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German Pages 192 [194] Year 2014
Johannes Fontana Liber instrumentorum iconographicus Ein illustriertes Maschinenbuch Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Horst Kranz
Wissenschaftsgeschichte Franz Steiner Verlag
Boethius Band 66
Johannes Fontana Liber instrumentorum iconographicus Ein illustriertes Maschinenbuch
Boethius
---------------------------------Texte und Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik und der Naturwissenschaften
Begründet von Joseph Ehrenfried Hofmann, Friedrich Klemm und Bernhard Sticker Herausgegeben von Menso Folkerts Band 66
Johannes Fontana Liber instrumentorum iconographicus Ein illustriertes Maschinenbuch Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Horst Kranz
Franz Steiner Verlag
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. ISBN 978-3-515-10660-3 Jede Verwertung des Werkes außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Übersetzung, Nachdruck, Mikroverfilmung oder vergleichbare Verfahren sowie für die Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen. © 2014 Franz Steiner Verlag, Stuttgart Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Druck: Offsetdruck Bokor, Bad Tölz Printed in Germany
Vorwort Johannes Fontanas Horizont war in jeder Hinsicht weit gespannt. Sein schriftliches Werk behandelt unter anderem die Konstruktion und Anwendung von Instrumenten zur Messung von Zeit und Entfernung auf der Erde und am Himmel bis hinauf zur achten Sphäre. Für einen Doktor der Künste und der Medizin war das Interesse an Fragen der Geometrie und Astronomie im 15. Jahrhundert nicht ungewöhnlich, auch nicht die Beschäftigung mit der Kunst des Memorierens und Chiffrierens. Die neue Ausgabe seines illustrierten Maschinenbuches, dessen Beischriften er passagenweise chiffrierte, gewinnt unerwartet an Aktualität. Sie erscheint, wie es der Zufall will, zu einer Zeit, in der man im privaten und öffentlichen Raum die Sicherheit der Nachrichtenübermittlung durch die modernen elektronischen Kommunikationstechniken diskutiert. Unbefugter Zugriff auf Informationen war auch ein Thema der frühen Renaissance. Ernsthaft und spielerisch, zeigt Fontana, verschlüsselten und entschlüsselten damals Autoren und Leser allerlei Texte. Die Publikation historischer Quellen dieser Art bedarf der personellen, institutionellen und materiellen Unterstützung. Der Verein Deutscher Ingenieure, Düsseldorf, und proRWTH Freunde und Förderer der RWTH Aachen übernahmen die Finanzierung der Ausgabe. Professor Dietrich Lohrmann, Aachen, knüpfte die Verbindungen und überzeugte die Helfer. Professor Uta Lindgren, München, regte wichtige Präzisierungen in den Texten an. Professor Menso Folkerts, München, nahm den Band in die Reihe Boethius auf. Die Zusammenarbeit mit dem Franz Steiner Verlag war erneut vorbildlich. Ich danke den Personen und Institutionen sehr herzlich! Aachen, am 12. November 2013
Horst Kranz
Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9 9 10 11 12 14 15 17 19 20 23 27
1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8 1.9 1.10 1.11
Der Autor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eine Abschrift mit Geheimschrift . . . . . . . Eine militär- oder ziviltechnische Sammlung? Die Unterschiede zu anderen Werken . . . . . Die Gemeinsamkeiten . . . . . . . . . . . . . Der Anspruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Empfänger . . . . . . . . . . . . . . . . . Benutzerspuren und vormoderne Rezeption . Moderne Rezeption und Wertung . . . . . . . Die Chiffren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geheimniskrämerei oder Spielerei? . . . . . .
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Ausgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Disposition des Textes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Abschnitte im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachtrag: Fontana und der Brennspiegel Index verborum . . . . . . . . . . . . . . Index nominum et operum . . . . . . . Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . .
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29 29 31 34 177 177 179 188 189
Einleitung 1.1 Der Autor Johannes Fontana stammte aus Venedig. Geboren wurde er um die Mitte der 1390er Jahre, gestorben ist er vermutlich 1455 oder etwas später. Sein Vater hieß Michael, sonst ist über seine Herkunft und Familie nichts bekannt1 . In Padua studierte Johannes zunächst die freien Künste, danach Medizin, und krönte beide Studiengänge 1418 und 1421 mit der Doktorprüfung. In Udine sollte er später eine Zeit lang als Arzt praktizieren. Unter Anleitung namhafter Lehrer wie Blasius von Parma († 1416) und Paul von Venedig (1369–1429) lernte er die aristotelische Naturphilosophie kennen und schätzen, ergänzt um die Errungenschaften der neuen Physik des 14. Jahrhunderts. Das akademische Milieu zeigte sich damals offen für technische Themen. Noch während des Studiums begann der junge Fontana seine Karriere als Verfasser technischer und wissenschaftlicher Traktate. Was den Venezianer auszeichnet, ist die Verknüpfung von Technik und Wissenschaft, mit der er zur Verwissenschaftlichung, ja Mathematisierung von Technik im 15. Jahrhundert beitrug. Er tat den Schritt von der theoretischen Betrachtung zur praktischen Anwendung. In den Wasser- und Sanduhren und bei den Messungen mit Hilfe künstlicher Tiere, die er in seinen frühen Arbeiten beschrieb, wollte er die Naturkräfte, die Eigenschaften der Elemente, das heißt die Schwere und die Leichtheit, kontrolliert technisch nutzen, um eine gewünschte Bewegung zu erzeugen2 . Heute weiß man von 27 Werken, die er im Verlauf von fast vier Jahrzehnten geschrieben hat. Unter den elf Abhandlungen, die sich erhalten haben, nimmt der Codex iconographicus 242 der Bayerischen Staatsbibliothek die fünfte Stelle ein. Der aktuelle Kenntnisstand zu Werk und Werdegang ist zusammengestellt in der Einleitung zu Fontana, Opera iuvenalia S. 13–80. 2 Zur Arbeitsweise ebd. S. 119–126.
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Einleitung
1.2 Eine Abschrift mit Geheimschrift Das bekannteste Werk Fontanas hat sich in einer einzigen, aufwendig ausgeführten Kopie auf 70 Blatt Pergament erhalten. Der Codex entstand im nördlichen Italien bald nach der Abfassung der Vorlage, die man auf etwa 1420 ansetzen kann. Ein besonderes Merkmal, das die Bilderhandschrift aus dem kleinen Kanon der zeitgenössischen technischen Schriften hervorhebt und ihr zusätzliche Attraktivität verleiht, ist die Verwendung einer Geheim- oder Symbolschrift. Das Schicksal der Handschrift vor dem Erwerb durch die von Herzog Albrecht V. gegründete Hofbibliothek liegt im Dunkeln. In der Bibliothek erhielt der Codex seinen Samteinband. Den Titel, der bis heute zitiert wird, formulierte 1582 der herzogliche Bibliothekar Wolfgang Prommer: Bellicorum instrumentorum liber cum figuris et (partim) fictitiis literis conscriptus. „Illustriertes und (teils) in Geheimschrift geschriebenes Buch über Kriegsgeräte“. Eine spätere Hand schrieb den Titel auf Blatt 1r. Die Präzisierung durch partim findet sich jedoch nicht im Codex selbst, sondern nur in Johann Andreas Schmellers Katalog von 1835. In der Tat zeigen die Beischriften verschiedene Kombinationen von kalligraphischer Klarschrift und Verschlüsselung. Manche Didascalien sind zur Gänze chiffriert3 . Die meisten aber haben einen kurzen einleitenden Absatz in Klarschrift, während die folgende technische Erläuterung chiffriert ist4 . Andere Texte beginnen in Klarschrift und gehen mitten im Satz in Chiffre über5 . Wieder andere nennen die Bezeichnung einer Maschine oder eines Gegenstands in Klarschrift und fahren dann mit der Beschreibung verschlüsselt fort6 . Einige Beischriften sind ganz in Klarschrift ausgeführt7 . Erstmals entziffert wurden die chiffrierten Passagen von dem Bibliothekskustos Wilhelm Meyer, seit 1886 Professor in Göttingen, umgeschrieben hat sie 1910 der Wiener Oberst Heinrich Schulte. Die erste vollständige Ausgabe der Handschrift mit Übersetzung ins Italienische verdanken wir Eugenio Battisti und Giuseppa Saccaro Battisti8 . Nr. 9–12. 4 Nr. 1–3. 5 Nr. 49, 52, 59, 61. 6 Nr. 21, 42, 50, 83, 87. 7 Nr. 17, 53–54, 69. 8 Macchine cifrate S. 53–140. Handschrift und Umschrift sind online abrufbar: BSB Cod.icon. 242 und 242a. Siehe dazu die ausführliche Beschreibung des Codex von Marianne Reuter in: BSB-CodIcon Online. Elektronischer Katalog der Codices iconographici monacenses der Bayerischen Staatsbibliothek München. 3
Eine militär- oder ziviltechnische Sammlung?
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Ein zweites Mal wandte Fontana die gleiche Symbolschrift im Secretum de thesauro an, einer Abhandlung über die Kunst des Memorierens, die in der französischen Nationalbibliothek erhalten ist9 .
1.3 Eine militär- oder ziviltechnische Sammlung? Seit die Skizzensammlung in den Blick der historischen Wissenschaften kam, zieht sie die besondere Aufmerksamkeit der kriegstechnischen Forschung auf sich. Schon der ergänzte lateinische Titel ordnete das Werk dem militärischen Bereich zu. Die Mauerbrecher und Kriegsschiffe, insbesondere aber die unkonventionellen feuertragenden und feuergetriebenen Geräte sichern ihm seither einen festen Platz in der umfangreichen Literatur zur historischen Militär- und Pyrotechnik. Im Traktat über Fisch, Hund und Vogel, wo er auf das Tauchen zu sprechen kam, hatte Fontana tatsächlich angekündigt, in einem lange geplanten Buch über Maschinen und Kriegsgeräte vielfältig beschreiben zu wollen, wie man ohne Lebensgefahr unter Wasser bleiben könne10 . Gleichwohl liegt in der Münchener Sammlung sehr wahrscheinlich nicht das in Aussicht gestellte Werk vor. Vielleicht sind einige der ursprünglich vorgesehenen Themen in die Sammlung eingeflossen. Das Tauchen gehört nicht dazu. Die Schrift ist gewiß kein kriegstechnisches Werk im engeren Sinne. Militärisches Gerät und kriegerische Anwendungen stehen weder im Zentrum, noch dominieren sie die Sammlung zahlenmäßig. Nur knapp ein Viertel der mehr als hundert Abschnitte lassen sich der Kriegführung zuordnen. Vor allem fehlen die erwähnten machinae, sowohl das Wort als auch der Gegenstand. Wenn Fontana in anderen Schriften den Begriff machina verwendet, dann gern in kriegstechnischem Zusammenhang. Er bezeichnet damit einen Werfer oder ein Geschütz, mit dem man einen Gegenstand in die Höhe befördert11 . In seinem Alterswerk wird er sich später von einer entsetzlichen Maschine distanzieren, die man 9 Macchine cifrate S. 141–158. 10 De pisce 5, S. 430: Quomodo vero possit homo sub aqua stare sine mortis periculo, multipliciter declarabitur, cum de machinis et artis bellice fabricis Deo favente dicturus librum componam, quem dudum describere optavi. – Eine allgemeine Ankündigung zu unspezifizierten instrumenta bellica findet sich ferner in dem etwas älteren Horalegum pulverum II, 1, S. 293–294. 11 De pisce 7, S. 451: quedam [res] . . . tenduntur in altum . . . vel a machina vel a bombarda.
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Einleitung
Bombarde nannte12 . Die Bombarden werden in der Sammlung zweimal erwähnt, einmal ohne Nennung abgebildet, aber als Gegenstand nicht näher behandelt13 . Fontana tritt hier nicht als eine Art Kriegsingenieur auf. Zutreffend meinte Bertrand Gille: „Seine Sammlung steht der Kriegstechnik recht fern. Es handelt sich um ein wirkliches ‚Maschinentheater‘, vergleichbar den Werken, die im 16. Jahrhundert dann Mode wurden.“14 Indes ist ein Titel wie Liber de machinis oder Theatrum machinarum nur dann ganz korrekt, wenn man einen übergreifenden Maschinenbegriff im heutigen Sinne zu Grunde legt15 . Nach dem Verständnis Fontanas im 15. Jahrhundert wäre unter einer solchen Überschrift zunächst eine Abhandlung über Geschütze zu erwarten. Damit stand er nicht allein. Etwa zur gleichen Zeit, 1424, schrieb Konrad Gruter in Venedig unter anderem über machine, die auf Italienisch bombarde, auf Deutsch donderbussen hießen. Im militärischen Teil seines Werkes spricht er von machine und bombarde, wenn er Katapulte und Pulvergeschütze meint16 . Mit Rücksicht auf die Vielzahl der Themen und der überwiegend zivilen Techniken trifft es am ehesten zu, allgemein und modern von einem „Maschinenbuch“ zu sprechen oder, in der Sprache Fontanas, von einem „Liber instrumentorum“. Auf diese Formel hat schon Huelsen den frühneuzeitlichen Titel aus gutem Grund verkürzt. Ähnlich formulierte Fontana selbst auch in einem anderen Zusammenhang. Seiner kleinen, wohl etwas jüngeren Abhandlung über Geräte, die das künstliche Gedächtnis des Menschen als Maschine nachstellen sollten, gab er den Titel Tractatus de instrumentis. Die beschriebenen Geräte fallen unter den Sammelbegriff instrumenta artis memorie. Das Wort machina kommt nicht vor17 .
1.4 Die Unterschiede zu anderen Werken Die Münchener Handschrift bietet ein Sammelsurium an Maschinen und anderen, nicht im engeren Sinne technischen Gegenständen. Eine numeDe rebus naturalibus V, 9, 111v: Ex quibus est orrida machina, quam bombardam appellamus. 13 Nr. 7, 30; Nr. 16. 14 Ingenieure der Renaissance S. 113. 15 Zur Entstehung des modernen Maschinenbegriffs im 16. Jahrhundert siehe Popplow, Neu, nützlich und erfindungsreich S. 348–350 und ders., Technik im Mittelalter S. 41–45, 110–113. 16 De machinis 2, Kap. 60, S. 228; Kap. 61–62, S. 237–240. 17 Kranz/ Oberschelp, Mechanisches Memorieren S. 85–101. 12
Die Unterschiede zu anderen Werken
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rierte Gliederung in Abschnitte oder Kapitel existiert nicht. Man zählt 102 Geräte und Themen, die durch eine oder mehrere sorgfältig ausgeführte Zeichnungen veranschaulicht werden, 92 von ihnen haben kürzere oder längere Beischriften. Die Themen, fremde und eigene Erfindungen, Spielerisches und Ernsthaftes, wechseln in bunter Folge. Auf Brunnen etwa, ein Lieblingsthema Fontanas, mit dem er sich zeit seines Lebens befaßt hat, geht das Buch in zehn Abschnitten und an verschiedenen Stellen ein: 14v, 22v–23r, 27v–28r, 28v, 31r, 43v, 46r–47r, 58v–59r, 61v, 62v–63r. Zwischen den Brunnen stößt man auf einen Automaten mit der äußeren Hülle eines Teufels (59v–60v) und eine Maschine (61r), die damals Ptolemäus zugeschrieben wurde. Die chirurgischen Instrumente (45v), die auch dem studierten Arzt vertraut gewesen sein dürften, folgen auf eine Kriegsmaschine und gehen den Alkindi-Brunnen vorauf. Den Theatermasken des Herrn von Padua (34v) steht ein Bagger zum Ausheben von Kanälen gegenüber (35r). Das Fehlen einer sachlichen Ordnung ist für den scholastisch ausgebildeten Autor untypisch. In der Hinsicht begegnet man hier nicht dem Fontana der Jugendwerke. Denn schon in seinen frühen technischen Schriften beeindruckt der Student nicht zuletzt durch die Systematik und Stringenz, mit der er den Aufbau und die Funktionsweise seiner technischen Entwürfe Punkt für Punkt entwickelt18 . Gelegentliche Abschweifungen in unterhaltsame Anekdoten oder Erinnerungen lassen ihn auch in einem längeren, gut disponierten Traktat nicht den roten Faden verlieren. Der gleiche Sinn für Ordnung ist auch in der 1440 abgeschlossenen und autograph erhaltenen Abhandlung über die Konstruktion und Anwendung seines neuen Ballistendreiecks für terrestrische und astronomische Messungen und in seinem großen enzyklopädischen Alterswerk von 1454 erkennbar19 . Ein weiterer Unterschied zu den anderen Schriften Fontanas besteht in der Gewichtung von Text und Bild. Im Zentrum der Münchener Handschrift stehen die Zeichnungen, die teilweise sehr kurzen Beischriften kommen ergänzend hinzu, mitunter fehlen sie ganz. In seinen anderen technischen Traktaten ist das Verhältnis umgekehrt, die Abbildungen veranschaulichen die meist sehr ausführlichen Beschreibungen. 18 19
Siehe die Kapitelübersichten der Opera iuvenalia S. 141, 207–208, 329–330, 403. De trigono balistario und De rebus naturalibus.
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Einleitung
Ein Vorwort, in dem er seine Motivation, einen Werktitel, eine Zielsetzung und einen Empfänger hätte nennen können, hat er seiner Sammlung nicht vorgeschaltet und sie auch nicht mit einem Schlußwort beendet. Auch darin unterscheidet sich das Werk von älteren und jüngeren Traktaten. Wohl aber nennt er sich selbst in vier Beischriften und zwar jeweils in chiffrierten Passagen mit vollem Namen: ego Iohanes Fontana. In allen vier Fällen galt es, eigene Ideen und Entwürfe auf einem Gebiet zur Geltung zu bringen20 .
1.5 Die Gemeinsamkeiten Die erwähnten, mehr formalen Unterschiede zu den anderen Werken dürfen nicht die Sicht auf eine inhaltliche Gemeinsamkeit verstellen. In den Jugendwerken lernt man nicht nur den technisch interessierten, sondern auch den naturphilosophisch gebildeten Fontana kennen. Der Artist betrachtete und analysierte das natürliche Geschehen auf der Grundlage der Elementelehre. Zwar ist in den kurzen Beischriften der Skizzensammlung davon nicht die Rede. Das Wort Element kommt in der Handschrift gar nicht vor. Doch fällt auf, daß in zahlreichen Anwendungen Wasser, Luft und Feuer eine Rolle spielen. Dies ist der Fall bei den Klepsidren und den Brunnen, den Bälgen, Musikinstrumenten und Windmachern, dem Wagen, dem Heißluftrad und Schattenwerfer, den Bomben, Torpedos und künstlichen Tieren. Die Eigenschaften der Elemente Wasser, Luft und Feuer führen im Zusammenspiel die gewünschten Wirkungen von allein oder mit zusätzlicher Hilfe herbei. So überrascht es nicht, daß die Begriffe aqua (fons), aer (spiritus) und ignis besonders häufig vorkommen. Um den Kanon zu vervollständigen: dem Antrieb per Hand entspräche das Element Erde. Nur einmal werden die natürliche und die gewaltsame Bewegung zusammen knapp angedeutet. Der Aufzugskasten an einem Turm geht von allein nach unten: capsula [. . . ] de se descendit (= naturaliter), mit Kraft zieht man ihn hoch: vi trahitur sursum (= violenter)21 . So führte Fontana in den technischen Arbeiten an Beispielen immer wieder vor, daß die Kenntnis der Naturkräfte und der Perspektive sowie 20
Nr. 12, 31, 71, 94.
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Nr. 22.
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Der Anspruch
der eigene Einfallsreichtum, das proprium ingenium 22 , einen Mann in die Lage versetzen, sehr nützliches Gerät wie Hebe- und Zugmaschinen für den Alltag zu entwickeln, aber auch Automaten und Lampen für Spektakel, die den Betrachter beeindrucken, womöglich sogar einschüchtern und an Zauberei glauben lassen. Eine weitere Gemeinsamkeit bezieht sich auf das Fachvokabular. Auch auf dem Gebiet der technischen Terminologie bemühte sich Fontana um Invention und Innovation, indem er bei Bedarf passende Begriffe zusammensetzte. Eine Reihe von Wendungen findet man bisher nur in seinen Texten. In den Jugendwerken bezeichnet er eine Maschine oder ein Gerät als Ganzes gern mit artingenium. Für einzelne Teile entwarf er Wörter wie corditenus (Spule), lincentricum (Schwenk-, Dreharm) und polifluus (Achse), die auch in der Münchener Handschrift erscheinen23 . Auch puella im Sinne von Umlenkvorrichtung für Seile kommt darin schon vor. Die Skizzensammlung enthält weitere, mit dieser Bedeutung kaum verbreitete Komposita wie igniferum (Feuerträger, Flammenwerfer), scaliferum (Leiterträger), lanceatorium (lanzenartiges Gerät), monoscalum (Einholmleiter), ventifer (Windmacher, Gebläse), ruina bellica (Mauerbrecher), cavacanale und cavum canale (Kanalgräber, Bagger). Hinzu kommen die Bezeichnungen bistonum (Spannmaschine), sabatom (Hammerwerk) und torgitorium (Zugmaschine).
1.6 Der Anspruch In der Bilderhandschrift sagt Fontana es nicht ausdrücklich, doch ist die für ihn typische Attitüde des gelehrten, der Zukunft zugewandten Erfinders deutlich erkennbar, der mit unkonventionellen Entwürfen vor allem befreundete, ehrgeizige junge Leute zu technischen Weiterentwicklungen anregen, sogar anspornen wollte24 . Er selbst geht mit gutem Beispiel voran. In der Beischrift zu der spiralförmigen Rutsche teilt er mit, er selbst habe begonnen, auf einer bestimmten Grundlage viel Neues zu entwickeln: . . . cepi nova multa perficere ex hoc fundamento25 . Gern Nr. 31, 102. 23 Siehe dazu Opera iuvenalia S. 127–132. Belegstellen die Einleitung zu den Opera iuvenalia S. 74–79.
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Ausführlich dazu mit Nr. 71.
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Einleitung
spricht er in den Beischriften von findigen Akteuren und den Vorzügen der Geräte26 . An seiner Haltung sollte sich mit zunehmendem Alter nichts ändern. In erfreulicher Zuspitzung schreibt der gestandene Autor und gerade in Udine praktizierende Arzt 1440 in der Abhandlung über das Meßdreieck, was er anstrebt und wen er anspricht. Empfänger des Buches war der Mathematiker Domenico Bragadin, wie Fontana ein gebürtiger Venezianer. Das Kapitel über die Verwendung des Meßdreiecks als Waage und vieles mehr habe er in dem Band jedoch für junge Leute geschrieben, die Neues kennenlernen wollten, wie es überhaupt seine Gewohnheit sei, außergewöhnliche Anwendungen zu veranschaulichen oder herauszufinden27 . Dieses lehrhafte Anliegen ist allen erhaltenen Schriften gemeinsam. Das Selbstbewußtsein ist nicht gering. Die Lampe, die er mit diversen Komparativen preist, schreibt er sich offensichtlich selbst zu, ganz sicher die für eine Triangulation umgerüstete Leuchte28 . Und auch unter den Brunnen, meint er, gebe es keinen, der kunstvoller und dauerhafter sei als das von ihm selbst erfundene Exemplar29 . Seine gerade eben erfundenen Bälge für eine Wasserorgel sind selbstverständlich von stupender Nützlichkeit30 . Die Neuentwicklung des Rollstuhls ist ein Freundschaftsdienst31 . Das Interesse an Spiegeln kommt in zwei Texten zum Ausdruck. Man erfährt, daß Fontana selbst einen Spiegel entworfen hat, den er, man wundert sich nicht, als raffiniert und staunenswert rühmt32 . Er knüpft hier, wie es weitere technische Autoren der Renaissance tun werden, an den großen Archimedes an33 . Einen Bezug zu dem mythischen Baumeister und Ingenieur Dädalus stellt er bei den Labyrinthen her34 . Gut vertraut ist Fontana mit pneumatischen Geräten wie dem Stechheber, dem sog. aristotelischen Sieb und dem Heronsbrunnen. Vor allem mit den Automaten rückt er in die Tradition Herons35 . Die sich selbst bewegenden, scheinbar zum Leben erweckten Maschinen deuten spielerisch an, welche Möglichkeiten der Anwendung einem geschickten Konstrukteur offenstanden, und was ein Auftraggeber von ihm erwarten durfte. Nr. 5, 35, 97. 27 De trigono balistario I, 33, 1 (140r): tamen pro iunioribus intelligere nova volentibus, et ut mei moris est aliqua non consueta demonstrare vel invenire, hoc capitulum et plura ex dictis in hoc confeci volumine. 28 Nr. 17, 74. 29 Nr. 94. 30 Nr. 86. 31 Nr. 23. 32 Nr. 61–62. 33 Beispiele bei Knobloch, Nachfahren von Dädalus und Archimedes S. 59–66. 34 Nr. 11–12. 35 Nr. 77, 90, 95. 26
Der Empfänger
17
Namentlich aber tauchen Philon von Byzanz und Heron von Alexandrien in den Beischriften nicht auf. Es wird nicht klar, ob er damals schon Texte der antiken Vorbilder kennengelernt hatte36 . Der Blick geht über die Antike und das europäische Mittelalter hinaus. Die Rezeption arabischer Literatur ist gleich im ersten Abschnitt über den alphasaf genannten Belagerungsturm angedeutet. In weiteren Verweisen, beispielsweise in den Abschnitten über die Brunnen, steckt Fontana seinen östlichen Horizont ab. Alkindis Brunnenbuch ist nur hier bezeugt. Die Kerker des Großen Khans erscheinen als nicht ausbruchsicher37 . Neben all den großartigen Maschinen und Anwendungen bringt die Sammlung aber auch ein weniger beeindruckendes Gerät, ein ingenium nihili, was der Sammler natürlich nicht als eigenen Einfall ausweist38 .
1.7 Der Empfänger Unerwähnt bleibt leider der Name des Empfängers der Skizzensammlung. Dabei handelte es sich um einen guten Freund, der die Zusammenstellung auch angestoßen hatte, wie wir es von den Jugendwerken her kennen. In den Texten gibt sich Fontana wieder so, als erfülle er einen Wunsch, ja eine nachdrückliche Bitte. In zwanzig Beischriften spricht er den Empfänger mit Wendungen in der 2. Pers. Sing. direkt an. Zum Spielzeug bemerkt er kurz und bündig: Puerilia etiam postulasti 39 . Ähnlich schreibt er zu dem Schattenwerfer, über den der Leser Informationen erbeten hatte: . . . que quexivisti ad tuum propositum 40 . Der Kenntnisstand seines Freundes war Fontana wohlvertraut. Früher schon hatte er ihm mindestens zwei Abhandlungen zukommen lassen. Zunächst ein Büchlein über Pulver, den nicht erhaltenen Libellus de pulveribus. Daran erinnert er ihn bei der Vorstellung einer Kriegsmaschine und begründet damit die Kürze seiner Erklärung41 . Erhalten hat sich dagegen das Jugendwerk über Fisch, Hund (oder Hase) und Vogel. Darin hatte Fontana ausgebreitet, wie er sich die indirekte Messung von Entfernungen im Wasser, zu Lande und in der Luft durch Laufzeitmessungen künstlicher Tiere mit Raketenantrieb vorstellte. In der Bilderhandschrift In dem 1544 mit vielen Fehlern gedruckten Alterswerk von 1454, De rebus naturalibus I, 23 (22), 22r, ist als Autor von De ductibus aquarum ein gewisser Chyron genannt, mit dem Philon wie auch Heron gemeint sein kann. 37 Nr. 10. 38 Nr. 49. 39 Nr. 45. 40 Nr. 100. 41 Nr. 7. 36
18
Einleitung
kommt er auf das Thema zurück, bringt eine Zeichnung, verzichtet aber unter Hinweis auf den Traktat auf eine ausführliche Beischrift: De pissce, ave et lepore habes tractatum meum sufitientem 42 . Womöglich besaß der Freund ferner das Bändchen über Wasserleitungen, De aqueductibus, auf das er in der Beischrift zu einer spiralförmigen Rutsche verwiesen wird43 . Auch bei der Darstellung eines Schiffs läßt Fontana die Erklärung fort und nennt als Gewährsmann Archimedes44 . Offenbar wußte er, daß sein Freund die passende Ausgabe zur Verfügung hatte. Ähnlich empfiehlt er ihm beim Thema Brunnen eine Schrift von Alkindi45 . Bekannt war ihm ferner, daß sein Leser Kenntnisse auf dem Gebiet der Perspektive erwarb46 . So ist es nicht nur eine Floskel, wenn Fontana auf gemeinsames Wissen vertrauend Bemerkungen wie non ignoras, sicud scivisti, sicud scis oder ut scis in die Beischriften einflocht47 . Zudem kannten sich die beiden persönlich. In Fontanas Studienort Padua hatten sie gemeinsam die Wendeltreppe in der Kirche St. Antonius besichtigt und länger über die Vorzüge eines Kriegsturms debattiert48 . Bei anderer Gelegenheit hatte Fontana in Gegenwart seines Freundes mit einem raffinierten Nachtlicht experimentiert und ihm auch die Laterna magica vorgeführt49 . Vielleicht war der Freund gehbehindert, denn den in der Literatur oft erwähnten Rollstuhl mit Zahnrad, Stockgetriebe und Seilzug, heißt es in der Beischrift, habe er „ihm zu Liebe“ erfunden50 . Eine persönliche Note gewinnt auch ein Text, der im Zusammenhang mit den Öfen der Alchimisten auf das Studium in kalter Jahreszeit anspielt51 . So wie sich das Werk präsentiert, haben wir keine Publikation im modernen Sinne vor uns, die auf eine weite Verbreitung des Textes abzielte, sondern die Reinfassung einer ungeordneten Skizzensammlung mit Beischriften. Ihr Ton gibt der Schrift einen privaten Charakter. Die erhaltene oder eine andere Version des Buches könnte von Fontana selbst in Auftrag gegeben worden sein. Darauf deutet die Beischrift zu einem der Brunnen hin. Zwar zeichnete er auch selbst, wie er bei den Labyrinthen erwähnt52 . Hier aber signalisiert der Autor seinem Leser, die Einzelteile des Brunnens und die Gesamtansicht sollten so deutlich gezeichnet werden, daß er sie leicht verstehe: Partes omnes fontis et figura eius completa ita clare depingantur, ut cum levitate intelligas 53 . Nr. 54. 43 Nr. 71. 97. 49 Nr. 27, 102.
