Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine / April bis Juni 1884 [51]


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Front Cover
Lennart Torstenson Eine kriegsgeschichtliche Studie von Haupt-
General Gurko's transbalkanischer Feldzug im Juli 1877 Eine
Die französische Tongking-Expedition (Fortsetzung)
Die letzten Tage der Rebellion Aus dem Tagebuche eines
Die Befestigungen der Schweiz, Dänemarks, Skandinaviens, Grofs-
Das Panklastit Von Strecker, Hauptmann der Artillerie
Aus ausländischen Militär-Zeitschriften
IX
Lennart Torstenson Eine kriegsgeschichtliche Studie von Haupt-
Das Parolesbuch des Feldmarschalls Kalckreuth
Ueber die taktisch-strategische Bedeutung einer enggegliederten
Die Befestigungen der Schweiz, Dänemarks, Skandinaviens, Grofs-
und gegenwärtigen Gestaltung Von B P
Der gegenwärtige Stand der Repetier-Gewehr - Frage
Die aus deutschen Kontingenten in die preufsische Armee über-
Lennart Torstenson Eine kriegsgeschichtliche Studie von Haupt-
Der Vorschlag des Deputirten Delattre zur Erhöhung der Wehr-
Obermair, königl bayerischer Premier-Lieutenant (Schlufs)
Die Tracht der Husaren in ihrer geschichtlichen Entwickelung
Ueber die Bewaffnung, Ausbildung, Organisation und Verwendung
Die Zäumung des Pferdes in Theorie und Praxis Eine Ent-
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Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine / April bis Juni 1884 [51]

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Jahrbücher

für die

deutsche

Armee

und

Marine.

Verantwortlich redigiert

von

G.

von

MARÉES

Oberstlieutenant z. D.

Einundfünfzigster

Band .

April bis Juni 1884.

BERLIN . RICHARD WILHELMI. 1884.

Inhalts - Verzeichnis .

Seite Lennart Torstenson. Eine kriegsgeschichtliche Studie von Haupt1 mann v. Kaltenborn (Fortsetzung) II. General Gurko's transbalkanischer Feldzug im Juli 1877. Eine kriegsgeschichtliche Studie von Thilo v. Trotha , Hauptmann und Compagnie - Chef im 8. westfälischen Infanterie - Regiment 19 No. 57 ( Schlufs) 44 III. Die französische Tongking-Expedition (Fortsetzung) IV. Die letzten Tage der Rebellion. Aus dem Tagebuche eines 60 Kanoniers. Mitgetheilt von J. Scheibert, Major z. D. V. Die Befestigungen der Schweiz, Dänemarks, Skandinaviens, GrofsBritaniens , der Balkan- und der iberischen Halbinsel. Von 67 Obermair, königl. bayerischer Premier-Lieutenant (Fortsetzung) 85 VI. Das Panklastit. Von Strecker, Hauptmann der Artillerie · 92 · VII. Aus ausländischen Militär-Zeitschriften . 96 VIII. Umschau in der Militär-Litteratur · IX. Verzeichnis der neu erschienenen Bücher und der gröfseren in den militärischen Zeitschriften des In- und Auslandes enthaltenen 109 Aufsätze . (II. Quartal 1884) · X. Lennart Torstenson . Eine kriegsgeschichtliche Studie von Haupt125 mann v. Kaltenborn (Fortsetzung) 142 XI. Das Parolesbuch des Feldmarschalls Kalckreuth

I.

64

56885

XII. XIII.

Ueber die taktisch-strategische Bedeutung einer enggegliederten befestigten Grenzsperre Die Befestigungen der Schweiz, Dänemarks, Skandinaviens, GrofsBritaniens, der Balkan- und der iberischen Halbinsel. Von

Obermair, königl. bayerischer Premierlieutenant (Fortsetzung) . AP

C (RE

),

496251

162

179

Selte Die Tracht der Husaren in ihrer geschichtlichen Entwickelung und gegenwärtigen Gestaltung. Von B. P.. XV. Der gegenwärtige Stand der Repetier - Gewehr - Frage XVI. Die aus deutschen Kontingenten in die preufsische Armee übernommenen Offiziere • XVII. Umschau in der Militär-Litteratur XVIII. Lennart Torstenson. Eine kriegsgeschichtliche Studie von Hauptmann v. Kaltenborn (Schlufs) . XIX . Das italienische Heer nach den Gesetzen des Jahres 1882. Von Fr. Rhazen, Premier-Lieutenant XIV.

194 207 217 222 230

255

XX.

Der Vorschlag des Deputirten Delattre zur Erhöhung der Wehrkraft Frankreichs unter Abschaffung der bisherigen Conscription 282 und zur Bildung einer Cadrearmee XXI. Die Befestigungen der Schweiz , Dänemarks, Skandinaviens, GrofsBritaniens, der Balkan- und der iberischen Halbinsel. Von XXII. XXIII. XXIV.

Obermair, königl . bayerischer Premier- Lieutenant (Schlufs) . . 297 Die Tracht der Husaren in ihrer geschichtlichen Entwickelung und gegenwärtigen Gestaltung . Von B. P. ((Schlufs) Schluſs) .. . . . 313 Ueber die Bewaffnung, Ausbildung, Organisation und Verwendung 326 der Reiterei . . Die Zäumung des Pferdes in Theorie und Praxis. gegnung . •

Eine Ent-

339

I.

Lennart

Torstenson.

Eine kriegsgeschichtliche Studie von

Hauptmann v. Kaltenborn.

(Fortsetzung. ) Die Belagerung Freibergs ist eine der interessantesten von allen, welche während des dreifsigjährigen Krieges vorgekommen sind. Die Stadt war von einer starken Mauer mit festen , zur Verteidigung eingerichteten Türmen umgeben ; vor dieser lag ein breiter, nasser Graben, aufserdem verhinderten im Nordwesten und 4. Westen zahlreiche Teiche die Annäherung. Bereits am 14. Dezember hatte der Kurfürst den

Oberstlieutenant Georg Hermann v.

Schweinitz , einen als tapfer und entschlossen bekannten Kavalier, zum Kommandanten von Freiberg ernannt. Die Besatzung bestand aus 1200 kursächsischen Reitern und Musketieren »samt vielen Jägern und Bergknappen « , auf deren tapfern Beistand man zählen konnte. Als am 6. Januar die ersten schwedischen Schwadronen vor der Stadt erschienen , war dieselbe wohl ausgerüstet ; der vorsichtige Kommandant hatte die Thore gehörig verschütten , hinter demselben Abschnitte anlegen , den Zwinger verpallisadieren und auch sonst alles » in gebührliche Gegenwehr « setzen lassen. — Am 30.9. Dezember Januar kam Torstenson mit 20 Brigaden zu Fufs, etlichen

tausend Mann zu Pferd , 104 grofsen und kleinen Stücken , sowie 5 Feuer-Mörsern vor Freiberg an. Während der grössere Teil der Kavallerie soweit dieselbe nicht zum Rekognoszieren und Cernieren der Stadt notwendig war in den umliegenden Dörfern Quartier bezog, nahm die Hauptmasse der Infanterie unterhalb des Hospitalwaldes im Südwesten der Stadt Aufstellung. *) *) In dem Kriegs - Manual , welches 1663 bei Johann Kaspar Suter in Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LI., 1 . 1

Lennart Torstenson.

2

Torstenson sandte alsbald einen Trompeter an den Kommandanten mit der Anfrage : erhielt aber zur Antwort :

»ob er sich wehren wolle oder nicht?«< »Er werde da einen Soldaten finden ! « *)

Noch an demselben Tage begann die Beschiefsung der Stadt und anderen Tags (am 31. Januar die förmliche Belagerung . 10.Dezember) Das Feuer wurde hauptsächlich gegen das Petersthor gerichtet, und schon am 2. 12. Januar hatte man dessen Flankenmauer teilweise niedergelegt ; freilich waren auch binnen 6 Stunden 1317 Schüsse dagegen abgefeuert worden . Da die so erzielte Bresche noch nicht gangbar genug erschien , so suchten die Belagerer sie durch eine Mine zu erweitern . Nachdem der erste Versuch miſslungen war , gelang es 3. am 13. durch erneutes Schiefsen und eine glücklich angelegte Mine, die Bresche bis auf 70 Schritt zu erweitern, und sofort sind zwei hundert Kommandierte zum Sturm furieux angelaufen , aber so empfangen worden , dafs man nach einer Viertelstunde den Versuch einzudringen aufgab .

Nachdem Torstenson so gezeigt hatte , dafs

er Ernst zu machen beabsichtigte, Boten dem Kommandanten sagen:

liefs er durch einen zweiten »Er hätte nunmehr Bresche

legen und das Rondel durch ein paar hundert recognosciren lassen, woraus er soviel befunden , dafs ihm dieser schlechte Ort nicht bastant, Widerstand zu thun, man solle zurücke denken , dafs kein Succurs vorhanden , nunmehr könnte man noch einen guten Accord erlangen, in Verweigerung aber wäre zum General- Sturm alles fertig Der wackere und würde keines Menschen verschont werden. < Schweinitz antwortete ihm : » dafs er anders nichts gethan als was vom Churfürsten von Sachsen er beordert, wolle auch solches noch ferner thun ; wolte der Feld-Marschall durch einen General-Sturm Schaffhausen erschien und von mehreren, nur durch Anfangsbuchstaben bezeichneten Verfassern herrührt, heifst es bezüglich der Anordnung einer Belagerung : „ Wan Du ein Statt belägern wilt , so beränne dieselbe mit Deiner Reuterei also das weder Kaz noch Hund hinaufs gehen möge. Halte so weit von der Statt dafs Du mit dem Geschütz nicht leichtlich geschädigt werden mögest. Schlage Dein Läger das man Dir dasselbige nicht Canonisiren und schaden darmit thun möge. Lasse alfsdann alle Regimenter arbeiten und Dich hinden und vornen gegen dem Feind einschanzen."

1 *) Diese in ihrer schlichten Einfachheit sublime Antwort, welche wörtlich so im Theatrum mitgeteilt ist, haben spätere Autoren (vergl. z. B. Rothenburg, „ die Waffenthaten des 30jähr. Kriegs " ) durch Hinzufügen des Epithetons : gut, und weitere Zusätze entstellt. Nach den Anschauungen der damaligen Zeit schlofs der Begriff: Soldat, den der Tapferkeit und der Tüchtigkeit selbstverständlich in sich. Das geht aus verschiedenen derartigen Antworten u. s. w. hervor, auch führte Pappenheim mit Stolz den Beinamen „ der Soldat “ , den ihm Gustav Adolph als Ausdruck seiner Bewunderung beigelegt hatte.

Lennart Torstenson.

3

die Stadt weiter attaquiren wie ihm dies zur Ehre gereiche , also müsse er es geschehen lassen . redliche

Er solte aber erfahren , dafs so viel

ehrliche Soldaten er in der Stadt finden würde ,

Eyd und Pflicht in

die ihr

acht haben und bifs auff den letzten Bluts-

tropffen ritterlich fechten , ja auch Weib und Kind lieber niederhauen lassen, als unter das schwedische Joch kommen wollen.« Da begann denn das Feuer von neuem , und es sollen vom Morgen des 2. 3. 12. bis zum Nachmittag des 13. über 2500 Stückschüsse gegen die Stadt geschehen sein , auch liefsen die Schweden noch eine dritte Mine vor dem Petersthor rückten,

spielen,

und als

diese

gewirkt

hatte,

noch am Nachmittag desfelben Tages, Torstensons beste

Brigaden, » die alt blauen « und » die weifsen Denn, « so pflegte er oftmals zu sagen, » was ist die Ursache, dafs Gallas und Piccolomini immer unglücklich gegen mich gewesen sind ? Sie waren abhängig nicht verstehen . « **)

von den Ministern in Wien ,

die den Krieg

Es erscheint natürlich, dafs Torstenson weniger

schroffe Ansichten in dieser Beziehung hatte, wenn man bedenkt, daſs Banér dem grofsen Schwedenkönig unmittelbar im Befehl folgte und , gleichsam als dessen Erbe , eine gewaltige Autorität besafs, welche dem Reichsverweser damals noch fehlte. Torstenson , in allen Stücken ruhiger und gemessener denkend , wie der heifsblütige Banér , beugte sich willig vor dem Gesetz und dem Lenker des Staates, dessen kluger Umsicht er volle Anerkennung zollte ; wufste er doch zu gut ,

dafs die politischen Angelegenheiten des Staates

und die oberste Leitung des Krieges in einer Hand vereinigt sein mufsten, wenn man Erspriefsliches erzielen wollte. Dabei scheute er sich natürlich nicht, in kritischen Lagen seiner eigenen Ansicht zu folgen, und dem Reichskanzler fiel es nicht ein, ihm daraus einen Vorwurf zu machen . Dies auf gegenseitigem Vertrauen beruhende Verhältnis, das beide Teile ehrt, blieb bis zur Rückkehr Torstensons unverletzt bestehen. Bevor der schwedische Feldherr

» sedem belli « an die Donau

*) Georg I. Ragoczy (auch Rákóczy geschrieben) war Fürst von Siebenbürgen und sieben ungarischen Comitaten , welche ihm jedoch vom Kaiser von Österreich streitig gemacht wurden, während der Sultan, unter dessen Schutz er sich gestellt hatte, ihn in seinen Forderungen unterstützte. War geboren 1591 , kam zur Regierung 1630, starb 1648. **) Lundblad, „ Schwedischer Plutarch" I. 205.

Lennart Torstenson.

7

versetzen konnte, mufste er sein nachgerade miſsmutig gewordenes , niedergeschlagenes Heer wieder zu Kräften kommen lassen, indem er es durch Ruhe, bessere Verpflegung, Geldzahlung und Rekruten auffrischte. Eine Eigentümlichkeit der Kriegführung dieser Periode ist es, dafs längere Ruhepausen , wie sie das Beziehen der WinterQuartiere während des siebenjährigen Krieges z. B. mit sich brachte, nicht vorkommen.

Durch unausgesetzte Bewegung und Thätigkeit

hielt man die Heere in Atem ; langes Stilleliegen barg die Gefahr der Auflösung in sich . Auch die Ruhe , welche Torstensons Regimenter genossen , wurde fast täglich durch Streifzüge in die Umgegend ,

Überfälle und kleine Scharmützel mit Piccolominis Vor-

truppen unterbrochen ; und zwar beschränkten sich diese Streifzüge durchaus nicht etwa auf die nächste Umgebung, sondern erstreckten sich auf 5-6 Meilen bis in die Nähe der feindlichen Quartiere. So wurden in der

ersten Hälfte

des März Wurzen , Kolditz und

Leissnig überfallen und ausgeplündert fouragieren nannte man das damals. Da das Theatrum ausdrücklich hinzufügt , dafs alles auf Strehlen zu zur Armee zurückgebracht worden sei , so ist die Annahme, dafs diese Streifereien von der Besatzung Leipzigs ausgegangen seien , ausgeschlossen , und man kann sich somit einen Begriff von der Leistungsfähigkeit der schwer bepackten Pferde machen, wenn man bedenkt, dafs solche kleine Reisen selten mehr als einen Tag in Anspruch nahmen. *) Nachdem die Gegend um Elsterwerda ausfouragiert war, verlegte Torstenson sein Hauptquartier nach Bautzen und einen Teil der Truppen nach Reichenbach. Königsmark , der, wenn nicht grade eine Aktion bevorstand ,

meist umherschweifte ,

wurde mit

einigen schwachen Regimentern entsandt, um diese durch Werbung zu completieren und auszukundschaften , ob der Feind an der Elbe und Weser etwas vorhabe.

Aus der Bautzener und Reichenbacher

Gegend unternahmen die Schweden zahlreiche Ausfälle, und zwar war ein Oberst Reichwald, der in Zittau im Quartier lag, besonders unternehmend.

Derselbe nahm gelegentlich eines Einfalls in Böhmen

den kaiserlichen Oberst v. Unger nebst andern Offizieren und einigen hundert Reitern gefangen ;

und

weil nun eben dieser Unger im

*) Von den schwedischen Pferden wird behauptet, sie hätten, selbst wenn sie nur eine geringe Erfrischung bekamen , 40 Stunden nacheinander in der Aktion aushalten können. Da dieselben aber klein waren und die Wucht des Angriffs unter dem Mangel an Gewicht und Nachdruck litt , so zog man , wenn sie zu haben waren , für die Kürassiere die dänischen und deutschen Pferde vor. Harte, Leben Gustav Adolphs, I. 296.

Lennart Torstenson.

8

Jahre vorher, als er auf Ehrenwort und unter der Bedingung , sich wieder zu stellen, aus schwedischer Gefangenschaft entlassen worden. war, »seine Parol vergessen hatte« , so liefs ihn Torstenson , dessen Art es sonst nicht war , Gefangene hart zu behandeln , an Händen und Füfsen schliefsen und zu Zittau ins Gefängnis werfen , bis er schliesslich los kam .

auf

vornehmer

Leute

Intercession

wie

die

übrigen

Mitte April brach Torstenson von Bautzen auf, zog die Regimenter bei Seidenberg zusammen und ging mit der Kavallerie nebst zwei Brigaden Infanterie auf Turnau (an der Isar) in der Absicht, sich der dort befindlichen Brücke zu bemächtigen und den Gegner, der noch in den Quartieren zerstreut lag , An der Ausführung dieser Absicht wurde

zu

überfallen .

er jedoch durch seine

Krankheit verhindert, die ihn wiederum viele Tage ans Bett fesselte. Statt seiner übernahm der Generalmajor v. Wittenberg den Befehl über die Avantgarde.

Bei Zwian stiefs er auf die Kroaten, machte

deren viele gefangen , nahm ihre Bagage weg und drang bis in die Gegend von Jung- Bunzlau vor. Das Gros der Armee, bei welchem sich der kranke Torstenson

befand ,

marschierte

über Friedland ,

Reiffenberg, Münchengrätz bis Lockowitz (6-7 Meilen von Leitmeritz) , wo das Haupt-Quartier genommen wurde. Während der schwedische Generalissimus dort noch 14 Tage krank darniederlag so dafs man bereits allgemein glaubte , » er müsse sein Carrico quittiren « — nahmen seine Unterführer alle Städte und festen Schlösser auf acht Meilen in der Runde weg. Scale und Nebra , Bunzlau und Leipa wurden nebst vielen andern Orten von den Schweden erobert , so dafs sich diese noch vor Ende April im nördlichen Böhmen festgesetzt und ausgebreitet hatten. Das kaiserliche Heer stand inzwischen unthätig hinter der Elbe. Seit dem Anfang des April hatte General Graf Gallas den Oberbefehl über dasfelbe angetreten ,

da der Erzherzog Leopold Wilhelm in

sein Bistum Passau zurückgekehrt war , angeblich aus Unzufriedenheit über des Ministers Trautmannsdorf Geschäftsführung , und Piccolomini Über diesen Wechsel im in Spanien Dienste genommen hatte. Kommando freute man sich schwedischer Seits , da Gallas - allgemein nur »der Heerverderber « genannt

an Tüchtigkeit seinen

Vorgängern entschieden nicht gleich kam und eigentlich nichts weiter verstand , als die ihm anvertraute Armee in kurzer Zeit physisch und moralisch zu Grunde zu richten. *) *) „Eine unerhörte Eigenliebe , Unmäfsigkeit und Unvorsichtigkeit bezeichneten seine Handlungen. Seine Ernennung verbreitete auch allgemeine

Lennart Torstenson .

Auf die Kunde

von den Erfolgen

9

der Schweden

zog

Gallas

seine Scharen bei Königgrätz zusammen, um dort » defensiv stille zu liegen < *) und dem Gegner den Paſs

nach Mähren

zu

verlegen.

Zur Beobachtung desfelben und um ihn am Überschreiten des Flusses zu verhindern , verteilte er seine Kavallerie auf dem linken Ufer der Elbe von Königgrätz bis Brandeis. jede offensive Aufklärung

Da er dergestalt auf

verzichtete , so

blieb er natürlich

vollständig im Unklaren über Torstensons Absichten und weitere Unternehmungen.

Dieser hätte, sobald sein Zustand sich gebessert

hatte, am liebsten sofort die Offensive ergriffen , doch musste er die Verstärkung durch Stalhandske abwarten , der aus den Garnisonen in Pommern und Mecklenburg Leute zusammenzog , die er , samt einigen tausend aus Schweden heranführen sollte.

gelandeten

Lappen

und

Finnen ,

Stalhandske blieb jedoch aus, und Torstenson entschlofs sich Ende Mai zum weiteren Vorgehen . Auf den bei Königgrätz stehenden Gallas direkt loszugehen , erschien ihm nicht vorteilhaft , denn dieser würde im Falle einer Schlacht alle Vorteile des Terrains für sich, er selbst aber den Flufs im Rücken gehabt haben .

