Italienische Quellen über die Taten Kaiser Friedrichs I. in Italien und der Brief über den Kreuzzug Kaiser Freidrichs I 9783534743421

Das Werk der Lodesen Otto und Acerbus Morena, in einem gegenüber der Ausgabe Güterbocks verbesserten Text, sowie die His

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German Pages 429 [431] Year 2017

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Table of contents :
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Titel
Impressum
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Otto Morena und seine Fortsetzer
Die Mailänder Erzählung
Aus den Genueser Annalen des Obertus
Aus der Chronik Romoalds von Salerno
Brief über den Kreuzzug Kaiser Friedrichs I
Literaturverzeichnis
Texte und Übersetzungen
Ottonis Morenae eiusdemque continuatorum Libellus de rebus a Frederico imperatore gestis
Civis Mediolanensis anonymi Narratio de Longobardie obpressione et subiectione
Ex annalibus Ianuensibus auctore Oberto
E Romoaldi archiepiscopi Salernitani chronico
Epistola de Frederici I. imperatoris expeditione sacra
Wörter- und Sachverzeichnis
Namenregister
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Italienische Quellen über die Taten Kaiser Friedrichs I. in Italien und der Brief über den Kreuzzug Kaiser Freidrichs I
 9783534743421

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AUSGEWÄHLTE QUELLEN ZUR DEUTSCHEN GESCHICHTE DES MITTELALTERS F RE I HER R V O M S TE I N - GED Ä C H T N IS AUS G A BE

Begründet von Rudolf Buchner fortgeführt von Franz-Josef Schmale

Band XVII a

FONTES ITALICI DE REBUS A FREDERICO I. IMPERATORE IN ITALIA GESTIS ET EPISTOLA DE EIDSDEM EXPEDITIONE SACRA Ottonis Morenae eiusdemque continuatorum Libellus de rebus a Frederico imperatore gestis Civis Mediolanensis anonymi Narratio de Longobardie obpressione et subiectione Ex annalibus Ianuensibus auctore Oberto E Romoaldi archiepiscopi Salernitani chronico Epistola de Frederici I. imperatoris expeditione sacra Editionum quas paraverant F. Güterbock, 0. Holder-Egger, L. T. Bel­ grano, C. A. Garufi, A. Chroust textus corrigendo denuo imprimendum curavit FRANZ-JOSEF SCHMALE

19 8 6 W ISSENS C H A F T L I C HE B U C H GESELLS C H A F T D A R MS T A D T

ITALISCHE QUELLEN ÜBER DIE TATEN KAISER FRIEDRICHS I. IN ITALIEN UND DER BRIEF ÜBER DEN KREUZZUG KAISER FRIEDRICHS I. Ottos Morena und seiner Fortsetzer Buch über die Taten Kaiser Friedrichs Eines unbekannten Mailänder Bürgers Erzählung über die Unterdrückung und Unterwerfung der Lombardei Aus Oberts Genueser Annalen Aus der Chronik des Erzbischofs Romoald von Salerno Brief über den Kreuzzug Kaiser Friedrichs I. Ü bersetzt von FRANZ-JOSEF SCHMALE

19 8 6 W ISS E NS C H A F T L I C H E B U C H G E S E L LS C H A F T D A R MS T A D T

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Italienische Quellen über die Taten Kaiser Friedrichs I. in Italien und der Brief über den Kreuzzug Kaiser Friedrichs I. I übers. von Franz.Josef Schmale. - Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, [Abt. Verl.], 1986. (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters; Bd. 17 a) Parallelt.: Fontes Italici de rebus a Frederico I. imperatore in Italia gestis et epistola de eiusdem expeditione sacra. - Enth. u. a.: Ottos Morena und seiner Fortsetzer Buch über die 'Thten Kaiser Friedrichs [Einheitssacht.: Historia rerum Laudensium tempore Federlei Aenobarbi Caesaris]. Eines unbekannten Mailänder Bürgers Erzählung über die Unterdrückung und Unterwerfung der Lombardei [Einheitssacht.: Gesta Friderici primi imperatoris in Lombardia] ISBN 3-534-08025-4 NE: Schmale, Franz.Josef [Übers.]; Morena, Otto: Buch über die 'Thten Kaiser Friedrichs; 2. enth. Werk; EST d. 2. enth. Werkes; PT, GT

12345

\D Bestellnummer 8025-4 Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme. © 1986 by Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt Satz: Maschinensetzerei Janß, Pfungstadt Druck und Einband: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt Printed in Germany Schrift: Century Light, 8/10, 9/11, 10/11

ISSN 0067-0650 ISBN 3-534-08025-4 Elektronisch ist folgende Ausgabe erhältlich: eBook (PDF): ISBN 978-3-534-74342-1

INHALTSVERZEICHN IS Einleitung .

.

Otto Morena und seine Fortsetzer Die Mailänder Erzählung Aus den Genueser Annalen des Obertus Aus der Chronik Romoalds von Salerno Brief über den Kreuzzug Kaiser Friedrichs I.

1 6 14 18 20 25 29

Literaturverzeichnis

Texte und Übersetzungen Ottonis Morenae eiusdemque continuatorum Libellus de rebus a Frederico imperatore gestis

34

Civis Mediolanensis anonymi N arratio de Longobardie obpressione et subiectione .

240

Ex annalibus Ianuensibus auctore Oberto

296

E Romoaldi archiepiscopi Salernitani chronico

308

Epistola de Frederici I. imperatoris expeditione sacra

372

Wörter- und Sachverzeichnis

385

Namenregister

387

EINLE ITUN G Der Versuch, die Herrschaft des deutschen Königs und Kaisers in Italien wiederherzustellen und zu intensivieren, macht einen wesentlichen Teil der Geschichte Friedrichs I. aus. Während der ersten 25 Jahre seiner achtund­ dreißigjährigen Regierung galten teils mittelbar, teils unmittelbar fast alle seine politischen und militärischen Anstrengungen diesem Ziel. Die Erhe­ bung der Ostmark zum Herzogtum und die Überlassung Bayerns und Sach­ sens an Heinrich den Löwen sind nicht nur wichtige Entscheidungen für die weitere deutsche Geschichte; sie dürften wenigstens ebenso der Italienpoli­ tik gedient haben wie die zahlreichen Italienzüge selbst, die häufige Abwe­ senheit des Kaisers von Deutschland, die großen militärischen Anstren­ gungen und schweren und verlustreichen Kämpfe gegen die oberitalischen Städte, die zwei Romzüge und die hartnäckige, bis zu maßlosen eidlichen Verpflichtungen reichende Begünstigung eines päpstlichen Schismas. Gleichwohl wurde kein Erfolg erzielt, der diese Bemühungen erkennbar aufgewogen hätte. Der Krieg gegen die oberitalischen Städte, vor allem die der Lombardei mit Mailand an der Spitze, wurde nicht gewonnen, und ge­ messen an den Forderungen, die im Jahre

1 158 in Roncaglia erhoben wor­ 1 1 77 und im Konstanzer Frie­

den waren, wurden im Frieden von Venedig den von

1 183 die Rechte des Kaisers und die Pflichten der Lombarden er­

heblich beschränkt. Ebensowenig war der Kaiser in der Lage, seine Päpste gegen Alexander III. durchzusetzen. Alexander wurde außerhalb Deutsch­ lands, aber zum Teil auch in Deutschland selbst und sogar in der engeren

1176 suchte 1177 auch for­

Umgebung Friedrichs als rechtmäßiger Papst angesehen. Seit der Kaiser dann den Frieden mit der Kirche, der im Sommer

mal geschlossen wurde. In den Vorverhandlungen hatte Friedrich als Vor­ aussetzung des formalen Friedensschlusses mit dem Papst zugleich zuge­ stehen müssen, auch einen Vertragsfrieden mit Wilhelm II. von Sizilien und den Lombarden zu schließen. 1 Im Frieden mit der Kirche, der nach dem Willen der Parteien, vor allem aber wohl nach dem Wunsch Alexanders ein wahrer Friede (vera pax) sein sollte, wurde nicht versucht, die Rechte der bisher zerstrittenen Parteien zu mindern. Vielmehr sollten jeder Seite le1

Vgl. den Vorvertrag von Anagni, MG. Const . 1, S. 350 - 353 n. 249.

2

Einleitung

diglich "ihre" Rechte zugestanden werden. 2 Allerdings traf das vor allem den Kaiser, weil er Rechte und Besitzungen der Kirche usurpiert hatte und nun verpflichtet wurde, diese herauszugeben, und weil der Frieden selbst das Eingeständnis bedeutete, daß die hartnäckig vertretene Haltung ge­ genüber dem Papsttum und Alexander praktisch unrechtmäßig und falsch war. Über diese Vorgänge insgesamt- sieht man von den urkundlichen Zeug­ nissen ab- berichtet die deutsche Historiographie der Zeit erstaunlich we­ nig und beiläufig. Nach Beendigung der 'Gesta Frederici' Ottos von Frei­ sing und Rahewins, die mit der Synode von Pavia im Februar

1160

schlie­

ßen, bricht die ausführliche Berichterstattung der Geschichtsschreibung in Deutschland über die Italienpolitik des Kaisers ab. Die, rein äußerlich ge­ sehen, kontinuierliche Berichterstattung der Kölner Königschronik 3 hält sich vom Genus her in einem annalistischen Rahmen und vermittelt eher äußere Fakten, und die sonstige deutsche Historiographie des 12 . Jahrhun­ derts ist in der Hauptsache lokal oder regional orientiert, nicht aber mehr vorwiegend am Königtum. 4 Daher kommt für die Geschichte der Italien­ politik Barbarossas der italischen Geschichtsschreibung eine besondere Rolle zu. Diese unterscheidet sich von der gleichzeitigen deutschen erheblich. Sie ist vorwiegend Stadtgeschichtsschreibung. In Städten, von Bürgern ge­ schrieben und auf die Geschichte der jeweiligen Stadt ausgerichtet, ist das Wohl und Wehe der Städte der Maßstab für die Auswahl und Beurteilung der Ereignisse. Je akzentuiert gemäß der Haltung der jeweiligen Stadt ge­ genüber den politischen Zielen Barbarossas, bietet sie ein in sich sehr diffe­ renziertes Bild der Politik und der Taten des Kaisers aus der Sicht der von ihm Begünstigten oder seiner Gegner. Sie läßt die Reaktionen erkennen und vermittelt Einblick in die Vorgänge aus der Sicht positiv und negativ Betroffener. 5 Diesen Einblick kann man so aus deutschen Quellen nicht ge2 Zwar ist in der deutschen Forschung seit P. Kehr (Der Vertrag von Anagni im Jahre 1 1 76, N. Arch. 13, 1888, S. 75- 1 18) überwiegend von " Zugeständnissen" des Kaisers in Anagni die Rede, doch wurde dem Vertrag swortlaut nach dem Papst nur das zugesprochen, was ihm als Rechtens gehörig bezeichnet wurde. Von Zugeständ­ nissen im eigentlichen Sinn kann daher nicht die Rede sein. Eine ausführlichere Interpret at ion des Vorvertrages von Anagni und des Friedens von Venedig werde ich in Kürze vorlegen. 3 Vgl. Chronica regia Coloniensis, ed. G. Waitz, MG. SS. rer. Germ. 1880 (dem­ nächst : ed. C. A. Lückerath, Ausgew. Quellen z. dt . Gesch. d. MA. 21) a. 1 1 54 ff. 4 Vgl. W. Wattenbach - F . -J. Schmale, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter 1, 1976. s Vgl. denmächst ebd. 2.

Quellenauswahl

3

winnen, doch ist es ohne ihn nicht möglich, die Handlungen des Kaisers oder seine tatsächliche Rolle und seine Geschichte in Italien zu verstehen. Die Bedeutung dieser Historiographie wird noch durch eine andere, der deut­ schen in dieser Zeit noch fremden Eigenart gesteigert. Im Vergleich zur deutschen zeichnet sich die italische Geschichtsschreibung durch eine außerordentliche Genauigkeit in den Einzelheiten, in der Chronologie der Ereignisse und gegenüber den am Geschehen beteiligten Personen aus. Die Verfasser- fast immer unmittelbar Beteiligte und Augenzeugen- erzählen möglichst genau und unbeeinträchtigt von literarisch-historiographischen Kategorien, die zur Auswahl und zur weitgehenden Abstraktion führen würden, das, was sie sehen, und sie sind bemüht, die Vorgänge als solche möglichst deutlich wiederzugeben. Sie halten alles für wichtig, was sie sehen, und machen keinen Unterschied zwischen privatem, also zu ver­ schweigendem, und berichtenswürdigem Geschehen, wie das in Deutsch­ land zu dieser Zeit noch meist der Fall ist. Das umfangreiche Urkunden- und Aktenmaterial liefert, gemessen an früheren Epochen, ein an Einzelzügen ebenfalls reiches Bild des politischen Wollens Friedrichs I. und dessen Verwirklichung in Rechtssetzungen und Rechtshandlungen. Es kann durch die historiographischen Quellen gewiß nicht ersetzt werden. Aber diese lassen ihrerseits oft erst das Umfeld er­ kennen und die Situationen, in denen und um derentwillen Urkunden und Akten und die in diesen wirksamen Absichten entstanden. Aus diesem Grund sowie wegen der Bedeutung der Italienpolitik für Friedrich I. und seine Regierungszeit, auch weil für diese Aspekte die deutsche Historio­ graphie der Zeit weitgehend ausfallt, schien es richtig, den Bänden mit Quellen zur Geschichte des 12. Jahrhunderts und Friedrichs I. aus Deutsch­ land und in Deutschland in der Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe aus­ nahmsweise auch einen Band mit außerdeutschen Quellen ergänzend an die Seite zu stellen. Natürlich mußte eine Auswahl getroffen werden. Sowohl kleinere Quel­ len, die wie die Erzählung 'De Ruina civitatis Terdonae' nur ein Einzel­ ereignis schildern, sowie des lombardischen Dichters 'Carmen de gestis Frederici I. imperatoris in Lombardia' , das bis auf wenige Züge sich inhalt­ lich mit Ottos und Rahewins 'Gesta Frederici' deckt, wurden von vornher­ ein ausgeschlossen. Ohne Zweifel aber mußte das Geschichtswerk Ottos Morena und seiner Fortsetzer aufgenommen werden, das die Italienpolitik Barbarossas vom Jahre

1152

an aus der Sicht einer von Mailand bedräng­

ten, auf den Kaiser angewiesenen Stadt nachzeichnet und sehr wichtige Nachrichten bis zum Jahre

1168

enthält, die sonst nicht überliefert sind.

Ebensowenig durfte das Mailänder Werk fehlen, das zuletzt unter dem Ti­ tel 'Gesta Frederici' herausgegeben worden ist und die Auseinanderset-

4

Einleitung

zungen zwischen dem Kaiser und Mailand bis zur Zerstörung im Jahre

1162

aus der Sicht eines Mailänder Bürgers schildert. Als das erste Werk itali­ scher Stadtgeschichtsschreibung verdienten es auch die von dem Genueser Konsul Caffaro von Caschifellone als private Aufzeichnung begonnenen,

1152

zur offiziellen Stadtgeschichte erklärten und bis ins

13.

Jahrhundert

regelmäßig fortgesetzten 'Annales Ianuenses' besonders beachtet zu wer­ den. Sie hätten auch aus der Zielsetzung des vorliegenden Bandes noch stärkere Berücksichtigung, als tatsächlich möglich war, wünschenswert gemacht. Doch gerade in ihnen spielt der Kaiser eigentlich immer nur eine Rolle am Rande und wird nur bei gelegentlichen unmittelbaren Kontakten mit der Stadt erwähnt. Dies ist

an

sich ein wichtiger und charakteristischer

Befund, und auch die dabei immer noch anfallenden Nachrichten über Bar­ barossa dürfen grundsätzlich nicht übersehen werden. Ihre Berücksichti­ gung bei sonst unvollständiger Wiedergabe der Annalen insgesamt gäbe jedoch ein falsches Bild von diesen selbst und dem Verhältnis Genuas zum Kaiser, das erst die Einbettung solcher Nachrichten in das Gesamtwerk vermitteln kann. Darum wurde auf eine größere Anzahl von Auszügen aus diesen Annalen verzichtet und nur eine einzige in sich geschlossene und sonst nirgends berichtete Episode ausgewählt, die ein ganz bestimmtes Stück Italienpolitik und ein den Kaiser treibendes Motiv für diese schildert, nämlich die Erhebung des Iudex Bareso von Cagliari zum König mit Hilfe der Genuesen und ihres Geldes im Jahre

1 1 64.

Mit der Katastrophe des deutschen Heeres in Rom im Sommer

1167 hat

Friedrichs Politik in Italien, da nun die militärischen Mittel fehlten, einen entscheidenden Schlag erlitten, der ihn auch für Jahre hinderte, nach Italien zurückzukehren. Vielleicht hängt es damit zusammen, daß nun, sieht man von den Genueser Annalen einmal ab, auch die oberitalische Ge­ schichtsschreibung zu verstummen scheint und in der Hauptsache erst im

13. Jahrhundert wiederaufgenommen wird. Der Kaiser selbst kam erst 1175 wieder nach Italien, konnte aber, zumal nach der Niederlage von Mon­ tebello, nicht mehr in die früheren Bahnen zurücklenken, sondern nur mehr den Frieden suchen. Den abschließenden, einige Jahrzehnte einer aggres­ siven Italienpolitik beendenden Friedensverhandlungen in Venedig im Jahre

1 1 77 ist darum das vierte ausgewählte Stück gewidmet, der Bericht

des Augenzeugen Romoald von Salerno, der dessen Weltchronik entnom­ men ist. Er erhielt den Vorzug vor der etwas älteren 'Vita Alexandri' des Kardinals Boso6 und der sogenannten 'Relatio", die Romoalds Erzählung allerdings in einigen Punkten ergänzen. 6 Liber Pontificalis 2, ed. L. Duchesne, S. 397ff. 7 Relatio de pace Veneta, ed. W. Arndt , MG. SS. 19, S. 461- 463; ed. U. Balzani,

Bul!etino deli'Ist . stor. Ital. 10, 1890, S. 7-16.

5

Quellenauswahl

Es ist selbstverständlich, daß diese Auswahl wie überhaupt die historio­ graphischen Quellen allein kein hinreichendes Bild der Italienpolitik Fried­ richs I. vermitteln können, sondern nur die Reaktion von Betroffenen und Beobachtern, und daß sie unbedingt der Ergänzung durch die urkundlichen Quellen bedürfen. In besonderem Maße gilt das für die Friedensverhand­ lungen von Venedig und die vorausgehenden Verhandlungen von Monte­ bello und Anagni, die zu den Voraussetzungen des Friedens von 1 1 77 gehö­ ren und ohne die auch der Bericht Romoalds nicht voll verständlich ist. Gleichwohl wurde auf eine Aufnahme solcher Quellen in diesen Band bewußt verzichtet, der ausschließlich die Geschichtsschreibung berück­ sichtigt; eine allgemeine Dokumentation zur Italienpolitik Friedrichs I. war nicht beabsichtigt. Den vier Quellen zur Italienpolitik ist noch ein Stück mit ganz anderer Thematik angefügt. Im Juli

1 187 hatten die Seldschuken Jerusalem er­ im März 1 188 auf einem Hoftag nahm auch der Kaiser das Kreuz und sagte für das Frühjahr 1 189 den Beginn einer Kreuzfahrt an, die im Mai des obert,

Jahres angetreten wurde. Auf dem Landweg- der Kaiser soll den Seeweg aufgrund einer Warnung vor den Gefahren des Wassers abgelehnt haben­ zog man unter vielen Schwierigkeiten durch das griechische Herrschafts­ gebiet, überwinterte in Adrianopel (Edirne), setzte im Frühjahr 1190 über den Bosporus und gelangte in ständigen Kämpfen mit den Türken, unter Hunger und Durst und bei schweren Verlusten an Menschen, Pferden und Gepäck nach Armenien, wo Friedrich am 10. Juni des Jahres bei einem Bad nach der Mittagsmahlzeit im Fluß Saleph ertrank. Der sorgfältig vorbereitete Kreuzzug unter Führung des Kaisers und dessen überraschender Tod haben ein reiches historiographisches Echo ausgelöst. Zeitgleich mit den Ereignissen entstanden tagebuchartige Auf­ zeichnungen von Teilnehmern, verschiedene Kreuzfahrer schrieben recht ausführliche briefartige Berichte, in denen sie die Ereignisse bis zum Tod des Kaisers gerafft erzählten. In einigem Abstand von dem Geschehen ent­ standen zwei größere Werke, die das verstreute Material kompilierten und literarisch aufputzten. 8 Da in den übrigen Bänden der Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe keine dieser Quellen berücksichtigt ist, diese aber in ihrer vergleichsweise großen Zahl zeigen, welches Echo der Kreuz­ zug, vor allem wohl durch die Umstände von Friedrichs Tod, auslöste, und 8 Tagebuch des Tageno bei Magnus von Reichersberg, MG. SS. 1 7, S. 509- 51 7; N arrat io it ineris navalis ad Terram sanct am, Historia de expeditione Friderici I. (sog. Ansbert), H istoria peregrinorum, in: Quellen zur Geschichte des Kreuzzuges Kaiser Friedrichs I . , ed. A. Chroust ; Gesta Federici, ed. 0. Holder-Egger, in: Gesta Federlei I. imperatoris in Lombardia S. 78-96. Vgl. Watt enbach-Schmale, Deut schlands Geschichtsquellen im Mittelalter 1, S. 93 ff. -

Einleitung

6

weil überhaupt dieser Tod das Bild des Kaisers in der Nachwelt stark ge­ prägt hat, wurde im folgenden eine dieser Quellen aufgenommen, um die Thematik wenigstens anzusprechen. Welche Quelle gewählt werden sollte, war nicht leicht zu entscheiden. Das Tagebuch des Tageno ist nur bei Ma­ gnus von Reichersberg und unvollständig erhalten und reicht in der vorlie­ genden Fassung nicht bis zum Tod des Kaisers. Die tagebuchartige Erzäh­ lung über eine niederdeutsche Gruppe, die den Seeweg um die Iberische Halbinsel wählte, hat mit dem Zug Friedrichs unmittelbar nichts

zu

tun.

Die 'Historia peregrinationis' und der sogenannte Ansbert dagegen sind in zeitlichem Abstand von den Ereignissen als ausgesprochen literarische Werke unter sowohl gegenseitiger Benutzung wie der Verwertung des Ta­ geno-Tagebuches und schon genannter briefartiger Quellen entstanden. Sie wissen manches, was die kleineren Quellen nicht berichten, unterscheiden sich aber von diesen insgesamt doch vor allem nur dadurch, daß sie das, was jene gewissermaßen im Telegrammstil erzählen, mit mehr Worten, mit Be­ trachtungen, Urteilen und literarischen Zitaten

im

Sinne des gehobenen

Stils ausschmücken. Unbeschadet ihres literarischen und historiographi­ schen Wertes schien der Zweck, um dessentwillen der dritte Kreuzzug in diesem Band angesprochen wird, letztlich doch auch mit einer der kleineren Quellen erfüllt werden zu können, zumal der allgemeine Gesichtspunkt "Quellen zur deutschen Geschichte" damit hinreichend abgedeckt ist. Denn unter diesem Aspekt scheint die Wiedergabe möglichst ausführlicher Er­ zählungen über den Kreuzzug, dessen Verlauf insgesamt doch von nur ge­ ringer Bedeutung für die deutsche Geschichte war, nicht unbedingt erfor­ derlich. Unter diesen Erwägungen fiel die Entscheidung für die sogenannte 'Epistola de morte Friderici', die unter den erhaltenen Quellen älteste Nachricht über das Ergehen des Kreuzfahrerheeres und den Tod des Kaisers.

Otto Morena und seine Fortsetzer Spätestens seit dem

1 1 . Jahrhundert drängten die oberitalischen Städte

nicht nur nach freier Selbstverwaltung- unmittelbar bedeutete dies meist: Unabhängigkeit vom bischöflichen Stadtherrn und Übernahme der in des­ sen Hand befindlichen Hoheitsrechte, die der König verliehen hatte-, son­ dern auch nach Bildung eines Territoriums (Contado) durch Ausbreitung der Herrschaft über das nähere und weitere Umland sowie über dessen Adel, Capitane und kleinere Städte. Solche Politik, die von der bürger­ lichen Elite der Städte und dem zur Mitgliedschaft in der städtischen Gemeinde gezwungenen Adel vertreten wurde, denen auch die Beamten - Konsuln und Podesta- entstammten, wurde durch die deutschen Könige

7

Otto Morena und Fortsetzer

erleichtert, die nominell die Herrschaft auch über das Regnum ltalicum führten; denn diese Herrschaft stützte sich vor allem auf die Bischöfe, die angesichts der seltenen Anwesenheit der Könige den kommunalen Tenden­ zen eines wehrhaften Bürgertums nur wenig Widerstand zu leisten ver­ mochten oder sich auch aufgrund ihrer Herkunft mit den Städten identifi­ zierten. Den größten Vorteil aus dieser Situation, die sich besonders seit der Regierung Heinrichs V. verschärft hatte, zog Mailand, die Metropole der Lombardei und deren wichtigste und erfolgreichste Stadt. Verschie­ dene Städte- etwa Crema oder Tortona- hatten es vorgezogen, ein Bünd­ nis mit Mailand zu schließen; andere, die sich wie Corno oder Lodi wider­ setzten, wurden unterworfen und verloren ihre Selbständigkeit. Im Jahre

1111

hatten die Mailänder die Lodesen aus Lodi vertrieben und in Borghi

außerhalb der ehemaligen Stadt angesiedelt, in Gemeinden ohne kommu­ nale Selbständigkeit. Wurde nach einiger Zeit auch der Druck

im

Sinne

eines erzwungenen Bündnisses gelockert, so führte jede Regung der Selbständigkeit dennoch zu neuerlichen Repressalien. Als

im

März

1153

in Konstanz im Rahmen eines Hoftages der Vertrag

zwischen Papst Eugen III. und Friedrich I. beschworen wurde, der vor al­ lem Friedrich die Kaiserkrone, dem Papst aber wieder die Herrschaft über Rom bringen sollte, zeichnete sich eine energischere Italienpolitik des neuen Herrschers im Vergleich zu der seines Vorgängers ab. Zwei Lodeser Kaufleute, die um diese Zeit den Bischof von Konstanz aufgesucht hatten, benutzten, wenn auch ohne Auftrag ihrer Mitbürger, die Gelegenheit, bei Friedrich Klage gegen Mailand zu erheben und Hilfe für ihre Vaterstadt zu erbitten. Zu Hause dagegen ernteten sie nur Schelte für ihre Tat, und auch ein Bote des Königs, der den Mailändern einen mahnenden Brief Friedrichs überbringen sollte, stieß auf wenig Entgegenkommen in Lodi. Mit Recht befürchtete man in der Stadt nur weitere Bedrückung seitens Mailands, so­ lange die militärische Präsenz des Herrschers sie nicht davor zu schützen vermochte. Erst das Erscheinen und die Erfolge Friedrichs in Italien, die nach eini­ ger Gegenwehr Mailands zu einem vertraglichen Frieden mit der lombardi­ schen Metropole führten, veranlaßten die Lodesen, offen auf die kaiserliche Seite überzutreten. Alles schien sich zum Guten zu wenden, als der Kaiser die Neugründung von Lodi vollzog (1158 August 3) und häufig Aufenthalt in Neu-Lodi nahm. Als aber die unkorrekte Anwendung der roncalischen Ge­ setze vom September

1 158 zunächst den Widerstand und dann den offenen

Aufstand Mailands herausforderte, hatte Lodi erneut schwer zu leiden, da die Stadt als ein besonders hinderlicher Stützpunkt des Kaisers galt, bis nach langen und schweren Kämpfen im März unterlag und zerstört wurde.