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Nr. 13. Nr. 23.
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Nr. 40. 46 Nr. 26. 47 Nr. 1, 7, 27, 39, 75, 90. Nr. 63. 52 Nr. 12. 53 Nr. 94.
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Nr. 35,
Benutzerspuren und vormoderne Rezeption
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Offenbar sollte sein Freund eine schöne Kopie mit ordentlich ausgeführten Abbildungen erhalten. Der Preis scheint keine Rolle gespielt zu haben. Zwar kennen wir ihn nicht, doch dürfte es nicht billig gewesen sein, 135 von 140 Seiten des Buches zum Teil aufwendig mit Federzeichnungen illustrieren zu lassen.
1.8 Benutzerspuren und vormoderne Rezeption Der Codex enthält nur an zwei Stellen Bemerkungen von Benutzern. Auf dem ersten Blatt (1r) notierte gegen Ende des 15. Jahrhunderts ein Leser, der die Geheimschrift verstand, vielleicht ein Alchimist, ein heute nur noch unvollständig lesbares Rezept und fügte an die 15 Zeilen Fontanas Chiffren-Alphabet an. Eine andere Hand des 15. Jahrhunderts wiederholte unter Text 13 (10v) in Klarschrift den Verweis auf Archimedes54 . Was die Rezeption im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Schrifttum angeht, so traf das Skizzenbuch, wie es scheint, das gleiche Los wie Fontanas ältere und jüngere technische Traktate. Die Kenntnis blieb einem kleinen Kreis vorbehalten. Im Augenblick deutet nichts darauf hin, daß der Autor selbst oder die Empfänger Abschriften der Werke unter weiteren, technisch interessierten Personen verbreitet haben. Alle unter seinem Namen erhaltenen Texte liegen nur in einer Version vor. Zitate Dritter aus ihnen oder Verweise auf sie gibt es nicht. Anders verhält es sich bei Fontanas Traktat über den Bau eines Brennspiegels. Die orginelle Speculi almukefi compositio gelangte anonym in mehreren Handschriften recht schnell nach Frankreich und Deutschland. Der Instrumentenbauer Johannes Fusoris und der Mathematiker Johannes Regiomontan rezipierten und bearbeiteten den Text, ohne daß der Name Fontana fiel55 . Ein ähnlicher Befund ergibt sich bei der Enzyklopädie De rebus naturalibus von 1454. Unter dem Namen eines gewissen Pompilius Azalus erschien 1544 in Venedig eine gedruckte Ausgabe, die Verbreitung bis nach England in die Bibliothek von John Dee fand. Lynn Thorndike deckte das Plagiat 1931 auf und identifizierte den wahren Autor56 . Siehe dazu die Analyse von Giuseppa Saccaro Battisti, Armando Petrucci und Franca Nardelli in Macchine cifrate S. 53a. 55 Siehe zur Identifizierung des Autors unten S. 177 den Nachtrag. 56 An Unidentified Work by Giovanni da Fontana passim. 54
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Einleitung
So ist bis zu neuen Einsichten davon auszugehen, daß die wissenschaftliche Öffentlichkeit erst im 18. Jahrhundert den Autor Fontana und seine technischen Schriften wiederentdeckt hat. Die Existenz des Bologneser Bandes mit Abschriften der Uhren- und Meßtraktate wurde 1781 von Girolamo Tiraboschi bekanntgemacht57 . Fünfzehn Jahre später ließen sich die französischen Eroberer des Kirchenstaates, nachdem sie Bolognas Buchbestände durchgesehen hatten, unter anderem auch diesen Band ausliefern. Mit dem Stempel der Bibliothèque nationale versehen, kehrte er 1815 aus Paris zurück58 .
1.9 Moderne Rezeption und Wertung In der modernen Literatur ist die Beachtung der Skizzensammlung anders als in der frühen Neuzeit breit gestreut und kaum zu überschauen. Die Vielfalt an Themen brachte es mit sich, daß der Codex die Aufmerksamkeit von Forschern auf sich zog, die an ganz unterschiedlichen technik-, wissenschafts-, kunst- und kulturhistorischen Gegenständen interessiert waren und sind. Genannt seien nur einige Bereiche mit wenigen Angaben zur älteren und jüngeren Literatur. Die Analyse der Brunnen und hydraulischen Gerätschaften prüft, welche der behandelten Modelle auf bekannte Quellen des griechischen Altertums und des arabischen Mittelalters zurückzuführen sind und fragt nach der Funktionsfähigkeit der dargestellten Exemplare59 . Auch die Automaten sieht man in der Tradition Herons, wenngleich der Name nicht erscheint. Hier richtet sich das Interesse nicht nur auf die Mechanik, sondern kreist wegen des diabolischen Äußeren der Figuren in erster Linie um die Zweckbestimmung und die möglichen religiösen Feste oder unterhaltsamen und repräsentativen höfischen Inszenierungen, bei denen die Maschinen zum Einsatz hätten kommen können60 . Storia della letteratura italiana 9, S. 133–134. 58 Siehe Opera iuvenalia S. 88. Prager, Fontana on Fountains S. 341–360; Battisti, Laboratorio di meraviglie S. 276–278; Wiewelhove, Tischbrunnen S. 48, 57–59; Sezgin/Neubauer, Wissenschaft und Technik 5, S. 55. 60 Battisti, Laboratorio di meraviglie S. 271–276; Heckmann, Schöpfung S. 106–107; Frieß/Steiner, Frömmigkeits-Maschinen S. 224–228; Grafton, Magic and Technology S. 24–29; ders., Devil as Automaton S. 46–62; Leonardo da Vinci, Automations and robotics bes. S. 24–35; Kang, Living Machines S. 80, 83; Rossi, Ancient Automatic Devices S. 28. 57 59
Moderne Rezeption und Wertung
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Anderseits markiert der Codex in mehrfacher Hinsicht quellenmäßig den Beginn einer Entwicklung. Wie eingangs angedeutet, nahm die Forschung zum Kriegswesen die Handschrift früh zur Kenntnis. Sie konzentrierte sich auf den im 15. Jahrhundert in Europa noch recht jungen Raketenantrieb und die Pyrotechnik und ging davon aus, daß Fontana auf dem Gebiet arabische Schriften konsultiert hat. In Unkenntnis der Bologneser Traktate kam es fast unvermeidlich zu Mißverständnissen, als man die raketengetriebenen künstlichen Tiere für Waffen hielt61 . Die Geschichte der optischen Geräte beginnt gewöhnlich mit Fontanas Laterna magica, die bereits, wie viele spätere Darstellungen, als Motiv die Figur einer Hexe oder Teufelin projizierte62 . In dem Zusammenhang ist zudem die junge Virtuelle Realität zu nennen, die sich auf den venezianischen Artisten beruft, indem sie eine Linie von seinem Schattenwerfer und der Zauberlaterne zu modernen Anwendungen hin zieht63 . Eines der Labyrinthe, mit denen er ausdrücklich an Vorlagen des Altertums anknüpft, ist das älteste Beispiel für den Typ des Irrgartens, der dem Eintretenden die Wahl zwischen verschiedenen Wegen läßt und zuweilen in Sackgassen führt64 . Ein gern geladener Zeuge ist Fontana außerdem, wenn die Vorgeschichte des Automobils erzählt wird, wenngleich er den Rollstuhl, auf den man dann verweist, nicht im Sinne des Wortes als Selbstbeweger konzipiert hat65 . Schließlich dokumentiert Fontana lange vor Leonardo da Vinci die intensive Beschäftigung der Renaissance-Konstrukteure mit der Kunst des Fliegens66 . In der Skizzensammlung geht er darauf nicht so ausführlich ein wie in dem Traktat über Fisch, Hund und Vogel67 , jedoch fällt auf, daß Jähns, Kriegswissenschaften 1, S. 276–277; Romocki, Explosivstoffe Kap. VII; Feldhaus, Technik der Antike und des Mittelalters S. 346–348; Partington, Greek Fire S. 160–163; Braun/Ordway, History of Rocketry S. 28; Nowak, Rozwój techniki rakietowej S. 20–47, 251f; Sezgin/Neubauer, Wissenschaft und Technik 5, S. 126; Kranz, Raketenantrieb S. 315–333; Gartz, Explosivstoffe S. 84–88; Werrett, Fireworks S. 36. 62 Zglinicki, Weg des Films S. 56; Tebra, Magic Lantern S. 10–11; Robinson, Lantern Image S. 5–6, 13; Hick, Optische Medien S. 121–122, 124; Mayer-Deutsch, Musaeum Kircherianum S. 267. 63 Codognet, Artificial Nature S. 462–463 im Anschluß an Edgerton, Heritage S. 119–125. 64 Battisti, Disordine del’ordine S. 184–185; Kern, Labyrinthe S. 202–203; Jaskolski, Labyrinth S. 14, 19. 65 Huelsen, Liber instrumentorum S. 513; Berns, Herkunft des Automobils S. 72–73; Bayerl, Erfindung des Autofahrens S. 318. 66 Hart, Dream of Flight S. 19, 27–28, 52–57, 152–155; ders., Prehistory of Flight S. 198; Behringer/Ott-Koptschalijski, Traum vom Fliegen S. 188, 209–211. 67 De pisce 7, S. 450–457. 61
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er seine Teufelsfiguren mit fein gearbeiteten Membranflügeln ausgestattet hat68 . Die modernen Einschätzungen des technischen Autors Fontana, der im Schrifttum zur technischen Literatur des späten Mittelalters üblicherweise mit gewürdigt wird, fallen sehr unterschiedlich aus. Ausgehend von dem Münchener Codex, zollt man ihm Respekt und Anerkennung, zeigt sich aber auch erstaunt, ja verwundert. Christian Huelsen sah in ihm „mehr den Theoretiker und Sammler als den praktischen Ingenieur“69 . Lynn White erblickte in Fontanas Œuvre eine „range of technology that was far wider than scientific instrumentation or military devices“70 . Auf die persönliche Note und den Unterschied zu anderen Werken verwies Frank Prager: „The entire set is a highly personal and even somewhat eccentric production, not very similar to other technical notebooks of the Quattrocento.“71 Ernst Berninger hebt die Originalität seiner Entwürfe hervor72 und lobt den „ganz ungewöhnlichen Erfindergeist; Fontana übertrifft auf diesem Gebiet seine Zeitgenossen bei weitem“73 . Während Alexander Birkenmajer, vor allem dessen Alterswerk betrachtend, in Fontana „eine nüchterne, kritisch angelegte Natur“ erkannte74 , wählt Anthony Grafton mit Blick auf die Skizzensammlung einen krassen Vergleich: „. . . und in den zwanziger Jahren des fünfzehnten Jahrhunderts wirkte dort [in Padua] Giovanni Fontana, dessen vertrackt chiffrierte Handschriften experimentelle Entwürfe von Automobilen und Kanonen enthalten, die so befremdlich und wundersam anmuten, als wären sie im Drogenrausch entstanden.“75 In der Tat sind bei weitem nicht alle Beischriften unmittelbar verständlich, und auch nicht alle Zeichnungen erklären sich selbst. Dem modernen Betrachter ergeht es hier und da nicht besser als dem Autor. So wurde Fontana, wie er einräumt, nicht klug aus der Maschine, die man seinerzeit dem Ptolemäus zuordnete76 . Und auch die Kopisten hatten, wie es scheint, ihre liebe Not mit den ihnen vorgelegten Texten und Abbildungen77 . Beide bedürfen weiterer Korrektur und Deutung. Schaut man die Bilderhandschrift durch, ist stets zu berücksichtigen, daß man es mit einem belesenen Tüftler und Ideengeber zu tun hat, der Laurenza, Leonardo on Flight S. 11–12. 69 Liber instrumentorum S. 508 70 Medical Astrologers S. 309. 71 Fontana on Fountains S. 341. 72 Übergang zur Renaissance S. 561. 73 Technische Handschriften S. 81. 74 Lebensgeschichte S. 51. 75 Leon Battista Alberti S. 125. 76 Nr. 91. 77 Siehe z. B. Nr. 59 mit noch unverständlichen Wörtern. 68
Die Chiffren
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nach neuen technischen Lösungen suchte und dabei seiner Eingebung (propria fantasia) ab und an vielleicht allzu sehr die Zügel schießen ließ. Angesprochen war in erster Linie der akademische Leser, der in Wort und Bild des öfteren erwünschte, aber nicht ohne weiteres realisierbare Techniken zu sehen bekam. So hat man sich, was die Praxistauglichkeit angeht, vor einer Überhöhung zu hüten und darf nicht davon ausgehen, daß einer geheimnisvollen Maschine stets ein funktionsfähiger Entwurf zu Grunde gelegen hat, der nur wegen der zeichnerischen Mängel in der Kopie unverständlich bleibt. Es gilt nach wie vor Pragers Zuspitzung von 1971: „Each device presents problems of millennia, and these cannot be resolved by general remarks.“78 Er selbst stieß bei der Analyse der Brunnen und Maschinen rund ums Wasser mehrfach auf rätselhaftes, unverständlich dargestelltes und untaugliches Gerät. Künftige Forschung wird wohl nicht jedes Problem lösen können. Auch ohnedies gewinnt man eine gute Vorstellung von den technischen Themen, über die sich ein promovierter, schreibfreudiger Arzt und Ingenieur aus Venedig um 1420 herum Gedanken machte und mit seinen gebildeten jungen Freunden austauschte.
1.10 Die Chiffren Johannes Fontana entwarf eine Geheimschrift oder benutzte eine existierende, die jedem Klein- und Großbuchstaben des lateinischen Alphabets ein Symbol oder eine Chiffre zuwies. Minuskeln und Majuskeln unterscheiden sich praktisch nur durch die Größe und den einen oder anderen Schnörkel. Bernhard Bischoff ordnete die Schrift, die auch im Secretum de thesauro verwandt wurde, unter die „vorwiegend frei erdachten Zeichenalphabete“ ein79 . In der Ausführung können die Symbole stärker variieren, als man es von den normalen Schriften her kennt. Während beispielsweise das kleine lateinische m und n fast immer gleich aussehen, sind die m- und n-Chiffren zuweilen gedreht. Beim Schlüssel für n zeigen die beiden in Fontana on Fountains S. 345. 79 Nichtdiplomatische Geheimschriften S. 133, Nr. 67. Alphabet auf Tafel IV. Fontanas Münchener Text ist in der Aufstellung nicht erwähnt. Das Alphabet ferner bei Omont, Traité de physique et d’alchimie du XVe siècle S. 254, und in Macchine cifrate S. 38. Den aktuellen Überblick über die vormoderne europäische Kryptographie bietet Strasser, Rise of Cryptology S. 277–325. 78
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etwa parallel von einem kleinen Kreis abgehenden Strichlein mal nach oben, mal nach rechts, mal nach unten. Sind die Chiffren sorgfältig geschrieben, ist eine Verwechslung mit anderen Schlüsseln aber kaum möglich. Gleichwohl können sich Unsicherheiten bei der Entzifferung ergeben, wenn die Chiffren von der Standardform abweichen, in der Schrift nahe zusammenrücken oder ein wenig verblaßt sind.
Die Chiffren als Minuskeln in der Grundform
Als Basis fast aller Chiffren diente ein kleiner Kreis, der durch ergänzende zusätzliche Strichlein seine individuelle Note erhielt. Nur das x hat Ähnlichkeit mit dem modernen Pluszeichen. Mit System konzipiert sind die Schlüssel für die Vokale. Die Grundlage bildet der kleine Kreis, der den Wert eines i hat. Wenn von dem Kreis ein Strichlein nach links abgeht, handelt es sich um die Chiffre für a, wenn nach oben, ist ein e gemeint, wenn nach unten, ein o, wenn nach rechts, ein u. Da die Chiffre für i mit dem o in Klarschrift nahezu übereinstimmt, ist die Korrelation anfällig für Verwechslungen. Es kommt vor, daß der Schreiber in einem chiffrierten non, z. B. in Beischrift 10 (9r, Z. 4), oder ponere, Beischrift 1 (1v letztes Wort), den Schlüssel für i, also einen o-ähnlichen Kreis, wählte statt den richtigen Schlüssel, das heißt den Kreis mit nach unten weisendem Strichlein. Wenn die Vokal-Chiffren in der genannten Form ausgeführt sind, der Kreis also nur ein einziges Strichlein hat, besteht bei der Entzifferung keine Verwechslungsgefahr. Allerdings erhalten die Basisformen bald weitere, zuweilen etwas schwächer gezogene Strichlein, die gewollt oder ungewollt zur Verunsicherung beitragen können. In Beischrift 47 (32v, Z. 2 u. 3) unterscheidet sich jeweils bei ut die Chiffre für u kaum von der für e. Und in deferentes erhält die Chiffre für das vierte e schon eine gewisse Ähnlichkeit mit der für n, weil ein zusätzliches Strichlein eingezeichnet ist. Allerlei Verwirrung stiften kann zudem die Verwendung von p und q. Die beiden Symbole entsprechen in einer Hinsicht durchaus den Vorlagen der lateinischen Klarschrift. Chiffriert oder nicht chiffriert: Ein p ist
Die Chiffren
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hier wie dort praktisch die seitenverkehrte Version eines q. So gleicht die Chiffre für p dem nicht chiffrierten q, die Chiffre für q dem nicht chiffrierten p. Die Verwendung der Chiffre für p, wenn eigentlich ein q darzustellen war, kommt sehr häufig vor. In Beischrift 25 (19r, Z. 5) beginnen querit, per und portare mit der gleichen Chiffre, derjenigen für p. Nur antequam in Z. 3 hat die korrekte q-Chiffre. In derselben Beischrift zeigen die übrigen Wörter mit einem q die Chiffre für p.
Die Chiffren als Majuskeln. K L X Y und Z kommen nicht vor.
In Beischrift 33 (24v, Z. 3) ist in quousque die Chiffre für q einmal falsch, ein andermal richtig geschrieben. In Z. 1 beginnen quadam und quod jeweils mit der Chiffre für p. Im chiffrierten Teil der Beischrift 44 ist nicht nur das p in expelit (31r, Z. 3), sondern auch fast jedes q mit der Chiffre für p wiedergegeben. Eine Vertauschung der Chiffren für großes Q und P findet sich in Beischrift 82 (53v, Z. 4) in Quidam. In Abschnitt 90 (60r, Z. 1) steht B statt D. Vor allem die Relativpronomen und mit q anlautende Konjunktionen wie quia scheinen im verschlüsselten Text nicht selten mit einem unverschlüsselten q zu beginnen. Die Häufigkeit, mit der die p-Chiffre erscheint, wenn q gemeint ist, läßt fast glauben, daß ein und dasselbe Zeichen für beide Buchstaben gelten sollte. In Wirklichkeit dürfte es sich um Versehen des Kopisten handeln, nicht um eine Vertauschung in der Absicht, dem Leser das Verständnis zu erschweren. Klarschrift-Buchstaben kommen in verschlüsselten Passagen ungewollt und gewollt noch an anderen Stellen vor. Wohl versehentlich erscheint das h des chiffrierten Namens Archimenidis in Beischrift 61 (41v, Z. 13) in Klarschrift. In Nr. 60 (41r, Z. 5) ist das erste n in dem verschlüsselten lincentricum lateinisch ausgeführt, ebenso im letzten Wort (Z. 12) das erste r von firmatur. Ebenfalls aus Versehen wird das nicht chiffrierte
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sicud in Beischrift 30 (21v, Z. 6) in einen ringsum chiffrierten Text geraten sein. Mit Absicht hingegen, um Verwechslungen zu vermeiden, dürfte der Schreiber die Verweisbuchstaben a bis i im verschlüsselten Text der Beischrift 7 (6v, Z. 5-7) in Klarschrift ausgeführt haben, ebenso die Ordnungszahl 2i (secundi) in Z. 7.
Beischrift 36, 26r
Eine ähnliche Vertauschung wie bei p und q ist gelegentlich bei den Buchstaben b und d zu beobachten. Die b-Chiffre ist eine Art Spiegelbild der d-Chiffre. Die Beischrift 64 zeigt bei denique (42v, Z. 7) die b-Chiffre für d und die p-Chiffre für q. Eine konsequente Umschrift käme zu einem unverständlichen benipue. Hingegen hat diligenter in Z. 8 die richtige Chiffre für d. Die Abkürzung von Wörtern, wie sie in zeitgenössischen lateinischen Handschriften typisch ist, kommt in den nicht chiffrierten Passagen mit den bekannten Standards vor, wenn auch nicht in großem Umfang. Hingegen kennt der verschlüsselte Text nur den Abkürzungsstrich, der z. B. bei cum das m und bei in das n ersetzt oder ein Doppel-p als propter ausweist. Allerdings ist der Kürzungsstrich nicht über, sondern unter dem Vokal beziehungsweise den Konsonanten gezogen. Chiffren, die nicht für einen Buchstaben, sondern für ein ganzes Wort stehen, finden sich nicht. So gibt es kein Symbol, das an die Stelle des in Klarschrift häufig verwendeten Kürzels für die Konjunktion quod tritt. Die Gestaltung des Schriftbildes folgt im verschlüsselten Text den Gepflogenheiten, die im Klartext angewandt sind. Es gibt Absätze, die Aufzählungen zu erkennen geben, Wortzwischenräume, Satzzeichen und Großschreibung am Beginn einer Periode. Freilich kommen in verschlüsselten Passagen zwischen Wörtern auch Zeichen ohne Buchstabenwert vor, sogenannte nihil importantes, die einen
Geheimniskrämerei oder Spielerei?
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Leser verunsichern können. In Beischrift 61 (41v, Z. 3) beispielsweise finden sich Chiffren, die man als o lesen könnte, zwischen et und ex, calibe und fit, fit und ad. Die Beischrift 84 enthält in Z. 6 (54v) solche Worttrenner zwischen Pone und lumina, lumina und in, primo und intra, extra und vitreata und öfter in Gestalt von Chiffren für o, e und i. In Beischrift 88 (58r, Z. 3) beginnt und endet illa mit einem Zeichen, das man als e deuten könnte, was aber gewiß keinen Buchstaben vertritt.
1.11 Geheimniskrämerei oder Spielerei? Die Symbolschrift gibt dem Codex seine eigene, geheimnisvolle Note. Wie aber ist die teilweise Verschlüsselung der Beischriften zu werten? Dem Empfänger der Skizzensammlung wollte Fontana sicher keine Informationen vorenthalten. Ist es plausibel anzunehmen, daß er unbefugten Personen, denen das Manuskript in die Hände fallen würde, das Verständnis der Texte erschweren oder verunmöglichen wollte, um die Verbreitung von exklusivem technischen Know-how zu verhindern? Der Gedanke überzeugt nicht. Die kurzen Texte sind zu übersichtlich disponiert, die Zuordnung der Chiffren zu den Buchstaben des lateinischen Alphabets ist zu einfach, um dem Versuch einer Entschlüsselung lange standhalten zu können. Ein findiger Leser hätte die Schrift sicher bald entziffert. Der Verfasser der 15 Zeilen auf Folio 1r hat es im 15. Jahrhundert bewiesen, ebenso der Schreiber der Bemerkung auf Folio 10v. Gegen die Absicht der Geheimhaltung spricht vor allem die Vielzahl, die Sorgfalt und der Detailreichtum der Abbildungen. Ein Kriegsingenieur, der die Zeichnung der Drehleiter auf Blatt 8r Superiores scale vabetrachtet hätte, wä- lent ad muros, infere auf die vier kurzen riores equidem ad Zeilen neben ihr wohl foveas civitatum. kaum angewiesen geUmschrift der Beischrift 8 auf 8r wesen, um zu erkennen, was gemeint ist. Durch eine Entschlüsselung hätte er im gleichen Abschnitt 8 auf Folio 7v kurioserweise erfahren, daß der Autor das Gerät ohnehin aufgrund seiner
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Bauweise für verständlich gehalten und deswegen auf eine Erklärung verzichtet hat. Im übrigen dient die Verwendung von unverschlüsselten Verweisbuchstaben und Zahlen im chiffrierten Text eher der Verklarung als der Verwirrung. So bleibt als Lösung, in der Entwicklung und Verwendung der Symbolschrift eine Spielerei unter guten Freunden zu sehen, ohne jede Geheimniskrämerei. Fontanas Sinn für Spiel und Spaß kommt ja in dem Codex selbst an verschiedenen Stellen zum Ausdruck. Mit dem Empfänger tauschte er sich, wie schon angezeigt, über Spielzeug (puerilia) aus80 . In dem Kontext ist auch auf die Automaten in Teufels- und Hexengestalt und die Auferstehungsmaschine zu verweisen81 , ferner auf die leuchtende Bischofsmütze, den Schattenwerfer und die Zauberlaterne82 . Und wenn er auf einen der Torpedos ein Gesicht zeichnete beziehungsweise zeichnen ließ, spricht der Vorgang eher für Humor als für bösen Zynismus des Urhebers, der sich in dem Augenblick wohl nicht die zerstörerische Wirkung der Waffe ausmalte, wenn sie denn funktioniert hätte83 . Schon in seiner Studienzeit hatte der junge Fontana darüber nachgedacht, wie er ein Mönchlein mit einer raketengetriebenen, in einem Wasserbehälter tobenden Teufelsfigur in Angst und Schrecken würde versetzen können und mit dergleichen Vorführungen in Padua offenbar den Ruf erworben, allerhand fragwürdige Künste zu beherrschen84 . Weniger dramatisch geht es in dem jüngeren Dreieckstraktat zu. In dem erwähnten Kapitel, in dem er das Meßdreieck zur Waage umfunktioniert, macht er klar, daß die Sache spaßhaft zu verstehen sei und sich an junge Leute richte85 .
80 85
Nr. 45. 81 Nr. 77, 90, 95. 82 Nr. 26, 100, 102. 83 Nr. 58. 84 De pisce 5, S. 434–436. De trigono balistario I, 33, 3: sed 〈hec dicta〉 ut iocose et pro iuvenibus intelligantur.
