefkinder ab. Diese Entscheidung brach mit der bis dahin herrschenden Meinung, wonach die Unterhaltspflicht des Ehemannes für seine Stiefkinder auf die Zeit des gemeinsamen Zusammenlebens beschränkt sein müsse. Zur Begründung nahm das Berufungsgericht auf die bereits aus dem Poor Law bekannte Unterhaltsverpflichtung gegenüber Stiefkindern Bezug und projizierte diesen Gedanken in das Family Law. In beiden Rechtsgebieten waren zuvor bereits nichteheliche Kinder bezogen auf Naturalunterhaltsansprüche mit ehelichen Kindern gleichgestellt worden. Durch die Rechtsprechung in Sachen Hill v Hill folgte sodann auch deren wirtschaftliche Gleichbehandlung nach der Trennung der Eheleute in Form von Barunterhaltsansprüchen. Der Schritt zu einer wirtschaftlichen Berücksichtigung von Versorgungsleistungen für nicht leibliche Kinder bei der Berechnung von Barunterhaltsansprüchen gegenüber nicht im eigenen Haushalt lebenden Kindern war daraufhin nicht mehr allzu groß. Zwar wurde diese Fragestellung erst durch die Zunahme von Patchwork-Familien und den u. a. im Finer-Report kritisierten Lebensumständen allein erziehender Mütter im 20. Jahrhundert aktuell. Gleichwohl erscheinen die gesetzlichen Anordnungen im 19. Jahrhundert und die darauf basierenden Gerichtsentscheidungen wie zum Beispiel in Hill v Hill für die heutige Einbeziehung von Versorgungsleistungen für nicht leibliche Kinder in die Unterhaltsberechnung vorbildhaft. In ihnen kommt ein wichtiger Gedanke dieses für die Teilsymmetrie prägenden Elements zum Ausdruck. Hintergründe und Folgen der Reformgesetze des 19. Jahrhunderts sowie der auf sie beruhenden Rechtsprechung werden deshalb im 2. und 3. Teil dieser Arbeit ausführlich untersucht. b. Anrechnung von Betreuungsleistungen auf den Barunterhalt Aus der Annahme von Natural- und später auch Barunterhaltspflichten des Stiefvaters gegenüber Stiefkindern entwickelte sich aber nicht nur eine grundsätzliche monetäre Berücksichtigung von Betreuungs- und Versorgungsleistungen in Bezug auf nicht leibliche Kinder, sondern auch in Bezug auf eigene leibliche Kinder: Insgesamt werden aktuell alle elterlichen Betreuungs- und Versorgungsleistungen für 37 Hill v Hill (1902) P. 140.

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Kinder im eigenen Haushalt auf die Höhe des selbst geschuldeten Barunterhalts für ein nicht dauerhaft im eigenen Haushalt lebendes Kind angerechnet. Das bildet den Schwerpunkt der heutigen Teilsymmetrie. Die Anrechnung von Betreuungsund Versorgungsleistungen erfolgt dabei in zweierlei Hinsicht: Zum einen reduzieren sie zum Beispiel bei Übernachtungen anlässlich von Umgangskontakten den für das Kind geschuldeten Barunterhalt. In diesem Fall sind die monetären Auswirkungen von Betreuungs- und Versorgungsleistungen auf dasselbe Kind bezogen. Zum anderen können Betreuungs- und Versorgungsleistungen für ein Kind im eigenen Haushalt aber auch zu reduziertem Barunterhalt für ein anderes Kind führen, welches beim Parent with care lebt. Es besteht also ein zweites Abhängigkeitsverhältnis, welches durch einen Fremdbezug der Versorgungsleistung gekennzeichnet ist. Sowohl Selbst- als auch Fremdbezug sind demnach wesentliche Kennzeichen der aktuellen Teilsymmetrie. Beide resultieren unmittelbar aus den Reformdebatten zum Child Support Act 1991; bis dahin gab es im englischen Kindesunterhaltsrecht einschließlich Poor Law und Bastardy Law noch keine Regelungen, welche die Höhe des Barunterhalts für Kinder von Umgangskontakten (Selbstbezug) oder weiteren Betreuungsund Versorgungsleistungen (Fremdbezug) abhängig gemacht haben. Die Gründe dafür waren vielfältig. Beispielsweise bestanden für Mütter bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts noch keine Barunterhaltspflichten gegenüber ihren ehelichen Kindern. Es gab folglich auch noch kein für das heutige Unterhaltsmodell relevantes Abhängigkeitsverhältnis. Dieses fehlte auch in Bezug auf Stiefväter nach der Trennung der Eheleute: Stiefväter konnten zwar nach der Trennung noch barunterhaltspflichtig sein, betreuten und versorgten aber ihr Stiefkind dann nicht mehr, es fanden auch regelmäßig keine Umgangskontakte mehr statt. Folglich war auch keine Anrechnung auf den Barunterhalt möglich. Außerdem war die Zahl von wiederverheirateten Eheleuten in Form von Patchwork-Familien aufgrund der enormen Voraussetzungen für eine Ehescheidung einschließlich dafür aufzubringender Kosten gering. Dementsprechend gab es ebenfalls keine gegenüberzustellenden oder gar zu saldierenden Leistungen. Dennoch standen sich Barunterhaltspflichten auf der einen und Betreuungs- und Versorgungsleistungen auf der anderen Seite schon jahrhundertelang gegenüber. Ihre aktuellen rechtlichen Dimensionen sind insofern zwar reformativ, gleichwohl stehen sie aber in einem dogmatischen Zusammenhang insbesondere mit der Annahme von Unterhaltsverpflichtungen gegenüber allen Kindern der Familie. Demzufolge können die präreformativen gesetzlichen Regelungen sowie gerichtlichen Auslegungen von Barunterhalt und Betreuungsleistungen wichtige Hinweise auf Vorbilder für den aktuellen Selbst- und Fremdbezug liefern.

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4. Rechtsgeschichtliche Grundlagen Barunterhalt und Betreuungsleistungen, die beiden zentralen Unterhaltskategorien, haben sich in den drei maßgeblichen Rechtsgebieten Bastardy Law, Poor Law und Family Law allerdings sehr unterschiedlich entwickelt. Daher müssen ihre jeweiligen intradisziplinären Besonderheiten herausgearbeitet werden. Kindesunterhalt im Family Law konnte beispielsweise nur in Abhängigkeit eines eigenen Unterhaltsanspruchs der Kindesmutter verlangt werden; die Höhe wurde dabei einzelfallbezogen festgesetzt. War demnach Barunterhalt für ein Kind geschuldet, sollten damit idealiter die Kosten für dessen Versorgung bestritten werden. Dazu war eine Orientierung am Einkommen und Vermögen der Eheleute vorgesehen. Im Bastardy Law diente der Barunterhalt demgegenüber der bloßen Existenzsicherung des Kindes. Der Anspruch war, anders als im Family Law, nur von der Feststellung der Vaterschaft abhängig. Die Unterhaltshöhe war gesetzlich vorbestimmt und gänzlich unabhängig von den Einkommens- und Vermögensverhältnissen des leiblichen Vaters. Im Hinblick auf Betreuungs- und Versorgungsleistungen wichen die Regelungen in den drei Rechtsgebieten ebenfalls voneinander ab: Väter nichtehelicher Kinder hatten zum Beispiel grundsätzlich keine solche Pflichten. Anderes galt für Stiefväter, denen Versorgungspflichten während des Zusammenlebens und sogar Barunterhaltspflichten nach der Trennung auferlegt wurden. Getrennt lebende oder geschiedene Ehefrauen durften ihre Kinder wiederum, mit Ausnahme der Zustimmung ihres Mannes, nur nach Übertragung des Sorgerechts auf sie betreuen. Demgegenüber waren sie aber selbst nicht zum Barunterhalt verpflichtet, wenn der Vater das Kind betreute; für die Kosten der Versorgung erhielt der Vater von der Mutter also keinerlei Ausgleichszahlungen. Die drei Rechtsgebiete traten darüber hinaus auch miteinander in Kontakt: Beispielsweise gab es Unterhaltsleistungen nach dem Poor Law nur dann, wenn nach Bastardy Law oder Family Law kein Unterhalt erlangt werden konnte. Oder es musste rechtlich geklärt werden, ob durch die Heirat die Unterhaltspflicht des leiblichen Vaters derjenigen des Stiefvaters vor- oder nachzugehen hatte. Daher müssen auch diese Schnittstellen in die Untersuchung einbezogen werden. Da das Family Law Ende des 19. Jahrhunderts den wichtigen Regelungskomplex Kinder der Familie aus dem Bastardy Law übernahm, wie unter Kapitel 2 Zf. 2 a. skizziert, ist es geboten, insofern mit dem Bastardy Law zu beginnen. Die Prüfungsreihenfolge folgt damit der historischen Entwicklung teilsymmetrisch relevanter Aspekte.

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a. Bastardy Law Das Bastardy Law regelte Kindesunterhaltsansprüche in Bezug auf nichteheliche Kinder. Es war lange Zeit ein unselbständiger Bestandteil des Poor Law. Im 18. Jahrhundert wurde es erstmals ein eigenständiger Teil innerhalb des Poor Law, im Jahr 1845 erfolgte dann die vollständige Lösung des Bastardy Law vom Poor Law. Das Bastardy Law wurde schließlich durch den Family Reform Act 1987 abgeschafft. Anders als im Family Law waren im Bastardy Law die Barunterhaltsbeträge, die der Vater zahlen musste, exakt vorgegeben. Das basierte auf einer Art Unterhaltstabelle, die, anders als bei den aktuellen behördlichen Festsetzungen, gänzlich unabhängig von Einkommen und Vermögen des Pflichtigen Unterhaltsbeträge für nichteheliche Kinder bezifferte. Sie orientierte sich dabei ausschließlich an angenommenen Existenzminima, nicht aber am Vermögen oder Einkommen des Vaters. Die Unterhaltszahlungen wurden mittels sogenannter Affiliation-Orders angeordnet, gerichtliche Verfahren zur Vaterschaftsfeststellung verbunden mit einer entsprechenden Unterhaltsfestsetzung. Der Vaterschaftsfeststellung folgte dabei unmittelbar die Verpflichtung, Barunterhalt zu zahlen. Die Unterhaltspflicht gegenüber nichtehelichen Kindern wurde aber im Rahmen der Poor Law Amendment Acts 1834 und 1844 auch auf Stiefväter übertragen, die ja nicht die leiblichen Väter ihrer Stiefkinder waren. Wonach richtete sich die Höhe des von ihnen geschuldeten Barunterhalts in Abgrenzung zum leiblichen Vater? Wirkte es sich monetär auf den Barunterhalt für sein Stiefkind aus, wenn der Stiefvater ein eheliches Kind betreute und versorgte? Das wäre vorbildhaft für die heutige Teilsymmetrie. Die Gesetze zum Bastardy Law sahen diesbezüglich jedoch keine Anrechnungen von Betreuungs- und Versorgungsleistungen auf den zu zahlenden Barunterhalt vor, jedweder unmittelbare Selbst- und Fremdbezug fehlte. Das galt sowohl für leibliche Väter als auch für Stiefväter. Es finden sich auch keine gerichtlichen Entscheidungen, die unmittelbare teilsymmetrisch bedeutsame Anrechnungen beinhalteten. Gab es nicht aber vielleicht Judikate, in denen auf einer übergeordneten Ebene wirtschaftliche Dimensionen von Betreuungs- und Versorgungsleistungen thematisiert wurden? Darin könnten dann zumindest mittelbare Vorbilder für die aktuellen teilsymmetrischen Elemente zum Ausdruck kommen. Dieser Frage gehen schwerpunktmäßig die Kapitel 1 Zf. 2 und Kapitel 2 Zf. 2 bis 4 des 2. Teils nach. Die Ergebnisse werden dann in Kapitel 2 Zf. 5 zusammengefasst und anschließend in die Analyse der Entwicklung des Kindesunterhalts im Family Law, 3. Teil der Arbeit, eingebunden.

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b. Poor Law Das Poor Law begründete im Unterschied zu Unterhaltsansprüchen i.S.d. Bastardy Law vorwiegend Ansprüche auf staatliche Leistungen zur Sicherung der Existenz. Es wurde von Königin Elisabeth I. im Jahr 1598 eingeführt und blieb als sogenanntes altes Poor Law bis zu einer Gesetzesänderung im Jahr 1834 durch den Poor Law Amendment Act bestehen. Danach galt an seiner statt das sogenannte neue Poor Law. Der Kindesunterhalt war im Poor Law nicht vorrangig als Zahlbetrag ausgebildet. Vielmehr waren seit dem alten Poor Law grundsätzlich zwei verschiedene Hilfeleistungen vorgesehen: Indoor-Relief und Outdoor-Relief. Sie wurden durch das neue Poor Law fortgeführt. Beide sollten Existenzprobleme beseitigen. Im Rahmen von Indoor-Relief mussten die Bedürftigen in sogenannten Armenhäusern leben und arbeiten. Diese besondere Hilfeart ist für die Untersuchungsfrage allerdings nicht von großer Bedeutung, da keine laufenden Zahlungen erbracht wurden. Anders die Outdoor-Relief. Sie sah Naturalleistungen, aber auch geldliche Zuwendungen für die Bedürftigen vor. Voraussetzung für die Inanspruchnahme von Outdoor-Relief war, dass die Bedürftigen nicht mehr aus dem Kreis der Familie oder vom Ehemann versorgt wurden. Bei nichtehelichen Kindern war der Kreis vorrangiger Unterhaltsverpflichteter allerdings beschränkt; für sie waren nur deren Mütter verantwortlich, nicht aber ihre leiblichen Väter. Das änderte sich erst durch eine im Jahr 1733 eingeführte Bastard-Klausel innerhalb des Poor Law, durch welche dann auch leibliche Väter zum Barunterhalt verpflichtet wurden. Durch die Armenhilfe wurde in Bezug auf nichteheliche Kinder also nicht erbrachter Unterhalt der Mutter oder, seit 1733, des Putativvaters kompensiert. Das Poor Law stand in dieser Hinsicht unmittelbar mit dem Bastardy Law in Verbindung. Es gab außerdem Verknüpfungen des Poor Law mit dem Family Law: Die für die Armenhilfe im Einzelfall zuständige Gemeinde ersetzte durch ihre Leistungen auch entfallene familiäre Unterhaltspflichten. Diese waren zu einem großen Teil als Betreuungs- und Versorgungsleistungen innerhalb der Familie ausgebildet. Trennten sich die Eheleute jedoch, musste der Ehemann seine Frau einschließlich bei ihr lebender Kinder nach familienrechtlichen Vorschriften und Common Law weiter versorgen. Unterließ er das oder stand der Ehefrau aus rechtlichen Gründen kein Unterhalt zu, bestand für sie ein Auffanganspruch auf Armenhilfe. Diese Armenhilfe kompensierte damit in wirtschaftlicher Hinsicht entfallene vorrangige Versorgungsleistungen im Familienverbund. Hintergründe und Voraussetzungen von Armenhilfeleistungen dürften daher auf der Suche nach mittelbaren Vorbildern für die aktuelle Teilsymmetrie von großer Bedeutung sein. In den beiden Kapiteln 1 und 2 des 2. Teils werden sie deshalb genau herausgearbeitet und, ebenfalls auf einer übergeordneten Ebene, nach vorbildhaften wirtschaftlichen Dimensio-

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nen von Betreuungsleistungen untersucht. Darin müssen auch die wichtigen Berührungspunkte zum Family Law einbezogen werden, welches im 19. Jahrhundert allerdings selbst weitreichende Veränderungen erfahren hat. c. Anglikanisches Kirchenrecht Bis zum Jahr 1857 basierten alle Unterhaltsansprüche von ehelichen Kindern auf familienrechtlichen Normen der englischen Kirche. Erst durch den Matrimonial Causes Act 1857 wurde dieses Monopol beendet. Kindesunterhalt war allerdings sowohl vor als auch nach dieser Reform nicht eigenständig zu erlangen. Er hing ab vom Unterhaltsanspruch der das Kind betreuenden Ehefrau. Sie selbst war zur Zahlung von Kindesunterhalt grundsätzlich nicht verpflichtet. Das galt auch dann, wenn der Vater die Versorgung und Betreuung der Kinder übernahm. Das war die konsequente Folge des vorherrschenden Familienmodells der Versorgerehe. Davon unterscheidet sich das aktuelle Kindesunterhaltsrecht deutlich. Für die Frage, ob es im Family Law also in Ermangelung dort nicht dokumentierter Anrechnungen von Betreuungsleistungen auf den Barunterhalt überhaupt wirtschaftliche Dimensionen von Betreuungsleistungen gegeben hat, muss deshalb auch die Entwicklung der Unterhaltsansprüche von Ehefrauen in die Untersuchung einbezogen werden. Die Untersuchungsebene entspricht damit derjenigen sowohl des Poor Law als auch des Bastardy Law. Ein wesentliches Kriterium für Unterhaltsansprüche von Ehefrauen war die Beantwortung der Frage, ob sie an der Beendigung der ehelichen Gemeinschaft eine Schuld traf. Unter der Geltung des anglikanischen Kirchenrechts wurde das regelmäßig im Rahmen eines kirchengerichtlichen Scheidungsverfahrens, dem divortium a mensa et thoro, erörtert und entschieden. Stellte das Gericht in diesem Zusammenhang eine Schuld der Ehefrau fest, waren für sie Unterhaltsansprüche gänzlich ausgeschlossen.38 Folglich erlangte die Ehefrau auch keinerlei Zahlungen für von ihr betreute eheliche Kinder. Damit wurden weitere wichtige Kausalver38 Trotz einer solchen gerichtlichen Entscheidung war es ihnen auch nicht möglich, wieder zu heiraten, die Ehe wurde nach kirchenrechtlichem Verständnis auf Lebenszeit geschlossen, siehe Cretney (2005) S. 161; zur Diskussion und Darstellung der unterschiedlichen Meinungen von Theologen und Experten zur Ehe auf Lebenszeit siehe Report of the Royal Commission on Divorce and Matrimonial Causes 1912, S. 10, 29 f., 91 f. und Report of the Royal Commission on Divorce and Matrimonial Causes 1912 (Minutes of Evidence); Überblick auch bei Pollock/Maitland (1898) S. 386. Eine Ausnahme war die Ehenichtigkeit als Scheidung a vinculo matrimonii, zum Verfahren und zur Geschichte kirchengerichtlicher Scheidungen siehe Stone (1990) Kap. 8–11; Entscheidungsbeispiele in Privy Council Appeals Case Book 1834–1870, Bd. 1 und 3. Eine Auflistung der Gesetze zu den Voraussetzungen der Heirat (Marriage Acts) findet sich bei Burrows (1949) S. 689 ff.

Teilsymmetrisches Unterhaltsmodell Englands

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bindungen des Kindesunterhalts mit dem Scheidungsrecht geknüpft. Relevant war zudem das Recht der elterlichen Sorge. Ohne dass der Mutter dieses Recht zustand, waren Ansprüche auf Kindesunterhalt ebenfalls ausgeschlossen. Es ist daher erforderlich, auch diese Spannungsfelder in die Untersuchung mit einzubeziehen. Von diesem schuldabhängigen Unterhaltsanspruch nach dem anglikanischen Kirchenrecht gab es jedoch eine zumindest in rechtlicher Hinsicht bedeutsame Ausnahme: Die Scheidung durch das englische Parlament.39 Unter Berücksichtigung der dafür einzusetzenden Kosten war die Anzahl solcher Scheidungen allerdings sehr gering. Anlässlich einer parlamentarischen Scheidung konnte auch Unterhalt für die Ehefrau unter Einbeziehung von Versorgungskosten für von ihr betreute eheliche Kinder festgesetzt werden. Das Parlament erkannte dabei in Abweichung vom englischen Kirchenrecht Unterhaltsansprüche auch dann an, wenn die Ehefrau an der Trennung ein Mitverschulden traf.40 Auf dem Weg zu einem Kindesunterhaltsrecht, das nicht an Vorbedingungen gebunden war, dürfte das sehr beachtlich gewesen sein. Der kirchenrechtlichen Auffassung einer restriktiven Anerkennung von Ehefrauen- und Kindesunterhaltsansprüchen stand damit eine etwas moderatere säkulare Wertung in Form einiger Parlamentsentscheidungen gegenüber. Was beinhaltete und bewirkte vor diesem diskursiven Hintergrund die große Reform des englischen Familienrechts im Jahr 1857 durch den Matrimonial Causes Act? d. Säkulares Ehe- und Scheidungsrecht Auch auf der Grundlage des Matrimonial Causes Act 1857 konnte die Ehefrau weiterhin nur in Abhängigkeit von einer familiengerichtlichen Grundentscheidung zur Trennung oder Scheidung Unterhalt geltend machen. Ihr Unterhaltsanspruch blieb, wie schon anlässlich eines divortium a mensa et thoro, maßgeblich abhän39 Die Parlamentsscheidung war das Ergebnis eines mehrstufigen Verfahrens, welches im Jahr 1697 eingeführt und im Jahr 1798 modifiziert wurde. Der dazu erforderliche finanzielle Aufwand war allerdings so immens, dass es nur sehr wenige solcher Scheidungen gab. Bis 1856 waren es insgesamt nur 317 Verfahren, siehe Table 1 des Finer Reports (1974), Vol. 2, App.; es musste zunächst ein divortium a mensa et thoro vom Kirchengericht ausgesprochen werden, dann war eine säkulare gerichtliche Entscheidung über den Ehebruch einschließlich der Klärung der Schuldfrage an der Auflösung der Ehe erforderlich. Schließlich wurden die Parteien noch persönlich vor dem englischen Parlament in London angehört, siehe dazu 3. Teil Kap. 1 Zf. 4; zum Verfahren siehe Rayden (1910) S. 6, auch Finer Report (1974), Vol. 2, App., S. 91 f., 94; zu den Kosten siehe Campbell Report (1853) § XLIV. 40 Unterhalt konnte nach Auffassung des Parlaments schon allein aufgrund der eingegangenen Ehe gezahlt werden, auch, wenn der Frau ein eigenes Fehlverhalten anzulasten sei, dazu Woodhouse (1959) S. 260; Stone (1990) ch. 8 ff.; Wolfram (1987) S. 155; Graveson/Crane (1957) S. 1, 4 f.

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gig von ihrer Schuldlosigkeit an der Auflösung der Ehe. 41 Die vom Parlament geäußerte davon abweichende Rechtsansicht fand also keinen Niederschlag im Reformgesetz von 1857. Es sollte den Ehegatten zwar durch die Einführung des säkularen Ehe- und Scheidungsrechts erleichtert werden, sich scheiden zu lassen.42 An den enormen Voraussetzungen von Unterhaltsansprüchen für Ehefrauen änderte sich indes nichts. Gab es infolge der Übertragung des Unterhaltsrechts auf die weltliche Gerichtsbarkeit dennoch Anhaltspunkte für die spätere Eigenständigkeit des Kindesunterhalts und vor allem von wirtschaftlichen Dimensionen von Betreuungsleistungen? Auffällig ist, dass sich die säkularen Gerichte bei der Festsetzung der Zahlungshöhe nicht an gesetzlichen Vorgaben des Matrimonial Causes Act 1857 orientieren konnten. Es waren dort keine Pauschalen oder Mindestbeträge vorgesehen. Deshalb können nur die postreformativen gerichtlichen Entscheidungen Hinweise auf etwaige modellhafte Standards liefern. Interessant ist dabei vor allem, ob, und wenn ja, wie, in den gerichtlichen Entscheidungen der weltlichen Familiengerichte in diesem Zusammenhang Betreuungsleistungen der Eltern in wirtschaftlicher Hinsicht bewertet wurden. Dem gehen die Kapitel 2 bis 6 des 3. Teils nach.

Kapitel 3: Abbau rechtlicher Ungleichheiten zwischen ehelichen und nichtehelichen Kindern Die Versorgung eines gemeinsamen Kindes durch den Parent with care führt aktuell zur Verpflichtung des Non-resident Parent, Kindesunterhalt als Grundlage der Finanzierung erforderlicher kindbezogener Versorgungskosten zu zahlen. Das basiert auf dem schon im anglikanischen Family Law des 19. Jahrhunderts bekannten Rechtsgedanken, dass neben der obligatorischen Betreuung für die Versorgung eines ehelichen Kindes nach der Trennung der Eltern Kosten aufgewendet werden müssen. Für diese war allein der Ehemann, nach derzeitiger Terminologie der Non-resident Parent, verantwortlich.43 Anrechnungen auf den Barunterhalt in Form des heutigen Selbst- und Fremdbezuges, also wegen der Betreuung eines anderen Kindes im eigenen Haushalt oder bei Umgangskontakten mit dem leiblichen Kind, gab es seinerzeit allerdings noch nicht. 41 Das änderte sich erst durch den Divorce Reform Act 1969, welcher nicht mehr auf die Schuld abstellte, sondern die unheilbare Zerrüttung der Ehe als Scheidungsgrund vorsah. 42 Das kirchliche Ehenichtigkeitsverfahren a vinculu matrimonii wurde als nullity of marriage fortgeführt, das Trennungsverfahren divortium a mensa et thoro als Judicial Separation. Zusätzlich wurde eine Ehescheidung als dissolution of marriage eingeführt. 43 Siehe z. B. Otway v Otway (1813) 2 Phill. 109.

Abbau rechtlicher Ungleichheiten zwischen ehelichen und nichtehelichen Kindern

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Von herausragender Bedeutung für das heutige Unterhaltsmodell waren insofern vor allem gerichtliche Entscheidungen zu Unterhaltspflichten von Stiefvätern gegenüber ihren Stiefkindern wie beispielsweise City of Westminster v Gerrard aus dem Jahr 162144 oder, sehr viel später, Hill v Hill aus dem Jahr 1902.45 Sie basierten vornehmlich auf der Annahme, dass jede Frau mit der Heirat ihre Güter und Rechte bedingungslos ihrem Ehemann übertrug. Daraus schlussfolgerte die Rechtsprechung, dass der Ehemann mit den ihm so übertragenen Rechten gleichermaßen auch Pflichten seiner Frau übernahm. Diese wurden in der Unterhaltsverpflichtung des Ehemannes gegenüber mit in die Ehe gebrachten nichtehelichen Kindern seiner Ehefrau gesehen. Trennten sich die Eheleute später, konnte die Ehefrau dann im Gegenzug, jedoch nur unter weiteren enormen Voraussetzungen, für sich und bei ihr lebende Kinder Unterhalt verlangen. Der Verlust an Rechten durch den Akt der Heirat führte damit mittelbar zur grundsätzlichen Legitimation von Unterhaltsansprüchen sowohl für eheliche als auch für nichteheliche Kinder. Diese bestanden während des gemeinsamen Zusammenlebens und wurden darüber hinaus im Einzelfall, siehe Hill v Hill,46 im Rahmen der Auslegung der gesetzlichen Formulierung Kinder der Familie auch nach der Beendigung der Ehe angenommen. Insofern ist die Geschichte des Unterhaltsrechts der Ehefrauen und Mütter, welche sehr stark geprägt war von geschlechtsspezifischen Ungleichbehandlungen, untrennbar mit der Entwicklung des Kindesunterhaltsrechts verbunden. Nichteheliche Kinder wurden dabei im Vergleich zu ehelichen Kindern nicht nur gesellschaftlich geächtet, sondern auch rechtlich benachteiligt. Sie galten grundsätzlich nicht als familienangehörig, weshalb man sie auch als filius nullius bezeichnete. Trotz dieser Diskriminierung wurden im alten Poor Law bis zum Jahr 1733 gleichwohl rechtlich nicht vorgesehene Unterhaltspflichten von Putativvätern gegenüber nichtehelichen Kindern durch staatliche Hilfeleistungen aufgefangen. Das galt auch für den Fall, dass eine verheiratete Mutter für sich und ihr eheliches Kind keinen Unterhalt vom Ehemann erhielt. Das englische Recht bemühte sich so, bestehende Ungleichheiten zwischen ehelichen und nichtehelichen Kindern zu kompensieren. Nach Einführung der Affiliation-Orders im Jahr 1733 konnten Mütter nichtehelicher Kinder dementsprechend versuchen, laufenden Unterhalt für ihr Kind vom Putativvater zu erhalten. Anders als im Familienrecht, in welchem eine umfangreiche Pflicht zur gegenseitigen Versorgung bestand, war eine nicht verheiratete Mutter ganz allein für ihr Kind verantwortlich, und das regelmäßig außerhalb des eigenen Familienverbundes, aus dem sie verstoßen wurde. Es wurde 44 City of Westminster v Gerrard (1621) 2 Bulstr. 346. 45 Hill v Hill (1902) P. 140. 46 Hill v Hill (1902) P. 140.

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ihnen unterstellt, dass sie ganz bewusst Schwangerschaften herbeigeführt hätten, um sich durch Kindesunterhaltszahlungen an den Putativvätern zu bereichern. Putativväter hingegen wurden als Opfer skrupelloser Frauen angesehen, weshalb ihre Rechte zum Beispiel durch den Poor Law Amendment Act 1834 gestärkt und jene allein erziehender Mütter auf ein Minimum herabgesetzt wurden. Infolge dessen änderte sich aber, auch oder gerade wegen einer zunehmenden öffentlichen Kritik an dieser Ungleichbehandlung, die rechtliche Position der Ehefrauen und Mütter. Erstes positives Ergebnis war der Poor Law Amendment Act 1844, mit welchem Müttern nichtehelicher Kinder die Geltendmachung von Kindesunterhalt wieder gestattet wurde. Neben teilweise sehr frühen Judikaten zur Begründung von Unterhaltspflichten von Putativvätern gegenüber nicht leiblichen Kindern wie City of Westminster v Gerrard47 unter Einschluss der one-person-doctrine waren es also insbesondere die beiden vorgenannten Reformgesetze in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die für die weitere Entwicklung des Kindesunterhaltsrechts bedeutsam waren. Aber auch in Bezug auf Ehefrauen blieben Rechtsprechung und Legislative nicht tatenlos. Durch den Custody of Infants Act 183948 wurde es Ehefrauen zum Beispiel ermöglicht, das Sorgerecht für eigene Kinder – oder zumindest regelmäßige Kontakte und Umgang mit ihnen – auch gegen den Willen des Ehemannes zu erlangen. Das war zuvor faktisch ausgeschlossen, denn es bestand ein allumfassendes natürliches Recht der Väter zur alleinigen Entscheidungsbefugnis in allen Sorgerechtsfragen. Trotz dieses Reformgesetzes blieben Ehefrauen infolge des Matrimonial Causes Act 1857 weiterhin massiv benachteiligt, wenn es um die Durchsetzung von Trennungs- und Scheidungsanträgen ging. Es bestanden enorme rechtliche und tatsächliche Schranken, eigene Ansprüche zu realisieren. Erst dann, wenn sie all diese Hindernisse überwunden hatten, konnten sie auch Unterhalt für sich und die bei ihnen lebenden Kinder beanspruchen – falls der Vater noch über ausreichende Mittel oder Vermögen verfügte. Im Verlaufe des 19. Jahrhunderts folgten weitere Gesetze und Judikate, die zum Abbau ihrer Diskriminierung und rechtlichen Ungleichbehandlung beitrugen, zum Beispiel der Custody of Infants Act 1873, der private Sorgevereinbarungen der Eltern legitimierte, der Guardianship of Infants Act 1886, welcher das Kindeswohl als zentrales Entscheidungskriterium aufnahm, und der Married Women’s Property Act 1882, wonach Ehefrauen Eigentum erwerben und verwalten konnten. Außerdem wurde durch den Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 aufgenommen, dass Ehemänner gegenüber Stiefkindern unterhaltsverpflichtet waren. Damit wurden Ungleichbehandlungen zwischen ehelichen und nichtehelichen resp. nicht 47 City of Westminster v Gerrard (1621) 2 Bulstr. 346. 48 2 & 3 Vict. c. 54.

Aufbau und Methodik

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leiblichen Kindern vermindert, was wiederum für einen Teilaspekt des heutigen Unterhaltsrechts, die Einbeziehung nicht leiblicher bzw. Stiefkinder, von großer Bedeutung ist. Durch den Child Support Act 1991, der im Lichte von Reformdebatten aufgrund veränderter familiärer Leitbilder stand, schuf der Gesetzgeber schließlich die Grundlage dafür, Betreuungs- und Versorgungsleistungen für Kinder der Familie standardisiert monetär zu dimensionieren. Diese näherten sich im Rahmen der Ausgestaltung durch die Child Support Agency in wirtschaftlicher Hinsicht dem Barunterhalt an. Bemerkenswert ist, dass seitdem nicht nur die Betreuung leiblicher Kinder zum Beispiel bei Umgangskontakten auf die Höhe des Barunterhalts Einfluss hat, sondern auch die Betreuung und Versorgung anderer Kinder im Haushalt. Rechtsgeschichtlich sind zwar keine dementsprechenden unmittelbaren wirtschaftlichen Auswirkungen von Betreuungsleistungen auf den Barunterhalt, weder selbstnoch fremdbezüglich, dokumentiert. Aus dem Verhältnis von Betreuungsleistungen und Barunterhalt, vor allem aber aus der Entwicklung der Einbeziehung von nicht leiblichen Kindern in das Kindesunterhaltsrecht, lassen sich dennoch wichtige Rückschlüsse auf mittelbare rechtsgeschichtliche Grundlagen ziehen.

Kapitel 4: Aufbau und Methodik Die ausführliche Untersuchung nach Vorbildern für das aktuelle englische Kindesunterhaltsrecht folgt in den Teilen 2 und 3 im Anschluss an die Vorstellung heutiger Besonderheiten im Kindesunterhaltsrecht Englands (1. Teil). 49 Sowohl die dokumentierten materiell-rechtlichen Voraussetzungen des Barunterhalts als auch jene von Betreuungs- und Versorgungsleistungen werden in ihnen dargestellt und diskutiert. Darin einbezogen sind Hintergründe und Auswirkungen von Berührungs- und Schnittpunkten des Family Law zum Poor Law und Bastardy Law einschließlich wichtiger Verfahrensfragen. Um eine maximale Transparenz zu erreichen, werden diese drei Rechtsgebiete mit ihren jeweiligen Besonderheiten zum einen voneinander getrennt behandelt, zum anderen aber auch in Bezug auf ihre wechselseitigen Schnittpunkte erörtert. Aufgrund der Übernahme eines bedeutsamen Rechtsgedankens des Bastardy Law durch das Family Law, Stiefkindern Unterhaltsansprüche gegenüber ihren Stiefvätern zuzusprechen, beginnt der rechtsgeschichtliche Teil mit der Entwicklung des Unterhaltsrechts nichtehelicher Kinder (2. Teil). Kapitel 1 des 2. Teils 49 Trotz des skizzierten deutschen asymmetrischen Unterhaltsmodells ist die vorliegende Arbeit allerdings keine rechtsvergleichende. Der fragmentarische Blick auf das deutsche Unterhaltsrecht erfolgt lediglich zur abgrenzenden Klarstellung englischer Besonderheiten.

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betrifft zunächst deren sehr restriktives Unterhaltsrecht gemäß dem sogenannten alten Poor Law bis zu dessen Reform im Jahr 1834; das insofern maßgebliche Bastardy Law war im Poor Law inkludiert. Vergleichend einbezogen werden auch Unterhaltsansprüche in Form von Armenhilfeleistungen von bedürftigen ehelichen Kindern. Anschließend werden in Kapitel 2 Kindesunterhaltsansprüche aus dem neuen Poor Law einschließlich des Bastardy Law untersucht, welches sich immer weiter vom Poor Law bis hin zur Eigenständigkeit löste. Im 3. Teil folgt dann das Family Law. Dessen Untersuchung beginnt mit dem Unterhaltsrecht der englischen Kirche sowie den Festsetzungsmöglichkeiten von Unterhaltszahlungen durch das englische Parlament (Kapitel 1). Sodann wird in den Kapiteln 2 bis 6 die weitere, für das heutige fremdbezügliche Element des Kindesunterhaltsrechts bedeutsame Entwicklung des Kindesunterhaltsrechts, insbesondere nach der Säkularisierung im Jahr 1857, aufgezeigt. Aus dem Verhältnis und der Gegenüberstellung insbesondere zum Bastardy Law ergeben sich dabei weitere wichtige Anhaltspunkte auf der Suche nach mittelbaren Vorläufern. Methodisch erfolgt vor allem eine vergleichende Gegenüberstellung von Gesetzestexten und hierauf basierenden gerichtlichen Entscheidungen, mithin also von zugänglichen Primärquellen. Wichtige Gesetze wie Matrimonial Causes Acts, Married Women Acts, Bastardy Acts und Poor Law Acts werden dementsprechend vorgestellt und erläutert, wesentliche Passagen im Wortlaut wiedergegeben. Die Gerichte mussten für diese Gesetze Auslegungsregeln erstellen, Abgrenzungen definieren und so für die Rechtsentwicklung wichtige inhaltliche Wertungen vornehmen. Ihren Entscheidungen kommt eine herausragende Bedeutung zu. Maßgebliche Urteile auf dem Weg zum aktuellen teilsymmetrischen Unterhaltsmodell werde ich deshalb darlegen, aufgrund der großen Bedeutung einzelner Entscheidungen werden diese auszugsweise wörtlich zitiert. Zudem wird sekundäre Fachliteratur einbezogen, neben Kommentaren und Monographien u. a. auch Gutachten der in England zur Untersuchung von tatsächlichen Lebensumständen und Wirkungen des Rechts eingesetzten Kommissionen. Durch sie wurden zum Beispiel Fragen der zielerreichenden Implementation oder Effektivität eines Gesetzes in die Rechtswirklichkeit geprüft, oder ob neue Regelungen aufgrund neuer Lebensumstände sinnvoll erschienen. Einschränkend muss aber sogleich klargestellt werden, dass der damit verbundene höchst interessante Bereich der Wirkungsforschung nicht Gegenstand dieser Arbeit ist. Rechtsgeschichtlich sind Grundlagen und Vorläufer der Besonderheiten des heutigen englischen Unterhaltsmodells, vor allem im Hinblick auf die Einbeziehung nicht leiblicher Kinder, noch nicht erforscht. Diese Lücke versucht die vorliegende Arbeit zu schließen. Bisher veröffentlichte Arbeiten beschäftigen sich entweder schwerpunktmäßig mit dem Unterhaltsrecht nichtehelicher Kinder,

Aufbau und Methodik

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jenem von Ehefrauen oder diskutieren aktuelle Probleme.50 Aspekte der Teilsymmetrie, vor allem der Verrechnung von Betreuungs- und Versorgungsleistungen auf den Barunterhalt unter Einschluss nicht leiblicher Kinder, werden darin insgesamt nicht behandelt. Im Rahmen seiner ausführlichen Darstellung der Entwicklung des englischen Familienrechts im 20. Jahrhundert erläutert Cretney zwar auch das Kindesunterhaltsrecht; er stellt sowohl Besonderheiten von Bastardy Children51 als auch die Versuche des englischen Staates dar, nicht oder nur unzureichend unterstützten Kindern zu helfen.52 Erläutert werden von ihm auch unterhaltsrechtliche Konsequenzen bei Trennungen von Eheleuten einschließlich der Entwicklung des Scheidungsrechts.53 Grundlagen oder Vorbilder für die Einbeziehung nicht leiblicher Kinder und deren Relevanz für die Höhe des für ein anderes Kind geschuldeten Barunterhalts untersucht er allerdings ebenfalls nicht; sein Schwerpunkt liegt außerdem im 20. und nicht im 19. Jahrhundert.

50 Stammel (1994) S. 115 ff., stellt die Geschichte des Unterhaltsrechts in England nur bezogen auf nichteheliche Kinder und dabei auch nur rudimentär dar, zudem ohne m.E. erforderliche umfangreiche Quellen- und Verfahrenshinweise. Ihre Behauptung, der Gesetzgeber wollte im England des 19. Jahrhunderts erreichen, „dass das nichteheliche Kind eine angemessene finanzielle Unterstützung erhielt und auch sonst genügend Schutz genoß“ [Stammel (1994) S. 120], kann m.E. ohne eine weitere intensive Auseinandersetzung mit dem damaligen Recht nicht aufrechterhalten werden. Semmann (2009) S. 25 ff., 105 ff., verkürzt seine Erläuterungen zum Kindesunterhalt sehr. Hooper (1911) reduziert seine Darstellung, wie Stammel, auf nichteheliche Kinder. Hendrick (1994) betrachtet aus eher politischem Blickwinkel das Verhältnis von Kindesunterhaltsrecht und Armenhilfe. Torrance Donaldson (1967) bezieht sich schwerpunktmäßig auf das Unterhaltsrecht der Ehefrau und bezieht nur am Rande Aspekte des Kindesunterhalts ein. 51 Cretney (2005) S. 545 ff. 52 Cretney (2005) S. 628 ff. 53 Cretney (2005) S. 395 ff., S. 161 ff., S. 196 ff., S. 250 ff., S. 319 ff.

1. Teil Aktuelles Recht des Kindesunterhalts in England

Im 1. Teil der Arbeit erfolgt als Ausgangspunkt der Untersuchung die Vorstellung und Erläuterung der aktuellen Rechtslage zum Kindesunterhalt in England. Der Schwerpunkt liegt dabei, ausgehend von den skizzierten Besonderheiten, auf dem im Jahr 1993 eingeführten behördlichen Unterhaltsfestsetzungsverfahren der Child Support Agency. Daneben kann der Kindesunterhalt aber auch durch ein Familiengericht festgesetzt werden.

Kapitel 1: Familiengerichtliche Verfahren Außerhalb des behördlichen Verfahrens ist familienrechtlich, beispielsweise im Zusammenhang mit einer Ehescheidung, der Family County Court zuständig. Er bestimmt auf Antrag eines Elternteils die Art und die Höhe des Unterhalts. Möglich sind regelmäßige Zahlungen, aber auch einmalige Summen. Es wird dabei zwischen Unterhaltsansprüchen des ein Kind betreuenden Ehegatten und unmittelbaren Ansprüchen auf Kindesunterhalt selbst differenziert. Bei der Bestimmung von Ehegattenunterhalt kann Kindesunterhalt sogleich mit festgesetzt werden, was neben einer laufenden Zahlung auch in Form einer Einmalzahlung möglich ist.54 Den Gerichten ist dafür ein weites Ermessen eingeräumt. Es beruht auf den sec. 21–26 Matrimonial Causes Act 1973. Sec. 25 Matrimonial Causes Act 1973 gibt dem Gericht für die Unterhaltsentscheidung auf der Ebene der Ehegatten gesetzliche Ermessensfaktoren vor, die es zugrunde zu legen hat. Gemäß sec. 25 Abs. 1 Matrimonial Causes Act 1973 hat sich jede Ermessensentscheidung an den Umständen des Einzelfalls zu orientieren. In der obergerichtlichen Entscheidung in der Sache White v White sind dazu vom House of Lords Anwendungsleitlinien entwickelt worden.55 Es handelt sich insbesondere um drei Aspekte, welche seitdem die Entscheidungen der Familiengerichte maßgeblich bestimmen: Es muss ein faires Ergebnis erzielt werden, durch welches kein Ehegatte benachteiligt werden darf, und jede Entscheidung muss vom Maßstab der Gleichwertigkeit ausgehen. Wichtigstes Ziel der gerichtlichen Entscheidung soll also ein faires Ergebnis sein, wozu alle Merkmale der sec. 25 Matrimonial Causes Act 1973 gleichwertig herangezogen werden müssen. Es reicht nicht aus, nur die finanziellen Aspekte zu beachten und in den Mittelpunkt der zu treffenden Entscheidung zu stellen. 54 Sog. clean break approach gem. sec. 25 A Matrimonial Causes Act 1973. 55 White v White (2001) 1 ALL ER 1.

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Jede Benachteiligung eines Ehegatten aufgrund seiner Ehebeiträge in Form von Haushaltsbetreuung und Kindererziehung soll ausgeschlossen werden; eine besondere Bedeutung kommt außerdem dem Wohlergehen minderjähriger Kinder zu.56 Deren eigene Unterhaltsansprüche sind wiederum in sec. 23 Abs. 1 d bis e Matrimonial Causes Act 1973 geregelt.57 Unterhaltsberechtigt sind nach der dortigen gesetzlichen Formulierung alle Kinder der Familie. Die Frage, welche Kinder als Child of the Family gelten, wurde lange Zeit kontrovers diskutiert: Ein Ehemann konnte beispielsweise zu Kindesunterhaltszahlungen verurteilt werden, weil er sein Stiefkind wie ein eigenes in der Ehezeit behandelt und unterstützt hat – wozu er im Übrigen gesetzlich verpflichtet war.58 Darauf könnte auch die Einbeziehung von Versorgungsleistungen für nicht leibliche Kinder im eigenen Haushalt im Zusammenhang mit der Ermittlung von Barunterhalt für eigene Kinder, die nicht im eigenen Haushalt leben, beruhen. Dieser Aspekt wird daher im 3. Teil genau untersucht.

Kapitel 2: Behördliche Verfahren Für Ansprüche auf Kindesunterhalt ist in England seit dem Jahr 1993 außerhalb von familiengerichtlichen Verfahren die Festsetzung durch die Child Support Agency, eine bis zum Jahr 2008 noch eigenständige Kindesunterhaltsbehörde, möglich. Daneben wurden durch den Child Maintenance and Other Payments Act 2008 private Vereinbarungen der Eltern zugelassen. Außerdem ermöglichte der Gesetzgeber die gerichtliche Titulierung privater Vereinbarungen, sogenannte Consent Orders. Rechtliche Grundlagen der behördlichen Festsetzung waren die Child Support Acts aus den Jahren 1991 und 1995 sowie der Child Support Pensions and Social Security Act 2000. In 2008 wurden die Aufgaben der Child Support Agency aufgrund des Child Maintenance and Other Payments Act’s 2008 nachhaltig modifiziert. Sie wurde zunächst einer vom Arbeits- und Rentenministerium ausgegliederten Körperschaft, der Child Maintenance and Enforcement Commission, unterstellt. Parallel führte der Gesetzgeber die Child Maintenance Options ein. Im Jahr 2012 ersetzte die Child Maintenance Options die Child Maintenance and Enforcement Commission und wurde unmittelbar dem Departement for Works and Pensions unterstellt. Ein wichtiges Ziel des Gesetzgebers im Jahre 2008 – neben der 56 Martiny (2000), Bd. I, S. 167 m.w.N. 57 Der Family County Court in England hat zudem die Möglichkeit, zusätzliche Sicherungsrechte, wie zum Beispiel Pfandrechte, zu begründen, um die Leistungserfüllung zu gewährleisten. 58 Dazu kritisch Snow (1975) S. 112; Roberts v Roberts (1962) 2 ALL ER 967; Snow v Snow (1971) 3 ALL ER 833; Bowlas v Bowlas (1965) 3 ALL ER 40; Thompson v Price (1973) 2 ALL ER 846; Hay v Hughes (1975) 1 ALL ER 257.

Behördliche Verfahren

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Entlastung des Staatshaushaltes –, die Stärkung der Eigenverantwortlichkeit der Eltern hinsichtlich ihrer monetären Verantwortung gegenüber ihren Kindern nach einer Trennung,59 wird von Seiten der Child Maintenance Options weiterverfolgt. Sie soll ihre Tätigkeit aufgrund ihres Erfolges für weitere fünf Jahre fortsetzen.60 Außerdem wurde im Jahr 2012 noch eine gänzlich neue Behörde geschaffen, die den Kindesunterhalt künftig anstelle der Child Support Agency nach den im Dezember 2012 verabschiedeten Unterhaltsrichtlinien festsetzen soll: Der Child Maintenance Service. Dieser bietet als Dienstleistung für den Parent with care nicht nur die einmalige Festsetzung des geschuldeten Barunterhalts an – anders als die Child Support Agency ist Grundlage dafür das Bruttoeinkommen des Non-resident parent –, sondern auch sogleich das Inkasso sowie jährliche Überprüfungen und ggf. Anpassungen der Unterhaltshöhe.61 Derzeit befindet er sich in der Probephase, so dass die Child Support Agency vorübergehend noch einen Großteil der neuen Verfahren bearbeitet. Nach positivem Abschluss der Erprobung wird die Child Support Agency allerdings nur noch Verfahren nach den alten Richtlinien führen, für alle neuen Verfahren ist dann ausschließlich der Child Maintenance Service zuständig.62 Grundlage der Unterhaltsberechnung nach den neuen 2012er Richtlinien bilden Auskünfte über das Jahreseinkommen von Seiten einer zentralen staatlichen Finanzbehörde, der Her Majesty’s Revenue and Customs. Hierdurch soll die Unterhaltsfestsetzung und -anpassung beschleunigt und anhand des steuerlichen Einkommens des Non-resident parent im letzten Jahr objektiviert werden. 1. Child Support Act 1991 Bis zum Child Support Act 1991 war es allgemein anerkannt, dass ein Mann, der eine neue Familie gründete, dieser in monetärer Hinsicht primär verantwortlich war. Dessen Erstfamilie musste vom Staat versorgt werden. Eine geldliche Unterstützung von zwei Familien aus einem einzigen Einkommen sei regelmäßig nicht möglich.63 Die Aufwendungen für Income Support stiegen daher an. Aus politischer Perspektive der Thatcher-Regierung sollten diese Zahlungen deshalb reduziert und zudem die Ausfälle bei den Unterhaltszahlungen der Väter verringert werden. Der im Jahr 1991 verabschiedete Child Support Act wurde daher auch in Kraft gesetzt, um diese Ziele umzusetzen. 59 Henshaw (2006) S. 5. 60 https://www.gov.uk/government/news/child-maintenance-options-goes-from-strength-tostrength, Stand 17.5.2013. 61 https://www.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/85746/ howwe-work-out-child-maintenance.pdf, Stand 17.5.2013. 62 http://www.cmoptions.org/en/faqs/section4.asp, Stand 18.5.2013. 63 Evans (2006) S. 8.

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Aktuelles Recht des Kindesunterhalts in England

Die durch ihn eingeführte Child Support Agency war bis zum Jahr 2008 obligatorisch bei Nettoeinkünften bis zu 2.000 Pfund pro Woche des barunterhaltspflichtigen Non-resident parent zuständig, und damit für eine sehr große Zahl der Festsetzungsverfahren.64 Alternativen gab es außerhalb einer familiengerichtlichen Klärung im Zusammenhang mit einem Scheidungsverfahren für die Vielzahl der getrennt lebenden Eltern nicht. Die grundsätzliche Unterhaltsverpflichtung des nicht regelmäßig betreuenden Elternteils wurde in den Child Support Act 1991 wie folgt aufgenommen: “An absent parent shall be taken to have met his responsibility to maintain any qualifying child of his by making periodical payments of maintenance with respect to the child of such amount, and at such intervals, as may be determined in accordance with the provisions of this Act.”65

Bestehende Unterhaltsverpflichtungen in natura während der Zeit des Zusammenlebens wurden also durch laufende Geldleistungen ersetzt. Diese laufenden Zahlungen erfolgten durch die Behörde selbst, welche sie gegenüber dem unterhaltsverpflichteten Elternteil erstattet verlangen konnte. Entstand Streit über die Höhe der festgesetzten Unterhaltsleistungen, beispielsweise bei nachträglichen Veränderungen in den wirtschaftlichen Verhältnissen, waren zur Klärung die Familiengerichte zuständig. Das galt auch, wenn es sich um Leistungen eines nicht in England lebenden Elternteils handelte oder die Versorgung von Stiefkindern zu regeln war. Nach dem Wortlaut des Gesetzes sollten die laufenden Barunterhaltszahlungen der elterlichen Verantwortung für das Kind Ausdruck verleihen und mit Rücksicht auf das Kind erfolgen.66 Bei der höhenmäßigen Festsetzung musste das ebenfalls beachtet werden. Dafür war grundsätzlich die Child Support Agency zu64 Child Support Agency (2010, Information) S. 17; zur Kritik dieser sehr schematischen Betrachtungsweise zu Lasten einer einzelfallgerechten Entscheidung Martiny (2000), Bd. I, S. 56 m.w.N., S. 165 f. m.w.N. Nur, wenn das Nettoeinkommen über 2.000 Pfund pro Woche liegt, kann eine gerichtliche Festsetzung erfolgen. Das wird voraussichtlich in 2012 dahingehend geändert, dass die behördliche Zuständigkeit bei einem Einkommen von wöchentlich bis 3.000 Pfund brutto besteht. Über Rechtsmittel gegen die Festsetzung der Child Support Agency entscheidet ein eigenes Child Support Appeal Tribunal, dazu kritisch Martiny (2000), Bd. I, S. 56 unter Hinweis auf einen Rechtsprechungsüberblick bei Knights (1997) S. 120 ff., 345 ff., 559 ff., 744 ff. 65 Sec. 1 subsec. 2 Child Support Act 1991. 66 In der Folge des Child Support Act 1991 führte die Regierung mit sec. 105 und 106 des Social Security Administration Act 1992 noch einmal bestätigend aus, dass ein Mann gegenüber jedem Kind, dessen Vater er ist, zum Barunterhalt verpflichtet werden kann. Ausdrücklich ausgenommen waren nur Stiefkinder.

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ständig. Erhielt der beantragende Elternteil staatliche Unterstützungsleistungen, war die Festsetzung durch die Child Support Agency ebenfalls zwingend vorgeschrieben. Die Sozialleistungen wurden durch den festgesetzten Barunterhalt allerdings gekürzt. Jede Möglichkeit, mit dem anderen Elternteil eine private Unterhaltsvereinbarung zu treffen, war in diesem Fall ausgeschlossen. Erst seit dem Jahr 2010 erfolgt keine Anrechenbarkeit des Kindesunterhalts auf Sozialhilfeleistungen mehr.67 Damit wurde der Unterhalt erstmals von staatlichen Ersatzleistungen getrennt. Das ist ein besonderer Aspekt. Denn in England waren seit Jahrhunderten staatliche Existenzsicherungen mit Ansprüchen auf Unterhalt verknüpft. 2. Kosten und Effektivität Die politisch gewollte Festsetzung eines Unterhaltsbetrages sollte und musste für den englischen Staat bezogen auf die Etablierung der Child Support Agency im Jahr 1993 günstig sein und letztlich zu seiner administrativen und wirtschaftlichen Entlastung führen. Auf der einen Seite wurde dieses Ziel mittelbar erreicht, denn die Scheidungsrate sank seit der Einführung der Child Support Agency erheblich. Außerdem fanden die Grundprinzipien des Child Support Acts 1991, dass Kinder Unterhalt erhalten müssen und die sie betreuenden Mütter zudem ein Recht haben, von dem Vater ihrer Kinder geldlich unterstützt zu werden, sehr positiven Anklang. Andererseits wurde die Arbeit der Child Support Agency als ineffektiver und fehlgeschlagener Versuch der Implementierung des Child Support Act 1991 angesehen.68 Die Kosten, die damit verbunden waren, seien immens und weit über den eigentlich kalkulierten: Nach der Begründung der damaligen Labour-Regierung zur Ablehnung der Forderungen des Finer-Reports waren etwa 190 Mio. Pfund im Jahr für die Unterstützung der allein erziehenden Eltern aufzuwenden gewesen – was als zu hoch angesehen wurde. Die Kosten für die Child Support Agency und ihre Reform, die nach einhelliger Meinung zwingend erforderlich gewesen war, lagen mittlerweile weit darüber, etwa bei 1 Bio. Pfund.69 Aus dem HenshawReport70 des Jahres 2006 ergaben sich neben diesen wirtschaftlichen Problemen der Behörde, dass auch nur ein geringer Teil nicht betreuender Elternteile regelmäßig Unterhaltszahlungen erbrachte.71 Die Versuche der Child Support Agency, diesen 67 Child Support Agency (2010, Information) S. 21: Zuvor konnten die eigenen Sozialleistungen des parent with care aufgrund von Kindesunterhaltszahlungen gekürzt werden, seit April 2010 werden sie nicht mehr reduziert. 68 Nutt (2006) S. 2 ff.; Cretney (2005) S. 475; Bird (2000); Cretney/Masson (1997) ch. 16; Davis/ Wikeley/Young (1998); Child Support Agency Board (2009) S. 13 ff.; Henshaw (2006). 69 Evans (2006) S. 7. 70 Henshaw (2006). 71 Henshaw (2006) S. 14 f.

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gegenüber Zahlungen zu erhalten, scheiterten häufig, weil es sich die Non-resident parents leisten konnten, ein gerichtliches Verfahren zu führen und darin ihre wirtschaftliche Situation zu verschleiern.72 Gerade hinsichtlich der Einstellung der Väter bezogen auf die Unterstützung und Zahlung von Kindesunterhalt wurden also durch den Child Support Act 1991 nicht die erhofften Wirkungen erzielt.73 Das dürfte auch bedingt gewesen sein durch den Umstand, dass die Unterstützung der Kinder im Vergleich zur politisch wichtigen Einsparpolitik nachrangig war.74 In Bezug auf die Arbeit der Child Support Agency wurden daher auch vor diesem Hintergrund intensiv Verbesserungen der Ansprüche des betreuenden Elternteils gegenüber dem Non-resident parent gefordert.75 Die Kritik an dem Behördenmodell bezog sich zudem auf den Umstand, dass die Child Support Agency wegen des Kostendrucks häufig zu unflexibel auf die Belange der Eltern einging.76 Kritisiert wurde außerdem, dass die bezweckte Klarheit und Transparenz der Unterhaltsfestsetzung nur auf Kosten der Einzelfallgerechtigkeit erreicht wurde.77

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Evans (2006) S. 9. Siehe insbesondere Henshaw (2006) S. 12 f. Evans (2006) S. 9. Siehe Henshaw (2006). Zum starren System der Unterhaltsfestsetzung durch die Child Support Agency und der Verschiebung wirtschaftlicher Verantwortlichkeiten auf den Staat siehe Henshaw (2006) S. 12 ff. 77 Demgegenüber muss aber beachtet werden, dass eine gerichtliche Überprüfung und Klärung der behördlichen Unterhaltsentscheidungen möglich war, wenn nach nochmaliger Überprüfung auf Antrag zumindest eines beteiligten Elternteils keine aus deren Sicht akzeptable Korrektur erfolgte. Einzelheiten dieses gerichtlichen Vorgehens sind indes nicht Thema dieser Arbeit. Eine andere Möglichkeit, die aufgezeigten Defizite zu umgehen, hätte darin bestehen können, zum Beispiel eine Mindestunterhaltssumme für allein erziehende Elternteile festzusetzen, die vom Staat geleistet würde. Argumente dazu hätten aus der in dieser Hinsicht bemerkenswerten Situation in Skandinavien übernommen werden können, wo der Staat selbst eine Art Unterhalt für alle Familien, die Kinder zu betreuen haben, zahlt und allein das Risiko der Erstattung von dem barunterhaltspflichtigen Elternteil trägt. Erreicht wird das durch eine Art staatlicher Grundsicherung, in welcher sozialstaatliche und familienrechtliche Komponenten verschmelzen. Durch eine solche staatliche Versorgungsaufgabe werden wirtschaftliche Rahmen- und Entwicklungsbedingungen geschaffen, durch welche die Bedürfnisse aller Kinder angemessen befriedigt und deren Entwicklung bestmöglich gefördert würden. Auch Lüders hatte ja seinerzeit ein skandinavisches, genauer schwedisches, Modell als nachahmenswert angeführt, um die monetäre Bewertung von Hausarbeit in Deutschland zu etablieren, dazu Meder (2010 – Wer zahlt befiehlt) S. 35 f.

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3. Child Maintenance and Other Payments Act 2008 Durch den Child Maintenance and Other Payments Act 2008 änderte der Gesetzgeber am 5. Juni 2008, modifiziert am 27. Oktober 2008, vor dem Hintergrund der anhaltenden Kritik am bestehenden Festsetzungssystem die Aufgaben der Child Support Agency. Es wurde eine Child Maintenance and Enforcement Commission eingeführt, welche dem Arbeits- und Rentenministerium angehörte, diesem aber nicht unmittelbar unterstellt war. Sie sollte eine zentrale Anlaufstelle der Eltern bei allen Fragen zum Kindesunterhalt sein. Gerade das Beratungsangebot für Eltern im Zusammenhang mit der Frage von Kindesunterhaltsansprüchen sollte ausgebaut werden. Dieser Behörde gehörten zwei wichtige Abteilungen an, die Child Maintenance Options und die Child Support Agency.78 Der Gesetzgeber reagierte mit den Änderungen im Jahr 2008 u. a. auf die kritisierten Defizite im persönlichen Umgang der Mitarbeiter der Child Support Agency mit den Eltern. Außerdem wurden, anders, als noch nach dem Child Support Act 1991, weitere Möglichkeiten der Festsetzung zugelassen: Gerichtliche Feststellungsverfahren und private Vereinbarungen, sogenannte family-based arrangements. Indes kann das Gericht nur eine konsensuale Vereinbarung der Eltern titulieren, um diese zum Beispiel vollstreckbar zu machen. Private Vereinbarungen, die nicht gerichtlich festgestellt werden, sind nicht vollstreckbar. Sie erfordern daher gegenseitiges Vertrauen und eine Verlässlichkeit, die nicht immer eingehalten wird. Die Erweiterungen der Festsetzungsmöglichkeiten außerhalb familiengerichtlicher Verfahren bewirkten so auf der einen Seite eine Entlastung der Child Support Agency. Damit relativierten sich auf der anderen Seite aber auch die Bedeutung und der Status der Agency im bestehenden Unterhaltssystem. Diese Entwicklung wird voraussichtlich abgeschlossen durch den vorgesehenen gänzlichen Entzug ihrer Zuständigkeit für Festsetzungsverfahren nach den Child Support Maintenance Calculation Regulations 2012, ggf. modifiziert durch die geplanten Änderungen in 2013.79 Der geschuldete Unterhaltsbetrag bemisst sich nach denjenigen Richtlinien, die für die Child Support Agency gelten, nach einem festgelegten Prozentanteil des wöchentlichen Nettoeinkommens des Non-resident parent. Eingeschlossen in die Berechnungen sind Kinder bis zu ihrem 16. Geburtstag sowie Kinder zwischen 16 und 19 Jahren, die ganztags zur Schule gehen oder in der Ausbildung sind.80 Fest78 Brough/Hadwen (2011) S. 5 ff. 79 https://www.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/183257/ child-support-miscellaneous-amendments-regs-consultation.pdf.pdf, Stand 18.5.2013. 80 Sec. 42 Child Maintenance and Other Payments Act 2008; bezogen auf den Child Maintenance Service siehe für die 2012er Richtlinien https://www.gov. uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/85746/how-we-work-out-child-maintenance.pdf, Stand 17.5.2013.

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gesetzte wöchentliche Unterhaltszahlungen erfolgen allerdings bereits seit dem Jahr 2008 nicht mehr zu finanziellen Lasten der Behörde, sondern nur noch als Serviceleistung im Rahmen des Inkassos gegenüber dem unterhaltspflichtigen Elternteil.81 Der Gesetzgeber ging mit dieser Neuerung auf das enorme wirtschaftliche Problem ein, dass die Child Support Agency zuvor größtenteils nicht in der Lage gewesen war, ihre Ausgaben auch nur annähernd gegenüber dem Non-resident parent erstattet zu bekommen. Der Inkassodienst der Agency ist, wie die Berechnung und Festsetzung der Unterhaltshöhe auch, kostenfrei. Es ist allerdings geplant, für die Tätigkeit des Child Maintenance Service künftig eine Gebühr zu erheben.82 4. Berechnung Zur Bestimmung der Höhe des Kindesunterhalts durch die Child Support Agency stehen konkrete Anwendungsrichtlinien zur Verfügung, die Child Support Maintenance Calculation Regulations. Diese regeln die Höhe von Unterhaltszahlungen des Non-resident parent. Sie orientieren sich an pauschalen Berechnungsmodellen. a. Berechnungsmodelle Grundlage der Berechnung anhand der Child Support Maintenance Calculation Regulations 2008 ist das Nettoeinkommen des Non-resident parent.83 Die Zuständigkeit der Child Support Agency ist bei Nettoeinkünften bis 2.000 Pfund pro Woche vorgesehen. Es bestehen vier Berechnungsmodelle. Dabei handelt es sich um die basic rate, die reduced rate, die flat rate und die nil rate. Die basic rate geht aus von einem Nettoeinkommen des Non-resident parent über 200 Pfund in der 81 Die Möglichkeiten, Unterhaltsbeträge zu vollstrecken, wurden dabei erheblich verbessert. Als Strafe bei Verstößen gegen bestehende Zahlungspflichten wurde u. a. ein Fahrverbot und Führerscheinentzug eingeführt, siehe sec. 30 Child Maintenance and Other Payments Act 2008. Außerdem kann der Parent with care seit einer Gesetzesänderung im Jahr 2010 den Kindesunterhalt ohne Anrechnung auf eigene Sozialleistungen ungekürzt behalten, zuvor erfolgte eine Reduzierung dieser Sozialleistungen. 82 http://www.cmoptions.org/en/other-arrangements/statutory-service.asp, Stand 17.5.2013. 83 ����������������������������������������������������������������������������������� Im Dezember 2012 wurde das neue Berechnungssystem auf Grundlage einer Bruttoeinkommen-Tabelle eingeführt. Der Unterhalt wird für ein Jahr im Voraus festgesetzt, seine Anpassung wird jährlich geprüft; zu den vorhergehenden Entwürfen und Planungen siehe Brough/ Hadwen (2011) S. 9 f. Zum Zeitpunkt der Fertigstellung dieser Arbeit lagen nur die Regierungsentwürfe der Child Support Maintenance Calculation Regulations 2012 vor, siehe Child Maintenance and Enforcement Commission, Child Support Maintenance Calculation Regulations 2012. Die Zuständigkeit der Child Support Agency wäre danach auf Bruttoeinkünfte bis 3.000 Pfund erstreckt. Das hat sich geändert, da ja eine neue Behörde in Form der Child Maintenance Service ausschließlich zuständig geworden ist.

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Woche.84 Neben der basic rate bestehen die reduced rate bei einem wöchentlichen Einkommen zwischen 100 und 200 Pfund, die flat rate bei einem Einkommen unter 100 Pfund und die nil rate bei einem Einkommen von weniger als 5 Pfund. Die Berechnung bei der sogenannten reduced rate geht davon aus, dass der barunterhaltspflichtige Non-resident parent pauschal 5 Pfund von seinem Einkommen der ersten 100 Pfund die Woche als Unterhalt erbringt und von dem Betrag über 100 Pfund pro Woche zusätzlich 25% für ein Kind, 35% für zwei Kinder und 45% für drei und mehr Kinder.85 Bei der flat rate müssen unabhängig von der Anzahl der Kinder, für die Barunterhalt geschuldet ist, wöchentlich 5 Pfund gezahlt werden.86 Neben der Voraussetzung eines wöchentlichen Einkommens unter 100 Pfund wird diese Zahlung immer dann festgesetzt und angeordnet, wenn der Barunterhaltspflichtige oder der mit ihm zusammenlebende Lebenspartner Sozialleistungen erhält. Gleiches gilt bei Zahlungen von Arbeitslosenunterstützung, Kriegsrente und staatlicher Altersrente. Werden solche Leistungen erbracht, wird die Zahlung der flat rate in Höhe von 5 Pfund direkt von diesen Stellen an den Parent with care abgeführt.87 Wird der Parent with care selbst sozialstaatlich unterstützt, erfolgt seit April 2010 keine Anrechnung des Barunterhalts mehr auf diese Sozialleistungen. Zuvor konnte sich die staatliche Unterstützung um diesen Barunterhalt ermäßigen.88 Falls dem Haushalt des Non-resident parent Sozialleistungen gezahlt werden, wird die geschuldete flat rate in Höhe von 5 Pfund von diesen Sozialleistungen in Abzug gebracht.89 Besteht ein Einkommen von weniger als 5 Pfund die Woche oder ist der Barunterhaltspflichtige Student oder Schüler in Vollzeit sowie unter 16 Jahren, im Gefängnis oder in einer Betreuungseinrichtung beziehungsweise in

84 Die Berechnung des Child Maintenance Service anhand der 2012er Richtlinien unterscheidet sich hiervon: Dort gibt es beispielsweise fünf Einkommensgruppen, wobei die basic rate durch eine basic rate plus bei Bruttoeinkünften zwischen 800,01 und 3.000 Pfund ergänzt wurde. Von dem Bruttoverdienst des pflichtigen Elternteils sind dann zum Beispiel bei der basic rate für ein Einzelkind 12%, für zwei Kinder 16% und für drei oder vier Kinder 19% an den betreuenden Elternteil zu zahlen. Von dem über 800 Pfund liegenden Betrag, abhängig von der Anzahl seiner unterhaltsberechtigten Kinder, zusätzlich 9%, 12% oder 15%, siehe mit Stand 17.5.2013 https://www.gov. uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/85746/howwe-work-out-child-maintenance.pdf. 85 Child Support Agency (2011, Calculation) S. 10. 86 Child Support Agency (2011, Calculation) S. 12; das ist auch gemäß den 2012er Richtlinien unverändert, siehe mit Stand 17.5.2013 https://www.gov.uk/government/uploads/ system/uploads/ attachment_data/file/85746/how-we-work-out-child-maintenance.pdf. 87 Child Support Agency (2011, Calculation) S. 13. 88 Child Support Agency (2011, Calculation) S. 21. 89 Child Support Agency (2011, Calculation) S. 13.

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einem Krankenhaus, wird kein Barunterhalt geschuldet und von der Child Support Agency auch nicht festgesetzt.90 b. Betreuung von Kindern im eigenen Haushalt Die Höhe der zu leistenden wöchentlichen Zahlungen kann jedoch korrigiert werden, wenn entweder die basic rate oder die reduced rate festgesetzt und gezahlt werden und der Non-resident parent oder dessen Partner für andere Kinder, die mit ihnen zusammen in einem Haushalt leben, Betreuungs- und Versorgungsleistungen erbringt. Bei diesen anderen Kindern des gemeinsamen Haushalts, sogenannte relevant oder qualifying other children, handelt es sich auch um nicht leibliche Kinder des Non-resident parent. Zur Begründung nahm die Child Support Agency bzw. die Child Maintenance and Enforcement Commission Bezug auf den Umstand, dass in jedem Fall die faktische Notwendigkeit besteht, für die Belange dieser Kinder aufzukommen.91 Die für relevant other children aufzuwendenden Kosten führen im Ergebnis dann dazu, dass dem barunterhaltspflichtigen Elternteil zunächst ein quotaler Betrag von dessen wöchentlichem Nettoeinkommen in Abzug gebracht wird. Erst von dem so reduzierten Betrag berechnet sich dann der Barunterhaltsanspruch leiblicher Kinder. Die so das Einsatzeinkommen zur Berechnung des laufenden Barunterhalts mindernden Beträge sind pauschal vorgegeben und betragen im Rahmen der basic rate für ein, zwei oder drei und mehr relevant other children 15%, 20% oder 25%.92 Geht es um die reduced rate, besteht ein weitaus differenzierteres Berechnungsmodell. Dort wird zunächst ebenfalls der Umstand berücksichtigt, dass der Nonresident parent für andere Kinder in seinem Haushalt Versorgungsleistungen erbringt. Geschuldet ist unabhängig davon immer der Basisunterhalt in Höhe von 5 Pfund pro Woche. Von dem über 100 Pfund liegenden Einkommen werden dann weitere Zahlbeträge geschuldet, die nach Anzahl der Kinder im Haushalt des Barunterhaltspflichtigen und der Gesamtheit unterhaltsbedürftiger Kinder variieren.93 90 Child Support Agency (2011, Calculation) S. 14; diese nil rate besteht auch, siehe https://www. gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/85746/how-we-work-outchild-maintenance.pdf, Stand 17.5.2013, germäß den 2012er Richtlinien. 91 Child Support Agency (2011, Calculation) S. 15; Child Maintenance and Enforcement Commission (2012) S. 22. 92 Child Support Agency (2011, Calculation) S. 15; im Zuge der Änderungen durch die Child Support Maintenance Calculation Regulations 2012 wurden sie, ausgehend vom Bruttoeinkommen, bei der basic rate auf 11%, 14% und 16% festgesetzt, siehe https://www.gov.uk/government/uploads/ system/uploads/attachment_data/file/85746/how-we-work-out-child-maintenance.pdf, Stand 17.5.2013. 93 Child Support Agency (2011, Calculation) S. 16.

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Ist der Non-resident parent beispielsweise nur einem Kind barunterhaltsverpflichtet, schuldet er von seinem über 100 Pfund liegenden monatlichen Nettoeinkommen bei Pflege für ein relevant other child 20,5%, bei zwei relevant other children 19% und bei drei und mehr 17,5%.94 Ist er zwei Kindern zum Barunterhalt verpflichtet, beträgt der prozentuale Anteil an dem über 100 Pfund des wöchentlichen Nettoeinkommens liegenden Betrag bei Pflege für ein relevant other child im eigenen Haushalt 29%, bei zwei Kindern 27% und bei drei und mehr Kindern 25%.95 Ist er dagegen drei und mehr Kindern gegenüber zum Barunterhalt verpflichtet, besteht eine Unterhaltsverpflichtung bezugnehmend auf den oberhalb von 100 Pfund des wöchentlichen Nettoeinkommens liegenden Betrages von 37,5% bei Pflege für ein Kind, 35% bei zwei Kindern und 32,5% bei drei und mehr Kindern.96 Anders als bei der basic rate setzt im Rahmen der reduced rate die Versorgung und Betreuung von relevant other children den geschuldeten Barunterhalt also direkt herab. In beiden Berechnungsmodellen erfolgt demnach eine wirtschaftliche Berücksichtigung tatsächlicher Betreuungs- und Versorgungsleistungen bei der Berechnung des Barunterhalts. Diese Leistungen führen bei der basic rate zu einer Reduktion des Nettoeinkommens, bevor der eigentlich geschuldete Barunterhalt berechnet wird. Das bedingt somit eine geringere Barunterhaltsschuld. Oder sie bewirken bei der reduced rate eine Herabsetzung des Barunterhalts außerhalb des Basisbetrages von 5 Pfund. Versorgungs- und Betreuungsleistungen bekommen in England demnach einen wirtschaftlichen Wert. Sie werden direkt mit dem Barunterhaltsanspruch saldiert. Darin kommt die Fremdbezogenheit der Unterhaltsleistungen für relevant other children zum Ausdruck. Das weicht vom deutschen Unterhaltsrecht ab, in welchem Betreuungs- und Versorgungsleistungen für nicht leibliche Kinder wirtschaftlich überhaupt nicht erfasst und bewertet werden.

94 Durch die Child Support Maintenance Calculation Regulations 2012 veränderten sich diese Quoten bei der reduced rate auf 16,4%, 15,6% und 15,2%, siehe https://www.gov.uk/government/ uploads/system/uploads/attachment_data/file/85746/how-we-work-out-child-maintenance. pdf, Stand 17.5.2013. 95 Nach den Child Support Maintenance Calculation Regulations 2012 sind das 23,5%, 22,5% und 21,9%, siehe https://www.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attach ment_data/ file/85746/ how-we-work-out-child-maintenance.pdf, Stand 17.5.2013. 96 Child Support Agency (2011, Calculation) S. 16¸ nach den Child Support Maintenance Calculation Regulations 2012 sind das 28,8%, 27,7% und 26,9%, siehe https://www.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/85746/how-we-work-out-child-maintenance.pdf, Stand 17.5.2013.

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c. Umgangszeiten In England wird auch berücksichtigt, dass der zur Zahlung verpflichtete Elternteil bei Umgangskontakten mit Übernachtungen eigene (zusätzliche) Leistungen erbringt, die auf seine laufenden Unterhaltszahlungen anzurechnen sind, indem sie diese reduzieren.97 Diese regelmäßigen Umgangskontakte werden als shared care bezeichnet.98 Anders als in Deutschland geht das englische Recht davon aus, dass der Non-resident parent bei Umgangskontakten die Kosten des täglichen Lebens für das Kind erbringt und damit den anderen Elternteil monetär entlastet. Die Child Support Agency führt in diesen Fällen eine Korrektur der Unterhaltshöhe im Rahmen der basic und reduced rates durch, sobald entsprechende Informationen zu Umgangskontakten mit Übernachtungen dort bekannt werden. Auch besteht die Möglichkeit, unter besonderen weiteren Voraussetzungen die Höhe des Barunterhalts zu variieren, insbesondere bei Betreuung behinderter Kinder, bei sehr hohen Umgangskosten durch Aufwendungen für Fahrten et cetera und bei Einkommensänderungen.99 Wird Barunterhalt nach der flat rate geschuldet und findet shared care statt, muss kein Unterhalt mehr gezahlt werden.100 Für die konkrete Berechnung des Entlastungsbetrages im Rahmen der basic und reduced rates des barunterhaltspflichtigen Elternteils bei shared care orientiert sich die Child Support Agency an der Zahl der Übernachtungen im Jahresdurchschnitt: Wöchentliche Übernachtungen, also bis zu 52 im Jahr, führen zu einer Reduzierung der Barzahlungen von einem Siebtel, und bis zu 103 Übernachtungen im Jahr reduzieren den Barunterhalt um zwei Siebtel.101 Bei der Berechnung des monetären Entlastungsanteils durch die Pflege während der Umgangskontakte wird, anders als bei den Entlastungsbeträgen wegen der Pflege weiterer Kinder im eigenen Haushalt, also nicht von dem wöchentlichen Nettoeinkommen ausgegangen, sondern von der ermittelten Höhe der wöchentlichen Unterhaltszahlungen. Diese werden durch die Pflege des oder der Kinder pro Wochentag, durchschnitt-

97 Child Support Agency (2010, Information) S.  15  f.; Child Support Agency (2011, Calculation) S. 18 ff. 98 Child Support Agency (2011, Calculation) S. 18. 99 Child Support Agency (2011, Calculation) S. 28 ff. 100 Child Support Agency (2011, Calculation) S. 20. 101 Child Support Agency (2011, Calculation) S. 18 ff.; das entspricht auch der Berechnung durch den Child Maintenance Service anhand der 2012er Richtlinien, siehe https://www.gov.uk/ government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/85746/how-we-work-out-childmaintenance.pdf, Stand 17.5.2013.

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lich auf das Jahr berechnet, reduziert.102 In Fällen, die mit dem deutschen paritätischen Wechselmodell vergleichbar sind, wird der Barunterhalt schlicht durch zwei geteilt, also halbiert, und darüber hinaus der dann verbleibende Anteil für jedes weitere Kind um jeweils 7 Pfund die Woche reduziert.103 Eine Herabsetzung bei Zahlungspflichten als basic rate oder reduced rate unter 5 Pfund die Woche kommt nicht in Betracht, diese wöchentlichen 5 Pfund müssen immer gezahlt werden.104 d. Außergewöhnliche Belastungen Auf Antrag können zudem aber auch noch weitere Faktoren in die Berechnung eingestellt werden, die im Einzelfall zu einer Variation des Unterhalts führen können. Dies können besondere unvermeidbare wöchentliche Ausgaben sein, die mehr als 10 Pfund die Woche oder aber bei einem Einkommen von wöchentlich mehr als 200 Pfund mindestens 15 Pfund betragen müssen.105 Die als besondere Belastungen einzustufenden Ausgaben müssen ihre Ursache in den Umgangskontakten mit dem betreffenden Kind haben. Dazu zählen zum Beispiel erhebliche Reise- und Fahrtkosten, dauerhaft hohe Ausgaben für behinderte Kinder, Darlehensverbindlichkeiten, wenn sie vor der Trennung der Eltern entstanden sind und zur Unterstützung der Familie oder von Familienmitgliedern aufgewendet wurden, Schulgeldzahlungen und Lebensversicherungen als Tilgungssurrogat bzw. Darlehen für ein Eigenheim, dass die Elternteile als Ehewohnung genutzt haben, wobei der betreuende und pflegende Elternteil mit dem Kind dort noch leben muss.106 5. Zusammenfassung Neben frei verhandelbaren Inhalten von Unterhaltszahlungen mittels privater Vereinbarungen der Eltern und gerichtlichen Festsetzungen stehen mit der Child Support Agency und dem Child Maintenance Service zwei Behörden zur Verfügung, die sich eng an vorgegebenen Berechnungsmodellen orientieren. Die Unterhaltsberechnung erfolgt durch sie für alle Kinder gleich, es gibt keinerlei Unterschiede zwischen ehelichen und nichtehelichen Kindern. Deren monetäre Bedürfnisse 102 Child Support Agency (2011, Calculation) S. 18 ff.; so auch die 2012er Richtlinien, siehe https:// www.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/85746/how- we-workout-child-maintenance.pdf, Stand 18.5.2013. 103 Child Support Agency (2011, Calculation) S. 20. 104 Child Support Agency (2011, Calculation) S. 20. 105 Child Support Agency (2011, Calculation) S. 28 ff.; zur Berücksichtigung solcher Besonderheiten nach den 2012er Richtlinien siehe https://www.gov.uk/government/uploads /system/uploads/ attachment_data/file/85746/how-we-work-out-child-maintenance.pdf, Stand 18.5.2013. 106 Child Support Agency (2011, Calculation) S. 28 ff.

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sind im Rahmen der Vorgaben der Child Support Agency am Nettoeinkommen des Non-resident parent orientiert, bei dem Child Maintenance Service am Bruttoeinkommen. Das Einkommen des Non-resident parent bedingt somit unmittelbar die Barunterhaltshöhe. Die Child Support Agency erbringt die Unterhaltszahlungen allerdings, wie der Child Maintenance Service auch, nicht mehr selbst, sondern stellt dem Parent with care vielmehr einen (noch) kostenlosen Inkassodienst zur Verfügung. Die Agency wird dadurch nicht mehr selbst mit Zahlbeträgen belastet, sie fungiert als Dienstleister. In diesem Sinne liegt auch das Selbstverständnis der im Jahr 2008 eingerichteten Child Maintenance Options. Sie war, wie auch die Child Support Agency, der gemeinsamen Dachorganisation Child Maintenance and Enforcement Commission unterstellt. Wichtigste Aufgabe der Child Maintenance Options ist weiterhin die Optimierung von Beratung und Service für die Eltern im Zusammenhang mit allen Fragen zum Kindesunterhalt. Auf ihren Internetseiten werden dazu neben einem Unterhaltsrechner Formulare für private Vereinbarungen und weitere hilfreiche Informationen zur Verfügung gestellt.107 Durch die Gesetzesänderung in Form des Child Maintenance and Enforcement Act 2008 wurde so ein neues Leitbild konsensualer Vereinbarungen im Kindesunterhaltsrecht geschaffen, das durch die Neuregelungen in 2012 fortgeführt wird. Erst, wenn sich Eltern nicht über den Kindesunterhalt verständigen können oder wollen, kann auf Antrag die Festsetzung durch die Child Support Agency oder den Child Maintenance Service erfolgen. Anders als bei der Festsetzung durch die Unterhaltsbehörde kann das Ergebnis zur Unterhaltshöhe im familiengerichtlichen Verfahren nicht ohne weiteres vorweg berechnet werden. Die Kalkulationstransparenz des behördlichen Verfahrens unterscheidet sich demnach elementar von den familiengerichtlichen Verfahren, die ja weitestgehend von einzelfallorientierten Ermessensentscheidungen geprägt sind. Wie im deutschen Familienrecht ist auch in England das Kindeswohl Minderjähriger von großer Bedeutung. Leitlinien zum Unterhalt der englischen Familiengerichte, die mit jenen in Deutschland vergleichbar wären, sind neben den geschilderten Ermessensfaktoren indes nicht vorhanden. Im Rahmen der Child Support Acts und des Child Maintenance and Enforcement Act 2008 werden sowohl durch die Child Support Agency als auch den Child Maintenance Service Betreuungsleistungen des zahlungspflichtigen Elternteils für andere Kinder in seinem Haushalt neben zusätzlichen Barunterhaltspflichten in monetärer Hinsicht standardisiert berücksichtigt. Sie reduzieren die Höhe des geschuldeten Barunterhalts. Dabei ist zu unterscheiden zwischen Betreuungs- und Versor107 Zum Beispiel http://www.cmoptions.org/en/toolbox/index.asp oder http:// www.cmoptions.org/en/calculator/calculator.asp, jeweils mit Stand 28. April 2012; oder auch http://www. cmoptions.org/en/other-arrangements/statutory-service.asp, Stand 17.5.2013.