1162 Mailand dem Herrscher

Einleitung

8

Wahrscheinlich erst damals, als sich die Niederlage Mailands abzuzeich­ nen begann, hat Otto Morena, wenn auch gewiß nicht ohne die Hilfe von äl­ teren Notizen, seinen Libellus über die Taten des Kaisers vom Standpunkt seiner Vaterstadt Lodi und ihres Dranges nach Selbständigkeit und Selbst­ behauptung gegenüber Mailand geschrieben, sicher aber nicht vor Mitte des Jahres 1 1 61 . 9 Denn erst im Frühjahr 1 1 6 1 wurde der kaiserliche Palast begonnen, 10 den Otto schon zur Charakterisierung der Stadtgrenze bei der Gründung von Neu-Lodi als Orientierungspunkt erwähnt 1 1 • Die Nieder­ schrift mit Güterbock schon früher anzusetzen, etwa Anfang 1 1 60, und die Erwähnung des Palatium dann als Interpolation zu bezeichnen besteht kein zwingender Grund. Otto Morena entstammte der angesehenen, mitgliederreichen und viel­ fältig urkundlich belegten Lodeser Familie Morena, die in Lodi wichtige städtische Ämter (die von Konsuln und Podesta) innehatte. Otto war wohl noch vor 1 1 1 1 geboren, nach dem Zeugnis von ihm selbst ausgestellter Ur­ kunden von Lotbar III. zum "iudex" und "missus" bestellt worden und zeit seines Lebens vor allem für die Bischöfe von Lodi auch als Notar tätig. Im Jahre 1 143 ist er ebenso wie auch noch zweimal im Jahre 1 1 74 als Konsul seiner Vaterstadt nachgewiesen. Wenn er in einer Urkunde des Jahres 1 148 über den Kauf von Land, das er von Mailänder Bürgern zugunsten des Bischofs von Lodi erwarb, als "de civitate Mediolani" bezeichnet wird, dann könnte das auf den (zeitweiligen?) Besitz des Mailänder Bürgerrechts hin­ weisen (so Güterbock, Einleitung zur Ausgabe, S.

X),

muß es aber nicht, da

mit civitas nicht nur die eigentliche Stadt, sondern diese mitsamt ihrem Territorium gemeint sein kann, zu dem auch Lodi damals gehörte. Als Otto seinen Libellus niederschrieb, hatte er mindestens zwei Söhne: Manfredus, der zweimal bei Kämpfen mit Mailändern erwähnt wird, und Acerbus, der unter Konrad III. "iudex ac missus" wurde wie sein Vater und diesem auch in der Tätigkeit für die Lodeser Bischöfe folgte. Im Mai 1 160 sowie im März und April 1 1 62 war er einer der Lodeser Podesta, nahm nach der Eroberung Mailands den Treueid eines Teiles der Mailänder für den Kai­ ser entgegen, wurde kaiserlicher Hofrichter, begleitete Friedrich auf dem Zug nach Rom im Jahre 1 1 67 und hat hier nach der Niederlage der Römer deren Treueid entgegennehmen helfen. Auch er wurde in Rom von der Seuche befallen, die das Heer des Kaisers ergriff und diesen zum Rückzug 9 Hierzu und zum Folgenden vgl. F. Güterbock, Einleitung zur Ausgabe, S. IXff. ; ders. , Zur Edition, N. Arch. 48; ders. , Zur Edition II, ebd. 49; ebenso 'Libellus . . . ', u. S. 158 ff. passim. 10 Vgl. u. S. 158. 11 Unt en S. 84.

Otto Morena und Fortsetzer

9

zwang; man versuchte noch, ihn in die Heimat zu bringen, aber in Siena ist Acerbus am 18. Oktober 1 1 67 gestorben und beigesetzt worden. Die Nähe zu den Vorgängen vor und nach der Eroberung und Zerstörung Mailands und die persönliche Beteiligung daran dürften der Anlaß dazu gewesen sein, daß Acerbus nach eigenem Bekenntnis diese Vorgänge be­ schrieb und damit das Werk seines Vaters fortsetzte. Beim Bericht über Ereignisse im März 1 1 62 nennt Acerbus sich erstmals und ausdrücklich als Verfasser, aber an welcher Stelle genau er mit seiner Darstellung einsetzt,

ist umstritten. Zwei Berichtspausen - vom Oktober 1 1 60 bis in den März 1 1 61 und vom August/September 1 1 61 bis zum Dezember desselben Jah­ res 12

-

sind für einen entsprechenden Autorenwechsel in Anspruch ge­

nommen worden: Von Jaffe die zweite, 13 von Güterbock die erste, weil mit dem März/April 1 161 eine gewisse chronologische Unregelmäßigkeit auf­ trete, was für eine Berichtspause und eine spätere Niederschrift spreche, und mit dem Mai 1 1 61 wieder eine eindeutig zusammenhängende Darstel­ lung beginne. Dem ist entgegenzuhalten, daß im Winter 1 1 60/1 161 wohl weitgehend Ruhe herrschte- auch 1 1 58/59 legt Otto Morena eine entspre­ chende "Berichtspause" ein- und zum März 1 1 61 der Bau des Palastes in Lodi erwähnt wird, von dem Otto schon Kenntnis hatte, als er die Gründung von Neu-Lodi erzählte, daß er also doch wohl noch den Baubeginn selbst notiert hat. Auch sprachliche Argumente sind bei dem wenig ausgeprägten Stil von Vater und Sohn, auch wenn des Acerbus Stil in eindeutig ihm zuzu­ schreibenden Partien aufs Ganze gesehen etwas flüssiger und im Sinne des lateinischen Sprachgebrauchs korrekter erscheint, kaum so eindeutig veri­ fizierbar, daß man sich auf eine klare Grenze, gewissermaßen zwischen zwei Sätzen, festlegen könnte. Persönlich neige ich mehr zur Ansicht von Jaffe. Wenn man davon ausgeht, daß Acerbus den Fall Mailands geschildert hat, dann beginnt dieser Teil recht eigentlich mit der Winterpause 1 161/62 , die der Kaiser in Pavia zubrachte. Der entsprechende Abschnitt endet mit der Feststellung, daß Friedrich den Mailändern fast jede Hoffnung auf Leben genommen habe. Der folgende Absatz steht dazu in einem gewissen Gegen­ satz, wenn er mit der Behauptung beginnt, daß der Kaiser einsah, er könne den Mailändern nicht völlig schaden, und daher zu neuen Maßnahmen griff, die unmittelbar zum Ende Mailands führten. Dies ist offenbar aus einer ge­ wissen Rückschau geschrieben, die auf einen N euansatz, den des Acerbus, weisen könnte, der sich auch zwanglos in unsere Ansicht über die Zeit der Niederschrift des ersten Teiles durch Otto Morena einfügte. Daß kurz zu12

Unten S. 155 f. bzw. S. 168 f.

13 Otto Morena, Acerbus Morena, Anonymus de rebus Laudensibus, ed. Ph. Jaffe,

MG. SS. 18, S. 584 ff.

10

Einleitung

vor zwei Sallustzitate anklingen 14, die Güterbock dem Acerbus zuschreiben möchte, will wenig besagen, denn um direkte Zitate handelt es sich nicht, und überdies genügten sie kaum, um einen Text einem bestimmten Autor zuzuschreiben. Aber letztlich ist, dies sei nochmals betont, eine eindeutige Scheidung der Anteile Ottos und seines Sohnes Acerbus nicht möglich. Acerbus scheint das Werk seines Vaters zunächst nur mit der Darstel­ lung der Niederlage Mailands, und zwar bald nach diesem Ereignis, etwa im Sommer 1 1 62 , fortgesetzt und erst nach einer längeren Pause - die darauf­ folgenden Geschehnisse sind ganz summarisch berichtet und verraten, wie etwa die Schilderung der Belagerung Gardas im Sommer 1 1 62, bereits die Kenntnis von Vorgängen erst des folgenden Jahres - wiederaufgenommen zu haben, vielleicht im Winter 1 1 63/64. Mit einiger Sicherheit sind ihm die Nachrichten bis in den August 1 1 64 (Erhebung des Sardiniers Bareso zum König) zuzuschreiben. Seine Teilnahme am Romzug des Jahres 1 1 67 und sein Tod sowie die Wendung der politisch-militärischen Verhältnisse in der Lombardei irrfolge der römischen Katastrophe des Kaisers und der Bildung des Lombardenbundes haben dann wohl im Frühjahr 1 168 zu einer zweiten Fortsetzung von Ottos Werk geführt, als auch Lodi in das antikaiserliche Lager einschwenkte. Der Verfasser dieses Teiles ist nicht bekannt. Gewiß stand er dem Acerbus sehr nahe, von dem er ein außerordentlich positives Persönlichkeitsbild entwirft, und natürlich muß er Zugang zu dem Libellus des Otto und des Acerbus Morena besessen haben. Es wäre nicht einmal völlig auszuschließen, daß dieser unbekannte Verfasser sogar mit Otto Morena identisch war, der damals ja noch lebte und leicht nochmals zur Feder gegriffen haben könnte. Eine gewisse Sprachverschlechterung, die vor allem in der Vernachlässigung jeglicher Syntax besteht, könnte durchaus mit dem Alter oder mit mangelnder Konzentration erklärt werden, wenn nicht der Umstand wäre, daß dann selbst bei der Darstellung der Persönlichkeit und des Todes des Acerbus Morena der Vater merkwürdig distanziert ge­ schrieben hätte und ohne sich im geringsten zu erkennen zu geben. Güter­ bock ist daher für einen dritten, anonymen Verfasser eingetreten, vor allem mit dem Argument, daß sich in diesem letzten Teil der politische Stand­ punkt geändert habe. Dieses Argument kann aber nur mit Vorbehalt gel­ ten. Die Klage über die Unterdrückung der Lombardei durch die kaiserli­ che Verwaltung, die Freund und Feind gleichermaßen traf, ist nicht einfach als ein politischer Standpunkt zu betrachten, der zwingend auf einen ande­ ren Autor als den "kaiserfreundlichen" Otto Morena führt, sondern ist vielmehr eine offensichtlich mit Bedauern vom Verfasser festgestellte Tat­ sache, die zunächst die Beamten des Kaisers betrifft und den Kaiser erst 14

Unten S. 162.

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Otto Morena und Fortsetzer

dann, als dieser nicht die erwartete Abhilfe schafft und s o die Maßnahmen seiner Leute deckt oder zu decken scheint. Im übrigen wehrte sich auch die­ sem Autor zufolge Lodi noch bis in das Jahr 1 1 68 mit dem Hinweis auf seine Treuepflicht gegen den Ü bertritt zum Lombardenbund und auf die Seite Alexanders 111. Dies alles vertrüge sich durchaus auch mit einem Verfasser - etwa Otto Morena -, dem es in erster Linie immer um Lodi ging, der zu­ nächst die Lösung Lodis von Mailand als eine Gefahr für seine Vaterstadt betrachtete, dann die Hilfe des Kaisers für seine Stadt begrüßte, die 1 1 58 wieder gegründet werden konnte, und angesichts der Umstände doch schließlich wieder den Schritt an die Seite Mailands als unausweichlich und notwendig im Interesse Lodis darstellte. Letztlich muß aber auch diese Frage eher unentschieden bleiben. Ungeachtet dieses Problems und unbeschadet der Tatsache von drei oder unter Umständen auch nur zwei Verfassern zeichnet sich die Darstellung des Libellus durch einheitliche Merkmale aus. Sie ist durchgehend von außerordentlicher Genauigkeit in den Einzelheiten, über die nur selten gene­ ralisierend hinweggegangen wird, durch präzise Daten, von der nament­ lichen Aufzählung beteiligter Personen und von penibler Bemühung um äußerste Präzision der Wiedergabe von Situationen und Vorgängen gekenn­ zeichnet, die durch ihre Umständlichkeit oft naiv und durch unnötig erscheinende Wiederholungen gelegentlich unbeholfen wirkt. In besonde­ rem Maße gilt dies für Otto und den letzten Verfasser. Man ist versucht, dies darauf zurückzuführen, daß die Autoren von Beruf Juristen und No­ tare waren, die diese Gewohnheiten aus Urkunden und Verträgen in die literarische Darstellung übernahmen. Vielleicht haben diese beruflichen Gepflogenheiten auch dazu geführt, daß die Darstellung trotz ihres Enga­ gements für Lodi und zeitweilig den Kaiser fast immer so kühl distanziert wirkt, vor allem wenn die militärischen Vorgänge oder besonders die Mai­ länder Unternehmungen dargestellt werden, auch sie ganz sachlich in Er­ folg und Mißerfolg und ohne jeglichen Haß. Das Werk ist in zwei Fassungen überliefert. Die eine ( L) ist ausführli­ cher und umfangreicher und durch ein Latein gekennzeichnet, das sich rela­ tiv weit vom klassischen Sprachgebrauch, dessen Grammatik und Syntax entfernt hat, von vielen Italianismen durchsetzt ist und auch im Sinne des Mittellateins der Zeit als unkorrekt bezeichnet werden muß. Die andere Fassung ( M) weist ein im Sinne klassischer Sprache korrekteres Latein auf, ist aber im Wortbestand stark verändert und vielleicht, namentlich im dritten Teil des Werks, sehr stark gekürzt. Entgegen früherer Ansicht hat F. Güterbock überzeugend dargelegt, daß die Fassung L grundsätzlich die Originalversion vertritt, während M eine spätere, in einer Handschrift vom Ende des 13. Jahrhunderts zuerst belegte (Pommersfelden 98 M 1 ) Ü ber=

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Einleitung

arbeitung darstellt, die zur Zeit der Edition durch Güterbock noch in zwei weiteren Handschriften des 14. (M 2 ) und 16. Jahrhunderts (M 3 ) überliefert schien; 1 941 hat dann G. Roethe noch eine weitere Ü berlieferung dieser Redaktion (M 4) bekannt gemacht. 1 5 Die dem Original näher stehende Fas­ sung L ist dagegen nur in zwei vollständigen Handschriften des ausgehen­ den 15. Jahrhunderts (Mailand, Bibl. AmbrosianaJ 46 L 1 ) und des begin­ L 2 ) sowie zwei Fragmenten des nenden 16. Jahrhunderts (?; ebd. H 121 dritten Teils (Mailand Brera Codex Morbio L 3; Boldoni 1 6 L 4) tradiert. Güterbock hat beide Fassungen parallel ediert. Für L nahm er die Hand­ schrift L 1 als Leithandschrift - L 2 erklärte er in der Hauptsache zu deren Kopie -, für M die Handschrift M 1 • Beide Fassungen sind nach der überzeu­ genden Darlegung Güterbocks von demselben schon fehlerhaften Archetyp abhängig, den M an verschiedenen Stellen besser wiedergibt als L. Mit Recht hat er deshalb bei seiner Edition von L auch die Fassung M, in der Regel nach M 1 , zur Emendation von L herangezogen. Gleichwohl birgt die Handschriftenrezension Güterbocks, wie schon Roethe vermutete und wie ich an anderer Stelle ausführlicher dargelegt habe, 1 7 grundsätzlich Fehlbe­ urteilungen, und entsprechend müssen auch gegen die Edition Einwände erhoben werden. Die wichtigsten Fehleinschätzungen sind: L 2 kann nicht als Abschrift von L 1 erwiesen werden und hat oft die besseren L-Lesarten, die durch M 3 gedeckt werden, und auch die behauptete Filiation von L 3 und L 4 ist unzutreffend. M 1 ist, entgegen Güterbock, nicht der beste Reprä­ sentant von M im Sinne der ursprünglichen M-Redaktion, sondern vielmehr M 3 , das der L-Fassung noch erheblich näher steht und sich in den Lesarten besonders häufig mit L 2 deckt. Güterbocks Meinung, M 3 sei mit L 2 bzw. mit einer Vorlage von L 2 kontaminiert, wie umgekehrt L 2 auch mit M kontami­ niert sei, war offensichtlich irrig. Für den Textabdruck in dem vorliegenden Band wurden aus diesen Be­ obachtungen Konsequenzen gezogen. Abgesehen davon, daß hier nur der L-Text wiedergegeben wird - der M-Text ist als Redaktion und als Ganzes ohne zusätzlichen Wert -, mußte auch der L-Text in sich entsprechend den veränderten Einsichten korrigiert werden. Der Text folgt nun, wo immer dies noch vertretbar erscheint, der L-Fassung und übernimmt weniger häufig als der Güterbocks M- (M 1 -) Lesarten, weil der redaktionelle Cha­ rakter einer M-Lesart auch oder gerade dann nicht ausgeschlossen werden kann, wenn sie als "besser" erscheint, und eine bestimmte Grenze für die =

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1 5 G. Roethe, Zu einer neuen Morena-Handschrift, S. 331 ff. 1 6 S. Boldoni, Historia rerum Laudensium tempore Federici Aenobarbi caesaris

Ottonis Morenae et Acerbi Othonis f. , Venetiis 1629, S. 128 ff. 17 Dt. Arch. 45, 1986.

Otto Morena und Fortsetzer

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sprachlichen Inkorrektheiten des Originals nicht gezogen werden kann. In­ nerhalb der L- Ü berlieferung mußte der Wert von L 2 als einer Handschrift, deren Unabhängigkeit von L 1 nicht bestritten werden kann, zur Geltung kommen. Der Text folgt also häufiger als bei Güterbock L 2 , vor allem immer dann, wenn L 2 sich mit M 3 deckt (gegen L 1 und M 1 ), da angesichts des neu bestimmten Gewichts von M 3 als einer nicht kontaminierten und überliefe­ rungsgeschichtlich dem Archetypus am nächsten stehenden M-Handschrift in diesen Fällen die Lesart des Archetyps gegeben ist. Ebenso wurde die Interpunktion entsprechend den Einwänden, die ich an anderer Stelle vor­ gebracht habe, gegenüber der Ausgabe Güterbocks verändert. Insgesamt machten die Ü berlieferungslage bzw. die Notwendigkeit der Textherstel­ lung aufgrund von zwei verschiedenen Rezensionen und die Einwände ge­ gen Güterbocks Edition einen so umfangreichen textkritischen Apparat notwendig, wie er in dieser Reihe sonst nicht üblich ist, auch wenn er sich gleichwohl auf Entscheidungsvarianten beschränkt. Abweichungen vom Text Güterbocks sind in der Weise gekennzeichnet, daß Güterbocks Text­ lesart mit "Ed." im Apparat angemerkt wurde. Die Rekonstruktion von Güterbocks L-Text ist dadurch jederzeit möglich. Schließlich wurde auch der Titel des Werks leicht geändert. In den Hand­ schriften ist es titellos überliefert. Aber in dem kurzen Prolog, den die bei­ den ersten Abschnitte - grundsätzlich wurde die Einteilung Güterbocks beibehalten - bilden, gibt Otto Morena präzise an, als was er sein Werk be­ trachtet, nämlich formal als "libellus"und inhaltlich als "libellus", der "res a sanctissimo domino nostro imperatore Frederico . . . gestas" beschreibt. Die Ü bersetzung - es ist die erste deutsche Ü bersetzung - bot gewisse Schwierigkeiten. Das Latein des Textes ist, wie schon gesagt, häufig ganz inkorrekt. Tempora und Modi der Prädikate widersprechen dem lateini­ schen Sprachgebrauch, stillschweigende Wechsel in den Subjekten und syntaktisch unkorrekte Perioden sind häufig, und zahlreiche Cola werden ohne eindeutige Ordnung aneinandergereiht. Andererseits sollte gleich­ wohl, entsprechend den Grundsätzen dieser Reihe, die Ü bersetzung sich so weit wie vertretbar an den Text anlehnen, um einen direkten Zugang zu diesem zu ermöglichen. Zwischen dem Wunsch nach gutem Deutsch und Wörtlichkeit mußten daher häufig Kompromisse geschlossen werden, die vielleicht nicht von jedem Benutzer der Ü bersetzung akzeptiert werden. Grundsätzlich habe ich mich im Zweifelsfall für Textnähe entschlossen.

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Einleitung

Die Mailänder Erzählung Der Darstellung des Otto und des Acerbus Morena - weniger der ihres Fortsetzers - in der gesamten Tendenz entgegengesetzt ist die Erzählung eines Mailänder Bürgers, die den Zeitraum von 1 154 bis 1 1 77 umfaßt. Der Autor will nach seinen eigenen Worten nicht etwa, wie man dem gebräuch­ lichen Titel dieser Erzählung entnehmen könnte, die Taten Friedrichs in Italien oder der Lombardei berichten, sondern zum Nutzen der Nachwelt ("ad utilitatem posteriorum"): " Misere . . . Longobardiae . . . opressionem et insolitam subiectionem, maxime mediolanensium obsessionem, proditio­ nem atque destructionem breviter narrare studebo. " Sein Interesse gilt ganz seiner Heimatstadt Mailand, die er zu Beginn geradezu mit der Lom­ bardei gleichsetzt, und aus dem Blickwinkel eines Mailänders und eines Lombarden werden auch die Ereignisse dieses Zeitraums dargestellt. Die Lombardei ist für den Autor in einer nicht näher präzisierten Weise eine selbständige Region, die stets von Fremden - angefangen von den Römern über germanische Stämme bis schließlich hin zu den Deutschen - bedrückt und unterdrückt wurde, und zumindest in der von ihm geschilderten Phase hat offensichtlich Mailand die Hauptlast dieses Schicksals zu tragen. Daß gleichwohl diese Lombardei ein in sich zerstrittenes Gebiet ist, in dem Civi­ tas gegen Civitas streitet, wird als gegeben hingenommen, und die Aus­ dehnung der Macht Mailands über andere Städte erscheint als ebenso selbstverständlich wie auch die Gegnerschaft anderer Städte mit ähnlichen Zielen weder ausdrücklich noch scheinbar mit rechtlichen oder moralischen Argumenten ins Unrecht gesetzt wird. Nach Meinung des Verfassers hat sich der Kaiser angesichts der Macht Mailands von seinem ersten Auftreten in Italien an als Verbündeter der Gegner Mailands und somit als Partei ge­ gen die Vaterstadt des Erzählers gestellt. Statt als gerechter und alle Un­ tertanen in gleicher Weise behandelnder Herrscher sämtlichen Städten ge­ genüberzutreten, vertritt der Kaiser die Interessen der Feinde Mailands, unterwirft die Stadt entgegen dem Recht und entgegen den von ihm selbst erlassenen Gesetzen einer Sonderbehandlung, gegen die sich Mailand mit Recht zur Wehr setzt, und vernichtet schließlich die lombardische Metro­ pole und ihre getreuen Verbündeten - wie Tortona und Crema - zum Triumph vor allem von Pavia, der Hauptrivalin Mailands. Aber mit Hilfe des Lombardischen Bundes ersteht die Stadt neuerdings, und gemeinsam besiegt man schließlich den Kaiser, der sich zum Frieden gezwungen sieht. Dennoch glaubt der Verfasser am Ende seines Berichts die Lombarden um die Früchte ihres Widerstandes, ihrer Leiden und ihres Sieges gebracht. Denn der Papst hat sich schließlich auf einen Sonderfrieden mit dem Kaiser einge­ lassen und die Lombarden mit einem bloßen Waffenstilistand abgespeist.

Die Mailänder Erzählung

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Der anonyme Autor sagt über sich selbst in seinem Werk nur so viel aus, daß er während der Belagerung der Stadt im Mai 1 1 61 zu jenen gehört habe, die als Verantwortliche für den Getreide-, Wein- und Warenverkauf sowie für die Preisüberwachung gewählt wurden. 18 Sicher hat er also zu den an­ geseheneren Bürgern der Stadt gezählt. Darüber hinaus kann man dem ln­ halt und der Tendenz seines Werkes über seine Persönlichkeit nur noch das eine entnehmen, daß er sich mit seiner Vaterstadt völlig identifiziert und den Mut zu einem offenen politischen Urteil besitzt, wie es eben in der Ein­ schätzung der Person und des Verhaltens des Kaisers wie auch in der Be­ wertung des Friedens von Venedig und des Papstes zum Ausdruck kommt, ohne daß man indessen das eine oder das andere als unbedingt zutreffend oder gar als Ausdruck allgemein verbreiteter Ansichten interpretieren dürfte. Geschrieben hat dieser Mann sicher vor dem Jahre 1 183, in dem zu Konstanz dann der endgültige Frieden zwischen dem Kaiser und den Lom­ barden geschlossen wurde, und wohl auch mit großer Wahrscheinlichkeit schon sehr bald nach dem Frieden von Venedig, mit dessen skeptischer Be­ urteilung er seinen Bericht endet. Gleichwohl sind die Ereignisse seit 1 154 , also fast 25 Jahre, mit meist so großer chronologischer Zuverlässigkeit und Genauigkeit auch in Einzelheiten erzählt und sind so häufig auch für weiter zurückliegende Jahre viele Personen namentlich genannt, daß eine Nieder­ schrift allein aus dem Gedächtnis ohne jede schriftliche Stütze in Form von irgendwelchen Notizen kaum möglich erscheint. Wenn sich manches mit dem von Otto Morena Erzählten grundsätzlich deckt, so gibt es doch keinen wirklich eindeutigen Beleg dafür, daß der Mailänder das Werk Ottos Morena gekannt haben könnte. Die Schrift ist bisher dreimal, und zwar unter jeweils anderem Titel ver­ öffentlicht worden, und auch der Druck in diesem Band erscheint wiederum unter einem neuen Titel. L. A. Muratori hatte sie als 'De rebus gestis Friderici I. in ltalia', G. H. Pertz als 'Annales Mediolanenses maiores', 19 0. Holder-Egger als 'Gesta Federici I. imperatoris in Lombardia' bezeich­ net, doch wird keine dieser Bezeichnungen dem titellos überlieferten Werk gerecht. Weder kann man von Annalen sprechen, noch geht es dem Verfas­ ser um die Taten Friedrichs als solche, sondern, wie er in der aus dem Pro­ log bereits zitierten Stelle eindeutig bekennt, um die Erzählung der Be­ drückung und Unterwerfung der Lombardei und besonders Mailands. In einer neuerlichen Ausgabe meinte ich dieser Schrift zu dem Titel verhelfen zu sollen, den der Verfasser selbst in dem kurzen Vorwort seines Werkes umschrieben hat. 18

Unten S. 272.

1 9 L. A. Muratori, Rer. Ital. SS. 6, S. 1173 -1 193; G. H. Pertz, MG. SS. 18,

s. 359-378.

Einleitung

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In ihrer wenigstens im Prinzip ursprünglichen Gestalt ist die " Narratio" A) aus dem nur in einer Mailänder Handschrift (Brera A. F. 9. 30 1 7. Jahrhundert überliefert, die allerdings nicht direkt auf das Original, sondern auf eine Abschrift frühestens des 13. Jahrhunderts zurückgeht, in der einige annalistische Notizen, die sich an die "N arratio" anschließen, als Werk eines Sire Raul bezeichnet wurden, und die ihrerseits schon nur mehr Abschrift einer Kopie war, in der die ursprüngliche " Narratio" mit einer kleinen Schrift über den Kreuzzug Barbarossas 2 0 verbunden war. Diese zu­ letzt genannte Ü berlieferung ist deshalb so sicher zu erschließen, weil sie am Ende des 12. oder zu Beginn des 13. Jahrhunderts dem Piacentiner Stadt- und Geschichtsschreiber Johannes Codagnellus vorgelegen haben muß, der sowohl die "N arratio" wie auch den Kreuzzugsbericht sprachlich - im Sinne eines dem klassischen Sprachgebrauch angenäherten Lateins -, inhaltlich - mit zum Teil wohl gar erfundenen Ergänzungen - und in ent­ schieden antistaufischer Tendenz überarbeitete und ihr den Titel gab: 'Li­ bellus tristitiae et doloris, angustiae et tribulationis, passionum et tormen­ torum'. Diese Bearbeitung des J ohannes Codagnellus liegt in einer voll­ ständigen, wenn auch fehlerhaften Handschrift aus dem Beginn des 13. Jahrhunderts vor (Paris, BN. Lat. 4931 B). Bruchstücke aus der Be­ arbeitung des Johannes sind auch in die sogenannten 'Annales Placentini Ghibellini' eingegangen ( P), die hauptsächlich auf den Annales Placentini des Johannes beruhen, aber auch einiges aus dem 'Libellus Tristitiae' ent­ nommen haben und somit wenigstens stellenweise eine Kontrolle der Handschrift B erlauben. 2 1 Für die Textgestaltung ist der Herausgeber der letzten Edition i n den Monumenta Germaniae Historica, 0. Holder-Egger, grundsätzlich A ge­ folgt. Da diese späte Handschrift jedoch oft fehlerhaft ist, wurde, wo immer dies möglich war, der Codex B und vereinzelt auch die Ü berlieferung P her­ angezogen, die manche Lesart des von J ohannes Codagnellus und auch der Vorlage von A (Sire Raul) benutzten Archetypus besser bewahrt haben, jedenfalls dort, wo Johannes Codagnellus den Text der ursprünglichen " Narratio" nur wenig redaktionell verändert hat. Einzelne Lesarten kön­ nen darüber hinaus noch mit Hilfe anderer historiographischer Werke, in denen einzelne Stellen der "N arratio" verwertet sind, und zwar offensicht­ lich aufgrund der Benutzung desselben schon mehrfach genannten Arche­ typus, gesichert werden ('Annales s. Eustorgii Mediolanenses [ minores]' 22; =

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20 21

Gesta Federici. o. Anm. 8. Vgl. zu diesem Abschnitt auch 0. Holder-Egger, Einleitung zur Ausgabe,

s. 5 ff. 22

Ebd. S. 67- 71.

