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Danish Pages 298 [307] Year 2021
København Urbane Architektur und öffentliche Räume
København Urbane Architektur und öffentliche Räume Sandra Hofmeister (Hg.)
Inhalt Prolog Arne Jacobsens Erben: Neue Horizonte der Architektur Sandra Hofmeister
Öffentliche Räume ○ ○
1 Superkilen Topotek 1, BIG, Superflex 2 Israels Plads Cobe, Sweco Architects Interview Dan Stubbergaard/Cobe Architektur und soziale Interaktion 3 Freiwilligenhaus Rotes Kreuz Cobe 4 Bahnhof Nørreport Cobe, Gottlieb Paludan Architects 5 Cityringen Arup 6 Musiktorvet Effekt Arkitekter Essay Fahrradkultur und Lebensqualität Sandra Hofmeister
○ ○ ○ ○
Sport und Freizeit ○ ○
7 Amager Bakke BIG 8 Kalvebod Bølge Urban Agency, JDS Architects Essay Vom Tivoli zum Hafenbad Sandra Hofmeister 9 Parkhaus mit Spielplatz JAJA Architects 10 Aktivitetshus Rambøll 11 Noma 2.0 BIG
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024 036 046 054 060 068 076 082
098 106 114 120 128 134
Kultur und Bildung ○ ○
12 BLOX OMA 13 Copenhagen International School C.F. Møller Architects Essay Zurück ans Wasser: Die Metamorphose des Hafens Jakob Schoof 14 Den Blå Planet – National Aquarium Denmark 3XN 15 Ørestad Gymnasium 3XN Interview Kim Herforth Nielsen/3XN Architektur als Experiment 16 Erweiterung des Experimentariums Cebra 17 Kinderkulturzentrum Dorte Mandrup, Nøhr & Sigsgaard 18 Schule am Südhafen JJW Architects 19 Ku.Be MVRDV, Adept 20 Erweiterung der Gammel Hellerup High School BIG
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○
Wohnen ○ ○ ○ ○
21 The Silo Cobe 22 Krøyers Plads Vilhelm Lauritzen Architects, Cobe 23 Sundbyøster Hall II Dorte Mandrup 24 Lange Eng Cohousing Dorte Mandrup Interview Dorte Mandrup Wohnkonzepte: Tradition und Zukunft 25 8 Tallet BIG 26 Wohnanlage Dortheavej BIG 27 Nordbro Arkitema 28 Tietgenkollegiet Lundgaard & Tranberg Arkitekter
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Anhang
Architektinnen und Architekten Impressum, Bildnachweis
KØBENHAVN. Urbane Architektur und öffentliche Räume
148 158 168 180 188 194 202 210 216 222 228
242 250 258 267 274 280 288 294 300
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Projekte
des Experimentariums 16 Erweiterung ○ Superkilen Topotek 1, BIG, Superflex ○ Cebra ○ Israels Plads Cobe, Sweco Architects ○ Dorte Mandrup, 17 Kinderkulturzentrum ○ Freiwilligenhaus Rotes Kreuz Cobe Nøhr & Sigsgaard Bahnhof Nørreport Cobe, ○ Gottlieb Paludan Architects ○ 18 Schule am Südhafen JJW Architects ○ ○ MVRDV, Adept 5 Ringmetro Arup 19 Ku.Be ○ ○ der Gammel Hellerup High 6 Musiktorvet Effekt Arkitekter 20 Erweiterung ○ Amager Bakke BIG BIG School 7 ○ 21 The Silo Cobe Bølge Urban Agency, 8 Kalvebod ○ JDS Architects ○ Plads Vilhelm Lauritzen 22 Krøyers Architects, Cobe ○ 9 Parkhaus mit Spielplatz JAJA Architects ○ Aktivitetshus Rambøll 10 23 Sundbyøster Hall II Dorte Mandrup ○ ○ ○ 11 Noma 2.0 BIG 24 Lange Eng Cohousing Dorte Mandrup 12 BLOX OMA 25 8 Tallet BIG ○ ○ 13 Copenhagen International School ○ Dortheavej BIG 26 Wohnanlage ○ C.F. Møller Architects Nordbro Arkitema 27 ○ ○ Den Blå Planet – National Aquarium Lundgaard & 14 28 Tietgenkollegiet ○
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Denmark 3XN 15 Ørestad Gymnasium 3XN
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Tranberg Arkitekter
Arne Jacobsens Erben: Neue Horizonte der Architektur Sandra Hofmeister 008 KØBENHAVN. Urbane Architektur und öffentliche Räume
Es gibt nur wenige Gesamtkunstwerke in der Architekturgeschichte der Nachkriegsära, und Arne Jacobsens Hotel SAS Royal in Kopenhagen ist eines von ihnen. Nicht nur die städtebauliche Platzierung des Gebäudekomplexes an der Hammerichsgade und die Konstruktion des 70 Meter hohen Hotelturms stammen aus der Feder des dänischen Architekten. Mit großer Akribie für die Details gestaltete er auch alle Interiors des Luxushotels – von den Möbeln bis zu den Leuchten und zum Besteck im Restaurant. Zudem war das 1960 eröffnete Hotel durch einen eigenen Terminal samt Check-in der Scandinavian Airlines mit dem Flughafen Kastrup verbunden. Ein klarer Vorteil im aufkommenden Jet Age. Im Lauf der Jahrzehnte haben mehrfache Umbauten und Renovierungen die ikonische Gestaltung Jacobsens an den jeweiligen Zeitgeist angepasst. Heute ist das Hotel Teil der Radisson Collection, und sein Originalzustand lässt sich am besten im Zimmer 606 erkennen. Farben und Textilien, Möbel und Licht sind hier sorgfältig aufeinander abgestimmt. In die durchgängige Wandverkleidung aus dunkler afrikanischer Wenge integrierte Jacobsen Tische und Ablagen, die Wände über den Holzpaneelen sind mit strukturierten Textilien bespannt. Ihre wassergrüne Farbe zeigt sich auch in den Sesseln wieder – darunter die berühmten Entwürfe Egg Chair und Drop Chair, die für das Hotel entworfen wurden und längst Designklassiker sind. Durch das Spiel von Licht und Farben entsteht im Zimmer 606 der Eindruck eines scharf gezeichneten Horizonts, den die Kante der Holzpaneele vorgibt, ähnlich wie in einer Landschaft. Der Blick aus dem Fenster über die Innenstadt verstärkt diese Wahrnehmung und überführt den künstlichen Horizont in das Panorama der Stadt. Jacobsens Ikone ist auch heute eine zentrale Landmark Kopenhagens. Doch der Horizont der Architektur hat sich über die Jahrzehnte und Generationen verändert. Setzte das Hotel SAS Royal noch ein vertikales Zeichen im Stadtbild, so sind es heute vor allem öffentliche Räume und Plätze, die neue Horizonte für die dänische Hauptstadt erschließen. Auch sie sind oft als Arne Jacobsens Erben: Neue Horizonte der Architektur Sandra Hofmeister
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künstliche Landschaften mit sorgfältig austarierter Architektur konzipiert. Hügel und Wölbungen, der Blick auf das Wasser und die Möglichkeit zum Verweilen oder zur Interaktion sind vielen dieser urbanen Räume und zeitgenössischen Architekturprojekte gemeinsam. Als Treffpunkte im Alltag bilden sie in der Stadt Orte der Begegnung und der Gemeinschaft für Jung und Alt. Zudem bieten sie Möglichkeiten für unterschiedliche Wohnkonzepte und verschiedene Ansprüche an das Freizeitprogramm. Durch infrastrukturelle Interventionen und Masterpläne für neue Stadtquartiere am Wasser ebenso wie durch die öffentlichen Badeanstalten im Hafenbecken entstand in den letzten Jahrzehnten ein nachhaltiges Netz an urbanen Qualitäten, das sich über die gesamte Stadt spannt und Wirkung im Alltag zeigt. Für alle Um- und Ausbaupläne sowie für die großen Entwicklungsprojekte setzt sich die Stadt das ambitionierte Ziel, bis 2025 CO2-neutral zu sein. Ihre Pläne realisiert sie gemeinsam mit Protagonistinnen und Protagonisten der Architektur und des Städtebaus – die meisten von ihnen aus Kopenhagen. Dan Stubbergaard von Cobe und Bjarke Ingels von BIG haben an der Architecture School der Royal Danish Academy of Fine Arts studiert, wie der 1971 verstorbene Architekt Arne Jacobsen. Dessen Erbe ist manchen Kopenhagener Architekturbüros sogar in die Gründungsgeschichte eingeschrieben. Das international tätige Büro Henning Larsen Architects etwa wurde in den 1950er-Jahren von dem gleichnamigen dänischen Architekten gegründet, der davor auch für Arne Jacobsen tätig war. Durch weltweite Projekte sind Architekturbüros aus der dänischen Hauptstadt heute auch in Paris oder Shanghai bekannt. Als furioses Nachwuchstalent hat Bjarke Ingels vor zehn Jahren noch die Wohnanlage 8 Tallet in Ørestad konzipiert. Derzeit stellt der Kopenhagener Architekt mit seinem Büro BIG den Skyscraper Two World Trade Center am Ground Zero in New York fertig. Dorte Mandrup wiederum, die in Kopenhagen so wertvolle Stadtbausteine wie die Sundbyøster Hall II realisierte, gewann kürzlich den internationalen Wettbewerb für das neue Exilmuseum am 012 KØBENHAVN. Urbane Architektur und öffentliche Räume
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Anhalter Bahnhof in Berlin. Und Kim Herforth Nielsen, dessen Büro 3XN in Kopenhagen unter anderem für die Uno-Verwaltung im Nordhafenareal und das National Aquarium Denmark verantwortlich ist, arbeitet derzeit mit seinem Büroteam in Australien an den Plänen für den neuen Fischmarkt an der Blackwattle Bay in Sydney. Architektur aus Dänemark schreibt derzeit Erfolgsgeschichten. Sie wird in internationalen Teams entworfen und gilt in vielen Ländern als Markenzeichen für mutige, sorgfältig umgesetzte Projekte und Masterpläne. Wer den Ursprüngen dieses Erfolgs auf den Grund gehen und die Idee von Architektur als Bereicherung des öffentlichen Raums näher verstehen möchte, sollte einen Blick auf die urbane Architektur und die öffentlichen Räume werfen, die in den letzten Jahrzehnten in der Stadt entstanden sind. Kopenhagen zählt heute rund eine halbe Million Einwohner und ist eine der kleinsten Hauptstädte Europas. Doch ihr zeitgenössisches Baugeschehen ist in vielen Aspekten vorbildhaft, viele andere Metropolen lernen von Kopenhagen. Dieses Buch stellt Gebäude sowie ausgewählte Orte in der dänischen Hauptstadt vor, deren Architektur den öffentlichen Raum in den letzten zehn Jahren maßgeblich geprägt hat. Die ausgewählten Bauten, Plätze und infrastrukturellen Projekte sind in vier Kapitel gegliedert. Öffentliche Räume, Sport und Freizeit, Kultur und Bildung sowie Wohnen bilden entscheidende Bausteine für den laufenden Prozess, mit dem Kopenhagen sich gerade erfolgreich neu erfindet und in die Zukunft blickt. Essays zu großen Entwicklungsprojekten wie der Revitalisierung des Hafens oder der Fahrradinfrastruktur runden die Projektübersicht ab. Zusätzlich geben Interviews Einblicke in die kritische Stadtvision einzelner Architektinnen und Architekten. In dem heterogenen Porträt der Stadt und ihrer zeit genössischen Architektur zeichnet sich auch ihr zukunftsorientiertes Selbstverständnis ab. Der Horizont reicht von Arne Jacobsen zu seinen Erben und vom Jet Age ins Zeitalter nach 014 KØBENHAVN. Urbane Architektur und öffentliche Räume
der Corona-Pandemie. Mit Covid-19 wurde das Jet Age endgültig zur Geschichte. Stattdessen sind die alltäglichen urbanen Qualitäten im analogen Alltag der Stadt und ihrer Bewohner maßgeblich, ganz ohne Flugverkehr, dafür umso eher mit dem Fahrrad. In diesem Zusammenhang stellen der öffentliche Raum und die Stadt für die Menschen vielversprechende Perspektiven dar. Kopenhagen hat sich bereits auf den Weg gemacht, diese Vorstellungen umzusetzen.
Arne Jacobsens Erben: Neue Horizonte der Architektur Sandra Hofmeister
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018 ÖFFENTLICHE RÄUME
Die Cirkelbroen (Kreisbrücke) ist Teil eines Fußgänger- und Fahrradwegs,
der am Hafen der dänischen Metropole entlangführt.
Cirkelbroen Studio Olafur Eliasson
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020 ÖFFENTLICHE RÄUME
Die Uferanlagen Kopenhagens gehören zu den beliebtesten sozialen Treff
punkten der Stadt, hier am Krøyers Plads im Innenhafen.
Krøyers Plads Vilhelm Lauritzen Architects, Cobe
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022 ÖFFENTLICHE RÄUME
Rampen, Treppen und Brunnen laden auf dem Israels Plads zu diversen Aktivitäten und zum Verweilen ein.
Israels Plads Cobe, Sweco Architects
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Landschaftsarchitektur: Topotek 1 Kunst: Superflex Bauherr: Stadt Kopenhagen; Realdania Fertigstellung: 2012 Fläche: 33 000 m2
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Superkilen Park, Nørrebrogade, Nørrebro #superkilen
Topotek 1, BIG, Superflex
Farbenfroher Stadtraum Superkilen
Was wie versehentlich ausgeleerte Farbeimer auf einem Platz aussieht, hat einen gewollten Hintergrund. Seit 2004 setzt die Stadt Kopenhagen ein Stadterneuerungsprogramm um, mit dem sie nicht nur die Infrastruktur, sondern auch die Wohnverhältnisse verbessern will. Neben der baulichen Komponente soll auch die kulturelle Komplexität des multinationalen Stadtviertels Nørrebro gefördert werden, um die Attraktivität des Quartiers und die Identifikation der Bewohner mit ihm zu stärken. Für die frei gewordene Fläche einer Straßenbahnlinie inklusive Depot wurde ein interdisziplinär besetzter Wettbewerb ausgelobt, der ausdrücklich die Zusammenarbeit von Architekten, Landschaftsarchitekten, Künstlern sowie die Einbindung der Bewohner forderte.
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Das umgesetzte Konzept zeugt vom Mut der Auftraggeber. Schrill, farbenfroh und zum Teil skurril mutet die Gestaltung an, die sich wie ein futuristisches Bühnenbild für die Nachbarschaft aufklappt. Drei Bereiche unterteilen die bislang unattraktive Restfläche von fast 1,5 Kilometer Länge in unterschiedliche Nutzungen. Die rote Zone, die ihren Anfang beim kulturellen Angebot der Nørrebrohall nimmt, explodiert in einem Farbenmeer aus verschiedenen Rot-, Orange- und Pinktönen, das sich bis in die Vertikale an Brandwänden hochzieht. Sogar die Integration des bestehenden Fahrradwegs ist gelungen. Als städtisches Wohnzimmer fungiert die schwarze Zone, mit einer klassischen Platzgestaltung aus Brunnen, Bänken und Spielflächen. Die Topografie dieses Teils mit einem Hügel am Schlusspunkt bietet sich als temporärer Marktplatz an. Die dominante Grafik von weißen Linien auf dunklem Asphalt veranlasst dazu, die eigene Schrittgeschwindigkeit unbemerkt zu erhöhen, und weist den weiteren Weg. Ein Park mit einer sanft gestalteten Landschaft ist als grüne Zone für Familien mit Kindern, zum Picknicken oder einfach nur zum Chillen gedacht. Jede Zone lebt von einem offenen Nutzungsprogramm und animiert durch integrierte Spiel- und Sportflächen zum Aufenthalt. Der Wunsch nach Partizipation wurde auf besondere Weise umgesetzt. Anstatt die Kataloge für Stadtmöbel zu wälzen, sammelten die Planer Vorschläge von den Anwohnern, die sie an ihre Heimat erinnern. So finden sich in dem Stadtraum Exponate aus 57 Ländern wieder. Vom Logo amerikanischer Fastfood-Restaurants über russische Schriftzüge, marokkanische Ornamente auf Brunnenanlagen bis zu thailändischen Boxringen oder chinesischen Palmen – die Objekte und Stadtmöbel erzählen allerhand Geschichten. Die Planer sehen in dieser Herangehensweise die zeitgemäße Interpretation historischer Gartenanlagen, deren Fokus auf der Präsentation des Exotischen lag. Ein innovativer Weg, um aus einem monotonen Durchgangsraum ein Erlebnis für viele zu machen.
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○1 Superkilen Topotek 1, BIG, Superflex
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○1 Superkilen Topotek 1, BIG, Superflex
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○1 Superkilen Topotek 1, BIG, Superflex
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○1 Superkilen Topotek 1, BIG, Superflex
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Ingenieurplanung: Niras Kunst: Morten Stræde Bauherr: Stadt Kopenhagen Fertigstellung: 2014 Fläche: 12 500 m2 Nutzung: Sportplatz, Schulhof, Tiefgarage
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Israels Plads, Linnésgade, Indre By #israelsplads
Cobe, Sweco Architects
Fliegender Teppich Israels Plads
Die Geschichte des Israels Plads spiegelt die Transformation von öffentlichen Räumen in Kopenhagen wider. Einst Teil des Befestigungsrings, wurde der Platz mit der Ausdehnung der Stadt zu einem lebendigen Ort der Begegnung. Er war Standort des wichtigsten Großhandelsmarkts für frische Lebensmittel, Grønttorvet genannt, der für seine besondere Atmosphäre bekannt war. Mit der Zunahme von Verkehr und Logistik wurde der Markt verlagert und der belebte Platz verkam zu einem innerstädtischen Unort und Parkplatz für Autos. Erst die Entscheidung, als Reminiszenz an den alten Gemüsemarkt zwei überdachte Kleinmarkthallen zu errichten, in denen Einheimische und Besucher kulinarische Angebote genießen können,
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setzte eine Veränderung des Areals in Gang. Mit diesem Bauvorhaben ging auch das Konzept für die Umgestaltung des Israels Plads einher, an den direkt der tiefer gelegene Ørsted Park angrenzt. Das Wettbewerbskonzept sah eine Art fliegenden Teppich vor, der sich über den gesamten Platz breitet und die Autos in eine unterirdische Parkgarage verlegt. An verschiedenen Stellen sind organisch geformte Bereiche ausgestanzt für Funktionen, die allen zur Verfügung stehen. Eine große ovale Fläche markiert das Zentrum des Platzes. Sie ist als Sportplatz ausgebildet, der von den nahe gelegenen Schulen als Pausenhof und tagsüber von allen Altersgruppen genutzt wird. Da der Bereich abgesenkt ist, können die Wellen ringsum als Barrieren oder Sitzstufen fungieren. Daneben laden verschiedene Flächen zum Spielen und Skaten ein, wie der Skaterpark südlich des Sportplatzes. An der westlichen und östlichen Ecke des Platzes erheben sich keilförmige Treppenanlagen, die einen guten Überblick aus erhöhter Lage bieten. Als Fortsetzung zum benachbarten Ørsted Park ergänzen grüne Kreise mit Bäumen, Gräsern und Bänken die Aufenthaltsmöglichkeiten. Runde Trittsteine und Stege führen über einen angelegten Regenwasserlauf, der in den Park mündet. Mit zunehmender Entfernung vom Park nimmt auch die Dichte der Bepflanzung ab, so schafft der Platz einen Übergang zum dichten urbanen Raum. Ein Stahlrahmen, in den kleine Rampen integriert sind, fasst am Rand den Steinbelag. Entstanden ist ein informeller, nicht codierter Raum, der allen zur Verfügung steht und den städtischen Alltag belebt.
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Von den 1950er- bis in die 90er-Jahre wurde der frühere Marktplatz als große innerstädtische Parkfläche für Autos genutzt.
Die Transformation des öffentlichen Platzes setzt auf seine Revitalisierung als lebendiger Stadtraum.
2 Israels Plads Cobe, Sweco Architects ○
Die unterirdische Parkgarage nimmt die früher oberir dischen Stellplätze auf.
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Lageplan, Maßstab 1:500
1 Fahrradstellplätze
2 Israels Plads Cobe, Sweco Architects ○
2 Sportplatz 3 Tribüne
4 Zufahrt Parkhaus
5 Skatebowl
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2 Israels Plads Cobe, Sweco Architects ○
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2 Israels Plads Cobe, Sweco Architects ○
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Dan Stubbergaard von Cobe im Gespräch mit Sandra Hofmeister
Architektur und soziale Interaktion KØBENHAVN. Urbane Architektur und öffentliche Räume
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2006 gründete Dan Stubbergaard das Kopenhagener Architekturbüro Cobe. Heute operiert sein Studio von einem umgebauten Lagergebäude im Nordhavn-Areal aus als Thinktank mit 150 internationalen Mitarbeitern. Die Expertise von Cobe reicht von sorgfältigen Masterplänen bis zu sensiblen Interventionen im öffentlichen Raum und spektakulären Um- oder Neubauten. Viele der Projekte liegen nur einen Steinwurf vom Büro der Architekten entfernt im Nordhavn-Gebiet, dem größten innerstädtischen Entwicklungsprojekt in Nordeuropa. Der Bezug zur Öffentlichkeit und die gemeinschaftlichen Qualitäten des öffentlichen Raums sind für Dan Stubbergaard ein zentrales Anliegen, das bei privaten und öffentlichen Projekten gleichermaßen entscheidend ist.
Sie sind in Kopenhagen aufgewachsen und haben dort auch studiert. Haben Sie ein Lieblingsgebäude in der dänischen Hauptstadt? Ja, die Grundtvigskirche von P. V. Jensen Klint. Sie entstand in den 1920er-Jahren und ist ein Beispiel früher dänischer Moderne. Als Kind war ich dort oft mit meinem Großvater und habe Blumen auf das Grab meiner Urgroßeltern gelegt. Ich erinnere mich, wie beeindruckend ich die Kirche fand – sie wurde zu einem Ort, an dem ich die Kraft der Architektur zu verstehen begann. Auch heute besuche ich die Grundtvigskirche noch von Zeit zu Zeit. Man spürt die Erhabenheit ihrer gelben Ziegelwände. Ein wunder048 ÖFFENTLICHE RÄUME
barer Ort der Ruhe und ein wichtiges architektonisches Monument. Die kürzlich veröffentlichte Monografie mit Projekten von Cobe trägt den Titel „Our Urban Living Room“. Was bedeutet das für Kopenhagen? Das kann man auf zwei Arten verstehen. Erstens entwickeln sich Städte immer mehr zu einer Art Wohnraum für alle. Hier in Kopenhagen sind wir überwältigt von unserem eigenen Erfolg zu diesem Phänomen, das auf großartige Vordenker zurückzuführen ist. Das Buch und auch die Ausstellung, die wir dazu organisiert hatten, zeigen auf, dass wir viel mehr Zeit an öffentlichen Orten als in unseren eigenen Wohnräumen
verbringen. Viele Aktivitäten sind in die Stadt verlagert, und Kopenhagen hat dazu eine Vielzahl an Settings zu bieten. Zweitens steht Our Urban Living Room auch für eine ganzheitlichere Betrachtungsweise der Stadt. Der „Wohnraum“ (living room) ist ein sehr privater Ort, aber durch den Zusatz „unser städtischer“ (our urban) verschiebt sich dieses Konzept. Die Bezeichnung bezieht sich dann auf soziale Räume, auf Räume für alle, und sie meint die Stadt als Ganzes. Privaträume im Allgemeinen und Wohnzimmer im Speziellen sind gemütliche, intime Orte. In unserem Zuhause stecken wir viel Liebe und Aufmerksamkeit in diese Räume. Wir kaufen schöne Sachen und
„In unser Zuhause stecken wir viel Liebe und Aufmerksamkeit. leiche Warum können wir das G nicht auch für unsere Stadt tun? “
Interview Dan Stubbergaard / Cobe
schaffen bequeme Sitzecken. Warum können wir das Gleiche nicht auch für unsere Stadt tun? Dem öffentlichen Raum Liebe und Fürsorge schenken? Sehen Sie heute eine signifikante Verschiebung in der Balance zwischen privaten und öffentlichen Räumen? Ja, ich denke, die gibt es. Vor allem hier im Norden Europas, wo das Wetter nicht so gut ist wie im Süden. Als ich ein Kind war, fand das gesellschaftliche Leben vor allem zu Hause statt. Heute ist das komplett anders. Man sieht seine Freunde in der Gemeindebibliothek, auf einem der Plätze in der Nachbarschaft, oder man trifft sie an anderen öffentlichen Orten wie zum Beispiel in unserem Büro. Hier bei Cobe haben wir ein kleines Café eröffnet, weil wir eine offene Umgebung und einen Treffpunkt für die Nachbarschaft im Nordhavn-Areal schaffen wollten. Sie und Ihr Team haben in den letzten Jahren viele öffentliche Räume in Kopenhagen entworfen. Was ist Ihr Ansatz mit Blick auf den Verkehr? Die Infrastruktur nahm von den 1950er- bis in die 1980er-Jahre eine sehr wichtige Rolle in der Definition unserer Städte ein. Öffentliche Räume und die Bereiche zwischen den Gebäuden wurden zu Autolandschaften, was den Alltag beeinflusste. Heute aber wissen wir, dass wir die Infrastruktur mit der Qualität des öffentlichen Raums kombinieren 049
müssen. Sei es ein Fahrradparkplatz, eine U-Bahn-Station oder eine Straßenlandschaft: Wir müssen darauf bestehen, dass jede Art von Infrastruktur auch ein sozialer und öffentlicher Ort für die Gesellschaft ist. Wir haben diesen Ansatz bei Cobe von Beginn an verfolgt. Wir arbeiten mit dem Raum zwischen den Gebäuden und verbinden die knallharten, pragmatischen Funktionen der Infrastruktur mit der Qualität des öffentlichen Raums, mit dem Menschen als Maßstab und mit Lebensqualität. Ich denke, das ist heutzutage die übliche Herangehens-
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weise, um neue Infrastrukturen in unserer Stadt zu entwickeln. Nach Ihrer Intervention wurde der Israels Plads zu einem Aufenthaltsort für die Stadtgemeinschaft. Viele junge und alte Menschen nehmen hier an unterschiedlichen Aktivitäten teil. Wie bringen Sie als Architekt Leben auf diese öffentlichen Plätze? Wie können Sie sicherstellen, dass sich die Menschen den Raum auch aneignen? Um ehrlich zu sein, kann man das nie vorher wissen. Einerseits planen
Zu Besuch bei Cobe: Das Büro der Architekten liegt in einem ehemaligen Lagergebäude im Norhafenareal.