Trotz des

Gegners Überlegenheit an leichter Kavallerie über dessen Stellung und Schwächen gut unterrichtet, wandte sich Torstenson, selbst mit der Kavallerie vorauseilend, auf Melnik, passierte dort die Elbe und warf sich auf eine etwa 1000 Pferde starke feindliche Schar , die überrascht und schwer geschädigt zersprengt wurde . Während der kühne Schwede, bei Melnik den Strom überbrückend, seine Infanterie. auf das linke Ufer führte und sie durch den endlich - aber nur mit 800 Mann - eingetroffenen Stalhandske verstärkte , eilte der verblüffte Gallas von Königgrätz nach Brandeis , aber nicht

etwa

um den im spitzen Winkel zwischen zwei Flüssen stehenden Torstenson anzugreifen und ihn von der Brücke abdrängend in die Moldau zu werfen, sondern um bei genannter Stadt ein festes Lager zu beziehen und dort wiederum » defensiv stille zu liegen«< .

Der schwedische

Feldherr seinerseits hätte gern geschlagen , denn nachdem es ihm gelungen war , sein ganzes Heer auf dem linken Elb-Ufer zu vereinigen, um, zwei Meilen nach Süden vorrückend , genügenden Raum zu gewinnen , waren die Chancen für ihn nicht mehr so ungünstig. Wenn auch an Zahl den Kaiserlichen nicht gewachsen , war doch das aus alten erprobten Soldaten bestehende schwedische Heer jenen , Mutlosigkeit unter den Kaiserlichen. " Mallet : Geschichte Dänemarks. III. 238. *) Diesen bezeichnenden Ausdruck gebraucht das Theatr. Europ .

1779.

Lennart Torstenson.

10

dessen Hauptbestandteil junge unzuverlässige Soldaten bildeten , an innerem Halt und an moralischer Potenz überlegen, ja so grofs war der

Schweden

Siegeszuversicht ,

dafs

Torstenson

in

entwickelter

Schlacht-Ordnung bis auf Kanonenschufsweite an des Gallas ' Lager heranging und diesen so zur Schlacht herausforderte. Da der kaiserliche Feldherr , Unthätigkeit und

» defensives

dem

eine geheime Instruktion

Stille liegen «

vorgeschrieben haben

soll , *) sich nicht rührte , so schwenkte Torstenson rechts ab und schlug, Prag , das er sogar beschofs , hart rechts liegen lassend, die direkte Strafse nach Wien ein , und (ob es ein seltsamer Zufall war, oder ob Torstenson von der Sachlage Kenntnis hatte , mufs dahin-

1

gestellt bleiben) just während die Obersten v. Madlo und de Four in Prag auf dem Schaffot für die Flucht bei Breitenfelde büfsten riefen die Kanonen des siegreichen Torstenson der feindlichen Stadt und mit ihr dem Kaiserstaat ein donnerndes memento zu. - Wenn auch Torstenson die Strafse nach Wien eingeschlagen hatte, seine Pläne reichten so weit noch nicht.

Vorläufig ging sein Streben

nur dahin , nach Mähren vorzudringen , dort die bis jetzt tapfer behaupteten, aber nun hart bedrängten Städte Olmütz und Neustadt zu entsetzen und zu verproviantieren , wenn sich Gelegenheit bot, eine Schlacht zu versuchen , und dann vielleicht Wien selbst anzugreifen. Dem entsprechend verliefs er bei Kaltenberg die Strafse nach Wien und marschierte über Chrudim , Neutomischl , Zwittau, Mährisch-Trübau nach Müglitz , wo er ein Lager bezog. - Von dort aus wurden die Garnisonen zu Olmütz und Mährisch-Neustadt durch frische Truppen abgelöst , beide Städte mit Früchten , Vieh und anderer Notdurft , sowie mit Munition versehen , und ihre Befestigungen verstärkt. Der General Graf Gallas hatte sich eines so schnellen Marsches nicht versehen

und es namentlich

für undenkbar gehalten ,

daſs

Torstenson es wagen würde, zwischen dem Lager bei Brandeis und der Stadt Prag hindurch zu marschieren, so seinen Rücken und alle Verbindungen preisgebend .

Als das Unerwartete eintrat , war ein

grofser Teil der kaiserlichen Reiter zum Fouragieren hier und dort zerstreut, so dafs Gallas nur einige Schwadronen dem Gegner nachsenden konnte. Er selbst war für seine Sicherheit besorgt und zog es vor , die Elbe wieder zwischen sich und Torstenson zu bringen ; deshalb überschritt er bei Brandeis den Flufs und marschierte bis *) Pufendorf erzählt : der Kaiser habe Gallas befohlen, er solle nicht mit dem Feinde schlagen , sondern ihn nur in seinem Vorhaben hindern und ihn compagnieweise überfallen. I

Lennart Torstenson.

11

Pardubitz, wo er wiederum das linke Ufer gewann .

Dann entschlofs

er sich, unterstützt durch Verstärkungen aus Steiermark, Wien und Ungarn , den Schweden nach Mähren zu folgen , und schlug die Richtung auf Brünn ein. Jetzt ereignete sich ein für die damalige Kriegführung durchaus charakteristischer Vorgang, den Pufendorf folgendermafsen erzählt : »Gallas marschierte zur rechten Hand bei den Schweden vorbei nach Brünn ,

allwo er nicht weit von dem

schwedischen Lager zwischen Zweit (Zwittau) und Triba (MährischTrübau) vorbeiging , dafs man ein Teil der Armee und die Bagage davon sehen konnte. Dannenhero stellte Torstenson seine Völker also fort in Schlachtordnung , befahl die Stücke zu lösen und die Kayserlichen zur Schlacht auffzufordern , welche aber nichts darnach fragten, sondern ihren Marsch fortsetzten . Um die zur Sicherung der als ein europäisches Interesse anerkannten Freiheit der Schiffahrt auf der Donau erforderlichen Garantien zu 5*

68

Die Befestigungen der Schweiz, Dänemarks, Skandinaviens,

verstärken ,

haben die hohen Vertragsmächte bestimmt ,

daſs alle

Festungen und Verschanzungen, die sich am Laufe des Flusses vom >> Eisernen Thor an bis zur Mündung befinden, geschleift und nicht wieder hergestellt werden. Befestigungen wohl kaum verdienenden Objekte vermutlich nur in beschränktem Mafse nötig.

VII. Bulgarien. Nicht weniger günstig, wie die Grenzen Rumäniens, sind die des im Jahr 1878 neu gebildeten autonomen und tributären Fürstentums Bulgarien : Die Donau im Norden ,

der Balkan im Süden ; das Meer im

Osten und der Timocflufs , der Westbalkan (Stara Planina) und die den südwestlich vorspringenden Teil des Landes ,

in welchem das

Becken von Sophia liegt , umschliefsenden Gebirgsketten , die südwestliche Fortsetzung des Balkan- und Despoto- Gebirges , im Westen . Als

ehemaliger

nördlicher Grenzbezirk der Türkei enthält Bulgarien die meisten und bedeutendsten der früheren türkischen Festungen

(besonders

das

wichtige

Festungsviereck

Rustschuk,

Die Befestigungen der Schweiz, Dänemarks , Skandinaviens ,

70

Silistria, Schumla und Varna) ; doch hatte es im Berliner Frieden die Verpflichtung übernehmen müssen , dieselben zu schleifen. . . . . . Alle früheren Festungen

Artikel 11 bestimmt nämlich :

sollen auf Kosten des Fürstentums binnen 1 Jahr, oder wo möglich noch früher geschleift werden .

Die Lokalregierung hat sofort Maſs-

regeln zur Schleifung derselben zu ergreifen und darf keine neuen errichten .

Die hohe Pforte hat das Recht , nach Gutdünken über

das Kriegsmaterial und andere, der osmanischen Regierung gehörige Gegenstände ,

welche in den

gemäfs dem Waffenstillstande vom

31. Januar schon geräumten Donaufestungen verblieben sind, sowie über die in den Festungswerken von Schumla und Varna noch vorfindlichen zu verfügen. > Nur Ein Sinn lebt in allen diesen Männern , und der ist gegen Caesar gerichtet < - gehören die Kalckreuth'schen Diktate in den unerquicklichsten Teil des 7 jährigen Krieg.

antifritzischen « Schriftentums über den

Nicht lediglich die offenen Feinde des grofsen

Königs waren es , welche Ihm Schwierigkeiten bereiteten , Geduldproben auferlegten , und mit Spöttereien oder Verläumdungen Ihn bei Mit- und Nachwelt zu erniedrigen unternahmen. — Neuere Forschungen gewährten volle Gewissheit darüber , daſs König Friedrich gegründete Ursache hatte, in der zweiten Julihälfte 1756 seinen Minister Graf Podewils aus einer Audienz zu entlassen mit den Worten :

la timide politique ! «» Adieu la

Der Vertrag von

Versailles ( 1. Mai 56) gab Preufsen der österreichischen Revanchepolitik Preis. bündet ,

Mit Russland war Österreich bereits seit 1746 ver-

hauptsächlich

>> pour mettre

des

um Friedrich Schlesien

bornes ,

à l'avenir ,

zu

entreifsen

à l'ambition de ce

und

prince

dangereux. < * ) Als Beweis dafür , daſs man im Preuſsenvolk allgemein von der Unvermeidlichkeit des Kriegsbeginns überzeugt war , sowie auch als Ausdruck des vollen Vertrauens zur Wehrkraft des Siegers von Hohenfriedberg , bleibt unvergefsbar Gleim's Grenadierlied ( Oktb . 56) :

>>Weil alle Welt Krieg will , so sei es Krieg ! Sanftmuth
> le grand Pan. « « **) *) R. Koser „ Friedrich der Gr. im Jahrzehnt vor dem 7jähr . Kriege. “ **) Dieser Abbé, des Königs gelehrter Gesellschafter, wurde als französischer Spion 1757 in Festungsarrest geschickt. Vgl. „ Oeuvres" T. XIX 45 und 47. Kalckreuth beklagte , dafs de Prades ' 4 Bände Memoiren über Friedrich den Gr.

Das Paroles-Buch des Feldmarschalls Kalckreuth.

151

Kalckreuth beschenkt uns mit der gewagten Behauptung , bis zum ältesten Secondlieutenant sei Alles

1756

gegen den Krieg

gewesen ; nur die jüngsten Lieutenants wären mit Vergnügen ausmarschiert . Von seinem Potsdamer Freunde Blumenthal, Major beim Regiment >>Prinz Heinrich « , sagt Kalckreuth im Besonderen : » Il n'était pas grand militaire et n'aimait pas ce métier. « [ ». . . wär' lieber eines Dorfs Bewohner, als sich zu zählen zu den Söhnen Roms in solchem harten Stand, wie diese Zeit uns aufzulegen droht. > Eine so exercirte Armee , als die unsrige jetzt ist , hat noch nie existirt. Wir brauchen nur 30,000 Mann gegen 100,000 Russen .... so können wir den Krieg wohl aushalten . Niemals haben Sie mich in diesem Tone sprechen hören , und Sie werden lachen. Es ist aber wahrhaftig meines Herzens Meinung.> Paroles ? > Windbeutel C'était le ergufs durch den gesperrten Druck des Zusatzes :

trauen ;

rétablissement de l'inquisition et des jésuites après les batailles de Paris et de Waterloo . Lieblingstruppen « .

Die Kürassiere hätte er seit Kolin nicht leiden

können, bei Zorndorf aber wieder mit denselben sich ausgesöhnt. Geschichtlich festgestellt ist die grofse Summe von Leistungen der Fridericianischen Reitertruppen bei Verfolgungen nach gewonnenen Schlachten, falls solche Kriegshandlung anzuordnen dem königlichen Gebieter möglich. Unthunlich war dieselbe z. B. nach der Lobositzer Schlacht ; denn man hatte die Pferde der preufsischen Reiter (nach Gaudi) „ seit einigen 30 Stunden weder tränken noch füttern “ können, und sie befanden sich nach den beiden KavallerieAngriffen in „gänzlicher Entkräftung" . Der Feind sicherte sein Zurückgehen kunstgerecht. --- Das Stattfinden einer „ Verfolgung " nach der Hohenfriedberger Bataille ist unanzweifelbar. Dem alten Dessauer schrieb aus dem Lager bei Bolkenhain der königliche Sieger, am 2. Tage nach jener Schlacht : „. . . und da ich Selbst mit der Armee den Feind verfolge und sehen werde , was demnächst

Das Paroles-Buch des Feldmarschalls Kalckreuth.

154

weiter zu thun ist. ." Am gleichen Tage datierte der König eine eigenhändige Zuschrift an den Minister Graf Podewils mit : „Ce 6., en poursuivant. " - Ebenso steht die Wirksamkeit des Verfolgens nach der Leuthener und Rofsbacher Schlacht aufser Frage. Sir Andrew Mitchell berichtete am 16. November 1757 nach London, der König habe nicht weiter , als geschehen , die Franzosen verfolgen können , weil diese alle Wagen und Pferde mitgenommen und das Land zu Grunde gerichtet hätten. Prinz Hildburghausen , der Befehlshaber der „ Reichler" , eingestand in seiner Meldung d. d. Weimar 7. Novb. 1757 dem Kaiser ehrlich, er sei „totaliter geschlagen. " Das Spottwort „ Reifsausarmee" kam in Kurs. Feldmarschall Keith bezeichnete in einem Briefe an seinen Bruder (Merseburg 9. November) mit wortkargem Humor die Rofsbacher Schlacht als „ Flucht und Verfolgung“ . Der König nannte dieselbe wegen des geringen preufsischen Verlustes : 99 une bataille en douceur. " Hätte die Nacht die Besiegten nicht begünstigt, so würden sie vernichtet worden sein. Über die volle Dunkelheit um 6 Uhr Abends auf dem Reichardtswerbener Gefilde, am 5. November, und über Beginn, Fortsetzung und Endpunkt der Verfolgung , sowie über deren Resultate liegen anschaulich und bündig geschriebene , authentische Nachrichten vor im Tome IV der Oeuvres de Frédéric le Grand. Aus

Kalckreuth's

anekdotischem

Beitrag zur

Geschichte der

Rofsbacher >> Verfolgung « entnehmen wir, dafs er nach dem Ritt am 6. November in Freiburg beim Apotheker ins Quartier kam.

Dieser

erzählte , am vorigen Abend habe Prinz Hildburghausen hier

sich

aufgehalten und sich den Rücken mit scharfen Flüssigkeiten einreiben lassen. >> Der persönlich sehr tapfere Prinz bewies also , dafs er unter den Händen unserer Reiterei gewesen , von deren Klingen man sagte , sie fielen oft flach .

Nachmittags fanden wir die feindliche

Nachhut jenseit eines Grabens ; sie canonirte uns lange , ohne dafs diesseits Jemand eine Kugel pfeifen hörte, was uns argwöhnen liefs : dafs sie nur Pulver, und keine Kugeln hatten . Der schwierige und peinliche Feldzug 1759 brachte die Armee [des Prinzen Heinrich ] auf meine Seite und den Neid zum Schweigen . Zu dem Gelingen der ungefähr 10 tägigen Expedition nach Budin kann ich möglicherweise beigetragen haben durch eine Genauigkeit der Befehle , wie solche wahrscheinlich bisher bei der Armee noch nicht bekannt war. .> Dès cette expédition , qui augmenta d'une manière distinguée la gloire du prince , l'armée fut tout à moi < (S. 174). » L'armée de Saxe me chérissait « (S. 179) . Die >>ganze Schlesische Armee« war ebenfalls ihm zugeneigt (S. 180) . Auch Damen zeigten sich Kalckreuth wohlgewogen , sie leisteten ihm Spiondienste (S. 237 ; S. 247 und 257 ) . Den gesamten feindlichen Feldzugsplan » 1761 « erfuhr er » etwas zufällig« (S. 235) . Der Prinz beschuldigte ihn oft der Vorliebe für die » opérations gigantesques >grofsen König « . Mitchell, der Feldzugsbegleiter dieses Kriegsherrn , berichtete den 17. Mai 1757 nach London : » Niemand kennt Seine Geheimnisse ; sen hat. >Prinz von Preussen « . Als der Adjutant ihm den Befehl überbracht hatte, schrieb Strantz - im festen Glauben, er werde fallen an den König, er sei ohne Vermögen und empfehle Sr. Majestät eine zahlreiche Familie. Diener :

Gleichzeitig sagte Oberst v. Strantz seinem

>> Morgen , wenn Du erfährst, dafs ich getödtet bin, bringst

*) Pa roles p. 174.

Das Paroles-Buch des Feldmarschalls Kalckreuth.

Du diesen Brief dem Könige. Oberwalles (dito) IV . Armee 169,500 » (dito)

Der

V. (Reserve-) Armee (4 A.-C. )

2) Armee 2. Linie mit 8 Armee- Corps

It WE

122,000 800,000 Komb.

240,000

>>

3) Nichtkombattanten (Verwaltung, Trains u . s. w.) 215,000 Mann 660,000 » 4) Depots- und Garnison - Truppen 30,500 > 5 ) Garnisonreste in Algier Im Ganzen also

1,945,500 Mann

(darunter 30,000 Mann Marine-Truppen ).

und

Die unter 2 aufgeführten 8 Armee-Corps sind für die 2. Linie der östlichen Befestigungen ohne Paris - da dieses ungefähr 9 Armeecorps = 300,000 Mann verlangt — bestimmt, die >> Depotsund Garnisontruppen« für die Besatzung der Städte und der übrigen Festungsfronten, und die Besatzungsreste in Algier sind unabkömmlich für andere Zwecke ; es bleiben demnach nur noch für die Be-

erre

satzungen der

1.

Linie

Armeen erster Linie.

der

Ostgrenze

und für Feldzwecke die

Hiervon sollen 13-14 Armee-Corps als Haupt-

armee auf der Offensivstrecke Epinal-Toul aufmarschieren, während sich eine Reserve-Armee (wohl die V. Armee) bei Belfort sammelt. Es bleiben dann für die Ostgrenze und ihre Befestigungen 1. Linie

LE

nur höchstens 6 Armee- Corps übrig .

Wir sehen ,

wie wenig ver-

hältnismässig Feldtruppen verfügbar sind , und wie wenig offensiv daher die Grundgedanken bei der Anlage einer solchen Befestigungslinie waren, trotz der enormen Truppenzahl, die Frankreich vielleicht me? red

sonst hätte ins Feld stellen

können .

Wir sehen eine ungeheure

Zersplitterung und zweifeln , dafs dieselbe etwa gegebenenfalls durch

Über die taktisch-strategische Bedeutung

172

die kunstvollere Leitung, ja selbst durch das Kriegsglück gehoben werden kann . Ist nun aber auch weder die Beherrschung des Grenzterrains an sich, noch die genügende Vollzähligkeit und Schlagfertigkeit der Feldarmee (denn die Armierung einer solchen Reihe Festungen und Werke erfordert auch neben dem Aufgebot aller verfügbaren Kräfte der Besatzung und Bevölkerung noch ungeheuer viel andere Beihülfe) durch die Ansprüche eines solchen Festungssystems und -gebietes in Frage gestellt, so läfst sich doch noch der nachteilige Einfluss desselben auch in zwei Momenten der Operationen nachweisen :

die

befestigte Grenzsperre hindert das eigene Heraustreten

zur

Offensivoperation in Feindesland

oder zwingt ihr eine gröfsere

Behutsamkeit , Empfindlichkeit und Langsamkeit auch bei weiterem Fortschreiten auf. Die Franzosen haben ersteres Hindernis wohl gespürt und deshalb wohl auch nur jene grofse Offensivlücke mit in Kauf genommen . Der Nachtheil besteht nun darin , dafs einmal bei

einem

Debouchiren mehrerer grófser Kolonnen

aus einer

geschlossenen Grenzsperre die Teten derselben selbst unter baldiger und günstiger Anlehnung

an Terrainabschnitte sehr leicht , wenn

sie schnell und rücksichtlos vorgehen, zu weit von den Gros entfernt sein werden (etwas, was man meist sogar principiell empfiehlt und was auch jedenfalls für die Tete debouchierender Massen sehr verführerisch stehende

und

lautet).