Die Mailänder Erzählung

17

Galvaneus Flamma 2 3 ; Calchus 24). Wo immer eines dieser Werke entweder die Lesart von A oder die Lesart von B oder P bestätigt, wurde die betref­ fende Variante in den Text genommen. 2 5 Ich habe in der folgenden Ausgabe allerdings darauf verzichtet, dies im einzelnen anzumerken. Gleichwohl leidet das Vorgehen von Holder-Egger darunter, daß eine scheinbar bessere Lesart von B oder P letztlich vielleicht doch nur eine sprachliche Verbesserung seitens des J ohannes Codagnellus darstellt, während die "fehlerhaft" erscheinende Variante von A durchaus bereits Bestandteil des Originals gewesen sein kann, dessen Autor ganz ohne Zwei­ fel ähnlich wie Otto Morena und dessen Fortsetzer kein korrektes Latein im Sinne des klassischen oder auch guten mittelalterlichen Sprachgebrauchs geschrieben hat. Meiner Ansicht nach ist Holder-Egger jedenfalls in der Ü bernahme von B- und P-Varianten in den Text seiner Edition gelegentlich zu weit gegangen und hat manche durchaus mögliche A-Lesart zugunsten von B- und P-Lesarten in den Apparat verwiesen. Ich habe mich daher nicht entschließen können, den Text Holder-Eggers unverändert zu überneh­ men, sondern habe selbstverständlich unter Angabe der von Holder-Egger bevorzugten Lesart, die mit " E d . " gekennzeichnet wurde, die A-Variante immer dann in den Text gesetzt, wenn mir diese als noch möglich erschien. Grundsätzlich folgt der hier abgedruckte Text also häufiger der Hand­ schrift A als dem Text Holder-Eggers, dessen penible Verzeichnung selbst der orthographischen Varianten dieses Verfahren möglich machte. Ich selbst habe allerdings an Lesarten nur eigentliche Entscheidungsvarianten ausgewiesen. Wenn keine Varianten verzeichnet sind, folgt der Text ent­ weder ausschließlich A, weil infolge der redaktionellen Eingriffe des Jo­ hannes Codagnellus die Ü berlieferungen B und P nicht herangezogen wer­ den können, oder der Text ist dadurch als der auch des Archetypus gesi­ chert, daß entweder A mit B oder A mit P übereinstimmt oder eine Lesart einer dieser drei Ü berlieferungen durch die genannten anderen Benutzer des Archetypus bestätigt wird. Bei grundsätzlicher Anlehnung an die Aus­ gabe von Holder- Egger versuche ich also insgesamt doch einen Text zu bie­ ten, der A noch etwas näher kommt als der Text Holder-Eggers und wie er mir bei Anwendung strenger textkritischer Grundsätze auch als der richti­ gere erscheint. Ebenso wurde gelegentlich die Interpunktion verändert. Eine deutsche Ü bersetzung der " Narratio" hat es bisher nicht gegeben.

23 Galvaneus Flamma, Manipulus florum sive Historia Mediolanensis, in: L. A. Muratori, Rer. Ital. 1 1 , 1 727, c. 181-204. 2 4 T. Calchus, Mediolanensis historiae patriae libri 20, Mediolani 1627, passim. 2 5 Vgl. 0. Holder-Egger, Einleitung zur Ausgabe, S. 9 ff.

18

Einleitung

Aus den Genueser Annalen des Obertus Erst als Pisa sich im 1 1 . Jahrhundert bei der Abwehr sarazenischer Ein­ fälle in Sardinien engagierte, trat die Insel deutlicher in den Gesichtskreis der mittelalterlichen Welt. Pisa selbst gewann seitdem politisch wie wirt­ schaftlich, vor allem aber durch die Ernennung des Bischofs von Pisa zum päpstlichen Legaten für Sardinien kirchlichen Einfluß, stieß aber bald, wie ähnlich in Korsika, auf die Konkurrenz Genuas, der anderen bedeutenden Seemacht im westlichen Mittelmeer. War Pisa im Süden und Osten vor­ herrschend, so Genua im Norden und Westen der Insel. Allerdings standen an der Spitze der vier Regionen, der sogenannten Judikate, in welche die Insel zerfiel, nämlich Cagliari, Torres, Arborea und Gallura, nach wie vor einheimische " Iudices". Einer von diesen, der " Iudex" Bareso von Arbo­ rea, sandte im Jahre 1 164 den Bischof von S. Giusta (Ales) in Begleitung zweier Genuesen, also kaum ohne Einverständnis der Stadt, auf das Fest­ land zum Kaiser, um von diesem gegen das Angebot von 4000 Mark Silber die Königswürde über ganz Sardinien zu erlangen. Wie dies im einzelnen vonstatten ging, welche Einwände Pisa erhob, in welchem Maße Genua sich mit Bürgschaften und Geleit für Bareso einsetzte, wie sehr es dem Kaiser bei der ganzen Sache ausschließlich auf das Geld ankam, für das er eine Würde wie das Königtum verschacherte, wird genauer nur in den Genueser Annalen des Obertus erzählt. Diese Genueser Annalen wurden als private Arbeit von dem ersten bekannten mittelalterlichen Laienhistoriker Caffaro von Caschifellone (heute Castrofino) um 1 120/21 begonnen. Caffaro, etwa 1080 geboren, war siebenmal zwischen 1 122 und 1146 Konsul seiner Vater­ stadt, vielfach Gesandter beim Papst, beim Kaiser, in Barcelona und Sizi­ lien, mehrfach Befehlshaber der Genueser Flotte, gegen Pisa 1 125 sowie bei der Eroberung von Menorca (1 146), und verfaßte auch noch einige kleinere Berichte über Unternehmungen, an denen er beteiligt war oder die er gelei­ tet hatte. 2 6 Sein Hauptwerk, die Annalen, setzen mit dem Jahre 1 101 ein und beschreiben Jahr für Jahr, jeweils mit der Nennung der städtischen Beamten des betreffenden Jahres beginnend, die Geschichte der Stadt. 2 7 Im Jahre 1152 ließ Caffaro diese Annalen in überarbeiteter Reinschrift den Genueser Konsuln vorlegen, die durch den Stadtschreiber eine Abschrift nehmen ließen, die von da an im Archiv aufbewahrt werden sollte. Bis we­ nige Jahre vor seinem Tod im Jahre 1 1 66 sorgte Caffaro selbst für die jährliche Fortsetzung (bis 1 163). Aber auch dann wurden die Annalen, ent26 Historia captionis Almarie et Turtuose, Fonti per la storia Ital. 1 1 , S. 79- 89; Liber de liberatione civitatum orientis, ebd. S. 97-124. 2 7 Ebd. S. 2 - 75.

Genueser Annalen

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sprechend dem offiziellen Charakter, den ihnen die Konsuln 1152 zuerkannt hatten, noch mehr als ein Jahrhundert fortgeführt, zunächst durch Ober­ tus, der mit dem in diesem Band gedruckten Bericht seine Arbeit aufnahm. Obertus war seit 1 135 Kanzler von Genua, 1 139 suchte er Konrad III. in Nürnberg auf und führte außerdem Gesandtschaften nach Spanien, der Provence und Konstantinopel durch und war in der Zeit von 1151 bis 1 163 fünfmal Konsul seiner Stadt. Im Jahre 1 169 nahm er auf Geheiß der Konsuln des Jahres nach Beendigung der innerstädtischen Unruhen, die 1164 be­ gonnen hatten, die Arbeit an den Annalen auf, die er bis 1173 fortführte. Er schreibt ausführlicher als Caffaro und mit literarischem Ehrgeiz (direkte Reden!) und zeigt in den ersten Jahren seiner annalistischen Tätigkeit freundliche Sympathie für den Kaiser. Diese endet aber mit der Bevor­ zugung Pisas durch Friedrich, als deren direkte Folge die römische Kata­ strophe des Jahres 1167 dargestellt wird, und erwacht schließlich erneut, als Christian von Mainz auf Kosten Pisas wieder ein besseres Verhältnis zu Genua findet. Das für den vorliegenden Band ausgewählte Stück 2 8 beschränkt sich auf die Erzählung der Erhebung des Bareso zum König bis zur Ü bergabe der von Genua vorgestreckten Geldsumme, mit der das eigentliche Geschäft für Friedrich abgeschlossen war. Die noch weit darüber hinaus reichenden Verwicklungen Genuas mit Pisa wegen Sardiniens und der Erhebung Bare­ sos sind nicht mehr aufgenommen worden. Sie berühren den Kaiser nicht mehr und sind in den Berichten des Obertus mit vielen anderen Ereignissen vermischt, die ohne Bezug zum Thema dieses Bandes sind. Die ausgewählte Episode ist in dem offiziellen, das direkte Diktat der jeweiligen Verfasser wiedergebenden Annalenexemplar der Stadt Genua überliefert (Paris BN. lat. 773). 2 9 Eine Abschrift des 15. Jahrhunderts (London BM. Suppl. 1231), aus der gelegentliche Verluste der Original­ handschrift ergänzt werden können, ist für unseren Auszug ohne Belang. Dieser folgt der letzten Ausgabe der ' Annales Ianuenses' von L. T. Belgra­ no, die auf der Originalhandschrift beruht. Belgrano sucht im Druck mög­ lichst genau die Handschrift wiederzugeben. Er verzichtet daher auch auf eine moderne Interpunktion und bietet die Interpunktion der Handschrift, die nur Abteilungen der Cola durch Punkte kennt. Lediglich die direkten Reden sind durch Kursivdruck hervorgehoben. Allerdings zeigt schon der Vergleich mit dem der Ausgabe beigefügten Faksimile 30 der ersten Seite des Anteils von Obertus an den Annalen, daß der Druck Belgranos letztlich 28 Fonti 1 1 , S. 157-164. 2 9 Belgrano, Einleitung 3° Fonti 1 1 , nach S. 156.

zur

Ausgabe, S. XXXII ff.

20

Einleitung

wohl doch nicht wirklich getreu der Handschrift folgt. Doch Korrekturen an Belgranos Edition wären nur aufgrund neuerlicher Handschriftenkollation möglich gewesen, wenn man unter Beibehaltung von Belgranos Zielsetzung Änderungen hätte vornehmen wollen; oder man hätte sich überhaupt von dem handschriftlichen Bild und damit von Belgranos Edition lösen müssen. Trotz einer gewissen Skepsis sowohl gegenüber der Genauigkeit von Bel­ granos Wiedergabe der Handschrift wie auch gegen ein solches Editions­ verfahren bei literarischen Texten überhaupt glaubte ich dennoch in diesem Fall Belgranos Edition unverändert abdrucken zu sollen. Lediglich der Kursivdruck der direkten Reden wurde nicht übernommen; da dieser nichts mit der handschriftlichen Vorlage zu tun hat, wurden direkte Reden, wie in dieser Reihe üblich, durch Anführungszeichen gekennzeichnet. - Die Genueser Annalen sind ins Deutsche übersetzt von Wilhelm Arndt und Wilhelm Wattenbach ( u. a. ) in den 'Geschichtsschreibern der deutschen Vorzeit' 76 e1940) und 77 e1898), doch wurde die vorliegende Ü bersetzung neu angefertigt. Aus der Chronik Romoalds von Salerno Die Katastrophe des deutschen Heeres in Rom im Sommer des Jahres 1 167, über die der letzte Fortsetzer des Otto Morena als einziger Genaueres berichtet, leitete die Wende der bis dahin anscheinend erfolgreichen Ita­ lienpolitik Friedrichs I. ein. Schon während des Unternehmens gegen Rom hatte sich in Oberitalien der Widerstand organisiert. Die harte Haltung der kaiserlichen Verwaltung, die von den Lombarden als Willkür und Unrecht empfunden wurde und es wohl auch war und gegen die der Kaisertrotz wie­ derholter Klagen nicht einschritt, führte noch im Frühjahr 1 167 zur Bildung des Lombardenbundes. Seines Heeres entblößt, mußte Friedrich nach sei­ nem Rückzug aus Rom schließlich Italien verlassen, seine Beauftragten wurden ebenfalls zum Teil vertrieben. Erst 1 1 75 glaubte er den Kampfwie­ deraufnehmen zu können. Doch geschah das mit zu schwachen Kräften: Bei Montebello erlitt er durch das Heer der Städte des Lombardenbundes eine Niederlage, die ihn zwang, den Frieden mit den Lombarden zu suchen. Auf dem italischen Reichstag von Roncaglia im Jahre 1158 war durch autori­ tative Defmitionen und durch kaiserliches Gesetz festgestellt worden, was Friedrich an Rechten gegenüber den Lombarden forderte. Nun, nach Mon­ tebello, mußte er sich dazu verstehen, die lombardischen Städte nicht mehr als Untertanen zu behandeln, die lediglich einem Gesetz zu gehorchen hat­ ten, sondern deren Bund als einen Partner zu betrachten, dem gegenüber Rechte nur in Verhandlungen und mit dessen Zustimmung durchzusetzen waren. Man einigte sich darauf, daß jede Seite ihre Vorstellung von einem

Romoald von Salerno

21

Frieden sowie den Rechten und Pflichten in einem Zustand des Friedens schriftlich niederlegen sollte. Falls diese Vorstellungen auseinandergin­ gen, sollten die Konsuln von Cremona aufgrund und in Abwägung der un­ terschiedlichen Vorstellungen einen für beide Seiten verbindlichen Schiedsspruch fällen. 3 1 Natürlich wurde ein Schiedsspruch notwendig. 3 2 Sein Inhalt verlangte von den Lombarden manches Zugeständnis gegenüber ihrer schriftlich nie­ dergelegten Petition. Gleichwohl wären sie den Verpflichtungen, sich dem Schiedsspruch zu fügen, treu geblieben, wenn ihnen nicht zwei Punkte un­ annehmbar erschienen wären: Sie hatten einmal verlangt, der Kaiser müsse Frieden mit Papst und Kirche schließen. Der Schiedsspruch sprach ledig­ lich davon, daß die Lombarden in der Einheit der Kirche bleiben dürften, also - wie diese zutreffend interpretierten - das eigentliche Bündnis mit dem Papst aufgeben sollten. Noch lehnte Friedrich, dessen Vorstellung der Cremoneser Spruch in diesem Punkt wiedergibt, es ab, sich von den Lom­ barden auf einem Gebiet in Pflicht nehmen zu lassen, das über die unmittel­ bare Regelung der Rechte und Pflichten der Lombarden gegenüber dem Reich hinausging. Zum zweiten war in den Vorverhandlungen von Monte­ bello zunächst auch die einst gegen den Kaiser gegründete Bundesfestung Alessandria als Mitglied des Bundes und somit als Mitglied einer der Ver­ tragsparteien anerkannt worden, und die Lombarden hatten in ihrer Peti­ tion gefordert, Alessandria müsse in seinem Zustand verbleiben. Der Cremoneser Spruch aber sah nun vor, daß der Kaiser " erlaube", daß die Bewohner in ihre Heimatorte zurückkehrten; das heißt, Alessandria sollte offenbar nach den Vorstellungen des Kaisers von den Lombarden aufgege­ ben werden. Die Lombarden lehnten beide Punkte ab. So war der Frieden zunächst gescheitert. Auch als eine Milderung des Cremoneser Spruchs im folgenden Jahr die Erhaltung Alessandrias zugestand, 33 reichte dies nicht aus, den Frieden herbeizuführen, da Friedrich in der Frage des Friedens mit dem Papst keine Zugeständnisse entsprechend der lombardischen Forderung zu machen gewillt schien. Tatsächlich war aber Friedrich im Spätsommer 1 1 76 auch zu einem Frie­ den mit der Kirche und damit zur Beendigung des von ihm geforderten und aufrechterhaltenen Schisma bereit. Alle Hoffnungen auf einen militäri­ schen Sieg in Italien, vor allem aber die Ü berwindung Alexanders, waren geschwunden. Im Oktober 1 176 wurde daher in Anagni, dem damaligen Aufenthalt Alexanders, von Friedrichs Unterhändlern ein Vorvertrag über 3 1 MG. Const. 1, S. 339 n. 242; S. 341 f. n. 243; S. 342 ff. n. 244. 32 Ebd. S. 347 n. 245. 33 Ebd. S. 347 ff. n. 247.

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Einleitung

einen Frieden paraphiert, bei dessen Annahme der Kaiser sich zur Aner­ kennung Alexanders als Papst, zur Rückgabe der von ihm usurpierten Rechte und Besitzungen der römischen Kirche - der Präfektur von Rom, aller Vasallen der römischen Kirche, des Eigengutes der Markgräfin Mathilde von Toscana, das diese einst der Kirche vermacht hatte, das aber immer wieder vom Reich beansprucht wurde - und zum Friedensschluß mit Wilhelm II. von Sizilien und den Lombarden verpflichtete, wenn man ein­ mal von weiteren Einzelregelungen absieht, die durch die Beendigung des Schismas notwendig wurden und vor allem kirchenpersonelle Fragen be­ trafen. 3 4 Der Kaiser stimmte auch diesen Bedingungen zu, auch jener, daß der Papst in dem Vorvertrag nicht nur als Beschützer Wilhelms von Sizi­ lien, sondern vor allem auch der Lombarden auftrat, obwohl diese Angehö­ rige des Reiches waren: Er machte den eigenen Frieden mit dem Kaiser von vorherigen Friedensschlüssen Friedrichs mit Wilhelm und den Lombarden abhängig. Die Verhandlungen zunächst über diese Vorbedingungen des endgültigen Friedens mit der Kirche und sodann über dessen abschließende Fassung wurden im Frühjahr 1177 aufgenommen. Damit setzt auch der Auszug aus der Chronik Romoalds von Salerno ein, der hier abgedruckt wird. Romoald, ein Verwandter der ehemaligen Fürsten von Salerno und des normannischen Herrscherhauses, wurde wahrscheinlich um 1 110 geboren und erhielt im Jahre 1 1 54 das Erzbistum Salerno. Schon bei den Verhand­ lungen, die 1156 zum Konkordat von Benevent zwischen Hadrian IV. und Wilhelm I. von Sizilien führten, gehörte Romoald der normannischen Dele­ gation an. Nach Wilhelms Tod hielt er sich ca. drei Jahre am Hof in Palermo auf, und zusammen mit dem Grafen Roger von Andria, ebenfalls einem Verwandten des sizilischen Königshauses, vertrat er schließlich 1 1 77 bei den Friedensverhandlungen Wilhelm Il. von Sizilien. Im Jahre 1 1 79 nahm er noch am sogenannten dritten Laterankonzil teil, 1 181 am 1. April ist er verstorben. Die ihm zugeschriebene Chronik ist die erste bekannte Weltchronik (a. 0. c. - 1178), die im Mittelalter auf italischem Boden entstand. Ob sie als Ganzes von Romoald herrührt oder ob, wie aus zwei Handschriften hervor­ zugehen scheint, Romoalds eigener Anteil erst die Partien ab 1 125 umfaßt, ist noch nicht völlig geklärt. 3 5 Jedenfalls ist das Berichtsjahr 1 125 in mehr­ facher Hinsicht ein Einschnitt. Die zunächst recht summarisch, aus den üb­ lichen Quellen (Hieronymus, Augustinus, Orosius) kompilierte Geschichte der vorchristlichen aetates wird in der sechsten christlichen aetas von einer 34 Ebd. S. 350 ff. n. 249. 3 5 Vgl. H. Hoffmann, Hugo Falcandus, Dt. Arch. 23, bes. S. 142 ff.

Romoald von Salerno

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annalistischen Darstellungsweise abgelöst, die neben bekannten Quellen auch zunehmend verlorene mitverwertet hat. Mit dem Jahre 1 125 beginnt sodann ein chronikartiger Bericht, in dem das annalistische Schema weit­ gehend aufgegeben ist. Das Gerüst für diesen Abschnitt geben die Pontifi­ kate der Päpste ab. Wahrscheinlich ist dieser ganze Teil in Kenntnis der Papstviten des Kardinals Boso nach 1 1 78, vielleicht auch erst 1 1 79 nach dem Laterankonzil, in einem Zuge geschrieben worden, wobei Romoald die Papstviten Bosos ohne wörtliche Entlehnungen als Gedächtnisstütze be­ nutzte und mit eigenen Erinnerungen anreicherte. Sie haben gerade auch zur Geschichte Friedrichs I. manches erhalten, was anderweitig nicht be­ kannt ist. Besonders wertvoll ist der Bericht über die Friedensverhandlun­ gen von 1 1 77, der etwa ein Zehntel der gesamten Chronik ausmacht. 3 6 Auch wenn die vielen wörtlichen Reden literarische Zutat sind und kaum wörtlich so gehalten wurden oder wenn Romoald seine eigene Rolle dabei vielleicht überbetont, so ändert das nichts an dem Wert dieses Berichtes. Romoald war Augenzeuge, der die Erzählung Bosos teils bestätigt, teils ergänzt, und ist in seiner Ausführlichkeit zugleich ein weiterer Beleg für die genaue, rea­ listische, Einzelheiten berücksichtigende Erzählweise, wie sie italischen Autoren dieser Zeit eigen ist. Diesem Bericht, der auch aufschlußreiche Einblicke in das Zeremoniell im Umfeld des Friedensschlusses bietet, wurde deshalb der Vorzug vor einem Auszug aus Bosos Vita Alexandri 111. gegeben, auch wenn dieser etwas älter ist und ebenfalls von einem Augen­ zeugen verfaßt wurde. Romoalds Chronik ist in drei nicht unmittelbar voneinander abhängigen Handschriften überliefert, 3 7 deren älteste, von Garufi A genannt (Rom, Bibl. Vat. lat. 3973), dem ausgehenden 12. oder beginnenden 13. Jahrhun­ dert angehört und als Reinschrift der Konzeptfassung, manchmal auch mißverständlich Original genannt, betrachtet wird, die indessen aber kaum noch unter den Augen Romoalds entstanden sein kann. Von ihr unterschei­ den sich zwei weitere untereinander selbständige Handschriften des 13. Jahrhunderts, B und C nach Garufi, die gelegentlich ein geringes Mehr, manchmal aber auch Lücken gegenüber A aufweisen und auch den Hinweis enthalten, daß erst der Abschnitt vom Jahre 1 125 an von Romoald her­ rühre. Es wird angenommen, daß auch diese beiden Handschriften unmit­ telbar auf das Konzept zurückgehen, doch ist die Filiation der Ü berliefe­ rung nicht wirklich geklärt. Für den Bericht über die Verhandlungen des Jahres 1 1 77 ist dies insofern ohne Bedeutung, als Unterschiede zwischen 3 6 Romualdi Salernitani Chronicon, ed. C. A. Garufi, S. 187 ff. 37 Garufi, Einleitung zur Ausgabe, S. XXIIff. - Die zahlreichen Abschriften von A sind ohne Interesse.

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Einleitung

den drei Handschriften in diesem Abschnitt ausschließlich die Orthographie betreffen, ohne daß aber gesagt werden könnte, eine der Handschriften gebe die Orthographie des Autographs wieder. Auch A zeigt genaugenom­ men nur die Orthographie eines Schreibers, und die meist übereinstim­ mende Orthographie von B und C könnte sogar darauf hinweisen, daß sie besser als A die Schreibweise des Autographs bewahrt haben. Garufi ist in der Hauptsache A als Leithandschrift gefolgt, allerdings ohne Konsequenz. A schreibt oft - wie auch B und C - t vor i und folgendem Vokal nach klassischer Weise statt c, aber durchaus nicht regelmäßig, ebenso meist konsonantisches u statt v und steht in beiden Fällen häufig ge­ gen B und C. Aber Garufi folgt weder genau A, sondern vereinheitlicht noch selbständig, aber willkürlich, im Sinne klassischer Orthographie, oder scheint ohne Not in Einzelfallen auch B oder C zu folgen. Die Orthographie von Garnfis Edition entspricht also weder genau derjenigen einer der Handschriften noch einer einleuchtenden eigenen Systematik. Lediglich ganz Unklassische Schreibweisen von A gegen B und C wie etwa ytalia statt italia, tirannus statt tyrannus, sind regelmäßig in den Text genommen. Wenig plausibel ist auch, daß in A gegenüber B und C fehlende Wörter, die von Grammatik und Sinn eindeutig gefordert werden und daher lediglich Sonderfehler von A sind, im Text der E dition als Ergänzungen in [ ] gesetzt sind. Es schien richtig, Garnfis Text insoweit zu ändern, daß konsonantisches u nun konsequent als v wiedergegeben wird, die sinnlosen Ergänzungs­ zeichen getilgt wurden und angesichts der unregelmäßigen Orthographie sowohl aller Handschriften wie der Edition von Garufi die Schreibweise gemäß klassischer Gepflogenheit vereinheitlicht wurde. Derartige Ände­ rungen im textkritischen Apparat anzumerken, schien nicht notwendig. Natürlich wurden die eindeutigen Druckfehler, auch sie in der Regel ohne Anmerkung, korrigiert, und schließlich ist Garnfis Interpunktion geändert worden. Auch wenn ein verbindliches Interpunktionssystem lateinischer und zumal mittellateinischer Texte nicht besteht, ist doch Garnfis Inter­ punktion völlig willkürlich und steht oft im klaren Widerspruch zu Syntax und Sinn. Es schien der besseren Verständlichkeit zu dienen, die Inter­ punktion grundsätzlich neu zu gestalten; außerdem wurden Bibelzitate nachgewiesen. Eine deutsche Ü bersetzung des ausgewählten Abschnittes hat es bisher nicht gegeben.

Brief über den Kreuzzug

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Brief über den Kreuzzug Kaiser Friedrichs I. Die in diesem Band abgedruckte Quelle über den Kreuzzug Friedrichs I. ist besser bekannt als 'Epistola de morte Frederici imperatoris'. Doch kann sich die Bezeichnung Epistola lediglich darauf stützen, daß der Schreiber einer der beiden Ü berlieferungen am Ende der Quelle behauptet, diese "carta (!)" habe ein Bischofim Kreuzfahrerheer an alle Bischöfe und Barone gesandt; er sei von daher (?) an den König von Ungarn geschickt worden, und von diesem hätten auch sie (?) ihn erhalten. Die kleine Schrift selbst weist dagegen kaum ein eindeutiges Merkmal, etwa eine Adresse, für einen Brief auf und ist auch an keine identifizierbare Person gerichtet, sondern eher an irgendeinen unbestimmbaren Personenkreis - wohl geistlichen Standes. Auch die inhaltliche Aussage des üblichen Titels "de morte Fri­ derici" ist wenig zutreffend. Zwar ist der Tod des Kaisers kurz erwähnt - fast möchte man sagen beiläufig, wenn nicht dieses Ereignis fast in allen Quellen auffallend nüchtern berichtet würde -, aber in der Hauptsache ist es doch das Anliegen des Verfassers, einen Bericht über den gesamten Ver­ lauf der Unternehmung bis kurz vor der Ankunft in Antiochia zu geben, und der Tod des Kaisers ist nur ein Ereignis unter vielen anderen, dem weniger Platz eingeräumt wird als manchem sonstigen Geschehen. Daher scheint der bisher verwendete Titel nicht recht vertretbar und wird hier durch ei­ nen anderen ersetzt, der sich auf den ersten Satz der Quelle stützt, in dem die " lntentio" und die " Qualitas" angedeutet werden. Der Bericht ist bald nach Friedrichs Tod geschrieben; sein Verfasser, ein Teilnehmer des Kreuzzugs, dürfte nach Ausweis der Bibelzitate wohl ein Geistlicher gewesen sein. Ob er ein Bischof war, muß dahingestellt bleiben; sicher war er aber nicht mit dem Würzburger Bischof Gottfried von Helfen­ stein identisch, dem früheren Kanzler Friedrichs und Leiter der Kreuz­ zugsvorbereitungen. 3 8 Das Indiz für diese Vermutung, daß nämlich in dieser Quelle eine Vision Ludwigs von Helfenstein, eines Bruders des Bi­ schofs Gottfried, erzählt wird, ist für die Identifizierung des Autors ohne Gewicht. Derartiges konnte jeder, der davon erfuhr, für wichtig, für auffäl­ lig und erwähnenswert halten, auch ohne der Bruder des Visionärs zu sein, und es wissen auch andere Quellen davon, die von der hier behandelte.n völ­ lig unabhängig sind. 3 9 Ü berdies ist das Latein - in beiden Ü berlieferungen, die jedoch erheblich voneinander abweichen - oft recht unbeholfen. Von 3 8 Diese Zuweisung zuerst bei K. Zimmert, Reichskanzler Gottfried, Bischof von Würzburg, der anonyme Verfasser der Epistola de morte . . . , N. Arch. 28, 1901, s. 198-202. 3 9 Z. B. sog. Gesta Federlei (o. Anm. 8) S. 92 u. 93.