Ausgabe Die Disposition des Textes Der Kopist hat Fontanas orthographische Gepflogenheiten, wie man sie aus anderen Werken kennt, offenbar weitgehend übernommen. Die typischen Dopplungen oder Vereinfachungen von Konsonanten blieben in der Ausgabe unangetastet. So erscheinen beispielsweise scalla statt scala und thuris statt turris. Das gleiche gilt für die gelegentliche Verwendung von x statt s wie in ponderoxus statt ponderosus und umgekehrt wie in reflessio statt reflexio, die Vertauschung von n und m wie in comsimilis statt consimilis, von ti und ci wie in decepcio statt deceptio sowie von o und u wie in fondamentum statt fundamentum. Ausgefallenes c vor t, etwa bei puntus statt punctus, wurde nicht ergänzt. Unverändert blieben zudem Wörter, bei denen das h fortfiel, wie bei aderere statt adherere oder armonia statt harmonia, beziehungsweise vorangestellt wurde, wie bei hedifitium statt edificium. Die Buchstaben u und v haben die gleiche Chiffre. Das u vor Vokal ist als v wiedergegeben. Eine Übersicht über die vorkommenden Schreibweisen gibt der Index verborum im Anhang. Versehentliche Dopplungen oder Auslassungen von Silben und einzelnen Buchstaben wurden hingegen korrigiert und in Fußnoten angezeigt. Nicht eigens vermerkt sind die häufigen Korrekturen, wenn der Kopist die Chiffren für p und q oder b und d vertauscht hat. Nur in den Beischriften 25, 44 und 64–65 sind diese Verbesserungen der Anschauung halber ausgeworfen. Außerdem sind einige Stellen vermerkt, wo der Kopist im verschlüsselten Text ein o wie in Klarschrift schrieb, das jedoch das Symbol für i war. Die Einrichtung der Absätze folgt weitgehend der Vorlage. Die Interpunktion grenzt leicht überschaubare Einheiten ab. Ergänzte Wörter sind von spitzen Klammern 〈〉 eingefaßt. Zur Unterscheidung von dem Text in Klarschrift sind die verschlüsselten Passagen in einer serifenlosen Schrift gesetzt.
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Ausgabe
Die Zählung der Abschnitte wurde neu eingeführt. Jeder Abschnitt beginnt auf einer neuen Seite und bringt zunächst die Illustration, gefolgt von der Beischrift. In der Vorlage ist es zuweilen umgekehrt. Die Zählung der Abbildungen stimmt mit der Nummer der Abschnitte überein. Liegen mehrere Abbildungen vor, werden sie zusätzlich durch a, b und c unterschieden. Als Abbildung gelten die Zeichnungen einer Seite. Dies kann die Gesamtansicht eines Gegenstands sein, aber auch eine Gruppe von Details. Zählte man jedes skizzierte Bauteil für sich, ergäben sich rund 350 Nummern. Die Abbildungen wurden vom Herausgeber umgezeichnet, um sie leichter reproduzieren zu können. Zudem waren sie in unterschiedlichem Maße zu verkleinern, damit Bild und Beischrift auf derselben Seite erscheinen. Indes war bei hochformatigen Abbildungen ein Seitenumbruch zwischen Skizze und Text nicht immer zu vermeiden. Auf welchem Folio man sich gerade befindet, ist auf dem Seitenrand angegeben. Die Übersetzung bemüht sich, Fontanas Didascalien für seinen Freund, der keine weitschweifigen Erklärungen benötigte, so verständlich wiederzugeben, wie es heute möglich ist, und dabei den knappen Stil zu wahren. Die Anordnung der Texte in Spalten gestattet einen schnellen Abgleich von Vorlage und Wiedergabe. Der knappe Kommentar bringt Querverweise innerhalb der Sammlung selbst und stellt Verbindungen zu anderen Werken Fontanas her. Auf Vergleiche mit den bekannten technischen Werken der Antike und den in der modernen Literatur häufig zitierten zeitgenössischen illustrierten Schriften etwa von Konrad Kyeser, Mariano Taccola, Francesco di Giorgio Martini, dem Anonymus der Hussitenkriege und anderen namentlich nicht bekannten kriegstechnischen Autoren mußte aus Zeit- und Platzgründen verzichtet werden. Nur auf Parallelen zu dem noch wenig rezipierten Konrad Gruter aus Werden ist hier und da hingewiesen. Studien, die sich ausführlicher mit einem Abschnitt befassen, sind erwähnt, soweit sie erreichbar waren. Siglen corr. del. prec. ras.
correxit/correctum delevit/deletio/deletum precedit rasura
sequ. sup. lin. iter.
sequitur super lineam iteravit
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Die Abschnitte im Überblick
Die Abschnitte im Überblick Die Aufstellung nennt in Fontanas Vokabular den Gegenstand oder das Thema eines Abschnitts und gibt auf Deutsch eine Entsprechung, die eine Übersetzung oder ein Stichwort sein kann. Die Abschnitte 28, 29, 43, 66, 70, 73, 76, 81, 95 und 98 haben keine Beischrift. Gegenstand 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30
Alphasaf Igniferum Eductorium Castrum fortitudinis Bistonum Carcer equilibricus Artingenium bellicum Scaliferum Sabatom ad molendum Descensus ex alto Triplex laberintus Laberintus quadrus Navis occisionis Fovea sub terra et aqua Eclipsedra Castrum submersionis Lucerna Vasa aqueductuum Mensuratio turris/plani Turris inaccessibilis Testudo fugitiva Attractoria turris Catedra deambulatoria Vasa mensalia ludica Navis destructilis Mitra fulgens Nocturnus ignis mirabilis
Ingenium equilibricum
Mauerbrecher Flammenwerfer Zugmaschine Burg mit Hinterhalten Spanngerät Todbringender Kerker Kriegsmaschine Ausklappbare Leitern Hammerwerk Drahtseilakt im Kerker Drei Labyrinthtypen Viereckiges Labyrinth Schiff mit Tücken Wasserleitung Wasserheber Burg mit Geschützfeuer Fontanas Leuchte Wasserrohre Höhen-/Längenmessung Uneinnehmbarer Turm Wagen mit Feuerantrieb Turm mit Aufzug Rollstuhl mit Seilantrieb Trickgefäße Demontierbares Schiff Leuchtende Mitra Wunderbares Nachtlicht Lanze mit Flaschenzug Zuggeräte Waagemaschine Forts. . . .
Folio 1v–2r 2v–3r 3v–4r 4v–5r 5v 6r 6v–7r 7v–8r 8v 9r 9v 10r 10v 11r 11v–12r 12v–13r 13v–14r 14v–15r 15v 16r 16v 17r 17v–18r 18v 19r 19v 20r 20v 21r 21v–22r
Seite 34 37 39 41 43 44 46 48 50 51 52 53 54 56 57 59 60 62 64 66 67 68 69 71 72 73 74 75 76 77
32
Ausgabe Gegenstand
31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66
Fons Venetus Pontes trabucci Arbor salutaris Torculare ad elevandum Scala girativa Luminarium et igniferum Opus ad elevandam aquam Descensorium Fons et partes eius intrinsece Alkindi fons Veges cum circulatione Organicum Fontana septem canalium Puerilia Grinfe Campana Egiptiaca Cavum canale Ambulare super cordam Sophistice faties Cavacanale Grimaldei Currus ex se mobilis De pisce, ave et lepore Navis bellica Navigium bellicum Ciconia Aquaticum igniferum Templum sane factibile Puella Speculum ingeniosum Regule speculorum Fornaces archimistice Sera per versum se aperiens Fons virginum
Venezianischer Brunnen Falltürbrücken Heilender Baum Winde zum Heben Wendeltreppe Leuchte und Feuerträger Wasserpumpe mit Balg Rutsche Brunnen und Innenteile Alkindi-Brunnen 1 Faß mit Wasserkreislauf Orgel Walzen und Rollen Sieben-Rohr-Brunnen Spielzeug Greifzangen Ägyptische Glocke Bagger 1 über ein Seil gehen Masken Bagger 2 Nachschlüssel Selbstbewegend. Wagen Messen m. künstl. Tieren Kriegsschiff 1 Kriegsschiff 2 Kran Torpedo Tempelkulisse Umlenkrolle Raffinierter Spiegel Reflexionsgesetze Alchimistenöfen Kombinationsschloß 1 Nicht einsehbares Bad Riegel Forts. . . .
Folio 22v–23r 23v–24r 24v 25r 25v 26r 26v 27r 27v–28r 28v 29r 29v–30r 30v 31r 31v 32r–32v 32v 33r 33v–34r 34v 35r 35v–36r 36v 37r 37v–38r 38v–39r 39v 40r 40v 41r 41v 42r 42v 42v–43r 43v 44r
Seite 79 81 83 84 85 86 87 88 89 91 92 93 95 96 97 98 99 100 101 103 104 105 107 108 109 111 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122
33
Die Abschnitte im Überblick Gegenstand 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102
Ruina bellica Instrumenta cirugicorum Fontes Alkindi Serpentina turris Fistularium aquaticum Luminarium nocturnum Instrumenta non suspecta Resurrectio mort. artificiosa Monoscalum opus Superator Gatus Castrum deceptionis Fornax ad fusionem Triplex genus carceris Subspensorium regulare Folles ad organa Volubilis rota Evacuatorium Atheniense Fons Saracenicus Dyabolus artificiosus Opus Ptolomei Fontes Alkindi Torgitorium Fons artificialis Concentrici Turris bellica Subflatorium, ventifer Castellum umbrarum Rota follica fistularis Apparentia nocturna
Mauerbrecher Chirurgische Geräte Alkindi-Brunnen 2 Schlösser Turm mit Spirale Wasserflöte Kombinationsschloß 2 Leuchte für Messungen Handwaffen Brandbomben Auferstehungsautomat Einholmleiter Zugmaschine Katze, Kriegsgerät Getriebe und Seilzüge Trügerische Burg Schmelzofen Drei Arten Kerker Verstellbare Aufhängung Orgelbälge Rad mit Heißluftantrieb Athenischer Ausgießer Sarazenischer Brunnen Teufelsautomat Ptolemaeus’ Maschine Alkindi-Brunnen 3 Zugmaschine Fontanas Brunnen Hexenautomat Schachteln Kriegsturm Perpetuum mobile Gebläse Schattenwerfer Balg- und Flötenrad Laterna magica
Folio 44v–45r 45v 46r–47r 47v 48r 48v 49r 49v 50r 50v 51r 51v 51v–52r 52v 53r 53v 54r 54v–55r 55v–56r 56v–57r 57v 58r 58v–59r 59v–60v 61r 61v 62r 62v–63r 63v–64r 64v–65r 65v–66r 66r 66v–67r 67v–68r 69r 70r
Seite 123 125 126 129 130 132 133 134 136 137 138 139 140 142 143 144 145 146 148 150 152 153 155 157 160 161 162 163 165 167 169 170 171 173 175 176
1 Alphasaf – Mauerbrecher 2r
Hoc est instrumentum bellicum, quod alphasaf Arabice dicitur, ad dirruendum muros etc., ut ante scribitur.
Das ist die Kriegsmaschine, auf Arabisch Alphasaf genannt, für die Zerstörung von Mauern usw., wie sie vorn beschrieben wird.
Hec sunt intra turrim exagonam.
Dies befindet sich innen in dem sechseckigen Turm.
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Alphasaf antiquissimum ingenium est, ad bellica opera adinventum, quo usi erant gentes Arabice. Et plurimum opidanos devincebant hostes absque sanguine suo, si illud duxissent libere ad eorum fortilitia. Ignem |timet, et copiam exercitus, et vias asperas et nimis molles; sagitas, iacula, lapides et reliqua labentia e manibus opidanorum minime, si bene compositum est. Oportet in anteriori parte supper fortem lignorum superfitiem, que rotis duci possit, turem ex|agonam construi vel plurium angulorum, ut ictus fugiat. Et discendat scalla de altitudine thuris ad ultimam et postremam partem superficiei secura, ut scis, quia cooperta et clausa, ut tute ascendere et descendere possint armigeri sine periculo ma|nifesti. Et sub ea tribus catenis subspendatur lignum longum ponderoxum, et declinet sicud scalla, ut subtilius extremum sub scala cum rotis discurat super superfitiem. Cui ligate sint corde, que cum puellis replicatis ad intra turrim perveniant, ita ut multi |homines simul trahere possint lignum versus se cum impetu leviter, et illud relinquere cito. Pars vero altior, que grossior est,
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Das Alphasaf ist eine ganz alte, für die Kriegführung erfundene Maschine, deren sich die Araber bedienten. Meist besiegten sie städtische Feinde ohne eigenes Blut zu vergießen, wenn sie sie ungehindert an die Festung heranbrachten. Sie scheut das Feuer, ein großes Heer sowie unebene und sehr weiche Wege; Pfeile, Speere, Steine und sonstiges Wurfzeug der Städter keineswegs, wenn sie gut konstruiert ist. An der Vorderseite baue man auf einer starken Balkenlage, die auf Rädern fahrbar sein soll, einen Turm mit sechs oder mehr Ecken, um Schüssen zu entgehen. Von der Höhe des Turms herab soll, wie Du weißt, eine sichere, das heißt gedeckte und geschlossene Leiter zur äußeren, hinteren Seite der Fläche gehen, so daß die Soldaten geschützt und ungefährdet auf- und absteigen können. Unter ihr soll an drei Ketten ein langer, schwerer Balken hängen und wie die Leiter geneigt sein, damit sein Ende unter der Leiter leichter auf Rädern über die Fläche läuft. An ihn seien Seile gebunden, die über zwei Umlenkrollen in den Turm führen, so daß viele Männer zugleich den Balken mühelos mit Schwung auf sich zu ziehen und schnell loslassen können. Das obere, dickere Ende aber soll
15 Oportet ] Opurtet 17 possit ] pissit 21 postremam ] pistremam 30 corde ] cord 32–33 homines ] humines 33 lignum ] ligum
23 clausa ] clauaa
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Ausgabe
ferro sit roborrata et per exagonem turem transceat ultro notabiliter, et tantum quod, si instru25 mentum hoc alicui muro prope |trahemtes lignum possint in murum percutere, cum trahunt, et cum relinquunt, lignum recedit a muro. Quare poterunt parietes, quoscumque acedent, in ruinam ponere.
40
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mit Eisen verstärkt sein und merklich weit durch den sechseckigen Turm gehen, so daß die Ziehenden, wenn das Gerät vor einer Mauer steht, den Balken in die Mauer stoßen können, wenn sie ziehen, und der Balken von der Mauer zurückkommt, wenn sie nachlassen. So können sie Wände, an die sie herankommen, niederwerfen.
Die Abbildung ist hier wegen des Layouts vorgezogen, um Text und Illustration einander gegenüber zu plazieren. Die Zahlen auf dem linken Rand nennen die Zeilenummern der Handschrift. Abschnitt 1 beginnt auf 1v mit der ausführlichen Beschreibung der Maschine. Zur Herkunft des arabischen Namens siehe Sezgin/Neubauer, Wissenschaft und Technik 5, S. 138, hier weitere Abbildungen von fahrbaren Rammböcken. Vgl. auch in Abschnitt 67 den Mauerbrecher, der die Mauer in die andere Richtung einreißen sollte.
38 transceat pro transeat 40 prope ] propi 40–41 trahemtes pro trahentes pussint 42 percutere ] perutere 44 Quare ] Quar 45 ponere ] pinere
41 possint ]
Ausgabe
37
2 Igniferum – Flammenwerfer
Abb. 2a Die umrißhaft skizzierten Flammen, die oben aus dem Schacht schlagen, leuchten in der Handschrift kräftig rot. Siehe auch die Kombination Leuchte und Feuerträger in Abschnitt 36.
2v
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Ausgabe
Abb. 2b: Fahrwerk des Flammenwerfers
3r
Igniferum instrumentum est artifitiosum, hoc nomine dictum quasi ignem ferrens, quod cum, semel acensum, hostibus vel hedifitiis aplicitum fuerit, sua flama omnia cremabit. Ellevatur cum hoc artifitio capsula ferrea scalifera, ut in prexenti exemplo patet, cum custodia militum et tironum. Et est arbor mire in eo acuta, supper quam est cabia defensionis et custodie etc. Opus intrinsecum ita fabricatum est: Turris quadrata erigitur supper superfitiem ligneam rotis portatilem, extra quam anterius capsula longa est fabricata, turim excedens, ad cuius sumum per scallam ascenditur et ibi esca ignis parata acenditur. Et hec capsula ellevatur per trabem denticam cum mollendina. Interim alie partes ab armigeris custodiuntur. Rote vero, que opus ferunt, ita subscribuntur etc. 16 anterius ] antererius
24 Rote ] Roti
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Der Feuerträger ist ein kunstvolles Gerät, wie der Name sagt, gleichsam feuertragend, denn wenn er, einmal entzündet, auf Feinde oder Gebäude gerichtet ist, brennt seine Flamme alles nieder. Gehoben wird der Eisenkasten mit Leiter von der Maschine, wie das Bild zeigt, mit einer Wache aus Soldaten und Rekruten. In ihr steckt ein außerordentlich spitzer Baum, auf dem der Verteidigungs- und Wachtkorb sitzt. Innen ist das Gerät so gestaltet: Man stellt einen viereckigen Turm auf eine hölzerne, auf Rädern bewegliche Fläche; außen ist vorn ein langer Kasten gezimmert, der den Turm überragt. Dessen Höhe besteigt man mit einer Leiter und entfacht dort aus Zunder ein Feuer. Den Kasten hebt man durch einen gezahnten Balken mit einer Mühle. Unterdessen bewachen Soldaten die anderen Teile. Die Räder aber, die das Gerät tragen, werden unten so beschrieben etc.
Ausgabe
39
3 Eductorium – Zugmaschine
Abb. 3a Siehe auch die mit Umlenkrollen arbeitende Zugmaschine in Abschnitt 79, ferner die unkommentierten Maschinen der Abschnitte 28–29 sowie das Hebegerät in Abschnitt 46.
3v
40 3v
Ausgabe
Eductorium duplicatis cordis et arcubus, traicere lapides, aut pondera ellevare faciliter. Constituitur rota cum diversitate puellarum, per quas trate corde ducunt lignum, ad quod lapides aplicite sunt et impetu expelluntur. Quod si pundera ei continuentur, per cordas movebuntur.
5
4–5 diversitate corr.
8 pundera pro pondera
5 trate pro tracte
Zuggerät mit doppelten Seilen und Bögen, um Steine zu versetzen oder Gewichte mühelos zu heben. Man stellt ein Rad mit verschiedenen Umlenkungen auf, durch die die Seile ein Holz ziehen, an dem Steine befestigt sind und kraftvoll verschoben werden. Hängt man ihm Gewichte an, werden die Seile sie bewegen.
Abb. 3b Abbildung 3b ist rechts durch Beschnitt des Folios verstümmelt.
Ausgabe
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4 Castrum fortitudinis – Burg mit Hinterhalten
Abb. 4a
4v
Castrum fortitudinis fortitudinem non ostendit, sed claudet, quod cum quis incautus intraverit, morte vel carcere procul dubio vincitur, hoc est quia anfractibus rotulis deceptionibusque pluribus fabricatur. Ignorantes aparentia castri huius decipiuntur, quia extra pacem monstrat, et intra minatur mortem. Modi decepcionum vero plures sunt: vel fovee subterranee, vel trabuchella, vel viarum confuxio, asperitas et inordinatio, vel insidie in angustis locis, vel fumi eccecantes, vel animalia bruta, vel ignes, vel sagite et lapides, vel ruine, vel flumina, et aque calide, vel similia. 9 quia corr.
16 animalia ] aimala
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Die wehrhafte Burg zeigt ihre Wehrhaftigkeit nicht, sondern verbirgt sie, so daß jemand, wenn er sie arglos betritt, ohne Zweifel getötet oder gefangengenommen wird, weil man sie mit viel Tücke, Trug und Täuschung versieht. Die sie nicht kennen, werden durch den Anschein dieser Burg getäuscht, denn außen zeigt sie Frieden, innen droht der Tod. Die Methoden zu täuschen sind wirklich zahlreich: unterirdische Gruben, Fallen, wirre, unebene und unpassende Wege, Hinterhalte an engen Stellen, die Sicht nehmender Rauch, stumpfsinnige Tiere, Feuer, Pfeile und Steine, Trümmer, Flüsse, heißes Wasser und ähnliche.
17 ruine corr.
42
Ausgabe
5r
Abb. 4b Siehe auch den Entwurf für eine Burg mit ähnlicher Zielsetzung in Abschnitt 82.
43
Ausgabe
5 Bistonum – Spanngerät
5v
Bistonum opus est ingeniosum plurium utilitatum, quales hic subscribuntur: Agregatur bistonum ex duobus tonis in uno tono consimiliter fabricatis. Et est tonus quadratum cavum duobus foraminibus rotundis et uno quadro foramine anterius aperto, ut infra patet, cum multis foraminibus lateralibus. Utilitates vero sunt ad stringendum, substinendum, trahendum, espelendum, que omnia infra declarabuntur. 5 consimiliter ] consimeliter
5
10
Das Bistonum ist ein raffiniertes Gerät mit vielen Anwendungen, wie ich sie hier unten beschreibe: Das Bistonum besteht aus zwei gleich gefertigten, zu einem einzigen zusammengesetzten Spanngerät. Ein Spanner ist eine viereckige Vertiefung mit zwei runden Löchern und einem viereckigen, nach vorn offenen Loch, wie man unten sieht, und vielen Löchern an den Seiten. Verwendet aber wird es, um zu straffen, zu halten, zu ziehen, auszutreiben, was alles unten erklärt wird.
12–13 espelendum pro expellendum
13 omnia ] umnia
44 6r
Ausgabe
6 Carcer equilibricus – Todbringender Kerker
Ausgabe 6r
Carcer equilibricus hominem ad celerem mortem ponit, quam evitare non potest. Libra mobilis intra, in sumo turis, supper trabem ponitur, et homo ad pemditias manibus tantum se tenere cogitur, qui vel inequalitate libre cito facta, vel insuferentia tenentis se, cadere oportet in fundum turis supper gladios acutissime incidentes.
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Der Waagenkerker bringt einem Mann einen schnellen Tod, dem er nicht entgehen kann. Man legt auf der Höhe des Turms innen eine wacklige Waage auf einen Träger. Und ein Mann ist gezwungen, sich mit den Händen nur an die Aufhängungen zu klammern, durch die rasch erzeugte Ungleichheit der Waage oder seine Ungeduld stürzt er unvermeidlich auf den Grund des Turms in die sehr scharf einschneidenden Schwerter.
4 Libra ] Lobra 6 homo ] homi 6 pemditias pro penditias 8 inequalitate sequ. del. miti? 8 inequalitate ] inequalite 8 cito ] cita 11–12 incidentes ] incidontes
Die „diabolische Erfindung“ (Huelsen, Liber instrumentorum S. 513), von der nicht klar ist, wem man sie zuzuschreiben hat, will nicht so recht zu der sonst eruierbaren Geisteshaltung Fontanas passen. Vor allem die Schilderung seiner ärztlichen Tätigkeit in Udine in De trigono balistario II, 25, 219v läßt einen mitfühlenden, stets um seine Patienten besorgten Mediziner erkennen. Siehe auch das Modell eines weniger gefährlichen Kerkers in Abschnitt 84. Auf das Thema Gefangennahme gehen ferner die Abschnitte 4 und 82 ein, auf die Flucht aus einem Gefängnis Abschnitt 10.
46
Ausgabe
7 Artingenium bellicum – Kriegsmaschine
Abb. 7a
6v
Reliqua pars instrumentorum artingenii bellici intrinseca, que dirigit ea que apparent extrinsecus, hic subscribitur. Novem sunt portiones instrumentorum deservientes expulsionibus: a b c deserviunt primo ordini finestrarum, quia sagitis; d e f lanceis et instrumentis longis 2i ordinis finestrarum; g h i bonbardis deserviunt in tertio ordine constitutis. Hec tamen prolixe tibi in libello de pulveribus et similia descripsi, quare hec tibi nota relinquo.
5
10
Der andere Teil der Geräte innerhalb der Kriegsmaschine, der das steuert, was man außen sieht, wird hier beschrieben. Es gibt neun Geräteteile, die zum Schießen bestimmt sind: a b c dienen der ersten Fensterreihe, das heißt den Pfeilen; d e f den Lanzen und langen Waffen in der zweiten Fensterreihe; g h i den in der dritten Reihe plazierten Kanonen. Doch habe ich Dir dies und ähnliche Dinge in dem Büchlein übers Pulver ausführlich beschrieben, weshalb ich es als Dir bekannt fortlasse.
5 portiones ] portionis 7 deserviunt ] deserveunt 8 d prec. del. C 11 deserviunt ] deseruniunt 12 libello ] libell 13 descripsi ] descris 14 nota ] nita 14 relinquo ] relinqui
Ausgabe
47
Abb. 7b 7r
Non ignoras, scio, huius rei utilitatem.
Du kennst, wie ich weiß, den Nutzen der Sache.
Die Verweisbuchstaben und die Ordnungszahl erscheinen im chiffrierten Text in Klarschrift. Der Terminus technicus artingenium ist eine Schöpfung Fontanas. Er bezeichnet eine Maschine. In den frühen Schriften kommt er mehrfach vor, dazu im Titel eines verlorenen Maschinentraktats. Siehe Opera iuvenalia S. 55–56, 128.
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Ausgabe
8 Scaliferum – Ausklappbare Leitern
Abb. 8a
Ordinarium cordarum ex triplici ordine construitur. Et pertinet ad scaliferum. Scaliferum ita dictum, quia scalas ferrens multiplices ad adscendendas altitudines maiores et minores, eo quod scale plus et minus erigi possunt. Est opus sua fabrica ita clarum, ut non egeat expoxitione; verumtamen addi 〈potest〉 hoc instrumentum ad instrumenta bellica ad adscendendum turres inimicorum. 8r Superiores scale valent ad muros, inferiores equidem ad foveas civitatum.
7v
5
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15
Das System der Seile besteht aus einer dreifachen Ordnung. Es gehört zu einem Leiterträger. Der Leiterträger heißt so, weil er mehrere Leitern für die Besteigung größerer und kleinerer Höhen trägt, denn die Leitern lassen sich mehr oder weniger aufrichten. Das Gerät ist durch seine Bauart so verständlich, daß es keiner Erklärung bedarf. Doch kann man das Gerät dem Rüstzeug zur Ersteigung feindlicher Türme zuordnen. Die oberen Leitern taugen für die Mauern, die unteren dagegen für die Gräben der Städte.
Für friedliche Zwecke empfiehlt Fontana in Abschnitt 78 eine einfache Einholmleiter. Steigzeug ist ein wichtiges Thema in kriegstechnischen Werken. Gruter, De machinis 2, Kap. 53, S. 207–212 beschreibt unterschiedliche Geräte, darunter einen Aufzug.
Ausgabe
49
7v Abb. 8b
8r Abb. 8c
50
Ausgabe
9 Sabatom ad molendum – Hammerwerk
8v
Sabatom ad molendum fit. Et exemplificatum est de duobus maleis, sed potest ex pluribus componi ad libitum. Volvitur enim rota manibus, et illa ellevat maleos, qui in percutienda ducuntur a gravitate sua suficienti.
5
Das Sabatom baut man, um zu zerkleinern. Abgebildet ist es mit zwei Hämmern, doch kann man es mit beliebig vielen bauen. Das Rad wird von Hand gedreht, es hebt die Hämmer, die durch ihre ausreichende Schwere auf das zu Zerstoßende fallen.
51
Ausgabe
10 Descensus ex alto – Drahtseilakt im Kerker
9r
Extimant quamplures homines, hoc esse ludum. Et non est ita, sed est aptitudo quedam ad adscendendum et descendendum ex alto satis possibilis, non omnibus comoda. Et quidam incarceratus nomine Polinus natione Arabicus evaxit ita ex carceribus magni Kaan multum altis.
5
Viele Leute glauben, das sei ein Spiel. Aber das ist nicht so, sondern es ist eine durchaus mögliche, nicht für jedermann geeignete Vorrichtung, um aufund von einer Höhe wieder herabzusteigen. Ein gewisser arabischer Häftling namens Polinus entwich so aus den sehr hohen Kerkern des Großen Khans.
3 aptitudo ] aptotudo 4 descendendum ] dscendendum carcera 7 natione ] natine
Ein ähnlicher Balanceakt ist Thema in Abschnitt 49.
5 non ] nin
6 incarceratus ] in-
52
Ausgabe
11 Triplex laberintus – Drei Labyrinthtypen
9v
Triples est laberintus nostro tempore michi relatus: Grecus scilicet quem compoxuit Dedalus, Egiptiacus quem fecerunt Arabes, et Latinus quem Romani constituere. Hic autem nullus illorum est, sed Dedalico asimilatur, quem tue complacentie offero.
5
Dreifach ist mir das Labyrinth gegenwärtig bekannt: das griechische nämlich, das Dädalus baute; das ägyptische, das die Araber entwarfen, und das lateinische, das die Römer anlegten. Das hier, was ich Deinem Wohlgefallen biete, ist keines von ihnen, sondern dem dädalischen ähnlich.
1 Triples corr. ex Triqles, pro Triplex 1 laberintus ] laberus 1 nostro ] nostri 2 relatus ] relat 6 est ] es
Einen Kerker in der Form eines runden Labyrinths bringt Fontana im Secretum de thesauro 47r. Abbildung in Macchine cifrate S. 148, Nr. 18. Siehe auch den nächsten Abschnitt mit Hinweis auf eine eigene Schrift zum Thema.
