Karl von Hase als Kirchenhistoriker 9783161521225, 9783161509568

Karl von Hase (1800-1890) war einer der einflussreichsten Kirchenhistoriker seiner Zeit, der mit seiner liberal-protesta

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German Pages 554 [555] Year 2012

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Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Siglen und Abkürzungen
Einleitung
1. Gegenstand und Zielstellung der Arbeit
2. Perspektiven und Ergebnisse der Forschung
2.1 Übergreifende Arbeiten zu Hases Person und Werk
2.2 Arbeiten zur Kirchenhistoriographie Hases
3. Vorausblick auf den Gang der Untersuchungen
Teil A. Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte
1. Einflüsse auf Hases Verständnis von Kirchengeschichte bis zur Berufung nach Jena (1818–1829)
1.1 Ursprüngliche Selbständigkeit im Umfeld des theologischen Rationalismus: Hases Studium in Leipzig (1818–1821)
1.1.1 Die Leipziger Theologische Fakultät
1.1.2 Hases Studien
1.2 Entwicklungsanreize durch vielfältige Einflüsse: Hases Studium in Erlangen (1821–1822)
1.2.1 Die Erlanger Theologische Fakultät
1.2.2 Hases Studien
1.3 Fortgesetzte theologische Selbstklärung: Akademische Anfänge in Tübingen (1823–1825)
1.4 Ausformung eines eigenen theologischen Standpunkts: Aufenthalte in Dresden und Leipzig (1825–1829)
1.4.1 Die Zeit in Dresden
1.4.2 Erneuter Aufenthalt in Leipzig
1.5 Zusammenfassung
2. Hases wissenschaftliche Laufbahn in Jena seit Antritt seiner Professur (1830–1883)
2.1 Die Berufung nach Jena und die anfängliche Lehrtätigkeit (1829–1831)
2.1.1 Die Hintergründe der Berufung Hases
2.1.2 Der Beginn der Lehrtätigkeit in Jena und die anfänglichen Auseinandersetzungen
2.2 Ausblick auf Hases weitere theologische Laufbahn und Wirksamkeit
Teil B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases
1. Die kirchengeschichtlichen Lehrveranstaltungen
1.1 Vorlesungen als klassische Form des universitären Lehrbetriebes
1.2 Die kirchengeschichtlichen Vorlesungen Hases
1.2.1 Äußere Übersicht
1.2.2 Zahl und Herkunft der Hörerschaft
1.2.2.1 Anzahl der Hörer
1.2.2.2 Herkunft der Hörer
1.3 Hase als Leiter der dogmatisch-historischen Klasse der theologischen Seminare
2. Das Hauptwerk „Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen“ in seinen Auflagen zwischen 1834 und 1886
2.1 Lehrbücher als prägende Hilfsmittel für die universitäre Bildung
2.2 Das kirchengeschichtliche Lehrbuch Hases
2.2.1 Entstehung und Aufbau des Werkes
2.2.2 Überblick über die Auflagen zwischen 1834 und 1886
2.2.3 Besonderheiten und Änderungen in den Auflagen
3. Die späte „Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen“ (1885–1892)
3.1 Das Unternehmen einer Gesamtdarstellung der Kirchengeschichte
3.2 Das kirchengeschichtliche Alterswerk Hases
3.2.1 Plan und Entstehung des Werkes
3.2.2 Gestaltung und Besonderheiten
4. Die kirchengeschichtliche Vortragstätigkeit
4.1 Die freie Vortragstätigkeit als Schnittstelle zur außeruniversitären Öffentlichkeit
4.2 Die außeruniversitäre Vortragstätigkeit Hases
4.2.1 Die lokalen und gesellschaftlichen Kontexte
4.2.2 Überblick über die Vorträge zwischen 1846 und 1875
4.2.3 Inhaltliche und sonstige Besonderheiten
5. Die kleineren kirchengeschichtlichen Publikationen
5.1 Die kleineren Formen der Wissenschaftspublizistik als Ausdruck einer Forscherbiographie
5.2 Die kleineren kirchenhistorischen Beiträge Hases
5.2.1 Die einschlägige Publikationstätigkeit
5.2.2 Übersicht über die zugehörigen Veröffentlichungen
5.2.2.1 Das Problem der Abgrenzung
5.2.2.2 Selbständige kirchengeschichtliche Veröffentlichungen
5.2.2.3 Nichtselbständige kirchengeschichtliche Veröffentlichungen
5.2.3 Die kleineren kirchengeschichtlichen Beiträge und die Orte ihrer Publikation
5.2.4 Besonderheiten und inhaltliche Schwerpunkte
6. Die kirchengeschichtliche Rezensionstätigkeit
6.1 Rezensionen als wertende Form wissenschaftlicher Kommunikation
6.2 Die kirchenhistorische Rezensionstätigkeit Hases
6.2.1 Hase als Rezensent
6.2.2 Übersicht über die veröffentlichten Rezensionen
6.2.3 Die Rezensionen im wissenschaftshistorischen Kontext der Publikationsorgane
6.2.4 Besonderheiten und inhaltliche Schwerpunkte
7. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases in ihrer Bedeutung und ihrem Verhältnis zueinander
Teil C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases
1. Entwicklungstendenzen der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung im 19. Jahrhundert
1.1 Zur Entwicklung des historischen Denkens zwischen Aufklärung und Historismus
1.1.1 Die Geschichtlichkeit der Welt als stetiger Fortschrittsprozess in der späten Aufklärung
1.1.1.1 Die Geschichte als universaler Prozess stetigen Fortschritts
1.1.1.2 Die Verwissenschaftlichung der Geschichtsbetrachtung durch Theoretisierung und Methodisierung
1.1.1.3 Die Dominanz der pragmatischen Erklärung im Schema von Ursache und Wirkung
1.1.2 Das Ende des linearen Fortschrittsdenkens und die Versuche seiner Überwindung im Übergang zum Historismus
1.1.2.1 Die Dekonstruktion des linearen Fortschrittsdenkens der Aufklärung
1.1.2.2 Die Betonung des Eigenrechts des Individuellen bei Herder und in der romantischen Bewegung
1.1.2.3 Katalysatoren des wachsenden Interesses an der Geschichte
1.1.2.4 Neue Versuche philosophischer Durchdringung des Geschichtsprozesses
1.1.3 Der Historismus als dauerhaft umstrittenes Paradigma historischen Denkens
1.1.3.1 Die Emanzipation historischer Erkenntnis von einem vorgeordneten philosophischen Interesse
1.1.3.2 Die fortgesetzte Betonung und Reflexion der Methodik
1.1.3.3 Die Geschichtshermeneutik als dauerhaft diskutiertes Problem
1.2 Die protestantische Kirchengeschichtsschreibung im Horizont der Entwicklung des historischen Denkens
1.2.1 Die pragmatische Kirchengeschichtsschreibung der ausgehenden Aufklärungszeit
1.2.1.1 Verwissenschaftlichung und Steigerung der Erkenntnisleistung als allgemeine Entwicklungstendenzen
1.2.1.2 Tendenzielle Säkularisierung der Geschichtsauffassung als Folge der pragmatischen Methode
1.2.1.3 Dynamisierung des Geschichtsbegriffes und Dominanz der Fortschrittsidee
1.2.1.4 Wandlungen der Darstellungsmethode und Periodisierung
1.2.2 Die Pluralisierung und Positionalisierung der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung als Kennzeichen des 19. Jahrhunderts
1.2.2.1 Grundlagen der Entwicklung
1.2.2.2 Wirkungen der romantischen Bewegung
1.2.2.3 Einflüsse der Hegelschen Geschichtsphilosophie
1.2.2.4 Einwirkungen historistischen Denkens
1.2.2.5 Kirchenpolitisch-konfessionelle Einflussfaktoren
1.2.2.6 Übergreifende Tendenz zur Gesamtdarstellung
2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen
2.1 Die theologisch-philosophische Grundlegung der Kirchengeschichtsschreibung im Rahmen der gesamten theologischen Arbeit Hases
2.1.1 Methodische Vorbemerkung
2.1.2 Das Verständnis von Geschichte als organischer Zusammenhang steten Werdens
2.1.2.1 Die grundlegende Bestimmung von Geschichte als organischer Zusammenhang
2.1.2.2 Geschichte als Darstellung der unendlichen Mannigfaltigkeit individuellen Lebens
2.1.3 Die Religionstheorie und ihre anthropologische Verankerung
2.1.3.1 Der inhärente Widerspruch des Strebens des Menschen nach einem unendlichen Selbst
2.1.3.2 Die Lösung des menschlichen Selbstwiderspruchs durch die als Liebe zu Gott definierte Religion
2.1.3.3 Das postulierte Verhältnis des allgemeinen Religionsbegriffs zur christlichen Religion
2.1.3.4 Zur theologiegeschichtlichen Einordnung der Religionstheorie Hases
2.1.4 Die Kirche als im Werden begriffene Gemeinschaft religiösen Lebens
2.1.4.1 Der christentumstheoretische Zusammenhang der ekklesiologischen Theoriebildung
2.1.4.2 Das von Christus begründete Reich Gottes als idealer Gehalt des Kirchenbegriffs
2.1.4.3 Die unendlich-individuelle Mannigfaltigkeit der Realisierung des Ideals der Kirche
2.1.4.4 Das Deutungspotential des differenzierten Kirchenbegriffs für die gesamte theologische Arbeit Hases
Exkurs: Das Motto des kirchengeschichtlichen Lehrbuchs
2.2 Die Methodik von Hases Kirchengeschichtsschreibung als Konkretion der theologisch-philosophischen Grundlegung
2.2.1 Das Verhältnis der Kirchengeschichtsschreibung zu anderen Bereichen der Historiographie
2.2.1.1 Die Bestimmung des Gegenstandsbereichs durch die theoretische Verhältnisbestimmung von Kirchen- und Weltgeschichte
2.2.1.2 Die praktische Ausweitung der Kirchenhistoriographie durch die Integration kulturhistorischer Anteile
2.2.2 Die dreifache methodische Basis wissenschaftlicher Erkenntnis in der Kirchengeschichte
2.2.2.1 Die Ausmittelung der geschehenen Tatsachen durch kritische Beurteilung der Quellen und ihres Wertes
2.2.2.2 Die pragmatische bzw. genetische Rekonstruktion des Geschehenszusammenhangs
2.2.2.3 Die philosophische bzw. theologische Deutung des rekonstruierten Geschehens in Beziehung zum religiösen Geist
2.2.3 Die Grundlagen der Strukturierung des kirchenhistorischen Stoffs in seiner Mannigfaltigkeit
2.2.3.1 Das sogenannte ‚Repräsentativsystem‘ als spezifische Leitmethode der Auswahl für die Darstellung
2.2.3.2 Die Periodisierung der Kirchengeschichte auf der Grundlage der Protestantismustheorie
2.2.3.3 Die Abweisung der Perspektive stetigen Fortschritts oder Verfalls für die Darstellung
2.2.4 Die Aufgabe der Kirchengeschichtsschreibung als theologischer Teildisziplin
2.2.4.1 Die Kirchengeschichtsschreibung als Selbstbewusstsein der Kirche in ihrer Funktion für die Kirchenleitung
2.2.4.2 Die postulierte Identität von Wissenschaftlichkeit und protestantisch-kirchlichem Standpunkt der Kirchenhistoriographie
3. Vorläufige Einordnung der Kirchengeschichtsschreibung Hases
Teil D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases
1. Beobachtungen zu inhaltlichen Besonderheiten
1.1 ‚Heilige‘ und ‚Propheten‘ als bevorzugte Kategorien zur Deutung religiöser Persönlichkeiten
1.1.1 Die allgemeine Bevorzugung religiöser Persönlichkeiten in der Darstellung
1.1.2 Die Heiligengestalten
1.1.3 Das Prophetentum
1.1.4 Die Bedeutung der Kategorien ‚Heiliger‘ und ‚Prophet‘ für das Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases
1.2 Das wachsende Gewicht der kirchlichen Zeitgeschichte als Spiegel des politischen Interesses Hases
1.2.1 Das biographisch begründete lebenslange Interesse Hases an politischer Parteinahme im Sinne des Liberalismus
1.2.2 Die Tätigkeit Hases als Chronist und Kommentator politischer und kirchenpolitischer Zusammenhänge
1.2.3 Das wachsende Gewicht zeitgeschichtlicher Anteile an seinem kirchengeschichtlichen Hauptwerk
1.3 Die Offenheit für den römischen Katholizismus vor dem Hintergrund der Beziehungen Hases zu Italien
1.3.1 Biographische Faktoren der Beziehung Hases zum römischen Katholizismus
1.3.2 Aspekte des literarischen Umgangs mit dem römischen Katholizismus in Hases Kirchengeschichtsschreibung
1.4 Kulturgeschichtliche Interessen als Folge biographisch-bildungsgeschichtlicher Prägungen und Ausdruck theologischer Liberalität
2. Exemplarische Fallstudie: Hases Darstellung der Reformation
2.1 Überlegungen zur identitätsstiftenden Relevanz der Reformationsgeschichtsschreibung für die protestantische Theologie
2.2 Grundzüge der Darstellung der Reformation durch Hase
2.2.1 Vorbemerkungen
2.2.2 Die Vorgeschichte der Reformation im Spätmittelalter als Symptom ihrer Notwendigkeit
2.2.3 Die differenzierte Bewertung der Persönlichkeiten der Reformatoren in ihrer Beziehung zur Reformation als Epoche
2.2.4 Der Ausgang der Reformation im Altprotestantismus
2.3 Die Deutung der Reformation als notwendige Entwicklungsstufe der christlichen Religion
2.3.1 Das Verhältnis zwischen dem historischen Ereignis der Reformation und dem protestantischen Prinzip
2.3.2 Der Gegensatz von Katholizismus und Protestantismus
2.3.3 Der Neuprotestantismus als Verwirklichung des reformatorischen Impulses
2.3.4 Das Recht der geschichtlichen Entwicklung des Protestantismus
Teil E. Hases Auseinandersetzung mit Kritikern seiner Kirchengeschichtsschreibung
1. Die Grenzen des Pragmatismus: Die Debatte mit Johann Karl Ludwig Gieseler als Markstein der kirchenhistorischen Anfänge Hases
1.1 Johann Karl Ludwig Gieseler als Vertreter einer pragmatischen Kirchengeschichtsschreibung der Spätaufklärung
1.2 Der Ablauf des Konflikts zwischen Hase und Gieseler um kirchengeschichtliche Grundsatzfragen
1.2.1 Der Auftakt: Die Beurteilung Gieselers in Hases „Lehrbuch der Kirchengeschichte“ (1834) und Hases Brief an Gieseler
1.2.2 Der Angriff: Gieselers Rezension (1835) des „Lehrbuchs der Kirchengeschichte“ von Hase
1.2.3 Die Reaktion: Hases „Streitschrift“ (1836) als Antwort
1.3 Wirkungen der Debatte auf Hases Selbstverständnis
1.3.1 Etablierung und Präzisierung der eigenen kirchenhistorischen Konzeption
1.3.2 Darlegung des Verhältnisses zu Gieseler in abschließenden Urteilen
2. Das rechte Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem: Die Auseinandersetzung mit Ferdinand Christian Baur als Konflikt des etablierten Hase
2.1 Ferdinand Christian Baur als Geschichtstheologe und Kirchenhistoriker im Gefolge des deutschen Idealismus
2.2 Der Ablauf des Konflikts zwischen Hase und Baur um kirchengeschichtliche Grundsatzfragen
2.2.1 Implizite Distanzierung: Anfängliche Äußerungen Hases gegen Baur und verwandte Theologen
2.2.2 Explikation der Differenz: Baurs Kritik an Hases Kirchengeschichtsschreibung in den „Epochen der kirchlichen Geschichtschreibung“ (1852)
2.2.3 Fortgesetzter Disput: Hases Sendschreiben und die Antwort Baurs (1855)
2.3 Wirkungen der Debatte auf Hases Selbstverständnis
2.3.1 Abgrenzung der kirchenhistorischen Konzeption gegen eine Geschichtsschreibung im Banne der Philosophie Hegels
2.3.2 Die kontinuierlich abnehmende Relevanz der Frontstellung gegen Baur und die Historisierung des Konflikts
3. Das Ärgernis liberalprotestantischer Geschichtsschreibung: Der Streit mit Ludwig Friedrich Wilhelm Hoffmann als später Konflikt
Teil F. Die Rezeption von Hases Kirchengeschichtsschreibung
1. Die wissenschaftlich-universitäre Rezeption von Hases kirchengeschichtlicher Arbeit
1.1 Von der Abwehr zur Anerkennung: Die Bewertung des aufstrebenden Theologen Hase durch die Vertreter des ausgehenden Rationalismus
1.2 Zwischen begeisterter Zustimmung und distanzierter Akzeptanz: Die Rezeption Hases in Strömungen der protestantischen Theologie um die Mitte des Jahrhunderts
1.2.1 Herold der freien historischen Forschung: Hase in der liberalen Theologie
1.2.2 Darstellungskünstler ohne ausreichende philosophische Basis: Hase im Urteil der Hegelschule
1.2.3 Erfolgreicher Polemiker mit mangelnder konfessioneller Verankerung: Hase in der Sicht konservativ-konfessioneller Theologie
1.3 Verklärte Rückschau: Hase im Blick der protestantischen Richtungen der Jahrhundertwende
1.4 Kommunikable Theologie: Facetten von Hases Bild in außertheologischen Wissenschaften
2. Die Aufnahme des Kirchenhistorikers Hases im Kontext der protestantischen Kirche
2.1 Prägender Lehrer: Die Nachwirkung der Lehrtätigkeit Hases in der Pfarrerschaft
2.2 Hilfe zum selbständigen Urteil: Verständliche Lektüre für Laien
2.3 Umstrittene Leitfigur: Hase im Widerspiel kirchenpolitischer Strömungen
2.4 Profilierter Vertreter des Protestantismus: Hase als Orientierungspunkt konfessioneller Abgrenzung
3. Die Beurteilung Hases und seiner Kirchengeschichte im gebildeten Bürgertum
3.1 Die Gabe anschaulicher Darstellung: Hases Kirchengeschichte im bildungsbürgerlichen Gespräch
3.2 Nestor der Kirchengeschichtsschreibung seines Jahrhunderts: Konzentrierte Erinnerungen an Hase und seine Arbeiten
4. Die Nachrufe auf Hase
Schlussbetrachtung: Hase als Kirchenhistoriker
1. Der theologiehistorische Ort des Kirchenhistorikers Hase
2. Charakteristika der Kirchenhistoriographie Hases
3. Ausblick
Anhänge
1. Statistik über die Hörerschaft der kirchengeschichtlichen Vorlesungen Hases
2. Übersicht über die Stoffverteilung in den verschiedenen Auflagen des kirchengeschichtlichen Lehrbuchs
Verzeichnis der Quellen und der Literatur
1. Quellen
1.1 Ungedruckte Quellen
1.1.1 Ungedruckte Briefe Hases
1.1.2 Ungedruckte Briefe an Hase
1.1.3 Sonstige ungedruckte Quellen
1.2 Bibliographie der gedruckten Schriften Hases
1.2.1 Publikationen zu Lebzeiten
1.2.2 Herausgebertätigkeit
1.2.3 Posthume Veröffentlichungen
1.2.4 Übersetzungen in fremde Sprachen
1.2.5 Gedruckte Korrespondenz
2. Sekundärliteratur
2.1 Bibliographie der zeitgenössischen Artikel und Rezensionen zu Hase
2.1.1 Aufstellung der berücksichtigten Zeitungen und Zeitschriften
2.1.2 Bibliographie
2.2 Sonstige Sekundärliteratur
Register
1. Personen
2. Orte
3. Institutionen und Periodika
4. Sachen
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Beiträge zur historischen Theologie Herausgegeben von

Albrecht Beutel

167

Magdalena Herbst

Karl von Hase als Kirchenhistoriker Perspektiven eines europäischen

Mohr Siebeck

Magdalena Herbst, geboren 1980; Studium der Evangelischen Theologie in Leipzig, Göttingen und Jena; Promotionsstudium in Jena; seit 2009 Vikarin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland; 2010 Promotion; 2011 Promotionspreis der Universität Jena.

e-ISBN 978-3-16-152122-5 ISBN 978-3-16-150956-8 ISSN 0340-6741 (Beiträge zur historischen Theologie) Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2012 Mohr Siebeck Tübingen. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde von Gulde-Druck in Tübingen auf alterungsbeständiges Werkdruckpapier gedruckt und von der Großbuchbinderei Spinner in Ottersweier gebunden.

Meinen Eltern

Vorwort Vorwort Die vorliegende Untersuchung wurde im Februar 2010 von der Theologischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena als Dissertation angenommen und für den Druck leicht überarbeitet. Ich freue mich sehr, dass die Arbeit nun erscheint. Mit dieser Freude verbunden ist vielfältiger Dank. Herr Professor Dr. Volker Leppin hat mich zu dieser Arbeit ermutigt und ihre Entstehung mit großem Interesse, viel hilfreicher Anregung und konstruktiver Kritik begleitet. Für die umfassende Unterstützung und Förderung sowie für die Erstellung des Erstgutachtens danke ich ihm sehr. Herrn Professor Dr. Ernst Koch danke ich für die Übernahme des Zweitgutachtens im Rahmen des Promotionsverfahrens. Herrn Professor Dr. Albrecht Beutel als Herausgeber der „Beiträge zur historischen Theologie“ sei für die Aufnahme meiner Arbeit in die Reihe gedankt. Herrn Dr. Henning Ziebritzki und Frau Jana Trispel danke ich für die freundliche verlegerische Betreuung. Vorliegende Arbeit hätte nicht ohne die Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einiger Archive geschrieben werden können. Stellvertretend und besonders danke ich Herrn PD Dr. Joachim Bauer und Frau Margit Hartlepp vom Universitätsarchiv Jena sowie Frau Dr. Katja Deinhardt vom Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar. Dankbar denke ich an die anregenden Diskussionen im Doktorandenkolloquium von Herrn Professor Dr. Volker Leppin. Den Herren Tobias Kirchhof, Dr. Erik Lommatzsch, Markus Bleeke, Dr. Stefan Michel, Michael Kropff, besonders aber Herrn Dr. Johannes Wischmeyer danke ich für hilfreiche Hinweise und kritische Lektüre der Arbeit. Meine Schwestern Johanna Schulz und Dorothea Rosenberger haben mich dankenswerterweise bei der gelegentlich schwierigen Literaturbeschaffung unterstützt. Ein Stipendium der Graduiertenförderung des Freistaats Thüringen sowie ein Promotionsabschlussstipendium der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben mir die Arbeit an dieser Untersuchung ermöglicht. Dafür danke ich an dieser Stelle sehr. Besonders herzlich aber danke ich meinem lieben Mann Christoph, ohne dessen Zuspruch und Unterstützung ich diese Arbeit nicht hätte schreiben können.

VIII

Vorwort

Meine Eltern haben mich auch durch die Zeit des Studiums und der Arbeit an meiner Dissertation mit Liebe und Anteilnahme begleitet und unterstützt. Ihnen widme ich dieses Buch in Dankbarkeit.

Dobitschen bei Altenburg, in der Osterzeit 2012

Magdalena Herbst

Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Vorwort..............................................................................................VII Siglen und Abkürzungen ................................................................... XIX

Einleitung ............................................................................................. 1 1. Gegenstand und Zielstellung der Arbeit............................................... 2 2. Perspektiven und Ergebnisse der Forschung.........................................3 2.1 Übergreifende Arbeiten zu Hases Person und Werk ....................... 4 2.2 Arbeiten zur Kirchenhistoriographie Hases .................................... 9 3. Vorausblick auf den Gang der Untersuchungen ................................. 13

Teil A. Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte................................................................... 15 1. Einflüsse auf Hases Verständnis von Kirchengeschichte bis zur Berufung nach Jena (1818–1829) ...................................................... 15 1.1 Ursprüngliche Selbständigkeit im Umfeld des theologischen Rationalismus: Hases Studium in Leipzig (1818–1821) ................. 16 1.1.1 Die Leipziger Theologische Fakultät ............................................ 16 1.1.2 Hases Studien ........................................................................ 18 1.2 Entwicklungsanreize durch vielfältige Einflüsse: Hases Studium in Erlangen (1821–1822) ............................................................ 25 1.2.1 Die Erlanger Theologische Fakultät ............................................. 25 1.2.2 Hases Studien ........................................................................ 27 1.3 Fortgesetzte theologische Selbstklärung: Akademische Anfänge in Tübingen (1823–1825).............................................. 35 1.4 Ausformung eines eigenen theologischen Standpunkts: Aufenthalte in Dresden und Leipzig (1825–1829)......................... 39 1.4.1 Die Zeit in Dresden ................................................................ 39 1.4.2 Erneuter Aufenthalt in Leipzig .................................................... 41 1.5 Zusammenfassung ...................................................................... 51

X

Inhaltsverzeichnis

2. Hases wissenschaftliche Laufbahn in Jena seit Antritt seiner Professur (1830–1883) ...................................................................... 52 2.1 Die Berufung nach Jena und die anfängliche Lehrtätigkeit (1829–1831)........................................................... 53 2.1.1 Die Hintergründe der Berufung Hases .......................................... 53 2.1.2 Der Beginn der Lehrtätigkeit in Jena und die anfänglichen Auseinandersetzungen .............................................. 56

2.2 Ausblick auf Hases weitere theologische Laufbahn und Wirksamkeit........................................................................ 64

Teil B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases .................... 70 1. Die kirchengeschichtlichen Lehrveranstaltungen ................................ 71 1.1 Vorlesungen als klassische Form des universitären Lehrbetriebes ......................................................... 71 1.2 Die kirchengeschichtlichen Vorlesungen Hases ............................ 72 1.2.1 Äußere Übersicht ................................................................... 72 1.2.2 Zahl und Herkunft der Hörerschaft .............................................. 77 1.2.2.1 Anzahl der Hörer .......................................................... 78 1.2.2.2 Herkunft der Hörer ....................................................... 81 1.3 Hase als Leiter der dogmatisch-historischen Klasse der theologischen Seminare ........................................................ 84 2. Das Hauptwerk „Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen“ in seinen Auflagen zwischen 1834 und 1886................. 89 2.1 Lehrbücher als prägende Hilfsmittel für die universitäre Bildung ................................................................... 90 2.2 Das kirchengeschichtliche Lehrbuch Hases .................................. 92 2.2.1 Entstehung und Aufbau des Werkes ............................................. 92 2.2.2 Überblick über die Auflagen zwischen 1834 und 1886 ...................... 96 2.2.3 Besonderheiten und Änderungen in den Auflagen ............................ 98 3. Die späte „Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen“ (1885–1892) ............................................................. 100 3.1 Das Unternehmen einer Gesamtdarstellung der Kirchengeschichte .............................................................. 101 3.2 Das kirchengeschichtliche Alterswerk Hases............................... 102 3.2.1 Plan und Entstehung des Werkes ............................................... 102 3.2.2 Gestaltung und Besonderheiten ................................................. 105 4. Die kirchengeschichtliche Vortragstätigkeit ..................................... 106 4.1 Die freie Vortragstätigkeit als Schnittstelle zur außeruniversitären Öffentlichkeit .............................................. 106

Inhaltsverzeichnis

XI

4.2 Die außeruniversitäre Vortragstätigkeit Hases............................. 107 4.2.1 Die lokalen und gesellschaftlichen Kontexte ................................. 107 4.2.2 Überblick über die Vorträge zwischen 1846 und 1875 ..................... 114 4.2.3 Inhaltliche und sonstige Besonderheiten ...................................... 117 5. Die kleineren kirchengeschichtlichen Publikationen......................... 121 5.1 Die kleineren Formen der Wissenschaftspublizistik als Ausdruck einer Forscherbiographie ........................................... 121 5.2 Die kleineren kirchenhistorischen Beiträge Hases....................... 122 5.2.1 Die einschlägige Publikationstätigkeit ......................................... 122 5.2.2 Übersicht über die zugehörigen Veröffentlichungen ....................... 124 5.2.2.1 Das Problem der Abgrenzung ......................................... 124 5.2.2.2 Selbständige kirchengeschichtliche Veröffentlichungen .......... 125 5.2.2.3 Nichtselbständige kirchengeschichtliche Veröffentlichungen ...................................................... 128 5.2.3 Die kleineren kirchengeschichtlichen Beiträge und die Orte ihrer Publikation ....................................................... 128 5.2.4 Besonderheiten und inhaltliche Schwerpunkte .............................. 146

6. Die kirchengeschichtliche Rezensionstätigkeit ................................. 147 6.1 Rezensionen als wertende Form wissenschaftlicher Kommunikation....................................................................... 147 6.2 Die kirchenhistorische Rezensionstätigkeit Hases ....................... 149 6.2.1 Hase als Rezensent ................................................................ 149 6.2.2 Übersicht über die veröffentlichten Rezensionen ........................... 150 6.2.3 Die Rezensionen im wissenschaftshistorischen Kontext der Publikationsorgane ........................................................... 152 6.2.4 Besonderheiten und inhaltliche Schwerpunkte .............................. 161

7. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases in ihrer Bedeutung und ihrem Verhältnis zueinander ................................... 165

Teil C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases ....................................................... 167 1. Entwicklungstendenzen der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung im 19. Jahrhundert ............................. 167 1.1 Zur Entwicklung des historischen Denkens zwischen Aufklärung und Historismus ..................................................... 168

XII

Inhaltsverzeichnis 1.1.1 Die Geschichtlichkeit der Welt als stetiger Fortschrittsprozess in der späten Aufklärung ............................................................ 169 1.1.1.1 Die Geschichte als universaler Prozess stetigen Fortschritts ...... 169 1.1.1.2 Die Verwissenschaftlichung der Geschichtsbetrachtung durch Theoretisierung und Methodisierung ........................ 171 1.1.1.3 Die Dominanz der pragmatischen Erklärung im Schema von Ursache und Wirkung............................................. 173 1.1.2 Das Ende des linearen Fortschrittsdenkens und die Versuche seiner Überwindung im Übergang zum Historismus ....................... 175 1.1.2.1 Die Dekonstruktion des linearen Fortschrittsdenkens der Aufklärung ........................................................... 175 1.1.2.2 Die Betonung des Eigenrechts des Individuellen bei Herder und in der romantischen Bewegung ........................ 175 1.1.2.3 Katalysatoren des wachsenden Interesses an der Geschichte ........................................................ 177 1.1.2.4 Neue Versuche philosophischer Durchdringung des Geschichtsprozesses ................................................. 179 1.1.3 Der Historismus als dauerhaft umstrittenes Paradigma historischen Denkens ............................................................. 180 1.1.3.1 Die Emanzipation historischer Erkenntnis von einem vorgeordneten philosophischen Interesse ........................... 181 1.1.3.2 Die fortgesetzte Betonung und Reflexion der Methodik ........ 183 1.1.3.3 Die Geschichtshermeneutik als dauerhaft diskutiertes Problem .................................................... 185

1.2 Die protestantische Kirchengeschichtsschreibung im Horizont der Entwicklung des historischen Denkens.................. 187 1.2.1 Die pragmatische Kirchengeschichtsschreibung der ausgehenden Aufklärungszeit .................................................... 188 1.2.1.1 Verwissenschaftlichung und Steigerung der Erkenntnisleistung als allgemeine Entwicklungstendenzen ....... 188 1.2.1.2 Tendenzielle Säkularisierung der Geschichtsauffassung als Folge der pragmatischen Methode ................................... 189 1.2.1.3 Dynamisierung des Geschichtsbegriffes und Dominanz der Fortschrittsidee ...................................................... 191 1.2.1.4 Wandlungen der Darstellungsmethode und Periodisierung ...... 192 1.2.2 Die Pluralisierung und Positionalisierung der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung als Kennzeichen des 19. Jahrhunderts ..... 193 1.2.2.1 Grundlagen der Entwicklung .......................................... 194 1.2.2.2 Wirkungen der romantischen Bewegung ........................... 195 1.2.2.3 Einflüsse der Hegelschen Geschichtsphilosophie ................... 195 1.2.2.4 Einwirkungen historistischen Denkens .............................. 196 1.2.2.5 Kirchenpolitisch-konfessionelle Einflussfaktoren .................. 196 1.2.2.6 Übergreifende Tendenz zur Gesamtdarstellung .................... 197

Inhaltsverzeichnis

XIII

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen................. 198 2.1 Die theologisch-philosophische Grundlegung der Kirchengeschichtsschreibung im Rahmen der gesamten theologischen Arbeit Hases ....................................................... 198 2.1.1 Methodische Vorbemerkung .................................................... 198 2.1.2 Das Verständnis von Geschichte als organischer Zusammenhang steten Werdens..................................................................... 200 2.1.2.1 Die grundlegende Bestimmung von Geschichte als organischer Zusammenhang ........................................... 200 2.1.2.2 Geschichte als Darstellung der unendlichen Mannigfaltigkeit individuellen Lebens ............................... 205 2.1.3 Die Religionstheorie und ihre anthropologische Verankerung ........... 207 2.1.3.1 Der inhärente Widerspruch des Strebens des Menschen nach einem unendlichen Selbst ....................................... 208 2.1.3.2 Die Lösung des menschlichen Selbstwiderspruchs durch die als Liebe zu Gott definierte Religion ............................ 209 2.1.3.3 Das postulierte Verhältnis des allgemeinen Religionsbegriffs zur christlichen Religion ......................... 210 2.1.3.4 Zur theologiegeschichtlichen Einordnung der Religionstheorie Hases ................................................. 210 2.1.4 Die Kirche als im Werden begriffene Gemeinschaft religiösen Lebens .................................................................. 211 2.1.4.1 Der christentumstheoretische Zusammenhang der ekklesiologischen Theoriebildung .................................... 211 2.1.4.2 Das von Christus begründete Reich Gottes als idealer Gehalt des Kirchenbegriffs ............................................. 214 2.1.4.3 Die unendlich-individuelle Mannigfaltigkeit der Realisierung des Ideals der Kirche .................................... 217 2.1.4.4 Das Deutungspotential des differenzierten Kirchenbegriffs für die gesamte theologische Arbeit Hases .......................... 222 Exkurs: Das Motto des kirchengeschichtlichen Lehrbuchs ........................ 222

2.2 Die Methodik von Hases Kirchengeschichtsschreibung als Konkretion der theologisch-philosophischen Grundlegung......... 225 2.2.1 Das Verhältnis der Kirchengeschichtsschreibung zu anderen Bereichen der Historiographie .................................................. 225 2.2.1.1 Die Bestimmung des Gegenstandsbereichs durch die theoretische Verhältnisbestimmung von Kirchen- und Weltgeschichte ........................................................... 225 2.2.1.2 Die praktische Ausweitung der Kirchenhistoriographie durch die Integration kulturhistorischer Anteile ................... 227 2.2.2 Die dreifache methodische Basis wissenschaftlicher Erkenntnis in der Kirchengeschichte......................................................... 228 2.2.2.1 Die Ausmittelung der geschehenen Tatsachen durch kritische Beurteilung der Quellen und ihres Wertes .............. 229

XIV

Inhaltsverzeichnis 2.2.2.2 Die pragmatische bzw. genetische Rekonstruktion des Geschehenszusammenhangs ............................................ 231 2.2.2.3 Die philosophische bzw. theologische Deutung des rekonstruierten Geschehens in Beziehung zum religiösen Geist ........................................................... 232 2.2.3 Die Grundlagen der Strukturierung des kirchenhistorischen Stoffs in seiner Mannigfaltigkeit ........................................................ 236 2.2.3.1 Das sogenannte ‚Repräsentativsystem‘ als spezifische Leitmethode der Auswahl für die Darstellung ...................... 237 2.2.3.2 Die Periodisierung der Kirchengeschichte auf der Grundlage der Protestantismustheorie ............................... 242 2.2.3.3 Die Abweisung der Perspektive stetigen Fortschritts oder Verfalls für die Darstellung ............................................. 246 2.2.4 Die Aufgabe der Kirchengeschichtsschreibung als theologischer Teildisziplin ....................................................... 247 2.2.4.1 Die Kirchengeschichtsschreibung als Selbstbewusstsein der Kirche in ihrer Funktion für die Kirchenleitung .............. 248 2.2.4.2 Die postulierte Identität von Wissenschaftlichkeit und protestantisch-kirchlichem Standpunkt der Kirchenhistoriographie ................................................. 249

3. Vorläufige Einordnung der Kirchengeschichtsschreibung Hases ........ 252

Teil D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases ............................................... 255 1. Beobachtungen zu inhaltlichen Besonderheiten ............................... 256 1.1 ‚Heilige‘ und ‚Propheten‘ als bevorzugte Kategorien zur Deutung religiöser Persönlichkeiten .......................................... 256 1.1.1 Die allgemeine Bevorzugung religiöser Persönlichkeiten in der Darstellung ............................................................................ 256 1.1.2 Die Heiligengestalten ....................................................................... 257 1.1.3 Das Prophetentum ........................................................................... 260 1.1.4 Die Bedeutung der Kategorien ‚Heiliger‘ und ‚Prophet‘ für das Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases ............................... 263

1.2 Das wachsende Gewicht der kirchlichen Zeitgeschichte als Spiegel des politischen Interesses Hases...................................... 263 1.2.1 Das biographisch begründete lebenslange Interesse Hases an politischer Parteinahme im Sinne des Liberalismus .............................. 264 1.2.2 Die Tätigkeit Hases als Chronist und Kommentator politischer und kirchenpolitischer Zusammenhänge ............................................ 267 1.2.3 Das wachsende Gewicht zeitgeschichtlicher Anteile an seinem kirchengeschichtlichen Hauptwerk .................................................... 269

Inhaltsverzeichnis

XV

1.3 Die Offenheit für den römischen Katholizismus vor dem Hintergrund der Beziehungen Hases zu Italien........................... 270 1.3.1 Biographische Faktoren der Beziehung Hases zum römischen Katholizismus .................................................................. 271 1.3.2 Aspekte des literarischen Umgangs mit dem römischen Katholizismus in Hases Kirchengeschichtsschreibung........................... 272

1.4 Kulturgeschichtliche Interessen als Folge biographischbildungsgeschichtlicher Prägungen und Ausdruck theologischer Liberalität............................................................ 276 2. Exemplarische Fallstudie: Hases Darstellung der Reformation........... 280 2.1 Überlegungen zur identitätsstiftenden Relevanz der Reformationsgeschichtsschreibung für die protestantische Theologie ......................................................... 280 2.2 Grundzüge der Darstellung der Reformation durch Hase ........... 285 2.2.1 Vorbemerkungen ............................................................................. 285 2.2.2 Die Vorgeschichte der Reformation im Spätmittelalter als Symptom ihrer Notwendigkeit.......................................................... 287 2.2.3 Die differenzierte Bewertung der Persönlichkeiten der Reformatoren in ihrer Beziehung zur Reformation als Epoche ............ 289 2.2.4 Der Ausgang der Reformation im Altprotestantismus .......................... 294

2.3 Die Deutung der Reformation als notwendige Entwicklungsstufe der christlichen Religion .............................. 295 2.3.1 Das Verhältnis zwischen dem historischen Ereignis der Reformation und dem protestantischen Prinzip .................................. 296 2.3.2 Der Gegensatz von Katholizismus und Protestantismus........................ 298 2.3.3 Der Neuprotestantismus als Verwirklichung des reformatorischen Impulses ................................................................ 304 2.3.4 Das Recht der geschichtlichen Entwicklung des Protestantismus .......... 308

Teil E. Hases Auseinandersetzung mit Kritikern seiner Kirchengeschichtsschreibung ...................................................... 310 1. Die Grenzen des Pragmatismus: Die Debatte mit Johann Karl Ludwig Gieseler als Markstein der kirchenhistorischen Anfänge Hases ............................................................................... 311 1.1 Johann Karl Ludwig Gieseler als Vertreter einer pragmatischen Kirchengeschichtsschreibung der Spätaufklärung.................................................................... 311

XVI

Inhaltsverzeichnis

1.2 Der Ablauf des Konflikts zwischen Hase und Gieseler um kirchengeschichtliche Grundsatzfragen ...................................... 313 1.2.1 Der Auftakt: Die Beurteilung Gieselers in Hases „Lehrbuch der Kirchengeschichte“ (1834) und Hases Brief an Gieseler ................... 313 1.2.2 Der Angriff: Gieselers Rezension (1835) des „Lehrbuchs der Kirchengeschichte“ von Hase ................................................... 315 1.2.3 Die Reaktion: Hases „Streitschrift“ (1836) als Antwort .................... 318

1.3 Wirkungen der Debatte auf Hases Selbstverständnis ................... 321 1.3.1 Etablierung und Präzisierung der eigenen kirchenhistorischen Konzeption ................................................ 321 1.3.2 Darlegung des Verhältnisses zu Gieseler in abschließenden Urteilen ......................................................... 321

2. Das rechte Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem: Die Auseinandersetzung mit Ferdinand Christian Baur als Konflikt des etablierten Hase........................................................................ 323 2.1 Ferdinand Christian Baur als Geschichtstheologe und Kirchenhistoriker im Gefolge des deutschen Idealismus .............. 323 2.2 Der Ablauf des Konflikts zwischen Hase und Baur um kirchengeschichtliche Grundsatzfragen ...................................... 326 2.2.1 Implizite Distanzierung: Anfängliche Äußerungen Hases gegen Baur und verwandte Theologen ................................................ 327 2.2.2 Explikation der Differenz: Baurs Kritik an Hases Kirchengeschichtsschreibung in den „Epochen der kirchlichen Geschichtschreibung“ (1852).................................................... 328 2.2.3 Fortgesetzter Disput: Hases Sendschreiben und die Antwort Baurs (1855) ........................................................ 330

2.3 Wirkungen der Debatte auf Hases Selbstverständnis ................... 337 2.3.1 Abgrenzung der kirchenhistorischen Konzeption gegen eine Geschichtsschreibung im Banne der Philosophie Hegels ................... 337 2.3.2 Die kontinuierlich abnehmende Relevanz der Frontstellung gegen Baur und die Historisierung des Konflikts ............................ 338

3. Das Ärgernis liberalprotestantischer Geschichtsschreibung: Der Streit mit Ludwig Friedrich Wilhelm Hoffmann als später Konflikt ... 342

Teil F. Die Rezeption von Hases Kirchengeschichtsschreibung .......... 346 1. Die wissenschaftlich-universitäre Rezeption von Hases kirchengeschichtlicher Arbeit.......................................................... 349 1.1 Von der Abwehr zur Anerkennung: Die Bewertung des aufstrebenden Theologen Hase durch die Vertreter des ausgehenden Rationalismus ...................................................... 350

Inhaltsverzeichnis

XVII

1.2 Zwischen begeisterter Zustimmung und distanzierter Akzeptanz: Die Rezeption Hases in Strömungen der protestantischen Theologie um die Mitte des Jahrhunderts ......... 354 1.2.1 Herold der freien historischen Forschung: Hase in der liberalen Theologie .......................................................... 355 1.2.2 Darstellungskünstler ohne ausreichende philosophische Basis: Hase im Urteil der Hegelschule ................................................ 359 1.2.3 Erfolgreicher Polemiker mit mangelnder konfessioneller Verankerung: Hase in der Sicht konservativ-konfessioneller Theologie ........................................................................... 361

1.3 Verklärte Rückschau: Hase im Blick der protestantischen Richtungen der Jahrhundertwende............................................ 367 1.4 Kommunikable Theologie: Facetten von Hases Bild in außertheologischen Wissenschaften ........................................... 373 2. Die Aufnahme des Kirchenhistorikers Hases im Kontext der protestantischen Kirche .................................................................. 375 2.1 Prägender Lehrer: Die Nachwirkung der Lehrtätigkeit Hases in der Pfarrerschaft ................................................................... 376 2.2 Hilfe zum selbständigen Urteil: Verständliche Lektüre für Laien.................................................................................. 381 2.3 Umstrittene Leitfigur: Hase im Widerspiel kirchenpolitischer Strömungen.................................................. 382 2.4 Profilierter Vertreter des Protestantismus: Hase als Orientierungspunkt konfessioneller Abgrenzung ........................ 385 3. Die Beurteilung Hases und seiner Kirchengeschichte im gebildeten Bürgertum..................................................................... 386 3.1 Die Gabe anschaulicher Darstellung: Hases Kirchengeschichte im bildungsbürgerlichen Gespräch................. 389 3.2 Nestor der Kirchengeschichtsschreibung seines Jahrhunderts: Konzentrierte Erinnerungen an Hase und seine Arbeiten............ 397 4. Die Nachrufe auf Hase ................................................................... 400

Schlussbetrachtung: Hase als Kirchenhistoriker .................................. 404 1. Der theologiehistorische Ort des Kirchenhistorikers Hase ................. 405 2. Charakteristika der Kirchenhistoriographie Hases ............................. 408 3. Ausblick......................................................................................... 412

XVIII

Inhaltsverzeichnis

Anhänge ........................................................................................... 413 1. Statistik über die Hörerschaft der kirchengeschichtlichen Vorlesungen Hases ......................................................................... 413 2. Übersicht über die Stoffverteilung in den verschiedenen Auflagen des kirchengeschichtlichen Lehrbuchs ............................... 415

Verzeichnis der Quellen und der Literatur ........................................ 417 1. Quellen ......................................................................................... 417 1.1 Ungedruckte Quellen............................................................... 417 1.1.1 Ungedruckte Briefe Hases ....................................................... 417 1.1.2 Ungedruckte Briefe an Hase .................................................... 424 1.1.3 Sonstige ungedruckte Quellen .................................................. 425 1.2 Bibliographie der gedruckten Schriften Hases ............................ 426 1.2.1 Publikationen zu Lebzeiten ...................................................... 427 1.2.2 Herausgebertätigkeit .............................................................. 443 1.2.3 Posthume Veröffentlichungen .................................................. 443 1.2.4 Übersetzungen in fremde Sprachen ............................................ 446 1.2.5 Gedruckte Korrespondenz ....................................................... 448 2. Sekundärliteratur............................................................................ 460 2.1 Bibliographie der zeitgenössischen Artikel und Rezensionen zu Hase ................................................................................... 460 2.1.1 Aufstellung der berücksichtigten Zeitungen und Zeitschriften ........... 460 2.1.2 Bibliographie ....................................................................... 462 2.2 Sonstige Sekundärliteratur ........................................................ 473

Register 1. Personen ........................................................................................ 511 2. Orte .............................................................................................. 524 3. Institutionen und Periodika............................................................. 526 4. Sachen ........................................................................................... 529

Siglen und Abkürzungen Siglen und Abkürzungen ARL AZ(M) AZChK BHU BJK BLU DLA DMZ DRLG GSA GW HA HAB HHI HJWK HKJL JALZ JLU JLZ JWKr JZ KMs KPB KSVC KZ(S) LB LLZ LRDAL NJALZ NSKB NTAn PrFb RA RDtL RhBl SBPK SKSB SStA StA

Allgemeines Repertorium der neuesten in- und ausländischen Literatur Allgemeine Zeitung (München) Allgemeine Zeitung für Christenthum und Kirche Bibliothek der Humboldt-Universität Biblioteka Jagiellonska Kraków Blätter für literarische Unterhaltung: Literarisches Conversations-Blatt Deutsches Literaturarchiv Deutsches Museum: Zeitschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben Deutsche Revue über das gesammte nationale Leben der Gegenwart Goethe- und Schiller-Archiv Gesammelte Werke Handschriftenabteilung Herzog-August-Bibliothek Heinrich-Heine-Institut Hallische Jahrbücher für deutsche Wissenschaft und Kunst Hermes, oder kritisches Jahrbuch der Literatur Jenaische Allgemeine Literaturzeitung Justus-Liebig-Universität Jenaer Literaturzeitung Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik Jenaische Zeitung Kirchliche Monatsschrift Kritische Prediger-Bibliothek Kunstsammlungen der Veste Coburg Kirchliche Zeitschrift (Schwerin) Landesbibliothek Leipziger Literaturzeitung Leipziger Repertorium der deutschen und ausländischen Literatur Neue Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung Neues sächsisches Kirchenblatt Neueste theologische Annalen Protestantische Flugblätter Rohlfs-Archiv Repertorium der gesammten deutschen Literatur Rheinische Blätter für Erziehung und Unterricht Staatsbibliothek, Preußischer Kulturbesitz Sächsisches Kirchen- und Schulblatt Sächsisches Staatsarchiv Staatsarchiv

XX SUB ThHStA ThULB UA UB ULB WLB WZ ZWTh(S)

Siglen und Abkürzungen Staats- und Universitätsbibliothek Thüringisches Hauptstaatsarchiv Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Universitätsarchiv Universitätsbibliothek Universitäts- und Landesbibliothek Württembergische Landesbibliothek Weimarische Zeitung Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie (Sulzbach)

Nicht aufgeführte, sonstige Abkürzungen richten sich nach: SCHWERTNER, SIEGFRIED: Theologische Realenzyklopädie. Abkürzungsverzeichnis, Berlin / New York 2 1994.

Einleitung Einleitung In der kirchenhistorischen Fachdiskussion ist in jüngster Zeit ein gesteigertes Interesse an Fragen nach dem Selbstverständnis und dem Standort der eigenen Disziplin zu beobachten.1 Zur Diskussion stehen die Fragen nach dem Spezifikum der Kirchengeschichte als akademischer Disziplin, ihrem Verhältnis zur ‚allgemeinen‘ Historiographie oder auch nach ihrer Theologizität. Gefragt wird danach, welchen Beitrag die Kirchengeschichte in der Gesamtheit der theologischen Disziplinen leistet und welche Methoden ihren erkenntnisleitenden Interessen entsprechen. Das gewachsene Interesse an diesen grundlegenden Problemen wird ohne Zweifel durch die gegenwärtigen Veränderungen in der Universitätslandschaft befördert, die eine vertiefte Selbstverständigung über das eigene Fach und seine Bedeutung gebieten. Auch angesichts der sich wandelnden gesellschaftlichen Rolle von Theologie einerseits und Kirche andererseits stellt sich eine Reflexion über die Grundlagen der theologischen Disziplin der Kirchengeschichte als notwendig dar, die die Kirchenhistoriographie im Kanon der universitären Disziplinen verortet. Die Frage nach dem Selbstverständnis der Kirchengeschichte ist allerdings auch kein neues Phänomen. Sie kann sogar als ein innertheologisches Dauerproblem bezeichnet werden. Seit der Entstehung der Kirchengeschichte als eigenständige Disziplin im 17. Jahrhundert beschäftigen sich Theologen mit dem Problem der Begründung von Kirchengeschichte als theologischer Disziplin sowie ihrer Wissenschaftlichkeit.2 Die Kirchenhisto1 Vgl. etwa K. NOWAK, Wie theologisch ist die Kirchengeschichte? Über die Verbindung und Differenz von Kirchengeschichtsschreibung und Theologie, in: DERS., Kirchliche Zeitgeschichte interdisziplinär, hg. von J.-CH. KAISER, Stuttgart 2002 (KoGe; 25), 464–473 und A. BEUTEL, Vom Nutzen und Nachteil der Kirchengeschichte. Begriff und Funktion einer theologischen Kerndisziplin, ZThK 94 (1997), 84–110, sowie das Symposium zum Problem „Historiographie und Theologie“ im Jahr 2003, vgl. W. KINZIG / V. LEPPIN / G. WARTENBERG (Hg.), Historiographie und Theologie. Kirchen- und Theologiegeschichte im Spannungsfeld von geschichtswissenschaftlicher Methode und theologischem Anspruch, Leipzig 2004 (Arbeiten zur Kirchen- und Theologiegeschichte; 15). 2 Vgl. die überblicksartige Darstellung bei W. BIENERT, Kirchengeschichte. Erster Teil, in: G. STRECKER (Hg.), Theologie im 20. Jahrhundert. Stand und Aufgaben, Tübingen 1983 (UTB; 1238), 146–202 und E. STÖVE, Kirchengeschichtsschreibung, TRE 18 (1989), 535–560.

2

Einleitung

riographie steht mit ihren gegenwärtigen Selbstverständigungsdebatten also im Zusammenhang einer ausdifferenzierten Tradition, die teils die gegenwärtige Diskussionslage entscheidend mitbestimmt, teils aber auch ein Reservoir darstellt, das die Diskussion neu befruchten kann. Die Reflexion der Geschichte der Kirchenhistoriographie als eigenständiger Disziplin ist ein unverzichtbares Element aller Überlegungen, die sich um eine gegenwärtige Standortbestimmung bemühen. Die vorliegende Arbeit leistet einen wissenschaftshistorischen Beitrag zum Selbstverständnis der Kirchengeschichte als universitärer Disziplin, insofern sie ein bedeutsames Teilstück der jüngeren protestantischen Wissenschaftsgeschichte des Faches Kirchengeschichte aufzuhellen sucht.

1. Gegenstand und Zielstellung der Arbeit 1. Gegenstand und Zielstellung der Arbeit Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist Karl August von Hase (1800– 1890),3 der – wie Kurt Nowak unlängst urteilte – „bedeutendste protestantische Kirchenhistoriker seiner Epoche“4. Im sächsischen Niedersteinbach geboren, wirkte er von 1830 bis 1883 an der Theologischen Fakultät Jena. Hase war schließlich der Repräsentant der Jenenser Fakultät, die umgekehrt auch durch ihn eine Hochburg liberaler protestantischer Theologie im 19. Jahrhundert wurde. Vor allem Kirchengeschichte lehrte er mit außerordentlichem Erfolg. Seine Vorlesungen waren nicht nur für mehrere Generationen protestantischer Geistlicher im thüringisch-sächsischen Raum prägend. Hases Kirchenhistoriographie wirkte auch weit über den engeren kirchlichen und wissenschaftlich-theologischen Kontext in das gebildete Bürgertum hinein. Hases Bedeutung für die Disziplin protestantischer Kirchengeschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts wird schon daran sichtbar, dass er mit zwei prominenten Kirchenhistorikern des 19. Jahrhunderts, Johann Karl Ludwig Gieseler (1792–1854) und Ferdinand Christian Baur (1792–1860), seiner Zeit viel beachtete literarische Dispute über die Methodik und über die Grundlagen der Kirchengeschichtsschreibung führte. Bezeichnend ist ferner, dass 3 In der vorliegenden Arbeit wird nachfolgend auf die Verwendung des Adelstitels für Hase verzichtet. Diese pragmatische Entscheidung hat sachlichen Anhalt an der Tatsache, dass Hase erst vergleichsweise spät nobilitiert wurde und daher für die meiste Zeit seines Lebens die Verwendung des Adelstitels einen Anachronismus darstellt. Außerdem hat Hase selbst ausdrücklich darauf verzichtet, den Adelstitel zu führen: „Der Orden verleiht persönlichen Adel, den ich natürlich nicht führe“ (K. H ASE, Annalen meines Lebens, hg. von K. A. VON HASE, Leipzig 1891 [GW; 11,2], 291). Die Arbeit folgt also der von Hase bevorzugten Sprachregelung. 4 K. NOWAK, Karl von Hase – liberales Christentum zwischen Jena und Rom, in: DERS., Kirchliche Zeitgeschichte interdisziplinär (s. Anm. 1), 80–100, hier 80.

2. Perspektiven und Ergebnisse der Forschung

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Hases 1834 erschienene „Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen“ weiteste Verbreitung erlangte und bis 1886 elf Auflagen erlebte. Aus Hases Seminar sind mehrere bedeutende Kirchenhistoriker der nachfolgenden Generation hervorgegangen, etwa Gustav Frank (1832–1904) oder Hermann Weingarten (1834–1892). Die Bedeutung seiner historiographischen Leistung wird schließlich an einem Urteil von Friedrich Nippold (1838–1918) deutlich, der über Hase in seinem Todesjahr 1890 schrieb: „Es giebt seither in keiner Kirche, in keiner theologischen Schule der Welt eine irgendwie in Betracht kommende Behandlung der Kirchengeschichte, in welcher uns nicht Hase’sche Gedanken, Hase’sche Wendungen begegneten“5.

Ziel der vorliegenden Arbeit ist die detaillierte Untersuchung der Wirksamkeit Hases als Kirchenhistoriker. Dabei wird sowohl ein äußerer Überblick über Hases kirchenhistoriographisches Œuvre auf der Basis biographischer und bildungsgeschichtlicher Erkundungen erarbeitet, als auch die Spezifik seiner Kirchengeschichtsschreibung hinsichtlich ihrer konzeptionellen Grundlagen und ihrer konkreten materialen Darstellung eruiert. Das spezifische Profil der Kirchenhistoriographie Hases wird dabei unter Einbeziehung der Auseinandersetzung mit Kritikern und Fachkollegen erhoben und die Wirkung und Rezeption Hases in verschiedenen Kontexten untersucht.

2. Perspektiven und Ergebnisse der Forschung 2. Perspektiven und Ergebnisse der Forschung Angesichts der skizzierten Bedeutung Hases überrascht ein Blick auf die Forschungslage. Eine adäquate Studie zu Hase als Kirchenhistoriker, die man angesichts seines Lebenswerkes erwarten würde, fehlt. Überhaupt ist die Sekundärliteratur zu Hase recht überschaubar. Es ist auffällig, dass, abgesehen von den Artikeln in den gängigen Fachlexika, die nur Überblickscharakter aufweisen, kleinere Beiträge und kurze Aufsätze dominieren.6

5 F. NIPPOLD, Karl von Hase. Gedächtnißrede in der Jenaer Stadtkirche am 6. Januar 1890, Berlin 1890, 8. 6 Selbstverständlich wird Hase auch in theologiegeschichtlichen Darstellungen zur protestantischen Theologie des 19. Jahrhunderts in unterschiedlichem Umfang erwähnt. Auch hier gilt das für die Lexika Gesagte, dass es sich um überblickende Darstellungen oder nur kurze Erwähnungen handelt. Bei der Erörterung der Position Hases werden die dort gegebenen Einschätzungen und Urteile zu berücksichtigen sein, im Rahmen dieses Forschungsüberblickes bleiben sie aber außen vor. Vgl. jedoch die instruktive Zusammenstellung bei B. JAEGER, Karl von Hase als Dogmatiker, Gütersloh 1990 (Die lutherische Kirche. Geschichte und Gestalten; 12), 159–175.

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Einleitung

Für den Überblick über Ergebnisse und Perspektiven der bisherigen Forschung zu Hase werden spezialisierte Beiträge, die sich etwa mit Einzelheiten von Hases burschenschaftlichem Engagement beschäftigen und für das hier in Frage stehende Thema keine unmittelbare Bedeutung haben, nur am Rande berücksichtigt. Außer Betracht bleibt die Literatur, die der Auseinandersetzung Hases mit seinen Zeitgenossen entstammt. Sie ist noch zu den Quellen und nicht zur Sekundärliteratur im engeren Sinne zu rechnen, insofern sich Hases eigene Position in diesen Auseinandersetzungen ausdrückt oder gar erst herausbildet.

2.1 Übergreifende Arbeiten zu Hases Person und Werk Ein erster Überblick gilt der Sekundärliteratur, die sich nicht speziell der Kirchenhistoriographie Hases widmet, aber dennoch für das Thema relevant ist. Zeitlich sind hier als erstes Publikationen zu nennen, die im Zusammenhang mit Hases Tod erschienen sind. Die zur Trauerfeier am 5. und 6. Januar 1890 gehaltenen Reden sind in dem Heft „Zur Erinnerung an den Heimgang des Professors der Theologie Carl August von Hase“ veröffentlicht.7 Es ist verständlich, dass Hases Jenaer Kollegen Richard Adelbert Lipsius (1830–1892) und Friedrich Nippold in ihren Beiträgen vor allem Hases Verdienste um die Theologische Fakultät und Universität Jena würdigen und hervorheben. Eine nähere inhaltliche Auseinandersetzung findet sich hier nicht. Ebenfalls noch in großer zeitlicher Nähe zum Tode Hases steht eine umfängliche Rezension der „Gesammelten Werke“8 Hases durch Paul Baumgärtner (1865–1895) in der „Christlichen Welt“.9 Hier versucht Baumgärtner erstmals das umfangreiche Œuvre Hases im Überblick zu würdigen. Ein großer Teil seiner Ausführungen besteht allerdings, wohl auch wegen des Charakters der für ein breiteres Publikum gedachten Zeitschrift, aus einem Referat des Inhalts der wichtigsten Veröffentlichungen Hases. Unter den übergreifenden Darstellungen zu Hase sind auch die einschlägigen Artikel in den biographischen und fachspezifischen Lexika10 zu 7

Vgl. Zur Erinnerung an den Heimgang des Professors der Theologie D. Carl August von Hase, Leipzig 2 1890. Hier ist die Ansprache von Lipsius abgedruckt (ebd., 8–12). Nippolds „Gedächtnisrede“ ist separat publiziert worden: Nippold, Karl von Hase. Gedächtnißrede… (s. Anm. 5). 8 Die zwölf Bände der „Gesammelten Werke“ Hases sind posthum zwischen 1890 und 1893 von Hases Söhnen Karl Alfred von Hase und Oskar von Hase sowie von seinen Schülern Gustav Frank und Gustav Krüger herausgegeben worden. Sie umfassen bis auf einige Ausnahmen, unter ihnen Hases Lehrbücher und Editionen, die wesentlichen Teile von Hases Œuvre. Die Zugänglichkeit der Quellen ist daher sehr gut. Zu dieser Ausgabe siehe auch unten Teil B, S. 102 f. 9 P. BAUMGÄRTNER, Karl von Hases Gesammelte Werke, ChW 8 (1894), 782–786. 904–906; 9 (1895), 181–187. 680–686. 1140–1146. 10 Vgl. [Anonym,] Hase, Karl August von, Kirchliches Handlexikon 3 (1891), 177– 179; J. WERNER, von Hase, Karl August, RGG1 2 (1910), 1866–1869; K. BAUER, von Hase, Karl August, RGG2 2 (1928), 1642 f; M. SCHMIDT, Hase, Karl August von,

2. Perspektiven und Ergebnisse der Forschung

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zählen, von denen die Beiträge von Gustav Krüger (1862–1940) und Gustav Frank in der „Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche“ bzw. der „Allgemeinen Deutschen Biographie“ hervorzuheben sind. Beide Autoren verbinden eine biographische Darstellung mit einer theologischen Würdigung und theologiegeschichtlichen Einordnung Hases. An der Beurteilung Krügers sind vor allem zwei Aspekte hervorzuheben: Hases Arbeit auf dem Gebiet der Kirchengeschichte sieht er durch dessen „Repräsentativsystem“ charakterisiert, d. h. durch die Eigenart Hases, das Charakteristische einer Epoche im Medium einer konkreten Person darzustellen.11 In wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive verortet er Hases kirchenhistoriographische Methodik in größter Nähe zu der des Theologen und Historikers Ludwig Timotheus Spittler (1752–1810), während er ihn von Gieseler weit abrückt.12 In der vorliegenden Arbeit wird jene Eigenart Hases einer gründlichen Untersuchung unterzogen und in den Zusammenhang seiner kirchenhistorischen Konzeption und seiner theologischen Systematik eingeordnet. Gustav Frank stellt in seiner Beurteilung die Bedeutung von Hases theologischen Auseinandersetzungen heraus.13 Eine Schlüsselstellung nimmt seiner Ansicht nach die Auseinandersetzung mit dem Rationalismus ein, die im offenen Konflikt mit dem Weimarer Generalsuperintendenten Johann Friedrich Röhr (1777–1848) kulminiert. Als zentrales Charakteristikum der Kirchengeschichtsschreibung Hases nennt er dessen Abgrenzung gegen die Neologen und die spekulative Theologie.14 Nachfolgend wird die Auseinandersetzung Hases mit Vertretern sehr verschiedener Strömungen des zeitgenössischen Protestantismus detailliert untersucht und auf dieser Basis noch differenzierter die von Frank zutreffend erkannte Bedeutung der Auseinandersetzungen für Hases Entwicklung und seine Stellung im zeitgenössischen Protestantismus herausgearbeitet. Die im Jahr 1900 erschienene Arbeit „Karl von Hase: ein deutscher Professor“ von Richard Bürkner (1856–1913) stellt die erste größere Publikation zu Leben und Werk Hases dar, die den Umfang eines Aufsatzes überschreitet.15 Bürkner geht in seiner Darstellung entlang der Selbstzeugnisse Hases. Das Thema der vorliegenden Arbeit wird vor allem in den beiden Kapiteln „Streitschriften“ und „Lehrbücher“ berührt. Man vermisst allerdings eine RGG3 3 (1959), 85; E. BEYREUTHER, Hase, Karl August von, NDB 8 (1969), 19–21; B. JAEGER, Hase, Karl August von, RGG4 3 (2000), 1466; F. W. BAUTZ, Hase, Karl August von, BBKL 2 (1990), 581–586. In der „Theologischen Realenzyklopädie“ (TRE) ist kein eigener Artikel enthalten. 11 G. KRÜGER, Hase, Karl August von, RE3 7 (1899), 453–461. 12 Vgl. ebd., 460. 13 G. FRANK, Hase, Karl August von, ADB 50 (1905), 36–47. 14 Vgl. ebd., 43 f. 15 R. BÜRKNER, Karl von Hase. Ein deutscher Professor, Leipzig 1900.

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Einleitung

Reflexion und Beurteilung Hases in Bürkners panegyrischer Schilderung, die es aufgrund ihres kompilatorischen Charakters an Impulsen für die Forschung oder gar neuen Forschungsergebnissen mangeln lässt. Nur am Rande zu nennen sind an dieser Stelle eine Reihe, vorrangig in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts erschienener kleinerer Aufsätze zu Einzelfragen und verschiedenen Lebensphasen Hases: etwa zu seiner Studienzeit oder seinem Engagement in der Burschenschaft,16 oder zu seinen Reisen nach Italien.17 Diese Beiträge kolorieren das Lebensbild Hases in einzelnen Aspekten, teils auch in mentalitäts- oder frömmigkeitsgeschichtlicher Perspektive. Für die hier aufgeworfene Fragestellung tragen sie direkt kaum etwas bei.18 Die Absicht der 1954 von Karl Heussi (1877–1961) veröffentlichten „Geschichte der Theologischen Fakultät zu Jena“ liegt in einer detailreichen Aufarbeitung der Geschichte der Jenaer Theologischen Fakultät bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts.19 Die Würdigung Hases durch Heussi in diesem Zusammenhang schließt eine ausführliche biographische Charakteristik und eine geistesgeschichtliche Verortung Hases ein. Heussi ordnet Hase aus dem zeitlichen Abstand etwa eines halben Jahrhunderts in den Kontext der Strömung der ‚liberalen Theologie‘ ein.20 In einer Veröffentlichung, die bereits 1921 erschienen war und sich mit der Frage der Periodi16 W. B RUCHMÜLLER, Aus Karl von Hases Werdezeit, Burschenschaftliche Blätter 27 (1912), 1–3. 25–27. 53 f; DERS., Aus Karl von Hases Leipziger Studentenzeit 1818–1821. Nach seinen Tagebüchern, Deutsche Revue 45 (1920) Heft 1, 120–130; Heft 2, 237–246; Heft 4, 36–45; DERS., Karl Hases Rhein- und Lenzfahrt vom Jahre 1820, in: H. HAUPT (Hg.), Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaften und der deutschen Einheitsbewegung, Bd. 8, Heidelberg 21966, 154–186; DERS., Aus einer ‚Rhein- und Lenzfahrt‘ vor 100 Jahren, Rheinischer Beobachter 10 (1931), Nr. 1/2, 12–14; O. ZURHELLEN, Karl Hase, in: H. HAUPT / P. WENTZCKE (Hg.), Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaften und der deutschen Einheitsbewegung, Bd. 7, Heidelberg 1921, 38–52; W. FLÄSCHENDRÄGER, ‚Wir trugen vor aller Augen das schwarzrothgoldene Band‘. Karl August Hase in Leipzig, in: H. ASMUS (Hg.), Studentische Burschenschaften und bürgerliche Umwälzung. Zum 175. Jahrestag des Wartburgfestes, Berlin 1992, 119–128. 17 H. JURSCH, Karl von Hases Rom-Erlebnis, WZ(J).GS 2 (1953), 91–105; M. A. VON HASE-SALTO, Nachwort, in: K. HASE, Erinnerungen an Italien in Briefen an die künftige Geliebte, bearb. und komment. von M. A. VON HASE-SALTO, Mainz 1992, 333–360. 18 In jüngster Zeit habe ich allerdings selbst einen Beitrag vorgelegt, der den Zusammenhängen zwischen der kirchenhistorischen Arbeit Hases und seinen fortgesetzten Italienreisen nachgeht; vgl. M. HERBST, Römische Sehnsüchte eines liberalen Protestanten. Überlegungen zu den Italienreisen Karl von Hases, in: S. BÖHM / M. RIEGER (Hg.), ‚Hinaus ins Weite…‘. Reisen Thüringer Protestanten, Erfurt 2010 (Beiträge zur Thüringischen Kirchengeschichte. NF; 4), 102–127. 19 K. HEUSSI, Geschichte der Theologischen Fakultät zu Jena, Weimar 1954 (Darstellungen zur Geschichte der Universität Jena; 1). 20 Ebd., 281.

2. Perspektiven und Ergebnisse der Forschung

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sierung der Kirchengeschichte beschäftigte,21 hatte sich Heussi bereits zuvor über die Kirchengeschichtsschreibung Hases geäußert. Heussi sah ihre Bedeutung damals vor allem darin, dass erstmals Hase im 19. Jahrhundert die dreigeteilte Periodisierung der Kirchengeschichte in Altertum, Mittelalter und Neuzeit vorgenommen hat.22 Nachfolgend wird gezeigt, dass die genannte Dreiteilung eng mit Hases Protestantismustheorie und seiner Auffassung von Kirche zusammenhängt. Für den weiteren Fortgang der Forschung war Heussi außerdem auch deswegen wichtig, weil er die 1955 verteidigte Dissertation seines Schülers Günther Fuß über „Die Auffassung des Lebens Jesu bei dem Jenaer Kirchenhistoriker Karl von Hase“ anregte.23 Während die Details der Erörterungen zur Behandlung des Lebens Jesu durch Hase eher für die Geschichte der Leben-Jesu-Forschung24 belangvoll sind, haben die im ersten Teil der Arbeit niedergelegten „Voraussetzungen für Hases Auffassung des Lebens Jesu“ auch für die Kirchenhistoriographie Relevanz. Fuß macht hier unter anderem Andeutungen zum Geschichtsverständnis, die den engeren Rahmen der neutestamentlichen Forschung überschreiten.25 Die vorliegende Arbeit wird über diese Andeutungen von Fuß hinausgehen, insofern sie Hases Begriff der Kirchengeschichte im Rahmen seiner theologischphilosophischen Anschauung einer gründlichen Analyse unterzieht. Unter den neueren kleineren Beiträgen ist der 1966 erschienene Aufsatz „Karl von Hases Auffassung des Konfessionsproblems“ von Klaus Scholder hervorzuheben,26 der Hases Sicht des Katholizismus anhand seines „Handbuchs der protestantischen Polemik gegen die römisch-katholische Kirche“ beleuchtet. Die Hinweise Scholders zu Hases Geschichtsverständnis, dort

21

K. HEUSSI, Altertum, Mittelalter und Neuzeit in der Kirchengeschichte. Ein Beitrag zum Problem der historischen Periodisierung, Tübingen 1921. 22 Vgl. ebd., 18. 21 f. 23 G. FUSS, Die Auffassung des Lebens Jesu bei dem Jenaer Kirchenhistoriker Karl von Hase. Teil 1, Diss. Theol., Jena 1955. Die Arbeit wurde leider nicht gedruckt. 24 In diesem Zusammenhang ist auch Albert Schweitzers „Geschichte der Leben-JesuForschung“ zu nennen, in der Hase eigens gewürdigt wird (vgl. A. SCHWEITZER, Geschichte der Leben-Jesu-Forschung, Tübingen 2 1913, 59–63). In der historischen Einordnung der Darstellungen des Lebens Jesu sieht Schweitzer Hases Buch als ein „Übergangswerk…“ (ebd., 59), das sich einerseits von einer rationalen Wundererklärung nicht gänzlich lösen kann, andererseits in der Betonung der historischen Zusammenhänge der Wirksamkeit Jesu über den Rationalismus hinausweist. 25 Vgl. Fuß, Die Auffassung des Lebens Jesu (s. Anm. 23), 45–55, bes. 49 f. 26 K. SCHOLDER, Karl von Hases Auffassung des Konfessionsproblems, in: H.-J. BIRKNER / H. LIEBIG / K. SCHOLDER, Das konfessionelle Problem in der evangelischen Theologie des 19. Jahrhunderts. Drei Beiträge, Tübingen 1966 (SGV; 245/246), 36–54.

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Einleitung

zunächst in Beziehung zu Hases Verhältnis zum Katholizismus dargestellt, 27 werden in der vorliegenden Untersuchung aufgegriffen und untersucht.28 Als gegenwärtig bester Kenner von Leben und Werk Hases muss Bernd Jaeger gelten, der sich in seiner Dissertation und in mehreren kleineren Beiträgen ausführlich mit Hase auseinandergesetzt hat. Bereits 1984 hat Jaeger in einem Beitrag unter dem an Hases Autobiographie angelehnten Titel „Ideale und Irrthümer“ die Jugendzeit sowie Hases Darstellungsart wieder in Erinnerung gerufen.29 Hervorzuheben ist aber vor allem die auf seiner Dissertation beruhende, 1990 erschienene Monographie „Karl von Hase als Dogmatiker“, die nicht nur eine auf gründlichem Quellenstudium basierende Aufarbeitung der Biographie Hases bietet, sondern auch erstmals umfassend sein dogmatisches System untersucht.30 Dies geschieht anhand von Hases dogmatischen Hauptwerken „Hutterus redivivus“, „Gnosis“ und „Evangelisch-protestantische Dogmatik“. Jaeger hebt die Eigenständigkeit der theologischen Konzeption Hases hervor, die sich einer vorschnellen Einordnung in zeitgenössische Strömungen oder theologische Schulen entzieht, obgleich sich Beziehungen zu Schelling und Schleiermacher aufzeigen lassen. Er vertritt die These, dass Hases gesamtes theologisches Schaffen durch seine dogmatischen Arbeiten entscheidend geprägt ist.31 Nachfolgend können die Ergebnisse Jaegers vorausgesetzt werden, insbesondere die von ihm aufgezeigten ekklesiologischen Überlegungen Hases und ihre mögliche Wirkung auf sein Verständnis von Kirchengeschichtsschreibung. Jaeger hat die Forschung auch dadurch vorangetrieben, dass er seiner Arbeit bis dahin unveröffentlichte Briefe Hases an August Detlef Christian Twesten (1789–1876) und Friedrich August Gotttreu Tholuck (1799– 1877) beigefügt hat. Vor allem hat er eine nützliche Bibliographie der Werke Hases vorgelegt, die freilich durch die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit noch einmal erheblich ergänzt werden kann. Abschließend nur genannt werden soll Jaegers kurzer Beitrag „Nationalliberale Geschichts27

Vgl. ebd., 40–43. Von Eberhard Pältz ist auch ein neuerer Beitrag zu nennen (E. H. PÄLTZ, ‚Für Recht und Freiheit‘, ‚Aufrichtigkeit und Treue‘. Zum Lebenswerk und Vermächtnis des Jenaer Theologen Karl August von Hase [1800–1890], in: Vorstand des Familienverbandes von Hase (Hg.), Beiträge zur Hase’schen Familiengeschichte, Bd. 1, Mainz 1994, 9–46). Dieser Aufsatz, im Rahmen der akademischen Würdigung Hases zu dessen 100. Todestag entstanden, erhält seine besondere Prägung als Erinnerung an das Vermächtnis Hases im gesellschaftlichen Umbruch von 1989/1990, bringt sonst aber keine neuen Aspekte in die Forschung ein. 29 B. JAEGER, Karl von Hase. Ideale und Irrthümer, in: E. HERMS / J. RINGLEBEN (Hg.), Vergessene Theologen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, Göttingen 1984 (GTA; 32), 149–154. 30 Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 6). 31 Vgl. ebd., 175. 28

2. Perspektiven und Ergebnisse der Forschung

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theologie“32 aus dem Jahr 1992, der sich in der Linie der in seiner Dissertation vorgelegten Interpretation bewegt. Den Rahmen für diesen Beitrag bilden die von Friedrich Wilhelm Graf herausgegebenen Sammelbände „Profile des neuzeitlichen Protestantismus“, die sich um eine kulturelle und politische Kontextualisierung protestantischer Theologen des 19. Jahrhunderts bemühen. Den neuesten umfänglichen Beitrag zu Hase hat der eingangs bereits erwähnte Leipziger Kirchenhistoriker Kurt Nowak (1942–2001) verfasst: „Karl von Hase – liberales Christentum zwischen Jena und Rom“33, in dem er vor allem Hases Verständnis des Protestantismus in den Blick nimmt. Nowak profiliert Hase als Protestantismustheoretiker und geht in diesem Zusammenhang seiner politisch liberalen Haltung sowie seiner Kritik am Katholizismus nach. In dieser Arbeit wird Nowaks Erkenntnis von der Bedeutsamkeit der Protestantismustheorie Hases nachgegangen und deren Bedeutung für das Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases aufgezeigt. 2.2 Arbeiten zur Kirchenhistoriographie Hases Angesichts der benannten Bedeutung der kirchengeschichtlichen Arbeit Hases ist es erstaunlich, dass bisher ausführliche und umfassendere Arbeiten zu Hases Verständnis von Kirchengeschichte sowie seiner historiographischen Konzeption fehlen. Es existieren lediglich fünf knappe, teils an entlegenem Ort publizierte, und zudem meist ältere Beiträge zu dieser Thematik. Als erster Beitrag nach dem Tode Hases ist der anonyme Aufsatz „Aus Karl Hase’s Kirchengeschichte“ zu nennen, der 1901 in der römischkatholischen Zeitschrift „Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland“ erschien.34 Leider präsentiert sich dieser erste dezidiert der Kirchengeschichtsschreibung Hases gewidmete Aufsatz als ein offensichtlich konfessionell motivierter polemischer und unsachgemäßer Verriss. Zum Verständnis der Kirchengeschichtsschreibung Hases im Sinne heutiger Theologiegeschichtsschreibung tragen diese Zeilen im Grunde nichts bei. Noch in demselben Jahr erfuhr „Karl August von Hase als Kirchengeschichtschreiber“ durch Georg Hundinger († 1903) in der „Reformierten Kirchenzeitung“ eine auf gründlicher Beschäftigung fußende sachliche

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B. JAEGER, Nationalliberale Geschichtstheologie. Karl August von Hase (1800– 1890), in: F. W. GRAF (Hg.), Profile des neuzeitlichen Protestantismus, Bd. 2/1, Gütersloh 1992, 118–145. 33 Nowak, Karl von Hase – liberales Christentum (s. Anm. 4). 34 [Anonym,] Aus K. Hase’s Kirchengeschichte (Zum Kapitel akatholische ‚Wissenschaftlichkeit‘), HPBl 128 (1901), 829–838.

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Einleitung

Einschätzung.35 Als wichtigen Interpretationsschlüssel für Hases Kirchengeschichtsschreibung sieht er dessen Stellung zum Rationalismus, in der sich Hases Auffassung vom Wert der Historie zeige.36 Auf dieser Grundlage führt Hundinger zunächst die dezidierte Bemühung Hases um die Gewinnung einer wissenschaftlichen Methodik der Kirchengeschichtsschreibung aus, die sich vor allem in seiner Verbindung von kritischer, pragmatischer und theologischer Geschichtsschreibung zeigt.37 Auch für Hundinger liegt – wie schon für Krüger – das Charakteristische an Hases anschaulicher Darstellungsart in seinem „Repräsentativsystem“38. Hases Stellung unter den Kirchenhistorikern seiner Zeit sei als eigenständig zu bewerten und seine Position lasse sich nicht ohne weiteres schematisch einer bestimmten Gruppe zurechnen.39 Hundingers Beitrag berührt mit diesen Aspekten bereits zentrale Punkte der weiteren Forschung zu Hases Kirchengeschichte, die auch bei den Untersuchungen der vorliegenden Arbeit eine wichtige Rolle spielen. Er vermochte im Rahmen eines Aufsatzes die entscheidenden Fragen nur kurz zu berühren. Drei Jahre später, im Jahr 1904, publizierte Carl Lamb in den „Deutschevangelischen Blättern“ einen Aufsatz, in dem er „Die Eigenart Karl von Hases als Kirchengeschichtschreibers“ herausarbeitete.40 Diese Eigenart sieht Lamb in der „Verbindung strengster historischer Objektivität und künstlerisch gestaltender Subjektivität“, der Hase vor allem in seinen kirchengeschichtlichen Monographien Ausdruck verliehen habe.41 Leider kommen die Einschätzungen Lambs über thesenartige Behauptungen und Andeutungen, die einer Begründung bedürfen, nicht hinaus. Inhaltlich berühren sich einige von Lamb genannten Punkte mit dem von Krüger als „Repräsentativsystem“ bezeichneten Verfahren. Als wesentlichen Fortschritt im Verständnis der Kirchengeschichtsschreibung Hases kann man den Beitrag Lambs nicht bezeichnen; vielmehr zeigt er mit seinen Andeutungen das Bedürfnis einer gründlichen Untersuchung an. 35

G. HUNDINGER, Karl August von Hase als Kirchengeschichtschreiber, RKZ 24 (1901), 154–156. 162–164. 170–172. 178 f. 36 Hundingers Auffassung konnte ich in meiner Examensarbeit „Karl von Hases Auseinandersetzung mit dem Rationalismus“ insofern bestätigen, als ein Hauptpunkt der Kritik Hases am so genannten Rationalismus vulgaris tatsächlich in dessen Unfähigkeit der Würdigung der geschichtlichen Wirklichkeit und des Eigenrechts der Individuen liegt, vgl. dazu M. SCHULZ, Karl von Hases Auseinandersetzung mit dem Rationalismus, Examensarbeit, Jena 2004. 37 Vgl. Hundinger, Karl August von Hase als Kirchengeschichtschreiber (s. Anm. 35), 162 f. 38 Ebd., 170. 39 Vgl. ebd., 179. 40 C. LAMB, Die Eigenart Karl von Hases als Kirchengeschichtschreibers, DEBl 29 (1904), 777–787. 41 Ebd., 781.

2. Perspektiven und Ergebnisse der Forschung

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Im Jahr 193442 widmete Walter Nigg (1903–1988) in seiner Untersuchung „Die Kirchengeschichtsschreibung: Grundzüge ihrer historischen Entwicklung“ über die historische Entwicklung der Kirchengeschichtsschreibung43 auch Hase ein eigenes Kapitel, in dem er ihn zur „romantischen Kirchengeschichtsschreibung“ zählt.44 Nigg erwähnt wieder das „Repräsentativsystem“ als für Hase charakteristisch.45 Als besondere Leistungen nennt Nigg einerseits Hases Integration der Kunst in die kirchengeschichtliche Darstellung,46 andererseits seine Geschichtsphilosophie, mit der Hase „als erster die moderne Auffassung des kirchlichen Geschichtsprozesses“47 vertreten habe. Eine nähere Erläuterung der von Nigg behaupteten „modernen Auffassung“ wird leider nicht gegeben. Nigg hebt ferner Hases künstlerische Gestaltung, seine Schreibart und Schilderungskunst hervor.48 Zu den Schwächen der Kirchengeschichtsschreibung Hases zählt Nigg dessen überwiegendes Interesse für das Einzelne („Anekdoten“), weswegen es Hase an übergreifendem Problembewusstsein mangele.49 Eine Begründung für diesen Vorwurf fehlt allerdings. Niggs Darstellung stellt einen Fortschritt gegenüber Hundinger und Lamb dar, insofern er Hase ansatzweise in den Zusammenhang der historischen Entwicklung der Kirchengeschichtsschreibung stellt. Diese Einordnung geschieht freilich nach nur begrenzt einsichtigen Kriterien; ein übergreifendes Konzept für die Darstellung der Entwicklung der Kirchengeschichte ist nicht erkennbar. Nach der Lektüre bleibt beispielsweise die Frage, inwieweit Hase noch von älteren Konzepten der Darstellung von Kirchengeschichte beeinflusst ist, und inwieweit er schon als dem Historismus verpflichtet gelten kann. Die vorliegende Untersuchung wird über Nigg an dieser Stelle hinausführen und Hases Stellung innerhalb der kirchengeschichtlichen Forschung seiner Zeit sowie seine Nachwirkungen in der folgenden Forschergeneration reflektieren. 42 Im selben Jahr publizierte auch Gustav Krüger eine Erinnerung an „Hases Kirchengeschichte 100 Jahre alt“ (G. KRÜGER, Hases Kirchengeschichte 100 Jahre alt, ChW 48 [1934], 397 f.), die aber – anders als der Titel vielleicht erhoffen lässt –, keine weiterführenden Hinweise zur kirchenhistorischen Konzeption Hases bietet. Krüger ließ lediglich seine Dankesrede zur 50jährigen Wiederkehr des ersten Erscheinens von Hases Kirchengeschichte abdrucken. 43 Vgl. die Rezensionen zu diesem Werk: F. MEINECKE, Rez. Nigg, Die Kirchengeschichtsschreibung…, HZ 150 (1934), 315–318; O. K ÖHLER, Der Gegenstand der Kirchengeschichte, HJ 77 (1958), 254–269, hier 257 f. 44 W. NIGG, Die Kirchengeschichtsschreibung. Grundzüge ihrer historischen Entwicklung, München 1934, 175–196. 45 Vgl. ebd., 181. 46 Vgl. ebd., 181. 47 Ebd., 183. 48 Vgl. ebd., 192 f. 49 Ebd., 195 f.

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Einleitung

Peter Meinhold (1907–1981) hat in seiner 1967 erschienenen „Geschichte der kirchlichen Historiographie“ im Abschnitt „Katholische Kirche und Reformation“ eine Sammlung von wichtigen Zitaten vor allem aus dem kirchengeschichtlichen Lehrbuch Hases zusammengestellt und diese mit einer kurzen Einleitung versehen.50 Den Erfolg von Hases „kirchengeschichtlichem Standardwerke“ sieht er neben der Darstellungsart in dessen Verständnis von Kirchengeschichte begründet.51 Für kennzeichnend hält er die Ablehnung historischer Detailarbeit zugunsten der Zeichnung eines Gesamtverlaufes einerseits und die Ablehnung einer von Hegel geprägten Geschichtsphilosophie andererseits. Gleichwohl stellt er fest, dass für Hase Kirchengeschichte „ein in der Zeit sich abspielende[r] Entwicklungsprozeß [ist], durch den hindurch sich das Werden der Kirche vollzieht und sich der christliche Geist manifestiert“52. Diese auf wenige Zeilen beschränkten Andeutungen werden nicht näher erläutert. Es erhebt sich sofort die Frage, wie sich die von ihm herausgehobene Ablehnung der historischen Detailarbeit zugunsten eines Gesamtverlaufes zu der in anderen Beiträgen hervorgehobenen Hochschätzung des Individuellen durch Hase verhält. Der Klärung bedarf auch die Frage, wie sich Hase die Kirchengeschichte als Entwicklungsprozess denkt, wenn er das Schema der Hegelschen Philosophie, das der Geschichtsauffassung der so genannten „Tübinger Schule“ zugrunde liegt, ablehnt. Die Darstellung Meinholds, die auch von ihrem Selbstverständnis her eher als kommentierte Quellensammlung zu verstehen ist, eröffnet mit diesen Aspekten Fragen, die in die vorliegende Untersuchung bei der Analyse der kirchengeschichtlichen Konzeption Hases einfließen.53 Der damit gegebene Überblick zu Perspektiven und Ergebnissen der bisherigen Forschung zu Hase zeigt, dass die wenigen Arbeiten, die sein Verständnis von Kirchengeschichte und Kirchengeschichtsschreibung explizit in den Blick nehmen, meist nur Einzelaspekte nennen oder sich auf Andeutungen beschränken. Das Missverhältnis, das zwischen der eingangs 50 P. MEINHOLD, Die Geschichte der kirchlichen Historiographie, München 1967, Bd. 2 (OA; 3, 5), 230–239. 51 Ebd., 231. 52 Ebd. 53 Der oben genannte Aufsatz von Pältz, ‚Für Recht und Freiheit‘, ‚Aufrichtigkeit und Treue‘ (s. Anm. 28) enthält auch einen Abschnitt zur Kirchengeschichte, der hier der Vollständigkeit halber erwähnt werden soll. Er besteht aber im Wesentlichen aus einem Referat der Einleitungsparagraphen und ist für den Fortgang der Forschung von geringer Bedeutung. Letzteres gilt auch für den konzentrierten, aber für einen weiteren Leserkreis verfassten Beitrag von Traugott Keßler, der in jüngster Zeit an Hase als Jenenser Persönlichkeit erinnert hat: T. KESSLER, Karl (von) Hase. Politischer Gefangener, Professor und Jenaer Ehrenbürger, in: DERS., Der Schöne Ort. Fünf Vorträge zu Jenenser Persönlichkeiten, Berlin / Jena 2005, 1–11.

3. Vorausblick auf den Gang der Untersuchungen

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herausgestellten großen Bedeutung von Hases Kirchengeschichtsschreibung im 19. Jahrhundert auf der einen Seite und deren unzureichenden Aufarbeitung auf der anderen Seite besteht, ist offensichtlich. Eine umfassende Beschäftigung mit Hase als Kirchenhistoriker ist für die Wissenschaftsgeschichte der protestantischen Theologie im 19. Jahrhundert ein Desiderat.

3. Vorausblick auf den Gang der Untersuchungen 3. Vorausblick auf den Gang der Untersuchungen Die Wirksamkeit Hases als Kirchenhistoriker untersucht die vorliegende Arbeit in einer Abfolge von sechs Teilschritten. Um ein differenziertes und ausgewogenes Bild zu erlangen, wird dabei die Person Hases, vor allem aber sein kirchenhistorisches Œuvre unter verschiedenen Aspekten beleuchtet. Ein vornehmlich biographisch orientierter Teil A analysiert Hases universitäre Studien und damit die bildungsgeschichtlichen Grundlagen für sein nachmaliges Verständnis von Kirchengeschichte. Diese Untersuchung seiner wissenschaftlichen Laufbahn als wesentlicher Einfluss auf Hases kirchenhistoriographische Arbeit wird bis zur schwerpunktmäßigen Übernahme der Lehrtätigkeit im Fachgebiet der Kirchengeschichte an der Universität Jena geführt. Die verschiedenen Wirkungsfelder der kirchenhistorischen Arbeit Hases untersucht Teil B, betrachtet und gewichtet aber auch ihre Beziehungen zueinander und eruiert ihre Bedeutung für Hases Wirksamkeit als Kirchenhistoriker. Die Differenzierung der verschiedenen Wirkungsfelder geschieht unter Berücksichtigung der verschiedenen Kontexte, in denen er als Kirchenhistoriker tätig war, und der unterschiedlichen Medien, derer er sich dabei bediente. Eine detaillierte Analyse der konzeptionellen Grundlagen von Hases Kirchengeschichtsschreibung bietet Teil C. Auf dem Hintergrund einer Skizze von Entwicklungstendenzen der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung und der Fortbildung des historischen Denkens im 19. Jahrhunderts überhaupt werden zunächst die entscheidenden theologischen und philosophischen Annahmen Hases aufgezeigt. Sodann werden die methodischen Grundvollzüge kirchenhistorischer Arbeit untersucht, durch die Hase zu historischer Erkenntnis gelangt. Schließlich werden auch Hases Überlegungen zur Aufgabe der Kirchengeschichte als theologischer Teildisziplin und das von ihm postulierte Verhältnis von Wissenschaftlichkeit und kirchlichem Standpunkt der Kirchenhistoriographie reflektiert. Der Teil D unterzieht hervortretende inhaltliche Besonderheiten der Kirchengeschichtsschreibung Hases, die sich durch alle Arbeitsfelder und Publikationsformen Hases hindurch ziehen, einer näheren Betrachtung und

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interpretiert sie vor dem Hintergrund der herausgearbeiteten konzeptionellen Grundlagen. Als exemplarische Fallstudie wird Hases Darstellung der Reformation als ein für protestantische Kirchengeschichtsschreibung überaus bedeutsames, weil identitätsstiftendes Themenfeld analysiert. Untersuchungen zu Hases Auseinandersetzungen mit Kritikern seiner Kirchengeschichtsschreibung stellt Teil E in den Mittelpunkt. Dabei ist von besonderem Interesse, wie sich Hase in der Antwort auf bedeutsame Kritiker selbst positioniert und seine eigene Konzeption fortgesetzt klärt. Auf diese Weise gewinnt der Standpunkt Hases noch einmal an Profil, weil in den vorgestellten Debatten die Facetten seiner Position in den theologischen Richtungskämpfen seiner Zeit sichtbar werden. Dem tritt in Teil F als letzter wichtiger Aspekt eine Untersuchung der Rezeption von Hases Kirchengeschichtsschreibung durch Zeitgenossen und Nachkommen an die Seite. Die Analysen zur Wahrnehmung und Beurteilung der Position und Eigenart von Hases Tätigkeit als Kirchenhistoriker ergänzen das von ihm in seinen Schriften und Erinnerungen entworfene Selbstbild. Eine erhöhte Tiefenschärfe wird dadurch erreicht, dass die Untersuchungen zur Rezeption nach verschiedenen Kontexten und Rezeptionszusammenhängen differenziert werden. Abgeschlossen werden die Untersuchungen von einer knappen Schlussbetrachtung. An die Untersuchungen angefügt ist ein Anhang mit statistischem Material zur Hörerschaft von Hases kirchengeschichtlichen Vorlesungen und der Stoffverteilung in den verschiedenen Auflagen seines kirchengeschichtlichen Lehrbuchs. Beigegeben ist schließlich eine durch intensive Recherchen neu erarbeitete umfängliche Bibliographie der erhaltenen Korrespondenz und Schriften Hases sowie der zeitgenössischen Artikel und Rezensionen zu Hase.

Teil A

Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte A. Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte Für die Entwicklung Hases zu dem später berühmten theologischen Lehrer spielten seine akademischen Studien eine entscheidende Rolle. Diese bildungsgeschichtlichen Grundlagen und ein grober Überblick über sein weiteres Leben im Anschluss an seine akademische Ausbildung sowie sein weiterer Werdegang sind Gegenstand dieses Teiles. Zunächst werden die vielgestaltigen Einflüsse auf die Genese seines Verständnisses von Kirchengeschichte identifiziert (1.). Sodann wird Hases wissenschaftliche Laufbahn in Jena seit Antritt seiner Professur nachgezeichnet (2). Im Zentrum stehen dabei die Berufung Hases nach Jena und die Auseinandersetzungen um seine anfängliche Lehrtätigkeit bis zur Übernahme der Lehrtätigkeit im Fachgebiet der Kirchengeschichte als Arbeitsschwerpunkt. Hases weiteres Leben und theologisches Schaffen werden dann im Überblick dargestellt.

1. Einflüsse auf Hases Verständnis von Kirchengeschichte bis zur Berufung nach Jena (1818–1829) 1. Einflüsse auf Hases Verständnis von Kirchengeschichte Hases Leben vom Ende seiner Schulzeit bis zur Berufung zum außerordentlichen Professor der Theologie in Jena lässt sich in vier relativ deutlich voneinander abgrenzbare Perioden unterteilen. Den Studenten Hase prägten auf je eigene Weise seine beiden Studienorte Leipzig und Erlangen (1.1 und 1.2). Erste Erfahrungen als akademischer Lehrer sammelte er in Tübingen (1.3). Im Anschluss lebte er als junger Gelehrter in den sächsischen Städten Dresden und Leipzig (1.4). Einblicke in diese Phase der Studienzeit und geistigen Entwicklung vermitteln neben Hases gedruckten Jugenderinnerungen „Ideale und Irrthümer“ seine ungedruckten Tagebücher1 und einige seiner erhaltenen Briefe.

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Vgl. K. HASE, Ideale und Irrthümer. Jugenderinnerungen (1872), in: Karl von Hases Leben. Bd. 1: Jugenderinnerungen von Karl von Hase, hg. von K. A. VON HASE, Leipzig 1890 (GW; 11,1), 1–230; DERS., Denkmale glücklicher Stunden. Tagebücher 1817–1818, Jena, ThULB.HA, Nachlass Hase, B 15; DERS., Burschenleben, Bd. 1: Tagebücher 1818–

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A. Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte

1.1 Ursprüngliche Selbständigkeit im Umfeld des theologischen Rationalismus: Hases Studium in Leipzig (1818–1821) 1.1.1 Die Leipziger Theologische Fakultät Nachdem Hase bis zum Sommer 1818 das Gymnasium in Altenburg besucht hatte und dort in großer Selbständigkeit geistig arbeiten konnte,2 begann er im Herbst sein Studium in Leipzig. Dort herrschte an der Theologischen Fakultät im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts noch der Rationalismus vor, jedoch ohne Schroffheit,3 „in einer milden, abgeklärten Form mit einem stark lutherischen Einschlag“4. Die Fakultät nahm innerhalb der protestantischen Universitätstheologie am Beginn des 19. Jahrhunderts eine „vermittelnde Richtung“5 zwischen den konkurrierenden Strömungen ein, indem sie „in Negation wie in Position allen Extremen fernblieb, für prinzipielle Betrachtung der Dinge wenig Neigung verriet und sich statt dessen bemühte, dem kirchlichen Amt das Material philosophischer und historischer Kenntnisse zur Verfügung zu stellen, das den gelehrten Pfarrer ausmachte“6 Diesen Eindruck bestätigte auch der Historiker Leopold von Ranke (1795–1886), der in den Erinnerungen an seine von 1814 bis 1818 währende Leipziger Studienzeit die Ausrichtung der Theologischen Fakultät so beschrieb: „Ueberall herrschte ein gemäßigter Rationalismus.“7 Damit einher ging eine gewisse Abständigkeit von aktuellen Bewegungen und Auseinandersetzungen der zeitgenössischen Theologie. Die Leitdebatten wurden nicht von Leipzig aus geführt oder mitbestimmt und gingen an der Messestadt sogar „ziemlich spurlos vorüber“8. Zwar übte der 1809 1821, ebd., B 16a; DERS., Burschenleben, Bd. 2: Tagebücher 1821–1822, ebd., B 16b; DERS., Wanderjahre. Tagebücher 1822–1829, ebd., B 17. 2 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 6–24. 3 Vgl. O. KIRN, Die Leipziger theologische Fakultät, Leipzig 1909 (Festschrift zur Feier des 500jährigen Bestehens der Universität Leipzig; 1), 198. 4 K. H ENNIG , Die sächsische Erweckungsbewegung im Anfange des 19. Jahrhunderts, Leipzig 1929, 14. 5 H. S TEPHAN, Die theologische Fakultät in Leipzig um 1832, in: O. LERCHE (Hg.), Leipzig um 1832. Aus Zeit und Umwelt des Gustav-Adolf-Vereins in seinen Anfängen, Leipzig / Berlin 1932, 77–95. 6 Kirn, Die Leipziger theologische Fakultät (s. Anm. 3), 199, vgl. auch Hennig, Die sächsische Erweckungsbewegung (s. Anm. 4), 15; G. WARTENBERG, Leipzig, Universität, TRE 20 (1990), 721–729, hier 727 und F. LAU, Aus der Geschichte der Leipziger Theologischen Fakultät, HChr 4 (1961), 27–39, bes. 34–36. 7 L. von RANKE, Zur eigenen Lebensgeschichte, hg. von A. DOVE, Leipzig 1890 (Sämtliche Werke; 53/54), 29. 8 Kirn, Die Leipziger theologische Fakultät (s. Anm. 3), 199, vgl. auch Hennig, Die sächsische Erweckungsbewegung (s. Anm. 4), 15 und G. WARTENBERG , Zur Erforschung des Neuen Testaments an der Leipziger Theologischen Fakultät im 19. Jahrhundert, in: K.

1. Einflüsse auf Hases Verständnis von Kirchengeschichte

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aus Königsberg berufene Kantnachfolger und Professor an der Philosophischen Fakultät Traugott Wilhelm Krug (1770–1842) einen großen Einfluss aus. Aber auch er konnte eine „fruchtbare Auseinandersetzung mit der über Kant hinausführenden idealistischen Philosophie nicht vermitteln“9. Bedeutender waren unter den vier ordentlichen Professoren der Theologischen Fakultät10 lediglich zwei Persönlichkeiten. Der sich als „milder Supranaturalist“11 verstehende Johann August Heinrich Tittmann (1773–1831) war seit 1805 bis zu seinem Tode ordentlicher Professor der Theologie in Leipzig. Er las u. a. neutestamentliche Exegese, Kirchengeschichte seit der Reformation und Dogmatik.12 Die herausragende Gestalt der Fakultät jener Zeit war zweifelsohne Heinrich Gottlieb Tzschirner (1778–1828),13 der seit 1808 in Leipzig lehrte,14 und auch das Amt des Superintendenten und ersten Pfarrers von St. Thomas innehatte. Tzschirner wandte sich gegen einen scharfen Gegensatz von Rationalismus und Supranaturalismus. Er sah die Möglichkeit einer friedlichen Koexistenz beider Systeme.15 Tzschirner hielt kirchengeschichtliche, homiletische sowie dogmatische Vorlesungen, nahm auf Immanuel Kant und – wenn auch nicht unkritisch – Friedrich Schleiermacher Bezug.16 Allenfalls im Blick auf Tzschirner kann von einer stärkeren Anteilnahme an den neuesten Strömungen und Debatten innerhalb der protestantischen Theologie gesprochen werden. C ZOK (Hg.), Wissenschafts- und Universitätsgeschichte in Sachsen im 18. und 19. Jahrhundert: nationale und internationale Wechselwirkung und Ausstrahlung, Berlin 1987 (ASGWPH; 71,3), 227–235, hier 227. 9 Stephan, Die theologische Fakultät in Leipzig um 1832 (s. Anm. 5), 79, vgl. ferner Kirn, Die Leipziger theologische Fakultät (s. Anm. 3), 199. 10 Die Ordinariate waren seit 1810 unterteilt in Fachprofessuren: Pastoraltheologie und Homiletik, theoretische Theologie oder Dogmatik, praktische Theologie oder christliche Moral, Kirchen- und Dogmengeschichte. Zudem gab es eine Professur für hebräische Sprache; vgl. Stephan, Die theologische Fakultät in Leipzig um 1832 (s. Anm. 5), 81; Kirn, Die Leipziger theologische Fakultät (s. Anm. 3), 187 f und Wartenberg, Zur Erforschung des Neuen Testaments (s. Anm. 8), 227 f. 11 So der Ausdruck von Kirn, Die Leipziger theologische Fakultät (s. Anm. 3), 176. 12 Vgl. Kirn, Die Leipziger theologische Fakultät (s. Anm. 3), 176 f. 13 Zur Person vgl. P. M. TZSCHIRNER, Tzschirner, Heinrich Gottlieb, RE3 20 (1908), 178–182; Kirn, Die Leipziger theologische Fakultät (s. Anm. 3), 177 f und CH. SCHULZ, Spätaufklärung und Protestantismus. Heinrich Gottlieb Tzschirner (1778–1828). Studien zu Leben und Werk, Leipzig 1999 (Arbeiten zur Kirchen- und Theologiegeschichte; 4), 45–108. 14 Tzschirner und nach dessen Tod 1828 auch Tittmann förderten Hase in seiner zweiten Leipziger Zeit, siehe dazu auch unten S. 48. 15 Franz Blanckmeister umschrieb Tzschirners Position so: „Was den Inhalt des Christentums betreffe, könne man Rationalist sein, zugleich aber auch in Bezug auf seine Entstehung und Einführung Supranaturalist“ (F. BLANCKMEISTER, Sächsische Kirchengeschichte, Dresden 2 1906, 402). 16 Vgl. Schulz, Spätaufklärung und Protestantismus (s. Anm. 13), 53. 131. 151–154.

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A. Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte

Neben Tittmann und Tzschirner war seit 1815 Julius Friedrich Winzer (1778–1845) an der Fakultät tätig; er trat allerdings nur wenig nach außen. Zu nennen sind ferner Ludwig Dankegott Cramer (1791–1824) und Johann David Goldhorn (1774–1836)17 mit dem Schwerpunkt Homiletik, die beide seit 1819 wirkten. Während Hases Studienzeit in Leipzig war Georg Benedikt Winer (1789–1858) außerordentlicher Professor an der Theologischen Fakultät mit Schwerpunkt auf den exegetischen Fächern und der Dogmatik.18 1.1.2 Hases Studien Hases verstorbener Vater Karl Friedrich Hase (1751–1803) hatte für seinen Sohn ursprünglich ein Studium der Jurisprudenz vorgesehen.19 Hase hatte tatsächlich auch zwischen Theologie und Jura geschwankt. Als er jedoch nach Leipzig ging, war seine Entscheidung zugunsten der Theologie gefallen.20 Er begann sein Studium im Wintersemester 1818/19 mit dem selbständigen Erlernen der hebräischen Sprache.21 Hase besuchte eine neutestamentliche Vorlesung über die Briefe an die Korinther, Galater, Epheser und Kolosser22 bei dem Professor an der Philosophischen Fakultät Christian 17 Der von Hase als „Freund“ bezeichnete Goldhorn traute ihn am 12. September 1831 mit Pauline Härtel in Leipzig, vgl. K. HASE, Annalen meines Lebens, hg. von K. A. VON HASE, Leipzig 1891 (GW; 11,2), 14. Zur Person vgl. F. BLANCKMEISTER, Leipziger Professorenbilder, BSKG 43 (1934), 54–57. Vgl. die Biographie des Sohnes: D. J. H. GOLDHORN, Johann David Goldhorn, Doctor und ordentlicher Professor der Theologie und Pastor an der Nicolaikirche zu Leipzig, Mitglied der Redaction des Journals für Prediger. Ein biographischer Versuch, Halle 1837. 18 Winer hatte sich 1817 an der Philosophischen Fakultät in Leipzig habilitiert und war nach Ablehnung eines Rufes nach Heidelberg 1818 zum außerordentlichen Professor an der Theologischen Fakultät ernannt worden. 1823 folgte er einem Ruf nach Erlangen und kehrte 1832 nach Leipzig zurück. Zur Person vgl. W. S CHMIDT, Zum Gedächtnis D. Georg Benedikt Winers, BSKG 3 (1885), 25–38; Stephan, Die theologische Fakultät in Leipzig um 1832 (s. Anm. 5), 89 f; Wartenberg, Zur Erforschung des Neuen Testaments (s. Anm. 8), 228 f. 19 Tatsächlich war Hase anfänglich wohl als Jurist eingeschrieben, vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 31. Als Datum der Inskription ist in den Akten der 23. März 1817 vermerkt, vgl. Matrikel der Universität Leipzig 1780–1835, Rektor M 11. Vgl. auch: J. BLECHER / G. WIEMERS (Hg.), Die Matrikel der Universität Leipzig, Teilbd. 1: Die Jahre 1809 bis 1832, Weimar 2006, 130. 20 Rückblickend urteilte Hase in einem Brief vom 7. Dezember 1884: „ich entschied mich für Theologie im Hinblick auf das ländliche Pfarrhaus als das rechte Poetenhaus“ (K. HASE, Dein Alter sei wie deine Jugend. Briefe an eine Freundin, hg. von O. VON HASE, Leipzig 1920, 58). 21 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 27. Er nahm dann aber auch Hebräischunterricht, vgl. ebd., 49. 22 Vgl. Verzeichniß der im Winterhalbjahr 1818 auf der Universität zu Leipzig zu haltenden Vorlesungen, Leipzig 1818, 10. In Hases Selbstbericht ist von einer Vorlesung nur

1. Einflüsse auf Hases Verständnis von Kirchengeschichte

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Daniel Beck (1757–1832), der 1809 das „Königlich-Philologische Seminar“ in Leipzig mitbegründet hatte und Griechisch und Latein sowie Geschichte und Theologie lehrte.23 Er gab die Vorlesung aber noch während des Semesters auf24 und beschäftigte sich mit dem Ersten Korintherbrief im Selbststudium.25 Hase besuchte auch Vorlesungen des Philosophen Traugott Wilhelm Krug, jedoch nicht kontinuierlich. Aus seinen Erinnerungen geht nicht hervor, um welche Veranstaltungen es sich handelte.26 Besonders angetan war Hase von drei Professoren, die bemerkenswerter Weise jedoch nicht der Theologischen Fakultät angehörten. Bei dem Philosophen Johann Amadeus Wendt (1783–1836), der – wie Hase urteilte – „Aesthetik und Psychologie sinnig vortrug“27, hörte er in den ersten drei Semestern regelmäßig.28 Der Mediziner Johann Christian August Heinroth (1773–1843), der als einer der Begründer der Psychiatrie als eigener wissenschaftlicher Disziplin gilt, las Anthropologie. Hase bemerkt: „seine geistreiche Weise zog mich so an, daß ich auch über die Nachtseite, über Seelenstörungen, wie er sie eintheilte in Tobsucht, Wahnwitz und Blödsinn, als entsprechend den drei Geistesvermögen und allein von der Sünde hergeleitet, ein ganzes Collegium absaß.“29 Ganz besonders angetan war Hase von dem Philologen über die Korintherbriefe die Rede. Dies resultiert möglicherweise daraus, dass Hase die Vorlesung nicht bis zu Ende gehört hat. 23 Vgl. K. KRAUSE, Alma Mater Lipsiensis. Geschichte der Universität Leipzig von 1409 bis zur Gegenwart, Leipzig 2003, 146 f. 24 Der genaue Zeitpunkt ist unklar, vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 27 f. 25 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 29. Während der Lektüre entstand die Idee eines „kleinen christlichen Epos: das Christenthum im ersten Kampfe mit der altgriechischen Religion, als Märtyrergeschichte“. Hase las hierfür zudem „Das Verlorene Paradies“ von John Milton (1608–1674) und Friedrich Gottlieb Klopstocks (1724–1803) „Der Messias“. 26 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 29. Krug las während Hases Studienzeit Fundamentalphilosophie oder philosophische Encyklopädie, praktische Philosophie und Geschichte der Philosophie, Logik, Metaphysik und Ästhetik, vgl. Verzeichnis der im Winterhalbjahr 1818 auf der Universität Leipzig zu haltenden Vorlesungen, Leipzig 1818, 4 f; Catalogus lectionum et publicarum et privatorum in Universitate Lipsiensi, SS 1819, Leipzig 1819, 14; Catalogus lectionum et publicarum et privatorum in Universitate Lipsiensi, WS 1819/20, Leipzig 1819, 13; Catalogus lectionum et publicarum et privatorum in Universitate Lipsiensi, SS 1820, Leipzig 1820, 13 f; Catalogus lectionum et publicarum et privatorum in Universitate Lipsiensi, WS 1820/21, Leipzig 1820, 13 f. 27 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 29. 28 Wendt las Psychologie von WS 1818/19 bis SS 1820, Ästhetik im SS 1819 und WS 1819/20 (vgl. Catalogus lectionum et publicarum et privatorum in Universitate Lipsiensi, WS 1818/19, Leipzig 1818, 14; Catalogus lectionum… SS 1819 [s. Anm. 26], 16; Catalogus lectionum… WS 1819/20 [s. Anm. 26], 15). Bei ihm hörte übrigens auch Ranke Vorlesungen. 29 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 29. Heinroth las im WS 1818/19 und WS 1819/20 Anthropologie, im SS 1819 und WS 1819/20 behandelte er die Störungen der

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A. Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte

Gottfried Hermann (1772–1848),30 als dessen „Schüler“ er sich bezeichnete. Bei ihm hörte er eine Vorlesung über den griechischen Dichter Pindar.31 Über den Besuch weiterer Vorlesungen durch Hase ist nichts bekannt.32 Im Sommersemester 1819 betrieb Hase vor allem Philosophie im Selbststudium. Dabei konnte er auf den Bestand der 1791 gegründeten öffentlichen Linckeschen Leihbibliothek zurückgreifen.33 Leihbibliotheken waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bei Studenten beliebt, weil sie „recht viel wissenschaftliche Literatur führten“34. Auch für Hase wurde diese Institution „immer mehr statt der Vorlesungen zur Universität“35. Seele auf der Grundlage seines Buches „Störungen des Seelenlebens“ (1818), vgl. Catalogus lectionum… WS 1818/19 (s. Anm. 28), 9; Catalogus lectionum… WS 1819/20 (s. Anm. 26), 10; Catalogus lectionum… SS 1819 (s. Anm. 26), 10. 30 Carl Niedner sprach von einem „neuen Philologenfrühling über Leipzig“, der unter Hermann erblüht sei, vgl. C. NIEDNER, Georg Benedikt Winer, in: Sächsische Lebensbilder, hg. von der Sächsischen Kommission für Geschichte, Bd. 1, Dresden 1930, 411–419, hier 416. Über Hermann als pädagogischen Lehrer vgl. etwa K. F. AMEIS, Gottfried Hermanns pädagogischer Einfluß. Ein Beitrag zur Charakteristik des classischen Humanisten, Jena 1850, 13 und F. PAULSEN, Geschichte des gelehrten Unterrichts auf den deutschen Schulen und Universitäten vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart, Bd. 2, Berlin / Leipzig 31921, 407–410. 31 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 29 f. Hermann hielt diese Vorlesung im WS 1819/20 und im SS 1820, vgl. Catalogus lectionum… WS 1819/20 (s. Anm. 26), 13; Catalogus lectionum… SS 1820 (s. Anm. 26), 13. Vgl. ferner H. KOECHLY, Gottfried Hermann. Zu seinem hundertjährigen Geburtstage, Heidelberg 1874, 48. 193. Auch Ranke hörte bei Hermann diese Vorlesung: „Vornehmlich lehrte er mich Pindar verstehen, den er vortrefflich interpretirte“ (Ders., Zur eigenen Lebensgeschichte [s. Anm. 7], 30, vgl. auch 59). 32 Die Hörerlisten der Universität Leipzig existieren leider nicht mehr, so dass keine genauen Angaben erfolgen können. 33 Die Linckesche Leihbibliothek wurde später in die USA verkauft und befindet sich jetzt in Chicago; vgl. U NIVERSITY OF CHICAGO LIBRARY, Linckesche Leihbibliothek, http://www.lib.uchicago.edu/e/spcl/lincke.html (1. August 2011). Zur Bedeutung der neu aufkommenden Institution der öffentlichen Leihbibliotheken im 19. Jahrhundert vgl. A. MARTINO (Hg.), Die deutsche Leihbibliothek. Geschichte einer literarischen Institution. Mit einem Verzeichnis der erhaltenen Leihbibliothekskataloge, Wiesbaden 1990 (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen; 29) und K.-E. JEISMANN, Zur Bedeutung der ‚Bildung‘ im 19. Jahrhundert, in: DERS. / P. LUNDGREEN (Hg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte, Bd. 3: 1800–1870. Von der Neuordnung Deutschlands bis zur Gründung des Deutschen Reiches, München 1987, 1–21, hier 15 und W. VON UNGERNSTERNBERG, Medien, in: ebd., 379–416, hier 402–404. 34 O. FEYL, Deutsche Gelehrte als Leser. Eine Leserschicht-Studie an deutschen Gelehrten-Memoiren (1848–1945), in: W. DUBE / O. FEYL / G. RÜCKL (Hg.), Buch – Bibliothek – Leser. Festschrift für Horst Kunze zum 60. Geburtstag, Berlin 1969, 499– 517, hier 507. 35 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 30. Vgl. G. JÄGER / J. SCHÖNERT, Die Leihbibliothek als literarische Institution im 18. und 19. Jahrhundert. Ein Problemaufriß, in: DIES. (Hg.), Die Leihbibliothek als Institution des literarischen Lebens im 18. und 19.

1. Einflüsse auf Hases Verständnis von Kirchengeschichte

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Innerhalb eines Jahres studierte er eine bemerkenswerte Zahl der wichtigsten philosophischen Werke, die die zeitgenössischen Debatten bestimmten. Als Lektüre nannte er die „Fundamentalphilosophie“ des bereits erwähnten Krug, Immanuel Kants (1724–1804) „Kritik der reinen Vernunft“ und die „Grundlage der Wissenschaftslehre“ von Johann Gottlieb Fichte (1762–1814). Auch Werke von Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775–1854) und Friedrich Heinrich Jacobi (1743–1819) sowie Jakob Friedrich Fries (1773–1843)36 – er nennt ausdrücklich dessen Roman „Julius und Evagoras oder: die Schönheit der Seele“ – standen auf Hases Leseplan. Er las ferner Jean Paul (1763– 1825), vor allem die beiden Romane „Titan“ und „Flegeljahre. Eine Biographie“.37 Leider haben sich kaum wertende Stellungnahmen Hases über diese Autoren oder einzelne Schriften erhalten.38 Auffallend ist, dass seine Lektüre vor allem Veröffentlichungen aus dem Umfeld von Idealismus und Romantik umfasste. Es lässt sich ebenfalls nicht eindeutig nachvollziehen, woher Hase die Anregung zur Lektüre namentlich der idealistischen philosophischen Werke gewann, da die Charakteristik der Lehrer Hases zeigt, dass ihrerseits ein solcher Einfluss unwahrscheinlich erscheint. Insofern bleibt nur die Vermutung, dass Hase tatsächlich durch sein starkes eigenes Interesse und das daraus folgende Selbststudium zu dieser Lektüre fand. Darüber hinaus betrieb Hase juristische und politische Studien, die er mit Fichtes „Grundlage des Naturrechts nach den Principien der Wissenschaftslehre“ begann. Er hat, „mit Machiavell anhebend, unverdrossen alle Hauptwerke über Politik, Staatsrecht und Staatswirthschaft nacheinander gelesen und in Auszügen aufbewahrt.“39 Zu diesen Arbeiten kamen die

Jahrhundert. Organisationsformen, Bestände und Publikum, Hamburg 1980 (Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens; 3), 7–60, hier 16. 36 Den Einfluss von Fries auf die Burschenschaftsbewegung allgemein untersucht P. KRANEPUHL, Jakob F. Fries und die Burschenschaftsbewegung, in: H. ASMUS (Hg.), Studentische Burschenschaften und bürgerliche Umwälzung. Zum 175. Jahrestag des Wartburgfestes, Berlin 1992, 80–92. 37 Über Jean Paul vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 32. 41 und Ders., Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 88. Vgl. ferner DERS., Erinnerungen an Italien in Briefen an die künftige Geliebte, hg. von K. A. VON HASE, Leipzig 1890 (GW; 11,1), 3 f. 38 Hase notierte immerhin: „Was man damals von Schelling kannte, schien meiner Naturauffassung zu entsprechen. Von Jacobi waren es die Resultate und die edle Form, die mich anzogen“ (Hase, Ideale und Irrthümer [s. Anm. 1], 30). 39 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 37. Hierzu stand Hase die Bibliothek von Karl Heinrich Ludwig Pölitz (1772–1838) zur Verfügung, der in reichem Umfang Werke der Theologie, Philosophie, Geschichte und Staatswissenschaften gesammelt hatte und diese in „liberaler Weise“ (ebd.) seinen Hörern lieh. Pölitz war seit 1815 Professor der sächsischen Geschichte und Statistik sowie seit 1820 Professor der Politik und Staatswissenschaften. Seine Bibliothek umfasste nach seinem Tod 13.360 Bände (vgl. V. M ATAJA,

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A. Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte

Lektüre von Ernst Moritz Arndts (1769–1860) „Geist der Zeit“ und Fichtes „Reden an die deutsche Nation“.40 Hase rezipierte also in politischer Hinsicht die bedeutendsten Autoren der sich eben vollziehenden Neubesinnung auf das deutsche Nationalbewusstsein. In diesem Zusammenhang dürfte es auch zu sehen sein, dass sich Hase intensiver mit der deutschen Geschichte durch die Lektüre entsprechender Werke beschäftigte.41 Hase bemühte sich in der ersten Leipziger Zeit seines Studiums im Rahmen weit gespannter Interessen selbständig vor allem um gründliche Kenntnisse der zeitgenössischen philosophischen Diskussion.42 Dass diese Lektüre für ihn sehr fruchtbar war, lässt sich daran ersehen, dass er erste eigenständige philosophische Versuche unternahm, sich also eine philosophische Position erarbeitet hatte. Hase sprach in seinen „Idealen“ von einer eigenen kleinen Abhandlung als Frucht seiner Studien unter dem Titel „Andeutungen zu einer auf das Kantische System gegründeten Harmoniologie“. Über den Inhalt berichtete Hase folgendes: „Es war auf der Grundlage der Erkenntnißlehre Kant’s ein religiöser Ueberbau, der auch das innerste Leben der Natur und die Bedeutung des Staates erklären wollte.“ 43 Leider ist diese Schrift nicht erhalten, so dass eine Verortung des Haseschen Standpunktes innerhalb der philosophischen Debatte – etwa sein Verhältnis zu Fichte – nicht präzis möglich ist. Immerhin zeigt der Titel dieser Schrift eine positive Bezugnahme auf Kant. Hase scheint sich als Kantianer verstanden zu haben und wollte offenkundig am Diskurs der nachkantischen idealistischen Philosophie teilnehmen. Im Frühjahr und Sommer 1820 unternahm Hase im Auftrag der Burschenschaft eine Reise zu verschiedenen Universitätsstädten, ohne sich dabei akademischen Studien hinzugeben,44 und kam wohl erst nach Leipzig Pölitz, Karl Heinrich Ludwig, ADB 26 [1888], 398–392, hier 390). Welche Vorlesung(en) Hase bei Pölitz besuchte, ist nicht mehr auszumachen. 40 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 38. Fichtes Reden waren auch Vorbild für die Abfassung eigener Reden, die Hase zum Teil in der Burschenschaft vortrug, vgl. ebd., 45. 58. Vgl. auch Rankes begeisterte Lektüre Fichtes (Ders., Zur eigenen Lebensgeschichte [s. Anm. 7], 59). 41 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 37. 42 Über seine für ein gewöhnliches Theologiestudium erstaunlich weit erscheinenden Interessen urteilte Hase: „Dies auf dem Grunde einer allgemein menschlichen Bildung zu thun, entsprach auch einer guten sächsischen Sitte“ (Hase, Ideale und Irrthümer [s. Anm. 1], 27). Vgl. auch die Bemerkungen dazu von W. NIGG, Die Kirchengeschichtsschreibung. Grundzüge ihrer historischen Entwicklung, München 1934, 177 f. 43 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 30. 44 Vgl. den Bericht: Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 38–43. Vgl. auch W. BRUCHMÜLLER, Karl Hases Rhein- und Lenzfahrt vom Jahre 1820, in: H. HAUPT (Hg.), Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaften und der deutschen Einheitsbewegung, Bd. 8, Heidelberg 21966, 154–186. Während einer späteren Reise nach Berlin, ebenfalls im Auftrag der Burschenschaft, hörte Hase auch Georg Wilhelm

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zurück, als das Sommersemester bereits fortgeschritten war. Erst jetzt begann er mit dem Studium der Theologie im engeren Sinne45 und hörte Dogmatik bei Georg Benedikt Winer.46 Von über Winer hinausgehenden theologischen Studien berichtet er nicht. Dies gilt bemerkenswerter Weise auch für Tzschirner und dessen Veranstaltungen. Hase bezeichnet Winer als einen „auf jedem Gebiet … ausgezeichnete[n] Lehrer“47, notiert allerdings zu dessen Vorlesung: „Seine Geschichte der Dogmatik endete mit der Wehklage über eine durch Schelling’sche Philosophie und traurige Zeitumstände herbeigeführte Hyperorthodoxie, Verketzerung der Vernunft, Feindschaft gegen die Dogmengeschichte, Hintansetzung des Sittlichen; als Dogmatiker dieser Verirrung wurde Marheineke und mein nachmaliger lieber College Baumgarten-Crusius angeführt; Schleiermacher gar nicht genannt.“48

Winer mahnte zu einer Theologie „nach dem Vorbilde von Ernesti und Morus“49. Diese kaum vorwärts weisende Theologie Winers vermochte Hase nicht auf Dauer zu prägen. Vielmehr lässt sich aus seinen Bemerkungen eine gewisse Unzufriedenheit herausspüren. Winers unentschiedenunklare Position im Streit zwischen Rationalismus und Supranaturalismus, seine offenkundig kaum produktive Rezeption neuerer philosophischer Strömungen und schließlich seine theologische Gesamtorientierung am letztlich überholten Geist einer Theologie Ernestis scheinen als Kritikpunkte durch die vordergründig respektvolle Erinnerung hindurch. Immerhin ging der Respekt Hases Winer gegenüber so weit, dass er ihm sein erstes dogmatisches Lehrbuch widmete.50 Hase blieb Winer lange dankbar, hatte Friedrich Hegel (1770–1831), dessen „Naturrecht oder Staatswissenschaft im Grundrisse“ (1820) er las; vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 44. 58. 45 Vgl. auch die Bemerkung Hases in einem Brief, „in Leipzig 3 Jahre Philosophie und Geschichte zuletzt auch Theologie studiert“ zu haben (K. HASE, Brief an Karl Benedikt Hase [Erlangen, 10. Juli 1822], Weimar, GSA, 108/1111 [Kursivierung M. H.]). 46 Vgl. Catalogus lectionum… SS 1820 (s. Anm. 26), 2; Catalogus lectionum… WS 1820/21 (s. Anm. 26), 2. 47 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 43; vgl. ferner: Ders., Erinnerungen an Italien (s. Anm. 37), 4. Vgl. auch K. H ASE, Brief an Georg Benedikt Winer (Dresden, 20. März 1826), zit. nach F. BLANCKMEISTER, Karl Hases Briefe an Benedikt Winer, BSKG 36 (1927), 56–75, hier 60–62, bes. 61. In einem Brief an seinen Bruder Franz vom Hohenasperg äußerte sich Hase über Winer, dass dieser „sich einbildete, daß ich in Leipzig sein fleißigster Schüler gewesen sei, und mich dafür öffentlich als seinen Liebling deklarirte“ (K. HASE, Brief an Franz Hase [Hohenasperg, 20. Juni 1825], zit. nach: K. A. VON H ASE , Unsre Hauschronik. Geschichte der Familie Hase in vier Jahrhunderten, Leipzig 1898, 189–193, hier 190). 48 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 43. 49 Ebd., 59. 50 Vgl. K. HASE, Lehrbuch der evangelischen Dogmatik, Stuttgart 1826, unpag.: „In Ihren Vorlesungen … empfing ich die erste Kenntniß der in dieser Schrift dargestellten Wissenschaft. Aus der Achtung und Liebe, mit der Sie uns für diesselbe erfüllten, ist dieses

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er doch durch ihn einen entscheidenden Anstoß für seine eigene dogmatische Position erhalten, auch wenn er diese wesentlich selbständig erarbeitete.51 Winers Bedeutung sah Hase später vor allem in dessen exegetischer Arbeit,52 blieb ihm immerhin aber so verbunden, dass er nach Winers Tod „recht wehmüthig“53 seiner gedachte. Das Engagement bei der Burschenschaft54 hatte für Hase unangenehme Folgen. Seine Leipziger Studienzeit endete mit einer Haft im Karzer von Mitte Dezember bis Anfang Februar. Am 3. April 1821 erhielt Hase das consilium abeundi „wegen Theilnahme an unerlaubten Verbindungen“ und musste Leipzig innerhalb der nächsten 24 Stunden verlassen.55 Blickt man noch einmal auf diesen Abschnitt von Hases Leben hinsichtlich möglicher Einflüsse auf sein Verständnis von Kirchengeschichte, ist festzustellen: Als theologischer Lehrer Hases während der Leipziger Zeit ist lediglich Winer zu nennen, wirksame Einflüsse anderer Theologen lassen sich nicht aufzeigen. Entscheidend ist, dass Hase die philosophischen und politischen Debatten seiner Zeit wahrnahm und als ‚Nährboden‘ für seine eigene Position selbständig und kritisch aneignete. Auch hierbei sind keine eindeutigen geistigen Abhängigkeiten aufzuzeigen. Hase studierte verschiedene philosophische Systeme, wurde aber nicht von einem beherrscht. Am ehesten liegt wohl eine Anknüpfung an Kant im Sinne einer kritischen Weiterführung im Diskurszusammenhang der nachkantischen idealistischen Werk hervorgegangen. Mag es dieser Schule nicht unwerth erscheinen! Sie haben keine andre unter uns gegründet, als die alte Schule einer gründlichen und selbständigen Forschung. Das herzliche Verhältnis eines Lehrers zu seinen geistigen Nachfolgern, der Vorwelt bekannter als den Zeitgenossen, hat mich immer sehr angesprochen, wenn ich sah, wie durch solchen Verein die höchsten Güter von Geschlecht zu Geschlecht vererbt werden, derselbe Geist sich nach den verschiednen Charakteren eigenthümlich offenbarte, dadurch vollkommen aussprach, und im dankbaren Andenken des gemeinschaftlichen Ursprungs seiner höhern Einheit bewußt blieb. Es ist mir eine große Freude zu denken, daß die Zueignung dieser Schrift ein, wenn schon geringes, Denkmal solchen Vereines sey.“ 51 In einem Brief an Winer urteilte Hase: „In Ihren Vorlesungen, in die ich mit allen Vorurteilen eines Weltkindes wider die Dogmatik trat, habe ich die Liebe zu dieser Wissenschaft erhalten“ (Hase, Brief an Georg Benedikt Winer [Dresden, 20. März 1826], zit. nach: Blanckmeister, Karl Hases Briefe an Benedikt Winer [s. Anm. 47], 61). 52 Vgl. die Briefe Hases an Winer, abgedruckt bei: Blanckmeister, Karl Hases Briefe an Benedikt Winer (s. Anm. 47), 56–75, bes. 74. 53 K. HASE, Kirchengeschichte. Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 8 1858, XXIII. 54 Vgl. zur Entstehung der Burschenschaft in Leipzig und Hases Engagement: H. E. LEONHARDT, Die älteste Leipziger Burschenschaft (1818–1833). Ein Beitrag zur Geschichte der Universität Leipzig im 19. Jahrhundert, Leipzig / Borna 1913, 21–42; W. BRUCHMÜLLER, Der Leipziger Student 1409–1909, Leipzig 1909 (Aus Natur und Geisteswelt; 273), 117–120. 55 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 60.

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Philosophie vor. Dies lässt sich inhaltlich kaum weiter präzisieren. Bedeutsam ist an diesem Befund, dass man die sich herausbildende philosophischtheologische Position Hases nur begrenzt als im wenig profilierten Rationalismus der damaligen Leipziger Theologischen Fakultät wurzelnd verstehen darf. Damit zusammenhängend ist zu konstatieren, dass sich auch für die Herkunft seines späteren Kirchengeschichts- oder Geschichtsverständnisses im diesem Stadium seiner Entwicklung noch nichts Eindeutiges benennen lässt. Eine besondere Beschäftigung Hases mit Kirchengeschichte ist mithin in dieser Leipziger Zeit nicht nachweisbar. 1.2 Entwicklungsanreize durch vielfältige Einflüsse: Hases Studium in Erlangen (1821–1822) 1.2.1 Die Erlanger Theologische Fakultät Nach kurzem Aufenthalt in der Heimat setzte Hase sein Studium in Erlangen für drei Semester von April 1821 bis August 1822 fort.56 An dieser Universität57 bezog er eine Theologische Fakultät, die sich deutlicher als die Leipziger Fakultät dem Einfluss der neueren theologischen und philosophischen Bewegungen geöffnet hatte.58 Bereits vorher war hier eine Gestalt der Orthodoxie dominant gewesen, die sich um Vermittlung mit den Gedanken der Aufklärung bemühte.59 Zwischen 1770 und 1820 waren v. a. zwei Theologen für die Fakultät von Bedeutung. Mit Georg Friedrich Seiler (1770–1807) war der Übergang der Fakultät zu einer „moderaten Aufklärungstheologie im Sinne der Neologie“60 verbunden. Unter dem Einfluss des nachmaligen Dresdener Oberhofpredigers Christoph Friedrich von Ammon (1766–1850), der 1792 bis 1794 sowie 1804 bis 1813 in Erlangen lehrte, 56 Anders Ernst Deuerlein, der als Datum der Immatrikulation den 30. Oktober 1821 nennt (vgl. E. DEUERLEIN, Geschichte der Universität Erlangen in zeitlicher Übersicht. Auf Veranlassung der Universitätsbibliothek bearbeitet, Erlangen 1927, 41), aber dafür keine Quelle angibt. 57 Durch den zweimaligen Wechsel des Landesherrn war die Entwicklung der 1743 im Geist der Aufklärung gegründeten Universität Erlangen weniger stetig als in Leipzig und teilweise krisenhaft verlaufen. Zum Überblick vgl. A. W ENDEHORST, Geschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 1743–1993, München 1993, 66–70 sowie J. G. V. ENGELHARDT, Die Universität Erlangen von 1743 bis 1843. Zum Jubiläum der Universität 1843, Erlangen 1843, 85–102. 58 Vgl. Engelhardt, Die Universität Erlangen (s. Anm. 57), 98. Vgl. auch die Charakterisierung der Fakultät bei TH. KOLDE, Die Universität Erlangen unter dem Hause Wittelsbach 1810–1910. Festschrift zur Jahrhundertfeier der Verbindung FridericoAlexandrina mit der Krone Bayern, Erlangen / Leipzig 1910, 57–63. 59 Vgl. M. HEIN, Erlangen, Universität, TRE 10 (1982), 159–164, hier 161. 60 Hein, Erlangen (s. Anm. 59), 161. Vgl. ferner F. W. KANTZENBACH, Die Erlanger Theologie. Grundlinien ihrer Entwicklung im Rahmen der theologischen Fakultät 1743– 1877, München 1960, 39–56.

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A. Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte

zog eine rationalistische Prägung der Theologie ein.61 Ammon war, als Hase nach Erlangen kam, bereits in Dresden; dort begegneten sie einander.62 Der Exeget Johann Leonhard Bertholdt (1774–1822), dessen Vorlesungen „nur eine kompendienhafte Darstellung [boten], ohne einen geschichtlichen Einblick in das Werden der Heiligen Schrift zu vermitteln“63, und Paul Joachim Sigmund Vogel (1753–1834), der Kirchengeschichte, Dogmatik, Pastoraltheologie und Religionsphilosophie las,64 vertraten einen farblosen, wenig profilierten Rationalismus.65 Zu den ordentlichen Professoren zählte auch Gottlieb Philipp Christian Kaiser (1781–1848), der sich eher den Einflüssen der Erweckungsbewegung öffnete.66 Als eigentlicher Vertreter der Erweckungsbewegung wirkte an der Fakultät der Pfarrer der reformierten Gemeinde Johann Christian Gottlieb Ludwig Krafft (1784–1845),67 der jedoch nur außerordentlicher Professor war.68 In der von Krafft gegründeten Erlanger Bibelgesellschaft hatte Schelling einige Zeit den Vorsitz inne.69 Johann Georg Veit Engelhardt (1791–1855) wurde 1821 außerordentlicher und bereits im September 1822 ordentlicher Professor.70 Durch die Berufung von Engelhardt begann eine Öffnung in Richtung einer Überwindung des bis dahin an der Fakultät dominanten Rationalismus. Bedeutsam sollte auch für Hase werden, dass zwischen 1820 und 1825 das religiöse und kirchliche Leben in den akademischen Kreisen der Universitätsstadt gerade nicht durch die Theologische Fakultät geprägt wurde. Vielmehr gingen die entscheidenden Impulse von Persönlichkeiten außerhalb der Fakultät aus. Es waren der bereits genannte Prediger Krafft sowie

61

Vgl. H. Ch. BRENNECKE, Erlangen, Universität, RGG4 2 (1999), 1418–1420, hier

1419. 62

Siehe dazu unten S. 40. Kantzenbach, Die Erlanger Theologie (s. Anm. 60), 76. Zum Werdegang vgl. R. WITTERN (Hg.), Die Professoren und Dozenten der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen 1743–1960, Teil 1: Theologische Fakultät. Juristische Fakultät, bearb. von E. WEDEL-SCHAPER u. a., Erlangen 1993 (Erlanger Forschungen: Sonderreihe; 5), 9. 64 Kantzenbach, Die Erlanger Theologie (s. Anm. 60), 68. Zum Werdegang vgl. Wittern (Hg.), Die Professoren und Dozenten (s. Anm. 63), 84. 65 Vgl. Hein, Art. Erlangen (s. Anm. 59), 161. 66 Vgl. Kantzenbach, Die Erlanger Theologie (s. Anm. 60), 87. Zur Person ebd., 87– 98. 67 Zur Person vgl. W. H. NEUSER, Pietismus und Erweckungsbewegung – der bayrische Erweckungstheologe Christian Krafft (1784–1845), PuN 3 (1976), 126–141. 68 Vgl. Kolde, Die Universität Erlangen (s. Anm. 58), 224. 69 Vgl. X. TILLIETTE, Schelling. Biographie, Stuttgart 22004, 324 und Kantzenbach, Die Erlanger Theologie (s. Anm. 60), 109. 70 Kantzenbach, Die Erlanger Theologie (s. Anm. 60), 80 und Die Professoren und Dozenten (s. Anm. 63), 19 f. Vgl. zur späteren Wirksamkeit Engelhardts: Kolde, Die Universität Erlangen (s. Anm. 58), 283. 63

1. Einflüsse auf Hases Verständnis von Kirchengeschichte

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Johann Arnold Kanne (1773–1824),71 der seit 1818 Professor für orientalische Sprachen in Erlangen war und ebenfalls der Erweckungsbewegung zugehörte.72 Große Anziehungskraft auf die Studentenschaft übten Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775–1854) und der Naturphilosoph Gotthilf Heinrich Schubert (1780–1860) aus.73 Dass auch Hase davon nicht unberührt blieb, ist aus seinen Erinnerungen ersichtlich. 1.2.2 Hases Studien In Erlangen hörte Hase zum ersten Mal Kirchengeschichte bei Johann Georg Veit Engelhardt.74 Er gilt als der erste bedeutende Kirchenhistoriker der Erlanger Theologischen Fakultät.75 Unter Engelhardts wissenschaftlichen Studien, in der kirchengeschichtliche und dogmengeschichtliche Themen dominieren, sind besonders seine Arbeiten zur Geschichte der christlichen Mystik sowie zum Neuplatonismus hervorzuheben.76 Engelhardts Art, Kirchengeschichte zu treiben, wird man noch der pragmatischen Kirchengeschichtsschreibung zurechnen müssen.77 Er war bei den Studenten beliebt, seine Vorlesungen waren sehr gut besucht.78 In seinem Tagebuch

71

Vgl. Kolde, Die Universität Erlangen (s. Anm. 58), 289 f. Vgl. zur Person W. FÜSSL, Kanne, Johann Arnold, BBKL 3 (1992), 1017–1019. 73 Vgl. Kolde, Die Universität Erlangen (s. Anm. 58), 287. 74 Zu Person und Werk vgl. G. THOMASIUS, Rede am Grabe des Herrn Johann Georg Veit Engelhardt gehalten am 16. September 1855, Erlangen 1855; G. PLITT, Engelhardt, Johann Georg Veit, ADB 6 (1877), 139; J. HERZOG, Engelhardt, Johann Georg Veit, RE3 5 (1898), 372–374; [Anonym,] Engelhardt, Johann Georg Veit, Kirchliches Handlexikon 2 (1889), 376; H. JORDAN, J. G. Veit Engelhardt (1791–1855). Ein Beitrag zur Geschichte der Erlanger theologischen Fakultät, BBKG 26 (1920), 49–68; DERS., Engelhardt, Johann Georg Veit. Professor der Kirchengeschichte 1791–1855, in: A. CHROUST (Hg.), Lebensläufe aus Franken, Bd. 3, Würzburg 1927 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte; 7. Reihe), 130–136; Kantzenbach, Die Erlanger Theologie (s. Anm. 60), 78–83; H. Ch. BRENNECKE, Zwischen Luthertum und Nationalismus. Kirchengeschichte in Erlangen, in: H. NEUHAUS (Hg.), Geschichtswissenschaft in Erlangen, Erlangen / Jena 2000 (Erlanger Studien zur Geschichte; 6), 233–236. Vgl. auch die liebenswerte Würdigung durch G. H. VON SCHUBERT, Der Erwerb aus einem vergangenen Leben und die Erwartungen von einem zukünftigen Leben. Eine Selbstbiographie, Bd. 3, Erlangen 1856, 295–298. 75 Kantzenbach, Die Erlanger Theologie (s. Anm. 60), 79; vgl. auch Brennecke, Zwischen Luthertum und Nationalismus (s. Anm. 74), 227. 233. 76 Vgl. Jordan, J. G. Veit Engelhardt (s. Anm. 74), 62 f. 77 Zur Charakterisierung seiner Arbeitsweise vgl. auch Kolde, Die Universität Erlangen (s. Anm. 58), 282; zur pragmatischen Geschichtsschreibung siehe auch unten Teil C, S. 188–193. 78 Vgl. Kantzenbach, Die Erlanger Theologie (s. Anm. 60), 80; Jordan, J. G. Veit Engelhardt (s. Anm. 74), 55; Kolde, Die Universität Erlangen (s. Anm. 58), 282. 72

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erwähnte Hase den Besuch von Engelhardts Vorlesungen,79 in seinen „Idealen und Irrthümern“ notierte er zudem: „Das ganze Jahr durch habe ich bei Engelhardt Kirchengeschichte gehört, die seltsamerweise ich bisher ganz vergessen hatte. Alles wurde dictirt, eine fleißige Zusammenstellung von Thatsachen in der Art, wie wir nachmals sie gedruckt erhalten haben. Engelhardt war vielseitig gebildet, und, was seiner scheinbar trockenen Art so fern zu liegen schien, mit der Mystik des Mittelalters vertraut; er hat mich mit Rath und Büchern mannigfach unterstützt.“80

Hase äußerte sich später in seiner 1836 erschienenen Streitschrift zur Kirchengeschichte über Engelhardt: dieser sei früher sein „theuer… Lehrer in der Kirchengeschichte“81 gewesen. Diese Erwähnung ist die einzige positive Bezugnahme auf Engelhardt in den gedruckten Schriften Hases. Allerdings ist der Kontext dieser Äußerung zu beachten. Hase verteidigte sich hier gegen Angriffe auf sein kirchengeschichtliches Lehrbuch und stellt sein Verhältnis zur Kirchengeschichtsschreibung Gieselers dar.82 Dass Hase in dieser Situation den Einfluss Engelhardts positiv auf ihn hervorhebt, ist einleuchtend, darf jedoch nicht überbewertet werden, vor allem deswegen, weil eine positive Bezugnahme und insbesondere materiale Anknüpfung an Engelhardt sonst nicht zu identifizieren ist. Welche Vorlesung er bei Engelhardt gehört hat, nennt Hase nicht.83 Die Aussage „[d]as ganze Jahr“ lässt jedoch den Besuch der zweisemestrigen Vorlesung wahrscheinlich werden, die Engelhardt zu Hases Zeiten wohl in Anlehnung an Wilhelm Münschers (1766–1814) „Lehrbuch der christlichen

79

Vgl. Hase, Burschenleben, Bd. 2 (s. Anm. 1), 15. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 64. Bei der von Hase angesprochenen Methode diktierte der Dozent zusammenfassende Abschnitte wörtlich den Studenten in ihr Heft, worauf eine freie Auslegung bzw. Ausführung folgte, die oft nicht mehr wörtlich mitgeschrieben wurde. 81 K. H ASE, Streitschriften II. Zur Kirchengeschichte (1836), in: DERS., Theologische Streit- und Zeitschriften, Bd. 1: Theologische Streitschriften, hg. von G. FRANK, Leipzig 1892 (GW; 8,1), 139–260, hier 148. Hase nannte neben Engelhardt Neander, Raumer und Gieseler als für seine eigene kirchenhistorische Meinungsbildung maßgebend (vgl. ebd.). 82 Siehe dazu die ausführliche Analyse der Auseinandersetzung, unten Teil E, S. 311– 323. 83 Die Liste von Engelhardts Vorlesungen ist umfangreich: „Kirchengeschichte in zwei Semestern (zuerst nach Münscher, später nach seinem eigenen Handbuch), dazu Kirchengeschichte des 18. Jahrhunderts und die allgemeine und die spezielle Dogmengeschichte (zuerst nach Augusti, dann nach seiner eigenen Dogmengeschichte); weiter eine Summa der Kirchengeschichte oder eine systematische Übersicht über die Kirchengeschichte, auch ein Examinatorium der Kirchengeschichte, dann die Patristik nach seinem eigenen Leitfaden, die Encyklopädie und die kirchliche Archäologie“ (Jordan, J. G. Veit Engelhardt [s. Anm. 74], 61). 80

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Kirchengeschichte“84 gehalten hat. Engelhardt veröffentlichte seine Vorlesungen dann als vierbändiges „Handbuch der Kirchengeschichte“ 1833/34.85 Friedrich Wilhelm Kantzenbach bemerkt über Engelhardt, dass er „nicht zu einer geistigen Durchdringung … des historischen Stoffes“ gelangte, seine Werke deshalb eher „den Charakter wertvoller Materialsammlungen“ aufweisen. Diese Bemerkung Kantzenbachs, die zunächst als eine Kritik an der Leistung Engelhardts erscheint, wird jedoch bei näherem Hinsehen auch auf das Verständnis von Kirchengeschichtsschreibung der Generation zu beziehen sein, der Engelhardt seine entscheidenden Einflüsse verdankt. Wenn Kantzenbach abschließend bemerkt, dass Engelhardts kirchengeschichtliche Werke „das genaue Gegenteil der lebendigen Darstellungen seines berühmtesten Schülers Karl von Hase“86 seien, so dürfte in der Differenz wohl auch ein Generationswechsel protestantischer Kirchenhistoriographie eine Rolle spielen.

Hase setzte seine in Leipzig begonnenen exegetischen Studien bei Johann Leonhard Bertholdt fort, der über „Psalmen“ las. Er besuchte die Veranstaltung jedoch offenbar nicht bis zum Ende des Semesters.87 Dass Hase von dem wissenschaftlich etwas farblos wirkenden Bertholdt88 nachhaltig beeinflusst wurde, ist wenig wahrscheinlich. Seine bereits an den Leipziger Studien sichtbar gewordenen vielfältigen Interessen traten auch in Erlangen hervor. An der Philosophischen Fakultät hörte er bei Carl David Heinrich Rau (1792–1870) im Sommersemester 1820 die Vorlesung „Staatswirthschaft“ und im folgenden Wintersemester „Landwirthschaft“.89 Vor allem übten zwei außerhalb der Theologischen Fakultät lehrende Persönlichkeiten große Anziehungskraft auf Hases theologische Entwicklung aus. Zum einen ist der seit 1819 in Erlangen lehrende Philosoph und Professor der Naturwissenschaften Gottlieb Heinrich von Schubert90 zu nennen, 84 W. MÜNSCHER, Lehrbuch der christlichen Kirchengeschichte. Zum Gebrauche bey Vorlesungen, Marburg 1804; DERS., Lehrbuch der christlichen Kirchengeschichte. Zum Gebrauche bey Vorlesungen, Zweyte vermehrte Ausgabe, hg. von L. WACHLER, Marburg 1815. Die Bedeutung Münschers wird auch darin sichtbar, dass sein „Lehrbuch der christlichen Dogmengeschichte“ aus dem Jahr 1811 als das Werk gilt, mit dem sich die Dogmengeschichte zu einer eigenen theologischen Disziplin etablierte, vgl. K. VÖLKER, Die Kirchengeschichtsschreibung der Aufklärung, Tübingen 1921, 41. 91 f. 85 Vgl. J. G. V. ENGELHARDT, Handbuch der Kirchengeschichte, 4 Bde., Erlangen 1833–1834. 86 Kantzenbach, Die Erlanger Theologie (s. Anm. 60), 82. 87 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 65: „Er [Bertholdt, M. H.] pflegte nicht lang vor halb anzufangen, und mitunter fünf Minuten vor dem Schlage war seine feierliche Rede: ‚Wir müssen hier wohl schließen, meine Herren, der Schlag möchte uns sonst überraschen.‘ Ich meinte doch bald diese Sache zeitgemäßer anfangen zu können.“ 88 Vgl. Kantzenbach, Die Erlanger Theologie (s. Anm. 60), 76. 89 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 64 f; ferner: Ders., Burschenleben, Bd. 2 (s. Anm. 1), 15. 90 Zur Person vgl. etwa W. HESS, Schubert, Gotthilf Heinrich von, ADB 32 (1891), 631–635; J. HAMBERGER, Schubert, Gotthilf Heinrich von, RE3 17 (1905), 781–784; F.

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dem Hase neben Winer seine Dogmatik widmete.91 Schubert, der ein Schüler Herders war und Privatunterricht von ihm erhalten hatte, hatte in Leipzig Theologie sowie in Jena Medizin studiert. Dort hörte er bei Schelling und wurde von ihm und dem romantischen Denken angeregt. Zwischen 1806 und 1809 lebte er in Dresden. Dort hielt er Vorträge und Vorlesungen, die seine romantische Naturphilosophie einem weiteren Kreis bekannt machten.92 Im gesellschaftlichen Leben Erlangens nahm Schubert eine dominierende Stellung ein.93 Es ist bemerkenswert, dass der bekannte romantische Naturphilosoph zugleich ein wichtiger Repräsentant der Erweckung in Süddeutschland war.94 Womöglich auf Grund seiner Beziehung zu Schubert stand Hase auch mit dem Erweckungsprediger Krafft in loser Verbindung.95 Hase besuchte die Vorlesungen Schuberts, jedoch nur zeitweilig als „Gast …, wenn er etwa von dem Geheimnisse der Schöpfung redete, oder von der Herrlichkeit des gestirnten Himmels“96. Dennoch zählte er sich zu dessen vertrautem Kreis. Dass Hase bei aller Verbundenheit auch in seinen philosophischen Anschauungen Unabhängigkeit gegenüber Schubert W. KANTZENBACH, Gotthilf Heinrich von Schubert (1780–1860). Zur Bedeutung des Briefwechsels für die Geschichte der Erweckungsbewegung, in: DERS., Theologie in Franken. Der Beitrag einer Religion zur europäischen Theologiegeschichte, Saarbrücken 1988, 346–374; D. WÖLFEL, Schubert, Heinrich Gotthilf von, BBKL 9 (1995), 1030– 1040. Vgl. auch das Urteil Schuberts über Hase bei Schubert, Der Erwerb… (s. Anm. 74), Bd. 2, 489. 91 Vgl. den Schubert gewidmeten Abschnitt der Vorrede Hases zu seinem „Lehrbuch der Dogmatik“ von 1826: „Von den heiligen Stunden an, da Sie einem vertrauten Kreise in den Tiefen des Gemüths und in den Wundern der Natur die Thaten Gottes nachwiesen, bis zu den geselligen Freuden und den kleinen Sorgen für Bedürfniß und Behaglichkeit der jungen Freunde, überall in ihrem Hause, das mir in der Fremde zum Vaterhause wurde, hat mich der Geist eines christlichen Familienlebens so nahe berührt, daß dieses Bild auch meiner wissenschaftlichen Richtung unvergänglich eingedrückt wurde. Meine theologische Ansicht ist jetzt wie damals von der Ihrigen verschieden, Sie haben sie damals freundlich beachtet als nothwendigen Durchgangspunkt meiner Bildung, vielleicht daß mein ganzes Erdenleben dieser Durchgangspunkt sey, aber ich hoffe, Sie werden die Erinnerungen Ihres Spiritus familiaris durchklingen hören“ (Hase, Dogmatik. 1826 [s. Anm. 50], unpag.). 92 Vgl. dazu F. R. MERKEL, Der Naturphilosoph Gotthilf Heinrich Schubert und die deutsche Romantik, München 1913, der vor allem Schuberts Leben und Werk bis 1814 darstellt. 93 Vgl. Wölfel, Schubert, Heinrich Gotthilf von (s. Anm. 90), 1032. 94 Vgl. A. C HRISTOPHERSEN, Schubert, Gotthilf Heinrich v., RGG4 7 (2004), 1014. 95 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 66: „Vornehmlich seine Kinderbetstunden oder Katechisationen wurden werth gehalten, und die habe ich zuweilen mit Erbauung besucht. Als wir aber, ein Kreis von Bekannten, bei ihm zum Abendmahl gehen wollten, hat er dies abgelehnt.“ 96 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 65.

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bewahrte, geht aus Äußerungen Schuberts hervor, die Hase in seinen Erinnerungen zitiert.97 Gleichwohl charakterisierte Hase bei allen Differenzen in philosophischen Fragen die Anhängerschaft Schuberts mit spürbarer Sympathie: „gefühlsmäßig einigen Hauptstücken altväterlichen Glaubens liebevoll zugewandt“, wenn auch „noch nicht orthodox“98. In dieser freundlichen Schilderung klingt ohne Zweifel auch etwas von dem Einfluss dieser Verbindung von spekulativer Philosophie und einer gefühlsmäßigen Hinwendung zum hergebrachten Glauben, ohne in steife Orthodoxie zu verfallen, auf Hase an. Als Hase später sein dogmatisches Repetitorium „Hutterus redivivus“ publizierte, wurde ihm eben dies zum Vorwurf gemacht: mit Hilfe idealistischer Philosophie der altprotestantischen Dogmatik neues Leben einhauchen zu wollen. Hase imponierte an dieser Haltung, die er im Kreis um Schubert vorfand, sicher nicht ein Zug zu rückwärts gewandter Repristination. Vielmehr war es die Bemühung um eine Wiedergewinnung des Überlieferten in Verbindung mit seiner spekulativen philosophischen Durchdringung, ein Ansatz, der mit der Betonung des Gefühls über den alten Rationalismus schon im Ansatz hinausging. Eben diese, den Kreis um Schubert bestimmende Verbindung dürfte für die weitere Herausbildung der theologischen Position Hases, und damit auch für die Fundamente seiner Kirchengeschichtsschreibung, von Bedeutung gewesen sein. Zum anderen war Hase ebenfalls wegen des bereits erwähnten Friedrich Wilhelm Joseph Schelling nach Erlangen gekommen.99 Ihn gab Hase in seinen Tagebüchern sogar explizit als wichtigen Grund für seinen Wechsel nach Erlangen an: „endlich war soeben Schelling … nach Erlangen gekommen“100. Bereits in seiner Leipziger Zeit hatte Hase Schelling gelesen und 97 „Er kannte auch meine abweichende Richtung und sagte gelegentlich davon: ‚Sie haben sich das aufrichtig so zurechtgelegt und bei Ihrem redlichen Suchen wird es schon noch anders kommen.‘ Es ist nicht anders gekommen, und wir sind treu verbunden geblieben“ (Hase, Ideale und Irrthümer [s. Anm. 1], 65 f). – Von der Atmosphäre des Kreises um Schubert zeugen auch zwei erhaltene Briefe Hases an Schubert aus dessen Nachlass in der Universitätsbibliothek Erlangen. Im Brief vom 20. Januar 1857 schrieb Hase etwa: „Ihr spiritus familiaris hat damals den Einfluß auf mich geübt, wie er nach meiner Natur ihn eben üben konnte, Sie haben das damals und nachmals freundlich gewähren lassen, wie sichs in einem arbeitvollen Leben mir ausgebildet hat“ (K. H ASE, Brief an Heinrich Gotthilf Schubert [Jena, 20. Januar 1857], Erlangen, UB.HA, Ms. 2640). Vgl. auch Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 94. 98 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 65. 99 Zu Schellings Aufenthalt in Erlangen vgl. auch Kolde, Die Universität Erlangen (s. Anm. 58), 284–287. 100 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 63. An anderer Stelle notierte Hase, dass Schelling auf seine „früheste Entwickelung Einfluß geübt habe“ (ebd., 67). Schellings Bedeutung für Hase unterstreicht auch ein Brief, den er im Juli 1822 an seinen Vetter Karl Benedikt Hase (1780–1864) nach Paris schrieb. Er notierte, er sei nach Erlangen gegangen

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dessen Philosophie als hilfreich empfunden. In seinem ungedruckten Tagebuch vermerkt Hase am 14. Mai 1821, dass er sein erhofftes wissenschaftliches Fortkommen als durch „Schellings Abwesenheit … sehr gestört“ empfand.101 Diese Hinweise auf die Bedeutung Schellings für Hase gestatten eine Präzisierung der Richtung, in der sich Hases Denken innerhalb der nachkantischen idealistischen Philosophie bewegte. Schelling hatte 1820 einen Ruf der Universität Erlangen als Honorarprofessor angenommen und blieb, bis er 1827 nach München zog.102 Er kündigte für das Sommersemester 1821 „Philosophie der Mythologie“ sowie „Methodologie des akademischen Studiums“ und für das folgende Wintersemester privat „Einführung in die Philosophie“ an. Schelling lehrte sehr erfolgreich, Studenten und Professoren strömten zahlreich in die Vorlesungen.103 Hase besuchte seine – allerdings sporadisch zwischen 1821 und 1823 gehaltenen – Vorlesungen, namentlich die Vorlesung „Zur Geschichte der neueren Philosophie“ von 1822.104 Hase wurde mit dem Philosophen durch die Vermittlung Schuberts persönlich bekannt und erhielt die Erlaubnis, ihn zu besuchen.105 Schellings Aufenthalt in Erlangen und der Besuch seiner Veranstaltungen durch Hase wird auch von Schubert geschildert, der in seiner Autobiographie aus einem an ihn geschriebenen Brief zitiert: „Er las von 1821–23 einige Male Initia Philosophiae, gab in diesen Vorlesungen nach einer geschichtlichen Einleitung eine genaue Auseinandersetzung der inneren Elemente des Monotheismus, dann Einleitung in die Philosophie der Mythologie. Den größten Antheil an diesen Vorlesungen nahmen damals Platen, Stahl, Höfling, Mezger, Rudolf und Andreas Wagner, Hase, Hodes, Wild, Herbst, Strebel.“106

„um Schelling zu hören, bin eben darüber zu promoviren“ (K. HASE, Brief an Karl Benedikt Hase [Erlangen, 10. Juli 1822], Weimar, GSA, 108/1111). 101 Hase, Burschenleben, Bd. 2 (s. Anm. 1), 8. 102 Vgl. Tilliette, Schelling. Biographie (s. Anm. 69), 307–329. Fraglich ist, ob Hase auch bei Schellings Abschied Ende August 1827 in Erlangen war, dies vermutet Tilliette (ebd., 328). Schubert erwähnt Hase aber nicht (vgl. Schubert, Der Erwerb… [s. Anm. 74], Bd. 3, 681 f), ebenso ist er nicht in einem Brief Karl Friedrich Dorfmüllers (1805–1872) an Schubert genannt; vgl. X. TILLIETTE (Hg.), Schelling im Spiegel seiner Zeitgenossen, Bd. 1, Torino 1974, 284 f. 103 August Graf von Platen schilderte in seinen Tagebüchern die Atmosphäre der Vorlesungen Schellings: vgl. G. VON LAUBMANN / L. VON SCHEFFLER (Hg.), Die Tagebücher des Grafen August von Platen. Aus der Handschrift des Dichters, Bd. 2, Hildesheim / New York 1969, 440–445. 104 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 66 f, 99 f. 105 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 66 f, vgl. auch Tilliette, Schelling. Biographie (s. Anm. 69), 319. 106 Schubert, Der Erwerb… (s. Anm. 74), Bd. 3, 518. Der Brief ist ebenfalls abgedruckt in: Schelling im Spiegel seiner Zeitgenossen, Bd. 1 (s. Anm. 102), 284 f.

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Hase ist von Schellings Philosophie beeindruckt,107 in seinen Erinnerungen lässt sich aber auch erkennen, dass er um eine gewisse kritische Distanz zu Schelling und seiner Philosophie bemüht ist. So urteilte er über die Lektüre von Schellings „Bruno, oder über göttliche und natürliche Principien der Dinge“, dass sie ihm „nicht gerade zu einer Offenbarung“108 geworden sei. Der große Einfluss Schellings auf Hase und seine Theologie dürfte dennoch kaum zu bestreiten sein. Nicht nur, dass seine Gegner bei späteren Auseinandersetzungen ihm immer wieder den Vorwurf machten, dass seine Dogmatik aus dem Geiste Schellings stamme, legt dafür beredtes Zeugnis ab. Hase bemerkte auch selbst an verschiedenen Stellen dessen starken Einfluss auf ihn.109 Dieser Einfluss beschränkt sich sicher nicht auf die dogmatischen Ansichten Hases, sondern wird auch in den Fundamenten von Hases Kirchengeschichtsauffassung Spuren hinterlassen haben. Neben diesen geistigen Auseinandersetzungen widmete sich Hase seit Beginn des Wintersemesters 1821/22 wiederum selbständig explizit theologischen Studien, da er bemerkte, dass ihn der „vergangene Sommer … in

107 Beispielsweise äußerte Hase im Oktober 1845 über Schelling in einem Gedenkblatt an Hans Christian Andersen: „Was Schelling, nicht der jetzt in Berlin wohnt, sondern der als ein unsterblicher Heros lebt im Reiche des Geistes, einst sagte: ‚Die Natur ist der sichtbare Geist – der Geist, die unsichtbare Natur‘, ist mir gestern Abend wieder recht anschaulich geworden durch Ihre Märchen“ (K. HASE, Erinnerungsblatt an Hans Christian Andersen [Jena, Ende Oktober 1845], in: H. CH. ANDERSEN, Gesammelte Werke, Bd. 1 und 2: Das Märchen meines Lebens, Leipzig 2 1848, 211; vgl. dazu auch: Schelling im Spiegel seiner Zeitgenossen, Bd. 1 [s. Anm. 102], 499 und Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 17], 72). 108 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 67. – In einem Brief an seinen Vetter Karl Benedikt bezog sich Hase eher humorvoll auf Schelling: „es geht einem da, wie wirs Schellingen nachzusagen pflegten, daß er, weil er denn ein so gar großer Philosoph geworden seyn soll, nichts mehr für gut und philosophisch gnug hält, das er könnte drucken laßen, – man meint, es müße was ganz sonderbares und apartes seyn“ (K. HASE, Brief an Karl Benedikt Hase [Tübingen, 2. August 1823], Weimar, GSA, 108/1111). 109 In seiner 1834 erschienenen Streitschrift zum Hutterus und zum Leben Jesu äußerte sich Hase zu dem Vorwurf, seine Dogmatik sei überwiegend von Schelling beeinflusst. Sein Verhältnis zu Schelling, vor allem als Erlanger Student, benennt er folgendermaßen: „Mein Verhältniß zu Schelling … ist in meiner ganzen wissenschaftlichen Bahn dasselbe geblieben. Ich habe im Sommer 1822 einen Abriß der Geschichte der Philosophie, leider nur 10 oder 12 Vorträge, bei Schelling gehört und habe damals einigemale die zugestandne Gunst benutzt, ihn in seinem Hause zu besuchen, freilich in der scheuen Entfernung, die einem Studenten natürlich war. Ich würde undankbar sein gegen diesen geistreichsten aller akademischen Lehrer, wenn ich leugnen wollte, daß seine Vorträge und sein Gespräch mich höchst angeregt, ja auf meine ganze Entwicklung einen wichtigen Einfluß gehabt haben“ (K. HASE, Streitschriften I. Zum Hutterus redivivus und Leben Jesu [1834]. Erste Abhandlung. Der neue Hutterus und seine Gegner, in: Ders., Theologische Streit- und Zeitschriften, Bd. 1: Theologische Streitschriften [s. Anm. 81], 37–85, hier 57).

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der Theologie nicht vorwärts gebracht“110 hatte. Seine Aufmerksamkeit galt zunächst dem Neuen Testament, zu dem Hase „mit Ausnahme der Apokalypse, eine Art Commentar lateinisch“111 schrieb. Gemeinsam mit einem Freund übte er sich im Hebräischen. Im Sommersemester 1822 besuchte Hase keine Vorlesungen, abgesehen von der schon genannten Vorlesung Schellings. Er arbeitete im Selbststudium die Dogmatiken von Christoph Friedrich von Ammon, Karl Gottlieb Bretscheider (1776–1848) und Julius August Ludwig Wegscheider (1771–1849) durch. Auch das eben erschienene Werk „Der christliche Glaube“ (1821/22) von Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher (1768–1834) las Hase, notierte aber, dass sie „noch keinen tiefern Eindruck“ auf ihn gemacht habe.112 Der Fortschritt der theologischen Selbstverständigung Hases zeigt sich daran, dass er, wie schon in Leipzig, die Frucht seiner Studien produktiv in eine schriftlich niedergelegte eigene Position zu bringen suchte. Hase spielte mit dem Gedanken, eine eigene Dogmatik zu verfassen: „Ich schrieb anfangs, nur um mit mir selbst klar zu werden, meine Ansicht über jedes Lehrstück nieder, bald mit der bestimmten Absicht, mir meine eigene Dogmatik zu schreiben, und im wachsenden Gefühl, daß ich ein Recht dazu hätte neben jenen anderen.“113 Leider sind diese Aufzeichnungen nicht mehr erhalten. Hases Erlanger Studienzeit endete wie in Leipzig mit seiner Entlassung von der Universität aufgrund einer „Theilnahme am dresdener Burschentage und wegen starken Verdachts, an der Spitze der seit 1820 aufgehobenen Burschenschaft gestanden zu haben“114. Am 28. August 1822 verließ er die Stadt. Rückblickend urteilte Hase, er habe „den besten Theil“115 seiner Bildung in Erlangen erhalten. Zusammenfassend kann festgehalten werden: Mehr als von seiner Leipziger Studienzeit dürften von seinem Aufenthalt an der Universität Erlangen prägende Einflüsse auf Hases theologische Entwicklung ausgegangen sein. Zum ersten Male wandte er sich nachweislich explizit kirchenhistorischen Studien zu, er hörte Kirchengeschichte bei Engelhardt. Zu den seine weitere theologische Arbeit bestimmenden Einflüssen zählen aber nicht die Art von Kirchengeschichtsschreibung, die er durch die Person Engelhardts vertreten fand. Von dessen kirchengeschichtlichen Vorlesungen wurde er offenbar nicht zu weiterer Beschäftigung mit dem Fach angeregt. Auch sonst sind prägende Lehrer aus der Theologischen Fakultät nicht zu ver110

Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 73. Ebd., 73. 112 Vgl. ebd., 98. 113 Ebd., 98; vgl. hier auch weitere Andeutungen. 114 Ebd., 105. Deuerlein nennt als genaues Datum den 21. August 1822 (vgl. Deuerlein, Geschichte der Universität Erlangen [s. Anm. 56], 42). 115 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 67. 111

1. Einflüsse auf Hases Verständnis von Kirchengeschichte

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zeichnen, Hase erarbeitete sich seine theologischen Kenntnisse erneut vor allem im Selbststudium. Bedeutung für seine theologische Entwicklung gewannen vielmehr Kontakte zu Kreisen, in denen sich Impulse der Erweckungsbewegung, der Romantik und spekulativen Philosophie wechselseitig befruchteten und durchdrangen. Der Fortschritt in Hases theologischer Entwicklung zeigt sich darin, dass er in diesem geistig anregenden Klima aus einer selbständigen Lektüre bedeutender dogmatischer Entwürfe verschiedener theologischer Provenienz eine eigene dogmatische Position entwarf.116 1.3 Fortgesetzte theologische Selbstklärung: Akademische Anfänge in Tübingen (1823–1825) Nachdem Hase in Dresden sein Examen vor dem Oberkonsistorium bestanden hatte,117 beschloss er, sich in Tübingen als Privatdozent zu habilitieren.118 Das von seiner eigenen Position offensichtlich deutlich abweichende andere theologische Profil der Tübinger Fakultät hinderte ihn nicht an diesem Schritt. Als er im April 1823 in Tübingen eintraf, fand er an der Theologischen Fakultät eine „abgeschwächte Orthodoxie“119 in Form der älteren Tübinger Schule im Gefolge von Gottlob Christian Storr (1746– 1805)120 vor.

116 Ausgehend von diesen Erkenntnissen wird man dem Urteil Theodor Koldes, das dieser in seinem Buch „Die Universität Erlangen unter dem Hause Wittelsbach 1810– 1910“ über die Bedeutung der Erlanger Studienzeit für die Entwicklung Hases abgab, nur teilweise zustimmen können. Kolde meinte, dass sich in Hases „Erlanger Studentenzeit … der Umschwung vom Rationalisten zum Ästhetiker des Christentums und seiner Geschichte anbahnte“ (Kolde, Die Universität Erlangen [s. Anm. 58], 288). An diesem Urteil wird man die Apostrophierung des von Leipzig nach Erlangen kommenden Hase als Rationalisten nicht für sachgemäß halten können, wenn man die Einflüsse der Leipziger Fakultät für so gering veranschlagt, wie es in dieser Arbeit geschieht. Zustimmen wird man allerdings Kolde darin, dass Hases Position während seiner Erlanger Zeit eine entscheidende Qualifizierung in dem von ihm genannten Sinne erfahren hat. 117 Hase legte das Examen am 9. Oktober in Dresden mit einer mündlichen Prüfung ab, der zwei Tage später eine Predigt folgte. Er lebte danach als Kandidat in Penig und predigte in den Nachbargemeinden. Seine bereits in Erlangen begonnenen Notizen über die Dogmatik stellte er als „Theologische Versuche“ fertig, fand hierfür in Leipzig jedoch keinen Verleger, vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 109–112. 116. 118 Vgl. ebd., 117. 119 Ebd., 121. 120 Storr allerdings hatte begonnen, sich von der Orthodoxie der älteren Form abzusetzen. Er gilt als früher Vertreter des Supranaturalismus; vgl. dazu H.-M. KIRN, Storr, Gottlob Christian, RGG4 7 (2004), 1749.

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A. Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte

Hase musste zunächst das Doktor- und Magisterdiplom an der Philosophischen Fakultät erwerben.121 Er schrieb hierfür eine lateinische Abhandlung über den „philosophischen Glauben“. Über den Inhalt dieser nicht mehr vorhandenen Schrift teilte Hase in seinen Erinnerungen mit, er habe zeigen wollen, „daß alle philosophischen Systeme in ihrem letzten Grunde auf dem Glauben beruhten, nämlich auf dem Vertrauen des denkenden Geistes zu sich selbst hinsichtlich seiner als nothwendig erkannten Denkgesetze“122. Am 4. Juli 1823 wurde er zum Dozenten an der Philosophischen und Theologischen Fakultät ernannt.123 Zuvor musste er jedoch eine Dissertation öffentlich verteidigen.124 Seine Abhandlung für die Disputation am 25. September unter dem Titel „De fide naturali“ hatte das Ziel der „Nachweisung der naturgemäßen Entstehung aller Religion [in den Tiefen des Menschengeistes], zugleich mit der Untersuchung ihres Verhältnisses zu den verschiedenen Geistesthätigkeiten“125. Im folgenden Wintersemester 1823/24 hielt der junge Privatdozent das erste Mal Vorlesungen aus dem Bereich des Neuen Testamentes: über den „Hebräerbrief“ und das „Leben Jesu“.126 Dazu kam ein Examinatorium zur Dogmatik, über das Hase urteilte: „hier erst hat sich mein dogmatisches System zu seiner vollern Bestimmtheit entwickelt als eine Versöhnung der damals streitenden Schulen, wiefern ich erkannte, daß zwar alle Religion aus den Tiefen des Menschengeistes entspringe, aber ihr Wesen sei, über alles Natürliche hinweg sich unmittelbar in die Arme der Gottheit zu werfen“127. Für seine theologische Entwicklung von Belang ist seine weitere Beschäftigung mit Schleiermacher, dessen Glaubenslehre ihm zunehmend 121 Vgl. auch K. KLÜPFEL, Geschichte und Beschreibung der Universität Tübingen, Tübingen 1849, 400 f. Aus der Vorrede ist zu entnehmen, dass Ferdinand Christian Baur diesen Abschnitt verfasste (vgl. ebd., IV). Vgl. dazu auch Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 123 f. 122 Ebd., 122. 123 Vgl. ebd., 124. 124 Vgl. ebd., 124 f. 125 Ebd., 125. Vgl. Ders., De fide libri duo. Liber I. Fides naturalis, Tübingen 1825. Zur Disputation vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 127 f. – In der ersten Ausgabe der Ideale von 1872 ist das Ziel der Abhandlung ergänzt um die hier in eckigen Klammern stehenden Worte: Die „Nachweisung der naturgemäßen Entstehung aller Religion [in den Tiefen des Menschengeistes], zugleich mit der Untersuchung …“ (K. HASE, Ideale und Irrthümer. Jugenderinnerungen, Leipzig 1872, 202). 126 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 129 f. Vgl. auch die selbstbewusste Erwähnung seiner Leben-Jesu-Vorlesung gegenüber Strauß: K. H ASE, Apologetisches gegen D. David Strauß, in: DERS., Theologische Streit- und Zeitschriften, Bd. 2: Theologische Ährenlese, hg. von G. FRANK, Leipzig 1892 (GW; 8,2), 31–48, hier 45. – Die gedruckten Vorlesungsverzeichnisse für das WS 1823/24 enthalten keine Ankündigungen Hases. 127 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 130.

1. Einflüsse auf Hases Verständnis von Kirchengeschichte

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„verständlicher und bedeutender“128 wird, und die Lektüre der Schriften Johann Gottfried Herders (1744–1803). Später nannte er sie seine „theologische[n] Heilige[n]“129. In dieser Zeit schrieb Hase auch den Roman „Des alten Pfarrers Testament“130, in dem er alte Gedanken zur „Harmoniologie“ aus seiner Leipziger Zeit wieder aufnahm und weiterführte. In diesem Roman, in dem Hase später die Keime seiner ganzen Theologie sah,131 treten die Einflüsse Schellings besonders deutlich hervor. Hase schloss während dieser intensiven Arbeit auch Freundschaften, die weiter anregend für ihn waren. Explizit berichtete er von dem Dichter Wilhelm Hauff (1802–1827) und dem Historiker Christian Friedrich Wurm (1803–1859), die sich Hase „angeschlossen“ hatten.132 Vor allem Wurm war es, der ihn in die akademischen und gesellschaftlichen Kreise Tübingens und Schwabens einführte.133 Dass Hase auch in dieser Zeit bewusst über die Grenzen der theologischen Wissenschaft blickte, verdeutlicht seine Beschäftigung mit bedeutenden zeitgenössischen Künstlern: er besuchte Johann Sulpiz Boisserée (1783–1854) und Johann Heinrich Dannecker (1758–1841).134 Im Sommersemester 1824 hielt Hase Vorlesungen über die Apostelgeschichte des Lukas und über Dogmatik.135 Er arbeitete zugleich an der Herausgabe seiner Dogmatik als Lehrbuch sowie der Vorlesungen zum

128 Ebd. – Eine wachsende positive Bezugnahme auf Schleiermacher lässt sich auch in Hases „Leben Jesu“ aufzeigen. Zu diesem Werk vgl. G. FUSS, Die Auffassung des Lebens Jesu bei dem Jenaer Kirchenhistoriker Karl von Hase, Teil 1, Diss. Theol., Jena 1955. 129 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 4. – Hases Affinität zu Herder muss so bekannt gewesen sein, dass Gustav Frank berichten konnte, dass Hase auf einer „Votivtafel“ anlässlich seines 50jährigen Doktorjubiläums charakterisiert wurde als „uberioris et profundioris theologiae stator, qualem Herderus praesaga mente auguratus erat“ (G. FRANK, Karl August von Hase, ZWTh 38 [1895], 161–186, hier 181). 130 K. H ASE, Des alten Pfarrers Testament, in: DERS., Theologische Erzählungen, Geistliches Schauspiel und Rosenvorlesungen, hg. von K. A. VON HASE, Leipzig 1892 (GW; 6), 3–114. Vgl. auch Ders., Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 123. 125. 132. 131 Vgl. Hase, Dein Alter sei wie deine Jugend (s. Anm. 20), 11. 132 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 126 f. Vgl. über Hauff auch ebd., 160. 133 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 127. 134 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 128. – Bei der Abfassung des „Leben Jesu“ verstand sich Hase durchaus auch als Künstler: er wollte Christus „wie Dannecker eben in [seiner] Art darstellen“ (ebd., 129). 135 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 138. Vgl. auch die Angaben in: Verzeichniß der Vorlesungen, welche von den hiesigen öffentlichen und Privat-Lehrern für das künftige Sommer-Halbjahr angekündigt sind, Tübingen 1824, 3 f: „Vorlesungen über theologische Encyklopädie und Methodologie oder … Vortrag einer philosophischen Einleitung in die Dogmatik der evangelischen Kirche … Examinatorium über die christliche Dogmatik … Die Apostelgeschichte des Lukas … vornehml. mit Rücksicht auf die in ihr vorkommenden Hauptthatsachen der Bildungsgeschichte der christlichen Kirche unter Vergleichung anderer gleichzeitiger Nachrichten“.

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A. Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte

Leben Jesu.136 Mitten aus dieser produktiven und erfolgreichen akademischen Tätigkeit riss ihn Ende September 1824 ein Haftbefehl aufgrund seiner Teilnahme an burschenschaftlichen Verbindungen.137 Hase musste eine elfmonatige Strafe auf der Festung Hohenasperg verbringen.138 Während dieser erzwungenen Unterbrechung las Hase erneut Schleiermachers Glaubenslehre und die Ethik von Baruch Spinoza (1632–1677), schrieb an dem Roman „Die Proselyten“ und arbeitete weiter an seiner Dogmatik.139 Am 8. August 1825 wurde Hase freigelassen, musste Württemberg aber verlassen.140 Bilanzierend muss als Ertrag seines Tübinger Aufenthalts eine weitere Selbstklärung von Hases theologischer Position im Zusammenhang seiner akademischen Lehrtätigkeit gelten. Die Kirchengeschichte zählte weiterhin nicht zu den bevorzugten Gegenständen seiner theologischen Arbeit. 141 Implizit wird sich Hase im Zusammenhang seiner dogmatischen Überlegungen und vor allem im Kontext seiner Arbeiten zum Leben Jesu mit Fragen beschäftigt haben, die die Grundlegung von Kirchengeschichte wie etwa Geschichtsphilosophie berühren. Neben dem wachsenden Einfluss Schleiermachers und der Kenntnisnahme Spinozas lässt besonders die

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Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 141: „Mit Osiander schloß ich einen Vertrag für die Herausgabe meiner Dogmatik, nur dessen, was ich bisher den Zuhörern dictiert hatte, um alles Dictirens fortan überhoben zu sein, also als Lehrbuch; mit Cotta für den Verlag meiner Vorträge über das Leben Jesu, also alles dessen, was ich vor oder nach der Vorlesung niedergeschrieben und weiter auszuarbeiten im Sinne hatte.“ Vgl. auch Hases entsprechende Briefe: K. HASE, Brief an Johann Friedrich Cotta von Cottendorf (Tübingen, 25. Mai 1824), Marbach, DLA.HA, A: Kauffmann, Fritz/Autogr. HS. 1991.68.73 [1]. Hase fragte auch den Verleger Hermann Laup an, seine „Geschichte Jesu“ zu betreuen, vgl. den wörtlich nahezu identischen Brief: D ERS., Brief an Hermann Laup (o. O. [Tübingen], 20. Mai o. D. [1824]), Stuttgart, WLB.HA, Cod.hist.4“713,310. – Vgl. ferner DERS., Brief an Johann Friedrich Cotta von Cottendorf (Tübingen, 29. Mai 1824), Marbach, DLA.HA, A: Kauffmann, Fritz/Autogr. HS. 1991.68.73 [2]; ferner: DERS., Brief an die Metzlersche Buchhandlung (Cannstadt, 14. August 1825), Marbach, DLA.HA, A: Kauffmann, Fritz/Autogr. HS. 1991.68.73/1; DERS., Brief an die Metzlersche Buchhandlung (Dresden, 3. Juni 1826), Marbach, DLA.HA, A: Kauffmann, Fritz/Autogr. HS. 1991.68.73/2. 137 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 143. 146. 148 f. 138 Mitgefangener Hases war u. a. Gustav Adolf Kolb (1798–1865), der spätere Chefredakteur der „Allgemeinen Zeitung“. 139 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 144. 163 f. 140 Vgl. ebd., 164. Hase blieb noch kurze Zeit auf dem Hohenasperg, um seinen Abschied zu organisieren. So bat er etwa den Senat der Universität Tübingen um ein „freundliches Zeugniß … über den Anfang [seiner] akademischen Laufbahn“, vgl. K. HASE, Brief an Andreas Benedict Feilmoser (Hohen-Asperg, 16. August 1825), Tübingen, UB.HA, Md 760, 329. 141 Siehe auch oben Anm. 135.

1. Einflüsse auf Hases Verständnis von Kirchengeschichte

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Lektüre der Schriften Herders eine Profilierung seiner Ansichten über Geschichte und Kirchengeschichte vermuten. 1.4 Ausformung eines eigenen theologischen Standpunktes: Aufenthalte in Dresden und Leipzig (1825–1829) 1.4.1 Die Zeit in Dresden Nach seiner Rückkehr aus Württemberg wandte sich Hase im September 1825 zunächst nach Dresden. Über die Familie des mit ihm weitläufig verwandten Schriftstellers und Professors Karl August Förster (1784–1841) lernte er Agnes Tieck (1802–1880) kennen und schloss sich dem damaligen romantischen literarischen Kreis von Dresden um ihren Vater Johann Ludwig Tieck (1773–1853) an, dessen Lesungen er besuchte.142 Sicherlich nahm Hase dabei auch dessen Neigung zum Katholizismus wahr.143 Aus den vorliegenden Quellen lässt sich nicht erschließen, inwieweit diese Tendenzen einen Einfluss auf Hase ausgeübt haben. Zwar hatte er sich mit seinem auf dem Hohenasperg verfassten Roman „Die Proselyten“ schon vorher thematisch mit dem Verhältnis von Protestantismus und Katholizismus beschäftigt.144 Dennoch erscheint ein Einfluss Tiecks in dieser Hinsicht nicht als ausgeschlossen. Hase unternahm immerhin wenig später eine von ihm ersehnte Reise nach Italien und wandte sich in seinen späteren kirchengeschichtlichen Arbeiten des Öfteren als traditionell römischkatholisch geltenden Figuren zu,145 und zwar nicht in abwertend polemischer Diktion. Möglich ist aber auch, dass das schon bestehende Interesse Hases am Katholizismus ein Anknüpfungspunkt für den Kontakt mit Tieck und seinem Kreis war.146 Aufgrund der vorliegenden Quellen muss dies jedoch Vermutung bleiben. 142

Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 171. Vgl. R. HAYM, Die romantische Schule. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Geistes, Berlin 41920, 130 f. 536 f. Zum Verhältnis von Romantik und Christentum vgl. überblicksartig G. SCHULZ, Romantik. Geschichte und Begriff, München 3 2008, 93–97. 144 [K. HASE,] Die Proselyten, Stuttgart 1827. In diesem anonym erschienenen Roman geht es um zwei Brüder, der eine katholisch, der andere protestantisch, die sich gegenseitig bekehren wollen. Beiden gelingt das so gut, dass der Katholik protestantisch und der Protestant katholisch wird. In seinen „Idealen und Irrthümern“ urteilte Hase, er habe sich so gut in den Katholizismus hineingedacht, „daß ein katholisches Journal einen besondern Abdruck der katholischen Briefe als eine glänzende Apologie der katholischen Kirche veranstaltete“ (Hase, Ideale und Irrthümer [s. Anm. 1], 162). Bisher konnte dieser Abdruck nicht identifiziert werden. 145 Siehe dazu auch unten Teil D, S. 257–260. 146 Vgl. dazu auch K. SCHOLDER, Karl von Hases Auffassung des Konfessionsproblems, in: H.-J. BIRKNER / H. LIEBIG / K. SCHOLDER, Das konfessionelle Problem in der evangelischen Theologie des 19. Jahrhunderts. Drei Beiträge, Tübingen 1966 (SGV; 245/246), 36–54. 143

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A. Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte

Hase arbeitete bis zum Frühjahr 1826 an seinem „Lehrbuch der Dogmatik“147, das er, wie bereits erwähnt, seinen Lehrern Winer und Schubert zueignete.148 Während der Vorbereitung zur Drucklegung hatte sich Hase wegen der Zensur seines Buches an den Oberhofprediger Ammon zu wenden. Trotz inhaltlicher Differenzen über die theologische Ausrichtung einzelner Lehrstücke war das Verhältnis zwischen beiden freundschaftlich: Hase bemerkte, Ammon sei „immer gütig“149 zu ihm gewesen. Dieser nahm offenbar auch Einfluss auf Hases weiteren wissenschaftlichen Werdegang. In einem Brief vom 20. März 1826 aus Dresden an Winer schrieb Hase: Ammon „wünscht mich nach Jena zu bringen, weil dort die Aussichten zu einer Professur näher liege als in Leipzig. Es kommt wohl alles darauf an, vorher zu wissen, wer an Gablers Stelle komme.“150 Die Angelegenheit zerschlug sich, in Jena wurde Andreas Gottlieb Hoffmann (1796–1864) Gablers Nachfolger. Während dieser Zeit verwirklichte Hase weitere Projekte151 und schrieb zudem Rezensionen für das „Theologische Literaturblatt“ der „Allgemeinen Kirchenzeitung“, vornehmlich über Werke unbekannter Autoren sowie zu dogmatischen und kirchenrechtlichen Themen.152 Ein Interesse an 147 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 169. Über die Bewertung schreibt Hase: „Sie war mit einiger Verwunderung aufgenommen worden, da sie, zwar durchweg vom rationalen Princip ausgehend, doch in ihrem philosophischen Ernste, in ihrer gefühlsmäßigen Auffassung der Religion und ihrer Achtung vor den geschichtlichen Mächten des Christenthums dem herrschenden Rationalismus widersprach, auch sich nicht in eine der hergebrachten Klassen unterbringen ließ“ (ebd., 178). 148 Vgl. ebd., 173. 149 Ebd., 169. – Ammons Angebot, ihn bei Studien zu einer Geschichte der protestantischen Märtyrer zu unterstützen, lehnte Hase allerdings zugunsten seiner Italienreise 1829 ab, vgl. ebd., 203. 150 Hase, Brief an Georg Benedikt Winer (Dresden, 20. März 1826), zit. nach Blanckmeister, Karl Hases Briefe an Benedikt Winer (s. Anm. 47), 62. Gemeint ist der Jenenser Theologe Johann Philipp Gabler, der am 17. Februar 1826 gestorben war, vgl. K. HEUSSI, Geschichte der Theologischen Fakultät zu Jena, Weimar 1954 (Darstellungen zur Geschichte der Universität Jena; 1), 236. – In einem Brief aus dieser Zeit bezeichnete Hase 1825 Ammon und Winer als seine „beiden nächsten Freunde in der theologischen Welt“ (K. HASE, Brief an die Metzlersche Buchhandlung [Cannstadt, 14. August 1825], Marbach, DLA.HA, A: Kauffmann, Fritz/Autogr. HS. 1991.68.73/1). 151 Es handelt sich dabei um folgende Schriften: „Vom Justizmorde, ein Votum der Kirche. Untersuchung über die Zulässigkeit der Todesstrafe aus dem christlichen Standpunkte“, „Vom Streite der Kirche. Eine Schrift an den christlichen Adel deutscher Nation“, sowie um zwei Jugendromane „Der Schutzgeist edler Jünglinge, eine Mitgabe beim Abschiede aus dem Vaterhause in die Welt“ und den „Griechischen Robinson“ (vgl. die genauen bibliographischen Angaben im Literaturverzeichnis), vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 173–175. 152 Zur Rezensionstätigkeit Hases siehe auch unten Teil B, S. 147–164. Offenbar schrieb Hase auch (anonyme) Beiträge für die „Blätter für literarische Unterhaltung“ (vgl.

1. Einflüsse auf Hases Verständnis von Kirchengeschichte

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kirchengeschichtlichen Gegenständen lässt sich auch im Zusammenhang dieser weiteren Arbeiten Hases nicht feststellen. Es dominiert die Dogmatik. Obwohl er ein geistliches Amt noch immer nicht ausschloss, siedelte er wohl auf Anraten Ammons im Herbst 1826 nach Leipzig über, um dort wieder als Privatdozent zu lehren.153 1.4.2 Erneuter Aufenthalt in Leipzig Seit dem Herbst 1826 lebte Hase erneut in Leipzig154 und habilitierte sich im Mai 1828 zum Privatdozenten an der Philosophischen Fakultät mit einer Dissertation über Kirchenrecht155 und der dazugehörigen Disputation.156 Er wurde Magister legens an der Philosophischen Fakultät, dann Baccalaureus an der Theologischen Fakultät und später außerordentlicher Professor der Philosophie.157 Vorlesungen hielt Hase vom Sommersemester 1828 bis einschließlich des Sommersemesters 1829. Hase arbeitete während seiner zweiten Leipziger Zeit in den Gebieten und Themen der Theologie weiter, mit denen er in Tübingen begonnen hatte. Bei seinen Vorlesungen handelte es sich im Sommer 1828 zunächst um den ersten Teil der Dogmatik als K. HASE, Brief an den Brockhaus Verlag (Leipzig, 27. Juli 1828), Leipzig, SStA, Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235, 18), die sich jedoch nicht mehr identifizieren lassen. 153 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 176. 154 Hase hatte anfänglich darum zu kämpfen, dass das im Sommer 1821 erteilte consilium abeundi wieder rückgängig gemacht wurde. Besonders Christian Daniel Beck versuchte, Hases Aufenthalt in Leipzig und damit seine Habilitation unmöglich zu machen. Grund für die Feindschaft Becks gegen Hase war dessen „Leipziger Disputation“, in der Beck einen Angriff auf den Professorenstand erblickte. Vgl. dazu W. BRUCHMÜLLER, Zu Karl v. Hases Leipziger Habilitation 1828, NASG 48 (1927), 249–257, der auch die beiden Eingaben Hases an König Anton von Sachsen vom Sommer 1827 zitiert. Vgl. auch Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 184 f. 155 K. H ASE, De jure ecclesiastico commentarii historici, Teil 1, Leipzig 1828. Vgl. die entsprechende Anzeige in: Leipzig, UA, Pro-Cancellar-Buch der Philosophischen Fakultät, B 128 a, 118 und den Bericht in: Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 184 f. – Dass Hase sich anfänglich nicht vollständig an Leipzig gebunden fühlte, belegt ein erhaltener Brief an Heinrich Eberhard Gottlob Paulus, in dem Hase den Wunsch äußerte, sich in Heidelberg unter dessen „Schirm“ zu habilitieren, vgl. K. H ASE, Brief an Heinrich Eberhard Gottlob Paulus (Leipzig, 17. Dezember 1826), Heidelberg, UB.HA, H. Hs. 855, 229. Ein Antwortbrief Paulus’ ist nicht erhalten. 156 Vgl. die Anzeige in der „Leipziger Literatur-Zeitung“: „Am 3. May habilitirte sich auf dem philosophischen Katheder Hr. M. Karl Aug. Hase aus Steinbach durch Vertheidigung seiner Schrift: De jure ecclesiastico commentarii historici. Lib. I. Part. I.“ ([Anonym,] Chronik der Universität Leipzig, LLZ 1828, Nr. 191 [2. August 1828], 1521). 157 Vgl. die entsprechende Korrespondenz in der „Akte Karl Hase“ im Universitätsarchiv Leipzig (Leipzig, UA, Akte Karl Hase, PA 541, 1–7). Daraus geht hervor, dass Hases Wunsch nach einer außerordentlichen theologischen oder philosophischen Professur im September 1828 zunächst abgelehnt, ihm aber am 26. Juni 1829 eine außerordentliche philosophische Professur übertragen wurde.

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A. Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte

„Christliche Philosophie“ und das „Leben Jesu“.158 Im folgenden Wintersemester las Hase den zweiten Teil der Dogmatik, über die Apostelgeschichte des Lukas und hielt ein dogmatisches Examinatorium.159 Im Sommersemester 1829 las er erneut das „Leben Jesu“, Dogmatik und hielt ein dogmatisches Examinatorium.160 Hases zweiter Anlauf zu einer akademischen Karriere gestaltete sich erfolgreich. Im Sommersemester 1828 besuchten 43 Studenten seine Dogmatikvorlesung, beim „Leben Jesu“ waren es 168 Zuhörer.161 Der große Erfolg, den Hase als theologischer Universitätslehrer hatte, wird auch dadurch sichtbar, dass er gemeinsam mit Karl Gottlob Theile (1799–1854),162 Christian Wilhelm Niedner (1797–1850), Ernst Friedrich Höpfner (1796–1861) und Ferdinand Florens Fleck (1800–1849) schon bald die „junge Fakultät“ genannt wurde, wobei Hase als der bedeutendste unter ihnen galt.163 In diesem Zusammenhang ist eine im Januar 1829 in der Allgemeinen Kirchenzeitung erschienene anonyme Würdigung eines Leipziger Studenten interessant, in der die menschlichen und wissenschaftlichen Qualitäten von Theile, Hase und Niedner besonders hervorgehoben werden.164 Zu Hase schreibt der unbekannte Autor: „Gerade das Eigenthümlichste in seinem [Hases, M. H.] Geiste scheint noch nicht deutlich entwickelt zu sein, daß es in seiner eigenen Kraft und Lebendigkeit Jeglichem zur lebendigen Anschauung würde. Hierzu überstreut die eigene Begeisterung über das gefühlte Unbegreifliche die Schärfe der Darstellung mit zu schönen Blumen, als daß man es über sich gewinnen oder dem Gefühle es abgewinnen könnte, das Wahrheitsgold der zarten Einfassung zu entkleiden, um es mit den zersetzenden Scheidungsmitteln des Verstandes zu prüfen. Indeß sind wir überzeugt, daß der Herr D. Hase in unempfängli158 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 186. Hases Veranstaltungen sind allerdings nicht – vermutlich aus Zeitgründen – im offiziellen Lektionskatalog der Universität Leipzig sowie in der Vorlesungsanzeige der Universität Anfang Mai in der „Leipziger Literatur-Zeitung“ verzeichnet. 159 Vgl. Catalogus lectionum et publicarum et privatorum in Universitate Lipsiensi, WS 1828/29, Leipzig 1828, 3; Chronik der Universität Leipzig: Verzeichniss der im Winterhalbjahre 1828 auf der Universität Leipzig zu haltenden Vorlesungen, LLZ 1829, Nr. 261 (Oktober), 2084 f. 160 Vgl. Catalogus lectionum et publicarum et privatorum in Universitate Lipsiensi, SS 1829, Leipzig 1829, 4; Chronik der Universität Leipzig: Verzeichniss der im Sommerhalbjahre 1829 auf der Universität Leipzig zu haltenden Vorlesungen, LLZ 1829, Nr. 123 (23. Mai 1829), 980 f. 161 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 186. 162 Zur Person vgl. A. HASE, Unser Großvater Dr. Karl Gottfried Wilhelm Theile, Familiengeschichtliche Mitteilungen des Familienverbandes Hase 9 (1932), 1–27. 163 Blanckmeister, Sächsische Kirchengeschichte (s. Anm. 15), 408; Kirn, Die Leipziger Theologische Fakultät (s. Anm. 3), 183. Vgl. auch Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 188. 164 Vgl. [Anonym,] Ueber die Theologen Theile, Hase und Niedner in Leipzig, als Universitätslehrer, AKZ 8 (1829), Nr. 13 (22. Januar 1829), 109 f.

1. Einflüsse auf Hases Verständnis von Kirchengeschichte

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chen Seelen den lebenslosen Keim des religiösen Gefühls am ersten zu erwärmen und zu erregen vermag. Diese unsere Ueberzeugung wird den großen Werth andeuten, welchen wir in des Mannes Gesinnung und Wirksamkeit legen. Wir haben an ihm einen Mann, der in die neueste Philosophie mit eigenen Geistesaugen geschaut hat, aber er hat seine Augen nicht verloren, seinen Geist bewahrt.“165

Die in eher freundlichem Ton gehaltene Würdigung Hases vermittelt einen Eindruck davon, wie Hase auf seine Zuhörer gewirkt hat. Ohne diese Einzelstimme überzubewerten, lässt sich als bemerkte Eigentümlichkeit doch heraushören, dass Hase in der Religion das „gefühlte Unbegreifliche“ und das „religiöse Gefühl“ gegenüber der Verstandeskritik betonte und dieses in Verbindung mit der „neuesten Philosophie“ tat. Gleichwohl gestattet die „blumige“ Sprache der Charakteristik – und auch ihre Kürze – keine präzise theologiegeschichtliche Zuordnung. Die offensichtliche Betonung des Gefühls im Zusammenhang von Hases Darlegung zur Religion scheint einen Einfluss Schleiermachers nahe zulegen. Dies kann auch angesichts der nachweisbaren Lektüre als zusätzlich wahrscheinlich gemacht werden. Hases zweite Leipziger Zeit war eine literarisch überaus produktive Phase. Er arbeitete zunächst an einem Handbuch des deutschen katholischen und protestantischen Kirchenrechts, das er zwar nicht vollendete, später jedoch in Teilen als Habilitationsschrift in Leipzig und Antrittsrede in Jena veröffentlichte.166 Interessant für das Thema dieser Arbeit ist, dass Hase hier im Zusammenhang der Verhältnisbestimmung von Staat und Kirche erstmalig eine Definition von Kirche vornahm, über die er in den „Idealen und Irrthümern“ folgendes schreibt: Der „Staat, nämlich ein wahrer naturwüchsiger Staat, ist ein Volk mit festem Grundbesitz in rechtlicher Ordnung, mit dem Zwecke, alles dasjenige zu thun, was dieses Volk nach seiner besondern geschichtlichen Entwickelung als solches zu thun hat. Die Kirche ist die von Christus ausgehende, nach ihrer Bestimmung die ganze Menschheit umfassende Gemeinschaft des religiösen Lebens. Daher überschreitet sie einestheils alle Völkerscheiden, anderntheils nach ihrer geschichtlichen Verwirklichung in verschiedene Kreise nicht nur gegliedert, sondern auch zerspalten, mögen verschiedene Kirchen und Kapellen innerhalb desselben Staats zu Recht bestehen. Während der antike Staat noch die Staatsreligion als untergeordnetes Mittel in sich trug, sind Staat und Kirche die Formen für die

165 [Anonym,] Ueber die Theologen Theile, Hase und Niedner in Leipzig (s. Anm. 164), 110. 166 Vgl. K. HASE, De jure ecclesiastico commentarii historici, Teil 1, Leipzig 1828. Teil 2, Leipzig 1832. In seinem ersten Semester in Jena hielt Hase eine Vorlesung zum Kirchenrecht, musste sie jedoch aus Krankheitsgründen abbrechen. Noch im April 1832 plante Hase die Abfassung eines kirchenrechtlichen Lehrbuchs, vgl. DERS., Brief an August Robert Friese (Jena, 4. April 1832), BJK, Berol. Autographensammlung, Hase.

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A. Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte

höhere Entwickelung der Menschheit geworden, in ihrem Begriffe und Wesen unabhängig voneinander, in ihrer Wirklichkeit aufs mannichfachste miteinander verflochten.“167

Hier zeigt sich, dass Hase die Kirche als das von Christus ausgehende religiöse Leben bestimmt, welches, faktisch in (z. B. national) unterschiedlicher Ausprägung vorhanden, doch diese Differenzierungen zugleich übergreift. An diesen kurzen Bemerkungen wird deutlich, dass Hases dogmatische Bestimmung von Kirche vom „religiösen Leben“ her die Basis für seine Betrachtung der Einzelerscheinungen ihrer Geschichte ist. Diese Sätze stellen die erste, explizite Äußerung über eine entscheidende Grundlage des Verständnisses von Kirchengeschichte dar, lange bevor Hase auch daran dachte, kirchengeschichtliche Vorlesungen zu halten.168 Neben seiner Herausgebertätigkeit169 verfasste Hase eine eigene Glaubenslehre unter dem Namen „Gnosis, oder Evangelische Glaubenslehre. Für die Gebildeten in der Gemeinde“ (1827–1829).170 Es kann vermutet werden, dass Hase hier auf Schleiermacher anspielte, namentlich mit seinem Verweis auf die Gebildeten als erwünschte Leser seiner Dogmatik. Dass er mit seinem Titel ‚Glaubenslehre‘ ebenfalls an Schleiermacher anschloss, wäre auch von dort her anzunehmen. Allerdings verwendete Tzschirner ebenfalls diesen Titel für seine dogmatischen Vorlesungen, die Hase etwa zu selben Zeit edierte.171 167

Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 176 f. Siehe zu diesem Thema die eingehende Analyse in Teil C, S. 211–222. 169 Vgl. K. HASE (Hg), Libri symbolici ecclesiae evangelicae sive concordia, Leipzig 1827. Vgl. Ders., Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 178 f. Hase widmete das Werk auf Anraten Daniel Neanders dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. (1770–1840), vgl. auch das erhaltene Widmungsschreiben: K. HASE, Brief an Unbekannt, vermutlich an Friedrich Wilhelm III. (Leipzig, 27. März 1827), Berlin, SBPK.HA, Sammlung Darmstaedter 2d 1826: Hase, Karl von. Vgl. auch B. JAEGER, Karl von Hase als Dogmatiker, Gütersloh 1990 (Die lutherische Kirche. Geschichte und Gestalten; 12), 20 f. Nach dem Tod Heinrich Tzschirners 1828 edierte Hase dessen „Vorlesungen über die christliche Glaubenslehre“; vgl. H. TZSCHIRNER, Vorlesungen über die christliche Glaubenslehre nach dem Lehrbegriffe der evangelisch-protestantischen Kirche, hg. von K. HASE, Leipzig 1829. 170 K. HASE, Gnosis, oder Evangelische Glaubenslehre. Für die Gebildeten in der Gemeinde wissenschaftlich dargestellt, 3 Bde., Leipzig 1827–1829. Vgl. auch Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 179. Die Anfänge dieses Werkes liegen vermutlich in Hases Tübinger Zeit. In einem Brief vom Mai 1827 bot Hase der Metzlerschen Buchhandlung eine „populäre Dogmatik“ mit dem Titel „Kreuzzüge durch das Gebiet der Theologie nach dem Heiligen Lande“ an. Er charakterisierte es folgendermaßen: „Ein Werk dieser Art, welches wissenschaftl. gebildet ohne gelehrt zu seyn, auch den Laien verständlich die Gesamtresultate der neuern Theologie darlegte, fehlt unsrer Literatur“ (K. HASE, Brief an Christoph Erhardt [Tübingen, 17. Mai 1824], Stuttgart, WLB.HA, Cod.hist.fol.1006,38a). Wahrscheinlich ist Hases Haft der Grund dafür, dass es zu keiner weiteren Ausführung der Überlegungen kam. 171 Vgl. dazu Anm. 169. Den häretisch anmutenden Titel „Gnosis“ wählte Hase, um die Absicht seines Werkes programmatisch zu kennzeichnen. Er bezog sich dabei auf die 168

1. Einflüsse auf Hases Verständnis von Kirchengeschichte

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Außerdem gab er für die Bedürfnisse des akademischen Unterrichts drei Lehrbücher heraus: das „Lehrbuch der evangelischen Dogmatik“ (1826), den „Hutterus redivivus“ (1829) und „Das Leben Jesu“ (1829).172 Zu nennen ist ferner Hases kleine, anonym erschienene Schrift „Die Leipziger Disputation, eine theologische Denkschrift“173 von 1827. Darin reagierte Hase abwehrend auf die polemisch-antirationalistische Disputation und Antrittsrede „De rationalismi qui dicitur vera indole et qua cum naturalismo contineatur ratione“ des nach Leipzig berufenen Theologieprofessors August Hahn (1792–1863)174, durch den das orthodox-kirchliche Profil der Leipziger Fakultät gestärkt werden sollte.175 Hases zweite Leipziger Zeit ist zudem davon gekennzeichnet, dass er tiefer in die intellektuellen akademischen Kreise der Stadt Einlass fand.176 Unter den mit ihm freundschaftlich verbundenen Kollegen innerhalb der bereits genannten „jungen Fakultät“ ist Höpfner zu nennen. Hinzu kommt der schon seit ihrer gemeinsamen Altenburger Gymnasialzeit177 bekannte

alexandrinische Theologie in der Alten Kirche, jedoch nicht inhaltlich, sondern mit Blick auf das Ziel einer wissenschaftlichen Ergründung des Evangeliums, die einen auf bloß äußere Autorität sich gründenden Volksglauben durch eine höchste Wissenschaft überwindet, die die Wahrheit des Christentums aus den ewigen Gesetzen des menschlichen Geistes erweist. Vgl. dazu Hase, Gnosis, Bd. 1, 1827 (s. Anm. 170), V f (Vorwort) und Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 169), 73. – Der zweite Band der Gnosis aus dem Jahr 1828 ist seinem zeitweiligen Pflegevater, dem Juristen Carl Dienemann aus Penig gewidmet, vgl. Hase, Gnosis, Bd. 2, 1828 (s. Anm. 170), unpag. 172 Hase, Dogmatik, 1826 (s. Anm. 50); DERS., Hutterus redivivus oder Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche. Ein dogmatisches Repertorium für Studierende, Leipzig 1829; DERS., Das Leben Jesu. Ein Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 1829. – Vgl. dazu die Auseinandersetzung Lückes mit dem Buch: G. C H. F. LÜCKE, Examinatur, quae speciosius nuper commendata est, sententia de mutato per eventa, adeoque sensim emendato Christi consilio, Göttingen 1831 sowie Hases Bewertung dieser Äußerungen: Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 27. 173 Anonym [K. HASE,] Die Leipziger Disputation. Eine theologische Denkschrift, Leipzig 1827. 174 Zur Person vgl. F. W. GRAF, Hahn, August, RGG4 3 (2000), 1381 f. 175 Vgl. B. JAEGER, Nationalliberale Geschichtstheologie. Karl August von Hase (1800– 1890), in: F. W. GRAF (Hg.), Profile des neuzeitlichen Protestantismus, Bd. 2/1, Gütersloh 1992, 118–145, hier 134. 176 Hase wird auch als Mitglied des 1799 gegründeten Freimaurerbundes „Apollo“ geführt, dem er offenbar seit 1828 angehört hatte, vgl. [Anonym,] Hase, Karl August von, in: E. LENNHOFF / O. POSNER (Hg.), Internationales Freimaurer-Lexikon, München / Zürich u. a., Unveränderter Nachdruck der Ausgabe 1932, 675 f, hier 676. Vgl. auch Hases Erwähnung aus dem Jahr 1878, in Leipzig sei „mit großer Feierlichkeit mein Maurer-Jubiläum begangen“ worden. „Ich seit 1840 nie dort konnte mir durchhelfen nach Lessing mit dem geistig geübten Maurerthum der Humanität“ (Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 17], 278). 177 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 9 f. 189.

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Niedner.178 Diesem wird in der bereits zitierten anonymen Beurteilung in der „Allgemeinen Kirchenzeitung“ eine „für sein Lebensalter fast unglaubliche… Gelehrsamkeit in der historischen Theologie“179 bescheinigt.180 Hase urteilte rückblickend über Niedner in durchaus ehrfurchtsvollem Tone: „Ich hatte nie daran gedacht mich zur Kirchengeschichte zu wenden, in Leipzig neben Niedner wäre das nicht geschehen“181. Niedner, der wie Hase ein Schüler Winers war und mit ihm in Briefkontakt stand,182 wurde für Hase später zu einem Konkurrenten. Als Hase sich in Jena als Kirchenhistoriker etabliert hatte, erwogen die Erhalterstaaten 1853, Niedner als Professor an die Salana zu berufen. Dieser lehnte allerdings ab.183 Bemerkenswert ist, dass Hase seit Sommer 1828 bis zu seinem Fortgang aus Leipzig Mitglied im siebenköpfigen Freundeskreis „Eranion“ um den Juristen Hermann Härtel (1803–1875)184 war, zu dem unter anderem auch der Philosoph Christian Hermann Weiße (1801–1866), der Mediziner Alfred Wilhelm Volkmann (1800–1877),185 sein Bruder, der Jurist Julius Volkmann (1804–1873), sowie der Mediziner und Physiker Gustav Theodor Fechner (1801–1887)186 zählten. Hase war in diesem Kreis, in dem sich „ausgeprägte 178 Zur Person vgl. [Anonym,] Niedner, Christian Wilhelm, Kirchliches Handlexikon 4 (1894), 782 f; P. M. TZSCHIRNER, Niedner, Christian Wilhelm, RE3 14 (1904), 51–54; E. H. PÄLTZ, Niedner, Christian Wilhelm, RGG3 4 (1960), 1471 f; H. PATSCH, Niedner, Christian Wilhelm, RGG4 6 (2003), 307; O. VON RANKE, Niedner, Christian Wilhelm, ADB 23 (1886), 666 f; C. NIEDNER, Ein Votum des Professors der Theologie in Leipzig D. Dr. Wilhelm Niedner zur Berufung von Adolf Harleß nach Leipzig, BSKG 43 (1934), 30–47; DERS., Christian Wilhelm Niedner, in: Sächsische Lebensbilder, hg. von der Sächsischen Kommission für Geschichte, Bd. 1, Dresden 1930, 262–276. 179 [Anonym,] Ueber die Theologen Theile, Hase und Niedner in Leipzig (s. Anm. 164), 110. 180 Vgl. dazu H. JUNGHANS, Kirchengeschichtsschreibung in Leipzig im Wandel der Theologie und Wissenschaftskultur, HCh 19 (1995), 9–25, hier 17–19. 181 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 10. 182 Vgl. C. NIEDNER, 14 Briefe des Leipziger, später Berliner Kirchenhistorikers Wilhelm Niedner († 1865) an den Erlanger bez. Leipziger Exegeten Georg Benedikt Winer († 1858). (1823 bis 1855), BSKG 34/35 (1924/25), 53–111. 183 Vgl. Heussi, Geschichte der Theologischen Fakultät (s. Anm. 150), 267 f; S T. GERBER , Universitätsverwaltung und Wissenschaftsorganisation im 19. Jahrhundert. Der Jenaer Pädagoge und Universitätskurator Moritz Seebeck, Köln 2004 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen. Kleine Reihe; Bd. 14), 269. 184 Mit seinem nachmaligen Schwager Härtel unternahm Hase 1829/30 eine Italienreise, vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 208–228 und Ders., Erinnerungen an Italien (s. Anm. 37), passim. 185 Die Verbindung zu Volkmann blieb bestehen: er war der Schwager von Hases Frau. Vgl. etwa die Erwähnung Volkmanns in: K. HASE, Brief an Friedrich August Gotttreu Tholuck (Jena, 28. April 1847), zit. nach Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 169), 194 f, hier 195. 186 Vgl. H.-J. ARENDT, Fechner und Härtel – eine lebenslange Freundschaft, in: U. FIX (Hg.), Fechner und die Folgen außerhalb der Naturwissenschaften. Interdisziplinäres

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philosophische und ästhetische Interessen“187 vereinten, zunächst der einzige Theologe.188 Er berichtete: „Es wurden kleine Vorträge gehalten und besprochen, zuerst … war es der soeben erschienene zweite Theil des ‚Faust‘, an dessen Räthselnüssen wir knackten, oder ein freies Gespräch erging sich mitunter in ziemlich hohen Regionen“189. In dem damaligen Oberkonsistorialrat und Propst von Berlin Daniel Amadeus Gottlieb Neander (1775–1869)190, dem Hase seine Dogmatik vortrug, fand er einen Gönner und Freund. Neander bemühte sich, Hase an eine preußische Universität zu ziehen.191 Auch zu Friedrich August Gotttreu Tholuck (1799–1877), der seit 1826 in Halle lehrte, entwickelte sich trotz theologischer Differenzen eine freundschaftliche Verbindung.192 Tholuck Kolloquium zum 200. Geburtstag Gustav Theodor Fechners, Tübingen 2003, 233–244, hier 235 f. 187 H.-J. ARENDT, Gustav Theodor Fechner. Ein deutscher Naturwissenschaftler und Philosoph im 19. Jahrhundert, Frankfurt a. M. / Berlin u. a. 1992 (Daedalus; 12), 48. Vgl. auch ebd., 46–52. 188 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 191. Später kamen offenbar noch andere Theologen hinzu, etwa Gustav Friedrich Billroth (1808–1836), vgl. Arendt, Fechner und Härtel (s. Anm. 186), 235 und J. E. KUNTZE, Gustav Theodor Fechner (Dr. Mises). Ein deutsches Gelehrtenleben, Leipzig 1892, 56 f. Vgl. auch L. V OLKMANN, Hermann Härtel als Kunstfreund und Künstler, in: W. TEUPSER (Hg.), Kunst und ihre Sammlung in Leipzig. Festschrift zum 100jährigen Jubiläum des Leipziger Kunstvereins, Leipzig 1937, 103–136, hier 104 f. 189 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 191. Rückblickend urteilte Hase am 5. Dezember 1881 in einem Brief an Eduard Rehnisch über „Eranion“: „allerdings habe ich in jenem Leipziger Kreise, dessen Mittelpunkt D. Hermann Härtel, mein nachmaliger Schwager war, einige beglückte Jugendjahre durchlebt, allein ich habe denselben schon 1830 verlassen, als ich nach Jena ging, und mit denen, die nachmals in denselben eintraten, fast keinen Verkehr gehabt“, vgl. K. HASE, Brief an Eduard Rehnisch (Jena, 5. Dezember 1881), Göttingen, SUB.HA, 8 Cod. Ms. philos. 186: 30. – Die bleibende Verbindung zwischen Hase, Volkmann und Fechner wird nicht nur durch verwandtschaftliche Beziehungen sichtbar, sondern drückt sich auch in gemeinsamen Ausflügen aus, etwa 1862 nach Interlaken (wobei Hase selbst wohl kurzfristig nicht teilnehmen konnte), vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 163, anders Fechner, der Hases Anwesenheit erwähnt (G. TH. FECHNER, Tagebücher 1828 bis 1879, hg. von A. MEISCHNER-METGE, Bd. 1, Stuttgart 2004 [Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte; 27], 429 f). 190 Vgl. zur Verbindung zwischen Hase und Neander: Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 35. 71. 149. 175. 195. Zur Person H. ORPHAL, Daniel Amadeus Neander als Bischof, JBBKG 51 (1978), 55–89; [Anonym,] Neander, Daniel Amadeus, Kirchliches Handlexikon 4 (1894), 746. Neander war auch ein enger Freund Tzschirners, vgl. Schulz, Spätaufklärung und Protestantismus (s. Anm. 13), 48. 53. 177. 191 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 179 und Ders., Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 35. 192 Vgl. die Briefe Hases an Tholuck, die abgedruckt sind bei: Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 169), 187–195. Ferner: K. HASE, Brief an Friedrich August Gotttreu Tholuck (Jena, 30. Juni 1838), Marbach, DLA.HA, A: Schwab-Nolt. 58.1568.