wir Dinge voraus und beziehen dazu auch die Öffentlichkeit in den Entwurfsprozess mit ein. Andererseits – und dies ist eine Aufgabe, in der die gesamte Energie eines Architekten liegt – verbringen wir vier bis fünf Jahre damit zu entwerfen, für Ideen zu kämpfen und bei Konflikten zwischen dem Bauherrn und den Bauunternehmern zu vermitteln. Von der ersten Idee bis zur Fertigstellung ist es ein langer Weg. Und dann passiert die Magie, nämlich wenn die Menschen sich mit dem neuen Raum identifizieren. Der Israel Plads ist der größte öffentliche Platz in Kopenhagen, aber auch der Pausenhof für zwei Schulen. Wir vertraten die Ansicht, dass es trotzdem noch ein öffentlicher Platz sein soll. Der eigentliche Schulhof ist nur leicht erhöht und doch wissen die Schüler, dass sie diesen Bereich nicht verlassen sollten. Wir haben eine kaum sichtbare Grenze gezogen, und so konnten wir den Schulen eine sichere Zone inmitten der Stadt garantieren, die gleichzeitig auch offen ist. Es ist wichtig, Stadtgestaltung als eine Plattform zu begreifen, auf der man Dinge testen und unser gesellschaftliches sowie soziales Verhalten jenseits erlernter Konventionen neu definieren kann. Die Herausforderung für uns Architekten besteht darin, neue Wege des Zusammenlebens anzubieten und das lebendige Alltagsleben zu fördern. Viele der öffentlichen Bereiche, die Cobe entworfen hat, haben geneigte Zonen und Rampen. Interview Dan Stubbergaard / Cobe
Sie schaffen eine Topografie mit kleinen Anhöhen in der flachen Stadt. Das hat oft praktische Gründe. Man kann Topografien funktional aufladen, wie etwa die Fahrradhügel am Karen Blixen Plads, der doppelt genutzt ist: einerseits als Landschaft mit Erholungswert und andererseits als Fahrradparkplatz. Wir nutzen die Topografie oft, um eine Umgebung zu schaffen, in der Menschen spontan miteinander kommunizieren – Orte, an denen sie sitzen, skaten und sich gerne treffen. Kopenhagen hat keine natürliche Topografie, deshalb müssen wir sie künstlich schaffen. Einen kleinen Hügel mit gerade mal 5 Metern zu erklimmen, ist schon eine riesige Erfahrung hier in Kopenhagen! Es würde wohl wenig Sinn machen, eine künstliche Topografie in Norwegen zu schaffen, wo es Berge gibt. Die Uferbereiche der revitalisierten Hafenareale sind allesamt nicht privat, sondern für die Öffentlichkeit zugänglich. Sie haben viele Projekte in diesen Bereichen gebaut. Welche Erfahrungen haben Sie mit der Mischung aus privaten Investoren und Öffentlichkeit gemacht? Wenn Sie sich den Kopenhagener Hafen ansehen, bekommen Sie den besten Eindruck davon, wie sich die Stadt von einer verschlafenen, armen Industriestadt in den 1980er-Jahren zur wachsenden, dynamischen Stadt von heute verwandelt hat. Um den Hafen war sehr viel Industrie 051
Das Büro als öffentlicher Raum: Auch Nachbarn und Besucher sind bei Cobe willkommen.
a ngesiedelt, deshalb hat die Stadt dem Hafenareal früher den Rücken zugekehrt. Doch mit der Reinigung des Wassers und mit der Nutzung der Hafenbereiche als öffentlicher 052 ÖFFENTLICHE RÄUME
Park anstatt eines trostlosen Industriestandorts änderte sich die Identität Kopenhagens. Heute sind die Hafenareale sowohl geschützte als auch sehr öffentliche Orte. Sie bieten hochwertige Wohnlagen am Wasser und die Möglichkeit zum Schwimmen oder sich mit Freunden zu treffen, um den Sonnenuntergang zu genießen. Außerdem ist der Hafen heute auch ein Ort, an dem sich die Stadt auf weite Aussichtsachsen öffnet. Er wurde zur attraktivsten und teuersten Wohngegend. Der Masterplan der Stadt schreibt nicht nur vor, dass das gesamte Hafenviertel für die Öffentlichkeit zugänglich sein muss, sondern auch, dass es für die Öffentlichkeit aktiviert werden muss. Es ist nicht erlaubt, das Hafengelände zu privatisieren, aber man kann öffentliche Aktivitäten mit Büros und privaten Wohnungen kombinieren. Ist das auch das Konzept für Paper Island, eines Ihrer aktuellen Projekte in Kopenhagen? Ich denke, wir haben den Wettbewerb gewonnen, weil unser Entwurf für Paper Island im Erdgeschoss einen wunderbaren offenen Bereich für Kultur- und Gemeinschaftsveranstaltungen vorsieht – eine neue Stadtattraktion. In den oberen Geschossen gibt es zusätzliche private Bereiche. Manchmal entstehen Konfliktsituationen zwischen privaten und öffentlichen Nutzungen im Hinblick auf die Eigentümer, den Lärm und vieles mehr. Aber das müssen wir bewältigen und Lösungen finden.
Dann ist da noch die Herausforderung, alte Hafengebäude zu reaktivieren und zu renovieren, so wie bei Ihrem Umbau eines ehemaligen Getreidespeichers in ein Wohngebäude. Was ist Ihre Meinung zum kulturellen Erbe der historischen Hafengebäude? Ich möchte, dass meine Kinder und Enkelkinder wissen, dass hier mal ein Industriegebiet war. Schließlich war Kopenhagen 800 Jahre lang eine Hafenstadt, die gesamte Stadt hat sich aus dem Hafen entwickelt. Wir sollten diese Kulturgeschichte und dieses Erbe nicht durch das Abreißen alter Gebäude und Wahrzeichen ausradieren. Bei jedem Projekt im Hafengebiet prüfen wir, wie wir die historischen Strukturen weiter nutzen können. The Silo war ein wertvolles Bestandsgebäude mit eigenen Ressourcen. Anstatt es abzureißen und etwas Neues zu bauen, konnten wir durch seinen Umbau 5622 Tonnen Beton retten und 2740 Kubikmeter Beton wiederverwenden. Das entspricht 380 Tonnen an CO2. Meiner Meinung nach sollten Architekten sehr sorgfältig mit Ressourcen umgehen. Die Herausforderung besteht darin, bestehende Strukturen zu nutzen und sie umzugestalten. Wir können Bestandsgebäuden neue Werte hinzufügen, die in deren architektonischer Qualität und den eingebetteten Energieressourcen bereits angelegt sind. Haben Sie Empfehlungen für die zukünftige Stadtentwicklung? Für Städte, die sich schnell entwickeln, ist es generell wichtig, Interview Dan Stubbergaard / Cobe
Diversität zu planen, und zwar sowohl in gesellschaftlicher als auch in architektonischer Hinsicht. Hier in Kopenhagen beobachte ich, dass dieselben Planungsmethoden, dieselbe Entwurfslogik und dieselbe Art von Architektur für alle wichtigen Bauflächen angewandt werden. Das führt dazu, dass die Stadt ihre Diversität und die Stadtquartiere ihre Identität verlieren. Darüber mache ich mir Sorgen und glaube, dass wir hier als Architekten Verantwortung übernehmen müssen. Es kann auch sein, dass die Stadt nicht stark genug darauf besteht, Diversität zu fördern. Das Nordhavn-Entwicklungsgebiet zum Beispiel besteht aus mehreren Inseln, und jede sollte eine starke eigene Identität haben. Aber ich registriere eher, dass überall die wohlhabende Oberschicht einzieht. Ich bin überzeugt, dass wir versuchen müssen, gesellschaftlich vielfältigere Stadtquartiere zu schaffen. In meinen Augen ist das eine entscheidende Herausforderung für die Zukunft.
○ ○ 2 Israels Plads ↪
S. 036 3 Freiwilligenhaus Rotes Kreuz S. 054 4 Bahnhof Nørreport S. 060 21 The Silo S. 242 22 Krøyers Plads S. 250
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Ingenieurplanung: Søren Jensen Landschaftplanung: Cobe; PK3 Bauherr: Røde Kors; A.P. Møller og Hustru Chastine Mc-Kinney Møllers Fond til Almene Formål Fertigstellung: 2017 Geschossfläche: 750 m2 Nutzung: Räume für Besprechungen und Veranstaltungen, Café Anzahl Nutzer: ca. 500 Freiwillige und Besucher pro Monat
3
legdamsvej 27, Nørrebro B @rodekorsdk #redcrossvolunteerhouse
Cobe
Stufen als Treffpunkt Freiwilligenhaus Rotes Kreuz
Die Zentrale des dänischen Roten Kreuzes (Røde Kors) liegt zwischen der Metrostation St. Trianglen und einem großen Krankenhauskomplex, mit dem Fælledparken im Rücken. Die Architekten von Cobe ergänzten das auf den ersten Blick unscheinbare Bestandsgebäude – ein typischer Backsteinbau mit zwei Obergeschossen – um eine markante Treppenskulptur. Das Rote Kreuz kommt als international agierende Hilfsorganisation nicht nur bei Katastrophen zum Einsatz, sondern widmet sich hauptsächlich sozialen und humanitären Aufgaben in der Gesellschaft. Die Mitarbeit von freiwilligen Helfern ist hierzu von großer Wichtigkeit, auf etwa 34 000 Freiwillige kann das dänische Rote Kreuz zählen.
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Wo heute die ausladende Freitreppe steht, parkten bis zur Eröffnung des Neubaus noch die Autos der Mitarbeiter und Besucher des Roten Kreuzes. In einem engen Dialogprozess mit den Vertretern der Freiwilligen, dem Roten Kreuz und den Architekten entstand der auffällige Anbau des Freiwilligenhauses. Das asymmetrische, dreieckige Volumen, dessen Dach als Treppen- und Sitzstufen ausgebildet ist, fungiert als städtebauliches Verbindungselement zwischen Straßenraum und Bestandsgebäude. Zwei eingerückte Innenhöfe markieren den neuen Haupteingang und dienen zur Belichtung der darunterliegenden Räume. Obwohl die Grundfläche beschränkt ist, wird durch eine geschickte Ausnutzung der entstehenden Raumhöhen ein umfassendes Raumprogramm untergebracht. Neben dem neuen Haupteingang mit Lobby und Zugang zu den Büroflächen im Bestand befinden sich zur schmalen Gebäudeseite hin ein öffentlich zugängliches Café und Ausstellungsbereiche. Im Westen treppt sich der Raum unter den Stufen zu einem Auditorium ab, das die Topografie des Grundstücks ausnutzt. Zwischen Alt- und Neubau entsteht ein als Garten angelegter Tiefhof. Die große Verglasung, die die Schnittstelle zwischen Innen und Außen markiert, bringt Tageslicht in den Innenraum. Erschließung und Sitzmöglichkeiten überlagern sich in den Treppenstufen. Zusätzlich ergänzt eine Bestuhlung den Raum, sodass bis zu 100 Personen für Versammlungen, Präsentationen, aber auch Schulungen zusammenkommen können. Für kleinere Gruppen gliedern sich separate Besprechungsräume an, ebenso laden Sitznischen, eingebettet in die Flurwände, zum Verweilen ein. Die Materialität beschränkt sich auf einige wenige Werkstoffe: Helle Holzflächen korrespondieren mit roh belassenem Sichtbeton und dem gelblichen Ziegel. Die offene, einladende Architektur schafft einen Ort, der nicht nur den internen Austausch und die Kommunikation fördert, sondern als identitätsstiftender Treffpunkt mit den abwechslungsreichen Aufenthaltsflächen eine symbolische Wirkung für die Stadtgesellschaft ausstrahlt.
056 ÖFFENTLICHE RÄUME
Lageplan, Maßstab 1:2000
3 Freiwilligenhaus Rotes Kreuz Cobe ○
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058 ÖFFENTLICHE RÄUME
Schnitt, Grundrisse, Maßstab 1:750
1 Eingang 2 Café
3 Auditorium 4 begrünter Tiefhof
5 Verwaltung
5 5
3 3
2 1
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1
Erdgeschoss a a
5 5
3 4
2
4
2
3
a
Untergeschoss
3 Freiwilligenhaus Rotes Kreuz Cobe ○
a
059
Ingenieurplanung: Sweco Verkehrsplanung: Rambøll Lichtplanung: Bartenbach LichtLabor Bauherr: Banedanmark; DSB; Stadt Kopenhagen Fertigstellung: 2015 Fläche: 10 000 m² Anzahl Nutzer: ca. 250 000 Menschen pro Tag Nutzung: Eingang Bahnhof, 2500 Fahrradstellplätze
4
Nørre Voldgade, Indre By #nørreportstation
Cobe, Gottlieb Paludan Architects
Schwebende Dächer und Fahrradinseln Bahnhof Nørreport
Bei seiner Eröffnung 1918 war der Bahnhof Nørreport bereits ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt Kopenhagens. Fußgänger und Fahrradfahrer prägten damals das oberirdische Bild. Doch knapp 100 Jahre später war dem Bahnhof der Wandel der Zeit deutlich anzusehen. Fern- und Regionalbahnen sowie S- und U-Bahnverkehr treffen hier unterirdisch auf verschiedenen Ebenen aufeinander, ebenso oberirdisch Fußgänger, Fahrradfahrer, Buslinien sowie der Individualverkehr. Eine notwendig gewordene Sanierung der Infrastruktur bot Anlass, auch die Platzsituation zu überdenken und den chaotischen Ort in einen einladenden Identifikationspunkt umzuwandeln.
061
Eine ausgiebige Strukturanalyse, in der die Laufwege der verschiedenen Verkehrsteilnehmer analysiert und übereinandergelegt wurden, bildete die Basis für die Neuordnung. Als erster Schritt wurde der Individualverkehr, der den Bahnhof wie eine Insel zwischen zwei Fahrspuren abschnitt, auf eine Spur reduziert. So war es möglich, den Bahnhofsplatz als erweiterten öffentlichen Raum weiterzudenken und zugleich die Anbindung an die Innenstadt zu gewährleisten. Dimensionen, Positionen und Ausgestaltung der verschiedenen Elemente – notwendige Zugänge, Infrastruktur, Aufenthaltsbereiche sowie Fahrradstellplätze – wurden auf den Prüfstand gestellt und neu verhandelt. Zwischen den Strömungslinien sind nun sechs Pavillons aus Sichtbeton auf dem weitläufigen Platz angeordnet, die sowohl die Zugänge (Treppen, Rolltreppen und Fahrstühle) zu den unterirdischen Gleisen als auch notwendige Serviceeinheiten markieren. Unter den organisch geformten Flachdachstrukturen befinden sich verglaste Elemente, die Ticketschalter, Kioske und Sanitäranlagen beherbergen. Die Richtungslosigkeit der Form verhindert unattraktive Rückseiten und die große Transparenz steigert Orientierung und Sicherheitsempfinden. Solarzellen auf den begrünten Dächern tragen zur Stromversorgung des Bahnhofs bei, die Bepflanzung absorbiert das CO2 aus der Luft. Um den vielen Fahrrädern Herr zu werden, wandten die Architekten einen Trick an. Durch das Absenken des Bodenbelags um etwa 40 Zentimeter entstanden unterschiedlich große Inseln, die durch die schräge Aufstellung von Fahrradständern Platz für bis zu 2500 geparkte Räder bieten. Rampen markieren den Zugang zu den Senken, die zudem durch einen Belagswechsel von Pflastersteinen zu einer rutschfesten Betonoberfläche gekennzeichnet sind. Diese visuell erfassbare Ordnung schafft eine intuitive Orientierung im urbanen Raum, ergänzt durch das Lichtkonzept. Notwendige Lüftungskanäle aus den Gleisebenen werden zu individuell ansteuerbaren Lichtsäulen, die die Besucher über den Platz leiten oder dank der integrierten Bänke zum Aufenthalt einladen. Trotz vielfältiger struktureller Verbindlichkeiten entstand ein hochwertiger urbaner Stadtraum, der weit mehr ist als ein Durchgangsort für die Passanten.
062 ÖFFENTLICHE RÄUME
4 Bahnhof Nørreport Cobe, Gottlieb Paludan Architects ○
063
064 ÖFFENTLICHE RÄUME
Grundriss, Maßstab 1:200
1 Fahrradstellplätze 2 Kiosk
3 WC 4 Zugang Bahnhof
4
1 1 4
1
3 2
4
1
1 3
4
1
1 1
1
4
4 Bahnhof Nørreport Cobe, Gottlieb Paludan Architects ○
065
066 ÖFFENTLICHE RÄUME
4 Bahnhof Nørreport Cobe, Gottlieb Paludan Architects ○
067
Fachplanung: Cowi; Systra; Rambøll Bauherr: Metroselkabet Fertigstellung: 2019 Nutzung: U-Bahn Anzahl Nutzer: ca. 240 000 Personen pro Tag Ausdehnung: 17 Stationen auf 15,5 km Länge
5
🌐 intl.m.dk #cityringen
Arup
Vernetzung im Untergrund Cityringen
Eine Maßnahme, um das Ziel der CO2-Neutralität Kopenhagens im Jahr 2025 zu erreichen, ist der Ausbau des bestehenden Metronetzes. Kurze, autonom fahrende Züge in hoher Frequenz sollen die Pendelzeit verkürzen und durch die strategische Anbindung der neuen Stadtentwicklungsgebiete den individuellen Autoverkehr in der Stadt überflüssig machen. Schon jetzt verbindet die neue Ringlinie das bestehende U- und S-Bahnnetz sowie das Stadtzentrum mit den Stadtteilen Vesterbro, Nørrebro, Østerbro und Frederiksberg. Die Erweiterung nach Norden und Süden soll 2024 abgeschlossen sein. Um mit der Gestaltung der 17 neuen Haltestellen an die bereits bestehenden Metrostationen anzuknüpfen und trotzdem dem
069
Wunsch nach einer erkennbaren Verortung nachzukommen, wurde ein Baukastensystem entwickelt, das in allen Stationen zum Einsatz kam. Simulationen ergaben ein ideales unterirdisches Volumen von etwa 65 x 20 x 20 Metern, basierend auf der gewählten Zuglänge, notwendigen Erschließungswegen und der Integration in die urbane Baustruktur. Grundlage des Bausystems ist die Wiederholung von Elementen und Bauteilen, um eine effiziente Projektabwicklung zu ermöglichen. Herausforderungen wie ein hoher Grundwasserspiegel oder die Nähe zu historischer Bausubstanz erschwerten jedoch den Bau. Jede Station basiert auf denselben Prinzipien. Auf einer Zwischenebene befinden sich die serviceorientierten Elemente wie Fahrkartenautomaten, Information, Umstieg und zum Teil integrierte Fahrradparkplätze. Kioske, Läden oder Sanitäranlagen sucht man vergebens, der Aufenthalt unter der Erde soll so kurz wie nur möglich sein. Auf die Gleisebene führen Rolltreppen und Treppen, die in einem Luftraum übereinandergestapelt sind, um den Weg ohne Angsträume zu gestalten. Hieran angegliedert befindet sich auch der Aufzug, der vom Gleis direkt an die Oberfläche führt und neben dem markanten Signet der Metro auf die Haltestelle hinweist. Um die Stationen stärker im jeweiligen städtischen Kontext zu verankern, erfolgte eine individuelle Verkleidung der inneren Fassaden. Das für alle Stationen gewählte Raster von 5,5 Metern und dessen Auflösung bis hin zu kleinteiligen Fliesenformaten erlaubt eine standardisierte Verwendung verschiedener Materialien – Naturstein, Keramik, Glas sowie handgefertigte Ziegelformate. Die Besonderheit der Architektur ist die Nutzung des Tageslichts bis auf die Gleisebene. Hierfür wurden Oberlichter entwickelt, die mit einer Art Origami-Faltung aus Aluminiumblechen in die D ecke integriert sind. Die reflektierenden Bleche streuen das Licht und lenken es in den Raum. Ergänzt mit gezielt eingesetztem Kunstlicht zur Verstärkung und schmalen LED-Streifen unter den Rolltreppen entsteht so eine angenehme, Orientierung gebende Atmosphäre. Die Oberlichter erfüllen darüber hinaus noch eine weitere Funktion: Im Brandfall dienen sie der Entrauchung, wodurch der wartungs aufwendige Technikanteil in den Stationen schlank gehalten werden konnte.
070 ÖFFENTLICHE RÄUME
5 Cityringen Arup ○
071
072 ÖFFENTLICHE RÄUME
1
bb
2
4
1
3 2 b
5
a
aa 2
Haltestelle Aksel Møllers Have
Schnitte, b Grundrisse, Maßstab 1:1000
1 Vordach 2 Treppe zur Straße
3 Rolltreppen 4 Automaten/ Infos
1 4 3
1
5 automatische Schiebetür/ Gleis
2 b
5
a
2
a
4 3 2
2
4 3
Zwischengeschoss
b
b 2
5
a
5
a
a
a b
Gleisebene
5 Cityringen Arup ○
b
b
073
bb
2
1
2
3
4
aa b
5 a
Haltestelle Frederiksberg Allé
Schnitte, Grundrisse, Maßstab 1:1000
2 2 Treppe zur Straße
1 Automaten/ Infos
1
2
3 Rolltreppe 4 Anbindung an 3 Bahnhof
5 automatische Schiebetür/ Gleis
b
b 2
1
2
3 2
2
1 3
a
4
5
4
Zwischengeschoss b
b
b 5
a
a 5
a
a
b
Gleisebene
5 Cityringen Arup ○
b
075
Tragwerksplanung: Rambøll Øresundsvej 8, Amager Øst Landschaftsarchitektur: Witraz Arkitekter #musiktorvet Bauherr: Stadt Kopenhagen Fertigstellung: 2013 (Platz), 2016 (Pavillon) Grundstücksfläche: 3000 m2 Überdachte Fläche: 628 m2 Nutzung: Kultur
6
Effekt Arkitekter
Kultur-Open-Air Musiktorvet
Die Geschichte des Amager-Kulturzentrums geht bis zum Bau eines Kinos in den 1940er-Jahren zurück. Nach dessen Schließung Ende der 1980er-Jahre traf die Stadt Kopenhagen in Abstimmung mit dem Gemeinderat und den Besitzern eine Vereinbarung für die Nutzung als Kulturzentrum. Zusammen mit den angrenzenden Bauten entstand so bis heute das größte Musik- und Kulturzentrum Kopenhagens. Dieses umfasst unter anderem einen Veranstal tungsort für alternative Musik sowie ein Senioren- und Kinderkulturhaus, zudem wurden verschiedene Angebote für die unterschiedlichen Zielgruppen etabliert. Auch der in direkter Nachbarschaft liegende Musikverein und Musikstudios sowie Einrichtungen für
077
darstellende Kunst für Kinder und Jugendliche ergänzen die Bandbreite des Kulturareals. Die verbindende Klammer zwischen den verschiedenen räumlichen Angeboten bildet der gemeinsame Außenraum des Musikplatzes. Wie radiale Schallwellen ziert ein grafisches SchwarzWeiß-Bild, das sich vom zentralen Gebäude in alle Richtungen ausdehnt, den Asphaltboden des Platzes. Auf der südlichen Seite des Areals steigt der Boden zu einem Hügel mit integrierten Sitzblöcken aus Holz an und bildet ein zeitgemäßes Amphitheater. Zur Straßenseite sind die Maßnahmen weitreichender. Im Dialog mit den Nutzern und Anwohnern wurde aus dem großen Vorplatz eine Art städtische Arena, in der sich Kultur, Kreativität und das normale Stadtleben entfalten können. Ein scheinbar schwebendes Dach aus perforierten, gegeneinander verschobenen Aluminiumpanelen ruht auf fünf Stahlstützen. Dazwischen spannt sich ein wettergeschützter Bereich auf. Wie ein Kettenhemd legt sich ein Metallscreen um das Volumen. Er kann als flexibler, luftiger Vorhang geschlossen oder geöffnet werden. So verbinden sich Innen- und Außenraum des Pavillons auf raffinierte Weise, ohne den Einblick in das Geschehen zu verwehren. Der Anstieg des Bodens zum Straßenraum hin schafft eine Art Open-Air-Bühnenfläche und zugleich eine natürliche Barriere zu den vorbeigehenden Passanten und zur Straße. Der dynamische, offene Raum ermöglicht vielfältige Szenarien, von Konzerten und Theater über Zirkus, Flohmärkte, Modenschauen, kulturelle Veranstaltungen bis hin zur Spielfläche für die Kinder der angrenzenden Wohnquartiere. Neben dem Cafébetrieb lädt eine Landschaft aus skulptural geformten Holzmöbeln und Pflanztrögen zum Verweilen ein. Der Begriff des urbanen Wohnzimmers trifft hier wohl am eindrucksvollsten zu.
078 ÖFFENTLICHE RÄUME
Lageplan, Maßstab 1:2000
Schnitt, Maßstab 1:750
6 Musiktorvet Effekt Arkitekter ○
079
6 Musiktorvet Effekt Arkitekter ○
081
082 ÖFFENTLICHE RÄUME
Fahrradkultur und Lebens qualität Sandra Hofmeister
KØBENHAVN. Urbane Architektur und öffentliche Räume
083
Fahrräder sind omnipräsent im urbanen Raum Kopenhagens, sie beeinflussen die Atmosphäre und den Charakter der Stadt. Über die Generationen hinweg wird die Fahrradkultur im Alltag gelebt. Sie ist Teil des Way of Life am Øresund und gilt als zukunftsweisendes Modell, auch für andere Großstädte. Kopenhagen ist eine Fahrradstadt. Die eindrucksvollen Zahlen und Fakten dazu sprechen für sich: 63 % aller Stadtbewohner nutzen das Rad für den Weg zum Arbeitsplatz, zur Schule oder zum Ausbildungsort. Vier von fünf Haushalten besitzen Fahrräder. Auf jedes Auto kommen in Kopenhagen 5,6 Räder, die Tendenz ist steigend. In Stoßzeiten sammeln sich mehr Fahrräder als Autos auf den großen innerstädtischen Verkehrsachsen wie der Nørrebrogade. Zur Rushhour sind die Ampeln in der Innenstadt auf grüne Welle für Zweiräder geschaltet. Der Radverkehr ist fließend, die breiten Radwege sind mehrspurig. Brücken über das Hafenbecken verbinden als Abkürzungen die Stadtviertel. Wer aus den Vororten kommt, kann einen der Highways für Radfahrer nutzen, die entlang der Bahntrassen in die City führen. Kopenhagen ist eine der fahrradfreundlichsten Städte der Welt. Die Fahrradkultur ist signifikant für eine Lebensqualität, in der sich Ökologie und Freizeit begegnen. 2008 hat die Stadtverwaltung ihr stolzes Selbstbewusstsein als Fahrradhauptstadt in ein einprägsames Logo gefasst: I bike CPH. Als gesamtgesellschaftliches Phänomen wird die Radkultur von der Politik und der Stadtverwaltung, von Bürgern und Vereinen sowie Stadtplanern und Architekten tatkräftig vorangetrieben und mit wirkungsvollen Maßnahmen flankiert. Im Grundsatz gehen die Konzepte dafür auf den dänischen Stadtplaner Jan Gehl und seine Idee der „Stadt für den Menschen“ zurück. Der Paradigmenwechsel von der Autostadt zur fahrradfreundlichen Stadt mag grundsätzlich in vielen Städten ein laufender Prozess sein, doch die dänische Hauptstadt hat sich die Pionierrolle bei dieser Entwicklung auf die Fahnen geschrieben. Fast täglich kommen Delegationen aus aller Welt, um von Kopenhagen zu lernen. Die langjährige Fahrradexpertise macht die Stadt zu einem Vorbild, an dem sich auch Paris und Barcelona, Montreal und Detroit orientieren. Der renommierte Copenhagenize Index bewertet die Fahrradfreundlichkeit von Großstädten weltweit, das Ranking wird von einem multidisziplinären internationalen Expertenteam gesteuert, das Städte und Gemeinden zur Förderung 084 ÖFFENTLICHE RÄUME
der Fahrradkultur berät. „Copenhagenize“ bedeutet, das Fahrrad im Alltag nach dem Vorbild der dänischen Hauptstadt zu fördern und die entsprechende Infrastruktur auszubauen.
