Karl Jaspers. Festschrift Karl Jaspers: Sein Werk - eine Übersicht im Jahr seines 75. Geburtstages [Reprint 2020 ed.] 9783112312643, 9783112301371


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German Pages 31 [32] Year 1958

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Table of contents :
Das Werk von Karl Jaspers. Zu dieser Übersicht
Karl Jaspers
Jeanne Hersch, Karl Jaspers als Lehrer
Dolf Sternberger, Über Karl Jaspers' Prosa
Allgemeine Psychopathologie
Psychologie der Weltanschauungen
Philosophie
Von der Wahrheit
Die großen Philosophen
Die geistige Situation der Zeit
Vernunft und Widervernunft in unserer Zeit
Einführung in die Philosophie
Existenzphilosophie
Der philosophische Glaube
Die Frage der Entmythologisierung
Vernunft und Existenz
Nietzsche
Nietzsche und das Christentum
Descartes und die Philosophie
Lionardo als Philosoph
Schelling - Größe und Verhängnis
Strindberg und van Gogh
Vom Ursprung und Ziel der Geschichte
Die Atombombe und die Zukunft des Menschen
Rechenschaft und Ausblick
Philosophie und Welt
>Karl Jaspers
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Karl Jaspers. Festschrift Karl Jaspers: Sein Werk - eine Übersicht im Jahr seines 75. Geburtstages [Reprint 2020 ed.]
 9783112312643, 9783112301371

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Das Werk von Karl Jaspers Zu dieser Übersicht

E i n e Hauptaufgabe des Verlegers ist es, die Werke seiner Autoren, Ihre Gehalte und Motive immer neu zur Kenntnis der aufnahmebereiten Leser zu bringen. Zum 70. Geburtstag von Karl Jaspers im Februar 1953 veröffentlichten wir d i e F e s t s c h r i f t OFFENER HORIZONT, i n d e r s i c h a u s d e n B e i t r ä g e n v o n d r e i ß i g

Autoren, Philosophen, Soziologen, Psychiatern, Biologen, Schriftstellern, — aus Analyse und Deutung Elemente zu einem geistigen Gegenwartsbild darstellten. Diese Publikation fand einen erfreulichen Widerhall, konnte aber naturgemäß nur einen begrenzten Leserkreis erreichen. Heute, im Jahr des 75. Geburtstags des Philosophen, legen die Verlage, in denen die Bücher von Karl Jaspers erschienen sind, diese Übersicht vor, um einem größeren Kreis von Menschen, für die Denken eine lebenfördernde Sache ist, das im Buchhandel lieferbare Gesamtwerk von Jaspers vorzustellen. W i r danken den anderen Verlagen, daß sie sich an dem Werkverzeichnis beteiligt haben, und Herrn Professor Rossmann dafür, daß er auf unsere Bitte in einem knappen Umriß die wesentlichen Linien und Akzente des Philosophierens von Jaspers aufgezeigt hat. W i r werden uns freuen, wenn dieses Verzeichnis seinen Zweck erfüllt, dem Empfänger die Werke eines führenden Denkers unserer Zeit anschaulich zu machen — eines Denkers, der seine unersetzliche aktuelle Bedeutung darin hat, daß er aus der Gesinnung der Wissenschaft, der Freiheit und der Vernunft Illusionen, Vorurteile und falsche Fixierungen durchleuchtet und den, der ihn hört, mit den Einsichten ausstattet, die zu einem innerlich selbständigen, bewußten Leben zu helfen vermögen.

R. P I P E R & C o VERLAG Klaus

München, im Januar 1958

Piper

Karl Jaspers

K a r l Jaspers begeht am 23. Februar 1958 seinen fünfundsiebzigsten Geburtstag. Wir gedenken seiner in Verehrung und Liebe. Das Lebenswerk des Forschers und des Philosophen, das nunmehr der Vollendung sich nähert, zeugt für sich selbst mit seiner fordernden Kraft und seiner Unumgänglichkeit. Worin aber besteht diese Unumgänglichkeit? Diese Frage zielt auf den Rechtsgrund des Philosophierens überhaupt in der gegenwärtigen Situation einer Menschheit, die gegenüber den von ihr selbst entfesselten Kräften universaler wissenschaftlicher und technischer Machtentfaltung ratlos und ziellos geworden ist. Goethes Zauberlehrling, der seinen Besen nicht mehr meistern kann, ist ihr Gleichnis. Selbst jede Verständigungsmöglichkeit aber über das, was nottut, scheint heute auszubleiben. Denn wo ist noch ein fester Grund für die Verbindlichkeit im Denken, für die Verläßlichkeit im Handeln angesichts eines solchen totalen Perfektionalismus, der die Mittel zu Selbstzwecken werden läßt und dem die bloße Macht als das Höchste gilt ? Die Vergötzung und der Mißbrauch von Wissenschaft und Technik unter dem Siegel und zum Zwecke der Macht, wie sie das Merkmal aller weltanschaulichen Ideologien sind, stehen dabei voran. Deren einzigen Gegenpol aber scheinen nur jene apokalyptischen und nihilistischen Visionen des allgemeinen Untergangs zu bilden, die in Wissenschaft und Technik das Böse selber sehen, als ob diese haftbar zu machen seien für den eigentlichen Verlust des Menschseins. Allein die Frage nach dem Heil oder Unheil der Menschheitsgeschichte ist auf beiden Seiten die zentrale Frage. Es ist die Frage nach dem Sinn und Ziel des Menschseins im Ganzen, die freilich der Mensch selber gerade am wenigsten zu beantworten in der Lage ist. Von der Einsicht in die Unbeantwortbarkeit dieser Frage in einem wie auch immer objektivierten Wissenssinne hat für Jaspers die philosophische Selbstbesinnung ihren Ausgang genommen. Er gewann aber diese Einsicht in der praktischen Erfahrung des der wissenschaftlichen Wahrheitssuche dienenden Menschen. Der Weg zur Philosophie, den Jaspers beschritt, führte über Wissenschaft und Forschung im Fragen nach der Verbindlichkeit unseres Wissens überhaupt. Das erste Stadium dieses Weges ist das der methodologischen Besinnung in der wissenschaftlichen Wahrheitssuche als Weltorientierung. Nur wenn wir im wissenschaftlichen Forschen der Methoden des Forschens uns

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bewußt sind, treiben wir Wissenschaft. Keine Wirklichkeit läßt sich als Ganzes in Wißbarkeit auflösen. I n eine gegebene Wirklichkeit haben wir n u r E r kenntnisaspekte, derer wir uns im Vollzug des Forschens selber methodologisch bewußt werden müssen. Das bedeutet: jede wissenschaftliche Erkenntnis ist immer partikulare Erkenntnis und nur dann gesichert und zwingend allgemeingültig, wenn ich weiß, wie ich etwas weiß oder erkenne. Nicht die jeweilige Wirklichkeit unter vorgegebene Kategorien zu subsumieren, sondern die ihr angemessenen Kategorien selber zu bilden, ist der Sinn alles auf Erweiterung der Erkenntnis bedachten Forschens. N u r solches methodologisches Bewußtsein schließt die positivistische A n m a ß u n g aus, unser Denken und Erkennen zum Herren über die Wirklichkeit zu setzen. Denn gerade das vermag wissenschaftliches Erkennen nicht. Wohl aber können wir nicht nur, sondern sollen wir verantwortlich sein f ü r unsere Methoden im wissenschaftlichen Erkennen. Derart ist das methodologische Bewußtsein zugleich Kriterium f ü r die Reinheit wie f ü r die Grenzen von Wissenschaft. Darüber hinaus aber ist es der im Forschen selber sich hervorbringende philosophische Gehalt: »Deshalb sind gehaltvolle Wissenschaften gleichsam konkrete Philosophie.« »Wenn in den Wissenschaften . . . ein Selbstbewußtsein des eigenen Tuns helle wird — unter den F r a g e n : was kann ich und wie kann ich wirklich zwingende Gewißheit erhalten — so ist dieses Selbstbewußtsein schon bewußtes Philosophieren.« Das zweite Stadium der Jaspers'schen Philosophie ist die Besinnung auf das der wissenschaftlichen Erkenntnis schlechthin unzugängliche Selbstsein schen als

des Men-

Existenzerhellung.