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gungsleistungen im Zusammenhang mit Umgangskontakten und Betreuungs- und Versorgungsleistungen für andere Kinder der Familie, sogenannte relevant other children. Betreuungs- und Versorgungsleistungen bei Umgangskontakten werden unmittelbar mit dem geschuldeten Barunterhalt saldiert, andere Betreuungs- und Versorgungsleistungen führen zur anteiligen, prozentualen Herabsetzung des Barunterhalts. Insgesamt wurde damit in Ergänzung des streng selbstbezüglichen Unterhaltsrechts eine Fremdbezogenheit eingeführt. Eine wirtschaftlich-paritätische Annäherung der Betreuung an den Barunterhalt erfolgt dabei jedoch nicht. Tendenziell ist der Abzugsbetrag vom Einkommen ein wenig höher als der geschuldete Barunterhalt.108 Dessenungeachtet erhält die Betreuung aber durch die Saldierung mit dem Einkommen oder Barunterhaltsanspruch regelmäßig eine wirtschaftliche Dimension. Und dies völlig unabhängig davon, ob das andere Kind der Familie Barunterhalt von dessen Non-resident parent erhält oder nicht. Gerade diese einseitige wirtschaftliche Relevanz von Betreuungs- und Versorgungsleistungen beim Non-resident parent ist zentrales Charakteristikum der Teilsymmetrie des behördlichen Unterhaltsverfahrens. Daneben ist die Einbeziehung von relevant other children auffällig. Sie weicht vom deutschen Kindesunterhaltsrecht ab.

108 Beispielhaft Child Maintenance and Enforcement Commission (2012) S. 23; durch die 2012er Richtlinien soll die Höhe des Abzugs vom Bruttoeinkommen des Non-resident parent wegen der Versorgung von relevant other children dem Barunterhalt für nicht im eigenen Haushalt lebende leibliche Kinder angeglichen werden, siehe Child Maintenance and Enforcement Commission (2012) S. 22 f.

2. Teil Kindesunterhalt im Poor Law und Bastardy Law

Nichteheliche Kinder waren in England bereits seit Jahrhunderten Gegenstand rechtlicher Diskussionen. In unterhaltsrechtlicher Hinsicht bedeutsam ist dabei insbesondere der Umstand, dass ihre Ansprüche nicht im Family Law, sondern in zwei davon getrennten Rechtsgebieten geregelt wurden: Dem Poor Law und dem Bastardy Law. Beide sahen Unterhaltsansprüche für nichteheliche Kinder vor, die sich von dem in England noch bis zum Jahr 1857 maßgeblichen kirchlichen Familienrecht in vielerlei Hinsicht unterschieden. Beispielsweise waren Unterhaltsansprüche im Bastardy Law, anders als im Family Law, gänzlich unabhängig von eigenen Ansprüchen der Mütter109 und zudem der Höhe nach gesetzlich vorbestimmt. Diese Regelungen gingen wiederum zurück auf das Poor Law, in welchem das Bastardy Law bis zu dessen Eigenständigkeit enthalten war. Unterschieden werden das alte und das neue Poor Law. Das neue Poor Law basiert auf dem Poor Law Amendment Act 1834, das alte Poor Law geht zurück auf den Poor Relief Act 1598, mit welchem ausgehend vom Poor Law Act 1576 umfangreiche Unterhaltspflichten innerhalb der Familie eingeführt wurden. Bei Verstößen konnten Armenhilfeleistungen, die regelmäßig an den Leistungserbringer erstattet werden mussten, gewährt und auch Strafen verhängt werden. Das Unterhaltsrecht des alten Poor Law blieb über einen Zeitraum von über zwei Jahrhunderten bis zur Reform durch den Poor Law Amendment Act 1834 weitestgehend unverändert bestehen. In diesen nahm der Gesetzgeber dann eine beachtliche Regelung auf, wonach ein Stiefvater auch seine Stiefkinder zu versorgen und zu unterhalten hatte. Im Hinblick auf das fremdbezügliche Element der aktuellen Teilsymmetrie dürfte das von großer Bedeutung sein. Daher wird das neue Poor Law in Kapitel 2 eingehend analysiert. Da das neue Poor Law aber wiederum auf das alte Poor Law zurückgeht, könnten bereits dort Anhaltspunkte für wirtschaftliche Dimensionen von Betreuungs- und Versorgungsleistungen i.S.d. Teilsymmetrie, vor allem in Bezug auf deren Fremdbezüglichkeit, zu finden sein.

109 Dazu ausführlich im 3. Teil; siehe auch Oldenburger (2013).

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Kindesunterhalt im Poor Law und Bastardy Law

Kapitel 1: Altes Poor Law 1. Unterhaltspflichten im Familienverbund Der Poor Relief Act 1598110 sah grundsätzlich eine Verpflichtung von Familienmitgliedern zur Unterhaltung bedürftiger Familienangehöriger vor. Aufgrund der bereits aus Common Law heraus bestehenden Verpflichtung des Ehemannes zur Unterstützung seiner Ehefrau wurde diese zunächst in das Armenhilfegesetz nicht explizit aufgenommen;111 ihre legislative Aufnahme erfolgte erst über drei Jahrhunderte später, nämlich durch sec. 41 Poor Relief Act 1927. Vorrangig mussten nach dem Poor Relief Act 1598 Eltern und Kinder sowie – seit Inkrafttreten des sec. 6 Poor Relief Act 1601 – Großeltern armer Familienangehöriger diese aus eigenem Vermögen und Einkommen unterstützen.112 “And they (…) take order from time to time for setting to work of the children of all such whose parents shall not (…) be thought able to keep and maintain their children; and also

all such persons married or unmarried as having no means to maintain them use no ordinary and daily trade of life to get their living by; and also to raise weekly or otherwise a convenient

stock of flax, hemp, wool, thread, iron and other necessary ware and stuff to set the poor on

work. And also competent sums of money for and towards the necessary relief of the lame, old, impotent, blind and such other among them being poor and not able to work, and also for the putting out of such children to be apprentices, to be gathererd out of the same parish.”113

“And be it further enacted, that the Father and Grandfather, and the Mother and Grand-

mother, and the Children of every poor, old, blind, lame, and impotent Person or other poor Person not able to work, being of a sufficient Ability, shall, at their own Charges, relieve and maintain every such poor Person in that Manner, and according to that Rate, as by the Justices of Peace of that County where such sufficient Persons dwell, or the greater Number of

them, at their General Quarter Sessions shall be assessed; upon Pain that every one of them shall forfeit twenty Shillings for every Month, which they fail therein.”114

110 39 Eliz. I c. 3. 111 Snow (2002) Zf. 4.1. 112 Blackstone (1770) S. 435; James (1962) S. 102 f. Die Bedeutung des gesetzlichen Anspruchs auf Unterhalt und Versorgung (maintain) i.S.v. sec. 7 Poor Relief Act 1598 und sec. 6, 7 Poor Relief Act 1601 war als eine Pflicht zum Unterhalt in natura durch Zurverfügungstellung von lebensnotwendigen Erfordernissen wie Wohnung, Nahrung, Kleidung etc. zu verstehen. 113 Sec. 1 Poor Relief Act 1598. 114 Sec. 7 Act for the Relief of the Poor (Poor Relief Act) 1601 (43 Eliz. I c. 2).

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Auch gegenüber ehelichen Kindern bestanden, anders als bei nichtehelichen Kindern, umfangreiche familiäre Unterstützungspflichten. Voraussetzung für eheliche Kinder, Armenhilfeleistungen zu erhalten, war i.S.v. sec. 7 Poor Relief Act 1598 der Wegfall dieser vorrangigen Solidarhaftung des Familienverbundes. Zunächst wurde dann in diesem Sinne eine sogenannte Outdoor-Relief, die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Kleidung usw., von der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Damit übernahm die Gemeinde die eigentlichen Unterstützungspflichten des Familienverbundes. Nach der Einführung von Arbeitshäusern (Workhouses) im Jahr 1722 wurde Outdoor-Relief durch eine Indoor-Relief, nämlich die Unterbringung und Versorgung in diesen Workhouses, ergänzt.115 Zum Ausdruck kommt darin ein weiteres Element des vorherrschenden Familienbildes: Bevor als Ersatz von entfallenen Unterhaltsleistungen des Familienverbundes Outdoor-Relief gewährt wurde, sollte die Versorgung am eigenen Herd im Haus der Familie durch die Indoor-Relief simuliert werden. Die Armenhilfeleistungen der Gemeinde ersetzten also in diesem Zusammenhang die entfallenen Unterhaltsbeiträge der dazu primär verpflichteten leistungsfähigen Familienmitglieder.116 Eheliche Kinder standen anderen bedürftigen Familienangehörigen gleich. 2. Besonderheiten für Bastard Children Unter den damaligen Familienbegriff fielen allerdings keine Bastard Children.117 Das war eine bedeutsame Ausnahme von der bestehenden wechselseitigen Unterhaltsverpflichtung im Familienverbund.

115 Mit der Indoor-Relief verband sich eine grundsätzliche Pflicht der Bedürftigen, im Workhouse zu leben und zu arbeiten. Die Workhouses wurden 1722/3 durch Sir Edward Knatchbull’s Act for amending the Laws relating to the Settlement, Imployment, and Relief of the Poor (sec. IV Geo. I c. VII) eingeführt. Mit der Aufnahme war unmittelbar eine soziale Ächtung verbunden. Beide Arten der Hilfe beschränkten sich auf die allernötigsten Leistungen. Auffangleistungen der Gemeinde verbunden mit Regressansprüchen aus dem (alten) Poor Law prägten das Kindesunterhaltsrecht Englands über viele Jahrzehnte. 116 ���������������������������������������������������������������������� Solche Unterstützungsleistungen der Gemeinde unterschieden sich begrifflich ����������������� und inhaltlich vom Unterhalt im Familienverbund. Sie kompensierten nicht adäquat die notwendigen Lebenshaltungskosten und -aufwendungen, also den vormaligen Lebensstandard, da keine Orientierung an den bisherigen Lebensverhältnissen des Kindes stattfand. Mütter waren schon grundsätzlich nicht unterhaltsverpflichtet. Stammel (1994) S. 115 f. leitet daher m.E. zu Unrecht bereits aus dem Poor Law Act 1576 einen „modernen“ Unterhaltsbegriff ab, der sich durch regelmäßige Barzahlungen auszeichnet. 117 Zum Verhältnis des Bastardy Law in England im Vergleich zum römischen Recht siehe Broom/ Hadley (1869) S. 559 ff.

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a. Ausschluss von Unterhaltspflichten leiblicher Väter Nichtehelichen Kindern gegenüber waren, anders als bei ehelichen Kindern, weder ihr Putativvater noch ihre Mutter sorgeberechtigt, sondern allein die Gemeinde.118 Für Väter nichtehelicher Kinder bestanden aus dem alten Poor Law bis zum Jahr 1733 keinerlei Unterhalts- und Versorgungspflichten.119 Erst durch die Einführung sogenannter Affiliation Orders aufgrund des Act for the Relief of Parishes 1733 entstand eine Barunterhaltspflicht für Putativväter.120 Damit ging dann auch einher, dass Aufwendungen der Gemeinde beispielsweise vom Putativvater erstattet werden mussten. b. Alleinige Verantwortlichkeit der Mütter Trotz fehlenden Sorgerechts war die Mutter für ihren filius nullius bis zu dessen 16. Geburtstag betreuungs- und versorgungspflichtig, sie musste also Kleidung, Wohnraum und Nahrung zur Verfügung stellen sowie das nichteheliche Kind betreuen und erziehen. Die zuständige Gemeinde verbrachte die nichtehelichen Kinder in Ausgestaltung ihres Sorgerechts allerdings recht häufig in Pflegestellen, um der Mutter Arbeitsmöglichkeiten und -anreize zu schaffen.121 Wegen des Stigmas der Nichtehelichkeit wurden Mütter nichtehelicher Kinder indes regelmäßig selbst aus dem Familienverbund ausgeschlossen. Das führte für sie zum tatsächlichen Wegfall aller familiären Unterhaltsleistungen. Da sich ihre Bedürftigkeit mittelbar aus der Geburt eines nichtehelichen Kindes ergab, diese war moralische Legitimation für den Ausschluss,122 bestanden folglich auch keine Ansprüche gegenüber ihren Familienangehörigen mehr. Das mit diesem Ausschluss unmittelbar verbundene Ende von Versorgungsansprüchen, auch der nichtehelichen Kinder, führte, abgesehen von der darin im Verhältnis zu ehelichen Kindern zum Ausdruck kommenden Ungleichbehandlung und gesellschaftlichen Ächtung, zu einer existenziellen Bedrohung. Dieser Gefahr sollte durch den Poor Relief Act 1598 118 So z. B. Rex v Lloyd (1841) 3 M. & G. 547; Rex v Hopkins (1806) 7 East 579; Rex v Brighton (1861) 1 B. & S. 447; James (1962) S. 6 m.w.N.; zur Entwicklung des Nichtehelichenrechts in Deutschland siehe Baumgarten (2007). 119 Zur Entwicklung des Kindesunterhaltsrechts aus Armenhilfesicht, insbesondere politische Aspekte beleuchtend, Hendrick (1994). 120 Act for the relief of parishes, and other places, from such charges as may arise from bastard children born within the same 1733 (6 & 7 Geo. II c. 31). 121 Walkowitz (1988) S. 194. 122 Häufig wurden Bastard Children zur Vermeidung dieser Konsequenzen auch gleich nach der Geburt umgebracht, dazu Jackson (1996) S. 29 ff., S. 37 ff.; Eekelaar (1983) S. 81; Newman (1907) S. 283 f.

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in Form von Unterstützungsleistungen der Gemeinde begegnet werden. Deshalb sollte Armenhilfe den allein lebenden Müttern einschließlich ihrer nichtehelichen Kinder von den Parishs, den zuständigen kleinsten Verwaltungseinheiten der Gemeinden, auf Antrag gewährt werden. Vorwiegendes Ziel der Armenhilfe war es also, Existenz und Leben der betroffenen Bedürftigen zu sichern. Die Armenhilfeleistungen aufgrund des Poor Relief Act 1598 basierten in Bezug auf nichteheliche Kinder demnach nicht auf dem Verlust einer familiären Unterstützung, da nichteheliche Kinder rechtlich nicht zur Familie gehörten. Sie waren vielmehr sozialrechtlich geprägte Hilfeleistungen zum Lebensunterhalt. c. One-person-doctrine: Stiefväter als Unterhaltsschuldner Aus den Poor Relief Acts 1598 und 1601 folgten im Hinblick auf Unterhaltsansprüche nichtehelicher Kinder gegenüber ihren Stiefvätern aber für die heutige Teilsymmetrie sehr bedeutsame gerichtliche Auslegungen. Eine frühe wichtige Entscheidung ist City of Westminster v Gerrard aus dem Jahr 1621.123 Darin wurde erstmals die Frage diskutiert, ob ein Stiefvater, im entschiedenen Fall handelte es sich konkret um einen Stief-Großvater, überhaupt unterhaltsverpflichtet gegenüber seinem Stiefkind sein könne. Das Gericht lehnte das mit deutlichen Worten ab: “The point upon the statute of 43. Eliz. cap. 3 was, whether he, being the grand-father in law, having married the grand-mother, who had no means at the time of the marriage, should be by the law bound to keep and provide for this childe, or not. (…) Clearly he shall not.”124

Bei dem Kind in der vorzitierten Entscheidung City of Westminster v Gerrard handelte es sich um ein Kind der Tochter der benannten Großmutter, also ihren Enkel. Die Großmutter war verheiratet. Die Rechtsfrage, ob der mit dem Enkel seiner Frau nicht blutsverwandte Ehemann sein Stief-Enkelkind durch Naturalunterhalt versorgen musste, wurde vom Gericht mit folgender Begründung verneint: Stiefväter oder Stief-Großväter müssten Unterhaltsleistungen für ihre nicht leiblichen Kinder immer dann nicht erbringen, wenn ihre Mutter oder die gegebenenfalls alternativ zum Unterhalt verpflichtete Großmutter zum Zeitpunkt der Heirat über keine dazu erforderlichen Mittel verfügte. Damit wurde auch eine Unterhaltsverpflichtung in natura des Ehemannes gegenüber einem Bastard Child oder filius nullius ausgeschlossen.125 Hiervon weicht das aktuelle Unterhaltsmodell 123 City of Westminster v Gerrard (1621) 2 Bulstr. 346. 124 City of Westminster v Gerrard (1621) 2 Bulstr. 346. 125 Später auch übernommen in sec. 57 Poor Law Amendment Act 1834 (4 & 5 Will. IV c. 76).

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entscheidend ab. Wechselseitige Unterhaltspflichten im Familienverbund in natura betrafen zunächst also nur Blutsverwandte, nicht aber Stiefkinder und nichteheliche Kinder. Jene unterfielen nicht der familiären Unterstützungssolidarität, da sie rechtlich nicht zur Familie des biologischen Vaters gehörten, der ja regelmäßig mit einer anderen Frau oder gar nicht verheiratet war.126 Sie galten auch nicht als Teil der Familie der Kindesmutter. Gesetzliche Anordnungsmöglichkeiten der Friedensrichter gegenüber Familienangehörigen der Mutter eines nichtehelichen Kindes gab es demnach nicht. Trotz der im Ergebnis ablehnenden Entscheidung des Gerichts lassen sich aus City of Westminster v Gerrard wichtige Gedanken der heutigen Teilsymmetrie herleiten: Es wurde insoweit gerichtlich diskutiert, dass, obschon der Ehemann nicht der leibliche Vater des mit in die Ehe gebrachten Kindes war,127 er zu Unterhaltszahlungen für sein Stiefkind verpflichtet werden konnte. Diese unterhaltsrechtlich bedeutsame Folge war damit völlig unabhängig von einer Blutsverwandtschaft. Die Begründung des Gerichts fußte insbesondere in der nach Common Law bestehenden güterrechtlichen Konsequenz der Heirat einer Mutter mit nichtehelichem Kind, wonach ein Mann mit der Heirat das gesamte Vermögen seiner Ehefrau übernahm: “The reason why the husband shall be charged to keep the child, where he marrieth the

grand-mother being of ability, is, because by the marriage he hath acquired and got the means

which the grand-mother had, out of which means the child is to be maintained; and so transit cum onere, he must take his wife with this charge and burthen.”128

Im Falle der Heirat wurde demnach eine neue Einheit von Ehemann und Ehefrau gebildet.129 Der Ehemann selbst war dabei lange Zeit nach dem kirchenrechtlichen Selbstverständnis und Common Law, trotz ehelicher Gemeinschaft zweier individueller Rechtssubjekte in Form von Mann und Frau, One Person in Law, seine Ehefrau rechtlich dagegen ein nullum.130 Sämtliche Eigentumsrechte der Frau gingen aufgrund dieser Einheitstheorie noch bis zum Married Woman’s Pro-

126 City of Westminster v Gerrard (1621) 2 Bulstr. 346. 127 Nur nach der Heirat geborene Kinder waren ihrem Status nach legitim, dazu Cretney (2005) S. 545 f. m.w.N. 128 City of Westminster v Gerrard (1621) 2 Bulstr. 346, 347. 129 Übersicht der Gesetze zur Heirat von 1540–1912 bei Burrows (1949) S. 690 ff. 130 Die Ehefrau wurde auch als feme covert bezeichnet, grundsätzlich dazu Blackstone (1765) S. 430; Manby v Scott (1663) 1 Mod. 124 und (1659) 1 Sid. 109; Cretney (2005) S. 90 ff.; Broom/Hadley (1869) S. 543 ff. Zur Entscheidung Manby v Scott auch Todd (1998) S. 349 f.; Finer Report (1974), Vol. 2, App., S. 96 f.

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perty Act 1882 unmittelbar mit der Heirat auf den Ehemann über.131 Im Gegenzug erhielt sie nur das Recht und den Anspruch, sich von ihm – abhängig von seinem Grundbesitz und Einkommen – unterhalten zu lassen. Hierin, so der spätere Präsident der Probate Division, zuständig für Berufungsverfahren in Ehesachen, lag der Ursprung des Rechts der Ehefrau auf Zahlung laufenden Unterhalts, wenn sich die Eheleute trennten.132 Auch die Naturalunterhaltspflicht gegenüber mit in die Ehe gebrachter Kinder im Poor Law wurde so mit der Übernahme des Vermögens der an sich zum Naturalunterhalt verpflichteten Ehefrau aus dem Familienrecht begründet. Aus diesem Vermögen musste der Stiefvater dann auch sein Stiefkind unterhalten, dies aber nur dann, wenn zum Zeitpunkt der Heirat solches Vermögen überhaupt vorhanden gewesen war. Der positive Vermögensübergang durch den Akt der Heirat beinhaltete also für den Mann sogleich eine Art Schuldübernahme in Form von Unterhaltspflichten. Zu den Schulden, die der Mann so mit der Heirat übernahm, zählten auch die Unterhaltsverpflichtungen gegenüber Stiefkindern.133 Das bildet den historischen Grundstein für die heutige standardisierte Einbeziehung nichtehelicher Kinder in das englische Kindesunterhaltsrecht. In späteren obergerichtlichen Entscheidungen des High Court wurde in Abgrenzung zu der Entscheidung City of Westminster v Gerrard,134 wonach Stiefkinder ja unabhängig von einer Blutsverwandtschaft unterhaltsberechtigt sein konnten, die Auffassung vertreten, dass sich eine Verpflichtung zur Erbringung von Unterhaltsleistungen gerade nicht auf Stiefkinder beziehe, sondern nur auf Blutsverwandte und damit leibliche Kinder.135 Unter Hinweis auf die Entscheidung Rex v Munday verwies das Gericht dazu beispielsweise in dem Verfahren Tubb v Harrison im Jahre 1790 auf die Regelung in sec. 2, 7 Poor Relief Act 1598: “The Statute of Elizabeth only extends to natural relations. Therefore (…) we are of opinion that the husband is not liable for the expenses of maintaining the wife’s child by the former husband”.136

Die rechtliche Verpflichtung, Stiefkinder zu betreuen und zu unterhalten, wurde demnach nicht mehr als Schuld durch die Heirat vom Ehemann übernommen. Unter den Familienbegriff fielen also am Ende des 18. Jahrhunderts keine Stief131 Meder (2013) S. 173 f. 132 Explizit in Leslie v Leslie (1911) P. 203, 205. 133 City of Westminster v Gerrard (1621) 2 Bulstr. 346. 134 City of Westminster v Gerrard (1621) 2 Bulstr. 346. 135 Tubb v Harrison (1790) 4 T.R. 118; Cooper v Martin 4 East 84. 136 Tubb v Harrison (1790) 4 T.R. 118, 119.

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kinder mehr, sondern nur noch gemeinsame leibliche Abkömmlinge der Eheleute. Die Judikative rückte damit zunächst von den auch im Kindesunterhaltsrecht bedeutsamen Inhalten der Einheitstheorie ab. Das änderte sich erneut durch den Poor Law Amendment Act 1834, siehe dazu Kapitel 2 Zf. 2 in diesem Teil, und wurde, über 300 Jahre später, durch sec. 14 Poor Law Act 1930 bestätigt. Die schon in sec. 6 Poor Relief Act 1601 vorgesehene Verpflichtung zur Unterhaltung bedürftiger Personen der Familie wirkte somit, trotz temporärer Restriktionen, nachhaltig fort: “It shall be the duty of the father, grandfather, mother, grandmother, husband or child, of a poor, old, blind, lame or impotent person, or other poor person not able to work, if possessed of sufficient means, to Relief and maintain that person.”137

Sec. 4 subsec. 3 Poor Law Act 1930 erweiterte die Unterhaltspflicht des Ehemannes dann entscheidend auf die Kinder der Familie bis zu ihrem 16. Lebensjahr, wenn sie durch ihre Mutter mit in die Ehe gebracht wurden. Der Gesetzgeber begründete dies mit dem Umstand, dass sie insgesamt in die Familie aufgenommen, integriert und deshalb so wie andere Kinder der Eheleute auch behandelt werden müssten. Bastard Children gehörten damit (wieder) qua gesetzlicher Regelung zur Familie ihres Stiefvaters. Das entspricht im Hinblick auf die Berücksichtigungsfähigkeit weiterer Betreuungs- und Versorgungsleistungen auf Seiten des Non-resident parent dem aktuellen behördlichen Festsetzungsverfahren. 3. Surrogation von Rechtsverlusten durch Unterhalt Da die Ehefrau jedoch unabhängig von der Frage der Einbeziehung nichtehelicher Kinder in das Unterhaltsrecht ihr Vermögen mit der Heirat verlor, konnte sie weiterhin beim Scheitern der Ehe unter bestimmten Bedingungen Unterhalt von ihrem Ehemann verlangen.138 Dabei wurden auch eheliche Kinder, die bei ihrer Mutter lebten, mit berücksichtigt. In Anlehnung an die gerichtliche Auffassung in dem Verfahren Leslie v Leslie139 spielte die Störung der Institution Ehe außerhalb des Poor Law insofern eine bedeutende Rolle bei der Bewertung des Ursprungs von Zahlungsansprüchen ehelicher Kinder. Denn nur hierdurch wurde die Frage einer Kompensationsmöglichkeit und -pflicht aufgrund der Aufgabe von Vermögenswerten der Frau durch den Akt der Heirat überhaupt erheblich: Während der Ehe erwarb die Ehefrau für sich und ihre ehelichen Kinder, auch als Surrogat ihres eigenen Vermögensverlusts, Unterhaltsansprüche durch ihren 137 Sec. 14 Poor Law Act 1930. 138 Und zwar direkt aus familienrechtlichen Vorschriften, dazu unten 3. Teil. 139 Leslie v Leslie (1911) P. 203.

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Mann, die beim Scheitern der Ehe fortwirken sollten. Kompensiert wurde so ihre Vermögensaufgabe und der Verlust des dadurch als Gegenleistung erlangten Unterhaltsanspruchs in natura während des gemeinsamen Zusammenlebens aufgrund einer Störung, die zur Trennung der Eheleute führte. Der Unterhaltsanspruch der Ehefrau nach einer Trennung einschließlich von Kindesunterhalt war damit größtenteils Ausdruck ihres Rechtsverlusts auf Naturalunterhalt. Auch Armenhilfeleistungen waren in gewisser Weise von Rechtsverlusten abhängig. Deren Qualität unterschied sich jedoch von den soeben geschilderten. Grundlage von Armenhilfeleistungen war der Ausfall der familiären Solidargemeinschaft in Form von Versorgungs- und Unterhaltsleistungen. Diese Versorgungs- und Unterhaltsleistungen mussten von den Familienangehörigen allerdings zuvor nicht erworben oder verdient werden, sie waren voraussetzungslos. Erst ihr späterer Wegfall konnte zu gerichtlichen Anordnungen oder der Gewährung gemeindlicher Armenhilfeleistungen führen. Ersetzt wurde damit im Bereich des Poor Law der Wegfall eines familieninternen Unterhaltsanspruchs, der ohne eine vorherige Gegenleistung entstanden war. Demgegenüber stand der Unterhaltsanspruch der Ehefrau nach einer Trennung aufgrund ihres Rechtsverlusts durch Heirat, für den also zuvor eine Gegenleistung erbracht werden musste. Im Fokus der Armenhilfeleistungen stand in diesem Kontext also nicht so sehr die Aufgabe einer Vermögensposition, sondern vielmehr eine Unterhaltspflichtverletzung. Diese war zwar auch im Zusammenhang mit der Trennung von Eheleuten bedeutsam, wenn der Ehemann die Leistung von Naturalunterhalt einstellte. Aber dem lag letztlich das Erkaufen von Barunterhalt durch die Ehefrau nach Wegfall von Naturalunterhalt durch den Vermögensübergang bei Heirat auf den Ehemann zugrunde. Deshalb waren beide dahinterstehenden Kompensationsstrukturen nicht vergleichbar. 4. Gerichtliche Anordnung von Unterhaltszahlungen Die zur Fürsorge angehaltenen Familienangehörigen sowie Mütter nichtehelicher Kinder konnten gerichtlich zur Erbringung konkreter Unterhaltsleistungen verpflichtet werden. Bedeutsam war dabei vor allem das weite Ermessen der zuständigen Friedensrichter: Sie durften sämtliche Maßnahmen anordnen, die sie persönlich für geeignet und angemessen hielten. Das konnte sehr konkret geschehen, beispielsweise in Form von Anordnungen an die Angehörigen, Mahlzeiten zuzubereiten oder Schlafplätze und Kleidung zur Verfügung zu stellen. Diese weiten Befugnisse ergaben sich unmittelbar aus sec. 1 Poor Relief Act 1598 und sec. 7 Poor Relief Act 1601.140 Kamen die betroffenen Personen diesen Auflagen nicht 140 Zahlreiche Quellen zu Diskussionen im Zusammenhang mit dem Poor Relief Act 1598 benennen Key/Bucholz (2009) S. 133 ff.

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nach, konnten sie zur Zahlung von bis zu 20 Shillings pro Monat an die Gemeinde verpflichtet werden. Das galt auch bei einer Verletzung der Unterhaltspflicht in natura gegenüber ehelichen Kindern.141 Im Rahmen dieses gesetzlich vorgesehenen richterlichen Ermessens i.S.v. sec. 7 Poor Relief Act 1601 bestand, über die geschilderten Anordnungsmöglichkeiten von Naturalunterhalt hinaus, auch die Möglichkeit, die aus dem Familienverbund heraus verpflichteten Angehörigen zu pekuniären Leistungen zugunsten des Bedürftigen zu verurteilen. Diese Zahlungen waren allerdings nicht nur nachrangig zum Naturalunterhalt, sondern zudem auch noch höhenmäßig beschränkt: Wöchentlich durfte nicht mehr als ein Sixpence, allerdings auch nicht weniger als ein Halfpenny festgesetzt werden, insgesamt war keine Zahlungsanordnung von mehr als Two-Pence möglich.142 Die Höhe war unabhängig sowohl vom Einkommen der Verpflichteten als auch vom Bedarf des Bedürftigen und wurde jährlich pauschal vorab festgesetzt.143 Solche gerichtlich festgesetzten Unterhaltszahlungen i.S.d. Poor Relief Act 1601 waren, wie zuvor unter Kap. 1 Zf. 3 erläutert, ein Surrogat für nicht erbrachte Naturalunterhaltsleistungen im Familienverbund. Erst ihre Anordnung begründete wiederkehrende Zahlungsverpflichtungen, die damit letztlich auf dem vorherigen Wegfall der Unterstützung aus dem Familienverbund basierten. Daher fusionierten im Poor Relief Act 1601 familienrechtliche Ursachen mit Zielen des Armenhilferechts. Bezogen auf die Zahlungshöhe bestand für die Richter kein Ermessen. Insofern lagen, insbesondere im Vergleich zum säkularen Familienrecht ab dem Jahr 1857, keine einzelfallorientierten Ermessensentscheidungen vor. Vielmehr dienten die Festsetzungen aufgrund staatlich angenommener Minimalanforderungen vorwiegend der reinen Existenzsicherung.144 Charakteristisches Merkmal des festsetzungsfähigen Unterhalts war deshalb weder eine regelmäßige geldliche Unterhaltung, also Alimentation, noch eine andere Art staatlicher Fürsorge, sondern 141 Sec. 7 Poor Relief Act 1598; sec. 13 Poor Relief Act 1601, später übernommen in sec. 3 Vagrancy Act 1824 und sec. 37 Poor Law Amendment Act 1868. Das wurde in der späteren Rechtsprechung der Kirchengerichte und der englischen Gesetzgebung zum Ehe- und Scheidungsrecht allerdings nicht übernommen. Es finden sich in der Zeit nach 1834 jedoch Ansätze, die durchaus eine Unterhaltspflicht gegenüber ehelichen Kindern vorsehen: Wenn z. B. die Mutter nach der Trennung, legitimiert durch das Kirchengericht, ein decree a mensa et thoro erhielt, konnte der Mann und Vater für erforderliche Kosten des Kindes zu dessen Erziehung und Unterhaltung verpflichtet werden. 142 Sec. 12 Poor Relief Act 1601. 143 Sec. 12 Poor Relief Act 1601. 144 Zum Verhältnis Unterhaltshöhe und Sozialhilfe im englischen Recht siehe Martiny (2000), Bd. I, S. 165 f. m.w.N.

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vorrangige Anordnungsmöglichkeiten der Gerichte gegenüber leistungsfähigen anderen Familienmitgliedern in Form der Erbringung von Naturalunterhalt. Aus dieser Intention des Poor Law folgt, dass Unterhalt in Form von regelmäßigen geldlichen Zahlungen nur als nachrangige Verpflichtung angesehen wurde. Im modernen Unterhaltsrecht folgt der Zahlungsanspruch von Ehegatten einer Störung im System durch Heirat begründeter wechselseitiger wirtschaftlicher Verantwortlichkeiten. Beim Kindesunterhalt hingegen ist er vergleichsweise bedingungslos, indem er unmittelbar aus der Elternschaft abgeleitet wird. Erforderlich ist lediglich, dass das Kind beim anderen Elternteil seinen Lebensmittelpunkt hat. Dann orientiert sich der Barbedarf des Kindes vor allem am Einkommen des Non-resident parent, der sich somit auf die Qualität der Lebensstellung des Kindes auswirkt bzw. auswirken kann. Nach dem Poor Relief Act 1601 spielte das noch keine Rolle; darin kam das primäre Ziel der sozialstaatlich gewollten Existenzsicherung zum Ausdruck. Trotz der nicht an den wirtschaftlichen Verhältnissen des Zahlungspflichtigen orientierten Zahlungshöhe wurde durch die pauschale Festsetzung von Unterhaltsbeträgen im Jahr 1601 aber in gewisser Weise ein Verfahren eingeführt, das im Hinblick auf die Verwendung eines Berechnungsmodells noch heute durch die Child Support Agency praktiziert wird. Auch diese orientiert sich an einem vorgegebenen Berechnungsmodell. Zwar wird die Höhe heute maßgeblich einkommensabhängig ermittelt und ist nicht statisch, dennoch dürfte in sec. 7 Poor Relief Act 1601 die Grundlage für einen modernen Begriff des Kindesunterhalts zu finden sein. 5. Möglichkeiten der Vollstreckung In sec. 13 Poor Relief Act 1601 wurde außerdem erstmals die Möglichkeit aufgenommen, nicht freiwillig erbrachte Unterhaltszahlungen mittels Zwangsvollstreckung durchzusetzen. Zahlte der Verpflichtete den zuvor gerichtlich festgesetzten Unterhalt nicht, nachdem er zuvor schon den Naturalunterhalt nicht gewährte, konnten seine Güter von Seiten der zuständigen Gemeinde verkauft werden und sogar seine Inhaftierung erfolgen: “And if any Person shall refuse or neglect to pay any such Portion on Money so taxed, it shall

be lawful for the said churchwardens and constables, or any of them, or in their Default, for any Justice of Peace of the said Limit, to levy the same by Distress and Sale of the Goods

of the Party so refusing or neglecting, rendering the Party the Overplus; and in Default of such distress, it shall be lawful to any Justice of that Limit to commit such Person to the said Prison, there to abide without Bail or Mainprize till he have paid the same.”145 145 Sec. 13 Poor Relief Act 1601.

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Kindesunterhalt im Poor Law und Bastardy Law

Die Möglichkeit, den Zahlungsschuldner bis zur Begleichung seiner Schuld im Gefängnis zu belassen, bestand demnach als strafrechtliche Sanktion neben der Verfolgung eigener Ansprüche derjenigen Gemeinde, die Armenhilfe gewährte. Das dürfte ein gewichtiges Druckmittel gewesen sein, um den Schuldner zu laufenden Zahlungen zu bewegen und außerdem im Wege der Armenhilfe bereits erbrachte Leistungen erstattet zu bekommen. Sämtliche Vollstreckungsmaßnahmen basierten dabei allerdings auf einer Störung eines primären unterhaltsrechtlichen Haftungssystems des Familienverbundes. Dieses war geprägt von wechselseitigen angemessenen Unterhaltspflichten in natura. Nach der Trennung von Eheleuten war ein solcher Unterhalt aber häufig nur sehr schwer zu realisieren; gegenüber einer verheirateten Frau bestanden von Seiten ihres Mannes zum Beispiel gar keine Ansprüche auf Unterhalt.146 Ob der Ehemann wiederum Unterhalt aufgrund der Trennung zahlen musste, hing von anderen rechtlichen Voraussetzungen des Familienrechts ab.147 Sanktionen i.S.v. sec. 13 Poor Relief Act 1601 betrafen im Hinblick auf Eheleute folglich nur Unterhaltsverletzungen während des Zusammenlebens oder dann, wenn trotz familienrechtlicher Verpflichtung Zahlungen oder andere Unterhaltsleistungen unterblieben und daher Armenhilfe beansprucht werden musste. 6. Poor Relief Act 1718 Ein beachtlicher Paradigmenwechsel in der Bewertung von Kindesunterhaltsleistungen fand durch den Poor Relief Act 1718148 statt. Darin wurde erstmals die Erziehung und Unterhaltung von Kindern als Grund für die Verwertung von Vermögen im Zusammenhang mit den Erstattungsansprüchen der Armenhilfe gewährenden Gemeinde genannt. Der Kindesunterhalt löste sich damit bezogen auf seine dogmatische Legitimation vom Unterhaltsanspruch der Ehefrauen und Mütter. Kontext dieser gesetzgeberischen Bewertung war die Begründung der schon im Poor Relief Act 1601 dargestellten Möglichkeit, zur monetären Entlastung der Armenhilfe gewährenden Gemeinde Güter des pflichtigen Familienmitglieds verwerten zu können, was über 100 Jahre später in den Poor Relief Act 1718 übernommen wurde. Die Ausgaben der Gemeinde für Armenhilfe sollten dadurch ganz erheblich reduziert werden.149 Hierdurch wurde zwar nicht die Zielrichtung 146 Custodes v Ginkes (1651) Sty. 283. 147 Für die Zeit bis 1857 war dafür das Familienrecht der englischen Kirche einschlägig, dazu ausführlich 3. Teil Kap. 1. 148 5 Geo. I c. 8. 149 Ergänzend wurde der Gemeinde auch ein Regress für den Fall des grundlosen Verlassens der Familie ermöglicht; Voraussetzung dafür war jedoch, dass das Verlassen in Form einer großen räumlichen Distanz erfolgte. Diese musste ursächlich für die gewährten Armenhilfeleistungen

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der Regressverfahren als solche neu definiert, indes zur Rechtfertigung der Vermögensverwertung ein wichtiges neues Element im Recht des Kindesunterhalts aufgenommen, nämlich die Existenzsicherung von Kindern. Leider partizipierten sie aber nicht an den neuen Verwertungsoptionen der Gemeinde, da sie selbst dadurch nicht besser von der Gemeinde unterstützt wurden. Die Begründung der Erweiterung von Vollstreckungsmöglichkeiten durch Inbezugnahme der existenziellen Kindesinteressen dürfte demnach vor allem dem Zweck gedient haben, die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Gleichwohl ist die explizite Aufnahme der Begriffe Erziehung und Unterhaltung von Kindern in diesem rechtlichen Zusammenhang von großer Bedeutung. 7. Zusammenfassung Für den Unterhalt ehelicher Kinder war zunächst die gesamte Familie, und zwar generationsübergreifend, verantwortlich. Unterhalts- und Versorgungspflichten gegenüber nichtehelichen Kindern hatten dagegen nur ihre Mütter. Denn Bastard Children galten grundsätzlich nicht als familienangehörig. Eine wichtige Ausnahme hiervon war die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts aufgrund der Einheitstheorie durch Heirat vom Ehemann übernommene Pflicht zur Unterhaltung auch nichtehelicher Kinder in natura während des ehelichen Zusammenlebens. Das geht auf die one-person-doctrine nach Common Law zurück und wurde schon sehr früh in der Entscheidung City of Westminster v Gerrard aus dem Jahr 1621150 gerichtlich bestätigt. Diese Auffassung wandelte sich jedoch im Laufe der Zeit und wurde durch das Urteil in der Sache Tubb v Harrison im Jahr 1790151 vorübergehend wieder aufgegeben. In der bis dahin angenommenen Unterhaltspflicht gegenüber Stiefkindern spiegelt sich in Form der unterhaltsrechtlichen Einbeziehung nicht leiblicher Kinder ein prägender Aspekt der aktuellen Teilsymmetrie wider. Grundlagen für wirtschaftliche Auswirkungen von Naturalunterhaltsleistungen auf bestehende eigene Barunterhaltspflichten i.S.d. heutigen Teilsymmetrie finden sich allerdings weder im Common Law, im Poor Law noch in dazu veröffentlichten Judikaten. Das alte Poor Law begründete mit der Armenhilfe demgegenüber einen zentralen Aspekt des Sozialstaates. Die Bedeutung der primären gesetzlichen Forderung nach intrafamiliärer Versorgung (maintain) i.S.v. sec. 7 Poor Relief Act 1598 gewesen sein, vgl. Stable v Dixon (1805) 6 East 163. Das bestätigt, dass der Unterhalt in natura Basis eines ordentlichen Familienlebens sein sollte, wobei Familie in diesem Sinne die Großfamilie war. 150 City of Westminster v Gerrard (1621) 2 Bulstr. 346. 151 Tubb v Harrison (1790) 4 T.R. 118.

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und sec. 6, 7 Poor Relief Act 1601 lag in einer tatsächlichen Unterhaltspflicht durch Zurverfügungstellung von lebensnotwendigen Dingen wie Wohnung, Nahrung und Kleidung.152 In dieser grundsätzlichen Unterstützungspflicht kam das vorherrschende Familienmodell der Großfamilie zum Ausdruck. Verpflichtet waren zum einen die Familienangehörigen untereinander. Naturalunterhalt war gegenüber ehelichen Kindern von den Eltern – und vice versa – zu erbringen. Zum anderen bestand einem nichtehelichen Kind gegenüber, ebenfalls i.S.v. Unterhalt in natura, nur eine vergleichbare Verpflichtung der Mutter. Primär war mit der gesetzlichen Unterhaltspflicht aber in beiden Fällen keine periodische Zahlungsverpflichtung verbunden; das galt auch gegenüber anderen bedürftigen Personen aus dem Familienverbund.153 Die im Störungsfall dieses Haftungssystems möglichen Hilfeleistungen der Gemeinde waren Outdoor und Indoor-Relief; geldlicher Unterhalt in Form einer Alimentation war im Poor Law gegenüber bedürftigen Familienmitgliedern nur nachrangig vorgesehen, er konnte zudem von den Bedürftigen nicht selbst eingefordert werden. Beide gemeindliche Hilfeleistungen ersetzten aber nicht adäquat einen vormaligen individuellen Lebensstandard, sondern waren hiervon entkoppelt. Ihr Zweck war ausschließlich die Existenzsicherung der Notleidenden. Die Gemeinde trat so an die Stelle der Familie oder, bezogen auf nichteheliche Kinder, der Mutter und erfüllte in rudimentärer Art und Weise deren entfallene Unterhaltspflichten.154 Der Armenhilfe wurden damit Auffangleistungen immanent. Es war der Gemeinde jedoch möglich, sich ihre erbrachten Armenhilfeleistungen erstatten zu lassen. Dieser gesetzlich vorgesehene Regress diente der eigenen Schadloshaltung. Er war als laufende Geldzahlung vorgesehen, aber auch beispielsweise in Form der Enteignung von Grund und Boden gemäß dem Poor Relief Act 1718. Mit ihm wurden Erziehung und Existenzsicherung von Kindern vom Gesetzgeber als wichtige Ziele der bestehenden Unterhaltspflichten definiert. Leistungen zur Existenzsicherung der Gemeinde auf der einen Seite standen damit im alten Poor Law eigenen Regressansprüchen auf der anderen Seite gegenüber. Beide Aspekte basierten auf unterschiedlichen gesetzgeberischen Zielen. In der gesetzlichen Anordnung von nachrangigen gemeindlichen Armenhilfeleistungen durch die Poor Relief Acts 1598 und 1601 kommt allerdings bereits ein Leitprinzip des modernen Unterhaltsrechts zum Ausdruck: Die Pflicht zu regelmäßigen Unterhaltszahlungen nach Störung eines primären Haftungssystems. Im 152 Blackstone (1770) S. 435; James (1962) S. 102 ff. 153 Dies verkennt m.E. Stammel (1994) S. 115 ff., wenn sie darin eine Unterhaltsregelung sieht, die sich schon aus dem Poor Law Act 1576 ergebe. 154 Eine interessante Untersuchung zu den Fragen, wer sich genau hinter dem Begriff der Armen verbarg, wie lange Armenhilfe im Durchschnitt gewährt wurde usw. findet sich bei Dyson (2006) S. 43 ff.

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Unterschied zur aktuellen Teilsymmetrie fehlte dabei aber noch jede wirtschaftliche Erfassung von Betreuungsleistungen. Persönliche Verhältnisse einschließlich weiterer Unterhaltspflichten waren für die Höhe der Armenhilfeleistungen genauso bedeutungslos wie für Rückzahlungspflichten an die Gemeinde. Daher prägten Auffangleistungen der Gemeinde verbunden mit Regressansprüchen aus dem alten Poor Law das Kindesunterhaltsrecht Englands über viele Jahrzehnte. Erst im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts erfolgte eine nachhaltige Reform des alten englischen Poor Law unter William IV durch ein Armenhilferechtsänderungsgesetz.

Kapitel 2: Neues Poor Law Der Act for the Amendment and better Administration of the Laws relating to the Poor in England and Wales vom 14. August 1834155 gilt als Ausgangspunkt der neueren Armenhilferechtssetzung in England. Das Armenrecht wurde in Form von Pflichten des Königreichs für bedürftige Personen als Hilfesystem durch ein Gesetz neu geregelt. 1. Voraussetzungen für Unterhalt von Bastard Children Die nicht verheiratete Mutter konnte seit dem Act for the Relief of Parishes aus dem Jahr 1733, wie unter Kap. 1 Zf. 2 dieses Teils dargestellt, bis zu dieser Gesetzesänderung im Jahr 1834 versuchen, gegen den Putativvater in einem gerichtlichen Verfahren zur Erlangung einer Affiliation Order Zahlungen festsetzen zu lassen – oder eben zur Vermeidung existenzieller Notlagen Armenhilfe der zuständigen Gemeinde in Anspruch zu nehmen.156 In letzterem Fall konnte sie dann aber selbst nicht mehr gegenüber dem Putativvater vorgehen.157 Beantragte sie eine solche Affiliation Order, fand eine Anhörung der Parteien in öffentlicher Gerichtsverhandlung statt. Dort wurden die Behauptungen der Mutter hinsichtlich der vermeintlichen Vaterschaft gerichtlich angehört und überprüft. Sie musste gegenüber dem Gericht den Nachweis erbringen, dass der betreffende Mann auch der Vater ihres nichtehelichen Kindes war.158 Das konnte zum Beispiel durch Abgabe eines Eides, 155 4 & 5 Will. IV c. 76. 156 Einen ausführlichen Überblick über die Entscheidungen zum Bastardy Law seit Henry II gibt Nicolas (1836) S. 3 ff. Er stellt das englische Bastardy Law auch dem römischen Recht und Common Law gegenüber, Nicolas (1836) S. 1 ff. 157 Dazu Pinchbeck/Hewitt (1973) S. 587 f. 158 Beispielhaft The King v Luffe (1807) 8 East 193.

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Vorlage von Briefen, anderen Urkunden oder durch Zeugenaussagen geschehen. Nur, wenn das Gericht hiernach schließlich davon überzeugt war, dass die beantragende Mutter die Wahrheit sagte, konnte eine Verpflichtung zur Zahlung von Unterhalt gegenüber dem Vater festgesetzt werden. Die Bedeutung eines solchen Statusverfahrens war immens, denn von dessen Ausgang hing die grundsätzliche Möglichkeit ab, Zahlungen vom Putativvater zu erhalten. Es gab allerdings dann keinen Anspruch auf Unterhaltszahlungen gegenüber dem Putativvater für Mutter und Kind, wenn ihnen Leistungen in Form von Armenhilfe gewährt wurden. Möglich war in einem solchen Fall lediglich, den Putativvater zu freiwilligen Leistungen zu bewegen oder aber mit ihm eine schriftliche Vereinbarung über seine Unterhaltspflicht abzuschließen.159 Häufig ließen sich die Putativväter auf eine solche Vereinbarung ein, weil sie sich den moralischen Vorwürfen im Zusammenhang mit dem gerichtlichen Feststellungsverfahren entziehen wollten.160 Gebar eine verheiratete Frau ein nichteheliches Kind, musste zur Klärung der Unterhaltspflicht die Vaterschaft statusrechtlich geklärt werden. Dafür in Frage kamen, anders als bei nicht verheirateten Müttern, sowohl der Ehemann als auch der Putativvater. Zwar gab es den Grundsatz, dass kein Kind ein Bastard Child sein könne, das nach der Heirat geboren wurde; hiervon wurden jedoch Ausnahmen in besonderen Fällen zugelassen, beispielsweise bei Ehebruch.161 Das hatte Auswirkungen auf den Anspruch der Mutter auf Armenhilfe oder Unterhalt vom Putativvater. In dem Verfahren The King v Luffe hatte das säkulare Berufungsgericht im Jahr 1807, also gut 30 Jahre vor dem Poor Law Amendment Act 1834, ein in der Ehe geborenes Kind, das nach dem Ergebnis der gerichtlichen Anhörung nicht von dem Ehemann stammen konnte, weil dieser zur Zeit der Empfängnis und auch noch danach durchgehend in Übersee war, ausnahmsweise als Bastard Child angesehen.162 Die ausführliche Begründung der Entscheidung setzte sich konkret mit der Frage auseinander, wann ein Kind als ehelich und wann als Bastard Child einzustufen sei: “The matrimony does not cover the child if it be in other respects (…) a bastard. And so it

seems that a child born by adulterous intercourse is (…) one which is born of a single woman. (…) In 1 Rol. abr. 358 (…) it is said: ‘By the law of the land no man can be a bastard who is born after marriage, unless a special matter.’”163

159 Hooper (1911) S. 136; Urmston v Newcomen (1836) 4 AD. & E. 899. 160 Hooper (1911) S. 136. 161 The King v Luffe (1807) 8 East 193, 204. 162 The King v Luffe (1807) 8 East 193. 163 The King v Luffe (1807) 8 East 193, 204.

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Zwar könne durch die Ehe auch ein nicht von dem Ehemann stammendes Kind den Makel eines Bastard Child verlieren. Das wurde knapp 30 Jahre später gemäß sec. 57 Act for the Amendment and better Administration of the Laws relating to the Poor in England and Wales 1834 in gesetzlicher Hinsicht für den Fall, dass der Ehemann ganz bewusst eine Mutter heiratete, anerkannt. Es müsse, so das Gericht in The King v Luffe, aber auch Ausnahmen von der Regel geben, dass ein nach der Heirat geborenes Kind immer ehelich sei. Das Gericht stellte dazu auf besondere Umstände ab, die den Ehemann de facto als Vater des in der Ehe geborenen Kindes ausschließen müssten. Lägen sie vor, so das Berufungsgericht der Quarter Sessions, sei das Kind ein Bastard Child einer single woman: “If by reason of imbecility or on any personal account, or from absence from the place where the wife was, the husband could not be the father of the child, there is no reason why it should not be so declared.”164

Anders als bei der bewussten Übernahme von Verantwortung durch die Heirat einer schwangeren Frau165 habe der Ehemann hier ja bis kurz vor der Geburt gar nicht gewusst, dass seine Frau – von einem anderen Mann – schwanger sei. Er habe ja während der gesamten Schwangerschaft und noch bis zwei Wochen vor der Geburt dauerhaft räumlich von seiner Frau getrennt gelebt.166 Es stehe daher fest, dass das Kind nicht vom Ehemann abstammen könne.167 Das seien rechtlich erhebliche Besonderheiten.168 Daher handele es sich bei dem in der Ehe geborenen

164 The King v Luffe (1807) 8 East 193, 208. 165 Vgl. dazu auch die ausführliche gerichtliche Entscheidung Birtwhistle v Vardille (1835) 2 Cl. & F. 571, 591; Cretney (2005) S. 547. Nach dem sächsischen BGB bestand ebenfalls die Möglichkeit, ein nichteheliches Kind durch Heirat der Eltern zu legitimieren, es also zu einem ehelichen Kind zu machen. Dazu war, wie in England, die Kenntnis der Vaterschaft und die mit der Heirat insofern verbundene Erklärung, das Kind als eigenes nunmehr eheliches Kind anzunehmen, erforderlich, siehe Baumgarten (2007) S. 52 f. 166 ����������������������������������������������������������������������������������������� Ein anderer besonderer Umstand in diesem Sinne konnte z. B. eine natürliche Zeugungsunfähigkeit sein. 167 Der Einwand der Unmöglichkeit im Statusverfahren, Vater des Kindes sein zu können, war auch in Deutschland nach dem CMC als exceptio impossibilitatis möglich. Dort entfiel sodann ebenso jede monetäre Verantwortung und Zahlungspflicht für das Kind. Eine solche Exkulpation wurde schließlich vom BGB 1900 bezogen auf den Putativvater übernommen, wenn er zum Beispiel Mehrverkehr der Mutter nachwies. Sowohl Verteidigungs- als auch Legitimationsmöglichkeiten durch Heirat waren in beiden Ländern in dieser Hinsicht rechtlich ähnlich ausgebildet, obgleich sie, wie geschildert, verschiedenen Rechtsgebieten entstammten, dazu Baumgarten (2007) S. 208 ff. 168 The King v Luffe (1807) 8 East 193, 211 f.

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Kind um ein Bastard Child. Damit entfiel im Ergebnis jegliche Unterhaltungsverpflichtung des Ehemannes. Der gerichtlich festgestellte Putativvater musste demgegenüber an den zuständigen Gemeindebezirk Zahlungen erbringen, die für das Kind in dem Verfahren The King v Luffe auf 3 Shillings pro Woche festgesetzt wurden.169 Diese Zahlungen waren befristet für die Dauer der gemeindlichen Unterstützung mittels Armenhilfe. Sie dienten dem Zweck, die Gemeinden durch die Inanspruchnahme der Putativväter wirtschaftlich zu entlasten: “And thereupon we do Order, as well for the better Relief of the said parish (…) as for the

sustentation and Relief of the said Bastard Child (…), that the said H. Luffe shall likewise pay to the churchwardens of the parish (…) 3s. weekly for the maintenance of the said bastard child, so long time as the said Bastard Child shall be chargeable to the said parish”.170

Eine Orientierung an den Belangen des Kindes erfolgte demnach zuvörderst nicht. Dessen Unfähigkeit, sich zu unterhalten, war nicht entscheidungserheblich gegenüber der im Fokus stehenden Armenhilfe. Zwar wurde die Hilfe für das nichteheliche Kind in den Entscheidungsgründen als ein Aspekt angeführt, der zur Verurteilung des Putativvaters führte. Zudem sollte die festgesetzte Zahlung der Unterhaltung des Kindes dienen, worin der Rechtsgedanke des Poor Relief Act 1718 für das Unterhaltsrecht nichtehelicher Kinder bestätigt wurde. Jedoch wurde die Verpflichtung des Putativvaters zeitlich beschränkt auf die Dauer des Bezuges von Armenhilfe. Daraus ergibt sich bestätigend, dass nicht der Unterhalt für das Kind vorrangiges Ziel der angeordneten Unterhaltsverpflichtung war, sondern – weiterhin – Einsparungen bei den Hilfeleistungen. 2. Der Poor Law Amendment Act 1834 und seine Folgen Sec. 57 Poor Law Amendment Act 1834 sah vor diesem Hintergrund erstmals eine explizite gesetzliche Unterhaltsverpflichtung von Ehemännern gegenüber Stiefkindern – in begrenztem zeitlichen Rahmen und nicht nach der Trennung der Eheleute – vor.171 Das dürfte vorbildhaft für die Einbeziehung von nichtehelichen Kindern in die Unterhaltsberechnung im Rahmen des aktuellen behördlichen Berechnungsmodells gewesen sein.

169 The King v Luffe (1807) 8 East 193. 170 The King v Luffe (1807) 8 East 193, 194. 171 Siehe dazu bereits die Entscheidung Tubb v Harrison (1790) 4 T.R. 118.

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a. Poor Law Commissioners Zur Vorbereitung und anschließenden Umsetzung der Inhalte des Poor Law Amendment Act 1834 wurde von der damaligen Regierung eine Poor Law Commission eingerichtet. Dieser standen drei, ebenfalls von der Regierung eingesetzte, leitende Beamte vor: George Nicholls, John Shaw-Lefevre und Thomas Frankland Lewis. Zur Feststellung der jeweiligen Vergabepraxis von Armenhilfe in den einzelnen Gemeindeeinheiten, den parishs, wurden von ihnen Fragebögen versandt und anschließend ausgewertet. Leider kamen nur etwa 10% dieser Fragebögen ausgefüllt und damit verwertbar zurück.172 Dennoch wurden diese nicht repräsentativen Ergebnisse für die Erarbeitung von Vorschlägen zur Reform des Armenhilferechts verwendet. Die Poor Law Commission ging insoweit vor dem Hintergrund der im Jahr 1733 eingeführten Affiliation-Order-Verfahren davon aus – unter politischer Leitung des Premierministers Charles 2nd Earl Grey –, dass Männer, die als Väter nichtehelicher Kinder von den Müttern benannt wurden, häufig zu laufenden Unterhaltszahlungen oder anderen Unterstützungsleistungen erpresst würden. Allein die Möglichkeit, im Rahmen öffentlicher Gerichtsverhandlung in Affiliation-Order-Verfahren als Putativvater bloßgestellt zu werden, würde den Müttern als Druckmittel dienen. Ihnen wurde pauschal unterstellt, dass sie dabei zur Erreichung des Zwecks auch vor einem Meineid nicht zurückschreckten. Solche Skrupellosigkeit habe in einer Vielzahl von Fällen schon dazu geführt, dass Putativväter trotz Bedenken und erheblicher Zweifel an ihrer biologischen Vaterschaft für ein nichteheliches Kind im Wege einer privaten Vereinbarung freiwillig Unterhalt zahlten.173 Konsequenz einer möglichen gerichtlichen Vaterschaftsfeststellung war u. a., im Falle der Nichtzahlung inhaftiert zu werden.174 In den Verwaltungen der einzelnen Gemeindebezirke entstand sogar die Auffassung, dass Frauen nur deshalb nichteheliche Kinder gebären würden, um finanzielle Unterstützung zu erhalten.175 172 Part II sec. 4.16 Poor Law Commissioners’ Report of 1834; zur Kritik des Verfahrens Gash (1967) und Bloy (2002, The 1832 Royal Commission). 173 Part I sec. 7 Poor Law Commissioners’ Report of 1834; zum Verhältnis Bastardy Law und Poor Law siehe Henriques (1967) S. 103 ff. Es gab keinen Anspruch auf Unterhaltszahlungen gegenüber dem Putativvater, wenn Leistungen in Form von Armenhilfe gewährt wurden. Aufgrund der Tatsache, dass die Mutter den Putativvater nicht im Rahmen eines Vaterschaftsfeststellungsverfahrens auf Unterhaltszahlungen verklagen konnte, wenn das nichteheliche Kind öffentliche Armenhilfe bezog, blieb ihr in diesen Fällen lediglich die Möglichkeit, den Putativvater zu freiwilligen Leistungen zu bewegen oder eben mit ihm eine Vereinbarung über seine Unterhaltspflicht abzuschließen, dazu Hooper (1911) S. 136; Urmston v Newcomen (1836) 4 AD. & E. 899. 174 Part I sec. 7 Poor Law Commissioners’ Report of 1834; Henriques (1967) S. 103 ff. 175 Part I sec. 7.8 Poor Law Commissioners’ Report of 1834.

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“To the woman, therefore, a single illegitimate child is seldom any expense, and two or three are a source of positive profit.”176

Die Rolle des Mannes wurde dabei neutralisiert, er wurde eher als Opfer skrupelloser Mütter dargestellt, lediglich Frauen wurden für ihr als unmoralisch aufgefasstes Verhalten gerügt und zur Verantwortung gezogen: “To the man, indeed, it is burden. (…) as soon as he finds that the evil of becoming the

father of a bastard is otherwise inevitable, he avoids it by marrying the woman during her

pregnancy – a marriage of which we may estimate the consequences, when we consider that

it is founded, not on affection, not on esteem, not on the prospect of providing for a family, but on fear on one side, and vice on both.”177

Ein weiterer Hintergrund des Poor Law Amendment Act 1834 dürften, neben den Forderungen der Poor Law Commission, Männer vor den Müttern nichtehelicher Kinder zu schützen, die erheblichen monetären Aufwendungen der Gemeinde gewesen sein, deren Ausweitung die damalige Regierung eindämmen wollte. Dazu sollte die in England seit 1733 geltende gesetzliche Regelung der Affiliation-Order-Verfahren nach Auffassung der Poor Law Commission geändert werden. Mütter sollten insbesondere nicht mehr selbst, zum Beispiel durch eidliche Versicherung, den Vater gerichtlich feststellen lassen und so Unterstützungen sowie Zahlungen von ihm erlangen können.178 Außerdem war beabsichtigt, den administrativen Rahmen für die Armenhilfe zu verkleinern. Die vorhandenen etwa 15.000 Gemeindeeinheiten – parishs – sollten deshalb in neue in der Anzahl erheblich reduzierte Verwaltungsabschnitte, sogenannte Poor Law Unions, aufgeteilt werden: “It shall be lawful for the said commissioners, by Order under their Hands and seal, to declare so many Parishes as they may think fit to be united for the Administration of the

Laws for the Relief of the Poor, and such Parishes shall thereupon be deemed a Union for

such Purpose, and thereupon the Workhouse or Workhouses of such Parishes shall be for their common use.”179

Beide Vorschläge der Poor Law Commission wurden in den Poor Law Amendment Act 1834 übernommen.

176 Part I sec. 7.8 Poor Law Commissioners’ Report of 1834. 177 Part I sec. 7.8 Poor Law Commissioners’ Report of 1834. 178 Ausdrücklich in Part II sec. 4.27 Poor Law Commissioners’ Report of 1834. 179 Sec. 26 Poor Law Amendment Act 1834.

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b. Neue Poor Law Unions Den neu bestimmten 648 Unions standen jeweils von der Gemeinde selbst gewählte Vertreter vor, die die Anordnungen der Poor Law Commission umzusetzen hatten. Sie konnten durch die mit der Neustrukturierung der Armenhilfe betraute Commission allerdings konkret zur Vornahme von Handlungen angewiesen werden.180 Der Poor Law Commission wurden dazu insgesamt sehr weitreichende Befugnisse eingeräumt. Sie konnte sämtliche mit der Armenhilfe im Zusammenhang stehenden Aspekte selbst und eigenverantwortlich für die Regierung regeln, also alle Anordnungen und Entscheidungen treffen, die sie selbst für erforderlich hielt:181 “And for executing the Powers given to them by this Act the said Commissioners shall

and are hereby authorized and required (…) to make and issue all such Rules, Orders, and

Regulations for the Management of the Poor, for the Government of Workhouses and the Education of the Children therein, and for the Management of Parish Poor Children.”182

Die Entscheidungen darüber, ob, wie lange, in welcher Form und in welcher Höhe Unterstützungen durch die Union erbracht und geleistet wurden, oblagen ihr ebenfalls allein: “Be it further enacted, That from and after the passing of this Act it shall be lawful for the

said Commissioners, by such Rules, Orders, or Regulations as they may think fit, to declare to what Extend and for what Period the Relief to be given to able-bodied Persons or to their families in any particular Parish or Union may be administered out of the workhouse of

such Parish or Union, by Payments in Money, or with Food or Clothing in Kind, or partly

in Kind and partly in Money, and in what Proportions, to what Persons or Class of Persons, at what Times and Places, on what Conditions, and in what Manner such Outdoor Relief may be afforded.”183

180 ������������������������������������������������������������������������������������� Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde es aufgrund von Änderungen im Wahlrecht insbesondere durch den Local Government Act 1894 (56 & 57 Vict. c. 73) auch Angehörigen der Arbeiterklasse durch herabgesetzte monetäre Wahlvoraussetzungen möglich, als guardian gewählt zu werden, zudem wurden eine Reihe von Frauen in das Amt des guardian gewählt; siehe Clifford (1892); zur Geschichte des Frauenwahlrechts in England auch Bebel (2012) S. 299 ff.; zu den Forderungen, die guardians ganz abzuschaffen, und zur Kritik des weiterhin eingeschränkten Wahlrechts von Frauen siehe The Fabian Society (1906) S. 13 ff. 181 Das Gesetz lehnte sich insofern an die weiten Kompetenzen der Friedensrichter aus den Poor Relief Acts 1598, 1601 an. 182 Sec. 15 Poor Law Amendment Act 1834. 183 Sec. 52 Poor Law Amendment Act 1834.

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Zum Beispiel duften sie die Aufteilung und Vergabe von Leistungen in natura wie Kartoffeln, Brot et cetera anordnen, aber auch monetäre Unterstützungen. Das entsprach den aufgezeigten Kompetenzen der Friedensrichter im Zusammenhang mit ihren ermessensorientierten Anordnungen von Unterhaltsleistungen in natura aus den Poor Relief Acts 1598 und 1601. Im Gegenzug waren körperlich geeignete und Armenhilfe beziehende Personen nunmehr aber zu Arbeitsleistungen verpflichtet, die sie dann unter Aufsicht auszuführen hatten. Entgegen den rechtlichen Weisungskompetenzen der Commission waren die zuständigen Gemeinden jedoch in tatsächlicher Hinsicht in ihrer Handhabung und Ausgestaltung weitestgehend frei, so dass von den einzelnen Gemeinden Hilfeleistungen in sehr unterschiedlichen Ausprägungen erbracht wurden.184 Gerade die aus Sicht der Commission nicht gewünschte Outdoor-Relief wurde de facto häufig erbracht, um Kinder aus den Armenhäusern fernzuhalten.185 Immerhin waren im Jahr 1841 etwa 1,3 Mio. Bedürftige in Bezug von Armenhilfe, nur 192.000 von ihnen waren aber in Armenhäusern untergebracht – der Großteil wurde so infolge des Poor Law Amendment Act 1834 außerhalb der Armenhäuser mit Outdoor-Relief unterstützt. Für diese Outdoor-Relief gab die englische Regierung etwa knapp 3 Mio. Pfund aus, während die Kosten für die Armenhäuser lediglich 892.000 Pfund betrugen.186 Das Dilemma der Commission jedoch war, dass gerade Outdoor-Relief in politischer Hinsicht erheblich reduziert werden sollte. Es war vor diesem Hintergrund nicht verwunderlich, dass aufgrund der wirtschaftlichen Belastungen wegen dieser Outdoor-Relief die Frage der Zuständigkeit einer Union einen großen Stellenwert einnahm. c. Zuständigkeit einer Union Für ein nichteheliches Kind, das keinen eigenen rechtlichen Anspruch auf Unterstützung durch den Vater hatte, war als Unterstützungsinstanz bis zum 16. Geburtstag ausschließlich die Gemeinde zuständig, in der die Kindesmutter ihren Wohnsitz hatte.187 Eheliche Kinder dagegen leiteten ihren Wohnsitz von demjenigen ihres Vaters ab.188 Wann eine Mutter einen festen Wohnsitz i.S.d. Poor Law hatte, also Unterstützung für ihr nichteheliches Kind unter 16 Jahren erhalten konnte, war deshalb eine Frage ihrer Irremovability. Ein fester Wohnort der Mutter 184 Cretney (2005) S. 636. 185 Cretney (2005) S. 636 f. 186 Ausführlich Gash (1967) c. 1 und 2; Bloy (2002, The Poor Law Amendment Act). 187 Sec. 71 Poor Law Amendment Act 1834. Diese Regelung ging zurück auf den Act for the better Relief of the Poor in this Kingdom 1662 (Caroli II c. XII). 188 Simpson (1926) S. 92 m.w.N. auf die Rechtsprechung.

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konnte zum Beispiel bereits dann angenommen werden, wenn sie seit einem Jahr in dem betreffenden Gemeindebezirk arbeitete. Auch bei einem anschließenden Wegzug war dann dieser Bezirk weiterhin für ihre Hilfeleistungen zuständig.189 Zuständig für die Erbringung von Hilfeleistungen bezogen auf ein nichteheliches Kind älter als 16 Jahre war ab dem Jahr 1834 diejenige Gemeinde, in der das nichteheliche Kind geboren wurde. Eine Folge dieser Geburtsortzuständigkeit war, dass die lokalen Gemeindebeamten zur Vermeidung von Ausgaben versuchten, schwangere, nicht verheiratete Frauen aus ihrem Bezirk zu entfernen. Dies entsprach insoweit der vorherigen Rechtslage, nach welcher sich die Zuständigkeit immer nach dem Geburtsort des Kindes richtete.190 Im Jahr 1846 reglementierte die englische Regierung die Zuständigkeit der Gemeinden für Leistungen Bedürftiger neu, indem jene fortan erst dann als irremovable galten, wenn sie mehr als fünf Jahre in einem Bezirk lebten.191 Davon ausgenommen waren nur solche Personen, die bereits in einem anderen Bezirk wohnten, aber von ihrem Heimatbezirk Unterstützung erhielten.192 Nach zwischenzeitlicher Herabsetzung auf drei Jahre193 reichte ab dem Jahr 1865 bereits das Wohnen von mehr als einem Jahr in einem Bezirk, um dort als irremovable zu gelten und so von dort Unterstützungsleistungen erhalten zu können.194 d. Einschränkungen bei den Affiliation Orders Unter den neuen administrativen und gesetzlichen Bedingungen wurden insbesondere auch die Möglichkeiten, Unterhalt für sogenannte Bastard Children zu erhalten, restriktiv geändert. Umgesetzt wurde dies dadurch, dass den Müttern durch den Poor Law Amendment Act 1834, wie von der Poor Law Commission gefordert, die eigene Antragstellung nicht mehr ermöglicht wurde. Es oblag fortan allein der jeweiligen neu geschaffenen Union, Regress für erbrachte Unterstützungsleistungen beim Putativvater zu nehmen. Dazu sah sec. 72 Poor Law Amendment Act 1834 zugunsten der Union vor, selbst ein Vaterschaftsfeststellungsverfahren durchführen zu können, um den nicht mit der Mutter verheirateten Putativvater zur Zahlung oder Unterstützung zu verpflichten:

189 Part II sec. 4.16 Poor Law Commissioners’ Report of 1834. 190 Hooper (1911) S. 103. 191 Sec. 1 Act to amend the Laws relating to the removal of the Poor 1846 (9 & 10 Vict. c. 66). 192 Sec. 1 Act to amend the Laws relating to the removal of the Poor 1846. 193 Sec. 1 Act to amend the Laws regarding the removal of the Poor and the Contribution of Parishes to the Common Fund in Unions 1861 (24 & 25 Vict. c. 55). 194 Sec. 8 The Union Chargeability Act 1865 (28 & 29 Vict. c. 79).

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“The Overseers or Guardians (…) may (…) apply to the next General Quarter Sessions of the

Peace (…) for an Order upon the Person whom they shall charge with being the putative Fa-

ther of such Child to reimburse such Parish or Union for its Maintenance and Support; and

the Court to which such Application shall be made shall proceed to hear Evidence thereon, and if it shall be satisfied, after hearing both Parties, that the Person so charged is really and

in Truth the Father of such Child, it shall make such Order upon such Person in that respect

as to such Court shall appear to be just and reasonable under all the circumstances of the Case: Provides always, that no such Order shall be made unless the Evidence of the Mother

of such Bastard Child shall be corroborated in some material Particular by other Testimony to the Satisfaction of such Court.”195

Vor dieser Gesetzesänderung war für die Affiliation-Order-Verfahren der Petty Sessions Court zuständig, Berufungen waren möglich zum County Quarter Sessions Court. Nunmehr war sogleich das Gericht der County Quarter Sessions zuständig, was im Ergebnis neben den Einschränkungen der Aktivlegitimation auch zu einer monetären Erschwernis führte, eine gerichtliche Entscheidung zu erlangen.196 Diese Änderung der Zuständigkeit wurde im Jahr 1839 daher wieder korrigiert, fortan waren wieder die Magistrates’ der Petty Session Courts zuständig.197 Inhaltlich änderte sich an den Entscheidungen jedoch nichts. Die Festsetzungsmöglichkeit der Gerichte war ausdrücklich beschränkt auf die Dauer und die Höhe der durch die Armenhilfe gewährten oder zu gewährenden Zahlungen. Das zuständige Gericht konnte keine höhere Unterhaltszahlung als die von der Gemeinde gewährte Armenhilfe zusprechen:198 “Such Order shall in no Case exceed the actual Expence incurred or to be incurred for the Maintenance and support of such Bastard Child while so chargeable, and shall continue in force only until such Child shall attain the Age of Seven Years.”199

Eine Beschränkung erfuhr die Erstattungspflicht des Putativvaters auch in zeitlicher Hinsicht, denn er musste nur bis zum siebten Geburtstag seines nichtehelichen Kindes zahlen. Zudem erfolgten die Zahlungen auch nicht an die Mutter, sondern ausschließlich an die Union, welche die Armenhilfe gewährte und das Verfahren durchgeführt hatte: 195 Sec. 72 Poor Law Amendment Act 1834. 196 Durch hohe eigene Reise- und Anwaltskosten, Reise- und Unterbringungskosten für Zeugen etc. 197 2 & 3 Vict. c. 85; Stammel (1994) S. 119 f., verkürzt die Entwicklung entscheidend, wenn sie nach 1733 sogleich auf den Poor Law Amendment Act 1844 abstellt. 198 Finer Report (1974), Vol. 2, App., S. 116. 199 Sec. 72 Poor Law Amendment Act 1834.

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“No Part of the Monies paid by such putative Father in pursuance of such Order shall at

any time be paid to the Mother of such Bastard Child, nor in any way be applied to the Maintenance and support of such Mother.”200

Zahlungen konnten und wurden also explizit nicht als Unterhaltszahlungen zugunsten der Mutter verstanden und bewertet. Ihre persönliche Betreuung und Pflege des Kindes war ohne eigenen geldlichen Wert, damit also weiterhin obligatorisch. Das ergibt sich auch aus den gesetzlichen Möglichkeiten, im Falle des Verstoßes gegen diese Pflicht gegen sie strafrechtlich vorgehen zu können. Zahlungen des Putativvaters standen den Betreuungsleistungen der Mutter also wirtschaftlich nicht gleichwertig gegenüber. aa. Verantwortlichkeiten nicht verheirateter Mütter Wiederum maßgeblich beeinflusst durch die Poor Law Commission von 1834 wurden durch sec. 71 Poor Law Amendment Act 1834 nicht verheiratete Mütter nichtehelicher Kinder für diese bis zu ihrem 16. Lebensjahr grundsätzlich allein verantwortlich gemacht. Das entsprach der bekannten Regelung aus dem alten Poor Law. Das Sorgerecht wurde ihnen aber weiterhin nicht zugesprochen, es blieb bei der Gemeinde. Aufgrund der neuen gesetzlichen Regelung erhielten sie aber nur bis zum siebten Geburtstag ihres Kindes Unterstützung vom Putativvater oder, alternativ, von der Union, die diese Leistungen wiederum vom Putativvater ersetzt verlangen konnte. Danach unterfielen die Mütter mit ihren nichtehelichen Kindern allein der Armenhilfe. Es entstand so regelmäßig eine beachtliche Versorgungslücke. Alle Armenhilfeleistungen der Union bis zum 16. Lebensjahr des Bastard Child galten dabei als zugunsten ihrer Mutter erbracht. Sie allein war demnach ohne Einbeziehung des biologischen Vaters gegenüber der Union regresspflichtig, wenn sie für ihr nichteheliches Kind Armenhilfe erhielt. Das galt beispielsweise auch dann, wenn ein Affiliation-Order-Verfahren nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Mütter waren für ihre nichtehelichen Kinder also grundsätzlich selbst verantwortlich, solange sie allein erziehend und nicht verheiratet waren. Das galt auch für verwitwete Mütter: “Every child which shall be born a Bastard (…) shall have and follow the Settlement of the

Mother of such Child until such Child shall attain the Age of Sixteen, or shall acquire a

Settlement in its own Right, and such Mother, so long as she shall be unmarried or a Widow, shall be bound to maintain such Child as a Part of her Family until such Child shall attain 200 Sec. 72 Poor Law Amendment Act 1834.

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the Age of Sixteen; and all Relief granted to such Child while under the age of Sixteen shall be considered as granted to such Mother.”201

Allerdings konnte die Verpflichtung zur Unterhaltung nichtehelicher Kinder unter 16 Jahren unter bestimmten Bedingungen entfallen. Das wurde zum Beispiel dann angenommen, wenn es sich bei dem nichtehelichen Kind um eine junge Frau handelte, die heiratete, oder die Mutter starb; ihre Pflichten gingen dann nicht auf die Erben über. bb. Entpflichtung der Putativväter Trotz einer angenommenen moralischen Verpflichtung des nicht mit der Mutter verheirateten Vaters, für sein nichteheliches Kind zu sorgen, wurde diesem noch im Jahr 1840 in dem Verfahren Mortimore v Wright eine rechtliche Unterhaltsverpflichtung nicht auferlegt: Das leibliche Kind des Antragsgegners wurde in diesem Verfahren von dessen Mutter in natura versorgt, diese verlangte vom Vater Ersatz ihrer Aufwendungen für die Unterhaltung des Kindes. Das Gericht versagte dies mit der Begründung, dass weder eine vertragliche Grundlage mit dem Vater geschaffen wurde, wonach dieser Zahlungen leisten müsse, noch eine gesetzliche Verpflichtung dazu bestehe.202 Dies könnte allenfalls dann denkbar sein, wenn er entsprechende Schulden seines Kindes autorisiert hätte, hiervon also positive Kenntnis gehabt und deren Bestand oder Notwendigkeit bewusst akzeptiert und damit als eigene Schulden anerkannt und legitimiert habe:203 “It is a clear principle of law, that a father is not under any legal obligation to pay his son’s

debts; except, indeed, by proceedings under the 43 Eliz., by which he may, under certain

circumstances, be compelled to support his children according to his ability; but the mere moral obligation to do so cannot impose upon him any legal liability.”204

In Ermangelung dieser Voraussetzungen fehlte es in diesem Verfahren aber an einer Anspruchsgrundlage. Eine Unterhaltsverpflichtung hätte gegebenenfalls aber auch dann angenommen werden können, wenn der Vater in Abstimmung mit der Mutter das Kind Dritten zur Erziehung überließ und diese für das Kind Ausgaben hatten. Diese Ausgaben hätte der Vater den betreuenden Dritten dann zu ersetzen gehabt, da sie Aufwendungen anstelle des dafür eigentlich verantwortlichen Vaters 201 Sec. 71 Poor Law Amendment Act 1834; so auch die Forderung in Part II sec. 4.16 Poor Law Commissioners’ Report of 1834. 202 Mortimore v Wright (1840) 6 M&W 482, 486 ff. 203 Mortimore v Wright (1840) 6 M&W 482, 486 ff. 204 Mortimore v Wright (1840) 6 M&W 482, 488; 43 Eliz. ist der Poor Relief Act 1601.

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hatten.205 Das sei in dem zu entscheidenden Fall aber ebenfalls nicht festzustellen gewesen. Die Mutter allein hatte zudem auch nicht das Recht, Sorge- und Erziehungsleistungen für das Kind vertraglich auf einen Dritten zu übertragen, eine solche Regelung war grundsätzlich unwirksam.206 Ohne bewusste Schuldübernahme des Vaters, was dessen Kenntnis und Billigung externer Betreuungs- und Versorgungsleistungen voraussetzte, war es der Mutter also unmöglich, Regress beim Vater zu nehmen. cc. Funktion des Kindesunterhalts Bezogen auf den Unterhalt für ein nichteheliches Kind wird ein gesetzliches Ziel nicht ausdrücklich formuliert. Sec. 72 Poor Law Amendment Act 1834 bestimmte nur, dass die angefallenen oder noch anfallenden Ausgaben der Gemeinde für die Unterhaltung und Unterstützung des nichtehelichen Kindes bei der Festsetzung der Zahlungshöhe des Putativvaters nicht überschritten werden durften. Damit wurden die zu ersetzenden Aufwendungen der Gemeinde zwar auch als kindbezogen deklariert, soweit Armenhilfeleistungen als solche betroffen waren. Damit verbunden war aber vorrangig weiterhin ihre Funktion zur Schadloshaltung und Entlastung der Hilfekasse der Gemeinden.207 Es bestand weiterhin sowohl im Poor Law als auch im Bastardy Law keine unmittelbare Verknüpfung der Zahlungshöhe mit dem Einkommen und Vermögen des Vaters, die Zahlungen orientierten sich vielmehr an den vermeintlich existenzsichernden Auffangleistungen der Union. Die Väter ehelicher Kinder erbrachten Unterhaltsleistungen während des Bezuges von Armenhilfe der Mutter regelmäßig nicht gegenüber der Mutter, sondern gegenüber der sie häufig nicht in ausreichendem Maße unterstützenden Union. Putativväter oblagen zuvor keinerlei rechtlichen Unterhaltspflichten gegenüber ihren nichtehelichen Kindern, daher waren ihre Erstattungszahlungen an die Union auch kein monetärer Ersatz entfallener Unterhaltungsleistungen in natura. Ihre Zahlungen an die Gemeinde waren damit ein Surrogat für Armenhilfe.208 Darin unterscheiden sie sich aber von Armenhilfeleistungen gegenüber Familienangehörigen. Dort bestand eine ursprüngliche Unterhaltsverpflichtung, deren Wegfall durch Ersatzleistungen der Union kompensiert wurde. Mit diesen Erstattungs205 Mortimore v Wright (1840) 4 J.P. 682; für Ersatzansprüche der Guardians gegenüber dem Vater für Leistungen zugunsten des Kindes, auch über sec. 16 Poor Law Amendment Act 1849 hinaus, siehe Rex v Clabbon (1904) 68 J.P. 588. 206 So Humphrys v Polak (1901) 2 K.B. 385. Der Vater musste also zwingend selbst zustimmen und dadurch seine Kostenübernahmepflicht zum Ausdruck bringen. 207 Vgl. Ellger (1994) S. 387 f. m.w.N. 208 Die Höchstsumme einer solchen Verpflichtung zur Unterhaltszahlung für ein Kind betrug seit dem Poor Law Amendment Act 1844 5 Shilling pro Woche, diese wurde erst 1918 auf 10 Shilling angehoben, ab 1925 betrug sie dann 1 Pfund, was bis zum Jahr 1952 beibehalten wurde.