Vor fünf Jahren hat die dänische Hauptstadt im Ranking des Copenhagenize Index Amsterdam auf Platz 1 abgelöst. Doch die Politik steckt ihre ambitionierten Ziele höher: 2025 soll Kopenhagen als erste Hauptstadt überhaupt CO2-neutral sein, und der Umstieg vom Auto auf das Fahrrad ist dabei mitentscheidend. Die kommunale Verkehrspolitik agiert nach einem Kompass, der für alle verständlich ist. Weniger Autos und mehr Fahrräder bedeuten weniger CO2-Belastung und weniger Lärm, außerdem weniger Unfälle und gesundere Bürger. Obendrein ist es günstiger, in die Verkehrsinfrastruktur für Fahrradkultur und Lebensqualität Sandra Hofmeister
085
Fahrräder zu investieren als in die für Autos. Der städtische „Bicycle Account“ erhebt im Zweijahresrhythmus Statistiken zum Radverkehr, die all dies genau belegen. Aus den Zahlen leitet die Stadtverwaltung gezielte Programme ab und hinterlegt sie mit Investitionsbudgets. 2011 verabschiedete der Stadtrat nahezu geschlossen den Aktionsplan „Good, Better, Best. The City of Copenhagen’s Bicycle Strategy 2011–2025“. Unter anderem sind dort die Ziele vereinbart, den Anteil der Pendler auf Zweirädern auf 50 % zu erhöhen und das innerstädtische Fahrradwegenetz um 80 % auszubauen. Schon heute ist die Infrastruktur für Radfahrer in Kopenhagen einzigartig. Das öffentliche Sharing-System Bycyklen stellt an über 130 Stationen im Stadtgebiet circa 2000 E-Bikes als Leihfahrräder
Die langjährige Fahrradexpertise macht Kopenhagen zu einem Vorbild, an dem sich Städte weltweit orientieren.
zur Verfügung. Räder können kostenlos im Nahverkehr transportiert werden – die U- und S-Bahnen haben dazu eigene Radwaggons. Radwege auf befahrenen Straßen sind 4 Meter breit, stark frequentierte Routen werden dreispurig ausgebaut. Geländer und Fußstützen geben Radfahrern an roten Ampeln Halt, ohne dass sie vom Sattel absteigen müssen. Im gesamten Innenstadtgebiet sind entlang der Radwege öffentliche Pumpstationen platziert. Die Fahrradstellplätze im öffentlichen Raum werden nachts mit LEDs beleuchtet. An der Nørreport Station liegen sie um 40 Zentimeter vom Platzniveau abgesenkt, sodass sie nicht störend ins Auge fallen. Gefährliche Verkehrsknotenpunkte werden konsequent fahrradfreundlich umgebaut, und Brücken schaffen Abkürzungen für Zweiräder, um die Fahrzeiten zu verringern. Allein in der letzten Dekade entstanden in Kopenhagen zwölf neue Fahrrad- und Fußgängerbrücken. Die Cirkelbroen („Kreisbrücke“, Foto S. 018) am Christianshavn, entworfen vom dänisch-isländischen Künstler Olafur Eliasson, wurde 2015 eröffnet. Sie verbindet den Bezirk Christiansbro mit dem Applebys Plads und schließt die Lücke in dem durchgängigen Fußgängerweg, der von Islands Brygge bis zur Inderhavnsbroen und in den Nyhavn 086 ÖFFENTLICHE RÄUME
Die Cykelslangen von Dissing+ Weitling ist eine der vielen Brücken, die
in Kopenhagen beste Verkehrsverbindungen für Radfahrer schaffen.
Fahrradkultur und Lebensqualität Sandra Hofmeister
087
Die Fahrrad-Superhighways verbinden das Umland mit der Hauptstadt. Bis 2045 sollen insgesamt über 750 Kilometer Radwege entstehen.
realisiert Finanzierung gesichert geplant
Allerød Route Frederikssund Route
VP
93
Farum Route 97
Værløse Route
95
82
Albertslund Route
99
Inner Ring Route Ishøj Route
088 ÖFFENTLICHE RÄUME
77
an der Wasserkante entlangführt. Auf den fünf unterschiedlich großen, unregelmäßig aneinandergefügten kreisrunden Plattformen der Cirkelbroen sind jeweils Masten platziert, die an ein Schiff erinnern. Die Dybbølsbro-Bücke mit ihren je 5,50 Meter breiten Radwegen in beide Richtungen wird täglich von 22 000 Fahrradfahrern genutzt. Die von den Architekten von Dissing+Weitling entworfene Cykel slangen („Fahrradschlange“, Foto S. 087) schafft – zusammen mit der Bryggebroen-Brücke – eine Radverbindung von der Dybbølsbro nach Islands Brygge. Zwischen Kalvebod Brygge und Havneholmen führen 30 Meter lange Rampen die Radfahrer in Schlangenlinien auf 7 Meter Höhe. Der orange gefärbte Bodenbelag der 190 Meter langen Stahlbrücke ist nachts beleuchtet, seit 2014 ist die Brücke ein Wahrzeichen für die Fahrradkultur in Kopenhagen. Auf dem Weg zur CO2-neutralen Stadt hat die Verwaltung auch ein Aktionsprogramm für Pendler aufgelegt, das sie seit etwa zehn Jahren konsequent ausbaut. Mit einem Netz von Superhighways für Radfahrer gibt sie den Bewohnern der umliegenden Gemeinden, aus Allerød und Albertslund, Ishoj und Værløse, gute Gründe, um vom Auto auf das Zweirad umzusteigen. Die Bilanz dieses Programms ist heute schon beeindruckend: Der Anteil derer, die den Weg zum Arbeitsplatz mit dem Rad zurücklegen, nahm seit 2011 um 23 % zu. 34 % der Pendler in der Hauptstadtregion nutzen heute das Fahrrad, und die Zahl steigt. Ohne Ampeln führen die Highways in die City, sie sind nachts beleuchtet und mit Fahrradstationen ausgerüstet, an denen Pumpen und Notrufsäulen zur Verfügung stehen. Bis 2045 sollen insgesamt 750 Highway-Kilometer entstehen. Das Projekt wird von den beteiligten Gemeinden und der dänischen Regierung finanziert. Aktionsprogramme und Statistiken, Bürgerinitiativen und langfristig angelegte Ziele zeigen, dass der Wandel zur CO2-neutralen Stadt in vollem Gange ist. Schon hat sich die ehemals fast bankrotte Industriestadt in eine lebendige und dynamische Metropole verwandelt. Dies gelingt ihr durch öffentliche Räume, in denen sich Ästhetik und Radverkehrsinfrastruktur auf Augenhöhe begegnen und zu mehr Lebensqualität im Alltag beitragen.
Fahrradkultur und Lebensqualität Sandra Hofmeister
089
9 ●
10 ●
11 ●
8 ●
7 ●
092 SPORT UND FREIZEIT
Dæmonen-Achterbahn im Tivoli: Die Loopingbahn aus Stahl ist eine der vielen Attraktionen im
Freizeit- und Vergnügungspark im Zentrum von Kopenhagen. Sie wurde 2004 eröffnet.
Tivoli
093
094 SPORT UND FREIZEIT
Die gute Wasserqualität macht die zahlreichen Hafenbäder und Badezonen
in der Stadt im Sommer zu beliebten Treffpunkten.
Hafenbad Islands Brygge Plot
095
096 SPORT UND FREIZEIT
Der Amager Strandpark ist nur 5 Kilometer vom Rathaus der Stadt entfernt. Das 60 Hektar große
Naherholungsgebiet am Øresund liegt auf einer vorgelagerten künstlichen Insel, die 2005 fertiggestellt wurde.
Amager Strandpark
097
Ingenieurplanung: Rambøll; MOE Landschaftsarchitektur: SLA Fassadenplanung: Lüchinger + Meyer Bauherr: Amager Ressourcecenter Fertigstellung: 2018 Geschossfläche: 41 000 m2 Landschaft/Skipiste: 10 000 m2 Nutzung: Müllverbrennung, Sport/Freizeit
7
Vindmøllevej 6, Amager-Øst 🌐copenhill.dk @copenhilldk #copenhill
BIG
Skifahren auf der Müllverbrennungsanlage Amager Bakke
Kopenhagen hat sich in puncto Nachhaltigkeit hohe Ziele gesteckt. Bis 2025 will es die erste CO2-neutrale Hauptstadt der Welt sein. Dazu gehört auch, bestehende Technologien auf den Prüfstand zu stellen, unter anderem die öffentlichen Infrastrukturen zum Umgang mit Abfall. Die bestehende Müllverbrennungsanlage am Industriehafen Amager entsprach nicht mehr den heutigen Anforderungen an Energieeffizienz und Arbeitssicherheitsstandards. Um zentrumsnah 140 000 Haushalte mit Strom und Fernwärme versorgen zu können, lobte der Betreiber einen internationalen Wettbewerb für einen Neubau aus. Noch scheint der Ort rund um den Industriehafen unattraktiv, Produktionsanlagen und Hafeninfrastruktur wechseln sich
099
mit für Sport- und Freizeitaktivitäten umgenutzten Arealen ab. Doch die Fläche ist kostbar, hier entsteht das nächste Stadtentwicklungsgebiet, weshalb ein attraktives Bauwerk die Akzeptanz durch die kommenden Bewohner erhöhen soll. Die Architekten von BIG stellten den funktionalen Aufbau innerhalb der Hightech-Anlage – von der Abfallanlieferung bis zum Ofensystem, vom Wärmetauscher bis zur Rauchgasreinigung – auf den Prüfstand und organisierten ihn um. Die neue Anordnung der Maschinen, entsprechend ihrer Bauhöhe, ergibt ein aufsteigendes Dach, das dem Gebäude den Namen Amager Bakke, Hügel von Amager, einbrachte. Im Inneren spannt sich ein komplexes Stabtragwerk über den Maschinen auf. Ergänzend verteilen sich ein Bildungszentrum für Werksführungen, Workshops und Nachhaltigkeitskonferenzen sowie die Arbeitsplätze der Verwaltung auf zehn Ebenen. Eine skulptural wirkende, je nach Sonnenstand glitzernde Fassade umhüllt die Großform. 1,2 Meter hoch und 3,3 Meter breit sind die Aluminiumkuben, die sich wie ein Kettenhemd ineinander verzahnen und somit konstruktiv die selbsttragende Fassade ausbilden. Verglasungen zwischen den dreidimensional geformten Volumen belichten die dahinterliegenden Innenräume. Der eigentliche Clou befindet sich auf dem Dach der Anlage. Unabhängig von der Jahreszeit können Besucher ganzjährig im „Skigebiet“ CopenHill vom höchsten Punkt des Gebäudes eine 14 bis 45 Grad steile Skipiste mit einer Gesamtlänge von 400 Metern in verschiedenen Schwierigkeitsgraden hinuntergleiten. Hierzu wurden 9000 Quadratmeter Dachfläche mit speziell perforierten Kunststoffmatten, beschichtet mit einem Silikongel für das Fahrgefühl, belegt. Neben der Grasfläche, die durch die Matten durchwachsen kann, ergänzen angelegte Parkbereiche mit ausgewählten Pflanzenarten die Skipiste. So soll eine möglichst große Biodiversität die Attraktivität der Anlage erhöhen. Wer nicht Ski fahren will, kann auf den mit abwechslungsreichen Ausblicken ausgestatteten Trekkingpfad ausweichen. In die artifiziell geschaffene Landschaft fügen sich sogar die notwendigen technischen Be- und Entlüftungselemente harmonisch ein, als ob der aufsteigende Nebel zum Skitag mit dazugehört.
100 SPORT UND FREIZEIT
7 Amager Bakke BIG ○
101
102 SPORT UND FREIZEIT
Schnitt, Grundriss, Maßstab 1:500
3 Förderband für Skifahrer 4 Treppenanlage
1 Skipiste 2 Wanderweg
5 Aussichtsplattform
6 Kletterwand 7 Terrasse 8 Tellerlift
4 3
3 2
6 4 5 a
a
2 4
7 1
4
7 Amager Bakke BIG ○
8
103
104 SPORT UND FREIZEIT
7 Amager Bakke BIG ○
105
Ingenieurplanung: Niras; Sloth Møller Bauherr: Stadt Kopenhagen Fertigstellung: 2014 Nutzfläche: 4200 m2 Nutzung: Freibad, Park, Uferpromenade
8
Kalvebod Brygge, Vesterbro #kalvebodbølge
Urban Agency, JDS Architects
Spaziergang im Hafenbecken Kalvebod Bølge
Bestehende Wasserflächen in der Stadt für Freizeitaktivitäten zu nutzen wird immer beliebter. Dass dies in einem Hafenbecken möglich ist, das über fünf Jahrzehnte durch seine industrielle Nutzung verschmutzt war, erstaunt jedoch. Bereits in den 1980er-Jahren erkannte Kopenhagen das Potenzial der Areale. Die Hafengebiete wurden als Erholungsflächen ausgewiesen, und die Stadt setzte zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität um. Im Zuge der Revitalisierung der Hafenbecken siedelten sich zahlreiche Kultureinrichtungen an – die Uferkanten entwickelten sich zu belebten öffentlichen Räumen. Im Zuge dieser Entwicklung entstand 2002 das erste städtische Hafenbad Islands Brygge (Foto S. 094). Auf der anderen Uferseite, der
107
Innenstadt zugewandt und nicht weit vom Tivoli entfernt, gab es eine weitere ungenutzte Fläche am Wasser. Wie ein Parcours wogen dort nun die Kalvebod Waves als wellenförmige, weithin sichtbare Skulptur in die Höhe. Die Anlage weitet sich wie eine Parklandschaft auf dem Wasser auf und führt auf teils zweigeschossigen Verbindungsstegen wieder an Land zurück. Sitzgelegenheiten, Spielplätze und Aussichtspunkte laden zum Verweilen ein. Was zufällig aussieht, folgt einem genauen Plan. Raue Winde in der exponierten Lage wurden bei der Positionsfindung ebenso einberechnet wie der Verlauf der Sonnen einstrahlung und der Verschattung durch die umgebende Bebauung. Auf diese Weise entstanden zwei dreiecksförmige Wasserbecken, die verschiedene, voneinander getrennte Nutzungen ermöglichen. Während die nördliche Promenade auch zum Schwimmen genutzt werden kann, paddeln im südlichen Becken die Ruderer. Ein Kajak- und Kanuclub sowie ein auf dem Wasser liegendes Minihotel für Kanufahrer nutzen gemeinsam die entstandenen Serviceeinrichtungen. Eine Plattform ermöglicht als Ergänzung zum Stadtraum an Land verschiedene Veranstaltungen. Die Anmutung der künstlichen Parklandschaft ist in der Material- und Farbwahl von den historischen Industriehäfen inspiriert. Plattformen aus Beton bilden die Stege, die mit robustem unbehandeltem Kiefernholz beplankt sind. Im Kontrast dazu stehen die filigranen Geländer mit integrierter Beleuchtung, die ebenfalls an den Bootsbau erinnern. Einzig die Signalfarbe Neonorange der Spielgeräte bricht aus dem reduzierten Materialkonzept aus. Gemäß der Cradle-to- Cradle-Philosophie sind alle Materialien nach Ablauf der Lebenszeit wieder sortenrein trennbar und können recycelt bzw. wiederverwendet werden.
108 SPORT UND FREIZEIT
3
2 4
1
Lageplan, Maßstab 1:3000
1 Kajakanleger 2 Sitzstufen
3 Treppenanlage 4 Hafenbad Islands Brygge
8 Kalvebod Bølge Urban Agency, JDS Architects ○
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110
SPORT UND FREIZEIT
8 Kalvebod Bølge Urban Agency, JDS Architects ○
111
112
SPORT UND FREIZEIT
8 Kalvebod Bølge Urban Agency, JDS Architects ○
113
Fahrgeschäfte, Restaurants und Kulturangebote machen den Tivoli zu einem beliebten Ausflugsziel für alle Altersgruppen.
114 SPORT UND FREIZEIT
Vom Tivoli zum Hafenbad Sandra Hofmeister
KØBENHAVN. Urbane Architektur und öffentliche Räume
115
Für ein aufregendes Freizeitprogramm war in Kopenhagen schon im 19. Jahrhundert gesorgt. Auf dem ehemaligen Militärgelände, das König Christian VIII. ihm zunächst für fünf Jahre überlassen hatte, gründete Georg Carstensen den Vergnügungspark Kjøbenhavns Tivoli og Vauxhall, mit Restaurants und Konzerten, Amüsierbetrieben und Blumengärten – und das alles nachts sogar illuminiert. Schon zur Eröffnung 1843 war das Konzept ein großer Erfolg. Heute ist der Freizeitpark einer der ältesten weltweit und in das Stadtbild integriert. Etwa 4,5 Millionen Besucher strömen jährlich auf das 8 Hektar große Areal zwischen Rathausplatz und Hauptbahnhof. Bezog sich der ursprüngliche Name auf die Vorbilder des Jardin de Tivoli in Paris und die Vauxhall Gardens in London, so wird der Amüsierpark heute schlicht „Tivoli“ genannt. Die Stadt Tivoli bei Rom mit den Renaissancegärten der Villa D’Este stand Pate für die berühmte Freizeitmeile in Kopenhagens Innenstadt. Mit ungewöhnlichen Attraktionen lockte der Tivoli schon um die vorletzte Jahrhundertwende seine Besucher an: die japanische Pagode und eine Pantomime-Bühne im Freien, Palmen und Springbrunnen, außerdem natürlich Kabaretts und Fahrgeschäfte wie eine Achterbahn, 1914 eröffnet und aus Holz konstruiert. 1933 trat Louis Armstrong mit seiner Band in der Tivoli Concert Hall auf, die Aufnahmen des Songs „I Cover the Waterfront“ sind die ersten Filmaufnahmen des Jazzgiganten überhaupt und heute ein wichtiges Zeitdokument. 1944 löste die Sprengung der Nationalsozialisten, die im Tivoli einen Ort des kulturellen Widerstands erkannten, einen Großbrand auf dem Gelände aus. Im selben Jahr kulminierte der Protest gegen die NS-Besatzung im dänischen Julistreik – der Legende nach soll er auch durch die Zerstörung des Tivoli ausgelöst worden sein. In der Nachkriegsära nahm der Amüsierbetrieb im Tivoli an Fahrt auf. Als Walt Disney 1951 Kopenhagen besuchte, inspirierte ihn der Tivoli zu seinen Disney-Welten. Der historische Haupteingang im Stadtzentrum ruft noch heute die orientalische Themenwelt des Tivoli im 19. Jahrhundert in Erinnerung. Spielbuden und ein Casino, Cafés und die eigene Brauerei ziehen Touristen und Kopenhagener an – neben Spiegelkabinetten und rasanten Fahrgeschäften wie der Looping-Achterbahn Dæmonen (Dämon). Tom Jones gibt sein Konzert in den Tivoli Gardens, und Königin Margarethe ist nicht nur Ehrengast bei den Ballett-Premieren, sondern entwirft auch regelmäßig Kostüme und Bühnenbilder für die Aufführungen im Pantomime-Theater. Es ließen sich viele weitere Geschichten zum Tivoli erzählen, die eng mit der Geschichte der Stadt verbunden sind. 116
SPORT UND FREIZEIT
Doch im umfangreichen Freizeitkapitel der Stadtchronik, das immer noch weitergeschrieben wird, gibt es weitere wichtige Orte und Protagonisten. Mit dem Wandel von der Industriestadt zur ökobewussten Kapitale verbesserte sich nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Wasserqualität vom Südhafen über den Inneren Hafen im Zentrum bis zum Nordhavn, dem früheren Industrie- und Handelshafen. Dies gelang durch gezielte Maßnahmen beim Abwassermanagement und dessen grundlegende Modernisierung. Wohnen und Leben am Wasser zählen heute zum Image der Stadt. An den Uferkanten der Kanäle und Hafenbecken entstehen öffentliche Promenaden und Erholungsparks, die zum Verweilen fernab vom Verkehr einladen. Die neuen Wohnlagen am Wasser sind beliebter denn je, ihr Quadratmeterpreis auf dem Immobilienmarkt ist sprunghaft angestiegen. Durch die verbesserte Wasserqualität – an vielen Orten in Kopenhagen wird sie regelmäßig mit dem Qualitätssiegel der Blauen Flagge, der höchsten Auszeichnung der Europäischen Union für sauberes Wasser ausgezeichnet – konnte auch die jahrhundertealte Tradition der Hafenbäder wiederaufgenommen werden. 1953 war das letzte Hafenschwimmbad wegen schlechter Wasserqualität geschlossen worden. 2003 eröffnete die erste neue kommunale Badeanstalt am
Schon von Beginn an war der Tivoli mit seinen Attraktionen ein großer Erfolg beim Publikum. Postkarte, ca. 1850
Vom Tivoli zum Hafenbad Sandra Hofmeister
117
Das Hafenbad Islands Brygge ist eines von vielen öffentlichen Schwimmbädern und Erholungsräumen der Stadt.
118
SPORT UND FREIZEIT
Hafen, Islands Brygge, südlich der Brücke Langebro. Mit insgesamt fünf Becken und einer Rasenfläche zum Liegen, Picknicken und Grillen entwickelte sich das Areal sehr schnell zum urbanen Treffpunkt. Das Hafenbad selbst wurde samt seinen Holzstegen und Sprungtürmen von Bjarke Ingels’ und Julien de Smedts Büro Plot entworfen. Die beiden standen 2003 stellvertretend für eine junge und dynamische Architektengeneration, die international für Aufsehen sorgte. Heute hat Kopenhagen drei Hafenbäder, mehrere Badezonen sowie einige Badestrände. Am Fisketrovet-Hafenbad in Vesterbro ist Schwimmen gleich neben dem Shoppingcenter möglich – die Kopenhagener nennen das Freibad „Copencabana“. Der Svanemølle Beach in Østerbro liegt bei einem Kraftwerk im Norden der Stadt und wurde 2010 eröffnet. Nur ein Jahr später kam das SluseholmenHafenbad auf der künstlichen Halbinsel im Südhafen nach dem Entwurf von Kasper Danielsen Arkitekter hinzu. Kopenhagen hat die Revitalisierung der Hafenareale gezielt dazu genutzt, die Vision einer Stadt für die Menschen umzusetzen. Ein Teil dieser übergeordneten Agenda sind die Freizeiteinrichtungen am Wasser, die im konsequenten Ausbau stadtnaher Strandabschnitte realisiert werden, wie beispielsweise der Amager Strandpark. Das etwa 60 Hektar große geschützte Naherholungsgebiet am Øresund liegt in Fahrradnähe vom Rathaus auf einer künstlichen vorgelagerten Halbinsel. Der 4,6 Kilometer lange Sandstrand, die Dünenlandschaft, Promenaden sowie die beiden Parks Tiøren und Femøren sind mit drei Haltestellen der Metro an das Stadtzentrum angeschlossen und nicht nur für Badegäste ein beliebtes stadtnahes Ausflugs- und Freizeitziel.
Vom Tivoli zum Hafenbad Sandra Hofmeister
119
Architektur in Zusammenarbeit mit: 5e byg; Søren Jensen Engineering Fassadengestaltung: RAMA Studio Bauherr: By & Havn Fertigstellung: 2016 Dachfläche: 2400 m2 Nutzung: Parkhaus, Sport/Freizeit Anzahl Parkplätze: 485
9
elsinkigade 30, Nordhavn H #konditagetlüders
JAJA Architects
Park ’n’ Play Parkhaus mit Spielplatz
Auch wenn die Anzahl der Radfahrer in der dänischen Hauptstadt sehr hoch ist, besteht in den neu entstehenden Wohngebieten doch noch Platzbedarf für Autos. Im Entwicklungsgebiet Nordhavn, dessen Bebauung aus einer relativ dichten Mischung von Umnutzungen historischer Industriebrachen und Neubauten besteht, wurden die Parkflächen als integrativer Teil der Stadtentwicklung mitgedacht. So nah am Wasser sind Parkplätze am ehesten oberirdisch zu realisieren, daher entstand das achtgeschossige Parkhaus Konditaget Lüders mit Fahrradstellplätzen, einem Supermarkt und einer Recyclingstation im Erdgeschoss. Ein zusätzlich ausgelobter Wettbewerb für die Gestaltung der Fassaden und des Dachs sollte
121
Lösungen aufzeigen, wie sich funktionale Strukturen als attraktive öffentliche Räume mit Flächen für Sport und Spiel nutzen lassen. Anstatt die Funktion zu verbergen, wurde ein Konzept vorgeschlagen, das die rasterartige Ordnungsstruktur aufnimmt und trotzdem das große Volumen aufbricht. In Anlehnung an die Ziegelbauten der Umgebung wechseln rot eingefärbte Betonflächen mit Fassadenelementen aus Cortenstahl ab. Ein regelmäßiges System aus Pflanztrögen, die entlang der Fassade aufsteigen, rhythmisiert die Fläche. Als Bilderfries macht sie die industrielle Vergangenheit des Hafenareals erlebbar. Mit dem Pariser Centre Pompidou als Vorbild, bei dem die Bewegung über die Treppenröhren entlang der Fassade ein Erlebnis an sich ist, wurde die Sichtbarkeit und Zugänglichkeit der Dachfläche entsprechend gestaltet. Zwei Treppenkaskaden winden sich vom Straßenniveau aus um das Volumen in die Höhe bis zur Oberkante. Jeder Höhenmeter bietet einen neuen Blick auf die umgebende Bebauung bis auf das Meer. Oben angekommen eröffnet sich ein 2400 Quadratmeter großer Spielplatz, der nicht nur für die junge Generation attraktiv ist. In Zusammenarbeit mit dem dänischen Sportverband entstand ein Outdoor-Studio, zu dessen Ausstattung verschiedene Fitnessgeräte sowie Sitz- und Spielgelegenheiten gehören, angefangen bei in den Boden eingelassenen Trampolinen und Hügeln aus Gummigranulat über Laufbahnen für Kurzsprints, eine große Kletterspirale mit Netzen und Schaukeln bis zu Grünflächen für den Aufenthalt. Alle Gerätschaften sind dem Farbkonzept folgend in verschiedenen Rottönen gehalten. Wie der buchstäbliche rote Faden führt ein vielfach geknicktes und gekrümmtes Stahlrohr die Besucher durch das Projekt – von der Fassade über die Treppe auf das Dach und wieder zurück. Nicht nur die Anwohner nutzen das Parkhaus als sozialen Treffpunkt, auch Besucher lassen sich das Angebot nicht entgehen.