Der Mensch als mögliche Existenz, als Sein, das er selber ist, bezeugt sich als Freiheit und hat weder am anthropologischen, noch am soziologischen, noch am psychologischen, noch überhaupt an irgendeinem Wissenshorizont sein Ende. So verstellen f ü r Jaspers auch alle fertig formulierten philosophischen Lehren vom Ganzen des Seins dem Menschen den Weg zu sich selbst, wenn er sich in diese vor jenen Fragen flüchtet, die ihn ganz unmittelbar und unausweichlich angehen. Denn nicht über solche Entwürfe und Konstruktionen eines Seinsganzen [als ob dieses wißbar wäre] erfährt sich der Mensch in seiner Eigentlichkeit, sondern in der unmittelbaren E r f a h r u n g dessen, was dem Erkennen und Wissen gerade nicht zugänglich ist und woran er in seinem Erkennen- und Wissenwollen scheitert. Mit unserem Wissen und Erkennen aber scheitern wir in jenen Situationen, die Jaspers Grenzsituationen

für unser

Bewußtsein

genannt hat. Grenzsituationen sind grundsätzlich verschieden von den Daseinssituationen, in denen wir ständig uns befinden. Diese sind »Wirklichkeit f ü r ein an ihnen interessiertes Subjekt, dem sie zugleich Einschränkung und Spielraum bedeu-

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ten.« Sie werden von uns mehr oder minder gewußt und überschaut. Zu ihnen gehört, daß sie, ob ohne unser Zutun oder mit unserem Zutun, ständig sich wandeln. Grenzsituationen dagegen sind unwandelbar, nicht überschaubar und nicht wißbar. Solche Grenzsituationen f ü r unser Bewußtsein sind der Tod, der Zufall, das Leiden, die Schuld, der Kampf. »Grenzsituationen sind wie eine Wand, an die wir stoßen, an der wir scheitern.« Sie bedeuten uns: »Es gibt ein Anderes, aber zugleich: dieses Andere ist nicht f ü r das Bewußtsein im Dasein begreifbar. Es ist vielmehr schlechthin transzendent.« Im Scheitern seines E r kennens und Zweckhandelns in den Grenzsituationen erfährt der Mensch sich in seiner Eigentlichkeit als mögliche Freiheit und wird ihm spürbar, daß er mehr ist als er von sich weiß und mehr will als sich selbst. Gegenüber dem unausweichlichen Anspruch der Grenzsituationen kann er sich selbst verlieren oder sich als seine eigenste Wirklichkeit gewinnen. N u r dann kann ihm der Tod zu seinem Tod werden »ohne Selbsttäuschung«, kann Zufall als sinnvoll angeeignet, das Leiden fruchtbar, Schuld gesühnt werden und der Kampf als die Grenzsituation des Daseins überhaupt in den »liebenden Kampf« sich verwandeln lassen, in dem das eigene Selbstsein mit dem des Anderen sich gewinnt. Philosophie als Existenzerhellung hat zur Aufgabe, »den Menschen an sich selbst zu erinnern«, ihn »aus der Scheinwelt des nur Denkbaren zu befreien« und ihn heimfinden zu lassen »zur Wirklichkeit«. Dieses Philosophieren bietet freilich weder ein fertiges Haus zum Wohnen, noch garantiert es den ewigen Frieden einer paradiesischen Heimat auf Erden, wie ihn die weltanschaulichen Ideologien sämtlich versprechen. Noch aber auch bedroht es den Menschen mit prophetischen Angst- und Untergangsvisionen. Was es einzig will und vermag, das ist, die Fähigkeit in uns zu erwecken, jeweils unser Haus uns selber zu bauen und es dort zu bauen, wo allein Heimat wirklich Heimat sein kann: in der gemeinsamen Bemühung des Miteinanderlebens auf dem Grunde der Freiheit und eingedenk jener Grenzen, die unserem Wissen und Zweckhandeln gesetzt sind. Es sind die Grenzen, »vor denen unser Teil Demut ist«. Das dritte Stadium der philosophischen Reflexion ist f ü r Jaspers die Besinnung auf die Vernunft Existenz

als Medium

umgreifenden

Einen

des das Weltsein,

das Bewußtsein

und

unsere

Seins.

Diese Besinnung auf die V e r n u n f t im Ganzen hat als Lehre von der Wahrheit, in der die Philosophie als Methodologie und die Philosophie als Existenzerhellung ihre Ergänzung und ihren Zusammenschluß finden, das Selbstbewußtsein des Denkens überhaupt zum Gegenstand. Das Sein, das alles ist und aus dem alles ist, kann als solches nicht erkannt und begriffen werden. Es ist f ü r unser Erkennen das, »was weder ist noch nicht ist«, aber alles, was ist: die Sphäre des Objektiven wie die des Subjektiven, umgreift.