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zahlungen war also in gewisser Weise bereits eine Art Alimentation verbunden. Grundlage dafür war die erläuterte Ersatzfiktion von Outdoor- und Indoor-Relief hinsichtlich des Entfalls der familiären Unterstützungssolidarität in Form von Natural- oder Barunterhalt, der ja auch freiwillig nach Trennung gezahlt werden konnte. Im Bastardy Law musste der Putativvater demgegenüber erst aufgrund eigens dazu erlassener gesetzlicher Grundlagen Unterstützungsleistungen der Union ersetzen. Der Gesetzgeber formulierte in diesem Zusammenhang ausdrücklich, dass Ausgleichszahlungen des Putativvaters an die Union wegen dortiger Armenhilfeleistungen keinesfalls als Unterhalt der Mutter gelten sollten. Diese legislative Positionierung bestätigt die wirtschaftliche und strukturelle Divergenz beider Leistungsarten. dd. Schadloshaltung der Gemeinden Zum wirtschaftlichen Schutz der Gemeinde vor nicht regressierbaren Ausgaben für die bedürftige Mutter mit ihrem nichtehelichen Kind war im Poor Law Amendment Act 1834 weiter vorgesehen, dass der Putativvater solange inhaftiert werden konnte, bis er im Hinblick auf seine Zahlungspflichten eine ausreichende Sicherheit gegenüber der Gemeinde leistete. Zur Verbesserung der Durchsetzbarkeit von Erstattungsansprüchen der Union änderte der Gesetzgeber zugleich auch die Voraussetzungen dieser Inhaftierungsmöglichkeit des Pflichtigen: Anders als im alten Poor Law war es ab 1834 ohne weiteres nicht mehr möglich, den Vater ehelicher Kinder zu inhaftieren, wenn er seine ihm auferlegte Verpflichtung zur Zahlung von Unterhalt gegenüber seinem ehelichen Kind zur Vermeidung von Leistungen der Armenhilfe verweigerte. Sec. 98 Poor Law Amendment Act 1834 sah dementsprechend vor, dass zunächst erst einmal Geldstrafen verhängt werden mussten, die erst bei vorsätzlichen dreimaligen Verstößen gegen die auferlegte Verpflichtung zu einer Inhaftierung führen konnten: “In case any Person shall wilfully neglect or disobey any of the Rules, Orders, or Regulations

of the said Commissioners (…) such Person shall (…) forfeit and pay for the first Offence

any Sum not exceeding Five Pounds, for the Second Offence any Sum not exceeding Twenty

Pounds nor less than Five Pounds, and in the event of such Person being convicted a Third Time, such Third and every subsequent Offence shall be deemed a Misdemeanour, and such Offender shall be liable to be indicted for the same Offence, and shall on Conviction pay such

Fine, not being less than Twenty Pounds, and suffer such Imprisonment, with or without hard Labour, as may be awarded against him by the Court by or before which he shall be tried and convicted.”209

209 Sec. 98 Poor Law Amendment Act 1834.

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Ziel war es damit, nicht durch eine schnelle Inhaftierung als Druckmittel Zahlungen gegenüber dem Vater durchzusetzen, sondern durch zuvor angedrohte Geldstrafen zu erreichen, den Pflichtigen zu regelmäßigen Leistungen anzuhalten. Nach den Empfehlungen der Poor Law Commission sollten Bestrafungen des Putativvaters sogar ganz aufgehoben werden: “We have implied our belief, that all punishment of the supposed father is useless. We believe that it is worse than useless. (…) We recommend therefore that the second section of the 18 Eliz. cap. 3, and all other Acts which punish or charge the putative father of a bastard, shall (…) be repealed.”210

In dieser Hinsicht folgte der Gesetzgeber den Empfehlungen der Commission also nicht. Es wurde allerdings in deren Sinne angenommen, dass durch Inhaftierungen, wie sie nach dem vorherigen Recht noch vorgesehen waren, keine realen Möglichkeiten bestanden, Arbeitseinkommen zu erzielen. Außerdem entstanden durch die Unterbringung in Gefängnissen noch zusätzliche unerwünschte Kosten für die Union. Im Zentrum dieser Vollstreckungsregelungen bei Verstößen gegen festgesetzte Unterhaltsleistungen stand damit wieder nicht das bedürftige Kind selbst, sondern erneut wirtschaftliche Interessen der Union. Die Rückzahlungsverpflichtungen gem. sec. 58 Poor Law Amendment Act 1834, also insbesondere von Seiten des Ehemannes oder des Putativvaters gem. sec. 56, 57 Poor Law Amendment Act 1834, führten zu ihrer gesetzlichen Verpflichtung, im Weigerungsfall einer gerichtlichen Vorladung zu folgen. Im Rahmen der daraufhin durchgeführten gerichtlichen Anhörung mussten sie gegenüber dem Gericht darlegen, warum sie ihre Unterstützung nicht mehr erbringen konnten. Ein Grund hierfür konnte zum Beispiel das Fehlen eigener finanzieller Mittel sein.211 Zu diesen gerichtlichen Anhörungen wurden aber auch die Arbeitgeber der Putativväter geladen. Diese konnte das Gericht schließlich selbst, wenn es nicht von einer Leistungsunfähigkeit des Vaters überzeugt war, zur anteiligen Rückzahlung aus dem Arbeitslohn an die Union verpflichten.212 Diese Verpflichtung konnte ihnen, abhängig von den wirtschaftlichen Verhältnissen des Betroffenen, als Einmalzahlung oder aber in Form wöchentlicher Zahlungen aufgegeben werden.213 Kam der

210 Part II sec. 4.26, 27 Poor Law Commissioners’ Report of 1834. 211 Sec. 59 Poor Law Amendment Act 1834. 212 Sec. 59 Poor Law Amendment Act 1834. 213 Sec. 59 Poor Law Amendment Act 1834. Hierin ������������������������������������������������������� findet sich ein erster Ansatz einer Drittschuldnerhaftung im Rahmen des Zwangsvollstreckungsrechts, wie sie in Deutschland in der ZPO vorgesehen ist.

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Arbeitgeber dem dann nicht nach, konnte er wiederum selbst gem. sec. 59 Poor Law Amendment Act 1834 bestraft werden. e. Gesetzliche Aufnahme von Unterhaltspflichten gegenüber Stiefkindern Sec. 57 des Poor Law Amendment Act 1834 nahm die bereits erläuterte Rechtsprechung aus The King v Luffe auf,214 bestimmte aber darüber hinaus klarstellend, dass ein Ehemann unterhaltsverpflichtet gegenüber seinen Stiefkindern sein könne. Hiervon sei immer dann auszugehen, wenn die Kinder von seiner Ehefrau bereits mit in die Ehe gebracht wurden, unabhängig davon, ob sie von ihm abstammten oder nicht: “Every Man who (…) shall marry a Woman having a Child or Children at the time of such Marriage, whether such Child or Children be legitimate or illegitimate, shall be liable to

maintain such child or Children as a Part of his Family, and shall be chargeable with all

Relief, or the Cost Price thereof, granted to or on account of such Child or Children until

such Child or Children shall respectively attain the Age of Sixteen, or until the Death of the Mother of such Child or Children; and such Child or Children shall (…) be deemed a Part of such Husband’s Family accordingly.”215

Die Unterhaltsverpflichtung des Ehemannes für nicht von ihm stammende, aber von seiner Frau mit in die Ehe gebrachte Kinder wurde aus der gesetzgeberischen Formulierung Part of such husband’s Family216 abgeleitet. Nichteheliche Kinder galten in diesem Sinne also immer dann als Teil der Familie des Ehemannes, wenn er sie bewusst zusammen mit ihrer Mutter durch die Heirat aufnahm und versorgte. Der Ehemann musste freilich seine Stiefkinder im Familienverbund nur in natura unterhalten, das hieß zum Beispiel für Wohnung, Kleidung, Nahrung und medizinische Hilfe sorgen.217 Keinesfalls verbunden waren mit der ihm auferlegten gesetzlichen Unterhaltsverpflichtung Zahlungen für das Stiefkind selbst, auch nicht, wenn sich die Eheleute später trennten. Dann war wieder die Mutter für ihr nichteheliches Kind gem. sec. 71 Poor Law Amendment Act 1834 alleine verantwortlich. Der Ehemann haftete dafür persönlich nicht. Wurden gemeindliche Armenhilfeleistungen nach der Trennung für ehemalige Familienangehörige des Ehemannes älter als 21 Jahre oder für seine Ehefrau oder Kinder jünger als 16 Jahre erbracht, entstanden aus dem Poor Law keine 214 The King v Luffe (1807) 8 East 193. 215 Sec. 57 Poor Law Amendment Act 1834. 216 Sec. 57 Poor Law Amendment Act 1834. 217 Hooper (1911) S. 137 f. m.w.N.

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Rückzahlungspflichten des Ehemannes, sondern der betroffenen Hilfebedürftigen selbst.218 Erbrachte der Ehemann aber Unterhaltsleistungen in natura gegenüber seinen Stiefkindern unter 16 Jahren i.S.v. sec. 57 Poor Law Amendment Act 1834 nicht, obwohl sich die Eheleute nicht getrennt hatten, musste er der Union etwaige Unterstützungsleistungen für sein Stiefkind erstatten. Alternativ stand es ihm natürlich frei, diese Leistungen selbst laufend zur Vermeidung seiner Erstattungspflicht zu erbringen. Eine Unterhaltsverpflichtung des Ehemannes in Form einer Alimentation für in der Ehe geborene nichteheliche Kinder gab es in der Konsequenz aber weiterhin grundsätzlich nicht. Für diese war allein deren Mutter verantwortlich, also auch nicht der Putativvater. f. Unterhaltsansprüche einer feme sole Ausgenommen von der unterhaltsrechtlichen Entpflichtung des Putativvaters war der Umstand, dass die Mutter das nichteheliche Kind als sogenannte feme sole, alleinstehende Frau, geboren hatte: In diesem Fall konnte sie ausnahmsweise Unterhalt vom Putativvater verlangen. Nach Cretney wurde unter einer single woman auch eine tatsächlich getrennt vom Ehemann lebende Ehefrau und Mutter verstanden, die ihr Recht auf Unterhalt diesem gegenüber durch eigenes schuldhaft-vorwerfbares Verhalten verloren hatte.219 Ausgeschlossen war ihr Anspruch gegenüber dem Putativvater aber immer dann, wenn sie von ihrem Ehemann nicht getrennt lebte oder ihr nichteheliches Kind bereits vor der Heirat geboren und es unterlassen hatte, dessen Vaterschaft gerichtlich festgestellt zu haben.220 Nur bei einer Einstufung als feme sole konnte sie zudem für sich und ihr nichteheliches Kind Armenhilfeleistungen des zuständigen Gemeindebezirks erhalten. Deshalb mussten im Zusammenhang mit verheirateten Müttern regelmäßig die rechtlichen Voraussetzungen einer feme sole geklärt werden. Zuständig für die Überprüfung und Festsetzung solcher Ansprüche waren die Justices of the Peace. Sie hatten bei der Subsumtion indes häufig große Schwierigkeiten: In dem Verfahren The Queen v The Inhabitants of Wymondham hatte das Berufungsgericht im Jahr 1843 zur Abgrenzung einer feme sole von einer bloß getrennt lebenden Ehefrau entschieden, dass sich aus der gesetzlichen Formulierung alleinstehend und unverheiratet nicht zwingend ergebe, dass die betreffende Frau auch keine Kinder ha-

218 Sec. 58 Poor Law Amendment Act 1834. 219 Cretney (2005) S. 530 Fußnote 6. 220 Wobei die Antragsberechtigung, wie dargelegt, bis zum Poor Law Amendment Act 1844 nicht bei der Mutter selbst lag; dazu Stacey v Lintell (1878) 43 J.P. 510; Tazer v Lake (1879) 43 J.P. 656; Healey v Wright (1912) 76 J.P. 367; Jones v Davies (1901) 65 J.P. 39.

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ben oder nicht bereits einmal verheiratet gewesen sein dürfe.221 Auch eine Witwe konnte als feme sole alleinstehend sein, ihr stand dann ebenfalls eine entsprechende gemeindliche Unterstützung zu.222 Erbrachte die Gemeinde Armenhilfe für ein Kind einer Witwe unter 16 Jahren und wurde dieses Kind zuvor ehelich geboren, erfolgte die Zurechnung der Leistungen an die Witwe selbst.223 Bis zum Tod des Ehemannes galt die Armenhilfe, wenn der Ehemann und Vater seine Frau nebst Kind nicht unterhielt und auch etwa festgesetzte Zahlungen durch die Gemeinde – nach der Trennung der Gatten – ignorierte, als für den Ehemann und Vater erbracht: “All Relief given to or on account of the Wife, or to or on account of any Child or Children

under the age of Sixteen, not being blind or deaf and dumb, shall be considered as given to the Husband of such wife, or to the Father of such Child or Children.”224

Aus dieser Regelung des sec. 56 Poor Law Amendment Act 1834 folgte in Abgrenzung zu sec. 71 Poor Law Amendment Act 1834, dass neben dem Ehemann auch der durch gerichtliche Affiliation Order festgestellte Putativvater zu Ersatzleistungen gegenüber der Gemeinde verpflichtet werden konnte. Und das trotz der gesetzlichen Regelung in sec. 71 Poor Law Amendment Act 1834, wonach die Armenhilfe für ein Bastard Child für dessen Mutter erbracht wurde. Voraussetzung für eine Erstattungspflicht des Ehemannes oder Putativvaters i.S.v. sec. 56 Poor Law Amendment Act 1834 war aber immer, dass das Bastard Child von einer verheirateten Frau geboren wurde. Sec. 56 Poor Law Amendment Act 1834 war daher als Ausnahme gegenüber der grundsätzlichen Verantwortlichkeit der Mutter anzusehen. Für nicht verheiratete Frauen galt weiter ausschließlich die Regelung in sec. 71 Poor Law Amendment Act 1834. g. Negative Folgen der Indoor-Relief Weiteres politisches Ziel des Änderungsgesetzes von 1834 war es, Frauen grundsätzlich von der Geltendmachung von Armenhilfe abzuschrecken. Die hohen Ausgaben für die Armenhilfe sollten eingespart, jedenfalls aber deutlich reduziert werden. Anders als die verheiratete Mutter, die gegebenenfalls über eigenes Ver221 The Queen v The Inhabitants of Wymondham (1843) 2 Q.B. 541. 222 ���������������������������������������������������������������������������������������� The Queen v The Inhabitants of Wymondham (1843) 2 Q.B. 541; später erweiterte die Rechtsprechung die Voraussetzungen einer feme sole bezogen auf verheiratete Mütter auch noch durch andere Gründe, siehe Stacey v Lintell (1879) J.P. 510, 511. Genauer zum Begriff und den Voraussetzungen einer feme sole nachstehend 3. c. 223 Sec. 56 Poor Law Amendment Act 1834. 224 Sec. 56 Poor Law Amendment Act 1834.

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mögen verfügte,225 konnte die nichtverheiratete Mutter i.S.v. sec. 3 Vagrancy Act 1824 wegen Verletzung ihrer Unterhaltspflicht zwar nicht bestraft werden.226 Insbesondere die Outdoor-Relief sollte für sie aber so schwer wie möglich erreichbar sein. Die Outdoor-Relief der zuständigen Union wurde daher bewusst sehr gering bemessen und sollte im Ergebnis gar nicht erst erbracht werden müssen.227 Konsequenz eines Hilfeersuchens durch die Mütter sollte die generelle Anordnung der zuständigen Gemeinde sein, im Arbeits- bzw. Armenhaus zu leben, mithin Indoor-Relief. Politisches Ziel war es aber auch, selbst diese Indoor-Relief auf ein äußerstes Minimum zu reduzieren. Dazu wurde die öffentliche Kritik in Bezug auf die Qualität der Unterbringung in den Armenhäusern, die Verpflegung der Bedürftigen et cetera genutzt. Das Ansehen der Arbeitshäuser und die damit verbundene schlechte Lebensqualität sollte Bedürftige grundsätzlich davon abschrecken, in ein Armenhaus zu gehen, und im Gegenteil motivieren, eher den geringsten Arbeitslohn annehmen.228 Fiel eine Mutter vor diesem Hintergrund also der Armenhilfe anheim, weil sie von ihrem Ehemann oder dem Putativvater ihres Kindes nicht unterhalten wurde, musste sie, wenn sie keine Arbeit bekam, nach der gesetzgeberischen Leitvorstellung regelmäßig in ein Armenhaus, um gemeindliche Hilfe in Form der IndoorRelief zu erhalten. Damit eng verbunden war der Umstand, dass sie in Abweichung von der bisherigen Gesetzeslage ihr nichteheliches Kind nicht mehr allein lassen durfte. Sie war fortan gem. sec. 71 Poor Law Amendment Act 1834 verpflichtet, es persönlich zu betreuen. Kam sie dem nicht nach, konnte auch sie monetär zur Verantwortung gezogen werden. Möglich waren beispielsweise Strafzahlungen von bis zu 1 Shilling Sixpence, solange die Gemeinde für ihre Armenhilfe zuständig war. Die persönliche Betreuungspflicht hatte auch zur Konsequenz, dass Mütter das Armenhaus nicht verlassen durften, solange ihre Kinder dort mit ihnen lebten.229 Faktisch verhinderte das für die gesamte Zeit der Indoor-Relief jede Möglichkeit, überhaupt Einkommen zu erzielen.230 War die Frau unverheiratet und schwanger oder gebar ein nichteheliches Kind, wurde sie zudem weiterhin regelmäßig von ihrer Familie verstoßen. Eine Option, zumindest Naturalunterhalt zu erhalten, war die Heirat des Putativvaters. Deshalb versuchten die für ihre Armenhilfeleistungen zuständigen Gemeinden häufig, die 225 Also unabhängig von jenem der Eheleute resp. des Ehemannes, welches durch die Heirat ja auch ihr vorheriges Vermögen erfasste. 226 The Queen v Maude (1842) 6 Jur. 646. 227 Finer Report (1974), Vol. 2, App. 5, § 64. 228 Part I sec. 1, insbesondere sec. 1.70 ff. Poor Laws Commissioners’ Report of 1834. 229 James (1962) S. 107. 230 James (1962) S. 107.

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vermeintlichen Väter zur Heirat der nichtehelichen Mutter zu bewegen. 231 Eine andere Alternative für die Mütter, der drohenden Indoor-Relief zu entgehen und gegebenenfalls eine Arbeit zu finden, war die Unterbringung ihrer nichtehelichen Kinder gegen Zahlung wöchentlicher Beträge in sogenannten Baby-Farms.232 Die Unions ersparten dadurch zwar geldliche Aufwendungen für Hilfeleistungen, blieben aber weiterhin mit den enormen Vorhaltekosten für die Armenhäuser belastet. Auch, wenn die Indoor-Relief danach rückläufig war, dürfte eine Folge der Regierungsmaßnahmen die anteilige Zunahme von Outdoor-Relief gewesen sein. Das gesetzgeberische Ziel, die Armenhilfe massiv einzuschränken, drohte, verfehlt zu werden. h. Weitere Einschränkungen gemeindlicher Hilfeleistungen Die inhaltliche Gestaltung des Poor Law Amendment Act 1834 und die darin zum Ausdruck kommende Diskriminierung der Frau blieb Gegenstand öffentlicher und politischer Kritik, und zwar selbst aus den Reihen der englischen Kirche. 233 Auch die Zustände in den im Jahre 1722 eingeführten Armenhäusern234 führten infolge der Arbeit der Poor Law Commission zu Diskussionen in der Öffentlichkeit: Desolate hygienische Zustände, brutale Aufseher und insgesamt unmenschliche Lebensbedingungen erbosten weite Teile der Öffentlichkeit, die hierüber zum Beispiel durch Artikel und Leserbriefe in der Zeitung The Times informiert wurden. Das ging weit über die von der Commission genutzte Kritik an der Indoor-Relief hinaus. Der öffentliche Druck auf die Regierung stieg. Im April 1842 erließ die Poor Law Commission infolge der bislang nicht erreichten Einsparungen bei den Hilfeleistungen in Form der Outdoor-Relief eine sogenannte Outdoor Labour Test Order, wonach Armenhilfe nur noch an arbeitsfähige männliche Bedürftige erbracht werden sollte, die im Rahmen ihrer Fähigkeiten als Gegenleistung beispielsweise im Steinbruch arbeiten mussten.235 Frauen und Mütter hatten diese Möglichkeit nicht. Die Höhe der jetzt für die Männer vorgesehenen Unterstützung war im Vergleich zu den anderen Naturalleistungen der 231 Pinchbeck/Hewitt (1973) S. 587, 591 f. und Part I sec. 7.8 f. Poor Law Commissioners’ Report of 1834. 232 Dazu Cretney (2005) S. 632 f.; Walkowitz (1988) S. 194; Behlmer (1982) S. 21 f.; Woodward (1949) S. 596; Greenwood (1869) S. 23 f.; Haller (2009). 233 Tocqueville/Senior (1872) S. 203 f.; Baxter (1841); aus geschlechtsspezifischer Sicht betroffener Frauen siehe Levine-Clark (2000) S. 17 ff.; aus politischer Perspektive beleuchtet Cody (2000) S. 131 ff. die Hintergründe und Konsequenzen der sog. Bastardy-Klausel. 234 Zu Aufgaben, Aufnahmevoraussetzungen, Verwaltung, Bestrafungsmöglichkeiten etc. siehe sec. 48–58 Poor Law Amendment Act 1844. Im Anhang sind beispielhaft die Hausordnungen des Bedford Workhouse aus dem Jahr 1724 und des Trentham Workhouse aus dem Jahr 1810 abgedruckt. 235 Abgedruckt im Anhang.

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Outdoor-Relief wie Nahrung und Kleidung etwa um die Hälfte reduziert. Diese Anweisung war in 32 Unions gültig, insbesondere im industrialisierteren Norden Englands. Damit wurde die Regelung des sec. 52 Poor Law Amendment Act 1834 inhaltlich erweitert. Die Bedingungen der Gewährung von Armenhilfe waren ja gem. sec. 52 Poor Law Amendment Act 1834 variabel bzw. von Seiten der Commission festsetzungsfähig. Nunmehrige Bedingung war im übertragenen Sinne eine Art 1-€-Job, wie er in Deutschland beim Bezug von Leistungen zur Hilfe zum Lebensunterhalt von Arbeitssuchenden vorgesehen war. Anschließend wurde durch die Outdoor-Relief Prohibitory Order vom Dezember 1844236 die gesamte Armenhilfe außerhalb der Armenhäuser auch für arbeitsfähige Männer, mit nur sehr wenigen Ausnahmen, gänzlich eingestellt. Schwerpunktmäßig sollte nur noch Indoor-Relief beansprucht werden können, und zwar aus den bereits dargestellten wirtschaftlichen Erwägungen im Zusammenhang mit der Einführung des Poor Law Amendment Act 1834. Gültigkeit entfaltete diese Anweisung in 396 der insgesamt 648 Unions. Das ursprüngliche Ziel, beide Arten von Hilfeleistungen auf ein Minimum zu beschränken, war gescheitert. Outdoor-Relief, die als kostenintensivere Hilfeleistung galt, sollte jetzt drastisch reduziert werden; eine maximale Auslastung der Armenhäuser wurde demgegenüber angestrebt. Ungeachtet der weiterhin öffentlich monierten Missstände in den Armenhäusern wurde durch die Outdoor-Relief Prohibitory Order vom Dezember 1844 sogar noch versucht, die Armenhilfe für arbeitsfähige Männer und Frauen außerhalb der Armenhäuser gänzlich einzustellen. Infolge der dennoch anhaltenden Veröffentlichung von Berichten über menschenunwürdige Zustände wurde die Poor Law Commission im Jahr 1847 zunächst durch einen Poor Law Board abgelöst. Dessen Aufgaben und Kompetenzen entsprachen zwar weitestgehend denjenigen der Poor Law Commission, die inhaltlichen Schwerpunkte unterschieden sich jedoch erheblich: So wurde durch neue Generalanweisungen an die Unions versucht, die Voraussetzungen für OutdoorRelief grundsätzlich neu zu regeln. Maßgeblich ursächlich für diesen Versuch einer Reform waren erneut erhebliche öffentliche Proteste aufgrund der fortbestehenden indiskutablen sanitären und hygienischen Verhältnisse sowie der schlechten medizinischen Versorgung in den Armenhäusern. In der weiteren Folge ersetzte das Metropolitan Asylum Board das Poor Law Board in London. Schließlich erfolgte im gesamten Gebiet des United Kingdom 1871 die Einsetzung des Local Government Board.

236 Abgedruckt im Anhang.

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Die englische Regierung versuchte auch noch, das Baby-Farming durch die Infant Life Preservation Acts von 1872237 und 1897238 zu unterbinden. Außerdem wurde angesichts der sich dennoch weiter etablierenden Unterbringung von Kindern bei Pflegefamilien durch nachfolgende Gesetzesnovellen zum Poor Law von 1889 und 1899 versucht, den damit verbundenen Problemen durch eine Erweiterung der Kompetenzen von Betreuern der Kinder zu begegnen.239 i. Zusammenfassung Die politisch geforderte und durch die gesetzliche Regelung von 1834 umgesetzte Unterstützungs- und Unterhaltungspflicht nichtehelicher Kinder durch ihre Mütter beinhaltete neben ihrer Pflege und Unterbringung auch deren Versorgung mit Nahrung, Kleidung et cetera. Waren die Mütter zu diesen Leistungen nicht imstande, mussten sie, um überhaupt Unterstützungen durch die Gemeinde oder andere örtliche Einrichtungen zu erhalten, ins Armen- bzw. Arbeitshaus,240 und zwar mit ihren Kindern. Dadurch sollten sie und ihre Kinder existenziell versorgt werden. Ihnen wurden als Indoor-Relief erforderliche Ressourcen in Form von Naturalleistungen zur Verfügung gestellt. Die Betreuung und Versorgung des Kindes als Leistung der Mutter war dabei ohne eigenständigen Wert. Das galt auch für die zweitrangig mögliche Unterstützung durch Outdoor-Relief. Außerdem waren sie im Falle des Bezuges von Armenhilfe und Nichterlangung einer Affiliation Order zur Rückzahlung an die Union verpflichtet. Neben der obligatorischen alleinigen Betreuungs- und Versorgungspflicht für ihr Kind bestand also auch eine monetäre Verantwortung. Vorrangiger Zweck von sec. 72 Poor Law Amendment Act 1834 war insofern die Restitution und Kompensation gemeindlicher Ausgaben, nicht aber eine zum Beispiel nach dem Einkommen des Vaters ermittelte geldliche Unterstützung der Mutter und des Kindes selbst.241 Die Unterhaltsverpflichtung der Mutter gegenüber ihrem nichtehelichen Kind aus sec. 71 Poor Law Amendment Act 1834 entsprach damit in etwa jener des Ehemannes aus sec. 56 Poor Law Amendment Act 1834. Neben den beiden Hilfearten Outdoor- und Indoor-Relief wurde die schon aus sec. 7 Poor Relief Act 1601 bekannte und seitdem geltende Verpflichtung zu Unterhaltsleistungen in natura von Familienangehörigen des Bedürftigen im Poor 237 35 & 36 Vict. c. 38. 238 Dazu Cretney (2005) S. 632 f. m.w.N., 650 f. m.w.N. 239 Z. B. sec. 1 Poor Law Amendment Act 1899. 240 Die Aufnahme erfolgte zunächst freiwillig; die soziale Ächtung, die damit verbunden war, war jedoch von Beginn an immens und die Führung der Armenhäuser äußerst rigoros und streng. 241 Vgl. z. B. Rex v Barebaker (1694) 1 Salk. 121; anders Stammel (1994) S. 115 ff.

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Law Amendment Act 1834 aufrechterhalten.242 Nichteheliche Kinder waren dabei gem. sec. 57 Poor Law Amendment Act 1834 unter bestimmten Voraussetzungen als gleichwertige unterhaltsbedürftige Familienmitglieder eingeschlossen. Das basierte inhaltlich vor allem auf der gerichtlichen Entscheidung The King v Luffe.243 Mit dieser wurde die Auffassung in Tubb v Harrison244 aufgegeben und jene aus City of Westminster v Gerrard245 wieder bestätigt. Sonst standen nichtehelichen Kindern Ansprüche auf Unterhalt nur gegenüber ihren Putativvätern zu. Das setzte allerdings den an hohe Bedingungen geknüpften Nachweis voraus, dass ihre Mutter bei der Geburt rechtlich eine feme sole war. Mütter waren daher sehr häufig bestrebt und wurden dazu auch explizit von der ihnen Armenhilfe gewährenden Union angehalten, den Vater oder aber eben jeden anderen Mann zu heiraten, um der Armenhilfe zu entgehen und bessere Unterhaltsleistungen zu erhalten, auch, wenn diese infolge der Heirat lediglich als Naturalunterhalt vorgesehen waren. Insgesamt entsprach das neue Poor Law damit in wesentlichen Zügen dem alten Poor Law. Müttern nichtehelicher Kinder wurde allerdings die seit dem Jahr 1733 bestehende Möglichkeit, eine Affiliation Order zu beantragen, durch sec. 69 Poor Law Amendment Act 1834 vollständig entzogen. Aktivlegitimiert waren nur noch die Betreuer der nichtehelichen Kinder oder, alternativ, die Beamten derjenigen Union, die für deren Armenhilfe zuständig war. 246 Als Zahlbetrag konnte kein höherer Betrag als die zugewandte Armenhilfe erlangt werden. Damit bestand keinerlei Motivation der Mütter, Affiliation-Order-Verfahren der Union zu unterstützen. Auf der anderen Seite war es einer Union ohne ihre Mitwirkung kaum möglich, den erforderlichen Nachweis der Vaterschaft zu führen. Denn nur durch diesen konnte sie ihre Ausgaben vom Putativvater ersetzt bekommen. Damit fand in Bezug auf sec. 69 Poor Law Amendment Act 1834 keine Reform statt, sondern eine restriktive Rechtssetzung. Die Rechte von Müttern nichtehelicher Kinder befanden sich seit der Einführung der Affiliation-Order-Verfahren im Jahr 1733 auf einem Tiefpunkt. Unabhängig vom Verlust ihrer Klagebefugnis waren Mütter in Festsetzungsund Regressverfahren der Union in Bezug auf Armenhilfe jedoch weiterhin passivlegitimiert. Es bestand insofern sogar ein Wahlrecht der Union, wen sie in Anspruch nehmen wollte, und zwar zwischen der Mutter, dem Putativvater oder sogar dem Ehemann, falls dieser seiner Naturalunterhaltspflicht nicht nachkam.

242 Sec. 56 Poor Law Amendment Act 1834. 243 The King v Luffe (1807) 8 East 193. 244 Tubb v Harrison (1790) 4 T.R. 118. 245 City of Westminster v Gerrard (1621) 2 Bulstr. 346. 246 Sec. 72 Poor Law Amendment Act 1834.

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Durch den Poor Law Amendment Act 1834 wurde somit auf der einen Seite die Trennung der Ansprüche nichtehelicher Kinder von jenen ehelicher Kindern aufrechterhalten, auf der anderen Seite aber durch die Etablierung einer Unterhaltspflicht gegenüber Stiefkindern als Part of the Family eine Annäherung erreicht. In dieser gesetzlichen Regelung dokumentiert sich ein Leitgedanke des heutigen teilsymmetrischen Unterhaltsmodells der Child Support Agency: Die Verpflichtung zu Betreuungs- und Versorgungsleistungen auch gegenüber nicht leiblichen Kindern im Familienverbund. Insofern wurde in sec. 57 des Poor Law Amendment Act 1834 die rechtliche Auffassung der Einheitstheorie gesetzlich übernommen. Sie bildet damit in Verbindung mit der judikativen Bewertung in Sachen City of Westminster v Gerrard247 eine wichtige Grundlage der heutigen Teilsymmetrie. Eingeschränkt wurde diese Verpflichtung allerdings auf die Zeit des ehelichen Zusammenlebens. Entscheidungen, die eine wirtschaftliche Relevanz von Betreuungs- und Versorgungsleistungen nach der Trennung der Eheleute dokumentieren, lassen sich nicht finden. 3. Reformen durch den Poor Law Amendment Act 1844 Durch eine Gesetzesänderung im Poor Law im Jahr 1844 reagierte der englische Gesetzgeber auf die anhaltende Kritik gegenüber den Restriktionen aufgrund des Poor Law Amendment Act 1834. a. Aktivlegitimation von Müttern für Affiliation-Order-Verfahren Es wurde als ein sehr gewichtiger Reformbestandteil nicht verheirateten Müttern wieder selbst möglich, ein Affiliation-Order-Verfahren einzuleiten. Die vorherigen Einschränkungen aufgrund sec. 69 Poor Law Amendment Act 1834 wurden aufgehoben. Das Affiliation-Order-Verfahren wurde Müttern nichtehelicher Kinder nunmehr sogar gänzlich unabhängig davon, ob sie Armenhilfe erhielten oder nicht, gestattet. In dem Poor Law Amendment Act 1844248 wurde dieser Anspruch gegenüber dem Putativvater wie folgt geregelt: “Any single Woman who may be with Child, or who may be delivered of a Bastard Child, (…) may either before the Birth, or at any Time within Twelve Months from the Birth of

such Child, or at any Time thereafter, upon Proof that the Man alleged to be the Father of such Child has within the Twelve Months next after the Birth of such Child paid Money

for its Maintenance, make Application to any One Justice of the Peace acting for the Petty 247 City of Westminster v Gerrard (1621) 2 Bulstr. 346. 248 7 & 8 Vict. c. 101.

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Sessional Division of the County (…) for a Summons to be served on the Man alleged by her to be the Father of such Child.”249

“And if the Evidence of the Mother be corroborated in some material Particular by other Testimony, to the Satisfaction of the said Justices, they may adjudge the Man to be the putative Father of such Bastard Child.”250

Damit ratifizierte die englische Regierung eine konkrete Unterhaltsregelung im Poor Law bezogen auf nichteheliche Kinder. Das verwundert, denn das Poor Law war darauf ausgerichtet, ein System staatlicher Hilfeleistungen zur Verfügung zu stellen. Mit dieser Bastardy-Klausel wurde aber ein Verfahren der Mütter gegen Putativväter eingeführt, in welchem die Unions, die für die Armenhilfe zuständig waren, gar nicht mehr beteiligt waren. Die aktive Möglichkeit der Mütter, im Rahmen des Poor Law Unterhalt für ihr Kind zu bekommen, wurde daher in ein eigenständiges Bastardy Law verschoben. Der Bastardy Act 1845 nahm insofern die Verpflichtung der Putativväter zu Unterhaltszahlungen für nichteheliche Kinder gesondert außerhalb des Poor Law auf. Im Poor Law verblieben u. a. alle Regelungen über Unterstützungsleistungen der Unions. Nach diesem neuen, eigenständigen Bastardy Law war die Mutter zwar weiterhin selbst zur Antragstellung berechtigt, allerdings erfolgten im Vergleich zum Poor Law Amendment Act 1844 durch den Bastardy Act 1845 erneut Einschränkungen: Ihre Aktivlegitimation für Affiliation-Order-Verfahren bestand nur noch dann, wenn sie für ihr nichteheliches Kind keine Armenhilfe erhielt. Unterfiel das nichteheliche Kind demgegenüber aber der Armenhilfe und bestand keine zuvor gerichtlich festgestellte Unterhaltsverpflichtung des Putativvaters, durfte allein die Union gegen den Putativvater ein Verfahren einleiten.251 Im Ergebnis erhielt dann auch ausschließlich die Union zur eigenen Schadloshaltung Zahlungen, nicht die Mutter. Ihr standen dann nur Armenhilfeleistungen nach dem Poor Law zu.252

249 Sec. 2 Poor Law Amendment Act 1844. 250 Sec. 3 Poor Law Amendment Act 1844. 251 Das wurde später in sec. 5 Bastardy Laws Amendment Act 1873 übernommen. 252 ������������������������������������������������������������������������������������ Im CMC und ALR von 1794 war geregelt, dass der Vormund zur Geltendmachung von Unterhaltsansprüchen des nichtehelichen Kindes legitimiert war. Der Mutter selbst war ein eigenes Vorgehen nicht möglich, siehe Baumgarten (2007) S 35, 38 f. m.w.N. Die Aktivlegitimation der Union für Affiliation Orders kann m.E. durchaus mit derjenigen des Vormundes nach CMC und ALR verglichen werden. Die Höhe des Unterhalts orientierte sich nach CMC und ALR ebenfalls nur an den erforderlichen Kosten für die Verpflegung, Unterkunft usw. des Kindes, siehe Baumgarten (2007) S. 35, 39 f. Auch das entspricht m.E. grundsätzlich dem englischen Bastardy Law.

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Eigene Ansprüche der Mütter nichtehelicher Kinder zur existenzsichernden Unterhaltung basierten demgegenüber aber weiter uneingeschränkt auf dem Poor Law. Gegenüber dem Putativvater konnte sie keine eigenen Ansprüche geltend machen. Die Unterhaltsansprüche im Zusammenhang mit nichtehelichen Kindern wurden also aus dem Poor Law herausgenommen und eigenständig im Bastardy Law geregelt. Das Bastardy Law war insgesamt eher zivilrechtlich orientiert und unterschied sich so von den öffentlich-rechtlichen und sozialrechtlichen Anspruchstatbeständen des Poor Law. Gleichwohl fungierte das Poor Law als Auffanggesetz, wenn Ansprüche des nichtehelichen Kindes von Seiten der Mutter gegenüber dem Putativvater nicht durchgesetzt werden konnten. Für diese Unterhaltsansprüche war ein recht klar strukturiertes öffentliches Gerichtsverfahren vorgesehen. b. Gerichtliche Festsetzungsverfahren Die Mutter eines nichtehelichen Kindes konnte gem. sec. 2 Poor Law Amendment Act 1844 schon vor der Geburt oder aber noch spätestens zwölf Monate danach einen gerichtlichen Antrag auf Feststellung der Vaterschaft stellen und damit verbunden Unterhaltszahlungen für ihr nichteheliches Kind verlangen.253 Auch, wenn der infrage kommende Vater nicht in England war, konnte ein solcher Antrag eingereicht werden. Gleiches galt für den Fall, dass der Putativvater zunächst aufgrund einer Vereinbarung mit der Mutter freiwillig Unterhalt zahlte, diesen dann aber einstellte.254 aa. Erste Instanz: Justices of the Peace Zuständig für Unterhaltsforderungen nicht verheirateter Müttern zugunsten ihrer nichtehelichen Kinder waren gem. sec. 2 Poor Law Amendment Act 1844 die Friedensrichter der Petty Sessional Divisions of the County.255 Das änderte sich auch nicht, als durch den Summary Jurisdiction Act 1848256 vier Jahre später neue Regelungen zur Durchsetzung von Unterhalt eingeführt wurden. Denn gem. sec. 35 Summary Jurisdiction Act 1848 bezogen sich diese neuen Regelungen nur auf Ansprüche verheirateter Mütter und ausdrücklich nicht auf Verfahren gegenüber Putativvätern von Bastard Children.257 Dies wurde erst durch sec. 54, 55 Summary

253 Beispiele für diese gerichtlichen Anträge bei Lyons (1923), App., S. 56 ff. 254 Lyons (1923) S. 4 f. 255 Dazu ausführlich Davey (1931) S. 52 ff. 256 11 & 12 Vict. c. 43. 257 Ein Gericht der Summary Jurisdiction i.S.d. Summary Jurisdiction Act 1848 war u. a. der Petty Sessions Court, siehe Chislett (1951) S. 113.

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Jurisdiction Act 1879258 geändert. Die Zuständigkeit der Friedensrichter blieb auch infolge des Bastardy Act 1845 bestehen. Der gerichtlichen Entscheidung über die Verpflichtung des als Putativvater in Anspruch genommenen Mannes, Unterhalt für sein nichteheliches Kind zu zahlen, ging weiterhin ein öffentliches Anhörungsverfahren voraus. Dieses fand im Beisein beider Parteien statt. Lag die Niederkunft der Mutter allerdings erst kurze Zeit zurück, konnte die Anhörung auf ihren Wunsch hin auf eine Zeit verschoben werden, zu der es ihr wieder möglich war, persönlich und ohne Gefährdung ihrer Gesundheit dort zu erscheinen und Erklärungen abzugeben.259 Der ����������������� Verfahrensablauf wurde wie folgt bestimmt: “The justices in such Petty session shall hear the evidence of such woman and such other

evidence as she may produce, and shall also hear any evidence tendered by or on behalf of the person alleged to be the father, and if the evidence of the mother be corroborated in some material particular by other evidence to the satisfaction of the said justices, they may adjudge the man to be the putative father of such bastard child.”260

Konkret wurde die Mutter in dem gerichtlichen Anhörungsverfahren zum Zwecke des Nachweises der von ihr behaupteten Vaterschaft – als einzigen Grund für eine Unterhaltsfestsetzung – des sich verteidigenden Mannes vom Gericht angehört und dabei auch zu Intimitäten und etwaigen Geschlechtsakten mit anderen Männern befragt. Zudem konnten von den Parteien zur Be- oder Entlastung Briefe vorgelegt und Zeugen benannt und vernommen werden. Die grundsätzlich nicht auszuschließende Möglichkeit, dass die Parteien geschlechtlich verkehrt hatten, reichte dabei regelmäßig aber nicht aus, um eine positive Feststellungsentscheidung durch das Gericht zu erlangen.261 Der zu führende Nachweis setzte mehr als eine bloß vage Möglichkeit der Vaterschaft voraus. Heutzutage erfolgt der Nachweis durch wissenschaftliche, genetische Abstammungsgutachten, seinerzeit waren medizinische und wissenschaftliche Methoden in dieser Qualität noch nicht ausgebildet. Für die Überzeugung des Gerichts war es deshalb naheliegender Weise eher abträglich, wenn der in Betracht kommende Vater sich substantiiert damit

258 42 & 43 Vict. c. 49. 259 Sec. 4 Bastardy Act 1845; weitere Beispiele aus der Rechtsprechung zu Verfahrensfragen bei Anhörungen bei Lyons (1923) S. 11 ff. 260 Sec. 4 Bastardy Laws Amendment Act 1872 und sec. 6 Bastardy Act 1845. 261 Burbury v Jackson (1917) 86 L.J.K.B. 255.

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verteidigte, dass die Mutter eine Prostituierte oder sonst leichtlebig sei oder einen schlechten Charakter habe.262 Wurde der Mann demnach aber gerichtlich als Vater festgestellt, konnte er sogleich zu wöchentlichen Unterhaltszahlungen verpflichtet werden: “And they may also, if they see fit, having regard to all the circumstances of the case, proceed to make an Order on the putative father for the payment to the mother of the Bastard Child

(…) of a sum of money weekly, not exceeding five Shillings a week for the maintenance and education of the child.”263

Damit wurde die Höhe des Zahlbetrages zum einen begrenzt, zum anderen wurde der Zweck der Zahlungen aber auch konkretisiert: Der Betrag sollte der Unterhaltung und Erziehung des Kindes dienen. Beide Aspekte erlangten daher eine unmittelbare wirtschaftliche Dimension, insbesondere die Erziehung. Die wöchentlichen Zahlungen waren allerdings sehr begrenzt, mit ihnen konnten lediglich existenzielle Grundbedürfnisse befriedigt werden. Der Deckelung auf 5 Shillings pro Woche lag insofern eine pauschalierte Annahme über erforderliche und angemessene Kosten für die Erziehung und Unterhaltung des Kindes zugrunde.264 Da beide Kriterien in dem geringen Gesamtbetrag enthalten waren, dürfte der anteilig an der Befriedigung monetärer Bedürfnisse orientierte Betrag unterhalb von 5 Shillings einzustellen gewesen sein. bb. Rechtsmittel vor den General Quarter Sessions Prozessual stand dem Putativvater die Möglichkeit der Berufung gegen eine Affiliation Order der Friedensrichter zu. Im Rahmen eines solchen Berufungsverfahrens wurde sowohl die erstinstanzliche statusrechtliche Entscheidung, Vater des nichtehelichen Kindes zu sein, als auch die Höhe der angeordneten wöchentlichen

262 Lyons (1923) S. 27. Einen solchen Ausschluss sah zum Beispiel auch das ALR von 1794 vor. Danach waren Unterhaltsansprüche insbesondere von Prostituierten ebenfalls ausgeschlossen, Gleiches galt auch bei nachgewiesenem Mehrverkehr. Da ab 1854 der Unterhalt des nichtehelichen Kindes im ALR vom Anspruch der Mutter abhängig gemacht wurde, wirkten sich diese Aspekte unmittelbar auf den Kindesunterhalt aus. Gerichtlich musste also mit der größtmöglichen Sorgfalt vorgegangen werden, um die Frage der behaupteten Vaterschaft zu beantworten, siehe Baumgarten (2007) S. 39 ff. 263 Sec. 4 Bastardy Laws Amendment Act 1872 und sec. 6 Bastardy Act 1845. 264 Eine deutsche Entsprechung fand sich im bayerischen CMC sowie im ALR. Trotz Vorgabe eines Betragskorridors wich das sächsische BGB hiervon ab, denn dort war der Zahlbetrag vom Einkommen und Vermögen des Vaters abhängig und so innerhalb des recht weiten Rahmens von 12 bis 120 Talern variabel, dazu Baumgarten (2007) S. 50 ff.

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Unterhaltszahlungen überprüft. Das sachlich zuständige Rechtsmittelgericht war das Gericht der General Quarter Sessions of the Peace. Der Putativvater musste, wenn er die Entscheidung des Friedensrichters überprüfen lassen wollte, seine Absicht innerhalb von 24 Stunden nach der erstinstanzlichen Entscheidung gegenüber der Kindesmutter anzeigen. Außerdem war er verpflichtet, in Höhe der zu erwartenden Kosten des Berufungsverfahrens eine Sicherheit zu leisten. Diese musste innerhalb von sieben Tagen nach Verkündung der anzugreifenden Entscheidung nachgewiesen werden.265 Das Berufungsgericht war dann gesetzlich verpflichtet, innerhalb von 14 Tagen über den Antrag des Putativvaters zu entscheiden. Gemeinden, falls sie trotz der Änderung der Aktivlegitimation anstelle der Mutter Affiliation-Order-Verfahren durchführten, hatten gegenüber den Putativvätern allerdings einen zeitlichen Vorteil: Die Judikatur gewährte den Unions – anders als dem Putativvater gem. sec. 4 Poor Law Amendment Act 1844 – eine längere Frist, innerhalb derer die Berufung eingelegt werden musste. Diese Frist wurde zunächst gesetzlich nicht exakt bestimmt. In älteren Entscheidungen wurde dazu lediglich auf eine auslegungsbedürftige reasonable time abgestellt.266 Später wurde dieser unbestimmte Rechtsbegriff auch in Verfahren über eine familienrechtliche Unterhaltsentscheidung i.S.d. Matrimonial Causes Acts 1857, 1878 und 1895 verwendet.267 Dem Berufungsgericht wurde insgesamt ein sehr weites Ermessen eingeräumt. Es war diesem nicht nur möglich, die erstinstanzliche Entscheidung auf Fehler in der Rechtsanwendung und der Bewertung streitigen Parteivortrags zu überprüfen, sondern darüber hinaus auch in der Sache selbst zu entscheiden. Diese Sachentscheidungsbefugnis des Berufungsgerichts bezog sich sowohl auf den Anspruchsgrund, der bestätigt oder abgelehnt werden konnte, als auch auf die Höhe der Unterhaltszahlungen.268 Das Verfahren der Berufung wurde später in sec. 31 Summary Jurisdiction Act 1879 geregelt, war aber auch schon in sec. 5 Bastardy Act 1845 normiert: “That on the trial of any such appeal before any Court of Quarter sessions, the justices therein assembled, (…) shall hear the evidence of the said mother, and such other evidences

she may produce, and any evidence tendered on behalf of the appellant, (…) but shall not

confirm the Order so appealed against unless the evidence of the said mother shall have been 265 Sec. 4 Poor Law Amendment Act 1844. 266 Rex v Flintshire (1797) 7 T. & R. 200 f. 267 Dazu genauer im 3. Teil. 268 Sec. 4 Poor Law Amendment Act 1844; Beispiel für einen Berufungsantrag an den Quarter Sessions Court bei Lyons (1923), App., S. 51.

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corroborated in some material particular by other testimony to the satisfaction of the said justices in Quarter sessions.”269

Versagte das Berufungsgericht also zum Beispiel in Abänderung der Entscheidung des Petty Sessions Court der Mutter zuerkannten Unterhalt, konnte diese keinen erneuten Antrag auf Unterhalt stellen.270 Es war ihr dann auch später nicht mehr möglich, noch einmal Unterhalt im Zusammenhang mit einer Vaterschaftsfeststellung geltend zu machten. Der Anspruch bezogen auf den entschiedenen Sachverhalt war insofern präkludiert. c. Nicht verheiratete Mütter, feme sole und die unterhaltsrechtlichen Folgen der Heirat Eine weitere zwingend erforderliche Voraussetzung für festsetzungsfähige laufende Zahlungen zugunsten nichtehelicher Kinder war jene einer feme sole. Eine verheiratete Mutter konnte nur unter bestimmten Voraussetzungen zu einer solchen feme sole werden. Dies zum Beispiel dann, wenn ihr Mann starb und sie als Witwe ein Kind gebar oder, gemäß der Entscheidung The King v Luffe,271 wenn der Ehemann als Vater des während der Ehe geborenen Kindes faktisch ausgeschlossen war. Später, nach Übertragung des Scheidungsrechts von den Kirchengerichten auf die säkulare Gerichtsbarkeit im Jahr 1857, galt eine Ehefrau auch dann als feme sole, wenn sie aufgrund einer gerichtlichen Entscheidung berechtigt war, von ihrem Ehemann getrennt leben zu dürfen.272 Eine nicht verheiratete Mutter war demgegenüber grundsätzlich immer eine feme sole. Heiratete sie – nicht unbedingt den Vater des Kindes –, galt sie nicht mehr als feme sole, sondern als feme covert.273 Das hatte Auswirkungen auf den Unterhaltsanspruch ihres nichtehelichen Kindes, das vor der Heirat und damit nichtehelich geboren wurde: Hatte die Mutter eine Unterhaltsentscheidung nach dem Inkrafttreten von sec. 3 Bastardy Laws Amendment Act im Jahre 1872, aber noch vor ihrer Heirat, gegenüber dem Putativvater erreicht, also zum Beispiel aufgrund des Poor Law Amendment Act 1844 oder Bastardy Act 1845, konnten dessen Wirkungen ab dem Zeitpunkt der Heirat aufgrund der Regelung in sec. 3 Bastardy Laws Amendment Act 1872 wieder entfallen. Dann wäre, neben ihrer eigenen Be269 Sec. 6 Bastardy Laws Amendment Act 1845. 270 So z. B. Rex v Flintshire (1797) 7 T. & R. 200; Rex v Glynne and another (1871) 26 L.T. 61. 271 The King v Luffe (1807) 8 East 193. 272 Separation Order oder Judicial Separation, dazu 3. Teil Kapitel 2; siehe auch Stacey v Lintell (1879) J.P. 510, 511. 273 Dazu Blackstone (1765) S. 430.

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treuungspflicht, ihr Ehemann als Stiefvater des Kindes diesem gegenüber unter Ausschluss des Putativvaters zum Unterhalt verpflichtet gewesen. Aufgrund der Gesetzesänderung im Jahr 1872274 wurde deshalb von den Gerichten diskutiert, ob sec. 5 Poor Law Amendment Act 1844 überhaupt weiter Anwendung finden könne. Durch die Bastardy Laws Amendment Acts 1872 und 1873275 war es Müttern ja weiterhin selbst möglich, ein Unterhaltsverfahren zur Erlangung von Zahlungen in Höhe der Kosten für die Unterhaltung und Erziehung des nichtehelichen Kindes gegenüber dem Putativvater bei den Local Petty Sessions zu führen. Dies entsprach insoweit der inhaltsgleichen Regelung aus dem Poor Law Amendment Act 1844. Antragsberechtigt waren allerdings gem. sec. 3 Bastardy Laws Amendment Act 1872 nur solche Mütter, die als feme sole galten. Darunter fielen, wie oben erläutert, nicht nur alle unverheirateten Mütter, sondern bspw. auch Witwen und von ihrem Ehemann rechtmäßig getrennt lebende Ehefrauen.276 Die Änderungen des Poor Law Amendment Act 1844 durch den Bastardy Laws Amendment Act 1872 führten zu weiteren Problemen: Sec. 3 Bastardy Laws Amendment Act 1872 sah die Beendigung der Zahlungsverpflichtung des Putativvaters bei Heirat der Mutter, anders als sec. 5 Poor Law Amendment Act 1844, nicht mehr ausdrücklich vor. Durch sec. 2 Bastardy Laws Amendment Act 1873 wurden dann ausdrücklich nur die sec. 6 und 8 des Bastardy Laws Amendment Act 1872 aufgehoben, ansonsten sollte das 1873er Gesetz nach dessen sec. 9 als ein einheitliches Gesetz mit jenem aus dem Jahr 1872 behandelt werden. Die Rechtsprechung nahm infolge dessen an, dass eine zum Zeitpunkt der Geburt ihres nichtehelichen Kindes als feme sole eingestufte Frau aufgrund ihrer späteren Heirat oder bei Wiederaufnahme der ehelichen Gemeinschaft nach vorheriger Trennung nicht mehr als feme sole i.S.v. sec. 3 Bastardy Laws Amendment Act 1872 angesehen werden konnte. Deshalb war ihr selbst ein aktives Vorgehen gegen den Putativvater nicht mehr möglich. Heiratete die Mutter mit ihrem Bastard Child also, ohne zuvor eine Affiliation Order erwirkt zu haben, konnte sie während des Zusammenlebens mit ihrem Mann keine Affiliation Order gegenüber dem Putativvater mehr beantragen,277

274 Bastardy Laws Amendment Act 1872 (35 & 36 Vict. c. 65). 275 36 Vict. c. 9. 276 Zur Auslegung des Begriffs single woman bzw. feme sole gem. sec. 3 Bastardy Laws Amendment Act siehe The Queen v The Inhabitants of Wymondham (1843) 2 Q.B. 541; Anthony v Cardenham (1700) 2 Bott. 194; Tozer v Lake (1879) 43 J.P. 656; Healey v Wright (1912) 81 L.J.K.B. 961; Marshall v Malcom, 82 J.P. 77; Sotheron v Scott (1881) 44 L.T.Rep. 523; Stacey v Lintell (1879) J.P. 510; auch Leslie v Leslie (1911) P. 203, 206; Peatfield v Childs (1889) 63 J.P. 117; Boyce v Cox (1921) 85 J.P. 279; Jones v Davies (1901) 65 J.P. 39. 277 Stacey v Lintell (1878) 43 J.P. 510; Tazer v Lake (1879) 43 J.P. 656; Healey v Wright (1912) 76 J.P. 367; Jones v Davies (1901) 65 J.P. 39.

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es sei denn, sie galt, obschon noch verheiratet, wieder als alleinstehend.278 In Jones v Davies279 lehnte das angerufene Gericht eine Affiliation Order ab, weil die antragstellende Frau in diesem Sinne nicht alleinstehend sei: Sie habe sich nur von ihrem Ehemann getrennt, um gegenüber dem Putativvater vorgehen zu können. Dies sei nach dem gerichtlichen Verständnis nicht mit dem Inhalt und der Bedeutung einer feme sole vereinbar.280 Bekam sie während des ehelichen Zusammenlebens ein Kind von einem anderen Mann, konnte sie gegenüber diesem ebenfalls nicht nach sec. 3 Bastardy Laws Amendment Act 1872 vorgehen. Ihr war auch nach einer sich möglicherweise anschließenden Trennung von ihrem Ehemann eine Festsetzung und Durchsetzung von Ansprüchen gegen den Putativvater nicht möglich.281 Hatte die Mutter dagegen bereits eine Affiliation Order als feme sole gegenüber dem Putativvater erwirkt und heiratete sie danach, blieb diese bestehende Unterhaltspflicht des Putativvaters auch infolge der Gesetzesänderung während der neuen Ehe mit einem anderen Mann wirksam.282 In dem Verfahren Stacey v Lintell führte das Gericht im Jahr 1879 vor dem Hintergrund dieser dogmatischen Problematik in erläuternder Auslegung und Gegenüberstellung des Poor Law Amendment Act 1844 mit sec. 3 Bastardy Laws Amendment Act 1872 aus: “I think the effect is this, that the Order does not now become ipso facto void upon the marriage of the woman; but, if the Order has been made while she was single, it may be continued

after the marriage (…) until the child is thirteen, that is, whether she marries or not, the Order may be kept alive and in force up to that time.”283

Eine als feme sole bewirkte Affiliation Order wurde also durch den späteren Wegfall des Attributs feme sole aufgrund ihrer Heirat, wodurch sie ja zur feme covert wurde, nicht unwirksam. Aus einer insofern bereits bestehenden gerichtlichen Unterhaltsentscheidung waren also auch nach der Heirat und trotz des aufgrund von

278 The King v Luffe (1807) 8 East 193; R. v Pilkington (1853) 17 J.P. 388; dazu war eine Entscheidung über die Judicial Separation bzw. decree a mensa et thoro erforderlich. Dies war ab dem Matrimonial Causes Act 1857 nach der judikativen Interpretation der Wertentscheidung des Gesetzes nur nach einer gerichtlichen Entscheidung über die Trennung als sogenannte Judicial Separation möglich. Bis dahin war für eine solche Annahme nur eine kirchengerichtliche Scheidung a mensa et thoro oder eine solche des Parlaments denkbar. 279 Jones v Davies (1901) 65 J.P. 39. 280 Jones v Davies (1901) 65 J.P. 39. 281 Tozer v Lake (1879) 43 J.P. 656; Stacey v Lintell (1879) J.P. 510. 282 Sotheron v Scott (1881) 45 J.P. 423. 283 Stacey v Lintell (1879) J.P. 510, 511.

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sec. 57 Poor Law Amendment Act 1834284 bestehenden gesetzlichen Übergangs der Unterhaltsverpflichtung auf den Ehemann Zahlungen gegenüber dem Putativvater durchsetzbar. Gleichwohl musste der Stiefvater sein Stiefkind während des ehelichen Zusammenlebens in natura unterhalten. Ein sehr interessantes Verfahren, in welchem diese Abgrenzungen bereits kurz nach Inkrafttreten des Poor Law Amendment Act 1844 und Bastardy Act 1845 diskutiert wurden, war The Queen v Pilkington. Der Court of Petty Sessions führte in diesem Verfahren in erster Instanz aus: “We do hereby order that the said P. (…) do pay unto the said E. Grimes, the mother of the

said bastard child, so long as she shall live, and shall be of sound mind, and shall not be in any

gaol or prison, or under sentence of transportation, or to the person who may be appointed to have the custody of such Bastard Child under the provisions of the said statute, the sum of 1s. 6d. per week, henceforth, until the said child shall attain the age of thirteen years, or shall die, or the said E. Grimes shall marry.”285

Die Entscheidung folgte damit der bereits dargestellten Rechtslage, dass auch eine verheiratete Mutter zur feme sole werden und ein Bastard Child bekommen konnte. Die Mutter hatte dazu nachgewiesen, dass ihr Ehemann als Vater des Kindes aufgrund seiner dauerhaften Abwesenheit nicht in Betracht kam und sie alleinstehend war. Infolge dessen erging eine Affiliation Order gegenüber dem Putativvater. Nach Rückkehr des Ehemannes stellte der Putativvater allerdings seine Zahlungen ein. Die Mutter lebte dann etwa sechs Wochen wieder mit ihrem Ehemann zusammen, danach verschwand der Ehemann spurlos. Mittels gerichtlichen Antrags wollte die Mutter nunmehr den entstandenen Rückstand gegenüber dem Putativvater durchsetzen und erklärte, dass sie nicht nach der Geburt ihres Kindes geheiratet habe, ihr Kind am Leben und unter 13 Jahre alt sei. Zudem habe der Putativvater auch den Unterhalt in der Vergangenheit nicht gezahlt. Damit lägen die rechtlichen Voraussetzungen vor, nach denen sie Nachzahlungen vom Putativvater erhalten müsse. Der Putativvater erhielt sodann die Möglichkeit, seine Einwendungen gegenüber dem Gericht vorzutragen. Dieses entschied daraufhin, dass der Putativvater rechtlich nicht mehr zu Zahlungen verpflichtet sei, weil der Ehemann wieder die Lebensgemeinschaft mit der Mutter aufgenommen hatte.286 Dementgegen ging das Berufungsgericht aber davon aus, dass die Mutter trotz des kurzen Zusammenlebens mit ihrem Ehemann weiter als feme sole i.S.d. Bastardy Laws angesehen werden müsse. Daher sei die ursprüngliche Unterhaltsanordnung 284 4 & 5 Will. 4 c. 76. 285 The Queen v Pilkington (1853) 2 EL. & BL. 546, 548. 286 The Queen v Pilkington (1853) 2 EL. & BL. 546, 549.

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des Court of Petty Sessions bezogen auf den Putativvater nicht zu beanstanden und daher auch nicht aufzuheben: “The liability of the putative father, in this case, cannot therefore be affected by the return of the husband.”287

Ein damit vergleichbares Ergebnis lag auch dann vor, wenn eine verheiratete Mutter eine gerichtliche Entscheidung zur Legitimation ihrer Trennung bewirkte, sogenannte Separation Order, und diese auf eine Grausamkeit des Ehemannes stützte. Sie wurde damit rechtlich ebenfalls zur feme sole. Das wiederum führte dazu, dass sie, wenn sie ein nichteheliches Kind mit in diese Ehe gebracht hatte, das zunächst vom Ehemann als child of his family in natura unterhalten werden musste, wegen Wegfalls dieser Unterhaltspflicht i.S.v. sec. 3 Bastardy Laws Amendment Act 1872 direkt wieder gegenüber dem Putativvater vorgehen und Unterhaltszahlungen von ihm verlangen konnte.288 Vom High Court of Justice, dort der Queen’s Bench Division, wurde im Jahr 1881 in Ergänzung zu den Verfahren Stacey v Lintell und The Queen v Pilkington im Zusammenhang mit dem Problem der doppelten Unterhaltsverpflichtung des Putativ- und Stiefvaters ausgeführt: “It rather appears that there is a double liability after the mother marries, and that not only

the putative father but the mother’s husband may be called on to support the child (…). But at all events there is nothing in the statute which says that the justices are to inquire whe-

ther such husband is able to maintain the child. They have only to inquire whether there are arrears of payment or not under the Order that has been made. That is all.”289

Ein anderer Richter des High Court bestätigte in diesem Verfahren klarstellend: “The only question for us is whether the marriage revoked the Order, and I see nothing in the facts or in the statute so to hold.”290

287 ����������������������������������������������������������������������������������������� The Queen v Pilkington (1853) 2 EL. ����������������������������������������������������� & BL. 546, 553. Leider fehlen in der Entscheidung Angaben zum Einkommen des Putativvaters, so dass keine Gegenüberstellung zur Höhe der angeordneten wöchentlichen Zahlungen erfolgen kann. Die maximale Höhe im Rahmen von sec. 3 Poor Law Amendment Act 1844 wurde indes nicht festgesetzt, sondern um 1 Shilling pro Woche reduziert. 288 Z. B. Boyce v Cox (1921) 85 J.P. 279. 289 Sotheron v Scott (1881) J.P. 423. 290 Sotheron v Scott (1881) J.P. 423.

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Damit wurde die bestehende doppelte Verpflichtung zur Unterhaltung des nichtehelichen Kindes bezogen auf laufende Zahlungen zu Lasten des Putativvaters entschieden. Die gerichtlichen Vorentscheidungen wie zum Beispiel The Queen v Pilkington wurden im Kern bestätigt. Eine Untersuchung der Leistungsfähigkeit des Stiefvaters wurde vom Gericht nunmehr jedoch grundsätzlich abgelehnt, da ein bestehender Unterhaltstitel vorliege. Dieser sei gänzlich unabhängig von der monetären Verantwortung des Stiefvaters zu verwenden. Damit ging das Gericht aber einen Schritt über die bisherigen Entscheidungen hinaus: Bisher standen sich beide Unterhaltspflichten etwa gleichwertig gegenüber, nunmehr erfolgte eine stärkere Gewichtung der schon vorliegenden Affiliation-Order-Entscheidung. Stiefväter wurden in Bezug auf ihre Stiefkinder also wirtschaftlich entlastet. Das Gericht stellte in diesem Zusammenhang zudem fest, dass durch die Heirat die von der Mutter ehedem erwirkte Affiliation Order nicht unwirksam geworden sei. Soweit es um die Durchsetzung von Rückständen gegenüber dem Putativvater gehe, stehe die Heirat dem ebenfalls nicht entgegen.291 Daran ändere insbesondere auch die aufgrund der Heirat entstandene weitere Unterhaltspflicht des Ehemannes für sein Stiefkind nichts.292 d. Höhe und Dauer von Unterhaltszahlungen Neben den vorgenannten formalen und verfahrensrechtlichen Aspekten für eine Affiliation Order änderte der Poor Law Amendment Act 1844 auch die Möglichkeiten des zuständigen Gerichts, die Unterhaltshöhe zu bestimmen. Diese wurden jetzt zur Höhe pauschal vorbestimmt. Konkret sah das Gesetz vor: “and they may also, if they see fit, having regard to all the Circumstances of the Case, pro-

ceed to make an Order on the putative Father for the Payment to the Mother of the Bastard Child (…) of a Sum of Money weekly (…) Ten Shillings for the Midwife, and Ten Shillings

towards the Funeral Expenses of the Child, provides it have died before the making of such Order; and if the Application be made before the Birth of the Child, or within Two Calendar

Months after the Birth of the Child, such weekly sum may, if the said Justices think fit, be calculated from the Birth of the Child, at a Rate not exceeding Five Shillings per Week for the

first Six Weeks after the Birth of such Child; and in other Cases such sum shall not exceed Two Shillings and sixpence per Week from the Time of the making of the Application”.293

291 Sotheron v Scott (1881) J.P. 423. 292 So auch Hardy v Atherton (1881) 47 J.P. 683; Lang v Spicer (1836) 5 L.J. M.C. 60. 293 Sec. 3 Poor Law Amendment Act 1844.

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Kindesunterhalt im Poor Law und Bastardy Law

Eine direkte Unterhaltspflicht des Putativvaters gegenüber seinem nichtehelichen Kind bestand hiernach weiterhin nicht. Dennoch war das Kind bei der Berechnung des Anspruchs der Mutter nach der Vorstellung des Gesetzgebers mit einzubeziehen. Explizit wurden zwar nur 10 Shillings für etwaige Begräbniskosten des Kindes sowie für die Hebamme und 2 Shillings Sixpence an maximalem Gesamtunterhalt ab Antragstellung, in den ersten sechs Wochen nach der Geburt immerhin 5 Shillings, genannt, die der Putativvater zu zahlen verpflichtet sei. Damit erfolgte aber überhaupt eine legislative Aufnahme von monetären Bedürfnissen des Kindes. Das wiederum bedeutete eine Etablierung von kindbezogenen Ansprüchen als wichtigen Schritt in Richtung der Anerkennung eigener Ansprüche des Kindes.294 Auch sec. 4 Bastardy Laws Amendment Act 1872 und sec. 6 Bastardy Act 1845 sahen diese Zweckbestimmung für Kindesunterhaltszahlungen durch den Putativvater vor. Sec. 5 des Poor Law Amendment Act 1844 bestimmte nun auch die Dauer einer solchen Zahlungsverpflichtung, nämlich bis zum 13. Geburtstag des nichtehelichen Kindes, bis zu dessen Tod oder bis zur Heirat der Mutter.295 Die Begrenzung der Zahlungspflicht bis zum 13. Geburtstag führte jedoch zu einem existenziellen Problem, denn die Mutter war für ihr Kind bis zu dessen 16. Geburtstag verantwortlich. Zwischen dem 13. und 16. Geburtstag musste sie ihr Kind also allein unterhalten, ohne vom Putativvater Zahlungen zu erhalten. Geändert wurde diese Diskrepanz erst durch sec. 42, 64 National Assistance Act 1948. Danach war der Putativvater fortan ebenfalls bis zum 16. Geburtstag seines Kindes zur Zahlung verpflichtet. 294 Sec. 3 Poor Law Amendment Act 1844; Beispiel für eine solche Entscheidung, in der der Putativvater zu 1 Shilling Sixpence pro Woche verurteilt wurde, ist The Queen v Pilkington (1853) 2 EL. & BL. 546; die Höhe der wöchentlichen Zahlungen eines Vaters für sein nichteheliches Kind, zu denen er im Rahmen eines gerichtlichen Verfahrens verurteilt wurde, wurde durch den Affiliation Orders Act 1918 (8 & 9 Geo. 5 c. 49) auf maximal 10 Shillings angehoben, siehe sec. 1 Affiliation Orders Act 1918. In diesem Zusammenhang ist auch zu beachten, dass durch den Money Payments Act 1935 eine Verpflichtung des Mannes auf Unterhaltszahlungen dann nicht mehr bestand, wenn er über keine entsprechenden Mittel verfügte. Er konnte letztlich nur noch dann inhaftiert (und dadurch mittelbar zur Zahlung gezwungen werden) werden, wenn er die wirtschaftlichen Mittel zur Zahlung hatte, sich aber weigerte. Nach einer statistischen Erhebung reduzierte sich die Zahl der inhaftierten Unterhaltsschuldner von 1935 bis 1936 infolge dieses Gesetzes um etwa 450, wobei im Jahr 1936 lediglich 1828 nicht zahlungsbereite Väter inhaftiert waren. Hieraus wird deutlich, dass eine große Anzahl nicht zahlungsfähiger Väter tatsächlich wohl gerade nicht bestand, sondern diese eher bloß zahlungsunwillig waren. Mit anderen Worten gab es tatsächlich nur wenige, die ihrer Verpflichtung tatsächlich trotz vorhandener Mittel freiwillig nicht nachkamen. 295 Im ALR wurde demgegenüber eine Zahlungspflicht bis zum 15. Geburtstag des nichtehelichen Kindes aufgenommen, also eine im Vergleich zu England um zwei Jahre längere.

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Nach dem 13. Geburtstag entfiel also – mit Ausnahme von rückständigen Forderungen gemäß der Entscheidung in Sotheron v Scott296 – die laufende Unterhaltsverpflichtung des Putativvaters. Starb er, entfiel dessen Zahlungsverpflichtung ebenfalls,297 ging also nicht als Verbindlichkeit auf dessen Erben über. Entgegen dem Wortlaut von sec. 5 Poor Law Amendment Act 1844 wurde allerdings die dort vorgesehene gesetzliche Entpflichtung des Putativvaters gerichtlich nicht immer angenommen.298 Dies wurde ungeachtet der durch die Heirat entstandenen Verpflichtung des neuen Ehemannes, sein Stiefkind in natura zu unterhalten, mit der Regelung in sec. 57 Poor Law Amendment Act 1834 begründet. e. Zwangsmaßnahmen bei Verletzung der Unterhaltspflicht Aufgrund des Vagrancy Act 1824 war es zum Zeitpinkt des Poor Law Amendment Act 1844 bereits seit 20 Jahren möglich, die Eltern ehelicher Kinder monetär und auch strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen, wenn sie ihre Unterhaltspflichten verletzten. Diese Strafregelungen basierten wiederum, wie in Kapitel 1 Zf. 1 erläutert, auf den Poor Relief Acts 1598 und 1601. Nichteheliche Kinder wurden davon auch weiterhin nicht erfasst.299 Waren diese betroffen, musste die Armenhilfe gewährende Gemeinde zunächst den Putativvater gerichtlich feststellen lassen, um Leistungen erstattet zu bekommen. Daran änderten weder der Poor Law Amendment Act 1844 noch der Bastardy Act 1845 etwas. aa. Vorgehen gegenüber verheirateten Vätern Gegenüber ihre Unterhaltspflicht in natura verletzenden Vätern ehelicher Kinder wurde bereits im Jahr 1824 ein direkter Forderungsübergang auf den Träger der Armenhilfe mittels strafrechtlicher Norm unter Verweis auf das Poor Law normiert: “Every person being able wholly or in part to maintain himself or herself, or his or her family, by work or by other means, and wilfully refusing or neglecting to do so, by which refusal

or neglect, he or she, or any of his or her family whom he or she may be legally bound to maintain, shall have become chargeable to any parish, township or place.“300

296 Sotheron v Scott (1881) J.P. 423. 297 Harrington, Wilder v Turner (1908) 2 Ch. 687. 298 Sotheron v Scott (1881) 44 L.T.Rep. 523; Grocock v Grocock (1920) 1 K.B. 1; zur Aufhebung einer die Verpflichtung einstellenden Entscheidung siehe The Queen v Pilkington 2 El. & Bl. 546. 299 The Queen v Maude (1842) 6 Jur. 646. 300 Sec. 3 Vagrancy Act 1824 (5 Geo. IV c. 83); siehe dazu z. B. die Entscheidung des Justice of the Peace in Sachen Rosegood v Camps (1889) J.P. 612; Roberts v Regnart (1922) 86 J.P. 77.

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Die Ehefrau selbst wurde, wenn sie kein eigenes Vermögen hatte, nicht bestraft, denn sie konnte ihre Unterhaltspflicht nicht vorsätzlich verletzen, da sie keine Mittel dazu besaß. Verfügte sie ausnahmsweise jedoch über Vermögenswerte, unterfiel sie jedoch ebenfalls der Regelung des sec. 3 Vagrancy Act 1824.301 Neben vorzitierter sec. 3 enthielt sec. 4 Vagrancy Act 1824 auch Sanktionsmöglichkeiten, wenn der Mann oder die Frau mit eigenem Vermögen den anderen Gatten nebst Kinder grundlos verließ und so zu deren Bedürftigkeit Anlass gab.302 Diese entsprachen denjenigen aus dem Poor Law Amendment Act 1844. Das Verlassen musste nach dem Vagrancy Act 1824 allerdings immer mit einer großen räumlichen Distanz verbunden sein.303 Darin unterschied sich dieses Tatbestandsmerkmal von demjenigen des Verlassens i.S.v. Desertion nach familienrechtlichen Vorschriften, wie sie durch den Matrimonial Causes Act 1857 eingeführt wurden. Desertion in diesem familienrechtlichen Sinne war nicht unbedingt mit einer großen räumlichen Distanz verbunden. Beide Begriffe des Verlassens, also im Poor Law und Strafrecht auf der einen und im Familienrecht auf der anderen Seite, waren in dieser Hinsicht inhaltlich divergent. Durch die Trennung und das damit einhergehende Konfliktpotenzial bezogen auf Ansprüche ehelicher Kinder oder solche, die bis dahin als Teil der Familie mit versorgt werden mussten, wurde der bis dato vorhandene Familienverbund faktisch aufgelöst und verändert. Die Ehefrau und Mutter verließ mit Kind häufig das gemeinsame Heim. Dann Naturalunterhalt von ihrem Ehemann zu erhalten, zu welchem er ja rechtlich verpflichtet war, war ihr in dieser Situation regelmäßig nicht möglich. Die verheiratete Mutter konnte gegen den Ehemann dann nur außerhalb des Familienrechts mit dem Ziel, laufenden Unterhalt zu erhalten, vorgehen, indem sie diesen gem. sec. 3 Vagrancy Act 1824 anzeigte.304 Er musste seine Unterhaltspflicht dazu vorsätzlich verletzt und so verursacht haben, dass die Mutter mit Kind der Armenhilfe anheimfiel oder jedenfalls existenziell bedroht war. Gerichtliche Entscheidungen über die dann mögliche Bestrafung des Mannes, beispielsweise Arrest und Zahlungen gem. sec. 6 Vagrancy Act 1824, oblagen aber nicht den Familiengerichten der Kirche, sondern den säkularen Strafgerichten. Zuständig waren dort die Justices of the Peace. Vergleichbar mit einem Verfahren wegen Verletzung der Unterhaltspflicht gem. § 170 StGB in Deutschland, welches ja in einer großen Zahl taktisch bedingt ist und zum Ziel hat, mit Hilfe der Staats301 Siehe Peters v Cowie (1877) 2 Q.B.D. 131; Hooper (1911) S. 136. 302 Kein Verlassen im Rechtssinne wurde in dem Verfahren Sweeney v Spooner (1863) 3 B. & S. 328 angenommen, wenn sich die Gatten zunächst einvernehmlich getrennt hatten und die Frau später bedürftig wurde. 303 Guardians of Cambridge v Parr (1861) 10 C.B. 99. 304 Detailliert zu Inhalt, Voraussetzungen und Verfahren des Vagrancy Act 1824 Davey (1931) S. 157 ff.

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anwaltschaft oder des Gerichts den Unterhaltspflichtigen wieder zu Zahlungen zu bewegen, um gegebenenfalls das Verfahren nach § 153a StPO gegen ihn einstellen zu können, wurden sec. 3, 4 Vagrancy Act 1824 so auch zum Druckmittel der bedürftigen Frau bzw. ihrer Guardians, falls sie schon Armenhilfe erhielt. In der Rechtsprechung dieser Strafgerichte wurde die tatbestandlich festzustellende vorsätzliche Verletzungshandlung des Mannes regelmäßig dem Verhalten der Frau gegenübergestellt und bewertet. Im Verfahren Rex v Flintan305 entschied das Berufungsgericht zum Beispiel, dass das Verlassen des Mannes durch die Frau wegen seiner Unterhaltspflichtverletzung nicht zu seiner Bestrafung führen könne. Zwar habe der Ehemann nach Beendigung des ehelichen Zusammenlebens Ehebruch begangen. Allerdings sei aber auch die Frau des Ehebruchs schuldig. Und das allein reiche aus, um den Mann von jeder Unterhaltspflicht zu entbinden. Er könne daher auch nicht bestraft werden.306 Es war für eine Bestrafung nach sec. 3 Vagrancy Act 1824 zudem erforderlich, dass zum Zeitpunkt des Beginns der Unterhaltspflicht überhaupt eine Leistungsfähigkeit bestand, vergleichbar etwa mit dem Exkulpationsgrund nach § 170 StGB bei der Prüfung einer vorsätzlichen Verletzung der Unterhaltspflicht. Der Ursprung und Grund der Einwendung der Leistungsunfähigkeit war für die daraus folgende rechtliche Konsequenz ohne Belang.307 War der Unterhaltsverpflichtete also nicht einmal in der Lage, sich selbst zu unterhalten, entfiel damit sogleich auch die Grundlage seiner Bestrafung.308 In diesem Punkt näherten sich also die Regelungen aus dem Poor Law Amendment Act 1844 denen aus dem Vagrancy Act 1824 an. Dementgegen wurde jedoch, anders als aus sec. 6 Poor Law Amendment Act 1844, keine nur höchst persönliche Leistungsfähigkeit angenommen. Daraus folgte, dass Vollstreckungen auch in vorhandenes Grundvermögen möglich waren.309 Die verwertbare Vermögensmasse war damit deutlich größer als im Poor Law Amendment Act 1844. Ansprüchen ehelicher Kinder standen also weitaus effektivere Möglichkeiten der Durchsetzung zur Seite. bb. Möglichkeiten der Vollstreckung und Bestrafung Mit den gesetzlichen Neuregelungen des Poor und Bastardy Law der Jahre 1844 und 1845 wurde allerdings erstmals in der englischen Geschichte die rechtliche Möglichkeit von Müttern geschaffen, gegenüber den nicht mit ihnen verheirateten Vätern regelmäßige Kindesunterhaltszahlungen gerichtlich geltend zu machen, 305 Rex v Flintan (1830) 1 B. & Ad. 227. 306 Rex v Flintan (1830) 1 B. & Ad. 227. 307 St. Saviour’s Union v Burbridge (1900) 2 Q.B. 695. 308 St. Saviour’s Union v Burbridge (1900) 2 Q.B. 695. 309 Ruttinger v Temple (1863) 33 L.J.Q.B. 1.

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festzusetzen und auch zu vollstrecken.310 Der Poor Law Amendment Act 1844 ging damit über den Poor Law Amendment Act 1834 hinaus. Dort war es nur der Union, wie gezeigt, möglich, nach mehrmalig zu verhängenden Geldstrafen als Druckmittel den unterhaltspflichtigen Vater in Beugehaft nehmen zu lassen. Nunmehr war aber auch die Mutter, wenn sie die Affiliation Order zugesprochen bekommen hatte, zur Zwangsvollstreckung berechtigt. Die Vollstreckung war allerdings frühestens nach Ablauf eines Monats ab der gerichtlichen Festsetzungsentscheidung möglich. Dazu musste die Mutter dann die nicht erfolgte Zahlung des Putativvaters gegenüber dem Gericht anzeigen. Daraufhin erfolgte dessen Vorladung. Zahlte er auch nach dieser gerichtlichen Anhörung nicht, konnten seine Besitztümer durch eine gerichtliche Vollstreckungsentscheidung beschlagnahmt und anschließend verkauft werden. Ausgenommen waren aber vorhandene Grundstücke. Von dem Erlös wurden zunächst, soweit er dazu ausreichte, seine Unterhaltsschulden bezahlt. Ein etwaiger Überschuss diente sodann als Sicherheit für die künftigen Zahlungen des Putativvaters.311 Er konnte für die Zeit der Beschlagnahme und Veräußerung außerdem solange inhaftiert werden, bis er freiwillig eine angemessene Sicherheit leistete. Die Dauer einer solchen Beugehaft war jedoch begrenzt, sie betrug maximal drei Monate.312 Anders als noch gem. sec. 98 Poor Law Amendment Act 1934 konnte die Zahlung des Unterhalts also selbst vollstreckt werden. Das ging über die bloß mittelbaren Vollstreckungsmöglichkeiten durch zum Beispiel Geldstrafen hinaus. Auf der anderen Seite konnte auch die Mutter bestraft werden, wenn sie ihr nichteheliches Kind nicht ausreichend unterhielt und dieses durch Armenhilfeleistungen unterstützt werden musste: “Every Woman neglecting to maintain her Bastard Child, being able wholly or in part so to

do, whereby such Child becomes chargeable to any Parish or Union, shall be punishable as an idle and disorderly Person; (…) and every Woman so neglecting to maintain her Bastard

Child, after having been once before convicted of such Offence, and every Woman deserting

her Bastard Child, whereby such Bastard Child becomes chargeable to any Parish or Union, shall be punishable as a Rogue and Vagabond.”313

310 Kehoe v Secretary of State for Work and Pensions (2006) 1 AC 42, 57. 311 Gem. sec. 13 Poor Relief Act 1601 konnte eine solche Sicherheit seinerzeit bereits durch die Gemeinde, welche Armenhilfe gewährte, verlangt werden, nunmehr erstreckte sich diese Möglichkeit auch auf die Mutter selbst. 312 Sec. 3 Poor Law Amendment Act 1844. 313 Sec. 6 Poor Law Amendment Act 1844.

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Anders als bei nicht zahlenden Putativvätern, die zunächst gem. sec. 98 Poor Law Amendment Act 1834 zu mehrmaligen sich steigernden Geldstrafen verurteilt werden konnten, erfolgte bei einer ihre Unterhaltsverpflichtung zuwiderhandelnden Mutter sogleich eine strafrechtliche Sanktion. Eine Geldstrafe war für sie entgegen der Regelung betreffend Putativväter nicht vorgesehen.314 Die Bestrafung der Mutter war wegen des damit verbundenen Ziels, gemeindliche Hilfeleistungen möglichst zu vermeiden, als Abschreckung zu verstehen. Sie kam indes nur dann infrage, wenn die Mutter zu Unterhaltsleistungen ganz oder teilweise imstande war und diese dennoch nicht erbrachte. Eine Möglichkeit, sich dieser öffentlich-rechtlichen Verantwortung gegenüber der Gemeinde zu entziehen, zum Beispiel durch eine privatrechtliche Vereinbarung, gab es für sie allerdings nicht.315 Es kam also entscheidend auf ihre Leistungsfähigkeit an. Vergleichbar war dies mit der Überprüfung des Unterhaltsanspruchs des Stiefkindes gegenüber dem Ehemann, wenn dieser seiner Unterhaltsverpflichtung in natura zuwider handelte. Auch er konnte sich durch den Nachweis seiner Leistungsunfähigkeit exkulpieren. In diesem Punkt wich sec. 6 Poor Law Amendment Act 1844 von der Regelung in sec. 71 Poor Law Amendment Act 1834 ab. Dort war keine Leistungsfähigkeit der Mutter als Korrektiv vorgesehen. Es erfolgte insofern also eine gewisse Verbesserung der Rechtsstellung der Mütter nichtehelicher Kinder.

314 Gut 80 Jahre später nahm der englische Gesetzgeber diesen Regelungskern erneut auf und sah eine Bestrafung der Mütter wegen sogenannten grausamen Verhaltens gegenüber ihren Kindern gem. sec. 12 Children Act 1908 vor. Im Jahr 1933 verabschiedete die englische Regierung dann den Children and Young Persons Act. Danach war jede Person über 16 Jahre, die ein Kind unter 16 Jahren betreut und pflegt, dann eines Vergehens schuldig und konnte strafrechtlich verurteilt werden, wenn sie vorsätzlich dessen Belange verletzte und dadurch das Kindeswohl nebst der Gesundheit des Kindes beeinträchtigte, siehe sec. 1 subsec. 1 Children and Young Persons Act 1933. Wie schon sec. 12 Children Act 1908 sah sec. 1 subsec. 2 § a Children and Young Persons Act 1933 in Bezug auf Eltern und andere Personen, die gesetzlich zur Unterhaltung eines Kindes verpflichtet waren, ebenfalls eine Bestrafung bei Unterhaltsverletzungen vor. In Abgrenzung zu sec. 1 subsec. 1 Children and Young Persons Act 1933 konnten solche gesetzlich unterhaltsverpflichtete Personen i.S.v. sec. 1 subsec. 2 § a Children and Young Persons Act 1933 ohne eine vorsätzliche Unterhaltspflichtverletzung zur Verantwortung gezogen werden. Andere, nicht gesetzlich Verpflichtete, also nur tatsächlich versorgende oder betreuende Personen, indes nur dann, wenn sie eine Kindeswohlgefährdung vorsätzlich herbeiführten, z. B. durch die Verweigerung einer medizinisch notwendigen Operation, siehe Oakey v Jackson (1913) 1 K.B. 216. Nach sec. 1 subsec. 2 § a Children and Young Persons Act 1933 waren other person legally liable to maintain a child or young person neben den Eltern und dem Putativvater zum Beispiel auch Großväter und -mütter. Erst durch den National Assistance Act 1948 wurde die Unterhaltsverpflichtung gegenüber Kindern allein auf dessen Eltern beschränkt. 315 Barnardo v McHugh (1891) 55 J.P. 628.