122
SPORT UND FREIZEIT
Lageplan, Maßstab 1:8000
Grundriss, Dachaufsicht Maßstab 1:750
1 Treppenanlage 2 Spiel-/ Sportplatz
1
2
1
9 Parkhaus mit Spielplatz JAJA Architects ○
123
124 SPORT UND FREIZEIT
9 Parkhaus mit Spielplatz JAJA Architects ○
125
126 SPORT UND FREIZEIT
9 Parkhaus mit Spielplatz JAJA Architects ○
127
Tragwerksplanung: Wessberg Bauherr: Lejerbo Fertigstellung: 2010 Geschossfläche: 525 m2 Nutzung: Gemeinschaft, Sportplatz
10
Vermundsgade 43, Nørrebro
Rambøll
Treffpunkt für alle G enerationen Aktivitetshus
Der Kopenhagener Stadtteil Nørrebro ist heute ein multikultureller Schmelztiegel. Überproportional viele Studenten, junge Familien und Migranten, die das pulsierende Leben im öffentlichen Raum zu schätzen wissen, wohnen hier. Dass dies nicht immer so war, davon zeugen die monotonen Wohnanlagen, die um die Jahrhundertwende als Arbeiterwohnungen für die umliegenden Fabriken gebaut wurden. Auch wenn viele leer stehende Gebäude inzwischen saniert oder abgerissen und neu gebaut wurden, dominieren im Nordwesten des Quartiers immer noch riesige Wohnanlagen für untere Einkommensschichten, umgeben von Gewerbeparks und Brachflächen. Lejerbo, eine Wohnungsbaugesellschaft, die in ganz Dänemark etwa 44 000
129
Sozialwohnungen unterhält, sah an diesem besonderen Standort die Notwendigkeit, einen Treffpunkt für die Anwohner anzubieten. Mehr als 1000 Kinder und Jugendliche leben in der Nachbarschaft, für die das Jugendzentrum mit Café, Computer- und Lernräumen entstand. Ebenso sind Flächen für Sport wie ein Gymnastikraum und ein Basketballplatz auf dem Dach Teil des Hauses. Aber auch Erwachsene sollen hier zusammenkommen und Geburtstage feiern oder regelmäßige Treffen abhalten. Der Bauplatz des Aktivitetshus Den Grønne Trekant liegt zwischen der Straße und den Parkplätzen einer Wohnanlage auf einem schmalen Grünstreifen. Während das Erdgeschoss zurückversetzt ist und somit auf zwei Seiten Eingangsbereiche mit unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten ausbildet, nimmt das obere Stockwerk die komplette Grundfläche ein. So entsteht eine klare räumliche Trennung von öffentlich zugänglichen Raumangeboten und den Kursräumen im ersten Obergeschoss. Den oberen Raumabschluss bildet ein Ballkäfig, der den Sportplatz umhüllt und über zwei Außentreppen für alle direkt zugänglich ist. Für die Hülle entwickelten die Architekten ein ungewöhnliches Konzept. Um in dem dicht besiedelten Areal ein Stück Natur zurückzuholen – und sei es nur artifiziell –, entwarfen sie ein florales Motiv, das sich wie ein Scherenschnittmuster auf zwei Gebäudeseiten aufspannt. Die Aluminiumelemente filtern das Sonnenlicht auf dem Spielfeld und ermöglichen ein wechselhaftes, lebendiges Spiel aus Licht und Schatten in den Innenräumen. Auf diese Weise entstand ein identitätsstiftendes Element, das für den Zusammenhalt innerhalb der Gemeinschaft ein wichtiges, sichtbares Zeichen im Stadtraum generiert.
130 SPORT UND FREIZEIT
Lageplan, Maßstab 1:8000
10 Aktivitetshus Rambøll ○
131
6
5
6
6
5
6
7 7 8
8
8
5
8
5
5
9
5
10
9
10
Obergeschoss
4 a a
1
4
1
3 3
2 2
1 1
Erdgeschoss
Grundrisse, Schnitt 1 Terrasse/ Maßstab 1:100 Eingang 2 Café
3 Küche 4 Werkstatt 5 Büro/ Computerraum
6 Vereinsraum 7 Mehrzweck-/ Gymnastikraum 8 Laden
9 Besprechung 10 Balkon 11 Spielfeld
11
132
SPORT UND FREIZEIT
a a
10 Aktivitetshus Rambøll ○
133
Tragwerksplanung: BIG Engineering Innenraumgestaltung: Studio David Thulstrup Landschaftsarchitektur: Thing Brandt Landskab Bauherr: Noma Fertigstellung: 2018 Geschossfläche: 1290 m2 Nutzung: Gastronomie Anzahl Nutzer: bis zu 40 Gäste
11
Refshalevej 96, Christiania 🌐noma.dk #noma @nomacph
BIG
Kulinarisches Experimentierfeld Noma 2.0
Meeresfrüchte von Januar bis Juni, Pflanzen und Gemüse von Juli bis September, Wild und Wald von Oktober bis Dezember – im 2018 wiedereröffneten Restaurant Noma besteht das Jahr nur aus drei Jahreszeiten. Diese sind dafür umso eindrücklicher, wie die Auszeichnung „Bestes Restaurants der Welt“ und zwei Sterne des Guide Michelin beweisen. Ursprünglich in einem Speichergebäude in Christianshavn situiert, sammelte das Team in Pop-up-Restaurants in Japan, Australien und Mexiko Inspiration für einen Neustart. Für diesen wurde ein ungewöhnlicher Standort gewählt – ein brach liegendes Areal auf dem ehemaligen Kasernengelände der Königlich Dänischen Marine, das sich auf einem schmalen Stück Niemandsland
135
inmitten der autonomen Freistadt Christiania befindet. Das 80 Meter lange ehemalige Minenlager aus dem Jahr 1917 schmiegt sich an eine Wallanlage zwischen zwei Wasserflächen und steht unter Denkmalschutz. Daher durften nur dort geringfügige bauliche Änderungen vorgenommen werden, wo die Struktur bereits geschädigt war. Der Bestand wurde behutsam saniert und agiert als strukturelles Rückgrat des Ensembles. In ihm sind vom Lager über das Labor bis zur Vorbereitungs- und Spülküche die Nebenräume für einen funktionierenden Restaurantablauf angesiedelt. Da jede weitere Bebauung das Maß von 5,50 Metern Höhe nicht überschreiten durfte, fiel die Entscheidung, das Restaurant in sieben unterschiedliche Volumen aufzuteilen, die je nach Funktion verschieden ausgestattet sind und trotzdem eine bauliche Einheit bilden. Holz, Klinker und Messing bestimmen den gewollt kontrastierenden Materialmix. Gläserne Fugen in der Dachebene sowie in der Fassade verbinden die Bauteile und ermöglichen einen nahtlosen Übergang zwischen dem Innen- und Außenraum. Langsam wird der Besucher entlang der hauseigenen Gewächshäuser, die zum Anbau von Kräutern, aber auch als Testküche und Bäckerei dienen, empfangen. Der Weg gehört zum Konzept, je mehr Strecke zurückzulegen ist, umso größer soll die Entschleunigung beim Betreten des Restaurants sein. Herzstück des Ensembles ist die Küche, um die herum sich alle Bereiche anordnen: der Eingang, eine Lounge, der Speisesaal für bis zu 40 Gäste sowie ein Raum für private Gesellschaften. Auf diese Weise können die Köche ihre Abläufe übersichtlich koordinieren, während die Gäste Einblick in die Geheimnisse der Kochkunst bekommen. Große Glasflächen, die teilweise zu öffnen sind, ermöglichen einen direkten Bezug zum Naturraum. Nicht nur die Speisen sind nordisch inspiriert. Steinböden, Klinker in verschiedenen Farbnuancen, Holz für Lamellen, Verkleidung und Schichtungen sowie in Form von robusten Möbeln prägen die Innenräume. Ergänzt werden sie von eigens für das Noma entworfenem Mobiliar.
136 SPORT UND FREIZEIT
Lageplan, Maßstab 1:2000
11 Noma 2.0 BIG ○
137
6 4
5 7 3
1
2
Grundriss, Maßstab 1:750
11 Noma 2.0 BIG ○
1 Eingang 2 Lounge 3 Speisezimmer
7
4 privates Speisezimmer 5 Showküche
7
6 Lager 7 Gewächshäuser
139
20 ●
16 ●
13 ●
▼
19 ●
12 ●
17 ● 18 ●
▼
14 ● 15 ●
142 KULTUR UND BILDUNG
Bei der Schule am Südhafen fließen Schulgelände und städtischer Raum ineinander.
Die imposante Freitreppe wird so zum belebten Treffpunkt für die Schüler und die Bewohner der Umgebung.
Schule am Südhafen JJW Architects
143
144 KULTUR UND BILDUNG
Das Königliche Schauspielhaus mit seinen drei Bühnen ist direkt am Hafen gelegen.
Im Foyer finden auch Veranstaltungen wie Konzerte und Poetry Slams statt.
Königliches Schauspielhaus Lundgaard & Tranberg Arkitekter
145
146 KULTUR UND BILDUNG
Die Königliche Bibliothek ist eine wichtige architektonische Landmarke im Hafengebiet der Innenstadt.
Ein gläsernes Atrium teilt das auch als „Schwarzer Diamant“ bezeichnete Gebäude.
Königliche Bibliothek Schmidt Hammer Lassen Architects
147
Tragwerksplanung: Arup; Cowi Projektarchitekten: C.F. Møller Landschaftsarchitektur: Kragh & Berglund; 1:1 Landskab Bauherr: Realdania By & Byg Fertigstellung: 2018 Grundstücksfläche: 11 500 m² Geschossfläche: 27 000 m² Nutzung: Ausstellung, Gastronomie, Büros, Fitness, Wohnen, Parken
12
Bryghuspladsen, Indre By 🌐blox.dk @bloxkbh #bloxkbh
OMA
Flexible Nutzungsvielfalt BLOX
Über viele Jahre war das Grundstück einer ehemaligen Brauerei direkt am Wasser ein urbaner Restraum. Es diente als Parkplatz entlang einer Hauptumgehungsstraße, umgeben von historischem Bestand, Kulturinstitutionen und Regierungsbauten. Neben der Integration der vielbefahrenen Straße in den Entwurf, bestand die Aufgabe darin, verschiedene Nutzungen – Ausstellungsräume, Büroflächen, Gastronomie, Fitnessstudio, Tiefgarage sowie Wohnungen – auf begrenzter Fläche unter ein Dach zu bringen. Schon im Wettbewerb überzeugte das Büro um Rem Koolhaas mit einem radikalen Konzept. In der heutigen Umsetzung passt sich dieses trotz seiner Fremdartigkeit in die historische Silhouette ein. Der Name ist Programm: Zueinander
149
versetzte, unterschiedlich große Kuben schachteln sich geschickt in einer komplexen Stahlskelettkonstruktion ineinander, durchschnitten vom Straßenraum. Neben der Logistik und dem Schallschutz stellten auch die Entwicklung eines Tragwerks für zum Teil stützenfreie Räume und die Abtragung der Lasten in unmittelbarer Nähe zum Wasser eine Herausforderung dar. Fünf Geschosse ragen in die Höhe, und Teile des Gebäudes reichen bis zu 16 Meter unter die Erde. Konstruktionen aus dem Infrastrukturbau kamen ebenso zum Einsatz wie eine hochwirksame Dämmfassade, um Straßenlärm und Erschütterungen abzuhalten. Die offiziellen Eingänge befinden sich im ersten Untergeschoss, zugänglich über Rolltreppen auf der Stadtseite und eine Treppenskulptur entlang des Wassers. Das Danish Architecture Center (DAC) stand schon früh als Nutzer fest, sodass es logisch erschien, die Ausstellungsfläche mit verschiedenen, flexibel nutzbaren Räumen im Zentrum des Ensembles anzuordnen. Die Bürogeschosse, die Gastronomie sowie die weiteren multifunktionalen Räume sortieren sich um das DAC herum. Das führt zum Teil zu überraschenden Einblicken und Ausblicken, denn die unterschiedlichen Höhen der Räume erzeugen interessante Überschneidungen. Die verschiedenen Bereiche verzahnen sich visuell und fördern die Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Protagonisten. Wie ein Code lassen sich die Nutzungen von außen über die verschiedenen Materialien und Texturen der Fassade ablesen. Schwarzes Streckmetall und blau-grün changierende Glasflächen spiegeln die Farbtöne der Umgebung wider. Terrassen und Holzdecks laden zum Verweilen ein, auch ein ehemaliger Spielplatz wurde als terrassenförmig angelegter öffentlicher Raum in das Bauwerk integriert. Die Offenheit der Struktur im Gegensatz zu den massiven, zum Teil historischen Bauten der Umgebung weckt die Neugierde und den Entdeckergeist. So wird aus dem Raum für Autos durch die bauliche Intervention ein Raum für Menschen – mehr noch, ein unkonventioneller Aufenthaltsort.
150 KULTUR UND BILDUNG
1 2
3
Lageplan, Maßstab 1:8000
12 BLOX OMA ○
1 Blox
2 Lille Langebro (Fußgängerund Fahrrad brücke)
3 Langebro
151
152 KULTUR UND BILDUNG
12 BLOX OMA ○
153
4 b 4
2
3
2 12
a
a
3
12 a
a
12
1 12 b 1
b
Erdgeschoss
5
5
5
5
7
6
6
7 1
1
2. Untergeschoss
154 KULTUR UND BILDUNG
10
10
2 12 12 12 a
12
aa 12
12
b
bb
Grundrisse, Schnitte, Maßstab 1:1000
4 Spielrampe 7 WC 5 Tiefgarage 8 Luftraum 6 Empfang/Kasse AusstellungsDAC halle
1 Laden 2 Restaurant 3 Anlieferung/ Technik
9 Vortrags-/ 10 Verwaltung DAC Veranstaltungs 11 Büro (Sonstige) saal
11
9 7
10
8
1 11
2. Obergeschoss
12 BLOX OMA ○
155
156 KULTUR UND BILDUNG
12 BLOX OMA ○
157
Tragwerksplanung: Niras Landschaftsarchitektur: C.F. Møller Landscape Bauherr: Property Foundation Copenhagen International School (ECIS) Fertigstellung: 2017 Geschossfläche: 26 000 m2 Nutzung: Schule mit Kantine, Theatersaal, Sporthallen Anzahl Schüler: 1200
13
Levantkaj 4–14, Nordhavn 🌐copenhageninternational.school @cisdenmark #copenhageninternationalschool
C.F. Møller Architects
Design für jedes Schulalter Copenhagen International School
Mit 1200 Schülern aus 80 Nationen und 280 Lehrern ist die Copenhagen International School (CIS) derzeit eine der größten Schulen in der dänischen Hauptstadt. 1963 gegründet, war die CIS bis zum Umzug in den Nordhavn 2017 auf zwei Standorte in der Stadt verteilt. Der Ort für den Neuanfang ist nicht zufällig gewählt. Noch werden in der Nachbarschaft Container verladen, doch bis 2050 soll das ehemalige Hafenareal in ein nachhaltiges Stadtquartier für 40 000 Bewohner transformiert sein. Die Anleihen an die Hafengeschichte sind offensichtlich. Wie ein großes Containerschiff liegt das Schulgebäude auf dem wertvollen neu gewonnenen Bauland und staffelt sich in die Höhe. Im
159
160 KULTUR UND BILDUNG
13 Copenhagen International School C.F. Møller Architects ○
161
Sockelgeschoss befindet sich die zentrale zweigeschossige Aula mit abgetreppten Sitzstufen, auf der Galerieebene liegt die Bibliothek mit angeschlossener Kantine. Über die Gebäudelänge verteilen sich zudem drei Turnhallen sowie ein auf 350 Personen ausgelegter Theatersaal, der auch den Bewohnern des Quartiers zur Verfügung steht. Die eigentlichen Schulräume entwickeln sich als Ensemble aus asymmetrisch gestapelten fünf- bis siebengeschossigen Kuben über den Gemeinschaftszonen im Sockelgeschoss. Die vier Volumen sind räumlich an die spezifischen Anforderungen für 3- bis 19-Jährige angepasst: vom Kindergarten über die Grundschule und die Sekundarstufe bis zum Gymnasium. Das schafft einerseits differenzierte Identitäten, die sich in der Fassade über unterschiedliche Materialität ablesen lassen, und erleichtert zum anderen die Orientierung im Gebäude mittels Farben. Die Konstruktion als Hybrid aus Stahlbeton und Stahl in Skelettbauweise ermöglicht ein offenes, flexibel nutzbares Raumangebot. Je nach Anforderung lässt es von klassischem Frontalunterricht bis zu individueller Projektarbeit alle Szenarien zu. Lernräume, Lehrerbereiche und Verwaltungseinheiten sind nicht getrennt voneinander angeordnet und an manchen Stellen nur durch vollflächig verglaste Trennwände abgeteilt. Die Ecklage der Klassenzimmer begünstigt die Tageslichtnutzung, während sich die LED-basierte Beleuchtung in Farbtemperatur und -intensität je nach Tagesstimmung steuern lässt. Zusätzlich zu den gestalteten Freiflächen im Außenraum auf der Eingangsebene befinden sich weitere Pausenhöfe als Dachterrassen über dem massiven Sockel. Gewächshäuser für Urban Gardening und zur Nutzung als Gemeinschaftsfläche ergänzen das Raumprogramm. Die in Grün- und Blautönen changierende Außenhülle des Neubaus erfüllt den ehrgeizigen Anspruch der Bauherren nach einem hohen Energiestandard. Sie besteht aus 12 000 Photovoltaikpaneelen, die mit ihre Größe von 70 x 70 Zentimetern eine lebendige Pixelfassade erzeugen. Mit über 200 MWh Jahresertrag soll die 6000 Quadratmeter große Solarfassade mehr als die Hälfte des Jahresstrombedarfs der Schule decken.
162 KULTUR UND BILDUNG
Lageplan, Maßstab 1:20 000
13 Copenhagen International School C.F. Møller Architects ○
163
Schnitt, Grundrisse, Maßstab 1:2000
1 Sporthalle 2 Küche
10 5 Backstage 6 Lounge
3 Kantine 4 Theater 10
10
7 Bibliothek 8 Lernbereich
10
10 10
10
10
10
10
10
10
10
10
10
10
a
3. Obergeschoss a a a
9
9 8
7
9 9
1. Obergeschoss
8a 8
7
8
7
7 a a a
2
1
164 KULTUR UND BILDUNG
2
1
3 2 2
1
1
1
1
1
1
Erdgeschoss
6
6 4
5
6
6
1
6
3
4
5
6
3
4
5
6
3
4
5
6
1 1 1
9 Musikraum 10 Klassenzimmer
13 Copenhagen International School C.F. Møller Architects ○
165
A Regenwasserrückhaltung in Verbindung mit begrünten Dächern Die Geometrie des Gebäudes fördert die natürliche Akti vität und das Spielen als Teil der täglichen Bewegung. Alle Bodenbeläge sind Holzböden.
B In den Dachgärten können die Schüler Gemüse, Beeren und Kräuter anbauen. Die Klassenzimmer sind an den Gebäudeecken platziert, um die Tageslichtausbeute von zwei Seiten zu optimieren. C Natürliche Belüftung in Klassenzimmern durch öffenbare Fenster in der Fassade Blick aus Klassenzimmern auf grüne Außenbereiche
D Aktive Dachlandschaften mit Platz für Ballspiele und andere Sportarten
F Aktive und grüne Spiellandschaft zwischen Gebäude und Stadt
E Sonnenkollektoren an der Fassade tragen zur Energieversorgung der Schule bei und können aktiv für Unterrichtszwecke genutzt werden.
G Starke visuelle Verbindung zwischen Kantine und umgebenden Funktionen
Pupils can grow vegetables, berries and herbs in the roof gardens Classrooms strategically placed towards building's corners to optimise daylight from two facades
Solar panels on the facade contribute to the school's energy consumption and can be actively used for teaching purposes Rainwater retention in connection with green roofs The building's geometry encourages natural activity and play as part of daily movement
A
B
C
All floor finishes are timber flooring
Natural ventilation in classrooms through openable windows in facade
Stromproduktion
ELECTRICITY PRODUCTION
Solarmodule/
Views from classrooms towards green external areas
Photovoltaic Cells / Coloured Panels farbige Paneele LED LED
Active roofscapes with space
Efor ball games and other sports
gekühlte Decken COOLED CIELING
Frischluft fresh air
D F
G
Höhe
hallway used air classroom
Flur
Active and green playground landscape between building and city
13 Copenhagen International School C.F. Møller Architects ○
minimale minimal height
Abluft
Klassenzimmer
Strong visual connections between the cantine and surrounding functions
167
Wo früher Schiffe vor Anker lagen und ihre Ladung gelöscht haben, entstehen heute neue Wohn- und Gewerbegebiete.
168 KULTUR UND BILDUNG
Zurück ans Wasser: Die Metamorphose des Hafens Jakob Schoof
KØBENHAVN. Urbane Architektur und öffentliche Räume
169
Ökologie und Lebensqualität, innovative Architektur und ein engmaschiges Nah verkehrsnetz – es gibt viele Gründe, warum sich derzeit die Augen vieler Stadt planer und Kommunalpolitiker weltweit auf Kopenhagen richten. Zwei dieser Faktoren, die Fahrradinfrastruktur und die besondere Beziehung der Stadt zum Wasser, verbindet der 2016 eröffnete Havneringen. Die 13 Kilometer lange Fahrradroute rund um den Kopenhagener Südund Innenhafen ist mehr als nur eine Verkehrsverbindung. Auf einzigartige Weise lässt sich auf ihr die Vielgestaltigkeit der Kopenhagener Wasserkante erleben – vom Schauspielhaus im Stadtzentrum bis zu der in den 1930er-Jahren im Selbstbau errichteten Fischersiedlung Nokken und vom historischen Nyhavn bis zum ehemaligen Fischmarkt am Fisketorvet, auf dessen Areal in den letzten 15 Jahren ein Wohnund Büroquartier samt Großkino und Shoppingcenter entstanden ist. Noch vor 30 Jahren war Kopenhagens Nähe zum Wasser allenfalls punktuell spürbar: Industrieanlagen säumten die Hafenkais. Wo es diese nicht gab wie an den Uferstreifen Christians Brygge und Kalvebod Brygge im Stadtzentrum, trennten vierspurige Stadtautobahnen die Stadt vom Hafen. Die im Volksmund „Schwarzer Diamant“ genannte Königliche Bibliothek von den Architekten Schmidt Hammer Lassen (Foto S. 146) und das Kulturzentrum Blox von OMA (S. 148) zeugen bis heute von dieser Trennung, da sie die Hauptverkehrsstraße als Brückenbauten überspannen. Dabei steckt der dänischen Hauptstadt der Bezug zum Wasser gewissermaßen in den Genen: Bei ihrer ersten Erwähnung in einem Geschichtsbuch des 12. Jahrhunderts wurde sie als Portus Mercatorum – Kaufmannshafen – bezeichnet. Diese etymologische Wurzel ist im heutigen Namen København noch unverkennbar. Auch Kopenhagens Stadtgestalt ist auf einzigartige Weise vom Wasser geprägt, da sich der Hafen wie ein Fluss, der an beiden Enden ins Meer mündet, durch die gesamte Innenstadt zieht. Naturgegeben ist diese Topografie indes nicht: Der Meeresarm war ursprünglich deutlich weiter und wurde über die Jahrhunderte sukzessive durch Aufschüttungen verengt. Große Teile der Innenstadt, aber auch der neuen Wohngebiete am Südhafen, stehen auf Grund und Boden, den der Mensch dem Wasser abgerungen hat. In den neu erschlossenen Hafengebieten wie etwa dem Nordhavn setzt sich die Strategie der sukzessiven Landgewinnung auch heute noch fort. In einem Strategiepapier von 2013 beschreibt die Stadt Kopenhagen die Ziele, die sie mit der Hafenentwicklung verfolgt: eine größere Vielfalt an Sport- und Freizeitaktivitäten, mehr öffentliche Räume, einen direkteren Zugang zum Wasser und eine Verbesserung 170 KULTUR UND BILDUNG
Bereits 1920 ent wickelte die Stadt Pläne für die künstliche Land gewinnung in den Arealen Nordhavn, Refshaleøen und Prøvestenen.
Zurück ans Wasser Jakob Schoof
171
Nicht zufällig wird Kopenhagen auch „Venedig des Nordens“ genannt. Blick über die Hafenareale
172
der Innenstadt bis zum Nordhavn. Am Horizont ist die schwedische Küste erkennbar.
KULTUR UND BILDUNG
der Wasserqualität. Es sind nicht nur die Vorzeigebauten und kulturellen Leuchttürme – das Schauspielhaus von Lundgaard & Tranberg etwa oder die Gemini Towers von MVRDV, zwei zu Luxuswohnungen umgebaute Silotürme –, die den Hafen definieren, sondern auch das Leben, das sich zwischen ihnen abspielt. Schon Anfang der 1990erJahre entstand an den Kais des ehemaligen Arbeiterviertels Islands Brygge der erste Uferpark, 2002 wurde dort das erste Kopenhagener Hafenbad nach Entwürfen von Plot, dem ehemaligen Architekturbüro von Bjarke Ingels und Julien de Smedt, eingeweiht. Damit ging ein 48 Jahre währendes Badeverbot im Hafen zu Ende, das 1954 aufgrund zunehmender Wasserverschmutzung erlassen worden war. Seit 1996 arbeitet die Stadt am Umbau ihrer ehemaligen Mischkanalisation, um bei Starkregen ein Überlaufen der Abwasserkanäle in die Hafenbecken zu verhindern. Rückhaltebecken wurden gebaut und ein Frühwarnsystem installiert, dessen Sensoren bei steigendem Wasserpegel in den Kanälen Alarm schlagen. Drohen sie überzulaufen, wird mittels Computersimulationen der voraussichtliche Verschmutzungsgrad des Hafenwassers vorausberechnet und notfalls eine rote Flagge über den Hafenbädern gehisst. Nimmt man die Zahl der Badenden zum Maßstab, so hat das System das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Hafenwasserqualität spürbar gesteigert. Die Aneignung des öffentlichen Raums So selbstverständlich der Kopenhagener Hafen heute sein neues Gesicht präsentiert, so sehr glich seine Umwandlung einem administrativen Kraftakt. Die Ufergrundstücke und Kaianlagen gehören teils dem Staat und teils der Stadt Kopenhagen, zum Teil aber auch privaten Eigentümern, dem dänischen Militär oder der öffentlichen Entwicklungsgesellschaft By & Havn. Um in dieser Gemengelage etwas voranzubringen, pflegt die Kopenhagener Stadtverwaltung seit Jahren eine intensive Gesprächskultur. Wann immer die Neubebauung eines Areals ansteht, verhandelt sie mit den Eigentümern und Anliegern, um den maximal möglichen öffentlichen Mehrwert aus dem Vorhaben zu generieren. Das können kulturelle Nutzungen sein oder gut gestaltete öffentliche Räume. Was geschieht, wenn man es bei diesen Verhandlungen am nötigen Nachdruck fehlen lässt, unterstreicht die Entstehungsgeschichte der Kopenhagener Oper auf der Insel Dokøen: Dort hatte der greise Reeder und Milliardär Mærsk Mc-Kinney Møller in den 1990er-Jahren große Teile des ehemaligen Marinestützpunkts aufgekauft und das Architekturbüro Henning Larsen per Direktauftrag mit dem Entwurf für ein Opernhaus betraut. Diesen präsentierte er der staunenden Öffentlichkeit Zurück ans Wasser Jakob Schoof
173
2000 als „Geschenk an das dänische Volk“. Ein Danaergeschenk, wie viele meinen: Der wuchtige Neubau verstellt die historisch wichtige Stadtachse von Nicolai Eigtveds Frederikskirche über den Schlossplatz des Amalienborg-Palais hinunter zum Hafen. Von seiner halbrunden Glasfront, in der Öffentlichkeit bald als „Kühlergrill“ verspottet, distanzierte sich Larsen später – Møller habe ihm den Entwurf in dieser Form diktiert. „Nötigung durch Großzügigkeit“ beschrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) seinerzeit den Vorgang, zumal sich Møller unwillig zeigte, selbst Details des Entwurfs ändern zu lassen. Doch angesichts des 335 Millionen Euro teuren, kulturelles Renomee versprechenden Geschenks knickten die Stadtpolitiker schließlich ein und ließen den reichsten Mann Dänemarks gewähren.
s sind nicht nur die Vorzeigebauten und kulturellen E Leuchttürme, die den Hafen definieren, sondern auch das Leben, das sich zwischen ihnen abspielt. Typischer für Kopenhagens Vorgehensweise bei der Hafenentwicklung sind zwei andere innerstädtische Bauprojekte. 2006 scheiterte ein Investor mit dem Vorhaben, das Filetgrundstück am Krøyers Plads im Stadtteil Christianshavn nach Entwürfen von Erick van Egeraat neu zu bebauen, am Widerstand der lokalen Bevölkerung. Zu hoch schienen dieser die geplanten Neubauten, gerade im Vergleich zu der eher niedrigen Kopenhagener Innenstadtsilhouette. Erst Jahre später folgte unter neuem Eigentümer ein zweiter Anlauf, diesmal mit intensiver Beteiligung der Bürger. Sie forderten im Wesentlichen drei Dinge: maximal 30 Meter Gebäudehöhe, möglichst vielgestaltige öffentliche Räume und einen freien Zugang zum Wasser. Der Entwurf von Vilhelm Lauritzen Architects, Cobe und den Landschaftsarchitekten GHB (S. 250) setzt diese Vorgaben mehr oder weniger eins zu eins um; die Uferanlagen am Krøyers Plads gehören heute zu den beliebtesten sozialen Treffpunkten im Innenhafen. Einen ganz anderen Charakter besitzt der Ofelia Plads (S. 176) am äußeren Ende des Nyhavn, der ebenso wie das südlich angrenzende Schauspielhaus auf einem Entwurf von Lundgaard & Tranberg basiert. Bis 2004 legten hier die Fährschiffe nach Oslo ab. Und noch 174
KULTUR UND BILDUNG
heute wirkt die mehr als 1,3 Hektar große, von einem unregelmäßigen Rillenmuster durchzogene Betonfläche am Wasser unfertig, als harre sie einer neuen Nutzung. Doch diese Leere war offenbar das, was der Innenstadt zuletzt fehlte. Zu diesem Schluss waren zumindest die Stadtverwaltung und die Architekten gekommen, nachdem das Areal drei Jahre lang als Ofelia Strand mit unterschiedlichen Zwischennutzungen belegt worden war. An anderer Stelle geht der Wanderzirkus der Zwischennutzungen, wie man ihn auch andernorts von großen Konversionsarealen kennt, munter weiter. Auf der Insel Papirøen gegenüber dem Schauspielhaus etwa wurden früher Papierrollen für Zeitungsdruckereien
Auf dem Gebiet des schrittweise ein ehemaligen Nord150 Hektar großer hafens entsteht Stadtteil für 40 000
Zurück ans Wasser Jakob Schoof
Bewohner und mit etwa ebenso vielen Arbeitsplätzen.