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Ihm kommt kein Name zu als der des Umgreifenden oder der unbegreiflichen Wahrheit, auf die unsere Vernunft als Selbstbewußtsein des Denkens überhaupt hinstrebt: »Wahrheit ist unser Weg.« Mit seiner Lehre von der Wahrheit als dem Umgreifenden hat Jaspers endgültig die Abwendung von aller überlieferten philosophischen Ontologie vollzogen. »Ontologie, das ist: Seinserkenntnis, gibt es nicht.« Und alle Versuche der Seinserkenntnis sind nicht mehr denn eben Versuche, die zu Ende gedacht sich selbst widerlegen. Sie haben ihren Sinn allein als Chiffren der Bewegung unseres Denkens überhaupt auf das, was allem Denken sich entzieht und von dem unser Denken doch zugleich getragen wird. Was unser Denken derart trägt und beseelt, bezeugt sich als »philosophischer Glaube«. Dieser Glaube ist kein objektiver Glaube. Er vermittelt keine positive Gewißheit wie religiöser Glaube, den er jedoch, ist er echter Glaube, ebensowenig ausschließt wie Wissenschaft, deren Reinheit er fordert. Dieser Glaube ist grenzenlose Kommunikationsbereitschaft und bedeutet damit den Antrieb der philosophischen Wahrheitssuche selbst. Philosophieren überhaupt als solche Kommunikationsbereitschaft hat für Jaspers letztlich zur Aufgabe, den Menschen an sich selbst zu erinnern angesichts dessen, vor dem keine Illusion besteht. Es ist die Aufgabe: »eigentlich Mensch zu werden dadurch, daß wir des Seins innewerden; — oder dasselbe: Selbst zu werden dadurch, daß wir Gottes [als des Umgreifenden] innewerden.« Philosophieren heute ist die Selbst- und Seinsvergewisserung des Menschen, die sich ebenso gegen die Gestalten des positivistischen und ideologischen Wissenschaftsaberglaubens wie gegen die nihilistische Wissenschaftsverachtung wendet. Denn wir können den Weg von Wissenschaft und Technik, den als Weg des Heils oder Unheils zu deuten müßig ist, nicht verlassen: »Es gibt keine haltbare Philosophie ohne Wissenschaft.« Diese in ihrem nicht abweisbaren universalen Wahrheitsanspruch nach allen Seiten sich offenhaltende Wissenschaft fordert eine ihr adäquate Philosophie, derer sie zu ihrer Führung bedarf, wenn anders der Mensch sich nicht selbst zum Sklaven seines eigenen Wissens und Machen» erniedrigen will. Das aber kann nur eine Philosophie sein, die weder dogmatisch noch prophetisch, weder wissenschaftsabergläubisch noch wissenschaftsfeindlich ihren Grund und Halt allein in dem besitzt, was dem Menschen als Möglichkeit ursprünglich eigen ist und dessen er gewiß wird, indem er selber es bezeugt: in seiner Freiheit. Denn, erfährt der Mensch im unausweichlichen Fragen nach sich selbst, der Welt und dem Sein im Ganzen, daß keine Wirklichkeit: weder sein Selbstsein, noch das Weltsein, noch das Sein, das alles ist, sich je im Wissen von ihnen auflösen lassen und erfährt er in diesem Scheitern seines Wissens zugleich, daß er

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sich nicht selbst gemacht hat, so folgt daraus: wohl kann der Mensch nicht H e r r der Wirklichkeit und eines Seins, das er selbst nicht ist, sein. Aber »Herr seiner Gedanken« kann er nicht nur, sondern soll er sein. Und hierin bezeugt sich seine Freiheit, die ihm nie genommen werden kann, er gebe sie denn selber preis. Philosophie, wie Jaspers sie lehrt, ist als Weltorientierung eine Philosophie des Gewissens des Wissens. Als Existenzerhellung ist sie Philosophie der Freiheit und als Seinsvergewisserung Philosophie der Kommunikation im Medium der Vernunft, der Freiheit und der Liebe in deren täglicher Bewährung. Sie hat ihre Unumgänglichkeit als Praxis des Philosophierens selber, wie sie jedem Menschen aufgegeben ist, sofern er sich selber nicht täuschen, sofern er Wahrheit will. Wahrheit aber ist Weg der Kommunikation von Mensch zu Mensch: als Bedingung des Menschseins überhaupt. Kurt

Rossmann

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Jeanne Hersch, Karl Jaspers als Lehrer E s war in der Aula der alten Universität. Ich saß in einer Fensternische auf der Seite. Als Jaspers anfing zu sprechen, hob er die Hand. Niemals werde ich diesen Augenblick, diese Stimme, diese Hand vergessen, zweifellos deshalb, weil ich all das damals nicht wichtig nahm. Diese erhobene Hand, die ersten drei F i n g e r ausgestreckt, die anderen beiden zurückgebogen, war für mich zuerst nur das sichtbare Zeichen eines Forschens, an dem ein Etwas in mir, das bis dahin von keiner Unterweisung ergriffen worden war, vergebens teilzuhaben suchte. Ich verstand nichts. Ich war mitten in eine Vorlesung hineingeraten, verstand die Sprache nur mangelhaft und hatte fast keine philosophischen Vorkenntnisse. Trotzdem war mein Inneres voll Freude, denn so viel verstand ich, daß es hier etwas zu verstehen gab. An dieser plötzlichen Gewißheit hatte Jaspers fast keinen Anteil, isoliert wirkte er nur wie ein vollkommenes Instrument. Damals gab es keine »Kommunikation« zwischen ihm und mir. E r war notwendig, aber die Ereignisse spielten sich in meinem Inneren ab. W e n n ich in der Folge viel arbeiten mußte, abends spät bei Licht, bis ich seine Gedanken in ihrer transparenten Beweglichkeit verstehen konnte, so hat er mich doch niemals in Erstaunen gesetzt. D e r Student, der mir den Anfang des Kursus erklärte, den ich versäumt hatte, begriff nicht, wie ich die Sätze, wenn er sie mir aus seinen Notizen vorzulesen begann, vollenden konnte. Oft hatte ich den E i n druck, daß ich die Vorlesungen von Jaspers halten, seine Bücher hätte schreiben können, wenn ich mir auch nie eine solch ungeheuerliche Anmaßung einzugestehen wagte. Und wenn ich es hier sage, so deshalb, weil dieses Geständnis vielleicht eine Huldigung ist: nur die großen Dinge, welche der Wahrheit am nächsten sind, wirken auf diejenigen, an die sie sich wenden, wie eine Selbstverständlichkeit, eine alte Erinnerung, die verloren war . . . D i e Lehrtätigkeit Jaspers' gewährte niemals Befriedigung. Kaum fand man Freude an einer neuen geistigen Errungenschaft, da wurde sie einem schon wieder mit Strenge entrissen. Unmöglich, sich zufrieden zu geben. M a n wurde von einem Gedanken zum anderen geworfen, aus der Begeisterung zur Beschränkung, aus einer Unmöglichkeit in eine Forderung — gegen die Entscheidungen des Lebens, die ihrerseits ihren vollen Sinn nur dann erlangen, wenn sie nicht genügen. I n all diesem war etwas Festes, Unerschütterliches: man sah einen M a n n , der sich auf die Wahrheit stützte — und auf sie allein. Jeanne Hersch, Karl Jaspers als Lehrer, aus »Offener Festschrift für Karl Jaspers« [Auszug]

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Horizont,

Dolf Sternberger, Über Karl Jaspers' Prosa

V o n radikaler Sparsamkeit ist Jaspers' eigentümliche Syntax, eben dadurch ganz unverwechselbar, soviel ich sehe, in der zeitgenössischen Literatur, auch und gerade der philosophischen und wissenschaftlichen. Ich wüßte keine andere Prosa, die durch eine solche Fülle einfacher Hauptsätze und durch eine so knappe Fügung der mehrgliedrigen Satzgebilde sich kennzeichnete und auszeichnete. Perioden im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Kaum je findet man >Schachtelungemütlichdasselbe auf andere Weise< zu wiederholen, keine einzelne Aussage will als Pointe festgehalten, keine Aussage überhaupt als in sich ruhend aufgefaßt sein. Es ist in der T a t etwas von unendlicher Bewegung in dieser Prosa [wie im Denken], niemals ist >das Eigentliche< endgültig ergriffen, niemals die Wahrheit gesichert. Vielleicht wird so der seltsame Kontrast verständlich, der zwischen der extremen Sparsamkeit, Knappheit, ja Kargheit der Syntax und dem erstaunlichen Volumen des literarischen Werkes, namentlich der jüngsten Epoche wie auch einzelner Bücher, vorab in >Von der Wahrheitc, sich auftut . . .« Dolf

Sternberger,

aus »Offener

Notizen

Horizont,

über

Festschrift

die für

Prosa Karl

von

Karl

Jaspers«

Jaspers [Auszug]

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Allgemeine Psychopathologie 1913. 3 Abbildungen.