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Einleitung

dem Bischof und ehemaligen Kanzler würde man besseres erwarten. So bleibt als einziger sicherer Hinweis auf den Verfasser, daß dieser wahr­ scheinlich Köln kannte, weil er darauf anspielte. Das Stück ist in zwei Handschriften überliefert: Einmal in einer aus dem Kloster Sittich stammenden Handschrift, die heute in Wolfenbüttel liegt (239, 13. Jh. G), zum anderen in einer Handschrift des 14. Jahrhunderts, heute in Turin (Akademie der Wissenschaften M. M. V. 11 T), die auch die "Narratio itineris navalis ad Terram sanctam" enthält. Beide Überlieferungen gehen bei grundsätzlich gleichem Inhalt im einzelnen so weit auseinander, wie man es nicht gerade häufig bei Texten findet, die an sich identisch sind, so daß man es bei den Lesarten fast durchweg mit Entscheidungsvarianten zu tun hat, die in nicht wenigen Fällen auch sachliche Unterschiede und erhebliche Ausdrucksvarianten darstellen. Chroust ist bei seiner Ausgabe möglichst der älteren Handschrift G gefolgt, ohne dies allerdings näher zu begründen; gleich­ wohl hat er oft die Lesart der Turiner Handschrift in den Text nehmen müs­ sen, weil die Handschrift G wesentlich mehr Lücken aufweist und T gramma­ tisch korrekter erscheint. Aufgrund des textkritischen Apparats der Aus­ gabe von Chroust, der auch die orthographischen Varianten noch verzeichnet, kommt man aber eher zu dem Ergebnis, daß Chrousts Entscheidung nicht richtig war und die Turiner Handschrift vor der W olfenbütteler meist den Vorzug verdient. Der Text der Turiner Handschrift bietet einen aufs ganze gesehen größeren und vor allem vollständigeren Wortbestand, ist in den meisten Fällen präziser und in sich fast immer sinnvoller; er zeigt weniger offensichtliche Lücken und ist grammatisch und syntaktisch (Tempora!) korrekter. Insgesamt sind die Unterschiede s o groß, daß keine andere Er­ klärung für sie möglich ist als die bewußter redaktioneller Eingriffe in das Original, und es scheint eher alles daraufhinzuweisen, daß die Wolfenbütte­ ler Handschrift diesen Eingriff repräsentiert, auch wenn die Turiner Hand­ schrift keineswegs fehlerfrei ist und nicht ausgeschlossen werden kann, daß auch ihr Text redaktionell verändert ist. Nach Lage der Dinge bin ich aber der Ü berzeugung, daß man aufgrund der Ausgabe von Chroust zu einem Text kommen muß, der dem der Turiner Handschrift in der Hauptsache folgt. Darum wurde hier nicht einfach Chrousts Text wieder abgedruckt, sondern dieser aufgrund und mit Hilfe des textkritischen Apparats so ge­ ändert, daß mein Text, wenn eben möglich, dem der Turiner Ü berlieferung folgt und damit auch deren inhaltliche Varianten wiedergibt. Bei allen mög­ lichen Bedenken gegen dieses Verfahren scheint es mir der Sinn einer kriti­ schen Ausgabe zu sein, eine andere Entscheidung als die des Editors grundsätzlich zu ermöglichen, und ich hielt dies auch für angebracht, um die nach meiner Ansicht bessere Version so deutlich wie möglich zu machen. Ebenso wurde die Interpunktion gelegentlich verändert, und grundsätzlich =

=

Brief über den Kreuzzug

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wurde �. das in der Turiner Handschrift offensichtlich kaum, in der Wolfen­ bütteler etwas häufiger, aber unregelmäßig vorkommt, grundsätzlich durch e ersetzt. Die Ü bersetzung wurde für diese Ausgabe neu angefertigt. Der Nachweis von Bibelzitaten wurde vervollständigt und gegenüber der Ausgabe von Chroust korrigiert. Der Sachkommentar aller hier wiedergegebenen Quellen wurde auf das zum unmittelbaren Verständnis Notwendige beschränkt, wie es den Grundsätzen dieser Reihe (vgl. Jahreskatalog der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt 1986, S. 226) entspricht: er erläutert in erster Linie die Chronologie der Ereignisse, verzichtet aber auf die Angabe von Parallelquellen und Literatur zu Einzelfragen. Identifikationen von Per­ sonen und Orten sind ausschließlich im Namenregister zu finden.

L IT E RATURVE R Z E I C H N I S A . B e nutzte Ausgabe n : Das Geschichtswerk des Otto Morena und seiner Fortsetzer über die Taten Fried­ richs I. in der Lombardei (Ottonis Morena et continuatorurn historia Frederici I.), neu hrsg. von F . G ü t e r b o c k , Mon. Germ. Hist. SS. rer. Germ. NS. VII, 1930. Gesta Federlei I. imperatoris in Lombardia auct. cive Mediolanensi (Annales Medio­ lanenses maiores), rec. 0. H o l d e r - E g g e r , Mon. Germ. Hist. SS. rer. Germ. , 1892. Annali Genovesi di Caffaro e de'suoi continuatori, ed. L. T. B e l g r a n o , Fonti per la storia d'Italia 1 1 , 1890, S. 157-164. Romualdi Salernitani Chronicon, ed. C. A. G a r u fi , in: L. A. Muratori, Rer. It. SS. , Ed. altera VII/ 1 , 1909/35, S. 187-212. Epistola de morte Friderici imperatoris, hrsg. v. A. C h r o u s t , in: Quellen zur Ge­ schichte des Kreuzzuges Kaiser Friedrichs I. , Mon. Germ. Hist. SS. rer. Germ. NS. V, 1929, S. XCVI-IC, 173 -1 78.

B . Ü b e r s e tzunge n : W . A r n d t - W . W a t t e n b a c h - 0 . H o l d e r - E g g e r , Die Jahrbücher von Genua, Geschichtsschreiber d. dt. Vorzeit 76 e 1940), 77 e 1898).

C . Quellenkundliehe L i t e ratur: F . G ü t e r b o c k , Z ur Edition des Geschichtswerkes Otto Morenas und seiner Fort­ setzer, N. Arch. 48, 1930, S. 1 16-147. -, Zur Edition Otto Morenas Il. Das Lodeser und das Mailänder Werk, N. Arch. 49, 1932, s. 126-149. G. R o e t h e , Zu einer neuen Morena-Handschrift, in: Corona quernea, Festg. f. K. Strecker z. 80. Geburtstag, Mon. Germ. Hist. Schriften 6, 1941, 331-334. F . -J . Sc h m a I e , Ü berlieferung und Text des 'Libellus' des Otto Morena und seiner Fortsetzer, Dt. Arch. 41, 1986. W . v . G i e s e b r e c h t , Zur Mailändischen Geschichtsschreibung, Forsch. z. dt. Gesch. 21, 1871, S. 301-317.

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D . E rgän z e n d e Quellen: Es werden nur solche Quellen aufgeführt, die in dieser Reihe (Bde. 16-21) nicht ver­ öffentlicht sind oder nicht veröffentlicht werden: Carmen de gestis Frederici I. imperatoris in Lombardia, hrsg. v. I . S c h m a l e - O t t , Mon. Germ. Hist. SS. rer. Germ. , 1965. Constitutiones et acta publica imperatorum et regum 1, ed. L . W e i l a n d , Mon. Germ. Hist. Legum sectio IV, 1893. Die Urkunden Friedrichs I. 1 u. 2, Mon. Germ. Hist. Diplomata regum et imperato­ rum Germaniae 10, 1975 u. 1979. E . D ü m m l e r , Gedicht aufdie Zerstörung Mailands, N. Arch. 1 1 , 1886, S. 466- 474. Gli Annales Pisani di Bernardo Maragone, ed. M . L u p o - G e n t i l e , in: G. L. Mura­ tori, Rer. Ital. SS. , Ed. altera VI/2, 1930/36. F . G ü t e r b o c k , Le lettere del notaio imperiale Burcardo intorno alla politica de Barbarossa nello scisma ed alla distruzione di Milano, Bull. Ist. stor. ital. 61, 1949, S. 59-65. (Der zweite Brief Burchards weitgehend in dieser Reihe Bd. 21.) A. H o fm e i s t e r, Eine neue Quelle zur Geschichte Friedrich Barbarossas, De Ruina civitatis Terdonae, Untersuchungen zum 1. Römerzug Friedrichs 1. , N. Arch. 43, 1922, S. 87-155, Text S. 143 ff.

E . Ausgewählte s o n s t ige L i t e r a t u r : H. A p p e l t , Friedrich Barbarossa und die italienischen Kommunen, Mitt. d. österr. Inst. f. Gesch. 72, 1964, S. 322ff. G. B a r r a c l o u g h , Die mittelalterlichen Grundlagen des modernen Deutschland, 21955. -, Geschichte in einer sich wandelnden Welt, 1957. G. v. B e I o w , Die italienische Kaiserpolitik des deutschen Mittelalters mit besonde­ rem Hinblick auf die Politik Friedrich Barbarossas, Hist. Zs. Beiheft 10, 1927. C. B r ü h l , Fodrum, Gistum, Servitium regis, Kölner Hist. Abh. 14, Graz 1968. A. D e i b e l , Die italienischen Einkünfte Kaiser Friedrichs 1., Neue Heidelberger Jahrb. 1932, S. 21 ff. -, Die fmanzielle Bedeutung Reichsitaliens für die staufiseben Herrscher des 12. Jahrhunderts, ZRG. GA. 54, 1934, S. 134 ff. Friedrich Barbarossa, hrsg. v. G. W o l f , Wege der Forschung 390, 1975.

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TEXTE UND ÜBERSETZUNGEN

OTTONIS MORENAE E IUSDE MQUE CONTINUATORUM LIBELLUS DE REBUS A FREDE RICO IMPE RATORE GE STIS

Quicunque res a sanctissimo domino nostro imperatore Federi­ co a, religiosissimo ac prudentissimo seu dulcissimo viro, divina fa­ vente misericordia in Longobardia prospere gestas ac sapienter audire desideras quasque civitates et que loca sua potentia ceperit atque destruxerit quasque etiam civitates et loca destructa sua sanctissima benignitate ac pietate ad imperii tocius honorem in suo statu relevaverit ac pleniter in suo honore reformaverit queque etiam et quanta bella et quo tempore in Italia peregerit, quomodo etiam hostes imperii sue dictioni b subiugaverit suosque amicos et maxime Laudenses sublevaverit ipsosque multimodis honoribus at­ que divitiis repleverit quantasque calamitates et tormenta Lauden­ sibus a Mediolanensibus fere per quinquaginta annos illata 1 ipsi Laudenses sustinuerint: hunc libellum a me Ottone iudice, qui dicor Morena, ac misso c domini Lotharii tercii imperatoris et secundi Conradi regis scripturn d perlege. In quo supradicta omnia et alia multa compendiose ac veraciter, prout melius ab aliis discere potui ac meis propriis oculis vidi, scripta reperies. Iamque a primo inicio benignitatis ac pietatis, quam sanctissimus dominus imperator Fredericus circa Laudenses primum exibuit, in­ cipiens causam et occasionem, quare predictus imperator in amorem Laudensium ac odium Mediolanensium primum exarserit, oblivioni tradere non putavi. Accidit namque, quod non post multum tempus, quo sanctissimus Fredericus in regno fuit electus, ipse rex maximum colloquium cum suis principibus apud Constanciam se habere ac tenere disposuit. Evenerat etenim eo tempore, quod quidam duo Laudenses cives, Albernardus Alamanus videlicet et Homobonus Magister nomine, rogatu Constanciensis episcopi Erimanni nomine apud Constanciam • Frederico M,, Ed. " ditioni M " Ed. so M; zu editum admissa korr. L 1, editum admissa L2 c

OTIOS MORENA UND SEINER FORTSETZER BUCH Ü BER DIE TATE N KAISE R FRIEDRICHS Wer du auch immer zu vernehmen wünschst, welche Taten von unserem allerheiligsten Herrn Kaiser Friedrich, diesem sehr frommen, klugen und angenehmen Mann, mit Gottes gnädiger Barmherzigkeit in der Lombardei glücklich und weise verrichtet wurden, welche Städte und Orte er durch seine Macht einnahm und zerstörte, welche zerstörten Städte und Orte er in seiner allerheiligsten Güte und Barmherzigkeit zur Ehre des Imperium wieder zu ihrem Stand erhob und völlig in ihrem Recht wiederherstellte , welche Kämpfe von welchem Ausmaß und z u welcher Zeit e r i n Italien führte, wie er auch die Feinde des Imperium seiner Botmäßigkeit unterwarf und seine Freunde, besonders die Lodesen, aufrichtete und sie mit vielerlei Ehren und Reichtümern erfüllte und was für Unglück und Leiden, die den Lodesen von den Mailändern in fast 50 Jahren zugefügt wurden\ diese Lo­ desen ertrugen: lies dieses Buch, das von mir, dem Richter Otto, genannt Morena, dem Missus des Herrn Kaisers Lothar III. und des Königs Kon­ rad l i . geschrieben wurde. In ihm wirst du alles Genannte und vieles andere kurz und wahr, so gut ich es von anderen erfahren konnte und mit meinen eigenen Augen sah, niedergeschrieben finden. Mit dem ersten Beginn der Güte und Barmherzigkeit, die der allerheilig­ ste Herr Kaiser Friedrich gegenüber den Lodesen von Anfang an erwies, einsetzend, meinte ich, die Ursache und den Umstand, weshalb der ge­ nannte Kaiser zunächst in Liebe zu den Lodesen und zum Haß gegen die Mailänder entbrannte, nicht dem Vergessen anheimgeben (zu sollen). Es geschah nämlich, daß nicht lange nach dem Zeitpunkt, an dem der allerheiligste Friedrich zur Königsherrschaft erwählt wurde, der König eine große Beratung mit seinen Fürsten in Konstanz abzuhalten beschloß. Zu dieser Zeit geschah es, daß zwei Lodeser Bürger, nämlich Albernardus Alamanus und Meister Homobonus, auf Bitten des Konstanzer Bischofs Hermann in die Stadt Konstanz nach Alemannien gekommen waren. Und d

scriptura L

1 Im J. 1 1 1 1 war Lodi von Mailand erobert worden.

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Otto Morena

z.

J. 1 153

civitatem in Alamania e inierant. Et in veritate dico: non propterea quod ipsi iam dieturn colloquium ibi tune fieri debere scirent nec quod ipsi in toto illo anno se predictum regem visuros extimarunt r, Constanciam ambulaverant, sicut ipsemet Albernardus mihi retulit, sed divino quasi spiritu eos illuc tune ducente, ut apertius ex post facto g apparuit, pro quodam servicio Constanciensi episcopo fa­ ciendo Constanciam perrexerant. Cum autem ipsi Laudenses predictum regem aliosque principes Constanciam venturos ibique colloquium habituros presenserunt, apparuit eis bonum esse, si colloquio interessent et regem sanctis­ simum viderent, quem nondum viderant, et, que in ipso colloquio dicta vel facta cognoscerent, civibus de Laude notificarent. Itaque rege aliisque principibus Constancie existentibus maximum incep­ tum est colloquium, in quo multi tarn pauperes quam divites de iniu­ riis eis illatis regi conquerebantur; rex vero iusticiam illis faciebat plenarie. Quod predicti Laudenses qui ibi aderant considerantes, placuit eis de mercato, quod Mediolanenses Laudensibus abstule­ rant, ante ipsum regem querimoniam proponere. Statimque in quandam ecclesiam introeuntes duasque inde maximas cruces ad humeros levantes coram ipso rege ceterisque principibus adierunt et pedibus ipsius regis cum ipsis crucibus prostrati sunt maxime lugen­ tes. Et hoc fuit in quadam die Mercurii capitis ieiunii 2, que fuit anno ab incarnatione Domini millesimo centesimo quinquagesimo tercio. Principes vero ante regem cruces portari cernentes, quod videre so­ liti non fuerant, valde mirati sunt. Tandem autem rex ait illis, ut sursum levarent et, ob quam causam cruces ante ipsum detulerant, sibi dicerent. lpsis vero sursum erectis et coram ipso rege ploranti­ bus tandem iussu ipsius regis Albernardus, qui linguam Teutonicam optime didicerat, in vocem prorumpens sie ait: " Domine rex sanctis­ sime, nos pauperes cives de Laude Deo et vobis universeque vestre curie conquerimur de Mediolanensibus, qui nos ac omnes cives de Laude, qui vestri eramus, olim de ipsa civitate Laude iniuste expu­ lerunt ac omnes maiores nostros, tarn masculos quam feminas, expo­ liaverunt et multos etiam ex ipsis interficientes ipsam civitatem no­ stram penitus destruxere 3 ac cives Laudenses, ne amplius in ipsa ci­ vitate vel eius suburbiis habitarent, iurare compulerunt. Postea vero multis ex ipsis Laudensibus per universas terras euntibus reli•

1 8

Alamaniam L" M2, Mb, Ed. extimarent M " M2, Mb , Ed. ex prefato L

Lodesen klagen bei Friedrich I. gegen Mailand

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ich sage in Wahrheit: nicht weil sie wußten, daß die genannte Beratung dann dort stattfmden sollte, und auch nicht, weil sie überhaupt glaubten, in diesem Jahr den genannten König zu sehen, waren sie nach Konstanz ge­ gangen - wie mir Albernardus selbst erzählte -, sondern gleichsam damals durch den göttlichen Geist dorthin geleitet - wie deutlicher aus dem späte­ ren Geschehen offenbar wurde -, waren sie nach Konstanz gelangt, um dem Bischof von Konstanz einen Dienst zu erweisen. Als indessen die Lodesen erfuhren, der erwähnte König und andere Für­ sten kämen nach Konstanz und hielten dort eine Beratung ab, erschien es ihnen gut, der Beratung beizuwohnen, den allerheiligsten König zu sehen, den sie noch nicht gesehen hatten, und den Bürgern von Lodi zu melden, was sie in dieser Beratung an Worten und Taten erführen. Als daher der König und die übrigen Fürsten sich in Konstanz befanden, wurde die überaus ansehnliche Beratung begonnen, in der viele, arm und reich, über ihnen angetanes Unrecht dem König klagten; der König aber schaffte ihnen voll Recht. Als die anwesenden genannten Lodesen dies sahen, ging ihre Meinung dahin, vor dem König Klage über den Markt zu führen, den die Mailänder den Lodesen abgenommen hatten. Sie gingen also sofort in eine Kirche, nahmen von dort zwei sehr große Kreuze auf die Schultern, traten vor den König und die übrigen Fürsten und warfen sich mit den Kreuzen in größter Trauer zu Füßen des Königs nieder. Und dies geschah an einem Mittwoch zu Beginn der Fastenzeit 2 , im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1 153. Als die Fürsten sahen, wie die Kreuze vor den König getragen wurden, was zu sehen sie nicht gewohnt waren, wunderten sie sich sehr. Der König sagte ihnen endlich, sie sollten sich aufrichten und ihm erklären, um welchen Falles willen sie die Kreuze vor ihn gebracht hatten. Nachdem sie sich erhoben hatten und während sie vor dem König laut wehklagten, nahm schließlich auf Geheiß des Königs Albernardus, der die deutsche Sprache bestens erlernt hatte, das Wort und sagte: " Heiligster Herr König! Wir armen Bürger von Lodi führen vor Gott, vor Euch und Eurem gesamten Hof Klage über die Mailänder, die uns und alle Bürger von Lodi, die wir die Euren waren, einst zu Unrecht aus der Stadt Lodi vertrieben, alle unsere Großen, Männer und Frauen, der Habe beraubten, viele von ihnen töteten, unsere Stadt völlig zerstörten 3 und die Bürger von Lodi zu schwören zwangen, nicht mehr in der Stadt und ihren Vorstädten zu woh­ nen. Danach aber, während viele Lodesen durch alle Länder zogen, began-

2 1 1 53 März 4. 3 1 1 1 1 Mai 24.

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qui ibi remanentes extra burgos ipsius civitatis circa ipsam civita­ tem in sex burgis novis habitare ceperunt et mercatum, quod intra civitatem in unoquoque die Martis habere consueverant h, in quodam ipsorum burgo, qui vocatur burgus Placentinus et qui maior est om­ nibus aliis burgis, similiter in unoquoque die Martis fieri constitue­ runt, ad quod ipsi Mediolauenses ac Papienses, Placentini quoque atque Cremonenses et Cremenses ac Pergarnenses in omni hebdo­ mada venientes in Laudensium domibus hospitabantur, unde ipsi Laudenses multum proficientes inde ditabantur. Cum autem, karis­ sime domine, Mediolauenses prospexerunt ipsos Laudenses in re­ bus et personis valde multiplicari, maxime condoluerunt atque quo­ rundam sapientum Mediolani communicato consilio ad diminutio­ nem Laudensium, et ut in rebus atque personis decrescerent, iam dieturn mercatum de burgo Placentino, in quo prius fieri soliturn fue­ rat, abstulerunt et in quodam campo aperto, ubi nullus habitabat, ipsum fieri constituerunt ac ipsos Laudenses ibi mercatum deinceps facere compulerunt. Ob quam rem, sanctissime rex, ego et quam plures homines de Laude ad inopiam devoluti fuimus. Quapropter deprecor vos, clarissime rex, ac universos principes vestros hic astantes, quatenus rogent vos i, ut per litteras vestras ac nuncium vestrum Mediolanensibus precipiatis, quod predictum mercatum Laudensibus restituant ac in eum locum, in quo fieri soliturn fuerat, adhuc eis facere permittant. " Quod namque omnes principes annu­ entes unanimiter regi persuaserunt, ut, sicut Albernardus dixerat, ita perficeret. Rex itaque, 4qui pius fuerat et misericors 4, statim cancellarium suum 5 vocavit ac litteras, que sie dicerent, sicut k Al­ bernardus dixerat, eum statim facere precepit et cuidam suo legato Sieherio nomine iussit, quatenus litteras susciperet Mediolanumque diferret 1 ac viva voce Mediolanensibus ex parte ipsius precipiat, ut, sicut littere eis nunciaverint, ita omnino peragant. Quo sie peracto predicti Laudenses a curia discendentes Laude­ que redeuntes a communicato consulum consilio aliorumque sapien­ tum de Laude, qui credentiam consulum iurarant, omnia, que ad regem fecerant, ac ea, que ab ipso impetraverant, per ordinem eis patefecerunt. Cum autem Laudenses consules aliique de Laude sapientes hoc audierunt, quamvis non fmniter crediderunt, tarnen valde omnes ipsos increpaverunt ac multas iniurias et tur­ pia verba ipsis dixerunt; ipsos etiam de terra se deiecturos, si verum esset, minati fuerunt; insuper etiam illis fmniter preceh

censuerant L 2 ; folgt clarissime rex ac universos principes vestros L

Lodesen klagen bei Friedrich I. gegen Mailand

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nen die übrigen dort Verbliebenen, außerhalb der Borghi der Stadt im Um­ kreis der Stadt in sechs neuen Borghi zu wohnen, und beschlossen, einen Markt, den sie in der Stadt an jedem Dienstag zu halten gewohnt waren, in einem der Borghi - genannt Borgo Piacentino -, der größer als alle anderen Borghi war, entsprechend an jedem Dienstag durchzuführen; zu ihm kamen die Mailänder und Pavesen, ebenso die Piacentiner, Cremonesen, Cremas­ ken und Bergamasken in jeder Woche und weilten in den Häusern der Lo­ desen; die Lodesen hatten viel Vorteil davon und wurden dadurch reich. Als aber, liebster Herr, die Mailänder die Lodesen an Habe und Personen stark zunehmen sahen, betrübten sie sich sehr; auf den Rat einiger Weiser von Mailand zogen sie, zur Minderung der Lodesen und damit sie an Habe und Personen abnähmen, den schon genannten Markt von Borgo Piacentino, wo er zuvor gewöhnlich gehalten wurde, ab und verfügten, daß er auf offenem Feld, wo niemand wohnte, durchgeführt werde, und zwangen dann die Lo­ desen, den Markt dort abzuhalten. Deshalb, heiligster König, sind ich und viele Menschen von Lodi in Mittellosigkeit gesunken. Daher flehe ich Euch, erlauchter König, an - und alle Eure hier anwesenden Fürsten, daß sie Euch bitten -, durch Euren Briefund Boten den Mailändern zu befehlen, den Lo­ desen den erwähnten Markt wiederherzustellen und ihnen weiterhin zu er­ lauben, ihn fernerhin an dem Ort zu halten, an dem er gewöhnlich durchge­ führt wurde. " Dem stimmten alle Fürsten zu und rieten einmütig dem Kö­ nig, so zu verfahren, wie Albernardus gesagt hatte. Daher rief der König, 4der milde und barmherzig war \ sofort seinen Kanzler 5 und befahl ihm, so­ gleich einen Brief auszufertigen, der so lauten sollte, wie Albernardus ge­ sagt hatte, und hieß einen seiner Gesandten namens Sicher, den Brief zu nehmen und nach Mailand zu bringen und persönlich den Mailändern von seiner Seite aus zu befehlen, ganz und gar so zu verfahren, wie der Brief ihnen kündete. Die genannten Lodesen verließen danach den Hofund kehrten nach Lodi zurück; im Rat der Konsuln und der anderen Weisen von Lodi, die den Kon­ suln Vertraulichkeit geschworen hatten, eröffneten sie diesen der Reihe nach alles, was sie beim König getan und was sie von ihm erlangt hatten. Als die Lodeser Konsuln und die anderen Weisen von Lodi dies vernahmen, glaubten sie dies zwar nicht so recht, schalten sie aber alle sehr heftig und sagten ihnen viele Schmäh- und Schimpfworte; sie drohten ihnen auch, sie - wenn es wahr wäre - aus dem Land zu jagen, und befahlen ihnen überdies k 1

ut sicut L deferret M, Ed.

4- 4

Sir. 2, 13.