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Leben auf dem Wasser: Das inno vative Konzept von BIG für die schwimmenden Studentenapartments Urban Rigger verbindet Upcycling von Schiffscontainern mit energieeffizientem und nachhal tigem Wohnen.
Der Ofelia Plads an der Hafenfront zwischen Nyhavn und Amalienborg ist ein öffentlicher Kulturort, den das Königliche Schauspielhaus für Open-Air-Veranstaltungen nutzt. Er wurde nach dem Entwurf von Lundgaard & Tranberg fertiggestellt, darunter befindet sich eine Tiefgarage.
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KULTUR UND BILDUNG
gelagert, später entwickelte sich dort ein informeller StreetfoodMarkt. Inzwischen jedoch sind die Bagger angerollt, denn das Areal soll nach einem Masterplan von Cobe mit Wohnungen, einem Hotel, Kulturangeboten und einem Wassersportzentrum von Kengo Kuma bebaut werden. Zum neuen Hotspot für temporäre Nutzungen ist dagegen das ehemalige Werftgelände Refshaleøen weiter nördlich avanciert. Mit Ausnahme erster Pioniere aus der Kreativ- und Eventbranche ist die bauliche Umwidmung des Hafens noch nicht bis hier vorgedrungen. Einige Bars und Restaurants haben sich angesiedelt, eine Paintball-Arena, eine Kletterhalle und das von BIG entworfene schwimmende Studentenwohnheim Urban Rigger aus ausrangierten Überseecontainern. In der riesigen Werfthalle, die das Areal überragt, fand 2014 das Finale des Eurovision Song Contest statt. Zwischen alledem breitet sich – noch – der rostige Charme eines aufgelassenen Schwerindustriestandorts aus. Hafenentwicklung als Erfolgsmodell Während der heutige Innenhafen das Ergebnis eines jahrelangen städtebaulichen Puzzlespiels ist, liegt die Entwicklung der übrigen Hafengebiete weitgehend in einer Hand. Die Grundlagen hierfür schufen die Stadt Kopenhagen und der dänische Staat 2007 mit der Gründung der Projektentwicklungsgesellschaft By & Havn (Stadt & Hafen). Sie entstand aus einer Fusion des Kopenhagener Hafens und der Ørestadsselskabet, deren Zweck bis dahin die Entwicklung des gleichnamigen Kopenhagener Stadtteils gewesen war. Das neue Unternehmen hatte fortan zweierlei Aufgaben: Erstens verwaltet und reguliert es die Nutzung der Kopenhagener Hafengewässer und Uferanlagen, zweitens soll es die Konversion brachliegender Hafenareale vorantreiben. Der eigentliche Hafenbetrieb ist in der Hand einer zweiten Gesellschaft, die 2001 mit dem Hafen von Malmö fusionierte und nach jahrelanger Krise inzwischen wieder schwarze Zahlen schreibt. Eigentümer von By & Havn sind zu 95 % die Stadt Kopenhagen und zu 5 % der Staat, die Gesellschaft operiert jedoch wie ein Privatunternehmen weitgehend frei von politischer Einflussnahme und kann daher langfristige Strategien verfolgen. So sperrte sich das Unternehmen nach der Finanzkrise 2008 erfolgreich gegen das Ansinnen der Stadt, durch Preissenkungen für die Grundstücke den Abverkauf der Flächen zu forcieren und so die lokale Wirtschaft anzukurbeln. Das Geschäftsmodell von By & Havn besteht darin, mit den Verkaufserlösen die öffentliche Infrastruktur in den neu erschlossenen Gebieten zu errichten. Aber auch die neue Ringbahn der Metro (S. 068), die seit 2019 unter der Kopenhagener Innenstadt Zurück ans Wasser Jakob Schoof
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verkehrt, wurde auf diese Weise von By & Havn finanziert. Um die Entwicklung der Infrastruktur vorzufinanzieren, ohne die Grundstücke übereilt abstoßen zu müssen, hat das Unternehmen langfristige Kredite aufgenommen und dafür als Sicherheit den in seinem Besitz befindlichen Grund und Boden hinterlegt. Zu den größten Vorhaben von By & Havn gehörte bisher die – inzwischen weitgehend abgeschlossene – Konversion des Südhafens. Derzeit kümmert sich das Unternehmen neben den Baumaßnahmen auf Papirøen vor allem um Kopenhagens größtes Stadtentwicklungsprojekt am Nordhavn. In der Endausbaustufe sollen hier einmal 40 000 Menschen wohnen und ebenso viele arbeiten. Der Masterplan von Cobe, Sleth und Rambøll sieht nicht nur eine Neubebauung des innenstadtnahen ehemaligen Freihafens vor, sondern auch großflächige Landgewinnungsprojekte weiter nördlich. Die Erdmassen dafür stammen aus Tiefbauprojekten wie dem Ausbau der Metro, die in Kopenhagen derzeit reichlich stattfinden. Damit verdient By & Havn sogar Geld, denn wie jede Erddeponie erhebt sie eine Gebühr für jede Tonne abgelagertes Bodenmaterial. Erste Nutzerin der neuen Landmassen ist die Hafengesellschaft Copenhagen Malmö Port, die im Nordosten des Hafens 2015 ein neues Kreuzfahrtterminal eröffnete. Auch in seinem südlichen Teil nimmt der neue Nordhavn bereits Gestalt an: 2013 wurde dort auf einer eigenen Insel die Kopenhagener Niederlassung der Vereinten Nationen nach Plänen von 3XN eröffnet. Im nördlich anschließenden Århusgadekvarteret ist ein dichtes, überwiegend dem Wohnen vorbehaltenes Stadtquartier entstanden. Überragt wird es von einem ehemaligen Getreidesilo, das Cobe zum Luxuswohnturm umfunktioniert hat (S. 242). Direkt daneben legten Jaja Architects auf einem Parkhausdach die ungewöhnlichste und sicher aussichtsreichste Spiel- und Sportanlage Kopenhagens an (S. 120). Einen Vorposten der künftigen Entwicklungen bildet weiter nördlich die Internationale Schule von Kopenhagen (S. 158), deren Neubau von C.F. Møller mit 12 000 Quadratmetern Photovoltaikmodulen, die in unterschiedlichen Blautönen schimmern, verkleidet ist. Der nach einem umfassenden Nachhaltigkeitskonzept geplante Bau soll auch als Lehrobjekt für den Nachwuchs der in Kopenhagen lebenden Expats dienen. Die 2020 fertiggestellte Verlängerung der Metro in den Nordhavn verbindet das Areal mit dem Rest der Stadt. Die Zukunft liegt im Meer So erfolgreich By & Havn mit seiner Strategie bisher war, so ambivalent ist diese auch. Die Idee, Grundstücke zu verkaufen, um damit Infrastruktur und andere öffentliche Aufgaben zu finanzieren, ist 178
KULTUR UND BILDUNG
keine Kopenhagener Erfindung. Andere Kommunen klagen mittlerweile über die Folgen einer neoliberalen Politik, in der sie in den 1990er- und 2000er-Jahren wertvolles Tafelsilber verscherbelt haben und nun mit den Folgen eskalierender Boden- und Wohnungspreise konfrontiert sind. Doch es gibt einen wesentlichen Aspekt, der Kopenhagen von Metropolen wie London oder München unterscheidet. Wie das Beispiel Nordhavn zeigt, ist Grund und Boden hier keine a priori begrenzte Ressource. Bis zur Vollendung des neuen Quartiers werden gut und gern weitere 30 Jahre vergehen. Und auch für die Zeit danach scheint der Landnachschub gesichert. 2018
Große Teile Kopenhagens stehen auf Land, das durch Aufschüttungen dem Wasser abgerungen wurde. Auch in den kommenden Jahren soll auf diese Weise weiteres Stadt gebiet gewonnen werden.
gab die dänische Regierung bekannt, nördlich von Refshaleøen eine neue Insel namens Lynetteholmen aufzschütten zu wollen. Größenordnung: Wohnraum und Arbeitsplätze für jeweils 35 000 Menschen. Das Geschäftsmodell gleicht dem des Nordhafens – durch den Verkauf der Grundstücke soll eine neue Metrolinie auf die Insel gegenfinanziert werden. Der Baubeginn der Wohngebäude auf Lynetteholmen könnte 2035 erfolgen, fertiggestellt wird das Areal wohl nicht vor 2070.
Zurück ans Wasser Jakob Schoof
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Tragwerksplanung: Moe & Brødsgaard Landschaftsarchitektur: Henrik Jørgensen Landskab Bauherr: Bygningsfonden Den Blå Planet Fertigstellung: 2013 Grundstücksfläche: 27 000 m2 Nutzfläche: 12 000 m2, davon 2000 m2 Außenanlagen Umfang: 53 Aquarien mit 7 Mio. l Wasser Nutzung: Aquarium Nutzer: ca. 700 000 Besucher im Jahr
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Jacob Fortlingsvej 1, Kastrup 🌐denblaaplanet.dk @denblaplanet #denblaplanet
3XN
Im Sog des Wasserstrudels Den Blå Planet – National Aquarium Denmark
1939 eröffnete im beschaulichen Charlottenlund das Nationale Dänische Aquarium, wo Besucher sich in die faszinierende Welt der Bewohner der sieben Weltmeere einführen lassen konnten. Doch die neuen Anforderungen an die moderne Aquaristik sowie die sich verändernde räumliche Inszenierung führten zu einem Neubau in besonderer Lage. Nordeuropas größtes und modernstes Aquarium liegt in unmittelbarer Nähe zum Flughafen Kastrup direkt am Øresund auf einer erhöhten Landzunge. Inspiriert von den Eigenschaften des Wassers und seiner endlosen Bewegung, entwickelten die Architekten von 3XN das Konzept des Wasserstrudels. Die Kraft seines Sogs, die sich je nach
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Betrachtungspunkt, Entfernung und Tages- und Jahreszeit verändert, leitet den Besucher sanft, aber bestimmt über die Wegeführung in das Zentrum des Wirbels. Durch die Inszenierung des symbolischen Abtauchens unter die Wasseroberfläche verschwimmen die Grenzen zwischen Außen- und Innenraum. Herzstück ist das kreisförmige Foyer, von dem aus sich, je nach Interessensgebiet, die Ausstellung erkunden lässt. Die Gebäudeform beruht nicht nur auf ästhetischen Gesichtspunkten, sondern erfüllt auch die räumlich-funktionalen Anforderungen. Die Bandbreite des Aquariums umfasst alle Wasserlebewesen – von kalten bis zu warmen Gefilden, von Süß- bis Salzwasser – und erfordert räumlich getrennte Bereiche, die in ihrer Klimatisierung und Versorgung autark funktionieren. So entstehen faszinierende Raumabfolgen, die von übergroßen Volumen bis hin zu intimen Schleusen in der Kombination von Architektur und Exponat unterschiedliche Atmosphären erzeugen. Riesige Glasscheiben und lichtdurchflutete Bereiche wechseln ab mit gläsernen Tunneln, in denen der Besucher selbst zum Betrachtungsobjekt wird. Klimazonen ändern sich unerwartet, ebenso der Übergang zwischen Innen- und Außenbecken. Der Ausstellungsfluss ist bewusst nicht definiert, sondern lädt zum willkürlichen Entdecken ein. Die Flexibilität der Form ermöglicht zudem die partielle Erweiterung des Aquariums um bis zu 30 % mehr Ausstellungsfläche. Da sich das Gebäude auf einer aufgeschütteten Landzunge befindet, mussten besondere Maßnahmen zur Stabilität der Kon struktion getroffen werden. Gegründet auf Pfählen, sind alle kon struktiven Elemente in der formgebenden Betonstruktur verbunden. Die einprägsame Dachlandschaft beruht auf einem System aus 54 einzelnen Stahlrahmen, die über ihre Geometrie und Positionierung die Basis der organischen Fassade bilden. Mehr als 33 000 rautenförmige Aluminiumschindeln bedecken die Dachflächen und erzeugen so die komplexe geometrische Verschränkung der Formen. Um den Energieverbrauch zu senken, nutzt das Aquarium für das Kühlsystem der Wasserbecken sowie die Klimatisierung der Innenräume Meerwasser aus dem Øresund. Eine 1,7 Kilometer lange Versorgungsleitung ins Meer liefert geeignetes Frischwasser für die Aquarien.
182 KULTUR UND BILDUNG
Schnitt, Grundriss, Maßstab 1: 750
1 Eingang 2 Büros 3 Shop
7 Restaurant 8 Schulungs bereich 9 Amazonas
4 Foyer 5 Auditorium 6 Färöer-Inseln
10 Höhle 11 Ozean 12 Afrikanische Seen
13 Kraken 14 Korallenriff
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Tragwerksplanung: Søren Jensen Akustikplanung: Frederik Wiuff Bauherr: Stadt Kopenhagen; Staat Dänemark Fertigstellung: 2007 Geschossfläche: 12 000 m2 Nutzung: Schule Anzahl Schüler: 1100
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Ørestads Boulevard 75, Ørestad 🌐oerestadgym.dk @oerestadgym #oerestadgymnasium
3XN
Schule ohne Klassen zimmer Ørestad Gymnasium
Die demografische Entwicklung in Kopenhagen mit einem signifikanten Anstieg in der Altersgruppe der 16- bis 19-Jährigen war der Ausgangspunkt für die Ausschreibung des Schulneubaus im Stadtviertel Ørestad. In dem neuen Quartier, das seit 1992 entlang der Metrolinie auf der Insel Amager entwickelt wird, entstehen größtenteils Wohnungen. Ein bewusster Kontrast zum strengen Raster des Stadtteils ist der Neubau des Ørestad Gymnasiums. Er setzt das Selbstverständnis von Interdisziplinarität, Offenheit und Interaktion in Architektur um. Von außen unscheinbar hinter einer kubischen Hülle verborgen, eröffnet sich im Innenraum eine bis dato unbekannte Lernwelt. Innerhalb des viergeschossigen Volumens greifen die
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verschiedenen Ebenen aus unterschiedlichen Formen und Flächen ohne trennende Raumgrenzen ineinander. Eine geschwungene zentrale Holztreppe erschließt als Herzstück des Gebäudes die geschossweise gedrehten Lernebenen. Neben der Erschließung dient die Treppe vor allem einem: der Kommunikation. Sie fördert den informellen Austausch zwischen den Schülern und Lehrern und ist ein Ort zum Passieren oder Verweilen. Anstelle von geschlossenen Klassenzimmern zonieren eigens für das Gebäude angefertigte Möbel, Durchgänge und Nischen den offenen Raum für unterschiedliche Arbeitsszenarien. Flexibel versetzbare Schiebewände erlauben Lernzonen für verschieden große Gruppen und Anlässe. Nur wenige Bereiche wie die Verwaltung, Lehrerzimmer oder Räume für Fachklassen wie Musik sind abgetrennt. Im Grundriss in den Ecken eingestellte Zylinder nehmen die notwendigen Funktionen wie Sanitär- und Technikräume, sowie Fluchttreppenhäuser und Aufzüge auf. Die räumliche Struktur lebt von der horizontalen und vertikalen Vernetzung, geschaffen über vielfältige Blickbeziehungen durch den Luftraum, der über die gesamte Gebäudehöhe reicht. Diese weitgehend hierarchielose Anordnung von Flächen unterstützt den Ansatz der Selbstorganisation der Schüler. Diese ist aber nur möglich, weil die IT-Ausstattung der Schule den intensiven Einsatz von modernen, ortsungebundenen Kommunikations- und Lernmitteln fördert. Ein besonderes Augenmerk lag auf den raumakustischen Maßnahmen. Die Decken, Wände und Böden sind mit schallabsorbierenden Materialien belegt, dazu zählen auch die abgehängten Akustikelemente in den offenen Räumen, hochflorige Teppichböden in den Ruhebereichen sowie spezielle Akustikputze für hochfrequentierte Bereiche. Die Lamellenstruktur der äußeren Hülle, die als Sinnbild von Buchrücken in Bibliotheksregalen verstanden werden kann, ermöglicht eine vollflächige Verglasung der Fassade. Das Tageslicht tritt je nach Tages- und Jahreszeit in verschiedenen Abstufungen in den Innenraum und trägt zum Funktionieren des offenen Raumkontinuums bei. Geschossweise verrückte, zurückgesetzte Austritte über die gesamte Gebäudebreite ergeben zusätzlichen Freiraum, der neben den Flächen auf dem Dach zum Entspannen dient.
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Schnitt, Grundrisse, Maßstab 1:750
1 Foyer 2 Kantine
15 Ørestad Gymnasium 3XN ○
3 Verwaltung 4 Luftraum Sport einrichtungen
5 Musikräume 6 Bibliothek
7 Atrium 8 Gruppenraum
9 Besprechungsraum 10 Lehrerzimmer
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Kim Herforth Nielsen von 3XN im Gespräch mit Sandra Hofmeister
rchitektur als A Experiment
KØBENHAVN. Urbane Architektur und öffentliche Räume
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Das internationale Team von 3XN sowie sein Gründer und Kreativdirektor Kim Herforth Nielsen sind für ikonische Architekturprojekte bekannt. Neben dem Hauptbüro in einer ehemaligen Militärwerft in Kopenhagen operieren die Architekten heute weltweit mit weiteren Studios in Sydney, Stockholm und New York. Ihre Entwürfe differenzieren komplexe Raumprogramme und setzen sie mit charakteristischen architektonischen Erscheinungsbildern um. Für Kim Herforth Nielsen muss Architektur nach mutigen neuen Wegen suchen und Qualitäten bereitstellen, die den Alltag der Menschen verbessern. Dies gilt besonders für Bildungs- und Kulturbauten im urbanen Kontext.
Kopenhagen hat viele nationale und königliche Institutionen wie Theater, Museen und Bibliotheken. Welche Bedeutung haben diese Kultureinrichtungen für die Stadt? Dänemark ist ein kleines, extrem zentralisiertes Land, deshalb sind in der Hauptstadt all diese wichtigen Kulturinstitutionen angesiedelt. Die Königin lebt in Kopenhagen, das Parlament hat seinen Sitz ebenfalls hier, und die Königliche Bibliothek in der Stadt bewahrt das große kollekti196 KULTUR UND BILDUNG
ve Archiv der dänischen Geschichte. Natürlich hat all dies Einfluss auf die urbanen Ressourcen, und in diesem Sinn ist Kopenhagen auch die wichtigste Stadt in Dänemark. Seit einigen Jahren ist es schon für drei Dinge bekannt: seine Filmkultur, seine Esskultur und seine Architektur. Viele Kulturgebäude in Kopenhagen befinden sich am Wasser in den ehemaligen Hafengebieten. Was hat es mit der starken Verbindung zwischen öffentlichen
Räumen, Kultur und der Nähe zum Wasser auf sich? Früher besaß Kopenhagen einen sehr betriebsamen Industriehafen. Er war das Rückgrat der Stadt und der Ort, an dem alle Importgüter in das Land gelangten. Als der Industriehafen dann aus dem Stadtzentrum weiter hinaus verlagert wurde, wurden die früheren Hafengebiete mehr zu einer Adresse für sich selbst. Die Stadt begann vor 25 Jahren, das ehemalige Hafengelände zu entwickeln. Damals war das sehr unüblich, aber heute hat sich diese Situation deutlich geändert und alles richtet sich auf das Hafengebiet aus. Im Zuge der Neuorientierung zogen auch kulturelle Institutionen dorthin. Es begann mit der Königlichen Bibliothek und dann kamen andere Institutionen wie die Oper und das Königliche Theater. Die Stadt hat de facto einfach sehr viele Hafengelände! Sie werden von dem öffentlichen Unternehmen By & Havn (Stadt & Hafen) entwickelt, das alle Grundstücke in den früheren Hafengebieten verkauft. Die Einnahmen wurden übrigens für den Bau der neuen U-Bahnlinie genutzt. Deshalb ist die öffentliche Infrastruktur in Kopenhagen durch die Hafenentwicklung finanziert.
Kulturlandschaft am Wasser. Vor einiger Zeit kam das Gerücht auf, dass das Guggenheim Museum eine Dependance in Kopenhagen eröffnen möchte, natürlich auf einem Grundstück im ehemaligen Industriehafen. Doch das Projekt wurde nicht weiterverfolgt. Jetzt spricht man über ein neues Museum der Uno, und ich wäre nicht überrascht, wenn auch das im Hafengebiet angesiedelt würde. Der Hafen verbindet heute alles, er ist die zentrale Lebensader der gesamten Stadt.
Ihr Architekturbüro in Kopenhagen liegt auch direkt am Wasser. Beeinflusst das Ihre Arbeit? Vor mehr als 15 Jahren, als wir unser Büro noch in Aarhus hatten, haben wir in Kopenhagen nach Räumen am Hafen gesucht. Als wir dann umgezogen sind, war für mich der freie Blick vom Arbeitsplatz auf das Wasser eine Voraussetzung. Wir haben Glück, dass wir diese direkte Verbindung zum Wasser tatsächlich im Büroalltag haben. Vor einer Weile gab es einen Sturm, bei dem die Wellen bis an die Fassade unseres Büros vordrangen. Es ist sehr schön, dass es immer neue Atmosphären gibt, das Szenario vor unseren Fenstern wechselt permanent. Ich denke schon, dass die Verbindung zum Wasser unsere Arbeit beeinErfand die Stadt sich durch die Revitalisierung der Hafengebiete flusst. Wir arbeiten gerade an vier Projekten in Toronto, die direkt am neu? Ja, in der Tat. Auch für KulturWasser entstehen, und außerdem an institutionen war es nicht sehr einem weiteren Projekt in Sydney, schwer, Hafengrundstücke zu finden. das direkt hinter dem Opernhaus im Hafengelände geplant ist. Heute haben wir daher eine neue Interview Kim Herforth Nielsen / 3XN
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Sie sind Spezialist für Architektur am Wasser, das wird auch offensichtlich mit Blick auf das ikonische Gebäude für das Aquarium am Øresund-Ufer. Inwiefern hat Sie diese spezielle Lage auch beim Entwurf inspiriert? Während des Wettbewerbs haben wir in einem ersten Schritt versucht herauszufinden, worum es bei der Idee eines Aquariums insgesamt geht. Natürlich dreht sich dabei alles um das Wasser, deshalb wurde das Wasser auch zur Kernidee für unseren Entwurf. Eines Tages kam jemand aus dem Entwurfsteam mit dem Foto eines Whirlpools an und meinte, dass das unser Konzept sei. Wir haben die Grundidee von spiralförmigen Wasserströmen übernommen. Es gab natürlich noch viele weitere Aspekte, die im Briefing verlangt wurden und die wir berücksichtigen mussten. Zum Beispiel die unterschiedlichen Bereiche für die verschiedenen Aquarien in dem Gebäude, das über eine Abteilung für den Pazifischen Ozean, eine für die Amazonas-Region und
„Der Hafen verbindet alles, er ist die zentrale Lebensader der gesamten Stadt.“
198 KULTUR UND BILDUNG
eine weitere für die Nordsee verfügt. Mit der amorphen Spiralform konnten wir die einzelnen Raumabschnitte einfach voneinander trennen und sie individuell in der Fläche ausdehnen, wenn nötig. Das klingt nach einem recht komplexen Raumprogramm. Ja, und die Form war sehr praktisch, um all diese Anforderungen des Bauherrn umzusetzen. Außerdem gab es einen weiteren sehr wichtigen Aspekt. Wissen Sie, ich habe vier Kinder, und ich war mit ihnen schon in vielen Aquarien auf der Welt. Ein Problem, das mir dabei auffiel, ist die Sicht auf das Haifischbecken. Offensichtlich möchte jeder Besucher die Haie sehen, deshalb kommt es meistens zu Engpässen, oft ist ein Vordringen dorthin kaum möglich. Mit der Spiralform schufen wir die Möglichkeit, ein Zentrum zu konzipieren, von dem die Besucher in verschiedene Abschnitte weitergehen können. Neben den individuellen Wegen durch das Gebäude haben wir auch Abkürzungen eingeführt. Als das Aquarium eröffnete, hatte es 1,5 Millionen Besucher pro Jahr – doppelt so viele wie erwartet. Aus der Distanz betrachtet wirkt das Gebäude wie ein Meerestier, sein Volumen erinnert an eine Muschel. Haben solche Assoziationen während des Entwurfsprozess eine Rolle gespielt? Ist die passende Form erst einmal gefunden, können sich dadurch viele weitere gute Qualitäten ergeben.
Das Büro von 3XN befindet sich in einer ehemaligen Militärwerft.