XV, 748 Seiten. 6. Auflage

1933. Leinen DM

48.-

[SPRINGER-VERLAG, HEIDELBERG]

I n h a l t : Die Einzeltatbestände des Seelenlebens / Die Auffassung der Gesamtheit des Seelenlebens / Die abnorme Seele in Gesellschaft und Geschichte / Soziologie und Historie der Psychosen und Psychopathien / Das Ganze des Menschseins D i e s e s Buch will einen Überblick über das Gesamtgebiet der allgemeinen Psychopathologie, über die Tatsachen und die Gesichtspunkte dieser Wissenschaft geben; und es will dem Interessierten weiterhin einen Zugang zur Literatur öffnen. Statt dogmatisch behauptete Resultate darzustellen, möchte es vorwiegend in die Probleme, Fragestellungen, Methoden einführen; statt ein System auf Grund einer Theorie möchte es eine Ordnung auf Grund methodologischer Besinnung bringen. I n der Psychopathologie gibt es eine Reihe von Betrachtungsweisen, eine Reihe von Wegen nebeneinander, die in sich berechtigt sind, sich ergänzen, aber sich gegenseitig nicht stören. A u f Sonderung dieser Wege, auf reinliche Scheidung, ebenso wie auf die Darstellung der Vielseitigkeit unserer Wissenschaft waren meine Bemühungen gerichtet. Es wurde der Versuch gemacht, allen empirisch fundierten Richtungen, allen psychopathologischen Interessengebieten ihren Platz anzuweisen, um dem Leser — soweit irgend möglich — einen wirklichen Überblick über die gesamte Psychopathologie, nicht über eine bloß persönliche Meinung, eine Schuloder Modeströmung zu verschaffen. I n vielen Teilen waren einfach registrierende Aufzählungen bisher konstatierter, noch zusammenhangloser Tatsachen und einzelner bisher nur tastender Versuche nicht zu umgehen. Es ist jedoch gefährlich, in der Psychopathologie einfach nur den Stoff zu lernen: man muß nicht Psychopathologie, sondern psychopathologisch beobachten, psychopathologisch fragen, psychopathologisch analysieren, psychopathologisch denken lernen. Ich möchte dem Studierenden helfen, sich ein geordnetes Wissen anzueignen, das bei neu beobachteten Phänomenen den Anknüpfungspunkt bietet, und das ihm ermöglicht, neu zu erwerbendes Wissen an seinen gehörigen >Ort< zu stellen.« lO

Vorwort zur ersten Auflage

[1913]

Psychologie der Weltanschauungen 1919. Vierte, unveränderte

Auflage 1954. XIX, 486 Seiten. Leinen DM 29.80

[SPRINGER-VERLAG, HEIDELBERG]

Inhalt: Was eine Psychologie der Weltanschauungen sei / Die Einstellungen: Gegenständliche Einstellungen / Selbstreflektierte Einstellungen / Die enthusiastische Einstellung / Weltbilder: Das sinnlich-räumliche Weltbild / Das seelisch-kulturelle Weltbild / Das metaphysische Weltbild / Das Leben des Geistes: Skeptizismus und Nihilismus / Der Halt im Begrenzten / Der Halt im Unendlichen

E s ist ein Werk der verstehenden Psychologie. Verstehen bedeutet ein Nacherleben, Einfühlen, Hineindenken in die seelischen Zustände, aus denen Weltanschauungen entspringen und in denen sie sich darstellen; und diese komplexen Zustände werden nach der objektiven und nach der subjektiven Seite beschrieben und zergliedert. So entsteht eine deskriptive Analyse der >WeltbilderGeistestypen< und der >EinstellungenPhilosophie< ist das philosophische Denken in seinen Vollzügen gegliedert nach den Weisen des Transzendierens. Das Ganze ist kein System. Die einzelnen Kapitel sind nicht notwendig in der Reihe zu lesen, in der sie geordnet sind. Aber jedes Kapitel ist als Ganzes eine Denkbewegung, die in einem Zuge im Lesen mitzuvollziehen ist. Das Buch hat nicht den Titel Existenzphilosophie. D e n n die Absicht war, in der geistig bescheidenen Gegenwart eine Gestalt des ewigen Philosophierens nach seinem gesamten U m f a n g zu finden. D a h e r hat n u r das zweite Buch ausdrücklich den Titel Existenzerhellung, den ich seit acht J a h r e n in Vorlesungen gebraucht hatte. Die Metaphysik sollte nicht verworfen, sondern angeeignet werden. Ich f o r m u l i e r t e die A u f g a b e in meiner gleichzeitigen >Geistigen Situation der ZeitExistenzphilosophie ist das alle Sachkunde nutzende, aber überschreitende Denken, durch das der Mensch er selbst werden möchte. Dieses D e n k e n erkennt nicht die Gegenstände, sondern erhellt und erwirkt in einem das Sein dessen, der so denkt. I n die Schwebe gebracht durch Uberschreiten aller das Sein fixierenden Welterkenntnis [als philosophische Weltorientier u n g ] appelliert es an seine Freiheit [als Existenzerhellung] u n d schafft den R a u m seines unbedingten T u n s i m Beschwören der Transzendenz [als Metaphysik] .Philosophieren ist E i n w e i h u n g in das Seinsbewußtsein.< D i e höchste S t u f e der stufenweise vor sich gehenden E i n w e i h u n g w ä r e das D u r c h d r i n g e n der Objektivität derart, daß Alles Gleichnis [ C h i f f r e ] ist, nichts ohne Sprache bleibt, nichts als R e s t gleichsam

gottverlassenen

Nichtsseins in bloßem D a s e i n zurückbleibt. U b e r J a s p e r s ' W e r k könnte m a n a m besten L e s s i n g s Worte setzen: >Nicht die W a h r h e i t , in deren Besitz irgendein Mensch ist oder zu sein meint, sondern die a u f r i c h t i g e M ü h e , die er a n g e w a n d t hat, hinter die W a h r h e i t zu kommen, macht den W e r t des Menschen. D e n n nicht durch den Besitz, sondern durch die N a c h f o r s c h u n g der W a h r h e i t erweitern sich seine K r ä f t e . < «

Robert Scherer in » Wort und Wahrheit«

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Die großen Philosophen Band, I, 1957. Mit Vorwort und Einleitung in das dreibändige 968 Seiten. Leinen DM 38.— [ R . P I P E R & Co, M Ü N C H E N ]

Gesamtwerk.