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bot Hase sogar an, ihn nach Rom als Gehilfe im Amt des preußischen Gesandtschaftspredigers zu begleiten.193 Die größte Verehrung Hases in jener Zeit galt dem schon genannten Tzschirner: „Ich ehrte Tzschirner sehr hoch, als Professor, obwol ich beklagte, ihn als solchen nicht viel benutzt zu haben; als Prediger, und da hatte ich auch als Student immer zu seiner Gemeinde gehört; vor allem als Vorkämpfer des Protestantismus, der sich mir persönlich in ihm darstellte“194. Tzschirner ermunterte Hase, sich in Leipzig erneut zu habilitieren und vermittelte in der erwähnten Angelegenheit um Hases consilium abeundi, so dass Hase in Leipzig bleiben konnte.195 Er versuchte auch, aber erfolglos, für Hase eine Dozentenstelle zu bekommen und schrieb dazu nach Kiel an August Detlef Christian Twesten (1789– 1876).196 Fraglich ist der Einfluss Tzschirners auf Hase in Bezug auf die Kirchengeschichte. Tzschirner war in Leipzig zwischen 1809 und 1829 vor allem als Pastoraltheologe und Dogmatiker tätig. Er war also „kein professioneller Historiker“197 und eher durch äußere Umstände an der Universität zur Kirchengeschichte gekommen.198 Dass Tzschirners kirchengeschichtliche 193 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 179 f. Aus einer Biographie von Christian Carl Bunsen (1791–1860) ist zu entnehmen, dass er mit Tholuck in engem Briefkontakt stand, und dass sich Tholuck in mehreren Briefen im August und September 1829 auch positiv über Hase äußerte, vgl. dazu F. VON BUNSEN, Christian Carl Josias Freiherr von Bunsen. Aus seinen Briefen und nach eigener Erinnerung geschildert von seiner Witwe, Bd. 1: Jugendzeit und römische Wirksamkeit, Leipzig 1868, 325. 194 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 180. Vgl. ferner die Würdigung in: DERS., Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen, hg. von G. KRÜGER, 3 Bde. in 5 Teilbde., Leipzig 1890–1892 (GW; 1–3), hier Bd. 3, 367 f. 195 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 182 f. 196 Vgl. Schulz, Spätaufklärung und Protestantismus (s. Anm. 13), 159. Vgl. K. HASE, Brief an August Detlef Christian Twesten (Leipzig, 25. Juli 1827), zit. nach Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 169), 180 f. – Hase erwähnte Tzschirners Hilfe auch in einem Brief an Winer: K. HASE, Brief an Georg Benedikt Winer (Leipzig, 25. Juli 1827), zit. nach Blanckmeister, Karl Hases Briefe an Benedikt Winer [s. Anm. 47], 62–64, hier 63: „Unterdes hab’ ich mich unter Tzschirners Verwendung nach Kiel gewandt, um dort vielleicht denominiert zu werden“. Im selben Brief erwähnte Hase auch, dass für ihn neben Kiel auch Bonn für eine Professorenstelle in Frage käme. – Mit Twesten blieb Hase auch weiterhin in Verbindung. Beispielweise sandte er etwa ein Jahr später Twesten seine Habilitationsschrift und schrieb dazu: „Meine Habilitationsschrift lege ich Ihnen bei, damit sie vielleicht zum mindesten meine Lust zur Kirchengeschichte Ihnen bezeuge“ (K. HASE, Brief an August Detlef Christian Twesten [Leipzig, 27. Juni 1828], zit. nach Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker [s. Anm. 169], 182). 197 Schulz, Spätaufklärung und Protestantismus (s. Anm. 13), 141. 198 In Wittenberg las Tzschirner zunächst an der Seite von Johann Matthias Schröckh (1733–1808), nach dessen Tod dann als sein Nachfolger Kirchengeschichte und gab dessen beiden letzten Bände der „Christlichen Kirchengeschichte“ heraus (J. M. SCHRÖCKH, Christliche Kirchengeschichte seit der Reformation. 9. und 10. Theil, hg. von H. G. TZSCHIRNER, Leipzig 1810. 1812). Die Herausgabe des „Archivs für alte und neue

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Vorlesungen,199 die beispielsweise Ranke besucht hatte,200 „anregend“ auf Hase gewirkt haben, wie es gelegentlich behauptet wird,201 kommt über den Status einer bloßen Vermutung nicht hinaus. Es ist nicht einmal sicher, ob Hase überhaupt bei Tzschirner Kirchengeschichte gehört hat.202 Als Kirchenhistoriker gilt Tzschirner nach neueren Forschungen zwar noch als Vertreter der pragmatischen Geschichtsschreibung, in seinem Verständnis von Kirchengeschichtsschreibung lassen sich gleichwohl Elemente identifizieren, die über diese Form hinausgehen.203 Im Zusammenhang der Frage nach einem möglichen Einfluss Tzschirners auf Hases nachmalige Kirchengeschichtsschreibung muss außerdem bedacht werden, dass Hase bis in den Beginn seiner Jenaer Zeit vorrangig dogmatisch interessiert war. Eine Einflussnahme Tzschirners auf Hase ist eher über diesen Themenkreis

Kirchengeschichte“ von 1813 bis 1822 gemeinsam mit dem Göttinger Kirchenhistoriker Carl Friedrich Stäudlin (1761–1826) ermöglichte es Tzschirner, „gehaltvolle Monographien über jeden in das Gebiet der Kirchengeschichte gehörenden Gegenstand aufzunehmen, wichtige ungedruckte Quellen an’s Licht zu ziehen und die von Ausländern zur Erweiterung der kirchenhistorischen Kenntniß gelieferten Beyträge … auf den vaterländischen Boden zu verpflanzen“ (Archiv für alte und neue Kirchengeschichte 1 [1813], 1. Stück, III f). Sein kirchenhistorisches Hauptwerk „Der Fall des Heidentums“ gab Tzschirners Schüler Niedner 1829 posthum heraus. 199 Tzschirner hielt während Hases Leipziger Zeit kirchengeschichtliche Vorlesungen im WS 1818/19, im SS 1819 und im WS 1819/20, im SS 1821 sowie im SS 1827 und WS 1827/28, vgl. Catalogus lectionum… WS 1818/19 (s. Anm. 28), 1; Catalogus lectionum… SS 1819 (s. Anm. 26), 2; Catalogus lectionum… WS 1819/20 (s. Anm. 26), 2; Catalogus lectionum et publicarum et privatorum in Universitate Lipsiensi, SS 1821, Leipzig 1821, 1; Catalogus lectionum et publicarum et privatorum in Universitate Lipsiensi, SS 1827, Leipzig 1827, 1; Catalogus lectionum et publicarum et privatorum in Universitate Lipsiensi, WS 1827/28, Leipzig 1827, 1. 200 Ranke lobte Tzschirners Vorträge im Vergleich mit den historischen von Ernst Carl Wieland (1755–1828): zwar könne Tzschirner, „welcher die Kirchengeschichte von Schröckh vollendet hat, diesem … bei weitem nicht beikomm[en], [er] war zu wortreich; aber er hatte ein Gefühl von seinem Gegenstande“. An anderer Stelle heißt es: „Die kirchenhistorischen Vorlesungen von Tzschirner gehören zu denen, denen ich das meiste verdankte“ (Ranke, Zur eigenen Lebensgeschichte [s. Anm. 7], 28 f. 60). 201 So die Information bei: [Anonym,] Tzschirner, Heinrich Gottlieb, DBE 10 (1999), 120 „nach Bautz“. Dort wird Hase aber lediglich allgemein als Schüler Tzschirners bezeichnet: A. GECK, Tzschirner, Heinrich Gottlieb, BBKL 12 (1997), 788–796, hier 788. 202 Für den Zeitraum 1818–1821 liegen keine Einschreiblisten im Nachlass Tzschirners vor, vgl. Schulz, Spätaufklärung und Protestantismus (s. Anm. 13), 229. 203 Vgl. dazu näheres bei Schulz, Spätaufklärung und Protestantismus (s. Anm. 13), 141–150.

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denkbar,204 wovon auch die Herausgabe von Tzschirners Glaubenslehre durch Hase zeugt. Die Bemühungen Hases um eine Professur verliefen anfangs zu seinen Ungunsten.205 Zwar waren in Halle Wegscheider und Heinrich Friedrich Wilhelm Gesenius (1786–1842) mit seiner Person einverstanden, berufen wurde jedoch Carl Christian Ullmann (1796–1865).206 Trotz der Fürsprache Neanders zerschlugen sich auch Hases Hoffnungen auf eine Stelle in Berlin im Februar 1829.207 Erst im Sommer kamen positive Nachrichten. Im Juni erhielt Hase das Reskript zur Ernennung zum außerordentlichen Professor der Philosophie in Leipzig, aus Tübingen sandte man ihm ein Ehrendiplom als Doktor.208 Schließlich erfuhr Hase am 9. Juli 1829 durch den bereits erwähnten Goldhorn von seinem Ruf auf eine außerordentliche Professur der Theologie an die Universität Jena.209 Hase nahm den Ruf am 31. Juli 1829 an.210 Knapp 30 Jahre später urteilte Hase rückblickend über diese Zeit: „Mein theologisches System war schon fest bestimmt und ausgesprochen.“211 Im Überblick über diese vor allem literarisch außerordentlich produktive Phase Hases ist keine Hinwendung zur Kirchengeschichte zu konstatieren, sondern der Ausbau der Dogmatik und des Lebens Jesu. Beachtenswert erscheint besonders die Beziehung zu Tzschirner, die im Gegensatz zu Hases erster Leipziger Zeit intensiv war. Im Zusammenhang seiner dogmatischen Arbeit formulierte Hase erstmals ein veröffentlichtes und damit zugängliches Verständnis von Kirche, das für die spätere Herausbildung seines Verständnisses von Kirchengeschichtsschreibung von Belang ist.

204 Vgl. etwa die Hommage an Tzschirner in dem dritten Band der Gnosis, in dem Hase ihn als unsterblichen, wahren Protestanten „feiert“: Hase, Gnosis, Bd. 3, 1829 (s. Anm. 170), 237–239. 205 Wie aus den von Jaeger edierten Briefen Hases an Twesten hervorgeht, bemühte Hase sich 1827 um die Erlangung einer außerordentlichen Professur an der Theologischen Fakultät der Universität Kiel, vgl. Hase, Brief an August Detlef Christian Twesten (Leipzig, 25. Juli 1827) (s. Anm. 196), 180 f; DERS., Brief an August Detlef Christian Twesten (Leipzig, 27. Juni 1828), zit. nach Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 169), 182 f. 206 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 192 f. 207 Vgl. ebd., 193. 197. 208 Vgl. ebd., 203 f. 209 Vgl. den Bericht in ebd., 204. 210 So die Angabe des Datums bei Heussi, Geschichte der Theologischen Fakultät (s. Anm. 150), 241. – Während seiner Italienreise wurde Hase eine Professur in Gießen angeboten, die er allerdings ablehnte, vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 211. 211 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 140.

1. Einflüsse auf Hases Verständnis von Kirchengeschichte

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1.5 Zusammenfassung Überblickt man den in diesem Kapitel gemachten Durchgang durch den theologischen Bildungsweg Hases vom Beginn seines Studiums in Leipzig bis zu seinem Ruf an seine langjährige Wirkungsstätte in Jena, so müssen im Hinblick auf die möglichen Einflüsse auf Hases späteres Verständnis von Kirchengeschichtsschreibung zusammenfassend folgende Punkte festgehalten werden: Erstens hat sich Hase während seiner Studienzeit nicht mit besonderer, über das Maß des normalen Studenten hinausgehender Intensität mit dem Studium der Kirchengeschichte beschäftigt. Auch während seiner ersten akademischen Lehr- und Publikationstätigkeit in Tübingen, Dresden und Leipzig dachte Hase nicht daran, die Kirchengeschichte zum Zentrum seiner theologischen Arbeit zu machen. Sie trat im Interesse Hases sogar eher hinter andere Schwerpunkte zurück. Die Art von Kirchengeschichtsschreibung, die Hase kennen lernte, war die so genannte pragmatische Geschichtsschreibung, die der ausgehenden Epoche des Gegensatzes von Rationalismus und Supranaturalismus angehörte. An seinem Verhältnis zu Engelhardt wird deutlich, dass diese Kirchengeschichtsschreibung Hase nicht zu fesseln vermochte. Weil zweitens in der Zeit, die in diesem Kapitel untersucht wurde, die Beschäftigung mit Kirchengeschichte und ihren Grundlagen nicht im Zentrum von Hases Interessen lag, muss die erörterte Leitfrage nach den Einflüssen auf sein Verständnis von Kirchengeschichte in einem weiteren Zusammenhang beantwortet werden. Für das in Jena entworfene Verständnis von Kirchengeschichte und Kirchengeschichtsschreibung sind die Implikationen seiner bereits vorher ausgebildeten theologischen und philosophischen Auffassungen, namentlich sein Verständnis von Geschichte, entscheidend. In dieser weiteren Perspektive erscheinen die in diesem Kapitel herausgearbeiteten Einflüsse, die auf Hases dogmatische und philosophische Position eingewirkt haben, zugleich als die entscheidenden Einflüsse auf das später von ihm formulierte Verständnis von Kirchengeschichte. Insofern wird das Urteil der bisherigen Forschung bestätigt, dass Hase primär Dogmatiker ist, und entsprechend auch seine kirchengeschichtliche Konzeption und ihre Genese vorrangig von dort her verstanden werden muss. Die aufgezeigte Vielfalt der Einflüsse auf Hase, zu denen er sich zugleich durchgängig in kritischer Distanz verhielt, lässt drittens keine eindeutige Zuordnung zu einer bestimmten philosophischen oder theologischen Konzeption zu. Hase nahm eine eigen geprägte und selbständig erarbeitete Position ein, die aber gerade im Gespräch mit den führenden philosophischen, dogmatischen und literarischen Strömungen seiner Zeit gewonnen ist. Weil Hase von Anfang an seine Studien in großer Selbständigkeit betrieb, kam keine einseitige Beeinflussung und Prägung durch eine einzel-

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A. Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte

ne Lehrerpersönlichkeit zustande.212 Unter den Einflüssen herauszuheben sind die Philosophie Schellings, die Theologie Schleiermachers, die Erweckungsbewegung und die Romantik. Die Gemeinsamkeit dieser Strömungen hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Theologie besteht darin, dass sie das Paradigma des Gegensatzes des theologischen Rationalismus und Supranaturalismus überwinden. Mit dieser theologischen Grundlegung hatte Hase die Basis dafür gelegt, von der aus er in der Kirchengeschichte die der Epoche von Rationalismus und Supranaturalismus angehörende pragmatische Geschichtsschreibung durch eine neue Auffassung überwinden sollte. Auffallend an dem Bildungsweg Hases sind viertens seine weit gespannten Interessen, die sich in der gezielten Auswahl von Lehrveranstaltungen und Lektüre während seiner Studienzeit und von akademischen Gesprächspartnern seit dem Beginn seiner Lehrtätigkeit ausdrücken. Hase überschritt gezielt die Grenzen der Theologie, bemühte sich um das Gespräch mit der Philosophie, der Jurisprudenz, der Philologie und der Geschichtswissenschaft. Er eignete sich Kenntnisse über Politik, Literatur und Kunst bis hin zur Psychiatrie an. Ohne Zweifel hat auch diese Offenheit für die vielfältigen Bereiche der menschlichen Kultur einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass Hases Kirchengeschichte einerseits gerühmt wurde für ihre breite Einbeziehung kultureller Aspekte wie Kunst und Literatur. Andererseits wollte Hase wohl auch deswegen bewusst Kirchengeschichte nicht nur für den engeren Kreis von Kirche und Fachtheologie schreiben, sondern für den Kreis der Gebildeten überhaupt.

2. Hases wissenschaftliche Laufbahn in Jena seit Antritt seiner Professur (1830–1883) 2. Hases wissenschaftliche Laufbahn in Jena Die erste Zeit nach Antritt seiner außerordentlichen Professur war für Hase vor allem eine Zeit der Etablierung (2.1), die einerseits vom ihm forderte, sich gegenüber seinen Fakultätskollegen zu behaupten und durchzusetzen, die andererseits vornehmlich aufgrund innerfakultärer Umstände dazu führte, dass sich das Profil Hases als akademisch-theologischer Lehrer auf die Kirchengeschichte hin verschob. Diese Profilierung Hases im Zusammenhang seiner anfänglichen Lehrtätigkeit wies die Richtung für seine weitere theologische Laufbahn (2.2).

212

Vgl. auch Nigg, Die Kirchengeschichtsschreibung (s. Anm. 42), 179.

2. Hases wissenschaftliche Laufbahn in Jena

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2.1 Die Berufung nach Jena und die anfängliche Lehrtätigkeit (1829–1831) 2.1.1 Die Hintergründe der Berufung Hases Vor dem Hintergrund der gescheiterten Bemühungen Hases und seiner Gönner um eine Berufung als Universitätslehrer, beispielsweise nach Berlin, muss zunächst sein Ruf nach Jena als nicht selbstverständliche Besonderheit hervorgehoben werden. Wegen seines Engagements in der Burschenschaft und seiner knapp einjährigen Haftstrafe in Württemberg galt Hase als politischer Aufrührer. Die Berufung nach Jena hat er vor allem der liberalen und toleranten Wissenschaftspolitik des Großherzogs Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach (1783–1853) zu verdanken.213 Dies geschah in Fortsetzung des liberalen Geistes, der schon das hochschulpolitische Handeln seines Vaters Carl August (1757–1828) bestimmt hatte.214 Die seit 1819 noch immer geltenden Karlsbader Beschlüsse hinderten Carl Friedrich nicht, Hase nach Jena zu ziehen.215 In den folgenden Jahren entwickelte Hase sogar eine engere Beziehung zum Weimarer Hof.216 An der Theologischen Fakultät Jena hatte Hase hinsichtlich seiner Berufung in Johann Traugott Leberecht Danz (1769–1851) einen Fürsprecher. Zeugnis dafür bietet ein Brief Hases an Danz, den er am 1. September 1829 aus München kurz vor seiner Abreise nach Italien schrieb:217

213

Vgl. A. P ÖTHE, Carl Alexander. Mäzen in Weimars ‚Silberner Zeit‘, Köln / Weimar / Wien 1998, 283; ferner D. JENA, Maria Pawlowna. Großherzogin an Weimars Musenhof, Graz / Wien / Köln 1999, 258. Auch der damalige Kurator an der Universität Jena Philipp von Motz (1766–1846) war Hase gegenüber unvoreingenommen, vgl. M. VOLLERT, Geschichte der Kuratel der Universität Jena. Nach den Kuratelakten bearbeitet, Jena 1920 (Abdruck aus der Zeitschrift für Thüringische Geschichte und Altertumskunde, N. F. Bd. 23 und 24), 9. 214 Vgl. M. BAUMGARTEN, Professoren und Universitäten im 19. Jahrhundert. Zur Sozialgeschichte deutscher Geistes- und Naturwissenschaftler, Göttingen 1997 (KSGW; 121), 207 f. Ferner überblicksartig: V. EBERSBACH, Carl August. Goethes Freund und Herzog, Köln / Weimar / Wien 1998, 216–221. 231, sowie L. VON KRETSCHMAN, Die literarischen Abende der Großherzogin Maria Paulowna, Deutsche Rundschau 19 (1893), Bd. 75, 422–448, hier 424 f. – Carl August hatte beispielsweise auch den suspendierten Philosophen Fries nach Jena geholt, vgl. Jena, Maria Pawlowna (s. Anm. 213), 280 f. 215 Vgl. dazu auch H. KOCH, Geschichte der Stadt Jena, Stuttgart 1966, 231. 241. Zur liberalen Berufungspolitik vgl. auch: Gerber, Universitätsverwaltung und Wissenschaftsorganisation im 19. Jahrhundert (s. Anm. 183), 252. 216 Siehe dazu die Darstellung von Hases Vortragstätigkeit, unten Teil B, S. 106–121. Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 97; sowie Jena, Maria Pawlowna (s. Anm. 213), 258. 217 Der Beginn der „Erinnerungen an Italien in Briefen an die künftige Geliebte“ datiert auf den 2. September 1829 (vgl. Hase, Erinnerungen an Italien [s. Anm. 37], 1).

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A. Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte

„Hochwürdige Magnificenz, zwar noch persönlich ungekannt, aber durch das ehrwürdige Band des freundlichsten vorausgegebnen Vertrauens von Ihrer, der innigsten Ehrerbietung von meiner Seite verbunden, bitte ich Sie, die beiliegende Schrift als ein kleines Zeichen dieser dankbaren Ehrerbietung wohlwollend aufzunehmen. Herr Dr. Röhr hat mir gesagt, wie sehr ich Ihrer Auctorität meine Berufung nach Jena danke. Es ist so erfreulich einen Wirkungskreis zu finden, den man dem Wohlwollen hochgeehrter Männer verdankt; und so hoffe ich mit Gottes Hülfe bei meiner Heimkehr zum nächsten Sommer in diesen Wirkungskreis mit all den heitern Hoffnungen einzutreten, die sich auf ein solches Wohlwollen gründen. Gestatten Sie mir, wie jetzt, so immer, mit diesen Gesinnungen der herzlichsten Ehrfurcht und Dankbarkeit zu verharren.“218

Bei diesem Dank Hases an Danz ist vor allem seine Bemerkung von Interesse, dass der Weimarer Oberhofprediger und Generalsuperintendent Johann Friedrich Röhr (1777–1848),219 mit dem er wenig später eine heftige und kontroverse Auseinandersetzung um den Rationalismus führte, ihn von der Fürsprache Danz’ informierte und offenbar auch in Jena wissen wollte. Warum gerade Danz sich für Hase einsetzte, ist aus diesem Brief oder anderen Akten nicht ersichtlich.220 Hinsichtlich der Berufung Hases ergibt sich die Unklarheit, ob die Erhalterstaaten die Theologische Fakultät und den Senat in Jena von ihrem Wunsch in Kenntnis setzten. In Hases Tagebuch findet sich eine Notiz vom September 1830, dass seine Berufung „ohne nach gutem Herkommen die theologische Facultät und den Senat deßhalb zu befragen“, geschehen sei.221 Die entsprechenden Akten der Fakultät im Universitätsarchiv Jena geben zu dieser Frage keine Auskunft, so dass die diesbezüglichen Umständen vorläufig ungeklärt bleiben müssen. Der Abschluss der Verhandlungen verzögerte sich durch ein ungewöhnliches Anliegen Hases: er stellte die Bedingung, sein Amt in Jena mit einem einjährigen bezahlten Urlaub anzutreten.222 Hintergrund war sein lang

218 K. H ASE, Brief an Johann Traugott Danz (München, 1. September 1829), Jena, ThULB.HA, Nachlass Danz 2.221. Bei der beiliegenden Schrift Hases handelt es sich wohl um sein eben erschienenes „Leben Jesu“. – Auf den selben Tag datiert auch Hases Dankschreiben an Eichstädt in Jena (DERS., Brief an Heinrich Karl Abraham Eichstädt [München, 1. September 1829], BJK, Berol. Autographensammlung, Hase). 219 Röhr, in dessen „Kritischer Prediger-Bibliothek“ Hases Dogmatiklehrbuch negativ rezensiert worden war ([Anonym,] Rez. Karl Hase, Lehrbuch der evangelischen Dogmatik, KPB 9 [1828], 3–18), war mit Hase auch persönlich bekannt. Hase berichtete von einem gemeinsamen Mittagessen in Leipzig 1828, nach dem Röhr zu dem bereits erwähnten Goldhorn gesagt haben soll: „Sein System taugt den Teufel nicht, aber nach Jena muß er doch!“ (Hase, Ideale und Irrthümer [s. Anm. 1], 192). 220 Es kann nur vermutet werden, ob vielleicht seine enge Bekanntschaft mit Herder für Danz ausschlaggebend war. Unklar ist auch, ob neben Hase andere Kandidaten zur Auswahl standen, die Danz ablehnte. 221 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 7. 222 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 204 f.

2. Hases wissenschaftliche Laufbahn in Jena

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ersehnter Wunsch einer Italienreise.223 Den Vorschlag von Röhr, den Urlaub erst nach dem Antritt in Jena zu nehmen, lehnte er ab. Im September 1829224 erhielt Hase die Ernennungsurkunden zum außerordentlichen Professor bei der Theologischen Fakultät auf die „Gesamtuniversität der Thüringischen Erhalterstaaten“ nach Jena, die von Friedrich von Sachsen-Altenburg (1763–1834) und dem genannten Carl Friedrich unterzeichnet wurden.225 Der zuständige Minister Christian Wilhelm Schweitzer (1781–1856) schrieb mit der Berufung: „Freundlich, recht freundlich werden Sie empfangen werden, und daß man dort in den akademischen Verhältnissen glücklich leben kann, weiß ich selbst aus eigener Erfahrung.“226 Aus den Urkunden geht hervor, dass Hase für Hermann Agathon Niemeyer (1802–1851) nach Jena kam,227 der einen Ruf als außerordentlicher Professor der Theologie und zweiter Direktor der Franckeschen Stiftungen in Halle annahm. Niemeyer hatte vornehmlich Neues Testament, aber auch „Christliche Alterthümer“ und „Symbolik“ vertreten.228 Ferner wird in den Ernennungsurkunden zu Hases oben genanntem Wunsch folgendes erklärt, dass er „nach Beendigung seiner nach Italien zu unternehmenden und 223 Im Mittelpunkt der Reise, die von Herbst 1829 bis Sommer 1830 währte, standen Studien der lokalen Verhältnisse und die Beschäftigung mit dem römischen Kirchenwesen, vgl. dazu auch M. HERBST, Römische Sehnsüchte eines liberalen Protestanten. Überlegungen zu den Italienreisen Karl von Hases, in: S. BÖHM / M. RIEGER (Hg.), ‚Hinaus ins Weite…‘. Reisen Thüringer Protestanten, Erfurt 2010 (Beiträge zur Thüringischen Kirchengeschichte. NF; 4), 102–127, bes. 104–107. 224 Hases Ruf nach Jena war nicht unbekannt geblieben, vgl. etwa eine Anzeige in der „Allgemeinen Kirchenzeitung“: „Der außerordentliche Professor Hr. D. Karl Hase, von welchen soeben das längst erwartete ‚Leben Jesu‘ erschienen ist, hat von der theologischen Facultät in Tübingen die theologische Doctorwürde erhalten. Er befindet sich seit der Mitte Augusts auf einer Reise nach Italien, und dürfen wir einem Gerüchte glauben, so wird nach seiner Rückkehr die Universität Jena das Glück haben, diesen ausgezeichneten jungen Mann als Professor der Theologie zu besitzen“ ([Anonym,] Der außerordentliche Professor Hr. D. Karl Hase, AKZ 8 [1829], Nr. 151 [24. September 1829], 1232). 225 Die im Universitätsarchiv in Jena liegenden Urkunden datieren auf den 14. bzw. 25. September 1829 (Jena, UA, BA Nr. 405, 10 [Abschrift in: J Nr. 106, 2]; BA Nr. 405, 12 [Abschrift in: J Nr. 106, 3]). – Vgl. auch die Mitteilung im Intelligenzblatt der „Leipziger Literatur-Zeitung“: [Anonym,] Correspondenz-Nachrichten. Aus Erfurt, LLZ 1830, Nr. 8 (9. Januar 1830), 61. 226 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 205. 227 Vgl. etwa den Hinweis aus der Ernennungsurkunde Carl Friedrichs, Hase werde „an seiner [Niemeyers, M. H.] Stelle“ ernannt (Jena, UA, BA Nr. 405, 12). 228 Vgl. H. NEUPER (Hg.), Das Vorlesungsangebot an der Universität Jena von 1749 bis 1854. Teil II. Unter Mitarbeit von K. KÜHN / M. MÜLLER, Weimar 2003, 489. 492. 495. 498. 501. 504. Heussi irrt wohl, wenn er behauptet, Niemeyer habe Praktische Theologie vertreten, vgl. Ders., Geschichte der Theologischen Fakultät (s. Anm. 150), 243.

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A. Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte

bereits angetretenen wissenschaftlichen Reise, mit dem Beginn des Sommer-Semesters 1830 oder spätestens zu Pfingsten des genannten Jahres seine Vorlesungen anfangen werde.“229 Nach Abschluss der Reise kam Hase am 15. Juli 1830 nach Jena und begann mit seiner Lehrtätigkeit.230 2.1.2 Der Beginn der Lehrtätigkeit in Jena und die anfänglichen Auseinandersetzungen Bereits während der Reise nach Italien hatte Hase am 3. Januar 1830 aus Rom einen Dankesbrief an die Universität und Fakultät nach Jena geschrieben.231 Aus den die Anstellung der Professoren betreffenden Akten geht hervor, dass Ludwig Friedrich Otto Baumgarten-Crusius (1788–1843) diesen Brief erhalten hat, ebenso eine – von Hase in diesem Brief unerwähnte – Anzeige seiner Vorlesungen für das Sommersemester 1830.232 Hase kündigte publice das „Leben Jesu“ und privatim „Dogmatik“ an.233 BaumgartenCrusius sorgte daraufhin in Jena dafür, dass die Anzeige der Vorlesungen Hases in den Lektionskatalog aufgenommen wurde.234 Auch Heinrich August Schott (1780–1835) äußerte sich positiv über die Aufnahme Hases in das Verzeichnis, betonte allerdings mit Blick auf die Besetzungsverhältnisse: 229 Ernennungsurkunde vom 14. September 1829, Jena, UA, BA Nr. 405, 10r. v. Hase bekam einen Brief des genannten Schweitzer mit dem Bescheid des Urlaubes bis maximal Pfingsten 1830, vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 205. 230 vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 1), 230. 231 K. HASE, Brief an die Theologische Fakultät Jena (Rom, 3. Januar 1830), Jena, UA, BA Nr. 405, 16: „Die Entfernung des Ortes wird mich entschuldigen, daß ich einer theuren Pflicht erst spät genügen kann, auf die an mich ergangne Berufung zu einer außerordentlichen Profeßur der theologischen Facultät mit dem ehrfurchtesvollsten Danke zu antworten. Ich empfange das Lehramt, welches mir die Gnade der Durchlauchtigsten Erhalter der Universität durch Ew. Magnificenz und die Hochzuverehrenden Herren zu übertragen geruht, mit der Hoffnung und mit der ehrerbietigen Bitte, daß Ihre Wohlgewogenheit mich in demselben begleiten und stärken möge. Meine Reise werde ich möglichst beschleunigen, um meine Vorlesungen im Sommersemester gehörig halten zu können. Genehmigen Sie die Gesinnungen der geziemenden Ehrerbietung, in denen unterzeichne Ew. Magnificenz, Ew. Hochwohlgeborenen, Hochwürden gehorsamst ergebener Dr. Karl Hase.“ 232 Vgl. L. F. O. BAUMGARTEN-CRUSIUS, Brief an den Prorektor der Universität Jena (Jena, 21. Januar 1830), Jena, UA, BA Nr. 405, 15; DERS., Brief an das Kollegium der Theologischen Fakultät Jena (21. Januar 1830), Jena, UA, J Nr. 106, 5r. v. 233 Vgl. Index scholarum publice et privatim in Universitate Litterarum Ienensi, SS 1830, Jena 1830, 14. Auch Baumgarten-Crusius nannte in seinem Schreiben an die Kollegen die beiden Vorlesungen Hases, vgl. Ders., Brief an das Kollegium der Theologischen Fakultät Jena (21. Januar 1830), Jena, UA, J Nr. 106, hier 5v. 234 Vgl. das Schreiben von Baumgarten-Crusius an die Kollegen: L. F. O. BAUMGARTEN-CRUSIUS, Brief an das Kollegium der Theologischen Fakultät Jena (Jena, 22. Januar 1830), Jena, UA, J Nr. 106, 5 (vgl. auch BA Nr. 405, 15). Vgl. ferner die zustimmenden Voten von Hoffmann, Schott und Danz, Jena, UA, J Nr. 106, 4r. v.

2. Hases wissenschaftliche Laufbahn in Jena

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„Dabei setze ich voraus, daß sich Herr Professor Hase in die Einrichtung fügt, welche von mir und Herrn Geheimen Kirchen-Rath Crusius getroffen worden ist, die Dogmatik als jährigen cursus zu lesen, also für den nächsten Sommer blos den ersten Theil der Dogmatik anzukündigen.“235 In dieser kurzen Mitteilung – weniger Bitte, eher Befehl – deutete sich schon im Januar 1830 ein Problemfeld an, das Hases akademische Anfänge in Jena überschatten sollte: die Konflikte mit den Kollegen um seine Vorlesungstätigkeit aufgrund der Besetzungsverhältnisse an der Theologischen Fakultät. Die Fächerbesetzungen der Fakultät werden durch die Vorlesungsverzeichnisse erhellt. Ordentliche Professoren waren seit 1826 die bereits genannten Schott, Danz und Baumgarten-Crusius sowie Andreas Gottlieb Hoffmann (1796–1864). Dogmatik und Neues Testament waren jeweils durch Schott und Baumgarten-Crusius doppelt besetzt. Danz und Hoffmann wechselten sich mit der Kirchengeschichte ab, wobei Danz nach seinem zweibändigen „Lehrbuch der christlichen Kirchengeschichte“ (1818–1826) las. Danz vertrat zudem Ethik, Hoffmann das Alte Testament und Arabistik. Als außerordentliche Professoren bzw. Privatdozenten waren Johann Lobegott Ferdinand Lange (1798–1852), August Rudolf Gebser (1801– 1874) und der bereits genannte Niemeyer, Ernst Ludwig Theodor Henke für Kirchengeschichte und Neues Testament (1804–1872), Johann Gustav Stickel (1805–1896), Carl August Credner (1797–1857) sowie Johann Heinrich Theodor Schmid (1799–1836) und Johann Karl Eduard Schwarz (1802–1870) tätig,236 die neben den Übungen und Examinatorien vor allem exegetische Fächer lasen.237 Von Auseinandersetzungen um Hases erste Veranstaltungen im Sommer 1830 sind in seinen Selbstzeugnissen oder Akten der Fakultät keine Spuren zu finden. Für sein zweites Jenaer Semester, das Wintersemester 1830/31, gilt dies nicht. Hase kündigte im Vorlesungsverzeichnis den ersten Teil des zweisemestrigen Dogmatikkurses – wie Baumgarten-Crusius –, Evangelium und Briefe des Johannes, Kirchenrecht sowie ein Examinatorium Dogmatik an.238 Entgegen dieser Ankündigung las Hase aber die in Jena bisher immer zweisemestrige Dogmatik dann doch einsemestrig. Er veröffentlichte diese Änderung offenbar nur am Schwarzen Brett, ohne das Kollegium oder die 235 H. A. S CHOTT, Brief an den Dekan der Theologischen Fakultät Jena (undatiert), Jena, UA, J Nr. 106, 4v (Abkürzungen aufgelöst). Danz unterzeichnete ebenfalls dieses Schreiben. 236 Vgl. dazu Heussi, Geschichte der Theologischen Fakultät (s. Anm. 150), 235–241. 237 Vgl. Das Vorlesungsangebot an der Universität Jena von 1749 bis 1854, Teil II (s. Anm. 228), 486. 489. 492. 495. 498. 501. 504. 507. 510. Neben Danz lasen im Sommersemester 1830 Lange und Schmid den ersten Teil der Kirchengeschichte, Lange nach dem Lehrbuch von Schröckh, Schmid nach dem von Stäudlin, vgl. ebd., 510. 238 Vgl. Index scholarum publice et privatim in Universitate Litterarum Ienensi, WS 1830/31, Jena 1830, 13.

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A. Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte

Fakultät darüber zu informieren.239 Baumgarten-Crusius reagierte am 28. Oktober 1830 mit einem Brief an Hoffmann als den Dekan, in dem er seinen Ärger darüber ausdrückte. Hase sei den Studierenden „an sich schon sehr genehm“, seine Vorlesungen würden „vorzugsweise gern gehört“, die „erfolgte Abkürzung der dogmatischen Vorlesungen“ habe ihm „manche Zuhörer verschafft“240. Aufgrund mangelnder Hörer seines Dogmatikkurses wolle er daher „nie wieder dogmatische Vorlesungen auf hiesiger Universität … halten“ und sich „alle Mühe geben …, baldigst aus diesen Verhältnissen heraus zu kommen“241. Aus einer Bemerkung, die Hase über 50 Jahre später unter dieses Schreiben von Baumgarten-Crusius in seine Akte machte, geht hervor, dass dieser doch seinen Dogmatikkurs hielt und ihr weiteres Verhältnis auch freundschaftlich wurde.242 Für die grundsätzliche Einsicht von BaumgartenCrusius in den Vorschlag Hases spricht, dass er ebenfalls offenbar versuchte, die Dogmatikvorlesung auf ein Semester zu kürzen. Er stellte ein knappes Jahr später, am 6. Oktober 1831, den Antrag an die Fakultät, „die Dogmatik in dem Einen folgenden Halbjahr auszulassen. Allerdings wünsche ich, daß dann auch der Herr College D. Schott für das nächstemal in so einem halbjährlichen Cursus lesen möge.“243 Schott protestierte heftig gegen diesen Änderungsversuch, und drohte in diesem Fall, „keine Dogmatik mehr [zu] lesen“244, so dass Baumgarten-Crusius davon wieder Abstand nahm.245

239

Dies geht aus einem Schreiben von Baumgarten-Crusius hervor, vgl. DERS., Brief an die Theologische Fakultät Jena (Jena, 28. Oktober 1830), Jena, UA, J Nr. 106, 14–15, hier 14r. 240 Baumgarten-Crusius, Brief an die Theologische Fakultät Jena (Jena, 28. Oktober 1830), Jena, UA, J Nr. 106, 14v. 241 Baumgarten-Crusius, Brief an die Theologische Fakultät Jena (Jena, 28. Oktober 1830), Jena, UA, J Nr. 106, 14v. 15r. – Vgl. auch die Reaktion von Danz (ebd., 13r) und Schott (ebd., 13v) vom 28. Oktober. 242 „Der selige Baumgarten-Crusius hat auf mein persönliches Zureden das Collegium doch gehalten, und ist auf die Zusammenfassung in Ein Semester eingegangen, da dieses für unsre Universität, wo viele Ausländer nur kurze Zeit verweilen, angemeßner schien; und so haben wir fortan nur im Wintersemester und mit einigen Zusatzstunden die Dogmatik alternierend in guter Freundschaft vorgetragen bis an sein Scheiden. D. C. Hase, Nov. 1881“ (Jena, UA, J Nr. 106, 15r), Abkürzungen aufgelöst. Vgl. auch Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 8. 243 L. F. O. B AUMGARTEN-CRUSIUS, Brief an die Theologische Fakultät Jena (Jena, 6. Oktober 1831), Jena, UA, J Nr. 138, 9–10, hier 9v. 244 H. A. SCHOTT, Brief an die Theologische Fakultät Jena (undatiert), Jena, UA, J Nr. 138, 7v–8r, hier 8r. 245 Vgl. L. F. O. BAUMGARTEN-CRUSIUS, Brief an die Theologische Fakultät Jena (undatiert), Jena, UA, J Nr. 138, 8v. Erst nach dem Tod von Schott wurde Dogmatik einsemestrig vorgetragen.

2. Hases wissenschaftliche Laufbahn in Jena

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Im Sommersemester 1831 las Hase neben dem Matthäusevangelium und einem Examinatorium zur Dogmatik erstmalig den ersten Teil der Kirchengeschichte. Grund für die Übernahme der Kirchengeschichte war die Einfachbesetzung des Faches, während Dogmatik schon durch BaumgartenCrusius und Schott doppelt vertreten war.246 In seinen Tagebuchaufzeichnungen bemerkte Hase dazu: Kirchengeschichte „war allein durch Danz vertreten … Den ersten Theil der Kirchengeschichte lesend, wenn Danz am zweiten stand, konnte ich zugleich über die Dogmatik mit deren ordentlichen Inhabern ein friedliches Übereinkommen treffen. Kirchenrechtliche und dogmengeschichtliche Quellenstudien hatte ich bereits mancherlei gemacht, aber es galt eine große Arbeit, als ich im Sommer den ersten Theil der Kirchengeschichte vortrug, daneben das Matthäusevangelium, auch ein neues Collegium.“247

Zwei weitere Aspekte spielten während der Anfänge Hases in Jena eine wichtige Rolle für sein wissenschaftliches Arbeiten im Hinblick auf die Kirchengeschichte. Ein erster Aspekt betraf die Tatsache, dass die Voraussetzung für Hases Lehrtätigkeit die Nostrifikation seiner in Tübingen erworbenen Doktorwürde in Jena war. Darauf hatte Baumgarten-Crusius bereits im Januar 1830 hingewiesen.248 Nach den Statuten der Universität war dazu eine Disputation oder Befreiung von derselben notwendig. Am 20. Juli 1830 ging folgender Brief Hases bei der Theologischen Fakultät ein, in dem er um diese Befreiung bat und auch eine Begründung dafür lieferte: „Hochverehrte, Hochwürdige Herren! An Ew. Hochwürden stelle ich die ehrfurchtsvolle Bitte, mich von der zur Antretung des mir allergnädigst übertragenen Amtes geforderten Disputation zu dispensiren, oder das zur Erlangung solcher Disputation Nöthige zu genehmigen und zu verfügen. Bei aller Achtung vor dem betreffenden Gesetze glaube ich diese Ausnahme billigerweise ansprechen zu können, weil ich bereits zweimal öffentlich disputiert habe, das einemal in Tübingen zur Erlangung des Licentiatengrades, das anderemal in Leipzig zum Behufe meiner Habilitation. Ich habe dieses Gesuch ausgesprochen in dem vollen Vertrauen, daß Ew. Hochwürden den Grund meines Wunsches einzig in meiner Überzeugung finden, daß ich befreit von jener Arbeit meine Zeit auch für die

246 So begründete Hase seine Übernahme der Kirchengeschichte, vgl. K. HASE, Brief an die Theologische Fakultät Jena (Jena, 4. April 1832), Jena, UA, J Nr. 106, 32–33, hier 32r. Vgl. auch Ders., Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 10 f. 247 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 11. In einem Brief an seinen Freund Karl Back (1799–1869) notierte Hase im April 1830 rückblickend, er „habe die ganze Zeit durch … eingeschüchtert von meiner Kirchengeschichte (die ich zum ersten male las) gelebt“ (K. HASE, Brief an Karl Back [Jena, 4. April 1832], BJK, Berol. Autographensammlung, Hase). 248 Vgl. das bereits genannte Schreiben von Baumgarten-Crusius an die Kollegen (s. Anm. 234). Hoffmann erschien die Aufnahme Hases in das Vorlesungsverzeichnis dennoch „unbedenklich“, vgl. A. G. HOFFMANN, Brief an das Kollegium der Theologischen Fakultät Jena (Jena, 22. Januar 1830), Jena, UA, J Nr. 106, 4r.

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A. Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte

Pflichten meines Amtes nützlicher verwenden kann, zumal gerade jetzt die Ausarbeitung zweier neuer Collegien für den Winter meine Kräfte in Anspruch nimmt.“249

Hase hatte das Gesuch auf Anraten der Fakultät schriftlich verfasst, „damit sich diese für ihn höchsten Ortes durch den Senat verwende“250. Im August erhielt Hase den Bescheid, dass er von der Disputation befreit werde.251 Der zweite Aspekt betraf Hases Beförderung zum ordentlichen Honorarprofessor. Auf den 29. Juli 1831, also etwa ein Jahr nach Hases Amtsantritt, datierte ein Reskript des Großherzogs Carl Friedrich mit dem Vorschlag, Hase vom außerordentlichen Professor zum ordentlichen Honorarprofessor zu befördern.252 Die Theologische Fakultät wurde gebeten, ein Gutachten darüber anzufertigen. Nach entsprechenden Beratungen253 über eine Stellungnahme legte Hoffmann einen Entwurf vor,254 den Schott, Danz und Baumgarten-Crusius mit Änderungsvorschlägen versahen.255 Das in den 249

K. H ASE, Brief an die Theologische Fakultät Jena (Jena, 20. Juli 1830), Jena, UA, J Nr. 106, 8. 250 A. G. HOFFMANN, Brief an das Kollegium der Theologischen Fakultät Jena (Jena, 18. Juli 1830), Jena, UA, J Nr. 106, 7r. v, hier 7r. Vgl. ferner H. A. SCHOTT, Brief an den Prorektor der Universität Jena (Jena, 18. Juli 1830), Jena, UA, BA Nr. 405, 18r. Vgl. auch die Aufforderung des Prorektors Hand an die Professoren mit der Bitte um Beurteilung des Wunsches Hases, vgl. F. G. HAND, Brief an die Theologische Fakultät Jena (Jena, 28. Juli 1830), Jena, UA, BA Nr. 405, 19r. 251 Vgl. den Wortlaut des entsprechenden Bescheids von Carl Friedrich und Friedrich: „Wir nehmen keinen Anstand, dem Professor Dr. Hase zu Jena, in Rücksicht auf die vorliegenden Umstände und die Verwendung Unserer Akademie … die erbetene Dispensation von der … vorgeschriebenen lateinischen Abhandlung und öffentlichen Vertheidigung derselben zu ertheilen“ (Jena, UA, BA Nr. 405, 21. 22). Vgl. auch das Schreiben von Schott, in dem der Bescheid mitgeteilt wird (H. A. S CHOTT, Brief an die Theologische Fakultät Jena [Jena, 26. August 1830], Jena, UA, BA Nr. 405, 23) und das Schreiben von Danz an Hase, in dem er ihm die Dispensation mitteilt (J. T. L. D ANZ, Brief an Karl Hase [undatiert], Jena, UA, J Nr. 106, 12). 252 Vgl. den Wortlaut des entsprechenden Bescheids: „Wir sind aus guten Gründen auf den Gedanken geleitet worden, daß es an der Zeit seyn dürfte, den außerordentlichen Professor Dr. Karl Hase zum ordentlichen Honorar-Professor in der Theologischen Fakultät zu befördern. Unsere Universität hat unvermittelt ihr Gutachten hierüber abzugeben“ (Jena, UA, BA Nr. 405, 26 [Abschrift in: Jena, UA, J Nr. 106, 20]). 253 Das Protokollbuch der Theologischen Fakultät vermerkt am 18. August 1831 unter dem Dekanat von Hoffmann eine „Berathung über das den Professor Hase betreffende Gutachten“, das am 30. August abgesendet wurde, vgl. Jena, UA, J Nr. 131, 35. Aus einem weiteren Eintrag geht hervor, dass „der Decan einen Entwurf des Gutachtens aufsetzen und bei der Facultät cirkuliren lassen sollte, worin die ausgesprochenen Ansichten der einzelnen Mitglieder“ hinzugefügt werden konnten (vgl. Jena, UA, J Nr. 106, 23r–v, hier r). 254 Vgl. den Entwurf des Gutachtens von Hoffmann vom 21. August 1831 (Jena, UA, J Nr. 106, 24r–25v). 255 Am 22. August legte Hoffmann den Kollegen das Gutachten im Entwurf zur Stellungnahme vor (vgl. A. G. H OFFMANN, An die hochlöbliche Fakultät allhier [Jena, 22.

2. Hases wissenschaftliche Laufbahn in Jena

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Akademischen Akten erhaltene Gutachten an den Prorektor, das von Hoffmann unterzeichnet wurde, datiert auf den 21. August 1831 und fiel zu Hases Ungunsten aus: eine Beförderung sei zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht.256 Vor allem die Tatsache, dass Hase bisher noch keine Antrittsrede gehalten habe, bemängelte die Fakultät.257 Zur Wirksamkeit Hases an der Fakultät urteilte man, dass er unter dem Beifall der Studierenden seine Vorlesungen gehalten habe, ohne dass entschieden werden könne, „ob dieser Erfolg mehr von Gründlichkeit, Gediegenheit und innerem Werthe der Vorträge als von seiner Persönlichkeit und allem dem, was sich daran schließt, herzuleiten sey.“258 Durch Hases Lehrtätigkeit sei zudem „nicht etwa eine Lücke ausgefüllt“, sondern die Fakultät habe immer für die „Vollständigkeit des Unterrichts … Sorge getragen“259. Erstaunlich sei ferner, dass Hase seine Kollegien „in einer ungleich kürzeren Frist abzuhandeln weiß, als sie von andern älteren Docenten vollendet werden, die seit einer langen Reihe von Jahren in diesen Fächern als Docenten und Schriftsteller arbeiteten, und wir haben alle Ursache zu wünschen, daß sich derselbe nach derjenigen Gründlichkeit in der Behandlung theologischer Wissenschaften, welche durch die bisherigen Docenten auf unserer Universität eingeführt und benutzt wurde, mehr und mehr conformiren möge.“260 Als Schriftsteller habe Hase in Jena kein Aufsehen erregt; „beabsichtigt wird dagegen von ihm mancherlei, namentlich ist er dem Vernehmen nach mit der Herausgabe eines kurzen Lehrbuchs der Kirchengeschichte ohne Literatur und Quellen beschäftigt.“261 Insgesamt sei Hase der Beförderung durchaus „nicht unwürdig“, allerdings treffe ihn diese „zu frühzeitig“262. Bei der Lektüre des Gutachtens ist einerseits der neidvolle und durchaus kränkende Ton der Verfasser auffallend, andererseits die inhaltliche Begründung der Ablehnung. Die vermeintlich fehlende Gründlichkeit und Sorgfalt bei seiner Arbeit als Hochschullehrer überspiele Hase durch seine Persönlichkeit, mit der er die Studenten zu überzeugen vermöge. Auch die

August 1831], Jena, UA, J Nr. 106, 22r). Aus den Änderungsvorschlägen ist zu sehen, dass vor allem Schott vehement gegen Hase eingestellt war, vgl. ebd., 22r–v. 256 Vgl. A. G. HOFFMANN, Gutachten der theologischen Fakultät (Jena, 21. August 1831), Jena, UA, BA Nr. 405, 30r–31v. 257 Vgl. Hoffmann, Gutachten der theologischen Fakultät (s. Anm. 256), 30v. 258 Hoffmann, Gutachten der theologischen Fakultät (s. Anm. 256), 30v. 259 Hoffmann, Gutachten der theologischen Fakultät (s. Anm. 256), 31r. 260 Hoffmann, Gutachten der theologischen Fakultät (s. Anm. 256), 31r. – Diese Formulierung, die Hoffmann zunächst nicht in seinem Entwurf hatte, stammt von Schott (vgl. Jena, UA, J Nr. 106, 22v). 261 Hoffmann, Gutachten der theologischen Fakultät (s. Anm. 256), 31r. 262 Hoffmann, Gutachten der theologischen Fakultät (s. Anm. 256), 31v.

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A. Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte

wissenschaftliche Publikationstätigkeit Hases wird als nicht vorhanden bzw. unzureichend kritisiert.263 Im August 1831 wurde Hase von Hoffmann ferner daran erinnert, dass er seine Professur „nicht förmlich, wie die Statuten des § 31 es vorschreiben, durch eine öffentliche Rede und vorhergehende Einladung mittels eines Programmes“264 angetreten habe. Am 24. Oktober 1831 antwortete Hase auf die Aufforderung mit einer Erklärung seiner Situation.265 Als Begründung für seine fehlende Antrittsrede nannte er eine lang andauernde Krankheit im Wintersemester 1830/31 und die Vorbereitungen für die Kirchengeschichte im Sommer, die aufgrund der Besetzungsverhältnisse an der Fakultät eine Änderung in Hases Vorlesungsplan – von der Dogmatik zur Kirchengeschichte – notwendig machten.266 Als Lösungsvorschlag bot Hase der Fakultät die Alternativen an: „entweder, daß mit ihrer Genehmhaltung die betreffende Rede nebst Programm bis auf Ostern 1832 ausgesetzt bliebe, oder daß sie mich von dem angekündigten 2. Theile der Kirchengeschichte für das laufende Semester dispensire“267. Hase reagierte zudem auf die Gerüchte über das abgegebene Gutachten, als dessen Konsequenz er einen Weggang aus Jena in den Blick nahm.268 Die Fakultät antwortete Hase in einem Schreiben vom 29. November 1831269, dem Beratungen zwischen den ordentlichen Professoren Hoffmann, Schott, Danz und Baumgarten-Crusius über eine mögliche Reaktion vorangegan263

Vgl. dazu auch Heussi, Geschichte der Theologischen Fakultät (s. Anm. 150), 249 und Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 169), 29. 264 Vgl. den Entwurf des Briefes von Hoffmann: A. G. HOFFMANN, Brief an Karl Hase (Jena, 27. August 1831), Jena, UA, J Nr. 106, 26r. 265 Vgl. K. HASE, Brief an die Theologische Fakultät Jena (Jena, 24. Oktober 1831), Jena, UA, J Nr. 106, 27–28. 266 Vgl. Hase, Brief an die Theologische Fakultät Jena (Jena, 24. Oktober 1831), Jena, UA, J Nr. 106, 27v. Hase geht in der selbstbewussten Begründung von seinem Selbstverständnis als Dogmatiker aus, „daß ich zunächst für Dogmatik berufen sey, denn in dieser Wissenschaft waren meine Studien bekannt und sie bildete den Mittelpunkt meiner akademischen Wirksamkeit in Leipzig. Es würde mir ein Leichtes gewesen seyn, jede andere Aufgabe zu erfüllen, wenn die Dogmatik mein fortwährendes Hauptcollegium geblieben wäre“ (ebd., 27v). 267 Hase, Brief an die Theologische Fakultät Jena (Jena, 24. Oktober 1831), Jena, UA, J Nr. 106, 28r. 268 Vgl. Hase, Brief an die Theologische Fakultät Jena (Jena, 24. Oktober 1831), Jena, UA, J Nr. 106, 28r: Ich kann „kaum glauben, was man in der Stadt sich erzählt, daß eine Gunst, welche die Durchlauchtigsten Erhalter der Universität mir zugedacht hätten, zunächst auf dem Grunde jener noch rückständigen Antrittsrede von der Hohen Facultät nieder günstig begutachtet worden sey. Wenigstens würde es dann nicht meine Schuld seyn, wenn jene Eintracht gestört würde, oder wenn ich das einzige Mittel, das mir übrig gelassen ist, möglichst bald ergreife, um sie auf keine Weise zu stören.“ 269 Vgl. den erhaltenen Entwurf: A. G. HOFFMANN, Brief an Karl Hase (Jena, 29. November 1831), Jena, UA, J Nr. 106, 30r. v.

2. Hases wissenschaftliche Laufbahn in Jena

63

gen waren.270 Beide Lösungsvorschläge Hases wurden abgelehnt: die Fakultät sei nicht für eine Dispensation der Antrittsrede zuständig, „wir sind nur gehalten, dafür zu sorgen, … daß die von den Durchlauchtigen Erhaltern erlaßenen Verordnungen beobachtet werden“271. Außerdem sei es Hases eigene Entscheidung gewesen, sich der Kirchengeschichte zuzuwenden, dies entbinde ihn nicht von der Pflicht, besagte Rede zu halten.272 Der von Hase gewünschte Aufschub bis Ostern 1832 könne nicht gewährt werden, allerdings werde erst nach Ostern den Erhaltern Bericht erstattet, so dass Hase in jedem Fall seine Antrittsrede gehalten habe. Seine Andeutungen über das Gutachten wurden zurückgewiesen: die Fakultät „ist nicht gemeint, sich in weitere Erörterungen hierüber einzulassen“273. In einem Antwortschreiben vom 4. April 1832 versuchte Hase nochmals, seinen Standpunkt darzustellen, bemühte sich aber zugleich, die Verstimmungen auszuräumen.274 Am 16. April 1832 hielt er die Antrittsvorlesung: de audio iuris ecclesiastico verte instituendo.275 Das Programm lautete: de iure ecclesiastico commentarii historici. Die Urkunden der Beförderung zum ordentlichen 270 271

Vgl. die entsprechenden Briefe (Jena, UA, J Nr. 106, 29r. v, 30r). Hoffmann, Brief an Karl Hase (Jena, 29. November 1831), Jena, UA, J Nr. 106,

30r. 272 Hoffmann, Brief an Karl Hase (Jena, 29. November 1831), Jena, UA, J Nr. 106, 30r: „Noch immer können wir uns nicht davon überzeugen, daß Vorlesungen, welche doch anderweitig wenigstens einmahl besetzt waren und wenn es durchaus nöthig gewesen wäre, auch noch von einem anderen unserer Collegen gehalten werden konnten, von allgemeinen Obliegenheiten zu entbinden oder Zurückstellung derselben zu rechtfertigen vermöchten.“ 273 Hoffmann, Brief an Karl Hase (Jena, 29. November 1831), Jena, UA, J Nr. 106, 30v. 274 Vgl. K. HASE, Brief an die Theologische Fakultät Jena (Jena, 4. April 1832), Jena, UA, J Nr. 106, 32–33. Zur Klarstellung der Sachlage schrieb Hase: „In diesem Schreiben [der Fakultät vom 29. November 1831, M. H.] ist die Sache so dargestellt, als wenn ich es für ein so unumgängliches Bedürfniß der Universität gehalten hätte, Kirchengeschichte zu lesen, daß ich darüber eine Amtspflicht versäumen zu müßen glaubte. Ich habe niemals an eine solche Unbescheidenheit gedacht. Nur dieß habe ich behauptet: da mir nach meiner Kenntniß nur die Wahl gegeben war, im vergangenen Jahre Dogmatik oder Kirchengeschichte zu lesen, so habe ich es für angemessen den academischen Verhältnissen und der collegialischen Eintracht gehalten, die Kirchengeschichte zu erwählen, weil diese einfach, die Dogmatik aber doppelt besetzt ist. Nur in sofern bin ich allerdings der Meinung, und wahrscheinlich die ganze Facultät mit mir, daß es angemeßner war, Kirchengeschichte zu lesen, und dafür die bewußte Rede (doch nur eine bloße Form) ein Jahr später zu halten, als Dogmatik entweder unnütz, oder wie Michaeli 1830, andere dogmatische Vorlesungen beeinträchtigend, da nun einmal 3 gleichzeitige Vorlesungen über daßelbe Fach auf unsrer kleinen Universität einander gegenseitig zu Grunde richten müssen. Die Kirchengeschichte aber machte mir’s unmöglich, die bewußte Rede nebst Programm zu liefern.“ Hase versicherte ferner, Jena nicht verlassen zu wollen. 275 Vgl. den Eintrag des Dekans Schott in den Protokollbüchern der Theologischen Fakultät (Jena, UA, J Nr. 131, 38).

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A. Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte

Honorarprofessor datieren auf den 22. November und den 10. Dezember 1833.276 Überblickt man noch einmal die Vorgänge um die Berufung und erste Etablierung Hases an der Jenaer Fakultät, so lässt sich zusammenfassen: Hase kam nicht primär aufgrund eigener Neigung oder aufgrund explizit ausgesprochener Wünsche bei seiner Berufung dazu, Kirchengeschichte zu lehren.277 Vielmehr brachten ihn äußere Einflüsse, vor allem die Umstände, die er an der Theologischen Fakultät vorfand, dazu. Es handelt sich im Wesentlichen um zwei Faktoren, nämlich erstens um die Tatsache, dass er bei der Einrichtung seiner Dogmatikvorlesungen in heftige Konflikte mit den etablierten Professoren der ihm ohnehin nicht übermäßig wohl gesonnenen Fakultät geriet. Zweitens ergab sich durch die persönlichen Interessenschwerpunkte der Mitglieder der Fakultät ein Ungleichgewicht in den einzelnen Gebieten der Theologie. Hase sah sich der Tatsache gegenüber, dass ein tendenzielles Überangebot an Dogmatik und teilweise auch an exegetischen Veranstaltungen gegeben war, während die Kirchengeschichte nicht ausreichend vertreten zu sein schien. Das Zusammenwirken beider Faktoren führte dazu, dass er sich entschied, kirchengeschichtliche Vorlesungen zu halten, obwohl er bisher auf diesem Gebiet nicht ausgewiesen oder literarisch hervorgetreten war. Es lässt sich aus den Akten weiterhin rekonstruieren, dass die Anfänge des Lehrbuchs der Kirchengeschichte in diese Zeit fallen, in der sich Hase auf seine neue Tätigkeit intensiv vorbereitete. 2.2 Ausblick auf Hases weitere theologische Laufbahn und Wirksamkeit Seit dem Sommer 1830 begann Hase, anfangs noch gehemmt durch die geschilderten Auseinandersetzungen, eine zunehmend breite Tätigkeit als akademischer Lehrer und Forscher. Hatte er ursprünglich mit seiner Berufung auf eine außerordentliche Professur in der Hierarchie der Theologischen Fakultät eine eher geringe Stellung inne, rückte er allmählich über Jahrzehnte bis an die erste Stelle der Fakultät auf. So wurde Hase im April 1836 – nach dem Tod von Schott – vom ordentlichen Honorarprofessor zum ordentlichen Professor der Theologie versetzt und hatte die vierte Stelle der Fakultät inne.278 Nach dem Tod von Baumgarten-Crusius erhielt 276 Vgl. die im Universitätsarchiv in Jena liegenden Urkunden (BA Nr. 405, 34 [Abschrift in: J Nr. 106, 35] und BA Nr. 405, 33 [Abschrift in: J Nr. 106, 36]). 277 Dass Hase dennoch eine gewisse eigene Neigung zur Kirchengeschichte verspürt hatte, geht aus dem bereits zitierten Brief an Twesten hervor, siehe dazu oben S. 48, Anm. 196. 278 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 31; ferner Heussi, Geschichte der Theologischen Fakultät (s. Anm. 150), 242.

2. Hases wissenschaftliche Laufbahn in Jena

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er 1844 die zweite Stelle der Fakultät.279 1864 rückte er zum Senior der Theologischen Fakultät auf, nachdem Hoffmann gestorben war,280 und behielt diese Stellung bis zu seinem Ausscheiden 1883 bei. Rufe an andere Universitäten, so etwa nach Bern oder Zürich, lehnte er ab und hielt Jena lebenslang die Treue.281 Dass sich Hase nach 1860 allmählich zur zentralen Gestalt der Theologischen Fakultät entwickelt hatte, macht auch Karl Heussi (1877–1961) in seiner „Geschichte der Theologischen Fakultät zu Jena“ deutlich, wenn er für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts den Ausdruck „Ära Hase“282 gebraucht. Die Stellung Hases wird ferner an den ihm zuteil gewordenen Ehrungen und den ihm verliehenen Titeln deutlich: 1843 bekam er etwa den Titel „Geheimer Kirchenrath“.283 Unter den weiteren Ehrungen und Abzeichen ist besonders der ihm 1880 verliehene persönliche Adel hervorzuheben.284 Seine akademische Laufbahn beendete Hase nach über fünfzigjähriger Dauer im Jahr 1883.285 Im Mai 1883 richtete er an die Erhalter der Universität das offizielle Gesuch, von seinem Lehramt zurücktreten zu dürfen. 286 Durch ein großherzogliches Reskript vom 13. Juni 1883 wurde seinem Anliegen entsprochen; er durfte aber „Sitz und Stimme in Facultät und Senat behalten, nebst vollem Gehalt“287. Seine letzte kirchengeschichtliche 279

Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 69. Vgl. Heussi, Geschichte der Theologischen Fakultät (s. Anm. 150), 279 f. 281 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 23 f. Vgl. etwa [Anonym,] Kirchenchronik und Miscellen, AKZ 13 (1834), Nr. 28 (18. Februar 1834), 232. Zum möglichen Wechsel nach Bern vgl. auch die Bemerkungen Hases an Winer: Hase, Brief an Georg Benedikt Winer (Jena, 7. Dezember 1833), zit. nach: Blanckmeister, Karl Hases Briefe an Benedikt Winer (s. Anm. 47), 64–66, hier 65. Auch ein Wechsel Hases nach Tübingen oder Leipzig kam nicht zustande (vgl. Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 17], 33. 70; Klüpfel, Geschichte und Beschreibung der Universität Tübingen [s. Anm. 121], 425), ebenso nach Berlin (Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 17], 35). Nach 1845 erwähnte Hase in seinen Tagebuchaufzeichnungen allerdings keine Rufe an andere Fakultäten mehr. Inzwischen war offenbar sein Profil innerhalb der theologischen Landschaft so eindeutig, dass er für bestimmte Fakultäten auch nicht mehr in Frage kam. 282 Heussi, Geschichte der Theologischen Fakultät (s. Anm. 150), 11. Er bezeichnete Hase auch als den „eigentliche[n] Führer“ der Fakultät (ebd., 279). Von Hase als dem Repräsentanten der Theologischen Fakultät spricht auch G. F RANK, Hase, Karl August von, ADB 50 (1905), 36–47, hier 46. 283 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 48. 284 Vgl. Hases Nennung einiger erhaltener Orden, ebd., 122. 163. 288. 291. 285 Ebd., 320. Bereits im August des vorangegangenen Jahres 1882 hatte er in seinen Tagebüchern notiert: „Von Amtsniederlegung geht schon die Rede, ohne daß ich sie ausgesprochen. Doch habe ich daran gedacht als nach nächstem Sommersemester, so daß ich noch einmal Dogmatik und den ersten Theil der Kirchengeschichte lese“ (ebd.). 286 Vgl. ebd., 320. 287 Ebd., 321. Vgl. den Eintrag in das Protokollbuch der Theologischen Fakultät, den Hase als Dekan im Sommersemester 1883 vorgenommen hat: „20. Juni H. Rescript an 280

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A. Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte

Vorlesung schloss er am Ende dieses Sommersemesters ab.288 Dass Hase trotz seines hohen Alters der Abschied vom akademischen Lehramt schwer fiel, wird an einem Brief an Eduard Reuss vom Oktober 1883 deutlich, in dem er seinen „Abschied vom Katheder“ als „ein wehmütig Ding“289 bezeichnete. Ausdrücklich sei hervorgehoben, dass er selbst an den Beratungen über seine Nachfolge in der Fakultät teilnahm, wobei allerdings seine Stimme nicht „zählte“, aber „gewogen“ wurde.290 Es erhielt schließlich auch der Kirchenhistoriker Friedrich Nippold (1838–1918)291 seine Stelle und nicht Adolf Hausrath (1837–1909),292 der ursprünglich der Wunschkandidat Hases gewesen war.293 Hase starb am 3. Januar 1890 nach kurzer Krankheit in Jena und wurde am 6. Januar 1890 auf dem Friedhof an der Johanniskirche unter großer Anteilnahme von Universität und Stadt beerdigt.294 Diesen äußeren Stationen der akademischen Etablierung und des Aufstiegs Hases entspricht eine gleichermaßen gesteigerte wissenschaftliche Wirksamkeit. Hase vermochte es, seine Lehrveranstaltungen zu einem Anziehungspunkt für Studenten und junge Gelehrte zu machen, die teil-

theol. Fac. v. 13. Juni ‚dem Ansuchen des Geheimraths und ord. Prof. D. Carl Hase um Gestattung seines für den Schluß des laufenden Semesters beabsichtigten Rücktritts von dem akadem. Lehramte unter dankbarer Anerken(n)ung seiner langjährigen ausgezeichneten Wirksamkeit Folge zu geben, mit der Bestim(m)ung, daß ihm die Berechtigung zur ferneren Theilnahme an den Verhandlungen der theol. Facultät und des Senats gewahrt bleibt‘“ (Jena, UA, J Nr. 131, unpag.). Vgl. auch die Andeutungen in: K. HASE, Brief an Eduard Reuss (Jena, 12. Oktober 1883), zit. nach: J. M. VINCENT, Nicht veröffentlichte Briefe von Karl August von Hase an Eduard Reuss, ZKG 106 (1995), 200–221, hier 220 f. 288 Die Abschiedsworte Hases sind vermerkt in: Ders., Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 322 f. Vgl. auch: D. Karl Hase’s Abschiedswort an seine Studenten, PKZ 30 (1883), Nr. 44 (31. Oktober 1883), 968 f. 289 Hase, Brief an Eduard Reuss (Jena, 12. Oktober 1883), zit. nach Vincent, Nicht veröffentlichte Briefe von Karl August von Hase an Eduard Reuss (s. Anm. 287), 220. 290 Vgl. Heussi, Geschichte der Theologischen Fakultät (s. Anm. 150), 326. 291 Zur Person vgl. ebd., 327–332 und H. PATSCH, Nippold, Friedrich, RGG4 6 (2003), 344. 292 Vgl. dazu ausführlich Heussi, Geschichte der Theologischen Fakultät (s. Anm. 150), 326–330. Zur Biographie Hausraths vgl. TH. KAPPSTEIN, Adolf Hausrath. Der Mann, der Theolog, der Dichter, Berlin 1912, bes. 11 f. 134–136. 293 Vgl. H. PÖLCHER, Adolf Hilgenfeld und das Ende der Tübinger Schule. Untersuchungen zur Geschichte der Religionswissenschaft im 19. Jahrhundert, Teil 1: Hilgenfelds wissenschaftlicher Weg, Diss. Theol., Erlangen-Nürnberg 1962, 171. Vgl. die kurze Erwähnung Hausraths in: Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 323. – Vgl. den ausführlichen Bericht der Geschehnisse um die Nachfolge Hases bei Heussi, Geschichte der Theologischen Fakultät (s. Anm. 150), 325–330. 294 Vgl. F. NIPPOLD, Karl von Hase. Gedächtnißrede in der Jenaer Stadtkirche am 6. Januar 1890, Berlin 1890; ferner die Sammlung von Reden und Texten: Zur Erinnerung an den Heimgang des Professors der Theologie D. Carl August von Hase, Leipzig 21890.

2. Hases wissenschaftliche Laufbahn in Jena

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weise auch seinetwegen nach Jena kamen.295 In seinen Tagebüchern urteilte Hase durchaus zutreffend, dass „nicht Wenige“ aus seiner Schule hervorgegangen oder durch ihn „angeregt worden“ sind.296 Zu ihnen zählen etwa Gustav Wilhelm Frank (1832–1904), Hermann Weingarten (1834–1892) und Julius Websky (1850–1922).297 Das spezifische Profil, das Hase in der theologischen Landschaft seiner Zeit aufwies, beschrieb er selbst als Streben nach der Vereinigung von „christliche[r] Begeistrung, freie[m] Denken und moderne[r] Bildung“298. Für diesen liberalen Geist verstand sich Hase einzusetzen, und durch diesen liberalen Geist, der für die Jenaer Universität insgesamt charakteristisch war, wurde er wiederum auch an Jena gebunden.299 Die vornehmlich aus den politischen Verhältnissen der Erhalterstaaten resultierende Liberalität der Jenaer Universität während der Zeit seiner wissenschaftlichen Laufbahn wurde nicht unwesentlich durch Hase mit Leben gefüllt. Hases Streben nach einer „freie[n] Entwicklung der Theologie“300 beschränkte sich aber nicht nur auf seine eigene fachlich-theologische Wirksamkeit, sondern ist auch als ein prägendes Element seiner wissenschaftspolitischen Aktivitäten auszumachen. Insbesondere an Personalentscheidungen war er aufgrund der Ämter, die er bekleidete, maßgeblich beteiligt. 29 Mal verwaltete er das Amt des Dekans der Theologischen Fakultät, fünf Mal war er Prorektor. 301 Entsprechend ist etwa Hases Versuch zu werten, im Jahr 1844 Wilhelm Martin Leberecht de Wette (1780–1849) für die Nachfolge des verstorbenen Baumgarten-Crusius zu gewinnen.302 Als die Erhalterstaaten Mitte der 295

Zu Hases kirchengeschichtlicher Lehrtätigkeit, vor allem seinen Vorlesungen, siehe unten Teil B, S. 72–84. 296 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 180. 297 Vgl. Heussi, Geschichte der Theologischen Fakultät (s. Anm. 150), 262 f. Vgl. M. WOLFES, Websky, Julius, BBKL 20 (2002), 1518–1521. Über Websky und Hase siehe auch unten Teil B, S. 137 f, bes. Anm. 331. 298 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 180. 299 Marita Baumgarten hat dies grundsätzlich formuliert: „Trotz niedriger Gehälter und einer schlechten Ausstattung konnte Jena im 19. Jahrhundert wegen seiner liberalen Haltung einige namhafte Ordinarien an sich binden“ (Baumgarten, Professoren und Universitäten im 19. Jahrhundert [s. Anm. 214], 208). Hase war mit Jena so eng verbunden, dass er am 15. Juli 1880 Ehrenbürger der Stadt wurde. – Vgl. ferner das neueste Porträt der Jenaer Fakultät bei J. WISCHMEYER, Theologiae Facultas. Rahmenbedingungen, Akteure und Wissenschaftsorganisation protestantischer Universitätstheologie in Tübingen, Jena, Erlangen und Berlin 1850–1870, Berlin / New York 2008 (AKG; 108), 306–316. 300 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 272. 301 Vgl. Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 169), 33. Hase war in folgenden Semestern Prorektor: im WS 1836/37, SS 1847, SS 1855, WS 1863/64 und im SS 1871. Den Rektorentitel trug der jeweilige Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach. 302 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 67. Vgl. auch Heussi, Geschichte der Theologischen Fakultät (s. Anm. 150), 254 f.

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A. Bildungsgeschichtliche Grundlagen und biographische Aspekte

1850er Jahre eine fünfte theologische Professur errichten und auf diese Stelle Julius Köstlin (1826–1902) setzen wollten, lehnte dies Hase mit der gesamten Fakultät ab.303 1871 vermerkte er in seinem Tagebuch, dass sich die Fakultät unter seiner Führung „einmüthig“ für die Berufung des liberalen Richard Adelbert Lipsius (1830–1892) aus Kiel eingesetzt habe.304 Jenseits der Fakultätsgrenzen setzte er sich 1838 für die Berufung des Historikers Friedrich Dahlmann (1785–1860) nach Jena ein.305 Welchen Einfluss und welches Maß an Durchsetzungskraft Hase in Jena schließlich erlangt hatte, wird an der beiläufigen Bemerkung von Adolf Hilgenfeld (1823–1907) in einem Brief an seinen Vater deutlich, dass dessen „Stimme in der Fakultät ‚immer durchzudringen pflegt‘“306. Zur erfolgreichen Lehrtätigkeit und dem wissenschaftspolitischen Einfluss gesellte sich schließlich und vor allem auch ein außerordentlicher publizistischer Erfolg. Hases umfangreiches wissenschaftliches Werk umfasst etwa 200 Titel,307 wobei gesonderte Erwähnung verdient, dass er auch international große Beachtung fand. Etliche seiner Werke sind in andere Sprachen übersetzt worden.308 Thematisch führte er mit seinen Publikationen die bereits in Tübingen und Leipzig begonnenen Arbeitsgebiete fort, wobei allmählich die Kirchengeschichte zum zentralen Feld seiner Veröffentlichungen wurde. Abgesehen von den kirchengeschichtlichen Arbeiten, die in den anschließenden Teilen dieser Arbeit untersucht werden, lassen sich weitere drei Arbeitsschwerpunkte ausmachen. Ein erster Schwerpunkt blieb das ursprüngliche Arbeitsfeld Hases, die Dogmatik, der Hase allein drei (Lehr)Bücher widmete. An den oben bereits erwähnten Kompendien (Lehrbuch der evangelischen Dogmatik, Hutterus redivivus) und an der Gesamtdarstellung (Gnosis) arbeitete er über Jahrzehnte für notwendige Neuauflagen 303 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 123 f. Vgl. dazu auch Heussi, Geschichte der Theologischen Fakultät (s. Anm. 150), 269–271. 304 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 17), 240. 305 Vgl. ebd., 35. Hase war mit Dahlmann befreundet, vgl. ebd., 47. 82. 88 f. 150. Dahlmann hatte in Göttingen als Professor der Geschichte und Staatswissenschaften gewirkt, bis er 1837 mit sechs weiteren Kollegen (die so genannten „Göttinger Sieben“) gegen die Aufhebung der Verfassung im Königreich Hannover protestierte und des Landes verwiesen wurde. Mit seinen Schriften wirkte er vor allem auf den norddeutschen Liberalismus. Dahlmann lebte zwischen 1840 und 1842 in Jena. 306 A. HILGENFELD, Brief an Johann Christoph Hilgenfeld (Jena, 15. Mai 1864), zit. nach Pölcher, Adolf Hilgenfeld und das Ende der Tübinger Schule (s. Anm. 293), 155. 307 Hase veröffentlichte nahezu alle seiner Schriften im Verlag Breitkopf & Härtel, dessen Miteigentümer Hase durch seine Frau Pauline war, vgl. O. VON HASE, Breitkopf & Härtel. Gedenkschrift und Arbeitsbericht, Bd. 2: 1828–1918, Teil 1, Wiesbaden 51968, 352–355; DERS., Breitkopf & Härtel. Gedenkschrift und Arbeitsbericht, Bd. 2: 1828– 1918, Teil 2, Wiesbaden 51968, 436 f, auch 422–426. 308 Siehe dazu unten die entsprechende Liste in der Bibliographie, S. 446–448.

2. Hases wissenschaftliche Laufbahn in Jena

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weiter.309 Ohne Zweifel ist die Dogmatik nach der Kirchengeschichte das wichtigste Arbeitsgebiet Hases;310 es wird sich zeigen, dass die Grundlegung der Kirchengeschichte und die dogmatische Arbeit Hases eng miteinander verzahnt sind. Auch die Arbeit am „Leben Jesu“ führte Hase als einen zweiten Schwerpunkt fort. Sein bereits erschienenes Lehrbuch arbeitete er in insgesamt fünf Auflagen immer wieder um. In späterer Zeit veröffentlichte er auch seine diesbezüglichen Vorlesungen unter dem Titel „Geschichte Jesu“.311 In der zweiten Hälfte seiner akademischen Laufbahn trat schließlich ein dritter literarischer Schwerpunkt hinzu, die Auseinandersetzung mit dem römischen Katholizismus in dem 1862 erstmals erschienenen „Handbuch der protestantischen Polemik gegen die römisch-katholische Kirche“.312 Dieses Werk, in das Hase die Kenntnisse aus seinen umfänglichen Italienreisen einfließen lassen konnte, erlebte insgesamt vier Auflagen.313 Trotz dieser eindrücklichen Vielfalt der wissenschaftlichen Veröffentlichungen wurde Hase vor allem mit seinen kirchengeschichtlichen Publikationen, namentlich seinem Lehrbuch der Kirchengeschichte bekannt. Der Kirchengeschichte als dem Hauptgegenstand von Hases theologischer Arbeit gilt es nun weiter nachzugehen.

309 Siehe zu den Auflagen die Angaben in der Bibliographie, unten S. 427–442. Vgl. auch Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 169), 58–63. 63–69. 77–80. 310 Vgl. ebd., 77 u. ö. Bereits Bernd Jaeger hat zutreffend den hohen Stellenwert, den die Beschäftigung mit der Dogmatik für Hase besaß, herausgearbeitet. 311 Vgl. die entsprechenden Titel im Literaturverzeichnis. – Zu den jeweiligen Auflagen vgl. Fuß, Die Auffassung des Lebens Jesu (s. Anm. 128), 27–38. 312 K. H ASE, Handbuch der protestantischen Polemik gegen die römisch-katholische Kirche, Leipzig 1862. 21865. 3 1871. 41878. 313 Außen vor bleiben an dieser Stelle die Editionen Hases. Seine Herausgebertätigkeit umfasste eine Ausgabe der lutherischen Bekenntnisschriften, die Glaubenslehre seines Leipziger Lehrers Tzschirner (zu beiden siehe oben S.44, Anm. 169), die Dogmengeschichte seines verstorbenen Kollegen Baumgarten-Crusius (L. F. O. BAUMGARTENC RUSIUS, Compendium der christlichen Dogmengeschichte. Zweiter Theil, hg. von K. HASE, Leipzig 1846), den literarischen Nachlass von Caroline von Wolzogen (Literarischer Nachlaß der Frau Caroline von Wolzogen, hg. von K. HASE, 2 Bde., Leipzig 1848– 1849) sowie eine Sammlung von Volksliedern, bei der Hase Autor der Vorrede war: ([Anonym,] Liederbuch des Deutschen Volkes, Leipzig 1843). Vgl. dazu auch Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 169), 220 f.

Teil B

Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases Hases Tätigkeit als Kirchenhistoriker vollzog sich nicht nur in verschiedenen lokalen und gesellschaftlichen Kontexten, sondern umfasste auch unterschiedliche Medien. Nach den Untersuchungen zu biographischen Aspekten, insbesondere zu den bildungsgeschichtlichen Grundlagen der Wirksamkeit Hases als Kirchenhistoriker, werden nun die verschiedenen Felder dieser Wirksamkeit unter Beachtung der differenzierten Kontexte und Medien analysiert. Aus der Verschränkung von Kontexten und Medien ergeben sich sechs unterschiedliche Felder, für das Medium des mündlichen Vortrags je nach lokalen, institutionellen oder gesellschaftlichen Kontexten, für das Medium gedruckter Veröffentlichungen je nach Genus oder Kontext der Publikation: Zu den Wirkungsfeldern Hases zählen zunächst seine regelmäßig gehaltenen kirchengeschichtlichen Vorlesungen, die er zwischen Sommersemester 1831 und Sommersemester 1883 vortrug (1.). Ferner wird sein einschlägiges Lehrbuch „Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen“, das zwischen 1834 und 1886 in elf Auflagen erschien, untersucht (2.). Davon noch einmal zu unterscheiden ist die von 1885 an erschienene und auf einer Ausarbeitung seiner Vorlesungen beruhende dreibändige Gesamtdarstellung „Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen“, deren zweiten und dritten Band nach Hases Tod sein Schüler Gustav Krüger herausgab (3.). Dann wird die kirchengeschichtliche Vortragstätigkeit Hases analysiert, die er außerhalb seiner regulären Lehrtätigkeit an der Universität von 1846 bis 1875 in Jena und Weimar hielt (4.). Ein eigenständiges Wirkungsfeld stellen auch die in verschiedenen Zeitschriften publizierten Aufsätze und kleineren selbständigen Veröffentlichungen zur Kirchengeschichte dar (5.). Schließlich verlangt die kirchengeschichtliche Rezensionstätigkeit Hases als spezielle Form wissenschaftlicher Kommunikation eine eigene Betrachtung (6.). Nach der differenzierten Untersuchung der Spezifika der verschiedenen Wirkungsfelder wird in einem abschließenden Abschnitt erörtert, wie diese sich zu einander verhalten und welches Gewicht ihnen im Zusammenhang der Tätigkeit Hases zu kommt (7.).

1. Die kirchengeschichtlichen Lehrveranstaltungen

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1. Die kirchengeschichtlichen Lehrveranstaltungen 1. Die kirchengeschichtlichen Lehrveranstaltungen

1.1 Vorlesungen als klassische Form des universitären Lehrbetriebes Vorlesungen stellen die klassische Form und den zentralen Bestandteil des akademischen Lehrbetriebes der Universitäten seit ihrer Entstehung dar. Auch der überwiegende Anteil der akademischen Lehrtätigkeit Hases bestand aus Vorlesungen, obgleich im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts mit der Institution des Seminars auch an der Theologischen Fakultät Jena eine andere Form des universitären Unterrichts hinzukam.1 Der Pädagoge Friedrich Paulsen (1846–1908) charakterisiert die Aufgabe der Vorlesung folgendermaßen: Sie „soll dem Hörer, der den Zugang zu einer Wissenschaft sucht, in einer Reihe zusammenhängender Vorträge ein von einer lebendigen Persönlichkeit getragene, lebendige Gesamtansicht von dem Ganzen dieser Wissenschaft geben, indem sie über ihre Grundprobleme und die leitenden Gedanken, über ihren wesentlichen Besitz und die Art seiner Erwerbung, endlich über ihren Zusammenhang mit dem Ganzen menschlicher Erkenntnis und mit den wesentlichen Zwecken menschlichen Lebens aufklärt und dadurch seine lebendige Teilnahme für die Wissenschaft gewinnt und ihn zu ihrer selbständigen Erfassung hinleitet.“2

Gegenüber anderen Formen der Wissensvermittlung wie etwa dem gedruckten Buch hat das lebendige Wort des Vortrags eine Reihe von Vorzügen. Sofern die Vorlesung nicht Wort für Wort abgelesen wird, vermittelt sie ihren Stoff mit größerer Beweglichkeit und Freiheit.3 Die Person des Dozenten vermag durch rhetorische Mittel individuell zu akzentuieren, unmittelbar auf die Zuhörer einzugehen, auch auf Anfragen zu reagieren. Durch ihre zeitliche Beschränkung ist die Vorlesung auf die Vermittlung größerer Zusammenhänge und Überblicke angelegt und weniger auf überreiche Details, die eher in gedruckten Büchern ihren Platz haben.4 Die genannten Charakteristika treffen auch auf kirchengeschichtliche Vorlesungen zu. Üblich war der Vortrag des Stoffes über mehrere Semester hinweg, was allerdings in erster Linie den praktischen Grund der anders nicht zu bewältigenden Stoffmenge hatte. So wurde in Jena vor der Berufung Hases die Kirchengeschichte üblicherweise in einem zweisemestrigen

1

Siehe dazu auch unten S. 84–89. F. PAULSEN, Die deutschen Universitäten und das Universitätsstudium, Berlin 1902, 240 f. 3 Oft wechselten wörtlich in das Heft diktierte Passagen mit freien Ausführungen; siehe dazu auch die eigenen Erfahrungen Hases in Erlangen, oben Teil A, S. 27 f. 4 Vgl. zum Ganzen auch Paulsen, Die deutschen Universitäten und das Universitätsstudium (s. Anm. 2), 242–250. 2

72

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

Turnus gelesen.5 Ähnlich verhielt es sich in Leipzig.6 Neben exegetischen und dogmatischen zählten kirchengeschichtliche Vorlesungen im 19. Jahrhundert zu den üblichen Bestandteilen des Theologiestudiums. Jeder Student kam mit der Art des kirchengeschichtlichen Vortrags, die an seiner Fakultät geboten wurde, zumindest in Berührung. 1.2 Die kirchengeschichtlichen Vorlesungen Hases 1.2.1 Äußere Übersicht Hase begann seine kirchengeschichtliche Vorlesungstätigkeit an der Theologischen Fakultät der Universität Jena im Sommersemester 1831 mit der Vorlesung „Kirchengeschichte 1. Theil“ und beschloss mit ihr auch im Sommersemester 1883 sein akademisches Lehramt.7 Ein äußerer Überblick anhand der Vorlesungsverzeichnisse der Theologischen Fakultät zeigt, dass Hase in 92 Semestern – über 46 Jahre – Kirchengeschichte vorgetragen hat. Lediglich in zwölf Semestern las er keine Kirchengeschichte. Seine ursprüngliche Spezialdisziplin Dogmatik trug Hase in 37 Semestern vor. Den Schwerpunkt seiner universitären Lehrtätigkeit in Jena bildete also sehr deutlich die Kirchengeschichte.8 Die äußere Übersicht zeigt ferner, dass Hase diese Vorlesungen mehrfach umstrukturierte. Dies gilt sowohl hinsichtlich der Aufteilung des Stoffes auf mehrere Semester als auch der zeitlichen Abgrenzung der in den einzelnen Semestern gelesenen Abschnitte. Es lassen sich fünf verschiedene Phasen von einander abheben. In einer ersten Phase vom Sommersemester 1831 bis einschließlich Wintersemester 1843/44 las Hase – den bisherigen Usancen an der Fakultät 5 Vgl. das kirchengeschichtliche Vorlesungsangebot von Andreas Gottlieb Hoffmann und Johann Traugott Leberecht Danz zwischen 1826 und 1831: H. NEUPER (Hg.), Das Vorlesungsangebot an der Universität Jena von 1749 bis 1854. Teil II, unter Mitarbeit von K. KÜHN / M. MÜLLER, Weimar 2003, 486. 489. 492. 495. 498. 501. 504. 507. 510. 513. 516. 6 So etwa bei Heinrich Gottlob Tzschirner, vgl. C H. SCHULZ, Spätaufklärung und Protestantismus: Heinrich Gottlieb Tzschirner (1778–1828). Studien zu Leben und Werk, Leipzig 1999 (Arbeiten zur Kirchen- und Theologiegeschichte; 4), 142. 7 Siehe dazu oben Teil A, S. 59 und S. 65 f. 8 Die Bedeutung seiner kirchengeschichtlichen Vorlesungstätigkeit wird aus einem Brief Hases an seinen Sohn Karl Alfred sichtbar, der in den „Annalen meines Lebens“ abgedruckt ist. Hase notierte in Reaktion auf eine Anfrage des mit ihm befreundeten Berliner Bischofs Daniel Amadeus Gottlieb Neander (1775–1869) am 31. Oktober 1866: „Wegen der Kirchengeschichte laß ich dem Bischof sagen: er habe freilich gar sehr recht, daß dem Buche gut thun würde sich erweiternd auf das Detail mehr einzulassen, allein damit gerieth ich zu sehr in das Gebiet meiner Vorlesungen, und am Ende halte ich doch mehr auf den Professor als auf den Autor“ (K. H ASE, Annalen meines Lebens, hg. von K. A. VON HASE, Leipzig 1891 [GW; 11,2], 193).

1. Die kirchengeschichtlichen Lehrveranstaltungen

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folgend – in einem zweisemestrigen Rhythmus, also den „1. Theil der Kirchengeschichte“ im Wechsel mit dem „2. Theil der Kirchengeschichte“9. Gelegentlich wurde dieser Rhythmus durch ein Semester ohne Kirchengeschichte unterbrochen. Eine Ausnahme bildeten das Wintersemester 1838/39 und das Sommersemester 1839, in denen Hase beide Male den „1. Theil der Kirchengeschichte“ vortrug. Dieser Umstand wird durch einen Brief Hases vom 12. Oktober 1838 erklärt: Da er im Sommersemester 1838 den 2. Teil der Kirchengeschichte nicht hatte beenden können, bat Hase darum, diesen im folgenden Winter anstelle des angekündigten 1. Teils nachtragen zu dürfen, was ihm offensichtlich gewährt wurde.10 Im Sommer 1839 setzte Hase dann wieder regulär mit dem 1. Teil ein.

In einer zweiten Phase, die im Wintersemester 1844/45 begann und bis einschließlich des Sommersemesters 1850 dauerte, teilte Hase die Kirchengeschichte in drei Semester auf.11 Die wie bisher benannten Teile ergänzte er durch eine „Kirchengeschichte unserer Zeit“. Den „2. Theil der Kirchengeschichte“ nannte er auch „Kirchengeschichte vom 9. Jahrhundert nach Christi Geburt“ oder „Kirchengeschichte 800–1648“. Diese andere Gliederung der Kirchengeschichte zeigt zunächst, dass Hase den vorgetragenen Stoff vermehrte und ausdifferenzierte. Gelegenheit zu dieser Umar9

Vgl. für diesen Zeitraum: Index scholarum publice et privatim in Universitate Litterarum Ienensi, SS 1831–WS 1843/44, Jena 1831–1843. In der Handschriftenabteilung der ThULB Jena ist eine Kollegnachschrift des ersten Teiles der kirchengeschichtlichen Vorlesung Hases aus dieser Anfangszeit erhalten (E. R. H ARTENSTEIN, Kollegnachschrift des 1. Teiles der kirchengeschichtlichen Vorlesung Hases, Jena, ThULB.HA, Ms. Prov. 224 [3]). Sie ist von Emil Reinhold Hartenstein verfasst worden, der in drei Semestern (SS 1840 bis SS 1841) Hases kirchengeschichtlichen Zyklus hörte. Da Hase im Sommer 1840 den ersten Teil der Kirchengeschichte las, ist Hartensteins Mitschrift wohl auf dieses Semester zu datieren. 10 Vgl. den entsprechenden Brief Hases: „Decane maxime spectabilis, da ich vom vorigen Semester noch die neueste Kirchengeschichte von 1789 schuldig geblieben bin, die mich, da sich gerade jetzt das Bedürfnis einiger Ausführlichkeit aufdrängt, leicht bis Weihnachten aufhalten dürfte, und bei den Störungen meines andern akademischen Amtes sehe ich doch ein, daß es mir unmöglich seyn wird, neben der Dogmatik auch den angekündigten ersten Theil der Kirchengeschichte mit gehöriger Sorgfalt vorzutragen. Ich ersuche daher die Hochwürdige Fakultät es genehm zu halten, daß ich letztgenan(n)te Vorlesung bis zum Som(m)er aussetze, jetzt aber nur den Nachtrag für meine ältren Zuhörer, und diesen natürlich gratis, gebe. Dieser Ausfall dürfte zwar vielleicht einigen Studierenden etwas unbequem sein, indeß da doch im(m)er Kirchengeschichte gelesen wird, kann man nicht sagen, im Verhältniß zu andern Universitäten, daß wir in dieser Hinsicht zu wenig thäten“ (K. HASE, Brief an Andreas Gottlieb Hoffmann [Jena, 12. Oktober 1838], Jena, UA, J Nr. 138, 29a, v). 11 Vgl. für diesen Zeitraum: Index scholarum publice et privatim in Universitate Litterarum Ienensi, WS 1844/45–SS 1850, Jena 1844–1850. Vgl. auch die folgende Bemerkung bei Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 71: „ich gliederte die Kirchengeschichte in drei Semester, schob dann das Leben Jesu dazwischen“.

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

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beitung seines Vortrags gab Hase wohl die fortgesetzte Neubearbeitung seines kirchengeschichtlichen Lehrbuchs.12 Zugleich vertrat Hase seit 1845 an der Theologischen Fakultät die Kirchengeschichte zunehmend allein, was ihn aus dem Zwang entließ, die Aufteilung seiner Vorlesungen dem an der Fakultät üblichen Rhythmus anzupassen.13 Ob diese zu beobachtende Veränderung in der Struktur von Hases kirchengeschichtlichen Vorlesungen hin zu einer Dreigliedrigkeit ausschließlich der bloßen Vermehrung und Ausarbeitung des Stoffes geschuldet ist, die Umstellung also einen rein pragmatischen Hintergrund hat oder darüber hinaus auch eine Begründung in der Ausformung seiner kirchengeschichtlichen Konzeption hat, lässt sich aus der äußeren Übersicht über die Vorlesungen nicht erschließen. Dass Hase nunmehr als alleiniger Vertreter der Kirchengeschichte in dieser Hinsicht sehr frei entscheiden konnte, legt letzteres durchaus nahe. Faktisch vollzog Hase mit dieser Aufteilung eine Gliederung in Epochen, die die Wahrnehmung der Kirchengeschichte bis in die Gegenwart entscheidend prägt. Ebenso gilt für die Epochengrenzen zwischen den Teilen der Vorlesung (1648, nicht 1517, und das 9. Jahrhundert als Schnitt14), dass für deren Abgrenzung sowohl pragmatische als auch konzeptionelle Gründe eine Rolle gespielt haben können. In der dritten Phase vom Wintersemester 1850/51 bis zum Sommersemester 1862 erweiterte Hase die bisherige Dreigliedrigkeit.15 Nun las er Kirchengeschichte in einem viersemestrigen Zyklus, in dem das bisherige dreisemestrige Schema um die Vorlesung „Kirchengeschichte beginnend mit dem Leben Jesu“ ergänzt war, die nun den Zyklus eröffnete. Darauf folgten der „1. Theil der Kirchengeschichte“ sowie der „2. Theil der Kirchengeschichte“ (auch als „Kirchengeschichte vom 9. Jahrhundert nach Christi Geburt“) und als Abschluss des Zyklus die Vorlesung „Kirchengeschichte unserer Zeit“ (auch als „Geschichte der neueren Kirche und Theologie“ oder „Kirchengeschichte unserer Zeit vom Jahr 1648 an“). Mit dieser Neufassung der Gliederung integrierte er seine bisherige Vorlesung über das „Leben Jesu“ als Einleitungssequenz in den kirchengeschichtlichen Vorlesungszyklus. Dass Hase tatsächlich sein bisheriges „Leben Jesu“ jetzt als Teil der Kirchengeschichte präsentierte, lässt sich einerseits aus dem 12

Von diesem Werk war 1844 eben die 5. Auflage erschienen; siehe dazu unten S. 96–

98. 13

Hase vermerkt 1845 in seinem Tagebuch: „In der Kirchengeschichte waren allmälich Alle, die sie neben mir lasen oder lesen wollten, Danz, Hacke, Lobegott Lange, Otto, Stieren … verstummt“ (Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 8], 71). 14 Ob Hase bereits in der ersten Phase seiner Vorlesungen eine Epochengrenze im 9. Jahrhundert verortet hatte, ist aus den vorliegenden Quellen nicht erschließbar, erscheint aber als nicht unwahrscheinlich. 15 Vgl. für den entsprechenden Zeitraum: Index scholarum publice et privatim in Universitate Litterarum Ienensi, WS 1850/51–SS 1862, Jena 1850–1862.

1. Die kirchengeschichtlichen Lehrveranstaltungen

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Umstand ablesen, dass er nun keine eigenständige Vorlesung zum „Leben Jesu“ hielt, wie er es bisher neben der Kirchengeschichte getan hatte, andererseits aus der Tatsache, dass in den Matrikellisten für den neuen Eröffnungsteil der Kirchengeschichte die bisherige Bezeichnung „Leben Jesu“ teilweise weiterhin gebraucht wurde.16 In der vierten Phase vom Wintersemester 1862/63 an setzte Hase mit der Vorlesung „Leben Jesu“ außerhalb des kirchengeschichtlichen Zyklus wieder ein und trug diese nun regelmäßig jedes zweite Wintersemester bis 1874/75 vor.17 Dafür strich er die „Kirchengeschichte beginnend mit dem Leben Jesu“.18 Dennoch folgten seine kirchengeschichtlichen Vorlesungen weiter einer viersemestrigen Einteilung. Hase ergänzte den Zyklus an seinem Ende um Vorlesungen, die sich mit aktuellen kirchengeschichtlichen Entwicklungen im Protestantismus und Katholizismus sowie der orthodoxen Kirchen befassten.19 Es handelte sich um die drei Vorlesungen: „Neuste katholische, römische und griechische Kirchengeschichte“20, „Neuste katholische Kirchengeschichte“ und „Neuste evangelische Kirchengeschichte“.21 16 So etwa für das WS 1856/57 (vgl. Rechnungsmanuale bey der akademischen Quästur, Jena, UA, G I, 138) oder das WS 1858/59 (vgl. ebd., 144) u. ö. Offenbar begann für Hase die Kirche nicht erst mit den Aposteln, sondern schon mit dem Auftreten der Person Jesu selbst. Zu Hases Verständnis von Kirche siehe auch unten Teil C, S. 211–222. 17 Vgl. für den entsprechenden Zeitraum: Index scholarum publice et privatim in Universitate Litterarum Ienensi, WS 1862/63–WS 1874/75, Jena 1862–1874. 18 Im Wintersemester 1872/73 las Hase „Leben Jesu“ und „Dogmatik“ (vgl. Rechnungsmanuale bey der akademischen Quästur, Jena, UA, G I, 201). 19 Anders als bei einer konfessionskundlich bzw. symbolisch orientierten Darstellung widmete sich Hase auch umfänglich den ereignisgeschichtlichen Aspekten. Insofern stellt diese thematische Akzentuierung durchaus eine spezifische Neuerung und keine Dublette zu Vorlesungen und Darstellungen über die Symbolik bzw. Konfessionskunde dar. 20 Diese für das WS 1862/63 angekündigte Vorlesung findet sich jedoch nicht in dem entsprechenden Jahr – und auch nicht in einem anderen Jahr – in den Rechnungsmanualen der Quästur verzeichnet. Statt dessen hat Hase nach diesen Angaben im fraglichen Semester dort „Leben Jesu“ vor 73 Zuhören gehalten; vgl. Rechnungsmanuale bey der akademischen Quästur, Jena, UA, G I, 159. 21 Hase bemühte sich offenkundig mit diesen Vorlesungen auch auf aktuellste Entwicklungen einzugehen. So hielt er beispielsweise im Wintersemester 1870/71 die Vorlesung „Neuste katholische Kirchengeschichte“. Fraglos nahm Hase hier in besonderer Weise auf das gerade beendete Erste Vatikanische Konzil (1869/70) Bezug. Als dessen Beobachter war Hase von Mitte März bis Anfang Mai 1870 in Rom gewesen, und hatte in zahlreichen Gesprächen nach den Sitzungen rege Anteil am Geschehen nehmen können. Vgl. dazu auch Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 208–220. Dass Hase stets ein besonderes Interesse für die neuesten Entwicklungen hatte, auch wenn er keine gesonderte Spezialvorlesungen anbot, lässt sich aus einer Tagebuchnotiz aus dem Sommersemester 1874 entnehmen: „Die Neuste Kirchengeschichte hat denn wirklich den ganzen Sommer in Anspruch genommen, das Neuste zumal aus dem deutschen Reiche hab ich in aller Genauigkeit hinzugethan, Andres doch überschlagen oder im flüchtigen Auszug, und so

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B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

Über den Grund der Tatsache, dass Hase das „Leben Jesu“ wieder aus dem Zyklus entfernte, um Spezialfragen der neuesten Kirchengeschichte innerhalb seines Vorlesungszyklus vortragen zu können, kann nur gemutmaßt werden. Es ist wahrscheinlich, dass Hase den Zyklus nicht zu lang werden lassen wollte, um die einzelnen Vorlesungen regelmäßig anzubieten.22 Dafür spricht auch, dass er das „Leben Jesu“ weiterhin alle vier Semester las. Einer weiteren Modifikation vom Wintersemester 1869/70 an, nämlich der Veränderung der Abgrenzung zwischen dem 2. und 3. Teil der Kirchengeschichte vom Jahr 1648 auf das Jahr 1750, ist keine große Bedeutung zuzumessen. Ein Blick in das kirchengeschichtliche Lehrbuch und die „Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen“ zeigt, dass durchgängig 1648 als markante Epochengrenze gilt, während das Jahr 1750 lediglich als nachgeordneter Untergliederungspunkt erscheint. Rein pragmatische Gründe dieser Änderung sind höchst wahrscheinlich.

In der fünften Phase vom Sommersemester 1875 bis zum Ende seiner Vorlesungstätigkeit 1883 kehrte Hase wieder zu dem dreigliedrigen Rhythmus der Vorlesungen zurück.23 Auch für diese Veränderung, nun eine Reduktion des Zyklus, ist kein eindeutiger äußerer Anlass zu identifizieren. Möglich ist, dass die Einschränkung schlicht auf Hases fortgeschrittenes Alter zurückzuführen ist. Eigens hervorzuheben ist, dass Hase seinen Vorlesungen kein Lehrbuch eines anderen Kirchenhistorikers zugrunde legte, sondern sowohl eine eigene Gliederung entwarf als auch den Inhalt eigenständig vollkommen neu ausarbeitete.24 Dass er nicht einfach auf ein anderes kirchengeschichtliches, für Vorlesungen konzipiertes Lehrbuch zurückgriff25 – wie dies etwa Engelhardt mit Münschers „Lehrbuch der christlichen Kirchengeschichte“ getan hatte26 – zeigt, dass Hase, nachdem er entschieden hatte, sich der Kirchengeschichte zuzuwenden, sich gründlich und dauerhaft mit dieser Disziplin beschäftigte. Dies lässt sich durch die autobiographischen Bemerkungen erhärten, aus denen hervorgeht, dass Hase kontinuierlich an der

kam ich Freitag den 7. August Abend halb 7, nicht überlaufen zu Ende“ (Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 8], 258). Vgl. auch ebd., 289. 22 Dabei ist die im Vergleich zu heute deutlich kürzere Studiendauer zu beachten. 23 Vgl. für den entsprechenden Zeitraum: Index scholarum publice et privatim in Universitate Litterarum Ienensi, SS 1875–SS 1883, Jena 1875–1883. In insgesamt vier Semestern, in denen er keine Kirchengeschichte las, trug Hase Dogmatik vor, was jedoch die reguläre Abfolge des Zyklus nicht beeinträchtigte. 24 Vgl. K. HASE, Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen, Leipzig 1834, III. 25 Zu dieser Bedeutung kirchengeschichtlicher Lehrbücher siehe unten S. 90–92. 26 Siehe dazu oben Teil A, S. 29.

1. Die kirchengeschichtlichen Lehrveranstaltungen

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Verbesserung und Aktualisierung seiner Vorlesungen arbeitete.27 Er rezipierte nicht nur fortwährend die aktuelle Literatur, sondern durchforschte auch während Studienaufenthalten auf seinen Reisen umfängliche Quellenbestände, etwa in den Bibliotheken von Florenz und Rom, und brachte die gewonnenen Ergebnisse in seinen Vorlesungen zum Austrag.28 1.2.2 Zahl und Herkunft der Hörerschaft Von Hase selbst ist in einem Brief vom 21. Juni 1885 eine grobe Bilanz über die Zahl der Hörer an seinen verschiedenen Wirkungsstätten erhalten: „Zuhörer habe ich in Tübingen 2 Semester etwa 30–40 in jedem gehabt, Leben Jesu und Dogmatik. In Leipzig 3 Semester über dasselbe etwas über 100. In Jena Dogmatik etwa 40, Leben Jesu und Kirchengeschichte 50–60, während des Streits mit Röhr und zu meiner Freude während des Französischen Krieges auch weniger, einmal verkündete der Famulus meiner Frau, eben sei der hundertste gekommen.“29

Hinsichtlich der kirchengeschichtlichen Vorlesungstätigkeit ist diese Angabe freilich nur sehr summarisch, auch wenn Hase hier bereits äußere Gründe für merkliche Veränderungen der Hörerzahl angibt. Für eine differenziertere Beurteilung stellt es von daher einen Glücksfall dar, dass die Dokumentation der eingeschriebenen Zuhörer der kirchengeschichtlichen Vorlesungen Hases in den Rechnungsmanualen der akademischen Quästur der Universität Jena vollständig erhalten sind.30 Eine Auswertung dieser Quelle ist in verschiedener Hinsicht aufschlussreich. Zunächst lässt sich unter Berücksichtigung entsprechenden Vergleichsmaterials aus Fakultät und Universität der steigende und sinkende Anklang erschließen, den Hases Vorlesungen fanden, aber auch die Bedeutung seiner Lehrveranstaltungen im gesamtuniversitären Kontext. Die erhebbaren Hörerzahlen müssen im Zusammenhang der Gesamtstudierendenzahl an der Universität Jena gesehen werden und gewinnen zusätzlich an Aussagekraft, wenn der Vergleich mit dem studentischen Besuch der Vorlesungen von Hases Kollegen hinzu27 So notierte er etwa in den „Annalen meines Lebens“ für den Sommer 1856: „Im Sommer begann ich eine Redaction meines kirchengeschichtlichen Collegiums neuster Zeit, um für alte Tage, wenn ich sie erleben sollte, mir etwas Festes zu sichern, daher ich beschloß, es allmälich für alle Vorlesungen durchzuführen statt der vielen bisherigen immer unleserlicher gewordenen Zettel“ (Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 8], 119). 28 Im März 1866 notierte Hase etwa in Rom: „Es sind mir interessante Papiere anvertraut worden, aus denen ich Auszüge gemacht habe, die der Kirchengeschichte zu Gute kommen werden“ (Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 8], 187). 29 K. H ASE, Dein Alter sei wie deine Jugend. Briefe an eine Freundin, hg. von O. VON HASE, Leipzig 1920, 73 f. 30 Der Bestand G I des Universitätsarchivs Jena enthält die Matrikellisten sowie die Hörerverzeichnisse der Vorlesungen. Der Bestand der für Hase relevanten Zeit umfasst die Signatur G I, 36–272 (SS 1830 bis SS 1883).

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

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kommt, was freilich nur im Einzelfall zu leisten ist. Außerdem lässt sich unter Beiziehung der Matrikel erschließen, welche Zusammensetzung die Zuhörerschaft hatte. Für Aussagen über die Ausstrahlung der Ansichten Hases ist vor allem die Frage nach der Herkunft interessant. Eine vollständige Auswertung der erhaltenen Hörerlisten aus allen 107 Semestern hinsichtlich Anzahl und Herkunft der Hörer ist im Zusammenhang der vorliegenden Arbeit nicht notwendig, weil ihre Fragestellung nicht primär auf diese Spezialfrage zur Vorlesungstätigkeit Hases ausgerichtet ist. Die Auswertung erfolgt so, dass die Anzahl der Hörer vollständig ermittelt wird, während für die Untersuchung der Herkunft der Hörerschaft eine Stichprobe im Abstand von zehn Jahren (für die WS 1831/32, 1841/42, 1851/52, 1861/62, 1871/72 und 1881/82) zu Grunde gelegt wird. Die Dokumentation der gewonnenen statistischen Ergebnisse erfolgt in einem separaten Anhang.31 1.2.2.1 Anzahl der Hörer Ein Vergleich der Statistik der Hörerzahlen der Vorlesungen Hases mit den Studentenzahlen sowohl der Fakultät als auch der Universität zeigt zunächst, dass – wie auch nicht anders zu erwarten – die Hörerzahlen Hases die gesamtuniversitären Schwankungen mit vollziehen, insbesondere im Zusammenhang außergewöhnlicher historischer Ereignisse. So sank etwa um das Revolutionsjahr 1848 die Zahl der Studierenden an der Universität deutlich, ebenso in Hases Lehrveranstaltungen. Ein ähnlich rapider Schwund ist im Zusammenhang des Krieges von 1870/71 zu beobachten. Hase, der in seinen Tagebüchern auch die „gedrückte[n] Zeiten“32 seiner Vorlesungen reflektierte, führte selbst den damaligen Hörerschwund auf jene Ereignisse zurück.33 Einen spezifischen Aussagewert für die Anziehungskraft der Lehrtätigkeit Hases haben diese Art Schwankungen nicht. Relevanter sind hingegen solche Veränderungen, die entweder gegen den Trend von Fakultät und Universität stehen oder erkennbar mit Ereignissen in Hases wissenschaftlicher Biographie verknüpft werden können. Als erstes lässt sich aus dem statistischen Material deutlich der rasche Zugewinn an Ausstrahlung und Einfluss Hases innerhalb der Fakultät in den ersten zehn Jahren verifizieren. Hase konnte in den Jahren zwischen 1831 und 1841 die Zahl der Hörer seiner kirchengeschichtlichen Vorlesungen trotz einiger Schwankungen fast immer zwischen 40 und 50 halten, während die Fakultät insgesamt einen erheblichen Rückgang an Studierenden 31

Siehe dazu unten den Anhang S. 413–415 (1. Statistik über die Hörerschaft der kirchengeschichtlichen Vorlesungen Hases). 32 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 180. 33 Vgl. etwa ebd., 93. 204 f. 234.

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zu verzeichnen hatte (297 Studierende im Wintersemester 1831/32, 106 Studierende 1841/42).34 Dass sich hinter den einigermaßen konstant bleibenden Zuhörerzahlen tatsächlich ein erheblicher Zugewinn für Hase verbarg, offenbart die Tatsache, dass der neben Hase Kirchengeschichte lesende Danz innerhalb kürzester Zeit einen Rückgang von etwa 60 auf etwa 20 Studenten hinnehmen musste.35 Die Statistik zeigt also, dass Hase innerhalb der ersten zehn Jahre mit seinen kirchengeschichtlichen Vorlesungen die Führungsposition in der Fakultät übernahm. Er konnte in Jena damit an seine früheren Erfolge der Dogmatikvorlesungen während seiner Zeit in Tübingen und Leipzig anknüpfen.36 Vom Beifall und Applaus der Studierenden in Hases Veranstaltungen war schon in dem oben erwähnten Gutachten der Fakultät zu seiner Beförderung vom August 1831 die Rede gewesen.37 Sein Jenaer Kollege Baumgarten-Crusius bemerkte bereits im Oktober 1830 in einer fakultätsinternen Korrespondenz, dass Hase den Studierenden „an sich schon sehr genehm“ sei, seine Vorlesungen „vorzugsweise gern gehört“38 würden. Die in diesem Zusammenhang auftretenden Konflikte zeigen, dass auch die Kollegen Hases seinen Aufstieg durchaus, und zwar mit Argwohn, bemerkten.39 Baumgarten-Crusius und Danz befürchteten vollkommen zu recht, Hörer an Hase zu verlieren.

Zweitens lässt sich statistisch eine Dezimierung der Hörerzahl Hases in den Jahren 1836 und 1837 konstatieren, allerdings hauptsächlich in seiner Dogmatik- und nur in geringerem Maße in seiner Kirchengeschichtsvorlesung.40 Hase selbst führte in seinen Erinnerungen diese Verminderung auf 34 Vgl. die Anzahl der eingeschriebenen Hörer für diesen Zeitraum: Rechnungsmanuale bey der akademischen Quästur, Jena, UA, G I, 38. 40. 42. 44. 48. 50. 52. 54. 58. 60. 72. 74 und 76. 35 So etwa die Anzahl der eingeschriebenen Hörer der kirchengeschichtlichen Vorlesungen Danz’ im SS 1831 (63), WS 1831/32 (36), SS 1832 (27) und WS 1832/33 (20), vgl. Rechnungsmanuale bey der akademischen Quästur, Jena, UA, G I, 38. 40. 42 und 44. 36 Siehe dazu oben Teil A, S. 36–38. 41 f. Noch Jahrzehnte später, in den 1870er Jahren, wurden die diesbezüglichen Fähigkeiten Hases gerühmt; vgl. etwa das Urteil von Heinrich Holtzmann (1832–1910) in der „Jenaer Literaturzeitung“, dass Hase „sein Auditorium geradezu wie ein Instrument zu spielen“ verstehe (H. J. H OLTZMANN, Rez. K. Hase, Geschichte Jesu, JLZ 2 [1875], Nr. 45 [6. November 1875], 785 f, hier 785). 37 Dabei war freilich noch nicht die Kirchengeschichts-, sondern die Dogmatikvorlesung Hases gemeint; siehe dazu oben Teil A, S. 57 f. 61. 38 L. F. O. BAUMGARTEN-C RUSIUS, Brief an die Theologische Fakultät Jena (Jena, 28. Oktober 1830), Jena, UA, J Nr. 106, 14–15, hier 14v. – Siehe dazu schon oben S. 58. 39 Baumgarten-Crusius versuchte fakultätsintern den Lehrerfolg Hases dadurch abzuwerten, dass er ihn auf die „erfolgte… Abkürzung der dogmatischen Vorlesungen“ zurückzuführen suchte (Baumgarten-Crusius: Brief an die Theologische Fakultät Jena [s. Anm. 38], 14v [Abkürzung aufgelöst]). 40 So sank die Zahl der eingeschriebenen Hörer in Hases Dogmatikvorlesung vom WS 1835/36 von 35 Zuhörer auf 25 im SS 1836, 15 im WS 1836/37 und 13 Zuhörer im SS 1836 (vgl. Rechnungsmanuale bey der akademischen Quästur, Jena, UA, G I, 54. 56. 58

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seine Auseinandersetzungen um den Rationalismus mit Röhr zwischen 1833 und 1836 zurück.41 Es ist möglich, dass der Rückgang der Zahlen in inhaltlichen Differenzen der Studenten zu Hase begründet war. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass zudem die Autorität des Weimarer Generalsuperintendenten auf die das geistliche Amt anstrebenden Studenten in seinem Einflussbereich den Ausschlag gab.42 Drittens wird aus der Statistik sichtbar, dass die Auseinandersetzung mit Röhr die Ausstrahlung Hases und damit die Zahl seiner Hörer dauerhaft nicht negativ zu beeinflussen vermochte. Bereits seit 1838 stiegen sie wieder an. Die höchsten Hörerzahlen in seinen kirchengeschichtlichen Vorlesungen erreichte Hase von der Mitte der 1850er bis an das Ende der 1860er Jahre, meist zwischen 60 und 100 Studenten.43 So berichtete er beispielsweise, dass 1858 in seinen Vorlesungen über Kirchengeschichte mehr als einhundert Zuhörer waren, so dass der Platz in seinem Auditorium nicht mehr ausreichte.44 Nach 1870 pegelten sich die Vorlesungszahlen auf durchschnittlich 40 Hörer ein. Als sich abzeichnete, dass Hase seine Vorlesungstätigkeit beenden würde, stieg die Zahl noch einmal an: im Sommer-

und 60). Die Kirchengeschichtsvorlesung Hases hatte in diesem Zeitraum zwischen 46 und 36 Hörer (ebd.). 41 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 31. 42 Einen quellenmäßigen Beleg für entsprechende Anweisungen oder Aufrufe Röhrs (z. B. gegen den Besuch der Vorlesungen Hases) im Rahmen seiner kirchenamtlichen Tätigkeit konnte bisher noch nicht gefunden werden. Es ist gut möglich, dass allein die gegen Hase gerichtete Publizistik in den von Röhr verantworteten Zeitschriften (siehe dazu unten S. 154 f) eine entsprechende Zurückhaltung Hase gegenüber in seinem geistlichen Einflussbereich erzeugt hat, auch ohne schriftlich nachweisbare Aufrufe. 43 Vgl. die Anzahl der eingeschriebenen Hörer für diesen Zeitraum: Rechnungsmanuale bey der akademischen Quästur, Jena, UA, G I, 136 bis 190. Das SS 1858 verzeichnete die höchste Zahl an Hörern: 103 Studenten waren zur Vorlesung „Kirchengeschichte unserer Zeit“ eingeschrieben (vgl. ebd., 143). Dass Hases Erfolge auch von der Universität wahrgenommen wurden, belegt ein Brief des Kurators Moritz Seebeck an Carl Alexander vom Januar 1871, in dem dieser von der „Anziehungskraft populärer Hochschullehrer“ sprach und dabei explizit die Anzahl der Hörer in Hases kirchengeschichtlicher Vorlesung lobte (zitiert nach S T. GERBER, Universitätsverwaltung und Wissenschaftsorganisation im 19. Jahrhundert. Der Jenaer Pädagoge und Universitätskurator Moritz Seebeck, Köln 2004 [Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen. Kleine Reihe; Bd. 14], 380). 44 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 125. Im Jubiläumsjahr der Universitätsgründung 1858 stiegen die Studierendenzahlen zum Sommersemester auf 471 an (von 379 im Wintersemester 1857/58). Diese Tatsache bemerkte auch die „Protestantische Kirchenzeitung“ und notierte über Hase: „Namentlich hat die theologische Facultät großen Zuwachs erhalten, so daß z. B. Hase seine geistreichen Vorlesungen über neuere Kirchengeschichte vor 70 Zuhörern hält“ ([Anonym,] Aus Thüringen, PKZ 5 [1858], Nr. 23 [5. Juni 1858], 547 f).

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semester 1881 in der Kirchengeschichte auf etwa 50,45 in seinem letzten Semester noch einmal auf 66 Studenten.46 1.2.2.2 Herkunft der Hörer Eine Ergänzung zu diesem rein zahlenmäßigen Überblick stellen die Angaben über die Herkunft der Zuhörerschaft in Hases Vorlesungen dar, die aus einem Vergleich der Hörerlisten mit der Matrikel erschließbar sind.47 Aus entsprechenden Stichproben im Abstand von zehn Jahren lässt sich erheben, bis in welche örtliche Entfernung die Wirkung der Vorlesungstätigkeit Hases tatsächlich reichte.48 Hase selbst hat im Jahr 1860 in seinen Tagebüchern notiert, nach beinahe dreißigjähriger akademischer Tätigkeit als mündlicher Lehrer „fast nur auf Jena beschränkt“49 gewesen zu sein. Die Analyse der Jenaer Zuhörerschaft ergibt aber bei differenzierter Betrachtung einen lokal durchaus weiteren Wirkungskreis – auch wenn die Vorlesungen ausschließlich in Jena gehalten wurden. Unter Hases Hörern lassen sich vier Zuhörergruppen sinnvoll unterscheiden: Studenten aus den so genannten Erhalterstaaten, die gemeinsam die Universität Jena trugen (die in den Matrikel als „Inländer“ bezeichnet werden, wohingegen alle übrigen Studenten unter „Ausländer“ firmieren), Studenten aus Staaten, die an die Erhalterstaaten unmittelbar angrenzten (z. B. Reuß, SchwarzburgRudolstadt, Schwarzburg-Sonderhausen, Königreich Sachsen), Studenten

45 Vgl. Rechnungsmanuale bey der akademischen Quästur, Jena, UA, G I, 256; so auch Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 303. 46 Vgl. Rechnungsmanuale bey der akademischen Quästur, Jena, UA, G I, 272. Hase selbst notierte: „Ich habe den 1. Theil der Kirchengeschichte und nach der Ankündigung bis zu Karl den Großen geführt mit der für Jena hohen Zahl von 63 Zuhörern Montag den 21. [Juli 1883, M. H.] beschlossen“ (Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 8], 321). 47 Vgl. den bereits genannten Bestand G I des Universitätsarchivs Jena (G I, 40. 78. 118. 156. 196 und 260), ferner entsprechend: Namen-Verzeichniß der auf der Großherzoglich-Herzoglich-Sächsischen Gesammt-Universität zu Jena anwesenden Studirenden, Jena 1830–1832; Verzeichniß der Lehrer, Behörden, Beamten und Studirenden auf der Großherzogl. und Herzogl. S. Gesammt-Universität Jena, Jena 1832–1883. Wie sich die Zusammensetzung der Zuhörer hinsichtlich ihrer Herkunft von den Fakultätskollegen Hases unterscheidet, wird nachfolgend ausdrücklich nicht thematisiert, weil der Aufwand zur Erhebung dieser Daten in keinem Verhältnis zu den daraus zu gewinnenden Erkenntnissen stünde. 48 Keine weiterführenden Ergebnisse ergibt hingegen die Frage nach den eigentlichen Studienfächern der Hörer. Der Anteil der Nichttheologen unter den für ein ganzes Semester für die Vorlesung Hases eingeschriebenen Studenten ist sehr gering. Man darf vermuten, dass es wohl Hörer aus anderen Fakultäten gegeben hat, die nur stundenweise die Vorlesungen besuchten. Aufgrund der vorliegenden Quellen lässt sich darüber aber keine belastbare Aussage treffen. 49 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 180.

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aus den übrigen Staaten auf dem Gebiet des Deutschen Zollvereins50 und Studenten aus anderen ausländischen Gebieten. Als ein Ergebnis aus den sechs Stichproben im Abstand eines Jahrzehnts lässt sich festhalten, dass zwischen 1831/32 und 1881/82 in den kirchengeschichtlichen Vorlesungen Hases die Zahl der so genannten Inländer diejenige der so genannten Ausländer nur wenig übersteigt, wobei gelegentlich sogar die Ausländer (etwa 1841/42) leicht überwiegen. Die kirchenhistorische Vorlesungstätigkeit Hases erreichte also kontinuierlich zu einem vergleichsweise hohen Prozentsatz Studierende, die nicht aus den Erhalterstaaten stammten.51 Von einer lokalen Beschränktheit der Wirkung Hases zu sprechen erscheint bereits von daher nicht angezeigt. Blickt man die Gruppe der in der Matrikel unter Ausländer verzeichneten Studenten, die nicht aus den Erhalterstaaten kamen, näher an, so bietet sich folgendes Bild. Die sechs Stichproben zeigen eine erstaunlich gleichmäßig wirkende Streuung der Herkunft der Studenten aus dem Gebiet des Deutschen Zollvereins. Von einer schwerpunktmäßigen Herkunft der Ausländer aus Staaten, die den Erhalterstaaten unmittelbar benachbart sind, kann nicht gesprochen werden. Hingegen fällt in den Jahren 1831/32 und 1841/42 eine auffällig hohe Zahl von Studenten aus dem – liberal geprägten – Norden Deutschlands auf (u. a. Oldenburg, Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck). Einen nennenswerten Anteil stellen auch Studenten aus Preußen dar, auffällig etwa 1861/62 und 1881/82. Aus diesem Befund kann geschlussfolgert werden, dass für die Studierenden mit einer Herkunft von jenseits der Erhalterstaaten der Besuch der Universität Jena und der Vorlesungen Hases 50 Der Zollverein wurde 1834 gegründet und erfuhr bis zur Reichsgründung eine sukzessive Erweiterung. Für die Zuordnung wird die weiteste Ausdehnung, die weitgehend mit dem nachmaligen Deutschen Reich in den Grenzen von 1871 übereinstimmt, zugrunde gelegt. 51 Ein interessantes Detail ergeben die sechs Stichproben hinsichtlich der Verteilung der Studierenden auf die verschiedenen Erhalterstaaten. Während 1831/32 aus SachsenWeimar-Eisenach lediglich 4 Studierende, aus den übrigen Staaten aber insgesamt 18 anwesende Hörer sind, bietet sich für das Jahr 1851/52 ein gänzlich verändertes Bild: 15 Studierende aus Sachsen-Weimar-Eisenach stehen 17 aus den übrigen Erhalterstaaten gegenüber (ähnlich für 1871/72 und 1881/82). Möglicherweise spiegelt sich in dem geringen Besuch von Hases kirchengeschichtlicher Vorlesung 1831/32 der Dissens mit dem damaligen Weimarer Generalsuperintendenten Röhr, der in den Jahrzehnten nach 1850 keine Rolle mehr spielte. Die zu konstatierende Abnahme der Studierenden aus Sachsen-Altenburg (von acht Studierenden 1831/32 auf vier Studierende 1851/52) lässt sich möglicherweise von theologischen Richtungsdifferenzen zwischen den Erhalterstaaten deuten, die gerade um 1850 in einen teilweise öffentlichen Konflikt gemündet waren, vgl. dazu D. KÄBISCH / J. WISCHMEYER, Die Praxis akademischer Religionslehrerbildung: Katechetik und Pädagogik an der Universität Jena 1817–1918. Mit einem Forschungsausblick von Michael Wermke, Tübingen 2008 (PThGG; 5), 73–77.

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nicht vorrangig durch die lokale Nähe beeinflusst ist. Hier spielen offenkundig andere Faktoren eine Rolle, über die nur spekuliert werden kann und zu denen gewiss auch mit fortschreitender Zeit der Ruf Hases gehörte. Als eine Besonderheit soll abschließend noch genannt werden, dass sich mehrfach nicht nur Ungarn (so 1841/42, 1861/62, sogar sieben bzw. vier in 1871/72 bzw. 1881/82), sondern auch eine beträchtliche Zahl von Studenten aus Siebenbürgen (so 1861/62, 1871/72 und 1881/82) in den Stichprobenjahrgängen fanden. Die Gründe für dieses Interesse von Studenten mit jener Herkunft hängt nicht nur mit der Stipendienvergabe der Universität, sondern unter Umständen auch mit persönlichen Beziehungen Hases zusammen.52 In jedem Fall wird dadurch die vermeintliche lokale Begrenztheit der Ausstrahlung seiner Vorlesungstätigkeit noch einmal ergänzt. Aus verstreuten Hinweisen in der Literatur ist darüber hinaus zu entnehmen, dass besonders in späterer Zeit, d. h. nach 1870, auch Studierende der benachbarten Universitätsstädte Kurzbesuche nach Jena unternahmen, um Hases kirchengeschichtliche Vorlesungen zu hören.53 Wenige berühmte Gasthörer sind nachweisbar, so etwa gelegentlich Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach (1818–1901).54 Hase selbst nennt als weitere Besucher seiner Vorlesungen etwa den evangelischen Theologen Heinrich Bassermann (1849–1909), der im Sommersemester 1876 „Kirchengeschichte von 1750 an“ hörte.55 Auch der spätere Herausgeber der „Christlichen Welt“, Martin Rade (1857–1940), besuchte während seiner Leipziger Studienzeit als Gast die Vorlesung Hases.56 Von einigen Hörern sind auch

52

Hase war nicht nur Ehrenmitglied des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde (vgl. Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 8], 295), sondern schrieb auch regelmäßig in der „Protestantischen Kirchenzeitung“ über die kirchlichen Verhältnisse Ungarns (vgl. etwa K. HASE, Die evangelische Kirchenverfassung für Ungarn, PKZ 3 [1856], Nr. 40 [4. Oktober 1856], 937–942; DERS., Ungarn, PKZ 3 [1856], Nr. 45 [8. November 1856], 1073–1075). Möglicherweise spielte auch die enge Verbindung Hases zu Gustav Frank, der seit 1864 in Wien Professor war, eine wichtige Rolle bei dem Interesse (österreichisch)-ungarischer Studenten an Hase bzw. Jena. Vgl. auch die Bemerkungen bei G. LOESCHE, Karl v. Hase, EKZÖ 17 (1900), Nr. 16 (15. August 1856), 249–252, hier 251 f. 53 Vgl. etwa den Bericht bei F. B LANCKMEISTER, Im Pfarrhausfrieden. Amtserinnerungen, Dresden 1935, 25–30. 54 Für Carl Alexander stellte Hase während seiner zahlreichen Besuche in Jena sogar „eine der wichtigsten Bezugspersonen“ dar (A. PÖTHE, Carl Alexander. Mäzen in Weimars ‚Silberner Zeit‘, Köln / Weimar / Wien 1998, 375). Siehe dazu auch unten S. 112 f. 55 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 270 f. 56 Vgl. J. R ATHJE, Die Welt des freien Protestantismus. Ein Beitrag zur deutschevangelischen Geistesgeschichte dargestellt an Leben und Werk von Martin Rade, Stuttgart 1952, 12 f.

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Berichte über ihre Eindrücke im Hörsaal Hases überliefert, so beispielsweise von Cornelius August Wilkens (1829–1914): „Jede Vorlesung war ein Kunstwerk, die Form so schön wie möglich, nichts zu viel, nichts zu wenig, jedes Wort das treffendste an der richtigen Stelle; die Perioden musikalisch gebaut, die Einleitungs- und Schlußsätze jeder Vorlesung brilliant und imponierend.“57

1.3 Hase als Leiter der dogmatisch-historischen Klasse der theologischen Seminare Neben den Vorlesungen stellten die Seminare einen weiteren Bestandteil des akademischen Lehrbetriebes im 19. Jahrhundert dar.58 An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert an der Philosophischen Fakultät entstanden,59 bildeten sie einen neuen Typ universitärer Kommunikation, den auch die Theologischen Fakultäten übernahmen.60 Stärker noch als bei Vorlesungen prägte der leitende akademische Lehrer das Seminar. Diese individuelle Prägung verstärkte den ohnehin schon persönlichen Charakter, den der begrenzte Teilnehmerkreis sowie die private Atmosphäre (meist fanden die Sitzungen zudem in den Privaträumen der Dozenten statt) mit sich brach-

57

F. HAYMERLE, Dr. theol. et Dr. phil. Cornelius August Wilkens (1829–1911). Ein Lebens- und Zeitbild nach handschriftlichen Quellen, AELKZ 66 (1933), 348–350, hier 349: „Hase las ‚Kirchengeschichte des Mittelalters‘ wie sie sicher an keiner deutschen Universität je vorher gelesen ist. Man war gefesselt, hingenommen durch die Fülle von Geist, Frische, Schönheit“; „… durch die schöne Darstellung gingen mir die Augen auf für die Form und für den Inhalt“. – Paul Reinthaler (1839–1905) berichtete: „Beim Vortrage bediente er sich eines Zettels, der die für die jedesmalige Stunde erforderlichen Angaben von Zahlen und Büchertiteln enthalten mochte. Sonst sprach er ganz frei, ohne eigentlich rhetorische Mittel, aber fesselnd vom Anfang bis zum Schluß“ (P. REINTHALER, Karl August von Hase. Zur Feier seines 100. Geburtstages. 25. August 1900, Der Hausvater. Evangelisch-kirchliches Monatsblatt für Leipzig und Umgebung 9 [1899/1900], 266–270. 295–298. 327–330, hier 328). 58 Vgl. W. ERBEN, Die Entstehung der Universitäts-Seminare, Internationale Monatsschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik 7 (1913), Nr. 10 (Juli), 1247–1264; Nr. 11 (August), 1335–1348 sowie den Überblick bei B. VOM BROCKE, Die Entstehung der deutschen Forschungsuniversität, ihre Blüte und Krise um 1900, in: R. C. SCHWINGES (Hg.), Humboldt International: der Export des deutschen Universitätsmodells im 19. und 20. Jahrhundert, Basel 2001 (Veröffentlichungen der GUW; 3), 367–401, bes. 371–376. Zur Bedeutung des Begriffs vgl. ebd., 374 f. 59 Vgl. Paulsen, Die deutschen Universitäten und das Universitätsstudium (s. Anm. 2), 267 f, vgl. auch DERS., Geschichte des gelehrten Unterrichts auf den deutschen Schulen und Universitäten vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart, Bd. 2, Berlin / Leipzig 3 1921, 258 f. 60 Vgl. J. WISCHMEYER, Theologiae Facultas. Rahmenbedingungen, Akteure und Wissenschaftsorganisation protestantischer Universitätstheologie in Tübingen, Jena, Erlangen und Berlin 1850–1870, Berlin / New York 2008 (AKG; 108), 41–63.

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te.61 Als Ziele des wöchentlichen Seminarbetriebes lassen sich die „fachwissenschaftliche Ausbildung einer Auslese fortgeschrittener Studenten … durch wissenschaftliche Übungen, anspruchsvolle Quellenlektüre und die Anleitung zu eigener gelehrter Forschung und Produktion“62 nennen. Entscheidend war ferner die „individuelle wissenschaftliche Arbeit der Mitglieder“63, die durch den intensiven Kontakt mit den Dozenten gefördert wurde und so der Heranbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses diente. Friedrich Paulsen hat die Seminare als „die Pflanzschulen der wissenschaftlichen Forschung“ bezeichnet, die als „eigentliche… Träger der Kontinuität der wissenschaftlichen Arbeit“64 fungieren. Darüber hinaus bildeten sie neben den Vorlesungen „die entscheidenden Nahtstellen, an denen der akademisch-theologische Reflexionsstand seine Rezeption als Berufswissen der künftigen kirchlichen Funktionsträger“65 erfuhr. In Jena66 entwickelte sich das theologische Seminar in den zwanziger Jahren und auch noch um 1830, als Hase an der Salana seine akademische Laufbahn begann, eher „schleppend“67. Hase berichtet in den „Annalen“, es sei durch Baumgarten-Crusius und Hoffmann „verwaltet und wenig besucht“68. Nach zahlreichen Diskussionen reformierte man 1845 die Anordnung. Aus einer kurzen Notiz Hases wird ersichtlich, dass auf seinen Vorschlag hin „drei unabhängige Sectionen“69 eingeteilt wurden. Die „Gesetze für die Seminarien der theologischen Facultät zu Jena“ aus dem Jahr 1848 sehen entsprechend drei „Abtheilungen oder Sectionen“ zur Fortbildung für Theologiestudierende vor, „eine für alttestamentliche Exegese und 61 Vgl. J. WISCHMEYER, ‚Das Geschichtliche auszuschließen sei doch gegen das christl. Gefühl‘ – Karl von Hases Jenaer Seminar 1850–1883 als Tradierungsort liberaler Bürgertheologie, ZNThG 13 (2006), 227–240, hier 233. 62 J. WISCHMEYER, Die Entwicklung des protestantischen Theologiestudiums in historischer Perspektive, in: R. SCHELANDER / W. WISCHMEYER (Hg.), Dokumentation der vierten Konferenz der SOMEF ‚Theologische Ausbildung an protestantischen Fakultäten Südostmitteleuropas‘ 2005 in Bratislava, Wien 2005, 27–53, hier 48. 63 Wischmeyer, ‚Das Geschichtliche auszuschließen sei…‘ (s. Anm. 61), 234. 64 Paulsen, Die deutschen Universitäten und das Universitätsstudium (s. Anm. 2), 267. 65 Wischmeyer, ‚Das Geschichtliche auszuschließen sei…‘ (s. Anm. 61), 233. Im „Rahmen dieser Seminare vollzog sich die Entwicklung der Theologie zu einer Wissenschaft im modernen Sinn“ (Wischmeyer, Die Entwicklung des protestantischen Theologiestudiums [s. Anm. 62], 48). 66 Zur Entwicklung an der Theologischen Fakultät Jena vgl. auch die neue Untersuchung zur Entstehung und Etablierung des Katechetischen Seminars: Käbisch / Wischmeyer, Die Praxis akademischer Religionslehrerbildung (s. Anm. 51). 67 Wischmeyer, ‚Das Geschichtliche auszuschließen sei…‘ (s. Anm. 61), 235. 68 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 70. 69 Ebd. Hase berichtete hier auch davon, dass er „schon vorher eine theologische Abendgesellschaft“ geleitet habe, bei der er die „Art und die wissenschaftlichen Bedürfnisse der jungen Leute kennen lernte“; die Runden seien ihm „mitunter auch … sehr angenehm gewesen“ (ebd.).

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orientalische Hülfswissenschaften, eine für neutestamentliche Exegese und biblische Theologie und eine für Kirchengeschichte und Dogmatik“70. Die Direktoren der Abteilungen jener Zeit waren der Alttestamentler Andreas Gottlob Hoffmann, der Neutestamentler Leopold Immanuel Rückert, die Abteilung Kirchengeschichte und Dogmatik übernahm Hase. Die theologischen Seminarien in Jena bestanden in der Regel aus neun ordentlichen sowie – „nach dem Gutbefinden des zuständigen Directors“ – aus einer Zahl außerordentlicher Mitglieder, die meist nach etwa anderthalb Jahren Studium aufgenommen wurden.71 Voraussetzung zur Teilnahme war die Zahlung eines Beitrages, ferner wurde nicht selten das Verfassen einer Probearbeit verlangt.72 Die erfolgreiche Teilnahme am Seminar mit ‚Disputiren‘ und ‚Interpretiren‘ honorierte die Theologische Fakultät mit einer schriftlichen Belohnung oder Empfehlung.73 Es ist ein Glücksfall, dass die Protokollbücher der dogmatischhistorischen Klasse des theologischen Seminars zwischen 1850 und 1883 unter der Leitung Hases erhalten sind und jüngstens sogar ediert wurden.74 In den Büchern sind die Namen der jeweiligen Mitglieder, der Zeitraum der Sitzungen, die behandelte Lektüre bzw. die Themen sowie teilweise der Verlauf der Diskussion verzeichnet.75 Ein Überblick zeigt zunächst, dass Hase hinsichtlich der Größe des Seminars die genannten Gesetze anfänglich großzügig angewendet hat: Erst ab dem WS 1866/67 verlangte er „wegen des sich mehrenden Zudrangs zum Seminar“ eine „Abhandlung über einen freigewählten kirchengeschichtlichen Gegenstand“76. Die Mitglieder lasen die Abhandlungen der Bewerber, dann entschied man über eine Teilnahme. Aufgrund begrenzter Räumlichkeiten war die Zahl der Mitglieder von Hases Seminar während der meisten Zeit seiner akademischen Lehrtätigkeit auf zehn Teilnehmer begrenzt. Erst im WS 1881/82 ist im Protokoll

70 Gesetze für die Seminarien der theologischen Facultät zu Jena. Jena 1848, 3 f. In den „Gesetzen für die Seminarien“ von 1839 fehlt diese Einteilung noch. 71 Ebd., 4. 72 Ebd., 4 f; vgl. auch Wischmeyer, ‚Das Geschichtliche auszuschließen sei…‘ (s. Anm. 61), 234. 73 Vgl. Gesetze für die Seminarien (s. Anm. 70), 5 f. 74 Vgl. J. WISCHMEYER, Protokollbücher des theologischen Seminars, dogmatischhistorische Klasse, der Jenaer theologischen Fakultät unter der Leitung Karl von Hases (1850–1883), Erster Teil: SS 1850, ZNThG 13 (2006), 241–250; Zweiter Teil: WS 1850/51–WS 1865/66, ZNThG 14 (2007), 101–144; Dritter Teil: WS 1866/67–SS 1883, ZNThG 14 (2007), 260–311. 75 Das Seminar fand lediglich in den Sommersemestern 1860, 1866 und 1876 nicht statt. 76 Wischmeyer, Protokollbücher…, Dritter Teil (s. Anm. 74), 260 f. Bereits im SS 1865 wurde die Zahl der Mitglieder von neun auf zehn erhöht, weil es viele Bewerbungen gab (Wischmeyer, Protokollbücher…, Zweiter Teil [s. Anm. 74], 142).

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vermerkt, dass ein größeres Zimmer zur Verfügung stand, so dass die „Erhöhung der Mitgliederzahl auf 12 möglich“77 war. Im Blick auf die inhaltliche Gestaltung zeigt sich, dass Hase in seinem Seminar – durchaus seinem Selbstverständnis entsprechend – historische wie dogmatische Themen behandelte und sie eng verband.78 Dies implizierte auch die Einbeziehung aktueller kirchenpolitischer Fragen von regionaler oder überregionaler Bedeutung, wie allein durch die regelmäßige und gehäufte Lektüre entsprechender Abschnitte aus gerade erschienenen Monographien79 oder Zeitungsartikeln80 sichtbar wird. An der von Hase im Seminar behandelten Literatur wird sein Interessenund Lektürekanon sichtbar. Hervorzuheben ist etwa die von Hase angeregte Diskussion und Abfassung eines Glaubensbekenntnisses im SS 1850 und im WS 1852/53.81 An anderer Stelle vermerkt der Protokollant, dass Hase sich „etwas mehr der Dogmatik“ zuwenden möchte, gelesen wird dann Anselms „Cur Deus homo?“.82 Auffallend ist die konstante Lektüre patristischer Autoren (vor allem Tertullians und Augustins), während seit den 1870er Jahren mittelalterliche Quellentexte hinzutreten, die auch nicht immer „speziell theologisch…“ ausfallen.83 Schließlich ist auch als Tatsache festzuhalten, dass Hase in nicht geringem Umfang eigene Schriften oder

77 78

Wischmeyer, Protokollbücher…, Dritter Teil (s. Anm. 74), 306. Vgl. auch Wischmeyer, ‚Das Geschichtliche auszuschließen sei …‘ (s. Anm. 61),

228. 79 Aus der Vielzahl der Beispiele nenne ich im SS 1873 die Lektüre des gerade erschienenen Briefwechsels Friedrich Wilhelms IV. mit Bunsen (Wischmeyer, Protokollbücher…, Dritter Teil [s. Anm. 74], 280) sowie der Schrift „Die kirchliche Lehrfreiheit“ von Georg Graue, die Hase gewidmet war (ebd., 281; siehe dazu unten Teil F, S. 380, Anm. 177). Zu nennen ist ferner die Beschäftigung mit dem „Culturkampf“ im SS 1877 (vgl. ebd., 294). 80 Vgl. exemplarisch eine Diskussion über das Verhältnis von freier protestantischer Theologie zur Orthodoxie im SS 1854 (Wischmeyer, Protokollbücher…, Zweiter Teil [s. Anm. 74], 119), die wohl auch nicht ganz ohne ‚Rückwirkung‘ auf Hases eigene Argumentation bleiben konnte (etwa Hases eigenen Aufsatz zum Thema in der „Protestantischen Kirchenzeitung“, siehe unten S. 137, Anm. 328). Vgl. ferner die Beschäftigung mit dem so genannten ‚Eisenacher Attentat‘ im SS 1881 (Wischmeyer, Protokollbücher…, Dritter Teil [s. Anm. 74], 305), oder dem Fall eines Predigers in Österreich im SS 1871 (ebd., 273). 81 Vgl. Wischmeyer, Protokollbücher…, Erster Teil (s. Anm. 74), 245–250; Wischmeyer, Protokollbücher…, Zweiter Teil (s. Anm. 74), 104–112. 82 Wischmeyer, Protokollbücher…, Dritter Teil (s. Anm. 74), 290 (vgl. auch schon dessen Lektüre im SS 1853, Ders., Protokollbücher…, Zweiter Teil [s. Anm. 74], 113). 83 Wischmeyer, Protokollbücher…, Dritter Teil (s. Anm. 74), 295. So etwa die genannte Schrift Anselms; ferner jeweils mehrfach die „Vita Caroli Magni“ Einharts oder Adam von Bremens „Gesta Hammaburgensis ecclesiae“, vgl. ebd., 295 f. 300. 306. 310.

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B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

Abhandlungen im Seminar thematisierte84 oder dass im Ausnahmefall die dortige Arbeit sogar in eine eigene Publikation mündete.85 Überblickt man den gesamten Zeitraum, in dem Hase dem dogmatischhistorischen Seminar als Direktor vorstand, so sticht ferner die Aktualität wie Vielseitigkeit der thematisierten Literatur hervor.86 Dies bezieht sich nicht nur auf die Fachliteratur vor allem zur Dogmatik, Kirchengeschichte, zum Neuen Testament sowie zu Katholika,87 die Hase jeweils kurz nach ihrem Erscheinen besprach, sondern auch auf die Beschäftigung mit Texten jenseits der Grenzen streng akademischer Inhalte. Zu nennen ist die immer wieder erfolgte Thematisierung von Predigten,88 aber auch – in Überschreitung des rein theologischen Rahmens – von kunstgeschichtlichen Darstellungen,89 musikhistorischen90 oder von literarischen bzw. literaturgeschichtlichen Texten.91 Was die Lektüre von Werken zeitgenössischer Historiker betrifft, ist zu konstatieren, dass Hase hier erstaunlich zurückhaltend bleibt, namentlich der historische ‚Klassiker‘ Leopold von Ranke fehlt. Einzige

84 Vgl. exemplarisch die thematische Beschäftigung mit Jeanne d’Arc, dem Kanzler Krell und Bar Kochba im WS 1860/61, zu denen Hase jeweils selbst gearbeitet hatte (vgl. Wischmeyer, Protokollbücher…, Zweiter Teil [s. Anm. 74], 130). 85 Vgl. die sich vom WS 1855/56 an über mehrere Semester hinziehende Beschäftigung des Seminars mit der Übersetzung der Beweisstellen von Hases dogmatischem Lehrbuch, publiziert als: K. H ASE, Glaubenszeugnisse der griechischen Kirche. Anhang zur fünften Auflage der Dogmatik, Leipzig 1860. Vgl. die Bemerkung Hases im Vorwort: „Ich habe…, als wir in unserm theologischen Seminar eine Zeitlang nach jenen urkundlichen Bestandtheilen meines dogmatischen Lehrbuches die Glaubenslehre der Kirchenväter besprachen, die Mitglieder des Seminars veranlaßt eine wörtlich treue Übersetzung der griechischen Stellen niederzuschreiben“ (ebd., 3). 86 Im WS 1854/55 ist notiert, dass Hase „den Seminarmitgliedern öfters Erscheinungen der neuesten Litteratur“ vorlegte (Wischmeyer, Protokollbücher…, Zweiter Teil [s. Anm. 74], 120). 87 Etwa die Lektüre von einigen Schriften des katholischen Kirchenhistorikers Joseph Hubert Reinkens (Wischmeyer, Protokollbücher…, Dritter Teil [s. Anm. 74], 272. 281. 305) oder von Carl Joseph von Hefele (ebd., 284). 88 Vgl. die Nennung von Predigten, die Karl H. W. Schwarz (Wischmeyer, Protokollbücher…, Zweiter Teil [s. Anm. 74], 141), Karl Schramm (ebd., 142), Karl Grüneisen (Ders., Protokollbücher…, Dritter Teil [s. Anm. 74], 264) u. a. gehalten haben. 89 Vgl. etwa die Angabe der Lektüre von F. LÖHER, Wilhelm von Kaulbach’s Zeitalter der Reformation, Stuttgart 1863 (Wischmeyer, Protokollbücher…, Zweiter Teil [s. Anm. 74], 137); siehe dazu auch unten Teil D, S. 291, Anm. 181. 90 Vgl. die Thematisierung von H. A. KÖSTLIN, Geschichte der Musik im Umriss für Gebildete aller Stände dargestellt, Tübingen 1875 (vgl. Wischmeyer, Protokollbücher…, Dritter Teil [s. Anm. 74], 290). 91 So etwa Romane (Wischmeyer, Protokollbücher…, Zweiter Teil [s. Anm. 74], 128. 131) oder lyrische Werke (Wischmeyer, Protokollbücher…, Dritter Teil [s. Anm. 74], 275. 292), aber auch literaturgeschichtliche Werke über Schiller (ebd., 275), Gotthelf (ebd., 293), Herder, Goethe (ebd., 302) und Lessing (ebd., 304. 307 f).

2. Das Hauptwerk „Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen“

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Ausnahme bildet Ferdinand Gregorovius, mit dem Hase befreundet war. 92 Unter den dezidiert protestantischen Kirchen- bzw. Theologiehistorikern behandelt Hase Werke oder Abschnitte daraus von Ferdinand Christian Baur, August Gotttreu Tholuck, Karl Rudolph Hagenbach, Karl Friedrich August Kahnis, Friedrich Nippold, Hermann Reuter und Richard Rothe.93 Aus der Unterschiedlichkeit der mit diesen Personen verbundenen Richtungen zeitgenössischer protestantischer Theologie wird noch einmal sichtbar, was der Überblick über die Leitung und inhaltliche Gestaltung des dogmatischhistorischen Seminars durch Hase insgesamt zu Tage gebracht hat: Hase bemühte sich um einen weiten Themenkreis, der aktuelle Tendenzen ebenso umfasste wie Klassiker der Tradition. Bereits hier tritt das besondere Interesse für den römischen Katholizismus und die kirchliche Zeitgeschichte hervor, die sich als zentrale materiale Schwerpunkte von Hases kirchengeschichtlicher Arbeit weiter herausstellen werden.94

2. Das Hauptwerk „Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen“ in seinen Auflagen zwischen 1834 und 1886 2. Das Hauptwerk „Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen“

Die „Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen“ erschien zwischen 1834 und 1886 in insgesamt elf von Hase verantworteten und stets verbesserten Auflagen. Nur wenige theologische Fachbücher des 19. Jahrhunderts erschienen während so langer Zeit und befriedigten dabei die sich verändernden Bedürfnisse der akademischen Ausbildung.95 Bereits diese außergewöhnliche Publikationsgeschichte verweist auf die große Bedeutung des Werkes wie des Genus für Hases Wirksamkeit als Kirchenhistoriker.

92 Im März 1859 notierte Hase: „Befreundung mit dem dichterischen Geschichtschreiber von Rom, Gregorovius“ (Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 8], 133), ferner: ebd., 187. 215; vgl. auch Hases Antwort auf eine Bitte von Gregorovius, ihn bei der Errichtung eines Denkmals zu unterstützen (K. HASE, Brief an Ferdinand Gregorovius [Jena, 22. September 1877], München, BStB.HA, Gregoroviusiana 21. Hase, Karl August von). Aus dem ersten Band der „Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter“ von Gregorovius las Hase im WS 1872/73 die Einleitung wie den Schluss (Wischmeyer, Protokollbücher…, Dritter Teil [s. Anm. 74], 278), ferner im WS 1879/80 einen Aufsatz des Historikers (ebd., 302). 93 Vgl. Wischmeyer, Protokollbücher…, Zweiter Teil (s. Anm. 74), 134. 141; Ders., Protokollbücher…, Dritter Teil (s. Anm. 74), 275. 278. 286. 303. 94 Siehe dazu unten Teil D, S. 270–276 und S. 263–270. 95 Es wäre etwa zu nennen: K. R. HAGENBACH, Encyklopädie und Methodologie der theologischen Wissenschaften, Leipzig 1833. 121889.

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B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

2.1 Lehrbücher als prägende Hilfsmittel für die universitäre Bildung Mit dem Lehrbuch wählte Hase eine wissenschaftspublizistische Gattung, die besonders eng mit der universitären Lehrtätigkeit verbunden ist und ihre Bedeutung von der Funktion in diesem Rahmen gewinnt. Nutzer bzw. Leser eines Lehrbuchs waren in erster Linie Studenten, die es zur Nacharbeit von Vorlesungen oder zur Vorbereitung auf Examina benötigten.96 Ziel des Lehrbuchs ist es, den Stoff eines Faches umfassend und zugleich so knapp wie möglich zu präsentieren. Bei dieser Darstellung des zeitgenössischen Forschungs- bzw. Wissensstandes rücken innovative Thesen und profilierte Einzelmeinungen der Forschung eher in den Hintergrund. Verständlichkeit und Übersichtlichkeit sowie eine klare Struktur charakterisieren die kompendienartige Form dieser Gattung. Auf diese Vorzüge griffen auch manche Professoren und Dozenten zurück, die gebräuchliche Lehrbücher verwendeten, um sich auf eigene Vorlesungen vorzubereiten oder sie gar zu ihrer Grundlage zu machen. Zu erinnern ist etwa an die von Hase gehörten kirchengeschichtlichen Vorlesungen Engelhardts, der damals nach dem Lehrbuch von Wilhelm Münscher las, bevor er ein eigenes „Handbuch der Kirchengeschichte“ veröffentlichte.97 Die Publikation eines gelungenen Lehrbuches schuf daher eine größere Bekanntheit über den engeren Wirkungskreis der jeweiligen Universität hinaus. Wenn Dozenten das Lehrbuch eines Autors für die Erarbeitung ihrer eigenen Vorlesungen nutzten, verbreiteten sich dessen Konzeption und die in ihm vertretenen Ansichten wesentlich stärker als durch eine einzelne thematische Monographie. Das Genus des Lehrbuchs im Unterschied zu ausführlicheren Darstellungen – etwa Schröckhs 35bändigem opus magnum „Christliche Kirchengeschichte“98 – nahm seit Beginn des 19. Jahrhunderts aufgrund verschiedener Faktoren einen Aufschwung. Einerseits war durch die steigenden Studentenzahlen ein Bedarf an derartigen Kompendien vorhanden,99 was auch mit

96 Auch examinierte Theologiestudenten, die etwa eine Hauslehrerstelle antraten oder eine Pfarrstelle bekleideten, nahmen das Lehrbuch aus ihrer Studienzeit in vielen Fällen mit an ihre neue Wirkungsstätte außerhalb des universitären Kontextes. Das vertraute Lehrbuch diente hier oft ein Leben lang als Wissensspeicher und Nachschlagewerk. 97 Siehe dazu oben Teil A, S. 28 f. Jenseits der Kirchengeschichte können innerhalb der Theologie etwa die „Vorlesungen über die Dogmatik der Evangelisch-Lutherischen Kirche, nach dem Compendium des Herrn Dr. W. M. L. de Wette“ von Twesten genannt werden, vgl. A. TWESTEN, Vorlesungen über die Dogmatik der EvangelischLutherischen Kirche, nach dem Compendium des Herrn Dr. W. M. L. de Wette, 2 Bde., Hamburg 1826. 1837. 98 Vgl. J. M. SCHRÖCKH, Christliche Kirchengeschichte, 35 Bde., Leipzig 1768–1803. 99 Vgl. F. EULENBURG, Die Frequenz der deutschen Universitäten von ihrer Gründung bis zur Gegenwart, Leipzig 1904, 254–256; TH. NIPPERDEY, Deutsche Geschichte

2. Das Hauptwerk „Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen“

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der gleichzeitig abnehmenden Praktikabilität der Diktiermethode zu tun hatte.100 Andererseits machte der industrielle und technische Aufschwung vor allem nach 1830 auch mehr Papier verfügbar,101 das die Herstellung größerer Mengen solcher Hilfsmittel ermöglichte.102 Drittens dürften auch kommerzielle Interessen von Verlegern eine Rolle gespielt haben.103 Mit der Publikation seines Lehrbuchs betrat Hase kein Neuland in der Disziplin der Kirchengeschichte. Bereits vor und später neben ihm existierten Lehrbücher der Kirchengeschichte, die in Konkurrenz miteinander standen. Vor Hases Lehrbuch waren etwa die Werke von Münscher, Schmidt, Danz und Gieseler erschienen.104 Hase selbst nannte explizit Gieselers „Lehrbuch der Kirchengeschichte“ als Konkurrenzprodukt,105 das er zu übertreffen wünschte. Zwischen 1834 und 1886 erschienen eine

1800–1866. Bürgerwelt und starker Staat, München 1998, 476 und C. E. MCC LELLAND, State, society and university in Germany 1700–1914, Cambridge 1980, 239–243. 100 Vgl. Paulsen, Geschichte des gelehrten Unterrichts. Bd. 2 (s. Anm. 59), 143 f. 101 Vgl. H. WIDMANN, Geschichte des Buchhandels vom Altertum bis zur Gegenwart, Teil 1: Bis zur Erfindung des Buchdrucks sowie der Geschichte des deutschen Buchhandels, Wiesbaden 3 1975, 125–129. Ferner: G. P ÁPAY, Zu institutionellen Grundlagen der Kommunikation in der Wissenschaft in den deutschen Ländern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in: M. GUNTAU (Hg.), Zur Wissenschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Rostock 1991 (Rostocker Wissenschaftshistorische Manuskripte; 20), 15– 30, bes. 15 f. 19 und I. RARISCH, Industrialisierung und Literatur. Buchproduktion, Verlagswesen und Buchhandel in Deutschland im 19. Jahrhundert in ihrem statistischen Zusammenhang, Berlin 1976, 61 f. 78 f. 102 Vgl. die eindrückliche Dokumentation der Entwicklung der Buch- und Kartenproduktion im Gebiet des Deutschen Buchhandels zwischen 1801 und 1946 von Ilsedore Rarisch, die auch die Theologie umfasst, DIES., Industrialisierung und Literatur (s. Anm. 101), 98–101. 103 Hase erhielt beispielsweise das Angebot, das unvollendete „Handbuch der christlichen Kirchengeschichte“ (begonnen 1801) von Johann Ernst Christian Schmidt (1772–1831) fortzusetzen. Er lehnte das ab, weil er nicht „ein Jahrzehent des kräftigsten Lebens an einen fremden Gedanken“ verwenden wollte. Ferner sollte er einen „Flacius redivivus“ schreiben, ein Kompendium ähnlich dem „Hutterus redivivus“ der Dogmatik. Hase brach die Arbeit daran jedoch nach kurzer Zeit wieder ab, vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 22. Diese Angebote eines Verlegers sind nicht nur ein Hinweis auf Hases Reputation, sondern auch auf das wirtschaftliche Interesse des Verlegers und die offensichtlich vorhandene Erkenntnis, dass mit einem Kompendium Geld zu verdienen sei; vgl. dazu allgemein Rarisch, Industrialisierung und Literatur (s. Anm. 101), 28 f. 104 Vgl. W. MÜNSCHER, Lehrbuch der christlichen Kirchengeschichte. Zum Gebrauche bey Vorlesungen, Marburg 1804; J. E. C H. SCHMIDT, Lehrbuch der christlichen Kirchengeschichte, Gießen 1800, 3 1827; J. T. L. DANZ, Lehrbuch der christlichen Kirchengeschichte, 2 Bde., Jena 1818–1826; J. K. L. GIESELER, Lehrbuch der Kirchengeschichte, 2 Bde., Bonn 1824–1832. 105 Siehe dazu auch unten Teil E, bes. S. 313–315.

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B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

Vielzahl von kirchengeschichtlichen Lehrbüchern,106 unter denen jedoch nur wenige größere Bedeutung erlangten. Am Ende des 19. Jahrhunderts war neben Hase etwa das „Lehrbuch der Kirchengeschichte für Studierende“ von Johann Heinrich Kurtz (1809–1890) bedeutsam.107 2.2 Das kirchengeschichtliche Lehrbuch Hases 2.2.1 Entstehung und Aufbau des Werkes Sowohl die Notizen in seinem Tagebuch als auch die Hinweise aus dem Vorwort zur ersten Auflage 1834 lassen erkennen, dass Hase zielbewusst gerade ein kirchengeschichtliches Lehrbuch konzipierte. Zudem war Hase als Autor mit diesem Genus nicht unvertraut: er hatte sich bereits mit einigem Erfolg der akademischen Welt durch zwei weitere Lehrbücher vorgestellt.108 Bereits am Ende des Wintersemesters 1831/32, also nachdem er zum ersten Mal seinen zweisemestrigen Vorlesungszyklus zur Kirchengeschichte ausgearbeitet und gehalten hatte, notierte Hase die Überlegung, seine Ausarbeitungen als Lehrbuch zu publizieren. In seinem Tagebuch heißt es: „Als ich am 31. März [1832, M. H.] das kirchenhistorische Collegium beschloß, war mir’s bereits klar, daß ich aus den Dictaten desselben ein Compendium der Kirchengeschichte zu machen hätte, wie es unsere Zeit noch nicht habe, aber bedürfe. Und ich legte sofort Hand dazu an.“109

106 Vgl. nur CH. W. NIEDNER, Lehrbuch der christlichen Kirchengeschichte von der ältesten Zeit bis auf die Gegenwart, Berlin 1866; F. C H. BAUR, Lehrbuch der christlichen Dogmengeschichte, Stuttgart 1847. 107 Vgl. J. H. KURTZ, Lehrbuch der Kirchengeschichte für Studierende, Leipzig 1849. Die 14. Auflage wurde 1906 von Nathanael Bonwetsch und Paul Tschackert herausgegeben. 108 1826 war Hases „Lehrbuch der evangelischen Dogmatik“, wenig später, 1829, „Das Leben Jesu. Ein Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen“ erschienen. Daneben hatte er ebenfalls 1829 den „Hutterus redivivus oder Dogmatik der evangelischlutherischen Kirche. Ein dogmatisches Repertorium für Studierende“ erfolgreich publiziert; siehe dazu oben Teil A, S. 45. 109 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 15. Vgl. auch Hases rückblickende Beurteilung: „Da im erfreulichen Gedeihn [der kirchengeschichtlichen Vorlesungen, M. H.] ergriff mich der Gedanke, sofort auch eine Kirchengeschichte zu schreiben. Sie stand vor mir, vor meinem Geistesauge, wie sie werden sollte, und mit einer Begeisterung wie vielleicht ein Dichter für seine Schöpfung warf ich mich in die mühsam strenge Arbeit“ (Zitiert nach: G. KRÜGER, Vorrede zur zwölfen Auflage, in: K. HASE, Kirchengeschichte, hg. von G. KRÜGER, Leipzig 121900, XVI). Hase muss dieses Vorhaben auch in der Fakultät publik gemacht haben. Bereits im August desselben Jahres nahm ein Gutachten der Fakultät darauf Bezug; siehe dazu oben Teil A, S. 61. Bereits im Herbst 1832 erhielt er von zwei Verlegern Angebote, für sie eine ‚Kirchengeschichte‘ zu schreiben. Zwar wurde aus beiden Vorschlägen nichts, dennoch zeugen sie wohl auch von einem bereits vorhandenen Ansehen Hases als Lehrbuchautor.

2. Das Hauptwerk „Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen“

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Seine bewusste Entscheidung für die Abfassung eines Lehrbuchs hatte zunächst einen äußeren Grund. Mit dem Verweis auf ein eigenes Lehrbuch während seiner kirchengeschichtlichen Vorlesungen musste Hase die Sätze nicht mehr in der für ihn unbequemen Art diktieren. Dass dieses Argument für Hase von großer Bedeutung war, zeigt auch die Tatsache, dass es schon 1829 bei der Veröffentlichung des „Lebens Jesu“ eine entscheidende Motivation war.110 Hase selbst hatte während seines Studiums die damals übliche Diktiermethode in Erlangen bei Engelhardt eher als negativ empfunden.111 Abgesehen von diesem äußeren Grund verfolgte Hase bei der Abfassung seines Lehrbuchs durchaus eine wissenschaftliche Intention,112 zielte auf eine eigenständige Konzeption. Die vorliegenden Lehrbücher, namentlich das von Gieseler, genügten seinen Vorstellungen von einem kirchengeschichtlichen Lehrbuch nicht.113 Dieser Anspruch Hases ist unmittelbar verbunden mit seiner noch detailliert zu untersuchenden kirchengeschichtlichen Konzeption. Der Erfolg von Hases Lehrbuch114 dürfte in der Verbindung verschiedener Faktoren zu suchen sein. Einerseits schuf er ein Werk, das für den Bedarf der Universitätsausbildung geeignet war, indem es den zur Kenntnis zu nehmenden Stoff übersichtlich und den Anforderungen entsprechend präsentierte. Andererseits nutzte er den gleichwohl vorhandenen Spielraum bei der Darstellung in einer solchen Weise, dass sich sein Lehrbuch von anderen Kompendien deutlich abhob. Schließlich wird auch der relativ niedrige Preis eine Rolle spielen, der durch den begrenzten Umfang möglich war.115 Denn auf Grund der vornehmlich studentischen Zielgruppe 110 Vgl. K. HASE, Ideale und Irrthümer. Jugenderinnerungen (1872), in: Karl von Hases Leben. Bd. 1: Jugenderinnerungen von Karl von Hase, hg. von K. A. VON HASE, Leipzig 1890 (GW; 11,1), 1–230, hier 141. Dies betont auch G. FUSS, Die Auffassung des Lebens Jesu bei dem Jenaer Kirchenhistoriker Karl von Hase, Teil 1, Diss. Theol., Jena 1955, 14. 111 Siehe dazu oben Teil A, S. 28. 112 Vgl. auch die Äußerung in der Streitschrift zur Kirchengeschichte: „Ich würde es auch meiner unwerth achten, in unsern Tagen eine Kirchengeschichte herauszugeben, die nicht etwas Bestimmtes in der Wissenschaft wollte“ (K. H ASE, Streitschriften II. Zur Kirchengeschichte [1836], in: DERS., Theologische Streit- und Zeitschriften. Bd. 1: Theologische Streitschriften, hg. von G. FRANK, Leipzig 1892 [GW; 8,1], 141–260, hier 142). 113 So Hase ausdrücklich in der Vorrede zur ersten Auflage (vgl. Ders., Kirchengeschichte. 1834 [s. Anm. 24], III). 114 Vgl. die Bemerkungen in Hases Tagebuch (Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 8], 32 f) und in K. HASE, Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen, Leipzig 5 1844, XVI. 115 Beispielsweise kostete die 1. Auflage von Hases kirchengeschichtlichem Lehrbuch 2 Reichsthaler und 12 Groschen (vgl. [Anonym,] Rez. Lehrbuch der Kirchengeschichte von Gieseler; Kirchengeschichte von Hase; Historiae ecclesiasticae epitome von Augusti, ALZ 51 [1835], Nr. 7, 49–56; Nr. 8, 57–64; Nr. 9, 65–72; Nr. 10, 73–80; Nr. 11, 81–85, hier

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B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

spielte für die Konkurrenz der Lehrbücher untereinander neben dem Inhalt auch der finanzielle Aspekt eine Rolle. Im Vorwort zur ersten Auflage nannte Hase ausdrücklich den zu hohen Preis als einen Nachteil von Gieselers Lehrbuch. Hase achtete später darauf, dass sein Lehrbuch trotz ständiger Verbesserungen nicht zu stark im Umfang zunahm,116 was man durchaus in Zusammenhang mit seinem Interesse an der Bezahlbarkeit des Buches bringen können wird.117 Über die Stärke der Auflagen sind keine exakten Angaben möglich.118 Das Verlagshaus Breitkopf & Härtel, in dem Hase sein kirchengeschichtliches Lehrbuch von der zweiten Auflage an veröffentlichte, ist während des Zweiten Weltkrieges niedergebrannt und mit ihm auch alle entsprechenden Unterlagen.119 In seinen autobiographischen Aufzeichnungen nannte Hase nur einmal eine Auflagenhöhe des Lehrbuchs, nämlich die der sechsten Auflage, die 2000 Exemplare betrug.120 Dass diese Dimension keinen Einzelfall, sondern für die Auflagenhöhe der Lehrbücher Hases durchaus einen Orientierungswert darstellt, zeigt die zweite explizit genannte Zahl von 1500 Exemplaren für die neue Ausgabe des „Hutterus“ im Jahr 1887.121 Stellt man in Rechnung, dass die ersten Auflagen eine geringere Höhe 49), die 4. Auflage 2 Reichsthaler und 15 Silbergroschen, während Guerickes Handbuch 4½ Reichstaler kostete (vgl. John M. KEMBLE, Retrospect of the Current Literature of Germany. 1841–1842, in: The British and foreign Review; or, European quarterly Journal 15 [1843], i–xxiv, hier v). Der Preis für jede Ausgabe des kirchengeschichtlichen Lehrbuchs oder anderer (Lehr)-Bücher Hases kann hier nicht genannt werden. Die Rezensionen der entsprechenden Bücher, soweit sie auch Preise angeben, bestätigen aber die Vermutung der relativ geringen Preise. 116 Siehe dazu auch unten S. 97. 117 Ein weiteres Indiz für Hases Bemühen, seine Bücher nicht zu teuer werden lassen, sind die von ihm herausgegebenen „Libri symbolici“. Beide Bände kosteten zusammen 1 Reichsthaler und 12 Groschen. Die Bezahlbarkeit dieses Buches wird in einer anonymen Rezension explizit gewürdigt: [Anonym,] Rez. Libri Symbolici ecclesiae evangel. sive Concordia recens. Car. Aug. Hase, NKJTL 7 (1827), 3. Heft, 366 f. Anders liegt der Fall bei dem „Handbuch der protestantischen Polemik“, das Hase 1862 erstmals publizierte. Zwei Rezensionen dieses Werkes zeigen, dass die Preisfrage tatsächlich für die Verbreitung eines Buches Relevanz besaß: Albert Bruckner (1872–1912) stellte fest, dass die Polemik 1900 „seines hohen Preises wegen noch nicht in dem Maße Gemeingut aller Gebildeten [wurde], als es dies verdiente“ (A. BRUCKNER, Hase, Handbuch der protestantischen Polemik gegen die Römisch-Katholische Kirche. 1900, ThLZ 25 [1900], Nr. 26 [22. Dezember 1900], 715 f, hier 716). Vgl. ähnlich: [Anonym,] Rez. Karl von Hase, Handbuch der protestantischen Polemik gegen die römisch-katholische Kirche. 1900, DLZ 22 (1901), Nr. 2 [12. Januar 1901], 74. 118 Zum Problem vgl. Rarisch, Industrialisierung und Literatur (s. Anm. 101), 34. 119 Vgl. H. VON HASE, Breitkopf & Härtel. Gedenkschrift und Arbeitsbericht, Bd. 3: 1918–1968, Wiesbaden 1969, 88–91. 120 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 76. 121 Vgl. ebd., 343.

2. Das Hauptwerk „Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen“

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hatten, so erscheint insgesamt eine Zahl zwischen 15.000 und 20.000 gedruckten Exemplaren des Lehrbuchs wahrscheinlich. Diese Angabe muss aber angesichts der vorliegenden Quellen eine grobe Schätzung bleiben. Aus einer Bemerkung im Vorwort zur zehnten Auflage seines Lehrbuchs geht hervor, dass Hase sich auch der Grenzen dieses Genus bewusst war bzw. im Laufe der Zeit wurde. Er notierte am 31. Mai 1877 in seinem Tagebuch, dass er den Wunsch verspüre, die enge Form, in die ihn das Lehrbuch zwängte, zugunsten einer freieren und ausführlicheren Darstellung erweitern zu wollen. Hase entschied sich jedoch damals zunächst dagegen, weil das Buch in der vorliegenden Gestalt ein „gemeinsames Besitzthum“ sei, dessen Inhalt „vielleicht gerade in dieser Zusammenfassung eine eigenthümliche Macht“122 ausübe. Ein grober Überblick über den Aufbau des Buches zeigt, dass Hase den kirchengeschichtlichen Stoff in fortlaufend nummerierte Paragraphen einteilt, deren Gliederung durch drei Epochen (Alte, Mittlere und Neue Kirchengeschichte) mit jeweils zwei Perioden erfolgt, die wiederum in Abschnitte und Kapitel gegliedert sind. Das Buch beginnt mit einer 17 Paragraphen umfassenden Einleitung, in der Hase eine Art Prolegomena vorlegt und allgemeine Literatur nennt und bewertet. Die Differenzierung in drei Epochen mit jeweils zwei Perioden, die Hase in der ersten Auflage 1834 vorgenommen hatte, bleibt in allen Ausgaben bestehen, wird in der letzten Periode lediglich bis auf die jeweils aktuelle Zeit fortgeführt. Epoche

Periodeneinteilung

Alte Kirchengeschichte

1: Von Christus bis Constantin (1–312) 2: Von Constantin bis Karl dem Großen (312–800)

Mittlere Kirchengeschichte

3: Von Karl bis Innocentius III. (800–1216) 4: Von Innocentius III. bis zur Reformation (1216–1517)

Neue Kirchengeschichte

5: Von Anfange der Reformation bis zum westphälischen Frieden (1517–1648) 6: Vom westphälischen Frieden bis auf die neuste Zeit (1648–1833/1886)

122 K. H ASE, Kirchengeschichte. Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 10 1877, XXII. Ähnlich urteilt Hase auch in einem Brief vom 7. März 1886 an Jenny von der Osten: Das kirchengeschichtliche Lehrbuch „ist ein halbes Jahrhundert durch ein Mittelpunkt meiner Gedanken gewesen, es hat die kirchenhistorische Schule umgebildet und eine höhere Art ihres Vortrages veranlaßt, nicht bloß in protestantischen und nicht bloß in deutschen Landen. Bei jeder neuen Auflage habe ich mich bemüht den möglichst reichen Inhalt in den möglichst engen Raum treu und verständlich zusammenzufassen. Und da ich dazu auch einiges Geschick habe, könnte leicht geschehen, daß das einbändige Buch bevorzugt würde und im Gebrauch länger lebte, als das will’s Gott dreibändige, das mir doch im Vergleich zu jenem mitunter vorkommt wie Wasser in den Wein gegossen“ (Hase, Dein Alter sei wie Deine Jugend [s. Anm. 29], 93).

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

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Mit dieser zeitlichen Einteilung verschränkt Hase eine Sachordnung von vier Aspekten, die durch den Fortschritt der Kirchengeschichte hindurchgeführt werden. Es handelt sich (1.) um die räumliche Ausbreitung und Beschränkung der Kirche, (2.) die Verfassung der Kirche und ihr Verhältnis zum Staat, (3.) das kirchliche Volksleben und der Kultus sowie (4.) der Glaube und die kirchliche Wissenschaft.123 Charakteristisch ist schließlich, dass Hase seinem Lehrbuch durch alle Auflagen hindurch kein Inhaltsverzeichnis voranstellt, wie es in anderen ähnlichen Lehrbüchern der Zeit durchaus üblich war, sondern nur durch Kopfzeilen auf jeder Seite Orientierung bietet. Ein relativ umfangreiches Register mit Verweis auf Namen, Orte und Sachen ist beigegeben. 2.2.2 Überblick über die Auflagen zwischen 1834 und 1886 Abgesehen von der ersten Auflage des kirchengeschichtlichen Lehrbuchs, die Hase in der Weidmann’schen Buchhandlung in Leipzig veröffentlichte, sind alle weiteren Ausgaben bei dem Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel gedruckt worden.124 Bemerkenswert ist, dass Hases Verleger sich nach dessen Tod entschloss, eine letzte 12. Auflage zum Druck zu bringen. Sie wurde von Hases Schüler Gustav Krüger herausgegeben, allerdings um Anmerkungen und Literaturangaben gekürzt. Es handelt sich, wie auf dem Titelblatt vermerkt ist, um eine Volksausgabe. Diese Tatsache zeugt von der großen Popularität der Haseschen Kirchengeschichte. Volksausgaben, die viel gelesene wissenschaftliche Werke zu günstigen Preisen breiteren Bevölkerungskreisen zugänglich machen wollten,125 erschienen von einer ganzen Reihe bedeutender Werke.126 Dass auch von Hases Kirchengeschichte an der Wende des Jahrhunderts eine Volksausgabe erschien, zeigt, dass sein Buch in den Rang eines theologischen Klassikers aufgerückt war.

Die tabellarische Übersicht, die die Auflagen mit den entsprechenden Vorreden und Paragraphen- sowie Seitenzahlen nebeneinander stellt, zeigt, dass Hase sein kirchengeschichtliches Lehrbuch bis zur achten Auflage 1858 im Abstand von etwa drei bis vier Jahren veröffentlichte. Die kürzeste Distanz liegt zwischen der zweiten und dritten Auflage 1836 und 1837 mit 15 Monaten. Die letzten drei Ausgaben erschienen seit 1867 im Abstand von etwa zehn Jahren. 123

Vgl. etwa Hase, Kirchengeschichte. 1834 (s. Anm. 24), 6 f. Zur Weidmann’schen Buchhandlung vgl. C. B. L ORCK, Die Druckkunst und der Buchhandel in Leipzig durch vier Jahrhunderte, Leipzig 1879, 12. 22 f. 33 f. Zur Bedeutung des Verlages Breitkopf & Härtel vgl. ebd., 90 f. 114 f. und Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 30. 125 Vgl. TH. NIPPERDEY, Deutsche Geschichte 1866–1918, Bd. 1: Arbeitswelt und Bürgergeist, München 1998, 752–755. 126 Vgl. D. F. STRAUSS, Das Leben Jesu für das deutsche Volk bearbeitet. Volksausgabe, Leipzig 1864. 124

2. Das Hauptwerk „Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen“ Auflage

Vorrede

Paragraphen

Seiten

1.

1834

8. Mai (Himmelfahrt)

564

611

2.

1836

9. März

579

637

3.

1837

4. Juni

581

639

4.

1841

20. Mai (Himmelfahrt)

503

602

5.

1844

1. Januar

501

615

6.

1848

28. November 1847 (1. Advent)

499

647

7.

1854

27. Februar

483

732

8.

1858

3. August

485

710

9.

1867

2. Februar

473

743

10.

1877

31. Mai

464

774

11.

1886

14. Juli

464

762

(12.)

1900

8. November 1889 (G. Krüger)

464

718

97

Dass Hase jede Ausgabe in einer überarbeiteten Form mit Veränderungen publizierte, wird auch an den in jeder Auflage differierenden Paragraphenund Seitenzahlen ersichtlich. Auffallend ist, dass Hase die Zahl der Paragraphen bis zur dritten Auflage zunächst leicht erhöhte, sie danach jedoch konsequent senkte. Die größte Straffung ist zwischen der dritten und vierten Auflage zu verzeichnen. Der Seitenumfang verläuft während der ersten drei Auflagen ebenfalls leicht steigend. Im weiteren Fortgang ist bei der Seitenzahl keine eindeutige Entwicklung abzulesen. Sie schwankt zwischen 600 und etwa 770 Seiten. Insgesamt geht die Tendenz in Richtung einer höheren Seitenzahl bei gleichzeitiger Reduzierung der Anzahl der Paragraphen. Aus diesen Beobachtungen lässt sich schlussfolgern, dass sich Hase bemühte, die für jede Ausgabe seines Lehrbuchs notwendigen Ergänzungen und Aktualisierungen durch eine Konzentration der Paragraphenanzahl auszugleichen. In die Paragraphen arbeitete Hase aber während der 52 Jahre des Erscheinens des Buchs immer neuen Stoff ein und behielt so die für ein Lehrbuch notwendige Übersichtlichkeit der Darstellung bei. Hase selbst urteilte rückblickend über seine Arbeit an den Auflagen der Kirchengeschichte, dass er „in so vielen folgenden Ausgaben zwar Vieles zugesetzt“, konzeptionell insgesamt jedoch „sehr wenig zu verändern“127 hatte. Hervorzuheben ist, dass Hase sein Lehrbuch zwischen der dritten und vierten Auflage am stärksten revidierte. Das Werk erfuhr in allen Perioden Änderungen und insgesamt eine Konzentration seines Umfangs. Ein möglicher Grund für diesen Befund könnte darin liegen, dass die zweite und 127

Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 26.

98

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

dritte Auflage in recht dichter Folge nacheinander erschienen waren, und Hase angesichts dieser knappen Zeitabstände seine Besserungen auf das Notwendigste beschränken musste. Für die Ausarbeitung der vierten Auflage hatte er hingegen fast vier Jahre Zeit. Zu erwähnen ist abschließend eine weitere Eigenheit des kirchengeschichtlichen Lehrbuchs durch alle Auflagen hindurch. Ein Motto ist von Hase stets vorangestellt, wechselt aber während der verschiedenen Auflagen zwischen zwei Varianten.128 Eine Besonderheit der achten Auflage ist die Widmung an den Weimarer Großherzog Carl Alexander anlässlich der Feier des 300jährigen Bestehens der Universität Jena im Jahr 1858.129 Diese Widmung blieb auch in den späteren Auflagen erhalten.

2.2.3 Besonderheiten und Änderungen in den Auflagen Ein systematischer Überblick über die Änderungen zeigt zunächst, dass Hase in jeder neuen Auflage Verbesserungen anbrachte. Zeugnis von der über ein halbes Jahrhundert währenden kontinuierlichen Tätigkeit an diesem Buch bieten seine Tagebucheintragungen.130 Immer wieder notierte Hase Bemerkungen über den Stand seiner Arbeit an der jeweils in Aussicht genommenen Neuauflage. Die Verbesserungen resultierten aus den Einsichten, die sich Hase aus seiner Arbeit an Vorlesungen und Vorträgen, seinen Archivreisen und Korrespondenzen und weiteren Studien ergaben. Als Schwerpunkte lassen sich die kontinuierliche Arbeit an den Epochen der Alten und der Neuen Kirchengeschichte identifizieren. Dies zeigt sich 128 Es lautet in seiner ausführlichen Variante: „Alles hat seine Zeit. Der Herr der Zeit ist Gott, der Zeiten Wendepunkt Christus. Der rechte Zeitgeist der Heilige Geist.“ Zur Interpretation siehe unten Teil C, S. 222–225. 129 Hase gab damit seiner langjährigen Beziehung zu Carl Alexander Ausdruck; siehe dazu unten S. 112 f. Vgl. auch Pöthe, Carl Alexander (s. Anm. 54), 379. Aus der teilweise erhaltenen Korrespondenz Hases mit Carl Alexander geht hervor, dass er die dritte Auflage seines Lehrbuchs an diesen geschickt hatte. Erhalten ist leider nur die Antwort mit dem Dank Carl Alexanders (vgl. Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach, Brief an Karl Hase [Belvedere, 1. September 1837], Weimar, ThHStA Großherzogliches Hausarchiv A XXVI, Hausarchiv Carl Alexander Nr. 359). Bereits an dessen Vater, den Großherzog Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach (1783–1853), hatte Hase 1834 die erste Auflage gesandt. Der entsprechende Begleitbrief dazu ist nicht erhalten, vgl. aber die Bezugnahme Hases darauf in: Ders., Brief an Maria Pawlowna von Sachsen-WeimarEisenach (Jena, 14. April 1836), Weimar, ThHStA, Großherzogliches Hausarchiv A XXV, Korrespondenzen H 35. Die zweite Auflage seines Lehrbuchs hatte Hase 1836 Maria Pawlowna von Sachsen-Weimar-Eisenach (1786–1859) zugeschickt, vgl. ebd. Er schreibt darin u. a. über den Erfolg des Buches: „Zwar ist dieses Buch zunächst nur für meine Zuhörer geschrieben, um die Vorlesungen über Kirchengeschichte als Hülfsmittel zur Vorbereitung und Erinnerung zu unterstützen, doch scheint es nach einem unerwarteten Erfolge auch in weitern und höhern Kreise der Gesellschaft einigen Eingang gefunden zu haben.“ 130 Vgl. u. a. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 31–33. 42. 44. 68. 74. 76 f. 96. 98. 124. 183. 192–194. 263. 271. 334. 340 f.

2. Das Hauptwerk „Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen“

99

äußerlich etwa in Änderungen der Gliederung und des Aufbaus, vor allem in der Umarbeitung einzelner Abschnitte, Kapitel und Paragraphen. Für die Alte Kirchengeschichte geschah dies besonders in der zweiten, vierten, sechsten und siebenten Auflage. Einen Grund für diese markanten Veränderungen gerade in der Zeit zwischen 1836 und 1854 ist wohl in Hases Auseinandersetzung mit der neuesten Forschungsdiskussion zu finden.131 In besonderer Weise gilt dies für die so genannte ‚Jüngere Tübinger Schule‘ um Ferdinand Christian Baur. Deren Untersuchungen zum Neuen Testament und zum Frühkatholizismus beschäftigten Hase über einen längeren Zeitraum intensiv.132 Dass Hase in jeder Neuauflage Änderungen vornahm, bestätigt sich auch im Blick auf die Neue Kirchengeschichte. Die jeweils aktuellen Ereignisse zwischen 1834 und 1885 arbeitete Hase bis kurz vor Erscheinen einer Ausgabe ein. Aus seinen Tagebüchern lässt sich erschließen, dass er um dieser ständigen Aktualisierung willen sogar noch in die Druckfahnen inhaltliche Änderungen hineinkorrigierte.133 Unter diesen Modifikationen sind als besonders umfänglich die der vierten, fünften, sechsten, siebenten, neunten und zehnten Auflage hervorzuheben, die über die vergleichsweise kleineren Änderungen der anderen Ausgaben hinausgehen. Im Hintergrund dieser größeren Änderungen stehen tief greifende Bewegungen und Ereignisse der Zeitgeschichte, die Hase einfügte und die eine Überarbeitung seiner bisherigen Darstellung notwendig machten. Beispielsweise schlugen sich die Ereignisse um die Revolution 1848/49 in der siebenten Auflage 1854 nieder, in deren letzter Periode entsprechend zahlreiche neue Paragraphen zu finden sind. In der Vorrede zur zehnten Auflage 1877 reflektierte Hase allgemein über die sich vollziehenden Veränderungen in der Geschichte und den Naturwissenschaften, die sich auch auf sein kirchengeschichtliches Lehrbuch auswirkten. Er ergänzte sein Lehrbuch im Vergleich zur neunten Auflage um etwa 30 Seiten, auf denen er u. a. das Erste Vatikanische Konzil oder die als „Kulturkampf“ bezeichneten Auseinandersetzungen zwischen Staat und katholischer Kirche ausführte. Demgegenüber änderte Hase an der Gliederung seiner Ausführungen zur Mittleren Kirchengeschichte vergleichsweise wenig. Die sich über die einzelnen Auflagen hinziehenden Modifikationen betreffen vornehmlich die Neuanordnung oder Bündelung einiger Paragraphen, die Zusammenfassung von 131

Diese Tatsache wird auch von Bernd Jaeger betont, vgl. B. JAEGER, Karl von Hase als Dogmatiker, Gütersloh 1990 (Die lutherische Kirche. Geschichte und Gestalten; 12), 36. 132 Siehe zur Auseinandersetzung mit Baur unten Teil E, S. 323–341. 133 Exemplarisch ist § 483 der sechsten Auflage zu nennen, in dem Hase die aktuellste Entwicklung in der Schweiz darstellte, vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 76 f. Vgl. auch DERS., Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen, Leipzig 6 1848, 596.

100

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

Kapiteln in der siebenten Auflage oder deren Umbenennung in der zehnten Ausgabe. Das Mittelalter war über die verschiedenen Auflagen von Hases Lehrbuch hinweg also eher geringeren Umarbeitungen ausgesetzt; offenbar war diese Epoche für ihn konzeptionell von Anfang an am wenigstens strittig.134 Hase konzentrierte sich offensichtlich in der Arbeit an seinem Lehrbuch auf die beiden für eine Kirchengeschichtsschreibung aus protestantischer Perspektive besonders bedeutsamen Epochen. Dient nämlich Kirchengeschichte immer auch gegenwärtiger Identitätsvergewisserung, so sind aus lutherischer Sicht die älteste Kirchengeschichte als die formative Periode für christliche Identität schlechthin und die neue Kirchengeschichte, die mit der Reformation beginnt und deren Auswirkung und Realisierung beschreibt, konstitutiv für protestantische Kirchengeschichtsschreibung. Hase weist sich mit seinen Arbeitsschwerpunkten hier durchaus als dezidiert protestantischer Kirchenhistoriker aus.135 Ein Überblick über die Änderungen der Auflagen zeigt zudem, dass Hase den drei Epochen unterschiedlichen Umfang einräumte. Die Auswertung ergibt den interessanten Befund, dass Hase der Neuen Kirchengeschichte im Verlauf des Erscheinens seines Lehrbuchs immer mehr Platz einräumte, sich also der Schwerpunkt immer deutlicher zugunsten der neueren Zeit verschob.136

3. Die späte „Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen“ (1885–1892) 3. Die späte „Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen“

Nach seiner Emeritierung begann Hase eine große Gesamtdarstellung der Kirchengeschichte erscheinen zu lassen und arbeitete dazu seine bisherigen diesbezüglichen Vorlesungen um. Die „Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen“ wurde vom Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel in drei Bänden gedruckt, die in insgesamt fünf Teilbände aufgeteilt sind.137

134

Daraus kann allerdings kein geringeres Interesse geschlussfolgert werden, siehe dazu unten Anm. 135. 135 Gleichwohl befasste sich Hase besonders mit Personen aus der Epoche des Mittelalters; siehe dazu beispielsweise unten Teil D, S. 256–263. 136 Siehe dazu unten den Anhang S. 415 f (2. Übersicht über die Stoffverteilung in den verschiedenen Auflagen des kirchengeschichtlichen Lehrbuchs). 137 K. H ASE, Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen, hg. von G. KRÜGER, 3 Bde., Leipzig 1890–1892 (GW; 1–3).

3. Die späte „Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen“

101

3.1 Das Unternehmen einer Gesamtdarstellung der Kirchengeschichte Die Erfassung und Darstellung eines Gesamtbildes der Geschichte der Kirche ist letztlich das – wenn auch in der Einzelarbeit oftmals allenfalls implizit präsente – Ziel kirchengeschichtlicher Arbeit. Die Abfassung und Publikation einer solchen Gesamtdarstellung ist entsprechend seit Eusebius von Caeserea bis in die Gegenwart immer wieder unternommen worden. Sie gilt als Abschluss und Krönung eines wissenschaftlichen Lebenswerkes. Die protestantische Theologie hat seit Flacius auch eine beachtenswerte Zahl solcher Darstellungen hervorgebracht, besonders reich an ihnen ist das 19. Jahrhundert.138 Es ist auffällig, dass eine Gesamtdarstellung der Kirchengeschichte durch eine einzige Forscherpersönlichkeit in der Zeit nach Hase kaum noch zu finden ist. Es dürfte auch als Folge der intensiven historischen Arbeit des 19. Jahrhunderts anzusehen sein, dass die Erforschung der Kirchengeschichte einen solchen Grad an Differenziertheit erreicht hat, dass die Bewältigung einer Gesamtdarstellung auf dem Niveau und Stand der Forschung für eine einzelne Person kaum noch möglich ist. Gesamtdarstellungen der Kirchengeschichte erscheinen im 20. Jahrhundert als Gemeinschaftswerke von Spezialisten, oftmals mit konzeptioneller und darstellerischer Heterogenität.139 Hase zählt also zu den Vertretern einer letzten Generation, von denen eine Gesamtdarstellung aus einer Hand auf dem Stand der Forschung in selbständiger Durchdringung des Stoffes und eigenständiger Konzeption vorliegt. Anders als bei einem Lehrbuch ist der Verfasser einer Gesamtdarstellung weniger an etwa didaktisch begründete, formale oder sonstige Vorgaben gebunden. Er hat hinsichtlich der Auswahl des Stoffes, der Gestaltung der Darstellung, ihrem Umfang und Schwerpunktsetzungen weitgehend freie Hand. Eigene Interessenschwerpunkte und individuelle Konzeptionen können deutlicher zum Austrag gelangen. Ein eindeutiger Kreis angestreb138 Bereits im 18. Jahrhundert hatte Johann Matthias Schröckh eine 45bändige Darstellung der Kirchengeschichte veröffentlicht (siehe oben Anm. 98), sie allerdings nicht selbst vollenden können. Daneben existierten u. a. die Werke von: H. P. K. HENKE, Allgemeine Geschichte der christlichen Kirche, 8 Bde., Braunschweig 1788–1820; L. T. SPITTLER, Grundriß der Geschichte der christlichen Kirche, fortgeführt von G. J. PLANCK, Göttingen 1782. 5 1812 und A. NEANDER, Allgemeine Geschichte der christlichen Religion und Kirche, 6 Bde., Hamburg 1825–1852. 139 Dies gilt bereits für die Generation der Schüler Hases, vgl. etwa: E. PREUSCHEN / G. KRÜGER / G. FICKER / H. HERMELINK / W. MAURER / H. STEPHAN / A. DELL (Hg.), Handbuch der Kirchengeschichte für Studierende, 5 Bde., Tübingen 1909–1912. 2 1923–31. – Gelegentlich erscheinen aber noch Kompendien und Lehrbücher aus einer Hand, vgl. J. PELIKAN, The Christian Tradition. A History and Development of Doctrine, 5 Bde., Chicago 1971–1991 oder neuestens: W.-D. HAUSCHILD, Lehrbuch der Kirchenund Dogmengeschichte, Gütersloh Bd. 1, 4 2011; Bd. 2, 4 2010.

102

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

ter Rezipienten ist weniger klar auszumachen als bei einem Lehrbuch. Eine Gesamtdarstellung entspringt zumeist dem Kontext des universitären Betriebes, ist aber nicht primär für unterrichtlichte Zwecke bestimmt, obgleich auch diese Verwendung nicht ausgeschlossen ist. Dienste kann sie als Referenz- und Nachschlagewerk leisten. An dieser Stelle sollen einige Bemerkungen zu den „Gesammelten Werken“ stehen. Der Verlag Breitkopf & Härtel nutzte die Veröffentlichung der „Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen“ als Eröffnung einer zwölfbändigen Ausgabe der Schriften Hases, die in 24 Teilbänden erschien.140 Der Plan und die Einrichtung dieser Ausgabe sind deswegen von Belang, weil sie die nachfolgende Rezeption Hases entscheidend steuerte.141 Jedoch waren die „Gesammelten Werke“ keine vollständige Werkausgabe. Es fehlten nicht nur die Lehrbücher (Hutterus redivivus, Kirchengeschichte, Das Leben Jesu), sondern auch die „Evangelisch-protestantische Dogmatik“ und weitere von Hase herausgegebene kleinere Schriften und Aufsätze sowie ein Teil der Rezensionen.142 Es lässt sich nicht ausmachen, ob Hase selbst diese Ausgabe noch angeregt hat. Wahrscheinlich ist jedoch, dass auch hier das geschäftliche Interesse des Verlegers verbunden mit der Pietät der Schüler und Kinder Hases nach dessen Tod den Anstoß gaben.

3.2 Das kirchengeschichtliche Alterswerk Hases 3.2.1 Plan und Entstehung des Werkes Schon 1877 spielte Hase mit dem Gedanken, eine gegenüber dem Lehrbuch freiere und ausführlichere Darstellung der Kirchengeschichte zu verfassen, nahm davon aber zunächst wieder Abstand.143 Erste konkrete Überlegungen, eine kirchengeschichtliche Gesamtdarstellung auf der Grundlage seiner in Jena gehaltenen Vorlesungen zu publizieren, gehen auf das Jahr 1881 zurück. Hase berichtete, dass sein Sohn Oskar ihn darum gebeten habe, einen Stenographen in seine Vorlesungen senden zu dürfen, damit durch eine Niederschrift seine kirchengeschichtlichen Ausführungen der Nachwelt durch ihre Veröffentlichung erhalten bleiben könnten.144 Es ist bemerkenswert, dass dem mündlichen Vortrag Hases gegenüber dem 140

K. HASE, Gesammelte Werke, 12 Bde. in 24 Teilbde., Leipzig 1890–1892. Siehe dazu bereits die dokumentierten Rezensionen zu den „Gesammelten Werken“, unten im Verzeichnis der Quellen und der Literatur, S. 444 f. 142 Vgl. den Überblick der Schriften Hases, die nicht in die „Gesammelten Werke“ aufgenommen wurden: Verzeichniß der gedruckten Schriften von Karl von Hase, in: K. HASE, Vaterländische Reden und Denkschriften, hg. von O. VON HASE, Leipzig 1891 (GW; 12), 575–588, hier 587 f. 143 Siehe dazu oben S. 95. 144 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 303. Hases Sohn Oskar war seit 1875 Teilhaber des ‚Hausverlages‘ Breitkopf & Härtel, vgl. dazu O. VON HASE, Breitkopf & Härtel. Gedenkschrift und Arbeitsbericht, Bd. 2: 1828–1918, Teil 2, Wiesbaden 5 1968, 792. Man muss mit Blick auf das Erscheinen der „Gesammelten Werke“ des erfolgreichen Autoren Hase wohl von einem Zusammentreffen geschäftlicher und privater Interessen sprechen. 141

3. Die späte „Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen“

103

Lehrbuch ein so erheblicher Neuigkeitswert zugemessen wurde, dass seine Publikation wünschenswert erschien. Hase jedenfalls lehnte diese Bitte zunächst mit der Begründung ab, ein solcher Abdruck würde „als überall das Lehrbuch voraussetzend gar seltsam aussehn“ 145. Diese Bitte löste aber aus, dass er sich entschloss, „selbst eine Redaction anzufangen, durch welche das zum Verständniß Nothwendige aus dem Lehrbuch in die Vorlesungen hineingearbeitet würde“146. Offenkundig sah Hase selbst den Wert einer solchen Publikation; er meinte sogar, mit seiner eigenen Arbeit einer zu befürchtenden „unberufne[n] Veröffentlichung“ zuvorzukommen.147 Hase begann bald mit der Arbeit, kam aber nur stockend voran.148 Seine Vorlesungstätigkeit nahm den über 80jährigen stark in Anspruch. Erst nachdem er im Juli 1883 in den Ruhestand getreten war und seine kirchengeschichtlichen Vorlesungen beendet hatte, konnte er sich mit voller Kraft dieser Arbeit widmen,149 um wie geplant aus seinen Vorlesungen ein „volles Geschichtsbuch zu machen“150, das mehrere Bände umfassen sollte. In seinem Tagebuch sowie in Briefen äußerte sich Hase mehrfach über sein Fortkommen und den Stand der Arbeiten.151 Im Sommer 1885 konnte der erste Band erscheinen. Die Vorrede datiert auf den 31. Juli. Hase vermochte die Arbeit an den Folgebänden nicht mehr zu vollenden.152 Die beiden weiteren Bände der Gesamtdarstellung gab Gustav Krüger zwischen 1890 und 1892 heraus.153 Krüger notiert in den Vorwor145

Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 303; vgl. auch Ders., Dein Alter sei wie Deine Jugend (s. Anm. 29), 15. 146 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 304; vgl. auch Ders., Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 137), Bd. 1, VI f. 147 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 303 f. Hase hatte in seinen Vorlesungen das Mitstenographieren erlaubt, weswegen die Publikation einer solchen Nachschrift durchaus als möglich erschien. Süffisant bemerkte Hase dann 1885 im Vorwort des ersten Bandes, er hätte „keinen Anlaß“ gehabt, sich „das, wie einst Schelling, zu verbitten“ (Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… [s. Anm. 137], Bd. 1, V). Hase war sich offensichtlich seiner Fähigkeiten im freien Vortrag wohl bewusst. Siehe dazu auch oben S. 79. 148 Seit 1882 dachte er über eine Niederlegung seines akademischen Lehramtes nach, die er als Bedingung für die Weiterarbeit an der ‚großen‘ Kirchengeschichte sah, vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 320; ferner seine Notiz vom 1. Januar 1883: „Ich möchte … die Zeit, die mir noch etwa gegeben, der literarischen Kirchengeschichte“ widmen (ebd., 320). 149 Hase sprach von „eine[r] hübsche[n] Alters-Arbeit, da man nichts Neues zu ersinnen, sondern mehr nur zu ordnen hat“ (ebd., 304). 150 Ebd., 329. 151 Vgl. ebd., 331–333. 335. 343 f. 346. 348 f. 350; Hase, Dein Alter sei wie Deine Jugend (s. Anm. 29), 29. 73. 86. 90. 103. 109. 152 Hase starb am 3. Januar 1890. Siehe dazu oben Teil A, S. 66. 153 Als eine Besonderheit ist hervorzuheben, dass mit Zustimmung des Herausgebers Gustav Krüger wie des Verlegers Oskar von Hase 1892 ein Paragraph aus dem letzten

104

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

ten, dass Hase bis zu seinem Tode für den zweiten Band noch das Manuskript bis zu Gregor VII. habe fertig stellen können. Für seine weitere Arbeit hätten ihm zunächst Aufzeichnungen Hases zur Verfügung gestanden, die dieser auch bei seinen frei gehaltenen Vorlesungen als Gedächtnisstütze zu Grunde legte, ferner auch eine stenographische Nachschrift des ehemaligen Jenenser Studenten Hugo Henschel,154 die dieser im Wintersemester 1881/82 von der Vorlesung „Kirchengeschichte von 800 bis 1750“ angefertigt hatte.155 Aus den Äußerungen Hases in seinen autobiographischen Schriften und in dem von ihm noch verfassten Vorwort zum ersten Band lässt sich erschließen, dass er die Freiheit, die ihm diese Darstellungsform ließ, bewusst wahrnahm. Er notiert, erst jetzt sei es ihm möglich, „eine wirkliche Geschichte“156 zu schreiben. Die Darstellung könne er jenseits der inhaltlichen und räumlichen Begrenzungen, denen sein Lehrbuch unterworfen war, nun in seinem opus magnum zugunsten einer „gründliche[n] Erklärung und lebendige[n] Ausführung“157 erweitern. Das tatsächliche Verhältnis der Gesamtdarstellung zum Lehrbuch erscheint ihrer dargestellten Entstehung entsprechend so, dass sie tatsächlich eine insgesamt neue und eigenständige Schilderung ist, in die nur hier und dort Sätze und Daten aus dem Lehrbuch hineingearbeitet worden sind.158 Wichtig ist, dass Hase bei der Konzeption dieser Darstellung ausdrücklich ein Ziel vor Augen hatte, das auch der sonstigen Ausrichtung seiner kirchengeschichtlichen Arbeit und damit seinem Verständnis des Zieles von Kirchengeschichtsschreibung vollkommen entspricht. Hase konzipierte diese Darstellung der Kirchengeschichte bewusst und explizit für die GebilBand der erscheinenden Kirchengeschichte vorab in der „Christlichen Welt“ abgedruckt wurde, vgl. K. HASE, Die preußische Landeskirche seit 1866 und das Reich. Aus Karl v. Hases nachgelassenen Vorlesungen, ChW 6 (1892), Nr. 46 (10. November 1892), 1050– 1054; Nr. 47 (17. November 1892), 1081–1088. Vgl. dazu die Korrespondenz über den Abdruck zwischen Gustav Krüger und Martin Rade bzw. zwischen Martin Rade und Adolf von Harnack (J. JANTSCH [Hg.], Der Briefwechsel zwischen Adolf von Harnack und Martin Rade. Theologie auf dem öffentlichen Markt, Berlin / New York 1996, 258– 260). 154 Der Student Hugo Henschel aus Hohlstedt bei Weimar ist im WS 1881/82 als Hörer der genannten Vorlesung unter der Nummer 23 verzeichnet (vgl. Rechnungsmanuale bey der akademischen Quästur, Jena, UA, G I, 260). Er war später Pfarrer in Berlstedt. Im Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar ist der Nachlass Henschel vorhanden, aber noch nicht erschlossen und benutzbar (Auskunft von Dr. Katja Deinhardt, ThHStA Weimar, im März 2008). 155 Vgl. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 137), Bd. 2, V. 156 Hase, Dein Alter sei wie Deine Jugend (s. Anm. 29), 16. 157 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 137), Bd. 1, VI. 158 Vgl. auch die Äußerungen Hases in Ders., Dein Alter sei wie Deine Jugend (s. Anm. 29), 16. 37. 93.

3. Die späte „Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen“

105

deten überhaupt und nicht allein für den engen Kreis der universitären Öffentlichkeit. In der programmatischen Vorrede zum ersten Band heißt es: „Ich habe von Anfang an gesucht eine wissenschaftliche Kirchengeschichte herzustellen, wie sie auf deutschen Universitäten gelehrt wird: aber in diesen gedruckten Vorlesungen habe ich alles bloß gelehrte Aussehn verlöscht, um jedem Gebildeten verständlich zu sein; wir gehn einer Zeit entgegen, in der man die Kirchengeschichte zur allgemeinen höhern Bildung rechnen wird.“159

Dieser bekannte Ausspruch Hases formuliert einen Selbstanspruch an die eigene Darstellung: Kirchengeschichte wird so konzipiert, dass sie für die allgemeine höhere Bildung dienlich ist.160 3.2.2 Gestaltung und Besonderheiten Aufgrund der konzeptionellen Freiheit und der Stellung als Zusammenfassung und Abschluss des Lebenswerkes treten in Hases kirchengeschichtlicher Gesamtdarstellung Tendenzen und Besonderheiten seines Œuvres besonders klar hervor. Die formale Struktur der Darstellung läuft im Wesentlichen parallel zum Aufbau des Lehrbuchs. Hier wie dort ist der kirchengeschichtliche Stoff in fortlaufend nummerierte 349 Paragraphen unterteilt, deren Gliederung durch drei Epochen (Alte, Mittlere und Neue Kirchengeschichte) mit jeweils zwei Perioden erfolgt, die wiederum in Abschnitte und Kapitel unterteilt sind. Vorangestellt ist der Darstellung eine vier Paragraphen umfassende Einleitung, die die Prolegomena enthalten. Im Unterschied zum Lehrbuch und der eben benannten Zielstellung hinsichtlich der Leserschaft entsprechend verzichtet Hase auf alles gelehrte Beiwerk, namentlich auf weiterführende Literaturangaben. Fußnoten sind nur vereinzelt vorhanden. Auch in dieser Darstellung findet sich das bereits im Lehrbuch festgestellte Verhältnis der zeitlichen Perioden zueinander. Der weitaus größte Teil umfasst die Beschreibung der kirchengeschichtlichen Ereignisse seit Luther.161 Unter den sechs Perioden der Kirchengeschichte nimmt die letzte Periode seit dem westfälischen Frieden den größten Raum ein, die Kirchengeschichte seit 1814 beansprucht den umfangreichsten der fünf Teilbände.

159

Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 137), Bd. 1, VII. Siehe zum Erfolg dieser Bemühungen auch die Untersuchungen zur Rezeption Hases in außeruniversitären Kontexten, unten Teil F, S. 386–400. 161 Ein Blick auf die Seitenzahlen veranschaulicht dies: Für die „Alte Kirchengeschichte“ sind 628 Seiten veranschlagt, für die „Mittlere Kirchengeschichte“ 511 Seiten und für die „Neue Kirchengeschichte“ 1417 Seiten. 160

106

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

4. Die kirchengeschichtliche Vortragstätigkeit 4. Die kirchengeschichtliche Vortragstätigkeit

Ein weiteres wichtiges Wirkungsfeld stellt Hases kirchengeschichtliche Vortragstätigkeit dar, die er seit 1846 vergleichsweise unregelmäßig und mit unterschiedlicher Intensität betrieb. Vorträge zu dogmatischen oder exegetischen Themen sind nicht nachweisbar. Offensichtlich verstand sich Hase eindeutig als Kirchenhistoriker und wurde auch als solcher in Anspruch genommen. 4.1 Die freie Vortragstätigkeit als Schnittstelle zur außeruniversitären Öffentlichkeit Die freie Vortragstätigkeit jenseits der traditionellen Vorlesungen im Rahmen der Universität zählt nicht zu den althergebrachten Formen der Wirksamkeit von Universitätsprofessoren. Sie ist eine Frucht der gesellschaftlichen Umbrüche des späten 18. und des 19. Jahrhunderts, die mit dem Aufstieg des Bürgertums verbunden sind.162 Der gesellschaftliche Aufstieg des Bürgertums hing mit einem höheren Grad und einer weiteren Verbreitung von Bildung zusammen und produzierte neue Formen von gesellschaftlichem Umgang und Geselligkeit.163 Die bürgerliche Salonkultur ist ein herausragendes Beispiel für die neue Verbindung von Geselligkeit und Bildung in verschiedener Hinsicht wie Literatur, Kunst, Malerei und Musik.164 Sie wirkte bis in Kreise des Adels hinein anziehend. Das Bürgertum stellte eine zunehmend interessierte Hörerschaft für höhere Bildungsinhalte dar. Für freie Vorträge in solchen Kontexten kam es freilich weniger als im klassischen universitären Betrieb auf die strenge Wissenschaft und ihre Formen, sondern auf Verständlichkeit und durchaus auch auf einen gewissen Unterhaltungswert an. Im Begriff des Populärwissenschaftlichen findet dies einen angemessenen Ausdruck. Die freie Vortragstätigkeit von Universitätsprofessoren in diesem Kontext bezeichnet also eine Schnittstelle 162 Vgl. K. NOWAK, Geschichte des Christentums in Deutschland. Religion, Politik und Gesellschaft vom Ende der Aufklärung bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, München 1995, 15. 163 Karl-Ernst Jeismann spricht für das 19. Jahrhundert vom „Jahrhundert der Bildung und der Gebildeten“, vgl. K.-E. JEISMANN., Zur Bedeutung der ‚Bildung‘ im 19. Jahrhundert, in: DERS. / P. LUNDGREEN (Hg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte, Bd. 3: 1800–1870. Von der Neuordnung Deutschlands bis zur Gründung des Deutschen Reiches, München 1987, 1–21, bes. 1–4. 164 Vgl. als Überblick D. GAUS, Geselligkeit und Gesellige. Bildung, Bürgertum und bildungsbürgerliche Kultur um 1800, Stuttgart / Weimar 1998. Vgl. ferner allgemein den Beitrag über Thüringen von H.-W. HAHN, Bürgertum in Thüringen im 19. Jahrhundert. Forschungsdesiderate und Forschungskonzepte, in: H.-W. HAHN / W. GREILING / K. RIES (Hg.), Bürgertum in Thüringen. Lebenswelt und Lebenswege im frühen 19. Jahrhundert, Rudolstadt / Jena 2001, 7–25.

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von akademischer und außeruniversitärer Öffentlichkeit. Denn sie führte einerseits weitere Kreise der Gesellschaft an die Bildungsgüter der akademischen Elite heran und verschaffte andererseits dem akademischen Lehrer eine Bekanntheit und Wirkung als Wissenschaftler über die Öffentlichkeit der Universität hinaus. 4.2 Die außeruniversitäre Vortragstätigkeit Hases 4.2.1 Die lokalen und gesellschaftlichen Kontexte Ein Blick auf Hases außeruniversitäre Vortragstätigkeit zeigt, dass sich diese auf zwei Kreise konzentrierte.165 Einen ersten Kreis bildeten Hases in unregelmäßigen Abständen gehaltene Vorträge im akademischen „Saal der Rosen“ in Jena. Hier fanden seit dem Wintersemester 1845/46 jeden Mittwochabend im Winter um 19 Uhr als „Rosenvorlesungen“ bezeichnete öffentliche Vorträge statt,166 die bis 1914 beinahe ununterbrochen bestanden und dann noch einmal zwischen 1925 und 1928 existierten.167 Die „populären Vorträge zu Themen aus allen Wissensgebieten [zählten] 70 Jahre lang in Jena zum kulturellen Leben von Universität und Stadt.“ 168 Initiiert hatte sie der Altphilologe Carl Wilhelm Göttling (1793–1869),169 der am 3. Dezember 1845 selbst die erste Vorlesung hielt.170 Sein Interesse war es, durch den Erlös der Vorträge die archäologischen Sammlungen der Universität, vor allem die von Gipsabgüssen antiker Figuren, zu erwei-

165 Hases Vortragstätigkeit im Rahmen akademischer Pflichten – etwa Reden bei der Übernahme des Prorektorats – bleibt an dieser Stelle daher unberücksichtigt. 166 Vgl. auch A. G. HOFFMANN, Bekanntmachung, die wissenschaftlichen Vorlesungen auf der Rose betreffend, Jena 1858. 167 Volker Wahl hat die akademischen Rosenvorlesungen katalogisiert und dabei festgestellt, dass sie innerhalb dieses Zeitraumes lediglich in den Wintersemestern 1862/63, 1873/74 und 1898/99 ausgefallen waren, vgl. V. WAHL, Akademische Rosenvorlesungen 1845–1927, Jena, UA (ohne Signatur). 168 V. WAHL, Das Fotoalbum der akademischen Senatsmitglieder von 1858, Jena 1983 (Veröffentlichungen aus dem Universitätsarchiv zur 425-Jahrfeier der Friedrich-SchillerUniversität Jena. Dokumente zur Frühgeschichte der Fotografie in Jena), 80. – In seinem Jahresbericht über die Vorlesungen notiert Karl Volkmar Stoy 1860, dass sie „im Laufe der Zeit ein unentbehrliches Element im geistigen Leben der Stadt geworden und seine Jahresgeschichte verdient[,] in der Chronik der Stadt eine Stelle“ zu bekommen (K. V. STOY, Schluß der Rosenvorlesungen, in: Blätter von der Saale. Nebst privilegirten Jenaischen Wochenblättern 1860, Nr. 39 [29. März 1860], 178 f, hier 178). Vgl. ähnlich auch: [Anonym,] Correspondenzen, Akademische Monatsschrift 4 (1852), 34. 169 Zur Person vgl. C. BURSIAN, Göttling, Karl Wilhelm, ADB 9 (1879), 487–489; zum akademischen Wirken vgl. A. STIER, Jena, Berlin 1908 (Die deutschen Hochschulen; 2), 114. 170 Vgl. [Anonym,] Anzeige, Privilegirte Jenaische Wochenblätter 1845, Nr. 94 (3. Dezember 1845), 380.

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tern.171 Hase bemerkte dazu etwas salopp in seinen Tagebüchern: „Göttling hatte für sein Museum von Gipsabgüssen Vorlesungen zusammengetrommelt, die jede[n] Mittwoch des Winters im Saale der Rosen gehalten wurden; insofern nicht ganz leicht, als für ein dreifaches Publikum: Damen, Professoren und Studenten.“172 Die summarische Andeutung Hases hinsichtlich des Publikums „Damen, Professoren und Studenten“ lässt die Frage aufkommen, ob die Hörer der Vorlesungen dem weiteren Umkreis der Universität zuzurechnen sind, die „Damen“ also Professorengattinnen waren, oder der Kreis der Universität überschritten wurde und auch das städtische Bürgertum zu den Hörern zählte. Aus den vorliegenden Quellen lässt sich dies nicht mit letzter Eindeutigkeit entscheiden. Die Anzeigen der Veranstalter und Organisatoren der „Rosenvorlesungen“ in der lokalen Presse sprechen zunächst ganz klar für letztere Variante. Mit den Vorlesungen sei eine „populär-wissenschaftliche…“173 Abendveranstaltung für „die verehrten Einwohner“174 Jenas angestrebt. In den Einladungen werden explizit „Familien“ als Zielgruppe benannt. Auch die Bezeichnung der Vorträge als „Abendunterhaltungen“175 scheint aus dem engeren akademischen Kreis hinauszuweisen. Wenigstens dem Anspruch nach richteten sich die Vorlesungen auch an das interessierte Bürgertum der Stadt. Hase formulierte, dass es sich um ein Publikum gehandelt habe, dass „nach sehr verschiednen Richtungen hin“ gebildet war, „vom ergrauten Professor bis zum Backfischchen der Pension“176. Es lässt sich freilich nicht ausschließen, dass ein größerer Teil derer, die der Einladung zu den Vorträgen folgten, dem akademisch-universitären 171

Vgl. L. VON KRETSCHMAN, Die literarischen Abende der Großherzogin Maria Paulowna, Deutsche Rundschau 19 (1893), Bd. 75, 422–448; Bd. 76, 58–89, hier Bd. 75, 443. 172 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 72. Vgl. auch die ähnliche Formulierung in der Selbstanzeige DERS., Rez. K. Hase, Jenaisches Fichte-Büchlein, 1856, PKZ 4 (1857), Nr. 37 (12. September 1857), 878–881, hier 878. 173 A. G. HOFFMANN, Bekanntmachung, die wissenschaftlichen Vorlesungen auf der Rose betreffend, Blätter von der Saale. Nebst privilegirten Jenaischen Wochenblättern 1857, Nr. 133 (12. November 1857), 601. 174 Vgl. etwa die von Göttling und Schueler geschaltete Bekanntmachung in: Privilegirte Jenaische Wochenblätter 1846, Nr. 85 (31. Oktober 1846), 344: „Wir laden also die verehrten Einwohner unserer Stadt ein, an diesen Abendunterhaltungen abermals Theil zu nehmen und auf die Vorlesungen in der alten Weise Zwei Thaler für eine einzelne Person, Drei Thaler für eine Familie von zwei Personen und Vier Thaler für eine Familie von drei Personen usw. subscribieren und pränumerieren zu wollen.“ 175 Siehe die letzte Anm. 174. 176 Vgl. K. HASE, Rosenvorlesungen kirchengeschichtlichen Inhalts (1880), in: DERS., Theologische Erzählungen, Geistliches Schauspiel und Rosenvorlesungen, hg. von K. A. VON H ASE , Leipzig 1892 (GW; 6), 433–541, hier 436.