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f. Fortwährende Illegitimität nichtehelicher Kinder Eine Motivation für die Gesetzesänderung dürfte in Ansehung der restriktiven Neuregelung aus dem Jahr 1834 gewesen sein, dass die Zahl der nichtehelichen Kinder nicht sank, sondern anstieg. Dies, obwohl es den Müttern durch Entzug ihrer Aktivlegitimation und Begrenzung von Ansprüchen auf die Höhe erbrachter Armenhilfeleistungen schwerer gemacht wurde, ausreichende Unterstützung für ihre Kinder zu erhalten. Nicht verheiratete Mütter konnten nur vor den Magistrates’ Courts Anträge auf Unterhalt für sich und ihre nichtehelichen Kinder stellen. Den Putativvätern wurde es demgegenüber rechtlich deutlich erleichtert, keine wirtschaftlichen Lasten für ein nichteheliches Kind tragen zu müssen. Sie konnten dafür nur sehr schwer zur Verantwortung gezogen werden. Zahlungspflichten – bei vorhandener Leistungsfähigkeit – wurden unabhängig von ihrem Vermögen und Einkommen berechnet und festgesetzt. Negative wirtschaftliche Konsequenzen mussten sie insgesamt eher weniger fürchten. Zudem konnten sie auch noch Verteidigungsstrategien anwenden, um sich ihrer wirtschaftlichen Verantwortung zu entziehen. Die gesetzgeberisch erhoffte Motivation, ihre geschlechtlichen Aktivitäten außerhalb der Ehe zu zügeln, hatte sich nicht in dem erhofften Umfang erfüllt. Anders als es die vorherige Regelung im Poor Law Amendment Act 1834 noch vorsah, erfolgten jetzt sämtliche festgesetzte Zahlungen an die Mutter selbst und nicht mehr an die Gemeinde, solange die Mutter lebte und nicht inhaftiert war. Starb sie, wurde durch das Gericht eine geeignete Person als sorge- und betreuungsberechtigt für ihr nichteheliches Kind bestimmt. Diese Person bekam dann dieselben Rechte wie die Mutter, konnte also die Zahlungen wie die Mutter selbst gegenüber dem Putativvater durchsetzen, solange das Kind nicht durch Armenhilfe unterstützt wurde.316 Denn dann war die Gemeinde wieder zuständig und legitimiert, da die Ansprüche auf sie übergingen. Der Status der Illegitimität des nichtehelichen Kindes wurde aber auch durch den Bastardy Laws Amendment Act 1845 nicht grundsätzlich geändert, was für bedürftige Mutter weiterhin erhebliche Schwierigkeiten bedeutete, staatliche Hilfen überhaupt zu bekommen.317 Eine zentrale Motivation des Gesetzgebers dürfte es dabei gewesen sein, wegen der faktischen Probleme der Erlangung monetärer Unterstützung durch die Regierung eine Möglichkeit zu eröffnen, diese oft nicht 316 Sec. 5 Poor Law Amendment Act 1844. 317 Zudem folgte aus der Entgegennahme von Armenhilfe, egal in welcher Form, bis zum Jahr 1918 der Ausschluss vom Wahlrecht. Dieser Ausschluss wurde im Jahr 1885 aber dahingehend relativiert, dass die Inanspruchnahme von Armenhilfe in Form medizinischer Versorgung nicht mehr zum Ausschluss vom Wahlrecht ausreichte – sec. 48 und 49 Medical Relief Disqualification Removal Act 1885, Chapter 46.

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durchsetzbare Hilfe nun vom Kindesvater zu erhalten und damit wiederum die Gemeindekassen zu entlasten. Erhielt die Mutter indes staatliche Hilfe, oblag diese Aufgabe wieder den Gemeinden, die selbst aus eigenen Mitteln die monetären Aufwendungen für die Mütter aufbringen mussten. Erst unter bestimmten Umständen war es nichtehelichen Kindern aufgrund des Legitimacy Declaration Act 1858318 möglich, ihren illegitimen Status selbst durch eine gerichtliche Entscheidung zu beseitigen. Voraussetzungen dafür waren neben der wirksamen Heirat ihrer Eltern die britische Staatsangehörigkeit und ein Wohnort in England oder Irland.319 g. Zusammenfassung In Abgrenzung zu den Ansprüchen der Union gegenüber einem Putativvater, die ursprünglich deren Aufwendungen ersetzen sollten, wurde jetzt ein Unterhaltsanspruch mit der Erforderlichkeit der Unterstützung, Unterhaltung und Erziehung, für die neben den Leistungen des betreuenden Elternteils auch Geld notwendig war, begründet und in das Gesetz aufgenommen. Die Gesetzgebung zum Bastardy Law schuf in diesem Sinne gesondert Ansprüche der Mutter für ihr nichteheliches Kind gegenüber dem Putativvater, und zwar unabhängig von den Regelungen der Armenhilfe aus dem Poor Law. Im Einzelfall bestanden deshalb bei einer Heirat duale Ansprüche auf Unterhalt, also sowohl gegenüber dem Stief- als auch gegenüber dem Putativvater. In diesem Spannungsfeld wurde grundsätzlich zu Lasten des Putativvaters entschieden. Aus dieser Gegenüberstellung resultieren aber wiederum weitere zarte Anhaltspunkte für aktuelle teilsymmetrische Regelungen, als stiefväterliche Unterhaltspflichten gegenüber einem Stiefkind überhaupt dessen Barunterhaltsansprüchen gegenüber dem Putativvater gegenübergestellt wurden. Die ursprünglich intendierte Absicht des Poor Law war die existenzielle Unterstützung der Kinder mit lebensnotwendigen Ressourcen durch Armenhilfeleistungen, welche von vorrangigen Leistungsverpflichteten erstattet werden sollten. Dazu wurde vor Einführung der Bastardy-Klausel durch den Poor Law Amendment Act 1844 zwischen Ansprüchen nichtehelicher Kinder und jenen ehelicher Kinder innerhalb des Poor Law differenziert. Ein Unterscheidungsmerkmal war dabei die jeweilige Aktivlegitimation: Zwischen 1834 und 1844 waren nur die Unions berechtigt, Ansprüche gerichtlich zu verfolgen. Antragsgegner waren dann entweder die Ehemänner oder die Putativväter. Durch die Bastardy-Klausel und den anschließenden Bastardy Act 1845 wurden diese unterschiedlichen Voraussetzungen innerhalb des Poor Law aufgehoben und eigenständig neu geregelt. Etwaige dem 318 21 & 22 Vict. c. 93. 319 Dazu im Einzelnen Hooper (1911) S. 218 ff. m.w.N.

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Familienrecht nachrangige Ansprüche ehelicher Kinder folgten weiterhin dem Poor Law. Insoweit wurde versucht, die noch im Poor Law Amendment Act 1834 präferierte Indoor-Relief zu reduzieren. Ansprüche nichtehelicher Kinder orientierten sich einschließlich Sanktions- und Vollstreckungsregelungen demgegenüber am Bastardy Law. Der Unterhalt für ein Bastard Child bezog sich ab dem Jahr 1844 konkret auf die Person des Kindes selbst und verfolgte nicht mehr nur den Zweck, staatliche Ressourcen einzusparen und Ausgaben ersetzt zu bekommen. Die begrifflichen Merkmale maintenance und education beinhalteten somit beide eine Anerkennung von kindlichen Bedürfnissen und Erfordernissen nichtehelicher Kinder.320 Das ging über die Inhalte des Poor Law Amendment Act 1834 hinaus. Zahlungen erhielt zwar weiterhin die Mutter für ihre Leistungen der Erziehung und Unterhaltung, mittelbar verbunden war damit aber eine Anerkennung eigener kindlicher Bedürfnisse. Das entspricht wiederum dem heutigen Leitbild des Kindesunterhalts. Die Unterhaltung und Erziehung des nichtehelichen Kindes sollte in wirtschaftlicher Hinsicht nicht als Leistung der Mutter durch Zahlungen des Putativvaters kompensiert werden; mit seinen Zahlungen waren ausschließlich existenziell erforderliche Ausgaben für das Kind erfasst. Das entspricht wiederum dem Poor Law Amendment Act 1834. Damit bestand ein wichtiges und auch heute noch zentrales Element des Kindesunterhaltsrechts, die Ermöglichung erforderlicher Ausgaben für das Kind, fort. Zur Durchsetzung dieser Ansprüche standen Sanktionsmittel zur Verfügung. Diese dienten zum einen der Entlastung der Union, die weniger Armenhilfe erbringen sollte, und zum anderen der Abschreckung, sich der unterhaltsrechtlichen Verantwortung zu entziehen. Dabei waren die Vollstreckungsmöglichkeiten gegenüber einem verheirateten Vater im Vergleich zu jenen gegenüber einem Putativvater in Bezug auf dessen Grundvermögen erweitert. Forderungsinhaber gegenüber dem Ehemann war aber nicht die Mutter, sondern, aus dem Poor Law, die Union. Diese wurde also gegenüber der Mutter, die gegen den Putativvater nur nach dem Bastardy Law vorgehen konnte, bevorzugt. Eine Verbesserung für die Mütter nichtehelicher Kinder trat allerdings über die strafrechtlichen Sanktionsmittel hinaus durch die Einführung einer unmittelbaren Zwangsvollstreckung in das Vermögen des Putativvaters ein.321

320 Hooper (1911) S. 103. 321 Weitere Verbesserungen der Rechte von allein erziehenden Müttern forderte der im Jahr 1918 gegründete National Council for the Unmarried Mother and her Child, dessen erste Vorsitzende Lettice Fisher war, siehe Thane/Evans (2012) S. 13 ff.

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Bei Ansprüchen gegenüber Ehemännern erfolgten Sanktionsandrohungen, um zumindest Naturalunterhalt zur Vermeidung von Armenhilfeleistungen zu bewirken. Es ging dabei zuvörderst um das Überleben der betroffenen Kinder. Eine Partizipation an einem etwaigen höheren Lebensstandard fand bei diesen Leistungen in natura nicht statt. Ersatzzahlungen des Ehemannes erfolgten zum Ausgleich der geleisteten Armenhilfe der Gemeinde.322 Die Höhe der Leistungen war ausschließlich orientiert an dem für erforderlich angesehenen finanziellen Aufwand zur Existenzsicherung. Im Bastardy Law waren demgegenüber zwar von vornherein Zahlungen des Putativvaters vorgesehen, nicht aber Naturalunterhalt. Die Zahlungshöhe war allerdings gleichermaßen gering. Auch hier war eine Orientierung am Einkommen und Vermögen des Putativvaters nicht vorgesehen. Eine Berücksichtigung individueller Einkommens- oder Vermögensverhältnisse, wie sie dem aktuellen behördlichen Modell zugrunde liegt, fand ebenfalls nicht statt. Gerichtlich festgesetzte Zahlungen konnten auch von der Mutter vollstreckt werden. Spürbare Auswirkungen auf die Leistungshöhe gegenüber dem nichtehelichen Kind hatten die väterlichen Lebensverhältnisse so im positiven Sinne aber auch im neuen Bastardy Law nicht. Außerhalb des Familienrechts waren daher Unterstützungsmöglichkeiten für die das eheliche Heim verlassende Ehefrau, wenn sie vom Gatten nicht mehr unterhalten wurde, regelmäßig nur im Rahmen des Poor Law durch die örtlich zuständige Gemeinde vorgesehen. Die damit gekoppelte rudimentäre Unterstützung der Ehefrau erfolgte überwiegend durch Indoor-Relief oder als Outdoor-Relief. Die sich daraus ergebende Zahlungsverpflichtung des Ehemannes gegenüber der Gemeinde entsprach jener des Putativvaters infolge einer Affiliation Order. Ziel und Zweck dieser Zahlungspflicht war daher in beiden Fällen nicht in erster Linie ein Unterhaltscharakter in Bezug auf bedürftige Personen, sondern die Reduzierung gemeindlicher Ausgaben. Ein Unterhaltscharakter bestand aber durchaus aus Common Law und Poor Law. Armenhilfeleistungen hatte daher eine doppelte Bedeutung: Entfallene Unterhaltspflichten der Familienangehörigen untereinander wurden durch Armenhilfeleistungen ersetzt, gleichzeitig mussten leistungsfähige Familienangehörige diese Armenhilfeleistungen der Union erstatten. Eine Gewichtung beider Aspekte fällt schwer. Beide spielten aber für die Entwicklung des teilsymmetrischen Unterhaltsrechts eine wichtige Rolle. Gerade die Child Support Agency hatte ja zunächst die Aufgabe, von ihr selbst berechnete und ausgezahlte Kindesunterhaltszahlungen vom barunterhaltspflichtigen Elternteil erstattet zu bekommen. Damit kann die rechtliche Vorgehensweise der jeweiligen Union durchaus verglichen werden. Auf der anderen Seite änderte sich die Qualität dieser 322 Insoweit m.E. zutreffend Stammel (1994) S. 117.

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Unterhaltszahlungen, indem die anteilige Bedarfserfüllung für das Kind in Form des Barunterhalts in den Vordergrund, der Kompensations- und Regresscharakter in den Hintergrund trat. Beide Perspektiven hatten auch bedeutsame praktische und rechtliche Auswirkungen: Zur Durchsetzung von Ersatzansprüchen gegenüber Familienangehörigen bei Gewährung von Armenhilfe waren Schuldfragen von Eheleuten, beispielsweise zur Trennung, irrelevant. Deshalb bestand diesbezüglich auch kein qualitatives Bewertungserfordernis der angerufenen säkularen Gerichte, regelmäßig Magistrates’ Courts. Ein solches war jedoch bei den kirchengerichtlichen Entscheidungen für die Beantwortung der Frage einer Unterhaltsverpflichtung nach der für sie maßgeblichen Dogmatik obligatorisch.323 Trotz der ursprünglich bestehenden Unterhaltspflicht, die beiden Verfahren einheitlich zugrunde lag, unterschieden sich die Verfahren zur Durchsetzung von Ersatzansprüchen also erheblich. 4. Weitere rechtliche Entwicklung Wesentliche Aspekte der weiteren Entwicklung im Unterhaltsrecht nichtehelicher Kinder stellen sich folgendermaßen dar: a. Poor Law Amendment Act 1868 Im Bereich des öffentlichen Armenhilferechts war es in wirtschaftlicher Hinsicht nicht verwunderlich, dass den einzelnen Unions mittels des Poor Law Amendment Act 1868324 wieder die gesetzliche Möglichkeit eingeräumt wurde, ihre Ausgaben und Zahlungen vom Vater des nichtehelichen Kindes erstattet zu bekommen – und dies auch mit Zwangsmitteln durchzusetzen. Sobald die Mutter einen Unterhaltstitel gegenüber dem Putativvater besaß, wurde dieser im Falle ihres anschließenden Bezuges von Armenhilfe wieder zu einer Forderung der Gemeinde. Aktivlegitimiert für die Vollstreckung war also nur noch die Armenhilfe gewährende Gemeinde. Damit fand eine Art gesetzlicher Forderungsübergang statt. Erfasst waren allerdings nur die laufenden Leistungen der Union, nicht die bis dahin etwa entstandenen Rückstände. Und der Regress beim Putativvater war auch höhenmäßig beschränkt: Die Gemeinde konnte nicht mehr geltend machen, als in den auf sie übergegangenen Ansprüchen tituliert war. Gegebenenfalls höhere Kosten der Unterstützung konnte die Gemeinde vom Putativvater also nicht ersetzt verlangen.

323 Dazu ausführlich im 3. Teil. 324 31 & 32 Vict. c. 122.

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Auch bedürftig gewordene verheiratete Frauen waren in den Poor Law Amendment Act 1868 einbezogen. Die für sie zuständigen Betreuer der Gemeinde konnten weiterhin Unterhaltszahlungen des Ehemannes als monetären Ersatz von gewährter Armenhilfe für seine Frau und sein Kind gerichtlich festsetzen lassen, wenn die Ehefrau von ihm nicht mehr versorgt und unterhalten wurde. Für den Ehemann bestand aus sec. 33 Poor Law Amendment Act 1868 diese Verpflichtung auch dann, wenn er familienrechtlich dafür nicht zur Verantwortung gezogen wurde.325 Der Anspruch entfiel jedoch, wenn kein Unterhaltsanspruch gegen ihn bestand, weil die Ehefrau ihn beispielsweise grundlos verlassen hatte und nun Armenhilfe gewährt werden musste.326 Die gegen ihn festzusetzende Höhe der Unterhaltszahlungen lag dabei im Ermessen des Gerichts in Petty Sessions.327 Auch in solchen Verfahren war wieder eine Anhörung der Parteien vorgeschrieben, die es dem Ehemann ermöglichte, darzulegen, weshalb er zur Unterhaltung seiner Ehefrau nicht mehr verpflichtet zu sein glaubte.328 Wurde dennoch eine laufende Unterhaltszahlung gegen ihn angeordnet, bestand auf Antrag einer der Parteien die Möglichkeit des Gerichts, bei erheblich veränderten Umständen diese Anordnung wieder aufzuheben oder abzuändern.329 b. Bastardy Laws Amendment Acts 1872 und 1873 Im Jahr 1872 wurde die bereits im Poor Law bestehende Möglichkeit, Forderungen der Gemeinde gegen den Vater zu vollstrecken, auch von den Änderungsgesetzen des Bastardy Law übernommen.330 Erweitert durch sec. 5 Bastardy Laws Amendment Act 1873 war es der Gemeinde bei Gewährung von Armenhilfe selbst wieder möglich, eine Affiliation Order gegenüber dem Putativvater zu beantragen. Ausgeschlossen war ein solches Verfahren nur, wenn bereits eine entsprechende gerichtliche Entscheidung zugunsten der Mutter vorlag oder das Kind nicht mehr

325 Behandelte er seine Frau schlecht, verließ sie ihn daher aus gutem Grund und fiel sie dann der Armenhilfe anheim, obwohl der Mann sie wieder nach Hause bat, um sie zu unterstützen und zu unterhalten, war er der Gemeinde gegenüber trotz Fehlens einer familienrechtlichen Verpflichtung ersatzpflichtig, so Richards v Coleman (1919) 83 J.P. 133. 326 Die Unterhaltspflicht des Mannes bestand so lange nicht, bis seine Frau dann wieder zu ihm zurückkehrte, so Jones v Newtown and Llanidloes Guardians (1920) 84 J.P. 237. 327 Sec. 33 Poor Law Amendment Act 1868. 328 Sec. 33 Poor Law Amendment Act 1868. 329 Sec. 33 Poor Law Amendment Act 1868. ���������������������������������������������������� Dies ist vergleichbar mit den Abänderungsmöglichkeiten von Unterhaltstiteln gem. §§ 238, 239 FamFG bei wesentlich veränderten wirtschaftlichen Verhältnissen. 330 Sec. 4 Bastardy Laws Amendment Act 1872 (35 & 36 Vict. c. 65).

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im Bezug von Armenhilfe stand.331 Die Zahlungsverpflichtung des Putativvaters während des Bezuges von Armenhilfe seines nichtehelichen Kindes bestand also, wie auch im Poor Law, nicht gegenüber dem Kind oder der Mutter, sondern nur gegenüber der Gemeinde.332 Zahlungen durften daher auch trotz eines bestehenden Unterhaltstitels der Mutter gegenüber dem Putativvater weiterhin nur gem. sec. 7 Bastardy Laws Amendment Act 1872 an die Gemeinde erbracht werden. In zeitlicher Hinsicht bestand diese Verpflichtung des Putativvaters bis zum 16. Geburtstag des Kindes, wurde also im Vergleich zur vorherigen gesetzlichen Regelung durch den Bastardy Laws Amendment Act 1872 um drei Jahre verlängert.333 Der maximal zu zahlende Betrag des Putativvaters für ein illegitimes Kind, wenn das Gericht – zuständig waren ausschließlich die Magistrates’ Courts – eine Affiliation Order auf Antrag der Mutter aussprach, betrug 5 Shillings pro Woche. Diese Unterhaltshöhe aus dem Poor Law Amendment Act 1844 wurde insofern unverändert bis zum Ende des Ersten Weltkrieges aufrechterhalten. Erst danach erfolgte eine Anhebung auf 10 Shillings.334 Der zahlungspflichtige Vater konnte nach dem Affiliation Orders Act 1918 weiterhin auf Antrag der Gemeinde vorgeführt und vom Magistrates’ Court angehört werden, um ihn, zur Vermeidung von Sanktionen, zu Unterhaltszahlungen zu bewegen. Seine Anhörung, welche formal und inhaltlich sec. 33 Poor Law Amendment Act 1868 entsprach, der wiederum auf den Poor Law Amendment Act 1844 zurückging, ermöglichte ihm allerdings auch, gegenüber dem Gericht seine Gegenargumente vorzubringen, um seiner möglichen Verpflichtung zu entgehen. Konsequenzen einer grundlosen Verletzung seiner Unterhaltsverpflichtung waren Vollstreckungsanordnungen, aber auch seine Inhaftierung. Diese wurde bereits in sec. 37 Poor Law Amendment Act 1868 eingeführt und bezog sich auch auf Forderungen gegenüber dem Putativvater. Von Seiten des Gerichts konnte danach eine 331 Sec. 5 subsec. 1 und 2 Bastardy Laws Amendment Act 1873. 332 Wegen der Schwierigkeiten, festgesetzte Zahlungen tatsächlich auch zu erhalten, wurden im Jahr 1914 Vollstreckungsbeamte eingeführt, sec. 1 Affiliation Orders Act 1914. Die so eingenommenen Beträge wurden an die Mutter des nichtehelichen Kindes weitergeleitet, siehe sec. 1 subsec. 3 Affiliation Orders Act 1914. 333 Bastardy Laws Amendment Act 1872 (35 & 36 Vict. c. 65). 334 Sec. 1 Affiliation Orders Act 1918. Danach wurden Unterhaltszahlungen im Zusammenhang mit einer Separation Order, die von den Magistrates’ Courts angeordnet werden konnte, für die Ehefrau von 2 Pfund auf 5 Pfund (1949) und dann weiter auf 7 Pfund 10 Shillings (1960) angehoben sowie für jedes eheliche Kind von 10 Shillings auf 1 Pfund 10 Shillings (1949) und dann auf 2 Pfund 10 Shillings (1960). Gerichtlich wurde trotzdem die Höhe der wöchentlichen Zahlungen regelmäßig und überwiegend im untersten Bereich angesetzt, weil nach dortiger Auffassung sichergestellt werden müsse, dass die Väter überhaupt etwas zahlten. Damit nahm man bewusst in Kauf, dass es sich um eine Summe handelte, die viel zu gering gewesen ist, um Mutter und Kind wirklich adäquat unterhalten zu können.

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Gefängnisstrafe, gegebenenfalls in Verbindung mit Zwangsarbeit, von nicht mehr als sechs Monaten verhängt werden, wenn er seine Verpflichtung zur Unterhaltung des Kindes jünger als 14 Jahre in natura verletzte. Dazu musste das Kind aber in seiner Obhut gewesen sein und durch dessen Nichtversorgung eine Gefahr für die Gesundheit bestanden haben.335 Sec. 5 subsec. 3 des Bastardy Law Amendment Act 1873336 nahm diese Sanktions- und Vollstreckungsklausel dann bezogen auf Putativväter eigenständig ins Bastardy Law auf. Es wurde aber sogleich klargestellt, dass diese Anhörungs- und Vollstreckungsverfahren gegenüber dem Putativvater keinesfalls die bestehende gesetzliche Verpflichtung der Mutter zur Versorgung und Unterhaltung ihres nichtehelichen Kindes einschränken sollte: “Nothing in this section shall be deemed to relieve the mother of a Bastard Child from her liability to maintain such child.”337

Trotz der Unterhaltspflicht des Putativvaters musste die Mutter ihr Bastard Child also selbst versorgen, wenn sie nicht bestraft werden wollte. Für sie war eine Inhaftierung des Putativvaters aber trotz des damit im Vorfeld verbundenen Druckmittels in wirtschaftlicher Hinsicht wenig hilfreich, denn für die gesamte Dauer der Haft entfiel seine Zahlungsverpflichtung.338 Er musste den Unterhalt für diese Zeit auch nicht nachentrichten. Der Gesetzgeber ging davon aus, dass während der Inhaftierung keinerlei Erwerbseinkommen generiert werden könne, weshalb der Putativvater auch keinen Unterhalt leisten müsse. Diese Konsequenz war deshalb bei der Abwägung, einen Vollstreckungsantrag zu stellen, von großer Bedeutung. Rechtlich problematisch war des Weiteren die Dauer der Wirksamkeit einer Affiliation Order, gerade, wenn sich nach der gerichtlichen Festsetzung wesentliche Lebensumstände änderten: In dem Verfahren Grocock v Grocock339 wurden beispielsweise Zahlungen des Putativvaters unter Einbeziehung von drei Kindern im Alter unter 16 Jahren für die Ehefrau und Mutter in Höhe von insgesamt 15 Shillings festgelegt. Kurze Zeit später verschwand die Ehefrau ohne Angabe einer Adresse und überließ die Kinder ihrem Stiefvater, der sie fortan versorgte. Sie forderte wiederum einige Zeit später die aufgrund der gerichtlichen Entscheidung festgesetzten Beträge vom Putativvater als Rückstand. Der Magistrates’ Court fühlte sich an die ursprüngliche Entscheidung gebunden und entschied zugunsten 335 Sec. 37 Poor Law Amendment Act 1868. 336 36 Vict. c. 9. 337 Sec. 5 Bastardy Laws Amendment Act 1873. 338 Lyons (1923) S. 34; siehe auch sec. 32 subsec. 3 Criminal Justice Administration Act 1914. 339 Grocock v Grocock (1920) 1 K.B. 1.

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der antragstellenden Ehefrau, wurde aber im Berufungsverfahren aufgehoben: Gerade aus sec. 4 Bastardy Laws Amendment Act 1872 i.V.m. sec. 9 Married Woman Act 1895 ergebe sich ein richterliches Ermessen und damit eine neuerliche Entscheidungskompetenz. Die vom erstinstanzlichen Magistrates’ Court als rechtlich bindend angeführte Entscheidung in Sachen Davies v Evans340 sei deshalb jetzt aus der Sicht des Berufungsgerichts neu auszulegen und zu bewerten. Selbst präferierte man das Minderheitenvotum des dortigen Richters Grove, der den Magistrates’ Courts ein Ermessen zur Überprüfung der Entscheidung zugesprochen haben würde. Seinerzeit wurde in dem Verfahren zwar die Berufung abgewiesen, dies sei aber nur erfolgt, weil sich die beiden zuständigen Richter nicht einig gewesen seien und so nach den formalen Prozessregeln eine Abweisung erfolgen musste. In der neuen Entscheidungssituation der King’s Bench Division könne aber demgegenüber jetzt eine Klärung i.S.d. Meinung des Richters Grove erfolgen.341 Das Berufungsgericht erachtete dessen damalige Begründung als überzeugend: “Suppose the Order were wrongly made, and the putative father were not the real father of the child, and the mother were an abandoned woman, yet the Order would stand; are the

justices in such case, although the mother has a husband able and ready to support the child, and although if all the facts had been before them they would have made a different Order, bound for thirteen years to enforce the Order? I think that they are not.”342

Daher bestehe, so das Berufungsgericht, auch und trotz der Entscheidung in Davies v Evans343 eine entsprechende Überprüfungskompetenz des Gerichts. c. Criminal Justice Administration Act 1914 Im Jahr 1914 wurde diese Möglichkeit einer Abänderung gesetzlich vom Criminal Justice Administration Act bestätigt: “Any Order made either before or after the commencement of this Act by a Court of Summary Jurisdiction for the periodical payment of money may, upon cause being shown upon fresh evidence to the satisfaction of the Court, be revoked, revived, or varied by a subsequent Order.”344

340 Davies v Evans (1882) 9 Q.B.D. 238. 341 Grocock v Grocock (1920) 1 K.B. 1. 342 Davies v Evans (1882) 9 Q.B.D. 238, 242. 343 Davies v Evans (1882) 9 Q.B.D. 238. 344 Sec. 30 subsec. 3 Criminal Justice Administration Act 1914.

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Klargestellt wurde durch den Criminal Justice Administration Act 1914 auch, dass die Durchsetzbarkeit von rückständigen Zahlungen, insbesondere die zeitlichen Beschränkungen aus sec. 11 Summary Jurisdiction Act 1848, nicht auf Entscheidungen nichteheliche Kinder betreffend und Affiliation Orders zu erstrecken war: “It is hereby declared that (…) the provisions of s. 11 of the Summary Jurisdiction Act, 1848

(which relate to the time which summary proceedings are to be taken), do not apply to proceedings for enforcing the payment of sums adjudged to be paid by an Order in any matter of bastardy or by an Order enforceable as an Order of Affiliation.”345

Damit waren Rückstände aus allen bereits titulierten Forderungen betroffen. Sie konnten sämtlich einer Überprüfung bei neuen, veränderten Verhältnissen zugeführt werden. Es gab allerdings eine Ausnahme: Sec. 30 subsec. 3 Criminal Justice Administration Act 1914 wurde in diesem Sinne als nicht rückwirkend eingestuft. Das hieß, dass Unterhalt, der vor Inkrafttreten dieses Gesetzes fällig und nicht gezahlt wurde, in eine auf sec. 30 subsec. 3 Criminal Justice Administration Act 1914 gestützte Entscheidung nicht einzubeziehen war.346 d. Royal Commission von 1905 Durch die Royal Commission von 1905347 wurde das gesamte Poor Law, weiterhin neben dem Familienrecht in Kraft, grundlegend auf dessen vorgesehene Tauglichkeit und Effektivität untersucht. Es sollten Vorschläge zu Verbesserungen und Veränderungen unterbreitet werden. Nach dem Poor Law Commissioners’ Report 1834 war dies die größte und nachhaltigste Untersuchung des bestehenden Armenhilferechts, sie dauerte etwa vier Jahre. Ergebnis waren ein Majority Report und ein abweichender Minority Report.348 Vier Mitglieder der Royal Commission, die den Minority Report verfasst hatten, versuchten, die Öffentlichkeit durch Zeitungsartikel, Versammlungen usw. von ihren Forderungen zu überzeugen. Sie forderten einen radikalen Bruch mit dem bestehenden Poor Law und eine Neuausrichtung, die auf Prävention und Vermeidung von Armenhilfe gerichtet war und nicht, wie 345 Sec. 32 subsec. 1 Criminal Justice Administration Act 1914. 346 Grocock v Grocock (1920) 1 K.B. 1, 10 ff. 347 Bestehend aus 18 Mitgliedern, u. a. Frau Beatrice Webb; zu Hintergründen und Einzelheiten Cretney (2005) S. 653 f. 348 Webb/Webb (1909); aus diesem Bericht entstand später das Buch „Das Problem der Armut“ (1929) von Webb/Webb; Webb/Webb (1929, English Local Government) S. 507 f. Der Majority Report wurde von 14 der 18 Mitglieder erstellt und unterstützt, B. Webb unterstützte den Minority Report.

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von den Verfassern des Majority Reports gefordert, auf ihre verwaltungstechnische und rechtliche Optimierung.349 Der Gesetzgeber folgte dem Minority Report nicht. e. National Assistance Act 1948 Eine nachhaltige Reform des Poor Law fand nach dem Zweiten Weltkrieg durch den National Assistance Act 1948 statt. Durch dieses Gesetz wurde das gesamte bis dahin geltende Poor Law aufgehoben und neu gefasst.350 Sec. 42 subsec. 1 National Assistance Act 1948 bestimmte dabei erstmals in dieser Deutlichkeit, wohl auch als Folge von Forderungen der Frauenbewegung nach dem National Insurance Act 1946,351 dass ein Ehemann für den Unterhalt seiner Ehefrau und seiner Kinder verantwortlich war; Gleiches galt im umgekehrten Sinne für seine Ehefrau: “(a) A man shall be liable to maintain his wife and his children, and (b) a woman shall be liable to maintain her husband and her children.”352

349 Webb/Webb (1909) S. 574 ff.; Webb/Webb (1929, English Local Government). Zu Leben und Werk von Beatrice Webb siehe Danzer (2005); Cole (1947); Seymour-Jones (1993). Zum Minority Report auch Cretney (2005) S. 653 f.; zu Hintergründen der gesamten Untersuchung Wittig (1982) S. 253 ff. m.w.N. 350 Grundlage war u. a. der von der Regierung in Auftrag gegebene Beveridge Report aus dem Jahr 1942; dazu auch Finer Report (1974), App., S. 136 ff. Während des 2. Weltkrieges wurden viele Frauen von ihren Männern getrennt, sie mussten infolge dessen ihre Existenz selbst sichern. Das geschah, wie in Deutschland auch, siehe bspw. Nave-Herz (1997) S. 35 f., häufig durch Arbeit in der Rüstungsindustrie. Nach Kriegsende war die Zahl allein erziehender Mütter recht hoch; zu den Auswirkungen des Krieges als Grundlage für die sozialrechtlichen Reformen siehe auch Thane (2009) S. 5 f. 351 Durch den National Insurance Act 1946 konnten Frauen bereits unabhängig von den Männern versichert werden. In der Folge des National Insurance Act 1946 haben dann Frauenbewegungen auf eine weitere gesetzliche Neuregelung gedrängt, wonach Männer verpflichtet werden sollten, ihre Frauen und Kinder zu unterstützen, dazu bspw. Evans (2006) S. 4 f.; Finer Report (1974), App., S. 144 f. Schon in den letzten Kriegsjahren forderte der National Council of Women of Great Britain die Regierung auf, die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen im Zusammenhang mit einer Trennung oder Scheidung aufzuheben, siehe Finer Report (1974), App., S. 142 f.. Zu den Rechtskämpfen der deutschen Frauenbewegung in Deutschland siehe auch Meder/Duncker/Czelk (2006). 352 Sec. 42 subsec. 1 National Assistance Act 1948. Gem. sec. 64 subsec. 1 National Assistance Act 1948 waren allerdings nur Kinder bis zum 16. Lebensjahr gemeint. In sec. 24–26 Social Security Act 1986 wurden diese Unterhaltsverpflichtungen der Eltern gegenüber ihren Kindern bis zum 19. Lebensjahr festgesetzt, und zwar unabhängig davon, ob die Eltern geschieden oder getrennt waren oder es sich nicht um ein eheliches Kind handelte. Der Social Security Act 1989 und der Social Security Administration Act 1992 übernahmen diese Regelungen ebenfalls.

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Bezogen auf die ehelichen Unterhaltspflichten erfolgte damit eine Angleichung der Rechte von Frauen und Männern; außerdem wurde die aus Common Law stammende Unterhaltsverpflichtung des Ehemannes für seine Ehefrau und die gemeinsamen Kinder ausdrücklich in ein Gesetz aufgenommen.353 Der Staat übernahm mit dem National Assistance Act 1948 zudem die schon aus dem Poor Law bekannte existenzielle Unterstützung bedürftiger Personen. Zuständig waren allerdings nicht mehr die abgeschafften Poor Law Unions, sondern gemäß sec. 2 National Assistance Act 1948 ein neues National Assistance Board.354 Trotz der staatlichen Übernahme von Verantwortung für Bedürftige gab es allerdings weiterhin beträchtliche Unterschiede im Ansehen und in den pekuniären Unterstützungen der Frauen im Wohlfahrtsstaat der Nachkriegszeit. Witwen, geschiedene und getrennt lebende Ehefrauen besaßen einen besseren Status als alleinstehende Mütter.355 Sie erhielten höhere Pensionszahlungen oder Unterstützungsleistungen des National Assistance Board als alleinstehende Mütter.356 f. Affiliation Proceedings Acts 1957 und 1972 Die englische Regierung führte sodann im Jahre 1957 durch den Affiliation Proceedings Act 1957 in Anlehnung an sec. 1 Poor Law Amendment Act 1844 die gesetzliche Verpflichtung des gerichtlich festgestellten Vaters ein, für zwölf Monate nach der Geburt Unterhaltszahlungen zugunsten der Mutter zu erbringen. Im Jahr 1972 wurde diese Zahlungsverpflichtung zeitlich durch den Affiliation Proceedings Act 1972 auf drei Jahre erweitert.357 Indes waren die Kosten von Vaterschaftsfeststellungsverfahren sehr hoch. Die Mehrheit der Mütter konnte sie deshalb häufig nicht finanzieren. Erst durch die Einführung von Prozesskostenhilfe im Jahr 1961 wurde ihnen das ermöglicht. Die Verfahren hatten sich inhaltlich auch erheblich verändert. Nunmehr musste ein sehr hohes Maß an gerichtlicher Überzeugung von der Vaterschaft bestehen, nämlich die praktische Erwiesenheit der Vaterschaft mittels eines DNS-Tests – was weit über die bisherigen Möglichkeiten und Anforderungen von Affiliation Orders hinausging.

353 Brown (1955) S. 118 f.; erste wichtige Entscheidung zum Umfang der neu definierten Unterhaltspflichten war National Assistance Board v Wilkinson (1952) 2 ALL ER 255. 354 Brown (1955) S. 110 ff. 355 Evans (2006) S. 5. 356 Evans (2006) S. 5. 357 Bis 1973 lag das Sorgerecht eines ehelichen Kindes allein beim Vater, durch den Guardianship Act 1973 änderte sich dies radikal, denn die Mutter erhielt jetzt das alleinige ausschließliche Sorgerecht, der Vater hatte nur die Möglichkeit, einen Gerichtsentscheid zu bewirken, wonach ihm Umgang und Kontakt eingeräumt werden konnte.

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5. Zusammenfassung In Abgrenzung zum vorherigen Recht, gerade in den Affiliation-Order-Verfahren, erlangte die Mutter eines filius nullius durch die Etablierung des Bastardy Law unabhängig von ihrer eigenen Bedürftigkeit die rechtliche Option, Kindesunterhalt vom Putativvater zu erhalten und durchzusetzen. Sie durfte fortan selbst, dies war eine wichtige Neuerung, ohne arm zu sein und damit Ansprüche gegenüber der Gemeinde zu haben, für ihr nichteheliches Kind Unterhalt festsetzen lassen. Eine solche hiermit auch nur annähernd vergleichbare Vorgehensmöglichkeit gab es für die Mütter ehelicher Kinder nach der Auflösung der ehelichen Gemeinschaft nicht. Der Mutter selbst stand kein Unterhalt oder ein anderer wirtschaftlicher Unterstützungsanspruch durch den Putativvater zu. Sec. 3 Poor Law Amendment Act 1844 bestimmte keinen konkreten Zweck der gegenüber dem Putativvater anordnungsfähigen laufenden Unterhaltszahlungen. Sie waren als Folge der Vaterschaftsfeststellung in ihrer nicht zu überschreitenden Höhe vorbestimmt. Es findet sich in dem Gesetz auch keine explizite Abhängigkeit vom Einkommen des Vaters, so dass eine Fortführung der sozialhilferechtlich orientierten Legitimation, wie sie aus dem Poor Law Amendment Act 1834 entnommen werden konnte, anzunehmen ist. Dafür spricht auch, dass es eine Neuregelung im Bereich des Poor Law mit der dargestellten historischen Entwicklung gewesen ist und nicht das Familienrecht betroffen war. Die Verpflichtung zur Versorgung nichtehelicher Kinder wurde bezogen auf deren Mütter in sec. 71 Poor Law Amendment Act 1834 geregelt, inhaltlich änderte das 1844er Gesetz daran nichts. Daraus folgt allerdings, dass sich sowohl die Betreuung durch die Mutter als auch infolge der Neuregelung durch sec. 2 Poor Law Amendment Act 1844 die Barunterhaltspflicht des Vaters gegenüberstanden. Sec. 71 Poor Law Amendment Act 1834 sah dazu bereits vor, dass die Mutter des nichtehelichen Kindes verpflichtet war, “to maintain such Child as a Part of her Family”.358

In diesem Sinne war sie neben Unterhaltsleistungen in natura insbesondere zur Versorgung und Erziehung verpflichtet.359 Gerade solche Naturalunterhaltsleistungen trafen auch Ehemänner im Hinblick auf deren Stiefkinder, im Wortlaut des Gesetzes children of his family. Beide Ehegatten konnten im Falle der Verletzung 358 Sec. 71 Poor Law Amendment Act 1834. 359 Vergleichbar mit der Regelung im ALR, wonach allein die Mutter gem. II 2 § 621 ALR bis zum Ende des 4. Lebensjahres das alleinige Erziehungsrecht hatte, ohne aber, wie der Vater auch, sorgeberechtigt zu sein.

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dieser Unterhaltspflicht durch die Union auf Ersatz etwaiger Aufwendungen in Anspruch genommen und gegebenenfalls sogar bestraft werden. Maintain i.S.v. sec. 71 Poor Law Amendment Act 1834 einerseits und i.S.v. sec. 2, 3 Poor Law Amendment Act 1844 andererseits war inhaltlich in Bezug auf die Verpflichtung der Mutter zur Betreuung und Versorgung ihres Kindes gleichbedeutend. Die Reformbestrebungen des Gesetzgebers haben insofern keine Veränderung herbeigeführt. Außerdem lag weiterhin keine wirtschaftliche Gleichwertigkeit der Leistungsarten maintain und payment to the mother of the Bastard Child vor. Unterhalten und betreuen musste die Mutter ihr Bastard Child ohnehin. Sie erhielt aber zusätzlich in Bezug auf ihr Kind eine monetäre Unterstützung für Ausgaben und Kosten. Einen wirtschaftlichen Ersatz für ihre Arbeitsleistung i.S.v. maintain erhielt sie nicht. Eher obligatorische und die Mutter verpflichtende Betreuungsleistungen standen den von ihr für diese Betreuung gegenüber dem Putativvater durchsetzbaren regelmäßigen Barunterhaltszahlungen gegenüber. Beide Leistungen waren nach den gesetzlichen Bestimmungen grundsätzlich entkoppelt vom jeweiligen Einkommen und Vermögen, soweit dies nicht zu einer faktischen Leistungsunfähigkeit des Putativvaters führte. Die Höhe des Zahlbetrages für das Kind war im Ergebnis orientiert an den als existenzsichernd vorgesehenen Armenhilfeleistungen, keinesfalls aber am Einkommen und Vermögen des Pflichtigen. Eine Anrechnung von Betreuungs- und Versorgungsleistungen gegenüber Kindern im Haushalt des Putativvaters auf den geschuldeten Barunterhalt war nicht vorgesehen. Damit bestand ein eher asymmetrisches Unterhaltsmodell, welches die Betreuungsleistung der Mutter und den Ersatz von Kosten der Versorgung des Kindes gleichermaßen als obligatorisch annahm. Beide Leistungen wurden strikt getrennt, eine wirtschaftliche Dimension der Betreuung bestand nicht. War zuvor im Rahmen des Poor Law Amendment Act 1834 also noch eine primäre Verknüpfung und Orientierung der seinerzeit nur von der Union möglichen Festsetzungsverfahren gegenüber dem Putativvater an den Erstattungsansprüchen vorhanden, galt jetzt die erforderliche Unterstützung des nichtehelichen Kindes selbst – losgelöst von Leistungen der Union – als zentrales Begründungsmerkmal. Armenhilfe sollte hierdurch allerdings ebenfalls noch eingespart werden, denn durch die neue Aktivlegitimation der Mütter unabhängig vom Bezug von Armenhilfe wurden Unterhaltszahlungen für das nichteheliche Kind durch sie (auf ihre Kosten) einklagbar. Dies ersparte Aufwand für die Affiliation-Order-Verfahren von Seiten der Union und führte gegebenenfalls zu Unterhaltszahlungen des Putativvaters, die Leistungen der Armenhilfe dann überhaupt obsolet machten. Sobald allerdings Armenhilfe durch eine Union gewährt wurde, gingen sämtliche Festsetzungs- und Vollstreckungsmöglichkeiten gegen den Ehemann oder Putativvater auf sie über. Das war unabhängig davon, ob es sich um bereits titulierte Ansprüche

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nach dem Bastardy Law handelte oder erstmalig Leistungen nach dem Poor Law erbracht wurden. Die Gesetzesänderung im Jahr 1844 regelte somit nicht vorrangig Modalitäten über Grund und Höhe von Leistungen der Armenhilfe, sondern Festsetzungsmöglichkeiten zur Vermeidung solcher Leistungen. Dabei ist die Aufnahme der für erforderlich angesehenen Barunterhaltungspflicht – neben der tatsächlichen obligatorischen Versorgung und Betreuung durch die Kindesmutter – in das Gesetz bemerkenswert. Diese Aufnahme stellt einen Paradigmenwechsel in der Rechtsqualität von Unterhaltsansprüchen nichtehelicher Kinder dar. Barunterhalt, der betragsmäßig standardisiert gesetzlich bestimmt ist, liegt nunmehr auch dem aktuellen Berechnungsmodell der Child Support Agency zugrunde. Insofern kommt dem Poor Law Amendment Act 1844 eine enorme Bedeutung zu, wenngleich über den Poor Law Amendment Act 1834 hinausgehende, neue Grundlagen für ein teilsymmetrisches Modell dort nicht enthalten waren.

Kapitel 3: Zusammenfassung Ursprünglich bestand aus dem Poor Law eine umfangreiche familiäre Solidarhaftung, deren Ausfall zu existenzsichernden Leistungen der Gemeinde und auch zu Bestrafungen führen konnte. Maßgebliche Rechtsgrundlagen waren die Poor Relief Acts 1598 und 1601. Dem innerhalb der Familie geschuldeten Naturalunterhalt selbst kam dabei kein eigenständiger wirtschaftlicher Wert zu. Gesetzlich vorgesehene staatliche Unterstützungspflichten waren gegenüber der Solidarhaftung der Familie immer nachrangig. Mit ihnen war auch regelmäßig keine geldliche Unterhaltung oder Unterstützung in natura unter Beachtung der familiären Verhältnisse, zum Beispiel unter Einbeziehung von Einkommen und etwaigem Vermögen, verbunden. An deren Stelle trat als sozialstaatliche Komponente die Vermeidung einer existenziellen Gefährdung durch Erbringung von Versorgungsleistungen, Unterkunft et cetera. Armenhilfeleistungen wie Indoor- oder Outdoor-Relief erhielten so schon früh einen, wenn auch nachrangigen, unterhaltsrechtlichen Bezug. Trotz dem der Gemeinde möglichen Aufwendungsersatz dürften ihre Hilfeleistungen jedoch zuvörderst als Kompensation entfallener Unterhaltsleistungen der familiären Solidargemeinschaft zu verstehen gewesen sein.360 Von diesen intrafamiliären Versorgungsansprüchen waren jedoch nichteheliche Kinder ausgenommen. Für sie waren ihre Mütter gem. sec. 71 Poor Law Amendment Act 1834 allein verantwortlich. Ihnen standen insgesamt vier Alternativen zur Seite, um die Versorgung des Kindes in wirtschaftlicher Hinsicht sicherzu360 So auch Snow (2002) Zf. 3.1.

Zusammenfassung

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stellen: Private Vereinbarungen über den Barunterhalt mit dem Putativvater, die gerichtliche Feststellung der Vaterschaft verbunden mit laufendem Barunterhalt, Armenhilfe oder Heirat. Aufgrund einer Heirat musste der Ehemann für die Dauer des gemeinsamen Zusammenlebens Unterhalt in natura für den filius nullius erbringen. Diese Verpflichtung war unabhängig davon, ob der Ehemann tatsächlich der biologische Vater des Kindes war oder nicht. Grundlage hierfür waren die durch Heirat übernommenen Verpflichtungen des Ehemannes gegenüber seiner Frau, wozu auch die monetäre Verantwortung gegenüber ihren Kindern gehörte. Das unterscheidet sich zwar vom aktuellen Fremdbezug des teilsymmetrischen Kindesunterhalts, weil sich dort Betreuungs- und Versorgungsleistungen gegenüber nicht leiblichen Kindern auch im gemeinsamen Haushalt nicht miteinander verheirateter Partner auf den geschuldeten Barunterhalt auswirken. Dennoch ist in der durch den Akt der Heirat begründeten monetären Verantwortung gegenüber Stiefkindern ein erster für die Teilsymmetrie wichtiger Leitgedanke enthalten. Er geht zurück auf die Einheitstheorie, wurde in dem Verfahren City of Westminster v Gerrard aus dem Jahr 1621361 schon sehr früh gerichtlich bestätigt und, nachdem er in sec. 57 Poor Law Amendment Act 1834 erstmals in ein Gesetz aufgenommen wurde, in sec. 4 subsec. 3 Poor Law Act 1930 fortgeführt. Alternativ zur Heirat bestand bis zum Poor Law Amendment Act 1834 und wieder seit dem Poor Law Amendment Act 1844 die Möglichkeit, mittels einer Affiliation Order Kindesunterhalt gegenüber dem Putativvater festsetzen zu lassen. Diese Affiliation-Order-Verfahren wurden im Jahr 1987 abgeschafft und die Rechte ehelicher und nichtehelicher Kinder vereinheitlicht. Bis dahin konnten Mütter versuchen, in öffentlicher Gerichtsverhandlung den Nachweis der biologischen Vaterschaft des Putativvaters zu erbringen. Gelang ihnen das, wurde der Putativvater zu – in der Höhe gesetzlich vorbestimmten – Barunterhaltszahlungen verpflichtet. Eine Abhängigkeit des Zahlbetrages von seinem Einkommen bestand folglich nicht. Das entsprach den ebenfalls einkommensunabhängigen Armenhilfeleistungen des Poor Law. Charakteristisch für beide Rechtsgebiete waren daher Kompensationsleistungen mit Unterhaltscharakter, die völlig unabhängig von den individuellen Bedürfnissen der Kinder und den Einkommens- und Vermögensverhältnissen der primär Verpflichteten waren. Unterhaltszahlungen für nichteheliche Kinder dienten also vor allem dem Zweck, ihre existenziellen Bedürfnisse zu befriedigen, nicht aber dazu, einen darüber hinausgehenden Lebensstandard zu ermöglichen.

361 City of Westminster v Gerrard (1621) 2 Bulstr. 346.

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Grenze einer gerichtlich angeordneten Zahlungsverpflichtung des Putativvaters oder Ehemannes war regelmäßig deren eigene, individuelle Leistungsfähigkeit. Solche Einwendungen konnten allerdings erst im Rahmen der Vollstreckung mittels Abänderungsanträgen erhoben werden. Gesetzlich vorbestimmte nicht pfändbare Beträge, wie zum Beispiel in §§ 850c, 850d ZPO vorgesehen, oder Selbstbehalte i.S.d. deutschen Unterhaltsrechts gab es nicht. Letztere finden sich allerdings in gewisser Weise in den Berechnungsmodellen der im Jahr 1993 eingerichteten Child Support Agency wieder, insbesondere in Form der Abhängigkeiten der Unterhaltshöhe vom wöchentlichen Nettoeinkommen.362 Betreuungs- und Versorgungsleistungen gegenüber Kindern im eigenen Haushalt, egal, ob leiblich oder nicht, wurden jedoch weder bei der Berechnung noch bei der Prüfung einer etwaigen Leistungsunfähigkeit als Berechnungsfaktor einbezogen. Es lassen sich folglich im Poor Law und Bastardy Law keine Hinweise auf diese für die heutige Teilsymmetrie wesentlichen Aspekte des Selbst- und Fremdbezuges von Betreuungsleistungen finden. Dennoch war das Bastardy Law für das aktuelle Recht des Kindesunterhalts von großer Bedeutung, denn dort wurde – neben der Einführung einer gesetzlichen Unterhaltspflicht gem. sec. 57 Poor Law Amendment Act 1834 auch für Stiefkinder – im Poor Law Amendment Act 1844 erstmals eine eigenständige Anspruchsgrundlage für den Kindesunterhalt geschaffen, die die Befriedigung eigener Bedürfnisse nichtehelicher Kinder ins Zentrum stellte. Das unterschied sich sowohl vom Poor Law, in welchem erst der Wegfall der familiären Solidarhaftung zu Hilfeleistungen des Staates führte, als auch, siehe dazu ausführlich im 3. Teil, vom Family Law.

362 Gänzlich fehlendes Einkommen ist bspw. Voraussetzung für die nil rate.

3. Teil Kindesunterhalt im Family Law

Die Rechtslage in England vor 1834 sah außerhalb des Poor Law eine familienrechtliche Verpflichtung zu Unterhaltszahlungen des Ehemannes und Vaters für das eigene eheliche Kind zu Händen der dies betreuenden Mutter regelmäßig nicht vor.363 Das englische Common Law kannte zwar eine Unterhaltsverpflichtung des Ehemannes für seine Frau unter Berücksichtigung seines Einkommens und Vermögens, aber nur, wenn und solange die Ehefrau mit ihm zusammenlebte.364 Eine rechtliche Grundlage von Unterhaltszahlungen aus dem Common Law für Kinder bestand dagegen nicht.365 Dies galt auch für eine etwaige Verpflichtung gegenüber dem eigenen Kind, dieses zu erziehen und zu unterstützen:366 Erziehung und Versorgung waren zwar zentrale Grundbedürfnisse der Kinder. Beide Eltern hatten diese zu befriedigen. Gleichwohl sah das Gesetz noch bis zu den Elementary Education Acts 1870,367 1876368 und 1921369 keine explizite elterliche Verpflichtung zur Erziehung vor. Es war nur vorgesehen, wie ausführlich im 2. Teil erläutert, dass die Verletzung der bestehenden Unterhaltsverpflichtung in natura bei miteinander verheirateten, aber getrennt lebenden Eltern zu Strafen führen konnte.370 Diese mussten dann allerdings an die Union gezahlt werden, da durch die Missachtung der Unterhaltspflicht ihr Eingreifen als Träger der Armenhilfe verursacht wurde. Rechtlicher Hintergrund hierfür war allerdings nicht das Familienrecht, sondern das Poor Law und der Vagrancy Act 1824. Eine probate Möglichkeit, Unterhalt nach Trennung der Eheleute zu erhalten, bestand für die Mutter außerhalb des Armenhilfe- und Strafrechts darin, durch die fortwirkende Fiktion der Kreditwürdigkeit der Ehefrau gegenüber Dritten ihren

363 So ausdrücklich Cooper v Martin (1803) 4 East 84. 364 Finer Report (1974), Vol. 2, App., S. 98; zur Entwicklung des Unterhaltsrechts der Ehefrau aus dem kanonischen Recht (unter Einbeziehung des römischen Rechts) Torrance Donaldson (1967) S. 25 ff. 365 Deans (1895) S. 26 unter Hinweis auf Blackstone; Simpson (1926) S. 123 f., 126 ff. 366 Z. B. Mortimer v Wright (1840) 6 M. & W. 482; Rex v Friend (1802) 1 Russ. & Ry. 20. 367 33 & 34 Vict. c. 75. 368 39 & 40 Vict. c. 79 (Elementary Education Act 1876). 369 11 & 12 Geo. 5 c. 51 (Education Act 1921). 370 Davey (1931) S. 37 weist unter Bezugnahme auf die Entscheidung Rex v Gamble (1899) 1 Q.B. 305 darauf hin, dass eine gerichtlich festgesetzte Zahlungsverpflichtung des Mannes nicht als Strafe angesehen wurde und daher regelmäßig auch nicht durch Inhaftierung vollstreckt bzw. erzwungen werden konnte, sondern als zivilrechtliche Verpflichtung.

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Lebensunterhalt durch Einkäufe auf Kosten ihres Mannes zu sichern. 371 Dazu war erforderlich, dass der Ehemann an der Auflösung der ehelichen Gemeinschaft schuld war, die Ehefrau also zum Beispiel grundlos verließ und dann nicht versorgte.372 Dann konnte die bestehende Kreditfiktion zu seinen Lasten, anders als beim Zusammenleben der Eheleute, vom Ehemann auch nicht wirksam widerrufen werden. Er musste somit die Einkäufe seiner von ihm getrennt lebenden Ehefrau bezahlen, ohne ihr gegenüber Barunterhalt zu erbringen. So war es im Bereich des Familienrechts aber nur der unschuldig nicht unterhaltenen Ehefrau mit Kind möglich, existenzielle Bedürfnisse durch Einkäufe zu wirtschaftlichen Lasten ihres Mannes zu befriedigen. Alternativ blieb sonst nur der Weg in die Armenhilfe, falls der Ehemann auch zu laufenden Unterhaltszahlungen einschließlich von Kindesunterhalt nicht verpflichtet werden konnte. Diese Zahlungen waren indes ebenfalls unmittelbar abhängig davon, dass die Ehefrau an der Trennung von ihrem Ehemann keine Schuld traf. Damit wurde der Kindesunterhalt direkt dem Bestehen oder Nichtbestehen des Unterhaltsanspruchs seiner Mutter untergeordnet, was erst durch den Family Reform Act 1987 geändert wurde. Das Spannungsfeld von Kindesunterhalt und Scheidungsrecht einschließlich des Unterhaltsrechts von Ehefrauen prägte so das Ehe- und Familienrecht Englands über eine lange Zeit. Es wird daher auf der Suche nach Grundlagen oder Vorbildern für die Teilsymmetrie genau untersucht. Dabei fällt eine bedeutsame Zäsur in der familienrechtlichen Entwicklung ins Auge: Der Matrimonial Causes Act aus dem Jahr 1857. Durch ihn wurde das gesamte Ehe-, Scheidungs- und Unterhaltsrecht von der englischen Kirche auf die weltlichen Gerichte übertragen. Im Folgenden werden daher die rechtlichen Besonderheiten vor (Kapitel 1) und nach dem Reformgesetz von 1857 (Kapitel 2–6) herausgearbeitet und im Hinblick auf ihre teilsymmetrische Relevanz diskutiert.

Kapitel 1: Unterhaltsansprüche nach dem Familienrecht der englischen Kirche Jedem Ehemann oblag es, seine Ehefrau nebst Kindern während der Zeit des ehelichen Zusammenlebens zu unterhalten und für sie zu sorgen. Diese Versorgungsleistungen endeten mit der Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft. Für die Ehefrau bestand daher regelmäßig eine existenzbedrohende Bedürftigkeit, wenn der Ehemann sie nicht mehr unterstützte und sich, aus diversen Gründen, ein 371 Finer Report (1974), Vol. 2, App., S. 98 f. Die Ehefrau konnte sich so z. B. Lebensmittel beschaffen, die von ihrem Ehemann bezahlt werden mussten. 372 Dazu z. B. Lidbetter (1934) S. 3 ff.; Torrance Donaldson (1967) S. 53 ff.

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weiteres Zusammenleben aus Sicht der Ehefrau mit ihm ausschloss. Die Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft war jedoch nach den Grundsätzen der römischkatholischen Kirche nicht möglich. Nach dem Selbstverständnis der katholischen Kirche wurde die Ehe auf Lebenszeit geschlossen, eine Scheidung konnte und durfte durch die Kirchengerichte nicht ausgesprochen werden.373 Ausgenommen war die Nichtigkeit der Ehe, sogenannte Scheidung a vinculo matrimonii.374 Das englische Kirchenrecht orientierte sich dabei an dem kanonischen Familienrecht Roms; alle Angelegenheiten in Bezug auf die Ehe waren demnach Angelegenheiten der Kirche und damit auch sogleich, nach eigenem Selbstverständnis, der kanonischen Jurisprudenz zugewiesen.375 Erst durch den Bruch mit der römischen Kirche durch Heinrich VIII. und seiner neuen Gesetzgebung änderte sich diese maßgebliche Orientierung.376 Trotz der geforderten Neuausrichtung des weiterhin kirchlichen Familienrechts erfolgte jedoch keine Reform.377 Es wurde indes anerkannt, dass eine Ehe unter gewissen Voraussetzungen nicht mehr unauflösbar war. Eine Folge dieser Diskussionen war schließlich die Einführung einer Scheidung durch das englische Parlament, die im Jahr 1697 standardisiert und im Jahr 1798 modifiziert wurde. Danach konnte unter engen Voraussetzungen und mit erheblichem finanziellen Aufwand eine Ehe nicht nur kirchlich a vinculo matrimonii geschieden, sondern auch eine Wiederheirat ermöglicht werden.378 Im Übrigen verblieb es neben der Ehenichtigkeit bei Entscheidungen der Kirchengerichte, die zumindest ein dauerhaftes Getrenntleben ermöglichten, nicht aber eine Scheidung mit der Option, wieder heiraten zu können.379 Mit einer kirchengerichtlich möglichen Trennungsentscheidung, dem sogenannten divortium a mensa et thoro,380 verbunden war allerdings für die Ehefrau die Chance, Unterhaltszahlungen für sich und bei ihr lebende Kinder vom Ehemann zu erhalten. Ohne eine kirchengerichtliche Legitimation der dauerhaften Trennung konnte sie grundsätzlich keinerlei Unterhaltsleistungen beanspruchen. Zur Begründung musste sie ein Verschulden ihres Ehemannes an der Trennung bei gleichzeitiger eigener Unschuld nachweisen. 373 ��������������������������������������������������������������������������������������� Zur Diskussion und Darstellung der unterschiedlichen Meinungen von Theologen und Experten siehe Report of the Royal Commission on Divorce and Matrimonial Causes 1912, S. 29 ff. 374 Broom/Hadley (1869) S. 540. 375 Report of the Royal Commission on Divorce and Matrimonial Causes 1912, S. 10. 376 24 Henry VIII c. 12. 377 Report of the Royal Commission on Divorce and Matrimonial Causes 1912, S. 10. 378 Dazu Woodhouse (1959) S. 260; Stone (1990) Kap. 8 ff.; Wolfram S. 155; genauer unter Zf. 4 dieses Kapitels. 379 Report of the Royal Commission on Divorce and Matrimonial Causes 1912, S. 91 ff.; Überblick bei Pollock/Maitland S. 386 f.; zum Verfahren und zur Geschichte kirchengerichtlicher Scheidungen siehe Stone (1990) Kap. 8–11. 380 Report of the Royal Commission on Divorce and Matrimonial Causes 1912, S. 10.

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Die Frage der Begründetheit von laufenden Unterhaltszahlungen zugunsten der Ehefrau war demnach immer eine nach der Berechtigung, sich von ihrem Mann trennen zu dürfen. 1. Abhängigkeit des Unterhalts vom divortium a mensa et thoro Für die Feststellung eines divortium a mensa et thoro als Grundlage von Ehegatten- und Kindesunterhaltsansprüchen musste ein dem Ehemann vorwerfbares schwerwiegendes Fehlverhalten an der Trennung bei gleichzeitiger Unschuld der Ehefrau nachgewiesen werden.381 Dazu war die Überzeugung des Gerichts vom Ehebruch des Mannes nebst weiteren Verletzungen erforderlich, weshalb an den prozessualen Vortrag hinsichtlich der zum Nachweis erforderlichen Umstände, der Glaubwürdigkeit von Zeugen sowie der Überzeugungskraft anderer Beweismittel hohe Anforderungen gestellt wurden.382 Beispielhaft kann dazu das Verfahren Govier v Hancock angeführt werden: In diesem Verfahren verlangte die Ehefrau, die ihren Ehemann betrog, nachdem dieser sie zuvor ebenfalls betrogen, geschlagen und schließlich des Hauses verwiesen hatte, Unterhalt und Unterstützung nach und wegen der Trennung. Das wurde ihr jedoch vom Gericht verweigert.383 Zur Begründung wurde angeführt, dass der Mann bereits aufgrund des Ehebruchs seiner Frau nicht mehr verpflichtet gewesen sei, sie wieder aufzunehmen, zu beherbergen und sonst in natura für sie zu sorgen. Daher entfalle sogleich auch jedwede Verpflichtung, seine Frau pekuniär zu unterstützen.384 Auf den Umstand, dass er sie selbst zuvor betrogen habe, komme es nicht mehr an; ausschlaggebend sei allein die Tatsache, dass die antragstellende Frau an der Trennung schuldig sei, weil sie ihren Mann betrogen hatte. Das sei vergleichbar mit einer anderen einschlägigen gerichtlichen Entscheidung, in welcher der Ehefrau ebenfalls kein Unterhalt zugesprochen worden sei: Diese hatte das eheliche Haus nach begangenem Ehebruch verlassen und war mit ihrem Geliebten zusammengezogen. Allein der nachgewiesene Ehebruch reichte dort für die Abweisung ihres Antrags aus, auf das anschließende Verhalten ihres Mannes und ihr möglicherweise darauf fußendes Verlassen kam es ebenfalls nicht mehr an. Ansprüche zu ihren Gunsten wurden daher ausgeschlossen.385 381 Campbell Report (1853) § XLIV; beispielhaft die Entscheidung Forster v Forster (1790) 1 Hag. Con. 144. Es genügte also nicht, dass beide Ehegatten einvernehmlich getrennt leben wollten; das Verschulden musste immer behauptet, nachgewiesen und gerichtlich festgestellt werden. 382 Rix v Rix (1777) 3 Hagg. Ecc. 74; auch Timmings v Timmings (1792) 3 Hagg. Ecc. 76. 383 Govier v Hancock (1796) 6 T.R. 603 f. 384 Govier v Hancock (1796) 6 T.R. 603 f.; ähnlich auch Urmston v Newcomen (1836) 4 AD. & E. 899. 385 Govier v Hancock (1796) 6 T.R. 603, 604.

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In einem anderen gerichtlichen Verfahren, in welchem die Ehefrau Unterhalt beanspruchte, unterstellten sich beide Ehegatten wechselseitig ehebrecherische Beziehungen; nach Auffassung des entscheidenden Gerichts waren daher beide Seiten gleichermaßen schuldig, weshalb es keinem von beiden möglich und erlaubt sei, eine Scheidung als divortium a mensa et thoro zu erlangen: “By the Law of England this is a state of things in which neither party can claim to be divorced from the other.”386

Unterhalt musste der Mann und Vater also bei paritätischer Schuld an der Trennung nicht zahlen. Eine Unterhaltsverpflichtung bestand für ihn nur dann, wenn er überwiegend schuldig an der Beendigung der ehelichen Gemeinschaft war. 387 Die Frage der Schuld an der Trennung war deshalb regelmäßig Streitgegenstand kirchengerichtlicher Entscheidungen: In dem Verfahren Urmston v Newcomen versagte das Gericht im Jahr 1836 zum Beispiel der Mutter Unterhaltsansprüche für ihr Kind, welches sie während einer außerehelichen Beziehung und gleichzeitiger räumlicher Trennung von ihrem Ehemann geboren hatte.388 Sie hatte ihrem Ehemann schriftlich bestätigt, dass sie ihn für den Unterhalt dieses Kindes nicht in Anspruch nehmen werde. Er selbst habe zudem weder Mutter und Kind verlassen noch vorwerfbar seine Unterhaltspflicht in natura verletzt.389 Daher könne er monetär auch nicht zur Verantwortung gezogen werden.390 Die Bedürfnisse der Kinder änderten sich in tatsächlicher Hinsicht indes in Abhängigkeit von Schuld und Unschuld ihrer Eltern an der Trennung nicht. Gleichwohl bestand eine direkte Abhängigkeit. Trotz eigener auch wirtschaftlicher Bedürftigkeit erhielt die sie versorgende Mutter keinen Shilling, wenn sie nicht unschuldig an der Trennung der Eheleute war. Ihr eigener Anspruch auf Unterhalt beinhaltete zu einem geringen Teil allerdings auch die Kosten der Versorgung ihrer gemeinsamen Kinder. Auch diese Kosten musste der Ehemann und Vater dann nicht einmal mittelbar erstatten, wenn ihn an der Trennung keine Schuld traf. Dann blieb für seine von ihm getrennt lebende Ehefrau und sein Kind nur die Armenhilfe, deren Leistungen nicht annähernd mit den möglichen Unterhaltszahlungen des Ehemannes vergleichbar waren. 386 Seaver v Seaver (1846) 2 Sw. & Tr. 679. 387 Das hatte sogleich erhebliche Auswirkungen auf die Frage, ob der Mutter das Sorgerecht zugestanden werden konnte, denn nur dann konnte Kindesunterhalt für die laufenden Versorgungskosten verlangt werden, siehe dazu genauer Zf. 5 dieses Kapitels. 388 Urmston v Newcomen (1836) 4 AD. & E. 899 ff. 389 Urmston v Newcomen (1836) 4 AD. & E. 899 ff. 390 Urmston v Newcomen (1836) 4 AD. & E. 899 ff.

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2. Bestimmung der Unterhaltshöhe Die Höhe des möglichen Anspruchs einer unschuldigen Ehefrau anlässlich einer kirchengerichtlichen Entscheidung zur Trennung a mensa et thoro orientierte sich vorbehaltlich der weiteren Voraussetzungen immer an einem Bruchteil des Gatteneinkommens, regelmäßig gingen die Kirchengerichte von einem Drittel aus.391 Abweichend konnte aber im Einzelfall auch ein anderer Bruchteil aus dem gesamten Einkommen der Eheleute festgelegt werden, die Kirchengerichte hatten dabei weite Ermessensspielräume.392 Sie orientierten sich zum einen an den zu betreuenden Kindern, zum anderen an dem Verbleib des Vermögens, welches die Ehefrau mit in die Ehe gebracht hatte und das durch Heirat auf ihren Ehemann übergegangen war: Wurde dieses Vermögen verbraucht, reduzierte sich der Anspruch der Ehefrau. Aber auch, wenn die Ehefrau noch oder wieder über eigenes Einkommen verfügte, konnte ihr Anspruch herabgesetzt werden.393 Waren keine Kinder vorhanden, konnte der Ehefrau als sogenannte permanent alimony infolge der festgestellten Trennung a mensa et thoro sogar die Hälfte des gemeinsamen Einkommens zugesprochen werden; eine solche (erhöhte) Unterhaltsentscheidung war allerdings nur bei gerichtlich festgestellter Unschuld der Ehefrau an der Trennung möglich. Die Erhöhung gegenüber der regelmäßig angewendeten Drittelmethode wurde damit gerechtfertigt, dass die Ehefrau bei Heirat ja noch über Vermögen verfügte. War sie an der späteren Trennung unschuldig und ihr eingebrachtes Vermögen noch im nennenswerten Umfang vorhanden, wurden ihre Unterhaltsansprüche erhöht.394 Eine zwangsweise Durchsetzung von gerichtlich zuerkannten Unterhaltsansprüchen war der getrennt lebenden Ehefrau allerdings nur schwer möglich, da eine Vollstreckbarkeit kirchengerichtlicher Entscheidungen nicht vorgesehen war; die Kirchengerichte erkannten beispielsweise von der Ehefrau geltend gemachte Unterhaltsrückstände grundsätzlich nicht als Schulden des Gatten an.395 Zahlte der verurteilte Ehemann den Unterhalt nicht, wurde er in der Zeit vor 1813 nur exkommuniziert oder anderweitig nach kirchlichen Regeln bestraft.396 Aufgrund der Zuständigkeit der Kirchengerichte für alle Scheidungsangelegenheiten konnten deren Entscheidungen zur Zahlung von Unterhalt auch nicht mit Hilfe säkularer Gerichte vollstreckt werden.397 391 Cretney (2005) S. 409 f.; Finer Report (1974), Vol. 2, App., S. 99 f. 392 Finer Report (1974), Vol. 2, App., S. 99. 393 Z. B. Otway v Otway (1813) 2 Phill. 109; Barton (1957) S. 352 ff. 394 Campbell Report (1853) § V m.w.N. 395 Finer Report (1974), Vol. 2, App., S. 99. 396 Finer Report (1974), Vol. 2, App., S. 99; Manby v Scott (1659) 1 Sid. 109, 117; Cretney (2005) S. 143. 397 Finer Report (1974), Vol. 2, App., S. 99.

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3. Wirtschaftliche Aspekte von Betreuungsleistungen Versorgte allerdings nicht die Ehefrau, sondern der Ehemann das Kind nach der Trennung, erhielt er bezogen auf die laufenden Versorgungskosten keinerlei Ausgleichszahlungen. Barunterhalt der Mutter für ihr Kind war in diesem Fall gesetzlich gar nicht vorgesehen. Der Ehemann erbrachte daher die gesamten Unterhaltsleistungen durch Erziehung, Betreuung, Natural- und Barunterhalt.398 Das dürfte ebenfalls auf den Folgen des Vermögensverlusts der Ehefrau durch Heirat beruht haben. Wurde das Kind dagegen von der Mutter betreut, konnte daraus ein zu berücksichtigender Berechnungsfaktor im Zusammenhang ihrer eigenen Unterhaltsansprüche werden. Ein so mögliches Plus an Unterhalt für die Mutter orientierte sich demnach zwar an kindlichen Belangen, war aber vorrangig abhängig von der eigenen Unschuld der Mutter an der Auflösung der ehelichen Gemeinschaft. Betreute sie also ihr eheliches Kind mit Zustimmung des Ehemannes und ohne streitige Sorgerechtsentscheidung des Gerichts, wurden kindliche Belange bei der Bemessung ihres Unterhaltsanspruchs unberücksichtigt gelassen. Zur Begründung nahmen die Gerichte Bezug auf das grundsätzliche Fehlen eines anerkannten rechtlichen Anspruchsgrundes für solche Zahlungen zugunsten der Mutter. Private Absprachen, die nicht dem geltenden Recht entsprachen, wurden folglich ebenfalls nicht gebilligt und führten deshalb nicht zu einer verlässlichen und durchsetzungsfähigen Grundlage von Unterhaltsansprüchen.399 Die tatsächliche Betreuung oder Versorgung eines Kindes begründete auf Seiten der Mutter demnach unabhängig vom zuvor festgestellten Verschulden keinen Unterhaltsanspruch. Die Parteien gingen daher mit dem Abschluss von privaten Unterhaltsvereinbarungen ein hohes Risiko ein, da diese im Streitfall rechtlich nicht anerkannt und durch gesetzliche Regelungen ersetzt wurden.400 Betreuungsleistungen gegenüber Kindern waren im kirchlichen Familienrecht Englands nach alledem obligatorisch und hatten keinen eigenständigen pekuniären Wert. Das entsprach insoweit den bereits dargestellten Inhalten des Poor Law und Bastardy Law. Die Eltern hatten i.S.d. Kirchenrechts ihren Lebenswandel nach kirchlichen Geboten auszurichten, wonach weder Ehebruch noch eine Scheidung überhaupt – mit geringen Ausnahmen bei zum Beispiel Täuschungshandlungen, Geisteskrankheiten et cetera – erlaubt war. Aus dogmatischer Sicht war deshalb 398 Verfügte der Vater über Einkommen bzw. Vermögen und blieb das Kind nach der Trennung in seiner Obhut, war er, so der Report of the Royal Commission on Divorce and Matrimonial Causes 1912, S. 40 f., regelmäßig genötigt, eine Haushaltshilfe anzustellen, die sich auch um das Kind kümmerte. 399 Z. B. Llewellyn v Turner (1922) 86 J.P 59; für das Poor Law und Bastardy Law galt das gleichermaßen, siehe Westminster Union v Buckle (1897) 61 J.P. 247. 400 Llewellyn v Turner (1922) 86 J.P 59; Westminster Union v Buckle (1897) 61 J.P. 247.

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eine Vergleichbarkeit oder gar Gleichwertigkeit von Bar- und Betreuungsunterhaltsleistungen kein Thema. Eine Motivation der Kirchengerichte für die Annahme obligatorischer Betreuungsleistungen kann die Nachrangigkeit der Bedeutung von Kindesbelangen gegenüber dem heiligen Sakrament der Ehe gewesen sein, vielleicht auch die in Kenntnis der Konsequenzen kindlicher Belange bezweckte Einhaltung elterlicher Integrität, Wertschätzung und, über allem, kirchendogmatisch gemäßen Moralverhaltens. Tatsächliche eheliche Entwicklungen wurden als Abweichungen vorgegebenen idealtypischen Verhaltens so in gewisser Weise sanktioniert, jedenfalls nicht kompensiert, auch nicht als eine Form der Nächstenliebe. Da aus einer verwirkten Schuld der Ehefrau kein Anspruch ihrerseits folgen durfte, kann ohne Zweifel nicht von vergleichbaren Unterhaltsbegriffen und -leistungen ausgegangen werden. Verstöße gegen maßgebliche kirchliche Gebote und deren Lebensführungsleitbilder sollten durch die Sanktionswirkung in Form des Entfalls von Unterhaltsansprüchen unterbleiben. Gerade Eheleute sollten so zu einem sündenfreien Leben angehalten werden. Dass damit die Belange der Kinder quasi externalisiert wurden, nahm man in Kauf. Ihre Existenz war damit schlicht abgeleitet und abhängig vom sündenfreien kirchentreuen Verhalten ihrer verheirateten Eltern. Ihnen oblag es, nach den so eigens ausgelegten Geboten Gottes zu leben und zu handeln. Missachteten sie das, hatten sie die zwingenden Folgen zu tragen, welche dann auch den Entfall jeglicher Unterhaltsleistungen durch den Mann und den Bezug von Armenhilfe bedeuten konnte. 4. Unterhalt aufgrund einer Scheidung durch das englische Parlament Bei der einzig möglichen Scheidung durch das Parlament, die eine Wiederheirat der Parteien ermöglichte, konnten entgegen den dargestellten Unterhaltsentscheidungen der Kirchengerichte in Verfahren zur Feststellung der Trennung a mensa et thoro auch einer an der Trennung oder Scheidung nicht unschuldigen Ehefrau Unterhaltszahlungen zugesprochen werden. Denn, so die dortige Auffassung, das Lösen vom heiligen Bund der Ehe durfte auch für den antragstellenden Ehemann nicht ohne spürbare finanzielle Konsequenzen sein.401 Dies stand damit im Gegensatz zur kirchlichen Auffassung und der dortigen Entscheidungspraxis. Anders

401 Finer Report (1974), Vol. 2, App., S. 100, 104 m.w.N. auf den Campbell Report (1853), insbesondere im Zusammenhang mit der Einführung und Aufrechterhaltung von secured provisions von Seiten des Ehemannes in den privaten Scheidungsverfahren durch das Parlament, wofür der Begriff des Ladies`Friend geprägt wurde.

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als bei den Entscheidungen der Kirchengerichte402 wurde der Ehemann indes bei einer von ihm beantragten parlamentarischen Scheidung nicht zu gegen ihn vollstreckbaren regelmäßigen Zahlungen (alimonies) verpflichtet, sondern lediglich zur Hinterlegung von Sicherheiten (secured provisions), um die festgelegten Zahlungen für seine Frau abzusichern.403 Ein Scheidungsverfahren vor dem englischen Parlament war allerdings erst nach einer vorherigen kirchengerichtlichen Entscheidung zur Trennung a mensa et thoro und einer danach von Seiten eines säkularen Gerichts zusätzlich festzustellenden vorwerfbaren Handlung als Grundlage für die Trennung und beabsichtigte Scheidung möglich. Bei dieser Verfahrensart404 musste also zunächst einmal die Rechtfertigung der Trennung a mensa et thoro durch das Kirchengericht vorliegen und dann noch die strafrechtliche Sanktion wegen Ehebruchs durch ein säkulares Gericht festgestellt werden.405 Erst danach konnte und durfte das Parlament in London über die Scheidung verhandeln und entscheiden.406 Der Antragsteller musste für etwaige Fragen und Erklärungen gegenüber dem Parlament zwingend persönlich zugegen sein. Und er musste darüber hinaus über ausreichende Barmittel verfügen, denn auch im günstigsten Fall einer Ehescheidung a vinculo matrimonii (verbunden mit der Möglichkeit, wieder zu heiraten) waren für das gesamte Verfahren 700 bis 800 Pfund zu zahlen.407 Allein für die Trennungsentscheidung a mensa et thoro der Kirchengerichte waren zwischen 120 Pfund und 140 Pfund aufzubringen, wenn der Fall nicht streitig war, sonst Summen im Bereich zwischen 300 Pfund und 500 Pfund und mehr.408 Hinzu kamen die Kosten für Anwälte, Zeugen, Gebühren et cetera mit etwa 200 Pfund. Nicht vermögenden Eheleuten war deshalb von vornherein keine Ehescheidung möglich, damit war auch eine Wiederheirat ausgeschlossen. 402 In England gab es seinerzeit 26 Kirchengerichte in den einzelnen Diözesen, die nur zu einem sehr geringen Prozentsatz mit Trennungsangelegenheiten von Eheleuten befasst waren. Zwischen 1827 und 1829 waren gerade einmal 6% aller Verfahren Familien-/Eheverfahren, wobei der Großteil davon in den drei Gerichten in London anhängig war, Finer Report (1974), Vol. 2, App., S. 93. 403 Siehe Finer Report (1974), Vol. 2, App., S. 100. Solcherart Sicherheitsleistung gab es auch in Deutschland in § 1716 Abs. 1 S. 2 BGB von 1900; die Mutter eines nichtehelichen Kindes konnte im Wege einstweiliger Verfügung gegen den Putativvater Aufwendungsersatz wegen der Schwangerschaft und Geburt verlangen. Dieser musste dann den Betrag für die geltend gemachten Kosten hinterlegen. 404 Dieses wurde im Jahr 1798 standardisiert, vgl. dazu Rayden (1910) S. 6. 405 Dabei wurden teilweise erhebliche Strafen zu Lasten des Ehebrechers ausgesprochen, siehe Finer Report (1974), Vol. 2, App., S. 94. 406 Graveson/Crane (1957) S. 1, 4 f. 407 Campbell Report (1853) § XLIV. 408 Campbell Report (1853) § XLIV.

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Kindesunterhalt im Family Law

Die wenigen Entscheidungen des englischen Parlaments409 kollidierten bezogen auf die Frage der Berechtigung von Unterhaltszahlungen mit den kirchengerichtlichen. Nach Auffassung der Kirchengerichte konnten Unterhaltszahlungen im Rahmen einer nicht die Wiederheirat ermöglichenden Scheidung a mensa et thoro nur zugunsten an der Auflösung der ehelichen Gemeinschaft unschuldiger Frauen festgesetzt werden. Anders die Auffassung des englischen Parlaments, wonach Unterhalt schon allein aufgrund der eingegangenen Ehe gezahlt werden musste, auch, wenn der Frau ein eigenes Fehlverhalten anzulasten war.410 Die Entscheidungspraxis der Kirchengerichte wurde von dem im Jahr 1857 eingerichteten und die Rechtsprechung der Kirchengerichte zu Trennungsentscheidungen zunächst vollständig übernehmenden säkularen Familien- und Scheidungsgericht fortgeführt. Erst im Jahr 1902 wurde durch den Court of Appeal entschieden, dass in Anlehnung an die Auffassung des englischen Parlaments auch nicht unschuldigen Ehefrauen Unterhalt zugesprochen werden könne.411 Damit wurde obergerichtlich eine neue Entscheidungsfreiheit und damit verbunden ein neuer -inhalt im Rahmen des eingeräumten Ermessens der Familiengerichte legitimiert. Fortan konnten auch zugunsten schuldiger Ehefrauen Unterhaltszahlungen festgesetzt werden.412 In gewisser Weise wurden Bastard Children daher gegenüber ehelichen Kindern bevorteilt, denn für sie konnten Unterhaltszahlungen gegenüber dem Putativvater unabhängig von Schuldfragen ihrer Mutter durchgesetzt werden. Eheliche Kinder teilten dagegen im Rahmen der kirchengerichtlichen Entscheidungen unterhaltsrechtlich die Schuld ihrer Mutter und wurden schließlich gegebenenfalls nur im Rahmen der Armenhilfe unterstützt. 5. Uneingeschränktes Sorgerecht der Väter Für den Kindesunterhalt gab es nach kirchengerichtlichem Rechtsverständnis keine eigenständige Anspruchsgrundlage. Kinder wurden bei der Bemessung des Unterhalts der Ehefrau lediglich mit berücksichtigt, wenn sie von ihr versorgt wurden. Dazu musste die Mutter das Recht der elterlichen Sorge (custody) haben. Möglich war das durch einen Vertrag mit dem Ehemann und Vater oder durch eine gerichtliche Anordnung. Die Frage der tatsächlichen Betreuung (habeas corpus) und elterlichen Sorge für eheliche Kinder nach Auflösung der ehelichen 409 Zwischen 1670 und 1857 gab es insgesamt nur 325 Verfahren, siehe Table 1 des Finer Reports (1974), Vol. 2, App., S. 92, von denen wiederum lediglich vier durch eine Frau beantragt wurden. 410 Finer Report (1974), Vol. 2, App., S. 104 m.w.N. 411 Ashcroft v Ashcroft and Roberts (1902) P. 270. 412 Ashcroft v Ashcroft and Roberts (1902) P. 270.