Hierdurch hat der teilweise in der Flanke

massierte

Gegner

günstige

Gelegenheit die Teten

zu überrennen oder gar abzuschneiden , bevor sich der Einfluss des Gros bemerklich machen kann . Geschieht das Debouchieren der Tete dagegen zu langsam,

so wird der Gegner mit unschwer

überlegenen Kräften den Widerstand raten- oder stofsweise brechen oder die Avantgarde auf das Gros direkt zurückwerfen und so das Debouchieren aller Theile vereiteln . Wollte man demgegenüber mit vielen kleineren Kolonnen nebeneinander zu debouchieren versuchen , so würden dieselben , um den dann sehr wünschenswerten Schutzund Trutzbereich der Werke nicht

zu behindern ,

wohl nur die

Intervalle zwischen denselben für sich benutzen können ; sie würden dabei schon in der Terrainbenutzung schlecht situiert sein , da die Werke das günstigste Terrain für sich vorweggenommen haben werden, oder aber, und dies ist weit schlimmer noch, dem massierten Gegner gegenüber höchstens durch einen Akt der Überraschung der Situation mehr Chancen abgewinnen können. Diese Überraschung ist jedoch nicht leicht, wenn man selbst eine schwache und enge, der Gegner aber eine stark bewegliche und weitreichende, kräftige

einer enggegliederten befestigten Grenzsperre. Wirkungssphäre haben ausserdem

besitzt, ja die dargethan ,

Beispiele des

daſs

ein

173

Feldzuges

1870/71

grofser Staat der Jetztzeit

trotz aller Kontrolle und Sperrvorrichtungen

doch

zuviel Blöfsen

darbietet, deren sich das internationale Schmuggler- und Spürerthum annimmt , und die selbst die verschwiegensten , wichtigsten und frappierendsten Nachrichten dem Feinde noch immer zur rechten Zeit zu unterbreiten im Stande sind. Es waren ausländische Zeitungen ,

welche den

Sicherheitskordon

der

Nordbefestigungen

durchbrachen und wiederholt plauderten, namentlich als Mac Mahon zum Entsatze von Metz seine berühmte Diversion unternahm . Aber auch zur weiteren Offensivbewegung nach

gelungenem De-

bouchieren ist eine auf die grofsartigste Grenzsperre basierte Feldarmee nicht nur nicht geeigneter, als eine sonst auf eine ergiebige Basis gestellte , sondern die Rücksicht und Besorgnis , es könnten feindlicherseits ernste Versuche gemacht werden , die Abwesenheit der

Feldarmee

zu

einer

Sperrung

oder

einem Durchbruche der

Grenzsperre zu benutzen, wird auch die kräftigsten Entschlüsse so lange lähmen oder sie wenigstens von dem eigentlichen Operationsziel, der feindlichen Operationshauptarmee, ablenken, so lange jeder Zweifel über die Möglichkeit hoben ist. Noch mehr aber ,

einer

derartigen Gefahr nicht ge-

als hierdurch wird uns in weiterem

die

Schwäche einer solchen Offensivoperation , einer Invasion, klar werden, wenn wir einerseits die vermeintlichen und scheinbar grofsen Vorteile einer solchen Grenzsperre ins Auge gefafst und ihnen die Wirkung der auch dem Gegner zu Gebote stehenden Maſsnahmen entgegengestellt haben werden. Zu Gunsten der Invasion erhofft man einen gesicherten Aufmarsch der Armee und zwar möglichst unter Täuschung des Gegners über die jeweilige Gruppierung der operativen Streitkräfte. Die Sachen liegen dabei jedoch folgendermalsen : Es wäre

geradezu

ein

volkswirtschaftliches

Vergehen

einer Militär-

Verwaltung , wollte sie eine solche grofse Befestigung durchführen ohne absolut gezwungen zu sein , ohne einen andern Ausweg zu wissen. Wir können hier unmöglich berechnen , wieviel eine solche grofse Befestigung kostet , berechnet man doch schon für ein detachiertes Fort mit 600 Mann Besatzung 12 Millionen Francs an Unkosten es haben jedoch die Franzosen selbst wohl deswegen schon einzelne wichtige Teilprojekte blofs vorbereitet oder auf später verspart , und ebenso an der Zahl der Werke zu Ungunsten

des

fortifikatorischen

Zusammenhanges und der Einzel-

wirkung derselben wesentliche Reduktionen gemacht , während sie Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LI., 2. 12

Über die taktisch-strategische Bedeutung

174

trotzdem schon nach Verlauf eines Jahrzehntes auch mit in Folge dieser Ausgaben mehr finanzielle Mifsstände erlebten, als ihnen ein unglücklicher Krieg zugefügt hatte.

Und es giebt noch Auswege

genug und erprobte, namentlich die weitsehende, eingehendste und durchsichtigste Vorbereitung der Mobilmachung und des Aufmarsches, welche

durch die

Voraussetzungen einer

aufopfernden

Kontrolle

seitens pflichttreuer Staatsbeamten und einer verständigen Teilung der Arbeit gesichert ist. Es bedeutet eine grofse moralische Schwäche der Armeeleitung , eine gewisse Unreellität der Verwaltungszweige, wenn man eine Sicherung der Mobilmachung und Aufmarschbewegung mehr oder weniger hinter dem Schutzringe einer Befestigung sucht und nicht in den auch dem sonstigen Verkehr noch dienlichen und bei weitem billigeren Mitteln der Vergrösserung und Verzweigung des staatlichen Kommunikationsnetzes , der Land- und Wasserstrafsen.

Grade Frankreich hätte diese Aufgabe leicht gehabt,

hätte wahrlich keiner so grofsen Anstrengung mehr bedurft ,

um

allen Erfordernissen in dieser Hinsicht derartig gerecht zu werden, dafs es schwer geworden wäre ihm darin zu folgen. - Dafs ferner mit dieser Grenzsperre einer Täuschung des Gegners Vorschub geleistet werden könnte , ist wohl aufser früher angeführtem schon deshalb zweifelhaft, weil dieselbe doch ihrer ganzen Gliederung und Anlage nach zu sehr einem Glashause ähnelt , als dafs sie gerade diesem Zwecke besonders dienen könnte. Ein weiterer Zweck ist nun aber auch der, eine Offensivoperation auf diese befestigte Basis besser aufbauen zu können, eine Basis, die selbst noch stand hält und Schutz gewährt, wenn die Invasion mifsglückt. Der Feldzug 1866 und 1870/71 hat bewiesen , dafs dergleichen Basirungen nur dann nützten , wenn dem Gegner anderweitig die Hände gebunden waren ; die Festungen Königgrätz , Metz und Sedan halfen an sich nichts. Ausserdem kann aber auch eine solche Basis dem sich mit der Operation zugleich ausdehnenden Netze der Etappenlinien selbst nach und nach ebenso wenig helfen , wie jede sonstige Anlehnung ihrer Anfangspunkte ,

wo Plätze oder Abschnitte , auf

deren Festigkeit es mit Bezug auf die Unterstützung der Feldarmee weniger ankommt , als vielmehr auf ihre reiche Dotierung mit Armeebedürfnissen . Es kommt dazu , dafs die schon vom Gegner erreichte gröfsere Massierung seiner Kräfte in der Nähe der Grenze diese Etappenlinien selbst und speziell bei einem raschen Vorgehen der Invasions-Armee leicht und bald in den Flanken gefährden kann , namentlich wo starke Grenzfestungen entweder seine operativen Teile (Streif- Corps , Detachements , Avant- Corps, Kavallerie-

175

einer enggegliederten befestigten Grenzsperre.

Divisionen) rechtzeitig aufnehmen oder schützen können , oder wo der Gegner durch eine einheitliche und koncentrierte Organisation von Landes-Verteidigungs-Truppen (unser » Landsturm « ) auch ohne Inanspruchnahme seiner operativen Feldkräfte die Verbindungen der Invasionsarmee zu unterbrechen vermag . Eine grofse Rolle spielt aber bei den Verteidigern der grofsen Grenzsperre die Möglichkeit der Offensivoperation überhaupt ,

der Invasion selbst ; sie

scheint

ihnen selbst für die damit verbundenen Schwierigkeiten und Nachteile Entschädigungen zu bieten, wie sie eine selbst aktive Defensive nicht geben kann.

Die Vorteile einer solchen Invasion äussern sich

jedoch hier gerade auch schon schwerer, als wenn die Verwendung möglichst starker Kontingente für den Feldgebrauch diese geeignet zur vorherigen Bezwingung der feindlichen Feldkräfte gemacht hätte. Denn die Besitznahme von Länderstrecken des Feindes , die Einnahme seiner festen oder reichen Plätze, seiner Hauptstadt oder Hauptstädte , selbst der Abfall seiner Einzelstaaten oder Provinzen nützt wenig oder nichts ,

wenn die gegnerische Heeresleitung es

versteht die Armee intakt zu halten und damit zu siegen . schnelle Bereitstellung seiner gesamten Kräfte ,

Die

die rücksichtslose

und schöpferische Anwendung derselben zu ihrem wahren Zwecke macht aufserdem den Gegner überlegen und so kann es leicht geschehen , dafs die Vorbereitungs - Mafsregeln und -Anstrengungen zu jener Invasion, weil sie sich nicht ganz auf die Hauptsache bezogen, auch dieser letzteren selbst nicht richtig dienen, dem im Felde Besiegten vielmehr schliefslich doch alle sonst errungenen Erfolge wieder verschwinden -- dafs endlich für den Fall unglücklicher, rückgängiger Offensivoperationen die befestigte Grenzsperre doch schliesslich noch immer etwas erkleckliches nützen sollte , nachdem sie vorher in der Hauptsache nichts hatte leisten können, dies kann wohl nur ein fruchtloser Trostgrund sein, eine Illusion , die sich die Franzosen auch noch selbst dadurch zerstört haben , grofse Offensivlücke in ihr Defensivsystem rissen . Trost an sich ein nur scheinbarer ,

dafs

sie

die

Auch ist jener

da der siegreiche Feind nun

mindestens ungehinderter , denn je an den Durchbruchsversuch der Schutzgrenze denken kann . gelegene ,

erforderlichenfalls

Befestigte Depotsplätze oder sonst gut schnell

provisorisch

zu

befestigende

Abschnitte leisten jedenfalls mindestens für eine solche Rehabilitierung einer geschlagenen Feldarmee dasselbe , ohne dafs diese in ihr Schicksal so leicht hineingezogen wird. Ist es nun aber nicht auch für den Gegner überhaupt möglich die an

sich relativ sturmfreie und widerstandsfähige Grenzsperre 12*

Über die taktisch-strategische Bedeutung

176

mit den Kräften der Feldarmee zweitens

nicht

beantworten ? entscheidend.

zu

durchschreiten und kann er

auch den Invasionskrieg seines Feindes irgendwie Wir glauben, recht gut und in den meisten Fällen ― denn man Infanterie-Kolonnen werden jedenfalls

hat schon mächtige Gebirgsketten auf Saumpfaden mit ganzen Armeen überschritten, grofse Ströme oder Meeresengen (Alsensund) selbst im Angesicht des kampfbereiten Gegners passiert - InfanterieKolonnen werden ,

meinen

wir ,

selbst bei

gut

funktionierenden

Beleuchtungsaparaten und bei guter Beobachtung des Gegners ihren Weg durch die

teilweise

breiten,

mit

Kulturenresten,

Terrain-

erhöhungen und -vertiefungen u . A. m. durchsetzten Zwischenräume der Fortsgrenze hindurch finden und durch jene Mittel ganz oder grofsenteils wenigstens gedeckt , des so oft erprobten Mittels

endlich aber unter Zuhilfenahme

der vereinigten Demonstration

und

Überraschung ihr Ziel auch unter verhältnismäfsig geringer Einbufse erreichen. Die Kavallerie und Feldartillerie wird der Infanterie bald

folgen oder selbst

vorauseilen .

Die Werke können an sich

nicht viel dagegen thun und die Feldarmeen Aufgaben,

stehen vor anderen

die sich mindestens an die mehr

oder minder dafür

günstige Gestaltung des rückwärtigen Umterrains der Werke binden werden, in welchem den die Sperrgrenze durchschreitenden und aus ihr debouchierenden Gegner zu empfangen die hinter der Grenze aufmarschierte Feldarmee in offensiver Defensivschlacht versuchen mufs.

Demgegenüber wird die eindringende Armee, welche von dem

nur in der Verteidigung starken Fort wenig zu fürchten hat, sich voraussichtlich des Mittels von Plewna bedienen. Meistens wird jedoch schon jene durch die Sperrgrenze geschützte Feldarmee auch nicht gleich vollzählig stehen und damit der

genug oder rechtzeitig zur Verfügung durchbrechenden feindlichen Armee ihr

Debouchieren leichter fallen . Gelingt der Durchbruch aber, so erfolgt gegen das Werk selbst der Angriff auch noch von rückwärts her Die direkte und daher meist mit verhältnismäfsiger Leichtigkeit. Antwort endlich auf eine solche Invasion kann mehrfach erfolgen . Die frühbereiten Aufklärungstruppen des Gegners erfahren voraussichtlich die Absichten der Invasion schnell und ganz, während ihre eigenen Verbindungen

durch vorbereitete

Kommunikationen

oder durch Anlehnung an feste Plätze und Abschnitte frei und gesichert sind.

Das weitverzweigte Netz der Land- und Wasser-

strafsen wird dem Gegner die Mittel für seine Gegenmaſsregeln an die Hand geben, welche ihm zu entziehen der Invasion schwerfallen wird.

Auch wird es leicht sein , die Etappenstrafsen der Invasion

einer enggegliederten befestigten Grenzsperre.

177

bei einigermassen strammer Organisation zu gefährden ,

ohne daſs

die auf ihr Hauptziel hinstrebenden Invasionsarmeen selbst dagegen viel thun können, wollen sie nicht durch diese Demonstrationen von diesem Ziele grade abgelenkt oder bis zur Erreichung derselben durch Detachierungen geschwächt werden . Geschieht dies aber auch

nicht einmal,

so

werden

die feindlichen Armeen

doch in

günstiger , selbstgewählter und vorbereiteter Defensivstellung entweder , oder auch in einer konzentrisch geführten Angriffsschlacht der auf sich selbst gestellten Invasionsarmee entgegentreten , während sie noch durch die bisher mit der Belästigung der Invasionsarmeen beschäftigten Avant - Corps und durch operationsfähige Armeeteile aus dem Hinterlande Verstärkungen

zur

Das Gesetz dem Gegner vorzuschreiben auch schwerfallen,

Entscheidung

erhalten .

wird der Invasionsarmee

sofern nicht politische oder moralische Gegen-

gründe momentan vorliegen, oder durch die Gestaltung der Grenzen des Invasionsgebietes

selbst

schon

eine koncentrische und nahe

Heranführung der Invasionstheile auf das Operationsziel ermöglicht ist.

Namentlich schwierig kann

die Situation für

die Invasions-

armee aber werden , wenn die feindlichen Kräfte, auf nahe Abschnitte oder Befestigungen gestützt, flankierend auftreten können, wobei hier auch noch betont wird, wie es nicht möglich sein wird derartige feste Plätze, wie z. B. Strafsburg und Metz, ruhig bei der Invasion beiseite liegen

zu lassen.

Dies wird aber wieder sehr wichtig für

die Beurtheilung der Etatsstärke der wirklich aktionsfähigen Armeeteile , da die Cernierung einer grofsen Festung jetzt ungefähr 3 Armee-Corps und eine energische Beobachtung derselben auch noch immer mindestens 1 Armee- Corps und 1 Kavallerie-Division beanspruchen wird. Was ferner detachierte oder sekundäre Teile der Invasion betrifft, so wird ihnen gegenüber der Gegner wohl zu dem Mittel von Plewna greifen können und dadurch leicht und rechtzeitig ihre Fortschritte aufhalten. - Der Gegner kann aber auch die Invasion noch durch gleichzeitige oder nachfolgende Durchbruchsversuche oder Diversionen seinerseits beantworten und zwar namentlich, wenn er nach Zurückschlagung der Invasionsarmee noch im Stande ist, eine wenigstens strategische Verfolgung anzustrengen. Schon die Bedrohung der Etappenlinien durch die nun freier und offensiver werdenden Besatzungsteile der noch widerstandsfähigen Festungen, durch Streifcorps u. A. , ist dann von einer solchen allgemeinen Gefahr, dafs es für den Verfolger selbst nicht schwer erscheint, gleichzeitig mit der zurückeilenden Invasionsarmee durch

Über die taktisch-strategische Bedeutung etc.

178

die grofsen und kleinen Lücken der Grenzsperre durchzudringen ; der Festungsgrenze kann die geschlagene Feldarmee selbst wohl demgegenüber gar nichts mehr helfen. Wir sehen, die Invasion auf einer solchen selbst schutzbedürftigen Basis hat ihre bedeutenden Schattenseiten , und ist es nicht nur schwer eine solche grofse Sperre an sich widerstandsfähig zu machen , ohne der Existenz und dem Ziele der Feldarmee zu schaden , es sind nicht nur die geträumten Vorteile unbedeutend , sondern die Nachteile durch sich selbst und infolge der Rückantwort des Gegners recht grofse.

Es wird besser und leichter sein , trotz aller frommen

Wünsche passiv zu bleiben, denn dies entspricht mehr dem Wesen einer solchen ausgedehnten Grenzbarriere. Ungeachtet der Nähe der ausgedehnten französischen Grenzbefestigung hat das deutsche Reich an dem Vollsystem grofser, einheitlicher, selbstständiger und daher in jeder Beziehung einfluſsreicher Festungen festgehalten, während die Hauptstreitkräfte für die Verwendung im freien Felde sichergestellt bleiben . Frankreich hingegen, das mit seiner Grenzbefestigung nicht blos den reinen Ortsbesitz erstrebt, sondern vielmehr mit seinen Offensivabsichten seit lange die Friedenslage in Europa beeinflufst , hat die Benutzbarkeit der Kräfte für operative Zwecke selbst vermindert und zugleich durch eine übermässige Breitenausdehnung der Befestigungen , durch ihre Anzahl und die dadurch verschuldete Zersplitterung auch der Besatzungskräfte ,

sowie endlich durch die gröfseren oder geringeren Lücken die sonst vielleicht mögliche Wirkungssphäre der Befestigung selbst auch noch herabgedrückt . --

Die Befestigungen der Schweiz, Dänemarks, Skandinaviens etc.

179

XIII .

Die

Befestigungen

Skandinaviens , und

der

der

Schweiz,

Dänemarks ,

Grofs - Britaniens,

der Balkan-

iberischen

Halbinsel.

Von Obermair, königl. bayerischer Premier-Lieutenant.

(Fortsetzung.)

XI. Griechenland. Die Nordgrenze Griechenlands, die keine natürliche ist, wurde im Berliner Frieden über einen grofsen Teil

von Thessalien

und

einen kleineren von Epirus vorgeschoben , jedoch erfolgte die thatsächliche Übergabe des letzteren erst im Juli, die des ersteren gar erst im September , teilweise sogar (Volo) im November 1881 . Befestigungen sind in diesem Gebiete mit Ausnahme der in den letzten Jahren von den Türken hergestellten, aber nicht vollendeten Neuanlagen nicht vorhanden ; an der frühern Nordgrenze waren nur eine

Anzahl

unbedeutender,

sperren, Blockhäuser, Kasernen u. dergl.

meist ziemlich

Bergfesten,

verfallener

zur Verteidigung

Strafsen-

eingerichteter

Da der Schwerpunkt des ganzen Landes in den Küsten liegt, war selbstverständlich die Anlage von Befestigungen im Innern von jeher überflüssig ; an eine Befestigung der Inseln war , schon um Zersplitterung und Isolierung zu vermeiden , ebenfalls nie zu denken ; die Küsten hingegen werden von einer Menge von Forts und Festungen verteidigt , die meist noch aus der venetianischen Zeit stammen und in keinerlei Weise Verbesserungen und Umänderungen erhielten, grofsenteils sogar schon mehr oder minder verfallen sind, so dafs sie , fast

ohne Ausnahme selbst den

bescheidensten An-

forderungen nicht entsprechen können ; es ist das eben eine natürliche Folge der Unsicherheit, an der die staatlichen Verhältnisse Griechenlands im Allgemeinen und das Heerwesen ganz besonders leiden.

180

Die Befestigungen der Schweiz, Dänemarks, Skandinaviens, A. Im Norden. 1) Von den festen Punkten

an der früheren Grenze ist be-

sonders Lamia , nahe dem gleichnamigen Meerbusen, 4900 Einwohner , zu erwähnen. Dasfelbe hat ein auf den Trümmern der Akropolis als Grenzfeste erbautes Kastell. 2) In den 1881 abgetretenen Landesteilen hatten die Türken schon 1879 mit dem Bau von verschanzten Lagern mit detachierten provisorischen Werken begonnen und zwar bei : a) Arta am gleichnamigen Flusse , 2 Meilen oberhalb seiner Mündung in den Golf von Arta, 6000 Einwohner. An der Stelle der alten Citadelle auf einem kahlen Berge neben der Stadt stand bereits ein verfallenes Fort ; b) Tricala , am Trikalinos , einem Nebenflufs des Salamvria, 10,000 Einwohner. Dasfelbe hat ein Schlofs und die Ruinen der

. alten thessalischen Festung Trikke ; c) Larissa , am Salamvria, 60 k östlich vom vorigen , im östlichen Teil der zwischen beiden Städten im Süden des Flusses befindlichen ausgedehnten Ebene ,

die gröfste und reichste Stadt

Thessaliens, 30,000 Einwohner;

d) 40 k südlich davon Phersala (Tschataldscha) , an dem zum Salamvria fliefsenden Phersalitis, 5000 Einwohner ; e) 20 k südlich von letzterem Domoko , am Domotiotikos, am Nordabfall des Othrys- Gebirges.

14 k südlich davon ist der über

das genannte Gebirge führende Furkapafs. Im Herbst 1880 war der gröfste Teil der

türkischen Genie-

truppen bei diesen Befestigungsarbeiten beschäftigt, und sollen besonders Arta und Domoko mit dem Furkapasse vollkommen genügende Festigkeit erlangt haben . Den Arbeiten wurde auch in Bezug auf Korrektheit und Schönheit der Ausführung die vollste Anerkennung von Seite der zur Okkupation einmarschierenden Griechen zu Teil ; in welchem Stande diese Anlagen sich jetzt befinden, ob überhaupt an ihrer Vollendung weiter gearbeitet wurde, ist nicht bekannt .