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Milieu entstammte. Diese Vermutung wird – jedenfalls für eine einzelne Veranstaltung – von den Lebenserinnerungen des mit Hase bekannten Karl Biedermann (1812–1901) gestützt, der berichtete, dass er 1859 in Jena „vor einem vorzugsweise den Universitätskreisen angehörenden Publikum“ einen Vortrag gehalten habe.177 Immerhin notierte Biedermann aber, es habe sich nur „vorzugsweise“ um universitäres Publikum gehandelt. Nicht ausgeschlossen werden kann, dass sich im Verlauf der Zeit eine Veränderung der Zusammensetzung der Zuhörer zugunsten einer Öffnung für weitere Kreise ergeben hat. Im übrigen darf man es als ein Indiz für eine solche Öffnung ansehen, dass später nicht selten die Einnahmen für wohltätige Zwecke verwendet wurden, die die gesamte Stadt und ihre Bürgerschaft betrafen, so etwa zugunsten des Johann-Friedrich-Denkmals, der Konzert-Kommission, der Seminar-Schule, des Frauenvereins oder des Schiller-Komitees.178 In jedem Fall war die Institution der Rosenvorlesungen sehr erfolgreich und im Leben der Stadt fest verankert,179 wovon auch die Aussage Hases zeugt, dass diese Abende „bald zu einem geselligen Bedürfnisse“180 wurden. Exakte Angaben über die Zahl der Besucher lassen sich aus den vorliegenden Quellen nicht ermitteln. Indirekt können aber gewisse Rückschlüsse gezogen werden, da teilweise die Summe der Einnahmen und die verlangten Eintrittsgebühren überliefert sind. So betrugen beispielsweise im Wintersemester 1859/60 die Einnahmen 250 Reichstaler.181 Legt man die 177 K. B IEDERMANN, Mein Leben und ein Stück Zeitgeschichte, Bd. 2, Leipzig 1886, 124. Es handelt sich offenbar um den Vortrag „Über Friedrich den Großen im Verhältnis zum deutschen Geistesleben seiner Zeit“ vom 16. März 1859, vgl. Blätter von der Saale. Nebst privilegirten Jenaischen Wochenblättern 1859, Nr. 31 (15. März 1859), 127. Der Vortrag ist auch gedruckt worden, vgl. K. B IEDERMANN, Friedrich der Große und sein Verhältniß zur Entwicklung des deutschen Geisteslebens, Braunschweig 1859. 178 Vgl. die Zusammenstellung bei Wahl, Akademische Rosenvorlesungen (s. Anm. 167). 179 Beispielhaft lässt sich dieser Erfolg der „Rosenvorlesungen“ an einer Bekanntmachung vom November 1857 in den „Blättern von den Saale“ ablesen, die Hases Kollege Andreas Gottlieb Hoffmann (1796–1864) als Organisator der damaligen Vorlesungsreihe veröffentlicht hatte: „Die vor einem aus Herren und Damen gemischten Kreise seit Jahren in den Wintermonaten gehaltenen wissenschaftlichen Vorträge in einer jedem Gebildeten zugänglichen Form haben von Anfang an eine solche Bedeutung und eine so lebhafte Theilnahme in unserer Mitte gefunden, daß wir Alle, welche an diesen Genuß gewöhnt sind, sie um keinen Preis aus unsern Winterfreuden werden ausscheiden sehen wollen. Bilden sie doch in der That seit 1846 den Mittelpunkt unseres geistigen socialen Lebens“ (Hoffmann, Bekanntmachung [s. Anm. 173], 601). 180 K. H ASE, Neue Propheten. Drei historisch-politische Kirchenbilder, in: DERS., Heilige und Propheten, hg. von G. KRÜGER, Leipzig 1892 (GW; 5,2), 1–304, hier V. Vgl. auch Kretschman, Die literarischen Abende der Großherzogin Maria Paulowna (s. Anm. 171), Bd. 75, 444. 181 Vgl. Stoy, Schluß der Rosenvorlesungen (s. Anm. 168), 179.

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bekannten Eintrittspreise zu Grunde, so ist (abhängig von den in Anspruch genommenen Vergünstigungen) eine Zahl von 100 bis 150 Subskribenten anzunehmen. Hase selbst hielt zwischen 1846 und 1875 insgesamt zwölf „Rosenvorlesungen“. Er übernahm auch mehrfach die Aufgabe der Organisation der Vorlesungen, indem er Referenten einlud sowie die Einnahmen verwaltete.182 Von dem hohen Stellenwert, den Hase als Vortragender wie Organisator der Rosenvorlesungen hatte, zeugt auch die Tatsache, dass er bereits einen Monat nach seinem Tod zum Gegenstand einer solchen Vorlesung wurde. Der Jenaer Superintendent August Heinrich Braasch (1846–1917) las am 5. Februar 1890 „Über Karl August von Hase, nach seiner vaterländischen Bedeutung“183. Einen zweiten Kreis in Hases Vortragstätigkeit stellt der Weimarer Hof dar. Hier trug er im Rahmen der gelehrten „Literarischen Abende“ der Großherzogin Maria Pawlowna von Sachsen-Weimar-Eisenach (1786–1859) vor. Maria Pawlowna richtete diese Abende seit 1836 in der Tradition der „Gelehrten Gesellschaft“ von Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach (1739–1807) aus.184 Wissenschaftler verschiedenster Fachrichtungen aus Weimar und Jena sprachen an den Abenden, so dass sich eine Mischung aus Natur- und Geisteswissenschaften, Kunst und Literatur sowie Politik ergab.185 Das Ziel der jeden Winter etwa vierzehntägig im Stadtschloss oder in Belvedere stattfindenden Treffen war die von der Großherzogin erhoffte 182 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 174. So im WS 1863/64 gemeinsam mit dem Philosophen Kuno Fischer (1824–1907), der zwischen 1855 und 1872 in Jena lehrte. Vgl. auch den Brief Hases an Fischer, in dem er ihn – nachdem mehrere Anfragen an mögliche Referenten erfolglos waren – um die Lesung „irgendein[es] Drama[s]“ bat: K. HASE, Brief an Kuno Fischer (o. O., o. D. [29. Februar]), Heidelberg, UB.HA, H. Hs. 2613 [Cod. Heid. 395, 14], 1). – Im WS 1864/65 übernahm Hase die Organisation allein und seit WS 1874/75 bis zum WS 1889/90 gemeinsam mit dem Archäologen und Direktor des Münzkabinetts Jena Rudolf Gaedechens (1834–1904), vgl. den Überblick bei Wahl, Akademische Rosenvorlesungen (s. Anm. 167). Gaedechens widmete Hase übrigens eine Schrift: R. GAEDECHENS, Drei Terracotta-Statuetten aus Tanagra im Besitz des archäologischen Museums der Universität Jena, Jena 1880. Die Widmung lautet: „Dem eifrigen Förderer der Rosenvorlesungen durch Wort und That, dem warmen Freunde des archäologischen Museums, dem begeisterten Verehrer und feinen Kenner der bildenden Künste Carl Hase zu seinem hehren Jubelfeste den 15. Juli 1880 im Namen des archäologischen Museums mit herzlichen Wünschen dargebracht“. 183 Vgl. die Anzeige: JZ 1890, Nr. 30 (5. Februar 1890), unpag. Ein Druck des Vortrags konnte bisher nicht nachgewiesen werden. 184 Bereits vor 1828 hatte Maria Pawlowna einen Zirkel für die herzogliche Familie und Gäste ausgerichtet, der der Förderung der Bildung und Geselligkeit diente, vgl. D. JENA, Das Weimarer Quartett. Die Fürstinnen Anna Amalia, Louise, Maria Pawlowna, Sophie, Regensburg 2007, 193. 185 Vgl. D. JENA, Maria Pawlowna. Großherzogin an Weimars Musenhof, Graz / Wien / Köln 1999, 278 f.

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geistige Bereicherung durch den Austausch neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse.186 Die Teilnehmer an den Veranstaltungen – deren Organisation dem Minister für Wissenschaft und Kunst Christian Wilhelm Schweitzer (1781–1856) oblag187 – waren neben den genannten vortragenden Gästen vor allem Mitglieder des Hofes. Nach den Abenden sammelte Maria Pawlowna zuweilen „die Vortragsmanuskripte ein, las und korrigierte sie. Sie vertiefte so ihr eigenes Wissen und hielt auch die Damen und Herren ihres Hofs an, sich mit den Vorträgen zu beschäftigen“188. Die „Literarischen Abende“ entwickelten sich zum festen „Bestandteil des geistigwissenschaftlichen Lebens im Großherzogtum, bei Hof und an der Universität Jena“189. Auch über das Großherzogtum hinaus waren die „Literarischen Abende“ bekannt, wovon ihre Erwähnung beispielsweise in den Lebenserinnerungen Leopold von Rankes zeugt.190 Zwischen 1846 und 1875 trug Hase in Weimar sechs Mal selbst vor, war aber auch sonst eingeladener Gesprächspartner bei den Treffen, ohne selbst zu referieren. Hases Einfluss erstreckte sich über die überlieferten Vorträge hinaus, ohne dass dies thematisch detailliert rekonstruiert werden könnte. Hase selbst schätzte die Großherzogin ebenfalls. In den „Annalen“ ist vermerkt: „Sie ist mir immer das Ideal einer Fürstin gewesen“191. An ande-

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Die Treffen fanden an einem Dienstag oder Freitag statt (vgl. Jena, Das Weimarer Quartett [s. Anm. 184], 194). Über den Ablauf eines solchen Abends wird berichtet: „Im Schlosse nahm man zunächst den Thee ein, wobei Maria Paulowna sich mit den Anwesenden unterhielt; dann folgte der etwa eine Stunde dauernde Vortrag, nachher ließ sich die Gesellschaft in zwangloser Weise an kleinen Tischen nieder, und ein einfaches Abendessen, bei dem die Conversation stets zu einer sehr lebhaften wurde, beendete die Zusammenkunft“ (Kretschman, Die literarischen Abende der Großherzogin Maria Paulowna [s. Anm. 171], Bd. 75, 434). Vgl. auch A. VON SCHORN, Das nachklassische Weimar unter der Regierungszeit Karl Friedrichs und Maria Paulownas, Weimar 1911, 51–66, bes. 55 f und H. LUCKE, Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar. Ein deutscher Fürst zwischen Goethe und Wilhelm II. Biographie, Limburg 1999 (Aus dem deutschen Adelsarchiv; 17), 51 f. 187 Vgl. Kretschman, Die literarischen Abende der Großherzogin Maria Paulowna (s. Anm. 171), Bd. 75, 434 f. 188 Jena, Das Weimarer Quartett (s. Anm. 184), 194. Vgl. auch H. R[ECK], Literarische Abende, in: ‚Ihre Kaiserliche Hoheit‘. Maria Pawlowna – Zarentochter am Weimarer Hof, hg. von der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen, Teil 1, München 2004, 174. 189 Jena, Maria Pawlowna (s. Anm. 185), 276. 190 L. VON RANKE, Zur eigenen Lebensgeschichte, hg. von A. DOVE, Leipzig 1890 (53./54. Band der sämtlichen Werke), 577: „Im Winter halten bald die Notabilitäten von Weimar, bald auch die Professoren von Jena Vorlesungen, die denn oft sehr gelehrt ausfallen.“ 191 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 117.

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B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

rer Stelle heißt es über Maria Pawlowna: sie sei „die deutsche Fürstin“, „die unseres Volkes Glück und Leid als das eigne mit durchlebt hat.“192 Aus dem Jenaer Kreis der Professoren lud Maria Pawlowna neben Hase etwa den bereits genannten Carl Wilhelm Göttling, den Theologen Johann Karl Eduard Schwarz (1802–1870), die Philosophen Ernst Friedrich Apelt (1813–1859) und Ernst Siegmund Mirbt (1799–1847), den Germanisten Rochus Freiherr von Liliencron (1820–1912) sowie den Botaniker Matthias Jacob Schleiden (1804–1881) ein.193 Ein neuerer Biograph Maria Pawlownas urteilt über diesen Kreis: „Sie verkörperten in der Mitte des 19. Jahrhunderts jenen stabilen Stamm der ihr Leben in Jena verbringenden Gelehrten, um die sich diejenigen, die kamen oder gingen, sammeln konnten. Diese Gruppe bildete gleichsam ein Bindeglied zwischen dem Weimar Goethes und Carl Augusts und jenem Weimar, das Maria Pawlowna für die Zukunft im Sinn hatte.“194

Nach Maria Pawlownas Tod führte ihr Sohn Carl Alexander die Tradition der „Literarischen Abende“ fort.195 Mit dem Großherzog verband Hase eine enge freundschaftliche Beziehung, die Hase durchaus einen gewissen Einfluss am Weimarer Hof ermöglichte. Carl Alexander hatte bereits im Sommer 1830 Hase kennen gelernt, als er zwölfjährig mit seinem Lehrer Frédéric Soret (1795–1865) in Jena weilte.196 Die freundliche Bekanntschaft wurde durch zahlreiche gegenseitige Einladungen vertieft. Beispielsweise war Carl Alexander im Sommer 1856 Gast bei einem Gartenfest Hases, zu dem auch der Universitätskurator Karl Julius Moritz Seebeck (1805–1884), die Historiker Johann Gustav Droysen (1808–1884) und Franz Xaver von Wegele (1823–1897) geladen waren.197 Hase hielt sich umgekehrt öfter auf den Schlössern in Dornburg, Ettersburg und Drakendorf auf.198 Sein Treffen mit Carl Alexander während dessen Italienreise im Sommer 1852 und zahlreiche Gespräche über Italien und Kunst intensivierten ihr gutes Verhältnis.199 Befördert wurde dieses auch dadurch, dass der Großherzog der Theologie zugetan war, und vor allem die

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Ebd., 328. Vgl. etwa Kretschman, Die literarischen Abende der Großherzogin Maria Paulowna (s. Anm. 171), Bd. 75, 440–444. 446 f; ferner Bd. 76, 58 f. 194 Jena, Maria Pawlowna (s. Anm. 185), 281; vgl. Pöthe, Carl Alexander (s. Anm. 54), 56 f. 195 Vgl. Pöthe, Carl Alexander (s. Anm. 54), 109; ferner Kretschman, Die literarischen Abende der Großherzogin Maria Paulowna (s. Anm. 171), Bd. 76, 67. 196 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 6: „Mit dem Erbgroßherzog, der, noch ein Knabe, mit seinem Gouverneur den Sommer in Jena lebte, begann eine freundliche Bekanntschaft.“ 197 Vgl. ebd., 120. 198 Vgl. ebd., 46. 72 f. 116. – Zu den Aufenthalten etwa auf Schloss Ettersburg vgl. allgemein: Pöthe, Carl Alexander (s. Anm. 54), 69–75. 199 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 94. 97. 193

4. Die kirchengeschichtliche Vortragstätigkeit

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freisinnige und liberale Richtung der Theologischen Fakultät in Jena protegierte.200 Zeugnis von dem besonderen Verhältnis gibt auch der teilweise erhaltene Briefwechsel,201 in dem sich Carl Alexander beispielsweise lobend über eine ihm von Hase zugesandte Ausgabe des Lehrbuchs der Kirchengeschichte äußert.202 Hase widmete ihm später dieses Lehrbuch von der achten Auflage an. Aus Hases Tagebüchern ist zu entnehmen, dass im Sommersemester 1869 Carl Alexander und Moritz Seebeck fünf Mal seine Vorlesung besuchten.203 In seinen Tagebüchern vermerkt Carl Alexander, dass er im Mai 1878 und im Juli 1880 Hases Vorlesung „Kirchengeschichte von 1750 an“ hörte.204 In den Gesprächen und Briefen suchte der Großherzog Orientierung in aktuellen kirchenpolitischen Fragen, etwa dem Kulturkampf.205 Carl Alexander charakterisierte in einem Brief aus dem Jahr 1862 Hase als „einen sehr gelehrten und einen mutigen Mann“206, an dessen Gesellschaft er sich erfreue.

Die beiden Kreise, in denen Hase Vorträge hielt, waren nicht vollständig separiert, sondern hinsichtlich der Inhalte wie der Teilnehmer bzw. vortragenden Persönlichkeiten miteinander verbunden.207 Für Hase wird dies 200 Vgl. Pöthe, Carl Alexander (s. Anm. 54), 378 f. Zur Wissenschaftspolitik Carl Alexanders vgl. ebd., 374–376. – In seinen Tagebuchaufzeichnungen berichtete Hase 1856, dass Carl Alexander „in nobler Gesinnung von der Universität“ gesprochen habe, „daß er wisse, nicht mit äußern Mitteln sie groß machen zu können, aber durch Freiheit“ (Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 8], 120). 201 Erhalten ist etwa ein Brief, den Hase mit seinem „Handbuch der protestantischen Polemik gegen die römisch-katholische Kirche“ an Carl Alexander geschickt hatte, vgl. K. HASE, Brief an Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach (Jena, 12. November 1862), Weimar, ThHStA, Großherzogliches Hausarchiv A XXVI, Hausarchiv Carl Alexander Nr. 359. 202 Siehe dazu oben S. 98, Anm. 129. 203 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 204. 206. 204 Vgl. die französischen Tagebuchaufzeichnungen Carl Alexanders (Tagebuch vom 25. Mai 1878 [das Datum existiert zweimal], Weimar, ThHStA, Großherzogliches Hausarchiv A XXVI, Nr. 1974; DERS., Tagebuch vom 9. Juli 1880, Weimar, ThHStA, Großherzogliches Hausarchiv A XXVI, Nr. 1977). Vgl. dazu Pöthe, Carl Alexander (s. Anm. 54), 380. 205 Vgl. Carl Alexander, Tagebuch vom 25. Mai 1878 (französisch und deutsch), Weimar, ThHStA, Großherzogliches Hausarchiv A XXVI, Nr. 1974; DERS., Tagebuch vom 9. Juli 1880 und 4. Dezember 1880, Nr. 1977 (französisch), vgl. dazu auch Pöthe, Carl Alexander (s. Anm. 54), 380 f. 471. Ferner K. HASE, Brief an Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach (Jena, 7. Dezember 1880), Weimar, ThHStA, Großherzogliches Hausarchiv A XXVI, Hausarchiv Carl Alexander Nr. 359. 206 Zitiert nach Pöthe, Carl Alexander (s. Anm. 54), 380 (vgl. Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach, Brief an Michelangelo Caetani, Herzog von Sermoneta, 8. März 1862 [französisch], Weimar, ThHStA, Großherzogliches Hausarchiv A XXVI, Nr. 1060c) – Vgl. auch die Bemerkungen Carl Alexanders über einen Besuch in Hases Bergvilla (Tagebuch vom 12. Juli 1874 [französisch], Weimar, ThHStA, Großherzogliches Hausarchiv A XXVI, Nr. 1971). 207 Vgl. Jena, Maria Pawlowna (s. Anm. 185), 282: „Es ist nicht ganz eindeutig, ob die ‚Rosen-Vorträge‘ zuerst bei den literarischen Abenden präsentiert wurden, ob es umgekehrt war oder ob die Veranstaltungen sich zeitlich und inhaltlich vermischten. … Wie es

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B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

daran deutlich, dass er seine Vorträge teilweise in beiden Kreisen hielt. Aus den Quellen ist aber ebenso erkennbar, dass Hase auf die verschiedenen Hörerkreise dennoch Rücksicht zu nehmen wusste. 4.2.2 Überblick über die Vorträge zwischen 1846 und 1875 Für den folgenden Überblick der zwischen 1846 und 1875 gehaltenen Vorträge Hases sind die Ankündigungen in der lokalen Presse208 und weitere Quellen209, aber auch Hases Tagebücher und die Vorworte der später im Druck publizierten Vorträge verwendet. Sie werden bei Nichtübereinstimmung von Daten kritisch gegeneinander abgewogen. Leider lassen sich nicht für alle Vorträge die wünschenswerten Daten ermitteln.210 Nr.

Ort und Datum

Titel 211

1

Jena, 6. Februar 1846

2

Jena, 4. Dezember 1850212

Savonarola Über das Reich der Wiedertäufer

auch gewesen sein mag: Das geistig-wissenschaftliche Leben in Weimar und Jena – zwischen Hof und Universität – war über Inhalte und Persönlichkeiten miteinander verbunden.“ Vgl. auch Kretschman, Die literarischen Abende der Großherzogin Maria Paulowna (s. Anm. 171), Bd. 75, 444. 208 Die Rosenvorlesungen in Jena wurden in der lokalen Zeitung (erst in den Anzeigen in den „Privilegirten Jenaischen Wochenblättern“, später in den „Blättern von der Saale“ und der „Jenaischen Zeitung“) angekündigt, und zwar mit exaktem Termin und genauem Titel. 209 Für die Abende in Weimar sind sowohl Angaben in der einschlägigen Literatur verwendet als auch drei erhaltene Mitschriften von den wissenschaftlichen und literarischen Abenden Maria Pawlownas (siehe dazu unten Anm. 213, 217 und 218). 210 Dies gilt vor allem für die Vorträge, die Hase in Weimar gehalten haben könnte. Auch eine Durchsicht der entsprechenden Jahrgänge der Fourierbücher, die die Gäste an der Weimarer Hoftafel verzeichnen, war leider ohne Erfolg. Der Ort und das Datum folgender Vorträge konnte nicht nachgewiesen werden: Kampfspiele und Nachklänge, Geistliche Diaspora im classischen Drama des Franzosen, Theater und Kirche. Über den Vortrag Pantheon und Peterskirche ist immerhin bekannt, dass Hase ihn 1858 schrieb und er sich offenbar „im Pult erhalten“ hat, bevor er ihn 1880 publizierte (Hase, Rosenvorlesungen kirchengeschichtlichen Inhalts [s. Anm. 176], 435). 211 Vgl. Privilegirte Jenaische Wochenblätter 1846, Nr. 9 (31. Januar 1846), 33. Hase erwähnt, dass der Erbgroßherzog Carl Alexander anwesend war, vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 72. Vgl. auch K. HASE, Brief an Maria Pawlowna von Sachsen-Weimar-Eisenach (Jena, 10. August 1851), Weimar, ThHStA, Großherzogliches Hausarchiv A XXV, Korrespondenzen H 35. – Als Vortragstag ist der 4. Februar angegeben. Wahrscheinlich liegt hier ein Irrtum vor: der 4. Februar 1846 war ein Montag, die Abende fanden jedoch immer mittwochs statt, also hier am 6. Februar.

4. Die kirchengeschichtliche Vortragstätigkeit

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3

Weimar, 22. Februar 1851213 Jena, 5. März 1851214

Die Jungfrau von Orleans

4

Jena, 24. Januar 1855215

Über Fichte’s Entsetzung von seiner hiesigen Professur

5

Jena, 16. Januar 1856216 Weimar, 18./25. Februar 1856217

Über Franz von Assisi

6

Weimar, 28. September 1857218 Die geistlichen Schauspiele des Mittelalters Jena, 3. März 1858219

212

Vgl. Vermischte Anzeigen, Blätter von der Saale. Nebst privilegirten Jenaischen Wochenblättern 1850, Nr. 142 (3. Dezember 1850), 645; ferner Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 90. 213 Vgl. den Eintrag des Datums auf einer Mitschrift des Vortrags (48 S.): [Anonym,] Nachschrift des Vortrages von Hase, Die Jungfrau von Orleans, Großherzogliches Hausarchiv A XXV Maria Pawlowna (Akten), Nr. 470. Hier ist auch vermerkt, dass Hase den Vortrag nur bis zur Hälfte gehalten hatte. – In der Übersendung der „Neuen Propheten“ an Maria Pawlowna erwähnt Hase den Vortrag in Weimar, vgl. Hase, Brief an Maria Pawlowna von Sachsen-Weimar-Eisenach (Jena, 10. August 1851), Weimar, ThHStA, Großherzogliches Hausarchiv A XXV, Korrespondenzen H 35. 214 Vgl. Blätter von der Saale. Nebst privilegirten Jenaischen Wochenblättern 1851, Nr. 26 (4. März 1851), 107; ferner Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 91–93. – In den „Blättern von der Saale“ ist vermerkt, dass Hase mit dieser Vorlesung für den Archäologen Karl Bernhard Stark (1824–1879) einsprang, der wegen Unwohlseins seinen ursprünglich geplanten Vortrag nicht halten konnte. 215 Vgl. Vermischte Anzeigen, Blätter von der Saale. Nebst privilegirten Jenaischen Wochenblättern 1855, Nr. 9 (20. Januar 1855), 43; ferner Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 116. 120. 216 Vgl. Vermischte Anzeigen, Blätter von der Saale. Nebst privilegirten Jenaischen Wochenblättern 1856, Nr. 7 (14. Januar 1856), 32. 217 Vgl. den Eintrag des Datums auf einer Mitschrift des Vortrags (71 S.): [Anonym,] Nachschrift des Vortrages von Hase, Über Franz von Assisi, Großherzogliches Hausarchiv A XXV Maria Pawlowna (Akten), Nr. 468; vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 117. 119. – Vgl. auch den Brief Hases an Maria Pawlowna, den er der Zusendung des „Franz von Assisi“ beigelegt hatte, und die Anspielung Hases auf die Bitte Marias, einen Vortrag zu halten: K. HASE, Brief an Maria Pawlowna von Sachsen-Weimar-Eisenach (Jena, 3. März 1856), Weimar, ThHStA, Großherzogliches Hausarchiv A XXV, Korrespondenzen H 35. 218 Vgl. den Eintrag des Datums auf einer Mitschrift des Vortrags (47 S.): [Anonym,] Nachschrift des Vortrages von Hase, Die geistlichen Schauspiele des Mittelalters, Großherzogliches Hausarchiv A XXV Maria Pawlowna (Akten), Nr. 469; vgl. den Brief Hases an Maria Pawlowna, offenbar mit der Zusendung des gerade erschienenen Buchs „Das geistliche Schauspiel“: „Eine huldreiche Frage Ew. Kaiserl. Hoheit vom vorigen Herbste und der Wunsch etwas zu haben, das ich so hoher Theilnahme vorlegen könnte, hat mich auf alte Ferien-Studien zurückgeführt und das ehrerbietigst beigeschloßne Buch von den geistlichen Schauspielen, dessen erstes Capitel mir vergönnt war vor Ew. Kaiserl. Hoheit zu lesen, hervorgebracht.“ Hase bittet die Fürstin, „das Ganze, wie es sich von jenem

116

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

7

Jena, 16. Dezember 1857220

Lessings Nathan der Weise

8

Weimar, o. D., 1857221

Wiedergeburt des geistlichen Dramas in Spanien

9

Jena, 22. Februar 1860222 Weimar, im November 1860223

Die Epigonen der Reformation und der Kanzler Krell

10

Jena, 13. Februar 1861224 Weimar, 19. Dezember 1872225

Über einen falschen Messias

11

Jena, 9. Dezember 1863226

Die Visionen der heiligen Katharina von Siena

Anfange fortgesponnen hat, in gewohnter Milde auf[zu]nehmen“ (K. H ASE, Brief an Maria Pawlowna von Sachsen-Weimar-Eisenach [Jena, 19. Juli 1858], Weimar, ThHStA, Großherzogliches Hausarchiv A XXV, Korrespondenzen H 35). 219 Vgl. Vermischte Anzeigen, Blätter von der Saale. Nebst privilegirten Jenaischen Wochenblättern 1858, Nr. 25 (27. Februar 1858), 105. 220 Vgl. Vermischte Anzeigen, Blätter von der Saale. Nebst privilegirten Jenaischen Wochenblättern 1857, Nr. 147 (15. Dezember 1857), 663. 221 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 124. Ein Vortrag in Weimar ist jedoch in den genannten Akten und Quellen nicht nachweisbar. 222 Vgl. Vermischte Anzeigen, Blätter von der Saale. Nebst privilegirten Jenaischen Wochenblättern 1860, Nr. 22 (21. Februar 1860), 99. Hase bemerkt, dass sein Vortrag, der „veranlaßt durch Richards quellenmäßiges, aber schlecht geschriebnes Buch“ gewesen sei, „eine in dem Gegenstande berechtigte Anerkennung“ fand (Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 8], 149 f). Hase bezieht sich hier offenbar auf A. V. RICHARD, Der kurfürstlich sächsische Kanzler Dr. Nicolaus Krell. Ein Beitrag zur sächsischen Geschichte des 16. Jahrhunderts, 2 Bde., Dresden 1859. 223 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 150. Ein Vortrag in Weimar ist jedoch in den genannten Akten und Quellen nicht nachweisbar. 224 Vgl. Vermischte Anzeigen, Blätter von der Saale. Nebst privilegirten Jenaischen Wochenblättern 1861, Nr. 17 (9. Februar 1861), 67. 225 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 243. 226 Vgl. Vermischte Anzeigen, Blätter von der Saale. Nebst privilegirten Jenaischen Wochenblättern 1863, Nr. 291 (6. Dezember 1863), unpag. – Schon während seiner Arbeit an „Franz von Assisi“ 1854 spielte Hase mit dem Gedanken, sich mit der Heiligen zu beschäftigen: „So als ich das Leben des heiligen Franz von Assisi schrieb, kam mir die Lust ein Lebensbild der heiligen Caterina von Siena daneben zu stellen, denn weit geistesverwandter ist sie ihm, obwohl einem andern Jahrhundert angehörig, als etwa sein Zeitgenosse der andre große Ordensgründer“ (K. HASE, Caterina von Siena. Ein Heiligenbild, in: DERS., Heilige und Propheten, hg. von G. KRÜGER, Leipzig 1892 [GW; 5,1], 145–352, hier 147). Doch erst nach Vollendung der „Polemik“ im Herbst 1862, also knapp zehn Jahre später, begann er mit der Arbeit. Bereits Ostern 1863 war Hase mit der Niederschrift fertig. Er plante aber, vor der Veröffentlichung der Schrift dieselbe noch als Vortrag zu halten und wartete daher mit der Publikation, bis er den Vortrag gehalten hatte (vgl. Ders., Caterina von Siena, ebd., und Ders., Annalen meines Lebens [s. Anm. 8], 163).

4. Die kirchengeschichtliche Vortragstätigkeit

117

12

Jena, 1. März 1865227

Gregor VII.

13

Jena, 15. Januar 1868228

Über das Verhältniss der ersten französischen Revolution zur Kirche

14

Weimar, im Dezember 1875229

Äneas Silvius Piccolomini

4.2.3 Inhaltliche und sonstige Besonderheiten Bei einer Übersicht über Hases Vortragstätigkeit können vier Komplexe von einander abgehoben werden. Zu einem ersten Komplex zählen drei Vorträge, die Hase zwischen 1846 und 1851 in Jena und Weimar gehalten hat (Nr. 1 bis 3). Sie wurden nicht nur unter dem Titel „Neue Propheten“ gemeinsam publiziert, sondern haben, wie Hase im Vorwort zur Druckausgabe mitteilt, als Vorträge von vornherein den Zweck gehabt, das „nachgeborne… Prophetentum“230 innerhalb des Christentums darzustellen. Eine äußere Veranlassung für die Wahl sowohl dieses Oberthemas als auch der Gegenstände der einzelnen Vorträge ist nicht nachweisbar. Hase hat sich hier wohl gänzlich einem individuellen Interessenschwerpunkt gewidmet. Offensichtlich tritt hier die individuelle Eigenart Hases als Kirchengeschichtsschreiber besonders deutlich hervor.231 Ferner war sich Hase der oben dargelegten Funktion seiner freien Vorträge als Schnittstelle zur 227 Vgl. Vermischte Anzeigen, Blätter von der Saale. Nebst privilegirten Jenaischen Wochenblättern 1865, Nr. 50 (28. Februar 1865), unpag. 228 Vgl. Vermischte Anzeigen, Blätter von der Saale. Nebst privilegirten Jenaischen Wochenblättern 1868, Nr. 12 (15. Januar 1868), unpag. 229 Schon 1842 arbeitete Hase intensiv an der Biographie von Piccolomini, vollendete sie jedoch nicht (vgl. Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 8], 45). Ein Jahr später veröffentlichte er „Einige Bemerkungen“ über dessen „De gestis Basileensis Concilii“ (siehe dazu unten Anm. 303). 1854 beschäftigte er sich wiederum mit dem späteren Papst Pius II. und suchte in den Bibliotheken Roms die Geschichte des Basler Konzils von Piccolomini (vgl. Ders., Annalen meines Lebens [s. Anm. 8], 107; Ders., Rosenvorlesungen kirchengeschichtlichen Inhalts [s. Anm. 176], 482). In den Jahren 1871 und 1872 arbeitete Hase den Stoff für eine „Rosenvorlesung“ aus (vgl. Ders., Annalen meines Lebens [s. Anm. 8], 241. 243), hielt ihn aber dann offenbar doch nicht in Jena (eine entsprechende Anzeige im Wochenblatt fehlt), sondern erst 1875 in Weimar (vgl. ebd., 263). Ein Nachweis in Weimar konnte nicht gefunden werden. Vgl. aber auch die entsprechende Bemerkung Hases bei Abdruck der Vorlesung in der „Protestantischen Kirchenzeitung“ im August 1876, die Vorlesung im Dezember 1875 im Weimarer Schloss gehalten zu haben: K. HASE, Enea Silvio de’ Piccolomini. Eine nichtakademische Vorlesung, PKZ 23 (1876), Nr. 34 (19. August 1876), 717–724; Nr. 35 (26. August 1876), 733–740, hier 717. 230 Hase, Neue Propheten (s. Anm. 180), VII. 231 Zur Bedeutung des Prophetentums für Hases Kirchengeschichte siehe unten Teil D, S. 256–263.

118

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

außeruniversitären Öffentlichkeit bewusst. Er vermerkt im Vorwort der Druckausgabe, dass er seine Vorträge beispielhaft für eine Art von Kirchengeschichtsschreibung konzipiert habe, die „zwar nicht für das Volk im großen Sinne, doch aus den Schranken der theologischen Schule heraustretend für den Kreis allgemeiner Bildung“232 interessant ist. Hase bemühte sich also in diesen Vorträgen dezidiert um eine Darstellungsart, die den akademischen Horizont überschreitet. Er ergriff die ihm durch äußere Umstände zugewachsene Gelegenheit, vor einem weiteren und disparaten Publikum zu sprechen, mit einer angepassten Darstellungsweise. Ein zweiter Komplex besteht aus zwei Vorträgen (Nr. 4 und 5), die in gewisser Hinsicht eng an den ersten anschließen, da Hase mit diesen Reden das Thema des Prophetentums weiter verfolgte.233 An diesen Vorträgen wird zudem deutlich, dass Hase auf den Kreis, in dem er vortrug, teils Rücksicht zu nehmen gezwungen war, teils von sich aus Rücksicht nahm. So hatte er ursprünglich geplant, den Vortrag über Fichtes Amtsenthebung am Hof in Weimar zu halten und dazu schon vor 1854 Akten über den Bruch Fichtes mit Jena gesichtet. Der Plan scheiterte jedoch an dem für die Auswahl der Vorträge zuständigen Minister Christian Wilhelm Schweitzer,234 der wohl befürchtete, dass der Weimarer Hof von Hase in ein problematisches Licht gerückt werden könnte. Hase hielt daher den Vortrag ausschließlich in Jena. Den anderen Fall repräsentiert der zweite Vortrag, den Hase 1856 in Weimar und Jena hielt. Das Thema dieses Vortrags wählte er gezielt, um bei den „Literarischen Abenden“ in Weimar einen

232

Hase, Neue Propheten (s. Anm. 180), VIII. Dies ist aus einer Bemerkung Hases im Vorwort zum „Jenaischen Fichte-Büchlein“ zu erschließen. Dort teilt er mit, dass er zunächst beabsichtigte, beide Vorträge gemeinsam als einen zweiten Teil der „Neuen Propheten“ mit dem Untertitel „Ein Heiliger und ein Philosoph“ zu veröffentlichen. Der Plan kam aus Gründen nicht zustande, die kaufmännischen Überlegungen seines Verlegers entstammten, vgl. K. HASE, Jenaisches FichteBüchlein, in: Ders., Vaterländische Reden und Denkschriften (s. Anm. 142), 503–573, hier 506. 234 Bereits 1848 wollte Hase entsprechende Akten einsehen, vgl. das Schreiben an Schweitzer: K. HASE, Brief an Christian Wilhelm Schweitzer (Jena, 29. Januar 1848), Weimar, GSA, 86/I,3,14. Vgl. auch Hases Tagebuchbericht aus dem Jahr 1854: Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 116: „die damals beabsichtigte Vorlesung war mir verleidet worden, als Schweizer mir dasselbe im Ministerium escamonirte; Watzdorf hatte mir es jetzt wieder herausgegeben, wenn auch mit der Antwort, es scheine, die schöne Zeit sei schon wieder weit, weit hinter uns, wo man solche Mitteilungen für unbedenklich halten durfte.“ – Hases Differenzen mit Schweitzer hinderten ihn im übrigen nicht daran, weiter die Verbindung zu halten. Hase sandte Schweitzer beispielsweise im Dezember des gleichen Jahres den von ihm herausgegebenen zweiten Teil des Nachlasses von Caroline von Wolzogen zu, vgl. K. HASE, Brief an Christian Wilhelm Schweitzer (Jena, 31. Dezember 1848), Weimar, GSA 86/I,3,14. 233

4. Die kirchengeschichtliche Vortragstätigkeit

119

passenden Vortrag zu präsentieren.235 Beide Fälle der Rücksichtnahme widersprechen aber nicht der oben gegebenen Einschätzung, dass die freien Vorträge Hases in besonderem Maße seine Eigenart als Kirchenhistoriker spiegeln, sind ihm die Themen doch nicht vorgegeben worden. Sichtbar wird daran erneut, dass Hase eine Zielgruppe außerhalb des akademischen Publikums und der entsprechenden Regeln ansprach und sich darauf gezielt einstellte. Einen dritten Komplex innerhalb der Vorträge Hases bilden drei Reden (Nr. 6 bis 8), die er in relativ kurzer Zeit in den Jahren 1857 und 1858 gehalten hat. Sie hängen thematisch zusammen und sind später gemeinsam mit drei weiteren Texten publiziert worden. Der Vortragskomplex kreist um das Verhältnis von Literatur und Theater auf der einen und Kirche auf der anderen Seite und wird an einzelnen Epochen und Ländern exemplifiziert. Für die Wahl der Thematik legen sich mehrere Interpretationsmöglichkeiten nahe.236 Zunächst hatte Hase seit seiner Jugend eine besondere Beziehung zu Literatur und Theater. Entsprechend vermerkte er in seinem Tagebuch: „Es war ein Anklang an Beschäftigungen meiner Jugend.“237 Immer wieder berichtete Hase in den „Idealen und Irrthümern“ von schriftstellerischen Versuchen.238 In seiner Leipziger Studienzeit notierte Hase, er wolle „Dichter, Philosoph, Theolog“239 werden. Als erste gedruckte Schrift liegt von ihm aus Erlangen „Ein Fastnachtsspiel“ von 1822 vor.240 Auch als er auf eine akademische Karriere hinarbeitete, blieb Hase an Literatur und Kunst interessiert. Es wurde bereits erwähnt, dass er sich 1825 in Dresden dem literarischen Kreis um Tieck anschloss.241 Er schreibt in seinen Erinnerungen: „Neben der Erquickung der Bildergalerie war das Theater mein Luxus. Ich habe … an Dramen und Opern so ziemlich alles genossen, was zu dieser Zeit über die deutsche 235

Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 117. Als konkreter Anreiz lässt sich die im Vorwort der Druckausgabe mitgeteilte Beobachtung Hases identifizieren, dass innerhalb weniger Jahrzehnte eine größere Zahl von Publikationen und vor allem Quelleneditionen zu Schauspielen, besonders des Mittelalters, erschienen waren, vgl. K. HASE, Das Geistliche Schauspiel. Geschichtliche Übersicht (1858), in: Ders., Theologische Erzählungen, Geistliches Schauspiel und Rosenvorlesungen (s. Anm. 176), 239–432, hier 239. 237 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 123. 238 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 110), 32 f. Hase arbeitete an einer Schrift, die er „Die Troubadours“ nannte. 239 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 110), 32. Vgl. auch 16 f. 20 f. 24. 240 K. HASE, Ein Fastnachtsspiel. Denen wohllöblichen Reichsständen zur Erinnerung einer fröhlichen Burschenschaft ehrfurchtsvoll geweiht von einem wohlbestallten Reichsnachtwächter, und durch kaiserliches, allergnädigstes Privilegium gegen Nachdruck gesichert, Germania, gedruckt in diesem Jahre [Erlangen 1822]. Das „Fastnachtsspiel“ ist mehrfach abgedruckt worden, etwa in: DERS., Züge und Zustände aus dem Erlanger Studentenleben. Mit historischen Notizen über die Friedrich-Alexanders-Universität und dem Programm zu den Feierlichkeiten bei ihrem hundertjährigen Jubiläum von einem ehemaligen Erlanger Studenten, Nürnberg / Erlangen 1843, 64–88. 241 Siehe dazu oben Teil A, S. 39. 236

120

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

Bühne ging.“242 In den „Annalen meines Lebens“ sind häufiger Theaterbesuche, vor allem während der Reisen Hases erwähnt.243

Die Wahl dieses thematischen Komplexes kann ferner als Ausdruck der für Hase typischen Einbeziehung kulturgeschichtlicher aber auch frömmigkeitsgeschichtlicher Aspekte in seine Kirchengeschichtsschreibung gedeutet werden.244 Schließlich ist zu erwägen, ob nicht die Rücksicht auf die Interessen des Hörerkreises in Weimar eine gewisse Rolle bei der Auswahl gespielt hat. Möglich, aber nicht zu erweisen ist, dass sich die Gesellschaft der „Literarischen Abende“ für eine solche kulturhistorische Ausweitung kirchengeschichtlicher Fragestellungen besonders empfänglich zeigte. Einen vierten und letzten Komplex bilden sechs Vorträge, die Hase zwischen 1860 und 1875 in Jena und Weimar gehalten hat. Sie sind nicht unter ein gemeinsames Thema zu stellen, vielmehr setzt Hase in den thematisch recht disparaten Beiträgen die aufgezeigten Leitmotive fort, so etwa die Orientierung an einzelnen, teils als prophetisch anzusprechenden Gestalten (Nr. 9–12 und 14). Dass diese Vorträge nicht mehr unter ein neues eigenständiges Thema zu stellen sind, wird auch daran sichtbar, dass sie bis auf den selbständig publizierten Vortrag über Katharina von Siena (Nr. 11) gemeinsam unter dem rein formalen Titel „Rosenvorlesungen kirchengeschichtlichen Inhalts“ veröffentlicht wurden. Aus einer Notiz in Hases Tagebüchern lässt sich erschließen, dass er sich 1875/76 selbst dazu entschloss, seine Vortragstätigkeit zu beenden, wofür man gewiss das fortgeschrittene Alter in Rechnung stellen kann.245 Blickt man auf die beschriebene kirchengeschichtliche Vortragstätigkeit zwischen 1846 und 1875 zurück, so wird deutlich, dass sich in diesem Wirkungsfeld des Kirchenhistorikers Hase individuelle Neigungen mit ihm begegnenden institutionellen Zusammenhängen glücklich verbanden. In beiden Kreisen bestand Interesse an höherer Bildung. Hase vermochte im Kreis der Hörer der Rosenvorlesungen wie des Weimarer Hofes als Kirchenhistoriker aufzutreten und mit seinen kirchengeschichtlichen Anschauungen zu wirken, weil ihm ein entsprechendes Interesse entgegenkam. Zugleich entsprach diese Möglichkeit aber auch einer inneren Neigung Hases, Kirchengeschichte anschaulich, im besten Sinne ‚populärwissenschaftlich‘ zu vermitteln.246 Die Tatsache, dass Hase selbständig nach pas-

242

Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 110), 171. Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 40. 49 f. 92. 124. 185. 272 u. ö. 244 Siehe dazu unten Teil C, S. 227 f und Teil D, S. 276–280. 245 Nach seinem Vortrag in Weimar zu Piccolomini (Nr. 14) urteilt Hase: „mir soll es doch das letztemal gewesen sein“ (Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 8], 263). 246 Diese Einschätzung wird von dem Urteil Hases aus dem Jahr 1846 über die Publikation seiner Vorträge bestätigt, dass ihm „dadurch fast unbewußt ein Literaturzweig 243

5. Die kleineren kirchengeschichtlichen Publikationen

121

senden Themen für diese Vorträge suchte und sogar entsprechende Reden auf Vorrat verfasste, wenn er eine passende Idee hatte, zeigt, dass er diese Art Kirchengeschichte zu betreiben, gern wahrnahm.

5. Die kleineren kirchengeschichtlichen Publikationen 5. Die kleineren kirchengeschichtlichen Publikationen

Hase publizierte während seiner akademischen Laufbahn in verschiedenen Zeitschriften eine Reihe kirchengeschichtlicher Aufsätze und weitere selbständig erschienene Schriften geringeren Umfangs. Diese Formen der Veröffentlichung stellen ein eigenständiges, nun zu analysierendes Wirkungsfeld des Kirchenhistorikers Hase dar. 5.1 Die kleineren Formen der Wissenschaftspublizistik als Ausdruck einer Forscherbiographie Selbständig veröffentlichte kleinere Abhandlungen sowie Aufsätze oder Artikel in Zeitungen und Zeitschriften sind Formen der Wissenschaftspublizistik, die die wissenschaftliche Biographie eines Forschers in besonderer Weise spiegeln. Jenseits von – vor allem heute üblichen – umfangreichen, oft über einen längeren Zeitraum entstehenden Qualifikationsschriften, großen Monographien oder Lehrbüchern mit didaktischer Abzweckung sind sie Ausdruck ‚wissenschaftlicher Alltagsarbeit‘. Als solche zeigen sie einerseits häufig die speziellen Interessen eines Wissenschaftlers, andererseits auch die Auseinandersetzung mit ihn aktuell bewegenden Impulsen und Fragestellungen. Für die Untersuchung der wissenschaftlichen Biographie eines protestantischen Theologen sind diese kleineren Formen der Wissenschaftspublizistik aus zwei Gründen von besonderem Interesse. Einerseits dokumentieren sie die Charakteristik und die Wandlungen seiner Position unter Umständen deutlicher als beispielsweise eine Lehrbuchdarstellung, die auf kanonische Wissensbestände der jeweiligen Fachkultur der Theologie bzw. der Kirche bezogen ist. Andererseits kommt vor dem Hintergrund der Veränderungen der theologischen Wissenschaftspublizistik seit der Jahrhundertmitte247 der Fachdiskussion im Medium der Zeitschriften ein besonderer Wert zu, weil sich damit ganz neue Möglichkeiten und Notwendigkeiten des Diskurses eröffneten.248 Theologische Äußerungen, die im Medium der Zeitschriften

entstanden [sei], für den sich meine kirchenhistorische Anschauung nicht übel schickte“ (Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 8], 72). 247 Vgl. dazu Wischmeyer, Theologiae Facultas (s. Anm. 60), 355–359. 248 Vgl. V. DREHSEN, Fachzeitschriftentheologie. Programm und Profil eines Gattungstyps moderner Praktischer Theologie, am Beispiel der ‚Monatsschrift für die kirchli-

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B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

an die Öffentlichkeit traten, waren schon aufgrund ihres Ortes als positionell gekennzeichnet. 5.2 Die kleineren kirchenhistorischen Beiträge Hases 5.2.1 Die einschlägige Publikationstätigkeit Unter die Kategorie der hier zu untersuchenden kleineren Publikationen fallen alle Aufsätze und Beiträge, die Hase in Zeitschriften oder Sammelwerken veröffentlichte. Dazu gezählt werden außerdem eine Anzahl von Schriften, die Hase zwar selbständig publizierte, aber einen geringeren Umfang aufweisen.249 Ausgeschlossen bleiben alle Veröffentlichungen, die der Gattung des Lehrbuchs oder der Gesamtdarstellung zuzurechnen sind,250 ferner die von Hase herausgegebenen Schriften und die Rezensionen.251 Legt man diese Kriterien zugrunde, so lassen sich etwa 120 kleinere Beiträge Hases identifizieren, die zwischen 1822 und 1890 erschienen sind.252 Sie gelten verschiedenen Themen und spiegeln die Vielfalt der Interessen und theologischen Arbeitsgebiete Hases. Dabei dominieren die nichtselbständigen Beiträge. Lässt man den Umfang der Schriften außer Acht, so nimmt diese Art der Publikation etwas mehr als die Hälfte der Gesamtzahl der Veröffentlichungen Hases ein. Mit Blick auf die oben konstatierte Bedeutung der kleineren Formen der Wissenschaftspublizistik als Ausdruck der wissenschaftlichen Alltagsarbeit ist besonders relevant, dass sich für eine größere Zahl der hier zu behandelnden Schriften und Aufsätze die Hintergründe und Anlässe, die zu ihrer Abfassung und Veröffentlichung führten, rekonstruieren lassen. Die Erhellung dieser Hintergründe ist etwa auf der Basis der Vorworte, aufgrund von Tagebuchaufzeichnungen oder erhaltenen Briefen möglich. Es zeigt sich, dass die kleineren Beiträge Hases ein Nebenprodukt seiner Vorbereitungen

che Praxis‘ (1901–1920), in: F. W. GRAF / H. M. MÜLLER (Hg.), Der deutsche Protestantismus um 1900, Gütersloh 1996 (VWGTh; 9), 67–100, bes. 67–71. 249 Dazu zählen auch Hases Qualifikationsschriften. Die kleineren selbständigen Schriften spielen unter seinen Publikationen eine wichtige Rolle. Hase hat diese Form der wissenschaftlichen Äußerung gern benutzt und ist darum neben Neander als der „bedeutendste Förderer“ (C. L AMB, Die Eigenart Karl von Hases als Kirchengeschichtsschreibers, DEBl 29 [1904], 777–787, hier 783), sogar als „Meister der kirchengeschichtlichen Monographie“ (F. W. BAUTZ, Hase, Karl August von, BBKL 2 [1990], 581–586, hier 584) bezeichnet worden. 250 Soweit diese Art von Veröffentlichungen für die kirchengeschichtliche Tätigkeit Hases relevant sind, sind sie oben behandelt, S. 98–100 und S. 100–105. 251 Siehe unten den Abschnitt zur Rezensionstätigkeit, S. 147–166. 252 Mehrere Auflagen einer Schrift sind dabei berücksichtigt, weil Hase teilweise deutliche Änderungen vornahm.

5. Die kleineren kirchengeschichtlichen Publikationen

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auf Lehrveranstaltungen sein konnten,253 eine Reaktion auf neu erschienene und ihn bewegende Publikationen,254 ein Abdruck bereits gehaltener Vorlesungen und Vorträge255 oder auch aus dem Zusammenhang kirchenpolitischer oder theologischer Auseinandersetzungen entsprangen.256 Es gibt zudem wenige Fälle, in denen Hase aufgrund der Bitte von Verlegern oder Herausgebern kleinere Beiträge schrieb.257 Die Entstehungshintergründe lassen sich aber nicht in allen Fällen aufhellen. Ein äußerer Blick auf die von Hase publizierten Aufsätze und kleinen Schriften zeigt die interessante Veränderung, dass die Anzahl dieser Veröffentlichungen während seines wissenschaftlichen Wirkens ungleich verteilt ist. Während Hase zwischen 1820 und 1849 insgesamt 20 solcher Aufsätze und Schriften drucken ließ, waren es in den zehn Jahren zwischen 1850 und 1859 allein 41. In den letzten Dezennien seines Lebens seit 1860 253 Aus den „Idealen und Irrthümern“ ist zu entnehmen, dass Hases Aufsätze von 1824 und 1827 (K. HASE, Ueber die Hebräer, an welche der im Kanon befindliche Brief gerichtet ist: ein Versuch, NKJTL 2 [1824], 265–289; DERS., Beitrag zur Geschichte des ersten christlichen Pfingstfestes, ZWTh(S) [1827], 1. Bd., 2. Heft, 264–276) aus der Arbeit für seine neutestamentlichen Lehrveranstaltungen in Tübingen und Leipzig hervorgegangen waren; vgl. etwa Ders., Ideale und Irrthümer (s. Anm. 110), 129. 254 Über den Anlass seines Beitrages über Antonius teilt Hase 1879 mit, dass er „nach der Erschütterung seiner Historicität durch Freund Weingarten“ dazu gekommen sei, sich mit ihm näher zu befassen (Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 8], 279). Hase notiert weiterhin: „Einige Wochen habe ich mich in eine fast neue Arbeit geworfen, gegen Freund Weingarten die Vertheidigung des Lebens des heil. Antonius als historisch und von Athanasius. Es geschah für unsre theologischen Jahrbücher und ich wollte, obwohl etwas schüchtern, doch auch einmal sehn, was ich auf diesem kritisch conservativem Gebiet vermöchte“ (ebd., 289). – Vgl. ferner Ders., Dein Alter sei wie Deine Jugend (s. Anm. 29), 35. 255 Dies gilt insbesondere für die frei gehaltenen Vorträge (siehe dazu oben S. 106–121) oder außerordentliche Vorlesungen zu Amtsantritten. 256 Zu nennen sind hier etwa die aktuellen kirchenpolitischen Studien: K. H ASE, Die beiden Erzbischöfe, Leipzig 1839 und DERS., Des Culturkampfes Ende, Leipzig 1878. 2 1878. 3 1879 oder eine in Auseinandersetzung mit Baur entstandene theologische Schrift (DERS., Die Tübinger Schule. Ein Sendschreiben an Herrn Dr. Ferdinand Christian von Baur, Leipzig 1855). Hierzu zählen auch die drei Streitschriften aus den Jahren 1834 bis 1837 (DERS., Theologische Streitschriften. Als Beilage zu dessen Hutterus redivivus und Leben Jesu, Leipzig 1834; DERS., Theologische Streitschriften. Zweites Heft: Zur Kirchengeschichte, Leipzig 1836; DERS., Theologische Streitschriften. Drittes Heft: AntiRöhr, Leipzig 1837). Hase verteidigt in diesen Schriften, die schon durch die Wahl des Titels in einen Zusammenhang gestellt werden, seine dogmatische, neutestamentliche und kirchenhistorische Konzeption. In erster Linie setzt er sich dabei mit Röhr und den mit ihm in Verbindung stehenden Autoren auseinander, im Falle der Kirchengeschichte besonders mit Gieseler (siehe dazu unten Teil E, S. 311–323). 257 So notiert er 1871, dass ihm die Biographien von Bonifatius und Erasmus aufgedrungen worden seien, vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 241. Siehe dazu unten S. 143 f.

124

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

veröffentlichte Hase immerhin noch 30 Beiträge in diesen wissenschaftspublizistischen Formen. Die größte Anzahl der nicht selbständig gedruckten Aufsätze fiel in das Jahrzehnt seines Lebens, in dem er als Mitherausgeber der „Protestantischen Kirchenzeitung“ aktiv war.258 5.2.2 Übersicht über die zugehörigen Veröffentlichungen 5.2.2.1 Das Problem der Abgrenzung Für die Untersuchung dieser kirchengeschichtlichen Veröffentlichungen Hases stellt die genaue Abgrenzung der entsprechenden Schriften eine Schwierigkeit dar. Klärungsbedürftig ist, welche der Schriften als kirchengeschichtliche Beiträge bezeichnet werden dürfen und in die Untersuchung einzubeziehen sind. Sachgemäß erscheint ein weiterer Begriff von Kirchengeschichte, der diese nicht auf eine Ereignisgeschichte der Institution beschränkt, sondern auch für religiöse, politische und kulturelle Aspekte geöffnet ist. Zwei Gründe lassen sich dafür namhaft machen. Erstens entspricht, wie bereits deutlich wurde, ein solcher Begriff von Kirchengeschichte dem Selbstverständnis Hases. Zweitens legt er sich von dem praktischen Problem her nahe, dass insbesondere im Falle von die Zeitgeschichte betreffenden Veröffentlichungen die Grenzen zwischen journalistischinformierendem Bericht, kirchenpolitischer Positionierung und kirchenhistorischer Deutung fließend sind.259 Namentlich in den Beiträgen in der „Protestantischen Kirchenzeitung“ treten diese Schwierigkeiten gehäuft auf. Einbezogen werden auch die Beiträge im Grenzbereich zur neutestamentlichen Zeitgeschichte, da Hase selbst diese Zeit als im Zusammenhang der Kirchengeschichte stehend verstand.260 Als kirchengeschichtliche Beiträge werden auch solche Schriften gewertet, die sich auf einer Metaebene mit der Kirchengeschichtsschreibung befassen. Ausgeschlossen werden im Folgenden die Beiträge Hases, die sich ausschließlich mit dogmatischen Fachproblemen beschäftigen sowie die rein politischen Schriften Hases, die er um 1848 unter dem Pseudonym „Carl von Steinbach“ veröffentlichte. Hingegen werden mehrere kirchenpolitische Denkschriften hinzugezählt, insofern sie in ihrer Argumentation auf kirchenhistorische Zusammenhänge deutlich zurückgreifen. 258

Siehe dazu unten S. 71–71. Ein Paradebeispiel für dieses Problem ist etwa die 1861 in Leipzig in zwei Auflagen erschienene Schrift: K. HASE, Der Papst und Italien. Eine Neujahrsbetrachtung, Leipzig 1861. 21861. Hase schildert die aktuellen Ereignisse in Italien um die Entstehung des Königreiches unter Viktor Emmanuel II. – was eine Einordnung als kirchenhistorische Abhandlung über die neueste Zeit ohne Frage rechtfertigt –, bemerkt aber selbst, dass es sich um eine „halb politische Broschüre“ (vgl. Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 8], 150) handele. 260 Siehe dazu auch oben S. 74 f. 259

5. Die kleineren kirchengeschichtlichen Publikationen

125

5.2.2.2 Selbständige kirchengeschichtliche Veröffentlichungen Als selbständige Publikationen Hases, die im obigen Sinne der Kirchengeschichte zugerechnet werden können, sind 27 Schriften zu nennen. Nr.

Jahr

Titel

Seitenzahl 261

1

1828

De jure ecclesiastico commentarii historici

2

1832

De jure ecclesiastico commentarii historici. Particula secunda

25

3

1836

Ad orationem audiendam … confessio fidei ecclesiae nostri temporis262

21

4

1836

Theologische Streitschriften. Zur Kirchengeschichte263

136

5

1839

Das junge Deutschland. Ein theologisches Votum in einer academischen Rede264

47

6

1839

Die beiden Erzbischöfe. Ein Fragment aus der neuesten Kirchengeschichte265

256

7

1839

Die deutsche Kirche und der Staat. Eine academische Rede266

18

8

1847

Das gute alte Recht der Kirche. Zwei academische Reden267

43

261

76

Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 110), 177 f. Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 31. 263 Vgl. ebd., 31. 264 Vgl. ebd., 31. Hase notierte in der Vorrede, dass der Gegenstand „ein nicht bloß theologisches Interesse hat“ und ihm „schon als Kirchenhistoriker, der auf den Pulsschlag einer jeden Zeit zu merken hat, nicht fremd sein konnte“ (K. H ASE, Das junge Deutschland. Ein theologisches Votum in einer academischen Rede [1837], in: Ders., Vaterländische Reden und Denkschriften [s. Anm. 142], 301–317, hier 303). Hase berichtete auch, dass er die Übersetzung aus dem Lateinischen und die Veröffentlichung nur auf Wunsch des Verlegers hin in Angriff nahm. 265 Anlass für die Entstehung der Schrift war der zwischen 1830 und 1840 währende Kölner Kirchenstreit. Als Grund für seinen Beitrag, dem Hase neben der Darstellung des Konfliktes auch seine eigene Einschätzung beigibt, sah er die Tatsache, dass bislang trotz umfänglicher Literatur über den Streit zwischen der preußischen Staatsregierung und der katholischen Kirchenregierung eine „rein historische… und parteilose… Darstellung“ (K. HASE, Die beiden Erzbischöfe. Ein Fragment aus der neuesten Kirchengeschichte, in: DERS., Theologische Reden und Denkschriften, hg. von O. VON HASE, Leipzig 1892 [GW; 10,1], 111–291, hier 113) desselben fehle; vgl. auch Ders., Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 38. 266 Bei dieser Schrift handelt es sich um die Fassung einer akademischen Rede Hases, die er als Prorektor der Universität Jena am 11. August 1838 gehalten hatte. 262

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

126 9

2

10

1847

Das gute alte Recht der Kirche. Zwei academische Reden

66

1849

Die evangelisch protestantische Kirche des deutschen Reichs. Eine kirchenrechtliche Denkschrift268

146

11

1851

Neue Propheten. Drei historisch-politische Kirchenbilder269

367

12

2

Die evangelisch protestantische Kirche des deutschen Reichs. Eine kirchenrechtliche Denkschrift

477

13

1855

Die Entwicklung des Protestantismus. Eine akademische Rede270

32

14

2

Die Entwicklung des Protestantismus. Eine akademische Rede

38

15

1855

Die Tübinger Schule. Ein Sendschreiben an Herrn Dr. Ferdinand Christian von Baur271

104

16

1856

Franz von Assisi. Ein Heiligenbild272

202

17

1856

Jenaisches Fichte-Büchlein273

100

18

1858

Das geistliche Schauspiel. Geschichtliche Übersicht274

320

1852

1855

267 Unter diesem Titel veröffentlichte Hase zwei akademische Reden: die erste, „Die deutsche Kirche und der Staat“, hatte er bereits separat gedruckt (s. Nr. 7 dieser Liste); die zweite Rede „Der Quell der Kirchengewalt“ hatte er am 6. Februar 1847 als Prorektor der Universität Jena gehalten (vgl. auch Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 8], 74). 268 Vgl. ebd., 85: „Eine Denkschrift über die Umgestaltung der deutschen Kirche … bildete für mich selbst die Vermittelung zwischen den politischen und theologischen Interessen des Revolutionsjahrs.“ 269 Unter diesem Titel veröffentlichte Hase die drei bereits erwähnten Vorträge „Die Jungfrau von Orleans“, „Savonarola“, „Das Reich der Wiedertäufer“, die er zwischen 1846 und 1851 in Jena und Weimar gehalten hatte (siehe oben Anm. 211 bis 214); vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 91. 270 Diese Schrift ist die überarbeitete Fassung einer Prorektoratsrede, die Hase am 3. Februar 1855 in Jena gehalten hatte, bevor er im SS 1855 das Amt übernahm; vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 117. 271 Vgl. ebd., 117 f. Zu diesem viel beachteten Disput über Methodik und Grundlagen der Kirchengeschichtsschreibung siehe unten Teil E, S. 323–341. 272 Bei dieser Schrift handelt es sich um die gedruckte Variante seines 1856 in Jena und Weimar gehaltenen Vortrages (siehe oben Anm. 216 und 217); vgl. auch Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 117. 119 f. 273 Auch dieses Buch ist die schriftliche Fassung seines 1855 in Jena gehaltenen Vortrages (siehe oben Anm. 215), vgl. auch Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 120. Hase ergänzte seinen Vortrag hier um Beilagen von bisher unbekannten Aktenstücken, die den Ablauf der Ereignisse um Fichtes Amtsenthebung in Jena und Weimar erhellen.

5. Die kleineren kirchengeschichtlichen Publikationen

19

2

20

1861

127

Neue Propheten. Drei historisch-politische Kirchenbilder275

470

1861

Der Papst und Italien. Eine Neujahrsbetrachtung276

55

21

2

Der Papst und Italien. Eine Neujahrsbetrachtung

62

22

1863

Vier akademisch-protestantische Reden277

116

23

1864

Caterina von Siena. Ein Heiligenbild278

305

24

1878

Des Culturkampfes Ende279

40

25

2

1878

Des Culturkampfes Ende

40

26

3

1879

Des Culturkampfes Ende: eine Denkschrift

80

27

1880

Rosenvorlesungen kirchengeschichtlichen Inhalts280

178

1861

274 Unter diesem Titel ließ Hase einige seiner in Weimar und Jena zwischen 1857 und 1858 gehaltenen Vorträge drucken (siehe etwa oben Anm. 218 bis 221). Vgl. auch Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 123–125. Er widmete das Buch der Universität Jena anlässlich ihres 300jährigen Bestehens. 275 Die zweite Auflage der „Neuen Propheten“ erschien in drei Heften: „Die Jungfrau von Orleans“ (164 S.), „Savonarola“ (132 S.) und „Das Reich der Wiedertäufer“ (174 S.). 276 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 150. 277 Von den hier veröffentlichten vier Reden war nur die letzte neu: „Das Historische und Übernatürliche in der Religion“, gehalten am 1. August 1863. Die drei anderen Reden erschienen in dritter Auflage: „Die deutsche Kirche und der Staat“, „Der Quell der Kirchengewalt“ (bereits gemeinsam unter dem Titel „Das gute alte Recht“ gedruckt) und „Die Entwicklung des Protestantismus“. Vgl. zu der Neuausgabe auch Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 164: „Ich habe … alle vier Prorectoratsreden zusammen drucken lassen, da sie ein zweigliedriges Ganze bilden, die erste Hälfte vom Recht, die zweite vom Glauben der Kirche, beiden im edlen Sinne christlicher Freiheit.“ 278 Hase hatte das Buch bereits fertig, bevor er über das Thema in Jena vortrug; siehe dazu oben Anm. 226. 279 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 278 f und Ders., Dein Alter sei wie Deine Jugend (s. Anm. 29), 95. Hase urteilte in der Vorrede über seine Darstellung des Konflikts zwischen preußischem Staat und katholischer Kirche, dass ihm wiederum „unwillkürlich ein Fragment aus der neuesten Kirchengeschichte entstanden“ sei (DERS., Des Culturkampfes Ende. Eine Denkschrift, in: Ders., Theologische Reden und Denkschriften [s. Anm. 265], 329–370, hier 332). 280 Hierbei handelt es sich um eine Zusammenstellung von Vorträgen, die Hase zwischen 1860 und 1875 in Jena und Weimar gehalten hatte. Nach dem Ende seiner öffentlichen Vortragstätigkeit war es seine Absicht, diese Vorträge gemeinsam zu drucken, ähnlich den „Neuen Propheten“ und dem „Geistlichen Schauspiel“. Nur zwei der sechs

128

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

5.2.2.3 Nichtselbständige kirchengeschichtliche Veröffentlichungen Hase veröffentlichte Aufsätze und kleinere Beiträge in verschiedenen Zeitschriften und Sammelwerken. Außer der bereits verhandelten Frage nach der thematischen Abgrenzung stellt sich hier ebenso das Problem der Identifikation dieser Beiträge. Einige sind ohne Angabe seines Namens gedruckt worden und erst durch ihren Abdruck in den „Gesammelten Werken“ in ihrer Verfasserschaft eindeutig zu identifizieren. Weitere darüber hinausgehende Beiträge hat Bernd Jaeger identifiziert und die Bibliographie Hases entsprechend ergänzt.281 Auch mit den Ergänzungen der Angaben der „Gesammelten Werke“ durch Jaeger sind noch nicht alle nicht selbständig veröffentlichten Beiträge Hases erfasst. Zum einen konnten solche Veröffentlichungen ermittelt werden, die mit einem Kürzel publiziert wurden. In mehreren Jahrgängen der „Protestantischen Kirchenzeitung“ finden sich einige bisher unbekannte Anzeigen Hases, die er als „Dr. K. H.“ [Dr. Karl Hase], „C. v. St.“ [Carl von Steinbach], mit dem Kürzel „H.“ oder ein Einzelfällen sogar mit vollem Namen unterzeichnete. Zum anderen hat eine Durchsicht der wichtigsten Zeitschriften und Zeitungen des 19. Jahrhunderts eine Reihe von Veröffentlichungen Hases ans Licht gebracht, die bisher noch nicht bekannt waren.282 Bezieht man diese neu identifizierten Beiträge gleichberechtigt ein, so sind insgesamt 64 nichtselbständige Veröffentlichungen Hases zu identifizieren, die im obigen Sinne als kirchengeschichtlich zu werten sind. 5.2.3 Die kleineren kirchengeschichtlichen Beiträge und die Orte ihrer Publikation Bei der Beurteilung der kleineren kirchenhistorischen Beiträge und ihrer Bedeutung für Hase als Wissenschaftler ist neben Inhalt und Form der Beiträge noch ein weiterer Faktor zu beachten. Es handelt sich um den Kontext der Publikation, der für die Art der Wahrnehmung des Kirchenhistorikers Hase unter Umständen entscheidend sein konnte. Zu eruieren ist für die selbständigen Publikationen die Charakteristik des Verlages, für die nichtselbständigen Publikationen die Besonderheiten des jeweiligen Publikationsorgans oder der Hintergrund des jeweiligen Sammelwerkes. Durch die Klärung dieser Zusammenhänge lässt sich ein wesentlicher Anteil Reden waren bislang publiziert, zudem in verschiedenen Zeitschriften. So veröffentlichte Hase die thematisch disparaten Vorträge 1880 gemeinsam, die Vorrede datiert auf den 1. November 1879. Die mündliche Form der Vorträge behielt er für die Publikation bei. 281 Vgl. die Nummern 54, 88, 105, 107, 108, 161, 177 der Bibliographie Jaegers (Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker [s. Anm. 131], 207. 211 f. 217. 219). 282 Siehe die entsprechend gekennzeichneten Titel in der Bibliographie.

5. Die kleineren kirchengeschichtlichen Publikationen

129

des wissenschaftshistorischen Kontexts erhellen, in dem Hase wirkte. Im Folgenden wird so vorgegangen, dass zunächst die Spezifika des Ortes der Publikation bedacht und anschließend die als kirchenhistorisch anzusprechenden Beiträge erfasst werden, die dort publiziert wurden. Auf dieser Grundlage werden schließlich Besonderheiten und inhaltliche Schwerpunkte reflektiert. Den größten Teil seiner selbständigen kirchengeschichtlichen Schriften ließ Hase bei dem Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel erscheinen.283 Zu dem Leipziger Traditionsverlag war Hase, wie bereits dargestellt, durch familiäre Bande – seine Frau war eine geborene Härtel – gekommen, nachdem er zuvor in den 1820er Jahren seine kleineren Schriften bei anderen Verlagen herausgebracht hatte. Einen profilierten Ruf als theologischer Verlag hatte Breitkopf & Härtel nicht.284 Die Wirkung eines bestimmten verlegerischen Profils auf den wissenschaftlichen Theologen Hase und sein Werk ist also weitgehend auszuschließen, während umgekehrt durchaus überlegt werden kann, ob nicht die dauerhafte Verbindung für den Verlag eine positive Rückwirkung hatte. Wesentlich ergiebiger ist die Auswertung der Publikationsorte der nichtselbständigen Veröffentlichungen. Die überwiegende Zahl der als kirchenhistorisch anzusprechenden Aufsätze und Beiträge publizierte Hase in zwölf Zeitschriften bzw. Zeitungen und einem Sammelwerk. Für eine angemessene Beurteilung muss beachtet werden, dass sich in der Vielfalt der theologischen und kirchlichen Zeitungen und Zeitschriften ein typisches Kennzeichen der protestantischen Theologie des 19. Jahrhunderts spiegelt: ihre Pluralität, das unaufhebbare Nebeneinander profilierter und konkurrierender Positionen.285 Die für das 19. Jahrhundert charakteristische Plurali283 Lediglich drei Ausnahmen sind zu nennen: Seine beiden Qualifikationsschriften „De jure ecclesiastico commentarii historici“ und deren zweiten Teil hatte Hase 1828 und 1832 bei Hartmann in Leipzig publiziert. Die Schrift „Das junge Deutschland“ erschien in der Hinstorffschen Buchhandlung in Ludwigslust / Parchim, die 1831 von Dethloff Carl Hinstorff (1811–1882) gegründet worden war. Hinstorff druckte neben Büchern zum Schulwesen auch juristische und theologische Bücher (etwa Theodor Kliefoths Dogmengeschichte, vgl. TH. KLIEFOTH, Einleitung in die Dogmengeschichte, Parchim / Ludwigslust 1839). In den 1860er Jahren wurde der Verlag vor allem durch den Abdruck der Werke von Fritz Reuter bekannt. – Hase vermerkt in seinem Tagebuch: „Seit den Theologischen Streitschriften sind alle meine Schriften bei Breitkopf und Härtel verlegt worden“ (Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 8], 30). 284 Der Verlag Breitkopf & Härtel verlegte vornehmlich Noten und Musikalisches, theologische oder philosophische Literatur vor allem seit Mitte des 19. Jahrhunderts eher selten, vgl. dazu Hase, Gedenkschrift und Arbeitsbericht, Bd. 2: 1828–1918 (s. Anm. 144), passim. 285 Den positionellen Charakter der protestantischen Theologie des 19. Jahrhunderts hat dezidiert Dietrich Rössler herausgestellt, vgl. D. RÖSSLER, Positionelle und kritische Theologie (1970), in: DERS., Überlieferung und Erfahrung. Gesammelte Aufsätze zur

130

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

sierung von Kirche und Theologie vollzog sich in der Herausbildung verschiedener „Schulen“ und „Richtungen“ innerhalb der Theologie. Sie schufen sich wiederum eigene Publikationsorgane, die ihre positionelle Ausrichtung spiegelten.286 Insbesondere gilt dies für die „Allgemeinen Kirchenzeitungen“. Ihnen kam eine besondere Bedeutung für den Protestantismus in Deutschland zu, weil durch sie einerseits ein überregionales Einheitsbewusstsein innerhalb des Protestantismus bestärkt wurde.287 Andererseits waren die „Allgemeinen Kirchenzeitungen“ die Führungsorgane „der kirchlichen und theologischen Parteibildungen im deutschen Protestantismus des 19. Jahrhunderts“288. Die unterschiedlichen Positionen schufen und bedienten sich bewusst eines publizistischen Mediums, um neben kirchlichen auch auf politischen und kulturellen Gebieten zu wirken.289 Als herausragendes Beispiel ist etwa die 1827 von Ernst Wilhelm Hengstenberg (1802–1869) gegründete „Evangelische Kirchenzeitung“ zu nennen, die sich als „Organ der Erweckungsbewegung im Kampf gegen Rationalismus, Liberalismus und Unglauben“290 verstand.

Die Publikation in einem durch eine bestimmte Position geprägten Organ, aber auch die Mitarbeit oder gar die Herausgeberschaft daran wirkte auf den jeweiligen Theologen zurück, insofern seine Tätigkeit – vor allem bei hoher Intensität – als klarer Ausdruck der eigenen theologischen Position gelesen wurde. Im „Neuen kritischen Journal der theologischen Literatur“ veröffentlichte Hase 1824 den Aufsatz „Über die Hebräer“291. Das zwischen 1824 und 1830 existierende Journal gaben zwei Lehrer Hases heraus: Georg Benedikt Winer Praktischen Theologie, hg. von C H. ALBRECHT / M. WEEBER, Tübingen 2006 (PThGG; 1), 140–154. Vgl. ferner F. W. GRAF, David Friedrich Strauß und die Hallischen Jahrbücher. Ein Beitrag zur Positionalität der theologischen Publizistik im 19. Jahrhundert, AKG 60 (1978), 383–430, bes. 384–388. 286 Vgl. F. VOIGT, Vermittlung im Streit. Das Konzept theologischer Vermittlung in den Zeitschriften der Schulen Schleiermachers und Hegels, Tübingen 2006 (BHTh; 140), 3. 287 Vgl. G. MEHNERT, Programme evangelischer Kirchenzeitungen im 19. Jahrhundert, Witten 1972 (Evangelische Presseforschung; 2), 11 f. 288 Mehnert, Programme evangelischer Kirchenzeitungen (s. Anm. 287), 12. Vgl. auch F. W. KANTZENBACH, Das Kommunikationsproblem theologischer Zeitschriften seit dem 17. Jahrhundert und die kirchliche Presse in der heutigen ‚Öffentlichkeit‘, ZRGG 35 (1983), 193–220, hier 200. 289 Mehnert sieht dies im Kontext der Entstehung der evangelischen Presse: „Der literarisch-publizistische Säkularisierungsprozeß ließ im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts die Erkenntnis entstehen, daß sich die Kirche um der von ihr vertretenen Sache willen mit größerem Recht als alle anderen des Mediums der Presse bedienen müsse“ (Ders., Programme evangelischer Kirchenzeitungen [s. Anm. 287], 16). 290 N. BUSCHMANN, Krise und Untergang der politischen Theologie. Zum Verhältnis von Religion und Politik im Umfeld der Evangelischen Kirchenzeitung, PuN 27 (2001), 165–184, hier 173. 291 Vgl. Hase, Ueber die Hebräer (s. Anm. 253), 265–289.

5. Die kleineren kirchengeschichtlichen Publikationen

131

und Johann Georg Veit Engelhardt.292 Die Zeitschrift wird nach verbreitetem Urteil dem ausgehenden Rationalismus zugerechnet. Dies entspricht auch, wie oben mehrfach benannt, durchaus dem Profil dieser beiden Theologen.293 Ausschlaggebend für Hases Möglichkeit der Veröffentlichung eines Aufsatzes in dieser Zeitschrift wird die persönliche Verbindung zu Engelhardt, vor allem aber zu Winer gewesen sein.294 Diese frühe Publikation spiegelt mithin eher die theologische Herkunft Hases als seine individuelle Position. In der „Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie“ publizierte Hase 1827 einen „Beitrag zur Geschichte des ersten christlichen Pfingstfestes“295, der bisher in den Bibliographien der Schriften Hases übersehen wurde. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass die Zeitschrift nur kurz erschien (vermutlich zwischen 1826 und 1832) und keine Bedeutung erlangt hat. Da sie wie das „Neue kritische Journal der theologischen Literatur“ ebenfalls von Winer herausgegeben wurde, ist hier auch ein ähnliches Verhältnis Hases zu dem Organ anzunehmen, das vermutlich vorrangig auf persönlicher Beziehung beruhte. Für die „Allgemeine Kirchenzeitung“ verfasste Hase über den Zeitraum mehrerer Jahrzehnte insgesamt vier Beiträge: Nr.

Datum und Jahr

Titel

1

4. September 1827

Anmerkung zu Libri symbolici ecclesiae evangelicae sive concordia recensuit Carolus Augustus Hase

2

23. März 1837

Beantwortung einer Anfrage

3

7. Januar 1838

Zur Kritik der Evangelischen Kirchenzeitung

4

27. Juli 1851

Das verweigerte Gutachten

292

Siehe zu ihnen oben Teil A, S. 23 f und 27 f. Vgl. auch F. MILDENBERGER, Geschichte der deutschen evangelischen Theologie im 19. und 20. Jahrhundert, Stuttgart / Berlin u. a. 1981 (Theologische Wissenschaft; 10), 240. 294 Siehe dazu oben Teil A, S. 23 f, bes. Anm. 50. 295 Hase, Beitrag zur Geschichte des ersten christlichen Pfingstfestes (s. Anm. 253), 264–276. 293

132

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

Die 1822 von Ernst Christoph Philipp Zimmermann (1786–1832)296 gegründete „Allgemeine Kirchenzeitung“ war ursprünglich dem zeitgenössischen Rationalismus verpflichtet, lässt sich sogar als das populäre Organ des Rationalismus bezeichnen.297 Sie bekämpfte entschieden erweckungstheologische Strömungen innerhalb der protestantischen Theologie.298 Um 1840 wurde die „Allgemeine Kirchenzeitung“ zu einem „Organ der Unionstheologie“299. Die Charakteristik dieser Zeitung über die Verschiebungen und Neuformierungen der theologischen und kirchenpolitischen Positionen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hinweg ist in ihrem Kern über die Gegnerschaft zu konfessionalistischen und erweckungstheologischen Positionen zu bestimmen, für die etwa Hengstenberg und seine „Evangelische Kirchenzeitung“ standen. Es handelte sich bei der „Allgemeinen Kirchenzeitung“ um eine kirchliche Zeitung und nicht um ein wissenschaftlichtheologisches Fachorgan. Die Zielgruppe schloss entsprechend ausdrücklich den „gebildeten Laien“300 jenseits des theologischen Fachpublikums ein. Insofern der „Allgemeinen Kirchenzeitung“ als dezidiert kirchlicher Zeitschrift die benannte Eigenschaft der Positionalität besonders deutlich zukam, positionierte sich Hase durch seine Mitarbeit auch selbst theologisch und kirchenpolitisch im Sinne der von ihr vertretenen Richtung.301 Dass die Verbindung Hases zu dieser Zeitschrift keineswegs lose war, lässt sich daran ablesen, dass er ein Jahr nach dem Tode des Herausgebers Zimmermann 1833 – durchaus noch am Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere stehend – explizit unter den „ausgezeichneten und ehrwürdigen Männern“ genannt wurde, die Beiträge für die „Allgemeine Kirchenzeitung“ oder das 296 Vgl. zur Person H. E. SCRIBA, Zimmermann, Ernst, in: Biographisch-literärisches Lexikon der Schriftsteller des Großherzogtums Hessen im ersten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts, 1. Abtheilung: Die im Jahr 1830 lebenden Schriftsteller des Großherzogtums, Darmstadt 1831, 473–479; W. D IEHL, Zimmermann, Ernst Christoph Philipp, ADB 45 (1900), 258–260; H. HOHLWEIN, Zimmermann, Ernst, RGG3 6 (1962), 1911; TH. K. KUHN, Zimmermann, Ernst, BBKL 14 (1998), 489–492 und die Darstellung des Bruders: K. ZIMMERMANN, Ernst Zimmermann nach seinem Leben, Wirken und Charakter, Darmstadt 1833. 297 Vgl. dazu auch überblicksartig K. ACHTELSTETTER / G. MEIER-REUTTI / M. PÖHLMANN, Publizistik / Presse III. Evangelische Publizistik und Presse, TRE 27 (1997), 704–718, hier 708. Zimmermanns Allgemeine Kirchenzeitung gilt als „die erste eigentliche Kirchenzeitung“ (Kantzenbach, Das Kommunikationsproblem theologischer Zeitschriften [s. Anm. 288], 201). 298 Hohlwein, Zimmermann (s. Anm. 296), 1911; vgl. auch Mehnert, Programme evangelischer Kirchenzeitungen (s. Anm. 287), 39 f. 299 Mehnert, Programme evangelischer Kirchenzeitungen (s. Anm. 287), 20. 40. 300 Zitiert nach Mehnert, Programme evangelischer Kirchenzeitungen (s. Anm. 287), 42. 301 Es sei bereits hier darauf hingewiesen, dass Hase in dieser Zeitung bzw. ihrem Beiblatt eine umfängliche Rezensionstätigkeit entfaltete, siehe dazu unten S. 152–154.

5. Die kleineren kirchengeschichtlichen Publikationen

133

beigegebene „Theologische Literaturblatt“ verfassten.302 Hases noch darzustellendes Engagement in der „Protestantischen Kirchenzeitung“ lässt sich übrigens als Fortsetzung der hier sichtbar gewordenen Positionierung deuten. In den „Theologischen Studien und Kritiken“ veröffentlichte Hase lediglich einen Aufsatz. Es handelt sich um den 1843 erschienenen Beitrag „Einige Bemerkungen über des Aeneas Sylvius Commentarii de gestis Basileensis Concilii“303. Die „Theologischen Studien und Kritiken. Eine Zeitschrift für das gesammte Gebiet der Theologie“ – wie sie mit vollem Titel hießen – erschienen von 1828 bis 1938 jährlich in vier Heften und wurden, als Hase dort publizierte, etwa von Carl Ullmann (1796–1865), Johann Karl Ludwig Gieseler (1792–1854), Friedrich Lücke (1791–1855) und Karl Immanuel Nitzsch (1787–1868) herausgegeben.304 Um 1840 betrug die Auflagenhöhe etwa 800 Exemplare.305 Die Zeitschrift gilt als das „eigentliche Organ der Vermittlungstheologie“306. Vermittlungstheologische Ansätze verfolgten in sehr verschiedenen Schattierungen307 das Anliegen, die Gegensätze zwischen einer konfessionellen oder biblizistischen und einer freisinnigeren Theologie, etwa in der Nachfolge Hegels oder Schleiermachers, aber auch zwi302

Vgl. Zimmermann, Ernst Zimmermann nach seinem Leben (s. Anm. 296), 59. 61. K. HASE, Einige Bemerkungen über des Aeneas Sylvius Commentarii de gestis Basileensis Concilii, ThStKr 16 (1843), 709–714. Offenbar hatte Hase die Abhandlung an Ullmann gesandt und folgenden Brief mitgegeben: „Mein verehrter Freund, es ist schon lange her, daß Sie die Freundlichkeit gehabt haben, mir die Studien u. Kritiken zu eröffnen. Wollen Sie nun beifolgender Kleinigkeit gelegentlich eine Stätte geben, so sollen Sie einen schönen Dank dafür haben“ (K. HASE, Brief an Carl Ullmann [Jena, 3. Januar 1843], Heidelberg, UB.HA, H. Hs. 2808, 9). 304 Zur Entstehung vgl. H. PFISTERER, Carl Ullmann (1796–1865). Sein Weg zur Vermittlungstheologie, Karlsruhe 1977 (VVKGB; 29), 221–249. Ferner A. C HRISTOPHERSEN, Friedrich Lücke (1791–1855), Teil 1: Neutestamentliche Hermeneutik und Exegese im Zusammenhang mit seinem Leben und Werk, Berlin / New York 1999 (TBT; 94), 179–191; Teil 2: Dokumente und Briefe, Berlin / New York 1999 (TBT; 94), 414–424 und neuestens Voigt, Vermittlung im Streit (s. Anm. 286), 22–25. 305 Vgl. J. KIRCHNER, Das deutsche Zeitschriftenwesen. Seine Geschichte und seine Probleme, Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Zeitalter der Romantik, Wiesbaden 1958; Bd. 2: Vom Wiener Kongreß bis zum Ausgange des 19. Jahrhunderts, Wiesbaden 1962, hier Bd. 2, 23. Zur Höhe der Abnehmerzahl vgl. ferner Voigt, Vermittlung im Streit (s. Anm. 286), 26. 306 Mildenberger, Geschichte der deutschen evangelischen Theologie (s. Anm. 293), 246. Vgl. auch F. KATTENBUSCH, Hundert Jahre ‚Studien und Kritiken‘, ThStKr 100 (1927), I–XV, hier VI f. 307 Da dem Begriff ‚Vermittlungstheologie‘ selbst eine gewisse Unschärfe eignet, insofern sich mit dem Anliegen der Vermittlung im Einzelnen sehr unterschiedliche Positionen verbinden konnten, ist der Aussagewert einer allgemeinen Zuordnung zur Vermittlungstheologie nicht übermäßig hoch. Zum Begriff ‚Vermittlung‘ und ‚Vermittlungstheologie‘ vgl. Voigt, Vermittlung im Streit (s. Anm. 286), 5–14. 303

134

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

schen Religion und moderner Wissenschaft auszugleichen.308 Sie können in dieser spezifischen Positionalität durchaus als Reaktion auf das Phänomen der Positionalität gedeutet werden.309 Hases Nähe zum Herausgeberkreis der „Theologischen Studien und Kritiken“ darf angesichts der Tatsache, dass er hier nur einen kleineren Aufsatz publizierte, nicht unterschätzt werden. Zwar kamen in dieser Zeitschrift nicht selten Theologen unterschiedlichster Provenienz zu Wort, die nicht zur Vermittlungstheologie im engeren Sinne gehörten. Auch äußerte sich Hase durchaus nicht unkritisch gegenüber dieser Strömung,310 notiert aber in seinem Tagebuch, dass er, obwohl „der halbgläubigen Mittelpartei … fremd“, dennoch „mit Einzelnen wie Nitzsch, Ullmann, Neander dem Kirchenhistoriker, Twesten persönlich befreundet“311 sei. Seine zwischen 1833 und 1857 an Ullmann geschriebenen Briefe erhellen, dass er sowohl von sich aus Interesse an der Veröffentlichung in den „Theologischen Studien und Kritiken“ hatte,312 als auch von Ullmann darum gebeten worden war.313 Schließlich zeugt auch die Bemühung Hases, Texte seiner Schüler oder ihm bekannter Wissenschaftler dort unterzubringen (als „auf diesem Wege in die theologische Literatur eingeführt“314), von seiner Wertschätzung der Zeitschrift.315 308

Vgl. Voigt, Vermittlung im Streit (s. Anm. 286), 5 f. „Auch das gehört mit zu dem Bild der Positionalität …, daß sich die Orientierung auf die Mitte hin in dem mindestens quantitativen Überwiegen der durch die ThStKr repräsentierten mittleren Linie zeigt“ (Mildenberger, Geschichte der deutschen evangelischen Theologie [s. Anm. 293], 246). Ausdruck der bewussten Positionalität war auch die namentliche Kennzeichnung der Autoren der Rezensionen, vgl. Voigt, Vermittlung im Streit (s. Anm. 286), 25 f. 310 Siehe dazu das unten S. 136 im Zusammenhang der Gründung der „Protestantischen Kirchenzeitung“ zitierte Urteil Hases über die Vermittlungstheologie, dass ihr eine große Zahl von Theologen ‚verfallen‘ gewesen sei. 311 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 33. 312 Vgl. K. HASE, Brief an Carl Ullmann (Jena, 30. August 1833), Heidelberg, UB.HA, H. Hs. 2808, 1: „Seiner Zeit erbitt ich mir bei Ihnen in den Stud. u. Kritiken … einen Platz zur Einrede“. Hase bat im Mai 1834 Ullmann ferner um die Veröffentlichung einer Abhandlung über das Leben Jesu und einer Schrift gegen Röhr, zog das Angebot im Juni jedoch wieder zurück, vgl. DERS., Brief an Carl Ullmann (Jena, 14. Mai 1834. Jena, 30. Juni 1834), Heidelberg, UB.HA, H. Hs. 2808, 2. 3. 313 K. HASE, Brief an Carl Ullmann (Jena, 21. April 1838), Heidelberg, UB.HA, H. Hs. 2808, 5 (Ullmann hatte Hase offenbar um eine Abhandlung über die „Cölner Sache“ gebeten und Hase veröffentlichte auch dazu eine Schrift; siehe oben S. 125, Anm. 265. 314 K. H ASE, Brief an Carl Ullmann (Jena, 30. Oktober 1854), Heidelberg, UB.HA, H. Hs. 2808, 12. 315 Vgl. K. HASE, Brief an Carl Ullmann (Jena, 16. April 1837), Heidelberg, UB.HA, H. Hs. 2808, 4; vgl. DERS., Brief an Carl Ullmann (Jena, 16. Juli 1850), Heidelberg, UB.HA, H. Hs. 2808, 11 („Wollen Sie, verehrter Freund, wohl einmal zusehen, ob die beifolgende Abhandlung eines würdigen, fern von Deutschland lebenden Geistlichen sich 309

5. Die kleineren kirchengeschichtlichen Publikationen

135

Weiterhin veröffentlichte Hase in der „Neuen Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung“ 1844 den Beitrag „Nachschrift der Redaction“316. Er war der Zeitung, die zwischen 1842 und 1848 erschien und zum Typ der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ gehörte, seit 1843 durch die Übernahme der theologischen Redaktion eng verbunden. In „Der Volksfreund“ publizierte Hase 1848 einen Beitrag unter dem Titel „Nun seht doch: ein schlichter Bürgersmann!“317. Das zwischen 1848 bis 1851 erschienene lokale Organ brachte wöchentlich zwei Nummern heraus, verantwortlicher Redakteur war Eberhardt Hofmeister aus Ronneburg. Die erste Nummer des offenbar im Zusammenhang der Umbrüche von 1848 gegründeten Blattes erschien am 19. Juli 1848 mit dem Ziel, vom „constitutionell-monarchischen Standpunkte aus mitzuwirken in dem großen Kampfe der Gegenwart“318. Programmatisch heißt es weiter: „Es sei dieses Blatt ein Führer des Volkes zur wahren Freiheit und zu dauerndem Glücke. Es bespreche daher die wichtigsten Fragen der Zeit und des Tages“319. Eine weitere Mitarbeit Hases am „Volksfreund“ konnte bislang nicht nachgewiesen werden, so dass aus der einen Publikation kaum Rückschlüsse auf Hases eigene Position möglich sind. Den überwiegenden Teil seiner nichtselbständigen Aufsätze und Beiträge veröffentlichte Hase in der „Protestantischen Kirchenzeitung für das evangelische Deutschland“. Sie sind bis auf wenige Ausnahmen mit seinem vollen Namen veröffentlicht. Lediglich in einzelnen Fällen publizierte er mit dem Kürzel „C. v. St.“, einer Abkürzung für sein Pseudonym „Carl von Steinbach“. Bei der „Protestantischen Kirchenzeitung, die von 1854 bis 1896 erschien, handelte es sich wiederum um eine dezidiert positionelle kirchliche Zeitschrift. Der Rückschluss von der Position der Zeitung auf Hases eigene Position ist deswegen besonders angezeigt, weil er zu den Gründern dieser Zeitung zählte und dem Herausgeberkreis bis 1858 angehörte.320 Hase gibt für die Studien und Kritiken eignet?“); vgl. D ERS., Brief an Carl Ullmann (Jena, 30. Oktober 1854. Jena, 10. Januar 1857), Heidelberg, UB.HA, H. Hs. 2808, 12. 13 (in beiden Briefen geht es um Hermann Weingarten). 316 K. H ASE, Nachschrift der Redaction, NJALZ 3 (1844), Nr. 297 (11. Dezember 1844), 1186–1188. Siehe dazu auch unten Anm. 368. 317 K. H ASE, Nun seht doch, ein schlichter Bürgersmann!, Der Volksfreund, Jena 1848, Nr. 14 (2. September 1848), 63 f. 318 [Die Redaction,] Ansprache an das Volk. Der Volksfreund 1 (1848), Nr. 1 (19. Juli 1848), 1. 319 [Die Redaction,] Ansprache an das Volk (s. Anm. 318), 1. 320 Neben Hase zählten zum Redaktionskreis anfänglich u. a. Heinrich Eltester (1812– 1869), Ludwig Jonas (1797–1859), Karl Heinrich Wilhelm Schwarz (1812–1885), Karl Leopold Adolf Sydow (1800–1882), Karl Zittel (1802–1871) und Heinrich Krause (1819–1868), vgl. Mehnert, Programme evangelischer Kirchenzeitungen (s. Anm. 287), 79 f. Vgl. dazu auch J. WEBSKY, Ludwig Jonas und Heinrich Krause, PrM 20 (1916), 161–170. Ferner: H. SPAETH, Protestantische Bausteine. Leben und Wirken des Dr. theol. Heinrich Krause,

136

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

sowohl in seinen Tagebüchern wie auch rückblickend in seiner „Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen“ aufschlussreiche Informationen über die Gründung, seine Zugehörigkeit und sein Ausscheiden aus der Redaktion. Die Zeitung wurde vor dem Hintergrund der Dominanz von Organen, die theologisch der Erweckungsbewegung, der konfessionellen Erneuerung und der Vermittlung verbunden waren,321 als „Organ des theologischen Liberalismus“322 gegründet.323 Hase notiert dazu: „In der Zeit, als die gesamte kirchliche Journalliteratur dem Luthertum oder der Vermittlungs-Theologie verfallen war, ist diese Zeitung 1853 in Jena zwischen den treuen und freien Nachfolgern Schleiermachers, Sydow und Jonas und einigen Mitgliedern unserer theologischen Fakultät verabredet worden; in einer größeren Versammlung in Eisenach kam es zur Vollziehung des Plans.“324

Als theologische und kirchenpolitische Ziele der Zeitung lassen sich aus dem programmatischen Vorwort folgende Punkte herausstellen: erstens „das Ideal persönlicher Glaubensfreiheit, für das es keine menschlichen Autoritäten gibt“, zweitens das „Bekenntnis zur undogmatischen Union der ganzen

nebst einer Auswahl aus seinen publicistischen Arbeiten, Berlin 1873, 16–19 u. ö.; J. MEHLHAUSEN, Der kirchliche Liberalismus in Preußen, in: J. ROGGE / G. RUHBACH (Hg.), Die Geschichte der Evangelischen Kirche der Union. Ein Handbuch, Bd. 2: Die Verselbständigung der Kirche unter dem königlichen Summepiskopat (1850–1918), Leipzig 1994, 120–151, bes. 137–143. – Über den Umfang von Hases anfänglicher Mitarbeit vgl. DERS., Brief an Unbekannt (Jena, 8. Dezember 1853), BJK, Berol. Autographensammlung, Hase. 321 Vgl. Kantzenbach, Das Kommunikationsproblem theologischer Zeitschriften (s. Anm. 288), 205. 322 Mehnert, Programme evangelischer Kirchenzeitungen (s. Anm. 287), 79. Vgl. auch Achtelstetter u. a., Publizistik / Presse (s. Anm. 297), 709. Auf der Grundlage dieser Gemeinsamkeit gab es aber dennoch auch differierende theologische Standpunkte innerhalb des Herausgeberkreises, vgl. dazu: TH. WOLTERSDORF, Aus dem ersten Lustrum der Protestantischen Kirchenzeitung (1880), in: DERS., Zur Geschichte und Verfassung der evangelischen Landeskirche in Preußen. Gesammelte Aufsätze, Greifswald 1891, 130–165, hier 134. Zum anfänglichen Ringen der „Protestantischen Kirchenzeitung“ um ein richtiges Verhältnis zur Orthodoxie vgl. auch Wischmeyer, Theologiae Facultas (s. Anm. 60), 289 f. 323 Vgl. zur Gründung auch Woltersdorf, Aus dem ersten Lustrum der Protestantischen Kirchenzeitung (s. Anm. 322), 130–165. Über Hases Anschluss notierte Woltersdorf: „Auch solche Männer, die wie Hase innerlich aller Parteibildung widerstrebten, sahen sich durch die Macht der Zeitverhältnisse gezwungen, wenigstens dieser ‚literarischen Partei‘ beizutreten“ (ebd., 133). 324 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 137), Bd. 3,2, 634; vgl. ferner Ders., Unsere Stellung zur Orthodoxie. Ein Sendschreiben an Herrn Lic. Krause in Berlin, PKZ 1 (1854), Nr. 27 (1. Juli 1854), 657–665, bes. 661 f.

5. Die kleineren kirchengeschichtlichen Publikationen

137

deutschen evangelischen Christenheit“ und drittens „die Koinzidenz von Glaube und Wissenschaft“325. Hase schied 1858 auf eigenen Wunsch aus der Redaktion aus. In seinem Tagebuch erklärt er dies damit, dass er „nicht Alles mitverantworten mochte, was damals Unbesehenes darin stand“326. Dabei spielte möglicherweise eine Rolle, dass innerhalb des Redaktionskreises seit dem Jahr der Gründung eine Debatte über die Beurteilung von Rationalismus und Orthodoxie geführt wurde, und zwar in der Öffentlichkeit der Zeitung.327 Hase hatte sich intensiv beteiligt,328 was zu einer gewissen Entfremdung im Redaktionskreis geführt haben mag. Man wird dieses Ausscheiden aber nicht überbewerten dürfen. Eine Rolle wird auch der pragmatische Umstand gespielt haben, dass Hase von Jena aus nicht in einem für ihn befriedigenden Maße auf die konkrete Redaktionsarbeit Einfluss nehmen konnte, weil diese in Berlin angesiedelt war. Sein Rückzug ist wohl auch von dieser unbefriedigenden Situation her zu erklären.329 Dass er jedenfalls keinen Bruch oder gar eine Entfremdung von den im programmatischen Vorwort benannten Idealen bedeutete,330 lässt sich daran erkennen, dass er weiterhin 325 Mehnert, Programme evangelischer Kirchenzeitungen (s. Anm. 287), 80. – Vgl. auch die programmatische Vorrede der „Protestantischen Kirchenzeitung“, abgedruckt in: ebd., 81–91. 326 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 137), Bd. 3,2, 634. Vgl. auch Ders., Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 127: „Ich habe meinen Namen aus der Redaction der Prot. Kirchenzeitung streichen lassen, weil ich an der Redaction in der That nichts thun konnte, um also nicht für Alles verantwortlich zu sein, was mitunter recht trivial und ungeschickt darin steht; ohne meine Theilnahme als Einzelner irgendwie daran aufzugeben.“ 327 Vgl. dazu Wischmeyer, Theologiae Facultas (s. Anm. 60), 287–294. 328 Vgl. etwa Hase, Unsere Stellung zur Orthodoxie (s. Anm. 323); DERS., Der Untergang des Rationalismus, PKZ 1 (1854), Nr. 44 (28. Oktober 1854), 1059–1066. 329 Bestätigt wird diese Vermutung durch einen erhaltenen Brief Hases vom Februar 1854 an einen unbekannten Adressaten in Berlin. Aus dem Inhalt des Briefes erschließt sich, dass Hase wohl an ein Mitglied des Herausgeberkreises der „Protestantischen Kirchenzeitung“ geschrieben haben muss. Da Hase die beiden Berliner Mitherausgeber Jonas und Sydow grüßen ließ und auch den Herausgeber Reimer erwähnte, könnte der Brief an den ebenfalls in Berlin lebenden verantwortlichen Redakteur Heinrich Krause gerichtet sein. In dem Brief sprach Hase u. a. konkrete redaktionelle Fragen an: Er bemängelte die Bezeichnung der Leitartikel als solche und kritisierte die große Zahl an Druckfehlern mit der Sorge: „Man wird der Zeitung große Mängel an Correctheit vorwerfen, wen(n) das so fortginge, wir leben mitten unter Gegnern, die überall das Schlim(m)ste, wen(n) nicht denken, aber sicher sagen werden“ (K. HASE, Brief an Unbekannt, vermutlich an Heinrich Krause [Jena, 18. Februar 1854], Berlin, SBPK.HA, acc. Darmst. 1919.388). Deutlich wird nicht nur, dass sich Hase in formeller Hinsicht konkret um die Redaktion bemühte, sondern auch, wie umständlich für ihn diese Tätigkeit in Briefform war. 330 Vgl. auch die Äußerungen von Julius Websky in einer Rezension der Schrift von Bürkner: J. WEBSKY, Rez. Karl von Hase, ein deutscher Professor. Von Richard Bürkner,

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

138

Schriften und Beiträge in der „Protestantischen Kirchenzeitung“ publizierte, wenn auch in geringerem Maße als am Anfang.331 Über die Verbreitung der „Protestantischen Kirchenzeitung“ lassen sich nur schwer konkrete Aussagen treffen.332 Dass sie das Feld der liberalen kirchlichen Richtung über mehrere Jahre hin allein publizistisch vertrat,333 lässt eine größere Verbreitung im Kontext liberaler kirchenpolitischer Kreise vermuten. Als kirchengeschichtlich relevante Aufsätze sind in der „Protestantischen Kirchenzeitung“ insgesamt 43 Beiträge Hases zu nennen334: Nr.

Datum und Jahr

Titel

1

25. Februar 1854

Baiern (Hengstenberg als Unionsfreund)

2

1. Juli 1854

Unsere Stellung zur Orthodoxie: ein Sendschreiben an Lic. Krause in Berlin

3

28. Oktober 1854

Der Untergang des Rationalismus

4

2. Dezember 1854

Die Wahl Ganganellis, die Jesuiten und D. Theiner

5

6. Januar 1855

Die Cabinetsordre vom 13. Juni 1853

6

10. August 1855

Jena, 10. August

7

29. September 1855

[Anonym,] Das Prinzip der protestantischen Kirche

PrM 4 (1900), 409–411, hier 410: „Karl Hase [hat] im Reaktionssommer 1877 – damals als die Stöckerblätter gegen Hoßbach und Pfleiderer ebenso leidenschaftlich hetzten, wie jetzt gegen Gustav Krüger wegen seines Aufsatzes in der Christlichen Welt – an seinem Tische erklärt …, er verstehe Heinrich Krause’s starken Zorn gegen die betriebsame Berliner Starkgläubigkeit gegenwärtig besser als früher und würde seinen Namen heut nicht vom Titel der Protestanischen Kirchenzeitung streichen lassen.“ 331 Aus den erhaltenen Briefen, die Julius Websky an Hase zwischen 1879 und 1883 schrieb, geht hervor, dass Hase sich von Websky in dieser Zeit über die „Protestantische Kirchenzeitung“ informieren ließ, ihm von den Anzeigen seiner Bücher berichtete oder ihn um Veröffentlichungen bat (vgl. J. WEBSKY, Briefe an Karl Hase. Jena, ThULB.HA, Nachlass Hase, A 9; besonders die Briefe vom 31. Dezember 1879, 20. April 1880, 23. August 1880, 24. August 1881, 3. März 1883, 8. Juni 1883 und 24. Oktober 1883). 332 Kirchner erwähnt, dass die Zeitschrift „immer in einer die Kosten nie deckenden Auflage von 750 Exemplaren gedruckt wurde“ (Kirchner, Das deutsche Zeitschriftenwesen [s. Anm. 305], Bd. 2, 464, vgl. auch ebd., 472. 474). 333 Vgl. Mehnert, Programme evangelischer Kirchenzeitungen (s. Anm. 287), 26. 334 Siehe dazu auch unten die genaue Bibliographie der Titel, S. 436–442.

5. Die kleineren kirchengeschichtlichen Publikationen

139

8

8. Dezember 1855

Druckfehlerunglück

9

22. Dezember 1855

Schleiermacher als Herrnhuter

10

5. Januar 1856

Die geistliche Verschwörung gegen Geschiedene

11

5. April 1856

Radicales und geschichtliches Kirchenrecht

12

12. April 1856

[C. v. St.,] Leipzig

13

10. Mai 1856

Jena, Hr. Dr. Rupp

14

24. Mai 1856

Das gute Recht des Supranaturalismus

15

9. August 1856

Preußen

16

16. August 1856

Geben und Nehmen. Vortrag von Dr. Karl Hase beim Jahresfeste des Jenaischen Gustav-Adolf-Vereins

17

27. September 1856

Schlußwort für Dr. Rupp

18

4. Oktober 1856

Die evangelische Kirchenverfassung für Ungarn

19

11. Oktober 1856

Von Gottes Gnaden

20

1. November 1856

Eine Hengstenbergische Synode

21

8. November 1856

Ungarn

22

29. November 1856

Die Orthodoxie nach ihrem sittlichen Gehalte und ihrer geschichtlichen Macht

23

6. Dezember 1856

[Dr. K. H.,] Jena

24

7. März 1857

Die Kindertaufe

25

4. April 1857

Die Unfehlbarkeit der Kirche und das tausendjährige Reich

26

1. August 1857

[C. v. St.,] Berlin

27

15. August 1857

Jena

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

140 28

10. Oktober 1857

Schmähartikel

29

2. Oktober 1858

Nachklänge des Jenaischen Jubiläums

30

9. Oktober 1858

Ein Brief aus Mecklenburg

31

5. Februar 1859

Die Kirche und die Kammern

32

21. April 1860

Dogmatische Berichtigungen

33

21. Januar 1865

Apologetisches gegen Dr. David Strauß

34

19. Oktober 1867

Die Kirchengeschichte und Generalsuperintendent Hoffmann

35

4. Januar 1868

Die Kirchengeschichte und Generalsuperintendent Hoffmann: zweiter Artikel

36

22. August 1868

Geschichte und Polemik

37

19. Juli 1873

Dankeswort an die Geistlichkeit der Coburgischen Landeskirche

38

19./26. August 1876

Enea Sylvio de’ Piccolomini: eine nichtakademische Vorlesung

39

31. Mai/7. Juni 1879

Schriftwort und Gotteswort. I. Eine alte Geschichte. II. Der ungerechte Haushalter

40

7. April 1880

Das angefangene Ende des Culturkampfes

41

2. Juni 1880

Nur Persönliches

42

3. November 1880

Aus Ungarn

43

31. Oktober 1883

D. Karl Hase’s Abschiedswort an seine Studenten

In den „Protestantischen Monatsblättern für innere Zeitgeschichte“ erschien der Beitrag Hases „Die Weltstellung des Protestantismus und der evangelischen Kirche in der Neuzeit“335. Die preußenfreundliche Zeitschrift, die zwischen 1852 und 1866 in Gotha erschien, galt als Organ der konservativen Union. Sie trägt den Untertitel: „Zur Beleuchtung der Arbeiten und Aufgaben der 335 K. H ASE, Die Weltstellung des Protestantismus und der evangelischen Kirche in der Neuzeit, PMIZG 7/8 (1856), 213–218. Es handelt sich dabei um den Wiederabdruck eines Abschnittes aus der Schrift „Die Tübinger Schule“.

5. Die kleineren kirchengeschichtlichen Publikationen

141

christlichen Gegenwart“. Der Herausgeber, der Baseler Theologe und Historiker Johann Heinrich Gelzer (1813–1889),336 rückte zentrale geistesund zeitgeschichtliche Fragen in den Vordergrund der „Protestantischen Monatsblätter“, die „kein Parteiorgan“337 sein wollte. Über den deutschen Protestantismus hinaus war die Berichterstattung für andere Konfessionen und Kirchen geöffnet; auch Mission, Erziehung und Schule bildeten wichtige Themen.338 Das Organ war kein „theologisches Fachblatt“, sondern eine „religiös unterbaute Kulturzeitschrift des Protestantismus“339. Die Zeitschrift repräsentierte eine „breite protestantische Mittelgruppe“340. Zu den regelmäßigen theologischen Mitarbeitern zählten u. a. Isaak August Dorner (1809–1884), sowie die bereits genannten Nitzsch, Hagenbach und Ullmann. Im Vorwort ist vermerkt, dass als Adressaten „alle Kreise der Gebildeten innerhalb des evangelischen Protestantismus“341 im Blick waren. Die zwischen 1857 und 1864 erschienene Zeitung „Der Sonntagabend. Ein Erbauungsblatt für evangelische Christen“ steht hinsichtlich ihrer theologischen Ausrichtung „auf gleichem Boden“342 mit der „Protestantischen Kirchenzeitung“, sie ist das „Erbauungsblatt in der Richtung der genannten Zeitung“343. Die enge Verbindung zeigt sich auch personell: Die Herausgeber waren Karl Zittel, Heinrich Eltester und Hase. Das Erbauungsblatt hatte das Ziel, die vertretenen „religiösen und kirchlichen Anschauungen, mehr als es die protestantische Kirchenzeitung ihrer Natur nach vermag, allen gebildeten Protestanten“344, vor allem „den Familien“345 nahe zu bringen. Hase veröffentlichte im „Sonntagabend“ vier bislang unerfasste Beiträge, 336 Hase begegnete Gelzer im April 1870 in Rom, vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 215. 217. 337 Mehnert, Programme evangelischer Kirchenzeitungen (s. Anm. 287), 74. 338 Vgl. die Angabe der Rubriken vom Herausgeber: H. GELZER, Vorwort, PMIZG 1 (1852/53), 1–4, hier 3 f. 339 Kirchner, Das deutsche Zeitschriftenwesen (s. Anm. 305), Bd. 2, 173. 340 Mehnert, Programme evangelischer Kirchenzeitungen (s. Anm. 287), 74. 341 Gelzer, Vorwort (s. Anm. 338), 1. Gelzer möchte das Blatt „immer mehr zu einem Laien-Organ sich gestalten sehen“ (H. GELZER, Vorwort, PMIZG 2 [1853], 1–8, hier 4). 342 [Anonym,] Der Sonntagabend, Der Sonntagabend 1 (1857), Nr. 1 (4. Januar 1857), 1–8, hier 2. 343 [Anonym,] Für die Freunde der Protestantischen Kirchenzeitung, PKZ 3 (1856), Nr. 47 (22. November 1856), 1129–1136, hier 1129. Vgl. auch die weiteren Bemerkungen: [Anonym,] Vom Thüringer Walde, PKZ 4 (1857), Nr. 27 (4. Juli 1857), 637; K. ZITTEL, An die Mitarbeiter und Leser des ‚Sonntagabend‘, PKZ 4 (1857), Nr. 48 (28. November 1857), 1149–1151. 344 [Anonym,] Für die Freunde der Protestantischen Kirchenzeitung (s. Anm. 343), 1129. Vgl. auch die programmatische Eröffnung: [Anonym,] Der Sonntagabend, Der Sonntagabend 1 (1857), Nr. 1 (4. Januar 1857), 1–8. 345 K. ZITTEL, An die Mitarbeiter und Leser des ‚Sonntagabend‘, Sonntagabend 1 (1857), unpag. (als Nachwort beigegeben, datiert auf den 27. Oktober 1857).

142

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

die allerdings als Auszug oder verkürzter Abdruck bereits gehaltener Vorträge bzw. Reden zu identifizieren sind: Nr.

Datum und Jahr

Titel

1

21./28. April 1861

Die Epigonen der Reformation und der Kanzler Krell346

2

27. September/ 4. Oktober 1863

Die geistlichen Schauspiele des Mittelalters347

3

22. November 1863

Der Glaube an das Übernatürliche (Aus einer akademischen Rede von Dr. K. A. Hase)348

4

6. Dezember 1863

Von Gottes Gnaden (Aus „vier akademischprotestantischen Reden“ von Dr. K. A. Hase)349

In der freisinnigen „Allgemeinen kirchlichen Zeitschrift“ – die den Untertitel „Organ für die evangelische Geistlichkeit und Gemeinde“ führte – veröffentlichte Hase einen Beitrag „Aus Jena“.350 Das Organ erschien zwischen 1860 und 1872 und vertrat durch ihren Herausgeber Daniel Schenkel (1813– 1885) eine liberale Vermittlungstheologie mit dem Ziel, vor allem die Gemeinden (die „Gemeindegenossen“351) zu aktivieren. Im Vordergrund der weniger wissenschaftlich orientierten Zeitschrift steht die „Begründung, Entwicklung und Ausgestaltung des christlichen Gemeindelebens“352. Die „Jahrbücher für protestantische Theologie“, ein weiterer Publikationsort Hases, erschienen zwischen 1875 und 1892 und waren eng mit der Jenaer Theologischen Fakultät verbunden, insofern sie von deren Mitgliedern – neben Hase selbst waren es Richard Adelbert Lipsius (1830–1892), Otto Pfleiderer (1839–1908) und Eberhard Schrader (1836–1908) – herausgegeben wurden. Das spezifische theologische Profil der Jenaer Fakultät im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts ist mit dem Titel „Hochburg historischkritischer und philosophisch ausgerichteter Theologie“353 zutreffend charakterisiert. Dieses Profil bestimmte auch die Ausrichtung der eng an die 346 Dieser Beitrag entspricht der 1860 gehaltenen Rosenvorlesung („Der Kanzler Krell“), nur der einleitende Absatz des mündlichen Vortrags fehlt hier. 347 Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Auszug aus dem 1857 und 1858 gehaltenen Abendvortrag „Über die geistlichen Schauspiele des Mittelalters“. 348 Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Auszug aus der im August 1863 gehaltenen Rede „Das Historische und Übernatürliche in der Religion“. 349 Auch hier handelt es sich um einen ebenfalls verkürzten Auszug der im August 1863 gehaltenen Rede „Das Historische und Übernatürliche in der Religion“. 350 K. HASE, Aus Jena, AKZs 7 (1866), 144. 351 D. SCHENKEL, Prospect, AKZs 1 (1860), 1–4, hier 2. Vgl. auch Mildenberger, Geschichte der deutschen evangelischen Theologie (s. Anm. 293), 247. 352 Schenkel, Prospect (s. Anm. 351), 2. 353 Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 131), 35.

5. Die kleineren kirchengeschichtlichen Publikationen

143

Fakultät gebundenen Zeitschrift. Dass Hase eine große Nähe zu diesem Profil hatte, ist insofern selbstverständlich, als wesentlich er selbst die Ausrichtung der Jenaer Fakultät über mehr als ein halbes Jahrhundert bestimmte. Hase publizierte hier zwei Aufsätze: 1876 veröffentlichte er „Die erste französische Revolution und die Kirche“ 354. Diesen Aufsatz hatte er bereits am 15. Januar 1868 als „Rosenvorlesung“ in Jena mit dem Titel „Über das Verhältnis der französischen Revolution zur Kirche“ gehalten.355 1880 erschien „Das Leben des heil. Antonius“356.

Nicht im Kontext der positionellen protestantischen Zeitungen und Zeitschriften steht Hases einziger Artikel in der „Allgemeinen Deutschen Biographie“ über „Bonifatius“357. Er publizierte hier in einem schließlich 56 Bände umfassenden historisch-biographischen Nachschlagewerk, einem ambitionierten Mammutwerk der deutschen Geschichtsschreibung des späten 19. Jahrhunderts. Die „Allgemeine Deutsche Biographie“ erschien zwischen 1875 und 1912 und wurde von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Königlichen Akademie der Wissenschaften herausgegeben. Die Redaktion hatten der bereits genannte Rochus Freiherr von Liliencron sowie Franz Xaver von Wegele (1823–1897) inne, beide mit Hase bekannt.358 Die Auswahl und Aufbereitung der Artikel sollte nach dem Willen der Kommission so geschehen, dass sie „zugleich für den wissenschaftlichen Gebrauch des Gelehrten und für die Gesammtheit der Gebildeten“ 359 nutzbar waren. Über die Mitarbeit Hases bei der „Allgemeinen Deutschen Biographie“ geben zwei erhaltene Briefe von Liliencrons an Hase Aus-

354

K. HASE, Die erste französische Revolution und die Kirche, JPTh 3 (1876), 1–25. Siehe dazu oben Anm. 228. 356 K. HASE, Das Leben des heil. Antonius, JPTh 6 (1880), 418–448. 357 K. HASE, Bonifatius, ADB 3 (1876), 123–127. 358 Von Liliencron gehörte als Jenenser Professor zwischen 1852 und 1855 ebenfalls zu den Vortragenden und Teilnehmenden der „Literarischen Abende“ in Weimar (vgl. auch Kretschman, Die literarischen Abende der Großherzogin Maria Paulowna [s. Anm. 171], Bd. 76, 73), und war zudem mit Hase und seiner Familie, besonders seinem Sohn Oskar, auch persönlich bekannt (vgl. A. BETTELHEIM, Leben und Wirken des Freiherrn Rochus von Liliencron. Mit Beiträgen zur Geschichte der Allgemeinen Deutschen Biographie, Berlin 1917, 299–306). In einem Brief von Liliencrons an Oskar von Hase aus dem Jahr 1898 erinnert sich dieser „an die schönen römischen Tage, während derer ich zum letzten Mal mit Ihrem lieben Vater verkehrte, an dem interessanten Tage, an dem Frz. Xav. Kraus uns beide durch die Katakomben führte“ (ebd., 302 f). Hase in seiner Funktion als Prorektor war es auch, der im März 1855 die von Liliencron erbetene Entlassung von der Professur in Jena – gemeinsam mit dem Senat – genehmigte, vgl. ebd., 103. Hase erwähnte Wegele auch in seinem Tagebuch: Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 90. 359 R. FREIHERR VON LILIENCRON / F. X. VON WEGELE, Vorrede, ADB 1 (1875), V–XVII, hier V. 355

144

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

kunft.360 Offenbar hatte von Liliencron während eines Besuches in Jena Hase persönlich um die Mitwirkung gebeten, dieser aber zunächst abgesagt. Im Juli 1871 wandte sich von Liliencron erneut und auf „specielle[n] Wunsch Rankes“ hin an Hase mit der Bitte, doch „ein paar Porträtköpfe“ beizusteuern, namentlich die von Bonifatius, Erasmus und Melanchthon.361 Das Antwortschreiben Hases ist nicht erhalten, muss aber die Zusage für einen Artikel enthalten haben. Denn in einem weiteren Schreiben von Liliencrons an Hase vom 14. März 1872 dankte dieser für den erhaltenen Artikel über Bonifatius.362 Mithin erfüllte Hase von Liliencron einen mehrfach geäußerten Wunsch, hatte aber nicht von sich aus die Initiative zur Mitarbeit ergriffen. Das Zustandekommen des Artikels macht deutlich, dass die Teilnahme Hases an der „Allgemeinen Deutschen Biographie“ in der persönlichen Bekanntschaft ihren Grund hat. Weniger Hases positionelltheologisches Profil als sein Interesse am Individuellen und Biographischen dürfte für das Festhalten von Liliencrons an Hase eine entscheidende Rolle gespielt haben. Schließlich existieren außerdem noch sechs kleinere kirchengeschichtliche Publikationen, die Hase weder in Zeitschriften noch in Sammelwerken, sondern innerhalb anderer Werke veröffentlichte. 1838 schrieb Hase für das Buch „Heinrich Grégoire“ seines Freundes Gustav Krüger363 eine Vorrede, in der er die Bedeutung des katholischen Bischofs betont.364 Ein Jahr später 360

Sie sind abgedruckt bei: Bettelheim, Leben und Wirken des Freiherrn Rochus von Liliencron (s. Anm. 358), 299 f. 361 Bettelheim, Leben und Wirken des Freiherrn Rochus von Liliencron (s. Anm. 358), 300. In dem Brief heißt es weiter: „Wir wünschen nicht nur, einigen uns am Herzen liegenden großen Namen Ihre Hand zu gewinnen, sondern auch unserem Werke bei der Nachwelt den Vorwurf zu ersparen, daß ihm die Theilnahme des ersten Kirchenhistorikers so ganz gefehlt habe“ (ebd., 300). 362 Vgl. Bettelheim, Leben und Wirken des Freiherrn Rochus von Liliencron (s. Anm. 358), 300. 363 Der in Dresden geborene Gustav Krüger (1802–1883) wurde nach dem Theologiestudium in Leipzig 1829 Pfarrer in der Nähe von Leipzig und war seit 1834 in Schenkenberg bei Delitzsch tätig, vgl. R. GRÜNBERG (Bearb.), Sächsisches Pfarrerbuch. Die Parochien und Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (1539–1939), II. Teil, 1. Abt., Freiberg 1940, 485; VEREIN FÜR PFARRERINNEN UND PFARRER IN DER EVANGELISCHEN KIRCHE DER KIRCHENPROVINZ SACHSEN (Hg.), Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen, Bd. 5: Biogramme Kn–Ma, Leipzig 2007, 176 f. 364 K. H ASE, Vorrede, in: G. KRÜGER, Heinrich Grégoire. Bischof von Blois und Haupt des constitutionellen Clerus in Frankreich, nach seinen eignen Denkwürdigkeiten geschildert, Leipzig 1838, III–VI. Krüger bat Hase offenbar um die Vorrede, um „unter die Freunde der Kirchengeschichte eingeführt“ zu werden. Hase notiert dazu: „Ich habe bisher auch den Schein eines literarischen Patronats immer vermieden, aber hier … wäre es unfreundschaftlich gewesen, ein freundliches Vorwort in guter Sache zu versagen“ (ebd., VI). Vgl. auch Krügers Erwähnung in: Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 278.

5. Die kleineren kirchengeschichtlichen Publikationen

145

erschien ein „Bedenken der theologischen Facultät der Landesuniversität Jena“, das Hase als damaliger Dekan wesentlich verantwortete, aber natürlich nur begrenzt seinem individuellen Werk zugerechnet werden darf. 365 Das etwa 20seitige Schreiben, das vor allem um die Frage eines kirchlichen Separatismus in der Ephorie Ronneburg ging, wurde zusammen mit entsprechenden Gutachten aus Berlin, Göttingen und Heidelberg abgedruckt.366 Wiederum ein Jahr später schrieb Hase in einem von Karl Ferdinand Haltaus (1811–1848) herausgegebenen „Album deutscher Schriftsteller“ einen Beitrag über die Bedeutung von Sprache aus protestantischer Sicht.367 1845 wurde seine bereits in der „Neuen Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung“ erschienene „Nachschrift der Redaktion“ in einem Sammelwerk erneut abgedruckt.368 Ein in der bisherigen Bibliographie nicht erfasstes Lebensbild von Hieronymus Savonarola schrieb Hase für das von Ferdinand Karl Wilhelm Piper (1811–1889) herausgegebene Buch „Die Zeugen der Wahrheit“.369 Wiederum als Dekan nahm Hase gegen das so genannte „Eisenacher Attentat“ in einer von August Braasch 1881 zusammengestellten urkundlichen Sammlung Stellung.370 Auch in dieser Publikation sind die individuelle Positionierung und die amtliche Äußerung nicht trennscharf auseinander zu halten.

365 Decanus, Senior und Professores der theologischen Facultät in der Großherzoglich und Herzoglich Sächsischen Gesammtuniversität Jena. D. Carl Hase, d. Z. Decan: Bedenken der theologischen Facultät der Landesuniversität Jena, in: Bedenken der theologischen Facultät der Landesuniversität Jena und der Universitäten zu Berlin, Göttingen und Heidelberg über das Rescript des Herzoglichen Consistoriums zu Altenburg vom 13. November 1838 (den kirchlichen Separatismus in der Ephorie Ronneburg betreffend) und über zwei verwandte Fragen. (Nebst einleitender geschichtlicher Darstellung und Actenstücken), Altenburg 1839, 78–101. 366 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 38 f. 367 Dr. Karl August Hase, in: K. HALTAUS (Hg.), Album deutscher Schriftsteller zur vierten Säcularfeier der Buchdruckkunst, Leipzig 1840, 105. Siehe dazu auch unten Teil F, S. 395. 368 K. H ASE, Nachschrift der Redaction, in: CH. WEISS, Über Grund, Wesen und Entwickelung des religiösen Glaubens. Ein Beitrag zur Würdigung der rationalen Ansicht vom Christenthume, Eisleben 1845, 193–198. 369 K. H ASE, Hieronymus Savonarola, in: F. PIPER (Hg.), Die Zeugen der Wahrheit. Lebensbilder evangelischer Geistlicher zum evangelischen Kalender auf alle Tage des Jahres, Bd. 3, Leipzig 1874, 186–193. 370 Die theologische Fakultät. D. Karl Hase d. Z. Decan, in: A. H. BRAASCH (Hg.), Das Eisenacher Attentat auf die theologische Facultät der Universität Jena im Jahre des Heils 1881 urkundlich dargestellt, Jena 1881, 54–64. Vgl. dazu auch Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 304 f.

146

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

5.2.4 Besonderheiten und inhaltliche Schwerpunkte Der gewonnene Überblick über Hases selbständige und nichtselbständige kleinere Veröffentlichungen ermöglicht es, inhaltliche Schwerpunkte und weitere Besonderheiten dieses Wirkungsfeldes herauszuarbeiten. Hinsichtlich der Orte der Publikation lässt sich an den selbständigen Publikationen Hases kein relevantes Profil feststellen, weil sein Hausverlag Breitkopf & Härtel selbst kein profilierter theologischer Verlag war. Eine klare Tendenz hinsichtlich Hases kirchenpolitischem und theologischem Standpunkt wird hingegen an seinen nichtselbständigen Veröffentlichungen sichtbar. Publizierte er anfänglich in dem Rationalismus zuzurechnenden Organen, so bewegte er sich im Rahmen der Verschiebungen der theologischen und kirchlichen Landschaft im Laufe des 19. Jahrhunderts hin zu eindeutig als liberal zu qualifizierenden Veröffentlichungskontexten. Konstant bleibt dabei die Gegnerschaft zu erwecklich-konservativen und konfessionalistischen Positionen. Erstaunlich ist die Vielfalt und Breite der Zeitschriften: Hase publizierte sowohl in theologisch-wissenschaftlichen, theologisch-informierenden, erbaulichen und allgemeinen als auch in regionalen wie überregionalen Organen. Dies ist bereits ein Hinweis auf die breite Rezeption Hases, die über den universitären Kontext hinausreichte. An inhaltlichen und formalen Besonderheiten treten in seinen Aufsätzen und kleineren Veröffentlichungen kunst- und kulturgeschichtliche Ausführungen sowie Gestalten und Ereignisse aus der römisch-katholischen und mittelalterlichen Kirche als Schwerpunkte hervor. Hase beschränkte sich dabei nicht auf Deutschland, sondern bezog vor allem Italien gleichgewichtig mit ein. Ebenso finden sich mehrfach Beiträge zur Entwicklung des Protestantismus. Ferner zeigt sich bei einer großen Zahl von Beiträgen, die sich mit zeitgeschichtlichen Themen befassen, ein Einschlag ins Politische. Hase erweist sich nicht nur als sensibler Beobachter und Kommentator von aktuellen kirchlichen und kirchenpolitischen Ereignissen, sondern ergreift auch Partei. Sodann fällt ein eindeutiger Höhepunkt seiner publizistischen Aktivität im Blick auf kleinere Aufsätze und Beiträge in den 1850er Jahren, mit einer Spitze im Jahr 1856, auf. Ausschlaggebend dafür war Hases Tätigkeit in der Redaktion der „Protestantischen Kirchenzeitung“. Schließlich scheint bemerkenswert, dass eine Zahl der kleineren Beiträge Hases stilistisch weniger als streng wissenschaftlich zu bezeichnen ist, sondern einen Zug ins Essayistische oder Feuilletonistische hat. Dieses Wirkungsfeld ist für die Wahrnehmung Hases als Theologen und Kirchenhistoriker als bedeutsam zu beurteilen.371 Einerseits bedeutete Hases Mitarbeit vor allem an den Kirchenzeitungen eine Ausweitung seiner 371 Zur differenzierten Rezeption Hases als Kirchenhistoriker siehe unten Teil F, S. 346–403.

6. Die kirchengeschichtliche Rezensionstätigkeit

147

Bekanntheit und entsprechend weitere Verbreitung seiner Ansichten, reichte doch diese Gattung über den Kreis der Universität hinaus und wurde zudem in ganz Deutschland wahrgenommen. Andererseits wirkte ohne Frage die klare Position der Zeitschriften und Zeitungen, in denen Hase publizierte, auf ihn selbst zurück: er war liberaler Kirchenhistoriker. Dabei wird für die Wahrnehmung Hases auch die konstatierte Verbindung von (kirchen-)politischer Bewertung und historischem Bericht eine wichtige Rolle gespielt haben.

6. Die kirchengeschichtliche Rezensionstätigkeit 6. Die kirchengeschichtliche Rezensionstätigkeit

Rezensionen zu kirchengeschichtlich relevanten Werken publizierte Hase zwischen 1826 und 1875 in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften. Die Analyse der Besonderheiten und inhaltlichen Schwerpunkte seiner einschlägigen Publikationen erfolgt vor dem Hintergrund von Überlegungen zum Genus der Rezension und Untersuchungen zu den wissenschaftlichen und publizistischen Kontexten der einzelnen Rezensionen. 6.1 Rezensionen als wertende Form wissenschaftlicher Kommunikation Bei der Rezension handelt es sich um eine spezielle Form der wissenschaftlichen Veröffentlichung, die durch die wertende Vorstellung von fachlichen Neuerscheinungen zunächst der wissenschaftlichen Auseinandersetzung innerhalb eines akademischen Faches dient.372 Die Aufgabe des Rezensenten liegt darin, in seiner Buchbesprechung das Werk in verschiedenen Aspekten begründet zu bewerten, auf diese Weise zur Weiterarbeit anzuregen oder einfach nur über das Buch zu informieren.373 In letzterem Sinne können Rezensionen dann auch dazu beitragen, für ein bestimmtes Werk die Grenzen eines spezialisierten Fachpublikums zugunsten einer weiteren Öffentlichkeit zu sprengen. Aufgekommen waren Rezensionen im 17. Jahrhundert „als Teil der Verständigung gelehrter Gesellschaften in Journalen“374. Im 18. Jahrhundert erlebten sie auch in der deutschsprachigen protestantischen Theologie mit der Ausbildung von speziellen Rezensionsorganen und der Entstehung von Rezensionsteilen in Fachorganen einen großen Aufschwung.375 Im Zusammenhang der Ausdifferenzierung geisteswissenschaftlicher Forschung erhielt die Gattung Rezension im Wissen372

Vgl. W. HARMS, Rezension, Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft 3 (2003), 281–283, hier 281. 373 Vgl. W. ZILLIG, Textsorte Rezension, in: K. DETERING u. a. (Hg.), Sprache erkennen und verstehen, Bd. 2, Tübingen 1982, 197–208, hier 199. 374 Harms, Rezension (s. Anm. 372), 281. 375 Vgl. Harms, Rezension (s. Anm. 372), 282.

148

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

schaftsbetrieb zunehmend den Status einer eigenständigen literarischen Leistung.376 Bisher existieren weder in der Theologiegeschichtsschreibung noch in der sonstigen Wissenschaftsgeschichtsschreibung eingehende Untersuchungen zur Gattung der Rezension. Friedrich Wilhelm Graf hat zu Recht bemerkt, dass die wissenschaftliche Rezensionskultur „in Perspektiven der modernen Wissenschaftsgeschichtsschreibung und intellectual history“377 bislang nur unzureichend erforscht worden ist. Dieses Desiderat gilt übrigens nicht nur für die Gattung im Allgemeinen, sondern auch im Blick auf die Rezensionstätigkeit einzelner Theologen, die bisher nicht genügend beachtet worden ist.378 Die systematische Analyse von Rezensionen ist in verschiedener Hinsicht aufschlussreich: Erstens lassen sich Rezensionen auf die wissenschaftliche Biographie des Rezensenten zurück beziehen, insofern dessen Entwicklung durch die zustimmende oder ablehnende Rezeption von Literatur beeinflusst ist, die sich in Rezensionen widerspiegelt. Zweitens enthalten Rezensionen aufgrund ihres bewertenden Elements immer auch implizit eine Selbstdarstellung des Rezensenten, die Rückschlüsse auf dessen eigene Position zulassen.379 Drittens geben Rezensionen über die Position und Vernetzung ihres Autors innerhalb der scientific community Auskunft, und zwar meist bereits aufgrund des Ortes ihrer Publikation. Hier gilt das oben im Zusammenhang der kleineren kirchengeschichtlichen Beiträge zur Frage der Positionalität und deren Ausdruck in der pluralen Zeitschriftenlandschaft Gesagte. Viertens haben Rezensionen eine nicht zu unterschätzende wissenschaftspolitische Komponente, insofern sie durch Empfehlung oder 376

Vgl. ST. MATUSCHEK, Epochenschwelle und prozessuale Verknüpfung. Zur Position der Allgemeinen Literatur-Zeitung zwischen Aufklärung und Frühromantik, in: DERS. (Hg.), Organisation der Kritik. Die Allgemeine Literatur-Zeitung in Jena 1785–1803, Heidelberg 2004 (Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800. Ästhetische Forschungen; 5), 7–18, hier 7 f; ferner Rarisch, Industrialisierung und Literatur (s. Anm. 101), 37. 377 F. W. GRAF, Einleitung, in: E. TROELTSCH, Rezensionen und Kritiken (1901– 1914), hg. von F. W. GRAF, Berlin 2004 (Kritische Gesamtausgabe; 4), 1–70, hier 3. – Graf hat bereits erste Studien vorgelegt, um dieses Manko zu vermindern: vgl. DERS., Theologische Zeitschriften, in: E. FISCHER / W. HAEFS / Y.-G. MIX (Hg.), Von Almanach bis Zeitung. Ein Handbuch der Medien in Deutschland 1700–1800, München 1999, 356–373. 378 Ansätze in dieser Richtung stellen die Edition der Rezensionen in der ErnstTroeltsch-Gesamtausgabe durch Friedrich Wilhelm Graf (siehe Anm. 377) sowie die Auswahledition von Rezensionen und Forschungsberichten Bultmanns dar (R. BULTMANN, Theologie als Kritik. Ausgewählte Rezensionen und Forschungsberichte, hg. von M. DREHER / K. W. MÜLLER, Tübingen 2002; dazu M. DREHER, Rudolf Bultmann als Kritiker in seinen Rezensionen und Forschungsberichten. Kommentierende Auswertung, Münster 2005 [Beiträge zum Verstehen der Bibel; 11]). 379 Vgl. Graf, Einleitung (s. Anm. 377), 3 f.

6. Die kirchengeschichtliche Rezensionstätigkeit

149

vernichtende Kritik auf wissenschaftliche Karrieren einwirken können. 380 Schließlich sind Rezensionen auch dadurch interessant, dass in ihnen Urteile über den jeweiligen Stand und die Defizite der Forschung sowie Zielvorstellungen zur erwünschten Entwicklung des Faches zu finden sind.381 6.2 Die kirchenhistorische Rezensionstätigkeit Hases 6.2.1 Hase als Rezensent Von Hase sind bisher 47 Rezensionen in zehn verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen bekannt. Blickt man auf die bloße Anzahl unter Absehung vom Umfang der verschiedenen Schriften, so nimmt seine Rezensionstätigkeit damit etwa ein Viertel seiner Veröffentlichungen ein. Explizite Äußerungen über die Bedeutung und Relevanz der Rezensionen für seine eigene Arbeit und wissenschaftliche Entwicklung sind in Hases Publikationen und Tagebuchaufzeichnungen nicht zu finden. Auch konkrete Anlässe für die Abfassung einzelner Rezensionen sind nicht rekonstruierbar.382 Es ist anzunehmen, dass Hase in erster Linie durch die Interessen seiner eigenen theologischen Arbeit oder durch persönliche Beziehungen zu den Autoren einzelner Werke zur Rezension angeregt wurde, was sich allerdings nur noch in Einzelfällen383 und dann meist nur hypothetisch erschließen lässt. Bereits ein äußerer Überblick über die von Hase publizierten Rezensionen offenbart eine signifikante Veränderung. Sie betrifft die ungleiche Verteilung ihrer Anzahl über den Verlauf seines wissenschaftlichen Wirkens. In den ersten Dezennien seiner akademischen Tätigkeit verfasste Hase 380

Friedrich Wilhelm Graf hat dies so ausgedrückt, dass Rezensionen als „literarische Waffen im Kampf um die Deutungshoheit in der disziplinären Öffentlichkeit“ dienen (Ders., Einleitung [s. Anm. 377], 2). 381 Vgl. Graf, Einleitung (s. Anm. 377), 3. 382 Hier wäre vor allem die größtenteils verlorene Korrespondenz Hases von Wert gewesen. Schon ein Blick auf die erhaltenen Briefe Hases mit Winer, die von Franz Blanckmeister veröffentlicht wurden (F. BLANCKMEISTER, Karl Hases Briefe an Benedikt Winer, BSKG 36 [1927], 56–75), bringt weiterführende Informationen ans Licht: Hase notiert etwa seine Sorge um den Erhalt der „Literaturzeitung“ (vgl. K. H ASE, Brief an Benedikt Winer [Jena, 7. Dezember 1833], abgedruckt: ebd., 64–66, hier 65), und bittet Winer in zwei Fällen um eine Rezension für eine „Literaturzeitung“, wobei nicht ganz klar ist, um welche Zeitung es sich jeweils handelt (DERS., Brief an Benedikt Winer [Jena, 19. November 1843], abgedruckt: ebd., 70 f, hier 70; DERS., Brief an Benedikt Winer [Jena, 2. April 1845], abgedruckt: ebd., 73 f, hier 74). 383 So geht etwa aus einem Brief Hases an Friedrich Zarncke, den Herausgeber des „Literarischen Centralblatts“, im Zusammenhang einer Rezension hervor, dass er Christian Carl Josias Bunsen, dem Autor des ihm rezensierten Werkes, „in zwei Lebensperioden ziemlich nahe gestanden“ hat (K. HASE, Brief an Friedrich Zarncke [Jena, 18. Februar 1853], Leipzig, UB, Nachlass Zarncke [249]).

150

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

recht viele Buchbesprechungen. Bereits in den Jahren vor seiner Berufung nach Jena 1829 veröffentlichte er eine ansehnliche Zahl. Zwischen 1830 und 1850 machten die Rezensionen ein ungefähres Drittel seiner Publikationen aus. Nach 1850 war Hase nur noch vereinzelt als Rezensent tätig, 384 im letzten Jahrzehnt seines Lebens dann überhaupt nicht mehr. Die größte Anzahl von Rezensionen fiel in die Phase der akademischen Etablierung Hases, in der er seine eigene Position entwickelte und ausbaute, also am innovativsten war. 6.2.2 Übersicht über die veröffentlichten Rezensionen Die wissenschaftlichen Buchbesprechungen, die Hase zwischen 1826 und 1875 publizierte, widmen sich vornehmlich Neuerscheinungen aus den klassischen Disziplinen der Theologie, aber auch Randgebieten wie etwa der Kulturgeschichte oder dem Kirchenrecht. Die 47 Rezensionen spiegeln dabei die Arbeitsschwerpunkte Hases: die Kirchengeschichte, die Dogmatik und das Neue Testament. Bemerkenswert ist, dass sich Hase nicht nur protestantischen Autoren zuwandte, sondern auch katholische Literatur besprach. Unter Hases Buchbesprechungen finden sich auch fünf Selbstanzeigen eigener Werke. Es handelt sich dabei um die von ihm herausgegebenen „Libri Symbolici ecclesiae evangelicae“, die er 1827 in der „Allgemeinen Kirchen-Zeitung“ anzeigte. 1842 machte Hase in der „Neuen Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung“ auf die dritte Auflage seiner eben erschienenen „Evangelischen Dogmatik“ aufmerksam. 1844 besprach er im Zusammenhang mit drei weiteren kirchenhistorischen Handbüchern auch die eben erschienene aktuelle Auflage seiner Kirchengeschichte.385 1856 zeigte er in der „Protestantischen Kirchenzeitung“ sein „Franz von Assisi“ an und ein Jahr später ebenfalls dort das „Jenaische Fichte-Büchlein“.386

Für die Untersuchung der kirchengeschichtlichen Rezensionstätigkeit ergibt sich erneut die Schwierigkeit der genauen Abgrenzung. Ganz parallel zu den kleineren kirchengeschichtlichen Beiträgen steht auch hier in Frage, welche Rezensionen als kirchengeschichtlich zu bezeichnen und einzubeziehen sind. Das oben angewandte und begründete Verfahren, einen weiter gefassten Begriff von Kirchengeschichte zu Grunde zu legen, wird auch im Folgenden angewandt. Nur diejenigen Rezensionen sollen bei der Betrachtung der kirchengeschichtlichen Rezensionstätigkeit ausgeschlossen bleiben, die rein dogmatische Werke behandeln oder auch im Sinne Hases in keiner Weise der Kirchengeschichte zugerechnet werden können. 384 Hase urteilte im Februar 1853 selbst, er „habe lange keine Recension gemacht und [sei] … dieser literarischen Thätigkeit recht entfremdet worden“ (Hase, Brief an Friedrich Zarncke [s. Anm. 383] [Abkürzungen aufgelöst]). 385 Siehe dazu unten S. 156. 386 Siehe dazu unten die Bibliographie, S. 428. 434. 436 f.

6. Die kirchengeschichtliche Rezensionstätigkeit

151

Ein weiteres Problem bei der Behandlung der Rezensionstätigkeit Hases ist die Tatsache, dass ein Teil der erhaltenen Rezensionen anonym oder mit unterschiedlichen Kürzeln signiert abgedruckt sind, je nach den Usancen der jeweiligen Zeitschrift. Nur einige Besprechungen Hases in Zeitschriften, die ihre Rezensenten offen zu nennen pflegten, sind namentlich gekennzeichnet.387 Eine Anzahl von anonymen Buchbesprechungen wurde nach Hases Tod in den „Gesammelten Werken“ von Gustav Frank erneut publiziert und auf diese Weise erstmals auch für die breite wissenschaftliche Öffentlichkeit eindeutig identifizierbar.388 Da in die „Gesammelten Werke“ nicht alle Rezensionen Hases aufgenommen wurden, legt sich die Vermutung nahe, dass noch weitere existieren, die er anonym389 bzw. mit einem Kürzel signiert publizierte. Durch die erneute Veröffentlichung in den „Gesammelten Werken“ lassen sich bestimmte von Hase verwendete Kürzel erschließen. Eine Durchsicht der in Frage kommenden Jahrgänge derjenigen Zeitungen und Zeitschriften, in denen Hase publizierte, fördert weitere Rezensionen zu Tage, die ihm möglicherweise zugeordnet werden können.390 Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist Hase der Rezensent des Buches „L’Église Romaine considérée“ von Etienne Chastel (1801–1886), das er als „C. v. St.“ [Carl von Steinbach] bespricht. Mit diesem Kürzel unterzeichnete Hase auch die unmittelbar benachbarte Rezension im entsprechenden Jahrgang der „Protestantischen Kirchenzeitung“, die in die „Gesammelten Werke“ aufgenommen wurde.391

387 Es handelt sich etwa um die „Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik“, die „Allgemeine Literatur-Zeitung“, die „Jenaer Literatur-Zeitung“ und die „Neue Jenaer LiteraturZeitung“. 388 Vgl. K. HASE, Theologische Streit- und Zeitschriften, Bd. 2: Theologische Ährenlese, hg. von G. FRANK, Leipzig 1892 (GW; 8, 2); vgl. G. FRANK, Vorwort, in: ebd., I f, hier II. 389 So konnte etwa nur aufgrund bislang unbekannter Briefe Hases an Friedrich Zarncke festgestellt werden, dass Hase der Autor einer anonym publizierten Rezension des ersten Bandes von Christian Carl Josias Bunsens „Hippolytus und seine Zeit“ im „Literarischen Centralblatt“ ist (vgl. [K. HASE,] Rez. Ch. C. J. Bunsen, Hippolytus und seine Zeit, Bd. 1, 1852, LZD 4 [1853], Nr. 19 vom 7. Mai, 309–311; vgl. dazu D ERS., Brief an Friedrich Zarncke [Jena, 18. Februar 1853], Nachlass Zarncke [249]; DERS., Brief an Friedrich Zarncke [Jena, 16. April 1853], ebd.). 390 Beispielsweise finden sich im zur „Allgemeinen Kirchenzeitung“ gehörenden „Theologischen Literaturblatt“ eine Reihe von Besprechungen, die ebenfalls mit den von Hase verwendeten Kürzeln unterzeichnet sind. Die Verfasserschaft Hases könnte sich auch mit Blick auf den Inhalt der rezensierten Schriften nahe legen – es handelt sich vor allem um dogmatische, kirchengeschichtliche und kirchenrechtliche Themen. 391 Vgl. [C. v. St.,] Rez. E. Chastel, L’Église Romaine considérée dans ses rapports avec le développement de l’humanité. Conférences prêchées á Genéve. 1856, PKZ 4 (1857), Nr. 5 (31. Januar 1856), 118 f.

152

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

In der folgenden Analyse werden allerdings nur diejenigen Rezensionen gleichberechtigt mitberücksichtigt, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als von Hase zu identifizieren sind. Auch die kirchengeschichtlichen Selbstanzeigen sind mit einbezogen. 6.2.3 Die Rezensionen im wissenschaftshistorischen Kontext der Publikationsorgane Der folgende Abschnitt verfährt parallel zu den entsprechenden Analysen der kleineren kirchengeschichtlichen Publikationen. Es wird also zunächst die Charakteristik der Publikationsorgane eruiert, in denen Hase seine Besprechungen publizierte. Nach der Aufstellung der dort jeweils veröffentlichten kirchengeschichtlichen Rezensionen werden Besonderheiten und inhaltliche Schwerpunkte der Rezensionstätigkeit im Überblick benannt. Einen großen Teil seiner Rezensionen publizierte Hase im „Theologischen Literaturblatt“, das der in Darmstadt erscheinenden „Allgemeinen Kirchenzeitung“ beigegeben war. Zwischen 1826 und 1840 erschienen dort sogar fast alle seine Buchbesprechungen. Eine Eigenheit dieses Blattes war die weitgehende Anonymität der Rezensionen, deren Verfasser sich lediglich durch ein nicht aufgelöstes Kürzel auswiesen, das oft nur aus einem Buchstaben bestand. Eindeutig identifizieren lassen sich die Rezensionen Hases, die später in die „Gesammelten Werke“ aufgenommen worden sind. Daraus erschließt sich, dass er beinahe jährlich wechselnde Kürzel verwendete, nämlich „à“, „g.“, „z.“, „H.“, „Hs.“ und einmal „H…“. Das „Theologische Literaturblatt“ als Beigabe der oben bereits charakterisierten „Allgemeinen Kirchenzeitung“, die selbst kaum Schriften besprach, wurde ebenfalls von dem genannten Ernst Zimmermann herausgegeben.392 Es erschien fast täglich und zielte auf eine „möglichst schnelle und vollständige Anzeige und Beurtheilung aller theologischer Schriften“393. Es muss offen bleiben, ob das „Theologische Literaturblatt“ die von der Kirchenzeitung anvisierte Zielgruppe des gebildeten Laien jenseits des theologischen Fachpublikums ebenfalls erreichte. Dass sie als Beiblatt der Kirchenzeitung jenes Publikum jedenfalls im Blick hatte, ist anzunehmen. Genaue Angaben über die Auflagenhöhe und Verbreitung sind bisher nicht ermittelbar, dürfen aber nicht überschätzt werden.394 Für das „Theologische Literaturblatt“ trifft die oben ausgeführte Charakteristik der Kirchenzeitung 392

Vgl. die bei Mehnert abgedruckte Vorrede: Mehnert, Programme evangelischer Kirchenzeitungen (s. Anm. 287), 42 f. 393 Zimmermann, Ernst Zimmermann nach seinem Leben (s. Anm. 296), 64. Vgl. auch Kirchner, Das deutsche Zeitschriftenwesen (s. Anm. 305), Bd. 2, 23 f. 394 Vgl. dazu die Bemerkungen bei: Mehnert, Programme evangelischer Kirchenzeitungen (s. Anm. 287), 13.

6. Die kirchengeschichtliche Rezensionstätigkeit

153

als eines ursprünglich rationalistischen, später zunehmend antikonfessionalistischen und gegen die Erweckungstheologie gerichteten Organs gleichermaßen zu. Die bereits festgestellte Nähe Hases zur „Allgemeinen Kirchenzeitung“ wird durch die große Anzahl seiner Rezensionen im „Theologischen Literaturblatt“ bestätigt. Hase betrieb aus „Anhänglichkeit“395 das wertende Geschäft der Buchbesprechung über einen längeren Zeitraum kontinuierlich im Zusammenhang der eher als liberal geltenden „Allgemeinen Kirchenzeitung“. Von Hases Rezensionen im „Theologischen Literaturblatt“ können 21 Besprechungen als im oben genannten Sinn kirchengeschichtlich relevant gelten.396 Nr.

Datum und Jahr

Titel

1

10. Mai 1826

Th. Schuler, Neue Jüdische Briefe: oder Darstellungen aus dem Leben Jesu (1826)

2

11. Oktober 1826

Th. Schwarz, Ueber das Wesen des heiligen Abendmahls. Freimüthige Worte an beide evangelische Confessionen (1825)

3

18. Oktober 1826

F. F. Fleck, De regno Christi (1826)

4

1./3. August 1827

K. F. Stäudlin, Geschichte des Rationalismus und Supranaturalismus, vornehmlich in Beziehung auf das Christenthum (1826)

5

23. November 1827

[F. Herbst,] Die Jugendfreunde: ein Gemählde aus der christlichen Gemüthswelt (1827)

6

5. Dezember 1827

J. F. Abel, Ausführliche Darstellung des Grundes unseres Glaubens an Unsterblichkeit (1826)

7

14. März 1828

Wer ist Jesus von Nazareth, Sohn des einzigen wahren Gottes im Himmel und Menschen-Sohn…? (1824)

8

21. Mai 1828

C. Th. Kind, De jure ecclesiae evangelicae (1827)

9

1. Juli 1829

L. F. O. Baumgarten-Crusius, Grundzüge der biblischen Theologie (1828)

10

12. November 1830

L. Lange, Beiträge zur ältesten Kirchengeschichte, sowie zur Einleitungswissenschaft in die Schriften des Neuen Bundes (1826)

395

Vgl. Hases Bericht in den „Idealen und Irrthümern“: „Ernst Zimmermann hatte mich noch in Tübingen für das ‚Theologische Literaturblatt‘, den Begleiter der damals einzigen Kirchenzeitung, geworben, und ich habe über ein Jahrzehnt lang zahlreiche Recensionen möglichst gewissenhaft geschrieben, damals wegen des Honorars, später aus Anhänglichkeit“ (ebd., 174 f). 396 Zur genauen Bibliographie vgl. die entsprechenden Titel im Literaturverzeichnis.

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

154 11

23. Mai 1831

F. Herbst (Hg.), Bibliothek christlicher Denker (1830)

12

15. Oktober 1832

F. A. Ludewig, Historisch-kritische Untersuchungen über die verschiedenen Meinungen (1832)

13

24. Oktober 1836

F. Oberthür, Methodologie der theologischen Wissenschaften überhaupt und der Dogmatik insbesondere (1828)

14

20. Mai 1836

F. W. Rettberg, Handbuch der christlichen Kirchengeschichte von D. Joh. E. Christ. Schmidt (1834)

15

27. Mai 1836

F. F. Fleck (Hg.), Wissenschaftliche Reise, durch das südliche Deutschland, Italien, Sicilien und Frankreich (1835)

16

20./22. Juni 1836

F. Rehm, Grundriß der Geschichte der christlichen Kirche mit besonderer Rücksicht auf die Verfassung derselben (1835)

17

18. Dezember 1837

J. K. Gieseler, Rückblick auf die theologischen und kirchlichen Zustände und Entwickelungen der letzten fünfzig Jahre (1837)

18

19./22. Juni 1840

A. Neander, Allgemeine Geschichte der christlichen Religion und Kirche (1834. 1836)

19

6. Juli 1840

K. J. Weber, Das Papstthum und die Päpste (1834)

20

14. August 1840

A. Cloß, Eusebius’, Bischofs von Cäserea, Kirchengeschichte (1839)

21

14. August 1840

M. Jocham, Sämmtliche Schriften des heiligen Makarius des Großen (1839)

Bereits erwähnt wurde, dass Hase in der „Allgemeinen Kirchenzeitung“ 1827 seine Herausgabe der „Libri Symbolici Ecclesiae“ anzeigte.397 In der von dem Weimarer Oberhofprediger und Generalsuperintendenten Johann Friedrich Röhr herausgegebenen „Kritischen Prediger-Bibliothek“ veröffentlichte Hase zwei anonym gedruckte Rezensionen. Nr.

Jahr

Titel

1

1831

H. König, Der Christbaum des Lebens. Eine Festgabe für sinnige Frauen und Freunde (1831)

2

1832

D. Schulz, Was heißt Glauben und wer sind die Ungläubigen? Eine biblische Entwicklung (1830)

In seinen Organen wie der zwischen 1820 und 1848 erschienenen „Kritischen Prediger-Bibliothek“ kämpfte der als Wortführer der rationalistischen Theologie geltende Röhr „gegen jede Form von Neuorthodoxie, Suprana-

397 K. H ASE, Rez. Libri symbolici ecclesiae evangelicae sive concordia recensuit Carolus Augustus Hase, AKZ 6 (1827), Nr. 98 (24. Juni 1827), 800.

6. Die kirchengeschichtliche Rezensionstätigkeit

155

turalismus“ und „Erweckungstheologie“398. Hases Rezensionstätigkeit für Röhr ist wohl im Zusammenhang seiner Nähe zum „Theologischen Literaturblatt“ zu sehen und endete offenkundig mit dem heftigen Disput zwischen ihm und Röhr seit 1833.399 Weitere acht Rezensionen veröffentlichte Hase in Zeitungen, die dem Typus der Allgemeinen Literatur-Zeitung zuzurechnen sind, nämlich in der „Leipziger Literatur-Zeitung“, der „Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung“ und der „Neuen Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung“. Die Schwierigkeit der Identifikation der Beiträge Hases existiert hier nicht, weil seine Buchbesprechungen mit vollem Namen unterzeichnet veröffentlicht wurden. Alle drei genannten Zeitungen stehen in der Tradition der im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts entstandenen überaus erfolgreichen Allgemeinen Literatur-Zeitung.400 1803 war als Konkurrenzprodukt zu der in diesem Jahr nach Halle wechselnden „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ die „Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung“ gegründet worden, die bis 1841 erschien.401 Deren Nachfolge trat die „Neue Jenaische Allgemeine LiteraturZeitung“ an, die allerdings nur zwischen 1842 und 1848 gedruckt wurde. Auch die „Leipziger Literatur-Zeitung“, zwischen 1803 und 1834 bei Breitkopf & Härtel publiziert, war maßgeblich durch den Erfolg der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ angestoßen worden.402 Charakteristisch für diese dem Muster der „Allgemeinen LiteraturZeitung“ folgenden Organe war, nicht als Gelehrtenzeitung auf den Kontext einer Universität begrenzt zu sein, sondern auf ein breiteres Publikum in ganz Deutschland wirken zu wollen.403 Sie zielten auf eine regelmäßige 398 W. E. MÜLLER, Radikale Reduktion der Dogmatik. Die ‚Briefe über den Rationalismus‘ von J. F. Röhr, in: W. E. MÜLLER / H. H. R. SCHULZ (Hg.), Theologie und Aufklärung. Festschrift für Gottfried Hornig zum 65. Geburtstag, Würzburg 1992, 242– 283, hier 244. 399 Siehe dazu oben S. 79 f. 400 Die „Allgemeine Literatur-Zeitung“ war 1784 von Friedrich Justin Bertuch (1747– 1822), Christian Gottfried Schütz (1747–1832) und Christoph Martin Wieland (1733–1813) gegründet worden, die damit einen neuen Typ von meist anonymen Rezensionsorganen, die fast täglich erschienen, schufen. Vgl. dazu überblicksartig: Kirchner, Das deutsche Zeitschriftenwesen (s. Anm. 305), Bd. 1, 200–202. 401 Vgl. dazu J. A. SCHMIDT-FUNKE, Der Konflikt um die Verlegung der Allgemeinen Literatur-Zeitung nach Halle im Jahr 1803, Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte 57 (2003), 105–126. 402 Vgl. S. OBENAUS, Die deutschen allgemeinen kritischen Zeitschriften, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, AGB 14 (1974), 1–122, hier 33 f. Vgl. auch Kirchner, Das deutsche Zeitschriftenwesen (s. Anm. 305), Bd. 1, 202. 403 Vgl. Obenaus, Die deutschen allgemeinen kritischen Zeitschriften (s. Anm. 402), 11. Für die „Allgemeine Literatur-Zeitung“ trifft dies aufgrund der hohen Auflagenstärke und einer umfangreichen Abonnentenzahl weitgehend zu (vgl. M. MILDENBERGER, Bertuch und die ‚Allgemeine Literatur-Zeitung‘. Zu den Briefen von Christian Gottfried

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

156

Behandlung der einzelnen wissenschaftlichen Fachgebiete in überschaubaren Abständen,404 wobei über eine bloß zufällige Ansammlung von Rezensionen hinaus der Rahmen eines enzyklopädischen Wissenschaftskonzeptes zu Grunde gelegt wurde.405 Während dieses grundlegende Konzept auch von den nachahmenden Zeitungen übernommen wurde, lässt sich über die tatsächliche Verbreitung der „Neuen Jenaischen Allgemeinen LiteraturZeitung“ und der „Leipziger Literatur-Zeitung“ keine verlässliche Aussage treffen. In der „Leipziger Literatur-Zeitung“ erschienen zwei Rezensionen. Nr.

Datum und Jahr

Titel

1

11./12. März 1833

J. F. Röhr, Grund- und Glaubenssätze der evangelischprotestantischen Kirche (1833)406

2

27./29. Dezember 1833

Ch. F. Ammon, Die Fortbildung des Christenthums zur Weltreligion (1833)

Während in der „Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung“ lediglich eine Rezension Hases erschien,407 waren es in der Neuen Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung fünf: Nr.

Datum und Jahr

Titel

1

12./13./15. Januar 1842

F. A. von Langenn, Moritz, Herzog und Kurfürst zu Sachsen. Eine Darstellung aus dem Zeitalter der Reformation (1841)

2

17.–19. Juni 1844

H. E. F. Guericke, Handbuch der Kirchengeschichte (1843) / J. B. Alzog, Universalgeschichte der christlichen Kirche (1843) / J. Annegarn, Geschichte der christlichen Kirche (1842-43) / K. Hase, Kirchengeschichte (1844)

Schütz im Weimarer Bertuch-Nachlaß, in: G. R. KAISER / S. SEIFERT (Hg.), Friedrich Justin Bertuch [1747–1822]. Verleger, Schriftsteller und Unternehmer im klassischen Weimar, Tübingen 2000, 519–531, hier 522), ferner Obenaus, Die deutschen allgemeinen kritischen Zeitschriften (s. Anm. 402), 25 f. 32. 404 Obenaus, Die deutschen allgemeinen kritischen Zeitschriften (s. Anm. 402), 26. 405 Mildenberger, Bertuch und die ‚Allgemeine Literatur-Zeitung‘ (s. Anm. 403), 522. Vgl. zum Konzept der Zeitung auch den Band: Organisation der Kritik. Die Allgemeine Literatur-Zeitung in Jena 1785–1803 (s. Anm. 376). 406 Diese Rezension ist bemerkenswert, weil sie den Auslöser für die Auseinandersetzung Hases mit Röhr um den Rationalismus bildete. Hervorzuheben ist, dass Hase sie mit vollem Namen – entgegen der sonst herrschenden Anonymität (vgl. Obenaus, Die deutschen allgemeinen kritischen Zeitschriften [s. Anm. 402], 34) – unterzeichnete. 407 K. H ASE, Rez. Melanchthon redivivus, oder der ideale Geist des Christenthums. Ein dogmatischer Leitfaden durch religiöse Irren und Wirren zum christlichen Leben in Gott für Studirende aller Facultäten. 1837, JALZ 39 (1839), Nr. 1 (Januar) [1. Bd.], 1–12.

6. Die kirchengeschichtliche Rezensionstätigkeit

3

Juni, August, September, Dezember 1846

Deutsch-katholische Literatur

4

4./5.; 8./9. März 1847

Deutsch-katholische Literatur

5

8.–10. Juni 1848

Deutsch-katholische Literatur

157

Als Besonderheit der Rezensionstätigkeit Hases in dieser Zeitung ist der über drei Jahre in Fortsetzung erschienene Sammelbericht über neuere katholische theologische Literatur hervorzuheben, den Hase teilweise in Zusammenarbeit mit Eduard Schwarz vorlegte.408 Insgesamt wurden 200 in verschiedene Rubriken unterteilte Schriften besprochen.409 Hase profilierte sich mit diesem Sammelbericht als ausgewiesener Kenner des Katholizismus und seiner Geschichte. Mit der „Neuen Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung“ war Hase auch sonst besonders verbunden, weil er von 1843 bis zum Ende ihres Erscheinens die theologische Redaktion der Zeitung innehatte.410 Sowohl die Übernahme der Redaktion durch Hase als auch seine recht häufige Rezensionstätigkeit in der Zeitung – er veröffentlichte in den sieben Jahren ihres Bestehens fünf Rezensionen – lassen darauf schließen, dass er sich mit

408

Vgl. auch Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 73. Vgl. die detaillierte Bibliographie im Literaturverzeichnis. Hase selbst sprach gelegentlich von seiner „Monster-Recension“ (DERS., Brief an Friedrich Theodor David Kräuter (Jena, 11. Juni 1847), BJK, Autographensammlung, Hase). In einem Schreiben Hases an Maria Pawlowna vom 20. Juni 1847 wird deutlich, welchen Wert er der Sammelrezension zumaß: „Der Gegenstand, wenn auch vielleicht groß im Ganzen und in seinen Folgen, ist in eine Unzahl meist unbedeutender Schriften so zersplittert worden, daß auch die beurtheilende Anzeige derselben ein kleinliches Aussehn erhalten mußte, und etwa erst in spätern Jahren, wenn jene Flugschriften großentheils verstreut und verloren sein werden, als bequeme Übersicht einigen Werth erhalten dürfte“ (K. H ASE, Brief an Maria Pawlowna von Sachsen-Weimar-Eisenach [Jena, 20. Juni 1847], Weimar, ThHStA, Großherzogliches Hausarchiv A XXV, Korrespondenzen H 35). 410 Damit konnte Hase durch die Auswahl der zu rezensierenden Bücher oder der Rezensenten gezielt Einfluss auf das Profil der Zeitung nehmen und gewissermaßen verdeckt auch wissenschaftspolitisch agieren. Eine Untersuchung der Redakteurstätigkeit Hases bleibt hier jedoch außen vor, vgl. aber für diesen Zusammenhang etwa: K. H ASE, Brief an August Detlef Christian Twesten (Jena, 13. August 1843), zit. nach Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker [s. Anm. 131], 184), ferner K. H ASE, Brief an Eduard Reuss (Jena, 16. Juni 1844), zit. nach: J. M. VINCENT, Nicht veröffentlichte Briefe von Karl August von Hase an Eduard Reuss, ZKG 106 (1995), 200–221, hier 206–208, bes. 207. Ferner E. REUSS, Brief an Karl Heinrich Graf (Strasburg, 22. Dezember 1843), zit. nach K. BUDDE / H. J. HOLTZMANN (Hg.), Eduard Reuss’ Briefwechsel mit seinem Schüler und Freund Karl Heinrich Graf zur Hundertjahrfeier seiner Geburt, Giessen 1904, 185– 187, hier 185 f. 409

158

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

dem Grundgedanken, der Popularisierung wissenschaftlicher Literatur unter den Gebildeten, identifizierte. In den „Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik“ rezensierte Hase im September 1838 das „Leben Jesu Christi“ von August Neander.411 Die Jahrbücher, von der Berliner „Societät für wissenschaftliche Kritik“ herausgegeben, erschienen von 1827 bis 1846 und waren mit Beteiligung Hegels und seiner Schüler gegründet worden.412 Als Hase 1838 seine namentlich gekennzeichnete Rezension hier publizierte, befand sich die Zeitschrift bereits in einer problematischen Phase, die den allmählichen Zerfall der Hegelschule spiegelte.413 Immer weniger war eine eindeutige Linie bei der Beurteilung theologischer Neuerscheinungen zu erkennen.414 Schon aus diesem Grunde wird man der Publikation einer Rezension durch Hase in dieser Zeitschrift kaum Relevanz für die Beurteilung seiner eigenen Position – womöglich im Sinne eines programmatischen Anschlusses – zubilligen dürfen. Zudem handelt es sich auch um einen Einzelfall, der vielleicht durch einen nicht mehr zu rekonstruierenden Zufall zu Stande kam. Anders verhält es sich mit der Rezensionstätigkeit Hases für die „Protestantische Kirchenzeitung für das evangelische Deutschland“, die sich in das bereits oben im Zusammenhang der kleineren kirchengeschichtlichen Beiträge geschilderte Profil dieser Zeitung und die besondere Verbundenheit Hases mit ihr einfügt. In der „Protestantischen Kirchenzeitung“ veröffentlichte er insgesamt acht Rezensionen, unterzeichnete sie teilweise mit seinem vollen Namen, in einigen Fällen verwendete er aber auch das Kürzel „C. v. St.“.

411

K. H ASE, Rez. Das Leben Jesu Christi in seinem geschichtlichen Zusammenhange und seiner geschichtlichen Entwickelung dargestellt von Dr. A. Neander, 1837, JWKr 1838, 436–459. 412 Über deren Entstehung und Rolle innerhalb der Kulturphilosophie in Berlin am Anfang des 19. Jahrhunderts vgl. den Sammelband: C H. JAMME (Hg.), Die ‚Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik‘. Hegels Berliner Gegenakademie, Stuttgart-Bad Cannstatt 1994 (Spekulation und Erfahrung; Abt. 2, Untersuchungen; 27). Vgl. auch Kirchner, Das deutsche Zeitschriftenwesen (s. Anm. 305), Bd. 2, 6, ferner Obenaus, Die deutschen allgemeinen kritischen Zeitschriften (s. Anm. 402), 74 f und neuestens Voigt, Vermittlung im Streit (s. Anm. 286), 105–108. 413 Vgl. Voigt, Vermittlung im Streit (s. Anm. 286), 108–110. Exemplarisch wird dies an der Auseinandersetzung um Strauß’ „Leben Jesu“ deutlich. Um so interessanter ist es, dass Hase Neanders „Leben Jesu“ bespricht. 414 Vgl. F. SCHLAWE, Die Berliner Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik. Ein Beitrag zur Geschichte des Hegelianismus, ZRGG 11 (1959), 240–258. 343–356, hier 254–256. So auch Mildenberger, Geschichte der deutschen evangelischen Theologie (s. Anm. 293), 240 f.

6. Die kirchengeschichtliche Rezensionstätigkeit

159

Nr.

Datum und Jahr

Titel

1

1. März 1856

E. Reuß, Die deutsche Historienbibel vor der Erfindung des Buchdrucks (1855) / J. Geffcken, Der Bilderkatechismus des fünfzehnten Jahrhunderts (1855)

2

12. April 1856

„Neue Propheten“: F. T. Perrens, Jérome Savonarole (1853) / F. W. Schöpff, De causis, ex quibus similia Savonarolae atque Lutheri studia tam diversos habuerint exitus (1855) / A. Desjardins, Vie de Jeanne d’Arc (1854) / F. E. Chavin de Malan, Histoire de Saint Francois d’Assisi (1855) / F. Morin, Saint Francois d’Assise et les Franciscains (1853) / H. E. Schmieder, Petrus Waldus und Franz von Assisi (1854) / K. Hase, Franz von Assisi (1856)

3

17. Januar 1857

Ch. C. J. Bunsen, Gott in der Geschichte oder der Fortschritt des Glaubens an eine sittliche Weltordnung (1857)

4

31. Januar 1857

G. Frank, De Luthero Rationalismi Praecursore (1857)

5

31. Januar 1857

E. Chastel, L’Église Romaine considérée (1856)

6

2. Mai 1857

A. Hahn, Lehrbuch des christlichen Glaubens (1857)

7

12. September 1857

K. Hase, Jenaisches Fichte-Büchlein (1856)

8

20. November 1858

K. Biedermann, Deutschland im 18. Jahrhundert. Deutschlands geistige, sittliche und gesellige Zustände im achtzehnten Jahrhundert (1858)

In dem im Leipzig erschienenen „Literarischen Centralblatt“ lässt sich bisher eine Rezension Hases nachweisen.415 Das zum Typ der allgemeinen Literaturzeitungen gehörende Blatt wurde von dem Germanisten Friedrich Zarncke (1825–1891) begründet.416 Es wurde unter seiner Führung zu einer der einflussreichsten deutschen Rezensionszeitschriften.417 Das „Literarische Centralblatt“ erschien wöchentlich zwischen 1850 und 1944 und wurde

415 [K. HASE,] Rez. Ch. C. J. Bunsen, Hippolytus und seine Zeit, Bd. 1, 1852, LZD 4 [1853], Nr. 19 vom 7. Mai, 309–311. Zum Nachweis dieser Rezension siehe oben Anm. 389. 416 Vgl. zu Zarncke E. SIEVERS, Zarncke, Friedrich, ADB 44 (1898), 700–706. Mit Zarncke verbanden Hase in späterer Zeit übrigens familiäre Bande; Hases Sohn Oskar heiratete im Jahr 1873 Zarnckes Tochter Johanna; vgl. dazu Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 249 und 256. Zarncke widmete im selben Jahr Hase zwei Schriften; siehe dazu unten Teil F, S. 396, Anm. 272. 417 Vgl. TH. LICK, Friedrich Zarncke und das ‚Literarische Centralblatt für Deutschland‘. Eine buchgeschichtliche Untersuchung, Wiesbaden 1993 (Buchwissenschaftliche Beiträge aus dem Deutschen Bucharchiv München; 43).

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

160

nach Zarnckes Tod im Jahr 1891 von seinem Sohn Eduard Zarncke herausgegeben. Als seine Rezensionstätigkeit bereits abgenommen hatte, publizierte Hase in den Jahren 1874 und 1875 noch einmal vier Rezensionen in der „Jenaer Literatur-Zeitung“, die alle als kirchengeschichtlich relevant zu bezeichnen sind. Sie stellen beinahe die einzigen Veröffentlichungen Hases in diesen beiden Jahren dar. Die Rezensionen wurden, wie in dieser Zeitung üblich, unter Angabe des vollen Namens publiziert.418 Nr.

Datum und Jahr

Titel

1

21. Februar 1874

H. A. L. Thiele, Kaiser und Papst: eine zeitgeschichtliche Studie (1874)

2

17. Oktober 1874

C. J. von Hefele, Conciliengeschichte, nach den Quellen bearbeitet, Band VII (1869-1874)

3

16. Oktober 1875

A. Theiner, Acta genuina SS. oecumenici concilii Tridentini (1874)

4

27. November 1875

G. Krüger, Erinnerungen an die erste Preußische Generalsynode im Jahre 1846 (1875)

Die zwischen 1874 und 1879 wöchentlich erschienene Zeitung wurde im Auftrag der Universität Jena von deren Oberbibliothekar Anton Klette (1834–1905) herausgegeben. Wie das Leipziger „Literarische Centralblatt“ setzte auch die „Jenaer Literatur-Zeitung“ mit ihrem Programm in gewissem Sinne die Tradition der Allgemeinen Literaturzeitungen fort.419 Aus der Vorrede des zweiten Jahrgangs geht hervor, dass das Organ darauf abzielte, „ein alle Zweige der Wissenschaft umfassendes Gesammtbild der literarischen Production aus den letzten Jahren“420 zu liefern. Die Zeitung beanspruchte sogar den Rang eines „Nachschlagebuches“, da sie die wichtigste in- und ausländische Literatur zu verzeichnen beabsichtigte und so auch die Funktion einer umfänglichen Bibliographie erfüllte.421 Angaben über die Höhe der Auflagen oder die Verbreitung lassen sich nicht erschließen. Spekulativ bleibt die Überlegung, dass der eher kurze Erscheinungszeitraum von sechs Jahren ein Hinweis auf mangelnde Abonnenten sein könnte.

418

Vgl. das [Anonym,] Vorwort, JLZ 2 (1875), undat., unpag. Siehe dazu oben S. 71. Vgl. Kirchner, Das deutsche Zeitschriftenwesen (s. Anm. 305), Bd. 2, 242: „In dem wöchentlich erscheinenden Blatte wurden die wesentlichen Neuerscheinungen der in den vier Fakultäten vertretenen Wissenschaften besprochen.“ 420 [Anonym,] Vorrede, JLZ 2 (1875), undat., unpag. 421 Ebd. 419

6. Die kirchengeschichtliche Rezensionstätigkeit

161

6.2.4 Besonderheiten und inhaltliche Schwerpunkte Der gewonnene Überblick über Hases Rezensionstätigkeit macht wiederum weiterführende Überlegungen zu Besonderheiten und inhaltlichen Schwerpunkten möglich. Mit Blick auf die Orte der Publikation ist zunächst zu bemerken, dass Hase in kirchlichen bzw. dezidiert theologischen Zeitschriften wie auch in allgemeinen Literaturzeitungen rezensierte. Dies zeugt von seinem Anspruch, ein breiteres Publikum unter den Gebildeten zu erreichen. Hinsichtlich der theologischen bzw. kirchlichen Zeitungen ist eine profilierte Positionierung innerhalb der Strömungen des zeitgenössischen Protestantismus erkennbar, die das oben im Zusammenhang der kleineren kirchengeschichtlichen Beiträge Herausgestellte ergänzt. Mit seinen Rezensionen im „Theologischen Literaturblatt“ zwischen 1826 und 1840 sowie in der von ihm mit herausgegebenen „Protestantischen Kirchenzeitung“ zwischen 1854 und 1858 verortete sich Hase selbst in der Nähe eines theologischen und kirchenpolitischen Standpunktes, der im ersten Fall einer eher rationalistischen Theologie, im zweiten Fall dem sich entwickelnden theologischen Liberalismus zugehörig ist. Aus den Publikationsorten der Rezensionen wird ein Standpunkt Hases deutlich, der sich als Gegnerschaft zur theologischen (und politischen) Haltung eines konservativen Konfessionalismus, wie er namentlich von Hengstenbergs „Evangelischer Kirchenzeitung“ vertreten wurde, beschreiben lässt. Festgehalten werden muss die wissenschaftspolitische Komponente der Rezensionstätigkeit. Auffallend ist hinsichtlich der von Hase rezensierten Autoren, dass er Arbeiten einer Reihe von Theologen freundlich besprach und der wissenschaftlichen Öffentlichkeit empfahl, mit denen er befreundet war oder die als seine Schüler galten. Dies gilt etwa von Arbeiten Gustav Franks (1832–1904) und Gustav Krügers (1862–1940),422 die Hase und seinem Werk so eng verbunden waren, dass sie nach dessen Tod gemeinsam mit seinen Söhnen die „Gesammelten Werke“ herausgaben. Ebenso gilt dies von Arbeiten zweier anderer Theologen, deren Freundschaft zu Hase bekannt ist, des Straßburger Professors Eduard Wilhelm Eugen Reuß (1804–1891) 423 422 So empfahl Hase die bereits genannte Schrift von Frank über Luther als Vorläufer des Rationalismus den Lesern der „Protestantischen Kirchenzeitung“. Auch die Schrift über die erste preußische Synode von Krüger rezensierte Hase 1875 freundlich. 423 Aus den publizierten Briefen Hases an Reuß geht hervor, dass Hase den Straßburger Professor so schätzte, dass er ihn 1843 sogar nach Jena in die Nachfolge von BaumgartenCrusius holen wollte, vgl. Vincent, Nicht veröffentlichte Briefe (s. Anm. 410), 204 f. Die Beziehung zwischen Hase und Reuss würde durch die Kenntnisnahme der Autobiographie „Erinnerungen aus meinem Leben“ (1850–1890) von Reuss sicher weiter erhellt werden. Sie befindet sich allerdings unveröffentlicht in Straßburg (vgl. ebd., 203). Vgl. aber den Briefwechsel zwischen Reuß und seinem Schüler Karl Heinrich Graf (1815–

162

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

und des Direktors des Vatikanischen Archivs Augustin Theiner (1804– 1874).424 Wissenschaftspolitisch konnotiert waren aber neben diesen freundlich protegierenden auch kritische Besprechungen. Dies gilt etwa für die Rezension der Kirchengeschichte von August Neander, dessen kirchenhistorische Konzeptionen Hase konkurrierend gegenüberstand. Deswegen fühlte er sich offenbar zur Abgrenzung von Neanders Konzeption genötigt und beanspruchte gleichzeitig die Deutungshoheit auf dem Felde der Kirchengeschichte für sich.425 Er suchte mit großer Akribie Neanders Werk in formaler und inhaltlicher Hinsicht Ungenauigkeiten und Fehler nachzuweisen. Aufschlussreich ist die Auswahl der rezensierten Werke. Hases Rezensionstätigkeit kirchengeschichtlicher und allgemein theologischer Werke eröffnet gewissermaßen einen Blick auf seinen Schreibtisch, in seine Forschungswerkstatt. An den Themen der von Hase rezensierten Werke ist zunächst auffällig, dass er bis weit in die Zeit, in der er bereits vorrangig als Kirchenhistoriker arbeitete, sich nicht auf kirchengeschichtliche Rezensionen im engeren Sinne beschränkte, sondern auch dogmatische und neutestamentliche Werke besprach. Vor allem aber rezensierte er eine Reihe von ‚Grenzfällen‘ zur Kirchengeschichte wie kulturgeschichtliche Arbeiten. Bewusst und umfänglich bezog er auch katholische Arbeiten ein. An den Rezensionen wird mithin sichtbar, dass Hase in seiner kirchengeschichtlichen Arbeit die zeitgenössisch üblichen Grenzen seines Faches in mehrerer Hinsicht überschritt: in konfessioneller Hinsicht, im Hinblick auf die Einbeziehung von kulturellen Phänomenen wie Literatur und bildender Kunst.

1869), in dem Hase des Öfteren vorkommt: Eduard Reuss’ Briefwechsel mit seinem Schüler und Freund (s. Anm. 410). Reuss widmete Hase auch eine seiner Schriften, vgl. E. R EUSS, Die Geschichte der Heiligen Schriften Neuen Testaments, Braunschweig 2 1853. 31860. Vgl. auch Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 230. 288. 424 Der Katholik Theiner hatte Akten zur Entstehungsgeschichte des Trienter Konzils ediert, die Hase insgesamt zustimmend besprach. In der Rezension teilte Hase mit, dass er seit längerer Zeit mit Theiner befreundet gewesen sei und die Veröffentlichung der Akten mit angeregt habe, vgl. K. HASE, Rez. Theiner, Acta genuina SS. oecumenici concilii Tridentini sub Paulo III. Julio III. et Pio IV. PP. MM. ab Angelo Massarello episcopo eiusdem concilii secretario conscripta, nunc primum integra edita, Tomus I. II. 1874, JLZ 2 (1875), Nr. 42 (16. Oktober 1875), 729–733, hier 729 f. Zeugnis davon bieten auch die beiden gedruckten Briefe Hases an Theiner aus den Jahren 1859 und 1862, vgl. H. JEDIN, Kirchenhistorikerbriefe an Augustin Theiner, Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte 66 (1971), 187–231, 208. 214 f. 425 Dass es sich nicht nur um eine fachliche Auseinandersetzung in Bezug auf die kirchengeschichtliche Konzeption handelt, zeigt die ebenfalls kaum als freundlich zu bezeichnende Rezension Hases von Neanders „Das Leben Jesu Christi“, die er 1838 publizierte; siehe dazu oben Anm. 411.

6. Die kirchengeschichtliche Rezensionstätigkeit

163

Eine rückblickende Überschau der Themen der kirchengeschichtlichen Rezensionen zeigt ferner, dass Hase in der Hauptsache monographische Arbeiten zu einzelnen Personen und Themen rezensierte, die teilweise auch als abgelegen bezeichnet werden dürfen. Hase war am Detail interessiert und verlor trotz der Konzentration der Arbeitskraft auf sein Lehrbuch und der damit verbundenen Gefahr der Generalisierung nie die individuellen Phänomene und die Arbeit auf der Ebene der Quellen aus dem Blick. Interessant ist schließlich, dass sich bei allem individuellen Eingehen auf die einzelnen Arbeiten dennoch im Blick auf die kirchengeschichtlich relevanten Werke einige Schwerpunkte der inhaltlichen Beurteilung und Kritik finden. Solche wiederkehrenden Beurteilungsraster sind deswegen von Interesse, weil sich darin die implizite Position des Rezensenten, die er als Maßstab an die rezensierten Werke heranträgt, manifestiert. Hase lobte an Darstellungen die Gestaltung anschaulicher Geschichtsbilder und kritisierte die bloße Aneinanderreihung von Fakten (so explizit bei Biedermann, von Hefele, angedeutet bei Neander und Rettberg). Daraus kann gefolgert werden, dass das Ideal von Kirchengeschichtsschreibung im Sinne Hases die Komposition eindrucksvoller und anschaulicher Bilder als adäquates Ausdrucksmittel ausmachte. Die bloße Aneinanderreihung von Fakten macht nach Hase noch keine Geschichtsschreibung aus.426 Ebenso kehrt in Hases Rezensionen mehrfach die Thematisierung der angemessenen Periodisierung der Kirchengeschichte wieder (so etwa bei Rettberg, Rehm, Neander). Daraus lässt sich schließen, dass Hase offenkundig die von ihm vorgelegte Periodisierung wichtig war und dass er sie im Vergleich mit anderen Konzeptionen entwickelte bzw. profilierte. Wichtig ist dies auch deswegen, weil Periodisierungen bzw. Epochengrenzen innerhalb der Kirchengeschichte niemals reine formale Fragen darstellen, sondern stets inhaltliche Implikationen hinsichtlich der Bewertung und Gegenwartsrelevanz eines dieser oder jener Epoche zugeschlagenen Phänomens enthalten.427 Abschließend sei noch auf einen letzten interessanten Aspekt aus den dezidiert kirchengeschichtlichen Rezensionen Hases hingewiesen. Hase konstatiert in Besprechungen von kompendienartigen Darstellungen, die nach seinem eigenen Lehrbuch erschienen waren, den Einfluss seines Werkes (so bei Rehm, Alzog und Guericke). Mit gewisser süffisanter Genugtuung warf Hase anderen Kirchenhistorikern vor, von ihm wenn nicht ganze Abschnitte, so doch zumindest einzelne Sätze und Formulierungen ohne Kennzeichnung zu kopieren. Akribisch stellte er in Tabellenform Abschnitte aus seinem Lehrbuch den Neuerscheinungen anderer 426 Vgl. auch die diesbezügliche Kritik an Gieseler; vgl. Hase, Kirchengeschichte. 1834 (s. Anm. 24), III. Siehe zu Hases Kritik an Gieseler auch unten Teil E, S. 311–323. 427 Zu Hases Periodisierung der Kirchengeschichte siehe unten Teil C, S. 242–246.

164

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

Autoren gegenüber. Diese Tatsache ist auch jenseits der Frage nach den möglichen juristischen Implikationen für die Beurteilung der Kirchenhistoriographie Hases aufschlussreich. Sein Werk wurde offensichtlich von seinen Kollegen binnen kurzem als zuverlässig in der Wiedergabe der Daten und als gelungen in der Form der Darstellung eingeschätzt, so dass diese sich bei der Ausarbeitung ihrer eigenen Werke so umfangreich auf Hase stützten, dass sein Einfluss klar nachweisbar war. Für die Frage nach der Wahrnehmung des Rezensenten Hase und die daraus folgende mögliche Rückwirkung auf seine eigene Stellung innerhalb der kirchlichen und theologischen Öffentlichkeit muss das bereits erwähnte Problem der weitgehenden Anonymität bzw. der Pseudonymität („C. v. St.“) einer größeren Anzahl seiner Rezensionen beachtet werden. Hase schloss sich in den meisten Fällen den Gewohnheiten des jeweiligen Rezensionsorgans an, die die Anonymität vor allem mit Blick auf die beabsichtigte oder auch nur suggerierte Unparteilichkeit wahrten. Es sind aber verschiedene ‚Stufen‘ der Anonymität, von der völligen Unkenntlichkeit über das leicht erratbare „H…“ und der Verwendung der Abkürzung seines Pseudonyms „C. v. St.“ bis hin zur völligen Offenlegung seines Namens erkennbar. Hase benutzte die verschiedenen möglichen Grade an Publizität seiner Verfasserschaft in anderen Fällen sehr bewusst, etwa bei der anonymen freundlichen Rezension eines Buches seines Schülers Gustav Frank in der „Protestantischen Kirchenzeitung“, wo sonst stets der Klarname notiert war. Aus der Tatsache, dass von vielen Rezensionen Hases die Verfasserschaft erst nach seinem Tode bekannt wurde, folgt, dass seine Tätigkeit als kirchenhistorischer Rezensent in ihrer Öffentlichkeitswirksamkeit als nur begrenzt veranschlagt werden kann. Dies gilt auch, obwohl man davon ausgehen kann, dass ein bestimmter Kreis von Lesern, vornehmlich aus universitären Kontexten, vermutlich wusste, wer sich hinter einem Kürzel als Rezensent verbarg, oder auch den Autor an dessen Sprache und Stil erkannte.428 Es kann nicht gesagt werden, dass Hases Profil als Kirchenhistoriker innerhalb der zeitgenössischen Diskurse maßgeblich durch seine Rezensionen bestimmt ist. Vielmehr treten seine Rezensionen innerhalb seines kirchenhistorischen Werkes in die zweite Reihe zurück und erscheinen als Erzeugnisse, die seine sonstige Arbeit begleiten.

428 Umgekehrt hatte ja auch Hase leicht in Erfahrung bringen können, dass sich hinter dem anonymen Rezensenten in der „Kritischen Prediger-Bibliothek“, der 1835 die erste Auflage seines kirchengeschichtlichen Lehrbuchs sehr kritisch besprach, der Kirchenhistoriker Gieseler verbarg; vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 31; siehe dazu auch unten Teil E, S. 315.

7. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder

165

7. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases in ihrer Bedeutung und ihrem Verhältnis zueinander 7. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder

Die Bewertung der verschiedenen kirchenhistorischen Wirkungsfelder Hases führt hinsichtlich deren Gewicht und Verhältnis zueinander zu mehreren Beobachtungen. Es steht außer Frage, dass für Hase als akademischen Lehrer seine Vorlesungen von großer Bedeutung waren. Auf ihre Vorbereitung und Durchführung verwandte er einen erheblichen Teil seiner Zeit und Kraft. Es hat sich gezeigt, dass, anders als vielleicht zu erwarten, keineswegs eine lokale Beschränktheit der Ausstrahlung von Hases Vorlesungstätigkeit gegeben war. Die Analyse der Stichproben der Zusammensetzung der Zuhörer hat ergeben, dass Hase natürlich von einer großen Zahl von Studenten aus der näheren Umgebung, also meist aus Sachsen und Thüringen, gehört wurde. Bemerkenswerterweise erreichte er mit seinen kirchengeschichtlichen Vorlesungen aber auch einen kontinuierlich beachtlichen Anteil an Studierenden auswärtiger Herkunft, teilweise sogar aus Ungarn und Siebenbürgen. Die hohe Bedeutung dieses Feldes der Wirksamkeit Hases als Kirchenhistoriker ergibt sich auch dadurch, dass die ehemaligen Studenten eine Multiplikatorenfunktion für seine Bekanntheit erfüllt haben dürften. Als bedeutsamste Facette seines Wirkens als Kirchenhistoriker ist Hases Tätigkeit als Lehrbuchautor zu bezeichnen. Durch sein Lehrbuch wurde er einem weiteren Kreis bekannt, auch denen, die nie in Jena seine Vorlesungen gehört hatten. In dieses Produkt investierte Hase beständig ein hohes Maß an Arbeit. Für seine Wirksamkeit als Kirchenhistoriker war es von entscheidender Bedeutung, weil Hase das Buch erstens schon zu Beginn seiner Tätigkeit publizierte und sich dadurch früh Detailkenntnisse über die gesamte Breite der Kirchengeschichte angeeignet hatte. Zweitens war er durch die kontinuierliche Überarbeitung zur weiteren Kenntnisnahme der neuesten Forschungen gezwungen. Sowohl mit Blick auf die Verbreitung des Lehrbuchs in rein quantitativer Hinsicht als auch mit Blick auf das benannte eigene Profil des Werkes ist es als wichtigstes Wirkungsfeld hervorzuheben. Als bedeutend ist auch das Wirkungsfeld der kleineren kirchengeschichtlichen Beiträge Hases einzuschätzen. Für seine Wahrnehmung als Kirchenhistoriker über den Kontext der Universität hinaus spielte vor allem die Publikationstätigkeit in Kirchenzeitungen eine entscheidende Rolle. Aber auch für die Position Hases innerhalb der kirchenhistorischen Fachdiskussion sind die kleineren selbständigen Publikationen und Aufsätze von Bedeutung. Biographisch bzw. werkgeschichtlich lässt sich ein Schwerpunkt der diesbezüglichen Aktivitäten Hases zwischen 1850 und 1860 ausmachen, also in der Zeit, in der Hase bereits etabliert war und auf der Höhe seiner Schaffens-

166

B. Die kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases

kraft stand. Dieses Wirkungsfeld diente dem Kirchenhistoriker Hase auch als Vehikel, um seine kirchenpolitischen und politischen Aktivitäten bekannt zu machen. Die Wahrnehmung Hases als liberaler Kirchenhistoriker hängt zentral an dieser Facette, weil hier deutlicher als in den Lehrbüchern und in der Gesamtdarstellung seine Position hervortreten konnte und andererseits auf diese Weise weitere Kreise erreicht wurden als etwa in den Vorlesungen und Vorträgen. Die Bedeutung des Wirkungsfeldes der Vorträge für den Kirchenhistoriker Hase ist in verschiedener Richtung zu suchen. Einerseits vergrößerte sich dadurch seine Bekanntheit, freilich zunächst regional begrenzt durch die Kreise, in denen er vortragen konnte. Andererseits haben die Vorträge mit ihrer inhaltlichen Ausrichtung und ihrem offenkundigen Erfolg wohl auch auf die anderen Wirkungsfelder ausgestrahlt, so etwa auf die kleineren Publikationen, sofern in ihnen – wie etwa bei den „Neuen Propheten“ – Vorträge verarbeitet sind. Hases Alterswerk, die auf der Grundlage seiner Vorlesungen erarbeitete kirchengeschichtliche Gesamtdarstellung, fasst zwar, wie oben herausgestellt, die Ergebnisse der kirchengeschichtlichen Arbeit und die Besonderheit seiner Anschauungen zusammen, war aber auf Grund ihrer späten Veröffentlichung für seine Wirksamkeit als Kirchenhistoriker letztlich von nicht sehr großer Bedeutung. Offenkundig ist dieses Werk für die posthume Rezeption bis zur Gegenwart bedeutender als für die zeitgenössische Wahrnehmung. Die Bedeutung von Hases Rezensionstätigkeit ist differenziert einzuschätzen. Allgemein gilt, dass sie seine sonstigen Wirkungsfelder eher begleitet. Dieses Urteil ist aber biographisch-zeitlich zu gewichten. Es zeigte sich, dass der Höhepunkt von Hases Rezensionstätigkeit zwischen 1820 und 1840 in die Phase seiner wissenschaftlichen Etablierung fällt, während sie nach 1850 deutlich abnimmt. Daraus folgt, dass die Rezensionstätigkeit vor allem für die Schärfung des Profils der kirchenhistorischen Arbeit Hases im Rahmen der innerfachlichen Diskussion und in der Phase seiner Etablierung wichtig war. Insoweit die Rezensionen Hases für die Zeitgenossen tatsächlich als Rezensionen Hases identifizierbar waren, treten auch hier, freilich in stärker begrenzter Weise als bei den kleineren kirchengeschichtlichen Beiträgen, die positionelle Zuordnung Hases zur liberalprotestantischen Strömung und entsprechende wissenschaftspolitische Absichten hervor. Diese Facette wirkte auf die sonstige Arbeit zurück, sofern darin die in den Rezensionen dokumentierte Auseinandersetzung Hases mit neuen Ergebnissen und fremden Positionen einfloss.

Teil C

Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

Die Erkundungen zur Biographie und den bildungsgeschichtlichen Grundlagen von Hases wissenschaftlicher Arbeit sowie die Analyse der kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases haben die Basis dafür geschaffen, nun in das Zentrum der Untersuchungen der Kirchengeschichtsschreibung Hases einzutreten. Es handelt sich dabei um die konzeptionellen Grundlagen seiner Kirchenhistoriographie, wie sie von Hase explizit vorstellig gemacht werden oder seinen Arbeiten implizit zugrunde liegen. Darunter sind sowohl die seine Ausführungen prägenden theologischen und philosophischen Annahmen als auch die der Erarbeitung der Darstellung zugrunde liegenden Methoden zu verstehen. Besonders erhellend ist die Untersuchung, wenn Hases Auffassungen innerhalb der zeitgenössischen Tendenzen der Geschichtsschreibung im Allgemeinen und der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung im Besonderen eingeordnet werden. Darum werden zunächst zentrale Tendenzen der Entwicklung der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung auf dem Hintergrund der Fortbildung des historischen Denkens im 19. Jahrhundert skizziert (1.). Anschließend werden die konzeptionellen Grundlagen der Kirchengeschichtsschreibung Hases erörtert, hinsichtlich ihrer theologisch-philosophischen Fundamente und ihrer methodischen Vorgehensweise (2.), was schließlich eine vorläufige Einordnung Hases ermöglicht (3.).

1. Entwicklungstendenzen der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung im 19. Jahrhundert 1. Entwicklungstendenzen der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung

Der Bezugsrahmen, in dem das Profil Hases und seiner kirchenhistorischen Konzeption sinnvoll eingeordnet und beurteilt werden kann, ist die protestantische Kirchengeschichtsschreibung, die im 19. Jahrhundert ihre bisher größte Blüte erlebte. Allerdings ist die Entwicklung dieser theologischen Disziplin wiederum auf das engste verbunden mit der verzweigten Geschichte des neuzeitlichen historischen Denkens überhaupt. Losgelöst von

168

C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

dieser Geschichte sind auch jene Entwicklungen nicht zu verstehen. Ihr ist daher zunächst nachzugehen. 1.1 Zur Entwicklung des historischen Denkens zwischen Aufklärung und Historismus Das 19. Jahrhundert gilt als „das Jahrhundert der Geschichte und der Geschichtsschreibung“1. Dieses Urteil ist in verschiedener Hinsicht berechtigt. Nie zuvor erreichte das Bewusstsein der historischen Bedingtheit der gesamten menschlichen Kultur eine solche Höhe. Nie zuvor erlangten die Bemühungen um das Verständnis der Geschichte eine solche Intensität und einen solchen Grad von Professionalisierung. Nie zuvor wurden in solchem Umfang neue Erkenntnisse über die Vergangenheit ans Licht gebracht. Diese Hochzeit der Geschichtsschreibung wurde heraufgeführt durch das komplexe Ineinander eines ganzen Bündels von Ursachen und Entwicklungen, die bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ihren Anfang nahmen. Es sind ursprünglich Entwicklungen innerhalb der Aufklärungshistoriographie, aus denen, vorangetrieben durch die Anregungen einzelner Denker wie Herder, die Einflüsse der romantischen Bewegung und der idealistischen Philosophie, das historische Denken des 19. Jahrhunderts entspringt und sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu seinem als Historismus bezeichneten Höhepunkt entwickelt. Obgleich sich die Entwicklung von der Aufklärung hin zum Historismus in einem äußerst komplizierten, im einzelnen kaum noch zu entwirrenden Prozess vollzogen hat, lassen sich in dieser Zeit drei Phasen der Entwicklung des historischen Denkens idealtypisch voneinander abheben. Forschungsgeschichtlich ist zu bemerken, dass in jüngerer Zeit die Komplexität des Ineinanders der benannten Faktoren immer deutlicher hervortritt. Dies äußert sich in zwei eindeutigen Tendenzen. Erstens ist die Zuordnung und Gewichtung der einzelnen Einflussfaktoren in steigendem Maße strittig.2 Zweitens ist die Tendenz zu beobachten, dass das Verhältnis von ‚Aufklärung‘ und ‚Historismus‘ zunehmend differenzierter gedeutet wird und nicht mehr von einer schroffen Entgegensetzung von „naturrechtlich denkender Aufklärung und historisch denkendem Historismus“3 ausgegangen wird.4

1 J. MEHLHAUSEN, Geschichte / Geschichtsschreibung / Geschichtsphilosophie. VII/2. 19.–20. Jahrhundert, TRE 12 (1984), 643–658, hier 643 (Kursivierung M. H.). Vgl. zur Einführung in das Themenfeld ferner: W. KÜTTLER / J. RÜSEN / E. SCHULIN (Hg.), Geschichtsdiskurs, 5 Bde., Frankfurt a. M. 1993–1999. 2 Einige deuten das Verhältnis so, dass der Historismus die Anliegen der Aufklärung zersetzt (so etwa Georg G. Iggers), andere, dass der Historismus die Aufklärung beerbt und vollendet (so etwa Herbert Schnädelbach) habe. Zur Forschungssituation vgl. M. GROSS, Von der Antike bis zur Postmoderne. Die zeitgenössische Geschichtsschreibung und ihre Wurzeln, Wien / Köln / Weimar 1998, 124–126. 3 F. JAEGER / J. RÜSEN, Geschichte des Historismus. Eine Einführung, München 1992, 11.

1. Entwicklungstendenzen der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung

169

1.1.1 Die Geschichtlichkeit der Welt als stetiger Fortschrittsprozess in der späten Aufklärung Die Periode der Aufklärung ist alles andere als ein monolithischer Block und bezeichnet trotz gewisser übereinstimmender Anliegen und Denkweisen keinen in sich einheitlichen Denkansatz.5 Vielmehr sind innerhalb dieser Bewegung, die auch national nicht einheitlich verlief, verschiedene Phasen und Momente von einander zu unterscheiden und ganz entsprechend auch die Art des Umgangs mit der Geschichte durch die Aufklärung sehr differenziert zu betrachten. Die Entwicklung des Denkens der Aufklärung lässt sich dabei als zunehmende Hinwendung zur Historie und ihrer Bedeutung, mit anderen Worten als „langsame und stetig-fortschreitende Eroberung der geschichtlichen Welt“6 charakterisieren. 1.1.1.1 Die Geschichte als universaler Prozess stetigen Fortschritts Ursächlich für diese zunehmende Erkenntnis der Geschichtlichkeit der Welt war in großem Maße die Wahrnehmung eines immer schneller fortschreitenden Wandels in Politik, Gesellschaft und Kultur, die Dynamisierung der gesamten Lebenswelt. Während das natur- und vernunftrechtliche Denken der frühen Aufklärung noch von einer gänzlichen „Ungeschichtlichkeit dieses Denkens“ und dem „Fehlen von ausgesprochen historischen Kategorien“7 gekennzeichnet war, begann bei den Vertretern der englisch-schottischen Aufklärung in der Mitte des 18. Jahrhunderts8 4 Entscheidend ist, dass dieser Zusammenhang weniger durch eine Überwindung oder gar Überbietung der Aufklärung durch den Historismus erklärt wird. Vielmehr ist eher von einem Entwicklungsprozess bzw. einer Akzentverlagerung die Rede, in dessen Verlauf im Historismus Aspekte aufgenommen, verändert und weitergeführt werden, die im historischen Denken der Aufklärung bereits angelegt waren. – Aus der vielfältigen Diskussion seien stellvertretend genannt: H. W. BLANKE / J. RÜSEN (Hg.), Von der Aufklärung zum Historismus. Zum Strukturwandel des historischen Denkens, Paderborn / München u. a. 1984 (Historisch-politische Diskurse; 1); O. G. OEXLE / J. RÜSEN (Hg.), Historismus in den Kulturwissenschaften. Geschichtskonzepte, historische Einschätzungen, Grundlagenprobleme, Köln / Weimar / Wien 1996 (Beiträge zur Geschichtskultur; 12). 5 Vgl. neuestens A. BEUTEL, Aufklärung in Deutschland, Göttingen 2006 (KiG; 4, O2). Dort auch die gesamte ältere Literatur. – Wenn im Folgenden von ‚Aufklärung‘ die Rede ist, so ist damit vor allem auf die deutsche Aufklärung gezielt; Personen und Einflüsse z. B. der französischen Aufklärung werden nur am Rande gestreift. 6 E. CASSIRER, Der Durchbruch des Historismus – Herder, in: DERS., Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit, Bd. 4, Stuttgart 1957, 225–232, hier 225. Vgl. dazu auch H. S TEPHAN, Herder in Bückeburg und seine Bedeutung für die Kirchengeschichte, Tübingen 1905, 20 f. 7 Jaeger / Rüsen, Geschichte des Historismus (s. Anm. 3), 12. 8 Zu nennen sind hier in erster Linie Adam Smith (1723–1790), John Millar (1735– 1801) und David Hume (1714–1777); vgl. Jaeger / Rüsen, Geschichte des Historismus (s. Anm. 3), 12–14.

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

eine erhebliche Umformung des aufklärerischen Denkens, die sich schnell ausbreitete. Unter dem Eindruck eines faktischen Fortschritts in der Entwicklung der Menschheit – 1780 hatte Gotthold Ephraim Lessing in „Die Erziehung des Menschengeschlechts“ einen göttlichen Stufenplan zur Vernunft- und Toleranzerziehung des Menschen veröffentlicht9 – in religiöser, gesellschaftlicher und politischer Hinsicht bildete sich eine Deutung von Geschichte als „einheitlicher, gradliniger Prozeß in Richtung eines bestimmten Zieles“10 hin aus.11 Für die Darstellung historischen Geschehens folgt aus der Vorstellung eines universalhistorischen Fortschrittsprozesses unmittelbar der Übergang von der bislang exemplarischen zu einer genetischen Erzählweise. Ereignisse und Gestalten der Geschichte erscheinen nun nicht mehr als zu jeder Zeit mögliche beispielhafte Formen menschlicher Existenz, sondern erhalten einen unverwechselbaren individuellen Ort im Gesamtzusammenhang des universalen Fortschrittsprozesses. Historische Ereignisse sind einzigartig, laufen also nicht in gleichmäßiger Wiederholung ab.12 „Historische Veränderungen werden nicht mehr – wie im exemplarischen Erzählen – als durch zeitlose Regeln gesteuerte Handlungs- und Ereigniszusammenhänge interpretiert,

9

Vgl. G. E. LESSING, Die Erziehung des Menschengeschlechts (1780), in: DERS., Werke und Briefe in zwölf Bänden, Bd. 10: Werke 1778–1781, hg. A. SCHILSON / A. SCHMITT, Frankfurt a. M. 2001 (Bibliothek deutscher Klassiker; 176), 73–99. Lessing führt darin einen göttlichen „Plan der allgemeinen Erziehung des Menschengeschlechts“ aus, der sich in einer dreifachen Stufenfolge („das dreifache Alter der Welt“) vollziehen soll: dem Kindheitsalter folgt das Knabenalter, diesem folgt das „dritte Zeitalter“ als die „Zeit der Vollendung“. Vgl. dazu überblickend M. FICK, Lessing-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, Stuttgart / Weimar 3 2010, 468–487. 10 Gross, Von der Antike bis zur Postmoderne (s. Anm. 2), 99. 11 Es ist darauf hingewiesen worden, dass diese Empfindung des Fortschritts und seine Verifikation in der Darstellung von Geschichte in engem Zusammenhang mit dem bürgerlichen Emanzipationsstreben zu sehen ist, insofern die Deutung der Geschichte als eines stetigen Fortschrittsprozesses mit gewissem Recht als „historische Theorie der bürgerlichen Gesellschaft“ gedeutet werden kann. Vgl. dazu H. W. BLANKE / D. FLEISCHER , Einleitung. Artikulation bürgerlichen Emanzipationsstrebens und der Verwissenschaftlichungsprozeß der Historie: Grundzüge der deutschen Aufklärungshistorie und die Aufklärungshistorik, in: DIES. (Hg.), Theoretiker der deutschen Aufklärungshistorie, Bd. 1. Die theoretische Begründung der Geschichte als Fachwissenschaft, Stuttgart-Bad Cannstatt 1990 (Fundamenta historica; 1), 19–102, bes. 40; ferner Jaeger / Rüsen, Geschichte des Historismus (s. Anm. 3), 13. 12 Vgl. P. H. REILL, Die Geschichtswissenschaft um die Mitte des 18. Jahrhunderts, in: R. VIERHAUS (Hg.), Wissenschaften im Zeitalter der Aufklärung. Aus Anlaß des 250jährigen Bestehens des Verlages Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, 163–193, hier 171 f.

1. Entwicklungstendenzen der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung

171

sondern als ‚Entwicklung‘ oder ‚Fortschritt‘, der ständig qualitativ neue Formen der menschlichen Lebensführung gebiert.“13

Durch diese Umformung im Verständnis überlieferter geschichtlicher Ereignisse entstand der heute wie selbstverständlich gebrauchte Begriff ‚die Geschichte‘ als Kollektivsingular,14 womit eben jene Verortung der einzelnen Ereignisse in dem alles umfassenden Fortschrittsprozess ihren Ausdruck findet. 1.1.1.2 Die Verwissenschaftlichung der Geschichtsbetrachtung durch Theoretisierung und Methodisierung Eine in ihrer Bedeutung kaum zu überschätzende Folge dieser Entwicklung war die Herausbildung und Festigung der Geschichtsschreibung als eigenständiger Wissenschaftsdisziplin. Der bedeutsame Prozess der Verwissenschaftlichung innerhalb der Aufklärungshistoriographie15 ist also im weiteren Sinne als eine Folge der Erfahrungen des Wandels und der Dynamisierung in Politik, Gesellschaft und Kultur zu verstehen, insofern diese reflektiert und in das Verständnis von Geschichte und ihrer Erkenntnis aufgenommen werden.16 Zeichnet sich eine eigenständige Disziplin der Wissenschaft durch einen abgegrenzten Gegenstandsbereich auf der einen Seite und eine eigenständige und klar definierte Methodik zur Bearbeitung desselben auf der anderen Seite aus, so lässt sich für die Geschichtswissenschaft die Herausbildung eben dieser beiden Momente zeigen. Das einheitliche Arbeitsfeld war der entstehenden Geschichtswissenschaft durch den mit dem Kollektivsingular ‚Geschichte‘ bezeichneten universalen

13

Jaeger / Rüsen, Geschichte des Historismus (s. Anm. 3), 13 f. – Zur Entwicklung der genetischen aus der exemplarischen Erzählweise vgl. auch H. E. BÖDEKER u. a., Einleitung. Aufklärung und Geschichtswissenschaft, in: H. E. BÖDEKER / G. G. IGGERS / J. B. KNUDSEN (HG.), Aufklärung und Geschichte. Studien zur deutschen Geschichtswissenschaft im 18. Jahrhundert, Göttingen 2 1992 (VMPIG; 81), 9–22, hier 15 und Gross, Von der Antike bis zur Postmoderne (s. Anm. 2), 99. 115. 14 Vgl. Mehlhausen, Geschichte / Geschichtsschreibung / Geschichtsphilosophie (s. Anm. 1), 644. Zur Begriffsprägung vgl. R. KOSELLECK, Geschichte, Geschichtliche Grundbegriffe, Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland 2 (1975), 593–717. Vgl. dazu auch W. HARDTWIG, Formen der Geschichtsschreibung. Varianten des historischen Erzählens (1998), in: DERS., Hochkultur des bürgerlichen Zeitalters, Göttingen 2005 (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; 169), 19–34, hier 21. 15 Zum Terminus vgl. Blanke / Fleischer, Einleitung. Artikulation bürgerlichen Emanzipationsstrebens… (s. Anm. 11), 23–28. 34. 16 Vgl. Reill, Die Geschichtswissenschaft um die Mitte des 18. Jahrhunderts (s. Anm. 12), 168.

172

C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

Fortschrittsprozess eröffnet.17 Der zweiten Bestimmung entsprach die entstehende Geschichtswissenschaft durch eine zunehmende Theoretisierung und Methodisierung der Geschichtsbetrachtung.18 Entscheidend dafür ist, dass die unaufhebbare Perspektivität aller Versuche historischer Erkenntnis erkannt wird, d. h. dass also eine jede solche Erkenntnis von dem diese Erkenntnis vorantreibenden Forscher abhängig und beeinflusst ist,19 es also faktisch keine Objektivität in der Erkenntnis von Geschichte geben kann. Diese Einsicht wird in der Aufklärungshistoriographie bis zum Verständnis des Konstruktionscharakters20 historischer Erkenntnis, also der Einsicht, dass „die Struktur einer erzählten Geschichte unweigerlich bestimmt ist durch eine Konstruktionsarbeit ihres Autors“21, fortgeführt. Freilich hielt die Aufklärungshistoriographie an einem dieser konstruierten und daher perspektivischen Erkenntnis zugrunde liegenden Realzusammenhang immer fest.22 Die eingestandene Perspektivität historischer Erkenntnis beinhaltet die Einsicht in die prinzipielle Diskussions- und Kritikbedürftigkeit einer jeden Darstellung.23 Die notwendige Folge dieser Erkenntnis ist aber, dass nicht mehr die Wahrheitsliebe des Historikers, sondern die methodischen Prinzipien der historischen Erkenntnis und der Beurteilung ihrer Qualität in den Mittelpunkt rücken.24 Durch jene Einsicht in einen immer (ob bewusst oder unbewusst) vorhandenen „historischen Plan“ des Autors, der Auswahl, Aufbau und Gliederung des historischen Stoffes vornimmt,25 werden die Maximen der voraufklärerischen Geschichtsschreibung, nach denen sich die Autoren um Unparteilichkeit zu bemühen und auf alle subjektiven Zutaten 17 Vgl. Gross, Von der Antike bis zur Postmoderne (s. Anm. 2), 114–118; Bödeker, Einleitung. Aufklärung und Geschichtswissenschaft (s. Anm. 13), 17. 18 Vgl. Bödeker, Einleitung. Aufklärung und Geschichtswissenschaft (s. Anm. 13), 15. 19 Als entscheidend sind hier die Forschungen von Johann Martin Chladenius (1710– 1759) hervorzuheben. Vgl. dazu Bödeker, Einleitung. Aufklärung und Geschichtswissenschaft (s. Anm. 13), 18; ferner Jaeger / Rüsen, Geschichte des Historismus (s. Anm. 3), 17 und Reill, Die Geschichtswissenschaft um die Mitte des 18. Jahrhunderts (s. Anm. 12), 174 f. 20 Zur Entwicklung der Einsicht in den Konstruktionscharakter historischer Erkenntnis vgl. auch H. WHITE, Metahistory. Die historische Einbildungskraft im 19. Jahrhundert in Europa, übers. von H.-P. KOHLHAAS, Frankfurt a. M. 2008 (Fischer-Taschenbuch). 21 Jaeger / Rüsen, Geschichte des Historismus (s. Anm. 3), 18; vgl. ferner Bödeker, Einleitung. Aufklärung und Geschichtswissenschaft (s. Anm. 13), 18 f. 22 Die Konstruktionsarbeit des Historikers besteht für die Aufklärungshistoriographie daher nicht etwa darin, der Geschichte durch seine Tätigkeit einen Sinn zu verleihen, den sie selbst nicht hat. 23 Vgl. Gross, Von der Antike bis zur Postmoderne (s. Anm. 2), 87. 115. 24 Vgl. Blanke / Fleischer, Einleitung. Artikulation bürgerlichen Emanzipationsstrebens… (s. Anm. 11), 54. 25 Namentlich geschieht dies bei Johann Christoph Gatterer (1727–1799), vgl. ebd., 80.

1. Entwicklungstendenzen der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung

173

zu verzichten haben, hinfällig.26 Dem grundsätzlich nicht zu beseitigenden Konstruktionscharakter von historischen Darstellungen wurde also begegnet, indem man für die Herstellung dieser Konstruktion einen gewissen Grad an Objektivität auf der Basis einer allgemein einsichtigen und nachvollziehbaren Methodik einforderte. Das neue Ideal der Geschichtswissenschaft hieß „methodische… Objektivität“27. Für die Verwissenschaftlichung der Geschichtsbetrachtung entscheidend war ihre Methodisierung, also die Aufstellung eines Kanons von Regeln für die Kritik und Auswertung der sichergestellten Quellen. Es ist einsichtig, dass die Methodisierung der Geschichtsbetrachtung mit einer weiteren Professionalisierung und Institutionalisierung einherging, insofern die Beherrschung dieses Kanons unabdingbar wurde und für deren Erlernung und Weitergabe auch ein äußerer Rahmen nötig wurde. Zunehmend wurden daher an den Universitäten eigene Lehrstühle eingerichtet.28 In diesem Zusammenhang der Methodisierung und Professionalisierung stehen im Übrigen auch die Verbesserung und Standardisierung der Quellensammlungen sowie der systematische Ausbau der historischen Hilfswissenschaften.29 1.1.1.3 Die Dominanz der pragmatischen Erklärung im Schema von Ursache und Wirkung Charakteristisch für die ausgehende Aufklärungshistorie ist die als „pragmatische Geschichtsschreibung“30 bezeichnete Verstehensweise von Geschichtsabläufen.31 Oben war bereits herausgestellt worden, dass sich die Geschichte für diese Historiker als „universalhistorische[r] Fortschrittspro26 Vgl. Jaeger / Rüsen, Geschichte des Historismus (s. Anm. 3), 17 f. – Rudolf Vierhaus charakterisiert die deutsche Historiographie des 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts als „überwiegend noch gelehrt schwerfällig, knochentrocken annalistisch und oft territorialgeschichtlich eng“ (vgl. R. VIERHAUS, Historisches Interesse im 18. Jahrhundert, in: Bödeker / Iggers / Knudsen [Hg.], Aufklärung und Geschichte [s. Anm. 13], 264–275, hier 269), ähnlich auch Reill, Die Geschichtswissenschaft um die Mitte des 18. Jahrhunderts (s. Anm. 12), 164 f. 27 Gross, Von der Antike bis zur Postmoderne (s. Anm. 2), 115. 28 Vgl. Blanke / Fleischer, Einleitung. Artikulation bürgerlichen Emanzipationsstrebens… (s. Anm. 11), 44–50, ferner Reill, Die Geschichtswissenschaft um die Mitte des 18. Jahrhunderts (s. Anm. 12), 164. 29 Vgl. Gross, Von der Antike bis zur Postmoderne (s. Anm. 2), 114–118. 30 Der Begriff ‚pragmatisch‘ geht auf Polybius und dessen Anleitung zur ‚Führung der Staatsgeschäfte, Pragmata‘ zurück. 31 Vgl. dazu Vierhaus, Historisches Interesse im 18. Jahrhundert (s. Anm. 26), 271 f; U. MUHLACK, Geschichtswissenschaft im Humanismus und in der Aufklärung. Die Vorgeschichte des Historismus, München 1991, 50–55. Zur Differenzierung des Begriffes vgl. H.-J. PANDEL, Pragmatisches Erzählen bei Kant. Zur Rehabilitation einer historistisch mißverstandenen Kategorie, in: Blanke / Rüsen (Hg.), Von der Aufklärung zum Historismus (s. Anm. 4), 133–151.