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Gemeinschaft war daher für die Entwicklung des Rechts zum Kindesunterhalt in England von großer Bedeutung. Üblicherweise war die Ehefrau als Hausfrau und Mutter ohne eigenes Einkommen, verlor sie zudem mit der Heirat zugunsten ihres Mannes sämtliche Eigentums- und Güterrechte. Eine Folge daraus war, dass der Ehemann in Bezug auf seine Ehefrau als One Person in Law galt, woraus auch dessen uneingeschränktes Sorge- und Erziehungsrecht gegenüber ehelichen Kindern, zunächst bis zu deren 21. Geburtstag, hergeleitet wurde.413 Betreute der Ehemann oder ein von ihm eingesetzter Dritter die ehelichen Kinder dementsprechend nach der Trennung der Eltern weiter, musste er allein für deren gesamten Lebensunterhalt aufkommen. Seine Ehefrau war nicht zum Unterhalt verpflichtet. Die beiden zuständigen Gerichte bei Streitfragen zum Sorgerecht waren der Court of Chancery und der Court of King’s Bench. Sie bestätigten übereinstimmend die vorrangigen väterlichen Rechte, und zwar unabhängig von seinem Verhalten und dem Alter der Kinder.414 Der Mutter war es zunächst415 nur durch privatschriftliche Vereinbarung möglich, ihre Kinder allein zu erziehen und infolge dessen auch Unterhalt für sie zu erhalten, freilich mit den geschilderten Risiken der Durchsetzung. Im Laufe der Zeit wurden in den Entscheidungen aber durchaus Verfehlungen des Vaters problematisiert, insbesondere durch den Court of Chancery,416 ohne jedoch den Vorrang des Ehemannes bei der Frage des Sorgerechts grundsätzlich zu hinterfragen. Es war zudem in der Entscheidungspraxis beider Gerichte anerkannt, dass eine Mutter, die des Ehebruchs schuldig war, keinesfalls – auch bei festgestellten Verfehlungen des Ehemannes – die Sorge für ihr Kind bekommen konnte.417 6. Sorgerecht für Mütter nach dem Custody of Infants Act 1839 Im Jahr 1839 ermöglichte der Gesetzgeber Ehefrauen durch den Custody of Infants Act, die elterliche Sorge für ein eheliches Kind bis zu deren siebtem Geburtstag zu erhalten. Maßgeblich verantwortlich dafür waren Caroline Norton und Thomas

413 Vgl. z. B. Lieck/Morrison (1926) S. 177; Deans (1895) S. 5 ff. 414 Siehe z. B. Rex v DeManneville (1804) 5 East 221; Rex v Greenhill (1836) 4 A. & E. 624. 415 Bis zur gesetzlichen Regelung durch den Custody of Infants Act 1839. 416 DeManneville v DeManneville (1804) 10 Ves 52; Wellesley v Duke of Beauford (1827) 2 Russ 22; Rex v Fynn (1848) 2 De G and Sm 457. 417 Clout v Clout and Hollebone (1861) 2 Sw. & Tr. 391; Codrington v Codrington (1864) 3 Sw. & Tr. 496.

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Kindesunterhalt im Family Law

Talfourd, der als Rechtsanwalt in dem Verfahren The Queen v Greenhill418 in den Jahren 1835/1836 beteiligt war. Auf der anderen Seite wurde durch den Custody of Infants Act 1839 aber sogleich auch das Sorgerecht der Ehemänner gestärkt, indem ihnen dieses grundsätzlich bis zum 16. Geburtstag der Kinder zuerkannt wurde. Nunmehr konnten aber auch Mütter das Sorge- und Betreuungsrecht für eheliche Kinder bis zu deren siebtem Geburtstag auf Antrag erhalten, wenn sie sich über die Sorge mit ihrem Ehemann nicht anderweitig verständigen konnten.419 Im Ergebnis wurde es Müttern damit ermöglicht, das Sorgerecht auch gegen den Willen ihrer Ehemänner durchzusetzen.420 Ohne gerichtliche Entscheidung oder einvernehmliche Parteivereinbarung blieb das Sorgerecht allerdings zunächst allein bei den Ehemännern.421 Entstand Streit über eine private Vereinbarung der Eltern über das Sorgerecht, die abweichend vom Normalfall der Übertragung auf den Vater das Sorgerecht der Mutter zuerkannte, konnte diese Vereinbarung vollständig gerichtlich überprüft werden. Die Gerichte haben auch nach der Gesetzesänderung im Jahr 1839 eine solche Vereinbarung als unwirksam angesehen und im Zweifel zugunsten des Vaters entschieden. Private Vereinbarungen hatten zwar für die Parteien möglicherweise Sinn, bürgten aber für die Mütter im Falle einer späteren gerichtlichen Auseinandersetzung weiterhin und trotz dieser Gesetzesänderung das Risiko, diese Vereinbarung gegebenenfalls nicht weiter aufrechterhalten zu dürfen.422 7. Zusammenfassung Kindesunterhalt im heutigen Sinne war im kirchlichen Familienrecht noch nicht vorgesehen. Die Möglichkeit zur Erlangung laufenden Kindesunterhalts vom Ehemann bestand – außerhalb einer privaten Vereinbarung – nur unter den vom Kirchengericht ausdrücklich festzustellenden Tatbeständen im Rahmen eines möglichen Verfahrens zur Legitimation der Trennung bzw. Auflösung der ehelichen häuslichen Gemeinschaft.

418 The Queen v Greenhill (1836) 4 A. & E. 624; zu Hintergründen und den Protagonisten Fr. Norton und Sgt. Talfourd siehe Maidment (1984) S. 113 ff.; zur Emanzipation von Frauen in England ebenfalls Maidment (1984) S. 116 ff. 419 Durch sec. 5 subsec. b Married Woman Act 1895 erfolgte dann eine Klarstellung dahingehend, dass der Mutter als Antragstellerin stets das Sorgerecht für eheliche Kinder bis 16 Jahre zugesprochen werden sollte. 420 Z. B. R. v Greenhill (1836) 4 A. & E. 624; Warde v Warde (1849) 2 Ph. 786; zu den jeweiligen Rechten von Vater und Mutter ausführlich Simpson (1926) S. 91 ff. m.w.N. 421 Zur Entwicklung des Sorgerechts James (1962) S. 5 ff.; Maidment (1984) S. 89 ff. 422 Z. B. Hamilton v Hector (1872) L.R. 13 Eq 511.

Unterhaltsansprüche nach dem Familienrecht der englischen Kirche

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Eine zivilrechtliche Scheidung war der Ehefrau bis zur Einführung des Matrimonial Causes Act 1857 grundsätzlich nicht möglich, die Ehe wurde auf Lebenszeit geschlossen, so, wie es das anglikanische Kirchenrecht vorsah423 – freilich mit Ausnahmen der möglichen Feststellung der Ehenichtigkeit a vinculo matrimonii, der Trennungsentscheidung a mensa et thoro sowie der Scheidung durch das englische Parlament, durch welche die Wiederheiratsfähigkeit festgestellt werden konnte.424 Unterhaltszahlungen für minderjährige Kinder waren bei der Prüfung des Unterhaltsanspruchs ihrer Mutter in kirchengerichtlichen Verfahren mit zu berücksichtigen, einen eigenen Anspruch der Kinder gab es nicht. Ihre Ansprüche waren damit unmittelbar abhängig von jenem ihrer sie betreuenden Mutter. Das weicht erheblich vom Bastardy Law ab. Ansprüche auf Kindesunterhalt wurden allerdings von den Kirchengerichten nur in Abhängigkeit von der Unschuld ihrer Mutter an der Trennung festgestellt. Eine wirtschaftliche Dimension von Betreuungsleistungen der Mutter ist insgesamt nicht erkennbar. Diese waren obligatorisch, für sie erhielt die Mutter keinerlei Zahlungen. Das entspricht insofern dem Bastardy Law. Ein Vergleich oder eine Gegenüberstellung von Barunterhalt und Betreuung fand grundsätzlich nicht statt. Der ein Kind betreuenden Mutter wurden lediglich erforderliche monetäre Aufwendungen für das Kind ersetzt. Eine Anrechnung von Betreuungs- und Versorgungsleistungen des Ehemannes gegenüber anderen Kindern des eigenen Haushaltes auf seinen geschuldeten Barunterhalt war nicht Gegenstand der Rechtsprechung. Gesetzliche Vorgaben waren ebenfalls nicht vorhanden. Solche Konstellationen dürften dem vorherrschenden Familienbild unter Berücksichtigung der anglikanischen Kirche insgesamt fremd gewesen sein. Es bestand also folglich auch kein Regelungsbedarf. In Abgrenzung zum divortium a mensa et thoro, anlässlich dessen die an der Eheauflösung schuldige Ehefrau grundsätzlich keinen Unterhalt erhielt, konnte dieser im Rahmen der sehr wenigen Entscheidungen des Parlaments über die Ehescheidung erlangt werden. Trotz eigener Schuld erkannte man dort dennoch geringe Unterhaltsansprüche der Ehefrau an. Dies stand in bewusstem Widerspruch zum vorherrschenden kirchenrechtlichen Verständnis. Die Schuldfrage an der Trennung determinierte in kirchengerichtlichen Verfahren in entscheidender Weise den Unterhaltsanspruch der Ehefrau. Wurde der Mutter die Schuld an der Auflösung der Ehe zugesprochen, erhielt das bei ihr lebende Kind ebenfalls keinerlei Unterhalt vom Vater. Auf der anderen Seite konnte die Mutter selbst zu Barunterhalt nicht verpflichtet werden, auch dann nicht, wenn 423 Report of the Royal Commission on Divorce and Matrimonial Causes 1912, S. 10, 91 ff.; Cretney (2005) S. 161. 424 Graveson/Crane (1957) S. 8; Finer Report (1974), Vol. 2, App., S. 91 ff.

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das Kind nach der Trennung beim Vater lebte. Lag die elterliche Sorge beim Vater, erfolgte die Unterhaltung des Kindes allein durch ihn. Es gab insofern keinerlei unterhaltsrechtliche Verpflichtungen der Mutter. Aus dem anglikanisch-kirchlichen Unterhaltsrecht lassen sich demnach keinerlei Grundlagen für die heutige Teilsymmetrie ableiten.

Kapitel 2: Säkularisierung des Familienrechts durch den Matrimonial Causes Act 1857 1857 führte die englische Regierung durch den Matrimonial Causes Act 1857425 erstmals die Möglichkeit ein, sich durch ein Gerichtsurteil vor einem säkularen Gericht scheiden zu lassen, und nicht nur die Ehenichtigkeit oder Trennung von Tisch und Bett nach den kirchenrechtlichen Vorstellungen erreichen zu können.426 Von Seiten der Politik wurde dazu im Vorfeld ein spezielles Familien- und Scheidungsgericht gefordert, da die Angelegenheiten der Sorge für ein Kind, die Unterhaltszahlungen und die Auflösung einer nach kirchlichen Vorstellungen lebenslangen Ehe von großer Bedeutung und Auswirkung seien.427 Deshalb sollten gut geschulte und ausgebildete Richter berufen werden. Zu diesem Zweck wurde ein neues Scheidungsgericht mit Sitz in London, der Court for Divorce and Matrimonial Causes, eingerichtet.428 Durch dieses konnten Unterhaltszahlungen des Ehemannes anlässlich des Scheidungsverfahrens zum existenziellen Schutz der Ehefrau für sie und ihre Kinder nach richterlichem Ermessen festgesetzt werden. 429 Unterschieden wurden dabei vorläufige und endgültige Zahlungsanordnungen. Erstere wurden als decree nisi bezeichnet, die damit verbundenen Unterhaltszahlungen als alimonies, Letztere als Entscheidung decree absolute, die damit ange425 20 & 21 Vict. c. 85. 426 Zur damaligen Kritik von Gladstone vgl. Shannon (1999) S. 340 ff.; siehe auch die Aufzeichnungen der Debatten im Parlament in Hansard’s Parliamentary Debates (1857), beispielhaft Zf. 1642, und den Campbell Report (1853) S. 249 f. 427 Dazu wurde insbesondere auf die Ergebnisse der von der Regierung eingesetzten Kommission abgestellt, siehe Campbell Report (1853) S. 249 ff.; zu Hintergründen und Motiven siehe auch Horstman Kap. 4 und Woodhouse (1959) S. 260. 428 Was i.E. dazu führte, dass ärmere Ehepaare sich in Ermangelung der dazu erforderlichen geldlichen Ressourcen weiterhin nicht scheiden lassen konnten, denn die Anträge mussten in London gestellt werden, sie mussten auf eigene Kosten dorthin reisen, Kosten für die Reise etwaiger Zeugen aufbringen etc., siehe Report of the Royal Commission on Divorce and Matrimonial Causes 1912, S. 42 ff. 429 Sec. 32 Matrimonial Causes Act 1857; außerdem waren erstmals Vermögensübertragungen möglich.

Säkularisierung des Familienrechts durch den Matrimonial Causes Act 1857

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ordneten lebenslangen oder bis zu einer etwaigen Wiederheirat zu erbringenden Zahlungen als permanent maintenance. 1. Gerichtliche Scheidungs- und Trennungsverfahren als Grundlage für Unterhalt Das Gesetz unterschied hinsichtlich der erforderlichen Grundentscheidungen für eine Unterhaltsanordnung zwischen dem bereits kirchenrechtlich möglichen Verfahren divortium a mensa et thoro, nunmehr Judicial Separation, und der Nichtigkeit der Ehe (nullity of marriage), vormals Scheidung a vinculo matrimonii. Daneben wurde eine neue säkulare Scheidung als dissolution of marriage eingeführt, mit welcher ebenfalls eine Wiederheirat ermöglicht wurde.430 Hinzu kamen neue Verfahrensarten wie die Wiederherstellung ehelicher Rechte (conjugal rights), Trennungsentscheidungen als Separation Orders oder Non-Cohabitation Orders. Dabei oblag es dem neuen Scheidungsgericht in der Tradition der durch sie abgelösten Kirchengerichte, die jeweiligen Voraussetzungen der einzelnen Ansprüche festzustellen.431 Die Möglichkeit, eine Wiederheiratsfähigkeit zu erlangen, bestand aber weiterhin nur durch den Ausspruch der Ehescheidung oder der Feststellung der Nichtigkeit der Ehe. Trotz dieser formal durch das Gesetz eingeräumten Möglichkeiten waren damit für die Parteien erhebliche Schwierigkeiten verbunden: Über die Anträge durfte im Rahmen eines im Übrigen sehr kostspieligen Verfahrens nur das dafür allein zuständige Gericht in London entscheiden.432 Die Magistrates’ Courts als Gerichte der Summary Jurisdiction waren für Ehescheidungen nicht legitimiert. Damit verbunden war der Umstand, dass sie auch über Unterhaltszahlungen nicht entscheiden durften. Das änderte sich erst durch den Matrimonial Causes Act 1878, wonach diesen Magistrates’ Courts zumindest vorläufige Anordnungen als alimony pendente lite im Zusammenhang mit der Feststellung, getrennt leben zu dürfen (Separation Order), ermöglicht wurden.433 Bis dahin bestand keine sachliche und

430 Sec. 2, 3 Matrimonial Causes Act 1857. 431 Übertragen auf das deutsche Recht des ehemaligen FGG, jetzt FamFG, also mittels einer Art Amtsermittlungsgrundsatz; zu diesem Ermittlungsermessen und der -pflicht des Gerichts siehe z. B. Cretney (2005) S. 401 ff. 432 Zu den Absichten, Scheidungen nur als Ultima Ratio auszusprechen, siehe Campbell Report (1853) S. 249. 433 Erweitert zur Höhe der festzusetzenden Zahlungen bis zu 2 Pfund pro Woche durch den Married Woman Act 1886.

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örtliche Zuständigkeit der Magistrates’ Courts, auch nicht für Separation oder NonCohabitation Orders.434 Nur Verfahren vor dem Court for Divorce and Matrimonial Causes konnten bis zum Jahr 1878 also verbunden werden mit dem Antrag der Ehefrau, Unterhalt für sie und die ehelichen Kinder – im Falle der von ihr ausgeübten oder gerichtlich zusätzlich festgestellten elterlichen Sorge – festsetzen zu lassen. Dies war dann als vorläufige oder dauerhafte Verpflichtung des Ehemannes möglich. Von 1857 bis 1873 war dafür ausschließlich der Court for Divorce and Matrimonial Causes zuständig, ab 1873 dann, diesen ersetzend, die Probate, Divorce and Admiralty Division des High Court of Justice als Teil des Supreme Court in London.435 2. Scheidungsregeln und Registrars Als weitere verfahrensrechtliche Folge der neuen gerichtlichen Möglichkeiten durch den Matrimonial Causes Act 1857 wurden sogenannte Scheidungsregeln vom Präsidenten des Court for Divorce and Matrimonial Causes erstellt. Sie sahen u. a. vor, dass die Registrars, in anderen zivilrechtlichen Verfahren bereits seit einigen Jahren tätig,436 ab dem Jahr 1865 auch Untersuchungen über Tatsachenbehauptungen im Zusammenhang mit Unterhaltsanträgen der Ehefrau durchführen konnten. Dazu gehörten u. a. das Vernehmen von Zeugen und die Ermittlung des Einkommens.437 Zur Vorbereitung der Neben- oder Folgeentscheidung zum etwaigen Unterhalt der Ehefrau unter Berücksichtigung von ihr betreuter ehelicher Kinder wurde dem Scheidungsgericht ab dem Jahr 1865 i.S.v. sec. 53 Matrimonial Causes Act 1857 und den eingeführten Scheidungsregeln ein Bericht des dafür zuständigen Registrars vorgelegt. Bis dahin waren sie mit anderen Aufgaben betraut, zum Beispiel das Abnehmen von Eiden oder Erstellen von Kostenrechnungen.438 Der Court for Divorce and Matrimonial Causes entschied selbst also primär nur über die Frage der Berechtigung der Auflösung der Ehe; in der Folgesache Unterhalt gaben die

434 ���������������������������������������������������������������������������������������� Eine andere Art von Trennungsentscheidung, die der Ehefrau gestattete, die häusliche Gemeinschaft und damit das Zusammenleben mit ihrem Mann als solches ablehnen zu dürfen. 435 Finer Report (1974) Vol. 2 App., S. 107; sec. 3 Supreme Court of Judicature Act 1873 (36 & 37 Vict. c. 66). 436 Barrington Baker/Eekelaar/Gibson (1977); Bartrip (1977) S. 95 ff.; Bartrip (1984). 437 Scheidungsregel (Rules and Regulations for her Majesty’s Court for Divorce and Matrimonial Proceedings) Nr. 101, zitiert nach Browne (1879) App. II; gesetzliche Grundlage dieser eigenen Regelungskompetenz des Scheidungsgerichts war der Matrimonial Causes Act 1857 und später der Judicature Act 1875. 438 Sec. 4, 12, 13 Matrimonial Causes Amendment Act 1858 (21 & 22 Vict. c. 108).

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Richter die zuvor von ihnen selbst durchgeführten Ermittlungen zum Einkommen, vorhandenen Vermögen et cetera an ihre Registrars ab. Die Registrars hatten die Möglichkeit, den Verfahrensparteien nach Aufnahme und Klärung der mitgeteilten Fakten einen Zahlungsvorschlag zu unterbreiten. War jedoch einer der Eheleute mit ihrem Vorschlag nicht einverstanden, konnte dieser eine schriftliche Beschwerde einlegen. Sie wurde vom zuständigen Richter geprüft und entschieden.439 Diese Möglichkeit der Überprüfung hatte aber auch der Registrar selbst, wenn er sich beispielsweise unschlüssig über entscheidungserhebliche Anwendungen gesetzlicher Vorschriften oder die Beachtlichkeit präjudizieller Entscheidungen war. Er konnte dann seine Bedenken mittels eines schriftlichen Vorlageberichts dem zuständigen Richter mit der Bitte um Entscheidung über die klärungsbedürftigen Fragen vorlegen. Mit der Übertragung von Prüfungs- und Vorschlagkompetenzen auf die Registrars verbunden war die wertende Einschätzung, dass diese Aspekte im Vergleich zu den zu klärenden Rechtsfragen und -problemen von nachrangiger Bedeutung waren.440 Die abschließende Entscheidung über das Ob und die Höhe der Zahlungen oblag zwar weiter dem zuständigen Gericht, das dazu aber jetzt regelmäßig einen maßgeblichen Bericht des Registrars nutzte. Kurz nach der Einführung der Probate, Divorce and Admiralty Division im Jahr 1873 und dem damit verbundenen Ende des Court for Divorce and Matrimonial Causes änderte das zuständige neue Scheidungsgericht im Jahre 1875 diese Vorgehensweise in Bezug auf die Registrars. Durch die Scheidungsregel Nummer 191 wurde jetzt bestimmt, dass die vier Registrars auch selbst die Kompetenz haben sollten, die Höhe einer Unterhaltszahlung in Form von alimonies441 nicht nur zu ermitteln, sondern auch festzulegen, ohne dies dem für sie zuständigen Richter zuvor vorgelegt haben zu müssen.442 Diese Kompetenz der Registrars wurde im Jahre 1924 auch auf Entscheidungen über Maintenance-Orders443 erweitert.444 Die Registrars hatten bereits seit 1865 recht eigenständige Kompetenzen, Tatsachen zu ermitteln und damit wichtige Vorfragen zu klären. Ihre Bedeutung in familiengerichtlichen Verfahren wuchs im Laufe der Zeit. Ihren Voten und Vorschlägen kam eine enorme Bedeutung zu, wobei das genaue praktische Vorgehen sowie rechtliche Wertungen bei der Unterhaltsbemessung der Registrars indes kaum rekonstruierbar sind. Ihre Entscheidungen sind – mit Ausnahme von 439 Bartrip (1977) S. 104. 440 So auch Bartrip (1977) S. 99 f. 441 Also für Verfahren und Entscheidungen über Judicial Separation oder Non Cohabitation Orders. 442 Scheidungsregel (Rules and Regulations for her Majesty’s Court for Divorce and Matrimonial Proceedings) Nr. 191, zitiert nach Browne (1879) App. II. 443 Und damit auf endgültige Unterhaltsfestsetzungen zusammen mit dem Scheidungsurteil. 444 Scheidungsregel 69 (Matrimonial Causes Rules 1924), zitiert nach Rayden (1910) S. 490 f.

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gerichtlichen Überprüfungsentscheidungen anlässlich von Beschwerden oder Vorlageberichten – nicht veröffentlicht.445 Die Vielzahl ihrer Unterhaltsfestsetzungen kann im Rahmen dieser Arbeit daher nicht untersucht und berücksichtigt werden. Fragen zur Höhe von Unterhaltsleistungen, etwaige Standards oder Ermittlungsregeln durch die Registrars können daher nur anhand der zugänglichen Gerichtsentscheidungen beantwortet werden. 3. Sicherheitsleistungen und laufender Unterhalt Dieser Entwicklung bezogen auf die Durchsetzung und Festsetzung laufenden Unterhalts nach Ende der ehelichen Gemeinschaft waren Untersuchungen der Campbell Royal Commission vorausgegangen, die im Jahre 1853 veröffentlicht wurden.446 Danach sollte bei einer Scheidung durch ein Parlamentsurteil eine Verpflichtung des Ehemannes entstehen, für seine Frau angemessene Zahlungen zu erbringen. Derartige Zahlungen sollten sogleich vom Scheidungsgericht festgesetzt werden können, und zwar im Rahmen einer Ermessensentscheidung. Taugliche Kriterien konnten die Eigentumsverhältnisse, Wertsachen, aber eben auch die Versorgung gemeinsamer Kinder durch die Frau sein.447 Unterhaltsansprüche von Ehefrauen wurden im Anschluss an den Campbell Report in den Matrimonial Causes Act 1857 in Form von Sicherheitsleistungen (maintenance als secured provisions) sowie laufendem Unterhalt (alimonies) aufgenommen. Bei einem Scheidungsverfahren konnte permanent maintenance als secured provision festgesetzt werden, bei einer Judicial Separation waren dies alimonies. Kindesunterhalt, selbst weiterhin gesetzlich nicht definiert und geregelt, war lediglich ein Bestandteil dieses Ehegattenunterhalts. Secured provisions konnten gerichtlich gem. sec. 32 Matrimonial Causes Act 1857 anlässlich einer Ehescheidung unter Einbeziehung von Vermögenswerten und der Leistungsfähigkeit des Ehemannes ihm gegenüber angeordnet werden:448 “The Court may, if it shall think fit, on any such decree (…) Order that the husband shall, to

the satisfaction of the Court, secure to the wife such gross sum of money for any term not

exceeding her own life as, having regard to her fortune (…), to the ability of the husband,

445 Zur Situation Anfang der 1970er Jahre siehe Barrington Baker/Eekelaar/Gibson (1977) S. V ff., 1 ff. 446 Campbell Report (1853). 447 Campbell Report (1853) Kap. 1604, S. 161. 448 Sec. 32 Matrimonial Causes Act 1857.

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and to the conduct of the parties, it shall deem reasonable, and for that purpose may refer it (…) and suspend the pronouncing of its decree till such deed shall have duly executed.”449

Sicherheiten mussten aus dem Vermögen des Ehemannes stammen. Erforderlich war deshalb immer, dass der Ehemann über ausreichendes Einkommen und Vermögen verfügte.450 Leistete der Ehemann diese Sicherheit, bestand für ihn keine weitere Verpflichtung mehr, zusätzliche laufende Zahlungen zu erbringen; er, so Cretney, wurde so niemals Schuldner von Unterhaltszahlungen.451 Hatte der Ehemann allerdings kein Vermögen oder andere ausreichende Wertsachen, was zum Ausschluss einer Sicherheitsleistung führte, konnten ausnahmsweise regelmäßige wöchentliche Zahlungen angeordnet werden. Bedingung dafür war jedoch, dass der Ehemann zumindest über laufendes Arbeitseinkommen verfügte.452 Sec. 17 Matrimonial Causes Act 1857 regelte dann in Abgrenzung zur Festsetzung von Sicherheiten in Scheidungsverfahren die Voraussetzungen für laufenden Unterhalt (alimonies) anlässlich von Trennungsverfahren. Diese konnten in Verfahren über eine Judicial Separation und Wiederherstellung ehelicher Rechte angeordnet werden. ����������������������������������������������������������� Zuständig war ebenfalls ausschließlich das neue Scheidungsgericht in London: “Application for restitution of conjugal rights or for judicial separation on any one of the grounds aforesaid may be made by either husband or wife, by petition to the Court, and

the Court on being satisfied (…) may decree such restitution of conjugal rights or judicial

separation accordingly, and where the application is by the wife may make any Order for alimony which shall be deemed just.”453

Einen Antrag auf Judicial Separation konnten also beide Eheleute stellen; nur bei einem begründeten Antrag der Ehefrau stand ihr jedoch auch laufender Unterhalt zu. Ab einer gerichtlichen Grundentscheidung, mit welcher das dauerhafte Getrenntleben legitimiert wurde, galt die Ehefrau zudem wieder als alleinstehend (feme sole), so dass – zum Beispiel bei Leistungsunfähigkeit des Ehemannes – die 449 Sec. 32 Matrimonial Causes Act 1857. 450 Cretney (2005) S. 396 f. m.w.N. 451 Cretney (2005) S. 397 Fußnote 13; die Ehefrau und Mutter konnte allerdings diese Sicherheiten für ihren Unterhalt nutzen, falls der Ehemann keine Zahlungen erbrachte. Beispielsweise stand es ihr dann zu, in einer als Sicherheit zur Verfügung gestellten Wohnung zu leben, diese zur Erlangung von Barmitteln zur Lebenshaltung zu vermieten oder sich mit ihrer Hilfe Kredite zu beschaffen. 452 Zum Beispiel Sydney v Sydney (1865) 4 Sw. & Tr. 178, 182. 453 Sec. 17 Matrimonial Causes Act 1857 (20 & 21 Vict. c. 85).

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so häufig wichtigen Unterstützungsleistungen im Rahmen des Poor Law für sie und ihre Kinder beantragt werden konnten.454 Bezogen auf die Eigentumsrechte von Ehefrauen stellten sec. 194, 195 Supreme Court of Judicature Act 1925, durch welche sec. 25, 26 Matrimonial Causes Act 1857 ersetzt wurden, knapp 75 Jahre später klar, dass die Ehefrau auch nach Erhalt einer Separation Order wieder als feme sole galt und deshalb wieder selbst Eigentum erwerben konnte. Separation und Non-Cohabitation Orders konnten ebenfalls als Grundentscheidung zur Erlangung laufenden Unterhalts dienen. Auch sie konnten außerhalb eines Scheidungsverfahrens beantragt werden. Ihre Voraussetzungen waren im Wesentlichen mit den Entscheidungen über eine Judicial Separation oder Nullity der Ehe, welche zuständigkeitshalber auch nach 1878 nicht von den Magistrates’ Courts erlassen werden konnten, vergleichbar. Folgte einer solchen Entscheidung, durch welche ggf. auch laufender Unterhalt als alimony gegenüber dem Ehemann angeordnet wurde, ein Scheidungsverfahren, konnten dort folglich ebenfalls nur secured provisions erlangt werden.455 Der zunächst angeordnete laufende Unterhalt fiel mit der gerichtlichen Scheidung über eine permanent maintenance weg. Für alle Unterhaltsansprüche war allerdings vorrangig immer die zentrale Schuldfrage im Zusammenhang mit der Trennung oder Auflösung der ehelichen Gemeinschaft zu klären, wie sich aus der Formulierung “on any such decree”456

ergab. Es musste also zunächst eine Berechtigung zur Trennung oder Scheidung festgestellt werden. Dann erst folgte eine ermessengebundene Entscheidung über die Höhe von regelmäßigen Unterhaltszahlungen oder Sicherheiten. Zur Klärung dieser Unterhaltsfragen war es jedoch möglich, da eine Unterhaltsentscheidung gem. sec. 32 Matrimonial Causes Act 1857 nur aufgrund einer primären Grundentscheidung (on any such decree), beispielsweise einer Judicial Separation, ergehen konnte, das familiengerichtliche Verfahren auszusetzen.457 Der Ehefrau und Mutter war es demnach nur unter schwierigen rechtlichen Voraussetzungen möglich, eine Unterhaltsentscheidung des Gerichts zu erwirken. Dem Familiengericht wurden bei der Festsetzung der Unterhaltshöhe weite Ermessenskompetenzen und ein enormer -spielraum eingeräumt, welcher zudem 454 Siehe auch sec. 25, 26 Matrimonial Causes Act 1857, wonach die Ehefrau nach einer solchen Separation Order wieder Eigentum erwerben konnte, obwohl sie formal noch verheiratet war. 455 Wie sie schon anlässlich der Scheidung durch das englische Parlament angeordnet wurden, siehe Finer Report (1974), Vol. 2, App., S. 100. 456 Sec. 32 Matrimonial Causes Act 1857. 457 Siehe beispielhaft Ashcroft v Ashcroft (1902) P. 270.

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auch nur sehr eingeschränkt im Rechtsmittelverfahren überprüft werden konnte. Entscheidendes Kriterium für das Berufungsgericht war, ob das gerichtliche Ermessen in der ersten Instanz überhaupt ausgeübt wurde, insbesondere, ob die vorgetragenen Tatsachen Berücksichtigung gefunden haben:458 “The only question (…) is whether the learned judge has exercised his discretion in a proper manner.”459

Das entspricht auch heute noch dem bereits im 1. Teil dargelegten familiengerichtlichen Vorgehen. Aus der gesetzlichen Formulierung in sec. 32 Matrimonial Causes Act 1857, dass Unterhalt nur aufgrund einer die Trennung legitimierenden Entscheidung festgesetzt werden konnte, wurde geschlossen, dass eine Festsetzung von dauerhaftem Unterhalt – oder dessen Abänderung – auch nicht jederzeit nach der Grundentscheidung erfolgen konnte, sondern zu dieser in einem zeitlichen Zusammenhang stehen musste.460 Dies galt auch dann, wenn zunächst Unterhalt als alimony pendente lite461 festgesetzt wurde, der dann, ohne eine anschließend eigentlich erforderliche gerichtliche Festsetzung als permanent maintenance im Zusammenhang mit der Ehescheidung erhalten zu haben,462 in Abstimmung der Parteien über Jahre weitergezahlt wurde.463 Dazu ein Beispiel aus der Rechtsprechung: Ein Erhöhungsbegehren von 500 Pfund p.a., die gerichtlich festgesetzt waren, auf 1.250 Pfund p.a. einer Frau wurde vom Mann außergerichtlich abgelehnt. Der daraufhin von der Frau angerufene Registrar ließ nach Anhörung der Parteien ihren Antrag auf eine permanent maintenance zu.464 Im anschließenden gerichtlichen Verfahren versicherte die Frau ein Einkommen des Mannes von 10.000 Pfund p.a. sowie Vermögen im Wert von etwa 300.000 Pfund. Die zuständige Probate, Divorce and Admiralty Division war davon überzeugt, dass aufgrund der vereinbarungsgemäßen Fortzahlung der alimonies (500 Pfund p.a.) als faktische permanent maintenance der Frau die Festsetzung, auch mittels neuer Einkommenszahlen des Mannes, nach nunmehr sieben Jahren ermöglicht werden müsse, trotzdem diese 458 Lister v Lister (1890) 15 P.D. 4. 459 Lister v Lister (1890) 15 P.D. 4, 7. 460 Siehe Bradley v Bradley (1878) 3 P.D. 47; Robertson and Robertson v Favagrossa (1883) 9 P.D. 94; Scott v Scott (1921) P. 107. 461 Außerhalb eines Scheidungsverfahrens in Verfahren z. B. über die zu legitimierende Separation oder Non-Cohabitation als decree nisi. 462 In Folgeverfahren zur Festlegung eines decree absolute. 463 Also auch, nachdem die Scheidung bereits ausgesprochen wurde, die vorläufige Entscheidung (decree nisi) somit endgültig (decree absolute) wurde. 464 Scott v Scott (1920) P. 107, 114 f.

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Zahlungen vom Gericht zuvor nicht festgesetzt wurden.465 Der Court of Appeal verneinte diese Auffassung jedoch, nachdem der Ehemann gegen die Entscheidung Berufung eingelegt hatte. Durch sein erfolgreiches Rechtsmittel unterblieb auch eine höhenmäßige Festsetzung aufgrund der Ermittlungen der Registrars. Das von der Frau eingeleitete Verfahren war nach Ansicht des Court of Appeal keines einer Abänderung einer dauerhaften Unterhaltsentscheidung, sondern ein solches der erstmaligen Festsetzung.466 Weder sei der Antrag aber zur selben Zeit wie die Grundentscheidung gestellt noch umgehend danach, was i.S.v. der Formulierung on any decree noch zulässig gewesen wäre.467 Von einer demnach angemessenen Zeit nach der Grundentscheidung könne aber bei einem zeitlichen Abstand von sieben Jahren nicht mehr ausgegangen werden, allenfalls könne eine Antragstellung binnen Jahresfrist noch als angemessen gelten.468 Andere grundsätzlich denkbare und theoretisch mögliche Ausnahmen erforderten exakten und plausiblen Vortrag zu den Umständen des jeweiligen Einzelfalls.469 Dieser Vortrag fehlte aber in dem zugrundeliegenden Fall. 4. Abänderungsmöglichkeiten bestehender Unterhaltstitel Rechtskräftig und damit endgültig wurden die Entscheidungen über die Berechtigung zur dauerhaften Trennung, also der Separation Order, nicht jene der erst später möglichen Ehescheidung, als decree nisi gem. sec. 7 Matrimonial Causes Act 1860470 zunächst nach drei Monaten,471 später aufgrund sec. 3 Matrimonial Causes Act 1866 nach Ablauf von sechs Monaten.472 Ihre Abänderung konnte auf Antrag ebenfalls durch das erstinstanzliche Gericht durchgeführt und ausgesprochen werden. Sollte die ursprünglich berechtigt getrennt lebende Frau allerdings ihren Ehemann betrogen haben, stand ihr kein Unterhaltsanspruch zu. Dies konnte ebenfalls, falls bei der ersten Entscheidung noch nicht bekannt, nachträglich durch eine gerichtliche Abänderungsentscheidung festgestellt werden. Alle Entscheidungen des Court for Divorce and Matrimonial Causes waren außerdem vor dem House of Lords überprüfbar. 465 Scott v Scott (1920) P. 107, 112 ff. 466 Scott v Scott (1920) P. 107, 119. 467 Scott v Scott (1920) P. 107, 120; in dem Verfahren Bradley v Bradley (1877) P. 47, 50, deutete das Gericht diese Formulierung als elastic expression. 468 Scott v Scott (1920) P. 107, 123, unter Hinweis auf Robertson and Robertson v Favagrossa (1883) 8 P.D. 94. 469 Scott v Scott (1920) P. 107, 123 ff. 470 23 & 24 Vict. c. 144. 471 Sec. 7 Matrimonial Causes Act 1857. 472 29 Vict. c. 32.

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Aber auch die Unterhaltshöhe, nicht nur der Anspruchsgrund der einmal festgesetzten Zahlungen, war bei veränderten Verhältnissen des Pflichtigen auf dessen Antrag hin anpassungsfähig. Dazu wurde auf eine dogmatische Konstruktion in Form der Klausel dum sola et casta vixerit abgestellt, die häufig vom Gericht als obligate Ergänzung zu einer Unterhaltsentscheidung aufgenommen wurde.473 In dem Verfahren Wood v Wood stellte der Court of Appeal indes klar, dass die Aufnahme dieser Klausel nicht obligatorisch oder gar zwingend sei, sondern immer einer genauen Prüfung der Voraussetzungen nachfolge.474 Ob also gem. sec. 32 Matrimonial Causes Act 1857 eine dauerhafte Unterhaltszahlung, die nach dem gesetzlichen Wortlaut maximal für die Lebenszeit der Ehefrau festgesetzt werden konnte, auch durch eine Wiederheirat zeitlich beschränkt werden konnte, musste als Ermessensentscheidung des Gerichts in jedem Fall gesondert geprüft und festgestellt werden: “The effect of the section is to leave an unfettered discretion in the judge in each case, and it

would be wrong to lay down any prima facie rule whether the annual sum should be payable

during the wife’s whole life or until her second marriage. It is the duty of the judge to exercise his discretion according to the particular circumstances of each case.”475

Später wurden durch den Supreme Court of Judicature Act 1925 die Entscheidungsmöglichkeiten des Gerichts hinsichtlich der Formulierung einer Zeitgrenze dahingehend konkretisiert, dass die angeordneten Zahlungen aus dem gegenwärtigen Einkommen aufgebracht und bis zu einer anderen Entscheidung verwendet werden müssten. Eine Abänderung konnte zudem nicht von Amts wegen, sondern nur auf Antrag erreicht werden.476 5. Trennungs- und Scheidungsgründe für Ehefrauen Vor der Berechnung von Ehegatten- und Kindesunterhalt musste in jedem Fall gerichtlich die Frage geklärt werden, ob die Voraussetzungen für die Trennung oder Scheidung auf Seiten der Ehefrau überhaupt vorlagen. Im Vergleich der zuvor von den Kirchengerichten angewandten dogmatischen Voraussetzungen für Trennungen und Scheidungen gab es zunächst keine relevanten Änderungen. Auch nach der Gesetzesänderung in 1857 genügte dem Ehemann allein gem. sec. 27, 31 Matrimonial Causes Act 1857 der Nachweis des Ehebruchs seiner Frau. Die 473 Phillips (1929) S. 318. 474 Wood v Wood (1891) P. 272, 276 f.; hierzu auch Lister v Lister (1890) 15 P.D. 4. 475 Lister v Lister (1890) P. 4, 6. 476 Phillips (1929) S. 320 f.

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Ehefrau musste dahingegen zusätzlich dem von ihr nachzuweisenden Ehebruch ihres Mannes weitere nachhaltige Gründe vortragen und beweisen, beispielsweise Vergewaltigung, Grausamkeit oder das grundlose Verlassen der ehelichen Gemeinschaft durch den Mann für mehr als zwei Jahre, 477 um eine Scheidung und damit auch eine Unterhaltsverpflichtung ihres Mannes erreichen zu können. Anspruchsgrundlage für eine solche permanent maintenance war sec. 32 Matrimonial Causes Act 1857. Diese wurde allerdings teilweise dahingehend ausgelegt, dass der Unterhaltsanspruch der Ehefrau immer dann ausgeschlossen sei, wenn sie selbst die Scheidung beantragte.478 In Fisher v Fisher deutete das Gericht aber bereits an, Unterhalt anlässlich einer Scheidung durchaus auch antragstellenden Ehefrauen gewähren zu wollen.479 Andererseits sollte einer Ehefrau, die sich aus eigenen Motiven entschied, sich von ihrem Ehemann zu trennen, und einen entsprechenden Antrag bei Gericht stellte, dies nicht zu irgendeinem wirtschaftlichen Vorteil gereichen.480 Es sei ausreichend, wie bei einer kirchengerichtlichen Scheidung a mensa et thoro, getrennt leben zu dürfen; eine Auflösung der Ehe auf Antrag der Ehefrau müsse unterhaltsrechtlich hiervon abweichend beurteilt werden.481 Eine erste bemerkenswerte Entscheidung auf dem Weg zu einer Verbesserung der Unterhaltsrechte von Ehefrauen, wie sie sich beispielsweise in Browning v Browning gezeigt hat, findet sich in dem Verfahren Sydney v Sydney aus dem Jahr 1865.482 Dort wurde der Frage, ob es im Hinblick auf Unterhaltsansprüche der Ehefrau tatsächlich und rechtlich einen Unterschied mache, ob die Frau oder der Ehemann einen Scheidungsantrag gestellt und diesen mit Ehebruch und Grausamkeit begründet hatte, nachgegangen: Der zuständige Richter setzte sich mit anderen Urteilen wie zum Beispiel Fisher v Fisher483 auseinander und befürwortete in dieser Klarheit erstmals, dass Ehefrauen grundsätzlich Ansprüche auf permanent maintenance zustanden. Ob ein Scheidungsantrag dabei von der Ehefrau oder dem Ehemann gestellt und auf entsprechende Scheidungsgründe gestützt worden sei, könne dieses Recht nicht beeinflussen.484 477 Sec. 16, 27, 31 Matrimonial Causes Act 1857; Überblick im Report of the Royal Commission on Divorce and Matrimonial Causes 1912, S. 9 ff., S. 16 ff., 91 ff.; Thompson v Thompson (1858) 1 Sw. & Tr. 231; zu den vorangegangenen Diskussionen im Parlament über diese Gründe siehe Stone (1990) S. 379 f; Probert (1999) S. 73; auch Davey (1931) S. 70 ff. 478 Hinweise zu dieser Auffassung in Fisher v Fisher (1861) 2 Sw & Tr 410, 411 f. 479 Fisher v Fisher (1861) 2 Sw & Tr 410, 411 f. 480 Fisher v Fisher (1861) 2 Sw & Tr 410, 413. 481 Fisher v Fisher (1861) 2 Sw & Tr 410, 413; siehe aber unten Sydney v Sydney (1865) 4 Sw. & Tr. 178. 482 Sydney v Sydney (1865) 4 Sw. & Tr. 178. 483 Fisher v Fisher (1861) 2 Sw & Tr 410. 484 Sydney v Sydney (1865) 4 Sw. & Tr. 178.

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Eine Berechtigung zur Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft als Grundlage von Unterhaltszahlungen konnte dabei in einem dem Ehemann vorwerfbaren Verlassen (desertion) liegen,485 wenn dadurch die Versorgung der Ehefrau unterblieb. Ebenfalls ausreichend, zum Beispiel im Rahmen eines Verfahrens der Judicial Separation, war ein grausames Verhalten des Ehemannes. Das konnte jede erhebliche körperliche Misshandlung oder Gesundheitsverletzung der Ehefrau sein. Diese genügten allerdings zur Anspruchsbegründung nur dann, wenn ihr deshalb eine Fortsetzung der ehelichen Gemeinschaft unzumutbar war, weitere Verletzungen also befürchtet werden mussten bzw. nicht ernsthaft auszuschließen waren.486 Gerichtlich anerkannt war in diesem Zusammenhang auch, dass inakzeptable Gewalt gegenüber einem Kind der Mutter wie Gewalt gegen sie persönlich zu bewerten war, wenn sie selbst unmittelbar beim Gewaltakt anwesend war. Das konnte dann ebenfalls zu einer möglichen Unterhaltsverpflichtung des Ehemannes in Verbindung mit einer Judicial Separation oder Scheidungsentscheidung führen.487 Neben tatsächlicher Gewalt konnte aber auch eine das Ansehen der Frau in der Öffentlichkeit erheblich beschädigende Verhaltensweise des Mannes als Grausamkeit bewertet werden.488 Zudem wurden auch nachhaltig systematische moralische Verletzungen in diesem Sinne anerkannt.489 Auch die Aufnahme und Unterhaltung einer außerehelichen Beziehung des Ehemannes im Haus der Familie konnte grausam i.S.d. Matrimonial Causes Act 1857 sein, wenn die Frau so darunter litt, dass ihre Gesundheit Schaden nahm.490 Genauso war die Übertragung von Krankheiten durch Geschlechtsverkehr dann grausam, wenn der Ehemann von seiner Krankheit und der Möglichkeit der Ansteckung wusste.491 Trunkenheit und Trunksucht waren demgegenüber zunächst keine Gründe, die für die Aner485 Z. B. Cudlipp v Cudlipp (1858) 1 Sw. & Tr. 229. 486 Zu den Voraussetzungen solcher Unzumutbarkeiten durch grausames Verhalten (cruelty) siehe Tomkins v Tomkins (1858) 1 Sw. & Tr. 163; Milford v Milford (1866) L.R. 1 P. & D. 295; Curtis v Curtis (1858) 1 Sw. & Tr. 192; Marsh v Marsh (1859) 1 Sw. & Tr. 312; Anthony v Anthony (1860) 4 Sw. & Tr. 194; Smallwood v Smallwood (1861) 2 Sw. & Tr. 397; Waddell v Waddell (1862) 2 Sw. & Tr. 584; Reeves v Reeves (1862) 3 Sw. & Tr. 139; Hudson v Hudson (1863) 3 Sw. & Tr. 314; Scott v Scott (1863) 3 Sw. & Tr. 319; Swatman v Swatman (1865) 4 Sw. & Tr. 135; Knight v Knight (1865) 4 Sw. & Tr. 103; Power v Power (1864) 4 Sw. & Tr. 173; Kelly v Kelly (1870) L.R. 2 P. & D. 59; Marchmont v Marchmont (1858) 1 Sw. & Tr. 228. 487 Suggate v Suggate (1859) 1 Sw. & Tr. 489 und 1 Sw. & Tr. 492; auch Birch v Birch (1873) 42 L.J.P. 23. 488 Beispielsweise die öffentliche Behandlung der Ehefrau wie eine Prostituierte im Verfahren Milner v Milner (1861) 4 Sw. & Tr. 240. 489 Kelly v Kelly (1870) L.R. 2 P. & D. 59. 490 Le Couteur v Le Couteur (1896) Times, 2nd March; Fenwick v Fenwick (1922) 38 T.L.R. 603. 491 Boardman v Boardman (1866) L.R. 1 P. & D. 233; Browning v Browning (1911) P. 161, wodurch die alte Rechtsprechung aus Morphett v Morphett (1869) L.R. 1 P. & D. 702 abgelöst wurde.

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kennung einer annexen gerichtlichen Unterhaltsverpflichtung ausreichten;492 dies wurde erst durch den Licensing Act 1902493 in Erweiterung des Summary Jurisdiction Act 1895 eingeführt. Berief sich die Ehefrau auf derartige Verletzungen durch ihren Mann, war sie lange Zeit verpflichtet, den vollen Beweis inklusive des Vorsatzes ihres Mannes zu erbringen. Erst durch das Berufungsurteil in der Sache Browning v Browning aus dem Jahr 1911 wurde diese Beweislast der Ehefrau zu ihren Gunsten gegenüber der früheren Rechtsprechung geändert. Nunmehr musste der Mann beweisen, dass er wegen eines grausamen Verhaltens nicht schuldig war, wenn die Ehefrau glaubhaft machen konnte, dass er zum Beispiel von seiner ansteckenden Krankheit wusste, die Parteien also zumindest darüber gesprochen hatten.494 Verbesserungen der Rechte von Frauen wurden etwa 50 Jahre später auch von der Royal Commission 1912 eingefordert, insbesondere die Gleichberechtigung von Mann und Frau bei den Voraussetzungen der Ehescheidung, denn die gesetzlichen Scheidungsgründe könnten realiter weder tatsächlich noch in dessen Folge dogmatisch zwischen den Geschlechtern unterscheiden, sondern seien ihrer Natur nach neutral.495 Dieselben Gründe müssten also sowohl für den Ehemann als auch für die Ehefrau gelten und so ohne qualitative und quantitative Unterscheidung beiderseits ausreichen, rechtliche Ansprüche durchzusetzen oder abzuwehren.496 Insgesamt lag damit aber auch nach Übertragung der Entscheidungskompetenzen der Kirchengerichte auf das neue Londoner Familiengericht keine Gleichstellung der Geschlechter vor, es gab weiterhin erhebliche Unterschiede in der Durchsetzung von Unterhaltsansprüchen,497 die an Verhaltensweisen der Gatten im Zusammenhang mit der Beendigung ihrer ehelichen Beziehung gekoppelt waren. 6. Bedeutung der Kindesbetreuung in gerichtlichen Unterhaltsentscheidungen In dem bereits angeführten Verfahren Fisher v Fisher wurde im Jahr 1861 erstmals umfangreich zu den rechtlichen Voraussetzungen von Unterhaltszahlungen nach Einführung des säkularen Scheidungsrechts im Jahr 1857 Stellung genommen. Das Gericht ging dabei auch auf die Betreuungsarbeit der Mutter für ihr Kind 492 Hudson v Hudson (1863) 3 Sw. & Tr. 314. 493 2 Edw. VII c. 28. 494 Browning v Browning (1911) P. 161, 172; zum Verhältnis von sec. 28 und 36 Matrimonial Causes Act 1857 Marchmont v Marchmont (1858) 1 Sw. & Tr. 228. 495 Report of the Royal Commission on Divorce and Matrimonial Causes 1912, S. 89. 496 Report of the Royal Commission on Divorce and Matrimonial Causes 1912, S. 89. 497 Vgl. Thomas (1959) S. 195; Probert (1999) S. 73.

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ein. Dieser Betreuungsaspekt wurde einer monetären Betrachtung zugeführt. Ich stelle diese grundlegende Entscheidung deshalb nachfolgend im Einzelnen dar: Gegenstand der Auslegung des Gerichts war insbesondere sec. 32 Matrimonial Causes Act 1857. Im Rahmen des dem Gericht gesetzlich eingeräumten Ermessens in der Entscheidungsfindung und -begründung erfolgte zunächst ein Vergleich mit Entscheidungen der Kirchengerichte. Dabei wurde insbesondere der Frage eines Unterhaltsanspruchs nachgegangen. Nach dem englischen Kirchenrecht erhielt die Frau von ihrem Mann, wie in Kapitel 1 dieses Teils ausführlich dargelegt, nach einer Trennung grundsätzlich keinerlei Unterhalt, auch, wenn sie private und emotionale Gründe dafür hatte. Das war, wie ebenfalls dort erläutert, nur ausnahmsweise dann möglich, wenn sie an der Trennung unschuldig war. Nunmehr war eine säkulare Ehescheidung aber möglich, außerdem wurden mit der Gesetzesänderung im Jahr 1857 Unterhaltsansprüche von Ehefrauen gesetzlich eingeführt. Das kollidierte mit den bestehenden Richtlinien und Leitbildern der englischen Kirchengerichte. Die Übernahme ihrer dogmatischen Wertungen war aus Sicht der neuen säkularen Familiengerichte nicht ohne weiteres möglich. Nach den neuen gesetzlichen Vorgaben im Matrimonial Causes Act 1857 oblag es gemäß der Auffassung des Gerichts in Sachen Fisher v Fisher demgemäß der Entscheidungs- und Ermessenskompetenz der neuen säkularen Gerichtsbarkeit, die Unterhaltsfragen dogmatisch selbst zu beantworten: “Not being able to derive any assistance from the practice of Parliament or the Ecclesiasti-

cal Court, I must take upon myself the arduous duty of deciding what is reasonable in this case.”498

Der zuständige Richter führte also erstmals in dieser Form explizit die Frage der Begründetheit eines Unterhaltsanspruchs nach dem neuen Ehe- und Scheidungsrecht ausgehend von dem Gesetzeswortlaut und den Entscheidungen der Kirchengerichte und des Parlaments in seiner eigenen Darstellung der Entscheidungsgründe an. Dazu stellte er die enorme Bedeutung der Ehe mit dem Ziel und der Absicht, dass die Ehefrau nicht einkommenslos verbleiben dürfe, wenn sie an der Trennung und Scheidung keine Schuld treffe, gegenüber. Aus dem Wesen und dem Ursprung der Ehe folge, dass ihre politisch, sozial, kirchlich usw. nicht gewollte Auflösung keinen pekuniären Anlass dazu geben dürfe, wirtschaftliche Verbesserungen zu erzielen oder erzielen zu wollen. Bei dieser Abwägung, welche dann auch konkret die Vermögensverhältnisse und das Einkommen der Eheleute wertend einbezog, wurde auch die Betreuung eines gemeinsamen Kindes mit berücksichtigt: 498 Fisher v Fisher (1861) 2 Sw. & Tr. 410, 413.

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“The parties had agreed that the daughter should remain with her mother and be maintained by her; I therefore take that into consideration.”499

Die Betreuung und Sorge eines gemeinsamen Kindes war damit explizit Gegenstand einer gerichtlichen Unterhaltsentscheidung und wurde bezogen auf die Höhe des Anspruchs der verheirateten, aber getrennt lebenden Mutter mit einem darin enthaltenen anteiligen Betrag beziffert. Das Gericht sprach der Mutter einen Unterhalt von 100 Pfund p.a. zu, der in vierteljährlichen Teilbeträgen vom Ehemann gezahlt werden musste. Die Zahlungen waren indes an Bedingungen geknüpft. Eine war, dass die Mutter allein lebte und nicht wieder heiratete. Anderenfalls, so das Gericht, könne ihr Unterhaltsanspruch abgelehnt oder aufgehoben werden. Sie wäre dann anderweitig und vorrangig versorgt, jedenfalls könne sie nicht mehr auf die Zahlungen ihres Exmannes hoffen und bauen, das wäre unbillig. Eine andere Bedingung war der Umstand, dass die Mutter auch weiterhin das gemeinsame Kind betreute. Starb dieses oder heiratete es, müsse der Unterhalt der Mutter – um 20 Pfund auf dann noch 80 Pfund – gekürzt werden: “I am therefore of opinion, that so long as the petitioner leeds a chaste life and remains sole and unmarried and maintains the daughter, the respondent should pay her an annuity

of 100 Pounds per annum (…). In the event of the death or marriage of the daughter, to be reduced to 80 Pounds.”500

Versorgungsleistungen für ein Kind hatten damit einen ersten expliziten pekuniären Wert in Höhe von einem Fünftel des mütterlichen Anspruchs. Die gerichtliche Argumentation machte die Zahlung der 20 Pfund ja ausdrücklich abhängig von der Versorgung der Tochter. Grundlage war indes nicht eine eigene gerichtliche Sorgerechtsentscheidung, sondern die einvernehmliche Klärung und Verständigung der Eltern, dass die Tochter bei der Mutter bleiben sollte. Dies wurde nach den schriftlichen Entscheidungsgründen, wie zitiert, in Betracht gezogen, um die Höhe der Ansprüche der Mutter zu bestimmen. Ob eine solche monetäre Bewertung auch bei einer streitigen Sorgeentscheidung erfolgt wäre, ergibt sich daraus allerdings nicht. Bezogen auf die Unterstützung und Unterhaltung ehelicher Kinder sah sec. 35 Matrimonial Causes Act 1857 eine gerichtliche Ermessenskompetenz im Zusammenhang mit dem Scheidungs- oder Trennungsverfahren vor. Es gab für das Kind jedoch keinen eigenständigen Anspruch auf Barunterhalt. Der Unterhaltsanspruch der Mutter konnte lediglich in Ansehung ihrer Betreuungs- und Versor499 Fisher v Fisher (1861) 2 Sw. & Tr. 410, 413. 500 Fisher v Fisher (1861) 2 Sw. & Tr. 410, 414; zur Unterhaltshöhe siehe auch nachfolgend Zf. 7.

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gungsleistungen angemessen erhöht werden. Nach sec. 35 Matrimonial Causes Act 1857 war es dem zuständigen Familiengericht in diesem Sinne möglich, den Vater, der das Kind nicht betreute und bei dem dieses nicht seinen Lebensmittelpunkt hatte, zur Unterhaltung aus eigenen Mitteln zu verpflichten. Außerdem war es möglich, die Mutter explizit zur Erziehung und Pflege des Kindes zu verpflichten. Damit schien ein kindlicher Gesamtbedarf aus Unterhaltsleistungen in Form von Zahlungen einerseits und Pflege und Erziehung andererseits angenommen worden zu sein. Auf der einen Seite stand die Verpflichtung des nicht betreuenden Elternteils zu Zahlungen aus seinem Vermögen, auf der anderen Seite die Verpflichtung, das Kind zu pflegen und zu erziehen. Konkret diskutiert wurde dieser Aspekt im Recht des Kindesunterhalts in gerichtlichen Entscheidungen indes nicht. Eine wertmäßige Gegenüberstellung und Vergleichbarkeit beider Leistungsarten unterblieb ebenfalls. Die Kinderbetreuung wurde allerdings der Festsetzung der väterlichen Unterhaltsverpflichtung gegenübergestellt. Ob damit jedoch ein eigenständiger Betreuungswert anerkannt wurde oder weiter nur der Ersatz pekuniärer Ausgaben für das Kind kompensiert werden sollte, bleibt offen. Es fehlt damit insgesamt jede gesetzliche oder kasuistische Darstellung eines kindlichen Gesamtbedarfs, in welchem die Erziehung, Betreuung und Pflege als eigenständiger Beitrag neben dem Barunterhalt der Mutter, in welchem das Kind eine Rolle spielte, gestellt worden wäre. Die elterliche Verpflichtung zur Pflege und Erziehung eines ehelichen Kindes folgte weiterhin dem Alter des Kindes, das wiederum per se dessen Bedürftigkeit nach sich zog. Diese Verpflichtung war bereits seit langem Bestandteil des Common Law und wurde, wie erläutert, schließlich auch auf Mütter nichtehelicher Kinder bis zu deren 16. Geburtstag übertragen. Dem Unterhalt der Ehefrau war damit auch kein eigenständiger Betreuungswert als paritätischer Gegenpart zum Barunterhalt für ein Kind immanent: Ohne eigenständigen Anspruch des Kindes kann eine Gegenüberstellung der elterlichen Beiträge jedoch nicht erfolgen. Ohne eigenständigen Anspruch des Kindes können Pflege und Erziehung daher nur als obligatorisch, Barunterhalt als Teil des mütterlichen Trennungs- oder Scheidungsunterhalts als möglich erfasst und systematisiert werden. Eine Möglichkeit, die nur bei positiv festgestelltem Unterhaltsanspruch der Mutter realisiert wird und dann einen Betrag für ein von ihr betreutes eheliches Kind beinhaltet, kann mit einer obligaten Pflicht der faktischen Pflege und Erziehung aber wiederum nicht verglichen werden. Beide so begrifflich determinierten Aspekte sind daher inkonsistent und inkompatibel.501 501 ������������������������������������������������������������������������������������������� Freilich waren Unterhaltszahlungen nicht für nichteheliche Kinder vorgesehen, denn die Mütter nichtehelicher Kinder hatten selbst keinen eigenen Anspruch, da sie mit dem Vater nicht verheiratet waren. Mütter waren für ihre Bastards allein zum Unterhalt verpflichtet, es sei denn, sie heirateten oder erreichten als feme sole eine Affiliation Order gegenüber dem Putativvater.

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Wirtschaftliche Dimensionen von Betreuungsleistungen sind insofern nicht feststellbar. Finden sich dafür vielleicht Anhaltspunkte in der Rechtsprechung zur Dauer von Unterhaltszahlungen? 7. Dauer von Unterhaltszahlungen Zunächst orientierten sich die Gerichte bei Entscheidungen zur Unterhaltspflicht des nicht betreuenden Elternteils hinsichtlich der Dauer solcher Zahlungen primär an dem Alter der Kinder, bis zu welchem sie betreut und versorgt werden mussten. Diese erforderliche Betreuungszeit wurde bis zum Ende ihres 15. Lebensjahres angenommen. Die Befristung der Unterhaltsbedürftigkeit von Kindern war damit im Wege der Auslegung von sec. 35 Matrimonial Causes Act 1857 gleichbedeutend mit der Dauer der für sie bestehenden Sorge.502 Nach langem rechtlichen Streit über das Alter der Kinder, bis zu welchem sie als sorgebedürftig anzusehen waren, legte sec. 4 Matrimonial Causes Act 1878 jenes auf zehn Jahre fest. Durch sec. 5 subsec. b Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 wurde diese Altersgrenze dann wieder bis zum 16. Geburtstag erhöht. Konsequenz der vorgenannten zeitlichen Endpunkte der elterlichen Sorge war, dass die Gerichte danach keine Unterhaltszahlungen mehr für diese Kinder festsetzen konnten und durften. Es fehlte an ihrer dafür erforderlichen Zuständigkeit.503 Dies ergab sich indes nicht unmittelbar aus dem Gesetz, sondern entsprang gerichtlicher Rechtsauffassung.504 Diese Auffassung wurde im Jahr 1894 durch den Court of Appeal nach bereits dargestellter Übertragung der Entscheidungszuständigkeit auf die Probate, Divorce and Admiralty Division im Jahr 1873 in einem Berufungsverfahren als unhaltbar zurückgewiesen und letztlich aufgegeben. In dieser Entscheidung trat die rechtliche Wertung der Qualität von Unterhaltsverpflichtungen gegenüber Kindern sehr deutlich hervor: “The necessity for providing children with maintenance and education does not stop at

fourteen or sixteen, and neither the necessities of the case nor the language of the statute require (…) a construction which limits the power of the Court to provide for children under fourteen or sixteen.”505

502 Ryder v Ryder (1861) 2 Sw. & Tr. 225; Webster v Webster (1862) 31 L.J. (P. & M.) 184; Mallinson v Mallinson (1866) Law Rep. 1 P. & D. 221. 503 Ryder v Ryder (1861) 2 Sw. & Tr. 225; Mallinson v Mallinson (1866) L. R. 1 P. & D. 221. 504 Ryder v Ryder (1861) 2 Sw. & Tr. 225; Webster v Webster (1862) 31 L.J. (P. & M.) 184; Mallinson v Mallinson (1866) Law Rep. 1 P. & D. 221; Blandford v Blandford (1892) P. 148. 505 Thomasset v Thomasset (1894) P. 295, 301.

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Bezogen auf die Aufgabe des Gerichts bei beteiligten Kindern betonte das Berufungsgericht, (it) “requires all the Divisions to recognize the cardinal principle (…), namely, that in dealing with infants the primary consideration is their benefit”.506

Gerade wegen der sich nicht direkt aus dem Gesetz ergebenden Folge der zeitlichen Beschränkung von Unterhaltsleistungen auf 16 Jahre habe eine Tendenz Raum gefunden, sich auch durch manipulative Veränderungen des Alters der Kinder der Unterhaltspflicht zu entziehen.507 Daher war unter Bezugnahme auf die Matrimonial Causes Acts 1857 und 1859508 eine Änderung dieser Rechtsprechung zum Unterhalt aus Sicht des Berufungsgerichts zwingend erforderlich: “Whether the children are males or females, the jurisdiction conferred by the sections of the

Divorce Acts (…) since the Judicature Acts, at all events, be exercised during the whole period of infancy – that is, until the children, whether males or females, attain twenty-one.”509

“It is difficult to see on what ground infants under the age of twenty-one are not to be

regarded as children within the meaning of s. 35, nor can I understand on what ground the obligation to maintain and educate them is to determine at the age of fourteen in the case of

males, and sixteen in the case of females, even if the right to their custody was to terminate at those periods. There is nothing in s. 35 warranting such a conclusion (…). Education and maintenance are as necessary between the ages of fourteen or sixteen and twenty-one as

before those periods. To leave a child at the age of fourteen or sixteen without any provision

for its maintenance and education, in the case of parents divorced or judicially separated, would be inhuman, and could never have been intended by the legislature.”510

Dieses letzte Argument macht deutlich, welche eigentlichen Schwierigkeiten in der Auslegung und Begründung einer zeitlichen Beschränkung von Unterhaltsleistungen lagen. Es fehlten empirische Tatsachen, die eine solche Verpflichtung gegenüber den Kindern aufgrund eines angenommenen Bedürfnisses objektiv rechtfertigen konnten. Das Abstellen auf eine Unmenschlichkeit, wenn Unterhaltsleistungen nicht auch noch weiter bis zum 21. Lebensjahr er­bracht werden würden, und der damit verbunden unterstellte Wille des Gesetzgebers, nichts Unmenschliches gesetzlich regeln zu wollen, beantwortet die Frage einer Bedürftig506 Thomasset v Thomasset (1894) P. 295, 300. 507 Thomasset v Thomasset (1894) P. 295, 301. 508 22 & 23 Vict. c. 61. 509 Thomasset v Thomasset (1894) P. 295, 302. 510 Thomasset v Thomasset (1894) P. 295, 303, 304.

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keit im positiven Sinne allerdings genauso wenig wie er sie negiert. Zwar wurde in sec. 35 Matrimonial Causes Act 1857 konkret kein Alter genannt, ab welchem keine Unterhaltsleistungen mehr erforderlich waren. Das schließt aber sowohl die eine als auch die andere Sichtweise weder aus noch ein. M.E. steht hinter der Entscheidung des Court of Appeal der rechtsgestaltende Wille und die Absicht, Kinder während ihrer gesamten Zeit der „Kindheit“, also bis zum dafür angenommenen Alter von 21 Jahren, als bedürftig anzusehen und daraus eine elterliche Verpflichtung entstehen zu lassen – freilich genauso ohne überprüfbare Tatsachen als Grundlage hierfür wie die kritisierten und durch das Judikat aufgehobenen Vorentscheidungen. 8. Bedeutung des Sorgerechts für den Kindesunterhalt Alle familiengerichtlichen Entscheidungen bezogen auf die elterliche Sorge orientierten sich an dem Umfang von Schuld und Unschuld der Eltern an der Auflösung der ehelichen Gemeinschaft. Grundlage dafür war jetzt sec. 35 Matrimonial Causes Act 1857, wonach das Gericht vorläufige und endgültige Entscheidungen zum Sorgerecht treffen konnte. Nahezu ausnahmslos wurde im Streitfall das Sorgerecht aber weiterhin dem Vater übertragen; der Mutter stand es nur bei festgestellter Unschuld an der Trennung und Auflösung der ehelichen Gemeinschaft zu.511 Stellte das Gericht also beispielsweise fest, dass die Ehefrau des Ehebruchs schuldig war und der unschuldige Ehemann sie daraufhin verlassen durfte, konnte sie das Sorgerecht nicht erhalten; sie hatte dieses Recht durch ihr eigenes schuldhaftes Verhalten verloren.512 Auch im Zuge des neuen säkularen Scheidungsrechts änderten sich die Inhalte der Entscheidungen zum Sorgerecht also zunächst nicht.513 Das bedeutete, dass Kindesunterhalt vom Vater nur bei bestehender elterlicher Sorge der Mutter beansprucht werden konnte, anderenfalls blieb das Kind beim Vater und wurde auf dessen alleinige Kosten von ihm oder, wie häufig, durch Dritte versorgt. 511 Siehe bereits Kap. 1 Zf. 5, 6; Maidment (1984) S. 94 ff. m.w.N., S. 101; Wallace v Wallace (1896) 74 L.T. 253; infolge des Guardianship of Infants Act 1886 hingegen war später die Übertragung der Sorge auf die antragstellende Mutter unter primärer Berücksichtigung des Kindeswohls, aber auch einbeziehend das Verhalten und die konkreten Wünsche der Eltern, möglich. Zusätzlich konnte der zuständige County Court oder der High Court auch sogleich Zahlungen des Vaters, der nicht die Sorge übertragen bekam, zur Unterhaltung des Kindes festsetzen, dazu genauer unter Kap. 3 Zf. 4. 512 Seddon v Seddon and Doyle (1862) 2 Sw. & Tr. 640. 513 Z. B. Allen v Allen (1859) 30 L.J.P. & M. 2; Cartlidge v Cartlidge (1862) 2 Sw. & Tr. 567; Spratt v Spratt (1858) 1 Sw. & Tr. 215; Boynton v Boynton (1858) 1 Sw. & Tr. 324; Clout v Clout and Hollebone (1861) 2 Sw. & Tr. 391; Codrington v Codrington (1864) 3 Sw. & Tr. 496.

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Zwar war Müttern durch den Custody of Infants Act 1839,514 später erweitert und modifiziert durch den Guardianship of Infants Act 1886,515 die Möglichkeit eingeräumt worden, das Sorgerecht überhaupt zu erhalten, alternativ zumindest Kontakt und Umgang mit ihren Kindern (access).516 Die gerichtliche Praxis orientierte sich aber weiterhin an einem Recht der Väter, welches als höherwertig gegenüber jenen der Mütter angesehen wurde. Ausnahmen waren allenfalls dann möglich, wenn zuvor eine einvernehmliche Vereinbarung der Eltern erfolgte, die nicht Gegenstand einer gerichtlichen Auseinandersetzung war.517 Der Ehemann war indes gesetzlich nicht berechtigt, freiwillig das Sorgerecht auf die Mutter zu übertragen, so dass im Streitfall auch nach einer privaten Vereinbarung diese für das Gericht ohne jede Bindungswirkung war.518 Weitere Ausnahmen von dem o.a. Grundsatz des Vorrangs des Vaters wurden durch gerichtliche Entscheidungen in den Verfahren Marsh v Marsh,519 Witt v Witt,520 Symington v Symington521 und Martin v Martin522 zugelassen. Die dort u. a. diskutierten Fragen des Kindeswohls gelangten so mehr und mehr in den Fokus gerichtlicher Ermessensentscheidungen und lösten schließlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Leitbild der Bestrafung des schuldigen Ehegatten als Grundlage einer Sorgerechtsentscheidung ab.523 Anders als das Kind verheirateter Eltern war für ein nichteheliches Bastard Child nach der gesetzlichen Regelung, wie im 2. Teil erläutert, kein Elternteil sorgeberechtigt. Für ein Bastard Child wurde ein Vormund der zuständigen Union eingesetzt. Die Kindesmutter galt lediglich prima facie als zuständig und sorgeberechtigt.524 Sie hatte die Verpflichtung, anders als der insofern befreite Putativvater, das Kind zu unterhalten. Indes konnte der Putativvater das Sorgerecht mittels gerichtlichem Verfahren erlangen und damit seiner Zahlungsverpflichtung entgehen. Dazu musste er nachweisen, zur Erziehung des Kindes besser geeignet zu sein als die Mutter.525 Die Eltern konnten sich aber auch darauf verständigen, dass zum 514 2 & 3 Vict. c. 54. 515 49 & 50 Vict. c. 27, insbesondere die dortige Regelung in sec. 5. 516 ���������������������������������������������������������������������������������������� Zu den unterschiedlichen Voraussetzungen von Umgangskontakten für eheliche und nichteheliche Kinder siehe James (1962) S. 27 ff. m.w.N. 517 Siehe dazu die bereits erläuterte Entscheidung in Fisher v Fisher (1861) 2 Sw. & Tr. 410, 413. 518 Maidment (1984) S. 111 m.w.N.; Deans (1895) S. 9 f. 519 Marsh v Marsh (1858) 1 Sw. & Tr. 312. 520 Witt v Witt (1891) P. 163. 521 Symington v Symington (1875) L. R. 2 Sc. & D. 415. 522 Martin v Martin (1860) 29 L. J. P. 106. 523 B. v B. (1924) P. 176; dazu auch z. B. Mozley-Stark v Mozley-Stark and Hitchens (1910) P. 190; genauer zu der weiteren Entwicklung unter Kap. 3 Zf. 4, Kap. 5 Zf. 6. 524 The Queen v Nash (1883) 10 Q.B.D. 454. 525 Exp. v Knee (1804) 1 Bos. & Pul. (N. R.) 148.

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Beispiel der Vater das Kind versorgte. Wollte die Mutter diesen Zustand später wieder ändern, musste sie eine gerichtliche Entscheidung herbeiführen. Wenn dann keine rechtlichen Hindernisse in ihrer Person vorlagen, die Zweifel an der für das Kind gefahrlosen Unterbringung und Versorgung bei ihr begründeten, war der Wunsch der Mutter für das Gericht ausschlaggebend und wurde berücksichtigt: “The mother is entitled to the child if she insists upon it.”526

Damit unterschieden sich diese Aspekte der Zuordnung elterlicher Sorge aus dem Bastardy Law deutlich von jenen im Familienrecht. Im Family Law bestand ein demgegenüber sehr viel stärkeres Recht, die Sorge auszuüben, beim Ehemann und Vater. Das Gericht äußerte in dem Verfahren Exp. v Knee aber auch deutliche Kritik an den Betreuungswünschen der Mutter. Deren Intention sei, so das Gericht, häufig vom Wunsch geprägt, höheren Unterhalt zu erhalten. Damit sei nicht das Sorgerecht für ihren Antrag zentral, sondern monetäre Aspekte. Denn nur, wenn die Mutter das Kind auch tatsächlich betreut, müsse der Vater ja Zahlungen erbringen. Ihr Betreuungswunsch sei daher sehr bewusst kalkuliert. Das Wohl des Kindes spielte dabei nach Auffassung des Gerichts nur eine untergeordnete Rolle: “It often happens that the mother insists upon the custody of the child, not so much out of regard to the child itself, as with a view to make the father pay a sum of money towards its maintenance and education. Nevertheless the mother must have the child unless some ground be laid by affidavit to prevent it.”527

In der Entscheidung kommt zum Ausdruck, dass die Sorge für ein Bastard Child im Zweifel der Mutter zustand. Das entspricht der vorrangigen Zuweisung des Sorgerechts auf den Vater bei ehelichen Kindern. In beiden Rechtsfragen erfolgten zwar abweichende Grundbewertungen; in der divergenten Zuordnung kam aber sogleich auch eine gewisse Klarheit zum Ausdruck. Denn die Rechte der Mutter bezogen auf nichteheliche Kinder wurden so gleichgestellt mit jenen des Vaters hinsichtlich ehelicher Kinder. Bedeutsam war aber auch, dass das Wohlergehen des nichtehelichen Kindes zum zentralen Maßstab einer Entscheidung über das Sorgerecht gemacht wurde.528 Die abweichenden erzieherischen Auffassungen und Vorstellungen beider Elternteile mussten dazu im Lichte des Kindeswohls bewertet werden. Dabei, dies war eine ebenfalls beachtliche Entwicklung, wurden die Wünsche des Putativvaters in rechtlicher Hinsicht mit denen des Vaters 526 Exp. v Knee (1804) 1 Bos. & Pul. (N. R.) 148, 149. 527 Exp. v Knee (1804) 1 Bos. & Pul. (N. R.) 148, 149. 528 The Queen v Nash (1883) 10 Q.B.D. 454.

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eines ehelichen Kindes gleichgestellt. Dennoch wurde der Mutter zum Beispiel weiterhin ein nicht diskutables Bestimmungsrecht der Frage der Religionsausübung des Kindes zugesprochen, welches der Natur der Mutter-Kind-Beziehung entspringe.529 Das war bei verheirateten Eltern anders, dort bestand lange Zeit ein alleiniges Bestimmungsrecht des Ehemannes.530 Trotz der insoweit in beiden Rechtsgebieten bestehenden Sonderrechte waren zunehmend Bewertungen und Abwägungen möglich. Ehedem sehr verfestigte und einseitige Sorgerechtsstrukturen wurden aufgeweicht. 9. Unterhaltsansprüche trotz eigenen Verschuldens In dem Verfahren Prichard v Prichard ging das erstinstanzliche Gericht im Jahr 1864 in unterhaltsrechtlicher Hinsicht einen bedeutsamen Schritt weiter und verurteilte einen Ehemann, gegen den von Seiten der Ehefrau Gewalt i.S.d. Gesetzes ausgeübt wurde und der aus diesem Grund selbst den Antrag auf Feststellung der Judicial Separation stellte, dennoch zu Unterhaltszahlungen (alimonies). Den Ehemann traf an der Trennung kein Verschulden.531 Trotz der festgestellten erheblichen Verletzungen durch die Ehefrau, die im Ergebnis die Entscheidung rechtfertigten, dass dem Ehemann deshalb ein Zusammenleben mit ihr nicht länger zumutbar und möglich sei, seien Unterhaltszahlungen zugunsten seiner Ehefrau erforderlich: “The petitioner ought to be judicially separated from his wife; and I am prepared to pronounce a decree to that effect. But some provision must be made for her; and the decree must provide for that (…), I think, if there is no precedent, I ought to make one.”532

Damit wurden erstmals Unterhaltszahlungen zugunsten einer an der Auflösung der ehelichen Gemeinschaft schuldigen Ehefrau festgesetzt. Und dies auch noch zu Lasten eines Ehemannes, den keinerlei Schuld an der Trennung und damit verbunden dem Scheitern der Ehe traf. Dogmatisch begründet wurde diese Auffassung des Gerichts indes nicht, auch fehlen konkrete Angaben zur Höhe der Unterhaltszahlungen. Dennoch liegt erstmals eine Abkehr von der zunächst übernommenen kirchengerichtlich basierten Ablehnung von Unterhaltsansprüchen einer schuldigen Ehefrau vor. Zentrale 529 The Queen v Barnardo (1889) 23 Q.B.D. 305. 530 Simpson (1926) S. 91 m.w.N., S. 98 m.w.N.; Deans (1895) S. 1 ff., 24 f. 531 ����������������������������������������������������������������������������������������� Prichard v Prichard (1864) 3 Sw. & Tr. 523; entgegen und überstimmend die vorherigen Entscheidungen in White v White (1859) 1 Sw. & Tr. 591 und Dart v Dart (1863) 3 Sw. & Tr. 208. 532 Prichard v Prichard (1864) 3 Sw. & Tr. 523, 525 f.

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Begründungselemente dieser Entscheidung finden sich dann in nachfolgenden Entscheidungen wieder, zum Beispiel in Sydney v Sydney aus dem Jahr 1865: Der die Ehefrau durch die vorgetragenen und zur Überzeugung des Gerichts feststehenden Scheidungsgründe verletzende Ehemann könne, so das Gericht, nicht ohne eine geldliche Verpflichtung ihr gegenüber aus dem Gerichtssaal gehen und zudem die Freiheit haben, eine neue Ehe zu schließen.533 Aufgabe des Gerichts sei es ohne Zweifel, das Institut der Ehe zu verteidigen und aufrechtzuerhalten. Das könne sowohl durch restriktive Festsetzung von Unterhaltszahlungen geschehen, aber auf der anderen Seite eben auch durch die Möglichkeit, zu solchen regelmäßigen Zahlungen verurteilt zu werden. Solcherart Zahlungen seien auch dann in die Überlegungen mit einzubeziehen, wenn der Mann durch Ehebruch die Voraussetzung einer Trennung und Scheidung selbst gesetzt habe.534 Wenn er wisse, dass er in diesem Fall seine Frau unterhalten muss, würde er vielleicht auf Ehebruch, Grausamkeit et cetera gegenüber seiner Frau verzichten: “To such a man the Court may truly say with propriety, ‘According to your ability you still support the woman you have first chosen and then discarded. If you are relieved from your matrimonial vows it is for the protection of the woman you have injured, and not for your

own sake (…)’ (…) If this be to give the wife a pecuniary interest in obtaining a divorce, it is also to hold a pecuniary penalty over the head of the husband for the observance of married duty.”535

Die Verpflichtung des Ehemannes, den Bund der Ehe und ihre Institution zu schätzen und anzuerkennen, müsse rechtlich dazu führen, ihm eigene einseitige Verstöße gegen die ehelichen Gebote und Pflichten vorwerfen zu können, um ihn so zur Einhaltung dieser auch ihn treffenden Pflichten anzuhalten. Liegt in seinem Verhalten aber der Grund für eine auch von seiner Frau beantragte Scheidung, dürfe er nicht seiner Unterhaltsverpflichtung entgehen, da die Scheidung letztlich allein durch ihn verursacht worden sei.536

533 Sydney v Sydney (1865) 4 Sw. & Tr. 178, 180. 534 Dazu auch Dent v Dent (1865) 4 Sw. & Tr. 105, wo das Gericht eine Scheidung entgegen dem Willen der Antragstellerin nicht aussprach, sondern „nur“ eine Judicial Separation. Es sei, so das Gericht, einer Judicial Separation grundsätzlich immer der Vorzug vor einer Aufhebung der Ehe zu geben, insbesondere dann, wenn die Antragstellerin dies selbst nicht wünsche; in dem Verfahren Power v Power (1865) 4 Sw. & Tr. 173 sprach das Gericht indes nach dem Wunsch und Antrag der Ehefrau die Auflösung der Ehe aus. 535 Sydney v Sydney (1865) 4 Sw. & Tr. 178, 181. 536 Sydney v Sydney (1865) 4 Sw. & Tr. 178, 180; siehe aber die bereits dargestellte abweichende Auffassung in Prichard v Prichard (1864) 3 Sw. & Tr. 523.

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In der Entscheidung kommt außerdem ein strafrechtliches Element zum Ausdruck: Die Unterhaltszahlung wurde explizit als Strafzahlung wegen der Nichteinhaltung ehelicher Pflichten deklariert. Dies stellt zwar eine zunächst noch singuläre Abweichung von dem aus den kirchengerichtlichen Entscheidungen vor 1857 übernommenen und praktizierten Grundsatz dar, dass nur eine ausschließlich durch das Verhalten des Ehemannes bedingte Trennung zu einem positiven Zahlungsanspruch der Ehefrau führen konnte. Wie schon dargestellt, wurde dieser Grundsatz, der in Prichard v Prichard zum Ausdruck kam, bereits in der ehedem möglichen Scheidung durch das Parlament als zutreffend angesehen und praktiziert. Trotz eines nachweislichen Ehebruchs durch den Ehemann und seiner anhaltenden Grausamkeit seiner Ehefrau gegenüber konnten Unterhaltszahlungen entgegen sec. 17 Matrimonial Causes Act 1857 aufgrund sec. 29, 30 Matrimonial Causes Act 1857 gerichtlich abgelehnt werden. Das erfolgte dann, wenn die Ehefrau selbst irgendeine Schuld an dem Ehebruch ihres Mannes traf oder sie diesem zustimmte bzw. damit gar einverstanden war.537 Ein Ausschluss ihres Unterhaltsanspruchs wurde auch dann angenommen, wenn sie ihm verzieh i.S.v. condonation gem. sec. 29, 30 Matrimonial Causes Act 1857.538 Dies galt auch vice versa gegenüber dem Ehemann, welcher zwar grundsätzlich keine Unterhaltszahlungen von seiner Ehefrau erhalten, aber aufgrund der zu klärenden Frage einer Verzeihung oder eines Einverständnisses möglicherweise dann keine Judicial Separation oder Scheidung an sich mehr durchsetzen konnte.539 Die Frage der Begründetheit des Scheidungsantrags als Voraussetzung für einen dauerhaften Unterhaltsanspruch als permanent maintenance war zwar formal in sec. 31 Matrimonial Causes Act 1857 von einer Kann-Regelung abhängig. Denn das Scheidungsgericht konnte, musste aber bei einer auf Seiten des Antragstellers festgestellten Schuld an der Auflösung der Ehe nicht zwingend den Antrag auf Ehescheidung zurückweisen. Größtenteils übte das Gericht dieses Ermessen al537 Gipps v Gipps and Hume (1863) 3 Sw. & Tr. 116; auch Winstone v Winstone (1861) 2 Sw. & Tr. 246; zu den Voraussetzungen der Zustimmung i.S.d. Begriffs connivance siehe Macqueen (1860) S. 78. 538 ���������������������������������������������������������������������������������������� In dem Verfahren Goode v Goode (1861) 2 Sw. & Tr. 253, in welchem der Ehemann die Scheidung wegen Ehebruchs seiner Frau beantragte, wurde dies von dem Gericht abgelehnt. Die Ehefrau warf ihrem Mann ebenfalls Ehebruch vor, der, so die Behauptung des Ehemannes, von ihr verziehen wurde. Vor diesem Hintergrund könne aber eine Entscheidung zugunsten des Mannes nicht ergehen, da er trotz der Verzeihung als schuldig angesehen werden müsse, und dies, obwohl der Ehebruch seiner Ehefrau feststehe; dazu auch Peacock v Peacock (1863) 27 L.J.P. 71. 539 Siehe erneut Gipps v Gipps and Hume (1863) 3 Sw. & Tr. 116; Crewe v Crewe (1800) 3 Hagg. Ecc. 123; dazu auch der sehr ausführlich geschilderte Fall Keats v Keats and Montezuma (1859) 1 Sw. & Tr. 334.