B. Am jonischen Meere. 1 ) Fort Punta , am Eingang in den Golf von Arta, an der äussersten Nordwestspitze Griechenlands, Preveza gegenüber, ist mit dem Gebiet von Arta, 1881 von den Türken abgetreten worden . 2 ) Missolunghi , nördlich am 20 k breiten Eingang in den Golf von Patras , 6000 Einwohner , ist Hauptwaffenplatz des westlichen Griechenland . Die Stadt und der Hafen sind durch Dämme gegen die Meeresflut gesichert ; die Befestigungen bestehen auf der Landseite in Gräben und Wällen und auf der Seeseite in einigen

Grofs-Britaniens, der Balkan- und der iberischen Halbinsel.

Forts auf den vorgelagerten Inseln . Anatoliko im Nordwesten .)

181

(Fort Vasilades im Süden und

3) Patras , an der Südostküste des gleichnamigen Meerbusens , 34,200 Einwohner, ist leicht befestigt und hat eine starke Citadelle. Der Meerbusen von Patras hängt 8 k nordöstlich durch eine schmale , etwa 3 k breite Meerenge mit dem korinthischen Busen zusammen ; dieselbe wird durch 2 Kastelle, die sogenannten » kleinen Dardanellen « ,

verteidigt ,

wovon

das auf der Nordküste gelegene

castro Rumelias , das auf der Südküste liegende castro Moreas heifst.

1880 wurden noch einige Strandbatterien zur vollständigen

Schliefsung des Eingangs in den Busen gebaut. 4) Naupaktos (Lepanto), 8 k nördlich der kleinen Dardanellen , an einer steilen Bergterrasse ,

1500 Einwohner , hat einen kleinen , kreisförmigen versandeten Hafen mit engem Eingang und auf der Höhe des Berges ein viereckiges Kastell. 5) Neokastron (Navarin), an der schmalen Südwestküste, hat einen vorzüglichen

Hafen

mit engem,

leicht

zu

verteidigendem

Eingang ; die südlich über der Stadt liegenden Festungswerke sind unbedeutend. 6) Modon , 10 k südlich vom vorigen und 5 k nördlich der Insel Sapienza, auf einem Vorgebirge, 1000 Einwohner, wurde 1825 von den Türken zerstört , 1828 von den Franzosen neu befestigt, seitdem aber wieder vernachlässigt . 7) Koron , an der Westküste des gleichnamigen Golfes, 11 k nördlich des Capo Gallo, 2000 Einwohner, hat einen durch 2 Forts verteidigten Hafen. 8 ) Die Befestigungen auf den jonischen Inseln wurden von den Engländern bei der Übergabe an Griechenland grofsenteils zerstört, die Überreste sind aber immerhin noch von einiger Bedeutung . a) Korfu , auf einer Halbinsel der Ostküste der gleichnamigen Insel, 25,200 Einwohner ; die Festungswerke auf steilen Felsen über der Stadt waren mit Bastionen und Türmen versehen , sind jetzt aber verfallen. Mitten in der Bucht liegt die kleine Insel Vito , die mit ihren noch einigermassen brauchbaren Befestigungen Stadt und Hafen deckt ;

b) Fort Sta . Maura , an der Nordspitze der gleichnamigen Insel (Levkadia), 10 k südwestlich von Fort Punta ; c) Zakynthos Insel ,

17,500

(Zante) auf der

Einwohner ,

hat

eine

Ostseite Citadelle

der gleichnamigen aus

der

venetianischen Herrschaft, welche den Hafen beherrscht ;

Zeit der

182

Die Befestigungen der Schweiz, Dänemarks, Skandinaviens, d) Kapsali , an der Südküste der Insel Cerigo ( im Süden von

Morea) , 1400 Einwohner, wird von einer Citadelle beherrscht.

C. Am Archipelagus. 1 ) Monemvasia , auf einer durch eine 150 m lange Brücke mit dem Festlande verbundenen Felseninsel an der Südostküste, 1000 Einwohner, hat nur Überreste ehemaliger Festungswerke . 2 ) Nauplia , am Nordende des gleichnamigen Golfes (auch von Argos) auf einer kleinen , durch eine schmale Landzunge mit dem Festlande verbundenen Halbinsel , daher auch nur durch ein Thor zugänglich, 10,000 Einwohner, ist die einzige, wirklich widerstandsfähige Festung

des

Landes.

Die

Festungswerke

sind

von den

Venetianern angelegt und bestehen in der Umfassung und einigen Forts, darunter das auf hohem und steilen Felsen liegende Kastell (Citadelle) Fort Palamidi.

Der Hafen ,

der beste in Argos , wird

von einer befestigten Klippe im Eingang beherrscht. 3) Der vorzügliche Hafen Piräus , an dessen Ostküste die gleichnamige Stadt , 8 k westlich Athen und mit diesem durch Strafsen und Bahn verbunden , 21,600 Einwohner, liegt, wird südlich durch die nach Westen vorspringende Landzunge Munychia begrenzt, und hat einen nur einige Hundert Meter breiten Zugang, ist daher schon von Natur aus feindlichen Flotten nicht zugänglich. Um ihn noch mehr, und zugleich den Zugang zu der nördlich liegenden grofsen Bucht von Eleusis (Lewsina), welche als Zuflucht für die Flotte dienen soll , zu decken, wurden in den letzten Jahren in der Bucht von Phaleros, etwa 1600 m östlich von Piräus eine Batterie , desgleichen je eine auf der Halbinsel der Einfahrt und auf der Südanhöhe, und zwei auf der etwa 3 k westlich, zwischen Festland und Salamis liegenden Insel Lipsokatuli (Psylaty) erbaut, von welch' letzteren die nördliche auch zugleich zur Deckung der Torpedostation dient. Die sämtlichen Batterien sind mit 18 cm Armstrong-Geschützen armiert. Diese Arbeiten wurden , wie überhaupt alle Küstenbefestigungen von der Marine ausgeführt . 4) Euboa (Egripo oder Negroponte) wird durch den Talantiund Egripo- Kanal und deren schmale Verbindung, den Euripos, vom An der schmalsten Stelle des letzteren liegt ,

Festlande getrennt.

auf der Westseite der Insel, Chalkis (Egripo), 10,000 Einwohner. Die über den Kanal führende Brücke wird durch einen Brückenkopf auf dem Festlandufer, die beiden Häfen werden durch 2 Citadellen verteidigt.

Grofs-Britaniens, der Balkan- und der iberischen Halbinsel.

183

Der Euripo - Kanal ist durch 3 von einer Batterie gedeckte Minenlinien abgesperrt . Zum Abschlufs des Talanti-Kanals ist die Befestigung Insel in seinem nordöstlichen Ausgang ,

einer

dem Kanal von Trikero,

beabsichtigt.

XII. Spanien. Spanien , im Nordwesten und im gröfsten Teil des Nordens, im Osten und Süden vom Meere bespült, ist im Westen von Portugal nur stellenweise durch gröfsere Flüsse und Gebirgsketten geschieden ; im Allgemeinen ist also hier die Grenze keine natürliche ; im Nordeu endlich , gegen Frankreich, wird es durch das rauhe, fast nur auf den Paſsstrafsen überschreitbare Pyrenäengebirge, dessen Deboucheen leicht zu verteidigen und zu sperren sind, begrenzt, und aufserdem durch eine zweite , 100-130 k dahinter

befindliche , starke Ver-

teidigungslinie, den Ebro, gedeckt.

Die Nordküste verläuft fast geradlinig, ist wenig gegliedert, fällt schroff zum Meere ab und ist nur an verhältnismäfsig wenig Flufsmündungen und tief ins Land eingreifenden Meeresarmen zugänglich ; im übrigen hat sie viele kleine und gute Häfen , die aber in der Regel sehr schwierige Einfahrten haben. Ähnlich, wenn auch weniger schroff, ist die Westküste gestaltet, während die steilabfallende Süd- und die flachere Ostküste eine Menge weiter Meerbusen mit weit vorspringenden, felsigen Vorgebirgen, und im Ganzen nur wenig gute, wenigstens für Kriegsschiffe brauchbare Häfen besitzen, da die Mehrzahl der vorhandenen rasch und leicht versandet, und für die Instandhaltung zu wenig geschieht. Die Pyrenäen sind ein Kettengebirge von 430 k Länge und 20-110 k Breite, das in seinem südlichen Abfall in die durch die breiten Thalebenen des Aragon, Cinca und Segre (die natürlichen Zugänge zu den Pässen) durchfurchten , sich allmählich zum Ebro abstufenden Höhenzüge übergeht. Das ganze Gebirge zerfällt in 3 Hauptteile : Die Ostpyrenäen , vom mittelländischen Meere bis zum Thal der Garonne, mit einer mittleren Höhe von 2000-2500 m; die Mittel- oder Centralpyrenäen von hier bis zu den Thälern des Aragon und der Gave d'Ossau, mit 3000-3400 m und die Westpyrenäen mit 1000-1300 m. An Übergängen (Port oder Col genannt) sind etwa 50 vorhanden ; die wichtigsten sind : In den Ostpyrenäen : 1 ) Die Küstenstrafse und Bahn von Figueras über Collioures nach Perpignan ;

184

Die Befestigungen der Schweiz, Dänemarks, Skandinaviens,

2 ) die (schon von den Römern angelegte) auf französischer Seite durch das Fort Bellegarde gesperrte grofse Heerstrafse von Figueras über den Col de Pertuis nach Perpignan ; 3) die Strafse von

Campredon über den Col d'Aria nach

Prats de Mollo (französischer Sperrpunkt) und durch das Techthal nach Perpignan ; 4) die aus dem Segrethal (Puycerda über den Col de la Perche (4855 )

durch

das Techthal

(Montlouis

und

Villefranche)

nach

Perpignan oder durch das Audethal nach Carcassone ; 5) die von Puycerda über den Col de Puymoren (5945 '), oder von Seo d'Urgel durch das Andorrathal nach l'Hospitalet und Foix im Oriègethal ; 6) die aus dem Thal der Noguera Pallaresa, eines rechtsseitigen Nebenflusses des Segre, über den Col de Salau (6316 ') nach St. Girons und ins Garonnethal.

In den Centralpyrenäen : 1 ) Aus dem

Thal der

Noguera Pallaresa

über den Col de

Pallas , am Ostende der Maladetta, dem höchsten Gipfel des südlichen Pyrenäenzuges, ( 10722 ') in das Kesselthal der oberen Garonne und weiter nach Toulouse. 2) die

Strafse von Benasque über den gleichnamigen Paſs

(über 7000 ')

westlich

der

Maladetta ,

durchs

Luchonthal ,

nach

Montrejeau an der Garonne ; 3) aus dem Cincathal über den Paſs von Ourdissetou , östlich des Montperdu, nach Tramezaigues im Nestethal ; 4) aus dem Brotothale

(einem rechtsseitigen Nebenflufs des

Cinca) über die Rolandsbresche (8630 ') zwischen Vignemale (westlich) und Montperdu ins Thal der Gave de Pau und nach Lourdes ; 5 ) aus dem Gallegothale über den Pafs de la Peyre (8235 ') westlich vom Viguemale nach Lourdes. 6) die Strafse von Jaca über den Pafs von Canfranc ( 7040 ') westlich vom Pic du Midi nach Oloron (Portalet). In den Westpyrenäen : 1) Von Pamplona über Aviz und den Pafs von Roncesvalles (3030 ) nach St. Jean Pied de Port ; 2) von Pamplona über den Pals von Lanz (2672 )

nach

Bayonne ; 3) die Küstenstrafse und Bahn von Vitoria nach Bayonne. Spanien besitzt zwar eine grofse Anzahl von Festungen und sonstiger fester Plätze (man zählt deren gewöhnlich 92) allein der

Grofs-Britaniens, der Balkan- und der iberischen Halbinsel. Stand derselben ist oft ein geradezu jämmerlicher.

185

Möglicherweise

gelingt es dem im Jahre 1881 neugebildeten LandesverteidigungsKomite, das spanische Befestigungswesen wenigstens in der Hauptsache auf die Höhe der Zeit zu bringen ; vorläufig ist dasfelbe ganz ungenügend . Bei der grofsen Küstenausdehnung des Landes , Küsten gegen etwa 1200 k Landgrenzen ,

über 2100 k

spielt selbstverständlich

die Küsten- und Hafenbefestigung eine hervorragende Rolle. Ein grofser Teil der vorhandenen fortifikatorischen Anlagen stammt aber noch aus der Zeit der maurischen Herrschaft, oder ist zum mindesten noch in demselben Zustande , in dem er sich zu Anfang des Jahrhunderts befand , ist also total vernachlässigt, und nur wenige Plätze wurden in den letzten Jahren den Fortschritten der Neuzeit entsprechend umgeändert und verstärkt. Die sämtlichen Plätze und festen Punkte des Landes werden in 5 Klassen geteilt, wobei die nicht speziell klassifizierten zu den einfachen befestigten Depot- oder Hafen-Plätzen zählen .

A. Im Osten. a)

Zur

Küstenverteidigung beziehungsweise Deckung der Küstenstrafsen und Bahn : 1) Rosas ,

in

der Provinz

Gerona ,

Nordküste des gleichnamigen Golfes,

halbmondförmig

zur

an der

2900 Einwohner, hat einen

selbst für Kriegsschiffe zugänglichen Hafen. Die Werke bestehen aus : Hauptwall, Citadelle im Westen und dem kleinen aber starken Fort la Trinidad auf einem steilen , von 3 Seiten vom Meere umspülten Felsen im Osten der Stadt. 2 ) 9 k westlich davon das unbedeutende Castellon de Ampurias , am linken Ufer des Mugaflusses . 3) Gerona II. Klasse ,

die Hauptstadt der Provinz ,

Oña , unweit deren Mündung in den Ter , steht aus :

an

der

15,000 Einwohner , be-

a) der Neustadt (Mercadal) , auf dem linken Ufer der Oña, in der Ebene , Graben, und

mit einer Enceinte

von 5 Bastionen

und nassem

b) der Altstadt , auf dem rechten Ufer, am Westabhang des etwa

120 m

(über der Oña)

hohen Kapuzinerberges ,

sowie zum

kleineren Teil am Südwestfufs des nördlich von diesem gelegenen und von ihm durch die Schlucht des torrente Galligans getrennt, etwa 150 m hohen Montjoui ; dieselbe ist mit einer einfachen, starken und hohen Ringmauer abgeschlossen, welche im Norden , am Einflußs der Oña in den Ter das Bastion S. Maria , am nördlichen Teil der

186

Die Befestigungen der Schweiz, Dänemarks, Skandinaviens,

Ostseite das Bastion S. Christobal mit dem vorspringenden Turm Gironella und im Süden das Bastion Merced hat.

c) Auf dem Kapuzinerberge liegen : 1. 1 k südöstlich der Altstadt das Kapuzinerfort, ein bastioniertes Viereck mit gegen Süden vorliegendem Hornwerk ; 2. 200 m nördlich von diesem, etwas über 500 m östlich der Stadt, das Fort Connetable mit 3 Bastionen, auf dem höchsten und Mittelpunkt der ganzen Bergmasse ; 3. zwischen diesem und der Stadt die kleine Stadtredoute ; 4. etwa 300 m nördlich von Fort Connetable das kleine Fort Capitel ; 5. 300 m östlich von diesem das kleine Fort Calvario. Diese Forts liegen sämtlich mehr mit der Front gegen Süden, gegen den hohen Monte Livio zu , die Kehlen sind also von der Stadt abgewendet .

d) Auf dem Montjoui: 1. das Fort Montjoui , ein grofses bastioniertes Viereck , 400 m nordöstlich der Stadt ; 2. 3 diesem vorliegende runde Redouten :

etwa

Red. S. Louis (300 m

nördlich) ; S. Narciss (600 m nordöstlich) ; S. Daniel (300 m östlich). Bei allen Forts sind die Gräben teilweise in den Felsen gehauen, Kasematten aber sind nur wenige vorhanden. Die Brücke , auf welcher die Strafse nach Barcelona den Ter überschreitet , Werke .

liegt aufserhalb des

Interessant ist , wurde.

wirksamen

dafs die Stadt im

Feuerbereiches der

Ganzen

25 mal belagert

4) Hostalrich , III . Kl. , 30 k südlich Gerona, auf dem hohen und felsigen linken Ufer des Tordera , 2600 Einwohner. Nur die Oberstadt ist mit einer hohen , umgeben ; über

durch Türme

ihr liegt auf steilem Felsen

beherrschende Kastell ,

in

flankierten Mauer das

die

Umgegend

dessen Bereich auch die grofse Strafse

nach Barcelona liegt ; die Unterstadt ist offen , wurde aber bis 1810 durch einen mächtigen Turm geschützt. 5) Castello de Barcelona ;

Mongat , an der Küste,

12 k nordöstlich

6) Barcelona , I. Kl. , Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, 6 k nördlich der Mündung des Llobregat, ist nach Madrid die bedeutendste Stadt Spaniens, 249,100 Einwohner.

Sie zerfällt in die

westliche Stadt mit grofsartigen Prachtbauten ,

und die auf der

Südostseite des tiefen, aber vor Stürmen nicht ganz sicherm, durch



Grofs-Britaniens, der Balkan- und der iberischen Halbinsel.

2 Steinmolen bedeutend vergröfserten Hafens ,

187

auf einer schmalen

Landzunge gelegene, enge und schmutzige Vorstadt Barcelonetta . a) Die Wälle und

sonstigen Werke

der

alten Umfassung

sind zur Abtragung bestimmt.

b) Auf einem 240 m hohen vom Strande aus steil ansteigenden und daher von

hier aus unangreifbaren Felsrücken südwestlich der Stadt liegt das starke Fort Montjuich , ein unregelmässiges , bastioniertes Viereck , das die sich dicht am Fufs des Felsens ausbreitende Stadt vollkommen beherrscht , und Kasernen , Magazine u . dergl. enthält. c) Auf einem Felsvorsprunge am Nordostende der Stadt liegt, dicht am Hafen, die von Philipp V. angelegte Citadelle , die jetzt nur noch von geringer Bedeutung, zum Teil schon geschleift ist . d) Nordöstlich ist ein Fort vorgeschoben und im Süden liegt das stark befestigte Gebäude Atarazanas , ein ehemaliges Arsenal . e ) Der Hafen wird verteidigt durch die drei Batterien Real , und Alfonso. -- Der Bau eines grofsen verschanzten

Principe

Lagers ist beabsichtigt . 7) Tarragona , II . Kl . , Hauptstadt der gleichnamigen Provinz , an der Mündung (linkes Ufer) des überbrückten Francoli, 23,000 Einwohner, hat einen kleinen, nicht sehr tiefen , im Osten durch einen Molo gesicherten Hafen. Die auf einem 116 m hohen Berge gelegene Oberstadt ist mit einer starken, bastionierten Enceinte umgeben (ungefähr 9 unregelmässige Bastione und mehrere Aufsenwerke , besonders 2 Lunetten an der Nordfront) , die Unterstadt ist nur nach der Landseite befestigt, d . h . also im Osten und Westen, die mit der erstgenannten zusammenhängen und im Osten eine gebrochene Linie mit Lunetten, im Westen 2 Bastione mit Aufsenwerken bilden ; das Fuerte Real, ein bastioniertes Viereck, liegt hinter der Nordwestecke der Unterstadt-Umwallung. Fort Oliva.

Ungefähr 900 m nördlich liegen die Ruinen des

Der Hafen wird durch das Fort Francoli, am linken Ufer des Francoli und mit der Unterstadt verbunden, verteidigt. 8) 35 k südwestlich, an der Küste , Cast. de Balaguer (San Felipe). 9) Tortosa , II. Kl . , Provinz Tarragona, auf dem hohen , linken Ufer

des

überbrückten

Ebro ,

35 k

oberhalb

dessen

Mündung,

24,100 Einwohner. a) Die Enceinte besteht längs des Flusses , im Norden und Nordosten aus einer von Türmen flankierten Mauer,

Die Befestigungen der Schweiz, Dänemarks, Skandinaviens,

188

sonst aus einem bastionierteu Hauptwall mit einigen Aufsenwerken und gedecktem Weg; b) auf einem die Stadt überhöhenden , steilen Felsen im Südosten liegt die Citadelle ;

c) auf dem rechten Ebroufer ein Brückenkopf ,

genau im

Westen der Stadt ; auf dem linken nur wenig vor die Umwallung vorgeschoben : Fort de las Tenaxas , ein grofses Hornwerk mit Ravelin und Reduit, etwa 150 m von der Nordfront, hinter welcher die Citadelle liegt , Südfront.