174

C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

zeß“32 darstellte, wobei dieser Prozess nun so gedacht wurde, dass es „einen ‚Realzusammenhang‘ des historisch Geschehenen gebe, innerhalb dessen die historischen Abläufe nach streng kausalen Gesetzen abliefen“33. Als pragmatische Geschichtsschreibung wird die auf dieser Basis erfolgende Deutung der Abfolgen geschichtlicher Ereignisse im Schema von Ursache und Wirkung bezeichnet. Für die Gestalt der Darstellung der Geschichte bedeutet dies, dass nicht mehr bloße Sammlungen einzelner Ereignisse im Sinne eines Beispiels notiert werden, sondern der die Ereignisse verbindende Zusammenhang, das Geflecht der Ursachen und Folgen, die Darstellung prägt und zusammenhält.34 Zur Deutung der historischen Tatsachen werden anstelle von bisherigen Erklärungsmustern – etwa dem „Gesetz der Serie“ – nun historische und zeitgenössische Zusammenhänge herangezogen, also ein „enges Geflecht von materiellen, sozialen, kulturellen und historischen Ursachen“35. Als Voraussetzung für eine selbständige Anordnung und deutende Durchdringung der in jenem Sinne verstandenen historischen Zusammenhänge änderte sich auch der Umgang mit den Quellen.36 Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts nahmen entsprechend dazu die Bemühungen zu, den erreichbaren Stoff nicht nur zu sammeln und wiederzugeben, sondern nach chronologischen und kausalen Gesichtspunkten systematisch zu ordnen.37 Die neue pragmatische Erklärung des Geschichtszusammenhanges und der methodisierte kritische Umgang mit den Quellen entsprechen einander. Blickt man auf die dargestellten Tendenzen zurück, so lässt sich zusammenfassen: Die methodischen, theoretischen und institutionellen Verbesserungen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts schufen wichtige Grundlagen und Voraussetzungen für die ‚moderne‘ Wissenschaftlichkeit im Bereich der historischen Forschung, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts im Historismus zum Ausdruck kam.38

32 Jaeger / Rüsen, Geschichte des Historismus (s. Anm. 3), 18. Vgl. auch A. BEUTEL, Aufklärung, RGG4 1 (1998), 929–948, hier 933. 33 Jaeger / Rüsen, Geschichte des Historismus (s. Anm. 3), 18. 34 Vgl. Gross, Von der Antike bis zur Postmoderne (s. Anm. 2), 116, ferner Reill, Die Geschichtswissenschaft um die Mitte des 18. Jahrhunderts (s. Anm. 12), 167. 35 Reill, Die Geschichtswissenschaft um die Mitte des 18. Jahrhunderts (s. Anm. 12), 172 f. 36 Vgl. Blanke / Fleischer, Einleitung. Artikulation bürgerlichen Emanzipationsstrebens… (s. Anm. 11), 86–88; Bödeker, Einleitung. Aufklärung und Geschichtswissenschaft (s. Anm. 13), 18. 37 Vgl. Bödeker, Einleitung. Aufklärung und Geschichtswissenschaft (s. Anm. 13), 19. 38 Vgl. Jaeger / Rüsen, Geschichte des Historismus (s. Anm. 3), 11; ferner den genannten Aufsatz von Reill, Die Geschichtswissenschaft um die Mitte des 18. Jahrhunderts (s. Anm. 12).

1. Entwicklungstendenzen der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung

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1.1.2 Das Ende des linearen Fortschrittsdenkens und die Versuche seiner Überwindung im Übergang zum Historismus Der an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert geschehene Übergang von der Aufklärungshistoriographie in ihrer eben skizzierten Charakteristik zu dem Historismus als der prägenden Form historischen Denkens in der Mitte und zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stellt sich als ein außerordentlich vielschichtiger Prozess dar.39 Aus dem Bündel von Ursachen und Katalysatoren werden hier zentrale Momente herausgegriffen. 1.1.2.1 Die Dekonstruktion des linearen Fortschrittsdenkens der Aufklärung Für die Fortbildung des historischen Denkens außerordentlich bedeutsam wurde die Dekonstruktion des aufklärerischen Fortschritts- und Perfektibilitätsideals.40 Dazu trug zunächst ein allgemeines zeitgenössisches Krisengefühl bei. Heraufgeführt wurde dieser Eindruck einer Krise u. a. durch die geistigen Nachwirkungen des Erdbebens von Lissabon im Jahre 1755,41 vor allem aber durch die Erschütterungen im Gefolge der Französischen Revolution, sowie durch die – bereits seit Beginn der Frühen Neuzeit existierenden – ambivalenten Erfahrungen der beschleunigten Veränderung traditioneller Lebenszusammenhänge und der damit einhergehenden Orientierungskrise. Schließlich trug auch die Erweiterung der empirischen Kenntnisse über die Kulturen der Welt – auch durch die vermehrte Reisetätigkeit – in ihrer schillernden Buntheit und Pluralität zu einem rapiden Plausibilitätsschwund des schlichten aufklärerischen Fortschrittsdenkens bei. 1.1.2.2 Die Betonung des Eigenrechts des Individuellen bei Herder und in der romantischen Bewegung Als Rückseite der Dekonstruktion jenes Ideals und Versuch der Verarbeitung der zugrunde liegenden Erfahrungen lässt sich die auffällige Betonung des Eigenrechts des Individuellen verstehen,42 die sich in durchaus verschie39

Vgl. Jaeger / Rüsen, Geschichte des Historismus (s. Anm. 3), 20 f. Vgl. überblickend TH. NIPPERDEY, Deutsche Geschichte 1800–1866. Bürgerwelt und starker Staat, München 1998, 503 f. 41 Vgl. etwa die Studie von Ulrich Löffler über die Wirkung auf die Theologie und die Deutung im Protestantismus: U. LÖFFLER, Lissabons Fall – Europas Schrecken. Die Deutung des Erdbebens von Lissabon im deutschsprachigen Protestantismus des 18. Jahrhunderts, Berlin / New York 1999 (AKG; 70). 42 Vgl. Nipperdey, Deutsche Geschichte 1800–1866 (s. Anm. 40), 500 f; G. VON BELOW , Die deutsche Geschichtsschreibung von den Befreiungskriegen bis zu unseren Tagen. Geschichtsschreibung und Geschichtsauffassung, München / Berlin 2 1924 (Handbuch der mittelalterlichen und neueren Geschichte; Abt. 1, Allgemeines), 9. 40

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denen Strömungen der Zeit findet. Der Historiker Friedrich Meinecke (1862– 1954) beurteilte das „Erwachen [des] Sinnes für Individualität in der Geschichte“ in dieser Zeit als „eine der größten geistigen Revolutionen, die das Abendland erlebt hat“43. Namentlich Johann Gottfried Herder legte seinem Geschichtsverständnis die These zugrunde, dass Völker und Epochen einen Eigenwert in sich selbst haben und daher zunächst in ihrer individuellen Eigenart angemessen zu würdigen sind:44 „jede historisch gewordene Individualität hat ihren unendlichen Sinn und Wert in sich selbst“45. Dieser prononciert vorgetragene Gedanke wird von Herder freilich nach wie vor mit dem Gedanken des Fortschritts verbunden. Herder sah in dem ablaufenden Realisierungsprozess der verschiedenen historischen Individuen den Fortschritt der menschlichen Vernunft vor sich gehen, den er mit dem Begriff der „Humanität“ bezeichnete.46 Daraus folgt aber unmittelbar, dass der behauptete Fortschritt nicht mehr aufklärerisch linear, sondern als komplexer Vorgang gedacht werden muss, der Fortgang, Rückschritt und auch Richtungsänderungen impliziert.47 Das Bemühen Herders, geschichtliche Ereignisse und Gestalten in ihrer Einmaligkeit und

43 F. MEINECKE, Vom geschichtlichen Sinn und vom Sinn der Geschichte, Leipzig 1939, 48. Vgl. auch die Einschätzung Rudolf Stadelmanns, dass Herder „die Lückenlosigkeit der Geschichte proklamiert, in der kein Keim unentwickelt, kein Glied ohne Beziehung und Folgen bleibt, in der nie durchbrochener Kausalzusammenhang herrscht. Es bedeutet letztlich auch eine schrankenlose Anerkennung alles Gewordenen als eines genetisch Bedingten“ (R. STADELMANN, Der historische Sinn bei Herder, Halle 1928, 58 f). Vgl. auch J. KAERST, Studien zur Entwicklung und Bedeutung der universalgeschichtlichen Anschauung (mit besonderer Berücksichtigung der Geschichte des Altertums), in: DERS., Universalgeschichte. Abhandlungen. Mit Gedächtnisrede und Schriftenverzeichnis, hg. von J. VOGT, Stuttgart 1930, 99–219, hier 137–141. 44 Vgl. W. FÖRSTER, Johann Gottfried Herder. Weltgeschichte und Humanität, in: Bödeker / Iggers / Knudsen (Hg.), Aufklärung und Geschichte (s. Anm. 13), 363–387, hier 364. 380. Dies geschieht vor allem in der Schrift: J. G. H ERDER, Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit. Beytrag zu vielen Beyträgen des Jahrhunderts (1774), in: DERS., Sämtliche Werke, hg. von B. SUPHAN, Bd. 5, Berlin 1891, 475–586. Vgl. dazu auch Muhlack, Geschichtswissenschaft im Humanismus und in der Aufklärung (s. Anm. 31), 142 f. 45 Jaeger / Rüsen, Geschichte des Historismus (s. Anm. 3), 25. 46 Vgl. Förster, Johann Gottfried Herder (s. Anm. 44), 371; Gross, Von der Antike bis zur Postmoderne (s. Anm. 2), 130 f. 47 Förster hat betont, dass bei Herder Fortschritt „in sich widersprüchlich, nicht linear“ ist (Förster, Johann Gottfried Herder [s. Anm. 44], 386). So auch Muhlack, Geschichtswissenschaft im Humanismus und in der Aufklärung (s. Anm. 31), 141 f. Vgl. zu Herder insgesamt auch: E. HINZ, Die wichtigsten geschichtsphilosophischen Strömungen in Deutschland in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Jena 1953, 64–78. 2

1. Entwicklungstendenzen der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung

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Individualität zu würdigen,48 regte zunächst die romantische Bewegung an,49 wurde dann aber von der Romantik selbst vielfach verstärkt in allen Bereichen der Kultur zur Geltung gebracht. Auch die Romantik wehrte sich gegen die Einordnung des Individuums in einen vernünftig erfassten linearen Fortschrittsprozess.50 Die als zu einfach erkannte Vorstellung eines stetigen Fortschritts der Geschichte wird mit einem höheren Grad an Komplexität neu durchdacht, indem der Fortschritt unter Wahrung des Eigenrechts durchaus widersprüchlicher Individualitäten, also nicht linear, gedacht wird. 1.1.2.3 Katalysatoren des wachsenden Interesses an der Geschichte Die Romantik war auch in anderer Hinsicht für die Weiterentwicklung des historischen Denkens bedeutsam. Durch ihr kontrafaktisches Interesse an Tradition und Geschichte angesichts des Traditionsverlustes51 durch die beschleunigte Modernisierung stärkte die romantische Bewegung das allgemeine Interesse an der Geschichte und damit indirekt auch die Geschichtswissenschaft. War die romantische Bewegung an der Geschichte zunächst ganz unmittelbar als Ort der Vergewisserung der eigenen Identität interessiert, wurde dieses Interesse für die Geschichtswissenschaft erst in der Überschreitung der dort vorherrschenden unmittelbar-intuitiven Aneignung der Geschichte durch wissenschaftlich-reflexive Erschließung bedeutsam, worin der entscheidende Schritt zum Historismus bestand.52 Auf das Verständnis von Geschichte wirkte die Romantik allerdings auch, und zwar in ähnlicher Weise wie Strömungen der idealistischen Philosophie durch ihren Organismusgedanken, der Geschichte als ein organisches Werden im Sinne der Natur deutet. 48 Vgl. Stephan, Herder in Bückeburg (s. Anm. 6), 253. Stephan hat ferner auf die Einsicht Herders hingewiesen, dass jede Religionsform in Abhängigkeit von der augenblicklichen Stufe der Kultur zu interpretieren ist, vgl. ebd., 167. 49 Vgl. E. C ASSIRER, Die Romantik und die Anfänge der kritischen Geschichtswissenschaft. Die „historische Ideenlehre“ – Niebuhr – Ranke – Humboldt, in: Ders., Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit (s. Anm. 6), 233–249. 50 Zur Charakteristik der Romantik vgl. auch die umfassende Deutung von R. SAFRANSKI, Romantik. Eine deutsche Affäre, München 2007. 51 In diesem Aspekt nähern sich Romantik und Historismus einander an; vgl. Jaeger / Rüsen, Geschichte des Historismus (s. Anm. 3), 27. 52 Vgl. Cassirer, Die Romantik und die Anfänge der kritischen Geschichtswissenschaft (s. Anm. 49), 234. Ein differenziertes Urteil, das zwischen dem Einfluss der Romantik auf den Historismus in Deutschland im 19. Jahrhundert und speziell auf die deutsche Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung unterscheidet, fällt: E. SCHULIN, Der Einfluß der Romantik auf die deutsche Geschichtsforschung, in: DERS., Traditionskritik und Rekonstruktionsversuch. Studien zur Entwicklung von Geschichtswissenschaft und historischem Denken, Göttingen 1979, 24–43, bes. 40–42.

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Lässt sich die Bedeutung der romantischen Bewegung für die Geschichtswissenschaft im engeren Sinne also in erster Linie als Katalysator bezeichnen, so gilt dies ebenso für ein weiteres, hier nur kurz anzusprechendes Phänomen. Einen Schub erhielt das Interesse an der Geschichte und damit auch die Geschichtswissenschaft durch die klarer formulierte Erkenntnis von der vollständigen historischen Bedingtheit des Rechtes, also die Dekonstruktion des traditionellen Naturrechts aufgrund der Erkenntnis der engen Verflechtung der dort vertretenen Gehalte mit politischen, staatlichen und religiösen Ereignissen und Strukturen.53 Die naturrechtliche Auffassung, dass im Wesen bzw. der Vernunft des Menschen das Recht begründet ist, das wiederum als Quelle zur Legitimierung des positiven Rechts dient, verändert sich hin zu der Überzeugung, dass „historisch gewachsene, politische, staatliche und rechtliche Strukturen und Traditionen die einzig legitime Grundlage staatlich politischer Einheiten“54 sind. Diese Wende innerhalb der bürgerlichen Staatstheorie verbindet sich vor allem mit dem britischen Staatsphilosophen Edmund Burke (1729– 1797) und seinem Buch „Reflections on the Revolution in France“ (1790).55 Burkes Ansichten vermittelt in Deutschland die so genannte „Historische Rechtsschule“ um Friedrich Karl von Savigny (1779–1861), der davon ausgeht, dass Recht an historische Voraussetzungen gebunden ist und ein aus dem Wesen der Nation und ihrer Geschichte entstandener Teil ihrer Kultur ist.56

53 In diesem Zusammenhang ist auch der mit Hase befreundete Historiker und Politiker Friedrich Christoph Dahlmann (1785–1860) zu nennen. Über Dahlmanns Verbindung zu Hase vgl. B. JAEGER, Nationalliberale Geschichtstheologie. Karl August von Hase (1800– 1890), in: F. W. GRAF (Hg.), Profile des neuzeitlichen Protestantismus, Bd. 2/1, Gütersloh 1992, 118–145, hier 137. – Siehe auch oben Teil A, S. 68, bes. Anm. 305. 54 Jaeger / Rüsen, Geschichte des Historismus (s. Anm. 3), 28. 55 Die Hauptthese in Burkes Bewertung der französischen Revolution ist die Behauptung der Notwendigkeit eines „konservativ gemäßigten Reformismus“, die sich in der Forderung um den „Erhalt historisch gewachsener politischer Strukturen bei gleichzeitiger … evolutionärer Anpassung dieser traditionalen Elemente an die Dynamik des historischen Prozesses“ konkretisierte. Als entscheidenden Faktor für die Durchsetzung dieses Anliegens sah Burke die Vermittlung von geltenden politischen Traditionen, die aber gleichzeitig auch eine „organische Weiterentwicklung“ einschloss (Jaeger / Rüsen, Geschichte des Historismus [s. Anm. 3], 28 f). Vgl. auch H. S CHNÄDELBACH, Über historistische Aufklärung, in: DERS., Vernunft und Geschichte. Vorträge und Abhandlungen, Frankfurt a. M. 1987 (stw; 683), 23–46, hier 35–37. 56 Vgl. H. SCHNÄDELBACH, Geschichtsphilosophie nach Hegel. Die Probleme des Historismus, Freiburg / München 1974, 26–28; ferner Gross, Von der Antike bis zur Postmoderne (s. Anm. 2), 139. Vgl. auch M. S TOLLEIS, Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 2: Staatsrechtslehre und Verwaltungswissenschaft. 1800–1914, München 1992, 50. 108. 151.

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1.1.2.4 Neue Versuche philosophischer Durchdringung des Geschichtsprozesses Gilt für die Philosophiegeschichte allgemein, dass die idealistischen Systembildungen – in vorderster Reihe zu nennen sind Fichte, Schelling und Hegel – den nachkantischen Rationalismus ablösten, so ist auch für das historische Denken ein Einfluss der idealistischen Philosophie zu konstatieren, der über das auf der Basis der rationalistischen Aufklärungsphilosophie entworfene Geschichtsdenken hinauszuführen suchte. Dabei ist zweierlei bedeutsam. Erstens erscheint die idealistische Philosophie hinsichtlich ihrer Beschäftigung mit der Geschichte als Versuch, die oben benannte gewachsene Komplexität des Geschichtsprozesses durch ein neues spekulatives, übergreifendes System einzuholen, wobei die vorgelegten idealistischen Systementwürfe durchaus unterschiedlich waren. Zweitens ist festzustellen, dass das Geschichtsdenken der idealistischen Philosophie durch die versuchte Überwindung der rationalistischen Aufklärung zwar ein zentraler Faktor für die folgende Herausbildung des Historismus war, der Historismus selbst aber wiederum ausgerechnet in der Emanzipation von dem spekulativen idealistischen Überbau entstand.57 Exemplarisch seien hier die einflussreichen Philosophien von Hegel und Schelling wenigstens kurz berührt. Der zentrale Impetus von Georg Friedrich Wilhelm Hegels (1770–1831) Philosophie, der auf das Verständnis von Geschichte großen Einfluss gewann,58 war die Interpretation des Geschichtsablaufes als eines dialektischen Prozesses, in dem sich der absolute Geist im Durchgang durch sein Gegenteil selbst verwirklicht (im Sinne des Dreischritts These – Antithese – Synthese). Hegel deutet die Geschichte nicht einfach als bloße Abfolge von Ereignissen, die durch Ursache und Wirkung miteinander verbunden sind, sondern als Zu-sich-selbst-Kommen des absoluten Geistes.59 Dabei spielt die freie Entfaltung der vernünftigen Individuen eine entscheidende Rolle. Sie gipfelt in der Selbsterkenntnis der Identität der Menschen mit dem absoluten Geist. Die von Hegel behaupteten Epochen der Weltgeschichte sind als Stufen dieser Entwicklung entworfen. Entscheidend ist an dieser Geschichtsphilosophie, dass der Geschichtsprozess mitsamt den erkannten Ereignissen und Epochen in ihrer Individualität erneut unter die Herrschaft eines alles umfassenden spekulativen Systems gerät, wobei sich die Einzelheiten der Ereignisgeschichte einer vorausgesetzten Deutung des Gesamtprozesses unterwerfen müssen. An eben diesem Punkt besteht auch die Sollbruchstelle dieser Form idealistischer Geschichtsdeutung: sobald die Art und die Menge der empirischen Fakten eine solche Übermacht gewinnen, dass sie nicht mehr unter die vorausge57 58 59

Vgl. Jaeger / Rüsen, Geschichte des Historismus (s. Anm. 3), 30. Vgl. zum folgenden ebd., 31–34. Vgl. Schnädelbach, Geschichtsphilosophie nach Hegel (s. Anm. 56), 29.

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setzte Deutung gebracht werden können, ist dieses Verständnis von Geschichte in Frage gestellt. Der Einfluss von Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775–1854) ist schwieriger zu fassen. Einerseits hat Schelling eine Philosophie der Geschichte im engeren Sinne nicht verfasst und Geschichte auch nicht zu einem eigenständigen Thema seiner Philosophie gemacht. Andererseits sind im Denken Schellings verschiedene Phasen ganz unterschiedlichen Charakters zu unterscheiden. In seinem „System des transzendentalen Idealismus“ verstand er Geschichte als eine „fortgehende, allmählich sich enthüllende Offenbarung des Absoluten“60. Schelling wollte das Geschehen in der Natur als streng gesetzmäßig ablaufend vom Geschehen in der Geschichte unterschieden wissen, insofern letzteres als unendlicher Prozess der Gattung verstanden die Freiheit mit der Gesetzmäßigkeit vereinigt und folglich unberechenbar verläuft. In späterer Zeit verhielt sich Schelling mit seiner Philosophie kritisch zu Hegels Denken und griff als Leitmodell für das Verständnis des Geschichtsprozesses die oben bereits erwähnte romantisch beeinflusste Vorstellung vom Geschichtsprozess als Naturorganismus auf. Geschichte hat in diesem Verständnis organischen Charakter. Schelling zeigt sich hierin von dem bekannten Naturphilosophen Heinrich Gottlob Schubert beeinflusst.61 Trotz der teils erheblichen Verschiedenheit der idealistischen Systembildungen lässt sich eine einheitliche Bedeutung der idealistischen Philosophie für das Verständnis von Geschichte darin festmachen, dass sie einerseits auf der Basis ihres Versuches, die gesamte Wirklichkeit als aus dem einheitlichen Grunde des Geistes hervorgehend spekulativ zu erfassen, auch den Geschichtsprozess in seiner erkannten Nichtlinearität und Heterogenität erneut in seiner Einheit zu begreifen suchten. Die Besonderheit bestand dabei darin, dass versucht wurde, die spekulativ erschlossene Einheit unter Berücksichtigung menschlicher Individualität und Subjektivität zu denken. 1.1.3 Der Historismus als dauerhaft umstrittenes Paradigma historischen Denkens Mit dem Begriff ‚Historismus‘ wird das für das 19. Jahrhundert prägende Verständnis von Geschichtswissenschaft bezeichnet, das sich im Anschluss an die eben skizzierte Übergangsperiode herausbildete und seine Hochzeit

60 F. W. SCHELLING, System des transzendentalen Idealismus (1800), in: DERS., Schriften zur Naturphilosophie 1799–1801, hg. von M. SCHRÖTER, München 4 1992 (Werke; 2), 327–634, hier 603. Vgl. dazu F. FLÜCKIGER / W. ANZ, Theologie und Philosophie im 19. Jahrhundert, Göttingen 1975 (KIG; 4, P), 120–134, bes. 122 f. 130. 61 Siehe zu Schubert und seinem Einfluss auf Hase oben Teil A, S. 29–31.

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in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte.62 Unter der Herrschaft des historistischen Paradigmas stieg die Geschichtswissenschaft zu der Leitwissenschaft an den Universitäten des 19. Jahrhunderts auf, in welcher Rolle sie die Theologie und Philosophie beerbte. Die Geschichtswissenschaft erreichte in dieser Zeit einen bislang nicht gekannten Grad an Institutionalisierung und Professionalisierung, brachte eine ungeheure Menge an neuer historischer Erkenntnis hervor, und erlangte mit ihren Ergebnissen auch eine breite Wirkung in der gesamten Gesellschaft.63 Kennzeichnend für die Geschichtswissenschaft in der Phase des Historismus ist ein allgemeiner überfachlicher Bildungsanspruch.64 Unübersehbar ist freilich, dass trotz dieses großen Erfolges das Paradigma des Historismus dauerhaft umstritten war. Ist dabei einerseits auf die fortgesetzte Diskussion über die adäquate Methodik und hermeneutische Fragen abzuheben, so ist andererseits vor allem auf die Frage nach dem Verhältnis des historistischen Paradigmas zu idealistisch geprägtem Denken hinzuweisen. Letzteres tritt besonders in der Dauerdebatte um die Konzentration auf die Ermittlung der ‚reinen‘ Fakten („wie es wirklich gewesen ist“) und gleichwohl immer stattfindender Deutung zu Tage. Diese Frage führt bereits in die als Krise des Historismus benannte Phase im Übergang zum 20. Jahrhundert hinüber. 1.1.3.1 Die Emanzipation historischer Erkenntnis von einem vorgeordneten philosophischen Interesse Als das zentrale Moment des Übergangs in den Historismus innerhalb der Geschichtswissenschaft lässt sich die Bemühung identifizieren, das Verstehen der Geschichte von einem übergreifenden philosophischen Interesse abzulösen, also den Einfluss der spekulativen Systeme des Deutschen Idealismus auf die Geschichtswissenschaft abzuschütteln. Hintergrund dieser Entwicklung dürfte die mit der gesteigerten historischen Arbeit zugleich 62

Der Begriff ‚Historismus‘ ist außerordentlich vielschichtig. Vgl. dazu O. G. OEXLE, ‚Historismus‘: Überlegungen zur Geschichte des Phänomens und des Begriffs, in: DERS., Geschichtswissenschaft im Zeichen des Historismus. Studien zur Problemgeschichte der Moderne, Göttingen 1996 (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; 116), 41–72. Hier bezieht sich die Verwendung des Begriffs streng auf den bestimmten „Typ von Geschichtswissenschaft …, wie er durch die verstehenden Geisteswissenschaften seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts repräsentiert wird“ (J. R ÜSEN, Konfigurationen des Historismus. Studien zur deutschen Wissenschaftskultur, Frankfurt a. M. 1993 [stw; 1082], 18). 63 Vgl. R. VIERHAUS, Ranke und die Anfänge der deutschen Geschichtswissenschaft, in: B. FAULENBACH (Hg.), Geschichtswissenschaft in Deutschland. Traditionelle Positionen und gegenwärtige Aufgaben, München 1974 (Beck’sche Schwarze Reihe; 111), 17– 34. 64 Näherhin lässt sich dieses Charakteristikum in der zu beobachtenden Verbindung von historischer Erkenntnis und politischer Bildungsabsicht erkennen, vgl. dazu Rüsen, Konfigurationen des Historismus (s. Anm. 62), 110–112.

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angewachsene Zahl an Fakten und ihren Zusammenhängen sein, durch die die idealistische Systematik an Plausibilität verlor. Die Empirie, vor allem aber die beschriebene Professionalisierung der Methode, dekonstruierten den idealistischen Überbau. Paradigmatisch lässt sich dieser Fortschritt an den Auseinandersetzungen zwischen dem alten Hegel und dem jungen Leopold von Ranke (1795–1886) illustrieren. Ranke gilt als entscheidende Figur im Prozess der Entstehung des deutschen Historismus und nachmals als einer seiner wichtigsten Vertreter. Er lehnte die spekulativ-philosophische Erkenntnismethodik Hegels ab und wandte sich insbesondere gegen die Deutung der Geschichte von einem spekulativ erschlossenen antizipierten Endzustand der Welt her. Ranke setzte sich dabei mit dem Anspruch Hegels auf totale Welt- und Geschichtsdeutung auseinander. Die von Hegel behauptete Möglichkeit der Philosophie, geschichtliche Realität vernünftig in ihrer Ganzheit begreifen zu können, rief die Kritik Rankes hervor.65 Die Tendenz der Geschichtsschreibung Rankes geht dahin, geschichtliche Phänomene weniger von einem antizipierten Endzustand der Welt her zu deuten, sondern vielmehr das Schwergewicht auf die historische Entwicklung und die Ausprägung historischer Persönlichkeiten zu legen. Gegen eine Instrumentalisierung der Geschichtsschreibung durch Hegels Geschichtsphilosophie möchte Ranke – so sein berühmt gewordenes Diktum – „zeigen, wie es eigentlich gewesen“66 ist. Ihm ist es also darum zu tun, gegen die Übermacht der idealistischen Deutung zu dem Vorrang der Fakten zu kommen.67 Für Ranke haben die vergangenen Epochen einen eigenen Wert, sie sind Vorgeschichten der Gegenwart, die nicht einfach überwunden werden. Er sieht in ihnen Gottes Walten in der Welt ausgedrückt: jede Generation steht zu „Gott in einem unmittelbaren Verhältnis: ihr Wert liegt in ihrer eigenen Existenz“68. Grundlage dieser Annahme ist Rankes Verständnis von Individualität, das von Ehrfurcht den Individuen gegenüber gekennzeichnet

65 Ranke stand damit freilich keineswegs allein, vgl. Jaeger / Rüsen, Geschichte des Historismus (s. Anm. 3), 36 f. 66 L. VON RANKE, Geschichten der romanischen und germanischen Völker von 1494– 1514, Leipzig 1855 (Sämtliche Werke; 33), VIII. Vgl. dazu Vierhaus, Ranke und die Anfänge der deutschen Geschichtswissenschaft (s. Anm. 63), 32 f. 67 Auf Rankes Bemühungen, historische Ereignisse ohne ein übergreifendes philosophisches Prinzip zu betrachten, reagierte Hegel bezeichnenderweise mit dem Verdacht, dass Rankes Geschichtsschreibung in unwesentlichen, nicht die für Hegel entscheidende ‚Vernunft‘ betrachtenden Einzelheiten stehen bleibe. 68 L. VON RANKE, Vorlesungseinleitungen, hg. von V. DOTTERWEICH / W. P. FUCHS, München / Wien 1975 (Aus Werk und Nachlass; IV), 260. Zur geschichtstheologischen Fundierung bei Ranke vgl. C. HINRICHS, Ranke und die Geschichtstheologie der Goethezeit, Göttingen / Frankfurt / Berlin 1954 (Göttinger Bausteine zur Geschichtswissenschaft; 19), 165 f.

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ist.69 Anders als Hegel, der in ihnen Organe und vergängliche Ausdrucksformen des Geistes sah, ist für Ranke das Individualitätsprinzip von höchster Bedeutung, weil sich in der Aufeinanderfolge von Individuen das Allgemeine der Weltgeschichte darstellt.70

Die in Frage gestellte Deutung der Welt als einer vernünftig erkennbaren geschichtlichen Totalität gehört mit einem zweiten im Denken Rankes hervortretenden Aspekt unmittelbar zusammen: der Bemühung um die adäquate Methodik historischer Erkenntnis.71 Davon wird gleich zu handeln sein. Zuvor gilt es jedoch noch festzuhalten, dass Ranke mit dieser Tendenz keineswegs allein stand. So sah auch der in verschiedener Hinsicht von Ranke deutlich abweichende Wilhelm von Humboldt (1767–1835) in seinem 1821 erschienenen Aufsatz „Über die Aufgabe des Geschichtsschreibers“ dessen Aufgabe ganz wie Ranke in einer „einfache[n] Darstellung des Geschehenen“72. Mit dieser Schwerpunktsetzung stehen Humboldt und Ranke mit ihren Theorien am Beginn des Historismus.73 1.1.3.2 Die fortgesetzte Betonung und Reflexion der Methodik Mit der Bemühung um die Methodik ist ein weiteres entscheidendes Moment für die Fortentwicklung des historischen Denkens benannt. Es ist keineswegs zufällig, dass Ranke gerade in seiner Auseinandersetzung mit Hegel und der Abwendung von den dort vorherrschenden Prämissen historischer Erkenntnis eine fortgebildete historische Hermeneutik entwickelt, der eine gründliche Quellenforschung zu Grunde liegt, wobei der entscheidende Punkt auf der Weiterentwicklung der Methodik liegt. Auf ihrer Basis meint Ranke Objektivität in der Erkenntnis historischer Ereignisse erreichen zu können, indem so die Individualität im Erkenntnisprozess zurückgenommen wird.74 69

Vgl. Vierhaus, Ranke und die Anfänge der deutschen Geschichtswissenschaft (s. Anm. 63), 30. Ranke dürfe gleichwohl nicht auf das „Konzept einer individualisierenden Geschichtswissenschaft festgelegt werden“ (ebd., 31). 70 Vgl. Jaeger / Rüsen, Geschichte des Historismus (s. Anm. 3), 37. Zum Verhältnis zwischen Besonderem und Allgemeinen bei Ranke vgl. auch Vierhaus, Ranke und die Anfänge der deutschen Geschichtswissenschaft (s. Anm. 63), 21 f. 71 Vgl. Jaeger / Rüsen, Geschichte des Historismus (s. Anm. 3), 34. 72 W. VON HUMBOLDT, Über die Aufgabe des Geschichtsschreibers (1821), in: Werke in fünf Bänden, Bd. 1: Schriften zur Anthropologie und Geschichte, hg. von A. FLITNER / K. GIEL, Berlin 1980, 585–606, hier 589 u. ö. 73 Dies gilt auch, obgleich Humboldt mit einem stärker idealistischen Einschlag eher eine vermittelnde Position zwischen Hegel und Ranke einnimmt, vgl. Rüsen, Konfigurationen des Historismus (s. Anm. 62), 99 f. 74 In dieser geforderten Objektivität, mit der die Quellenkritik einhergeht, überwindet Ranke die „gefühlsmäßige Romantik“ und stellt so die Geschichtsschreibung auf eine neue methodische Grundlage; vgl. dazu Cassirers assoziative Deutung: Cassirer, Die Romantik und die Anfänge der kritischen Geschichtswissenschaft (s. Anm. 49), 237 f.

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Für dieses Moment der Fortentwicklung des historischen Denkens war allerdings neben Ranke vor allem Johann Gustav Droysen (1808–1884) bedeutsam, der in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Theoriebildung des Historismus entscheidend prägte. Namentlich geschah dies durch seine berühmte als „Historik“75 bezeichnete Wissenschaftslehre der Geschichtsschreibung, die er als Vorlesung ab 1857 in Jena76 und dann in Berlin gehalten hat.77 Droysen entwickelte hier systematische Grundlagen einer dezidiert wissenschaftlichen Geschichtserkenntnis, und unterschied diese von den älteren Formen der historischen Erkenntnis, etwa derjenigen der Spätaufklärung. Er betonte zunächst, dass die Aussagen des Historikers streng auf der Grundlage des überlieferten Materials, also auf empirischer Basis, beruhen müssen.78 Die Wissenschaftlichkeit entsprang für Droysen dabei vor allem der quellenkritisch vorgehenden Methode.79 Allerdings ging Droysen über Ranke insofern hinaus, dass nach seiner Ansicht für die Geschichtsschreibung die Quellenkritik nicht ausreicht, sondern sie nur auf dem Wege der Interpretation zu Stande kommt.80 Droysen und dessen Interesse an einer Methodik im Dreischritt Heuristik, Kritik und Interpretation (Sammlung der Quellen, ihre kritische Sichtung und ihre Deutung) ging also über Ranke hinaus. Denn mit dem Problem der Interpretation ist ein dritter entscheidender Punkt der Debatte innerhalb der historistisch geprägten Geschichtswissenschaft benannt, der im Folgenden unter der Überschrift Geschichtshermeneutik noch kurz zu erörtern ist. Blickt man zuvor auf das eben dargelegte Problem noch einmal zurück, so lässt sich sagen, dass die im Zusammenhang der Abwendung der Dominanz idealistischer Deutungen erfolgte stetige Betonung und Reflexion der Methodik erheblich zur weiteren Etablierung und dem Ausbau der akademischen Fachdisziplin beigetragen haben. Die Diskussion um einen ver-

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Vgl. J. G. DROYSEN, Historik, hg. von P. LEYH, Stuttgart / Bad Cannstatt 1977. Leider ist über das Verhältnis Droysens zu Hase wenig bekannt. Droysen war während seiner Jenaer Zeit (1851–1859) hin und wieder Gast in Hases Haus. Vgl. auch die Erwähnungen Droysens in: K. HASE, Annalen meines Lebens, hg. von K. A. VON HASE, Leipzig 1891 (GW; 11,2), 120. 124; ferner J. G. DROYSEN, Briefwechsel, hg. von R. HÜBNER, Bd. 2: 1851–1884, Berlin / Leipzig 1929 (DGNJ; 26), 114. 77 Vgl. die überblicksartige Darstellung von Leben und Werk Droysens bei Rüsen, Konfigurationen des Historismus (s. Anm. 62), 226–275. 78 Vgl. A. WITTKAU, Historismus. Zur Geschichte des Begriffs und des Problems, Göttingen 2 1994 (Sammlung Vandenhoeck), 13. 79 Rüsen, Konfigurationen des Historismus (s. Anm. 62), 257. Zur Entwicklung des methodischen Dreischritts Heuristik, Kritik, Interpretation vgl. ebd., 257 f. 80 Vgl. Rüsen, Konfigurationen des Historismus (s. Anm. 62), 102. 257–259; vgl. auch Jaeger / Rüsen, Geschichte des Historismus (s. Anm. 3), 89. Vgl. ferner den Sammelband: K. RIES (Hg.), Johann Gustav Droysen. Facetten eines Historikers, Stuttgart 2010 (Pallas Athene; 34). 76

1. Entwicklungstendenzen der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung

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bindlichen Kanon von Forschungs- und Darstellungsregeln trieb die Verwissenschaftlichung der historischen Erkenntnis weiter voran.81 1.1.3.3 Die Geschichtshermeneutik als dauerhaft diskutiertes Problem Die Möglichkeit des Verstehens geschichtlicher Ereignisse und der Interpretation ihrer Zusammenhänge wird im historistischen Diskurs – insbesondere in kritischer Verhältnisbestimmung zu entsprechenden idealistischen Konzeptionen – durchaus unterschiedlich begründet und reflektiert.82 Beispielhaft seien Ranke, Droysen und Humboldt genannt. Bereits Ranke hatte im Zusammenhang der Kritik an der philosophischspekulativen Erkenntnismethode der idealistischen Geschichtsphilosophie eine historische Hermeneutik entworfen. Im Zusammenhang jener Kritik ging es Ranke darum, die Subjektivität des sich um die Erkenntnis der Geschichte bemühenden Forschers möglichst gänzlich zurückzudrängen, um den Blick völlig für die Fakten frei zu bekommen.83 Rechtfertigung für die Möglichkeit solcher methodisch erreichbarer Objektivität war die von Ranke vertretene These von der Wesensgleichheit zwischen Betrachter und Betrachtetem, der „strukturelle[n] Identität von Subjekt und Objekt“ 84. Diese Identität ist der Grund der Möglichkeit des Verstehens von geschichtlichen Phänomen. Jene Möglichkeit „beruht auf der Übereinstimmung der Gesetze, nach welchen der betrachtende Geist verfährt, mit denen, durch welche das betrachtete Objekt hervortritt“85. Diese These blieb mitsamt ihren Voraussetzungen nicht lange unangefochten. So hob Droysen hervor, dass, wie oben bereits gezeigt, geschichtliche Erkenntnis nicht schon durch die kritische Sichtung der Quellen, sondern allererst durch deren Deutung zustande kommt.86 Anders als Ranke, der noch beabsichtigte, „zu zeigen, wie es eigentlich gewesen“, geht Droysen von der Relationalität menschlicher Erkenntnis aus. „Das historische Forschen setzt die Einsicht voraus, daß auch der Inhalt unseres Ich ein vielfach vermittelter, ein geschichtliches Resultat ist.“87 War mit dieser These bereits das Ideal von Objektivität im Sinne Rankes dekonstruiert, weil die Erkenntnis selbst als historisch bedingt erkannt war, rückte mit der ebenfalls gegen Ranke betonten Notwendigkeit der Deutung ein 81

Zum folgenden vgl. Rüsen, Konfigurationen des Historismus (s. Anm. 62), 109 f. Wolfgang Hardtwig sieht im 19. Jahrhundert die „Reflexion auf die spezifisch geschichtswissenschaftlichen Darstellungs- und Erkenntnisprobleme in engstem Zusammenhang“, vgl. Hardtwig, Formen der Geschichtsschreibung (s. Anm. 14), 23. 83 Vgl. Jaeger / Rüsen, Geschichte des Historismus (s. Anm. 3), 35. 82–84. 84 Ebd., 35; vgl. auch Gross, Von der Antike bis zur Postmoderne (s. Anm. 2), 151. 85 Ranke, Vorlesungseinleitungen (s. Anm. 68), 78. 86 Vgl. Jaeger / Rüsen, Geschichte des Historismus (s. Anm. 3), 89. 87 Droysen, Historik (s. Anm. 75), 399. 82

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wiederum verändertes Verhältnis zu einem idealistisch beeinflussten Denken in den Vordergrund. Denn Droysen verstand den durch die deutende Interpretation der Quellenbefunde konstituierten historischen Zusammenhang von ideellen geistigen Triebkräften des menschlichen Handelns her. 88 Droysens „Historik“ hat darin erneut einen positiven Bezug zum Idealismus, ohne in die Enge der die freie Forschung begrenzenden Systematik einer Geschichtsphilosophie von der Qualität Hegels zu verfallen.89 Ganz ähnlich hatte bereits Humboldt über Ranke hinausgehend in seiner Theorie der Geschichtsschreibung Momente der idealistischen Philosophie als unverzichtbar aufgenommen. „Zwei Wege also müssen zugleich eingeschlagen werden, sich der historischen Wahrheit zu nähern, die genaue, partheilose, kritische Ergründung des Geschehenen, und das Verbinden des Erforschten, das Ahnden des durch jene Mittel nicht Erreichbaren.“90 Humboldt verstand die Weltgeschichte als Ausdruck und Äußerungen des menschlichen Geistes,91 entsprechend aber das „Geschäft des Geschichtsschreibers“ als „Darstellung des Strebens einer Idee, Daseyn in der Wirklichkeit zu gewinnen.“92 Mit der Erkenntnis dieser doppelten Notwendigkeit hatte Humboldt bereits in sehr früher Zeit ein entscheidendes Dauerproblem historistischer Geschichtsbetrachtung erkannt, das bis in die Phase der Krise des Historismus hinüberreicht und auch Ernst Troeltschs Fragment gebliebenes opus magnum „Der Historismus und seine Probleme“ beschäftigen sollte. Der Erkenntnisgewinn der historischen Forschung basierte einerseits auf einer streng methodengeleiteten Feststellung der Fakten, war aber fruchtbar nur im Zusammenhang einer Deutung des erhobenen ‚Faktenmaterials‘ möglich, wofür ein Rekurs auf idealistische Konzeptionen unabdingbar erschien. Aus diesem Grunde war es wohl, wie Jörn Rüsen herausgestellt hat, Allgemeingut historistischer Geschichtsschreibung, die menschliche Vergangenheit im Sinne der Wirkung von Ideen als allgemeinen geistigen Triebkräften des menschlichen Handelns zu deuten.93 Hier kann nur angedeutet werden, dass der im vorstehenden Abschnitt vorgestellte Historismus am Ende des 19. Jahrhunderts einen rapiden Schwund an Plausibilität erlebte und die Geschichtswissenschaft in der 88

Vgl. Rüsen, Konfigurationen des Historismus (s. Anm. 62), 259 f. Vgl. ebd., 260 f. 90 Humboldt, Über die Aufgabe des Geschichtsschreibers (s. Anm. 72), 587. 91 Vgl. dazu auch Rüsen, Konfigurationen des Historismus (s. Anm. 62), 56 f. 92 Humboldt, Über die Aufgabe des Geschichtsschreibers (s. Anm. 72), 605. Vgl. ferner G. G. IGGERS, Deutsche Geschichtswissenschaft. Eine Kritik der traditionellen Geschichtsauffassung von Herder bis zur Gegenwart, München 1971, 80 f und J. NAVARROPÉREZ, Fichte, Humboldt und Ranke über die Idee und die historischen Ideen (mit einem Anhang über Hegel und Droysen), PhJ 104 (1997), 361–373, hier 363–367. 93 Vgl. Rüsen, Konfigurationen des Historismus (s. Anm. 62), 106–109. 89

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Folge ihre beinahe über das gesamte 19. Jahrhundert innegehabte Vorrangstellung zu Beginn des 20. Jahrhunderts einzubüßen begann.94 Mit den in diesem Zusammenhang stehenden kritischen Ergänzungen der historischen Theoriebildung und der Änderung der geistesgeschichtlichen Gesamtlage wurde ein neues Kapitel der Geschichtswissenschaft aufgeschlagen, welches für diese Arbeit nicht mehr von Interesse ist. 1.2 Die protestantische Kirchengeschichtsschreibung im Horizont der Entwicklung des historischen Denkens Seit dem 17. Jahrhundert hatte die Kirchengeschichte im Protestantismus begonnen, sich als eigenes Fach innerhalb der Theologie herauszubilden. Die endgültige Etablierung und institutionelle Verankerung als eigenständige Disziplin fiel jedoch erst in das 19. Jahrhundert. Überblickt man die damals anhebende Entwicklung der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung, so wird schnell offenbar, dass eine enge Beziehung ihrer Entwicklung auf den Ebenen der wissenschaftlichen Praxis wie der theoretischen Fundierung zu den Fortbildungen der ‚allgemeinen‘ Historiographie besteht.95 Auch innerhalb des in Ausdifferenzierung begriffenen Fächerspektrums der protestantischen Theologie wiederholt sich die führende Stellung der Geschichtswissenschaft innerhalb des universitären Kosmos des 19. Jahrhunderts. Die Kirchenhistoriographie steigt zum „Inbegriff wissenschaftlicher Theologie überhaupt“96 auf. Allerdings gibt es auch spezifische Akzentuierungen und Tendenzen, die Ausdruck genuin theologischer Problemzusammenhänge sind. In die Irre würde der Versuch führen, die oben skizzierte Entwicklung des historischen Denkens, wie sie sich innerhalb der Geschichtswissenschaft abzeichnet, in der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung gespiegelt finden zu wollen. Diese ist zwar in hohem Maße von jener Entwicklung beeinflusst, rezipiert sie aber auf der Basis eigenständiger theologischer Interessen. Ihre eigene Fortbildung, der im Folgenden nachgegangen wird, vollzieht sich im Horizont jener Entwicklung.

94 Vgl. etwa die unter dem Stichwort der „Krise des Historismus“ geführte Phase an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, für die exemplarisch Ernst Troeltschs „Der Historismus und seine Probleme“ und Karl Heussis „Krise des Historismus“ stehen; dazu Wittkau, Historismus (s. Anm. 78), 147–160. 185–189. 95 Dieser Konnex ist nicht zufällig, denn schon die Etablierung der Kirchengeschichte als eigener Disziplin vollzieht sich durch die Aufnahme der historischen Methodik in die Theologie. 96 W. B IENERT, Kirchengeschichte. Erster Teil, in: G. STRECKER (Hg.), Theologie im 20. Jahrhundert. Stand und Aufgaben, Tübingen 1983 (UTB; 1238), 146–202, hier 148.

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1.2.1 Die pragmatische Kirchengeschichtsschreibung der ausgehenden Aufklärungszeit Die stärkste Annäherung der Kirchengeschichtsschreibung an die Tendenzen der allgemeinen Geschichtsschreibung lässt sich im Zusammenhang der Rezeption von Einsichten der späten Aufklärung erkennen. Etwa seit den 1750er Jahren kann man hier in konzeptionellen Fragen von einem Rückgriff auf das sich entwickelnde historische Denken sprechen, der sich in einem signifikanten „Strukturwandel“97 kirchenhistoriographischer Arbeit äußert.98 Die pragmatische Geschichtsschreibung mit den oben herausgestellten Spezifika etabliert sich auch in der Kirchengeschichtsschreibung.99 1.2.1.1 Verwissenschaftlichung und Steigerung der Erkenntnisleistung als allgemeine Entwicklungstendenzen Es ist nicht verwunderlich, dass sich zunächst in Parallelität zur allgemeinen Geschichtsschreibung mit der Etablierung der pragmatischen Historiographie eine zunehmende Verwissenschaftlichung der Disziplin beobachten lässt, die mit einer deutlichen Zunahme der historischen Erkenntnisleistung einhergeht.100 Das gesteigerte Bewusstsein von der Eigenständigkeit einer methodisch betriebenen Erkenntnisarbeit an der Geschichte verstärkt dabei die Entwicklung hin zur Selbständigkeit des Faches.101 Diese Tendenzen werden exemplarisch an dem Helmstedter Kirchenhistoriker Johann Lorenz von Mosheim (1693–1755) sichtbar, der üblicherweise 97 D. FLEISCHER, Der Strukturwandel der evangelischen Kirchengeschichtsschreibung im 18. Jahrhundert, in: H. W. BLANKE / D. FLEISCHER (Hg.), Aufklärung und Historik. Aufsätze zur Entwicklung der Geschichtswissenschaft, Kirchengeschichte und Geschichtstheorie in der deutschen Aufklärung, Waltrop 1991, 141–159. Es sei jedoch betont, dass das Verhältnis zwischen Kirchen- und Allgemeinhistorikern keineswegs dadurch geprägt war, dass die Kirchenhistoriker nur einseitig von ihren Kollegen beeinflusst wurden. Vielmehr ist zu konstatieren, dass führende Allgemeinhistoriker auch Konzeptionen der Theologen aufgriffen; vgl. D. FLEISCHER, Der Strukturwandel in der Kirchengeschichtsschreibung der Aufklärung, in: Blanke / Rüsen (Hg.), Von der Aufklärung zum Historismus (s. Anm. 4), 243–253, hier 243. 98 Unter den protestantischen Kirchenhistorikern der Aufklärungszeit sind hervorzuheben: Ludwig Timotheus Spittler (1752–1810), Johann Matthias Schröckh (1733–1808), Karl Heinrich Pölitz (1772–1838), Siegmund Jakob Baumgarten (1706–1757), Johann Lorenz von Mosheim (1693–1755), Johann Salomo Semler (1725–1791) und Karl Friedrich Stäudlin (1761–1836). 99 Als ‚Begründer‘ gilt Mosheim, siehe dazu unten Anm. 102. 100 Diese Entwicklung innerhalb der Kirchengeschichte steht im Kontext eines allgemeinen „Schub[es] der Verwissenschaftlichung“, vgl. G. SCHOLTZ, Zwischen Wissenschaftsanspruch und Orientierungsbedürfnis. Zu Grundlage und Wandel der Geisteswissenschaften, Frankfurt a. M. 1991, 41. 101 Vgl. Fleischer, Der Strukturwandel der evangelischen Kirchengeschichtsschreibung im 18. Jahrhundert (s. Anm. 97), 151.

1. Entwicklungstendenzen der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung

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an den Anfang der im engeren Sinne wissenschaftlich arbeitenden Kirchengeschichtsschreibung gestellt wird.102 Für eine Historiographie mit wissenschaftlichem Anspruch ist nach Mosheim zunächst die Vollständigkeit entscheidend, dass also alle bekannten Quellen verwertet werden. Sodann sind im Sinne der Gründlichkeit alle diese Zeugnisse einer sorgfältigen Quellenkritik zu unterwerfen. Schließlich fordert Mosheim, dass Historiker eine unparteiische Geschichtsschreibung betreiben, was das aufrichtige und wahrheitsgemäße Mitteilen der gefundenen Fakten impliziert.103 Vergleicht man diese Grundsätze, in denen die Tendenz zur Verwissenschaftlichung bei Mosheim zum Ausdruck kommt und deren Befolgung ihn zu seinen bedeutsamen historiographischen Leistungen befähigte, mit den oben notierten Merkmalen der pragmatischen Geschichtsschreibung, so sieht man, wie eng sich beide Auffassungen berühren.104 1.2.1.2 Tendenzielle Säkularisierung der Geschichtsauffassung als Folge der pragmatischen Methode Die Übernahme der pragmatischen Methodik in die Kirchengeschichtsschreibung, die sich paradigmatisch an den methodischen Äußerungen des Wittenberger Kirchenhistorikers der Aufklärungszeit, Johann Matthias Schröckh (1733–1808) zeigen lassen, hatte auch Folgen für das Verständnis der Kirchengeschichte.105 Schröckh nennt in seiner „Christlichen Kirchengeschichte“ idealtypisch vier entscheidende Merkmale der pragmatischen Methode. Kennzeichnend ist das Ableiten der Ursachen des Geschehens aus 102 Vgl. K. HEUSSI, Johann Lorenz Mosheim. Ein Beitrag zur Kirchengeschichte des achtzehnten Jahrhunderts, Tübingen 1906, 222. Vgl. die von Heussi erarbeiteten Punkte, die Mosheims neue Stufe der Kirchengeschichtsschreibung charakterisieren, ebd., 215– 222. Zum Kirchenbegriff und zur Kirchengeschichtsdarstellung Mosheims vgl. E. HIRSCH, Geschichte der neuern evangelischen Theologie, Bd. 2, Gütersloh 21960, 354–359 sowie den Sammelband: M. MULSOW (Hg.), Johann Lorenz Mosheim (1693– 1755). Theologie im Spannungsfeld von Philosophie, Philologie und Geschichte, Wiesbaden 1997 (Wolfenbütteler Forschungen; 77). 103 Vgl. J. L. MOSHEIM, Versuch einer unparteiischen und gründlichen Ketzerhistorie, Helmstedt 1746, 41 f, ferner D. FLEISCHER, Wahrheit und Geschichte. Zur wissenschaftsbegründenden Reflexion der Theologen Johann Lorenz von Mosheim und Johann Salomo Semler, in: ST. JORDAN / P. WALTHER (Hg.), Wissenschaftsgeschichte und Geschichtswissenschaft. Aspekte einer problematischen Beziehung. Wolfgang Küttler zum 65. Geburtstag, Waltrop 2002, 24–47, hier 32–37. 104 Eine über die pragmatische Geschichtsschreibung hinausweisende Problematisierung dieser Methode, etwa durch die Einsicht, dass historische Erkenntnis immer an den eigenen Standpunkt gebunden ist, liegt noch nicht im Blick Mosheims. 105 Dies geschieht auch bei Gottlieb Jacob Planck (1751–1833), vgl. etwa E. MÜHLENBERG , Göttinger Kirchenhistoriker im 18. und 19. Jahrhundert, in: B. MOELLER (Hg.), Theologie in Göttingen. Eine Vorlesungsreihe, Göttingen 1987 (Göttinger Universitätsschriften: Serie A, Schriften; 1), 232–255, hier 244–247.

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dem Charakter der handelnden Menschen, das Aufsuchen des Zusammenhangs der Begebenheiten untereinander, das Aufdecken der Wirkungen und Folgen eines Ereignisses sowie die moralisierende Anwendung der Taten und Geschehnisse der Vergangenheit auf Verhalten und Tun in der Gegenwart.106 Entscheidend für diese Art von Geschichtsschreibung ist die möglichst vollständige Herausarbeitung der Ursachen einer bestimmten Begebenheit und deren Darstellung mit einer auf die Gegenwart zielenden lehrhaften Abzweckung.107 Die auch in der Aufklärungshistoriographie allgemein zu beobachtende Tendenz einer lehrhaften Entwicklung schlägt ebenfalls in der Kirchenhistoriographie in der Form ihrer ‚moralisierenden Anwendung‘ durch. Dieses Ziel von Geschichtsschreibung steht in der Tradition rhetorischhumanistischer Modelle, die sich das Prinzip Historia magistra vitae zu eigen machte.108 Für die Kirchengeschichte ist nun bedeutsam, dass sowohl aus dieser Anthropologisierung der Kirchengeschichtsschreibung109 als auch aus der praktischen Dominanz der pragmatischen Methode der Herausarbeitung von weltlicher Ursache und Wirkung im 18. Jahrhundert eine Tendenz zur Säkularisierung der Geschichtsauffassung folgt. Sie löste das noch im späten 16. Jahrhundert vertretene weitgehend biblisch-augustinische heilsgeschichtliche Bild vom Ablauf der Geschehnisse ab. Diese Tendenz innerhalb der zunehmend verwissenschaftlichten Kirchengeschichtsschreibung erhielt durch die von Johann Salomo Semler (1725–1791) forcierte Unter-

106

Vgl. G. A. BENRATH, Evangelische und katholische Kirchenhistorie im Zeitalter der Aufklärung und der Romantik, ZKG 82 (1971), 203–217, hier 207 und D. FLEISCHER , Geschichtswissenschaft und Sinnstiftung. Über die religiöse Funktion historischen Denkens in der deutschen Spätaufklärung, in: Aufklärung und Historik (s. Anm. 97), 173– 201, hier 194–196. 107 Bereits Schröckhs Lehrer Mosheim hatte in diesem Sinne notiert: „Der Geschichtsschreiber muß in das Innerste des menschlichen Herzens dringen, um dies Herz recht belehren zu können“ (J. L. MOSHEIM, Vollständige Kirchengeschichte des Neuen Testaments, aus dessen gesamten lateinischen Werken frey übersetzt…, hg. von J. A. C H. VON EINEM, Bd. 1, Leipzig 1769, 14, zit. nach Fleischer: Wahrheit und Geschichte [s. Anm. 103], 36 f). 108 Zur Geschichte des Begriffs vgl. R. KOSELLECK, Historia magistra vitae. Über die Auflösung des Topos im Horizont neuzeitlich bewegter Geschichte (1967), in: DERS., Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt a. M. 1989 (stw; 757), 38–66. 109 Walter Nigg hat den Zusammenhang zwischen dieser Geschichtsinterpretation und der mit jener Anthropologisierung einhergehenden Säkularisierung der Kirchengeschichte betont (vgl. DERS., Die Kirchengeschichtsschreibung. Grundzüge ihrer historischen Entwicklung, München 1934, 109).

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scheidung von Theologie und Religion110 zusätzlich eine gewisse Legitimation. 1.2.1.3 Dynamisierung des Geschichtsbegriffes und Dominanz der Fortschrittsidee Der oben innerhalb der Aufklärungshistoriographie beobachtete Umschwung in der Betrachtung der Vergangenheit – von einem in der Geschichte lediglich Exempel des zeitlos Menschlichen aufsuchenden Verständnis hin zu einer Anschauung von Geschichte als Prozess steten Fortschritts – lässt sich auch in der Theologie identifizieren. Diese „zeitliche Dynamisierung des Geschichtsbegriffes“111 tritt hier allerdings leicht versetzt und mit teils signifikanten zeitlichen Verschiebungen auf, was sich beispielhaft an dem Verhältnis der Kirchengeschichtsschreibungen Schröckhs und Semlers aufzeigen lässt. Anders als die meisten Kirchenhistoriker seiner Zeit vertrat Schröckh noch eine „statische Geschichtstheorie“112. Auf der Grundlage der These der prinzipiellen Wiederholbarkeit menschlicher Handlungen deutete Schröckh das Urchristentum als Idealzustand, die Zeit nach Konstantin als Verfall und die Reformationszeit als Periode von Aufschwung, die allerdings hinter dem Urchristentum weit zurücksteht.113 Die Historiographie Semlers hingegen ist von der leitenden Kategorie einer Fortschrittsidee getragen.114 In seiner Geschichtstheologie verbindet sich diese Fortschrittsidee mit dem Gedanken der Perfektibilität, also der Vorstellung, dass der „zukünftige Geschichtsprozeß zu einer Fortentwicklung und immer reineren Ausprägung zentraler christlicher Lehren und Erkenntnisse führen wird.“115 Gegen eine Idealisierung des Urchristentums betont Semler:

110 Vgl. G. HORNIG, Johann Salomo Semler. Studien zu Leben und Werk des Hallenser Aufklärungstheologen, Tübingen 1996 (Hallesche Beiträge zur Europäischen Aufklärung; 2), 160–162 u. ö. 111 Fleischer, Der Strukturwandel der evangelischen Kirchengeschichtsschreibung im 18. Jahrhundert (s. Anm. 97), 158. 112 D. FLEISCHER, Urchristentum, Reformation und Aufklärung. Zum Selbstverständnis des Wittenberger Historikers Johann Matthias Schroeckh, in: A. BEUTEL / V. LEPPIN / U. STRÄTER (Hg.), Christentum im Übergang. Neue Studien zu Kirche und Religion in der Aufklärungszeit, Leipzig 2006 (Arbeiten zur Kirchen- und Theologiegeschichte; 19), 269–281, hier 277; zur ‚statischen Geschichtskonzeption‘ auch: Ders., Der Strukturwandel der Kirchengeschichtsschreibung in der Aufklärung (s. Anm. 97), 243 f. 113 Vgl. Fleischer, Urchristentum, Reformation und Aufklärung (s. Anm. 112), 278 f. 114 Vgl. Fleischer, Der Strukturwandel der evangelischen Kirchengeschichtsschreibung im 18. Jahrhundert (s. Anm. 97), 159. Zu Semler vgl. auch Reill, Die Geschichtswissenschaft um die Mitte des 18. Jahrhunderts (s. Anm. 12), 185–189, bes. 187. 115 Hornig, Johann Salomo Semler (s. Anm. 110), 195.

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„Aller Anfang bleibt Anfang und ist noch nicht Vollkommenheit.“116 Ist Semler also ein Paradebeispiel der – von der allgemeinen Entwicklung des historischen Denkens herrührenden – Übernahme der Dynamisierung des Geschichtsbegriffs unter der Leitidee des stetigen Fortschritts, so ist er dies, obgleich er zeitlich vor Schröckh publizierte. Obwohl nicht zur gleichen Zeit und an allen Orten, hielt jenes Paradigma doch unaufhaltsam in die Kirchengeschichtsschreibung Einzug. 1.2.1.4 Wandlungen der Darstellungsmethode und Periodisierung In diesen Zusammenhängen der Dominanz der pragmatischen Methode und der Dynamisierung des Geschichtsbegriffs ist zugleich das Abkommen von der seit Flacius im Protestantismus gebrauchten Darstellungsform zu beobachten, in welcher der kirchengeschichtliche Stoff in dem völlig formalen Schema der Zenturien angeordnet wurde. Diese Gliederung nach Jahrhunderten ist in den Magdeburger Zenturien (1559–1574), die unter der Leitung von Matthias Flacius Illyricus (1520–1575) verfasst wurden, erstmalig angewandt und in der folgenden Zeit den meisten Kirchengeschichtsdarstellungen zu Grunde gelegt worden. Noch Gottfried Arnolds (1666–1714) „Unparteiische Kirchen- und Ketzerhistorie“ von 1699/1700 folgte diesem Prinzip.117

Bei Mosheim deutet sich an diesem Punkt bereits eine gewisse Unsicherheit an, die offensichtlich einen bestimmten Plausibilitätsverlust dieser Darstellungsform anzeigt. Zwar verwendete er das Zenturienschema weiterhin, fasste aber einzelne Jahrhunderte zu Büchern oder Perioden zusammen, um den inneren Zusammenhang der Begebenheiten anhand voneinander abgrenzbarer Haupteinschnitte (etwa Konstantin, Karl der Große oder Luther) deutlicher hervortreten zu lassen.118 Der sich vollziehende Strukturwandel zeigte sich bereits bei seinem Schüler Schröckh darin, dass er als erster protestantischer Kirchenhistoriker die Zenturienmethode dezidiert ablehnte.119 Schröckh selbst ‚löste‘ die Probleme der Gliederung des histori116 Zitiert nach Hornig, Johann Salomo Semler (s. Anm. 110), 199; vgl. dazu auch Benrath, Evangelische und katholische Kirchenhistorie (s. Anm. 106), 206. 117 Es sei an dieser Stelle nur kurz die Bedeutung von Arnolds Kirchengeschichte hinsichtlich seiner Wirkung auf die Kirchengeschichtsschreibung der Aufklärung angedeutet, die in der Hinführung der Kirchengeschichte zur pragmatischen und moralischen Historie zu sehen ist, vgl. Hirsch, Geschichte der neuern evangelischen Theologie. Bd. 2 (s. Anm. 102), 272, ferner A. U. SOMMER, Geschichte und Praxis bei Gottfried Arnold, ZRGG 54 (2002), 210–243. 118 Vgl. Beutel, Aufklärung in Deutschland (s. Anm. 5), 354; ferner Fleischer, Der Strukturwandel der evangelischen Kirchengeschichtsschreibung im 18. Jahrhundert (s. Anm. 97), 154 f. 119 Vgl. J. M. SCHRÖCKH, Christliche Kirchengeschichte, 1. Theil, Frankfurt / Leipzig 1768, 292; dazu Fleischer, Der Strukturwandel der evangelischen Kirchengeschichtsschreibung im 18. Jahrhundert (s. Anm. 97), 155 f.

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schen Stoffes, die er als „schwerste Frage“120 bezeichnet, allerdings – und darin wird seine Übergangsstellung sichtbar – durch die Verknüpfung zweier Methoden.121 Um die „Gaben einer pragmatischen Kirchengeschichte“ nicht zu verfehlen, verknüpfte Schröckh die Methode, „welche die Begebenheiten nach der Zeitfolge stellet“ mit der, „die ihre Ordnung nach dem Einfluße, den sie in einander geäußert haben, bildet“122. Schröckh ist insofern von Bedeutung, weil Kirchenhistoriker der folgenden Generation sich an der von ihm vorgelegten Periodisierung der kirchengeschichtlichen Darstellung orientierten, bald aber wie im Falle von Ludwig Timotheus Spittler (1752–1810) und Carl Friedrich Stäudlin (1761–1826) auch eigene Lösungsvorschläge entwarfen.123 Im späteren Verlaufe des Jahrhunderts kam es zum vollständigen Wandel in der Darstellungsstruktur, die dann gänzlich aus dem Stoff und seiner sachlichen Verknüpfung und der Abhängigkeit der Ereignisse voneinander gewonnen war. 1.2.2 Die Pluralisierung und Positionalisierung der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung als Kennzeichen des 19. Jahrhunderts Je weiter man innerhalb des 19. Jahrhunderts zeitlich vorrückt, umso schwieriger wird es, eine einheitliche Entwicklungstendenz der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung ausfindig zu machen. Ob in den Jahren um die Mitte des Jahrhunderts beispielsweise Ferdinand Christian Baur, August Neander oder auch Karl Hase an der Spitze der Entwicklung der Kirchengeschichtsschreibung steht, ist kaum entscheidbar. Das entscheidende Entwicklungselement ist auf der Metaebene zu finden, nämlich in der Tatsache, dass nach der allmählichen Ablösung der pragmatisch orientierten Kirchengeschichtsschreibung der Aufklärungszeit eine zunehmende Pluralisierung der methodischen Ansätze erfolgt. Damit setzt sich die bereits in der Umsetzung der pragmatischen Methode oben beobachtete Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen fort und verstärkt sich noch. Dies bedeutet, dass innerhalb der Disziplin keine einheitlich und gemeinschaftlich vollzogenen Entwicklungsschritte existieren, sondern zu derselben Zeit eine nicht aufhebbare Pluralität von konzep120

Schröckh, Christliche Kirchengeschichte. 1. Theil (s. Anm. 119), 288. Vgl. Fleischer, Der Strukturwandel der evangelischen Kirchengeschichtsschreibung im 18. Jahrhundert (s. Anm. 97), 156. 122 Schröckh, Christliche Kirchengeschichte. 1. Theil (s. Anm. 119), 316. Vgl. auch Fleischer, Der Strukturwandel der evangelischen Kirchengeschichtsschreibung im 18. Jahrhundert (s. Anm. 97), 156. 123 Vgl. Fleischer, Der Strukturwandel der evangelischen Kirchengeschichtsschreibung im 18. Jahrhundert (s. Anm. 97), 157 f und Ders., Der Strukturwandel der Kirchengeschichtsschreibung in der Aufklärung (s. Anm. 97), 246 f. Zur Problematik der Periodisierung vgl. K. HEUSSI, Altertum, Mittelalter und Neuzeit in der Kirchengeschichte. Ein Beitrag zum Problem der historischen Periodisierung, Tübingen 1921, 16 f. 121

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tionellen Ansätzen existiert, die – bezogen auf die zeitgleiche, deutlicher zu erkennende Entwicklung innerhalb der ‚allgemeinen‘ Geschichtsschreibung – sich jeweils auf durchaus unterschiedliche Entwicklungen in der Methodik beziehen können. Trotz dieser Pluralität und der damit einhergehenden Ungleichzeitigkeit der Ansätze lassen sich in größeren zeitlichen Zusammenhängen jedoch durchaus gewisse Richtungen der Entwicklung ausmachen. So wird man von einer gewissen überdurchschnittlichen Beliebtheit – wiederum pluraler – idealistisch beeinflusster Konzeptionen in der ersten Hälfte des Jahrhunderts sprechen, während gegen Ende des Jahrhunderts Einflüsse historistischer Konzeptionen zunehmen. 1.2.2.1 Grundlagen der Entwicklung Diese Diagnose bedeutet, dass die von Dietrich Rössler zunächst eher mit Blick auf die systematisch-theologische Selbstverständigung erkannte Eigenheit der protestantischen Theologen des 19. Jahrhunderts, nämlich die unaufhebbare Positionalität und Pluralität der vertretenen Konzeptionen und Ansätze, auch auf die Kirchengeschichtsschreibung zutrifft.124 Dies ist freilich kein Zufall. Ist nämlich Kirchengeschichtsschreibung immer Identitätsvergewisserung, die für eine bestimmte Gegenwart betrieben wird, so wirken sich plurale theologische Positionen notwendig auch auf die Art der betriebenen Kirchengeschichtsschreibung und den dargebotenen Inhalt aus. Für die konkrete Wissenschaftspraxis bedeutet dies, dass sich in den konzeptionellen Grundlagen und der praktischen Durchführung der Kirchengeschichtsschreibung höchst unterschiedliche philosophische, theologische und andere Einflüsse vielfach überkreuzen und vermischen. In einer kirchenhistorischen Konzeption gelangen also unterschiedliche Einflüsse zu einer individuellen Synthetisierung. Ein systematisierender Überblick über die Entwicklung der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung kann sich auf der Grundlage dieser Erkenntnis nur so vollziehen, dass die wichtigsten Einflussfaktoren abstrahiert von der einzelnen Position dargelegt werden, wie sie für die faktisch vorliegenden kirchenhistorischen Konzeptionen in unterschiedlicher Gewichtung und Mischung eine Rolle gespielt haben. Das Profil der einzelnen Konzeptionen ergibt sich also aus der individuellen Synthese von Einflussfaktoren, die die Kirchengeschichtsschreibung insgesamt bestimmen. Daher wird hier so vorgegangen, dass solche Einflussfaktoren benannt und exemplarisch Vertreter der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung genannt werden, bei denen der jeweilige Faktor besonders deutlich zum Austrag kommt. 124 Vgl. D. R ÖSSLER, Positionelle und kritische Theologie (1970), in: DERS., Überlieferung und Erfahrung. Gesammelte Aufsätze zur Praktischen Theologie, hg. von CH. ALBRECHT / M. WEEBER, Tübingen 2006 (PThGG; 1), 140–154.

1. Entwicklungstendenzen der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung

195

1.2.2.2 Wirkungen der romantischen Bewegung In Gestalt des für sie typischen Organismusgedankens125 wirkte auch die romantische Bewegung auf die Kirchengeschichtsschreibung des Protestantismus, in diesem Punkte freilich weitgehend vermittelt durch die Philosophie Schellings.126 Schelling hatte die im romantischen Verständnis betonte organische Zusammengehörigkeit von Natur und Geschichte im Rahmen seiner Identitätsphilosophie systematisch ausgebaut. Weil der Organismusgedanke die Vorstellung eines kontinuierlichen und einheitlichen, aber gleichwohl lebendigen Zusammenhangs vermittelte, in dem Werden und Vergehen, Wesentliches und Unwesentliches, Wahrheit und Irrtum in eine sinnvolle Verbindung gebracht werden konnten, wurde er für das Verständnis der Geschichte im Allgemeinen und der Kirchengeschichte im Besonderen dankbar aufgegriffen.127 In vorderster Linie sind innerhalb der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung hier Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher (1768–1834) – der eine organische und genetische Geschichtsbetrachtung forderte – und August Neander (1789–1850) zu nennen. An diesem Punkt ist freilich sichtbar, dass sich die Wirkungen der romantischen Bewegung bereits mit idealistischen Einflüssen verquicken. 1.2.2.3 Einflüsse der Hegelschen Geschichtsphilosophie Die Einwirkungen der idealistischen Geschichtsphilosophie auf die Kirchengeschichte sind, ihrer eigenen Pluralität entsprechend, vielgestaltig. Prominentestes Beispiel der von einer hochidealistischen Systematik abhängigen Kirchengeschichtsschreibung ist die so genannte ‚Tübinger Schule‘ mit ihrem Hauptvertreter Ferdinand Christian Baur (1792–1860). Grundthese seiner auf der Philosophie Hegels basierenden Kirchengeschichtsschreibung ist, dass die Kirchengeschichte in ihrer Gänze einen notwendigen und geschlossenen Geschehenszusammenhang bildet, der der Vernunft zugänglich ist und als Selbstentfaltung der Idee der Kirche erkannt wird.128 In der Tübinger Schule und bei Baur tritt die bereits oben konstatierte präjudizierende Dominanz der philosophisch-theologischen Prämissen in der Bearbeitung des Quellenmaterials deutlich hervor. Der bemerkenswerte Ein125

Siehe dazu ausführlich unten S. 200–205. Vgl. zu diesem Problemkomplex die ausführliche Untersuchung von W. MAURER, Das Prinzip des Organischen in der evangelischen Kirchengeschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts, in: DERS., Kirche und Geschichte. Gesammelte Aufsätze, Bd. 2: Beiträge zu Grundsatzfragen und zur Frömmigkeitsgeschichte, hg. von E.-W. KOHLS / G. MÜLLER, Göttingen 1970, 46–77. 127 Vgl. Benrath, Evangelische und katholische Kirchenhistorie (s. Anm. 106), 210 f. 128 Vgl. dazu die zusammenfassende Charakteristik bei G. EBELING , Studium der Theologie. Eine enzyklopädische Orientierung, Tübingen 1975 (UTB; 464), 75 f („Die idealistische Kirchengeschichtsauffassung“). Zu Baur siehe auch unten Teil E, S. 323–341. 126

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

fluss, den die Tübinger Schule innerhalb der protestantischen Theologie eine gewisse Zeit lang innehatte, wird auch darin seine Ursache haben, dass auf der Basis dieser idealistischen Konzeption die Konstruktion eines Bildes der Kirchengeschichte möglich war, die theologisch-apologetischen Interessen entsprach. 1.2.2.4 Einwirkungen historistischen Denkens Eine deutlichere Beeinflussung kirchengeschichtlicher Arbeit durch historistische Anschauungen lässt sich vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beobachten. Allerdings ist hier die Einschränkung zu machen, dass eine reine Beschränkung auf die Feststellung von Fakten („wie es wirklich gewesen ist“) für die Kirchengeschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts – jedenfalls so lange sie sich dezidiert als theologische Disziplin verstand – kaum in Frage kam. Hatten doch die Kirchenhistoriker immer ein theologisch begründetes Bedürfnis, eine gewisse idealistische Deutung des Geschichtsablaufes walten zu lassen, sie also nicht nur auf einen rein immanenten Nexus von Ereignissen zu beschränken. Unter den Kirchenhistorikern, die sich in diesem Sinne zu den von historistischem Gedankengut beeinflussten Theologen rechnen lassen, sind in vorderster Linie beispielhaft Albert Hauck (1845–1918), Adolf von Harnack (1851–1930) oder Karl Müller (1852–1940)129 zu nennen. Von diesen drei Gelehrten neigte Müller am stärksten zu einer ‚profanen‘ Kirchengeschichtsschreibung unter möglichster Zurückstellung idealistisch beeinflusster Deutungen, während Harnack und Hauck auf je eigene Weise historistisches Gedankengut mit idealistischen Tendenzen verknüpften.130 1.2.2.5 Kirchenpolitisch-konfessionelle Einflussfaktoren Als wichtige Faktoren, die am wenigsten zeitlich einzuordnen und am stärksten spezifisch theologisch zu nennen sind, lassen sich konfessionelle Interessen sowie Wirkungen kirchlicher und theologischer Strömungen nennen. Erstere Einwirkung zeigt sich beispielsweise bei dem reformierten Erlanger Kirchenhistoriker Johann Heinrich August Ebrard (1818–1888), dessen vierbändige Kirchengeschichte131 sich durch eine deutliche und 129 Vgl. dazu H. RÜCKERT, Karl Müller als Kirchenhistoriker, in: DERS., Vorträge und Aufsätze zur historischen Theologie, Tübingen 1972, 386–403. 130 Vgl. K. NOWAK, Albert Hauck. Historiker des deutschen Mittelalters im Wilhelminischen Kaiserreich, in: DERS., Kirchliche Zeitgeschichte interdisziplinär, hg. von J.-C H. KAISER, Stuttgart 2002 (KoGe; 25), 101–118; DERS., Bürgerliche Bildungsreligion? Zur Stellung Adolf von Harnacks in der protestantischen Frömmigkeitsgeschichte der Moderne, in: Ders., Kirchliche Zeitgeschichte interdisziplinär, 119–142. 131 J. H. A. EBRARD, Handbuch der christlichen Kirchen- und Dogmengeschichte für Prediger und Studirende, 4 Bde., Erlangen 1865–67.

1. Entwicklungstendenzen der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung

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erklärte Parteinahme für die reformierte Konfession auszeichnet. Letzterer Einflussfaktor ist in der Dauerauseinandersetzung zwischen stärker konservativ orientierten Theologen und liberalen Strömungen sichtbar. Zu den Theologen konservativer Prägung gehören etwa die Erlanger Heinrich Schmid (1811–1885), Theodosius Harnack (1817–1889) und Gustav Leopold Plitt (1836–1880).132 Konservativ orientierte Positionen sind meist mit einem konfessionellen Anstrich versehen. Zu den liberalen Vertretern sind etwa Richard Rothe (1799–1867) und Daniel Schenkel (1813–1885), aber auch Gustav Frank (1832–1904) und Johann Karl Eduard Schwarz (1802– 1870) zu zählen. Es ist einzusehen, dass die Wirkung dieses Einflussfaktors sich zunächst in inhaltlichen Darlegungen und Beurteilungen äußert. Allerdings verbinden sich mit dem Gegensatz liberal-fortschrittlich oder konservativ durchaus auch bestimmte Affinitäten oder Antipathien in methodischer Hinsicht. Eine stärker dem Historismus und daher einer rein profanen Geschichtsbetrachtung zuneigende methodische Konzeption findet sich eher im liberalen Spektrum, während eine konservative Position sich durchaus mit bestimmten idealistischen Konzeptionen verbinden kann. 1.2.2.6 Übergreifende Tendenz zur Gesamtdarstellung Festzuhalten bleibt eine interessante, die Pluralität der Entwürfe übergreifende Tendenz, die vor allem für die Kirchengeschichtsschreibung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gilt, aber auch noch darüber hinaus wirkt. Die für die Entwicklung der allgemeinen Geschichtswissenschaft typische Aufsplitterung der Forschungen in immer kleiner werdende Abschnitte und Details wird in der Kirchengeschichtsschreibung durch das auffällige Interesse konterkariert, an der Gesamtdarstellung der Kirchengeschichte festzuhalten. Die Gründe für das Festhalten an dieser ‚interprétation totale‘ sind, worauf Kurt Nowak zu recht hingewiesen hat, theologischer Art.133 Sowohl der leitende Gedanke einer zeitübergreifenden Einheit der Kirche von ihren Ursprüngen an als auch der theologische Anspruch, sich in dem christlichen Glauben mit einer Deutung der gesamten Wirklichkeit zu beschäftigen, stellten ein starkes retardierendes Moment in jener 132 Vgl. dazu überblickend H. C H. BRENNECKE, Zwischen Luthertum und Nationalismus. Kirchengeschichte in Erlangen, in: H. NEUHAUS (Hg.), Geschichtswissenschaft in Erlangen, Erlangen / Jena 2000 (Erlanger Studien zur Geschichte; 6), 227–268; DERS., Patristik in der konfessionellen Theologie des 19. Jahrhunderts, in: C H. MARKSCHIES / J. VAN OORT (Hg.), Zwischen Altertumswissenschaft und Theologie. Zur Relevanz der Patristik in Geschichte und Gegenwart, Leuven 2002 (Studien der Patristischen Arbeitsgemeinschaft; 6), 62–90. 133 Vgl. K. NOWAK, Theologie, Philologie und Geschichte. Adolf von Harnack als Kirchenhistoriker, in: DERS. / O. G. OEXLE (Hg.), Adolf von Harnack. Theologe, Historiker, Wissenschaftspolitiker, Göttingen 2001 (VMPIG; 161), 189–237, hier 191.

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

Tendenz der Geschichtsschreibung dar. Im Übrigen beschränkte sich diese Wirkung nicht nur auf die Kirchengeschichtsschreibung. So hat Jörn Rüsen darauf aufmerksam gemacht, dass etwa bei Droysen eine universalgeschichtliche Einheitsvorstellung wirkt, die theologisch begründet ist.134

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen 2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

Auf der Basis des dargelegten Kontexts lassen sich nun die Spezifika der kirchenhistorischen Konzeption Hases herausarbeiten und selbst historisch verorten. Es erweist sich dabei als sinnvoll, zwischen den die kirchenhistorische Konzeption leitenden philosophisch-theologischen Anschauungen Hases und der von ihm angewandten Methodik in der Analyse zu unterscheiden, weil ein deutlicher Vorrang der theologisch-philosophischen Anschauungen Hases sichtbar werden wird. 2.1 Die theologisch-philosophische Grundlegung der Kirchengeschichtsschreibung im Rahmen der gesamten theologischen Arbeit Hases 2.1.1 Methodische Vorbemerkung Bereits im Zusammenhang der biographischen Erkundungen zum Werden des Kirchenhistorikers Hase war als Ergebnis festgehalten worden, dass es biographisch eine Prävalenz der theologisch-philosophischen Überzeugungen Hases in seiner akademischen Lebensarbeit gibt.135 Zugleich war im Zusammenhang der Darstellung zu Hases Lehr- und Publikationstätigkeit oben gezeigt worden, dass neben der Dogmatik auch die Themen des Lebens Jesu und der urchristlichen Gemeinde eine wichtige Stellung einnehmen.136 Die Vorlesungen und Publikationen zum Leben Jesu und zur Dogmatik stehen einerseits zeitlich vor denen zur Kirchengeschichte. In Hases gesamter akademischer Wirksamkeit sind andererseits dogmatische, neutestamentliche und kirchenhistorische Themen in enger sachlicher Beziehung und Verschränkung und regelmäßigem Wechsel präsent. Die äußerlich zu konstatierende Vorgängigkeit bzw. enge Verbindung besteht auch auf der inhaltlichen Ebene, was insbesondere für die theologisch-philosophische Grundlegung der Kirchengeschichtsschreibung durch Hase gilt. Als der werdende Kirchenhistoriker Hase sich mit den konzeptionellen Grundlagen der Kirchengeschichtsschreibung zu beschäftigen begann, konnte er sowohl hinsichtlich der zentralen Fragestellung nach dem Wesen der Kirche als 134 135 136

Vgl. Rüsen, Konfigurationen des Historismus (s. Anm. 62), 265. Siehe oben Teil A, bes. S. 51. Siehe dazu oben Teil B, S. 72–77.

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

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auch hinsichtlich des Verständnisses von Geschichte auf Überlegungen zurückgreifen, die er im Rahmen seiner dogmatischen Schriften, namentlich dem Lehrbuch der evangelischen Dogmatik und der Gnosis, wie auch seines Lebens Jesu formuliert hatte. Einschlägig sind dafür bereits die von Hase in Tübingen gehaltenen Vorlesungen zum „Leben Jesu“. Zwar liegt hier noch keine explizite Definition dessen vor, was unter Kirche zu verstehen ist, gleichwohl finden sich in den Äußerungen Hases in dem 1829 erschienenen „Leben Jesu. Ein Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen“ bereits implizit zentrale Denkfiguren seiner später explizierten ekklesiologischen Theorie.137 Christus wird aufgrund seines religiösen Lebens als Grund der christlichen Kirche und ihrer Entwicklung verstanden,138 weswegen – was hier freilich noch nicht ausgeführt wird – das Verständnis von Kirchengeschichte auf das erkannte religiöse Leben Jesu als deren Quelle bezogen werden muss.139 Dieses Verhältnis der späteren kirchenhistorischen Arbeit zu den frühen Vorlesungen zum Leben Jesu deutete schon Georg Hundinger an.140 Von schwerlich zu überschätzender Bedeutung sind neben den Implikationen in den Ausführungen zum Leben Jesu die ausgeformte ekklesiologische Theoriebildung Hases sowie deren religions- und christentumstheoretische Voraussetzungen in den genannten dogmatischen Hauptschriften Hases. Blickt man nur oberflächlich auf die dort gegebenen Bestimmungen der Ekklesiologie und vergleicht sie mit entsprechenden Äußerungen in den Prolegomena des Lehrbuchs zur Kirchengeschichte, so kann nicht gezweifelt werden, dass dort die bleibenden theologisch-philosophischen Fundamente für Hases kirchenhistorische Ansichten zu finden sind.141 Dies diagnostizierte schon Bernd Jaeger in seiner Untersuchung zur Dogmatik Hases, indem er notierte, dass die „Leitthesen, die die dogmatische Fassung 137

Einen Überblick der wichtigsten Veränderungen der verschiedenen Auflagen des Lehrbuchs und der Geschichte Jesu bietet G. FUSS, Die Auffassung des Lebens Jesu bei dem Jenaer Kirchenhistoriker Karl von Hase, Teil 1, Diss. Theol., Jena 1955, 27–38. 138 Vgl. K. HASE, Das Leben Jesu. Ein Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 1829, 12. 139 In der späten umgearbeiteten Auflage des Lehrbuchs formulierte Hase diesen sachlich bereits von Anfang an gegebenen Sachverhalt selbst noch einmal explizit: „Zur Kirchengeschichte verhält sich diese Geschichte Jesu wie der Quell zum Strom, der breit und mächtig durch die Jahrhunderte rollt“ (K. H ASE, Geschichte Jesu. Nach akademischen Vorlesungen, Leipzig 1876, 2). 140 Vgl. G. HUNDINGER, Karl August von Hase als Kirchengeschichtschreiber, RKZ 24 (1901), 154–156. 162–164. 170–172. 178 f, hier 154. 141 Vgl. etwa K. HASE, Gnosis, oder Evangelische Glaubenslehre. Für die Gebildeten in der Gemeinde wissenschaftlich dargestellt, 3 Bde., Leipzig 1827–1829, hier Bd. 3, 210. 246 f. 258 und DERS., Lehrbuch der evangelischen Dogmatik, Stuttgart 1826, 393 mit DERS., Kirchengeschichte. Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 11 1886, 1.

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

des Kirchenbegriffs bestimmen, vollständig der Programmatik seiner Kirchengeschichtsdarstellung zugrunde liegen“142. Diese doppelte Einsicht, dass für Hases Kirchengeschichtsschreibung und die ihr zugrunde liegenden theologisch-philosophischen Leitthesen sowohl Einsichten seiner dogmatisch explizierten Ekklesiologie fundamental sind, als auch dort Implikationen seiner Äußerungen zum Leben Jesu entfaltet und ausgearbeitet werden, hat für die Methodik und Quellengrundlage dieses Abschnittes entscheidende Konsequenzen. Es ist aus diesem Grunde nicht nur nicht hinreichend, sich lediglich auf die Vorworte und Prolegomena der kirchengeschichtlichen Hauptwerke Hases zu beziehen; vielmehr ergibt sich die unbedingt wahrzunehmende Chance, die theologischphilosophischen Grundlagen der Kirchengeschichtsschreibung Hases im Gesamtzusammenhang seiner theologischen Arbeit zu untersuchen. Konkret wirkt sich das so aus, dass für die Rekonstruktion der zentralen Denkfiguren auch die gesamten Dogmatiken Hases und das Leben Jesu herangezogen werden. 2.1.2 Das Verständnis von Geschichte als organischer Zusammenhang steten Werdens Für Hases Auffassung von Kirchengeschichtsschreibung ist sein Verständnis von ‚Geschichte‘ von entscheidender Bedeutung. Hase hat zwar keine ausgeformte Geschichtsphilosophie vorgelegt, dennoch lässt sich ein weiter gefasstes Verständnis von Geschichte, in das die Kirchengeschichte in noch darzustellender Weise eingezeichnet wird, in Grundzügen erhellen. Von Belang ist dabei zunächst eine basale Unterscheidung, die auf der Doppeldeutigkeit des Begriffs Geschichte beruht: Geschichte ist „sowohl das Geschehene als die Erzählung davon“143. Hase geht davon aus, dass es auf der einen Seite einen wirklichen Geschehenszusammenhang – das faktisch Geschehene – gibt, dem die Geschichtsschreibung – als Erzählung – zu entsprechen hat. Dabei folgt die erzählte Geschichte der Eigenart des faktisch Geschehenden. 2.1.2.1 Die grundlegende Bestimmung von Geschichte als organischer Zusammenhang Für Hases Verständnis von Geschichte im ersteren Sinne des faktischen Geschehenszusammenhanges ist dessen Eigenschaft als Organismus bzw.

142 B. JAEGER, Karl von Hase als Dogmatiker, Gütersloh 1990 (Die lutherische Kirche. Geschichte und Gestalten; 12), 156. Vgl. auch die entsprechenden Bemerkungen bei Ders., Nationalliberale Geschichtstheologie (s. Anm. 53), 132. 143 K. H ASE, Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen, hg. von G. KRÜGER, 3 Bde. in 5 Teilbde., Leipzig 1890–1892 (GW; 1–3), hier Bd. 1, 6.

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

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organisches Ganzes grundlegend. Bereits in der ersten Auflage seines Lehrbuchs zum Leben Jesu hatte er im Jahr 1829 definiert: „Die Weltgeschichte ist ein von göttlicher Vorsehung und menschlicher Freiheit gebildetes organisches Ganze, in welchem sich das unendliche Leben der Menschheit darstellt.“144

Die hier geäußerte Auffassung blieb inhaltlich über seine gesamte theologische Entwicklung bestimmend, auch dann noch, als die Terminologie ‚organisch‘ bzw. ‚Organismus‘ nicht mehr vordergründig gebraucht wurde.145 Sachlich bestimmte diese Konzeption und ihre Implikationen Hases Verständnis von Geschichte bis an sein Ende. Mit seinem Gebrauch der Wörter organisches Ganzes und Organismus für die Definition von Geschichte bezieht sich Hase auf einen Terminus, der nach der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert ein ausgesprochener Modebegriff war. Der Begriff des Organischen und seine Derivate waren insbesondere kennzeichnend für die romantische Bewegung in ihren verschiedenen Schattierungen, vor allem in ihrer Abgrenzung gegen die Aufklärung.146 Man hat in den mit diesem Wortfeld verbundenen Vorstellungen sogar den „Schlüssel der romantischen Weltanschauung“147 erkennen wollen. Zuerst erlangte der Begriff des Organismus in der Naturphilosophie Bedeutung, 148 wurde dann aber in geisteswissenschaftliche Bereiche übernommen und für die Deutung von Staat, Gesellschaft oder eben auch Geschichte in Anschlag 144

Hase, Leben Jesu, 1829 (s. Anm. 138), 13. Von Interesse ist hier Hases Verwendung des Vorsehungsglaubens zur Deutung der Geschichte. Stephan urteilte, dass „[w]eltfreudiger Vorsehungsglaube, Individualismus und historisch-kritische Behandlung der Bibel … die Errungenschaften der Aufklärung [waren], die der Entwicklung des Christentums dienen. Wo man sie pflegte, war es auf die Dauer unmöglich, in blosser Reduktion des dogmatischen Balastes und im Moralismus Genüge zu finden“ (Stephan, Herder in Bückeburg [s. Anm. 6], 33). Vgl. zur Geschichte und Verwendung des Begriffs auch: J. KÖHLER, Vorsehung, HWP 11 (2001), 1206–1218, bes. 1215 f. 145 Vgl. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 17. Die Auffassung spiegelt sich auch dort, wo Hase die Kirchengeschichte als „das Mittlere einer Tat Gottes und der Menschen“ bezeichnet (ebd., 15). 146 Vgl. dazu präzise Kaerst, Studien zur Entwicklung und Bedeutung der universalgeschichtlichen Anschauung (s. Anm. 43), 116 f u. ö. 147 O. F. WALZEL, Deutsche Romantik. I. Welt- und Kunstanschauung, Leipzig 41918 (Aus Natur und Wissenschaft; 232), 15. Vgl. auch Fuß, Die Auffassung des Lebens Jesu (s. Anm. 137), 47 f. Als Vorläufer führt Rudolf Stadelmann vor allem den Universalismus von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) an, „aus dem die große Konzeption von der Einheit alles Lebendigen und der Gedanke der Entwicklung stammt“ (Stadelmann, Der historische Sinn bei Herder [s. Anm. 43], 5). 148 Von Einfluss waren hier wohl auch Johann Wolfgang von Goethes Verbindung von Naturwissenschaft und Ästhetik und ihrer Rezeption, vgl. Walzel, Deutsche Romantik (s. Anm. 147), 15 f; ferner W. H EISE, Der Entwicklungsgedanke als geschichtsphilosophische Programmatik. Zur Gemeinsamkeit von Herder und Goethe in der frühen Weimarer Zeit, Goethe-Jahrbuch 93 (1976), 116–138, hier 118 f.

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

gebracht.149 Schließlich avancierte er, wie Wilhelm Maurer herausstellte, nach der Wende zum 19. Jahrhundert zu einer breit akzeptierten „Grundlage der Geschichtsauffassung“150. Bereits Kant hatte in seiner „Kritik der Urteilskraft“ mit der Idee des ‚organischen Zusammenhangs‘ die Einheit von Individualismus und Universalismus aussagen wollen. Als Kern des Organischen bestimmte er das Wechselverhältnis des Ganzen und seiner Glieder.151 Bei dem frühen Schelling als Repräsentanten der romantischen Geschichtsphilosophie fand der Begriff des Organischen eine erste markante Ausführung im Rahmen seiner Identitätsphilosophie.152 Im „System des transzendentalen Idealismus“ (1800) sowie den „Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums“ (1802/03) exponierte ihn Schelling zu einem Leitbegriff seiner philosophischen Konzeption.153 Insofern das Studium der Philosophie Schellings für Hases Werden als Theologe eine wichtige Bedeutung besaß, wie oben im Zusammenhang der biographischen Erkundungen gezeigt wurde, liegt es nahe, dass Hase die geprägte Verwendung von ‚Organismus‘ bzw. ‚organisch‘ bei Schelling schätzen gelernt hat. Philosophiegeschichtlich war es dann das Verdienst namentlich Herders, den Organismusgedanken einer dezidiert kulturphilosophischen Verwendung zugeführt zu haben.154 Wenn er – im Protest gegen das herrschende Geschichtsbild der Aufklärung – die Geschichte als ‚organischen Lebenszusammenhang‘ verstand,155 so zielte er auf „eine von innen her beseelte, 149 Vgl. zur Geschichte des Begriffs: T. BALLAUFF / E. SCHEERER / A. MEYER, Organismus, HWP 6 (1984), 1330–1358. 150 W. MAURER, Der Organismusgedanke bei Schelling und in der Theologie der Katholischen Tübinger Schule, in: Ders., Kirche und Geschichte (s. Anm. 126), 29–45, hier 29. Auf Motive, die vor und neben dem Prinzip des Organischen auf die evangelische Kirchengeschichtsschreibung im 19. Jahrhundert eingewirkt haben sowie dessen Umdeutungen, weist Maurer an anderer Stelle hin: Ders., Das Prinzip des Organischen (s. Anm. 126), 53–64. 151 Vgl. I. KANT, Kritik der Urteilskraft, hg. von W. WEISCHEDEL, Darmstadt 1998 (Werke in sechs Bänden; 5), 486 u. ö. Vgl. dazu A. FELLBAUM, Kants Organismusbegriff und seine Transformation in der Naturphilosophie F. W. J. Schellings, ABG 47 (2005), 215–223, ferner E. FÖRSTER, Der Organismusbegriff bei Kant und Schleiermacher und seine Anwendung auf den Staat, ZThK 12 (1931), 407–421. 152 Vgl. Maurer, Der Organismusgedanke bei Schelling… (s. Anm. 150), 29. 34. 153 Vgl. Maurer, Der Organismusgedanke bei Schelling… (s. Anm. 150), 34–39. Maurer betont, dass Schelling übrigens mit den Romantikern die Historie zur Kunst in Beziehung setzt: „Die organische Geschichtsauffassung schließt eine künstlerische Geschichtsbetrachtung in sich ein“ (ebd., 39). 154 Vgl. Stephan, Herder in Bückeburg (s. Anm. 6), 127, ferner Stadelmann, Der historische Sinn bei Herder (s. Anm. 43), 60. 155 R. ADAM, Wesen und Grenzen der organischen Geschichtsauffassung bei Johann Gottfried Herder, HZ 155 (1937), 22–50, hier 24. Vgl. auch Stephan, Herder in Bückeburg (s. Anm. 6), 160 f, Stadelmann, Der historische Sinn bei Herder (s. Anm. 43), 79–87.

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

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durch eine göttliche Kraft zusammengehaltene Ordnung alles irdischen Lebens“156. Herders Begriff des Organismus ging gegen die rationalistische Entseelung der Geschichte an, umgriff auch rational Unfassbares und Unwägbares.157 Er betonte zugleich die Eigenwürde jedes einzelnen lebendigen Wesens als eines Organismus. Immer wieder erhob er die Forderung, alles Lebendige dürfe nur aus sich heraus erklärt und verstanden werden.158 Bei Herder ist mit dem Organismusgedanken bereits die Würdigung des Individuums verbunden. In diesem Punkt weist die Geschichtsauffassung Herders mit derjenigen Hases, wie oben bereits biographisch nahegelegt,159 enge Berührungen auf. Der Organismusgedanke ist in seinem Impetus vor allem ein Protest gegen die Verwandlung der Wirklichkeit in einen seelenlosen Mechanismus bloßer Kausalbeziehungen. Gegen das mechanistische Weltbild der Aufklärung wird mit Hilfe des Begriffs des Organismus versucht, die Vielschichtigkeit und Mannigfaltigkeit der Lebensvorgänge zu erfassen und die Vernunft insofern auf eine neue Stufe zu stellen.160 Annemarie Neumeister skizziert zentrale Charakteristika des popularisierten Organismusbegriffs wie folgt: „Der lebendige Organismus ist nicht nur gegliederte Einheit, geschlossene Totalität, ist nicht nur Leben in Wechselwirkung und mannigfaltigen Relationen, sondern ist zugleich fortdauernder Prozeß, im steten Werden, getragen von dem Wechsel und Fortgang der Erscheinungen. Er ist ein lebendiges Ganzes, dessen Entwicklungsmöglichkeiten ins Unendliche weisen, getrieben von dem ewig gleichen und doch im Moment der Betrachtung als eigentümlich erscheinenden Prinzip des Lebens.“161

Hier wird erkennbar, dass das mit dem Organismusbegriff bearbeitete Leitproblem im Verhältnis von Einzelnem bzw. Individuellem und der Gesamtheit bzw. Totalität der Wirklichkeit besteht. Dieses Verhältnis fasst der Organismusgedanke – mit klarer Spitze gegen den nivellierenden Zugriff der aufklärerischen Vernunft – eindeutig zugunsten des Eigenrechts des Individuums, aber so, dass die Wirklichkeit dennoch nicht in atomisierte Teile auseinander fällt. Die Gesamtheit der als Organismus aufgefassten Wirklichkeit wird gebildet von dem in unübersehbarer Wechselwirkung und wechselseitiger Abhängigkeit stehenden Individuellen, so dass das Einzelne als Einzelnes im Zusammenhang des Ganzen unersetzlichen Wert und unabsehbare Bedeutung erhält. Insofern zugleich die Ausprägung alles Individuellen als Ausfluss einer identischen Idee oder eines identischen 156

Adam, Wesen und Grenzen… (s. Anm. 155), 26. Vgl. ebd., 24. 158 Vgl. ebd., 47. 159 Siehe dazu oben Teil A, S. 37. 160 Vgl. Maurer, Der Organismusgedanke bei Schelling… (s. Anm. 150), 30 f. 161 A. NEUMEISTER, Romantische Elemente im Denken der liberalen Führer des Vormärz. Ein Beitrag zur Ideengeschichte der Parteien, Leipzig 1931, 83. 157

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

Prinzips verstanden wurde, erscheint die Wirklichkeit in ihrer zeitlichen Abfolge als unendliche Kette sinnerfüllter bewegter Glieder. Zugleich war damit ein Verstehenshintergrund gegeben, um diese zeitliche Abfolge bei Wahrung des Eigenrechts des Individuellen als Entwicklung aufzufassen, mithin ein teleologisches Moment im Verstehen der Wirklichkeit einzufügen. Vor diesem Hintergrund ist auch die Hinwendung der romantischen Bewegung zur Geschichte verstehbar, die mit einer Applikation des Organismusgedankens verbunden ist. Geschichte wird nun nicht mehr, wie von den Aufklärern im 18. Jahrhundert, als mechanische Abfolge von Tatsachen aufgefasst, sondern erhält durch die mit dem Organismusgedanken neu gedachte Beziehung aufs Unendliche neuen Wert und Sinn. Denn für das Verständnis von Geschichte brachte der Organismusgedanke „die Vorstellung eines lebendigen, kontinuierlichen, einheitlichen, ganzheitlichen Zusammenhangs, der Werden und Vergehen, Wesentliches und Unwesentliches, Großes und Kleines, Idee und Erscheinung, ja selbst Satz und Gegensatz, Wahrheit und Irrtum in sinnvolle Verbindung bringen konnte.“162 Blickt man nun auf Hase und seine Anwendung des Begriffs des Organischen für das Verständnis von Geschichte, so werden einige der eben genannten Charakteristika erneut sichtbar. Wie Hase diesen Begriff füllt, ist durch eine Auslegung des oben bereits genannten Zitats und seiner Fortführung zu eruieren. „Die Weltgeschichte ist ein von göttlicher Vorsehung und menschlicher Freiheit gebildetes organisches Ganze, in welchem sich das unendliche Leben der Menschheit darstellt. Wie in jedem wahrhaften Organismus auch die einzelnen Glieder organisch sind, so ist auch jedes Glied der Geschichte wiederum für sich, obwohl nur im Zusammenhange mit dem allgemeinen Organismus, ein organisches Ganze, d. h. eine bestimmte Gestaltung des allgemein menschlichen Lebens oder ein individuelles Leben. Dieses entsteht dadurch, daß die allgemein menschliche Freiheit zur bestimmten Persönlichkeit wird, welche alles andere, was in ihren Gesichtskreis fällt, auf sich bezieht, und darauf zurückwirkt.“163

An dieser definitionsartig-knappen Zusammenfassung des Haseschen Verständnisses von Geschichte tritt zunächst die bereits oben als entscheidendes Proprium des romantischen Organismusgedankens herausgestellte Hochschätzung des individuellen menschlichen Lebens und seiner ‚Freiheit‘ hervor, das seinen Sinn durch die Einbindung in das Ganze erhält. Für diese Einbindung des Individuellen spielen einerseits zwei oben ebenfalls schon als weiter verbreitet erkannte Gedanken eine Rolle, erstens die Wechselwirkung in der Beeinflussung der menschlichen Individuen, zweitens die Rückführung des individuellen menschlichen Lebens auf ein allgemeines Prinzip bzw. eine allgemeine Idee, indem es als einzigartige Manifestation des ‚allge162 163

Benrath, Evangelische und katholische Kirchenhistorie (s. Anm. 106), 210 f. Hase, Leben Jesu, 1829 (s. Anm. 138), 13.

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mein menschlichen Lebens‘ aufgefasst wird. Andererseits ist hier für Hase die dezidiert schöpfungstheologische Rückbindung der unendlichen Mannigfaltigkeit des Lebendigen durch Verweis auf die ‚göttliche Vorsehung‘ charakteristisch.164 Auch das oben benannte teleologische Moment tritt bei Hase hervor, insofern er Geschichte als Prozess steten Werdens erfasst, in dem die Menschen in ihrer individuellen Lebendigkeit, für die die Geistigkeit des Menschen entscheidend ist, der eigentlich bewegende Faktor sind.165 Blickt man auf diese Charakteristika von Hases Verständnis der geschehenen Geschichte als ein das unendliche Leben der Menschheit verwirklichendes organisches Ganzes, so ist ersichtlich, dass sich Hase in erheblicher Nähe zu einer romantischen Geschichtsauffassung befindet, insofern diese durch die Rezeption des Organismusgedankens geprägt ist. Im Blick auf den Organismusgedanken lässt sich vorläufig bereits sagen, dass Hase auch in der Nähe zu Schleiermacher und dessen organischem Verständnis von Kirchengeschichte steht, das Hanna Jursch untersucht hat.166 Die Nähe zur romantischen Geschichtsauffassung, die sich in der Bedeutung des Organismusgedankens manifestiert, bedeutet auf der anderen Seite eine Differenz Hases zu Vertretern der pragmatischen Aufklärungshistoriographie. So bestritt etwa Gieseler die Anwendbarkeit des organischen Gedankens auf die Veränderungen der Geschichte. 167

2.1.2.2 Geschichte als Darstellung der unendlichen Mannigfaltigkeit individuellen Lebens Hases Verständnis von Geschichte im Sinne der erzählten Geschichte, d. h. von Geschichtsschreibung, lässt sich in seinen Eigenheiten aus der eben skizzierten Auffassung von der Art der Geschichte als Geschehenszusammenhang ableiten. Geschichtsschreibung ist der Versuch eines literarischen 164 Der theologiegeschichtliche Hintergrund für diesen Aspekt wird in der Aufklärungstheologie zu suchen sein, der diesem Topos besondere Aufmerksamkeit widmete, vgl. P. LOBSTEIN, Vorsehung, RE3 20 (1908), 740–762, hier 756 f; ferner Hornig, Johann Salomo Semler (s. Anm. 110), 200 f. 165 Vgl. dazu auch P. MEINHOLD, Die Geschichte der kirchlichen Historiographie, München 1967 (OA; 3, 5). Bd. 2, 230–239, hier 231. 166 Vgl. F. SCHLEIERMACHER, Vorlesungen über die Kirchengeschichte, hg. von S. GERBER, Berlin / New York 2006 (Kritische Gesamtausgabe; II,6), XIX–XXI. 10–12. Vgl. dazu H. JURSCH, Schleiermacher als Kirchenhistoriker, Buch 1: Die Problemlage und die geschichtstheoretischen Grundlagen der Schleiermacherschen Kirchengeschichte, Jena 1933, 76 f. – Das organische Prinzip steht auch im Hintergrund von Schleiermachers „Kurzer Darstellung“, vgl. DERS., Kurze Darstellung des theologischen Studiums zum Behuf einleitender Vorlesungen (1830), in: DERS., Universitätsschriften. Herakleitos. Kurze Darstellung des theologischen Studiums, hg. von D. SCHMID, Berlin / New York 1998 (Kritische Gesamtausgabe; I,6), 317–446, hier 353–355. 167 Vgl. J. K. L. GIESELER, Lehrbuch der Kirchengeschichte. Bd. 6: Die Dogmengeschichte, hg. von E. R. REDEPENNING , Bonn 1855, 16–19. Siehe dazu unten die Analyse der Auseinandersetzung Hases mit Gieseler in Teil E, S. 311–323.

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

Abbilds der geschehenen Geschichte, muss also dieser zu entsprechen versuchen, und zwar inhaltlich wie formal. Sofort einleuchtend ist, dass nicht das Unveränderliche, das ja keine Geschichte hat, sondern nur das Werdende, das in Bewegung Befindliche überhaupt Gegenstand der Geschichtsschreibung sein kann.168 Als Movens der Geschichte hatte Hase aber das unendliche menschliche Leben bestimmt, insofern es sich je individuell in einem bestimmten menschlichen Geist realisiert. Ist Geschichte also, wie eben gezeigt, der in der Zeit sich abspielende Entwicklungsprozess des menschlichen Geistes, so ist die Aufgabe der Geschichtsschreibung als Erzählung die Darstellung dieses Entwicklungsprozesses. Hase notiert dazu: „Diese Geschichte ist der Spiegel, in welchem der Menschengeist sich selbst anschaut und sich kennen lernt als die bewegende Macht des in der Zeit Gewordenen.“169 Daher ist die Aufgabe der Geschichtsschreibung nach Hase die Betrachtung des Entwicklungsprozesses des menschlichen Geistes. Der menschliche Geist lernt sich in der Geschichtsschreibung selbst kennen, insofern dort die Geschichte dargestellt wird als bestehend aus individuellen Realisierungsgestalten des einen menschlichen Lebens. Deswegen hat die Geschichtsschreibung die unendliche Mannigfaltigkeit individuellen Lebens zur Darstellung zu bringen. Das in der Literatur nicht selten diagnostizierte besondere Interesse und Gefühl der Geschichtsschreibung Hases für die Einmaligkeit und Unwiederholbarkeit geschichtlicher Tatsachen170 hat seine sachliche Begründung in dem auf die Geschichte angewandten Organismusgedanken und der damit verbundenen Hochschätzung des Individuellen. Ein der Geschichte adäquates historisches Verstehen impliziert für Hase vor allem den Respekt vor dem historisch Gewachsenen als dem Individuellen.171 Dieser Vorrang des individuellen Menschen vor jeder abstrahierenden sachorientierten Zugangsweise resultiert in der, ebenfalls in der Literatur mehrfach beobachteten, vorrangig personenbezogenen Betrachtungs- und Darstellungsweise. Hier ist der Grund für die noch weiter darzustellende Dominanz biographischer Darstellungsformen in Hases kirchenhistorischen Publikationen zu suchen.172 Sie ist Ausfluss der Hochschätzung des Individuellen, die wiederum aus dem Organismusgedanken folgt.

168

Vgl. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 6. Ebd., 6. 170 Vgl. Fuß, Die Auffassung des Lebens Jesu (s. Anm. 137), 49. 171 Gegenüber dem Interesse am Individuellen in stärker historistisch geprägten Konzeptionen hebt sich Hase durch die feste Verankerung seiner Kirchengeschichtsschreibung auf dem Boden seiner dogmatischen Ekklesiologie ab, siehe dazu unten S. 211–222. 172 Siehe dazu unten auch Teil D, S. 256 f. In seinen Vorlesungen zum Leben Jesu hat Hase auch explizit über die Bedeutung der Biographie Auskunft erteilt, vgl. dazu Hase, Geschichte Jesu, 1876 (s. Anm. 139), 92. 169

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

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Hase nimmt hier die von Herder inaugurierte Bemühung auf, die sich nicht damit begnügt, geschichtliche Vorgänge nur auf die Beschlüsse der handelnden Personen zurückzuführen und die Weltgeschichte als Beispielsammlung darzustellen, um Verhaltensregeln für die Wiederkehr identischer Situationen an die Hand zu geben. Weil die Möglichkeiten individueller Verwirklichung menschlichen Lebens im organischen Ganzen der Geschichte ins Unendliche tendieren, können individuelle Menschen und Situationen nicht adäquat als mehrfach vorkommendes ‚Exemplar‘ eines bestimmten ‚Falles‘ menschlicher Existenz subsumiert werden. Die auf dem Verständnis geschehener Geschichte als Organismus fußende Aufgabenbestimmung für Geschichtsschreibung, die individuelle Mannigfaltigkeit menschlichen Lebens zur Darstellung zu bringen, impliziert entscheidende Abweichungen zu den Grundlagen der pragmatischen Aufklärungshistoriographie. Weder können lediglich Tatsachen aneinandergereiht noch einfach ein Ereignis aus dem anderen einlinig nach dem Schema von Ursache und Wirkung dargestellt werden. Ebenso ausgeschlossen ist vor diesem Hintergrund eine einseitige Gestaltung der Geschichte nach dem Muster der Verfallstheorie; das Eigenrecht eines jeden individuellen menschlichen Lebens würde so nicht gewahrt. Diesen Konsequenzen aus der Auffassung von Geschichte als Geschehenszusammenhang und der ihr entsprechenden Darstellung wird in der Untersuchung zur Methodik und an weiteren Stellen nachzugehen sein. Biographisch bzw. werkgeschichtlich spiegelt sich dieser eben sachlich dargestellte Unterschied in Hases intensiver Auseinandersetzung mit dem Rationalismus. Das Verständnis von Geschichte und deren Bedeutung ist einer der zentralen Kontroverspunkte in der Debatte, in der Hases Hauptopponenten Röhr (in systematisch-theologischer Hinsicht) und Gieseler (in kirchengeschichtlicher Sicht) gewesen sind.173 Hase bescheinigte dem Rationalismus ausdrücklich, keinen wirklichen Sinn für Geschichte zu haben und meinte, die Mängel des Rationalismus namentlich in der Wahrnehmung historischer Ereignisse und Gestalten in ihrer Eigenart durch seine Auffassung von Geschichte als mannigfaltige Entwicklung persönlichen Lebens zu korrigieren.174

2.1.3 Die Religionstheorie und ihre anthropologische Verankerung Es mag überraschen, dass die Erörterungen zu den konzeptionellen Grundlagen der Kirchengeschichtsschreibung mit einer Darstellung von Grundzügen der Religionstheorie Hases175 eine Fortsetzung finden. Die Religionstheorie ist aber für sein Verständnis von Kirchengeschichtsschreibung in 173 174

Vgl. ähnlich auch Jaeger, Nationalliberale Geschichtstheologie (s. Anm. 53), 141. Vgl. Hundinger, Karl August von Hase als Kirchengeschichtschreiber (s. Anm. 140),

155. 175 Vgl. dazu auch A. MÜCKE, Die Dogmatik des 19. Jahrhunderts in ihrem inneren Flusse und im Zusammenhang mit der allgemeinen theologischen, philosophischen und literarischen Entwicklung desselben, Gotha 1867, 36–38.

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

doppelter Weise bedeutsam. Erstens entwickelt Hase seine auch der Kirchengeschichtsschreibung zugrunde liegende Ekklesiologie im Zusammenhang einer Christentumstheorie, die wiederum auf einer allgemeinen Religionstheorie ruht. Der anthropologisch explizierte Allgemeinbegriff von Religion weist letztlich der Kirche ihren Platz und ihre Bedeutung für das Leben der Menschen zu. Es ist die anthropologisch fundierte Religionstheorie, durch die die Zentralstellung der Kirchengeschichte in der Menschheitsgeschichte ihre sachliche Begründung findet. Zweitens ist die Religionstheorie noch insofern von ausgezeichneter Bedeutung, weil durch die gleich auszuführende Identifizierung von Christentum mit Religion die Religionstheorie Maßstab für Darstellung und Beurteilung der Ereignisse und Gestalten innerhalb der Kirchengeschichte darstellt. Dieser sachliche Zusammenhang zeigt erneut, dass eine von der sonstigen theologischen Arbeit abgetrennte Erörterung von Hases Kirchengeschichtsschreibung unsachgemäß ist. 2.1.3.1 Der inhärente Widerspruch des Strebens des Menschen nach einem unendlichen Selbst In erster Linie in seinen dogmatischen Arbeiten, aber auch an anderer Stelle legt Hase die Bedeutung der Religion durch den Erweis ihrer Notwendigkeit angesichts der aporetischen Verfasstheit des menschlichen Daseins dar. So definiert er: „Das Wesen des Menschen ist das freie Streben aus dem Endlichen zur unendlichen Vollkommenheit.“176 Es äußert sich im Streben von Gefühl, Wille und Erkenntnis nach dem Unendlichen, d. h. dem Schönen, Guten und Wahren.177 Der Mensch, der nach dem Unendlichen wesenhaft strebt, ist aber durchaus nicht unendlich, sondern endlich. Aus dem Endlichen kann aber niemals das Unendliche werden: Die Differenz zwischen Endlichem und Unendlichem ist vielmehr die unaufhebbare Differenz zwischen Mensch und Gott. „Die Gottheit erscheint … in der religiösen Betrachtung als jene Vollkommenheit, nach welcher der Mensch nur strebt, oder als die von aller Beschränkung freie Menschheit, so wie diese als eine Gottheit in den Schranken des Endlichen. Aber eben dadurch ist zwischen der Gottheit als dem ewig vollkommnen Seyn und der Menschheit als dem ewig unvollkommnen Werden ein ewiger Unterschied gesezt, den nur der Pantheismus mit der consequenten Vernichtung aller Religion aufhebt.“178

Strebt der wesenhaft endliche Mensch aber wesenhaft nach dem Unendlichen, so befindet er sich in einem unaufhebbaren Selbstwiderspruch. Aus

176 177 178

Hase, Leben Jesu, 1829 (s. Anm. 138), 13. Vgl. K. HASE, Evangelisch-protestantische Dogmatik, Leipzig 6 1870, 39. Hase, Leben Jesu, 1829 (s. Anm. 138), 10.

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

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dem Menschlichen kann niemals Gott werden, so dass der Mensch die von ihm erstrebte unendliche Vollkommenheit „nie erreichen kann“179. 2.1.3.2 Die Lösung des menschlichen Selbstwiderspruchs durch die als Liebe zu Gott definierte Religion An diesem notwendigen Selbstwiderspruch des Menschen wird die Notwendigkeit und damit auch die Bedeutung der Religion expliziert. Die Religion wird von Hase als Lösung des zuvor diagnostizierten Widerspruchs präsentiert, weil sie es ermöglicht, dass der Mensch „die ihm unerreichbare und in einem andern Objecte realisirte Unendlichkeit sich zu eigen machen“180 kann. Diese Möglichkeit der Aneignung bei Wahrung der Differenz sieht Hase im Wesen der Religion als Liebe, näherhin als Gottesliebe gegeben. Die Liebe ist die Kraft, in der der Mensch sich etwas Fremdes aneignet, ohne es in sich aufzunehmen, indem der Mensch sich hingibt, und gerade in dieser Hingabe sich selbst hat.181 Das Wesen der Religion nach Hase ist die Liebe des Menschen zu Gott als dem Unendlichen.182 Zwar kann aus dem Endlichen niemals das Unendliche werden, ist der Mensch real ewig von Gott geschieden. Ideal aber ist er als der Endliche durch seine Liebe zu Gott als dem Unendlichen mit ihm in der Verschiedenheit der Subjekte vereint. „Wir lieben in dem Unendlichen die unerreichbare Vollendung unserer selbst. Diese Liebe, erst entstanden durch das Streben nach dem Unendlichen, kann nur bestehn bei dem fortgesetzten Streben es in sich selbst zu verwirklichen, denn sie hat nur in diesem Streben ihren Grund. Nennen wir das Unendliche als absolute Vollkommenheit Gott, so ist die Verwirklichung des Unendlichen in uns ein Streben Gott ähnlich zu werden, und nur sofern der Mensch göttlich wird, liebt er Gott und hat Religion.“183

179

Ebd., 10. Hase, Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 (s. Anm. 177), 40. Vgl. auch K. HASE, Erinnerungen an Italien in Briefen an die künftige Geliebte, hg. von K. A. VON HASE, Leipzig 1890 (GW; 11,1), 200 f: Es „gibt Dinge, die man glauben muß, um überhaupt auf eine vernünftige Weise zu sein. Und so glaubt der Mensch an eine unendliche Liebe über ihm, ob er wohl keine andere Bürgschaft dafür hat, als die Liebe in seiner eigenen Brust und einige freundliche Zeichen in der Natur, die er deutet nach seiner Sehnsucht.“ 181 Vgl. Hase, Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 (s. Anm. 177), 40 f. 182 Hase misst der Liebe bei Auslegung der Religion tatsächlich diese zentrale Stellung bei; vgl. auch K. HASE, Brief an Heinrich Gotthilf Schubert (Jena, 20. Januar 1857), Erlangen, UB.HA, Ms 2640, wo er notiert, er habe „das Christenthum als das Evangelium der Liebe ausgelegt“. 183 Hase, Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 (s. Anm. 177), 41. 180

210

C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

2.1.3.3 Das postulierte Verhältnis des allgemeinen Religionsbegriffs zur christlichen Religion Die umfassende Bedeutung dieser anthropologisch fundierten Religionstheorie, die die Religion zur notwendigen Bedingung wahren menschlichen Lebens erklärt, wird erst dadurch deutlich, dass das Christentum als geschichtliche Bewegung hin zur vollkommenen Realisierung dieser Religion aufgefasst wird. Hase fasst das Verhältnis folgendermaßen: Das „Christenthum ist zwar einestheils eine historische und positive Religion, anderntheils aber die allgemein menschliche [Natur - Vernunft -] Religion selbst; nehmlich jenes, wiefern es objectiv eine bestimmte, von Jesu ausgehende Gemeinschaft religiöser Bildung seyn sollte; dieses, wiefern es subjectiv nur das religiöse Gemüth selbst ist, das durch diese Gesamtbildung angeregt zum Selbstbewusstseyn kommt, oder sich derselben anschliesst.“184

Aus diesem Zitat wird deutlich, dass Hase zwar auf der einen Seite anerkennt, dass das Christentum als positive Religion in der Tat historisch bedingt ist, insofern sie nämlich von der historischen Person Jesu von Nazareth ausgeht. Er identifiziert aber auf der anderen Seite die von der Person Jesu begründete Gemeinschaft religiösen Lebens als Realisierung des zuvor anthropologisch begründeten Allgemeinbegriffs von Religion. Insofern trägt die Religionstheorie die Begründungslast für die Bedeutung des christlichen Glaubens. Weitere in diesem Zitat anklingende Details werden im Zusammenhang der Erörterung der ekklesiologischen Ausführungen Hases erhellt werden. 2.1.3.4 Zur theologiegeschichtlichen Einordnung der Religionstheorie Hases An der eben herausgearbeiteten religionsphilosophischen Grundlegung der Theologie Hases wird besonders deutlich, was auch an anderer Stelle schon hervor getreten ist: Hases Theologie zeigt Bezüge zu verschiedenen theologischen und philosophischen Autoren aus dem Zustromgebiet der Romantik und des Idealismus, lässt sich aber keiner bestimmten Position eindeutig zuordnen. Für die Dogmatik und in diesem Zusammenhang auch für die Religionsphilosophie Hases hat bereits Bernd Jaeger unternommen, die theologiegeschichtlichen Bezüge herzustellen und Hase zu verorten. Auf diese Untersuchungen kann hier zurück gegriffen werden. Jaeger verweist auf Schleiermacher, besonders auf die erste Auflage der Glaubenslehre (1821/22),185 wobei er „der Bezugnahme auf Schleiermachers Glaubensleh184

Hase, Leben Jesu, 1829 (s. Anm. 138), 90 f. Vgl. Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 142), 97 und den dort zitierten Aufsatz von H. MULERT, Die Aufnahme der Glaubenslehre Schleiermachers, ZThK 18 (1908), 107–139, sowie H. PEITER, Einleitung des Bandherausgebers, in: F. S CHLEIER185

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

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re durchweg einen nur marginalen Charakter“186 zuerkennt. Als wichtiger erachtet Jaeger die von Hase in seinem novellistischen Jugendwerk „Des alten Pfarrers Testament“ (1824) im Anschluss an Schelling und Schubert entwickelten „Grundzüge einer Naturphilosophie, die die ganze Natur und alles Leben als das Produkt einer allumfassenden universalen Liebe darstellt“187. Für die Religionsphilosophie Hases, namentlich der wichtigen Theorie der idealen Liebe, war – wie auch oben gezeigt – wohl vor allem Schelling anregend gewesen. Über die religionsphilosophischen Überlegungen Hases kann von daher gesagt werden, dass sie an die zeitgenössische Debatte um den Religionsbegriff anschließen, aber eher eine Mischung darstellen als ein eindeutiges Profil aufweisen. Der abschließenden Beurteilung Jaegers ist zuzustimmen: „Bei der philosophischen Darlegung der Religionsthematik erweist sich Hase … nicht so sehr als ein selbständiger Denker, auch wird man urteilen müssen, daß hinsichtlich des Reflexionsniveaus der Religionsphilosophie sein Entwurf nicht die Höhe der Konzepte erreicht, auf die er sich bezieht.“188 Dem entspricht im übrigen durchaus, dass Hase eben als Kirchenhistoriker und nicht als Dogmatiker bzw. Religionsphilosoph seinen Platz in der Theologiegeschichte des Protestantismus gefunden hat. 2.1.4 Die Kirche als im Werden begriffene Gemeinschaft religiösen Lebens Auf der Basis der dargelegten Grundzüge von Hases Verständnis von Geschichte und den wesentlichen Überlegungen zur Religionstheorie lässt sich nun sein Verständnis von Kirche darlegen, wofür wiederum auch auf die dogmatischen Distinktionen Hases zurückgegriffen werden muss. 2.1.4.1 Der christentumstheoretische Zusammenhang der ekklesiologischen Theoriebildung Blickt man innerhalb der Dogmatik Hases auf den Ort, an dem er die Ekklesiologie verhandelt, so zeigt sich, dass sie innerhalb der Soteriologie, diese aber wiederum innerhalb des Abschnittes zur so genannten „Christologie“ zu stehen kommt. Die ekklesiologischen Überlegungen haben die Überschrift „Christus in der Kirche“189. Der in dieser Überschrift zum MACHER,

Der christliche Glaube. Nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhang dargestellt (1821/22), Teilband 1, hg. von H. PEITER, Berlin / New York 1980 (Kritische Gesamtausgabe; I,7,1), XV–LXV, hier LVI. 186 Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 142), 97. 187 Ebd., 98 f. 188 Ebd., 101. 189 Vgl. etwa Hase, Dogmatik, 1826 (s. Anm. 141), 388; Ders., Gnosis, Bd. 3, 1829 (s. Anm. 141), 210. Von den in mehrere Kapitel untergliederten Ausführungen ist hier

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

Ausdruck kommende enge Zusammenhang von Christologie und Ekklesiologie ist ein wichtiges Merkmal der ekklesiologischen Theoriebildung Hases, wobei freilich „Christologie“ weiter gefasst ist als in der dogmatischen Tradition. Hase subsumiert darunter nicht nur die klassischen Topoi wie die Zwei-Naturen-Lehre, sondern weitet die Christologie zu einer Theorie des Christentums auf. Man kann sagen, dass Hase seine Ekklesiologie im Zusammenhang einer unter „Christologie“ firmierenden Christentumstheorie vorträgt. Denn die „Christologie“ bringt zur Darstellung, wie die im obigen Sinne verstandene Religion sich im Christentum verwirklicht.190 Die klassischen dogmatischen Themen wie Soteriologie, Pneumatologie und eben auch Ekklesiologie sind in diesen Rahmen eingefügt. Im Zusammenhang der „Christologie“ wird gezeigt, dass Christus durch sein Leben und seine Lehre eine Gemeinschaft des religiösen Lebens begründete („Christus in der Geschichte“). Durch die Aufnahme in diese Gemeinschaft wird das religiöse Leben des Individuums in ihr als christliches Leben ausgebildet („Christus im Gemüt“). Die von Christus begründete Gemeinschaft geht aber in bestimmter äußerlicher Form durch die Zeiten („Christus in der Kirche“).191 Bereits an dieser Gliederung zeigt sich, dass enge Beziehungen zwischen der Auffassung der Kirche als Gemeinschaft religiösen Lebens und Hases Überlegungen zum Selbstverständnis Jesu vorliegen. Ganz in diesem Sinne notiert Hase, wie erwähnt, sogar explizit: „Zur Kirchengeschichte verhält sich diese Geschichte Jesu wie der Quell zum Strom, der breit und mächtig durch die Jahrhunderte rollt.“192 Die bereits mehrfach sichtbar gewordene enge Verknüpfung der theologischen Arbeitsbereiche Hases, der Dogmatik, der Kirchengeschichte und der neutestamentlichen Arbeiten, namentlich am Leben Jesu, tritt hier besonders deutlich hervor. Nach Hases Auffassung ist Jesus insofern der Christus, als durch die in seiner Person verwirklichte „vollendete Ausbildung der menschlichen Natur“ deren „göttlicher Inhalt offenbar geworden“193 ist. Für die dieses ausdrückende traditionelle Lehre von der Gottmenschheit Christi ist nach Hase die vollkommene Religion Jesu entscheidend, also seine vollkommene Gottes- und Menschenliebe. Von dort her gilt: „Christus wurde durch Lehre und Leben der Gründer einer von seinem Geiste beseelten Gemeinschaft“194. Er wirkt dadurch in der Menschheit, dass er „einen Geist hervorhauptsächlich der jeweilige Anfangsabschnitt interessant, der Begriff und Wesen der Kirche erörtert. 190 Vgl. Hase, Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 (s. Anm. 177), 6 f. 191 Vgl. dazu überblickend das Inhaltsverzeichnis von Hase, Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 (s. Anm. 177), XII. 192 Hase, Geschichte Jesu, 1876 (s. Anm. 139), 2. 193 Hase, Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 (s. Anm. 177), 196. 194 Ebd., 227.

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

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rief, welcher als eine geistige, sittlich religiöse Macht, alles Bildsame umbildend, alles Verwandte heranziehend, ewiges Leben erweckend, durch alle Völker und Zeiten schreitet“195. Insofern gilt: „Das irdische Dasein Jesu ist der objective Anfang der Versöhnung und Erlösung, ihre subjective Aneignung und Verwirklichung vollzieht sich alle Zeiten hindurch.“196 Näher betrachtet, ist also die Kirche als Gemeinschaft nach Hases Auffassung zwar nicht vom historischen Jesus unmittelbar gestiftet worden, er ist aber kraft seines religiösen Lebens und seiner Lehre gleichwohl ihr Begründer.197 Damit ist die entscheidende, immer wiederkehrende ekklesiologische Hauptthese Hases vorbereitet. Die Kirche ist der über die Zeitengrenzen wie Vergangenheit und Zukunft hinweg fortlebende Christus: „Sonach ist die Kirche nach ihrem Haupte und Ursprunge der ewig fortlebende Christus selbst, der zu allen Zeiten das Evangelium verkündet.“198 Dieses Fortleben Christi in seiner Kirche ist, näher betrachtet, das Fortleben dessen, was ihn zum Christus gemacht hat: „Was Jesus gedacht und gewollt hat, ist auf uns gekommen, er lebt in uns, er gewinnt in jedem wahren Christen eine Gestalt, – wahrhafter ist kein Fortleben und keine Regierung gewaltiger.“199 Die Weise des Fortlebens wird dadurch näher bestimmt, dass die Kirche die Gemeinschaft des von Christus ausgehenden religiösen Lebens ist. Bereits um 1826 hatte Hase im Zusammenhang von Vorarbeiten für eine nicht erschienene Publikation zum Kirchenrecht eine entsprechende Definition von Kirche aufgestellt. Sie ist in seinen Tagebüchern überliefert und lautet: „Die Kirche ist die von Christus ausgehende, nach ihrer Bestimmung die ganze Menschheit umfassende Gemeinschaft des religiösen Lebens.“ 200 Diese These kehrt in ähnlichen, teils sogar identischen Formulierungen immer wieder, und zwar sowohl in kirchengeschichtlichen als auch in dogmatischen Publikationen: So heißt es 1826 in seinem „Lehrbuch der evangelischen Dogmatik“, Kirche sei „diejenige Gemeinschaft, welcher Christus und seine Nachfolger die Darstellung und Verbreitung des von ihnen ausgehenden oder aufgenommenen religiösen Lebens übergaben“ 201. In der Auflage desselben Buches von 1870 definiert Hase, Kirche sei die „Gemeinschaft, durch welche Christus auf Erden fortgelebt hat bis auf die

195

Ebd., 302. Ebd., 229. 197 Vgl. dazu auch Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 142), 150. 198 Hase, Gnosis, Bd. 3, 1829 (s. Anm. 141), 258. 199 Ebd., 247. 200 K. HASE, Ideale und Irrthümer. Jugenderinnerungen (1872), in: Karl von Hases Leben. Bd. 1: Jugenderinnerungen von Karl von Hase, hg. von K. A. VON HASE, Leipzig 1890 (GW; 11,1), 1–230, hier 176. 201 Hase, Dogmatik, 1826 (s. Anm. 141), 388 (Abkürzungen aufgelöst). 196

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

Gegenwart und fortleben wird in alle Zukunft“202. Christus kommt wieder „in jedem Gläubigen, in welchem er eine Gestalt gewinnt“203. Vervollständigt wird die Auffassung Hases noch dadurch, dass er dieses Fortleben Christi in der Gemeinschaft religiösen Lebens als Wirken des Heiligen Geistes bestimmt: Der „geistig auf Erden fortlebende Christus … ist der Heilige Geist“204. Zusammenfassend lässt sich festhalten: Kirche ist die den einzelnen Christen in sich aufnehmende und in der Wirkung des Heiligen Geistes in der Geschichte fortwirkende Gemeinschaft religiösen Lebens, die durch Jesus Christus begründet ist und in der er selbst fortlebt. 2.1.4.2 Das von Christus begründete Reich Gottes als idealer Gehalt des Kirchenbegriffs Als entscheidende dogmatische Differenz erweist sich die Unterscheidung von idealer Kirche und empirisch-geschichtlichen Realisierungen von Kirche.205 Letztere ist qualitativ unterschieden von dem ihr logisch vorausgehenden Ideal, insofern sie dieses nur in Annäherung, nie aber vollständig erreicht. Die Unterscheidung zwischen idealer und empirischer Kirche identifiziert Hase mit den traditionellen Unterscheidungen von sichtbarer und unsichtbarer, innerer und äußerer Kirche.206 Die eben als Definition von Kirche vorgeführte „auf Christus gegründete Gemeinschaft des religiösen Lebens“207 bezeichnet nun das Ideal von Kirche. Es wird von Hase im Zusammenhang einer Auslegung der ReichGottes-Verkündigung Jesu näher bestimmt. Hase bindet also die Gemeinschaft der Kirche an die Wirksamkeit des historischen Jesu an, insofern aus dessen Reich-Gottes-Verkündigung deutlich wird, wie die Gemeinschaft nach ihrem Ideal auszusehen hat.208 Das von Christus begründete Reich

202 Hase, Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 (s. Anm. 177), 305, vgl. auch DERS., Gnosis oder protestantisch-evangelische Glaubenslehre für die Gebildeten in der Gemeinde wissenschaftlich dargestellt, 2 Bde., Leipzig 2 1869–1870, hier Bd. 2, 222; ferner Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 142), 92. 203 Hase, Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 (s. Anm. 177), 477. 204 Ebd., 302 (Abkürzung aufgelöst). 205 Siehe dazu auch die Analyse der Auswirkung dieser Auffassung in der Fallstudie zur Reformation unten in Teil D, S. 280–309. 206 Hase greift hiermit eine übliche Unterscheidung der altprotestantischen Dogmatiker auf, nämlich die zwischen ecclesia visibilis und ecclesia invisibilis, vgl. dazu auch die Ausführungen in: K. HASE, Hutterus redivivus oder Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche, Leipzig 1829, 343–348. – Vgl. dazu ferner Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 142), 149. 207 Hase, Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 (s. Anm. 177), 320. Ähnlich auch Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 200), 176. 208 Vgl. Hase, Gnosis, Bd. 3, 1829 (s. Anm. 141), 212 f.

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Gottes ist die „ursprüngliche christliche Kirche“209. Jesu Verkündigung vom Reich Gott erscheint in Hases Religions- und Christentumstheorie als der „ideale… Gehalt der Kirche“210. Jesus „machte Gottes Plan mit den Menschen zu dem seinigen, indem er beschloß, ein Gottesreich zu gründen, d. i. zunächst sein Volk, durch dasselbe die Menschheit zu einer ewigen Gemeinschaft durch fromme Liebe zu vereinigen und dadurch Heiland der Menschheit zu werden.“211

Der hervortretende Gedanke an dem von Christus verkündeten und begründeten Reich Gottes ist die Vereinigung zu einer Gemeinschaft frommer Liebe, die in den Herzen der glaubenden Menschen beginnt. Es ist deutlich erkennbar, dass diese Auslegung der Reich-Gottes-Verkündigung Jesu mit der von Hase vertretenen Religionstheorie inhaltlich zusammenfällt. So bestimmt er in seiner „Gnosis“ das Reich Gottes als „Ideal der vollkommenen Gottes- und Menschenliebe“, das auf die „religiöse Versöhnung und Einigung der Menschen mit Gott und unter einander“212 zielt. Die hier hervortretende Beziehung war von Hase auch selbst erkannt und beabsichtigt. Er notierte ausdrücklich, dass in „Jesu Geiste“ das wirklich wurde, was „als Anfang und Mittelpunkt dieses Lebens, als ewige Idee im Wesen der Frömmigkeit liegt.“213 Als so näher bestimmte Gemeinschaft religiösen Lebens ist die Kirche stets im Werden, weil sie die Individuen in sich hineinzieht. In der Religion liegt wesenhaft der Drang zur Vergemeinschaftung bzw. zur Geselligkeit, da die Religion als Liebe zu Gott die Menschheit notwendig miteinander vereinigt, weil sie konkret wird als Liebe zum Göttlichen im Geschöpf. Die ideale Kirche ist Gemeinschaft, „weil Frömmigkeit sich nicht allein auf Gott, sondern auf das Göttliche überhaupt bezieht, daher sich bildet und äußert in frommer Liebe zu den Menschen.“214 Hase sieht im Reich Gottes folglich die Menschen nicht nur mit Gott, sondern auch untereinander versöhnt. Die ideale Kirche zielt darauf, „die Menschheit zu einem Liebesbunde zu vereinen …, und dieser werdende Liebesbund im Kampfe mit feindselig spaltenden Mächten ist die Kirche“215. Aus diesem Ziel universaler Versöhnung folgt aber unmittelbar eine weitere Zentralbestimmung des mit dem Reich Gottes identischen Ideals der Kirche. Ihr eignet nach Hases Auffassung, wie Bernd Jaeger herausgestellt 209

Ebd., 212. Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 142), 150. 211 K. H ASE, Das Leben Jesu. Ein Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 2 1835, 82. 212 Hase, Gnosis, Bd. 2, 1870 (s. Anm. 202), 223. 213 Hase, Leben Jesu, 1835 (s. Anm. 211), 194. 214 Hase, Gnosis, Bd. 3, 1829 (s. Anm. 141), 240 f. 215 Hase, Gnosis, Bd. 2, 1870 (s. Anm. 202), 239. 210

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

hat, eine „extensive, universale Tendenz“216, insofern sie auf die „Durchdringung aller menschlichen Verhältnisse“ zielt und die „Liebe als das Gesetz christlichen Völkerlebens“217 zur Geltung bringen will. Die ihrem Ideal entsprechende Grenze der Kirche ist nur die Menschheit; in ihr liegt „nothwendig … das Streben nach Allgemeinheit“218. Hase ist freilich der Meinung, dass die (empirische) Kirche mit dieser (idealen) universalen Ausrichtung durchaus schon ein gutes Stück vorangekommen ist: Es sei das Reich Gottes durchaus schon zu einer „auf Erden anerkannte[n] Macht“219 geworden.220 Die Bestimmung der Kirche ist, das Werk Christi, das in der „religiöse[n] Erziehung der Menschheit“221 besteht, in jeder Generation auf sich zu nehmen und der nächsten Generation weiterzugeben.222 In diesem fortlaufenden und unaufhörlichen Prozess der menschlichen Erziehung ist die Kirche die Verwirklichung und Durchsetzung des Werkes Christi. Es ist auffallend, wie selbstverständlich Hase hier den eher in der Aufklärung anzusiedelnden Gedanken der ‚Erziehung des Menschengeschlechts‘ aufgreift.223 Die auf universale Versöhnung hinzielende Verkündigung ist vorrangig die ethische Aufforderung zur Menschenliebe wie zur Liebe Gottes. Dem entspricht im übrigen auch eine Tendenz zur Vorbildchristologie, die etwa darin sichtbar wird, dass Hase postuliert: „nach Christi Vorbilde [soll] jeder Menschensohn … zum Gottessohn erwachsen“224. Mit diesem Akzent auf der Erziehung scheint sich in Hases Ekklesiologie (im Zusammenhang seines gesamten theologischen Entwurfes) ein Zug aufklärerischen Gedankenguts erhalten zu haben, der ihn womöglich durch Herder oder Lessing vermittelt worden ist.225 216

Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 142), 150. Hase, Gnosis, Bd. 2, 1870 (s. Anm. 202), 239. 218 Hase, Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 (s. Anm. 177), 322. 219 Ebd., 320. Vgl. ähnlich auch Hase, Gnosis, Bd. 2, 1870 (s. Anm. 202), 238. 220 Vgl. Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 142), 150. 221 Hase, Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 (s. Anm. 177), 320, vgl. Ders., Dogmatik, 1826 (s. Anm. 141), 393. 222 Vgl. Hase, Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 (s. Anm. 177), 352 und Gnosis, Bd. 2, 1870 (s. Anm. 202), 238 f. Bernd Jaeger fasst diese Aufgabe in die Worte, dass die ideale Kirche „der große Geschichtsträger für das Werk Christi“ sei (Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker [s. Anm. 142], 150). 223 Siehe dazu oben S. 170, bes. Anm. 9. 224 Hase, Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 (s. Anm. 177), 196. 225 Hinsichtlich des Gedankens der religiösen Erziehung verweist Hase übrigens in der ersten Auflage des „Lehrbuchs der Evangelischen Dogmatik“ auf das vielgelesene Buch von M. L. DE WETTE, Theodor oder des Zweiflers Weihe. Bildungsgeschichte des evangelischen Geistlichen, 2. Bde., 1822, hier Bd. 1, 160. Möglich ist auch ein Einfluss des Erziehungsgedankens auf Hase durch Lessing oder Herder. Zur Nähe Hases zu Lessing vgl. Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 142), 99. – Besonders greifbar ist diese 217

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

217

Aus der erkannten inhaltlichen Kongruenz von Reich-GottesVerkündigung und Religionstheorie im Verständnis Hases lassen sich abschließend Folgerungen über das Verhältnis des von Christus gestifteten religiösen Lebens zum Leben der gesamten Menschheit und damit zugleich zum Verhältnis von Kirchengeschichte und Weltgeschichte ziehen. Wird einerseits deutlich, dass das von Christus gestiftete religiöse Leben tatsächlich als ein schöpferischer Anfang in die als Organismus verstandene Weltgeschichte eingreift, insofern mit ihm ein weiterwirkender Impuls in die Geschichte hineinkommt, so ist andererseits ebenso klar, dass mit ihm nichts Fremdes zusätzlich hinzutritt, weil es identisch ist mit dem Idealbegriff der dem Menschen notwendigen Religion. In diesem Sinne lässt sich auch verstehen, dass Hase ausdrücklich vermerkt, dass nach seiner Ansicht die Entstehung der Kirche einen notwendigen Vorgang der Geschichte darstellt.226 Damit ist zugleich auch Entscheidendes über das Verhältnis von Kirchenund Weltgeschichte gesagt. Es gibt für Hase keine von der Weltgeschichte separierte Heilsgeschichte, die Kirchengeschichte als Heilsgeschichte ist vielmehr das in der Weltgeschichte sich realisierende religiöse Leben, das die Weltgeschichte nach und nach durchdringt wie ein Sauerteig.227 2.1.4.3 Die unendlich-individuelle Mannigfaltigkeit der Realisierung des Ideals der Kirche Mit der Ausrichtung auf die Welt, die durch das Ziel, sie allmählich zu durchdringen und in sich aufzunehmen gegeben ist, kommt eine weitere zentrale Bestimmung der idealen Kirche nach Hase in den Blick. Die innerliche Gemeinschaft der von Christus gestifteten religiösen Gemeinschaft hat einen notwendigen Drang zur äußerlichen Darstellung. „Wie jede wesentliche Bestimmtheit des Geistes sich äußerlich darstellen will, so auch die innerliche Gemeinschaft der in Christo verbundenen Herzen, theils verfließend in einer Durchdringung aller menschlichen Verhältnisse, theils in bestimmter Gestalt zur religiösen

Nähe in K. H ASE, Des alten Pfarrers Testament, in: DERS., Theologische Erzählungen, Geistliches Schauspiel und Rosenvorlesungen, hg. von K. A. VON HASE, Leipzig 1892 (GW; 6), 1–114. 226 Sie ist „durch die Energie der vollkommenen Religion nothwendig entstanden“ (Hase, Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 [s. Anm. 177], 320), dazu Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 142), 150. 227 Vgl. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 6. Jaeger fasst dies folgendermaßen zusammen: „Die Geschichte des Christentums ist Entwicklungsgeschichte des der geistigen Gemeinschaft der Kirche sich vermittelnden Werkes Christi, das seinem idealen sittlich-religiösen Gehalt nach als Reich Gottes auf die kontinuierliche, progressive und unendliche Durchdringung der menschlich-geschichtlichen Verhältnisse zielt“ (Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker [s. Anm. 142], 177).

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

Erziehung und unmittelbaren Bethätigung der Religion, und so wird die innere Kirche eine äußere.“228

Die historische, äußerliche Verwirklichung der Kirche ist mit ihrem Ideal niemals identisch. Hase bestimmt das Verhältnis vielmehr so, dass „alles wahrhaft Christliche in einem Individuum und in einer geschichtlich vorhandenen Kirche dieser idealen Kirche angehört“229. Der als notwendig erkannte „Übergang von innerer zur äußeren Kirche“ ist, insofern die Differenz von Ideal und Wirklichkeit niemals aufgehoben wird, „ein ad infinitum zielender, dialektisch gegründeter und geschichtsnotwendiger Prozeß.“230 Die Kirche ist zwar „als das vom Heiligen Geiste regierte Reich Gottes auf Erden wesentlich nur eine“, umfasst aber „in ihrer empirischen Gestaltung … verschiedene Entwicklungsmomente und Kreise“ in „mannichfachen Gliederungen“231. Obwohl die Kirche als das vom Heiligen Geist regierte Reich Gottes ideal nur eine ist, so ist doch äußerlich keineswegs alles gleich und einheitlich in ihr. Bereits 1826 hatte Hase ein Merkmal der Kirche als historisches Phänomen in Folgendem gesehen: „Daher überschreitet sie einestheils alle Völkerscheiden, anderntheils nach ihrer geschichtlichen Verwirklichung in verschiedene Kreise nicht nur gegliedert, sondern auch zerspalten, mögen verschiedene Kirchen und Kapellen innerhalb desselben Staats zu Recht bestehen.“232 Die empirischen Verwirklichungsgestalten der Kirche stellen also vielfältig bedingte individuelle Formen dar, in denen sich die ideale Kirche notwendig realisiert.233 Daher ist aber Kirche kein statisches, „fest in sich abgeschlossenes Seyn, sondern ein stetes Werden, d. h. die Kirche strebt nach einem Ideale über ihr, theils im Kampfe, theils im Bunde mit der Welt, und ist dadurch dem Wechsel alles Weltlichen unterworfen.“234 Es gibt keine äußerlich mit sich über die Zeiten hinweg identische Kirche. Alle historischen Kirchen und Sekten sind nur getrübte und verschiedene Entwicklungsstadien in dem 228

Hase, Gnosis, Bd. 2, 1870 (s. Anm. 202), 239. Hase, Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 (s. Anm. 177), 321 (Kursivierung M. H.). 230 Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 142), 150. Vgl. auch Hase, Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 (s. Anm. 177), 320. 231 Hase, Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 (s. Anm. 177), 321 (Abkürzung aufgelöst). Vgl. auch Ders., Gnosis, Bd. 2, 1870 (s. Anm. 202), 242. 232 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 200), 176. 233 Bernd Jaeger fasst dies so zusammen: „In der Geschichte der christlichen Kirche zeigt sich der ideale Gehalt des Christentums in dem organischen Gefüge von individuellmannigfaltigen Realisierungsgestalten“ (Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker [s. Anm. 142], 177). 234 K. H ASE, Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen, Leipzig 1834, 1. 229

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

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ewigen Prozess des Werdens. Kirche ist ein Phänomen der Geschichte und insofern auch Gegenstand der Geschichtsschreibung, weil sie im Werden ist, im Streben nach einem Ideal, dass sich in der Welt vollzieht.235 Auf der Grundlage des postulierten dialektischen Verhältnisses von Kirche als Ideal und empirischer Realisierung dieses Ideals unterscheidet Hase drei Grundformen, die apostolische, die katholische und die protestantische Kirche. Die apostolische Kirche stellt die Ursprungsgestalt von Kirche im Verständnis Hases dar, die später in den Gegensatz von katholischer und protestantischer Kirche zerfiel.236 Die apostolische Kirche – von Hase auch „Urkirche“237 genannt – hat als Ursprungsgestalt der empirischen Kirche ihr entscheidendes Merkmal im erstmaligen Übergang des von Christus in die Welt gebrachten Ideals des Reiches Gottes in einer äußerlichen Gemeinschaft. Kennzeichnend ist dabei, dass sie „fast unmerklich … entstanden“ ist, und zwar „nach den geschichtlichen Verhältnissen, zuerst im alltäglichen Beisammenleben der Apostel“238. Die Deutung der Gemeinschaft der Apostel als Urkirche, in der sich das Ideal der religiösen Gemeinschaft notwendig, aber durch die Umstände bedingt veräußerlicht, lässt sich als historische Konkretion der von Hase behaupteten Eigenschaft der Religion verstehen. Entscheidend ist, dass Christus selbst keine Vorgaben für eine fixe Gestalt der Kirche gemacht hat. Aufschlussreich ist nun, wie Hase den Übergang von der apostolischen zur katholischen Kirche versteht. Die apostolische Kirche hatte, gedrängt von der inneren Notwendigkeit der Religion, die Gestaltwerdung der „innere[n] Einheit des Geistes … zur äußern Einheit des Glaubens“239 anfänglich vollzogen. Sie wurde zur katholischen Kirche, indem sie, motiviert durch die Abwehr von Häresien, die faktisch geschehene Veräußerlichung zur Norm erhob und sie auf diese Weise überhöhte, weil sie nicht mehr vom 235 Vgl. Hundinger, Karl August von Hase als Kirchengeschichtschreiber (s. Anm. 140), 162. – In dieser dialektischen Verhältnisbestimmung von historisch realisierter Gestalt von Kirche und logisch vorgängigem Ideal von Kirche, die jedes individuelle historische Phänomen prinzipiell als gleichursprünglich im Verhältnis zur Idee ansieht, wurzelt die Differenz zur Geschichtsauffassung Ferdinand Christian Baurs. Zur Auseinandersetzung mit Baur siehe unten Teil E, S. 323–341. 236 Hase, Gnosis, Bd. 3, 1829 (s. Anm. 141), 212. Hase bezeichnet die apostolische Kirche auch als „Mutterkirche der beiden andern“, vgl. Ders., Gnosis, Bd. 2, 1870 (s. Anm. 202), 222. 237 Vgl. Hase, Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 (s. Anm. 177), 306. 238 Hase, Gnosis, Bd. 2, 1870 (s. Anm. 202), 224. Vgl. auch Hase, Gnosis, Bd. 3, 1829 (s. Anm. 141), 213. – Zur weiteren Charakterisierung bei Hase vgl. Ders., Gnosis, Bd. 3, 1829 (s. Anm. 141), 212–214; Ders., Gnosis, Bd. 2, 1870 (s. Anm. 202), 222–225 und Ders., Dogmatik, 1826 (s. Anm. 141), 395 f; Ders., Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 (s. Anm. 177), 306 f. 239 Hase, Gnosis, Bd. 3, 1829 (s. Anm. 141), 215.

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

zugrunde liegenden Ideal unterschieden wurde.240 Die katholische Kirche war entstanden, als das, „was die Kirche zu werden bestimmt ist, als ein bereits Wirkliches geglaubt wurde“241. Es ist deutlich, dass Hase diesem Prozess durchaus ein partielles Recht zugesteht. Die Entstehung der katholischen Kirche ist für ihn nicht primär als Verschlechterung, sondern als berechtigte Entwicklungsstufe zu verstehen,242 freilich nur im dialektischen Sinne mit der als Protestantismus identifizierten Realisierungsgestalt von Kirche. Die protestantische Kirche bildet die dritte Grundform der Verwirklichung der idealen Kirche. Von der katholischen Kirche unterschied sich die protestantische durch das Selbstverständnis, dass „die wahre Kirche … ein zu erstrebendes Ideal“ bezeichnet, „eine ideale Kirche, deren mehr oder minder vollkommenes Abbild jede geschichtlich gewordene oder empirische Kirche sei, so daß alles wahrhaft Christliche an ihr der idealen Kirche angehöre“243. Durch die römisch-katholische Gleichsetzung der empirischen mit der wahren Kirche wird im Selbstverständnis des Protestantismus das von Christus erwünschte Reich Gottes nicht erreicht, sondern nur das päpstliche Reich als eine historisch kontingente Realisierungsgestalt desselben.244 Die Bedeutung der Differenzierung von katholischer und protestantischer Kirche, die Hase als den Leitgegensatz in der historischen Entwicklung der einen Kirche versteht, ist erst dann erfasst, wenn verstanden ist, dass beide Kirchen für Hase „von Gott gewollte Entwicklungsmomente des Christenthums“245 darstellen. Zwar sind der Katholizismus und der Protestantismus in erster Linie historische Phänomene, die zeitlich aufeinander folgen. Hinsichtlich ihres Gehaltes sieht Hase ihre Entstehung aber als gleichzeitig an. Beide sind parallel aus der apostolischen Kirche entstanden.246 240

In diesem Sinne ist es zu verstehen, wenn Hase schreibt: „Die katholische Kirche entstand, als die Kirche aus einem Bund erwählter, begeisterter Herzen zur großen Gemeinschaft der Völker werdend ihre Verwirklichung und Veräußerlichung vollzog“ (Hase, Gnosis, Bd. 2, 1870 [s. Anm. 202], 225). 241 Hase, Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 (s. Anm. 177), 307. Vgl. auch Ders., Gnosis, Bd. 2, 1870 (s. Anm. 202), 232. 242 Vgl. Hase, Gnosis, Bd. 3, 1829 (s. Anm. 141), 214 f; Ders., Gnosis, Bd. 2, 1870 (s. Anm. 202), 244 f. 243 Hase, Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 (s. Anm. 177), 314. 244 Vgl. Ebd., 314 f. 245 Hase, Gnosis, Bd. 2, 1870 (s. Anm. 202), 248. 246 Vgl. Hase, Gnosis, Bd. 3, 1829 (s. Anm. 141), 230; Ders., Gnosis, Bd. 2, 1870 (s. Anm. 202), 249. Ferner: DERS., Der Kanzler Krell, in: Ders., Theologische Erzählungen, Geistliches Schauspiel und Rosenvorlesungen (s. Anm. 225), 504–521, hier 504. – Vgl. zum gesamten Abschnitt Hase, Gnosis, Bd. 3, 1829 (s. Anm. 141), 227–239; Ders., Gnosis, Bd. 2, 1870 (s. Anm. 202), 232–238 und Ders., Dogmatik, 1826 (s. Anm. 141), 399 f; Ders., Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 (s. Anm. 177), 313–320.

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

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Die protestantische Kirche war aber „der unterdrückte Teil“, der erst durch die Reformation „zum klaren Bewußtsein und zur äußern Gestalt gelangte“247. Daraus erhellt, dass Hase die primär historisch erscheinende Differenz auf die seine Kirchentheorie zentral bestimmende Differenz transzendiert. In der historischen Differenz von katholischer und protestantischer Kirche spiegelt sich die Differenz von idealer und wirklicher Kirche. Vollzieht sich die historische Gestaltwerdung von Kirche immer in einem durch die Umstände bedingten kontingenten Vorgang der Veräußerlichung der religiösen Gemeinschaft (Typos der Urkirche), so ist es für das Selbstverständnis von Kirche entscheidend, diese faktisch vollzogene Gestaltwerdung des Ideals als solche zu identifizieren (rechtmäßiges Motiv des Typos des Katholizismus), zugleich dieselbe von dem zugrunde liegenden Ideal kritisch zu unterscheiden (so das Anliegen des Typos des Protestantismus). Hases Deutung der Kirchengeschichte im Medium der genannten drei Grundformen ist damit als Ausfluss seiner ekklesiologischen Theoriebildung identifizierbar. Damit werden im diesem Zusammenhang Grundzüge der Protestantismustheorie248 Hases sichtbar. Die Tatsache, dass Kirche empirisch nur in einer Vielfalt von Gestaltungen und Entwicklungsstufen existiert, ist die Voraussetzung für die Bestimmung des konfessionellen Unterschiedes. Protestantismus ist diejenige Realisierungsgestalt der idealen Kirche, in der sich die Kirche in ihrer empirischen Gestalt selbst von dem ihr zugrunde liegenden Ideal kritisch unterscheidet. Das Wesen des Katholizismus erscheint als illegitime Verabsolutierung der notwendigen Veräußerlichung des innerlichen Ideals des Reiches Gottes, dem der Protestantismus als Regulativ entgegensteht, insofern dieser stets zwischen Ideal und empirischer Erscheinung unterscheidet. Protestantisch ist also die kritische Differenzierung des Ideals des Reiches Gottes von dem veräußerlichten und mit dem Ideal gleichgesetzten empirischen Kirchenwesen in reformatorischer Absicht. Konkrete Auswirkung dieser für Hase typisch protestantischen Stufe des Selbstverständnisses von Kirche ist die Anerkennung ihrer verschiedenen Entwicklungsstufen und Ausprägungen in deren Mannigfaltigkeit und Eigenrecht. Die protestantische Selbstunterscheidung der empirischen Realisierung von dem zugrunde liegenden Ideal von Kirche bzw. dem Ideal des religiösen Lebens als Gottesliebe gestattet eine differenzierte und gerechtere Beurteilung der geschichtlichen Phänomene. Deswegen steht für 247

Hase, Gnosis, Bd. 3, 1829 (s. Anm. 141), 231. Vgl. auch Ders., Evangelischprotestantische Dogmatik, 1870 (s. Anm. 177), 313 f. 248 Zum Problem der Protestantismustheorien vgl. die Untersuchungen von CH. ALBRECHT, Historische Kulturwissenschaft neuzeitlicher Christentumspraxis. Klassische Protestantismustheorien in ihrer Bedeutung für das Selbstverständnis der Praktischen Theologie, Tübingen 2000 (BHTh; 114).

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

Hase auch der Protestantismus auf einer „höhern Stufe christlicher Wahrheit“, weil er nämlich „jede geschichtlich vorhandene Kirche von der idealen Kirche unterscheidet, und doch die eine in der andern anerkennt“249. Jedes historische Phänomen der Kirchengeschichte erscheint als Realisierungsgestalt des Ideals gerechtfertigt, in seiner notwendigen Differenz zum Ideal religiösen Lebens aber zugleich kritisch relativiert. Hase sucht also die wechselnden Formen und individuellen Verschiedenheiten der Einzelkirchen als relative Momente eines gemeinsam Christlichen herauszustellen. Seine Deutung und Darstellung der Kirchengeschichte muss folglich darauf abzielen, „die Entwicklung zur Vielfalt der konkreten historischen Gestalten aus dem progressiven Prozeß begreiflich zu machen.“250 2.1.4.4 Das Deutungspotential des differenzierten Kirchenbegriffs für die gesamte theologische Arbeit Hases Diese Differenzierung von religionstheoretisch fundierten ekklesiologischem Ideal und kirchenhistorischer Wirklichkeit ist nicht nur für Hases Kirchengeschichtsschreibung zentral, sondern auch für seine anderen Arbeiten. Sie erweist sich als ein wesentlicher Schlüssel für die gesamte Theologie Hases. Als Kern der ekklesiologischen Theoriebildung Hases hatte sich einerseits das Ideal von Religion als vollendeter Gottesliebe herausgestellt, die die Liebe zum Nächsten einschließt, andererseits die These der historisch immer nur approximativen Realisierung dieses Ideals. Um diesen Kern lassen sich die zentralen theologischen Bemühungen Hases gruppieren. Die Dogmatik stellt den Gehalt des christlichen Glaubens zentriert auf diesen Leitgedanken vor, auch gelegentliche ethische Äußerungen sind von dort her begründet. Das Leben Jesu bringt Leben und Lehre des historischen Jesus unter dieser thematischen Zuspitzung zur Darstellung. Auch in der Polemik hebt Hase in der Darstellung der dogmatischen Gegensätze auf die rechte Erfassung der beiden Teile dieses Leitgedankens ab.251 Exkurs: Das Motto des kirchengeschichtlichen Lehrbuchs Vor dem Hintergrund der herausgearbeiteten theologisch-philosophischen Grundlegung der Kirchengeschichtsschreibung Hases kann auch das Motto, das er seinem kirchengeschichtlichen Lehrbuch programmatisch voranstell249

Hase, Gnosis, Bd. 2, 1870 (s. Anm. 202), 248. Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 142), 149. 251 Hase notiert: Deren gesamten „principielle[n] Verschiedenheiten … gehn aus der entgegengesetzten Ausfassung des Verhältnisses zwischen der empirischen und idealen Kirche hervor“ (Hase, Evangelisch-protestantische Dogmatik, 1870 [s. Anm. 177], 321). Vgl. zur ganzen Problematik auch Jaeger, Karl von Hase als Dogmatiker (s. Anm. 142), 153–155. 250

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

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te, interpretiert werden. Es lautet in seiner ausführlichen Variante: „Alles hat seine Zeit. Der Herr der Zeit ist Gott, der Zeiten Wendepunkt Christus. Der rechte Zeitgeist der Heilige Geist.“ Lediglich in der 1. Auflage (1834) sowie in der 6., 7. und 8. Auflage (1848, 1854, 1858) ließ Hase das Motto ohne den letzten Satz zum Zeitgeist abdrucken. Eine plausible Erklärung für die Wiedergabe des Mottos in der kürzeren oder längeren Form lässt sich nicht ausmachen, auch die Vorworte geben dazu keine erhellende Auskunft. Durch das zeitliche Zusammentreffen scheint eine Verbindung mit den Ereignissen von 1848 nicht ausgeschlossen, für diese Spekulation gibt es aber auch keinen Anhalt an den vorliegenden Quellen.252

Überhaupt bleibt der nachfolgend gebotene Interpretationsversuch des Mottos in Ermangelung einer interpretierenden Selbstauskunft Hases weitgehend spekulativ. Es kann nur eine sich von der theologischphilosophischen Grundlegung her nahe legende Deutung versucht werden. Im ersten Satz greift Hase einen biblischen Vers aus Prediger 3, 1 auf: „Ein jegliches hat seine Zeit“. Wahrscheinlich ist, dass Hase diesen Vers im Motto seiner Kirchengeschichte verwendet, weil er in ihm die Wertschätzung des Individuellen und Besonderen wieder fand, die ihn in seiner Geschichtsschreibung leitete. In dieser Lesart würde mit dem Vers gesagt, dass eine jegliche gewesene Ausprägung der christlichen Religion ihre Zeit und damit auch ihr individuelles Recht habe. Während der folgende Teilsatz „Der Herr der Zeit ist Gott“ wohl ein eher allgemeines schöpfungstheologisches Bekenntnis darstellt, lässt sich der nächste Teilsatz „der Zeiten Wendepunkt [ist] Christus“ als Ausdruck der oben skizzierten christologischen Überzeugungen Hases lesen. Nach Hase ist Christus ein Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte gewesen, weil er in sie einen Geist hineinbrachte, der durch die Zeiten hindurch die Menschheit durch das von ihm geweckte religiöse Leben umbildet. Mit der Rede von Christus als dem Wendepunkt der Zeiten bringt Hase wohl in knappster Weise seine Überzeugung zum Ausdruck, dass Christus in der Menschheit ein religiöses Leben gestiftet habe, das deren Geschichte nunmehr unwiderruflich prägt.253 Daran schließt direkt der letzte Satz „Der rechte Zeitgeist der Heilige Geist“ an. Greift man auf die Bestimmungen zurück, die Hase in seinen 252 Vgl. aber die Verwendung des Begriffs im Rahmen der Widmung des kirchengeschichtlichen Lehrbuchs an Carl Alexander: K. HASE, Kirchengeschichte. Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 81858, VII. 253 Christus lebt dadurch unsterblich in der Menschheit fort, „daß er einen Geist hervorrief, der als eine sittlich religiöse Macht alles Bildsame umbildend, alles Verwandte heranziehend und zum ewigen Leben erweckend durch alle Völker und Zeiten schreitet, der Auferstandene, auf Erden geistig fortlebende Christus“ (K. H ASE, Gnosis oder protestantisch-evangelische Glaubenslehre für die Gebildeten in der Gemeinde, hg. von K. A. VON HASE, Leipzig 3 1893 [GW; 7], 655).

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

Schriften selbst gibt, so kann der Satz folgendermaßen verstanden werden: Der Heilige Geist ist für Hase der in dem eben benannten Sinne des Fortwirkens Christi verstandene, „in der Kirche waltende Gemeingeist“254. Hingegen bestimmt Hase den Zeitgeist255 als „das gemeinsame Streben des Zeitalters nach einer bestimmten Entwickelung des Lebens, welches meist als ein Kampf der Vergangenheit mit der Zukunft über einen bestimmten Gedanken erscheint.“256 Man wird den letzten Satz des Mottos von daher so interpretieren können: Das „rechte“, d. h. dem Ziel der Menschheit entsprechende Streben eines jeden Zeitalters ist durch das von Christus ausgehende religiöse Leben bestimmt. Wenn oben festgestellt wurde, dass Hases Religionstheorie darauf abzielt, die Religion, wie sie von Christus in die Menschheit gebracht wurde, anthropologisch zu verankern, kommt im Motto diese angestrebte Verbindung mit anderen Worten zum Ausdruck. Bereits fünf Jahre vor Erscheinen der ersten Auflage des kirchengeschichtlichen Lehrbuchs, das erstmals das Motto enthielt, findet sich in der Gnosis von 1829 ein Abschnitt, in dem nicht nur wörtlich die Verbindung von Zeitgeist und Heiligem Geist bereits hergestellt ist, sondern der insgesamt wie eine Auslegung des Mottos erscheinen könnte: „Und so leben wir alle, auch in der ärmsten Zeit des Volkslebens um uns her, mitten in einem großen begeisterten Zeitalter, dessen Zeitgeist der H. Geist ist. Er geht aus vom Herrn, denn Christus hat zuerst diesen Gemeingeist des religiösen Lebens angeregt; er geht zugleich aus vom Vater, denn er ist das Göttliche in der Menschheit; er ergreift die Herzen mit der heiligen Vaterlandsliebe unsrer himmlischen Heimath: aber er bleibt und nicht etwas Fremdes, Eingegoßnes, er wird unser eigner Geist, der ist unsre selbständige, in den Dienst des Gottesreichs aufgenommene Eigenthümlichkeit; und wieder von uns aus, seinen lebendigen Organen, strebt er lebendig fort, ergreift durch uns andre Herzen,

254

Hase, Gnosis, Bd. 3, 1829 (s. Anm. 141), 255. Vgl. auch ebd., 257 f. Der deutsche Begriff ‚Zeitgeist‘ kam im 18. Jahrhundert auf und wurde wohl erstmals durch Herder im Zusammenhang einer kritischen Auseinandersetzung mit Christian Adolph Klotz’ „Genius seculi“ (1760) verwendet, vgl. J. G. HERDER, Kritische Wälder. Oder Betrachtungen, die Wissenschaft und Kunst des Schönen betreffend, nach Maßgabe neuerer Schriften (1796), in: Ders., Sämtliche Werke (s. Anm. 44), Bd. 3, Berlin 1878, bes. 424 u. ö. Herder definiert an anderer Stelle den Zeitgeist als die „herrschenden Meinungen, Sitten und Gewohnheiten einer Zeit“ (J. G. HERDER, Briefe zur Beförderung der Humanität. Zweite Sammlung, Briefe 14–26 [1793], in: Ders., Sämtliche Werke [s. Anm. 44], Bd. 17, Berlin 1881, 73–132, hier 95. Vgl. auch ebd., 77–81). – Ein direkter Bezug Hases auf Herder ist nicht nachzuweisen. ‚Zeitgeist‘ wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts „im abwertendem Sinne als Inbegriff subjektiver Ideen modernen und fortschrittlichen Charakters“ verwendet (H.-J. SCHOEPS, Ungeflügelte Worte. Was nicht im Büchmann stehen kann, Hildesheim 2005, 155). Allmählich bekam der Begriff eine positive Konnotation (vgl. ebd., 155f.). Vgl. ferner R. K ONERSMANN, Zeitgeist, HWP 12 (2004), 1266–1270 und S. BLASCHE, Zeitgeist, Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie 4 (2004), 833 f. 256 Hase, Gnosis, Bd. 3, 1829 (s. Anm. 141), 255 f. 255

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

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und bildet so von Geschlecht zu Geschlecht bis in die Ewigkeit hinaus die große Gemeinschaft der Kinder Gottes“257.

2.2 Die Methodik von Hases Kirchengeschichtsschreibung als Konkretion der theologisch-philosophischen Grundlegung In diesem Abschnitt wird die Methodik von Hases Kirchengeschichtsschreibung, d. h. die Art und Weise der konkreten Arbeit zur Erlangung kirchengeschichtlicher Erkenntnisse und zur Erarbeitung einer adäquaten Darstellung analysiert. Dabei wird sowohl darauf geachtet, was Hase in dieser Hinsicht programmatisch vorstellt, als auch darauf, was er faktisch vollzieht. Es wird gezeigt, inwiefern die im vorigen Abschnitt herausgearbeiteten theologisch-philosophischen Grundlagen, insbesondere die Anschauungen über Geschichte, Religion und Kirche, die Methodik von Hases Kirchenhistoriographie entscheidend prägen. 2.2.1 Das Verhältnis der Kirchengeschichtsschreibung zu anderen Bereichen der Historiographie Ein erster zentraler Gesichtspunkt, durch den Hase die Methodik der kirchengeschichtlichen Arbeit zu klären unternimmt, ist die Bestimmung ihres Gegenstandsbereichs. Hase vollzieht damit implizit, was die jüngere wissenschaftstheoretische Diskussion explizit herausgestellt hat: Als eigenständige wissenschaftliche Disziplin kann sich ein Fach nur unter zwei Bedingungen behaupten, indem es erstens einen abgrenzbaren Gegenstand hat und zweitens diesen Gegenstand mit geklärten und feststehenden Methoden bearbeitet. Auch die Kirchengeschichtsschreibung ist von sonstiger Historiographie nur durch diese doppelte Distinktion unterscheidbar. Hase nimmt in beiden Hinsichten spezifische Unterscheidungen vor.

Gegenstand der Kirchengeschichtsschreibung ist für ihn die Kirche im Sinne des oben herausgestellten theologischen Verständnisses. Aus dieser Definition ergibt sich aber eine charakteristische Bestimmung des Verhältnisses von Kirchen- und allgemeiner Weltgeschichte. 2.2.1.1 Die Bestimmung des Gegenstandsbereichs durch die theoretische Verhältnisbestimmung von Kirchen- und Weltgeschichte In den Erörterungen zur theologisch-philosophischen Grundlegung der Kirchengeschichte war als Hauptthese der Ekklesiologie Hases herausgearbeitet worden, dass Kirche die Gemeinschaft des von Christus ausgehenden religiösen Lebens ist, die sich stets im Werden befindet.258 Dabei zeigte sich, 257 258

Hase, Gnosis, Bd. 3, 1829 (s. Anm. 141), 257 f. Siehe dazu oben S. 211–217.

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

dass die so verstandene Kirche ein dialektisches Verhältnis zur Welt hat. Sie ist einerseits von ihr unterschieden, kann sogar im Gegensatz zu ihr stehen, geht aber andererseits in die Welt ein, weil sie sich als Gemeinschaft religiösen Lebens in der Welt verwirklicht. Die Welt ist zugleich Gegensatz zur Wirksamkeit der Kirche wie auch deren Wirkungsfeld. Die Kirche zielt darauf ab, die gesamte, von ihr zunächst unterschiedene Welt in sich hineinzuziehen.259 Im Fortgang der Geschichte werden nach Hases Überzeugung alle Völker dem Christentum zugeführt werden, das zur allgemeinen Religion der Menschheit werden wird. Wie die Kirche universal ausgerichtet ist, so ist es auch die Kirchengeschichte. Erscheint die Kirchengeschichte zunächst nur als Abschnitt der allgemeinen Religionsgeschichte, so ist sie sachlich dennoch der Mittelpunkt derselben.260 Denn weil das Christentum die allgemein menschliche Religion ist (und der Religionsbegriff auf die allgemeine anthropologische Notwendigkeit von Religion zielte), wird die Religionsgeschichte notwendig mit allen ihren Ergebnissen in die Kirchengeschichte aufgehen und der christlich-religiöse Geist zum religiösen Geist der Menschheit werden.261 Wenn Hase nun die Kirchengeschichtsschreibung als „die wissenschaftliche Darstellung der Kirche in … ihre[m] Werden durch die Thatsachen derselben“262 bestimmt,263 so wirkt sich das skizzierte dialektische Verhältnis von Kirche und Welt notwendigerweise auf die Stellung der Kirchengeschichtsschreibung zu anderen Bereichen der Historiographie aus. Berührungen und Überschneidung von Kirchen- und Weltgeschichte sind nicht einfach nur praktisch vorhanden und unvermeidlich, sondern bei der Bestimmung von Kirche sachgemäß und geradezu notwendig. Weil die religiöse Gemeinschaft der Kirche nur in der Welt existiert (als ideelle 259 Hase verwendet hier das Bild vom Sauerteig (vgl. Mt 13, 33) für die Durchdringung der Menschheit mit dem religiösen Geist, vgl. etwa Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 6. 260 Vgl. Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 234), 2, ferner Ders., Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 12 f. 261 Vgl. Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 234), 2. Georg Hundinger formulierte diesen Zusammenhang dadurch, dass er als Voraussetzung der Kirchengeschichte für Hase „die Macht des christlichen Geistes in der Entfaltung seines unendlichen Inhaltes“ erkannte, der darauf zielt, „in allmählicher Aneignung alles Menschlichen zum religiösen Geiste der Menschheit zu werden“ (Hundinger, Karl August von Hase als Kirchengeschichtschreiber [s. Anm. 140], 162). 262 Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 234), 1; vgl. die fast unveränderte Formulierung Hases etwa 50 Jahre später in seiner großen Kirchengeschichte: Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 6. 263 Und zwar besteht die Aufgabe der Kirchengeschichte darin, die Kirche „in ihrer verschiedenen Eigenthümlichkeit und höhern Einheit, in ihrem äußern Zusammenhange und ihrer innern Nothwendigkeit zu begreifen“ (Hase, Kirchengeschichte, 1834 [s. Anm. 234], 2).

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

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Gemeinschaft also notwendig ‚weltliche‘ Tatsachen hervorbringt), notiert Hase: Die Geschichte der Kirche ist „nicht erkennbar ohne ihre Beziehung zur Welt, insbesondere zum Staat, aber nur in ihrer Verschiedenheit vom Staate hat sie eine Geschichte“264. Die Kirchengeschichtsschreibung ist eine eigenständige Disziplin, weil sie mit der Kirche, die der Welt gegenüber selbständig ist, einen abgegrenzten Gegenstand hat. Weil nun aber dieser Gegenstand so beschaffen ist, dass er die Welt zu durchdringen sucht und allmählich die gesamte Menschheit in die Gemeinschaft des religiösen Lebens aufzunehmen bemüht ist, hat die Kirchengeschichtsschreibung hinsichtlich ihres Gegenstandes notwendige Berührungen und Überschneidungen mit anderen Teilbereichen der Geschichtsschreibung. Kurz zusammengefasst: Für die Anlage der Kirchengeschichtsschreibung bedeutet das skizzierte Verhältnis von Kirche und Welt, dass Hase die Geschichte der Kirche im engen Zusammenhang mit der sonstigen Kulturentwicklung und den übrigen Phänomenen der Geistesgeschichte darstellt.265 2.2.1.2 Die praktische Ausweitung der Kirchenhistoriographie durch die Integration kulturhistorischer Anteile Die auf Hases Verständnis von Kirche ruhende Verbindung der Darstellung von Kirchengeschichte und allgemeiner Geistes- und Weltgeschichte findet ihre praktische Auswirkung darin, dass Hase unter Kirchengeschichte eine Vielzahl von Phänomenen begreift, die in älteren Kirchengeschichtswerken nicht zur Darstellung gelangten, weil sie nicht in den engeren Rahmen kirchlich-institutioneller Ereignisgeschichte passten.266 Zu nennen sind hier unter anderem: Rechtsgeschichte, die Entwicklung der Wissenschaft, die Frömmigkeit, im engeren Sinne geistliche, aber auch durchaus weltlich

264

Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 5. Bereits 1904 stellte Carl Lamb in seiner Darstellung zur Eigenart Hases als Kirchengeschichtsschreiber entsprechend fest: „Die Kirchengeschichte erweitert sich bei ihm mehr und mehr, besonders in der neueren Zeit, zu einer Geschichte des religiösen Geistes“ (C. LAMB, Die Eigenart Karl von Hases als Kirchengeschichtschreibers, DEBl 29 [1904], 777–787, hier 784). 266 Vgl. das Urteil Baumgärtners: „Das kulturhistorische Element zieht Hase in einem Umfang in seine Darstellung herein, wie es bisher in der Kirchengeschichtsschreibung nicht üblich war“ (P. BAUMGÄRTNER, Karl v. Hases Gesammelte Werke, ChW 9 [1895], Nr. 8 [21. Februar 1895], 181–187, hier 184). Ähnlich hält schon zehn Jahre zuvor Böhringer die „reichliche Verwerthung des Biographischen und Kulturgeschichtlichen“ für eine „Eigenthümlichkeit der Hase’schen Geschichtsschreibung“ (P. BÖHRINGER, Rez. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen, 1885, ThJber 5 [1885], 153 f). 265

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erscheinende Literatur, sowie die Kunst, auf die Hase besonderen Wert legte.267 Bernd Jaeger notiert dazu: „Hases Darstellung [unterscheidet sich] signifikant von vergleichbaren zeitgenössischen Werken … darin, daß er Aspekte, die der kirchengeschichtlichen Betrachtung bis dahin von eher peripherem Interesse waren, in die Geschichte der Kirche einarbeitet, wie die Wirtschafts-, Kultur- und Kunstgeschichte und die außerchristliche Religionsgeschichte.“268

Dies gilt für die Gesamtdarstellungen der Kirchengeschichte durch Hase, lässt sich aber insbesondere an den von Hase sehr geschätzten kleineren Formen der Wissenschaftspublizistik nachvollziehen. Frömmigkeitsgeschichtliche Aspekte und Literaturgeschichte verband er beispielsweise in seinen Untersuchungen zum „Geistlichen Schauspiel“269. An dieser Stelle sei angemerkt, dass sich diese Eigenheit der Behandlung der Kirchengeschichte Hases nicht nur in seinen literarischen Arbeiten niederschlug, sondern auch in seiner Lehrtätigkeit Ausdruck verschaffte. Von dem Nestor der sächsischen Territorialkirchengeschichtsschreibung, Franz Blanckmeister, existiert ein Bericht über eine Vorlesung des ‚alten Hase‘. Er erzählt, dass Hase im Rahmen einer turnusgemäßen Kirchengeschichtsvorlesung zur Alten Kirche detailliert über Kunst und Architektur sprach und dazu sogar seinen Vorlesungssaal mit entsprechenden Bildern und Stichen ausgestattet hatte.270

2.2.2 Die dreifache methodische Basis wissenschaftlicher Erkenntnis in der Kirchengeschichte In der Literatur zu Hases Kirchengeschichtsschreibung ist bereits mehrfach hervorgehoben worden, dass sich Hase in herausragender Weise um die Wissenschaftlichkeit der Kirchengeschichtsschreibung, um die Erlangung „historische[r] Objektivität“271 bemühte. In seinem kirchengeschichtlichen Lehrbuch und in seiner großen „Kirchengeschichte auf der Grundlage 267 Vgl. dazu etwa das Urteil von Karl Reinthaler: „Eines seiner wesentlichen Verdienste liegt weiter darin, daß er der christlichen Kunst Bürgerrecht in der Kirchengeschichte erworben hat. Seine Schilderung von der Blüte der bildenden Kunst in der Kirche ist ein kleiner, aber inhaltreicher Katechismus der Kunstgeschichte“ (K. REINTHALER, Karl August von Hase. Zur Feier seines 100. Geburtstages. 25. August 1900, Der Hausvater. Evangelisch-kirchliches Monatsblatt für Leipzig und Umgebung 9 [1899/1900], 266–270. 295–298. 327–330, hier 298). 268 Jaeger, Nationalliberale Geschichtstheologie (s. Anm. 53), 132. 269 Vgl. K. HASE, Das Geistliche Schauspiel, in: Ders., Theologische Erzählungen, Geistliches Schauspiel und Rosenvorlesungen (s. Anm. 225), 239–432. Siehe dazu unten Teil D, S. 276–280. 270 Vgl. F. BLANCKMEISTER, Im Pfarrhausfrieden. Amtserinnerungen, Dresden 1935, 25–30. 271 Hundinger, Karl August von Hase als Kirchengeschichtschreiber (s. Anm. 140), 162. Vgl. auch Lamb, Die Eigenart Karl von Hases als Kirchengeschichtschreibers (s. Anm. 265), 778. 780.

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akademischer Vorlesungen“ nennt Hase drei methodische Grundschritte, die in ihrer Verschränkung die Wissenschaftlichkeit der Kirchengeschichte bzw. ihre „gebildete Form“272 ausmachen. Mit ‚Grundschritten‘ ist also keine streng festliegende Abfolge von Methodenschritten gemeint. Vielmehr hält Hase vor allem das Zusammenwirken aller drei Aspekte für die conditio sine qua non von Kirchengeschichtsschreibung als Wissenschaft. Die drei methodischen Aspekte von kritischer Analyse der Quellen, genetischer bzw. pragmatischer Erklärung und philosophischer bzw. theologischer Deutung gilt es nun darzustellen. 2.2.2.1 Die Ausmittelung der geschehenen Tatsachen durch kritische Beurteilung der Quellen und ihres Wertes Der erste methodische Grundschritt wissenschaftlicher Kirchengeschichtsschreibung besteht nach Hase in der „unbefangne[n] Ausmittlung der Thatsachen aus den sichern Denkmalen“273, nämlich durch die „Kritik“, die „Prüfung der Zeugnisse“274, d. h. die kritische Sichtung und Bewertung der zur Verfügung stehenden Quellen. Bereits Günther Fuß hat hervorgehoben, dass Hase im Gegensatz zu älteren Auffassungen von Geschichtsschreibung seine eigene Aufgabe „nicht nur in erläuternden Umschreibungen, sondern in der rechten Auswahl und kritischen Sichtung der Quellen“275 sieht. Hases Kirchengeschichtsschreibung zeichnet also ein methodisches Bewußtsein der Notwendigkeit des kritischen Umgangs mit Quellen aus.276 Sichtbar wird dieses Bewußtsein in dreifacher Weise.

272

Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 6. Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 234), 1. Vgl. auch die Begrifflichkeit bei F. SCHLEIERMACHER, Über die Schriften des Lukas. Ein kritischer Versuch: erster Theil, in: DERS., Exegetische Schriften, hg. von H. PATSCH / D. SCHMID, Berlin / New York 2001 (Kritische Gesamtausgabe; I,8), 44: „Die strenge Ausmittelung der äußern Thatsache“. 274 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 6. 275 G. FUSS, Kirche als geschichtliche Erscheinung. Karl von Hase, in: W. WUCHER (Hg.), Die Spur führt durch Thüringen. Christus im Leben, Wirken und Denken der Zeiten, Berlin 1959, 121–127, hier 125. 276 Dies zieht sich durch Hases gesamtes Werk. Seiner Darstellung des Lebens Jesu will er ausschließlich die als „ächt und glaubwürdig verbürgten Denkmale“ zu Grunde legen (Hase, Leben Jesu, 1829 [s. Anm. 138], 1. Vgl. auch Ders., Kirchengeschichte, 1834 [s. Anm. 234], 3). – In seiner Darstellung des Lebens von Franz von Assisi notiert er, er habe in Folge dieser kritischen Beurteilung „von meinem Heiligen alles abgethan, was sich nicht geschichtlich erweisen ließ“ (K. HASE, Franz von Assisi. Ein Heiligenbild, in: DERS., Heilige und Propheten, hg. von G. KRÜGER, Leipzig 1892 [GW; 5,1], 1–143, hier 10). 273

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

Erstens ist Hases offenkundige Hochschätzung der Quellen zu nennen.277 Er gibt in allen seinen bedeutenden Werken die Quellen detailliert an und stellt die Quellenangaben stets der deutenden Darstellung voran. Der Ausgabe einiger seiner Rosenvorlesungen hat Hase für die Drucklegung einen gesonderten Anhang mit der Übersicht der gebrauchten Quellen beigefügt.278 Welche Bedeutung Hase dieser Praxis zumaß, zeigt sich auch an dem Detail, dass er in seiner Übersicht über die Geschichte der Kirchengeschichtsschreibung ausdrücklich vermerkte, ab wann diese als Fortschritt angesehene Verfahrensweise in die Kirchengeschichtsschreibung eingeführt wurde.279 Zweitens ist Hases reflektierter Umgang mit den Quellen auffällig.280 Bereits in seinem auf Bedürfnisse des Studenten ausgerichteten Lehrbuch gibt er eine reflektierte Übersicht über die Art der Quellen und der ihr entsprechenden Weise des Umgangs. Hase differenziert ausdrücklich im Quellenwert, was von seinem kritischen Bewusstsein den Quellen gegenüber zeugt. In noch ausführlicherer Form hat Hase in seiner kirchengeschichtlichen Gesamtdarstellung über den Wert und die Form von Quellen der Kirchengeschichte Auskunft erteilt.281 Drittens ist hier auch die sowohl dem Lehrbuch als auch der Gesamtdarstellung beigefügte Übersicht über die Hilfswissenschaften der Kirchengeschichte zu nennen. Hase präsentiert bereits dem Studenten ein ausgefeiltes Arsenal an Handwerkszeug für die ‚Ausmittelung der Tatsachen‘ aus den zur Verfügung stehenden Quellen, etwa Diplomatik, Heraldik, Statistik oder Inschriftenkunde.282 Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Hase mit seinem ersten Teilschritt die Wissenschaftlichkeit der Kirchengeschichte durch die Angabe von Standards für die methodische Erforschung und Beurteilung vorliegender Quellen (mit Hilfe spezieller Hilfswissenschaften) erreicht, vor allem aber dadurch, dass den Quellen gegenüber der Deutung ein offenkundiger Vorrang eingeräumt wird. Deutlich ist, dass Hase sich mit dieser straffen 277 Sie kommt auch zum Ausdruck in der Bemerkung Hases über Geschichtsschreibung im Allgemeinen: Es „mag der historische Styl so individuell sein als die Handschrift; am wichtigsten ist, wie Goethe es gefordert und geübt hat, daß die Worte hart hinter den Sachen her sind“ (Ders., Kirchengeschichte auf der Grundlage… [s. Anm. 143], Bd. 1, 9). 278 Vgl. etwa K. HASE, Neue Propheten. Drei historisch-politische Kirchenbilder, hg. von G. KRÜGER, Leipzig 1892 (GW; 5,2), VIII. 70–105. 154–192. 287–304. 279 Hase, Kirchengeschichte, 1886 (s. Anm. 141), 10: „Die durch Danz zuerst in einem Lehrbuche begonnene Mittheilung der Quellen ist durch Gieseler … fortgebildet worden.“ 280 Vgl. etwa: „Alle Sicherheit der Geschichtschreibung ruht … auf eigner Anschauung der Quellen“ (K. HASE, Streitschriften II. Zur Kirchengeschichte [1836], in: D ERS., Theologische Streit- und Zeitschriften, Bd. 1: Theologische Streitschriften, hg. von G. FRANK, Leipzig 1892 [GW; 8,1], 139–260, hier 147). 281 Vgl. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 19–26. Vgl. auch Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 234), 3 f. 282 Vgl. Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 234), 4 f. Vgl. auch Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 24–26.

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

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Tendenz zur Methodisierung und mit klarem Vorrang kritischer Quellenbeurteilung auf ein Niveau der Historiographie heraufgearbeitet hat, das erheblich über dem Verfahren der konfessionell-religiös dominierten Geschichtsschreibung der vorausgegangenen Jahrhunderte steht.283 Der Akzent auf dem Wert der Quellen und ihrer kritischen Bearbeitung rückt Hase bereits in die Nähe des entstehenden Historismus.284 2.2.2.2 Die pragmatische bzw. genetische Rekonstruktion des Geschehenszusammenhangs Als zweiten methodischen Aspekt nennt Hase die pragmatische oder genetische Geschichtsschreibung, bei der es um das Aufdecken des Ursprungs von Ereignissen (der „verborgenen Wurzeln“285 von Begebenheiten) geht, die „Aufstellung der Thatsachen in ihrem ursächlichen Zusammenhange“286. Damit schließt Hase zunächst ausdrücklich an die Geschichtsschreibung der Aufklärung an, die sich ja als ‚pragmatisch‘ bezeichnete, insofern es ihr um die vernünftige Aufdeckung der Kausalbeziehungen zwischen Ereignissen ging.287 Signifikant ist, dass Hase den Begriff ‚pragmatisch‘ durch den Begriff ‚genetisch‘ ersetzte, nämlich von der 6. Auflage 1848 an.288 Methodisch geht es Hase um ein und dasselbe, die rationale Aufdeckung des Ursprungs von Ereignissen durch die Herausstellung ihrer innerweltlichen Kausalbeziehungen.289 Insofern ‚genetisch‘ ein Begriff ist, der in der Philosophiegeschichte des 19. Jahrhunderts Bedeutung gewann, während ‚pragmatisch‘ für das 18. Jahrhundert charakteristisch ist, dürfte sich in der begrifflichen Veränderung sowohl der Abstand spiegeln, den Hase von der Aufklärungshistoriographie gewann, als auch seine Einbindung in den 283

Hase setzt damit Tendenzen der Aufklärungshistoriographie fort, in denen diese sich von der vorangegangenen dezidiert konfessionellen Kirchengeschichtsschreibung (etwa eines Flacius) absetzte. 284 Freilich erschöpfte sich Hases Verständnis von kirchengeschichtlicher Arbeit nicht, wie tendenziell in manchen Zuspitzungen der späteren historistischen Geschichtsschreibung, auf die quellenkritische Untersuchung, sondern maß den beiden anderen Elementen, die gleich dargestellt werden, einen mindestens ebenso wichtigen Anteil zu. Diese Differenz zu späteren Tendenzen historistischer Geschichtsschreibung dürfte zum Ausdruck kommen, wenn Paul Mehlhorn im Jahr 1890 in einer „Erinnerung an den alten Hase“ notierte: Hase habe in seinem kirchenhistorischem Seminar „eingehende Quellenkritik“ nicht in dem Maße betrieben, wie es „heutzutage mehr und mehr zur Regel wird“ (P. MEHLHORN, Zur Erinnerung an den alten Hase, PKZ 37 [1890], Nr. 4 [22. Januar 1890], 86–89, hier 87). 285 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 7. 286 Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 234), 1. 287 Siehe dazu oben S. 173 f. 288 K. H ASE, Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen, Leipzig 6 1848, 1. 289 Vgl. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 7.

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

fortschreitenden zeitgenössischen Diskurs. Eine mit dem Begriffswechsel verbundene sachliche Änderung lässt sich nicht feststellen. Hase betont ausdrücklich die Notwendigkeit der Herstellung dieses Zusammenhanges. Ohne ihn bliebe als Ergebnis der Quellenkritik nur die „roheste Form der Geschichtsschreibung“, „die Chronik, bloße Aufzeichnung von Begebenheiten … wichtig und unwichtig, ohne äußern und innern Zusammenhang“290. Entscheidend ist, dass Hase – und darin ist die klare Abgrenzung zur Aufklärungshistoriographie sichtbar – von allem Anfang an neben der Notwendigkeit des genetischen bzw. pragmatischen Aspektes der Geschichtsschreibung auch klar die Grenzen dieser Methodik bezeichnet. Er kritisiert einen „falschen, übertriebenen Pragmatismus“, der „Alles erklären will“, etwa „aus menschlichen Leidenschaften und selbstsüchtigen Interessen“291. Hier scheint die romantische Kritik an der Aufklärung und ihrer Erklärungssucht hindurch, wofür sich die Polemik Schleiermachers in den „Reden über die Religion“ über die „Alleserklärer“ in der Religion als verwandt nennen lässt.292 Ausdrücklich verweist Hase auf die notwendige Verkennung „des Geheimnisses der Individualität, der Macht des Genius“293, die mit dem Übereifer des Erklärenwollens einhergeht. Verkannt wird die „Macht des Geistes“, nämlich „philosophisch ausgedrückt die sich selbst entwickelnde Idee, oder religiös die göttliche Weltregierung“294. Damit ist bereits zu dem dritten, von Hase als notwendig angesehenen methodischen Aspekt übergeleitet. 2.2.2.3 Die philosophische bzw. theologische Deutung des rekonstruierten Geschehens in Beziehung zum religiösen Geist Als dritten methodischen Aspekt wissenschaftlicher kirchengeschichtlicher Arbeit nennt Hase die philosophische oder theologische Geschichtsdeutung, in der sich der dezidiert theologische Charakter der Kirchengeschichte verwirklicht,295 aber zugleich die individuelle Leistung des Kirchenhistorikers am stärksten in den Vordergrund rückt. Bei diesem methodischen Aspekt 290

Ebd., 6. Ebd., 7. 292 Vgl. F. SCHLEIERMACHER, Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern (1799), in: DERS., Schriften aus der Berliner Zeit 1796–1799, hg. von G. MECKENSTOCK, Berlin / New York 1984 (Kritische Gesamtausgabe; I,2), 185–326, hier 253 f. 293 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 7. 294 Ebd., 7. Hase könnte mit dieser Formulierung etwa auf Fichte anspielen, vgl. J. G. FICHTE, Über den Grund unseres Glaubens an eine göttliche Weltregierung (1798), in: Fichtes Werke, hg. von I. H. FICHTE, Nachdruck Berlin 1971 (Sämtliche Werke; 5), 177– 189. 295 Vgl. Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 234), 1 bzw. Ders., Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 7. 291

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geht es um ein ‚tieferes Verständnis‘ der kritisch ausgemittelten und pragmatisch verbundenen Ereignisse in ihrer Beziehung zum religiösen Geist. Dabei liegt aber – wie gleich zu zeigen sein wird – alles an der schöpferischen Arbeit des die Geschichte mit seiner Deutung durchdringenden Historikers.296 In seiner späten „Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen“ hat Hase den Geschichtsschreiber daher mit dem Propheten Ezechiel verglichen, „der durch ein Feld voll Todtengebeine geht, hinter ihm rauscht das erwachende Leben, er der rückwärtsgekehrte Prophet.“297 Hase meint, dass sich die Geschichtsschreibung nicht in der Mitteilung von Fakten und der Anhäufung von gelehrtem Wissen erfüllt,298 die nur eine Stoffsammlung ist, sondern nur in einer Darstellung des vom göttlichen Geiste gewirkten Lebens und seiner mannigfachen Äußerungen. Der Historiker

296 Vgl. auch Meinhold, Die Geschichte der kirchlichen Historiographie, Bd. 2 (s. Anm. 165), 233. An anderer Stelle hat Hase in einem Brief zur Arbeitsweise des Kirchenhistorikers geäußert: Dort heißt es, zwei Dinge gehörten zu einem Geschichtsschreiber: „de[r] rechte… Fleiß der Forschung in den Urkunden und de[r] poetische… Sinn, um den ausgegrabenen Stoff in das rechte Geschick zu bringen“ (K. H ASE, Dein Alter sei wie deine Jugend. Briefe an eine Freundin, hg. von O. VON HASE, Leipzig 1920, 63). 297 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 9. Dieser Satz Hases greift einen Spruch Friedrich Schlegels aus den ‚Fragmenten‘ auf: „Der Historiker ist ein rückwärts gekehrter Prophet“ (F. SCHLEGEL, Fragmente, in: DERS., Charakteristiken und Kritiken I [1786–1801], hg. und eingel. von H. EICHNER, München / Paderborn / Wien 1967 [Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe; Abt. 1, Bd. 6], 176 [Nr. 80], ursprünglich in: Athenäum. Erster Band. Zweites Stück, Berlin 1798, 196). Man könnte ihn freilich auch als (implizite) theologische Parallele zu Georg Wilhelm Friedrich Hegels (1770– 1831) Ausspruch von der „Eule der Minerva“ deuten, die „erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug“ beginnt. Von ihr sprach Hegel in der Vorrede der 1821 verfassten „Grundlinien der Philosophie des Rechts“ (vgl. G. W. F. HEGEL, Grundlinien der Philosophie des Rechts oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundrisse. Mit Hegels eigenhändigen Notizen und den mündlichen Zusätzen, ediert von E. MOLDENHAUER / K. M. MICHEL, Frankfurt a. M. 7 2002 [stw; 607], 28). In seinem Vergleich der Philosophie mit dieser Eule drückte Hegel die Rückschau des philosophischen Geschichtsdeuters und damit das Verhältnis der Philosophen zur gesellschaftlichen Wirklichkeit aus. Die Erkenntnis gesellschaftlicher Verhältnisse ist nur ex post möglich, also nachdem sich ihre Wirklichkeit entfaltet hat. 298 Ob man daraus eine „Ablehnung der historischen Detailarbeit, die hinter die Anschauung vom Gesamtverlauf der Kirchengeschichte zurückzutreten hat“ (Meinhold, Die Geschichte der kirchlichen Historiographie, Bd. 2 [s. Anm. 165], 231) ablesen darf, wie dies Meinhold tut, ist sehr fraglich. Denn Hases Interesse gilt ja gerade dem Individuellen, insofern auch dem Detail der Geschichte, und nicht zuerst der Konsistenz eines dogmatisch konstruierten Geschichtsablaufs, wie an der Abgrenzung gegen Baur klar zu sehen ist; siehe dazu unten Teil E, S. 323–341.

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

setzt daher die geschichtlichen Tatsachen zum religiösen Geist in Beziehung, der sich als etwas Gegebenes in ihnen ausdrückt.299 Durch diesen methodischen Aspekt wird die Kirchengeschichtsschreibung für Hase nun aber zum „Selbstbewusstsein des religiösen Geistes in allen seinen Gestalten“300. Der religiöse Kirchengeschichtsschreiber erkennt in den Gestalten und Ereignissen der Kirchengeschichte individuelle Erscheinungsformen des religiösen Lebens, das Christus gestiftet hat und wahres Menschsein ausmacht.301 Zu dieser Erkenntnis kann er aber nur dadurch kommen, dass dieser Geist den Kirchenhistoriker selbst bestimmt.302 Hase notiert: „Das theologische Verständniß ist … religiös, wiefern eine gewisse Theilnahme am religiösen Geiste dazu gehört um seine Thaten zu verstehn.303 Man kann also sagen: Kirchengeschichtsschreibung ist für Hase das Selbstbewusstsein des religiösen Geistes in allen seinen Gestalten, insofern der durch diesen Geist bestimmte Kirchenhistoriker denselben in der Kirchengeschichte (in individuellen Realisierungsgestalten) wiederzuerkennen vermag.304 Außer Frage steht, dass Hases Kirchengeschichtsschreibung mit der Betonung der Notwendigkeit dieses methodischen Aspektes idealistisch beeinflusst ist. Die Spezifik dieser Diagnose lässt sich noch durch zwei weitere Punkte erhöhen, erstens indem die Voraussetzung betrachtet wird, durch die nach Hase eine solche idealistische Deutung möglich wird, und zweitens durch die Erörterung des Verhältnisses, in welchem Hase seine Methodik der idealistischen Durchdringung der Kirchengeschichte zu anderen derartigen Versuchen sieht. Zu dem ersten Punkt ist zu bemerken, dass Hase als Basis religiösphilosophischer Deutung die Einfühlung in die fremde Individualität postuliert. Ein Menschenleben, eine dem Geschichtsschreiber zunächst fremde Individualität, werde nicht durch äußerliche Beschreibung verstanden, sondern 299

Vgl. Hase, Kirchengeschichte, 1858 (s. Anm. 252), 1. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 8. 301 Vgl. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 8. Hundinger fasst die Auffassung Hases so zusammen: Die „Ereignisse werden eben dadurch kirchenhistorisch, daß sie Erscheinungen dieses Geistes sind, Entwickelungen oder Verirrungen, beides meist gemischt“ (Hundinger, Karl August von Hase als Kirchengeschichtschreiber [s. Anm. 140], 162). 302 Hase notiert weiter: „Sonach kommt es zum tiefern Verständniß erst durch diesen Geist, der in uns ist. Wir nennen es theologisch, weil die höchste Aufgabe der Theologie als Wissenschaft ist, dieses Selbstbewußtsein des religiösen Geistes in allen seinen Gestalten zu werden“ (Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… [s. Anm. 143], Bd. 1, 7 f). 303 Ebd., 8. 304 Es ist zu konstatieren, dass Hase in seinen Schriften nicht begrifflich scharf zwischen ‚religiösem Geist‘, ‚Geist‘ in einem allgemeineren Sinne und dem ‚Heiligen Geist‘ unterscheidet. Die oben im Zusammenhang der Fundierung der Religionstheorie aufgezeigte Verhältnisbestimmung von Gott und Mensch legt nahe, dass Hase hier wohl auch sachlich nicht scharf von einander trennen wollte. 300

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dadurch, „daß wir uns hineindenken in sein individuelles Wesen, dadurch er verschieden ist von allen andern Menschen, daß wir von diesem Centrum aus betrachten, wie seine Zeit auf ihn, er auf seine Zeit gewirkt hat, und wir so sein inneres Leben miterleben, es geistig nacherleben.“305 Diese postulierte Grundlage der idealistischen religiös-philosophischen Deutung der Geschichte zeigt Berührungen Hases mit einer Reihe zeitgenössischer Positionen. In der Betonung des intuitiven Moments des Einfühlens in die fremde Individualität scheint sich Hase mit Humboldt und dessen Überlegungen zur Geschichtswissenschaft zu berühren, allgemeiner ausgedrückt mit Einflüssen der Romantik.306 Eberhard Pältz erkennt in Hases Thesen eine mit Schleiermacher verbundene ‚personale Geschichtsbetrachtung‘307. Seine Position berührt sich hier mit dem Aspekt des ‚Divinatorischen‘ in Schleiermachers Hermeneutik.308

305

Hase, Geschichte Jesu, 1876 (s. Anm. 139), 3 (Kursivierung M. H.). Vgl. etwa den bereits oben S. 183, Anm. 72 erwähnten Aufsatz Humboldts „Über die Aufgabe des Geschichtsschreibers“ von 1821. Entscheidend sind die folgenden Formulierungen Humboldts: „Jedes Begreifen einer Sache setzt, als Bedingung seiner Möglichkeit, in dem Begreifenden schon ein Analogon des nachher wirklich Begriffenen voraus, eine vorhergängige, ursprüngliche Uebereinstimmung zwischen dem Subject und Object. … Bei der Geschichte ist diese vorgängige Grundlage des Begreifens sehr klar, da Alles, was in der Weltgeschichte wirksam ist, sich auch in dem Innern des Menschen bewegt“ (Humboldt, Über die Aufgabe des Geschichtsschreibers [s. Anm. 72], 586 f). 307 Pältz bezieht sich dabei auf den Satz Hases, dass eine rechte kirchenhistorische Darstellung nur durch „treue Aufnahme des Geschehenen in das Bewußtsein des Geschichtsforschers und durch lebendige Wiedererzeugung aus demselben“ (Hase, Kirchengeschichte, 1848 [s. Anm. 288], 2) entstehe; vgl. E. H. P ÄLTZ, ‚Für Recht und Freiheit‘, ‚Aufrichtigkeit und Treue‘. Zum Lebenswerk und Vermächtnis des Jenaer Theologen Karl August von Hase (1800–1890), in: VORSTAND DES FAMILIENVERBANDES VON HASE (Hg.), Beiträge zur Hase’schen Familiengeschichte, Bd. 1, Mainz 1994, 9–46, hier 39. 308 Schleiermacher etablierte im 19. Jahrhundert die Hermeneutik als wissenschaftliche Methode. Er hat aus der Analyse des Verstehens eine allgemeine Hermeneutik als ‚Kunstlehre des Verstehens‘ entwickelt, die vor speziellen Hermeneutiken steht (vgl. F. S CHLEIERMACHER, Über den Begriff der Hermeneutik. Erste Abhandlung, in: D ERS ., Akademievorträge, hg. von M. RÖSSLER, Berlin / New York 2002 [Kritische Gesamtausgabe; I,11], 599–621). Für ihn ist ‚Verstehen‘ ein Reproduktionsakt, bei dem das Divinatorische, d. h. das Moment des Ahnens, eine entscheidende Rolle spielt, nämlich dass „der Ausleger sich in die ganze Verfassung des Schriftstellers möglichst hineinversetzt“ (ebd., 612). Schleiermacher spricht auch von ‚divinatorischer Gewissheit‘ (ebd., 612) und ‚divinatorischer Aneignung‘ (ebd., 613). – Vgl. dazu auch den Satz von Friedrich Schlegel: „Das innerste Prinzip der Historie ist die Divination“ (F. SCHLEGEL, Philosophische Lehrjahre: 1796–1806; nebst philosophischen Manuskripten aus den Jahren 1796–1828. Erster Teil, hg. von E. BEHLER, Darmstadt 1963 [Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe; Abt. 2: Schriften aus dem Nachlaß; Bd. 6], 297 [Fragment 1224]). Zum Verstehen als ‚Divination‘ bei Schlegel und Schleiermacher vgl. J. ZOVKO, Verstehen und Nichtverstehen bei Friedrich Schlegel. Zur Entstehung und Bedeutung seiner hermeneutischen Kritik, 306

236

C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

Zum zweiten Punkt ist – wie schon für den vorangegangenen methodischen Aspekt – auf eine charakteristische Veränderung in der Bezeichnung zu blicken, die wiederum ihren Hintergrund in der Abgrenzung zu anderen Auffassungen zu haben scheint. Während Hase in der ersten Auflage 1834 von ‚philosophischer Geschichtsbetrachtung‘ sprach,309 nannte er sie ab der 2. Auflage 1836 ‚theologisch‘.310 Diese Änderung scheint verbunden mit Hases Auseinandersetzung mit Hegelschülern in der Historiographie, namentlich mit Ferdinand Christian Baur.311 Denn offenkundig sieht Hase den Terminus der ‚philosophischen Geschichtsbetrachtung‘ diskreditiert durch den, wie er pointiert urteilt, „Mißbrauch, den einige Anhänger der Hegelschen Philosophie damit getrieben haben, indem sie die Geschichte nach ihrer Logik construirten, als habe Alles so kommen müssen, insgemein durch Einpressung der Thatsachen in das Procrustesbett der Thesis, Antithesis und Synthesis.“312 Mit seiner Bestimmung des dritten Methodenschritts der religiös-philosophischen Deutung der Ereignisse sieht sich Hase selbst im offenen Gegensatz zu der von Baur vertretenen Geschichtsauffassung, die auf der Philosophie Hegels beruht. 2.2.3 Die Grundlagen der Strukturierung des kirchenhistorischen Stoffs in seiner Mannigfaltigkeit Nachdem die drei methodischen Teilaspekte dargelegt worden sind, die Hase als für die wissenschaftliche Kirchengeschichtsschreibung unverzichtbar erachtet, gilt es nun, die daraus folgende bzw. ihr verbundene Weise der Auswahl und Strukturierung des durch die Anwendung der Methoden in ihrer Verschränkung gewonnenen Stoffes zu analysieren. Prinzipiell ist der durch die Methodik zu gewinnende Stoff für eine Darstellung nahezu unendlich, d. h. in seiner Menge bis über das Maß des Handhabbaren steigerbar, aber auch in seiner Mannigfaltigkeit nicht auf Anhieb übersehbar. Die Menge und Mannigfaltigkeit des methodisch zu gewinnenden kirchenhistorischen Stoffes verlangen nach Auswahl und Strukturierung des Stoffes, weil nur so zu einer lesbaren Darstellung zu gelangen ist. Sofern Stuttgart Bad Cannstatt 1990 (Spekulation und Erfahrung, Abt. 2, Untersuchungen; 18), 158–164 u. ö. 309 Vgl. Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 234), 1. 310 Vgl. K. HASE, Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen, Leipzig 2 1836, 2. 311 Siehe dazu unten Teil E, S. 323–341, aber auch Teil F, S. 359–361. 312 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 8. Fuß urteilt dazu: „Hase wehrt sich gegen alle Schematisierung des historischen Stoffes, in die die Quellen und ihre Tatsachen von anderen Forschen oft hineingezwungen werden. … Damit steht er beispielsweise im Gegensatz zu der von der Aufklärung geübten Geschichtsschreibung und auch zu der von Hegel angeregten“ (Vgl. Fuß, Die Auffassung des Lebens Jesu [s. Anm. 137], 38 f).

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

237

Kirchengeschichte wissenschaftlich ist, müssen Auswahl und Strukturierung freilich selbst überindividuell nachvollziehbar sein. Der Vorgehensweise Hases wird nun in ihren beiden Anteilen nachgegangen. 2.2.3.1 Das sogenannte ‚Repräsentativsystem‘ als spezifische Leitmethode der Auswahl für die Darstellung An erster Stelle ist das auch in der bisherigen Literatur von Anfang an als für die Kirchengeschichtsschreibung Hases schlechterdings charakteristisch erachtete sogenannte ‚Repräsentativsystem‘ der Darstellung zu nennen, 313 das auf Hases Hochschätzung des Individuellen ruht und sich in seiner Bevorzugung der Darstellungsform der Biographie auswirkt. Das Repräsentativsystem wurde auch von den Zeitgenossen und fachlichen Konkurrenten als Spezifikum der Kirchenhistoriographie Hases erkannt. Entsprechend musste er es mehrfach gegen Angriffe verteidigen, etwa gegen Hasse314 und Baur.315 Zu erinnern ist in diesem Zusammenhang erstens daran, dass für Hase die Erfassung von Geschichte im Medium von Individualität überaus charakteristisch ist, weil er, wie oben herausgestellt, sich Geschichte überhaupt nur in der Mannigfaltigkeit individuellen Lebens realisieren sieht.316 Mit der Betonung des Wertes der Individualität steht Hase in enger Beziehung zur Romantik, zu Herder und Schleiermacher, in der Kirchengeschichtsschreibung zu Neander.317 Die Hochschätzung der Individualität bei Hase resultiert, wie in der philosophisch-theologischen Grundlegung gezeigt, aus seinem Verständnis der Geschichte als unendliche Mannigfaltigkeit lebendigen Werdens. „Nur das Werdende ist Gegenstand der Geschichte, im höhern Sinne die Entwicklung menschlichen Lebens. … Das in sich Verharrende 313

Vgl. etwa: Hase wandte „zur anschaulichen Darstellung ein besonderes Verfahren an, das ihn von allen anderen früheren und gleichzeitigen Kirchenhistorikern unterscheidet, das sogenannte Repräsentativsystem“ (Hundinger, Karl August von Hase als Kirchengeschichtschreiber [s. Anm. 140], 170); „Wie Spittler und noch mehr als er ist Hase ein ausgezeichneter Vertreter des Repräsentativsystems und der Geschichtsschreibung“ (G. KRÜGER, Hase, Karl August von, RE3 7 [1899], 453–461, hier 460); „Für den akademischen Vortrag der Kirchengeschichte erweitert Hase Neanders biographischindividuelle Sicht der Kirchengeschichte, indem er den Geist und die bestimmenden Kräfte einer Epoche in den Repräsentanten des Geistes der Zeit zu erfassen“ sucht (Pältz, ‚Für Recht und Freiheit‘ [s. Anm. 307], 40). 314 Vgl. K. HASE, Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen, Leipzig 3 1837, XI–XIII. 315 Vgl. K. HASE, Die Tübinger Schule. Ein Sendschreiben an Herrn Dr. Ferdinand Christian von Baur, in: DERS., Theologische Streit- und Zeitschriften, Bd. 1: Theologische Streitschriften (s. Anm. 280), 415–482, bes. 459–482. 316 Vgl. dazu auch Jaeger, Nationalliberale Geschichtstheologie (s. Anm. 53), 141. 317 Vgl. etwa G. UHLHORN, Neander, August, RE3 13 (1903), 679–687, bes. 684–686.