5 Arnold

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perunt, ne cui unquam illud amplius decerent, nisi statim mori desiderarent. Post paucos vero dies predictus Sicherius regis legatus cum litte­ ris ipsius sigillatis, sed tarnen apertis Laude magno cum gaudio ve­ nit et omnes consules aliosque de Laude sapientes, qui de credentia fuerant, ad se insimul venire precepit. Quibus insimul congregatis propter quod venerat dixit litterasque sanctissimi domini Frederici regis publice ostendit atque Mediolanum se eas debere deferre ait. Laudenses autem ipsas litteras videntes et, quod prius per verba predictorum Albernardi et Homoboni non crediderant, oculata fide videntes et per litteras regis nunc firmiter credentes quasi semivivi omnes effecti, valde dolentes, quid facerent vel dicerent nescientes, pernimium obstupuerunt, ac unus versus alium prospiciens, per quoddam tempus, quasi mutefacti omnes forent effecti, pre nimia tristicia et maxime Mediolanensium timore nihil loquentes stete­ runt. Tandem unus ex consulibus surgens quasi lugendo et voce mu­ tata versus Sicherium sie ait: " Domine Sicheri, de his verbis, que protulistis, nos omnes valde miramur, quia - ipsum Deum in veri­ tate testamur - Albernardum et eius socium in Alamania nostro con­ silio neque etiam scientia numquam venisse neque has litteras, quas nobis ostendistis, a domino nostro rege unquam impetrasse in ve­ ritate sciatis. Unde multum miramur, quod duo tarn stultissimi viri tarn maximam et periculosam rem, que non solum ad amissionem re­ rum omnium nostrarum pertinet, verum etiam ad destructionem et interitum omnium personarum nostrarum spectat, sine nostro con­ silio unquam ausi perpetrare fuerunt. " Dicens insuper etiam ei: "Quoniam, si hec res fieri deberet, non tarnen apto adhuc tempore facta foret, quia, postquam Mediolanenses hoc pro certo cognove­ rint, rege pernimium a nobis adhuc distante nec aliquod auxilium no­ bis nunc prebere valente, statim nos omnes, quos capere potuerint, interficient, reliquos vero, qui manus ipsorum effugerint, de terra eicient ac omnia ipsorum bona sine dubio eis auferent. " Quapropter valde ipsum Sicherium rogavit, quatenus Mediolanum non pergeret nec litteras illas, quas secum attulerat, illuc deferret, preterquam si ipsos omnes mori desideraret. Sed omnino deprecatus est eum, ut ipse ad regem rediret gratesque multas de hoc, quod eis fecerat, ab eorum parte referret timoremque in Mediolanensibus quem habe­ bant regi notificaret et litteras ipsas, quas a curia reportaverat, ipsis Laudensibus dimitteret dicens ei, ut, si aliquod tempus venerit, quod ad ipsas litteras Mediolanensibus ostendendas aptum fore ip-

Friedrichs Gesandter in Lodi

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unbedingt, niemandem jemals Weiteres darüber zu sagen, wenn sie nicht umgehend den Tod erleiden wollten. Nach wenigen Tagen aber erschien der erwähnte Sicher, der Gesandte des Königs, mit dessen Brief, der zwar besiegelt, aber offen war, mit großer Freude in Lodi und befahl allen Konsuln und den anderen Weisen von Lodi, die zur Credenzia gehörten, gemeinsam zu ihm zu kommen. Als sie sich ver­ sammelt hatten, nannte er ihnen den Grund seines Kommens, zeigte ihnen öffentlich den Brief des ehrwürdigsten Herrn Königs Friedrich und erklär­ te, er sei beauftragt, ihn nach Mailand zu überbringen. Als die Lodesen jedoch diesen Brief sahen und sich von dem, was sie zuvor aufgrund der Worte des Albernardus und Homobonus nicht geglaubt hatten, durch Au­ genschein überzeugten und es aufgrund des Briefes des Königs nun fest glaubten, da waren sie alle wie halbtot; erfüllt von tiefem Schmerz, wußten sie nicht, was sie tun oder sagen sollten, und waren völlig verblüfft; einer sah den anderen an, und einige Zeit standen sie da, als ob sie alle stumm ge­ worden seien, und brachten vor übermäßiger Trauer und vor allem aus Furcht vor den Mailändern kein Wort hervor. Schließlich richtete sich einer der Konsuln aufund sagte gleichsam mit vor Trauer veränderter Stimme an Sicher gerichtet: " Herr Sicher, über die Worte, die Ihr vorgetragen habt, wundern wir uns alle sehr; denn - wir rufen Gott zum Zeugen für die Wahr­ heit an - Ihr sollt in Wahrheit wissen, daß Albernardus und sein Genosse niemals auf unseren Rat hin und auch nicht mit unserem Wissen nach Deutschland gekommen sind und diesen Brief, den Ihr uns gezeigt habt, von unserem Herrn König erwirkt haben. Darum wundern wir uns sehr, daß zwei so überaus törichte Männer eine so bedeutende und gefahrliehe Sache, die nicht nur den Verlust unserer gesamten Habe betrifft , sondern auch auf Ver­ nichtung und Untergang a11 unserer Menschen gerichtet ist, ohne unseren Rat überhaupt zu Stande zu bringen gewagt haben. " Außerdem sagte er ihm: " Denn, wenn dies durchgeführt werden sollte, würde es dennoch jetzt nicht zu gelegener Zeit geschehen sein; nachdem die Mailänder davon si­ chere Kenntnis erhalten haben, werden sie sofort - da der König weit von uns weg ist und uns jetzt keinerlei Hilfe bieten kann - alle von uns, deren sie habhaft werden können, töten, die übrigen aber, die ihren Händen entge­ hen könnten, aus dem Land vertreiben und zweifellos all ihr Gut wegneh­ men ." Deshalb bat er den Sicher eindringlich, nicht nach Mailand zu gehen und den mitgeführten Brief nicht dorthin zu bringen, es sei denn, er wün­ sche ihrer aller Tod. Ü berhaupt bat er ihn, zum König zurückzukehren und ihm für das, was er für sie getan, von ihrer Seite reichen Dank zu überbrin­ gen, ihm ihre Furcht vor den Mailändern darzulegen und den Brief, den er vom Hof überbracht hatte, den Lodesen zu überlassen; er sagte zu ihm, wenn ein Zeitpunkt eintrete, der ihnen geeignet erscheine, den Mailändern

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sis m videatur, rege videlicet in Lungobardiam veniente et ad ipsos Laudenses appropinquante, satis ipsi illas litteras Mediolanensibus tune sine aliquo timore ostenderent. Que verba ipse Sicherius ut n talia a Laudensibus proferri audivit ac contra o eorum voluntatem in P Mediolanum properare q cognovit, qui multum eis r servisse ac ma­ xima dona a Laudensibus reportare putabat et eos magis offendisse quam ipsorum gratiam adquisivisse presensit, quamvis inde mul­ tum dolens, tarnen ait illis se per centum marchas argenti non dimis­ surum, quod Mediolanum non pergeret legacionemque domini sui non adimpleret; quod si aliter faceret, se ad ipsum amplius redire nullatenus fore ausum dixit. Quo dicto, quamvis valde inde mestus foret, tarnen ab eis discessit Mediolanumque perrexit et ad consules veniens ipsas litteras eis representavit. Consules vero palam et in communi cetu litteris ipsis perlectis valde ira et furore commoti ipso Sieherio aliisque omnibus videnti bus ipsas litteras pariter cum ipsa­ rum sigillo in terram proiecerunt ac pedibus suis fregerunt atque conculcaverunt. Insuper etiam super ipsum Sicherium omnibus un­ animiter irruentibus, ipse fugiendo se abscondens vix evadit. Noc­ teque proxima veniente extra Mediolanum exiens Laude venit et omnia que acciderant ei per ordinem Laudensibus narravit. Indeque ad regem reversus est. Laudenses vero hoc audito in tantum timore maximo perterriti sunt, quod aliqui eorum de Laude ad habitandum alibi processerunt, alii autem in die ibi morantes et in nocte circumquaque iacentes quasi latrones vagabantur, alii namque in die fugientes in nocte quasi fures veniebant et die veniente recedebant. Hoc vero tormen­ tum et passionem miserabiles Laudenses usque in adventum iam dicti domini Frederici regis sustinuerunt. Mediolanenses itaque de interficiendis Laudensibus ac omnibus bonis ipsorum auferendis valde machinantes et multa consilia inientes, tandem Dominus sua divina providentia atque misericordia eos utpote miseros semper liberavit. Sicherius autem cum ad curiam venit, regis pedibus se proster­ nens omnia, que et qualiter sibi contigerant, per ordinem regi omni­ busque principibus astantibus exposuit rogavitque ipsum ac Univer­ sos curie principes, quatenus eum et se ipsos de hac iniuria vindica­ rent. Hoc autem rege et universis principibus audientibus maxima m ipsum L

" ut i. S. M, Ed. übergeschr. L 1 ; fehlt M, Ed.

0

Angst der Lodesen vor Mailand

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diesen Brief zu zeigen - wenn nämlich der König in die Lombardei und die Nähe von Lodi komme -, dann würden sie den Brief lieber selbst ohne ir­ gendwelche Furcht den Mailändern zeigen. Als Sicher von den Lodesen derartige Worte vorbringen hörte und erkannte, gegen ihren Willen nach Mailand zu gehen, da sagte er, der ihnen einen großen Dienst geleistet zu haben und reiche Geschenke von den Lodesen zurückzubringen glaubte, sie aber eher aufgebracht als ihren Dank erworben zu haben erkannte - wenn auch sehr betrübt darüber -, er werde es auch für 100 Mark nicht aufgeben, nach Mailand zu gehen, und die Sendung seines Herrn durchführen; wenn er anders handle, so sagte er, wage er es überhaupt nicht mehr, noch zu ihm zurückzukehren. Nach diesen Worten ging er, wenn auch sehr traurig, von ihnen weg nach Mailand und, bei den Konsuln angekommen, legte er diesen den Brief vor. Nachdem die Konsuln öffentlich und in allgemeiner Ver­ sammlung den Brief gelesen hatten, warfen sie, ganz erregt von Zorn und Wut, vor den Augen Sichers und aller anderen den Brief mitsamt dem Sie­ gel auf den Boden und zerknüllten und zertraten ihn mit ihren Füßen. Außerdem stürzten sie einmütig auf Sicher los, der nur entkommen konnte, indem er floh und sich verbarg. In der kommenden Nacht verließ er Mailand und kam nach Lodi, wo er den Lodesen alles, was ihm geschehen war, der Reihe nach erzählte. Von dort kehrte er zum König zurück. Auf das Gehörte hin fielen die Lodesen aus größter Furcht in solchen Schrecken, daß einige von ihnen von Lodi wegzogen, um anderswo zu woh­ nen; andere aber blieben nur bei Tag dort und lagerten sich bei Nacht in der Umgebung, unstet umherziehend wie Räuber; wieder andere flohen tags­ über, kamen bei Nacht wie die Diebe und verschwanden wieder bei Tages­ anbruch. Diese Plage und dieses Leiden ertrugen die beklagenswerten Lodesen bis zur Ankunft des schon genannten Herrn Königs Friedrich. Währenddessen legten die Mailänder es ganz darauf an und stellten zahlrei­ che Ü berlegungen an, die Lodesen zu töten und all ihr Gut wegzunehmen; doch zuletzt befreite der Herr in seiner göttlichen Vorsehung und seinem Erbarmen stets die - ach! - so Unglücklichen. Als Sicher aber zum Hof kam, warf er sich zu des Königs Füßen und be­ richtete ihm und allen anwesenden Fürsten der Reihe nach, was und wie ihm geschehen war, und er bat ihn und alle Fürsten des Hofes, ihn und sich selbst wegen dieses Unrechts zu rächen. Als aber der König und die gesam­ ten Fürsten dies vernahmen, wurden sie von größtem Zorn und Schmerz

P

ne M, Ed.

q appropinquare M, Ed.; so zunächst auch L 1 ; propinare L 2 , übergeschr. L 1

' ei L

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ira et dolore commoti sunt, 6 altiusque in cordibus eorum hec verba ascenderunt, quam quisquam ratus unquam foret 6, et sicut scintilla ignis totam domum accendit, ita hec verba cor regis et omnium prin­ cipum accenderunt, statimque se in Longobardiam cum exercitu magno venturos esse decreverunt. Interea Laudenses quandam clavem ex bono et purissimo auro factam per marchionem Gulielmum de Monferato, qui eos adiuvare promiserat, clam regi direxerunt mandantes ei, quod se ipsos et ci­ vitatem Laude sibi commendarent et in sua protectione utpote suos s semper esse et manere vellent. Ipse vero rex cum magno gaudio suscipiens Laudenses et eorum civitatem, quamvis destructam, in sua custodia suscepit. Mediolanenses autem similiter et ipsi unam cuppam auream et ex denariis plenam ipsi regi portaverunt, quate­ nus ipsam gratiam suam et bonam voluntatem recuperarent, quam­ vis hoc facere minime potuerunt. Cremonenses quoque ac Papienses et ipsi sua munera regi offerentes et privatim Mediolanenses inculpantes ac pro ipsis Laudensibus sepe regem deprecantes ipsum regem infestum esse Mediolanensibus reddebant. Rex itaque suos legatos per Alamaniam, Saxoniam, Provinciam, Bergondiam t, Longobardiam, Tussiam u, Romaniam et per univer­ sum Romanum imperium misit iubens archiepiscopis, episcopis, ab­ batibus, comitibus, marchionibus, ducibus ac universis aliis predic­ tarum provinciarum principibus, quatenus ipsi cum suis militibus, prout honorifice possent, de inde usque ad festivitatem sancti Mi­ chaelis proxime venientis et unum annum 7 cum ipso in Longobardia in Ronchalia essent, que res Deo annuente, sicut iussit, ita bene peracta est. Venitque dominus Fredericus rex in Longobardiam in millesimo centesimo LIIII o ab incarnatione Domini anno mense Novembris 8 de indictione secunda 9 hospitatusque est v in die Mercurii 1 0 , que fuit secunda w die x ante kaiendas Decembris, in qua fuit vigilia sancti Andree apostoli, apud Sanctum Vitum ad Y Castelionem in Laudesa­ na z , et ipso die venerunt Teutonici Laude a predictis albergariis et expugnaverunt burgum Placentinum de Laude, in quo omnes alii burgi insimul convenerant, sed ipsi Laudenses tune viriliter se • sui M, Ed. ' Burgondiam M,, Ed.; Burgundiam M 3 Tusiam L 1 , Tusciam M, Ed. fehlt L w secundo L" M, Ed. dies L 2 •

v



Aufbruch Friedrichs nach Italien

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bewegt, 6 und diese Worte stiegen in ihren Herzen höher auf, als einer je glauben würde 6; wie ein Feuerfunke das ganze Haus anzündet, so ent­ flammten diese Worte das Herz des Königs und aller Fürsten, und sie beschlossen sogleich, mit einem großen Heer in die Lombardei zu mar­ schieren. Inzwischen sandten die Lodesen durch den Markgrafen Wilhelm von Monferat, der ihnen zu helfen versprochen hatte, dem König heimlich einen Schlüssel aus gutem und sehr feinem Gold und ließen ihm ausrichten, sie würden sich selbst sowie die Stadt Lodi ihm empfehlen und wollten stets unter seinem Schutz die Seinen sein und bleiben. Der König seinerseits aber nahm mit großer Freude die Lodesen und ihre Stadt, auch wenn sie zerstört war, auf und in seinen Schutz. Ähnlich brachten aber auch die Mailänder dem König eine goldene Schale, voll mit Denaren, um seine Gnade und sein Wobiwollen wiederzugewinnen; obgleich sie dies nicht zu erreichen ver­ mochten. Auch Cremonesen und Pavesen brachten ihre Geschenke dem König dar, beschuldigten in eigenem Namen die Mailänder und baten den König wiederholt für die Lodesen und machten ihn so den Mailändern zum Feind. Daher sandte der König seine Boten durch Alemannien, Sachsen, die Provence, Burgund, die Lombardei, Tuszien, die Romagna und das ganze Römische Imperium und befahl den Erzbischöfen, Bischöfen, Äbten, Gra­ fen, Markgrafen, Herzögen und allen anderen Fürsten der genannten Pro­ vinzen, sie selbst und alle ihre Ritter sollten, so glanzvoll sie nur könnten, bis zum Fest des hl. Michael im nächsten Jahr 7 mit ihm zusammen in Roncaglia in der Lombardei sein, was auch mit Gottes Willen, so wie er befahl, gut zu Ende gebracht wurde. Und der Herr König Friedrich kam in die Lombardei im Jahre 1 154 seit Christi Geburt, im Monat November 8, in der zweiten Indiktion 9, und nahm Aufenthalt am Mittwoch 1 0 , dem 29. November, an der Vigil des heiligen Apostels Andreas, zu San Vito bei Castiglione im Gebiet von Lodi, und am selben Tag kamen die Deutschen aus ihren genannten Heimatgebieten nach Lodi und eroberten den Borgo Piacentino von Lodi, wo alle (die Bewohner der) anderen Borghi zusammengekommen waren; aber die Lodesen verteiY et ad M 1 . 2 , de M 3 z

Laudexana L,, Ed. , Lothesana M" Lodessana M 2 , Lodesana M 3

6 Vgl. Sallust, Iug. 1 1 , 7 sowie Jr. 19, 5 u. ö. 7 1154 Sept. 29. 8 Tatsächlich im Okt. 9 Richtig: 3. Indiktion.

1 0 Richtig: Montag, 29. Nov.

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defenderunt. Sequenti vero die Iovis 11, in quo fuit tune festivitas predieti saneti Andree, ivit predietus rex eum omni exereitu suo in Runealiam et hospitatus est ibi mansitque illie per sex dies 1 2 , resi­ dente etiam tune in honoris apostolieatu domino Eugenio papa tercio 13• Mediolanenses vero regi obviam tune euntes et seeum fraudolenter a fedus inientes quattuor milia marehas argenti ei dare spoponderunt ae in Runealia eum ipso fuerunt 14• Interea rege in Ronehalia existente misit quendam suum eapella­ num Laude, qui fidelitatem ab omnibus ipsis Laudensibus exigeret. Laudensium etenim alii suas uxores et filios eum ipsorum mobilia timore Alamanorum ad Pizighitonem fugerant, alii autem ad Medio­ lanum, plerique etiam ad Cremonam et Plaeentiam, sed ipsi fere omnes Laude eum suis personis ideireo redierant, quia predietus rex suam propriam tensam in ipso predieto burgo Plaeentino posuerat. Postremo eum predietus regis eapellanus Laude venisset et fidelita­ tem ab ipsis Laudensibus petiisset, responderunt ei Laudenses dixeruntque sibi se non esse ausos hoe sine eonsilio et parabola Me­ diolanensium, in quorum virtute et potestate essent, peragere. Da­ toque eis termino iverunt Laudenses ad Mediolanenses b eonsules et eis, qualiter rex legatum ad eos Laude miserat, qui ab eis fidelitatem exigebat, per ordinem narraverunt et dixerunt se omnes ipsi legato respondisse, ipsam fidelitatem sine eonsilio et voluntate ipsorum Mediolanensium nullo modo se faeere. Ipsi vero Mediolanenses ma­ ximo eonsilio valde diu intra eos agitato tandem Laudensibus re­ spondentes parabolam eis dederunt, quod ipsi eorum bona voluntate fidelitatem regi faeerent, referentes insuper etiam eis gratias de responsione tali, quam regio legato feeerant. Laudenses itaque Laude reversi sunt et renuntiantes aliis, que a Mediolanensibus au­ dierant, omnes leto animo fidelitatem regi feeerunt. Postremo in Ronehalia expleto parlamento petüt rex a Mediola­ nensibus, quatenus ipsi per optima et meliora loea eum usque ad pontem de Tieino dueerent. Ipsi vero sie se faeere velle responden­ tes duxerunt ipsum et eius exereitum per loea guasta et que fuerant deserta per guerram, que ineepta fuerat inter Mediolanum et Papiam preterito proximo mense Augusto 15•

a

fraudulenter L" M" Ed.

b Mediolanensium L " M " Ed. , Mediolani M2• 3

Friedrich in Roncaglia

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digten sich damals mannhaft. Am nächsten Tag, am Donnerstag 1 \ an dem damals das Fest des erwähnten heiligen Andreas war, zog der König mit dem ganzen Heer nach Roncaglia, nahm dort Aufenthalt und blieb dort sechs Tage 1 2 ; damals hatte der Herr Papst Eugen III. 13 die apostolische Würde inne. Die Mailänder aber zogen dem König entgegen und gingen mit ihm ein betrügerisches Bündnis ein; sie versprachen, ihm 4000 Mark Silber zu geben, und blieben bei ihm in Roncaglia 14• Während der König sich in Roncaglia aufhielt, sandte er einen seiner Ka­ pläne nach Lodi, der von allen Lodesen einen Treueid fordern sollte. Einige Lodesen hatten nämlich ihre Frauen und Kinder mitsamt ihrer beweglichen Habe aus Furcht vor den Deutschen nach Pizzighettone geflüchtet, andere dagegen nach Mailand, die meisten jedoch nach Cremona und Piacenza, wa­ ren aber fast alle mit ihren Leuten nach Lodi zurückgekehrt, weil der König sein eigenes Zelt in dem genannten Borgo Piacentino errichtet hatte. Als schließlich der erwähnte Kaplan nach Lodi kam und von den Lodesen den Treueid forderte, antworteten sie ihm mit den Worten, sie wagten dies nicht ohne den Rat und das Beispiel der Mailänder zu tun, in deren Macht und Gewalt sie stünden; nachdem ihnen ein Termin gesetzt worden war, gingen die Lodesen zu den Mailänder Konsuln und erzählten ihnen ord­ nungsgemäß, daß der König einen Boten zu ihnen nach Lodi gesandt habe, der einen Treueid von ihnen forderte, und erklärten, sie alle hätten dem Bo­ ten geantwortet, sie würden diesen Treueid ohne Rat und Willen der Mai­ länder auf keinen Fall leisten. Die Mailänder aber - nachdem sie eingehend und lange untereinander beraten hatten - gaben den Lodesen schließlich zur Antwort und machten ihnen den Vorschlag, sie sollten dem König be­ reitwillig den Treueid leisten; überdies sagten sie ihnen Dank wegen der Antwort, die sie dem königlichen Boten gegeben hatten. So kehrten die Lo­ desen nach Lodi zurück, meldeten den anderen, was sie von den Mailändern vernommen hatten, und leisteten alle freudigen Sinnes dem König den Treueid. Nach dem Ende der Verhandlung in Roncaglia forderte der König von den Mailändern, ihn durch die günstigsten und möglichst bequemen Gegen­ den zur Brücke von Pavia zu führen. Sie antworteten, so tun zu wollen, und führten ihn und sein Heer durch Gegenden, die verödet und verwüstet waren durch den Krieg zwischen Mailand und Pavia, der im vergangenen August 1 5 begonnen hatte. 11 Richtig: Dienstag, 30. Nov. 1 2 Die Quellen geben unterschiedliche Zahlen an. 13 Richtig: Anastasius IV (12. 7. 1153 3. 12. 1 154). -

14 Dez. 6. 15 Nach der Mailänder Narratio (u. S. 240) Juli.

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In quo mense ipsi Mediolauenses eum Comaeinis et Laudensibus et Cremensibus super Papiam equitaverant et tarn maximum exer­ eitum super eam duxerant, quod nee ipsi nee aliqua alia Longobardie civitas reeordatur unquam amplius talem insimul habuisse nee eol­ legisse. Et hoe fuit in die Mereurii, que fuit undecimo die mensis Au­ gusti, in festivitate saneti Thibureii martiris, seilieet in primo die postera c festivitate d saneti Laurentii, quod e eastrametati f sunt ad Lardiragam supra flumen Olone g ex illa parte fluvii versus Papiam. Altera vero die, seilieet Iovis, faetum fuit tune prelium ad Laverna­ golam inter Mediolauenses et Papienses, ex quo multi homines mor­ tui, alii vulnerati, alii autem eapti ab utraque parte fuerunt. Prelio itaque, eum a mane usque ad vesperas tenuisset, dirempto Mediola­ uenses ad eastra remeaverunt. Tune etenim in ipso die Iovis, eum omnes Mediolauenses fere iam eenaverant, quoddam divinum mira­ eulum super Mediolauenses et omnem eorum exereitum evenit. Ae­ eiderat quippe, quod, eum quidam ex Mediolanensibus, qui in prelio vulneratus fuerat, a sociis ipsius duci Mediolanum volebat, ipsi soeii eius et tentorium eorum, quod in eapite albergarie versus Papiam fuerat, difixerunt et in terram proieeerunt. Hee autem videntes alii omnes equites et pedites et quid in veritate h ageretur ignorantes, putantes etiam Papienses omnes exercitum Mediolauensem inva­ sisse et illos timore Papiensium tentorium eorum difixisse, omnes maximo timore perterriti in fugam versi sunt, nihil fere portantes nisi sola arma, et multi etiam sine armis usque ad Mediolanum fu­ gientes abierunt. Reliquerunt itaque fere omnia plaustra tentoriis, lorieis atque pane seu vino aliisque etiam rebus, quas seeum porta­ verant, onusta. N am eum omnes i simul per guadum fluminis Olone transire festinarent ae invieem se prepedirent, magna plaustrorum multitudo in ipso flumine eorruebat; bubulci k vero morari ibi non au­ dentes eum solis bobus plaustris relietis fugiebant. Pauci vero ex Mediolanensibus in eampo per totam noetem steterunt et maximam predam, que a reeedentibus dimissa in eampo fuerat, reeuperave­ runt, sed tarnen et ipsi ante diem fugientes plus de deeem milibus mareharum argenti valentia in eampo reliquerunt. Revertamur itaque ad historiam 1• c

d •

1 g

post M, Ed. festivitatem M" Ed. , festurn Mz.J fehlt L, qui M 3 castramentati L, so auch meist Olonne L" M , , Ed.

Kämpfe zwischen Mailand und Pavia

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In diesem Monat waren die Mailänder mit denen von Corno, Lodi und Crema gegen Pavia gezogen und hatten ein solch gewaltiges Heer gegen sie geführt, wie weder sie selbst noch sonst eine Stadt in der Lombardei es auf einmal besessen oder versammelt zu haben sich erinnern. Und es war am Mittwoch, dem 1 1 . August, am Fest des heiligen Märtyrers Tiburtius, näm­ lich am ersten Tag nach dem Fest des hl. Laurentius, daß sie bei Lardirago an der Olona auf der Flußseite gegenüber Pavia das Lager aufschlugen. Am nächsten Tag aber, nämlich donnerstags, fand ein Gefecht zwischen Mai­ ländern und Pavesen an der Vernavola statt, bei dem aufbeiden Seiten viele Männer getötet, andere verwundet, wieder andere gefangen wurden. Nach Ende des Gefechts, das vom Morgen bis zum Abend währte, zogen die Mai­ länder zum Lager zurück. Damals, am selben Donnerstag, als schon fast alle Mailänder zu Abend gegessen hatten, ereignete sich bei den Mailändern und ihrem ganzen Heer ein göttliches Wunder. Es geschah nämlich, als ein Mailänder, der im Kampf verwundet worden war, sich von seinen Kamera­ den nach Mailand führen lassen wollte, daß diese seine Kameraden auch ihr Zelt, das an der Spitze des Lagers gegen Pavia sich befand, losmachten und zu Boden warfen. Als dies aber all die anderen Ritter und das Fußvolk sahen, nicht wissend, was wirklich geschah, glaubten sie, die gesamten Pavesen griffen das Mailänder Heer an und jene hätten aus Furcht vor den Pavesen ihr Zelt losgemacht; alle insgesamt wandten sich, aus Furcht zu­ tiefst erschreckt, zur Flucht, ohne etwas anderes als ihre Waffen mitzu­ nehmen, und viele flohen sogar ohne Waffen davon bis nach Mailand. Sie ließen daher fast alle Wagen, mit Zelten, Panzern, Brot, Wein und mitge­ führten Dingen beladen, zurück. Da alle zugleich durch die Furt der Olona hinüberzukommen eilten und sich gegenseitig behinderten, stürzte nämlich eine große Menge Wagen in dem Fluß um, die Ochsentreiber aber wagten keinen Aufenthalt und flohen mit den Ochsen allein und ließen die Wagen zurück. Nur wenige Mailänder aber blieben die ganze Nacht auf dem Feld und gewannen das meiste Gut, das die Flüchtenden auf dem Felde gelassen hatten, wieder zurück; aber gleichwohl flohen auch sie noch vor Tag und ließen Werte von mehr als 10 000 Mark Silber auf dem Feld. Kehren wir also zu dem Bericht zurück.

h veritatem L ; omne L k bibulci L, bebulci M 2 , bobulci Mt. Ed. 1 hystoriam Lt. istoriam M 2 , ystoriam M " Ed.

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Cum autem Mediolanenses per loca, ut diximus, deserta ipsum regis exercitum duxerint m, in ipso die 16 castrametati sunt prope Landrianum; in illa vero nocte equi eorum nihil fere ad comedendum habuerunt. Alia autein die duxerunt eum prope castrum, quod Ro­ sate n dicitur, ibique tentoria fixerunt. Morantes vero ibi per duos dies, fere omnia victualia sibi eorumque equis necessaria eis defue­ runt, nec ad comedendum ad sufficientiam unquam invenire potue­ runt. Viso autem hoc a rege, scilicet quod Mediolanenses eum dece­ perant et fraudulenter per loca deserta eum duxerant, tune rex Mediolanensibus ait iussitque eis, quod ipsi extra predictum ca­ strum de Rosate exire facerent omnes Mediolanenses, qui causa cu­ stodiendi illud intus habitabant, quoniam ipse et sui equites, cum 0 aliter miseram et inopem famem evadere non possent, omnia, que iuxta ipsum castrum fuerant ad comedendum apta, auferre vole­ bant. Mediolanenses autem hoc audientes et inde valde se contri­ stantes nec regis preceptum infringere audentes statim omnibus il­ lis, qui in ipso castro fuerant, preceperunt, quatenus de ipso castro exirent et omnia que intus fuerant regi eiusque exercitui dimitte­ rent. Hoc itaque ab ipsis qui intus fuerant audito, quamvis sol iam ad occasum ivisset et quasi sero, ut dicam, fuisset et insuper etiam quod bene tune plueret, omnes tarnen masculi et femine ac parvuli cum maximo dolore et luctu foras exeuntes omnia que intus fuerant lacrimabiliter dimiserunt. Mane autem facto Teutonici in ipso castro prosilientes omnia que intus reperierunt cito abstulerunt posteaque totum castrum exarserunt et penitus illud dissipaverunt. Medio­ lanenses vero, quamvis tune regi ostendere palam non auderent, tarnen maximo dolore et ira commoti equo animo se ferre publice demonstrarunt. Rex itaque discedens venit ad castrum quod Abiadgrassus dicitur ibique ipso die resedit. Alio namque die equitatus rex est cum omni exercitu ultra pontem de Ticino. Cumque ipse omnisque eius exerci­ tus pontem pertransisset, statim ipsum pontem destruere fecit 17, et ibi ultra omnes hospitati sunt. Deinde rex ad castrum quod Brande­ nade dicitur pergens ibique etiam castrametatus est. Mediolanenses vero ad ipsum regem pergentes et pecuniam, quam sibi dare in Ron­ chalia promiserant, offerentes sibi dare voluerunt. Rex autem di­ cens eos mala fide erga se versatos fore ac ea que sibi promiserant non observasse, et quia eos subdolos et maliciosos ac deceptores ac parve fidei esse cognoverat, nec cum tarn perfidis et nequissimis m duxissent M, duxerunt Ed.