Ausgabe
53
12 Laberintus quadrus – Viereckiges Labyrinth
10r
De laberintis non datur ordo, sed, quamvis laberintus iste sit quadrus, potest in omnem modum angulorum fieri. Sed ego, Iohanes Fontana, multiplices pinsi in libello De laberintis secundum quinque genera figurarum ex propria fantasia, invicem diferentes, ubi sunt viarum perditiones, vie prolixe, obscuritates, amfratus, inordinationes, timores, revolutiones et devia loca, reditiones atque conversiones, quibus intrantes decipiuntur.
5
10
Labyrinthe sind nicht festgelegt, vielmehr kann man sie, auch wenn das Labyrinth hier viereckig ist, mit jeder Art Winkel anlegen. Ich aber, Johannes Fontana, habe in dem Büchlein Über Labyrinthe viele unterschiedliche gemäß fünf Typen von Figuren nach eigener Idee gezeichnet, in denen es Sackgassen, Umwege, Verdunklungen, Biegungen, Verwirrungen, Schrecken, Kehrtwendungen und abgelegene Orte, Rückwege und Windungen gibt, die die Eintretenden täuschen.
1 laberintis ] labintis 2 quadrus ] qadrus 4 Sed ] Se 7 fantasia ] fanta 10 obscuritates ] obcuritates 10 amfratus pro anfractus 12 quibus ] qibus
9–
Das Buch über Labyrinthe ist nicht erhalten. Das Verwirrende des Labyrinths kommt ferner bei den trügerischen Burgen der Abschnitte 4 und 82 zur Geltung. Zur Einordnung der Modelle Kern, Labyrinthe S. 202–204. Das viereckige ist das erste bekannte Exemplar eines Irrgartens, der dem Eintretenden im Unterschied zu klassischen Labyrinthen die Wahl zwischen verschiedenen Pfaden bietet und in Sackgassen führt.
54
Ausgabe
13 Navis occisionis – Schiff mit Tücken
Abb. 13a 10v
Navis occisionis, quia periclitantur in ea homines incauti, prudentes vero salvantur. Credunt plures tuti accedere, et est navis in partes divixa artifitio, que in tranquilitate maris secura videtur, sed eius tempestatem non substinet. Et modus compositionis totus hic non ostenditur, nec describitur, sed recure ad Archimenidem, experimento ultimo libri secundi. Modus non exponitur, recurre ad Archimedema . 5 divixa ] divix
8 non ] nin
5
10
Tötungsschiff, denn unvorsichtige Männer gehen mit ihm unter, die erfahrenen aber bleiben heil. Viele glauben, geschützt voranzukommen. Das Schiff ist raffiniert in Teile geschieden, bei ruhiger See scheint es sicher, ein Unwetter aber hält es nicht aus. Die gesamte Konstruktionsweise zeige ich hier nicht, und beschreibe sie auch nicht. Schau vielmehr nach bei Archimedes, letzter Versuch im zweiten Buch. Die Methode ist nicht dargestellt, schau nach bei Archimedes.
9 non ] nin
a) Von einer Hand des 15. Jahrhunderts in Klarschrift angemerkt.
Ausgabe
55
Abb. 13b Die Schreibweise Archimenides findet sich noch in De rebus naturalibus V, 4, 106v, 107r. Fontana hielt Archimedes und Arsamith, wie er in arabischen Texten hieß, für zwei verschiedene Personen. Der Verweis ist rätselhaft. Nach Clagett, Archimedes 3, S. 260– 263 bezieht er sich nicht auf ein authentisches Werk des Archimedes, sondern vielleicht auf den ihm zugeschriebenen, überarbeiteten Liber de ponderibus Archimenidis in Buch 4 von Johannes de Muris’ Quadripartitum numerorum.
56
Ausgabe
14 Fovea sub terra et aqua – Wasserleitung
11r
Per similem modum fit fovea sub terra et sub aqua.
Ganz ähnlich baut man eine Leitung unter der Erde und unter Wasser.
Ein Stück Leitung ähnlicher Art findet sich in dem Memoriertraktat Secretum de thesauro 60r; Abb. in Macchine cifrate S. 149, Nr. 25 neben einer Textpassage über Orte, die in ihrer Einteilung nicht zu weit und nicht zu schmal sein sollen: loca neque nimis ampla neque nimis angusta in divixione esse debent.
57
Ausgabe
15 Eclipsedra – Wasserheber
Abb. 15a
11v
Eclipsedra instrumentum fuit physicorum multipliciter factum. Et proportionalis ex igne fit quemadmodum ex aqua. Sed in hoc diferentiam habent: quia in aquea, recluso spiritu, aqua intrinseca retinetur, aperto vero egreditur. Ignea equidem, quia ignem pro spiritu habet, si subfocetur ignis, aqua extrinseca adingreditur; quod si accendatur, egreditur. Cuius ingenium duplici verbo declaratura . Aquea pisscis est, in base habens foraminum multitudinem, in cuspide vero unum, per quem clauditur spiritus. Ignea vero infra canam longam habet, usque ad aquam protensam, supra concavitatem, ubi ignis accenditur, qui coopertorio subfocatur. 2 factum corr. ex factam concavitate a) clepsidra aquea/ignea.
5
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15
20
Die Klepsidra war ein mannigfaltig gebautes Gerät der Physiker. Sie wirkt in gleicher Weise mit Feuer wie mit Wasser. Hier aber liegt der Unterschied: in der Wasserklepsidra wird ohne Luftzufuhr Wasser innen zurückgehalten, mit Luft aber tritt es aus. Bei der Feuerklepsidra tritt, da sie Feuer statt Luft hat, wenn das Feuer erlischt, Wasser von außen ein; wird es entzündet, tritt es aus. Ihre Funktion zeigt sich in dem doppelten Namen. Die Wasserklepsidra ist ein Gefäß mit vielen Löchern im Boden, aber nur einem oben, wo man die Luft abschließt. Die Feuerklepsidra hingegen hat unten eine lange Röhre, die bis zum Wasser reicht, oben eine Höhlung, in der man Feuer entzündet, das mit einer Haube erstickt wird.
14 pisscis pro pissis
15–16 cuspide corr.
19 concavitatem ]
58
Ausgabe
12r
Abb. 15b Das linke Exemplar einer Wasserklepsidra (Abb. 15a), das dem sog. Sieb des Aristoteles entspricht, ist ferner im Secretum de thesauro 76v, abgebildet. Siehe Macchine cifrate S. 150, Nr. 34. Die umrissenen Flammen, die oben aus dem ballonförmigen Behälter der Feuerklepsidra lodern (Abb. 15b), leuchten im Manuskript kräftig rot. Siehe zu dem Abschnitt Prager, Fontana on Fountains S. 347–349, mit den Bezügen zu Aristoteles, Philon und Heron.
Ausgabe
59
16 Castrum submersionis – Burg mit Geschützfeuer 12v
Castrum submersionis appellatur, eo quod naves fluminum profundat et evertit. Proicit quidem ballotas ferentes ignem, que suo impetu et revolutione aquam ita commovent, ut navicule stare non possint, que contravenire conantur.
5
Versenkungsburg nennt man sie, weil sie Schiffe auf Flüssen versenkt und umstürzt. Sie verschießt feuertragende Kugeln, die durch ihre Gewalt und Drehung das Wasser so aufwühlen, daß Boote, die anzugreifen wagen, sich nicht aufrecht halten können.
6 commovent ] cummovet
13r
Ripa fluminis ita situata sit.
Das Flußufer sei der Art gelegen.
1 fluminis ] flumins
Ähnliche Bomben in Abschnitt 76. Zum Raketenantrieb siehe ferner den Wagen in Abschnitt 21, die künstlichen Tiere in 54 und die Torpedos in 58. Feuergetriebene Gegenstände schmücken auch das Secretum de thesauro 73v, 81r und 89r; Abb. in Macchine cifrate S. 150, Nr. 33, 36; 151, Nr. 40.
60
Ausgabe
17 Lucerna – Fontanas Leuchte
Abb. 17a 13v
Lucerna ex qua lux cernitur, ita fabrili opere potest fieri, ut parvo cum lumine amplissimam valeat aeris partem lustrare. Et hoc nundum inventum est instrumentum figura pulcrius, mensura minus, splendore clarius et omni re comodius. Cuius partes intrinsece, quas voluisti, hic notate sunt, et eodem modo applicantur invicem sicud que in lucerna Ptolomei. 1 cernitur ] cenitur
5
10
Die Lampe, die Licht verbreitet, kann man fachmännisch so gestalten, daß sie mit einem kleinen Licht einen sehr großen Teil der Luft beleuchten kann. Das Gerät hat man noch nicht schöner in der Form, kleiner an Größe, heller an Glanz und besser in jeder Hinsicht gefunden. Seine inneren Teile, die Du wünschtest, sind hier vermerkt, man setzt sie genauso zusammen wie die in Ptolemäus’ Lampe.
Ausgabe
61 14r
Abb. 17b Eine Lampe des Astronomen Claudius Ptolemaeus, den Fontana vermutlich meint, ist sonst nicht bezeugt. Die beiden Abbildungen dürften auf zwei verschiedene Modelle zu beziehen sein.
62
Ausgabe
18 Vasa aqueductuum – Wasserrohre
Abb. 18a 14v
De aquarum ductibus hoc ingenium est, et proprie deservit fontibus, fluviis et cadentibus aquis. De uno in alterum ducuntur vaxa eo modo, quo vides. Et fiunt vaxa ex ligno plumbeato vel stagnato. Et dantur expirationes canalium, ut scis in fonte Veronensi factum esse, ne frangantur vaxa.
5
10
Dieses Gerät gehört zu den Wasserleitungen, vor allem dient es den Brunnen, fließendem und fallendem Wasser. Die Rohre steckt man, wie Du es hier siehst, eins ins andere. Gefertigt werden die Rohre aus verbleitem oder verzinntem Holz. Die Leitungen erhalten Entlüftungen, wie Du sie vom Veroneser Brunnen kennst, damit die Rohre nicht platzen.
Ausgabe
63 15r
Abb. 18b
Siehe zu dem Gerät Prager, Fontana on Fountains S. 349. Auf Brunnen wird Fontana in neun weiteren Abschnitten eingehen und im letzten seinen eigenen Entwurf vorstellen: 31, 39, 40, 44, 65, 69, 89, 92 und 94. Siehe auch Secretum de thesauro 49r, 49v und 127v; Abb. in Macchine cifrate S. 148, Nr. 21–22; 154, Nr. 52.
64 15v
Ausgabe
19 Mensuratio turris/plani – Höhen-/Längenmessung
65
Ausgabe 15v
Turris planum, casa turim mensurat. Ductis radiis per ambo foramina scitur, ad quem puntum turris perveniat, et talis est proportio qualis in triangulo mensurationibus omnibus domestico. Similiter cadentibus sagitis pervenitur ad terram, et eadem est regula, sicud scitur de mensuratione putei per trigonum. 6 mensurationibus ] mensurationis bionium
5
10
Der Turm mißt die Ebene, das Haus den Turm. Mit Strahlen, die durch beide Öffnungen gehen, stellt man fest, bis zu welchem Punkt der Turm reicht, und das Verhältnis ist bei allen Messungen so wie in dem Dreieck am Haus. Ebenso kommt man, wenn Pfeile fallen, zum Boden. Die Regel ist dieselbe, wie man sie von der Brunnenmessung mit dem Dreieck kennt.
9 eadem ] eade
10 scitur ] scititur
11 trigonum ]
Beispiel für eine raffinierte Triangulation. Der Turm ist auch im Secretum de thesauro 69r abgebildet. Siehe Macchine cifrate S. 149, Nr. 31. Die Dreiecksmessung ist ferner Thema des Abschnitts 74. Später wird Fontana der Beschreibung und Anwendung eines selbst erfundenen Meßdreiecks den langen, 1440 abgeschlossenen Traktat De trigono balistario widmen. Darin meint triangulus das gezeichnete oder gedachte Dreieck, trigonus das dingliche Meßdreieck. Battisti, Macchine cifrate S. 65, schlug vor, unter bionium („bigonio“) ein Meßinstrument zu verstehen oder einen Bezug auf den antiken militärtechnischen Autor Biton.
66
Ausgabe
20 Turris inaccessibilis – Uneinnehmbarer Turm
16r
Propterea est inacessibilis, quia superior pars, que minus debellari potest, partem custodit inferiorem.
Unzugänglich ist er deswegen, weil der obere Teil, der sich weniger bekämpfen läßt, den unteren Teil schützt.
Siehe das ähnliche Modell eines Kriegsturms in Abschnitt 97.
Ausgabe
67
21 Testudo fugitiva – Wagen mit Feuerantrieb
16v
Testudo fugitiva operam habet pulcerimam, quia motu sonat, ignem defert, a quo defertur. Et ad catredam deambulativam idem ingenium deservit. Ponuntur pulveres combustivi in canulis, qui ad ostiolum comunem perveniunt.
5
Die flüchtige Schildkröte funktioniert vortrefflich, denn in Bewegung lärmt sie und trägt das Feuer, das sie antreibt. Bei dem Rollstuhl wirkt die gleiche Technik. Man füllt brennbares Pulver in Röhrchen, die in eine gemeinsame kleine Öffnung münden.
Siehe den Rollstuhl in Abschnitt 23, dazu den Entwurf eines sich selbst bewegenden Wagens in Abschnitt 53. Pulverladungen treiben ferner die tierischen Meßinstrumente in Abschnitt 54 und die Torpedos in 58 an. Vgl. dazu die pulvergefüllten Geschosse in Abschnitt 16. Ausführlicher geht Fontana auf den Raketenantrieb und die dazu notwendigen Gerätschaften in De pisce 5, S. 431–436; 6, S. 444 und 7, S. 451–453 ein. Zwei Raketen und ein raketengetriebener Pfeil dekorieren auch das Secretum de thesauro 73v, 81r, 89r; Abb. in Macchine cifrate S. 150, Nr. 33, 36; S. 151, Nr. 40.
68
Ausgabe
22 Attractoria turris – Turm mit Aufzug
16v
Atractoria turis, eo quod aquam, lapides, harenam, victualia et quecumque similia trahere possit, nuncupatur. Capsula illa per cordas regetur, de se descendit et vi trahitur sursum, cum plena fuerit.
5
Aufzugsturm nennt man ihn, weil er Wasser, Steine, Sand, Lebensmittel und ähnliche Dinge mehr ziehen kann. Der Kasten soll über Seile laufen, von allein sinkt er ab und gewaltsam wird er hochgezogen, wenn er voll ist.
5 cordas ] das
Der Text spielt auf die Naturphilosophie der Bewegung an. Das Schwere bewegt sich naturaliter nach unten, jedoch violenter nach oben.
Ausgabe
69
23 Catedra deambulatoria – Rollstuhl mit Seilantrieb
Abb. 23a 17v
Catredam deambulatoriam vocavi, quam tui amore inveni. Tanto impetu incitatur, ut vincat equum curentem. Et aliquando retineri non potest, si per planum vel descendentia loca ducatur. Huius rei ingenium est catredam super quatuor constitui rotas. Sed posterios sint maiores anterioribus ut in curribus. Deinde ducatur ab ascendente super ipsam roticulus, qui rotas ferreas volvat cum fortitudine et tandem rotas illas quatuor. 1 Catredam pro Catedram
5
10
15
Rollstuhl habe ich ihn genannt, den ich Dir zu Liebe erfand. Von so großer Kraft wird er angetrieben, daß er ein Rennpferd überholt. Bisweilen ist er nicht zu bremsen, wenn er auf ebener Fläche oder bergab fährt. Seine Technik besteht darin, einen Stuhl auf vier Räder zu montieren. Doch wie bei Wagen sollen die hinteren größer sein als die vorderen. Sodann treibe, wer auf den Stuhl steigt, ein Getriebe an, das kraftvoll eiserne Räder und zuletzt jene vier Räder drehen soll.
11 ut pro del. ot
15 quatuor ] puaor
70
Ausgabe
18r
Abb. 23b Im Unterschied zu den meisten anderen Zeichnungen ist das Gestell des Rollstuhls (Abb. 23a) mit Zahlen versehen, deren Bedeutung nicht klar ist. Die Literatur bringt das Fahrzeug gern als frühen Entwurf eines Automobils. Ein „Selbstbeweger“ war der Stuhl, sofern er gefahren ist, jedoch nicht. Der Fahrer war zugleich Beweger. Bemerkenswert ist die Überlegung, dem Rollstuhl einen Antrieb zu geben, der nicht von außen einwirkt. Ein Automobil im Sinne des Wortes hingegen wäre der in Abschnitt 53 beschriebene, für untauglich gehaltene Wagen gewesen. Zur Einordnung siehe auch Knobloch, Nachfahren von Dädalus und Archimedes S. 72. In Abschnitt 21 spricht Fontana als möglichen Antrieb des Rollstuhls das Abbrennen einer Pulverladung an. In De pisce 6, S. 445–446, beschreibt er den Rollstuhl als dreirädriges Gefährt. Auch hier geht er auf den Raketenantrieb ein, verwirft ihn allerdings als zu schnell, unstet und gefährlich. Ähnliche Stockgetriebe mit Seilen hat auch die unkommentierte Maschine in Abschnitt 81.
Ausgabe
71
24 Vasa mensalia ludica – Trickgefäße
18v
Vasa mensalia ludica, que ad commensationes regum et principum grata videntur. Primum aquam trahit et vinum emitit. Secundum vinum recipit et lac bonum educit. Tertium lac deglutit et mel evomit optimum. 4 aquam ] apam
7 educit ] edicit
5
Spielerische Tischgefäße, die in königlichen und fürstlichen Tischgesellschaften gern gesehen sind. Das erste nimmt Wasser auf und schenkt Wein aus. Das zweite erhält Wein und gießt gute Milch aus. Das dritte schluckt Milch und gibt besten Honig aus.
8 mel ] me
Bezüge zu Philon und Heron bei Prager, Fontana on Fountains S. 349–351. Dergleichen Trickgefäße, die man in Gesellschaften ludi causa verwandte, erwähnt 1424 auch Gruter, De machinis 2, Kap. 1 (4), S. 16.
72
Ausgabe
25 Navis destructilis – Demontierbares Schiff
19r
Navis hoc habet ingenium, quia tota ex frustris ligneis fabricatur cum incastris et coriis tota vestitur, antequam ad aquam ponatur. Quare componitur cum necesitas querit, et destruitur si per terram portare volueris. 1 quia ] puia
2 ligneis ] lignes
5
Das Schiff hat die Besonderheit, daß man es ganz aus kleinen Holzteilen zusammensetzt und rundum mit Leder verkleidet, bevor man es zu Wasser läßt. Daher montiert man es, wenn es nötig ist, und demontiert es, wenn man es über Land schaffen will.
4 aquam ] apuam
5 Quare ] Puare
6 querit ] puerit
Die Zeichnung reicht links in die Bindung. Ähnliche zerlegbare Boote beschreibt auch Gruter, De machinis 2, Kap. 52, S. 205–206.
Ausgabe
73
26 Mitra fulgens – Leuchtende Mitra
19v
Mitria vel episcopalis corona, que parum valet et nimium apretiatur, eo quod suo artifitio fulget et ita resplendet, ut nemo in eam firmiter intueri possit, quin radiis confundatur. Intra candelle ponuntur, sed ere est fabricata, ne acendatur, et foramina aperiuntur quamplura. Et reflesiones cum cristalo vel vesicis aqua plenis fiunt, ut in perspetiva disceris. 7 sed ] sid
10 reflesiones pro reflexiones
5
10
Eine Mitra oder Bischofskrone, die wenig kostet und hoch geschätzt wird, weil sie durch ihre Finesse so glänzt und leuchtet, daß niemand sie fest anschauen kann, ohne von den Strahlen geblendet zu werden. Innen plaziert man Kerzen. Sie besteht aber aus Bronze, damit sie kein Feuer fängt, und hat viele Öffnungen. Die Reflexionen entstehen durch Kristall oder Blasen voller Wasser, wie Du es in der Perspektive lernst.
12 disceris ] diceris
74
Ausgabe
27 Nocturnus ignis mirabilis – Wunderbares Nachtlicht
20r
Nocturnus ignis qui videntibus mira ostendit. Gradatim ponuntur ceria usque ad lampadem, que sucesive accenduntur, unum post alterum, sicud scivisti. Et serpitarium cereum fit de per se in capsa sua, quod ultimo accenditur. Deinde cum 〈eo〉 illud agere coneris, quod de umbris in claro et 〈de〉 luminibus in obscuro facere me vidisti. 4 que ] pui
5
10
Ein Nachtlicht, das den Betrachtern Wunderdinge zeigt. Stufenweise stellt man bis 〈oben〉 zu dem Leuchter hin Wachskerzen auf, die sich der Reihe nach entzünden, eine nach der anderen, wie Du wußtest. In seinem Kasten sammelt sich von ganz allein Kriechwachs, das sich zuletzt entzündet. Versuche anschließend, mit ihm das zu tun, was Du mich mit Schatten im Hellen und Lichtern im Dunkeln machen sahst.
5 accenduntur ] acceduntur
Das Spiel mit Licht und Schatten ist ferner Thema der Abschnitte 84, 100 und 102.
Ausgabe
75
28 Lanze mit Flaschenzug
Die Abbildung hat keine Beischrift. Zu den Umlenkrollen siehe vor allem Abschnitt 60, dort weitere Hinweise auf die Verwendung.
20v
76 21r
Ausgabe
29 Zuggeräte
Die Abbildung hat keine Beischrift. Die Demonstration mag wie diejenige im vorigen Abschnitt dazu gedacht sein, mögliche Anwendungen von Seilzügen und Umlenkrollen (puellae) zu veranschaulichen. Zu den puellae siehe Abschnitt 60.
77
Ausgabe
30 Ingenium equilibricum – Waagemaschine
Abb. 30a 21v
Portiones instrumentorum, que occultantur in equilibrico ingenio, ad perfitienda ea, que extrinsecus apparent. Arbor fit in instrumentis ad facilitandum exitum aque per diversa loca, nam liberius exit aqua per plures vias. Idem instrumentum ad bonbardas deserviret, quia plures lapides traheret pro vice, sicud hic depingitur. Et habes ferrum ad ignem, et aditionem pro igni et scabela. 5 instrumentis ] instrumetis
Die Geräteteile, die man innen in der Waagemaschine verbirgt, zur Vervollständigung dessen, was von außen sichtbar ist. 5 Der Baum wird in den Geräten eingesetzt, um den Abfluß des Wassers an verschiedene Stellen zu erleichtern, denn auf mehreren Wegen fließt es freier. Dasselbe Gerät wäre auch für Bombarden nützlich, 10 denn es zöge mehrere Steine auf einmal, so wie es hier gezeichnet wird. Du hast ein Eisen für das Feuer, eine Ergänzung für das Feuer und Schemel.
8–9 instrumentum ] insrumentum
10 quia corr.
78
Ausgabe
22r
Abb. 30b Die rätselhafte Skizze in Abb. 30a oben und die eindeutige unten links haben Ähnlichkeit mit den feuernden Bombarden in Abb. 7b. Vgl. auch Sezgin/Neubauer, Wissenschaft und Technik 5, S. 54–55, die für Abb. 30b eine arabische Vorlage vermuˇ ten und sie einem Springbrunnen von al-Gazar¯ ı gegenüberstellen.
Ausgabe
79
31 Fons Venetus – Venezianischer Brunnen
Abb. 31a
Fons Venetus dici potest, quia ibi magis quam alibi fieri potest, cum ea civitas cisternis puteisque sit plena et fontibus et fluminibus egeat. Ego, Iohanes Fontana, novos 5 adinveni fontes, partim ex |antiquorum fondamentis collectos, partim ex proprio ingenio. Et hunc inter ceteros laudo, quem longo et prolixo sermone alias notavi. Omnes tamen partes hic subscribuntur, et proprie cane intrinsece, que sunt [. . . ]u u[. . . ] nu abi, mi sima ge10 can dis turun |viso allfue [. . . ] et reliqua.
22v
6 Fontana ] Fontane
7 adinveni corr.
5
10
15
Venediger Brunnen kann er heißen, denn dort kann er mehr als anderswo entstehen, weil die Stadt voller Zisternen und Brunnen ist und keine Quellen und Flüsse hat. Ich, Johannes Fontana, habe neue Brunnen erfunden, die teils auf den Vorlagen der Alten aufbauen, teils auf eigenen Ideen. Vor den übrigen preise ich diesen hier, den ich anderwärts lang und breit beschrieben habe. Gleichwohl werden alle Teile hier unten aufgeführt, vor allem die Röhren im Inneren, die da sind [. . . ] und so weiter.
80
Ausgabe
23r
Abb. 31b Die Passage in Z. 9–10 der Handschrift scheint mit Absicht unlesbar und unverständlich gehalten zu sein, wenn nicht der Schreiber eine verderbte Vorlage so gut es ging zu verzeichnen versucht hat. Die ausführliche Beschreibung von Brunnen könnte in dem verlorenen Liber de motibus aquarum zu suchen sein, den Fontana in Horalegum aqueum 11 und 14 erwähnt. Nicht klar ist, ob das Werk von dem in Abschnitt 71 genannten, ebenfalls nicht erhaltenen Buch De aqueductibus zu unterscheiden ist. Siehe dazu Opera iuvenalia S. 52–53, Nr. 14. Zu dem gezeigten Brunnen siehe Prager, Fontana on Fountains S. 31.
Ausgabe
81
32 Pontes trabucci – Falltürbrücken
23v
Pontes trabucci ad deceptiones hostiles fiunt, ita ut, cum armigeri supper sint, qui impetu in civitatem ruant, eam armata manu capere cupientes, quidam ingressi capiantur, quidam propter pontis casum submergantur, reliqua vero pars exercitus terrore aufugiat, vel subcurere non possit. Totum hoc consistit in fatiendo pontem sofisticum, qui de levi ad libitum opidanorum relinquatur ad aquas, quando supper ipsum sunt inimici. 2–3 armigeri corr.
Abb. 32a
5
10
15
11 consistit ] consisistit
Falltürbrücken baut man, um Feinde zu täuschen, so daß, wenn Soldaten sich auf ihnen befinden, die in die Stadt stürmen, um sie gewaltsam einzunehmen, die Eingedrungenen gefangen genommen werden, die anderen durch den Fall der Brücke ertrinken, der übrige Teil des Heeres aber entsetzt flieht oder nicht zu Hilfe kommen kann. Das Ganze besteht darin, eine raffinierte Brücke zu bauen, die man nach Belieben der Städter leicht ins Wasser fallen lassen kann, wenn sich Feinde auf ihr befinden. 12 pontem ] ponte
82
Ausgabe
24r
Abb. 32b Vgl. die teils phantasiereichen Überlegungen zur Abwehr von Eindringlingen in Burgen und Türme in den Abschnitten 4, 35 und 82.
Ausgabe
83
33 Arbor salutaris – Heilender Baum
24v
Fertur probatissimum de arbore quadam. Quod si dividatur eius truncus et aperte teneatur quousque crepatus, 〈qui〉 ter transeat per illam, procul dubio sanabitur. 2 quadam ] puedam
2 Quod ] Puod
5
Von einem gewissen Baum erzählt man Vortreffliches. Wenn man seinen Stamm teile und den Spalt solange offen halte, werde zweifellos geheilt, wer ihn dreimal durchquere.
3–4 quousque ] puousque
Die unpersönliche Wendung deutet es an: Der Dr. med. Fontana selbst dürfte nicht an die heilende Wirkung der Methode geglaubt haben.
84
Ausgabe
34 Torculare ad elevandum – Winde zum Heben
25r
Ista est portio ingenioxa per torculare ad ellevandum tures, bellica et reliqua hedifitia, que voluerimus.
Das ist ein kunstvolles Teil für eine Winde, um Türme, Kriegs- und sonstige Geräte zu heben, die wir wollen.
Anders als Stockgetriebe und Umlenkrollen mit Seilen oder Zahnräder, die in verschiedenen Geräten die Kraftentfaltung verstärken, erscheint die Schraube in der Sammlung sehr selten. Eine Schnecke oder Schraube ist Bestandteil des sarazenischen Brunnens in Abschnitt 89.
Ausgabe
85
35 Scala girativa – Wendeltreppe
25v
Scala girativa apud sapientes ingeniosos esse dicitur et a paucis fabricata. Et est eius triplex utilitas, facilis scilicet ascensus, fortitudinis turrium et tutele ab hostibus, qui in eam intrarent. Linea girativa dicitur, quia in girum fabricatur et proprie intra tures, cuius declaratio tibi satis est. Ostendi Padue tibi comsimiles in ecclexia santi Antonii. 9 declaratio ] declatio
5
10
Die Wendeltreppe wurde von findigen Weisen erwähnt, doch von wenigen gebaut. Dreifach nützlich ist sie, d. h. sie erleichtert den Aufstieg, stärkt die Türme und schützt vor Feinden, die in sie eindrängen. Kreislinie heißt sie, weil man sie kreisförmig baut, vor allem in Türmen. Die Erklärung reicht für Dich aus. In Padua habe ich Dir ähnliche in der Kirche St. Anton gezeigt.