238

C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

oder das gleichmäßig Wiederkehrende hat keine Geschichte.“318 Die geschichtliche Bewegung verläuft nur „in der reichsten Mannigfaltigkeit des individuellen Lebens“; in der Kirchengeschichte sind „freie Individuen und Völker“ die „Organe des christlichen Geistes“319. Aus diesem Grunde erkennt Hase von vornherein die Pluralität im Feld der Geschichte an.320 Zweitens ist zu notieren, dass Hase zwar diese grundlegende Pluralität und Individualität anerkennt, aber gleichwohl eine bestimmte Prägung von Zeitaltern postuliert, und zwar so, dass sich die Prägung der Individuen und des Zeitalters, in dem sie leben, wechselseitig bedingen.321 Hase behauptet, dass sich in den Individuen „zwar das Bewußtsein ihrer Zeit … darstellt und ihr Werk … vollzieht, aber in allem Reichtum der Individualitäten“322. Mit „unwiderstehlicher Gewalt drückt einem jeden, selbst im Kampfe wider das, was er den Zeitgeist nennt, das Zeitalter sein Gepräge auf, und die vom einzelnen Menschenwillen unabhängige Entwickelung der Ideen und Institutionen macht grade die Mächtigsten über ein Zeitalter wollend oder nicht wollend zu ihren Trägern.“323

Drittens ist festzuhalten, dass der besonderen Wertschätzung Hases, die er der Individualität entgegenbringt, die Biographie als bevorzugte Darstellungsform entspricht.324 Bernd Jaeger urteilt: „Die biographische Darstellung einzelner Persönlichkeiten als Repräsentanten größerer Geschehenszusammenhänge und Epochen entsprach Hases historiographischem Programm der Erfassung von Geschichte im Medium der Individualität.“ 325 Die Bevorzugung der literarischen Gattung der Biographie lässt sich in Hases Werken besonders an den kleineren Formen seiner Wissenschaftspublizistik, die vorrangig biographisch orientiert sind, aber auch an dem Vorrang der Personen in seinen großen Darstellungen nachvollziehen. 326 318

Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 6. K. H ASE, Kirchengeschichte. Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 101877, 2. 320 Vgl. Pältz, ‚Für Recht und Freiheit‘ (s. Anm. 307), 38. 321 Zum Verhältnis von Menschheit und Individuum vgl. auch Fuß, Die Auffassung des Lebens Jesu (s. Anm. 137), 52–55. 322 Hase, Die Tübinger Schule (s. Anm. 315), 461. 323 Hase, Kirchengeschichte, 1858 (s. Anm. 252), VII f. Vgl. auch folgende Äußerung: „Fast in jeder Zeit trägt der Einzelne, zumal ein bedeutender Mensch die Farbe seiner Zeit, er ist ihr meist ähnlicher als seinem Vater und seiner Mutter“ (Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… [s. Anm. 143], Bd. 2, 200). 324 Aufschlussreich für das Verständnis Hases sind seine Ausführungen im „Leben Jesu“, vor allem der Paragraph zum „Begriff der Biographie“, vgl. Hase, Leben Jesu, 1829 (s. Anm. 138), 13 f. 325 Jaeger, Nationalliberale Geschichtstheologie (s. Anm. 53), 131. 326 Man kann vermuten, dass nicht nur die autobiographischen Arbeiten Hases, sondern auch das über seine gesamte Lebenszeit geführte Tagebuch mit diesem Akzent verbunden sind. – Vgl. auch die von Hase notierte Forderung an moderne Biographien, nicht die „bestimmte Person und ihr Jahrhundert zu schildern, sondern das Jahrhundert 319

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

239

Mit der Hochschätzung der Form der Biographie setzt sich die Nähe Hases zu romantischen Auffassungen fort,327 denn die Romantik stand nicht nur für Individualisierung, sondern war auch das Zeitalter der Biographie, das sich für individuelle Lebensgeschichtsschreibung besonders interessierte.328 Als konkrete Auswirkung der drei genannten Punkte lässt sich nun viertens das genannte Repräsentativsystem in seiner Funktion und Bedeutung für Hases Kirchengeschichtsschreibung näher erhellen. Die bereits von seinem Schüler Gustav Frank an Hase hervorgehobene „Freude an markanten Individualitäten als Repräsentanten ihres Zeitalters“329 ruht nämlich auf den genannten Auffassungen. Hase spricht sich gegen eine Form der kirchengeschichtlichen Darstellung aus, wie sie sich „in den gewöhnlichen Lehrbüchern findet, wenn z. B. … Seitenlang nur Namen stehn mit nichts als einem Kreuze und einer Jahreszahl angethan, so daß es einen Anblick giebt, wie auf einem Herrnhutischen Gottesacker statt der reichen Mannigfaltigkeit des individuellen Lebens.“330 Dieser „unnötige Ballast“331 darf nach seiner Auffassung nicht mehr mitgeführt werden. An seiner Stelle muss eine solche Auswahl stattfinden, dass ein dargestelltes Ereignis oder eine dargestellte Person ihre Zeit symbolisiert.332 Darin besteht das Repräsentativsystem in der Geschichtsschreibung. Carl Lamb charakterisiert es folgendermaßen: nur, wiefern sich’s in dieser historischen Person darstellt“ (K. H ASE, Rez. Moritz, Herzog und Kurfürst zu Sachsen. Eine Darstellung aus dem Zeitalter der Reformation, NJALZ 1 [1842], Nr. 10 [12. Januar 1842], 42–44; Nr. 11 [13. Januar 1842], 45–48; Nr. 13 [15. Januar 1842], 53 f. Hier zitiert nach: DERS., Rez. Moritz von Sachsen, in: DERS., Theologische Streit- und Zeitschriften, Bd. 2: Theologische Ährenlese, hg. von G. FRANK, Leipzig 1892 [GW; 8,2], 157–174, hier 169). 327 Die Beziehung zur romantischen Geschichtsauffassung in diesem Punkt betont auch Bernd Jaeger, vgl. DERS., Karl von Hase. Ideale und Irrtümer, in: E. HERMS / J. RINGLEBEN (Hg.), Vergessene Theologen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, Göttingen 1984 (GTA; 32), 149–154, hier 150. 328 Nowak spricht von einem „Überschießen des Lebensgeschichtlichen“ (K. NOWAK, Biographie und Lebenslauf in der Neueren und Neuesten Kirchengeschichte, VuF 39 [1994], 44–62, hier 45). Vgl. zum ganzen auch ebd., 60–62. 329 G. FRANK, Hase, Karl August von, ADB 50 (1905), 36–47, hier 43. 330 Hase, Kirchengeschichte, 1837 (s. Anm. 314), XII. 331 Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 234), X. Hase spricht auch von der „Menge todtgeborener Kleinigkeiten“ (ebd., VI). 332 Hase bringt hier ein Zitat Shakespeares an: „So gilt noch immer jener Prolog Shakespeare’s: Ich bitt’ euch, nehmt die paar fechtende Komödianten für eine Schlacht!“ (Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 11), das in den Schriften Shakespeares allerdings so nicht nachgewiesen werden konnte. Vgl. aber einen ähnlichen Gedanken im Prolog des Chorus in „König Heinrich V.“: „Ergänzt mit den Gedanken unsre Mängel, / Zerlegt in tausend Teile einen Mann / Und schaffet eingebild’te Heereskraft. / Denkt, wenn wir Pferde nennen, daß ihr sie / Den stolzen Huf seht in die Erde prägen. / Denn euer Sinn muß unsre Kön’ge schmücken: / Bringt hin und

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

Es zielt darauf, „Ideen durch Tatsachen darzustellen, in denen sie enthalten sind, und das Gewirr der Ereignisse wie der Personen dadurch zu einer deutlichen Anschauung zu bringen, daß einzelne Personen und Ereignisse an der Stelle vieler anderer herausgegriffen werden mit diesem repräsentativen Charakter.“333

Hase ist der Ansicht, dass man gerade dadurch „zu einer vollen Anschauung jedes Zeitalters“ kommt, wenn es „im Leben einzelner Männer desselben aufs genauste angeschaut wird“334. Die bisher herausgearbeiteten Ansichten Hases von dem Zusammenhang von Geschichte und Individualität auf der einen Seite und der wechselseitigen Bestimmung von Individuum und Zeitalter auf der anderen Seite wirken sich im Repräsentativsystem also darin aus, dass nach Hases Vorstellung die „concrete Darstellung einzelner hoher Gestalten einer Zeit“335 das Zeitalter in seiner Charakteristik am besten zu erhellen vermag.336 Aufschlussreich ist, welches Kriterium Hase für die dazu nötige Auswahl von Personen und Ereignissen angibt. Er nimmt aus der Fülle des Stoffes nur das insofern ‚Bedeutsame‘ in die Darstellung auf, als es sich um eine sichtbare und charakteristisch individuelle Ausprägung des christlich-religiösen Lebens handelt. Anstelle des Allgemeinen und Unbestimmten, das sich selbstverständlich in jedem Zeitalter findet (gewissermaßen der unauffällige ‚Durchschnitt‘) fokussiert Hase „das Individuelle und Bestimmteste jedes Zeitalters“337. Wenn Hase notiert, nur solche Ereignisse aufzunehmen, in denen das Werden der Kirche zur Darstellung komme, nicht aber „was nie wahrhaft gelebt hat“338, so erschließt sich aus diesem Gegensatz das letztlich

her sie, überspringt die Zeiten, / Verkürzet das Ereignis manches Jahrs / Zum Stundenglase. Daß ich dies verrichte, / Nehmt mich zum Chorus an für die Geschichte, / Der als Prolog euch bittet um Geduld: / Hört denn und richtet unser Stück mit Huld“ (W. SHAKESPEARE, König Heinrich V., in: DERS., Sämtliche Werke. Historien, hg. von A. SCHLÖSSER, Berlin / Weimar 1989 [Sämtliche Werke in vier Bänden; 3], 385–491, hier 389). 333 Lamb, Die Eigenart Karl von Hases als Kirchengeschichtschreibers (s. Anm. 265), 781. 334 Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 234), VI f. 335 Ebd., VI f. 336 Ganz entsprechend lobt Hase in der Rezension von Schmidts Handbuch die dargestellten „Einzelheiten“, die „uns das ganze Zeitalter in seinen höchsten Repräsentanten aufs anschaulichste darstellen. Diese individuellen Züge sind es, für die wir dem Verfasser jeden möglichen Raum zugestehen“ (K. H ASE, Rez. J. E. Ch. Schmidt, Handbuch der christlichen Kirchengeschichte, TLAKZ 1836, Nr. 61 [20. Mai 1836], 481–487, hier zitiert nach: DERS., Rez. Schmidt, Handbuch der christlichen Kirchengeschichte …, in: Ders., Theologische Streit- und Zeitschriften, Bd. 2: Theologische Ährenlese [s. Anm. 326], 51–59, hier 58). 337 Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 234), IV. Vgl. dazu auch Nigg, Die Kirchengeschichtsschreibung (s. Anm. 109), 180 f. 338 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 10 f.

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

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waltende Kriterium: Wahrhaft gelebt hat, was wahrhaft individuell ist. Das Maß des Charakteristischen erscheint als entscheidendes Auswahlkriterium. An dieser Basis der kirchengeschichtlichen Darstellung Hases haben Urteile einen Anhalt, die seine Kirchenhistoriographie eine ästhetisierende Tendenz zuschreiben. Beispielsweise hat Walter Nigg geurteilt, die Kirchengeschichte sei für Hase „ein großartiges und ästhetisches Schauspiel, das er [Hase, M. H.] unter Einsatz seiner ganzen künstlerischen Fähigkeit darzustellen versucht.“339 Die eben herausgehobenen Kategorien des Charakteristischen, Individuellen und Interessanten hält Nigg für Ausdrucksformen der Ästhetisierung. Auch Werner Elert schrieb in seiner Arbeit zur Theologiegeschichte des 19. Jahrhunderts Hase einen solchen Zug zu.340 Bei all diesen Urteilen läuft die darauf fußende geistesgeschichtliche Verortung Hases auf eine Nähe zur Romantik hinaus. Hase rückte (auch mit seiner Betonung des intuitiven Einfühlens) die Geschichtsschreibung in die Nähe einer künstlerischen Fähigkeit, typisch für die Romantik war es aber, „die Wissenschaft in Kunst und die Kunst in Wissenschaft [zu] verwandeln.“341

Blick man zurück, so lässt sich fünftens im Sinne eines Zwischenfazits zum Repräsentativsystem festhalten: Die Leitmethode der idealistisch orientierten Geschichtsschreibung Hases ist die Darstellung des Allgemeinen im Besonderen.342 Gegenüber den Anschauungen, die dem Repräsentativsystem zu Grunde liegen – die Hase auch explizit formulierte: Kirchengeschichte wird „nur durch Einzelnes als Sinnbild des Allgemeinen anschaulich“343 – wurde von Zeitgenossen der Vorwurf erhoben, dass er in seinem Interesse an Individualität vor der Allgemeinheit des philosophischen Gedankens fliehe.344 Bereits von der Anlage der Darstellung ist gegen diese Kritik zu sagen, dass Hase sehr wohl in seine am Individuellen orientierten Darstellung Reflexionen und allgemeine Betrachtung einfügt, sich also nicht im Stoff verliert. So stellt er beispielsweise in seinen Überblicksdarstellungen zur Kirchengeschichte der Darstellung der einzelnen Zeitalter 339

Nigg, Die Kirchengeschichtsschreibung (s. Anm. 109), 192. Vgl. W. ELERT, Der Kampf um das Christentum. Geschichte der Beziehungen zwischen dem Evangelischen Christentum in Deutschland und dem allgemeinen Denken seit Schleiermacher und Hegel, München 1921, 126–129. Auch der Kieler Kirchenhistoriker Ernst Wilhelm Möller (1827–1902) bewertet: „Die ästhetische Betrachtung der religiösen Erscheinungen spiegelt sich in der von ihm [Hase, M. H.] mehr und verständnissvoller, als von den meisten zünftigen Theologen herangezogenen Kunst und weltlichen Literatur“ (W. MÖLLER, Lehrbuch der Kirchengeschichte, Bd. 1, Freiburg i. Br. 1889, 14). 341 Nigg, Die Kirchengeschichtsschreibung (s. Anm. 109), 192. Zur Ästhetisierung des Historischen vgl. auch die Ausführungen Stephans zu Herder: Stephan, Herder in Bückeburg (s. Anm. 6), 195 f. 342 Vgl. Hase, Kirchengeschichte, 1837 (s. Anm. 314), XII. Vgl. dazu auch Meinhold, Die Geschichte der kirchlichen Historiographie. Bd. 2 (s. Anm. 165), 231. Ähnlich auch Nigg, Die Kirchengeschichtsschreibung (s. Anm. 109), 180 f. 343 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 201. 344 Dieser Vorwurf wurde insbesondere von an Hegel orientierten Theologen geäußert, so von Ferdinand Christian Baur; siehe dazu unten Teil F, S. 359 f. 340

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

reflektierende Abschnitte voran.345 Carl Lamb hebt ausdrücklich die „Ideen, Übersichten und leitenden Gesichtspunkte“ hervor, „durch welche der Gang der Geschichte im großen und ganzen, der innere Zusammenhang des einzelnen, der allgemeine Fortschritt der Bewegung“346 sichtbar gemacht wird. Über die Anlage der Darstellung hinaus ist aber vor allem einzuwenden, dass Hase gerade darauf zielt, das Allgemeine und das Besondere „in Eins zu fassen wie Leib und Seele“ und genau darin seine persönliche „Idee der Geschichtschreibung ausgeführt“347 sieht. Er notiert pointiert: „Denn die Geschichte ohne den Gedanken wäre freilich eine chaotische Masse, aber warum sollte der allgemeine Gedanke, dieses Resultat des Denkgesetzes einerseits, eine Abstraction aus den Thatsachen andererseits, sich breit machen in der Geschichtschreibung, welche das Allgemeine im Besonderen, das Abstracte im Concreten darzustellen hat, wie es in der Wirklichkeit gewesen ist.“348

Von daher ist auch einer These Bernd Jaegers zu widersprechen, der hinsichtlich des Verhältnisses von philosophisch-theologischer Grundlegung der Kirchengeschichtsschreibung zu ihrer praktischen Ausführung formuliert hat: „Gegenläufig zu diesem Deutungsansatz stellt sich die materiale Ausführung weithin nur als Schilderung kirchengeschichtlicher Einzelpersönlichkeiten und Einzelereignisse dar. Doch qualifiziert sie sich dadurch nicht als ein bloß antiquarischen Interessen folgender Rückgriff auf vergangene Zeiten.“349

Vielmehr steht Hase gerade in der Konzentration auf historische Einzelpersönlichkeiten ganz und gar auf dem Boden seiner dogmatischen Ekklesiologie, weil die Kirche eben die Gemeinschaft von Individuen ist, in denen sich das von Christus ausgehende religiöse Leben realisiert. Hases Konzentration auf die Individuen ist kein Gegensatz, sondern eine notwendige Folge seiner theologisch-philosophischen Grundlegung. 2.2.3.2 Die Periodisierung der Kirchengeschichte auf der Grundlage der Protestantismustheorie Neben den Überlegungen zur Auswahl des Stoffs auf der Grundlage des Repräsentativsystems legt Hase auch solche zu seiner Strukturierung und seiner Untergliederung vor, durch die zu einer Darstellung zu gelangen ist.

345 346

Vgl. Hase, Kirchengeschichte, 1837 (s. Anm. 314), XII. Lamb, Die Eigenart Karl von Hases als Kirchengeschichtschreibers (s. Anm. 265),

783. 347

Hase, Die Tübinger Schule (s. Anm. 315), 460. Ebd., 460. Hase spielt hier wohl auf das berühmte Diktum Rankes an, der zeigen wollte, ‚wie es eigentlich gewesen ist‘ (siehe dazu oben S. 182, bes. Anm. 66). 349 Jaeger, Nationalliberale Geschichtstheologie (s. Anm. 53), 132. 348

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

243

Erstens ist hier festzuhalten, dass Hase eine Strukturierung des Stoffes durch seine Periodisierung für eine notwendige Maßnahme hält, um eine klare Anschauung zu gewinnen, also überhaupt zu einer lesbaren Darstellung zu gelangen. Die dazu gehörende Grundüberzeugung Hases lautet: „Nur das irgendwie Begrenzte gewährt klare Anschauung.“350 Diese Überzeugung entspricht übrigens in gewissem Sinne dem dargelegten Verständnis von Kirchengeschichte, denn ihm liegt zu Grunde, dass sich der religiöse Geist (die unendliche Idee) nur in einer konkreten (also notwendig begrenzten) Realisierungsgestalt verwirklicht. Fassbar und darstellbar ist das unendliche religiöse Leben nur im Endlichen und Begrenzten. Zweitens ist zu notieren, dass Hase die konkrete Gestalt der von ihm als richtig angesehenen Strukturierung des Stoffes als Verschränkung einer zeitlichen und einer sachlichen Ordnung entwirft.351 Dabei fordert er aber die prinzipielle Flexibilität jeder Gliederung, die unter stetiger Rücksicht auf die Individualität des Dargestellten zu entwerfen ist. Die Verschränkung von zeitlicher und sachlicher Ordnung, die die kirchengeschichtlichen Überblicksdarstellungen Hases bestimmt, hatte er bereits zuvor, in der ersten Auflage des Lebens Jesu im Jahr 1829, zur Anwendung gebracht.352 Hase verteidigt auch die von ihm entworfene Gliederung gegen Angriffe von Johann Karl Ludwig Gieseler (1835) und Ferdinand Christian Baur (1852),353 ist aber gleichwohl der Ansicht, dass prinzipiell keine Periodeneinteilung die unbedingt richtige, alle anderen ausschließende ist.354 Hinsichtlich der zeitlichen Einteilung fordert Hase, dass sich das „Fachwerk der Perioden … elastisch nach ihrer Eigenthümlichkeit richten“355 muss, wobei er durchaus zugesteht, dass „immer … einige Willkür in dieser mathematischen Begrenzung“ liegt.356 Deswegen sei diese zeitliche Einteilung nicht „mit mathematischer Strenge“, sondern „auf eine liberale Weise zu handhaben, so daß einzelne Lebensrichtungen der Kirche, die ein organisches Ganzes bilden,

350

Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 26. Vgl. Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 234), 6. Vgl. auch Hundinger: „Die Periodeneinteilung, wie wir zur klaren, durch Begrenzung bestimmten geschichtlichen Anschauung ihrer bedürfen, ist der Form nach eine Sacheinteilung“ (Hundinger, Karl August von Hase als Kirchengeschichtschreiber [s. Anm. 140], 170). 352 Hase, Leben Jesu, 1829 (s. Anm. 138), 16. 353 Siehe dazu unten die ausführliche Analyse der Debatten in Teil E dieser Arbeit, bes. S. 320 und S. 336. 354 Vgl. Hase, Die Tübinger Schule (s. Anm. 315), 463. 355 K. H ASE, Rez. Neander, Allgemeine Geschichte der christlichen Religion und Kirche, TLAKZ 1840, Nr. 74 (19. Juni 1840), 593–599; Nr. 75 (22. Juni 1840), 601–604. Zitiert nach DERS., Rez. Neander, Allgemeine Geschichte, in: DERS., Theologische Streit- und Zeitschriften, Bd. 2: Theologische Ährenlese (s. Anm. 326), 60–71, hier 61. 356 Hase, Die Tübinger Schule (s. Anm. 315), 463. Er fährt fort: „Christus wird die Geschichte seiner Kirche nicht nach Perioden überschaun“ (ebd.). 351

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

nicht ohne Noth auseinander gerissen werden“357. Ähnliches gilt auch für die Sacheinteilung: Keineswegs müsse in jedem Zeitalter die Sachordnung „nach derselben Reihenfolge ihre Prozession halten“, die Ordnung müsse vielmehr „elastisch und lebendig sein …, von dem Zusammenhang der einzelnen Gegenstände untereinander abhängig“358. Hase verwendet in seiner kirchengeschichtlichen Gesamtdarstellung eine viergliedrige Sachordnung: „1) die räumliche Verbreitung und Beschränkung der Kirche, 2) die Verfassung der Kirche und ihr Verhältniß zum Staate, 3) das kirchliche Volksleben und der Cultus, 4) der Glaube und die Wissenschaft der Kirche.“359

Es kann immer das sachliche Element der Gliederung vorangestellt werden, das in dem jeweiligen Zeitalter vorherrschend ist.360 In scheinbarer Abweichung von diesem klaren Grundsatz – Gliederung und Strukturierung sind notwendig, aber nicht festliegend, sondern richten sich nach der Individualität des Dargestellten – behauptet Hase nun aber drittens doch eine unverrückbare Einteilung der Kirchengeschichte, nämlich den Gegensatz von Katholizismus und Protestantismus, den er auch mit einem bestimmten Zeitpunkt verbindet. Nach Hase gilt unabänderlich: „Zunächst gibt es in der Kirchengeschichte doch nur zwei Epochen, welche mit unbedingter Nothwendigkeit Einschnittspunkt von Perioden sind: der Sieg der Kirche unter Constantin und die Reformation.“361 Abgesehen von den die Zeitalter bestimmenden unterschiedlichen Volksgeistern (z. B. ‚römisch‘ oder ‚germanisch‘) hat nach Hases Ansicht der religiöse Geist in seinen gegensätzlichen Hauptgestaltungen Protestantismus und Katholizismus die Kirchengeschichte bestimmt.362 Dieser Gegensatz war aber oben als Konkretion von Hases mit seiner Religionstheorie unmittelbar verbundenen Protestantismustheorie erkannt worden. Daher kann gesagt werden: Als festes, über den Individuen stehendes Kriterium für die Gliederung der Kirchengeschichte dient Hase allein die Protestantismustheorie, d. h. aber das Bewusstsein von der Hochschätzung des religiösen Individuums. Die grobe Gliederung der Kirchengeschichte in die drei Epochen Alte Kirche, Mittelalter und Neuzeit folgt also aus Hases Protestantismustheorie. Die eigentliche Kirchengeschichte beginnt für Hase in dem Moment, da 357 358

Hase, Rez. Neander, Allgemeine Geschichte … (s. Anm. 355), 594. Hundinger, Karl August von Hase als Kirchengeschichtschreiber (s. Anm. 140),

170. 359

Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 234), 6 f. Vgl. ebd., 7. 361 Hase, Die Tübinger Schule (s. Anm. 315), 463; vgl. ferner Ders., Kirchengeschichte auf der Grundlage … (s. Anm. 143), Bd. 1, 26. 362 Vgl. Hase, Die Tübinger Schule (s. Anm. 315), 464; Ders., Kirchengeschichte, 1886 (s. Anm. 141), 4 f. Siehe zum Gegensatz von Katholizismus und Protestantismus unten Teil D, S. 298–304, sowie zur Protestantismustheorie in der Bedeutung für Hases Gesamtwerk oben S. 221 f. 360

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

245

die von Jesus gegründete Gemeinschaft öffentlich wirksam wurde, mit Pfingsten.363 Von Anfang an ist die Kirchengeschichte durch den Gegensatz zwischen Katholizismus und Protestantismus als ein in der Geschichte unter immer neuen Formen auftretendes Widereinander bestimmt, das sich erst in der Neuzeit zu einem Nebeneinander entwickelt hat.364 Während in der Alten Kirche das durch Christus gestiftete religiöse Leben in den sich entwickelnden Formen der Kirche äußerlich zu werden beginnt (undifferenzierte Einheit von Katholizismus und Protestantismus), ist das Mittelalter durch die Identifikation von realisierter äußerlicher Institution und idealer religiöser Gemeinschaft im kirchlichen Selbstbewußtsein charakterisiert (Dominanz des Katholizismus), bis in der Neuzeit der Protestantismus die Differenz zwischen beiden Größen wieder zur Geltung bringt (seither Nebeneinander von Katholizismus und Protestantismus). Damit lässt sich viertens an der von Hase in die Kirchengeschichtsschreibung eingeführten dreigliedrigen Periodisierung der Kirchengeschichte, die das seither gültige Selbstwahrnehmungsmuster der Kirchengeschichte (Antike – Mittelalter – Neuzeit) prägt,365 die These bestätigen, dass jegliche historische Periodisierung von einer Gegenwartsdeutung geleitet ist. Hans Schleier hat als allgemeine Regel der Geschichtswissenschaft aufgestellt: „Eine historische Periodisierung bedeutet immer zugleich Gegenwartsbezug im Verständnis der Vergangenheit, historische Wertung durch Zäsursetzung, Konzeptualisierung ihres Gegenstandsbereiches.“366 Dies trifft für die laut Hase unverrückbar feststehenden Anteile an der Periodisierung der Kirchengeschichte ohne Abstriche zu. Wenn Bernd Jaeger betont hatte, das sich Hases Kirchengeschichte in „ihrem Gegenwartsbezug … signifikant von vergleichbaren zeitgenössischen Werken“367 unterscheidet, dann lässt sich dies nicht nur auf die Darstellung einzelner konkreter Ereignisse und Gestalten beziehen. Vielmehr ist die Kirchengeschichte Hases in ihrer Dreigliedrigkeit die Ausführung seiner Protestantismustheorie im Raum der Geschichte. 363 „Die eigentliche Kirchengeschichte hebt an mit dem Moment, als die von Jesu gegründete Gemeinschaft sich erkennt und öffentlich verkündet“ (Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… [s. Anm. 143], Bd. 1, 124). 364 Vgl. Meinhold, Die Geschichte der kirchlichen Historiographie, Bd. 2 (s. Anm. 165), 232. 365 Vgl. Heussi, Altertum, Mittelalter und Neuzeit in der Kirchengeschichte (s. Anm. 123), 18. Zur Bedeutung von Epochengrenzen vgl. K. NOWAK, Epochengrenzen der neuzeitlich-modernen Christentumsgeschichte. Aufklärung und Französische Revolution, VuF 47 (2002), 63–81. Zur Gliederung des kirchengeschichtlichen Lehrbuchs siehe auch oben Teil B, S. 95 f. 366 H. SCHLEIER, Epochen der deutschen Geschichtsschreibung seit der Mitte des 18. Jahrhunderts, in: Küttler / Rüsen / Schulin (Hg.), Geschichtsdiskurs, Bd. 1 (s. Anm. 1), 133–156, hier 141. 367 Jaeger, Nationalliberale Geschichtstheologie (s. Anm. 53), 132.

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

Nach dieser Erkenntnis steht man mit gewisser Ratlosigkeit vor dem an einen Totalverriss grenzenden Urteil Walter Niggs über die Kirchengeschichtsschreibung Hases. Er schreibt, dass er „eine Umgehung der Probleme konstatieren“ muss. Ihm zufolge „fehlt bei Hase eine alles beherrschende Idee, welche die ganze Kirchengeschichtsdarstellung durchdringen sollte. Er hat sich zwar … das Ziel gesetzt, den in der Menschheit fortlebenden Christus darzustellen. Aber Hase erklärt an keiner Stelle, was er unter diesem in der Menschheit fortlebenden Christus … versteht.“ Niggs abschließendes Urteil lautet, dass die Kirchengeschichte Hases „an ihrer eigenen Problemlosigkeit [stirbt]“368. Dieser Standpunkt scheint nur dadurch erklärlich, dass Nigg keine Schriften Hases jenseits der kirchengeschichtlichen Gesamtdarstellungen zur Kenntnis genommen hat, vor allem nicht die dogmatischen Schriften.

2.2.3.3 Die Abweisung der Perspektive stetigen Fortschritts oder Verfalls für die Darstellung Auf der Grundlage der Deutung der Kirche als im Werden befindlicher religiöser Gemeinschaft interpretiert Hase auch die Entwicklung der Kirche in der Geschichte, was sich in einem weiteren Aspekt unmittelbar auf die Darstellung auswirkt. Wie Walter Nigg erkannt hat, liegt ihr bereits „die moderne Auffassung des kirchlichen Geschichtsprozesses [zu Grunde], die ein durch alle Zeiten hindurchgehendes, wellenförmiges Sinken und Steigen beobachtet.“369 Die geschichtliche Bewegung der Kirche in ihrem Streben ist „weder ein fortwährender Verschlechterungsproceß, noch ein unverrücktes Streben nach einem Ideal.“370 Obwohl Hase also zugesteht, dass „in einzelnen Zeitaltern die Entfernung vom wahren Christenthume vorwaltet“371, stellt er die Kirchengeschichte dennoch nicht als kontinuierlichen Prozess eines fortschreitenden Abfalls dar. Obwohl Hase ebenso zugesteht, dass „ein … Ideal dem Streben der Kirche vorschwebt und in einigen Zeitaltern klarer geschaut wird, als in anderen“372, stellt er dennoch die Geschichte der Kirche nicht als ununterbrochen aufwärtsführende Entwicklung hin zum Ideal dar. Dies gilt nicht nur, weil die ‚Organe‘ des sich im Leben der Kirche entfaltenden christlich-religiösen Geistes menschliche Individuen sind, die irren können und sündig sind, und der Weg der Kirche deswegen durch Wirrungen und Kämpfe führt.373 Vielmehr ist die Geschichte der Kirche nach Hase grundsätzlich die Verwirklichung zahlloser individueller Realisierungsgestalten des ‚christlichen Gemeingeistes‘. Hase notiert: Der „christ368

Vgl. Nigg, Die Kirchengeschichtsschreibung (s. Anm. 109), 195 f. Ebd., 183. 370 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 14 (Kursivierung M. H.). 371 Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 234), 2. 372 Ebd., 2. 373 Vgl. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 14. 369

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

247

liche Gemeingeist, nach seinem Wesen und seiner Bestimmung der religiöse Geist der Menschheit selbst, muß seine unendliche Lebensfülle in unendlichen Entwickelungsformen offenbaren“374. Die Kirchengeschichte ist nach Hase also weder reiner Verfall noch reiner Fortschritt, weil jedes Zeitalter seinen eigenen Reichtum durch die jeweiligen Ausprägungen des christlichen Gemeingeistes aufweist. Diesen Reichtum bringt die Kirchengeschichte zur Darstellung. In seiner Darstellung der Kirchengeschichte als Entwicklung kann Hase auch sonst als ‚Entartungserscheinungen‘ gewertete Ereignisse und Personen positiv darstellen.375 In der Kirchengeschichte können alle Erscheinungen in ihrem Eigenrecht verstanden und gewürdigt werden. Hase hat dazu pointiert formuliert: „Es ist das edle Recht neuerer Geschichtsforschung den Maßstab der Wahrheit nicht am Alltäglichen und Gemeinen zu haben, sondern auch das Wunderbarste, wenn es durch gute Zeugnisse sich als wirklich bewährt, anzuerkennen“376. „Daher ziemt dem Historiker ein wenig vom Sinne Gottes, der alle seine Kinder mit gleicher Liebe trägt und versteht, oder wie ein König soll er sein, der seine eigene Überzeugung hat, aber ohne sie zu verbergen, vielerlei Meinungen duldet und in ihrer Art ästimiert.“377

Zwar lehnt Hase eine Deutung des Geschichtsverlaufes als gesetzmäßig im Sinne Hegels ab. Gleichwohl ist sein Verständnis von Kirchengeschichte von Optimismus getragen und mit einem Entwicklungsgedanken verbunden. Denn Hase vermag den Geschichtsverlauf immer noch idealistisch zu deuten. Er fällt nicht in unzusammenhängende Vielfalt auseinander, sondern behält als Entfaltung einer einheitlichen Idee einen Sinn. Insofern stärkt die Kirchengeschichtsschreibung auch den Glauben an die Vorsehung, eine göttliche Weltordnung. Die Form der idealistischen Kirchengeschichtsschreibung, die von Hase vorgelegt wird, ist von daher in ihrer Leistung zu würdigen. Sie vermag es, ohne den Stoff vordergründig in ein philosophisches System einzuzwängen, dennoch für die Gegenwart Orientierung zu bieten. 2.2.4 Die Aufgabe der Kirchengeschichtsschreibung als theologischer Teildisziplin Es soll nun abschließend noch über die Theologizität von Hases Kirchengeschichtsschreibung nachgedacht werden, indem einerseits ihre spezifische Funktion als theologische Teildisziplin im Verhältnis zur Kirche analysiert 374

Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 234), 2. Vgl. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 3. 376 K. H ASE, Die Jungfrau von Orleans, in: Ders., Neue Propheten (s. Anm. 278), 1– 105, hier 53. 377 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 16. Zum Verhältnis von geforderter Überzeugung und wissenschaftlicher Unparteilichkeit des Historikers siehe auch unten S. 250 f. 375

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

wird, andererseits die herausgearbeitete prononcierte Wissenschaftlichkeit der Kirchengeschichtsschreibung zu dieser theologischen bzw. kirchlichen Verortung ins Verhältnis gesetzt wird. 2.2.4.1 Die Kirchengeschichtsschreibung als Selbstbewusstsein der Kirche in ihrer Funktion für die Kirchenleitung Charakteristisch für Hase ist, dass er die von ihm geforderte strenge Wissenschaftlichkeit der Kirchengeschichte nicht gegen ihr protestantischkirchliches Profil ausspielt, sondern beides zu verbinden sucht. Hat man noch die Forderung nach Objektivität im Ohr, so scheint bemerkenswert, dass Hase zur Aufgabe der Kirchengeschichte gelegentlich ausführt: „Die Kirchengeschichte hat nachzuweisen, wie das Heil, das von Oben gekommen ist, in die Besonderheit eigenthümlicher Menschen und Völker eingehend, in immer wechselnden Gestalten sich dargestellt hat, und wie eine die Jahrhunderte durchschreitende Gemeinde forschender und irrender Menschen versucht hat das Unendliche zu begreifen, das ihnen doch nur als ein Geheimniß offenbart worden ist.“378

In diesem Zitat kommt zum Ausdruck, dass die Aufgabe der Kirchengeschichte im Nachweis der mannigfaltigen Verwirklichung des von Christus gestifteten Heiles besteht.379 Zunächst sei bemerkt, dass damit die kirchengeschichtliche Darstellung durchaus auch ein apologetisches bzw. verkündigendes Interesse verfolgt, wenn auch auf der Basis von Hases liberaler Religionstheorie. Vor allem aber wird von hier verständlich, dass nach Hase in erster Linie die Kirchengeschichte Darstellung des Selbstbewusstseins der Kirche ist und ihr zur Identitätsvergewisserung dient. Hase definiert geradezu: „Der unbedingte Werth der Kirchengeschichte besteht darin, daß sie das Selbstbewußtsein der Kirche hinsichtlich ihrer gesammten Entwicklung ist.“380

Die Kirche kann sich im Blick auf die ihr von der Kirchengeschichtsschreibung dargestellten Vergangenheit ihrer gegenwärtigen Lage bewusst werden, um ihren Weg auszurichten.381 Deswegen hält es Hase für wünschens378 Hase, Kirchengeschichte, 1858 (s. Anm. 252), VI f (aus der Widmung der 8. Auflage seines kirchengeschichtlichen Lehrbuchs an Carl Alexander). 379 Ein ähnliches Pathos leuchtet auf, wenn Hase notiert, ihm sei bei der Abfassung seines kirchengeschichtlichen Lehrbuchs zumute gewesen, als wenn er „die Geschichte des göttlichen Reichs auf Erden schriebe“ (Hase, Kirchengeschichte, 1834 [s. Anm. 234], V). 380 Ebd., 3. 381 Vgl. dazu Hundinger, Karl August von Hase als Kirchengeschichtschreiber (s. Anm. 140), 163. In diesem Sinne ist auch der Satz Hases zu verstehen: „Die kirchengeschichtliche Darstellung will nicht ergötzen oder rühren wie Roman und Drama, sondern einfach belehren, jedes Zeitalter in allen seinen kirchlichen Beziehungen uns zum Bewußtsein bringen, zum Nacherleben im Gedanken veranlassend“ (Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… [s. Anm. 143], Bd. 1, 9).

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

249

wert, dass das Selbstbewusstsein der Kirche „immer klarer aufgehn soll in den Kirchengliedern“382. Diese allgemeine Bestimmung der Bedeutung der Kirchengeschichtsschreibung für die Kirche zieht Hase sogleich weiter aus, indem er fordert: „Diejenigen, welche irgend einem Theile der Kirche selbstthätig vorstehen wollen, müssen an diesem Selbstbewußtseyn der Kirche theilnehmen, ohne welches die gegenwärtige Lage der Kirche nicht verstanden, noch ihre Zukunft vorausgesehn und besonnen herbeigeführt werden kann.“383

Damit kommt aber in den Blick, dass Hase für die theologische Teildisziplin der Kirchengeschichte, wie für – das darf zumindest vermutet werden – die gesamte Theologie eine praktische Abzweckung für die kirchenleitende Tätigkeit behauptet, d. h. für das Amt des Pfarrers in der evangelischen Kirche. Diese Bestimmung geht parallel zu der von Schleiermacher in die theologische Wissenschaft eingeführten Bestimmung,384 dass die Theologie der „Inbegriff derjenigen wissenschaftlichen Kenntnisse und Kunstregeln“ sei, „ohne deren Besitz und Gebrauch eine zusammenstimmende Leitung der christlichen Kirche, d. h. ein christliches Kirchenregiment nicht möglich ist“385. Dieser These ganz entsprechend urteilt Hase auch scharf, dass eine Kirchengeschichte, „deren Urheber nicht einen bestimmten kirchlichen Charakter hat und denselben nicht mit klarem Bewußtsein seinem Werke einprägt, … von geringer Bedeutung für die Kirche“386 ist. Denn nur dann, wenn der kirchliche Charakter der Kirchengeschichtsschreibung gewahrt ist, kann sie das Selbstbewusstsein der Kirche darstellen, worin Hase gerade den Wert dieser Disziplin erkannte. Damit ist aber ein letztes Problem aufgeworfen, das in das Zentrum des Selbstverständnisses des liberalen Kirchenhistorikers Hase führt.

2.2.4.2 Die postulierte Identität von Wissenschaftlichkeit und protestantisch-kirchlichem Standpunkt der Kirchenhistoriographie Überaus charakteristisch für Hases Verständnis von Kirchengeschichtsschreibung, aber auch für das wissenschaftliche Selbstverständnis des liberalen Protestanten Hase überhaupt, ist die Verhältnisbestimmung, die er zwischen der (von ihm als notwendig geforderten) Objektivität der historischen Darstellung, die ihre Wissenschaftlichkeit ausmacht, und ihrer (eben-

382

Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 17. Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 234), 3. 384 Dass Hase hier Schleiermachers These folgt, ist möglich und sogar wahrscheinlich, aber aufgrund der vorliegenden Quellen nicht nachzuweisen und bleibt spekulativ. 385 Schleiermacher, Kurze Darstellung des theologischen Studiums (s. Anm. 166), 328. 386 Hase, Kirchengeschichte, 1877 (s. Anm. 319), 2. 383

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

so dezidiert verlangten) protestantisch-kirchlichen Ausrichtung vornimmt.387 Einerseits fordert er nachdrücklich, dass die Darstellung nicht durch vordergründige Parteilichkeit entstellt werden dürfe. Er verlangt, dass der Verfasser hinter den dargestellten Ereignissen zurückzutreten habe. 388 Andererseits sieht er sich aber als dezidiert protestantischen Kirchenhistoriker, der dem Stoff keineswegs gleichgültig gegenübertritt und nicht gegenübertreten darf. Die von Hase verlangte Objektivität ist nicht so zu verstehen, dass der Historiker nichts zu lieben oder zu hassen habe und womöglich das Bekenntnis zu seiner eigenen Religion verleugnen soll.389 Er gesteht sogar explizit zu, dass in der geschichtlichen Darstellung der protestantische Standpunkt nicht verborgen bleiben kann.390 Wie diese doppelte Forderung zu vereinbaren ist, wird wiederum im Ausgang von der bereits angesprochenen und skizzierten Protestantismustheorie Hases deutlich: Der Protestant ist nach Hase mit einer „unbedingte[n] Freiheit“ ausgestattet, die ihm eine „parteilose Gerechtigkeit des Urtheils“391 über alle Phänomene verleiht.392 Daher sieht Hase die Leistung, jeder geschichtlichen Erscheinung, auch dem Fremdartigen gerecht zu werden, allein in der protestantischen Kirchenhistoriographie verwirklicht. Die katholische Kirchengeschichtsschreibung vermag hingegen „nur eine Geschichte der Kirche und der Ketzer als der Abtrünnigen und Gerichteten“ zu schreiben, deren Urteil schon „vor aller Untersuchung“ feststeht.393

387 Georg Benedikt Winer, der Leipziger Lehrer Hases, hat nach Auskunft Martin Rades auf ein Porträt seiner selbst den Wahlspruch geschrieben: „Der Protestantismus ist seiner Natur nach mit der Wissenschaft verwandt“ (M. R ADE, Glaubenslehre, Bd. 1: Gott, Gotha 1924, 15). Womöglich wurde Hase auch durch Winer in dieser Auffassung bestärkt. 388 Vgl. Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 234), VII; ferner dazu oben S. 229– 231 zum Umgang mit Quellen, sowie das Urteil von Carl Lamb: „Hase ist vor allem bemüht, nur die Geschichte selbst in der reinen Objektivität ihrer Tatsachen reden zu lassen und alles das streng zurückzuhalten, was bloß der Subjektivität des Geschichtsschreibers angehört. Er erstrebt möglichst volle Wahrheit in der Darstellung der geschichtlichen Tatsachen, ihres Zusammenhanges und ihrer Bedeutung“ (Lamb, Die Eigenart Karl von Hases als Kirchengeschichtschreibers [s. Anm. 265], 778). 389 Vgl. Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 234), 3. 390 Vgl. K. HASE, Kirchengeschichte. Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 91867, XXIV. 391 Hase, Kirchengeschichte, 1867 (s. Anm. 390), XXIV. 392 Vgl. auch K. HASE / K. J. E. SCHWARZ, Rez. Deutsch-katholische Literatur, NJALZ 5 (1846), Nr. 137 (9. Juni 1846), 545–548, hier 546. Vgl. auch die ähnliche Formulierung Hases: „Alles Geistesmächtige und Freie ist am Ende doch dem Protestantismus blutsverwandt“ (K. HASE, Handbuch der protestantischen Polemik gegen die Römisch-katholische Kirche, hg. von G. KRÜGER, Leipzig 61894, 660). 393 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 143), Bd. 1, 3.

2. Die kirchenhistorische Konzeption Hases in Grundzügen

251

Der Protestantismus hingegen schätzt das religiöse Individuum in seiner wie auch immer beschaffenen Eigenart an sich, weil er es als individuelle Verwirklichung des religiösen Geistes aufzufassen vermag. Die auf der Basis des vorgestellten Religionsbegriffs durchgeführte Deutung der Geschichte gestattet, wie bereits gesagt, eine Anerkenntnis aller kirchengeschichtlichen Phänomene in ihrem Eigenrecht.394 Eben darin besteht aber zugleich das protestantische Profil der Kirchengeschichtsschreibung, d. h. auch der geforderte kirchliche Standpunkt. In einer seiner Rosenvorlesungen hat Hase dies so ausgedrückt: „Der Protestantismus trägt das edle Recht und den Muth in sich, auch der ihm fremdesten geschichtlichen Persönlichkeit gerecht zu werden.“395 Knapp zusammengefasst: Für Hase ist der protestantische Standpunkt identisch mit dem streng wissenschaftlichen Standpunkt.396 Nur er ist unparteilich und unvoreingenommen, weil er es sich allein leisten kann, kritisch die Quellen zu bearbeiten, pragmatisch nach Ursachen zu suchen, und in idealistischer Deutung das Eigenrecht von Individuen anzuerkennen. Hundinger hat in seiner Darstellung der Kirchengeschichtsschreibung Hases von 1901 kritisch bemerkt, dass Hase die Aufgabe der Kirchengeschichte lediglich „rein wissenschaftlich“ fasse, den Zweck dieser wissenschaftlichen Form der Kirchengeschichte aber „nicht weiter ausgesprochen“ habe. „Ob die Kirche selbst einen Nutzen davon habe, wenn ihre Geschichte wissenschaftlich dargestellt und den Gemeinden vermittelt werde, auf diesen kirchlichen Standpunkt geht Hase nicht ein.“397 An dieser Differenz wird die liberal-theologische Position Hases im Spektrum der evangelischen Kirche und Theologie deutlich. Während Hundinger der von Hase betriebenen Art von Kirchengeschichtsschreibung, die jedes historische Phänomen in seiner Individualität historisch und theologisch anerkennt und würdigt, keinen Wert für das kirchliche Leben zumessen kann, weil er sich offensichtlich engere konfessionelle Beurteilungsmaßstäbe wünscht, sieht Hase

394

Bei Hase wirkt sich dies so aus, dass er auch Heiligen oder Päpsten gerechter zu werden vermag (vgl. auch die Selbstbeurteilung bei Hase, Kirchengeschichte, 1867 [s. Anm. 390], XXIV) als sonstige protestantische Darstellungen, in denen diese Personen polemischer Abwertung verfallen. Zu nennen sind aus Hases Œuvre etwa die Arbeiten über Franz von Assisi (1181/82–1226), Katharina von Siena (1347–1380) oder Papst Gregor VII. (ca. 1025–1085), denen sich Hase in seinen Rosenvorlesungen widmete. Siehe dazu auch unten Teil D, S. 257–260. 395 K. H ASE, Gregor VII., in: Ders., Rosenvorlesungen kirchengeschichtlichen Inhalts, in: Ders., Theologische Erzählungen, Geistliches Schauspiel und Rosenvorlesungen (s. Anm. 225), 448–468, hier 448. 396 Es „steht die protestantische kirchenhistorische Arbeit auf dem Standpunkt der Wissenschaft“ (Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… [s. Anm. 143], Bd. 1, 3). 397 Hundinger, Karl August von Hase als Kirchengeschichtschreiber (s. Anm. 140), 162. Er erklärt dies mit einem (polemischen) Hinweis auf die theologische Provenienz Hases: „Vielleicht läßt sich Hases Ignorierung dieses Punktes erklären aus einem erst neuerdings öffentlich proklamierten Grundsatz der liberalen Theologie, die ja doch zum guten Teil auch auf den Schultern Hases steht, daß nämlich die wissenschaftliche Theologie mit der Kirche an und für sich nichts zu thun habe und bei ihren Arbeiten auf die Kirche irgendwelche Rücksichten auf die Kirche nicht zu nehmen habe“ (ebd., 163).

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

gerade in dieser Hochschätzung des religiösen Individuums, die er auf dem Felde der Geschichte betreibt, Kern und Stern der protestantischen Kirche im Gegensatz zum Katholizismus.

3. Vorläufige Einordnung der Kirchengeschichtsschreibung Hases 3. Vorläufige Einordnung der Kirchengeschichtsschreibung Hases

Im Prozess der im 19. Jahrhundert voranschreitenden Pluralisierung und positionellen Ausdifferenzierung der protestantischen Kirchenhistoriographie ist Hase eine prominente Gestalt. Vornehmlich seine ekklesiologische Theoriebildung samt ihrer religions- und christentumstheoretischen Vorraussetzungen erwiesen sich für die konzeptionellen und methodischen Grundlagen seiner Kirchengeschichtsschreibung als entscheidend. Die Analyse dieser Grundlagen offenbarte prägende Einflüsse verschiedener theologischer und philosophischer Positionen aus den Strömungen der Romantik und der idealistischen Philosophie auf die Theologie Hases, ergaben aber keine eindeutige Abhängigkeit von einer einzelnen philosophischen oder theologischen Position. In der dreifachen methodischen Basis, die Hase als Grundlage aller wissenschaftlichen Kirchenhistoriographie begreift – der kritischen Analyse der Quellen, der genetischen bzw. pragmatischen Erklärung des Zusammenhanges historischer Ereignisse und deren philosophischer bzw. theologischer Deutung, – treten die wichtigsten Bezugspunkte Hases innerhalb der Entwicklung der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts hervor: das hervorgehobene Interesse an methodisch reflektierter Quellenkritik, wie es für den aufkommenden Historismus charakteristisch ist, die kausale Erklärung historischer Zusammenhänge, worin ein als berechtigt anerkanntes Erbe der rationalistischen Aufklärungshistoriographie liegt, und ein Verständnis der Geschichte jenseits atomisierter Einzelereignisse, worum sich idealistische Systementwürfe in mannigfaltiger Weise bemühten. Zunächst kann als Zwischenergebnis der Analysen dieses Teiles also festgehalten werden, dass Hases Auffassung von Kirchengeschichtsschreibung durchaus noch positiv anknüpfende Bezüge zur pragmatischen Methode der Aufklärungshistoriographie aufweist, wie sie etwa bei Schroeckh dominant war. Hase sieht die unaufgebbare Notwendigkeit pragmatischer Erklärung des Zusammenhangs historischer Ereignisse. Aber er warnt zugleich vor einem übertriebenen Pragmatismus, der ‚alles erklären will‘. Hier zeigt sich zugleich eine romantisch beeinflusste Reserve und kritischer Abstand gegenüber der pragmatischen Methode. Insofern Hase ihr gegenüber das Eigenrecht durchaus widersprüchlicher Individuen forciert, nimmt er an der Dekonstruktion der aufklärerischen Idealvorstellung vom linear-stetigen

3. Vorläufige Einordnung der Kirchengeschichtsschreibung Hases

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geschichtlichen Fortschritt teil. Symbolischen Ausdruck gewann diese Abgrenzung in Hases Auseinandersetzung mit dem rapide an Plausibilität verlierenden Rationalismus älterer Prägung, wie er von Röhr oder Wegscheider vertreten wurde. Insbesondere im fortgesetzten Interesse an methodischen Fragen berührt sich Hase ferner mit dem seit der Mitte des Jahrhunderts an Boden gewinnenden Historismus, wie er prominent von Ranke und Droysen voran getrieben wurde. Die Verwissenschaftlichung der Geschichtsschreibung, die von der Aufklärung herkam und in den Historismus hinüberführte, ist bei Hase vor allem an dem Stellenwert, den er der wissenschaftlichen Methodik und der reflektierten Bezugnahme auf Quellenmaterial zumisst, deutlich erkennbar. Allerdings sieht Hase, wie an der von ihm postulierten dreifachen Basis von wissenschaftlicher Kirchengeschichtsschreibung erkennbar, den Wert der Quellenkritik durch die Notwendigkeit der beiden anderen Elemente für begrenzt bzw. ergänzungsbedürftig an. Dies stellt eine gewisse Reserve gegenüber möglichen Verabsolutierungen des Historismus dar. Als Einfluss auf Hases Kirchenhistoriographie wurde dann die breite Bewegung der Romantik erkennbar, die bekanntlich ihrerseits – in Reaktion auf die von der Aufklärung bewirkte Rationalisierung der Welt und den daraus folgenden Traditionsverlust – an Tradition und Geschichte interessiert war. Neben dem bereits erwähnten Interesse am Eigenrecht und dem reflexiv nicht gänzlich einholbaren Geheimnis menschlicher Individualität wirkte die romantische Bewegung auf Hases Kirchengeschichtsschreibung vor allem in der Gestalt des für sie typischen Organismusgedankens ein. Dabei spielte für Hase auch der Einfluss und die Vermittlung der Philosophie Schellings eine Rolle. Innerhalb der ausdifferenzierten Landschaft der protestantischen Theologie zeigt Hases Kirchengeschichtsschreibung speziell in dieser Beeinflussung durch die Romantik Berührungen mit Schleiermacher und Neander. Beiden gegenüber, vor allem aber gegenüber Schleiermacher, zu dem auch in anderen Punkten eine Nähe Hases erkennbar wurde, behält Hase eine selbständige Position. Auch das Verhältnis zu Schleiermacher ist nicht als ein Schülerverhältnis zu bezeichnen. In der Rezeption des Organismusgedankens, insoweit auch er gegen die rationalistische ‚Entseelung‘ der Geschichte durch die Aufklärung und auf die Wahrung der Eigenwürde jedes Individuums abzielte, ist schließlich auch eine enge Berührung von Hases Verständnis der Kirchengeschichte mit Auffassungen Herders gegeben. Erheblichen Einfluss haben schließlich die verschiedenen nachkantischen idealistischen Systembildungen auf Hase ausgeübt, ohne dass auch hier eine eindeutige Zuordnung zu einem bestimmten System erkennbar ist. Ein Leitinteresse idealistischer Systementwürfe im Hinblick auf die Geschichte bestand darin, den Geschichtsprozess in seiner – im Gegensatz zur Aufklä-

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C. Die konzeptionellen Grundlagen der Kirchenhistoriographie Hases

rung – anerkannten Nichtlinearität und Heterogenität erneut in einer höheren Einheit zu begreifen. Hase ist insoweit idealistisch beeinflusst, als er den Geschichtsprozess nicht in unverbundene Einzelheiten zerfallen lassen will. Er sieht die Kirchengeschichtsschreibung erst dann zu ihrem Ziel kommen, wenn sie die Kirchengeschichte als vom göttlichen Geist gewirktes Leben begreift und darstellt. Das Insistieren Hases auf den uneinholbaren Wert der individuellen religiösen Subjektivität ist dabei allerdings ein entscheidendes Kriterium. Für ihn ist der Vorrang des Individuums – wie ihn die Romantik gegen die Aufklärung verteidigte – das Maß auch jeder idealistischen Deutung des Geschichtsprozesses. Hases gewisse Nähe zu Schelling und seine deutliche Skepsis gegenüber Hegel und seinen Schülern hat in diesem Punkt wohl ihrem Kern.

Teil D

Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases Nach den Untersuchungen zur konzeptionellen Grundlegung vermag eine Analyse inhaltlicher Schwerpunkte das Profil der Kirchenhistoriographie Hases noch einmal weiter zu schärfen, weil sie deren – eben hinsichtlich ihrer konzeptionellen Grundlagen erhellte – Programmatik in ihrer Verknüpfung mit den konkreten inhaltlichen Darstellungen sichtbar macht. Inhaltliche Schwerpunkte und Besonderheiten in den verschiedenen Arbeitsfeldern Hases, die so charakteristisch sind, dass sie das Profil seiner gesamten Kirchengeschichtsschreibung prägen, treten in zweifacher Weise hervor. Auf der einen Seite sind inhaltliche Besonderheiten erkennbar, die sich durch alle Arbeitsfelder und Publikationsformen Hases hindurch ziehen. Diese Charakteristika sind bei sensibler Wahrnehmung seines gesamten Œuvres leicht zu identifizieren und meist auch verhältnismäßig einfach vor dem Hintergrund der herausgearbeiteten konzeptionellen Grundlagen seiner Kirchengeschichtsschreibung zu verstehen (1.). Besondere inhaltliche Merkmale von Hases Kirchengeschichtsschreibung sind andererseits auch durch die detaillierte Analyse einzelner Themenkomplexe zu erheben. Dabei ist das für protestantische Kirchengeschichtsschreibung und Theologie überhaupt außerordentlich bedeutsame Themenfeld der Reformation von besonderem Belang. Vor dem Hintergrund allgemeiner Überlegungen zur identitätsstiftenden Bedeutung der Reformationsgeschichtsschreibung für die protestantische Theologie ergibt die Rekonstruktion und Analyse des Bildes der Reformation, das Hase in seinen Publikationen gibt, eine typisch ‚neuprotestantische‘, ambivalente Beziehung zur Reformation als historischer Bewegung, für deren Hermeneutik die bereits erwähnte Protestantismustheorie Hases von hoher Bedeutung ist. Dadurch tritt die inhaltliche Verknüpfung zwischen Hases eigener Theologie und dem in seiner Kirchengeschichtsschreibung entworfenen Erinnerungsbild plastisch hervor (2.)

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D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

1. Beobachtungen zu inhaltlichen Besonderheiten 1. Beobachtungen zu inhaltlichen Besonderheiten

Zunächst sind Beobachtungen zu inhaltlichen Schwerpunkten und thematischen Eigentümlichkeiten zu erörtern, die mit einer solchen Intensität wiederkehren, dass sie das Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases insgesamt bestimmen. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn sie durch alle kirchengeschichtlichen Wirkungsfelder Hases hindurch erkennbar sind. Vier inhaltliche Schwerpunkte fallen auf: die Bevorzugung und bemerkenswerte Deutung religiöser Persönlichkeiten, das Gewicht der kirchlichen Zeitgeschichte in der Arbeit Hases, seine Offenheit für den römischen Katholizismus und seine kulturgeschichtlichen Interessen. 1.1 ‚Heilige‘ und ‚Propheten‘ als bevorzugte Kategorien zur Deutung religiöser Persönlichkeiten 1.1.1 Die allgemeine Bevorzugung religiöser Persönlichkeiten in der Darstellung An Hases kirchenhistorischer Arbeit fällt schon bei einem nur oberflächlichen Überblick auf, dass er ein durchgängig hohes Interesse an charakteristischen Einzelgestalten der Kirchengeschichte zeigt. In noch größerem Maße als in seinem Lehrbuch zeigt sich an seinen kleineren Publikationen,1 dass in Hases Verständnis herausragenden religiösen Persönlichkeiten in der Darstellung der Kirchengeschichte eine besondere Stellung zukommt. Solchen Persönlichkeiten hat er sich etwa in den „Rosenvorlesungen kirchengeschichtlichen Inhalts“2 gewidmet. Dort hat Hase beispielsweise mit der Darstellung des sächsischen Kanzlers Nikolaus Krell (um 1553–1601), der eine innerprotestantische Annäherung lutherischer und reformierter Positionen anstrebte, ein eher düsteres Bild der Durchsetzung des Luthertums gezeichnet. In den Beiträgen zu Gregor VII. (ca. 1025–1085) und Aeneas Silvius Piccolomini, dem späteren Pius II. (1405–1464, Papst seit 1458),3 stellte er profilierte Figuren der Papstgeschichte dar.

Hase zeichnet in der Darstellung bestimmter Individuen das Bild einer ganzen Epoche, weil sich seiner Ansicht nach in herausgehobenen Individuen das Besondere und Charakteristische eines Zeitalters abbildet.4 Im 1

Siehe dazu oben Teil B, S. 121–147. Siehe zu diesen Vorlesungen oben Teil B, S. 107–110. 3 Vgl. aber Hases Urteil über Pius II. in seinem kirchengeschichtlichen Lehrbuch: „sein Pontificat ist spurlos vorübergegangen“ (K. HASE, Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen, Leipzig 1834, 310). 4 Vgl. etwa die Bemerkung Hases zu Katharina von Siena: „Nur in ihr selbst nach dem Rechte der Biographie ist ihr Zeitalter dargestellt, sie aber erscheint von selbst als ein Urbild katholischer Frömmigkeit und mittelalterlicher Weltanschauung“ (K. HASE, Caterina von Siena. Ein Heiligenbild, in: DERS., Heilige und Propheten, hg. von G. KRÜGER, Leipzig 1892 [GW; 5,1], 145–352, hier 154). 2

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Zusammenhang der Untersuchungen der konzeptionellen Grundlagen seiner Kirchengeschichtsschreibung ist unter dem Titel ‚Repräsentativsystem‘ diese Besonderheit und Hases außerordentliches Interesse an der literarischen Form der Biographie bereits untersucht worden.5 Im Rahmen dieser allgemeinen Bevorzugung von Persönlichkeiten in der kirchenhistorischen Darstellung fällt nun vor allem die Verwendung zweier bemerkenswerter wiederkehrender Kategorien ins Auge, die Hase für die Charakterisierung bestimmter Persönlichkeiten der Kirchengeschichte verwendet und die für die protestantische Kirchengeschichtsschreibung seiner Zeit in dieser Verwendung eher untypisch sind: die Rede von ‚Heiligen‘ und ‚Propheten‘. 1.1.2 Die Heiligengestalten Bereits Walter Nigg (1903–1988) war aufgefallen, dass Hase ein für einen protestantischen Kirchenhistoriker ungewöhnlich positives Verhältnis zu traditionellen Heiligengestalten der Kirchengeschichte hatte. Nigg notierte: „Der blinden Geringschätzung der Heiligen ist … Karl Hase entgegengetreten und hat den protestantischen Kirchen empfohlen, sich ‚die Heiligen des Mittelalters getrost anzueignen‘“6. Diese Affinität tritt zunächst durch eine bemerkenswerte literarische Produktion von Beiträgen mit dieser Thematik hervor. So widmete Hase etwa den mittelalterlichen Heiligen Franz von Assisi (1181/82–1226) und Katharina von Siena (1347–1380) eigenständige Studien.7 Diese Beiträge zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass es Hase nicht um eine abwertend tendenziöse Darstellung geht. So notierte er in seiner Darstellung zu Franz von Assisi, dass er zeigen wolle, „wie die mittelalterliche Heiligenlegende auf dem Gebiet unbefangener Geschichtsforschung und in der protestantischen Kirche zu betrachten sei“8. Damit setzt er sich merklich von einer Art der Behandlung ab, wie sie etwa Ludwig Timotheus Spittler (1752–1810) vertrat, der Franz von Assisi mit den Worten charakterisierte, man tue ihm „alle Ehre an…, wenn man glaubt, es habe ihm im Kopfe gefehlt“9. Dass

5

Siehe dazu oben Teil C, S. 237–242. W. NIGG, Große Heilige, Zürich 2006, 13. 7 Vgl. K. HASE, Franz von Assisi. Ein Heiligenbild, in: Ders., Heilige und Propheten (s. Anm. 4), 1–143; Ders., Caterina von Siena (s. Anm. 4). 8 Hase, Franz von Assisi (s. Anm. 7), 4; vgl. ferner DERS., Annalen meines Lebens, hg. von K. A. VON HASE, Leipzig 1891 (GW; 11,2), 118. 9 L. T. S PITTLER, Grundriß der Geschichte der christlichen Kirche, fortgeführt von G. J. PLANCK, Göttingen 5 1812, 317. 6

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Hase nicht auf eine literarische Vernichtung des Heiligen aus ist,10 fügt sich aber in die weitere Beobachtung ein, dass er die für einen protestantischen Kirchenhistoriker nicht selbstverständliche Kategorie ‚Heiliger‘ überhaupt ganz ungezwungen und positiv verwendet. Mit dieser Kategorie ist eine geprägte Bezeichnung für einen bestimmten Personenkreis aufgegriffen, die traditionell mit dem Problem kontroverstheologischer Abgrenzungsbedürfnisse verbunden ist. Als eine in der Tradition protestantischer Theologie übliche Definition lässt sich etwa der entsprechende Lexikoneintrag aus Zedlers Universallexikon verstehen, wo es heißt: „Heilige werden insgemein die alten Propheten, Apostel und Märtyrer genennet; in besonderm Verstande aber die von denen Römischen Päbsten durch die Canonisation in die Zahl derer Heiligen aufgenommene Personen, welche man in der Catholischen Kirche anruffet, mit Gesängen und Horis Canonicis beehret, ihnen Altäre und Kirchen stifftet, sie zu Schutz-Patronen gantzer Länder annimmet, ihr Gedächtniß auf einen gewissen Tag im Jahre feyret, und in ihren Namen den Bann wider die Ketzer ausspricht.“11

Hase ist sich der im protestantischen Raum üblichen inhaltlichen Besetzung des Begriffs selbstverständlich bewusst,12 füllt diese Bezeichnung aber von seiner eigenen Theologie her mit einem systematisch reflektierten, neuen Inhalt, der die in Zedlers Definition lediglich aufgezählten Phänomene zu integrieren und verständlich zu machen vermag, vor allem aber den Begriff vom Grundsatz her positiv füllt. Heilige sind für Hase „hohe eigenthümliche Personificationen des christlichen Geistes“13, Personen, in denen sich „der Geist der Kirche besonders herrlich dargestellt hat“14. Die Verbindung dieser Bestimmung der Kategorie zu Hases Religionstheorie, die oben dargestellt wurde, ist deutlich. Es ist die Beurteilung der Heiligen als individueller Verwirklichungsgestalten des religiösen Geistes,15 die ihn sagen lässt, ihre Geschichte gewähre einen Blick „auf das was ewig ist, obwohl …

10 Vgl. auch das ähnlich positive Urteil über Katharina von Siena, von der er als einem „Ideal der Frömmigkeit in der kirchlichen Form des Mittelalters“, einer „für alle Zeiten … herzerhebenden Anschauung“ spricht (Hase, Caterina von Siena [s. Anm. 4], 352). 11 [Anonym,] Heilige, in: J. H. ZEDLER (Hg.), Grosses vollständiges Universal Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 12, Halle / Leipzig 1735, 1155 f. 12 Einschlägig dafür ist vor allem „Confessio Augustana“, Art. XXI. Vgl. auch Hases Ausführungen zur Entstehung des römischen Kanonisationsprozesses und der protestantischen Ablehnung der Lehre von der Nützlichkeit der Anrufung der Heiligen (K. HASE, Handbuch der protestantischen Polemik gegen die römisch-katholische Kirche, Leipzig 1862, 310–329). 13 Hase, Franz von Assisi (s. Anm. 7), 4. 14 Hase, Caterina von Siena (s. Anm. 4), 152. 15 So sieht Hase etwa in Katharina von Siena ein „hochbegabtes geistmächtiges Wesen, einen religiösen Genius“ (Hase, Caterina von Siena [s. Anm. 4], 154).

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dieses sich nur darstellt in den Formen seiner Zeit.“16 Das von Hase vorgelegte Verständnis der Kategorie ‚Heiliger‘ enthält im Übrigen – anders als die oben angeführte Definition aus dem Lexikon Zedlers – im Grundsatz keine Beschränkung auf eine bestimmte historische Epoche. Die systematische Bestimmung des Begriffs eröffnet prinzipiell die Möglichkeit, auch in der Gegenwart von Heiligen zu sprechen, so wie sie auch möglich macht, stark konfessionell besetzte Heiligengestalten des Mittelalters im Zusammenhang der eigenen protestantischen Theologie zu würdigen und anzueignen. Eng verbunden mit Hases Verständnis der Heiligen ist auch seine Behandlung der von den Heiligen berichteten Wunder. Auf der einen Seite bedeutet für Hase die unbefangenkritische protestantische Würdigung der berichteten Wunder in einer Heiligenvita, diese nicht zu übergehen, sondern mit Rücksicht auf den Geist des Zeitalters zu interpretieren.17 Hase behandelt andererseits die Wunder in der „volle[n] Freiheit der wissenschaftlichen Untersuchung zur Ausscheidung des Geschichtlichen vom Ungeschichtlichen“18 und sieht eben darin auch die entscheidende Differenz zu römisch-katholischen Darstellungen der Heiligen. Entscheidend ist, dass Hase auch die berichteten Wunder im Zusammenhang seines Verständnisses der Heiligen als individuelle Manifestationen des religiösen Geistes deutet. Dies meint einerseits eine klare Absage an jede supranaturalistische Auffassung der Wunder. Für Hase ist klar, dass „alles vermeinte Weissagen und Wunderthun der Heiligen wie der Hexen des Mittelalters nichts Uebernatürliches enthalte, sondern gerade in seinen höchsten und reinsten Organen nur der von der Natur reich begabte Menschengeist sei, erhoben durch den heiligen Gemeingeist einer großen Zeit der Kirche“19. Andererseits ist für ihn die Herkunft der Wunderberichte folgendermaßen erklärlich: „einerseits aus der hohen Spannung vor der Gegenwart eines vom Volke schon Heiliggesprochenen und aus der gläubigen Hingabe an seine Einwirkung, andererseits aus der ihrem Gesetze nach uns

16

Hase, Caterina von Siena (s. Anm. 4), 155. Vgl. Hase, Franz von Assisi (s. Anm. 7), 4 f. Hase richtet sich hier ausdrücklich gegen Schroecks Beurteilung des Wundervollen bei Franz. An anderer Stelle heißt es: „Es ist das edle Recht neuerer Geschichtsforschung den Maßstab der Wahrheit nicht am Alltäglichen und Gemeinen zu haben, sondern auch das Wunderbarste, wenn es durch gute Zeugnisse sich als wirklich bewährt, anzuerkennen“ (K. HASE, Die Jungfrau von Orleans, in: DERS., Neue Propheten. Drei historisch-politische Kirchenbilder, hg. von G. KRÜGER , Leipzig 1892 [GW; 5,2], 1–105, hier 53). Siehe dazu auch oben S. 247. 18 Hase, Franz von Assisi (s. Anm. 7), 9. Das „Wunderbare … auf seine geschichtliche Sicherheit genau anzusehn, sind wir berechtigt wie verpflichtet“ (Hase, Caterina von Siena [s. Anm. 4], 152). 19 K. HASE, Rez. Neue Propheten. 1. Perrens, Jérome Savonarole, sa vie, ses prédications, ses écrits, 1853; 2. Schöpff, De causis, ex quibus similia Savonarolae atque Lutheri studia tam diversos habuerint exitus, 1855 ; 3. Desjardins, Vie de Jeanne d’Arc d’aprés les documents nouvellement publiés, 1854; 4. Chavin de Malan, Histoire de Saint Francois d’Assisi, 4. éd. [1. Ausg. 1841. Deutsche Übers. 1842] 1855; 5. Morin, Saint Francois d’Assise et les Franciscains, 1853; 6. Schmieder, Petrus Waldus und Franz von Assisi, 1854; 7. Hase, Franz von Assisi. Ein Heiligenbild, 1856, PKZ 3 (1856), Nr. 15 (12. April 1856), 352–360, hier 360. 17

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noch geheimnißvollen Macht hoher Geistigkeit und religiöser Entschiedenheit auf die erkrankte menschliche Natur durch Vermittlung der Nerven, so daß zuweilen auch die eine dieser Mächte ohne die andre solche Wirkungen hervorbringt.“20 In diesem Sinne steht für Hase fest, dass „hinter der phantastischen Hülle in Franz von Assisi“ ein „edler Kern gewesen ist“21. Dieser Kern, der hinter den Wunderüberlieferungen steht, ist freilich nichts anderes als die oben benannte Wesensbestimmung des Heiligen überhaupt. Wo allerdings Wunder von Franz berichtet werden, „die unverkennbaren göttlichen Naturgesetzen widersprechen, da fehlt es auch an ihrer sichern geschichtlichen Überlieferung“22. Solche Wunder sind für Hase eine „kindliche Selbsttäuschung, der sich dieses glaubensvolle Zeitalter hingegeben hat“23. Im Verständnis der Wunder in den Viten der Heiligen wird also Hases neue Füllung des Begriffs des Heiligen von seiner eigenen theologischen Konzeption her noch einmal in konzentrierter Form deutlich.

Dass sich Hase in seiner Publikation zu Franz von Assisi auch vergleichsweise ausführlich dem Franziskanerorden widmet,24 der organisierten Gemeinschaft in der Nachfolge des Franz, und nicht nur dem religiösen Individuum des Heiligen allein, stellt durchaus keinen Widerspruch zu der grundlegenden These dar, dass für Hase die entscheidenden Größen der Kirchengeschichte die religiösen Persönlichkeiten sind. Vielmehr wird gerade an dem von Franz begründeten Franziskanerorden die Weise deutlich, in der die besonderen religiösen Persönlichkeiten in der Geschichte fortwirken – indem ihr Geist andere Menschen zu prägen vermag, neu in das religiöse Leben hineinzieht und auf diese Weise Gemeinschaft stiftet.25 1.1.3 Das Prophetentum Neben die bemerkenswerte Verwendung der Kategorie ‚Heiliger‘ für die Deutung religiöser Persönlichkeiten tritt eine zweite Kategorie, die Hase ebenfalls mit auffälliger Vorliebe verwendete: die des ‚Propheten‘. Hase fasste sehr verschiedene Gestalten unter das Prophetentum, griff damit aber ebenfalls einen traditionell besetzten Begriff auf. Zedlers Universallexikon definierte: Propheten „werden in eigentlichem Verstande, so wohl im Alten und Neuen Testamente, diejenigen genennet, welche von besondern Dingen und Rathschlüssen Gottes, und von

20

Hase, Franz von Assisi (s. Anm. 7), 86. K. HASE, Rez. Schmidt / Rettberg, Handbuch der christlichen Kirchengeschichte, Siebenter Theil, 1834, TLAKZ 1836, Nr. 61 (20. Mai 1836), 481–487, hier 486. 22 Hase, Franz von Assisi (s. Anm. 7), 88. 23 Ebd., 88. 24 Vgl. etwa ebd., 33–54. 25 Vgl. dazu auch die parallele Auffassung Hases von der Entstehung der Kirche als Fortwirkung des religiösen Geistes, den Jesus von Nazareth in die Welt gebracht hat. Siehe dazu oben Teil C, S. 213 f. 21

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künfftigen Sachen, eine besondere göttliche Offenbahrung empfangen haben, mit dem Absehen, selbige andern in Gottes Namen, und aus seinem Munde, zu offenbahren.“26

Zunächst klingt es vor diesem Hintergrund recht traditionell, wenn Hase unter Prophetentum den Zustand verstanden wissen will, „welcher durch den Glauben entsteht, daß die Gottheit oder doch jenseitige Mächte unmittelbar durch einen Menschen reden, der durch solche Eingebung über menschliche Beschränkung hinausgestellt, je nach seiner Tendenz in das öffentliche Leben eingreift, auch insgemein die Beschränkung menschlichen Wissens durch die Zeit weissagend durchbricht.“27 Deutlicher wird sein spezifisches Verständnis des Prophetentums durch die Bemerkung, er wolle bei seinen Darstellungen der prophetischen Gestalten hervorheben, inwiefern diese „ein Vorbild für künftige Gestaltungen des religiösen Geistes“28 sind. Ein Prophet ist für Hase „ein durch den von Christus ausgehenden Geist entwickelter und erhobener Genius, der ahnungsvoll eine Zeit anschaute, … in deren mühevoller Erfüllung wir noch begriffen sind“29. Hase verstand also Propheten als menschliche Individuen, in denen sich der religiöse Geist in solcher Weise manifestierte, dass sie als vorwärts treibende Elemente der Kirchengeschichte wirksam wurden.30 Ganz ähnlich wie bei Hases neuer Füllung der Kategorie ‚Heiliger‘ ist auch bei der skizzierten Fassung der Kategorie Prophet ein enger Zusammenhang zu Hases Religionstheorie und Kirchenverständnis zu konstatieren. Ein Prophet im Sinne Hases ist – wie jeder Glaubende – eine individuelle Realisierungsgestalt von Religion, aber eine solche, die in qualitativer und quantitativer Hinsicht in besonderer Weise als ein die Geschichte vorwärts treibender Anreger religiösen Lebens verstanden werden muss. Ausgehend von diesem Verständnis konnte Hase unter dem Titel „Neue Propheten“31 überaus verschiedenartige Persönlichkeiten aus der Kirchen26 [Anonym,] Prophet, Propheten, Weissager, in: J. H. ZEDLER (Hg.), Grosses vollständiges Universal Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 29, Halle / Leipzig 1741, 843–863, hier 843. 27 Hase, Neue Propheten (s. Anm. 17), VI; vgl. auch ebd., IX. 28 Ebd., VII. 29 Ebd., VII f; vgl. auch: Ders., Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 91. 30 Hase kann in diesem Zusammenhang sogar von einer „Einigung des göttlichen mit dem menschlichen Geiste, ohne doch irgendwie das auch göttliche Gesetz menschlicher Beschränkung aufzuheben“, sprechen (Hase, Neue Propheten [s. Anm. 17], VII). 31 Siehe dazu auch oben Teil B, S. 117 und 126 f. Bemerkenswert erscheint, dass Hase auch noch später die Idee einer Darstellung von Neuem Prophetentum verfolgte und zwei weitere Vorträge offenbar gezielt unter dieser Leitvorstellung ausarbeitete. Hase plante, das „Jenaische Fichte-Büchlein“ und „Franz von Assisi“ als einen zweiten Teil der „Neuen Propheten“ mit dem Untertitel „Ein Heiliger und ein Philosoph“ zu veröffentlichen (vgl. K. HASE, Jenaisches Fichte-Büchlein, in: DERS., Vaterländische Reden und Denkschriften, hg. von O. VON HASE, Leipzig 1891 [GW; 12,2], 503–573, hier 506),

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geschichte, wie die im 20. Jahrhundert heilig gesprochene Johanna von Orleans (1412–1431), den dominikanischen Bußprediger Savonarola (1452– 1498) und Gestalten der Täuferbewegung würdigen.32 Die Klammer dieser verschiedenen Epochen der Kirchengeschichte angehörenden Gestalten ist das skizzierte Verständnis des Prophetentums, das Hase seinen Deutungen dieser Personen zu Grunde legte. So sprach Savonarola in der Deutung Hases als Vorläufer der Reformation „das Vorgefühl seiner Zeit und die Sehnsucht seines Herzens nach der Reformation der Kirche“33 aus. Er sei ein Vorbote von „etwas in der geschichtlichen Entwicklung der Kirche Nothwendigem gewesen“34. Im Zusammenhang einer weiteren Publikation konnte Hase aber etwa auch Johann Gottlieb Fichte (1762–1814) unter die Propheten im vorgestellten Sinne rechnen. Hase notierte dazu: „Die Zusammenstellung möchte zwar etwas auffällig erschienen und Fichte wie Saul unter den Propheten erfunden sein: doch ist auch er in seiner Art ein Prophet gewesen, ein Prophet der neuern Philosophie, vielleicht auch eines zukünftigen deutschen Volkes; ein Bettelmönch und ein Jenaischer Professor ist nichts so durchaus Entgegengesetztes, und bei der schneidenden Verschiedenheit, wie schon ein dazwischen liegendes halbes Jahrtausend sie mit sich bringt, immer hat Fichte mit dem Heiligen gemein, daß auch er die Welt für nichts geachtet und doch mit seinen Ideen mächtig auf sie eingewirkt hat.“35

Hier ist vollzogen, was bereits bei Hases Fassung der Kategorie ‚Heiliger‘ konstatiert worden ist: dass die systematische Füllung des Begriffes die Möglichkeit eröffnet, Gestalten der Kirchengeschichte, die nicht den Epochen angehören, für die der Begriff traditionell angewandt wird, unter der Kategorie ‚Prophet‘ zu fassen.36 Überhaupt wird eine erhebliche Nähe der beiden Kategorien ‚Heiliger‘ und ‚Prophet‘ im Verständnis Hases deutlich, insofern er sie beide von seiner theologischen Grundlegung her begreift: als individuelle Realisierungsgestalten des religiösen Geistes. Allerdings liegt bei der Kategorie ‚Prophet‘ die Akzentuierung auf der die Geschichte vorwärts treibenden Wirkung der jeweiligen religiösen Persönlichkeit, während die Kategorie ‚Heiliger‘ stärker die sich in den Wunderberichten ausdrückenden Wirkungen der Persönlichkeit auf die Zeitgenossen in den Blick nimmt.

bemerkte aber selbst die Ungewöhnlichkeit dieser Zusammenstellung. Er publizierte sie getrennt. 32 Zum Verhältnis der Täuferbewegung zur Reformation siehe unten S. 302–304. 33 Hase, Rez. Neue Propheten (s. Anm. 19), 353; vgl. ferner DERS., Savonarola, in: Ders., Neue Propheten (s. Anm. 17), 107–192, hier 117. 34 Hase, Rez. Neue Propheten (s. Anm. 19), 355. 35 Hase, Jenaisches Fichte-Büchlein (s. Anm. 31), 506. Der im Zitat gemeinte Bettelmönch ist Franz von Assisi. 36 Ausdrücklich notierte Hase, sein Interesse gelte dem „nachgebornen Prophetentum“ zur Zeit der schon bestehenden Kirche (Hase, Neue Propheten [s. Anm. 17], VII).

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1.1.4 Die Bedeutung der Kategorien ‚Heiliger‘ und ‚Prophet‘ für das Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases Die Verwendung der Kategorien ‚Heiliger‘ und ‚Prophet‘ gehört zu den profilbildenden Charakteristika der Kirchengeschichtsschreibung Hases. Auffällig für einen protestantischen Kirchenhistoriker seiner Zeit ist die positive Verwendung der Kategorie ‚Heiliger‘ wie die Ausweitung der Kategorie ‚Prophet‘ auf Gestalten der jüngeren Vergangenheit. Beide Begriffe, den kontroverstheologisch besetzten Begriff des Heiligen und den traditionell für Gestalten der biblischen Tradition und allenfalls der Alten Kirche reservierten Begriff des Propheten füllte er neu von seiner eigenen Religionstheorie und seinem Kirchenverständnis her als wirkmächtige Realisierungsgestalten des christlich-religiösen Geistes. Hase vermag auf diese Weise, Gestalten der Kirchengeschichte, die in der protestantischen Tradition teilweise am Rand gestanden haben, neu zu würdigen oder in überraschender Weise zu interpretieren und für protestantisches Selbstverständnis fruchtbar zu machen. Die Bedeutung der Kategorien besteht darin, ein Signal für die Gesamtausrichtung der Kirchengeschichtsschreibung Hases zu sein. In ihnen sammelt sich wie in einem Brennglas die liberaltheologische Grundeinstellung Hases. Er etablierte das übergeordnete Prinzip der Geistwirkung als Beurteilungsmaßstab für die Gestalten der Kirchengeschichte. Auf dieser Basis würdigte und rehabilitierte Hase Persönlichkeiten ganz unterschiedlicher Ausrichtung: römisch-katholische Heilige – wie etwa Franz von Assisi oder die zu Hases Zeiten freilich noch nicht heilig gesprochene Johanna von Orleans, Ketzer – als solcher wurde Savonarola lange Zeit beurteilt – und Gestalten der Täuferbewegung, die sowohl in römisch-katholischer wie lutherischer Tradition abgelehnt wurden. In dieser Auswahl und Bewertung von Gestalten verlässt Hase traditionelle Pfade einer konfessionell orientierten Kirchengeschichtsschreibung. Von daher tragen die beiden Kategorien ‚Heiliger‘ und ‚Prophet‘ in ihrer spezifischen Fassung maßgeblich zum liberalprotestantischen Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases bei. Im Sinne Hases fällt dieses Profil zudem mit der prononcierten Wissenschaftlichkeit seiner Kirchengeschichtsschreibung zusammen.37 1.2 Das wachsende Gewicht der kirchlichen Zeitgeschichte als Spiegel des politischen Interesses Hases Als ein zweites profilbildendes Charakteristikum der Kirchengeschichtsschreibung Hases tritt seine schwerpunktmäßige Zuwendung zu Themen der Zeitgeschichte hervor, und zwar politischer wie kirchlicher Art. Dieses Charakteristikum lässt sich sowohl rein äußerlich an der hohen Anzahl 37

Siehe dazu oben Teil C, S. 249 f.

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D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

entsprechender Veröffentlichungen unter den kleineren Publikationen, als auch an der hohen Energie zeigen, mit der Hase vor allem die neueste Kirchengeschichte unter den Paragraphen seines kirchengeschichtlichen Lehrbuches immer neu bearbeitete und mit dem Fortschritt der Zeit stetig ergänzte und erweiterte. Profilbildend ist dieser Schwerpunkt aber auch in der Hinsicht, dass sich in den Veröffentlichungen Hases zur kirchlichen und politischen Zeitgeschichte in besonderer Weise sein Profil als liberaler Theologe ausdrückt. Für Hase gehörte – schon biographisch – liberale Theologie und politischer Liberalismus zusammen und verwiesen wechselseitig aufeinander. Daher schrieb er einmal mit Blick auf sein auffälliges Interesse an den politischen Vorgängen der Gegenwart: „Man sollte wohl einem Theologen nicht verargen, wenn er sich einmal in weltliche Händel mischt, wiefern sie auch eine kirchliche Seite haben.“38 1.2.1 Das biographisch begründete lebenslange Interesse Hases an politischer Parteinahme im Sinne des Liberalismus Zwischen dem politischen und kulturellen Liberalismus des frühen 19. Jahrhunderts und der liberalen Theologie als Strömung der protestantischen Universitätstheologie und Kirche besteht ein Zusammenhang,39 wenn auch der theologische und kirchliche Liberalismus nicht einfach als sekundäres Produkt des allgemeinen Liberalismus begriffen werden darf.40 Die Verbindung von politischem und theologischem Liberalismus ist bei Hase in besonderer Weise ausgeprägt. Seine Stellung als Zentralfigur der liberalen protestantischen Theologie ist verbunden mit einer biographischen Prägung im Sinne des politischen Liberalismus durch die Ideale der Burschenschaft seit seiner Studienzeit. Dies ist insofern nicht untypisch, als der deutsche Liberalismus des 19. Jahrhunderts insgesamt von den Forderungen der

38 K. HASE, Der Papst und Italien. Eine Neujahrsbetrachtung, in: DERS., Theologische Reden und Denkschriften, hg. von O. VON HASE, Leipzig 1892 (GW; 10,1), 293–328, hier 295. 39 Zum Begriff ‚liberale Theologie‘, der hier im engeren Sinne für die Strömung der protestantischen Theologie des 19. Jahrhunderts verwendet wird, die den Begriff affirmativ als Selbstbezeichnung gebrauchte, vgl. H.-J. BIRKNER, ‚Liberale Theologie‘, in: DERS., Schleiermacher-Studien, hg. und eingel. von H. FISCHER, Berlin / New York 1996 (SchlA; 16), 51–62; H. RUDDIES, Liberale Theologie. Zur Dialektik eines komplexen Begriffs, in: F. W. GRAF (Hg.), Liberale Theologie. Eine Ortsbestimmung, Gütersloh 1993 (Troeltsch-Studien; 7), 176–203; F. W. GRAF, Liberale Theologie. I. Zum Begriff, allgemein, RGG4 5 (2002), 310 f. 40 Vgl. dazu H. GRASS, Liberalismus, RGG3 4 (1960), 351–355. Zum Verhältnis vom Kirche und Liberalismus vgl. den Sammelband: M. SCHMIDT / G. SCHWAIGER (Hg.), Kirchen und Liberalismus im 19. Jahrhundert, Göttingen 1976 (SThGG; 19).

1. Beobachtungen zu inhaltlichen Besonderheiten

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Burschenschaftsbewegung nach nationaler Freiheit und Einheit – zu dessen Symbol das Hambacher Fest von 1832 wurde – erheblich beeinflusst war.41 Hase hatte in seiner Jugend vom September 1824 bis zum August 1825 auf der Festung Hohenasperg bei Tübingen wegen seiner Verbindungen zur Burschenschaftsbewegung in Haft gesessen.42 Während seiner Studentenzeit hatte er sich den Zielen dieser Bewegung angenähert,43 die auf die Einigung Deutschlands und politische Reformen zugunsten bürgerlicher Freiheiten zielte. Neben der staatlichen, wirtschaftlichen und kirchlichen Einheit Deutschlands erstrebten die progressiven Burschenschaften vor allem ein einheitliches Recht sowie Rede- und Pressefreiheit.44 Die Ideale seiner Studentenzeit, für die Hase mit einer Haftstrafe von elf Monaten büßen musste, prägten auch sein weiteres Leben.45 So notierte er etwa unter dem Eindruck eines Besuchs der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche: „Es flossen mir … die Thränen, als ich in die Paulskirche trat zum erstenmal die Repräsentanten von ganz Deutschland erblickend.“ 46 Hase konnte in der Zusammenkunft der Paulskirchenversammlung die Erfüllung von Zielen seines burschenschaftlichen Engagements erblicken.

41 Zur Frühgeschichte des Liberalismus vgl. W. SCHIEDER (Hg.), Liberalismus in der Gesellschaft des deutschen Vormärz, Göttingen 1983 (GuG; Sonderheft 9); außerdem: R. VIERHAUS, Liberalismus, Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland 3 (1982), 741–785, sowie L. GALL, Liberalismus und ‚bürgerliche Gesellschaft‘. Zu Charakter und Entwicklung der liberalen Bewegung in Deutschland, HZ 220 (1975), 324–356. 42 Siehe dazu oben Teil A, S. 38. Vgl. auch E. SIEBER, ‚Die Gogs auf dem Aschperg‘. Tübingen und die Festung Hohenasperg, Attempto. Nachrichten für die Universität Tübingen 37/38 (1970), 3–13; J. K. BRECHENMACHER, Karl v. Hase als Gefangener auf dem Hohenasperg. Eine Jubiläumserinnerung, Der Schwabenspiegel 18 (1924), 169 f. 43 Vgl. dazu K. HASE, Reden an die Jünglinge der freien Hochschulen Deutschlands, in: Ders., Vaterländische Reden und Denkschriften (s. Anm. 31), 1–150, in der er sich 1820 als Sprecher der Burschenschaft gegen Unfreiheit und Zersplitterung für ein freies und einiges Vaterland aussprach. Die letzte der Reden wurde 1913 noch einmal separat neu gedruckt; vgl. K. HASE, Am Jahrestage von Leipzig. Rede, 7 Jahre nach der Völkerschlacht, Leipzig 1913. 44 Zu den Burschenschaften vgl. überblickend TH. NIPPERDEY, Deutsche Geschichte 1800–1866. Bürgerwelt und starker Staat, München 1998, 278–280. 45 In seinen Jugenderinnerungen notierte Hase, dass die Haftstrafe an seinen Gesinnungen nichts geändert habe, vgl. K. HASE, Ideale und Irrthümer. Jugenderinnerungen (1872), in: Karl von Hases Leben. Bd. 1: Jugenderinnerungen von Karl von Hase, hg. von K. A. VON HASE, Leipzig 1890 (GW; 11,1), 1–230, hier 166; ferner dazu Sieber, ‚Die Gogs auf dem Aschperg‘ (s. Anm. 42), 8. 46 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 81. Aus den Tagebüchern Hases ist ersichtlich, dass er u. a. bei den Beschlüssen zur Zivilehe, den Verhandlungen über den Waffenstillstand mit Dänemark und dem spontanen Volksaufstand am 18. September zugegen war, vgl. ebd., 82–85.

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D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

„Mit der Idee der mächtigen Volksbewegung war ich vollkommen einstimmig: Einigung Deutschlands durch einen volksthümlichen Reichstag, constitutionelle Regierung der einzelnen Länder mit ihren angestammten Fürsten unter einem kaiserlichen Haupte; es war nur die Erfüllung der Bestrebungen meiner Jugend. … Ich hätte mich gern in’s Parlament wählen lassen …, aber in unsrer Gegend siegte bald eine republikanisch und communistisch gesinnte Partei“47.

Seine politischen Ideale behielt Hase bei, auch wenn er später nie in die Politik in dem Sinne eingriff, dass er ein politisches Mandat bekleidete. Er schrieb selbst einmal von der bewussten „Verzichtung auf jedes praktische Eingreifen in die Politik“48. Diese Entscheidung, nicht als Politiker wirken zu wollen, bedeutete freilich nicht, dass Hase sich politischer Einmischung gänzlich enthielt. Er arbeitete durchaus politisch – mit den Mitteln, die ihm in seiner Rolle als theologischem Universitätsgelehrten entsprachen: also vornehmlich mit den Mitteln der Publizistik. Seine Verbundenheit mit den Idealen des Liberalismus hinderte Hase allerdings nicht daran, auch hier gegen Radikalismen Widerstand zu leisten. So zog er etwa, wie seinem Tagebuchbericht zu entnehmen ist, am 11. März des Revolutionsjahres 1848 nach Weimar, um „möglich die Studenten zu ermäßigen“49, die sich dort versammeln wollten. Ein Zuhörer von Hases Vorlesungen forderte, unterstützt von Bauern, die Entlassung des Ministers Christian Wilhelm Schweitzer (1781–1856). Durch Hases Einreden wurde die Situation soweit entschärft, dass sich die Versammlung friedlich zerstreute.50 Auch in Publikationen sind mäßigende Tendenzen zu beobachten. So wandte sich Hase in dem Beitrag „Radicales und geschichtliches Kirchenrecht“ (1856) in der „Protestantischen Kirchenzeitung“ gegen die geforderte Trennung von Staat und Kirche, weil er in ihr den Untergang der Landeskirchen – wie auch der Universitätstheologie – beschlossen sah.51 47

Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 80. Ebd., 26. Ohnehin ist es kein Widerspruch zu seinen politischen Idealen, dass Hase die an ihn herangetragene Wahl zum Landstand für die Stadt Jena „wegen Kleinheit der Verhältnisse“ 1834 ablehnte (vgl. ebd.). 49 Ebd., 78. 50 Vgl. ebd., 78 f. 51 K. HASE, Radicales und geschichtliches Kirchenrecht, PKZ 3 (1856), Nr. 14 (5. April 1856), 313–321, hier 316 f. In diesen Zusammenhang gehört auch der Konflikt Hases mit Julius Rupp (1809–1884), der in Königsberg eine freie evangelische Gemeinde gegründet hatte und auch im Revolutionsjahr 1848 politisch aktiv war. Hase führte mit Rupp und seinen Anhängern eine publizistische Auseinandersetzung in der „Protestantischen Kirchenzeitung“ und der Königsberger „Wochen“- bzw. „Sonntagspost“, vgl. etwa [Anonym,] Königsberg, PKZ 3 (1856), Nr. 16 (19. April 1856), 378; S IEBURGER, Königsberg, den 23. April 1856, PKZ 3 (1856), Nr. 18 (3. Mai 1856), 413; K. HASE, Jena, 5. Mai 1856, PKZ 3 (1856), Nr. 19 (10. Mai 1856), 450 f; [Anonym,] Dr. Hase und das Prinzip der Trennung der Kirche von der Staatsgewalt, PKZ 3 (1856), Nr. 34 (23. August 48

1. Beobachtungen zu inhaltlichen Besonderheiten

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Entscheidend ist, dass in der biographischen Prägung Hases durch die Burschenschaftsbewegung, die eine wesentliche Wurzel für den politischen Liberalismus des 19. Jahrhunderts darstellt, der Hintergrund für sein lebenslanges Interesse an politischer und kirchenpolitischer Einmischung im Sinne liberaler Ideale zu sehen ist. 1.2.2 Die Tätigkeit Hases als Chronist und Kommentator politischer und kirchenpolitischer Zusammenhänge Zu einem profilbildenden Merkmal für die Kirchengeschichtsschreibung Hases avancierte dieses Interesse, insofern es sich in einer inhaltlichen Schwerpunktsetzung in seinen Publikationen abbildete. Vor allem gilt dies für seine kleineren Veröffentlichungen, die oft im Grenzbereich zwischen einer zeitgeschichtlich orientierten Chronistentätigkeit und dem Eingreifen in laufende Debatten in Politik und Kirche lagen. Hase widmete sich in einer beträchtlichen Anzahl von Tagespublikationen aktuellen Entwicklungen in Theologie, Kirche und dem Staatswesen. Er fungierte dabei als Chronist, betätigte sich also, wie er selbst einmal schrieb, als „ein alter Historiker auch in jüngst vergangenen Dingen“ 52. Zugleich deutete und kommentierte er bemerkenswerte Ereignisse im Zusammenhang ihres Kontextes aus der Sicht eines liberalen Theologen und griff auf diese Weise in die zeitgenössischen politischen und kirchenpolitischen Debatten ein. In diesem Sinne ist es zu verstehen, wenn Hase etwa seine 1861 gleich in zwei Auflagen erschienene Schrift „Der Papst und Italien“ als „eine halb politische Broschüre“53 bezeichnete, oder in seiner „Denkschrift“ aus dem Jahr 1849, „Die evangelisch-protestantische Kirche des deutschen Reichs“, eine „Vermittelung zwischen den politischen und theologischen Interessen des Revolutionsjahrs“54 anstrebte. In einer ganzen Reihe von kleineren Beiträgen und Aufsätzen, namentlich für die „Protestantische Kirchenzeitung“, geht das historische bzw. kirchenhistorische Interesse, das Hase dazu antrieb, als Chronist über Geschehnisse und Zusammenhänge zu berichten, manchmal unmerklich, manchmal sehr offensichtlich mit dem Interesse Hand in Hand, durch eine bestimmte Wertung in der Darstellung auch politisch und kirchenpolitisch Partei zu ergreifen. Für diese besondere, für Hase typische Art der halb kirchenhistorisch und doch auch halb politisch und kirchenpolitisch ausgerichteten Publikationen seien wenige Beispiele genannt. 1856), 800–804; K. HASE, Schlußwort für Dr. Rupp, PKZ 3 (1856), Nr. 39 (27. September 1856), 913–917. Zu Rupp vgl. F. HEYER, Rupp, Julius, BBKL 8 (1994), 1034–1041. 52 K. HASE, Die evangelisch protestantische Kirche des deutschen Reichs, in: Ders., Theologische Reden und Denkschriften (s. Anm. 38), 441–681, hier 444. 53 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 150. 54 Ebd., 85.

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D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

In einer Ausarbeitung über „Das junge Deutschland“55 aus dem Jahr 1837 beschäftigte sich Hase mit den Vorwürfen, die von dieser Strömung gegen das Christentum vorgebracht wurden. Er bemerkte selbst, dass er an diesem Thema interessiert sei, „schon als Kirchenhistoriker, der auf den Pulsschlag einer jeden Zeit zu merken hat“56, will aber zugleich „begutachten, was daran neu, endlich was daran wahr sei.“57 Hase beschränkte sich also nicht auf die Aufgabe des Kirchenhistorikers, sondern trat mit der von ihm vorgenommenen Verortung des Christentums zwischen den beiden Typen der asketischen und der hellenischen Lebensansicht in einen inhaltlichen Disput ein.58 Ein aufschlussreiches Beispiel für die hier diskutierte Verbindung ist auch der Beitrag „Nun seht doch, ein schlichter Bürgersmann!“ in der Zeitschrift „Der Volksfreund“ aus dem Jahr 1848.59 Hase deutete in ihm den Satz „Nun seht doch, ein schlichter Bürgersmann“, den eine Frau beim Einzug des Deutschen Reichsverwesers angeblich staunend ausgerufen habe. Dieses Wort sei bedeutsam, weil darin „der ganze Sinn zusammengedrängt“ sei, „in dem das deutsche Volk in Zukunft sich zu seinen Fürsten gestellt zu sehen erwartet“60. Hase nutzte den kolportierten Ausspruch zu einer programmatischen Darlegung der von ihm favorisierten „constitutionelle[n] monarchische[n] Staatsform“, die „mit dem Volke eng verwachsen“ ist.61 Auch in dem Aufsatz „Die Cabinetsordre vom 13. Juni 1853“ aus dem Jahr 1855 ging Hase von der Ablehnung einer Fassung der rheinisch-westfälischen Kirchenordnung durch den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861) aus,62 tat seiner Pflicht als Historiker zunächst dadurch Genüge, dass er sogar den Text der ‚Cabinetsordre‘ wiedergab, nahm aber dann das Ereignis zum Anlass, grundsätzliche Erwägungen zum Verhältnis von Staat und Kirche anzustellen und griff damit in die laufende Debatte ein. Hase begrüßte, dass der König, „die ererbte Stellung und Auctorität in der evangelischen Landeskirche in die rechten Hände … niederlegen“ wolle, 63 lehnte aber zugleich ab, der „Einwirkung des Staats auf die Kirche“ grundsätzlich ein Ende zu machen, weil dies die „ganze bedeutsame Gestaltung der Landes- und Nationalkirchen … auflösen“ würde.64 In diesem Beitrag spiegelt sich das politische bzw. kirchenpolitische Interesse Hases an der Umgestaltung der Verfassung der evangelischen Kirche und den Verfassungsversuchen in den Landeskirchen, wozu er sich auch in anderen Beiträgen, wie etwa „Die evangelischprotestantische Kirche des deutschen Reichs“ oder „Die evangelische Kirchenverfassung für Ungarn“ äußerte.65

55 K. HASE, Das junge Deutschland. Ein theologisches Votum in einer academischen Rede (1836), in: Ders., Vaterländische Reden und Denkschriften (s. Anm. 31), 301–317. 56 Hase, Das junge Deutschland (s. Anm. 55), 303. 57 Ebd., 305. 58 Ebd., 311–313. 317. 59 K. HASE, Nun seht doch, ein schlichter Bürgersmann!, Der Volksfreund, Jena 1848, Nr. 14 (2. September 1848), 63 f. 60 Ebd., 63. 61 Ebd., 64. 62 K. HASE, Die Cabinetsordre vom 13. Juni 1853, PKZ 2 (1855), Nr. 1 (6. Januar 1855), 7–15. Der Text der ‚Cabinetsordre‘ ist abgedruckt ebd., 7 f. 63 Ebd., 12 f. 64 Ebd., 13. 65 Vgl. Hase, Die evangelisch protestantische Kirche des deutschen Reichs (s. Anm. 52); DERS., Die evangelische Kirchenverfassung für Ungarn, PKZ 3 (1856), Nr. 40 (4. Oktober 1856), 937–942. Zu Kirchenverfassungen hatte sich Hase bereits in einem

1. Beobachtungen zu inhaltlichen Besonderheiten

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Hase beschränkte sich allerdings nicht auf die deutschen Verhältnisse. In „Der Papst und Italien“ aus dem Jahr 1861 machte Hase vor dem Hintergrund der italienischen Einheitsbewegung und der Entstehung der Monarchie unter Viktor Emmanuel II. (1820– 1878) Vorschläge zur Lösung der Frage nach dem Verhältnis von Königreich und Papsttum. Es ist bemerkenswert, dass Hase hier eine Lösung vorschlägt, die später tatsächlich weitgehend Wirklichkeit wurde, dass nämlich Rom zugleich Sitz der weltlichen und geistlichen Macht („Hauptstadt Italiens“ und „Stadt des Papstes“) sein solle, wobei dem Papst „als Sitz und Besitz“ lediglich der Vatikan und die Peterskirche zugemessen und darauf auch seine Gerichtsbarkeit begrenzt werden solle.66 Diese für Hase typische Verbindung von kirchenhistorischer Arbeit im Sinne von Zeitgeschichtsschreibung und einem biographisch begründetem starken Interesse an der Einmischung in laufende Debatten im Sinne eines politischen und kirchlichen Liberalismus zählt zu den profilbildenden Merkmalen der Kirchengeschichtsschreibung Hases, weil eine erhebliche Anzahl seiner kleineren Publikationen, vor allem die in Zeitschriften, diese Eigenheit aufweisen. Diese Beiträge waren für die Wahrnehmung des liberalen Profils des Kirchenhistorikers Hase entscheidend.

1.2.3 Das wachsende Gewicht zeitgeschichtlicher Anteile an seinem kirchengeschichtlichen Hauptwerk Nicht nur in den kleineren Publikationen ist das besondere Gewicht der kirchlichen Zeitgeschichte unter den von Hase bearbeiteten Themen erkennbar. Abgesehen davon, dass Hase offenkundig Wert darauf legte, der neuesten Kirchengeschichte eine eigene Vorlesung über ein ganzes Semester zu widmen, bildet sich dieses Charakteristikum der kirchengeschichtlichen Arbeit vor allem daran ab, dass der Anteil der Zeitgeschichte an seinem kirchengeschichtlichen Lehrbuch über die elf von ihm bearbeiteten Auflagen stetig wächst.67 Im Zusammenhang der Untersuchungen zu den verschiedenen Auflagen seines kirchengeschichtlichen Lehrbuchs war herausgestellt worden, dass Hase sein Lehrbuch durchgängig verbesserte und neue Forschungsergebnisse kontinuierlich einarbeitete, was für alle Epochen der Kirchengeschichte galt. Zugleich zeigte sich aber auch, dass die Alte Kirche und die Neuere und Neueste Kirchengeschichte am stärksten im Fokus Hases bei den Überarbeitungen standen. Eine nähere Betrachtung ergibt darüber hinaus, dass sich auch im Verhältnis des dargestellten Stoffes zwischen den drei großen Epochen der Kirchengeschichte, wie sie Hase postulierte,68 über die Veränderungen der Auflagen hinweg eine erhebliche Verschiebung zugunsFrühwerk geäußert; vgl. DERS., Vom Streite der Kirche. Eine Schrift an den christlichen Adel deutscher Nation, in: Ders., Theologische Reden und Denkschriften (s. Anm. 38), 1–110, bes. 9–24. 66 Hase, Der Papst und Italien (s. Anm. 38), 325 f. 67 Zum kirchengeschichtlichen Hauptwerk und dessen Auflagen siehe oben Teil B, S. 92–98. 68 Zur Epochengliederung siehe oben Teil C, S. 242–246.

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D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

ten der neuesten Kirchengeschichte konstatieren lässt.69 Hase war zwar bemüht, den Umfang seines Lehrbuchs nicht wesentlich zu steigern, was mit der Abzweckung des Buches und dem dafür nötigen geringen Preis zu tun hatte, war aber dennoch zugleich vom dem Bedürfnis erfüllt, auch die neueste kirchengeschichtliche Entwicklung darzustellen.70 Aus seinen Tagebuchaufzeichnungen geht an vielen Stellen hervor, wie er seine Kontakte, seine Reisen und seine Stellung innerhalb der Gesellschaft dazu verwendete, um Material für die Darstellung der neuesten Ereignisse in Kirche und Theologie zu gewinnen. So darf man es durchaus ganz konkret auf seine kirchenhistorische Arbeit gemünzt sehen, wenn er bei einem Besuch in der Frankfurter Paulskirche in seinem Tagebuch notierte: „Und so säße ich denn wieder am Quelle der neusten deutschen Geschichte.“71 Auch bei seinen häufigen Besuchen in Italien war er um verlässliche Quellen für die Erweiterung seines kirchenhistorischen Lehrbuches und andere Publikationen bemüht.72 1.3 Die Offenheit für den römischen Katholizismus vor dem Hintergrund der Beziehungen Hases zu Italien Die Weise, in der Hase sich dem römischen Katholizismus zuwandte, stellt ein drittes, profilbildendes Charakteristikum seiner Kirchengeschichtsschreibung dar. Während für die Mehrzahl seiner Zeitgenossen das römisch-katholische Kirchenwesen mit seiner Theologie entweder selbstverständlicher Gegenstand polemischer Abwehr und Bestreitung war, oder aufgrund fehlender Berührung für die theologische Selbstverständigung zumindest praktisch irrelevant, zeichnete sich die Theologie Hases insgesamt und seine Kirchengeschichte im Besonderen durch eine beachtliche Offenheit und den erkennbaren Willen zur fairen Beurteilung des Katholizismus aus. Hase strebte von vornherein eine weite Perspektive an, in der die Gesamtheit der christlichen Kirchentümer adäquate Beachtung finden konnte, was faktisch insbesondere dem Katholizismus zu Gute kam. In 69 Siehe dazu im Anhang die „Übersicht über die Stoffverteilung in den verschiedenen Auflagen des kirchengeschichtlichen Lehrbuchs“, die diese Verschiebung auch visualisiert, unten S. 415 f. 70 Auf die Tatsache, dass Hase in seinem Kolleg die Geschichte des 19. Jahrhunderts ausführlich behandelte, weist Gustav Krüger hin, vgl. DERS., Vorwort, in: K. HASE, Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen, hg. von G. KRÜGER, 3 Bde. in 5 Teilbde., Leipzig 1890–1892 (GW; 1–3), Bd. 3,2,1, III f, hier III. 71 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 82. 72 Vgl. dazu auch M. HERBST, Römische Sehnsüchte eines liberalen Protestanten. Überlegungen zu den Italienreisen Karl von Hases, in: S. BÖHM / M. RIEGER (Hg.), ‚Hinaus ins Weite…‘. Reisen Thüringer Protestanten, Erfurt 2010 (Beiträge zur Thüringischen Kirchengeschichte. NF; 4), 102–127, hier 118 f; siehe auch den folgenden Abschnitt zum Katholizismus, S. 271–276.

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diesem Verhältnis Hases zum Katholizismus wird eine Parallele zu Friedrich Schleiermacher (1768–1834) sichtbar,73 insofern Hase und Schleiermacher aufgrund ihres Sinnes für das historisch Einmalige aller Erscheinungen ein vergleichsweise positives Verhältnis zum Katholizismus gewinnen konnten.74 Bei Hase sind freilich für dieses Verhältnis biographische Einflüsse ein weiterer entscheidender Faktor. 1.3.1 Biographische Faktoren der Beziehung Hases zum römischen Katholizismus Seit seiner frühen Jugend verspürte Hase ausweislich seines Tagebuchs eine intensive Sehnsucht nach Italien, was auf verschiedene Einflüsse seiner Bildung zurückzuführen ist.75 Unmittelbar vor Antritt seiner Professur in Jena,76 in den Jahren 1829/30, unternahm er mit seinem späteren Schwager, dem kunstsinnigen Inhaber des Leipziger Verlages Breitkopf & Härtel, Hermann Härtel (1803–1875),77 eine ausgedehnte Italienreise. Nach dieser Bildungsreise in der Tradition der klassischen ‚Grand Tour‘ bereiste Hase dann in der zweiten Hälfte seines Lebens seit 1852 Italien sehr häufig, und fuhr vor allem nach Rom.78 Hase bildete im Laufe seiner fortgesetzten Reisen nach Italien nicht nur eine eigene Weise der Wahrnehmung Italiens heraus, die in Entsprechung zur weiten Perspektive seiner kirchengeschichtlichen Arbeitsweise verschiedene Aspekte wie Kunst, Politik und soziale Verhältnisse einbezog. Er profitierte auch durch seine intensiven Kontakte in der Gesellschaft des ‚Deutschen Rom‘ und dem durch die lokale und persönliche Nähe verein73 Vgl. H.-J. BIRKNER, Deutung und Kritik des Katholizismus bei Schleiermacher und Hegel, in: Ders., Schleiermacher-Studien (s. Anm. 39), 125–136. 74 Vgl. auch das Urteil von K. SCHOLDER, Karl von Hases Auffassung des Konfessionsproblems, in: H.-J. BIRKNER / H. LIEBIG / K. SCHOLDER, Das konfessionelle Problem in der evangelischen Theologie des 19. Jahrhunderts. Drei Beiträge, Tübingen 1966 (SGV; 245/246), 36–54, hier 40 f. Siehe für die grundlegende Konzeption Hases oben Teil C, S. 198–252. 75 Zu den Italienreisen Hases vgl. Herbst, Römische Sehnsüchte … (s. Anm. 72); ferner H. JURSCH, Karl von Hases Rom-Erlebnis, WZ(J).GS 2 (1953), 91–105; M. A. VON HASE-SALTO, Nachwort, in: K. HASE, Erinnerungen an Italien in Briefen an die künftige Geliebte, bearb. und komment. von M. A. VON HASE-SALTO, Mainz 1992, 333–360. 76 Siehe dazu oben Teil A, S. 54 f. 77 Zu Härtel vgl. L. VOLKMANN, Hermann Härtel als Kunstfreund und Künstler, in: W. TEUPSER (Hg.), Kunst und ihre Sammlung in Leipzig. Festschrift zum 100jährigen Jubiläum des Leipziger Kunstvereins, Leipzig 1937, 103–136; O. VON HASE, Breitkopf & Härtel. Gedenkschrift und Arbeitsbericht, Bd. 2: 1828–1918, Teil 1, Wiesbaden 5 1968, 5– 20. 78 Vgl. etwa Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 98–115. 127–145. 151–161. 166–173. 184–190. 207–220. 244–246. 279–286 u.ö. Vgl. dazu näher Herbst, Römische Sehnsüchte … (s. Anm. 72), 107–110.

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D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

fachten Zugang zu kirchenhistorischen Quellen unmittelbar für seine wissenschaftliche Arbeit zur Kirchengeschichte der alten bis zur neuesten Zeit. Die häufige Anwesenheit in Rom erschloss Hase außerdem sowohl eine für einen zeitgenössischen protestantischen Theologen ungewöhnlich intensive Bekanntschaft mit führenden römisch-katholischen Geistlichen und Wissenschaftlern bis in die Kurie hinein, als auch die unmittelbare Anschauung römisch-katholischer Tradition und Frömmigkeit in Rom als ihrem Zentrum. Daraus ergibt sich einerseits, dass zwischen Hases wissenschaftlicher Arbeit als Kirchenhistoriker und seiner engen Beziehung zu Italien und Rom enge Zusammenhänge bestehen.79 Andererseits ist deutlich, dass Hase von seiner besonderen biographischen Beziehung zu Italien her auch eine aus außergewöhnlicher Kenntnis erwachsene Offenheit für den Katholizismus entwickeln konnte. Das besondere Verhältnis Hases zum Katholizismus ist von daher nicht ausreichend bestimmt mit dem Verweis auf „das romantische Gefühl für Alter und Schönheit der katholischen Kirche“, das Hase zumindest in seinen Anfängen gewiß auch gekannt hat.80 Es ist je länger je mehr auch von einer intimen persönlichen Kenntnis Hases geprägt. 1.3.2 Aspekte des literarischen Umgangs mit dem römischen Katholizismus in Hases Kirchengeschichtsschreibung An Hases Umgang mit dem Katholizismus ist erstens bemerkenswert, dass er sich jeder vordergründigen konfessionalistischen Polemik gegenüber dem römischen Katholizismus enthielt. Dies fällt besonders deswegen ins Auge, weil er sich gleichwohl nicht enthielt, Merkmale des Katholizismus offenzulegen, die aus seiner protestantischen Sicht sachlichen Widerspruch erfordern. In besonderer Weise ist dieser irenische Zug in Hases „Handbuch der protestantischen Polemik“ sichtbar,81 in deren Vorrede er sogar behauptete, dass beide Kirchen „gar Manches von einander zu lernen“ 82 haben. Ebenso ist davon auch seine gesamte kirchengeschichtliche Arbeit geprägt. Dafür ist die halb kirchenhistorische, halb tagespolitische Schrift „Des Culturkampfes Ende“ (1878) exemplarisch, mit der Hase dazu beitra79

Dies ist ausführlich begründet in Herbst, Römische Sehnsüchte … (s. Anm. 72). Scholder, Karl von Hases Auffassung des Konfessionsproblems (s. Anm. 74), 38. Wie Scholder auch selbst an der genannten Stelle andeutet, ist das Verhältnis Hases zum Katholizismus unter Rückgriff auf romantische Einflüsse nicht hinreichend bestimmt. 81 Hase konzipierte sie ausdrücklich als ein Werk des Friedens; vgl. K. HASE, Handbuch der protestantischen Polemik gegen die römisch-katholische Kirche, Leipzig 61894, V. XVII (Vorrede zur 1. Auflage 1862); dazu auch Scholder, Karl von Hases Auffassung des Konfessionsproblems (s. Anm. 74), 47 f. 82 Hase, Handbuch der protestantischen Polemik (s. Anm. 81), XXI (zur 1. Auflage 1862). 80

1. Beobachtungen zu inhaltlichen Besonderheiten

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gen will, im Konflikt zwischen dem preußischen Staat und der katholischen Kirche zu vermitteln.83 Ausdrücklich schrieb er von „unsern katholischen Landsleuten“ und sprach sich mit Hinblick auf den preußischen Staat gegen jegliche „Verfolgung der katholischen Kirche“ aus, was umgekehrt in die Forderung nach Mäßigung an die „protestantischen Mitbürger…“ mündet.84 In seinem kirchengeschichtlichen Lehrbuch ist die sachliche Behandlung des römischen Katholizismus bei steter Wahrung des protestantischen Profils nicht nur an dem sachlichen Ton erkennbar,85 mit dem Hase zugehörige Zusammenhänge darstellte,86 sondern auch an dem Umfang, den er den Entwicklungen des römischen Katholizismus bis in die neueste Zeit durch eigene Abschnitte und Paragraphen einräumte.87 Sichtbar wird der besondere Umgang Hases mit dem römischen Katholizismus in seiner Kirchengeschichtsschreibung zweitens an seinem überdurchschnittlichen Interesse an der Entwicklung der römisch-katholischen theologischen Literatur. Hase widmete einen für einen protestantischen Kirchenhistoriker bemerkenswerten Anteil seiner Schriften Themen und Ereignissen aus der Welt des Katholizismus. Ein herausragendes Beispiel dafür ist die große Sammelrezension unter dem Titel „Deutsch-Katholische Literatur“, in der Hase, zum Teil gemeinsam mit seinem Jenaer Kollegen

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Bereits knapp 40 Jahre früher hatte Hase schon einmal zu einem Konflikt zwischen der preußischen Regierung und der katholischen Kirche publiziert. Zum so genannten „Kölner Kirchenstreit“ veröffentlichte er 1839 die Schrift „Die beiden Erzbischöfe“. Hase deutete diese Auseinandersetzung als einen „Kampf… zwischen zwei geistigen Mächten“, „der früh oder spät in Deutschland zu erwarten war“ (K. HASE, Die beiden Erzbischöfe. Ein Fragment aus der neuesten Kirchengeschichte, in: Ders., Theologische Reden und Denkschriften [s. Anm. 38], 111–291, hier 269), legte aber auch hier konkrete Friedensvorschläge zur Lösung des Konflikts vor (ebd., bes. 271–291). 84 K. HASE, Des Culturkampfes Ende. Eine Denkschrift, in: Ders., Theologische Reden und Denkschriften (s. Anm. 38), 329–370, hier 344. Eine Fortführung finden die Vorschläge Hases in dem Aufsatz: DERS., Das angefangene Ende des Culturkampfes, PKZ 27 (1880), Nr. 14 (7. April 1880), 313–317. 85 Johannes Werner bemerkt treffend zu Hases außergewöhnlich kenntnisreichem und daher sachlichem Umgang: „Dass Hase selbst in Italien und Rom, wohin er 17mal gezogen, heimisch war und manchem Katholiken (F. Herbst, J. A. Möhler, K. F. von Hefele, Kardinal Gustav Adolf Hohenlohe) persönlich nahe stand, hat ihn besonders hierzu befähigt“ (J. WERNER, von Hase, Karl August, RGG1 2 [1910], 1866–1869, hier 1868). 86 Vgl. etwa die Ausführungen zum Ersten Vatikanum (K. HASE, Kirchengeschichte. Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 111886, 655–657) oder die recht ausführliche Darstellung des Kulturkampfes (ebd., 690–703). 87 Vgl. etwa ebd., 645–722. Hase stellte hier anhand von immerhin knapp 20 Paragraphen die Entwicklung der römisch-katholischen Kirche und Theologie von 1814 bis unmittelbar zum Erscheinungsjahr 1886 dar.

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D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

Johann Karl Eduard Schwarz (1802–1870), zweihundert Schriften besprach.88 Hase widmete sich in dieser Sammelrezension den literarischen Symptomen einer ganzen Bewegung innerhalb des Katholizismus und nahm dabei auch Schriften zur Kenntnis, die weit über die wissenschaftliche Theologie bis in das Belletristische und Triviale hinein reichen. Ausweislich seiner anderweitigen Rezensionstätigkeit89 nahm Hase auch sonst Werke über einzelne Gestalten aus der Geschichte der römischen Kirche wie neueste Arbeiten der katholischen Theologie zur Kenntnis. Hervorragende Beispiele hierfür sind Hases Besprechungen der Geschichte des Pontifikats Clemens XIV. von Augustin Theiner90 und die Rezension der Konziliengeschichte von Carl Joseph von Hefele.91 An letzterer Rezension wird noch einmal sichtbar, dass die Offenheit ihn nicht davon abhielten, fachlich begründete Kritik, etwa an der Methodik von Geschichtsschreibung, gegebenenfalls deutlich auszusprechen. Drittens wird der Umgang Hases mit dem Katholizismus durch eine immer wieder hervortretende außergewöhnliche Sachkenntnis geprägt, die ihn besonders befähigte, aktuelle Entwicklungen innerhalb des römischen Katholizismus zu beurteilen. Nicht nur die oben bereits charakterisierte Schrift Hases „Der Papst und Italien“ aus dem Jahr 1861 ist hierfür ein Beispiel, insofern er Vorschläge zur politischen Neuordnung zwischen dem neu entstandenen Königreich Italien und dem Vatikan macht, die offenkundig von intimer Kenntnis auch der lokalen Verhältnisse getragen sind. 88 K. HASE / J. K. E. SCHWARZ, Rez. Deutsch-katholische Literatur, NJALZ 5 (1846), 522–528. 529–536. 541–557. 729–744. 881–889 f. 1149–1160. 1165–1176. 1193–1207; DIES., Rez. Deutsch-katholische Literatur, NJALZ 6 (1847), 211–220. 225–232; D IES., Rez. Deutsch-katholische Literatur, NJALZ 7 (1848), 545–556 (vgl. die genauen Angaben im Literaturverzeichnis). Hase suchte die besprochenen Schriften einzuordnen in ein Gesamtbild der ‚Deutsch-Katholischen Bewegung‘, die damals erhebliche Wirkung innerhalb des katholischen Deutschlands hatte, vgl. dazu besonders Dies., Rez. Deutschkatholische Literatur (1846), 522 f. Zur Deutung der ‚Deutsch-Katholischen Bewegung‘ durch Hase vgl. ferner Dies., Rez. Deutsch-katholische Literatur (1848), 556. 89 Siehe dazu oben Teil B, S. 147–164. 90 Vgl. K. HASE, Die Wahl Ganganellis, die Jesuiten und D. Theiner, PKZ 1 (1854), Nr. 49 (2. Dezember 1854), 1179–1185. Mit Theiner war Hase infolge seiner Aufenthalte in Rom befreundet, vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 105. 142. 156. 161. 171 f. 209. 245. 257 u. ö. 91 K. HASE, Rez. von Hefele, Conciliengeschichte, nach den Quellen bearbeitet, Band VII, Abtheilung 1. 2. 1869–1874, JLZ 1 (1874), Nr. 42 (17. Oktober 1874), 650 f. Die Kritik Hases richtet sich in erster Linie gegen die Methodik der Geschichtsschreibung Hefeles; selbiger habe die Quellen „nach ihrer Eigenthümlichkeit“ und „Sicherheit nur selten charakterisirt“ und verfalle öfter der „Bequemlichkeit eines bloss referierenden Styls“ (ebd., 650). Bemerkenswert ist das feine Gespür Hases, mit der er die von Hefele vorgenommene Reduzierung des Umfanges seiner Konziliengeschichte – d. h. ihr Ende vor dem Tridentinum – vor dem Hintergrund innerkatholischer Diskussionen nach dem Ersten Vatikanischen Konzil zu deuten weiß (vgl. ebd., 651).

1. Beobachtungen zu inhaltlichen Besonderheiten

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Noch deutlicher tritt die den Katholizismus betreffende Sachkenntnis Hases im Zusammenhang des Ersten Vatikanischen Konzils 1869/70 hervor. Hase war im März 1870 eigens nach Rom gereist92 und schreibt dazu, er „habe … vom Conzil und seinen Umgebungen Alles so genau kennen gelernt, als einem best begünstigten Fremden möglich war“93. Von dem im Zusammenhang des Konzils hervorgetretenen „lang drohende[n] Riß in der Tiefe der katholischen Kirche“ gab er aus eigener Anschauung Bericht94 und konnte entsprechend im Vorwort zur dritten Auflage seiner „Polemik“ (1871) schreiben, sie sei „unmittelbar unter dem Eindrucke des Vaticanischen Concils“, „fast von einem Augenzeugen“ geschrieben.95

Die außergewöhnliche Sachkenntnis, die Hase für seine kirchenhistorische Arbeit einsetzen konnte, spiegelt sich in der überlieferten Bitte einer deutschen Zeitung an ihn, über das Konzil als Korrespondent zu berichten.96 Sie ist dann vor allem an den entsprechenden Passagen seines kirchengeschichtlichen Lehrbuches zu ermessen,97 und tritt noch einmal ausführlicher in der großen „Kirchengeschichte“ Hases hervor,98 die auf seinen ausgearbeiteten Vorlesungen basiert. Nicht nur die bemerkenswerte Beschreibung der Peterskirche als dem Tagungsort,99 sondern mehr noch der Wechsel vom unpersönlichen beschreibenden Stil zu einer ‚Wir‘-Diktion100 und teilweise sogar zu dem Zeitzeugenschaft signalisierenden ‚Ich‘ deuten auf eine

92 Allerdings erlebte Hase das Ende des Konzils nicht mehr in Rom, da er wegen des Vorlesungsbeginns nach Jena reisen musste; vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 219 f. 93 Ebd., 219. Hase notiert, er gelte als ein „der liberalen Opposition … innerlich Befreundeter“, weswegen er „mit einigen Häuptern derselben … ein freundliches Verhältniß“ pflege. Über die laufenden Verhandlungen höre er „im Gespräch … Das und Jenes“ (ebd., 213 f). 94 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 216. 95 Hase, Handbuch der protestantischen Polemik (s. Anm. 81), XXXIII (Vorrede zur 4. Auflage 1878). Vgl. etwa die Bemerkung in einem Brief aus Rom vom April 1870 während des Ersten Vatikanischen Konzils: „Der neuen Ausgabe der Polemik wird … mein Hiersein keinen Nachtheil bringen“ (Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 8], 216). Vgl. auch ebd., 219. 96 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 219. 97 Vgl. K. HASE, Kirchengeschichte. Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 10 1877, 674–678. 98 Vgl. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,2,2, 757– 767. 99 Ebd., 758 f. 100 Vgl. etwa ebd., 760: „In den höhern gesellschaftlichen Kreisen von Rom, in denen Bischöfe und ihre theologischen Berather ab- und zugingen, erhielten wir fast jeden Abend ein ziemlich genaues Bild der Verhandlungen der General-Congregation dieses Tages.“

276

D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

Kenntnis hin, die für protestantische Kirchengeschichtsschreibung außergewöhnlich ist.101 Viertens spiegelt sich der außergewöhnliche Umgang Hases mit dem Katholizismus in der literarischen und theologischen Aneignung von Gestalten der Kirchengeschichte, die traditionell der römisch-katholischen Tradition zugerechnet worden wären. An dieser Stelle wird gewissermaßen die Rückseite der oben erörterten Umprägung der Begriffe ‚Heiliger‘ und ‚Prophet‘102 in dem positiven Verhältnis zu Gestalten der römischkatholischen Tradition wie etwa Franz von Assisi und Katharina von Siena sichtbar. Diese erscheinen als Vertreter der christlichen Religion, die auch der liberale Protestant Hase als Bestandteil der eigenen kirchlichen Herkunftsgeschichte anzuerkennen und zu würdigen gewillt ist. 1.4 Kulturgeschichtliche Interessen als Folge biographisch-bildungsgeschichtlicher Prägungen und Ausdruck theologischer Liberalität Ein viertes charakteristisches Merkmal der Kirchengeschichtsschreibung Hases ist die fortgesetzte Präsenz kulturhistorischer Themen, die über das kirchenhistorische Feld im engeren Sinn hinausgehen, etwa Theater, Literatur und Architektur.103 Diese Besonderheit spiegelt sich in seinem kirchengeschichtlichem Lehrbuch bis in die Anlage der Gliederung hinein, insofern bei der Darstellung jeder Epoche regelmäßig Abschnitte wiederkehren, in dem ausdrücklich auch die allgemeine kulturelle Entwicklung in ihrer Beziehung zur Geschichte der Kirche gewürdigt wird.104 In noch stärkerem Maße wird das Merkmal in einer beachtenswerten Anzahl von Einzelpublikationen zu diesem Themenkreis sichtbar. Beispielhaft dafür ist die Schrift „Das Geistliche Schauspiel“, in der Hase dem Verhältnis zwischen dem Schauspiel und dem Kultus bzw. der christlichen Religion überhaupt in seiner Entwicklung nachgeht.105 Exemplarisch ist auch „Pantheon und Peterskirche“, eine Publikation, in der Hase historische, kir101 Diese intime Kenntnis wird vor allem bei der Beschreibung der liberalen Opposition, etwa des Bischofs Josip Jurai Stroßmayer (1815–1905) sichtbar (vgl. ebd., 762 f). 102 Siehe dazu oben S. 256–263. 103 Nigg hat zutreffend geurteilt, dass die Einbeziehung von Kunst- und Literaturgeschichte in Hases kirchengeschichtlichem Werk seine Spezialität sei (vgl. W. NIGG, Die Kirchengeschichtsschreibung. Grundzüge ihrer historischen Entwicklung, München 1934, 189). 104 Vgl. etwa Hase, Kirchengeschichte, 1886 (s. Anm. 86), 106 f. 170 f. 312–316. 450– 452. 469–471. 734–736. 105 K. HASE, Das Geistliche Schauspiel. Geschichtliche Übersicht, in: DERS., Theologische Erzählungen, Geistliches Schauspiel und Rosenvorlesungen, hg. von K. A. VON HASE, Leipzig 1892 (GW; 6,2), 239–432. Er widmete das Buch der Universität Jena anlässlich ihres 300jährigen Bestehens, vgl. auch Ders., Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 125.

1. Beobachtungen zu inhaltlichen Besonderheiten

277

chenhistorische und kunsthistorische und architektonische Aspekte ineinander flicht. Ein erster wesentlicher Grund für die Aufmerksamkeit, die Hase den genannten Themenbereichen im Zusammenhang seiner kirchenhistorischen Arbeit widmete, ist in seiner Biographie zu suchen.106 Seit seiner Studienzeit hatte er eine besondere Beziehung zu Kunst, Literatur und auch Theater. Wenn er etwa mit Blick auf seine Schrift „Das Geistliche Schauspiel“ in seinem Tagebuch vermerkte: „Es war ein Anklang an Beschäftigungen meiner Jugend“107, so war sich Hase offenkundig dieser biographischen Zusammenhänge selbst bewusst. Über seine schriftstellerischen Bemühungen machte Hase zu verschiedenen Gelegenheiten in seinen Tagebüchern Notizen.108 Es findet sich sogar die Selbstauskunft des jungen Leipziger Studenten, er wolle „Dichter, Philosoph, Theolog“109 werden. 1822 publizierte Hase den belletristischen Band „Ein Fastnachtsspiel“110. Seit 1825 war er in Dresden dem literarischen Kreis um Tieck verbunden.111 Über diese Zeit schrieb er: „Ich habe … an Dramen und Opern so ziemlich alles genossen, was zu dieser Zeit über die deutsche Bühne ging.“112 Die biographischen Bezüge beschränken sich aber nicht auf Literatur und Theater. Während seiner Studienreise nach Italien beschäftigte sich Hase intensiv mit Kunstgeschichte und schloss damals und während seiner späteren Aufenthalte ebenso Kontakte zu deutschen bildenden Künstlern in Rom.113 In seinen Tagebucherinnerungen aus späterer Zeit sind immer wieder Theaterbesuche erwähnt, vor allem während seiner Reisen.114 Die Öffnung einer auf Ereignis- und Theologiegeschichte beschränkten Kirchenhistoriographie zugunsten der Einbeziehung von kulturgeschichtli106

Siehe zur Biographie Hases oben Teil A, S. 16–50. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 123. Konkreten Anlass gab freilich auch – wie Hase im Vorwort mitteilt –, dass innerhalb weniger Jahrzehnte eine größere Zahl von Publikationen und vor allem Quelleneditionen zu Schauspielen, besonders des Mittelalters, erschienen waren, vgl. Hase, Das Geistliche Schauspiel (s. Anm. 105), 239. 108 Vgl. Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 45), 32 f. 109 Ebd., 32. Vgl. ferner ebd., 16 f. 20 f. 24. 110 K. HASE, Ein Fastnachtsspiel. Denen wohllöblichen Reichsständen zur Erinnerung einer fröhlichen Burschenschaft ehrfurchtsvoll geweiht von einem wohlbestallten Reichsnachtwächter, und durch kaiserliches, allergnädigstes Privilegium gegen Nachdruck gesichert, Germania, gedruckt in diesem Jahre [Erlangen 1822]. 111 Siehe dazu oben Teil A, S. 39. 112 Hase, Ideale und Irrthümer (s. Anm. 45), 171. 113 Vgl. K. HASE, Erinnerungen an Italien in Briefen an die künftige Geliebte, hg. von K. A. VON HASE, Leipzig 1890 (GW; 11,1), 14. 53–55. 83–85. 117. 122. 159. 183–186 u. ö.; Ders., Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 173. 211–213. 245. 257 u. ö. Vgl. dazu auch Herbst, Römische Sehnsüchte… (s. Anm. 72), 114. 114 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 8), 40. 49 f. 92. 124. 185. 272 u. ö. 107

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D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

chen, einschließlich frömmigkeits- und sozialgeschichtlichen Aspekten, wie sie für Hases kirchenhistorische Arbeit prägend ist, lässt sich besonders gut am Beispiel seiner Vortragsreihe „Das Geistliche Schauspiel“ zeigen. Hase beobachtete – von vornherein in einer europäischen Perspektive – auf der Grundlage einer Vielzahl von Quellen die Entwicklung von Poesie und Kunst, Dramen und Bühnenwesen, bemühte sich aber zugleich um die adäquate Verhältnisbestimmung von Schauspiel und Theater zu Kirche, Theologie und Frömmigkeit. In der Erörterung dieses Verhältnisses schreitet Hase den Weg von der Entstehung geistlicher Spiele aus der kirchlichen Liturgie (in „Die Mysterien des Mittelalters“)115 über das Schicksal des geistlichen Spieles seit der Reformation im Gegenüber der beiden Konfessionen (in „Kampfspiele und Nachklänge“)116 und stärker auf einzelne Länder fokussierte Untersuchungen zu Frankreich und Spanien bis hin zu Hans Sachs und Gotthold Ephraim Lessing und dessen Nathan der Weise (in „Hans Sachs und Lessing“)117. Durchgängig ist es Hase dabei darum zu tun, dass das Christentum keine „barbarische Religion [ist], sondern vereinbar mit der höchsten menschlichen Bildung, auf die es hinweist.“118 Aus Hases historischen Darlegungen zum Verhältnis von Schauspiel bzw. Theater und Kirche spricht ein Ideal von Religion, dass das Schauspiel und das Theater zwar fördert und anregt, nicht aber dasselbe derart vereinnahmt, das Schauspiel nur als kirchliches Schauspiel statthaft ist. Hase notierte: „Das Christenthum gibt Raum für alle Herrlichkeit der Kunst und Poesie“119. Die „wahre Einheit“ von Theater und Kirche liegt für ihn dabei in der „sich friedlich fördernden Gliederung des Verschiedenen“120. Von daher wandte er sich (in „Theater und Kirche“) auch gegen Forderungen Richard Rothes (1799–1867), der eine zukünftige Einheit des christlichen Kultus und der Bühne propagierte.121 Hase hält eine solche „Einerleiheit“ für einen Rückfall in die Vergangenheit der „rohen Form der Mysterien“122. Die Kirche und der christliche Kultus nehme die Kunst grundsätz115

Vgl. Hase, Das Geistliche Schauspiel (s. Anm. 105), 248. 256. Das „geistliche Spiel des Mittelalters mit seiner harmlosen Feier und naiven Freude am Heiligen“ wurde „zum bittern Kampfspiel“ zwischen den Konfessionen (ebd., 307). 117 Hans Sachs und Lessing stehen für Hase „auf den Grenzscheiden der deutschen Literatur“, „einer versinkenden Vergangenheit noch angehörig und eine neue Zeit anhebend“ (ebd., 370). 118 Ebd., 421. 119 Hase, Franz von Assisi (s. Anm. 7), 9 (Vorrede). So bezeichnet er etwa – in Bezug auf Florenz – als „das schönste Kind der mittelalterlichen Kirche“ „die bildende Kunst“ (Hase, Savonarola [s. Anm. 33], 112). 120 Hase, Das Geistliche Schauspiel (s. Anm. 105), 432. 121 Vgl. R. R OTHE, Die Anfänge der christlichen Kirche und ihrer Verfassung. Ein geschichtlicher Versuch, Wittenberg 1837, 45. 122 Hase, Das Geistliche Schauspiel (s. Anm. 105), 432. 116

1. Beobachtungen zu inhaltlichen Besonderheiten

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lich nur in so weit in Dienst, als sie ein „Ausdruck des religiösen Geistes, auf Gott gerichtet ist“123. Das Theater diene aber zunächst und für sich der menschlichen Bildung, der Erholung und der Erheiterung des Gemüts. Deutlich wird die profilbildende Integration kulturhistorischer Felder in die kirchengeschichtliche Darstellung auch an der immer wiederkehrenden Beschäftigung mit Architektur, insbesondere mit Kirchenbau. Es ist nicht nur überliefert, dass Hase diesem Themenkreis ganze Teile seiner Vorlesung widmete,124 sondern auch hier liegen spezielle Publikationen von Hase vor, so etwa „Pantheon und Peterskirche“.125 Hase verband hier seine Kirchenhistoriographie mit kunsthistorischen Überlegungen auf der Basis des Gedankens, dass solche Bauten „nicht bloß kunstreich zusammengefügte Steinmassen sind, sondern versteinerte Gedanken, jedes ein ganzes Zeitalter, einen ganzen Weltzustand repräsentirend“126. Kirchenbauten und ihre Architektur gehören für Hase darum als steingewordene Ausdrucksformen der christlichen Religion in einer bestimmten Epoche zur Kirchengeschichte hinzu. Hier wird noch einmal sichtbar, dass für Hase eine auf die Geschichte der kirchlichen Institution und Theologiegeschichte beschränkte Kirchengeschichtsschreibung unmöglich ist, weil er die ständige wechselseitige Beeinflussung von Kultur (in allen ihren Formen wie Theater, Literatur und Architektur) und Religion (einschließlich ihrer Ausprägungen in Frömmigkeit und kirchlichen Institutionen) voraussetzt und bei seiner Arbeit im Blick behält. Für die Kirchengeschichtsschreibung ist deswegen zu berücksichtigen: Die „neuere Geschichte [geht] nicht allein und nicht zunächst von der Kirche aus…, sondern der Staat, die Nationalität, weltliche Kunst und Wissenschaft [sind] ihre treibenden Mächte“127. Umgekehrt gilt aber: „Die Culturgeschichte, wie sie als eigenthümlicher Zweig der Geschichtschreibung … sich zu gestalten beginnt …, muß Bestandtheile aus der Geschichte der Philosophie, der schönen Literatur insbesondre auch der Kirche in sich aufnehmen“128. Für die Bedeutung, die diesem Gedanken der wechselseitigen Verwiesenheit und Beeinflussung von Religion und Kultur innerhalb der Kirchengeschichtsschreibung Hases zukommt, und die zu der eben herausgearbeite123

Ebd., 432. Siehe dazu oben Teil C, S. 228. 125 K. HASE, Pantheon und Peterskirche, in: Ders., Theologische Erzählungen, Geistliches Schauspiel und Rosenvorlesungen (s. Anm. 105), 488–503. 126 Ebd., 488. 127 K. HASE, Schmäh-Artikel, PKZ 4 (1857), Nr. 41 (10. Oktober 1857), 961–969, hier 965. 128 K. HASE, Rez. Biedermann, Deutschlands geistige, sittliche und gesellige Zustände im achtzehnten Jahrhundert, 1. Theil: bis zur Thronbesteigung Friedrichs des Großen, 1858, PKZ 5 (1858), Nr. 47 (20. November 1858), 1123–1128, hier 1123. 124

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D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

ten profilbildenden Besonderheit führt, ist eine Überlagerung und Verstärkung von Elementen seiner Biographie und Möglichkeiten seiner theologischen Position zu veranschlagen. Einerseits kommt hier die Vielfalt der Bildungseinflüsse zum Ausdruck, die sich wie gezeigt nicht auf Theologie beschränkten und ihn geprägt haben.129 Insofern handelt es sich um eine vornehmlich biographisch begründete Besonderheit der kirchenhistoriographischen Arbeit Hases. Zugleich ist aber auch festzuhalten, dass Hase diese biographische Prägung gerade auf dem Boden seiner liberalen Theologie in eine Konzeption von Kirchengeschichtsschreibung produktiv zu integrieren vermochte.

2. Exemplarische Fallstudie: Hases Darstellung der Reformation 2. Exemplarische Fallstudie: Hases Darstellung der Reformation

Eine Analyse von Hases Ausführungen zur Reformation, wie er sie in verschiedenen Arbeiten vorlegte, lässt das inhaltliche Profil seiner Kirchengeschichtsschreibung noch einmal auf besondere Weise hervortreten. Die erhellende Wirkung, die eine Untersuchung gerade dieser Darlegungen Hases aufweist – und eine gesonderte Fallstudie auch rechtfertigt –, beruht auf der Zentralstellung der Epoche der Reformation für protestantische Selbstverständigungsprozesse in Theologie und Kirche. Es zeigt sich, dass in dem von Hase gezeichneten Bild der Reformation auf der einen Seite Eigenheiten hervortreten, die auf der Methodik und der theologischen Grundlegung seiner Kirchenhistoriographie beruhen, so etwa auf dem sogenannten ‚Repräsentativsystem‘ oder der typischen Verbindung zwischen pragmatischer Rekonstruktion des Geschehenszusammenhanges und theologischer Deutung. Auf der anderen Seite werden in der Abgrenzung der Epoche der Reformation und in ihrer Verhältnisbestimmung zur Gesamtgeschichte des Christentums theologische Grundentscheidungen des liberalen Kirchenhistorikers deutlich sichtbar, die das Profil seiner Kirchengeschichtsschreibung in inhaltlicher Hinsicht massiv prägen. 2.1 Überlegungen zur identitätsstiftenden Relevanz der Reformationsgeschichtsschreibung für die protestantische Theologie Das Unternehmen, die Darstellung der Epoche der Reformation durch den protestantischen Kirchenhistoriker Hase zu untersuchen, erscheint als angezeigt, weil dem „Begriff und der Sache der ‚Reformation‘ … für den

129

Siehe dazu oben Teil A, S. 52.

2. Exemplarische Fallstudie: Hases Darstellung der Reformation

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deutschen Protestantismus traditionell eine hochgradig identitätsbildende Valenz“130 eignen. Was von Erinnerung allgemein gilt, dass sie die eigene Gegenwart als Ergebnis der Vergangenheit betrachten will – also von der Gegenwart ausgeht und auf sie ausgerichtet ist –, gilt von der Kirchengeschichtsschreibung in noch einmal stärkerem Maße. Ulrich Barth hat deutlich gemacht, dass Erinnerungsbilder, wie sie die Kirchengeschichtsschreibung produziert, eine Funktion für die Gegenwartskultur erfüllen: sie stiften Identität. 131 Entscheidend ist, dass von dieser Funktion auch die Richtung des Interesses an der Vergangenheit und damit ihre Rekonstruktion gesteuert wird. Für Hase wie für Kirchengeschichtsschreiber und Geschichtsschreiber überhaupt gilt, dass sie nicht einfach gegebene Fakten widerspiegeln, sondern den überlieferten Quellenbestand zu einem Erinnerungsbild formen. Für die protestantische Theologie gilt nun insbesondere, dass die Darstellung der Reformation nie reine Deskription ist.132 Volker Leppin hat darauf hingewiesen, dass, insofern von der Einheit der Reformation ausgegangen wird, in dem historischen Bild der Reformation eine theologisch normative Komponente enthalten ist.133 Wenn Hase die Reformation als in höchstem Maße bedeutsame Epoche der Geschichte des Christentums darstellt, so ist es durchaus folgerichtig, wenn gerade an diesem Gegenstand die theologischen und methodischen Positionen Hases wie in einem Brennglas gebündelt erscheinen. Er steht dabei allerdings innerhalb der Geschichte der protestantischen Theologie in großer Kontinuität.134 Denn 130 TH. KAUFMANN, Die Reformation als Epoche?, VuF 47 (2002), 49–63, hier 49. Erstmals begegnete die ausdrückliche Anwendung des Namens ‚Reformation‘ auf das Werk Luthers im Jahr 1688 bei Veit Ludwig von Seckendorff (1626–1692); vgl. dazu W. MAURER, Reformation, RGG3 5 (1961), 858–873, hier 862. Vgl. E. WOLGAST, Reform, Reformation, Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politischsozialen Sprache in Deutschland 5 (1984), 313–360. 131 Vgl. U. BARTH, Einleitung. Aufgeklärter Protestantismus und Erinnerungskultur, in: DERS., Aufgeklärter Protestantismus, Tübingen 2004, 3–23. 132 Vgl. zu diesem Problem beispielhaft die Dokumentation der Diskussion von: B. HAMM / B. MOELLER / D. WENDEBOURG, Reformationstheorien. Ein kirchenhistorischer Disput über Einheit und Vielfalt der Reformation, Göttingen 1995. 133 Vgl. dazu V. LEPPIN, Wie reformatorisch war die Reformation?, ZThK 99 (2002), 162–176, bes. 162 f. Im Hintergrund jedes von ‚der Reformation‘ gezeichneten Bildes steht die Frage nach der protestantischen Identität, denn für sie ist der Bezug zur Reformation konstitutiv. Vorrangig wird sich dabei auf das reformatorisch verstandene Evangelium mit der Rechtfertigungslehre an zentraler Stelle berufen; vgl. dazu schon O. SCHEEL, Protestantismus. I. Konfessionskundlich, RGG1 4 (1913), 1900–1912, hier 1903. 134 Vgl. dazu neben den in Anm. 138 zitierten Werken von Walther von Loewenich (1903–1992) und Heinrich Bornkamm (1901–1977): O. WOLFF, Die Haupttypen der neueren Lutherdeutung, Stuttgart 1938 (TSSTh; 7) und H. STEPHAN, Luther in den Wandlungen seiner Kirche, Berlin 21951, sowie für die ältere Zeit das große Werk von E. W. ZEEDEN, Martin Luther und die Reformation im Urteil des deutschen Luthertums.

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D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

ohne Übertreibung darf man als eine Hauptaufgabe protestantischer Reformationsgeschichtsschreibung überhaupt die Bemühung ansehen, die jeweils gegenwärtige, selbst vertretene Theologie als legitime Fortsetzung des reformatorischen Impulses Luthers verständlich zu machen.135 So berief sich etwa die Aufklärung in ihrem Kampf für Vernunft und Freiheit auf Luther als ihren Vorkämpfer. Ihre Vertreter versuchten, in der Formung eines entsprechenden Erinnerungsbildes Luther als Vorkämpfer der eigenen Sache darzustellen und so diese gegen Widerstände – auch kirchlicher und theologischer Art – durchzusetzen. Als herausragendes Beispiel dafür kann das Lutherbild Gotthold Ephraim Lessings (1729–1781) gelten.136 Als in der deutschen Klassik an die Stelle der ‚Vernunft‘ das Humanitätsideal trat, vermochte auch dort eine Darstellung Luthers als genialer Persönlichkeit Aneignung und legitimierenden Zugriff zu verbinden.137 Die Lutherdeutung des Deutschen Idealismus erreichte ihren Höhepunkt in der Geschichtsphilosophie Georg Wilhelm Friedrich Hegels (1770– 1831). Dort wurde die Reformation Luthers als der entscheidende Schritt der Menschheitsgeschichte hin auf ihr Ziel, die Verwirklichung der Freiheit, begriffen.138 Hervorzuheben ist, dass auch die protestantische Theologie des 19. Jahrhunderts in ihrer positionellen Ausdifferenzierung sich beinahe durchgängig positiv auf Luther und die von ihm angestoßene Reformation berief. Dies gilt selbstverständlich zunächst für repristinierende Tendenzen in einer konfessionalistisch orientierten Theologie, wo die Reformation allerdings Studien zum Selbstverständnis des lutherischen Protestantismus von Luthers Tode bis zum Beginn der Goethezeit, 2 Bde., Freiburg 1950–1952. 135 Selbst Troeltsch, der in bis dahin ungekannter Weise die Differenz zwischen dem neuzeitlichen Christentum und Luther betonte, zeigte an dem Denken und Wirken Luthers vorwärtstreibende, in die Neuzeit hinüberweisende Motive auf; siehe dazu unten S. 284, bes. Anm. 145 f. 136 Vgl. dazu W. VON LOEWENICH, Luther und Lessing, Tübingen 1960 (SGV; 232), sowie die Zusammenstellung von charakteristischen Äußerungen Lessings bei K. LEESE, Der Protestantismus im Wandel der neueren Zeit. Texte und Charakteristiken zur deutschen Geistes- und Frömmigkeitsgeschichte seit dem 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Stuttgart 1941 (Kröners Taschenausgabe; 180), 16–21. 137 Berühmt dafür ist die – meist nur mit Blick auf die abwertende Komponente wahrgenommene – Äußerung Johann Wolfgang Goethes (1749–1832): Es „ist an der ganzen Sache [der Reformation, M. H.] nichts interessant als Luthers Charakter und es ist auch das einzige, was der Menge eigentlich imponiert. Alles übrige ist verworrener Quark“ (J. W. V. GOETHE, Brief an Carl Ludwig von Knebel [Weimar, 22. August 1817], in: DERS., Werke, hg. im Auftrag der Großherzogin Sophie von Sachsen, Abt. IV: Briefe, Bd. 28: März 1817–December 1817, Weimar 1903, 226–228, hier 227). 138 Vgl. dazu die von H. BORNKAMM, Luther im Spiegel der deutschen Geistesgeschichte. Mit ausgewählten Texten von Lessing bis zur Gegenwart, Göttingen 21970, 225– 237, wiedergegebenen Äußerungen; zur Interpretation vgl. ebd., 33–36, ferner W. VON LOEWENICH, Luther und der Neuprotestantismus, Witten 1963, 28–33 (§ 5 Hegel).

2. Exemplarische Fallstudie: Hases Darstellung der Reformation

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vornehmlich durch die Brille der altprotestantischen Systematik gesehen wurde. In gleicher Weise wird allerdings auch der Kampf gegen restaurative Tendenzen und freiheitsfeindlichen Dogmatismus unter Berufung auf die von Luther begründete Reformation legitimiert. Schleiermacher sah etwa in dem Ziel, Wissenschaft und Glauben zu versöhnen, bereits die Absicht der Reformation.139 Ferdinand Christian Baur (1792–1860) erkannte in der Autonomie des Geistes, dem Prinzip der Subjektivität, das Prinzip der Reformation.140 Für das fortentwickelte historische Bewusstsein des 19. Jahrhunderts, namentlich für die summarisch als ‚neuprotestantisch‘ qualifizierten Theologien etwa eines Schleiermacher, Baur oder Rothe, gilt allerdings, dass die positive, die eigene Theologie legitimierende Bezugnahme auf die Reformation und die Person Luthers die Rückseite hat, die Schranken der geschichtlichen Reformation im Hinblick auf die Verwirklichung des ihr zugeschriebenen Prinzips oder Ideals zu konstatieren.141 Dieser Feststellung liegt im Kern die Unterscheidung zwischen Alt- und Neuprotestantismus zugrunde,142 wobei der Neuprotestantismus als legitime Fortsetzung und 139 Vgl. dessen berühmte Bemerkung über den „ewigen Vertrag“ zwischen dem lebendigen Glauben und der freien Forschung: F. SCHLEIERMACHER, Über seine Glaubenslehre, an Dr. Lücke. Zweites Sendschreiben, in: DERS., Theologisch-dogmatische Abhandlungen und Gelegenheitsschriften, hg. von H.-F. TRAULSEN, Berlin / New York 1990 (Kritische Gesamtausgabe; I,10), 337–394, hier 350 f. 140 Für Baur ist „der Protestantismus … das Princip der subjektiven Freiheit, der Glaubens- und Gewissensfreiheit, der Autonomie des Subjekts im Gegensatz gegen alle Heteronomie des katholischen Begriffs der Kirche“ (F. C H. BAUR, Die Epochen der kirchlichen Geschichtsschreibung [1852], in: DERS., Ausgewählte Werke in Einzelausgaben, hg. von K. SCHOLDER, Bd. 2, Stuttgart / Bad Cannstatt 1963, 1–281, hier 269). Vgl. dazu auch H. FISCHER, Protestantismus I. Begriff und Wesen, TRE 27 (1997), 542–551, hier 545–546, sowie Bornkamm, Luther im Spiegel der deutschen Geistesgeschichte (s. Anm. 138), 79–81. 141 Daher hebt Martin Ohst hervor, dass Luther und die Reformation etwa bei Baur und Rothe „allein als Synonyme für eine epochale Wende und als wesentlich transitorische Anfangsgestalten einer beginnenden neuen schöpferischen Epoche der Christentumsgeschichte von Belang sind“ (M. OHST, ‚Reformation‘ versus ‚Protestantismus‘? Theologiegeschichtliche Fallstudien, ZThK 99 [2002], 441–479, hier 447). Nach Rothe ist durch die Reformation „im Princip … das christliche Leben von der kirchlichen Form emancipirt und in die weltliche oder sittliche hineingeleitet worden“, aber eben nur im Prinzip, weil Luther noch ein „altkatholischer“ und „kein modern-protestantischer“ Mann war, der „von dem einseitigen Supranaturalismus der bisherigen christlichen Frömmigkeit und somit von dem kirchlich geformten Christentum im Princip nicht lassen wollte“ (R. ROTHE, Vorlesungen über Kirchengeschichte und Geschichte des christlich-kirchlichen Lebens, Zweiter Theil: Die katholische und die protestantische Zeit, hg. von H. WEINGARTEN, Heidelberg 1875, 407 und 334). Zu Rothe vgl. auch Loewenich, Luther und der Neuprotestantismus (s. Anm. 138), 84–91 (§ 13 Rothe). 142 Aus der umfänglichen Literatur vgl. nur V. DREHSEN, Neuprotestantismus, TRE 24 (1994), 363–383; H.-J. BIRKNER, Über den Begriff des Neuprotestantismus, in: Ders.,

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D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

notwendige Weiterentwicklung des ursprünglichen reformatorischen Impulses begriffen wird. Dafür steht exemplarisch die Auffassung Adolf von Harnacks (1851–1930), der ein ‚Doppelantlitz‘ des alten Protestantismus diagnostiziert,143 angesichts dessen er als Aufgabe des gegenwärtigen Protestantismus begreift, die von der Reformation angefangene ‚Reduktion‘ des Christentums auf das Evangelium Jesu zu vollenden.144 Erst bei Ernst Troeltsch (1865–1923) wird dieser Zugriff auf die Reformation und Luther dadurch unterbrochen, als er die ‚katholischen Überbleibsel‘ in Luthers Denken und Wirken nicht mehr als Verfremdung eines eigentlichen, ungebrochen zu aktualisierenden Kerns begreifen zu können meint und entsprechend die Reformation insgesamt als eine Nachblüte des Mittelalters ansieht, der gegenüber der Neuprotestantismus seine Wurzeln faktisch in Nebenströmungen der Reformation des 16. Jahrhunderts hat, die erst seit der Aufklärung innerhalb der Kirche zur Wirkung gelangen.145 Obgleich Troeltsch bei Luther dennoch Prinzipien erkennt, an die auch der neuzeitliche Protestantismus anzuknüpfen vermag,146 ist mit ihm die in der so genannten ‚neuprotestantischen‘ Theologie des 19. Jahrhunderts dominante Sicht aufgebrochen,147 wonach Luther und die Reformation im Kern ihres Wollens auf der Seite der Moderne stehen und lediglich die Unter-

Schleiermacher-Studien (s. Anm. 39), 23–37 sowie T. RENDTORFF, Reflexiver Protestantismus. Die Gleichzeitigkeit von ,Altprotestantismus‘ und ,Neuprotestantismus‘ als Problemstellung der Theologie, in: A. VON SCHELIHA / M. SCHRÖDER (Hg.), Das protestantische Prinzip. Historische und systematische Studien zum Protestantismusbegriff, Stuttgart / Berlin / Köln 1998, 317–330. 143 Vgl. etwa A. VON HARNACK, Lehrbuch der Dogmengeschichte, Bd. 3, Tübingen 4 1909, 814: „Derselbe Mann, der das Evangelium von Jesu Christo aus dem Kirchenthum und Moralismus befreit hat, hat die Geltung desselben in den Formen der altkatholischen Theologie verstärkt“ und wurde zum „Restaurator des alten Dogmas“. Zur Interpretation vgl. auch Barth, Einleitung. Aufgeklärter Protestantismus und Erinnerungskultur (s. Anm. 131), 14–17. 144 Als einen Versuch dazu dürfte zu verstehen sein: A. VON HARNACK, Das Wesen des Christentums, hg. von C.-D. OSTHÖVENER, Tübingen 22007. 145 Vgl. dazu die kritische Edition des wichtigsten Beitrags zu diesem Thema: E. TROELTSCH, Protestantisches Christentum und Kirche in der Neuzeit, hg. von V. DREHSEN / CH. ALBRECHT, Berlin / New York 2004 (Kritische Gesamtausgabe; 7). Troeltsch hebt mit Blick auf die Entstehung der Reformation ausdrücklich die „mittelalterlichen Grundlagen des Protestantismus“ (ebd., 83) hervor. 146 Dafür vgl. bes. E. TROELTSCH, Luther und die moderne Welt (1908), in: DERS., Schriften zur Bedeutung des Protestantismus für die moderne Welt (1906–1913), hg. von T. RENDTORFF / S. PAUTLER, Berlin / New York 2001 (Kritische Gesamtausgabe; 8), 68–82. 147 Vgl. dazu die erhellende Übersicht von Loewenich, Luther und der Neuprotestantismus (s. Anm. 138), 140–143.

2. Exemplarische Fallstudie: Hases Darstellung der Reformation

285

scheidung zwischen dem idealen Wollen der Reformation und dessen geschichtlicher Verwirklichung notwendig ist.148 Auch Hase bewegt sich, wie nun zu zeigen ist, ganz und gar in diesen Interpretationshorizont, in dem die kritische Aneignung der Reformation und die Legitimation der eigenen theologischen Position eng verschränkt sind.149 2.2 Grundzüge der Darstellung der Epoche der Reformation durch Hase 2.2.1 Vorbemerkungen Die Eigenheiten der Reformationsgeschichtsschreibung Hases lassen sich in besonders guter Weise aus seinen Gesamtdarstellungen der Kirchengeschichte, also dem „Lehrbuch der Kirchengeschichte“ und der „Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen“ aufzeigen. Dies gilt erstens, weil in diesen Publikationen die Epoche der Reformation im Zusammenhang und nicht Einzelaspekte dargestellt werden, und zweitens, weil dort die Stellung der Reformation im Zusammenhang der gesamten Kirchengeschichte sichtbar wird. Über die Gesamtdarstellungen hinaus werden als Grundlage der folgenden Rekonstruktion zusätzlich Hases „Handbuch der protestantischen Polemik“150 – sie ist relevant, weil die kontroverstheologische Erörterung nicht ohne Bezugnahme auf die Reformation und ihre führenden Gestalten auskommt – sowie einzelne Publikationen zu Gestalten und Ereignissen der Reformationszeit und zur Geschichte des Protestantismus herangezogen. Primäre und wesentliche Grundlage der Fallstudie zur Reformation sind aber die beiden Gesamtdarstellungen.

148

Freilich reicht die Einsicht, dass die „Intention der Reformation im engeren Sinne … nicht mit dem Tatbestand der Reformation im weiteren Sinne“ identisch ist (Maurer, Reformation [s. Anm. 130], 865), ihre „Verheißung“ also nur „unvollkommene Erfüllung gefunden“ hat (ebd., 872) bis in das 20. Jahrhundert. Noch Ernst Wolf (1902–1971) unterscheidet unter Berufung auf Paul Tillich (1886–1965) zwischen Protestantismus als „Prinzip“ und Protestantismus als „Verwirklichung“ (vgl. E. W OLF, Protestantismus. I. Konfessionskundlich, RGG3 5 [1961], 648–661, hier 649). 149 Dieser Konnex von Kirchengeschichtsschreibung und theologischer Position gilt für Hase auch, obgleich er die bewusste Funktionalisierung von Geschichtsschreibung, d. h. in seinem Sinne wohl ihre parteiliche Verfälschung von ihm radikal abgelehnt wird: der Geschichtsschreiber hat die Vergangenheit „zur Anschauung und zum Verständniß zu bringen, wie sie einst gewesen ist …; jeder andre Zweck, etwa eine Kirchengeschichte, um die katholische Kirche anzugreifen, oder die protestantische zu vertheidigen“, würde ihr „Amt verkehren…“ (K. HASE, Geschichte und Polemik, in: DERS., Theologische Streit- und Zeitschriften, Bd. 2: Theologische Ährenlese, hg. von G. FRANK, Leipzig 1892 [GW; 8,2], 240–247, hier 245 f). 150 Vgl. Hase, Handbuch der protestantischen Polemik (s. Anm. 81).

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D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

Es fällt auf, dass Hase in den Gesamtdarstellungen – anders als bei anderen Epochen der Kirchengeschichte – vor der eigentlichen Darstellung einen besonderen Abschnitt der Beurteilung der vorliegenden Quellen sowie der Diskussion bereits vorhandener geschichtlicher Darstellungen der Reformation widmet.151 Für diese Besonderheit spielt gewiss auch der pragmatische Umstand eine Rolle, dass die Menge von bereits vorliegenden Reformationsdarstellungen nach einer Sichtung und Auswahl verlangt. Mehr noch dürfte aber dafür entscheidend sein, dass Hase bei diesem zentralen Gegenstand die von ihm propagierte und angewandte Methodik der Geschichtsschreibung mit besonderer Sorgfalt anwenden wollte. Wie gezeigt, maß Hase der kontrollierten Auswertung und Gewichtung der Quellen leitende Bedeutung für die Wissenschaftlichkeit historischer Erkenntnis zu.152 Ein Blick auf die Struktur der Ausführungen, die Hase der Reformation widmet,153 ergibt den angesichts der bisher erörterten Eigenheiten seiner Kirchengeschichtsschreibung nicht weiter erstaunlichen Befund, dass in ihr die Schilderung politischer Umstände, zeitgenössischer kultureller Prägungen, kirchengeschichtlicher Ereignisse im engeren Sinne und – an vorderer Stelle – die plastische Darstellung prägender Persönlichkeiten eng verflochten sind. Darüber hinaus finden sich auch Abschnitte, in denen die Ebene der konkreten Ereignisse, Personen und Umstände zugunsten einer übergreifenden Reflexion verlassen wird. In diesen Abschnitten – etwa in „§ 229 Der Protestantismus als Princip“ in der „Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen“154 – macht Hase den Richtungssinn seiner sonst oft nur implizit präsenten Deutung der Reformation ausdrücklich. Diese Abschnitte machen die für Hases Kirchengeschichtsschreibung typische Verbindung zwischen der pragmatischen bzw. genetischen Rekonstruktion des Geschehenszusammenhanges und der philosophischen bzw. theologischen Deutung besonders deutlich. Insofern zeigt übrigens gerade die Darstellung der Reformation, dass sich Hase trotz seiner Vorliebe für die Darstellung der individuellen religiösen Persönlichkeit nicht im Anekdotenhaften verliert, sondern seinem Verständnis und seiner Darstellung der Kirchengeschichte ein stringentes theologisches Konzept zugrunde liegt.155 151 Vgl. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, hier 5–10 („Quellen und Geschichte“). Ein entsprechender Abschnitt findet sich auch im kirchengeschichtlichen Lehrbuch, vgl. Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 3), 388–390 (§ 372). 152 Siehe dazu oben Teil C, S. 228–230. 153 Aufschlussreich ist bereits ein Blick in das Inhaltsverzeichnis von Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, hier V f. 154 Ebd., 304–310. Ein paralleler, wenn auch deutlich knapper ausfallender Abschnitt findet sich schon im kirchengeschichtlichen Lehrbuch; vgl. etwa Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 3), 453 f („§ 448 Der Protestantismus als Princip“). 155 Zu diesem Vorwurf siehe die Einleitung, oben S. 11, und Teil F, unten S. 359–361.

2. Exemplarische Fallstudie: Hases Darstellung der Reformation

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Welch eminente Bedeutung für Hase die Reformation und zwar nicht nur im historischen Sinne besitzt, ist aus der Tatsache ersichtlich, dass für ihn die Reformation eine Epoche der Kirchengeschichte darstellt.156 Nicht nur für Hase gilt, dass Epochenabgrenzungen und Periodisierungen geschichtlicher Verläufe immer inhaltliche Entscheidungen implizieren, die auch die behauptete oder bestrittene Gegenwartsrelevanz von Ereignissen und Zusammenhängen betreffen. Für die Epoche der Reformation in Hases Verständnis gilt dies in besonderem Maße. Denn für ihn ist die Reformation – neben dem Sieg der Kirche unter Kaiser Konstantin – eine der beiden Epochen, die „mit unbedingter Nothwendigkeit als Einschnittspunkte von Perioden“157 feststehen. Aus dieser Bemerkung wird bereits sichtbar, dass sich in der historischen Darstellung eine normative, dogmatische These verbirgt, hinter den historischen Ereignissen ein theologisch als notwendig begriffener Entwicklungsschritt steht.158 2.2.2 Die Vorgeschichte der Reformation im Spätmittelalter als Symptom ihrer Notwendigkeit Zur Darstellung der Reformation durch Hase gehört seine Darstellung ihrer Vorgeschichte. Er zeigt sich davon überzeugt, dass das ganze 15. Jahrhundert innerlich bereits von der kommenden und teils schon hervorbrechenden Reformation geprägt war.159 Als primär religiöse Bewegung wurde die Reformation nach Hase allerdings nicht von äußeren Motiven ausgelöst, d. h. etwa von politischen oder sozialen Umständen, sondern ging aus genuin religiösen Motiven hervor.160 Sie entstand aus „der Tiefe des religiösen Gemüthes“161, war eine „Erhebung der christlichen Völker in der Angst

156

Zur Problematik der Epochenabgrenzung siehe auch oben Teil C, S. 242–246. K. HASE, Die Tübinger Schule. Ein Sendschreiben an Herrn Dr. Ferdinand Christian von Baur, in: DERS., Theologische Streit- und Zeitschriften, Bd. 1: Theologische Streitschriften, hg. von G. FRANK, Leipzig 1892 (GW; 8,1), 415–482, hier 463. 158 Siehe dazu auch unten S. 295 f. 159 Vgl. etwa Hase, Savonarola (s. Anm. 33), 117: das 15. Jahrhundert war vom „Gedanke[n] der Reformation erfüllt…“. An anderer Stelle heißt es: diese sei „der grösste Gedanke des Zeitalters“ gewesen (K. HASE, Rez. Langenn, Moritz, Herzog und Kurfürst zu Sachsen, 1841, NJALZ 1 [1842], Nr. 10 (12. Januar 1842), 42–44; Nr. 11 (13. Januar 1842), 45–48; Nr. 13 (15. Januar 1842), 53 f, hier 47). 160 Vgl. die Bemerkung Hases: „Religiöse Begeisterung kommt nie aus … äußerlichen Motiven“ (Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… [s. Anm. 70], Bd. 3,1, 81). 161 Ebd., 4. Eine beinahe identische Formulierung findet sich in: K. HASE, Äneas Silvius Piccolomini, in: Ders., Theologische Erzählungen, Geistliches Schauspiel und Rosenvorlesungen (s. Anm. 105), 469–487, hier 469: die Reformation entstand in „den Tiefen des religiösen Gemüths“. 157

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D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

und Nothwendigkeit des religiösen Gewissens“162. Hase spricht von einer für das 15. Jahrhundert prägenden doppelten Empfindung, die für die Entstehung der Reformation entscheidend war: Mit dem weit verbreiteten Gefühl der „Verderbniß der Kirche“ ging Hand in Hand das Bewusstsein des in ihr „geheim … vorhandene[n] Gute[n]“163. Dieses Doppelmotiv, das in dem Drang nach Veränderung resultierte, bestimmte Hase näher so: Die Reformation „ging aus von der Angst um das ewige Seelenheil …, sie stärkte sich mit der Sehnsucht nach der Reinheit des apostolischen Christenthums, und riß das ganze Zeitalter in diese erhabenen Gefühle hinein“164. Die sich mit Macht vollziehende Entwicklung des Spätmittelalters hin zur Reformation zeigt sich für Hase am deutlichsten aber darin, dass es „mitten in der katholischen Kirche“ einen „Protestantismus vor Luther und Zwingli“ gibt.165 Dabei identifiziert Hase einzelne Gestalten verschiedener Strömungen der Frömmigkeit und Theologie des Spätmittelalters als vorfristige Repräsentanten des sich dann mit Luther durchsetzenden Protestantismus. „Am bestimmtesten erkennt der Protestantismus seine Vorläufer in den Reformatoren vor der Reformation, wie sie als eine Repräsentation aus europäischen Culturvölkern das hohe Standbild Luther’s zu Worms umgeben …: Waldus, Wycliffe, Hus und Savonarola.“166

Wenn Hase mit Blick auf diese Entwicklung in der spätmittelalterlichen Kirche schreibt, dass das Erbe des kirchlichen Mittelalters die „allgemein anerkannte Nothwendigkeit einer Reformation“167 war, so ist dies aber nicht nur in dem Sinne zu verstehen, dass es sich nur um eine subjektive Notwendigkeit für die Mehrzahl der Christen des Spätmittelalters gehandelt habe. Vielmehr spricht er von der Reformation als von etwas „in der geschichtlichen Entwicklung der Kirche Nothwendigem“168. An der spätmittelal162

K. HASE, Der Quell der Kirchengewalt, in: Vier akademisch-protestantische Reden, in: Ders., Theologische Reden und Denkschriften (s. Anm. 38), 390–403, hier 397. 163 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 3. 164 Hase, Vom Streite der Kirche (s. Anm. 65), 35. Eine parallele Formulierung findet sich in: Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 4: „Angst um die ewige Seligkeit, die ganze Massen, ganze Völker ergriff“. 165 Hase, Handbuch der protestantischen Polemik (s. Anm. 81), 96. 166 Ebd., 97. Zu Savonarola als Vorläufer der Reformation vgl. auch Hase, Rez. Neue Propheten (s. Anm. 19), 355. – Von ‚Reformatoren vor der Reformation‘ hatte bereits gesprochen: C. ULLMANN, Reformatoren vor der Reformation. Vornehmlich in Deutschland und den Niederlanden, 2 Bde., Hamburg 1841–1842. 167 Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 3), 387. Vgl. die ähnliche Formulierung in Ders., Der Quell der Kirchengewalt (s. Anm. 162), 397; Ders., Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 10. 168 Hase, Rez. Neue Propheten (s. Anm. 19), 355 (Kursivierung M. H.).

2. Exemplarische Fallstudie: Hases Darstellung der Reformation

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terlichen Vorgeschichte der Reformation macht Hase deutlich, dass die Reformation „nicht bloß eine Spaltung der Kirche“ war, die mehr oder minder zufällig auftrat. Vielmehr handelte es sich in seiner Sicht um eine hervordrängende „Neugestaltung des Christenthums, eine Entwicklung, die irgend einmal geschehn mußte“169. Aus den angeführten Urteilen Hases über die Vorgeschichte der Reformation im Spätmittelalter ergibt sich, dass er darauf zielte, die Entstehung der Reformation aus einer doppelten Ursache abzuleiten und so zu legitimieren. Er bemerkte in einer Denkschrift: „Die Reformation hatte ihr Recht sich von den alten legitimen Kirchengewalten loszureißen von Gott und vom christlichen Volke“170. Den beiden genannten Polen – Gott auf der einen Seite und dem christlichen Volk auf der anderen Seite – entspricht eine Rückführung des historischen Ereignisses der Reformation auf die notwendige, d. h. mit der Religion selbst von Gott gesetzte, geschichtliche Gestaltwerdung des protestantischen Prinzips auf der einen Seite171 und die Begründung der Reformation auf vorangegangenen Entwicklungen und vorhandenen Bedürfnissen in der christlichen Kirche des Spätmittelalters auf der anderen Seite. 2.2.3 Die differenzierte Bewertung der Persönlichkeiten der Reformatoren in ihrer Beziehung zur Reformation als Epoche Aufschlussreich ist, in welcher Weise Hase seine Darstellung der Reformation beginnt, nachdem er, wie bereits erwähnt, einen Überblick über die vorhandenen Quellen und verfügbaren Darstellungen gegeben hat. Auf eine längere Einleitung wird von ihm ausdrücklich verzichtet, weil er die ganze letzte Periode des Spätmittelalters als Einleitung zur Reformation begriffen wissen will.172 Seine Darstellung der Reformationsgeschichte eröffnet Hase mit der Lebensgeschichte Luthers, und dies ist symptomatisch: Geschichte der Reformation ist für Hase zu einem wesentlichen Teil die Geschichte der Reformatoren. Er misst der Wittenberger Reformation und der Reformation in der Schweiz eine eigenständige Bedeutung bei,173 und stellt in 169 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 4. Daher spricht Hase auch von der Reformation als einer „lange vorbereitete[n], geistige[n] Macht“, die in die Geschichte eintrat (ebd., 304). 170 Hase, Die evangelisch protestantische Kirche des deutschen Reichs (s. Anm. 52), 485. 171 Siehe dazu unten S. 296–298. 172 Vgl. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 3. 173 Hase behandelt beide Bewegungen im Kapitel „Die deutsche Reformation“, stellte sie aber jeweils getrennt voneinander dar; vgl. Ders., Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3, 1, 4. 10–125 („Wittenbergische Reformation bis 1532“). 126– 152 („Helvetische Reformation bis 1531“). 153–191 („Wittenbergische Reformation bis 1555“). 192–202 („Helvetische Reformation bis 1564“).

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D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

beiden Fällen eine Darstellung des Werdens und Wirkens der jeweils führenden Persönlichkeit – Luther und Zwingli – von der Gliederung her gesehen an den Anfang, vom Gewicht her betrachtet in das Zentrum der Darstellung. Zu Luther führt er aus, dieser sei „der höchste Repräsentant der Reformation“, daher sei „ihre Geschichte mit seiner persönlichen Geschichte durchflochten“174. Luther ist für Hase die „gewaltige Persönlichkeit“, durch die „das an sich Nothwendige [d. h. die Gestaltwerdung des Protestantismus] vollzogen wurde“175. Die überaus große Bedeutung, die Hase den führenden Reformatoren zumisst, spiegelt sich auch darin, dass er der Ansicht ist, dass diese in ihrem Selbstbewusstsein von dem Gefühl getragen waren, „die Geister frei machend vom Joche des Aberglaubens an der Spitze ihres Zeitalters“176 zu stehen. In diesem Selbstbewusstsein wie in der außerordentlichen Wirkung, die sie entfalteten, waltet nach Hase nicht der Zufall, sondern eine Gesetzmäßigkeit: die der „unermeßlichen Bedeutung einer großen Persönlichkeit für eine große geschichtliche Religion“177. Was unter die profilbildenden Besonderheiten der Kirchengeschichtsschreibung Hases gezählt wurde, die Bevorzugung religiöser Persönlichkeiten,178 gipfelt in der Reformationsgeschichtsschreibung in einer kaum zu übertreffenden Bedeutung der Persönlichkeiten der Reformatoren und unter ihnen vor allem Luthers. Martin Luther ist „der Gipfel und der Repräsentant“ des „religiösen Bedürfnisses und Geistes“179, das die Epoche der Reformation insgesamt bestimmt. Trotz seiner Hochschätzung für die Persönlichkeiten der Reformatoren ist sich Hase auch anderer entscheidender Faktoren für die Ausbreitung und Entwicklung der Reformation bewusst. Zur „welterschütternden That“ wäre die Reformation, so urteilt er, „vielleicht nie geworden, wenn sich irdische Bestrebungen nicht ihnen angeschlossen hätten“180. Dieses differenzierte Urteil wird auch in Hases Interpretation des zeitgenössisch berühmten Bildes „Das Zeitalter der Reformation in Deutschland“ von Wilhelm von Kaulbach (1805–1874) sichtbar, die er am Anfang seiner Darstellung der Reformation gibt. In „dem großen Reformationsbilde Kaulbachs in Berlin das am wenigsten zu rügen scheint, daß Luther … nur im Hintergrunde den Mittelpunkt bildet, um den sich in 174

Ebd., 10. Ebd., 10. 176 K. HASE, Die Orthodoxie nach ihrem sittlichen Gehalte und ihrer geschichtlichen Macht, PKZ 3 (1856), Nr. 48 (29. November 1856), 1137–1151, hier 1143. 177 K. HASE, Die Entwicklung des Protestantismus, in: Vier akademisch-protestantische Reden, in: Ders., Theologische Reden und Denkschriften (s. Anm. 38), 404–426, hier 425. 178 Siehe dazu oben S. 256 f. 179 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 81. 180 Hase, Vom Streite der Kirche (s. Anm. 65), 35. 175

2. Exemplarische Fallstudie: Hases Darstellung der Reformation

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verschiedenen Gruppen die Repräsentanten der mannigfachen Geistesrichtungen reihen, welche als die Bedingungen und Folgen der Reformation den gemeinsamen Charakter dieses Zeitalters darstellen.“181

Die Persönlichkeit Luthers bleibt der Mittelpunkt, ist aber eingebunden in ein Gefüge von Bedingungen und Folgen. Hase erkennt an, dass für die Ausbreitung der Reformation sehr divergente Faktoren, wie die Verbreitung der Druckschriften Luthers, die Übersetzung der Bibel ins Deutsche, die Multiplikatorenfunktion der Wittenberger Studentenschaft182 oder auch die besondere Stellung und Macht der Bürgerschaft der freien Reichsstädte183 entscheidende Beiträge geleistet haben. In seiner Darstellung ist Hase sodann erkennbar darum bemüht, die Gebundenheit der Person Luthers an seine Zeit und Herkunft herauszustellen und zugleich zu zeigen, dass sich durch Luther als höchstem Repräsentanten der Reformation eine notwendige Entwicklung vollzogen hat, in Luthers Persönlichkeit also Zeitliches und Ewiges miteinander verbunden waren. Luther wird gezeichnet als ein „Mann des heroischen Gottvertrauens und des tiefinnerlichen Christenthums“, der in seinem Kampf gegen die spätmittelalterliche Papstkirche gleichwohl von seiner Zeit bestimmt war, „denn mit unwiderstehlicher Gewalt drückt einem jeden … das Zeitalter sein Gepräge auf“184. Diese doppelte Charakteristik konkretisiert sich in dem teils pathetisch ausgeschmückten Bild von Luthers fester Verwurzelung im Volk und gleichzeitiger besonderer Begabung mit dem religiösen Geist, der die Verwandlung und Befruchtung des Volkes durch die Bewegung der Reformation möglich machte.

181 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 3. Hase bezieht sich auf das Bild „Das Zeitalter der Reformation in Deutschland“, das im Neuen Museum in Berlin zu sehen ist. Es gehört zu einem sechsteiligen Zyklus, den Kaulbach zwischen 1847 und 1866 im Auftrag Friedrich Wilhelms IV. schuf. Vgl. ähnlich: Ders., Handbuch der protestantischen Polemik (s. Anm. 81), 625. Hase hatte Kaulbach bereits 1839 persönlich kennen gelernt (vgl. Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 8], 41 f). Im Sommersemester 1863 ließ er in seinem Seminar die Interpretation des Bildes von Franz Löher (1818–1892) lesen (F. LÖHER, Wilhelm von Kaulbach’s Zeitalter der Reformation, Stuttgart 1863), vgl. dazu J. WISCHMEYER, Protokollbücher des theologischen Seminars, dogmatisch-historische Klasse, der Jenaer theologischen Fakultät unter der Leitung Karl von Hases (1850–1883), Zweiter Teil: WS 1850/51–WS 1865/66, ZNThG 14 (2007), 101–144, hier 137. Zur Interpretation vgl. ferner A. M ENKE-SCHWINGHAMMER, Weltgeschichte als ‚Nationalepos‘. Wilhelm von Kaulbachs kulturhistorischer Zyklus im Treppenhaus des Neuen Museums in Berlin, Berlin 1994, bes. 58–63. 146 f. 155–163. 182 Vgl. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 80 f. 183 Vgl. ebd., 89–92. 184 K. HASE, Kirchengeschichte, Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 8 1858 (Widmung an Carl Alexander).

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D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

„Luther ist wie ein Gebirg, dessen Haupt bald in Himmelsklarheit getaucht ist, bald mit Nebel und Sturmwolken verhüllt, ein Gebirg, von dessen schroffen, steilen Felswänden lebendige Quellen herabströmen.“185

Im Überblick über die Darstellung von Luthers Person und Wirken zeigt sich, dass für Hase der Widerstand gegen traditionelle Autoritäten ein, wenn nicht das entscheidende Charakteristikum der Wirksamkeit des Reformators darstellt. Hase führt aus: Der „öffentliche… Charakter“ Luthers, „wodurch er ein Wendepunkt, ein Heerführer der neuen Zeit, ein Kirchengründer geworden ist“186, besteht darin, dass er „kühn mit den geschichtlichen Autoritäten“ brach, sich „mitunter im einseitigsten Urtheil auch über die alten Kirchenlehrer“187 hinwegsetzte. Dabei misst Hase übrigens den 95 Thesen, die Luther der Überlieferung nach am 31. Oktober 1517 an das Portal der Wittenberger Schlosskirche geschlagen haben soll, große Bedeutung bei.188 In Luther war für ihn „die Macht der unbedingten Überzeugung mit dem Schwunge des Genius“189 verbunden. Diese charakteristische Freiheit gegenüber menschlichen Autoritäten, zu der Luther den Mut aufbrachte, erwuchs ihm, wie Hase betont, in erster Linie aus seiner Selbstbindung an die Wahrheit der Heiligen Schrift.190 Der „Geist der Freiheit braust durch das erste Jahrzehnt der Reformation als Freiheit wider alle Menschensatzungen. Dieser Geist erklärte zu Speyer: Es gibt keine Majorität in Sachen des Glaubens. Dieser Geist riß sich los von tausendjährigen Gewohnheiten: ‚denn‘, sagt Luther, ‚ist langer Brauch allein genug, warum glauben wir nicht mit den Juden und Heiden! Warum halten wir es nicht mit dem Teufel, der immer Gewohnheit hat, bös zu sein? Unser Gott heißt nicht Gewohnheit, sondern Wahrheit, die Gott selbst ist.‘ In diesem Sinn berief sich Luther in Worms auf die H. Schrift“191.

Hase zeigt sich trotz seiner positiven Bezugnahme auf Luther für das Zugeständnis ambivalenter Züge offen und sieht sich nicht genötigt, ein ‚reines‘ 185

Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 178. Ganz ähnlich Ders., Handbuch der protestantischen Polemik (s. Anm. 81), 721: „Dieser Luther, man könnte ihn auch einem Felsen vergleichen, unergründlich tief gegründet in die heimische Erde, ein Haupt bald in den blauen Äther reichend, bald von Sturmwolken umhüllt, ein Felsen mit scharfen Kanten und steilen Wänden, von denen Sturzbäche sich ergießen, verheerende wie befruchtende; doch ist er zugleich ein einfacher deutscher Mann gewesen, der … heiter an Allem theilnahm, was damals das Herz des deutschen Volkes bewegte“. 186 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 168. 172. 187 Ebd., 174. 188 Sie seien ein „bescheidnes, unbewußtes Programm der Reformation“ gewesen, bei dem Luther selbst klar war, dass „er werde weitergehn müssen“ (ebd., 24). 189 Ebd., 176. 190 Vgl. dazu die Bemerkung von Hase, Der Quell der Kirchengewalt (s. Anm. 162), 397: „Die wirkliche, gottgesegnete Reformation erhob sich für etwas Höheres, als selbst die irdische Freiheit ist, aber diese fiel ihr durch die Art der Erhebung von selbst zu.“ 191 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 307.

2. Exemplarische Fallstudie: Hases Darstellung der Reformation

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Idealbild des Reformators zu konstruieren. In einem Brief urteilt er über seine eigene Lutherdarstellung, dass in ihr Luther „nicht als ein Heiliger angesehen ist, vielmehr alle die dunklen Wolken und Widersprüche scharf angedeutet [sind], die neuerdings durch katholische Autoren seiner festlichen Verherrlichung gleich einseitig gegenübergestellt wurden“192. So übt Hase deutliche Kritik an der Theologie Luthers, und zwar insbesondere an Bestandteilen, die er als Erbe der mittelalterlichen Kirche einschätzt.193 Sie gibt es, obwohl Luther „von dem Ansehn der H. Schrift und … der Rechtfertigung aus dem Glauben“ ausging.194 Vor allem mit Blick auf die „Erbsünde als eine unendliche Verschuldung Aller aus Adams Geschlecht, als eine gänzliche Ohnmacht des sittlich-religiösen Lebens und Denkens“, äußert sich Hase kritisch und will diese Theologie Luthers nicht mit dessen reformatorischem Wollen und Wirken identifiziert wissen.195 Bei aller unvergleichlichen Bedeutung, die Luther als religiöse Persönlichkeit für die Reformation nach Hases Auffassung gehabt hat, verliert er andere Gestalten unter den Reformatoren durchaus nicht aus dem Blick. Dies gilt zunächst – im engeren Umkreis Luthers – für sein Verhältnis zu Melanchthon, in dem Hase übrigens die Verbindung der Reformation mit dem Humanismus in personifizierter Gestalt verwirklicht sah.196 Er schreibt: „Luther und Melanchthon, Gott hatte sie, einander ergänzend und erhebend, zum großen Tagwerke zusammengeführt, wie für das Werk einer andern Zeit Schiller und Goethe.“197 Hases besondere Aufmerksamkeit galt aber der Differenz und gleichzeitig tiefen Verbundenheit zwischen Luther und Zwingli, aus deren Wirken die Traditionen der Wittenberger und der schweizerischen Reformation hervorgingen. Beide brachen mit der kirchlichen Tradition, wie sie die spätmittelalterliche Kirche überlieferte, und zielten gemeinsam auf eine Rückkehr zum biblischen Christentum. Auf die „Verschiedenheit“ der „religiöse[n] Persönlichkeit der Reformatoren“ 198 192

K. HASE, Dein Alter sei wie deine Jugend. Briefe an eine Freundin, hg. von O. HASE, Leipzig 1920, 26. 193 Diese Kritik an der Theologie der Reformatoren beschränkte sich nicht auf Luther, sondern nahm auch gegenüber anderen Führungsfiguren der Reformation teils deutliche Gestalt an, so etwa zur Gotteslehre Calvins: „Calvin ist ein dogmatischer Dante: dieselbe grauenvolle Lust die Majestät Gottes auch in der Hölle anzuerkennen und zu preisen, diese grauenvolle Macht, welche fühlende Wesen geschaffen hat zu ewiger Qual“ (Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… [s. Anm. 70], Bd. 3,1, 196). 194 Ebd., 304. 195 Ebd., 305. Zu dieser Unterscheidung und der daraus folgenden Auffassung des Verhältnisses von Reformation und Neuprotestantismus siehe auch unten S. 304–307. 196 Vgl. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 36. Zum Verhältnis zwischen Luther und Melanchthon vgl. auch ebd., 37 f. 197 K. HASE, Der Kanzler Krell, in: Ders., Theologische Erzählungen, Geistliches Schauspiel und Rosenvorlesungen (s. Anm. 105), 504–521, hier 505. 198 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 145. VON

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D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

führt Hase die dennoch beachtlichen Differenzen zurück: „Luther mit seinem mystischen Tiefsinn stand auf augustinischem Standpunkte, Zwingli mit seinem klaren, praktischen Verstand gehörte der humanistischen Richtung an.“199 Daraus folgte nach Hase für Luther die „Anerkennung des Rechts einer geschichtlichen Entwicklung innerhalb der Kirche“, für Zwingli jedoch die „Absicht einer unbedingten Rückkehr zur Einfalt apostolischen Christenthums“200. Während Hase hier Luther mit der Anerkennung des Rechtes der Entwicklung des Christentums deutlicher auf dem Wege hin zum entwickelten Protestantismus sieht,201 erkennt er in Zwingli eine andere Entwicklung vorgezeichnet, nämlich den „rationellen Zug“202, der positive Bezug auf die Vernunft, ein für Hase entscheidendes Kennzeichen des neueren, entwickelten Protestantismus.203 2.2.4 Der Ausgang der Reformation im Altprotestantismus Zu dem von Hase gegebenen Bild der Epoche der Reformation gehört auch, dass sie in seinem Verständnis schon einigermaßen bald zu einem vorläufigen Ende gelangte. Er notierte nüchtern: Die „mächtige Bewegung“ der Reformation „ist nach der Mitte des Jahrhunderts zum Stillstand gekommen.“204 Auf die Zeit des mit den Reformatoren verbundenen Aufbruchs folgte die Zeit der altprotestantischen Orthodoxie, die von Hase als „Zeit der Nachgebornen“205, der Epigonen, vorrangig negativ gesehen und als ein problematischer Rückschritt begriffen wird. Als ausschlaggebend für die von Hase nicht begrüßte Entwicklung sieht er das Bedürfnis an, den religiösen Gehalt der reformatorischen Bewegung, wie sie durch die Persönlichkeiten der Reformatoren hervorgerufen wurde, dauerhaft zu sichern. Aus der Bemühung, das, was „aus dem religiösen Gemüth und aus dem Herzen des Volkes hervorgegangen“ war, „im Begriff“ festzustellen, entstand „eine neue Orthodoxie, fast gleichzeitig in beiden protestantischen Kirchen“206. Indem die altprotestantische Orthodoxie, von jenem Bedürfnis ausgehend, ein vermeintlich heilsnotwendiges Dogmensystem entwarf, ging 199

Ebd., 145. Hase, Der Kanzler Krell (s. Anm. 197), 504. 201 Siehe dazu unten S. 308 f. 202 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 131. 203 Siehe dazu unten S. 304–307. 204 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 202. Gemeint ist das 16. Jahrhundert. 205 Hase, Der Kanzler Krell (s. Anm. 197), 507. 206 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 203. Möglicherweise handelt es sich in dieser Formulierung um eine versteckte Polemik gegen die Hegelschule, der Hase vorwarf, das religiöse Leben unsachgemäß in den Begriff zwingen zu wollen; vgl. dazu die Auseinandersetzung Hases mit Baur (siehe unten Teil E, S. 323– 341) und die Rezeption Hases in der Hegelschule (siehe unten Teil F, S. 359–361). 200

2. Exemplarische Fallstudie: Hases Darstellung der Reformation

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„der Morgenstern der deutschen Reformation in trübem Gewölk unter…“207. Denn auf diese Weise schrumpfte die „siegreiche Losung der Reformation … wieder ein zur katholischen Satzung, daß der seligmachende Glaube die blinde Annahme aller von der Kirche aufgestellten Glaubensartikel sei“208. Hase sieht eine Vielzahl höchst problematischer Folgen aus dieser Entwicklung erwachsen. Aus der „Phantasie“, ein allein selig machendes Glaubenssystem aufstellen zu können und zu müssen, folgten „Justizmorde des religiösen Fanatismus“ oder „Kerker und Landesverweisung um einer Irrlehre willen“209. Hase zeigt sich davon überzeugt, dass sich in der skizzierten, als Rückschritt zu beurteilenden Entwicklung „Überreste… katholischen Wesens“ auswirkten, „welche die Reformation noch nicht ausgeschieden hatte“210. Dabei zielt er letztlich auf den inneren Widerspruch, die Berechtigung von Freiheit und Vernunft in Glaubensdingen zu begrenzen. Die Reformation habe die Freiheit nur vor Menschen und nicht auch als „Gottesgabe vor Gott“211 – und d. h. auch in Fragen des Glaubens – anerkannt. Diese Leugnung der Vernunft in ihrer nach Hase ganz „natürlichen Berechtigung“, auf der wesentliche Züge reformatorischer Theologien beruhten, führte nach Hase dazu, dass die Reformation mit sich selbst in Widerspruch geriet. Dieser innere Widerspruch in dem reformatorischen Christentum als der „erste[n] Gestalt des Protestantismus“ brachte die altprotestantische Orthodoxie hervor und rief so nach einer „zweiten Gestalt“212 des Protestantismus, die mit der Aufklärung in die Geschichte eintreten sollte. 2.3 Die Deutung der Reformation als notwendige Entwicklungsstufe der christlichen Religion Im Hintergrund der in einigen Aspekten eben rekonstruierten Darlegungen Hases zur Vorgeschichte, zur Entstehung und zum Verlauf der Bewegung der Reformation im 16. Jahrhundert steht eine einheitliche Deutung, die die gesamte Darstellung steuert. Als deren leitende Denkfigur erweist sich die Unterscheidung zwischen dem protestantischen Prinzip als entscheidendes Movens der reformatorischen Bewegung und dessen empirischer historischer Verwirklichung.213 Diese Deutung enthält verschiedene Aspekte: 207

Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 239. Hase, Der Kanzler Krell (s. Anm. 197), 506. 209 Hase, Handbuch der protestantischen Polemik (s. Anm. 81), 55. 210 Ebd. 211 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 307. 212 Ebd., 305 f. 213 Eine aufschlussreiche Zusammenstellung von Äußerungen Hases zur Thematik bietet im Sinne einer knapp kommentierten Quellensammlung Leese, Der Protestantismus im Wandel der neueren Zeit (s. Anm. 136), 111–125. 208

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D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

einerseits wird dadurch die Reformation als historisches Ereignis begreifbar, das ein notwendiger Schritt in der Entwicklung der christlichen Religion ist, andererseits ist in dieser Unterscheidung bereits die Notwendigkeit der Weiterentwicklung enthalten, insofern das protestantische Prinzip in der Reformation des 16. Jahrhunderts nur partiell zur Verwirklichung gelangte. 2.3.1 Das Verhältnis zwischen dem historischen Ereignis der Reformation und dem protestantischen Prinzip Nicht nur an dem von Hase negativ beurteilten Zeitabschnitt der altprotestantischen Orthodoxie, sondern an der gesamten historischen Darstellung der Epoche der Reformation ist ein Bewusstsein Hases von der historischen Distanz erkennbar. Er weiß um den Abstand zwischen seiner Zeit und der Zeit der Reformatoren. Diese haben nach Hases Meinung „mit ihrem Lehrbegriffe … Recht gehabt in ihrer Zeit und Subjektivität“, daher eine „besonnene Apologie der Reformation … nur eine historische sein“214. Das Bewusstsein der historischen Distanz artikuliert sich insbesondere in der klaren Position, dass eine nicht hermeneutisch vermittelte Aktualisierung der Einsichten der Epoche der Reformation, zumal der Theologie der Reformatoren, nur „künstlich angebildet oder erzwungen“215, im Grunde also unmöglich ist. Hase erscheint eine hermeneutisch naive, ungebrochene Aneignung derselben daher sogar als schädlich.216 In diesem Punkt war sich Hase mit so unterschiedlichen Theologen wie dem von ihm kritisch verehrten Schleiermacher und dem von ihm im akademischen Diskurs sonst opponierten Baur einig. Die Hermeneutik, die Hases Ausführungen zur Reformation und ihrer Gegenwartsbedeutung steuert, liegt dabei überhaupt auf der Linie der oben217 benannten Versuche von Schleiermacher bis Troeltsch, zwischen dem idealen Wollen der Reformation und deren geschichtlicher Verwirklichung zu unterscheiden. Der Angelpunkt dieser Hermeneutik und das tertium comparationis der Unterscheidung zwischen idealem Wollen und der historischen Verwirklichung der Reformation ist das von Hase postulierte ‚Prinzip des Protestantismus‘. Die Reformation wie die Geschichte des Protestantismus insgesamt 214 K. HASE, Rez. Gieseler, Rückblick auf die theologischen und kirchlichen Zustände und Entwickelungen der letzten fünfzig Jahre. Ein Glückwunschschreiben, seinem theuern Vater, dem Herrn Georg Chr. Fr. Gieseler, 1837, TLAKZ 1837, Nr. 149 (18. Dezember 1837), 1193–1198, hier 1197. 215 Hase, Die Entwicklung des Protestantismus (s. Anm. 177), 420. 216 Hase urteilt: Wer „die damalige Lehrgestaltung des Protestantismus als eine ewige Wahrheit roh und unvermittelt in unserer Zeit geltend machen will, der weiß nicht, was er will, oder weiß es nur zu gut“ (Hase, Rez. Gieseler, Rückblick auf die theologischen und kirchlichen Zustände [s. Anm. 214], 1197). 217 Siehe oben S. 280–285.

2. Exemplarische Fallstudie: Hases Darstellung der Reformation

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ist mehr als nur die Summe der historischen Ereignisse: „Der Protestantismus ist wie sein kirchlicher Gegensatz ein Princip“218. Dieses Prinzip ist ein im Leben der christlichen Kirche von Beginn an wirkendes Movens der Geschichte, das sich in der Reformation als historischem Ereignis und der daraus folgenden Entwicklung der protestantischen Kirchentümer noch einmal besonderen Ausdruck verschafft. Es „gehn die Wurzeln des Protestantismus tief in die alte Kirche, ja aus der apostolischen Kirche sind sie beide fast gleichzeitig Zwillingsgeschwister geboren worden, Katholicismus und Protestantismus, nur dieser noch unbewußt, verworren, in katholischen Windeln und Banden liegend. Die Reformation ist nur das welthistorische Ereigniß, daß, als die Zeit abermals erfüllt war, das protestantische Princip, großgewachsen innerhalb der katholischen Kirche, selbständig hervortrat“219.

Charakteristisch für das Urteil Hases über die Reformatoren ist die Bemerkung, dass diese das protestantische Prinzip als innere „geistige Macht“ des Protestantismus „in der Tiefe ihres Inhalts nicht … begriffsmäßig erkannt“ haben.220 In den Reformatoren als seinen „Träger[n] und Vorkämpfer[n]“ wirkt das protestantische Prinzip vielmehr „substantiell als unmittelbares Leben und lebendige Begeisterung“221. Insofern ist das ‚eigentliche Wollen‘ der Reformatoren wohl an den historischen Ereignissen dieser Epoche „zu spüren“, es bedarf aber darüber hinaus ihrer theologischen Reflexion, d. h. aber, sie aus dem überzeitlich gültigen ‚Prinzip des Protestantismus‘ zu begreifen. Den entscheidenden Rückgriff der Reformatoren auf das Prinzip des Protestantismus sieht Hase darin – und damit wird es inhaltlich näher bestimmt –, dass diese, „wenn auch im dunkeln Drange“, sich von der regulativen Idee der Kirche als einer idealen „Gemeinschaft der vollkommnen religiösen Wahrheit und Heiligkeit“ in ihrem Handeln und Denken leiten ließen.222 Zwar noch nicht reflektiert im Sinne eines theologischen Konzepts,223 begriff man dennoch „die vollkommne Kirche als ein Ideal, das in den verschiednen äußerlichen 218

Hase, Handbuch der protestantischen Polemik (s. Anm. 81), 5. Ebd., 98 f. Die Anspielung auf Gal 4,4 („Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn…“) dürfte als Ausdruck der göttlichen Legitimation des Hervortretens des Protestantismus in der Geschichte zu verstehen sein. 220 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 304. 221 Ebd. 222 Ebd., 305 f. Vgl. auch DERS., Die Tübinger Schule. Ein Sendschreiben an Herrn Dr. Ferdinand Christian von Baur, in: Theologische Streit- und Zeitschriften, Bd. 1: Theologische Streitschriften (s. Anm. 157), 415–482, hier 466–468; Ders., Vom Streite der Kirche (s. Anm. 65), 30 f; Ders., Handbuch der protestantischen Polemik (s. Anm. 81), 3. 8. 223 Der Begriff des ‚Protestantismus‘ ist ein „spätes Wort“ (Hase, Kirchengeschichte, 1834 [s. Anm. 3], 454) nachfolgender Reflexion. 219

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D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

Kirchen je nach dem Maße ihres Glaubens verschieden dargestellt, aber nirgends vollkommen erreicht sey, so daß die wahrhaft Gläubigen aller Orten in dieser unsichtbaren Kirche verbunden sind.“224

Hase sieht für die Entstehung der protestantischen Kirchentümer im Gegenüber zur katholischen Kirche nicht das von den Reformatoren für ihr Denken und Handeln ausschlaggebende protestantische Prinzip allein verantwortlich, sondern fasst die Spaltung der Kirche vielmehr als eine durch historische Umstände bedingte Möglichkeit der historischen Gestaltwerdung des protestantischen Prinzips auf.225 Daraus folgt, dass Hase die von der Reformation ausgelöste Trennung von protestantischen Kirchentümern und römisch-katholischer Kirche wohl als legitim und im protestantischen Prinzip begründet versteht, nicht aber als eine auf ewig mit Notwendigkeit festgelegte Gestalt seiner Realisierung.226 Nicht die historischen Kirchentümer des Protestantismus und Katholizismus sind die eigentlichen Gegensätze, die die Kirchengeschichte bestimmen, sondern der Gegensatz von Katholizismus und Protestantismus als überzeitlichen Prinzipien. 2.3.2 Der Gegensatz von Katholizismus und Protestantismus Der Inhalt des protestantischen Prinzips, das Hases Deutung der Reformation – und seiner Kirchengeschichtsschreibung als dezidiert protestantischem Unternehmen insgesamt227 – zugrunde liegt, wird am deutlichsten in der Gegenüberstellung von Protestantismus und Katholizismus als den zwei Prinzipien, die in der Geschichte des Christentums in mannigfaltigen Ausdrucksformen miteinander ringen. Für das Verständnis des protestantischen Prinzips ist dieses von Hase postulierte Gegenüber deswegen von besonderem Wert, weil die inhaltliche Entfaltung der Gegenüberstellung so eng verzahnt ist, dass aus der gegebenen Charakteristik des einen Prinzips unmittelbar eine Näherbestimmung des anderen – in gewissem Sinne: komplementären – Prinzips folgt. In dem für die Interpretation der Reformationsgeschichte durch Hase bereits als bedeutsam erkannten Abschnitt 224

Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 3), 454. Vgl. ebd., 388: „Erst als die Hierarchie der Reformation entgegentrat, spaltete sich die Kirche im unabwendbaren Drange der Verhältnisse, und das vorher untergeordnete Princip des Protestantismus gründete als eigenthümliche Entwicklung des Christenthums eine selbständige Kirche“. 226 Vgl. Hase, Handbuch der protestantischen Polemik (s. Anm. 81), 18: „Dann wird auch die protestantische Kirche als solche aufhören, nämlich an demselben Tage, an welchem sie nicht mehr nöthig hat gegen die Prätensionen einer allein herrschen wollenden, vermeintlich allein berechtigten Kirche zu protestiren.“ 227 Zur protestantischen Prägung und der Wissenschaftlichkeit der Kirchengeschichtsschreibung, die Hase mit eben dieser Prägung verbunden sieht, oben Teil C, S. 249–252. 225

2. Exemplarische Fallstudie: Hases Darstellung der Reformation

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„§ 229 Der Protestantismus als Princip“228 in der „Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen“ gibt er folgende, definitionsartig wirkende Charakteristik: Es „gliedert sich das Christentum in zwei Hälften von welthistorischer Bedeutung: die eine, der Katholicismus, war das Christentum der kirchlichen Gewalt, der Objectivität und Äußerlichkeit, fordernd die Hingabe des gläubigen Subjects an das äußerlich gegenüberstehende Object als unfehlbare und alleinseligmachende Kirche mit eingebildeter Vollendung. … Die andre Hälfte ist der Protestantismus, das Christentum der Freiheit, der Subjectivität und Innerlichkeit im Streben nach Mündigkeit, nach wahrer Vollendung.“229

An dieser Charakteristik muss auffallen, dass Hase das Verhältnis von Katholizismus und Protestantismus in einer Reihe von Gegensatzpaaren beschreibt: ‚Objektivität‘ vs. ‚Subjektivität‘, ‚Äußerlichkeit‘ vs. ‚Innerlichkeit‘, autoritativ geforderte ‚Hingabe‘ vs. ‚Mündigkeit‘, ‚kirchliche Gewalt‘ vs. ‚Freiheit‘, ‚eingebildete Vollendung‘ vs. fortgesetztes ‚Streben nach Vollendung‘. Diese Reihung von Gegensatzpaaren ist nun nicht als eine mehr oder minder beliebige Zusammenstellung einzelner – nur empirisch erhobener – Merkmale zu verstehen. Vielmehr sind die Attribute des jeweiligen Prinzips systematisch streng aufeinander bezogen. Die Attribute ‚Freiheit‘, ‚Subjektivität‘, ‚Innerlichkeit‘ und ‚Mündigkeit‘ in Sachen der Religion gehören nach Hase unmittelbar mit dem protestantischen Prinzip in dem im letzten Abschnitt bereits aufgezeigten Sinne zusammen.230 Der grundlegende Gedanke, dass jede „wirkliche, geschichtlich gewordene Kirche … nur eine unvollkommne Darstellung“231 der idealen Gemeinschaft der Kirche ist, korrespondiert mit dem Merkmal des Protestantismus, den Gläubigen in der Angelegenheit seines Heils ausschließlich auf sein eigenes Inneres, nämlich auf sein durch den Heiligen Geist vermittels der Heiligen Schrift bewegtes Herz zu verweisen.232 Für Hase ist folglich das protestantische Prinzip keineswegs rein negativ – durch den Drang, jede Gestalt der Kirche sei nicht identisch mit dem Ideal – zu bestimmen. Vielmehr besteht für ihn ein engster Zusammenhang zwischen diesem Willen zur Unterscheidung und positiven theologischen Gehalten. Hase notiert: Die „Protestation gegen die Ansprüche der katholischen, insbesondere der päpstlichen Kirche“ hat zu ihrer Grundlage „affirmativ die Hinweisung auf die H. Schrift, auf Christus, aber auch auf’s eigne Ge228 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 304–310. Siehe zum protestantischen Prinzip bei Hase auch oben Teil C, S. 221 f. 229 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 306 f. 230 Siehe dazu auch oben S. 296–298. 231 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 306. 232 „Indem die Reformation jeden Gläubigen auf sein eignes, durch den H. Geist zum Glauben bewegtes Herz und auf die H. Schrift verwies, deren Auslegung sie der Wissenschaft freigab, leugnete sie die Unfehlbarkeit einer jeder bestehenden Kirche“ (Hase, Handbuch der protestantischen Polemik [s. Anm. 81], 44).

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D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

müth“233. Er hält darum als die entscheidende These fest: Die „Entscheidung über sein Heil“ ist „im Innern jedes Gläubigen enthalten“234. Es ist mit gutem Grund darauf hingewiesen worden, dass für Hase das Gegensatzpaar Innerlichkeit vs. Äußerlichkeit eine leitende Rolle bei der Explikation des Gegenübers von Katholizismus und Protestantismus spielt.235 Denn die Innerlichkeit der Vermittlung des Heiles setzt unmittelbar die prinzipielle Freiheit des einzelnen Christen von aller äußerlichen Autorität und kirchlichen Hierarchie aus sich heraus.236 Die Ablehnung der Behauptung, für das Heil sei es notwendig, dass der Christ an eine bestimmte historische Gestalt der Kirche und ihre Autorität gebunden ist, hat auch zur Folge, dass für protestantisches Verständnis „jeder Gläubige in seiner Kirche zum seligmachenden Glauben an Christus … hindurchdringen“237 kann. Ebenso sind für Hase das unaufhebbare „Recht der freien Subjektivität“238 in religiösen Belangen und die Mündigkeit des religiösen Subjekts unmittelbare Begleiter des protestantischen Prinzips. Es zeigt sich, dass für Hase das protestantische Prinzip der strikten Unterscheidung zwischen dem Ideal der Kirche und seinen pluralen geschichtlichen Realisierungen eminente Folgen für die Stellung des religiösen Individuums hat. Geradezu programmatisch kann Hase schreiben: Aus dem „Quell des Protestantismus“ erhebt sich „das in sich berechtigte und vertiefte, aber an Christus hingegebene Subject.“239 Das genaue Gegenteil muss nun vom Katholizismus im Verständnis Hases gesagt werden, als dessen Prinzip er – sozusagen in spiegelbildlicher Umkehrung des protestantischen Prinzips240 – die Identifizierung des Ideals der Kirche mit der geschichtlich gewordenen Gestalt der römischen Hierar233

Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 306. Ebd. 235 Vgl. dazu etwa P. COSMANN, Protestantische Neuzeitkonstruktion. Zur Geschichte des Subjektivitätsbegriffs im 19. Jahrhundert, Würzburg 1999 (Epistemata; 233), 163 f. 236 Diesen Zusammenhang von Freiheit und Innerlichkeit sowie die Freiheit als zentrales Merkmal des Protestantismus wird Hase nicht müde zu betonen. Entsprechende Zitate ließen sich beinahe beliebig vermehren; vgl. etwa: Der Protestantismus ist „das Christenthum der Innerlichkeit und Freiheit“ (Ders., Der Kanzler Krell [s. Anm. 197], 504). Er ist „das Christenthum der individuellen Freiheit. In seinem Wesen liegt die Einigung christlicher Frömmigkeit und geistiger Freiheit“ (Ders., Handbuch der protestantischen Polemik [s. Anm. 81], 11). 237 Hase, Handbuch der protestantischen Polemik (s. Anm. 81), 44; vgl. auch ebd., 69 f. 238 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 306. 239 Ebd. 240 Scholder hat daher zu Recht bemerkt, dass die strenge Unterscheidung zwischen der Idee des Reiches Gottes und der Wirklichkeit der Kirche als Zentrum des protestantischen Selbstverständnisses den Kern der Beurteilung – und damit auch der theologischen Kritik – Hases am römischen Katholizismus darstellt; vgl. Scholder, Karl von Hases Auffassung des Konfessionsproblems (s. Anm. 74), 52 f. 234

2. Exemplarische Fallstudie: Hases Darstellung der Reformation

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chie bestimmt. Hase urteilt kategorisch: Die römisch-katholische Kirche hat „ihre verkümmerte Existenz für dieses Ideal ausgegeben und diese Verwechslung ist das Wesen des Katholicismus“241. Auch dieses Prinzip hat eminente Folgen für das religiöse Subjekt: Jene Identifizierung fordert vom gläubigen Christen Gehorsam gegenüber der Autorität der kirchlichen Hierarchie, weil in der römisch-katholischen Kirche das höchste Ideal der religiösen Gemeinschaft realisiert und an diese das Heil und seine Vermittlung gebunden ist.242 Der „Katholicismus, der eine unbedingte Auctorität äußerlich hinstellt“ ist „das Christentum des unbedingten Gehorsams“243. Jene Identifizierung resultiert aber ebenso in einem sinnlichen Charakter der christlichen Religion katholischer Ausprägung im Gegensatz zu der innerlichen Geistigkeit des Protestantismus.244 Hase bezeichnet den Katholizismus ausdrücklich als „Christenthum der Sinnlichkeit“, über das „der Zauberschleier ästhetischen Scheines geworfen“ sei.245 Auch hier ist es die Identifizierung von sinnlich erfassbarer, äußerlicher Verwirklichung und Ideal, die eine sinnlich zu be- und ergreifende Gegenwart und Kommunikation der Religion verlangt, etwa in den Sakramenten oder den Reliquien. Eine konkrete Folge der auf diese Weise bestimmten gegensätzlichen Prinzipien von Protestantismus und Katholizismus sieht Hase darin, dass mit den protestantischen Kirchentümern im Grundsatz eine Toleranz verbunden ist, die der römische Katholizismus kraft des ihm innewohnenden 241

Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 306. Vgl. ebd., 306: Durch keinen „Spruch der Kirche kann er von Christo losgerissen werden, so lange er nicht sich selbst in seinem Herzen von ihm losgerissen hat.“ Ferner Ders., Handbuch der protestantischen Polemik [s. Anm. 81], 331: Der Christ bedarf „zwar einer äußern Kirche, um die geschichtliche Einwirkung des Erlösers an sich zu erfahren, aber in keiner bestimmten Gestalt der Kirche ist sein Heil beschlossen, kein äußerlich Mittel ist zu demselben unentbehrlich, und kein Spruch einer Kirche kann es ihm entreißen, so lang er’s in seinem Herzen bewahrt.“ Man fühlt sich bei diesen Äußerungen unwillkürlich an die berühmte Äußerung Schleiermachers erinnert: „Vorläufig möge man den Gegensatz so fassen, daß der Protestantismus das Verhältniß des Einzelnen zur Kirche abhängig macht von seinem Verhältniß zu Christo, der Katholizismus aber umgekehrt das Verhältniß des Einzelnen zu Christo abhängig macht von seinem Verhältniß zur Kirche“ (F. SCHLEIERMACHER, Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt [1821/22], hg. von H. PEITER, Berlin / New York 1980 [Kritische Gesamtausgabe; I,7,1], 99). 243 Hase, Handbuch der protestantischen Polemik (s. Anm. 81), 11; vgl. Ders., Vom Streite der Kirche (s. Anm. 65), 44: „Sicherheit, Einheit und Reinheit des Glaubens durch ein mittelst der höchsten Auctorität geheiligtes Stabilitätssystem ist die Bedeutung des Katholicismus.“ 244 Hase spricht etwa von der „katholischen Veräußerlichung“ anstelle des „Versenken[s] in die Innerlichkeit des Geistes“ (Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… [s. Anm. 70], Bd. 3,1, 306). 245 Hase, Handbuch der protestantischen Polemik (s. Anm. 81), 611; ähnlich: Ders., Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,2, 362. 242

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D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

Prinzips niemals gestatten kann. Während das protestantische Prinzip und die mit ihm verbundene geistige Freiheit es dem Protestantismus ermöglichen, divergente, individuelle Ansichten zu tolerieren oder gar zu fördern, darf der Katholizismus in seiner Forderung nach unbedingtem Gehorsam keine individuellen, abweichenden Meinungen zulassen. Diese mögliche bzw. unmögliche Toleranz wird nach Hase historisch in der Förderung bzw. der Verhinderung der geistigen Entwicklung in Wissenschaft, Philosophie und Literatur sichtbar. Er identifiziert etwa die deutsche Literatur seit Lessing in ihren wesentlichen Vertretern als durchweg vom Protestantismus geprägt.246 Weil der römische Katholizismus für alles, was „aus der freien Entwicklung des Geistes hervorgeht, nur Verfluchungen“247 übrig hat, ist auch für die „Philosophie, die vor Allem der freien Luft bedarf“, in der Sphäre ihres Einflusses kein Raum.248 Hase notiert: „Es ist kein Zufall, daß die ganze Ahnenreihe der deutschen Philosophen, Jakob Böhme, Leibniz, Kant, Jacobi, Fichte, Schelling, Hegel, Fries, Herbart, Schopenhauer, dem Protestantismus angehört, und wie man auch über die Resultate dieser Philosophie denke, sie bezeichnet jedenfalls Höhenpunkte des deutschen denkenden Geistes“249.

Die Bedeutung des protestantischen Prinzips wäre aber nicht hinreichend erfasst, wenn man es lediglich als Instrument im polemischkonfessionalistischen Konflikt der gegenwärtig einander gegenüberstehenden Institutionen verstünde. Das protestantische Prinzip richtet sich nicht ausschließlich gegen den Katholizismus in seiner geschichtlich gewordenen Gestalt. Bei aller Argumentation gegen den Katholizismus als Prinzip spielt vielmehr die Abwehr ‚katholischer‘ Tendenzen innerhalb der protestantischen Kirche eine ebenso große Rolle. Die Unterscheidung von Protestantismus und Katholizismus ist auch als Teil einer innerprotestantischen Selbstverständigungsdebatte über protestantische Identität zu verstehen. In der historischen Darstellung Hases wird dies exemplarisch an einem Detail der Reformationsgeschichtsschreibung deutlich, seiner Behandlung des Phänomens des Anabaptismus. Er beobachtet, dass die ‚Wiedertäufer‘ in der Reformationszeit derart häufig und ohne organisierten Zusammenhang erscheinen, dass sich die Schlussfolgerung nahe legt, diese Bewegung hänge unmittelbar mit dem in der Reformation hervorbrechenden Protestantismus zusammen und sei mehr als eine individuelle Stiftung.250 Protestantisch war 246

Vgl. Hase, Handbuch der protestantischen Polemik (s. Anm. 81), 677 f. Ebd., 677. 248 Ebd., 676. 249 Ebd., 677. 250 Vgl. die Aussage Hases, dass „überall, wo das Evangelium der Reformation vernommen wurde, auch Wiedertäufer hervortreten, ohne einen bestimmten Anfänger … erwachsen aus dem protestantischen Princip“ (DERS., Die Kindertaufe, PKZ 4 [1857], Nr. 10 [7. März 1857], 217–225, hier 221). 247

2. Exemplarische Fallstudie: Hases Darstellung der Reformation

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an der Bewegung des Anabaptismus nach Hase die Anerkenntnis der Berechtigung der religiösen Subjektivität. Aber diese Hochachtung der Persönlichkeit schlug in die Schrankenlosigkeit einer Subjektivität um, die sich nicht durch Gott und seine sittlichen Gebote begrenzt wusste, sondern in der eignen Willkür durch Gott gerechtfertigt fühlte.251 Darin erkennt Hase aber „ein Stück Katholicismus in protestantischer Umbildung“252. „Der Anabaptismus hielt den protestantischen Standpunkt … für die Berechtigung des Gläubigen: aber er trug, was der Katholicismus nur der Kirche selbst zuschreibt, auf den einzelnen Gläubigen über, daß er unmittelbar durch den H. Geist … über alle Beurtheilung nach menschlichen Denkgesetzen hinausgestellt sei.“253

Für den Anabaptismus und sein Bestreben einer gewaltsamen Aufrichtung des Reiches Gottes ist nach Hase charakteristisch, dass das Recht der Subjektivität, für das der Protestantismus steht, in der Fehlform einer katholisierenden Umbiegung vorliegt, bei der „nicht die Kirche, sondern der Einzelne … unfehlbar, der Einzelne also Gegenstand der göttlichen Offenbarung und durch sie berechtigt, unfehlbar“254 ist. Aus dieser Kritik Hases am Anabaptismus wird das von ihm mit der Betonung des ‚Rechtes der freien Subjektivität‘ Gemeinte noch klarer. Protestantisch ist nicht die subjektivistische Willkür, sondern die Persönlichkeit, die frei gegenüber allen menschlichen Autoritäten urteilen und handeln kann, weil sie an Gott gebunden, ‚an Christus hingegeben‘ ist.255 An der Darstellung dieses historischen Details durch Hase wird aber ebenso deutlich, dass er das protestantische Prinzip nicht nur gegen den römischen Katholizismus zu wenden gewillt ist. Er ist diesem in vielen Dingen, wie mehrfach gezeigt, ja sogar außerordentlich verständnisvoll und gewogen.256 Er versteht das protestantische Prinzip vielmehr als kritischen Maßstab, der an jede Realisierungsgestalt der christlichen Religion anzulegen ist. Das protestantische Prinzip, wie es Hase vorstellt, ist damit ein konkreter Fall eines neuzeitlichen christlichen Selbstverständnisses, in dem das „kritische und emanzipatorische Potential der reformatorischen Einsichten nicht mehr nur gegen die Lehre und Praxis der römisch-katholischen Kirche, sondern

251 Vgl. K. HASE, Das Reich der Wiedertäufer, in: Ders., Neue Propheten (s. Anm. 17), 193–304, hier 199. 252 Ebd., 251. 253 Ebd., 198. 254 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 286; vgl. auch ebd., 69: „Es ist die subjective, fanatisch aufgeregte Meinung, die sich an die Stelle der hierarchischen Kirche zu setzen unternimmt.“ 255 Siehe dazu oben S. 300. 256 Siehe dazu auch oben S. 270–276.