Es ist direkt an einem Kanal im Stadtteil Holmen gelegen.
Beim Landeanflug auf den Flughafen sieht das Gebäude sternförmig aus. Von Land wirkt es wie ein großer Wal und wird zu einer Metapher für Meerestiere. Ich mag diese Assoziationen, die alle von der Kernidee des Gebäudes abgeleitet sind, dass sich alles an ihm um das Wasser dreht. Auch das Ørestad Gymnasium ist mit sorgfältigem Augenmerk auf das Raumprogramm und den Grundriss des Gebäudes konzipiert. Glauben Sie, dass Architektur das Verhalten von Menschen beeinflussen kann, insbesondere wenn es um Räume für Kultur und Bildung geht? Nach einer Schulreform Anfang der 2000er-Jahre wurden wir zum Wettbewerb eingeladen. Das Interview Kim Herforth Nielsen / 3XN
Briefing war eine Beschreibung der neuen Lehrmethoden und sehr kurz. Letztlich war das für uns sehr inspirierend, alles drehte sich darum, wie Schüler in Zukunft unterrichtet werden sollten und dass durch einen interdisziplinären Ansatz ihr Interesse am Lernen geweckt werden sollte. Die Konsequenz dieser Grundidee war, dass sehr viel Interaktion möglich sein musste. Voneinander zu lernen, in kleinen Gruppen und auch individuell, war auch räumlich das Kernkonzept. Deshalb haben wir die Architektur so gestaltet, dass viele unterschiedliche Räume Interaktion erlauben und stärken. Während des Entwurfsprozesses konnten wir viele Erfahrungen sammelt. Wir haben zum Beispiel mit einem Psychologen zusammengearbeitet, der in einer Forschungsstudie evaluiert hat, wie Räume funktionieren. Heute besucht einer meiner Söhne das Gymnasium, und ich weiß, dass die Schule ihre Schüler darin bestärkt, reif zu werden und Eigendisziplin zu entwickeln. Seit dem Wettbewerb für das Schulgebäude haben wir in unserem Büro eine eigene Forschungsabteilung. Und einige Lektionen, die wir vom Ørestad Gymnasium gelernt haben, sind auch in anderen Gebäuden maßgeblich. Zum Beispiel die Frage, wie ein Treppenhaus die Menschen dazu bringen kann, zu interagieren und miteinander zu kommunizieren, wie Räume geöffnet werden können, um Lernprozesse zu fördern, und warum die Diversität für ein Gebäude unabdingbar ist, in Kombination mit Raumgrößen, 199
Licht und Akustik. Ich glaube, dass Architektur generell eine Vielfalt an kleinen und großen Räumen zur Verfügung stellen sollte.
„Wir müssen Architektur immer herausfordern, um sie weiterzuentwickeln und um das Alltagsleben zu verbessern. “
ein Schulgebäude wie dieses geplant hätten. Als ich das verneinte, meinte sie: „Wie auf der Welt konnten sie so viele Millionen für ein Gebäude in die Hand nehmen, von dem sie nicht wussten, ob es funktioniert?“ Doch das ist die dänische Art. Wir müssen Architektur allgemein immer herausfordern, um sie weiterzuentwickeln, einen Schritt nach vorne zu machen und um das Alltagsleben zu verbessern. Das ist der Grund für unseren Erfolg und manchmal auch für unser Scheitern. Aber wer nichts wagt, gewinnt nichts.
Das ist ein gutes Argument. Aber wollen Bauherren nicht auch sicher sein, dass sich ihr Investment lohnt, und daher lieber kein Risiko eingehen? Natürlich, und deshalb müssen wir Ein öffentlicher Bauherr braucht als Architekten auch so viel disMut, wenn er sich an experimen- kutieren und gute Argumente parat telle Ideen heranwagt, die vorab haben. Das bringt uns letztlich dazu, nicht erprobt wurden. Glauben jeden Schritt zu hinterfragen und sowohl das Was als auch das Wie genau Sie, dass dieses Vorgehen für unter die Lupe zu nehmen. In diesem die Architektur in Kopenhagen generell charakteristisch ist? Sinn muss man auch das Scheitern in Ganz sicher. Ich denke, der einzige Kauf nehmen. Doch würden wir alles Weg, wie Dänemark als kleines Land so machen wie immer, dann gäbe es mit nur 5,5 Millionen Einwohnern keinen Fortschritt. überleben kann, ist, dass wir niemals tun, was wir schon immer Haben Sie einen persönlichen getan haben. Niemand hier verWunsch für die Zukunft Kopenlangt Architektur, die immer die hagens? gleiche ist. Natürlich müssen wir Um ehrlich zu sein, gibt es schon aus früheren Projekten lernen, aber etwas, das in Kopenhagen seit einiger wir sollten uns niemals wiederholen. Zeit fehlt. Es gab die Tradition, dass Als ich das Ørestad Gymnasium der wirklich alle Projekte in Wettbewerfranzösischen Botschafterin zeigte, ben ausgeschrieben werden mussten. Doch im Zuge des Baubooms der fragte sie mich, ob wir davor schon
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letzten Jahre im Hafengelände setzen wir diesen Standard heute nicht mehr um. Mir fallen da Wohnblocks im ehemaligen Hafenareal von mittelmäßiger Qualität ins Auge. Die Entwickler bauen schnell, weil die Nachfrage nach Wohnungen groß ist, aber ich vermisse die Qualität und glaube, sie könnten das besser machen. Deshalb ist es aus meiner Sicht wichtig, dass wir ein System der Qualitätskontrolle für neue Bauprojekte einführen. Als Architekten haben wir die Verpflichtung dazu, weil Gebäude über 100 Jahre stehen
Interview Kim Herforth Nielsen / 3XN
und das Verhalten der Menschen für viele Jahre prägen. Mein persönlicher Wunsch wäre also, dass es in Kopenhagen mehr Qualitätskontrolle gibt, damit unser Architekturstandard auf einem hohen Niveau bleibt.
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National Aquarium Denmark S. 180 15 Ørestad Gymnasium S. 188
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Fachplanung: Orbicon Bauherr: Experimentarium Fertigstellung: 2017 Nutzfläche: 26850 m², inkl. 1850 m2 Dachterrasse Ausstellungsfläche: 13 500 m2, inkl. Restaurant und Shop Nutzung: Ausstellungsflächen, Cafe, Restaurant (ca. 400 000 Besucher im Jahr)
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Tuborg Havnevej 7, Hellerup @experimentarium #experimentarium
Cebra
Raum für Wissenschaft Erweiterung des Experimentariums
Schon 1991, als das Experimentarium in der ehemaligen Abfüllhalle der Tuborg-Brauerei in Hellerup seine Pforten öffnete, war es inhaltlich auf die Erforschung von Wissenschaft ausgerichtet. Doch der Gebäudebestand von 1880 war für das Raumprogramm zu unflexibel, man entschied sich daher schließlich für eine Umstrukturierung des Areals und die Erweiterung des Experimentariums. Die Transformation war nicht nur räumlich begründet: Aus dem introvertierten Industriegebäude sollte ein offenes Haus werden, das das Interesse der kommenden Generation an Wissenschaft und Technologie weckt. Auf der bestehenden Gebäudesubstanz stapeln sich nun verschieden große Kuben neben- und übereinander. Diese bilden einen
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flexiblen Rahmen, innerhalb dessen sich die Kuratoren mit ihren räumlichen Interventionen frei bewegen können. Es entstanden 18 Ausstellungsbereiche mit unterschiedlichen Anforderungen, die in sich geschlossen funktionieren, aber Blickbeziehungen zu den weiteren Wissenschaftsstationen zulassen. Am Entwurfsprozess beteiligten die Architekten eine Vielzahl anderer Disziplinen, um die komplexen funktionalen und technischen Erfordernisse der Exponate und des Gebäudes zu erfüllen. Ziel war es, eine konkrete Verbindung zwischen dem physischen Raum und der Philosophie des Hauses herzustellen. So sind die innen liegenden Flächen flexibel bespielbar, um den Anforderungen wechselnder Ausstellungen, Sonderveranstaltungen und funktionaler Bedürfnisse gerecht zu werden. An den Wissenskern lagern sich Auditorien, Unterrichtsräume, Labore und Werkstätten an, zudem ein Restaurant im Erdgeschoss und eine Dachterrasse mit weiteren Experimentierflächen. Zwei Atrien ragen in dem Gebäude in die Höhe, sie werden jeweils von einer markanten Treppenskulptur geprägt. Eine davon ist vom Straßenraum gut einsehbar. Diese Doppelhelix-Treppe, die in ihrer abstrakten Form an DNA-Stränge erinnert, zieht den Besucher ins Gebäude. Die organische Form der 100 Meter langen und 160 Tonnen schweren Treppenskulptur steht im Kontrast zur zweiten Treppe, die mit ihren geraden Läufen die physikalisch kürzesten Wege zwischen jeweils zwei Punkten markiert. Wie komplex der Bauablauf war, um die überdimensionalen, stützenfreien Räume mit einer Spannweite von bis zu 45 Metern zu erzeugen, ist dem Museum nicht mehr anzusehen. Große Verglasungen schaffen eine Verbindung zwischen den Innenräumen und der Stadt. Als Kontrapunkt zu der Massivität des roten Backsteins des Bestands sind die versetzt angeordneten Boxen mit leichten Aluminiumplatten bekleidet, die zum Großteil aus Recyclingmaterial von alten Bierdosen bestehen – eine Reminiszenz an die Historie des Areals. Aber auch hier gibt es etwas zu entdecken: Erst auf den zweiten Blick formieren sich die Perforationen der Aluminiumpaneele zu einem Muster, das der Fluiddynamik aus dem Bereich der Physik entlehnt ist. So macht Wissensvermittlung Spaß!
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Lageplan, Maßstab 1:5000
16 Erweiterung des Experimentariums Cebra ○
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Schnitt, Grundrisse, Maßstab 1:1000
1 Eingang 2 Foyer
3 Shop 4 Kino/Theater
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Erdgeschoss
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1. Obergeschoss
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Tragwerksplanung, Haustechnikplanung: Domina Workshops: Kerstin Bergendal Bauherr: Stadt Kopenhagen Fertigstellung: 2013 Nutzfläche: 1085 m2 Nutzung: Kinderkulturhaus
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Øresundsvej 8B, Amager-Øst 🌐bornekulturhusamar.kk.dk @børnekulturhusamar # børnekulturhusamar
Dorte Mandrup, Nøhr & Sigsgaard
Von Kindern für Kinder Kinderkulturzentrum
Im Herzen des Kopenhagener Stadtteil Amager-Øst entstand auf einer räumlich begrenzten Fläche neben einem Kulturareal (S. 076) ein Kinderkulturzentrum. Sein vielfältiges Programm und Raumangebot sind auf Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren ausgerichtet. Der Neubau schließt als Eckgebäude die Lücke zwischen den benachbarten Wohnhäusern und vermittelt in seiner Kubatur zu den heterogenen Gebäuden der unmittelbaren Umgebung. In Formensprache und Materialität setzt er sich jedoch bewusst vom Kontext ab. Dahinter steckt ein differenzierter gestalterischer Ansatz, der das inhaltliche Programm des Zentrums räumlich umsetzt.
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Die Verantwortlichen für die Planung des Børnekulturhus Ama’r waren mutig und gingen zuerst in einer Reihe von Workshops mit der Künstlerin Kerstin Bergendal auf Ideensuche für den Neubau. In Zusammenarbeit mit Kindern, Mitarbeitern des Zentrums, der Architektin Dorte Mandrup und eingeladenen Künstlern entstanden neun Prinzipien, die die Grundlage des Raumprogramms bilden sollten. Der Neubau bekennt sich in seiner Formensprache zu einem spielerischen Ansatz, der tradierte Sichtweisen und Freigeister gleichermaßen herausfordert. Behutsam wurden gestalterische und räumliche Antworten auf die teils konträren Anforderungen gesucht – von einer wandelbaren Ausstattung, die Spontanität und Kontemplation fördern soll, über hierarchielose, undefinierte Raumzonen, die als Sprungbrett für kreative Prozesse dienen, bis zu einer Architektur, die alle Sinne anspricht. Entstanden ist ein dreidimensionales Raumkontinuum, das die Bereiche visuell miteinander verbindet und in einem dynamischen, geführten Rundgang zu erkunden ist. Offene Raumstrukturen wechseln sich ab mit Treppen, Höhlen, Nischen. Eine Kletterrampe und die Überlagerungen von Erschließungs- und Nutzflächen sind ebenso wie die Ausstattung auf die Bedürfnisse der Kinder zugeschnitten und ermöglichen unterschiedliche Raumerfahrungen. Die Offenheit und Flexibilität zeigt sich auch über die unterschiedlichen Ein- und Ausblicke, die Innen- und Außenraum miteinander verbinden. Wie ein lebendiger Schaukasten öffnet sich das Innenleben für den Passanten. Als Konsequenz der Wandelbarkeit der Innenräume lässt sich auch die Gestalt des Hauses interpretieren. Fassade und Dach gehen nahtlos ineinander über und verschwimmen zu einer verbindenden Hülle. Der Materialmix aus Aluminiumbekleidung und Holzfenstern sowie die unregelmäßig platzierten Öffnungen in der Fassade und auf dem Dach setzen einen bewussten Akzent – programmatisch wie architektonisch.
212
KULTUR UND BILDUNG
Lageplan, Maßstab 1:5000
17 Kinderkulturzentrum Dorte Mandrup, Nøhr & Sigsgaard ○
213
214 KULTUR UND BILDUNG
3
5
4
7
2 1
Isometrie Schnitt, Grundrisse, Maßstab 1:500
1 Foyer 2 Mehrzweckraum/Theater
3 Spiel/ Bastelraum 4 Verwaltung/ Büros
3
6
5 Cafeteria 6 Kletterrampe 7 Tanzstudio
3
a
2. Obergeschoss
3
2
1
a
Erdgeschoss
17 Kinderkulturzentrum Dorte Mandrup, Nøhr & Sigsgaard ○
215
Tragwerksplanung: Niras Landschaftsarchitektur: JJW Landscape; PK3 Sportstättenplanung: Keinicke & Overgaard Kunst am Bau: Peter Holst Henckel Bauherr: Byggeri København Fertigstellung: 2015 Gesamtfläche: 9500 m² Nutzung: Schule, Zahnklinik Anzahl Schüler: 840
18
Støberigade 1, Sydhavnen 🌐sis.aula.dk #skolenissydhaven
JJW Architects
Lernen fürs Leben Schule am Südhafen
Die Halbinsel Teglholmen ist durch eine heterogene Mischung aus einer bestehenden Hafenindustrie und neuen Büro- und Wohngebäuden geprägt. In dieser Bebauungsstruktur, die in einem regelmäßigen Raster angelegt ist, durchbricht die neue Quartiersschule Skolen i Sydhavnen mit ihrer polygonalen Form die gesetzte Ordnung. Dem Neubau liegen mehrere Anforderungen zugrunde, die sich in der Architektur widerspiegeln. Als neue maritime und wissenschaftliche Profilschule ist das Wasser Teil des pädagogischen Konzepts – vom Unterrichtsfach Meeresbiologie bis zur Bootswerkstatt für schuleigene Kajaks. Sportliche Aktivitäten sind Bestandteil des Tagesablaufs, weshalb alle Dachterrassen als Bewegungsflächen
217
ausgebildet sind. Das Lernen findet somit spielerisch auf allen Ebenen statt, vom Hafenbecken bis auf das Dach. Den Vorgaben der Schulbehörde folgend stellt der Neubau ein räumliches Bindeglied zwischen der Schule und der Öffentlichkeit dar. Dank einer geschickten Hierarchie aus öffentlichen, halböffentlichen und privaten Räumen können Vereine aus dem Quartier bestimmte Bereiche nach Schulschluss zum Lernen oder für andere Aktivitäten nutzen. Mit seiner Mischung aus Schulhof und Stadtplatz fungiert das Erdgeschoss als natürliche Filterzone zwischen den Nutzungen. Die ungewöhnliche Kubatur ist der maximalen Ausnutzung des Grundstücks geschuldet, was eine interessante räumliche Entwicklung ergibt. Ein raumübergreifendes Atrium empfängt die Schüler und leitet sie in die lichtdurchflutete Aula mit breiten Sitzstufen, die Kantine mit angeschlossener Lehrküche oder zu den naturwissenschaftlichen Lernräumen. Die Raumstruktur folgt den Altersstufen der Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren. Abgeschirmt von den öffentlichen Bereichen staffeln sich die Klassenzimmer je nach Jahrgang in den oberen Ebenen. Das Raumkonzept ermöglicht die Kommunikation und Interaktion untereinander und bietet gleichzeitig Raum für eigenständiges Arbeiten. Die Gemeinschaftsflächen sind mit Teeküchen und verschiedenen Nischen ausgestattet, die als Rückzugsorte dienen. Die Materialwahl unterstreicht die Robustheit des Konzepts. Betonoberflächen, Parkett und farbige Bodenbeschichtungen sorgen für Orientierung, die akustische Aktivierung der Wand- und Deckenflächen für eine angenehme Raumwirkung. Große, offene Erschließungsbereiche zonieren das Gebäude horizontal und vertikal und bieten durch zusätzliche Sitzstufen vielfältige Aufenthaltsqualitäten. Unterschiedliche Deckenhöhen, die sich wie ein Tetrisspiel ineinander verschachteln, sorgen für einen Maßstabswechsel als Teil des räumlichen Konzepts. Die Komplexität des Innenraums führt sich außen fort. Mithilfe der geschickten Anordnung einer breiten Freitreppe vom Erdgeschoss bis ins zweite Obergeschoss und schmaleren Treppen und Rampen bis auf die oberste Dachebene war es möglich, weit mehr Freifläche auf dem Grundstück unterzubringen, als das begrenzte Grundstück vermuten ließe.
218 KULTUR UND BILDUNG
12 13
Lageplan, Maßstab 1:5000
12
Grundrisse, Schnitt, 13 Maßstab 1:1250
12
12
12
12
1
1 Atrium 2 Aula 15 14 3 Kantine 4 Lehrküche 5 Großküche
13
6 Naturwissenschaften 16 7 Büro 8 Biologie/ Geografie 17
12
9 Physik/Chemie 14 Teeküche 10 Musikzimmer 15 Spiel-/ 11 Werkstatt Bewegungsraum 12 Klassenzimmer 13 offener Gruppenbereich
17
16
16 Garderobe/ Schließfächer 17 Dachterrasse
12
13 12
12
12 14
13
12
12
1
12
13
12
16
17
16
15
17
4. Obergeschoss
a
12 13
7
12
8
4
5
6
2
3
12
9
1
13
12 14
12 15
12
1 16
10 a
17
11 7
11
8
4 3
5 6 Erdgeschoss
1
9
2 18 Schule am Südhafen JJW Architects ○ 10
a
2. Obergeschoss
219
220 KULTUR UND BILDUNG
18 Schule am Südhafen JJW Architects ○
221
Tragwerksplanung: Søren Jensen Landschaftsarchitektur: SLA Bauherr: Gemeinde Frederiksberg; Realdania Fertigstellung: 2016 Nutzfläche: 4000 m² Nutzung: Kultur- und Gemeindehaus
19
Dirch Passers Allé 4, Frederiksberg 🌐kube.frederiksberg.dk #kubefrb
MVRDV, Adept
Raumvielfalt für die Gemeinschaft Ku.Be
Frederiksberg wurde erst 2007 in die Stadt Kopenhagen eingegliedert, an seiner Hauptverkehrsadern haben sich zahlreiche internationale Unternehmen angesiedelt. Für die Bewohner des Stadtteils sollte ein öffentlicher Treffpunkt entstehen. Im Wettbewerb war für den Neubau kein Raumprogramm vorgegeben, gefordert war stattdessen eine inhaltliche Idee, die Menschen räumlich zusammenbringt und ihre Lebensqualität erhöht. Zudem sollte das Gebäude sich stetig weiterentwickeln und an sich verändernde Bedürfnisse anpassen lassen. Die Architekten entwarfen für das Kultur- und Gemeindehaus eine Raumabfolge für verschiedene Nutzungen – unter anderem
223
Denk- und Lernräume, Theater- und Performance-Bereiche, Sporteinrichtungen und eine Küche für das leibliche Wohl. Alle Funktionen sind als eigenständige Volumen konzipiert, ihre Diversität zeigt sich in der Größe der Zonen. Größere, ebenerdig zu erschließende Flächen eignen sich für öffentliche Veranstaltungen, während kleinere, intimere Bereiche für Kursangebote genutzt werden können. Jede der Zonen ist nicht nur gemäß den funktionalen Anforderungen ausgestattet, alle erhalten auch eine individuelle räumliche Ausprägung. Eine eigenständige Farbigkeit und Materialität macht die unterschiedlichen Bereiche sichtbar, die Verschränkungen der einzelnen Volumina ineinander sind spürbar. Abgerundete Wände treffen auf extrem spitze Winkel, verschiedene Ebenen schieben sich in die gebäudehohen Atrien und erzeugen durch die visuellen Verbindungen eine einzigartige Raumatmosphäre. Die unterschiedlichen Geome trien und räumlichen Anforderungen wurden in einer monolithischen Hülle vereinigt, ohne Raumhierarchien oder Codierungen für Nutzungen bestimmter Zonen festzulegen. Darin liegt die eigentliche Bestimmung des Gebäudes: Räume zu schaffen, die unbestimmt bleiben und zur Eroberung einladen. Auch die Erschließung ist nicht auf den ersten Blick ablesbar. Notwendige Erschließungsflächen werden zum temporären Spielraum oder Debattierclub, neben der Skatebordrampe findet der Tanzkurs statt. Das ist ebenso Teil des Konzepts – Besucher sollen anstatt auf ausgetretenen Pfaden jedes Mal aufs Neue über verschiedene Routen den Raum erkunden. Der Entdeckergeist findet auch im Außenraum seine Entsprechung. An der Schnittstelle zum öffentlichen Raum entwickelt sich eine vielfältige Landschaftsgestaltung in der Topografie, die in einem Open-Air-Amphitheater mündet. Über wohlproportionierte Öffnungen in den glitzernden Fliesenfassaden scheinen die knalligen Farbflächen auch nach außen und lassen das komplexe Innenleben des ansonsten schlichten Kubus erahnen.
224 KULTUR UND BILDUNG
Lageplan, Maßstab 1:2000
19 Ku.Be MVRDV, Adept ○
225
226 KULTUR UND BILDUNG
Schnitt, Grundrisse 1 Eingang Maßstab 1:750 2 Restaurant
3 Spielbereich 4 Auditorium
5 Mehrzweckraum 3 3
3
5
3
3
3
5
5
3. Obergeschoss
5 4 5 4 5
2. Obergeschoss
4
1
2 3
a
2 3
a
Erdgeschoss
19 Ku.Be MVRDV, Adept ○
a
1
1
a a
2 3
a
227
Ingenieurplanung: EKJ Bauherr: Gammel Hellerup Gymnasium Fertigstellung: 2015 Nutzfläche: 2500 m2 Nutzung: Schule Anzahl Schüler: 900
20
Svanemøllevej 87, Hellerup 🌐 ghg.dk #gammelhellerupgymnasium @gammelhellerupgymnasium
BIG
Dächer für Sport und Spiel Erweiterung des Gammel Hellerup Gymnasiums
Die Gemeinde Hellerup liegt etwa 10 Kilometer nördlich von Kopenhagens Stadtzentrum direkt am Øresund und ist als typische Vorstadt bekannt. Frei stehende Villen mit großzügigen Grünzügen verändern sich zum Ortszentrum hin zu einer dichteren Wohnbebauung und Geschäftshäusern. An der Schnittstelle mit der heterogenen, kleinteiligen Bebauung liegt das 1894 gegründete Gammel Hellerup Gymnasium. Ursprünglich als Jungenschule geführt, besuchen heute bis zu 900 Mädchen und Jungen, begleitet von 100 Lehrern und Verwaltungsmitarbeitern die Bildungseinrichtung. Um die Anforderungen der steigenden Schülerzahl und den Bedarf an neuen Räumen für soziale und kreative Entfaltungsmöglichkeiten
229
zu erfüllen, war eine Erweiterung des Schulkomplexes erforderlich. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse auf dem Grundstück und dem Wunsch, die verbleibenden Sportflächen nicht durch den Neubau einer Mehrzweckhalle zu versiegeln, entschied man sich für eine ungewöhnliche Lösung. Die Fläche des ehemaligen Pausenhofs wurde um 5 Meter abgesenkt und dadurch eine unterirdische Mehrfeldsporthalle geschaffen. Eine Dachkonstruktion aus weit spannenden, geschwungenen Holzträgern überhöht den Innenraum zusätzlich und schafft eine angenehme Raumatmosphäre. Dabei entwickelt sich die Form der Träger nicht aus den konstruktiven Anforderungen, sondern aus der Ideallinie eines Ballwurfs. Mit Erdwärme beheizt, die im Sommer auch zur Kühlung genutzt werden kann, folgt der Neubau einem nachhaltigen Konzept. Natürliches Tageslicht erhält die Halle durch umlaufende Oberlichter entlang der Wände. Der gewölbte oberirdische Abdruck der Halle ist mehr als ein Dach. Als informeller Treffpunkt mit verschiedenen Sitzmöglichkeiten lädt der neu gestaltete Innenhof zum Verweilen ein. In dem als Sitzbank gestalteten erhöhten Rand verbergen sich die Oberlichter der Sporthalle. Ein weiterer Baustein auf dem Schulgelände – ein Neubau für den Kunstunterricht – spielt geschickt mit den Konventionen. Wie ein hochgeklappter Teppich legt sich der angrenzende Fußballplatz über das Volumen, wodurch eine Rasentribüne mit Blick auf die Sportveranstaltungen entsteht. Eine großzügige Verglasung zum Innenhof und zu den Seiten schafft ideale Bedingungen für die innen liegenden Ateliers. Die beiden Neubauten boten die Möglichkeit, die Wegeführung innerhalb des Schulkomplexes in einer dritten Dimension neu zu organisieren. Unterirdisch können die Schüler nun vom höher gelegenen Sportplatz über die neue Mehrzweckhalle zur Cafeteria und zu den Klassenräumen bis zum Haupteingang auf Straßenniveau flanieren. Während die Betonoberflächen der Hülle des Kunstbaus außen wie innen sichtbar belassen blieben, sind die Einbauten mit vertikalen Holzlamellen versehen. Analog zur Mehrzweckhalle, die mit der gleichen Materialkombination spielt, schafft die Kontinuität und Wiederholung der Materialien eine visuelle Identität.
230 KULTUR UND BILDUNG
1
2
3 1
Schnitte, Maßstab 1:1000
1 Sporthalle 2 Kunstunterricht
3 Haupteingang
1
20 Erweiterung der Gammel Hellerup High School BIG ○
231
232 KULTUR UND BILDUNG
20 Erweiterung der Gammel Hellerup High School BIG ○
233
21 ●
26 ● 27 ●
22 ●
28 ●
▼
24 ●
23 ●
25 ▼ ●
236 WOHNEN
Entlang der Häfen und Kanäle Kopenhagens entstehen viele neue
Wohnbauten – die Wohnlagen am Wasser sind beliebter denn je.
Krøyers Plads Vilhelm Lauritzen Architects, Cobe
237
238 WOHNEN
Terrassenhaus in Ørestad: Über den Parkplätzen liegen die südorientierten
Wohnungen in einer abgetreppten Baukörperform.