Fort d'Orléans nicht ganz

100 m vor der

10) Peñiscola , III. Kl. , Provinz Castellon , auf einer felsigen Landzunge , 2500 Einwohner , ist mit Mauern umgeben ;

auf dem

76 m hohen Gipfel des Felsens über der Stadt liegt ein starkes Kastell. 11 ) Nules , an der Bahn und Strafse 18 k südwestlich Castellon de la Plana, 6 k von der Küste, 4400 Einwohner, hat eine einfache Umfassung. 12) Murviedro , Provinz Valencia, am Palancia, 4 k oberhalb seiner Mündung , 7000 Einwohner , ist auf den Ruinen des alten Sagunt erbaut und hat 7 alte, feste Schlösser. 13 ) Valencia , rechten

Ufer

des

Hauptstadt Guadalaviar ,

der 5

k

gleichnamigen Provinz , oberhalb

seiner

am

Mündung,

153,900 Einwohner , zählt zu den Plätzen I. Ranges , ist mit alten Mauern und Wällen umgeben. Der Hafen Villa nueva del Grao ist durch einen Damm geschützt, aber nicht besonders gut. Alcira , etwa 40 k südlich Valencia, auf einer Insel im Jucar, 25 k oberhalb seiner Mündung , 13,000 Einwohner , hat eine sehr alte Umfassung, kann eigentlich nicht mehr als fester Platz gelten . 14) 20 k südlich davon Jativa , Provinz Valencia, am rechten Ufer des Albaida , an einen steilen Felshang gelehnt, 15,600 Einwohner, wird von 2 halb verfallenen maurischen Kastellen beherrscht ; gilt zwar noch als Waffenplatz , ist aber ohne alle Bedeutung. Denia , Provinz Alicante, Hafenstadt, am Fufse eines mit einem Kastell gekrönten Felsens , nordwestlich vom Kap Náo , 3000 Einwohner. 15) Alicante , III . Kl. , Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, halbmondförmig am südöstlichen Fufs

und Abhang eines

280 m

hohen Felsberges gelegen, 34,900 Einwohner, hat eine starke Mauer als Enceinte ; auf dem Gipfel des Berges liegt die Citadelle , welche Stadt und Hafen beherrscht ; der durch 2 Vorgebirge ge-

Grofs-Britaniens, der Balkan- und der iberischen Halbinsel.

189

bildete , vorzügliche Hafen wird aufserdem durch einige Küstenforts und Batterien verteidigt. 16) Cartagena , II . Kl. , Kriegshafen, Provinz Murcia, hat mit den umfangreichen

Vorstädten

75,900

Einwohner ;

und

ist

das

3. Marine- Etablissement und Flottenstation Spaniens mit Werften , Magazinen, Docks u. dergl. , alles aber sehr vernachlässigt ; die Umfassung besteht aus einem starken Wall mit 8 Thoren und Mauern ; auf einem kahlen Sandsteinhügel im Hintergrunde des Hafenbassins sind die Ruinen eines alten , wahrscheinlich von den Karthagern stammenden Kastells ;

der hufeisenförmig von felsigen Höhen um-

schlossene, durch einen breiten Kanal mit dem Meere in Verbindung stehende Hafen , der sicherste und geräumigste der ganzen pyrenäischen Halbinsel

(über

3 k Durchmesser) ,

wird durch die die

Stadt rings umgebenden neuen Befestigungen , Hafenforts

(besonders

zu nennen sind Galeras ,

sowie eine Anzahl Atalaja und San

Julien) und Batterien gedeckt ; vor dem Eingang in denselben liegt die Insel Escombera mit dem Fort Atalaya. 17) An der Ostküste der Provinz Almeria liegen eine Anzahl älterer Küstenforts : Castillo de S. Juan de los Terreros , 12 k südwestlich von Aguilas ; Cast. de la Garrucha , 25 k südwestlich des letzteren ; 20 k südlich Cast. de S. Andrés de la Carbonera ; Weitere 10 k in südwestlicher Richtung , mit 8-10 k Abstand von einander, am Südostfufs der Sierra del Cabo de Gata : Cast. de S. Pedro , de Rodalquilar und de S. Felipe.

b) Auf den Balearen. 18 ) Mahon , II . Kl . , an der Ostküste von Menorca , 15,800 Einwohner, hat einen durch einen grofsartigen Molo geschützten , sehr geräumigen und sichern Hafen , der durch mehrere Forts und Batterien verteidigt wird, darunter das südlich am Eingang befindliche Cast. S. Felipe und das starke Fort d'Isabella II. oder de la Mola. 19) Palma , II . Kl . , Kriegshafen , auf der Südwestküste

von

Mallorka, Hauptstadt der Provinz Balearen, 58,200 Einwohner, hat einen durch einen grofsen Molo gesicherten Hafen . mit

einer durch

13 Batterien

verteidigten

Die Stadt ist

Mauer umgeben ;

der

kleine Hafenort Puerto Py, westlich von Palma, wird durch 2 Forts verteidigt. 20 ) Ibiza , an einer grofsen, schönen Bai an der Südostküste der gleichnamigen Insel, 7400 Einwohner, ist mit starken Mauern umgeben und hat eine Citadelle. Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LI., 2. 13

190

Die Befestigungen der Schweiz , Dänemarks, Skandinaviens , B. Im Süden .

a) Am mittelländischen Meere und an der Strafse von Gibraltar. 1 ) Almeria , Hauptstadt der gleichnamigen Provinz , 40,200 Einwohner hat einen guten ,

durch Dämme geschützten Hafen .

Die

Stadt ist mit Mauern umgeben und hat ein altes maurisches Kastell auf felsigem Bergrücken (Fort San Telmo) als Citadelle. Der Hafen wird durch Batterien verteidigt . 2) 25 k südwestlich davon , Cast. Roquetas .

nahe der Punta

de Elena das

3) 57 k westlich von diesem , das Cast. de Ferro , nahe der Punta Melonar und weitere 10 k westlich Cast. Corchuna , nahe am Kap Sacratif. 4) Velez - Malaga , Provinz Malaga, am linken Ufer des Velez, 3 k oberhalb der Mündung, 24,300 Einwohner, hat nur ein maurisches Kastell auf der dominierenden Anhöhe. An der Flufsmündung ist der Hafenort Torre de Mar. 5) 12 k südöstlich, dicht an der Küste liegt das Cast . Torrox, nahe südlich des gleichnamigen Ortes , und 7 k südwestlich , ebenfalls an der Küste das Cast. del Marques . 6 ) Malaga , II. Kl. ,

Hauptstadt

der

gleichnamigen

Provinz ,

und an der Bai gleichen Namens , 115,900 Einwohner , hat einen ziemlich versandeten ,

jedoch vielbesuchten Hafen ,

durch 2 grofse Dämme gesichert wurde.

der neuerdings

Auf steilem

Osten der Stadt , liegt das alte , umfangreiche ,

Hügel im

maurische Kastell,

dessen unterer Teil , die Alcazaba , jetzt verfallen ist , während der obere , Gibralfaro , von den Franzosen in eine feste Citadelle wandelt wurde , und noch jetzt als Fort dient . durch Batterien geschützt .

ver-

Die Molen werden

7) Im südwestlichen Teil der Provinz Malaga ,

28 k nördlich

Gibraltar, liegt an der Küste das Cast. de las Sabinillas . 8) Im nördlichen Teil der Halbinsel von Gibraltar zieht als Südgrenze Spaniens von der West- zur Ostküste ein niedriger mit Wachthäusern besetzter Wall, la linea , früher eine doppelte Mauer mit 2 gröfseren Flügelwerken : S. Felipe an der Bai von Algeciras und S. Barbara am Mittelmeer .

Nahe hinter dieser Linie liegt auf

hohem Felsen das Städtchen San Roque, Provinz Cadiz, 8000 Einw. 9) Algeciras , Provinz Cadiz , an der Westküste der Bucht, 12,500 Einwohner, hat einen durch Forts verteidigten Hafen. 10 ) Tarifa , III . Kl. , Provinz Cadiz, der südlichste Ort Europas, 12,200 Einwohner, war bis in die jüngste Zeit ganz in Verfall, so

Grofs- Britaniens, der Balkan- und der iberischen Halbinsel.

191

dafs es bis zum Jahre 1881 nicht einmal eine Garnison hatte.

Auf

der kleinen südlich vorgelagerten Isla de Tarifa befindet sich ein Kastell.

Zur Zeit besitzt die Festung 15 Batterien und 90 Geschütz-

emplacements , zahlreiche Pulver- und andre Magazine , nachdem in den letzten Jahren 6 Millionen für fortifikatorische Verstärkung , Armierung u . s . w. aufgewendet worden sind . 11 ) Ceuta , 28 k südlich Gibraltar gegenüber , auf einer Halbinsel in Marokko , 8000 Einwohner, besteht aus 4 Teilen : Dem Festlandsteil im Westen , der Altstadt , die mit diesem und der Neustadt im Osten durch Brücken verbunden ist , und dem nordöstlichen Teile, mit dem Berg Acho . a) Auf dem Festlandsteil liegen im Westen auf steiler Höhe die Ruinen des alten Ceuta , dicht an der Grenze ; im Osten eine Anzahl von Werken als Brückenkopf, mit vorgeschobenen Wachthäusern ; b) die Altstadt , auf einem Viereck von 500 m Länge und 250 m Breite , ist mit Mauern umgeben mit 2 Bastionen an den westlichen Ecken ; zwischen ihr und der Neustadt ist der kleine Hafen ; 2 Brücken stellen die Verbindung her ; c) der 1500 m lange und 700 m breite Teil der Halbinsel, auf welchem die Neustadt

(la Almina) liegt ,

fällt ebenso ,

wie der

vorige Teil, steil zum Meere ab, und hat eine Umwallung mit einer Anzahl Batterien : d) daran

schliefst sich

nordöstlich ein

2200 m

langes und

1500 m breites, in steilen Felsen zum Meere abfallendes Hochplateau, auf dessen Mitte sich der steile Felskegel des Monte Acho erhebt, der Abyla der Alten (eine der Säulen des Herkules). Der Rand des Plateaus ist mit einer Umwallung versehen ; an der Nordwestecke befindet sich in derselben die Batterie Torremocha, 200 m nördlich die Batterie Pineo Gordo und 200 m südlich Fortin de l'Amaro ;

an der Nordspitze der ganzen Halbinsel das

Fort Sta . Catalina und mit je 2-300 m Abstand westlich , bezw. südwestlich die Batterie proesimo de Sta . Catalina, und de Sansiño ; etwa 1 k südöstlich Fort Almina , am gleichnamigen Kap ; mit je 600 m Abstand südwestlich von letzterem die Batterie de la Torrecila und Fort de la Palmera ; 400 m weiter südwestlich Fort del Quemadero ; 600 m westlich von diesem, jedoch am Fufs der Höhe , dicht am Strande Fort del Sarchal , etwa 1 k südlich Amaro , als Anschlufs an la Almina ; auf der Höhe des Monte Acho liegt in einer Ausdehnung von 600 m Länge und 200 m Breite das Fort gleichen Namens mit einem unregelmäfsigen Umrisse und 6 Bastionen .

13*

192

Die Befestigungen der Schweiz, Dänemarks, Skandinaviens, Peñon de Velez de la Gomera , auf einer kleinen Klippen-

insel, an der Nordküste von Marokko, 120 k südöstlich von Ceuta, 900 Einwohner, hat ein altes Fort. Alhucemas , etwa 50 k östlich davon , kleinen felsigen Insel.

gleichfalls auf einer

Tetuan am Küstenflufs Martil, 18,000 Einwohner, hat 2 Forts . Melilla , auf einer Halbinsel der afrikanischen Nordküste, Almeria gegenüber, 3000 Einwohner, hat eine doppelte Umwallung. b) Am atlantischen Ocean . 12) Cadiz , I. Kl. , Kriegshafen mit Werften, Docks u . dergl. , und Flottenstation , Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, auf der äufsersten Spitze einer

in nördlicher Richtung

sich ins Meer er-

streckenden niedrigen Felszunge, die durch einen sandigen , nur etwa 400 m breiten Isthmus, über welchen Strafse und Bahn führt, mit der

Nordwestspitze der ,

Pedro)

vom Festlande

nur durch

einen

getrennten Insel Isla

schmalen

Kanal (San

de Leon zusammen-

hängt, 65,000 Einwohner. Über den Kanal führt eine Schiffbrücke und die befestigte Eisenbahnbrücke el Suazo. Durch die genannte Landzunge ist die westliche Begrenzung

einer

grofsen Bai her-

gestellt , deren nördlicher , mehr offener Teil die Bai von Cadiz, während der südliche, durch eine nur 600 m breite Passage zugängliche die von Puntales heifst ; in der letzteren liegt die Insel Trocadero, während vor dem oceanischen Eingang das Inselchen San Pedro ist. Das Trinkwasser mufs in die Stadt von Puerto de Santa Maria, im Nordosten der erstgenannten Bai , herbeigeschafft werden .

Die

an sich bereits grofse Verteidigungsfähigkeit des Platzes wurde schon frühzeitig durch Anlage kolossaler Werke erhöht ; dieselben gerieten aber im Laufe der Jahre in Verfall, und erst in neuester Zeit wurden wieder umfangreiche Verbesserungs- und Verstärkungs-Arbeiten ausgeführt , um Cadiz den modernen fortifikatorischen Anforderungen gewachsen und wieder zum ersten und festesten Bollwerk des spanischen Küstenlandes zu machen. a) Die Festung selbst ist mit einem starken und 13 m hohen Wall mit bombenfesten Kasematten und Bastionen umgeben , der jedoch in der letzten Zeit an den meisten Punkten abgerüstet war ; erst neuerdings wurden in den Batterien der Hauptumfassung fast ausschliesslich Geschütze schwersten Kalibers aufgestellt. (Darunter 14-21 cm Haubitzen , 10-15 cm Hinterladungskanonen und auf der Laudfront 7-14 cm. ) Die Stadt hat mehr als 3 k Umfang und 2 Thore , das See- und das Landthor , vor welchem letzterem die Vorstadt San José liegt.

Grofs-Britaniens, der Balkan- und der iberischen Halbinsel. b) Die

Hauptstützpunkte

der

nördlichen

Front

sind :

193 Die

Batterie Soledad , im Nordosten , eines kleines, mit Pulver- und sonstigen Magazinen und vollkommen gedeckten Verteidigungskasematten versehenes Fort , in welchem besonders vier Riesengeschütze Aufstellung fanden, davon zwei, dreifsig Centimeter, über Bank feuern, während die anderen , zwei 35 cm, in einer Kasematte stehen. westen.

(Geschofsgewicht 190 kg.) Die Batterie Bonete im NordEine Landung wird im Norden aufserdem durch zahlreiche

verborgene Klippen

erschwert ,

wenn

nicht überhaupt verhindert.

(Cochinos, Pueras.) c) Im Westen wird die Stadt durch das , etwa 800 m entfernt, auf einer Insel liegende Fort San Sebastian gedeckt, (mit einem 32 m hohen Leuchtturm ) . d) Auf der schmalsten Stelle des Isthmus (an der Westküste), etwa 3,7 k südlich Cadiz , liegt das starke Fort Cortadura de San Fernando , der Schlüsselpunkt von der Landseite her. e) Zur Verteidigung des Isthmus gegen die Seeseite dient ferner das etwa 4 k weiter südöstlich, da wo derselbe mit der Insel de Leon zusammenhängt , an der Westküste befindliche Fort Torre Gorda. f) Die im

Nordosten von Isla de Leon, 10 k südöstlich Cadiz

liegende Stadt San Fernando ,

26,800 Einwohner ist stark be-

festigt. g) An der schmalen Passage, welche die Bai von Puntales und die von Cadiz verbindet ,

3 k südöstlich der Stadt , liegt auf der

westlichen Seite, also an der Ostküste der Landzunge, Fort Puntales , mit schweren Geschützen nach System Barrios versehen , und gegenüber, auf der Westseite des Vorsprunges (Trocadero), welcher die beiden Baien trennt Fort Matagorda , an der Stelle des früheren gleichnamigen Forts neu aufgebaut, mit Kohlenstation und dem besten Landungsplatze ; >die beiden Puntales «.

die beiden Forts heifsen auch

zusammen

h) 1100 m südöstlich vom letztgenannten ist das Fort S. Luis ; dieses deckt im Verein mit den beiden vorgenannten i) das im innersten ,

östlichen Winkel der Bai

von Puntales

befindliche, grofse, befestigte See- Arsenal la Caraca , etwa 2½ k nordöstlich San Fernando. k) Bei Puerto Real , am Nordostwinkel der Bucht, etwa 3 k nördlich des Arsenals , ist der Bau eines verschanzten Lagers beabsichtigt. 1) Am jenseitigen Ufer der Bucht von Cadiz, etwas über 5 k

194

Die Tracht der Husaren in ihrer geschichtlichen Entwickelung

nordöstlich der Stadt (gegenüber dem Kap S. Philippine), liegt das wichtige, alte Fort (Citadelle) Santa Catalina del Puerte , welches vollständig umgebaut und 1881 durch Batterien mit Kalibern gegen Dasselbe verteidigt im Verein mit Panzerschiffe verstärkt wurde. der Festung Meere her.

selbst

in

den Eingang

die

vom

Buchten

offenen

m) 2 k nordwestlich vom letzteren , ebenfalls an der Küste ist Fort Rota , etwa 20 k südlich Sanlucar. 13) Sanlucar de Barrameda , Provinz Cadiz , am linken Ufer der Guadalquivir, an dessen Mündung, 17,600 Einwohner, hat ein Kastell im Westen (Cast. del Espirito Santo) ; der Hafen wird durch einige Batterien verteidigt . Gibraleon ,

Provinz Huelva, am linken Ufer des Odiel, 20 k

nördlich dessen Mündung, im Norden.

4300 Einwohner, hat eine Citadelle (?) (Schlufs folgt.)

XIV .

Die Tracht lichen

der

Husaren

Entwickelung

in

ihrer

geschicht-

und gegenwärtigen

Gestaltung.

Von B. P.

I. Die Anfänge des Husarentums in Ungarn . Der Husar , sein Name und seine Tracht stammen aus dem Lande der Magyaren ; König Mathias Corvinus von Ungarn , welcher von 1443 bis 1490 lebte , ist der Schöpfer der Waffe .

Als er den

Thron bestieg, lag das Heerwesen seines Reiches im Argen ; es mufste regeneriert werden , um das Land gegen die immer drohender werdende Türkengefahr wirksam schützen zu können . Auf dem Szegediner Reichstage ,

welcher bald nach seiner Thron besteigung

zusammentrat , schlug er vor , dafs zur Aufbringung der Banderien vom Lande der zwanzigste Mann gestellt werden solle. Die

und gegenwärtigen Gestaltung.

195

Versammlung sah die Notwendigkeit ein , die nationale Wehrkraft zu stärken, und stimmte zu. Aus dieser Zeit rührt die Bezeichnung Husar.

Husz heifst zwanzig ; die an das Stammwort gehängte End-

silbe , ar , fälschlich oft mit Löhnung übersetzt oder gar für den Namen einer Münze gehalten , ist einfach eine Bildungssilbe , ganz wie unser ähnlich klingendes » er « in Schüler, Brauer, Schneider u. s . w .; es ist eine Wortbildung, welche im Ungarischen häufig vorkommt. Huszár , wie man in Österreich-Ungarn richtig schreibt, heifst also einfach der Zwanzigste . Die Truppe, welche wir unter diesem Namen entstehen sehen , rechtfertigt ihre Bezeichnung allerdings nicht völlig ; denn Husaren wurde nur die Reitertruppe genannt , während aus der auf jene Weise aufgebrachten Mannschaft auch Fufsvolk hervorging ; es waren die Haiducken . Auch sie waren »Zwanzigste hussarisch Reitterei« kennen lernte. Auch im Gebrauch der >hussarischen Tärtschlein « ,

d. h.

der leichten Schilde , deren die

Husaren sich im Gefechte mit Erfolg bedienten, liefs er sich unterweisen. Nach und nach legten aber die Husaren die Trutzwaffen ab.

196

Die Tracht der Husaren in ihrer geschichtlichen Entwickelung

Schon 1515 werden türkisch gekleidete Husaren erwähnt ; ein Holzschnitt aus dem Jahre 1534 giebt ihnen als Kopfbedeckung einen gewöhnlichen runden Hut, ein Buch aus dem Jahre 1545 zeigt sie so ziemlich in der noch jetzt gebräuchlichen Nationaltracht. Der etwas platte Kalpag ist mit Borten geziert, der Schnurrock reicht bis über die Knie , der Säbel (Schebla , Szaybla) ist breit, leicht geschweift und ohne Spitze , die lange Lanze zeigt ein gespaltenes Fähnlein . Um schwerbewaffneten Gegnern beikommen zu können , führten sie an der rechten Seite des Sattels lange spitze Stofsdegen oder auch Streitäxte (Balta) und Hämmer (Czathan , Tschakau ) Stielen, um der Feinde Rüstungen aufzuschlagen.

mit langen

Dillich's Kriegsbuch (1607 erschienen) giebt zwei verschiedene Beschreibungen von Husaren . Einmal schildert es sie mit Helmen und Panzerhemden

ausgerüstet ,

mit Säbel , Stecher ,

einer langen

Lanze (Copey), deren Stange rot und weifs angestrichen war und einen Knopf vor der Faust hatte, und einem Puffer oder Faustrohr, in einem Futteral hinten am Sattel, bewaffnet ; die Führer mit rotem Röcklein über dem Panzer und durch den Buzogan, einen Kommandostab in Form eines kleinen Streitkolben, ausgezeichnet ; dann stellt. es sie auch ungepanzert dar , mit einem Spiefs und einem hackemesserartigen Säbel .