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D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

auch gegen die Gefahr kirchlicher und theologischer Verengung im eigenen Bereich zur Geltung“257 gebracht wird. 2.3.3 Der Neuprotestantismus als Verwirklichung des reformatorischen Impulses Das Bewusstsein der historischen Distanz, das an Hases Darstellung der Epoche der Reformation, insbesondere an der Theologie der Reformatoren herausgearbeitet worden ist,258 verband sich, wie ebenfalls gezeigt,259 mit einer Hermeneutik, die das ‚eigentliche Wollen‘ der Reformation von dessen historischer Verwirklichung unterschied: „Alle Herrlichkeit des Protestantismus lag in dem hohen Erneuerer des Christenthums [Luther, M. H.], aber noch unentfaltet, wie die Menschheit in Adam.“260

Grundlage dieser Hermeneutik ist Hases Postulat eines protestantischen Prinzips als der implizite, aber noch nicht mit Klarheit begriffene Richtungssinn des ‚eigentlichen Wollens‘ der Reformation. Ihre produktive Potenz zeigt diese Hermeneutik darin, dass Hase es vermag, mit ihrer Hilfe seine eigene theologische Position als Fortsetzung und konsequente Entfaltung des Wollens der Reformatoren zu präsentieren. Hase urteilt über sich selbst, er stehe mit seiner Kirchengeschichte auf dem Standpunkt des „neuen, des entwickelten Protestantismus“261, und inszeniert damit einen Gegensatz zu Zeitgenossen wie dem konfessionellen Lutheraner Heinrich Ernst Ferdinand Guericke (1803–1878), den er wegen seines buchstäblichen Festhaltens an der Theologie der Reformatoren und der Bekenntnisschriften als Vertreter des „alten, des ursprünglichen Protestantismus“262 bezeichnet (und damit in seiner Sicht theologisch disqualifiziert). Der neue, entwickelte Protestantismus ist nach Hases Auffassung die 257 Fischer, Protestantismus I. Begriff und Wesen (s. Anm. 140), 543. Fischer sieht in dieser Zuspitzung der Verwendung des Protestantismusbegriffs eine verbreitete Tendenz der protestantischen Theologie des 19. Jahrhunderts. 258 Siehe oben S. 296–298. 259 Siehe oben S. 298–304. 260 K. HASE, Die Leipziger Disputation. Eine theologische Denkschrift, in: Ders., Theologische Streit- und Zeitschriften, Bd. 1: Theologische Streitschriften (s. Anm. 157), 1–34, hier 23. 261 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 305. 262 K. HASE, Rez. Gueri[c]ke, Handbuch der Kirchengeschichte; Hase, Kirchengeschichte; Alzog, Universalgeschichte der christlichen Kirche; Annegarn, Geschichte der christlichen Kirche, NJALZ 3 (1844), Nr. 144 (15. Juni 1844), 573–576; Nr. 145 (17. Juni 1844), 577–580; Nr. 146 (18. Juni 1844), 581–584; Nr. 147 (19. Juni 1844), 585, hier 573. Zur Verwendung des Begriffs ‚Altprotestantismus‘ in Hases Kompendium „Hutters redivivus“ vgl. die Bemerkungen von Birkner, Über den Begriff des Neuprotestantismus (s. Anm. 142), 25.

2. Exemplarische Fallstudie: Hases Darstellung der Reformation

305

„aus den Grundgedanken der Reformation nothwendig hervorgegangene und mit der modernen Bildung ausgeglichene christliche Weltanschauung, in welcher die mannigfachen Richtungen protestantischer Wissenschaft und Gemeindebewußtseins zusammengefaßt sind“263. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass die Unterscheidung von Altund Neuprotestantismus, die Hase mit anderen Theologen des 19. Jahrhunderts für die Bestimmung des eigenen theologiegeschichtlichen Standpunktes verwendet,264 dazu dient, einerseits die Differenz zwischen der eigenen Theologie des 19. Jahrhunderts und der als problematisch empfundenen, von ‚katholischen‘ Elementen noch durchsetzten Theologie der Reformatoren und der altprotestantischen Orthodoxie zu markieren und andererseits den Anspruch auf Kontinuität dieser Theologie zu den reformatorischen Ursprüngen des Protestantismus zu erheben. Ganz in diesem Sinne nimmt Hase für sich die „Einheit des Geistes mit dem Wesen der Reformation“ in Anspruch und urteilt daher: „Wir feiern in unsern Reformationsfesten immer noch etwas Gegenwärtiges, nicht bloß eine Vergangenheit.“265 Eben diese Einheit des Geistes, das von Hase gewünschte Festhalten an dem ‚eigentlichen Wollen‘ der Reformatoren fordert nach seiner Auffassung aber, dass „wir in Luthers Geiste von seinem Buchstaben abgehen …, eben dadurch sind wir seiner werth, und gebrauchen die Güter, welche er und unsere Vorfahren in so schweren Kämpfen gewonnen haben.“266 Man kann in dieser Auffassung, die auch Hases kirchenhistorische Darstellung des neueren Protestantismus prägt, seine Bemühung erkennen, die neuere Theologie als berechtigte Fortsetzung des reformatorischen Impulses Luthers darzustellen und damit zu legitimieren.267 Die um Hases Postulat eines ‚Prinzip des Protestantismus‘ zentrierte Hermeneutik der Geschichte des Protestantismus von der Epoche der Reformation an macht es möglich, gegenwärtige protestantische Identität zu begründen, ohne die historische Differenz einfach zu ignorieren. Das implizite legitimierende Motto der 263 Hase, Handbuch der protestantischen Polemik (s. Anm. 81), XI (Vorrede zur 1. Auflage 1862). 264 Siehe dazu oben S. 283 f. 265 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 305. 266 Hase, Die Leipziger Disputation (s. Anm. 260), 23 f. Hase setzt folgendermaßen fort: „Vergeblich wollt ihr den Protestantismus in veraltete Satzungen einzwängen, das rechte Wort und den rechten Begriff, wie es zur Ordnung ziemt, wird er zu jeder Zeit sich bilden, aber als der ewige Geist des Christenthums schreitet er durch die Spieße und Stangen eurer Dogmatik hindurch und geht den Entwicklungen der Menschheit als ein Morgenstern voran“ (ebd.). Diese Bemerkung richtet sich offenkundig gegen zeitgenössische konfessionalistische Theologie, die das Christentum mit der Theologie des 16. Jahrhunderts identifizieren will. 267 Siehe dazu die bereits erörterte legitimierende Funktion der Reformationsgeschichtsschreibung, oben S. 280–285.

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D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

Geschichte des Protestantismus nach Hase lautet: Bewahrung durch Verwandlung. Für den Neuprotestantismus ist also charakteristisch, dass er an dem als eigentliches Anliegen der Reformation identifizierten protestantischen Prinzip festhält, dieses aber in einer veränderten theologischen Gestalt vertritt. Mit diesem, den Kern bewahrenden Wandel der Gestalt entspricht der Neuprotestantismus aber einer Aufgabe der Reformation. Denn in dem Insistieren auf dem Recht der religiösen Subjektivität, der Freiheit und Innerlichkeit der religiösen Überzeugung durch die führenden Gestalten der Reformation, in dem diese – zunächst freilich noch unbewusst – das protestantische Prinzip zur Geltung brachten, gaben diese die „Gelegenheit und Aufgabe der freiesten Entwicklung des religiösen Geistes“268. Diese Überzeugung Hases führt in seiner kirchenhistorischen Darstellung des neueren Protestantismus dazu, dass er die Aufklärung und die mit der Aufklärung verbundene und aus ihr erwachsene Theologie als legitime Erbin und konsequente Nachfolgerin der Reformatoren darstellt.269 Von der historischen Bewegung der Reformation als der „erste[n] Gestalt des Protestantismus“ unterscheidet Hase seine „zweite“270 – neuprotestantische – Gestalt. Die Überzeugung Hases von der Nachwirkung des reformatorischen Impulses in den geistesgeschichtlichen Umwälzungen der Aufklärung, die in besonderer Weise die protestantische Theologie von Grund auf umgestaltet, kommt in der Spitzenformulierung Hases zum Ausdruck, es sei die „Reformation als Aufklärung“271 am Werke. Hase zeigt sich insbesondere davon überzeugt, es sei „das rationale Princip, zu welchem der Protestantismus nothwendig führt“272. Wenn in der von der Aufklärung geprägten Theologie „auf religiösem Gebiete alle äußere Auctorität, die nur als solche gelten will“273, zurückgewiesen wird, und die „theologische… Forschung nur Dasjenige für wahr erkennt, was sich dem denkenden Geiste als wahrhaft bewährt“274, so folgt sie der Reformation, auch wenn auf diese Weise die „Herrschaft der Philosophie in der Kirche“275 aufgerichtet ist. Die von der Aufklärung erzwungene grundlegende Umgestaltung der protestantischen Theologie verlangt zwar gewisse theologische Vorstellungen aufzugeben, ermöglicht es aber gerade durch diesen Wandel „an den Grund268

Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 3), 454. Zum Bild des neuzeitlichen Protestantismus bei Hase vgl. auch die knappen Notizen von Cosmann, Protestantische Neuzeitkonstruktion (s. Anm. 235), 163 f. 270 Hase, Vom Streite der Kirche (s. Anm. 65), 52. 271 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,2, 241. 272 K. HASE, Der Untergang des Rationalismus, PKZ 1 (1854), Nr. 44 (28. Oktober 1854), 1059–1066, hier 1065. 273 Ebd., 1065 f. 274 Ebd., 1066. 275 Hase, Vom Streite der Kirche (s. Anm. 65), 53. 269

2. Exemplarische Fallstudie: Hases Darstellung der Reformation

307

gedanken des ursprünglichen Protestantismus, an der Auctorität der Heiligen Schrift und an der Rechtfertigung durch den Glauben allein“276 festzuhalten. In diesem Sinne schreibt Hase: „In der Entwicklung des Protestantismus bleibt auch dem verlornen Paradiese und dem rettenden Kreuze seine religiöse Bedeutung, doch auf andre Weise.“277 Die Kontinuität der Aufklärung zu den Ursprungsimpulsen der Reformation ist nach Hase nicht auf die Sphäre der Theologie und der kirchlichen Verhältnisse beschränkt. Sie äußert sich auch in der oben bereits vermerkten, für Hase typischen Verbindung von theologischem und politischem Liberalismus. Ausdrücklich weitet Hase seine Diagnose, dass alles „Geistesmächtige und Freie … dem Protestantismus blutsverwandt“278 ist, auch auf die Sphäre des Politischen aus. Er erkennt in dem Wollen der Reformatoren politische Anteile und postuliert in der Folge eine wesenhafte politische Komponente des Protestantismus. „Die Reformation war … nach ihrer äußerlichen, rechtlichen Seite eine Erhebung des demokratischen Princips gegen das aristokratische Priesterthum. Es ist der Gedanke … aller neuern socialen Verhältnisse, daß alle rechtliche Macht über mündig gewordne Genossenschaften eine Vollmacht sei und repräsentative Stellvertretung, angewandt auf das geistliche Amt. Die Kirche ist auch darin der politischen Anschauung vorausgeschritten“279.

Hedda Gramley hat in ihrer Untersuchung zu den politischen Überzeugungen prominenter Professoren der Zeit vor 1880 eine Tendenz zusammengefasst, die auch in diesem Urteil Hases sichtbar wird: „Die Reformation wurde durch die Verklammerung des Protestantismus mit Ideen des politischen Liberalismus und des Nationalismus vorgeblich zur Vorstufe in einem emanzipatorischen Entwicklungsprozeß der Nation und zur Voraussetzung für den Fortschritt in der Zukunft“280. Hier wird deutlich, dass die Verschränkung der Aneignung der Reformation und der Legitimation der eigenen Position nicht auf die theologische Position begrenzt ist, sondern auch in den Bereich der politischen Sphäre und der Gestaltung der Gesellschaft hineinwirkt.281 276

Hase, Die Entwicklung des Protestantismus (s. Anm. 177), 409. Ebd., 411. 278 Hase, Handbuch der protestantischen Polemik (s. Anm. 81), 660. 279 Ebd., 116. 280 H. GRAMLEY, Christliches Vaterland – einiges Volk: zum Protestantismus und Nationalismus von Theologen und Historikern 1848 bis 1880, in: J. ECHTERNKAMP / S. O. MÜLLER (Hg.), Die Politik der Nation. Deutscher Nationalismus in Krieg und Krisen 1760–1960, München 2002 (Beiträge zur Militärgeschichte; 56), 81–106, hier 96; ferner ebd., 87. 281 Vgl. die Bemerkungen Klaus Scholders zur Verbindung der theologischen Konzeption Hases mit den Idealen bürgerlicher Freiheit (Scholder, Karl von Hases Auffassung des Konfessionsproblems [s. Anm. 74], 45). 277

308

D. Das inhaltliche Profil der Kirchengeschichtsschreibung Hases

2.3.4 Das Recht der geschichtlichen Entwicklung des Protestantismus Was Hase für die Legitimität der Herausbildung des Neuprotestantismus gegenüber der altprotestantischen Theologie anführt – das protestantische Prinzip der Unterscheidung von Ideal und Verwirklichung der von Christus gestifteten religiösen Gemeinschaft der Kirche – wendet er konsequent auch auf den Neuprotestantismus selbst an. Auch diese ‚zweite‘ Gestalt des Protestantismus ist historisch bedingt und unterliegt damit der Veränderung und Weiterentwicklung. Es gilt grundsätzlich: Ist „die Unterscheidung der idealen und jeder geschichtlich wirklichen Kirche das Wesen des Protestantismus“282, so realisiert sich dieses Wesen nur „innerhalb einer selbst … strebenden Kirche“283. Dem protestantischen Prinzip entspricht nur ein „Protestantismus in seiner freien Entwicklung“284. Für Hase gehört die geschichtliche Entwicklung des Protestantismus zu seinem Wesen, denn im Verhältnis der „nur allmälichen geschichtlichen Verwirklichung zur Idee“ ist begründet, dass letztere „sich nicht bloß in einer Form, noch auf einer Entwicklungsstufe darstellt.“285 Er stellt heraus, dass ein Fortschritt in der Entwicklung – d. h. die Ersetzung und Verwandlung einer gewachsenen historischen Gestalt der Kirche durch eine andere – dadurch geschieht, dass der Widerspruch zwischen der bisherigen Gestalt als Versuch der Realisierung der Idee der Kirche und dem idealen Gehalt bewusst wird und zu einer Fortentwicklung treibt.286 Umgekehrt ist aber nicht jede Veränderung, die sich im Laufe der Zeiten vollzieht, im Sinne einer kontinuierlichen Entwicklung der Realisierung der Idee der Kirche anzusehen, schon weil mannigfaltige Einflüsse auf die Gestalt dieser Verwirklichung einwirken. Hase betont, dass nur „diejenige Umgestaltung, welche schon in seinem Keime angelegt, durch innere Nothwendigkeit hervortretend, das Wesentliche seines religiösen Inhalts bewahrt“287, als eine Entwicklung des Protestantismus verstanden werden darf, die dem protestantischen Prinzip und damit seinem Wesen entspricht. Der „Protestantismus als das Christenthum der Freiheit hat diese Elasticität, mannigfache Entwicklungs- und Rückschrittsformen in sich zu ertragen“288, weil er in der Unterscheidung von Ideal und historischer Verwirklichung des Ideals ein Instrument der kritischen Bewertung aller Entwicklungen besitzt. 282

Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 306. Hase, Handbuch der protestantischen Polemik (s. Anm. 81), 11. 284 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 202. 285 Hase, Handbuch der protestantischen Polemik (s. Anm. 81), 8. 286 Vgl. Hase, Die Entwicklung des Protestantismus (s. Anm. 177), 408: „Insgemein sind es innere Widersprüche der religiösen Idee gegen ihre bisherige Verwirklichung, welche in’s Bewußtsein tretend zur Entwicklung forttreiben.“ 287 Ebd., 407. 288 Ebd. 283

2. Exemplarische Fallstudie: Hases Darstellung der Reformation

309

Weil die Weiterentwicklung des Protestantismus aus seinem Wesen folgt, wird sie von Hase auch ausdrücklich bejaht und unterstützt. Er ist sich sicher, dass dem Protestantismus „zur alten Festigkeit gegenüber der römischen Kirche“ nicht durch eine versuchte Rückkehr in die Vergangenheit verholfen werden kann, denn „dasselbe ist in anderer Zelt nicht mehr dasselbe“289 und „Vergangnes kehrt nie unverändert wieder“290. Festigkeit gewinnt der Protestantismus nur, wenn er darin fortfährt, „erstarrte Formen der religiösen Genossenschaft“ durch „neue Formen“ zu überwinden,291 die sich am idealen Gehalt der Kirche orientieren. Diese Einsicht in das Recht und die Notwendigkeit der Weiterentwicklung des Protestantismus lässt Hase auch in der kirchenpolitischen und theologischen Frage votieren, wie etwa in der zeitgenössischen Diskussion um die Legitimität der Union. Hase hält mit seinem Urteil nicht hinter dem Berg und bezeichnet „die Union der evangelischen Kirche, wie menschlich sie auch hie und da vollzogen worden ist“ als „eine göttliche, in der Entwicklung des Protestantismus nothwendig enthaltene Thatsache … durch das Bewußtsein desselben protestantischen Princips“ 292.

Damit bestätigt sich schließlich ganz praktisch die zu Beginn der Fallstudie zu Hases Darstellung der Reformation notierte Beobachtung von der normativen und identitätsbildenden Bedeutung der Reformationsgeschichtsschreibung und der sie steuernden Leitthesen für die protestantische Theologie: Die Reformation, wie sie Hase dargestellt hat – als meistenteils unbewusster Versuch, das protestantische Prinzip der Unterscheidung von historisch verwirklichter Gestalt und überzeitlicher Idee der Kirche zu verwirklichen –, fordert für die Gegenwart die Vertretung einer neuprotestantischen Theologie im Gefolge der Aufklärung und für die kirchliche Organisation eine Abkehr von konfessionalistischen Abgrenzungen zugunsten eines unierten Protestantismus.

289 290 291 292

Ebd., 420. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 70), Bd. 3,1, 304. Hase, Die Entwicklung des Protestantismus (s. Anm. 177), 407. Ebd., 424 f.

Teil E

Hases Auseinandersetzung mit Kritikern seiner Kirchengeschichtsschreibung E. Hases Auseinandersetzung mit Kritikern seiner Kirchengeschichtsschreibung

Nach der Analyse des inhaltlichen Profils Hases der Kirchenhistoriographie Hases werden nun die kirchengeschichtliche Fragen betreffenden Auseinandersetzungen Hases mit fachlichen Kritikern in den Blick genommen. Dabei sind nur solche Auseinandersetzungen im Blick, die sich zu einer Debatte mit gewissem Umfang und Öffentlichkeitswirksamkeit ausgeweitet haben. Ein besonderer Gewinn ist von diesen Untersuchungen zu erwarten, weil Hase in der konkreten Auseinandersetzung gezwungen ist, seine Position näher zu erläutern und präzis gegen andere Positionen abzugrenzen. Dadurch vermag der Standpunkt Hases noch einmal deutlicher profiliert zu werden, als in den bisherigen Untersuchungen schon geschehen. Es werden nachfolgend drei entscheidende Streitigkeiten untersucht, die Hase in drei Lebensphasen mit Vertretern jeweils verschiedener theologischer Richtungen geführt hat. Zunächst wird Hases Debatte mit Johann Karl Ludwig Gieseler bearbeitet, in deren Zusammenhang Hase als junger Jenenser Professor gezwungen war, sich gegen Angriffe von Seiten des ausklingenden theologischen Rationalismus zu verteidigen (1.). Sodann wird die Debatte mit Ferdinand Christian Baur untersucht, in der die Abgrenzung des bereits etablierten Hase von der an Hegel ausgerichteten Theologie sichtbar wird (2.). Schließlich findet der alte Hase in Wilhelm Hoffmann einen Kontrahenten seiner theologischen Arbeit aus der pietistischkonfessionellen Richtung, was sich in einem öffentlich sichtbaren Streit Ausdruck verschaffte (3.). In allen diesen Debatten werden interessante Facetten der Position Hases in den theologischen Richtungsstreitigkeiten des 19. Jahrhunderts sichtbar.

1. Die Grenzen des Pragmatismus

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1. Die Grenzen des Pragmatismus: Die Debatte mit Johann Karl Ludwig Gieseler als Markstein der kirchenhistorischen Anfänge Hases 1. Die Grenzen des Pragmatismus 1.1 Johann Karl Ludwig Gieseler als Vertreter einer pragmatischen Kirchengeschichtsschreibung der Spätaufklärung Der seit 1831 in Göttingen tätige Professor für Kirchen- und Dogmengeschichte sowie Dogmatik Johann Karl Ludwig Gieseler (1792–1854)1 wurde durch sein mehrbändiges „Lehrbuch der Kirchengeschichte“2 als hervorragender Kirchenhistoriker bekannt. Noch zu dessen Lebzeiten bezeichnete Ferdinand Christian Baur dieses opus magnum Gieselers als „das nützlichste Werk der neueren kirchenhistorischen Literatur“3. Theologisch während seines Studiums in Halle durch August Hermann Niemeyer (1754–1828) und Julius August Ludwig Wegscheider (1771–1849) vom Rationalismus geprägt, blieb Gieseler in seiner Kirchenhistoriographie aufklärerischen Vorstellungen von Kirchengeschichtsschreibung verpflichtet4 – obwohl er, nur acht Jahre älter, fast zur Generation Hases zu rechnen ist. Kennzeichnend für Gieselers Verständnis von Kirchenhistoriographie sind die einleitenden Sätze seines Lehrbuches. Das methodische Zentrum bildet eine „pragmatische“ Darstellung des Ganges „der Veränderungen und Entwickelungen, welchen die christliche Kirche“5 durchschreite. Dabei stellt für Gieseler der Geschichtsverlauf einen Zusammenhang aus „ursächlich verbundenen Zuständen“6 dar. Damit tritt hier konkret hervor, was im 1 Zur Person vgl. E. R. REDEPENNING, Einleitung, in: J. K. L. GIESELER, Lehrbuch der Kirchengeschichte, Bd. 5: Kirchengeschichte der neuesten Zeit. Von 1814 bis auf die Gegenwart, hg. von E. R. REDEPENNING, Bonn 1855, XLIII–LVI; R. A. L IPSIUS, Gieseler, Johann Karl Ludwig, Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste, bearb. von J. S. ERSCH / J. G. GRUBER, Erste Section: A–G, hg. von H. BROCKHAUS, 67. Teil, Leipzig 1858, 48–56; [Anonym,] Gieseler, Johann Karl Ludwig, Kirchliches Handlexikon 2 (1889), 788 f; N. B ONWETSCH, Gieseler, Johann Karl Ludwig, RE3 6 (1899), 663 f; J. WAGENMANN, Gieseler, Johann Karl Ludwig, ADB 9 (1879), 163–166; M. OHST, Gieseler, Johann Karl Ludwig, RGG4 3 (2000), 926. 2 J. K. L. GIESELER, Lehrbuch der Kirchengeschichte, 5 Bde., Bonn 1824–1855. Der 5. Band ist nach dem Tode Gieselers von seinem Schüler Ernst Rudolf Redepenning (1810– 1883) herausgegeben worden. 3 F. CH. BAUR, Die Epochen der kirchlichen Geschichtschreibung (1852), in: DERS., Ausgewählte Werke in Einzelausgaben, hg. von K. SCHOLDER, 5 Bde., Stuttgart / Bad Cannstatt 1963–1975, Bd. 2, 1–281, hier 244. 4 Vgl. auch Lipsius, Gieseler, Johann Karl Ludwig (s. Anm. 1), 56: „Gieseler gehört als Geschichtsschreiber den Vertretern des historisch-kritischen Rationalismus an.“ 5 J. K. L. GIESELER, Lehrbuch der Kirchengeschichte, Bd. 1,1, Bonn 4 1844, 3. 6 Gieseler, Lehrbuch der Kirchengeschichte, Bd. 1,1, 41844 (s. Anm. 5), 3. Vgl. auch ebd., 17.

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E. Hases Auseinandersetzung mit Kritikern seiner Kirchengeschichtsschreibung

Teil C dieser Arbeit als überhaupt charakteristisch für eine pragmatische Auffassung der Kirchengeschichte der ausgehenden Aufklärungszeit herausgestellt wurde: die umfassende Herausarbeitung der Ursachen von bestimmten Geschehnissen, das Aufdecken der Wirkungen und Folgen von Begebenheiten.7 Ziel der kirchengeschichtlichen Darstellung ist es nach Gieseler, eine „ethische und teleologische Würdigung“8 des geschichtlichen Ganges zu geben. Auch hier wird die schon erwähnte Tendenz der Aufklärungshistoriographie und deren kirchlichem Pendant sichtbar, eine lehrhafte, moralisierende Abzweckung zu verfolgen. Für die konkrete Schilderung der Kirchengeschichte verfährt Gieseler außerdem nach dem Grundsatz, dass „man kein Zeitalter recht versteht, wenn man es nicht selbst sprechen hört“9, jede Zeit also selbst möglichst umfänglich zu Wort kommen soll. Auf der Basis gründlicher, „rein aus den Quellen“10 ermittelter Fakten stellt er die geschichtlichen Tatbestände fest und bietet sie mittels fortlaufender Quellenauszüge (und eigenem kurzen Text) in einfacher Form dar. Die Hauptaufgabe des Kirchenhistorikers beim Umgang mit den Quellen sieht Gieseler in ihrer angemessenen Begründung und Auswahl: der Forscher muss sich „einer eindringenden und unbefangenen Interpretation“ der Quellen widmen und sie der „historischen Kritik“ unterziehen,11 „um über die Aechtheit, Integrität und Glaubwürdigkeit der Quellen … zu entscheiden“12. Diese „sorgfältige… Beobachtung des Einzelnen“13 ist in der Forschung als Leistung von Gieselers Kirchengeschichte gewürdigt worden, während das Fehlen von „großen prinzipiellen Konzeptionen und einem Tiefblick für den inneren Gang der kirchengeschichtlichen Entwickelung und in der Verlebendigung des kirchengeschichtlichen Stoffes für das Verständnis der 7

Siehe dazu oben Teil C, S. 188–193. Gieseler, Lehrbuch der Kirchengeschichte, Bd. 1,1, 4 1844 (s. Anm. 5), 3. 9 J. K. L. GIESELER, Lehrbuch der Kirchengeschichte, Bd. 1, Bonn 1824, I. 10 Gieseler, Lehrbuch der Kirchengeschichte, Bd. 1,1, 4 1844 (s. Anm. 5), 17. 11 Ebd., 17. In einer Vorrede erläutert Gieseler seine Begründung der Auswahl der Quellen: „Sie sollen entweder etwas aus historischen oder kirchlichen Gründen Bezweifeltes beweisen, oder etwas Dunkeles erklären, oder sie sind wegen eigener historischer Wichtigkeit mitgetheilt“ (Ders., Lehrbuch der Kirchengeschichte, Bd. 1, 1824 [s. Anm. 9], II). 12 Gieseler, Lehrbuch der Kirchengeschichte, Bd. 1,1, 4 1844 (s. Anm. 5), 18, vgl. auch Ders., Lehrbuch der Kirchengeschichte, Bd. 1, 1824 (s. Anm. 9), 15. In der „Protestantischen Kirchenzeitung“ ist nach Gieselers Tod geurteilt worden: „Seine Geschichtsdarstellung … ist die sogenannte objective, welche die Thatsachen selber, wie sie in den kritisch gesichteten Quellen und nach ihrem eigenen inneren Zusammenhange ersichtlich vorliegen, vorführt, ohne irgend eine ihnen innerlich fremde Logik einzumischen, mehr bemüht um das unzweifelhaft Gewisse, als um den geistreichen Schein“ ([Anonym,] Carl Ludwig Gieseler, PKZ 1 [1854], Nr. 30 [22. Juli 1854], 729–733, hier 730). 13 Bonwetsch, Gieseler, Johann Karl Ludwig (s. Anm. 1), 664. 8

1. Die Grenzen des Pragmatismus

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Gegenwart“14 vor allem späteren Generationen als Mangel erschien. Kritik an Gieselers, der spätaufklärerischen Kirchengeschichtsschreibung verpflichteten Methode äußerte auch Julius Wagenmann (1823–1890), wenn er schreibt, dass es Gieseler an „tieferem Einblick in die Gesetze und Ziele der geschichtlichen und dogmatischen Entwicklung“ fehle.15 Hier spricht sich die allgemeine Kritik am Pragmatismus der spätaufklärerischen Historiographie aus. 1.2 Der Ablauf des Konflikts zwischen Gieseler und Hase um kirchengeschichtliche Grundsatzfragen 1.2.1 Der Auftakt: Die Beurteilung Gieselers in Hases „Lehrbuch der Kirchengeschichte“ (1834) und Hases Brief an Gieseler Aus der Vorgeschichte des akuten Konflikts zwischen Gieseler und Hase sind zwei Vorgänge von Interesse. Hase hatte sich in der Vorrede seines kirchengeschichtlichen Lehrbuches zu Gieselers Werk und seiner Methodik positioniert. Er bekennt auf der einen Seite freimütig, dass als Hilfestellung für die Abfassung seines Buches nur „Gieselers berühmtes Werk … in die engere Wahl“16 gekommen sei, nicht etwa andere kirchengeschichtliche Lehrbücher. Zudem schätzt er Gieselers Methode, „den Text auf einen untergesetzten Commentar von Beweisstellen zu gründen und jedes Zeitalter in seiner eigenen Mundart reden zu lassen“17 und gibt sogar zu, dass er bei seiner Schrift zum Kirchenrecht ähnlich vorgegangen sei.18 Hase heißt außerdem auch Gieselers konkrete Auswahl an Quellen gut. Obwohl Hase die Kirchengeschichte Gieselers in den Händen seiner Zuhörer wünscht, äußert er auf der anderen Seite auch unüberhörbare Kritik. Sie betrifft äußerlich den hohen Preis und die Unübersichtlichkeit als Lehrbuch,19 in der Hauptsache aber, dass der Text „gegen den Reichtum der Quellen in

14

Ebd. Wagenmann, Gieseler, Johann Karl Ludwig (s. Anm. 1), 166. Er kritisiert weiterhin, dass er an Gieseler „bei der Würdigung großer historischer Persönlichkeiten eine gewisse Nüchternheit und Aeußerlichkeit“ bemerke (ebd., 166). 16 K. H ASE, Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen, Leipzig 1834, III. 17 Ebd. 18 Im Zusammenhang einer Einschätzung seines kirchengeschichtlichen Kollegen Johann Traugott Leberecht Danz in Jena schreibt Hase, dass Gieseler dessen Lehrbuch „nur nachgeahmt, übertroffen und verdrängt“ habe (K. HASE, Annalen meines Lebens, hg. von K. A. VON HASE, Leipzig 1891 [GW; 11,2], 10). Die Frage nach der Tragfähigkeit dieser konstruierten Abhängigkeit kann hier auf sich beruhen, möglicherweise ist diese Behauptung auch durch politisch-personelle Interessen in Jena motiviert. 19 Siehe dazu die Überlegungen zu Hases Motivation bei der Abfassung eines eigenen Lehrbuches, oben Teil B, S. 92 f. 15

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E. Hases Auseinandersetzung mit Kritikern seiner Kirchengeschichtsschreibung

den Noten … zurückgetreten“20 sei. Eben dieser Schwerpunkt auf der Sammlung und Aufzählung von Quellen ist für Hase in einem Lehrbuch problematisch, vor allem aber ist damit „noch nicht das Ziel der Geschichte“21 (sc. Geschichtsschreibung) erreicht. Hase äußert hier bereits Kritik an Gieselers Pragmatismus, den er als unzureichend betrachtet. Dieses Thema spielte für die Debatte später tatsächlich eine Hauptrolle. Recht früh hatte Hase, der bis dahin wohl nicht persönlich mit Gieseler bekannt war,22 Kontakt mit ihm aufgenommen. Dies ist durch einen erhaltenen Brief Hases belegt. Er datiert auf den 14. Mai 1834, ist also knapp eine Woche nach Abfassung des Vorworts für sein kirchengeschichtliches Lehrbuch von Hase geschrieben worden. Er nimmt darin nicht nur auf genannte Äußerungen über Gieseler Bezug, sondern hat offenbar sein Werk beigefügt und bittet Gieseler um eine Rezension. Hases Brief lautet: „Jena, 14. Mai 1834. Hochwürdiger, hochgeehrter Herr, es gehört zum besten äußern Dank wissenschaftlicher Bemühungen, daß sie uns nach deutscher Sitte ein Recht geben, den Meistern der Wissenschaft uns nah zu fühlen und in diesem Gefühle sie persönlich zu begrüßen. Auch ist in unsern Tagen unmöglich über Kirchengeschichte zu schreiben, ohne durch Ihr Werk gefördert zu werden und in ein bestim(m)tes Verhältniß zu demselben zu treten. Ich habe einerseits dieses Verhältniß gleich anfangs auf’s offenste angezeigt. Andrerseits wüßte ich Niemand im ganzen Bereich der Wissenschaft, dessen Urtheil über den beiliegenden Versuch eines Lehrbuchs ich lieber hören möchte als das Ihre. Die Zeit ist vorüber, und vielleicht hat auch kein einzelner das Recht sie wieder herbeizuführen, wo die großen Fragen der Wissenschaft in stillen Privatbriefen der Gelehrten verhandelt werden. Aber vielleicht daß Sie früh oder spät in den Studien u. Kritiken mich Ihre [Einwendungen] wissen lassen. Gestatten Sie nun, daß, nachdem ich so lange ohne Ihr Wissen geheim mit Ihnen verkehrt habe, ein Herz voll Verehrung sich bei dieser Gelegenheit als solches zeigt. Karl Hase“23

Hase nimmt die in der Vorrede angesprochene Kritik an Gieseler wieder auf, diese tritt aber in der Hintergrund angesichts der freundlichen Worte, mit denen er Gieseler als ‚Meister der Wissenschaft‘ anspricht. Den Rang seines Werkes zeigt Hase durch die Behauptung der unbedingten Notwendigkeit für zeitgenössische Kirchenhistoriker sich auf Gieselers Werk so oder so zu beziehen. Gieselers Werk ist für Hase ein Referenzwerk. Deutlich wird: Hase ist es trotz aller Differenz in der Sache darum zu tun, eine gute Beziehung zu Gieseler aufzubauen. Dies kann aus dem zitierten Schreiben auch dann geschlussfolgert werden, wenn der Anteil der Kon20

Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 16), III. Ebd. 22 Dies legt sich aus den erhaltenen Schreiben nahe, kann aber aus den vorliegenden Quellen nicht mit Bestimmtheit gesichert werden. 23 K. HASE, Brief an Johann Karl Ludwig Gieseler (Jena, 14. Mai 1834), Göttingen, SUB.HA, 4 Cod. Ms. philos. 134 k, II, 32. Es lässt sich nicht mehr feststellen, ob Gieseler auf Hases Brief geantwortet hat. 21

1. Die Grenzen des Pragmatismus

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vention am Schreiben in Anschlag gebracht worden ist. Hases Bekenntnis, durch Gieselers Werk gefördert worden zu sein, beinhaltet hier wohl auch die Hoffnung, dass sich diese Förderung auf weiteren Wegen sichtbar macht. Nicht auszuschließen ist, dass Hase zu diesem Zeitpunkt auch noch meinte, dass Gieseler sich von Argumentationen und Methoden seines Lehrbuchs selbst angezogen fühlte. In jedem Falle war es Hase keineswegs von vornherein um eine sichtbare Frontstellung gegen Gieseler zu tun. Dies ist auch darin sichtbar, dass Hase auf eine Rezension durch Gieseler in den Theologischen Studien und Kritiken hoffte, die dieser in jener Zeit mit Carl Ullmann herausgab. Gieseler ist dieser Bitte hinsichtlich des Publikationsortes aber nie nachgekommen.24 Vielmehr sollte sich das Verhältnis beider Kirchenhistoriker sehr bald in eine unerwartete Eskalation hineinbewegen. 1.2.2 Der Angriff: Gieselers Rezension (1835) des „Lehrbuchs der Kirchengeschichte“ von Hase Im Jahr 1835 erschien in Röhrs „Kritischer Prediger-Bibliothek“ zunächst anonym eine Rezension von Hases Kirchengeschichte, die nur als vollständiger Verriss bezeichnet werden kann.25 Die Anonymität des Verfassers blieb nicht lange gewahrt, Autor der Rezension war Gieseler.26 Gieselers Rezension ist aber weniger als ein von ihm selbst ausgehender Angriff zu sehen, sondern muss im Zusammenhang der Auseinandersetzung Hases mit Röhr verstanden werden. Hase schrieb damals in sein Tagebuch, er hege den Verdacht, dass Röhr „in seinem Zorne sich eine Vernichtungsrecension für meine Kirchengeschichte bei Gieseler bestellt“27 habe. Den Hintergrund der Differenzen mit Röhr bildete der auch theologiegeschichtlich bedeutsame Konflikt um Hases „Hutterus redivivus“, der sich zu einem Streit um den durch Röhr repräsentierten Rationalismus ausgeweitet hatte. Hase hat nach verbreiteter Meinung „das wissenschaftliche Endurteil“28 über den Rationalismus vulgaris gesprochen. Als Gieselers Rezension erschien, blickten Hase und Röhr auf den bereits mehrere Jahre schwelenden Konflikt zurück. Zunächst hatte sich Röhr 1829 als Förderer der akademischen Karriere Hases erwiesen.29 Kurze Zeit später entzündete sich an gegenseitigen Rezensionen und dann an selbstän24 Das macht eine Durchsicht der in Frage kommenden Jahrgänge der Zeitschrift deutlich. Zu deren Charakteristika siehe auch oben Teil B, S. 133 f. Hases Kirchengeschichte ist in den „Theologischen Studien und Kritiken“ nicht rezensiert worden. 25 [J. K. L. GIESELER,] Rez. Hase, Kirchengeschichte. Lehrbuch für akademische Vorlesungen, 1834, KPB 16 (1835), 87–108. 26 Vgl. G. KRÜGER, Hase, Karl August von, RE3 7 (1899), 453–461, hier 460. 27 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 18), 31. 28 F. K. A. KAHNIS, Der innere Gang des Protestantismus, Leipzig 3 1874, Bd. 2, 170. 29 Siehe dazu oben in Teil A, S. 54, sowie Teil F, S. 351.

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E. Hases Auseinandersetzung mit Kritikern seiner Kirchengeschichtsschreibung

dig publizierten Streitschriften als Rede und Gegenrede die Kontroverse, die zwischen 1834 und 1837 ihren Höhepunkt hatte.30 Da diese Debatte selbst keinen kirchengeschichtlichen Schwerpunkt aufweist, bleibt sie hier außen vor.31 Erklärungsbedürftig bleibt, warum der als gemäßigt und besonnen geltende Gieseler sich von Röhr zu dieser Rezension hat bewegen lassen. Aus den gedruckt vorliegenden Quellen erschließt sich keine einleuchtende Antwort.32 Ob zum Beispiel Gieseler in dem aufstrebenden Hase doch eine möglicherweise bedrängende Konkurrenz sah, derer er sich auf diese Weise einfach zu entledigen suchte, muss Spekulation bleiben.33 Gieselers Rezension verfolgt das Ziel, Hases kirchengeschichtliches Lehrbuch auf mehreren Ebenen zu disqualifizieren. Zunächst versucht er, den Innovationsanspruch Hases zu entkräften. Gieseler nimmt dabei Anstoß an den in der Vorrede von Hase gemachten Äußerungen zur zeitgenössischen Kirchengeschichtsschreibung. Hases Behauptung, dass sich die ‚kirchliche Geschichtsschreibung schon lange nicht mehr auf den Höhen der Zeit‘ befinde, veranlasst Gieseler nun seinerseits, Hases Buch daran zu messen, „um wie viel hier jene Disciplin wirklich gehoben worden sei“ 34. Er ist der Meinung, dass Hase keineswegs einen selbständigen und durchge30

Vgl. K. HASE, Rez. Röhr, Grund- und Glaubenssätze der evangelischprotestantischen Kirche, 1833, in: DERS., Theologische Streit- und Zeitschriften, Bd. 2: Theologische Ährenlese, hg. von G. FRANK, Leipzig 1892 (GW; 8,2), 467–476; J. F. RÖHR, Rez. Hase, Hutterus, KPB 14 (1833), 498–544; K. H ASE, Streitschriften I. Zum Hutterus redivivus und Leben Jesu (1834), Erste Abhandlung: Der neue Hutterus und seine Gegner, in: DERS., Theologische Streit- und Zeitschriften, Bd. 1: Theologische Streitschriften, hg. von G. FRANK, Leipzig 1892 (GW; 8,1), 37–85; J. F. RÖHR, AntiHasiana, oder Sammlung der Recensionen der Kritischen Prediger-Bibliothek, durch welche die Streitschriften des Herrn Dr. Röhr zu Jena veranlaßt wurden. Nebst einer dahin einschlagenden Recension der Allgemeinen Literatur Zeitung, Neustadt 1836. 2 1838. 31 Eine detaillierte Untersuchung dieser Debatte habe ich in meiner Examensarbeit vorgelegt; vgl. M. SCHULZ, Karl von Hases Auseinandersetzung mit dem Rationalismus, Examensarbeit, Jena 2004. 32 An dieser Stelle macht sich besonders empfindlich bemerkbar, dass eine neuere Arbeit zu Gieseler und eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Bibliographie der Schriften Gieselers fehlt. Das Verhältnis zwischen Röhr und Gieseler zu untersuchen, darunter auch die mögliche Publikationstätigkeit Gieselers in den Organen Röhrs, wäre eine lohnende Aufgabe, die im Rahmen dieser Arbeit aber nicht verfolgt werden kann. Hierzu wäre der sich in der Göttinger Universitätsbibliothek befindende Nachlass Gieselers zu prüfen. 33 Vgl. dazu auch die Bemerkung Hases, der Gieseler ein „Übelwollen gegen ein nebenbuhlerisches Buch“ als möglichen Grund unterstellte (Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 18], 31). 34 [Gieseler,] Rez. Hase, Kirchengeschichte (s. Anm. 25), 88. Gieseler zitiert Hase, Kirchengeschichte. 1834 (s. Anm. 16), IV.

1. Die Grenzen des Pragmatismus

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arbeiteten kirchenhistorischen Entwurf vorlegt, vielmehr scheine – so notiert der anonyme Rezensent – Gieselers (also seine eigene!) Kirchengeschichte „sehr deutlich durch die ganze Arbeit“35 hindurch. Gestützt wird dieser kaum getarnte Plagiatsvorwurf durch die Behauptungen, Hases geistiges Eigentum seien lediglich „einzelne Zusätze und Erörterungen“, der Ausdruck und „eine große Menge historischer Unrichtigkeiten“ 36. Zwar gesteht Gieseler Hase ein „namhaftes Talent“ zu, „treffend ganze historische Massen zu charakterisiren“ und kann auch die dadurch erreichte Kürze des Lehrbuchs durchaus würdigen, dennoch habe Hase nur eine „oberflächliche Kenntniß des geschichtlichen Stoffs“ und überhaupt einen „Mangel an Reife“37. Gieselers Fazit lautet entsprechend, dass Hase es „nicht wirklich zu einer geistigen Durchdringung der Thatsachen gebracht“ habe: Hinter einer „glänzende[n] Außenseite“ verberge sich „Leere und Armuth“38. Er deutet also Hases Abständigkeit gegenüber seiner pragmatischen Geschichtsschreibung mit ihrer ethisch-lehrhaften Abzweckung als Mangel, den er in den Vorwurf der ‚Geistlosigkeit‘ kleidet. Für das Anliegen der Geschichtsschreibung Hases, soweit es über den Pragmatismus hinausgeht, fehlt ihm offenkundig das Verständnis. Ferner äußert Gieseler Kritik an der Anordnung des kirchengeschichtlichen Stoffes. Sowohl die Einteilung der Perioden als auch die Komposition des Materials in ihnen erscheint ihm an vielen Stellen fraglich.39 Hier folgt die Kritik aber keiner erkennbaren Systematik, sondern zerfällt in einzelne Kritikpunkte. Dies zeigt sich auch noch in anderer Hinsicht. Den Hauptteil der Rezension nimmt nämlich eine umfangreiche Aufzählung von angeblichen „historischen Unrichtigkeiten“ Hases ein. Hase wird in seiner Reaktion auf 41 (!) derartige Kritikpunkte antworten.40 Diese Art von Kritik macht deutlich, dass Gieseler mit dieser Aufzählung keine wissenschaftliche Debatte um Prinzipien führen, sondern Hase wissenschaftlich beschädigen will. Insgesamt signalisiert sowohl die kaum sichtbare Fähigkeit, Hases Fortschritt über den Pragmatismus hinaus als solchen zu begreifen, als auch das Verlieren in der Detailkritik in erster Linie ein Unverständnis Gieselers in konzeptioneller Hinsicht.

35 36 37 38 39 40

[Gieseler,] Rez. Hase, Kirchengeschichte (s. Anm. 25), 88. Ebd., 89. Ebd. Ebd., 107. Vgl. ebd., 89–93. Vgl. ebd., 93–102.

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E. Hases Auseinandersetzung mit Kritikern seiner Kirchengeschichtsschreibung

1.2.3 Die Reaktion: Hases „Streitschrift“ (1836) als Antwort Hase reagierte auf diesen Angriff mit einer Einzelpublikation unter dem Titel einer Streitschrift.41 Er wusste zum Zeitpunkt der Abfassung seiner Antwort, dass der anonyme Rezensent Gieseler war. In den Schlussbemerkungen seiner Schrift spricht er von einem ‚ihm genannten Kirchenhistoriker‘, den er nicht nennen wolle, dessen Name – und, wie er an diese Information gelangt sei – er aber auf Nachfrage durchaus preisgeben würde.42 In seinen persönlichen Aufzeichnungen, die nach seinem Tode in den „Annalen“ veröffentlicht wurden, schrieb er darüber noch offener. Er gesteht zwar prinzipiell Gieseler zu, der rechte Mann zu sein, um mögliche Mängel seines Buches zu rügen, in dieser Rezension dominiere aber ein „Übelwollen gegen ein nebenbuhlerisches Buch“, die er sich „wohl im Vertrauen auf die Anonymität, die Röhr ihm nicht hielt“, gestattet habe.43 Bemerkenswert ist, dass Hase jedenfalls in seiner Streitschrift sich immer noch nicht öffentlich offensiv gegen Gieseler stellt, sondern in einem geschickten psychologischen Schachzug ihn gegen die entsprechende Behauptung Röhrs verteidigte.44 Bei seiner Verteidigung kommt es Hase auch darauf an, den Zusammenhang zu seinem Konflikt mit Röhr anzuzeigen und dabei nachzuweisen, „welche Stellung derjenige Rationalismus, dessen Organ die kritische Prediger-Bibliothek ist, auch zu den wissenschaftlichen Erscheinungen … einnim[m]t, die dem Streite der dogmatischen Systeme nicht angehören.“45 Und am Schluss seiner Schrift macht Hase noch einmal deutlich: „der Herausgeber der Prediger-Bibliothek hat meine Kirchengeschichte benutzt, um sich persönlich zu rächen, oder … um mein wissenschaftliches Ansehn zu untergraben.“46 In seiner umfänglichen Verteidigungsschrift verfährt Hase so, dass er die Rezension durchgeht und Punkt für Punkt auf die Vorwürfe antwortet. 41 K. H ASE, Streitschriften. II. Zur Kirchengeschichte (1836), in: Ders., Theologische Streit- und Zeitschriften, Bd. 1: Theologische Streitschriften (s. Anm. 30), 139–260. 42 Vgl. ebd., 257. 43 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 18), 31. Vgl. auch Hase, Streitschriften. II. Zur Kirchengeschichte (s. Anm. 41), 257. 44 Hase notiert in den „Annalen meines Lebens“: Ich schrieb „das zweite Heft meiner Streitschriften, ohne Gieseler zu nennen, vielmehr einen ‚berühmten Kirchenhistoriker‘, der von Röhr als Verfasser bezeichnet werde, gegen diese Injurie vertheidigend“ (Hase, Annalen meines Lebens [s. Anm. 18], 31; vgl. Ders., Streitschriften. II. Zur Kirchengeschichte [s. Anm. 41], 257). 45 Hase, Streitschriften. II. Zur Kirchengeschichte (s. Anm. 41), 141 (Abkürzungen aufgelöst). Vgl. auch ebd., 149 f. 257–260. 46 Ebd., 258. Röhr hat auch selbst auf Hases Streitschrift zur Kirchengeschichte reagiert; vgl. J. F. RÖHR, Ein Wort über Herrn D. Hase’s theologische Streitschriften zweites Heft, in: Ders., Anti-Hasiana, oder Sammlung der Recensionen… 2 1838 (s. Anm. 30), 102–111.

1. Die Grenzen des Pragmatismus

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Auf eine inhaltliche Nachzeichnung der Detailkritik und ihrer Widerlegung, etwa hinsichtlich der vermeintlichen ‚historischen Ungenauigkeiten‘ oder Einzelheiten der Form, kann hier aus angedeuteten Gründen verzichtet werden. Diese Details tragen für die Erhellung des inhaltlichen Kerns der Debatte kaum etwas aus und fallen eher unter die Bemühung der wissenschaftlichen Diskreditierung Hases.47 Von Bedeutung sind hier vor allem Hases grundlegend-methodische Bemerkungen über sein Verhältnis zur Kirchengeschichte Gieselers. Gegen die Anfragen Gieselers bekräftigt er noch einmal seine Aussage, dass die Kirchengeschichtsschreibung nicht mehr auf der Höhe der Zeit steht,48 ohne dass er sich selbst mit seinem Buch auf diesen Rang erheben will. 49 Das „ernste, sich selbst nicht genügende Streben nach einem Ideale“ werde ihm vorsätzlich und fälschlich als Hochmut ausgelegt.50 In seiner in diesem Zusammenhang erneuerten Bewertung von Gieselers Kirchengeschichte unterscheidet Hase zwei Aspekte: Die Zusammenstellung der Quellen in den Noten sei unübertroffen und anerkennenswert, die geschichtliche Bearbeitung, der ‚eigentliche Text‘ aber eben nicht Epoche machend.51 Hier sieht sich Hase in Konkurrenz zu diesem Werk, das er gleichwohl über die Lehrbücher etwa von Schröckh, Stäudlin oder Münscher stellt.52 Dem Plagiatsvorwurf entgegnet Hase mit einer Ausführung über die Verwendung von Quellen für wissenschaftliches Arbeiten. Legitim und völlig unerlässlich sei es, auf vorhandene Quellensammlungen und andere kirchenhistorische Entwürfe zurückzugreifen.53 Hase fordert jedoch für die „Sicherheit der Geschichtschreibung“ immer auch eine ergänzende „eigne… Anschauung der Quellen“54.

47 Deswegen bemüht sich Hase auch um eine ebenso detaillierte wie wenig austragende Antwort, bis in kleinste Marginalia hinein, vgl. Hase, Streitschriften. II. Zur Kirchengeschichte (s. Anm. 41), 167–256. 48 Hase präzisiert: Bislang sei der „historische Zweig der Theologie noch nicht vollendet“, „unter den Zeitgenossen“ erblicke er „kein[en] Macchiavell und kein[en] Hume der Kirchengeschichte“ (Hase, Streitschriften. II. Zur Kirchengeschichte [s. Anm. 41], 144). 49 Vgl. ebd., 143. 50 Ebd., 144. 51 Vgl. ebd., 146. 52 Vgl. ebd. Siehe zu den Vorläufern und Konkurrenten Hases unter den Lehrbüchern der Kirchengeschichte oben Teil B, S. 91 f. 53 Vgl. Hase, Streitschriften. II. Zur Kirchengeschichte (s. Anm. 41), 147 f. 54 Ebd., 148.

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E. Hases Auseinandersetzung mit Kritikern seiner Kirchengeschichtsschreibung

Unter der weiteren Diskussion55 sind von besonderem Interesse Hases Ausführungen über Bedeutung und Stellung von kirchlicher Lehre und kirchlichem Leben, weil er damit auch seine theologische Standortbestimmung vornimmt. Anders als der ‚gewöhnliche Rationalismus‘ – hier durch Röhr und Gieseler vertreten –, der einzig die Lehre als Ausgangspunkt kirchlichen Lebens sieht, aber auch in Abgrenzung von Neander, der gerade andersherum die kirchliche Lehre ihrem Leben nachfolgen lässt,56 geht Hase davon aus, dass „beide in lebendiger Wechselwirkung“57 stehen. Für ihn gibt es in dieser Frage keine Grundsatzentscheidungen, sondern nur ein bewegliches, offenes Suchen nach dem Aspekt, der in dem jeweiligen Zeitalter als vorherrschend erscheint.58 Hier ist die Auseinandersetzung mit der spätaufklärerisch-rationalistischen Geschichtsauffassung auch inhaltlich weiter konkretisiert. Dass Hase auch nach dem akuten Konflikt ungeachtet dieser Auseinandersetzungen Gieseler gegenüber durchaus fair und gerecht auftreten konnte, beweist eine Rezension, die er – sogar anonym – 1837 im „Theologischen Literaturblatt“ von Ernst Zimmermann hat drucken lassen.59 In respektvoller Weise kann Hase darin das Glückwunschschreiben Gieselers, den er als „geschichtskundigen[n]“ und „ruhmvollen Sohn…“ bezeichnet, an dessen Vater würdigen.60 Auch wenn er nicht immer mit Gieselers Deutungen übereinstimmt, kann Hase dennoch in seiner „kleine[n] gehaltreiche[n] Schrift … gewichtige… Reflexionen über den gegenwärtigen Standpunkt der Theologie“61 entdecken. 55 In Antwort auf die Kritik Gieselers an der Anordnung des kirchenhistorischen Stoffs führt Hase eine ausführliche Auseinandersetzung. Es geht ihm zunächst allgemein um die Periodisierung der zweiten und dritten Epoche. Hase diskutiert ausführlich mögliche Alternativen dazu und begründet dann, dass er bei der Entscheidung seines Lehrbuches bleibt. Ähnlich verfährt er bei der Frage der Perioden und der Sachordnung der Abschnitte innerhalb der Perioden (vgl. ebd., 153–166). 56 Ebd., 165 f. 57 Ebd., 166. 58 Siehe dazu auch die Analysen zur konzeptionellen Grundlegung der Kirchengeschichtsschreibung Hases, oben Teil C, bes. S. 244 f. 59 Vgl. [Anonym,] Rez. Gieseler, Rückblick auf die theologischen und kirchlichen Richtungen und Entwicklungen der letzten fünfzig Jahre. Ein Glückwunschschreiben, seinem theuern Vater, dem Herrn Georg Chr. Fr. Gieseler, Dr. der Theologie, erstem Prediger in Werther, zu seinem Amtsjubiläum dargebracht, 1837, TLAKZ 1837, Nr. 149 (18. Dezember 1837), 1193–1198. In den „Gesammelten Werken“ ist Hase als der Verfasser der Rezension aufgedeckt; vgl. K. HASE, Rez. Gieseler, Rückblick auf die theologischen und kirchlichen Richtungen und Entwicklungen der letzten fünfzig Jahre, in: Ders., Theologische Streit- und Zeitschriften. Bd. 2: Theologische Ährenlese (s. Anm. 30), 221–227 (danach nachfolgend zitiert). 60 Ebd., 221 und 227. 61 Ebd., 224.

1. Die Grenzen des Pragmatismus

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1.3 Wirkungen der Debatte auf Hases Selbstverständnis 1.3.1 Etablierung und Präzisierung der eigenen kirchenhistorischen Konzeption Überblickt man die Debatte mit Gieseler noch einmal in der Rückschau, so wird deutlich, dass Hase vergleichsweise souverän agiert und durch Gieselers Kritik an keiner wesentlichen Stelle zu einer Meinungsänderung gezwungen wird. Aufbauend auf der geteilten Hochschätzung der Quellen und den Grundsätzen ihrer Kritik geschieht in der Debatte vor allem eines: die öffentlichkeitswirksame Absetzung Hases von den Grundsätzen einer spätaufklärerisch-rationalistischen Geschichtsschreibung. Die Debatte weist insofern eine gewisse Asymmetrie auf, als Hase seine eigene Konzeption als Fortbildung der Geschichtsschreibung seines Gegners inszeniert, dieser aber von seinen Denkvoraussetzungen herkommend die Konzeption Hases nicht wirklich einzuordnen und produktiv aufzugreifen vermag. Die Diskussion mit Gieseler bedeutet für Hase also weder eine grundlegende Erschütterung seiner Konzeption noch eine material nennenswerte Fortbildung derselben. Umso größer muss allerdings die Bedeutung des Streits für die öffentliche Wahrnehmung veranschlagt werden. Erst durch die öffentliche Abgrenzung durch Gieseler in einem Leitorgan des theologischen Rationalismus wurde Hases Position in ihrer Eigenständigkeit hervorgehoben. Die paradoxe Wirkung der Kritik durch einen der führenden Kirchenhistoriker der Zeit fasste Hase in seinem Tagebuch in die Worte: „Es war viel Glück für mich dabei, und die Geltung meines Buchs ist durch diese Recension gar sehr gefördert worden.“62 Freilich muss zugleich konstatiert werden, dass Hases Etablierung in seiner Jenaer Anfangzeit durch die Debatte auch erschwert worden ist. Bereits oben ist darauf hingewiesen worden, dass die Zahl der Hörer in Hases Vorlesungen bzw. seinem theologischen Seminar in der Zeit der Konflikte mit Röhr und Gieseler zeitweilig deutlich gesunken war.63 Auf die Dauer tat dies der Popularität Hases aber keinen Abbruch. 1.3.2 Darlegung des Verhältnisses zu Gieseler in abschließenden Urteilen Im Vorwort der achten Auflage von Hases kirchengeschichtlichem Lehrbuch, das er wenige Jahre nach dem Tode Gieselers veröffentlichte, kann Hase – durchaus schon im Sinne einer bilanzierenden Äußerung – Gieseler 62

Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 18), 31. Vgl. auch Hase, Streitschriften. II. Zur Kirchengeschichte (s. Anm. 41), 257. 63 Vgl. Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 18), 31. 38. Siehe dazu auch oben Teil B, S. 79 f.

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E. Hases Auseinandersetzung mit Kritikern seiner Kirchengeschichtsschreibung

als bedeutenden Kirchenhistoriker würdigen, „der neben Neander uns so lange als der Repräsentant der Kirchengeschichte galt, Gieseler, mein edler Gegner“64. Dass Hase an die Kontroverse erinnert, ihn aber gleichwohl mit dem Prädikat „edel“ versieht, ist Ausdruck einer nach wie vor respektvollen Einschätzung seiner Person. Knapp 30 Jahre später beurteilt Hase Gieseler erneut und ausführlicher in seiner großen „Kirchengeschichte“. Immer noch führt Hase gelegentlich Gieselers Position bei inhaltlichen Fragen, etwa zum Gnostizismus, an.65 Er greift aber auch die bereits bekannten Lob- und Kritikpunkte auf und präzisiert sie noch einmal. Positiv an Gieseler erscheint Hase, dass er „eine gesunde historische Kritik“66 pflegte. Zugleich bemängelt Hase immer noch die Dominanz der Quellen, weswegen in seiner Kirchengeschichte „das Gewicht … in den Noten“67 liegt. Gieselers Kirchengeschichte bleibe, so die abschließende Bilanz, das Werk „eines mit der Sache gründlich bekannten Mannes, doch nicht hervorragend, für ein Lehrbuch zu weitschichtig.“68 Im Sinne der Hochschätzung des kritischen Moments bei Gieseler kann Hase ihn als „die edelste Spitze der freisinnigen objectiven Richtung“ darstellen. Hases eigene Position und Abgrenzung wird sichtbar, wenn er die Konzeption Gieselers als „nicht die Vollendung unsrer Wissenschaft, aber ein wesentlicher Bestandtheil derselben“69 bezeichnet. In dieser Abgrenzung gegenüber Gieseler geschieht in der Auseinandersetzung mit einer einzelnen Person seine Verhältnisbestimmung zur vorangegangenen Epoche seiner Wissenschaft. Die Abwehr des rationalistischen Pragmatismus in der Geschichtsschreibung vollzieht sich auf dem Wege ihrer Integration und Aufhebung in die eigene, aus der Sicht Hases höher stehende Konzeption. Hase stellt also auf der einen Seite den rationalistischen Pragmatismus in der Diskussion mit Gieseler als ein integrales Moment der eigenen Auffassung von Kirchengeschichtsschreibung dar.70 Daher ordnet er Gieseler auch zu den Vordenkern 64 K. HASE, Kirchengeschichte. Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 8 1858, XXIII. Bereits 1855 hatte Hase von Gieseler und Neander als von „zwei edlen Todten“ gesprochen (K. HASE, Die Tübinger Schule. Ein Sendschreiben an Herrn Dr. Ferdinand Christian von Baur, in: Ders., Theologische Streit- und Zeitschriften. Bd. 1: Theologische Streitschriften [s. Anm. 30], 415–482, hier 459). 65 K. H ASE, Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen, hg. von G. KRÜGER, 3 Bde. in 5 Teilbde., Leipzig 1890–1892 (GW; 1–3), hier Bd. 1, 301. 66 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 65), Bd. 3,2, 558. 67 Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 65), Bd. 1, 44. 68 Ebd. 69 Ebd. 70 An dieser Stelle passt daher auch hervorragend das Wort, Hase sei „ein Rationalist … einer … höhern Ordnung“ (K. H. W. SCHWARZ, Zur Geschichte der neuesten Theologie, Leipzig 41869, 478).

2. Das rechte Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem

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einer freisinnigen, d. h. liberalen Theologie zu, der Hase sich selbst zugehörig weiß. Gieseler ist für Hase ein Vorreiter der eigenen theologischen Richtung. Andererseits erkennt er Gieselers Pragmatismus ein Recht nur noch zu als Teilmoment seiner eigenen höheren Geschichtsauffassung. Deswegen bleibt Hase bei aller Wertschätzung Gieselers dabei: er habe mit seinem kirchengeschichtlichen Lehrbuch keinen „Anspruch auf eigentliche Geschichtschreibung“71.

2. Das rechte Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem: Die Auseinandersetzung mit Ferdinand Christian Baur als Konflikt des etablierten Hase 2. Das rechte Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem 2.1 Ferdinand Christian Baur als Geschichtstheologe und Kirchenhistoriker im Gefolge des deutschen Idealismus Der mit Gieseler gleichaltrige Schwabe Ferdinand Christian Baur (1792– 1860)72 gilt als einer der bedeutendsten und wirkmächtigsten Theologen und Kirchenhistoriker des 19. Jahrhunderts. Während des Studiums von der supranaturalistischen Ausrichtung der sog. ‚Älteren Tübinger Schule‘73 geprägt, stellte die – durchaus kritische – Lektüre der Glaubenslehre Schleiermachers sowie der Schriften Schellings entscheidende Weichen für Baurs weitere theologische Entwicklung, nicht zuletzt im Sinne einer Anregung zur Abfassung eigener historischer Werke.74 Als Professor am Seminar in Blaubeuren beschäftigte er sich eingehend mit historischer Quellenbehandlung anhand Barthold Georg Niebuhrs (1776–1831) „Römischer Geschichte“.75 Durch die Anregung dieser Lektüre gewann Baur ein bleibendes Ideal 71

Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 65), Bd. 1, 44. Zu Person und Werk vgl. K. BAUER, Baur, Ferdinand Christian und die Tübinger Schule, RGG2 1 (1927), 817–820; K. SCHOLDER, Baur, Ferdinand Christian, TRE 5 (1980), 352–359; F. W. GRAF, Ferdinand Christian Baur, in: H. FRIES / G. KRETSCHMAR (Hg.), Klassiker der Theologie, Bd. 2: Von Richard Simon bis Dietrich Bonhoeffer, München 1983, 89–110; U. KÖPF, Ferdinand Christian Baur als Begründer einer konsequent historischen Theologie, ZThK 89 (1992), 440–461. Vgl. ferner F. CH. BAUR, Briefe, Teil 1: Die frühen Briefe (1814–1835), hg. von C. E. HESTER, Sigmaringen 1993 (Contubernium; 38). 73 Vgl. zur Begrifflichkeit ‚Tübinger Schule‘ U. KÖPF, Die theologischen Tübinger Schulen, in: U. KÖPF (Hg.), Historisch-kritische Geschichtsbetrachtung. Ferdinand Christian Baur und seine Schüler, Sigmaringen 1994 (Contubernium; 40), 9–51; ferner Ders., Ferdinand Christian Baur als Begründer (s. Anm. 72), 447. 74 Vgl. dazu C. E. HESTER, Gedanken zu Ferdinand Christian Baurs Entwicklung als Historiker anhand zweier unbekannter Briefe, ZKG 84 (1973), 248–269. 75 Vgl. K. SCHOLDER, Ferdinand Christian Baur als Historiker, EvTh 21 (1961), 435– 458, hier 437 f. 442 f. 72

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E. Hases Auseinandersetzung mit Kritikern seiner Kirchengeschichtsschreibung

von vermeintlicher ‚Objektivität‘ in der Geschichtsschreibung, obgleich er sich der empirischen Schranken jedweder historischer Erkenntnis immer bewusst war.76 Seinen Ansatzpunkt für die Deutung von Geschichte gewann Baur aber aus der Philosophie, was in dem berühmten Satz „ohne Philosophie bleibt mir die Geschichte ewig todt und stumm“77 zum Ausdruck kommt. Mit der philosophischen Durchdringung des geschichtlichen Stoffes als dem „Programm [seiner] ganzen Tätigkeit“78 verfolgte Baur das Ziel, durch die Eruierung der ‚Idee‘ den inneren Zusammenhang der Geschichte zu ergründen. Zentrale Bezugsgröße für Baurs ganzes Werk blieb Schellings Philosophie mit ihrem Spitzensatz, dass die „Geschichte als Ganzes … eine fortgehende, allmählich sich enthüllende Offenbarung des Absoluten“79 sei. In der Religionsphilosophie Hegels fand Baur schließlich Antworten und Lösungen für bisher offen gebliebene Fragen der Geschichtsphilosophie.80 Hatte er sich zunächst eher religionsgeschichtlichen Themen gewidmet, standen nach Übernahme einer Professur in Tübingen neben neutestamentlichen vor allem kirchen- und dogmengeschichtliche Forschungen im Mittelpunkt.81 Exemplarisch sind hier die zahlreichen Schriften zum Urchristentum und Frühkatholizismus, die Untersuchung zu den „Epochen der kirchlichen Geschichtschreibung“ sowie die große fünfbändige Gesamtdarstellung „Geschichte der christlichen Kirche“ zu nennen, deren letzten Bände posthum herausgegeben wurden.82 Durch das innovative theologische Profil seiner Arbeit bildete sich um ihn zu seinen Lebzeiten eine eigene theologische Schule, die als ‚Jüngere Tübinger Schule‘ bezeichnet worden ist. 76

Vgl. H. G. REVENTLOW, Die Epochen der Bibelauslegung, Bd. 4: Von der Aufklärung bis zum 20. Jahrhundert, München 2001, 270. 77 F. CH. BAUR, Symbolik und Mythologie. Oder die Naturreligion des Alterthums, Bd. 1, Stuttgart 1824, XI (Vorrede). 78 E. P. MEIJERING, F. C. Baur als Patristiker. Die Bedeutung seiner Geschichtsphilosophie und Quellenforschung, Amsterdam 1986, 57. 79 F. W. J. SCHELLING, System des transzendentalen Idealismus (1800), in: DERS., Schriften zur Naturphilosophie 1799–1801, hg. von M. SCHRÖTER, München 4 1992 (Werke; 2), 327–634, hier 603. 80 Vgl. Scholder, Baur, Ferdinand Christian (s. Anm. 72), 354. Dieser Einfluss Hegels ist jedoch differenziert zu betrachten. Vor allem in Baurs späten kirchengeschichtlichen Darstellungen tritt er zurück; vgl. H. L IEBING, Historisch-kritische Theologie. Zum 100. Todestag Ferdinand Christian Baurs am 2. Dezember 1960, ZThK 57 (1960), 302–317, hier 316 f. 81 Vgl. die Übersicht der entsprechenden Schriften bei J. HAUSSLEITER, Baur, Ferdinand Christian, RE3 2 (1897), 467–483, hier 467–470. Vgl. ferner die neuere Untersuchung von Meijering, F. C. Baur als Patristiker (s. Anm. 78). 82 Vgl. Baur, Die Epochen der kirchlichen Geschichtschreibung (s. Anm. 3) sowie DERS., Die Geschichte der christlichen Kirche, 5 Bde., Tübingen 1853–1863.

2. Das rechte Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem

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Baurs Geschichtsschreibung hat im Rahmen der Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts deswegen einen herausgehobenen Rang,83 weil er auf besondere Weise in seiner Geschichtstheorie84 die auf aufklärerischen Impulsen ruhende historisch-kritische Methode in der Kirchengeschichtsschreibung fortgeführt hat,85 und diese zugleich mit dem Leitgedanken verband, dass die Geschichte als ganze als ein einheitlicher Sinnzusammenhang angesehen werden muss. Baur postuliert, die „Geschichte [sei] nicht blos ein zufälliges Aggregat, sondern ein zusammenhängendes Ganzes“86. Er versteht „die Geschichte als organische Entwicklung einer Idee“, wobei diese Idee als „bewegendes Prinzip … sich in den einzelnen geschichtlichen Tatsachen“87 konkretisiert. 83

Zum Stand Baurs innerhalb der Kirchenhistoriographie seiner Zeit und zum Werden seiner Auffassung vgl. K. BAUER, Ferdinand Christian Baur als Kirchenhistoriker. Teil 1, BWKG 25 (1921), 1–70; Teil 2, BWKG 26 (1922), 1–60, hier Teil 1, 3–24. 84 Vgl. W. GEIGER, Spekulation und Kritik. Die Geschichtstheologie Ferdinand Christian Baurs, München 1964 (FGLP; X, 28); CH. ALBRECHT, Historische Kulturwissenschaft neuzeitlicher Christentumspraxis. Klassische Protestantismustheorien in ihrer Bedeutung für das Selbstverständnis der Praktischen Theologie, Tübingen 2000 (BHTh; 114), 74–88. 85 Vgl. Köpf, Ferdinand Christian Baur als Begründer (s. Anm. 72), 451–459. Zu Baurs Grundregeln historischer Kritik vgl. F. CH. BAUR, Die Tübinger Schule und ihre Stellung zur Gegenwart (2 1860), in: Ders., Ausgewählte Werke in Einzelausgaben (s. Anm. 3), Bd. 5, 293–465, hier 351 f. 86 F. C H. BAUR, Die christliche Lehre von der Dreieinigkeit und Menschwerdung Gottes in ihrer geschichtlichen Entwicklung, 1. Teil: Das Dogma der alten Kirche bis zur Synode von Chalcedon, Tübingen 1841, XIX. Vgl. auch DERS., Lehrbuch der christlichen Dogmengeschichte, Stuttgart 1847, 7. Ferner Ders., Symbolik und Mythologie, Bd. 1 (s. Anm. 77), 32. Der Kontrast von „System“ bzw. „Einheit“ auf der einen und „zufälligem Aggregat“ auf der anderen Seite findet sich in beinahe identischer Formulierung bereits bei Immanuel Kant: „Diese Idee postuliert demnach vollständige Einheit der Verstandeserkenntnis, wodurch diese nicht bloß ein zufälliges Aggregat, sondern ein nach notwendigen Gesetzen zusammenhängendes System wird“ (I. KANT, Kritik der reinen Vernunft, hg. von W. WEISCHEDEL, Darmstadt 1998 [Werke in sechs Bänden; 2], 566 [A 645]). Friedrich Schiller nimmt den Kontrast von Aggregat und System in seiner Antrittsvorlesung von 1789 auf: „So würde denn unsre Weltgeschichte nie etwas anders als ein Aggregat von Bruchstücken werden und nie den Namen einer Wissenschaft verdienen. Jetzt also kommt ihr der philosophische Verstand zu Hülfe, und, indem er diese Bruchstücke durch künstliche Bindungsglieder verkettet, erhebt er das Aggregat zum System, zu einem vernunftmäßig zusammenhängenden Ganzen“ (F. SCHILLER, Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? Eine akademische Antrittsrede [1789], in: DERS., Historische Schriften. Erster Teil, hg. von K.-H. Hahn, Weimar 1970 [Werke. Nationalausgabe; 17], 359–376, hier 373). Vgl. zu den Hintergründen ferner den historischen Abriss bei ST. MEDER, Mißverstehen und Verstehen. Savignys Grundlegung der juristischen Hermeneutik, Tübingen 2004, bes. 177–181 („Aggregat und System“). 87 F. FLÜCKIGER / W. ANZ, Theologie und Philosophie im 19. Jahrhundert, Göttingen 1975 (KIG; 4, P), 32.

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E. Hases Auseinandersetzung mit Kritikern seiner Kirchengeschichtsschreibung

Aus diesem Grunde ist nach Baur die Leitfrage aller Geschichtsschreibung, „welche Idee als das bewegende Prinzip durch das Ganze hindurchgeht.“88 Dementsprechend formuliert er pointiert, es könne sich hier „nur diejenige Ansicht behaupten, die in unsere Weltanschauung, in unsere Auffassung der evangelischen Geschichte, in unser ganzes Bewußtsein Einheit, Zusammenhang und vernünftige Consequenz bringt.“89 Die Geschichte der christlichen Kirche ist nach Baur die „Bewegung der Idee der Kirche“90, sie hat den Trieb, aus sich herauszugehen und sich in einer Reihe von Erscheinungen zu verwirklichen.91 Diese Idee hat aber nach Baur zu ihrem Inhalt die Einheit Gottes mit den Menschen, die in der Person Jesu anschaubar ist und in der Menschheit verwirklicht werden soll.92 2.2 Der Ablauf des Konflikts zwischen Hase und Baur um kirchengeschichtliche Grundsatzfragen Die Analyse der Auseinandersetzung zwischen Hase und Baur weist die besondere Schwierigkeit auf, dass für Baur und seine Schüler schwerpunktmäßig die Erforschung des Neuen Testaments und der ersten christlichen Jahrhunderte Gegenstand ihrer Arbeit war. Daher reicht die hier zu untersuchende Literatur teilweise in den thematischen Bereich der Neutestamentlichen Wissenschaft hinein. Fachspezifische Diskussionszusammenhänge können an dieser Stelle nur berücksichtigt werden, insoweit sie das Verständnis von Kirchengeschichtsschreibung tangieren. Ganz allgemein kann gesagt werden, dass die Kontroverse für beide Teilnehmer durchaus „prinzipielle Bedeutung“93 aufweist. Strittig zwischen beiden Kirchenhistorikern sind nicht methodische Nebenfragen oder gar inhaltliche Einzelheiten (dieses jedenfalls nur in zweiter Linie), sondern grundlegende Auffassungen von Geschichte und Kirchengeschichte, die jeweils tief in das Fundament der theologisch-philosophischen Grundlegung der Kontrahenten reichen. Die von vornherein bestehende Differenz wurde in mehreren literarischen Etappen ausgetragen. 88 Baur, Die Epochen der kirchlichen Geschichtschreibung (s. Anm. 3), 15, ferner ebd., 259. Vgl. auch Flückiger / Anz, Theologie und Philosophie im 19. Jahrhundert (s. Anm. 87), 32 f. 89 F. CH. BAUR, An Herrn Dr. Karl Hase, Beantwortung des Sendschreibens die Tübinger Schule (1855), in: Ders., Ausgewählte Werke in Einzelausgaben (s. Anm. 3), Bd. 5, 117–220, hier 138. 90 Baur versteht die Bewegung der Idee der Kirche als eine „immanente, durch verschiedene sich gegenseitig bedingende Momente hindurchgehende Entwicklung“ (Baur, Die Epochen der kirchlichen Geschichtschreibung [s. Anm. 3], 33). 91 Vgl. ebd., 261. 92 Vgl. ebd., 263. 93 Bauer, Ferdinand Christian Baur als Kirchenhistoriker, Teil 1 (s. Anm. 83), 3.

2. Das rechte Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem

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2.2.1 Implizite Distanzierung: Anfängliche Äußerungen Hases gegen Baur und verwandte Theologen Als Vorlauf zu der sich entwickelnden offenen Debatte zwischen Hase und Baur sind Äußerungen anzusehen, in denen sich Hase gegen theologische Entwicklungen abgrenzt, die an einer von Hegel beeinflussten Geschichtsphilosophie orientiert sind und von daher Baur nahe stehen. Es sind anfänglich also indirekte Äußerungen, mit denen Hase zu Baur bzw. dessen theologischer Schule Stellung bezieht. Als eine solche Andeutung wird man die Distanzierung Hases lesen können, die er in der Vorrede zur ersten Auflage des kirchengeschichtlichen Lehrbuchs 1834 ausspricht. Dort schreibt er, es sei ihm „mehr daran gelegen, darzuthun, warum etwas so kommen mußte, und wie es seiner Zeit gesehn wurde, als an jener schulmeisterlichen Reflexion, welche überall Weltgericht spielen will.“94 Handelt sich es sich hier offenkundig um eine Anspielung auf das berühmte Postulat Hegels, die Weltgeschichte sei das Weltgericht,95 so wird sogleich deutlich, dass Hase von der dort geübten Art der Reflexion nicht allzu viel hält. Mit dem Wort ‚schulmeisterlich‘ scheint eine anmaßende Haltung gegenüber der Geschichte gemeint zu sein, die Hase diagnostiziert. In der Vorrede zur 3. Auflage von Hases Lehrbuch findet sich erneut die kräftige Abwehr einer an Hegel orientierten Geschichtsschreibung, dort ausgelöst durch die Kritik eines theologischen Vertreters der Hegelschule, Friedrich Rudolf Hasse.96 Wiederum ohne speziellen Bezug auf die Person Baurs notiert Hase nicht ohne Augenzwinkern, er habe zwar „nicht das welthistorische Ereigniß der Hegelschen Philosophie ignorirt“, für die Geschichtsschreibung fehle es aber „nicht an Anzeichen, daß man ein eifriger Hegelianer seyn und die Geschichte ziemlich zu Grunde richten kann“97. War dadurch bereits von vornherein ein klarer Abstand der Position Baurs gegenüber vorhanden, so wurde die eigentliche Debatte durch Veröffentlichungen Baurs ausgelöst. In ihnen überführte dieser die bisher

94

Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 16), VII. Vgl. dazu das Symposion: R. BUBNER / W. MESCH (Hg.), Die Weltgeschichte – das Weltgericht? Stuttgarter Hegel-Kongreß 1999, Stuttgart 2001 (Veröffentlichungen der Internationalen Hegel-Vereinigung; 22). – Hegel bezieht sich auf das Gedicht „Resignation“ von Friedrich Schiller (vgl. F. SCHILLER, Resignation, in: DERS., Gedichte, Erster Teil: 1799–1805, hg. von N. OELLERS, Weimar 1983 [Werke. Nationalausgabe; 2], 401– 403). Vgl. zur Interpretation E. JÜNGEL, „Die Weltgeschichte ist das Weltgericht“ aus theologischer Perspektive, in: DERS., Ganz werden. Theologische Erörterungen V, Tübingen 2003, 323–344. 96 Siehe zur Kritik Hasses an Hase auch unten Teil F, S. 359 f. 97 K. HASE, Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen, Leipzig 31837, XIII. 95

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E. Hases Auseinandersetzung mit Kritikern seiner Kirchengeschichtsschreibung

nur implizite Differenz in die Form einer explizit geäußerten Kritik und Distanzierung. 2.2.2 Explikation der Differenz: Baurs Kritik an Hases Kirchengeschichtsschreibung in den „Epochen der kirchlichen Geschichtschreibung“ (1852) Es sind im wesentlichen zwei Veröffentlichungen, in denen sich Baur von Hase und seiner theologischen Arbeit absetzt. Diese beiden Schriften sind dann auch der gemeinsame Anlass für eine Reaktion Hases, durch die sich die Kritik Baurs zu einer Debatte ausweitete, d. h. einer umfänglicheren literarisch dokumentierten Auseinandersetzung in mehrfacher Rede und Gegenrede. 1852 veröffentlichte Baur seine Monographie „Die Epochen der kirchlichen Geschichtschreibung“. Zwei Jahre später übte er in einem Aufsatz Kritik an den exegetischen Resultaten in Hases Leben Jesu, dessen vierte Auflage gerade erschienen war.98 Hier ist vornehmlich die erste der beiden Publikationen von Interesse, letztere widmet sich einer neutestamentlichen Spezialfrage, die nur begrenzt Implikationen für die kirchenhistorische Grundsatzdiskussion aufweist. Baur legt den „Epochen“ bereits die geschichtsphilosophische Basis zugrunde, die seine kirchengeschichtliche Arbeit selbst bestimmt.99 Man kann sagen, dass er hier sein eigenes Ideal von Geschichtsschreibung an einer Geschichte der Geschichtsschreibung verwirklicht. Auch die Bewertung Hases folgt den entsprechenden Maßstäben. Baur ordnet Hase – dessen Lehrbuch ein „ausgezeichnetes Werk“100 sei – neben Marheinecke, Neander, Gieseler, Gfrörer und Niedner als ‚neueste Kirchenhistoriker‘ in die Gruppe „Streben nach objektiver Geschichtsbetrachtung“ ein, wobei Neander, Gieseler

98

F. CH. BAUR, Die johanneische Frage, und ihre neuesten Beantwortungen (durch Luthardt, Delitzsch, Brückner, Hase), ThJb(T) 13 (1854), 196–287, bes. 214–216. 246– 258. 268 f. Vgl. K. HASE, Das Leben Jesu. Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 41854. – Die Details der neutestamentlichen Fragestellungen müssen hier außen vor bleiben. 99 Die Darstellung der Epochen kirchlicher Geschichtsschreibung zielt auf eine Verschränkung von drei Momenten: der Analyse der Individualität der einzelnen Kirchenhistoriker, ihrer Sonderung nach bestimmten Gruppen, und die Darstellung der so eruierten ‚Formen‘ der kirchlichen Geschichtsschreibung als „durch das Ganze hindurchgehende[n] Entwicklungsgang in dem innern Zusammenhang seiner einzelnen Momente“ (Baur, Die Epochen der kirchlichen Geschichtschreibung [s. Anm. 3], 4 f). Es geht Baur um die Wiedergabe einer Entwicklungsreihe, in der „der in der Tiefe arbeitende und nach der Lösung seiner Aufgabe ringende Geist sich erst allmälig auf die Stufe erhoben hat, auf welcher er in der Anschauungsweise der Gegenwart steht“ (ebd., 18). 100 Ebd., 248.

2. Das rechte Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem

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und Hase als die „Hauptrepräsentanten der neuesten Geschichtsschreibung“101 angesehen werden.

Die Individualität der kirchenhistorischen Konzeption Hases sieht Baur in dem Versuch, „in einer zusammenhängenden Darstellung auf den engsten Raum den möglich größten Reichthum an Inhalt zusammenzudrängen“102. Das in seinem Vorwort geäußerte Ziel, das Individuellste und Bestimmteste jedes Zeitalters mit Hilfe des Repräsentativsystems darzustellen,103 sei mit „meisterhafter Kunst und Gewandtheit“ ausgeführt.104 Hase hat in der Sicht Baurs jedoch die Stufe noch nicht erreicht, um den Entwicklungsgang der christlichen Kirche angemessen darzustellen. Baur erkennt zwar an, dass Hases Konzeption wohlreflektierte Leitgedanken zugrunde liegen. Dennoch weise seine Geschichtsschreibung einen „zu stofflichen Charakter“ auf; weil sie nicht „von einer das Einzelne verknüpfenden und beherrschenden Idee geistig durchdrungen“ ist, drängt sich „das Thatsächliche, Spezielle, Concrete“105 in den Vordergrund. Nach Baurs Ansicht wird dieses Problem an einigen Besonderheiten von Hases Kirchengeschichte, etwa dem Einbezug der Kunst oder der außerchristlichen Religionsgeschichte, deutlich. Hier ist Hase der Gefahr erlegen, sich „in der Unbestimmtheit des Stoffs zu verlieren“, seine Darstellung hätte aber „eine concentrirende Tendenz haben und sich in ihrem eigenen Selbstbewußtsein zusammenfassen“106 lassen müssen. Hält man sich die oben skizzierten Leitziele von Geschichtsschreibung im Sinne Baurs vor Augen, so wird deutlich, dass er mit diesem Mangel einen Kernbereich anvisiert.107 Für Baur bleibt Hases kirchengeschichtliches Lehrbuch im Grunde eine Ansammlung historischer Materialien und Details, weil deren zureichende Durchdringung mit Ideen und die Verarbeitung nach allgemeinen Gesichtspunkten fehlt.108 Diesen Vorwurf erweitert Baur in zwei weitere Richtungen, die im Verlauf der Debatte mehrfach wiederkehren. Auf der einen Seite kritisiert Baur an Hase einen unklaren 101

Ebd., 255. Ebd., 249. 103 Siehe dazu oben Teil C, S. 237–242. 104 Baur, Die Epochen der kirchlichen Geschichtschreibung (s. Anm. 3), 249. – Besondere Anerkennung findet Baur für die Tatsache, dass Hase das angesteckte Ziel auch erreicht und den ganzen Plan der Kirchengeschichte bis auf die neueste Zeit behandelt hat. 105 Ebd., 250. Baur wirft Hase direkt „Detailmalerei“ vor (ebd., 255). 106 Ebd., 251. 107 Vgl. auch Bauer, Ferdinand Christian Baur als Kirchenhistoriker, Teil 1 (s. Anm. 83), 29 f. 108 Vgl. auch B. JAEGER, Nationalliberale Geschichtstheologie. Karl August von Hase (1800–1890), in: F. W. GRAF (Hg.), Profile des neuzeitlichen Protestantismus, Bd. 2/1, Gütersloh 1992, 118–145, hier 133. 102

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E. Hases Auseinandersetzung mit Kritikern seiner Kirchengeschichtsschreibung

Kirchen- und Christentumsbegriff.109 Auf der anderen Seite ist die von Hase verwendete Periodisierung teils unzureichend, teils nicht begründbar. Nach Baur vermag Hase es nicht, die Entwicklung des Christentums als konsistenten und notwendigen Prozess aufzuzeigen.110 Es ist klar, dass die geäußerten Kritikpunkte innerlich eng miteinander verbunden sind. Es ist das Fehlen eines zureichenden Begriffs von Christentum, der nach Baur die Durchdringung des geschichtlichen Stoffes in dem notwendigen Maße verhindert; ohne solchen Begriff und ohne solche Durchdringung lässt sich aber auch keine Entwicklung als folgerichtig und notwendig darlegen. Damit hat Baur bereits die entscheidenden Argumente benannt, die die weitere Debatte bestimmen, in der Hase auf diese Vorwürfe zu antworten versucht, und Baur um weitere Differenzierung seiner Argumentation bemüht ist. 2.2.3 Fortgesetzter Disput: Hases Sendschreiben und die Antwort Baurs (1855) Noch im dem Jahr, als Baurs Aufsatz in den „Theologischen Jahrbüchern“ erschien, arbeitete Hase an einer Antwort. Dabei verband er – zumindest äußerlich – die kirchenhistorischen Prinzipienfragen mit dem Problem der johanneischen Frage. Ein erhaltener Brief Hases an Carl Ullmann erhellt, dass er bereits am 30. Oktober 1854 an einer Entgegnung schrieb. Offenbar plante er damals, die Abhandlung in den „Theologischen Studien und Kritiken“ zu veröffentlichen. Hase äußerte in dem Schreiben unter anderem folgende Bitte an Ullmann: „Damit will ich gleich die Frage verbinden, ob Sie mir wohl für das erste oder zweite Heft des nächsten Jahres einen Bogen vergön(n)en kön(n)en zu einem Sendschreiben an Dr. Baur, indem ich, mich über einige Punkte des Lebens Jesu und der Kirchengesch. mit der Tübinger Schule auseinanderzusetzen, nicht sowohl viel Lust als etwas Pflicht spüre.“111

Abgesehen von der interessanten Erkenntnis, dass Hase sich offenkundig genötigt sah, vergleichsweise rasch auf die Einlassungen Baurs zu reagieren – was aus dem Erscheinungstermin der später separat gedruckten Schrift noch nicht unmittelbar ersichtlich ist –, verrät das Schreiben an Ullmann, 109 Hases Kirchengeschichte habe „keinen substanziellen Kern und Mittelpunkt, … kein innerlich bewegendes Prinzip ihrer geschichtlichen Entwicklung“ (Baur, Die Epochen der kirchlichen Geschichtschreibung [s. Anm. 3], 254 f). 110 Es fehle Hase an „großartigen Anschauungen, Ideen, Übersichten, leitenden Gesichtspunkten, tiefern Blicken, durch welche der Gang der Geschichte im Großen und Ganzen, der innere Zusammenhang des Einzelnen, der allgemeine Fortschritt der Bewegung dem denkenden Geiste sich aufschließt“ (ebd., 255). 111 K. H ASE, Brief an Carl Ullmann (Jena, 30. Oktober 1854), Heidelberg, UB.HA, H. Hs. 2808, 12.

2. Das rechte Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem

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dass Hase die Diskussion mit Baur mehr als akademische Notwendigkeit, denn als inhaltlich voranbringende Debatte betrachtete. Womöglich deutet sich in dieser Nebenbemerkung bereits das unbefriedigende Nebeneinander als Ergebnis der Auseinandersetzung an, von dem gleich noch zu handeln sein wird. Leider ist das Antwortschreiben Ullmanns nicht erhalten. In den „Annalen“ berichtet Hase jedoch im November 1854, dass dieser aber „nur bedenklich acceptirt“ habe. Daher ließ Hase ein eigenes kleines Buch unter dem Titel „Die Tübinger Schule. Ein Sendschreiben an Herrn Dr. Ferdinand Christian von Baur“112 separat drucken, als „Nachklang der Streitschriften, um meine Bestimmung zu erfüllen, mitten im Kampfe für die Befreiung der Geister ihr Übermaß zu bekämpfen“113. Baur wiederum antwortete Hase bereits wenige Wochen später mit „An Herrn Dr. Karl Hase. Beantwortung des Sendschreibens die Tübinger Schule“114 (sic!). Hase gliedert seine Replik in drei Abschnitte; Baur folgt in seiner Duplik wiederum Hases Argumentationsgang. Die ersten beiden Abschnitte widmen sich Themen der neutestamentlichen Wissenschaft und der Geschichte des frühen Christentums, nämlich der johanneischen Frage und dem von Baur postulierten Gegensatz zwischen Judenchristentum und Paulinismus. Diese beiden Themen bleiben hier außer Betracht.115 Der dritte Abschnitt 112

Hase, Die Tübinger Schule (s. Anm. 64). Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 18), 117. 114 Baur, An Herrn Dr. Karl Hase (s. Anm. 89). Er reflektiert auf den Titel, den Hase seinem Sendschreiben gegeben hat. Hase wolle damit „nicht zu denen gehören …, welche diese Schule kurz damit abgefertigt zu haben meinen, daß sie ihre Kritik die negative, destructive, unglaubige u. s. w. nennen, und ihr damit von vorn herein jede Berechtigung absprechen“ (ebd., 123). 115 Die Diskussion zwischen Baur und Hase hinsichtlich der johanneischen Frage besitzt kaum Relevanz für die Frage nach dem Verständnis von Kirchengeschichtsschreibung und schließt an eine breite zeitgenössische Diskussion an. Vgl. zum Standpunkt Baurs in der Forschungsgeschichte zum Johannesevangelium: W. S CHMITHALS, Johannesevangelium und Johannesbriefe. Forschungsgeschichte und Analyse, Berlin / New York 1992 (BZNW; 64), 66–70. Zu Baurs Auslegung des Neuen Testaments vgl. auch Reventlow, Die Epochen der Bibelauslegung, Bd. 4 (s. Anm. 76), 269–278. Im Gegensatz zu Baur hält Hase an der Apostolizität des Johannesevangeliums fest (vgl. später Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… [s. Anm. 65], Bd. 1, 177–188). Zu der Problematik vgl. auch E. SCHNEIDER, Ferdinand Christian Baur in seiner Bedeutung für die Theologie, München 1909, 140–146. – Karl Schwarz analysiert ausführlich die Argumente Hases, vgl. K. H. W. SCHWARZ, Die Tübinger Schule und ihr neuester Beurtheiler, DMZ 5 (1855), Nr. 22 (31. Mai 1855), 777–790, hier 779–785. – Einen gewissen Bezug zu den Grundlagen der Kirchengeschichtsschreibung könnten hingegen die Differenzen in der Frage aufweisen, ob es bis in das 2. Jahrhundert einen kirchengeschichtlich entscheidenden Gegensatz zwischen Judenchristentum und Paulinismus gegeben habe. Hase bestreitet entsprechende Behauptungen Baurs. Es kann vermutet werden, dass hinter dem prononcierten Festhalten an jenem Gegensatz durch Baur auch geschichtsphilosophische Grund113

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E. Hases Auseinandersetzung mit Kritikern seiner Kirchengeschichtsschreibung

„Die Perioden der Kirchengeschichte“ ist für diese Arbeit entscheidend, weil hier grundlegende Fragen des Verständnisses von Kirchengeschichtsschreibung verhandelt werden.116 Blickt man auf die parallel aufgebauten Schriften Hases und Baurs, so bietet sich das Bild von drei hauptsächlichen Konfliktpunkten, die allerdings eng miteinander verwoben sind. Diese Punkte stellen den Versuch dar, den im Grundsatz bereits benannten Konflikt schärfer zu fassen und weiterzuführen. Als erster zentraler Streitpunkt, auf den sich die beiden anderen Punkte auch beziehen, ist der Dissens hinsichtlich des rechten Verhältnisses von Allgemeinem und Besonderem in der Darstellung der Kirchengeschichte zu nennen. Dieser Streitpunkt setzt den Vorwurf Baurs fort, bei Hase dominierten die konkreten Einzelheiten die Darstellung aufgrund einer mangelnden Durchdringung des kirchengeschichtlichen Stoffes durch einen Begriff von Kirche. Hase räumt nun gegenüber diesem Vorwurf zwar gänzlich ein,117 dass in seiner Darstellung die die Geschichte beherrschenden Ideen nicht derart bestimmt dem Stoff gegenübertreten, wie Baur dies fordert.118 Er will dies aber durchaus nicht als einen Mangel anerkennen, weil seiner Auffassung nach die Kirchengeschichtsschreibung „das Allgemeine im Besonderen, das Abstracte im Concreten darzustellen hat, wie es in der Wirklichkeit gewesen ist.“119 Geschichtsschreibung muss sich seiner Ansicht nach darum bemühen, „den allgemeinen Gesichtspunkten rasch das Thatsächliche, Specielle, Concrete auf den Leib rücken zu lassen, ja wohl beides in eins zu fassen wie Leib und Seele“120. Hase erkennt also die Diagnose Baurs an, will sich aber deren Bewertung nicht unterwerfen und zeigt sich in dieser Hinsicht „gänzlich im Zustande der Verhärtung“121. Entscheidend scheint dabei zu sein, dass für Hase der „allgemeine Gedanke“ lediglich ein „Resultat des Denkgesetzes“ (und nicht der bedachten Wirklichkeit), folglich also eine „Abstraction aus den Thatsachen“ darstellt.122 Während sich für Baur das Besondere als ein logisch ableitbares und notwendig folgendes Moment der Entfaltung des allgemeinen Begriffs lagen eine Rolle spielen. Dazu wären aber eine gründliche Analyse der Schriften Baurs notwendig, die hier unterbleibt. – Vgl. dazu die an der Universität Leipzig entstehende Dissertation von Tobias Kirchhof über das Verständnis des Urchristentums bei Baur und Möhler. 116 Hase beantwortet hier die Anfragen Baurs aus dem Abschnitt der „Epochen“ und geht auch auf dessen Ausführungen „Resultate und Andeutungen“ am Ende des Buches ein. 117 Vgl. Hase, Die Tübinger Schule (s. Anm. 64), 460. 118 Vgl. ebd. 119 Ebd. (Kursivierung M. H.). 120 Ebd. 121 Ebd. 122 Ebd.

2. Das rechte Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem

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darstellt, beharrt Hase darauf, dass der allgemeine Begriff immer nur eine sekundäre Abstraktion aus dem mannigfaltigen Besonderen ist. Während Baur also das Besondere und Individuelle dem Vernünftig-Allgemeinen unterordnet, ist für Hase Letzteres nur eine nachgeordnete Abstraktion des Ersteren. Dafür ist folgendes Zitat Hases charakteristisch: In „der Kirchengeschichte treten uns nicht bloß Namen und Begriffe entgegen, bloße Masken, durch welche der Allgeist hindurchtönt, sondern lebendige Menschen mit Fleisch und Bein, in denen zwar das Bewußtsein ihrer Zeit sich darstellt und ihr Werk sich vollzieht, aber in allem Reichthum der Individualitäten“123.

Es gilt, die von Hase gebrauchte Gegenüberstellung hier genau zu beachten. Gegen den allgemeinen Begriff steht das individuell-mannigfaltige Leben. In dieser Differenz zu Baur leuchtet der oben skizzierte romantische Hintergrund Hases und sein leitender Impetus auf.124 Die Würdigung der irrationalen Lebendigkeit des Individuums als zentrales Anliegen der Haseschen Geschichtsauffassung drückt sich hier in der Abwehr der Subsumierung des Besonderen und Individuellen unter ein begrifflich fixierbares Allgemeines aus. Hase wählt dafür das eindrückliche Bild einer Maske: jene von ihm abgelehnte Form der Geschichtsphilosophie lässt keinen Raum für individuelle Personen, die wirklich eigenständig sind; vielmehr degradiert sie dieselben zu bloßen Hilfsmitteln, durch die sich die Selbstrealisierung des Geistes vollzieht. In der Abwehr eben dieser Vorstellung war oben das Hauptanliegen der Romantik gegenüber dem Rationalismus der Aufklärung erkannt worden.125 An dieser Stelle fällt ins Auge, dass Hase ganz offensichtlich in der Auseinandersetzung mit Hegel bzw. seinen Anhängern im Grunde Argumentationen fortsetzt, die bereits seine Auseinandersetzung mit dem vulgären Rationalismus bestimmt hatten. Auch dort richtete er sich gegen die Subsumierung individueller historischer Phänomene unter das VernünftigAllgemeine. Man kann also sagen: Hase sieht in Hegel und seinen Anhängern letztlich den Fehler fortgesetzt, den er (beeinflusst von romantischen Vorstellungen) seit seinen theologischen Anfängen bekämpft. Hase bestreitet vor diesem Hintergrund, dass die – in Anlehnung an Hegel als These, Antithese und Synthese beschriebene – Entfaltung eines Begriffs „das in der Geschichte selbst liegende Gesetz“ sein könne; hier 123

Ebd., 461. Die „Fülle des wirklichen Lebens“ (ebd., 476) ist eben mehr als nur die „Selbstbewegung des Begriffs“ (ebd., 460). 124 Siehe dazu oben Teil C, S. 175 f und 204 f. 125 Insofern ist der geistesgeschichtliche Hintergrund des Dissenses nicht ausgeleuchtet, wenn Karl Bauer zur Debatte zwischen Hase und Baur schlicht vermerkt, dass Hase „mit Recht auf die von Baur verkannte Spannung zwischen Idee und historischer Wirklichkeit“ hingewiesen habe (Bauer, Baur, Ferdinand Christian und die Tübinger Schule [s. Anm. 72], 819).

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E. Hases Auseinandersetzung mit Kritikern seiner Kirchengeschichtsschreibung

handle es sich vielmehr um eine an die Geschichte herangetragene „philosophische Schulmeinung“126. Dass „der historische Stoff nicht immer willig diesem Schema sich fügt“, sucht Hase schließlich durch Beispiele aus Baurs Schriften zu belegen.127 Für Hase ergibt sich für die Geschichtsschreibung, dass „Geschichte ohne Gedanken … eine chaotische Masse“128 bleibt, und Geschichtsschreibung daher nie ganz auf Abstraktionen verzichten kann. Für diese aber muss – wie auch für Baurs Ideal – gelten, dass sie nicht unfehlbar sind und daher auch nicht eine unumschränkte Alleinherrschaft beanspruchen können. Aufschlussreich ist, wie Baur auf diese Einlassungen Hases reagiert. Er spitzt sie zu und meint, dass Hase „überhaupt eine denkende Betrachtung der Geschichte“ leugne. Baur notiert: Er wolle zwar Gedanken in der Geschichte haben, diese dürften ihm aber nicht „zu hoch gehen“ und sich nicht ins „Spekulative versteigen“129. Er fragt deswegen, wo Hase eigentlich „der Frage nach dem dem Gang der Geschichte zu Grunde liegenden Gedanken eine bestimmte Grenze setzen“130 wolle. Aus dem eben Dargelegten ist die Antwort klar: Es ist für Hase das Leben in seiner irrationalen und individuellen Lebendigkeit selbst, das sich einer reflektierenden Subsumierung unter einen allgemeinen Gedanken widersetzt. Wenn Baur fordert, das Allgemeine in der Darstellung vom Besonderen derart zu unterscheiden und abzugrenzen, dass alles Einzelne auf jenen allgemeinen, „über die Wirklichkeit greifenden Gedanken“131 bezogen werden kann, so bringt er nach Hase damit keineswegs „das in der Geschichte selbst liegende Gesetz zum Bewußtsein“132, sondern vollzieht eine sekundäre Abstraktion, die die primäre Lebendigkeit der Individuen grundsätzlich nicht zu erreichen vermag. Konkret zeigt sich diese Differenz noch einmal in dem Streit um die Adäquanz des Kirchenverständnisses, das Hase seiner Kirchengeschichtsschreibung zugrunde legt. Hase reagiert auf die Anfragen Baurs, die sich auf den Vorwurf der begrifflichen Unschärfe konzentrieren, indem er auf die entsprechenden Stellen seines kirchengeschichtlichen Lehrbuchs sowie auf den Zusammenhang zu seinen Schriften zum Leben Jesu und seiner Dogmatik verweist.133 Es sei daher noch einmal darauf hingewiesen, was oben schon detailliert aufgezeigt wurde: Hase versteht die christliche Religion als eine Bestimmtheit des Gemüts und als religiöses Leben, also unter Bezugnahme auf Phänomene, die sich nicht auf den Begriff bringen lassen. Das Verständnis von Kirche als Gemeinschaft religiösen Lebens teilt im Grunde diese bewusste Abgrenzung.

126 127 128 129 130 131 132 133

Hase, Die Tübinger Schule (s. Anm. 64), 461. Vgl. ebd., 461 f. Ebd., 460. Baur, An Herrn Dr. Karl Hase (s. Anm. 89), 208. Ebd. Ebd., 198. Ebd., 209. Vgl. Hase, Die Tübinger Schule (s. Anm. 64), 462 f.

2. Das rechte Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem

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Dieser Grunddissens wirkt sich in dem zweiten Konfliktfeld aus, dem Verständnis der beiden Perioden von Katholizismus und Protestantismus. Für Hase und Baur ist der Gegensatz zwischen Katholizismus und Protestantismus durch eine unterschiedliche Auffassung hinsichtlich des Verhältnisses der Idee der Kirche zu ihrer empirischen Realisierung begründet.134 Hase bezieht sich dabei auf seine bereits erörterte Auffassung des Gegensatzes. Jede empirische Kirche strebt nur nach dem Ideal und ist von demselben als eine mögliche individuelle Realisierungsgestalt strikt unterschieden. 135 Gleichwohl vermeint der Katholizismus, dass die katholische Kirche mit dem Ideal von Kirche in eins falle. Hase kann darin, dass er den Protestantismus von seiner Fähigkeit zur Selbstunterscheidung von dem Ideal des von Christus gestifteten religiösen Lebens her begreift, keine „Herabwürdigung des Protestantismus“136 erkennen. Darin zeige sich vielmehr seine wahre Stärke, nämlich die „eigenthümliche großartige Toleranz“ und die Freiheit des Einzelnen gegenüber „persönlichen wie … papiernen“ Kirchengewalten.137 Baur stimmt zunächst mit Hase darin überein, dass die „verschiedene Stellung der Idee zur Wirklichkeit den charakteristischen Unterschied der beiden großen Perioden vor und nach der Reformation“138 ausmache. Baur notiert ausdrücklich, dass hier keine „wesentliche Meinungsverschiedenheit“139 besteht. Auch nach Baur zeichnet sich der Protestantismus dadurch aus, dass er „in dem Verhältniß der Idee und der Wirklichkeit beide zusammengehörenden Seiten wohl unterscheidet und sie in das rechte Verhältniß zu einander setzt, die Identität der Idee und der Wirklichkeit und die Incongruenz beider“140. Die Differenz zu Hase tut sich an der Stelle auf, an der Baur die Abfolge der Perioden von Katholizismus und Protestantismus als notwendigen Prozess der Selbstentfaltung der Idee der Kirche (nämlich der Einheit von Gott und Mensch) zu begreifen sucht. Für Baur ist es unabdingbar, auch die beiden Perioden des 134

Vgl. ebd., 474; Baur, An Herrn Dr. Karl Hase (s. Anm. 89), 199 f. Vgl. Hase, Die Tübinger Schule (s. Anm. 64), 466 f. 136 Vgl. ebd., 474 f. Dies hatte Baur behauptet, vgl. Baur, Die Epochen der kirchlichen Geschichtschreibung (s. Anm. 3), 253. 137 Hase, Die Tübinger Schule (s. Anm. 64), 467. 138 Baur, An Herrn Dr. Karl Hase (s. Anm. 89), 201. Vgl. auch ebd., 200. 139 Ebd., 200. 140 Ebd. Weil nach Baur auch der Inhalt der Kirchengeschichte durch die denkende Tätigkeit des Geistes gesetzt ist, muss seiner Ansicht nach in der Kirchengeschichtsschreibung gezeigt werden, wie sich der Geist einerseits an das von ihm unterschiedene Objekt hingibt, in dasselbe eingeht und sich in ihm objektiviert. Zugleich muss gezeigt werden, wie der Geist andererseits auch den Drang in sich hat, sich aus den ihm gegenüberstehenden Objekten in sich selbst zurück zu ziehen, d. h. aber den Gegensatz, dessen er sich bewusst geworden ist, wieder aufzuheben und in der Einheit des Bewusstseins auszugleichen. Dies spiegelt sich in dem oben genannten Verständnis der Abfolge von Katholizismus und Protestantismus. 135

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E. Hases Auseinandersetzung mit Kritikern seiner Kirchengeschichtsschreibung

Katholizismus und Protestantismus wieder in der höheren Einheit ein und desselben Begriffs von Kirche aufzuheben.141 Diese spekulative Erhebung des gewesenen Geschichtsprozesses und damit auch des Aufeinanderfolgens der Perioden des Katholizismus und Protestantismus ist für Hase hingegen nicht tragbar, denn auf diese Weise wird das individuelle Subjekt von dem einen großen Prozess der geschichtlichen Selbstentfaltung der Idee der Kirche verschluckt. Als letzter Punkt der Differenz tritt die Periodisierungsfrage im engeren Sinne hervor. Während für Baur und Hase gleichermaßen klar ist, dass die Periodisierung des kirchengeschichtlichen Stoffs vor allem durch den Gegensatz von Katholizismus und Protestantismus bestimmt wird,142 macht Hase darüber hinaus geltend, dass die Prägung der Kirche durch ihr bestehendes Weltverhältnis zu den „herrschenden Volksgeister[n]“143 ebenso entscheidend sei. Daher kann es keine notwendige Periodeneinteilung geben, die ausschließlich aus dem Begriffe der Kirche selbst folgt und jede andere ausschließt. Seine Grundsätze zeigt Hase an der Entscheidung, Karl den Großen als Anfangspunkt einer neuen Periode anzusehen. Er verteidigt das Recht des „Eintheilungsgrundes der Nationalität: es ist der germanische Volksgeist, der mit Kaiser Karl zur Herrschaft in der Kirche gelangt“144. Aus der Antwort Baurs ist ersichtlich, dass er über alle derartige Einflussmöglichkeiten auf den Weg der Kirche streng die philosophisch-theologische Grundlegung aus dem Begriff der Kirche stellt. Er betont erneut: „es muß auch das Mannigfaltige zur Einheit verbunden, das Besondere dem Allgemeinen untergeordnet werden“145. Hier zeigt sich noch einmal deutlich, dass für Baur alle einzelnen Entwicklungsmomente der Kirche aus dem Begriff derselben mit Notwendigkeit abgeleitet können werden müssen. In die gleiche Richtung geht die Kritik an Hase mit Blick auf die benannte Besonderheit, auch Literatur und Kunst in die Kirchengeschichte aufzunehmen.146 Baur notiert: „entweder steht alles das, was Sie [Hase, M. H.] in den Kreis Ihrer kirchengeschichtlichen Darstellung gezogen 141

Vgl. ebd., 204. Hase, Die Tübinger Schule (s. Anm. 64), 464. 143 Ebd. Hase bestimmt den griechisch-römischen Volksgeist für die antike Kirche, den germanischen Volksgeist für das Mittelalter, und schließlich beide in relativer Stellung für die moderne Kirche. 144 Ebd., 465. Dass Baur das „nationale Element“ für die Periodisierung nicht zulässt, notiert Hase an anderer Stelle (ebd., 475). Vgl. auch die ähnliche Kritik Uhlhorns an Baur: G. UHLHORN, Die älteste Kirchengeschichte in der Darstellung der Tübinger Schule, JDTh 3 (1858), 280–349, hier 285. Zur Rede vom Beginn der Herrschaft des ‚germanischen Volksgeistes‘ mit Karl dem Großen bei Hase vgl. auch H. GRAMLEY, Propheten des deutschen Nationalismus. Theologen, Historiker und Nationalökonomen 1848–1880, Frankfurt / New York 2001, 88–92. 145 Baur, An Herrn Dr. Karl Hase (s. Anm. 89), 215. Vgl. dazu auch Baur, Die Tübinger Schule und ihre Stellung zur Gegenwart (s. Anm. 85), 297–303. 146 Siehe dazu oben Teil C, S. 227 f und Teil D, S. 276–280. 142

2. Das rechte Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem

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haben, auch in irgend einer Beziehung zur Idee der Kirche, und dann steht es nicht so weltlich fremdartig neben ihr, oder es geht sie nichts an, und dann gehört es auch nicht in die Kirchengeschichte.“147 Deswegen kann es auch für Hase eine Elastizität in der stofflichen Anordnung in den verschiedenen Epochen geben; für Baur hingegen nicht. Denn für diesen muss auch diese Anordnung wiederum mit Notwendigkeit aus der Explikation des zugrunde liegenden Begriffs von Kirche folgen und darf nicht in zusätzlichen Faktoren begründet sein, wie sie Hase veranschlagen will. 2.3 Wirkungen der Debatte auf Hases Selbstverständnis 2.3.1 Abgrenzung der kirchenhistorischen Konzeption gegen eine Geschichtsschreibung im Banne der Philosophie Hegels Aus der vorstehenden Analyse des Disputs zwischen Baur und Hase ist klar geworden: Kirchengeschichte ist für Hase in keiner Weise die Verwirklichung einer abstrakten ‚Idee‘ der Kirche in einer notwendigen Abfolge, wie Ferdinand Christian Baur meinte.148 Hase bekräftigt in seiner Auseinandersetzung mit Baur seine Auffassung, dass jede empirisch realisierte Gestalt von Kirche prinzipiell als gleichursprünglich zu dem logisch vorgängigen Ideal von Kirche (als dem von Christus gestifteten religiösen Leben) anzusehen ist. Es ist wichtig an dieser Stelle noch hervorzuheben, dass es sich für Hase bei dem Konflikt nicht allein um eine persönliche Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und Baur handelte. Dies wird an der sehr bewusst gewählten Bezeichnung seines Sendschreibens deutlich. Der Titel „Die Tübinger Schule“ – hier taucht dieser Name erstmals als Buchtitel auf – verdeutlicht seine Sichtweise der Auseinandersetzung: Es geht um einen grundsätzlichen Konflikt. Obwohl von Zeitgenossen kritisch bemerkt worden ist, dass Hase „eine wirkliche Charakteristik der Tübinger Schule, ein zusammenfassendes Urtheil über Werth und Bedeutung ihrer historisch-kritischen Arbeiten“149 im Grunde nicht vorgelegt hat, ist nach dem Gesagten deutlich: Die Debatte mit Baur erhellt das Verhältnis Hases zu Hegels Geschichtsphilosophie (und von ihr herkommenden Deutungen von Geschichtsschreibung). Unter Bezug auf diese Debatte kann, obgleich Hase selbst keine ausgeführte Geschichtsphilosophie formuliert hat,150 gesagt werden, dass er jedenfalls in deutlichem Gegensatz zur Geschichtsphilosophie Hegels steht.151 Ausdrücklich demen147

Baur, An Herrn Dr. Karl Hase (s. Anm. 89), 217 f. Vgl. P. MEINHOLD, Die Geschichte der kirchlichen Historiographie, München 1967 (OA; 3,5), Bd. 2, 230–239, hier 231. 149 Schwarz, Die Tübinger Schule und ihr neuester Beurtheiler (s. Anm. 115), 778. 150 Siehe dazu auch oben Teil C, S. 200. 151 Vgl. dazu auch Hase, Kirchengeschichte, 1837 (s. Anm. 97), XI–XIII. 148

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E. Hases Auseinandersetzung mit Kritikern seiner Kirchengeschichtsschreibung

tiert Hase einen berühmten Kernsatz der Philosophie Hegels, wenn er schreibt: „Ich habe mich … nie davon überzeugen können, daß alles Wirkliche auch vernünftig und alles in der Vergangenheit Begründete auch berechtigt sei für die Gegenwart und Zukunft“152. Ausgehend von seiner Überzeugung, dass es in der Geschichte durchaus unvernünftig zugeht (man wird im Sinne Hases sagen dürfen: eben lebendig), tritt er allen Kirchenhistorikern entgegen, bei denen sich ein „konstruktiver Charakter der Geschichte“ geltend macht, der den Eindruck erweckt, als müßte es in ihr vernünftig zugehen.153 Dies betrifft neben Baur auch Philipp Marheinecke und Carl Daub. Nur am Rande sei abschließend noch vermerkt, dass diese Profilierung Hases auch von seinen Schülern aufgegriffen worden ist.154 2.3.2 Die kontinuierlich abnehmende Relevanz der Frontstellung gegen Baur und die Historisierung des Konflikts In Entsprechung zu dem allgemein feststellbaren Phänomen, dass die Strahlkraft der Philosophie Hegels nach der Mitte des Jahrhunderts erheblich abnahm,155 steht, dass seit 1855 die Beschäftigung Hases mit Baur und der Tübinger Schule deutlich zurückging. Von größerer Bedeutung ist im Grunde nur noch die Vorrede zur sechsten Auflage seines kirchengeschichtlichen Lehrbuches, etwa drei Jahre nach seinem Sendschreiben und der 152

K. H ASE, Radicales und geschichtliches Kirchenrecht, PKZ 3 (1856), Nr. 14 (5. April 1856), 313–321, hier zit. nach DERS., Radicales und geschichtliches Kirchenrecht, in: Ders., Theologische Streit- und Zeitschriften, Bd. 2: Theologische Ährenlese (s. Anm. 30), 389–399, hier 394. 153 Meinhold, Die Geschichte der kirchlichen Historiographie, Bd. 2 (s. Anm. 148), 231. 154 Ich nenne beispielhaft Gustav Frank: „Was die geschichtliche Darstellung selbst betrifft, so war mir nicht möglich, jener niederen Art der Geschichtschreibung zu folgen, die an der Schale der Ereignisse hängen bleibt, noch auch konnte ich mir die ausschließlich speculative Geschichtschreibung, so viel ich von ihr gelernt zu haben bekenne, aneignen, welche die Personen zu gelegentlichen Stützpunkten der Ideen degradirt. Ich vermag weder ein äußerlich ideenloses Nacheinander noch mit historischen Ereignissen und Persönlichkeiten in gelegentlichen Connex gebrachte Abstractionen für rechte Geschichte zu halten. Daß beide, der ideale und reale Factor, zu vollem Rechte kämen, das schwebte mir als zu erstrebendes Ideal vor. Es ist die Art der Geschichtschreibung, wie ich sie in der Theologie vertreten sehe durch Spittler und Hase“ (G. FRANK, Geschichte der protestantischen Theologie, Bd. 1: Von Luther bis Johann Gerhard. Leipzig 1862, VIII f); „Da nun aber dem Kirchenhistoriker kein solches [hegelianisch-idealistisches, M. H.] Verfügungsrecht über den Stoff zusteht, so wird anstatt der Ausscheidung vielmehr mit Hase die geistige Durchdringung des Stoffes, ruhend auf dem zur lebendigen Anschauung gewordenen Quellenstudium, zu postuliren sein“ (DERS., Karl August von Hase, ZWTh 38 [1895], 161–186, hier 179). 155 Vgl. H. SCHNÄDELBACH, Philosophie in Deutschland 1831–1933, Frankfurt a. M. 6 1999 (stw; 401), 49 f.

2. Das rechte Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem

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Antwort Baurs. Hier bekennt Hase ausdrücklich, bei der Umarbeitung der Darstellungen zur ältesten Kirchengeschichte ein „stilles Zwiegespräch“ mit der Tübinger Schule in der Gestalt Baurs und Albert Schweglers geführt zu haben und dabei „aneignend wie ablehnend durch sie gefördert worden“ zu sein.156 Als Indiz für die abnehmende Bedeutung des Gegensatzes wird man auch werten dürfen, dass Hase in seinem theologischen Seminar nach Ende der Auseinandersetzung nur noch im Sommersemester 1862 einen Abschnitt aus Baurs „Kirchengeschichte des neunzehnten Jahrhunderts“, die gerade von dessen Schwiegersohn Eduard Zeller posthum herausgegeben worden waren, besprach.157 Wie Johannes Wischmeyer mit seiner Edition der Protokollbücher des Seminars eindrücklich gezeigt hat, spiegelt die Lektüre des Seminars durchaus die Agenda der theologischen Tagesdebatte.158 Zu einer Beschädigung des persönlichen Verhältnisses zwischen beiden Theologen hat die öffentliche Debatte übrigens nicht geführt. Hase schrieb unmittelbar nach dem Streit in sein Tagebuch: „Baurs Antwort auf meine Tübinger Schule ist in ehrbarer Weise erfolgt. Da ich’s nicht weiter zu führen gedenke, denn es würde die Wahrheit nicht weiter bringen und für besiegt wird mich auch nur die Tübinger Schule selbst halten, so hat wohl der Streit hiermit sein Ende erreicht.“159 Die respektvolle Unaufgeregtheit, die aus diesem zeitnahen Blick auf die Debatte spricht, lässt es nicht erstaunlich erscheinen, dass Hase noch 30 Jahre später schreibt, er sei auch nach der Auseinandersetzung mit Baur „in dem freundschaftlichen Verhältnis von Gelehrten geblieben im gegenseitigen Zuschicken neuer Schriften“160. Dass der Respekt gegenseitig war, lässt sich etwa daran ablesen, dass

156

Hase, Kirchengeschichte, 1858 (s. Anm. 64), XV. Vgl. J. WISCHMEYER, Protokollbücher des theologischen Seminars, dogmatischhistorische Klasse, der Jenaer theologischen Fakultät unter der Leitung Karl von Hases (1850–1883), Zweiter Teil: WS 1850/52–WS 1865/66, ZNThG 14 (2007), 101–144, hier 134. 158 Vgl. J. WISCHMEYER, ‚Das Geschichtliche auszuschließen sei doch gegen das christl. Gefühl‘ – Karl von Hases Jenaer Seminar 1850–1883 als Tradierungsort liberaler Bürgertheologie, ZNThG 13 (2006), 227–240, hier 230. 159 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 18), 118. – In einem späteren Brief äußerte sich Hase noch einmal mit ähnlichen Worten: „Ich habe nach dieser Antwort den Streit nicht weitergeführt, da ich meinte, wir beide bedürften das nicht und die Sache, für die wir beide einstehen, würde dadurch nicht gefördert werden, nachdem jeder seinen Standpunkt dargelegt“ (K. HASE, Dein Alter sei wie deine Jugend. Briefe an eine Freundin, hg. von O. VON HASE, Leipzig 1920, 29). 160 Ebd. 157

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E. Hases Auseinandersetzung mit Kritikern seiner Kirchengeschichtsschreibung

Baur von Hase als einem „in die Geheimnisse der Geschichte so tief eingeweihten Historiker“161 sprach. Sowohl die Relevanz als auch die außergewöhnliche Ruhe und Sachlichkeit der Debatte sind von den Zeitgenossen anerkennend bemerkt worden. Dafür sei hier eine kleine Auswahl von Urteilen genannt. Der Hase-Schüler Gustav Frank schreibt, die Auseinandersetzung sei „in edlem, ritterlichen Geiste“ geführt worden, als „ein Exempel wie Theologen streiten sollen, ohne die Würde des Amtes und sich selbst herabzuwürdigen“162. Adolf Hilgenfeld (1823–1907) – Hases Kollege in Jena – hat sich zu der Auseinandersetzung geäußert, und sogar eine eigene kleine Monographie verfasst, in der er vor allem auf die neutestamentliche Sachproblematik eingeht. Er urteilt: Beide „haben diesen Streit in unsrer Blüthezeit theologischer Schmähungs- und Verketzerungssucht so würdig gehalten, daß jeder Gebildete den Verhandlungen mit höchster Spannung folgen kann.“163 Schließlich sei noch Friedrich Nippold genannt, der notierte: „In jenem echten Kabinetsstück Hegel’scher Geschichtsconstruction, in welchem Baur die Epochen der kirchlichen Geschichtsschreibung behandelte, hatte Hase seine Methode angegriffen gefunden. Er hat den Handschuh aufgenommen, aber nicht ohne (im dritten Capitel seiner Gegenschrift) ausdrücklich auszusprechen, nach Baur’s Ideal könne eine höchst bedeutsame Kirchengeschichte verfaßt werden, nur sei dieses Ideal nicht unfehlbar, dürfe nicht Alleinherrschaft beanspruchen. Er bitte Gott, daß er Baur Kraft und Freudigkeit bewahre, nach so reichen Werken eines unermeßlichen Fleißes, wie kein Theologe unter den Lebenden sie aufweisen könne, den Entwickelungsgang der Kirche im Großen und Allgemeinen bis auf die Gegenwart fortzuführen. Baur’s Erwiederung erkennt nicht nur in Hase den unbefangensten Theologen Deutschlands an, sondern bezeugt auch, daß Hase viel Glänzendes gesagt habe, dem er beistimmen könne.“164 Freilich gibt es auch Einzelstimmen, die aus konfessionalistischen oder politischen Motivationen heraus den Disput negativ beurteilen.165

Blickt man aus heutiger Sicht auf die Debatte zurück, so kann man sich bei allem Lob über die Debattenkultur nicht ganz von dem Eindruck befreien, dass der Disput am Ende etwas unproduktiv geblieben ist. Sowohl Hase als 161 Baur, An Herrn Dr. Karl Hase (s. Anm. 89), 195. Dies gilt selbst dann, wenn man eine möglicherweise mitschwingende Ironie in Rechnung stellt. 162 G. FRANK, Die Jenaische Theologie in ihrer geschichtlichen Entwicklung, Leipzig 1858, 124. 163 A. HILGENFELD, Das Urchristenthum in den Hauptwendepuncten seines Entwickelungsganges. Mit besonderer Rücksicht auf die neuesten Verhandlungen der Herren DD. Hase und v. Baur, Jena 1855, 3. 164 F. NIPPOLD, Die theologische Einzelschule im Verhältniß zur evangelischen Kirche. Ausschnitte aus der Geschichte der neuesten Theologie: mit besonderer Rücksicht auf die jungritschl’sche Schule und Streitigkeiten über das liturgische Bekenntniß. Erste und zweite Abtheilung, Braunschweig 1893, 238. 165 Heinrich Ewald (1803–1875) beurteilt die Streitschriften von Hase und Baur etwa so: „Hase lockt durch ein unverantwortlich schiefes öffentliches schreiben eine antwort des von ihm unter hundert verkehrten schmeicheleien etwas gewarnten Baur hervor“ (H. EWALD, Rez. Hilgenfeld, Das Urchristenthum in den Hauptwendepunkten seines Entwickelungsganges mit besonderer Rücksicht auf die neuesten Verhandlungen der Herren DD. Hase und v. Baur, JBW 7 [1854/55], 196–198, hier 197 [durchgehende Kleinschreibung folgt dem Original]).

2. Das rechte Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem

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auch Baur konnten sich nach dem Ende der öffentlichen Debatte als Sieger der Auseinandersetzung betrachten; es hatte sich freilich auch keiner der beiden Theologen ein kleines Stück in seiner Konzeption bewegt. Auf der einen Seite mag man dies als Signal dafür verstehen – und dies fällt insbesondere im Vergleich zu der oben dargestellten Auseinandersetzung mit Gieseler auf –, dass es sich bei den Disputanten tatsächlich um weitgehend ebenbürtige Gegner gehandelt hat.166 Auf der anderen Seite mag auch eine Rolle gespielt haben, dass sich bei allem Dissens Baur und Hase in vielerlei Hinsicht nicht sehr fern standen. Beide verwarfen die pragmatische Methode der spätaufklärerisch-rationalistischen Geschichtsschreibung als unzureichend167 (wiewohl sie sie beide in ihrem partiellen Recht auch anerkennen) und gründeten ihre eigene Methodik der Geschichtsschreibung auf dem Anspruch einer geistigen, philosophisch-theologischen Durchdringung der pragmatisch ausgemittelten Ereignisketten. Baur und Hase sind in diesem Sinne gemeinsame Vertreter einer idealistischen Geschichtsschreibung.168 Die Differenz besteht in der Auffassung vom Grad der rationalen Explizierbarkeit und damit auch der rationalen Konstruierbarkeit von Geschichtsabläufen. Damit reiht sich der Disput zwischen Hase und Baur in großflächigere Auseinandersetzungen ein, die zwischen den Nachlassverwaltern romantischer Strömungen und der idealistischen Systembildungen ausgefochten wurden, und zu denen auch der Gegensatz zwischen Schleiermacher und Hegel zählt.

166 So urteilte auch schon G. FRANK, Hase, Karl August von. ADB 50 (1905), 36–47, hier 40. – Vgl. ferner [Anonym,] Rez. Baur, An Herrn Dr. Karl Hase, Verantwortung des Sendschreibens: die Tübinger Schule, PKZ 3 (1856), Nr. 37 (13. September 1856), 881– 885. 167 Diese Kritik an der pragmatischen Methode kommt in den „Epochen der kirchlichen Geschichtschreibung“ an der Bewertung Mosheims, Semlers, Spittlers, Plancks und Henkes klar zum Ausdruck, vgl. Baur, Die Epochen der kirchlichen Geschichtschreibung (s. Anm. 3), 131–157. 164–209. 168 Immerhin sind beide auch durch die Philosophie Schellings geprägt. Hierbei muss allerdings sogleich einschränkend gesagt werden, dass nicht nur der starke Einfluss Hegels auf die Weiterentwicklung Baurs, sondern auch die verschiedenartigen Einflüsse u. a. der Romantik und Schleiermachers auf Hase diese gemeinsame Bezugsgröße doch in sehr unterschiedlicher Weise aufgreifen; siehe auch die zusammenfassende Beurteilung zu Hase, oben Teil C, S. 252–254.

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E. Hases Auseinandersetzung mit Kritikern seiner Kirchengeschichtsschreibung

3. Das Ärgernis liberalprotestantischer Geschichtsschreibung: Der Streit mit Ludwig Friedrich Wilhelm Hoffmann als später Konflikt 3. Das Ärgernis liberalprotestantischer Geschichtsschreibung Ein dritter Disput, der nun noch berührt werden soll, steht nicht nur zeitlich an letzter Stelle dieses Teiles. Er erreicht auch inhaltlich in keiner Weise das Niveau der Debatten mit Gieseler und Baur. Gleichwohl gehört er hierher, weil erstens das kirchengeschichtliche Lehrbuch der Bezugspunkt der Diskussion gewesen ist, und zweitens sich eine tatsächliche Diskussion mit mehrfacher Rede und Gegenrede entwickelte. Es handelt sich um insgesamt fünf Artikel in der „Neuen evangelischen Kirchenzeitung“ und der „Protestantischen Kirchenzeitung“. Die Akteure der Diskussion waren Hase und der damalige Generalsuperintendent der Kurmark, Ludwig Friedrich Wilhelm Hoffmann (1806–1873)169. Er war Mitglied des Evangelischen Oberkirchenrats und Oberhofprediger in Berlin und zählte zu den „einflußreichsten Kirchenpolitikern Preußens“170 seiner Zeit. Von einer pietistischen Reich-Gottes-Frömmigkeit geprägt, trat er während seiner Berliner Tätigkeit kirchenpolitisch für die Union ein. Damit richtete er sich etwa gegen Ernst Wilhelm Hengstenberg, positionierte sich aber auch gegen den Protestantenverein.171 1859 war er maßgeblich an der Entstehung der „Neuen evangelischen Kirchenzeitung“ beteiligt, die im weiteren Zusammenhang der Einigungsbewegung der Evangelischen Allianz gegründet worden war.172 Hoffmann stand der Zeitung auch 1867/68 noch so 169 Zur Biographie vgl. C. HOFFMANN, Leben und Wirken des Dr. Ludwig Friedrich Wilhelm Hoffmann, 2 Bde., Berlin 1878–1880; R. KÖGEL, Hoffmann, Wilhelm, RE3 8 (1900), 227–229; [Anonym,] Hoffmann, Wilhelm, Kirchliches Handlexikon 3 (1891), 324 f; O. VON RANKE, Hoffmann, Wilhelm, ADB 50 (1905), 417–424; G. PFLEIDERER, Hoffmann, Wilhelm, RGG4 3 (2000), 1820. 170 Pfleiderer, Hoffmann, Wilhelm (s. Anm. 169), 1820. 171 Vgl. H. FAUSEL, Hoffmann, Wilhelm, NDB 9 (1972), 394. Zur Kirchenpolitik Hoffmanns vgl. G. BESIER, Preußische Kirchenpolitik in der Bismarckära. Die Diskussion in Staat und Evangelischer Kirche um eine Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse Preußens zwischen 1866 und 1872, Berlin / New York 1980 (VHKB; 49), 121–131. 172 Vgl. dazu G. MEHNERT, Programme evangelischer Kirchenzeitungen im 19. Jahrhundert, Witten 1972 (Evangelische Presseforschung; 2), 92–95. Sein Name stand an der Spitze des ersten Heftes, in dem 71 Repräsentanten aus Kirche und theologischer Wissenschaft das Programm der Zeitung unterzeichneten, vgl. [Anonym,] Programm, NEKZ 1 (1859), Nr. 1 [1. Januar 1859], 1–6. Hoffmann publizierte in dem Eröffnungsband eine Reihe von fast den Jahrgang durchziehenden Beobachtungen über „Die evangelische Welt“ (ebd., passim). Ohne Hase namentlich zu erwähnen, schreibt Hoffmann über die Universität Jena: „Die Predigt des Evangeliums ist nicht verschollen, die Abweisung des gewöhnlichen Rationalismus ist eine bekannte Thatsache …, aber ein eigentlich lebendiges Regen und Weben des evangelischen Geistes will sich doch nicht zeigen. Eine gewisse Halbheit bei aller wissenschaftlichen Energie wirkt auf die künftigen Geistlichen fast

3. Das Ärgernis liberalprotestantischer Geschichtsschreibung

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nahe, dass er in der kleinen, mit Hase geführten Kontroverse seine Position dort veröffentlichte, während Hase auf die „Protestantische Kirchenzeitung“ als Publikationsort zurückgriff.173 Auslöser der Debatte war eine anonyme Rezension von Hases gerade erschienener neunter Auflage des kirchengeschichtlichen Lehrbuches. 174 Hase antwortete auf die Rezension wenige Tage später in der „Protestantischen Kirchenzeitung“.175 Hoffmanns Replik, ein über die Redaktion der Zeitung an Hase gerichteter Brief, erschien bereits eine Woche danach in der „Neuen evangelischen Kirchenzeitung“.176 Im Januar 1868 erschien Hases „Zweiter Artikel“ als Erwiderung.177 Noch im selben Monat ließ Hoffmann erneut einen für Hase bestimmten Brief abdrucken.178 Eine öffentliche Erwiderung Hases liegt dann nicht mehr vor.179 In seinem Tagebuch schreibt Hase über die Auseinandersetzung: „Eine pietistisch hochmüthige Anzeige meiner Kirchengeschichte hat mich zu einem Streit gegen Gen.-Sup. Hoffmann geführt, der mir durch Weingarten Friedensvorschläge machen ließ, die doch zu spät kamen.“180 Es lässt sich nicht mehr feststellen, in welcher Weise Hoffmann über Weingarten mit Hase zu einem Ausgleich zu kommen versuchte.181 Die Bemerkung Hases über den pietistisch-hochmütigen Ton der Kirchengeschichte trifft hingegen durchaus den Kern des Disputs. In der Artikelserie zwischen Hase und Hoffmann erschlaffender, als der frühere Rationalismus“ (W. H OFFMANN, Die evangelische Welt. Eine Überschau, Fünfter Artikel: Das mittlere Deutschland. Thüringen, NEKZ 1 [1859], Nr. 6 [5. Februar 1859], 97–102, hier 101). 173 Zur Beziehung Hases zur „Protestantischen Kirchenzeitung“ siehe oben Teil B, S. 135–138. 174 [Anonym,] Rez. Hase, Kirchengeschichte, Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, 1867, NEKZ 9 (1867), Nr. 40 (5. Oktober 1867), 639 f. 175 K. H ASE, Die Kirchengeschichte und Generalsuperintendent Hoffmann. Erster Artikel, PKZ 14 (1867), Nr. 42 (19. Oktober 1867), 953–955, zit. nach: Ders., Theologische Streit- und Zeitschriften, Bd. 2: Theologische Ährenlese (s. Anm. 30), 231 f. 176 [Anonym,] General-Superintendent Hoffmann und die Kirchengeschichte (des Herrn Geh. Kirchenrath Dr. Hase in Jena. 9. Aufl.), NEKZ 9 (1867), Nr. 43 (26. Oktober 1867), 683 f. 177 Vgl. K. HASE, Die Kirchengeschichte und Generalsuperintendent Hoffmann. Zweiter Artikel, PKZ 15 (1868), Nr. 1 (4. Januar 1868), 1–6, zit. nach Ders., Theologische Streit- und Zeitschriften, Bd. 2: Theologische Ährenlese (s. Anm. 30), 233–239. 178 W. H OFFMANN, General-Superintendent Hoffmann und die Kirchengeschichte (des Herrn Geh. Kirchenrath Dr. Hase in Jena), NEKZ 10 (1868), Nr. 2 (11. Januar 1868), 29 f. 179 Damit reagierte er offenbar auf den Wunsch Hoffmanns, „in dieser Sache das letzte Wort … gesprochen haben zu dürfen“ (Hoffmann, General-Superintendent Hoffmann und die Kirchengeschichte [s. Anm. 178], 30). 180 Hase, Annalen meines Lebens (s. Anm. 18), 198. 181 Im Nachlass Hases in der Universitätsbibliothek Jena konnte ein Schreiben von Weingarten nicht gefunden werden.

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E. Hases Auseinandersetzung mit Kritikern seiner Kirchengeschichtsschreibung

geht es in keiner Weise um methodische Probleme der Kirchengeschichte. Vielmehr dominiert der Streit über die inhaltliche Grundausrichtung, der allerdings im Medium der Infragestellung und Verteidigung von einzelnen Formulierungen und Beurteilungen geführt wird. Die Phalanx der Kritik des anonymen Rezensenten, der den Streit auslöst, besteht in der Formulierung, der Kirchengeschichte Hases fehle es am „Erfülltsein von dem Geist, ohne den einmal nicht die Entwicklung des Reiches Gottes in seinen Quellströmen und Grundkräften angeschaut und erfaßt werden kann.“182 Es ist ohne Frage dieser Satz, der Hase im Grunde die rechte Christlichkeit und damit auch die Grundlage für eine christliche Kirchengeschichtsschreibung abspricht – der Mangel an der Erfüllung durch den Heiligen Geist –, der Hase zu jener Bemerkung über den pietistischen Hochmut veranlasste. Ist damit die spezifisch positionelle Richtung der Kritik klar, so wundert es nicht, dass der Rezensent auch die liberal getönte Beurteilung Hases über verschiedene Ereignisse der kirchlichen Zeitgeschichte als unangemessen zurückweist. Verständlicherweise kulminiert der Dissens in der Beurteilung des Protestantenvereins und des Protestantentags.183 Es ist nur wenig ertragreich, die weiteren Einzelheiten der Reaktion Hases und der Antworten Hoffmanns aufzuführen. Ihren Kern haben die Streitigkeiten im Verständnis und der Beurteilung des Phänomens Pietismus, den der Berliner Generalsuperintendent für ein unverzichtbares Lebenselement der evangelischen Kirche hält, während für Hase eine negative Beurteilung überwiegt. Für ihn ist Pietismus „Orthodoxie, insgemein die lutherische, welche gefühlsmäßig aufgefaßt, die Spitzen der Dogmen abgeschliffen hat, und … sich der Kritik des freien Gedankens verschließt“184. Eine Relevanz für die Selbstverständigung als Kirchenhistoriker wird man dem Disput zwischen ihm und Hoffmann nicht beimessen können. Dieser stellt vielmehr in erster Linie eine anschauliche Illustration der Stellung Hases im positionell ausdifferenzierten Protestantismus der Mitte des 19. Jahrhunderts dar. Das liberalprotestantische Profil seiner Kirchengeschichte wurde, wie das Beispiel der Diskussion mit Hoffmann zeigt, sensibel wahrgenommen. Dass die kirchenpolitische Bedeutung Hoffmanns Hase auch nach dem Ende der dargestellten Diskussion dazu animierte, sich mit ihm auseinander zu setzen, bezeugt die 182

[Anonym,] Rez. Hase, Kirchengeschichte (s. Anm. 174), 639. Vgl. K. HASE, Kirchengeschichte. Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 91867, 613. 621 und [Anonym,] Rez. Hase, Kirchengeschichte (s. Anm. 174), 639. 184 Hase, Die Kirchengeschichte und Generalsuperintendent Hoffmann. Zweiter Artikel (s. Anm. 177), 236. 183

3. Das Ärgernis liberalprotestantischer Geschichtsschreibung

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Lektüre von dessen „Deutschland einst und jetzt im Lichte des Reiches Gottes“185 in Hases Seminar im Sommersemester 1868. Im Protokoll ist vermerkt, dass Hase vor der Lektüre „einige Bemerkungen über das Leben des Verfassers, über seinen Streit mit ihm u. über die Stellung jenes zum preußischen Hofe“186 gemacht habe.

185

W. HOFFMANN, Deutschland einst und jetzt im Lichte des Reiches Gottes, Berlin 1868. Es handelt sich wohl um das Schlusskapitel „Das Reich Gottes“; vgl. J. WISCHMEYER , Protokollbücher des theologischen Seminars, dogmatisch-historische Klasse, der Jenaer theologischen Fakultät unter der Leitung Karl von Hases (1850–1883), Dritter Teil: WS 1866/67–SS 1883, ZNThG 14 (2007), 260–311, hier 265. 186 Zitiert nach: Wischmeyer, Protokollbücher …, Dritter Teil (s. Anm. 185), 265.

Teil F

Die Rezeption von Hases Kirchengeschichtsschreibung F. Die Rezeption von Hases Kirchengeschichtsschreibung In diesem Teil wird die Rezeption Hases durch Zeitgenossen und Nachfolger thematisiert. Dabei steht im Zentrum der Untersuchungen, wie die Position und Eigenart von Hases kirchengeschichtlicher Lehr- und Publikationstätigkeit durch andere wahrgenommen wurde. Es geht nicht um die Nachzeichnung einer möglichen Modifikation oder Schärfung von Hases eigener Position durch Auseinandersetzungen. Jede Untersuchung zur Rezeption einer Person und ihres Werkes im weiteren Sinne stellt einen wichtigen Beitrag zur Vervollständigung und Abrundung eines adäquaten historischen Bildes dar. Die hier gestellte, konkreter gefasste Frage nach der Rezeption im Sinne der Wahrnehmung und Beurteilung durch Zeitgenossen und Nachfolger stellt aber insofern eine besonders wichtige Ergänzung dar, weil auf diese Weise das in den Schriften und sonstigen Äußerungen entworfene Selbstbild einer Person, das immer eine spezifische – meist auch apologetisch überformte – Sicht enthält, bewusst überschritten wird. Indem die Wahrnehmung und Aufnahme einer Person und ihres Werkes ans Licht gebracht wird, verdeutlicht sich ihre Verortung in Kontexten und Diskussionszusammenhängen ihrer Zeit. Zum methodischen Vorgehen dieses Teiles der Untersuchung seien vorab drei erläuternde Punkte genannt. Erstens werden die vielgestaltigen Stimmen und Äußerungen zu Hases Kirchengeschichtsschreibung in eine sinnvolle Ordnung gebracht, indem sie in verschiedene Kreise bzw. Gruppen von Rezipienten zusammengefasst werden. Für die Fragestellung nach der Wahrnehmung Hases als Kirchenhistoriker werden drei Rezipientengruppen unterschieden: der wissenschaftlich-universitäre Kreis, der vornehmlich die Theologie umfasst (1.), der Kreis der evangelischen Kirche, worin sowohl die Pfarrer als Amtsträger als auch Gemeindeglieder inbegriffen sind (2.), und der Kreis des gebildeten Bürgertums (3.). Die ersten beiden Gruppen sind durch die berufliche Tätigkeit Hases bedingt, befindet sich doch die wissenschaftliche Theologie auf der Schnittfläche zwischen Universität und Kirche und wird hier wie dort rezipiert. Der dritte Rezipientenkreis legt sich sowohl durch die für das 19. Jahrhundert typische größere Popularisierung wissenschaftlicher Erkenntnisse innerhalb des gebildeten Bürgertums nahe, vor allem aber durch das bereits

1. Die wissenschaftlich-universitäre Rezeption

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genannte Interesse Hases, in eben diesem Kreis mit seinen Arbeiten wirken zu wollen.1 Schließlich (4.) werden die Nachrufe auf Hase betrachtet. Ihre gesonderte Behandlung ist aus mehreren Gründen sinnvoll. Denn die besondere Situation und das spezielle Genus solcher Würdigungen bringen es mit sich, dass insbesondere abgrenzende Stellungnahmen zurücktreten – gemäß dem Grundsatz de mortuis nihil nisi bene – und außerdem Nachrufe nicht selten eine Würdigung der Gesamtpersönlichkeit und ihres Werkes vornehmen, und nicht nur eine begrenztere, etwa milieu- oder berufsspezifische Bedeutung artikulieren. Zweitens wird für die Untersuchung der Wahrnehmung und Beurteilung Hases und seiner Arbeit innerhalb der so unterschiedenen Gruppen und Kreise vor allem die Aufnahme seiner Werke in Zeitschriften und Zeitungen herangezogen, die als typisch für bestimmte Milieus gelten oder gar als Leitorgan bestimmter Gruppen in Wissenschaft und Kirche fungieren. Bereits oben, im Zusammenhang der Untersuchungen zu den Wirkungsfeldern der kirchengeschichtlichen Arbeit Hases, ist auf die Bedeutung der ausdifferenzierten Presse- und Zeitschriftenlandschaft im 19. Jahrhundert zurückgegriffen worden. Zeitschriften und Zeitungen stellen Leitmedien für die Entfaltung des geistigen Lebens im 19. Jahrhundert dar. Sie erlebten in dieser Zeit eine Blüte2 und spiegelten in ihrer Positionalität die Ausdifferenzierung der Milieus und ihrer Denkzusammenhänge auf einzigartige Weise wieder. Für die Einordnung der Medien kann auf Untersuchungen der neueren Publizistikwissenschaft zurückgegriffen werden. Für die Untersuchung der Rezeption im universitär-wissenschaftlichen Bereich, also vor allem für die fachtheologische Aufnahme und Beurteilung Hases, treten außerdem die Fachliteratur der Kirchengeschichte, so etwa Forschungsberichte in Monographien, oder Lehrbücher und Übersichten über neuere kirchengeschichtliche Literatur hinzu. Für die Aufnahme Hases innerhalb des gebildeten Bürgertums spielen neben bestimmten Zeitschriften und Zeitungen auch andere Formen der Literatur eine Rolle, die schwerer zu typisieren sind, etwa autobiographische Erinnerungen. Sowohl für diese Literatur, als auch – in noch viel stärkerem Maße – für die unübersehbare Zeitschriftenpublizistik gilt, dass eine umfassende Auswertung aller prinzipiell in Frage kommenden Organe und Veröffentlichungen nicht zu leisten ist. Die Auswahl der Literatur erfolgt nach den Kriterien der

1

Siehe dazu auch oben Teil B, S. 106–121. Vgl. E. LORENZ, Die Entwicklung des deutschen Zeitschriftenwesens. Eine statistische Untersuchung, Charlottenburg 1937 (Beiträge zur Erforschung der deutschen Zeitschrift; 1), 32–34. Zur Presse insgesamt vgl. TH. NIPPERDEY, Deutsche Geschichte 1800–1866. Bürgerwelt und starker Staat, München 1998, 587–594, bes. 589. 2

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F. Die Rezeption von Hases Kirchengeschichtsschreibung

Verbreitung sowie der Repräsentativität für bestimmte Kontexte bzw. theologische Strömungen.3 Drittens wird das notwendig vielgestaltige Material unter einer einheitlichen Leitfragestellung analysiert: Welches Bild wird in den jeweiligen Medien (und d. h.: in den zugehörigen Kreisen) von Hase und seiner wissenschaftlichen Arbeit gezeichnet? Dabei wird die Eigenheit des jeweiligen Genus berücksichtigt. Im Zusammenhang einer Rezension ist etwa nicht das reine inhaltliche Referat interessant und in einer kirchlichen Chronik nicht die erwähnten Daten als solche. Entscheidend ist die in Form und Inhalt zum Ausdruck kommende Bewertung der Person und des Werkes. Gefragt wird: Welche Schwerpunkte von Hases theologischer Arbeit werden gezeichnet (etwa: Hase eher als Kirchenhistoriker oder als Dogmatiker)? Wie werden seine Schriften bewertet, mit welchen Argumenten abgelehnt oder begrüßt? Worin wird die Differenz zu anderen, vergleichbaren Arbeiten gesehen? Was wird als Proprium der Kirchengeschichtsschreibung Hases vorgestellt? Welche Personen – soweit bekannt – rezensieren Hase? Welcher Rang wird ihm durch die Art und Weise seiner Erwähnung implizit oder explizit zugesprochen? Bei der Auswertung des recherchierten Materials werden die genannten drei Aspekte so gehandhabt, dass für sichtbar werdende Tendenzen charakteristische Stellungnahmen und Bewertungen zitiert werden, auf eine rein quantitative „Anhäufung“ von Material hingegen verzichtet wird. Die Untersuchungen des vorliegenden Teiles basieren auf einer umfänglichen Auswertung des Bestandes an relevanten Zeitungen und Zeitschriften des 19. Jahrhunderts. Insgesamt wurden 88 Zeitungen und Zeitschriften durchgesehen, mit zusammen über 1700 Jahrgangsbänden. Im Literatur- und Quellenverzeichnis der Arbeit werden die recherchierten Rezensionen und Artikel zu Hase detailliert bibliographisch nachgewiesen, da sie in der bisherigen Forschung zu Hase so gut wie unbekannt gewesen sind und auch nicht systematisch ausgewertet wurden. Dort findet sich auch eine Aufstellung der durchgesehenen Zeitungen und Zeitschriften.4

Dabei ist von vornherein klar, dass nicht in jedem Fall eine eindeutige Zuordnung einer bestimmten Zeitschrift zu einer bestimmten theologischen Richtung möglich ist. Zwar gibt es auch solche, klar parteilich geprägte Organe,5 aber doch auch eine größere Zahl von für verschiedene 3 Ausdrücklich sei angemerkt, dass im Zusammenhang dieser Arbeit keine derart ausgreifende Untersuchung geleistet werden kann, dass im strengen soziologischen Sinne von Repräsentativität gesprochen werden kann. Für die Auswahl wird auf Zuweisungen der Literatur Bezug genommen, die weithin als communis opinio gelten können. 4 Siehe im Verzeichnis der Quellen und Literatur, unten S. 460–462 und S. 462–473. 5 Etwa die „Kritische Prediger-Bibliothek“ von Johann Friedrich Röhr, die „Evangelische Kirchenzeitung“ von Ernst Wilhelm Hengstenberg oder die „Protestantische Kirchenzeitung für das evangelische Deutschland“, die u. a. von Carl August Credner, Heinrich Eltester und Karl Hase herausgegeben wurde.

1. Die wissenschaftlich-universitäre Rezeption

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Richtungen offenen Zeitschriften.6 Bei ihnen muss auf den jeweiligen Verfasser oder Rezensenten geachtet werden, sofern er bekannt ist. Schließlich gibt es auch solche Zeitschriften und Zeitungen, die ihren Charakter über ihren langen Erscheinungszeitraum mit der sich insgesamt verändernden theologischen Landschaft modifizieren.7 Eine Priorität wird nachfolgend ersteren, klar zuordnungsfähigen Zeitschriften zugemessen, weil sich hier aus mehreren Äußerungen zu Hase ein der jeweiligen Richtung entsprechendes Gesamtbild erschließen lässt. Es werden aber auch personell zuordnungsfähige und deswegen positionell klare Einzelrezensionen zugezogen.

1. Die wissenschaftlich-universitäre Rezeption von Hases kirchengeschichtlicher Arbeit 1. Die wissenschaftlich-universitäre Rezeption Will man die Wahrnehmung und Beurteilung Hases und seiner Kirchengeschichtsschreibung einschätzen, so legt sich an erster Stelle eine Untersuchung seiner Rezeption im Kontext der universitär organisierten Wissenschaft nahe, weil dies sein erster und bedeutendster Wirkungskreis gewesen ist. Innerhalb dieses wissenschaftlich-universitären Kreises ist selbstverständlich die Aufmerksamkeit auf Hases Arbeit unterschiedlich gestreut. Der ganz überwiegende Schwerpunkt liegt auf den Fachvertretern der protestantischen Theologie, auch wenn – wie sich zeigen wird – Hase durchaus auch in anderen Disziplinen wahrgenommen wurde. Als Quellen für die Untersuchung namentlich der fachtheologischen Rezeption Hases kommen insbesondere folgende Medien in Betracht: Zeitschriften mit fachtheologischem Schwerpunkt einschließlich der spezifischen Rezensionsorgane,8 6 Als Beispiel kann hier der „Litterarische Anzeiger für christliche Wissenschaft und Theologie überhaupt“ (1830–1849) gelten, den August Tholuck zwar herausgab, in dem aber neben dem Schleiermacherschüler Otto Karsten Krabbe auch Karl Friedrich August Kahnis rezensierte. 7 Dies gilt etwa für die „Allgemeine Kirchenzeitung“, die zwischen 1822 und 1872 über 50 Jahre hinweg erschien. Sie war anfänglich ein Organ des Rationalismus und entwickelte sich im Laufe der Zeit – nicht zuletzt auch unter der Redaktion etwa von Daniel Schenkel – zu einem Organ der Unionstheologie. 8 Vgl. K. ACHTELSTETTER / G. MEIER-REUTTI / M. PÖHLMANN, Publizistik / Presse III. Evangelische Publizistik und Presse, TRE 27 (1997), 704–718; W. SCHUBRING, Presse. III. Evangelische kirchliche Presse, RGG1 4 (1913), 1776–1784; O. KIPPENBERG, Zeitschriften, theologische, RE3 24 (1913), 662–691; G. HÜBINGER, Zeitschriften. Religiös-kulturelle Zeitschriften, RGG4 8 (2005), 1822 f. – Vgl. auch den Überblick bei J. KIRCHNER, Das deutsche Zeitschriftenwesen. Seine Geschichte und seine Probleme, Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Zeitalter der Romantik, Wiesbaden 1958; Bd. 2: Vom Wiener Kongreß bis zum Ausgange des 19. Jahrhunderts, Wiesbaden 1962.

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F. Die Rezeption von Hases Kirchengeschichtsschreibung

Gesamtdarstellungen der Kirchengeschichte,9 Fachlexika10 sowie Darstellungen zur Geschichte der protestantischen Theologie. Dabei kommt den theologischen Fachorganen ein besonderes Gewicht zu, weil die Differenzierung bzw. ‚Positionalisierung‘ der protestantischen Theologie in den jeweiligen Leitzeitschriften am besten abgebildet ist.11 Die Subdifferenzierung innerhalb der theologisch-wissenschaftlichen Rezeption unterliegt dabei – in Zusammenhang mit der Wandlung der Strömungen innerhalb der protestantischen Theologie des 19. Jahrhunderts12 – einer zeitlichen Veränderung, die eine chronologische Orientierung der Darstellung verlangt. 1.1 Von der Abwehr zur Anerkennung: Die Bewertung des aufstrebenden Theologen Hase durch die Vertreter des ausgehenden Rationalismus Hase begann seine theologische Karriere in der Zeit des endenden Gegensatzes zwischen Rationalismus und Supranaturalismus in der protestantischen Theologie. Der Rationalismus hatte am Ende des 18. Jahrhunderts nicht nur die universitäre Theologie bestimmt, sondern prägte auch die Geistlichen bis weit in das 19. Jahrhundert hinein.13 Weil jedoch durch die 9

Vgl. als vorläufigen Überblick E. STÖVE, Kirchengeschichtsschreibung, TRE 18 (1989), 535–560; W. NIGG, Die Kirchengeschichtsschreibung. Grundzüge ihrer historischen Entwicklung, München 1934; P. M EINHOLD, Die Geschichte der kirchlichen Historiographie, 2 Bde., München 1967 (OA; 3,5). 10 Vgl. M. C HRISTLIEB, Nachschlagewerke, kirchliche und theologische, RGG1 4 (1913), 647–656; sowie neuerdings R. CONRAD, Lexikonpolitik. Die erste Auflage der RGG im Horizont protestantischer Lexikographie, Berlin / New York 2006 (AKG; 97). 11 Siehe dazu auch die Bemerkungen oben in Teil B, S. 129 f. Vgl. ferner G. KAUFFMANN / A. H INDERER (Hg.), Handbuch der Evangelischen Presse, Leipzig 1929. 12 Die Unterscheidung verschiedener Strömungen in der protestantischen Theologie des 19. Jahrhunderts, und zwar nicht nur ihre präzise Abgrenzung voneinander, sondern auch ihre wechselseitigen Beziehungen sowie die Abhängigkeit verschiedener Strömungen voneinander in zeitlicher Folge sind selbst ein kontroverser Gegenstand der Theologiegeschichtsschreibung. An diesem Punkt wirken sich positionelle Differenzen für die Geschichtsschreibung der evangelischen Theologie besonders deutlich aus. Ich folge der Einteilung von H. STEPHAN, Geschichte der deutschen evangelischen Theologie seit dem deutschen Idealismus, hg. von M. SCHMIDT, Berlin 2 1960 (Sammlung Töpelmann; 1,9). Die dort gebotene Einteilung scheint mir ausgewogen und weitgehend konsensfähig. 13 Dies gilt insbesondere für die Gebiete Thüringens und Sachsens, in denen Hases Wirksamkeit als Theologe begann. Der auf Moral und Nützlichkeit ausgerichtete Rationalismus wirkte hier noch lange nach; vgl. dazu etwa H. GEBHARDT, Thüringische Kirchengeschichte seinen Landsleuten erzählt, Zweite Hälfte: Vom Beginn der Reformation bis zu neueren Zeit, Schlußband, Gotha 1882, 185–225. An der Universität Jena war in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts die Diskussion um den Rationalismus in vollem Gange, die sich etwa mit Rückert verbindet. Vgl. auch die Auseinandersetzung zwischen Rückert und Krause in der „Protestantischen Kirchenzeitung“ jener Jahre. Mit Rückert

1. Die wissenschaftlich-universitäre Rezeption

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Weiterbildung der idealistischen Philosophie die Grundlagen des Rationalismus, vornehmlich hinsichtlich des zugrunde liegenden Vernunftbegriffs, in Frage gestellt wurden, traten neben Vertretern der bis dahin herrschenden rationalistischen Theologie, wie Johann Friedrich Röhr und August Wegscheider, auch von dort ausgehende neuere Strömungen auf, die ihren Standpunkt durch die Offenheit für die theologisch-philosophische Entwicklung transformierten. An der Rezeption der frühen Arbeiten Hases und auch der Anfänge seiner kirchenhistorischen Tätigkeit werden diese Transformationsprozesse und damit auch die Position Hases zu ihm sichtbar. Obgleich Hase im Jahr 1827 mit einer Publikation in den Kampf zwischen Rationalismus und Supranaturalismus eingegriffen hatte, und zwar zunächst zugunsten des Rationalismus und seines Rechtes, so hatte er wenig später einen massiven Konflikt mit Röhr, dem Haupt des abtretenden Rationalismus alter Schule, des ‚Rationalismus vulgaris‘.14 Dieser Konflikt nahm seinen Ausgang von dogmatischen Differenzen und bestimmte auch die Rezeption von Hases Kirchengeschichte in dieser Strömung. Charakteristisch dafür ist in erster Linie die Aufnahme in der von dem Generalsuperintendenten Röhr herausgegebenen „Kritischen Predigerbibliothek“.15 Hase trifft mit der ersten Auflage seines neuen kirchengeschichtlichen Lehrbuchs wie auch mit anderen Publikationen in dieser Zeitschrift auf einhellige und massive Ablehnung.16 Dabei ist deutlich sichtbar, dass die Beurteilung nicht eine die sachliche Auseinandersetzung mit Hases kirchenhistorischer Position suchende Kritik darstellt, sondern es sich um eine auf Abwehr bedachte und das Mittel der persönlichen Verunglimpfung nicht scheuende Polemik handelt. Die anonym publizierte Rezension der „Kirchengeschichte“17 wurde – vermutlich im Auftrage Röhrs – von Johann geht der Jenaer Spätrationalismus in die liberale Theologie über; vgl. J. WISCHMEYER, Theologiae Facultas. Rahmenbedingungen, Akteure und Wissenschaftsorganisation protestantischer Universitätstheologie in Tübingen, Jena, Erlangen und Berlin 1850–1870, Berlin / New York 2008 (AKG; 108), etwa 308. 331 f. 14 Siehe dazu oben S. 315. Vgl. ferner nur die anonyme Einschätzung der „Grenzboten“: „In dem … Hase-Röhr’schen Streite wurde Hase als der ‚junge‘ Mann, der über alte, anerkannte Verdienste übermüthig abspreche, tüchtig abgekanzelt“ ([Anonym,] Weimarische Zustände, Die Grenzboten 6 [1847], Bd. 4, Nr. 43, 137–141, Nr. 47, 325– 334, hier 329). 15 Siehe dazu oben S. 154 f. 16 Vgl. besonders die Rezensionen [Anonym,] Rez. Hase, Theologische Streitschriften als Beilage zu dessen Hutterus redivivus und Leben Jesu, 1834, KPB 15 (1834), 937–957; [Anonym,] Rez. Hase, Hutterus redivivus, 1835, KPB 17 (1836), 353–355; [Anonym,] Rez. Röhr, Anti-Hasiana, 1836, KPB 17 (1836), 1114–1122. 17 [J. K. L. GIESELER,] Rez. Hase, Kirchengeschichte. Lehrbuch für akademische Vorlesungen, 1834, KPB 16 (1835), 87–108.

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F. Die Rezeption von Hases Kirchengeschichtsschreibung

Karl Ludwig Gieseler verfasst, wie später bekannt wurde.18 Insofern dieser ein direkter Konkurrent Hases war, spielt in die positionelle Differenz zwar auch eine persönliche Animosität hinein. Im Grundsatz geht es aber dennoch um einen dogmatisch motivierten, kirchen- bzw. theologiepolitischen Abwehrkampf. Es wird versucht, Hases theologischer Arbeit insgesamt eine „unevangelische und antiprotestantische“19 Tendenz zu unterstellen, vor allem aber den von ihm geäußerten Innovationsanspruch abzuwehren und durch Plagiatsvorwürfe zu konterkarieren. Seine Äußerung, dass die kirchliche Geschichtsschreibung nicht mehr auf den Höhen der Zeit stehe, wird zurückgewiesen,20 vielmehr bleibe er selbst hinter den geweckten innovatorischen Erwartungen zurück. Der anonyme Rezensent Gieseler notiert: „so weit Gieselers Kirchengeschichte reicht, scheint sie bei aller Umstellung der Paragraphen sehr deutlich durch die ganze Arbeit hervor“21. Hase füge lediglich „einzelne Zusätze und Erörterungen, die aber kein besonderes Quellenstudium verrathen, … Anordnung, Ausdruck, kecke Urtheile und eine große Menge historischer Unrichtigkeiten“22 hinzu. Hinter einer glänzenden Außenseite verberge sich Leere und Armut, Unreife und eine nur oberflächliche Kenntnis,23 die der Rezensent durch eine sehr in das einzelne gehende Kritik nachzuweisen sucht.24 Die Intention dieser Rezeption Hases ist eindeutig. Es geht um den doppelten Nachweis, dass Hase in den brauchbaren Anteilen seiner Kirchengeschichte lediglich die Ergebnisse seiner (rationalistischen) Vorgänger dupliziert, andererseits in dem, wo er von ihnen abweicht, nur Irrtümer produziert. Zweck dieser Argumentation ist schlicht der Abwehrkampf gegen einen Vertreter der neuen Generation, die den Rationalismus in seiner durch Röhr vertretenen Form zu überwinden suchte. Eine andere Tendenz der Beurteilung Hases und seiner Kirchengeschichte – und darin wird die Differenzierung innerhalb des ausgehenden Rationalismus deutlich – findet sich in der, zumindest in den beiden ersten Jahrzehnten ihres Bestehens, ebenfalls dem Rationalismus zugetanen „All-

18

Siehe dazu oben Teil E, S. 315–317. [Anonym,] Rez. Hase, Lehrbuch der evangelischen Dogmatik, 1826, KPB 9 (1828), 3–18, hier 10. 20 Gieseler nimmt Bezug auf K. H ASE, Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen, Leipzig 1834, IV. Vgl. [Gieseler,] Rez. Hase, Kirchengeschichte (s. Anm. 17), 87 f. 21 [Gieseler,] Rez. Hase, Kirchengeschichte (s. Anm. 17), 88. 22 Ebd., 89. 23 Siehe dazu schon oben S. 317. 24 [Gieseler,] Rez. Hase, Kirchengeschichte (s. Anm. 17), 93–102. Zu den Details und der Antwort Hases siehe oben Teil E, S. 318–320. 19

1. Die wissenschaftlich-universitäre Rezeption

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gemeinen Kirchenzeitung“ von Ernst Zimmermann.25 Obwohl diese Zeitung nicht ausschließlich für ein fachtheologisches Publikum bestimmt war, publizierten auch hier dem Rationalismus verpflichtete Universitätstheologen. Der junge Universitätslehrer Hase wird gelobt26 und als „ausgezeichnete[r] junge[r] Mann“27 bezeichnet. Im „Theologischen Literaturblatt“, dem beiliegenden Rezensionsteil der Zeitung, erfährt Hase über die Jahre eine umfassende Wahrnehmung. Fast alle seiner Schriften werden teils ausführlich und allermeist freundlich besprochen. Nicht nur die dogmatischen Arbeiten werden positiv beurteilt,28 sondern auch – trotz kleinerer Monita – die „Kirchengeschichte“. So wird die 1. Auflage von 1834 als „vorzügliches Werk“, als „Miniaturgemälde der gesammten Kirchengeschichte“ gelobt, dem „kein wesentlicher Zug fehlt“29. Ausdrücklich wird die Eignung des Buches für akademische Zwecke bescheinigt und dasselbe für Kandidaten und Prediger empfohlen. Der gesamte notwendige Stoff finde sich in kurzer, prägnanter Darstellung aus „Meisterhand“30. In einer anderen Rezension, in der Hases Lehrbuch mit zeitgenössischen Parallelunternehmungen von Neander, Gieseler und Guericke verglichen wird, erfährt sein Werk ebenfalls insgesamt eine positive Beurteilung.31 Für ein „Selbststudium der Kirchengeschichte wüßten wir … keines der neueren Lehrbücher so sehr zu empfehlen, als gerade dieses“32. Es sei aber im ganzen eher Handbuch als Lehrbuch, weil die Kirchengeschichte „zu inhaltsreich, zu umfassend in ihrer Kürze, zu geistreich in ihren Andeutungen“33 sei. Für 25

Siehe dazu oben Teil B, S. 132 f. Vgl. [Anonym,] Ueber die Theologen Theile, Hase und Niedner in Leipzig, als Universitätslehrer (Von einem Studirenden), AKZ 8 (1829), Nr. 13 (22. Januar 1829), 109 f. 27 [Anonym,] Der außerordentliche Professor Hr. D. Karl Hase, AKZ 8 (1829), Nr. 151 (24. September 1829), 1232. Vgl. auch die ähnliche Wortwahl in einer anonymen Besprechung von Hases Dogmatik in der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“: [Anonym,] Rez. Hase, Lehrbuch der evangelischen Dogmatik, 1826, ALZ 43 (1827), Nr. 53 (März), 417–424, Nr. 54 (März), 425–429, hier 417. 28 Vgl. [Anonym,] Rez. Hase, Lehrbuch der evangelischen Dogmatik, 1826, TLAKZ 1827, Nr. 25 (28. März 1827), 201–206, Nr. 26 (30. März 1827), 209–214; [Anonym,] Rez. Hase, Gnosis oder evangelische Glaubenslehre, 1828, TLAKZ 1829, Nr. 6 (21. Januar 1829), 41–45 und [Anonym,] Rez. Hase, Gnosis oder evangelische Glaubenslehre, 1829, TLAKZ 1830, Nr. 60 (28. Juli 1830), 497–503. 29 [Anonym,] Rez. Hase, Kirchengeschichte. Lehrbuch für akademische Vorlesungen, 1834, TLAKZ 1834, Nr. 129 (31. Oktober 1834), 1054–1056, hier 1055. 30 [Anonym,] Rez. Hase, Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 29), 1056. 31 Vgl. [Anonym,] Rez. Hase, Kirchengeschichte. Lehrbuch für akademische Vorlesungen, 1834, TLAKZ 1835, Nr. 5 (12. Januar 1835), 33–40, Nr. 6 (14. Januar 1835), 41– 46. 32 Ebd., 37. 33 Ebd. 26

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F. Die Rezeption von Hases Kirchengeschichtsschreibung

ein aus dem Rationalismus herkommendes Organ ist bemerkenswert, dass die von Hase hervorgehobene, und seiner Darstellung zugrunde gelegte Größe des ‚religiösen Lebens‘ (eine ganz und gar nicht in den Rationalismus vom Schlage Röhrs passende Kategorie), ausdrücklich positiv gewürdigt wird.34 Dies zeigt den benannten Transformationsprozess an. Deutlich ist, dass die Abwehrhaltung, die Röhr und seine Zeitschrift Hase entgegen gebracht haben, hier einer Aufgeschlossenheit weicht, die auf einem gewissen Konsens in theologisch-dogmatischen Grundfragen zu ruhen scheint. Die ruhigere Beurteilung gestattet dann auch durchaus sachlich begründete Einzelanfragen, etwa hinsichtlich der Adäquatheit des von Hase zugrunde gelegten Periodisierungsschemas.35 1.2 Zwischen begeisterter Zustimmung und distanzierter Akzeptanz: Die Rezeption Hases in Strömungen der protestantischen Theologie um die Mitte des Jahrhunderts Spiegelte die Aufnahme und Beurteilung des aufstrebenden Theologen Hase wesentlich die Transformationsprozesse der Periode des ausgehenden Rationalismus wieder, so ändert sich die Beurteilung seiner Theologie und insbesondere seiner Kirchengeschichtsschreibung in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Hase war zu diesem Zeitpunkt nicht nur in Jena fest etabliert, sondern vor allem hatte sich die Landschaft der divergenten Positionen in der protestantischen Theologie verändert. Der Gegensatz zwischen Rationalismus und Supranaturalismus war zerfallen und neue Grenzlinien taten sich auf. Dieser neuen positionellen Landschaft entspricht auch eine neue Differenzierung in der Wahrnehmung Hases. Bevor auf die differenzierte Rezeption Hases im einzelnen eingegangen wird, kann schon festgehalten werden, dass seit der Mitte des Jahrhunderts ein die Strömungen übergreifender Konsens in der Anerkennung der Leistung Hases als Kirchenhistoriker besteht. Von den liberaltheologischen Freunden Hases bis zu den verschiedenartigen Gegnern unter Hegelschülern und einer konfessionalistischen Theologie finden sich lobende Urteile über die Sprachkraft Hases, seine Fähigkeit zur prägnanten Formulierung, bildhaften Sprache und zum eigenständigen Charakter seiner kirchenhistorischen Darstellung.36 Scharfe Angriffe in der Art der Polemik Gieselers 34

Vgl. ebd., 38. Vgl. ebd., 41. 43–45. 36 In den „Jahrbüchern für deutsche Theologie“, einem der Union verpflichteten Organ der Vermittlungstheologie, wird etwa die „Virtuosität Hase’scher Historienmalerei“ gelobt (J. WAGENMANN, Rez. Hase, Handbuch der protestantischen Polemik, 1871, JDTh 16 [1871], 350–352, hier 352). Ähnlich positiv auch die „Hallischen Jahrbücher“, wo an Hase gerühmt wird, er sei in der „Sprache … präcis“ und es reize „die Darstellung … zum Weiterlesen“ (G. FUNKE, Rez. Hase, Kirchengeschichte, 1837, HJWK 1 [1838], 35

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finden sich nun kaum noch. Sogar in einem so streng konfessionellen Blatt wie der „Neuen Evangelischen Kirchenzeitung“ konnte Hases Kirchengeschichte beinahe selbstverständlich als „Lieblingsbuch angehender Theologen“37 bezeichnet werden. Deswegen schrieb Friedrich Nippold 1885 gänzlich zu Recht, dass Hase eine „unvergleichliche Stellung … seit Decennien“38 einnehme. Er gehöre „zu den seltenen Persönlichkeiten …, an deren Besitz sich alle unsere theologischen Schulen gleich sehr erfreuen, und auf welche die gesamte evangelische Kirche stolz ist.“39 1.2.1 Herold der freien historischen Forschung: Hase in der liberalen Theologie Besonders herausgehobene Wertschätzung erfuhr Hase allerdings von der klassischen liberalen Theologie, die wohl nicht zufällig in Jena, der Wirkungsstätte Hases, eines ihrer wichtigsten Zentren hatte. Der aufgrund der inflationären Verwendung – vor allem durch die „dialektische Theologie“ – unscharf gewordene Begriff ‚liberale Theologie‘ bezeichnet für das 19. Jahrhundert ursprünglich eine abgrenzbare theologische Strömung mit einer darstellbaren Programmatik. Als Selbstbezeichnung verwendet ist sie meist mit einem (kirchen-)politischen Liberalismus verbunden und hat als Proprium die prononcierte Bejahung freier (historischer) Forschung, ohne Rücksicht auf kirchlich-dogmatische Interessen, die durch Traditionen und Institutionen vorgegeben sind. Die freie Suche nach der Wahrheit durch die Wissenschaft ist der Kern protestantischer liberaler Theologie, die freilich gerade damit der Religion des Protestantismus einen notwendigen Dienst zu erweisen suchte.40

Hase erfährt in den Leitorganen, aber auch durch einzelne Theologen dieser Richtung eine durchgehend freundliche Beurteilung, die nicht in jedem Fall frei von kritischen Anfragen ist, gelegentlich aber an begeisterte Verehrung grenzt.41 Die überdeutliche Zustimmung, die Hase hier zu Teil Nr. 115 [14. Mai 1838], 913–915, Nr. 116 [15. Mai 1838], 921–928, Nr. 117 [16. Mai 1838], 929–936, Nr. 118 [17. Mai 1838], 937–941, hier 914). Die Beispiele ließen sich aus Blättern unterschiedlicher Provenienz beinahe beliebig vermehren. 37 [Anonym,] Rez. Hase, Kirchengeschichte, 1877, NEKZ 19 (1877), Nr. 32 (11. August 1877), 510 f, hier 511. 38 F. NIPPOLD, Ein Dank und Glückwunsch, PKZ 32 (1885), Nr. 41 (14. Oktober 1885), 929–932, hier 931. 39 Ebd., 929. 40 Zum Begriff der ‚liberalen Theologie‘ siehe auch oben Teil D, S. 264, und die dort in Anm. 39 genannte Literatur. 41 Als Kuriosum ist das Urteil des griechisch-orthodoxen Theologen Diomedes Kyriakos zu werten, der Hase als Vertreter der wissenschaftlichen Theologie Jenas euphorisch würdigt: „Ich bewundere bei ihm diese kunst- und geschmackvolle, diese feine geistreiche Behandlung der ernstesten religiösen Fragen. Sein schöner, anmuthvoller, witziger Stil, verbunden mit einer seltenen Tiefe der Gedanken, mit einer grossen Klarheit, einer Gesundheit des Urtheils und einer ungewöhnlichen Gelehrsamkeit, hat die Hase’schen Schriften zu meiner Lieblingslectüre gemacht.“ (D. KYRIAKOS, Das Verhältnis der

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wird, überrascht freilich nicht, weil er selbst zu den Leitfiguren dieser Richtung gezählt werden muss42 und auch führende Organe derselben, unter anderem die „Protestantische Kirchenzeitung“, für einige Zeit mit herausgegeben hat.43 In der „Protestantischen Kirchenzeitung“ lässt sich entsprechend eine große Aufmerksamkeit auf die Publikationstätigkeit Hases und die umfassende Besprechung nahezu aller seiner Schriften konstatieren. Es überwiegt in den Besprechungen seiner Schriften, vor allem aber der Kirchengeschichte, ein durchgängig positives Urteil. Gelobt wird etwa an dem Lehrbuch ein „plastisches und harmonisches Gesammtbild in einer schönen leichten und doch knappen mit jeder andern guten Geschichtschreibung wetteifernden Darstellung“44. Bei späteren Auflagen geht ein Rezensent sogar soweit, zu schreiben, über den (unumstrittenen) „Werth von Hases Kirchengeschichte etwas zu sagen wäre völlig überflüssig“45. Vielmehr wird den „jüngeren theologischen Schriftsteller[n] … Hases Kirchengeschichte zum Muster“46 empfohlen. Je weiter die Zeit voranschreitet, desto häufiger sind Urteile über Hase als „größte[n] protestantische[n] Kirchenhistoriker der Gegenwart“47 (Julius Websky), „unser[n] größten deutschen Kirchenhistoriker“48, den „Altmeister protestantischer Kirchengeschichtsschreibung“ mit „Goethe’scher Objectivität“49 (erneut Websky), als „ehrwürdige[n] griechisch-orthodoxen Kirche zum deutschen Protestantismus, JPTh 16 [1890], 148–157, hier 155). Kyriakos hatte Hase bereits zu dessen 50jährigem Jubiläum der Professur in Jena gratuliert; vgl. den Abdruck des Dankesbriefes Hases in: K. HASE, Annalen meines Lebens, hg. von K. A. VON HASE, Leipzig 1891 (GW; 11,2), 295. 42 Die Zugehörigkeit Hases zu der liberalen Strömung der protestantischen Theologie beschrieb nach seinem Tode ein Rezensent unter Bezugnahme auf Worte des dänischen Theologen Hans Lassen Martensen: „Jene ‚freie Beweglichkeit des Geistes‘, die zu der ‚sympathischen Gerechtigkeit führt, welche jedes Moment des Lebens zu seinem Recht kommen läßt‘ … hat kaum ein großer Theolog unseres Jahrhunderts besessen oder vielmehr geübt wie Hase“ (J. H. W ILHELMI, Rez. Hase, Gesammelte Werke, Bd. 11,1, ThLBl 12 [1891], Nr. 26 [26. Juni 1891], 245). Vgl. H. L. MARTENSEN, Die christliche Ethik, Bd. 2: Specieller Theil, 1. Abtheilung: Die individuelle Ethik, Karlsruhe / Leipzig 2 1879, 504 f. 43 Zu diesen publizistischen Aktivitäten Hases siehe oben Teil B, S. 135–138. 44 [H. KRAUSE,] Rez. Hase, Kirchengeschichte, 1854, PKZ 1 (1854), Nr. 14 [1. April 1854], 321. 45 [Anonym,] Rez. Hase, Kirchengeschichte, 1867, PKZ 14 (1867), Nr. 14 (6. April 1867), 319. 46 Ebd. 47 J. WEBSKY, Hase’s Lehrbuch der Kirchengeschichte, PKZ 33 (1886), Nr. 39 (29. September 1886), 869–871, hier 869. 48 [Anonym,] Rez. D. Hase’s ‚Polemik‘, PKZ 25 (1878), Nr. 14 (6. April 1878), 273– 276, hier 275. 49 J. WEBSKY, Carl Hase und die Wissenschaft vom Leben Jesu. Ein Wort der Erinnerung und des Dankes von einem seiner jüngsten Schüler, PKZ 22 (1875), Nr. 42 (16.

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Nestor der deutschen Theologen“50 (so Hases Fakultätskollege Richard Lipsius) zu verzeichnen. Spezifischer auf das Profil der liberalen Theologie zugeschnitten ist es, wenn Hase bescheinigt wird, auf der „Hochwarte unparteiischer Wissenschaft“51 zu stehen, und aber gerade in „seiner parteilosen Gerechtigkeit [ein] wahrhaft protestantische[r] Historiker…“52 zu sein. Hase suche „wie jeder wahrhaft protestantische Historiker nichts anderes in der Geschichte als die Wahrheit, die tatsächliche, die irgendeinmal geschehn ist“53. Seine kirchengeschichtliche Arbeit wird als „Muster“ von Geschichtsschreibung hingestellt, weil sie mit „schärfster Kritik die Quellen und Thatsachen sichtet“54. Das Zentrum liberalprotestantischer Identität wird aufgerufen, wenn über Hases kirchengeschichtliches Lehrbuch geschrieben wird, dass es „nicht tendenziös sondern rein objectiv aus dem Gange der Geschicke in Welt und Kirche selbst und durch parteilos-treue Wiedergabe, das gute Recht des Protestantismus in Theologie und Kirche der Gegenwart siegreich erweist“55. Der liberale Theologe Hermann Lüdemann betont, dass bei Hase „nirgends die theologischen und aussertheologischen Interessen einer jüngeren Opportunitäts-Theologie durchblicken.“56 Das Ideal eines „festen protestantischen Standpunkt[es]“ in engster Verbindung mit der „unbedingte[n] Freiheit des Urteils“57 sah Websky in Hases Kirchengeschichte paradigmatisch verwirklicht. Hase wird als Muster liberalprotestantischer Identität vorgeführt, seine Arbeit als „Beispiel für eines freien Geistes freie Errungenschaft“58 angesehen. Freilich führt diese überaus freundliche Bewertung Hases nicht zu gänzlicher Blindheit gegenüber den Schwierigkeiten seiner Konzeption. Dies lässt sich beispielhaft an dem Gothaer Oberhofprediger und Oberkonsistorialrat Karl Schwarz sehen, der Hase in seiner „Geschichte der neuesten Oktober 1875), 967–969, hier 968. Von Julius Websky stammt auch DERS., Hases Stellung in der Geschichte der Glaubenslehre, PrM 20 (1916), 209–218, ein Aufsatz, in dem er den Dogmatiker Hase zwischen Schelling, Schleiermacher und Ritschl einordnet. 50 R. LIPSIUS, Rez. Hase, Hutterus redivivus, 1883, ThJber 3 (1883), 284 f, hier 284. 51 [Anonym,] Rez. D. Hase’s ‚Polemik‘ (s. Anm. 48), 275. 52 J. WEBSKY, Rez. Hase, Kirchengeschichte, 1900, PrM 3 (1899), 500. 53 [Anonym,] Rez. Hase, Caterina von Siena, 1864, PKZ 27 (1880), Nr. 17 (28. April 1880), 400–402, hier 401. 54 [Anonym,] Rez. Hase, Neue Propheten, 1861, PKZ 8 (1861), Nr. 16 (20. April 1861), 385 f, hier 385. 55 [Anonym,] Rez. D. Carl Hase’s Lehrbuch der Kirchengeschichte, 1877, PKZ 24 (1877), Nr. 28 (14. Juli 1877), 621. 56 H. LÜDEMANN, Rez. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen, 1885, ThJber 5 (1885), 138. 57 Websky, Hase’s Lehrbuch der Kirchengeschichte (s. Anm. 47), 870. 58 [Anonym,] Rez. Dr. Hase als Polemiker wider den römischen Katholicismus, PKZ 10 (1863), Nr. 7 (14. Februar 1863), 137–145, hier 145.

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Theologie“ innerhalb des Abschnittes zur „freien Theologie“ behandelt.59 Schwarz benennt ausdrücklich, dass die sonst – zumal in liberalprotestantischen Kreisen als wesentlicher Teil der „Zaubermittel… des Hasischen Genius“60 – gern hervorgehobene Fähigkeit, individuelle Erscheinungen zu würdigen, auch problematische Seiten besitzt: Hase habe eine allzu große „Vorliebe für das Kleine …, für alle Gedenktage und Überbleibsel der Geschichte“61. Deshalb zerfalle „seine unendlich reiche und knappe, auf dem engsten Raum zusammengedrängte Kirchengeschichte in so viele kleine selbständige Bildchen mit fein geschnitzten Rahmen“62. Auch in der liberalprotestantischen Rezeption Hases und seiner kirchenhistorischen Konzeption werden die Schwierigkeiten angedeutet, die in anderen Strömungen wesentlich stärker betont und gegen Hase gewendet werden. Unbedingt positiv hervorgehoben wird hingegen auch durch Schwarz die Bemühung Hases, keine Differenz zwischen weltlicher Bildung und dem Christentum entstehen zu lassen und deswegen den engen Begriff der ‚Kirche‘ für seine Kirchengeschichtsschreibung erweitert zu haben.63 Ganz ähnlich urteilt der liberale Theologe Otto Pfleiderer, der die 6. Auflage seines „Grundrisses der christlichen Glaubens- und Sittenlehre“ dem „Andenken Carl August von Hase’s“64 widmete. Er würdigt in seiner Vorrede Hase als Vertreter jener klassischen Epoche in der Theologie, die den „Zwiespalt zwischen Glauben und Bildung“, „Christenthum und Humanität, Freiheit und Frömmigkeit“ zu versöhnen suchte.65 Was Pfleiderer, der zwischen 1870 und 1875 übrigens Hases Kollege an der Theologischen Fakultät war, hier als Merkmale einer „klassischen Epoche“ protestantischer Theologie – und damit auch Hases – ausgibt, ist nichts anderes als der Kernbestand der gängigen liberalprotestantischen Programmatik, die auch Pfleiderer in seiner Arbeit leitete.

59 Er würdigt vor allem Hases Verdienste bei der Überwindung des Rationalismus vulgaris; so K. H. W. SCHWARZ, Zur Geschichte der neuesten Theologie, Leipzig 41869, 470. 60 [Anonym,] Rez. Hase, Caterina von Siena, 1864 (s. Anm. 53), 400. 61 Schwarz, Zur Geschichte der neuesten Theologie (s. Anm. 59), 481. 62 Ebd. 63 Vgl. ebd., 482. 64 O. PFLEIDERER, Grundriss der christlichen Glaubens- und Sittenlehre, Berlin 6 1898. Vgl. dazu auch einen Bericht über das 50jährige Jubiläum Hases in Jena aus dem „Deutschen Protestantenblatt“: „Später begrüßte Kirchenrath Dr. Pfleiderer im Namen der gesammten Berliner Fakultät den früheren Collegen und widmete ihm sein neuestes Buch über die christliche Glaubens- und Sittenlehre“ ([Anonym,] Von Dr. Carl Hase’s Jubiläum, DPB 13 [1880], Nr. 30 [24. Juli 1880], 236–238, hier 238). 65 Pfleiderer, Grundriss der christlichen Glaubens- und Sittenlehre (s. Anm. 64), VIII.

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1.2.2 Darstellungskünstler ohne ausreichende philosophische Basis: Hase im Urteil der Hegelschule Eine anders geartete, weitaus weniger freundliche Aufnahme findet Hase mit seiner Kirchengeschichte in dem Kreis der von Hegel inspirierten Theologen. Ähnlich wie die hauptsächlich von Schleiermacher angeregte Vermittlungstheologie, die in den „Theologischen Studien und Kritiken“ ihr Zentralorgan hatte, versuchten auch diese Theologen die fortschreitende wissenschaftliche Bildung mit dem Christentum zu verbinden und zu versöhnen.66 Sie bedienten sich dabei freilich der Philosophie Hegels, um die gesamte wissenschaftliche Erkenntnis mit der Religion in ein spekulatives Gesamtsystem zu integrieren. Diese theologische Richtung, zu der neben Ferdinand Christian Baur auch Philipp Marheineke zu zählen ist, brachte eine sehr spezifische Kritik der Kirchengeschichtsschreibung Hases hervor, indem sie diese am Maßstab ihres eigenen, alles integrierenden philosophischen Systems maß. Charakteristisch dafür ist nicht nur die oben samt der Replik Hases rekonstruierte Kritik Baurs,67 sondern auch andere Rezensionen, die etwa den weithin wahrgenommenen „Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik“68 und den von Arnold Ruge herausgegebenen „Hallischen Jahrbüchern“ entstammen. Zentrum der Kritik an der Kirchengeschichtsschreibung Hases ist die als Vorwurf gemeinte Diagnose, dass Hase seiner Darstellung keine die Einzelheiten beherrschende geschichtsphilosophische Konstruktion zu Grunde lege. Aus diesem Mangel folge, wie Friedrich Rudolf Hasse in den „Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik“ kritisierte, eine „Detailmalerei“69, die zwar gelegentlich reizvoll wirke, aber die Geschichte in Einzelheiten zerfallen lasse. Ganz in diesem Sinne bemängelt Georg Funke in einer Rezension der 3. Auflage des kirchengeschichtlichen Lehrbuches in den „Hallischen Jahrbüchern“, dass Hase seine selbst gestellte Aufgabe, die Entwicklungsformen des unendlichen Geistes in ihren Eigentümlichkeiten und Zusammenhängen zu begreifen, nicht zureichend gelöst habe. 70 Hase stelle zwar verdienstvollerweise „belebte[s] Material“71 in großer Fülle zur 66 Vgl. dazu F. VOIGT, Vermittlung im Streit. Das Konzept theologischer Vermittlung in den Zeitschriften der Schulen Schleiermachers und Hegels, Tübingen 2006 (BHTh; 140). 67 Siehe dazu oben Teil E, bes. S. 328–337. 68 Siehe zu dieser Zeitschrift oben Teil B, S. 158. 69 F. R. HASSE, Rez. Hase, Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen, 1834, JWKr 1836, Nr. 66 (April), 524–528, Nr. 67 (April), 529–535, Nr. 68 (April), 537–541, hier 531. 70 Funke, Rez. Hase, Kirchengeschichte, 1837 (s. Anm. 36), 914. Funke bezieht sich auf K. HASE, Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen, Leipzig 3 1837, 2 f. 71 Funke, Rez. Hase, Kirchengeschichte. 1837 (s. Anm. 36), 915.

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Verfügung, vermöge es aber nicht, „die Bewegung der christlichen Idee“72 darin ausreichend darzustellen, weil ihm die „innere… Spürkraft“ für die Durchdringung der Geschichte mit dem Christlichen letztlich fehle.73 Seine Kirchengeschichtsschreibung bleibe aber deswegen hinter der „Forderung der Wissenschaft“ zurück, „eine Kirchengeschichte hervorzubringen, deren ganzer Verlauf sich als die nothwendige Entwickelung der Idee producierte“74, weil sie nur auf ein „lebendiges ästhetisch-religiöses Gefühl“75 begründet sei. Ganz parallel moniert Hasse, es gebe in Hases Kirchengeschichte nur Berichterstattung, weil die Begriffsentwicklung fehle.76 Von daher wird auch die Einteilung des Stoffes durch Hase kritisiert.77 Der Vorwurf der an Hegel orientierten Theologen lautet im Grunde, dass Hase die „Entwicklung als solche“78 nicht darstellen kann, weil er vor dem Begrifflich-Allgemeinen flieht.79 Kritisiert wird die Hases Kirchengeschichtsschreibung zu Grunde liegende Bemühung um divinatorische Erfassung der Charakteristik individueller historischer Erscheinungen,80 und zwar nicht einmal als gänzlich falsch, sondern als unzureichend. Nach Hasse und Funke ist es nötig, die Einzelheiten zu Gruppen und dann zu Systemen zusammenzuschließen, soll Geschichte mehr sein als nur eine lose Reihe von anmutigen Bildern. Durch die mangelnde philosophische Durchdringung der Einzelphänomene bleibe Hases Kirchengeschichte in einer ästhetisierend-individualistischen Sicht stecken. In historischer Perspektive kulminiert die Kritik in dem Vorwurf, dass für Hases Kirchengeschichte im Grunde immer noch der alte Rationalismus maßgeblich ist, der aber lediglich mit einer unzureichenden ‚ästhetischsentimentalen‘ Bemühung (so Hasse) verbunden wird, um die gewonnenen Tatsachen zu durchdringen.81 Die Kritiker gestehen Hase interessanterweise trotz dieses Vorwurfs der Rückschrittlichkeit zu, dass er oftmals dennoch

72

Ebd., 924. Vgl. auch ebd., 925. Ebd., 921. 74 Ebd., 941. 75 Ebd., 940. 76 Hasse, Rez. Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 69), 525. 77 Vgl. ebd., 534 f. 78 Ebd., 533. 79 Siehe dazu etwa auch Teil E, S. 329 f. Vgl. zu diesem Vorwurf schon G. F RANK, Karl August von Hase, ZWTh 38 (1895), 161–186, hier 178. 80 Siehe dazu oben Teil C, S. 234 f. 81 Vgl. Hasse, Rez. Kirchengeschichte, 1834 (s. Anm. 69), 527–529. Aufgrund dessen charakterisiert Hasse die Kirchengeschichte Hases als „Januskopf“, der an der „Grenzscheide zweier Perioden steht. Der Stoff des ‚Urtheils‘ erinnert an die Vergangenheit, die Form der ‚Anschauung‘ aber verweist in die bessere Zukunft“ (ebd., 530). 73

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mit „glücklichem Tact … das ‚Charakteristische‘ divinatorisch herausgefühlt“82 habe. Aus diesen profilierten Vorwürfen lässt sich entnehmen, dass die oben rekonstruierte Debatte mit Baur keine persönliche Auseinandersetzung ist, sondern in die positionelle Frontstellung einer ganzen Strömung protestantischer Theologie einzufügen ist. Sichtbar wird dabei freilich, dass diese Kritik die Konzeption Hases nicht wirklich in ihrem eigenständigen Ansatz würdigt, sondern lediglich die Differenz Hases zu ihrer eigenen philosophischen Konzeption bemängelt. Sein Fehler ist, nicht die Philosophie Hegels zu vertreten. Diese Kritik an Hases Kirchengeschichtsschreibung hatte aber selbst nur eine begrenzte Lebensdauer, weil die Plausibilität ihres philosophischen Fundaments spätestens nach der Mitte des Jahrhunderts rapide abnahm.83 Kritik auf der Basis einer an Hegel orientierten Geschichtsschreibung spielte nach der Debatte mit Baur als einem letzten Höhepunkt für Hase kaum noch eine Rolle. 1.2.3 Erfolgreicher Polemiker mit mangelnder konfessioneller Verankerung: Hase in der Sicht konservativ-konfessioneller Theologie Ein wiederum anders geprägtes Profil weist die Rezeption Hases und seiner Kirchengeschichte durch eine konservativ-konfessionell geprägte Theologie auf, für die unter anderen der Leipziger Lutheraner Christoph Ernst Luthardt mit der von ihm herausgegebenen „Allgemeinen evangelisch-lutherischen Kirchenzeitung“ und seinem „Theologischen Literaturblatt“, der Mecklenburger Lutheraner Theodor Kliefoth mit seiner „Kirchlichen Zeitschrift“ oder die „Evangelische Kirchenzeitung“ von Ernst Wilhelm Hengstenberg stehen. Es lässt sich verallgemeinert so beschreiben, dass Hase eine distanzierte Akzeptanz zuteil wird, also trotz einer klaren positionellen Gegnerschaft eine grundsätzliche Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistung zu erkennen ist. An dieser Stelle sei bemerkt, dass das Bild, das vor allem die Allgemeine evangelischlutherische Kirchenzeitung von Hase und seiner theologischen Arbeit vermittelt, in seiner zeitgenössischen Wirkung nicht unterschätzt werden darf. Diese ganz klar konservative, lutherisch-konfessionell geprägte Zeitung wurde nämlich, wie später in anderem Zusam-

82 Ebd., 538. Vgl. auch die Antwort Hases auf diese Rezension: Hase, Kirchengeschichte, 1837 (s. Anm. 70), XI–XIII. Vgl. auch die freundliche Bemerkung der „Hallischen Jahrbücher“: Hases „Anregung durch die Schelling’sche Philosophie, seine unbefangen moderne Bildung, die poetische Ader, welche er hat, Alles dies auf die Theologie angewendet, giebt ihr eine Belebung und Erfrischung“ ([Anonym,] Die Universität Jena, HJWK 2 [1839], Nr. 101 [27. April 1839], 801–804; Nr. 102 [29. April 1839], 809–813; Nr. 103 [30. April 1839], 817–821; Nr. 104 [1. Mai 1839], 825–832; Nr. 105 [2. Mai 1839], 833–835, hier 825). 83 Vgl. dazu oben Teil E, S. 338.

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menhang Martin Rade berichtet,84 von einem großen Kreis in Kirche und Theologie gelesen, auch solchen, die sich selbst einer anderen Strömung verpflichtet wussten, weil sie eine zuverlässige Quelle für kirchliche und theologische Nachrichten darstellte.85

Allgemein wird die Qualität der Kirchengeschichtsschreibung Hases anerkannt. So wird etwa in der „Allgemeinen evangelisch-lutherischen Kirchenzeitung“ mit einem ausdrücklichen Widerspruch gegen seine theologische Position ein Lob des „kundigen und feinsinnigen Theologen“86 Hase verbunden. Dabei wird vor allem, aber nicht ausschließlich, die methodische Grundlage seiner Kirchenhistoriographie gewürdigt. Mit Blick auf eine kleinere Publikation heißt es etwa, Hase habe „mit gewohnter Sauberkeit die reichlich fließenden Geschichtsquellen genau angezeigt, geordnet und gewürdigt“87. In einem Rückblick auf Hases Arbeit wird von seiner „großen wissenschaftlichen Akribie – die Quellenangaben sind wahrhaft mustergültig –“88 gesprochen. Auch ein so streng lutherisch-konfessioneller Kirchenhistoriker wie Heinrich Ernst Guericke kann daher einer Schrift wie Hases „Neuen Propheten“ einen „bleibenden Werth“89 zuerkennen. Aber auch von „der künstlerischen Vollendung Hase’scher Zeichnungen“90 ist die Rede. Andreas Gottlob Rudelbach hat – in einer zweiten Besprechung der „Neuen Propheten“ in der selben Zeitschrift! – in gewisser Zusammenfassung als die auch von konfessioneller Seite anerkannten „Vorzüge der Hase’schen Geschichtschreibung“ genannt: „eine an den Quellen selbst genährte Anschaulichkeit, eine plastische Kraft der Darstellung, ein gewisser Schmelz der Farbgebung“91. Geht man über diese, von den bisherigen Beurteilungen Hases nicht stark abweichenden Bewertungen hinaus, so fällt auf, dass Hase in diesem Kreis mindestens genau so stark wie als Kirchenhistoriker mit seinen pole84 Vgl. J. R ATHJE, Die Welt des freien Protestantismus. Ein Beitrag zur deutschevangelischen Geistesgeschichte dargestellt an Leben und Werk von Martin Rade, Stuttgart 1952, 57 f. 85 Dies bestätigt sich im Blick auf Hase übrigens insofern, als unter den Erwähnungen, die er in der „Allgemeinen Evangelisch-Lutherischen Kirchenzeitung“ findet, die Personalnachrichten einen großen Anteil darstellen; vgl. etwa AELKZ 11 (1878), 334. 561– 564. 1159–1161; 12 (1879), 695. 719; 13 (1880), 646. 693, 720, 815; 16 (1883), 742. 958 u. ö. 86 [Anonym,] Rez. Hase, Handbuch der Polemik, 1878, AELKZ 11 (1878), Nr. 14. [5. April 1878], 334. 87 [Anonym,] Rez. Hase, Caterina von Siena. Ein Heiligenbild, 1864, EKZ 75 (1864), Nr. 82 [12. Oktober 1864], 963. 88 [Anonym,] Karl Hase. II, AELKZ 23 (1890), Nr. 24 [13. Juni 1890], 568–570, hier 568. 89 H. E. GUERICKE, Rez. Hase, Neue Propheten, 1851, ZLThK 13 (1852), 560 f, hier 560. 90 [Anonym,] Karl Hase. II (s. Anm. 88), 568. 91 A. G. RUDELBACH, Rez. Hase, Neue Propheten, 1851, ZLThK 14 (1853), 147.

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mischen Arbeiten gegen die römisch-katholische Kirche wahrgenommen wird.92 Dafür wird ihm auch ausdrückliche Anerkennung zuteil. Dies ist schon an der äußerlichen Zahl der Besprechungen der Polemik in den Organen dieser Richtung sichtbar. Sie wird überwiegend positiv bewertet.93 Durchaus repräsentativ ist das Urteil der „Allgemeinen evangelischlutherischen Kirchenzeitung“, es sei „wichtig, die Anschauung eines Kirchenhistorikers und Kenners der römisch-katholischen Kirche wie Hase kennen zu lernen“94. Dieser Befund kann so interpretiert werden, dass in diesen Kreisen Hase und seine unbestrittene außerordentliche Kenntnis der römischkatholischen Kirche als Stärkung im Kampf um das eigene konfessionelle Profil in Anspruch genommen wurde.95 Freilich endet die von konfessioneller Seite gesehene Gemeinsamkeit sehr schnell. Beispielsweise konnte Hengstenberg in unmittelbarem Zusammenhang eines ausdrücklichen Lobes für die Darstellung in der Polemik der bleibenden und schwer zu überbrückenden Differenz zwischen seiner Theologie und derjenigen Hases mit den kräftigen Worten Ausdruck verschaffen: „fromme Katholiken [stehen] uns innerlich weit näher … als Dr. Hase“96. Damit ist zu der durchaus erheblichen Kritik übergeleitet, die von dieser theologischen Strömung an Hase und seiner Kirchengeschichtsschreibung geübt wird. Zunächst scheint sich die Kritik auf Gleisen zu bewegen, die bereits bekannt sind, wenn etwa in Luthardts „Theologischem Literaturblatt“ herausgehoben wird, dass Hase in seiner Kirchengeschichte anders als Baur und Neander „auf die Durchführung einer systematischen Gesammtanschauung fast Verzicht gethan“97 habe. Sie sei „zurückgetreten hinter der Liebe an 92

Hases Wahrnehmung in der römisch-katholischen Kirche stellt ein eigenes Feld dar, das hier nicht behandelt werden kann. Von besonderem Interesse wären dabei die (Tübinger) „Theologische Quartalschrift“ sowie das „Theologische Literaturblatt“ von Reusch. 93 Vgl. [Anonym,] Rez. Hase, Handbuch der protestantischen Polemik, 1862, NEKZ 5 (1863), Nr. 27 [4. Juli 1863], 430–432; Nr. 28 [11. Juli 1863], 445 f, hier 430–432. 94 [Anonym,] Zum Kulturkampf, AELKZ 11 (1878), Nr. 24 [14. Juni 1863], 561–564, hier 564. 95 Von daher ist wohl auch zu deuten, dass sich die besondere Wertschätzung Hases als Polemiker auch in den Kreisen einer positiven Unionstheologie findet, wofür eine Rezension in Schenkels „Allgemeiner kirchlicher Zeitschrift“ durch Gaß (W. GASS, Die protestantische Polemik gegen die römisch-katholische Kirche, AKZs 6 [1865], 169–194, hier 170) stehen kann oder eine Besprechung der Polemik durch Harries in den „Jahrbüchern für deutsche Theologie“ (D. HARRIES, Rez. Hase, Handbuch der protestantischen Polemik, 1865, JDTh 10 [1865], 196–200, hier 197). 96 E. W. HENGSTENBERG , Hases Polemik, EKZ 72 (1863), Nr. 8 (28. Januar 1863), 92 f. 97 H. J. BESTMANN, Hase’s Kirchengeschichte, ThLBl 6 (1885), Nr. 35 (4. September 1885), 337–339, hier 337.

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den einzelnen Vorgängen und Persönlichkeiten“98, weswegen Hases Kirchengeschichte „mehr eine Sammlung von feinen Porträts und kirchenhistorischen Genrestücken als ein historisches Gemälde“99 sei. Das Urteil des Rezensenten Hugo Johann Bestmann, Hase stehe zur Kirchengeschichte mehr „ästhetisch-reflektirend“ als „systematisch-objektiv“100 scheint sich zunächst in großer Nähe zur Kritik aus der von Hegel beeinflussten Strömung zu befinden. Wohin diese Kritik jedoch tatsächlich zielt, lässt sich an einer Äußerung über Hase erahnen, die 1854 in der von Kliefoth herausgegebenen „Kirchlichen Zeitschrift“ im Zusammenhang eines Berichts über die kirchlichen Verhältnisse in Thüringen erschienen ist. Dort wird zwar die hervorragende Stellung Hases als theologischer Lehrer anerkannt, aber schließlich notiert: „Mit Liebe geht er auf die historische Entwickelung der Kirche und ihres Lehrbegriffes ein. Die Resultate beider werden aber von ihm nicht persönlich angeeignet, sondern zersetzt und aus ihren Elementen, unter Hinzusetzung starker subjectiver Ingredienzen, ein specifisch Hasisches Christenthum, eine specifische Kirche construirt.“101 Wurde Hase mit Blick auf seine Polemik auf Grund der Abgrenzung gegen den Katholizismus gelobt, so wird er vor allem in seiner Kirchengeschichte dafür kritisiert, selbst kein ausreichendes konfessionelles (d. h. konkret: lutherisches) Profil aufzuweisen. Hase löse die unverrückbaren konfessionellen Grundlagen als objektiven Maßstab der Geschichtsschreibung auf und weise daher eine subjektivistische Tendenz auf.102 Man zeigt sich seinen kirchenhistorischen Darstellungen gegenüber kritisch gestimmt, wegen ihres Willens, allen historischen Phänomenen ein Eigenrecht zuzuerkennen. Zunächst auf die Polemik gerichtet, aber durchaus auch auf das Bild von Hases Kirchengeschichte zu übertragen, ist wiederum ein Urteil der „Allgemeinen evangelisch-lutherischen Kirchenzeitung“: „Allein unklar und schwach finden wir … den Standpunct, den er selbst einnimmt, zumeist gerade mit Bezug auf dasjenige, was man das formale und materiale Princip des protestantischen Bekenntnisses zu setzen pflegt.“103 Schon einige Jahre 98

Ebd., 337. Ebd. 100 Ebd. 101 [Anonym,] Die kirchlichen Verhältnisse Thüringens, KZ(S) 1 (1854), 172–196, hier 179 f. 102 In der „Zeitschrift für die gesammte lutherische Theologie und Kirche“ heißt es, Hase lasse „das Historische in der Kirchenlehre als solches d. h. als Verschollenes stehen“ (A. G. RUDELBACH, Rez. Hase, Evangelische Dogmatik, 1842, ZLThK 4 [1843], 163). Hase neige also zu einer Historisierung der als unauflöslich geltenden Bekenntnisgrundlagen. 103 [Anonym,] Rez. Hase, Handbuch der protestantischen Polemik, 1862 (s. Anm. 93), 446. Schon Hases Stellung zur Heiligen Schrift sei „höchst mißverständlich“ (ebd., 466). 99

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zuvor hatte der spätere Rostocker Theologe Otto Karsten Krabbe an Hases Kirchengeschichtsschreibung den „Mangel einer dogmatischen Durchbildung“ diagnostiziert, wo doch „für den Kirchenhistoriker die unumgängliche Nothwendigkeit eintritt, die Stellung dogmatischer Gegensätze und ihre Bedeutsamkeit in der weiteren Entwicklung der Kirche zu bezeichnen.“104 Krabbe wirft Hase vor, dass seine Darstellung insgesamt „gleichsam parteilos“ sei, und er „nur historisch berichtet und das subjective Urtheil völlig suspendiert“, hingegen auf Strömungen der neueren evangelischen Theologie, die einen konfessionellen Einschlag aufweisen, „mit desto größerer Bitterkeit … hinabgeblickt“105 werde. Krabbe kritisiert, dass Hases Wertschätzung aller individuellen Erscheinungsformen religiösen Lebens gegenüber solchen Strömungen in Abneigung umschlage, die eine solche Neutralität aufgrund ihres konfessionellen Fundaments nicht akzeptierten.106 Auf die Mängel, die aus dem fehlenden konfessionellen Fundament folgen, worin die Hauptkritik dieser Strömung an Hase besteht, weisen eine Reihe von Rezensenten hin. In einer anonymen Rezension in der „Neuen Evangelischen Kirchenzeitung“ heißt es über Hases Kirchengeschichte: „Trotz des … Vermögens, sich auch in fremdartige, ja widerstrebende kirchliche Gestaltungen mit Verständniß hineinzudenken …, fehlt eben der ganzen Darstellung … das Erfülltsein von dem Geist, ohne den nicht einmal die Entwicklung des Reiches Gottes … angeschaut und erfasst werden kann.“ 107 Wie eine Fortsetzung dieses Satzes wirkt das Urteil von Bestmann über Hases Kirchengeschichte 20 Jahre später. Er wirft Hase eine „humanistische Betrachtungsweise der Kirchengeschichte“108 vor, der ein „Fortwirken Christi in der Kirche anders als durch Erinnerung und Beispiel fremd“109 ist. Die bei ihm vorherrschende Art, „die Kirchengeschichte als ein Spiel menschlicher Charaktere und zeitlich bestimmter Tendenzen aufzufassen“, bringe zwar „eine sehr wesentliche Seite an ihr“ zur Darstellung, diese „Aufnahme von unten“ sei aber nur die menschliche Seite der von Gott begründeten Kirche Jesu Christi.110 Kurz: Die mangelnde konfessionelle Substanz der Theologie Hases konkretisiert sich in der Sicht konfessionell 104 O. K. KRABBE, Rez. Hase, Kirchengeschichte, 1837, LACTh 1837, Nr. 10 (11. Februar 1837), 73–80, Nr. 11 (15. Februar 1837), 81–88 und Nr. 12 (20. Februar 1837), 89–93, hier 83. 105 Ebd., 92. 106 Krabbe bezieht sich dabei insbesondere auf den unter der Überschrift „Die Neuevangelischen“ gegebene Darstellung Hases über den Kreis um Hengstenberg, vgl. ebd.; dazu Hase, Kirchengeschichte, 1837 (s. Anm. 70), 584–586. 107 [Anonym,] Rez. Hase, Kirchengeschichte, 1867, NEKZ 9 (1867), Nr. 40 (5. Oktober 1867), 639 f, hier 639. 108 Bestmann, Hase’s Kirchengeschichte (s. Anm. 97), 338. 109 Ebd. 110 Ebd.

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orientierter Kritiker in einer Tendenz zu einer rein menschlich bzw. weltlich reduzierten Sicht der Kirchengeschichte. Die Kehrseite der mangelhaften Berücksichtigung jener objektiven Grundlage einer für die Kirchengeschichte angemessenen theologischen Geschichtsbetrachtung ist in der Sicht der Kritiker eine gefährliche subjektivistische Überformung. Andreas Gottlob Rudelbach formuliert in dieser Hinsicht durchaus doppelsinnig: In Hases Kirchengeschichte spiegele sich „sein auffassendes und darstellendes Talent in einem so eminenten Grade“, dass sich seine Leistung mit allen Konkurrenten messen lassen könnte, wenn „dieses Talent zugleich mit einer Beugung unter den Glauben verbunden“111 wäre. Eben dies ist nach Rudelbach aber nicht der Fall: Hase lasse nicht „sich und seine Ansicht durch das Wort richten“, sondern drücke „vielmehr die Form seines Geistes demselben“ ein.112 Also: Indem Hase den konfessionellen Maßstab für die Geschichtsbetrachtung verlasse, mache er sich selbst zum Maßstab. Freilich scheint Rudelbach die Neutralität, die sich Hase selbst verordnet, in der letzten Konsequenz auch nicht durchführbar. In diesem Sinne schreibt er, dass sich Hase die „Objectivität in einem Grade zur Pflicht gemacht“ habe, die an „eine Negirung des eigenen Fleisches und Blutes“ heranreiche.113 Es ist klar, dass in der Folge dieser doch erheblichen Kritik Hase und seine Kirchengeschichtsschreibung innerhalb der konfessionell orientierten Theologie eine lediglich ambivalente Bewertung finden kann. Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Bemerkung, die in der Rezension eines Bandes der „Gesammelten Werke“ gefallen ist: „Freilich können wir Hase nicht den protestantischen Kirchenvater des 19. Jahrhunderts nennen, wie man vorgeschlagen hat.“ Als Begründung wird vorgebracht: Hase stehe „mit dem Fuße im 18. Jahrhundert“114. Beinahe als Auslegung dieser Stelle könnte man eine wesentlich frühere Äußerung in der „Zeitschrift für die gesammte lutherische Theologie und Kirche“ lesen, wo über Hases Standpunkt gesagt wird, er stehe zwar einen „Kopf höher als der rationalismus vulgaris (dessen Namen er gut gestempelt hat)“, bleibe aber „doch mit den Füssen demselben angeschmiedet“115. Die konfessionelle konservative Theologie des 19. Jahrhunderts sah in den Tendenzen der Theologie und insbesondere der Kirchengeschichtsschreibung Hases, für die er in der liberalen Theologie als freier und moderner Geist gepriesen wurde, einen 111

A. G. RUDELBACH, Rez. Hase, Kirchengeschichte, 1844, ZLThK 5 (1844), 118. Ebd. 113 Ebd. 114 Wilhelmi, Rez. Hase, Gesammelte Werke, Bd. 11,1 (s. Anm. 42), 245. Die Apostrophierung Hases als „protestantischer Kirchenvater“ findet sich später noch bei F. BLANCKMEISTER, Karl von Hase, BSKG 15 (1900/01), 265–277, hier 277. 115 Rudelbach, Rez. Hase, Evangelische Dogmatik, 1842 (s. Anm. 102), 163. 112

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noch nicht überwundenen Restbestand des destruktiven Rationalismus vom Ende des 18. Jahrhunderts.116 Die ambivalente Haltung, die diese Strömung Hase gegenüber einnahm, ist gut mit einer Bemerkung in Luthardts „Theologischem Literaturblatt“ bezeichnet, die Hases Theologie lediglich einen Wert als „Ergänzung“, als „gewisse Korrektur und Ausgleichung“ und „Gegengewicht gegen die Einseitigkeit des täglichen Getriebes“117 zumaß. Darin zeigt sich aber auch, dass es trotz aller deutlichen Kritik in der konservativ-konfessionellen Theologie mehr als ein Minimum an Anerkennung für das theologische und kirchenhistorische Anliegen Hases gab. 1.3 Verklärte Rückschau: Hase im Blick der protestantischen Richtungen der Jahrhundertwende Je weiter das 19. Jahrhundert seinem Ende entgegenging, um so stärker vereinheitlichte sich das Bild Hases und seiner Kirchengeschichtsschreibung in der protestantischen Theologie. Schon 1877 hatte Ernst Wilhelm Möller geschrieben, die „Eigenthümlichkeit“ und die „Gaben und Vorzüge“ des kirchengeschichtlichen Lehrbuchs bräuchten „nicht mehr hervorgehoben zu werden“118. Carl Weizsäcker meinte zehn Jahre später, Hases kirchengeschichtliches Lehrbuch sei „in der ganzen heutigen Theologenwelt überall bekannt und vielgebraucht“119, „jedermann“ kenne „die vielseitige Bildung, das unbefangene Urtheil, die geistvolle Auffassung“120. Seit Hases Tod im Jahr 1890, zumal in der Zeit des Erscheinens der „Gesammelten Werke“ um die Wende des 20. Jahrhunderts war ein sehr positives Urteil über Hase beinahe zum Allgemeingut der protestantischen Theologie geworden. Dieses positive Bild ist aber nicht mehr im Sinne einer fachlichen Meinungsführerschaft zu verstehen, sondern im Sinne dankbarer Verehrung 116 Daran ändert auch die ausdrückliche Würdigung nichts, die etwa Hengstenberg Hases Kampf gegen den Rationalismus vulgaris entgegengebracht hat, weil er im gleichen Atemzug eines der klassischen Argumente gegen die rationalistische Theologie auf Hase selbst anwandte: seine Theologie zeuge von mangelndem Sündenbewusstsein. Vgl. beispielhaft [Anonym,] Rez. Hase, Das junge Deutschland. Ein theologisches Votum in einer akademischen Rede, EKZ 21 (1837), Nr. 76 (23. September 1837), 605–608. 117 Wilhelmi, Rez. Hase, Gesammelte Werke, Bd. 11,1 (s. Anm. 42), 245. 118 W. MÖLLER, Rez. Hase, Kirchengeschichte. Lehrbuch für akademische Vorlesungen, 1877, ThLZ 2 (1877), Nr. 23 (10. November 1877), 613. 119 C. WEIZSÄCKER, Rez. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen, 1885, ThLZ 11 (1886), Nr. 6 (20. März 1886), 123–125, hier 123. 120 Weizsäcker, Rez. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 119), 123 f. Ähnlich Hans von Schubert: „Neuere Geschichte muss man nach Hase lernen, auch einer verstorbenen Grösse, und zwar nach den Nachschriften seines Kollegs“ (DERS., Die heutige Auffassung und Behandlung der Kirchengeschichte. Fortschritte und Forderungen, Tübingen / Leipzig 1902, 3).