Wohnhügel BIG
239
240 WOHNEN
Eine Alternative zu gleichförmigen Ørestad Syd. Die Architekten teilten das Großsiedlungen oder gesichtslosen Gesamtvolumen in Quader mit Wohntürmen zeigen die Cubic Houses in unterschiedlich farbigen Klinkern.
Cubic Houses Adept
241
Tragwerksplanung: Balslev Fachplanung : Norconsult (ehemals Wessberg) Bauherr: NRE Denmark; Klaus Kastbjerg Fertigstellung: 2017 Nutzfläche: 10 000 m2 Nutzung: Wohnen, Gastronomie Anzahl Wohneinheiten: 38 Apartments, zum Teil zweigeschossig (106–401 m²)
21
Fortkaj 30, Nordhavn 🌐thesilo.dk #thesilo @thesilo
Cobe
Wohnen im Getreidesilo The Silo
Das Stadtgebiet Nordhavn ist derzeit eines der größten und spannendsten Entwicklungsgebiete Kopenhagens. Einst als Industriehafen genutzt, werden heute die alten Lagerhäuser umgebaut, Flächen nachverdichtet und zum Teil Land aufgeschüttet. Seine zentrumsnahe Lage und die gute Anbindung machen das Areal interessant für eine Wohnnutzung, aber auch für kulturelle Einrichtungen, Büros und Gewerbe. Teil des von Cobe erdachten Entwicklungskonzepts für die zukunftsfähige Nutzung ist der Erhalt der baulichen Zeitzeugen als identitätsstiftende Elemente für die alten und neuen Bewohner. Da lag es nahe, beim Umbau eines 17-stöckigen Getreidesilos in ein modernes Wohngebäude
243
die Grundidee des Bewahrens und Weiterdenkens in seiner ex tremsten Form umzusetzen. Schon der Wandel der Nutzung stellte die Architekten vor große Herausforderungen. Getreide muss kühl, trocken und dunkel gelagert werden, weshalb das Silo nur an einer Schmalseite einzelne Öffnungen hatte. Außerdem waren lediglich Fragmente von Geschossdecken und diese in unterschiedlichen Raumhöhen vorhanden. Wie sollte also ein derart lebensfeindliches Gebäude den menschlichen Bedürfnissen nach Licht, Luft und Geborgenheit angepasst werden, ohne den Charme der Vergangenheit zu zerstören? Aus der Not wurde eine Tugend: In den Innenräumen sind die Oberflächen des Speichers roh belassen, was den besonderen Charakter der bis zu 8 Meter hohen Wohnräume ausmacht. Ausgehend vom Bestand entstanden so 38 verschiedene Wohnungen, die teils als Maisonette ausgebildet sind. Allen gemeinsam sind die raumhohen Öffnungen, die aufwendig in die Außenwände aus Stahlbeton geschnitten wurden, um Licht in den Innenraum bringen. Zugleich geben sie den Ausblick auf den Øresund frei. Eine wärmegedämmte Stahlfassade, gefertigt aus Einzelelementen, um Maßdifferenzen im Bestand auszugleichen, legt sich wie eine zweite Schicht über die Bestandskonstruktion. In die Hülle integrierte Balkone erweitern die Wohnfläche nach außen. Die Perforation der gefalteten Stahlelemente dient dem Windund Sonnenschutz und wird in ein paar Jahren mit ein wenig Patina ähnlichen Charme entwickeln wie der ehemalige Getreidespeicher. Sowohl das Erdgeschoss als Veranstaltungsfläche als auch das Restaurant im obersten Geschoss sind öffentlich zugänglich. Die gläserne Kuppel erlaubt einen 360-Grad-Blick über die Stadt und die kommenden Entwicklungsflächen.
244 WOHNEN
Lageplan, Maßstab 1:8000
21 The Silo Cobe ○
245
246 WOHNEN
aa
bb
Schnitte, Grundrisse, 1 Foyer Maßstab 1:500 2 Müllraum
3 Brandmelde zentrale
4 Ausstellungsraum
b
1
6
2
5 Aufzug Restaurant 6 Maisonette wohnung
6
7 Wohnung
7
3 2 6
6
4
6
7
6 7
a
a
5
6
6 1
7
b
Erdgeschoss
21 The Silo Cobe ○
2. Obergeschoss
3. Obergeschoss
6. Obergeschoss
247
248 WOHNEN
21 The Silo Cobe ○
249
Tragwerksplanung: Cowi Landschaftsarchitektur: GHB Landskabsarkitekter Bauherr: NCC Bolig Fertigstellung: 2016 Geschossfläche: 20 000 m2 Nutzung: Wohnen, Büros, Einzelhandel, Gastronomie Anzahl Wohneinheiten: 107 Wohnungen (79–250 m2)
22
Krøyers Plads, Christianshavn #krøersplads
Vilhelm Lauritzen Architects, Cobe
Lagerhaus neu interpretiert Krøyers Plads
Der Ort ist geschichtsträchtig. Exotische Importe wie Zucker, Tee und Kaffee wurden hier in den alten Lagerhäusern gelagert und von Lastkränen auf Handelsschiffe für den Verkauf nach Westeuropa geladen. Nach der Verlegung des Handelszentrums wurde das Areal kurzzeitig als Marinestützpunkt genutzt, bis es viele Jahre brach lag. Heute prägen alte Lagerhallen und Speicher, die mit ihren Ziegeldächern das Stadtbild dominieren, das Viertel Christianshavn. Dieses verwandelt sich nun in ein zeitgemäßes Wohnviertel, eng begleitet von den Anwohnern, die darauf achten, die ursprüngliche historische und architektonische Identität zu bewahren. Nach einigen gescheiterten Versuchen, das Areal zu entwickeln, wählten die Investoren
251
mit dem Planerteam ein dialogisches Verfahren, das die Bewohner in vielen Workshops in die Planungen einbezog. Der Aufwand hat sich gelohnt: Anstatt einen Fremdkörper zu planen, wurde mit der neuen Bebauung von Krøyers Plads der Typus des Lagerhauses neu erfunden. Die Inspiration speist sich aus der Kubatur, Materialität und Farbigkeit der umliegenden, teils gut erhaltenen Lagerhäuser. Während zwei der Neubauten wie die historischen Vorbilder mit den Giebelseiten senkrecht zur Hafenmole situiert sind, schließt das dritte Gebäude die Lücke zur Bebauung in der zweiten Reihe. Um zwischen dem Bestand und den Wohngebäuden zu vermitteln, transformierten die Architekten die traditionellen Satteldächer in eine vielfach gekrümmte Dachlandschaft mit schräg verlaufenden Trauflinien. Auch in der Materialität zeigen sich die Anleihen in der Geschichte, jedoch modern interpretiert. Die beiden bis zu 24 Meter tiefen Gebäude sind mit einer vorgehängten Ziegelverkleidung aus vorgefertigten Modulen versehen, die nahtlos von der Fassade in die Dachhaut übergeht. Als Kontrast hierzu bekleidet schwarz eloxiertes Aluminium die Fensterlaibungen sowie die Loggien. Der querstehende Baukörper spielt ebenfalls mit den Konventionen. Weit auskragende Balkone in Kombination mit großen Glasflächen öffnen das Gebäude zum Wasser, wohingegen die Fassade zur Straße mit einer Neuinterpretation historischer Mauerziegel bekleidet ist. Auch die öffentlichen Durchgänge in den Erdgeschossen nehmen die Motive des Materialwechsels von schwer zu leicht glänzend in ihrer Ausgestaltung auf. Insgesamt 107 Wohnungen mit individuellen Zuschnitten verteilen sich auf die drei Neubauten. Um den vergessenen Ort auch für Besucher wieder attraktiv zu machen, wurden die Erdgeschossflächen mit Gastronomie, Nahversorgung und Showrooms belebt. Der Freiraum zwischen den Bauten bleibt öffentlich und fungiert als Teil der Uferpromenade. Eine hölzerne Freitreppenanlage erweitert den Platz vor den Neubauten und ermöglicht zugleich den direkten Zugang zum Wasser. So wird aus dem Hafenbecken ein attraktiver Aufenthaltsort, nicht nur zu Geschäftszeiten.
252 WOHNEN
1 2 4
3
5
Lageplan, Maßstab 1:7500
1 Schauspielhaus 2 Hyhavn
3 Inderhansbroen (Fußgängerund Fahrrad brücke)
22 Krøyers Plads Vilhelm Lauritzen Architects, Cobe ○
4 Insel Christians- 5 Nordatlanten holm (KonverHus sionsfläche/ (Kulturzentrum) neues Wohnund Büroviertel)
253
aa
bb
Schnitte, Grundrisse, Maßstab 1:1000
254 WOHNEN
1 Wohnungen 2 Ladenfläche/ Restaurant
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1 1 1 1 1
4. Obergeschoss
a
a
2 b
2
2
2 b
2 a
2
2
1
2
2 a
1
1
1 b
1
1
1
b
2
1
1
1
Erdgeschoss
22 Krøyers Plads Vilhelm Lauritzen Architects, Cobe ○
255
256 WOHNEN
22 Krøyers Plads Vilhelm Lauritzen Architects, Cobe ○
257
Tragwerksplanung: Klaus Nielsen Bauherr: Stadt Kopenhagen Unternehmer (PPP): O. Adsbøll & Sønner Fertigstellung: 2015 Geschossfläche: 5400 m2 Nutzung: Einzelhandel, Sporthalle, Wohnen Anzahl Wohneinheiten: 12 (132–167 m2)
23
Parmagade 2, Amager-Øst #sundbyøsterhall2
Dorte Mandrup
Gestapelte Urbanität Sundbyøster Hall II
Dass lebendige Urbanität auch in die Höhe gedacht werden kann, zeigt eindrucksvoll das Projekt Sundbyøster Hall II. Drei Funktionen – Einkaufen, Sporthalle und Wohnungen – ergeben in einer ungewöhnlichen Kombination übereinandergestapelt einen neuen, markanten Stadtbaustein. Das Grundstück an der Amager brogade wurde in einem Public-Private-Partnership-Projekt entwickelt, bei dem durch die Verschachtelung der Nutzungen auf verschiedenen Wegen Synergien für die Bewohner und Nutzer des Stadtteils entstehen. Das Erdgeschoss öffnet sich zum Straßenraum und beherbergt zwei Supermärkte für die Nahversorgung im Quartier.
259
Herzstück der Anlage ist die Sporthalle im ersten Obergeschoss, die die Kinder der benachbarten Schule ebenso nutzen wie die umliegenden Vereine. Als Handballhalle konzipiert, nimmt das Spielfeld die komplette Gebäudebreite ein, sodass sich nur an den Stirnseiten eine schmale Tribüne und ein separater Gymnastikraum integrieren ließen. Zur Ausnutzung des Tageslichts wurde ein spezielles Fassadenelement mit raumhohen Glasfeldern entwickelt, das das einfallende Licht kontrastarm reflektiert. Auf diese Weise wird die Attraktivität der Halle im Straßenraum sichtbar – ein wichtiges Element, um die Sportstätte im öffentlichen Leben zu verorten. An der Südfassade erschließt ein Laubengang die zwölf Wohneinheiten, die wie Reihenhäuser organisiert sind. Seitlich belichtete Vorbereiche bilden den Zugang zu den Wohnräumen. Die nur 5 Meter breiten, aber 24 Meter langen Einheiten sind ein interessanter Typus für das verdichtete Bauen. Auch hier wurde mit zweigeschossigen Räumen und privaten Patios gearbeitet, um das Tageslicht zu nutzen. Raumbreite Fensterbänder belichten den Essund Wohnbereich zusätzlich. Eine Galerie und Dachterrassen nach Süden erweitern das individuelle räumliche Angebot, während großformatige Glasflächen auf der Nordseite die Verbindung mit dem Quartier herstellen. Anstatt alle Nutzungen in einer homogenen Hülle zu vereinen, entschied man sich für eine differenzierte Ausgestaltung der Fassaden. Dies reduziert die Größe des Gebäudes optisch und legt die Verschachtelung des Angebots für alle lesbar offen. Über einer weitestgehend verglasten Erdgeschosszone erhebt sich das massive Volumen der Sporthalle in Form von rot lasierten Fassadenelementen aus Holz. Diese lassen sich als Antwort auf die umgebende Backsteinbebauung sehen. In bewusstem Kontrast dazu steht der aluminiumverkleidete Raumabschluss in Form der Wohneinheiten. Das Interesse an dieser ungewöhnlichen Kombination zeigt, dass Architektur das städtische Leben bereichern kann. Aber ebenso wichtig wie die Gestaltung ist die Vernetzung der unterschiedlichen Protagonisten, deren Schlagkraft sich erst gemeinsam entfalten kann.
260 WOHNEN
1
2
3 4
Lageplan, Maßstab 1:6000
1 Sundbyøster Hall II
23 Sundbyøster Hall II Dorte Mandrup ○
2 SundbyøsterSchule
3 Sporthalle Bestand
4 SundbyøsterPlatz
261
262 WOHNEN
8 8 4 4
6 6 14 14
6 7 6 7 5 5
aa
4. Obergeschoss b b
a a
10 10 13 13 12
2 2
1 1
12 11 11
9
9
3 3
a a
bb
10 10 9 b b
10 10
9
3. Obergeschoss
9 9 9 9
6 6
Schnitte, Grundrisse, Maßstab 1:750
1 Supermarkt 2 Stellplätze Bewohner
3 Zugang Sporthalle und Wohnungen 4 Sporthalle
5 6 7 8
Technik Sitzstufen Lager Umkleide
9 Laubengang 10 Schlafzimmer 11 Koch-/ Essbereich
12 Innenhof 13 Wohnbereich 14 Galerie
14
6
8 8 14 4 4
b
6 6
10 6 7 7 6 b
13
5 5
12 10 11 13
1. Obergeschoss
3 b
119 10
3
b b
a a
12 10
2 2
11
9 b 3 3
Erdgeschoss
23 Sundbyøster Hall II Dorte Mandrup ○
a a
b b
263
Axonometrie
A Erdgeschoss: Supermarkt
B Obergeschoss: Sporthalle
C Dachgeschoss: Wohnungen
C
C
BB
A A
264 WOHNEN
23 Sundbyøster Hall II Dorte Mandrup ○
265
Tragwerksplanung: Leif Hansen Landschaftsarchitektur: Marianne Levinsen Bauherr: Bofælleskabet Lange Eng/ Lange Eng Cohousing Community Fertigstellung: 2008 Geschossfläche: 6400 m2 Innenhof: 4100 m2 Nutzung: gemeinschaftliches Wohnen mit 54 Wohneinheiten (72–135 m2) Bewohner: ca. 200
24
Lange Eng 1,Albertslund 🌐langeeng.dk #langeeng
Dorte Mandrup
Gemeinschaftlich wohnen Lange Eng Cohousing
Gemeinschaftliches Wohnen hat in Dänemark eine lange Tradition. Bereits seit den späten 1960er-Jahren finden die verschiedenen Formen des Zusammenlebens internationale Beachtung. Eines der größten und vielleicht auch radikalsten gemeinschaftlichen Wohnprojekte ist Lange Eng in Albertslund, das 2004 von einer kleinen Gruppe initiiert wurde, um den Wunsch nach einer sozial orientierten Lebensweise umzusetzen. Kern des Projekts ist die Etablierung einer Gemeinschaft, in der unterschiedliche Alters- und Berufsgruppen, kulturelle Hintergründe und Lebensentwürfe eine Heimat finden. Welche verschiedenen räumlichen Qualitäten notwendig sind – Flächen für die Gemeinschaft, für Begegnung und Kommunikation, aber auch private
267
Rückzugsräume – wurde in einem umfangreichen Partizipationsprozess mit verschiedenen Workshops zwischen den Planern und den zukünftigen Bewohnern erarbeitet. Angrenzend an dichte Bebauungsstrukturen auf der einen und einen Wald auf der anderen Seite, entwickelt sich die dreigeschossige Wohnanlage mit insgesamt 54 Wohneinheiten als geschlossener Block. Von außen wirkt der Baukörper in seiner Materialität und Farbigkeit schroff und abweisend. Lediglich die Erschließung sowie Stellflächen für Mobilitätsangebote zonieren den Außenraum. Das Gegenteil zeigt sich auf den geschützten Innenseiten, die zum gemeinschaftlich genutzten Gartenhof orientiert sind. Großflächige Verglasungen und helle Polycarbonatplatten ermöglichen vielfältige Ausblicke und helle, lichtdurchflutete Innenräume. Vier verschiedene Grundtypen reihen sich in einer ausgewogenen Mischung aneinander – auf einer Ebene oder über zwei Geschosse. Herzstück jeder Wohneinheit ist ein großer Wohn- und Kochbereich, an den sich die individuellen Zimmer anschließen, in den Maisonetten über eine Galerie. Von jeder Wohnung führt ein direkter Ausgang in den Garten, entweder als holzbedeckte Terrasse oder als schräg gestellte Treppe, um die Privatsphäre der darunterliegenden Wohnungen zu schützen. Eine Besonderheit ist das Gemeinschaftshaus von Lange Eng, das die Idee der Sozialgemeinschaft am eindrucksvollsten transportiert. Das Erdgeschoss fasst die Küche, einen Essbereich für 100 Personen sowie eine Spielecke für die Kinder. An sechs Tagen in der Woche können die Bewohner hier gemeinsam essen. Im Obergeschoss stehen ein Kinoraum, eine Bibliothek und ein Multifunktionsraum für weitere Aktivitäten bereit. Auch das ist Teil des Konzepts: Alle Erwachsenen leisten ihren Beitrag für die Gemeinschaft, indem sie ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen, zum Kochen, Putzen oder dadurch, dass sie als Mitglied einer Arbeitsgruppe Verantwortung für die gemeinschaftlichen Belange übernehmen.
268 WOHNEN
Lageplan, Maßstab 1:5000
24 Lange Eng Cohousing Dorte Mandrup ○
269
270 WOHNEN
Grundrisstypen, Maßstab 1:500
A
B
Erdgeschoss
Erdgeschoss
C
Obergeschoss
Erdgeschoss
Obergeschoss
Schnitt, Grundriss, Maßstab 1:1000
a a
Erdgeschoss
24 Lange Eng Cohousing Dorte Mandrup ○
271
272 WOHNEN
24 Lange Eng Cohousing Dorte Mandrup ○
273
274
Dorte Mandrup im Gespräch mit Sandra Hofmeister
Wohnkonzepte: Tradition und Zukunft KØBENHAVN. Urbane Architektur und öffentliche Räume
275
Die Kopenhagener Architektin Dorte Mandrup und ihr internationales Team aus 70 Mitarbeitern sind für zukunftsweisende Konzepte und ihre sorgfältige Umsetzung bekannt. Die Lust am Experimentieren und die Herausforderung, komplexe neue Gebäudetypologien zu planen, gehören mit zur Expertise des Studios. Zu den herausragenden Gebäuden von Dorte Mandrup in der dänischen Hauptstadt zählt unter anderem die Sundbyøster Hall II mit ihrer ungewöhnlichen Funktionsmischung. In Lange Eng, in einem Vorort von Kopenhagen, hat die Architektin ein Cohousing-Wohngebäude realisiert, das ein Modell für die Zukunft sein könnte.
Gibt es typische Wohnformen in Kopenhagen und was bedeuten sie für die Architektur? Der traditionelle Kopenhagener Wohnblock bildet einen Innenhof, der von allen Nachbarn als Garten genutzt wird und oft auch einen Kinderspielplatz hat.
1960er- und 70er-Jahren lange Gebäudezeilen mit Grünflächen zu beiden Seiten, aber diese sehr spezielle Typologie wird heute nicht mehr gebaut.
Die Stadt Kopenhagen entwickelt seit einiger Zeit schon neue Stadtviertel wie Ørestad oder den Nordhavn. Was sagen Sie zu diesen Masterplänen, wenn es um Mehrgeschossige Wohnblocks die Wohnfrage geht? oder Einfamilienhäuser – was Ich denke, die Größenordnung von bevorzugen die Kopenhagener? Ein Einfamilienhaus in Kopenhagen Ørestad wurde von Anfang an falsch eingeschätzt. Der Masterplan entstand ist sehr teuer. Deshalb sind Apartments gefragt, meist in Gebäuden mit auf dem Papier, er hat eine grafische Dimension. Das Ergebnis sind diese vier, fünf oder sechs Stockwerken; riesigen Blöcke überall. Von der Typoso leben die meisten Menschen hier. Die Wohnungen haben drei bis fünf logie her wollte die Stadt damit an den Zimmer mit 90 Quadratmetern oder typischen Kopenhagener Wohnblock mehr, manchmal sind sie kleiner. anknüpfen, aber die Größenverhältnisse sind in Ørestad aus dem Ruder Heute sind alle neuen Wohnungsgelaufen. Ich glaube, ein sekundärer bauten so, und sie haben oft auch einen Innenhof. Zwar gab es in den Masterplan mit kleineren und vielfältigeren Maßstäben würde modernistischen Masterplänen der
276 WOHNEN
helfen. Er könnte als zweite Schicht hinzugefügt werden und die viel zu groß dimensionierten Strukturen auflockern. In Ørestad gibt es Innenhöfe, die so groß sind, dass man die Nachbarn auf der gegenüberliegenden Seite nicht mal sehen kann! Als die Stadt das Nordhavn-Areal entwickelte, hat sie versucht, aus den Fehlern von Ørestad zu lernen und die Bebauung viel dichter geplant. Das Quartier hat historische Hafengebäude, aber leider wurden einige davon signifikant umgestaltet und sind jetzt kaum noch als solche erkennbar. Alles in allem ist der Stadtteil Nordhavn erfolgreicher als Ørestad, sowohl was die Maßstäbe angeht als auch eine wohlüberlegte Mischung von Funktionen – es gibt viele öffentliche Bereiche und Läden im Erdgeschoss von Gebäuden. Was jedoch problematisch ist: Die meisten Einheiten sind Eigentumswohnungen, und man muss ziemlich wohlhabend sein, um sich hier einzukaufen. Es gibt keine soziale Mischung. Der einzige Sozialwohnungsbau ist ein Gebäude, das wir gerade fertigstellen.
ist Wohnen im Erdgeschoss in einer Stadt nicht sehr gefragt. Es ist also definitiv ein Gewinn, wenn in den verschiedenen Ebenen und Bereichen unterschiedliche Nutzungen liegen. Technisch gesehen war die Multifunktionalität schwieriger zu realisieren, wir mussten beispielsweise die Vibrationen der Sporthalle berücksichtigen. Auch die separate Erschließung sowie Brandschutzmaßnahmen und Ähnliches mussten angepasst werden. Alles in allem ist das deutlich anspruchsvoller als ein monofunktionales Gebäude.
Sie hatten bei der Sundbyøster Hall auch verschiedene Bauherren für dasselbe Gebäude … Das Projekt entstand in öffentlich- privater Partnerschaft. Der Gemeinde gehört die Sporthalle, während die Wohnungen und der Supermarkt Privateigentum sind. Diese Konstellation hat alles komplexer gemacht, aber am Ende hat es funktioniert. Ich glaube, alle – sowohl die Fachplaner als auch die Gemeinde und alle Projektbeteiligten – hatten die Aufgabe, nach Lösungen zu suchen. Wenn man das Ihr Studio hat ein außergewöhngemeinsame Ziel hat, die Stadt mehr zu mischen und deutlich lebendiger liches Beispiel für ein MixedUse-Gebäude im Amager-Bezirk zu gestalten, lassen sich die Probleme auch lösen. Dann ist da noch die Frage gebaut: Die Sundbyøster Hall II vereint viele verschiedene der Flexibilität. Wir sollten in meinen Funktionen unter einem Dach. Wer Augen grundsätzlich sicherstellen, dass Neubauten in der Stadt auch in profitiert davon? 100 Jahren noch ihre Funktion erWenn man Wohnungen, eine Sporthalle und einen Supermarkt unter ein füllen können, selbst wenn wir heute Dach fasst, dann wird das Gebäude nicht wissen, wie die Bedürfnisse rund um die Uhr genutzt und nicht in Zukunft aussehen werden. Es ist nur tagsüber oder nachts. In meinen wichtig, Gebäude so zu entwerfen, Augen ist das ein Vorteil. Außerdem dass sie verschiedene Funktionen Interview Dorte Mandrup
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aufnehmen können – Wohnungen, Büros und vieles mehr. Doch viele Neubauten werden als reine Wohnbauten konzipiert, und ich finde das nicht gut. Mit einer Deckenhöhe von nur 2,50 Metern beispielsweise wird es schwierig oder gar unmöglich, der Fläche eine neue Funktion zuzuweisen. Wir sollten berücksichtigen, dass sich die Lebensumstände in 50 Jahren ändern und dass sich dann vielleicht sogar eine Fabrik in dem Gebäude unterbringen lässt. Generell bedeutet das, dass wir höheren Decken und anpassungsfähigere Konstruktionssysteme brauchen. Eine Betonfassade beispielsweise kann man nicht ändern, aber es gibt andere, flexiblere Lösungen, die an zukünftige Bedürfnisse anpassbar sind.
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Der Funktionsmix ist eine entscheidende Herausforderung für die Zukunft der Stadt. Ein weiterer Trend ist das Cohousing. Was haben Sie für Erfahrungen gemacht mit der Idee, Wohn- und Lebensräume zu teilen? Es gibt ganz unterschiedliche Bevölkerungsgruppen, die mehr gemeinsam genutzte Räume haben möchten, und das ist schwierig in einem traditionellen Wohnblock. Tatsächlich hat Kopenhagen eine Reihe von neuen Projekten, die Gemeinschaftsräume bieten. Wir haben eines am Stadtrand von Kopenhagen entwickelt: die Lange Eng Cohousing Community, in der 26 Familien leben und regelmäßig gemeinsam essen. Die Kosten für die Gemeinschaftsräume sind dort auf
die Bewohner verteilt. Deshalb ist die Priorisierung von gemeinschaftlich genutzten Bereichen sehr wichtig. Man braucht nicht für alles einen eigenen privaten Bereich, denn Teilen heißt auch, dass man sich zusammen mehr leisten und Dinge anschaffen kann, die allein unbezahlbar wären. Viele Menschen teilen bestimmte Alltagsräume gern, weil das bedeutet, dass sie ihre Nachbarn und Mitmenschen besser kennenlernen können. Teilen ist ein wichtiger sozialer Faktor im Alltag. Das Leben in einer Hausgemeinschaft stellt die Architektur vor neue Herausforderungen. Wie sind Sie an das Thema in Lange Eng herangegangen? Wir haben bei den privaten Flächen jeweils ein paar Quadratmeter eingespart, um großzügige Gemeinschaftsräume einzurichten. Die individuellen Wohnungen sind also relativ kompakt mit kleinen Küchen. Dafür gibt es insgesamt 600 Quadratmeter Fläche für Gemeinschaftsnutzungen, darunter auch eine Großraumküche, einen Speisesaal, eine Lounge und Kino sowie Werkstätten. Ein noch radikalerer und interessanter Ansatz wäre zum Beispiel, auch die Badezimmer aus den privaten Zonen herauszuholen. Teilen ist generell weniger teuer, und ist für den zukünftigen Wohnungsbau viel sinnvoller, weil es nachhaltiger ist, wenn Wohnraum zunehmend gemeinsam genutzt wird. Die durchschnittliche Quadratmeterzahl pro Kopf wird genauso wichtig sein wie das Design und die Konstruktion von Gebäuden. Interview Dorte Mandrup
Ich bin überzeugt, dass wir in Zukunft mehr teilen müssen, und es gibt noch viele Möglichkeiten, an die wir bisher noch nicht gedacht haben. Könnte das Cohousing-Konzept auch ein Modell für die ganze Stadt werden? Es gibt schon viele Cohousing-Strukturen für spezielle Gruppen wie ältere Menschen, Studenten oder junge Familien. Mein Traum wäre es, das Modell noch besser zu durchmischen, sodass Cohousing-Projekte die ganze Gesellschaft reflektieren – Singles und Familien, alte und junge Menschen, nicht nur einzelne Gruppen. Was wünschen Sie sich für Kopenhagens Architektur der Zukunft? Definitiv viel mehr Gemeinschaftsaktivitäten und gemeinsame Lebensräume. Ich wünsche mir auch, dass die Stadt Kopenhagen die Nachverdichtung weiter vorantreibt, ohne einfach nur auf größere Maßstäbe zu setzen. Wir brauchen bessere Lösungen als nur höher zu bauen. Verdichtung im kleinen Maßstab – darin sehe ich die Aufgabe für die Zukunft.