Inhalt: Band I: Die maßgebenden Menschen: Sokrates. Buddha. Konfuzius. Jesus / Die fortzeugenden Gründer des Philosophierens: Plato. Augustin. Kant / Aus dem Ursprung denkende Metaphysiker: Anaximander. Heraklit. Parmenides. Plotin. Anselm. Spinoza. Laotse. Nagarjuna D ie Philosophiegeschichte stellt für Jaspers keinen fortlaufenden Prozeß dar, in dem die Späteren, die Früheren aufhebend, diese überbieten, sondern aus der jeweiligen geschichtlichen Situation heraus dringt philosophisches Denken in überzeitliche Tiefe. Zu fruchtbarer Begegnung mit diesen Großen will Jaspers den Weg bereiten, in der Überzeugung, daß bei aller Verschiedenheit der Richtungen und Systeme das philosophische Anliegen im wesentlichen immer das Eine ist, eine Einheit, die freilich nicht gegenständlich gefaßt und eingestrichen werden, sondern nur in kritischer Auseinandersetzung mit dem Denken der Großen sichtbar gemacht werden kann.« Iring Fetscher im Norddeutschen Rundfunk

E i n Markstein in der Entwicklung der philosophiehistorischen Forschung, ein Wurf von hohem Rang, kühn in der Idee, beispielhaft in dem langen Atem des Geistes, in der fast nervös anmutenden intellektuellen Sensibilität, die sich in der Disposition von Gedankenkomplexen ebenso wie in der geduldigen Behutsamkeit der Interpretation und in der Besonnenheit der Kritik bekundet und bewährt.« Hans Kudszus in »Der Tagesspiegel« In Vorbereitung: Band II: Die entwerfenden Metaphysiker: Xenophanes. Empedokles. Demokrit. Poseidonios. Bruno. Böhme. Schelling / Die Auflockernden: Abälard. Descartes. Hume. Pascal. Lessing. Kierkegaard. Nietzsche / Die Gebäude der schöpferischen Ordner: Aristoteles. Thomas. Hegel. — Band III: Philosophen in der Dichtung: Dante. Shakespeare. Goethe. Dostojewski / in der Forschung: Kepler. Galilei. Darwin. Einstein. Weber / im politischen Denken: Machiavelli. Morus. Locke usw.

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Die geistige Situation der Zeit 19)1. Vierter, unveränd. Abdruck der fünften Auflage 19 SS. 211 Seiten. DM4.80. Sammlung Göschen Band 1000 [ W A L T E R DE GRUYTER & Co,

Leinen BERLIN]

Leidenschaftlich, wie wenige andere Autoren der Gegenwart hat Karl Jaspers sich darum bemüht, den Begriff des Menschen in unserer Zeit zu behaupten und den allgemeinen Verdummungs-, Verwahrlosungs- und Rebarbarisierungsprozeß, der die heutige Menschheit ergriffen hat, durch kräftige philosophische Gegenstöße aufzuhalten. Der berühmte Göschenband Nr. 1000, den er >Die Geistige Situation der Zeit< nannte, ist in den Jahren kurz vor und nach dem Anbruch der Nazizeit für Tausende ein unentbehrliches Vademecum in einem von politischen und pseudowissenschaftlichen Ideologien verseuchten Gelände gewesen. Durch sein erzieherisches, wesentlich ethisch interessiertes Temperament, das ihn wieder und wieder genötigt hat, die Grenzen der philosophischen Klausur zu überschreiten und am öffentlichen, auch und vor allem am politischen Leben redend und schreibend teilzunehmen, ist er für viele im Laufe der Zeit eine öffentliche Autorität geworden.« Hans Egon Holthusen im Bayerischen Rundfunk

Vernunft und Widervernunft in unserer Zeit Drei Heidelberger DM

4.80

Vorlesungen.

1950. 2. Aufl. 1952. 71 Seiten.

Kartoniert

[ R . PIPER & C o , M Ü N C H E N ]

Inhalt: Die Forderung der Wissenschaftlichkeit / Vernunft / Die Vernunft im Kampf D a ß es Karl Jaspers gelingen konnte, in drei Heidelberger Gastvorlesungen eine Einführung in sein Philosophieren ebensowohl wie ein Fazit seines Denkens zu geben, ist von besonderer Bewandtnis: Jaspers hat das Ideal der >reinen Wissenschaft f ü r die Philosophie destruiert und die Unergründlichkeit des Wahren radikal geltend gemacht; er hat V e r n u n f t und Wissenschaft als zwei unterschiedene Aspekte des Erkennens zu begreifen gelehrt, und so stellt sich seinem souveränen Geist in jeder Einzelfrage, sofern sie nur kardinal ist, das Ganze der Problematik dar. Die Hörer und Leser haben nicht nur in nuce die Jaspers'sche Philosophie als persönlichen Entwurf, sondern schreiten zugleich die Bezirke der philosophia perennis ab.« Christian E. Lewalter, »Die Zeit«

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Einführung in die Philosophie 12 Radiovorträge. 19SO. 4. Aufl. 1957.164 Seiten. Ein Band der »Einführungs«Reihe. Kartoniert DM 3.80, Leinen DM 5.80 [ R . P I P E R & Co, M Ü N C H E N ] Inhalt: Was ist Philosophie? / Ursprünge der Philosophie / Das Umgreifende / Der Gottesgedanke / Die unbedingte Forderung / Der Mensch / Die Welt / Glaube und Aufklärung / Die Geschichte der Menschheit / Die Unabhängigkeit des philosophierenden Menschen / Philosophische Lebensführung / Geschichte der Philosophie D a s Auffälligste an dieser E i n f ü h r u n g ist die souveräne Vorwegnahme der Erkenntniskritik und der Ontologie, klarer ausgedrückt: die vorausgesetzte Negierung der Möglichkeit einer wissenschaftlichen philosophischen Erkenntnis. Und damit stellt sich die Notwendigkeit ein, die Philosophie total zu transponieren. Das neue Feld, auf dem sie sich wiederfindet, die Ebene, auf der allein sie zu atmen vermag, ist bei Jaspers die einer mystizierenden Reflexion. An Stelle der Welt der Objekte tritt das >UmgreifendeKreisen u m . . ., Ein Stelle noetischer Gewißheit und Evidenz die seinsgemäße E r f a h r u n g , an Stelle der philosophiegeschichtlichenKontinuitäteinepräsentischeKommunikation.« Hans-Georg Beck in »Hochland«

Existenzphilosophie 2. Auflage, vermehrt um ein Nachwort. 1956. VI, 90 Seiten. Leinen DM 9.80 [ W A L T E R DE G R U Y T E R & C o , B E R L I N ]

D i e erste in diesem Band enthaltene Vorlesung umkreist das >Sein des Umgreifenden^ die zweite die über alle demonstrierbare Richtigkeit hinausliegende >Wahrheit< und die dritte die der Wahrheit entsprechende >Wirklichkeit< als den Inbegriff alles dessen, was nicht mehr vordergründiger Gegenstand verstandesmäßiger Erkenntnis, sondern hintergründiger Gegenhalt eines gläubigen Vernehmens ist. Das Nachwort zu dieser Neuausgabe sichert erstens den Sinn des Wortes >Existenzphilosophie< gegen das inzwischen fast allgemein gewordene Scheinverständnis und kennzeichnet zweitens mit schneidender Wahrhaftigkeit die Situation, in der die Schrift seinerzeit entstanden ist.« Johannes Pfeiffer in »Bücherei und Bildung«

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Der philosophische Glaube 1948. 4. Aufl. 1955. 131 Seiten. Kartoniert

DM 7.20, Leinen

DM

9J0

[ R . PIPER & C o , M Ü N C H E N ]

Inhalt: Der Begriff des philosophischen Glaubens / Philosophische Glaubensgehalte / Der Mensch / Philosophie und Religion / Philosophie und Unphilosophie / Die Philosophie in der Zukunft Jaspers vertritt ein radikales, undogmatisches, weder Theologie noch Wissenschaft Magddienst leistendes Philosophieren zur Sinngebung f ü r das Leben; ein Philosophieren, dem bei allem leidenschaftlichen W a h r heitsbemiihen das Wissen um die Grenzen des Erkennens und damit um Wagnis- und Glaubenscharakter aller fundamentalen Wahrheiten bleibt.« Weser-Kurier

Karl Jaspers / Rudolf Bultmann

Die Frage der Entmythologisierung 1954. 2. Aufl. 120 Seiten. Kartoniert

DM 6.80, Leinen DM 8.80

[ R . PIPER & C o , M Ü N C H E N ]

D e r besondere Wert dieser Rede und Gegenrede liegt darin, daß dadurch die Fronten mit aller Deutlichkeit und Klarheit sichtbar werden. Man sieht hier, daß die Philosophie im Namen der Vernunft und Liberalität gegen Bultmann als sozusagen äußerste Grenzfeste des Glaubens, der Orthodoxie, angeht.« Neue Zürcher Nachrichten

Vernunft und Existenz Fünf Vorlesungen.