86
Ausgabe
36 Luminarium et igniferum – Leuchte und Feuerträger
26r
Hoc est luminarium, et suplet aliquando pro ignifero, eo quod potest ignem imponere ad alta loca, si ducatur prope illa. Et valere potest ad ellevanda pondera. Ideo rote ponuntur, et scale fiunt, et cetera.
5
Dies ist eine Lampe. Zuweilen dient sie als Feuerträger, da sie Feuer an hohen Orten ablegen kann, wenn man sie an diese heranführt. Und sie kann Gewichte heben. Daher setzt man Räder ein, baut Leitern usw.
4 illa ] illas
Das Gerät variiert die Funktion des Flammenwerfers in Abschnitt 2. Die hier nur in Umrissen angedeuteten Flammen, die oben aus den drei Schächten schlagen, sind im Manuskript kräftig rot gemalt.
Ausgabe
87
37 Opus ad elevandam aquam – Wasserpumpe mit Balg
26v
Opus hoc est ad ellevandum aquam. Cum aperitur follis, spiritus traitur ad ipsum per canam, quem necesario succedit aqua de capsa in capsam usque ad sumum. Si vero follis postea prematur, aqua vel revertitur vel ad alium expellitur locum, et sic capse evacuantur.
5
Das Gerät dient der Wasserhebung. Öffnet man den Balg, zieht er durch die Röhre Luft an, der notwendig das Wasser von Kasten zu Kasten bis auf die Höhe folgt. Drückt man hingegen den Balg danach zusammen, kehrt das Wasser zurück oder wird woandershin ausgepreßt, und so werden die Kästen geleert.
2 aperitur ] aperetur 2 follis ] folles 3 traitur pro trahitur 7 revertitur ] revrtitur 8 sic ] sicc
Zur Verwendung von Bälgen in Musikinstrumenten siehe die Abschnitte 86 und 101, am Schmelzofen Abschnitt 83. Siehe den Bezug zu Heron und die Analyse der Konstruktion bei Prager, Fontana on Fountains S. 351, der sie für untauglich erkärt.
88
Ausgabe
38 Descensorium – Rutsche
27r
Descensorium opus istud est, cuius expositio est: Canalis fit a sumo in profundum, lata quantum oportet, ut descendens per ipsam, fluere vel ruere possit. In fundo vero sabulum ponitur, ut quod descendat non frangatur ab ictu. Tunc domus ibi est, in qua colligitur omne quod descenderit. Sed si aqua est que descendat, vel simile, non indigemus sabulo, sed capsa lacta suppra aplicatur cum canali, in quam aqua infunditur etc. 6 vero ] ver
9 colligitur ] cilligitur
5
10
Das Gerät ist eine Rutsche, deren Erklärung so lautet: Man legt eine Rinne von oben bis unten so breit wie nötig an, so daß, was hinabrutschen soll, fließen oder rinnen kann. Am Boden aber legt man Sand aus, so daß, was abläuft, beim Aufprall nicht zerbricht. Dann gibt es da ein Haus, in dem man alles sammelt, was abläuft. Wenn aber Wasser oder Ähnliches abläuft, benötigt man keinen Sand, sondern bringt oben einen breiten Kasten mit Rinne an, in die sich das Wasser ergießt etc.
12 sed ] se
12 lacta pro lata
Ausgabe
89
39 Fons et partes eius intrinsece – Brunnen und Innenteile
Abb. 39a Ein Bezug zu Philon und Heron ist nicht herstellbar. Zeichnung und Text sind schwer verständlich. Siehe Prager, Fontana on Fountains S. 351–352. Mit der Wirkung des Vakuums erklärt auch Gruter das Geschehen bei seinen pneumatischen Versuchen, siehe De machinis 2, Praef., Kap. 1–3, S. 10–25.
27v
90
Ausgabe
Abb. 39b 28r
Hec sunt intrinsece partes precedentis fontis, ut melius res tibi nota sit. Subintrant cane canas ita comstanter, ut non sit aque, nec respiratio aeris, aliter esset opus vanum. Et habent cane in medio fundum, ut hic apparet, ut aqua non impetu, sed tarditate quadam moveatur. Et comsistunt in medio fontes, a fundo ussque ad sumum, im bases pertranseuntes, et habent respiracula parva, sicud scis in generibus fontium artifitialium, qui vi vacui fiunt, aliter aque non ascenderent etc. 4–5 comstanter pro constanter derent ] ascendrent
5
10
15
Das sind die inneren Teile des voraufgehenden Brunnens, damit Dir die Sache besser einleuchtet. Es geht so dicht Rohr in Rohr, daß weder Wasser noch Luft entweicht, sonst wäre das Gerät unbrauchbar. In der Mitte haben die Rohre einen Boden, wie man hier sieht, damit das Wasser nicht ungestüm, sondern ruhig fließt. In der Mitte sind die Brunnen, die von unten bis oben durch die Basen gehen und kleine Luftlöcher haben, wie Du sie von den Arten der künstlichen Brunnen kennst, die mit der Kraft des Vakuums arbeiten, sonst stiege kein Wasser auf usw.
10 comsistunt pro consistunt
11 im pro in
15 ascen-
Ausgabe
91
40 Alkindi fons – Alkindi-Brunnen 1
28v
Alkindi fons iste est, quem in suo libelo et alios consimiles declarat. Recure ergo ad ipsum, si huius ignoraveris qualitatem.
Das ist Alkindis Brunnen, den und ähnliche mehr er in seinem Büchlein erklärt. Greife also zu ihm, wenn Du seine Beschaffenheit nicht kennst.
2 consimiles ] comsemileles
Alkindis Brunnenbuch scheint verloren zu sein. Zur Analyse des Thermoskops siehe Prager, Fontana on Fountains S. 352–353. Auf Alkindi verweist Fontana ferner in den Abschnitten 69 und 92.
92
Ausgabe
41 Veges cum circulatione – Faß mit Wasserkreislauf
29r
Veges ista est, que se implet et evacuat, hoc est, quod infra de ea exit, per superiora ingreditur. Et sic est circulatio. Ingenium huius operis est, ut veges in tria spatia dividatur. Et unum extremorum sit aqua plenum, a quo aqua egreditur in simphiam notam coligentem aquam; alterum extremorum sit aere plenum, ubi fit inflatio spiritus; medium vero sit utriusque receptaculum, ut cum aer egreditur, aqua intret, et cum exit aqua, intret aer. 7 extremorum corr.
9 notam ] votam B
5
10
Das ist ein Faß, das sich füllt und leert, das heißt, was unten aus ihm ausläuft, fließt oben hinein. Und so liegt ein Kreislauf vor. Der Trick des Geräts ist, daß sich das Faß in drei Kammern teilt. Eine der äußeren sei voll Wasser, von wo das Wasser in eine bekannte Röhre läuft, die das Wasser sammelt; die andere äußere sei voll Luft, wo Luft eingeblasen wird; die mittlere dagegen sei Behälter beider, so daß, wenn Luft austritt, Wasser eindringt, und wenn Wasser austritt, Luft eindringt.
10 aere corr.
14 aer corr.
Für Geräte dieser Art begeisterte sich kurz vorher auch Konrad Gruter, der zudem in allerlei Experimenten einen dauerhaften Wasserkreislauf zu erzeugen versuchte. Siehe De machinis 2, Kap. 4–7, S. 26–45. Prager, Fontana on Fountains S. 353–354, stellt den Bezug zu Heron I, 23 her.
Ausgabe
93
42 Organicum – Orgel
Abb. 42a 29v
Organicum hoc modo facere consuevi in meo horalogio, quia secundum longitudinem tastorum timpanilem fabricabam rotam, quam in tot dividebam portiones quot tastus, ut unicuique responderet, et claviculos breves et longos, latos et angustos, moles et asperos, sicud indigebat comsonancia, et sequebar musicam artem quantum poteram, in mensuris temporum sonorum, et proportiones consimiles servabam in divixione portionum rote etc. 5 tot ] tit 7 claviculos ] claviculis 14 rote ] rite
5
10
Eine Orgel habe ich in meiner Uhr gewöhnlich in der Weise konstruiert, daß ich der Tastenlänge entsprechend ein Trommelrad anfertigte, das ich in so viele Abschnitte einteilte, wie Tasten da waren, so daß es jede einzelne anschlug, und kurze und lange, breite und schmale, weiche und harte Zähnchen, wie es der Wohlklang erforderte, und folgte, so gut ich konnte, der Musikkunst bei den Maßen der Tonlängen und hielt die gleichen Verhältnisse bei der Teilung der Radabschnitte ein usw.
9 comsonancia ] comsonancie
9–10 sequebar corr.
94
Ausgabe
30r
Abb. 42b Mit dem Zusammenspiel von Uhren und Weckvorrichtungen in Gestalt von Orgeln und Flöten, aber auch allerhand kuriosen Vorrichtungen, befaßt sich Fontana recht ausführlich in Horalegum aqueum 15–16, S. 376–384; 19, S. 392. Zu drei weiteren, durch die Bewegung von Wasser beziehungsweise Luft zum Klingen gebrachten Instrumenten siehe unten die Abschnitte 72, 86 und 101. Siehe auch die Wasserorgel mit Bälgen in Abschnitt 86 und den Windmacher für eine Orgel in Abschnitt 99. Prager, Fontana on Fountains S. 354, stellt den Bezug zu Vitruv und Heron her.
Ausgabe
43 Walzen und Rollen
Die Abbildung hat keine Beischrift.
95 30v
96
Ausgabe
44 Fontana septem canalium – Sieben-Rohr-Brunnen
31r
Fontana septem canalium et triplicis ordinis dicitur, quam expertus sum. Suprema cana in altum aquam expelit; due sequentes aquam fundunt in pelvim inferiorem; relique quatuor aquam ducunt ad ordines.
5
Sieben-Rohr-Brunnen mit dreifacher Anordnung nennt man ihn, den ich ausprobiert habe. Das oberste Rohr drückt das Wasser hoch; die beiden nächsten gießen Wasser in das untere Becken; die übrigen vier leiten es nach Anordnung.
2 ordinis ] ordis 4 aquam ] apuam 5 sequentes ] sepuentes 5 aquam ] apuam 5– 6 fundunt ] fundit 6 relique corr. 7 quatuor ] puatuor 7 aquam ] apuam 7 ducunt ] ducit
Siehe zu dem Gerät Prager, Fontana on Fountains S. 354.
Ausgabe
97
45 Puerilia – Spielzeug
31v
Puerilia etiam postulasti.
Auch Spielzeug hast Du verlangt.
Wie bei den Automaten ist eine Mechanik vorhanden, um das Maul des Kamels zu öffnen und zu schließen. Siehe die Abschnitte 90 und 95.
98 32r
32v
Ausgabe
46 Grinfe – Greifzangen
Grinfe a quibusdam sic dicuntur. Fabricatur turris ex utraque parte habens grinfas, que sursum deorsumque duci possunt. Et cum descendunt, aperiuntur, cum ellevantur, clauduntur.
5
Manche nennen sie Greifzangen. Man baut einen Turm, der auf beiden Seiten Zangen hat, die sich aufund abwärts bewegen lassen. Wenn sie nach unten gehen, öffnen sie sich; hebt man sie an, schließen sie sich.
Ausgabe
99
47 Campana Egiptiaca – Ägyptische Glocke
32v
Campana Egiptiaca. Opus est ut feratur in girum sicud alie in latus, ut pulsatile deferentes tangat eius portiones campane. Et non est proprie girus continuus motus eius, sed reflexio girativa, sicud fit in composito nimbio.
5
Ägyptische Glocke. Sie ist im Kreis zu bewegen, so wie andere zur Seite, so daß der Klöppel die sich bewegenden Teile der Glocke trifft. Ihre Bewegung ist eigentlich kein fortlaufender Kreis, sondern eine kreisförmige Umkehr, wie sie in einer hergerichteten Phiole geschieht.
2 in ] en 4 eius corr. 4 portiones ] porteones 6 eius ] eeus 7 girativa ] giratova 7 in ] on 7 composito ] composoto 8 nimbio pro nimbo ?
Mit dem nimbus vitreus, einer gläsernen Flasche, arbeiteten Pharmazeuten. Siehe Sobrino, Nouveau dictionnaire 2, S. 321c s. v. Phiole.
100
Ausgabe
48 Cavum canale – Bagger 1
33r
Cavum canale dicitur opus novum, eo quod cavare lectos potest aquarum. Ruere primo permititur unum lanceatorium, deinde reliquum per illud. Et frangit nedum molia, sed dura similiter.
5
Kanalgräber heißt die neue Maschine, weil sie Wasserkanäle graben kann. Man läßt zuerst eine 〈hohle〉 Lanze herabfallen, dann durch diese die zweite. Sie bricht nicht nur weichen, sondern ebenso harten Grund auf.
Siehe zum Vergleich das Cavacanale in Abschnitt 51. Der moderne Maschinenbau rezipiert das Modell als älteste Darstellung dieser Art von Schwimmbaggern, siehe E. Budny u. a, Construction Machinery, in: Springer Handbook of Mechanical Engineering 10, hg. v. K.-H. Grote und E. K. Antonsson, Berlin 2008, S. 1151–1152. Zu Francesco di Giorgios Entwürfen siehe Lindgren, Energienutzung S. 489–492.
Ausgabe
101
49 Ambulare super cordam – über ein Seil gehen
Abb. 49a 33v
Omnes hee instrumentales portiones deserviunt ad hominem, qui supper cordam voluerit ambulare ingenioxe. Quod defert in manu, regula est sue persone; que sub genu, substinent eum supper cordam et dicuntur carpe; stafe vero fatiunt hominem stare erectum, et grafas residere sub genubus. Et est ingenium nihili, quod nundum probavi. 3 voluerit ] viluerit
10 nihili ] nili
5
10
All diese Geräteteile sind für einen Mann bestimmt, der geschickt über ein Seil gehen will. Was er in der Hand trägt, ist eine Balancierstange für seinen Körper; die unter dem Knie halten ihn auf dem Seil und heißen Karpfen; die Steigbügel aber lassen den Mann aufrecht stehen und die Krampen fest unter den Knien sitzen. Es ist ein untaugliches Gerät, das ich noch nicht erprobt habe.
102
Ausgabe
34r
Abb. 49b Siehe auch die artistische Flucht aus dem Kerker des Khans in Abschnitt 10.
103
Ausgabe
50 Sophistice faties – Masken
34v
Sophistice faties Francisci Carrariensis, olim domini civitatis Padue, fiunt ex argento subtilissime, aderentes naturali fatiei et non cooperientes os, neque oculos, neque nares, neque aures, neque capilos, sed reliquas capitis partes. Biretum tamen ponitur supper capilos, cui hec firmatur faties, et pingitur colore carnei. 3–4 aderentes pro adherentes
5
10
Die Masken Francescos da Carrara, des einstigen Herrn von Padua, die man sehr fein aus Silber herstellt, haften am natürlichen Gesicht und bedecken weder Mund, Augen, Nase, Ohren noch die Haare, sondern die übrigen Teile des Kopfes. Doch setzt man auf die Haare eine Mütze, an der man die Maske befestigt und fleischfarben anmalt.
5 oculos ] ocolos
6 aures sequ. del. s
8 ponitur ] pontur
Franz von Carrara dachte auch über andere technische Lösungen nach. Konrad Gruter, der eine Zeitlang in seinem Dienst gestanden hatte, erwähnt eine demontierbare Brücke. Zudem interessierte sich der Herr von Padua für Nachschlüssel und Brechzeug. Siehe De machinis 2, Kap. 45, S. 190–192; Kap. 54, S. 213–215. Damit setzte Franz eine Paduaner Tradition fort. Dem älteren Franz schreibt Fontana die Erfindung einer eisernen Hose (serabula ferrea) für seine attraktive Geliebte zu, um sich deren Treue zu versichern. Siehe De rebus naturalibus V, 29 (28), 133r.
104
Ausgabe
51 Cavacanale – Bagger 2
35r
Cavacanale opus est aliud ab illo supra scripto, et desscendit perpendiculariter, sicud illud oblique. 2 scripto ] scipto
Siehe das Cavum canale in Abschnitt 48.
Der Kanalgräber ist ein anderer als der oben beschriebene. Er geht senkrecht nach unten wie jener schräg.
Ausgabe
105
52 Grimaldei – Nachschlüssel
Abb. 52a 35v
Figure iste sunt grimaldeorum et similium instrumentorum, quibus latrones et incarcerati uti solent. Variantur tamen secundum varietatem seraturarum.
5
Dies sind Zeichnungen von Nachschlüsseln und ähnlichen Werkzeugen, wie Diebe und Gefangene sie gewöhnlich benutzen. Doch unterscheiden sie sich je nach Art der Schlösser.
3 latrones ] latres
Ein Schlüssel mit der Beischrift clavis aperiens omnem seram illustriert auch das Secretum de thesauro 72r; Abb. in Macchine cifrate S. 150, Nr. 32; ein weiteres Exemplar ebd. 104r; Abb. ebd. S. 151, Nr. 44. Dergleichen Instrumente hatte auch Konrad Gruter in Padua bei Francesco da Carrara gesehen, der sie grimaldelli nannte. Siehe De machinis 2, Kap. 54, S. 213
106
Ausgabe
36r
Abb. 52b
Ausgabe
107
53 Currus ex se mobilis – Selbstbewegender Wagen
36v
Ferunt quidam hunc currum in plano ex se moveri posse, quia posteriores rotte facte maiores, una cum pondere supper trabem obliquam sic aplicato, 〈quod〉 gravitat et ponderat aut premit in rotas minores anteriores.
5
Manche sagen, daß dieser Wagen von selbst über die Ebene fahren kann, weil er größere Hinterräder hat, mit einem Gewicht, das so auf einem schrägen Balken angebracht ist, daß es auf die kleineren Vorderräder wirkt und drückt oder preßt.
5 aplicato ] apoclerato
Auf das Modell des sich selbst bewegenden Wagens war Fontana schon in De pisce 6, S. 442–443, eingegangen und hatte die Vorstellung als Täuschung verworfen. Wie in Abschnitt 33 ist sein Mißtrauen an der Formulierung ferunt quidam erkennbar. Siehe auch die muskel- und raketengetriebenen Entwürfe in den Abschnitten 21 und 23.
108
Ausgabe
54 De pisce, ave et lepore – Messen mit künstlichen Tieren
37r
De pissce, ave et lepore habes tractatum meum sufitientem.
Zu Fisch, Vogel und Hase hast Du meinen ausführlichen Traktat.
Die Abbildung illustriert die in De pisce 9–10, S. 460–477 ausführlich behandelte indirekte Messung einer Wassertiefe, Turmhöhe und Strecke zu Land durch die Laufzeitmessung der künstlichen Tiere Fisch, Vogel und Hund. Der Fisch sinkt im Wasser an einem Gewicht nach unten und steigt von allein wieder auf, Hund und Vogel werden in der Luft und auf der Erde von Pulverladungen angetrieben. Neben dem Fisch ist das in De pisce 4, S. 420 erwähnte gebogene Bleigewicht mit einem Häkchen abgebildet, das sich aushängen soll, sobald der Grund des Gewässers erreicht ist. Rechts im Bild der Schwimmer einer Wasseruhr mit Skala. Die Skalierung läuft mit ungleich großen Abständen von oben nach unten. Der Schwimmer muß in einem Gefäß stehen, in dem das Wasser immer schneller aufsteigt. Siehe Codex Wien Praef., S. 143, Abb. 1, und Horalegum aqueum 3–11. In der Literatur hat man die künstlichen Tiere des öfteren irrtümlich für Waffen gehalten. Siehe auch den Wagen und die Torpedos mit Raketenantrieb in den Abschnitten 21 und 58.
Ausgabe
109
55 Navis bellica – Kriegsschiff 1
Abb. 55a 37v
Navis bellica tibi nota est satis ex his, que vidisti et audivisti a me, cum illis, que hic figurantur. Tu vero potes variare intentiones et similiter infra scripta experimenta.
5
Das Kriegsschiff ist Dir gut bekannt nach dem, was Du bei mir sahst und hörtest, und dem, was ich hier zeige. Du kannst aber die Ziele wie auch die beschriebenen Entwürfe ändern.
110
Ausgabe
38r
Abb. 55b
Ausgabe
111
56 Navigium bellicum – Kriegsschiff 2
Abb. 56a 38v
Navigium bellicum, et est diferens a priori. Verumtamen si ex his duobus unum fiat, erit ingenium mirabile valde in factis prelii marini. Ponuntur vegetes pulveribus plene, que ignem proiciunt in laterales naves, que sibi aderent. Habet etiam spontones egredientes per oculos prore, et trabucam trabem grossam, que ruere possit in naves inimicorum etc. 8 aderent pro adherent
5
10
Ein Kriegsschiff, es unterscheidet sich von dem vorigen. Doch wenn man aus den beiden eines macht, wird die Maschine in einem Seegefecht ganz außerordentlich sein. Man stellt Fässer voller Pulver auf, die Feuer in die Flanken von Schiffen schleudern, die neben ihm liegen. Zudem hat es Spieße, die durch die Augen am Bug austreten, und einen starken Katapultbalken, der auf die feindlichen Schiffe stürzen kann usw.
112
Ausgabe
39r
Abb. 56b
Ausgabe
113
57 Ciconia – Kran
39v
Ciconia nominatur ingenium istud ad ellevandum pondera. Utere, quando loci habes comoditatem. Ferrum, quod in lapide firmatur, cuneis stringitur, cum sullevatur. Et est id, quo utimur pro fondamentis.
5
Storch heißt diese Maschine zur Hebung von Lasten. Nutze sie, wenn Du ein günstiges Gelände hast. Das Eisen, das man in dem Stein verankert, wird mit Keilen befestigt, wenn gehoben wird. Es ist die, die wir für die Fundamente verwenden.
5 cuneis ] cuniis
Die Fassung mit den Umlenkrollen unter dem Galgen ist in der Terminologie Fontanas eine puella, das Holz darunter mit einer Achse an dem einen und einem Seil an dem anderen Ende ein lincentricum. Siehe die Beschreibung in Abschnitt 60.
114
Ausgabe
58 Aquaticum igniferum – Torpedo
40r
Aquaticum igniferum, quia ignem per aquam defert. Fit sicud illud, quod per terram et quod per aerem defert ignem, nisi quod forma variatur et temones aduntur. Et est forma, quam vides, anterius acuta, ut scindat aquam et figatur in naves, infra concava, ut iaceat super aquas.
5
Feuerträger zu Wasser, weil er Feuer übers Wasser befördert. Man baut ihn wie den, der Feuer über Land und durch die Luft trägt, ändert nur die Form und fügt Steuer hinzu. Er ist, wie Du siehst, vorn spitz, so daß er das Wasser teilt und sich in Schiffe bohrt, unten gewölbt, so daß er auf dem Wasser liegt.
4 ignem ] igne
Siehe auch die Abschnitte 16, 21 und 54. Der Antrieb von Geräten im Wasser, auf der Erde und in der Luft durch das Abbrennen von Pulver ist ein wichtiges Thema im Traktat über Fisch, Hund und Vogel. Fontana benötigt die Pulverladung, um die künstlichen Tiere zu bewegen, deren Laufzeit die Entfernungsmessung ermöglicht. Siehe De pisce 5, S. 433–434: Antrieb im Wasser; 6, S. 444–445: zu Lande; 7, S. 451–454: in der Luft. Messer und Brett finden sich so auch im Secretum de thesauro 63v; Abb. in Macchine cifrate S. 149, Nr. 27. In der Frage des Raketenantriebs nahm Fontana womöglich Texte von H ah. zur Kenntnis. Siehe Sezgin/Neubauer, . asan ar-Ramm¯ Wissenschaft und Technik 5, S. 126.
Ausgabe
115
59 Templum sane factibile – Tempelkulisse
40v
Templum sane factibile, cuius utilitas est, ut cito comstrui et destrui possit, habet partes incastro firmatas et vitulis rotundis et girelis et sarapontibus et fistereis et nodis et strituris et aperturis et similibus.
5
Der leicht machbare Tempel, dessen Vorteil es ist, daß man ihn schnell aufund abbauen kann, ist aus Teilen zusammengesetzt mit runden Schrauben, Winden, sarapontes, fisterei, Knoten, Verengungen, Erweiterungen und ähnlichen mehr.
1 sane ] sare 3 destrui ] destui 5 sarapontibus ] sarapintibus ? 6 strituris pro stricturis 7 similibus ] simolobus
6 nodis ] nodos
Es dürfte sich um eine Art Kulisse für Bühnenaufführungen handeln. Auch die Masken in Abschnitt 50 verweisen auf Theater.
116
Ausgabe
60 Puella – Umlenkrolle
41r
Puella aliarum magistra in toto opere, lincentricis fabricata, duplici rotella trahit in ea proportione, qua se habet ad alias precisa sibi immediatas, manente eadem potentia personarum. Lincentricum lignum est supper unum eius extremorum circulariter motum. Rotela dicitur, quia intra puelam poxita circulariter rotat. Puela apellatur concavum lignum, in cuius concavitatibus rotelle sunt, super quas ducuntur corde, que trahuntur. Corda vero, que trahit, ad alterum extremorum firmatur. 8 extremorum ] extremum
5
10
15
Als Herrin der anderen im Gerät zieht die Puella, die Dreharme hat, mit doppelter Rolle in genau dem Verhältnis, in dem sie zu den anderen neben ihr steht, wenn die Kraft der Personen dieselbe bleibt. Der Dreharm ist ein Holz, das sich kreisförmig um eins seiner Enden bewegt. Die Rolle heißt so, weil sie sich in der Puella im Kreis dreht. Puella nennt man ein ausgehöhltes Holz, in dessen Höhlungen sich Rollen befinden, über die Seile laufen, die gezogen werden. Das Seil hingegen, das zieht, befestigt man an dem anderen Ende 〈des Dreharms〉.
15 alterum ] alteru
Die Achsen der Rollen sind außerhalb der Zentren eingezeichnet. Würde man die teils mit, teils ohne Zirkel gezogenen Kreise vollenden, ragten die Rollen oben nennenswert aus der Fassung heraus. Siehe die Anwendung des Geräts in den Abschnitten 17 und 57, die die Gegenstände zwar abbilden, aber nicht erwähnen, ferner 1, 3, 67 und 79, einfache Umlenkrollen finden sich zudem in 22, 28–29, 46. – Der Fachbegriff puellae ist auch in Horalegum pulverum I, 16, S. 272–273, mit Abb. I, 16.4, verwendet. Hier sind Röhrchen gemeint, durch die Kordeln laufen, die auf diese Weise umgelenkt werden. Dreharme sind zudem wichtige Bauteile in Fontanas Sanduhr, sie sollen die Umkehrung der abgelaufenen Uhr unterstützen. Siehe Horalegum pulverum I, 13–15, S. 256–268.
Ausgabe
117
61 Speculum ingeniosum – Raffinierter Spiegel
41v
Speculum ingeniosum et admirabile, cuius una pars super alteram ducitur et clauditur, quando opportet. Et ex calibe fit ad formam hanc cum foraminibus incidentie radiorum. Ymagines aparent deformes, tortuose, inequales, ambigue. Sed eius compositio hic aliter non describitur, nisi sub brevitate, ita ut me intelligas. Pars comcava fit sicud specculum combustivum Archimenidis, convexa vero sicud speculum meum de multiplicitate formarum. 3–4 opportet ] opport
5
10
Ein raffinierter und staunenswerter Spiegel, dessen einen Teil man über den anderen zieht und schließt, wenn es nötig ist. Man baut ihn aus Stahl in dieser Form mit Löchern für den Einfall der Strahlen. Bilder erscheinen unförmig, verworren, unähnlich und undeutlich. Doch beschreibe ich seine Konstruktion hier nur ganz kurz, so daß Du mich verstehst. Der konkave Teil wird wie der archimedische Brennspiegel, der konvexe dagegen wie mein Spiegel gemäß der Vielfältigkeit der Formen gebaut.
5 incidentie ] incidente
9 brevitate ] brevita
Es ist nicht sicher, ob Fontanas Anleitung zur Konstruktion eines stählernen Brennspiegels schon existierte, als er den Liber instrumentorum verfaßte. Siehe zu dem Spiegel-Traktat unten S. 177 den Nachtrag.
118
Ausgabe
62 Regule speculorum – Reflexionsgesetze
42r
Regule speculorum de incidentiis radiosis. Hic notantur maneries incidentiarum, ut sciatur distantia, ad quam agere possit speculum combustivum, et quomodo plurium speculorum reflessiones ad unum puntum concurere valeant.