Erfolge Friedrichs in der Lombardei

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Als aber die Mailänder, wie gesagt, das Heer des Königs durch öde Ge­ genden führten, rückten sie an diesem Tag 1 6 bis in die Nähe von Landriano vor; in der Nacht aber hatten ihre Pferde kaum etwas zu fressen. Am näch­ sten Tag führten sie ihn bis in die Nähe der Burg Rosate, und dort schlugen sie die Zelte auf. Hier blieben sie während dreier Tage, und es mangelte ihnen und ihren Pferden fast an aller notwendigen Nahrung, und sie konnten nie genügend zu essen finden. Als aber der König erkannte, daß die Mailän­ der ihn täuschten und ihn trügerisch durch öde Gegenden führten, sagte und befahl er den Mailändern, daß sie aus der Burg Rosate alle Mailänder auszuziehen veranlassen sollten, die sich zur Bewachung darin aufhielten, denn er und seine Ritter wollten alles, was bei der Burg als Nahrung geeig­ net war, wegnehmen, da sie anders dem elenden und armseligen Hunger nicht entgehen könnten. Als die Mailänder dies vernahmen, waren sie zwar darob sehr betrübt, wagten aber nicht, des Königs Befehl zu verweigern, und befahlen allen in der Burg, aus dieser auszuziehen und alles, was sich darin befand, dem König und seinem Heer zu überlassen. Als die Bewohner dies vernahmen, zogen infolgedessen alle Männer, Frauen und Kinder, ob­ wohl die Sonne schon unterging und es, wie ich sagen möchte, fast Abend war und es außerdem damals auch noch heftig regnete, mit größtem Schmerz und größter Trauer hinaus und gaben unter Tränen alles auf, was drinnen war. Am Morgen aber rückten die Deutschen in die Burg und nah­ men eilends alles, was sie darin fanden; dann steckten sie die ganze Burg in Brand und zerstörten sie völlig. Die Mailänder dagegen - auch wenn sie es damals dem König nicht offen zu zeigen wagten, waren sie doch von tiefstem Schmerz und Zorn aufgebracht - taten in der Öffentlichkeit so, als ob sie alles mit Gleichmut trügen. Der König zog weiter und kam zur Burg Abbiategrasso; dort blieb er an dem Tag. Am nächsten Tag freilich ritt er mit dem ganzen Heer über die Tessinbrücke; als er und sein gesamtes Heer die Brücke überschritten hat­ ten, ließ er sie sofort zerstören 1 7, und alle lagerten dort auf der anderen Sei­ te. Danach gelangte der König zur Burg Biandrate und schlug auch dort ein Lager auf. Die Mailänder aber kamen zum König und wollten ihm das Geld bringen, das sie ihm in Roncaglia zu geben versprochen hatten. Der König indessen sagte, sie hätten sich böswillig gegen ihn verhalten und das, was sie ihm versprochen hatten, nicht eingehalten; und da er sie als hinterlistig und bösartig, als Betrüger und wenig glaubwürdig erkannt hatte und er" Roxate L" M 2 , Ed. folgt non L 2 u. nachgetr. L 1 16 Das hieße: am 6. Dez. , doch ist das sachlich kaum möglich. 1 7 Dez. 15; vgl. Narratio, u. S. 242. o

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hominibus aliquid agere se velle referens, pecuniam eorum omni­ modo refutavit ac eos de curia sua statim exire precepit, dicens etiam insuper eis ipsos deinceps nullam fiduciam in se habere nec te­ nere nec ullum fedus seu pactum cum ipsis amplius se facturum, nisi de Laudensibus atque Cumensibus absque ullo tenore se omnes sibi submitterent. Mediolanenses cum hoc facere noluerunt, quamvis tristissimi, statim abierunt Mediolanumque reversi omnia, sicut egerant et audierant, narraverunt. Mediolanenses itaque his auditis nolentes quidem, quod Laudenses vel Cumenses de ipsorum iugo vel potestate aliquo modo exire P gloriarenturP, valde condoluerunt. Rex namque post paucos dies una cum Papiensibus et N ovarien­ sibus duo nobilia castra Mediolanensium, que ultra Ticinum habe­ bant, unum quorum, ut vulgariter dicam, Galliade 18 vocabatur, alterum vero Trecade, cepit ac penitus usque in fundamenturn ea destruxit. Hoc autem a Mediolanensibus cognito pro mortuis se reputaverunt ac deinde omnia quecumque potuerunt mala de rege utpote hoste dicere conati sunt. Rex autem deridens cum marchione Gulielmo de Monferato ad Astern perrexit. Astenses vero civitatem ipsam deserentes ad quandam eorum roccam que vocatur N onum q in quodam monte su­ pra ipsam civitatem non multum longe positam cum omni ipsorum mobilia confugerunt. Rex itaque ipsam Astern civitatem capiens 19 tradidit eam predicto marchioni, pro quo iam dietos Astenses in bannum posuerat ipsamque civitatem propterea ceperat, quod per ipsum iusticiam eidem marchioni facere renuerant. Ipse vero mar­ ebio partem muri ac quam plurimas turres ipsius civitatis destruens fedus cum ipsis Astensibus fecit. Preterea Papienses, qui tune cum Terdonensibus guerram habe­ bant, ad predictum regem venientes graviter de Terdonensibus conquesti fuere, dicentes ipsos maximas iniurias eis intulisse ac ca­ stra eorum invasisse, petieruntque etiam ab eo, ut ipse faceret eos iusticiam ipsis facere. Rex autem ut hoc audivit, Terdonenses ad iusticiam Papiensibus faciendam plene per suos legatos convocavit dicens eis ammonensque eos, quatenus se sub ipso et curia sua pone­ rent iusticiamque Papiensibus facerent. Terdonenses vero, partim quod regem amicum Papiensibus fore putabant, idcirco fingentes se eum habere suspectum, hoc renuebant, tarnen etiam quia forte de iusticia diffidebant, turn quidem, quod magis in veritate est, idcirco p-p •

gloriarentur L 2 , a. R. v. a. Hd. nachgetr. L 1 , exirent M, Ed. Nou L 1 . , Nun L 2 , Novi M 3 , Noni M t . Anonum M 2

Erfolge Friedrichs in der Lombardei

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klärte, mit so unredlichen und nichtsnutzigen Menschen wolle er nichts zu tun haben, wies er ihr Geld entschieden zurück und befahl ihnen, den Hof sofort zu verlassen; außerdem sagte er ihnen auch, sie sollten in Zukunft nicht mehr auf ihn bauen oder sich an ihn halten, und er würde fürderhin kein Bündnis mehr mit ihnen schließen, wenn sie sich ihm hinsichtlich der Lode­ sen und Comasken nicht ohne irgendeine Bedingung unterwürfen. Da die Mailänder dies nicht tun wollten, gingen sie, wenn auch zutiefst niederge­ schlagen, sofort davon; nach Mailand zurückgekehrt, erzählten sie alles, was sie getan und gehört hatten. Die Mailänder waren über das Gehörte sehr betrübt, da sie nicht wollten, daß die Lodesen und Comasken jemals ihrem Joch und ihrer Gewalt zu entkommen sich rühmen sollten. Der König freilich nahm wenige Tage später zusammen mit den Pavesen und Novaresen zwei namhafte Burgen der Mailänder, die sie jenseits des Tessin besaßen - die eine, um es in der Umgangssprache zu sagen, Gal­ liate 1 8, die andere Trecate genannt -, und zerstörte sie völlig bis auf die Grundmauern. Als die Mailänder dies erfahren hatten, hielten sie sich gleichsam für tot und waren in Zukunft bemüht, alles Schlechte über den König als einen Feind zu sagen. Der König indessen zog freudig mit dem Markgrafen Wilhelm von Monfe­ rat nach Asti weiter. Die Astenser aber verließen ihre Stadt und flohen mit all ihrer beweglichen Habe zu ihrer Felsenburg Annone, in geringer Ent­ fernung auf einem Berg über ihrer Stadt gelegen. Der König nahm also die Stadt Asti ein 1 9 und übergab sie dem genannten Markgrafen, um dessent­ willen er die Astenser bereits in den Bann getan hatte, und er hatte die Stadt auch deswegen eingenommen, weil sie sich geweigert hatten, auf­ grund des Bannes dem Grafen Recht zukommen zu lassen. Der Markgraf aber zerstörte einen Teil der Mauer und die meisten Türme der Stadt und schloß einen Vertrag mit den Astensern. Außerdem kamen die Pavesen, die damals im Krieg mit denen von Tor­ tona lagen, zum König und beklagten sich heftig über diese; sie sagten, sie hätten ihnen sehr großes Unrecht zugefügt und ihre Burgen überfallen, und sie erbaten von ihm, er möge jene veranlassen, ihnen ihr Recht zu geben. Als aber der König dies vernahm, lud er durch seine Boten die von Tortona insgesamt vor, um den Pavesen Gerechtigkeit zu verschaffen, und sagte ihnen mahnend, sie sollten sich ihm und seinem Hof unterwerfen und den Pavesen ihr Recht geben. Die Tortonesen wiesen dies zurück, teils weil sie den König für den Pavesen geneigt hielten und deshalb vorgaben, sie hiel­ ten ihn für verdächtig; doch auch weil sie vielleicht der Gerechtigkeit miß1 8 Hier ist Friedrich Dez. 22 urkundlich belegt. 1 9 1155 Febr. 1.

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quia in virtute ac potencia Mediolanensium, qui acriter eos adiuva­ bant, plurimum confidebant, tali iudici 20colla eorum supponere 20 omnino repudiaverunto Rex vero semel ac per plurimas vices ipsos Terdonenses in ius vocatos, cum et ipsi venire noluerunt, in banno eos publice posuit minaturque etiam eis sepe, quod, nisi resipisce­ rent, supra eos equitaret et ipsos et eorum civitatem caperet ac penitus destruereto Terdonenses namque multa inientes consilia, tandem ortatu et consilio maximoque Mediolanensium impulsu verba ipsius regis viiipendentes ac ad eorum perniciem et interitum sua pessima fortuna, ut ex post facto apparuit, properare cupientes ipsi regi omnino parere noluerunto Rex igitur super ipsos se cum exercitu suo iturum proposuit bellumque super eos se facturum in­ dixit ro Ac Mediolanenses hoc audientes cito se preparaverunt et multos Mediolanensium equites Terdone regi obviam miserunto Rex itaque Fredericus una cum duce Henrico " de Saxonia, qui in Longobardia cum ipso rege fere cum non minori 1 copia equitum quam ipse rex venerat, necnon etiam et cum Papiensibus Terdonam veniens ibidem castrametatus est circa ipsam civitatem in millesimo centesimo quinquagesimo quinto ab incarnacione Domini anno in primo die Lune quadragesime, que fuit tune terciodecimo u mensis Februarii 21 de indictione tercia, obseditque eam cum manganis et pretheris usque in diem 22 , que fuit die v mensis sequentis Apriliso In ipso vero die Ugone Vesconte aliisque quam pluribus Mediolanensibus et Terdonensibus manganis et pretheris aliisque armis iam interfectis, vivis etiam maxima aque penuria constrictis Terdonenses et Mediolanenses, qui ibi aderant et infra solam civita­ tem se omnes reduxerant, quia dux Henricus cum suis Saxonibus iamdudum totum burgum de Terdona ceperat 23 et illum ardendo penitus destruxerat, se amplius regis manus evadere non posse cer­ nentes regi se omnes tradiderunt, eo videlicet pacto, quod ipsi om­ nes masculi w et femine extra civitatem cum omnibus rebus, quas ipsi portare possunt X, exirent, alias vero res omnes, quas insemel por­ tare non possunt x, ipsi regi eiusque exercitui penitus dimitterento Cumque omnes foras cum rebus illis quas portare potuerunt, exis0

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Belagerung und Eroberung von Tortona

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trauten, und zum Teil, was eher der Wahrheit entspricht, weil sie in die Tüchtigkeit und Macht der Mailänder, die ihnen energisch Unterstützung gaben, größtes Vertrauen setzten, wiesen sie es völlig von sich, diesem Richter 20ihren Nacken zu beugen 20• Der König aber, der einmal und mehrmals die Tortonesen vor Gericht gerufen hatte, tat sie öffentlich in den Bann, da sie sich zu kommen weigerten, und drohte ihnen außerdem mehr­ fach, wenn sie nicht zur Besinnung kämen, werde er gegen sie ziehen, sie und ihre Stadt nehmen und völlig vernichten. Die von Tortona überlegten hin und her, achteten aber schließlich auf Mahnung und Rat und heftigstes Drängen der Mailänder hin die Worte des Königs für gering; begierig, ih­ rem Verderben und Untergang durch ein überaus böses Schicksal - wie sich später herausstellte - entgegenzueilen, wollten sie dem König auf keinen Fall gehorchen. Der König beschloß also, mit seinem Heer gegen sie zu ziehen, und kündete an, er werde den Krieg gegen sie eröffnen. Als die Mailänder dies erfuhren, trafen auch sie schnellstens Vorbereitungen und sandten zahlreiche Ritter nach Tortona dem König entgegen. König Friedrich marschierte daher zusammen mit dem Herzog Heinrich von Sachsen, der mit dem König und mit einer kaum geringeren Zahl Ritter als dieser selbst in die Lombardei gekommen war, und ebenso mit den Pa­ vesen nach Tortona und schlug dort bei der Stadt im Jahre 1 1 55 seit Christi Fleischwerdung das Lager auf, am ersten Montag der Fastenzeit, der da­ mals auf den 13. Februar fiel 21, in der 3. Indiktion, und belagerte sie mit Manganen und Pretherien bis zum . . . tag 22, den . . . des folgenden April. An diesem Tag, an dem Ugo Visconti und viele andere Mailänder und Tor­ tonesen durch Manganen, Pretherien und andere Waffen schon gefallen waren und die Lebenden größten Wassermangel litten, ergaben sich die von Tortona und die Mailänder, die dort waren und sich alle in die eigent­ liche Stadt zurückgezogen hatten, insgesamt dem König, da sie sahen, daß sie seiner Hand nicht entgehen könnten - Herzog Heinrich hatte nämlich mit seinen Sachsen schon längst den ganzen Borgo von Tortona eingenom­ men 23 und ihn durch Feuer völlig zerstört -, und zwar unter der Bedingung, daß alle Männer und Frauen mit aller Habe, die sie tragen können, die Stadt verlassen sollten, alles andere dagegen, was sie nicht auf einmal tragen können, dem König und seinem Heer zur Gänze überlassen müßten; und während alle mit der Habe, die sie tragen konnten, hinausgingen, zog das possent aus possunt korr. L 2 , possent M, Ed. 2 0 - 2 0 Vgl. 2 Esr. 3, 5. 2 1 Der 13. Febr. 1 155 war ein Sonntag. 22 Montag, den 18. Apr. 23 Febr. 17. •

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sent, exercitus regis ac ducis et Papiensium infra ipsam civitatem pergens 24 totamque expolians ac postea comburens eam penitus usque ad fundamenturn dissipavit. His itaque peractis rex Terdonam deserens 25 Papiensesque ibi, ut eam civitatem bene dissiparent, relinquens Romam cum suo exer­ citu perrexit. Papienses vero muros civitatis et turres ac domos om­ nes destruentes post ipsum regem per octo dies ibi steterunt 26 ac deinde Papiam cum magno gaudio reversi sunt. Mediolanenses igitur, qui in occursum Terdone, antequam capta foret, ambulaverant, cum infra ipsam civitatem intrare non potue­ runt, apud castrum quod Sarzanum dicitur, quod per duo miliaria longe a civitate Terdone distat, morati fuerant. Cum vero Papienses a Terdona recesserunt, statim illi Mediolanenses qui apud Sarzanum fuerant in destructam civitatem Terdone intraverunt 27 Mediolano­ que quid agitaverant mandaverunt. Mediolanenses vero hoc audien­ tes et ob id valde dolentes, quia eam invitis Papiensibus se tenere posse diffidebant, mandaverunt illis qui Terdone fuerant, quatenus eam desererent Mediolanumque redirent. Qui hoc agere penitus re­ cusaverunt. Papienses itaque, cum Mediolanenses Terdonam in­ trasse cognovissent ac eam Y rehedificare se velle audissent, Terdo­ nam cum suo non tarnen magno exercitu revertentes ipsos tarnen in­ vadere non auderunt domique nihil proficientes reversi sunt. Cum autem Mediolanenses Mediolani existentes audissent Papienses Terdonam cum suo exercitu ivisse nec Mediolanenses, qui in Ter­ dona pauci fuerant, invadere ausos fuisse, tune corda omnium Me­ diolanensium ad Terdonam, que destructa fuerat, ex novo eorum proprio dispendio restituendam mirabiliter exarserunt porteque Ticinensis et porte Vercelline 28 omnes equites et pedites eligentes ipsos statim Terdonam miserunt. Qui murum civitatis rehedificare suis propriis expensis confestim ceperunt ac ipsi per tres ebdomadas ibi steterunt. Postea namque aliarum duarum portarum, videlicet porte Ro­ mane et porte Arienze, omnes equites et pedites Terdonam iverunt et primum in quodam die Mercurii, in quo fuit festivitas sancti Feli­ cF·29 pape a et que fuit quarto decimo die ante kaiendas Iunii, apud

Y fehlt M

so Ed. statt Federlei L, M 3 , Fidetii M" Fidelis M2 • Papie L 2 , fehlt M 2 . J z

Die Mailänder besetzen Tortona

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Heer des Königs, des Herzogs und der Pavesen in die Stadt 24, plünderte sie vollständig, brannte sie dann gänzlich nieder und zerstörte sie bis auf die Grundmauern. Danach zog der König von Tortona ab25, wo er die Pavesen zurückließ, damit sie die Stadt tüchtig zerstörten, und marschierte mit seinem Heer nach Rom. Die Pavesen aber zerstörten die Stadtmauern, Türme und alle Häuser und blieben noch acht Tage länger als der König dort 2 6 ; dann kehrten sie mit großer Freude nach Pavia zurück. Die Mailänder, die vor der Einnahme Tortonas zu dessen Unterstützung ausgezogen waren, lagerten bei der Burg Sarezzano, zwei Meilen von Tor­ tona entfernt, da sie nicht in die Stadt kommen konnten. Als sich aber die Pavesen von Tortona zurückzogen, rückten die Mailänder von Sarezzano sofort in das zerstörte Tortona ein 27 und meldeten in Mailand, was sie un­ ternommen hatten. Als die Mailänder dies voll Schmerz vernahmen, befah­ len sie denen in Tortona, die Stadt zu verlassen und nach Mailand zurückzu­ kehren, da sie zweifelten, die Stadt gegen den Willen der Pavesen halten zu können. Jene aber weigerten sich entschieden, dies zu tun. Also kehrten die Pavesen, sobald sie erfuhren, die Mailänder seien in Tortona eingerückt, und auch hörten, sie wollten die Stadt wiederaufbauen, mit ihrem allerdings nicht großen Heer nach Tortona zurück; doch wagten sie nicht, jene anzu­ greifen, und zogen wieder nach Hause, ohne etwas auszurichten. Da aber die Mailänder in Mailand hörten, die Pavesen seien mit ihrem Heer nach Tortona marschiert, hätten die wenigen Mailänder dort jedoch nicht anzu­ greifen gewagt, entbrannten die Herzen aller Mailänder in wunderbarer Weise, das zerstörte Tortona neuerlich aus eigenen Mitteln wiederaufzu­ bauen, und sie sandten die Reiter und das Fußvolk der Porta Ticinese und der Porta Vercellina 28 sofort nach Tortona, die sogleich die Stadtmauer aus ihren eigenen Mitteln wiederzuerrichten begannen und sich dort drei Wochen aufhielten. Danach zogen alle Reiter und das Fußvolk zweier anderer Portae, nämlich der Porta Romana und der Porta Arienza, nach Tortona, und fast alle schlu­ gen zunächst - an einem Mittwoch, am Fest des heiligen Papstes Felix, am 19. Mai 29 - bei Tortona im Garten des Bischofs außerhalb der Stadt das La2 4 1 Tag nach der Ü bergabe am 19. Apr. 2 5 21. /22. Apr.

26

Bis 29. Apr.

2 7 1. Mai. 28

Nach Narratio (u. S. 242) Porta Cumana und Porta Nova.

2 9 Die Stelle ist verderbt. Der 19. Mai fiel auf einen Donnerstag, an dem ebenso­

wenig wie am Mittwoch, dem 18. Mai, das Fest eines hl. Papstes Felix gefeiert wur­ de. In Pavia soll am 18. Mai ein Felix von Spello verehrt worden sein.

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Terdonam in brolio episeopi extra eivitatem fere omnes eastrame­ tati fuerunt. Sequenti vero die Iovis omnes equites predietarum quattuor portarum multique etiam pedites ipsorum b ivere ad Salam, ut eam eaperent, sed villani et pauei etiam equites, qui in ipso loeo fuerant, ita viriliter se defenderunt, quod nee etiam villam ipsius loci eapere potuerunt, multisque tarnen utrinque vulneratis Terdonam rediere. Alio vero die, seilieet Veneris, omnes equites et pedites porte Tieinensis et porte Vereelline 28 Mediolanum redierunt, alia­ rum duarum portarum equitibus et peditibus Terdone eum magno gaudio, quamvis 30 in luetum et merorem eis postea versum sit 30, re­ manentibus c. Sequenti itaque proximo die Mereurii , in quo fuit festi­ vitas saneti Urbani pape 3\ Papienses eum magno exercitu Terdo­ nam iverunt, ae Mediolanenses robusto et alaeri animo extra fossa­ turn burgi ipsius civitatis exeuntes usque ad eeclesiam saneti Mar­ tini et etiam ultra foras obviam in eampo exiere ibique in manibus Papiensium ineidere. Sed inprimis omnes ex utraque parte sibi ob­ viam eoneurrentes ita aeriter se invaserunt, quod ultra eentum mili­ tes inter utrasque partes ex equis eorum deieeti fuere. Tandem om­ nes ab utraque parte viriliter dimieantes, eum Mediolanenses tantis viribus resistere non possent, in fine terga verterunt et usque in ei­ vitatem Terdone fugientes fere omnia tentoria omnemque eorum mobiliam totumque etiam mereatum, quod in eastris habebant, ami­ serunt, quoniam ipsi fere omnes et eum me ipso in brolio episeopi et alibi extra civitatem hospitati fuerant. Maximamque eopiam etiam equitum et peditum Mediolanensium Papienses eeperunt multosque et ibi in eampo interfeeerunt. Altera vero die, seilieet Iovis, Papien­ ses, eum in primo die per tria miliaria longe a eivitate Terdone eastra posuerant, iuxta burgum prope ipsam eivitatem eastra permutavere ae postea in ipso die tarn maximum prelium ab omni parte civitatis iuxta ipsam eivitatem inierunt eum Mediolanensibus, quod ipsi ultra Mediolanensium voluntatem in loeo, ubi Turris Blaneha d dicitur, in civitatem eum duobus vexillis intraverunt. Et multi etiam ex Medio­ lanensibus ita perterriti e tune fuerunt, quod bello ab eis tune dere­ lieto eum omnibus armis in eeelesiam maiorem eonfugierunt. Sed alii Mediolanenses aeriter tune pugnantes et maxime eum lapidibus se defendentes extra civitatem maxima vi eos repulerunt. Papienses namque iterum 32 viriliter pugnantes 32 omnes Mediolanenses et tune et iam postea debellassent ae maxima virtute eos eepissent, nisi b ipsarum M, Ed. c

remeantibus L

Mailand und Pavia kämpfen um Tortona

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ger auf. Am folgenden Donnerstag zogen alle Reiter der genannten vier Portae und viele von ihrem Fußvolk nach Sale, um es einzunehmen; aber die Bewohner und einige dort befindliche Reiter verteidigten sich so mannhaft, daß sie nicht einmal das Vm-werk dieses Ortes einnehmen konnten und nach zahlreichen Verwundeten auf beiden Seiten nach Tortona zurückkehrten. Am folgenden Freitag aber kehrten alle Reiter und das Fußvolk der Porta Ticinese und der Porta Vercellina 28 nach Mailand zurück, während Reiter und Fußvolk der beiden anderen Portae dort blieben - mit großer Freude, 30die sich ihnen indessen später in Trauer und Schmerz wendete 30• Am nächstfolgenden Mittwoch, am Fest des hl. Papstes Urban 31, zogen die Pa­ vesen mit einem großen Heer nach Tortona, und die Mailänder, die festen und heiteren Sinnes aus dem grabenumgebenen Borgo der Stadt bis zur Kirche des hl. Martin und noch darüber hinaus den Pavesen auf dem Feld entgegenzogen, fielen in deren Hände. Aber zunächst griffen sich alle von jeder Partei, als sie aufeinandertrafen, so heftig an, daß auf beiden Seiten über hundert Reiter von den Pferden geworfen wurden. Schließlich konn­ ten die Mailänder, (obgleich) beiderseits mannhaft gekämpft wurde, sol­ chen Kräften nicht widerstehen und wandten sich am Ende zur Flucht; sie flohen bis nach Tortona hinein und verloren fast alle ihre Zelte, ihre ganze bewegliche Habe und auch den ganzen Markt, den sie in ihrem Lager hat­ ten, da sie ja fast alle, und darunter auch ich selbst, im Garten des Bischofs und außerhalb der Stadt lagerten. Die Pavesen nahmen auch den größten Teil der Reiter und des Fußvolks der Mailänder gefangen und töteten viele von ihnen dort im Feld. Anderntags indessen, am Donnerstag, verlegten die Pavesen, die am ersten Tag drei Meilen von Tortona entfernt das Lager aufgeschlagen hatten, ihr Lager in die Nähe des Borgo der Stadt und be­ gannen später noch am selben Tag auf allen Seiten der Stadt ein so heftiges Gefecht mit den Mailändern, daß sie gegen deren Willen an der Stelle, die Torre Bianca heißt, mit zwei Fähnlein in die Stadt eindrangen. Viele Mai­ länder erschraken da dermaßen, daß sie vom Kampf abließen und mit allen Waffen in den Dom flohen. Andere Mailänder dagegen fochten tapfer, ver­ teidigten sich hauptsächlich mit Steinen und trieben sie unter größter An­ strengung aus der Stadt hinaus. Die Pavesen, die wiederum 32mannhaft kämpften 32, hätten damals und auch später alle Mailänder besiegt und mit

d •

Blanca M, Ed. pertriti L " preterriti L 2

3o-3o

Vgl. Jak. 4, 9. Mai 25. 32 - 3 2 1 Makk. 6, 31. 31

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Otto Morena Zo J 1 155 0

33 Dominus sua pietate et clementi misericordia 33 quandam pluviam eis tribuisset maximam, que statim terram sie madefecit, quod Papienses ultra supra fossaturn civitatis inherere non valuerunto Ibique Papienses circa civitatem morantes usque ad proximi sabbati diem Terdonam obsederunto lpso vero die sabbati Papienses a Ter­ dona recedentes cum magno gaudio Papiam reversi sunt 34 Sed in eo quidem die tarn maxima panis et vini inopia ceterarumque etiam re­ rum comedendarum in Terdona fuerat, cum aqua etiam fere tota pe­ nitus infra ipsam civitatem defecerat, quod vix aliquid ad comeden­ dum in ea inveniri poterat, ita etiam ut, si per quattuor dies solum­ modo tune Papienses ibi adhuc stetissent - sicut egomet, qui tune in ipsa civitate Terdone cum Mediolanensibus obsessus fueram, vidi et cognovi -, quod sine omni prelio omnes Mediolanenses ibi astantes capere potuissent: Sed quia hoc nondum fuerat a Deo dispositum, id­ circo nullatenus est perpetratumo Mediolanenses itaque Terdone morantes totum murum ipsius civitatis ex propriis ipsorum facultatibus rehedificaverunt et ipsam civitatem, ubi oportebat, fossato aliisque rebus necessariis optime munierunto Sequenti igitur festivitate sanctorum Gervasii et Prothaxii, que fuit nono decimo die sequentis mensis Iunii, ceperunt Mediolanen­ ses scaronos t de Papia, qui Setezanum depredaverant et plerasque casas ipsius loci exarserant, multosque etiam ex ipsis interfecerunt. Ex eo namque die, cum fere per totam guerram omnia prospera Pa­ piensibus acciderant, mutataque est adversus eos fortuna, ita quod fere semper postea, donec dominus Fredericus imperator in Longo­ bardia redivit, omnia bene ac prospere Mediolanensibus accesse­ runto Post paucos vero dies 35 factum est prelium ad Pozolum inter Me­ diolanenses, qui erant in guarda Terdone, et Papienses, qui ad iam dieturn locum de Pozolo causa custodiendi eum iveranto Ibique in eo prelio multi ex Mediolanensibus et Papiensibus ab utraque parte capti in carcerem detrusi sunt; sed tarnen plurimi ex Papiensibus tune capit fuerunto Interea rex Fredericus cum a Terdona discessit, tune Romam pergens, multa castra multique principes Longobardie, Tuscie, Romanie ei se subdiderunto At ipse rex Romam pergens ibique a domino papa Adriano honorifice susceptus et apud sancti Petri basi0

1

scaranos M, Edo

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größter Tapferkeit gefangengenommen, wenn nicht 33 der Herr in seiner Güte und gnädigen Barmherzigkeit 33 ihnen einen schweren Regen gesandt hätte, der den Boden sofort derartig aufweichte, daß die Pavesen weiterhin sich nicht oberhalb des Stadtgrabens halten konnten. Die Pavesen blieben dort bei der Stadt und belagerten Tortona bis zum nächsten Samstag 34• An dem Samstag selbst aber zogen die Pavesen sich von Tortona zurück und kehrten unter großem Jubel nach Pavia zurück. An diesem Tag herrschte indessen in Tortona ein solcher Mangel an Brot und Wein sowie an anderen Lebensmitteln - und auch an Wasser fehlte es fast völlig in der Stadt -, daß man kaum etwas zu essen in ihr finden konnte; hätten die Pavesen nur vier Tage dort ausgehalten - dies habe ich selbst, der ich damals in der Stadt Tortona zusammen mit den Mailändern belagert wurde, gesehen und erfah­ ren -, hätten sie ohne einen Schwertstreich alle Mailänder, die sich dort befanden, gefangennehmen können. Aber da Gott dies noch nicht geplant hatte, konnte es nicht geschehen. Die Mailänder blieben also in Tortona und bauten die gesamte Stadt­ mauer aus ihren eigenen Mitteln wieder aufund sicherten, wo es nötig war, die Stadt durch einen Graben und alle anderen notwendigen Dinge aufs beste. Am folgenden Fest der hll. Gervasius und Protasius, das am 19. Tag des folgenden Juni war, stellten die Mailänder Streüscharen der Pavesen, die Siziano geplündert und zahlreiche Häuser dieses Ortes niedergebrannt hat­ ten, und töteten viele von ihnen. Seit dem Tag nämlich, da fast den ganzen Krieg über alles für die Pavesen günstig verlaufen war, wandte sich For­ tuna gegen sie, so daß danach alles fast stets - bis der Herr und Kaiser Friedrich in die Lombardei zurückkehrte - gut und glücklich für die Mai­ länder vonstatten ging. Nach wenigen Tagen 35 fand bei Pozzol del Groppo ein Gefecht statt zwi­ schen den Mailändern, die Tortona bewachten, und den Pavesen, die zu dem genannten Ort Pozzol del Groppo gezogen waren, um diesen zu bewachen. In dem dortigen Gefecht wurden viele Mailänder und Pavesen von beiden Seiten gefangengenommen und in den Kerker geworfen; doch wurden damals mehr Pavesen gefangengenommen. Inzwischen, als König Friedrich von Tortona weg und dann nach Rom zog, unterwarfen sich ihm viele befestigte Orte und Fürsten aus der Lom­ bardei, aus Tuszien und der Romagna. Der König selbst erreichte Rom, wurde dort vom Herrn und Papst Hadrian ehrenvoll empfangen und in der 33 - 33 Vgl. 2 Chr. 30,9 u. Ex. 34, 6. 34 Mai 28. 35 Ende Juni.