1935. 124 Seiten. Kartoniert

DM 4.80

[ R . PIPER & C o , M Ü N C H E N ]

D a s Vernünftige ist nicht denkbar ohne das Andere, das Nichtvernünftige; wie es auch in der Wirklichkeit nicht ohne das Andere vorkommt. Es fragt sich nur, in welcher Gestalt das Nichtvernünftige auftritt, wie es trotz allem bleibt, und wie es erfaßt wird. Dem Philosophieren eignet das Streben: das Unvernünftige und das Widervernünftige aufzufangen; es durch Vernunft zu formen, es in eine Weise der Vernunft zu verwandeln, ja es zuletzt als mit Vernunft identisch zu erweisen: alles Sein soll Ordnung und Gesetz werden.« Anfang der ersten Vorlesung

Nietzsche Einführung in das Verständnis seines Philosophierens 1936. Dritte, unveränderte

Auflage

19SO. 487 Seiten. Leinen DM 18.—

[ W A L T E R DE G R U Y T E R & C o , B E R L I N ]

D i e s Buch ist ein Musterbeispiel behutsamer Führung bei entschiedener Stellungnahme. Es wird nicht akademisch über Nietzsche geredet, sondern im Leser die Bereitschaft erweckt, ohne Voreingenommenheit zu hören und Nietzsches Philosophie nachzuvollziehen. Langsam arbeitet sich Jaspers an das Zentrum heran, ausgehend von den Tatsachen des Lebens, die unter Verwendung der gesamten Literatur aufgehellt werden, fortschreitend zu den Grundgedanken Nietzsches, im dritten Kapitel die Denkweise seines Philosophierens herausschälend. Grundlegend f ü r die Gedankenführung ist, daß allem Zufälligen, polemisch Zugespitzten, Aphoristischen ein System zugrunde gelegen habe, eine Haltung des Philosophierens, die der Aufnehmende in sich verwirklichen müsse, um zu erkennen, was Nietzsche bedeutet und worin seine Grenze, historisch wie systematisch, zu sehen ist. Bei dieser Stellungnahme tritt heraus, wie nah verwandt der Existentialismus von Jaspers der Philosophie Nietzsches ist; eine Stellungnahme etwa von der Philosophie Diltheys her würde zu einem wesentlich anderen Bild führen. Als Belege werden viele Zitate gebracht, so daß die Lektüre des Buches das Werk Nietzsches selbst erkennen läßt.« Rudolf Joerden in »Bücherei und Bildung«

Nietzsche und das Christentum 1946. 2. Aufl. 19)2. 71 Seiten. Kartoniert

DM 4.-, Leinen DM 5.50

[ R . PIPER & C o , M Ü N C H E N ]

Jaspers arbeitet heraus, wie Nietzsche das Christentum, trotz seines Hasses, nicht einfach preisgeben, sondern es überwinden wollte. Gelöst vom Schöpfergedanken wird die moderne Wissenschaft zum Aberglauben — bei Nietzsche in der Theorie von der Züchtung des Übermenschen. Aus der Erkenntnis dieser verhängnisvollen Entwicklung des modernen Geistes, die in Nietzsche ihre Peripetie erreicht, zog Jaspers die Konzeption des >Umgreifenden< als des Ganzen, das man nicht wissen und des eigenen Standpunktes, den man nicht objektivieren kann.« Fritz Buri in der »Basler

18

Nationalzeitung«

Descartes und die Philosophie 19)7. Dritte

unveränderte

Auflage

1956. 104 Seiten. Leinen

DM

9.80

[ W A L T E R DE G R U Y T E R & C o , B E R L I N ]

D i e s e s Buch f ü h r t tief hinein in das Denken Descartes' und bietet eine Betrachtung des gesamten Wesens seiner Philosophie und ihrer Stellung in der Philosophiegeschichte, wie sie klarer und prägnanter kaum je geboten wurde. Descartes war der Mannigfaltigkeit des Gedachten und Gesagten überdrüssig geworden, weil es ihm schien, daß man Wahres und Falsches bisher nicht zuverlässig unterscheiden konnte und weil man darum in allem Reichtum chaotisch blieb und ein Ziel nicht zu erreichen vermochte. Jaspers stellt dar, wie Descartes zwei Wege des Ethos geht, die keine ausdrückliche Beziehung aufeinander haben. Der eine f ü h r t zur >Idee einer methodisch durch Erkenntnis zukünftig erreichbaren MoralExplikation einer lebendigen moralischen HaltungUrsprung< und ein [End-]>Ziel< der Geschichte zulassen würden, sondern um eine kritisch-offene Besinnung auf die geschichtliche Lage des heutigen Menschen. Zentral ist dabei der Jasperssche Begriff des >GlaubensGlaube< bestimmend, daß der Mensch im >Ursprung< ein Spezifisches sei und daß sein >Ziel< ein Spezifisches sein müsse, nämlich sich selber zu werden, nicht aber vom Menschen als solchem abzufallen. In diesem grundsätzlichen Rahmen werden aktuelle und bedrängende Fragen, wie die der technischen Daseinsgestaltung, der menschlichen Berufsarbeit, der sozialen und rechtlich-politischen Organisation der Welt und in Verbindung damit das große Problem der Freiheit in seinen ethischen und sozialphilosophischen Aspekten abgehandelt. Dies alles wird so eindringlich und anregend dargelegt, daß man dem Buch nicht genug Leser wünschen mag; denn die >Sorge um das Menschsein selber< ist in die Welt gekommen und überschattet alle sonstigen Gefährdungen und möglichen Entwicklungen.« Schweizerische Hochschulzeitung 21

Die Atombombe und die Zukunft des Menschen Politisches 400 Seiten.

Bewußtsein Leinen

etwa

in unserer DM

Zeit.

22.—

Erscheint

im Sommer

19S8.