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lerdings nicht aus, sondern wies den Antrag wegen der angenommenen eigenen Schuld ab.540 Eine aufgrund kirchengerichtlicher Entscheidung vor der Gesetzesänderung im Jahr 1857 durch ein divortium a mensa et thoro aufgelöste eheliche Gemeinschaft konnte, wenn die Parteien danach mit jeweils neuen Partnern zusammenlebten, auch jetzt durch die Neuregelung des Scheidungsrechts nicht aufgrund von Ehebruch nachträglich geschieden werden. Hintergrund dieser Annahme war die Überlegung, dass die neuen Lebensgemeinschaften im gegenseitigen Einvernehmen infolge der jeweiligen neuen Lebensgestaltung nach der kirchengerichtlichen Entscheidung aufgenommen wurden. Wenn das säkulare Gericht demnach den neuen Antrag abwies, die Ehe zu scheiden, konnte dies als gebundene Entscheidung i.S.v. sec. 29, 30, 31 Matrimonial Causes Act 1857 auch nicht vom Berufungsgericht überprüft und abgeändert werden. Diesem stand insofern kein eigenes Ermessen zu.541 Die Exkulpationsmöglichkeit der antragstellenden Ehefrau bezogen auf ihre eigene Schuld an der Auflösung oder Beendigung der Ehe bekam so mittelbar ein zentrales dogmatisches Gewicht. Gerade im Zusammenhang mit der Durchsetzung von laufenden Unterhaltszahlungen, aber auch in Verfahren zur Übertragung der elterlichen Sorge, wurden diese neuen gerichtlichen Bewertungsaspekte gesetzlich normierter Scheidungs- und Trennungsgründe bedeutsam. In dem Verfahren Robertson and Robertson v Favagrossa542 äußerte der Court of Appeal klare Zweifel an der gängigen gerichtlichen Praxis, das ihnen gesetzlich eingeräumte Ermessen nicht auszuüben und in der Vielzahl der Verfahren den schuldigen Ehefrauen und den bei ihnen vereinbarungsgemäß lebenden Kindern keine Unterhaltszahlungen zuzusprechen, änderte diese Rechtsprechung aber zunächst nicht. Allerdings stellte das Gericht in dieser Entscheidung die Nichtausübung der möglichen Ermessensentscheidung des Scheidungsgerichts explizit zur Diskussion: Sollte Unterhalt nicht unabhängig von einem Verschulden der Ehefrau für diese festsetzbar sein, jedenfalls aber ihre Belange trotz etwaigen Fehlverhaltens im von ihr beantragten Unterhaltsverfahren als Folge des Scheidungsverfahrens separat und erneut beurteilt werden können?543

540 Lautour v Her Majesty’s Proctor (1864) 10 HLC 685; Clarke v Clarke and Clarke (1865) 34 LJ 94; Wyke v Wyke (1904) P. 149; Evans v Evans and Elford (1906) P. 125; Ausnahme die bereits erläuterte Entscheidung in Prichard v Prichard (1864) 3 Sw. & Tr. 523. 541 Lautour v Her Majesty’s Proctor (1864) 10 HLC 685, 698. 542 Robertson and Robertson v Favagrossa (1883) 9 P.D. 94. 543 Robertson and Robertson v Favagrossa (1883) 9 P.D. 94.

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Obergerichtlich geändert wurde diese bis dahin als nicht zu rechtfertigen abgelehnte Sichtweise erst knapp 20 Jahre später durch das Judikat in dem Verfahren Ashcroft v Ashcroft aus dem Jahr 1902:544 Für das Berufungsgericht stand nach der mündlichen Anhörung fest, dass die Ehefrau Ehebruch begangen hatte, sie verfügte zudem über keinerlei Einkommen oder Vermögenswerte. Gleichwohl verpflichtete das Gericht den Ehemann zu Unterhaltszahlungen und begründete dies mit der dem Gericht zustehenden, bis dahin nur noch nicht ausgeübten, Ermessenskompetenz aus sec. 32 Matrimonial Causes Act 1857: “I am satisfied, therefore, that the wife is practically unable to earn her living or to obtain

any support; and I think, exercising my discretion, it is right that the husband should be required to provide a small maintenance for her, so that she may not be turned out destitute on the streets.”545

In Prichard v Prichard hatte das zuständige erstinstanzliche Gericht zwar auch bereits Zweifel an der unmittelbaren Verknüpfung von Schuld und Unterhaltanspruch geäußert.546 In folgenden obergerichtlichen Judikaten wurden diese Bedenken aber nicht aufgenommen. Es fehlte offensichtlich eine überzeugende plausible Argumentation, um die jahrelange Praxis durch – seinerzeit als mutig zu bezeichnende – deutliche Hinweise auf denkbar andere Richtungen von Ermessenskompetenzen zu durchbrechen. So blieb Prichard v Prichard ein Einzelfall ohne höchstrichterliche Überprüfung und Bestätigung, obschon die dortige Argumentation in Form der dargestellten Entscheidungsgründe die spätere Entscheidung des Court of Appeal in Ashcroft v Ashcroft jedenfalls im Ergebnis vorwegnahm. Die Höhe, bei einem Einkommen des Mannes von 500 Pfund p.a. und Vermögenswerten von etwa 3.500 Pfund, wurde aufgrund der Schuld der Ehefrau zwar nur auf 1 Pfund pro Woche festgelegt und entsprach damit etwa einem Zehntel des wöchentlichen Einkommens des Mannes ohne Berücksichtigung seines Vermögens.547 Die Sorge für die vier noch minderjährigen ehelichen Kinder wurde indes dem Ehemann übertragen. Aber die Durchbrechung des bisherigen Automatismus – bei Schuld kein Unterhalt – eröffnete in der Folge der Entscheidung aus dem Jahr 1902 neue Möglichkeiten der Judikative und begründete so eine sehr nachhaltige Änderung, wenn nicht sogar einen Paradigmenwechsel des gesamten ehelichen Unterhaltsrechts.

544 Ashcroft v Ashcroft and Roberts (1902) P. 270. 545 Ashcroft v Ashcroft and Roberts (1902) P. 270, 273. 546 Prichard v Prichard (1864) 3 Sw. & Tr. 523. 547 Ashcroft v Ashcroft and Roberts (1902) P. 270 f.

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Der Court of Appeal bestätigte diese Entscheidung, insbesondere die richterliche Ermessenskompetenz aus sec. 32 Matrimonial Causes Act 1857, auch einer an der Auflösung der Ehe schuldigen Ehefrau Unterhaltszahlungen zusprechen zu können. Diese seien zwar nicht so hoch anzusetzen wie in Fällen einer unschuldigen Ehefrau – dort lagen sie im Bereich von einem Drittel des Gatteneinkommens –, sondern im Bereich von etwa einem Zehntel. Es sei gesetzgeberisch nicht beabsichtigt gewesen, so ein Kernargument der Berufungsentscheidung, eine schuldige mittellose Ehefrau der Armut der Straße auszusetzen. Dies habe das Parlament seinerzeit auch schon erkannt, indem es, anders als die Kirchengerichte, geringe Unterhaltszahlungen aufgrund der Ehe als solcher zugunsten der Ehefrau bestimmt hatte.548 In diesem Sinne müsse auch sec. 32 Matrimonial Causes Act 1857 ausgelegt werden. Es sei dogmatisch möglich und geboten, in jedem Einzelfall in Ausübung ordnungsgemäßen Ermessens zwingend erforderliche Zahlungen für die Ehefrau, und damit auch für bei ihr lebende eheliche Kinder, festzusetzen. Zentrales Kriterium müsse dabei die Möglichkeit einer existenzsichernden Einkunftsart der Ehefrau sein; fehle diese, müsse der Ehemann trotz seiner eigenen Unschuld zahlen.549 10. Übernahme der kirchengerichtlichen Berechnungsmodelle Etwaige Anhaltspunkte für erste teilsymmetrische Inhalte könnten sich allerdings aus der Rechtsprechung in Bezug auf die Festsetzung zur Unterhaltshöhe ergeben. Zur Höhe von Unterhaltsanordnungen gab es im Familienrecht, und damit außerhalb des Poor Law sowie Criminal Law, keine konkreten gesetzlichen Vorgaben. Durch sec. 22 Matrimonial Causes Act 1857 wurde lediglich die Orientierung an den kirchengerichtlichen Maximen zur Höhe des etwaigen Anspruchs der bedingungsgemäß unschuldigen Ehefrau durch die neue säkulare Gerichtsbarkeit ermöglicht. In dieser übernommenen dogmatischen Tradition, auch in Ermangelung eigener gesetzlicher Vorgaben und von den vorherigen kirchengerichtlichen Entscheidungen abweichenden dogmatischen Konstruktionen, waren die Unterhaltsentscheidungen des Court of Divorce and Matrimonial Causes nicht neu oder gar überraschend. Anders als in der vorherigen Rechtsprechung und Gesetzesdogmatik wurde zwar die kirchengerichtlich mögliche Trennungsentscheidung divortium a mensa et thoro von dem neuen Scheidungsgericht in London übernommen, jetzt als Judicial Separation,550 auf der anderen Seite konnten in deutlicher Abgrenzung

548 Ashcroft v Ashcroft and Roberts (1902) P. 270, 276. 549 Ashcroft v Ashcroft and Roberts (1902) P. 270, 277. 550 Sec. 7 Matrimonial Causes Act 1857.

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zum Familienrecht der englischen Kirche nunmehr aber tatsächlich überhaupt endgültige Scheidungen ausgesprochen werden. Regelmäßige Unterhaltszahlungen hingen nach der Vorgabe des Matrimonial Causes Act 1857 von der Frage ab, ob diese streitgegenständliche Ehe überhaupt aufgelöst werden kann. Nur dann konnte eine Unterhaltsentscheidung durch das Scheidungsgericht getroffen werden. Unterhaltszahlungen bis zur endgültigen Scheidung der Ehe, also als decree nisi in Form von alimony pendente suit, waren damit auch fortan primär abhängig von der bereits erläuterten Schuldfrage an der Beendigung der ehelichen Gemeinschaft. Die Höhe einer festsetzungsfähigen Unterhaltssumme sollte dann auch keinesfalls nach irgendeinem vordefinierten Kalkulationsverfahren ermittelt, sondern immer an dem einzelfallbezogenen Vermögen und Einkommen der Parteien ausgerichtet werden.551 Darüber hinaus wurde die Möglichkeit eröffnet, die einmal festgesetzten Zahlungen abzuändern, wenn im Vergleich zum Festsetzungszeitpunkt signifikante Änderungen im Einkommen und Vermögen des Mannes eingetreten waren.552 In Abgrenzung zu Verfahren zur Eheauflösung bzw. -scheidung wurde in Verfahren zur Judicial Separation bezogen auf die Höhe eines etwaigen Folgeanspruchs der Ehefrau, Belange von bei ihr lebenden ehelichen Kindern berücksichtigend, bestimmt: “In all suits and proceedings other than proceedings to dissolve any marriage, the said Court

shall proceed and act and give Relief on principles and rules which in the opinion of the said Court shall be as nearly as may be conformable to the principles and rules on which the Ecclesiastical Courts have heretofore acted and given Relief, but subject to the provisions herein contained and to the rules and Orders under the Act.”553

Die gesetzlich vorgesehene Übernahme der Höhe von Unterhaltszahlungen von einem Drittel der Kirchengerichte durch den Court for Divorce and Matrimonial Causes bei dauerhaftem Unterhalt, nicht aber zwingend bei vorläufigen Entscheidungen, war danach immer auf dessen Angemessenheit zu überprüfen. Diese Ab551 Siehe auch Sharp v Wakefield (1891) 55 J.P. 197. 552 ������������������������������������������������������������������������������������������� Siehe z. B. Shirley v Wardrop (1858) 1 Sw. ������������������������������������������������ & Tr. 317, in welchem zunächst bei einem Einkommen des Gatten von 1200 Pfund p.a. der Ehefrau 300 Pfund p.a. zugesprochen wurde, also ein Viertel des Gatteneinkommens, und das Gericht auf späteren Antrag des Gatten, der jetzt ein geringeres Einkommen behauptete und eidlich versicherte, keine Änderungen vornahm, weil der Rückgang nicht glaubhaft erklärt sei, zudem auch der Verbrauch unstreitig ehedem vorhandenen Vermögens nicht zur Überzeugung des Gerichts erläutert werden konnte; zur prozessualen Vorgehensweise siehe bereits 3. Teil Kapitel 2 Zf. 4. 553 Sec. 22 Matrimonial Causes Act 1857.

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wägung musste ergeben, ob der Sachverhalt entweder als Normalfall oder als davon evident abweichend eingestuft wurde.554 Wie das Berufungsgericht im Verfahren Dean v Dean meinte, sei in diesem Sinne immer eine “reasonable provision“555

festzusetzen. Eine solche lag unter sec. 22 Matrimonial Causes Act 1857 im Normalfall bei maximal etwa einem Drittel als permanent maintenance in Anlehnung an die in 1857 beendete kirchengerichtliche Entscheidungspraxis. Zur konkreten Umsetzung der gesetzlichen Regelung durch die Familiengerichte einige Beispiele: In Louis v Louis wurde diese Drittelung als Basis genommen und dann, einzelfallbezogen, korrigiert: Zwar sei bei einem Einkommen von 480 Pfund p.a. Unterhalt in Abänderung einer bereits festgesetzten permanent alimony von 160 Pfund p.a. anzuordnen. Indes müssten die nachgewiesenen höheren Kosten des Ehemannes, der als Captain der Army in Indien diente, berücksichtigt werden. Daher seien hier eben bereits 120 Pfund p.a.556 ausreichend und angemessen.557 1861 begehrte eine seit 1846 von ihrem Ehemann getrennt lebende kinderlose Ehefrau Unterhaltszahlungen. Ihr Ehemann verdiente nach seinen eigenen Angaben 100 Pfund p.a. Die antragstellende Ehefrau bewohnte ein Haus und erzielte durch Vermietung Einkünfte, die nicht konkret benannt wurden. Vor der Ehe verdiente sie als Arbeiterin 12 Shillings pro Woche. Das Gericht lehnte ihren Antrag ab, da sie – auch wenn zur Höhe unbekannt – über ausreichendes Einkommen verfügte.558 In der Sache Twentyman v Twentyman wurde dem zuständigen Gericht eine Beschwerde gegen einen Bericht des Registrars zur Höhe einer beantragten permanent maintenance vorgelegt. Kernfrage der Auslegung von sec. 32 Matrimonial Causes Act 1857 war die Zuständigkeit und Befugnis des angerufenen Gerichts, aus einer hinterlegten Sicherheit von etwa 8.000 Pfund eine Einmalzahlung in Höhe von 100 Pfund p.a. anordnen zu können. 559 Ein Argument der Antragstellerin dafür war, dass hierdurch das eheliche Kind, das bei der Antragstellerin lebte, tatsächlich laufend partizipieren würde. Die Gegenseite verwies auf den gesetzlichen Wortlaut, wonach nur eine gross sum als permanent maintenance und nicht eine lump sum, aus der gegebenenfalls auch tatsächliche Zahlungen erbracht werden 554 Dean v Dean (1923) P. 172, 174; auch schon Louis v Louis (1866) L.R. 1 P & D 230. 555 Dean v Dean (1923) P. 172, 174. 556 Entspricht etwa 7.000 Pfund nach dem Geldwert in 2000. 557 Louis v Louis (1866) L.R. 1 P & D 230; in der ursprünglichen Entscheidung wurden bei einem Einkommen von 120 Pfund p.a. 40 Pfund p.a. angeordnet. 558 Goodheim v Goodheim and Frankinson (1861) 2 Sw & Tr 250. 559 Twentyman v Twentyman (1903) P 82, 85 f.

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könnten, festgesetzt und hinterlegt werden dürfte. Das Gericht folgte dem Antragsgegner und ordnete die Hinterlegung von 8.000 Pfund aus dem Vermögen des Antragsgegners an, ohne hieraus eine Einmalzahlung festzusetzen. In Bezug auf Unterhaltszahlungen des ehelichen Kindes verwies das Gericht auf ein mögliches eigenständiges neues Verfahren. Nichtsdestotrotz und entgegen der erläuterten eigenen rechtlichen Bewertung, dass eine Befugnis des Gerichts hierzu aus sec. 32 Matrimonial Causes Act 1857 nicht hergeleitet werden könne, entsprach das Gericht aber de facto dem Antrag der Frau und setzte 100 Pfund zur Zahlung aus den 8.000 Pfund fest.560 Anders als in dem Verfahren Hunt v Hunt561 und unter Berücksichtigung der Entscheidungen in Morris v Morris562 und Kirk v Kirk563 sei eine Aufteilung des Gesamtbetrages zugunsten eines Kindes bei hinterlegten Unterhaltssummen zwar nicht möglich, anderenfalls hätte der Gesetzgeber in sec. 32, 35 Matrimonial Causes Act 1857 eine entsprechend klare Formulierung gewählt.564 Dennoch ordnete das Gericht diese aus nicht näher dargelegten offensichtlich für richtig gehaltenen moralischen Aspekten an. In dem Verfahren Dean v Dean variierte das jährliche Einkommen des Mannes stark, daher hielt das Gericht in Anwendung der gesetzlichen Ermessensgrundlagen nicht ein Drittel, sondern bloß ein Viertel als regelmäßigen Unterhalt der Ehefrau für angemessen.565 Zur Höhe fehlen in dem Verfahren Thomasset v Thomasset konkrete Angaben zum Einkommen des Ehemannes und Vaters. Er wurde vom Scheidungsgericht indes zu Unterhaltszahlungen als permanent alimony für seine Frau in Höhe von 266 Pfund p.a.566 und für jedes seiner Kinder in Höhe von 23 Pfund 6 Shillings 8 Pence p.a. verurteilt567. Seine Zahlungsverpflichtung endete aber mit dem 14. bzw. 16. Geburtstag der Kinder. Mit der Entscheidung des Court of Appeal wurden Unterhaltszahlungen entgegen der ersten Instanz dann aber sogar bis zum 21. Lebensjahr der Kinder fortgeschrieben.

560 Twentyman v Twentyman (1903) P 82, 87. 561 Hunt v Hunt (1883) 8 P.D. 161. 562 Morris v Morris (1861) L.J. P. & M. 33. 563 Kirk v Kirk (1902) P. 145. 564 Twentyman v Twentyman (1903) P 82, 87. 565 Dean v Dean (1923) P. 172, 176. 566 Entspricht etwa 15.500 Pfund nach dem Geldwert in 2000. 567 Entspricht etwa 1.500 Pfund nach dem Geldwert in 2000; Thomasset v Thomasset (1894) P. 295.

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Kindesunterhalt im Family Law

In dem Verfahren Tomkins v Tomkins wurde der Ehemann bei einem Nettoeinkommen von 300 Pfund p.a. im Rahmen eines Verfahrens einer Judicial Separation zu Unterhaltszahlungen für seine Frau ohne Kinder von 60 Pfund p.a.568 verurteilt, also zu einem Fünftel seines eigenen Einkommens.569 11. Zusammenfassung In familienrechtlichen Verfahren wurden Aspekte der Sorge und des Unterhalts beleuchtet und entschieden, nicht aber die Qualität und der Umfang der Erziehung von Kindern. Geregelt wurde u. a. die Streitfrage, ob der Vater Barunterhalt zahlen musste. Während der Zeit des Zusammenlebens der Eltern hatte die Mutter regelmäßig nur häusliche oder repräsentative Aufgaben zu verrichten. Der Vater war dagegen für das Familieneinkommen zuständig. Dessen Naturalunterhaltspflichten während bestehender Ehe konnten aufgrund einer Trennung durch Zahlungen von Barunterhalt ersetzt werden. Dabei fand jedoch keine Anpassung des Barunterhalts aufgrund von Betreuungsleistungen der Mutter statt. Solche gerichtlichen Unterhaltsentscheidungen, zum Beispiel anlässlich von Judicial Separation Orders, sahen überwiegend nur secured provisions vor, nicht jedoch regelmäßige Barunterhaltszahlungen. Diese konnten erst im Zusammenhang mit NonCohabitation und Separation Orders aufgrund des Matrimonial Causes Act 1878, dazu sogleich in Kapitel 3, von den Magistrates’ Courts festgesetzt werden. Mütter waren demgegenüber grundsätzlich zu keinerlei Unterhaltszahlungen verpflichtet, auch dann nicht, wenn der Vater das Kind betreute und versorgte. In diesem Fall wurden Mütter zudem noch von jeglicher Betreuungspflicht entbunden. Eine Kompensation erfolgte nicht. Es gab in diesen Fällen nur noch allein väterlicherseits zu erbringende Betreuungs- und Unterhaltsleistungen. Der Gesamtbedarf des Kindes wurde somit allein vom Vater erfüllt, elterliche Unterhaltspflichten differierten erheblich. Aufgrund dieser Ungleichbehandlung lag folglich keine wesensmäßige Gleichwertigkeit der elterlichen Beiträge für die Erziehung und Versorgung des Kindes vor. Zahlungen in dem Sinne von Kindesunterhalt, wie sie in England heutzutage vom Non-resident parent erbracht werden müssen, waren für die Ehefrau nach dem Matrimonial Causes Act 1857 also noch nicht vorgesehen. Kindesunterhalt konnten Mütter zudem nur abhängig von ihrem eigenen Unterhaltsanspruch erhalten. Einen eigenständigen Barunterhaltsanspruch des Kindes gab es, anders als im Poor Law und Bastardy Law, aus dem Family Law nicht. Es war lediglich vorgesehen, Belange des Kindes beim Anspruch ihrer Mutter zu berücksichtigen. Diese Belange beinhalteten monetäre Aufwendungen für deren 568 Entspricht etwa 3.500 Pfund nach dem Geldwert in 2000. 569 Tomkins v Tomkins (1858) 1 Sw. & Tr. 163.

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Erziehung und Unterhaltung. Betreuungsleistungen der Mütter selbst hatten wirtschaftlich keine Bedeutung. Unterhaltsansprüche der Ehefrau einschließlich Kindesunterhalt waren also ungeachtet des Übergangs der Verfahrenszuständigkeit von kanonischen auf säkulare Gerichte weiterhin abhängig von der Feststellung ihrer Schuldlosigkeit an der Auflösung der ehelichen Gemeinschaft. Die hiervon abweichende Bewertung des englischen Parlaments anlässlich von dortigen Scheidungsverfahren wurde insofern inhaltlich in das Gesetz von 1857 nicht übernommen. In gerichtlichen Entscheidungen wie Prichard v Prichard570 erfolgten allerdings schon früh Auslegungen des Matrimonial Causes Act 1857, die von einer ausnahmslosen Abhängigkeit des Unterhalts der Ehefrau von ihrer Schuld an der Trennung von ihrem Ehemann absahen und trotz einer solchen Schuld Zahlungen anerkannten. Aber erst durch die obergerichtliche Entscheidung im Verfahren Ashcroft v Ashcroft571 im Jahr 1902 änderte sich die Rechtsprechung dazu nachhaltig. Im Rahmen der Bastardy Laws erhielten Mütter – oder die Gemeinde – dagegen von Putativvätern, die selbst keine rechtliche Verpflichtung zur Unterhaltung und Erziehung ihrer nichtehelichen Kinder hatten, regelmäßige Zahlungen. Durch diese Zahlungen wurden ebenfalls monetäre Leistungen der Mutter für das Kind ersetzt. Putativväter konnten also trotz Fehlens einer vorrangigen rechtlichen Verpflichtung zu laufendem Barunterhalt für ihre Kinder verurteilt werden, um deren Erziehung wirtschaftlich zu ermöglichen. Eine Kompensation von laufenden Zahlungen durch Putativväter mit entfallenen primären Leistungspflichten lag deshalb, anders als im Family Law, nicht vor. Die pekuniäre Unterstützung der das Kind versorgenden Mutter durch den Vater war also sowohl im Bastardy Law als auch im Matrimonial Causes Act 1857 ausgerichtet auf den Ersatz tatsächlicher Kosten. Hierfür bestand im Bastardy Law seit sec. 2 Poor Law Amendment Act 1844 eine eigene gesetzliche Grundlage, die sich an den Bedürfnissen des Kindes orientierte. Auch im aktuellen teilsymmetrischen Unterhaltsmodell werden Kosten der Versorgung von Kindern mittels Barunterhalt ersetzt. Bedürfnisse der Kinder werden dabei jedoch maßgeblich abgeleitet von der wirtschaftlichen Potenz des barunterhaltspflichtigen Elternteils. Im Verhältnis zur Unterhaltshöhe der Mütter waren die Unterhaltsbeträge nach dem Matrimonial Causes Act 1857, die auf die Kinder entfielen, allerdings vernachlässigenswert. Sie betrugen zwischen 10% und 20% der Unterhaltssumme ihrer Mutter. Es gab dafür keine konkrete Berechnungsformel, obschon eine Orientierung am Einkommen und Vermögen des Ehemannes, aber auch am Unterhaltsanspruch der Mutter, erfolgte. Der Zahlbetrag wurde von den Gerichten einzelfallbezogen festgesetzt. 570 Prichard v Prichard (1864) 3 Sw. & Tr. 523. 571 Ashcroft v Ashcroft and Roberts (1902) P. 270.

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Kindesunterhalt im Family Law

Im Poor Law waren gegenüber dem Bastardy Law und Family Law vorrangige Unterhaltsleistungen in natura von einzelnen Familienangehörigen wie Eltern und Großeltern vorgesehen. Diese konnten auch gerichtlich aufgegeben werden; erst im Falle fortwährender Pflichtverletzungen kam es dann zu Armenhilfeleistungen. Eine der einzuhaltenden Pflichten war die Betreuung des Kindes durch die Mutter. Wie im Family Law auch basierten laufende Zahlungsverpflichtungen im Poor Law also auf dem Wegfall einer vorrangigen Unterhaltspflicht. Nur das Bastardy Law nahm durch eine eigenständige gesetzliche Grundlage eine Sonderstellung ein. Zu beachten ist dabei aber, dass ein familiäres Zusammenleben mit dem Putativvater regelmäßig nicht stattfand. Damit bestanden insofern auch keine vorrangigen Unterhaltspflichten in natura, die ersetzt werden konnten. Ihr Fehlen wurde durch die gesetzliche Aufnahme einer Zahlungspflicht kompensiert. Die regelmäßig bestehende Rollenverteilung in der Ehe setzte sich insofern nach der Trennung in Form der eher obligatorischen unentgeltlichen Erziehungsund Betreuungsarbeit der Mutter und Zahlungspflicht des Vaters fort, Letzteres aber nur dann, wenn er trotz Trennung seiner Verpflichtung zur Erbringung von Naturalunterhalt nicht nachkam. Erst ein Verstoß des Vaters gegen diese ihn treffende Pflicht konnte zu seiner Verurteilung zu laufendem Unterhalt führen. Beide Unterhaltsarten divergierten also bereits aufgrund ihrer jeweiligen Rechtsqualität. Es gab folglich auch keine gerichtlichen Entscheidungen, die im Falle der Verletzung der Verpflichtung zur Erziehung und Pflege des Kindes durch die Mutter nach Trennung der Eltern gegenüber dem Vater erhöhte Zahlungen abverlangten oder überhaupt diskutierten. Es gab auch keinerlei Entscheidungen, die sich in diesem Zusammenhang mit etwaigen anderen monetären Kompensationen auseinandersetzten. Erziehung und Pflege waren deshalb nicht mit dem Unterhaltsbegriff in Form von maintenance vergleichbar. Beide kindlichen Grundbedürfnisse waren in dieser Hinsicht inkongruent.572 Zudem gab es keine Anrechnungen von Betreuungsleistungen auf eigene Barunterhaltspflichten der Mütter, da diese rechtlich überhaupt nicht vorgesehen waren. Und auf Barunterhaltspflichten von Vätern hatten andere Betreuungs- und Versorgungsleistungen für Kinder in seinem Haushalt keinerlei Einfluss. Jedwede Fremdbezüglichkeit im Kindesunterhaltsrecht fehlte also. Für die heutige Teilsymmetrie sind die gesetzlichen Inhalte des Matrimonial Causes Act 1857 sowie die darauf beruhenden familiengerichtlichen Entscheidungen nach vorläufiger Bewertung also bedeutungslos. Die Reform des englischen Ehe- und Scheidungsrechts im Jahr 1857 begründete nach alledem keine beachtlichen Vorbilder für das heutige teilsymmetrische Unterhaltsmodell.

572 Vgl. zu diesem Verhältnis auch Eekelaar (1983) S. 192.

Erweiterung der Kompetenzen der Magistrates’ Courts

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Kapitel 3: Erweiterung der Kompetenzen der Magistrates’ Courts Durch den Matrimonial Causes Act 1878 ermöglichte die englische Regierung den erstinstanzlichen Gerichten der Summary Jurisdiction, anlässlich von Trennungsentscheidungen regelmäßige Geldzahlungen für die verheiratete, aber getrennt lebende Mutter festsetzen zu können. Aber auch diese Verfahren vor den Magistrates’ Courts ermöglichten es den Parteien indes nicht, wieder zu heiraten. Die Zuständigkeiten und Kompetenzen der Magistrates’ Courts wurden dennoch im Bereich des Familienrechts, vor allem zur Erlangung von Unterhaltszahlungen, erheblich erweitert. Wurden insofern auch Grundlagen für die heutige Teilsymmetrie geschaffen? 1. Anordnung von Unterhaltszahlungen In sec. 4 subsec. 1 Matrimonial Causes Act 1878 war bezogen auf Ansprüche verheirateter Mütter jetzt vorgesehen, dass die Magistrates’ Courts fortan wöchentliche Unterhaltszahlungen im Zusammenhang mit einer Trennungsentscheidung (Separation Order oder Non-Cohabitation Order) gegenüber dem Ehemann unter Berücksichtigung seiner gesamten Besitztümer festsetzen konnten. Bei einer solchen Festsetzung von Unterhaltszahlungen sollten explizit eheliche Kinder, die von der Mutter betreut werden, berücksichtigt werden. 573 Neben der Frage der Berechtigung, getrennt leben zu dürfen, klärten die Magistrates’ Courts also seit dem Jahr 1878 auch die Begründetheit vorläufiger Unterhaltsverpflichtungen des Ehemannes als sogenannte alimony pendente lite. Vor 1878 waren sie dazu nicht ermächtigt. Die Magistrates’ Courts durften aber keinen Ehemann zu Unterhaltsleistungen anlässlich einer Separation Order verpflichten, wenn er selbst über kein ausreichendes Einkommen aus Erwerbstätigkeit verfügte.574 Keine Anwendung fand der Matrimonial Causes Act 1878 indes auf Ansprüche nichtehelicher Kinder. Jene unterfielen weiterhin nur den Poor und Bastardy Laws. Änderungen zum bisherigen Recht ergaben sich dort nicht. Gesetzliche Unterhaltspflichten von Vätern gegenüber nichtehelichen Kindern wurden nicht aufgenommen, für sie waren weiterhin allein die Mütter verantwortlich. Hier konnten nur die bereits mehrfach beschriebenen Affiliation Orders oder private Verträge über die Übernahme von Unterhaltspflichten des Mannes Abhilfe schaffen. 573 Voraussetzung einer Separation oder Non-Cohabitation Order, also berechtigt zu sein, die eheliche Gemeinschaft aufgeben oder getrennt leben zu dürfen, war, wie bisher auch, dass den anderen Ehepartner an der Auflösung der Gemeinschaft die Schuld traf. 574 Vgl. Behlmer (1998) ch. 4. In den Married Woman Act 1895 wurde später klarstellend übernommen, dass die Magistrates’ Courts weiterhin mittels Separation oder Non-Cohabitation Order eine Unterhaltsentscheidung zugunsten der Ehefrau bis zu 2 Pfund pro Woche festsetzten konnten.

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Kindesunterhalt im Family Law

Erforderlich für vorläufige Unterhaltsentscheidungen der Magistrates’ Courts war eine öffentliche Verhandlung (Open Court). Zu diesen waren die Richter regelmäßig verpflichtet.575 Das Gericht musste dazu in sogenannten Petty Sessions tagen. Ein solcher Petty Sessional Court bestand immer dann, wenn zumindest zwei Richter anwesend waren und öffentlich verhandelten.576 Da die Gerichte der Summary Jurisdiction in großer Anzahl außerhalb Londons eingerichtet wurden, waren sie für die meisten Paare, die sich trennen wollten, erreichbare Anlaufstellen. Es entfielen dadurch erhebliche Reisekosten nach London und weitere Ausgaben für Zeugen und Anwälte. Auf diesem Weg konnten sie wichtige Vorentscheidungen zu einer späteren Scheidung, die ja weiterhin nur durch das Londoner Gericht ausgesprochen werden konnte, erreichen. Sehr häufig blieb es aber wegen der beengten wirtschaftlichen Verhältnisse bei diesen vorläufigen Entscheidungen, wie im Finer-Report ausführlich dargestellt.577 Dem Gericht stand bei der Folgeentscheidung zum Unterhalt ein Ermessen zu, in welcher Höhe die Zahlungen festgesetzt und geleistet werden mussten. Die Höhe der gerichtlich festsetzbaren Beträge für Mutter und Kind außerhalb eines Scheidungsverfahrens, also zum Beispiel im Rahmen einer Separation Order, war entgegen der einige Jahre später in Kraft getretenen Regelung im Married Woman Act 1886 noch nicht auf 2 Pfund pro Woche beschränkt. 578 Nach sec. 4 subsec. 1 Matrimonial Causes Act 1878 sollte sich das Gericht zur Ermittlung und Festsetzung der Höhe an den jeweiligen Gütern, Einkommen und Vermögen der Gatten orientieren; änderten sich diese Verhältnisse im Vergleich zur Situation bei der früheren Entscheidung, war es möglich, die Höhe der laufenden Zahlungen anzupassen. Prozessual reglementierte die englische Regierung im Jahr 1879 die Zuständigkeiten der Magistrates erneut. Dies erfolgte sowohl hinsichtlich der formalen Voraussetzungen als auch hinsichtlich der Kompetenzen. Zahlte beispielsweise der Ehemann den gerichtlich titulierten Unterhalt nicht, konnten gegen ihn durch die Magistrates’ Courts auch Geldstrafen verhängt werden. Erweitert wurden durch den Summary Jurisdiction Act 1879 aber insbesondere auch die gerichtlichen Möglichkeiten, einen trotz vorheriger gerichtlicher Entscheidung nicht zahlenden Unterhaltsschuldner inhaftieren zu können.579 War von ihm regelmäßiger Unterhalt von weniger als 10 Shillings zu zahlen, konnte der Verpflichtete fortan bis zu sieben Tage inhaftiert werden. Bestand seine Verpflichtung zwischen 10 Shillings und 575 Sec. 20 subsec. 1, 2, 3 und 4 Summary Jurisdiction Act 1879. 576 Sec. 20 subsec. 6 Summary Jurisdiction Act 1879. 577 Finer Report (1974), Vol. 2, App., S. 94 ff., 105 ff. 578 Sec. 4 Matrimonial Causes Act 1878 (58 & 59 Vict. c. 39). 579 So explizit sec. 21 subsec. 3 Summary Jurisdiction Act 1879.

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1 Pfund, waren dies bis zu 14 Tage. Lag der Zahlbetrag zwischen 1 und 5 Pfund, erhöhte sich die Haftzeit auf bis zu einen Monat, zwischen 5 und 20 Pfund auf bis zu zwei Monate und bei Zahlungspflichten über 20 Pfund betrug die maximale Haftzeit drei Monate.580 In der Masse der Fälle einer zu erwirkenden vorläufigen Unterhaltsentscheidung der Ehefrau anlässlich des Verfahrens zur Legitimation der Berechtigung zur Trennung (und in dessen Folge und damit abhängig von dessen Ausgang) waren jetzt nach alledem die Magistrates’ Courts als Gerichte der Summary Jurisdiction zuständig. Dadurch kam es zu einer Trennung der Rechtsprechung durch eben diese Magistrates’ Courts und des seit dem Jahr 1873 für Ehescheidungen ausschließlich zuständigen High Court of Justice in London. 2. Neuer Supreme Court of Judicature Ab dem Jahr 1873 war ein neu eingerichteter Supreme Court of Judicature581 anstelle des im Jahr 1857 eingeführten Court for Divorce and Matrimonial Causes für alle Familiensachen zuständig. Sitz dieses Gerichts war ebenfalls London. Das heißt, außerhalb Londons waren Scheidungen auch weiterhin nicht möglich, alle diesbezüglichen Anträge mussten in London gestellt und verhandelt werden.582 Dieser Supreme Court bestand aus zwei Abteilungen, dem High Court und dem Court of Appeal. In der Abteilung High Court wurden u. a. alle bisherigen Verfahren des Court of Probate und des Court for Divorce and Matrimonial Causes verhandelt.583 Eine der dazu gebildeten insgesamt fünf Unterabteilungen dieses High Court, sogenannte Chancery Divisions, war die Probate, Divorce and Admiralty Division.584 Die im Jahr 1873 neu eingerichtete Abteilung der Probate, Divorce and Admiralty Division des High Court of Justice übernahm die Aufgaben des seit 1857 zuständigen Court for Divorce and Matrimonial Causes. Damit wirkte ein Teil der Rechtsprechung der Kirchengerichte, u. a. die praktizierte Drittelregel zur Bemessung etwaiger Unterhaltszahlungen, im Familienrecht weiter fort. Zuständig war ein Richter als Einzelrichter für alle neuen Verfahren,585 dagegen bei Berufungen gegen Entscheidungen der Petty oder Quarter Sessions eines County Court ein Richtergremium (Divisional Court). Alle Berufungsentscheidungen des Divisional Courts waren endgültig, es sei denn, eine Überprüfung vor dem Court 580 Sec. 5 Summary Jurisdiction Act 1879 (42 & 43 Vict. c. 49). 581 Supreme Court of Judicature Act 1873 (36 & 37 Vict. c. 66). 582 Finer Report (1974), Vol. 2, App., S. 105. 583 Sec. 16 und 34 Supreme Court of Judicature Act 1873. 584 Sec. 31 Supreme Court of Judicature Act 1873. 585 Sec. 42 Supreme Court of Judicature Act 1873.

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of Appeal wurde ausdrücklich zugelassen.586 Sämtliche Berufungen vor dem Court of Appeal mussten vor dem gesamten Richtergremium, mindestens aber vor drei der dort tätigen Richter, durchgeführt werden.587 Ausgeschlossen waren jedoch diejenigen Richter des High Court, die die angegriffene Entscheidung entweder selbst erlassen hatten oder wenn sie von einem Divisional Court stammte, dem sie selbst als Richter angehörten, auch, wenn die Entscheidung selbst nicht von ihnen stammte.588 Berufungen gingen also fortan nicht mehr vor das House of Lords, sondern vor den Court of Appeal. 3. Keine Reform der Scheidungs- und Unterhaltsvoraussetzungen Für einen Anspruch auf Kindesunterhalt gab es weiterhin sehr enge Voraussetzungen, denn er hing unmittelbar von der Begründetheit des Unterhaltsanspruchs der Mutter ab. Dazu musste der Ehemann wie bisher an der Beendigung der ehelichen Gemeinschaft schuld, die Ehefrau unschuldig sein. Eine Reform des Unterhaltsrechts fand also nicht statt. Der Ehemann musste lediglich einen Ehebruch seiner Frau nachweisen, um seiner gesamten Unterhaltsverpflichtung zu entgehen. Die Ehefrau aber, neben dem Ehebruch ihres Mannes, einen weiteren erheblichen Verstoß wie zum Beispiel Grausamkeit, Vergewaltigung, Bigamie, Inzest oder das grundlose Verlassen der Ehe durch den Mann für einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren. Noch nicht möglich waren dagegen bis zum Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 Unterhaltsforderungen aufgrund der vorsätzlichen Einstellung von Unterhaltsleistungen von Seiten des Ehemannes. Unterhalt für die Ehefrau und die bei ihr lebenden ehelichen Kinder war also unverändert nur als nachrangige Folgeentscheidung, zum Beispiel einer Judicial Separation Order durch das Londoner Gericht oder als Separation Order durch die Gerichte der Summary Jurisdiction, möglich. Daher kam es unter Beachtung der Rechtsprechung des High Court zunächst immer noch entscheidend auf die Unschuld der Ehefrau an der Auflösung der ehelichen Gemeinschaft an. Anderenfalls stand ihr und ihrem ehelichen Kind kein Unterhalt zu. Das Gericht war legitimiert, die widerstreitenden Behauptungen der Parteien in öffentlicher Verhandlung umfangreich zu untersuchen. So konnten zum Beispiel Zeugen verhört oder Dokumente eingesehen und geprüft werden. Auch war es dem Gericht möglich, Entscheidungen zum Aufenthalt und der Sorge für gemeinsame Kinder sowie zu ihrer und derjenigen ihrer Mutter erforderlicher 586 Sec. 45 Supreme Court of Judicature Act 1873, vergleichbar etwa mit der Zulassung der Revision bzw. Rechtsbeschwerde nach der deutschen ZPO bzw. FamFG. 587 Sec. 53 Supreme Court of Judicature Act 1873. 588 Sec. 54 Supreme Court of Judicature Act 1873.

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Unterstützung oder Unterhaltszahlung zu treffen. Neben diesem Sorgerecht, 589 oft Folgeentscheidung der vor allem stehenden Grundentscheidung, aufgrund tadellosen eigenen Verhaltens die eheliche Gemeinschaft auflösen, sich trennen oder gar scheiden lassen zu dürfen, war eine der zentralen tatbestandlichen Konditionen weiterhin der zur Überzeugung des Gerichts nachzuweisende Ehebruch des Mannes. Verließ ihn die Ehefrau ohne relevanten Grund in seiner Person, stand ihr ein Anspruch auf Unterhalt regelmäßig nicht zu. Im Zusammenhang mit den gerichtlichen Entscheidungen zur Auflösung der ehelichen Gemeinschaft teilten die ehelichen Kinder also das unterhaltsrechtliche Schicksal ihrer Mutter. Erhielt ihre Mutter danach Unterhalt, konnten ihr ergänzende Zahlungen wegen der Betreuung von Kindern unter zehn Jahren zugesprochen werden. 4. Unzuständigkeit der Magistrates’ Courts in Sorgerechtsangelegenheiten Das für Kindesunterhaltszahlungen wichtige Sorgerecht von Ehefrauen erfuhr durch den Custody of Infants Act 1873 bedeutsame Änderungen. Bis dahin waren private Vereinbarungen darüber nicht zulässig, wenngleich sie in tatsächlicher Hinsicht abgeschlossen wurden; rechtlich durchsetzbar waren sie im Streitfall allerdings nicht. Über das Sorgerecht durften grundsätzlich nur die Gerichte entscheiden. Der Custody of Infants Act 1873 sprach sich demgegenüber dafür aus, fortan private Sorgeentscheidungen der Eltern nicht von vornherein als unwirksam anzusehen, außerdem entfiel das Tatbestandsmerkmal des Ehebruchs der Frau als grundsätzlicher Ausschlussgrund. Zudem wurde die Altersgrenze, bis zu der Mütter die Sorge erhalten konnten, auf 16 Jahre angehoben, nach dem Custody of Infants Act 1839 hatte sie nur sieben Jahre betragen. Durch eine restriktive Neuregelung in sec. 4 Matrimonial Causes Act 1878 reduzierte der Gesetzgeber das Kindesalter dann allerdings auf zehn Jahre. Zur Begründetheit eines eigenen Sorgerechtsantrages mussten Ehefrauen indes weiterhin nachweisen, dass ihr Mann sich ihnen gegenüber schuldhaft verhalten hatte und sie selbst an der Trennung unschuldig waren. Lagen diese Voraussetzungen nicht vor, konnten Mütter regelmäßig das Sorgerecht für ihre Kinder nicht erlangen, es blieb beim Vater.590 Gleichermaßen waren dann Besuchs- und Umgangsrechte von Müttern ausgeschlossen.591 In der Entscheidung Rex v Greenhill wird das dogmatisch angenommene Sorgerechtsprivileg des Vaters sehr deutlich:

589 Siehe nachfolgend unter Zf. 4. 590 Dazu insbesondere Rex v Greenhill (1836) 4 AD. & E. 624; The Queen v Howes (1860) 3 El. & El. 332. 591 Maidment (1984) S. 112 f.

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Kindesunterhalt im Family Law

“There is (…) no doubt that, when a father has the custody of his children, he is not depri-

ved of it except under particular circumstances. (…) The only question then is, what is to be considered the proper custody; and that undoubtedly is the custody of the father.”592

Im Verfahren The Queen v Howes wurde 24 Jahre später ebenfalls, trotz einiger Bedenken, die Sorge dem Vater übertragen, obwohl das betreffende Kind, noch nicht ganz 16 Jahre alt, ein dauerhaftes Verbleiben bei diesem ablehnte; bis zum 16. Geburtstag gebe es kein richterliches Ermessen des Gerichts, anders zu entscheiden.593 Damit wirkte die väterliche Privilegierung trotz des Custody of Infant Act 1839 fort.594 Das Gericht wies in sehr deutlichen Worten zudem sämtliche Versuche der Einflussnahme von außen auf dessen Entscheidung zurück: “I may add that if those persons, who have tried their best to battle the authority of this

Court, and to keep this girl back from her father, had been indicted for the offence of abducting her, it appears to me that they would have been liable to conviction.”595

Ausnahmen des Grundsatzes, wonach die richtige Sorge nur durch den Vater ausgeübt werden könne,596 wurden erst später durch sec. 5 des Guardianship of Infants Act 1886 und den Custody of Children Act 1891 gesetzlich eingeführt. Eine solche Ausnahme lag zum Beispiel vor, wenn der Ehemann und Vater auch das Kind verlassen hatte oder es zur Erziehung Dritten zu deren finanziellen Lasten überließ; war das Gericht letztlich davon überzeugt, dass dem Vater ein solches Verhalten vorzuwerfen war und er dadurch seine elterlichen Pflichten verletzte, war eine Übertragung der elterlichen Sorge auf die Mutter möglich.597 Außerdem konnte die Probate, Divorce and Admiralty Division des High Court of Justice im Rahmen von Sorgerechtsstreitigkeiten gem. sec. 5 Matrimonial Causes Act 1878 Verbleibensanordnungen von ehelichen Kindern bei der Mutter treffen, solange diese nicht älter als 16 Jahre waren. Problematischer war die Rechtslage zwischenzeitlich noch aufgrund des Married Women (Maintenance in Case of Desertion) Act 1886.598 Darin wurde das Verlassen von Mutter und Kind durch den Vater zwar als Trennungs- und Scheidungsgrund aufgenommen; zuständig für darauf fußende Entscheidungen waren 592 Rex v Greenhill (1836) 4 AD. & E. 624, 639 f. 593 The Queen v Howes (1860) 3 El. & El. 332, 336 f. 594 Zu diesem sogenannten habeas-corpus-Prinzip siehe Maidment (1984) S. 100 f.; James S. 5 ff. 595 The Queen v Howes (1860) 3 El. & El. 332, 337. 596 ����������������������������������������������������������������������������������������� In Rex v Agar-Ellis (1883) 10 Ch.D. 49 wurde sogar von einem Naturrecht des Vaters ausgegangen, allein die richtigen Entscheidungen für seine Kinder zu treffen. 597 Maidment (1984) S. 99 ff.; James (1962) S. 8 m.w.N. 598 49 & 50 Vict. c. 52.

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allerdings nicht die Gerichte der Summary Jurisdiction, sondern nur die Probate, Divorce and Admiralty Division. Die Regierung wies das nachträglich so an, obwohl der Gesetzeswortlaut eine Entscheidungskompetenz der Magistrates’ Courts und damit der Summary Jurisdiction vorsah.599 Deshalb konnte die Mutter einen Antrag beim Magistrate Court nicht auf das schuldhafte Verlassen (desertion) ihres Mannes stützen, sondern nur auf die anderen gesetzlichen Trennungs- und Scheidungsgründe. Unter Berücksichtigung des Guardianship of Infants Act 1886 und des Custody of Children Act 1891 legte der Gesetzgeber schließlich durch sec. 5 subsec. b Married Woman Act 1895 fest, dass auch ein Abstellen auf das schuldhafte Verlassen durch den Ehemann zur Erlangung einer Sorgerechtsentscheidung (wieder) möglich sei.600 Erst viel später wurde auch den Gerichten der Summary Jurisdiction die Möglichkeit eingeräumt, über Fragen der elterlichen Sorge zu entscheiden.601 Übertrugen sie nach Erweiterung ihrer Zuständigkeiten das Sorgerecht auf die Mutter, konnten sie auch eine das Kind betreffende Unterhaltszahlung festsetzen. Dabei musste diese das Kind betreffende Summe separat ausgewiesen werden. Häufig wurde allerdings lediglich eine dauerhafte Unterhaltszahlung zugunsten der Mutter bestimmt, ein auf die Kosten der Kinderversorgung entfallender Betrag fehlte. Es lag insofern eine unklare Unterhaltsentscheidung vor.602 Das wirkte sich insbesondere bei einer späteren Änderung des Sorgerechts aus: Wechselte das Kind in den Haushalt des Vaters, verlangte der Vater regelmäßig, dass die Höhe des Unterhalts für die Mutter reduziert werden sollte. Aber um welchen Betrag? In dem Verfahren Witt v Witt603 stellte das Gericht durchaus überraschend fest, dass die Mutter ihren vollen Anspruch behalten konnte: Der Kindesvater beantragte dort die Abänderung seiner bestehenden Unterhaltsverpflichtung. Das Gericht wies seinen Antrag ab, denn die Zahlungsbeträge für die Kinder seien dort nicht explizit ausgewiesen. Außerdem sei in der Entscheidung nicht klargestellt, ob der festgesetzte Unterhalt nicht allein für die Mutter bestimmt gewesen sei. Daher behielt die Mutter ihren vollen Anspruch, auch, wenn ihr Kind zum Vater wechselte.604 Die Beantwortung der Frage des Kindeswohls hinsichtlich der Übertragung des Sorgerechts auf den einen oder anderen Elternteil warf insgesamt erhebliche Schwierigkeiten auf, denn das Gericht musste jetzt sehr häufig über inhaltliche Aspekte der Erziehung, gerade bezogen auf die Frage der religiösen Ausrichtung 599 Cretney (2005) S. 200 m.w.N. 600 Dazu Kapitel 5 Zf. 6. 601 Sec. 2 subsec. 1 Matrimonial Proceedings (Magistrates’ Court) Act 1960. 602 So im Verfahren Beddington v Beddington (1922) 127 L. T. 755. 603 Witt v Witt (1891) P. 163. 604 Witt v Witt (1891) P. 163, 166.

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des Kindes, entscheiden.605 Unabhängig hiervon waren die gerichtlichen Entscheidungen zum Sorgerecht aber immer mehr das Ergebnis einer Abwägung, die nicht nur die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Eltern oder etwaiger in Betracht kommender Dritter zu berücksichtigen hatte, sondern vornehmlich die Interessen der Kinder.606 Diese Kindesinteressen i.S.d. auch in Deutschland im Zentrum einer Sorgerechtsentscheidung stehenden Begriffs des Kindeswohls wurden in sec. 5 Guardianship of Infants Act 1886 explizit als wichtiges Entscheidungskriterium aufgenommen.607 Bezogen auf die wichtige Schuldfrage, die kumulativ zu jener des Unterhaltsanspruchs für Mutter und Kind in einer Sorgeentscheidung beantwortet werden musste, wurde letztlich eine Verbesserung der Position der Ehefrau durch den Custody of Infants Act 1873 erreicht. Fortan war ihr nachweisliches ehebrecherisches Verhalten nicht mehr absoluter Versagungsgrund für einen Sorgerechtsantrag. Zudem wurde auch aufgrund der Rechtsprechung in Hamilton v Hector608 die Übertragung der Sorge auf die Mutter in einer privaten Vereinbarung der Eltern anerkannt, so dass die damit häufig verbundenen Probleme bei späteren Streitigkeiten entfielen. Der Vater konnte so nicht mehr ohne weiteres eine Änderung der Sorgevereinbarung beantragen und durchsetzen, um eine Reduktion der Zahlungen zu erreichen. Für die Mutter bedeutete dies eine gewisse Sicherheit im Hinblick auf ihre weitere Lebensplanung. Das galt auch in finanzieller Hinsicht, wenn der Vater zu Unterhaltszahlungen unter Berücksichtigung des von ihr betreuten Kindes verpflichtet wurde. 5. Zusammenfassung Trennungswilligen Eheleuten war es aufgrund des Matrimonial Causes Act 1878 möglich, ohne den Aufwand eines Verfahrens in London zu betreiben, Separation Orders und Non-Cohabitation Orders vor den weit verbreiteten Gerichten der Summary Jurisdiction zu erhalten. Für die Ehefrau bestand daraufhin zusätzlich die Option, unter Einbeziehung von ihr betreuter ehelicher Kinder vorläufige Unterhaltszahlungen gegenüber dem Ehemann festsetzen zu lassen. Dazu musste sie an 605 Z. B. Rex v Agar-Ellis (1883) 10 Ch.D. 49; Andrews v Salt (1873) 8 L.R. Ch. 622; Rex v McGrath (1893) 1 Ch. 143; Rex v Nevin (1891) 2 Ch. 299; Rex v Scanlan (1888) 40 Ch.D. 200; Rex v Clarke (1875) 7 E. & B. 186; Austin v Austin (1865) 4 D.J. & S. 716; Rex v Newbury (1866) L.R. 1 Ch. 263. 606 Z. B. Foulkes v Foulkes (1893) 69 L. T. 461; Witt v Witt (1891) P. 163, 165. 607 Zu der Entwicklung und den sozialen Hintergründen dieses neuen im Zentrum stehenden Begriffs des Kindeswohls Maidment (1984) S. 101 ff., 149 ff.; James (1962) S. 18 ff.; Deans (1895) S. 4 ff. 608 Hamilton v Hector (1872) L.R. 13 Eq 511.

Entwicklung der Rechte von Ehefrauen nach dem Matrimonial Causes Act 1878

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der Trennung unschuldig sein und erhebliche Pflichtverletzungen ihres Mannes nachweisen. Dessen Verweigerung, seine Ehefrau und die Kinder zu unterhalten, war jedoch als Anspruchsgrundlage noch nicht vorgesehen. Die Unterhaltshöhe blieb weiter abhängig vom Einkommen und Vermögen des Ehemannes. Es gab weder höhenmäßige Beschränkungen noch, wie beispielsweise bei der Armenhilfe oder Ansprüchen nach dem Bastardy Law, feste Mindestbeträge. Das Sorgerecht erhielten Ehefrauen indes nur unter den Voraussetzungen einer für sie positiven Trennungsentscheidung der Probate, Divorce and Admiralty Division des High Court of Justice, die Magistrates’ Courts hatten dazu noch keine Kompetenzen. In allen sorgerechtlichen Streitfällen mussten also erhebliche Kosten für ein Verfahren in London aufgewendet werden. Dann wurde bei der gerichtlichen Abwägung allerdings auch auf das Kindeswohl als zentralen Aspekt abgestellt. Das stellt eine durchaus beachtliche dogmatische Entwicklung dar, denn das ehedem nahezu unwiderlegbare Sorgerecht der Väter relativierte sich. Es wurde diskussionsfähig und im Einzelfall sogar zugunsten der Mütter abänderbar. Nicht diskutiert wurden jedoch wirtschaftliche Auswirkungen von Betreuungsleistungen auf den Barunterhalt; die Barunterhaltshöhe orientierte sich nur an den Gütern, dem Einkommen und Vermögen des Ehemannes. Anrechnungen von Betreuungsleistungen im eigenen Haushalt hatten auf die von ihm geschuldete Unterhaltshöhe keinerlei Einfluss, so dass jeder Selbst- und Fremdbezug fehlte. Gesetzliche Grundlagen und gerichtliche Verfahren hinsichtlich von Umgangskontakten, in denen dann wirtschaftliche Konsequenzen auf die Höhe des Barunterhalts hätten erörtert werden können, gab es noch nicht.609 Erneut lassen sich nach alledem aus den familienrechtlichen Gesetzesänderungen keine für die Teilsymmetrie relevanten Grundlagen ableiten. Das Family Law blieb insoweit bedeutungslos.

Kapitel 4: Entwicklung der Rechte von Ehefrauen nach dem Matrimonial Causes Act 1878 Infolge der verbesserten Möglichkeiten, vor den Gerichten der Summary Jurisdiction auch laufende Unterhaltszahlungen festsetzen lassen zu können, wurden in den 1880er Jahren Ungleichheiten von Ehefrauen und Ehemännern weiter abgebaut. Vor allem dem Married Women’s Property Act 1882610 kam dabei eine besondere Bedeutung zu, denn aufgrund dessen waren Ehefrauen fortan ebenfalls gesetzlich verpflichtet, ihre Kinder zu unterhalten. 609 Das wurde erst im Jahr 1925 durch sec. 1 Guardianship of Infants Act eingeführt, dazu Cretney (2005) S. 576 f. m.w.N. 610 45 & 46 Vict. c. 75.

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1. Unterhaltspflichten von Ehefrauen Nach dem Poor Law Amendment Act 1868611 bestand – außerhalb des Familienrechts – eine Unterhaltsverpflichtung in natura von Seiten beider Elternteile auch gegenüber ehelichen Kindern. Ein Verstoß gegen diese Pflicht konnte zu Strafanordnungen gegenüber dem betreffenden Elternteil führen: “When any parent shall willfully neglect to provide adequate food, clothing medical aid, or

lodging for his child, being under the age of fourteen years, whereby the health of such child is seriously endangered or injured, he shall be guilty of an offence punishable on summary conviction.”612

Bis zum Married Women’s Property Act 1882 bestand demgegenüber keine mit dem Poor Law vergleichbare rechtliche Verpflichtung der verheirateten Mutter, ihre ehelichen Kinder während des ehelichen Zusammenlebens zu versorgen. 613 Dies oblag aufgrund der erläuterten erweiterten Eigentumsstellung des Ehemannes durch die Heirat allein diesem. Erst mit der Gesetzesänderung im Jahr 1882 entstand für die Mutter eine vergleichbare Verpflichtung zur Unterhaltung ihrer Kinder, wie sie schon für den Vater und Ehemann anerkannt war: “A married woman having separate property shall be subject to all such liability for the

maintenance of her children and grandchildren as the husband is now by law subject to for the maintenance of her children and grandchildren; Provides always, that nothing in this

Act shall relieve her husband from any liability imposed upon him by law to maintain her children or grandchildren.”614

Mit diesem Gesetz wurden den Ehefrauen außerdem gerade in Bezug auf Eigentumsrechte bemerkenswerte Anpassungen an die Rechte der Ehemänner eingeräumt.615 Ihnen wurde es ermöglicht, Eigentum und Vermögen zu erwerben. Daraus folgte jedoch sogleich ihre Pflicht, ihre Kinder zu unterhalten. Unterhaltspflichten von Vätern und Müttern wurden insofern angepasst. Die Unterhaltsverpflichtung des Ehemannes bestand nach der gesetzlichen Definition desungeach611 31 & 32 Vict. c. 122. 612 Sec. 37 Poor Law Amendment Act 1868. 613 Mit Ausnahme der geschilderten Regelung unter 31 & 32 Vict. c. 122. 614 Sec. 21 Married Women’s Property Act 1882. 615 Report of the Royal Commission on Divorce and Matrimonial Causes 1912, S. 87 ff.; indes gab es auch wegen des eigenen Eigentums der Ehefrau neue Abgrenzungsfragen bei Ansprüchen gegenüber den Eheleuten, siehe Axford v Reid (1889) J.P. 611; zur Eigenverantwortung von Ehefrauen siehe Kitsakis (2012) S. 157 ff.

Entwicklung der Rechte von Ehefrauen nach dem Matrimonial Causes Act 1878

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tet gegenüber seiner Frau und den Kindern of her family fort, also auch gegenüber mit von ihr in die Ehe gebrachten Stiefkindern.616 Darin unterschieden sich beide Unterhaltspflichten. Sie unterschieden sich aber auch darin, dass die Ehefrau nach der Trennung weiterhin keinen Barunterhalt für ein beim Vater lebendes Kind zahlen musste. Die rechtlichen und tatsächlichen Schwierigkeiten verheirateter Mütter, laufende Unterhaltszahlungen vom Ehemann zu erhalten, führte zu eine Vielzahl von Versuchen, durch private Vereinbarungen und Absprachen die gerichtliche Überzeugungsarbeit zu umgehen und infolge einer Art Deal der Eheleute die Scheidung leichter erreichen zu können. Dem stand die erklärte Aufgabe des Gerichts gegenüber, Scheidungen nur aufgrund erheblicher Rechtsverletzungen eines Gatten aussprechen zu können. Stellte sich in der Anhörung heraus, dass der Antragsgegner dem Scheidungsantrag gar nicht streitig gegenübertrat oder dass die behaupteten erheblichen Verletzungen sogar konstruiert waren, scheiterten solche Anträge regelmäßig.617 Die dogmatisch-moralische Argumentation der Familiengerichte, welche die enorme Bedeutung der Ehe in den Mittelpunkt stellte, machte also einvernehmliche Scheidungen weitestgehend unmöglich. Eine weitere Folge hiervon war schließlich die Abkehr von privaten Trennungs- und Unterhaltsvereinbarungen der Eheleute, um nicht später Gefahr zu laufen, nicht mehr geschieden werden zu können. 2. Gerichtliches Ermessen bei der Festsetzung der Unterhaltshöhe Die Höhe einer Unterhaltsentscheidung im Rahmen von Non-Cohabitation oder Separation Orders, also außerhalb eines sich diesen etwa anschließenden Scheidungsverfahrens, wurde durch den Married Woman Act 1886618 auf maximal 2 Pfund pro Woche619 beschränkt.620 Bis zu diesem Betrag konnten die Magistrates’

616 Der Married Woman Act 1895 änderte diese Verpflichtung durch die Formulierung in dem dortigen sec. 4, wonach eine Verpflichtung auch gegenüber allen minderjährigen Kindern der Ehefrau bestand, denen der Ehemann gesetzlich zur Unterhaltung verpflichtet war: “reasonable maintenance for her and her infant children whom he is legally liable to maintain” – sec. 4 Married Woman Act 1895. 617 Churchward v Churchward and Holliday (1895) P. 7; auch Wyke v Wyke (1904) P. 149; Evans v Evans and Elford (1906) P. 125. 618 49 & 50 Vict. c. 52. 619 Entspricht etwa 120 Pfund nach dem Geldwert im Jahr 2000. 620 Diese Regelung wurde durch den Married Women (Summary Jurisdiction) Act 1895 (58 & 59 Vict. c. 39) aufgehoben und ersetzt, wobei die Höhe der damals vorgegebenen maximalen Unterhaltssumme übernommen wurde.

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Courts nach ihrer freien Überzeugung einen Betrag festsetzen.621 Die Beantwortung der Frage der Angemessenheit des festzusetzenden Betrages oblag allein dem Gericht, ohne das gesetzliche Vorgaben für die Prüfung einer Leistungsfähigkeit, einer Verhältnismäßigkeit im engeren Sinne und ähnliche Aspekte der Entscheidungsfindung und -begründung auch nur ansatzweise vorgegeben waren. Formal beachtet werden mussten zur Unterhaltshöhe die beiderseitigen Vermögen und Einkünfte, es sollte eine vernünftige Lösung gefunden werden. Obwohl der Vater und Ehemann zu solchen Leistungen grundsätzlich nach dem Common Law verpflichtet war, lehnten es die Gerichte teilweise dennoch bewusst ab, Unterstützungszahlungen überhaupt festzusetzen und anzuordnen. Außerhalb von Entscheidungen der Gerichte der Summary Jurisdiction ging man weiterhin von Unterhaltszahlungen in Höhe von etwa einem Drittel des Gesamteinkommens der Eheleute aus. Diese Methode der Drittelung wurde gemäß den veröffentlichten Entscheidungen beispielsweise regelmäßig in Verfahren über dauerhafte Unterhaltszahlungen (permanent maintenance oder alimony) angewendet, d.h. von den Registrars der Probate, Divorce and Admiralty Division praktiziert und ggf. vom Scheidungsgericht selbst bestätigt. Ein gutes Beispiel dafür ist die Entscheidung Lister v Lister622 aus dem Jahr 1889. Dort wurde Unterhalt von 195 Pfund p.a.623 bei einem Einkommen des zahlungspflichtigen Mannes von etwa 560 Pfund p.a. festgesetzt. So ist in einer Vielzahl von Entscheidungen verfahren worden. Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurde den Müttern durch den Married Women Act 1920 eingeräumt, für von ihnen betreute Kinder unter 16 Jahren unabhängig von einem Trennungs- oder Scheidungsverfahren bis zu 10 Shillings pro Woche624 Unterhalt gerichtlich festsetzen zu lassen. Zudem wurde ihr eigener Unterhaltsanspruch auf bis zu 5 Pfund pro Woche aufgestockt. Zahlte der Ehemann nicht, musste der Unterhalt vollstreckt werden. Dies oblag ebenfalls den Müttern. Das führte aufgrund der damit verbundenen Kosten zu enormen Schwierigkeiten, den festgesetzten Unterhalt auch zu erhalten. Auch, nachdem im Jahr 1914 spezielle Verwaltungsbeamte ernannt wurden, um die Zahlungen zu vollstrecken,625 haben viele Gerichte die Mütter weiterhin selbst verpflichtet, sich um die Zahlungen der Väter zu kümmern. Darüber hinaus war es den Müttern bis dato nicht möglich, schon vor der Geburt des Kindes Unterhalt zu bekommen. Während ihrer 621 Zu den Versuchen, Standards zur Bestimmung einer solchen Leistungsfähigkeit zu etablieren, siehe Lidbetter (1934) S. 10 ff. 622 Lister v Lister (1890) P. 4, 7. 623 Entspricht etwa 12000 Pfund nach dem Geldwert in 2000. 624 Entspricht etwa 30 Pfund nach dem Geldwert in 2000. 625 Sec. 30 Criminal Justice Administration Act 1914.

Entwicklung der Rechte von Ehefrauen nach dem Matrimonial Causes Act 1878

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Schwangerschaft konnten sie nur schwer eine Arbeit finden. Das wurde mit fortschreitender Schwangerschaft dann nahezu unmöglich. Deshalb blieben werdende Mütter häufig in der Schwangerschaft ohne jede Unterstützung. 3. Unterschiedliche Ziele: Unterhaltszahlungen und Armenhilfe Nach der Trennung der Eheleute vermengten sich, wie dargelegt, häufig Unterhaltsansprüche aus dem Familienrecht und Erstattungsansprüche aus dem Poor Law. Die für die Armenhilfe zuständige Gemeinde konnte die Festsetzung von Unterhaltszahlungen an sie gegen den Ehemann wegen der erbrachten und zu erbringenden Leistungen, zum Beispiel Unterbringung im Armenhaus, beantragen. Verweigerte sich die Ehefrau der dortigen Unterbringung und Versorgung, erhielt sie keinerlei Unterstützungsleistungen mehr. Sogleich entfiel auch ein von der Gemeinde zuvor erwirkter gerichtlicher Zahlungsanspruch gegenüber dem Ehemann,626 ohne dass dazu noch eine abändernde Entscheidung herbeigeführt werden musste. Die Ehefrau konnte aber für sich Unterhaltszahlungen auch nach dem Married Woman Act 1886 beantragen, wenn ihr Ehemann sie bewusst nicht mehr unterhielt, nachdem er sie verlassen hatte. Dieser Verstoß gegen seine gesetzliche Unterhaltspflicht war immer dann rechtlich relevant, wenn der Ehemann nach dem Verlassen keine berücksichtigungsfähige ernsthafte Erklärung abgegeben hatte, die Ehe mit seine Frau wieder aufzunehmen und die Gemeinschaft fortzuführen (sogenannte offer bona fide).627 Ehefrauen konnten zwar auch die Hilfe der für sie zuständigen Gemeinde in Anspruch nehmen, sich aber alternativ auch davon lösen und in der Hoffnung auf höhere Zahlungen und damit verbunden bessere Lebensumstände den Ehemann verklagen. Einer Ehefrau konnte unter den entsprechenden Voraussetzungen durch das Gericht eine vorläufige Unterhaltszahlung zugesprochen werden, beispielsweise 10 Shillings die Woche.628 Im Falle der Nichtzahlung durch den Mann war es indes schwer, diese Zahlungen zwangsweise durchzusetzen. In diesen Fällen fiel die getrennt lebende Ehefrau mit ihren Kindern häufig wieder der Armenhilfe anheim, im Ergebnis blieb ihnen dann schließlich doch nur wieder das Armenhaus. Dies auch deshalb, weil Unterstützungen durch die Armenhilfe 626 ���������������������������������������������������������������������������������������� Kershaw v Kershaw (1887) J.P. 646, 647 (dort wurden 7 Shillings pro Woche gegen den Ehemann festgesetzt). 627 Kershaw v Kershaw (1887) J.P. 646, 647. 628 Dodd v Dodd (1906) P. 189; Medway v Medway (1900) P. 141, unter Hinweis auf die erneute Anhörungspflicht des Gerichts, wenn zwölf Jahre nach einer privaten Unterhaltsvereinbarung im Zusammenhang mit der Trennung der Eheleute hierauf gestützt die Ehefrau zum Mann zurückkehrt, dieser sie nicht aufnimmt und die Frau deshalb Unterhalt wegen Verletzung seiner Unterhaltspflicht und der damit verbundenen von ihm verursachten Trennung begehrt.

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außerhalb der Armenhäuser, wie geschildert, nur sehr selten gewährt wurden. Im Ergebnis führte die Gewährung von Armenhilfe dann zu einem Anspruch der sie gewährenden Gemeinden gegenüber dem Ehemann, siehe sec. 33 Poor Law Amendment Act 1868. Von der Rechtsprechung wurde ein Ehemann, der seine Unterhaltspflicht im Familienverbund verletzte und keine offer bona fide erklärte, in der Regel zu laufenden wöchentlichen Unterhaltszahlungen verpflichtet.629 Die grundsätzlichen Unterschiede zwischen den Entscheidungen im Poor Law zugunsten der Gemeinde bei Gewährung von Armenhilfe und jener zugunsten bedürftiger Ehefrauen wurden gerichtlich folgendermaßen postuliert: “That first Order was made at the instance of the overseers to recoup them in giving Relief

to the wife. It was not made for her advantage, bur merely to relieve the parish. That Order necessarily expired when the occasion ceased, and when the wife ceased to be maintained by

the parish. (…) That being so, the wife next applied under a totally different state of things, and she applied for an Order which was intended to benefit herself and not the parish.”630

Damit wurde obergerichtlich bestätigt, dass inhaltlich unterschiedliche Ziele der Zahlungsanordnungen aus dem Poor Law einerseits und dem Family Law andererseits bestanden. Bei den Festsetzungsverfahren nach dem Poor Law ging es nicht primär um die Sicherung der Existenz der bedürftigen Personen, sondern um die Schadloshaltung der zuständigen Gemeindekasse gegenüber primär unterhaltsverpflichteten Familienangehörigen. Und dies ausweislich der Bewertung des Berufungsgerichts in dem Verfahren Kershaw v Kershaw631 trotz der damit ursprünglich verbundenen und aufgezeigten Intention, Defizite der innerfamiliären Solidarität zu kompensieren. Vorrangige Bedeutung für den armenhilferechtlichen Unterhaltsanspruch der Ehefrau hatte also nach dieser judikativen Wertung nicht mehr der Teilaspekt der Kompensation, sondern der Ersatz der damit verbundenen Ausgaben vom seine persönliche Leistungspflicht verletzenden Familienmitglied oder Putativvater. Die Existenz der armenhilfebedürftigen Personen war aus Sicht des Gesetzes und der Gerichte über und durch die gemeindlichen Hilfen, wie zum Beispiel die Unterbringung im Armenhaus, gesichert. Mehr musste, wollte und konnte man nicht tun.

629 Diese erstinstanzliche Rechtsprechung der Magistrates’ Courts, im konkreten Fall wurden 20 Shillings pro Woche festgesetzt, wurde durch das Londoner Berufungsgericht bestätigt, siehe dazu Kershaw v Kershaw (1887) J.P. 646. 630 Kershaw v Kershaw (1887) J.P. 646, 647. 631 Kershaw v Kershaw (1887) J.P. 646.

Entwicklung der Rechte von Ehefrauen nach dem Matrimonial Causes Act 1878

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4. Zusammenfassung Im Jahr 1886 wurde verheirateten Frauen durch den Married Women – Maintenance in Case of Desertion – Act 1886632 die Möglichkeit eingeräumt, selbst einen gerichtlichen Antrag bei einem Magistrates’ Court zur Festsetzung von geldlichen Zuwendungen wegen der Trennung zu stellen. Die Rolle der Frau im englischen Familienrecht hatte sich daher in dieser prozessualen Hinsicht verbessert. Voraussetzung für einen auf diesen Married Women Act 1886 fußenden Anspruch war auch nicht mehr ausschließlich, wie noch bei den Matrimonial Causes Acts 1878 und 1857, das schuldhafte Verhalten des Ehemannes durch zum Beispiel Ehebruch, sondern darüber hinaus bereits das Verlassen seiner Frau verbunden mit der Einstellung von Unterhaltsleistungen. Die bis dahin vorgesehene zeitliche Mindestgrenze dieses Verlassens von zwei Jahren wurde abgeschafft. Zudem konnte eine zwangsweise Verpflichtung des Ehemannes zu Unterhaltszahlungen gerichtlich erreicht werden, wenn er zu Unterhaltsleistungen, zumindest teilweise, in der Lage war, diese aber bewusst verweigerte. Der Married Women Act 1886 nähert sich daher erstmals einem modernen Unterhaltsmodell an. Im Ergebnis unterschied man in der Rechtsprechung in den 1880er Jahren infolge des Matrimonial Causes Act 1878 trotz bereits geäußerter einzelner Bedenken allerdings weiterhin Ansprüche an der Trennung schuldiger von denen unschuldiger Ehefrauen. Erstere erhielten in Anlehnung an vorherige Praktiken nur, wenn überhaupt, ein Modicum, Letztere dagegen einen weitaus höheren Betrag, meistens ein Drittel des gesamten Einkommens des Ehemannes.633 Die Zahlungssumme bezog sich auf die Ansprüche der Ehefrau selbst, zudem wurde eine variable Summe für jedes von ihr betreute eheliche Kind bestimmt. Wichtige Verbesserungen in der rechtlichen Position von Ehefrauen wurden durch den Married Women’s Property Act 1882 erreicht. Durch dieses Gesetz konnten Ehefrauen Eigentum und Vermögen trotz Heirat behalten und während der Ehe neu erwerben. Schließlich folgte durch den Guardianship of Infants Act 1886 die Aufnahme des Kindeswohls als vorrangiges Bewertungskriterium bei Sorgerechtsentscheidungen. Das stellt eine beachtliche Neuorientierung des Gesetzgebers dar. Hinzu kam, dass sich die gerichtlichen Sorgerechtsentscheidungen auch von dem bisherigen Vorrang des Ehemannes verabschiedeten. Darüber hinaus war die Entscheidung auch nicht mehr maßgeblich durch die Schuld der Ehefrau an der Trennung determiniert. Allerdings wurden Umgangsrechte trotz des in den Mittelpunkt der gerichtlichen Entscheidungen gestellten Kindeswohls nicht thematisiert. Daher 632 49 & 50 Vict. c. 52. 633 Finer Report (1974), Vol. 2, App., S. 104.

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Kindesunterhalt im Family Law

gab es auch weiterhin keine der heutigen Teilsymmetrie immanente Anrechnung von Betreuungsleistungen auf den Barunterhalt.

Kapitel 5: Unterhaltspflichten nach dem Married Women Act 1895 Wichtig für die aktuelle Teilsymmetrie war die Einführung einer Unterhaltspflicht gem. sec. 4 Married Women (Summary Jurisdiction) Act 1895 für alle Kinder der Familie, denen der Ehemann gesetzlich zum Unterhalt verpflichtet war. Darüber hinaus ermöglichte das Gesetz Ehefrauen über die – von Seiten der Regierung modifizierten – Regelungen im Married Women (Maintenance in Case of Desertion) Act 1886 hinaus, gerichtliche Anträge vor den Magistrates’ Courts gegenüber ihren Ehemännern auch im Hinblick auf das Tatbestandsmerkmal desertion zu stellen. Weitere, bereits seit langem bestehende, rechtliche Voraussetzungen blieben daneben in Kraft. 1. Neue Anspruchsvoraussetzungen für Unterhalt Infolge des Summary Jurisdiction (Married Woman) Act 1895 konnte die Ehefrau eine Unterhaltsentscheidung bereits im Rahmen einer Non-Cohabitation Order vor den Magistrates’ Courts erhalten. Voraussetzung dafür war die gerichtliche Feststellung, berechtigt zu sein, die Ehegemeinschaft aufheben zu dürfen (NonCohabitation Order). Die Ehefrau musste dazu allerdings bereits vor dem eigentlichen Vollzug der Trennung den Antrag beim Gericht gestellt haben. Anderenfalls versagten die Gerichte ihr später jeden Unterhaltsanspruch. Da die im Jahr 1873 neu eingerichtete Probate, Divorce and Admiralty Division des High Court of Justice nur für Verfahren außerhalb einer Non-Cohabitation Order oder Separation Order und damit bei Zahlungsansprüchen von mehr als 2 Pfund pro Woche zuständig war, wurde die Mehrzahl der Verfahren weiterhin vor den weit verbreiteten Magistrates’ Courts geführt und entschieden. Von 1897 bis 1906 gab es beispielsweise mehr als 87.000 Separation Orders der Magistrates’ Courts, Anfang des 20. Jahrhunderts bearbeiteten diese Gerichte jährlich etwa 15.000 Verfahren, der High Court dagegen nur etwa 800 Anträge auf Judicial Separation.634 Gesetzliche Neuerung in Bezug auf Non-Cohabitation Orders war, dass der Ehefrau ein Unterhaltsanspruch auch dann zustand, wenn nicht sie, sondern ihr Mann den gerichtlichen Antrag zur Auflösung des ehelichen Zusammenlebens gestellt hatte. In beiden Fällen konnte der Ehemann auf einen konkreten Unter634 Finer Report (1974), Vol. 2, App., S. 108 unter Hinweis auf McGregor/Blom-Cooper/Gibson (1970) Kapitel. 2.

Unterhaltspflichten nach dem Married Women Act 1895

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haltsantrag der Ehefrau zu laufendem Unterhalt verurteilt werden. Die Voraussetzungen für einen Zahlungsanspruch richteten sich nach sec. 6 Summary Jurisdiction (Married Woman) Act 1895. Begehrte die Ehefrau eine gerichtliche Trennungsentscheidung und zugleich Unterhalt, durfte sie allerdings selbst keinen Ehebruch begangen haben. In diesem Fall waren gem. sec. 6 Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 eigene Unterhaltsansprüche explizit ausgeschlossen. Ausnahmen hiervon gab es nur dann, wenn der Ehemann sie durch eigene Pflichtverletzungen zum Ehebruch getrieben hatte. Eine Ausnahme von dieser Ausnahme war allerdings wiederum im Falle eines verfahrenseinleitenden Antrages des Ehemannes möglich: Sec. 6 Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 galt dann in Bezug auf den Ausschluss eines Unterhaltsanspruchs der Ehefrau nicht als einschlägig. Der Ehefrau war es aufgrund dessen auch möglich, trotz eigenen Ehebruchs einen Unterhaltsantrag zu stellen.635 Unterhalt konnte die Ehefrau indes immer dann nicht erhalten, wenn sie das eheliche Heim tatsächlich nicht verließ. Das Verlassen des ehelichen Hauses war für die Ehefrau mit Kind jedoch häufig mit einem enormen existenziellen Risiko verbunden, wenn sie über kein eigenes Einkommen oder Vermögen verfügte. Konsequenz des Verlassens war dann der Bezug von Armenhilfe. Die Höhe dieses Armenhilfebezuges war, wenn überhaupt Outdoor-Relief gewährt wurde, sehr gering. Das habe ich im 2. Teil erläutert. Eine Berücksichtigung der Einkommens- und Vermögensverhältnisse des Ehemannes fand dabei grundsätzlich nicht statt. Die Gemeinde selbst konnte ihre Aufwendungen allerdings weiterhin unabhängig von dem Vorgehen der Ehefrau vom Ehemann erstattet verlangen.636 Außerhalb des Familienrechts sah sec. 33 des Poor Law Amendment Act 1868 in ähnlicher Weise vor, dass der Ehemann von Seiten derjenigen Gemeinde, die nach der Trennung der Eheleute Armenhilfe für die Frau gewährte, auf Zahlung in Anspruch genommen werden konnte.637 Poor Law und Family Law näherten sich in diesem Punkt also an. 2. Vorläufige und endgültige Unterhaltsansprüche Durch den Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 wurden die Verfahren zur Erlangung einer Judicial Separation nicht modifiziert; das Gesetz regelte nur die Verfahren von Non-Cohabitation Orders, von Übertragungen des Sorgerechts 635 Siehe genauer unter Kap. 5 Zf. 3. a. 636 Z. B. Llewellyn v Turner (1922) W.N. 26 (auch 86 J.P 59). 637 Z. B. The Queen v Davidson (1889) T.L.R. 199, in welchem durch die Queens Bench Division die Entscheidung des Magistrates Court zugunsten der Ehefrau bzw. Gemeinde aufgrund der Gewährung von Armenhilfe bestätigt wurde, Unterhalt wegen desertion und wilfully neglect to maintain zu zahlen, auch zur Frage der Bewertung einer Erklärung bona fide.

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auf die Ehefrau sowie die Festsetzungsmöglichkeiten von wöchentlichen Unterhaltszahlungen bis zu 2 Pfund vor den Gerichten der Summary Jurisdiction. Der Ehefrau stand bezogen auf diese Verfahren bereits aus dem Matrimonial Causes Act 1884 ein Wahlrecht zu. Sie konnte beispielsweise zwischen einer Separation Order, einer Non-Cohabitation Order oder auch einer Judicial Separation wählen. Das hing u. a. ab von den gesetzlichen Voraussetzungen, vom beabsichtigten Ziel und ihrer wirtschaftlichen Potenz. Die gewählte Verfahrensart bestimmte sodann die Art des zu gewährenden Unterhalts. Im Rahmen eines gerichtlichen Verfahrens über eine Judicial Separation konnte Unterhalt für die Ehefrau vorläufig und endgültig festgesetzt werden. Vorläufiger Unterhalt anlässlich einer Judicial Separation wurde als alimony pendent lite bezeichnet, endgültiger als permanent alimony.638 Erhielt die Ehefrau Unterhalt mittels einer vorläufigen Entscheidung (decree nisi) als alimony pendente lite,639 war es ihr anschließend möglich, permanent alimonies oder permanent maintenance von ihrem Mann zu beanspruchen.640 Beide Begriffe variierten, meinten aber dasselbe. Wählte sie demgegenüber ein Verfahren zur Wiederherstellung ihrer ehelichen Rechte (conjugal rights), konnten sowohl dauerhafte Unterhaltszahlungen gerichtlich bestimmt als auch eine Verpflichtung des Ehemannes zur Erbringung von Sicherheiten angeordnet werden.641 Laufende Unterhaltsleistungen in Form von alimonies definierte das Londoner Familiengericht folgendermaßen: “A support for the wife in the sense of preventing her from starving and providing her with necessaries in the way of clothing.”642

Nach einer vorläufigen Entscheidung (decree nisi) konnte dann mittels einer endgültigen Entscheidung (decree absolute) über die Eheauflösung die Festsetzung der permanent maintenance oder alimony erfolgen:643 “Permanent alimony is described as ‘that legal proportion of the husband’s estate, which by sentence of an Ecclesiastical Court is allotted to the wife for her maintenance after a sentence

of divorce by reason of the cruelty or adultery of the husband, as the permanent allowance to be paid by the husband to the wife during the period of their separation’.”644

638 Phillips (1929) S. 176 ff. 639 Siehe z. B. Sykes v Sykes (1897) P. 306. 640 Zusammenfassend Leslie v Leslie (1907) P. 99. 641 Leslie v Leslie (1907) P. 99, 104 ff. 642 Leslie v Leslie (1907) P. 99, 101. 643 Z. B. die Berufungsentscheidung des Court of Appeal in der Sache Wood v Wood (1891) P. 272. 644 Zitat nach Leslie v Leslie (1911) P. 203, 205.

Unterhaltspflichten nach dem Married Women Act 1895

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Der Antrag auf vorläufigen Unterhalt musste von der Ehefrau weder unterzeichnet werden, noch war es erforderlich, zur Begründung den Antragsinhalt eidlich zu versichern. Das änderte sich allerdings dann, wenn es um dauerhafte Unterhaltszahlungen ging. Die gerichtliche Untersuchung über die wechselseitig vorgetragenen Tatsachen erfolgte dann im Rahmen mündlicher Verhandlung im Beisein der Parteien und ihrer Anwälte. Soweit es dann um die konkreten Fragen zum Einkommen und Vermögen der Eheleute ging, war einer der Registrars des Gerichts für die Anhörung und Ermittlung der Fakten zuständig. Dessen Berechnungen wurden dann im weiteren gerichtlichen Verfahren zugrunde gelegt. Allerdings gab es auch hierbei Ausnahmen, wenn aufgrund des Zeitverlaufs von den Feststellungen des Registrars abweichende neue Tatsachen vorgetragen wurden. Diese mussten dann ggf. neu ermittelt und überprüft werden. Neben oder anstelle einer Zahlungsanordnung in Form von maintenance645 konnte der High Court auch secured provisions festlegen.646 Dazu musste die Scheidung wirksam ausgesprochen worden sein. Der Matrimonial Causes Act 1907 gestattete in Ergänzung und Erweiterung der Rechte des High Court aus dem Matrimonial Causes Act 1857 dann aber nicht nur, Sicherheiten für die Unterstützung der geschiedenen Ehefrau festsetzen zu können, sondern auch, und dies erstmals in Gesetzesform, wöchentliche oder monatliche Zahlungen.647 Anders als die Sicherheits- oder Hinterlegungsanordnungen konnten diese regelmäßigen Leistungen je nach Höhe des Einkommens des Ehemannes im Verlaufe des gerichtlichen Verfahrens wieder abgeändert werden.648 Voraussetzung dafür war eine vorläufige gerichtliche Entscheidung (decree nisi) über die wirksame Trennung. Solche regelmäßigen Leistungen konnten zeitlich an der Dauer der Ehe orientiert werden, wohingegen Sicherheitsleistungen auf die gesamte weitere Lebenszeit der Ehefrau bezogen waren. Ansprüche von Ehefrauen waren aber insgesamt verfristet, wenn sie später als einen Kalendermonat nach dem endgültigen Scheidungsausspruch begehrt wurden.649

645 Die allerdings erst einen Monat nach dem Entscheidungsdatum durchgesetzt werden konnte, also quasi vollstreckbar war. 646 Phillips (1929) S. 185 ff., 309 ff., 316 f. 647 Sec. 1 Matrimonial Causes Act 1907. 648 Sec. 1 subsec. 2 Matrimonial Causes Act 1907. 649 Phillips (1929) S. 186 f.