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licam incoronatus Dei favente misericordia imperator est effectus 36• Postremo ipse imperator ibi permanens ac a senatoribus Rome aliis­ que ipsius civitatis maioribus suum ius et rationem seu etiam usum plane ac humiliter exigens nec eis aliquid malum facere volens, ipsi Romani, omnimodo id eidem facere recusantes et colla 37 eorum iugo quasi abiecto temere 37 adversus eum erigentes 8·37, non solum in ci­ vitate ultra Tiberim 38 se nolle vel h non debere ei hoc facere preten­ derunt i; sed maxima superbia commoti ex hac parte Tyberis k per pontem, qui est supra ipsum flumen in Isolella, cum armis ad bellum faciendum preparati ipsi imperatori obviam venerant. Imperator vero cum eius exercitu, ut eos sie omnes, equites et pedites, armatos ad bellum venientes prospexit, omnes suos ad arma accipienda fe­ stinare precepit. Qui cum arma festinanter accepissent, omnes in bello prosiluerunt ac cum ipsis Romanis fortiter se commiscuerunt. Imperator itaque cum Teutonicis aliique etiam omnes, qui cum eo in eius exercitu fuerant, acriter cum Romanis dimicantes, multis etiam ab utraque parte in campo interfectis multisque vulneratis plerisque etiam ex equis deiectis, tandem Romani vim imperatoris eiusque exercitus sustinere non valentes terga ad fugiendum verterunt. Im­ perator vero cum suo exercitu eos acriter persequens et multos in ipsa fuga vivos capiens multosque etiam interficiens usque in Tybe­ rim eos fugare non cessavit. Romani autem cum ad Tiberis fluvium pervenissent, multa milia ex eis cum armis, alii vero sine armis in ipso flumine se precipitarunt 1 et proiecerunt, ex quibus maxima co­ pia necata est, multique etiam ex his, qui in ripa fluminis remanse­ runt, capti fuerunt, alii vero per predictum pontem ultra Tyberim in Y solella fugientes in Roma se recolligerunt m . Postera namque die imperator cum Romanis fedus iniens 39 a Roma discessit. Et usque Anconam procedens multas civitates mul­ tosque principes sue ditioni ac potentie subiugavit. Ibique in Epu­ lia n . 39 et Romania per totam estatem et etiam per yemis partem versatus 39 tandem in Alamaniam reverti proposuit. Itaque cum ipse imperator in Alamaniam rediret, Spoletum inve­ niens ibi non multum Ionge a civitate ipsa hospitatus est ac cum ipse 8

exigentes L ut L ; protenderunt L k Tyberim L , , Tiberim L2 1 precipitanter M�o Ed. m recoligerunt L, recolegerunt M 1 " so L 2, pulia ursprgl. , mit später vorangestelltem Buchst. L , , Apulia M h

Kaiserkrönung und Kämpfe Friedrichs in Rom

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Basilika von St. Peter mit Gottes gnädiger Barmherzigkeit gekrönt und damit Kaiser 36• Der Kaiser nahm dort seinen Aufenthalt und forderte von den Senatoren Roms und den anderen Großen der Stadt sein Recht und was der Ordnung und dem Herkommen entsprach, mit klaren und freundlichen Worten, ohne irgend etwas Übles zu wollen; aber die Römer verweigerten ihm gänzlich, dies zu tun, und erhoben 37, als hätten sie das Joch abgewor­ fen, verwegen 37ihre Häupter gegen ihn 37 und gaben vor, sie wollten und brauchten ihm dies in der Stadt jenseits des Tiber 38 nicht zu leisten; in größ­ tem Übermut zogen sie vielmehr von dieser Seite des Tiber unter Waffen, zum Kampfbereit, über die Brücke bei der Tiberinsel dem Kaiser entgegen. Als der Kaiser mitsamt seinem Heer sah, daß sie so alle, Reiter und Fußvolk, bewaffnet zum Kampf anrückten, befahl er den Seinen, eilends die Waffen aufzunehmen. Als die eilends die Waffen ergriffen hatten, rückten alle zum Kampf vor und wurden voll Tapferkeit mit den Römern handgemein. Der Kaiser und die Deutschen sowie alle anderen, die zu seinem Heer gehörten, kämpften schneidig mit den Römern; aufbeiden Seiten wurden viele auf der Kampfstätte getötet, viele verwundet, zahlreiche auch vom Pferd gestürzt; schließlich konnten die Römer der Stärke des Kaisers und seines Heeres nicht widerstehen und wandten sich zur Flucht. Der Kaiser aber mitsamt seinem Heer verfolgte sie heftig und nahm während der Flucht viele lebend gefangen, tötete aber auch viele und ließ bis zum Tiber nicht von der Ver­ folgung ab. Als die Römer an den Tiber gekommen waren, stürzten und warfen sich viele Tausend mitsamt ihren Waffen, andere aber ohne Waffen in den Fluß; sehr viele von ihnen fanden den Tod, und viele von denen, die am Flußufer geblieben waren, wurden gefangengenommen; wieder andere, die über die erwähnte Brücke bei der Tiberinsel flohen, sammelten sich wieder in Rom. Am nächsten Tag schloß der Kaiser mit den Römern einen Vertrag 39 und verließ Rom. Er rückte bis Ancona vor und unterwarfviele Städte und viele Fürsten seiner Herrschaft und Gewalt. Den ganzen Sommer über und auch einen Teil des Winters hielt er sich in Apulien 39 und der Romagna auf und beschloß dann, nach Deutschland zurückzukehren. Als nun der Kaiser nach Deutschland zurückzog, kam er nach Spoleto und schlug nicht weit von der Stadt das Lager auf40; und obgleich er den Spole-

3 6 Juni 18. 3 7- 3 7 Vgl. Job 15, 26. 3 8 D. h. im eigentlichen Rom, östl. des Tiber. 3 9 Unzutreffend 4 0 1155 Juli 27.

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nihil mali illis de Spoleto adhuc illatum haberet, illi tanquam furiosi et sine mente aliqua, cum imperator cum suis ad prandiun sederet, foris Spoletum, ut mihi relatum est, armati exierunt ac cum homini­ bus imperatoris statim se commiscuerunt. Imperator igitur hoc audiens valde perturbatus est ac suis militibus, quatenus arma ca­ perent et viriliter pugnarent, precepit. Ipse vero imperator cum exercitu suo ita robuste pugnavit, quod multis ipsorum de Spolito 0 captis et interfectis eos omnes devicit ac ipsos infra civitatem fu­ gientes ita persecutus est, quod una cum ipsis in ipsa civitate cum exercitu suo intravit totamque ipsam civitatem cum ipsis hominibus cepit, ac imperatoris exercitus primum eam spolians postea totam combussit, cives vero ipsius civitatis, qui capti fuerant,. in tentoriis ligatos deduxit 40• Sed imperator ipse 41 pius ac misericors 41 existens postea fedus cum ipsis iniit et multa pecunia ab eis sibi prestita cap­ tos abire civitatemque intrare permisit. Imperator namque inde discedens ac iter suum pacifice faciens cum Veronam appropinquasset indeque humiliter pertransire volu­ isset, Veronenses quidem, qui iam ipsorum mala fortuna cum Mediolanensibus convenerant ac pecuniam ab ipsis, ut imperatori obstarent, acceperant, extra civitatem armati exeuntes in via, per quam exercitus imperatoris transire debebat, imperatori se obviam posuerunt ac ipsi viam, ut inde non progrederetur, vetare volue­ runt 42• Imperator itaque et omnis eius exercitus valde ira commoti arma robuste ceperunt ac super Veronenses acriter irruentes forti­ ter cum eis pugnaverunt. Veronenses equidem imperatoris viribus resistere non valentes tandem terga verterunt. Imperator itaque ipsos valde persequens ex eis fere mille cepit et nasos cum omnibus labris plus de ducentibus Veronensibus scapellavit, item ultra du­ centos 43 etiam ex ipsis V eronensibus in arboribus que ibi aderant suspendit, reliquos vero captos in tentoriis deducens eos firmiter ca­ tenis alligavit. Ceteri namque Veronenses omnes, qui in civitate remanserant, maxime perterriti statim fedus cum imperatore inie­ runt 39 ac magnam pecuniam ipsi imperatori tribuentes suos qui capti fuerant de carcere liberaverunt. Deinde hoc peracto imperator in Alamaniam P discessit. Interea 44 Mediolanenses maximam guerram cum Papiensibus fa­ cientes, accidit, quod Mediolanensium equites et pedites per com­ mune ultra Ticinum ad deguastandum Lumellinam perrexere. Pao

P

Spolitanorum M" Spoletanorum M 3 folgt statim L 2

Eroberung Spoletos - Kampf in der Veroneser Klause

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tanern bis dahin nichts Böses zugefügt hatte, zogen diese gleichsam voller Wut und ohne Sinnen, als der Kaiser gerade mit den Seinen beim Mahl saß, bewaffnet vor die Stadt - wie mir berichtet wurde - und wurden mit den Mannen des Kaisers sofort handgemein. Als der Kaiser dies hörte, wurde er sehr erregt und befahl seinen Kriegern, die Waffen zu ergreifen und mann­ haft zu kämpfen. Der Kaiser focht aber mit seinem Heer so rüstig, daß er alle Spoletaner besiegte und viele von ihnen gefangennahm oder tötete, und als sie in die Stadt flüchteten, verfolgte er sie derart, daß er und sein Heer zusammen mit ihnen in die Stadt drangen und die ganze Stadt mit ihren Menschen einnahmen; und das kaiserliche Heer plünderte sie zuerst, steckte sie dann völlig in Brand und führte die gefangenen Bürger gebun­ den in die Zelte. Der Kaiser aber schloß später 41 aus Gnade und Barmher­ zigkeit 41 einen Vertrag mit ihnen, und nachdem ihm viel Geld von ihnen gezahlt worden war, ließ er die Gefangenen in die Stadt abziehen. Der Kaiser zog von dort weg und nahm in Frieden seinen Weg, und als er sich Verona näherte, wollte er von dort weiterziehen, ohne seine Macht zur Geltung zu bringen; die Veronesen indessen waren durch ihr böses Geschick mit den Mailändern übereingekommen und hatten von ihnen auch Geld ge­ nommen, daß sie dem Kaiser Widerstand leisteten; sie zogen in Waffen aus der Stadt, stellten sich dem Kaiser auf dem Weg, den das kaiserliche Heer ziehen mußte, entgegen und wollten ihm den Weg verweigern, damit er nicht weiterrücken könne 42. Der Kaiser und sein ganzes Heer waren aufs höchste erzürnt, griffen rüstig zu den Waffen, stürzten sich schneidig auf die Veronesen und kämpften tapfer mit ihnen. Die Veronesen konnten der Macht des Kaisers nicht widerstehen und wandten sich schließlich zur Flucht. Der Kaiser verfolgte sie heftig, nahm ungefähr tausend von ihnen gefangen und ließ mehr als 200 Veronesen die Nasen mitsamt den Lippen abschneiden, ebenso ließ er über 200 Veronesen 43 an den Bäumen, die sich an dem Ort befanden, aufhängen; die sonstigen Gefangenen ließ er ins La­ ger führen und fest in Ketten legen. Die übrigen Veronesen, alle die in der Stadt geblieben waren, schlossen höchst erschreckt mit dem Kaiser einen Vertrag, zahlten ihm einen großen Geldbetrag und befreiten so ihre Gefan­ genen aus der Haft. Danach zog der Kaiser nach Deutschland weiter. Inzwischen 44, da die Mailänder einen gewaltigen Krieg mit den Pavesen führten, geschah es, daß Reiter und Fußvolk der Mailänder gemeinsam über den Tessin zogen, um Lomello zu verwüsten. Die Pavesen aber zogen 4 1- 4 1 Sir. 2, 13. 4 2 Anfang Sept. 43 Nach anderen Quellen nur 12 (duodecim). 44 1 157 Juni.

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pienses vero e contra ivere. Cum autem Mediolanenses redierant, Papienses super eos irruentes maximumque prelium inter se inien­ tes, multi equites ex utraque parte interfecti, plurimi etiam capti et retenti fuerunt. Tandem Papienses, quia multo pauciores quam Me­ diolanenses fuerant, resistere non valentes, usque ad Viglevani q ca­ strum semper tarnen se defendentes fugere ac intus se recipientes obsistere. At Mediolanenses circa ipsum castrum venientes per tres dies eum obsiderunt. Tandem, quia in ipso loco Papienses rerum comedendarum maximam habebant inopiam, fedus cum Mediola­ nensibus inierunt 45, quamvis ipsi Mediolanenses inique postea in ipso federe versati sunt. Hoc autem contigit anno millesimo cente­ simo quinquagesimo septimo mense Iunü indictione quinta. Mediolanenses igitur, cum omnia prospera tune eis accidebant, et ipsi magis ac magis super Laudenses opprimendos exardebant, id­ circo maxime quia eos in personis et rebus augere cernebant. Inter cetera denique alia terribilia mala, que Mediolanenses sepe ac sepius Laudensibus intulerunt, unum tarn pessimum atque orribile super eos induxerunt, quod nullum tarn nefarium ac detestabile inter chri­ stianos amplius factum fore 46 a seculo nusquam est auditum 46• Pre­ ceperunt namque ipsi Mediolanenses publice in ipsorum concione, quod nullus scilicet Laudensium hominum deinceps terram suam propriam - et quam pater ac etiam eorum avus emerat et ipsis dimi­ serat et per sexaginta annos et etiam ultra quiete possederant, in qua nullam rationem nullumque ius se habere dicebant - sine consilio et parabola Mediolanensium consulum de inde in antea nullatenus venderet nec alio aliquo modo in alium transferret; alioquin, qui con­ tra hoc preceptum ageret, tarn emptor quam venditor, utrique r ipsi et eorum res in bannum publice forent, et insuper etiam venditore precio carente emptor ipsam rem amitteret, et - quod deterius fue­ rat - precium et res communi de Mediolano devenirent. His autem a Laudensibus auditis, quamvis valde, ut de tarn detestabili re esse poterant, mesti fuere, tarnen ipsi ex bono optimoque servicio Medio­ lanenses vincere se posse putantes nihilominus eis etiam postea ser­ viere. Preterea quoque aliud nefandissimum ius insuper Mediola­ nenses super Laudenses " statuere: hoc videlicet ut, si quis aliquem ex Laudensibus inveniret t , qui extra Laude ad habitandum exiret vel u aliquid ex suis rebus alibi deferret, quod omnis, quicumque eos q Vigenali L, Vigevini M,, Vigiveni M 2 , Vigevani Ed.

' utrinque L2 • Laudensibus L" Ed. , Lauden L2

Unterdrückung Lodis durch Mailand

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ihnen entgegen. Als nun die Mailänder auf dem Rückmarsch waren, über­ fielen die Pavesen sie; sie begannen untereinander einen gewaltigen Kampf, und zahlreiche Reiter wurden auf beiden Seiten getötet, viele auch gefan­ gen und festgehalten. Schließlich konnten die Pavesen - sie waren sehr viel weniger als die Mailänder - nicht mehr widerstehen und flüchteten, vertei­ digten sich aber bis Vigevano und leisteten Widerstand, indem sie sich darin zurückzogen. Die Mailänder dagegen schlossen die Feste ein und be­ lagerten sie drei Tage lang. Schließlich gingen die Pavesen, die in dem Ort größten Mangel an Lebensmitteln litten, einen Vertrag mit den Mailändern ein 45; allerdings haben die Mailänder später zu Unrecht dem Vertrag eine andere Wendung gegeben. Dies aber geschah im Juni des Jahres 1 157, in der fünften Indiktion. Die Mailänder, für die damals alles günstig verlief, entbrannten mehr und mehr, die Lodesen zu unterdrücken, vor allem weil sie sahen, daß diese an Menschen und Mitteln zunahmen. Unter anderen schrecklichen Übeln, wie sie die Mailänder oft und öfter den Lodesen zufügten, war eines so überaus schlecht und schrecklich, 46wi_e man seit Jahrhunderten nicht gehört hat 4 6 , daß ein so verruchtes und abscheuliches unter Christen sonst noch gesche­ hen sei. Die Mailänder befahlen nämlich öffentlich auf ihrer Volksversamm­ lung, daß keiner der Lodesen sein eigenes Land - auch wenn ihr Vater und sogar ihr Großvater es gekauft und ihnen hinterlassen hatten und sie es sechzig Jahre und mehr in Frieden besessen hatten, sollten sie keinen An­ spruch und kein Recht daran haben - ohne Rat und Erlaubnis der Mailänder Konsuln von nun an und in Zukunft verkaufe noch irgendwie auf einen ande­ ren übertrage; wenn anders jemand gegen diesen Befehl handle, dann soll­ ten Käufer und Verkäufer, sowohl sie selbst wie ihre Habe, in öffentlichem Bann sein, und überdies sollte auch der Verkäufer den Preis entbehren und der Käufer die Sache verlieren, und Preis und Sache - was noch schlimmer war - sollten an das Commune von Mailand fallen. Als die Lode­ sen dies gehört hatten und sehr betrübt waren, wie sie es über eine so ab­ scheuliche Sache wohl sein konnten, glaubten sie dennoch, sie könnten die Mailänder durch gute, ja beste Dienstleistung gewinnen, und dienten ihnen nichtsdestoweniger weiterhin. Außerdem setzten die Mailänder noch ein weiteres ganz schändliches Recht bezüglich der Lodesen fest: sofern näm­ lich jemand einen Lodesen antreffe, der Lodi verlasse, um außerhalb zu wohnen, oder etwas von seiner Habe an einen anderen Ort bringe, sollte je' invenirent L aut L 2 , aus vt korr. L , u

45

1 157 Juni 18. Vgl. Jo. 9, 32.

46 - 46

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inveniret, eos caperet et omnia eorum bona auferret ac deinde suum proprium foret, et insuper etiam Laudensis, qui deferebat, in banno eorum publico ipse et omnes res ipsius forent. Propter v quam v etiam occasionem sceleratissimam ipsi Mediolanenses plus de trecentis libris valentia Laudensibus abstulerunt. Insuper etiam in sequenti mense N ovembri eiusdem supradicti anni de indictione sexta Mediolanensium consules Laude venientes ipsis Laudensibus fodrum petierunt et, nisi eis darent, in bannum eos publice posuerunt et insuper etiam omnes illos, qui dare recusa­ rent, sine ulla spe recuperationis de terra se defecturos fore spopon­ derunt. Laudenses vero eorum bannum et minas valde timentes ac eorum nequitiam w super ipsos, quacumque possent arte vel occa­ sione, libenter exercere se velle scientes valde pertimuerunt et per diversas terras multi ex ipsis statim fugierunt. Illi autem, qui stete­ runt, quamvis nolentes, dolentes tarnen pernimium, quod cum genti­ les fuerant cives, ipsum fodrum sicut pessimi villani timore Medio­ lanensium ipsis x tribuerunt. Illis vero, qui dare recusaverunt, Me­ diolanenses perfidiam eorum exercentes, in domibus eorum intro­ euntes ac ipsas omnes expoliantes et omnem mobiliam quam portare potuerunt auferentes, vinum etiam eorum per terram effuderunt et eos de terra penitus deiecerunt. His itaque sie peractis Mediolanensium consules iterum in mille­ simo centesimo quinquagesimo octavo anno in Ianuarii mense Laude venientes ipsis Laudensibus dixerunt, quatinus ipsi omnes a quin­ decim annis supra et usque ad centum sine ullo tenore sub illis stare et omnia eorum precepta attendere iurarent, de quibuscumque cau­ sis vel rebus ipsi eis preciperent. Laudenses vero maximo timore perterriti, videntes etiam et cognoscentes illos 47 occasionem illis querere 47, quatinus ab eorum amicicia recedere sine ignominia pos­ sunt Y ac eos de terra eicere et omnia eorum bona, ut ex prefacto ap­ paruit, eis auferre, tandem quasi exanimes facti eis respondere se velle cum sapientibus de Laude inde consilium habere. Cumque vero Laudenses inde consilium habuissent, Mediolanensium consulibus responderunt: se velle iurare stare in eorum precepto et omnia fa­ cere et attendere, quecumque eis de quibuscumque causis precipe­ rent, salva tantummodo fidelitate domini Frederici imperatoris, quam ipsi Laudenses per consensum et parabolam Mediolanensium v

propinquam L

w nequitia L, red. veränd. M •

ipisi L, eis M

Unterdrückung Loclis durch Mailand

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der, der solche träfe, diese gefangennehmen und alle ihre Habe nehmen, und diese sollte dann sein eigen sein; und außerdem sollte der Lodese, der etwas wegbrächte, in ihrem öffentlichen Bann sein und auch alle seine Habe. Aus solch verbrecherischer Gelegenheit nahmen die Mailänder den Lodesen im Wert von mehr als 300 Pfund. Auch kamen im folgenden Monat November desselben Jahres, in der sechsten Indiktion, die Mailänder Konsuln nach Lodi und forderten von den Lodesen das fodrum und falls sie es ihnen nicht gäben, täten sie sie öffentlich in den Bann, und alle, die zu geben sich weigerten, versprachen sie, ohne Hoffnung auf Wiedererlangung, von ihrem Land zu vertreiben. Die Lodesen aber fürchteten ihren Bann und ihre Drohungen sehr und ebenso ihre üble Gesinnung ihnen gegenüber; sie hatten große Angst, da sie wuß­ ten, sie würden dies gerne durchführen, wo immer sie es mit List oder nach Gelegenheit vermöchten, und viele von ihnen flohen sofort in verschiedene Gegenden. Die aber blieben, wenn auch gegen ihren Willen und in größtem Schmerz, zahlten aus Furcht vor den Mailändern das fodrum wie die nied­ rigsten Landbewohner, während sie doch Bürger von Geschlecht waren. An jenen aber, die zu zahlen sich weigerten, übten die Mailänder ihre perfide Niedertracht; sie drangen in ihre Häuser ein, entblößten sie von allem und schleppten ihre ganze bewegliche Habe davon, soweit sie diese tragen konn­ ten, gossen ihren Wein auf die Erde und vertrieben sie ganz aus ihrem Land. Danach kamen die Mailänder Konsuln im Januar 1158 erneut nach Lodi und erklärten den Lodesen, daß sie alle von 15 Jahren an aufwärts bis zu 100 Jahren ohne irgendeine Ausnahme unter ihnen zu stehen und alle ihre Be­ fehle zu achten schwören sollten, aus welchen Anlässen oder in welchen Angelegenheiten sie dies ihnen auch immer befählen. Die Lodesen waren in größter Furcht und in Schrecken; sie sahen und erkannten, daß jene 47sich eine Gelegenheit verschafften 47, sich von der Freundschaft mit ihnen ohne Schande zurückziehen, sie aus dem Land vertreiben und ihnen all ihr Gut, wie aus dem Gesagten hervorging, nehmen zu können; schließlich antwor­ teten sie ihnen gleichsam mutlos, sie wollten mit den Weisen von Lodi darüber Rats pflegen. Als aber die Lodesen Rat darüber gehalten hatten, antworteten sie den Mailänder Konsuln: sie wollten schwören, unter ihrem Befehl zu stehen und alles zu tun und zu beachten, was sie ihnen aus welchen Gründen auch immer vorschrieben, unbeschadet lediglich der Treue ge­ genüber dem Herrn und Kaiser Friedrich, wie die Lodesen mit Zustim­ mung und Erlaubnis der Mailänder Konsuln sie ihm schon früher geleistet Y possent M, Ed.

4 7- 4 7 Vgl. Ri. 14, 4 u. ö.