Etwa

[ R . PIPER & C o , M Ü N C H E N ]

A u s dem Inhaltsverzeichnis: E i n l e i t u n g : D e r neue Tatbestand. Erster T e i l : Wie allgemeine Erörterungen an Grenzen f ü h r e n : Politik, Ethos, Opfer / I D a s anfängliche politische Denken in bezug auf den neuen T a t bestand / I I I m Versagen der Politik die überpolitische Macht der sittlichen Idee / I I I D a s Überpolitische im Opfer / Zweiter T e i l : Die gegenwärtige politische Weltlage vom Standpunkt des Abendländers / Dritter T e i l : Erhellung der Situation des Menschen i m U m g r e i f e n d e n : W a s denken die Forscher? / D a s Uberpolitische der V e r n u n f t / D i e Idee des vernünftigen Staatsmannes I m F r ü h j a h r 1957 erschien als Broschüre der Radiovortrag von K a r l Jaspers über die Atombombe und die Z u k u n f t des Menschen. E r wurde in seiner richtungweisenden Klarheit weithin mit Dankbarkeit a u f g e nommen. D e r Autor hatte nur zögernd seine Z u s t i m m u n g zu der Publikation erteilt, da die in dem Vortrag nur knapp behandelten Motive der gegenwärtigen weltpolitischen Situation nach einem breiten Aufrollen der Problematik drängten. E i n Buch entstand, das in Deutschland, aber auch in vielen Ländern darüber hinaus, stärkste Beachtung und W i r k u n g finden wird. Überall, wo die Atombombe heute zum T h e m a wird, ist zugleich der gesamte heutige Weltzustand in F r a g e gestellt. A u s dieser Konsequenz heraus hat Jaspers — alle anderen Arbeiten unterbrechend — seine große Analyse unserer gegenwärtigen historischen L a g e entworfen. Die Darstellung schließt alle wesentlichen E r f a h r u n g e n aus dem weltpolitischen Geschehen der letzten J a h r e ein, bis zu brennenden tagespolitischen F r a g e n . A u s diesem Material entwickelt Jaspers die Einsichten und Forderungen zur Schaffung eines neuen politischen Bewußtseins, aus dem heraus die Krise angesichts der zwingenden Realität der Wasserstoffbombe überwunden werden kann. I m Sommer 1957 erschien:

Die Atombombe und die Zukunft des Menschen Ein Radiovortrag.

22

21 Seiten.

Kartoniert

DM 3.50

[ R . PIPER & C o , M Ü N C H E N ]

Max Weber • Politiker, Forscher, Philosoph 1932. Zweite Auflage P I P E R - B Ü C H E R E I . 85

1946. Unveränderte Seiten.

DM

2.50

Neuausgabe

1958 als Band 121 der

[R. PIPER & C o , M Ü N C H E N ]

D i e Inhalte des politischen Denkens Max Webers haben zum Teil für uns nur noch historischen Charakter. Er ist 1920 gestorben. Seine politischen Positionen gehören zu ihrer Zeit . . . Aber als Persönlichkeit ist Max Weber unvergänglich. Das Politische war ohnehin nur ein Moment im Ganzen seiner Welt, die allumfassend die Freiheit dieses Mannes trug. Vorbild bleibt er uns durch Wahrhaftigkeit, durch seine echte Wissenschaftlichkeit, durch sein großes Herz und seine sittliche Unbedingtheit. Ich glaube, daß aus der Anschauung seines Wesens nicht nur ich, sondern auch andere Ermutigung erfahren können, um ohne Illusion in die Zukunft zu schreiten, tätig, solange es vergönnt ist.« Karl Jaspers,

1946 im Vorwort zur zweiten und dritten

Auflage

Uber das Tragische Ein Kapitel der

aus »Von der Wahrheit«.

P I P E R - B Ü C H E R E I . DM

2 J 0

1952. 3. Auf 1.1958. 64 Seiten. Band 49

[ R . PIPER & C o , M Ü N C H E N ]

Inhalt: Einleitung. Über die ursprünglichen Anschauungen: Religion, Kunst, Dichtung / Das tragische Wissen / Die tragischen Gegenstände in der Dichtung / Die Subjektivität des Tragischen / Grundsätzliche Interpretation des Tragischen

Wesen und Kritik der Psychotherapie Zwei Abschnitte Band

82

der

aus »Allgemeine

P I P E R - B Ü C H E R E I . DM

Psychopathologie«. 2.50

1955.

2. Aufl.

1958

[ R . PIPER & C o , M Ü N C H E N ]

Inhalt: I. Psychotherapie: Suggestionsmethoden / Kathartische Methoden / II. Der Sinn der ärztlichen Praxis in der Psychotherapie: Wie Erkenntnis und Praxis zusammengehören / Die Abhängigkeit aller Praxis / Anknüpfungen an die Stufen der allgemeinen ärztlichen Therapie / Die persönliche Rolle des Arztes / Die Schädlichkeit der psychologischen Atmosphäre In der

FISCHER-BÜCHEREI

erschien von Karl Jaspers:

Vom Ursprung und Ziel der Geschichte Band 91 der FISCHER-BÜCHEREI. 2. Aufl. 1957. 269 Seiten. DM

2.20

Der philosophische Glaube Erscheint

im Dezember

1958 in der FISCHER-BÜCHEREI. DM

2.20

23

Karl Jaspers, Im Kampf mit dem Totalitarismus

H e u t e wird es in der Welt zwar klarer, ist aber noch längst nicht klar genug: was der Totalitarismus sei und daß er, wo immer und in welcher Gestalt er auftritt, wie ein zerstörendes Krankheitsgift ist, das wuchert und jeden verzehrt, der sich darauf einläßt. M a n kann mit ihm nicht arbeiten, ihn nicht als Mittel benutzen, ihn nicht in Grenzen halten. Entweder m u ß ich dieses Gift abstoßen oder, wenn ich mit ihm mich verbinde, um gegen andere Gegner Vorteile zu ziehen, ihm selber auf die Dauer kläglich verfallen. Dieses G i f t überwältigt sowohl seine ersten Träger wie seine späteren Verbündeten . . . Die Masse der Mitläufer, auf welcher Seite sie sich auch befinden mögen, glaubt einer großen Anschauung zu folgen und meint, von der Angst um Sicherheit und Ordnung besessen, diese zu finden. Aber sie ist betrogen, nicht weil ein Betrüger da ist, sondern weil alle Teilnehmenden Betrüger werden. Diese Masse ist schon längst eingesponnen in die Fiktionen, wenn jener erste noch verschleierte Gewaltakt erfolgt, der den Totalitarismus, nicht irgendeine Anschauung, zur bald alles einschmelzenden Macht bringt. Klarheit über das Wesen des Totalitären ist das beste Kampfmittel, wenn es gelingt, diese in der Bevölkerung zu verbreiten. Empörung, Gewalt, Schimpfen sind keine guten Mittel. Das Totalitäre verschwindet in der reinen L u f t wahrhaftigen Sehens. Dieses Sehen aber m u ß gezeigt werden. Je heller, je gütiger, je gelassener es geschieht, je reicher in den Ausdrucksformen, je einfacher in der besonderen Aufhellung, je klarer in der Wiedergabe der Tatsachen, desto wirksamer. Denn auch ein totalitär Erkrankter ist noch der Mensch, der vielleicht hören mag. W e n n der Typus des Totalitären in seiner Konsequenz gezeigt wird, so soll es doch so geschehen, daß kein einzelner Mensch als ihm völlig, restlos verfallen angesehen wird. Der Typus zeigt vielmehr jedem, wo er einmal leise Ansätze zu totalitärer Gewaltsamkeit hatte. Diese Methode der Aufhellung habe ich seit sechs Jahren in der Schweiz beobachtet und staunend gesehen, wie die Bloßstellung, die geduldige, ständige Wiederholung und die Aufdeckung des Tatsächlichen ohne alle Gewaltakte, ohne Sondergesetze, ohne Inquisitionen, ohne Vertreiben aus Stellungen die kommunistischen Wähler bis auf einen winzigen Rest hat verschwinden lassen. Aus dem gleichnamigen

24

Beitrag in: Jaspers, »Philosophie

und Welt«

Rechenschaft und Ausblick Reden

und

Herbst

19S8

Aufsätze.