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3. Pflichtverletzungen, Schuld und Unterhalt Der Ehefrau war es weiterhin möglich, Unterhaltsansprüche gegenüber ihrem Ehemann zusammen mit einem Trennungs- oder Scheidungsantrag gerichtlich geltend zu machen. Dazu musste sie entweder einen Antrag vor dem High Court oder vor einem Gericht der Summary Jurisdiction stellen. Erforderlich waren für beide Verfahren die schon bekannten gesetzlich erforderlichen Bedingungen, beispielsweise die Verletzung der familiären Unterhaltungspflicht des Mannes und dessen Ehebruch.650 Ohne die kumulative Kombination zweier Verletzungstatbestände konnte von Seiten der Ehefrau noch bis zum Summary Jurisdiction Act 1925 überhaupt keine gerichtliche Unterhaltsentscheidung erlangt werden. Erst durch sec. 176 Supreme Court of Judicature Act 1925 erlangte sie die rechtliche Möglichkeit, allein aufgrund eines nachzuweisenden Ehebruchs eine Trennungsentscheidung oder Eheaufhebung verbunden mit einer Unterhaltsfestsetzung erreichen zu können. a. Ehebruch, Gewalt, Verlassen und andere Trennungsgründe Materiell-rechtlich wurden die bereits aus den Matrimonial Causes Acts 1857 und 1878 sowie Married Woman Act 1886 bekannten Tatbestandsmerkmale fortgeführt. Einige Tatbestandmerkmale aus dem neuen Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 waren dem bis dahin geltenden Recht der Eheleute als eigenständige Aspekte für eine Zahlungsanordnung allerdings fremd, lediglich die Verletzung einer Unterhaltspflicht und das Verlassen konnten schon nach dem Married Woman Act 1886 und dem Matrimonial Causes Act 1857 Grundlage für eine gerichtliche Unterhaltsentscheidung sein. Voraussetzungen für ein Antragsverfahren der verheirateten Mutter waren nach dem Wortlaut des Gesetzes nunmehr: “Any married woman whose husband shall have been convicted summarily of an aggravated assault upon her (…) or whose husband shall have been convicted upon indictment of an

assault upon her (…) or whose husband shall have deserted her, or whose husband shall have

been guilty of persistent cruelty to her, or willful neglect to provide reasonable maintenance for her or her infant children whom he is legally liable to maintain and shall by such cruelty

or neglect have caused her to leave and live separately and apart from him may apply to any Court of Summary Jurisdiction (…) for an Order or Orders under this Act.”651

650 Nicholson v Nicholson (1917) P. 21; Medway v Medway (1900) P. 141. 651 Sec. 4 Married Woman Act 1895; damit wurde sec. 4 von 41 & 42 Vict. c. 19 und 49 & 50 Vict. c. 52 – Married Woman (Maintenance in Case of Desertion) Act 1886 – aufgehoben und ersetzt.

Unterhaltspflichten nach dem Married Women Act 1895

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War der zuständige Magistrates’ Court also davon überzeugt, dass zum Beispiel eine vorwerfbare Verletzung der Unterhaltspflicht in natura des Gatten bestand, die eine Trennung von Seiten seiner Frau rechtfertigte, konnte eine Zahlungsverpflichtung von maximal 2 Pfund pro Woche des Ehemannes angeordnet werden: “The Court of Summary Jurisdiction to which any application under this Act is made may

make (…) A provision that the husband shall pay to the applicant personally, or for her use, to any officer of the Court or third person on her behalf, such weekly sum not exceeding

two pounds as the Court shall, having regard to the means both of the husband and wife, consider reasonable.”652

War sich das zuständige Gericht der Summary Jurisdiction nach Einführung des Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 in Bezug auf eine streitige Sachoder Rechtsfrage nicht sicher, gab es beispielsweise nach dortiger Auffassung unterschiedliche einschlägige obergerichtliche Entscheidungen, durfte das angerufene Gericht das Verfahren zur Entscheidung, vergleichbar einem in Deutschland möglichen Vorlagebeschluss bei einer Normenkontrolle, an die zuständige Abteilung der Probate, Divorce and Admiralty Division des High Court übertragen.653 Gemäß sec. 6 Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 waren jegliche Unterhaltszahlungen zugunsten der Frau aber weiterhin dann ausgeschlossen, wenn sie selbst Ehebruch begangen hatte: “No Orders shall be made under this Act on the application of a married woman if it shall

be proved that such married woman has committed an act of adultery; Provides that the husband has not condoned, or connived at, or by his wilful neglect or misconduct to such act of adultery.”654

Gemäß sec. 6 Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 konnte der Anspruch der Ehefrau also dann wieder aufleben, wenn der Ehemann ihr das ehebrecherische Verhalten verzieh oder es bewusst geduldet hatte. War das Gericht also nach der persönlichen Anhörung davon überzeugt, dass die Ehefrau Ehebruch begangen hatte, musste sie, um einen Trennungsanspruch und in dessen Folge eine Unterhaltsentscheidung für sich nebst Kind doch noch erhalten zu können, die Voraussetzungen des Wiederauflebens ihres durch eigenen Ehebruchs unbe652 Sec. 5 subsec. c Married Woman Act 1895; so bereits schon Married Woman Act 1886. 653 Sec. 10 Summary Jurisdiction (Married Woman) Act 1895; wie Lieck/Morrison (1926) S. 123 f. dazu bemerken, wurde dies jedoch faktisch kaum umgesetzt, da sich die Parteien das weitere Verfahren überwiegend nicht leisten konnten. Sie wurden daher zu Kompromissen veranlasst. 654 Sec. 6 Married Woman Act 1895.

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gründeten Anspruchs darlegen. Das konnte durch Verzeihung oder Duldung des Ehebruchs von Seiten des Ehemannes, aber auch durch einen von ihr ihm gegenüber nachzuweisenden ursächlichen Beitrag, der zu ihrem Ehebruch geführt hat, erfolgen. Ausgehend von sec. 4 Summary Jurisdiction (Married Woman) Act 1895 waren neben der vorsätzlichen Verletzung der Unterhaltspflicht (wilfully neglect to maintain)655 und des Ehebruchs insbesondere eine akute Gefährdung, ein erhöhtes bzw. verschärftes Risiko für sich und ihre Kinder verursacht durch den Ehemann (aggravated assault),656 das Verlassen der Ehe durch den Ehemann (desertion)657 und eine regelmäßige, dauerhafte Grausamkeit (persistent cruelty)658 zur Begründung eines Unterhaltsanspruchs als Annexentscheidung zur Legitimation der Trennung oder zum Ausspruch der Scheidung als solcher von Bedeutung. Diese Aspekte mussten von der Ehefrau nachgewiesen werden. Ihr Unterhaltsanspruch war nach alledem weiterhin verbunden mit nachzuweisendem Fehlverhalten des Ehemannes, beispielsweise dem Umstand, dass er seine an sich gegenüber seiner Familie geschuldete Unterhaltspflicht nicht erfüllte. 659 Kam er dieser indes nach, indem er Leistungen erbrachte oder zur Verfügung stellte, die nach den Umständen des Einzelfalls als angemessen zu bewerten waren, konnte weder von einem Verlassen im gesetzlichen Sinne ausgegangen werden noch von einer bewussten Verletzung seiner Unterhaltspflicht. Und seine vorsätzliche Unterhaltspflichtverletzung musste zudem gem. sec. 4 Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 kausal für die Trennung gewesen sein, anderenfalls schied ein Unterhaltsanspruch seiner Ehefrau ebenfalls aus. Die Ehefrau musste beides, Unterhaltspflichtverletzung und Kausalität, im gerichtlichen Verfahren nachweisen. Diese Rechtslage änderte sich erst durch den Summary Jurisdiction (Separation and Maintenance) Act 1925: Durch sec. 1 subsec. 1 des Summary Jurisdiction Act 1925 hob der Gesetzgeber das Erfordernis der Ursächlichkeit wieder auf. Es genügte fortan allein eine Unterhaltspflichtverletzung des Ehemannes.

655 Z. B. Earnshaw v Earnshaw (1896) P. 160; Walton v Walton (1900) 64 J.P. 264; Fletcher v Fletcher (1928) 92 J.P. 94; Diggins v Diggins (1927) 90 J.P. 208; McCreaney v McCreaney (1928) 92 J.P. 44; Thomas v Thomas (1924) 130 L.T. 716. 656 Beispiele aus der Rechtsprechung bei Collington (1929) S. 11 ff. 657 Beispiele aus der umfangreichen Rechtsprechung bei Collington (1929) S. 15 ff.; Definition und Beispiele in Report of the Royal Commission on Divorce and Matrimonial Causes 1912, S. 72; Davey (1931) S. 72 ff., 188 f; Lidbetter (1934) S. 56 ff. 658 Beispiele aus der Rechtsprechung bei Collington (1929) S. 42 ff.; Definition und Beispiele in Report of the Royal Commission on Divorce and Matrimonial Causes 1912, S. 71. 659 Dazu auch Lieck/Morrison (1926) S. 61 ff. m.w.N.

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Unterhaltszahlungen konnte die Ehefrau allerdings immer erst dann erhalten, wenn die Eheleute nicht mehr räumlich zusammen lebten.660 Wohnten sie nach der Heirat beispielsweise zu keiner Zeit räumlich zusammen, wollte und verlangte die Ehefrau dies aber und lehnte es der Mann ab, konnte von einem Verlassen der Ehefrau durch ihren Mann ausgegangen werden, so dass der Ehefrau Zahlungsansprüche zustanden.661 Der Ehemann musste zur Begründung eines Anspruchs seiner Ehefrau die eheliche Gemeinschaft immer vorsätzlich und bewusst verlassen oder diese Gemeinschaft gar nicht erst aufgenommen haben.662 Die Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft war aber nicht immer per se verbunden mit einer räumlichen Trennung, anders ausgedrückt, eheliches Zusammenleben (cohabitation) setzte nicht zwingend ein gemeinsames Leben unter einem Dach voraus.663 Auch sexuelle Versagung allein reichte für die Begründung eines Anspruchs aufgrund Verlassens nicht aus.664 Die Rechtsprechung verlangte zu diesem Tatbestandsmerkmal regelmäßig einen weiteren Nachweis der Ehefrau, zum Beispiel, dass sie die Gemeinschaft aufrechterhalten wollte, das Verlassen also gegen ihren Willen erfolgte.665 Allerdings kam es in Verbindung mit anderen nachweislichen Verstößen des Ehemannes, beispielsweise Ehebruch, Vergewaltigung et cetera, auf sein bewusstes Verlassen nicht mehr an. Entsagte sich der Mann der ehelichen Gemeinschaft, um mit einer anderen Frau ehebrecherisch zusammenzuleben, musste regelmäßig von einem Verlassen auch dann ausgegangen werden, wenn die Ehefrau deswegen das gemeinsame Haus verließ.666 Sie war auch bei einer vom Gatten aufrechterhaltenen ehebrecherischen Beziehung nicht verpflichtet, auf dessen Wunsch zu ihm zurückzukehren.667 660 Williams v Williams (1864) 3 Sw. & Tr. 547. 661 De Laubenque v De Laubenque (1899) P. 42. 662 The Queen v Leresche (No. 2) (1891) 2 Q.B. 418, 420. 663 So z. B. Bradshaw v Bradshaw (1897) P. 24 unter Hinweis auf Fitzgerald v Fitzgerald L.R. 1 P. & M. 694 und The Queen v Leresche (1891) 2 Q.B. 418; die Aufhebung bei getrennten Unterkünften unter Berücksichtigung des im Laufe der Zeit hervorgetretenen Willens des Mannes, die Ehefrau zu verlassen, wurde bejaht in Huxtable v Huxtable (1899) 68 J.P. 83. 664 Jackson v Jackson (1924) P. 19; Synge v Synge (1900) 64 J.P. 454. 665 Z. B. Thompson v Thompson (1858) 1 Sw. & Tr. 231. 666 Graves v Graves (1864) 3 Sw. & Tr. 350; Dickinson v Dickinson (1889) 62 L.T. 330; Sickert v Sickert (1899) P. 278; Koch v Koch (1899) P. 221; Pizzala v Pizzala (1896) 12 T.L.R. 451; Buxton v Buxton (1896) 31 L.J. No. of Case 306. 667 Zu den Voraussetzungen der Erfordernisse an einen Wiederherstellungswunsch der ehelichen Gemeinschaft (cohabition), insbesondere bona fide, siehe Cudlipp v Cudlipp (1858) 1 Sw. & Tr. 229; Harris v Harris (1867) 15 L.T. 448; Kershaw v Kershaw (1887) 51 J.P. 646; Rex v Birwistle (1889) 58 L.J.M.C 158; Lane v Lane (1896) P. 133; Lodge v Lodge (1890) 15 P.D. 159; Wily v Wily (1918) P. 1; Keech v Keech (1868) L.R. 1P. & D. 641; Timmins v Timmins (1919) P. 75; Williams v Williams (1904) P. 145.

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Wenn der Mann entgegen dem Wunsch der Ehefrau also die eheliche Gemeinschaft unter Aufgabe seiner außerehelichen Beziehung nicht wieder aufnahm, behielt sie ihren Unterhaltsanspruch. Konnte allerdings der Nachweis des Ehebruchs des Gatten nicht geführt werden und begehrte dieser die Wiederherstellung der ehelichen Gemeinschaft, worauf sich die Ehefrau wiederum nicht einließ, war nur von einer fortbestehenden Trennung und nicht von einem Verlassen auszugehen.668 Aus diesem Grund bestand dann keine Verpflichtung des Gatten, Unterhalt wegen desertion zu zahlen. Lag andererseits ein erheblicher Grund für das Verlassen in der Person des Ehemannes vor, befreite ihn dessen Erklärung, er biete seiner Ehefrau die Rückkehr an und wolle sie dann unterhalten, solange nicht von seiner Zahlungsverpflichtung, als die Trennungsgründe in seiner Person nachweislich fortbestanden. Das galt auch, wenn andere ebenso schwer wiegende Gründe vorlagen, die eine Rückkehr der Frau objektiv ausschlossen.669 Verließ die Ehefrau zunächst ohne rechtlich relevanten Grund die eheliche Gemeinschaft und verweigerte ihr Mann später die Wiederaufnahme derselben, lag ebenfalls kein Verlassen i.S.v. desertion vor. Hierauf gestützt konnte sie dann keine Unterhaltszahlungen durchsetzen.670 Dies wurde in dem Verfahren Timmins v Timmins wie folgt zusammengefasst: “Of course it is clear that the husband cannot desert a wife who has obtained an Order making her no longer bound to cohabit with him.”671

Schwierige Abgrenzungen mussten also geklärt werden, insbesondere zwischen Verlassen (desertion) und Trennen (separation) – und deren Beginn sowie Fortbestand –, damit letztlich auch über den Unterhaltsantrag der Ehefrau entschieden werden konnte.672

668 Lodge v Lodge (1890) 15 P.D. 159. 669 Jackson v Jackson (1924) P. 19; Thomas v Alsop (1870) 34 J.P. 580; in Regressverfahren eines Guardians wegen der Gewährung von Armenhilfe zugunsten der die eheliche Gemeinschaft verlassenden Ehefrau stellte das Gericht klar, dass Zahlungspflichten des Mannes deshalb weiter bestehen, weil er nicht den Nachweis geführt habe, dass die Gründe für das Verlassen in seiner Person und Verhalten nicht mehr fortbestünden, Birmingham v Timmins (1918) 83 J.P. 279; zu den Gründen und Voraussetzungen einer nicht ausgeschlossenen Rückkehr siehe auch Fordham v Young (1888) 53 J.P. 133; Jones v Newton and Llanidloes Union (1920) 3 K.B. 381; Richards v Richards (1918) 17 L.G.R. 166; Eastland v Burchell (1878) 3 Q.B.D. 432. 670 Blackledge v Blackledge (1913) P. 9. 671 Timmins v Timmins (1919) P. 75, 78. 672 Zu den Problemen und Abgrenzungen siehe Report of the Royal Commission on Divorce and Matrimonial Causes 1912, S. 72 ff.

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Zusammen mit der gerichtlichen Festsetzung eines Unterhaltsbetrages wurde die Ehefrau also mittels einer Non-Cohabitation Order oder Separation Order von dem Zusammenleben mit ihrem Mann entpflichtet. Eine solche Non-Cohabitation Order als gerichtlich festgesetzte Trennungsentscheidung hatte eine ähnliche Wirkung wie eine Judicial Separation des Familiengerichts in London. Beide Judikate beendeten die eheliche Gemeinschaft. In Bezug auf eine Non-Cohabitation Order führte eine entsprechende gerichtliche Entscheidung nach sec. 5 subsec. a Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 deshalb zu einer Besonderheit: Mit der gerichtlichen Entscheidung, welche die nicht mehr bestehende Verpflichtung zum Zusammenleben feststellte, wurde gleichermaßen in derselben juristischen Sekunde die Trennung beendet. Eine Trennung war aber wiederum zwingende Voraussetzung für eine Ehescheidung. Ohne getrennt zu leben, was nach der Neuregelung in sec. 5 subsec. a Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 rechtliche Folge einer Non-Cohabitation Order war, konnte aber die Ehe nicht mehr geschieden werden. Wurde eine Non-Cohabitation Order also ausgesprochen, war es der Ehefrau danach nicht mehr möglich, auch nicht wegen Ehebruchs ihres Ehemanns,673 einen Antrag auf Ehescheidung zu stellen bzw. durchzusetzen. Erst ab einem Verlassen von mehr als zwei Jahren konnte bis zum Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 eine Trennungsentscheidung, gestützt auf desertion, erreicht werden. Diese Zeitkomponente wurde durch den Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 aufgehoben. Nunmehr war eine Entscheidung aufgrund von desertion schon sehr viel früher möglich. Allerdings gab es dabei auch beachtliche Ausschlussgründe: Erging innerhalb der Zeit der desertion eine Separation Order, galt die eheliche Gemeinschaft als beendet. Infolge dessen war dann auch kein Verlassen mehr möglich.674 Ohne ein grundloses Verlassen konnte jedoch auch keine Judicial Separation mehr erreicht werden. Dazu musste die Gemeinschaft erst wiederhergestellt werden.675 Ein Verlassen i.S.v. desertion konnte also nur bei bestehender ehelicher Gemeinschaft erfolgen und damit gerichtlich festgestellt werden. Lebten die Gatten aufgrund einvernehmlicher Vereinbarung getrennt voneinander, war eine auf desertion basierende Trennungsentscheidung mit der Folge darauf gestützter Unterhaltsansprüche der Ehefrau mit Kind ebenfalls nicht möglich.676 Aus dieser Entscheidungspraxis der Magistrates’ Courts folgten eine Vielzahl von Trennungsehen, die nicht geschieden werden konnten.677 673 Indes war, anders als noch im Matrimonial Causes Act 1878, jetzt auch das grundlose Verlassen für eine Separation Order und damit für einen etwaigen Unterhaltsanspruch ausreichend. 674 Dodd v Dodd (1906), 189, 207; Harriman v Harriman (1909) 73 J.P. 193. 675 Fitzgerald v Fitzgerald (1869) L.R. 1 P. & D. 694. 676 The Queen v Leresche (No. 2) (1891) 2 Q.B. 418; auch Crabb v Crabb (1868) L.R. 1 P. & D. 601. 677 Dodd v Dodd (1906), 189, 207; dazu auch Report of the Royal Commission on Divorce and Matrimonial Causes 1912, S. 69.

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b. Unterhaltsvereinbarungen Möglich waren auch Vereinbarungen der Ehegatten über ihre Trennung und etwaige Unterhaltszahlungen, diese konnten indes – ähnlich wie bei der Inanspruchnahme von Armenhilfe – familiengerichtlich überprüft und ausgelegt werden.678 In dem Verfahren Llewellyn v Turner stellte das Gericht in diesem Zusammenhang fest, dass eine private Vereinbarung der Eltern über die Höhe von Unterhaltszahlungen des Mannes grundsätzlich justiziabel sei, denn die Höhe des Anspruchs orientiere sich nach dem Recht und der Rechtsauffassung und -anwendung des Gerichts, nicht aber an irgendeiner Parteivereinbarung. Daher könne die Höhe auf entsprechenden Antrag gerichtlich neu festgesetzt werden.679 Vereinbarten die Eltern privat konkrete Unterhaltszahlungen des Mannes, blieb auch seine gesetzliche Verpflichtung zur Unterhaltung aus dem Poor Law gegenüber den Kindern bestehen. Im Streitfall konnte hiervon unabhängig, also auch von Guardians und damit außerhalb des Familienrechts, eine rechtliche Durchsetzung von gesetzlichen Ansprüchen erfolgen.680 Dies galt selbst dann, wenn in der Vereinbarung ein konkreter Betrag für den Kindesunterhalt enthalten war.681 Rechtssicherheit bestand insofern weiterhin nicht. Parteivereinbarungen waren diesen gesetzlichen Ansprüchen nicht ebenbürtig. Das galt auch für den Fall, dass die Eheleute erst nach der Trennung eine Unterhaltsvereinbarung trafen. Ihr ging nach Auffassung der Gerichte eine einvernehmliche Trennung voraus, denn es wurde ja kein Verfahren zur Legitimation dieser Trennung geführt. Deshalb könne eine spätere, ebenfalls einvernehmliche Unterhaltsvereinbarung rechtlich nicht anerkannt werden. Wenn die getrennt lebende Ehefrau von ihrem Mann also keine Unterhaltszahlungen mehr erhielt, habe sie auch keinerlei Ansprüche, diese noch nachträglich gerichtlich feststellen zu lassen.682 Es musste also zwingend ein verlassensgestützter Antrag bei der Trennung gestellt werden, um die erforderlichen rechtlichen Voraussetzungen einer Unterhaltsfestsetzung, auch nach einer zunächst konsensual vereinbarten Unterhaltsregelung, zu schaffen und zu behalten; zum Zeitpunkt der Entscheidung müsse eine Zahlungsverpflichtung des Gatten bestanden haben.683 678 �������������������������������������������������������������������������������������������� Bowen v Bowen (1909) 73 J.P. 87, dort hatten die Parteien wöchentliche Zahlungen von 7 Shillings für die Ehefrau vereinbart; Brodie v Brodie (1917) P. 271; Wilson v Carnley (1908) 1 K.B. 729. 679 Llewellyn v Turner (1922) W.N. 26 (auch 86 J.P 59). 680 Westminster Union v Buckle (1897) 61 J.P. 247. 681 Westminster Union v Buckle (1897) 61 J.P. 247. 682 Crabb v Crabb (1868) L.R. 1 P. & D. 601. 683 Crabb v Crabb (1868) L.R. 1 P. & D. 601; aber auch eine solche konnte nicht immer zu einem berechtigten Anspruch ausreichen, siehe The Queen v Leresche (No. 2) (1891) 2 Q.B. 418.

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4. Unterhaltspflichten gegenüber Stiefkindern Der Kindesunterhalt wurde nach alledem gesetzlich nicht reformiert: Anspruchsinhaberin, Belange ehelicher Kinder einbeziehend, war weiterhin die Ehefrau und Mutter. Einen eigenständigen Unterhaltsanspruch hatten Kinder nicht. Mit sec. 4 Married Women (Summary Jurisdiction) Act 1895 führte der Gesetzgeber allerdings eine Formulierung ins Familienrecht ein, die als Grundlage für einen bedeutsamen Aspekt der heutigen Teilsymmetrie, den Fremdbezug von Betreuungs- und Versorgungsleistungen, bezeichnet werden muss. Danach war der Ehemann denjenigen Personen zum Unterhalt verpflichtet, “whom he was legally liable to maintain”.684

Das galt zum einen für die gemeinsamen Kinder der Eheleute. Inkludiert waren zum anderen aber auch wegen der gesetzlichen Unterhaltsverpflichtung aus sec. 57 Poor Law Amendment Act 1834 die Stiefkinder des Vaters bis 16 Jahre. Es fällt auf, dass sec. 4 Married Women (Summary Jurisdiction) Act 1895 insoweit tautologisch gefasst worden ist. Die daraus resultierende Unterhaltsverpflichtung gegenüber nicht leiblichen Kindern blieb unverändert bis zum National Assistance Act 1948 bestehen. Danach erfolgte eine begriffliche Neufassung durch den Matrimonial Proceedings Act 1960. Er sah fortan familienrechtliche Unterhaltspflichten für alle Kinder vor, die unter die Formulierung child of the family fielen; diese Auslegung ging maßgeblich auf die Entscheidung Hill v Hill aus dem Jahr 1902 zurück.685 Aus der Unterhaltsverpflichtung i.S.v. sec. 4 Married Women (Summary Jurisdiction) Act 1895 gegenüber allen Kindern, denen der Ehemann gesetzlich zum Unterhalt verpflichtet war, entwickelte sich also eine Unterhaltsverpflichtung gegenüber allen Kindern der Familie. In Hill v Hill hatte der Petty Sessional Court als Gericht der Summary Jurisdiction den Ehemann zu vorläufigen Unterhaltszahlungen aufgrund sec. 4 Married Woman Act 1895 in Höhe von 17 Shillings für die Ehefrau und 13 Shillings für ihre drei Kinder, zwei von ihnen aus ihrer ersten Ehe, eines vom jetzigen Ehemann, verpflichtet. Der Ehemann legte dagegen Berufung ein, weil seiner Meinung nach eine Zahlungsverpflichtung für die Kinder aus der ersten Ehe seiner Frau nicht aus sec. 4 Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 herzuleiten sei. Das Berufungsgericht nahm zur Begründung der Abweisung seines Antrages Bezug auf den Married Woman Act 1886, welcher ja inhaltlich durch sec. 4 Summary Juris684 Sec. 4 Married Women (Summary Jurisdiction) Act 1895 (58 & 59 Vict. c. 39). 685 Hill v Hill (1902) P. 140.

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diction (Married Women) Act 1895 bezogen auf die Unterhaltsverpflichtung gegenüber Kindern abgelöst wurde. Dort sei eine unmissverständliche Verpflichtung des Ehemannes gegenüber den Kindern der Familie seiner Frau vorgesehen gewesen: “It is quite true that the Summary Jurisdiction (Married Woman) Act 1895, repeals that Act

of 1886, without re-enacting expressly the same language; but s. 4 provides that the power

to make Orders is given if the husband fails to ‘provide reasonable maintenance for her and

her infant children whom he is legally liable to maintain.’ Without going further, I hold that these step-children are persons whom he is bound to maintain and for whom an allowance ought to be made.”686

Ein weiteres Argument stammte aus einem Rechtsvergleich mit dem Poor Law. Dort bestand schon seit langem eine Unterhaltsverpflichtung des Ehemannes gegenüber seinen Stiefkindern. Diesen Gedanken habe man nach Auffassung des Berufungsgerichts im Married Women Act 1895 aufgenommen: “There is clearly an obligation on the husband under the poor law to support these children. This appears to me to have been recognised in the Summary Jurisdiction (Married Women) Act, 1895.”687

Der Ehemann war nach Auffassung des Berufungsgerichts also gesetzlich zur Unterhaltung der Stiefkinder als child of the family verpflichtet.688 Stiefkinder des Ehemannes wurden deshalb bei der Berechnung des Unterhalts zugunsten seiner Ehefrau mit einbezogen. Daher konnten, so das Berufungsgericht, für diese auch anteilige Unterhaltsbeträge festgesetzt werden. In dem Verfahren Hill v Hill689 bestätigte das Berufungsgericht für diese insgesamt drei Kinder der Familie die festgesetzten Unterhaltszahlungen in Höhe von 13 Shillings pro Woche, also knapp 4 ½ Shillings pro Kind. Damit erfolgte eine maßgebliche Orientierung an dem aufgehobenen Married Woman Act 1886. Unterhaltspflichten gegenüber Stiefkindern verfolgten aber demgegenüber auch noch andere Ziele. Diese traten in den vorgestellten Entscheidungen indes nicht offen zu Tage. Ein solches Ziel dürfte weiterhin die Entlastung der Gemeinden wegen der Aufwendungen für die Armenhilfe gewesen sein. Der Präsident des 686 Hill v Hill (1902) P. 140, 141 f. 687 Hill v Hill (1902) P. 140, 141. 688 Zur Vereinheitlichung wird auch für die angenommene Unterhaltsverpflichtung gegenüber Stiefkindern als infant children whom he was legally liable to maintain vor der Einführung der neuen Begrifflichkeit child of the family im Jahr 1960 der neue gesetzliche Begriff verwendet. 689 Hill v Hill (1902) P. 140.

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Berufungsgerichts der Probate Division in London erwähnte diesen Umstand in der Entscheidung im Verfahren Leslie v Leslie aus dem Jahre 1911 im Zusammenhang mit der Definition von alimonies: “If she receives no alimony, she may either have to beg, or to become a burden upon the public.”690

Ein Ehemann, der eine bereits einmal verheiratet gewesene Ehefrau mit Kindern heiratete, war nach der o.a. gerichtlichen Auslegung in Hill v Hill691 also auch für seine Stiefkinder zum Unterhalt verpflichtet, wenn seine Ehefrau im Rahmen ihres damaligen Scheidungsverfahrens keine gerichtliche Unterhaltsentscheidung gegenüber ihrem damaligen Ehemann erwirkt hatte. Das war denkbar, wenn sie keine ausreichenden Gründe hierfür in der Person ihres damaligen Ehemannes nachweisen konnte (Ehebruch, Grausamkeit, Gewalt, Unterhaltspflichtverletzung et cetera). Unterhalt konnte sie aber auch dann nicht erhalten, wenn das Fehlverhalten ihres Mannes nicht für die Trennung ursächlich war. Das wurde in dem Verfahren Nicholson v Nicholson692 beispielhaft erläutert: Der Divisional Court führte anlässlich einer zu überprüfenden Entscheidung eines Gerichts der Petty Sessional Division aus, dass sich ein rechtliches Erfordernis dahingehend ergebe, die Ursächlichkeit zwischen dem Unterlassen der Unterhaltung der Ehefrau und der Kinder und dem darauf basierenden Verlassen des Mannes gem. sec. 4 Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 nachzuweisen: “She must prove not only willful neglect to provide reasonable maintenance for her, but also that this has caused her to leave and live separately and apart from him.”693

Eine solche Kausalität habe in diesem Fall allerdings nicht festgestellt werden können, weshalb das Berufungsgericht die Entscheidung der Petty Sessional Division aufhob. Der Ehemann musste keinen Unterhalt zahlen;694 erstinstanzlich war er noch zu wöchentlichen Zahlungen von 12 Shillings Sixpence verurteilt worden. Insgesamt wurde der Gesetzeswortlaut legally liable to maintain in sec. 4 Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 sehr weit ausgelegt, indem darin alle minderjährigen Kinder der Ehefrau einbezogen wurden. Und dies völlig unabhängig davon, ob sie von ihrem Ehemann stammten oder nicht. Das konfliktreiche 690 Leslie v Leslie (1911) P. 203, 206. 691 Hill v Hill (1902) P. 140. 692 Nicholson v Nicholson (1917) P. 21. 693 Nicholson v Nicholson (1917) P. 21, 24. 694 Nicholson v Nicholson (1917) P. 21.

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Verhältnis von Stiefvätern und biologischen Vätern behielt dadurch in unterhaltsrechtlicher Hinsicht seine enorme Bedeutung, denn ihre Unterhaltspflichten kollidierten weiterhin in Bezug auf ein und dasselbe Kind.695 Das findet sich in gewisser Weise in dem aktuellen teilsymmetrischen Unterhaltsmodell wieder. Dort wirken sich Betreuungs- und Versorgungsleistungen des barunterhaltspflichtigen Elternteils für andere Kinder seiner Familie auf die Höhe des geschuldeten Barunterhalts aus. In der Anerkennung einer grundsätzlichen Unterhaltsverpflichtung gegenüber Stiefkindern, wie sie in der Entscheidung Hill v Hill696 zum Ausdruck kam, dürfte daher für den heutigen Fremdbezug eine maßgebliche materiell-rechtliche Grundlage geschaffen worden sein. Und das, obwohl noch keine unmittelbare Verknüpfung zwischen der Höhe des Barunterhalts und eigenen Betreuungsleistungen existierte. Allein die Annahme von Unterhaltspflichten in natura gegenüber Stiefkindern während des gemeinsamen Zusammenlebens, aus denen Barunterhaltspflichten nach Auflösung der ehelichen Gemeinschaft resultierten, ist insofern bereits von herausragender Bedeutung. 5. Höhe von Unterhaltszahlungen Die Höhe von Unterhaltsansprüchen der Ehefrau in Verfahren der Summary Jurisdiction war auf maximal 2 Pfund pro Woche beschränkt. Höheren Unterhalt konnte sie nur in mit weiteren Kosten verbundenen Scheidungsverfahren in London erhalten. Konkrete Beträge für Kinder, denen der Ehemann zum Unterhalt verpflichtet war, wenn die weiteren Unterhaltsvoraussetzungen auf Seiten der Mutter vorlagen, waren gesetzlich nicht definiert. Wurde eine Aufenthaltsentscheidung für Kinder im Zusammenhang mit einem gerichtlichen Verfahren der Summary Jurisdiction getroffen, musste eine für das oder die Kinder vorgesehene Unterhaltszahlung allerdings separat angeführt werden.697 In allen anderen Fällen waren sie bis zur endgültigen Entscheidung über die Scheidung nur in die Berechnung der Höhe des Anspruchs der Mutter mit einzubeziehen.698 Gesetzliche Un695 Es wurden gerichtliche Abgrenzungen erforderlich; aus sec. 2 subsec. 5 Matrimonial Proceedings Act 1960 wurde in diesem Sinne geschlossen, dass “the liability of any person other than a party to the marriage to maintain a child (… meant) any liability enforceable at law”, siehe Roberts v Roberts, 1962, 2 ALL ER 967; damit verbunden war nach Auffassung der Probate, Divorce and Admiralty Division die Verpflichtung des biologischen Vaters zur Erbringung regelmäßiger Unterhaltszahlungen, so in Roberts v Roberts (1962) 2 ALL ER 967; Snow v Snow (1971) 3 ALL ER 833; kritisch dazu Snow (1975) S. 112 ff. 696 Hill v Hill (1902) P. 140. 697 Andernfalls die Entscheidung zu korrigieren war, siehe Beddington v Beddington (1922) 127 L.T. 755. 698 Hill v Hill (1902) P. 140.

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terhaltsbeträge für Kinder wurden erst mit dem Married Woman (Maintenance) Act 1920, dort sec. 1 subsec. 1 (Provision for maintenance of children), festgesetzt, und zwar in Höhe von maximal 10 Shillings pro Woche. Die erreichbare Zahlungshöhe lag für die Ehefrau im Rahmen vorläufiger Regelungen bei einer Judicial Separation dagegen etwa bei einem Fünftel des gemeinsamen Einkommens der Eheleute.699 Für von ihr betreute eheliche Kinder konnten ebenfalls weitere Beträge festgesetzt werden.700 Höhenmäßige Beschränkungen, wie sie in sec. 1 subsec. 1 Married Woman (Maintenance) Act 1920 vorgesehen waren, gab es noch nicht. In Verfahren über permanent alimony konnte dann regelmäßig insgesamt ein Drittel des Einkommens des Ehemannes, gegebenenfalls durch Aufstockung eigenen Einkommens der Ehefrau, zugesprochen werden.701 Dabei wurden jedoch auch weiterhin keine mathematischen Berechnungen durchgeführt, sondern immer ausgehend vom Einzelfall im Rahmen des gerichtlichen Ermessens entschieden. Gibt es in diesem Kontext Judikate, die bei der Berechnung der Unterhaltshöhe Betreuungsleistungen einbezogen? a. Einführung von Richtlinien Die Bestimmung der Höhe von Unterhaltszahlungen bei den Gerichten der Summary Jurisdiction nach dem Summary Jurisdiction (Married Woman) Act 1895 hatte nach Vorstellung des Präsidenten des Divisional Courts in London F. H. Jeune wie folgt zu erfolgen: “The rule being that where there are no children of the marriage or where, if there are child-

ren, the wife has not to support them, she, if she has no means of her own, shall be allotted

one-third of the husband’s net income, or, if she has means apart from her husband, then her income is to be made up to one-third of the joint income. I do not mean to say this is to be taken as a hard and fast rule.”702

699 Siehe Tomkins v Tomkins (1858) 1 Sw. & Tr. 163. 700 Phillips (1929) S. 181; erhielt die Ehefrau dagegen Armenhilfe, weil der Ehemann sie nicht unterhielt, reduzierte sich die mögliche Unterhaltshöhe nach Maßgabe der dann anzuwendenden gesetzlichen Regeln ggf. nicht unerheblich, da häufig nur eine Erstattung der Armenhilfe gewollt und möglich war. 701 Cretney (2005) S. 409 ff.; Phillips (1929) S. 184; Cobb v Cobb (1900) P. 294; Swoffer v Swoffer (1896) 60 J.P. 344; Wilcox v Wilcox (1902) 66 J.P. 166. 702 Cobb v Cobb (1900) P. 294, 295.

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In diesen Richtlinien, die dem Verfahren Cobb v Cobb aus dem Jahr 1900 entnommen sind, wurden eigenständige Belange und Bedürfnisse von Kindern nicht angeführt. Ansprüche standen nur der an der Trennung unschuldigen Ehefrau zu. Kinder wurden ihren Anspruch erhöhend nicht besonders berücksichtigt. Das Berufungsgericht reduzierte daher in diesem Verfahren die festgesetzte Unterhaltshöhe ausgehend von einem durchschnittlichen Nettoeinkommen des Ehemannes in Höhe von gut 23 Shillings pro Woche auf 8 Shillings; der Magistrates’ Court hatte die Höhe zuvor bereits von 20 Shillings auf 12 Shillings herabgesetzt. Dagegen wendete sich der Ehemann mit dem vom Berufungsgericht übernommenen Argument, dass eben nicht die Hälfte, sondern nur allenfalls ein Drittel seines Nettoeinkommens als Unterhalt verwendet werden müsse. Dies sei in allen normalen Fällen als Grundsatz der Entscheidung zu beachten, wie schon in den Verfahren Haigh v Haigh703 und Cooke v Cooke704 dargestellt. Danach sei das säkulare Gericht an die Praxis der Kirchengerichte in allen Verfahren über eine Judicial Separation Order gebunden und habe keine eigenen Freiheiten, mehr als ein Drittel als permanent alimony festzusetzen.705 Später wies das Gericht in anderen Entscheidungen auf diesen beachtlichen Grundsatz bestätigend hin: “It ought to be remembered also that in allotting maintenance the justices should follow

the principles on which this Court acts when awarding alimony, viz., one-third of the joint incomes.”706

Im Rahmen von sec. 5 Matrimonial Causes Act 1859 und unter Einbeziehung der Entscheidungen in Sachen Noel v Noel,707 Crisp v Crisp,708 Forsyth v Forsyth,709 Pollard v Pollard 710 hatte das Gericht in dem Fall Hartopp v Hartopp711 die eigene Kompetenz und inhaltlich-dogmatische Orientierung bereits zwei Jahre zuvor wie folgt festgelegt: “Where the breaking up of the family life has been caused by the fault of the respondent, the Court, exercising its powers under the above section, ought to place the petitioner and

703 Haigh v Haigh (1869) L.R. 1 P. & M. 709. 704 Cooke v Cooke (1812) 2 Phill. 40. 705 Cobb v Cobb (1900) P. 294, 295. 706 Wilcox v Wilcox (1902) J.P. 166, 167. 707 Noel v Noel (1885) 10 P.D. 179. 708 Crisp v Crisp (1872) L.R. 2 P. & M. 426. 709 Forsyth v Forsyth (1891) P. 363. 710 Pollard v Pollard (1894) P. 172. 711 Hartopp v Hartopp (1898) P. 65.

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the children in a position as nearly as circumstances will permit the same as if the family life had not been broken up.”712

In dieser Entscheidung überprüfte das Gericht eine getroffene Unterhaltsvereinbarung unter Einbeziehung von treuhänderischen Inhalten der rechtskräftig geschiedenen Ehegatten unter Berücksichtigung von acht Kindern.713 Die leitende gerichtliche Vorstellung war demnach, eine Entscheidung zum Unterhalt dergestalt treffen zu müssen, welche die Ehefrau und die Kinder im Ergebnis so stellt, als sei die Familie noch intakt. Die Unterhaltshöhe musste deshalb zu einer vollen Bedarfserfüllung im Vergleich zur Versorgungssituation während des Zusammenlebens führen. Indes betreuten ja jetzt nicht mehr beide Eheleute die Kinder, sondern nur noch die Ehefrau und Mutter. Hatte sie das während der Zeit des ehelichen Zusammenlebens auch getan und der Ehemann und Vater zum Beispiel die Wohnung, Nahrung, Kleidung, medizinische Hilfe usw. bezahlt, musste er jetzt nach der Trennung seine abgespaltene Familie in diesem Sinne weiter monetär unterhalten, also ihnen existenziell zwingend erforderlichen Ressourcen zur Verfügung stellen oder dafür bezahlen. Das allerdings immer nur dann, wenn ihn ein Verschulden an dem Ende des familiären Zusammenlebens traf, welches zunächst gerichtlich festgestellt werden musste. Sonst entfiel seine Unterhaltspflicht gänzlich. Änderten sich nach einer schuldlosen Trennung indes die Lebensumstände zum Beispiel dergestalt, dass der Ehemann mit einer anderen Frau zusammenzog und seine Ehefrau nicht mehr geldlich oder anders adäquat unterstützte, konnte aus einer Trennung ein Verlassen werden.714 Dies jedenfalls dann, wenn der Ehebruch des Mannes nach der Trennung nachgewiesen werden konnte, die Trennung bereits dauerhaft715 war und jedenfalls zur Zeit des gerichtlichen Verfahrens716 länger als zwei Jahre andauerte.717 Dann musste er seiner Ehefrau und den Kindern Unterhalt 712 Hartopp v Hartopp (1898) P. 65, 72. 713 Hartopp v Hartopp (1898) P. 65. 714 Gatehouse v Gatehouse (1867) L.R. 1 P. & D. 331; Stickland v Stickland (1876) 35 L.T. 467; Smith v Smith (1888) 58 L.T. 639. 715 Heard v Heard (1896) P. 188. 716 Wilkinson v Wilkinson (1894) 58 J.P. 415. 717 In Farmer v Farmer (1884) 9 P.D. 245 entschied sich das Gericht gegen ein Verlassen, weil das Bekanntwerden des Ehebruchs bei der Ehefrau als Grund hierfür noch nicht länger als zwei Jahre zurücklag. Indes begann ab diesem Moment die Zeit des Verlassens erneut zu laufen, so dass die Ehefrau nach weiteren zwei Jahren einen gerichtlichen Antrag auf Trennung bzw. Scheidung stellen konnte, damit auch verbunden einen Unterhaltsantrag. In Garcia v Garcia (1888) 13 P.D. 216 wurde der Ehebruch nachweislich erst später bekannt, zuvor aber wegen der Vermutung desselben länger als zwei Jahre die eheliche Gemeinschaft nicht wiederhergestellt, so dass von einem ausreichenden Verlassensgrund und -tatbestand ausgegangen werden konnte.

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zahlen, obwohl die ursprüngliche Trennung dafür rechtlich nicht herangezogen werden konnte. b. Einkommensermittlung Neben den Voraussetzungen von Ansprüchen in der Person des die Auflösung der ehelichen Gemeinschaft verursachenden Gatten wurde gerade die Ermittlung des Nettoeinkommens zu einem kontroversen Feld der Auseinandersetzung. Gegenläufige Interessen beider Ehepartner mussten beachtet und bewertet werden, da letztlich das angerufene Gericht von der Höhe der selbst festzusetzenden Zahlungen überzeugt werden musste. Ein dem deutschen Prozessrecht vergleichbares Verfahren mit Beweislasten bei streitigem Sachvortrag gab es nicht, die Ermessensentscheidung der Gerichte sollte aus einer umfangreichen eigenen Sachverhaltsaufklärung resultieren. Dabei mussten zwar streitige Behauptungen zur Höhe des jeweiligen Einkommens letztlich ergebnisorientiert bewertet werden, jedoch gab es dafür keine konkreten Bewertungsrichtlinien. Von der richterlichen Überzeugung hing damit entscheidend die Höhe des der Ehefrau und ihrem Kind zuzusprechenden Unterhaltsbetrages ab. Der Anhörung beider Parteien und ihrer für die widerstreitenden Behauptungen angeführten Zeugen kam dabei eine große Bedeutung zu. Gleiches galt für andere Beweismittel wie schriftliche Bestätigungen von Familienmitgliedern, Freunden oder Geschäftspartnern über etwa empfangene bzw. geleistete Zahlungen, von Bankbescheinigungen, aber auch über belegte Zahlungspflichten. Wurden tatsächliche Einkünfte und Ausgaben so zur Überzeugung des Gerichts für jeden Gatten festgestellt, musste im nächsten Schritt die rechtliche Relevanz dieser Beträge geprüft werden, musste also entschieden werden, ob zum Beispiel Zahlungen von Großeltern Einkommen sein sollte, ob Darlehensverpflichtungen ihnen gegenüber wirklich rechtlich relevant als Abzugsposition anerkennungswürdig seien usw. Von Seiten des Gerichts wurden in diesem Zusammenhang in einigen Verfahren als Einkommen der Ehefrau zum Beispiel auch freiwillige Zahlungen Dritter berücksichtigt.718

718 ������������������������������������������������������������������������������������������ Nott v Nott (1901) P. 241; weiteres Verfahren zur Berücksichtigung und Ermittlung von Einkommen Walton v Walton (Nr. 2) (1900) 64 J.P. 264; zur Berücksichtigung freiwilliger Zahlungen Dritter beim Einkommen des verpflichteten Ehemannes siehe Martin v Martin (1919) P. 283.

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c. Ermessen bei Unterhaltsberechnungen Variierte das Einkommen des Gatten, konnte die Höhe der Unterhaltszahlungen der Ehefrau als permanent alimony auf ein Viertel seines durchschnittlichen Nettoeinkommens festgelegt werden.719 In dem bereits angeführten Verfahren Dean v Dean bestätigte das Berufungsgericht noch im Jahr 1923 die von den Kirchengerichten übernommene grundsätzliche Orientierung von einem Drittel des Einkommens des Ehemannes bei der Festsetzung der Höhe von regelmäßigen Unterhaltszahlungen als permanent alimony.720 Dabei handele es sich aber nicht um eine starre Regel, sondern nur um eine Hilfe bei der erforderlichen höhenmäßigen Festsetzung. In dem Verfahren Dean v Dean wurde dann für ein leibliches Kind der Mutter, die schwanger war und vor der Geburt heiratete, jedoch nicht den biologischen Vater des Kindes, eine Jahressumme von 150 Pfund zur Unterstützung und Unterhaltung des Kindes festgesetzt.721 Das Verfahren als solches war eines der Mutter und Ehefrau zur Erlangung einer permanent alimony, nachdem eine Judicial Separation Order bereits ausgesprochen worden war. Die Unterhaltshöhe zugunsten des Kindes betrug demnach weniger als 3% des Einkommens des Ehemannes: Dieser erzielte in den letzten Jahren ein Nettoeinkommen von etwa 5.700 Pfund. Der Ehefrau wurden zunächst 1.900 Pfund pro Jahr als permanent alimony zugesprochen, also genau ein Drittel seines Einkommens. Im von der Ehefrau beantragten Berufungsverfahren reduzierte die Probate Division den festgesetzten dauerhaften Unterhalt jedoch um 400 Pfund p.a. auf 1.500 Pfund p.a. Das entsprach etwas weniger als einem Viertel des Nettoeinkommens des Ehemannes.722 Dabei nahm das Gericht Bezug auf Präzedenzfälle zur Ermittlung der Höhe wie Wood v Wood,723 Kettlewell v Kettlewell724 und Sykes v Sykes.725 Die Richter stellten erläuternd fest, dass diese älteren Verfahren zwar ergänzend und unterstützend herangezogen werden könnten, um die Frage der konkreten Berechnung der Unterhaltshöhe im zu entscheidenden Verfahren zu beantworten. Jedoch würden sie in dieser Sache das zuständige Gericht nicht binden, da sie andere Sachverhalte zu beurteilen gehabt hätten.726 719 Dean v Dean (1923) P. 172; zu den gesetzlichen Voraussetzungen insbesondere des Matrimonial Causes Act 1857 siehe oben unter Kapitel 2. 720 Dean v Dean (1923) P. 172. 721 Dean v Dean (1923) P. 172. 722 Dean v Dean (1923) P. 172. 723 Wood v Wood (1891) P. 272. 724 Kettlewell v Kettlewell (1898) P. 138. 725 Sykes v Sykes (1897) P. 306. 726 Dean v Dean (1923) P. 172, 178.

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Erstinstanzlich wurden in dem Verfahren Dean v Dean insgesamt 2.050 Pfund p.a. als dauerhafter Unterhalt festgesetzt, 1.900 Pfund p.a. für die Ehefrau und 150 Pfund p.a. für das Kind. Das entsprach bei dem zugrunde zu legenden Nettoeinkommen des Gatten etwa 36%, also etwas mehr als ein Drittel. Nach Auffassung des Berufungsgerichts betrug die Zahlungsverpflichtung insgesamt aber nur 1.650 Pfund p.a., also nur knapp 29% des Nettoeinkommens des Ehemannes. Lässt man den darin enthaltenen Betrag für die Unterhaltung des ehelichen Kindes außer Betracht, reduzierte sich der eigene Unterhalt der Ehefrau auf gut 26%, also etwas mehr als ein Viertel des Einkommens des Gatten. Die angefochtene erstinstanzliche Entscheidung legte dagegen exakt ein Drittel des Einkommens für die Ehefrau fest und zusätzlich 150 Pfund p.a. für die Unterhaltung des Kindes. Im Verfahren Timmins v Timmins sprach das Gericht die Sorge für ein eheliches Kind der Mutter zu und verpflichtete den Vater zu wöchentlichem Unterhalt von 6 Shillings.727 Eine Differenzierung bezogen auf die Höhe der festgesetzten Zahlungen zwischen Mutter und Tochter fand nicht statt. Die Mutter gab ihre Sorge dann später auf und übergab die Tochter der Betreuung des Vaters, der daraufhin alle Leistungen für die Tochter erbrachte. Er bot der Mutter sodann an, zu ihm zurückzukehren und sie ebenfalls unterzubringen und zu versorgen.728 Als sie dies verweigerte, stellte er beim zuständigen Magistrates’ Court den Antrag, die bestehende gerichtliche Unterhaltsentscheidung aufzuheben. Das Gericht entsprach seinem Antrag. Die dagegen von der Mutter eingelegte Berufung blieb ohne Erfolg, wobei sich die beiden Richter jedoch nicht einig waren729 und bereits aus diesem formalen Grund der Berufung der Erfolg versagt werden musste. Eine obergerichtliche dogmatische Klärung der Streitfrage fand also nicht statt. aa. Vorläufiger Unterhalt Der Court of Appeal entschied 1897 in dem bereits angeführten Verfahren Sykes v Sykes,730 dass bei einem vorläufigen Unterhaltsanspruch als alimony pendente lite und unterschiedlichen Vorträgen der Parteien zum Einkommen des Mannes – aus Sicht der Ehefrau 70.000 Pfund p.a., aus Sicht des Ehemannes 16.600 Pfund p.a. – ein Unterhalt von maximal 3.000 Pfund p.a. ausreichend sei.731 Das Berufungsgericht führte zur Begründung dieses vorläufigen Unterhalts bis zur endgültigen Entscheidung nach Anhörung der Parteien aus:

727 Timmins v Timmins (1919) P. 75. 728 Timmins v Timmins (1919) P. 75. 729 Timmins v Timmins (1919) P. 75. 730 Sykes v Sykes (1897) P. 306. 731 Sykes v Sykes (1897) P. 306; entspricht etwa 180.000 Pfund nach dem Geldwert im Jahr 2000.

Unterhaltspflichten nach dem Married Women Act 1895

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“The object of an application for alimony pendente lite is to provide the wife with an income

suitable to her position until the suit is heard. I am aware that the suitable proportion is onefifth (…); but it has been the practice, when the income of the husband is large, not to regard the question of proportion so much as to fix a sum which appears to be adequate, having regard to the wife’s position in life and necessities, and not minutely to go into figures.”732

An anderer Stelle der Entscheidung heißt es dazu ergänzend: “He is not bound to give her a fifth or a sixth, or any particular proportion of income.”733

Also sollte die Höhe des vorläufigen Anspruchs der Ehefrau nicht durch eine starre Quote wie zum Beispiel ein Fünftel des Einkommens des Ehemannes bestimmt werden, sondern eine im Einzelfall gerichtlich frei festsetzbare angemessene Unterhaltsleistung tituliert werden. Das jedenfalls immer dann, wenn der Ehemann über sehr gute Einkünfte verfügte. Kontrollüberlegung des Gerichts: “Test it in this way: would not 3000l. a year be considered, in the case of a settlement, to be

an adequate jointure for a widow who had been in the position of the wife of a baronet like the husband in the present case?”734

Oder: “A jointure of 3000l. a year on this estate would be a provision of which no wife or widow could complain.”735

Lange Zeit war diese Summe von 3.000 Pfund p.a. die maximal erreichbare Unterhaltshöhe, obwohl sich nach der Methode einer Drittelung oder Fünftelung rechnerisch ein durchaus höherer Anspruch ergab.736 Durch die selbst erstellten Kontrollüberlegungen des Court of Appeal bei hohen Nettoeinkünften des Ehemannes erfuhr die Unterhaltshöhe eine Obergrenze, die so gesetzlich nicht vorgesehen war. Als Ermessensentscheidung implizierte sie aber die wertende gerichtliche Auffassung, dass jede Ehefrau mit diesem vergleichsweise recht hohen Betrag von 3.000 Pfund p.a. doch sehr zufrieden sein müsse. Dem das Einkommen erwirtschaftenden Ehemann sei, so der High Court, nicht zuzumuten, mehr als 732 Sykes v Sykes (1897) P. 306, 312. 733 Sykes v Sykes (1897) P. 306, 315. 734 Sykes v Sykes (1897) P. 306, 313. 735 Sykes v Sykes (1897) P. 306, 315. 736 Dazu genauer unter Kap. 5 Zf. 5 lit. c. sublit. dd.

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einen solchen Betrag zu zahlen. Damit würde er Leistungen erbringen, die über einen ausreichend gesicherten hohen Lebensstandard der Ehefrau hinausgingen. Dem Ehemann verbliebe zwar selbst ein Großteil seines Einkommens, die Zahlungshöhe sei dennoch bezogen auf seine Ehefrau angemessen und berücksichtige ihre Lebensstellung auch in der Gesellschaft und den damit verbundenen Bedarf adäquat. Damit wurden der Bedarf und die gesellschaftliche Bedeutung des Mannes deutlich über jene der Frau gestellt. Ebenfalls zum Ausdruck kommt in dieser Sichtweise, dass schutzwürdige wirtschaftliche Belange des Ehemannes im Vergleich zu seiner fortwährenden Verantwortung nach der Auflösung der ehelichen Gemeinschaft für Frau und Kind pekuniär bevorzugt wurden. Dem Ehemann im Verfahren Sykes v Sykes737 verblieb damit jedenfalls in der ersten Phase der Trennung ein Großteil seines Einkommens, er musste sich wirtschaftlich nicht wirklich einschränken: Die Ehefrau erhielt in diesem Fall weniger als ein Fünftel von dem von ihrem Ehemann behaupteten Jahreseinkommen und nur etwa ein Dreiundzwanzigstel des von ihr selbst behaupteten Jahreseinkommens. Eine Gleichbehandlung der Eheleute bezogen auf das von dem Ehemann erwirtschaftete Einkommen fand nach alledem nicht statt. bb. Dauerhafter Unterhalt Ging dem Unterhaltsverfahren bereits eine Entscheidung über die Judicial Separation voraus und wurde diese ausgesprochen, konnte die Ehefrau dauerhafte Unterstützung (permanent alimony) beantragen. Anders als bei der alimony pending suit bzw. pendente lite, wobei Unterhalt regelmäßig in Höhe eines Fünftels des Gesamteinkommens der Eheleute festgesetzt wurde, lag die Höhe bei dauerhaftem Unterhalt in Ansehung und Fortführung der Entscheidungen der Kirchengerichte etwa bei einem Drittel des gemeinsamen Gatteneinkommens – plus besonderer Beträge für gemeinsame Kinder, die von der Mutter betreut wurden. Zur Vereinfachung konnten die wirtschaftlichen Verhältnisse aus dem durchgeführten Verfahren über alimony pending suit auch in dem anschließenden, das Scheidungsverfahren abschließenden Verfahrensgang zugrunde gelegt werden. Falls sich diese Verhältnisse allerdings verändert hatten, wurden sie von Seiten des Gerichts neu geprüft und verhandelt.738 Ein gutes Beispiel für solche Anpassungen einer Unterhaltsentscheidung ist das Verfahren Leslie v Leslie:739 Die Ehefrau erlangte zunächst anlässlich eines Antrages auf Judicial Separation vorläufigen Unterhalt, also alimony pendente lite. Das Gericht sprach ihr laufenden Unterhalt, ohne berücksichtigungsfähige Kinder, 737 Sykes v Sykes (1897) P. 306. 738 Phillips (1929) S. 184. 739 Leslie v Leslie (1907) P. 99.

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in Höhe von 330 Pfund p.a. zu. Angaben zu den beiderseitigen Einkommen, die zur Erläuterung und Einordnung dieser Unterhaltshöhe von Bedeutung gewesen wären, finden sich in der Entscheidung nicht. Danach wurde die Ehefrau wegen einer Straftat inhaftiert. Das Familiengericht entschied, dass der Ehemann während der Strafhaft keinen Unterhalt zahlen musste. Denn die Ehefrau sei für die Zeit ihrer Inhaftierung ausreichend durch den Staat versorgt. Das Anhäufen von wöchentlichen Zahlungen bis zu ihrer Entlassung sei mit dem Wesenskern des Begriffs von Unterhaltszahlungen (alimonies) nicht zu vereinbaren.740 Das noch nicht rechtskräftig abgeschlossene Verfahren wurde vor diesem Hintergrund bis zu einer erneuten Anhörung der Parteien zwei Monate vor der Entlassung der Ehefrau aus dem Gefängnis ausgesetzt.741 Nach Wiederaufnahme des Verfahrens musste das Familiengericht im Jahr 1911, also etwa vier Jahre nach der Erstentscheidung über vorläufigen Unterhalt, erneut in der Sache entscheiden. In diesem Verfahren wurden nun auch Zahlen zum Einkommen der Parteien genannt: Der Ehemann hatte ein nachgewiesenes und vom Gericht als zutreffend bewertetes jährliches Einkommen von 1.500 Pfund, die Ehefrau keines. In Bezug auf die Vorentscheidung aus dem Jahr 1907 führte der neue Präsident der Probate Division, Richter Evans, unter Hinweis auf das Kirchenrecht zum Begriff des Unterhalts ergänzend aus: “Alimony (…) yet now in the common, legal, and practicable sense, it signifies that proportion of the husband’s estate, which the wife sues in the Ecclesiastical Court, to have allowed her for her present subsistence and livelihood according to law, upon any such separation from her husband, as is not caused by her own elopement, or adultery.”742

Unter weiterer Berücksichtigung von begrifflichen Definitionen zum Unterhalt wurde dann die Frage der Höhe des Anspruchs der Ehefrau geklärt. Das Gericht stellte dabei vor allem auf die von ihr vor der Inhaftierung erlangte Judicial Separation ab. cc. Verschulden und Unterhaltshöhe Anders als noch in dem Verfahren Hartopp v Hartopp743 wurde der Unterhaltsanspruch der Ehefrau in dem Verfahren Leslie v Leslie744 also nicht mehr als eine Art Surrogat für die nicht von ihr verschuldete Trennung angesehen, sondern als mo740 Leslie v Leslie (1907) P. 99, 107. 741 Leslie v Leslie (1907) P. 99, 108. 742 Leslie v Leslie (1911) P. 203, 204 f. 743 Hartopp v Hartopp (1898) P. 65, 72. 744 Leslie v Leslie (1911) P. 203.

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netärer Beitrag zur Aufrechterhaltung und Begründung eines für sie ausreichenden Lebensstandards. Sie sollte nicht mehr so gestellt sein, wie sie stehen würde, wenn die eheliche Gemeinschaft nicht durch das Verschulden des Ehemannes beendet worden wäre, sondern jetzt gemäß ihren Bedürfnissen und Ansprüchen abgesichert sein. In der Entscheidung Leslie v Leslie745 wurde zur Begründung auch abgestellt auf die bereits erläuterten wichtigen Klarstellungen in dem Verfahren Ashcroft v Ashcroft and Roberts.746 Die Frage eines Unterhaltsanspruchs für eine an der Trennung und Beendigung der ehelichen Gemeinschaft nicht unschuldigen Ehefrau müsse insoweit eigenständig im Rahmen ordnungsgemäßen Ermessens beantwortet werden. In der Sache Kettlewell v Kettlewell,747 hier waren wiederum Kinder unterhaltsrechtlich zu berücksichtigen, erachtete das Gericht eine Unterhaltssumme für die Ehefrau von 3.000 Pfund p.a. für angemessen, aber auch für ausreichend. Die Unterhaltsfestsetzung erfolgte als permanent alimony im Zusammenhang mit dem Scheidungsverfahren in London. Der Ehemann verfügte über ein Jahreseinkommen von 19.000 Pfund, die Ehefrau von 1.400 Pfund. Im Ergebnis sprach das Gericht der Ehefrau als permanent alimony allerdings nur 3.000 Pfund p.a. zu. Darauf musste sich die Ehefrau ihr eigenes Einkommen in Höhe von 1.400 Pfund anrechnen lassen. Der Ehemann musste also im Ergebnis nur 1.600 Pfund zahlen.748 Dieser Betrag war deutlich geringer als die ansonsten regelmäßig angenommene Höhe von einem Drittel. Er lag sogar im untersten Bereich von Beträgen bei festgesetzten alimony pendente lite. Zusammenfassend führte der Gerichtspräsident in seinem Votum zur Begründung der Entscheidung aus: “It is not practicable to fix any amount as absolutely right. The ordinary rule is to give a fifth

of the joint income as alimony pendente lite, and a third as permanent maintenance; but no one would suggest a third in this case.”749

Ein überwiegendes Verschulden oder, nach Auffassung des Gerichts, jedenfalls moralisch nicht integres Verhalten der Ehefrau müsse zwingend bei der Ermittlung eines Unterhaltsbetrages mit einbezogen werden. Unabhängig vom recht hohen Einkommen des Gatten dürfe in solchen Fällen nicht von einem Normalfall einer Auflösung der ehelichen Gemeinschaft ausgegangen werden, welcher eine standardisierte Quote von einem Drittel rechtfertige. Die Qualität des Verschul745 Leslie v Leslie (1911) P. 203. 746 Ashcroft v Ashcroft and Roberts (1902) P. 270. 747 Kettlewell v Kettlewell (1897) P. 138. 748 Kettlewell v Kettlewell (1897) P. 138. 749 Kettlewell v Kettlewell (1897) P. 138, 140.

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dens der Frau reduziere ihren monetären Anspruch entsprechend. Je gewichtiger ihr Verschulden sei, desto höher müsse das dem Gatten zu belassene Einkommen sein. Diese Sichtweise weicht ab von der bereits dargestellten, die eine Kompensation durch die faktische Beendigung der Ehe als Grundlage für Unterhaltszahlungen annahm. Sie weicht auch ab von dem dogmatischen Gedanken, dass durch laufenden Unterhalt der Ehefrau eine angemessene Lebensführung ermöglicht oder erhalten werden müsse.750 Konsequenz dieser gerichtlichen Auffassung in Kettlewell v Kettlewell751 war, dass die Art und der Umfang der Lebensführung der Ehefrau auch nach dem Scheitern der Ehe moralisch bewertet werden mussten. Dieser Einordnung folgend bestimmte sich die Höhe regelmäßiger Zahlungen von Seiten des Ehemannes. Damit orientierte sich auch die Unterhaltshöhe, also nicht nur die Begründung eines Unterhaltsanspruchs an sich, direkt am Verschulden der Ehefrau. Das gerichtlich wertend festzustellende (Fehl-)Verhalten der Ehefrau ging regelmäßig mit moralischer Kritik einher. Diese wiederum wurde für die Ehefrau unmittelbar pekuniär spürbar. Damit in direkter Verbindung stand aufgrund der gesetzlichen Vorgaben auch die Antwort auf die Frage, ob für von der Ehefrau betreute Kinder der Familie Unterhaltszahlungen er­bracht werden mussten. Denn der Unterhalt, den die Gerichte zugunsten der Mutter festsetzen konnten, hatte die Belange von Kindern mit einzubeziehen. Die Kinder selbst hatten an dem Scheitern der Ehe jedoch keine Schuld, ihnen konnte also auch moralisch kein Fehlverhalten vorgehalten werden. Dennoch mussten sie das Schicksal des gerichtlich als unmoralisch schuldhaft bewerteten Verhaltens ihrer Mutter teilen. Die Gerichte konnten für sie nicht gesondert und unabhängig von Unterhaltsansprüchen der Mutter Zahlungen festsetzen. In dem Verfahren Goodden v Goodden752 bestätigte die Probate, Divorce and Admiralty Division zunächst einmal die grundsätzliche Kompetenz in Abgrenzung und Erweiterung der Rechtsprechung der Kirchengerichte, Unterhaltsentscheidungen als permanent alimony festsetzen zu können.753 Unter Bezugnahme auf die bereits zitierten Entscheidungen in White v White754 und Dart v Dart,755 in welchen die Unterhaltsfestsetzungen als alimony abgelehnt wurden, hatte das zuständige Gericht ja bereits schon in der Sache Prichard v Prichard756 dementgegen eine 750 Z. B. Hartopp v Hartopp (1898) P. 65, 72; Leslie v Leslie (1907) P. 99, 101; Leslie v Leslie (1911) P. 203, 204 f. 751 Kettlewell v Kettlewell (1897) P. 138. 752 Goodden v Goodden (1891) P. 1. 753 Goodden v Goodden (1891) P. 1. 754 White v White (1859) 1 Sw. & Tr. 591. 755 Dart v Dart (1863) 3 Sw. & Tr. 208. 756 Prichard v Prichard (1864) 3 Sw. & Tr. 523.

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Kindesunterhalt im Family Law

solche Festsetzung anerkannt und sich insofern von den beiden vorgenannten Entscheidungen abgegrenzt. Wie von mir dargelegt, findet sich in der angesprochenen Entscheidung Prichard v Prichard indes keine Begründung für diese Auffassung, wohingegen im Verfahren Goodden v Goodden eine solche vorliegt: “If the decree was upon the suit of the husband, the wife must make a separate application for alimony, which the husband would not be likely to make for her. It would be giving extraordinary and unnatural force to the language of s. 17 to say that it takes away or even negatives

the jurisdiction of the Court to grant alimony where the decree for separation is made at the

suit of the husband, and, in our opinion, that is not the true effect of the provision. (…) Our

opinion, therefore, is that the Divorce Court has jurisdiction in this case to grant permanent alimony if it shall seem fit to do so.”757

Hierauf eingehend stellte die Probate Division im Jahr 1911 in dem bereits angeführten Verfahren Leslie v Leslie fest, dass die Frage, ob alimony für die Ehefrau überhaupt zu zahlen sei, wenn diese an der Trennung überwiegend schuld sei, durch die Entscheidungen in den Verfahren Prichard v Prichard758 und Goodden v Goodden759 geklärt sei. Denn unabhängig von den Ursachen des Scheiterns der Ehe führe die durch Heirat eingegangene Bindung zu solchen rechtlichen Pflichten, die allenfalls zur Höhe die beiderseitigen Verschuldensbeiträge berücksichtigen müsse:760 “She has no means whatsoever. If she receives no alimony, she may either have to beg, or to become a burden upon the public, or to be driven to vice, or to starve.”761

Gerade das Verhalten der Ehefrau blieb so im Fokus der gerichtlichen Bewertung, wenn sie Unterhalt von ihrem Ehemann begehrte, egal, ob es sich um permanent alimony oder permanent alimony lite handelte. Denn trotz eines etwa bestehenden Grundes für Unterhaltszahlungen an sich waren die Hintergründe und Ursachen, die zur Trennung führten, auch zur Ermittlung der Höhe des etwaigen Anspruchs von Bedeutung.762 Andere Gründe, beispielsweise Kosten und Aufwand für die Betreuung anderer Kinder im eigenen Haushalt, spielten dabei keine Rolle.

757 Goodden v Goodden (1891) P. 1, 5. 758 Prichard v Prichard (1864) 3 Sw. & Tr. 523. 759 Goodden v Goodden (1891) P. 1. 760 Leslie v Leslie (1911) P. 203, 205 f. 761 Leslie v Leslie (1911) P. 203, 206. 762 Leslie v Leslie (1911) P. 203, 206.

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In dem Verfahren Leslie v Leslie wurden daraufhin vom Registrar wöchentliche Zahlungen in Höhe von 3 Pfund festgelegt. Das Berufungsgericht bestätigte diese Entscheidung: Der Betrag liege im Rahmen dessen, was durch Ausübung pflichtgemäßen Ermessens festgesetzt werden durfte.763 Die ursprüngliche Höhe der Unterhaltszahlungen wurde somit von jährlich 300 Pfund auf 152 Pfund (3 Pfund x 52 Wochen) herabgesetzt. Ausgehend von dem Einkommen des Mannes in Höhe von 1.500 Pfund ergab sich aufgrund des vorwerfbaren Verhaltens der Ehefrau jetzt nur noch ein Anteil von etwa einem Zehntel, zuvor waren es ein Fünftel an dem gemeinsamen Einkommen der Gatten, hier also allein demjenigen des Ehemannes. In Sachen Martin v Martin wurde eine Zahlungsverpflichtung des Ehemannes für die Ehefrau, die einen 19-jährigen ehelichen Sohn betreute, in Höhe von 2 Pfund 10 Shillings pro Woche ausgesprochen.764 Grundlage war das Verlassen des an Epilepsie erkrankten Ehemannes durch die Ehefrau, wobei der Ehemann später mit einer Krankenschwester Ehebruch verübte. Zunächst wurde die Judicial Separation auf Antrag der Ehefrau festgestellt, dann die o.a. Summe als permanent alimony festgesetzt. Die Höhe des Einkommens des Ehemannes, das die Ehefrau mit 430 Pfund p.a. angab, wurde von ihm mittels eidesstattlicher Versicherungen wegen vorherigen eigenen Bankrotts mit nur gut 393 Pfund p.a. behauptet; er erziele dieses auch nicht selbst, sondern erhalte es aus einem Treuhandfonds.765 Das bedeutete rechnerisch einen Jahresunterhalt in Höhe von 130 Pfund766 bei einem faktischen Nettoeinkommen des Ehemannes von 393 Pfund, also knapp einem Drittel. In diesem Verfahren wurde nochmals auf die mittlerweile verfestigte Entscheidungspraxis der Scheidungsgerichte in Anlehnung an die kirchgerichtlichen Entscheidungen hingewiesen und erneut eine starre Quotenregelung verneint: “It is to be borne in mind that an Order for alimony is not an apportionment of part of the

income of the husband to the wife, but it is an Order for the payment by him of such a sum as is considered proper to be Ordered to be paid for the maintenance of the wife ‘according

to his faculties’. That is an expression which is found in cases in the Ecclesiastical Courts, and in the rules which were framed shortly after the powers of the Ecclesiastical Courts were vested as they now are in the Divorce Court.”767

763 Leslie v Leslie (1911) P. 203, 207. 764 Martin v Martin (1919) P. 283. 765 Martin v Martin (1919) P. 283, 284. 766 Martin v Martin (1919) P. 283, 296. 767 Martin v Martin (1919) P. 283, 292.

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Kindesunterhalt im Family Law

Unter Hinweis auf andere Entscheidungen des High Court’s wurden die Möglichkeiten und Entscheidungskriterien in Abgrenzung zum Kirchenrecht erläutert: “There is therefore authority for the proposition that the Court has to consider what are the prospective means of the husband for making provision for the discharge of his duties. It

is quite true the Ecclesiastical Courts were accustomed to apportion a sum not exceeding a

certain aliquot part of the income the husband, but that practice does not in any way infringe upon the general principle.”768

Klarstellend wurde dann weiter ausgeführt: “What the Court has to consider is not whether or not the respondent has rights of property over the particular money that he receives, but whether he has the ability to make suitable

payments for the support of his wife (…), whether or not he has the legal right to receive them.”769

Die Zahlungsmöglichkeiten wurden damit nicht nur verbunden mit den rechtlich begründbaren Arbeits- oder sonstigen laufenden Einkünften, sondern mit allen de facto vorhandenen Einkünften, egal, aus welchem Grund sie erzielt wurden. Nicht berücksichtigt wurden indes Betreuungs- und Versorgungsleistungen gegenüber anderen Kindern oder Frauen, mit denen der Mann zusammenlebte. dd. Obergrenze von Unterhaltszahlungen Dogmatisch wurde eine geldliche Obergrenze von Unterhaltszahlungen zugunsten der Ehefrau mit 3.000 Pfund p.a.770 angenommen. Sie konnte dementsprechend auch bei hohem Einkommen des Ehemannes und großen Vermögenswerten keine darüber hinausgehenden Zahlungen erhalten. Geändert hat sich diese Einschränkung erst im Jahr 1916 durch eine obergerichtliche Entscheidung des Court of Appeal in Sachen Hulton v Hulton.771 Dort wurde zwar die Frage der genauen Höhe von Unterhaltszahlungen als permanent maintenance bei hohen Einkommen des Pflichtigen nicht konkret beantwortet, indes die bisher regelmäßig angenommene Obergrenze sehr deutlich kritisiert: “I am satisfied that there is no hard and fast limit of 3000l. a year.”772 768 Martin v Martin (1919) P. 283, 293. 769 Martin v Martin (1919) P. 283, 295. 770 Etwa 180.000 Pfund nach dem Geldwert im Jahr 2000, siehe Cretney (2005) S. 411. 771 Hulton v Hulton (1916) P. 57. 772 Hulton v Hulton (1916) P. 57, 60.

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“I agree entirely that there is no such thing as a limit of 3000l. a year, and I also agree, on the

other hand, there is no such requirement as a third when the fortune is large. The amount ought to be enough for the wife considering what the ability of the husband is and considering the other circumstances of the case as provided by the statute.”773

Im Raum standen in diesem Verfahren Einkünfte des Gatten in Höhe von mindestens 29.000 Pfund p.a., von denen er 1.500 Pfund als Unterhalt für seine Frau anbot. Für diese waren indes die tatsächlichen wirtschaftlichen Verhältnisse des Gatten als Grundlage für eine konkrete Berechnung ihres Anspruchs noch klärungsbedürftig, weshalb sie beantragte, ihn zu weiteren Auskünften zu verpflichten. Der zuständige Registrar verweigerte dies unter Hinweis auf die seines Erachtens einschlägigen Entscheidungen in Sykes v Sykes774 und Kettlewell v Kettlewell.775 Das Gericht bestätigte die Auffassung des Registrars. In der Berufung wurde diese Entscheidung jedoch aufgehoben. Der Ehemann müsse, so das Berufungsgericht, zunächst weiter konkreter auf die Behauptungen der Ehefrau zu weit höheren Einkünften vortragen, um das Gericht in die Lage zu versetzen, die angemessene Höhe der Unterhaltszahlungen zugunsten der Ehefrau im Rahmen seiner Ermessensentscheidung festsetzen zu können. Dass dann gegebenenfalls auch eine über 3.000 Pfund p.a. hinausgehende Zahlung möglich sei, stellte das Berufungsgericht deutlich heraus. ee. Anpassungsklauseln Unterhaltszahlungen des Ehemannes für seine Frau, die keine Kinder hatte, wurden in dem Verfahren Wood v Wood auf 60 Pfund p.a. festgelegt, ohne dass konkrete Angaben zum Einkommen der Eheleute gemacht wurden. 776 Es stand lediglich fest, dass beide keine Kinder versorgten, über kein Vermögen verfügten und der Ehemann nur Arbeitseinkommen in nicht bekannter Höhe hatte. Die Eheleute hatten zuvor eine Trennungsvereinbarung geschlossen, wonach sich der Mann zu Zahlungen von mindestens 60 Pfund p.a. verpflichtete, die je nach seinem beruflichen Fortkommen in der Armee nach oben angepasst werden sollten.777 Das Familiengericht übernahm diese Mindestsumme von 60 Pfund p.a. in seiner Entscheidung, legte aber sogleich fest, dass die Unterhaltshöhe zu Lasten der Ehefrau sogleich reduziert werden könne, wenn sich die tatsächlichen, vor allem wirtschaftlichen Verhältnisse der Parteien änderten. Nur die Aufnahme dieser Klausel dum 773 Hulton v Hulton (1916) P. 57, 63. 774 Sykes v Sykes (1897) P. 306. 775 Kettlewell v Kettlewell (1897/8) P. 138. 776 Wood v Wood (1891) P. 272. 777 Wood v Wood (1891) P. 272, 273.

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Kindesunterhalt im Family Law

sola et casta vixerit wurde anschließend vom Court of Appeal gerügt, im Übrigen blieb die erstinstanzliche Entscheidung bestehen. Aufgrund der gerichtlich festgestellten Tatsachen sei die Frau an der Eheauflösung völlig unschuldig gewesen und habe über kein Vermögen oder Einkommen verfügt. Daher sei es unbillig, sie auch noch dem Risiko von künftig reduziertem Unterhalt auszusetzen.778 In dem bereits angeführten Fall Kettlewell v Kettlewell 779 stellte das Gericht die Frage einer solchen Abänderungsmöglichkeit ebenfalls und billigte dem Ehemann diese Möglichkeit zu, weil die Ehefrau sich selbst nicht makellos verhalten habe und daher eine Änderungssperre nicht verdiene: “It would seem almost a parody of justice to suggest that a woman should lose her allowance

if she marries again, but should not lose it if she lives with a man as his mistress. Where indeed the reputation of the wife is spotless, these words may be omitted.”780

Zur Begründung nahm das Gericht Bezug auf weitere einschlägige Entscheidungen und argumentierte erneut mit dem doch recht hohen Gesamteinkommen der Ehefrau, welches eine spätere Korrektur der Unterhaltshöhe bis hin zum gänzlichen Wegfall ermögliche: “1400l. a year is a fair fortune for any woman to bring to a husband, and 3000l. a year a large

one. I think, therefore, that, having regard to the earlier decisions, such as Fisher v. Fisher and Gladstone v. Gladstone, which I regard as modified to the extent which I have mentioned by

Wood v. Wood, and looking to the circumstances which that judgment directs me to consider, the condition ‘dum sola’ should be inserted.”781

Einen Schutz vor Veränderungen der einmal festgesetzten Unterhaltszahlungen bei und wegen häufig nicht beeinflussbaren Einkommensrückgängen gab es nach alledem nicht: “If the circumstances alter, either party can apply to review the Order now made.”782

778 Wood v Wood (1891) P. 272, 277. 779 Kettlewell v Kettlewell (1897) P. 138. 780 Kettlewell v Kettlewell (1897) P. 138, 142, gemeint war hier konkret die Ergänzung et casta. 781 Kettlewell v Kettlewell (1897) P. 138, 142. 782 Nott v Nott (1901) P. 241, 242.

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Das Gericht legte in diesem Verfahren Nott v Nott 783 fest, dass bei einem Einkommen des Ehemannes von 30 Shillings pro Woche insgesamt nicht mehr als 10 Shillings an Unterhalt gezahlt werden können, auch, wenn seine Frau fünf Kinder zu versorgen habe. Darin kommt die Berücksichtigung der Drittelregelung, wie sie schon von den Kirchengerichten angewendet wurde, zum Ausdruck. Ergänzend wurde noch darauf abgestellt, dass die Ehefrau über eigene Einkünfte verfüge; sie erziele zwar kein Arbeitseinkommen, erhalte aber von ihrer Tante geldliche Zuwendungen, die als Einkommen berücksichtigungsfähig seien.784 Auch Veränderungen in der elterlichen Sorge konnten zu Anpassungen der Unterhaltszahlungen führen: In Sachen Cobbe v Cobbe sprach das Gericht zunächst der Ehefrau die Sorge für die beiden ehelichen Kinder zu und verpflichtete den Ehemann zur Zahlung von 7 Shillings Sixpence pro Woche.785 Der Betrag wurde später auf 12 Shillings Sixpence erhöht.786 Eine konkrete Zuordnung einzelner Unterhaltsbeträge fand nicht statt. Im anschließenden Berufungsverfahren übertrug das Gericht dann allerdings die Sorge für eines der beiden Kinder wegen Verfehlungen der Ehefrau auf den Ehemann und reduzierte daraufhin seine Zahlungsverpflichtung auf die ursprünglich festgesetzten 7 Shillings Sixpence.787 Die zugesprochenen 12 Shillings Sixpence bezogen sich auf Ansprüche der Ehefrau und zwei von ihr betreute Kinder. Die Reduzierung auf 7 Shillings Sixpence könnte also zu der Annahme Anlass geben, dass für ein Kind 5 Shillings vorgesehen waren und damit für die Ehefrau ein eigener Anspruch von nur 2 Shillings Sixpence bestand. Eine Bestätigung dazu findet sich in der Entscheidung selbst jedoch nicht. Auch aus anderen Entscheidungen lässt sich überdies eine verlässliche Regel zur differenzierten Bezifferung von Beträgen für Mutter und Kind nicht herleiten.788 Gleichwohl war die Unterhaltshöhe in Cobbe v Cobbe789 abhängig von der Zahl der zu versorgenden Kinder; eigene Betreuungs- und Versorgungspflichten des Ehemannes führten zur Herabsetzung seines ursprünglich geschuldeten Barunterhalts. Es ist aber zu berücksichtigen, dass Grundlage der Reduzierung die Aufnahme eines von zwei ehelichen Kindern im eigenen Haushalt war. Daher dürfte die daraufhin festgesetzte Zahlungshöhe derjenigen für ein Kind entspre783 Nott v Nott (1901) P. 241. 784 Nott v Nott (1901) P. 241 f. unter Hinweis auf Bonsor v Bonsor (1897) P. 77. 785 Cobbe v Cobbe (1909) 73 J.P. 208. 786 Cobbe v Cobbe (1909) 73 J.P. 208. 787 Cobbe v Cobbe (1909) 73 J.P. 208. 788 Ehegattenunterhalt wurde in dem Verfahren The Queen v Leresche vom Magistrates Court beispielsweise mit wöchentlich 7 Shillings festgelegt, wobei keine Kinder betreut wurden, The Queen v Leresche (No. 2) (1891) 2 Q.B. 418. 789 Cobbe v Cobbe (1909) 73 J.P. 208.