5
Regeln für das Auftreffen von Strahlen auf Spiegel. Hier sind die Arten des Auftreffens verzeichnet, um die Entfernung festzustellen, zu der hin ein Brennspiegel wirken kann, und wie die Reflexionen mehrerer Spiegel in einem Punkt zusammentreffen können.
Eine Zeichnung zu einem optischen Phänomen auch im Secretum de thesauro 45v; Abb. in Macchine cifrate S. 148, Nr. 17.
119
Ausgabe
63 Fornaces archimistice – Alchimistenöfen
42v
Fornaces sunt archimistice, que non sunt omnibus note, quales voluisti, ut depingerem. Stufam similiter habes angularem rotundam, pro hieme utilimam. Catinos etiam figuravi tibi pro studio tempore frigoris, quibus uti soleo. 1 que ] qui
2 note ] noti
5
Das sind Alchimistenöfen, die nicht jeder kennt, wie Du sie von mir gemalt haben wolltest. Ebenso hast Du einen eckigen 〈und〉 runden, im Winter sehr nützlichen Ofen. Auch habe ich Dir die Schüsseln fürs Studium im Winter gezeichnet, die ich benutze.
5 utilimam ] utilima
Auf einen Schmelzofen geht Abschnitt 83 ein.
7 soleo ] solei
120
Ausgabe
64 Sera per versum se aperiens – Kombinationsschloß 1
42v
Seram denique, que per versum infra scriptum aperitur, diligenter anotavi. Frifac · bononie · bona · cuf · anitidit · eseb. Si dubitas versum temptabis per universum. 1 denique ] benipue
1 que ] pue
5
Endlich habe ich ein Schloß, das sich durch den unten notierten Vers öffnet, sorgfältig aufgezeichnet. Frifac · bononie · bona · cuf · anitidit · eseb. Si dubitas versum temptabis per universum.
3 anotavi ] anitavi
5 anitidit corr. ex anitidib
Das Kombinationsschloß ist so auch im Secretum de thesauro 128v abgebildet. Der Schreiber notierte das Schlüsselwort anitidit sogleich korrekt. Siehe zu dem Schloß Kranz/Oberschelp, Mechanisches Memorieren S. 78–80. Ein weiteres Kombinationsschloß unten in Abschnitt 73.
Ausgabe
121
65 Fons virginum – Nicht einsehbares Bad
Fons virginum, levis fabrice, sed mire pulcritudinis est. Possunt in eo puelle balneari, et a nemine videri. In camera clauxa aqua de al5 to descendit |in archam lapideam, in qua nude sint mulieres; sed ducitur aqua de fluminibus, vel de altiori loco, ut naturaliter veniat, vel aliter artifitialiter, sicud in hoc libro perseppe in fontibus declaravi.
43v
5
10
Ein Jungfrauenbrunnen, leicht zu bauen, aber von wunderbarer Schönheit. Darin können die Mädchen baden, ohne gesehen zu werden. In dem geschlossenen Raum läuft Wasser von oben in ein steinernes Becken, in dem die nackten Frauen seien. Doch leitet man das Wasser aus Flüssen oder von erhöhtem Ort ab, so daß es natürlich fließt, ansonsten künstlich, so wie ich es hier im Buch bei den Brunnen des öfteren erklärt habe.
5 aqua ] apua 5 de ] be 6 descendit ] bescenbit 7 qua ] pua 8 aqua ] apua 8 de ] be 9 de ] be
Prager, Fontana on Fountains, geht auf das Exemplar nicht ein.
122 44r
Ausgabe
66 Riegel
Die Abbildung hat keine Beischrift. Die Riegel gehören offenbar in den Zusammenhang der Schlösser, Schlüssel und Brechzeuge. Siehe die Abschnitte 64, 70 und 73. Ferner Secretum de thesauro 72r, 128v; Abb. in Macchine cifrate, S. 150, Nr. 32; 154, Nr. 53.
Ausgabe
123
67 Ruina bellica – Mauerbrecher
Abb. 67a 44v
Ruina bellica opus hoc nominari volumus, quia muros ruere sua vi fatiat, nec paries sit, que sibi resistere valeat. Duelum muro applicatur et cordis multis atraitur vi puelarum et armigerorum. Fit tamen instrumentum ducibile, super quod fundatur dueli ingenium et ubi bellantes et defensores sint. 6 atraitur pro attrahitur
5
10
Kriegerischen Zerstörer will ich die Maschine nennen, weil sie mit ihrer Kraft Mauern zum Einsturz bringen und keine Wand ihr widerstehen soll. Den Brecher hakt man an der Mauer ein und zieht ihn an vielen Seilen mit der Kraft der Umlenkrollen und Soldaten an. Doch baut man ein Fahrwerk, auf dem man die Brechmaschine befestigt und wo die Kämpfer und Verteidiger stehen sollen.
7 tamen ] tame
9 ingenium ] ingeniu
124
Ausgabe
45r
Abb. 67b Die Abbildung auf 44v (67a) ist nicht ohne weiteres verständlich. Obwohl sie zwischen der Beischrift und der Abbildung des Mauerbrechers liegt, gehört sie vielleicht nicht zu Abschnitt 67. Anders als der Mauerbrecher in Abschnitt 1 soll die Maschine die Wand nach außen hin einreißen.
Ausgabe
125
68 Instrumenta cirugicorum – Chirurgische Geräte
45v
Instrumenta cirugicorum quedam ad atrahendum sanguinem, vel saniem, vel ventum, vel alias humiditates in visceribus hominis multiplicatas. 1 quedam corr. ex qedam
5
Einige Instrumente der Chirurgen zum Absaugen von Blut, Eiter, Wind oder anderen stark vermehrten Flüssigkeiten in den menschlichen Eingeweiden.
2 sanguinem corr. ex sanguenem
Abgesehen von der Erwähnung des trügerischen Heilbaums in Abschnitt 33 liegt hier der einzige Bezug auf den medizinischen Bereich vor. Fontana selbst arbeitete in Udine jahrelang als Arzt (physicus medicus). Ein ähnliches Instrument mit Balg, wie es hier in die Brust des Patienten hineingeht, zeigt mit der Beischrift pro sanie in vulnere das Secretum de thesauro 94r; Abb. in Macchine cifrate S. 151, Nr. 41. Siehe auch das bohrerähnliche, womöglich chirurgische Gerät ebd. 101v; Abb. ebd. S. 151, Nr. 43.
126 46r
Ausgabe
69 Fontes Alkindi – Alkindi-Brunnen 2
Abb. 69a
Ausgabe 46v
Fontes Alkindi dicuntur, qui hic figurantur. Ille qui ante scriptus est, trahit aquam, qui vero sequitur, expellit. Ingenium vero totum ab ipso describitur; quare cum hec quasi per se etiam pateant, me brevem fatio.
5
127
Alkindi-Brunnen heißen sie, die ich hier bildlich darstelle. Der vorn gezeichnet ist, zieht das Wasser an, der folgende hingegen stößt es aus. Doch beschreibt sich die gesamte Funktionsweise selbst, und da die Dinge sich, wie ich meine, von selbst erklären, fasse ich mich kurz.
Abb. 69b In Text 40 hatte Fontana schon auf Alkindis Brunnenbuch verwiesen. Siehe auch die dritte Erwähnung in Abschnitt 92. Anders als für den Empfänger des Buches ist die Darstellung, wie Prager, Fontana on Fountains S. 354–355, feststellt, für moderne Leser nicht selbsterklärend. Er deutet eine mögliche Funktion des Geräts als Wasseruhr an. Ähnlichkeit mit Fontanas Entwürfen von Wasseruhren in Horalegum aqueum hat es nicht.
128
Ausgabe
47r
Abb. 69c
Ausgabe
129
70 Schlösser
Die Abbildung hat keine Beischrift. Die Schlösser gehören in den Zusammenhang der Abschnitte 64 und 73. Siehe ferner Secretum de thesauro 72r und 128v; Abb. in Macchine cifrate, S. 150, Nr. 32; 154, Nr. 53.
47v
130
Ausgabe
71 Serpentina turris – Turm mit Spirale
Ausgabe 48r
Serpentina turris tot habet utilitates, quot et linea girativa, que ad colunam aplicatur, ut in libello De aqueductibus intitulato ostenditur. Hic tamen una particularis utilitas additur: Si rota cum argento vivo et capsulis intra perforatis superponatur, sucessive descendet per illam, quod pulcerimum est. Unde ego, Iohanes Fontana, cepi nova multa perficere ex hoc fundamento, sicud postquam perfecero, tibi notum faciam. 7 et ] ei
8 perforatis ] peforatis
5
10
131
Der Schlangenturm hat so viele Vorteile wie die Spirallinie, die man an einer Säule befestigt, wie ich es in dem Büchlein mit dem Titel Wasserleitungen zeige. Hier jedoch tritt ein besonderer Vorteil hinzu: Wenn man ein Rad mit Quecksilber und innen durchlöcherten Kapseln auflegt, läuft es kontinuierlich hindurch, was sehr schön ist. Daher habe ich, Johannes Fontana, begonnen, auf der Grundlage viel Neues zu entwickeln. So wie ich es fertiggestellt habe, teile ich es Dir mit.
12 fundamento ] fuedamento
Das Buch über die Wasserleitungen hat sich wie die Schriften über die Labyrinthe und das Pulver leider nicht erhalten beziehungsweise wurde bisher nicht identifiziert. Die Verwendung von fließfähigem Quecksilber (argentum vivum, mercurius) spielt in Fontanas Überlegungen immer wieder eine Rolle, wenn es um die Erzeugung von Bewegung geht. Siehe Horalegum pulverum I,10, S. 245; 11, S. 250 und Horalegum aqueum 20, S. 396. Die Verwendung in Perpetua mobilia kennt er nur vom Hörensagen. Siehe Codex Wien 7, S. 195–197. Im Zusammenhang mit seinen rotae continui motus kommt auch Gruter, De machinis 2, Kap. 25, S. 121–124 darauf zu sprechen und berichtet von eigenen Erfahrungen.
132
Ausgabe
72 Fistularium aquaticum – Wasserflöte
48v
Fistularium aquaticum sonorosum apelatur. Cadit aqua de alto in fundum, ubi aer continetur, qui ad fistulas perveniens, eas expirare facit. Quod si musica arte doctus fueris, in aplicatione canarum poteris armoniam cauxare. 2 de ] d
5
Klangvolle Wasserflöte nennt man sie. Das Wasser sinkt von oben auf den Grund, wo Luft enthalten ist, die zu den Flöten gelangt und sie ausatmen läßt. Wenn Du in der Musik ausgebildet bist, kannst Du mit den Röhren eine Melodie erzeugen.
3 continetur ] cuntinetur
Die schematische Abbildung läßt nicht ohne weiteres erkennen, wie die Luft in die Flöten gelangen soll. Prager, Fontana on Fountains, geht auf das Modell nicht ein. Siehe auch die beiden Orgeln in den Abschnitten 42 und 86 sowie eine weitere Flöte in 101. Ähnliche Flügelrädchen sind in Abschnitt 99 dargestellt.
Ausgabe
133
73 Kombinationsschloß 2
Die Abbildung hat keine Beischrift. Die Ringe mit den Buchstaben an dem Kombinationsschloß haben starke Ähnlichkeit mit der als columpna bezeichneten Memorierwalze im Tractatus de instrumentis 8, S. 97, der in das Secretum de thesauro inseriert ist. Siehe auch Abschnitt 64.
49r
134
Ausgabe
74 Luminarium nocturnum – Leuchte für Messungen
135
Ausgabe 49v
Luminarium nocturnum, quo nemo Anglie uti potest propter mala, que cum illo fatiunt latrones. Ego vero parva cum aditione ipsum ad bellica opera et propie nocturna invenio multe utilitatis. Addo ei luminare et foramina mensurationis turium, ita ut homo nocte turrim inimicorum metiri possit, et ab illis non videatur. 4 aditione ] aditio
5
10
7 foramina ] foraramina
Eine Nachtlaterne, die man in England wegen der Taten, welche Diebe mit ihr verüben, nicht nutzen darf. Mit wenig Zubehör passe ich sie für kriegerische, nächtliche Anwendungen von großem Nutzen an. Ich ergänze ein Licht und Löcher zur Turmmessung, so daß ein Mann einen Turm der Feinde nachts messen kann, ohne daß sie ihn sehen. 8 homo ] homi
10 non ] nin
Weiteres Beispiel für eine raffinierte Triangulation. Siehe auch Abschnitt 19.
136
Ausgabe
75 Instrumenta non suspecta – Handwaffen
50r
Instrumenta sunt non suspecta, si tuleris sicud scis; deteriora tamen sunt ad nocendum, quam que videntur suspicioxa.
Die Instrumente sind unverdächtig, wenn Du sie trägst, wie Du es kennst; doch richten sie mehr Schaden an als die, die man beargwöhnt.
3 nocendum ] nocendu
Abschnitt 75 bringt die einzigen Handwaffen. Das Schwert oben gleicht dem Exemplar im Secretum de thesauro 98v; Abb. in Macchine cifrate S. 151, Nr. 42. Die beiden Schlagwaffen mit den Spitzen finden sich dort zu einer einzigen vereint mit der Beischrift baculus mortalis, ebd. 66r; Abb. ebd. S. 149, Nr. 28. – Das übrige Kriegsgerät ist größeres oder Großgerät für Belagerungen beziehungsweise zur Abwehr von Angriffen. Siehe die Abschnitte 1, 2, 16, 32, 55, 56, 58, 67, 76 und 80.
Ausgabe
137
76 Brandbomben
Die Abbildung hat keine Beischrift. Die Geschosse ähneln den ballote in Abschnitt 16. Auch ein Detail der Hexenzeichnung in Abschnitt 95 zeigt ein solches Exemplar.
50v
138
Ausgabe
77 Resurrectio mortuorum artificiosa – Auferstehungsautomat
51r
De resurectione mortuorum artifitiosa. Fit archa, ubi mortui de ligno picto fabricati resident, sub qua rote construuntur, que membra mobilia mortuorum conmoveant et actus fatiant eo modo, sicud in horalogiis figurarum.
5
Die kunstvolle Auferstehung von Toten. Man baut einen Kasten, in dem aus bemaltem Holz gefertigte Tote liegen. Darunter setzt man Räder ein, die die gelenkigen Glieder der Toten bewegen und Gebärden wie in den Figuren-Uhren erzeugen sollen.
6 fatiant ] fatian
Erster von drei Automaten. Siehe ferner den kunstvollen Teufel in Abschnitt 90 und die unkommentierte feuerspuckende Hexe in Abschnitt 95. In den erhaltenen Uhrentraktaten geht Fontana auf die Ingangsetzung und die Technik diverser Weckvorrichtungen ein, nicht aber auf den Antrieb von Figuren mit Gelenken. Siehe Horalegum aqueum 15–16, S. 376–384; 19, S. 389–395.
Ausgabe
139
78 Monoscalum opus – Einholmleiter
51v
Monoscalum opus est comune ad adscendendas altitudines non cauxa pugne, sed pacis tempore.
Die Einholmleiter ist ein verbreitetes Gerät, um Höhen zu besteigen, nicht im Kampf, aber in Friedenszeit.
3 cauxa pro causa
Siehe auch oben in Abschnitt 8 die aufwendige Leiter für militärische Verwendungen. Gruter, De machinis 2, Kap. 53, S. 207–212, zeigt eine Einholmleiter (Abb. 53b) im kriegstechnischen Teil.
140 52r
Ausgabe
79 Superator – Zugmaschine
Ausgabe 51v
Supperator, quia sua violentia rappit et trahit omne resistens propter triplex, vel quatruplex genus facilitatis trahendi, quod agregatur in eo. Rote manuales trahunt per centrum cordas et est primum genus; corde per puellas et est secundum; puelle per volubilem rotam et sit tertium genus; ipsa vero per lincentricos sub ordinatos et est quartum genus.
5
10
6 manuales ] manuoales 6 trahunt ] trhunt 10–11 lincentricos ] lincentricus
141
Der Überwinder, weil er alles Widerstrebende mit seiner Kraft fortreißt und zieht aufgrund einer drei- oder vierfach erleichterten Art zu ziehen, die sich in ihm summiert. Die handgedrehten Räder ziehen Seile durch das Zentrum, erste Art; die Seile 〈ziehen〉 durch die Rollen, zweite Art; die Rollen durch das drehbare Rad, dritte Art; dieses hingegen durch die unten angeordneten Dreharme, die vierte Art. 7 et sequ. del. e
9 volubilem ] volbilem
Zur Definition der puellae und lincentrici siehe oben Abschnitt 60. Die Rollen erhöhen auch die Wirkung des Mauerbrechers in Abschnitt 67, sind dort aber nicht erwähnt. Siehe ferner die beschrifteten Maschinen der Abschnitte 1 und 3 sowie die unbeschrifteten der Abschnitte 28–29. Die Kraftentfaltung zu vervielfachen ist zudem das Anliegen des Entwurfs in Abschnitt 93.
142
Ausgabe
80 Gatus – Katze, Kriegsgerät
52v
Gatus in bellicis ordinibus seppe requiritur, et propie surdus, et tacitus. Est gatus surdus et tacitus, quando nullus strepitus auditur, hoc est ut homines taceant et quiescant vel sine sensu moveantur. Rote vero que per terram repunt, non sentiantur, ut si ex corio induantur et poli bene inungantur, et reliqua proportionabiliter.
5
10
Die Katze ist in Kriegsordnungen häufig gefragt, vor allem die lautlose und stille. Die Katze ist lautlos und still, so man kein Geräusch hört, d. h. die Männer schweigen und still sind bzw. sich unbemerkt bewegen. Die Räder aber, die über die Erde kriechen, seien unhörbar, wie wenn man sie mit Leder verkleidet und die Pole gut schmiert, das übrige entsprechend.
6 homines ] hominines 7 quiescant ] quiescat 11 proportionabiliter ] proprortionabiliter
7 vel corr.
8 repunt ] rupunt ?
Ausgabe
143
81 Getriebe und Seilzüge
Die Abbildung hat keine Beischrift. Eine Studie über das Zusammenspiel von Stockgetrieben, die von der Walze mit Kurbel über ein Seil in Bewegung gesetzt werden. Die Getriebe gleichen denen, die den Rollstuhl in Abschnitt 23 antreiben.
53r
144
Ausgabe
82 Castrum deceptionis – Trügerische Burg
53v
Castrum deceptionis vocatur, quod cum qui ingresi vicisse cupiant, vincuntur, et qui afugere credant, incarcerantur. Quidam milex valde ingenioxus a me habuit dotrinam hanc. Feci enim in castro speluncas et portas et vias laberinticas, et altitudines murorum et turium. 3 qui sup. lin.
3 afugere pro aufugere
5
Trügerische Burg heißt sie, da Eindringlinge, die gesiegt zu haben meinen, besiegt, die zu fliehen glauben, gefangengesetzt werden. Ein sehr einfallsreicher Ritter erhielt von mir diese Unterweisung. Ich baute nämlich in der Burg Höhlen, Türen und labyrinthische Wege, sehr hohe Mauern und Türme.
6 dotrinam pro doctrinam
Der Entwurf knüpft in der Zielsetzung an Abschnitt 4 an. Kerker und Gefangennahme sind ferner Thema der Abschnitte 6 und 84. Dem Labyrinth sind die Abschnitte 11–12 vorbehalten.
Ausgabe
145
83 Fornax ad fusionem – Schmelzofen
54r
Fornax ad fuxionem, grata magistris, quia in parvo tempore multum metali fundit propter venti sufitientiam.
Ein Schmelzofen, beliebt bei den Meistern, weil er in kurzer Zeit viel Metall aufgrund von ausreichend Wind schmilzt.
Die umrißhaft angedeuteten Flammen im Ofen sind in der Handschrift kräftig rot gemalt. Die Bälge, hier nicht eigens genannt, dienen in Abschnitt 37 der Wasserhebung, in den Abschnitten 86 und 101 der Erzeugung von Tönen. Auf Öfen geht auch Abschnitt 63 ein.
146
Ausgabe
84 Triplex genus carceris – Drei Arten Kerker
Abb. 84a 54v
Triplex est genus carceris nostri ingeniosi; primum, in quo omnia videntur et extra similiter; alterum, in quo interiora occultantur et extrinseca apparent; aliud, in quo exteriora oculta sunt et intrinseca manifesta. Quartum vero esset inutile, si intra et extra non viderentur. Pone lumina in primo intus et extra vitreata, et radiantia per specula et finestras. Fac secundum intra privatum lumine et finestris, et extra luminoxa compone. Tertium vero fit econtra, quia intra situantur ferentes lucem, et extra removentur. 10 Pone ] Peone licem
14 extra ] exra
5
10
15
Dreifacher Art ist unser raffinierter Kerker. Der erste, bei dem man innen alles sieht, außen ebenso. Der zweite, bei dem Inneres verborgen und Äußeres sichtbar ist. Der dritte, bei dem Äußeres verborgen und Inneres sichtbar ist. Der vierte aber wäre unnütz, wenn man innen wie außen nichts sähe. Stelle beim ersten Glaslampen innen und außen auf, die durch Spiegel und Fenster strahlen. Nimm beim zweiten Licht und Fenster innen fort und plaziere außen Lichter. Beim dritten hingegen ist es umgekehrt, denn innen werden Lampen aufgestellt, außen entfernt.
14 Tertium ] Quartum
16 ferentes lucem ] ferentos
Ausgabe
147 55r
Abb. 84b Der Kerker ist ferner Thema in Abschnitt 6, die Einkerkerung in 4 und 82, das Spiel mit Licht und Schatten in den Abschnitten 17, 27, 100 und 102.
148
Ausgabe
85 Subspensorium regulare – Verstellbare Aufhängung
Abb. 85a
55v
Subspensorium regulare, quo pauci utuntur, quia eius utilitas ignoratur. Fecerunt veteres subspensoria in motibus circularibus, proprie cordarum, ne corde frangerentur, abreviarentur, vel facerent resistentiam. Tantum quidem volvitur polifluus, quantum corda et quantum catena substinens. 4 in ] en
8 volvitur corr. ex volvetur
5
10
Eine verstellbare Aufhängung, die von wenigen verwendet wird, weil ihr Nutzen unbekannt ist. Die Alten bauten Aufhängungen mit Kreisbewegungen, vor allem von Seilen, 〈so〉, daß die Seile nicht rissen, sich verkürzten oder Widerstand leisteten. Die Achse dreht sich sicher so weit, wie das Seil und wie die Kette hält.
Ausgabe
149
Abb. 85b 55v
Graduarius nodatus ita plano proportionalis est, sicud suspensorium altitudini. Vertitur res persepe secundum planum, et nixi nodi fiant, res frangitur vel curvatur.
5
Die verknotete Stiege verhält sich zur Ebene so, wie die Aufhängung zur Höhe. Der Gegenstand dreht sich oft in der Ebene, und wenn man keine Knoten macht, bricht er oder biegt sich.
4 Vertitur ] Vertur
Der Terminus technicus polifluus ist eine Schöpfung Fontanas. Siehe die Definition und Spezifizierung verschiedener Typen von Achsen in Codex Wien 4, S. 178–183, dazu ebd. S. 129 (Einleitung). Der Begriff ist ferner in Beischrift 90 verwandt.
150 56v
Ausgabe
86 Folles ad organa – Orgelbälge
Abb. 86a
Ausgabe 57r
Folles ad organa stupende utilitatis, qui nundum divulgati sunt, sed nupper per me inventi, spiritus habundantiam habent, et uniformem. Fit capsa lignea, vel metalica, fortiter clausa, bipartita, in cuius parte inferiore copiosus aer subincluditur, unde cana egreditur ad capssam organi perveniens; et in parte superiore efunditur aqua copioxe, et per foramen parvum descendit sua gravitate, quare aer inferior necessario expelitur in organum.
5
10
15
151
Die verblüffend nützlichen Orgelbälge, die noch nicht bekannt, sondern neulich von mir erfunden worden sind, bekommen reichlich und gleichmäßig Luft. Man baut aus Holz oder Metall einen gut abgedichteten, zweiteiligen Kasten, in dessen unteren Teil man reichlich Luft einschließt. Von dort aus geht eine Röhre zu dem Orgelkasten. In den oberen Teil gießt man reichlich Wasser. Durch ein kleines Loch sinkt es aufgrund seiner Schwere ab, wodurch die untere Luft notwendig in die Orgel getrieben wird.
Abb. 86b Siehe die Musikinstrumente betreffend auch die Abschnitte 42, 72 und 101. Die Orgel in Abschnitt 42 sollte von einer Uhr bedient werden. Einen Windmacher für eine Orgel bringt Abschnitt 99. Bälge helfen in Abschnitt 37 bei der Wasserhebung, in Abschnitt 83 beim Anblasen eines Schmelzofens. Dazu auch Prager, Fontana on Fountains S. 354–356.
152
Ausgabe
87 Volubilis rota – Rad mit Heißluftantrieb
57v
Volubilis rota. Vertitur a fumo rota ista, quia in se agregans fumum candele, ille expirare non potens, intra obvios dentes inclusus circuit et ducit rotam.
5
Drehbares Rad. Das Rad wird vom Rauch gedreht, da es in sich Kerzenrauch sammelt. Der kann nicht entweichen, kreist innen eingeschlossen gegen die Zähne und zieht das Rad.
2 agregans ] agegans
Unter fumus wird von der Kerze erzeugter Dunst beziehungsweise Heißluft als Antrieb zu verstehen sein. Nach diesem Prinzip dürfte auch die Schattenburg in Abschnitt 100 funktioniert haben. Die Vorlage für das rauchgetriebene Rad vermutete Frank Prager in einem verlorenen Buch Alkindis über Automaten und wundersame Maschinen, ebenso für die Geräte der Abschnitte 27, 63, 65 und 83. Siehe Philo of Byzantium, Pneumatica S. 109, Anm. 313, und S. 243.
Ausgabe
88 Evacuatorium Atheniense – Athenischer Ausgießer
153 58r
154 58r
Ausgabe
Evacuatorium est Atheniense, quo Greci utebantur in eductione aquarum. Pisscis illa superior aqua impletur, quousque aqua ad spinam supremam veniat. Tunc spina clauditur et infima aperitur spina, et egreditur aqua non omnis, sed usque ad tres spinas medias. Posmodum omnes spine clauduntur et vertebrum volvitur et canula eversa evacuande aque imponitur.
5
10
Das ist ein athenischer Ausgießer, den die Griechen für die Ableitung von Wasser verwandten. Man füllt Wasser in das obere Gefäß, bis es das oberste Spundloch erreicht. Dann schließt man das Loch und öffnet das unterste. Das Wasser läuft nicht ganz aus, sondern bis zu den drei mittleren Löchern. Hernach schließt man alle Spundlöcher, dreht das Gelenk und setzt die umgedrehte Röhre auf das abzuleitende Wasser.
4 Pisscis pro Pissis 6 veniat ] venia 6 Tunc ] Tunt 7–8 egreditur ] egneditur 9 spinas ] spenas 9 Posmodum pro Postmodum 10 spine ] spene 10 clauduntur ] claeduntur 10 et sequ. del. ee
Ein evacuatorium illustriert auch das Secretum de thesauro 87r. Siehe Macchine cifrate S. 150, Nr. 39. Zu der „Athenian vacuum device“ mit Bezügen zu Philon und Heron siehe Prager, Fontana on Fountains S. 356–357.
Ausgabe
89 Fons Saracenicus – Sarazenischer Brunnen
Abb. 89a
155 58v
156
Ausgabe
Abb. 89b 59r
Fons Saracenicus aquam spargit unde rapit, sed non est perpetuus, eo quod proportio continuo minuitur. Fiunt canales aquarum vehiculi subintrantes. Et componatur cum illis vita volubilis aquatica, que exorbeat aquam. Et fiat cana ortogonia ad educendum aquam in pilam, et fiat suflatorium, causa necesitatis propter impelere aquam. Cacumen vero expiraculum habeat, et canulas miniles et canales impelentes. 7 vita pro vitis lum
7 volubilis ] volibilis
5
10
Der sarazenische Brunnen verteilt Wasser, von wo er es bezieht, doch nicht auf Dauer, weil das Verhältnis sich ständig verringert. Man fertigt Wasserröhren, die unten ins Gerät hineingehen. Mit diesen verbinde man eine drehbare Wasserschraube, die Wasser ansaugen soll. Und man fertige eine rechtwinklige Röhre, um das Wasser in den Pfeiler zu leiten, und ein Gebläse, das nötig ist, um das Wasser zu bewegen. Ganz oben aber gebe es ein Luftloch, [?] Röhren und antreibende Röhren.