19S1,

z.Zt.

vergriffen.

in der »Einführungs«-Reihe,

Eine etwa

Neuausgabe

400

erscheint

im

Seiten

[ R . PIPER & C o , M Ü N C H E N ]

I n h a l t : M a x Weber / Unsere Z u k u n f t und Goethe / Goethes Menschlichkeit / Solon / D e r Prophet Ezechiel / D a s radikal Böse bei K a n t / Kierkegaard / E r n e u e r u n g der Universität / Geleitwort f ü r die Zeitschrift » D i e W a n d l u n g « / Antwort an Sigrid Undset / V o m lebendigen Geist der Universität / D i e Wissenschaft i m Hitlerstaat / Volk und Universität / Philosophie und Wissenschaft / Z u r Kritik der Psychoanalyse / V o m europäischen Geist / Uber Bedingungen und Möglichkeiten eines neuen H u m a n i s m u s / Über Gefahren und Chancen der Freiheit / D a s Gewissen vor der Bedrohung durch die Atombombe / Mein W e g zur Philosophie / Über meine Philosophie

W i r gewinnen K r ä f t e aus den geschichtlichen Quellen. Wir möchten Widerhall werden des T i e f e n , das einmal gedacht wurde, möchten dessen A n e i g n u n g fördern. Wir möchten ursprünglich i m ewig Wahren uns gründen, möchten jede Wirklichkeit hören, die eine Sprache spricht, die uns zum Aufschwung bringt. Wir möchten teilnehmen a m Ü b e r g a n g in die neue, noch unbekannte, schnell sich nähernde Welt, — einzelne Vögel in der M e n g e der in das neue Zeitalter Fliegenden, der Spähenden, der Suchenden. W i r sind auf dem Wege vom Abendrot der europäischen Philosophie durch die D ä m m e r u n g unserer Zeit zur Morgenröte der Weltphilosophie.« Aus

w

»Mein

Weg zur

Philosophie«

ie es aber auch gelingt, in der Fülle des Seienden die Chiffren zu

lesen, in den Bezügen zur Transzendenz konkret zu existieren, im geschichtlich gestalteten Gehorsam gegen die Transzendenz das Selbstsein zu gewinnen, alles dies wird zusammengehalten durch die Grundf r a g e , wie in dem Vielen das E i n e ist, was es ist, und wie ich des Einen gewiß werde.«

Aus

Ȇber

meine

Philosophie«

25

Philosophie und Welt Reden und Aufsätze. 1958. Ein Band der »Einführungs«-Reihe. 404 Seiten Kartoniert DM 9.80, Leinen DM 11.80 [R. P I P E R & Co, M Ü N C H E N ] Inhalt: Die Aufgabe der Philosophie in der Gegenwart / Freiheit und Autorität / Das Kollektiv und der Einzelne / Im Kampf mit dem Totalitarismus / Der Weltschöpfungsgedanke / Unsterblichkeit / Die Idee des Arztes / Von der Grenze pädagogischen Planens / Philosophische Autobiographie Neben »Rechenschaft und Ausblick«, das im Herbst 1958 neu aufgelegt wird, liegt hier eine zweite Sammlung von Reden und Aufsätzen von Jaspers aus den letzten Jahren vor. Alle diese Texte sind Zeugnisse einer philosophischen Gesinnung, die sich nicht als Lehre ex cathedra verkünden will, sondern in die aktuellen Fragen und Entscheidungen unserer Zeit weckend und antwortend hineinwirkt. Von besonderem Gewicht innerhalb dieses Bandes ist die »Philosophische Autobiographie«, in der Karl Jaspers die Geschichte seines Lebens vor dem Hintergrund der Zeit nachzeichnet und zu einem deutenden Resumé zusammenzieht. E i n Rückblick auf das eigene Leben, zumal im Alter, bringt in eine zweideutige Verfassung. Es ist, als ob man etwas abschlösse, was noch im Gange ist. Es liegt in der Philosophie, daß sie, je wahrer sie wird, desto weniger in der Zeit sich runden und vollenden kann. Alt geworden, fühlt der Denkende sich weniger als je vollendet. Kant hat gesagt: Wenn wir gerade so weit sind, daß wir erst recht anfangen können, dann müssen wir abtreten und die Sache wieder dem ABC-Schützen überlassen. Das Bewußtsein bewegt, das Wesentliche noch nicht gesagt, das Entscheidende, das sich ankündigt, noch nicht gefunden zu haben. Daher wird ein philosophierender Rückblick zu einem besseren Ausgang des Plans für künftige Arbeit. Das Sicherweitern der Vernunft ist nicht eingeschlossen in den biologischen Lebenskreis. Man kann in die für das Alter paradoxe Stimmung geraten, der Blick öffne sich auf Grund der geistigen Erfahrungen in neue Weiten.« Aus dem Schlußstück »Philosophische Autobiographie«

26

I n der Reihe »Philosophen des XX. Jahrhunderts« erschien :

>Karl Jaspers< Herausgegeben von Paul Arthur Schilpp. Philosophische Autobiographie von Karl Jaspers, 24 erklärende und kritische Aufsätze über Jaspers' Philosophie sowie eine Bibliographie der Schriften von Karl Jaspers. 871 Seiten. Leinen DM

43 — [ K O H L H A M M E R , S T U T T G A R T ]

D as vorliegende Buch geht weit über eine Analyse der Philosophie von Karl Jaspers hinaus. Es vermittelt eine entschiedene und eindringliche Auseinandersetzung mit den Grundpositionen seiner Existenzphilosophie und erweist die Fruchtbarkeit der Kontroverse, die in der heutigen philosophischen Literatur n u r selten mit dieser Intensität gewagt wird. Jaspers' Autobiographie ist eine außerordentliche Leistung. Mit besonderer Klarheit wird die Entwicklung eines Denkens entfaltet, das nicht auf >Ergebnisse< zielt, sondern im mitdenkend vollzogenen Ergriffensein begriffen werden will.«

Universitas

Festschrift f ü r Karl Jaspers zum 70. Geburtstag:

Offener Horizont Herausgegeben von Klaus Piper. Mit Beiträgen von Hannah Arendt, Albert Camus, Fumio Hashimoto, Aldous Huxley, Ludivig Curtius, Golo Mann, José Ortega y Gasset, Adolf Portmann, Paul Ricoeur, Edgar Salin, Alfred Weber u. v. a. 46) Seiten. Leinen DM 32.— [ R . P I P E R & Co, M Ü N C H E N ]

E t w a s unmöglich Scheinendes ist in dieser Publikation geglückt: Aus der Vielfalt der dreißig Beiträge hebt sich ein geschlossenes Bild der heutigen Zeit und ihrer erregenden Problematik heraus. Dahinter aber wird die Größe des Philosophen Jaspers sichtbar, des Denkers, der wie kein anderer u m den >offenen Horizont< bemüht ist. Denn er weiß sich erst dann wirklich als Mensch, >wenn er offen f ü r das Sein im Ganzen lebt