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chen und nicht das Ergebnis einer Monetarisierung von eigenen Betreuungsleistungen gewesen sein. 6. Kindeswohl im Spannungsfeld von Sorgerecht und Unterhalt Ob die Mutter für die Versorgung von ehelichen Kindern Unterhalt erhalten konnte, hing auch infolge des Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 neben der Schuldfrage an der Trennung entscheidend ab von der elterlichen Sorge. Ohne das Sorgerecht erlangte sie weder Erziehungsmöglichkeiten noch regelmäßige (höhere) Geldzahlungen. Sie konnte, wie schon dargelegt, gem. sec. 5 subsec. b Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 einen dementsprechenden Antrag auf Übertragung des Sorgerechts für ein eheliches Kind stellen, solange das Kind nicht älter als 16 Jahre war: “A provision that the legal custody of any children of the marriage between the applicant and her husband, while under the age of sixteen years, be committed to the applicant.”790

Übertrug das Gericht die Sorge auf die Mutter, starb diese dann aber, bevor das Kind 16 Jahre alt war, verlor diese Sorgeentscheidung ihre Wirksamkeit. Sorgeberechtigt konnte dann entweder der Vater des Kindes oder ein Gemeindebeamter, der zum Betreuer eingesetzt wurde, sein. Wer das Sorgerecht dann erhielt, hing maßgeblich vom Willen der Mutter ab. Es war ihr möglich, zu Lebzeiten über ihren Sorgerechtswunsch eine schriftliche Erklärung aufsetzen.791 War diese auslegungsbedürftig oder angreifbar, konnte infolge des Guardianship of Infants Act 1886 eine gerichtliche Klärung herbeigeführt werden.792 Später wurden die Möglichkeiten eines zu bestellenden Betreuers für ein Kind noch durch die Poor Law Amendment Acts 1889 und 1899 erweitert, da bei der üblich gewordenen Abgabe der Kinder an Pflegefamilien, um sie dort adäquat versorgen und erziehen zu lassen, Probleme bei Besuchswünschen u.Ä. auftraten. Zudem konnte ein Betreuer in Fällen, in denen der sorgeberechtigte und tatsächlich das Kind betreuende Elternteil seinen erzieherischen Aufgaben und Pflichten nicht nachkam oder nachkommen konnte, eingesetzt werden. Ihm oblagen beachtliche

790 Sec. 5 subsec. b Married Woman Act 1895. 791 Simpson (1926) S. 97 f. unter Hinweis auf sec. 8 Guardianship of Infants Act 1886. 792 Dazu Deans (1895) S. 126 ff.; Simpson (1926) S. 6 f., S. 97 m.w.N.

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Kompetenzen, beispielsweise konnte er das Kind zum Schutz in einer geeigneten Pflegefamilie unterbringen.793 Im Jahr 1908 wurde ergänzend ein spezielles Gericht für Angelegenheiten von Kindern und Jugendlichen eingerichtet, welches, falls Kinder verwahrlost, ohne ein Heim oder sonst ohne ausreichende elterliche Versorgung waren, gem. sec. 58 Children Act 1908 ebenfalls Anordnungen zu deren Schutz treffen konnte. Diese Anordnungen konnten sowohl die Unterbringung in einer Pflegefamilie beinhalten als auch jene in einer staatlichen Schule, eine Art internatsartiger Ausbildungsbetrieb. Aufgrund des Custody of Children Act 1891 und sec. 5 des Guardianship of Infants Act 1886 wurde zwar die mütterliche Position, wie unter Kap. 3 Zf. 4 erläutert, insoweit verbessert, da das Kindeswohl einen eigenen hohen Stellenwert bekam. Nichtsdestotrotz mussten bei der Entscheidung die elterlichen Belange und Schuldbeiträge zur Auflösung der ehelichen Gemeinschaft ermittelt und abgewogen werden. Außerdem waren alle inhaltlichen Aspekte im Zusammenhang mit der Erziehung und Versorgung der Kinder von Belang. In Verbindung mit dem Custody of Infants Act 1873 war, wie ebenfalls bereits erläutert, der Ehebruch als solcher nicht mehr alleiniger Versagungsgrund für einen Sorgerechtsantrag der Mutter. Diese Tendenz griff sec. 7 Summary Jurisdiction (Married Woman) Act 1895 auf. Dem ��������������������������������������������������������������������� Gericht wurde es gestattet, trotz Abänderung einer Unterhaltsentscheidung infolge einer Separation Order wegen sich daran anschließenden, nicht vom Ehemann veranlassten Ehebruchs der Ehefrau das Sorgerecht gemeinsamer ehelicher Kinder weiterhin bei der Mutter zu belassen. Das war jedenfalls dann möglich, wenn das Sorgerecht zuvor bereits der Mutter zustand oder ihr übertragen worden war. Entfiel also der Unterhaltsanspruch der Mutter wegen ihres unentschuldigten ehebrecherischen Verhaltens, konnte sie dessenungeachtet für die von ihr weiterhin betreuten Kinder Unterhalt vom Vater erhalten: “In the event of the Order being discharged, the Court may make a new Order that the legal

custody of the children of the marriage shall continue to be committed to the wife, and that

the husband shall pay to the wife or to any officer of the Court or third person on her behalf, a weekly sum not exceeding ten shillings for the maintenance of each such child until the child attains the age of sixteen years. In making such an Order the Court is to have regard

primarily to the interests of the children.”794

793 Report of the Royal Commission on Divorce and Matrimonial Causes 1912, S. 79 f.; zu den Möglichkeiten der Mutter, ihr Kind in diesem Fall wieder zu sich zu nehmen, siehe Maidment (1984) S. 100 m.w.N. 794 Sec. 7 Summary Jurisdiction (Married Woman) Act 1895.

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Aufgrund dieser sec. 7 Summary Jurisdiction (Married Woman) Act 1895 wurde also für jedes Kind ohne Berücksichtigung von eigenen Ansprüchen der Mutter ein wöchentlicher Unterhaltsbetrag von maximal 10 Shillings festsetzungsfähig. Die Belange der Kinder, also vor allem deren Wohlergehen, wurden gesetzlich explizit aufgeführt und damit zum eigenständigen Entscheidungskriterium.795 Kindesunterhalt wurde damit vom eigenen Anspruch der Mutter gelöst. Die Zahlungsverpflichtung des Vaters bestand also hiervon entkoppelt, um die erforderlichen Kosten des Kindes im Rahmen der Versorgung durch die Mutter sicherzustellen. Dabei fand jedoch keine Orientierung am Einkommen des Vaters statt, sondern ein Abstellen auf einen statischen Betrag, wie er aus dem Poor Law und Bastardy Law bekannt war. Das Kindeswohl wurde allerdings als wichtigstes Ziel jeder gerichtlichen Entscheidung ausdrücklich normiert. Zwar war diese Regelung eingebunden in Verfahren der Abänderung bereits bestehender Titel. Dennoch ist die positive Aufnahme der Interessen des Kindes als Leitmotiv für eigene Unterhaltsansprüche, neben der Trennung von Unterhaltsansprüchen ihrer Mütter, reformativ. Sie entspricht der aufgezeigten Entwicklung in der Rechtsprechung. 7. Leistungsfähigkeit als Anspruchsvoraussetzung Für einen Unterhaltsanspruch der Ehefrau war neben den ausgeführten Aspekten immer auch die tatsächliche Leistungsfähigkeit des Ehemannes von Bedeutung. Die Unterhalt begehrende Ehefrau musste deshalb regelmäßig vortragen und glaubhaft machen, dass ihr Mann zu Unterhaltsleistungen auch wirtschaftlich in der Lage war. Während einer bestehenden Ehe war der Ehemann, wie erläutert, grundsätzlich nur verpflichtet, seine Frau und die gemeinsamen Kinder in natura zu unterhalten. Dazu musste er ihnen beispielsweise Wohnung, Kleidung, Lebensmittel, medizinische Versorgung et cetera zur Verfügung stellen. Erst im Falle der vollständigen oder teilweisen Einstellung dieser Leistungen konnte die Ehefrau eine gerichtliche Entscheidung über laufenden Unterhalt im Zusammenhang mit einem Trennungs- oder Scheidungsantrag erwirken. Die erforderliche Überzeugung des Gerichts von einer bewussten Verletzung dieser Pflicht des Ehemannes war überwiegend abhängig von den Gründen, die dieser als Entschuldigung für nicht erbrachte Unterhaltungsleistungen anführte: War er zu solchen Leistungen nicht in der Lage, weil er zum Beispiel über kein Einkommen oder Vermögen verfügte, gingen die Gerichte auch nicht von einer bewusst vorsätzlichen Pflichtverletzung aus.796 Wie in der Entscheidung The Queen v Davidson797 ausgeführt, 795 Maidment (1984) S. 99 ff. 796 Z. B. Earnshaw v Earnshaw (1896) P. 160. 797 The Queen v Davidson (1889) 5 T.L.R. 199.

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war die Frage der Leistungsfähigkeit des Ehemannes insoweit keine des Rechts, sondern eine des Faktischen. Das habe das Gericht schlicht zu beachten.798 Feststellungen zur Leistungsfähigkeit des Ehemannes wurden damit gleichwohl obligatorisch. Zur Abwehr von Unterhaltsansprüchen genügte allerdings nicht jede nachgewiesene Einkommenslosigkeit. Diese durfte beispielsweise nicht vorsätzlich herbeigeführt worden sein, um sich seiner Unterhaltspflicht zu entziehen. Dabei wurden auch freiwillige Zahlungen Dritter an ihn wie eigenes Einkommen berücksichtigt.799 Der Ehemann war außerdem verpflichtet, jede angemessene Tätigkeit aufzunehmen und auszuüben. Verweigerte er das, obwohl er dazu körperlich in der Lage war, konnte er gleichwohl zu Unterhaltszahlungen verurteilt werden.800 Rechtlich problematisch war dabei immer die Frage, ob die im Raum stehende Tätigkeit für den Ehemann auch angemessen gewesen war bzw. wäre. Nur dann gingen die Gerichte von einer bewussten Verweigerung der Arbeitsaufnahme aus.801 Eine andere, eher im subjektiven Bereich angesiedelte Möglichkeit, keinen Unterhalt zahlen zu müssen, waren Irrtümer des Ehemannes über die tatbestandlichen Voraussetzungen. Solche Irrtümer wurden dementsprechend gerichtlich überprüft. Behauptete der Ehemann beispielsweise, dass er selbst nicht von einer rechtlich bestehenden Verpflichtung zur Erbringung von Unterhalt ausgegangen sei oder eine solche Verpflichtung gar nicht gekannt zu haben, waren diese Irrtümer regelmäßig unbeachtlich.802 Auf der anderen Seite reichte seine irrige Annahme aus, die Ehefrau habe ihn betrogen und er sei deshalb berechtigt, sämtliche Unterhaltungen einzustellen, um den Vorwurf der bewussten Versagung von Unterhalt auszuräumen.803 Neben der weiterhin elementaren Schuldfrage für den Unterhalt der Ehefrau mussten also weitere Grenzen der grundsätzlich bestehenden Pflicht des Ehemannes zur Unterstützung und Unterhaltung seiner eigenen Familie bestimmt werden, mussten erforderliche und vorhandene Ressourcen verglichen und unterhaltsrechtlich bewertet werden.804

798 The Queen v Davidson (1889) 5 T.L.R. 199. 799 Martin v Martin (1919) P. 283. 800 The Guardians of the Poplar Union v Martin (1905) 68 J.P. 526 unter Anwendung von sec. 3 Vagrancy Act 1824; ausführlich dazu Davey (1931) S. 164 ff. 801 The Guardians of the Poplar Union v Martin (1905) 68 J.P. 526; Lewisham Guardians v Nice (1924) 88 J.P. 66; Hosegood v Camps (1889) 53 J.P. 612. 802 Roberts v Regnart (1922) 86 J.P. 77. 803 Morris v Edmonds (1897) 77 L.T. 56. 804 Siehe auch Coulson v Davidson (1907) 71 J.P. 17; zur Frage der Leistungsfähigkeit auch Martin v Martin (1919) P. 283.

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Kindesunterhalt im Family Law

8. Abänderung von Unterhaltstiteln Die Aufhebung einer Unterhaltsentscheidung der Magistrates’ Courts zugunsten der Ehefrau war auf Antrag des Ehemannes möglich. Voraussetzung dafür war, dass die Ehefrau zeitlich beispielsweise nach Ausspruch einer Non-Cohabitation Order Ehebruch begangen hatte. Im Rahmen des Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 waren für die Abänderungsentscheidungen dann ebenfalls die Magistrates’ Courts zuständig. Wurde der Ehebruch der Ehefrau durch die Nichteinhaltung von tatsächlich möglichen Unterhaltszahlungen von Seiten ihres Mannes veranlasst, konnte der Antrag des Mannes abgewiesen werden: “If the married woman upon application the Order has been made shall commit an act of

adultery, such Order shall upon proof thereof be discharged. But the Court may, if it thinks

fit, refuse to discharge the Order if, in the opinion of the court, such act of adultery was con-

duced to by the failure of the husband to make such payments in the opinion of the Court he was able to make under the Order.”805

Diese Abänderungsmöglichkeit des Ehemannes war also primär vorgesehen bei Trennungsentscheidungen wie Non-Cohabitation Orders, die zuvor auf Antrag der Ehefrau erlassen wurden.806 Begründet war sein Antrag auf Titelabänderung dann, wenn er neue Tatsachen (fresh evidence) behaupten und beweisen konnte. Diese Tatsachen mussten entweder Ehebruch der Ehefrau oder eine fehlende Kausalität seiner Unterhaltspflichtverletzung und ihrem Ehebruch sein.807 Damit bestand für die Ehefrau trotz gerichtlich legitimierter Trennung der Eheleute das Gebot, allein und ohne Liebhaber oder neuen Partner zu leben. Ansonsten entfiel die Unterhaltsverpflichtung des Ehemannes. Durch sec. 190 subsec. 2 a, b Supreme Court of Judicature Act 1925 bestätigte die Legislative diese Abänderungsmöglichkeit des Ehemannes, indem sie dem Gericht diese Kompetenz weiterhin ausdrücklich einräumte. Die Abänderungsmöglichkeit des Mannes war allerdings zeitlich begrenzt, denn er musste diese gem. sec. 11 Summary Jurisdiction Act 1848, der prozessual fortwirkte, innerhalb von sechs Monaten ab Kenntnis vom Ehebruch beantragen.808 805 Sec. 7 Married Woman Act 1895. 806 Gemäß dem Wortlaut on the application of the woman. 807 Sec. 7 Married Woman Act 1895; siehe z. B. Timmins v Timmins (1919) P. 75, wo eine solche Änderung durch den Magistrates Court durch das Berufungsgericht der Probate Division bestätigt wurde, allerdings nur wegen der unterschiedlichen Meinungen der beiden zuständigen Richter. Aus prozessualen Gründen durfte bei fehlender Einstimmigkeit dem Antrag nicht entsprochen werden. 808 Z. B. Waller v Waller (1927) P. 154.

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Daneben war es gemäß sec. 7 Summary Jurisdiction (Married Woman) Act 1895 auch der Ehefrau möglich, eine Abänderung der Unterhaltshöhe zu ihren Gunsten zu erreichen. Das erforderte ebenfalls neue Tatsachen wie zum Beispiel ein höheres Einkommen ihres Mannes,809 aber auch zum Beispiel die Geburt eines weiteren Kindes oder sonstige erhebliche Veränderungen in den Lebenshaltungskosten.810 Auf der anderen Seite konnte durch die Wiederheirat der geschiedenen Ehefrau die Unterhaltsverpflichtung des ersten Ehemannes gegenüber dem Kind ausgeschlossen werden.811 Außerdem waren die Möglichkeiten der Vollstreckung von Unterhaltsentscheidungen aus dem Summary Jurisdiction (Married Woman Act) 1895, geregelt in sec. 9 unter Hinweis auf die Anwendung der Vollstreckungsart in den Verfahren über Affiliation Orders, für die betroffene Ehefrau von großer Bedeutung.812 Diese Verweisung nahm Bezug auf die Regeln aus sec. 4 Bastardy Laws Amendment Act 1872, die ich bereits erläutert hatte. Auf Besonderheiten und Probleme der Anwendung und damit Durchsetzung von Unterhaltsansprüchen werde ich in dieser Arbeit jedoch nicht weiter eingehen, da weniger die Vollstreckungsmöglichkeiten als die dogmatischen Voraussetzungen und Ausprägungen von Unterhaltsansprüchen untersucht werden.813 9. Zusammenfassung Die Rechtsprechung zum Trennungs- und Scheidungsrecht verteilte sich nach dem Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 zu einem geringen Teil auf die Probate, Divorce and Admiralty Division des High Court of Justice in London und zu einem weitaus größeren Teil auf die Magistrates’ Courts. Die Probate, Divorce and Admiralty Division war ausschließlich zuständig für Verfahren der Scheidung (dissolution of marriage), Ehenichtigkeit sowie der Judicial Separation und entschied so nur über Unterhaltsansprüche von mehr als 2 Pfund pro Woche. In beiden

809 Timmins v Timmins (1919) P. 75; Johnson v Johnson (1900) P. 19. 810 Lieck/Morrison (1926) S. 114. 811 Lister v Lister (1890) 15 P.D. 4; Dufty v Dufty (1932) 76 Sol.J. 397; Perkins v Perkins (1938) 82 Sol.J. 524. 812 Die Anwendung der Zwangsmaßnahmen bei Affiliation Orders durch sec. 9 Married Woman Act 1895 betraf indes nicht Unterhaltsentscheidungen aufgrund von Entscheidungen aus dem Matrimonial Causes Act 1878 und Married Woman Act 1886. 813 Vgl. wegen der Vollstreckungsmaßnahmen, dem Verfahren etc. Watkins v Watkins (1896) P. 191; Paquine v Snary (1909) 1 K.B. 688; Matthews v Matthews (1912) 76 J.P. 315; Grocock v Grocock (1920) 83 J.P. 185; Harrison v Harrison (1910) 1 K.B. 35; Outerbridge v Outerbridge (1927) 90 J.P. 204.

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Gerichtsbarkeiten konnte vorläufiger Unterhalt festgesetzt werden, in Scheidungsverfahren in London zudem auch dauerhafter. Die erreichbare Zahlungshöhe lag für die Ehefrau im Rahmen vorläufiger Regelungen bei einer Judicial Separation etwa bei einem Fünftel des gemeinsamen Ehegatteneinkommens. Als decree absolute konnte ihr sogar ein Drittel des Ehegatteneinkommens zugesprochen werden. Bei hohen Einkünften ihres Mannes beschränkte sich ihr Anspruch indes auf maximal 3.000 Pfund p.a. Unterhaltsansprüche der Ehefrau hingen dabei immer entscheidend ab von nachzuweisenden erheblichen Pflichtverletzungen ihres Ehemannes. Es mussten mindestens zwei der gesetzlich vorgesehenen Tatbestandsmerkmale gerichtlich festgestellt werden. Eigenes Fehlverhalten der Ehefrau war dabei ebenfalls von großer Bedeutung. Ihr Ehebruch führte gem. sec. 6 Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 zum Ausschluss eigener Ansprüche, wenn die Ehefrau als Antragstellerin auftrat. War sie dagegen Antragsgegnerin, konnte sie trotz eigenen Ehebruchs Unterhalt erhalten. Ihr Fehlverhalten wurde dann jedoch regelmäßig wertend bei der Bezifferung ihrer Unterhaltsansprüche berücksichtigt. Vergleichbare Abwägungen wurden anlässlich von Abänderungsentscheidungen bestehender Unterhaltstitel gemäß sec. 7 Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 im Zusammenhang mit einer Änderung der elterlichen Sorge durchgeführt. Überwiegend gingen die Gerichte davon aus, wie in dem Verfahren Hartopp v Hartopp814 im Jahr 1898 beispielhaft dargelegt, dass der Unterhaltsanspruch der Ehefrau als adäquater monetärer Ersatz nur eigenem Wohlverhalten folgen könne. Andere Judikate wie zum Beispiel Prichard v Prichard815 und Goodden v Goodden,816 die eine Abhängigkeit von Schuld und Unterhalt kritisch hinterfragten, wurden lange Zeit nicht beachtet. Diese Sichtweise änderte sich entscheidend erst durch die Judikate in Sachen Ashcroft v Ashcroft aus dem Jahr 1902817 und Leslie v Leslie818 im Jahr 1911. Fortan basierten Unterhaltsansprüche von Ehefrauen, wie in den beiden vorzitierten Entscheidungen schon skizziert, vorrangig auf dem Gedanken, ihnen einen ausreichenden Lebensstandard zu ermöglichen. Orientierungsmerkmale waren ihre eigenen Bedürfnisse und Ansprüche. Damit erfolgte eine Abkehr von ehedem maßgeblichen schuldbasierten Unterhaltsansprüchen. Das hatte auch Auswirkungen auf die Ansprüche von Kindern, die von der Ehefrau nach Beendigung der ehelichen Gemeinschaft betreut und versorgt wurden. Einen eigenständigen Unterhaltsanspruch gab es für eheliche Kinder nach der Trennung ihrer Eltern 814 Hartopp v Hartopp (1898) P. 65, 72. 815 Prichard v Prichard (1864) 3 Sw. & Tr. 523. 816 Goodden v Goodden (1891) P. 1. 817 Ashcroft v Ashcroft and Roberts (1902) P. 270. 818 Leslie v Leslie (1911) P. 203.

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nicht. Erhielt ihre Mutter keinen Unterhalt, wurden ihr die Kosten der Versorgung ehelicher Kinder ebenfalls nicht erstattet. Die Belange von Kindern wurden familienrechtlich also nur dadurch erfasst, dass ihre Versorgung durch die Mutter bei der eigenen Unterhaltsbemessung monetär berücksichtigt wurde. Die Betreuungsleistung der Mutter war dabei jedoch obligatorisch, sie wurde auch bei der Bemessung ihrer eigenen Ansprüche nicht berücksichtigt. Neu war allerdings der für den Kindesunterhalt formulierte gesetzliche Zweck: Kosten für die Versorgung des Kindes wurden als erforderlich und als vom Vater sicherzustellen angeführt. In Verbindung mit der gesteigerten Bedeutung der Kindesinteressen änderte sich das gesetzliche unterhaltsrechtliche Leitbild insofern nachhaltig. Dennoch wurde ihr Anspruch weiter von jenem ihrer Mutter abgeleitet. Der wiederum wurde ab Anfang des 20. Jahrhunderts deutlich leichter durchsetzbar. Die Aufnahme einer obligatorischen geldlichen Erstattung von erforderlichen Kosten für die Versorgung von Kindern markiert damit auch für das Gebiet des Family Law einen wichtigen Grundstein in der Entwicklung des Kindesunterhaltsrechts. Ergänzt wird dieser durch die für die aktuelle Teilsymmetrie ebenfalls bedeutsame Anerkennung einer Unterhaltspflicht gegenüber Stiefkindern als Kinder der Familie. Aus sec. 4 Married Woman Act 1895 wurde erstmals in dem Verfahren Hill v Hill,819 und zwar über Naturalunterhaltsansprüche während des gemeinsamen Zusammenlebens hinaus, eine Barunterhaltspflicht des Ehemannes nach der Trennung der Eheleute für dessen Stiefkinder hergeleitet. Darin kommen familienrechtliche Ursprünge eines wesentlichen Elements des heutigen Festsetzungsverfahrens der Child Support Agency zum Ausdruck: die wirtschaftliche Berücksichtigung von Unterhaltsleistungen gegenüber Stiefkindern. Anhaltspunkte für wirtschaftliche Dimensionen von Betreuungsleistungen, vor allem in Bezug auf die Höhe des Barunterhalts, sind demgegenüber nicht feststellbar. Das liegt zum einen an der grundsätzlich fehlenden Barunterhaltspflicht von Müttern gegenüber ihren Kindern, wenn sie vom Vater betreut und versorgt werden, zum anderen daran, dass Patchwork-Familien kaum vorhanden waren und so tatsächliche Voraussetzungen für eine Saldierung fehlten. In den gerichtlichen Entscheidungen zur Leistungsfähigkeit des barunterhaltspflichtigen Vaters wurden ebenfalls keine Hinweise auf die Berücksichtigung etwaiger eigener Betreuungs- und Versorgungsleistungen auf die Höhe des geschuldeten Barunterhalts gefunden.

819 Hill v Hill (1902) P. 140.

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Kindesunterhalt im Family Law

Kapitel 6: Weitere Entwicklung In Bezug auf den Kindesunterhalt erfolgte also erst am Ende des 20. Jahrhunderts eine nachhaltige Reform durch den Child Support Act 1991. Zuvor gab es lediglich einige Verbesserungen in den Anspruchsvoraussetzungen, ohne jedoch grundlegende Anpassungen, auch im Hinblick auf ein teilsymmetrisches Unterhaltsmodell, vorzunehmen. Bedeutsam waren dabei vor allem die Abschaffung der schuldabhängigen Scheidung im Jahr 1969 sowie die Einführung eines vom Anspruch der Mutter unabhängigen Unterhalts der von ihr versorgten Kinder durch den Married Woman Act 1920, was wiederum auf zwei weitere Gesetzesänderungen im Jahr 1925 Einfluss hatte. 1. Supreme Court of Judicature Act 1925 Im Zusammenhang mit einem Antrag auf Nichtigkeit der Ehe oder Ehescheidung konnte das Familiengericht nach sec. 193 subsec. 3 Supreme Court of Judicature Act 1925 für eheliche Kinder aufgrund eigener normativer Grundlage Unterhaltszahlungen bis zu deren 21. Geburtstag festsetzen. Das war sowohl gegenüber dem Ehemann als auch gegenüber der Ehefrau möglich. Zur Begründung eines Antrags auf Feststellung der Ehenichtigkeit musste regelmäßig eine Geisteskrankheit des Ehegatten nachgewiesen werden. Verfahren vor den Magistrates’ Courts waren davon nicht betroffen. Durch sec. 193 subsec. 3 Supreme Court of Judicature Act 1925 erfolgte damit auf den ersten Blick die gesetzliche Aufnahme von bereits im Ansatz obergerichtlich geforderten Ansprüchen. Die gesetzliche Regelung ging sogar über die in Leslie v Leslie820 thematisierte Eigenständigkeit von Unterhaltsansprüchen hinaus. Sie ging auch über die in sec. 7 Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 im Zusammenhang mit Abänderungsentscheidungen vorgesehene Regelung hinaus.821 Andererseits war die Festsetzung von Kindesunterhalt aber weiterhin abhängig von der Ehenichtigkeit. Eine Entkopplung des Kindesunterhalts von einem elterlichen Fehlverhalten fand also immer noch nicht statt. Der Kindesunterhalt folgte immer noch einer Schuld der Eltern, er war nicht ohne weiteres nur zur Erfüllung der Bedürfnisse des Kindes vorgesehen. Und dies, obwohl durch den Married Woman Act 1920 der Ehefrau die Möglichkeit eingeräumt wurde, erstmals unabhängig von einem eigenen Anspruch und eigener Bedürftigkeit für das eheliche Kind bis zu dessen 16. Geburtstag Unterhaltszahlungen bis zu 10 Shillings pro 820 Leslie v Leslie (1911) P. 203. 821 Die u. a. aus Common Law abgeleitete Verpflichtung des Ehemannes zur Unterhaltung ehelicher Kinder konnte außerdem entfallen, aufgehoben oder ausgesetzt werden, siehe die etwas spätere Entscheidung in National Assistance Board v Wilkinson (1952) 2 ALL ER 255.

Weitere Entwicklung

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Woche gegenüber dem Ehemann gerichtlich festsetzen zu lassen. Voraussetzung dafür war gem. sec. 1 subsec. 1 Married Woman Act 1920 die Übertragung der elterlichen Sorge auf die antragstellende Mutter, was zentral vom Kindeswohl abhing. 2. Summary Jurisdiction Act 1925 Die Möglichkeiten, Unterhalt zu erhalten, wurden auch im Bereich der Summary Jurisdiction vor den Magistrates’ Courts noch im selben Jahr erweitert. Durch den Summary Jurisdiction Act 1925 stand der Ehefrau fortan auch ohne das Verlassen des ehelichen Heims ein Unterhaltsanspruch gegenüber ihrem Mann für sich und ihr Kind zu. Tatbestandlich musste der Ehemann sie dazu trotz bestehender Leistungsfähigkeit nicht unterhalten haben. Es reichte auch, wenn das Gericht eine dauerhafte Grausamkeit des Ehemannes gegenüber seiner Frau feststellte. Sie konnte dann noch während des Zusammenlebens mit ihrem Mann eine Unterhaltsentscheidung beantragen. Das Problem, erst das Heim verlassen zu müssen, um Unterhalt im Zusammenhang mit einer Trennungsentscheidung zu erhalten, stellte sich also nicht mehr. Erhielt eine Ehefrau eine solche Unterhaltsentscheidung, hatte sie allerdings nur drei Monate Zeit, ihren Mann zu verlassen, ansonsten entfiel der Anspruch wieder. Die Höhe der dabei festsetzungsfähigen Unterhaltszahlungen durch die Magistrates’ Courts betrug maximal 2 Pfund pro Woche. Infolge des Married Woman Act 1920 konnten zusätzlich, wie dargestellt, 10 Shillings für jedes von ihr betreute Kind festgesetzt werden. 3. Matrimonial Causes Acts 1923 und 1937 Seit Einführung der Möglichkeit einer Ehescheidung durch die säkulare Gerichtsbarkeit im Jahr 1857 mussten dazu von der Ehefrau immer zumindest zwei eheliche Verstöße ihres Mannes nachgewiesen werden. Von diesem Nachweis hing auch die Begründetheit ihres Unterhaltsanspruchs ab. Erst durch den Matrimonial Causes Act 1923 wurde diese erhöhte Nachweispflicht abgeschafft. Ehefrauen genügte zur Anspruchsbegründung nunmehr ebenfalls nur eine Pflichtverletzung ihres Mannes. Damit wurden die Rechte der Ehefrauen qua Gesetz hinsichtlich der Voraussetzungen für eine Scheidung mit jenen der Ehemänner gleichgestellt. 822 Der Matrimonial Causes Act 1937 übernahm diese Regelung, erklärte aber ein Scheidungsverfahren in den ersten drei Jahren der Ehe für beide Eheleute grundsätzlich für unzulässig.823

822 Cretney (2005) S. 147 ff. 823 Zu den Voraussetzungen einer Scheidung ausführlich Cretney (2005) S. 250 ff.

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Kindesunterhalt im Family Law

4. Divorce Reform Act 1969 Zentrales Reformmerkmal des Divorce Reform Act 1969 war die Abschaffung der Scheidung aufgrund Verschuldens.824 Durch die Einführung von Prozesskostenhilfe für Scheidungsverfahren wegen Schuld des anderen Gatten im Jahr 1950 – erst in 1969 konnte im Zusammenhang mit dem Divorce Reform Act auch für die unverschuldete Scheidung Prozesskostenhilfe beantragt werden –, stiegen die Scheidungszahlen an. Da die bis dahin selbst zu tragenden Kosten des Scheidungsverfahrens sehr hoch waren, haben sich die Paare, ohne eine gerichtliche Scheidung aussprechen zu lassen, häufig schlicht getrennt. Dadurch war es aber nicht möglich, wieder zu heiraten. Bereits im 19. Jahrhundert bestand aus ebensolchen wirtschaftlichen Gründen eine große Zahl von Trennungsehen. Die Scheidung aufgrund Verschuldens wurde in sec. 1 Divorce Reform Act 1969 durch den neuen, einzigen Scheidungsgrund des unwiderruflichen Scheiterns der Ehe ersetzt. Dazu mussten allerdings gem. sec. 2 Divorce Reform Act 1969 nahezu die gleichen Voraussetzungen wie bei einer verschuldensabhängigen Scheidung nachgewiesen werden.825 Infolge dieser neuen Scheidungsvoraussetzungen wurden auch die Unterhaltsfragen der Eheleute neu diskutiert. Insbesondere durch den Law Commision’s Report826 beeinflusst verabschiedete die Regierung bereits kurze Zeit später den Matrimonial Proceedings and Property Act 1970. In diesem wurden den Gerichten in sec. 5 subsec. 1 lit. f ) Matrimonial Proceedings and Property Act 1970 für Unterhaltsentscheidungen zu beachtende Kriterien vorgegeben. Gerichtsentscheidungen waren allerdings weiterhin geprägt von niedrigen gegenüber Vätern festgesetzten Unterhaltszahlungen, da man aus traditionellem Rollenverständnis die geldliche Unterstützung der allein erziehenden Mutter durch den Staat als gegeben annahm und unterstellte.827

Kapitel 7: Zusammenfassung Unterhalt zugunsten ehelicher Kinder war während des gemeinschaftlichen ehelichen Zusammenlebens von Seiten des Vaters grundsätzlich in natura zu erbringen. Das entsprach den Grundsätzen des Poor Law. Mit der Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft mussten Unterhaltsfragen allerdings neu geklärt werden. Unterhaltsansprüche waren dann beispielsweise abhängig von der gerichtlich zu 824 Dazu Cretney (2005) S. 319 ff. 825 Ausführlich Cretney (2005) S. 375 ff. 826 Law Commission Report (1969), Anhang. 827 Cretney (2005) S. 427 ff.

Zusammenfassung

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klärenden ehebeendenden Schuldfrage der Mutter oder des Vaters sowie der Regelung der elterlichen Sorge. Die Voraussetzungen von Unterhaltsverpflichtungen des Ehemannes waren daher lange Zeit eng gekoppelt an die Frage, ob die Ehefrau berechtigt gewesen ist, das Zusammenleben mit ihrem Mann überhaupt zu beenden. Insoweit waren die Gründe, die zu einer Trennungsentscheidung und später einer Aufhebung der Ehe als solcher führen konnten, entscheidend für die Begründung von Unterhaltsansprüchen; Unterhalt war vom mit der Mutter verheirateten Vater nur dann geschuldet, wenn er Mutter und Kind nicht mehr im Familienverbund versorgte und ihn eine Schuld an der Beendigung der ehelichen Gemeinschaft traf. Barunterhalt für das Kind war demnach lange Zeit das kumulative Ergebnis der zu beantwortenden Schuldfrage an der Auflösung bzw. Beendigung der Ehe und der Erlangung der elterlichen Sorge durch die Mutter. Schuld als moralisch-dogmatisches Kriterium für Kindesunterhalt, welcher bis weit ins 21. Jahrhundert herein mit Ausnahme von Abänderungsentscheidungen zum elterlichen Sorgerecht gem. sec. 7 Summary Jurisdiction (Married Woman) Act 1895 nicht eigenständig beansprucht werden konnte, sondern immer abhängig war von einem festzustellenden Anspruch der sorgeberechtigten Mutter, entschied so über den Grund und die Höhe von Kindesunterhalt. Und es gab dabei auch keine geschlechtsspezifische Gleichwertigkeit von Schuld, sondern eine Benachteiligung der Ehefrauen: An den von ihnen zu führenden Nachweis der eine Scheidung, und damit eine Unterhaltsverpflichtung, begründenden Schuld ihres Ehemannes wurden höhere Anforderungen gestellt als an jenen des Ehemannes. Der Kindesunterhalt stand in einer unmittelbaren Abhängigkeit vom Ausgang des familiengerichtlichen Verfahrens.828 Es gab allerdings eine Vielzahl von Verfahrensarten, die sehr unterschiedliche Arten von Unterhalt vorsahen. Vorrangig erfolgte eine Orientierung am begehrten Ziel, also entweder an der gerichtlichen Feststellung der Berechtigung zur Trennung, Judicial Separation, der Wiederherstellung ehelicher Rechte, der Nichtigkeit oder Scheidung der Ehe. Innerhalb dieser Verfahren bestand die gerichtliche Entscheidungskompetenz zu vorläufigen oder endgültigen Unterhaltsanordnungen. Diese wurden, je nach Verfahrensart, bezeichnet als alimony pendente lite oder pendente suit, permanent alimony oder permanent maintenance. Anders als im Bastardy Law gab es dabei jedoch insbesondere zur Anspruchshöhe keine exakten gesetzlichen Vorgaben. Erst durch den Maintenance Orders Act 1968 wurden an den tatsächlichen Einkommens- und Wirtschaftsverhältnissen der Eheleute zu orientierende Zahlungen eingeführt. Bestanden Unterhaltsansprüche der Mutter, wurden bei der Berechnung der Unterhaltshöhe die Belange von Kindern, die von ihr versorgt und betreut wurden, regelmäßig einbezogen. Hierdurch sollten ihre finanziellen kindbezogenen 828 Phillips (1929) S. 176 ff.; 1912, S. 9 ff.

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Kindesunterhalt im Family Law

Aufwendungen kompensiert werden. Betreuungsleistungen der Mutter stellten in diesem Zusammenhang keine Arbeitsleistung dar, sie waren obligatorisch. Kalkulationsfähig war die Betreuung deshalb allenfalls als wirtschaftlicher Aufwand im engeren Sinne. Das entspricht den Vorstellungen des Bastardy Law. Mit einer Selbstbezogenheit von Betreuungsleistungen im heutigen Sinn ist das jedoch nicht vergleichbar. Nichteheliche Kinder wurden in Verfahren zur Erlangung einer Affiliation Order gegenüber dem Putativvater grundsätzlich selbst als barunterhaltsbedürftig angesehen. Bei ehelichen Kindern war das anders, denn nach der Auflösung der ehelichen Beziehung ihrer Eltern wurden sie fortan entweder weiter vom Vater erzogen, versorgt und unterhalten, ohne dass die Mutter dafür überhaupt etwas zahlen musste, auch wenn sie dazu in der Lage war. Oder aber sie waren ein Kriterium bei der Ermittlung eines Unterhaltsanspruchs ihrer Mutter, also ein Berechnungsfaktor. Zur Begründung der Zahlungspflicht des Vaters wurde insofern auf das unbestreitbare Erfordernis, ein Kind zu unterhalten und zu erziehen, abgestellt. Dogmatische Abgrenzungen und Unterscheidungen zwischen Barunterhalt und Erziehung, den beiden gerichtlich immer wieder interpretierten elterlichen Leistungsarten, wurden im Hinblick auf ihren Unterhaltscharakter allerdings nicht thematisiert. Im Mittelpunkt der gerichtlichen Begründung von Barunterhalt stand so zwar das Kind, welchem aber selbst keine eigenen monetär messbaren Bedürfnisse zuerkannt wurden. Ansprüche auf Kindesunterhalt waren folglich unmittelbar fremdbestimmt. Das war im Bastardy Law, wie erläutert, anders; dortige Unterhaltsverpflichtungen hingen nicht ab von einem Verschulden der Eltern oder anderen subjektiven Umständen. Eine Ausnahme von der Fremdbestimmtheit gab es allerdings auch im Family Law: Durch den Guardianship of Infants Act 1886 wurde das Kindeswohl in den Mittelpunkt der gerichtlichen Abwägung zur Entscheidung über das Sorgerecht gestellt. Aus dem in familienrechtlichen Verfahren regelmäßig angenommenen Kostenfaktor Kind ist im Hinblick auf die Unterhaltsverfahren der Child Support Agency ein eigenständiger Anspruch des Kindes geworden. Nunmehr werden Barunterhaltsansprüche von Kindern durch die Child Support Agency betragsmäßig transparent konkretisiert. Das geht weitestgehend auf das Bastardy Law zurück. Der Wegfall der rechtlichen Diskriminierung ehelicher und nichtehelicher Kinder im Jahr 1987 führte schließlich auch zu einer Angleichung und Nivellierung der ehedem divergenten Kindesunterhaltsansprüche. Wirtschaftliche Entlastungen wegen Kindesbetreuung sind im heutigen behördlichen Verfahren daher genauso vorzufinden wie die Kompensation fehlender oder weggefallener Unterhaltsleistungen in geldlicher und naturaler Hinsicht. Es erfolgt dort in Anlehnung an das Bastardy Law außerdem keine Einzelfallbewertung, sondern eine höhenmäßige Bestimmung anhand eines vorgegebenen Berechnungsmodells. Anders als in den im Jahr

Zusammenfassung

233

1987 abgeschafften Affiliation-Order-Verfahren ist nunmehr aber das Einkommen des barunterhaltspflichtigen Elternteils entscheidender Bezugspunkt. Durch die Verbindung von Unterhaltshöhe und Erwerbseinkommen erfolgt allerdings eine formale Orientierung an wirtschaftlichen Verhältnissen, wie sie dem alten Bastardy Law und Poor Law fremd war. Außerdem sah das Gesetz eine Zuständigkeit vor, die abhängig war von der Höhe des Nettoeinkommens des Non-resident parent. Das wurde in ähnlicher Weise erstmals durch den Supreme Court of Judicature Act 1873 eingeführt; seinerzeit war die Zuständigkeit indes gekoppelt an die Höhe des maximal zu zahlenden Barunterhalts. Die heutige wirtschaftliche Entlastung auf Seiten des Barunterhaltspflichtigen resultiert daher aus dem ursprünglich eigene Ansprüche der Mutter ergänzenden Berechnungsfaktor Kinderbetreuung und -versorgung. Aus ermittelten tatsächlichen Veränderungen folgten also nicht nur direkte Kindesunterhaltsansprüche, für welche die Child Support Agency weiterhin größtenteils zuständig ist, sondern auch neue, in rechtlicher Hinsicht beachtliche berücksichtigungsfähige Entscheidungsfaktoren. Bemerkenswert sind insbesondere die einer wirtschaftlichen Betrachtung unterzogenen tatsächlichen Betreuungsleistungen für eigene Kinder, Stiefkinder und Kinder der häuslichen Bedarfsgemeinschaft. Ihnen allen gegenüber besteht eine Unterhaltspflicht, die dem deutschen Unterhaltsrecht mit Ausnahme leiblicher oder als Kind angenommener Kinder fremd ist. Grundlagen für diese selbstund fremdbezüglichen Auswirkungen von Betreuungs- und Versorgungsleistungen auf den Barunterhalt ließen sich indes weder im Familienrecht der anglikanischen Kirche noch im säkularen Familienrecht bis zum Child Support Act 1991 finden. Vorbildhaft für die heutige Teilsymmetrie war allerdings die familienrechtliche Aufnahme von Unterhaltspflichten gegenüber nicht leiblichen Kindern bzw. Stiefkindern. Sie basierte auf gesetzlichen Grundlagen am Ende des 19. und gerichtlichen Entscheidungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

4. Teil Ergebnis

Die gesetzliche Begründung von Unterhaltspflichten gegenüber nicht leiblichen Kindern geht zurück auf den Married Woman Act 1886 und wurde durch den Summary Jurisdiction (Married Women) Act 1895 bestätigt. Gerichtliche Entscheidungen wie Hill v Hill und Leslie v Leslie zu sec. 4 Married Woman Act 1895 setzten bedeutsame Präjudizen. Kerngedanken dieses Unterhaltsverständnisses hatten ihren gesetzlichen Ursprung aber bereits in sec. 57 Poor Law Amendment Act 1834, worin erstmals in Gesetzesform eine Naturalunterhaltsverpflichtung im Familienverbund gegenüber Stiefkindern angeordnet wurde. Diese Regelung übernahm die rechtlichen Auslegungen in den Judikaten der Verfahren The King v Luffe aus dem Jahr 1807829 sowie City of Westminster v Gerrard aus dem Jahr 1621.830 Beiden lag wiederum die Einheitstheorie zugrunde, der damit als Keimzelle der Teilsymmetrie eine herausragende Bedeutung zukommt. Es zeigt sich, dass damit hauptsächlich Elemente des Poor Law und des sich daraus entwickelnden Bastardy Law vorbildhaft gewesen sind. Das Family Law übernahm dagegen erst sehr viel später teilsymmetrisch bedeutsame Inhalte. Hervorzuheben ist insofern vor allem die unterhaltsrechtliche Gleichbehandlung von ehelichen und nichtehelichen Kindern: Es erfolgte durch den Matrimonial Proceedings Act 1960 sowie sec. 23 Abs. 1 d bis e Matrimonial Causes Act 1973 die familienrechtliche Bestätigung dieser Unterhaltspflichten für alle Kinder der Familie und anschließend durch den Family Reform Act 1987 die grundsätzliche Abschaffung der rechtlichen Unterscheidung ehelicher und nichtehelicher Kinder. Der Child Support Act 1991 vereinheitlichte sodann die Unterhaltsvoraussetzungen für alle Kinder. Zentral war dabei die dem Bastardy Law entlehnte überwiegend ermessensfreie Klarheit der Unterhaltshöhe unter Einbeziehung tatsächlich bestehender Versorgungspflichten. Ausgangspunkt hierfür war die Erkenntnis, dass die Betreuung und Versorgung von Kindern im gemeinsamen Haushalt die Leistungsfähigkeit des betroffenen Barunterhaltspflichtigen tatsächlich beeinflusst. Die dem zugrunde liegende rechtliche Pflicht hatte sich in der Rechtsprechung des 20. Jahrhunderts831 infolge ihrer gesetzlichen Etablierung im 19. Jahrhundert verfestigt. Maßgeblich aufgrund der Kritik im Finer-Report sowie dem White Paper Children come first, die beide Reduktionen von familienrechtlichen Ermessens829 The King v Luffe (1807) 8 East 193. 830 City of Westminster v Gerrard (1621) 2 Bulstr. 346. 831 Zum Beispiel Snow v Snow (1971) 3 ALL ER 833; Thompson v Price (1973) 2 ALL ER 846; Hay v Hughes (1975) 1 ALL ER 257.

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Ergebnis

entscheidungen und eine Vereinheitlichung der Berechnung von Kindesunterhalt forderten, erfolgte schließlich deren Einbeziehung in das behördliche Unterhaltsfestsetzungsverfahren. Im englischen Kindesunterhaltsrecht gab es bis dahin keine legislativen und judikativen Grundlagen für diese durch den Child Support Act 1991 eingeführte monetäre Anrechnung von elterlichen Betreuungsleistungen auf Barunterhaltspflichten. Dieser ebenfalls bedeutsame Aspekt der Teilsymmetrie ist allerdings mittelbar eine Folge der Annahme von Unterhaltspflichten gegenüber allen Kindern der Familie.

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Verfahrensverzeichnis

Cooper v Martin (1803) 4 East 84 Coulson v Davidson (1907) 71 J.P. 17 Crabb v Crabb (1868) L.R. 1 P. & D. 601 Crewe v Crewe (1800) 3 Hagg. Ecc. 123 Crisp v Crisp (1872) L.R. 2 P. & M. 426 Cudlipp v Cudlipp (1858) 1 Sw. & Tr. 229 Curtis v Curtis (1858) 1 Sw. & Tr. 192 Custodes v Ginkes (1651) Sty. 283 Dart v Dart (1863) 3 Sw. & Tr. 208 Davies v Evans (1882) 9 Q.B.D. 238 De Laubenque v De Laubenque (1899) P. 42 Dean v Dean (1923) P. 172 DeManneville v DeManneville (1804) 10 Ves 52 Dent v Dent (1865) 4 Sw. & Tr. 105 Dickinson v Dickinson (1889) 62 L.T. 330 Diggins v Diggins (1927) 90 J.P. 208 Dodd v Dodd (1906) P. 189 Dufty v Dufty (1932) 76 Sol.J. 397 Duxbury v Duxbury (1987) 1 FLR 7 Earnshaw v Earnshaw (1896) P. 160 Eastland v Burchell (1878) 3 Q.B.D. 432 Elliott v Elliott (2001) 1 FCR 477 Evans v Evans and Elford (1906) P. 125 Exp. v Knee (1804) 1 Bos. & Pul. (N. R.) 148 Farmer v Farmer (1884) 9 P.D. 245 Fenwick v Fenwick (1922) 38 T.L.R. 603 Fisher v Fisher (1861) 2 Sw & Tr 410 Fitzgerald v Fitzgerald (1869) L.R. 1 P. & D. 694 Fletcher v Fletcher (1928) 92 J.P. 94 Fordham v Young (1888) 53 J.P. 133 Forster v Forster (1790) 1 Hag. Con. 144 Forsyth v Forsyth (1891) P. 363 Foulkes v Foulkes (1893) 69 L. T. 461 Garcia v Garcia (1888) 13 P.D. 216 Gatehouse v Gatehouse (1867) L.R. 1 P. & D. 331 Gipps v Gipps and Hume (1863) 3 Sw. & Tr. 116 Goodden v Goodden (1891) P. 1 Goode v Goode and Hamson (1861) 2 Sw. & Tr. 253 Goodheim v Goodheim and Frankinson (1861) 2 Sw & Tr 250 Govier v Hancock (1796) 6 T.R. 603

Verfahrensverzeichnis

Graves v Graves (1864) 3 Sw. & Tr. 350 Grocock v Grocock (1919) 1 K.B. 1 Grocock v Grocock (1920) 83 J.P. 185 Guardians of Cambridge v Parr (1861) 10 C.B. 99 Haigh v Haigh (1869) L.R. 1 P. & D. 709 Hamilton v Hector (1872) L.R. 13 Eq 511 Hardy v Atherton (1881) 47 J.P. 683 Harriman v Harriman (1909) 73 J.P. 193 Harrington, Wilder v Turner (1908) 2 Ch. 687 Harris v Harris (1867) 15 L.T. 448 Harrison v Harrison (1910) 1 K.B. 35 Hartopp v Hartopp (1898) P. 65 Hay v Hughes (1975) 1 ALL ER 257 Healey v Wright (1912) 76 J.P. 367 Healey v Wright (1912) 81 L.J.K.B. 961 Heard v Heard (1896) P. 188 Hill v Hill (1902) P. 140 Hosegood v Camps (1889) 53 J.P. 612 Hudson v Hudson (1863) 3 Sw. & Tr. 314 Hulton v Hulton (1916) P. 57 Humphrys v Polak (1901) 2 K.B. 385 Hunt v Hunt (1883) 8 P.D. 161 Huxtable v Huxtable (1899) 68 J.P. 83 Jackson v Jackson (1924) P. 19 Johnson v Johnson (1900) P. 19 Jones v Davies (1901) 65 J.P. 39 Jones v Newtown and Llanidloes Guardians (1920) 84 J.P. 237 Keats v Keats and Montezuma (1859) 1 Sw. & Tr. 334 Keech v Keech (1868) L.R. 1P. & D. 641 Kehoe v Secretary of State for Work and Pensions (2006) 1 AC 42 Kelly v Kelly (1870) L.R. 2 P. & D. 59 Kershaw v Kershaw (1887) 51 J.P. 646 Kettlewell v Kettlewell (1897/8) P. 138 Kirk v Kirk (1902) P. 145 Knight v Knight (1865) 4 Sw. & Tr. 103 Koch v Koch (1899) P. 221 Lambert v Lambert (2003) 1 FLR 139 Lane v Lane (1896) P. 133 Lang v Spicer (1836) 5 L.J. M.C. 60 Lautour v Her Majesty’s Proctor (1864) 10 HLC 685

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Verfahrensverzeichnis

Le Couteur v Le Couteur (1896) Times, 2nd March Leslie v Leslie (1907) P. 99 Leslie v Leslie (1911) P. 203 Lewisham Guardians v Nice (1924) 88 J.P. 66 Lister v Lister (1890) 15 P.D. 4 Llewellyn v Turner (1922) W.N. 26 Lodge v Lodge (1890) 15 P.D. 159 Louis v Louis (1866) L.R. 1 P & D 230 Mallinson v Mallinson (1866) Law Rep. 1 P. & D. 221 Manby v Scott (1659) 1 Sid. 109 Manby v Scott (1663) 1 Mod. 124 Marchmont v Marchmont (1858) 1 Sw. & Tr. 228 Marsh v Marsh (1859) 1 Sw. & Tr. 312 Marshall v Malcom (1918) 82 J.P. 77 Martin v Martin (1860) 29 L. J. P. 106 Martin v Martin (1919) P. 283 Matthews v Matthews (1912) 76 J.P. 315 McCreaney v McCreaney (1928) 92 J.P. 44 Medway v Medway (1900) P. 141 Milford v Milford (1866) L.R. 1 P. & D. 295 Milner v Milner (1861) 4 Sw. & Tr. 240 Morphett v Morphett (1869) L.R. 1 P. & D. 702 Morris v Edmonds (1897) 77 L.T. 56 Morris v Morris (1861) L.J. P. & M. 33 Mortimer v Wright (1840) 6 M. & W. 482 Mortimer v Wright (1840) 4 J.P. 682 Mozley-Stark v Mozley-Stark and Hitchens (1910) P. 190 National Assistance Board v Wilkinson (1952) 2 ALL ER 255 Nicholson v Nicholson (1917) P. 21 Noel v Noel (1885) 10 P.D. 179 Nott v Nott (1901) P. 241 Oakey v Jackson (1913) 1 K.B. 216 Otway v Otway (1813) 2 Phill. 109 Outerbridge v Outerbridge (1927) 90 J.P. 204 Paquine v Snary (1909) 1 K.B. 688 Parra v Parra (2003) 1 FLR 942 Peatfield v Childs (1889) 63 J.P. Perkins v Perkins (1938) 82 Sol.J. 524 Peters v Cowie (1877) 2 Q.B.D. 131 Pizzala v Pizzala (1896) 12 T.L.R. 451

Verfahrensverzeichnis

Pollard v Pollard (1894) P. 172 Power v Power (1865) 4 Sw. & Tr. 173 Prichard v Prichard (1864) 3 Sw. & Tr. 523 Reeves v Reeves (1862) 3 Sw. & Tr. 139 Rex v Agar-Ellis (1883) 10 Ch.D. 49 Rex v Barebaker (1694) 1 Salk. 121 Rex v Birwistle (1889) 58 L.J.M.C 158 Rex v Brighton (1861) 1 B. & S. 447 Rex v Clabbon (1904) 68 J.P. 588 Rex v Clarke (1875) 7 E. & B. 186 Rex v DeManneville (1804) 5 East 221 Rex v Flintan (1830) 1 B. & Ad. 227 Rex v Flintshire (1797) 7 T. R. 200 Rex v Friend (1802) 1 Russ. & Ry. 20 Rex v Fynn (1848) 2 De G and Sm 457 Rex v Gamble (1899) 1 Q.B. 305 Rex v Glynne and another (1871), 26 L.T. 61 Rex v Greenhill (1836) 4 AD. & E. 624 Rex v Hopkins (1806) 7 East 579 Rex v Lloyd (1841) 3 M. & G. 547 Rex v McGrath (1893) 1 Ch. 143 Rex v Nevin (1891) 2 Ch. 299 Rex v Newbury (1866) L.R. 1 Ch. 263 Rex v Scanlan (1888) 40 Ch.D. 200 Richards v Coleman (1919) 83 J.P. 133 Richards v Richards (1918) 17 L.G.R. 166 Rix v Rix (1777) 3 Hag. Ecc. 74 Roberts v Regnart (1922) 86 J.P. 77 Roberts v Roberts (1962) 2 ALL ER 967 Robertson and Robertson v Favagrossa (1883) 8 P.D. 94 Rosegood v Camps (1889) J.P. 612 Ruttinger v Temple (1863) 33 L.J.Q.B. 1 Ryder v Ryder (1861) 2 Sw. & Tr. 225 Scott v Scott (1863) 3 Sw. & Tr. 319 Scott v Scott (1921) P. 107 Seaver v Seaver (1846) 2 Sw. & Tr. 679 Seddon v Seddon and Doyle (1862) 2 Sw. & Tr. 640 Sharp v Wakefield (1891) 55 J.P. 19 Shirley v Wardrop (1858) 1 Sw. & Tr. 317 Sickert v Sickert (1899) P. 278

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Verfahrensverzeichnis

Smallwood v Smallwood (1861) 2 Sw. & Tr. 397 Smith v Smith (1888) 58 L.T. 639 Snow v Snow (1971) 3 ALL ER 833 Sotheron v Scott (1881) 44 L.T.Rep. 523 und (1881) J.P. 423 Spratt v Spratt (1858) 1 Sw. & Tr. 215 St. Saviour’s Union v Burbridge (1900) 2 Q.B. 695 Stable v Dixon (1805) 6 East 163 Stacey v Lintell (1879) J.P. 510 Stickland v Stickland (1876) 35 L.T. 467 Suggate v Suggate (1859) 1 Sw. & Tr. 489 Swatman v Swatman (1865) 4 Sw. & Tr. 135 Sweeney v Spooner (1863) 3 B. & S. 328 Swoffer v Swoffer (1896) 60 J.P. 344 Sydney v Sydney (1865) 4 Sw. & Tr. 178 Sykes v Sykes (1897) P. 306 Symington v Symington (1875) L. R. 2 Sc. & D. 415 Synge v Synge (1900) 64 J.P. 454 The Guardians of the Poplar Union v Martin (1905) 68 J.P. 526 The King v Luffe (1807) 8 East 193 The Queen v Barnardo (1889) 23 Q.B.D. 305 The Queen v Davidson (1889) 5 T.L.R. 199 The Queen v Greenhill (1836) 4 A. & E. 624 The Queen v Howes (1860) 3 El. & El. 332 The Queen v Leresche (No. 2) (1891) 2 Q.B. 418 The Queen v Maude (1842) 6 Jur. 646 The Queen v Nash (1883) 10 Q.B.D. 454 The Queen v Pilkington (1853) 2 EL. & BL. 546 The Queen v The Inhabitants of Wymondham (1843) 2 Q.B. 541 Thomas v Alsop (1870) 34 J.P. Thomas v Thomas (1924) 130 L.T. 716 Thomasset v Thomasset (1894) P. 295 Thompson v Price (1973) 2 ALL ER 846 Thompson v Thompson (1858) 1 Sw. & Tr. 231 Timmings v Timmings (1792) 3 Hag. Ecc. 76 Timmins v Timmins (1919) P. 75 Tomkins v Tomkins (1858) 1 Sw. & Tr. 163 Tozer v Lake (1879) 43 J.P. 656 Tubb v Harrison (1790) 4 T.R. 118 Twentyman v Twentyman (1903) P. 82 Urmston v Newcomen (1836) 4 AD. & E. 899

Verfahrensverzeichnis

Waddell v Waddell (1862) 2 Sw. & Tr. 584 Wallace v Wallace (1896) 74 L.T. 253 Waller v Waller (1927) P. 154 Walton v Walton (Nr. 2) (1900) 64 J.P. 264 Warde v Warde (1849) 2 Ph. 786 Watkins v Watkins (1896) P. 191 Webster v Webster (1862) 31 L.J. (P. & M.) 184 Wellesley v Duke of Beauford (1827) 2 Russ 22 Westminster Union v Buckle (1897) 61 J.P. 247 White v White (2001) 1 ALL ER 1 White v White (1859) 1 Sw. & Tr. 591 Wilcox v Wilcox (1902) 66 J.P. 166 Wilkinson v Wilkinson (1894) 58 J.P. 415 Williams v Williams (1864) 3 Sw. & Tr. 547 Williams v Williams (1904) P. 145 Wilson v Carnley (1908) 1 K.B. 729 Wily v Wily (1918) P. 1 Winstone v Winstone (1861) 2 Sw. & Tr. 246 Witt v Witt (1891) P. 163 Wood v Wood (1891) P. 272 Wyke v Wyke (1904) P. 149

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Verwendete Gesetze Englands

1576 1598 1601 1718 1733 1824 1834 1839 1842 1844 1844 1845 1845 1846 1848 1857 1858 1858 1859 1860 1861 1865 1866 1868 1870 1872 1873 1873 1873 1875 1876 1878 1879 1882

Poor Law Act Poor Relief Act Poor Relief Act Poor Relief Act Act for the relief of parishes, and other places, from such charges as may arise from bastard children born within the same Vagrancy Act Poor Law Amendment Act Custody of Infants Act Outdoor Labour Test Order Outdoor Relief Prohibitory Order Poor Law Amendment Act Bastardy Act Bastardy Laws Amendment Act Act to amend the Laws relating to the removal of the Poor Summary Jurisdiction Act Matrimonial Causes Act Legitimacy Declaration Act Matrimonial Causes Amendment Act Matrimonial Causes Act Matrimonial Causes Act Act to amend the Laws relating to the removal of the Poor and the Contribution of the Parishes to the Common Fund in Union The Union Chargeability Act Matrimonial Causes Act Poor Law Amendment Act Elementary Education Act Bastardy Laws Amendment Act Bastardy Laws Amendment Act Custody of Infants Act Supreme Court of Judicature Act Judicature Act Elementary Education Act Matrimonial Causes Act Summary Jurisdiction Act Married Women’s Property Act

Verwendete Gesetze Englands

1884 1885 1886 1886 1889 1891 1894 1895 1895 1899 1902 1907 1908 1914 1914 1918 1920 1920 1921 1923 1925 1925 1927 1930 1933 1935 1946 1948 1960 1968 1969 1972 1973 1973 1986 1987 1989 1989 1991 1992

Matrimonial Causes Act Medical Relief Disqualification Removal Act Guardianship of Infants Act Married Woman Act Poor Law Amendment Act Custody of Children Act Local Government Act Matrimonial Causes Act Summary Jurisdiction Act Poor Law Amendment Act Licensing Act Matrimonial Causes Act Children Act Affiliation Orders Act Criminal Justice Administration Act Affiliation Orders Act Maintenance Orders Act Married Woman Act Elementary Education Act Matrimonial Causes Act Summary Jurisdiction Act Supreme Court of Judicature Act Poor Relief Act Poor Law Act Children and Young Persons Act Money Payments Act National Insurance Act National Assistance Act Matrimonial Proceedings Act Maintenance Orders Act Divorce Reform Act Maintenance Orders Act Guardianship Act Matrimonial Causes Act Social Security Act Family Law Reform Act Children Act Social Security Act Child Support Act Social Security Administration Act

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1995 2000 2008

Verwendete Gesetze Englands

Child Support Act Child Support Pensions and Social Security Act Child Maintenance and Enforcement Act

Anhang 1. Out-door Labour Test Order 1842 To the GUARDIANS OF THE POOR of the several Unions named in the Schedule hereunto annexed;— To the CHURCHWARDENS and OVERSEERS of the several Parishes and Places comprised in the said Unions;— To the CLERK or CLERKS to the Justices of the Petty Sessions held for the Division or Divisions in which the Parishes and Places comprised within the said Unions are situate;— And to all others whom it may concern. WE, THE POOR LAW COMMISSIONERS, in pursuance of the authorities vested in Us by an Act passed in the fifth year of the reign of His late Majesty King William the Fourth, intituled “An Act for the Amendment and better Administration of the Laws relating to the Poor in England and Wales”, Do hereby Order, Direct, and Declare, with respect to each and every of the Unions named in the Schedule hereunto annexed, as follows: ART. 1. — Every able-bodied male pauper receiving relief from any Parish within the Union, and not relieved in the workhouse, shall be relieved in the following manner: that is to say, — Half at least of the relief given to such pauper shall be given in food, clothing, and other articles of necessity. No such pauper shall receive relief from the Guardians of the Union, or any of their Officers, or any Overseer of any Parish in the Union, while he is employed for wages or other hire or remuneration by any person; but every such pauper so relieved shall be set to work by the Guardians. ART. 2. — The place or places at which able-bodied male paupers shall be so set to work in the Union; the sort or sorts of work in which they or any of them shall be employed, the times and mode of work, and all other matters relating to the employment of such able-bodied paupers, shall be fixed and regulated in such manner as the Poor Law Commissioners shall direct, upon a report being made to them by the Guardians respecting the employment of such able-bodied paupers; which report the Guardians shall transmit to the said Commissioners within fourteen days after the day when this Order shall come into force, and from time to time afterwards as the Poor Law Commissioners may require.

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ART. 3. — The Guardians shall, upon the direction of the Poor Law Commissioners, appoint either for a definite or indefinite term, an officer for the superintendence of the paupers employed under articles 1 and 2, to be styled “Superintendent of Pauper Labour”, and an Assistant or Assistants to such officer; and every Superintendent and Assistant who may be so appointed shall comply with the regulations of this Order, and any directions which the Poor Law Commissioners may give, in pursuance of article 2. ART. 4. — Every Superintendent and Assistant to be appointed under this Order, shall be appointed by a majority of the Guardians present at a meeting of the Board; and every such appointment shall, as soon as the same shall have been made, be reported to the Poor Law Commissioners by the Clerk to the Guardians. ART. 5. — No appointment to the office of Superintendent shall be made under this Order, unless notice that such appointment will be made shall have been given at one of the two ordinary meetings of the Board of Guardians next preceding the meeting at which the appointment shall be made, or unless an advertisement giving notice of such appointment shall have appeared in seine public paper, by the direction of the Guardians, at least seven days before the day on which such appointment shall be made. ART. 6. — The Guardians shall pay to the Superintendent, and his Assistant or Assistants, such salaries or remuneration as the Poor Law Commissioners shall from time to time direct or approve; and the salary of every Superintendent or Assistant appointed under this Order shall be payable up to the day on which he ceases to hold his office, and no longer. ART. 7. — Every person appointed to the office of Superintendent of pauper labour under this Order shall continue to hold the same during the term for which he shall be appointed, until he shall die, or resign, or be removed by the Poor Law Commissioners; but the Guardians may, at their discretion, suspend from the discharge of his duties any such Superintendent, and shall, in case of every such suspension, forthwith report the same, together with the cause, thereof, to the Poor Law Commissioners for their decision thereon. ART. 8. — Every Assistant appointed under this Order may be dismissed by the Guardians, without the consent of the Poor Law Commissioners; but every such dismissal, and the grounds thereof, shall be reported to the Poor Law Commissioners. ART. 9. — If any Superintendent appointed under this Order be at any time prevented by sickness, or accident, or other sufficient reason, from the performance of his duties, the Guardians may appoint a fit person to act as his temporary substitute, and may pay him a reasonable compensation for his services; and every such appointment shall be reported to the Poor Law Commissioners by the Clerk to the Guardians, as soon as the same shall have been made.

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ART. 10. — When any Superintendent appointed under this Order shall die or resign, the Guardians shall, as soon as conveniently may be after such death or resignation, give notice thereof to the Poor Law Commissioners, and shall proceed to make a new appointment, in the manner prescribed by the above regulations. ART. 11. — Provided always, that the regulations in article I shall not apply in the case of any able-bodied male pauper who shall come within any of the following descriptions: that is to say, – 1st. Where such pauper shall receive relief on account of sudden and urgent necessity. 2nd. Where such pauper shall receive relief on account of any sickness, accident, or bodily or mental infirmity affecting such pauper, or any of his family. 3rd. Where such pauper shall receive relief for the purpose of defraying the expenses, either wholly or in part, of the burial of any of his family. 4th. Where such pauper shall be confined in any gaol or place of safe custody. 5th. Where any able-bodied male person shall not reside within the Union, but the wife, child, or children of such person shall reside within the same, the Guardians may afford relief to such wife, child, or children, according to their discretion. ART. 12. — In every case in which the Guardians or any of their officers may allow relief on account of sickness, accident, or infirmity, to any able-bodied male person, or to any member of the family of any able-bodied male person, without setting such person to work, according to the directions in article 1, an extract from the Medical Officer’s Weekly Report (if any such officer shall have attended the case), stating the nature of such sickness, accident, or infirmity, shall be specially entered in the Minutes of the Proceedings of the Guardians of the day on which the relief is ordered or subsequently allowed. But if the Guardians shall think fit, a certificate under the hand of a Medical Officer of the Union, or of the Medical Practitioner in attendance on the party on account of whose sickness, accident, or infirmity, relief shall be allowed, shall be laid before the Board, stating the nature of such sickness, accident, or infirmity, and a copy of the same shall be in like manner entered in the Minutes). ART. 13. — It shall not be lawful for the Guardians of the Union, or any of their officers, or for any Overseer of any parish in the Union, to pay the rent, wholly or in part, of any pauper: Provided always that nothing In this article contained shall apply to any shelter or temporary lodging procured in any case of sudden and urgent necessity or mental imbecility. ART. 14. — If the Guardians of the Union shall depart in any particular instance from any of the regulations hereinbefore contained, and shall, within fifteen days after such departure, report the same and the grounds thereof to the Poor Law Commissioners, and if the Poor Law Commissioners shall approve of such

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departure, then the relief granted in such particular instance shall, if otherwise lawful, not be deemed to be unlawful, or be subject to be disallowed. ART. 15. — No relief which shall be contrary to any regulation in this Order shall be given by way of loan; and every relief which may be given to or on account of any person above the age of twenty-one, or to his wife, or any part of his family under the age of sixteen, under articles 1,11, or 12, may, if the Guardians shall think fit, be given by way of loan. ART. 16. — Whenever the word “Parish” is used in this Order, it shall be taken to signify any place separately maintaining its own poor. ART. 17. — Whenever in this Order any article is referred to by its number, the article of this Order bearing that number shall be taken to be signified thereby.

2. Order Prohibiting Outdoor Relief 1844 To the GUARDIANS OF THE POOR of the several Unions named in the Schedule hereunto annexed;— To the CHURCHWARDENS and OVERSEERS of the several Parishes and Places comprised in the said Unions;— To the CLERK or CLERKS to the Justices of the Petty Sessions held for the Division or Divisions in which the Parishes and Places comprised within the said Unions are situate;— And to all others whom it may concern. WE, THE POOR LAW COMMISSIONERS, in pursuance of the authorities vested in Us by an Act passed in the fifth year of the reign of His late Majesty King William the Fourth, intituled “An Act for the Amendment and better Administration of the Laws relating to the Poor in England and Wales”, … do hereby Order, Direct, and Declare, with respect to each and every of the Unions named in the Schedule hereunto annexed, as follows: ARTICLE 1. — Every able-bodied person, male or female, requiring relief from any Parish within any of the said Unions, shall be relieved wholly in the Workhouse of the Union, together with such of the family of every such ablebodied person as may be resident with him or her, and may not be in employment, and together with the wife of every such able-bodied male person, if he be a married man, and if she be resident with him; save and except, in the following cases:— 1st. Where such person shall require relief on account of sudden and urgent necessity. 2d. Where such person shall require relief on account of any sickness, accident, or bodily or mental infirmity affecting such person, or any of his or her family.

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3d. Where such person shall require relief for the purpose of defraying the expenses, either wholly or in part, of the burial of any of his or her family . 4th. Where such person, being a widow, shall be in the first six months of her widowhood. 5th. Where such person shall be a widow, and have a legitimate child or legitimate children dependent upon her, and incapable of earning his, her, or their livelihood, and have no illegitimate child born, after the commencement of her widowhood. 6th. Where such person shall be confined in any gaol or place of safe custody, subject always to the regulation contained in Article 4. 7th. Where such person shall be the wife, or child, of any able-bodied man who shall be in the service of Her Majesty as a soldier, sailor, or marine. 8th. Where any able-bodied person, not being a soldier, sailor, or marine, shall not reside within the Union, but the wife, child, or children of such person shall reside within the same, the Board of Guardians of the Union, according to their discretion, may, subject to the regulation contained in Article 4, afford relief in the Workhouse to such wife, child, or children, or may allow out-door relief for any such child or children being within the age of nurture, and resident with the mother within the Union. ART. 2. — In every case in which out-door relief shall be given on account of sickness, accident, or infirmity, to any able-bodied male person resident within any of the said Unions, or to any member of the family of any able-bodied male person, an extract from the Medical Officer’s Weekly Report (if any such Officer shall have attended the case), stating the nature of such sickness, accident, or infirmity, shall be specially entered in the Minutes of the Proceedings of the Board of Guardians of the day on which the relief is ordered or subsequently allowed. But if the Board of Guardians shall think fit, a certificate under the hand of a Medical Officer of the Union, or of the Medical Practitioner in attendance on the party, shall be laid before the Board, stating the nature of such sickness, accident, or infirmity, and a copy of the same shall be in like manner entered in the Minutes. ART. 3. — No relief shall be given from the poor-rates of any parish comprised in any of the said Unions to any person who does not reside in some place within the Union, save and except in the following cases:— 1st. Where such person, being casually within such parish, shall become destitute. 2d. Where such person shall require relief on account of any sickness, accident, or bodily or mental infirmity, affecting such person, or any of his or her family. 3d. Where such person shall be entitled to receive relief from any parish in which he or she may not be resident, under any order which Justices may by law be authorized to make.

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4th. Where such person, being a widow, shall be in the first six months of her widowhood. 5th. Where such person is a widow, who has a legitimate child dependent on her for support, and no illegitimate child born after the commencement of her widowhood, and who at the time of her husband’s death was resident with him in some place other than the parish of her legal settlement, and not situated in the Union in which such Parish may be comprised. 6th. Where such person shall be a child under the age of sixteen, maintained in a Workhouse or establishment for the education of pauper children not situate within the Union. 7th. Where such person shall be the wife or child residing within the Union, of some person not able-bodied, and not residing within the Union. 8th. Where such person shall have been in the receipt of relief from some parish in the Union from which such person seeks relief, at some time within the twelve calendar months next preceding the date of that one of the several Orders hereinbefore recited which was applicable to that Union, being settled in such parish and not being resident within the Union at the time of the allowance of the relief. ART. 4. — Where the husband of any woman is beyond the seas, or in custody of the law, or in confinement in a licensed house or asylum as a lunatic or idiot, all relief which the Guardians shall give to his wife, or her child or children, shall be given to such woman in the same manner and subject to the same conditions, as if she were a widow. ART. 5. — It shall not be lawful for the Guardians, or any of their Officers, or for the Overseer or Overseers of any Parish in the Union, to pay, wholly or in part, the rent of the house or lodging of any pauper, or to apply any portion of the relief ordered to be given to any pauper in payment of any such rent, or to retain any portion of such relief for the purpose of directly or indirectly discharging such rent, in full or in part, for any such pauper. Provided always, that nothing in this Article contained shall apply to any shelter or temporary lodging procured in any case of sudden and urgent necessity or mental imbecility, or shall be taken to prevent the said Guardians, in regulating the amount of relief to be afforded to any particular person, from considering the expense to be incurred by such person in providing lodging. ART. 6. — Provided always, that in case the Guardians of any of the said Unions depart in any particular instance from any of the regulations herein-before contained, and within fifteen days after such departure report the same, and the grounds thereof, to the Poor Law Commissioners, and the Poor. Law Commissioners approve of such departure, then the relief granted in such particular instance shall, if otherwise lawful, not be deemed to be unlawful, or be subject to be disallowed.

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ART. 7. — No relief which may be contrary to any regulation in this Order shall be given by way of loan; and any relief which may be given to, or on account of, any person above the age of twenty-one, or to his wife, or any part of his or her family under the age of sixteen, under Art. 1, or any of the exceptions thereto, or under any of the exceptions to Art. 3, or under Art. 4, or under the proviso in Art. 6, may, if the Guardians think fit, be given by way of loan. ART. 8. — Whenever the word “Parish” is used in this Order, it shall be taken to include any place separately maintaining its own poor, whether parochial or extra-parochial. ART. 9. — Whenever the word “Union” is used in this Order, it shall be taken to include not only an Union of Parishes formed under the provisions of the hereinbefore-recited Act, but also any Union of Parishes incorporated or united for the relief or maintenance of the poor under any Local Act of Parliament. ART. 10. — Whenever the word “Guardians” is used in this order, it shall be taken to include not only Guardians appointed, or entitled to act, under the provisions of the said hereinbefore-recited Act, but also any Governors, Directors, Managers, or Acting Guardians entitled to act in the ordering of relief to the poor from the poor-rates under any Local Act of Parliament. ART. 11. — Whenever in this order any Article is referred to by its number, the article of this order bearing that number shall be taken to be signified thereby.

3. Orders for the Workhouse in the Parish of St. Paul’s in Bedford THAT the Directors have Power to nominate and appoint a Masterand Mistress well qualify’d for that Trust. II. THAT no Persons be taken in, or partake of the Provisions of the House, without Order from a Justice of Peace, or the Overseers for the time being, upon pain of Exclusion. III. THAT the Overseers do direct the Master and Mistress to take particular Care of all Persons, old and young, who are admitted, and capable of Work, that they be taught and made fit for some Trade, and daily employ’d in Work or Service. IV. THAT the Poor who are well and healthful, be duly kept to their Work, according to the usual Working Hours of Handicraft Trades, being allow’d sufficient Respite for their times of Eating: And if any such Person refuse to Work, the Master or Mistress to acquaint the Overseers, that such able, but disorderly idle Person, may be corrected according to Law. V. THAT none of the said Person do absent themselves from their Work upon any Pretence whatsoever, without the Leave of the said Master or Mistress; and if upon any reasonable Cause, as Charing, Day Labour, or the like, they are permitted

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to go out, and afterwards are found begging, or loitering up and down, to avoid their proper Business in the said House; that Complaint be made to a Justice of Peace of such evil Practice, and the Offender accordingly corrected. VI. THAT it be the proper Business of the Overseers for the Time being, to buy in and deliver to the Said Master or Mistress all manner of necessary Provisions for Eating, Drinking, Cloathing, Bedding, Firing, &c. for the said poor People, and also to provide such Stock of Goods or Wares, as are proper and sufficient to keep them to Work, and carry on some beneficial Manufacture, within the said House, as will best turn to Account. And that the said Overseers do keep a Book, or Books of Entry, of Goods bought, and of the Peoples Work within the said House, and of the Improvements of the said Stock. And that any five or more of the Directors be at all times admitted to inspect the Books; and that the said Accounts be brought to the Vestry with the Monthly Expence, to be examined. VII. THAT none do receive Collection of the Parish, but such as are within the Workhouse, excepting such as thro’’ Sickness or Largeness of their Families, or other Straitness of Circumstances and Incapacity, are judg’d fit to receive a little Relief upon some Emergency, or in case of Pestilential Diseases, Lunacy, or the like; of all which, the Overseers or Juices to be the proper judges. VIII. THAT the Directors, or any two of them, as often as they judge it needful, do meet at the said Workhouse, and examine into all Disorders of the Poor, and into the Management of the Master and Mistress, and see that due Care be taken for all manner of wholesome, necessary and sufficient Provisions. And also to hear the Complaints and real Grievances of the Poor. IX. THAT the Master and Mistress take Care that all the poor People be kept clean and neat in their Persons and Apparel, and the Children be taught and instructed in civil and good Behaviour, in Reading, Knitting, Spinning, Sewing, and other kinds of domestic and honest Labour, and take Care of their own Examples; and see that all of them who are able do repair to some Place of religious Worship, upon the Lord’s-Day; and be instructed Morning and Evening in their Prayers; and that no immorality, or Profaneness, or Rudeness, be allowed in the House; nor the Poor suffered to wander idly, but religiously observe the Lord’s-Day. X. THAT the said Master and Mistress do take Care that no Goods or Work that shall be done or wrought in the House, be embezzled, nor Provisions or stores be improvidently wasted, or suffered to putrify or gather Uncleanness, or any other Way be misapplied. And it any such Embezzlement, or ill Houswifry shall be detected, then Complaint shall be made by the Master or Mistress, or any other Person aggrieved, against the Party offending, to one or more Justices of the Peace, that such Disorders may be punished, and further Damages may be the sooner prevented.

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XI. THAT the Faults and Disorders of the Said poor People, whether old or young, who refuse or contemn the Reproofs of the Mailer or Mistress, or utter ill Language against them, or neglect their Instructions, be recorded in a Book to be kept for that purpose; and laid before the Directors or Overseers, that, by their Authority and Admonitions, Rudeness, Wickedness and Dishonesty may be restrained, and Peace and good Order maintained; and that a Magistrate be sollicited to punish all obstinate, perverse and unruly Person , according to their Crimes.

4. Rules, Orders and Byelaws and Regulations to be observed and enforced at the Trentham Poor House, established under the Authority of the Act of the Twenty-second Year of King George the Third That the Governor and Matron reside within the House that they be not on any occasion absent at the same time and that neither of them be out later than 10 o’clock at night, without entering the fact and sufficient reason in the Minute Book. That no pauper be admitted without at Written Order from the Guardian or Visitor, which Order the Governor must preserve. That the Governor and Matron shall have a separate table to themselves, provided no unnecessary expense be incurred and the most rigid economy be preserved. That the Governor and Matron shall allot the quantity of Provision for each day’s consumption agreeable to the following Bill of Fare, shall see them weighed, and properly dressed and distributed. Sunday, Broth - Meat and Potatoes - Peas, Soup. Monday, Rice, Milk - Soup and Bread and Cheese - Mashed Potatoes. Tuesday, Broth - Pork and Pease Pudding or Bacon-Broth. Wednesday, Milk Porridge - Meat and Potatoes or Bacon and Vegetables - Broth. Friday, Rice and milk- Ox Cheek or Legs of Beef with Potatoes - Broth. Saturday, Milk Porridge - A Clearance of what has been cooked made with bread and cheese-Rice Milk. Quantity. Breakfast. A pint of Milk Porridge or Broth with eight ounces of Bread to each adult; Children in proportions. Dinner, nine ounces of Meat, six ounces of Bread, Roots or Greens to each Adult. Working Boys and Girls, five ounces of Meat, four ounces of Bread with Roots and Greens. NB. The Younger Children drink Water. Bread and cheese Dinner, twelve ounces of Bread and Six Ounces of Cheese, Adults; eight ounces of Bread and four ounces of Cheese, Boys and Girls, Supper, a pint of Broth or Soup, nine ounces of Bread. Adults; Children in proportion, Potato Suppers; a trencher full mashed with Milk and a pint of Beer. NB. To

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prevent the trouble of weighing each separate mess, when one has been weighed, the rest are ascertained by bulk. That the Governor shall examine the goodness and price of Provisions; and shall superintend the weighing and compare the qualities thereof, and of all other goods whatsoever, with the Tradesmen’s Bills of Parcels, and enter them in the Stock and Store Books. That the Governor and Matron shall take care that the Larder, Kitchen, back kitchen and other offices, together with the Utensils and Furniture thereof, be kept sweet, clean and decent. That the Dining Room, table and Seats be cleaned immediately after each meal, and the several Wards or dormitories every Morning before or immediately after breakfast when the Windows thereof shall be thrown open, the Door Locked and the Keys delivered to them; and that the strictest Cleanliness and Decency be observed in every part of the House. That the Governor say Grace before and after meals. Read or cause to be read Prayer every morning before Breakfast, and every Evening before supper, that every person in the house, not necessarily engaged elsewhere, be required to attend; and that a list of all Persons improperly absent be entered in the Minute Book. That the Governor and Matron take care that every Person in the House, Nurses excepted, do go to Bed, and the fires and candles be extinguished at nine o’clock from the first of May to the first of September, and at eight from the first of September to the first of May. The Governor may at his discretion allow persons to Bed earlier. Persons working out do not come under this rule. That to avoid infectious distempers, the Governor shall not place any person in the Wards, without being first carefully examined and washed (the Apothecary being called upon requisite) and if thought necessary, new Clothes; and in this case the Governor shall cause the old clothes to be well cleaned; and if there be a probability that such Person will be discharged from the House, his or her old clothes shall be kept, in order to be redelivered at the time of dismission, in exchange for the clothes found by the House. That the Matron do obey the Apothecaries written directions for the diet of the Sick. That the Wards of Dormitories be supplied with clean sheets once a Month or oftener if necessary, and the Poor with clean linen once a week. That the Matron shall take care that such Girls as are of proper age be, by rotation, employed and instructed as much as may be in cookery, housewifery, washing, scouring, milking and other such work as may best qualify them for service. That the Matron cause all Children to have their hands and face washed, and their hair combed every morning by the hour appointed for beginning to work and before Meals.

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That the Poor shall breakfast, dine and sup together in the dining room, except the sick. That the Poor be called up by Ring of Bell and set to work as their several abilities will permit, from six o’clock in the morning to six in the evening, from the first of March to the middle of October and from seven in the Morning till such an hour at night as the Visitor may appoint, from the Middle of October to the first of March, being allowed half an hour at breakfast and an hour at dinner. That nevertheless they shall not work on Sundays, Saturday afternoons from Four o’clock; Good Friday, Christmas Day and the two following days; and Monday and Tuesday in Easter and Whitsun weeks, the former part of this rule cannot apply to those who work out. That in order to excite the Poor to industry the Visitor shall have a power to reward every Saturday with a gratuity not exceeding one sixth part of the Value of their weeks work, such as he shall think deserving of this distinction — or he may allot to them their over-earnings for the week as he shall think fitting — the Governor shall keep an account of such monies, and the Visitor shall direct the expenditure of such to those who behave well a certain quantity of Tobacco not exceeding an ounce a week, but he must not permit smoking within the House on any pretext whatsoever. That the linen wearing apparel and bedclothes be mended under the direction of the Matron by such of the Poor as are capable of doing so, and that all mending and repairs be done as soon as possible. That the Men-poor be shaved at least every week and the Children’s hair be cut as often as necessary. That no person be admitted to any of the Poor within the House, but by leave of the governor or in his absence of the Matron. Not any of the Poor be allowed to go out without permission of the Governor who shall limit the time of their return. The Governor to make an entry in the Minute Book of all leave of absence. That the Doors and gates be carefully locked and kept and no person pass in or out without proper permission and that no strong or Spirituous liquours be brought in. That the Children be regularly sent to School or educated as the Visitor shall appoint. That the whole House be internally whitewashed once in every six months and the sickrooms as often as the Apothecary shall think necessary. That for the more effectually maintaining perfect order and good government in the House, if any person shall profanely curse or Swear or appear to be in liquor or shall go out without leave, or if any person having permission to go out of the House shall not return within the time allowed or shall be otherwise refractory or disobedient to the reasonable orders of the Governor or Matron or shall pretend

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sickness or make any false excuse in order to avoid working or shall wilfully destroy or spoil any materials or implements or be guilty of dishonest practices breach of trust, lewd, indecent, immoral or disorderly behaviour he or she shall be confined wither in the stocks or in a solitary Apartment by the Governor for a time not exceeding two hours and subsequently by the Visitor at his discretion. The Visitor may also order such task, work, change of diet or other lawful punishment as he may think proper. The children and Grown Up Persons as far as may be possible shall be made to clean themselves and to attend Divine Service on Sunday.