○ ○ 17 Kinderkulturzentrum ↪
S. 210 23 Sundbyøster Hall II S. 258 24 L ange Eng Cohousing S. 266
○ ○
279
Tragwerksplanung: Moe & Brodsgaard Landschaftsarchitektur: Klar Bauherr: St. Frederikslund Holding Fertigstellung: 2009 Geschossfläche: 62 000 m2 Nutzung: Wohnen, Gewerbe, Büros, Gastronomie, Kita Anzahl Wohneinheiten: 476 (Miete und Eigentum) als 3 Wohntypen (65–144 m2)
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Robert Jacobsens Vej/ Richard Mortensens Vej, Ørestad-Syd 🌐8tallet.dk @the8house #8tallet
BIG
Einblicke und Ausblicke 8 Tallet
Buchstäblich am Ende der Stadt Kopenhagen befindet sich der mit 475 Wohneinheiten bis dato größte private Wohnungsbau Dänemarks, das 8 Tallet. Als Teil des Entwicklungsprojekts Ørestad schließt das Grundstück direkt an die flachen Wiesenlandschaften des geschützten Naturraums Kalvebod Fælled mit Blick bis zur Ostsee an. Zum Masterplan für diesen Ort gehört eine dichte Bebauung mit Wohnungs- und Bürobauten, was mit der direkten Lage an der Metrostation zu erklären ist. Anstatt die Anforderungen typologisch zu trennen, entschieden sich die Architekten von BIG für eine Durchmischung der Funktionen zugunsten einer lebendigen Stadt in der Stadt. Die Gefahr der Monotonie von Großsiedlungen der
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1970er-Jahre vor Augen, wandten sie einen besonderen Kniff an. Ein Rechteck mit Innenhof formt nun eine Acht mit zwei Grünräumen, durch deren Mittelpunkt ein öffentlicher Fußweg führt. Um möglichst vielen Bewohnern Licht, Luft und Aussicht zu ermöglichen, senkte man den Baukörper zum Naturraum hin ab und erhöhte die Kubatur Richtung Stadt. Ein Gebäude dieser Größe benötigt eine klare Struktur, um Orientierung zu ermöglichen. Allerdings lebt ein Quartier auch von der räumlichen Vielfalt des Angebots und besonderen Aufenthalts qualitäten. Das gesamte Spektrum der Nutzer soll angesprochen werden – Menschen in verschiedenen Altersgruppen und Lebensphasen, mit oder ohne Kinder. Daher überträgt das Entwurfsprinzip die Qualität der Stadt auf den Baukörper und schichtet die Funktionen übereinander. Über einem verglasten Sockel mit Gewerbe- und Büronutzung auf der Nordseite entwickeln sich drei verschiedene Grundrisstypen. Zweigeschossige Reihenhäuser, klassische Wohnungen und Penthouses mit Dachgärten ordnen sich in den Einheiten aufsteigend an. Ein 3 Meter breiter öffentlicher Weg, der mal an der Innenkante, mal an der Außenkante vom Erdgeschoss bis zur obersten Ebene und wieder zurückführt, ist baurechtlich „nur“ ein Fluchtweg. Dass die Rampe jedoch für weit mehr genutzt wird – Spielstraße, Spazierweg, Joggingstrecke oder schlicht Begegnungsraum –, ist deutlich spürbar. Während am Tiefpunkt des Volumens ein öffentlich zugängliches Restaurant den Übergang zwischen der Bebauung und der Natur markiert, befinden sich am Schnittpunkt in der Mitte der Acht die Gemeinschaftsflächen der Anlage. Vertikal miteinander verbunden stehen den Bewohnern neben einer Kindertagesstätte, einem Veranstaltungssaal und einem Partyraum mit Küche und Dachterrasse auch Gästewohnungen zur Verfügung. Introvertiert zeigen sich die zwei unterschiedlich gestalteten Innenhöfe vorrangig für die Bewohner, während die im Knickpunkt entstandenen Vorplätze urbane Aufenthaltsqualitäten erzeugen. Damit wird die Wohnanlage zu einem wichtigen Baustein und zum Bindeglied zur inzwischen entstandenen heterogenen Umgebungsbebauung.
282 WOHNEN
Lageplan, Maßstab 1:5000
25 8 Tallet BIG ○
283
284 WOHNEN
Schnitt, Grundrisse, Maßstab 1:1000
1 Wohn-/ Kochbereich
2 Zimmer 3 Bad
4 Restaurant 5 Ladenfläche Schnitt schematisch sehr schlechte Vorlage
10. Obergeschoss
1 1 1
2 2 2 3 3 3
3. Obergeschoss
4 4 4
a a a
5 5 5
a a a
Erdgeschoss
25 8 Tallet BIG ○
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286 WOHNEN
25 8 Tallet BIG ○
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Fachplanung: MOE Bauherr: Lejerbo Fertigstellung: 2018 Nutzfläche: 6800 m2 Nutzung: Wohnen Anzahl Wohneinheiten: 66 (60–115 m2)
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Dortheavej 2, Bispebjerg/Nordvest #dortheavej
BIG
Wohnen für alle Wohnanlage Dortheavej
Das kulturell vielfältige Viertel Bispebjerg im Nordwesten Kopenhagens ist geprägt durch die Wohnanlagen aus den 1930er- bis 1950er-Jahren. Die Planungsprinzipien des Stadtplaners Jan Gehls, die zum Ziel haben, Plätze, Straßen und Stadtviertel zum Wohle der Bewohner zu gestalten, wurden als oberste Prämisse für den Entwurf des Wohnkomplexes Dortheavej benannt. Neben dem dringend benötigten Wohnraum sollte ein öffentlicher Raum geschaffen werden, der die Lebensqualität der Bewohner erhöht, aber zugleich die Fußgängerwege und die angrenzenden Grünflächen erhält. Auch die soziokulturelle Komponente spielte eine wichtige Rolle, zudem sollte ein System entwickelt werden, das innerhalb des begrenzten
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Budgets über das Material und die Konstruktion eine räumliche Qualität erzeugt. Ausgangspunkt des Entwurfs für den sozialen Wohnbau ist ein vorgefertigtes Modul, das wiederholt und versetzt gestapelt wird. Dadurch entsteht ein charakteristisches Schachbrettmuster, das die vertikalen und horizontalen Holzlamellen der Fassade noch verstärken. Die konfigurierten Sequenzen erreichen im Inneren Raumhöhen von bis zu 3,5 Metern. Wohn- und Kochbereiche sind so organisiert, dass sie an den höheren, halböffentlich zugänglichen, transparenten Bereichen angeordnet sind, während die privaten Räume in den niedrigeren Bereichen liegen. 66 Wohneinheiten verschiedener Größe reihen sich auf diese Weise über fünf Stockwerke aneinander. Die Stapelung schafft zusätzlich Platz für Loggien, die der Fassade auf der Südseite Tiefe verleihen. Raumhohe Verglasungen lassen viel Tageslicht ins Innere und bieten gleichzeitig einen großzügigen Blick auf den Innenhof oder das umliegende Viertel. Die Materialien sind einfach gehalten, Holz und unbehandelte Betonflächen kontrastieren mit einigen wenigen Farbflächen. Um Monotonie zu vermeiden, aber vorrangig um einen öffentlichen Raum zu schaffen, wölbt sich das lange, schmale Gebäude in der Mitte, um einen urbanen Platz zur Straße hin zu schaffen. Hier eröffnet sich im Erdgeschoss auch der Durchgang zu einem abgeschlossenen grünen Innenhof, den die Bewohner von Dortheavej und den benachbarten Gebäuden für Freizeitaktivitäten nutzen können. Die Durchlässigkeit der Wohnanlage zeigt, dass kostengünstiger Wohnungsbau nicht langweilig sein muss, sondern im Gegenteil die Identität eines ganzen Quartiers prägen kann.
290 WOHNEN
26 Wohnanlage Dortheavej BIG ○
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2 1
1 2
2
2 1
1 2
2
2. Obergeschoss a
b
a a
b b
2 1 3
Erdgeschoss 2 1
Schnitte, Grundrisse, Maßstab 1:500
3
1 Wohn-/ Kochbereich
2 Zimmer 3 Zugang zu oberen Geschossen a
b
aa
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bb
26 Wohnanlage Dortheavej BIG ○
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Landschaftsarchitektur: Arkitema Ingenieurplanung: ÅF Buildings Denmark Bauherr: Danica Pension Fertigstellung: 2017/2019 Nutzfläche: 29 585 m2; 6000 m2 Parkplätze Nutzung: Wohnen Anzahl Wohneinheiten: ca. 500, davon 150 im Wohnturm Bewohner: ca. 700
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Borgmestervangen 5–31, Nørrebro 🌐nordbro.dk @nordbrodk #nordbro
Arkitema
Hoch hinaus wohnen Nordbro
Die Attraktivität Kopenhagens mit seiner Mischung aus modernen Hochschuleinrichtungen und einer dänisch entspannten Lebensweise lässt die Studentenzahlen jedes Jahr anwachsen. Wohnraum für die junge, gut ausgebildete Generation ist Mangelware, weshalb in den letzten Jahren ganze Quartiere für Studenten und Forscher entwickelt wurden. Eines dieser neu errichteten Ensembles ist das Nordbro-Projekt, bei dem sieben Punkthäuser sowie ein 30-stöckiges Hochhaus Wohnraum für 700 Studierende und Gastwissenschaftler schaffen. Als Gegenmodell zu einer Gated Community war das Hauptmotiv des Entwurfs die Schaffung eines lebendigen, dynamischen Orts, der für die Bewohner und die multikulturelle
295
Nachbarschaft gleichermaßen attraktiv ist und Nørrebro zu einem neuen Hotspot macht. Inspiriert von den charakteristisch schlanken Türmen der Wahrzeichen der Stadt entwickelten die Architekten ein Wohnhochhaus für verschiedene Bedürfnisse. Ob Zwei- oder Drei-ZimmerWohnungen für lose Zweckgemeinschaften und junge Familien oder Studio-Apartments mit Zugang zu einer Gemeinschaftsküche auf der Etage – die einzelnen Wohnungen wurden speziell für Wohngemeinschaften in verschiedenen Lebenssituationen konzipiert. Auf 29 Stockwerken verteilen sich auf diese Weise 150 Wohnungen mit 42–115 Quadratmetern. Auch die flankierenden sechs- bis siebengeschossigen Gebäude wurden als Studentenwohnungen geplant. Bis zu elf Einheiten gruppieren sich auf einer Etage um die Gemeinschaftsflächen. Ein großer Garten steht allen Bewohnern für Outdoor-Aktivitäten zur Verfügung. Das gesamte Ensemble basiert auf der Idee eines öffentlichen Erdgeschosses. Alle Gemeinschaftsflächen, wie die Eingänge, Fahrradabstellplätze, Fitnesseinrichtung und Waschsalons, ein Café sowie ein Mehrzweckraum und ein Lesesaal, sind strategisch so angeordnet, dass eine Durchmischung der Funktionen und Nutzer stattfindet. Auch der Wohnturm öffnet sich zur Stadt, indem eine Aussichtsplattform in der 30. Etage für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. In Anlehnung an das klassische Baumaterial Dänemarks sind die flankierenden Wohngebäude mit rotbraunem Backstein bekleidet, ergänzt durch vorgehängte Balkone aus eloxiertem Aluminium. Der Wohnturm nimmt diesen Farbkanon auf, setzt in der Fassade jedoch auf speziell entworfene eloxierte Aluminiumpaneele, die zusammen mit den Glasflächen ein interessantes Spiel aus Licht und Schatten, Homogenität und Plastizität erzielen.
296 WOHNEN
Lageplan, Maßstab 1:2000
28 Nordbro Arkitema ○
297
298 WOHNEN
1 Wohnen/Essen 2 Kochen 3 Zimmer
Schnitt, Grundriss, Maßstab 1:500
1
3
3
2 a
a
2 3
28 Nordbro Arkitema ○
3
3
1
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Tragwerksplanung, Haustechnik: Cowi Fachplanung: Niras Landschaftsarchitektur: Marianne Levinsen Landskabsarkitekt; Henrik Jørgensen Landskab Kunst am Bau: Aggebo & Henriksen Bauherr: The Tietgenkollegiet Foundation Fertigstellung: 2006 Grundstücksfläche: 13 190 m2 Geschossfläche: 21 880 m2, plus 4635 m2 Keller Wohnfläche: 10 955 m2 Nutzung: Wohnen Bewohner: 390 Anzahl Wohneinheiten: 330 Einheiten mit 1 Zimmer (26–33 m2); 30 Einheiten mit 2 Zimmern (42–48 m2)
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Rued Langgaards Vej 10–18, Ørestad-Nord 🌐tietgenkollegiet.dk @tietgenkollegiet #tietgenkollegiet
Lundgaard & Tranberg Arkitekter
Kollektiv und Individuum Tietgenkollegiet
Das Leben in der Gemeinschaft spielt in Dänemark eine große Rolle. Damit dies funktioniert, muss bei allen Beteiligten ein gemeinsames Verständnis hierfür vorhanden sein, aber die Gebäude und Quartiere müssen für die Bewohner und die Gesellschaft auch attraktiv sein. Ein gutes Beispiel, wie Architektur und Gemeinschaftssinn eine symbiotische Einheit bilden können, ist das Tietgen-Studentenwohnheim in Ørestad-Nord. Umgeben von Universitätsneubauten, Bürogebäuden und Wohnanlagen bricht das Wohnheim in seiner Gestalt und Materialität wohltuend aus der linearen Struktur des Stadtteils aus. Schon im Wettbewerb entstand die Idee eines kreisförmigen Grundrisses, der sowohl im
301
Zusammenspiel mit dem Kontext als auch für die Organisation von Gemeinschaft die perfekte Umsetzung erschien. Das Wohnkonzept basiert auf dem Wechselspiel von Individualität und Gemeinschaft. Eine radiale Struktur bildet das räumliche und konstruktive Rückgrat. Die individuellen Zimmer orientieren sich zum Außenraum, während die Gemeinschaftsbereiche, Flure und Freiräume bzw. Terrassen sich zum zentralen Innenhof als gemeinschaftlich nutzbarem Freiraum wenden. Das Volumen teilt sich in fünf Segmente auf, in denen eine Passage im Erdgeschoss jeweils den Zugang in die vertikalen Erschließungskerne ermöglicht. Im Erdgeschoss lagern sich, durch große Glasflächen gut einsehbar, die öffentlichen Bereiche wie Werkstätten, Waschräume und Postfächer, Arbeits- und Versammlungsräume sowie die Fahrradabstellflächen an. In den sechs Obergeschossen gruppieren sich pro Kreissegment je zwölf Zimmer in variierender Anordnung zu einer Wohngruppe mit Gemeinschaftsflächen. Drei verschiedene Grundtypen ergeben in der Kombination und mit wechselnden Zimmertiefen eine typologische Vielfalt. Den Bewohnern wird die Wahl gelassen zwischen den vom gesamten Wohnheim genutzten Flächen, den Gemeinschaftsflächen der Gruppe sowie dem privaten, individuell nutzbaren Raum. Während die äußere Hülle in ihrer Materialität und der Anordnung der Fenster die Kreisform klar ablesbar macht, lebt die Fassade zum Innenhof von den expressiven Vor- und Rücksprüngen der auskragenden Boxen. Sorgfältig aufeinander abgestimmte Materialwechsel – Sichtbetonflächen, Industrieestrich und Sperrholzverkleidungen – lassen die Räume einfach, aber wohnlich wirken. Eine der Herausforderungen im Planungsprozess war die Entwicklung einer einfachen Gebäudeform, die durch Wiederholung und Variation eine gestalterische Vielfalt erzeugen kann, ohne das Budget zu sprengen. Drei zweigeschossige, bis zu 8 Meter auskragende Boxen, die Küchen-, Gemeinschafts- und Versorgungsflächen enthalten, mussten im ausgeklügelten statischen System aus Ortbeton und Betonfertigteilen abgefangen werden. Die tektonische Herangehensweise im Zusammenspiel zwischen Form, Funktion, Konstruktion und Material gibt dem Studentenwohnheim seinen skulpturalen Ausdruck.
302 WOHNEN
2 1 3
1 4
5 6 8
7
8
9
Lageplan, Maßstab 1:15 000
1 Universität Kopenhagen 2 Metro
3 Universitätsplatz 4 Königlich Dänische Bibliothek
27 Tietgenkollegiet Lundgaard & Tranberg Arkitekter ○
5 Amager- Campus 6 Tietgen-Wohnheim 7 IT-Universität
8 Wohngebäude 9 Dänischer Rundfunk
303
15 15
14 16
Schnitt, Grundriss Erdgeschoss Maßstab 1:1000
1 Haupteingang 2 Rezeption 3 Büro
4 Fahrradabstellraum 5 Werkstatt 6 Küche
16
7 Besprechungsraum 8 Versammlungsraum
9 Musikzimmer 10 Studienzimmer 11 Computer-Café 12 Post/ Waschraum
13 Terrasse 14 Hof 15 Balkon 16 Tiefgarage
13 7 9 6
8
4 7 10
7
7 7 10
4 14 5 7
4 3 5
2 1
9 5 12
304 WOHNEN
11
27 Tietgenkollegiet Lundgaard & Tranberg Arkitekter ○
305
306 WOHNEN
Grundriss 3. Obergeschoss Maßstab 1:1000
1 Gemeinschafts- 2 Gruppen wohnraum küche
3 Balkon
3
2
1 1
2 3
Wohngruppe, Maßstab 1:400
4 Eingangspodest 7 Trockenraum 5 Gemeinschafts- 8 Gruppenwohnküche raum 6 Balkon
9 Zimmertyp a 26 m2 10 Zimmertyp b 29 m2
11 Zimmertyp c 33 m2 12 Zwei-ZimmerApartment
6 6
6 9
10
11 12
7 4
4 5
27 Tietgenkollegiet Lundgaard & Tranberg Arkitekter ○
6
8
307
Architektinnen & Architekten
3XN
Adept
Arkitema
Arup
Kopenhagen/ Stockholm/New York/ Sydney
Struenseegade 15A, 4. DK-2200 København N
Aarhus/Kopenhagen/ Stockholm/Malmö/Oslo
[email protected] adept.dk @adeptarchitects
Ny Carlsberg Vej 120 DK-1799 København
Axel Towers Axeltorv 2k, 3rd floor DK-1609 København V
BIG
C.F. Møller
Cebra
Cobe
Kopenhagen/London/ Barcelona/New York
Aarhus/Kopenhagen/ Aalborg/Oslo/London/ Stockholm/Berlin/ Malmö
Aarhus/Abu Dhabi
Pakhus 54 Orientkaj 4, st. DK-2150 Nordhavn
3XN Copenhagen Kanonbådsvej 8 DK-1437 København K [email protected] 3xn.com @3xnarchitects
Kløverbladsgade 56 DK-2500 Valby [email protected] big.dk @big-builds
310 ANHANG
C.F. Møller Danmark Hillerødgade 30A, 2. sal. DK-2200 København N [email protected] cfmoller.com @cfmoller_architects
[email protected] arup.com info-arkitema@arkitema. @arupgroup dk Arkitema.com @arkitema
Vesterbro Torv 3, 2nd floor DK-8000 Aarhus C [email protected] cebraarchitecture.dk @cebra_architecture
[email protected] cobe.dk @cobearchitects
Dorte Mandrup EFFEKT Arkitekter Vesterbrogade 95A, 5th floor DK-1620 København V
[email protected] dortemandrup.dk @dorte_mandrup
Blågårdsgade 8, 2. sal DK-2200 København N [email protected] effekt.dk @effektarchitects
Gottlieb Paludan Architects Kopenagen/Malmö/ Oslo/Trondheim Orientkaj 4 DK-2150 Nordhavn
JAJA Architects Heimdalsgade 35, 3. – baghuset DK-2200 København N [email protected] ja-ja.dk @jaja_architects
[email protected] gottliebpaludan.com @gottliebpaludan architects
JDS Kopenhagen/Brüssel
JJW Arkitekter
Lundgaard & Tranberg Arkitekter
MVRDV Rotterdam/Shanghai/ Paris/Berlin
JDS Architects Copenhagen Slotsgade 2, 4th Floor DK-2200 København N
Frederiksberg/Malmö Finsensvej 78 DK-2000 Frederiksberg
Pilestræde 10, 3. sal DK-1112 København K
Achterklooster 7 NL-3011 RA Rotterdam
[email protected] jdsa.eu @jdsarchitects
[email protected] jjw.dk @jjwarktiekter
[email protected] ltarkitekter.dk @lundgaardtranberg
[email protected] mvrdv.nl @mvrdv
Nøhr & Sigsgaard Arkitektfirma
OMA
Rambøll Group
Superflex
Slotsgade 2, 3. tv DK-2200 København N [email protected] nsark.dk @nohrogsigsgaard
Rotterdam/Hongkong/ Hannemanns Allé 53 New York/Beijing/Doha/ DK-2300 København S Dubai/Sydney ramboll.com Weena-Zuid 158 @rambollgroup NL-3012 NC, Rotterdam
Nyborggade 13 DK-2100 København Ø [email protected] superflex.net @superflexstudio
[email protected] oma.eu @oma.eu
Sweco Architects
Topotek 1
Urban Agency
Berlin/Zürich
Stockholm/Kopenhagen/Berlin/Helsinki Ørestads Boulevard 41 DK-2300 København S
Topotek 1 Gesellschaft von Landschaftsarchitekten Sophienstraße 18 DE-10178 Berlin
Kopenhagen/ Dublin/Düsseldorf/Lyon
[email protected] sweco.dk @swecodanmark
[email protected] Topotek1.de @topotek1
KØBENHAVN. Urbane Architektur und öffentliche Räume
Glentevej 70A DK-2400 København NV office@urban-agency. com urban-agency.com
Vilhelm Lauritzen Architects Pakhus 48 Sundkaj 153, 1.tv DK-2150 Nordhavn [email protected] vla.dk @vilhelmlauritzenarchitects
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Impressum, Bildnachweis
Herausgeberin: Sandra Hofmeister
Projektleitung: Sandra Leitte
Gestaltung: strobo B M
Autorinnen und Autoren: Eva Herrmann (Projekttexte), Sandra Hofmeister, Jakob Schoof
Mitarbeit: Charlotte Petereit
Zeichnungen: Barbara Kissinger, Emese Köszegi
Interviews: Dorte Mandrup, Kim Herforth Nielsen, Dan Stubbergaard
Papier: Munken Print White 90 g, 1.8f Vol.
unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts.
bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werks oder von Teilen dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich ver gütungspflichtig. Zuwiderhandlungen
Bibliografische Infor mation der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.d-nb.de abrufbar.
Bildnachweis_ Als, Christian, S. 144–145 Baan, Iwan, S. 24, 27, 32 unten, 34–35, 286–287 Bach, Ursula, S. 110 Bolther, Bo, S. 214 By & Havn/Foto: Ole Malling, S. 172 Céline Au détour d’un chemin, S. 13 Mitte Cobe, Sleth, Polyform, Rambøll, S. 6, 16, 90, 140, 234
Cycle Superhighway Bicycle Account 2019, S. 88 Danica Pension, S. 298 Enoch, Pernille, S. 106, 112–113 Eriksen, Line, S. 133 Eskerod, Torben, S. 30– 31, 32 oben, 142–143, 213, 216, 220–221 Heiberg, Martin, S. 82, 283 Hjortshøj, Rasmus – Coast, S. 22–23, 36, 39–46, 50, 52, 54, 57–58,
60, 63–64, 66–68, 72–74, 87, 121, 124–127, 134, 137–139, 148, 151–153, 156–157, 175, 179, 194, 228, 231–233, 236–237, 240–242, 244–246, 248– 250, 253–254, 256–257, 288, 291–293 Hofmeister, Sandra, S. 85 unten Holsegaard, Enok, S. 76, 79, 80 Hufton+Crow, S. 98, 101–102, 104–105 Københavns Stadsarkiv,
S. 168 (Foto: Johannes J. Danielsen), 171 Lindhe, Jens Markus, S. 33, 176 unten, 210, 297, 300, 303, 305–306 Lundberg, Viggo, S. 180 Magasanik, Jan, S. 284 MøllerLøkkegaard, anlaeg-ml.dk, S. 294 Mørk, Adam, S. 146–147, 158, 160–161, 165–166, 184–188, 191, 193, 199, 201–202, 205–206, 208, 222, 226, 258, 261–262, 265
Ossip, S. 225 Ransome, Nicholas, S. 131 Rasmussen, Astrid Maria, S. 94–97, 118 Rasmussen, Daniel, S. 13 oben, 176 oben Room 606 at Radisson Collection Royal Hotel Copenhagen, S. 10–11 Stamer, Laura, S. 266, 269, 270, 272–273, 278 Stange, Ty, S. 280 Sune Berg, Anders, S. 18–19
Supercykelstier, S. 85 oben The City of Copenhagen/ Troels Heien, S. 84 The Copenhagen Metro, S. 71 Tivoli Gardens, S. 92–93 (Foto: Lasse Salling), 114 (Tivoli Marketing), 117 (Foto: Christian Ley) Trood, David, S. 209 Urban Agency, S. 109, 111 Wyon, Kim, S. 13 unten, 20–21, 238–239 ZeBU, S. 81
Zwinge Stehen, Karen, S. 128
ISBN (Print) 978-3-95553-531-5 ISBN (E-Book) 978-3-95553-532-2
ANHANG
Druck und Bindung: Eberl & Kœsel GmbH & Co. KG, DE-Altusried-Krugzell
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Lektorat: Sandra Leitte, Reproduktion: Katrin Pollems-Braunfels Ludwig Media, AT-Zell am See
und durch Auskünfte am Zustandekommen des Buches mitgeholfen Cover: haben, sagt der VerRasmus Hjortshøj – lag aufrichtigen Dank. Coast Sämtliche Zeichnungen in diesem Werk sind Alle Fotos und Zeichnun- eigens angefertigt. Trotz gen OMA und MVRDV: intensiver Bemühun© VG Bild-Kunst, Bonn gen konnten wir einige 2021 Urheber der Abbildungen nicht ermitteln, die Allen, die durch Überlas- Urheberrechte sind aber sung ihrer Bildvorlagen, gewahrt. Wir bitten um durch Erteilung von dementsprechende Reproduktionserlaubnis Nachricht.