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eines Altmeisters, der bereits weit jenseits und über den gegenwärtigen Kontroversen und Debatten steht. Hase wird von Erich Foerster als „Nestor… der deutschen Kirchengeschichte“121 bezeichnet. Der bereits genannte Julius Websky spricht an der Wende des Jahrhunderts in den „Protestantischen Monatsheften“ von den Arbeiten des „Jenaer Altmeisters“122. Dieselbe Vokabel verwendet Paul Böhringer im „Theologischen Jahresbericht“ 123 und auch in der „Theologischen Literaturzeitung“ wird beinahe regelmäßig von Hase als dem „Altmeister unsrer Kirchengeschichtsschreibung“ 124 gesprochen. Es ist zu beobachten, dass der Kirchengeschichtsschreibung Hases eine Geltung zugeschrieben wird, die über einen bloßen Abschnitt der Theologie des 19. Jahrhunderts hinausgeht und der eines Klassikers nahe kommt sowie einen „bleibenden Ehrenplatz“125 in der Kirchengeschichtsschreibung einnimmt. In Leitorganen der Ritschl-Schule wurde geschrieben, Hases Kirchengeschichte sei „mit nichten nur noch ein selten werthvolles Stück in der Entwickelungsgeschichte der Disciplin“126, vielmehr sei „gänzlich ausgeschlossen“, dass Hases Kirchengeschichte „über kurz oder lang in seiner Art überholt werde“127. Im „Theologischen Jahresbericht“ wurde schließlich von Georg Loesche ausdrücklich gesagt, Hase gehöre „mehr und mehr zu den Classikern“128. Diesen Anklang darf man wohl auch in dem „Titel eines ‚Goethe unter den deutschen Theologen‘“ durchaus mithören.129 Explizit stellte diese Verbindung Franz Blanckmeister

121 E. FOERSTER, Karl von Hases Kirchengeschichte, ChW 4 (1890), Nr. 50 (14. Dezember 1890), 1157–1159, hier 1157. 122 Websky, Rez. Hase, Kirchengeschichte, 1900 (s. Anm. 52), 500. 123 P. B ÖHRINGER, Rez. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen, 1885, ThJber 5 (1885), 153 f, hier 153. 124 K. KOEHLER, Rez. Hase, Des Culturkampfes Ende, 1878, ThLZ 4 (1879), Nr. 8 (12. April 1879), 187 f, hier 187. Vgl. auch fast gleichlautend: Möller, Rez. Hase, Kirchengeschichte, 1877 (s. Anm. 118), 613. 125 P. B ÖHRINGER, Rez. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen, 2. Theil, ThJber 10 (1890), 154. Ähnlich stellte Gustav Krüger 1934 im Rückblick auf die 100 Jahre zurückliegende Erstausgabe des kirchengeschichtlichen Lehrbuches fest: durch es sei Hases „Namen in die Reihe derer erhoben …, auf die die theologische Wissenschaft, welches auch sonst ihre Differenzen sein mögen, stets mit gleichem, frohen Stolze hinblicken wird“ (G. KRÜGER, Hases Kirchengeschichte hundert Jahre alt, ChW 48 [1934], Nr. 9 [5. Mai 1934], 397 f, hier 397). 126 H. VON SCHUBERT, Rez. Hase, Kirchengeschichte, 1900, ThLZ 25 (1900), Nr. 16 (4. August 1900), 465 f, hier 466. 127 F. LOOFS, Rez. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen (1885–1893), ChW 6 (1892), Nr. 51 (15. Dezember 1892), 1192 f, hier 1193. 128 G. LOESCHE, Rez. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen. III. Neue Kirchengeschichte, 1. Abth., ThJber 11 (1891), 218 f, hier 218. 129 Foerster, Karl von Hases Kirchengeschichte (s. Anm. 121), 1158. Ähnlich auch Hans von Schubert: Er bezeichnet das kirchengeschichtliche Lehrbuch in der Ausgabe von

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her: „Hase ist einer unsrer größten theologischen Klassiker, ein Goethe unter den Theologen“130. Auf die literarische Qualität der Schriften Hases, die damit jedenfalls auch gemeint ist, zielt Bernhard Beß, der in der „Zeitschrift für Kirchengeschichte“ Hases „Heiligenbildern“ ein „Bürgerrecht … nicht nur in der theologischen Welt, nein in der deutschen Litteratur überhaupt“131 zugesteht, die es zu „genießen“132 gelte. Ein interessantes Motiv, das die Karriere von Hases Kirchengeschichte zum ‚Klassiker‘ anzuzeigen vermag, ist der vermehrt seit den 1880er Jahren auftauchende Vergleich mit Leopold Ranke. Der in Jena lehrende Richard Lipsius verglich Hase 1883 mit Ranke und dem Rang seiner Geschichtsschreibung,133 worin ihm Nippold gefolgt ist.134 Loesche hat dann noch einmal ausdrücklich die große Kirchengeschichte als das „theologische Seitenstück zu Ranke’s Weltgeschichte“ bezeichnet.135 Dabei ist freilich nicht nur an den Rang, sondern auch an eine gewisse Verwandtschaft gedacht – eine Behauptung, die hier nicht weiter geprüft werden kann.136 Im Mai 1884 bemerkte Gustav Krüger in einer Ansprache an Hase in diesem Sinne: „Daß Rankes Geschichtsschreibung auf dem Gebiet der profanen und allgemeinen Weltgeschichte von denselben Gesichtspunkten ausgeht wie die Ihrige auf kirchengeschichtlichem, das bedarf nicht der Erwähnung.“137

In besonderer, fast pathetischer Weise brachte Adolf von Harnack die Hase nunmehr zugemessene Stellung zum Ausdruck: „Hase ist im besonderen Sinn der Kirchengeschichtsschreiber des 19. Jahrhunderts. Diese Blätter werden niemals veralten, denn sie haben z. Th. urkundlichen Werth. Jeder zukünftige Geschichtsschreiber des 19. Jahrhunderts wird von Hase nicht nur Geschichte lernen, sondern auch lernen, wie man diese Geschichte zu beurtheilen hat.“138 1900 als „ein classisches Erbe der Zeit, in die noch das von Goethe ausstrahlende Licht unmittelbar fiel“ (Schubert, Rez. Hase, Kirchengeschichte, 1900 [s. Anm. 126], hier 466). 130 F. BLANCKMEISTER, Karl von Hase. Ein Lebens- und Charakterbild, Pfarrhaus 16 (1890), 26–31, hier 28. 131 B. BESS, Rez. Hase, Heilige und Propheten, 1892, ZKG 14 (1893), 289. 132 Ebd. 133 Lipsius, Rez. Hase, Hutterus redivivus, 1883, (s. Anm. 50), 284. 134 Nippold, Ein Dank und Glückwunsch (s. Anm. 38), 931. 135 Loesche, Rez. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 128), 218. 136 Hase selbst hatte die Vorrede der elften Auflage seines kirchengeschichtlichen Lehrbuchs mit der Erinnerung an den 1886 verstorbenen Leopold von Ranke beschlossen, der „zum bildnerischen Talent die nimmer ermüdende Lust der Arbeit in den Quellen der Vorzeit zu studiren brachte“, und in dessen Werken Hase ein „hohes kirchengeschichtliches Vorbild aufgestellt“ sah, vgl. K. H ASE, Kirchengeschichte. Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 111886, XXII. 137 Krüger, Hases Kirchengeschichte hundert Jahre alt (s. Anm. 125), 398. Krüger erinnerte im Jahr 1934 an das Erscheinen von Hases kirchengeschichtlichem Lehrbuch vor 100 Jahren und druckte seine Ansprache erneut ab, die er im Mai 1884 zu dessen 50jährigem Jubiläum gehalten hatte. 138 A. VON HARNACK, Rez. Hase, Gesammelte Werke, Bd. 3,3; 8; 10,2, ThLZ 18 (1893), Nr. 24 (25. November 1893), 591.

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Zunehmend ist man sich trotz aller Dankbarkeit zugleich der konzeptionellen Differenz zu Hase und des Fortschritts der Forschung überaus bewusst, besonders im Kreis der historisch orientierten Ritschl-Schule – hier ist an erster Stelle Harnack zu nennen. Es wird auch offen ausgesprochen, dass die philosophisch-theologische Grundlegung Hases aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammt, und in neueren Diskussionszusammenhängen, die sich um die Verarbeitung eines radikalisierten Historismus bemühen, kaum etwas beizutragen hat. So notiert der schon zitierte Loesche im gleichen Atemzug mit jenem Lob kühl, dass Hase (wie übrigens auch Ranke) „nicht mehr auf der Höhe der Forschung“ stehe und nicht über den „Stand der Forschungsprobleme“ unterrichte.139 Harnack schreibt klar: „Die Schranken dieser ausgeprägten Individualität, gemessen an den höchsten Aufgaben der Wissenschaft, sind unserem Zeitalter deutlich genug.“140 Harnack hat bereits am Ende der 1870er Jahre in einem Brief an Martin Rade notiert, er habe das Gefühl, mit seiner theologischen Arbeit dem „große[n] Jenaer Prophet[en]“ „immer mehr ein Dorn im Auge“ 141 zu sein. Die mit Blick auf eine Rezension durch einen Dritten gemachte Bemerkung zeigt recht gut an, dass sich die Auffassung von Kirchengeschichtsschreibung und Geschichtsschreibung, die Harnack vertrat, von derjenigen Hases deutlich unterschied. Harnack hat später ausdrücklich „die Biographie als ein historisch-künstlerisches Mischgebiet aus der Geschichtswissenschaft überhaupt ausscheiden wollen“142. Für Hase und seine auf das Individuelle und die Einzelgestalt abgestellte Geschichtsschreibung war die Biographie aber, wie oben mehrfach deutlich aufgewiesen, das Mittel historischer Darstellung überhaupt.

Ausdruck dieses Bewusstseins des erfolgten wissenschaftlichen Fortschritts ist es, dass die auf den Ton der Verehrung gestimmten Bezeugungen der Dankbarkeit gegenüber Hase und seiner Leistung auch keinerlei Bemühung um argumentative Auseinandersetzung mit seiner Konzeption erkennen lassen. Harnack lobt vielmehr den „Zauber“, der „in der Feder des großen Historikers“143 gelegen habe, seine „Virtuosität, mit der er alles zu erwecken verstand, was einst gelebt hat …, die Kunst, in wenigen Sätzen viel zu 139 Loesche, Rez. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 128), 219. Ähnlich auch A. WERNER, Rez. Hase, Kirchengeschichte auf Grundlage academischer Vorlesungen, Bd. 3,2, ThJber 12 (1892), 300–302, hier 301. 140 A. VON HARNACK, Rez. Hase, Gesammelte Werke, Bd. 2,2; 4,1; 9; 11,1, ThLZ 16 (1891), Nr. 15 (25. Juli 1891), 372–374, hier 373. 141 A. VON HARNACK, Brief an Martin Rade (28. Mai 1879), in: J. JANTSCH (Hg.), Der Briefwechsel zwischen Adolf von Harnack und Martin Rade. Theologie auf dem öffentlichen Markt, Berlin / New York 1996, 134–137, hier 137. 142 W. B AUER, Einführung in das Studium der Geschichte, Tübingen 1921, 68. Vgl. A. VON HARNACK, Über die Sicherheit und die Grenzen geschichtlicher Erkenntnis (1917), in: K. NOWAK (Hg.), Harnack als Zeitgenosse, Teil 1: Der Theologe und Historiker, Berlin / New York 1996, 927–947, hier 931 und 946 f. 143 Harnack, Rez. Hase, Gesammelte Werke. Bd. 2,2; 4,1; 9; 11,1 (s. Anm. 140), 372.

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sagen und es mit Grazie zu sagen“144. Die sprechende Absenz jeglicher argumentativer Auseinandersetzung zeigt, dass die Historisierung der kirchenhistorischen Konzeption Hases nicht nur massiv eingesetzt, sondern bereits weithin vollzogen ist (die ihm freilich als Klassiker zugleich ein neues Recht zumisst). Ganz entsprechend überwiegt in der Beurteilung Hases auch zunehmend die historische Einordnung seiner Position – Hase und seine Kirchengeschichtsschreibung werden historisiert. Wenn Friedrich Loofs Hase als ‚gut protestantisch‘ lobt, so bestimmt er dessen theologische Stellung aber sogleich historisch, als ein „die Schulung durch ästhetischpoetisch gefärbte Aufklärung nicht verleugnender Liberalismus“145. Eine bestimmte Art wohlmeinender Historisierung, die zugleich auch einer Irrelevanz für die gegenwärtige Diskussion implizit Ausdruck verleiht, spricht aus einer im Ton freundlichen Bemerkung Harnacks in der „Theologischen Literaturzeitung“: selbst „wenn er [Hase, M. H.] hier oder dort unseren Geschmack verletzt oder eine feine ästhetische Betrachtung an die Stelle einer genetischen setzt, brauchen wir uns nur zu erinnern, in welchen Zeiten dieser Mann erwachsen ist und wie er sich aus kleinbürgerlichen sächsischen Verhältnißen zu einem Weltbürger entwickelt hat, um jeden Anstoß zu vergessen.“146 In verschiedenen Leitanliegen sehen sich die neuen Strömungen, allen voran wichtige Vertreter der theologischen Schule Ritschls als die neue, die protestantische Theologie der Jahrhundertwende dominierende Form der Vermittlungstheologie, dennoch mit Hase einig. Zu nennen ist hier nicht nur die Bejahung der freien wissenschaftlichen Forschung, sondern auch der betonte Versuch Hases, Kirchengeschichte als allgemeines Bildungsgut zu etablieren. Dieser letztere Wunsch Hases, die Kirchengeschichte werde künftig zur allgemeinen Bildung gerechnet, wird interessanterweise in enge Parallele mit den Gründungsabsichten der „Christlichen Welt“ gebracht.147 Gelegentlich ist auch zu sehen, wie Hase zu einer die theologischen Positionen tendenziell übergreifenden Identifikationsfigur stilisiert wird. 144 Ebd., 373. In der Schwebe zwischen Kritik und Anerkennung bleibt folgende Äußerung Harnacks: „Er war ein Theologe, der die letzten Fragen in der Schwebe ließ, um keiner Eigenart, die sich in dem gemeinsamen Element des Christlichen entwickelt hat, zu nahe zu treten. Er hatte dadurch den ausgezeichneten Vortheil, daß er die Geschichte zu betrachten vermochte wie einen Saal voll herrlicher oder doch anziehender Bilder. Ein strenges oder hartes Urtheil sprach er selten direct aus, sondern legte es in die Charakteristik“ (ebd., 373). 145 Loofs, Rez. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 127), 1193. Vgl. auch Weizsäcker, Rez. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 119), 124. 146 Harnack, Rez. Hase, Gesammelte Werke, Bd. 2,2; 4,1; 9; 11,1 (s. Anm. 140), 373. 147 Vgl. F. LOOFS, Die Laien und die Kirchengeschichte, ChW 3 (1889), Nr. 27 (7. Juli 1889), 537–539, hier 537.

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Deutlich ist etwa, dass „der ehrwürdige Nestor der kirchengeschichtlichen Wissenschaft“148 in den „Deutsch-evangelischen Blättern“ für deren dezidiert national-protestantische Perspektive in Anspruch genommen wird. Hase sei, so dekretiert der Herausgeber Willibald Beyschlag, der „Nestor der deutsch-evangelischen Theologie“, der „in den auf die Freiheitskriege nächstfolgenden Zeiten eine verjüngte evangelische Theologie [mit] begründet und neues kirchliches Leben unter uns angeregt“149 habe. Seine Kirchengeschichtsschreibung zeichne sich dadurch aus, dass sie nicht etwa (wie Neander) eine verengte religiöse Perspektive, sondern „den allseitigen Zusammenhang des Christenthums mit der Entwicklung der menschlichen Kultur“150 betont habe. Ein ähnliches Bedürfnis nach Identifikation lässt sich in der – für den „große[n] Vertreter des Jenenser Liberalismus“151 Hase erstaunlich – freundlichen Beurteilung in Adolf Stöckers „Deutscher evangelischer Kirchenzeitung“ verfolgen, wo an Hase als den „harmonischästhetische[n] Meister der Kirchengeschichte …, zu dessen Füßen wird s. Z. in Jena saßen“152, erinnert wird. Gerühmt wird an seinen Publikationen, die „in ihrer Art ein echtes Geistesprodukt des großen Kirchenhistorikers“ seien, u. a. ihre „unmittelbare… Erzählkunst“153, die „bewunderungswürdige… Bekanntschaft mit den Quellenschriften“154, und dass „die Kirchengeschichte … mit den Erscheinungen der allgemeinen Geschichte eng verwoben“155 worden sei. Der Kirchenhistoriker Hase war in den für die Theologie stürmischen Zeitläuften des ausgehenden Kaiserreiches über alle positionellen Differenzen hinweg zu einem Markstein für die protestantische Theologie geworden, an dem sich diese ihrer Leistungs- und Strahlkraft vergewissern konnte.

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F. TH. FÖRSTER, ‚Des Culturkampfes Ende‘, DEBl 4 (1879), 56–62, hier 56. W. B EYSCHLAG, Kirchliche Chronik. Todesfälle: Karl v. Hase, DEBl 15 (1890), 136 f, hier 136. 150 Ebd. 151 [Anonym,] Rez. Hase, Gesammelte Werke, Bd. 1,2, DEKZ 7 (1893), Nr. 5 (Mai), 39. 152 [Anonym,] Einst und Jetzt, DEKZ 14 (1900), Nr. 44 (3. November 1900), 372 f, hier 373. 153 [Anonym,] Rez. Hase, Gesammelte Werke, Bd. 3; 8, DEKZ 7 (1893), Nr. 2 (Februar), 9. 154 [Anonym,] Rez. Hase, Gesammelte Werke, Bd. 1; 2, DEKZ 4 (1890), Nr. 5 (Mai), 36 f, hier 37. 155 Ebd. 149

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1.4 Kommunikable Theologie: Facetten von Hases Bild in außertheologischen Wissenschaften Die herausragende Stellung, die sich Hase über die Jahrzehnte seiner universitären Wirksamkeit innerhalb der protestantischen Universitätstheologie erarbeitet hatte, konnte nicht ohne Wirkung auf außertheologische Wissenschaftszweige bleiben. Für die Art und Intensität dieser Wirkung spielten auch die vielfältigen Interessen und der weite Bekannten- und Freundeskreis Hases eine nicht unbedeutende Rolle. An dieser Stelle macht sich der oben bereits vermerkte, bedauerliche Umstand besonders nachteilig bemerkbar, dass die Korrespondenz Hases, die sich im Universitätsarchiv in Jena befand, in Folge von Kriegseinwirkung zerstört worden ist. Dadurch ist eine systematische Rekonstruktion der wissenschaftlichen und privaten Korrespondenz Hases mit Zeitgenossen nur sehr schwer möglich und bleibt auf Zufallsfunde in den Nachlässen der jeweiligen Korrespondenzpartner angewiesen. Für die Ausstrahlung Hases und seiner kirchenhistorischen Arbeit in das Spektrum der außertheologischen Wissenschaften wären diese Korrespondenzen selbstverständlich von sehr hohem Wert. Die genannten Umstände gestatten jedoch im Rahmen dieser Untersuchung keine tief greifende Analyse der Korrespondenz zu diesem Zweck.156

Unter den Stimmen über Hase und seine kirchenhistorische Arbeit, die aus universitärem Kontext jenseits der protestantischen Theologie überliefert sind, lassen sich mindestens drei charakteristische Urteile identifizieren. Erstens erscheint Hase aus der Sicht von Vertretern außertheologischer Wissenschaften auf Grund seiner Stellung innerhalb der protestantischen Theologie als herausgehobener Repräsentant theologischer Wissenschaft überhaupt. Demgegenüber spielen die binnentheologischen Richtungsdifferenzierungen hier nur am Rande eine Rolle, eher noch werden mit fortschreitender Zeit in historischer Perspektive Hases Verdienste für den Fortgang der theologischen Forschung notiert. Als Beispiel für diese Art des Urteils über Hase und sein Werk kann der Eintrag in Könneckes „Bilderatlas zur deutschen Nationallitteratur“ gelten, einem bebilderten Nachschlagewerk, in dem Größen aus Wissenschaft und Literatur verzeichnet sind. Hier wird Hase gewürdigt als „Altmeister der allgemeinen Kirchengeschichte und der Hauptvertreter einer historischen Ausrichtung der dogmatischen Theologie, welche sich gegen einen unhistorischen schroffen Rationalismus richtete.“157 Zweitens spiegelt sich der schon mehrfach genannte weite Horizont der wissenschaftlichen Arbeit Hases in einer Wahrnehmung seiner Theologieund Kirchengeschichtsschreibung, die deren Gesprächsfähigkeit und Ver156

Siehe die Zusammenstellung der erhaltenen Korrespondenz Hases im Verzeichnis der Quellen und Literatur, unten S. 448–459. 157 G. KÖNNECKE, Bilderatlas zur Geschichte der deutschen Nationallitteratur. Eine Ergänzung zu jeder deutschen Literatturgeschichte, Marburg 2 1912, 410.

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mittelbarkeit hervorhebt. Es ist auffällig, dass derartige Urteile über den liberalen Jenenser Kirchenhistoriker auch von solcher Seite abgegeben werden, die der theologischen Wissenschaft sonst durchaus reserviert gegenüberstanden. Genannt sei hier beispielhaft eine Bemerkung des Jenenser Zoologen und Naturphilosophen Ernst Haeckel (1834–1919) im Zusammenhang seines berühmt-berüchtigten Buches „Die Welträtsel“. Dort bezeichnet er Hase als „berühmten Theologen“ und als „eine[n] geistreichen und vielseitig gebildeten Gelehrten, mit welchem ich länger als zwanzig Jahre hindurch zahlreiche freundschaftliche und eingehende Gespräche über die höchsten Fragen von ‚Gott und Welt‘, wie über die wichtigsten Aufgaben der Wissenschaft zu führen das Glück hatte“158. Ist diese Art der Wahrnehmung Hases, die auf die Kommunikabilität seiner wissenschaftlichen Arbeit wert legt, im Grunde nur begrenzt fachspezifisch inhaltlich gefüllt, so ist das fachliche Profil für das dritte charakteristische Urteil entscheidend. Insbesondere aus der Nachbarwissenschaft der Kirchengeschichte, der allgemeinen Historiographie, sind solche Stimmen zu verzeichnen, die die Art von Hases Geschichtsschreibung teils würdigen,159 teils sogar als Muster von Geschichtsschreibung beurteilen. Beispielhaft genannt sei hierfür zunächst eine eher beiläufige Bemerkung Heinrich von Treitschkes (1834– 1896), der in seiner großen „Deutschen Geschichte im 19. Jahrhundert“ die unparteiliche historische Darstellung von Hases konfessionell bedingten Konflikten als von „überlegene[r] Ruhe“160 geprägt empfahl. Während Treitschke also die Solidität von Hases historischem Urteil hervorhob, richtete sich die Wahrnehmung des Kulturhistorikers und Novellisten Wilhelm Heinrich Riehl (1823–1897) auf einen anderen Aspekt von Hases Kirchengeschichtsschreibung. Er schrieb rückblickend:

158

E. HAECKEL, Die Welträthsel. Gemeinverständliche Studien über monistische Philosophie. Mit einem Nachworte: Das Glaubensbekenntniß der Reinen Vernunft, Stuttgart 1903, 166 f. Auch Friedrich Nietzsche (1844–1900) wurde die Lektüre von Hases Kirchengeschichte empfohlen. In einem Brief an seine Schwester Elisabeth spricht er 1861 als Schüler der Landesschule Pforta von Hase als dem „berühmten in Jena lebenden Professor, den ich selbst beinahe einmal gehört hätte, der nämlich der geistvolle Verfechter des idealen Rationalismus“ sei (F. NIETZSCHE, Briefwechsel. Briefe Juni 1850–September 1864; Briefe an Nietzsche Oktober 1849–September 1864, Berlin / New York 1975 [Kritische Gesamtausgabe; I,1], 187–189, hier 188). 159 Nicht ohne Augenzwinkern notierte die Historische Zeitschrift, Hase sei ein „Historiker von Gottes Gnaden“ gewesen (A. JÜLICHER, Rez. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen, Zweiter Theil, 1895, HZ 78 [1897], 481–483, hier 481). 160 H. VON TREITSCHKE, Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert, 4. Theil: Bis zum Tode König Friedrich Wilhelms III., Leipzig 4 1897, 718.

2. Die Aufnahme des Kirchenhistorikers Hase im Kontext der protestantischen Kirche

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„Ein Buch regte mich mächtig an …, das ich dauernd lieb gewann: – Karl Hases Kirchengeschichte. Der freie, weite Blick des Verfassers wußte ja das kirchliche Leben der Jahrhunderte so überraschend in seinem Zusammenhang mit der ganzen Gesittung zu erspähen, und der Mann verstand es zugleich zu gut, mit klarer, geistvoller Feder den Gang der Ereignisse zu gliedern und zu künstlerisch gerundeten Gruppen zu verbinden. … Hases Stil erschien mir als ein Muster, welches später nicht ohne Einfluß auf meine eigene Schreibweise blieb.“161

Zwar nennt auch Riehl die Freiheit des Urteils und die Fähigkeit zur Herstellung erhellender Zusammenhänge als Vorzüge der Haseschen Kirchengeschichtsschreibung aus der Sicht eines Profanhistorikers, vor allem aber zielt er auf die stilistischen Fähigkeiten Hases ab. Die Kirchengeschichtsschreibung Hases erscheint hier als prägendes Muster von Geschichtsschreibung überhaupt.

2. Die Aufnahme des Kirchenhistorikers Hase im Kontext der protestantischen Kirche 2. Die Aufnahme des Kirchenhistorikers Hase im Kontext der protestantischen Kirche

Von der Rezeption im wissenschaftlich-universitären Kontext zu unterscheiden ist die Wahrnehmung von Hase und seiner kirchengeschichtlichen Arbeit im kirchlichen Kontext. Von dem universitären Rezeptionszusammenhang unterschieden ist dieser Kreis zunächst dadurch, dass seine Träger vornehmlich nicht einer universitären Lehrtätigkeit nachgehen, vor allem aber die Kommunikation nicht durch akademische Rücksichten und Gepflogenheiten, sondern durch die Bezüge zum kirchlich-religiösen Leben geprägt ist. Selbstverständlich ist jedoch der kirchliche Kontext schon durch die Ausbildung der Geistlichen zugleich unaufhebbar mit dem universitären Kreis verbunden. Deswegen spiegeln sich auch kirchenpolitische Strömungen in theologischen Richtungen und umgekehrt, auch wenn die Diskussionszusammenhänge personell und inhaltlich nicht übereinstimmen. Als Quellen für die Rezeption Hases im kirchlichen Kontext kommen namentlich folgende Medien in Betracht: Zeitschriften mit kirchlichem (d. h. nicht im engeren Sinne fachtheologischem) Publikum, Gemeindeund Erbauungsblätter, Lebenserinnerungen von Geistlichen sowie sonstige Dokumente des kirchlichen Lebens. Das über die herausragende Bedeutung der Zeitschriftenpublizistik in verschiedener Hinsicht oben bereits Gesagte 161

W. H. R IEHL, Religiöse Studien eines Weltkindes, Stuttgart 51900, 400 f. Riehl war 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und seit 1854 Professor in München, seit 1885 auch Direktor des Bayerischen Nationalmuseums. Bekannt ist seine vierbändige „Naturgeschichte des deutschen Volkes“ (1851–69), in der er die materielle und geistig-moralische Situation verschiedener Volksschichten mehrerer historischer Epochen beschrieb.

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F. Die Rezeption von Hases Kirchengeschichtsschreibung

gilt in Entsprechung auch für die Kirche des 19. Jahrhunderts und das sich pluralisierende kirchlich-religiöse Leben. Nicht nur die plurale Wissenschaft spiegelte sich in einer ausdifferenzierten Publizistik, sondern auch das kirchenpolitisch und religiös zunehmend differenzierte kirchliche Leben produzierte eine entsprechende Presselandschaft. Die Auswertung der in Frage kommenden Quellen – der notwendige Auswahlcharakter muss hier nicht noch einmal eigens hervorgehoben werden – ergibt vier charakteristische Themenkreise, die im Zusammenhang der Wahrnehmung Hases und seiner Kirchengeschichtsschreibung immer wieder auftauchen. Wesentlich weniger als im Zusammenhang der wissenschaftlichen Rezeption ist hingegen ein charakteristischer Wandel zu verzeichnen, so dass in der folgenden Darstellung legitim einer Sachgliederung gefolgt werden kann. 2.1 Prägender Lehrer: Die Nachwirkung der Lehrtätigkeit Hases in der Pfarrerschaft Eine erste charakteristische Art der Wahrnehmung Hases und seiner kirchengeschichtlichen Arbeit im kirchlichen Kontext folgt unmittelbar aus dem gegebenen Zusammenhang von Universität und geistlichem Amt. War das universitäre Studium der Theologie Voraussetzung für die Bekleidung eines geistlichen Amtes, so ist verständlich, dass sich in Äußerungen kirchlicher Amtsträger der prägende Einfluss Hases als theologischer Lehrer Ausdruck verschafft, auch lange nachdem diese die Universität verlassen hatten. Ebenso verständlich ist, dass diese Wirkung Hases in die Kirche hinein mit der Dauer seiner theologischen Lehrtätigkeit wuchs. Bereits 1849 ist im „Theologischen Literaturblatt“ von Ernst Zimmermann über Hases kirchengeschichtliches Lehrbuch zu lesen, es sei „in den Händen der gesammten jüngeren theologischen Generation“ und habe ihr „ein lebendigeres Interesse für diese Disciplin eingeflößt, als ihre sämmtlichen Vorläuferinnen“162. Über 25 Jahre später spricht die „Neue evangelische Kirchenzeitung“ immer noch von dem „Lieblingsbuch der angehenden Theologen“163. Ist damit implizit bereits der große Einfluss Hases auf die theologischen Anschauungen nicht nur der in Jena studierenden Theologenschaft ausgesagt,164 so heißt es im Jahr 1880, dem fünfzigjährigen Jubi-

162 [Anonym,] Rez. Hase, Die evangelisch-protestantische Kirche des deutschen Reichs. Eine kirchenrechtliche Denkschrift, 1849, TLAKZ 1849, Nr. 81 (6. Juli 1849), 849–854; Nr. 82 (9. Juli 1849), 657–661, hier 649. 163 [Anonym,] Correspondenzen. Berlin, 10. Auflage der Kirchengeschichte Hases, NEKZ 19 (1877), Nr. 32 (11. August 1877), 510 f, hier 511. 164 Interessant ist in diesem Zusammenhang auch eine Notiz August Baurs über die Verbreitung des Hutterus: er sei „das officielle Lehrbuch in der berühmten theologischen

2. Die Aufnahme des Kirchenhistorikers Hase im Kontext der protestantischen Kirche

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läum von Hases Jenaer Lehrtätigkeit, dann ausdrücklich in der „Protestantischen Kirchenzeitung“ von Thüringen, dass „auf dessen Lehrstülen und Kanzeln nur wenige sein werden, die nicht einst zu seinen Füßen gesessen und unter seinem geistigen Einfluß die Richtung ihres Lebens empfangen hätten.“165 Auch in dem Gratulationsschreiben des weimarischen Kirchenregimentes aus demselben Anlass werden die „Verdienste“ hervorgehoben, die Hase „um die wissenschaftliche Ausbildung unsrer evangelischen Landesgeistlichkeit sich erworben“166 habe. Eine außergewöhnliche und bemerkenswerte Form der Hase-Memoria unter der Pfarrerschaft findet sich entsprechend in dem im Großherzogtum Sachsen-Weimar verbreiteten „Amtskalender für die evangelischen Geistlichen“ aus dem Jahr 1900. Dort ist jedem Sonntag des Kirchenjahres ein kurzer Vers aus Hases Schriften als Losung vorangestellt. Im Vorwort ist dazu notiert: „Die den Sonntagen beigefügten Sentenzen sind zur Ehrenfeier des 100jährigen Geburtstages unseres unvergesslichen Jenenser Kirchenhistorikers Karl v. Hase (geb. 25. August 1800) von der Spezial-Konferenz Buttstädt zur Erinnerung und Charakterisierung des geistvollen Mannes aus seinen Werken zusammengestellt worden.“167

Bildungsanstalt Württembergs, im Tübinger Stift“ (A. B AUR, Rez. Hase, Hutterus redivivus, PKZ 30 [1883], Nr. 16 [12. April 1883], 354–356, hier 355). 165 A. WERNER, Zu D. Karl Hase’s 50jährigem Jenenser Jubiläum. 15. Juli 1880, PKZ 27 (1880), Nr. 28 (15. Juli 1880), 649 f. Karl Heussi vermerkte, noch 1924 „eine Reihe alter Pastoren“ kennen gelernt zu haben, die „aus ihrer Erinnerung den glänzenden Vortrag Hases nicht genug zu rühmen wußten“ (K. HEUSSI, Geschichte der Theologischen Fakultät zu Jena, Weimar 1954 [Darstellungen zur Geschichte der Universität Jena; 1], 326). 166 [Anonym,] Das Hase-Jubiläum am 15. Juli, PKZ 27 (1880), Nr. 30 (28. Juli 1880), 697–706, hier 702. Vgl. auch das Lob der Verdienste Hases um die Geistlichkeit durch Superintendent Christoph Friedrich Wilhelm Ludwig aus Weida, vermerkt in: [Anonym,] Feier des 50jährigen Professoren-Jubiläums des Herrn Geh. Kirchenrath Professor Dr. Carl Hase am 15. Juli, JZ 1880, Nr. 169 (17. Juli 1880), unpag. In der Weimarischen Zeitung wird Hase ebenfalls für seine Verdienste um die Ausbildung gelobt, die außerordentliche Wirkung verdankt sich der Tatsche, dass er „mit Leib und Seele ‚StudentenProfessor‘“ sei [Anonym,] Karl Hase, WZ 1880, Nr. 165 (16. Juli 1880), unpag. 167 Es schließt unmittelbar der Satz an: „Die den einzelnen Tagen angefügten Bibelstellen sind die täglichen Losungen (aus d. A. T.) und Lehrtexte (aus d. N. T.) der BrüderGemeine.“ (A. PETZOLD [Hg.], Amtskalender für die evangelischen Geistlichen des Großherzogtums Sachsen-Weimar auf das Jahr 1900, 15. Jahrgang, Weimar 1900, unpag.) Am Ende des Bandes folgt unter dem Satz „Die im Amtskalender aufgenommenen Dicta Haseana finden sich an folgenden Stellen seiner Werke“ ein detaillierter Stellennachweis. – Zum „Totenfest“ im November etwa ist abgedruckt: „Was von der Erde ist, mag zu Erde werden. Was meine Freiheit betrifft, so sitzt sie nicht in Fleisch und Bein; was meine Abhängigkeit betrifft, so wird der Schöpfer mir ein neues Organ verleihen oder das alte ausgebessert.“ (ebd., 100). Zum „I. Pfingsttag“ ist zu lesen: „Es ist ein fröhlicher Glaube an den heiligen Geist, denn es ist der Glaube an die siegreiche Macht des Guten in der

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F. Die Rezeption von Hases Kirchengeschichtsschreibung

Zeugnisse für die prägende Wirkung Hases auf die Geistlichkeit der evangelischen Landeskirchen finden sich aber keineswegs nur in Thüringen.168 Auch im „Neuen sächsischen Kirchenblatt“ notiert Franz Blanckmeister, Hase habe „Scharen von Jünglingen für Kirche und Wissenschaft heranbilden“169 geholfen. Bemerkenswert ist, dass sogar eine norddeutsche Gruppe von Pfarrern – u. a. Moritz Schwab (1833–1916) und Carl Hermann Manchot (1839–1908) – sich von Hase derart beeinflusst und angeregt wusste, dass sie zum genannten Jubiläum ein Glückwunschschreiben im „Deutschen Protestantenblatt“ publizierten.170 Wenn Carl Weizsäcker 1886 in der „Theologischen Literaturzeitung“ davon sprach, dass Hase mit seiner Kirchengeschichtsschreibung „in der ganzen heutigen Theologenwelt überall bekannt und vielgebraucht“171 sei, so muss dieses Urteil vor diesem Hintergrund ausdrücklich auch auf die Geistlichen und damit auf die von ihnen wesentlich getragene Kirche bezogen werden. Gustav Krüger charakterisiert diese lebenslange Anziehungskraft und Wirkung der Haseschen Kirchengeschichte so: sie sei ein Buch, „aus welchem ein Jeder, mag er nun als Student die ersten Anfangsgründe seiner Wissenschaft lernbegierig in sich aufzunehmen trachten, mag er als gereifter Mann und selbst schon tätig mitwirkend an den hohen, ernsten Aufgaben der Geschichtsschreibung, oder im Amte vielbeschäftigt in seinen Mußestunden zu demselben zurückkehren, immer neue Belehrung, immer schönere Freuden und Genüsse schöpfen wird.“172

Weltgeschichte und an die Bestimmung des Christentums zur Religion der Menschheit“ (ebd., 50). 168 In der „Jenaischen Zeitung“ wird beispielsweise notiert, dass zu Hases 50jährigem Professorenjubiläum neben der Stadtgeistlichkeit Jenas und der Landesgeistlichkeit Weimars auch die Stadtgeistlichkeit des Neustädter Kreises sowie Vertreter der Sondershausener Geistlichkeit Hase gratulierten. Ebenfalls zu den Gratulanten gehörten Vertreter der Geistlichkeit aus dem Königreich Sachsen, ferner sind Grüße erwähnt, die von Schweizer Pastoren verfasst wurden, vgl. [Anonym,] Feier des 50jährigen ProfessorenJubiläums des Herrn Geh. Kirchenrath Professor Dr. Carl Hase am 15. Juli, JZ 1880, Nr. 167 (16. Juli 1880), unpag. 169 F. BLANCKMEISTER, Karl von Hase. Ein Gedenkblatt zum 25. August 1900, NSKB 7 (1900), Nr. 33 (19. August 1900), 513–516, hier 513 f. 170 [M. SCHWAB / C. H. MANCHOT u. a.] Bremen, am 16. Juli 1880, DPB 13 (1880), Nr. 29 (17. Juli 1880), 225: „Dem freisinnigen Forscher und künstlerischen Gestalter der Kirchengeschichte, dem freisinnigen Bearbeiter der Dogmatik, dem Erneuerer der protestantischen Polemik, dem Förderer des Verständnisses für die innere Einheit des christlichen Geistes in verschiedenen Gestaltungen und Zeitaltern senden mit dem Wunsche, daß Gott ihn noch lange als Licht und Zierde des deutschen Protestantismus erhalte, zu seinem Jubiläum herzlichen Glückwunsch die bremischen Prediger“. 171 Weizsäcker, Rez. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 119), 123. 172 Krüger, Hases Kirchengeschichte hundert Jahre alt (s. Anm. 125), 397.

2. Die Aufnahme des Kirchenhistorikers Hase im Kontext der protestantischen Kirche

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Nicht unerwähnt bleiben soll der kritische Einwand des Straßburger Pfarrers Paul Grünberg (1857-1919), der zwar in einem Aufsatz nach dem Tode Hases in der „Zeitschrift für praktische Theologie“ ihn als den „grosse[n] Meister der Kirchengeschichte“ mit feinem „Verständnis des Einzelnen und Besonderen“ lobt, jedoch bei Hase kein „Fazit seiner kirchengeschichtlichen Weisheit und Erfahrung“173 für das geistliche Amt findet.

Zeugnisse für die prägende Wirksamkeit Hases unter der Pfarrerschaft, die teilweise bis weit in die berufliche Wirksamkeit hineinwirkte, spiegeln sich in Erinnerungen von Geistlichen. Vier seien hier exemplarisch genannt. Der schon genannte sächsische Pfarrer Franz Blanckmeister (1858–1936) berichtet in verklärten Zügen vom Besuch einer Kirchengeschichtsvorlesung Hases. Er schreibt: „Wie in seinen Büchern, so legte er auch in seiner Vorlesung jedes Wort auf die Goldwage, wußte aber mit wenigen scharfen Strichen so lebensvolle Bilder zu zeichnen, daß man die Dinge, die er schilderte, mit Augen zu sehen glaubte.“174 Blanckmeisters dankbare Erinnerung an die Lehrtätigkeit Hases gipfelt in dem panegyrischen Satz: „Karl Hase ist lebenslang einer meiner Haus- und Herzensheiligen geblieben.“175 Ähnlich prägend war der Besuch der Haseschen Lehrveranstaltungen für den badischen Pfarrer Franz Rohde (1863–1937). Er erinnert sich an Hases letzte Vorlesungen im Sommersemester 1883. Mehr noch als in der Rede von der „ehrfurchtsgebietenden Erscheinung“ spürt man in dem Urteil von der „in seiner Persönlichkeit verkörperten Verbindung von idealer Geistesfreiheit und johanneischer Frömmigkeit“176 den Einfluss, den Hase durch 173 P. GRÜNBERG, Die Bedeutung kirchengeschichtlicher Bildung und Fortbildung für das geistliche Amt, ZPrTh 15 (1893), 97–131, hier 106 f. – Gelobt wird Hase hingegen für seine ‚richtige‘ Würdigung geschichtlicher Ereignisse: hier solle man „behutsam, bedächtig und besonnen im Urteil über andere … sein, nicht (wie Hase einmal sagt) ‚Weltgericht spielen‘ und dem Gericht vorgreifen“ wollen (ebd., 111). 174 F. BLANCKMEISTER, Im Pfarrhausfrieden. Amtserinnerungen, Dresden 1935, 27. – Ähnliche Erinnerungen an die Vorlesungstätigkeit finden sich in der „Protestantischen Kirchenzeitung“ abgedruckten „Erinnerung an den alten Hase“ von Paul Mehlhorn (1851– 1919), der im SS 1871 und im WS 1871/72 auch Mitglied in Hases theologischem Seminar war (vgl. J. WISCHMEYER, Protokollbücher des theologischen Seminars, dogmatisch-historische Klasse, der Jenaer theologischen Fakultät unter der Leitung Karl von Hases [1850–1883], Dritter Teil: WS 1866/67–SS 1883, ZNThG 14 [2007], 260–311, hier 273 f). Er schreibt: „Besonders horchten wir auf bei den berühmten Nun-Sätzen, die gewöhnlich ein treffendes, vielfach ein abschließendes Urteil enthielten. So erinnere ich mich noch jenes einfachen Wortes, welches einer schroffen, exclusiven theologischen Richtung, etwa der Hengstenberg’s, entgegengehalten wurde: ‚Nun, in unsers Vaters Hause sind viele Wohnungen.‘“ (P. MEHLHORN, Zur Erinnerung an den alten Hase, PKZ 37 [1890], 86–89, hier 87). Es handelt sich offenkundig um den Nachdruck eines Artikels aus dem Süddeutschen evangelisch-protestantischen Wochenblatt. Der Erstdruck konnte bisher nicht ermittelt werden. 175 Blanckmeister, Im Pfarrhausfrieden (s. Anm. 174), 28–30. 176 F. ROHDE, Erinnerung an Karl Hase’s letzte Vorlesung, DPB 23 (1890), Nr. 25 (21. Juni 1890), 201.

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F. Die Rezeption von Hases Kirchengeschichtsschreibung

seine Lehrtätigkeit auch auf die geistliche Prägung und damit die Amtsführung Franz Rohdes gemacht hat. Der von Hase beeinflusste Cornelius August Wilkens (1829–1914), Pfarrer in der Nähe von Wien, schrieb in der Vorrede einer kirchenhistorischen Arbeit, dass Hase nicht nur „bleibende Freude an der Geschichte der Kirche“ zu wecken vermochte, sondern dadurch „Hunderte tiefes Verständniß ihres Berufes und siegende Liebe zum Dienste der Kirche für ein langes amtliches Leben“ empfingen.177 Auch hier findet sich der empfundene Zusammenhang von empfangenem höheren kirchengeschichtlichen Verständnis und Prägung für den Dienst in der Kirche lange nach Verlassen der Universität.178 Von daher wundert es auch nicht, dass der preußische Oberhofprediger in Berlin Rudolf Kögel (1829–1896), der in den 70er und 80er Jahren des 19. Jahrhunderts als der „unbestritten erste Geistliche in Preußen“179 galt, Hase 1885 in Gastein „den König der Kirchengeschichte“180 nannte. 177 C. A. WILKENS, Petrus der Ehrwürdige Abt von Cluny. Ein Mönchs-Leben, Leipzig 1857, VII. Auch der Superintendent und Oberpfarrer in Jena Georg Graue (1836–1918) widmete Hase anlässlich des am „4. Juni 1873 gefeierten fünfzigjährigen Jubiläum[s] der philosophischen Doktorwürde und der akademischen Lehrthätigkeit desselben“ eine seiner Schriften, vgl. G. GRAUE, Die kirchliche Lehrfreiheit. Ein Beitrag zur Klärung und Lösung der kirchlichen Streitfragen der Gegenwart, Jena 1873. Graue, der in Halle und Tübingen Theologie studiert hatte, war zwischen 1870 und 1876 in Jena in den genannten Funktionen tätig. Hier verstärkte sich seine bereits vorher angeeignete Neigung zu einer liberalen theologischen Ausrichtung, nicht zuletzt durch den Verkehr mit Hase und Richard Lipisus, vgl. ebd., Vorrede (unpag.) und M. W OLFES, Graue, Georg, BBKL 17 (2000), 487–493. 178 Wilkens hat sich später kritisch zu Hase und seiner theologischen Arbeit überhaupt und der Kirchengeschichtsschreibung im besonderen geäußert. Insofern dies der pointierten theologischen Eigenständigkeit des Individualisten Wilkens zuzuschreiben ist, wird man diese Kritik nicht im Sinne einer Bestreitung des Einflusses von Hase interpretieren dürfen. Zu Wilkens fehlt eine neuere Arbeit, vgl. immer noch L. ZSCHARNACK, Wilkens, Cornelius August, RGG2 5 (1931), 1935 f, außerdem die Auswahl seiner Aufzeichnungen in: C. A. WILKENS, Aus den Tagebüchern eines evangelischen Pfarrers (Otium Kalksburgense). Auswahl aus hundert Bänden, hg. auf Veranlassung seiner Verehrer und Freunde, Gütersloh 31923. 179 A. TITIUS, Kögel, Rudolf, ABD 51 (1906), 299–310, hier 304. 180 J. WEBSKY, Rez. Hase, Dein Alter sei wie Deine Jugend, 1920, PrM 25 (1921), 26– 29, hier 26. Zu Kögel vgl. die Biographie seines Sohnes: G. KÖGEL, Rudolf Kögel. Sein Werden und Wirken, Bd. 1, Berlin 2 1904; Bd. 2, 1901; Bd. 3, 1904. In den Jahren 1868 und 1869 haben sich Hase und Kögel wohl während ihres Sommerurlaubes gelegentlich auf Sylt getroffen, vgl. ebd., Bd. 2, 236 f, 242 f. Zum Urteil Hases über Kögel vgl. K. HASE, Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen, hg. von G. KRÜGER, 3 Bde. in 5 Teilbde., Leipzig 1890–1892 (GW; 1–3), hier Bd. 3,2,2, 654. Vgl. auch DERS., Annalen meines Lebens (s. Anm. 41), 204. Hase hat auch in seinem theologischen Seminar Schriften Kögels lesen lassen, vgl. Wischmeyer: Protokollbücher…, Dritter Teil (s. Anm. 174), bes. 270. 294 f. 300. 307.

2. Die Aufnahme des Kirchenhistorikers Hase im Kontext der protestantischen Kirche

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2.2 Hilfe zum selbständigen Urteil: Verständige Lektüre für Laien Überblickt man die Wahrnehmung von Hases kirchengeschichtlicher Arbeit im kirchlichen Kontext weiter, so fällt ein zweiter thematischer Schwerpunkt in der Beurteilung auf. Bereits von der frühesten Zeit der Wirksamkeit Hases an wird die Verständlichkeit hervorgehoben, die seine Schriften und namentlich seine Kirchengeschichte auch für fachtheologisch nicht versierte Laien haben. Diese Feststellung korrespondiert mit der bereits festgestellten Kommunikabilität Hases einerseits wie seinem Selbstanspruch andererseits, Theologie nicht nur für universitäre Zusammenhänge zu betreiben. Entsprechend wird im „Theologischen Literaturblatt“ von Zimmermanns „Allgemeiner Kirchenzeitung“ bereits 1834 darauf Wert gelegt, dass Hases Kirchengeschichte „auch außer den akademischen Hörsälen gebraucht werden könne“, dass es das Buch sogar verdiene, „selbst gelehrten Laien … als Lesebuch der Kirchengeschichte empfohlen zu werden“181. Ganz in diesem Sinne notiert dasselbe Organ ein Jahr später: „zu einem nachträglichen Selbststudium der Kirchengeschichte wüßten wir … keines der neueren Lehrbücher so sehr zu empfehlen, als gerade dieses.“182 Urteile dieser Art finden sich häufiger in der kirchlichen Publizistik. Deswegen darf das Urteil, das das Erbauungsblatt „Der Sonntagabend“ 1858 über Hases Gnosis abgibt, mit Recht auch auf die kirchengeschichtlichen Publikationen Hases übertragen werden: „Wir wüßten den Lesern dieses Blattes, die sich die nöthigen Kenntnisse erwerben wollen, durch welche in religiösen Fragen die selbständige Entscheidung bedingt ist, kein geeigneteres Buch zu empfehlen, in welchem streng wissenschaftliche Ordnung im Gewande der blühendsten Darstellung mit dem reichsten, anregendsten Gehalte verbunden ist.“183

Hases theologische und kirchengeschichtliche Arbeit wird also, so geht aus diesem Zitat besonders deutlich hervor, als ein Beitrag zur Bestärkung religiös-theologischer Urteilsfähigkeit von Gemeindegliedern empfunden. Diese Qualität der Theologie Hases wird in kirchlichen Kontexten als ein Spezifikum seiner Arbeit wahrgenommen. Die Beurteilung ist mit erstaunlicher Konstanz zu verzeichnen. Noch um die Jahrhundertwende wird in ganz ähnlicher Diktion wie 70 Jahre zuvor in den „Protestantischen Monatsheften“ betont, dass Hase auch bei den gebildeten Gemeindegliedern Interesse zu wecken vermöge.184 Zu Hases 100. Geburtstag konnte man 181

[Anonym,] Rez. Hase, Kirchengeschichte, 1834, TALKZ 1834 (s. Anm. 29), 1055. [Anonym,] Rez. Hase, Kirchengeschichte, 1834, TLAKZ 1835 (s. Anm. 31), 37. 183 [Anonym,] Suchet in der Schrift, Der Sonntagabend 2 (1858), Nr. 11 (14. März 1858), 100–103, hier 102 (Fußnote). 184 Vgl. Websky, Rez. Hase, Kirchengeschichte, 1900 (s. Anm. 52), 500. 182

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F. Die Rezeption von Hases Kirchengeschichtsschreibung

wohl vor allem deswegen in einem lokalen kirchlichen Blatt mit großer Selbstverständlichkeit auch bei Laien Verständnis erwartend von Hase als dem „Meister der Kirchengeschichte“185 schreiben. Nicht verschwiegen werden soll, dass es durchaus auch Stimmen gibt, die die Lesbarkeit der Kirchengeschichte Hases für Laien in Frage stellen. Etwa vermerkt die „Allgemeine Zeitung für Christenthum und Kirche“ 1846, dass Hase die Kirchengeschichte doch „im ganzen mehr für Gelehrte vom Fach“186 geschrieben habe. Auch der Gymnasialdirektor und Schulrat Heinrich Kämmel (1813-1881) wendet sich im „Allgemeinen Repertorium“ von Rheinwald gegen die Auffassung, Hases Kirchengeschichte sei eine „Darstellung der Entwickelungen des christlichen Geistes für alle lebendigen strebenden Glieder der Kirche“, diese existiere vielmehr „noch nicht“187. Diese Einzelmeinungen stehen allerdings weit hinter der genannten überwiegenden Bewertung von Hases Kirchengeschichtsschreibung zurück. Unter Umständen haben hier auch Animositäten anderer Art eine Rolle gespielt.

Außerordentlich aussagekräftig für die Strahlkraft Hases und seiner Kirchengeschichtsschreibung in Kreisen der Gemeinde jenseits der fachtheologisch Gebildeten ist die Tatsache, dass Hase als Gewährsmann im Zusammenhang der Gründung der „Christlichen Welt“ herangezogen wird, die sich ausdrücklich als „Gemeindeblatt für Gebildete aller Stände“ verstand. Friedrich Loofs verbindet mit der Gründungsabsicht dieser Zeitschrift dezidiert den Satz Hases: „Wir gehn einer Zeit entgegen, in der man die Kirchengeschichte zur allgemeinen höhern Bildung rechnen wird.“188 Auch Loofs urteilt noch einmal, „daß in Hases Vorlesungen wirklich ein Hilfsmittel geboten ist, das dem gebildeten Nichttheologen das Erwerben kirchengeschichtlicher Kenntnis zu einem Vergnügen machen kann“189. 2.3 Umstrittene Leitfigur: Hase im Widerspiel kirchenpolitischer Strömungen Ein dritter hervortretender Aspekt bei der Wahrnehmung Hases und seiner kirchenhistorischen Arbeit im kirchlichen Kontext ist die häufig wiederkehrende Thematisierung Hases im Zusammenhang konfligierender kirchenpolitischer und religiöser Strömungen. An dieser Stelle tritt der Zusammenhang zwischen den kirchlichen Diskursen und Milieus und theologisch-universitären Debatten und Richtungskämpfen deutlich hervor. 185 K. REINTHALER, Karl August von Hase. Zur Feier seines 100. Geburtstages. 25. August 1900, Der Hausvater: Evangelisch-kirchliches Monatsblatt für Leipzig und Umgebung 9 (1899/1900), 266–270. 295–298. 327–330, hier 267. 186 [Anonym,] Rez. A. Baur, Die Kirchengeschichte in gedrängter Übersicht, 1845, AZChK 1 (1846), Nr. 7 (23. Januar 1846), 32. 187 H. KÄMMEL, Rez. Hase, Neue Propheten, 1851, ARTL 36 (1853), 28–33, hier 28 f. 188 Loofs, Die Laien und die Kirchengeschichte (s. Anm. 147), 537. 189 Loofs, Rez. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 127), 1192.

2. Die Aufnahme des Kirchenhistorikers Hase im Kontext der protestantischen Kirche

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Bei aller Konvergenz ist hier jedoch zu konstatieren, dass nicht immer eine direkte Übertragung der theologischen Richtungsstreitigkeiten auf kirchliche Diskussionszusammenhänge und von daher die Wahrnehmung Hases erfolgt, sondern oftmals eine Vergröberung und Schematisierung der Gegensätze zu verzeichnen ist. Nicht selten wird, gerade in stark kirchenpolitisch orientierten Kirchenzeitungen und Gemeindeblättern, die Divergenz auf die Opposition von konservativ-konfessionell und liberalfortschrittlich reduziert. Beispiele für die letztere liberale Sicht kirchlich religiöser Umstände und Entwicklungen folgen im Hinblick auf Hase beinahe durchgehend einer positiven Bewertung. So bezeichnet die bereits genannte „Allgemeine Kirchenzeitung“ Hase als „eines der … würdigsten Mitglieder des akademischen Lehrkörpers“190 in Jena. Wenn etwa Julius Websky in der „Protestantischen Kirchenzeitung“ im Zusammenhang einer Rezension notiert, dass „viele Hunderte … als dankbare Gemeinde sich sammeln um die geistige Kathedra des ehrwürdigen Seniors der freien deutsch-protestantischen Theologie“191, so wird deutlich, dass der Universitätstheologe Hase tatsächlich auch als Leitfigur des kirchlichen Liberalismus – und damit auch als Promotor ihrer Leitanliegen, wie Abkehr von Bekenntniszwang und konfessioneller Enge sowie intellektueller Redlichkeit – empfunden wurde. Es nimmt nicht Wunder, dass in kirchlichen Zeitschriften dieser Richtung Hase auch gegen Angriffe konservativer Provenienz verteidigt wird, so beispielsweise im „Deutschen Protestantenblatt“, wo die Theologische Fakultät Jena und damit auch Hase gegen Vorwürfe Adolf Stöckers in Schutz genommen wird.192 Auch mit Hase verbundene wissenschaftspolitische Ereignisse werden entsprechend kommentiert: So etwa in der „Neuen evangelischen Kirchenzeitung“ das sogenannte „Eisenacher Attentat“193. Auch von der Seite konservativ-konfessioneller Publizistik wird Hase durchaus als Leitfigur erkannt, freilich als Figur, die es zu bekämpfen gilt. 190

[Anonym,] Aus Thüringen, 25. October. Dr. Karl Hase in Jena, AKZ 36 (1857), Nr. 46 (14. November 1857), 1484 f, hier 1484. 191 Websky, Carl Hase und die Wissenschaft vom Leben Jesu (s. Anm. 49), 969. 192 Vgl. [Anonym,] Wochenschau (u. a. Adresse an die theologische Facultät in Jena), DPB 14 (1881), Nr. 30 (23. Juli 1881), 235 f; [Anonym,] Wochenschau (u. a. Antwort Dr. Hase’s auf die in Jena überreichte Adresse), DPB 14 (1881), Nr. 32 (6. August 1881), 251. 193 Vgl. [Anonym,] Das ‚Eisenacher Attentat‘, NEKZ 23 (1881), Nr. 39 (24. September 1881), 609–611. Vgl. dazu K. VOIGT, Karl Schwarz (1812–1885). Eine Untersuchung zu Person und Werk, Frankfurt a. M. 1996 (EHS.T; 585), 198–200 sowie die Andeutungen bei Wischmeyer: Protokollbücher…, Dritter Teil (s. Anm. 174), 305. Die detaillierte Bearbeitung dieses Ereignisses durch eine separate Publikation ist ein Desiderat. Das sog. „Eisenacher Attentat“ ist ein markantes Ereignis der Thüringer Regional- und Kirchengeschichte im Zusammenhang der politisch motivierten Konfessionalisierungsbestrebungen der evangelischen Universitätstheologie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

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F. Die Rezeption von Hases Kirchengeschichtsschreibung

Ein Aufsatz in der „Evangelischen Kirchenzeitung“ unter dem Titel „Über die Gefahren des Hauslehrerlebens“ warnt vor Hase als akademischem Lehrer: „Der Jüngling studiert nun Theologie, kömmt unglücklicherweise nach Jena oder Tübingen, oder auf eine andere rationalistische Hochschule, wo, wie Kirchenrath Hase sagt, dem Preußischen Finstergeist Thor und Riegel zugeschlossen wird, hört hier seine Collegia, schwört dort in verba magistri, ohne sich dabei viel zu denken“194.

Spricht aus diesem Urteil noch eine eher implizite spöttische Kritik, wenn man von dem wenig ehrenvollen Titel ‚rationalistische Hochschule‘ für Jena absieht, so wird in einem anderen Artikel in der „Kirchlichen Zeitschrift“ von Kliefoth noch deutlicher geurteilt. In einem anonymen Bericht über „Die kirchlichen Verhältnisse Thüringens“ wird zwar der Rang Hases als theologischer Lehrer und sein Kampf gegen den vulgären Rationalismus zunächst anerkannt, dann aber doch ein insgesamt negatives Urteil über ihn gefällt. Kritisch vermerkt wird das „übertrieben Geistreiche seiner Vorträge“195, vor allem aber, dass er im Resultat seiner Untersuchungen die „historische Entwickelung der Kirche und ihres Lehrbegriffes … zersetzt und … unter Hinzusetzung starker subjectiver Ingredienzen, ein specifisch Hasisches Christenthum, eine specifisch Hasische Kirche construiert. Beide sind in solchem Grade individuell, daß sie das ausschließliche Eigenthum ihres geistigen Vaters bleiben müssen.“196 Von der Warte konfessionell-konservativer Strömungen erscheint die Hasesche Lehrtätigkeit in ihrer Wirkung auf die Kirche im besten Fall als wirkungslos, keinesfalls jedoch aufbauend, sondern vielmehr durch seine Hochschätzung des Individuellen dekonstruierend und zerstreuend. Bei allen beiden Stimmen fällt die Kritik an der Auflösung vermeintlich objektiver Grundlagen des kirchlichen Glaubens und Lebens auf, woran mitzuarbeiten Hase bezichtigt wird. Freilich ist man in diesen kirchlichen Kreisen davon überzeugt, dass Hase hier etwas zerstöre, was er selbst und die ganze Kirche als Lebensgrundlage dringend brauchen. Anekdotenhaft kommt dies in einer Notiz des preußischen Publizisten Ernst Ludwig von Gerlach (1795– 1877) zum Ausdruck, der am 20. Oktober 1869 in sein Tagebuch schrieb: „Hesekiel, der Prediger in der Sudenburg, … erzählte, wie er in Jena den Professor Hase, einen herzlich-gefühligen Greis, Monate lang habe beweisen hören, daß die Geschichte von der Geburt des Herrn ein bloßer Mythus sei; wenn er aber dann die Studenten in die Weihnachtsferien entlassen hätte, habe er gerührt gesagt, er wolle lieber, daß sie dies alles

194 [Anonym,] Über die Gefahren des Hauslehrerlebens, EKZ 56/57 (1855), Nr. 51 (27. Juni 1855), 533–535; Nr. 52 (30. Juni 1855), 539 f; Nr. 53 (4. Juli 1855), 547–550, hier 533. 195 [Anonym,] Die kirchlichen Verhältnisse Thüringens (s. Anm. 101), 180. 196 Ebd., 179 f.

2. Die Aufnahme des Kirchenhistorikers Hase im Kontext der protestantischen Kirche

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vergäßen, als daß sie dadurch um ihr Weihnachtsfest und seinen Segen gebracht würden.“197

Hase erschien durch seine profilierte theologische Position und dabei nicht zuletzt durch seine Art der Kirchengeschichtsschreibung, die bewusst nicht auf konfessioneller Grundlage Urteile aussprach, sondern alle Ereignisse und Gestalten in ihrer Individualität zu würdigen wusste, im Widerstreit kirchenpolitischer und religiöser Strömungen tatsächlich als eine Leitfigur, an der man sich in Anschluss oder Abwehr ausrichten konnte oder musste. 2.4 Profilierter Vertreter des Protestantismus: Hase als Orientierungspunkt konfessioneller Abgrenzung Mit diesen Überlegungen zur Wahrnehmung Hases in der Sicht konfessionell-konservativer kirchlicher Kreise ist bereits zu dem vierten Aspekt hinübergeleitet, der nicht selten eine Rolle bei der kirchlichen Wahrnehmung Hases und seiner Kirchenhistoriographie spielt. Erschien Hase aus konservativ-konfessioneller Sicht innerhalb des Protestantismus als mindestens unzureichend profiliert, wenn nicht sogar an einer Auflösung des konfessionellen Profils arbeitend, so wurde er andererseits als profilierter Vertreter des Protestantismus wahrgenommen. Dies entspricht auch durchaus dem Selbstbild Hases und der Rolle, die in seiner Theologie überhaupt und in seiner Kirchengeschichtsschreibung insbesondere seine Theorie des Protestantismus spielt.198 Hase wird denn auch in Zusammenhängen erwähnt, die der Stärkung dezidiert protestantischer (d. h. nicht exklusiv lutherischer oder reformierter) Identität dienen. Beispielsweise erscheint er in der „Allgemeinen kirchlichen Chronik“ als ein Mitunterzeichner – neben Ranke, Treitschke, Moltke u. a. – eines Aufrufs zum Bau eines Andenkens an die Protestation in Speyer.199 Es wundert nun nicht, dass gewissermaßen als Kehrseite dieses dezidiert protestantischen Profils in katholisch-kirchlichen Kreisen ein vehementes Abwehrbedürfnis erkennbar ist. Konnte von protestantischer Seite die Polemik Hases als – so Wilhelm Gaß in der „Allgemeinen kirchlichen Zeitschrift“ – „praktisch brauchbar…“ im „Geist des Friedens und der Versöhnung“200 beurteilt werden,201 so ist die Wahrnehmung Hases, und 197 E. L. VON GERLACH, Aufzeichnungen aus seinem Leben und Wirken. 1795–1877, hg. von J. VON GERLACH, Bd. 2: 1848–1877, Schwerin 1903, 321. 198 Siehe dazu oben Teil C, S. 222. 242–246 und Teil D, S. 295–309. 199 Vgl. [Anonym,] Evangelische Kirche Pfalz, AKC 29 (1882/83), 82 f. 200 W. GASS, Rez. Hase, Protestantische Polemik gegen die römisch-katholische Kirche, AKZs 6 (1865), 169–194, hier 170. 201 Ganz zu Recht wurde in der „Jenaischen Zeitung“ geschrieben: „Hase war aus guten Gründen kein Förderer oder Vertheidiger des … Kulturkampfes“ ([Anonym,] Karl von Hase, JZ 1890, Nr. 5 [7. Januar 1890], unpag.).

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F. Die Rezeption von Hases Kirchengeschichtsschreibung

zwar sowohl seiner Polemik als auch seiner – doch eigentlich gerade um unparteiliche Würdigung bemühten – Kirchengeschichtsschreibung Gegenstand heftiger Kritik. Dabei mögen freilich auch eingeübte Abwehrreflexe eine Rolle spielen, die nur bedingt etwas mit Hase und seiner Position zu tun haben. Noch recht sanft ist etwa das Urteil des „Historischen Jahrbuchs“, einer katholischen Unternehmung, die anlässlich des Todes von Hase zu berichten weiß, er sei „bekannt in weiteren Kreisen durch kirchenpolemische, vernehmlich gegen die katholische Kirche gerichtete Schriften“202. Weit weniger sachlich liest sich das Urteil von Johannes Baptist Kißling (1876–1928), der im Zusammenhang einer Geschichte des deutschen Protestantismus sich darüber wundert, dass in Hase „die protestantische Theologie einen Schriftsteller von klassisch-überragender Bedeutung zu besitzen wähnt“. Der Katholik Kißling sucht dies dadurch zu erklären, dass die „kirchengeschichtlichen Werke Hases … durch die Eigenart ihres Verfassers, möglichst viel billige Geistreichigkeit, Sentimentalität und würzigen Anekdotenkram zu verbrauchen, nicht wenig mit feuilletonistischer Tagesschriftstellerei gemeinsam“ haben.203 Hier rutscht die konfessionelle Abwehrhaltung bereits in persönliche Verunglimpfungen ab.204 In beiden Fällen, sowohl in katholisch-kirchlichen Kreisen, als auch in den durchaus divergenten evangelischen kirchlichen Strömungen wurde Hases bewusstes und reflektiertes Eintreten für eine dezidiert protestantische Perspektive ausdrücklich wahrgenommen und je nach Standpunkt gewürdigt.

3. Die Beurteilung Hases und seiner Kirchengeschichte im gebildeten Bürgertum 3. Die Beurteilung von Hases Kirchengeschichte im gebildeten Bürgertum Als dritter Rezipientenkreis wird hier von der Rezeption in kirchlichen Kreisen noch einmal die Wahrnehmung Hases im gebildeten Bürgertum unterschieden. Obwohl außer Frage steht, dass wesentliche Teile des gebildeten Bürgertums zumindest zu Lebzeiten Hases noch Glieder der

202 [Anonym,] Nachrichten, HJ 11 (1890), 421. Im selben Jahrgang sind auch die große „Kirchengeschichte“ bzw. die „Gesammelten Werke“ angezeigt, allerdings ohne inhaltliche Wertung: [Anonym,] Novitätenschau: Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen, HJ 11 (1890), 610. 203 J. B. KISSLING, Der deutsche Protestantismus 1817–1917. Eine geschichtliche Darstellung, Bd. 1, Münster 1917, 335 f. 204 Der Gipfel derartiger Schriftstellerei stellt eine in Paderborn 1866 erschienene Broschüre dar: L. C LARUS, Eine literarische Hasenjagd oder Methode, wie ein gewissenhafter Polemiker wider die katholische Kirche Heiligenbilder zurecht macht, Paderborn 1866.

3. Die Beurteilung von Hases Kirchengeschichte im gebildeten Bürgertum

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Kirche waren – noch wirkte die Bindekraft der Religion –,205 ist diese Unterscheidung dennoch sinnvoll. Ist es doch gerade für das 19. Jahrhundert charakteristisch, dass sich das Bürgertum eine eigene Kultur und eigene Kommunikationszusammenhänge schuf, die nicht nur im Grundsatz losgelöst von kirchlicher Einflussnahme waren, sondern in denen dezidiert Facetten des bürgerlichen Selbstverständnisses kommuniziert und diskutiert werden konnten. Das 19. Jahrhundert gilt als das Jahrhundert des gebildeten Bürgertums und der Bildung überhaupt.206 Zu diesem gebildeten Bürgertum, das sich im 19. Jahrhundert etablierte, zählte in der Regel, wer ein akademisches Studium abgelegt hatte und von dem auf dieser Grundlage ergriffenen Beruf sein Einkommen beziehen konnte. Die erworbene Bildung bezeichnete die Grundlage und den Zusammenhang dieser Schicht, die trotz jener Gemeinsamkeiten in sich durchaus differenziert war.207 Charakteristisch ist ein schon am Ende des 18. Jahrhunderts beginnender Prozess der Individualisierung, der im 19. Jahrhundert voll zur Auswirkung kam.208 Thomas Nipperdey schreibt dazu: „Die bürgerliche Gesellschaft ist … eine Gesellschaft der Einzelnen, der Individuen. Das Vordringen des Individuums, des Individuellen ist charakteristisch.“209 Damit hängt aber eng zusammen, dass für das gebildete Bürgertum der „Umgang mit ‚Kultur‘ … ein Teil des täglichen Lebens“210 wird. Denn zu jener Individualisierung gehörte die „zunehmende Bedeutung einer Eigensphäre Kultur und ihrer Verbürgerlichung. Kunst und Wissenschaft werden … grundsätzlich allgemein zugänglich.“211

205 Vgl. L. HÖLSCHER, Die Religion des Bürgers. Bürgerliche Frömmigkeit und protestantische Kirche im 19. Jahrhundert, HZ 250 (1990), 595–630, hier 615. 626 f. 206 Vgl. K.-E. JEISMANN, Zur Bedeutung der ‚Bildung‘ im 19. Jahrhundert, in: DERS. / P. LUNDGREEN (Hg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte, Bd. 3: 1800–1870. Von der Neuordnung Deutschlands bis zur Gründung des Deutschen Reiches, München 1987, 1–21, hier 2 f; ferner F. W. GRAF, Protestantische Theologie und die Formierung der bürgerlichen Gesellschaft, in: DERS. (Hg.), Profile des neuzeitlichen Protestantismus, Bd. 1: Aufklärung, Idealismus, Vormärz, Gütersloh 1990 (Gütersloher Taschenbücher Siebenstern; 1430), 11–54, hier 15; DERS., La Théologie critique au service de l’emancipation bourgeoise. David Friedrich Strauß (1808–1874), Revue de théologie et de philosophie 130 (1998), 151–172. Vgl. auch die entsprechenden Beiträge in: W. C ONZE / J. KOCKA (Hg.), Bildungsbürgertum im 19. Jahrhundert, Teil 1: Bildungssystem und Professionalisierung in internationalen Vergleichen, Stuttgart 1985 (Industrielle Welt; 38) und R. KOSELLECK (Hg.), Bildungsbürgertum im 19. Jahrhundert, Teil 2: Bildungsgüter und Bildungswissen, Stuttgart 1990 (Industrielle Welt; 41). 207 Vgl. dazu U. ENGELHARDT, ‚Bildungsbürgertum‘. Begriffs- und Dogmengeschichte eines Etiketts, Stuttgart 1986 (Industrielle Welt; 5), 97–180, bes. 115 f. Zur Differenzierung des literarischen Publikums vgl. bes. R. WITTMANN, Buchmarkt und Lektüre im 18. und 19. Jahrhundert. Beiträge zum literarischen Leben 1750–1880, Tübingen 1982 (Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur; 6), 192–216. 208 Vgl. Graf, Protestantische Theologie und die Formierung… (s. Anm. 206), 15 f. 209 Nipperdey, Deutsche Geschichte 1800–1866 (s. Anm. 2), 264 f. 210 TH. NIPPERDEY, Deutsche Geschichte 1866–1918, Bd. 1: Arbeitswelt und Bürgergeist, München 1998, 383. 211 Nipperdey, Deutsche Geschichte 1800–1866 (s. Anm. 2), 265.

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F. Die Rezeption von Hases Kirchengeschichtsschreibung

In diesem Abschnitt wird untersucht, wie Hase und seine profilierte Art der Kirchengeschichtsschreibung in solchen Kreisen und solchen Diskussionszusammenhängen rezipiert und beurteilt wurde, die für das geistigkulturelle Leben des 19. Jahrhunderts von hervorragender Bedeutung sind. Auch hier spielen bei der Frage der möglichen Quellen vor allem die gruppen- und milieuspezifischen Zeitschriften eine Rolle.212 Hier werden dabei solche Zeitschriften in den Blick genommen, die mit einem allgemeinbildenden Anspruch auftreten oder als Unterhaltungsblätter bezeichnet werden können.213 Diese Publikationen sind für das Bildungsbürgertum außerordentlich charakteristisch und gehören zusammen mit der Beliebtheit populärwissenschaftlicher Literatur, vor allem mit historischen Themen.214 Die dabei angezielte Popularisierung der Wissenschaft stellt eine Nachwirkung des aufklärerischen Gedankens dar, dass Wissenschaft und Wissen der höher Gebildeten, wenn auch teils vereinfacht, auf das Volk übertragen werden sollen.215 Eine hier noch einmal herauszuhebende Gattung stellen dabei die Familien- und Unterhaltungszeitschriften dar, die, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgekommen, als Beginn des Zeitalters der „Massenkommunikation mit den Möglichkeiten zu einer breiten Unterhaltung“216 gelten. Durch sie wurde nicht nur der gebildete Familienvater angesprochen, sondern die ganze Familie, also eine hinsichtlich ihrer Bildung breitere und heterogene Zielgruppe,217 eine „Übergangszone zwischen den elitären Bildungsschichten und den lesenden Unterschichten“218. Berühmte Beispiele hierfür sind die Familienzeitschriften „Garten-

212

Vgl. für die Bedeutung der Druckmedien auf die bildungsgeschichtliche Entwicklung der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Untersuchung von R. WITTMANN, Das literarische Leben 1848–1880, in: Ders., Buchmarkt und Lektüre im 18. und 19. Jahrhundert (s. Anm. 207), 111–231. 213 Vgl. R. WITTMANN, Geschichte des deutschen Buchhandels, München 2 1999; A. GRAF, Die Ursprünge der modernen Medienindustrie. Familien- und Unterhaltungszeitschriften der Kaiserzeit (1870–1918), in: G. JÄGER (Hg.), Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 1: Das Kaiserreich 1871–1918, Teil 2, Frankfurt a. M. 2003, 409–522. 214 Vgl. W. VON UNGERN-STERNBERG, Medien, in: Jeismann / Lundgreen (Hg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte, Bd. 3 (s. Anm. 206), 379–416, hier 392. 215 Vgl. P. RÖHRIG, Volksbildung. Erwachsenenbildung, in: Jeismann / Lundgreen (Hg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte, Bd. 3 (s. Anm. 206), 333–361, hier 348–352. 216 A. GRAF / S. PELLATZ, Familien- und Unterhaltungszeitschriften, in: Jäger (Hg.), Geschichte des Deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Das Kaiserreich 1870–1918, Bd. 1, Teil 2 (s. Anm. 213), 409–522, hier 409. 217 Vgl. ebd., 424. 218 Jeismann, Zur Bedeutung der ‚Bildung‘ im 19. Jahrhundert (s. Anm. 206), 15.

3. Die Beurteilung von Hases Kirchengeschichte im gebildeten Bürgertum

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laube“ und „Daheim“.219 Letztere erschien seit 1864 als dezidiert christliche Familienzeitschrift und war eine „Gegengründung zur liberalen Gartenlaube“220. 3.1 Die Gabe anschaulicher Darstellung: Hases Kirchengeschichte im bildungsbürgerlichen Gespräch Es gehört beinahe zu den Allgemeinplätzen der Wahrnehmung Hases und seiner Kirchengeschichtsschreibung, dass bemerkt wird, sie zeichne sich durch eine besondere Verständlichkeit für Laien aus. Beispiele für dieses Urteil lassen sich nicht nur aus Zeitschriften kirchlicher Provenienz anführen, sondern auch in allgemeinbildenden Zeitschriften, Literaturzeitungen und Unterhaltungsblättern. Was schon im Zusammenhang der wissenschaftlich-universitären Aufnahme Hases bemerkt wurde, lässt sich in gleicher Weise für die kirchlichen Blätter herausstellen: Die Betonung des Aspekts, dass die Verständlichkeit Hases über den universitär-theologisch gebildeten Kreis hinaus reiche, über die gesamte Zeit von Hases Wirksamkeit und mit Blick auf alle seine Hauptschriften. Hier seien nur wenige Beispiele genannt. 1854 schreibt die „Protestantische Kirchenzeitung“ über Hase, dass es „für den Gebildeten … kein geeigneteres Buch giebt“, um die „Geschichte der Kirche … kennen zu lernen.“221 Sieben Jahre später heißt es mit Blick auf die „Neuen Propheten“, Hase habe sich das „Wohlgefallen der gebildeten Leser in nicht gewöhnlichem Grade erworben“222. In der „Allgemeinen kirchlichen Chronik“ wird nur wenige Monate später zur Polemik notiert, dass „dieses gründliche, gelehrte und geistreiche Buch doch absichtlich so abgefaßt [ist], daß es auch von Allen Gebildeten … verstanden werden kann“223. Andernorts wird das Werk als ein Buch für den „gebildeten Theil des Volkes“224 bezeichnet. In der „Protestantischen Kirchenzeitung wird 1867 von Hases Kirchengeschichte geschrieben, sie habe auch unter „wissenschaftlich Gebildeten einen weiten Kreis von Freunden und Anhängern gewonnen“, weil sie „in allen Stücken die Ansprüche der Gebildeten“ befriedige.225 In der „Christlichen Welt“ heißt es nach Hases Tod sogar, seine Kirchengeschichte mache „dem gebildeten Nichttheologen das Erwerben kirchengeschichtlicher Kenntnis zu einem Vergnügen“226. Im „Theologischen Jahresbericht“ schreibt man, das Werk vermöge „die Gebildeten zu fesseln und für die Geschichte der Kirche und des Christenthums zu

219 Vgl. Ungern-Sternberg, Medien (s. Anm. 214), 399–401; Kirchner, Das deutsche Zeitschriftenwesen, Bd. 2 (s. Anm. 8), 225 f. 228; und grundlegend D. B ARTH, Das Familienblatt – ein Phänomen der Unterhaltungspresse des 19. Jahrhunderts. Beispiele zur Gründungs- und Verlagsgeschichte, AGB 15 (1975), 122–315, bes. 166–258. 220 Graf / Pellatz, Familien- und Unterhaltungszeitschriften (s. Anm. 216), 435. 221 [Krause,] Rez. Hase, Kirchengeschichte, 1854 (s. Anm. 44), 321. 222 [Anonym,] Rez. Hase, Neue Propheten, 1861 (s. Anm. 54), 385. 223 [Anonym,] Rez. Hase, Handbuch der Protestantischen Polemik gegen die römischkatholische Kirche, AKC 9 (1862/63), 53 f, hier 54. 224 Harries, Rez. Hase, Handbuch der protestantischen Polemik, 1865 (s. Anm. 95), 197. 225 [Anonym,] Rez. Hase, Kirchengeschichte, 1867 (s. Anm. 45), 319. 226 Loofs, Rez. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage… (s. Anm. 127), 1192.

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F. Die Rezeption von Hases Kirchengeschichtsschreibung

interessiren“227. Noch nach der Jahrhundertwende hofft Erwin Preuschen (1867–1920) mit Blick auf Hases opus magnum, dass „sich unser gebildetes Publikum durch den feinsinnigen und beredten Theologen in die Geschichte der Kirche einführen läßt.“228

Auch jenseits der engeren Kreise der theologischen Wissenschaft beginnt die Betonung der Verständlichkeit von Hases Werken früh. Schon 1828 zeigte Hases Verleger Johann Ambrosius Barth Hases Gnosis mit den Worten an, er halte eine „dringende Empfehlung dieser trefflichen Arbeit für Pflicht gegen alle diejenigen, welche an wissenschaftlicher Bildung Theil nehmen, ohne Theologen zu seyn.“229 Dieses Urteil über die dogmatische Arbeit Hases setzt sich auch für seine kirchengeschichtlichen Arbeiten fort. So bespricht 1851 das allgemeinwissenschaftlich ausgerichtete „Literarische Centralblatt“ Hases „Neue Propheten“ als eine Schrift „für den gebildeten Leser jeglichen Standes“230. In der „Jenaer Literaturzeitung“ wird von Hases Schriften gesagt, sie könnten dazu dienen, dass „die Laienwelt sich ein sicheres Urtheil bilden könne“231. Als Hases mehrbändige Kirchengeschichte erschien, hieß es im „Literarischen Centralblatt“, Hase sei „einer der Lehrer der Nation“232, sieben Jahre später heißt es in demselben Blatt, Hases Schriften gehörten „längst dem gesammten deutschen Volke“233. Ungefähr zur gleichen Zeit konnten die als historisch-politisches Diskussionsforum ausgerichteten „Preußischen Jahrbücher“234 von Hase fast gleichlautend schreiben: „überall aber in deutschen Landen, weit über die theologischen Kreise hinaus, ehrte man ihn als nationalen Schriftsteller, dessen Werke einen dauernden Besitz unseres Volkes darstellen.“235 227 Werner, Rez. Hase, Kirchengeschichte und der Grundlage… (s. Anm. 139), 301 (Abkürzung aufgelöst). 228 E. PREUSCHEN, Rez. Hase, Kirchengeschichte der auf der Grundlage akademischer Vorlesungen, 1. Theil, 1901, ThJber 21 (1901), 353 f, hier 354. 229 J. A. BARTH, Anzeige der Gnosis, LLZ 1828, Nr. 137 (31. Mai 1828, IntelligenzBlatt), 1094 f, hier 1095. 230 [Anonym,] Rez. Hase, Neue Propheten, 1851, LZD 1850/51, Nr. 39 (27. September 1851), 636 f, hier 636. 231 H. J. H OLTZMANN, Rez. Hase, Geschichte Jesu. Nach akademischen Vorlesungen, 1876, JLZ 2 (1875), Nr. 45 (6. November 1875), 785 f, hier 785. 232 [Anonym,] Rez. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen, 1. Theil, 1885, LZD 1885, Nr. 45 (31. Oktober 1885), 1535–1538, hier 1535. Als Rezensent lässt sich Adolf Hausrath identifizieren, vgl. dazu TH. KAPPSTEIN, Adolf Hausrath. Der Mann, der Theolog, der Dichter, Berlin 1912, 134–136 und K. B AUER, Ferdinand Christian Baur als Kirchenhistoriker, BWKG 25 (1921), 1–70; 26 (1922), 1–60, hier 26 (1922), 13. 233 [Anonym,] Rez. Hase, Gesammelte Werke, Bd. 12, LZD 1892, Nr. 18 (30. April 1892), 638 f, hier 639. 234 Vgl. Kirchner, Das deutsche Zeitschriftenwesen, Bd. 2 (s. Anm. 8), 165 f. 235 H. WEBER, Zwei Selbstbiographien. Karl Hase. Julius Fröbel, PrJ 67 (1891), 264– 278, hier 264. Hase war übrigens 1857 vom damaligen Herausgeber Rudolf Haym (1821–

3. Die Beurteilung von Hases Kirchengeschichte im gebildeten Bürgertum

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Aus einer Reihe von Äußerungen kann geschlossen werden, dass zur benannten Verständlichkeit Hases in den Kreisen des gebildeten Bürgertums die besondere Art von Geschichtsschreibung, die er vertrat, entscheidend beigetragen hat. Auch aufgrund seiner literarischen Qualität wird Hase in den „Blättern für literarische Unterhaltung“ mit Leopold Ranke und Gotthold Ephraim Lessing verglichen.236 Hases Kirchengeschichte bringe „den Geist unserer Klassiker auf unsere Zeit“237, heißt es noch 1890 in der „Jenaischen Zeitung“. Das sogenannte Repräsentativsystem, d. h. die Fokussierung von Geschichtsschreibung auf einzelne Gestalten und Begebenheiten, die in ihrer konkreten Individualität durchsichtig sind für Charakteristika und Entwicklungen einer ganzen Epoche,238 verlieh Hases Arbeiten ein hohes Maß an Plastizität und Anschaulichkeit. Mit Blick darauf heißt es: Hases „geschichtliche… Einzelbilder sind theilweise wahrhaft künstlerisch abgerundete Cabinetsstücke“239. In der „Gartenlaube“ wird geurteilt, Hase sei der einzige Kirchenhistoriker, „der einen so äußerst reichen Inhalt so künstlerisch zu gruppiren, der kernig und schlagend mit wenigen Worten so viel zu sagen verstanden hätte.“240 Dabei sei entscheidend, dass von Hase aus „den Quellen geschöpft, die charakteristischsten, individuellsten Züge mitgetheilt werden“, wodurch „die Vergangenheit dem Leser zur unmittelbaren Gegenwart“241 werden könne. Auch die „Allgemeine Zeitung“ aus München lobt, dass sich Hase „mit Verständniß

1901) zur Mitarbeit an den „Preußischen Jahrbüchern“ eingeladen worden, hatte dies aber aus Zeitgründen für das Jahr 1858 abgesagt (vgl. die Antwort Hases auf die diesbezügliche Anfrage Hayms: K. H ASE, Brief an Rudolf Haym [Jena, 27. November 1857], Halle, ULB, Yi 23 IV H 13). Eine Mitarbeit Hases zu späterer Zeit kann nicht nachgewiesen werden. 236 R. WEITBRECHT, Rez. Hase, Gesammelte Werke, Bd. 1; 2,1, 1890, BLU 65 (1890), Nr. 37 (11. September 1890), 577 f, hier 578 („Seine Charakteristiken sind … meisterhaft – hierin ist er Ranke ähnlich“; „Hase – hierin Lessing gleichend – weiß uns auch für die entlegendsten, unserer Theilnahme eigentlich fern liegenden Gegenstände zu interessiren, … zu erwärmen“). 237 [Anonym,] Karl von Hase, JZ 1890, Nr. 5 (7. Januar 1890), unpag. An anderer Stelle hieß es bereits zuvor mit Blick auf Hases Kirchengeschichte: „Der Verf. … ist bei Göthe in die Schule gegangen“ ([Anonym,] Rez. Augusti, historiae ecclesiasticae epitome / Hase, Kirchengeschichte. Lehrbuch für akademische Vorlesungen, 1834 / Gieseler, Lehrbuch der Kirchengeschichte / Engelhardt, Handbuch der Kirchengeschichte, ARTL 11 [1835], 201–218, hier 211). 238 Siehe dazu oben in Teil C, S. 237–242. 239 Weitbrecht, Rez. Hase, Gesammelte Werke, Bd. 1; 2,1 (s. Anm. 236), 578. 240 [Anonym,] Der Burschenschafter auf dem theologischen Lehrstuhl. Eine Jubiläumshuldigung, Gartenlaube 1880, Nr. 29, 468–471; Nr. 30, 488–491; Nr. 31, 505–508, hier 491. 241 Ebd., 491.

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F. Die Rezeption von Hases Kirchengeschichtsschreibung

in den Geist der verschiedenen Weltalter der Kirche“ hineinversetze, „um den großen Charakteren derselben gerecht werden zu können.“242 Trug die dadurch bedingte weitgehende Absenz von abstrakten Beurteilungen und Formulierungen zu einer guten Lesbarkeit bei, so verlieh die Liebe zum Individuellen Hases Geschichtsschreibung auch einen gewissen Unterhaltungswert.243 Wohl auch deswegen rechneten die „Blätter für literarische Unterhaltung“ die wissenschaftlichen Publikationen Hases zwar nur „in gewissem Sinne“, aber doch immerhin „zur schönen Literatur“244. Ganz ähnlich heißt es in derselben Zeitschrift über die „Neuen Propheten“, dass sie „zu den gelungensten Versuchen [zählen,] die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung in ansprechender, faßlicher Weise allen Gebildeten zugänglich mitzutheilen“245. Ein weiterer, bei der Wahrnehmung Hases und seiner Kirchengeschichtsschreibung in Kreisen des gebildeten Bürgertums hervortretender Aspekt ist die offenkundige Sympathie, die seiner liberalen Art des Umgangs mit konfessionellen Richtungen und Traditionen entgegengebracht wird. Für Hases historische Schriften war – ganz im Geiste der Hochschätzung des Individuellen – nicht nur eine Würdigung jeglicher religiöser Äußerungsform typisch. Vielmehr fehlte ihm als Theologen auch jede Form von penetrantem Missionseifer für eine bestimmte, konfessionell geprägte Kirchlichkeit. In diesem Sinne schrieb die „Jenaische Zeitung“ über Hase: „War er auch mit Leib und Seele Protestant, so bemühte er sich doch in beiden Formen christlicher Religion Wahres vom Falschen zu sondern und das Gemeinsame zu pflegen.“246 Ganz ähnlich schreibt die „Weimarische Zeitung“, dass Hase „zuerst als Anhänger des christlichen Glaubens schlichtweg“ zu verstehen sei, und misst ihm von daher sogar einen Standpunkt „außerhalb der Parteien“ zu.247 So wird Hase im „Morgenblatt für gebildete Stände“ dafür gelobt, dass er am „modernen, möglichst indifferenten Standpunkt der richtigen Mitte“248 festhalte. Hase war eben zuerst 242 [Anonym,] Theologische Schriften von Karl Hase, AZ(M) 1871 (Beilage), Nr. 309 (5. November 1871), 5461 f, hier 5461. 243 Diese Eigenheit ist, wie schon bemerkt, von einigen Kritikern auch ins Negative gewendet worden: Hase wurde der Vorwurf gemacht, er gleite ins Feuilletonistische ab. 244 [Anonym,] Rez. Hase, Gnosis, oder evangelische Glaubenslehre. Für die Gebildeten in der Gemeinde wissenschaftlich dargestellt, 1827–1828, BLU 4 (1829), Nr. 101 (1. Mai 1829); 1. Bd, 401 f, Nr. 102 (2. Mai 1829), 405–407, hier 407. 245 [Anonym,] Rez. Hase, Neue Propheten. Drei historisch-politische Kirchenbilder, 1851, BLU 27 (1852), Nr. 3 (17. Januar 1852), 67 f, hier 67. 246 [Anonym,] Karl von Hase, JZ 1890, Nr. 5 (7. Januar 1890), unpag. 247 [Anonym,] Karl Hase, WZ 1880, Nr. 165 (16. Juli 1880), unpag. 248 [Anonym,] Rez. Hase, Kirchengeschichte. Lehrbuch für akademische Vorlesungen, 1834, Morgenblatt für gebildete Stände (Literaturblatt) 1835, Nr. 36 (8. April 1835), 141 f, hier 141.

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Protestant und dann erst Lutheraner.249 Von daher ist es zu verstehen, was bereits 1835 als Eigenheit der Kirchengeschichtsschreibung Hases einem Rezensenten auffällt: „Wenn im Verhältniß zu anderen Bearbeitungen das theologische Element weniger hervorgehoben ist, so macht sich dagegen auf wohlthuende Weise das gemüthliche Interesse geltend: der Leser fühlt sich hingezogen zu der geschichtlichen Erscheinung“250. Diese Form des Umgangs mit pluralen religiösen Überzeugungen251 stieß in bürgerlichen Kreisen auf große Resonanz, weil die Abständigkeit des Bildungsbürgertums von autoritär vorgegebenen kirchlichen Formen wie die individuellinnerliche Aneignung religiöser Traditionen zentraler Bestandteil des bürgerlichen Selbstverständnisses war.252 Auch das „Bildungsbürgertum war der Idee nach und im Kern … protestantisch geprägt.“253 Damit ist bereits zu einem weiteren Aspekt hinübergeleitet. Die Hochschätzung des Individuellen, die für Hases Kirchengeschichtsschreibung und Theologie insgesamt so charakteristisch ist, trifft sich mit Leitidealen bildungsbürgerlicher Selbstverständigung. Man wird daraus schlussfolgern dürfen, dass Hases Kirchengeschichtsschreibung in ihrer Eigenart auch deswegen im gebildeten Bürgertum einen derart guten Resonanzboden fand,254 weil es enge Verbindungen zwischen beiden gab: Hases Kirchengeschichtsschreibung ist dem Geist und den Idealen des gebildeten Bürgertums wahlverwandt. In der Art des Umgangs mit historischen Phänomenen fand der lesende Bürger die Hochschätzung seiner eigenen Leitsterne wieder.255 Wohl auch im Blick darauf heißt es im Zusammenhang einer 249 Hase erscheint der „Weimarischen Zeitung“ als „theologisches Unicum“, das zu den „begabtesten praktischen Vertheidigern der protestantischen Sache“ gehört: [Anonym,] Karl Hase, WZ 1880, Nr. 165 (16. Juli 1880), unpag. Es handelt sich um einen anonymen – wohl aus Berlin zugesandten – Aufsatz, der auch in der „Jenaischen Zeitung“ gedruckt wurde (vgl. Nr. 169 [17. Juli 1880], unpag). 250 [Anonym,] Rez. Augusti / Hase / Gieseler / Engelhardt (s. Anm. 237), 211. 251 Vgl. etwa Lüdemanns freundlichen Aufsatz in der „Allgemeinen Zeitung“ über Hases Ansichten zum kirchenpolitischen Ausgleich: H. LÜDEMANN, Karl Hase über den kirchenpolitischen Ausgleich, AZ(M) 1886 (Beilage), Nr. 272 (1. October 1886), 4001 f. 252 Frank-Michael Kuhlemann spricht von einer typischen „Reflexionskultur“, die sich durch „Orientierung an Individualisierung“, „Reflexivität und Bildung, Pluralität und Wissenschaftlichkeit“ auszeichnete (F.-M. KUHLEMANN, Bürgertum und Religion, in: P. LUNDGREEN [Hg.], Sozial- und Kulturgeschichte des Bürgertums. Eine Bilanz des Bielefelder Sonderforschungsgebietes [1986–1997], Göttingen 2000 [Bürgertum; 18], 292–318, hier 301). Vgl. auch Graf, Protestantische Theologie und die Formierung… (s. Anm. 206), 17. 253 Nipperdey, Deutsche Geschichte 1866–1918, Bd. 1 (s. Anm. 210), 388. Vgl. auch Graf, Protestantische Theologie und die Formierung… (s. Anm. 206), 13. 254 Dafür ist die Gesamtbeurteilung Hases in dem oben zitierten Artikel aus den „Grenzboten“ (siehe oben S. 351, Anm. 14) durchaus typisch. 255 „In der Bildung der individuellen Anlagen (im jeweils Menschlichen) treffen und verständigen sich alle ‚Gebildeten‘ innerhalb der durch die bürgerliche Kultur vorgegebe-

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Rezension der Polemik über Hase insgesamt: „Wir wüßten neben dem Verfasser keinen Vertreter der neuesten Theologie zu nennen, in dessen Schriften mehr und besser die Sprache der modernen Bildung gesprochen würde, auf dessen Thätigkeit moderne Interessen einen so bedeutenden Einfluß gehabt hätten.“256 Bestandteil dieser untergründigen Verständigungsgrundlage dürfte im übrigen auch die prononcierte Öffnung hin zu allen Bereichen der Kultur gewesen sein, die Hase seinem Verständnis von Kirchengeschichtsschreibung zu Grunde legte.257 Auch hier korrespondierte die Profilierung der Kirchengeschichtsschreibung mit den Interessen bildungsbürgerlicher Kreise. Jakob Anton Leyser (1830–1897) urteilte deswegen von Hases Kirchengeschichtsschreibung, dass sie „an jenen Kreis allgemeiner Bildung sich wendet, dem seit Lessing die deutsche Literatur angehört.“258 Ein anonymer Rezensent in der „Allgemeinen Zeitung“ zählt Hase zu den Theologen, durch deren Werk und Wirken „der Neubau der gereinigten mit der Cultur versöhnten Kirche möglich ist“259. In diesem Sinne wird auch in der „Gartenlaube“ gelobt, Hase habe mit seinem Lehrbuch der Kirchengeschichte „das Culturleben der Völker in weitestem Umfang in den Kreis geschichtlicher Betrachtung“260 gezogen. Seine Kirchengeschichte sei auch deswegen „den mustergültigen Darstellungen weltlicher Geschichte ebenbürtig“261. Diese Wirkung der Öffnung nen Schranken“ (M. HETTLING, Bürgerliche Kultur – Bürgerlichkeit als kulturelles System, in: Lundgreen [Hg.], Sozial- und Kulturgeschichte des Bürgertums [s. Anm. 252], 319–339, hier 331). Deshalb schritt im übrigen die Individualisierung der Religion hier im 19. Jahrhundert relativ zügig voran; vgl. Kuhlemann, Bürgertum und Religion (s. Anm. 252), 299. 256 [Anonym,] Rez. Hase, Handbuch der protestantischen Polemik gegen die römischkatholische Kirche, 1862, LZD 1863, Nr. 15 (11. April 1863), 337–339, hier 338. Niklaus Peter notiert, dass Franz Overbeck Autor dieser Rezension ist (N. P ETER, Im Schatten der Modernität. Franz Overbecks Weg zur ‚Christlichkeit unserer heutigen Theologie‘, Stuttgart 1989, 254). 257 An Hases Kirchengeschichte wurde bereits in der bedeutenden „Historischen Zeitschrift“ hervorgehoben, dass „die Beziehungen des christlichen Gedankens und seiner Umsetzung in kirchliche Realität zur Wissenschaft und Philosophie, zur Literatur und Kunst einen breiten Raum“ einnehmen (H. J. HOLTZMANN, Rez. Hase, Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen, Erster Theil, 1885, HZ 56 [1886], 70–73, hier 72). Hase tritt hier auch als Paradigma des liberalen Protestantismus überhaupt auf, insofern dieser aufgrund seiner Weltoffenheit in der Lage war, unter Umständen auch kirchenferneres Bildungsbürgertum anzusprechen. 258 J. A. LEYSER, Rez. Hase, Das geistliche Schauspiel. Geschichtliche Übersicht, 1858, TLAKZ 1859, Nr. 36 (3. September 1859), 817–824, hier 817. 259 [Anonym,] Theologische Schriften von Karl Hase (s. Anm. 242), 5461. 260 [Anonym,] Der Burschenschafter auf dem theologischen Lehrstuhl (s. Anm. 240), 468. 261 Ebd., 491.

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des Verständnisses der Kirchengeschichte dürfte auch hinter den lobenden Worten stehen, die die „Weimarische Zeitung“ 1880 fand: „Das Verhältniß der Haseschen Kirchengeschichte zu einer katholischen, überhaupt orthodoxen Kirchengeschichte ist verglichen worden mit dem Verhältniß der florentinischen zur römischen Malerschule.“262 Jene Wirkung stand auch noch hinter dem bilanzierenden Urteil von Heinrich Weber (1834–1898) in den „Preußischen Jahrbüchern“, ein Jahr nach Hases Tod: „Hase zuerst hat … die Kirchengeschichte in die allgemeine Bildung hineingetragen; wo der größte deutsche Geschichtschreiber Ranke gelesen wird, da sind auch Hase’s Werke heimisch“263. Dass Hase vor allem mit seinen kirchenhistorischen Arbeiten tatsächlich im Zusammenhang des bildungsbürgerlichen Gesprächs ankam, wird nicht nur dadurch signalisiert, dass er bereits 1840 für würdig erachtet wurde, im „Album deutscher Schriftsteller“ (!) mit einem Abdruck von Kernsätzen über die Bedeutung von Sprache aus protestantischer Perspektive aufgenommen zu werden.264 Der Herausgeber, der Historiker und Dichter Karl Haltaus (1811–1848)265 betonte in seinem Nachwort, dass er seinen „Aufruf nur an Schriftsteller ergehen ließ“, die „weit und breit gekannt, geachtet und geliebt sind, auf deren Aussprüche das Volk einen vorzüglichen Werth zu legen pflegt“266. Sein Ziel war es, „geachtete und ausgezeichnete literarische Persönlichkeiten aus allen Zweigen der Wissenschaft“ 267 zusammenzuführen.

Ähnlich zu beurteilen ist die oben bereits zitierte Erwähnung Hases im Bilderatlas zur Geschichte der deutschen Nationallitteratur,268 denn diese verlegerische Unternehmung hatte nicht nur dezidiert den gebildeten Mittelstand 262

[Anonym,] Karl Hase, WZ 1880, Nr. 165 (16. Juli 1880), unpag. Weber, Zwei Selbstbiographien (s. Anm. 235), 264. Sehr ähnlich urteilte Franz Blanckmeister: „Daß man sich in der gebildeten Welt heute so lebhaft für Kirchengeschichte interessiert, das ist das Verdienst des Mannes, der sie dafür zu interessieren verstand wie kaum ein anderer“ (DERS., Karl von Hase. Ein Gedenkblatt zum 25. August 1900, NSKB 7 [1900], Nr. 33 [19. August 1900], 513–516, hier 516). 264 K. HALTAUS (Hg.), Album deutscher Schriftsteller zur vierten Säcularfeier der Buchdruckkunst, Leipzig 1840, 105. Im selben Jahr wird dieser Text noch einmal einem breiteren Publikum durch den Abdruck in der Berliner Allgemeinen Kirchenzeitung bekannt gemacht: [Anonym,] Sachsen-Weimar. Jena, 24. Juni, BAKZ 2 (1840), Nr. 52 (27. Juni 1840), 457. – Neben Hase haben im Album deutscher Schriftsteller u. a. veröffentlicht: Ernst Moritz Arndt, Ludwig Bechstein, Karl Gottlieb Bretschneider, Johann Traugott Leberecht Danz, Theodor Echtermeyer, Johann Paul Eckermann, Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Gustav Theodor Fechner, Karl Friedrich Baron de la Motte Fouqué, Johann Karl Ludwig Gieseler, Jacob und Wilhelm Grimm, Alexander Humboldt, Eduard Mörike, Gotthilf Heinrich von Schubert, Gustav Schwab, Karl Heinrich Wilhelm Wackernagel. 265 Vgl. [Anonym], Haltaus, Karl, NND 26 (1848), 2. Theil, 1078. 266 Haltaus (Hg.), Album deutscher Schriftsteller… (s. Anm. 264), 310. 267 Ebd., 311. 268 Siehe dazu oben S. 373. 263

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zur Zielgruppe, sondern bemühte sich unter der Überschrift „Nationalliteratur“ um eine Art Kanonisierung von literarischem Bildungsgut.269 Ein Ausdruck jener Würdigung ist auch, was im Zusammenhang der Verleihung der Würde eines Ehrenbürgers von Jena im Juli 1880 über Hase geschrieben wurde. Die Urkunde sprach von „dem Mann der Wissenschaft, dem seit langen Jahren hochverdienten und hochverehrten Angehörigen unserer Stadt“ und hob auch die „hohen Verdienste um unsere Universitätsstadt“270 hervor. Noch aussagekräftiger erscheint die Tatsache, dass die zeitgenössisch viel gelesenen Schriftsteller Albrecht Thoma (1844–1914) und Felix Dahn (1834– 1912) Gedichte veröffentlichten, die Hase und seine Arbeiten feierten. 271 Der Germanist Friedrich Zarncke (1825–1891) widmete Hase ebenfalls zwei Schriften.272 In der „Gartenlaube“ wurde Hase im Rahmen einer „Jubiläumshuldigung“ schließlich vollends den geistig-kulturellen Leitvorstellun269

Vgl. dazu Ungern-Sternberg, Medien (s. Anm. 214), 394 f. Zit. nach: [Anonym,] Feier des 50jährigen Professoren-Jubiläums des Herrn Geh. Kirchenrath Professor Dr. Carl Hase am 15. Juli, JZ 1890, Nr. 168 (17. Juli 1890), unpag. 271 A. THOMA, Ave Germaniae Praeceptor, PKZ 27 (1880), Nr. 29 (21. Juli 1880), 675 f und F. DAHN / TH. DAHN, Gedichte. Vierte Sammlung, Leipzig 1892, 207–211. Dahns Gedichte tragen die Titel: „Zum fünfzigjährigen Professorenjubiläum des Lehrers der Kirchengeschichte Herrn Dr. Hase zu Jena (15. Juli 1880)“ und „Herrn Geheimen Kirchenrath Dr. Karl von Hase zum sechzigjährigen Docentenjubiläum (4. Juni 1883)“. Hase beschied eine Anfrage Webskys, das Gedicht vom Juni 1883 in der Protestantischen Kirchenzeitung abdrucken zu lassen, positiv (vgl. J. WEBSKY, Brief an Karl Hase [Berlin, 8. Juni 1883], Jena, ThULB.HA, Nachlass Hase, A 9), vgl. F. DAHN, Herrn Geheimrat D. Hase zum 4. Juni 1883, PKZ 30 (1883), Nr. 24 (13. Juni 1883), 541 f. Hase und Dahn gaben auch zusammen mit Carl Reinecke (1824–1910) die zweite Auflage des „Liederbuch des deutschen Volkes“ heraus: K. HASE / F. DAHN / C. REINECKE (Hg.), Liederbuch des deutschen Volkes, Leipzig 1883. Dahn war Hase auch insofern verbunden, weil nahezu alle Werke Dahns im Verlag Breitkopf & Härtel erschienen, vgl. O. VON HASE, Breitkopf & Härtel: Gedenkschrift und Arbeitsbericht, Bd. 2: 1828–1918, Teil 2, Wiesbaden 5 1968, 427–429. Auch der Oberhofprediger und Dichter Karl Gerok (1815–1890) widmete Hase, wohl 1873, ein Gedicht: K. GEROK, Dem Herrn Geheimen Kirchenrat Prof. Dr. Karl Hase in Jena mit einem Blatt Immergrün vom Hohenasperg, in: [Anonym,] Karl Hase und Württemberg. Beiträge zur Tübinger Studentengeschichte, hg. von G. SCHMIDGALL, 2. Folge, Heft 1/2 (1938), 60–62, hier 61 f. 272 [F. ZARNCKE,] Fides, Constantia, Robur. Die drei Freunde von der Rasenbank und das Denunciationsprotokoll: ein Beitrag zu den Idealen und Irrthümern Herrn Geheimen Kirchenrath Dr. Th. Carl Hase am 4. Juni 1873 mit freudigen Glückwünschen überreicht von einem freundschaftlich Zugethanen (erneut abgedruckt in: D ERS., Aufsätze und Reden zur Cultur- und Zeitgeschichte, Leipzig 1898 [Kleine Schriften; 2], 118–139); DERS., Zur 50jährigen Wiederkehr des Tages, welcher einst Karl August Hase der Universität Jena zuführte. 15. Juli 1880, Leipzig 1880 (Jena, ThULB.HA, Nachlass Hase, D 8). Von Franz Liszt wird erzählt, dass er Hase die Bearbeitung seines Chorales „Nun danket alle Gott“ gewidmet habe, vgl. Hase, Breitkopf & Härtel: Gedenkschrift und Arbeitsbericht (s. Anm. 271), 528 f. 270

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gen des Organs inkorporiert und mit den Worten gewürdigt, er sei der „kernig deutsche, geistvolle Vorkämpfer eines gesunden Protestantismus und tapfere Märtyrer für die Volkssache in schwerer Zeit“273. 3.2 Nestor der Kirchengeschichtsschreibung seines Jahrhunderts: Konzentrierte Erinnerung an Hase und seine Arbeiten Lexika und Nachschlagewerke stellen eine aussagekräftige, aber bisher nicht ausreichend erforschte Quelle für quasi normative, jedenfalls dominante Wissensbestände und Auffassungen über Personen und Ereignisse dar. 274 Monika Estermann schreibt dazu treffend: „Die in Lexika geäußerten Ansichten haben von vornherein ein anderes Gewicht als die in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichten Meinungen“275. Die vermeintliche „Objektivität … erhebt die Lexika quasi auf eine Kanzel“276. Schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts waren Allgemeinlexika, Konversationslexika und Realenzyklopädien eine feste Größe auf dem deutschen Buchmarkt.277 „Die massenhafte Verbreitung in öffentlichen Bibliotheken wie in Privathaushalten – der Brockhaus erreicht fast den Verbreitungsgrad der Lutherbibel – macht sie zu Multiplikatoren, deren Wirkung noch zu wenig beachtet wurde.“278 Es ist von daher sehr reizvoll, zu untersuchen, in welcher Weise Hase und seine Kirchengeschichte in derartigen, für das Bildungsbürgertum berechneten Nachschlagewerken präsentiert wird, und was dort über sein Werk als mitteilenswert angesehen wird. Dabei legt sich aus Gründen der Verbreitung ein weitgehender Rückgriff auf den „Brockhaus“ nahe, der in insgesamt so vielen Auflagen erschienen ist, dass auch signifikante Veränderungen wahrgenommen werden können. 273

[Anonym,] Der Burschenschafter auf dem theologischen Lehrstuhl (s. Anm. 240), 468. – In diesem Sinne erinnert auch der Jenaer Superintendent Braasch in der „Deutschen Revue“ an Hases ‚vaterländische und humane Seite‘: A. H. BRAASCH, Aus Karl von Hase’s vergessenen Schriften, Deutsche Revue 15 (1900), 117–123. 274 Friedrich Wilhelm Graf hat mit stärkerer Fokussierung auf die wissenschaftshistorischen Zusammenhänge in der protestantischen Theologie zu recht formuliert, dass die Nachschlagewerke bisher „noch kein Gegenstand wissenschaftshistorischer Selbstthematisierung akademischer Theologie“ sind, obgleich sie dies verdient hätten, denn: „Stärker als die Werke einzelner Gelehrter oder Fachzeitschriften spiegeln Lexika normatives Selbstverständnis, Forschungsstand, Erkenntnisinteressen und ‚hidden agendas‘ eines Faches oder die ideenpolitischen Ambitionen von Wissenschaftlern, die ihre Sicht von Geschichte und Aufgabe ihrer Disziplin auch durch eine umfassende lexikalische Präsentation durchsetzen wollen“ (F. W. GRAF, Lexikographie, theologische, RGG4 5 [2002], 299–301, hier 299 [Abkürzungen aufgelöst]). 275 M. ESTERMANN, Lexika als biblio-kulturelle Indikatoren, AGB 31 (1988), 247– 258, hier 249. 276 Ebd. 277 Vgl. ebd., 247. 278 Ebd., 249.

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Im Jahr 1859 vermerkt das „Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart“ von Heinrich August Pierer zu Hase lediglich eine kurze biographische Notiz und gibt wichtige Schriften an.279 Hase wird also bereits als relevante Größe der theologischen Wissenschaft beurteilt, wovon zunächst bereits seine Aufnahme in das Lexikon zeugt. Urteilende oder bilanzierende Äußerungen finden sich hier jedoch noch nicht. Man kann vermuten, dass für einen solchen Eintrag Hase noch zu stark in der aktuellen Diskussion stand und sich sein Profil daher potentiell verändern konnte, zum anderen aber auch der nötige Abstand nicht gegeben schien. Ein Vierteljahrhundert später bietet der Eintrag im „Brockhaus Konversations-Lexikon“ bereits ein deutlich anderes Bild. Hase wird als „hervorragender protestantischer Kirchenhistoriker“ vorgestellt, der „als akademischer Lehrer und als gelehrter Forscher gleich hoch geehrt“ sei.280 Es wird zwar auch Hases Kirchengeschichte für ihre „präcise, kraftvolle Darstellung“281 gelobt. Als entscheidend für das Profil des Theologen Hase erschien dem Verfasser des Artikels bzw. der Redaktion des Lexikons: „Das Ziel seines wissenschaftlichen Strebens war gerichtet auf die völlige Versöhnung des historisch gewordenen Christentums und der modernen Bildung.“282 Wenige Jahre vor seinem Tod erscheint in diesem weit verbreiteten Lexikon das liberal-theologische Profil der fruchtbaren Verbindung von Christentum und Moderne als entscheidendes Spezifikum.283 Wiederum etwa 25 Jahre später weiß Meyers „Großes KonversationsLexikon“ in ganz ähnlicher Weise zu berichten, Hases theologische Arbeit habe zu ihrem Ziel gehabt, „die Ausgleichung des kirchlichen Christenthums mit der modernen Bildung, wobei im Gegensatz zur Orthodoxie auf das religiöse Bewußtsein des Subjekts, im Gegensatz zum Ratio279 Vgl. [Anonym,] Hase, Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart oder Neuestes encyklopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe, Altenburg 41859, hg. von H. A. PIERER, Bd. 8, 77. 280 [Anonym,] Hase, Karl August von, Brockhaus Conversations-Lexikon13 8 (1884), 882 (Abkürzungen aufgelöst). 281 Ebd. 282 Ebd. 283 Ähnlich lautet die Einschätzung Hases, die in der Auflage nach seinem Tod erschienen war: „Das Ziel seines wissenschaftlichen Strebens war auf die Versöhnung des historisch gewordenen Christentums und der modernen Bildung gerichtet; sowohl den geschmack- und gemütslosen Rationalismus bekämpfend, zeigen seine Werke eine innige Verbindung von geschichtlicher Pietät und rationeller Kritik“ ([Anonym,] Hase, Karl August von, BKL14 8 [1902], 839 f, hier 839). Die Einschätzung des Kirchenhistorikers Hase lautet: Seine „eigentliche wissenschaftliche Größe liegt auf dem Gebiet der Kirchengeschichte, bei deren Behandlung vor allem sein feiner ästhetischer Sinn und seine geistvolle Betrachtungsweise zur Geltung kamen“ (ebd., 840). Das kirchengeschichtliche Lehrbuch wird „in Bezug auf pointierte, kraftvolle Darstellung [als] unübertroffen“ charakterisiert (ebd., 840).

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nalismus auf die historische Bedeutung der christlichen Kirche das Hauptgewicht gelegt wird.“284 Interessant ist, dass hier auf die Kirchengeschichte nicht eigens schwerpunktmäßig Wert gelegt wird. Dies ändert sich in den zeitlich späteren Lexika, in denen zunehmend die Kirchengeschichte als profilgebendes Moment der Lebensarbeit Hases hervorgehoben wird. So heißt es in dem in der Weimarer Republik erschienenen „Brockhaus“ zwar immer noch: „Seine wissenschaftliche Arbeit galt der Versöhnung des Christentums mit der neuzeitlichen Bildung.“285 Es wird aber zugleich hinzugesetzt: „Hases Hauptbedeutung liegt auf dem Gebiete der Kirchengeschichte.“286 Hervorzuheben ist, dass diese Fokussierung der knappen, normativen Erinnerungstexte, wie sie Lexikonartikel darstellen, in der Folgezeit die Kirchenhistoriographie als zentrales Thema für die Darstellung Hases beibehalten, diese jedoch durch oftmals historisierende Einordnung zu präzisieren suchen. Nach dem Zweiten Weltkrieg heißt es im „Brockhaus“: „Hase war vor allem Kirchengeschichtler mit hoher künstlerischer Gestaltungskraft.“287 Knapp 30 Jahre später ist dann über Hase zu lesen: „Übte scharfe Kritik am Rationalismus; seine Kirchengeschichtsschreibung ist ‚Anschauung‘ im Sinne Schellings und Schleiermachers.“288 Die aktuelle Auflage der „Brockhaus-Enzyklopädie“ weiß über Hase schließlich zu berichten: „Hase verstand, von der Romantik beeinflusst, Geschichte als ‚Anschauung‘ im Sinne von F. W. J. Schelling und F. D. E. Schleiermacher und sah in der Kirchengeschichte jeweils geschichtlich bedingte und legitimierte Gestaltungen des christlichen Glaubens.“289 Überblickt man die hier in chronologischer Reihenfolge aufgeführten Lexikoneinträge zu Hase, so werden mehrere Tendenzen deutlich: Erstens verschiebt sich offenkundig der Fokus der Wahrnehmung. Waren zu Lebzeiten Hases noch seine dogmatischen Interessen mit im Blick, insofern das Zentrum seiner theologischen Arbeit in der strikt gegenwartsbezogenen Versöhnung von Christentum und Moderne gesehen wurde, so rückt der Fokus mit fortschreitender Zeit immer klarer auf das historiographische Arbeitsgebiet. Hase erscheint vornehmlich als Meister in der Darstellung der Vergangenheit. Dabei fällt eine zweite Tendenz ins Auge. Die knappen 284

[Anonym,] Hase, Karl August von, MGKL6 8 (1908), 856 f, hier 857. [Anonym,] Hase, Karl August von, GB15 8 (1931), 211 f, hier 212 (Abkürzungen aufgelöst). 286 Ebd., 212 (Abkürzungen aufgelöst). 287 [Anonym,] Hase, Karl August von, Der GB16 5 (1954), 285 (Abkürzungen aufgelöst). – Ähnlich die Charakterisierung: „Als Kirchengeschichtler von hoher Kunst der Darstellung bemühte er sich, allen ihren Erscheinungen und Typen gerecht zu werden“ ([Anonym,] Hase, Karl August von, BE 8 [171969], 211). 288 [Anonym,] Hase, Karl August von, MGU 6 (1982), 333. 289 [Anonym,] Hase, Karl August von, BE21 12 (2006), 81 (Abkürzungen aufgelöst). 285

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F. Die Rezeption von Hases Kirchengeschichtsschreibung

Ausführungen zur Kirchenhistoriographie Hases erfahren eine an Präzision zunehmende Kontextualisierung. Der wachsenden Präzision dieser Kontextualisierung entspricht der steigende Grad an Historisierung seines Lebenswerkes. Hase rückt von seiner Stellung als geehrter akademischer Lehrer allmählich in die Position einer klar verorteten Gestalt der Wissenschaftsund Geistesgeschichte.

4. Die Nachrufe auf Hase 4. Die Nachrufe auf Hase Nachfolgend sollen Nachrufe auf Hase, soweit sie bisher ermittelt werden konnten, eine Untersuchung erfahren. Im Zusammenhang einer Edition hat Friedrich Wilhelm Graf vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass „Nachrufe in der Tagespresse … wissenschaftshistorische Quellen von hoher Aussagekraft“290 seien. Zur Begründung dieser These führt Graf aus: „Nachrufe sind an die Situation des definitiven Abschieds gebunden und insofern konstitutiv auf ein menschliches Individuum bezogen. Aber im Fall des modernen Intellektuellen beziehen sie unumgänglich auch seine Denkproduktion, Zeitdiagnostik und öffentliche Resonanz mit ein.“291 Nachrufe spiegeln also in einzigartiger Weise die Rezeption und Wirkung eines wissenschaftlichen Lebenswerkes jenseits der begrenzten universitären Diskussionszusammenhänge, und zwar im Sinne einer Bilanz.292 Gleichwohl liegen bislang nur wenig Sammlungen von Nachrufen auf prominente Gelehrte vor,293 und es gilt insgesamt, dass „Wissenschaftshistoriker … der Quellengattung ‚Nekrolog‘ bisher nur wenig Aufmerksamkeit gewidmet“294 haben. Darum sind sie in diesem Teil der Arbeit, die sich mit der Rezeption von Hases Kirchengeschichtsschreibung befasst, eine beachtenswerte Quelle. Als erster Nachruf, der nicht aus dezidiert kirchlichen oder theologischen Kreisen stammt, sei die Ansprache des Jenaer Bürgermeisters Heinrich Singer genannt.295 Bereits die Tatsache, dass Hase mit einer solchen Ansprache geehrt wurde, zeigt die Hochschätzung, die ihm als Universitätsgelehr290 F. W. GRAF, Polymorphes Gedächtnis. Zur Einführung in die Troeltsch-Nekrologie, in: DERS. (Hg.), Ernst Troeltsch in Nachrufen, unter Mitarb. von CH. NEES, Gütersloh 2002 (Troeltsch-Studien; 12), 21–173, hier 26. 291 Graf, Polymorphes Gedächtnis (s. Anm. 290), 24 f. 292 Es ist deutlich, dass solche Nachrufe an Aussagekraft durch ihre Autoren und Publikationsorte gewinnen oder verlieren und insbesondere das Maß der Überschreitung der Grenzen des eigenen Faches ein deutliches Signal darstellt. 293 Vgl. neuerdings T. KIRCHHOF, Der Tod Schleiermachers. Prozess und Motive. Nachfolge und Gedächtnis, Leipzig / Berlin 2006. 294 Graf, Polymorphes Gedächtnis (s. Anm. 290), 25. 295 H. S INGER, Ansprache, in: Zur Erinnerung an den Heimgang des Professors der Theologie D. Carl August Hase, Leipzig 21890, 19 f.

4. Die Nachrufe auf Hase

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tem und mehrfachem Prorektor von Seiten der bürgerlichen Gemeinde entgegengebracht wurde.296 Von besonderem Interesse sind auch die Nachrufe, die in allgemeinen Zeitschriften und der Tagespresse publiziert wurden. In der „Jenaischen Zeitung“ wird auf die in verschiedener Hinsicht die üblichen Grenzen eines Universitätsgelehrten überschreitende Bedeutung Hases hingewiesen. Die Zeitung schreibt anlässlich seines Todes, Hase sei ein „Altmeister der deutschen Wissenschaft“297 gewesen. Darin kommt der überragende wissenschaftliche Rang Hases, der die Jenaer Universität weit überschritt, zum Ausdruck. Ganz folgerichtig heißt es weiter: „Denn nicht blos unsere Universität, die Wissenschaft, sondern die ganze deutsche Nation durfte auf Karl von Hase stolz sein.“298 In der „Weimarischen Zeitung“ wird anlässlich des Todes geschrieben, die Trauer sei „eine allgemeine …, war doch der Kreis seiner Verehrer und Freunde ein großer“299. Auch hier wird also auf die Bedeutung Hases abgehoben, die nicht nur die lokale Grenze überschritt, sondern auch die der universitären Kreise überhaupt. Wie eine Bestätigung dieses Nachrufs klingt es, wenn die Zeitung vier Tage später berichtet, dass Hases Tod „in Deutschland einen schmerzlichen Widerhall geweckt“ habe, „noch immer treffen zahlreiche herrliche Blumenspenden ein“300. Auch überregionale Zeitungen wie die „Allgemeine Zeitung“ aus Augsburg sehen sich genötigt, des Todes Hases zu gedenken. Sie berichtet dann auch, dass „Karl von Hase’s irdische Hülle unter ungemein zahlreicher Theilnahme und unter unzähligen Zeichen der Verehrung und Ehrerbietung zur letzten Ruhestätte geleitet“301 wurde. Die schon erwähnte „Gartenlaube“ würdigt Hase auf besondere Weise. In der Zeitschrift werden mehrere kleine Anekdoten aus Hases Buch „Ideale und Irrthümer“ abgedruckt.302 296

Zuvor war Hase, wie oben S. 396 erwähnt, bereits die Ehrenbürgerwürde verliehen worden. 297 [Anonym,] Jena, 3. Jan., JZ 1890, Nr. 3 (4. Januar 1890), unpag. 298 Ebd. – Vgl. auch die Stellungnahme der Gemeinde zum Tode Hases: H. SINGER / H. KOCH, Bekanntmachung, Jenaische Zeitung 1890, Nr. 4 (5. Januar 1890), unpag. Wenige Tage später erschien in derselben Zeitung noch ein lateinisches Lobgedicht auf Hase, vgl. [Anonym,] Manibus Caroli Augusti de Hase, JZ 1890, Nr. 18 (22. Januar 1890), unpag. 299 [Anonym,] Karl von Hase †, WZ 1890, Nr. 3 (4. Januar 1890). 300 [Anonym,] Jena, 6. Januar, WZ 1880, Nr. 6 (8. Januar 1890). 301 [Anonym,] Aus Thüringen, 6. Jan., AZ(M) 1890, Nr. 8 (Abendblatt) (8. Januar 1890), 111. Vgl. bereits die Erwähnung des Todes: [Anonym,] Weimar, 3. Jan., AZ(M) 1890 (Morgenblatt), Nr. 4 (4. Januar 1890), 44. 302 [Anonym,] Blätter und Blüthen. Falsche und wahre Propheten, Gartenlaube 1890, 97 (Halbheft 3). Eine Art nachgeholter, expliziter Nachruf ist eine Würdigung Hases aus Anlass seines 100. Geburtstages. Dort wird notiert: Hase sei derjenige, „der von allen Theologen zuerst die Geschichte der christlichen Kirche im Zusammenhang des Kulturle-

402

F. Die Rezeption von Hases Kirchengeschichtsschreibung

Im gewissen Sinne ein Pendant zur Ansprache des Bürgermeisters Heinrich Singer stellt die Ansprache von Richard Adelbert Lipsius dar, einem Fakultätskollegen Hases. Es ist auch dem Zweck der Ansprache geschuldet, wenn Lipsius diesen Nachruf auf die Erinnerung an Hases Lehrtätigkeit hin zuspitzt.303 Unter den Fachorganen der Universitätstheologie gab es nur wenige Zeitschriften, die nicht wenigstens eine Notiz über Hases Tod publizierten, eine ganze Reihe der bedeutenden Organe brachte auch teils umfängliche Würdigungen. Zu den auffällig knappen Anzeigen des Todes zählt die Notiz in der „Evangelischen Kirchenzeitung“, die sich unter der Rubrik „Nachrichten“ mit einem kurzen Satz zum Todesfall begnügt.304 Auch in der „Deutschen evangelischen Kirchenzeitung“ folgt auf die Todesmeldung nur ein kurzer biographischer Abriss und eine Aufzählung der wichtigsten Werke.305 Das von Luthardt herausgegebene „Theologische Literaturblatt“ schweigt. Es verwundert nicht, dass die ihm einst eng verbundene „Protestantische Kirchenzeitung“ Hase mit einem ausführlichen und überaus freundlichen Nachruf aus der Feder des Herausgebers und Haseschülers Julius Websky würdigt. Er wird gezeichnet als „der feinsinnigste Kirchenhistoriker, der mit gründlichem Quellenstudium und liebevollem Verständnis in jedem Zeitalter heimisch, aber mit freiem Bewußtsein darüberstehend, die Ereignisse und Personen nicht von außen meistert, sondern aus ihrer Zeit und Eigenart begreift und geistvoll darstellt“306. Websky weist Hase schließlich einen „Ehrenplatz in der Geschichte der protestantischen Theologie unseres Jahrhunderts“307 zu. Die liberalprotestantische Ausrichtung und die Kirchenhistoriographie erscheinen hier als die profilgebenden Eigenschaften Hases. Der Text von Websky wurde noch einmal, mit einer Rahmung

bens der Völker übersichtlich dargestellt hat“ ([Anonym,] Blätter und Blüthen. Zum Gedächtnis Karl von Hases, Gartenlaube 1900, Nr. 34, 584). 303 „Unzählige haben im Laufe der Jahre aufmerksam zu seinen Füßen gesessen, wenn er die Geschichte der christlichen Kirche in einer reichen Gallerie von lebensvollen, mit feinem Pinselstrich bis ins Kleinste ausgeführten Zügen seinen Zuhörern vorüberführte. Unzählige werden den einzigen Genuß, welchen diese Vorlesungen ihnen gewährten, als eine unauslöschliche Erinnerung fürs Leben bewahren“ (R. A. LIPSIUS, Ansprache am Morgen des 6. Januar 1890 vor Studierenden der Theologie, in: Zur Erinnerung an den Heimgang des Professors der Theologie D. Carl August Hase, Leipzig 2 1890, 8–12, hier 11). 304 Vgl. [Anonym,] Nachrichten, EKZ 125 (1890), Nr. 3 (18. Januar 1890), 56. 305 Vgl. [Anonym,] Jena, zum Tode Hases, DEKZ 4 (1890), Nr. 2 (11. Januar 1890), 23. 306 J. WEBSKY, D. Karl Hase, PKZ 37 (1890), Nr. 2 (8. Januar 1890), 25 f. 307 Ebd., 25 f.

4. Die Nachrufe auf Hase

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durch einen unbekannten Autor versehen, im „Deutschen Protestantenblatt“ abgedruckt.308 Auch die noch recht junge „Christliche Welt“, das Organ der neu aufstrebenden Ritschl-Schule, gedenkt Hases anlässlich seines Todes mit freundlichen Worten. Der „ehrwürdige Jenaische Kirchenhistoriker Karl August von Hase“ wird als „Nestor unter den evangelischen Theologieprofessoren“ vorgestellt, der „bei den Theologen aller Richtung Anerkennen und Ansehen … genießen“ konnte.“309 Neben der Kirchengeschichte wird vor allem Hases Polemik als bedeutendste Hinterlassenschaft gewürdigt.310 In den „Deutsch-evangelischen Blättern“ lässt es sich der Herausgeber Willibald Beyschlag nicht nehmen, Hase als „Nestor der deutschevangelischen Theologie und Kirchenhistorik“ selbst zu würdigen.311 Beyschlag schreibt: „In der Kirchengeschichte, seinem Hauptfach, vertrat er … den allseitigen Zusammenhang des Christenthums mit der Entwicklung der menschlichen Kultur und bot in seinem gedrängten Lehrbuch eine Meisterwerk von Fleiß, Gelehrsamkeit, geistvoller und feinsinniger Auffassung und künstlerisch gedrungener Form.“312 Auch hier steht also die Kirchengeschichte im Vordergrund der Wahrnehmung, allerdings fokussiert auf das vorgeordnete Interesse Hases, das Christentum und die moderne Kultur nicht auseinander treten zu lassen.

308 309

J. WEBSKY, Professor D. Karl Hase †, DPB 23 (1890), Nr. 2 (11. Januar 1890), 14 f. E. KATZER, Verschiedenes (Carl Hase †), ChW 4 (1890), Nr. 2 (12. Januar 1890),

47 f. 310

Ebd. W. BEYSCHLAG, Kirchliche Chronik. Todesfälle: Karl v. Hase, DPB 15 (1890), 136 f, hier 136. 312 Ebd. 311

Schlussbetrachtung

Hase als Kirchenhistoriker Schlussbetrachtung: Hase als Kirchenhistoriker Die protestantische Kirchengeschichtsschreibung erlebte, wie die Geschichtswissenschaft überhaupt, kurz vor der Mitte des 19. Jahrhunderts einen außerordentlichen Aufschwung. Neben dem nachwirkenden Erbe der Aufklärung, namentlich der pragmatischen Methode, waren es vor allem sich wechselseitig befruchtende und einander verstärkende Impulse aus dem deutschen Idealismus, der romantischen Bewegung und der zunehmend pluralen theologischen Landschaft, die die dynamische Entwicklung der Kirchenhistoriographie im Protestantismus bewirkten.1 Die durch das Zusammentreffen dieser Impulse eröffnete geistige Weite ermöglichte bemerkenswerte Spitzenleistungen der Kirchengeschichtsschreibung, zu denen neben Ferdinand Christian Baur (1792–1860) und anderen in vorderer Linie auch Hase zu rechnen ist. In seinen Erinnerungen „Annalen meines Lebens“ hat er eine Selbstbeurteilung seiner Arbeit als Kirchenhistoriker gegeben, die auf den ersten Blick etwas vage anmuten könnte: „Für die Kirchengeschichte habe ich einen reicheren Inhalt, eine edle Form und freie Anschauung gegeben.“2

Gleichwohl lassen sich in den Stichworten dieser Selbsteinschätzung – Anreicherung des Inhalts kirchenhistoriographischer Arbeit, besondere Gestaltung ihrer Form, Liberalität in der Deutung und Beurteilung dargestellter Phänomene – unter Bezug auf die in den Teilen A bis F dieser Arbeit erzielten Ergebnisse zentrale Charakteristika der Wirksamkeit Hases als Kirchenhistoriker identifizieren. Sie treten besonders deutlich hervor, wenn im zusammenfassenden Rückblick der historische Ort seiner theologischen Arbeit sichtbar wird.

1

Siehe zu dieser Entwicklung die Skizze oben in Teil C, S. 167–198. K. H ASE, Annalen meines Lebens, hg. von K. A. VON HASE, Leipzig 1891 (GW; 11,2), 180. 2

1. Der theologiehistorische Ort des Kirchenhistorikers Hase

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1. Der theologiehistorische Ort des Kirchenhistorikers Hase 1. Der theologiehistorische Ort des Kirchenhistorikers Hase Die protestantische Theologiegeschichtsschreibung verbindet mit dem Namen Hase in aller Regel das Ende des so genannten Rationalismus vulgaris, wie er prominent von Johann Friedrich Röhr (1777–1848) vertreten wurde.3 In der Tat ist damit der theologiehistorische Ort auch des Kirchenhistorikers Hase richtig angedeutet, denn es wurde in den Untersuchungen sichtbar, dass die historische Leistung seiner Kirchenhistoriographie in der Überwindung der rationalistischen pragmatischen Kirchengeschichtsschreibung der Aufklärung durch eine neue Konzeption besteht, in der verschiedene zeitgenössische Einflüsse auf eigenständige und neue Weise synthetisiert sind. Die Untersuchungen haben dabei die Auffassung Georg Hundingers († 1903) bestätigt, dass der Kirchenhistoriker Hase keiner einzelnen theologischen oder philosophischen Position im Sinne von Schülerschaft eindeutig subsumiert werden kann.4 Dies zeigen auch die bisherigen sehr verschiedenen Versuche, Hases Kirchengeschichtsschreibung in entsprechende Schemata einzuordnen: Man vergleiche nur das Etikett „romantische Geschichtsschreibung“ von Walter Nigg (1903–1988)5 bzw. „romantische Geschichtsauffassung“ von Bernd Jaeger6 mit der Überschrift „Historismus in der Theologie“, unter der Franz Schnabel (1887–1966) Hases Kirchengeschichtsschreibung verhandelt,7 oder der Kategorie des ‚ästhetischen Rationalismus‘, die Werner Elert (1885–1954) einbringt.8 Mögen diese Bestimmungen auch vermittelbar sein, Differenzen sind jedenfalls deutlich. Hases Kirchengeschichtsschreibung vereinigte sehr verschiedene Einflüsse aus der Aufklärung, der Romantik, dem Idealismus und dem entstehenden Historismus in sich. So berief er sich in der Darlegung seines Verständnisses von Kirchengeschichtsschreibung zugleich auf einen methodischanalytischen Zugang zu den Quellen, der auf den entstehenden Historismus verweist, auf die pragmatisch-kausale Erklärung historischer Ereignisse, die die aufklärerische Geschichtsschreibung betonte, auf eine intuitive Einfüh3

Siehe dazu in der Einleitung, S. 5, ferner oben Teil E, S. 315, bes. Anm. 28. Vgl. G. HUNDINGER, Karl August von Hase als Kirchengeschichtsschreiber, RKZ 24 (1901), 154–156. 162–164. 170–172. 178 f, hier 179. 5 Vgl. W. NIGG, Die Kirchengeschichtsschreibung. Grundzüge ihrer historischen Entwicklung, München 1934, 175–196. 6 B. JAEGER, Karl von Hase. Ideale und Irrtümer, in: E. HERMS / J. RINGLEBEN (Hg.), Vergessene Theologen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, Göttingen 1984 (GTA; 32), 149–154, hier 150. 7 F. SCHNABEL, Deutsche Geschichte im neunzehnten Jahrhundert, Bd. 4: Die religiösen Kräfte, Freiburg i. Br. 1937, 499. 8 Vgl. W. ELERT, Der Kampf um das Christentum. Geschichte der Beziehungen zwischen dem Evangelischen Christentum in Deutschland und dem allgemeinen Denken seit Schleiermacher und Hegel, München 1921, 126–129. 4

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Schlussbetrachtung: Hase als Kirchenhistoriker

lung, die romantische Wurzeln hat, und auf eine Deutung des Geschichtsprozesses als Verwirklichung von Gott gewirkten religiösen Lebens.9 Für die Genese von Hases Kirchengeschichtsschreibung ist weniger ein einzelnes philosophisches oder theologisches Konzept maßgeblich gewesen. Sie ist vielmehr zu begreifen vor dem Hintergrund der vielgestaltigen, sich berührenden und doch verschiedenen geistigen Bewegungen am Anfang des 19. Jahrhunderts, die den unfruchtbar gewordenen verengten Rationalismus der Aufklärung überwanden. Ihre Gesamtheit gibt den theologiegeschichtlichen Ort Hases als Kirchenhistoriker an.10 In den Untersuchungen zu den bildungsgeschichtlichen Grundlagen der späteren Wirksamkeit Hases wurde die Entstehung dieses breiten Bezugsfeldes seiner Theologie ausgeleuchtet.11 Gerade durch die Aufnahme verschiedenartiger Einflüsse dürfte die große Wirksamkeit, die Hase mit seiner Kirchengeschichtsschreibung hatte, erheblich befördert worden sein. Innerhalb dieses komplexen Geflechtes von Einflüssen konnte die eigene Position Hases klarer sichtbar gemacht werden, indem untersucht wurde, in welcher Weise er sich im Laufe seiner theologischen Laufbahn nach verschiedenen Seiten hin abgegrenzt hat: gegen einen dürren Rationalismus in der Gestalt einer pragmatischen Geschichtsschreibung ebenso wie gegen Versuche einer Geschichtsschreibung im starren Schematismus einer an Hegel anschließenden Geschichtsphilosophie oder eine konfessionalistisch enggeführte Kirchenhistoriographie.12 Zuerst wurde deutlich, welche zentrale Rolle gerade für die Theologie des sich etablierenden Hase die Auseinandersetzung mit dem abtretenden Rationalismus spielte. Die Distanzierung Hases von der pragmatischen Kirchengeschichtsschreibung der Aufklärung konnte paradigmatisch in seiner Absetzung von der Kirchengeschichtsschreibung Johann Karl Ludwig Gieselers (1793–1854) verfolgt werden.13 Hase war darin von der Auffassung geleitet, dass der rationalistischen Geschichtsschreibung ein wirkliches Verständnis ferner Zeiten und Menschen verschlossen bleiben musste, weil sie die Empfindung für das Eigenrecht vergangener Individualitäten vermissen ließ. Er führte seinen Kampf gegen den Rationalismus auf dem Gebiet der Kirchengeschichte freilich, ohne die kritischen Errungenschaften des 9

Siehe dazu oben die detaillierten Untersuchungen in Teil C, S. 198–252. In diesem Sinne ist auch das folgende Urteil Kurt Leeses (1887–1965) zu lesen: „Hase gehörte zu denjenigen Theologen des 19. Jahrhunderts, die die große Zeit Goethes, Hegels, Schleiermachers und Schellings noch lebendig miterlebt hatten und die aus dem Deutschen Idealismus die universale Weite des geistigen Horizontes gewannen“ (K. LEESE, Der Protestantismus im Wandel der neueren Zeit. Texte und Charakteristiken zur deutschen Geistes- und Frömmigkeitsgeschichte seit dem 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Stuttgart 1941 [Kröners Taschenausgabe; 180], 112). 11 Siehe dazu oben Teil A, S. 15–69. 12 Siehe dazu oben Teil E, S. 310–345. 13 Siehe dazu die detaillierte Untersuchung, oben Teil E, S. 311–323. 10

1. Der theologiehistorische Ort des Kirchenhistorikers Hase

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18. Jahrhunderts preiszugeben, sondern hob diese in seiner eigenen Konzeption von Kirchengeschichtsschreibung auf. Die Abgrenzung Hases gegenüber einer spekulativen Theologie im Gefolge Hegels, die an der prominenten Auseinandersetzung mit Ferdinand Christian Baur verfolgt wurde,14 verdeutlichte seine Position innerhalb der Diskussion der nachkantischen idealistischen Philosophie. Er stellte sich gegen eine Geschichtsauffassung, die die gewaltigen Stoffmassen der Geschichte dadurch zu ordnen versucht, dass sie die Geschichte als die stufenweise fortschreitende Selbstentfaltung der Idee begreift. Hase erkannte zwar an, dass Baur zur großartigen Darstellung eines geschichtlichen Prozesses gelangte, warnte aber vor der nicht immer vermiedenen Gefahr, dass die spekulative Theorie gegenüber den historischen Ereignissen und Gestalten die Oberhand gewinnt. Hase profilierte bewusst die – letzten Endes nicht rational begreifbaren – religiösen Persönlichkeiten als Träger der historischen Entwicklung und legte in seiner Kirchengeschichtsschreibung alles Gewicht darauf, den Individuen eine klar umrissene Charakteristik zu geben.15 Diese Auffassung ist als – ebenfalls idealistisch geprägter – Gegenentwurf zu der durch Baur und die Tübinger Schule vertretenen Auffassung zu verstehen. Beispielhaft konnte schließlich an der Abgrenzung Hases von Ludwig Friedrich Wilhelm Hoffmann (1806–1873) der Abstand Hases gegenüber konfessionalistischen und konservativen Theologien gezeigt werden,16 die nicht nur in hermeneutischer Naivität die Identität des gegenwärtigen Protestantismus mit der Theologie der Reformatoren behauptet, sondern auch auf der Basis dieses Maßstabs die Gestalten und Ereignisse der Geschichte zu schulmeistern versucht. Hase profilierte sich gegenüber solchen Tendenzen bewusst als Protestant, dem die vorurteilsfreie Anerkennung aller religiösen Persönlichkeiten der Geschichte möglich und geboten ist.17 Ist einerseits deutlich, dass Hases Kirchenhistoriographie von pluralen Einflüssen bestimmt war und sich entsprechend auch nicht eindeutig etikettieren lässt, so gilt andererseits, dass deren Profil durch seine bewusste Abgrenzung von einer Reihe scharf profilierter konkurrierender Entwürfe von Kirchengeschichtsschreibung geprägt ist. Ein gewisser irenischer, vermittelnder Zug wohnt seiner Konzeption dabei aber inne. Hase war nicht konfessionalistisch, aber bewusst Protestant, nicht rationalistisch, aber bewusst auf methodische Rationalität bedacht, nicht an hochstufiger Spekulation interessiert, aber bewusst um idealistische Deutung bemüht. Insofern gibt die Äußerung Hases, die er selbst einmal in 14

Siehe dazu die detaillierte Untersuchung, oben Teil E, S. 323–341. Siehe dazu auch die Bemerkungen zur Wertschätzung religiöser Persönlichkeiten als charakteristisches Merkmal der Kirchengeschichtsschreibung Hases, oben Teil D, S. 256 f. 16 Siehe dazu die detaillierte Untersuchung, oben Teil E, S. 342–345. 17 Siehe dazu oben Teil C, S. 250 f. 15

408

Schlussbetrachtung: Hase als Kirchenhistoriker

Bezug auf eine Auseinandersetzung um das ‚Leben Jesu‘ gemacht hat, er wolle „eine mittlere Stellung […] auf dem Gebiete der Geschichte“18 einnehmen, durchaus einen Zug seiner gesamten kirchenhistorischen Arbeit wieder.

2. Charakteristika der Kirchenhistoriographie Hases 2. Charakteristika der Kirchenhistoriographie Hases Der in der Einleitung unternommene Überblick über die wenigen bisher veröffentlichten Arbeiten zur Kirchenhistoriographie Hases ergab, dass für die Charakterisierung seiner Kirchengeschichtsschreibung nicht selten auf eine Anzahl typischer Einzelzüge verwiesen wurde, die in den verschiedenen Beiträgen nur teils identisch waren.19 Durch die Untersuchungen zur konzeptionellen Grundlegung der Kirchengeschichtsschreibung Hases sowie exemplarisch an seiner Darstellung der Epoche der Reformation konnte gezeigt werden,20 dass seine Protestantismustheorie für seine Kirchengeschichtsschreibung und seine Theologie insgesamt die zentrale Stellung eines organisierenden Zentrums auch jener einzelnen Charakteristika einnimmt. Damit wird nicht nur die These Bernd Jaegers von der Fundamentierung der gesamten theologischen Arbeit Hases durch seine dogmatischen Anschauungen bestätigt,21 sondern vor allem das Recht der These Kurt Nowaks (1942–2001), dass Hase vorrangig als Protestantismustheoretiker zu verstehen ist.22 Hases theologische Identität als liberaler Protestant ist um seine Protestantismustheorie zentriert, und diese gewinnt wiederum Gestalt auch in seiner Kirchengeschichtsschreibung. Das protestantische Prinzip besteht für Hase darin, jede wirkliche geschichtlich gewordene Kirche von der Idee der vollendeten religiösen Gemeinschaft als ihre unvollkommene Darstellung zu unterscheiden und den Gläubigen darum in der Angelegenheit seines Heils ausschließlich auf sein Inneres, nämlich auf sein durch den Heiligen Geist vermittels der Heiligen Schrift bewegtes Herz zu verweisen. Protestantisch ist für Hase die kritische Depotenzierung der religiösen Institution und die Aufwertung der religiösen Subjektivität.23 18

K. H ASE, Das Leben Jesu. Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 1865, XIV. Hase bezog sich konkret auf Ferdinand Christian Baur auf der einen und David Friedrich Strauß auf der anderen Seite. 19 Siehe dazu oben die Einleitung, S. 9–13. 20 Siehe dazu oben Teil C, S. 221 f. 242–245 und Teil D, S. 295–309. 21 Vgl. B. JAEGER, Karl von Hase als Dogmatiker, Gütersloh 1990 (Die lutherische Kirche. Geschichte und Gestalten; 12), 175. 22 Vgl. K. NOWAK, Karl von Hase – liberales Christentum zwischen Jena und Rom, in: DERS., Kirchliche Zeitgeschichte interdisziplinär, hg. von J.-CH. KAISER, Stuttgart 2002 (KoGe; 25), 80–100. 23 Siehe dazu oben Teil D, S. 296–304. 5

2. Charakteristika der Kirchenhistoriographie Hases

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So wurde etwa deutlich, dass die von Hase erstmals vorgenommene dreigeteilte Periodisierung der Kirchengeschichte in Alte Kirche, Mittelalter und Neuzeit eng mit seiner Protestantismustheorie (und über diese mit seiner Ekklesiologie) verbunden ist. Konkrete Folgen seiner von der Protestantismustheorie geprägten Kirchengeschichtsschreibung sind auch wesentliche inhaltliche Besonderheiten: die besondere Mühe, die er auf die Darstellung und Deutung religiöser Persönlichkeiten verwendet, die ausdrückliche Verquickung theologischer und politischer Liberalität, die tolerante, wenn auch nicht unkritische Betrachtung des römischen Katholizismus und die Offenheit für die wechselseitige Durchdringung von Religion und Kultur.24 In der von Hase postulierten dreifachen Methodik wissenschaftlichen Arbeitens an der Kirchengeschichte – der kritischen Analyse der Quellen und ihres Wertes, der pragmatischen Erklärung des Zusammenhangs der Ereignisse und der theologisch-philosophischen Deutung der gesamten Geschichte –, konnte in den Untersuchungen einerseits die methodische Voraussetzung für eine im Sinne jener Theorie dezidiert protestantische Kirchengeschichtsschreibung identifiziert werden. Andererseits wurde deutlich, dass gerade in dem so bestimmten Methodenset die verschiedenen, teils divergierenden Einflüsse auf Hases Kirchengeschichtsschreibung aufeinander treffen und verbunden sind.25 In dem Postulat der dreifachen methodischen Basis ist also nicht nur – über die philosophisch-theologische Deutung – der Anschluss an die dogmatisch verankerte Protestantismustheorie gegeben, sondern in ihm ist zugleich die Leistung und die Problematik der von Hase vollzogenen Synthese der auf ihn wirkenden Einflüsse verborgen. Als charakteristische Merkmale der Kirchengeschichtsschreibung Hases haben sich schließlich vor allem zwei weitere Punkte herausgestellt: einerseits die Ausweitung des Gegenstandsbereichs kirchenhistorischer Arbeit über die kirchliche Ereignisgeschichte und die Geschichte der kirchlichen Lehre und Theologie hinaus auf Kunst und Kultur und andererseits das ‚Repräsentativsystem‘ genannte Vorgehen Hases, die Eigenart einer Epoche im Medium konkreter Einzelpersonen darzustellen.26 Auch diese Eigenheiten erwiesen sich als systematisch in der seiner Kirchengeschichtsschreibung zu Grunde liegenden Theologie verankert: im Verständnis der Kirche von der Denkfigur des die Welt durchdringenden religiösen Lebens und in der bereits genannten Hochschätzung religiöser Individuen in ihrer Bedeutung für den Geschichtsverlauf.

24 25 26

Siehe dazu oben die Untersuchungen dieser Charakteristika in Teil D, S. 256–280. Siehe oben Teil C, S. 252–254. Siehe dazu oben Teil C, S. 227 f sowie S. 236–242 und Teil D, S. 276–280.

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Schlussbetrachtung: Hase als Kirchenhistoriker

Die Bedeutung der Kirchengeschichtsschreibung Hases konnte an ihrer erheblichen Wirkung unter den Zeitgenossen sichtbar gemacht werden. Die Untersuchungen zur Rezeption Hases lassen das Urteil zu, dass er erheblich dazu beigetragen hat, die Kirchengeschichte nach ihrer vergleichsweisen Randstellung im Rationalismus im Zentrum der protestantischen Theologie des 19. Jahrhunderts, aber auch im bildungsbürgerlichen Gespräch seiner Zeit zu verankern. Außerordentliche Wirkung und große Resonanz hatte Hases Kirchengeschichtsschreibung zunächst im Raum der protestantischen Universitätstheologie. Hier ging eine erhebliche Belebung der Kirchenhistoriographie von ihm aus. Große Wirkung übte er vor allem durch seine Vorlesungen (später ergänzt durch seine Seminare), wobei ihn seine Gabe zu freier Rede unterstützte. Seine Wirkung als Kirchenhistoriker innerhalb der Universitätstheologie ist aber mehr noch und vor allem mit der außergewöhnlichen Publikationsgeschichte seines Lehrbuchs der Kirchengeschichte verbunden. Dieses hat, so äußerte sein Schüler Friedrich Nippold (1838–1918) etwas euphorisch, aber nicht ohne Grund, „eine Einwirkung gehabt, zu der wir schlechterdings keine Parallele haben“27. Hase war durch die weite Verbreitung des Buches in der akademischen Theologie und auf den Schreibtischen der Pfarrerschaft dauerhaft präsent und stellte eine Referenzgröße dar.28 Mit seiner Kirchengeschichtsschreibung erzielte Hase aber auch eine erhebliche Wirkung jenseits der Grenzen des akademischen Diskurses. Es ist bemerkenswert, welchen Eindruck von Kommunikabilität seine theologische Arbeit auf nicht akademisch-theologisch gebildete Zeitgenossen gemacht hat. Dies entsprach freilich ganz seinem eigenen Bestreben, das Christentum mit der modernen Humanität zu verbinden und kirchenhistorische Bildung als allgemeines höheres Bildungsgut zu profilieren. Namentlich seine freie Vortragstätigkeit spielte hierbei eine bedeutende Rolle. Indem Hase mit ihr religiöse Gestalten der Kirchengeschichte in anziehender Weise vor Augen stellte, und das Evangelium als Sauerteig darstellte, der die Welt wirklich durchdringen will, konnte er in weitere Kreise hineinwirken. Bereits Franz Schnabel urteilte allerdings, dass Hase breitere Wirkung vor allem in den bildungsbürgerlichen Schichten hatte und aufgrund der Anlage seiner Theologie wohl auch nur dort haben konnte.29 Die Untersuchungen zur Rezeption haben auch gezeigt, dass Hase im Milieu des gebildeten Bürgertums einiges Gehör fand.30

27

F. NIPPOLD, Geschichte des Protestantismus seit dem deutschen Befreiungskriege, Erstes Buch: Geschichte der deutschen Theologie, Berlin 3 1890 (Handbuch der neuesten Kirchengeschichte; 3,1), 342. 28 Siehe dazu insgesamt die Untersuchungen des Teiles B, S. 70–166. 29 Vgl. Schnabel, Deutsche Geschichte…, Bd. 4 (s. Anm. 7), 501. 30 Siehe dazu oben Teil F, S. 386–400.

2. Charakteristika der Kirchenhistoriographie Hases

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Die außerordentliche Wirkung der Kirchengeschichtsschreibung Hases auf seine Zeitgenossen vermag freilich nicht, die Grenzen seines Verständnisses von Kirchenhistoriographie ganz zu verdecken. Die von ihm vorgelegte Konzeption hinterlässt trotz ihres praktischen Erfolgs und der großen Wirkung, die die auf ihrer Basis entstandenen Publikationen ausgeübt haben, den Eindruck, dass die Verbindung der verschiedenen Elemente ihrer Methodik nicht spannungsfrei ist. Hases Schüler Gustav Krüger (1862–1940) erfasste diese Spannung implizit bereits sehr treffend, als er schrieb, Hase biete „eine streng wissenschaftliche, auf genaueste Beobachtung selbst der geringsten Tatsachen gegründete Methode, verbunden mit hohem Idealismus, wo es gilt, die bei der Betrachtung des Ganzen leitenden Gesichtspunkte zusammenzuschauen“31. Die Synthese dieser Elemente – der strengen rationalen Methodik und des Idealismus, zumal in Verbindung mit der von Hase geforderten intuitiven ‚Einfühlung‘ – beruht im Grunde darauf, dass er die mit den verschiedenen Aspekten verbundenen Implikationen nicht immer konsequent zu Ende gedacht hat. Bereits Horst Stephan (1873–1954) hatte angemerkt, dass sich Hase „manchen Dornen der Problematik“32 seiner Auffassung entzog und nicht alle Fragen, die sich mit seinem Konzept verbinden, in letzter Tiefe durchdacht hat. Daran war er wohl auch nicht wirklich interessiert. Bei Hase wirkten offenbar die Impulse, die er in seiner Jugend aus der romantischen Bewegung und verschiedenen idealistischen Systembildungen erhalten hatte, so stark nach, dass sie den Drang zum Historismus, der in der Betonung der rationalen Methodik und der reflektierten Quellenkritik lag, zu begrenzen und in gewissem Sinne auch zu entschärfen vermochten. Auch mit Blick auf diese Schwierigkeiten legt sich schließlich das Urteil nahe, dass die Kirchenhistoriographie Hases eine enorme zeitgenössische Wirkung und eine beträchtliche historische Bedeutung hatte, aber keine eigene Ära ihres Faches begründet.33 Werner Elert hat es mit seinem Urteil wohl richtig gesehen: „Hase war nie Führer, aber immer Ausdruck seiner Zeit.“34 Mit seiner hohen Präsenz innerhalb der protestantischen Theologie des 19. Jahrhunderts, auch in den intensiven Debatten in Zeitungen und Zeitschriften und der

31 G. KRÜGER, Hases Kirchengeschichte hundert Jahre alt, ChW 48 (1934), Nr. 9 (5. Mai 1934), 397 f, hier 397. 32 H. STEPHAN, Geschichte der deutschen evangelischen Theologie seit dem deutschen Idealismus, hg. von M. SCHMIDT, Berlin 2 1960 (Sammlung Töpelmann; 1,9), 147. 33 Von Hases Wirken als einer „neue[n] Ära der Kirchengeschichtsschreibung“ hatte in einem für sein Verhältnis zu Hase durchaus charakteristischen Überschwang – siehe schon oben Teil F, S. 379 – Franz Blanckmeister sprechen wollen (DERS., Karl von Hase. Ein Lebens- und Charakterbild, Pfarrhaus 16 [1890], 26–31, hier 28). 34 Elert, Der Kampf um das Christentum (s. Anm. 8), 128.

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Schlussbetrachtung: Hase als Kirchenhistoriker

erheblich gehobenen Rezensionskultur,35 erweist sich Hase als prominenter und bedeutender Vertreter aus dem liberalen Spektrum der positionell ausdifferenzierten protestantischen Theologie jener Zeit. Er blieb aber im Grunde auch in seinem Verständnis von Kirchengeschichtsschreibung den Einflüssen des frühen 19. Jahrhunderts verhaftet, die der Formation seiner Theologie zu Grunde lagen. Das wurde schließlich daran deutlich, dass er am Ende des Jahrhunderts – unter den Bedingungen eines verschärften Historismus und neuer Fragestellungen – nicht mehr als Impulsgeber seiner Disziplin fungieren konnte, aber gleichwohl in einer Art verklärten Rückschau als Nestor der Kirchengeschichtsschreibung seines Jahrhunderts von beinahe allen Strömungen der protestantischen Theologie anerkannt wurde.36

3. Ausblick 3. Ausblick Von der historischen Bedeutung Hases noch einmal zu unterscheiden ist die mögliche Bedeutung seiner Kirchenhistoriographie für die Gegenwart. In der am Eingang der Arbeit erwähnten gegenwärtigen Debatte innerhalb des Fachs der Kirchengeschichte um das Selbstverständnis als theologischer Disziplin37 erinnert Hase – trotz der benannten Schwierigkeiten – mit seiner bewussten Orientierung an einem anschlussfähigen rationalen Methodeninventar, wie es für den Historismus typisch war, und seinem gleichzeitigen Festhalten an einer idealistischen Deutung des gesamten Geschichtsprozesses an eine zentrale Aufgabe gegenwärtiger Selbstverständigung: Kirchengeschichtsschreibung muss in engstem Anschluss an die Methodik wissenschaftlicher Geschichtsschreibung überhaupt betrieben werden, darf aber den Horizont einer theologischen Deutung der Geschichte des Christentums nicht aus den Augen verlieren, will sie sich nicht als eigenständige Disziplin auflösen. Karl von Hase verweist mit seiner Arbeit als liberalprotestantischer Kirchenhistoriker die Theologie des 21. Jahrhunderts an die Aufgabe der Vermittlung von moderner Humanität und Christentum, auch wenn er selbst einer vergangenen Epoche des Protestantismus angehört.

35 Siehe dazu die Untersuchungen zur Rezensionstätigkeit Hases, oben Teil B, S. 147– 164, sowie die im Anhang bibliographierten Rezensionen zu Hases Publikationen, unten S. 427–446. 36 Siehe dazu bes. oben Teil F, S. 367–372. 37 Siehe dazu oben die Einleitung, S. 1.

Anhänge Anhänge

1. Statistik über die Hörerschaft der kirchengeschichtlichen Vorlesungen Hases 1. Statistik über die Hörerschaft Die folgende Tabelle gibt die Größe der Hörerschaft der kirchengeschichtlichen Vorlesungen Hases (2. Spalte) in ihrem Verhältnis zur Studentenzahl der Theologischen Fakultät (3. Spalte) und der Anzahl der insgesamt an der Universität Jena immatrikulierten Studenten (4. Spalte) in dem jeweils angegebenen Semester (1. Spalte) wieder. Leer gelassene Felder bedeuten, dass Hase in diesem Semester keine kirchenhistorische Vorlesung gehalten hat. Eine grafische Visualisierung findet sich auf der übernächsten Seite. Grundlage der Zahlen sind folgende Quellen: – Rechnungsmanuale bey der akademischen Quästur, Jena, UA, G I, 36– 272 (Matrikellisten sowie die Hörerverzeichnisse der Vorlesungen). – Namen-Verzeichniß der auf der Großherzoglich-Herzoglich-Sächsischen Gesammt-Universität zu Jena anwesenden Studirenden, Jena 1830–1832. – Verzeichniß der Lehrer, Behörden, Beamten und Studirenden auf der Großherzogl. und Herzogl. S. Gesammt-Universität Jena, Jena 1832– 1883. WS 1830/31

249

558

WS 1837/38

43

156

380

SS 1831

44

297

598

SS 1838

43

177

424

WS 1831/32

46

287

588

WS 1838/39

82

176

417

SS 1832

54

283

597

SS 1839

44

166

436

WS 1832/33

55

272

600

WS 1839/40

49

157

450

257

535

SS 1840

36

133

485

38

134

460

SS 1833 WS 1833/34

50

221

485

WS 1840/41

SS 1834

40

196

441

SS 1841

130

449

196

441

WS 1841/42

37

106

416

37

111

438

110

434

WS 1834/35 SS 1835

45

190

445

SS 1842

WS 1835/36

46

195

454

WS 1842/43

180

427

SS 1843

49

115

419

WS 1843/44

55

116

433

SS 1836 WS 1836/37

44

177

422

SS 1837

36

175

412

414

Anhänge

SS 1844

106

450

SS 1864

80

143

542

WS 1844/45

43

99

427

WS 1864/65

86

147

527

SS 1845

52

108

433

SS 1865

82

161

553

WS1845/46

81

106

426

WS 1865/66

64

139

503

SS 1846

63

119

437

SS 1866

68

142

495

WS 1846/47

49

107

422

WS 1866/67

84

112

455

SS 1847

87

106

440

SS 1867

75

137

493

112

451

WS 1867/68

68

130

444

59

122

433

93

399

WS 1847/48 SS 1848

53

115

447

SS 1868

WS 1848/49

54

87

387

WS 1868/69

SS 1849

47

101

423

SS 1869

46

90

401

WS 1849/50

36

96

383

WS 1869/70

47

87

379

SS 1850

53

97

395

SS 1870

58

90

377

WS 1850/51

78

380

WS 1870/71

41

72

336

SS 1851

41

85

434

SS 1871

36

83

363

WS 1851/52

41

78

399

WS 1871/72

50

99

398

SS 1852

60

93

438

SS 1872

51

107

432

WS 1852/53

52

93

423

WS 1872/73

44

98

398

SS 1853

63

103

433

SS 1873

46

86

425

WS 1853/54

57

89

385

WS 1873/74

32

79

399

SS 1854

62

84

411

SS 1874

48

95

494

WS 1854/55

30

81

395

WS 1874/75

74

468

SS 1855

41

91

399

SS 1875

33

79

565

WS 1855/56

43

87

408

WS 1875/76

26

64

460

36

72

505

66

461

SS 1856

97

425

SS 1876

WS 1856/57

44

90

384

WS 1876/77

SS 1857

64

104

398

SS 1877

44

71

590

WS 1857/58

60

101

397

WS 1877/78

39

61

492

SS 1858

103

137

497

SS 1878

40

68

570

WS 1858/59

68

128

470

WS 1878/79

59

469

SS 1859

81

136

496

SS 1879

36

83

554

WS 1859/60

73

120

477

WS 1879/80

31

75

484

SS 1860

100

117

490

SS 1880

44

91

546

WS 1860/61

44

116

425

WS 1880/81

79

470

SS 1861

78

133

457

SS 1881

51

90

542

WS 1861/62

72

115

436

WS 1881/82

44

84

493

SS 1862

82

133

497

SS 1882

52

101

602

114

469

WS 1882/83

100

538

SS 1883

127

651

WS 1862/63 SS 1863

86

132

519

WS 1863/64

74

122

481

66

415

Anhänge



Zahl der immatrikulierten Studenten der Universität

Zahl der Studenten der Theologischen Fakultät

Zahl der Hörer der kirchengeschichtlichen Vorlesungen













 66 66 66 66 66 66 66 66 66 66 66 :6 :6 :6 :6 :6 :6 :6 :6 :6 :6 :6

2. Übersicht über die Stoffverteilung in den verschiedenen Auflagen des kirchengeschichtlichen Lehrbuchs 2. Übersicht über die Stoffverteilung Die folgende Tabelle gibt die Seitenzahlen der drei von Hase unterschiedenen Epochen („Alte Kirchengeschichte“, „Mittlere Kirchengeschichte“ und „Neue Kirchengeschichte“) wieder, die der Gliederung seines Lehrbuchs der Kirchengeschichte zu Grunde liegen. Die erste Spalte gibt das Jahr und die Auflage, die folgenden Spalten geben in chronologischer Folge der Epochen die jeweilige Seitenanzahl an. Die grafische Visualisierung auf der folgenden Seite verdeutlicht die Verschiebung der relativen Anteile zugunsten der neuzeitlichen Kirchengeschichte. 1834 2 1836 3 1837 4 1841 5 1844 6 1848

196 206 203 175 174 183

190 192 191 173 172 171

208 220 226 235 246 270

7

1854 1858 9 1867 10 1877 11 1886 8

206 197 198 203 196

178 169 191 171 166

333 329 358 380 380

416

Anhänge

Alte Kirchengeschichte

Mittlere Kirchengeschichte

Neue Kirchengeschichte

         





















Verzeichnis der Quellen und der Literatur Verzeichnis der Quellen und der Literatur

1. Quellen 1. Quellen 1.1 Ungedruckte Quellen 1.1.1 Ungedruckte Briefe Hases a) Basel, ÖBU.HA HASE, KARL: Brief an Friedrich Heinrich Christian Schwarz (Dresden, 3. September 1826), NL 67, Schwarz XVIII: 28. –: Brief an Franz Overbeck (o. O., 19. Juli 1864), NL Overbeck 147, 1. –: Brief an Franz Overbeck (o. O., 19. Oktober 1864), NL Overbeck 147, 2. –: Brief an Franz Overbeck (Jena, 19. August 1880), NL Overbeck 147, 3. b) Berlin, BHU.HA –: Brief an Unbekannt (Jena, 24. Juli 1868), Autographensammlung. c) Berlin, SBPK.HA –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Friedrich Wilhelm III. (Leipzig, 27. März 1827), Sammlung Darmstaedter 2d 1826: Hase, Karl von. –: Brief an Unbekannt (Jena, 2. Oktober 1845), Sammlung Darmstaedter 2d 1826: Hase, Karl von. –: Brief an Leopold Ranke (Jena, 26. Oktober 1851), NL Leopold von Ranke, Erg.: Hase, Karl von. –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Heinrich Krause (Jena, 18. Februar 1854), Sammlung Darmstaedter 2d 1826: Hase, Karl von. –: Brief an Oskar Schade (Jena, 25. März 1857), NL O. Schade: Hase, Karl von. –: Brief an Oskar Schade (Jena, 12. Mai 1857), NL O. Schade: Hase, Karl von. –: Brief an Oskar Schade (Jena, 10. September 1857), NL O. Schade, Hase: Karl von. –: Brief an Oskar Schade (Jena, 2. August 1858), NL O. Schade: Hase, Karl von. –: Brief an Franz Hase (Jena, 30. Dezember 1883), Allgemeine Autographa: Hase, Karl. –: Brief an Theodor Mommsen (Jena, 7. Juli 1884), NL Mommsen I, 45: Hase, Karl von. –: Brief an Franz Hase (Jena, 20. Dezember 1884), Allgemeine Autographa: Hase, Karl. –: Brief an Unbekannt, vermutlich an William Thierry Preyer (Jena, 15. Februar 1887), Sammlung Darmstädter 2d 1826: Hase, Karl von. d) Bonn, ULB.HA –: Brief an Alfred von Reumont (Rom, 9. April 1874), S 1062 / NL A. von Reumont. –: Billet an Adele Schopenhauer (o. O. [Jena], 3. Juli 1847), Autographensammlung. e) Braunschweig, Stadtarchiv –: Notiz an Unbekannt (o. O., 6. August 1844), HV: 208.

418

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

f) Bremen –: Brief an Gerhard Rohlfs (Jena, 3. August 1874), Schloss Schönebeck, RA 6.100. g) Coburg, KSVC –: Brief an Carl Gustav Börner (Jena, 17. November 1838), A. III, 444,2,1. –: Brief an Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha (Jena, 1. Oktober 1883), A. III, 444,2,2. h) Coburg, LB –: Brief an Friedrich von Hofmann (Jena, 19. Dezember 1853), Ms 300. –: Brief an Friedrich von Hofmann (Jena, 26. Juni 1873), Ms 300. –: Brief an Friedrich von Hofmann (Jena, 9. November 1873), Ms 300. –: Brief an Friedrich von Hofmann (Jena, 27. April 1880), Ms 300. –: Brief an Friedrich von Hofmann (Jena, 21. September 1881), Ms 300. –: Brief an Friedrich von Hofmann (Jena, 13. Mai 1883), Ms 300. –: Widmung an Friedrich von Hofmann (Jena, 6. Juni 1883), Ms 300. i) Erlangen, UB.HA –: Brief an Johann Heinrich Schramm (Jena, 24. Juli 1845), Ms. 3000/274. –: Brief an Heinrich Gotthilf Schubert (Jena, 20. Januar 1857), Ms. 2640. –: Brief an Heinrich Gotthilf Schubert (Jena, 15. Juni 1858), Ms. 2640. j) Giessen, UB.JLU –: Brief an Friedrich Ludwig Karl Weigand (Jena, 20. Juni 1860), Hs 155d–51. k) Göttingen, SUB.HA –: Brief an Johann Karl Ludwig Gieseler (Jena, 14. Mai 1834), 4 Cod. Ms. philos. 134 k, II, 32. –: Brief an Paul de Lagarde (Jena, 8. Februar 1864), Cod. Ms. Lagarde 150: 487. –: Brief an Eduard Rehnisch (Jena, 5. Dezember 1881), 8° Cod. Ms. philos. 186:30. l) Greifswald, UB.HA –: Briefe an Theodor Pyl (3 Briefe; o. O., 1886–1887), 4° Ms. 530 (gelten als vermisst, Auskunft der Universitätsbibliothek Greifswald vom 14. Januar 2008). m) Hannover, StA –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 17. Mai 1873), Autographensammlung Culemann Nr. 863. n) Halle, UB.HA –: Brief an Rudolf Haym (Jena, 27. November 1857), Yi 23 IV H 13. o) Heidelberg, UB.HA –: Brief an Heinrich Eberhard Gottlob Paulus (Leipzig, 17. Dezember 1826), H. Hs. 855, 229. –: Brief an Carl Ullmann (Jena, 30. August 1833), H. Hs. 2808, 1. –: Brief an Carl Ullmann (Jena, 14. Mai 1834), H. Hs. 2808, 2. –: Brief an Carl Ullmann (Jena, 30. Juni 1834), H. Hs. 2808, 3. –: Brief an Carl Ullmann (Jena, 16. April 1837), H. Hs. 2808, 4. –: Brief an Carl Ullmann (Jena, 21. April 1838), H. Hs. 2808, 5. –: Brief an Carl Ullmann (Jena, 30. Juni 1838), H. Hs. 2808, 6. –: Brief an Carl Ullmann (Jena, 6. Juli 1841), H. Hs. 2808, 7. –: Brief an Carl Ullmann (Jena, 27. Februar 1842), H. Hs. 2808, 8. –: Brief an Carl Ullmann (Jena, 3. Januar 1843), H. Hs. 2808, 9.

1. Quellen –: –: –: –: –: –: –: –: –: –: –:

Brief Brief Brief Brief Brief Brief Brief 2. Brief 3. Brief Brief 1. Brief

419

an Heinrich Eberhard Gottlob Paulus (Jena, 12. April 1844), H. Hs. 855, 229. an Carl Ullmann (Jena, 10. Februar 1845), H. Hs. 2808, 10. an Carl Ullmann (Jena, 16. Februar 1846), H. Hs. 2808, 20. an Carl Ullmann (Jena, 16. Juli 1850), H. Hs. 2808, 11. an Carl Ullmann (Jena, 30. Oktober 1854), H. Hs. 2808, 12. an Carl Ullmann (Jena, 10. Januar 1857), H. Hs. 2808, 13. an Kuno Fischer (Jena, 15. Dezember 1872), H. Hs. 2613 (Cod. Heid. 395, 14), an Kuno Fischer (Jena, 12. November 1882), H. Hs. 2613 (Cod. Heid. 395, 14), an Kuno Fischer (Jena, 8. Januar 1887), H. Hs. 2613 (Cod. Heid. 395, 14), 4. an Kuno Fischer (o. O., o. D. [29. Februar]), H. Hs. 2613 (Cod. Heid. 395, 14), an Carl Ullmann (o. O., o. D.), H. Hs. 2808, 14.

p) Jena, ThULB.HA –: Brief an Johann Traugott Danz (München, 1. September 1829), Nachlass Danz 2.221. –: Brief an Gottlob Heinrich Schnabel (Jena, 2. Oktober 1838), Aut.H. 5 a. –: Brief an Hermann Härtel (Jena, 14. November 1841), Aut.H. 5 b. –: Brief an Unbekannt (Jena, 24. August 1848), Aut.H. 5 c. –: Brief an Unbekannt (Jena, 13. November 1848), Aut.H. 5 d. –: Brief an Karl Georg von Wächter (Jena, 15. November 1858), Aut.H. 5 e. –: Brief an Unbekannt (Jena, 27. November 1862), Aut.H. 5 f. –: Brief an Unbekannt (Jena, 16. September 1872), Aut.H. 5 g. –: Brief an Unbekannt (Jena, 30. März 1875), Aut.H. 5 h. q) Jena, UA –: Brief an die Theologische Fakultät Jena (Rom, 3. Januar 1830), BA Nr. 405, 16. –: Brief an die Theologische Fakultät Jena (Jena, 20. Juli 1830), J Nr. 106, 8. –: Brief an die Theologische Fakultät Jena (Jena, 24. Oktober 1831), J Nr. 106, 27–28. –: Brief an die Theologische Fakultät Jena (Jena, 4. April 1832), J Nr. 106, 32–33. –: Brief an Andreas Gottlieb Hoffmann (Jena, 12. Oktober 1838), J Nr. 138, 29a. r) Krakau, JB –: Brief an Heinrich Karl Abraham Eichstädt (München, 1. September 1829), Berol. Autographensammlung, Hase. –: Brief an August Robert Friese (Jena, 4. April 1832), Berol. Autographensammlung, Hase. –: Brief an Karl Back (Jena, 4. April 1832), Berol. Autographensammlung, Hase. –: Brief an W. Kriebitz (Jena, 18. Juni 1839), Berol. Autographensammlung, Hase. –: Brief an Karl Back (Jena, 31. Dezember 1839), Berol. Autographensammlung, Hase. –: Brief an Hildebert Schellborn (Jena, 27. Oktober 1841), Berol. Autographensammlung, Hase. –: Brief an Unbekannt (Jena, 21. Januar 1842), Berol. Autographensammlung, Hase. –: Brief an Unbekannt (Jena, 17. Oktober 1842), Berol. Autographensammlung, Hase. –: Brief an Friedrich Theodor David Kräuter (Jena, 27. November 1846), Berol. Autographensammlung, Hase. –: Brief an Friedrich Theodor David Kräuter (Jena, 11. Juni 1847), Berol. Autographensammlung, Hase. –: Brief an Johannes Günther (Jena, 1. Juli 1847), Berol. Autographensammlung, Hase.

420

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

–: Brief an Ferdinand Gotthelf Hand (o. O., 29. November 1848), Berol. Autographensammlung, Hase. –: Brief an Unbekannt (Jena, 13. Januar 1851), Berol. Autographensammlung, Hase. –: Brief an August Friedrich Siebert (Jena, 13. August 1853), Berol. Autographensammlung, Hase. –: Brief an Unbekannt (Jena, 8. Dezember 1853), Berol. Autographensammlung, Hase. –: Brief an Karl Back (Jena, 11. Februar 1856), Berol. Autographensammlung, Hase. –: Brief an Karl Back (Jena, 16. Mai 1858), Berol. Autographensammlung, Hase. –: Brief an Unbekannt (Jena, 2. Oktober 1860), Berol. Autographensammlung, Hase. –: Brief an Unbekannt (Jena, 7. Januar 1864), Berol. Autographensammlung, Hase. –: Brief an Karl Back (o. O., 11. Juni 1868), Berol. Autographensammlung, Hase. –: Brief an Unbekannt (Jena, 8. Mai 1881), Berol. Autographensammlung, Hase. s) Leipzig, SStA –: Brief an den Brockhaus Verlag (Dresden, 24. November 1826), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an den Brockhaus Verlag (Leipzig, 27. Juli 1828), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an den Brockhaus Verlag (Leipzig, 31. Juli 1828), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an den Brockhaus Verlag (Leipzig, 6. Juli 1829), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an den Brockhaus Verlag (Jena, 8. Oktober 1837), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an den Brockhaus Verlag (Florenz, 11. September 1852), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an den Brockhaus Verlag (Jena, 10. Januar 1857), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an den Brockhaus Verlag (Jena, 26. September 1871), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an Brockhaus Verlag (Jena, 28. September 1871), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an den Brockhaus Verlag (Jena, 1. Oktober 1871), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an den Brockhaus Verlag (Jena, 5. Oktober 1871), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an den Brockhaus Verlag (Jena, 15. Oktober 1871), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an den Brockhaus Verlag (Jena, 6. November 1871), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an den Brockhaus Verlag (Jena, 10./11. November 1871), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an den Brockhaus Verlag (Jena, 30. November 1871), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an den Brockhaus Verlag (Jena, 15. Dezember 1871), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an den Brockhaus Verlag (Jena, 21. Dezember 1871), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an den Brockhaus Verlag (Jena, 11. Juni 1872), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an den Brockhaus Verlag (Jena, 18./19. Oktober 1872), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235.

1. Quellen

421

–: Brief an den Brockhaus Verlag (Jena, 11. November 1872), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an den Brockhaus Verlag (Jena, 14. November 1872), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an den Brockhaus Verlag (Jena, 26. Dez. 1872), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an den Brockhaus Verlag (Jena, 20. Mai 1873), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an den Brockhaus Verlag (Jena, 6. Januar 1880), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. –: Brief an den Brockhaus Verlag (o. O., o. D.), Verlag F. A. Brockhaus/Nr. 235. t) Leipzig, UB –: Brief an Unbekannt (Leipzig, 30. März 1827), Ms 0802 Hase. –: Brief an Robert Eduard Prutz (o. O., 11. Oktober 1842), Rep. IX 25, Autographensammlung Neu, Nr. 52. –: Brief an Friedrich Zarncke (Jena, 18. Februar 1853), Nachlass Zarncke (249). –: Brief an Friedrich Zarncke (Jena, 16. April 1853), Nachlass Zarncke (249). –: Brief an Friedrich Zarncke (Jena, 15. Dezember 1853), Nachlass Zarncke (249). –: Brief an Unbekannt (Jena, 23. September 1856), Sammlung Nebauer, W 241. –: Brief an Constantin Tischendorf (Jena, 10. August 1859), Ms 01025 Hase. –: Brief an Constantin Tischendorf (Jena, 15. November 1863), Ms 01025 Hase. u) Marbach, DLA.HA –: Brief an Johann Friedrich Cotta von Cottendorf (Tübingen, 25. Mai 1824), A: Kauffmann, Fritz/Autogr. HS. 1991.68.73. –: Brief an Johann Friedrich Cotta von Cottendorf (Tübingen, 29. Mai 1824), A: Kauffmann, Fritz/Autogr. HS. 1991.68.73. –: Brief an Johann Friedrich Cotta von Cottendorf (Hohen-Asperg, 24. Mai 1825), A: Kauffmann, Fritz/Autogr. HS. 1991.68.73. –: Brief an die Metzlersche Buchhandlung (Cannstadt, 14. August 1825), A: Kauffmann, Fritz/Autogr. HS. 1991.68.73/1. –: Brief an die Metzlersche Buchhandlung (Dresden, 3. Juni 1826), A: Kauffmann, Fritz/Autogr. HS. 1991.68.73/2. –: Brief an Ernst Christian Friedrich Kraus (Jena, 16. Mai 1837), B: K. Hase 27294. –: Brief an Friedrich August Gotttreu Tholuck (Jena, 30. Juni 1838), A: Schwab-Nolt. 58.1568. –: Brief an Carl Grüneisen (Jena, 29. Dezember 1843), A: Grüneisen 49050/1. –: Brief an die Cottaische Buchhandlung (Jena, 7. Januar 1864), A: Kauffmann, Fritz/Autogr. HS. 1991.68.73. –: Brief an Carl Grüneisen (Jena, 23. Februar 1869), A: Grüneisen 49050/2. –: Brief an Carl Grüneisen (Jena, 7. Juli 1869), A: Grüneisen 49050/3. –: Postkarte an die Cottaische Buchhandlung (Jena, 19. Dezember 1880), A: Kauffmann, Fritz/Autogr. HS. 1991.68.73. v) München, BStB.HA –: Brief an Friedrich Mauke (Jena, 19. April 1834), Autogr. Hase, Karl August von. –: Brief an August Rudolf Gebser (Jena, 30. Dezember 1836), Autogr. Hase, Karl August von (gilt als vermisst, Auskunft der Bayrischen Staatsbibliothek vom 14. Dezember 2007). –: Brief an Unbekannt (Jena, 30. September 1857), Autogr. Hase, Karl August von. –: Brief an Unbekannt (Jena, 16. April 1860), Autogr. Hase, Karl August von. –: Brief an Karl Halm (Jena, 29. Januar 1863), Autogr. Hase, Karl August von (gilt als vermisst, Auskunft der Bayrischen Staatsbibliothek vom 14. Dezember 2007).

422

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

–: Brief an Ignaz von Döllinger (Jena, 15. Januar 1871), Doellingeriana II. Hase, Karl August von. –: Brief an Unbekannt (Jena, 25. Februar 1872), Autogr. Hase, Karl August von (gilt als vermisst, Auskunft der Bayrischen Staatsbibliothek vom 14. Dezember 2007). –: Brief an Jakob Frohschammer (2 Briefe, Jena, 1873. 1883), Nachlass Frohschammer, Cod.ms.917 (gilt als vermisst, Auskunft der Bayrischen Staatsbibliothek vom 14. Dezember 2007). –: Brief an Hubert Karl Philipp Beckers (Jena, 3. Februar 1875), Beckersiana I. Hase, Karl August von. –: Brief an Ferdinand Gregorovius (Jena, 22. September 1877), Gregoroviusiana 21. Hase, Karl August von. w) Stuttgart, WLB.HA –: Brief an Hermann Laup (o. O. [Tübingen], 20. Mai o. D. [1824]), Cod.hist.4"713,310. –: Brief an die Metzlersche Buchhandlung [Christoph Erhardt] (Tübingen, 17. Mai 1824), Cod.hist.fol.1006,38a. –: Brief an Johannes Schulze (Leipzig, 13. September 1827), Cod.hist.4"713,309. –: Brief an Otto Abel (Jena, 16. August 1847), Cod.hist.Fol.815.Fasz.1. –: Brief an Unbekannt (Jena, 15. Juli 1864), Cod.hist.fol.1006,38b. –: Brief an Karl Gerok (Jena, 27. Juni 1873), Cod.hist.4"609,Ic,159. x) –: –: –: –: –: –: –: –:

Tübingen, UB.HA Brief an Andreas Benedict Feilmoser (Hohen-Asperg, 16. August 1825), Md 760, 329. Brief an Eduard Zeller (Jena, 17. Februar 1846), Md 747, 276. Brief an Robert von Mohl (Jena, 11. November 1848), Md 613, 343. Brief an Robert von Mohl (Jena, 7. Oktober 1854), Md 613, 343. Brief an Ludwig Diestel (Jena, 3. Dezember 1871), Md 842, 46 (1871 Bl. 213). Brief an Eduard Zeller (Jena, 11. Februar 1883), Md 747, 276. Brief an Eduard Zeller (Jena, 5. Januar 1884), Md 747, 276. Billet an Robert von Mohl (o. O., o. D.), Mi VIII, 23.

y) Weimar, GSA –: Brief an Karl Benedikt Hase (Erlangen, 10. Juli 1822), 108/1111. –: Brief an Karl Benedikt Hase (Tübingen, 2. August 1823), 108/1111. –: Brief an Ludwig Preller (Jena, 6. Juni 1836), 113/123. –: Brief an Friedrich Theodor David Kräuter (Jena, 1. Februar 1842), 110/54. –: Brief an Unbekannt (Jena, 10. Mai 1842), 161/473. –: Brief an Friedrich Theodor David Kräuter (Jena, 20. Juni 1842), 110/54. –: Brief an Friedrich Theodor David Kräuter (Jena, 6. Dezember 1842), 110/54. –: Brief an Karl Benedikt Hase (o. O., 2. April 1843), 108/1111. –: Brief an Friedrich Theodor David Kräuter (Jena, 20. Juni 1843), 110/54. –: Brief an Karl Benedikt Hase (Jena, 15. April 1844), 108/1111. –: Brief an Friedrich Theodor David Kräuter (Jena, 20. Januar 1846), 110/54. –: Brief an Friedrich Theodor David Kräuter (Jena, 13. März 1846), 110/54. –: Brief an Friedrich Theodor David Kräuter (Jena, 25. März 1846), 110/54. –: Brief an Friedrich Theodor David Kräuter (Jena, 8. Juni 1847), 110/54. –: Brief an Christian Wilhelm Schweitzer (Jena, 29. Januar 1848), 86/I,3,14. –: Brief an Christian Wilhelm Schweitzer (Jena, 31. Dezember 1848), 86/I,3,14. –: Brief an Karl Benedikt Hase (Jena, 29. März 1849), 108/1111. –: Brief an Robert Froriep (Jena, 22. Juni 1849), 6/4633. –: Brief an Friedrich Theodor David Kräuter (Jena, 18. März 1850), 110/54.

1. Quellen –: –: –: –: –: –: –: –: –: –: –: –: –: –: –: –: –: –: –: –: –: –: –: –: –: –: –: –: –:

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423

Friedrich Theodor David Kräuter (Jena, 3. Mai 1850), 110/54. Ludwig Preller (Elgersburg, 10. Juni 1850), 111/118 [1]. Friedrich Theodor David Kräuter (Jena, 18. Juni 1850), 110/54. Friedrich Theodor David Kräuter (Jena, 4. Oktober 1850), 110/54. Robert Froriep (Jena, 28. Januar 1851), 6/4633. Friedrich Theodor David Kräuter (Jena, 23. März 1851), 110/54. Friedrich Theodor David Kräuter (Jena, 6. Juni 1851), 110/54. Friedrich Theodor David Kräuter (Jena, 1. Juli 1851), 110/54. Karl Benedikt Hase (Jena, 28. Juli 1851), 108/1111. Friedrich Theodor David Kräuter (Jena, 12. August 1851), 110/54. Ludwig Preller (Jena, 9. Dezember 1851), 111/118 [2]. Ludwig Preller (Jena, 23. Januar 1852), 111/118 [3]. Ludwig Preller (Jena, 29. Januar 1852), 111/118 [4]. Ludwig Preller (Jena, 5. Februar 1852), 111/118 [5]. Karl Benedikt Hase (Jena, 25. Juli 1852), 108/1111. Karl Benedikt Hase (Jena, 2. September 1853), 108/1111. Friedrich Theodor David Kräuter (Jena, 6. September 1853), 110/54. Friedrich Theodor David Kräuter (Jena, 13. November 1853), 110/54. Karl Benedikt Hase (Jena, 24. März 1856), 108/1111. Karl Benedikt Hase (Jena, 1. Juni 1856), 108/1111. Karl Benedikt Hase (Jena, 15. Juni 1858), 108/1111. Karl Benedikt Hase (Jena, 15. August 1859), 108/1111. Karl Benedikt Hase (Jena, 12. März 1860), 108/1111. Albrecht Vogel von Frommanshausen (Jena, 21. Januar 1863), 21/352,1. Hermann Moritz (Jena, 10. Februar 1868), 151/165. Paul Müller (Jena, 15. Juni 1873), 96/1071a. August von Loën (Jena, 19. September 1881), 146/29. Franz Liszt (Jena, 20. September 1881), 59/17,15a. Karl Gille (Jena, 7. Juli 1886), 59/521a,11.

z) Weimar, ThHStA –: Brief an Maria Pawlowna von Sachsen-Weimar-Eisenach (Jena, 14. April 1836), Großherzogliches Hausarchiv A XXV, Korrespondenzen H 35. –: Brief an Maria Pawlowna von Sachsen-Weimar-Eisenach (Jena, 20. Juni 1847), Großherzogliches Hausarchiv A XXV, Korrespondenzen H 35. –: Brief an Maria Pawlowna von Sachsen-Weimar-Eisenach (Jena, 10. August 1851), Großherzogliches Hausarchiv A XXV, Korrespondenzen H 35. –: Brief an Maria Pawlowna von Sachsen-Weimar-Eisenach (Jena, 3. März 1856), Großherzogliches Hausarchiv A XXV, Korrespondenzen H 35. –: Brief an Maria Pawlowna von Sachsen-Weimar-Eisenach (Jena, 19. Juli 1858), Großherzogliches Hausarchiv A XXV, Korrespondenzen H 35. –: Brief an Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach (Jena, 12. November 1862), Großherzogliches Hausarchiv A XXVI, Hausarchiv Carl Alexander Nr. 359. –: Brief an Bernhard von Watzdorf (Westerland auf Sylt, 25. August 1869), Nachlass Bernhard von Watzdorf, Nr. 35, Bl. 10. –: Brief an Sophie von Sachsen-Weimar (Jena, 21. Juli 1880), Großherzoglich Sächsisches Hausarchiv, Sophie, Abteilung A XXVII Nr. 90 a. –: Brief an Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach (Jena, 7. Dezember 1880), Großherzogliches Hausarchiv A XXVI, Hausarchiv Carl Alexander Nr. 359.

424

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

–: Brief an Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach (Jena, 17. September 1881), Großherzogliches Hausarchiv A XXVI, Hausarchiv Carl Alexander Nr. 359. aa) Wolfenbüttel, HAB.HA –: Widmung an Unbekannt (Jena, 30. März 1840), Mittlere Briefsammlung 665. –: Brief an Unbekannt (Jena, 8. Januar 1845), Mittlere Briefsammlung 666. –: Brief an August Friedrich Günther (o. O., 28. September 1848), Mittlere Briefsammlung 667. –: Brief an Unbekannt (Jena, 21. Dezember 1848), Mittlere Briefsammlung 668. –: Brief an Johann Heinrich Möller (Jena, 5. Mai 1851), Mittlere Briefsammlung 669+670. –: Brief an August Beck (Jena, 11. Februar 1858), Mittlere Briefsammlung 671+672. –: Brief an August Beck (Jena, 27. März 1858), Mittlere Briefsammlung 673+674. –: Brief an August Beck (Jena, 3. April 1858), Mittlere Briefsammlung 676. –: Brief an August Beck (Jena, 13. April 1858), Mittlere Briefsammlung 678. –: Bücherleihschein der Herzoglichen Bibliothek Gotha (Jena, 2. April 1858), Mittlere Briefsammlung 675. –: Empfehlungsschreiben an August Beck, enthalten in: Georg Wilhelm Hermann Weingarten, Brief an August Beck (Jena, 24. Januar 1858), Mittlere Briefsammlung 1866.

1.1.2 Ungedruckte Briefe an Hase a) Berlin, SBPK.HA SCHOPENHAUER, Adele: Brief an Karl Hase (Jena, o. D.), Sammlung Härtel. b) Düsseldorf, HHI STRAUSS, DAVID FRIEDRICH: Brief an Karl Hase (Berlin, im Juli 1844), 775056. c) Göttingen, SUB.HA LAGARDE, PAUL DE: Brief an Karl Hase [Entwurf] (Berlin, 2. Februar 1864), Cod. Ms. Lagarde 150: 487. d) Jena, ThULB.HA WEBSKY, JULIUS: Brief an Karl Hase (Berlin, 31. Dezember 1879), Nachlass Hase A 9. –: Brief an Karl Hase (Berlin, 20. April 1880), Nachlass Hase A 9. –: Brief an Karl Hase (Berlin, 23. August 1880), Nachlass Hase A 9. –: Brief an Karl Hase (Berlin, 24. August 1881), Nachlass Hase A 9. –: Brief an Karl Hase (Berlin, 3. März 1883), Nachlass Hase A 9. –: Brief an Karl Hase (Berlin, 8. Juni 1883), Nachlass Hase A 9. –: Brief an Karl Hase (Berlin, 24. Oktober 1883), Nachlass Hase A 9. e) Jena, UA DANZ, JOHANN TRAUGOTT LEBERECHT: Brief an Karl Hase (undatiert), J Nr. 106, 12. HOFFMANN, ANDREAS GOTTLIEB: Brief an Karl Hase (Jena, 27. August 1831), J Nr. 106, 26r. –: Brief an Karl Hase (Jena, 29. November 1831), J Nr. 106, 30r. v. f) Weimar, GSA [Anonym:] Brief an Karl Hase (Rom, 27. Oktober 1830), 161/200. C ARL ALEXANDER VON SACHSEN-WEIMAR-EISENACH: Brief an Karl Hase (o. O., o. D.), 96/4337d.

1. Quellen

425

g) Weimar, ThHStA MARIA PAWLOWNA VON SACHSEN-WEIMAR-EISENACH: Brief an Karl Hase (Weimar, 22. April 1836), Großherzogliches Hausarchiv A XXV, Korrespondenzen H 35. CARL ALEXANDER VON SACHSEN-WEIMAR-EISENACH: Brief an Karl Hase (Belvedere, 1. September 1837), Großherzogliches Hausarchiv A XXVI, Hausarchiv Carl Alexander Nr. 359. MARIA PAWLOWNA VON SACHSEN-WEIMAR-EISENACH: Brief an Karl Hase (Weimar, 27. Juni 1847), Großherzogliches Hausarchiv A XXV, Korrespondenzen H 35. –: Brief an Karl Hase (Weimar, 28. September 1851), Großherzogliches Hausarchiv A XXV, Korrespondenzen H 35. –: Brief an Karl Hase (Weimar, 6. März 1856), Großherzogliches Hausarchiv A XXV, Korrespondenzen H 35. –: Brief an Karl Hase (Weimar, 23. Juli 1858), Großherzogliches Hausarchiv A XXV, Korrespondenzen H 35. h) Wolfenbüttel, HAB.HA MÜLLER, JOHANNES: Brief an Karl Hase (Berlin, 8. April 1844), Briefsammlung Vieweg 1140.

1.1.3 Sonstige ungedruckte Quellen a) Jena, ThULB.HA HARTENSTEIN, EMIL REINHOLD: Kollegnachschrift des 1. Teiles der kirchengeschichtlichen Vorlesung Hases, Ms. Prov. 224 (3). HASE, KARL: Denkmale glücklicher Stunden, Tagebücher 1817–1818, Nachlass Hase, B 15. –: Burschenleben, Bd. 1: Tagebücher 1818–1821, Nachlass Hase, B 16a. –: Burschenleben, Bd. 2: Tagebücher 1821–1822, Nachlass Hase, B 16b. –: Wanderjahre, Tagebücher 1822–1829, Nachlass Hase, B 17. b) Jena, UA Acta academica betr. die Anstellung ord. Professoren, ord. Honorar- und ausserord. Professoren der Theologie 1829–1843, BA Nr. 405. Acta den Herrn Professor Hase betreffend 1829 f, J Nr. 106. Acta die Vorlesungen in der theologischen Fakultät betreffend 1828 ff, J Nr. 138. BAUMGARTEN-CRUSIUS, LUDWIG FRIEDRICH OTTO: Brief an das Kollegium der Theologischen Fakultät Jena (21. Januar 1830), J Nr. 106, 5r. v. –: Brief an den Prorektor der Universität Jena (Jena, 21. Januar 1830), BA Nr. 405, 15. –: Brief an das Kollegium der Theologischen Fakultät Jena (Jena, 22. Januar 1830), J Nr. 106, 4r. –: Brief an die Theologische Fakultät Jena (Jena, 28. Oktober 1830), J Nr. 106, 14–15. –: Brief an die Theologische Fakultät Jena (Jena, 6. Oktober 1831), J Nr. 138, 9–10. –: Brief an die Theologische Fakultät Jena (undatiert), J Nr. 138, 8v. HAND, FERDINAND GOTTHELF: Brief an die Theologische Fakultät Jena (Jena, 28. Juli 1830), BA Nr. 405, 19r. HOFFMANN, ANDREAS GOTTLIEB : Brief an das Kollegium der Theologischen Fakultät Jena (Jena, 18. Juli 1830), J Nr. 106, 7r. v. –: Gutachten der Theologischen Fakultät (Jena, 21. August 1831), BA Nr. 405, 30r–31v. –: Entwurf des Gutachtens (21. August 1831), J Nr. 106, 24r–25v. –: An die hochlöbliche Fakultät allhier (Jena, 22. August 1831), J Nr. 106, 22r.

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Verzeichnis der Quellen und der Literatur

Protokollbuch der Theologischen Fakultät 1822–1911, J Nr. 131. Rechnungsmanuale bey der akademischen Quästur, G I, 36–272. SCHOTT, HEINRICH AUGUST: Brief an den Prorektor der Universität Jena (Jena, 18. Juli 1830), BA Nr. 405, 18r. –: Brief an die Theologische Fakultät Jena (Jena, 26. August 1830), BA Nr. 405, 23. –: Brief an Dekan der Theologischen Fakultät Jena (undatiert), J Nr. 106, 4v. –: Brief an die Theologische Fakultät Jena (undatiert), J Nr. 138, 7v–8r. WAHL, VOLKER: Akademische Rosenvorlesungen 1845–1927, ohne Signatur. c) Krakau, JB HASE, KARL: Notiz über die Freiheit in England und Nordamerika (Jena, 6. März 1852), Berol. Autographensammlung, Hase.1 –: Beitrag über das Christentum und den Buchdruck (o. O., o. D.), Berol. Autographensammlung, Hase.2 d) Leipzig, UA Matrikel der Universität Leipzig 1780–1835, Rektor M 11. Pro-Cancellar-Buch der Philosophischen Fakultät, B 128 a. Akte Karl Hase, PA 541. e) Weimar, ThHStA C ARL ALEXANDER VON SACHSEN-WEIMAR-EISENACH: Brief an Michelangelo Caetani, Herzog von Sermoneta (Weimar, 8. März 1862), Weimar, ThHStA, Großherzogliches Hausarchiv A XXVI, Nr. 1060c. –: Tagebuch (Weimar, 12. Juli 1874), Großherzogliches Hausarchiv A XXVI, Nr. 1971. –: Tagebuch (Weimar, 25. Mai 1878), Großherzogliches Hausarchiv A XXVI, Nr. 1974. –: Tagebuch (Weimar, 9. Juli 1880), Großherzogliches Hausarchiv A XXVI, Nr. 1977. –: Tagebuch (Weimar, 4. Dezember 1880), Großherzogliches Hausarchiv A XXVI, Nr. 1977. [Anonym:] Nachschrift des Vortrages von Hase: Über Franz von Assisi, Großherzogliches Hausarchiv A XXV Maria Pawlowna (Akten), Nr. 468. [Anonym:] Nachschrift des Vortrages von Hase: Die geistlichen Schauspiele des Mittelalters, Großherzogliches Hausarchiv A XXV Maria Pawlowna (Akten), Nr. 469. [Anonym:] Nachschrift des Vortrages von Hase: Die Jungfrau von Orleans, Großherzogliches Hausarchiv A XXV Maria Pawlowna (Akten), Nr. 470.

1.2 Bibliographie der gedruckten Schriften Hases Die mit einem Stern (*) versehenen Publikationen Hases sind in der bislang gültigen Bibliographie von Bernd Jaeger3 nicht enthalten. Kursiv gedruckt sind Publikationen, die Jaeger anführt, aber nicht eindeutig als Veröffentlichun-

1 Auch abgedruckt in: Verzeichniß der von dem verstorbenen Preußischen GeneralLieutenant J. von Radowitz hinterlassenen Autographen-Sammlung, Zweiter Teil: Gelehrte, Berlin 1864, 495. 2 Auch abgedruckt in: Dr. Karl August Hase, in: K. H ALTAUS (Hg.), Album deutscher Schriftsteller zur vierten Säcularfeier der Buchdruckkunst, Leipzig 1840. 3 B. JAEGER, Karl von Hase als Dogmatiker, Gütersloh 1990 (Die lutherische Kirche. Geschichte und Gestalten; 12), 201–221.

1. Quellen

427

gen Hases verifiziert werden konnten. Den Publikationen sind zugehörige Rezensionen, so weit sie ermittelt werden konnten, zugeordnet und jeweils unmittelbar im Anschluss abgedruckt, eingerückt und durch einen Pfeil (Ì) kenntlich gemacht. Die Rezensionen werden in der alphabethischen Reihenfolge der Publikationsorgane aufgelistet. 1.2.1 Publikationen zu Lebzeiten HASE, KARL: Ein Fastnachtsspiel. Denen wohllöblichen Reichsständen zur Erinnerung einer fröhlichen Burschenschaft ehrfurchtsvoll geweiht von einem wohlbestallten Reichsnachtwächter, und durch kaiserliches, allergnädigstes Privilegium gegen Nachdruck gesichert, Germania, gedruckt in diesem Jahre [Erlangen 1822]. –: De fide dissertatio, quam summe reverendo theologorum evangelicorum ordine annuente, magistri legentis in academia Tubingensi munus clementissime sibi concessum suscepturus, publice defendet die 25. Sept. MDCCCXXIII Carolus Augustus Hase, Steinbachio-montanus, Tübingen 1823. –: [Anonym:] Des alten Pfarrers Testament, Tübingen 1824. Ì [Anonym (t. t.):] JALZ 1826, Nr. 84, 285 f. Ì [Anonym:] LLZ 1826, Nr. 3 vom 4. Januar, 24. Ì Scipio, Konrad: PKZ 31 (1884), Nr. 19 vom 7. Mai, 427–429. Ì [Anonym:] TLAKZ 1825, Nr. 24 vom 29. Juli, 305 f. –: Ueber die Hebräer, an welche der im Kanon befindliche Brief gerichtet ist: ein Versuch, NKJTL 2 (1824), 265–289. –: De fide libri duo. Liber I. Fides naturalis, Tübingen 1825. Ì [Anonym (mf.):] TLAKZ 1828, Nr. 70 vom 29. August, 574 f. –: Lehrbuch der evangelischen Dogmatik, Stuttgart 1826. Ì [Anonym:] ALZ 43 (1827), Nr. 53, 417–424; Nr. 54, 425–429. Ì [Anonym:] ARL 8 (1827), Bd. 1, 24–28. Ì [Anonym (L. L.):] JALZ 1827, Nr. 81, 161–168; Nr. 82, 169–176; Nr. 83, 177– 183. Ì [Anonym:] KPB 9 (1828), 3–18. Ì [Anonym:] LLZ 1828, Nr. 49 vom 25. Februar, 385–392; Nr. 50 vom 26. Februar, 393 f. Ì [Anonym:] ThQ 12 (1830), 312–332. Ì [Hagenbach, Karl Rudolph (H-n-ch):] ThStKr 1 (1828), 445–482. (Sammelrezension) Ì [Anonym (Th. a. Pr.):] TLAKZ 1827, Nr. 25 vom 28. März, 201–206; Nr. 26 vom 30. März, 209–214. –: [Anonym:] Vom Justizmorde. Ein Votum der Kirche. Untersuchung über die Zulässigkeit der Todesstrafe aus dem christlichen Standpunkte, Leipzig 1826. Ì [Anonym (67.):] BLU 3 (1828), Nr. 36 vom 13. Februar, 142 f. Ì [Anonym (N. d. N.):] TLAKZ 1827, Nr. 13 vom 14. Februar, 97–103. –: [Anonym:] Rez. Schuler: Neue jüdische Briefe. Oder Darstellungen aus dem Leben Jesu. 2. Bde., 1826, TLAKZ 1826, Nr. 37 vom 10. Mai, 297–300. –: [Anonym (a.):] Rez. Schwarz: Ueber das Wesen des heiligen Abendmahls. Freimüthige Worte an beide evangelische Confessionen. 1825, TLAKZ 1826, Nr. 81 vom 11. Oktober, 657–662. –: [Anonym (a.):] Rez. Fleck: De regno Christi, 1826, TLAKZ 1826, Nr. 83 vom 18. Oktober, 673–675.

428

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

–: Gnosis, oder Evangelische Glaubenslehre. Für die Gebildeten in der Gemeinde wissenschaftlich dargestellt, Bd. 1, Leipzig 1827. Ì [Anonym:] ARL 8 (1827), Bd. 2, 419–422. Ì [Anonym (20.):] BLU 4 (1829), Nr. 101 vom 1. Mai, 401 f; Nr. 102 vom 2. Mai, 405–407. Ì [Anonym (-h-):] JALZ 1829, Nr. 1, 1–4. Ì [Anonym:] KPB 11 (1830), 3–20. Ì Schuler, Theophil: NTAn 1828, 321–351. Ì [Hagenbach, Karl Rudolph (H-n-ch,): ThStKr 1 (1828), 445–482. (Sammelrezension) Ì [Anonym:] TLAKZ 1828, Nr. 13 vom 13. Februar, 97–101. –: [Anonym:] Die Proselyten, Stuttgart 1827. Ì [Anonym (67.):] Präservative gegen Proselytenmacherei, BLU 3 (1828), Nr. 19 vom 22. Januar, 73–75. (Sammelrezension) –: [Anonym:] Die Leipziger Disputation. Eine theologische Denkschrift, Leipzig 1827. Ì [Anonym (67.):] Die Leipziger Disputation und die dahin gehörigen Schriften, eine wichtige Zeiterscheinung, EKZ 1 (1827), Nr. 8 vom 8. Juli, 57–61; Nr. 9 vom 1. August, 65–68; Nr. 10 vom 4. August, 73–77. (Sammelrezension) Ì [Anonym:] HKJL 29 (1827), 65–75. (Sammelrezension) Ì [Anonym (K. M.):] JALZ 1828, Nr. 121, 3–5. (Sammelrezension) Ì [Anonym:] Supernaturalismus und Rationalismus, KPB 8 (1827), 1027–1093, hier 1062–1067. (Sammelrezension) Ì Ratzeberger, Simon der Jüngere: Literarischer Almanach 2 (1828), 128–130. Ì [Anonym (Ed. O.):] NTAn 1827, 492–503. Ì [Anonym:] Schriften durch D. Hahn’s Disputation in Leipzig veranlaßt, TLAKZ 1827, Nr. 81 vom 10. Oktober, 665–672; Nr. 82 vom 12. Oktober, 673–680. *–: Beitrag zur Geschichte des ersten christlichen Pfingstfestes, ZWTh(S) 1 (1827), 264– 276. –: [Anonym:] Vom Streite der Kirche. Eine Schrift an den christlichen Adel deutscher Nation, Erstes Heft, Leipzig 1827. Ì [Anonym (ͭͷ):] TLAKZ 1828, Nr. 77 vom 24. September, 625–635. –: Rez. Hase: Libri symbolici ecclesiae evangelicae sive concordia, AKZ 6 (1827), Nr. 98 vom 24. Juni, 800. –: [Anonym (g.):] Rez. Stäudlin: Geschichte des Rationalismus und Supranaturalismus, vornehmlich in Beziehung auf das Christenthum, 1826, TLAKZ 1827, Nr. 61 vom 1. August, 497–504; Nr. 62 vom 3. August, 505–508. –: Anmerkung zu Libri symbolici ecclesiae evangelicae sive concordia recensuit Carolus Augustus Hase, AKZ 6 (1827), Nr. 139 vom 4. September, 1136. –: [Anonym (z.):] Rez. [Herbst:] Die Jugendfreunde: ein Gemählde aus der christlichen Gemüthswelt, 1827, TLAKZ 1827, Nr. 94 vom 23. November, 777–780. –: [Anonym (g.):] Rez. Abel: Ausführliche Darstellung des Grundes unseres Glaubens an Unsterblichkeit, 1826, TLAKZ 1827, Nr. 97 vom 5. Dezember, 809–816. –: Gnosis, oder Evangelische Glaubenslehre. Für die Gebildeten in der Gemeinde wissenschaftlich dargestellt, Bd. 2, Leipzig 1828. Ì [Anonym:] ARL 9 (1828), Bd. 1, 260–262. Ì [Anonym (20.):] BLU 4 (1829), Nr. 101 vom 1. Mai, 401 f; Nr. 102 vom 2. Mai, 405–407. Ì [Anonym (-h-):] JALZ 1829, Nr. 1, 1–4. Ì [Anonym:] KPB 11 (1830), 3–20. Ì [Anonym (ͷͮͱ):] TLAKZ 1829, Nr. 6 vom 21. Januar, 41–45.

1. Quellen

429

–: Der Griechische Robinson. Ein Lesebuch für die deutsche Jugend, 2 Bde., Leipzig 1828. Ì [Anonym (31.):] BLU 4 (1829), Nr. 235 vom 12. Oktober, 940. –: De jure ecclesiastico commentarii historici. Dissertatio quam ordinis philosophorum amplissimi auctoritate pro obtinendo magisterii Lips. jure opimo d. III. m. Maji a. MDCCCXXVIII. illustris jurisconsultorum ordinis concessu in auditorio juridico publice defendet Carolus Augustus Hase Steinbachio-Misnicus, Leipzig 1828. Ì [Anonym (WKRF.):] TLAKZ 1831, Nr. 48 vom 22. April, 380–383. –: [Anonym (g.):] Rez. Wer ist Jesus von Nazareth, Sohn des einzigen wahren Gottes im Himmel und Menschen-Sohn, geboren auf Erden von der Jungfrau Maria? Versuch einer neuen Darstellung …, 1824, TLAKZ 1828, Nr. 22 vom 14. März, 183 f. –: [Anonym:] Rez. Kind: De jure ecclesiae evangelicae, 1827, TLAKZ 1828, Nr. 41 vom 21. Mai, 329–336. *–: Berichtigung, BLU 3 (1828), Nr. 186 vom 13. August, 744. –: Gnosis, oder Evangelische Glaubenslehre. Für die Gebildeten in der Gemeinde wissenschaftlich dargestellt, Bd. 3, Leipzig 1829. Ì [Anonym:] ARL 11 (1829), Bd. 2, 183–186. Ì [Anonym (ͷͮͱ):] TLAKZ 1830, Nr. 60 vom 28. Juli, 497–503. –: [Anonym:] Hutterus redivivus oder Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche. Ein dogmatisches Repertorium für Studierende, Leipzig 1829. Ì [Anonym:] ALZ 45 (1829), Nr. 121, 324–327. –: Das Leben Jesu. Ein Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 1829. Ì [Anonym (23.):] BLU 4 (1829), Nr. 282 vom 8. Dezember, 1125–1127; Nr. 283 vom 9. Dezember, 1129–1131. Ì [Anonym:] EKZ 6 (1830), Nr. 29 vom 10. April, 227–231. Ì [Anonym:] LLZ 1830, Nr. 213 vom 3. September, 1697–1704. Ì [Anonym:] Ueberblick der theologischen Literatur der letzten Michaelismesse, LACTh 1830, Nr. 9 vom 13. Februar, 65–70, hier 66. (Sammelrezension) Ì [Anonym (Chm.):] TLAKZ 1832, Nr. 93 vom 3. August, 753–758. Ì [Anonym:] ThStKr 3 (1830), 436. –: [Anonym (H.):] Rez. Baumgarten-Crusius: Grundzüge der biblischen Theologie, 1828, TLAKZ 1829, Nr. 52 vom 1. Juli, 417–422. –: [Karl Lossius:] Der Schutzgeist edler Jünglinge, Stuttgart 1830. –: [Anonym:] Die Proselyten. Eine unbefangene Darstellung der katholischen und protestantischen Kirche für gebildete Christen, Leipzig 21830. –: [Karl von Steinbach:] Sachsen und seine Hoffnungen. Eine politische Denkschrift der Septemberwochen, Leipzig 1830. Ì [Anonym (148.):] BLU 5 (1830), Nr. 349 vom 15. Dezember, 1394–1396. –: [Anonym (H.):] Rez. Lange: Beiträge zur ältesten Kirchengeschichte, sowie zur Einleitungswissenschaft in die Schriften des Neuen Bundes. Erstes Bändchen. Auch unter dem besonderen Titel: Die Judenchristen, Ebioniten, Nikolaiten der apostolischen Zeit und das Verhältniß der Neutestamentlichen Schriften zu ihnen, 1826, TLAKZ 1830, Nr. 91 vom 12. November, 769–773. –: Die ebenteuerliche Kirchweih-Suite dreier Studiosen, in schöne Reimlein gebracht vom Verfasser. Mit Anmerkungen und einem Anhange von Gedankenstrichen, Erlangen 1831. –: [Anonym:] Rez. König: Der Christbaum des Lebens. Eine Festgabe für sinnige Frauen und Freunde, 1831, KPB 12 (1831), 484–494. –: [Anonym:] Rez. Herbst: Bibliothek christlicher Denker, Erster Bd., Leipzig 1830. TLAKZ 1831, Nr. 61 vom 23. Mai, 481–485.

430

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

–: De jure ecclesiastico commentarii historici. Commentatio qua ad audiendam orationem professionis theologicae extraordinariae adeundae causa d. XVI. m. April. a. MDCCCXXXII. h. XI. recitandam observantissime invitat Carolus Augustus Hase. Inest Libri primi Particula secunda, Leipzig 1832. Ì [Anonym:] ALZ (Ergänzungsblätter) 1834, Nr. 26, 206. –: Ein Fastnachtsspiel, in: Mariannus (Pseudonym), Komische Scenen aus der akademischen Welt. Zur Erinnerung für alle fidelen Brüder, Leipzig 1832, 189–214. –: [Anonym:] Rez. Schulz: Was heißt Glauben und wer sind die Ungläubigen? Eine biblische Entwicklung, 1830, KPB 13 (1832), 391–399. –: [Anonym (Hs.):] Rez. Ludewig: Historisch-kritische Untersuchungen über die verschiedenen Meinungen von der Abkunft unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi, 1831, TLAKZ 1832, Nr. 124 vom 15. Oktober, 1005–1007. –: [Anonym (Hs.):] Rez. Oberthür: Methodologie der theologischen Wissenschaften überhaupt und der Dogmatik insbesondere, 1828, TLAKZ 1832, Nr. 128 vom 24. Oktober, 1037–1039. –: Hutterus redivivus oder Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche. Ein dogmatisches Repertorium für Studierende, Leipzig 2 1833. Ì Meyer, Johann Andreas Georg: Note zu einer Note (D. Hase’s Hutterus redivivus betr.), AKZ 13 (1834), Nr. 109 vom 10. Juli, 886 f. Ì [Anonym:] ARTL 5 (1834), Nr. 18 vom 26. Juni, 277 f. Ì Staudenmaier, Franz Anton: JbThPh 1835, Bd. 4, 455–463. Ì Erdmann, Eduard: JWKr 1833, Nr. 23, 180–183; Nr. 24, 185–189. Ì [Anonym (N. S.):] JALZ 31 (1835), Nr. 81, 161–168. (Sammelrezension) Ì [Röhr, Johann Friedrich:] KPB 14 (1833), 498–544. Ì [Anonym:] LACTh 1833, Nr. 48 vom 7. August, 377–384; Nr. 49 vom 12. August, 385–392; Nr. 50 vom 17. August, 398–400. (Sammelrezension) –: Rez. Röhr: Grund- und Glaubenssätze der evangelisch-protestantischen Kirche, 1832, LLZ 1833, Nr. 60 vom 11. März, 473–478; Nr. 61 vom 12. März, 481–484. –: [Anonym (H.):] Rez. von Ammon: Die Fortbildung des Christenthums zur Weltreligion. Eine Ansicht der höhern Dogmatik, 1. Hälfte, 1833, LLZ 1833, Nr. 310 vom 27. Dezember, 2473–2480; Nr. 311 vom 29. Dezember, 2481–2483. –: Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen, Leipzig 1834. Ì [Anonym:] ALZ 51 (1835), Nr. 7, 49–56; Nr. 8, 57–64; Nr. 9, 65–72; Nr. 10, 73–80; Nr. 11, 81–85 (Sammelrezension). Ì [Anonym:] ARTL 11 (1835), 201–218. Ì Locherer, Johann Nepumuk: JbThPh 1834, Bd. 3, 241–252. Ì Hasse, Friedrich Rudolf: JWKr 1836, Nr. 66, 524–528; Nr. 67, 529–535; Nr. 68, 537–541. Ì [Gieseler, Johann Karl Ludwig:] KPB 16 (1835), 87–108. Ì [Anonym:] Morgenblatt für gebildete Stände 1835, Nr. 36 vom 8. April, 141 f. Ì [Anonym (113):] RDtL 2 (1834), 86 f. Ì [Anonym:] TLAKZ 1834, Nr. 129 vom 31. Oktober, 1054–1056. Ì [Anonym (ͦ):] TLAKZ 1835, Nr. 5 vom 12. Januar, 33–40; Nr. 6 vom 14. Januar, 41–46. –: Theologische Streitschriften. Als Beilage zu dessen Hutterus redivivus und Leben Jesu, Leipzig 1834. Ì [Anonym:] ALZ 51 (1835), Nr. 45, 353–360; Nr. 46, 361–368; Nr. 47, 369–376; Nr. 48, 377–379. Ì [Anonym:] ARTL 14 (1836), 219–222. Ì [Anonym (44.):] BLU 9 (1834), Nr. 337 vom 3. Dezember, 1391 f.