In kriegerischer Thätigkeit treten sie auf deutschem Boden zuerst im Schmalkaldischen Kriege auf.

Es gab daheim genug für

sie zu thun ; teils galt es, des Reiches Grenze wider den türkischen Erbfeind und gegen die Einfälle raub- und heutelustiger Nachbaren zu verteidigen , teils handelte es sich darum , unter Führung von aufständischen Grofsen die Waffen wider das Haus Österreich zu tragen oder für dieses gegen jene zu fechten .

So kam es, dafs das

Erzhaus die Husaren zu Kämpfen aufserhalb ihres Heimatlandes Unter den Truppen aber , welche noch nicht verwendet hatte. König Ferdinand wider die Schmalkaldener Verbündeten entsendete , befanden sich ihrer zwölfhundert unter Franz Niary ; türkische Hussirer nannte sie das Volk wegen ihrer fremdartigen Kleidung und ihrer ihm unverständlichen Sprache ; sie sollen Sturmhauben und lange Gewänder , bisweilen auch Panzer, und Halbstiefel getragen haben und waren nach dem Berichte eines Augenzeugen , >>auf ihren leichten Rossen , mit Tartschen und Spiefsen ziemlich wolDen Zorn der Anhänger des Schmalkaldischen Bundes gerüstet. Auftreten in hohem Grade ; sogar Pasquille , wie sie damals sehr im Schwunge waren , ergingen über das türkische Volk, welches man gegen Christen ins Feld führe. Zum Siege bei Mühl-

erregte ihr

und gegenwärtigen Gestaltung. berg im Jahre 1547

197

trugen sie wesentlich bei ; ein dreistündiger

Galopp brachte sie an die Elbe , diese durchwateten sie , stürzten sich auf den Feind, trieben ihn in die Flucht und nahmen bei der Verfolgung in der Lochauer Heide den Kurfürsten Johann Friedrich gefangen. wach .

Die

Erinnerung an ihr Erscheinen blieb in

Sachsen

Als im folgenden Jahre Kurfürst Moriz aus Anlafs der Ver-

mählung seines Bruder August in Torgau einen Scherzkampf veranstaltete, traten die Teilnehmer in roten, blauen , gelben und grünen Husarenkleidern auf und 1553 wurde zu Dresden ein ähnliches Schauspiel gegeben. Während des dreifsigjährigen Krieges finden wir das Kleid des Husaren ,

das

schnurverzierte

ungarische

Nationalkostüm ,

durch

welches das Panzerhemde nach und nach verdrängt wurde , bei den Kroaten ,

wie jene für den Dienst der

auch

leichten Reiterei

bestimmt und, wie sie, meist der ungarischen Nationalität angehörend . Es waren wilde, räuberische Gesellen ; Questenberg deutet den Ruf, in welchem sie standen , an , indem er , dem meist genannten ihrer Führer, Isolani , gegenüber, sich glücklich schätzt , >noch einiges Gold vor den Fingern der Kroaten gerettet zu haben « . Zügellosigkeit , Grausamkeit,

Raub-, Mord-

und

Plündersucht brachten

die Truppe aller Orten in den übelsten Leumund, so dafs der bessere Teil der Söhne Arpad's den Eintritt in ihre Reihen bald verschmähte und der Name Husar der bleibende wurde. Auffallend lange hat die Bezeichnung »Kroat « sich in Frankreich erhalten , doch bezeichnete er hier etwas wesentlich Anderes. Nachdem nämlich seit dem Jahre 1635 verschiedentlich fremdländische geworbene Reiter ,

meist ungarischer Herkunft

in den

Feldzügen des dreifsigjährigen Krieges aufgetaucht und ebenso rasch wieder verschwunden waren , bekam am 13. Mai 1643 ein Graf Balthazard aus Saintonge den Auftrag , aus den Resten aufgelöster derartiger Truppen ein Regiment Royal- Croates zu bilden, welches, ohne husarische Kleidung zu tragen , als Kavallerie-Regiment , wie jedes andere bis zur Revolution bestanden hat . II. Die Anfänge des Husarentums in Polen und Russland . Eine ganz andere Bedeutung hatte der Name Husar in Polen. Hier bildete die Truppe den Hauptteil der schweren Reiterei, den Dienst der leichten versahen die Kasaken.

In den Reihen jener

dienten die reichsten Edelleute ; ein jeder von ihnen war von vier seiner Hintersafsen, Pacholeks genannt, gefolgt. So treffen wir sie namentlich im sechszehnten Jahrhundert unter Stefan Bathory

Die Tracht der Husaren in ihrer geschichtlichen Entwickelung

198

( 1579-99) an. Seine Husaren waren von Kopf bis zur Zehe in Eisen gehüllt , zu Schutz und Trutz wolbewahrt , sie führten die lange Copey, Säbel , Panzerstecher und Streithämmer. Dabei oft noch Schufswaffen ,

anfangs

Bogen und Pfeile ,

später Karabiner

Pistolen . Das Gefolge war leichter gerüstet. Ähnlich war es zu noch späterer Zeit in Russland.

und

Im Jahre

1638 werden dort die Gussary als Schlachten - Kavallerie erwähnt ; sie gehörten zu den Truppen ausländischer Ordnung, d. h. zu den nach abendländischem Muster formierten, waren schwer geharnischt und blieben es sogar länger als die übrigen Reitergattungen des Zarenreiches ; noch 1697 war bei den unter Peter dem Grofsen stattfindenden Heeresübungen ihr erstes Glied vom Scheitel bis zur Zehe in Eisen gehüllt .

III .

Der Übergang zur jetzigen Husarenwaffe .

Seit Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts sind österreichische Husaren, fast ausschliefslich ungarischer Nationalität , in allen Kriegen des Kaiserreiches den übrigen Truppen unentbehrliche Kampfgenossen geworden ; auf allen Schlachtfeldern , über welchen der Doppelaar flatterte, haben sie sich ihnen als willkommene Mitstreiter bewährt : wachsam im Sicherheits-, gewandt im Aufklärungsdienste, unausgesetzt thätig

um

des

Feindes

Verbindungen

zu

stören,

die

eigenen

zu schützen, findig und rasch, tapfer und unermüdlich, mit kurzen Bügeln, langen Sporen und scharfen Klingen . Zunächst freilich traten sie noch nicht als Formationen auf, welche über die Dauer eines jeweiligen Krieges hinaus bestanden . Von einer Uniformierung war daher bei ihnen noch nicht die Rede. In ihren Reihen dienten die reichsten Magnaten , in die glänzende, schimmernde Nationaltracht gekleidet , welche das Muster für das Kleid des Husaren geworden ist.

Der Schnurrock, Attila, oder wie

man in Ungarn schreibt Atilla, genannt, mit Knöpfen und Knebeln aus edelem Metall oder, an Stelle derselben , mit Edelsteinen besetzt, war ein charakteristischer Teil ihrer Tracht ;

vorn offen,

liefs er

mitunter ein Drahthemd sehen oder auch goldene und silberne Platten, Überbleibsel der Panzer , welche auf der Brust getragen wurden ; auf dem Haupte sals eine Pelzmütze, der Kalpag oder die Kuczma, mit der Reiher- oder mit Adlerfedern , dem alten Abzeichen des erprobten Kriegers verziert ; die Pferdeausrüstung war reich mit Silber und Gold beschlagen oder ausgelegt ; als Zeichen ihrer Würde führten die Offiziere vielfach kleine Kolben , gleichfalls mit Silber, Gold und Edelsteinen verziert , die oben erwähnten Buzogau oder

199

und gegenwärtigen Gestaltung. Busikan .

Unter den Waffen , welche meist aus Säbeln, Karabiner

und Pistolen bestanden, ist die Lanze fast verschwunden. Nicht alle Husaren dürfen wir uns freilich so reich gekleidet und in so schimmernder Waffenpracht denken.

Neben den glänzenden

Erscheinungen der Führer reitet der einfache Sohn der Puszta : ein Pelz

im

eigentlichen Sinne des

Wortes,

d. h.

ein Tierfell,

die

Kutza, schützt ihn gegen Wind und Wetter, gegen die schneidende Kälte des Winters, wie gegen die brennende Hitze des Sommers ; wenn es kalt ist, trägt er die Pelzseite nach Innen ; wenn es heifs ist, kehrt er das Rauhe nach Aufsen ; sein Haupt ist kahl geschoren, aber oben auf dem Wirbel ist ein Schopf stehen geblieben, der eingeflochten oder in langen Strähnen nach hinten fällt, er reicht ihm bis auf den Rücken und schützt seinen Nacken gegen den Hieb ; den langen Bart trägt er in Zöpfe geflochten , zuweilen bindet er kleine Bleikugeln hinein .

Statt des prächtigen Rosses von arabischer

Zucht mit zierlichem Kopfe , grofsem sprechendem Auge , weitgeöffneten Nüstern, feinem Halse, hohem Widerrifs, kurzem Rücken , stählernen Beinen, steinharten Hufen und hochgetragenem Schweife, welches der Magnat tummelt, reitet der gemeine Husar das Pferd seiner heimatlichen Steppe ,

klein und unansehnlich ,

aber unver-

wüstlich, genügsam und abgehärtet gegen alle Unbilden der Witterung . Sein Reiter ist auf dem Pferde grofs geworden ; Mann und Rofs verstehen sich in allen Lagen, sie bilden ein Ganzes.

Das Sattelzeug ist von

ursprünglichster Art ; die Grundlage desfelben bildet der ungarische Bock, seiner Zweckmässigkeit wegen , allerdings sehr umgestaltet, bei der Husarenwaffe und bei vielen anderen berittenen Truppen noch jetzt im Gebrauch. In seiner primitiven Gestalt besteht er nur aus Holz und Leder, es ist nichts Eisernes daran, hölzerne Nägel verbinden die »gewachsenen « Zwieseln , welche man jetzt durch eisenblecherne ersetzt , mit den Sattelbäumen ; Schnur- und Binderiemen, wie sie der Csikos, der Pferdehirt der Puszta , überall selbst herstellt, vertreten die Stellen der Schnallen, er versteht sie zu künstlichen Knoten zu schürzen ; ein Wolfspelz, eine Hirschhaut, ein Schaffell oder dergleichen bedeckt den Sattel. Des Türken krummer Säbel ist des Husaren Lieblingswaffe.

IV.

Die Husarentracht des 18. Jahrhunderts .

Die erste österreichische Husarentruppe , welche auch nach beendetem Kriege beibehalten wurde, war das jetzige 9. Regiment, Fürst Franz Liechtenstein , 1688 aus dem im Jahre 1685 errichteten Husarencorps des General der Kavallerie Graf Adam Czobor gebildet .

200

Die Tracht der Husaren in ihrer geschichtlichen Entwickelung

Franz Liechtenstein Husaren sind somit das älteste Husarenregiment der Welt .

Seiner Aufstellung folgte bald die Formation anderer

Regimenter nach. Die Mannschaft trug zunächst die Uniform, welche etwa der ärmere Husar getragen haben

mochte ;

Jahre 1700 zeigt ihn uns in eine ,

eine Abbildung aus dem

mit einigen Schnüren verzierte

hellbraune Jacke gekleidet, mit hellblauen Hosen in den gelbledernen Stiefeln, eine braune Pelzmütze, aus welcher ein roter Beutel hervorhängt, auf dem Kopfe ;

die Säbeltasche aus weichem Leder ,

zur

Aufnahme kleinerer Bedürfnisse bestimmt, hängt an einem über die rechte Schulter gehenden Riemen an der linken Seite. Bald aber nahmen die ungarischen Husaren in ausgesprochener Weise die kleidsame Tracht an, welche dem Äufseren der Truppe ihr

charakteristisches Gepräge giebt ; seit dem Anfange des acht-

zehnten Jahrhunderts finden wir sie mit derselben angethan .

Von

Österreich ging diese Tracht, mit der Truppe selbst , in die meisten Heere Europas über.

Die nachstehende Darstellung findet daher auf alle

Husaren des vorigen Jahrhunderts mit geringen Abweichungen ihre Anwendung . Des Husaren Leibbekleidung bestand derzeit aus zwei Stücken, aus dem Dolman , aufserhalb Ungarns anfänglich auch Kamisol, Jacke oder Weste genannt, und aus dem Pelz. Der Dolman ist eine

reich

verschnürte Jacke

mit Ärmeln und meist

ganz kurzen Schöfsen ; der Pelz ein ganz ähnliches Kleidungsstück, nur weiter als jener und mit längeren Schöfsen, welche jedoch selten bis unter das Gesäfs hinabgehen.

Letzterer ist dazu bestimmt bei

schlechtem Wetter über ersteren gezogen zu werden.

Liegt keine

Veranlassung vor, ihn in dieser Weise zu benutzen , so hängt er an einer Schnur,

der Pelzpeitsche

oder Pelzstrippe auf dem Rücken

oder auf der Schulter. Ursprünglich , wie oben erwähnt wurde, diente er dazu » nach dem Winde « gehängt zu werden ; später, als die militärische Zucht und Ordnung und das soldatisch geschulte Auge vollkommene Gleichmässigkeit im Anzuge erheischten, hat ihm das Reglement einen festen Platz angewiesen. Meist hängt er auf der linken Schulter und hier findet er am zweckmäfsigsten seine Stelle, weil er hier die Zügelfaust und den linken Arm schützt und der rechten Hand im Gebrauch der Waffen nicht hinderlich ist. Die Benennung Pelz rührt von der Verbrämung mit Rauchwerk her , welche sich meist am Kragen und an den Ärmelaufschlägen befindet, und Erinnerung

an

rings

um Brustteile und

das Tierfell ,

Schöfse herumgeht,

eine

welches den Vorvätern der Husaren

201

und gegenwärtigen Gestaltung. zum Schutz gegen die Unbilden der Witterung diente. gegnen dem Pelzbesatz in allen Waldes trägt,

Farben ,

Wir be-

wie ihn das Tier

schwarz und weifs , grau und braun ,

des

meist ist er

kraus und wollig, doch kommt er auch anders vor ; so verwendeten die Bayern für das blaue Husarenregiment ,

welches der General-

Adjutant Baron Lidl von Borbula 1688 in Ungarn errichtete, in Amberg beschaffte Wolfshäute .

Wenn der Pelz angezogen ist, so

wird die Pelzpeitsche kokett um den Hals oder um die eine Achsel geschlungen. Der Schnurbesatz , welcher Dolman und Pelz verziert, ist in geschmackvoller Anordnung, an vielen Stellen in kunstreicher Verschlingung,

aufgesetzt;

kantiger Schnur. hier

müssen

sie

er besteht aus Platt-,

Ketten- oder vier-

Namentlich auf der Brust finden sich die Schnüre , den Dienst der

Knopflöcher

mit übernehmen ,

indem ihre schlingenartig gestalteten Enden über den Knopf oder den Knebel (seiner Gestalt wegen auch » Olive « genannt) der entgegengesetzten Brusthälfte geschleift werden.

Das Knopfloch des

Husaren , d. h. die dessen Stelle vertretende Schlinge , sitzt auf der linken, der Knebel auf der rechten Seite,

der Husar knöpft also

von rechts nach links, während sonst der Soldat die einreihige Uniform von links nach rechts knöpft .

Zuweilen ist die Zahl der Brust-

schnüre nicht gröfser als für diesen Zweck erforderlich ist, mitunter sind sie aber in weit bedeutenderer Zahl vorhanden und nicht selten bedecken sie die Brust fast vollständig, so dafs von dem darunter befindlichen Uniformtuche kaum etwas zu sehen ist . Knöpfe mehr oder weniger erhaben . — oft auch kugelförmig, glatt oder als Rosetten u. dergl. gearbeitet, und Knebel in verschiedenen Formen pflegen gleichfalls in reicher Menge und weit über den Bedarf hinaus die Uniform zu schmücken.

Aufserdem sind in der Regel die Kragen .

und die Rückennähte mit Schnüren besetzt , die Schöfse und Brustteile mit solchen eingefafst ; auch auf den Ärmelaufschlägen, und wo sonst noch Platz ist, finden sie sich. Wenn der Besatz bei den Mannschaften weifs ist , tragen die Offiziere ihn in der Regel in Silber, wenn er gelb, in Gold. Charakteristisch für den Husaren war in alten Zeiten ein herzförmig gestalteter Lederfleck , Tuch der Uniform genäht wurde.

welcher am Ellenbogen auf das » Der Husar trägt das Herz am

Ellenbogen « , heifst es daher, wenn man seine Gefühle dem schönen Geschlechte gegenüber verdächtigen will. Namentlich in Preuſsen finden wir den Lederflek. Woher kommt er und was bedeutet er ? Hatte er den rein praktischen Zweck , die Uniform zu schützen , wenn

202

Die Tracht der Husaren in ihrer geschichtlichen Entwickelung

ihr Träger im

oberschlesischen

Kretscham safs ,

den gepaschten

vinum hungaricum trinkend und aus der kurzen Pfeife mächtige Tabakswolken, Wansener Einlage, Ohlauer Deckblatt, vor sich hin blasend, das sinnende Haupt in die Hand gelegt und die Arme auf den Tisch gestützt ? Oder war es ein Amulet, welches gegen des Feindes Hieb und Schufs feien sollte ? Die Ausrüstung mit dem Pelz schlofs nicht aus, dafs der Husar daneben noch einen Mantel hatte . Die Anforderungen , welche z. B. Friedrich der Grofse an seine

Husaren stellte,

erklärlich , dafs sie ihn nicht gut entbehren konnten .

machen

es

Im Teil III ,

Titel 15 , seines » Reglements vor die Königlich Preufsischen Husaren Army and naoy journal (Bd . XXI . , vom 7. April d . J. S. 822 ) berichtet , sollen im nächsten Jahre je 750 Repetier- Gewehre

der

Systeme

Hotchkifs ,

Lee und Chaffee- Reece fertig sein , um zu gröfseren Versuchen ausgegeben werden zu können . Das Spencer - Lee System wird voraussichtlich bis dahin auch in gröfserer Anzahl zur Anstellung von Versuchen bereit sein . In England haben die verschiedenen Systeme des Österreichers Mannlicher

Aufsehen

erregt

und

Gattungen zur Erprobung gelangt. Gewehr mit

sind

in

drei

verschiedenen

Die erste derselben ein Magazins-

Rohrbündel - Magazin enthält

Rohre im

Kolben ,

welche gemeinsam in einer Stahlhülle liegen und zusammen 20 Patronen aufzunehmen vermögen. Waffe 5,4 k wiegen.

Mit 21 Patronen geladen soll die

Die zweite, einfachere Form des Mannlicher- Systems besitzt ein Magazin für 12 Patronen, das sich unmittelbar in das PatronenLager öffnet.

Das dritte Modell zeigt ein anhängbares Magazin

214

Der gegenwärtige Stand der Repetier-Gewehr-Frage.

für 10 Patronen, das ebenso leicht und rasch wie ein Bajonet mit dem Gewehr verbunden und von demselben getrennt werden kann . Wie die >> Internationale Revue« (I. Jahrgang, Juni-Heft, S. 288) berichtet , haben.

soll das letztgenannte

System Aussicht

auf Annahme

Soviel wir wissen, ist auch jenseits des Kanals eine Umänderung der englischen Armee-Waffe in ein Repetier-Gewehr eingehend geprüft worden. Dieselbe ist von dem englischen Obersten Fosbery vorgeschlagen und besteht aus einem an der linken Seite des Verschlufs-Gehäuses befestigten Magazin für 10 Patronen , welche von einer Feder nach oben gedrückt werden.

Eine mit dem Verschlusse

in Verbindung stehende Repetitions-Verbindung gestattet, dafs nach jedem Öffnen des Verschlusses nnd nach erfolgtem Auswerfen der abgeschossenen Patronen-Hülse eine Patrone aus dem Magazin auf die Lademulde fällt. Mit der

Prüfung der verschiedenen

Systeme

von

Repetier-

Waffen wurde eine im März d. J. zusammengetretene Kommission betraut, die aus zwei Infanterie-Obersten , einem Artillerie- Obersten, einem Oberst-Lientenant und einem Major als Sekretär , sowie aus einem Marine-Offizier besteht. (Vgl . Armee- Blatt, S. 199 v. 1883). Man scheint jedoch in England noch nicht von der Notwendigkeit der Einführung einer Repetier-Waffe völlig durchdrungen zu sein , indem ein Einlader nach dem System eines Enfielder Beamten Namens Magee bereits seit Ende vorigen Jahres in gröfserer Zahl eingehenden Versuchen unterzogen wird . Derselbe zeichnet sich durch kleines Kaliber ( 10,15 mm ) und grofse ballistische Leistungen aus. In Italien war längere Zeit der Vetterli'sche Repetier-Mousqueton (Büchse) M 72 in Erprobung , derselbe scheint jedoch die gehegten Erwartungen nicht befriedigt zu haben . Im Jahre 1880 fanden im Lager zu St. Maurice Vergleichs-Versuche statt , welche das Modell bestimmen sollten ,

mit dem bei den

Truppen - Teilen

gröfsere Proben anzustellen seien. In Folge dessen wurde das System , welches der italienische Hauptmann Bertoldo zur Umänderung des Vetterli'schen Einladers vorgelegt hatte, im Laufe des Jahres 1881 in je 50 Exemplaren bei einem Infanterie- , einem Bersaglieri-Regiment und einem Alpenjäger- Bataillon erprobt. Ausserdem gelangten bei den königlichen Karabiniers 25 Repetier-Mousquetons System Bertoldo und 41 teilung.