7–8 exorbeat ] exirbeat
12 expiraculum ] expiacu-
Der Text ist nicht leicht verständlich. In der letzten Zeile etwa ist miniles deutlich zu lesen, aber schwer zu deuten. Hingegen hat die Chiffre des zweiten a von canales in derselben Zeile untypisch eine Oberlänge wie der Schlüssel für s. Ebenso verhält es sich bei dem i von impelentes. Zur Funktion eines subflatorium siehe auch Abschnitt 99. Vergleichbare antike Darstellungen von Brunnen liegen laut Prager, Fontana on Fountains S. 358, nicht vor.
Ausgabe
90 Dyabolus artificiosus – Teufelsautomat
Abb. 90a
157 59v
158
Ausgabe
Abb. 90b 60r
Dyaboli artifitiosi, olim in terrorem aspitientium, opus ingeniosum. Cornua simul et corona moventur per polifluum, cuius poli sunt in auribus. Lingua movetur per roticolum, qui polos habet in genis. Iuncture omnes moventur in suis vertebris, ut digiti in nodis, manus in raxeta, focilia in cubito, adiutorium in spatula, et ala similiter. 8 genis ] genibus
5
10
12 ala rectius alia ?
Geschickter Entwurf eines künstlichen Teufels, gewöhnlich zum Schrecken der Betrachter. Die Hörner bewegen sich samt Krone an der Achse, deren Pole in den Ohren liegen. Die Zunge bewegt sich durch ein Rädchen, das Pole in den Wangen hat. Alle Verbindungen sind in ihren Gelenken beweglich, wie die Finger an den Knöcheln, die Hände im Handgelenk, die Unterarme im Ellbogen, der Oberarm in der Schulter, und der Flügel ebenso.
Ausgabe
159
Abb. 90c 60v
Dorsum in spondilibus movetur mediis cum clavo ferreo forti. Pes vero non habet motus, quia totum substinet corpus. Genu quidem sua in piscide movetur sicud et coxa in ancha cum cordis loco nervorum. Oculi equidem fatierum, aures, os, et similia proportionali modo fiunt, sicud de reliquis ymaginibus, ut scis. 7 cordis ] cirds
8 Oculi ] Ucoli
5
10
Der Rücken bewegt sich in den mittleren Wirbeln an einem starken eisernen Nagel. Der Fuß hingegen ist unbeweglich, weil er den gesamten Körper zu tragen hat. Das Knie wiederum bewegt sich in seiner Kapsel wie auch der Oberschenkel in der Hüfte mittels Kordeln statt Nerven. Die Augen der Gesichter aber, die Ohren, der Mund und dergleichen konstruiert man entsprechend, so wie bei sonstigen Bildern, wie Du es kennst.
8 fatierum ] fatieru
Siehe auch den Auferstehungsautomaten oben in Abschnitt 77 und die ebenso detailreich gezeichnete feuerspuckende Hexe unten in Abschnitt 95. Die Teufelsmaschine hat viel Aufmerksamkeit gefunden. Zu diesem und den anderen Automaten und ihrer Bedeutung für höfische und Theateraufführungen in der Renaissance siehe die Hinweise auf aktuelle Literatur oben S. 20, Anm. 60.
160
Ausgabe
91 Opus Ptolomei – Ptolemaeus’ Maschine
61r
Numdum inventa est huius utilitas in scriptis, sed dicitur, quod sit opus Ptolomei Alexandrini in deserto inventum. 1 Numdum pro Nondum
2 scriptis ] sceptis
Noch hat man seine Verwendung in Schriften nicht entdeckt, doch heißt es, es sei ein in der Wüste gefundenes Gerät Ptolemaeus’ von Alexandrien. 3 Alexandrini ] pro talini
Es handelt sich um das einzige Gerät, dessen Zweck auch Fontana selbst nicht verstanden hat.
Ausgabe
161
92 Fontes Alkindi – Alkindi-Brunnen 3
61v
Fontes Alkindi comunes ipsi sunt.
Das sind verbreitete Brunnen von Alkindi.
Erläuterungen scheinen überflüssig gewesen zu sein, zumal Fontana davon ausging, daß seinem Leser Alkindis Schrift über Brunnen zur Verfügung stand. Siehe die Beischriften 40 und 69. Bezüge zu Philon und Heron bei Prager, Fontana on Fountains S. 358.
162
Ausgabe
93 Torgitorium – Zugmaschine
62r
Torgitorium est, eo quod corde multis revolutionibus tortuoxe procedunt de roticolo in corditenum, ita ut virtus trahentium sumo opere multiplicetur et superet omnem resistentiam. 2 tortuoxe ] tirtuoxe
5
Das ist ein Torgitorium, weil die in vielen Umdrehungen gewundenen Seile von einem Rädchen auf die Spule laufen, so daß sich die Kraft der Ziehenden äußerst vervielfacht und jeden Widerstand überwindet.
5 multiplicetur corr.
Der Fachbegriff corditenus, auch corditenens, mit der Bedeutung Spule ist eine Schöpfung Fontanas. In den technischen Jugendwerken kommt er mehrfach vor. Siehe dazu Opera iuvenalia S. 129–130. In der Zielsetzung, die Zugkraft einer Maschine zu erhöhen, knüpft der Entwurf an den Superator von Abschnitt 79 an.
163
Ausgabe
94 Fons artificialis – Fontanas Brunnen
Abb. 94a 62v
De fontibus forsitan non est inventus artifitialior durabiliorque. Est quoque proprie fantaxie, quia ego, Iohanes Fontana, semper in hiis studere placuit. Partes omnes fontis et figura eius completa ita clare depingantur, ut cum levitate intelligas. Modus varie ordinationis aquarum talis est, sicud in fonte Persico. 1–2 inventus corr.
5
10
Unter den Brunnen findet man vielleicht keinen, der kunstvoller und dauerhafter ist. Und er ist ein eigener Entwurf, denn ich, Johannes Fontana, habe mich immer gern mit ihnen beschäftigt. Alle Einzelteile des Brunnes und seine Abbildung als Ganzes sollen so deutlich gezeichnet werden, daß Du ihn leicht verstehst. Die Methode, das Wasser unterschiedlich anzuordnen, ist so wie im persischen Brunnen.
3–4 fantaxie ] fantaxiu
9 varie ] verie
10 sicud iter.
Im letzten von zehn Brunnenkapiteln präsentiert Fontana ein selbst entworfenes Modell. Antike Vorlagen ähnlicher Art sind nicht vorhanden, siehe Prager, Fontana on Fountains S. 358.
164
Ausgabe
63r
Abb. 94b
Ausgabe
95 Hexenautomat
Abb. 95a
Die Abbildungen haben keine Beischrift. Siehe die Automaten mit Beischriften in den Abschnitten 77 und 90.
165 63v
166
Ausgabe
64r
Abb. 95b
Ausgabe
167
96 Concentrici – Schachteln
Abb. 96a Die Abbildung auf 64v mit der drehbaren Leiter und den verschiebbaren Elementen in einem Kasten ist ohne Beischrift nicht ohne weiteres verständlich. Womöglich ist sie nicht Teil des Abschnitts 96.
64v
168
Ausgabe
Abb. 96b
65r
Concentrica dicuntur, eo quod unum ingreditur alterum, et deserviunt multis propoxitis. Et potissime, quando res servari debet, ipsa ocupet minorem locum et possit ad maius vel minus extendi secundum oportunitatem. 3 multis ] moltis
5
Sie heißen Konzentrische, weil eins ins andere hineingeht, und dienen vielen Zwecken. Vor allem soll der Gegenstand, wenn er verwahrt werden muß, weniger Platz einnehmen und je nach Anforderung vergrößert oder verkleinert werden können.
Ausgabe
169
97 Turris bellica – Kriegsturm
66r
Turris bellica multorum iuvamentorum. Et est illa, de qua tantum me rogasti, cum esses Padue in domo Federici ingenioxi, cuius utilitates et operam difuxe comtulimus.
5
Ein Kriegsturm mit vielen Funktionen. Es ist der, über den Du mich so viel gefragt hast, als Du in Padua im Haus des findigen Friedrich warst. Seine Vorzüge und den Bau haben wir ausführlich besprochen.
4 Padue ] Pa
Mit dem auskragenden Umgang ähnelt der Turm dem als uneinnehmbar angesehenen Modell in Abschnitt 20.
170 66r
Ausgabe
98 Perpetuum mobile
Die Abbildung hat keine Beischrift. Die Zeichnung ähnelt einer Abbildung in Fontanas ältester Schrift, Codex Wien 6v, die ebenfalls nicht beschriftet ist. In beiden Fällen sollen sich offenbar bei der Drehung des Rads die beweglichen Stangen zum Zentrum hin beziehungsweise von ihm fort verschieben und auf diese Weise die Bewegung aufrechterhalten. Das gleiche Prinzip eines ständig laufenden Rads findet sich zweimal bei Gruter, De machinis 2, Kap. 26– 27, S. 125–133. Im Secretum de thesauro 48v bringt Fontana ein Perpetuum mobile mit gekrümmten Rillen, die vom Rand zum Zentrum laufen. Abbildung in Macchine cifrate S. 148, Nr. 20, ebenso in Codex Wien 7, 6, S. 195–196, dazu ebd. Abb. CW 7.8. Auch diese Variante wird von Gruter, De machinis 2, Kap. 25, S. 121–124, diskutiert.
Ausgabe
171
99 Subflatorium, ventifer – Gebläse
66v
Subflatorium, ventifer et resistens tria ex uno fundamento sunt instrumenta. Subflatorium, quia propter descensum aque aer per canulam impetu egreditur in fistulas bene sonantes. Ventifer est ideo, quoniam aer in ignem extra expelitur, vel in organum. Resistens dicitur, quia cum capsa pelatur in aquam, illa resistens tarde egreditur per foramen. 4 quia sup. lin.
6 impetu sequ. del.
Abb. 99a
5
10
Gebläse, Windmacher und Widerstand sind drei Geräte auf der gleichen Grundlage. Gebläse 〈heißt es〉, weil durch das Absinken von Wasser die Luft durch ein Röhrchen kraftvoll in die wohlklingenden Pfeifen dringt. Windmacher ist es deswegen, weil die Luft nach außen in ein Feuer oder in eine Orgel gepreßt wird. Widerstand heißt es, weil, wenn man den Kasten ins Wasser drückt, dieses Widerstand leistet und langsam durch die Öffnung austritt.
172
Ausgabe
67r
Abb. 99b Ein subflatorium ist auch Teil des sarazenischen Brunnens in Abschnitt 89. Mittelalterliche Belege für sufflatorium, Blasebalg der Orgel und der Schmiede, bei Markovits, Orgel im Altertum S. 440. Der ventifer, von Battisti als ventifex gelesen, erscheint im Traktat über die Sanduhr als ventiferum und ventilarium. Dort ist ein von fallendem Sand gedrehter Rotor gemeint. Siehe Opera iuvenalia S. 131, ebd. S. 235 Abbildung des auch als aervolus bezeichneten Rads. Auf den Widerstand, den Wasser leistet, wenn ein Gegenstand auf ihm liegt oder eintaucht, geht Fontana in Horalegum aqueum 6, S. 343–346, ein, wo er die Funktionsweise der Wasseruhr naturphilosophisch erklärt.
Ausgabe
173
100 Castellum umbrarum – Schattenwerfer
Abb. 100a 67v
Castellum umbrarum, eo quod in loco obscuro situatur, et [. . . ] intra ponuntur, et figure umbrate variantes actus suos ostendunt. 3 [. . . ] ras.
5
5 ostendunt ] ostenduntur
Schattenburg, weil man sie an einem dunklen Ort aufstellt. Innen setzt man [. . . ] ein, und die schattenwerfenden Figuren zeigen ihre wechselnden Gebärden.
174
Ausgabe
Abb. 100b 68r
Triples modus ostenditur revolutionum, sicud hic figuratur, lactum, medium et subtile, que quexivisti ad tuum propositum.
Eine dreifache Art von Einfassung wird gezeigt, so wie hier abgebildet, eine breite, mittlere und schmale, die Du für Dein Vorhaben erbeten hast.
In die Schattenburg setzte man vermutlich eine oder mehrere Kerzen ein, die als Lichtquelle dienten und zugleich Heißluft erzeugten, um die beweglichen Teile anzutreiben. Einen solchen Schattenwerfer beschreibt Fontana ausführlich in Codex Wien 7, S. 193–194, dazu ebd. Abb. CW 7.6a–b. Siehe ferner Kranz, Akademische Technik S. 139–144. In den Zusammenhang gehören auch die in Abschnitt 27 erwähnten Spiele mit Licht und Schatten sowie die Zauberlaterne in Abschnitt 102. Siehe dazu das Rad in Abschnitt 87.
Ausgabe
175
101 Rota follica fistularis – Balg- und Flötenrad
69r
Rota follica fistularis. Quando volvitur, quidam foles aperiuntur et quidam clauduntur sonantes fistulas.
Ein Balg- und Flötenrad. Wenn man es dreht, öffnen sich die einen Bälge und die anderen schließen sich und lassen die Flöten erklingen.
Musikinstrumente sind oben Thema der Abschnitte 42, 72 und 86. Die Bälge helfen zudem bei der Wasserhebung, Abschnitt 37, und Anblasen eines Schmelzofens, Abschnitt 83. Auch eines der chirurgischen Instrumente in Abschnitt 68 hat das Aussehen eines Balgs. Wie es scheint, unterschied Fontana zwischen einem follis und einem subflatorium. Zu letzterem siehe die Abschnitte 89 und 99.
176
Ausgabe
102 Apparentia nocturna – Laterna magica
70r
Apparentia nocturna ad terrorem videntium. Habes modum cum lanterna, quam propriis oculis vidisti ex mea manu fabricatam et proprio ingenio. 4 oculis ] ocolis
5
Nächtliche Erscheinung, um Betrachter zu erschrecken. Du kennst die Methode mit der Laterne und hast die von mir selbst nach eigener Idee gefertigte mit eigenen Augen gesehen.
4 vidisti ] vidsti
In der Schlußpointe greift Fontana das Spiel mit Licht und Schatten noch einmal auf. Die Gestalt ähnelt den Automaten in den Abschnitten 90 und 95 sowie der in De pisce 5, S. 434–435 beschriebenen Teufelsfigur. Mit der diabolischen Projektion beginnt die Geschichte der Laterna magica. Siehe die Literatur oben S. 21, Anm. 62. Ähnliche Lampe im Secretum de thesauro 85v; Abb. in Macchine cifrate S. 150, Nr. 38.
Anhang Nachtrag: Fontana und der Brennspiegel Die Kenntnis des Mittelalters auf dem Gebiet der Kegelschnitte fußt auf zehn Hauptwerken1 . An siebter Stelle des Kanons steht die Speculi almukefi compositio, die in zwei Manuskripten Roger Bacon zugeschrieben ist. Das Werk besticht u. a. in technischer Hinsicht, weil es in einem Zusatz die Eigenschaften guten Stahls kenntnisreich beschreibt. An neunter Stelle folgt Fontanas Kommentar zu Alhazens De speculis comburentibus, der nach Clagett Ähnlichkeiten in Terminologie und Inhalt mit der Speculi almukefi compositio aufweist2 . Nicht überzeugend verifiziert war bisher, daß Fontana den Libellus de speculo mikesi (= mukefi), der in Ms. Vat. Barb. lat. 350, 1r, 61r angezeigt, aber nicht enthalten ist, wirklich verfaßt hat. Indessen erwähnt der Autor selbst diesen Traktat in zwei nicht beachteten, unten zitierten Passagen. Darin habe er gelehrt, wie man die Parabel für einen stählernen Spiegel findet und zeichnet, der über eine Distanz von vielen Schritt hinweg ein Feuer erzeugt. Die Aussage stimmt überein mit dem in der Vorrede formulierten lehrhaften Anliegen (docere) der Speculi almukefi compositio. Speculi almukefi compositio, Proemium, ed. Clagett, S. 115: Probationibus igitur dictarum duarum conclusionum scitis et scriptis, ne tam sollicitus labor meus inutiliter perderetur sive omnino perdatur, propono mediantibus conclusionibus istis et aliis infra probandis docere facere unum speculum combustivum, quod ad quantamlibet comburet distantiam . . . 1. Fontana, De trigono balistario I, 32, 1, 134v, 1440: Et ego in alio tractatu meo docui, quomodo ex simili pyramide per radium visualem revolutum per aerem denotata perquirere atque signare quis valeat in superfitie plana solida lineam eccentricam sectionis parabole. Secundum cuius revolutionem speculum calibeum formatum aptum erit per distantiam convenienter datam multorum passuum ignem procreare ex radiorum solis reflexione, quod speculum mukefi solet ab antiquis nuncupari. 2. Fontana, De rebus naturalibus III, 28, 86r, 1454: Experientia percipimus ignem causari radiis solaribus a concavo speculo reflexi〈s〉, et iterum si per vas vitreum aqua frigida plenum penetraverint, dummodo levi combustili, et coto, stupe, vel siccissime subtilissime occurreri〈n〉t stipulae. Consueverunt enim antiqui, et ipse quoque docui speculum concavum habere ad comburrendum. Fontana, De rebus naturalibus V, 9, 111v, 1454: Illud calybeum est speculum, quod secundum sectionem Muchefi diligenter structum reperitur. O mirabilis industria, sive Archimenides sive Apollo〈nius〉 sive alter prius invenerit. M. Clagett, Conic Sections in the Fourteenth Century. The Nature of the latus rectum of a Parabola, in: Studi sul XIV secolo in memoria di Anneliese Maier, hg. v. A. Maierù/A. Paravicini Bagliani, Rom 1981, S. 179–217, hier S. 179. 2 Archimedes 3, S. 250–251; 4, S. 172–173.
1
178
Anhang
Die in der Speculi almukefi compositio erwähnten Autoren Apollonius, Euklid, Campanus von Novara, Witelo und Albertus Magnus waren Fontana gut bekannt. Der Exkurs über den Stahl zitiert aus Alberts Buch über die Mineralien (l. II, tr. III, c. 2) eine Methode Stahl zu härten. Dem selben Kapitel entnimmt Fontana später die Passage über den großen Onyx am Kölner Dreikönigsschrein3 . Clagett verwies auf die eigentlich unnötige astronomische Terminologie und eine quasi-trigonometrische Beweisführung in Konklusion 11 der Speculi almukefi compositio, namentlich die Operation mit dem sinus rectus und sinus versus 4 . Das Verfahren war Fontana vollkommen geläufig. Im astronomischen Teil des Traktats über das Ballistendreieck widmete er dem Sinus ein langes Kapitel5 . Die Datierung der ältesten, stark beschädigten Handschrift der Speculi almukefi compositio (London, BL, Cotton Tiberius B. IX, f. 231–235) ist vage6 . Die Zuordnung der Folien 231–235 zu einem später zerlegten Sammelband Simon Bredons († 1372) beruht auf Indizien. Der im Inhaltsverzeichnis dieses Buches genannte Traktat De speculis comburentibus mag das Werk Bacons oder Alhazens gewesen sein, wie man angenommen hat7 . Doch stammt der Traktat in Ms Cotton Tiberius B. IX weder von Alhazen noch von Bacon. Bacons Verfasserschaft wird seit dem 16. Jahrhundert mit plausiblen Argumenten in Zweifel gezogen8 . Gegen Fontanas Autorschaft spricht auch nicht, daß die Speculi almukefi compositio im Proömium fratres erwähnt, die dem Verfasser bei der Beschaffung einer Ausgabe der Kegelschnitte des Apollonius und der Lösung eines geometrischen Beweis-Problems nicht helfen konnten. Gemeint sind nicht „Mitbrüder“, sondern „Freunde“ oder „Kollegen“. In De trigono balistario I, 20, 84r redet Fontana den laikalen Mathematiker Domenico Bragadin so an: Sed nota, frater, quod operationes huius capituli atque similes cum magna diligentia sunt perfitienda. Und im Epilog (II, 25, 219v) beklagt er das Fehlen einer Menge mathematischer Bücher an seinem Standort Udine. So ist davon auszugehen, daß wir in der Speculi almukefi compositio, wie Thorndike annahm9 , Fontanas Brennspiegel-Traktat vor uns haben. Die Schrift entstand vor 1436. In dem Jahr starb Johannes Fusoris, der sie rezipierte. Später nahm sich Johannes Regiomontan des Textes an, straffte und ergänzte ihn, ließ aber die originelle Abschweifung in die Schmiede fort10 . 3 De rebus naturalibus V, 22 (21), 124v–125r. 4 Clagett, Archimedes 4, S. 100. 5 De trigono balistario II, 16, 185v–191r: De inventione sinus arcus et corde. 6 A Catalogue of the Manuscripts of the Cottonian Library Deposited in the British Museum, Bd. 1, London 1802, S. 37a: „written about the XIV century“. D. C. Lindberg, A Catalogue of Medieval and Renaissance Optical Manuscripts, Toronto 1975, S. 34, Nr. 58 datiert auf das 15. Jahrhundert. 7 Siehe A. G. Watson, A Merton College Manuscript Reconstructed: Harley 625; Digby 178, fols. 1–14, 88–115; Cotton Tiberius B. IX, fols. 1–4, 225–35, in: The Bodleian Library Record 9, 1976, S. 207–217, bes. S. 208–211, 216 und J. Roberts/A. G. Watson, John Dee’s Library Catalogue, London 1990, S. 120 unter M95. 8 Clagett, Archimedes 3, S. 250–251. 9 L. Thorndike, A History of Magic and Experimental Science, Bd. 4, New York 1934, S. 177–178. 10 Die Texte der erwähnten Autoren zum Brennspiegel mit eindringender Analyse bei Clagett, Archimedes 4, S. 99–158: Speculi almukefi compositio; S. 159–199: Joh. Fusoris’ Traktat; S. 200–202: Kommentar zu Alhazen; S. 203–233: Regiomontans Fassung. Dazu ebd. 3, S. 250–252, 257, 264.