1. Quellen Ì Ì Ì Ì Ì Ì

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431

Staudenmaier, Franz Anton: JbThPh 1835, Bd. 4, 455–463. [Anonym (N. S.):] JALZ 31 (1835), Nr. 81, 161–168. (Sammelrezension) [Anonym:] KPB 15 (1834), 937–957. [Anonym (45.):] RDtL 3 (1834), 288–290. [Anonym:] TLAKZ 1834, Nr. 144 vom 5. Dezember, 1177–1183. [Anonym (12.):] TLAKZ 1838, Nr. 53 vom 2. Mai, 417–422; Nr. 54 vom 4. Mai, 425–430. (Sammelrezension) Das Leben Jesu. Ein Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 21835. Ì [Anonym:] ARTL 14 (1836), 223–226. Ì [Anonym (N. S.):] JALZ 31 (1835), Nr. 81, 161–168. (Sammelrezension) Ì [Anonym:] KPB 16 (1835), 937–963. Ì [Anonym (45.):] RDtL 4 (1835), 393 f. Ad orationem audiendam qua munus professoris theologiae ordinarii clementissime ab almis academiae Jenensis nutritoribus sibi demandatum die IX. Julii hora XI. in templo paulino academico auspicabitur observantissime invitat Carlorus Augustus Hase. Inest confessio fidei ecclesiae nostri temporis rationibus accommodata, Leipzig 1836. Ì [Anonym:] ALZ 53 (1837), Nr. 54, 426–431. (Ergänzungsblätter) Ì [Anonym:] ARTL 17 (1837), 133–135. Ì [Anonym (8):] RDtL 10 (1836), 117 f. Ì [Anonym:] TLAKZ 1837, Nr. 10 vom 23. Januar, 73–79. Hutterus redivivus oder Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche. Ein dogmatisches Repertorium für Studierende, Leipzig 3 1836. Ì [Anonym:] ARTL 16 (1837), 227–231. Ì [Anonym:] KPB 17 (1836), 353–355. Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen, Leipzig 2 1836. Ì Krabbe, Otto: LACTh 1837, Nr. 10 vom 11. Februar, 73–80; Nr. 11 vom 15. Februar, 81–88; Nr. 12 vom 20. Februar, 89–93. Ì Hefele, Carl Joseph: ThQ 18 (1836), 643–664. Theologische Streitschriften. Zweites Heft: Zur Kirchengeschichte, Leipzig 1836. Ì [Anonym:] ARTL 21 (1838), 11–30. Ì [Anonym (43):] RDtL 7 (1836), 365–367. Ì [Anonym (12.):] TLAKZ 1838, Nr. 53 vom 2. Mai, 417–422; Nr. 54 vom 4. Mai, 425–430. (Sammelrezension) [Anonym (H…):] Rez. Schmidt / Rettberg: Handbuch der christlichen Kirchengeschichte, Siebenter Theil, 1834, TLAKZ 1836, Nr. 61 vom 20. Mai, 481–487. [Anonym (H…):] Rez. Fleck: Wissenschaftliche Reise, durch das südliche Deutschland, Italien, Sicilien und Frankreich, 2 Bde., 1. Abtheilung, 1835. TLAKZ 1836, Nr. 64 vom 27. Mai, 505–508. [Anonym (H…):] Rez. Rehm: Grundriß der Geschichte der christlichen Kirche mit besonderer Rücksicht auf die Verfassung derselben, 1835, TLAKZ 1836, Nr. 74 vom 20. Juni, 593–597; Nr. 75 vom 22. Juni, 601–608. Theologische Streitschriften. Drittes Heft: Anti-Röhr, Leipzig 1837. Ì [Anonym:] ARTL 21 (1838), 11–30. Ì [Anonym:] Lesefrüchte: Hases Streitschriften – Anti-Röhr, EKZ 20 (1837), Nr. 28 vom 8. April, 217–220. Ì [Anonym (12.):] TLAKZ 1838, Nr. 53 vom 2. Mai, 417–422; Nr. 54 vom 4. Mai, 425–430. (Sammelrezension)

432

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

–: Das junge Deutschland. Ein theologisches Votum in einer academischen Rede, Parchim / Ludwigslust 1837.4 Ì [Anonym:] Praktische Theologie; Predigten, ARTL 25 (1839), 162–169, hier 168 f. (Sammelrezension) Ì [Anonym (K. G.):] Karl Hase über das junge Deutschland, Der Telegraph 1837, Nr. 24 vom August, 185–190. Ì [Anonym:] EKZ 21 (1837), Nr. 76 vom 23. September, 605–608. Ì [Anonym:] JALZ 33 (1837), Nr. 106, 361–363. Ì [Anonym:] RDtL 13 (1837), 124 f. Ì [Anonym (gr.):] TLAKZ 1837, Nr. 134 vom 13. November, 1072. –: Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen, Leipzig 3 1837. Ì [Anonym:] ARTL 20 (1838), 207 f. Ì Funke, Georg: HJWK 1 (1838), Nr. 115 vom 14. Mai, 913–915; Nr. 116 vom 15. Mai, 921–928; Nr. 117 vom 16. Mai, 929–936; Nr. 118 vom 17. Mai, 937– 941. Ì [Anonym (116):] RDtL 13 (1837), 410. –: Anti-Röhr. Der theologischen Streitschriften von Dr. Karl Hase Drittes Heft. Zweite, mit einem Anhange, enthaltend die Antworten der Gegner, vermehrte Auflage, Leipzig 1837. Ì [Anonym (12.):] TLAKZ 1838, Nr. 53 vom 2. Mai, 417–422; Nr. 54 vom 4. Mai, 425–430. (Sammelrezension) –: Beantwortung einer Anfrage, AKZ 16 (1837), Nr. 47 vom 23. März, 391 f. –: Rez. Gieseler: Rückblick auf die theologischen und kirchlichen Zustände und Entwickelungen der letzten fünfzig Jahre. Ein Glückwunschschreiben, seinem theuern Vater, dem Herrn Georg Chr. Fr. Gieseler, 1837, TLAKZ 1837, Nr. 149 vom 18. Dezember, 1193–1198. –: Lehrbuch der evangelischen Dogmatik, Leipzig 2 1838. Ì [Anonym:] ALZ 56 (1840), Nr. 4, 25–30; Nr. 5, 37–40. Ì [Anonym:] Vorlesungen über die Dogmatik, ARTL 24 (1839), 232–251, hier 246–251. (Sammelrezension) Ì Baier, Alwill Hermann: JWKr 1840, Nr. 81, 641–648; Nr. 82, 649–656; Nr. 83, 657–664. Ì Kahnis, Karl Friedrich August: LACTh 1840, Nr. 55 vom 2. September, 433– 438; Nr. 56 vom 7. September, 443–448. Ì [Anonym:] RDtL 18 (1838), 390 f. Ì [Anonym (x+y):] TLAKZ 1839, Nr. 96 vom 12. August, 775 f. –: Zur Kritik der Evangelischen Kirchenzeitung, AKZ 17 (1838), Nr. 4 vom 7. Januar, 33–37. –: Rez. Neander: Das Leben Jesu Christi in seinem geschichtlichen Zusammenhange und seiner geschichtlichen Entwickelung, 1837, JWKr 12 (1838), Nr. 56–58 vom September, 436–469. –: Rede bei der Preisvertheilung für das homiletische und katechetische Seminar am 22. Sonntage nach Trinitatis gehalten, in: Denkschrift des homiletischen und katechetischen Seminariums der Universität Jena, hg. von JOHANN KARL EDUARD SCHWARZ, II. Folge, Jena 1838, 67–74.

4

Siehe auch unten S. 446, Anm. 8.

1. Quellen

433

–: Vorrede, in: KRÜGER, GUSTAV: Heinrich Grégoire, Bischof von Blois und Haupt des constitutionellen Clerus in Frankreich, nach seinen eignen Denkwürdigkeiten geschildert, Leipzig 1838, III-VI. Ì Jacobson, Heinrich Friedrich: ALZ 56 (1840), Nr. 174, 169. Ì [Anonym:] KPB 20 (1839), 432–441. –: Hutterus redivivus oder Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche. Ein dogmatisches Repertorium für Studierende, Leipzig 4 1839. Ì [Anonym:] ARTL 33 (1841), 231 f. (Sammelrezension) –: Die beiden Erzbischöfe. Ein Fragment aus der neuesten Kirchengeschichte, Leipzig 1839. Ì [Anonym (n.):] Schriften über die Angelegenheit der beiden Preussischen Erzbischöfe, ALZ 55 (1839), Nr. 153, 1–8; Nr. 154, 9–16, hier 1–5. (Sammelrezension) Ì Jacobson, Heinrich Friedrich: ALZ 56 (1840), Nr. 178, 204 f. Ì [Anonym:] ARTL 36 (1842), 134–152, hier 146 f. (Sammelrezension) Ì Georgii, Ludwig Johann Christian: HJWK 3 (1840), Nr. 19 vom 22. Januar, 145– 149; Nr. 20 vom 23. Januar, 153–157; Nr. 21 vom 24. Januar, 161–166. Ì Wolfart, L.: JWKr 1839, Nr. 44, 348–352; Nr. 45, 353–360. Ì [Anonym (S.):] Schriften zur Cölner Angelegenheit, TLAKZ 1840, Nr. 113 vom 18. September, 913–920; Nr. 114 vom 21. September, 921–923. Ì Guericke, Heinrich Ernst: ZLThK 1 (1840), 190 f. –: Decanus, Senior und Professores der theologischen Facultät in der Großherzoglich und Herzoglich Sächsischen Gesammtuniversität Jena. D. Carl Hase: d. Z. Decan: Bedenken der theologischen Facultät der Landesuniversität Jena, in: Bedenken der theologischen Facultät der Landesuniversität Jena und der Universitäten zu Berlin, Göttingen und Heidelberg über das Rescript des Herzoglichen Consistoriums zu Altenburg vom 13. November 1838 (den kirchlichen Separatismus in der Ephorie Ronneburg betreffend) und über zwei verwandte Fragen (Nebst einleitender geschichtlicher Darstellung und Actenstücken), Altenburg 1839, 78–101. –: Die deutsche Kirche und der Staat. Eine academische Rede, Leipzig 1839. Ì Jacobson, Heinrich Friedrich: ALZ 56 (1840), Nr. 175, 182 f. Ì [Anonym:] ARTL 27 (1839), 214–236, hier 228 f. (Sammelrezension) Ì [Anonym:] RDtL 21 (1839), 125 f. Ì [Anonym:] ThQ 21 (1839), 348–358. (Sammelrezension) –: Rez. Melanchthon redivivus, oder der ideale Geist des Christenthums. Ein dogmatischer Leitfaden durch religiöse Irren und Wirren zum christlichen Leben in Gott für Studirende aller Facultäten, 1837, JALZ 39 (1839), Nr. 1 vom Januar, 1–12. –: Das Leben Jesu. Ein Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 3 1840 (Theologisch akademische Lehrschriften; 1). Ì Guericke, Heinrich Ernst: ZLThK 1 (1840), 154. *–: Dr. Karl August Hase, in: HALTAUS, KARL (Hg.): Album deutscher Schriftsteller zur vierten Säcularfeier der Buchdruckkunst, Leipzig 1840, 105.5 –: [Anonym (H.):] Rez. Neander: Allgemeine Geschichte der christlichen Religion und Kirche, 1834. 1836, TLAKZ 1840, Nr. 74 vom 19. Juni, 593–599; Nr. 75 vom 22. Juni, 601–604. *–: Dr. Karl August Hase, BAKZ 2 (1840), Nr. 52 vom 27. Juni, 457.

5

Siehe den Nachweis des handschriftlichen Originals, oben S. 426.

434

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

–: [Anonym (H.):] Rez. Weber: Das Papstthum und die Päpste. Ein Nachlaß des Verfassers der Möncherei, 1834, TLAKZ 1840, Nr. 81 vom 6. Juli, 656. *–: [Anonym (H.):] Rez. Cloß: Eusebius’, Bischofs von Cäserea, Kirchengeschichte. Zum erstenmal vollständig übersetzt, mit Anmerkungen und dem Leben des Verfassers, 1839, TLAKZ 1840, Nr. 98 vom 14. August, 797–800. *–: [Anonym (H.):] Rez. Jocham: Sämmtliche Schriften des heiligen Makarius des Großen, aus dem griechischen Texte übersetzt, mit einer Einleitung und mit Summarien begleitet, Bd. 1, 1839, TLAKZ 1840, Nr. 98 vom 14. August, 800. –: Kirchengeschichte. Lehrbuch für academische Vorlesungen, Leipzig 41841 (Theologisch akademische Lehrschriften; 2). –: Evangelische Dogmatik, Leipzig 31842 (Theologisch akademische Lehrschriften; 3). Ì Fleck, Ferdinand Florens: LRDAL 1 (1843), 271–274. Ì (Hase, Karl: NJALZ 1 [1842], Nr. 109 vom 7. Mai, 453–456; Nr. 110 vom 9. Mai, 457–460; Nr. 111 vom 10. Mai, 461 f) Ì [Rudelbach, Andreas Gottlob (R.):] ZLThK 4 (1843), 163. –: Hutterus redivivus oder Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche. Ein dogmatisches Repertorium für Studierende, Leipzig 5 1842. –: Rez. Langenn: Moritz, Herzog und Kurfürst zu Sachsen. Eine Darstellung aus dem Zeitalter der Reformation, 1841, NJALZ 1 (1842), Nr. 10 vom 12. Januar, 42–44; Nr. 11 vom 13. Januar, 45–48; Nr. 13 vom 15. Januar, 53 f. –: Rez. Hase: Evangelische Dogmatik, 1842, NJALZ 1 (1842), Nr. 109 vom 7. Mai, 453–456; Nr. 110 vom 9. Mai, 457–460; Nr. 111 vom 10. Mai, 461 f. –: Einige Bemerkungen über des Aeneas Sylvius Commentarii de gestis Basileensis Concilii, ThStKr 16 (1843), 709–714. –: Züge und Zustände aus dem Erlanger Studentenleben. Mit historischen Notizen über die Friedrich-Alexanders-Universität und dem Programm zu den Feierlichkeiten bei ihrem hundertjährigen Jubiläum von einem ehemaligen Erlanger Studenten, Nürnberg / Erlangen 1843. –: Kirchengeschichte, Leipzig 51844 (Theologisch akademische Lehrschriften; 2). Ì (Hase, Karl: NJALZ 3 [1844], Nr. 144 vom 15. Juni, 573–576; Nr. 145 vom 17. Juni, 577–580; Nr. 146 vom 18. Juni 581–584; Nr. 147 vom 19. Juni, 585. [Sammelrezension]) Ì [Rudelbach, Andreas Gottlob (R.):] ZLThK 5 (1844), 118. –: Rez. Gueri[c]ke: Handbuch der Kirchengeschichte; Hase: Kirchengeschichte; Alzog: Universalgeschichte der christlichen Kirche; Annegarn: Geschichte der christlichen Kirche, NJALZ 3 (1844), Nr. 144 vom 15. Juni, 573–576; Nr. 145 vom 17. Juni, 577– 580; Nr. 146 vom 18. Juni, 581–584; Nr. 147 vom 19. Juni, 585. –: Nachschrift der Redaction, NJALZ 3 (1844), Nr. 297 vom 11. Dezember, 1186–1188. –: Hutterus redivivus oder Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche. Ein dogmatisches Repertorium für Studierende, Leipzig 6 1845. Ì [Rudelbach, Andreas Gottlob (R.):] ZLThK 6 (1845), 138. –: Nachschrift der Redaction, in: WEISS, C HRISTIAN: Über Grund, Wesen und Entwickelung des religiösen Glaubens. Ein Beitrag zur Würdigung der rationalen Ansicht vom Christenthume, Eisleben 1845, 193–198. – / SCHWARZ, JOHANN KARL EDUARD: Rez. Deutsch-katholische Literatur, NJALZ 5 (1846), Nr. 131 vom 2. Juni, 522–524; Nr. 132 vom 3. Juni, 525–528; Nr. 133 vom 4. Juni, 529–532; Nr. 134 vom 5. Juni, 533–536; Nr. 136 vom 8. Juni, 541–544; Nr. 137 vom 9. Juni, 545–548; Nr. 138 vom 10. Juni, 549–552; Nr. 139 vom 11. Juni, 553–556; Nr. 140 vom 12. Juni, 557; Nr. 183 vom 1. August, 729–732; Nr. 184 vom 3. August, 733–736; Nr. 185 vom 4. August, 737–740; Nr. 186 vom 5. August, 741–

1. Quellen

435

744; Nr. 221 vom 15. September, 881–884; Nr. 222 vom 16. September, 885–888; Nr. 223 vom 17. September, 889 f; Nr. 288 vom 3. Dezember, 1149–1152; Nr. 289 vom 4. Dezember, 1153–1156; Nr. 290 vom 5. Dezember, 1157–1160; Nr. 292 vom 8. Dezember, 1165–1168; Nr. 293 vom 9. Dezember, 1169–1172; Nr. 294 vom 10. Dezember, 1173–1176; Nr. 299 vom 16. Dezember, 1193–1196; Nr. 300 vom 17. Dezember, 1197–1200; Nr. 301 vom 18. Dezember, 1201–1204; Nr. 302 vom 19. Dezember, 1205–1207. –: Das gute alte Recht der Kirche. Zwei academische Reden, Leipzig 1847. Ì [Anonym (-p.):] ALZ 65 (1849), Nr. 20, 153–156. Ì [Anonym:] LRDAL 21 (1848), 331 f. Ì [Anonym:] ARTL 11 (1847), 239–241. Ì [Anonym (x. y. z.):] TLAKZ 1847, Nr. 89 vom 26. Juli, 741 f. Ì Neudecker, Christian: TLAKZ 1850, Nr. 89 vom 26. Juli, 714. Ì [Rudelbach, Andreas Gottlob (R.):] ZLThK 9 (1848), 612. –: Das gute alte Recht der Kirche. Zwei academische Reden, Leipzig 2 1847. – / SCHWARZ, KARL: Rez. Deutsch-katholische Literatur, NJALZ 6 (1847), Nr. 53 vom 3. März, 211 f; Nr. 54 vom 4. März, 213–216; Nr. 55 vom 5. März, 217–220; Nr. 57 vom 8. März, 225–228; Nr. 58 vom 9. März, 229–232. –: Kirchengeschichte, Leipzig 61848 (Theologisch akademische Lehrschriften; 2). –: [Karl von Steinbach:] Das Kaiserthum des deutschen Volkes. Eine Stimme aus Sachsen, Leipzig 1848. –: Hutterus redivivus oder Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche. Ein dogmatisches Repertorium für Studierende, Leipzig 7 1848. –: [Karl von Steinbach:] Die Republik des deutschen Volkes. Eine Stimme aus Sachsen, Leipzig 1848. –: [Karl von Steinbach:] Das Deutsche Reich und seine Staaten. Eine Stimme aus Sachsen, Leipzig 1848. – / SCHWARZ, KARL: Rez. Deutsch-katholische Literatur, NJALZ 7 (1848), Nr. 137 vom 8. Juni, 545–548; Nr. 138 vom 9. Juni, 549–552; Nr. 139 vom 10. Juni, 553–556. –: Nun seht doch, ein schlichter Bürgersmann!, Der Volksfreund, Jena 1848, Nr. 14 vom 2. September, 63 f. –: Die evangelisch protestantische Kirche des deutschen Reichs. Eine kirchenrechtliche Denkschrift, Leipzig 1849. Ì [Anonym:] LRDAL 26 (1849), 141–146. Ì [Anonym:] NRTL 18 (1848), 36–42. Ì [Anonym (͔):] TLAKZ 1849, Nr. 81 vom 6. Juli, 849–854; Nr. 82 vom 9. Juli, 857–861. –: Preußen und Österreich (Juli 1849). Eine politische Denkschrift, Leipzig 1849. Ì [Anonym:] Flugschriften in der deutschen Frage, BLU 25 (1850), Nr. 111 vom 9. Mai, 441–443; Nr. 112 vom 10. Mai, 445–447; Nr. 113 vom 11. Mai, 449–450. Ì [Anonym:] LRDAL 27 (1849), 20–22. –: Evangelische Dogmatik, Leipzig 41850 (Theologisch akademische Lehrschriften; 3). Ì Pelt, Ludwig: ARTL 26 (1851), 133–155. Ì [Anonym:] Die protestantische Dogmatik der Gegenwart, SKSB 9 (1859), Nr. 36 vom 8. September, 285–288. Ì [Anonym (E. F.):] TLAKZ 1851, Nr. 55 vom 7. Mai, 446–448. –: Neue Propheten. Drei historisch-politische Kirchenbilder, Leipzig 1851. Ì Kämmel, Heinrich: NRTL 36 (1853), 28–33. Ì [Anonym (15):] BLU 27 (1852), Nr. 3 vom 17. Januar, 67 f. Ì [Anonym:] LRDAL 35 (1851), 310–312.

436

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

Ì [Anonym:] LZD 1850/1851, Nr. 39 vom 27. September (1851), 636 f. Ì [Guericke, Heinrich Ernst (G.):] ZLThK 13 (1852), 560 f. Ì [Rudelbach, Andreas Gottlob (R.):] ZLThK 14 (1853), 146–148. –: Das verweigerte Gutachten, AKZ 30 (1851), Nr. 117 vom 27. Juli, 945–951. –: Die evangelisch protestantische Kirche des deutschen Reichs. Eine kirchenrechtliche Denkschrift, Zweite Auflage aus 1848 für 1852 überarbeitet, Leipzig 1852. Ì [Anonym:] LRDAL 39 (1852), 194–197. Ì [Anonym:] LZD 1852, Nr. 34 vom 21. August, 539. Ì [Anonym:] TLAKZ 1854, Nr. 117 vom 29. September, 937–940. Ì [Rudelbach, Andreas Gottlob (R.):] ZLThK 15 (1854), 751–755. *–: Rez. Bunsen: Hippolytus und seine Zeit, Bd. 1, 1852, LZD 4 (1853), Nr. 19 vom 7. Mai, 309–311. –: Das Leben Jesu. Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 4 1854. Ì [Anonym:] LRDAL 44 (1853), 129 f. –: Kirchengeschichte. Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 71854. Ì [Krause, Heinrich (H. Kr.):] PKZ 1 (1854), Nr. 14 vom 1. April, 321. *–: [C. v. St.:] Baiern (Hengstenberg als Unionsfreund), PKZ 1 (1854), Nr. 9 vom 25. Februar, 195 f. –: Unsere Stellung zur Orthodoxie. Ein Sendschreiben an Herrn Lic. Krause in Berlin, PKZ 1 (1854), Nr. 27 vom 1. Juli, 657–665. –: Der Untergang des Rationalismus, PKZ 1 (1854), Nr. 44 v. 28. Oktober, 1059–1066. –: Die Wahl Ganganellis, die Jesuiten und D. Theiner, PKZ 1 (1854), Nr. 49 vom 2. Dezember, 1179–1185. –: Hutterus redivivus oder Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche. Ein dogmatisches Repertorium für Studierende, Leipzig 8 1855. –: Die Tübinger Schule. Ein Sendschreiben an Herrn Dr. Ferdinand Christian von Baur, Leipzig 1855. Ì [Anonym:] LRDAL 50 (1855), 13–15. Ì [Ritschl, Albrecht:] LZD 1855, Nr. 19 vom 12. Mai, 293 f. (Sammelrezension) Ì [Anonym:] PKZ 2 (1855), Nr. 22 vom 2. Juni, 526–528. Ì [Anonym (gr.):] TLAKZ 1857, Nr. 30 vom 25. Juli, 694–696. –: Die Entwicklung des Protestantismus. Eine akademische Rede, Leipzig 1855. Ì [Anonym:] LRDAL 50 (1855), 14 f. Ì [Krause, Heinrich (H. K.):] PKZ 2 (1855), Nr. 11 vom 17. März, 250. Ì [Anonym:] TLAKZ 1855, Nr. 93 vom 3. August, 750–751. Ì Steitz: TLAKZ 1857, Nr. 6 vom 7. Februar, 134–136. –: Die Entwicklung des Protestantismus. Eine akademische Rede, Leipzig 2 1855. –: Die Cabinetsordre vom 13. Juni 1853, PKZ 2 (1855), Nr. 1 vom 6. Januar, 7–15. –: Jena, den 10. August, PKZ 2 (1855), Nr. 33 vom 18. August, 777. –: [Anonym:] Das Princip der protestantischen Kirche, PKZ 2 (1855), Nr. 39 vom 29. September, 913–921. –: Druckfehlerunglück, PKZ 2 (1855), Nr. 49 vom 8. Dezember, 1161 f. –: Schleiermacher als Herrnhuter, PKZ 2 (1855), Nr. 51 vom 22. Dezember, 1201–1207. –: Franz von Assisi. Ein Heiligenbild, Leipzig 1856. Ì [Ritschl, Albrecht:] LZD 1856, Nr. 27 vom 5. Juli, 421. Ì [Anonym:] LRDAL 54 (1856), 13–15. Ì (Hase, Karl: PKZ 3 [1856], Nr. 15 vom 12. April, 359 f) Ì [Anonym (Dr. N.):] TLAKZ 1857, Nr. 6 vom 7. Februar, 129–131. –: Jenaisches Fichte-Büchlein, Leipzig 1856.

1. Quellen

437

Ì [Anonym (H. M.):] Notizen. Fichte, BLU 32 (1857), Nr. 17 vom 23. April, 318 f. Ì [Anonym:] LZD 1856, Nr. 38 vom 20. September, 600 f. Ì [Anonym:] LRDAL 56 (1856), 259 f. Ì (Hase, Karl: PKZ 4 [1857], Nr. 37 vom 12. September, 878–881.) Ì Unger: TLAKZ 1857, Nr. 14 vom 4. April, 327 f. –: Die geistliche Verschwörung gegen Geschiedene, PKZ 3 (1856), Nr. 1 vom 5. Januar, 1–12. –: Rez. Reuß: Die deutsche Historienbibel vor der Gründung des Bücherdrucks, 1855; Geffcken, Der Bilderkatechismus des fünfzehnten Jahrhunderts und die catechetischen Hauptstücke dieser Zeit bis auf Luther, I. Die zehn Gebote, 1855, PKZ 3 (1856), Nr. 9 vom 1. März, 203–207. –: Radicales und geschichtliches Kirchenrecht, PKZ 3 (1856), Nr. 14 vom 5. April, 313– 321. *–: [C. v. St.:] Leipzig, PKZ 3 (1856), Nr. 15 vom 12. April, 349. *–: Rez. Neue Propheten. 1. Perrens: Jérome Savonarole, sa vie, ses prédications, ses écrits, d’aprés les documents originaux et avec des pièces justificatives en grande partie inédites, 1853; 2. Schöpff: De causis, ex quibus similia Savonarolae atque Lutheri studia tam diversos habuerint exitus, 1855; 3. Desjardins: Vie de Jeanne d’Arc d’aprés les documents nouvellement publiés, 1854; 4. Chavin de Malan: Histoire de Saint Francois d’Assisi, 4. éd. [1. Ausg. 1841. Deutsche Übers. 1842] 1855; 5. Morin: Saint Francois d’Assise et les Franciscains, 1853; 6. Schmieder: Petrus Waldus und Franz von Assisi. Ein Vortrag auf Veranstaltung des Evang. Vereins für kirchl. Zwecke am 27. März gehalten, 1854; 7. Hase: Franz von Assisi. Ein Heiligenbild, 1856, PKZ 3 (1856), Nr. 15 vom 12. April, 352–360. –: Jena, 5. Mai 1856, PKZ 3 (1856), Nr. 19 vom 10. Mai, 450 f. –: Das gute Recht des Supranaturalismus, PKZ 3 (1856), Nr. 21 vom 24. Mai, 481–487. *–: [C. v. St.:] Preußen, PKZ 3 (1856), Nr. 32 vom 9. August, 758 f. –: Geben und Nehmen. Vortrag von Dr. Karl Hase beim Jahresfeste des Jenaischen Gustav-Adolf-Vereins, PKZ 3 (1856), Nr. 33 vom 16. August, 769–773. –: Schlußwort für Dr. Rupp, PKZ 3 (1856), Nr. 39 vom 27. September, 913–917. –: Die evangelische Kirchenverfassung für Ungarn, PKZ 3 (1856), Nr. 40 vom 4. Oktober, 937–942. –: Von Gottes Gnaden, PKZ 3 (1856), Nr. 41 vom 11. Oktober, 961–965. –: Eine Hengstenbergische Synode, PKZ 3 (1856), Nr. 44 vom 1. November, 1033– 1036. *–: Ungarn, PKZ 3 (1856), Nr. 45 vom 8. November, 1073–1075. –: Die Orthodoxie nach ihrem sittlichen Gehalte und ihrer geschichtlichen Macht, PKZ 3 (1856), Nr. 48 vom 29. November, 1137–1151. *–: [Dr. K. H.:] Jena, PKZ 3 (1856), Nr. 49 vom 6. Dezember, 1170 f. *–: Die Weltstellung des Protestantismus und der evangelischen Kirche in der Neuzeit, PMIZG 7/8 (1856), 213–218. –: Rez. Bunsen: Gott in der Geschichte oder der Fortschritt des Glaubens an eine sittliche Weltordnung, Erstes und zweites Buch, 1857, PKZ 4 (1857), Nr. 3 vom 17. Januar, 49–60. –: [C. v. St.:] Rez. Frank: De Luthero Rationalismo Praecursore. Orationem quam ad memoriam Augustanae Confessionis ex lege Beneficii Lynkeriani pie recolendam in Templo Paulino academico habuit adauctam nunc oratoria tractatione destitutam publici juris facit orator ipse, 1857, PKZ 4 (1857), Nr. 5 vom 31. Januar, 114–118.

438

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

*–: [C. v. St.:] Rez. Chastel: L’Église Romaine considérée dans ses rapports avec le développement de l’humanité. Conférences prêchées á Genéve, 1856, PKZ 4 (1857), Nr. 5 vom 31. Januar, 118 f. –: Die Kindertaufe, PKZ 4 (1857), Nr. 10 vom 7. März, 217–225. –: Die Unfehlbarkeit der Kirche und das tausendjährige Reich, PKZ 4 (1857), Nr. 14 vom 4. April, 313–323. –: [C. v. St.:] Rez. Hahn: Lehrbuch des christlichen Glaubens, 2 1857, PKZ 4 (1857), Nr. 18 vom 2. Mai, 423–428. *–: [C. v. St.:] Berlin, PKZ 4 (1857), Nr. 31 vom 1. August, 736. –: [Anonym:] Jena, PKZ 4 (1857), Nr. 33 vom 15. August, 779–781. –: Rez. Hase: Jenaisches Fichtebüchlein, 1856, PKZ 4 (1857), Nr. 37 vom 12. September, 878–881. –: Schmäh-Artikel, PKZ 4 (1857), Nr. 41 vom 10. Oktober, 961–969. –: Das geistliche Schauspiel. Geschichtliche Übersicht, Leipzig 1858. Ì Mosen, Gustav: BLU 35 (1860), Nr. 27 vom 1. Juli, 481–492. (Sammelrezension) Ì [Anonym (H. B.):] Zur Geschichte des geistlichen Schauspiels, DMZ 8 (1858), Nr. 32 vom 5. August, 221–226. Ì [Anonym:] LRDAL 64 (1858), 188–190. Ì Platz: PKZ 6 (1859), Nr. 17 vom 23. April, 406–410. Ì [Anonym:] TLAKZ 1859, Nr. 13 vom 26. März, 295–298. Ì Leyser, Jakob Anton: TLAKZ 1859, Nr. 36 vom 3. September, 817–824. Ì [Köhler, Hermann Otto (Kö.):] ZLThK 21 (1860), 542–544. –: Hutterus redivivus oder Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche. Ein dogmatisches Repertorium für Studierende, Leipzig 9 1858. –: Kirchengeschichte. Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 81858. –: [Anonym:] Nachklänge des Jenaischen Jubiläums, PKZ 5 (1858), Nr. 40 vom 2. Oktober, 937–945. –: Ein Brief aus Mecklenburg, PKZ 5 (1858), Nr. 41 vom 9. Oktober, 961–966. –: Rez. Biedermann: Deutschlands geistige, sittliche und gesellige Zustände im achtzehnten Jahrhundert, 1. Theil: bis zur Thronbesteigung Friedrichs des Großen, 1858, PKZ 5 (1858), Nr. 47 vom 20. November, 1123–1128. –: Rez. Rückert: Die Aufgabe der Jenaischen Theologie im vierten Jahrhundert der Hochschule: Prorectoratsrede, gehalten am 6. Februar 1858, in: Ders., Theologische Streit- und Zeitschriften, Bd. 2: Theologische Ährenlese, hg. von GUSTAV FRANK, Leipzig 1892, 515–517 (GW 8,1). –: Die Kirche und die Kammern, PKZ 6 (1859), Nr. 6 vom 5. Februar, 121–129. –: Evangelisch-protestantische Dogmatik, Leipzig 5 1860. Ì [Anonym (F.):] LZD 1860, Nr. 52 vom 29. Dezember, 833–835. Ì [Anonym:] PKZ 7 (1860), Nr. 39 vom 29. September, 955–960. Ì [Anonym (-r.):] TLAKZ 1862, Nr. 73 vom 10. September, 865–869. –: Glaubenszeugnisse der griechischen Kirche. Anhang zur fünften Auflage der Dogmatik, Leipzig 1860. Ì [Anonym (F.):] LZD 1861, Nr. 13 vom 30. März, 207. –: Dogmatische Berichtigungen, PKZ 7 (1860), Nr. 16 vom 21. April, 396–402. –: Neue Propheten. Drittes Heft. Das Reich der Wiedertäufer, Leipzig 21860. Ì Leyser, Jakob Anton: TLAKZ 1860, Nr. 92 vom 17. November, 1097–1101. –: Neue Propheten. Drei historisch-politische Kirchenbilder, Leipzig 21860/1861. Ì Mosen, Gustav: BLU 37 (1862), Nr. 5 vom 30. Januar, 82–88. Ì [Anonym:] Europa 1861, Nr. 17, 642–656. Ì [Anonym:] PKZ 8 (1861), Nr. 16 vom 20. April, 385 f.

1. Quellen

439

–: Neue Propheten. Erstes Heft. Die Jungfrau von Orleans, Leipzig 2 1861. Ì [Anonym:] LZD 1861, Nr. 10 vom 9. März, 155. –: Neue Propheten. Zweites Heft. Savonarola, Leipzig 2 1861. –: Der Papst und Italien. Eine Neujahrsbetrachtung, Leipzig 1861. Ì [Anonym (F.):] LZD 1861, Nr. 12 vom 23. März, 187. Ì [Krause, Heinrich (H. K.):] PKZ 8 (1861), Nr. 11 vom 16. März, 254–257. –: Der Papst und Italien. Eine Neujahrsbetrachtung, Leipzig 2 1861. Ì [Anonym:] LZD 1861, Nr. 21 vom 25. Mai, 334 f. Ì [Anonym (gr.):] TLAKZ 1861, Nr. 94 vom 23. November, 1121–1124. *–: Die Epigonen der Reformation und der Kanzler Krell, Der Sonntagabend 5 (1861), Nr. 16 vom 21. April, 133–140; Nr. 17 vom 28. April, 141–148. –: Hutterus redivivus oder Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche. Ein dogmatisches Repertorium für Studierende, Leipzig 101862. –: Handbuch der protestantischen Polemik gegen die römisch-katholische Kirche, Leipzig 1862. Ì [Anonym:] AKC 9 (1862/63), 53 f. Ì Harries, Dietrich: JDTh 10 (1865), 196–200. Ì [Overbeck, Franz:] LZD 1863, Nr. 15 vom 11. April, 337–339. Ì [Anonym:] NEKZ 5 (1863), Nr. 27 vom 4. Juli, 430–432; Nr. 28 vom 11. Juli, 445 f. Ì [Anonym (Eleutherius):] Dr. Hase als Polemiker wider den römischen Katholicismus, PKZ 10 (1863), Nr. 7 vom 14. Februar, 137–145. Ì [Anonym (gr.):] TLAKZ 1863, Nr. 91 vom 11. November, 541–546; Nr. 92 vom 14. November, 549–551; Nr. 93 vom 18. November, 553–556; Nr. 94 vom 21. November, 561–563; Nr. 95 vom 25. November, 565–568. *–: Das Klosterleben und die Heiligen, PrJ 9 (1862), 1–27.6 –: Vier akademisch-protestantische Reden, Leipzig 1863. Ì [Anonym (XIX.):] TLAKZ 1863, Nr. 96 vom 28. November, 573–575. *–: Die geistlichen Schauspiele des Mittelalters, Der Sonntagabend 7 (1863), Nr. 39 vom 27. September, 341–348; Nr. 40 vom 4. Oktober, 349–358. *–: Der Glaube an das Übernatürliche (Aus einer akademischen Rede von Dr. K. A. Hase), Der Sonntagabend 7 (1863), Nr. 47 vom 22. November, 425–430. *–: Von Gottes Gnaden (Aus: ‚vier akademisch-protestantische Reden‘ von Dr. K. A. Hase), Der Sonntagabend 7 (1863), Nr. 49 vom 6. Dezember, 445 f. –: Caterina von Siena. Ein Heiligenbild, Leipzig 1864. Ì Heusinger, Georg: Biographisches, BLU 39 (1864), Nr. 17 vom 21. April, 313– 317, hier 313 f. (Sammelrezension) Ì [Anonym (Schm. aus W.):] EKZ 75 (1864), Nr. 82 vom 12. Oktober, 963. Ì [Anonym:] LZD 1864, Nr. 26 vom 25. Juni, 602 f. Ì [Anonym:] TLAKZ 1864, Nr. 43 vom 31. Mai, 253–255. –: Handbuch der protestantischen Polemik gegen die römisch-katholische Kirche, Leipzig 2 1865.

6

Die zwischen 1858 und 1863 in der Preußischen Jahrbüchern erschienenen Aufsätze wurden anonym publiziert. Die Autoren sind, sofern sie der Veröffentlichung ihres Namens zugestimmt haben, verzeichnet in: Preußische Jahrbücher. Register zu den Bd. 1–25, Berlin 1872, 19-21. Dort findet sich der Eintrag Hase, K. IX, 1 (ebd., 20).

440

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

Ì Gaß, Wilhelm: Die protestantische Polemik gegen die römisch-katholische Kirche, AKZs 6 (1865), 169–194. Ì Hauff, Gustav: Vom theologischen Büchertisch, BLU 44 (1869), Nr. 48 vom 25. November, 759–761, hier 759 f. (Sammelrezension) Ì [Anonym:] TLAKZ 1865, Nr. 18 vom 4. März, 107 f. –: Das Leben Jesu. Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 5 1865. Ì [Anonym (5.):] Aus dem religionswissenschaftlichen Kampfe der Gegenwart, BLU 40 (1865), Nr. 37 vom 14. September, 588–590, hier 589 f. (Sammelrezension) Ì Weizsäcker, Carl: JDTh 10 (1865), 548. Ì [Anonym (V.):] PKZ 12 (1865), Nr. 29 vom 22. Juli, 638–646. Ì [Anonym (gr.):] TLAKZ 1865, Nr. 74 vom 16. September, 440–443. –: Apologetisches gegen Dr. David Strauß, PKZ 12 (1865), Nr. 3 vom 21. Januar, 49–62. *–: Aus Jena, AKZs 7 (1866), 144. –: Kirchengeschichte. Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 9 1867. Ì [Anonym:] HPBl 61 (1868), 694–697. Ì [Anonym:] NEKZ 9 (1867), Nr. 40 vom 5. Oktober, 639 f. Ì [Anonym:] PKZ 14 (1867), Nr. 14 vom 6. April, 319. Ì [Anonym (gr.):] TLAKZ 1867, Nr. 55 vom 10. Juli, 307 f. –: Die Kirchengeschichte und Generalsuperintendent Hoffmann, PKZ 14 (1867), Nr. 42 vom 19. Oktober, 953–955. –: Hutterus redivivus oder Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche. Ein dogmatisches Repertorium für Studierende, Leipzig 111868. –: Die Kirchengeschichte und Generalsuperintendent Hoffmann. Zweiter Artikel, PKZ 15 (1868), Nr. 1 vom 4. Januar, 1–6. –: Geschichte und Polemik, PKZ 15 (1868), Nr. 34 vom 22. August, 801–806. –: Gnosis oder protestantisch-evangelische Glaubenslehre für die Gebildeten in der Gemeinde wissenschaftlich dargestellt, 1. Bd., Leipzig 21869. Ì [Anonym:] LZD 1870, Nr. 6 vom 29. Januar, 139 f. Ì Frank, Gustav: Neue Dogmatiken aus Jena, PKZ 16 (1869), Nr. 48 vom 27. November, 1156–1159. (Sammelrezension) –: Evangelisch-protestantische Dogmatik, Leipzig 6 1870. –: Gnosis oder protestantisch-evangelische Glaubenslehre für die Gebildeten in der Gemeinde wissenschaftlich dargestellt, 2. Bd., Leipzig 21870. Ì [Anonym:] LZD 1870, Nr. 35 vom 20. August, 953 f. Ì Frank, Gustav: Neue Dogmatiken aus Jena. Zweiter Artikel, PKZ 17 (1870), Nr. 32 vom 6. August, 701–706. –: Handbuch der protestantischen Polemik gegen die römisch-katholische Kirche, Leipzig 3 1871. Ì Gaß, Wilhelm: AKZs 12 (1871), 318–324. Ì Wagenmann, Julius: JDTh 16 (1871), 350–352. Ì [Anonym:] LZD 1871, Nr. 35 vom 2. September, 874 f. Ì [Anonym:] NEKZ 13 (1871), Nr. 16 vom 22. April, 254–256. Ì [Anonym (Ͱ͠):] PKZ 18 (1871), Nr. 47 vom 25. November, 1013–1018; Nr. 48 vom 2. Dezember, 1040–1047. Ì Reusch, Franz Heinrich: ThLBl(B) 6 (1871), Nr. 7 vom 27. März, 232–240. Ì [Anonym:] TLAKZ 1871, Nr. 1 vom 8. Januar, 13–15. Ì [Hilgenfeld, Adolf (A. H.):] ZWTh 14 (1871), 468. –: Ideale und Irrthümer. Jugend-Erinnerungen, Leipzig 1872. Ì Schenkel, Daniel: AKZs 13 (1872), 275–277. Ì [Anonym:] Eine Selbstbiographie, BLU 47 (1872), Nr. 15 vom 11. April, 234 f.

1. Quellen

441

Ì Palmer, Christian: JDTh 17 (1872), 168–170. Ì [Anonym (ͣ‫)ͳۋ‬:] LZD 1872, Nr. 14 vom 6. April, 356–358. Ì [Anonym:] NEKZ 14 (1872), Nr. 12 vom 23. März, 181 f. Ì [Anonym:] SKSB 23 (1873), Nr. 9 vom 27. Februar, 71 f. Ì [Anonym (B. Brg.):] TLAKZ 1872, Nr. 4 vom 22. Januar, 49–51. –: Ideale und Irrthümer. Jugend-Erinnerungen, Leipzig 21873. –: Dankeswort an die Geistlichkeit der Coburgischen Landeskirche, Jena, den 24. August 1873, PKZ 20 (1873), Nr. 29 vom 19. Juli, 652 f. *–: Hieronymus Savonarola, in: P IPER, FERDINAND (Hg.): Die Zeugen der Wahrheit. Lebensbilder evangelischer Geistlicher zum evangelischen Kalender auf alle Tage des Jahres, Bd. 3, Leipzig 1874, 186–193. –: Rez. Thiele: Kaiser und Papst. Eine zeitgeschichtliche Studie, 1874, JLZ 1 (1874), Nr. 8 vom 21. Februar, 105. –: Rez. von Hefele: Conciliengeschichte, nach den Quellen bearbeitet, Band VII, Abtheilung 1. 2, 1869–1874, JLZ 1 (1874), Nr. 42 vom 17. Oktober, 650 f. –: Rez. Theiner: Acta genuina SS. oecumenici concilii Tridentini sub Paulo III. Julio III. et Pio IV. PP. MM. ab Angelo Massarello episcopo eiusdem concilii secretario conscripta, nunc primum integra edita. Tomus I. II. 1874, JLZ 2 (1875), Nr. 42 vom 16. Oktober, 729–733. –: Rez. Krüger: Erinnerungen an die erste Preussische Generalsynode im Jahre 1846. Persönliches und Sachliches, 1875, JLZ 2 (1875), Nr. 48 vom 27. November, 833 f. –: Geschichte Jesu. Nach academischen Vorlesungen, Leipzig 1876. Ì [Anonym:] Religionsgeschichtliches, BLU 51 (1876), Nr. 24 vom 8. Juni, 376– 381, hier 378 f. (Sammelrezension) Ì Holtzmann, Heinrich: JLZ 2 (1875), Nr. 45 vom 6. November, 785 f. Ì [Anonym (K.):] LZD 1876, Nr. 3 vom 15. Januar, 65–68. Ì Wittichen, Karl: PKZ 23 (1876), Nr. 11 vom 11. März, 225–231. Ì Langen, Joseph: ThLBl(B) 11 (1876), Nr. 1 vom 1. Januar, 1–8. Ì Guericke, Heinrich Ernst, ZLThK 38 (1877), 494–497. –: Bonifacius, ADB 3 (1876), 123–127. –: Die erste französische Revolution und die Kirche. Eine nichtakademische Vorlesung, JPTh 3 (1876), 1–25. –: Enea Silvio de’ Piccolomini: eine nichtakademische Vorlesung, PKZ 23 (1876), Nr. 34 vom 19. August, 717–724; Nr. 35 vom 26. August, 733–740. –: Kirchengeschichte. Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 101877. Ì [Anonym:] LZD 1877, Nr. 31 vom 28. Juli, 1013 f. Ì [Anonym:] NEKZ 19 (1877), Nr. 32 vom 11. August, 510 f. Ì [Anonym:] PKZ 24 (1877), Nr. 28 vom 14. Juli, 621. Ì Möller, Wilhelm: ThLZ 2 (1877), Nr. 23 vom 10. November, 613. Ì [Anonym (L.):] ThLBl(B) 12 (1877), Nr. 17 vom 19. August, 389 f. –: Des Culturkampfes Ende, Leipzig 1878. Ì Förster, Franz Theodor: ‚Des Culturkampfes Ende‘, DEBl 4 (1879), 56–62. Ì Holtzmann, Heinrich: JLZ 5 (1878), Nr. 47 vom 23. November, 661. Ì Koehler, Karl: ThLZ 4 (1879), Nr. 8 vom 12. April, 187 f. –: Des Culturkampfes Ende, Leipzig 21878. –: Handbuch der protestantischen Polemik gegen die römisch-katholische Kirche, Leipzig 4 1878. Ì [Anonym:] AELKZ 11 (1878), Nr. 14 vom 5. April (Beilage), 334. Ì Holtzmann, Heinrich: JLZ 5 (1878), Nr. 47 vom 23. November, 661. Ì [Anonym:] LZD 1878, Nr. 25 vom 22. Juni, 815 f.

442

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Verzeichnis der Quellen und der Literatur

Ì [Anonym:] NEKZ 20 (1878), Nr. 17 vom 27. April, 272. Ì [Anonym:] D. Hase’s ‚Polemik‘, PKZ 25 (1878), Nr. 14 vom 6. April, 273–276. Ì Möller, Wilhelm: ThLZ 3 (1878), Nr. 22 vom 26. Oktober, 543. Des Culturkampfes Ende[. Eine Denkschrift], Leipzig 31879. Ì [Anonym:] Zur kirchlich-politischen Literatur, BLU 55 (1880), Nr. 52 vom 23. Dezember, 817–820, hier 819 f. (Sammelrezension) Ì [Anonym:] LZD 1878, Nr. 49 vom 7. Dezember, 1591 f. Ì [Anonym:] PKZ 26 (1879), Nr. 10 vom 8. März, 205 f. Schriftwort und Gotteswort. I. Eine alte Geschichte. II. Der ungerechte Haushalter, PKZ 26 (1879), Nr. 22 vom 31. Mai, 470 f; Nr. 23 vom 7. Juni, 477–480. Rosenvorlesungen kirchengeschichtlichen Inhalts, Leipzig 1880. Ì Nippold, Friedrich: HZ 51 (1883), 96–99. Ì [Anonym:] LZD 1880, Nr. 45 vom 6. November, 1489. Ì [Anonym (W.):] PKZ 26 (1879), Nr. 52 vom 27. Dezember, 1151 f. Ì Möller, Wilhelm: ThLZ 5 (1880), Nr. 14 vom 3. Juli, 333. Das angefangene Ende des Culturkampfes, PKZ 27 (1880), Nr. 14 vom 7. April, 313– 317. Nur Persönliches, PKZ 27 (1880), Nr. 22 vom 2. Juni, 526 f. Aus Ungarn, PKZ 27 (1880), Nr. 44 vom 3. November, 1054 f. Das Leben des heil. Antonius, JPTh 6 (1880), 418–448. Die theologische Fakultät zu Jena an den Vorstand der Thüringer kirchlichen Conferenz. D. Karl Hase d. Z. Decan, PKZ 28 (1881), Nr. 31 vom 3. August, 705–711. Die theologische Fakultät. D. Karl Hase d. Z. Decan, in: BRAASCH, AUGUST HEINRICH (Hg.): Das Eisenacher Attentat auf die theologische Facultät der Universität Jena im Jahre des Heils 1881 urkundlich dargestellt, Jena 1881, 54–64. Hutterus redivivus oder Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche. Ein dogmatisches Repertorium für Studierende, Leipzig 121883. Ì [Websky, Julius:] PKZ 30 (1883), Nr. 9 vom 28. Februar, 205 f. Ì Baur, August: PKZ 30 (1883), Nr. 16 vom 12. April, 354–356. Ì Lipsius, Richard: ThJber 3 (1883), 284 f. Ì [Anonym:] ThLBl 4 (1883), Nr. 10 vom 9. März, 79. Des alten Pfarrers Testament. Neue Ausgabe, Tübingen 1883. D. Karl Hase’s Abschiedswort an seine Studenten, PKZ 30 (1883), Nr. 44 vom 31. Oktober, 968. Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen. Alte Kirchengeschichte, Leipzig 1885. Ì Holtzmann, Heinrich: HZ 56 (1886), 70–73. Ì [Hausrath, Adolf (H–th.):] LZD 1885, Nr. 45 vom 31. Oktober, 1535–1538. Ì [Anonym:] NEKZ 27 (1885), Nr. 36 vom 5. September, 567. Ì [Anonym:] PKZ 32 (1885), Nr. 37 vom 16. September, 850 f. Ì Weizsäcker, Carl: ThLZ 11 (1886), Nr. 6 vom 20. März, 123–125. Ì Lüdemann, Hermann: ThJber 5 (1885), 137 f. Ì Böhringer, Paul: ThJber 5 (1885), 153 f. Ì Bestmann, Hugo Johannes: ThLBl 6 (1885), Nr. 35 vom 4. September, 337–339. Kirchengeschichte. Lehrbuch zunächst für akademische Vorlesungen, Leipzig 111886. Ì Websky, Julius: PKZ 33 (1886), Nr. 39 vom 29. September, 869–871. Ì Werner, August: ThJber 6 (1886), 251.

1. Quellen

443

1.2.2 Herausgebertätigkeit –: Libri symbolici ecclesiae evangelicae sive concordia, 2 Bde., Leipzig 1827. Ì [Anonym:] ARL 8 (1827), Bd. 2, 417–419. Ì [Anonym (͸ͭͲ):] JALZ 1828, Nr. 201, 161–168. (Sammelrezension) Ì [Anonym:] NKJTL 7 (1827), 366 f. Ì [Anonym:] NKJTL 8 (1828), 121. –: TZSCHIRNER, HEINRICH: Vorlesungen über die christliche Glaubenslehre nach dem Lehrbegriffe der evangelisch-protestantischen Kirche, Leipzig 1829. Ì [Anonym:] ALZ 45 (1829), Nr. 81, 1–8; Nr. 82, 9 f. Ì [Anonym:] KPB 10 (1829), 3–63. Ì Gaß, Wilhelm: ThStKr 3 (1830), 683–712. –: Libri symbolici ecclesiae evangelicae sive concordia, Leipzig 21837. –: [Anonym:] Liederbuch des Deutschen Volkes [Autor der Vorrede], Leipzig 1843. –: BAUMGARTEN-CRUSIUS, LUDWIG FRIEDRICH OTTO: Compendium der christlichen Dogmengeschichte, Zweiter Theil, Leipzig 1846. Ì [Anonym:] NRTL 14 (1848), 205–213. –: Libri symbolici ecclesiae evangelicae sive concordia, Leipzig 31846. –: Literarischer Nachlaß der Frau Caroline von Wolzogen, 2 Bde., Leipzig 1848–1849. –: Literarischer Nachlaß der Frau Caroline von Wolzogen, 2 Bde., Leipzig 21867. – / DAHN, FELIX / REINECKE, C ARL (Hg.): Liederbuch des Deutschen Volkes, Neue Auflage, Leipzig 1883 [Autor der Vorrede]. Ì [Anonym:] LZD 1883, Nr. 51 vom 15. Dezember, 1804.

1.2.3 Posthume Veröffentlichungen a) Die Gesammelten Werke –: Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen. Alte Kirchengeschichte. Leipzig 2 1890 (GW; 1). –: Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen. Mittlere Kirchengeschichte, hg. von GUSTAV KRÜGER, Leipzig 1890. 2 1895 (GW; 2). –: Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen. Neuere Kirchengeschichte, hg. von GUSTAV KRÜGER, Leipzig 1890. 2 1896 (GW; 3). –: Geschichte Jesu. Nach akademischen Vorlesungen, hg. von GUSTAV KRÜGER, Leipzig 2 1891 (GW; 4). –: Heilige und Propheten, hg. von GUSTAV KRÜGER, Leipzig 1892 (GW; 5). –: Theologische Erzählungen und Rosenvorlesungen, hg. von KARL ALFRED VON HASE, Leipzig 1892 (GW; 6). –: Gnosis oder protestantisch-evangelische Glaubenslehre für die Gebildeten in der Gemeinde, 2 Teile, hg. von KARL ALFRED VON HASE, Leipzig 3 1893 (GW; 7). –: Theologische Streit- und Zeitschriften, hg. v. GUSTAV FRANK, Leipzig 1892 (GW; 8). –: Protestantische Polemik gegen die römisch-katholische Kirche, hg. von GUSTAV KRÜGER, Leipzig 5 1890 (GW; 9). –: Theologische Reden und Denkschriften, hg. von OSKAR VON HASE, Leipzig 1892 (GW; 10). –: Karl von Hases Leben, Bd. 1. Jugenderinnerungen. Ideale und Irrthümer, 3 1890. Erinnerungen an Italien in Briefen an die künftige Geliebte, hg. von KARL ALFRED VON HASE, Leipzig 1890; Bd. 2. Annalen meines Lebens, hg. von K ARL ALFRED VON HASE, Leipzig 1891 (GW; 11).

444

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

–: Vaterländische Reden und Denkschriften, hg. von OSKAR VON HASE, Leipzig 1891 (GW; 12). Ì Weitbrecht, Richard: BLU 65 (1890), Nr. 37 vom 11. September, 577 f. (GW 1; 2,1) Ì Weitbrecht, Richard: BLU 66 (1891), Nr. 15 vom 9. April, 225–227. (GW 11,1; 9; 2,2) Ì Bienemann, Friedrich: BLU 66 (1891), Nr. 26 vom 25. Juni, 403 f. (GW 11,1) Ì Weitbrecht, Richard: BLU 66 (1891), Nr. 52 vom 24. Dezember, 819–822. (GW 11,2; 12,1; 4) Ì Weitbrecht, Richard: BLU 67 (1892), Nr. 22 vom 2. Juni, 349 f. (GW 3; 6,1; 10,1) Ì Weitbrecht, Richard: BLU 68 (1893), Nr. 33 vom 17. August, 525. (GW 6,2) Ì [Anonym:] DEKZ 4 (1890), Nr. 5 vom Mai, 36 f. (GW 1; 2) Ì [Anonym:] DEKZ 4 (1890), Nr. 12 vom November, 89. (GW 9,1) Ì [Anonym:] DEKZ 5 (1891), Nr. 1 vom Januar, 2. (GW 11,1) Ì [Anonym:] DEKZ 5 (1891), Nr. 3 vom Januar, 11. (GW 9,2) Ì [Anonym:] DEKZ 5 (1891), Nr. 6 vom Juni, 42. (GW 4,1) Ì [Anonym:] DEKZ 5 (1891), Nr. 10 vom Oktober, 76. (GW 2) Ì [Anonym:] DEKZ 5 (1891), Nr. 14 vom Dezember, 94 f. (GW 11,2) Ì [Anonym:] DEKZ 6 (1892), Nr. 14 vom Dezember, 93. (GW 10,1; 3,1) Ì [Anonym:] DEKZ 7 (1893), Nr. 2 vom Februar, 9. (GW 3,2; 8,2) Ì [Anonym:] DEKZ 7 (1893), Nr. 3 vom März, 23. (GW 7,1) Ì [Anonym:] DEKZ 7 (1893), Nr. 4 vom April, 32. (GW 7,2) Ì [Anonym:] DEKZ 7 (1893), Nr. 5 vom Mai, 39. (GW 5,2; 7,3) Ì Möller, Wilhelm: DLZ 7 (1886), Nr. 1 vom 2. Januar, 2 f. (GW 1) Ì Möller, Wilhelm: DLZ 12 (1891), Nr. 36 vom 5. September, 1299. (GW 2; 11,1) Ì Loofs, Friedrich: ChW 6 (1892), Nr. 51 vom 15. Dezember, 1192 f. (GW 1–3) Ì [Anonym:] Novitätenschau, HJ 11 (1890), 610. (GW 1; 2,1) Ì Jülicher, Adolf: HZ 66 (1891), 290–292. (GW 2,1) Ì Jülicher, Adolf: HZ 67 (1892), 493 f. (GW 2,2) Ì [Anonym (V. S.):] LZD 1890, Nr. 29 vom 12. Juli, 988 f. (GW 1; 2) Ì [Anonym:] LZD 1891, Nr. 2 vom 3. Januar, 39 f. (GW 11,1) Ì [Anonym:] LZD 1891, Nr. 53 vom 26. Dezember, 1827. (GW 12,1) Ì [Anonym:] LZD 1892, Nr. 18 vom 30. April, 638 f. (GW 12) Ì [Anonym:] LZD 1892, Nr. 29 vom 16. Juli, 1009. (GW 10) Ì [Anonym (Eh.):] LZD 1892, Nr. 42 vom 15. Oktober, 1489. (GW 6,1; 5,1) Ì [Anonym:] LZD 1892, Nr. 49 vom 3. Dezember, 1753 f. (GW 10,2) Ì [Anonym:] LZD 1892, Nr. 51 vom 17. Dezember, 1818. (GW 8,1) Ì [Anonym:] LZD 1893, Nr. 1 vom 1. Januar, 1. (GW 3,1) Ì [Anonym (l.):] LZD 1893, Nr. 28 vom 8. Juli, 970 f. (GW 3,2) Ì Harnack, Adolf: ThLZ 16 (1891), Nr. 15 vom 25. Juli, 372–374. (GW 2,2; 4,1; 9; 11,1) Ì Harnack, Adolf: ThLZ 17 (1892), Nr. 12 vom 11 Juni, 303 f. (GW 3,1; 10,1; 11,2; 12) Ì Harnack, Adolf: ThLZ 18 (1893), Nr. 24 vom 25. November, 591. (GW 3,3; 8; 10,2) Ì Böhringer, Paul: ThJber 10 (1890), 153 f. (GW 2) Ì Werner, August: ThJber 10 (1890), 225–227. (GW 11,1) Ì Kohlschmidt, Oscar: ThJber 10 (1890), 274 f. (GW 9) Ì Werner, August: ThJber 11 (1891), 257–259. (GW 11,2)

1. Quellen Ì Ì Ì Ì Ì Ì Ì Ì Ì Ì Ì Ì Ì Ì Ì Ì Ì Ì

445

Holtzmann, Heinrich: ThJber 11 (1891), 109–111. (GW 4) Loesche, Georg: ThJber 11 (1891), 218 f. (GW 3,1) Böhringer, Paul: ThJber 12 (1892), 217. (GW 5,1) Werner, August: ThJber 12 (1892), 300–302. (GW 3,2) Kohlschmidt, Oscar: ThJber 12 (1892), 337–338. (GW 10,1) Mehlhorn, Paul: ThJber 13 (1893), 440. (GW 7) Schultze, Victor: ThLBl 12 (1891), Nr. 11 vom 13. März, 103. (GW 9) Schultze, Victor: ThLBl 12 (1891), Nr. 14 vom 3. April, 131 f. (GW 2,2) Wilhelmi, Johann Heinrich: ThLBl 12 (1891), Nr. 26 vom 26. Juni, 245. (GW 11,1) [Anonym (Nn.):] ThLBl 13 (1892), Nr. 12 vom 25. März, 139–141. (GW 4) Tschackert, Paul: ZKG 13 (1892), 603 f. (GW 12,1) Beß, Bernhard: ZKG 14 (1893), 289. (GW 5,1) Kolde, Theodor: ZKG 14 (1893), 456. (GW 3,1) Tschackert, Paul: ZKG 14 (1893), 478. (GW 6,1) Tschackert, Paul: ZKG 14 (1893), 478 f. (GW 10,1) Tschackert, Paul: ZKG 14 (1893), 479. (GW 10,2) Haupt, Herman: ZKG 15 (1894), 440. (GW 5,2) Tschackert, Paul: ZKG 17 (1897), 434 f. (GW 8,2)

b) Sonstige –: Ideale und Irrtümer. Jugend-Erinnerungen, Leipzig 4 1891. –: Die preußische Landeskirche seit 1866 und das Reich. Aus Karl v. Hases nachgelassenen Vorlesungen, ChW 6 (1892), Nr. 46 vom 10. November, 1050–1054; Nr. 47 vom 17. November, 1081–1088. –: Ideale und Irrtümer. Jugend-Erinnerungen, Leipzig 5 1894. –: Handbuch der protestantischen Polemik gegen die römisch-katholische Kirche, hg. von GUSTAV KRÜGER, Leipzig 6 1894. –: Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen von Karl v. Hase, hg. von GUSTAV KRÜGER, 2. Teil, Leipzig 2 1895. Ì Jülicher, Adolf: HZ 78 (1897), 481–483. –: Erinnerungen an Italien in Briefen an die künftige Geliebte, Leipzig 3 1896. *–: Geben und Nehmen, eine Gustav-Adolf-Rede, Monatsblatt des Gustav-Adolf-Vereins für die Provinz Sachsen 20 (1898), 97–99.7 –: Handbuch der protestantischen Polemik gegen die römisch-katholische Kirche, hg. von GUSTAV KRÜGER, Leipzig 7 1900. Ì [Anonym:] DLZ 22 (1901), Nr. 2 vom 12. Januar, 74. Ì [Anonym:] LZD 1900, Nr. 41 vom 13. Oktober, 1692 f. Ì Bruckner, Albert: ThLZ 25 (1900), Nr. 26 vom 22. Dezember, 715 f. Ì Kohlschmidt, Oscar: ThJber 20 (1900), 595 f. –: Kirchengeschichte. Lehrbuch für akademische Vorlesungen, hg. von GUSTAV KRÜGER , Leipzig 121900. Ì [Anonym (F. H.):] LZD 1900, Nr. 22 vom 2. Juni, 923 f. Ì [Websky, Julius (J. W.):] PrM 3 (1899), 498–500. Ì Schubert, Hans von: ThLZ 25 (1900), Nr. 16 vom 4. August, 465 f. Ì Ficker, Gerhard: ThJber 20 (1900), 346.

7

Es handelt sich um eine gekürzte Fassung von K. HASE, Vortrag beim Jahresfeste des Jenaischen Gustav-Adolf-Vereins, PKZ 3 (1856), Nr. 33 vom 16. August, 769–773.

446

–:

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–: –:

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

Ì Loesche, Georg: ThJber 20 (1900), 495 f. Ì Hegler, Alfred: ThJber 20 (1900), 640 f. Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen von Karl v. Hase, hg. von GUSTAV KRÜGER, 1. Teil, Leipzig 3 1901. Ì Preuschen, Erwin: ThJber 21 (1901), 353 f. Ideale und Irrtümer. Jugend-Erinnerungen, Leipzig 6 1908. Am Jahrestage von Leipzig. Rede, 7 Jahre nach der Völkerschlacht, Leipzig 1913 (aus: Reden an die Jünglinge der freien Hochschulen Deutschlands). Ideale und Irrtümer. Jugend-Erinnerungen, Leipzig 7 1917. Dein Alter sei wie deine Jugend. Briefe an eine Freundin, hg. von OSKAR VON HASE, Leipzig 1920. Ì Websky, Julius: PrM 25 (1921), 26–29. Ì Wenck, Karl: HZ 124 (1921), 363 f. Eine Religion des Fleisches, in: Politische Avantgarde 1830–1840. Eine Dokumentation zum ‚Jungen Deutschland‘, Bd. 1, hg. von ALFRED ESTERMANN, Frankfurt a. M. 1972, 265–275.8 Erinnerungen an Italien in Briefen an die künftige Geliebte, bearbeitet und kommentiert von MARIA AURORA VON HASE-SALTO, Mainz 1992. Gnosis oder protestantisch-evangelische Glaubenslehre für die Gebildeten in der Gemeinde wissenschaftlich dargestellt, 2 Bde., Hildesheim / Zürich / New York 2005 (Bewahrte Kultur) [Reprint].

1.2.4 Übersetzungen in fremde Sprachen –: Over de doodstraf, beschouwd uit het oogpunt van het regt, en van den geest des christendoms, naar het Hoogduitsch gevolgd en met aanmerkingen begeleid door JACOB ANDRIES WEILAND, Dordrecht 1828. –: Tria Symbola catholica seu oecumenica et confessio Augustana non variata, ex recensione C. A. Hase, Tertio saeculari anno edita, hg. von ANDERS SANDBERG (Upsala mötes beslut och prestvigningseden), Kalmar 1830. –: Bihang till (l uppl. af) Hutterus redivivus innehållande förbättringar och tillägg ur den andra tyska uplagan, samlade af öfversättaren, Stockholm 1834. –: Kirkehistorie. Lærebog nærmest for akademiske Forelæsninger, Oversat af CHRISTIAN WINTHER / THEODOR SCHORN, Kjøbenhavn 1837. –: Kyrkohistoria. Lärobok närmast för Akademiska Föreläsningar, D. 1–2, Översättning af SAMUEL JOHAN LJUNGDAHL, Uppsala 1838. –: Hase’s Dogmatik i sammandrag. Bihang till Hases Hutterus redivivus och Kyrkohistoria, jemte en inledning. En blick på tidens religion och theologi, von CARL JULIUS LÉNSTRÖM, Örebro 1839. –: Jesu Liv. En Lærebog nærmest for akademiske Forelæsninger, Oversat efter andet forbedrede Oplag af P EDER LUDVIG MØLLER, Kjøbenhavn 1839. –: Hutterus redivivus, eller den Evangelisk-lutherske Kirkes Dogmatik, Oversat af ANDERS LAURITS C ARL LISTOW, Kjøbenhavn 1841.

8

Es handelt sich um einen neu gesetzten Nachdruck von K. H ASE, Das junge Deutschland. Ein theologisches Votum in einer academischen Rede, Parchim / Ludwigslust 1837.

1. Quellen

447

–: Dr. Carl Hases Kirkehistorie. Paany oversat efter Originalens 4de Udgave af L. R. PETERSEN / F. ØHLENSCHLÆGER, Kiøbenhavn 1843. –: Hutterus redivivus eller den evangelisk-lutherska kyrkans dogmatik. Ett dogmatiskt repertorium för studerande. Från 6:e tyska upplagan öfversatt af SVEN GABRIEL ELMGREN, Helsingfors 2 1846/47. –: Hutterus redivivus eller den evangelisk-lutherska kyrkans dogmatik. Ett dogmatiskt repertorium för studerande, Öfversättning af TURE WENSJOE. Andra upplagan, efter femte originalupplagan öfversedd, utgallrad, förbättrad och tillökt (l uppl. 1833), Stockholm 1847. –: Het rijk der Wederdoopers. Eene bijdrage tot de geschiedenis der Christelijke Kerk, naar het Hoogduitsch van K. Hase, msterdam 1854. –: A history of the Christian church, translated from the seventh and much improved German edition, by C HARLES E. BLUMENTHAL / C ONWAY P. WING, London 1855. –: De Tubingsche school. Open brief van Dr. Karl Hase aan Dr. F. C. von Baur, Uit het hoogduitsch vertaald door CHRISTIAAN SEPP, Haarlem 1855. –: De ontwikkeling van het protestantisme. Akademiesche redevoering, Kampen 1855. –: A history of the Christian church, translated from the seventh and much improved German edition by CHARLES E. BLUMENTHAL / CONWAY P. WING, New York 1856. –: Life of Jesus. A manual for academic study, translated from the German of the third and fourth improved editions by JAMES FREEMAN CLARKE, Boston 1860. –: A history of the Christian church, Translated from the 7th and much improved German ed., by CHARLES E. BLUMENTHAL / CONWAY P. WING, New York 1860. –: Life of Jesus. A manual for academic study, trans. from the German of the 3rd and 4th editions, by JAMES FREEMAN CLARKE, Boston 1860. –: Histoire de l’église (Texte imprimé), Tome I. II. Tonneins, Trad. sur la 8e édition allemande par ANTOINE FLOBERT, Dieppe 1860/61. –: Geschiedenis der kerk. Eeen leerboek inzonderheid ten gebruike bij akademische lessen; naar de achtste verb. uitg. uit het hoogduitsch vert. door T. C. VAN DER KULK, Utrecht 1861 (De godgeleerde bibliotheek). –: De Paus en Italie. Naar de tweede Uitgave vertaald, Utrecht 1861. –: Franciscus van Assisi. Een heiligenbeeld, Naar het Hoogduitsch von Dr. Karl Hase door GEORG WILHELM STEMLER, Utrecht 1861. –: Handboek van Protestantsche polemiek tegenover de Roomsche Kerk. in het Hollandsch overgezet DR. ALLARD PIERSON, Utrecht 1864 (Nieuwe theologische bibliotheek; jrg. 1864). –: François d’Assise. Étude historique d’après le Dr. Karl Hase par CHARLES BERTHOUD, Paris 1864. –:GEgyháztörténelem Nyomán irta JOSEF FARKAS, I. II. kötet, Budapest 1865–67. –: Idealen en afdwalingen. Herinneringen uit mijne jeugd, vert. door H. H. VAN WITZENBURG, Groningen 1873. –: A protestáns polemika kézikönyve, fordította HEGEDÜS JÁNOS, I. II. kötet, Budapest 1874–1875. –: A history of the Christian church, New York 1875. –: Miracle plays and sacred dramas. A historical survey, translated from the German by A. W. JACKSON / edited by W. W. JACKSON, Boston 1880. –: Miracle plays and sacred dramas. A historical survey, translated from the German by A. W. JACKSON / edited by W. W. JACKSON, London 1880. –: A history of the Christian church, tr. from the 7th and much improved German ed. by C HARLES E. BLUMENTHAL / C ONWAY P. WING, New York 1880.

448

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

–: A history of the Christian church, translated by C HARLES E. BLUMENTHAL / CONWAY P. WING, New York 1884. –: Handbook to the controversy with Rome, Translated from the seventh edition of the ‚Handbuch der protestantischen Polemik gegen die Römisch-Katholische Kirche‘ and edited with notes by ANNESLEY WILLIAM STREANE, London 1906. –: Handbook to the controversy with Rome, translated from the seventh edition of the ‚Handbuch der protestantischen Polemik gegen die römisch-katholische Kirche‘ and edited with notes by ANNESLEY WILLIAM STREANE, London 2 1909.

1.2.5 Gedruckte Korrespondenz In der folgenden chronologischen Zusammenstellung der gedruckten Korrespondenz Hases ist die in sich abgeschlossene und separat publizierte Sammlung der Briefe zwischen Hase und Jenny von der Osten nicht berücksichtigt.9 –: Brief an Franz Hase (Hohenasperg, 20. Juni 1825), abgedruckt in: HASE, KARL ALFRED VON: Unsere Hauschronik. Geschichte der Familie Hase in vier Jahrhunderten, Leipzig 1898, 189–193. –: Brief an Georg Benedikt Winer (Dresden, 19. Oktober 1825), abgedruckt in: BLANCKMEISTER, FRANZ: Karl Hases Briefe an Benedikt Winer, BSKG 36 (1927), 56– 75, hier 58–60. –: Brief an Georg Benedikt Winer (Dresden, 20. März 1826), abgedruckt in: Blanckmeister: Karl Hases Briefe an Benedikt Winer, 60–62. –: Brief an August Gotttreu Tholuck (Leipzig, 23. Juli 1827), abgedruckt in: JAEGER, BERND: Karl von Hase als Dogmatiker, Gütersloh 1990 (Die lutherische Kirche. Geschichte und Gestalten; 12), 188. –: Brief an Georg Benedikt Winer (Leipzig, 25. Juli [1827]), abgedruckt in: Blanckmeister: Karl Hases Briefe an Benedikt Winer, 62–64. –: Brief an August Detlef Christian Twesten (Leipzig, 25. Juli 1827), abgedruckt in: Jaeger: Karl von Hase als Dogmatiker, 180 f. –: Brief an August Detlef Christian Twesten (Leipzig, 27. Juni 1828), abgedruckt in: Jaeger: Karl von Hase als Dogmatiker, 182. –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Pauline Hase (Jena, 14. August 1830), abgedruckt in: HASE, KARL: Annalen meines Lebens, in: Karl von Hases Leben, Bd. 2: Annalen meines Lebens, hg. von KARL ALFRED VON HASE, Leipzig 1891 (GW; 11, 2), 4 (Fragment). –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Pauline Hase (o. O. [Jena], 23. August 1830), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 4 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (o. O. [Jena], 25. August 1830), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 5 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (o. O. [Jena], 27. August 1830), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 5 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Dresden, 21. September 1830), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 6 (Fragment).

9

K. HASE, Dein Alter sei wie deine Jugend. Briefe an eine Freundin, hg. von O. VON HASE, Leipzig 1920.

1. Quellen

449

–: Brief an Pauline Hase (Jena, 28. August 1831), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 13 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Teplitz, 21. Juni 1832), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 19 (Fragment). –: Brief an Karoline Hase (Jena, 28. Juli 1832), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 20 (Fragment). –: Brief an Wilhelmine Hase (Jena, 3. August 1832), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 21 (Fragment). –: Brief an Wilhelmine Hase (o. O. [Jena], 10. August 1832), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 21 (Fragment). –: Brief an Karoline Hase (Jena, 24. Dezember 1832), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 22 (Fragment). –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Pauline Hase (o. O., 17. April 1833), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 23 (Fragment). –: Brief an Karoline Hase (Jena, 4. Oktober 1833), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 23 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (o. O., 15. November 1833), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 24 (Fragment). –: Brief an Georg Benedikt Winer (Jena, 7. Dezember 1833), abgedruckt in: Blanckmeister: Karl Hases Briefe an Benedikt Winer, 64–66. –: Brief an Wilhelmine Hase (o. O. [Jena], o. D. [1833]), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 24 f (Fragment). –: Brief an Karoline Hase (Jena, 18. Februar 1834), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 25 f (Fragment). –: Brief an Johann Friedrich Röhr (Jena, 18. Oktober 1834), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 27–29. –: Brief an August Gotttreu Tholuck (Jena, 4. Januar 1837), abgedruckt in: Jaeger: Karl von Hase als Dogmatiker, 188 f. –: Brief an die Schwestern Hase (o. O. [Jena], 9. September 1837), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 34 (Fragment). –: Brief an August Gotttreu Tholuck (Jena, 30. März 1838), abgedruckt in: Jaeger: Karl von Hase als Dogmatiker, 190. –: Brief an Pauline Hase (o. O. [Jena], 29. Juli 1838), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 36 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (o. O. [Jena], 31. Juli 1838), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 36 (Fragment). –: Brief an August Gotttreu Tholuck (Jena, 18. Dezember 1838), abgedruckt in: Jaeger: Karl von Hase als Dogmatiker, 191 f. –: Brief an August Detlef Christian Twesten (Jena, 9. Februar 1839), abgedruckt in: Jaeger: Karl von Hase als Dogmatiker, 183. –: Brief an Pauline Hase (München, 3. September 1839), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 39–41 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (München, 9. September 1839), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 41 f (Fragment). –: Brief an August Gotttreu Tholuck (Jena, 25. April 1840), abgedruckt in: Jaeger: Karl von Hase als Dogmatiker, 193 f. –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Pauline Hase (Jena, 30. Mai 1840), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 42 f (Fragment). –: Brief an Georg Benedikt Winer (Jena, 18. Februar 1841), abgedruckt in: Blanckmeister: Karl Hases Briefe an Benedikt Winer, 66 f.

450

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

–: Brief an Georg Benedikt Winer (Jena, 15. Februar 1842), abgedruckt in: Blanckmeister: Karl Hases Briefe an Benedikt Winer, 68. –: Brief an Georg Benedikt Winer (Jena, 22. Februar 1843), abgedruckt in: Blanckmeister: Karl Hases Briefe an Benedikt Winer, 68 f. –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Pauline Hase (Paris, 19. März 1843), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 49–53 (Fragment). –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Pauline Hase (Paris, 26. März 1843), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 53–57 (Fragment). –: Brief an Helene Hase (Paris, März oder April 1843), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 58 f (Fragment). –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Pauline Hase (Marseille, 19. April 1843), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 59–63 (Fragment). –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Pauline Hase (Genf, 3. Mai 1843), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 63–66 (Fragment). –: Brief an August Detlef Christian Twesten (Jena, 13. August 1843), abgedruckt in: Jaeger: Karl von Hase als Dogmatiker, 184. –: Brief an Georg Benedikt Winer (Jena, 19. November 1843), abgedruckt in: Blanckmeister: Karl Hases Briefe an Benedikt Winer, 70 f. –: Brief an Georg Benedikt Winer (Jena, 14. Januar 1844), abgedruckt in: Blanckmeister: Karl Hases Briefe an Benedikt Winer, 71 f. –: Brief an Georg Benedikt Winer (Jena, 16. März 1844), abgedruckt in: Blanckmeister: Karl Hases Briefe an Benedikt Winer, 73. –: Brief an Eduard Reuss (Jena, 16. Juni 1844), abgedruckt in: VINCENT, JEAN M.: Nicht veröffentlichte Briefe von Karl August von Hase an Eduard Reuss, ZKG 106 (1995), 200–221, 206–208. –: Brief an August Detlef Christian Twesten (Jena, 6. Januar 1845), abgedruckt in: Jaeger: Karl von Hase als Dogmatiker, 185 f. –: Brief an Georg Benedikt Winer (Jena, 2. April 1845), abgedruckt in: Blanckmeister: Karl Hases Briefe an Benedikt Winer, 73 f. –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Pauline Hase (München, 9. September 1845), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 70 f (Fragment). –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Pauline Hase (Neuchatel, 19. August 1846), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 73 (Fragment). –: Brief an Eduard Reuss (Jena, 15. Oktober 1846), abgedruckt in: Vincent: Nicht veröffentlichte Briefe von Karl August von Hase, 208 f. –: Erinnerungsblatt an Hans Christian Andersen (Jena, Ende Oktober 1845), abgedruckt in: ANDERSEN, HANS CHRISTIAN: Gesammelte Werke, Bd. 1 und 2: Das Märchen meines Lebens, Leipzig 21848, 211. –: Brief an August Gotttreu Tholuck (Jena, 28. April 1847), abgedruckt in: Jaeger: Karl von Hase als Dogmatiker, 194 f. –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Pauline Hase (Frankfurt, 17. September 1848), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 83 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Elgersburg, 21. Mai 1850), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 87 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Elgersburg, 24. Mai 1850), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 88 f (Fragment). –: Brief an Karoline, Ernestine und Emilie Hase (Jena, 20. Dezember 1850), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 90 (Fragment). –: Brief an eine Schwester (Jena, 13. August 1851), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 91 (Fragment).

1. Quellen

451

–: Brief an Pauline Hase (Elgersburg, 16. Mai 1853), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 96 f (Fragment). –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Pauline Hase (Jena, 29. August 1853), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 97 (Fragment). –: Brief an Eduard Reuss (Jena, 9. September 1853), abgedruckt in: Vincent: Nicht veröffentlichte Briefe von Karl August von Hase, 209 f. –: Brief an Pauline Hase (Florenz, 14. März 1854), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 99–101 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 21. März 1854), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 101–103 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 28. März 1854), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 103–107 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 3. April 1854), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 107–109 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 4. April 1854), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 110 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 11. April 1854), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 110 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 17. April 1854), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 111 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 27. April 1854), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 112–114 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Neapel, 6. Mai 1854), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 114 f (Fragment). –: Brief an Georg Benedikt Winer (Jena, 12. Februar 1856), abgedruckt in: Blanckmeister: Karl Hases Briefe an Benedikt Winer, 74 f. –: Brief an Pauline Hase (Dresden, 27. September 1856), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 122 (Fragment). –: Brief an Prinz Wilhelm von Preußen und Prinzessin Augusta von Sachsen-WeimarEisenach (o. O. [wohl Jena], o. D. [Sommer 1858]), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 125 f (Fragment). –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Pauline Hase (Basel, 27. September 1858), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 126 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Venedig, 16. Februar 1859), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 127–129 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Florenz, 23. Februar 1859), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 129 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 2. März 1859), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 130–132 (Fragment). –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Pauline Hase (Rom, 11. März 1859), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 132 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 18. März 1859), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 133 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 26. März 1859), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 134 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 1. April 1859), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 135–137 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 8. April 1859), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 137 f (Fragment).

452

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

–: Brief an Augustin Theiner (Neapel, 13. April 1859), abgedruckt in: JEDIN, HUBERT: Kirchenhistorikerbriefe an Augustin Theiner, Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte 66 (1971), 187–231, hier 208. –: Brief an Pauline Hase (Neapel, 15. April 1859), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 138 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 16. April 1859), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 139 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 22. April 1859), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 140 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 29. April 1859), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 141–143 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 30. April 1859), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 143 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 5. Mai 1859), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 144 (Fragment). –: Brief an Christoph Friedrich Luthardt (Jena, 11. Juni 1860), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 147 f (Fragment). –: Brief an Christoph Friedrich Luthardt (Jena, 16. Juni 1860), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 148 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Jena, 17. Oktober 1860), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 149 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Verona, 14. März 1862), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 151 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Florenz, 21. März 1862), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 152–154 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 28. März 1862), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 154 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 1. April 1862), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 155–157 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 4. April 1862), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 157 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 10. April 1862), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 157 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 16. April 1862), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 158–160 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 22. April 1862), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 160 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 29. April 1862), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 161 (Fragment). –: Brief an Augustin Theiner (Jena, 24. September 1862), abgedruckt in: Jedin: Kirchenhistorikerbriefe an Augustin Theiner, 214 f. –: Brief an Pauline Hase (Rom, 30. August 1863), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 164 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Mailand, 8. März 1864), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 166 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 18. März 1864), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 167 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 11. April 1864), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 169 f (Fragment).

1. Quellen

453

–: Brief an Pauline Hase (Neapel, 18. April 1864), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 170–172 (Fragment). –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Pauline Hase (Neapel, 26. April 1864), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 172 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 6. Mai 1864), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 173 (Fragment). –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Pauline Hase (Berlin, 20. April 1865), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 175 (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 16. Juni 1865), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 175 (Fragment). –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Pauline Hase (Wien, 2. August 1865), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 176 f (Fragment). –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Pauline Hase (Wien, 3. August 1865), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 177 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 13. März 1866), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 184–186 (Fragment). –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Pauline Hase (Rom, 20. März 1866), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 186 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 31. März 1866), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 187 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 23. April 1866), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 188 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Florenz, 1. Mai 1866), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 190 (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 19. Juni 1866), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 190 f (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 11. Juli 1866), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 191 (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 11. Juli 1866), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 191 f (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 7. August 1866), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 191 f (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 31. Oktober 1866), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 193 (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 23. Dezember 1867), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 196 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Sylt, 2. September 1868), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 200 f (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 24. Februar 1869), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 202 (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 3. März 1869), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 202 f (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 17. März 1869), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 203 (Fragment). –: Brief an Eduard Reuss (Jena, 17. April 1869), abgedruckt in: Vincent: Nicht veröffentlichte Briefe von Karl August von Hase, 211. –: Brief an August Detlef Christian Twesten (Jena, 19. November 1869), abgedruckt in: Jaeger: Karl von Hase als Dogmatiker, 186 f. –: Brief an Gustav Frank (Jena, 9. Januar 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 206 (Fragment).

454

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

–: Brief an Gustav Frank (Jena, 7. März 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 206 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Florenz, 14. März 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 207 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 21. März 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 208 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 25. März 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 209 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 31. März 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 210–212 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 5. April 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 213 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 16. April 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 214 f (Fragment). –: Brief an Hermann Härtel (Rom, 18. April 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 215–217 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 26. April 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 217 f (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Rom, 26. April 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 218 (Fragment). –: Brief an Eduard Reuss (Rom, 30. April 1870), abgedruckt in: Vincent: Nicht veröffentlichte Briefe von Karl August von Hase, 212 f. –: Brief an Pauline Hase (Rom, 1. Mai 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 219 f (Fragment). –: Brief an Gustav Frank (Jena, 26. Mai 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 220 f (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 22. Juli 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 221 f (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 29. Juli 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 222 f (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 8. August 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 223 f (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 13. August 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 224 (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 22. August 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 224 (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 29. August 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 226 (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 29. August 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 226 f (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 2. September 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 227 (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 9. September 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 227 f (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 12. September 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 228 f (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Ilmenau, 16. September 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 229 (Fragment). –: Brief an Eduard Reuss (Jena, 20. September 1870), abgedruckt in: Vincent: Nicht veröffentlichte Briefe von Karl August von Hase, 213 f.

1. Quellen

455

–: Brief an Raymund Härtel (Jena, 27. September 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 229 f (Fragment). –: Brief an Eduard Reuß (Ilmenau, 29. September 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 230 (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 24. Oktober 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 230 f (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 29. Oktober 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 231 (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 16. November 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 231 f (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 4. Dezember 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 232 (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 19. Dezember 1870), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 233 (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 13. Januar 1871), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 235 (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 16. Januar 1871), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 235 f (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 30. Januar 1871), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 236 (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 31. Januar 1871), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 236 f (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 13. Februar 1871), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 237 f (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 1. März 1871), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 238 (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 6. März 1871), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 238 f (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 31. März 1871), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 239 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Kopenhagen, 31. August 1871), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 241 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 3. April 1872), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 244 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Neapel, 4. Mai 1872), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 245 f (Fragment). –: Brief an Unbekannt (Jena, 2. Januar 1873), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 249 (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Gastein, 30. August 1874), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 258 (Fragment). –: Brief an Fakultäts-Kollegen (Jena, 21. Februar 1876), abgedruckt in: BAUER, JOACHIM / HARTUNG, JOACHIM, Die Ehrendoktoren der Friedrich-Schiller-Universität in den Geisteswissenschaften 1800 bis 2005, hg. von KLAUS DICKE, Weimar 2007, 343. –: Brief an Pauline Hase (Rom, 20. März 1876), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 264 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 29. März 1876), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 265 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 4. April 1876), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 266 (Fragment).

456

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

–: Brief an Pauline Hase (Rom, 7. April 1876), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 266 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Neapel, 13. April 1876), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 267–269 (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Wildbad Gastein, 21. August 1876), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 269 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Wildbad Gastein, 16. August 1877), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 273 f (Fragment). –: Brief an Eduard Reuss (Bad Gastein, 30. August 1878), abgedruckt in: Vincent: Nicht veröffentlichte Briefe von Karl August von Hase, 216 f. –: Brief an Pauline Hase (Rom, 21. März 1879), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 280 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 24. März 1879), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 281 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 1. April 1879), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 281 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 9. April 1879), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 282 f (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Rom, 17. August 1879), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 284 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 23. April 1879), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 285 f (Fragment). –: Brief an Gustav Adolf Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst (Jena, 21. Juni 1879), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 286 f. –: Brief an Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach, Deutsche Kaiserin (Jena, 27. Juli 1880), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 292. –: Brief an die Geistlichen des Weimarer Landes (Jena, 10. August 1880), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 292 f. –: Brief an Konrad Hahne (Jena, 10. August 1880), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 293 (Fragment). –: Brief an Eduard Reuss (Bad Gastein, 21. August 1880), abgedruckt in: Vincent: Nicht veröffentlichte Briefe von Karl August von Hase, 218 f. –: Brief an das Landeskonsistorium der Evangelischen Kirche A. B. in Siebenbürgen (Jena, 23. September 1880), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 294 f. –: Brief an Diomedes Kyriakos (Jena, 23. September 1880), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 295 (Fragment). –: Brief an die Gesandtschaft der Vereinigten Staaten Amerikas in Berlin (Jena, 23. September 1880), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 295 f (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 29. September 1880), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 296 f (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 30. Dezember 1880), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 297 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 20. April 1881), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 302 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Wildbad Gastein, 26. August 1881), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 305 f (Fragment). –: Brief an Adolph Karl Alexander Alexis le Camus Graf v. Fürstenstein (Jena, 14. September 1881), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 307 (Fragment).

1. Quellen

457

–: Brief an Großherzog Carl Alexander und Großherzogin Sophie von Sachsen-WeimarEisenach (Jena, 18. September 1881), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 308 (Fragment). –: Brief an Herzog Ernst II. und Herzogin Alexandrine von Sachsen-Coburg-Gotha (Jena, 14. September 1881), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 308 (Fragment). –: Brief an Emil Bauer (Jena, 25. September 1881), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 309 (Fragment). –: Brief an Eduard Reuss (Jena, 21. Dezember 1881), abgedruckt in: Vincent: Nicht veröffentlichte Briefe von Karl August von Hase, 219 f. –: Brief an Stanislaus Graf von Kalckreuth (o. O., im Dezember 1881), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 310 (Fragment). –: Brief an Pauline (von) Kalckreuth (Jena, 1. März 1882), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 310–312. –: Brief an Pauline Hase (Trient, 16. März 1882), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 312 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 23. März 1882), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 312 f (Fragment). –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Pauline Hase (Rom, 29./30. März 1882), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 313 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 1. April 1882), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 314 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 7. April 1882), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 315 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 11. April 1882), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 316 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 14. April 1882), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 317 f (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 19. April 1882), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 318 (Fragment). –: Brief an Pauline Hase (Rom, 21. April 1882), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 319 (Fragment). –: Brief an Carl Cauer (o. O., o. D. [1882]), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 319 (Fragment). –: Brief an Hermann Haupt (Jena, 1. Januar 1883), abgedruckt in: HAUPT, HERMANN: Ein Brief Carl von Hases über die alte Würzburger Burschenschaft in den Jahren 1820– 1821, in: Veröffentlichungen des Archivs für die deutsche Burschenschaft, hg. vom Verwaltungsausschuss des Archivs, Heft 3, Berlin 1895/1896, 100–107, hier 103–107. –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 30. September 1883), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 324 f (Fragment). –: Brief an Eduard Reuss (Jena, 12. Oktober 1883), abgedruckt in: Vincent: Nicht veröffentlichte Briefe von Karl August von Hase, 220 f. –: Brief an Helene Domrich, geb. Hase (Jena, 12. November 1883), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 326 f (Fragment). –: Brief an Elisabeth von Sachsen-Altenburg (Jena, 4. Dezember 1883), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 327 f. –: Brief an Clara und Karl Alfred Hase (Jena, 10. März 1884), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 328 f (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 13. Mai 1884), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 329 (Fragment).

458

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

–: Brief an Oskar Hase (Jena, 22. November 1884), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 330 (Fragment). –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Oskar Hase (Jena, 14. Dezember 1884), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 331 (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 29. Dezember 1884), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 331 (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 1. April 1885), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 332 (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 10. April 1885), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 332 f (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 19. Mai 1885), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 333 (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Gastein, 27. August 1885), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 334 (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 12. September 1885), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 334 (Fragment). –: Brief an Jenny von der Osten (Jena, 4. Oktober 1885), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 335 (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 4. Dezember 1885), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 335 (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 7. Dezember 1885), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 335 f (Fragment). –: Brief an Jenny von der Osten (o. O., 16. Mai 1886), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 336 (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 23. Mai 1886), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 337 (Fragment). –: Brief an Jenny von der Osten (Jena, 30. Mai 1886), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 337 f (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Wildbad Gastein, 12. August 1886), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 338 (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 10. September 1886), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 340 f (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 14. September 1886), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 341 (Fragment). –: Brief an Jenny von der Osten (Jena, 14. September 1886), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 341 (Fragment). –: Brief an Jenny von der Osten (Jena, 17. Oktober 1886), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 342 (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 28. Dezember 1886), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 342 (Fragment). –: Brief an Unbekannt (Jena, 1. April 1887), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 342 f (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 9. November 1887), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 343 (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 17. Dezember 1887), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 343 (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 3. Januar 1888), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 344 (Fragment). –: Brief an Jenny von der Osten (Jena, 8. Januar 1888), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 344 (Fragment).

1. Quellen

459

–: Brief an Jenny von der Osten (Jena, 22. Januar 1888), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 344 f (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 29. Januar 1888), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 345 (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 9. Februar 1888), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 345 (Fragment). –: Brief an Jenny von der Osten (Jena, 26. Februar 1888), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 346 (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 10. März 1888), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 346 (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 4. Mai 1888), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 346 f (Fragment). –: Brief an Jenny von der Osten (Jena, 6. Mai 1888), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 347 (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 22. Juni 1888), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 347 (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 16. Juli 1888), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 347 f (Fragment). –: Brief an Jenny von der Osten (Wildbad Gastein, 6. August 1888), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 348 (Fragment). –: Brief an Karl Alfred Hase (Jena, 1. Januar 1889), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 348 (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (o. O. [Jena], 29. Januar 1889), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 348 f (Fragment). –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Oskar Hase (o. O. [Jena], 7. Februar 1889), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 349 (Fragment). –: Brief an Karl Alfred oder an Oskar Hase (o. O. [Jena], 14. Februar 1889), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 349 f (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (o. O. [Jena], 2. Mai 1889), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 350 (Fragment). –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Oskar Hase (o. O. [Jena], 1. Juni 1889), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 350 (Fragment). –: Brief an Unbekannt, vermutlich an Oskar Hase (o. O. [Jena], 18. November 1889), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 350 (Fragment). –: Brief an Oskar Hase (Jena, 26. Dezember 1889), abgedruckt in: Hase: Annalen meines Lebens, 350 f.

460

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

2. Sekundärliteratur 2. Sekundärliteratur 2.1 Bibliographie der zeitgenössischen Artikel und Rezensionen zu Hase Die in folgender Aufstellung verzeichneten Zeitungen und Zeitschriften wurden in den relevanten Jahrgängen (d. h. zwischen etwa 1820 und 1900) systematisch auf Beiträge und Rezensionen zu Hase durchsucht. Die im Anschluss folgende Bibliographie folgt der Reihenfolge der alphabetischen Aufstellung der Zeitungen und Zeitschriften. 2.1.1 Aufstellung der berücksichtigten Zeitungen und Zeitschriften Allgemeine evangelisch-lutherische Kirchenzeitung Allgemeine Kirchenzeitung Allgemeine kirchliche Chronik Allgemeine kirchliche Zeitschrift Allgemeine Literatur-Zeitung Allgemeine Zeitung Allgemeine Zeitung für Christenthum und Kirche Allgemeines Repertorium der neuesten in- und ausländischen Literatur Allgemeines Repertorium für die theologische Literatur und kirchliche Statistik Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte Berliner Allgemeine Kirchenzeitung Blätter für literarische Unterhaltung: Literarisches Conversations-Blatt Daheim: ein deutsches Familienblatt Der Sonntagabend Der Telegraph (Neueste Folge) Deutsche evangelische Kirchenzeitung Deutsche Literaturzeitung Deutsche Revue über das gesammte nationale Leben der Gegenwart Deutsches Museum: Zeitschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben Deutsches Protestantenblatt / Norddeutsches Protestantenblatt Deutsch-evangelische Blätter: Zeitschrift für den gesammten Bereich des deutschen Protestantismus Die christliche Welt Die Gartenlaube Die Grenzboten Die Nation: Wochenschrift für Politik, Volkswirtschaft und Literatur Die Zukunft Europa: Chronik der gebildeten Welt Evangelische Kirchenzeitung Evangelische Kirchenzeitung für Österreich Hallische Jahrbücher für deutsche Wissenschaft und Kunst Heidelberger Jahrbücher der Literatur

2. Sekundärliteratur

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Hermes, oder kritisches Jahrbuch der Literatur Historisches Jahrbuch Historische Zeitschrift Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland Jahrbücher der biblischen Wissenschaft Jahrbücher für deutsche Theologie Jahrbücher für protestantische Theologie Jahrbücher für Theologie und christliche Philosophie Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik Jenaer Literaturzeitung Jenaische Allgemeine Literaturzeitung Jenaische Zeitung Kirchliche Monatsschrift Kirchliche Zeitschrift Kritische Prediger-Bibliothek Leipziger Literaturzeitung Leipziger Repertorium der deutschen und ausländischen Literatur Literarisches Centralblatt Litterarischer Anzeiger für christliche Theologie und Wissenschaft überhaupt Morgenblatt für gebildete Stände Neue Evangelische Kirchenzeitung Neue Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung Neues kritisches Journal der theologischen Literatur Neues Repertorium für die theologische Literatur und kirchliche Statistik Neues sächsisches Kirchenblatt Neueste theologische Annalen Preußische Jahrbücher Protestantische Flugblätter Protestantische Kirchenzeitung für das evangelische Deutschland Protestantische Monatsblätter für innere Zeitgeschichte Protestantische Monatshefte Reformierte Kirchenzeitung Repertorium der gesammten deutschen Literatur Rheinische Blätter für Erziehung und Unterricht: Organ für die Gesamtinteressen des Erziehungswesens Sächsisches Kirchen- und Schulblatt Theologische Jahrbücher Theologische Literaturzeitung (Tübinger) Theologische Quartalschrift Theologische Studien und Kritiken Theologischer Jahresbericht Theologisches Literaturblatt (Leipzig) Theologisches Literaturblatt (Bonn) Theologisches Literaturblatt: Zur allgemeinen Kirchenzeitung Zeitschrift für die gesammte lutherische Theologie und Kirche

462

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

Zeitschrift für Kirchengeschichte Zeitschrift für kirchliche Wissenschaft und kirchliches Leben Zeitschrift für praktische Theologie Zeitschrift für Protestantismus und Kirche Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie Zeitstimmen aus der reformierten Schweiz

2.1.2 Bibliographie [Anonym:] Zum Kulturkampf, AELKZ 11 (1878), Nr. 24 vom 14. Juni, 561–564. [Anonym:] Zum Kulturkampf, AELKZ 11 (1878), Nr. 49 vom 6. Dezember, 1159–1161. [Anonym:] Personalia, AELKZ 12 (1879), Nr. 29 vom 18. Juli, 695. [Anonym:] Personalia, AELKZ 12 (1879), Nr. 30 vom 25. Juli, 719. [Anonym:] Personalia, AELKZ 13 (1880), Nr. 27 vom 9. Juli, 646. [Anonym:] Personalia, AELKZ 13 (1880), Nr. 29 vom 23. Juli, 693. [Anonym:] Personalia, AELKZ 13 (1880), Nr. 30 vom 30. Juli, 720. [Anonym:] Personalia, AELKZ 13 (1880), Nr. 34 vom 27. August, 815. [Anonym:] Aus Thüringen, AELKZ 13 (1880), Nr. 36 vom 10. September, 854–856. [Anonym:] Personalia, AELKZ 16 (1883), Nr. 31 vom 3. August, 742. [Anonym:] Personalia, AELKZ 16 (1883), Nr. 40 vom 5. Oktober, 958. [Anonym:] Personalia, AELKZ 18 (1885), Nr. 49 vom 11. Dezember, 1206. [Anonym:] Personalia, AELKZ 19 (1886), Nr. 35 vom 3. September, 847. [Anonym:] Personalia, AELKZ 23 (1890), Nr. 2 vom 10. Januar, 47 f. [Anonym:] An die theologische Fakultät zu Jena, AELKZ 23 (1890), Nr. 8 vom 21. Februar, 189. [Anonym:] Karl Hase. I, AELKZ 23 (1890), Nr. 23 vom 6. Juni, 543–545. [Anonym:] Karl Hase. II, AELKZ 23 (1890), Nr. 24 vom 13. Juni, 568–570. 

[Anonym:] Anzeige, AKZ 6 (1827), Nr. 98 vom 24. Juni, 800. [Anonym:] Anzeige, AKZ 6 (1827), Nr. 139 vom 4. September, 1136. [Anonym:] Ueber die Theologen Theile, Hase und Niedner in Leipzig, als Universitätslehrer, AKZ 8 (1829), Nr. 13 vom 22. Januar, 109 f. [Anonym:] Der außerordentliche Professor Hr. D. Karl Hase, AKZ 8 (1829), Nr. 151 vom 24. September, 1232. [Anonym:] Kirchenchronik und Miscellen, AKZ 11 (1832), Nr. 201 vom 20. Dezember, 1640. [Anonym (anz.):] Ist die geistliche Zwingherrschaft Roms ihrem Untergange so nahe?, AKZ 12 (1833), Nr. 190 vom 1. Dezember, 1529–1536; Nr. 191 vom 3. Dezember, 1537–1544; Nr. 192 vom 5. Dezember, 1545–1552; Nr. 193 vom 7. Dezember, 1553– 1558. [Anonym:] Kirchenchronik und Miscellen, AKZ 13 (1834), Nr. 28 vom 18. Februar, 232. [Anonym:] Kirchenchronik und Miscellen, AKZ 14 (1835), Nr. 52 vom 31. März, 422. [Anonym:] Kirchenchronik und Miscellen, AKZ 22 (1843), Nr. 57 vom 9. April, 472. [Anonym:] Kirchenchronik und Miscellen, AKZ 29 (1850), Nr. 145 vom 14. September, 1191. BAEHRING, BERNHARD: Das verweigerte Gutachten von Jena betreffend, AKZ 30 (1851), Nr. 181 vom 16. November, 1457–1459. [Anonym:] Aus Thüringen, 25. October, AKZ 36 (1857), Nr. 46 vom 14. November, 1484 f. 

2. Sekundärliteratur [Anonym:] Protestantische Kirchenzeitung, AKC 1 (1854/55), 19–22. [Anonym:] Zur Geschichte der Theologie und der theologischen Streitigkeiten. gische Literatur, AKC 2 (1855/56), 45–59. [Anonym:] Zur Geschichte der Theologie und der theologischen Streitigkeiten. gische Literatur, AKC 3 (1856/57), 35–55. [Anonym:] Zur Geschichte der Theologie und der theologischen Streitigkeiten. gische Literatur, AKC 7 (1860/61), 36–56. [Anonym:] Einleitung, AKC 9 (1862/63), 1–6. [Anonym:] Zur Geschichte der Theologie und der theologischen Streitigkeiten. gische Literatur, AKC 9 (1862/63), 33–62. [Anonym:] Zur Geschichte der Theologie und der theologischen Streitigkeiten. gische Literatur, AKC 10 (1863/64), 32–57. [Anonym:] Zur Geschichte der Theologie und der theologischen Streitigkeiten. gische Literatur, AKC 19 (1872/73), 52–70. [Anonym:] Die evangelische Kirche Deutschlands, AKC 23 (1876/77), 32–85. [Anonym:] Großherzogtum Weimar, AKC 27 (1880/81), 95 f. [Anonym:] Evangelische Kirche Pfalz, AKC 29 (1882/83), 82 f. [Anonym:] Universitäten, AKC 30 (1883/84), 236 f.

463

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[Anonym:] Beförderung und Ehrenbezeichnung, ALZ 45 (1829), Nr. 113, 915. (Intelligenzblatt der ALZ) 

[Anonym:] Theologische Schriften von Karl Hase, AZ(M) 1871 (Beilage), Nr. 309 vom 5. November, 5461 f. LÜDEMANN, HERMANN: Karl Hase über den kirchenpolitischen Ausgleich, AZ(M) 1886, Nr. 272 vom 1. Oktober (Beilage), 4001 f. [Anonym:] Weimar, 3. Januar, AZ(M) 1890, Nr. 4 vom 4. Januar (Morgenblatt), 44. Todesanzeige, AZ(M) 1890, Nr. 6 vom 6. Januar (Zweites Abendblatt), 80. [Anonym:] Aus Thüringen, AZ(M) 1890, Nr. 8 vom 6. Januar (Abendblatt), 111. 

[Anonym (Z.):] Rez. Baur, Die Kirchengeschichte in gedrängter Übersicht, AZChK 1 (1846), Nr. 7 vom 23. Januar, 32. [Anonym (Z.):] Thüringen, 19. April, AZChK 4 (1849), Nr. 35 vom 1. Mai, 139 f. 

[Anonym:] Leipziger Universität, ARL 9 (1828), Bd. 1, 477. [Anonym:] Nachrichten von der Universität und den Schulen in Leipzig, ARL 9 (1828), Bd. 2, 390. [Anonym:] Nachrichten von Universitäten, ARL 11 (1829), Bd. 2, 74. [Anonym:] Nachrichten von Universitäten, ARL 11 (1829), Bd. 2, 389. 

[Anonym:] Kirchliche Statistik. Jena. Erster Artikel, ARTL 20 (1838), 161–170. 

[Anonym:] Jena, 24. Juni, BAKZ 2 (1840), Nr. 52 vom 27. Juni, 457. 

[Anonym:] Notiz, BLU 37 (1862), Nr. 3 vom 15. Januar, 58 f. WEITBRECHT, RICHARD: Im Kampf um die Weltanschauung, BLU 68 (1893), Nr. 21 vom 25. Mai, 324–327. 

HAUPT, HERMANN: Ein Ehrenbuch der alten Burschenschaft. Carl von Hase’s vaterländische Reden, Burschenschaftliche Blätter 7 (1892/93), 265 f. 

[Anonym:] Deutsche Professoren. Karl Hase, Daheim 12 (1876), Nr. 48 vom 26. August, 759–762. 

464

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

SCHOTT, WILHELM: Karl Hases Ahnen. Zum 25. August 1900, Der Protestant 4 (1900), 727–731. 

[Anonym:] Jena. Zum Tode Hases, DEKZ 4 (1890), Nr. 2 vom 11. Januar, 23. [Anonym:] Einst und Jetzt, DEKZ 14 (1900), Nr. 44 vom 3. November, 372 f. 

KRÜGER, GUSTAV: Rez. Bürkner: Karl von Hase. Ein deutscher Professor, DLZ 21 (1900), Nr. 38 vom 15. September, 2458 f. 

BRAASCH, HEINRICH AUGUST: Aus Karl von Hase’s vergessenen Schriften, DRLG 15 (1900), Bd. 2, 117–123. 

SCHWARZ, KARL: Die Tübinger Schule und ihr neuester Beurtheiler, DMZ 5 (1855), Nr. 22 vom 31. Mai, 777–790. [Anonym:] Korrespondenz. Aus Jena, DMZ 10 (1860), Nr. 25 vom 21. Juni, 931–934. 

[Anonym:] Lesefrucht, NDPB 4 (1871), Nr. 30 vom 29. Juli, 240. [Anonym:] Wochenschau, DPB 13 (1880), Nr. 24 vom 12. Juni, 185 f. [Anonym:] Wochenschau. Bremen, am 16. Juli 1880, DPB 13 (1880), Nr. 29 vom 17. Juli, 225 f. [Anonym (E. B.):] Von Dr. Carl Hase’s Jubiläum, DPB 13 (1880), Nr. 30 vom 24. Juli, 236–238. [Anonym:] Vom Hase-Jubiläum, DPB 13 (1880), Nr. 50 vom 11. Dezember, 398 f. [Anonym:] Wochenschau, DPB 14 (1881), Nr. 30 vom 23. Juli, 235 f. [Anonym:] Wochenschau, DPB 14 (1881), Nr. 32 vom 6. August, 251. [Anonym:] Professor D. Karl Hase †, DPB 23 (1890), Nr. 2 vom 11. Januar, 14 f. LIPSIUS, RICHARD: Zu Karl Hase’s Gedächtnis. DPB 23 (1890), Nr. 6 vom 8. Februar, 47 f. BEHR, ERNST: Dem Andenken Karl Hases, DPB 23 (1890), Nr. 18 vom 3. Mai, 140– 146. ROHDE, FRANZ: Erinnerung an Karl Hase’s letzte Vorlesung, DPB 23 (1890), Nr. 25 vom 21. Juni, 201. VEECK, OTTO: Aus Karl Hase’s Leben. Nach einem Vortrag, DPB 25 (1892), Nr. 3 vom 16. Januar, 18–23; Nr. 4 vom 23. Januar, 26–29; Nr. 5 vom 30. Januar, 34–37. EISELE, EUGEN: Der Humor in Hase’s Kirchengeschichte, DPB 27 (1894), Nr. 10 vom 10. März, 76. VEECK, OTTO: Das alte und das neue theologische Jena, DPB 29 (1896), Nr. 5 vom 1. Februar, 36–38. VEECK, OTTO: Noch einmal das alte und das neue theologische Jena, DPB 29 (1896), Nr. 10 vom 7. März, 77–79. BÖHME, ERNST: Die Hase-Feier in Jena, DPB 33 (1900), Nr. 31 vom 28. Juli, 246 f. KÖNIG, KARL: Karl von Hase. Ein deutscher Professor, DPB 33 (1900), Nr. 36 vom 1. September, 281 f. 

KITT, HEINRICH: Zur religiösen Frage in Italien, DEBl 4 (1879), 35–55. BAUMGARTEN, OTTO: Herder’s Stellung zum Rationalismus, DEBl 14 (1889), 649–660. BEYSCHLAG, WILLIBALD: Kirchliche Chronik. Todesfälle. Karl v. Hase, DEBl 15 (1890), 136 f. LAMB, C ARL: Die Eigenart Karl von Hases als Kirchengeschichtsschreibers, DEBl 29 (1904), 777–787. 

2. Sekundärliteratur

465

LOOFS, FRIEDRICH: Die Laien und die Kirchengeschichte. ChW 3 (1889), Nr. 27 vom 7. Juli, 537–539. KATZER, ERNST: Verschiedenes (Carl Hase †), ChW 4 (1890), Nr. 2 vom 12. Januar, 47 f. FOERSTER, ERICH: Karl von Hases Kirchengeschichte, ChW 4 (1890), Nr. 50 vom 14. Dezember, 1157–1159. NOSSKE, HERMANN: Kleine Illustrationen zu Hases ‚Polemik‘, nach dem Leben gezeichnet, ChW 6 (1892), Nr. 28 vom 7. Juli, 635. BAUMGÄRTNER, PAUL: Karl von Hases Gesammelte Werke, ChW 8 (1894), Nr. 33 vom 16. August, 782–786; Nr. 38 vom 20. September, 904–906; 9 (1895), Nr. 8 vom 21. Februar, 181–187; Nr. 29 vom 18. Juli, 680–686; Nr. 48 vom 28. November, 1140– 1146. RADE, MARTIN: Hases Lehrbuch der Kirchengeschichte, ChW 13 (1899), Nr. 41 vom 12. Oktober, 981. RADE, MARTIN: Die neue (zwölfte) Ausgabe, ChW 13 (1899), Nr. 47 vom 23. November, 1122. REUSS, HEINRICH: Unsere Hauschronik, ChW 13 (1899), Nr. 50 vom 14. Dezember, 1194 f. C OUTANDIN, WILHELM: Handbuch der protestantischen Polemik, ChW 14 (1900), Nr. 23 vom 7. Juni, 547. WEICHELT, HANS: Rez. Hase: Dein Alter sei wie deine Jugend, ChW 36 (1922), Nr. 39 vom 28. September, 746 f. SZIMONIDESZ, LAJOS: Hases Leben Jesu – hundert Jahre, ChW 43 (1929), Nr. 24 vom 14. Dezember, 1214 f. BAUMGARTEN, OTTO: Rez. Krüger: Das Papsttum, seine Idee und seine Träger, ChW 46 (1932), Nr. 18 vom 17. September, 855. WEINEL, HEINRICH: Die deutsche Reichskirche, ChW 47 (1933), Nr. 9 vom 6. Mai, 412–418. KRÜGER, GUSTAV: Hases Kirchengeschichte hundert Jahre alt, ChW 48 (1934), Nr. 9 vom 5. Mai, 397 f. 

REINTHALER, KARL: Karl August von Hase. Zur Feier seines 100. Geburtstages. 25. August 1900, Der Hausvater. Evangelisch-kirchliches Monatsblatt für Leipzig und Umgebung 9 (1899/1900), 266–270. 295–298. 327–330. 

[Anonym:] Suchet in der Schrift, Der Sonntagabend 2 (1858), Nr. 11 vom 14. März, 100– 103. 

[Anonym:] Der Burschenschafter auf dem theologischen Lehrstuhl. Eine Jubiläumshuldigung, Die Gartenlaube 1880, Nr. 29, 468–471; Nr. 30, 488–491, Nr. 31, 505–508. [Anonym:] Blätter und Blüthen. Falsche und wahre Propheten, Die Gartenlaube 1890 (Halbheft 3), 97. [Anonym:] Blätter und Blüthen. Zum Gedächtnis Karl von Hases, Die Gartenlaube 1900, Nr. 34, 584. 

[Anonym (V.):] Weimarische Zustände. I, Die Grenzboten 6 (1847), Nr. 43, 4. Bd., 137– 141; Weimarische Zustände II., Nr. 47, 325–334. 

BÖHME, RICHARD: Karl von Hase. Zu seinem 100. Geburtstage, Die Nation 17 (1900), Nr. 47 vom 25. August, 662 f. 

FRANKEN, ELSE: Karl von Hase, Die Zukunft 32 (1900), 334–339.

466

Verzeichnis der Quellen und der Literatur



[Anonym:] Jena, 3. Januar, Germania 20 (1890), Nr. 3 vom 3. Januar, unpag. 

[Anonym:] Lesefrüchte, EKZ 19 (1836), Nr. 70 vom 31. August, 556–558. [Anonym:] Lesefrüchte. Hase und Röhr, EKZ 19 (1836), Nr. 101 vom 17. Dezember, 801–804. [Anonym:] Lesefrüchte. Die Verketzerungen des Rationalismus, EKZ 20 (1837), Nr. 7 vom 25. Januar, 54–56; Nr. 8 vom 28. Januar, 62 f. [Anonym:] Lesefrüchte. Röhr gegen Hase, EKZ 20 (1837), Nr. 40 vom 20. Mai, 318– 320. [Anonym:] Litterarisches. Entgegnung an Herr Dr. Hase, EKZ 22 (1838), Nr. 37 vom 9. Mai, 289–292. [Anonym:] Über die Gefahren des Hauslehrerlebens, EKZ 56/57 (1855), Nr. 51 vom 27. Juni, 533–535; Nr. 52 vom 30. Juni, 539 f; Nr. 53 vom 4. Juli, 547–550. [Anonym (-g-.):] Nachrichten. Jena, EKZ 57 (1855), Nr. 66 vom 18. August, 682–685. HENGSTENBERG , ERNST WILHELM: Vorwort, EKZ 58 (1856), Nr. 5 vom 16. Januar, 1– 64. [Anonym:] Nachrichten. Großherzogtum Weimar. EKZ 59 (1856), Nr. 73 vom 10. September, 725–728. [HENGSTENBERG , ERNST WILHELM:] Vorwort, EKZ 60 (1857), Nr. 7 vom 24. Januar, 1– 70. [HENGSTENBERG , ERNST WILHELM:] Vorwort, EKZ 72 (1863), Nr. 8 vom 28. Januar, 1– 96. [Anonym:] Nachrichten, EKZ 125 (1890), Nr. 3 vom 18. Januar, 56. LOESCHE, GEORG: Karl v. Hase, EKZÖ 17 (1900), Nr. 16 vom 15. August, 249–252. [Anonym:] Die Universität Jena, HJWK 2 (1839), Nr. 101 vom 27. April, 801–804; Nr. 102 vom 29. April, 809–813; Nr. 103 vom 30. April, 817–821; Nr. 104 vom 1. Mai, 825–832; Nr. 105 vom 2. Mai, 833–835. 

[Anonym:] Nachrichten, HJ 11 (1890), 421. 

[Anonym:] Die Kirche und die Kirchen, zweiter Artikel, HPBl 13 (1844), 44–71. [Anonym:] Fliegende Blätter zur laufenden Geschichte des Protestantismus, HPBl 39 (1857), 557–588. [Anonym:] Die Angelegenheiten der Protestanten in Oesterreich mit orthodoxen Randglossen, HPBl 44 (1859), 717–742. [Anonym:] Die römische Frage in den französischen Kammern, HPBl 47 (1857), 585– 629. [Anonym:] Aus K. Hase’s Kirchengeschichte (Zum Kapitel akatholische ‚Wissenschaftlichkeit‘), HPBl 128 (1901), 829–838. 

EWALD, HEINRICH: Rez. Hilgenfeld: Das Urchristenthum in den Hauptwendepunkten seines Entwickelungsganges mit besonderer Rücksicht auf die neuesten Verhandlungen der Herren DD. Hase und v. Baur, JBW 7 (1854/55), 196–198. 

RITSCHL, ALBRECHT: Über geschichtliche Methode in der Erforschung des Urchristenthums, JDTh 6 (1861), 429–459. PIPER, FERDINAND: Über den kirchengeschichtlichen Gewinn aus Inschriften vornehmlich des christlichen Alterthums, JDTh 21 (1876), 37–103. 

2. Sekundärliteratur

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[Anonym:] Lokales, Jena, JZ 1880, Nr. 166 vom 15. Juli, 2. [Anonym:] Feier des 50jährigen Professoren-Jubiläums des Herrn Geh. Kirchenrath Professor Dr. Carl Hase am 15. Juli, JZ 1880, Nr. 167 vom 16. Juli, 3. [Anonym:] Feier des 50jährigen Professoren-Jubiläums des Herrn Geh. Kirchenrath Professor Dr. Carl Hase am 15. Juli, JZ 1880, Nr. 168 vom 17. Juli, 2 f. [Anonym:] Feier des 50jährigen Professoren-Jubiläums des Herrn Geh. Kirchenrath Professor Dr. Carl Hase am 15. Juli, JZ 1880, Nr. 169 vom 17. Juli, 2. [Anonym:] Lokales, Jena, JZ 1883, Nr. 138 vom 16. Juni, 2. [Anonym:] Jena, 3. Januar, JZ 1890, Nr. 3 vom 4. Januar, 2. SINGER, HEINRICH / KOCH, HERMANN: Bekanntmachung, JZ 1890, Nr. 4 vom 5. Januar, 1. [Anonym:] Karl von Hase, JZ 1890, Nr. 5 vom 7. Januar, 1. [Anonym:] Lokales, JZ 1890, Nr. 5 vom 7. Januar, 2. [Anonym:] Lokales, JZ 1890, Nr. 6 vom 8. Januar, 2. [Anonym:] Aus der Jugendzeit Karl von Hase’s, JZ 1890, Nr. 6 vom 8. Januar, 2. [Anonym:] Jena, 18. Januar, JZ 1890, Nr. 16 vom 19. Januar, 1 (Beilage). [Anonym:] Jena, 3. Februar, JZ 1890, Nr. 29 vom 4. Februar, 2. [Anonym:] Manibus Caroli Augusti de Hase, JZ 1890, Nr. 18 vom 22. Januar, 2. [Anonym:] Anzeige, JZ 1890, Nr. 30 vom 5. Februar, unpag. 

KÄHLER, SIEGFRIED AUGUST: Wissenschaftlicher und verschwommener Idealismus gegenüber dem Christentum: Bruchstück der ‚Erinnerungen aus dem Amtsleben eines ostpreußischen Geistlichen‘, KMs 2 (1882/3), 244–262. MEUSS, EDUARD: Schauspiel und Gottesdienst, KMs 5 (1885/6), 603–619. HEIMBACH-ZERNITZ: Die Wissenschaft des Lebens Jesu in ihrer Bedeutung und Aufgabe für unsere Zeit, KMs 12 (1893), 309–324. [Anonym:] Das Leben Jesu im Unterricht der höheren Schulen, KMs 13 (1894), 396–419. 

[Anonym:] Rez. Guericke: Handbuch der allgemeinen Kirchengeschichte, 1833, KPB 16 (1835), 573–605. [Anonym:] Rez. Anti-Hasiana, oder Sammlung der Recensionen der kritischen PredigerBibliothek, durch welche die Streitschriften des Hrn. Prof. D. Hase zu Jena veranlaßt wurden, 1836, KPB 17 (1836), 1114–1122. 

[Anonym:] Die kirchlichen Verhältnisse Thüringens, KZ(S) 1 (1854), 172–196. KAHNIS, KARL FRIEDRICH AUGUST: Zur Vertheidigung der lutherischen Theologie, KZ(S) 3 (1856), 257–281. 

BARTH, JOHANN AMBROSIUS: Anzeige der Gnosis, LLZ 1828, Nr. 137 vom 31. Mai, 1094 f. (Intelligenz-Blatt) [Anonym:] Chronik der Universität Leipzig (Sept./Nov.), LLZ 1829, Nr. 283 vom 14. November, 2260. (Intelligenz-Blatt) 

[Anonym:] Rez. Hase: Die Bedeutung des Geschichtlichen in der Religion, LZD 1874, Nr. 12 vom 21. März, 370 f. [Anonym:] Rez. Hase: Unsere Hauschronik. Geschichte der Familie Hase, LZD 1898, Nr. 51/52 vom 24. Dezember, 2044.

468

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

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HOFFMANN, WILHELM: Die evangelische Welt. Eine Überschau. Fünfter Artikel: Das mittlere Deutschland. Thüringen, NEKZ 1 (1859), Nr. 6 vom 5. Februar, 97–102. General-Superintendent Dr. Hoffmann und die Kirchengeschichte (des Herrn Geh. Kirchenrath Dr. Hase in Jena. 9. Aufl.), NEKZ 9 (1867), Nr. 43 vom 26. Oktober, 683 f. General-Superintendent Dr. Hoffmann und die Kirchengeschichte (des Herrn Geh. Kirchenrath Dr. Hase in Jena. 9. Aufl.), NEKZ 10 (1868), Nr. 2 vom 11. Januar, 29 f. [Anonym:] Das Passionsspiel zu Oberammergau, NEKZ 12 (1870), Nr. 21 vom 21. Mai, 321–324. [Anonym:] Zur neuesten Literatur über das Leben Jesu, NEKZ 18 (1876), Nr. 16 vom 15. April, 245 f. [Anonym:] Rez. Frank: Geschichte des Rationalismus und seiner Gegensätze, NEKZ 18 (1876), Nr. 51 vom 16. Dezember, 815 f. [Anonym:] Rez. Herzog: Abriß der gesammten Kirchengeschichte, NEKZ 19 (1877), Nr. 22 vom 2. Juni, 350 f. [Anonym:] Correspondenzen. Jena, D. Karl Hase, NEKZ 22 (1880), Nr. 18 vom 1. Mai, 284. [Anonym:] Das Passionsspiel in Oberammergau, NEKZ 22 (1880), Nr. 32 vom 7. August, 497–501. [Anonym:] Das ‚Eisenacher Attentat‘, NEKZ 23 (1881), Nr. 39 vom 24. September, 609– 611. [Anonym:] Rez. Tschackert: Evangelische Polemik gegen die römische Kirche, NEKZ 27 (1885), Nr. 12 vom 21. März, 184 f. 

[Anonym:] Personalia, JALZ 2 (1843), Nr. 63 vom 15. März, 253. [Anonym:] Personalia, JALZ 4 (1845), Nr. 168 vom 15. Juli, 669. 

BLANCKMEISTER, FRANZ: Karl von Hase. Ein Gedenkblatt zum 25. August 1900, NSKB 7 (1900), Nr. 33 vom 19. August, 513–516. [Anonym (K.):] Hase-Feier in Niedersteinbach, NSKB 7 (1900), Nr. 36 vom 9. September, 572 f. APFELSTEDT, OTTO: Karl Hase und die Volkskirche, NSKB 35 (1928), Nr. 13 vom 25. März, 165 f. –: Karl Hase und der Rationalismus, NSKB 42 (1935), Nr. 9 vom 3. März, 137. 

BRETSCHNEIDER, KARL GOTTLIEB : Über die Grundansichten der theologischen Systeme in den dogmatischen Lehrbüchern der Herrn Professoren Schleiermacher und Marheineke, so wie über die des Dr. Hase, NTAn 1830, 1–30. 

[Anonym:] Allerlei Pfarrhäuser in Wort und Bild. Die ‚Hasenwiege‘ in Niedersteinbach, Pfarrhaus 7 (1891), Nr. 3 vom März, 42. BLANCKMEISTER, FRANZ: Karl von Hase. Ein Lebens- und Charakterbild, Pfarrhaus 16 (1890), 26–31. 

WEBER, HEINRICH: Zwei Selbstbiographien. Karl Hase. Julius Fröbel, PrJ 67 (1891), 264–278. 

HOLTZMANN, HEINRICH: Die neueren Darstellungen des Lebens Jesu, PrFb 2 (1867), Nr. 6, 53–58. 

2. Sekundärliteratur

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470

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

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2. Sekundärliteratur

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EHLERS, RUDOLF: Rez. Böhme: 350 Jahre Jenaische Theologie, PrM 3 (1899), 35. WEBSKY, JULIUS (J. W.): Rez. Bürkner: Karl von Hase: ein deutscher Professor, PrM 4 (1900), 409–411. WEBSKY, JULIUS (J. W.): Rez. Lüdemann: Individualität und Persönlichkeit. Rektoratsrede, PrM 5 (1901), 37–39. DORNER, AUGUST: Ueber den Begriff der theologischen Geschichtswissenschaft, PrM 6 (1902), 252–256. BRAASCH, AUGUST HEINRICH: Nippold’s Kirchengeschichte, PrM 11 (1907), 144–148. WEBSKY, JULIUS (J. W.): Rez. Mehlhorn: Kirchengeschichte für höhere Schulen, PrM 12 (1908), 498. WEBSKY, JULIUS (J. W.): Hases Stellung in der Geschichte der Glaubenslehre, PrM 20 (1916), 209–218. WEBSKY, JULIUS (J. W.): Rez. Mehlhorn, Kirchengeschichte für höhere Schulen. PrM 20 (1916), 352. 

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[Anonym:] Totenschau des Jahres 1890, RhBl 65 (1891), 71 f. 

[Anonym:] Die Leipziger Disputation, SKSB 20 (1870), Nr. 12 vom 24. März, 97–101; Nr. 13 vom 31. März, 105–107; Nr. 15 vom 14. April, 124–127. [Anonym:] Karl August von Hase, SKSB 50 (1900), Nr. 38 vom 20. September (Beilage), 485. 

BAUR, FERDINAND C HRISTIAN: Die johanneische Frage, und ihre neuesten Beantwortungen (durch Luthardt, Delitzsch, Brückner, Hase), ThJb(T) 13 (1854), 196–287. 

BRUCKNER, ALBERT: Rez. Bürkner: Karl von Hase. Ein deutscher Professor, ThLZ 25 (1900), Nr. 26 vom 22. Dezember, 716 f. 

SCHANZ, PAUL VON: Zur Geschichte der neuern protestantischen Theologie in Deutschland, ThQ 75 (1893), 3–66. 226–254. 

SCHMIDT, CHRISTOPH HERMANN: Über die Grenzen der Aufgabe eines Lebens Jesu mit besonderer Rücksicht auf den gottmenschlichen Charakter seiner Person, ThStKr 23 (1850), 393–457. WEINGARTEN, HERMANN: Die Weissagung des Malachias über die Reihenfolge der Päpste, ThStKr 30 (1857), 555–573. STEUDE, ERNST GUSTAV: Die Verteidigung der Auferstehung Jesu Christi. Ein Beitrag zur Apologetik, ThStKr 60 (1887), 203–295. 

NIPPOLD, FRIEDRICH: Kirchengeschichte seit der Reformation und Interconfessionelles, ThJber 5 (1885), 192–275. WERNER, AUGUST: Kirchengeschichte seit 1700 und Allgemeines, ThJber 7 (1887), 237– 268. NIPPOLD, FRIEDRICH: Interconfessionelles, ThJber 8 (1888), 247–281. BAUR, AUGUST: Systematische Theologie. Encyklopädie, Apologetik, Symbolik, Religionsphilosophie und theologische Principenlehre, ThJber 14 (1894), 399–432. HEGLER, ALFRED: Kirchengeschichte von 1648 an, ThJber 16 (1896), 313–409.

472

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

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FICKER, JOHANNES: Zur Geschichte Franciscus’ von Assisi, ThLBl 7 (1886), Nr. 18 vom 14. Mai, 169–172. [Anonym:] Verschiedenes, ThLBl 7 (1886), Nr. 37 vom 16. September, 343. [Anonym:] Verschiedenes, ThLBl 9 (1888), Nr. 47 vom 23. November, 454. [Anonym:] Verschiedenes, ThLBl 11 (1890), Nr. 7 vom 14. Februar, 72. 

FLORENCOURT, FRANZ VON: Rez. Speil: Die Lehren der katholischen Kirche, ThLBl(B) 1 (1866), Nr. 9 vom 23. April, 277–281. 

BAEHRING, B.: Rez. Twesten: Leonhardi Hutteri compendium, TLAKZ 1856, Nr. 10 vom 23. Januar, 86. [Anonym (Dr. Sp.):] Rez. Hase: Vom Evangelium des Johannes, TLAKZ 1866, Nr. 99 vom 12. Dezember, 591 f. [Anonym (K.):] Rez. Hase: Lutherbriefe in Auswahl und Uebersetzung für die Gemeinde, TLAKZ 1867, Nr. 26 vom 30. März, 145 f. 

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[Anonym:] Karl Hase: WZ 1880, Nr. 165 vom 16. Juli, unpag. [Anonym:] Karl von Hase †, WZ 1890, Nr. 3 vom 4. Januar, unpag. [Anonym:] Karl von Hase, WZ 1890, Nr. 4 vom 5. Januar, unpag. Todesanzeige, WZ 1890, Nr. 4 vom 5. Januar, unpag. [Anonym:] Jena, 5. Januar, WZ 1890, Nr. 5 vom 7. Januar, unpag. [Anonym:] Jena, 6. Januar, WZ 1890, Nr. 6 vom 8. Januar, unpag. 

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2. Sekundärliteratur

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2. Sekundärliteratur

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508

Verzeichnis der Quellen und der Literatur

bearb. von EVA WEDEL-SCHAPER u. a., Erlangen 1993 (Erlanger Forschungen: Sonderreihe; 5). WITTKAU, ANNETTE: Historismus. Zur Geschichte des Begriffs und des Problems, Göttingen 21994. WITTMANN, REINHARD: Buchmarkt und Lektüre im 18. und 19. Jahrhundert. Beiträge zum literarischen Leben 1750–1880, Tübingen 1982 (Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur; 6). –: Geschichte des deutschen Buchhandels, München 21999 (Beck’sche Reihe; 1304). WOLF, ERNST: Engelhardt, Johann Georg Veit, RGG2 3 (1958), 470. –: Protestantismus. I. Konfessionskundlich, RGG3 5 (1961), 648–661. WOLFES, MATTHIAS: Graue, Georg, BBKL 17 (2000), 487–493. –: Websky, Julius, BBKL 20 (2002), 1518–1521. WOLFF, OTTO: Die Haupttypen der neueren Lutherdeutung, Stuttgart 1938 (TSSTh; 7). WOLTERSDORF, THEODOR: Aus dem ersten Lustrum der Protestantischen Kirchenzeitung (1880), in: DERS.: Zur Geschichte und Verfassung der evangelischen Landeskirche in Preußen. Gesammelte Aufsätze, Greifswald 1891, 130–165. WÖLFEL, DIETER: Schubert, Heinrich Gotthilf, BBKL 9 (1995), 1030–1040. WYRWA, DIETMAR: Hans Lietzmanns theologisches Verständnis der Kirchengeschichte, in: BESIER, GERHARD / GESTRICH, CHRISTOF (Hg.): 450 Jahre Evangelische Theologie in Berlin, Göttingen 1989, 387–418. 

[ZARNCKE, FRIEDRICH:] Fides, Constantia, Robur. Die drei Freunde von der Rasenbank und das Denunciationsprotokoll. Ein Beitrag zu den Idealen und Irtthümern Herrn Geheimen Kirchenrath Dr. Th. Karl Hase am 4. Juni 1873 mit freudigen Glückwünschen überreicht von einem freundschaftlich Zugethanen. –: Zur 50jährigen Wiederkehr des Tages, welcher einst Karl August Hase der Universität Jena zuführte. 15. Juli 1880, Leipzig 1880. –: Aufsätze und Reden zur Cultur- und Zeitgeschichte, Leipzig 1898 (Kleine Schriften; 2). ZEEDEN, ERNST WALTER: Martin Luther und die Reformation im Urteil des deutschen Luthertums. Studien zum Selbstverständnis des lutherischen Protestantismus von Luthers Tode bis zum Beginn der Goethezeit, 2 Bde., Freiburg 1950–1952. ZELLER, EDUARD: Geschichte der deutschen Philosophie seit Leibniz, München 2 1875 (Geschichte der Wissenschaften in Deutschland; Neuere Zeit; 13). ZIEGLER, THEOBALD: Die geistigen und sozialen Strömungen Deutschlands im 19. Jahrhundert und 20. Jahrhundert, Berlin 1916. –: David Friedrich Strauß, 2 Teile, Straßburg 1908. ZILLIG, WERNER: Textsorte Rezension, in: DETERING, KLAUS u. a. (Hg.): Sprache erkennen und verstehen, Bd. 2, Tübingen 1982, 197–208. ZIMMERMANN, KARL: Ernst Zimmermann nach seinem Leben, Wirken und Charakter, Darmstadt 1833. ZITTEL, KARL: An die Mitarbeiter und Leser des ‚Sonntagabend‘, PKZ 4 (1857), Nr. 48 vom 28. November, 1149–1151. –: An die Mitarbeiter und Leser des ‚Sonntagabend‘, Sonntagabend 1 (1857), unpag. ZOVKO, JURE: Verstehen und Nichtverstehen bei Friedrich Schlegel. Zur Entstehung und Bedeutung seiner hermeneutischen Kritik, Stuttgart-Bad Cannstatt 1990 (Spekulation und Erfahrung, Abt. 2, Untersuchungen; 18). Zur Erinnerung an den Heimgang des Professors der Theologie D. Carl August von Hase, Leipzig 2 1890.

2. Sekundärliteratur

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Vorwort

Register1 Register

1. Personen 1. Personen Abel, Jakob Friedrich 153, 428 Abel, Otto 422 Achtelstetter, Karin 132, 136, 349 Adam von Bremen 87 Adam, Reinhard 202 f Albrecht, Christian 130, 194, 221, 284, 325 Alexandrine, Großherzogin von Sachsen-Coburg-Gotha 457 Alzog, Johann Baptist 156, 163, 304, 434 Ameis, Karl Friedrich 20 Ammon, Christoph Friedrich von 25 f, 34, 40, 156, 430 Andersen, Hans Christian 33, 450 Anna Amalia, Herzogin von SachsenWeimar-Eisenach 111 Annegarn, Joseph 156, 304, 434 Anselm von Canterbury 87 Anton von Sachsen, König 41 Antonius der Große 123, 143 Anz, Wilhelm 180, 325 f Apelt, Ernst Friedrich 112 Apfelstedt, Otto 468 Arendt, Hans-Jürgen 46 f Arnold, Gottfried 192 Arndt, Ernst Moritz 22, 395 Asmus, Helmut 6, 21 Athanasius 123 Augusta, Prinzessin von SachsenWeimar-Eisenach, Deutsche Kaiserin 451, 456 Augustin 87

Back, Karl 59, 419 f Baehring, Bernhard 462, 472 Baier, Alwill Hermann 432 Ballauff, Theodor 202 Bar Kochba 88 Barth, Dieter 389 Barth, Johann Ambrosius 390, 467 Barth, Ulrich 281, 284 Bassermann, Heinrich 83 Baumgarten, Marita 53, 67 Baumgarten, Otto 464 f Baumgarten, Siegmund Jakob 188 Baumgarten-Crusius, Ludwig Friedrich Otto 23, 56–60, 62, 64, 67, 69, 79, 85, 153, 161, 425, 429, 443 Baumgärtner, Paul 4, 227, 465 Bauer, Emil 457 Bauer, Joachim 455 Bauer, Karl 4, 323, 325 f, 329, 333, 390 Bauer, Wilhelm 370 Baur, Albert 382, 463 Baur, August 376 f, 442, 471 Baur, Ferdinand Christian 2, 36, 89, 92, 99, 123, 126, 193, 195, 219, 233, 236 f, 241, 243, 283, 287, 294, 296 f, 310 f, 323–342, 359, 361, 363, 404, 407 f, 469, 471 Bautz, Friedrich Wilhelm 5, 49, 122 Bechstein, Ludwig 395 Beck, August 424 Beck, Christian Daniel 19, 41 Beckers, Hubert Karl Philipp 422 Beckh, Heinrich 472

1 Die Register erstrecken sich auf den gesamten Text und die zugehörigen Fußnoten sowie die Abschnitte Quellen (1.) und Bibliographie der Sekundärliteratur (2.1.2) des Literaturverzeichnisses.

512 Behler, Ernst 235 Behr, Ernst 464 Below, Georg von 175 Benrath, Gustav Adolf 190, 192, 195, 204 Bertholdt, Johann Leonhard 26, 29 Berthoud, Charles 447 Bertuch, Friedrich Justin 155 Besier, Gerhard 342 Beß, Bernhard 369, 445 Bestmann, Hugo Johann 363–365, 442 Bettelheim, Anton 143 f Beutel, Albrecht 1, 169, 174, 191 f Beyreuther, Erich 5 Beyschlag, Willibald 372, 403, 464 Bienemann, Friedrich 444 Biedermann, Karl 109, 159, 163, 279, 438 Bienert, Wolfgang 1, 187 Billroth, Gustav Friedrich 47 Birkner, Hans-Joachim 7, 39, 264, 271, 283, 304 Blanckmeister, Franz 17 f, 23 f, 40, 42, 48, 65, 83, 149, 228, 366, 368 f, 378 f, 395, 411, 448–451, 468 Blanke, Horst Walter 169–174, 188 Blasche, Siegfried 224 Blecher, Jens 18 Blumenthal, Charles E. 447 f Bödeker, Hans Erich 171–174, 176 Böhme, Ernst 464, 471 Böhme, Jakob 302 Böhme, Richard 465 Böhringer, Paul 227, 368, 442, 444 f Börner, Carl Gustav 418 Boisserée, Johann Sulpiz 37 Bonifatius 123, 143 f Bonwetsch, Nathanael 92, 311 f Bornkamm, Heinrich 281–283 Braasch, August Heinrich 110, 145, 397, 442, 464, 470 f Brechenmacher, Josef Karlmann 265 Brennecke, Hanns Christoph 26 f, 197 Bretschneider, Karl Gottlieb 395, 468 Brocke, Bernhard vom 84 Brockhaus, Hermann 311 Bruchmüller, Wilhelm 6, 22, 24, 41 Bruckner, Albert 94, 445, 471 Bubner, Rüdiger 327 Budde, Karl 157

Register Bürkner, Richard 5 f, 137, 464, 468, 471 Bultmann, Rudolf 148 Bunsen, Christian Carl Josias Freiherr von 48, 87, 149, 151, 159, 436 f Buschmann, Nikolaus 130 Burke, Edmund 178 Bursian, Conrad 107 Calvin, Johannes 293 Carl Alexander, Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach 80, 83, 98, 112–114, 223, 248, 291, 423–426, 457 Carl August, (Groß-)Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach 53, 112 Carl Friedrich, Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach 53, 55, 60, 98 Carl von Steinbach (Pseudonym für Karl Hase) 124, 128, 135, 139, 151, 158, 164, 429, 435–438 Cassirer, Ernst 169, 177, 183 Cauer, Carl 457 Chastel, Etienne 151, 159, 438 Chavin, François Emil de Malan 159, 259, 437 Chladenius, Johann Martin 172 Christlieb, Max 350 Christophersen, Alf 30, 133 Chroust, Anton 27 Clarke, James Freeman 447 Clarus, Ludwig 386 Cloß, Karl August 154, 434 Conrad, Ruth 350 Conze, Werner 387 Cosmann, Peggy 300, 306 Cottendorf, Johann Friedrich Cotta von 38, 421 Coutandin, Wilhelm 465 Cramer, Ludwig Dankegott 18 Credner, Carl August 57, 348 Czok, Karl 16 f Dahlmann, Friedrich Christoph 68, 178 Dahn, Felix 396, 470 Dahn, Therese 396 Dannecker, Johann Heinrich 37 Danz, Johann Traugott Leberecht 53 f, 56–60, 62, 72, 74, 79, 91, 230, 313, 395, 419, 424

1. Personen Dante Alighieri 293 Daub, Carl 338 Dell, August 101 Desjardins, Abel 159, 259, 437 Detering, Klaus 147 Deuerlein, Ernst 25, 34 Dicke, Klaus 455 Diehl, Wilhelm 132 Dienemann, Carl 45 Diestel, Ludwig 422 Döllinger, Ignaz von 422 Domrich, Helene (geb. Hase) 450, 457 Dorfmüller, Karl Friedrich 32 Dorner, Issak August 141, 471 Dotterweich, Volker 182 Dove, Alfred 16, 111 Dreher, Matthias 148 Drehsen, Volker 121, 283 f Droysen, Johann Gustav 112, 184–186, 198, 253 Ebeling, Gerhard 195 Ebersbach, Volker 53 Ebrard, Johann Heinrich August 196 Echtermeyer, Theodor 395 Echternkamp, Jörg 307 Eckermann, Johann Paul 395 Ehlers, Rudolf 471 Eichner, Hans 233 Eichstädt, Heinrich Karl Abraham 54, 419 Einem, Johann August Christoph von 190 Einhart 87 Eisele 464 Elert, Werner 241, 405, 411 Elisabeth, Prinzessin von SachsenAltenburg 457 Elmgren, Sven Gabriel 447 Eltester, Heinrich 135, 141, 348 Engelhardt, Johann Georg Veit 25–29, 34, 51, 76, 90, 93, 131, 391, 393, 473 Engelhardt, Ulrich 387 Erasmus von Rotterdam, Desiderius 123, 144 Erben, Wilhelm 84 Erdmann, Eduard 430 Erhardt, Christoph 44, 422 Ernst II., Herzog von Sachsen-CoburgGotha 418, 457

513

Ernesti, Johann August 23 Ersch, Johann Samuel 311 Estermann, Alfred 446 Estermann, Monika 397 Eulenburg, Franz 90 Eusebius von Caeserea 101 Ewald, Heinrich 340, 466 Fallersleben, Heinrich Hoffmann von 395 Farkas, Jósef 447 Faulenbach, Bernd 181 Fausel, Heinrich 342 Fechner, Gustav Theodor 46 f, 395 Feilmoser, Andreas Benedict 38, 442 Feyl, Othmar 20 Fellbaum, Aaron 202 Fichte, Immanuel Hermann 232 Fichte, Johann Gottlieb 21 f, 118, 126, 179, 232, 262, 302 Fick, Monika 170 Ficker, Gerhard 101, 445 Ficker, Johannes 472 Fischer, Ernst 148 Fischer, Hermann 264, 283, 304 Fischer, Kuno 110, 419 Flacius Illyricus, Matthias 101, 192, 231 Fläschendräger, Werner 6 Fleck, Ferdinand Florens 42, 153 f, 427, 431, 434 Fleischer, Dirk 170–174, 188–193 Flitner, Andreas 183 Flobert, Antoine 447 Florencourt, Franz von 472 Flückiger, Felix 180, 325 f Foerster, Erich 368, 465 Förster, Erich 202 Förster, Franz Theodor 372, 441 Förster, Karl August 39 Förster, Wolfgang 176 Frank, Gustav Wilhelm 3–5, 36 f, 65, 67, 83, 93, 151, 159, 161, 164, 197, 230, 239, 285, 287, 316, 338, 340 f, 360, 437 f, 440, 443, 453 f, 468 Franken, Else 465 Franz von Assisi 115 f, 126, 229, 257, 259 f, 262 f, 276, 426 Friedrich, Herzog von SachsenAltenburg 55

514 Friedrich Wilhelm III., König von Preußen 44, 417 Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen 268 Fries, Heinrich 323 Fries, Jakob Friedrich 21, 53, 302, 323 Friese, August Robert 43, 419 Frohschammer, Jakob 422 Frommanshausen, Albrecht Vogel von 423 Froriep, Robert 422 f Fuchs, Walther Peter 182 Funke, Georg 354, 359 f, 432 Fürstenstein, Adolph Karl Alexander Alexis le Camus Graf von 456 Füssl, Wilhelm 27 Fuß, Günther 7, 69, 201, 206, 229, 236, 238 Gabler, Johann Philipp 40 Gaedechens, Rudolf 110 Gall, Lothar 265 Gaß, Wilhelm 363, 385, 440, 443 Gatterer, Johann Christoph 172 Gaus, Detlef 106 Gebhardt, Hermann 350 Gebser, August Rudolf 57, 421 Geck, Albrecht 49 Geffcken, Johannes 159, 437 Geiger, Wolfgang 325 Gelzer, Johann Heinrich 141 Georgii, Ludwig Johann Christian 433 Gerber, Simon 205 Gerber, Stefan 46, 53, 80 Gerlach, Ernst Ludwig von 384 f Gerlach, Jakob von 385 Gerok, Karl 396, 422 Gesenius, Heinrich Friedrich 50 Gfrörer, August Friedrich 328 Giel, Klaus 183 Gieseler, Johann Karl Ludwig 2, 5, 28, 91, 93 f, 123, 133, 154, 163 f, 205, 207, 230, 243, 296, 310–323, 328, 341 f, 351–354, 391, 393, 395, 406, 418, 430 Gille, Karl 423 Goethe, Johann Wolfgang von 112, 201, 230, 282, 293, 356, 368 f, 406 Göttling, Carl Wilhelm 107 f, 112

Register Goldhorn, David Johannes Heinrich 18, 50, 54 Goldhorn, Johann David 18 Gotthelf, Jeremias 88 Graf, Andreas 388 f Graf, Friedrich Wilhelm 9, 45, 122, 130, 148 f, 178, 264, 323, 329, 387, 393, 397, 400 Graf, Karl Heinrich 157, 161 Gramley, Hedda 307, 336 Grass, Hans 264 Graue, Georg 87, 380 Greiling, Werner 106 Gregor VII., Papst 104, 251, 256 Gregorovius, Ferdinand 89, 422 Grimm, Jakob 395 Grimm, Wilhelm 395 Gross, Mirjana 168, 170–174, 176, 178, 185 Gruber, Johann Gottfried 311 Grünberg, Paul 379, 472 Grünberg, Reinhold 144 Grüneisen, Karl 88, 421 Günther, August Friedrich 424 Günther, Johannes 419 Guericke, Heinrich Ernst Ferdinand 94, 156, 163, 304, 353, 362, 433, 436, 441, 467 Hacke 74 Haeckel, Ernst 374 Haefs, Wilhelm 148 Härtel, Hermann 46 f, 271, 419, 454 Härtel, Raymund 455 Hagenbach, Karl Rudolph 89, 141, 427 f Hahn, August 45, 159, 438 Hahn, Hans-Werner 106 Hahn, Karl-Heinz 325 Hahne, Konrad 456 Halm, Karl 421 Haltaus, Karl 145, 395, 426, 433 Hamberger, Julius 29 Hamm, Berndt 281 Hand, Ferdinand Gotthelf 60, 420, 425 Hase, Arnim 42 Hase, Clara 457 Hase, Emilie 450 Hase, Ernestine 450 Hase, Franz 23, 417

1. Personen Hase, Helene (s. Domrich, Helene) Hase, Hellmuth von 94 Hase, Karl Alfred von 2, 15, 18, 21, 23, 37, 72, 93, 108, 184, 209, 213, 217, 223, 257, 265, 276 f, 313, 356, 404, 418, 443, 448, 453–459 Hase, Karl Friedrich 18 Hase, Karl Benedikt 23, 31–33, 422 f Hase, Karoline 449 f Hase, Oskar von 4, 18, 68, 77, 102 f, 125, 129, 143, 159, 233, 261, 264, 271, 293, 339, 396, 443 f, 446 f, 453– 455, 458 f Hase, Pauline von, geb. Härtel 18, 46, 68, 77, 129, 448–457 Hase, Wilhelmine 449 Hase-Salto, Maria Aurora von 6, 271, 446 Hasse, Friedrich Rudolf 237, 327, 359 f, 430 Hardtwig, Wolfgang 171, 185 Harms, Wolfgang 147 Harnack, Adolf von 104, 196, 284, 369– 371, 444, 472 Harnack, Theodosius 197 Harries, Dietrich 363, 389, 439 Hartenstein, Emil Reinhold 73, 425 Hartung, Joachim 455 Hauck, Albert 196 Hauff, Gustav 440 Hauff, Wilhelm 37 Haupt, Herman 6, 22, 445, 457, 463, 472 Hauschild, Wolf-Dieter 101 Hausrath, Adolf 66, 390, 442, 470 Haussleiter, Johannes 324 Haym, Rudolf 39, 390 f, 418 Haymerle, Franz 84 Hefele, Carl Joseph von 88, 160, 163, 273 f, 431, 441 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 12, 23, 133, 158, 179 f, 182 f, 186, 195, 233, 236, 241, 247, 254, 282, 302, 310, 324, 327, 333, 337 f, 340 f, 359–361, 364, 406, 407 Hegler, Alfred 446, 471 f Heimbach-Zernitz 467 Hein, Martin 25 f Heinroth, Johann Christian August 19 Heise, Wolfgang 201

515

Hengstenberg, Ernst Wilhelm 130, 132, 138, 161, 342, 348, 361, 363, 365, 367, 379, 436, 466 Henke, Ernst Ludwig Theodor 57 Henke, Heinrich Philipp Konrad 101, 341 Hennig, Karl 16 Henschel, Hugo 104 Herbart, Johann Friedrich 302 Herbst, Ferdinand (Ignaz) 153 f, 273, 428 f Herbst, Magdalena (geb. Schulz) 6, 10, 55, 270–272, 277, 316 Herder, Johann Gottfried 30, 37, 39, 54, 88, 168, 175–177, 202 f, 207, 216, 224, 237, 241, 253 Hermann, Gottfried 20 Hermelink, Heinrich 101 Herms, Eilert 8, 239, 405 Herzog, Johannes 27 Hesekiel, Johannes 384 Hess, Wilhelm 29 Heusinger, Georg 439 Heussi, Karl 6 f, 40, 46, 50, 55, 57, 62, 64–68, 168, 193, 245, 377 Hester, Carl E. 323 Hettling, Manfred 394 Heyer, Friedrich 267 Hilgenfeld, Adolf 68, 340, 440, 473 Hilgenfeld, Johann Christoph 68 Hinderer, August 350 Hinrichs, Carl 182 Hinstorff, Dethloff Carl 129 Hinz, Erwin 176 Hirsch, Emanuel 189, 192 Hodes, Martin 32 Höfling, Johann Wilhelm Friedrich 32 Hoffmann, Andreas Gottlieb 40, 56–63, 65, 72 f, 85 f, 107–109, 419, 424 Hoffmann, Carl 342 Hoffmann, Ludwig Friedrich Wilhelm 310, 342–345, 407, 468 Hofmann, Friedrich von 418 Hofmeister, Eberhardt 135 Hölscher, Lucian 387 Höpfner, Ernst Friedrich 42, 45 Hohenlohe-Schillingsfürst, Gustav Adolf Prinz zu 273, 456 Hohlwein, Hans 132

516 Holtzmann, Heinrich Julius 79, 157, 390, 394, 441 f, 445, 468 Hornig, Gottfried 191 f, 205 Hoßbach, Theodor 138 Hübinger, Gangolf 349 Hübner, Rudolf 184 Humboldt, Alexander von 395 Humboldt, Wilhelm von 183, 185 f, 235 Hume, David 169, 319 Hundinger, Georg 9–11, 199, 207, 219, 226, 228, 234, 237, 243 f, 248, 251, 405, 471 Hus, Jan 288 Iggers, Georg G. 168, 171, 173, 176, 186 Innozenz III., Papst 95 Jackson, A. W. 447 Jackson, W. W. 447 Jacobi, Friedrich Heinrich 21, 302 Jacobson, Heinrich Friedrich 433 Jaeger, Bernd 3, 5, 8 f, 44–48, 50, 62, 67, 69, 99, 128, 142, 157, 178, 199 f, 207, 210 f, 213–218, 222, 228, 237– 240, 242, 245, 329, 405, 408, 426, 448–450, 453 Jaeger, Friedrich 168–179, 182–185 Jäger, Georg 20, 388 Jamme, Christoph 158 János, Hegedťs 447 Jantsch, Johanna 104, 370 Jean Paul 21 Jedin, Hubert 162, 452 Jena, Detlef 53, 110–113 Jeismann, Karl-Ernst 20, 106, 387 f Jocham, Magnus 154, 434 Johanna von Orleans (Jeanne d’Arc) 88, 115, 126 f, 247, 259, 262 f, 426 Jonas, Ludwig 135 f Jordan, Hermann 27 f Jordan, Stefan 189 Jülicher, Adolf 374, 444 f Jüngel, Eberhard 327 Junghans, Helmar 46 Jursch, Hanna 6, 205, 271 Käbisch, David 82, 85 Kähler, A. 467 Kämmel, Heinrich 382, 435

Register Kaerst, Julius 176, 201 Kahnis, Karl Friedrich August 89, 315, 349, 432, 467 Kaiser, Gerhard R. 156 Kaiser, Gottlieb Philipp Christian 26 Kaiser, Jochen-Christoph 1, 196, 408 Kalckreuth, Pauline von 457 Kalckreuth, Stanislaus Graf von 457 Kanne, Johann Arnold 27 Kant, Immanuel 17, 21 f, 24, 202, 302, 325 Kantzenbach, Friedrich Wilhelm 25–27, 29 f, 130, 132, 136 Kappstein, Theodor 66, 330 Karl der Große 95, 192, 336 Karl Lossius (Pseudonym für Karl Hase) 429 Katharina von Siena 116, 120, 251, 256– 259, 276, 357 f, 362, 469 Kattenbusch, Ferdinand 133 Katzer, Ernst 403, 465 Kauffmann, Gerhard 350 Kaufmann, Thomas 281 Kaulbach, Wilhelm von 290 f Keßler, Traugott 12 Kind, Carl Theodor 153, 429 Kinzig, Wolfram 1 Kippenberg, Otto 349 Kirchhof, Tobias 332, 400 Kirchner, Joachim 133, 138, 141, 152, 155, 158, 160, 349, 389 f Kirn, Hans-Martin 35 Kirn, Otto 16 f, 42 Kißling, Johannes Baptist 386 Kitt, Heinrich 464 Klette, Anton 160 Kliefoth, Theodor 129, 361, 364, 384 Klopstock, Friedrich Gottlieb 19 Klotz, Christian Adolph 224 Klüpfel, Karl 36, 65 Knebel, Carl Ludwig von 282 Knudsen, Jonathan B. 171, 173, 176 Koch, Hermann 401, 467 Koch, Herbert 53 Kocka, Jürgen 387 Koechly, Hermann 20 Koehler, Karl 368, 441 Kögel, Gottfried 380 Kögel, Rudolf 342, 380 Köhler, Hermann Otto 438

1. Personen Köhler, Johannes 201 Köhler, Oskar 11 König, Heinrich 154, 429 König, Karl 464 Könnecke, Gustav 373 Köpf, Ulrich 323, 325 Köstlin, Heinrich Adolf 88 Köstlin, Julius 68 Kohlhaas, Hans-Peter 172 Kohls, Ernst-Wilhelm 195 Kohlschmidt, Oscar 444 f Kolb, Gustav Adolf 38 Kolde, Theodor 25–27, 31, 35, 445 Konstantin 95, 191 f, 244, 287 Konersmann, Ralf 224 Koselleck, Reinhart 171, 190, 387 Krabbe, Otto Karsten 349, 365, 431 Kräuter, Friedrich Theodor David 157, 419, 422 f Krafft, Johann Christian Gottlieb 26, 30 Kranepuhl, Peter 21 Kraus, Ernst Christian Friedrich 421 Kraus, Franz Xaver 143 Krause, Heinrich 135, 137 f, 350, 356, 389, 417, 436, 439 Krause, Konrad 19 Krell, Nikolaus 88, 116, 142, 220, 256, 293–295, 300 Kretschman, Lily von 53, 108 f, 111 f, 114, 143 Kretschmar, Georg 323 Kriebitz, W. 419 Krug, Traugott Wilhelm 17, 19, 21 Krüger, Gustav (Wien) 4 f, 10 f, 48, 70, 92, 96 f, 100 f, 103 f, 109, 116, 138, 160 f, 200, 229 f, 237, 250, 256, 270, 315, 322, 368 f, 378, 380, 411, 441, 443, 445 f, 464 f, 470 Krüger, Gustav (Schenkenberg bei Delitzsch) 144, 433 Kühn, Katarina 55, 72 Küttler, Wolfgang 168, 245 Kuhlemann, Frank-Michael 393 f Kuhn, Thomas K. 132 Kulk, T. C. van der 447 Kuntze, Johannes Emil 47 Kurtz, Johann Heinrich 92 Kyriakos, Diomedes 355 f, 456, 467, 470

517

Lagarde, Paul de 418, 424 Lange, Johann Lobegott Ferdinand 57, 74, 153, 429 Langen, Joseph 441 Langenn, Friedrich Albert von 156, 287, 434 Lamb, Carl 10 f, 122, 227 f, 239 f, 242, 250, 464 Lau, Franz 16 Laubmann, Georg von 32 Laup, Hermann 38, 422 Lick, Theodor 159 Liebig, Heinz 7, 39, 271 Liebing, Heinz 324 Liliencron, Rochus Freiherr von 112, 143 f Lipsius, Richard Adelbert 4, 68, 142, 311, 357, 369, 402, 442, 464, 467, 469 f Listow, Anders Laurits Carl 446 Liszt, Franz 393, 423 Leese, Kurt 282, 295, 406 Leibniz, Gottfried Wilhelm 201, 302 Lennhoff, Eugen 45 Lénström, Carl Julius 446 Leppin, Volker 1, 191, 281 Leonhardt, Hans Erwin 24 Lerche, Otto 16 Lessing, Gotthold Ephraim 45, 88, 116, 170, 216, 278, 282, 302, 391, 394 Leyh, Peter 184 Leyser, Jakob Anton 394, 438 Ljungdahl, S. L. 446 Locherer, Johann Nepumuk 430 Lobstein, Paul 205 Löffler, Ulrich 175 Löher, Franz 88, 291 Loȍn, August von Loesche, Georg 83, 368–370, 445 f, 466, 472 Loewenich, Walther von 281–284 Loofs, Friedrich 371, 382, 389, 444, 465 Lorck, Carl Berendt 96 Lorenz, Erich 347 Lucke, Hans 111 Lücke, Gottfried Christian Friedrich 45 Lücke, Friedrich 133 Lüdemann, Hermann 357, 393, 442, 463, 470–472 Ludewig, Friedrich August 154, 430

518 Ludwig, Christoph Friedrich Wilhelm 377 Lundgreen, Peter 20, 106, 387 f, 393 f Luthardt, Christoph Ernst 361, 363, 367, 402, 452, 469 Luther, Martin 105, 161, 192, 282–284, 288, 290–294, 304 Macchiavelli, Niccolò 21, 319 Manchot, Carl Hermann 378 Marheineke, Philipp Konrad 23, 328, 338, 359 Maria Pawlowna, Großherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach 98, 110– 112, 114–116, 157 Markschies, Christoph 197 Martensen, Hans Lassen 356 Martino, Alberto 20 Mataja, Victor 21 Matuschek, Stefan 148 Mauke, Friedrich 421 Maurer, Wilhelm 101, 195, 202 f, 281, 285 McClelland, Charles E. 91 Meckenstock, Günter 232 Meder, Stephan 325 Mehlhausen, Joachim 136, 168, 171 Mehlhorn, Paul 231, 379, 445, 470 f Mehnert, Gottfried 130, 132, 135–138, 141, 152, 342 Meier-Reutti, Gerhard 132, 349 Meijering, Eginhard Peter 324 Meinecke, Friedrich 11, 176 Meinhold, Peter 12, 205, 233, 241, 245, 337 f, 350 Meischner-Metge, Anneros 47 Melanchthon, Philipp 144, 293 Menke-Schwinghammer, Annemarie 291 Merkel, Franz Rudolf 30 Mesch, Walter 327 Meuß, Eduard 467 Meyer, Ahlrich 202 Meyer, Johann Andreas Georg 430 Mezger, Georg Caspar 32 Michel, Karl Markus 233 Michelangelo Caetani, Herzog von Sermoneta 113, 426 Mildenberger, Friedrich 131, 133 f, 142, 158

Register Mildenberger, Margarete 155 f Millar, John 169 Milton, John 19 Mirbt, Ernst Siegmund 112 Mix, York-Gothart 148 Möhler, Johann Adam 273, 332 Moeller, Bernd 189, 281 Mohl, Robert von 422 Möller, Ernst Wilhelm 241, 367 f, 441 f, 444 Möller, Johann Heinrich 424 Møller, Peder Ludvig 446 Moldenhauer, Eva 233 Moltke, Helmuth Karl Bernhard von 385 Mommsen, Theodor 417 Mörike, Eduard 395 Morin, Frédéric 159, 259, 437 Moritz, Hermann 423 Morus, Samuel Friedrich Nathanael 23 Mosen, Gustav 438 Mosheim, Johann Lorenz von 188–190, 192, 341 Motte Fouqué, Karl Friedrich Baron de la 395 Motz, Philipp von 53 Mücke, August 207 Mühlenberg, Ekkehart 189 Müller, Gerhard 195 Müller, Hans Martin 122 Müller, Johannes 425 Müller, Karl 196 Müller, Klaus W. 148 Müller, Matthias 55, 72 Müller, Paul 423 Müller, Sven Oliver 307 Müller, Wolfgang Erich 155 Münscher, Wilhelm 28 f, 76, 90 f, 319 Mulert, Hermann 210 Mulsow, Martin 189 Muhlack, Ulrich 173, 176 Navarro-Pérez, Jorge 186 Neander, August 134, 154, 158, 162 f, 193, 195, 237, 243 f, 253, 320, 322, 328, 353, 363, 372, 432 f Neander, Daniel Amadeus Gottlieb 44, 47, 50, 72 Nees, Christian 400 Neudecker, Christian 435

1. Personen Neuhaus, Helmut 27, 197 Neumeister, Annemarie 203 Neuper, Horst 55, 72 Neuser, Wilhelm 26 Niebuhr, Barthold Georg 323 Niedner, Carl 20, 46 Niedner, Christian Wilhelm 42, 46, 49, 92, 328 Niemeyer, August Hermann 311 Niemeyer, Hermann Agathon 55, 57 Nietzsche, Elisabeth 374 Nietzsche, Friedrich 374 Nigg, Walter 11, 22, 52, 190, 240 f, 246, 257, 276, 350, 405 Nipperdey, Thomas 90, 96, 175, 265, 347, 287, 393 Nippold, Friedrich 3 f, 66, 89, 340, 355, 369, 410, 442, 470 f Nitzsch, Karl Immanuel 133 f, 141 Nosske, Hermann 465 Nowak, Kurt 1 f, 9, 106, 196 f, 239, 245, 370, 408 Obenaus, Sybille 155 f, 158 Oberthür, Franz 154, 430 Oellers, Norbert 327 Oexle, Otto Gerhard 169, 181, 197 Øhlenschlæger, F. 447 Ohst, Martin 283, 311 Oort, Johannes von 197 Orphal, Horst 47 Osiander, Christian Friedrich 38 Osten, Jenny von der 95, 448, 458 f Osthövener, Claus-Dieter 284 Otto, Johann Karl Theodor Ritter von 74 Overbeck, Franz 394, 417, 439 Pältz, Eberhard Hermann 8, 12, 46, 235, 237 f Palmer, Christian 441 Pandel, Hans-Jürgen 173 Pápay, Gyula 91 Patsch, Hermann 46, 66, 229 Paulsen, Friedrich 20, 71, 84 f, 91 Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob 41, 418 f Pautler, Stefan 284 Peiter, Hermann 210 f, 301 Pelikan, Jaroslav 101

519

Pellatz, Susanne 388 f Pelt, Ludwig 435 Perrens, François Tommy 159, 259, 437 Peter, Nikolaus 394 Petersen, Johann Christoph August 471 Petersen, L. G. 447 Pfisterer, Hans 133 Pfleiderer, Georg 342 Pfleiderer, Otto 138, 142, 358, 469 Piccolomini, Äneas Silvius (Pius II., Papst) 117, 120, 140, 256, 287, 441 Pierer, Heinrich August 398 Pierson, Allard 447 Piper, Ferdinand Karl Wilhelm 145, 441, 466 Pindar 20 Planck, Gottlieb Jacob 101, 189, 257, 341 Platen, August Graf von 32 Platz 438 Plitt, Gustav Leopold 27, 197 Pöhlmann, Matthias 132, 349 Pölcher, Helmut 66, 68 Pölitz, Karl Heinrich Ludwig 21 f, 188 Pöthe, Angelika 53, 83, 98, 112 f Polybius 173 Posner, Oskar 45 Preller, Ludwig 422 f Preuschen, Erwin 101, 390, 446 Preyer, William Thierry 417 Prutz, Robert Eduard 421 Pyl, Theodor 418 Rade, Martin 83, 104, 250, 362, 370, 465 Radowitz, Joseph von 426 Ranke, Leopold von 16, 19 f, 22, 49, 88, 111, 144, 182–186, 242, 253, 369 f, 385, 391, 395, 417 Ranke, Otto von 46, 342 Rarisch, Ilsedore 91, 94, 148 Rathje, Johannes 83, 362 Ratzeberger, Simon d. J. 428 Rau, Carl David Heinrich 29 Raumer, Friedrich Ludwig Georg 28 Reck, Hartmut 111 Redepenning, Ernst Rudolf 205, 311 Rehnisch, Eduard 47, 418 Reill, Peter Hanns 170–174, 191 Reinecke, Carl 396, 443

520 Reinkens, Joseph Hubert 88 Reinthaler, Karl 228, 382, 465 Reinthaler, Paul 84 Reimer, Georg Ernst 137 Rendtorff, Trutz 284 Rettberg, Friedrich Wilhelm 154, 163, 260, 431 Reumont, Alfred von 417 Reusch, Franz Heinrich 363, 440 Reuss, Eduard 66, 157, 161 f, 450 f, 453 f, 456 f Reuss, Heinrich 465 Reuter, Fritz 129 Reuter, Hermann 89 Reventlow, Henning Graf 324, 331 Rheinwald, Georg Friedrich Heinrich 382 Richard, August Victor 116 Riehl, Wilhelm Heinrich 374 f Ries, Klaus 106, 184 Ringleben, Joachim 8, 239, 405 Ritschl, Albrecht 357, 371, 436, 466, 472 Röhr, Johann Friedrich 5, 54 f, 77, 80, 82, 123, 134, 154 f, 207, 253, 315 f, 318, 320 f, 348, 351 f, 354, 405, 430, 449 Röhrig, Paul 388 Rössler, Dietrich 129, 194 Rössler, Martin 235 Rogge, Joachim 136 Rohde, Franz 379 f Rohlfs, Gerhard 418 Roloff, Ernst August 472 Rothe, Richard 89, 197, 278, 283 Ruddies, Hartmut 264 Rudelbach, Andreas Gottlob 362, 364, 366, 434–436 Ruhbach, Gerhard 136 Rückert, Hanns 196 Rückert, Leopold Immanuel 86, 350, 438 Rüsen, Jörn 168–179, 181–186, 188, 198, 245 Ruge, Arnold 359 Rupp, Julius 139, 266 f, 437 Sachs, Hans 278 Safranski, Rüdiger 177 Sandberg, Anders 446

Register Savigny, Friedrich Karl von 178 Savonarola, Girolamo 114, 126 f, 145, 262 f, 278, 287 f, 439, 441 Schade, Oskar 417 Schanz, Paul von 471 Scheel, Otto 281 Scheerer, Eckart 202 Scheffler, Ludwig von 32 Schelander, Robert 85 Scheliha, Arnulf von 284 Schellborn, Hildebert 419 Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph 8, 21, 26 f, 30–34, 37, 52, 103, 179 f, 195, 202, 211, 253 f, 302, 323 f, 341, 357, 361, 399, 406 Schenkel, Daniel 142, 197, 349, 363, 440 Schieder, Wolfgang 265 Schiller, Friedrich 88, 293, 325, 327 Schilson, Arno 170 Schlawe, Fritz 158 Schlegel, Friedrich 233, 235 Schleiden, Matthias Jacob 112 Schleier, Hans 245 Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst 8, 17, 23, 34, 36–38, 43 f, 52, 133, 136, 139, 195, 205, 210 f, 229, 232, 235, 237, 241, 249, 253, 271, 283, 296, 301, 323, 341, 357, 359, 399, 406, 436 Schlösser, Anselm 240 Schmid, Dirk 205, 229 Schmid, Johann Heinrich Theodor 57 Schmid, Heinrich 197 Schmidgall, Georg 396 Schmidt, Christoph Hermann 471 Schmidt, Johann Ernst Christian 91, 154, 240, 260, 431 Schmidt, Martin 4, 264, 350, 411 Schmidt, Paul Wilhelm 470 Schmidt, Woldemar 18 Schmidt-Funke, Julia A. 155 Schmieder, Heinrich Eduard 159, 259, 437 Schmithals, Walter 331 Schmitt, Axel 170 Schnabel, Franz 405, 410 Schnabel, Gottlob Heinrich 419 Schneider, Ernst 331 Schnädelbach, Herbert 168, 178 f, 338

1. Personen Schönert, Jörg 20 Schöpff, Friedrich Wilhelm 159, 259, 437 Schoeps, Hans-Joachim 224 Scholder, Klaus 7, 39, 271 f, 283, 300, 307, 311, 323 f Scholtz, Gunter 188 Schopenhauer, Adele 417, 424 Schopenhauer, Arthur 302 Schorn, Adelheid von 111 Schorn, Theodor 446 Schott, Heinrich August 56–64, 426 Schott, Wilhelm 464 Schrader, Eberhard 142 Schramm, Johann Heinrich 418 Schramm, Karl 88 Schröckh, Johann Matthias 48 f, 57, 90, 101, 188–193, 319 Schröder, Markus 284 Schröter, Manfred 180, 324 Schubert, Gotthilf Heinrich 27, 29–32, 40, 180, 209, 211, 395, 418 Schubert, Hans von 367–369, 445 Schubring, Wilhelm 349 Schütz, Christian Gottfried 155 f Schuler, Theophil 153, 427 f Schueler, Gottlieb Christian 108 Schulin, Ernst 168, 177, 245 Schultze, Victor 445, 472 Schulz, Christiane 17, 47–49, 72 Schulz, David 154, 430 Schulz, Gerhard 39 Schulz, Hartmut H. R. 155 Schulz, Magdalena (s. Herbst, Magdalena) Schulze, Johannes 422 Schwab, Gustav 395 Schwab, Moritz 378 Schwaiger, Georg 264 Schwarz, Friedrich Heinrich Christian 417 Schwarz, Johann Karl Eduard 57, 112, 157, 197, 250, 274, 432, 434 f Schwarz, Karl Heinrich Wilhelm 88, 135, 322, 331 f, 337, 357 f, 464, 469 Schwarz, Theodor 153, 427 Schwegler, Albert 339 Schweitzer, Albert 7 Schweitzer, Christian Wilhelm 55 f, 111, 118, 266, 422

521

Schwinges, Rainer Christoph 84 Scipio, Konrad 427 Scriba, Heinrich Eduard 132 Seckendorf, Veit Ludwig von 281 Seebeck, Karl Julius Moritz 80, 112 f Sepp, Christiaan 447 Seifert, Siegfried 156 Seiler, Georg Friedrich 25 Semler, Johann Salomo 188–192, 205, 341 Shakespeare, William 239 f Sieber, Eberhard 265 Siebert, August Friedrich 420 Sieburger 266, 469 Sievers, Eduard 159 Singer, Heinrich 400–402, 467 Smith, Adam 169 Sommer, Andreas Urs 192 Sophie, Großherzogin von SachsenWeimar-Eisenach 282, 423, 457 Soret, Frédéric 112 Spaeth, Hermann 135 Spinoza, Baruch 38 Spittler, Ludwig Timotheus 5, 101, 188, 193, 237, 257, 338, 341 Stadelmann, Rudolf 176, 201 f Stahl, Friedrich Julius 32 Stark, Karl Bernhard 115 Staudenmaier, Franz Anton 430 f Stäudlin, Carl Friedrich 49, 57, 153, 188, 193, 319, 428 Stemler, Georg Wilhelm 447 Stephan, Horst 16–18, 101, 169, 177, 201 f, 241, 281, 350, 411 Steude, Ernst Gustav 471 Stickel, Johann Gustav 57 Stier, Adolf 107 Stieren, Adolf 74 Sträter, Udo 191 Strauß, David Friedrich 36, 96, 140, 158, 408, 440, 424 Streane, Annesley William 448 Strebel, Johann Valentin 32 Strecker, Georg 1, 187 Stroßmayer, Josip Jurai 276 Stöcker, Adolf 372, 383 Stöve, Eckehart 1, 350 Stolleis, Michael 178 Storr, Gottlieb Christian 35 Stoy, Karl Volkmar 107, 109

522 Suphan, Bernhard 176 Sydow, Karl Leopold Adolf 135–137 Szimonidesz, Lajos 465 Tertullian 87 Teupser, Werner 47, 271 Teutsch, Friedrich 470 Tieck, Agnes 39 Tieck, Johann Ludwig 39, 119, 277 Tillich, Paul 285 Tilliette, Xavier 26, 32 Titius, Arthur 380 Theile, Karl Gottlob 42 Theiner, Augustin 138, 160, 162, 274, 436, 441, 452 Thiele, Heinrich August Ludwig 160, 441 Tholuck, Friedrich August 8, 46–48, 89, 349, 421, 448–450 Thoma, Albrecht 396, 470 Thomasius, Gottfried 27 Tischendorf, Constantin Lobegott Friedrich 421 Tittmann, Johann August Heinrich 17 f Traulsen, Hans-Friedrich 283 Treitschke, Heinrich von 374, 385 Troeltsch, Ernst 148, 186 f, 282, 284, 296 Tschackert, Paul 92, 445, 468 Twesten, August Detlef Christian 8, 48, 50, 64, 90, 134, 157, 448–450, 453, 472 Tzschirner, Heinrich Gottlieb 17 f, 23, 44, 47–50, 67, 72, 443 Tzschirner, Paul Martin 17, 46 Uhlhorn, Gerhard 237, 336 Unger 437 Ungern-Sternberg, Wolfgang von 388 f, 396 Ullmann, Carl Christian 50, 133, 135, 141, 288, 315, 330 f, 418 f Veeck, Otto 464 Vierhaus, Rudolf 170, 173, 181–183, 265 Viktor Emmanuel II., König von Italien 124, 269 Vincent, Jean M. 66, 157, 161, 450 f, 453 f, 456 f

Register Vogel, Paul Joachim Sigmund 26 Vogt, Joseph 176 Voigt, Friedemann 130, 133 f, 158, 359 Voigt, Kerstin 383 Völker, Karl 29 Volkmann, Alfred Wilhelm 46 f Volkmann, Julius 46 Volkmann, Ludwig 47, 271 Vollert, Max 53 Wachler, Ludwig 29 Wackernagel, Karl Heinrich Wilhelm 395 Wächter, Karl Georg von 419 Wagenmann, Julius 311, 313, 354, 440 Wagner, Andreas 32 Wagner, Rudolf 32 Wahl, Volker 107, 109 f, 426 Waldus, Petrus 288 Walther, Peter 189 Walzel, Oskar F. 201 Wartenberg, Günther 1, 16–18 Watzdorf, Bernhard von 118, 423 Websky, Julius 67, 135, 137 f, 356 f, 368, 380 f, 383, 396, 402 f, 424, 442, 445 f, 469–471 Wedel-Schaper, Eva 26 Weber, Karl Julius 154, 434 Weber, Heinrich 390, 395, 468 Weeber, Martin 130, 194 Wegele, Franz Xaver von 112, 143 Wegscheider, Julius August Ludwig 34, 50, 253, 311, 351 Weichelt, Hans 465 Weigand, Friedrich Ludwig Karl 418 Weiland, Jacob Andries 446 Weinel, Heinrich 465 Weingarten, Georg Wilhelm Hermann 3, 67, 123, 135, 283, 343, 424, 470 f Weischedel, Wilhelm 202, 325 Weiß, Christian 145, 434 Weiße, Christian Hermann 46 Weitbrecht, Richard 391, 444, 463 Weizsäcker, Carl 367, 371, 378, 440, 442 Wenck, Karl 446 Wendebourg, Dorothea 281 Wendehorst, Alfred 25 Wendt, Johann Amadeus 19 Wensjoe, Ture 447

1. Personen Werner, August 370, 377, 390, 442, 444 f, 469–471 Werner, Johannes 4, 273, 470 Wette, Wilhelm Martin Leberecht de 67, 90, 216 White, Hayden 172 Widmann, Hans 91 Wieland, Christoph Martin 155 Wieland, Ernst Carl 49 Wiemers, Gerald 18 Wild 32 Wilhelm Friedrich Ludwig, Prinz von Preußen (Wilhelm I.) 451 Wilhelmi, Johann Heinrich 356, 366 f, 445 Wilkens, Cornelius August 84, 380 Winer, Georg Benedikt 18, 23 f, 30, 40, 46, 48, 65, 130 f, 149, 250, 448–451 Wing, Conway P. 447 f Winther, Christian 446 Winzer, Julius Friedrich 18 Wischmeyer, Johannes 67, 82, 84–89, 121, 136 f, 291, 339, 345, 351, 379 f, 383 Wischmeyer, Wolfgang 85 Wittern, Renate 26 Wittichen, Karl 441 Wittkau, Annette 184, 187 Wittmann, Reinhard 387 f

523

Witzenburg, H. H. van 447 Wolf, Ernst 285 Wolfart, L. 433 Wolfes, Matthias 67, 380 Wolff, Otto 281 Wolff, P. 472 Wölfel, Dieter 30 Woltersdorf, Theodor 136, 470 Wolzogen, Caroline von 69, 118, 443 Wucher, Waldemar 229 Wurm, Christian Friedrich 37 Wycliffe, John 288 Zarncke, Friedrich Karl Theodor 149– 151, 159 f, 396, 421 Zarncke, Eduard 160 Zedler, Johann Heinrich 258–261 Zeeden, Ernst Walter 281 Zeller, Eduard 339, 422 Zillig, Werner 147 Zimmermann, Ernst Christoph Philipp 132 f, 152 f, 320, 353 Zimmermann, Karl 132 f, 152 Zittel, Karl 135, 141 Zovko, Jure 235 Zscharnack, Leopold 380 Zurhellen, Otto 6 Zwingli, Huldreich 288, 290, 293 f

524

Register

2. Orte1 . Orte Altenburg 16, 45 Augsburg 401

Mailand 452 Marseille 450

Basel 141, 451 Belvedere b. Weimar 98, 111, 425 Berlin 22, 33, 424 f Bern 65 Blaubeuren 323 Bonn 48

Neapel 451–453, 455 Neuchatel 450 Niedersteinbach 2

Delitzsch 144 Dornburg 113 Drakendorf 113 Dresden 15, 25 f, 30, 34 f, 39 f, 51, 120, 144, 277, 417, 420 f, 448, 451

Leipzig 9, 15–20, 22–25, 29–31, 34 f, 37, 39–46, 48–51, 54, 59, 62, 65, 68 f, 72, 77, 79, 83, 96, 101, 120, 123 f, 129, 144, 250, 271, 277, 332, 361, 417 f, 420–422, 448 Lissabon 175 Lübeck 82 München 32, 53 f, 375, 391, 419, 449 f

Elgersburg 423, 450 f Erlangen 15, 18, 23, 25–27, 29–32, 34 f, 71, 93, 120, 422 Ettersburg 113 Florenz 77, 278, 420, 451–454 Frankfurt 265, 270, 375, 450 Frankreich 278 Gastein 380, 455 f, 458 f Genf 450 Gießen 50 Göttingen 68, 145, 311 Gotha 141, 357, 424 Halle 47, 50, 55, 155, 311, 380 Hamburg 82 Heidelberg 18, 41, 145 Helmstedt 188 Hohenasperg 23, 38 f, 265, 421 f, 448 Ilmenau 454 Italien 6, 39, 46, 50, 53, 55 f, 69, 113, 125, 146, 269–273, 277 Kiel 48, 50, 68, 241 Königsberg 17, 266 Kopenhagen 455 1

Oldenburg 82 Paderborn 386 Paris 31, 450 Penig 35, 45 Preußen 82, 141, 342, 380 Rom 48, 56, 75, 77, 89, 141, 269, 271– 275, 277, 417, 419, 424, 451–457 Ronneburg 135, 145 Rostock 365 Sachsen 81, 164, 350, 377 f Schenkenberg 144 Schweiz 99, 289, 293, 378 Siebenbürgen 83, 165, 456 Spanien 278 Speyer 292, 385 Straßburg 161, 379 Sylt 380, 423 Thüringen 107, 165, 350, 364, 377 f Teplitz 449 Trient 457 Tübingen 15, 33, 35, 37 f, 41, 44, 50 f, 55, 59, 65, 68, 77, 79, 123, 153, 199, 265, 324, 380, 384, 421 f

Nicht berücksichtigt in diesem Register sind Orte von Literatur- und Archivangaben sowie die Stadt Jena.

525

. Orte Ungarn 83, 165 Vatikan 269, 273 Venedig 451 Verona 452 Weida 377 Weimar 5, 53 f, 70, 80, 82, 98, 104,

111 f, 114–121, 126–128, 143, 154 f, 266, 282, 377 f, 425 f Wien 83, 380, 453 Wittenberg 48, 189, 289, 291–293 Worms 288, 292 Württemberg 38 f, 53 Zürich 65

526

Register

3. Institutionen und Periodika 3. Institutionen und Periodika Allgemeine evangelisch-lutherische Kirchenzeitung (AELKZ) 84, 361– 364, 441, 462 Allgemeine Kirchenzeitung (AKZ) 42, 46, 55, 65, 131 f, 152–154, 349, 352 f, 381, 383, 428, 430, 432, 436, 462 Allgemeine kirchliche Chronik (AKC) 385, 389, 439, 463 Allgemeine kirchliche Zeitschrift (AKZs) 142, 363, 385, 440 Allgemeine Literatur-Zeitung (ALZ) 93, 151, 155, 353, 427, 429–433, 435, 443, 463 Allgemeine Zeitung (AZ[M]) 391–393, 401, 463 Allgemeine Zeitung für Christentum und Kirche (AZChK) 382, 463 Allgemeines Repertorium der neuesten in- und ausländischen Literatur (ARL) 427–429, 443, 463 Allgemeines Repertorium für die theologische Literatur und kirchliche Statistik (ARTL) 382, 391, 430–433, 435, 463

Deutsche Revue über das gesammte nationale Leben der Gegenwart 6, 397 Deutsches Museum: Zeitschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben (DMZ) 331, 438, 464 Deutsches Protestantenblatt (DPB) 358, 378 f, 383, 403, 464 464 Deutsches Rom 271, 277 Deutscher Zollverein 82 Deutsch-evangelische Blätter: Zeitschrift für den gesammten Bereich des deutschen Protestantismus (DEBl) 10, 122, 227, 372, 403, 441, 464

Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte (BSKG) 18, 23, 46, 149, 366, 448 Berliner Allgemeine Kirchenzeitung (BAKZ) 395, 433, 463 Blätter für literarische Unterhaltung: Literarisches Conversations-Blatt (BLU) 40, 391 f, 427–430, 435, 437– 442, 444, 463

Gartenlaube, Die 389, 391, 394, 396, 401 f, 465 Gelehrte Gesellschaft 110 Grenzboten, Die 351, 393, 465 Gustav-Adolf-Verein 139, 445

Christliche Welt, Die (ChW) 4, 11, 104, 138, 227, 368, 371, 382, 389, 403, 411, 444 f, 465 Daheim: ein deutsches Familienblatt 389, 463 Deutsche evangelische Kirchenzeitung (DEKZ) 372, 402, 444, 464 Deutsche Literaturzeitung (DLZ) 94, 444 f, 464

Eisenacher Attentat 87, 145, 383 Eranion 46 f Erstes Vatikanisches Konzil 75, 99, 274 f Europa: Chronik der gebildeten Welt 438 Evangelische Kirchenzeitung (EKZ) 130, 132, 161, 348, 361–363, 367, 384, 402, 428 f, 431 f, 439, 466 Evangelische Kirchenzeitung für Österreich (EKZÖ) 83, 466

Hallische Jahrbücher für deutsche Wissenschaft und Kunst (HJWK) 354, 359, 361, 432 f, 466 Hermes, oder kritisches Jahrbuch der Literatur (HKJL) 428 Historische Zeitschrift (HZ) 11, 202, 265, 374, 387, 394, 442, 444–446 Historisches Jahrbuch (HJ) 11, 386, 444, 466 Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland (HPBl) 9, 440, 466 Jahrbücher der biblischen Wissenschaft (JBW) 340, 466

3. Institutionen und Periodika

527

Jahrbücher für deutsche Theologie (JDTh) 336, 354, 363, 439–441, 466 Jahrbücher für protestantische Theologie (JPTh) 123, 142 f, 356, 441 f, 467 Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik (JWKr) 151, 158, 359, 430, 432 f Jenaer Literaturzeitung (JLZ) 79, 160, 162, 274, 390, 441 Jenaische Allgemeine Literaturzeitung (JALZ) 156, 427 f, 430–433, 443, 468 Jenaische Zeitung (JZ) 110, 377 f, 385, 391 f, 396, 401, 467

Neues kritisches Journal der theologischen Literatur (NKJTL) 94, 123, 130 f, 427, 443 Neues Repertorium für die theologische Literatur und kirchliche Statistik (NRTL) 435, 443 Neues sächsisches Kirchenblatt (NSKB) 378, 395, 468 Neueste theologische Annalen (NTAn) 428, 468 Norddeutsches Protestantenblatt (NDPB) 464

Karlsbader Beschlüsse 53 Kirchliche Monatsschrift (KMs) 467 Kirchliche Zeitschrift (KZ[S]) 361, 364, 384, 467 Kölner Kirchenstreit 125, 134, 273 Konzil von Basel 117 Konzil von Trient 162 Kritische Prediger-Bibliothek (KPB) 54, 154, 164, 315 f, 318, 348, 351 f, 427– 431, 433, 443, 467

Preußische Jahrbücher (PrJ) 390, 439, 468 Protestantentag 344 Protestantenverein 342, 344 Protestantische Flugblätter (PrFb) 468 Protestantische Kirchenzeitung für das evangelische Deutschland (PKZ) 66, 80, 83, 87, 108, 117, 124, 128, 133– 138, 141, 146, 150 f, 158, 161, 164, 231, 259, 266–268, 273 f, 279, 290, 302, 306, 312, 338, 341–343, 348, 350, 355–357, 377, 379, 383, 389, 396, 402, 427, 436–442, 445, 469 f Protestantische Monatsblätter für innere Zeitgeschichte (PMIZ) 140 f, 437, 471 Protestantische Monatshefte (PrM) 135, 138, 357, 368, 380 f, 445 f, 471

Leipziger Literaturzeitung (LLZ) 41 f, 55, 155 f, 390, 427, 429 f, 467 Leipziger Repertorium der deutschen und ausländischen Literatur (LRDAL) 434–438 Linckesche Leihbibliothek 20 Literarische Abende 110–112, 118 Literarisches Centralblatt (LZD) 151, 159, 390, 394, 436–445, 467 f Litterarischer Anzeiger für christliche Theologie und Wissenschaft überhaupt (LACTh) 365, 429–432 Morgenblatt für gebildete Stände 392, 430 Nation, Die: Wochenschrift für Politik, Volkswirtschaft und Literatur 465 Neue Evangelische Kirchenzeitung (NEKZ) 342 f, 355, 363, 365, 376, 383, 439–442, 468 Neue Jenaische Allgemeine LiteraturZeitung (NJALZ) 135, 145, 155, 239, 250, 274, 287, 304, 434 f

Reformierte Kirchenzeitung (RKZ) 9, 199, 405, 471 Repertorium der gesammten deutschen Literatur (RDtL) 430–433 Rheinische Blätter für Erziehung und Unterricht (RhBl) 471 Rosenvorlesungen 107–110, 114, 117, 120, 127 f, 142 f, 230, 251, 256 Sächsisches Kirchen- und Schulblatt (SKSB) 435, 441, 471 Schiller-Komitee 109 Sonntagabend, Der 141, 381, 439, 465 Telegraph, Der 432 Theologische Fakultät – Erlangen 25–29, 34

528 – Jena 2, 4, 6, 15, 40, 50, 52–69, 71 f, 78 f, 85, 113, 142 f, 350, 383 f – Leipzig 16–19, 23–25, 41–46, 48 f, 59, 77 – Tübingen 36–38, 55, 324, 380 Theologische Jahrbücher (ThJb[T]) 328, 330, 471 Theologische Literaturzeitung (ThLZ) 94, 367–371, 378, 441 f, 444 f, 471 Theologische Studien und Kritiken (ThStKr) 133 f, 427–429, 434, 443, 471 Theologischer Jahresbericht (ThJber) 227, 357, 368, 370, 390, 442, 444– 446, 471 f Theologisches Literaturblatt (ThLBl) 356, 361, 363, 442, 445, 472 Theologisches Literaturblatt (ThLBl[B]) 440 f, 472 Theologisches Literaturblatt: Zur allgemeinen Kirchenzeitung (TLAKZ) 40, 151–153, 155, 161, 240, 243, 260, 296, 320, 353, 376, 381, 394, 427–441, 472 (Tübinger) Theologische Quartalschrift (ThQ) 427, 431, 433, 471

Register Vatikanisches Archiv 162 Weimarische Zeitung (WZ) 377, 392 f, 395, 401, 472 Zeitschrift für die gesammte lutherische Theologie und Kirche (ZLThK) 362, 364, 366, 433–436, 438, 441, 472 Zeitschrift für Kirchengeschichte (ZKG) 66, 157, 190, 323, 369, 445, 450, 472 Zeitschrift für kirchliche Wissenschaft und kirchliches Leben (ZKWL) 472 Zeitschrift für praktische Theologie (ZPrTh) 379, 472 Zeitschrift für Protestantismus und Kirche (ZPK) 472 Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie (ZWTh) 37, 338, 360, 440, 473 Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie (ZWTh[S]) 123, 131, 428 Zeitstimmen aus der reformierten Schweiz (ZRKS) 473 Zukunft, Die 465

4. Sachen

529

4. Sachen 4. Sachen Absolutes, absolut 179 f, 209, 324 Ahnen, ahnungsvoll 235, 261 Anabaptismus 302 f Aneignung 177, 209, 213, 226, 235, 282, 285, 296, 307, 393 Anekdote, anekdotenhaft 11, 286, 386 Anonymität, anonym 9, 39 f, 42, 45 f, 94, 151 f, 154–156, 164, 315, 317 f, 320, 343 f, 351–353, 365, 384, 393 f Anschauung, anschaulich 7, 10, 33, 42, 103, 120 f, 191, 230, 233, 237, 240 f, 243, 258, 272, 275, 285, 307, 319, 338, 344, 360, 362 f, 389, 391, 399, 404 Anthropologie, anthropologisch 19, 208, 210, 224, 226 Antike 43, 245, 336 apologetisch 248 Apostel 75, 219, 258 Architektur 228, 276, 279 Ästhetiker, ästhetisch 35, 47, 241, 301, 360, 364, 371 f, 398, 405 Ästhetisierung, ästhetisierend 241, 360 Aufklärung, aufklärerisch 25, 168–170, 175 f, 179, 188 f, 193, 201–203, 216, 231 f, 236, 253 f, 282, 284, 295, 306 f, 309, 311 f, 325, 333, 371, 388, 404–406 Aufklärungshistoriographie 168, 171 f, 175, 190–192, 205, 207, 231 f, 252, 312 Ausmittelung 229 f Autobiographie, autobiographisch 8, 32, 76, 94, 104, 161, 238, 347 Autorität 45, 54, 136, 268, 292, 299301, 303, 306 f Bekenntnis 69, 87, 136, 223, 250, 304, 364, 383 Betrachtung, betrachten 16, 44, 182, 185, 191, 203, 206, 208, 228, 235, 241, 257, 334, 371, 394, 411 Bewusstsein 168, 188, 230, 244, 283, 288, 296, 304, 370 Bibel, biblisch 86, 190, 201, 223, 263, 291, 293, 397 biblizistisch 133

Bildung 22, 30, 34, 51 f, 67, 90, 105 f, 118, 120, 181, 210, 271, 278–280, 305, 358 f, 361, 367, 371, 382, 387 f, 390, 393–395, 398 f, 410 Bildungsbürgertum, bildungsbürgerlich 388 f, 393–395, 397, 410 Bildungsgeschichte, bildungsgeschichtlich 3, 13, 37, 276, 388 Bildungsgut, Bildungsinhalte 106 f, 371, 396, 410 Biographie, biographisch 8, 78, 117, 121, 123, 148, 167, 206, 237–239, 256 f, 277, 280, 370 Buchbesprechung (s. Rezension) Buchhandel, Buchmarkt, Buchwesen 91, 397 Bürger, Bürgertum 2, 106, 108, 170, 178, 265, 307, 346 f, 386–389, 392– 395, 397, 401, 410 Burschenschaft, burschenschaftlich 4, 6, 21 f, 34, 38, 53, 264 f, 267 Christentum 17, 19, 35, 39 f, 45, 117, 201, 208–210, 212, 217 f, 220, 226, 246, 268, 278, 280–284, 288 f, 291, 293–295, 298–301, 304 f, 308, 330, 358 f, 364, 372, 378, 384, 389, 398 f, 403, 410, 412 Christentumstheorie 199, 208, 211 f, 215, 252 Christologie, christologisch 211 f, 223 Chronist, Chronistentätigkeit 267 Confessio Augustana 258 Dekonstruktion 175, 178, 252 dialektisch 179, 218–220, 226, 355 Dichter, dichterisch 20, 37, 89, 92, 119, 277, 395 f Diktiermethode 28, 71, 91, 93 Divination, divinatorisch 235, 360 f Dogmatik, dogmatisch 8, 17 f, 23 f, 26, 30 f, 33–38, 40–42, 44, 47–51, 56– 59, 62–65, 68 f, 72 f, 75–77, 79, 86– 88, 91, 106, 123 f, 150 f, 162, 198– 201, 208, 210–214, 222, 233, 242, 246, 287, 293, 305, 311, 313, 318,

530 334, 351–353, 357, 365, 373, 378, 390, 399, 408 f Dogmatismus 283 Dogmengeschichte, dogmengeschichtlich 17, 23, 27–29, 59, 69, 129, 311, 324 Ekklesiologie, ekklesiologisch (s. a. Kirchenbegriff) 8, 199 f, 206, 208, 210–213, 216, 221 f, 225, 242, 252, 409 Empirie, empirisch 175, 179, 182, 184, 214, 216, 218–222, 295, 299, 324, 335, 337 Entwicklungsstufe 220 f, 295, 308 Epoche 2, 5, 51 f, 74, 76, 95, 98, 100, 105, 119, 163, 176, 179, 182, 237 f, 244 f, 256, 259, 262, 269, 276, 279– 281, 283, 285–287, 289 f, 294, 296 f, 304 f, 320, 322, 328, 337, 340, 358, 375, 391, 408 f, 412, 415 Epochenabgrenzung, Epochengrenze 74, 76, 163, 245, 287 Ereignisgeschichte 75, 124, 179, 227, 409 Erkenntnis 71, 111, 130, 169, 171 f, 178, 181, 183–186, 188 f, 191, 208, 225, 228, 233 f, 286, 324, 359 Erklärung 173 f, 229, 232, 252, 405, 409 Erweckungsbewegung 26 f, 35, 52, 130, 136 Erweckungstheologie 132, 153, 155 Erzählung, erzählen 170, 200, 206 Erziehung 141, 170, 216, 218 Erziehungsgedanke 216 Evangelium 45, 57, 59, 209, 213, 281, 284, 302, 331, 342, 410 ewig 45, 203, 208 f, 213, 215, 219, 223, 225, 258, 283, 288, 291, 293, 296, 298, 305, 324 Exegese, exegetisch 17 f, 24, 29, 57, 64, 72, 85 f, 106, 328 Fortschritt 169–177, 182, 191 f, 230, 242, 246 f, 253, 307 f, 317, 330 Fortschrittsidee 191 Freiheit 113, 127, 135 f, 180, 201, 204, 250, 259, 265, 282 f, 292, 295, 299 f, 302, 306–308, 335, 357 f, 375, 377, 379

Register freisinnig 113, 133, 142, 322 f, 378 Frömmigkeit 215, 227 f, 256, 258, 272, 278 f, 283, 288, 300, 358, 379 Frühkatholizismus 99, 324 Gefühl 31, 34, 40, 42 f, 49, 206, 208, 272, 288, 290, 314, 360 f, 384 Gegenwartsdeutung 245 Geheimnis 30, 232, 253, 340 Geist, geistig (s. a. Gemeingeist) 12, 24, 30, 33, 43, 67, 84, 98, 179, 185, 206, 212, 214, 218, 223 f, 226, 232–235, 237, 243 f, 247, 254, 258–261, 291 f, 299, 303, 305, 328 f, 335, 344, 365 f, 377, 385, 391 f, 408 Gemeingeist 224, 246 f, 259 Gemüt 30, 210, 212, 279, 287, 294, 334 genetisch 170 f, 176, 195, 229, 231 f, 252, 286, 371 Genius 224, 232, 258, 261, 292, 358 Geschichtlichkeit 169 Geschichtsbegriff 191 f Geschichtsbetrachtung 171–173, 196, 195, 197, 202, 235 f, 328, 366 Geschichtsdeutung 179, 182, 232 Geschichtshermeneutik 184 f Geschichtsphilosophie, geschichtsphilosophisch 11 f, 38, 179, 182, 185 f, 195, 200, 202, 282, 324, 327 f, 331, 333, 337, 359, 406 Geschichtstheologie 191 Geschichtstheorie 191, 325 Geschichtswissenschaft 52, 171–173, 177 f, 180 f, 183–187, 197, 235, 245, 370, 404 Geselligkeit, gesellig 30, 106, 109 f, 215 Glaube 31, 36, 96, 127, 137, 197, 210, 219, 222, 244, 247, 261, 283, 292 f, 295, 298–301, 307, 358, 366, 377, 384, 392, 399 Glaubenslehre 36, 38, 44, 50, 69, 88, 210, 323 Gliederung 73 f, 76, 95, 99, 105, 172, 192, 212, 218, 243–245, 276, 278, 290, 415 Gott 30, 54, 98, 182, 201, 208 f, 215 f, 220, 223, 225, 234, 247, 260 f, 279, 289, 292 f, 295, 297, 303, 326, 335, 340, 365, 374, 378, 406 Gottesreich (s. Reich Gottes)

4. Sachen Heilige 37, 116, 229, 251, 256–263, 276, 278, 293 Hermeneutik, hermeneutisch 181, 235, 255, 296, 304 f, 407 Heuristik 184 Historiographie, historiographisch 1, 3, 9, 187–189, 191, 225 f, 231, 236, 238, 313, 374, 399 Historisierung 338, 364, 371, 400 Historismus, historistisch 11, 168 f, 174 f, 177, 179–187, 194, 196 f, 206, 231, 252 f, 370, 405, 411 f humanistisch 190, 294, 365 Humanität 45, 176, 282, 358, 410, 412 Ideal 111, 136, 163, 173, 185, 214–222, 246, 258, 278, 283, 297, 299–301, 308, 323, 328, 334 f, 337 f, 340, 357 Idealismus, idealistisch 17, 21 f, 24, 31 f, 177, 179–186, 194–197, 210, 234 f, 241, 247, 251–254, 282, 323, 341, 351, 404–407, 411 f Idee 186, 195, 202–204, 215, 219, 232, 242 f, 246 f, 266, 297, 300, 308 f, 324–326, 329, 333, 335–337, 360, 393, 407 f Identität 100, 177, 179, 185, 249, 281, 302, 305, 335, 357, 385, 407 f Identitätsphilosophie 195, 202 Individualisierung 239, 387, 393 f Individualität 176 f, 179 f, 182 f, 232, 234 f, 237–241, 243 f, 251, 253, 328 f, 333, 370, 385, 391, 406 intuitiv 177, 235, 241, 405 Katholizismus, katholisch, römischkatholisch 7–9, 39, 69, 75, 89, 99, 125, 144, 146, 150, 157, 162, 219– 221, 244 f, 252, 256, 258 f, 263, 270– 276, 283–285, 288, 293, 295, 297– 303, 305, 335 f, 363 f, 385 f, 395, 409 Ketzer 250, 258, 263 Kirchenbegriff (s. a. Ekklesiologie) 200, 214, 222 Kirchenrecht, kirchenrechtlich 40 f, 43, 57, 59, 150 f, 213, 313 Kirchenvater, protestantischer 366

531

Klassiker, klassisch 71, 88 f, 96, 106, 150, 212, 271, 355, 358, 367–369, 371, 391 konfessionalistisch 132, 146, 272, 282, 305, 309, 340, 354, 406 f konfessionell 9, 133, 136, 162, 196 f, 221, 231, 251, 259, 263, 304, 310, 355, 361–367, 374, 383–386, 392 konservativ 140, 146, 161, 178, 197, 361, 366 f, 383–385, 407 Konstruktion 172 f, 196, 359 Kultur 52, 168 f, 171, 177 f, 228, 279, 372, 387, 393 f, 403, 409 kulturgeschichtlich, kulturhistorisch 120, 146, 162, 227, 256, 276, 279 Kulturkampf 99, 113, 273, 385 Kunst 106, 110–112, 119, 162, 202, 228, 241, 271, 277–279, 329, 336, 370, 387, 394, 399, 409 Kunstgeschichte, kunstgeschichtlich, kunsthistorisch 88, 228, 277, 279 Künstler, künstlerisch 10 f, 37, 202, 241, 277, 359, 362, 370, 375, 378, 391, 399, 403 Leben-Jesu-Forschung, Leben-JesuVorlesung 7, 36–38, 42, 50, 56, 69, 73–77, 198–200, 206, 212 Lebendigkeit 42, 205, 333 f Liberale Theologie, liberal-theologisch 6, 251, 263 f, 280, 323, 351, 354 f, 357, 366, 398 Liberalismus 68, 130, 136, 161, 264– 267, 269, 307, 355, 371 f, 383 Liberalität 67, 276, 404, 409 Lutherbild, Lutherdarstellung 282, 293 Luthertum, lutherisch 16, 69, 100, 256, 263, 344, 361 f, 364, 385 Märtyrer 40, 258, 397 Menschheitsgeschichte 208, 223, 282 Methodisierung 171–173, 231 Mittelalter, mittelalterlich 7, 28, 84, 87, 100, 119, 146, 244 f, 256–259, 277 f, 284, 288, 293, 336, 409 Moderne, modern 11, 67, 85, 134, 148, 174, 224, 246, 284, 305, 336, 361, 392, 394, 398–400, 403, 410, 412

532 Naturphilosophie 30, 201 Naturrecht 168, 178 Neues Testament, neutestamentlich 7, 17 f, 34, 36, 55, 57, 86, 88, 99, 123 f, 150, 162, 198, 212, 260, 324, 326, 328, 331, 340 Neuprotestantismus, neuprotestantisch 255, 283 f, 293, 304–306, 308 f Neuzeit, neuzeitlich 7, 9, 167, 175, 244 f, 282, 284, 303, 306, 399, 409, 415 Notwendigkeit, notwendig 30, 36, 103, 178, 185 f, 194 f, 208–210, 215–219, 221 f, 226 f, 229, 232, 234, 242–244, 249, 252 f, 262, 284 f, 287–291, 295 f, 298, 300, 305 f, 308 f, 314, 325, 330–332, 335–337, 348, 353, 355, 360, 365, 376 Objektivität, objektiv 10, 172 f, 183, 185, 210, 213, 228, 248–250, 299, 312, 322, 324, 328, 335, 356 f, 364, 366, 384, 397 Öffentlichkeit 105–107, 118, 122, 137, 147, 149, 151, 161, 164, 310, 321 Organismus, organisch 177 f, 180, 195, 200–207, 217 f, 243, 253, 325 Orthodoxie, orthodox 25, 31, 35, 87, 136 f, 154, 294–296, 305, 344, 398 Periodisierung 7, 163, 192 f, 242 f, 245, 287, 320, 330, 336, 354, 409 Philosophie, philosophisch 13, 16, 19– 25, 30–33, 35–37, 40–43, 47, 50–52, 129, 142, 167, 179–181, 185, 194 f, 198–200, 202, 210 f, 222 f, 225, 229, 232–237, 241 f, 247, 252 f, 262, 279, 286, 302, 306, 324–327, 334, 336– 338, 341, 351, 359–361, 370, 380, 394, 405–407, 409 Pietismus, pietistisch 310, 342–344 Pluralisierung 193, 252 Pluralität, plural 129, 148, 175, 193– 195, 197, 238, 300, 376, 393, 404, 407 Polemik, polemisch 7, 9, 39, 45, 69, 94, 113, 116, 222, 232, 250 f, 258, 270, 272, 275, 285, 288, 291 f, 294 f, 297– 302, 305, 307 f, 351, 354, 363 f, 378, 385 f, 389, 394, 403

Register Politik, politisch 9, 21 f, 24, 52 f, 67, 110, 124, 126, 130, 146 f, 161, 166, 169–171, 178, 181, 263–269, 271 f, 274, 286 f, 307, 313, 340, 355, 383, 409 Popularisierung 158, 346, 388 populärwissenschaftlich 106, 120, 388 Positionalität, positionell 122, 129 f, 132, 134 f, 143 f, 148, 166, 194, 252, 282, 344, 347, 349 f, 352, 354, 361, 372, 412 Pragmatismus, pragmatisch 10, 27, 49, 51 f, 173 f, 188–190, 192 f, 205, 207, 229, 231–233, 251 f, 311–314, 317, 322 f, 341, 404–406, 409 Presse 108, 114, 130, 265, 347, 376, 400 f Prinzip, protestantisches 283, 289, 295– 300, 302–304, 306, 308 f, 408 Prophet 233, 256–258, 260–263, 276, 370 Protestantismus 5, 9, 39, 48, 75, 130, 141, 146, 161, 187, 192, 195, 211, 220–222, 244 f, 250 f, 281, 283–286, 288, 290, 294–309, 335 f, 344, 355, 357, 378, 385 f, 394, 397, 404, 407, 412 protestantisch 2, 9, 13 f, 16 f, 29, 39 f, 40, 43, 87, 89, 95, 100 f, 121, 129, 132, 141, 143, 145, 147, 150, 167, 187 f, 192–196, 219–221, 248–253, 255, 257–259, 263 f, 272 f, 276, 280– 283, 285, 294, 297 f, 300–306, 309, 349 f, 354, 356–358, 361, 364, 366 f, 371–373, 375, 378, 383, 386, 393, 395, 397 f, 402, 404 f, 408–412 Protestantismustheorie 7, 9, 221, 242, 244 f, 250, 255, 408 f Quellen 4, 39, 49, 61, 74, 81, 95, 108 f, 114, 116, 163, 173 f, 184 f, 189, 223, 229–231, 236, 250–252, 270, 272, 274, 278, 286, 289, 312–314, 316, 319, 321 f, 349, 357, 362, 369, 375 f, 388, 391, 400, 405, 409, 413 Quellenkritik, quellenkritisch 183 f, 189, 231 f, 252 f, 411 Rationalismus vulgaris 315, 351, 358, 366 f, 405

4. Sachen Rationalismus, rationalistisch 5, 7, 10, 16 f, 23, 25 f, 31, 40, 51 f, 54, 80, 130–132, 137, 146, 153 f, 156, 161, 179, 203, 207, 252 f, 310 f, 315, 318, 320–322, 333, 341, 343, 349–354, 360, 367, 373 f, 384, 398 f, 405–407, 410 Rechtfertigung, Rechtfertigungslehre 281, 293, 307 Reformation, reformatorisch 14, 100, 214, 221, 244, 255, 262, 278, 280– 309, 335, 408 Reformationsgeschichtsschreibung 255, 280, 282, 285, 290, 302, 305, 309 reformiert 26, 196 f, 256, 385 Reich Gottes 214–218, 220, 224, 342 Religion 19, 36, 40, 43, 134, 208–210, 212, 215, 217–219, 222–226, 232, 250, 261, 276, 278 f, 289 f, 295 f, 299, 301, 303, 334, 355, 359, 378, 387, 392, 394, 409 Religionsgeschichte 226, 228, 329 Religionsphilosophie 26, 210 f, 324 Religionstheorie 207 f, 210 f, 215, 217, 224, 234, 244, 248, 258, 261, 263 Repräsentativsystem 5, 10 f, 237, 239– 242, 257, 280, 329, 391, 409 Rezension 4, 11, 14, 40, 70, 94, 102, 122, 132, 134, 137, 147–164, 166, 240, 273 f, 314–318, 320, 343, 348 f, 351, 353, 359, 361, 363, 365 f, 370, 383, 394, 412, 427 Romantik, romantisch 11, 21, 30, 35, 39, 52, 168, 175, 177 f, 180, 183, 195, 201 f, 204 f, 210, 232, 235, 237, 239, 241, 252–254, 272, 333, 341, 399, 404–406, 411 Säkularisierung 189 f Selbstbewusstsein 234, 245, 248 f, 290, 329 Soteriologie 211 f Spätaufklärung 184, 311 Spätmittelalter, spätmittelalterlich 287– 289, 291, 293 Staat, staatlich 22, 43, 81 f, 96, 99, 127, 178, 201, 218, 227, 244, 265–268, 273 Statistik, statistisch 14, 21, 78–80, 230

533

Subjekt 185, 209, 235, 283, 299–301, 336 subjektiv 172, 210, 213, 224, 283, 288, 303, 364–366, 384 subjektivistisch 303, 364, 366 Subjektivität 10, 180, 185, 250, 254, 283, 296, 299 f, 300, 303, 306, 408 Supranaturalismus, supranaturalistisch 17, 23, 35, 51 f, 259, 283, 323, 350 f, 354 System 8, 22, 36, 50, 54, 179, 247, 253, 325 Tagebuch 15, 27, 31 f, 54, 59, 65, 67 f, 74 f, 78, 81, 92 f, 95, 98 f, 103, 108, 113 f, 118–120, 122, 129, 134, 136 f, 143, 149, 213, 238, 265 f, 270 f, 277, 315, 321, 339, 343, 384 Tatsache 204, 206 f, 227, 229 f, 234, 236, 240, 250, 325, 360 Theologiegeschichte, theologiegeschichtlich 3, 5, 43, 205, 210 f, 241, 277, 279, 305, 315, 406 Tod Hases 3 f, 8 f, 70, 96, 102, 104, 110, 151, 161, 164, 318, 356, 367, 379, 386, 389, 395, 398, 401–403 Toleranz 170, 301 f, 335 Traditionsverlust 177, 253 Typos 221 Union 136, 140, 309, 342, 354 Unionstheologie 132, 349, 363 universal 169–171, 211, 215 f, 226, 406 Unparteilichkeit, unparteilich 164, 172, 247, 251, 374, 386 Urchristentum, urchristlich 191, 198, 324, 332 Urkirche 219, 221 Ursache, ursächlich 61, 168 f, 173–175, 179, 189 f, 196, 207, 231, 251, 289, 311 f Vermittlungstheologie 133 f, 142, 354, 359, 371 Vernunft, vernünftig 23, 170, 176–179, 182 f, 195, 203, 209 f, 231, 282, 294 f, 325 f, 333, 338, 351 Versöhnung 36, 213, 215 f, 385, 398 f Volk 43, 112, 118, 135, 215, 262, 268, 289, 291 f, 294, 388-390, 395

534 Volksgeist 244, 336 Vorbildchristologie 216 Vorlesung 1, 14, 17–20, 22–24, 26–30, 32, 34, 36–38, 41, 43 f, 49, 56, 58, 61, 63 f, 66 f, 69–85, 90, 92 f, 98, 100, 102–106, 113, 165 f, 184, 198 f, 206, 228, 256, 266, 269, 275, 279, 321, 379, 382, 402, 410, 413 f Vorsehung 201, 204 f, 247 Weltgericht 327, 379 Wiedertäufer (s. a. Anabaptismus) 302 Wissenschaftlichkeit 1, 13, 174, 184, 228–230, 248 f, 263, 286, 298, 393 Wissenschaftspublizistik, wissenschaftspublizistisch 90, 121 f, 124, 228, 238 Wunder 30, 259 f, 262

Register Zeitgeist 98, 223 f Zeitgeschichte, zeitgeschichtlich 89, 99, 124, 141, 146, 256, 263 f, 267, 269, 344 Zeitschrift 4, 9, 70, 80, 121 f, 128 f, 131–135, 138, 140–144, 146 f, 149, 151, 158, 161, 268 f, 315, 347–349, 354, 359, 362, 375, 382 f, 388 f, 392, 397, 401 f, 411, 460 Zeitung 114, 121, 128 f, 132, 135–137, 141, 143, 147, 149, 151, 155–158, 160, 167, 275, 342 f, 347–349, 353, 361, 397, 401, 411, 460 Zenturienmethode, Zenturienschema 192