Repetier-Mousquetons System Vitali

zur Ver-

Beide Systeme bilden eine Umänderung des italienischen Einladers. Bertoldo's Waffe zeigt das Magazin im Vorderschaft für

Der gegenwärtige Stand der Repetier-Gewehr-Frage.

215

11 Patronen, Vitali's erstes System ein solches im Kolben, das andere ein solches im Vorderschaft.

Es scheint jedoch , dafs Bertoldo's System den Vorrang gewonnen hat, da , wie das Militär-Wochenblatt (No. 2 von 1883) berichtet , an das Marine-Departement in Venedig 500 Repetier-Gewehre des genannten Systems abgeliefert wurden. Bei mehreren italienischen Reiterei-Regimentern waren nach dem Armeeblatt ( 1883, S. 570 , August) je 50 Vetterli - Karabiner M. 70, die nach Vitali in Repetier-Waffen umgestaltet waren , im Versuch.

Dieselben nahmen 6 Patronen auf und wogen nebst dem

kurzen Stichbajonnet 3,4 k. Die Repetier-Gewehr- Versuche, welche in Spanien seit 1881 unternommen wurden , endigten mit einer Empfehlung der Systeme Kropatschek und Lee für gröfsere Versuche bei

der Infanterie

und der Systeme Winchester und Evans für solche bei den berittenen Waffen.

Von jedem System sollten 100 Exemplare zu den

Versuchen herangezogen werden .

Bei

zwei

Jäger - Bataillonen

der

Nordarmee waren in Folge dessen über ein Jahr durch die Systeme Lee und Kropatschek (aufserdem wahrscheinlich noch System Krop) in Erprobung. Das Magazin- Gewehr des Amerikaners Lee soll hier ebenso wie in seinem Vaterlande den Sieg davongetragen haben. Über die Arbeiten der am 22. Juni 1881 in Dänemark zusammengetretenen Repetier-Gewehr- Kommission ist bis jetzt nichts bekannt geworden . Schlufsbetrachtung. Aus dem oben Angeführten ist ersichtlich, dafs nur die Schweiz und Schweden die Repetier - Gewehr - Frage endgültig gelöst hat . Alle andern Staaten sehen sich meist im Besitz von erst wenige Jahre alten Waffen, welche den jetzigen Anforderungen völlig entsprechen. Begreiflich ist, dafs man dieses Material, das einen Werth von mehreren Millionen darstellt , nicht bei Seite werfen und doch ein neues ersetzen kann . Es erscheint deshalb sehr wünschenwert, die gegenwärtig vorhandenen Waffen mit möglichst geringen Kosten in Repetier- Systeme umändern zu können . Der einzige Weg hierzu scheint das anhängbare selbstthätige Magazin zu sein. Dafselbe gestattet ohne wesentliche Änderung des Verschlusses, Schaftes etc. die jetzige Handfeuerwaffe in ein Repetier-Gewehr umzuwandeln . Das feste Magazin , welches fast überall zur Umänderung der bestehenden Waffen wie z . B. in

Italien ,

Frankreich

vorgeschlagen

wird, macht solche Änderungen an der ursprünglichen Waffe notwendig, dafs dieselbe schliefslich recht wohl mit einem alten Messer

1 216

Der gegenwärtige Stand der Repetier-Gewehr-Frage.

verglichen werden kann, das einen neuen Stiel und eine neue Klinge erhalten hat. Bei dem italienischen Vetterli-Gewehr müfste z. B. zur Umänderung nach System Bertoldo neu werden : der Schaft, das Verschlufs-Gehäuse , der Sperrkeil und womöglich der VerschluſsKolben. Ausserdem würde wohl mindestens bei der Hälfte der schon seit mehreren Jahren in Gebrauch befindlichen Gewehre ein Ersatz des Laufes notwendig werden, sodafs an der ursprünglichen Waffe nur noch der Entladestock ,

die Garnitur ,

das Visier und einzelne

Teile des Verschlusses übrig blieben . Es erscheint uns demnach das anhängbare Magazin mit automatischer Patronen-Führung allein fähig bei der Umänderung unserer gegenwärtigen Waffen in Anwendung gebracht zu werden . Wenn dieselbe erfolgt sein wird , kann allerseits in voller Ruhe zu der Wahl eines entsprechenden Neumodells geschritten werden , ebenso wie man

erst

nach Transformierung der bestehenden Vorderlader

zu dem jetzigen Hinterlader übergegangen ist. Ob diese Wahl ebenfalls zu Gunsten des anhängbaren Magazins

erfolgen wird, möge dahingestellt bleiben . Ein Hauptvorzug deſselben - wenn es wie die Systeme Lee, Spencer-Lee, Russel-Livermoore etc. einen gleichzeitigen Ersatz sämmtlicher Magazins-Patronen gestattet besteht darin , dafs der Vorteil des Magazins -Gewehrs so lange gesichert bleibt, als der Soldat mit Patronen d. h. Patronen-Magazinen versehen ist. an

die

Nicht mehr ist

Forderung

geknüpft ,

der

Vorteil des Repetier-Gewehrs

dafs der

Soldat im entscheidenden

Augenblick sein Magazin gefüllt hat. In derselben Zeit , in der er beim Einlader eine neue Patrone einführt, hat er sein ausgeschossenes anhängbares Magazin durch ein gefülltes ersetzt . Er besitzt daher die Vorteile des Repetier-Gewehrs nicht wie bei der einheitlichen Magazins-Waffe nur für die Dauer des Ausschiefsens des einen Magazins, sondern für so lange , als er Patronen bezw. -Magazine mit sich führt .

Diese Feuer-Geschwindigkeit wird

lader auch bei

einem

der beste Ein-

mehrere Minuten lang anhaltendem Feuer

nicht erreichen können und der im Ernstfalle so kritische Übergang vom Einzelfeuer zum Schiefsen mit dem Magazin wird gänzlich vermieden. Ob in nächster Zukunft das Gewehr mit anhängbarem MagazinSystem , das beim Schnellfeuer nicht von der Schulter gebracht werden mufs, vielleicht in Verbindung mit einem kleineren Kaliber (9-10 mm) zur allgemeinen Einführung gelangt , wer vermöchte schon heute auf diese Frage eine befriedigende Antwort zu geben ?

Die aus deutschen Kontingenten in die preufsische Armee etc.

217

XVI.

Die

aus

deutschen

preufsische

Armee

Kontingenten

übernommenen

in

die

Offiziere.

Die letzte grofse Kriegsepoche Preufsens hat eine Aufnahme von Offizieren aus fremden Diensten in seine Armee zur Folge gehabt, welche sich nur der nach den Befreiungskriegen an die Seite stellen lässt.

Bei den Organisationen der Letzteren und nach den

damaligen Gebietserwerbungen

war die Mannigfaltigkeit und die Zahl der preufsisch werdenden Offiziere verhältnismässig sehr bedeutend . Sie entstammten hauptsächlich den übernommenen westfälischen, bergischen , sächsischen , polnischen , schwedischen und russisch - deutschen Truppen ; doch kam noch eine Anzahl hinzn , welche vereinzelt entweder direkt oder durch Werbung zu den mancherlei freicorpsartigen Formationen aus den meisten fremden Armeen in die preufsische übergingen .

Ziehen wir dabei in Betracht, dafs für die grofse Masse der neugebildeten Landwehren geschulte Offiziere nicht vorhanden und die stehenden Truppen , denen die Assimilierung aller dieser Elemente zufiel, unverhältnismäfsig gering an Zahl waren , so ist es leicht erklärlich , dafs notwendiger Weise die Ungleichheit in der Armee sich auf eine lange Reihe von Jahren hinaus fühlbar machen musste. Wenn sie dem Auge nicht immer im vorhandenen Mafse wahrnehmbar gewesen ist , so liegt das besonders darin , dafs länger als eine Generation hindurch keine kriegerische Anforderung an die Armee gestellt wurde , und ferner in dem Umstand , dafs der Zeit und Anschauung entsprechend die geistige Entwickelung des Offizier - Corps wenig Raum fand neben der fast ausschliesslich auf die mechanische Abrichtung verwendeten Thätigkeit. Die Einverleibung fremder Offiziere seit dem Jahre 1866 hat eine wesentlich leichtere Aufgabe zu erfüllen gehabt.

Es wurde dafür von besonderem Wert, dafs bis auf geringe Ausnahmen in den aufzunehmenden Kontingenten die gleichen Grundsätze für die Ergänzung der Offiziere

nach ihrer socialen Stellung bereits galten

Die aus deutschen Kontingenten in die preufsische Armee

218

und durchgeführt waren. Für diese erübrigte meist nur , sich in die preufsische Armee - Routine einzuleben , was aus natürlichen Gründen den jüngeren leichter wurde , manche ältere aber veranlafste , für eine kurze Dienstdauer sich dieser Mühe nicht mehr zu unterziehen . Die im Jahre 1866 verhältnismäfsig starke und fest gefügte Armee bot einen so sicheren Anhalt für jene Verschmelzung der neuen Elemente, dafs sie jetzt längst vollständig vollzogen ist , und ebensofest die Offizier -Corps eine gleichartige Masse bilden , als sie den einverleibten Persönlichkeiten unmerkbar zur völligen Heimat geworden sind. Für

diesen rasch vollzogenen ,

aber

doch sehr

bedeutenden

Verschmelzungs - Prozefs geben wir die nachfolgende Statistik. Abgesehen von den Sachsen-Coburgischen und den Waldeckischen Offizieren, welche schon vor dem Kriege 1866 mit der preussischen Armee vereinigt waren, traten über : am 30. Oktober 1866 230 Kurhessen, 30. Oktober 10. November

1866

>>

21. November

>>

21. November 1866

>>

9. März 1867

88 Nassauer ,

7 Hessen- Homburger, 423 Hannoveraner,

>>

25. September 1867

35 Hanseaten (Bremen , Hamburg, Lübeck),

»

25. September 1867

164 der kleineren Kontingente, welche meist der Reserve - Division des deutschen Bundes angehört hatten, und zwar: von Schwarzburg- Sondershausen

8

von Schwarzburg- Rudolstadt Reufs ältere Linie

4

6

«

>>

Reufs jüngere Linie Lippe-Detmold

13

Schaumburg-Lippe Sachsen-Weimar

45

»

Sachsen- Meiningen

24

>

Sachsen-Altenburg

19

Anhalt

35

>>>

> >>

>>

2

164

>

25. September 1867 10. Oktober 1868

>

15. Juli 1871

>

1. Januar 1872 zusammen

77 Oldenburger, 152 Mecklenburger (Schwerin u . Strelitz) , 475 Badener ,

245 Hessen-Darmstädter 1896 Berufs - Offiziere

mit Einschlufs der

übernommenen Offiziere.

219

Bezirks-Commandeure und Gensdarmerie-Offiziere, dagegen ohne die Reserve- und Landwehr-Offiziere. 1 General,

Darunter befanden sich :

2 General-Lieutenants, 11 General-Majors , 30 Obersten, 28 Oberst-Lieutenants,

112 Majors, 477 Hauptleute , 534 Premier-Lieutenants, 701 Sekond-Lieutenants. 1896 Die Veränderung im Bestande dieser Offiziere stellt sich bis zur Rangliste 1883 wie folgt.

Es dienten noch :

von 230 Kurhessen 3 als General- Major und zwar 46 Infanteristen, 5 > Obersten 12 Kavalleristen ,

11 Artilleristen ,

11

» Oberst-Lieutenants

29

» Majors

1 Train-Offizier,

> Hauptleute

1 Gensdarm , 7 Bez.-Komm.

30

zusammen

78 Köpfe.

1870/71 waren 23 gefallen . Von 88 Nassauern 3 als Obersten oder 24 Infanteristen , 3 » Oberst- Lieut. 4 Artilleristen , 10

»

1 Ingenieur, 5 Bez.-Komm.

Majors

18

Hauptleute

« 34 Köpfe. Es waren 9 gefallen. Von den 7 Hessen- Homburgern diente keiner mehr. Von 423 Hannoveranern 1 als General-Lieut. oder 103 Inf. ,

5 » General-Major 14 » Obersten 23

Oberst-Lieutenants

53

Majors

26 Kav., 26 Art. ,

7 Ing. , 2 Train-Off.

Oberst 1 Train-Offizier, 1 Bez.-Komm.

1 » Oberst-Lieutenant

4 › Majors 8 » Hauptleute

15 Köpfe. 2 waren gefallen . Von 164 der Reserve-Division 1 als Gen.-Lieut. oder 59 Inf..

1 Art.,

2 » Gen.-Major 4 > Oberst

8 Bez.-Kom.

4 » Oberst- Lieut. 23 Majors 34 >> Hauptleute

68 Köpfe. 14 waren gefallen . Von 77 Oldenburgern 1 als General- Major oder 20 Infanteristen, 1 » Oberst 3 Kavalleristen,

2

» Oberst-Lieutenants

8 >> Majors 16 » Hauptleute

4 Artilleristen , 1 Train-Offizier.

28 Köpfe. 8 waren gefallen . Von 152 Mecklenburgern 4 als General-Major oder 41 Infanteristen , 2 » Obersten 15 Kavalleristen, 6 » Oberst-Lieut . 8 Artilleristen,

18

» Majors 33 » Hauptleute 6 » Premier-Lieut.

1 Train- Offizier, 3 Bez.-Komm . 1 Gensdarm .

69 Köpfe . Es waren 12 gefallen. Von 475 Badenern 1 als General- Major oder 143 Infanteristen, 4 » Obersten 33 Kavalleristen, 13

» Oberst-Lieut.

33 » Majors 81 » Hauptleute 90 Premier- Lieut.

34 Artilleristen , 2 Ingenieure, 1 Train-Offizier, 9 Bezirks-Komm.

222 Köpfe.

übernommenen Offiziere.

221

Von 245 Hessen-Darmstädtern 3 als General-Major oder 97 Inf., 6 » Obersten 20 Kav. , 9 » Oberst- Lieut. 25 Art., 25

» Majors

66

Hauptleute

3 T. - Off. 9 B.-K.

154 Köpfe. Von den Badenern und Hessen-Darmstädtern werden die KriegsVerluste nicht angegeben, weil sie in die Zeit vor dem Übertritt in die preufsische Armee gehören . 1883 standen demnach an einverleibten Offizieren aus früher fremden Kontingenten in der Armee : 3 General- Lieutenants,

19 General-Majors, 40 Obersten , 72 Oberst-Lieutenants ,

203 Majors, 369 Hauptleute, 141 Premier-Lieutenants.

847 Köpfe. Dazu treten noch 3 ehemalige Braunschweiger , 3 Württemberger und 2 Österreicher, zusammen 855 Offiziere. Nur von den Mecklenburgern , städtern war 1883 ein Teil

Badenern und

Hessen- Darm-

noch in Premier - Lieutenants - Rang .

Bleiben diese aufser Ansatz , ebenso die Bezirks - Commandeure und Gensdarmen , so ergeben die Offiziere

von den Feldtruppen ,

auf

welcher der Schwerpunkt der Armee ruht, bis herab zu den Hauptleuten einschliefslich, folgenden Vergleich : Gesamtbestand zu Anfang 1883 waren 4438 Haupleute und höhere Offiziere ; davon an einverleibten 644 oder 14,5 Procent.

Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd. LI., 2.

15

222

Umschau in der Militär-Litteratur.

XVII .

Umschau in

der

Militär-Litteratur.

Beiträge zur Geschichte des Kurbrandenburgischen Feldmarschalls Georg Reichsfreiherr von Derfflinger, von Dr. Ernst Fischer ; Berlin 1884, 31 Seiten 4º ; B. Gaertner's Verlag ; wissenschaftliche Beilage zum Programm des Königstädtischen Gymnasiums, Ostern 1884. Diese Beiträge zur Derfflingerkunde erweisen , dafs über den hochberühmten kurbrandenburgischen Dragoner-Feldmarschall noch Manches. zu sagen übrig blieb. Vorliegender sorgfältiger Arbeit gebührt eine aparte Beachtung, als instruktiv denjenigen Geschichtsfreunden, welche wahrheitsbeflissen, ernst an einen historischen Stoff heranzutreten und selbstständig denselben schriftstellerisch zu formen beabsichtigen. Genannte „ Beiträge “ gewähren hierfür dem Leser einen lehrreichen Blick in die Werkstätte eines Geschichtsforschers. Die Leistung der Pormetter'schen Buchdruckerei (Berlin C. ) in Schärfe der Typen und Druckfehler-Abwesenheit ist erfreulich und geradezu mustergültig. Kapitel I. enthält einen von Kritik begleiteten Nachweis der Quellen. Dafs im Reichsfreiherrndiplom schemagemäfs Derfflinger „ Treue und Gehorsam für Unsere Vorfahren " angerühmt wurden, verursachte die irrige Notiz in No. 1 des Mil . -Wochenblatts Jahrgang 1836 : Derfflinger habe im 30jährigen Kriege „erst unter den Kaiserlichen gedient. " Andererseits mangelt freilich ein Dokument für den Dienst Derfflinger's unter Matthäus Graf Thurn ; jedoch Ordensrat König dürfte ( 1788 ) triftige Ursach gehabt haben zu seiner desfallsigen Angabe. Was der perfide Stilist Varnhagen über unseren höchst ehr- und denkwürdigen jovialen Oberösterreicher Georg Derfflinger literarisch erzeugte, findet angemessene Geringschätzung (S. 11 der „ Beiträge " des Dr. Fischer) : „Die „ Authentischen Nachrichten" des Ordensrats werden von Varnhagen als eine im Ganzen äusserst geringe Arbeit“ bezeichnet , aber ohne angeführt zu werden gründlichst ausgeschrieben , wobei Varnhagen sich einzig der Mühe unterzieht , „jenes pedantischen Schriftstellers sauern Fleifs . . . mit Blüthen des Stiles zu krönen." U. s. w. Nicht unerwähnt bleibt , dafs die Varnhagen'sche Derfflinger-Biographie einige bisher unbenutzte Archivalien enthält . Dem Bedauern , dafs Letztere nicht in der „Orthographie der Zeit" mitgeteilt worden , vermag ich nicht beizustimmen.

Mir dünken beispielweis die

Umschau in der Militär-Litteratur.

223

archivalisch buchstabentreuen Copien in den "" Anmerkungen " zu A. R. v. Arneth's 2 Bänden སྙ Maria Theresia und der 7jährige Krieg" sehr unplaisirlich. Ein zweites Kapitel behandelt Derfflinger's Herkunft und Jugendzeit. Ob irgend ein glücklicher Zufall uns die noch immer fehlenden sicheren Nachrichten über die 3 ersten Jahrzehnte Derfflinger's einbescheeren werde ?? „Der gemeinen Sage nach , war Derfflinger eines Schneiders Sohn in Böhmen. " (Köhler, Münzbelustigungen III, 121. ) Wie aus dieser Benachrichtigung die Annahme , Derfflinger sei Schneidergesell gewesen , hervorging , ersehen wir aus Herrn Dr. Fischer's Darlegungen. Welchen Anteil der Flunkerer Pöllnitz , der ernste Orlich und der leichtfertige Varnhagen bei Verbreitung der Derfflinger'schen Schneiderfabel beizumessen ist, wird ebenfalls genau dargethan. Schon O.-R. König und später der Historiker Schlosser (Weltgesch. , Ausg. II . Bd . 12 , S. 415 )opponierten gegen die Glaublichkeit jener teils auf Willkür, teils auf Flüchtigkeit beruhenden Nachricht über Derfflinger's Nadelführung. Als „ ansprechendere Vermuthung" finden wir auf S. 18 der in Rede stehenden Beiträge die Auswanderung Derfflinger's aus seiner oberösterreichischen Heimat : im Zusammenhang mit dem dortigen Bauernaufstand 1625 . Das durch schwedische Archivalien erweiternswerte III . Kapitel, „ Derfflinger im Dienste der Krone Schweden " , fufst auf dem grofsen Chemnitz'schen Werk, auf der mühevollen Durchsicht der Folianten ,,Theatrum Europaeum", ferner auf Pufendorf, Sligagyi (Pest 1874) , Dudik (Wien 1879 ) . Wenn der Herr Verfasser mitteilt, dafs er über Derfflinger's persönlichen Anteil an der Schlacht bei Breitenfeld , den 2. November 1642 , nichts Genaueres gefunden , so sei ein Hinweis auf F. R. v. Rothenburgs Schlachtenatlas (5. Ausg. , Berlin 1853) gestattet und die dort wahrscheinlich benutzte Quelle genannt : ,, Hist . de Charles Gustave, par Skjöldebrand. " Diesen 3 Kapiteln wird angefügt werden ein Bericht über Derfflinger als Brandenburger. Die bereits vorliegende grofse Summe von Sammelfleifs und Kritiksorgfalt kömmt alsdann dem uns am meisten interessierenden Teile der Derfflinger'schen Laufbahn zugute. Wir werden aus zuverlässigen Quellen noch einiges Neue erfahren über den ,,alten " Derfflinger. Berlin, 8. April 1884. (Gr. L.) Kriegsgeschichtliche Einzelschriften . Herausgegeben vom Grofsen Generalstabe. Abteilung für Kriegsgeschichte.