Index verborum
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Index verborum Der Index verzeichnet das Vokabular der Beischriften mit Ausnahme der meisten Pronomina, Präpositionen, Konjunktionen und Zahlen. Wenn die Orthographie vom sog. Schullatein abweicht, ist zunächst die Normalform angegeben, dann die Schreibweise, die in der Handschrift vorkommen kann. Gesteigerte Adjektive erscheinen im Positiv, ebenso darunter die Adverbien. Die Zahlen verweisen auf die Abschnitte. abbreviare, abreviare, 85 abundantia, habundantia, 86 accedere, acedere, 1, 13 accendere, acendere, 2, 15, 26, 27 actus, 77, 100 acutus, 2, 58 acute, 6 addere, adere, 8, 58, 71, 74 additio, aditio, 30, 74 adherere, aderere, 50, 56 adingredi, 15 adinvenire, 1, 31 adiutorium, 90 admirabilis, 61 aer, 17, 39, 41, 58, 72, 86, 99 agere, 27, 62 aggregare, agregare, 5, 79, 87 alchimisticus, archimisticus, 63 alias, 31 alibi, 31 aliquando, 23, 36 aliter, 39, 65 alphasaf, 1 altitudo, 1, 8, 78, 82, 85 altus, 10, 36, 44, 65, 72 ambiguus, 61 ambo, 19 ambulare, 49 amor, 23 amplus, 17 ancha, 90 anfractus, amfractus, 4, 12 angularis, 63 angulus, 1, 12 angustus, 4, 42 animal brutum, 4 annotare, anotare, 64 antiquus, 1, 31 aperire, 15, 26, 37, 46, 64, 88, 101 apertura, 59 apertus, 5 aperte, 33 apparentia, aparentia, 4, 102 apparere, aparere, 7, 30, 39, 61, 84 appellare, apellare, apelare, 16, 60, 72 applicare, aplicare, 2, 3, 17, 38, 53, 67, 71 applicatio, aplicatio, 72
appretiare, apretiare, 26 aptitudo, 10 aqua, 4, 14, 15, 16, 18, 22, 24, 25, 26, 30, 32, 37, 38, 39, 41, 44, 48, 58, 65, 69, 86, 88, 89, 99 aquaticus, 58, 72, 89 aqueductus, 18, 71 arbor, 2, 30, 33 archa, 65, 77 archimisticus siehe alchimisticus arcus, 3 arena, harena, 22 argentum, 50 argentum vivum, 71 armatus, 32 armiger, 1, 2, 32, 67 ars musica, 42, 72 artificialis, artifitialis, 39, 94 artifitialiter, 65 artificiosus, artifitiosus, 2, 77, 91 artificium, artifitium, 2, 13, 26 artingenium bellicum, 7 ascendere, 1, 2, 8, 10, 23, 39, 78 ascensus, 35 asper, 1, 42 asperitas, 4 aspicere, 90 assimilare, asimilare, 11 attractorius, atractorius, 22 attrahere, atraere, 67 audire, 55, 80 aufugere, 32, 82 auris, 50, 90 avis, 54 ballota ferens ignem, 16 balneare, 65 basis, 15, 39 bellare, 67 bellicus, 1, 7, 34, 55, 56, 67, 74, 80, 97 bionius (bionium) ?, 19 bipartitus, 86 biretum, 50 bistonum, 5 bombarda, bonbarda, 7, 30 bonus, 24, 39 bene, 1, 80, 99
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Anhang
brevis, 42, 69 brevitas, 61 brutus, 4 cabia defensionis et custodie, 2 cacumen, 89 cadere, 6, 18, 19, 72 camera, 65 campana Egiptiaca, 47 canalis, 18, 38, 44, 89 candela, candella, 26, 87 canna, cana, 15, 31, 37, 39, 44, 72, 86, 89 canula, 21, 88, 89, 99 capere, 32 capillus, capilus, 50 capsa, capssa, 27, 37, 38, 86, 99 capsa lignea vel metalica, 86 capsula, 2, 22, 71 capsula ferrea scalifera, 2 capsula longa, 2 caput, capud, 50 carcer, 4, 6, 10, 84 carcer equilibricus, 6 carcer noster ingeniosus, 84 carneus, 50 carpa, 49 casa, 19 castellum umbrarum, 100 castrum, 4, 16, 17, 82 castrum deceptionis, 82 castrum fortitudinis, 4 castrum submersionis, 16 casus, 32 catedra, catreda, 21, 23 catreda deambulativa, 21 catreda deambulatoria, 23 catena, 1, 85 catinus, 63 causa, cauxa, 78, 89 causare, cauxare, 72 cavacanale, 51 cavare, 48 cavea siehe cabia cavum canale, 48 cavus (Subst.), 5 celer, 6 centrum, 79 cereum, cerium, 27 cerium serpitarium, 27 cernere, 17 ceterus, 31, 36 chalybs, calibs, 61 chirurgicus, cirugicus, 68 ciconia, 57 circuere, 87 circularis, 85 circulariter, 60 circulatio, 41
cisterna, 31 cito, 1, 6, 59 civitas, 8, 31, 32 clarus, 8, 17, 27 clare, 94 claudere, 1, 4, 15, 46, 61, 65, 86, 88, 101 claviculus, 42 clavus, 90 clepsydra, eclipsedra, 15 coepere, cepere, 71 cogere, 6 colligere, coligere, 31, 38, 41 color, 50 columna, coluna, 71 combustivus, 21, 61, 62 commensatio, 24 commoditas, comoditas, 57 commodus, comodus, 10, 17 commovere, conmovere, 16, 77 communis, comunis, 21, 78, 92 complacentia, 11 completus, 94 componere, 1, 9, 11, 25, 47, 84, 89 compositio, 13, 61 conari, 16, 27 concavitas, 15, 60 concavus, comcavus, 58, 60, 61 concentricum, 96 concurrere, concurere, 62 conferre, comferre, 97 confundere, 26 confusio, confuxio, 4 consimilis, comsimilis, 35, 40, 42 consimiliter, 5 consistere, comsistere, 32, 39 consonantia, comsonancia, 42 constanter, comstanter, 39 constituere, 3, 7, 11, 23 construere, comstruere, 1, 8, 59, 77 consuescere, 42 continere, 72 continuare, 3 continuus, 47 continuo, 89 contravenire, 16 conversio, 12 cooperire, 1, 50 coopertorium, 15 copia, 1 copiosus, 86 copiose, copioxe, 86 corda, 1, 3, 22, 49, 60, 67, 79, 85, 90, 93 corditenus, 93 corium, 25, 80 cornu, 90 corona, 26, 90 corona episcopalis, 26 corpus, 90
Index verborum cova, 90 credere, 13, 82 cremare, 2 crepare, 33 crystallus, cristalus, 26 cubitum, 90 cuneus, 57 cupere, 32, 82 currere, curere, 23 currus, 23, 53 curvare, 85 cuspis, 15 custodia, 2 custodire, 2, 20 dare, 12, 18 deambulativus, 21 deambulatorius, 23 debellare, 20 debere, 96 deceptio, decepcio, 4, 32, 82 decipere, 4, 12 declarare, 5, 15, 40, 65 declaratio, 35 declinare, 1 defensio, 2 defensor, 67 deferre, 21, 47, 49, 58 deglutire, 24 deinde, 23, 27, 48 denique, 64 dens, 87 denticus, 2 deorsum, 46 depingere, 30, 63, 94 descendere, desscendere, discendere, 1, 10, 22, 23, 38, 46, 51, 65, 71, 86 descensorium, 38 descensus, 99 describere, 7, 13, 61, 69 desertum, 91 deservire, 7, 18, 21, 30, 49, 96 destruere, 25, 59 devincere, 1 devius, 12 dyabolus artifitiosus, 90 dicere, 1, 31, 35, 44, 46, 48, 49, 60, 69, 91, 96, 99 differens, diferens, 56 differentia, diferentia, 15 differre, diferre, 12 deformis, 61 diffuse, difuxe, 97 digitus, 90 diligenter, 64 dirigere, 7 diruere, dirruere, 1 discere, 26
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discurrere, discurere, 1 distantia, 62 diversitas, 3 diversus, 30 dividere, 13, 33, 41, 42 divisio, divixio, 42 divulgare, 86 doctrina, dotrina, 82 doctus, 72 dominus, 50 domus, 38, 97 dubitare, 64 ducere, 1, 3, 9, 18, 19, 23, 36, 44, 46, 60, 61, 65, 87 ducibilis, 67 ductus aquarum, 18 duelum, 67 duplex, 15, 60 durabilis, 94 durus, 48
eccecare siehe excecare ecclesia, ecclexia, 35 eclipsedra siehe clepsydra edificium, hedifitium, 2, 34 educere, 24, 89 eductio aquarum, 88 eductorium, 3 effundere, efundere, 86 egere, 8, 31 ego, 12, 31, 71, 74, 94 egredi, 15, 41, 56, 86, 88, 99 elevare, ellevare, 2, 3, 9, 34, 36, 37, 46, 57 emittere, emitere, 24 episcopalis, 26 equilibricus, 6, 30 equus, 23 erectus, 49 erigere, 2, 8 es, 26 esca, 2 evacuare, 37, 41, 88 evacuatorium, 88 evadere, 10 evertere, 16, 88 evitare, 6 evomere, 24 exagonus, exagonis, 1 excecare, eccecare, 4 excedere, 2 exemplificare, 9 exemplum, 2 exercitus, 1, 32 exire, 30, 41 existimare, extimare, 10 exitus, 30 exorbere, 89
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Anhang
expellere, espelere, expelere, 3, 5, 37, 44, 69, 86, 89, 99 experimentum, 13, 55 experiri, 44 expiraculum, 89 expirare, 72, 87 expiratio, 18 exponere, 13 expositio, expoxitio, 8, 38 expulsio, 7 extendere, 96 extremum, 1, 60 extrinsecus, 7, 15, 30, 84 fabrica, 8, 65 fabricare, 2, 4, 5, 25, 26, 35, 42, 46, 60, 102 fabrilis, 17 facere, 11, 15, 18, 27, 32, 42, 49, 53, 67, 71, 72, 74, 77, 82, 84, 85 facies, faties, 50, 90 faties naturalis/sophistica, 50 facilis, 35 faciliter, 3 facilitare, 30 facilitas, 79 factibilis, 59 factum, 56 fantasia, fantaxia, 12, 94 fenestra, finestra, 7, 84 ferre, 2, 16, 33, 47, 53, 75, 84 ferre in girum/latus, 47 ferreus, 2, 23, 90 ferrum, 1, 30, 57 fieri, 12, 15, 18, 26, 27, 30, 31, 32, 36, 47, 50, 56, 58, 61, 67, 77, 84, 86, 90 figere, 58 figura, 12, 17, 52, 77, 94, 100 figura umbrata, 100 figurare, 55, 63, 69, 100 firmare, 50, 57, 59, 60 fistereus ?, 59 fistula, 72, 99, 101 fistularis, 101 fistularium aquaticum sonorosum, 72 flamma, flama, 2 fluere, 38 flumen, 4, 16, 31, 65 fluvius, 18 focile, 90 follicus, 101 follis, folis, 37, 86, 101 fons, 18, 31, 39, 40, 65, 69, 89, 92, 94 fons Alkindi, 40, 69, 92 fons artificialis, 39 fons Persicus, 94 fons Saracenicus, 89
77, 69,
39, 89,
fons Venetus, 31 fons Veronensis, 18 fons virginum, 65 fontana, 44 foramen, 5, 15, 19, 26, 61, 86, 99 forma, 58, 61 fornax, 63, 83 fornaces archimistice, 63 fornax ad fuxionem, 83 fortilitia, 1 fortis, 1, 90 fortiter, 86 fortitudo, 4, 23, 35 fovea, 4, 8, 14 fovea civitatum, 8 fovea subterranea, 4 fovea sub terra/aqua, 14 frangere, 18, 38, 48, 85 frigus, 63 frustrum, 25 fugere, 1 fugitivus, 21 fulgere, 26 fumus, 4, 87 fundamentum, fondamentum, 31, 57, 71, 99 fundare, 67 fundere, 44, 83 fundus, 6, 38, 39, 72 fusio, fuxio, 83 gatus, 80 gena, 90 gens, 1 genu, 49, 90 genus, 12, 39, 79, 84 girativus, 35, 47, 71 girella 1, 59 girus, 35, 47 gladius, 6 gradatim, 27 graduarius, 85 grafa, 49 gratus, 24, 83 gravitare, 53 gravitas, 9, 86 grimaldeus, 52 grinfa, 46 grossus, 1, 56 habere, 15, 21, 25, 30, 39, 46, 54, 56, 57, 59, 60, 63, 71, 82, 86, 89, 90, 102 habundantia siehe abundantia harena siehe arena harmonia, armonia, 72 hedifitium siehe edificium hexagonus siehe exagonus hiems, 63 homo, 1, 6, 10, 13, 49, 68, 74, 80
Index verborum horologium, horalogium, 42, 77 horalogium figurarum, 77 hostilis, 32 hostis, 1, 2, 35 humiditas, 68 iacere, -eo, 58 iaculum, 1 ictus, 1, 38 igneus, 15 igniferum, 2, 36, 58 igniferum aquaticum, 58 ignis, 1, 2, 4, 15, 16, 21, 27, 30, 36, 56, 99 ignorare, 4, 7, 40, 85 imago, ymago, 61, 90 immediatus, 60 impellere, impelere, 89 impetus, 1, 3, 16, 23, 32, 39, 99 implere, 41, 88 imponere, 36, 88 inaccessibilis, inacessibilis, 20 incarcerare, 82 incarceratus, 10, 52 incastrum, 25, 59 incautus, 4, 13 incidentia, 61, 62 incidentia radiorum, 61 incidentia radiosa, 62 incidere 2, 6 incitare, 23 includere, 87 indigere, 38, 42 induere, 80 inequalis, 61 inequalitas, 6 inflatio, 41 infrascribere, 64 infundere, 38 ingeniosus, ingenioxus, 5, 34, 35, 61, 82, 90, 97 ingeniose, ingenioxe, 49 ingenium, 1, 15, 18, 21, 23, 25, 30, 31, 41, 49, 56, 57, 67, 69, 102 ingenium dueli, 67 ingenium equilibricum, 30 ingenium mirabile, 56 ingenium nihili, 49 ingenium proprium, 31, 102 ingredi, 32, 41, 82, 96 inimicus, 8, 32, 56, 74 inordinatio, 4, 12 insidie, 4 instrumentalis, 49 instrumentum, 1, 2, 7, 8, 15, 17, 30, 52, 68, 75, 99 instrumentum bellicum, 1, 8 instrumentum cirugicorum, 68
58,
84, 39,
67,
183
instrumentum ducibile, 67 instrumentum physicorum, 15 insufferentia, insuferentia, 6 intellegere, intelligere, 61, 94 intentio, 55 intitulare, 71 intrare, 4, 12, 35, 41 intrinsecus, 2, 7, 15, 17, 31, 39, 84 intueri, 26 inungere, 80 inutilis, 84 invenire, 17, 23, 74, 86, 91, 94 iunctura, 90 iuvamentum, 97 labi, 1 labyrinthus, laberintus, 11, 12 labyrinthicus, laberinticus, 82 lac, 24 lampas, 27 lancea, 7 lanceatorium, 48 lanterna, 102 lapideus, 65 lapis, 1, 3, 4, 22, 30, 57 lateralis, 5, 56 latinus, 11 latro, 52, 74 latus, lactus, 38, 42, 47, 100 laudare, 31 lectus aquarum, 48 lepus, 54 levis, 32, 65 leviter, 1 levitas, 94 libellus, libelus, 7, 12, 40, 71 liber (Subst.), 13, 65 libere, 1, 30 libitus, 9, 32 libra, 6 ligare, 1 ligneus, 2, 25, 86 lignum, 1, 3, 18, 60, 77 lignum concavum, 60 lignum longum ponderosum, 1 lignum pictum, 77 lignum plumbeatum vel stagnatum, 18 lincentricum (lincentricus), 60, 79 linea girativa, 35, 71 lingua, 90 locus, 4, 12, 23, 30, 36, 37, 57, 65, 90, 96, 100 longitudo, 42 longus, 1, 15, 31, 42 lucerna, 17 ludicus, 24 ludus, 10 lumen, 17, 27, 84
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Anhang
luminar, luminare, luminarium, 36, 74 luminosus, luminoxus, 84 lustrare, 17 lux, 17, 84 magister, 83 magistra, 60 magnus, 10, 23, 53 Magnus Kaan, 10 malleus, maleus, 9 malum, 74 manere, 60 maneries, 62 manifestus, 1, 84 manualis, 79 manus, 1, 6, 9, 32, 49, 90, 102 mare, 13 marinus, 56 medium, 39 medius, 41, 88, 90, 100 mel, 24 membrum, 77 mensalis, 24 mensura, 17, 42 mensura temporum sonorum, 42 mensurare, 19 mensuratio, 19, 74 mensuratio putei per trigonum ?, 19 mensuratio turrium, 74 metallicus, metalicus, 86 metallum, metalum, 83 metiri, 74 mihi, michi, 11 miles, milex, 2, 82 minari, 4 minilis ?, 89 minuere, 89 mirabilis, 56 mirus, 27 mire, 2, 65 mitra, mitria, 26 mobilis, 6, 77 modus, 4, 12, 13, 14, 17, 18, 42, 77, 90, 95, 100, 102 molendina, mollendina, 2 molere, 9 mollis, molis, 1, 42, 48 monoscalum, 78 mors, 4, 6 mortuus, 77 motus, 21, 47, 85, 90 movere, 3, 39, 53, 60, 80, 90 mulier, 65 multiplex, 12 multipliciter, 15 multiplicare, 68, 93 multiplicitas formarum, 61 multitudo, 15
multum, 10 plurimum, 1 multus, 1, 67, 71, 83, 93, 96 plures, plura, 1, 9, 13, 30, 62 pluries, 5 murus, 1, 8, 67, 82 muri civitatum, 8 musicus, 42, 72 naris, 50 natio, 10 naturalis, 50 naturaliter, 65 navicula, 16 navigium bellicum, 56 navis, 13, 16, 25, 55, 56, 58 navis bellica, 55 navis occisionis, 13 necessario, necesario, 37, 86 necessitas, necesitas, 25, 89 nemo, 26, 65, 74 nervus, 90 nihil, nichil, 49 nimbius [=nimbus ?], 47 nimis, 1 nimium, 26 nocere, 75 nocturnus, 27, 74, 102 nodare, 85 nodus, 59, 85, 90 nomen, 2, 10 nominare, 57, 67 nondum, numdum, nundum, 17, 49, 86, 91 notabiliter, 1 notare, 17, 31, 62 notus, 7, 39, 41, 55, 63, 71 novum, 71 novus, 31, 48 nox, 74 nudus, 65 nullus, 11, 80 nuncupare, 22 nuper, nupper, 86 obliquus, 53 oblique, 51 obscuritas, 12 obscurus, 27, 102 obvius, 87 occisio, 13 occultare, 30, 84 occultus, ocultus, 84 occupare, ocupare, 96 oculus, 50, 56, 90, 102 offerre, 11 omnis, 10, 31, 38, 49, 63, 79, 84, 88, 90, 93, 94 opera, 21, 97
Index verborum oportet, opportet, 1, 6, 38, 61 opportunitas, oportunitas, 96 oppidanus (Adj.), opidanus, 1 oppidanus (Subst.), opidanus, 32 opus, 1, 2, 5, 8, 17, 37, 38, 39, 41, 47, 48, 51, 60, 67, 74, 78, 90, 91, 93 opera bellica, 1, 74 opus fabrile, 17 opus ingeniosum, 5, 90 ordinarium cordarum, 8 ordinatio, 95 ordo, 7, 8, 12, 44, 80 ordo bellicus, 80 ordo fenestrarum, 7 organicum, 42 organum, 86, 99 orthogonius, ortogonius, 89 os, oris, 50, 90 ostendere, 4, 13, 35, 71, 100 ostiolum, 21 parare, 2 paries, 1, 67 pars, 1, 2, 7, 13, 17, 20, 31, 32, 39, 46, 50, 59, 61, 86, 94 particularis, 71 parum, 26 minime, 1 parvus, 17, 39, 53, 74, 83, 86, 96 patere, 2, 5, 69 paucus, 35, 85 pax, 4, 78 pellere, pelere, 99 pelvis, 44 penditia, pemditia, 6 percutere, 1, 9 perditio, 12 perficere, 30, 71 periclitari, 13 periculum, 1 permittere, permitere, 48 perpendiculariter, 51 perpetuus, 89 persepe, perseppe, 65 persona, 49, 60 perspectiva, perspetiva, 26 pertinere, 8 pertransire, 39 pervenire, 1, 19, 21, 72, 86 pes, 90 physicus, 15 pictus, 77 pila, 89 pingere, 12, 50 piscis, pisscis, 54 pissis, pisscis [pyxis], 15, 88, 90 placere, 94 planum, 19, 23, 53, 85
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plenus, 22, 26, 31, 41, 56 plumbeatus, 18 polifluus, 85, 90 polus, 80, 90 ponderare, 53 ponderosus, ponderoxus, 1 pondus, pundus, 3, 36, 53, 57 ponere, 1, 6, 21, 25, 26, 27, 36, 38, 50, 56, 60, 84, 100 ponere ad mortem, 6 ponere in ruinam, 1 pons, 32 pons sofisticus, 32 pontes trabucci, 32 porta, 82 portare, 25 portatilis, 2 portio, 7, 30, 34, 42, 47, 49 posse, 1, 6, 9, 12, 16, 17, 22, 23, 26, 31, 32, 36, 38, 42, 46, 48, 53, 55, 56, 59, 62, 65, 72, 87, 96 possibilis, 10 postea, 37 posterus, 1, 23, 53 postmodum, posmodum, 88 postquam, 71 postulare, 45 potentia, 60 precedere, 39 precisus, 60 prelium marinum, 56 premere, 37, 53 presens, prexens, 2 princeps, 24 privare, 84 probare, 49 probatus, 33 procedere, 93 profundare, 16 profundum, 38 proicere, 16, 56 prolixus, 12, 31 prolixe, 7 proportio, 19, 42, 60, 89 proportionalis, 15, 85, 90 proportionaliter, 80 propositum, propoxitum, 96, 100 proprius, 12, 31, 102 proprie, propie, 18, 35, 47, 80, 85, 94 prora, 56 protendere, 15 prudens, 13 puella [1.], 65 puella [2.], puela, 1, 3, 60, 67, 79 puelle replicate, 1 diversitas puellarum, 3 puerilia, 45 pugna, 78
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pulcer, 17, 21, 71 pulcritudo, 65 pulsatile, 47 pulvis, 21, 56 pulveres combustivi, 21 punctus, puntus, 19, 62 puteus, 19, 31 pyxis siehe pissis quadratus, 2, 5 quadruplex, quatruplex, 79 quadrus, 5, 12 qualitas, 40 querere, 25, 100 quidam, 53, 101 quiescere, 80 radiare 1, 84 radiosus, 62 radius, 19, 26, 61 rapere, rappere, 79, 89 raxeta, 90 recedere, 1 receptaculum, 41 recipere, 24 recludere, 15 recurrere, recurere, 13, 40 redditio, reditio, 12 referre, 11 reflexio, reflessio, 26, 47, 62 reflessiones plurium speculorum, 62 reflexio girativa, 47 regere, 22 regula, 19, 49, 62 regule speculorum, 62 regularis, 85 relinquere, 1, 7, 32 reliquus, 1, 7, 31, 32, 34, 44, 48, 50, 80, 90 removere, 84 repere, 80 replicare, 1 requirere, 80 res, 7, 23, 39, 96 residere, 49, 77 resistens, 79, 99 resistentia, 85, 93 resistere, 67, 99 respiraculum, 39 respiratio aeris, 39 resplendere, 26 respondere, 42 resurrectio, resurectio, 77 retinere, 15, 23 reverti, 37 revolutio, 12, 16, 93, 100 rex, 24 ripa fluminis, 16 roborare, roborrare, 1
rogare, 97 romanus, 11 rota, 1, 2, 3, 9, 23, 36, 42, 53, 71, 77, 79, 80, 87, 101 rota ferrea, 23 rota follica fistularis, 101 rota manualis, 79 rota timpanilis, 42 rota volubilis, 87 rote anteriores/posteriores, 23, 53 rotare, 60 rotella, rotela, 60 roticulus, roticolus, 23, 90, 93 rotula, 4 rotundus, 5, 59, 63 ruere, 32, 38, 48, 56, 67 ruina, 1, 4, 67 ruina bellica, 67 sabatom ad molendum, 9 sabulum, 38 sagitta, sagita, 1, 4, 7, 19 salvare, 13 sanare, 33 sanctus, santus, 35 sanguis, 1, 68 sanies, 68 sapientes ingeniosi, 35 sarapons ?, 59 scabellum, scabelum, 30 scala, scalla, 1, 2, 8, 35, 36 scala girativa, 35 scaliferum, 8 scaliferus, 2 scindere, 58 scire, 1, 7, 18, 19, 27, 39, 62, 75, 90 scribere, 1, 51, 55, 64, 69 scriptum, 91 securus, 1, 13 sensus, 80 sentire, 80 sepe, seppe, 80 sequi, 42, 44, 69 sera, 64 seratura, 52 sermo, 31 serpentinus, 71 serpitarius, 27 servare, 42, 96 similis, 14, 22, 38, 52, 59, 90 similiter, 48, 55, 63, 84, 90 simphia, 41 situare, 16, 84, 100 solere, 52, 63 sonare, 21, 99, 101 sonorosus, 72 sonus, 42 sophisticus, sofisticus, 32, 50
Index verborum spargere, 89 spatium, 41 spatula, 90 speculum, specculum, 61, 62, 84 speculum combustivum, 61, 62 speculum ingeniosum et admirabile, 61 spelunca, 82 spina, 88 spiritus, 15, 37, 41, 86 splendor, 17 spondylus, spondilis, 90 sponto, 56 stafa [stapia], 49 stagnatus, 18 stare, 16, 49 strepitus, 80 strictura, stritura, 59 stringere, 5, 57 studere, 94 studium, 63 stufa, 63 stupendus, 86 subincludere, 86 subintrare, 39, 89 sublevare, 57 submergere, 32 submersio, 16 subordinare, 79 subscribere, 2, 5, 7, 31 substinere, 5, 13, 49, 85, 90 subtilis, 1, 100 subtilissime, 50 succedere, 37 successive, sucesive, 27, 71 succurrere, subcurere, 32 sufficientia, sufitientia, 83 sufficiens, suficiens, 9, 54 sufflatorium, subflat., suflat., 89, 99 suffocare, subfocare, 15 summum, sumum, 2, 6, 37, 38, 39 superare, 93 superator, supperator, 79 superficies, superfities, 1, 2 superponere, 71 supplere, suplere, 36 surdus, 80 sursum, 22, 46 suspectus, 75 suspendere, subspendere, 1 suspensorium, subspensorium, 85 suspiciosus, suspicioxus, 75 tacere, 80 tacitus, 80 tangere, 47 tarditas, 39 tarde, 99 tastus, 42
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temo, 58 tempestas, 13 templum, 59 temptare, 64 tempus, 11, 42, 63, 78, 83 tenere, 6, 33 terra, 14, 19, 25, 58, 80 terror, 32, 90, 102 terror aspitientium, 90 terror videntium, 102 testudo fugitiva, 21 tibi, 39, 55, 71 timere, 1 timor, 12 timpanilis, 42 tiro, 2 tonus, 5 torculare, 34 torgitorium, 93 tortuosus, 61 tortuose, tortuoxe, 93 trabs, 2, 6, 53, 56 trabs dentica, 2 trabuchellum, 4 trabucus, trabuccus, 32, 56 tractatus, 54 trahere, traere, 1, 3, 5, 22, 37, 60, 69, 79, 93 traicere, 3 tranquillitas, tranquilitas, 13 transire, 1, 33 triangulus, 19 trigonus ?, 19 triplex, triples, 11, 35, 44, 79, 84, 100 truncus, 33 tu, 55 tunc, 38, 88 turris, thuris, turis, 1, 2, 6, 8, 19, 34, 35, 46, 71, 74, 82, 97 atractoria turis, 22 turris bellica, 97 turris exagona, 1 turris quadrata, 2 turris serpentina, 71 tutela, 35 tutus, 13 tute, 1 umbra, 27, 100 umbrare, 100 uniformis, 86 universus, 64 uterque, 46 uti, 1, 52, 57, 63, 85, 88 utilis, 63 utilitas, 5, 7, 35, 59, 71, 74, 85, 86, 91, 97 vacuum, 39 valere, 8, 17, 26, 36, 62, 67
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vanus, 39 variare, 52, 55, 58, 100 varietas, 52 vas, 18, 24 veges, 41, 56 vehiculum, 89 velle, 25, 34, 49, 63, 67 venire, 65, 88 ventifer, 99 ventus, 68, 83 verbum, 15 versus, 64 vertebra, vertebrum, 88, 90 vertere, 85, 87 vesica, 26 vestire, 25 veteres, 85 via, 1, 4, 12, 30, 82 via aspera, 1 via laberintica, 82 viarum perditiones, 12 vie prolixe, 12
vicis, 30 victualia, 22 videre, 18, 24, 27, 55, 58, 65, 84, 102 videri, 13, 75 vincere, 4, 23, 82 vinum, 24 violentia, 79 virgo, 65 virtus, 93 vis, 22, 39, 67 vis vacui, 39 viscus, 68 vitis, vita ?, 89 vita volubilis aquatica, 89 vitreatus, 84 vitulus, 59 vocare, 23, 82 volubilis, 79, 87, 89 volvere, 9, 23, 85, 88, 101 ymago siehe imago
Index nominum et operum Die Aufstellung enthält die Eigennamen einschließlich der adjektivischen Verwendung. Alkindi fontes Alkindi, 40, 69, 92 libellus de fontibus, 40 Anglia, 74 Arabicus, 1, 10 gentes Arabice, 1 Polinus Arabicus, 10 Arabs, 11 Archimedes, 13, 61 liber de ponderibus ?, 13 speculum combustivum, 61 Atheniensis evacuatorium Atheniense, 88 Dedalicus laberintus Dedalicus, 11 Dedalus, 11 Egiptiacus campana Egiptiaca, 47 laberintus Egiptiacus, 11 Federicus, 97 Fontana, Johannes, 12, 31, 71, 94 carcer noster ingeniosus, 84 catreda deambulatoria, 23 fons proprie fantasie, 94 libellus de aqueductibus, 71 libellus de laberintis, 12
libellus de pulveribus, 7 liber de motibus aquarum ?, 31 tractatus de pisce, ave et lepore, 54 Franciscus Carrariensis, 50 sophistice faties Francisci Carr., 50 Grecus, 11, 88 laberintus Grecus, 11 Latinus laberintus Latinus, 11 Padua, 35, 50, 97 civitas Padue, 50 domus Federici, 97 ecclesia s. Antonii, 35 Persicus fons Persicus, 94 Polinus natione Arabicus, 10 Ptolemaeus, 17, 91 lucerna Ptolomei, 17 opus Ptolomei, 91 Saracenicus fons Saracenicus, 89 Venetus fons Venetus, 31 Veronensis fons Veronensis, 18
Bibliographie
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Bibliographie Quellen Fontana, Johannes: Opera iuvenalia de rotis horologiis et mensuris. Jugendwerke über Räder, Uhren und Messungen, hg., übers. und eingel. v. Horst Kranz (Boethius 65), Stuttgart 2011. Ders.: Codex Wien, in: ders., Opera iuvenalia, S. 139–203. Ders.: Horalegum pulverum, in: ders., Opera iuvenalia, S. 205–325. Ders.: Horalegum aqueum, in: ders., Opera iuvenalia, S. 327–399. Ders.: De pisce cane et volucre, in: ders., Opera iuvenalia, S. 401–483. Ders.: Le macchine cifrate di Giovanni Fontana. Con la riproduzione del Cod. Icon. 242 della Bayerische Staatsbibliothek di Monaco di Baviera e la decrittazione di esso e del Cod. Lat. Nouv. Acq. 635 della Bibliothèque Nationale di Parigi, hg., übers., komm. und eingel. v. Eugenio Battisti und Giuseppa Saccaro Battisti, Mailand 1984, online: Marianne Reuter, Beschreibung der Handschrift Cod. icon. 242 Tresorhandschrift, in: BSB-CodIcon Online. Elektronischer Katalog der Codices iconographici monacenses der Bayerischen Staatsbibliothek München. Ders.: Secretum de thesauro experimentorum ymaginationis hominum, Paris, BN, Lat. Nouv. Acq. 635, in: ders., Macchine cifrate, S. 141–158. Ders.: Tractatus de instrumentis artis memorie, in: Mechanisches Memorieren und Chiffrieren um 1430. Johannes Fontanas Tractatus de instrumentis artis memorie, hg., übers. und eingel. v. Horst Kranz und Walter Oberschelp (Boethius 59), Stuttgart 2009, S. 84–105. Ders.: De trigono balistario, Oxford, Bodleian Library, Canon. Misc. 47, ungedr. Ders.: De omnibus rebus naturalibus, gedruckt als: Liber Pompilii Azali Placentini de omnibus rebus naturalibus quae continentur in mundo, videlicet coelestibus et terrestribus necnon mathematicis et de angelis motoribus quae (!) coelorum, Venedig 1544. Gruter von Werden, Konrad: De machinis et rebus mechanicis. Ein Maschinenbuch aus Italien für den König von Dänemark 1393–1424, hg., übers., komm. und eingel. v. Dietrich Lohrmann, Horst Kranz und Ulrich Alertz, 2 Bde. (Studi e testi 428–429), Vatikanstadt 2006. Leonardo da Vinci: Automazioni e robotica. Automations and robotics, Vorw. v. Carlo Pedretti, Texte v. Sara Taglialagamba, techn. Rekonstruktion v. Gabriele Niccolai, Poggio a Caiano (Prato) 2010. Philo of Byzantium: Pneumatica. The First Treatise on Experimental Physics: Western Version and Eastern Version. Facsimile and Transcript of the Latin Manuscript, Clm 534, BSB, Munich. Translation and Illustrations of the Arabic Manuscript, A. S. 3713, Aya-Sofya, Istanbul, hg., übers., komm. und eingel. v. Frank David Prager, Wiesbaden 1974.
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Der Codex iconographicus 242 der Bayerischen Staatsbibliothek ist Johannes Fontanas bekanntestes Buch. Der venezianische Doktor der Künste und der Medizin verfaßte es um 1420, bald nach seinen ingeniösen Jugendwerken. Aus der technischen Literatur der frühen Renaissance ragt die Bilderhandschrift aus zwei Gründen hervor. Zum einen beeindruckt sie durch die Vielfalt und Originalität der Entwürfe, zum anderen verwundert sie durch die Verwendung einer Symbolschrift in den Texten.
Anders als in den älteren Schriften rückte Fontana hier die Illustrationen ins Zentrum und faßte die Beischriften kurz. Die Chiffren sind zwar entschlüsselt, doch warten manche Abbildungen noch auf eine plausible Deutung und technikhistorische Einordnung. Die kompakte Ausgabe führt in das kopial überlieferte Maschinenbuch ein, gliedert es in Abschnitte, bringt alle Bilder als Umzeichnungen und erleichtert den Zugang durch eine erste Übersetzung ins Deutsche.
www.steiner-verlag.de Franz Steiner Verlag
ISBN 978-3-515-10660-3