Heft 3.

In der eingehenden Besprechung des ersten Heftes Mai- Nummer 1883 der Jahrbücher ― hatten wir der Besorgnis Ausdruck gegeben : ,,werden die ,,Einzelschriften " durchweg wichtige und interessante Themata behandeln und nicht der Versuchung unterliegen, auf Gegenstände einzugehen, die nur von ganz speziellem Interesse für Wenige oder von relativ geringer Bedeutung sind?" 15*

224

Umschau in der Militär-Litteratur. Jene Besorgnis war

was wir mit Freuden bekennen

unbegründet ;

wie in den beiden ersten, so befriedigt in dem jüngst erschienenen Hefte die Auswahl der Themata nach allen Richtungen hin die billiger Weise zu stellenden Anforderungen. Brachten die früheren Einzelschriften je zwei Beiträge, welche sämtlich unseres — Jahrhunderts sich mit kriegerischen Ereignissen nur eines befassen, so führen uns die drei Abhandlungen des neuesten Heftes in drei Jahrhunderte hinein. War das vorige Mal der Prinz August von Preufsen der Mann , dessen Bedeutung als Mensch und Patriot, als Soldat und Führer, als militärischer Denker und Forscher dargelegt wurde, so ist es diesmal ein anderer Hohenzoller , dessen Heldengestalt aus dem Dämmerlicht ferner Vergangenheit heraus in helle Beleuchtung gerückt wird : der Kurfürst Albrecht Achilles, von den Zeitgenossen seiner Tapferkeit , seiner Körperstärke und seines schönen Gliederbaues wegen der deutsche Achilles , und im Hinblick auf seine Kriegserfahrenheit und hervorragenden Geistesgaben der deutsche Ulysses genannt. ,,Mit welcher Kriegserfahrung , Umsicht und Sorgfalt derselbe die Vorbereitungen für einen in Aussicht stehenden Feldzug zu treffen wufste, läfst die im Nachfolgenden zum ersten Male ihrem vollständigen Inhalte nach durch den Druck veröffentlichte Urkunde ,, Praeparatoria zum Feldzug Kurfürst Alberti wider Hertzog Hansen von Sagan " vom Jahre 1477 erkennen , welche uns zugleich einen militärisch wie geschichtlich äufserst wertvollen Einblick in das damalige Kriegswesen gewährt." Knapp und klar sind die vom Generalstabe gegebene geschichtliche Einleitung und die sachlichen Erläuterungen zu dem Dokumente. Dem veröffentlichten Urtexte dieses Schriftstückes ist eine möglichst wortgetreue Übertragung in die jetzt gebräuchliche Sprache beigefügt worden. Es folgen zwei ,, Beiträge zur Geschichte des zweiten Schlesischen Krieges " in Gestalt von Briefen und Berichten mehrerer

Generale an den grofsen König, nebst den Randbemerkungen des Letzteren. Es handelt sich zunächst um weniger bedeutende , aber nach dem ausdrücklichen Hinweise Friedrich des Grofsen wohl zu würdigende Vorgänge aus dem Frühjahr 1745 , die zwischen dem Beginn des Feldzuges und der Schlacht von Hohenfriedberg liegen ; der Schauplatz ist das südwestliche Schlesien. Im Mittelpunkte der kriegerischen Thätigkeit steht einer der hervorragendsten Vertrauten Friedrich's, General Hans Karl von Winterfeldt , der Sieger in den Gefechten bei Hirschberg und bei Landeshut ; seine ausführlichen Gefechtsberichte , welche verschiedene bemerkenswerte taktische Einzelheiten enthalten , sind mit abgedruckt , für Landeshut ist eine Skizze beigegeben. Ohne inneren Zusammenhang mit dem Vorhergehenden bringt dieser Abschnitt dann die vom General von Rochow herrührenden und für den König bestimmten 99 Berichte über das Gefecht bei Mocker - Dobers-

Umschau in der Militär-Litteratur.

225

dorf", aus welchen man eine deutliche Anschauung gewinnt von der Art und Weise, wie damals ein gröfserer Wagenzug gesichert und verteidigt wurde. Interessant sind die Randbemerkungen des grofsen Königs zu den Berichten, denen gleichfalls eine Skizze beigefügt ist. Den dritten Aufsatz des Heftes bildet der „ Zug der 6. KavallerieDivision durch die Sologne vom 6. bis 15. Dezember 1870. " Stellvertretender Commandeur dieser Truppe war der verstorbene General v. Schmidt , dessen Name an sich die Bürgschaft schneidiger und umsichtiger Führung bietet ; dazu tritt eine Häufung von zum Teil höchst schwierigen Aufgaben , die der Division und der derselben vorübergehend zugeteilten Infanterie, Artillerie und Pionier- Compagnie gestellt waren. Man kann also die Wahl gerade dieses Beispiels von der Verwendung eines grofsen, selbstständigen Kavallerie-Körpers eine äusferst glückliche nennen. Die Darstellung giebt ein abgerundetes Bild des Zuges und die ,, Betrachtungen ", welche die kriegsgeschichtliche Abteilung uns diesmal nicht wie bei der zweiten Einzelschrift - vorenthalten hat , erörtern in Kürze und in wohl einwandfreier Auffassung alle in Frage kommenden Gesichtspunkte. Schätzenswert ist die nach französischen Quellen zusammengestellte ,,tabellarische Nachweisung über die Bewegungen des 15. , 18 . und 20. französischen Armee-Corps in den Tagen vom 5. bis 13. Dezember 1870." Das Fehlen einer Übersichtskarte für den Zug der Kavallerie-Division dürfte sehr vermifst werden.

In einer Anmerkung finden wir :

„ Die dem

ersten Hefte der kriegsgeschichtlichen Einzelschriften beigegebene Übersichtskarte der Perche , Beauce und Sologne wird denjenigen Lesern als Anhalt dienen können , welchen die französische Generalstabskarte nicht zugänglich ist.“ Wir meinen , jedes Heft müsse in sich abgeschlossen sein, auch hinsichtlich des Kartenmaterials ; wer nun das erste Heft nicht besitzt ? Im Übrigen kann , wie hier erwähnt sein mag , auch die Übersichtskarte 7 des Generalstabswerkes 1870/71 aushelfen. Die eingeklebten Karten liegen aufgeschlagen , nicht völlig neben dem Texte , sondern sind durch das Buch teilweise verdeckt , so dafs ein unbequemes und zeitraubendes Umschlagen der Blätter erforderlich wird. Was die sprachliche Seite der Darstellung betrifft , so wird auf S. 134 Z. 2 v. u . , S. 142 Z. 9 v. u. , S. 7 Z. 2 v. u . von der „ Möglichkeit , etwas thun zu können ," gesprochen. S. 125 lesen wir : ,,es erscheint wahrscheinlich " , S. 39 : ,,geeigneter wie ". Wiederholt findet sich, wohl durch ein Versehen des Setzers : Railliren. Doch genug dieser Einwendungen. Wir sagen wie früher : ,, Das sind Kleinigkeiten , aber warum sollen sie nicht vermieden werden ?" - Die kriegsgeschichtliche Abteilung hat den Ruhm sprachlicher Meisterschaft sich vordem erworben. Difficile est parta servare ! Die nachgelassene Korrespondenz zwischem dem Herzog Eugen von Württemberg und dem Chef seines Stabes

226

Umschau in der Militär-Litteratur. während der Kriegsjahre von 1813 und 1814, dem damaligen Obersten in russischen, und späterhin General in preufsischen Diensten von Hoffmann , sowie ein skizziertes Lebensbild des Letzteren . Von Alfred v. Hoffmann-

Chappuis , königl. preufs. Oberstlieutenant a. D. General v. Hoffmann bis in sein hohes Lebensalter hinein schriftstellerisch thätig (er war geboren 1777 und starb 1860) und durch seine Werke in der deutschen Armee bestens bekannt, war, wie schon aus dem Titel des vorliegenden Buches hervorgeht, zur Zeit der Befreiungskriege Stabschef bei dem Herzog Eugen von Württemberg , welcher in diesem Kriege das 2. russische Armee -Corps führte und mit ihm Hervorragendes leistete. Die jetzt von dem Schwiegersohn des Generals veröffentlichte Korrespondenz , welche mit dem Jahre 1819 beginnt und sich durch 38 Jahre hindurchzieht , beschäftigt sich hauptsächlich mit Aufklärung über Einzelheiten der kriegerischen Thätigkeit des Herzogs Eugen und des 2. russischen Corps , da der Herzog mit Niederschreiben von Erinnerungen“ und „,Memoiren " hierüber beschäftigt war, welche späterhin veröffentlicht wurden. Ob diese Briefe heutigen Tags und für die Kriegsgeschichte noch von besonderem Wert sind , mag dahin gestellt bleiben ; doch vertieft man sich gern in die Lektüre, denn der Herzog berührt öfters auch Zeitverhältnisse und bekundet hierbei einen sehr klaren und weitsichtigen Geist . Ob die ganze Stellung und Person des Herzogs dazu angethan war , um dem geäufserten Herzenswunsch des Herausgebers viele Anhänger zu verschaffen , der nämlich dahin geht,,,dem Herzog an einer geeigneten Stelle der Grenze beider Reiche ein Denkmal zu errichten , auf dem der Herzog lorbeergekrönt, den Ölzweig in der Rechten , für dauernden Frieden und aufrichtige Freundschaft zwischen Deutschland und Russland symbolisch eintritt", das ist doch stark zu bezweifeln . Auf das skizzierte Lebensbild des Generals von Hoffmann sei noch besonders hingewiesen , in welches interessante Briefe des Kaisers Napoleon III., des Generals v. Moltke u . s . w. eingeflochten sind . Zur Frage eines Zukunfts - Exerzier - Reglements für die Infanterie . Von einem älteren Infanterie- Offizier. In dem letzten Augenblicke, da das Mai-Heft zum Abschlufs gebracht wird, gelangt die vorbezeichnete Broschüre vor meine Augen. Ein Blick in dieselbe fesselt mich sofort. Der Verfasser nennt sich nicht. Aber ehe ich bis zur zweiten Seite gelangt, ist kein Zweifel mehr über seine Person. Die Wucht der Gedanken, das Streben nach grofser Genauigkeit des Ausdrucks, die klare , logische Entwickelung, sind in diesem Maſse unter unsern Militärschriftstellern nur Einem eigen , der uns schon mit manch trefflicher Geistesblüte beschenkt, wiederholt sein Scherflein zur Lösung der taktischen Fragen beigetragen hat. Natürlich legte ich das Buch nicht eher aus. der Hand , als bis ich den letzten Buchstaben verschlungen.

Gewaltig

Umschau in der Militär-Litteratur. packte mich vieles, die Kardinal-Punkte der Infanterie-Taktik

227 werden

in demselben aufs Gründlichste abgehandelt. Ursprünglich hatte ich die Absicht , sofort im Mai-Hefte eine kritische Besprechung des Buches zu bringen ; aber jemehr ich mich in dasfelbe vertiefte, um so mehr sah ich ein, dafs das so kurzweg nicht abgemacht sei, sondern ein tieferes Studium , ein ernstes Prüfen und Erwägen verlange und mehr Zeit beanspruche, als mir augenblicklich zur Verfügung stehe. Unter diesen Umständen kam ich zu dem Entschlusse, das Buch im Mai-Heft nur kurz zu erwähnen , aufmerksam auf dasfelbe zu machen, so dafs es sofort bekannt, angeschafft und gelesen werde, während eine eingehende Besprechung für ein späteres Heft aufgeschoben bleiben soll. Es schien mir eben von unaufschiebbarer Wichtigkeit, des Schleunigsten wenigstens das Erscheinen des Buches in die Welt hinauszurufen gerade in der jetzigen Ausbildungsperiode, so dafs es für dieselbe noch von wohlthuendem Einflufs sein kann . Zum Wohle der Armee möge das Buch baldigst recht fleifsig gelesen und ausgenutzt werden. Meinerseits verspreche ich demselben ein Wiedersehen auf kritischem Gebiete.

Druck von A. Haack, Berlin NW., Dorotheenstr. 55.

XVIII .

Lennart Torstenson. Eine kriegsgeschichtliche Studie von

Hauptmann v. Kaltenborn.

(Schlufs .)

Seinen Plan, » den Kaiser im Herzen anzugreifen und so den so lang desiderierten Fried zu erzwingen « , hatte Torstenson nicht Als nächstes Ziel lag das seit fast 3 Monaten durch

aufgegeben.

den tapfern Oberst Paikul gegen erdrückende Übermacht erfolgreich verteidigte Olmütz vor ihm , dessen Entsatz er nicht aufschieben durfte ; dann wollte er Wien erobern . Zwar wufste er wohl , dafs dieser kühne Plan nur gelingen konnte ,

wenn alle Feinde

des

Kaisers zugleich mitwirkten , und er hatte deshalb an Rakoczy die Aufforderung ergehen lassen, sich in Mähren mit ihm zu vereinigen . Durch die französischen Gesandten suchte er dahin zu wirken , dafs die französische Armee, welche ihrer Gewohnheit nach längst wieder in bequemen Winterquartieren lag, sich thätiger am Kriege beteiligte. Um sich den Rücken zu sichern und um hinsichtlich der Verpflegung und der Verbindung mit Norddeutschland und der Seeküste unbehindert zu sein, mufste er suchen, die Neutralität des Kurfürsten von Sachsen endlich zu erzwingen . Um diesen Zweck zu erreichen , wandte er sich von Niemeck, wo er die feindliche Reiterei geschlagen hatte, auf Aken , überschritt dort die Elbe und ging über Ostrau und Schkeuditz auf Leipzig . Dem Kurfürsten liefs er sagen, wenn dieser in den Feindseligkeiten verharrte, dann wollte er das ganze Land acht Meilen um Dresden herum zur Wüste machen , und um zu zeigen ,

dafs es ihm

mit

seiner Drohung ernst war, verheerte er unterschiedliche Städte und Schlösser in Sachsen und Meifsen. Das Schlofs zu Zeitz , dessen Aufbau 100,000 Thaler gekostet hatte , wurde dem Boden gleich Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine. Bd Ll., 3. 16

Lennart Torstenson.

230

gemacht und die Stadt Pegau Raison des Krieges ,

nicht

viel

besser behandelt.

wie man damals zu sagen pflegte ,

Die

tritt

uns hier in ihrer ganzen rücksichtslosen Brutalität entgegen . Um einen bestimmten Zweck zu erreichen , war man in den Mitteln nicht wählerisch, und diese bewufste Härte, dieses Verachten aller weichherzigen Sentimentalität -- die ewig und immer unverträglich mit der Raison des Krieges sein und bleiben wird zeigte sich in unserer Zeit in ganz ähnlicher Weise im Feldzug Sherman's durch Georgien. Der praktische Amerikaner , der schwerlich dabei an Torstenson gedacht haben mag , wie dieser . *)

fafste die Sache genau so auf,

Torstenson liefs Pegau, dessen Kommandant die Übergabe verweigerte, so nachdrücklich beschiefsen, dafs in kurzer Zeit die ganze Stadt bis auf zwanzig Häuser in Trümmern lag und an 300 Menschen - teils Soldaten, teils Bürger -- umgekommen waren . Die Besatzung ergab sich und wurde teils in die schwedischen Regimenter eingestellt, teils nach Leipzig abgeführt . Angesichts solchen furchtbaren Ernstes hielt

es der Kurfürst

von Sachsen doch für besser, die Unterhandlungen wegen Abschluſs eines Waffenstillstandes nicht mehr so entschieden abzuweisen, aber er konnte sich immer noch

nicht entschliefsen ,

die

Sache

des

Kaisers offen zu verlassen, und es dauerte noch über 6 Monate, bis er die ihm schwedischer Seits gemachten Vorschläge annahm. Nachdem Torstenson sich durch Besetzen der wichtigsten Pässe in Sachsen den Rücken einigermafsen gedeckt und seinem Heere in den bequemen Quartieren um Leipzig und Chemnitz einige Ruhe gegönnt hatte, zog er dasfelbe am 9. Januar bei Penig zusammen . Er verfügte über 9000 Mann zu Pferd und 6500 Mann zu Fuſs, lauter wohl montierte und zum Streiten begierige Soldaten ; an Artillerie hatte er 80 Stücke. Über Plauen und Ölsnitz ging der Marsch nach der böhmischen Grenze , welche am 20. Januar bei Prefsnitz , Joachimsthal und Neudeck überschritten wurde.

Es lag hoher Schnee ,

so dafs die

Gebirgswege kaum passierbar waren ; die Stücke mufsten auseinander

*) Der amerikanische General antwortete dem Stadtrath von Atlanta, der ihn bat; den Befehl , dafs alle Einwohner die Stadt verlassen sollten , aufzuheben : „ Wenn der Friede kommt, liebe Herren, mögt Ihr Alles von mir fordern, dann will ich den letzten Bissen Brot mit Euch teilen und Euer Haus und Euere Familie gegen jede Gefahr schützen , aber jetzt müfst Ihr gehen denn ich brauche Euere Stadt.“ Er liefs die Einwohner wirklich fortschaffen und machte aus Atlanta ein befestigtes Lager.

Lennart Torstenson.

231

genommen und auf Schlitten verladen werden.

Im Egerthale an-

gekommen, bezogen die schwedischen Truppen zwischen Kaden und Saatz Quartiere, um dort zunächst das Eintreffen ihres in Sachsen krank zurückgebliebenen Feldherrn abzuwarten. Die kaiserlichen Truppen lagen im Podiebrader Kreis zwischen Elbe und Moldau ; Ferdinand selbst war noch in dem stark besetzten und befestigten Prag. Im Vertrauen auf die Stärke seiner Armee, die bereits wieder an 20,000 Mann zählte und recht gut ausgerüstet war , sah der Kaiser den Ereignissen mit Ruhe , ja sogar mit Zuversicht entgegen. Um seinen Generalen und dem Heere eben solche Zuversicht einzuflöfsen, machte er bekannt , die Jungfrau Maria sei ihm erschienen und habe ihm Sieg verheifsen ,

und als

Hatzfeld immer noch bedenklich schien, erteilte er ihm den lakonischen Befehl : » zu schlagen und zu überwinden . >dieses wachtsamen und klugen Feindes kaum zu hoffen war (zumal

derselbe

den zugefrornen

Strom

rasch

an

verschiedenen

Stellen gleichzeitig überschreiten konnte), und in Aubetracht dessen , dafs sein Angriff die Schweden wahrscheinlich bereits auf dem rechten Ufer in sorgsam gewählter vorbereiteter Stellung versammelt finden würde , entschlofs er sich dazu, in nordöstlicher Richtung abzumarschieren und auf Grund der weiterhin eingehenden Meldungen ihn an geeigneter Stelle zu erwarten und sich so selbst die Wahl des Feldes und der Gelegenheit zu sichern. Oberhalb Cerwena überschritt er die Moldau , ging über Mühlhausen auf Tabor , liefs dort die Bagage zurück und schlug dann die Richtung auf Sternberg ein (an der Sazawa, 3 Meilen südwestlich von Kuttenberg) , weil er auf diese Weise die Marschrichtung des Gegners , dessen nächstes Ziel Deutschbrod sein mufste , zu kreuzen hoffte. Um über dessen Bewegungen immer unterrichtet zu sein , traf er seine Mafsregeln. >> Es ist nämlich , so sagt er in seinem Bericht , Obriste Sport mit 200 gute Reuter dergestalt commandieret worden , dafs er sich gantz und gar keiner defs Feindes Partheien oder Gefangenen annehmen , sondern so verdekt als immer möglich sein Marsch custodiren, wo er logirt, und wohin er seinen Kopff defs Morgens hinwenden würde. fleifsig observieren und uns von einer Zeit zur andern durch Postiliones und Botten deren wir ihnen zu diesem End unterschiedlich zugeben advisieren sollte : Damit er uns auch nicht verfehlen könnte, hat man erwähntem Obristen einen Zedel, wo wir jedesmal von Stund zu Stund anzutreffen sein würden mitgeben . > Daselbst (zwischen Platz nehmen wollte, war zuerst am

Jankau

geschrieben )

Jankau und Woritz), so berichtet Hatzfeldt , ist die Armada bis man gewissen Nachricht vom Feind erlangt hinder dem Berg gestellt worden. Inmittelst haben wir vernommen , dafs der Feind noch nicht vorbeipassieret, sondern zurück, aber auf besagtes Somtau zuginge, seynd also verborgen stehen blieben , des Feindes Ankunfft , ob uns vielleicht also eine gute Gelegenheit aufstofsen möchte, in Einige Stunden später rückte Torstensons Heer an und machte, als man des Feindes Nähe erkannte, westlich von Jankau halt, sodafs beide Heere durch das unbesetzte Städtchen und einige flache Höhen getrennt waren. Beide Feldherrn rekognos-

der Stille erwartend.