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eonsulum iamdudum ei feeerant. Mediolanensium autem eonsules predietum saeramentum sie reeipere se reeusantes et hoe verbum seilieet " salva imperatoris fidelitate" - in ipso saeramento ponere eos non dimittentes, dieentes etiam et omnimodo minantes, quod, nisi ipsum saeramentum eis sine ullo tenore faeerent, quod ipsi eos in bannum publiee ponerent ae eos de terra eieerent et omnia eorum bona eis auferrent. His autem dietis Mediolanum reversi sunt. Consules itaque Laudenses dominum Lafraneum Laudensem episeopum et item dominum Lafraneum maioris eeclesie preposi­ tum z nee non etiam alios omnes prepositos a et abbates et presbite­ ros de Laude et una eum plus de sexaginta maioribus et sapientibus Laudensibus aeeipientes tollentesque etiam dominum Caravalen­ sem abbatem de Ceredo et dominum Albertum priorem de Pontia et una eum domino tune temporis area b.48 de Clugnea c, hos omnes pre­ dietos seeum Mediolano deduxerunt. Et in palatio domini Uberti Mediolanensis arehiepiseopi ante ipsum arehiepiseopum et omnes Mediolanensium eonsules ae quam plurimos alios Mediolanensium ct eives tarn maiores quam minores omnes predieti Laudenses tarn cle­ riei quam etiam laiei venientes, pedibus e iam dieti arehiepiseopi ae predietorum Mediolanensium eonsulum flendo se prosternentes de­ preeati eos fuere, quatenus ipsos deierare t non eogerent, dieentes ae promittentes se omnino paratos omnibus eorum preeeptis stare et obedire, dum tarnen se non deierarent, reeordantes etiam eis, qua­ tenus bene seirent, quod ipsi fidelitatem imperatori eorum preeepto iam feeerant et, si ipsis in omnibus se parere g iurarent et imperato­ ris fidelitatem, quam prius iuraverant, non anteponerent, quod ipsi deierarent et postea interfiei ae omnia sua bona iure amittere debe­ rent. Arehiepiseopus itaque et Laudensis episeopus, predietus quo­ que Caravalensis abbas et prior de Pontia una eum predieta h area i de Clugnea k omnes unanimiter1 predietos Mediolanensium eonsules depreeantes et ammonentes, ut Laudenses omnes prospieerent et, quod eis faeere volebant, quia satis fuerat, libenter aeeiperent. Postremo, quid dieam vel quid in prolixo sermone moram faeiam,

• propositum L, propossitum M2 • propositos L b archa M 3 , circa L" Ed. , fehlt M,. Mz dugnea L2, Clunea M 1 d folgt consules et L Lücke L" fehlt ohne Lücke L 2 c



Unterdrückung Lodis durch Mailand

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hatten. Die Mailänder Konsuln weigerten sich, den genannten Eid in dieser Form entgegenzunehmen, und erlaubten ihnen nicht, dieses Wort, nämlich "unbeschadet der Treue gegenüber dem Kaiser", in den Eid zu setzen; sie erklärten und drohten, wenn sie ihnen den Eid nicht ohne jede Ausnahme leisteten, würden sie selbst sie öffentlich in den Bann tun, sie von ihrem Land vertreiben und ihnen all ihr Gut nehmen. Nach diesen Worten kehrten sie nach Mailand zurück. Die Lodeser Konsuln holten also den Herrn Lanfranc, den Bischof von Lodi, ebenso den Herrn Lanfranc, Propst der Domkirche, und auch alle an­ deren Pröpste, Äbte und Priester von Lodi sowie mehr als 60 angesehenere und weise Lodesen zusammen, nahmen auch den Herrn Abt von Chiara­ valle aus Cereto und den Herrn Prior Albert von Pontida zusammen mit dem damaligen Herrn Visitator 48 von Cluny und führten alle Genannten mit sich nach Mailand; und im Palast des Herrn Ubertus, des Erzbischofs von Mailand, kamen alle zuvor genannten Lodesen, Kleriker und Laien, vor den Erzbischof, alle Mailänder Konsuln und viele andere Mailänder Bürger, große und kleinere, und warfen sich unter Tränen zu Füßen des Erzbischofs und der erwähnten Mailänder Konsuln nieder und baten sie, man möge sie doch nicht meineidig zu schwören zwingen; sie erklärten und versprachen, sie seien ganz und gar bereit, all ihren Anordnungen sich zu stellen und zu gehorchen, auch wenn sie nicht schwören würden; sie erinnerten sie, daß sie, wie sie wohl wüßten, dem Kaiser aufihren Befehl hin schon Treue gelei­ stet hätten, und wenn sie ihnen in allem zu gehorchen schwören und die Treue zum Kaiser, die sie schon früher geschworen hätten, nicht voranstel­ len würden, dann würden sie meineidig schwören und danach getötet wer­ den und mit Recht all ihr Gut verlieren. Der Erzbischof, der Bischof von Lodi, auch der genannte Abt von Chiaravalle, der Prior von Pontida zu­ sammen mit dem Herrn Visitator von Cluny baten und mahnten einmütig die Mailänder Konsuln: die Lodesen hätten für alles Sorge getragen und sie sollten bereitwillig annehmen, was diese ihnen leisten wollten, denn dies sei ausreichend. Was soll ich schließlich sagen oder mich bei weitläufiger Rede t

deiurare L2, erst deierare, dann deiurare korr. aus deierate L 1 parare L � > red. veränd. M h predicto M 3 , fehlt M., M2 ; archa M 3 , domino M 1 , M 2 k dugnea L2, lugnea M 3 , clunea M 1 1 unanimes L2

8

4 8 Die Stelle ist in L sicher verderbt, die Lesart " abbas" wäre nicht ausgeschlos­ sen. Auch die Konjektur Güterbocks (Ed. S. 38) "circa/circator", ursprünglich ein Aufsicht über seine Mitbrüder führender älterer Mönch, ist nicht auszuschließen.

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z.

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nisi quod neque preces neque lacrime aliquid unquam proficere po­ tuerunt, sicque Laudenses omnes valde m mesti reversi fuerunt Laude. Interea duo cardinales quidem Romane sedis legati, videlicet do­ minus Ardicio da Rivoltella et dominus Otto de n Brixia, Laude ve­ nerunt 49• Ad quorum pedes Laudenses prostrati, quatenus Medio­ lanenses rogarent, ne propter tarn nefariam ac detestabilem rem ad periurium perpetrandum non cogerent, valde eos deprecati fuere, recitantes itaque eis 0 causam, quam Mediolanenses ipsis petebant, et eam etiam, quam ipsi videlicet facere volebant, ac rationem, per quam quod illi ab eis exigebant facere eis recusabant. Cardinales utrique P misericordia commoti - ea, que audierunt Mediolanenses Laudensibus exigere, valde eis displicuerunt, ac ea, que Laudenses Mediolanensibus velle facere audierunt, bene eis complacuerunt -, habentes etiam pro nimio q et in maximo detrimento reputantes, quod tarn inique, tarn indecenter Mediolanenses erga Laudenses se habebant, quod Laudenses ad tarn iniquum periurium cogere pu­ blice conabantur; promiserunt namque eis, quod statim ut Mediola­ num pergerent ex toto corde eos rogarent et, si precibus obtempe­ rare noluerint, quod ex parte Dei et domini pape r eis iuberent, qua­ tenus ad hoc iniquum periurium eos nullatenus compellerent, sed, si vellenP illud sacramentum recipere, quod Laudenses eis facere promiserant, in pace reciperent, dicentes et, quod illud, quod eis fa­ cere promiserant, satis imo etiam pernimium fore, cum Laudenses nullo iure nullaque racione nisi per vim ac potestatem Mediolanensi­ bus 1 suppositi forent. Hoc itaque peracto ipsi cardinales recedentes Mediolanum perrexerunt rogaveruntque Mediolanenses, ut ad ius­ iurandum tale Laudenses non cogerent, sed ab eis, quod iure illis facere poterant, pacifice reciperent. Mediolanenses autem precibus eorum obtemperare nolentes ac illud omnimodo u se facere recusan­ tes, tandem ipsi cardinales, ne Laudensibus aliquid mali facerent neve eorum bona iniuste nec etiam sub tali prava et iniqua occasione ipsis auferrent, omnimodo ex parte Dei et Rome v sedis apostolice ipsis Mediolanensibus publice preceperunt. Quod ipsi Mediolanenses, donec predicti w cardinales prope Laude m

getilgt L 1 , red. veränd. M

n de L 1

eius L utrinque L, n get. L , q so Vorschlag E d . S . 40 n. d , nihilo L , Ed. , pro nimis gravi M

o

P

Unterdrückung Lodis durch Mailand

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verweilen, außer daß weder Bitten noch Tränen irgend etwas bewirken konnten, und so kehrten alle Lodesen tief betrübt nach Lodi zurück. Inzwischen kamen zwei Kardinäle, Legaten des Römischen Stuhles, nämlich der Herr Ardicius von Rivoltella und der Herr Otto von Brescia, nach Lodi 49• Die Lodesen warfen sich ihnen zu Füßen und flehten sie in­ ständig an, die Mailänder zu bitten, doch nicht wegen einer so ruchlosen und abscheulichen Sache einen Meineid zu erzwingen; sie erzählten ihnen, was die Mailänder von ihnen verlangten, auch was sie selbst tun wollten und ebenso den Grund , aus dem sie zu tun sich weigerten, was diese von ihnen forderten. Beide Kardinäle waren voller Mitleid - das, was sie die Mailän­ der von den Lodesen fordern hörten, mißfiel ihnen sehr, und das, was die Lodesen, wie sie hörten, den Mailändern gegenüber tun wollten, fand durchaus ihre Zustimmung; sie hielten es für maßlos und betrachteten es als einen großen Schaden, daß sich die Mailänder so ungerecht und ungebühr­ lich gegenüber den Lodesen verhielten und diese zu einem so unrechtmäßi­ gen Meineid öffentlich zu zwingen suchten; sie versprachen ihnen also, sobald sie nach Mailand kämen, (die Mailänder) von Herzen zu bitten und ihnen, falls sie ihren Bitten nicht willfahren wollten, im Namen Gottes und des Papstes zu befehlen, sie nicht zu einem solch sündhaften Meineid zu zwingen, sondern, falls sie den Eid entgegennehmen wollten, den die Lode­ sen zu leisten versprochen hatten, diesen in Frieden anzunehmen; sie mein­ ten auch, daß das, was sie zu leisten versprochen hatten, genug, ja überge­ nug sei, da die Lodesen durch kein Recht und keinen Grund außer durch Gewalt und Macht den Mailändern unterworfen seien. Danach gingen die Kardinäle auf dem Rückweg nach Mailand und baten die Mailänder, die Lodesen nicht zu einem derartigen Eid zu zwingen, sondern in Frieden von ihnen anzunehmen, was sie ihnen rechtmäßig leisten könnten. Die Mailänder verschlossen sich indessen ihren Bitten und weigerten sich strikt, derglei­ chen zu tun; schließlich befahlen die Kardinäle den Mailändern öffentlich im Namen Gottes und des Apostolischen Stuhles zu Rom, den Lodesen nichts Übles anzutun und ihre Güter weder unrechtmäßig noch auch unter einem so üblen und ungerechten Vorwand zu nehmen. Solange die genannten Kardinäle in der Nähe von Lodi oder Mailand ' fehlt L • velint Ed. , red. veränd. M ' Mediolanensium L 2 omnino L2, red. veränd. M Romane Ed. , fehlt M w dicti L 2 , fehlt M •

v

49 Bis Jan. 21 sind beide Kardinäle in Rom nachweisbar.

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vel Mediolanum fuerunt, bene x observaverunt. Cardinalibus vero a Ionge recedentibus statim in sequenti proximo die Martis sancti 50, in quo omnes homines, mortui etiam, requiescere et bene habere debebant, omnes Laudenses palam in bannum posuerunt, nisi de inde in antea usque ad proximum diem Iovis post pascha 5 1 iuravis­ sent omnes, quod sine ullo tenore starent et obedirent omnibus Y illis preceptis Y, quecumque ipsi eis facerent. Laudenses vero hoc audito maximo perterriti timore, quid dice­ rent quidve facerent ignorantes, cum illud tale iusiurandum facere nolebant, scientes etiam, quod nisi ipsum subirent, Mediolanenses eos de terra expellere z et omnia eorum bona eis rapere a, tandem ipsi Laudenses ex necessitate consilium reperientes ac Deum omnipo­ tentem omnibus suis personis et bonis proponentes b ac ipsum Deum magis quam Mediolanenses timentes, illud nefandissimum sacra­ mentum omnino facere recusaverunt. Proximo itaque Mercurii die post pascha veniente Mediolanenses non expectantes predictum diem Iovis, in quo fuerat c terminus banni, cum carris et bovibus et equis atque saculis Laude venerunt et summa vi d Laudensium do­ mibus - illis presentibus et videntibus et contradicere non audenti­ bus, sed quasi dolore morientibus - intrantes, equos et blavam atque vinum aliamque omnem etiam eorum mobiliam sine ulla racione ab­ stulerunt, insuper eis graviter etiam minantes et summa adfirma­ tione e iurantes r, ut, si ipsi ibi morarentur ac cito a conspectu eorum non recederent, quod ipsi eos omnes masculos et feminas parvulos­ que etiam, qui in cunabulis adhuc iacebant, sine dubio interficerent. Laudenses itaque hoc videntes et audientes, scientes etiam 52 corda eorum penitus adversus eos indurata fore 52, timentes carcerem et ­ quod etiam deterius est - quam minabantur mortem, magis corpora et eorum g animas quam divicias sibi conservare proposuerunt. In sequenti proximo die Iovis 5 \ qui fuit in millesimo centesimo quinquagesimo octavo ab incarnatione Domini anno, cum sol ad oc­ casum iam fuisset, omnes Laudenses masculi et femine tarn parvuli quam etiam maiores relictis eorum domibus ac omnibus aliis suis re­ bus ianuas ipsarum domuum suarum post se claudentes solis canibus et gatis in domibus ipsorum pro custodibus relictis unanimiter ad Pi[bene] Ed. , vfi L, optime M omnia illa precepta L" preceptis omnibus M • expellerent M, Ed. • raperent M, Ed. b preponentes Mu, Ed. fuerit L , , Ed. , erat M X

y-y

c

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weilten, beachteten die Mailänder dies durchaus. Als die Kardinäle sich aber entfernten, legten sie sogleich am folgenden hl. Dienstag 50, an dem alle Menschen, selbst die Toten, ruhen und sich Wohlverhalten sollen, alle Lodesen öffentlich in den Bann, sofern sie nicht bis zum nächsten Donners­ tag nach Ostern 51 alle schwören würden, daß sie ohne Vorbehalt allen ihren Befehlen an sie nachkommen und gehorchen würden. Als dies die Lodesen hörten, waren sie voll Furcht und Schrecken und wußten nicht, was sie sagen oder tun sollten, da sie einen solchen Eid nicht leisten wollten, ihnen aber auch bewußt war, die Mailänder würden sie von ihrem Land vertreiben und all ihr Gut nehmen, wenn sie sich ihm nicht un­ terzögen; schließlich fanden sie aus Notwendigkeit zu einem Entschluß und verweigerten den schändlichen Eid, da sie alle den allmächtigen Gott ihrer Person und ihren Gütern voranstellten und Gott mehr fürchteten als die Mailänder. Daher kamen die Mailänder am nächsten Mittwoch nach Ostern, ohne den Donnerstag abzuwarten, der Termin für den Bann war, mit Kar­ ren, Ochsen, Pferden und Säcken nach Lodi und drangen mit aller Gewalt in die Häuser der Lodesen ein - diese standen dabei, sahen alles und wagten nicht zu widersprechen, sondern starben gleichsam vor Schmerz - und nahmen ihnen Pferde und Getreide, Wein und ihre gesamte übrige beweg­ liche Habe ohne jeden Grund; überdies drohten sie ihnen schwer und schwo­ ren mit höchster Beteuerung, wenn sie sich noch länger verweilten und nicht sofort aus ihrem Blick verschwänden, würden sie alle Männer, Frauen und selbst die Kinder in der Wiege ohne Zweifel töten. Als die Lodesen dies sahen und hörten und auch deren 52 Herzen völlig gegen sich verhärtet 52 wußten, beschlossen sie aus Furcht vor dem Kerker und, was noch schlim­ mer ist, angesichts der Todesdrohungen, lieber Leib und Seele statt ihre Reichtümer zu bewahren. Am nächsten Donnerstag 5 1 - es war im Jahre 1 158 seit der Menschwer­ dung des Herrn -, als die Sonne schon unterging, ließen die Lodesen, Frauen und Männer, klein und groß, ihre Häuser und ihre gesamte andere Habe hinter sich, verschlossen die Türen ihrer Häuser, ließen nur Hunde und Katzen als Wächter in ihren Häusern und flüchteten die Nacht über alle einmütig nach Pizzighettone, das zwischen Adda und Serio Morto liegt. d

in L, violenter M admiratione L, adiuratione M, Ed. 1 firmantes M, Ed. 8 ipsorum L " Ed. •

50

Dienstag in der Karwoche, 1158 April 15. April 24. 52-52 Vgl. Ex. 2, 19 u. o. 51

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eighitonis h eastrum, quod est intra ; Abduam k et Serium positum, per totam noetem eonfugierunt. Sed qui tune videret mulieres de parvulis suis sive unum in eollum, alium in braehiis suis deferentes aliosque ad vestimentorum suorum gaidas se tenentes eeterosque etiam post eas ire lugentes, ipsas etiam sepe et sepius eum ipsis suis infantulis quandoque in ipsa via quandoque in fossatis eadentes ea­ pitaneosve grandes ae eorum uxores, qui equos non habebant, pedi­ bus, prout melius poterant, euntes multosque etiam ex ipsis, quia ipsi in fossatis eum ipsorum uxoribus eadebant, quia nox erat et etiam pluebat, voeiferantes: numquam tarn letus esse posset, quod pietate motus inde mestus non foret ae duetus miserieordia laerimas non funderet. Cum vero omnes ad Pizighitonem pervenissent, non habentes ibi domos neque alia reeeptaeula, in quibus se recipere possent, eum loeus ipse parvus ad tantam multitudinem reeipien­ dam fuerat, tres familie aut quattuor in una parvula domo ibi insimul hospitabantur, atque ibi tarn distriete omnes simul habitabant, quod fere unus supra alium iaeebat. Ex hoe namque tali distrieto turn ex mutacione terre, quam mutaverunt, quoniam estas tune fuerat, par­ tim etiam ex mutaeione 1 ciborum, maxime propter aquam, quam ipsi fere omnes quotidie bibebant, eum non ex ea bibere, sed ex bono vino soliti fuerant, maxima ipsorum eopia tarn maseulorum quam feminarum et maxime parvulorum in tantum est perempta, quod fere in tota die sepeliri non poterant, ita etiam quod apud eeclesiam ipsius loci terra ad tanta mortuourm eadavera sepelienda non inve­ niebatur, imo ex hae parte Adue ad Sanetum Petrum de Pirolo mor­ tui sepeliendi deferebantur. Multi autem hoe videntes, quia ibi ma­ nere non poterant, Cremone aeeesserunt m ibique etiam plerique in­ fll'lllantes " hoe seeulo eum magno dolore migraverunt. Mediolanenses itaque in ipso die Iovis, in quo Laudenses Laude, ut dieturn est, reeesserunt, in sero Laude venientes, omnia suburbia primum expoliantes in ipsa noete et in sequentibus duobus diebus tota exarserunt posteaque ipsas domos dirupaverunt ae vites et ar­ bores Laudensium incidentes hominesque Laudenses, qui adhue ibi remanserant, eapientes eos in eareerem deduxerunt. Preterea in hae eadem estate 53 Mediolanenses iterum Laude redeuntes totas ipsorum Laudensium segetes in Laude et per totam etiam fere Laudexanam ad suam utilitatem eollegerunt. Deinde tur­ res de Montexello et turrem de Castelione o, turrem quoque de h

Piziguitonis Lt. Ed. ; inter M, Ed.

Die Mailänder zerstören Lodi

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Aber wer damals die Frauen gesehen hätte: eines ihrer Kleinen am Hals, ein anderes auf den Armen tragend und wieder andere sich an ihren Rock­ säumen haltend und weinend hinterherlaufend, auch wie sie immer wieder mitsamt ihren Kindern zuweilen auf dem Weg selbst, zuweilen in den Gräben hinfielen, oder auch die großen Kapitani und ihre Gemahlinnen, die keine Pferde hatten und, so gut sie konnten, zu Fuß gingen, und die vielen von ihnen, die mitsamt ihren Gattinnen in die Gräben stürzten, da es Nacht war und regnete, und die riefen, niemand könne so voll Freude sein, daß er nicht aus Erbarmen traurig würde und aus Mitleid Tränen vergösse. Als aber alle nach Pizzighettone kamen, hatten sie dort keine Häuser und andere Unter­ künfte, in die sie sich hätten begeben können; denn der Ort war (zu) klein, um eine solche Menge aufzunehmen: drei oder vier Familien hielten sich zu­ sammen in einem kleinen Haus auf, so daß fast einer über dem anderen lag. Aus dieser Bedrängnis also, teils wegen der Veränderung des Landes, das sie gewechselt hatten, da es damals warm war, teils auch wegen der Nah­ rung, besonders aber wegen des Wassers, das sie fast alle täglich tranken, obwohl sie nicht davon, sondern guten Wein zu trinken gewohnt waren, wurde eine solche Menge von Männern, Frauen und vor allem Kindern hingerafft, daß sie sie fast während des ganzen Tages nicht begraben konn­ ten und auch bei der Kirche dieses Ortes für die Leichen so vieler Toter kein Platz zum Begräbnis gefunden wurde und sogar von dieser Seite der Adda die Toten zur Bestattung nach St. Peter in Pirolo gebracht wurden. Viele aber, die dies sahen, gingen nach Cremona, da sie hier nicht bleiben konn­ ten, und auch dort wurden sehr viele krank und schieden unter großem Schmerz aus dieser Welt. Die Mailänder kamen an demselben Donnerstag, an dem, wie gesagt, die Lodesen Lodi verließen, am Abend nach Lodi und plünderten erst die Vor­ städte; in der Nacht und an den nächsten beiden Tagen verbrannten sie alles und rissen schließlich die Häuser nieder; Weinstöcke und Bäume der Lode­ sen hieben sie um, und diejenigen Lodesen, die bis dahin dort geblieben wa­ ren, nahmen sie gefangen und führten sie in den Kerker. In demselben Sommer 53 kamen die Mailänder überdies erneut nach Lodi und sammelten die gesamte Saat der Lodesen in Lodi und fast im ganzen Gebiet von Lodi zu ihrer eigenen Verwendung. Dann rissen sie die Türme k

Adduam M2, Aduam M" Ed.

1 imitacione L,

recesserunt L " processerunt M " infirmitates im Text, infirmantes a. R. L " infirmati M Castellione L 1 , Ed. , Casteliono M2, Castiliono M" M 3

m

o

5 3 Mai/Juni.

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Sancto Vito et turrem de Camairago P dirupantes venerunt postre­ mo in campis supra costam de Cavacurta, Laudensesque , qui ad Pi­ ziguitonem confugerant, una cum ipsis de Piziguitone et cum paucis equitibus Cremonensium, qui minus de triginta fuere , obviam usque in campos de Salvaterra Mediolanensibus cum vexillis et aliis insi­ gniis levatis iverunt. Mediolanenses igitur et Laudenses in aperto campo morantes et bene se prospicientes nullo nemore nullisque vi­ tibus, nullo etiam fossato aut cesa nullisque arboribus inter utram­ que partem existentibus, quamvis Laudenses pauciores fuerant, tarnen Mediolanenses nullo modo eos tune invadere ausi fuerunt, sed cum magno timore ad eorum castra, que ad Castellionem fuerant, redierunt. Deinde Mediolanum reversi sunt. Hac eadem estate 54, que fuit in millesimo centesimo LVIII o anno , in mense Iulii venit tune dominus Fredericus imperator una cum rege Boemie et maxima multitudine archiepiscoporum, episcopo­ rum, ducum et marchionum, corniturn et ceterorum aliorum princi­ pum cum maximo et innumerabili exercitu in Longobardia. Cum au­ tem Brixiam appropinquassent et nullum incommodum Brixiensi­ bus se facere adhuc disposuisset q, nisi forte quod ipsorum scutiferi aliquid comedendi causa villanis eorum auferebant, sicut in hoste fieri soliturn est - nec aliud leviter esse potest -, Brixienses pecunia magis quam amore Mediolanensium iam corrupti super scutiferos regis Boemie r, qui primum ante quam imperator venerat, irruentes equos ipsorum abstulerunt plerösque etiam interfecerunt, alii vul­ nerati pluribusque etiam semivivis relictis fugierunt. Hoc autem a rege Boemie audito valde ira commotus est, ac deinde cepit ipse et omnis eius

55 exercitus,

qui valde grandis 55 fuerat, totum Brixien­

sem episcopatum, prout poterant, devastare . Interea namque im­ perator cum suo maximo veniens exercitu ibi in Brixiensi episcopatu cum ipso Boemie rege hospitatus est. Ibique per quindecim fere dies morantes 56 multa castra multasque villas, innumerabilia quoque Brixiensium loca dissipaverunt atque igne cremaverunt infmitam­ que predam Brixiensibus usque prope ipsam civitatem abstulerunt. Tune vero Brixienses maxime " perterriti ac 1 etiam , ne caperentur, statim cum imperatore pactum inientes, quod tune optavit impera­ tor, fecerunt. Denique imperator itaque discedens Mediolanumque se velle ire

P

Caymarago M 1 , Camariago M2

q decrevisset M 3 , decrevissent M 1 1 M 2 , disposuissent Ed.

Der Kaiser zum zweiten Mal in der Lombardei

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von Monticello, Castiglione, San Vito und Camairago nieder und kamen zuletzt auf die Seite bei Cavacurta; die Lodesen, die nach Pizzighettone ge­ flohen waren, zogen den Mailändern zusammen mit den Bewohnern von Pizzighettone und einigen Reitern aus Cremona - weniger als dreißig - mit erhobenen Fahnen und anderen Zeichen bis auf das Feld von Salvaterra ent­ gegen. Mailänder und Lodesen hielten auf offenem Feld und sahen einander genau, da sich zwischen ihnen weder Wald noch Reben, kein Graben und kein Verhau und auch keine Bäume befanden; obgleich die Lodesen gerin­ ger an Zahl waren, wagten die Mailänder dennoch nicht, sie anzugreifen, sondern zogen in großer Furcht in ihr Lager bei Castiglione zurück. Dann kehrten sie heim nach Mailand. Im selben Sommer 54 des Jahres 1 158 kam dann der Herr und Kaiser Friedrich im Monat Juli zusammen mit dem König von Böhmen und zahlrei­ chen Erzbischöfen, Bischöfen, Herzögen, Markgrafen, Grafen und anderen Fürsten sowie einem gewaltigen und zahllosen Heer in die Lombardei. Als sie sich Brescia näherten und (der Kaiser) nichts Nachteiliges für die Bres­ cianer vorhatte - lediglich einige ihrer Waffenknechte hatten den Landbe­ wohnern um der Verpflegung willigen einiges weggenommen, wie es bei ei­ nem Kriegszug üblich, andernfalls aber nicht leicht zu nehmen ist -, stürz­ ten sich die Brescianer, mehr durch das Geld der Mailänder bestochen als aus Liebe zu diesen, auf die Waffenknechte des Königs von Böhmen, der als erster und vor dem Kaiser angekommen war, nahmen ihnen ihre Pferde und töteten auch viele, während andere verwundet flohen und zahlreiche halb­ tot zurückließen. Als der Böhmenkönig davon hörte, geriet er gewaltig in Zorn und begann daraufhin mit seinem ganzen, 55 sehr großen Heer 55 das gesamte Bistum Brescia nach Kräften zu verwüsten. Mittlerweile kam auch der Kaiser mit seinem gewaltigen Heer und verweilte zusammen mit dem Böhmenkönig dort im Bistum Brescia. Ungefähr 15 Tage hielten sie sich dort auf5 6 und verwüsteten viele Burgen und Dörfer und zahllose Ansied­ lungen der Brescianer, verbrannten sie und nahmen den Brescianern un­ ermeßliche Beute ab bis in die Nähe der Stadt. Nun aber erschraken die Brescianer gewaltig, und, um nicht erobert zu werden, schlossen sie auch sogleich einen Vertrag mit dem Kaiser und taten, was dieser wünschte. Schließlich rückte der Kaiser ab und beschloß, nach Mailand zu ziehen; als ' folgt audito L

s maximo M u. korr. aus maxime L 1

1

anno L 1 1 fehlt L2, an M 1 . 2, Ed.

s4 Juli

55 - 55 Vgl. Ez. 37, 20. 56 Juli 10-23.

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disponens cum ad pontem, qui dicitur de Cassano , qui supra Adue flurneu positus fuerat, pervenisset 57 indeque per eum transire volu­ isset , quam plures Mediolauenses una cum multis villanis ex alia pontis parte supra ipsius fluminis ripam imperatori obviam fuere transitumque per pontem ipsum ei contradixere . Imperator namque et omnis eius exercitus hoc prospiciens nesciensque etiam, qua parte posset u tune ipsum flurneu transire, valde condoluit. Boemenses itaque una cum maxima Teotonicorum parte deorsum a ponte iuxta ipsum flurneu deambulantes tamdiu perrexere , quousque ad quen­ dam locum venere , ubi aqua eis videbatur parva, quod satis inde ip­ sum flurneu transire per ipsam aquam putaverunt. Cum autem ibi pervenissent, statim intus se, ac si nulla tune ibi esset aqua, proiece­ runt multique ex ipsis cum equis et aliis armis in ipsa aqua periclita­ verunt, alii vero ex alia fluminis parte foras exeuntes versus Medio­ laneuses vexillis levatis ire ceperunt. Mediolauenses igitur, ut eos ultra flurneu transire et contra ipsos venire a longe prospexerunt, terga statim vertentes, versus Mediolanum pontem deserentes fugere ceperunt. Imperator itaque ac Boemie rex omnisque eorum exercitus per pontem transeuntes 58, cum iam maxima pars exerci­ tus ultra ipsum pontem pertransisset totusque pons ab una parte usque ad alteram hominibus et equis onustus valde foret, tune qua­ dam parte pontis fracta omnes, qui supra ipsam partem fuerant, mi­ lites, scutiferi et etiam equi in ipso flumine Adue ceciderunt multis­ que ex ipsis ibi periclitantibus alii, prout melius potuerunt, foras exeuntes una cum imperatore ac Boemie rege aliisque etiam, qui per pontem flurneu transierant, Mediolauenses acriter persecuti sunt. Ac multos ex villanis, qui cum ipsis aderant, plurimos etiam ex Me­ diolanensibus ipsis interficientes et Alcherium de Vimercato v et Ardengum w Vicecomitem et Robacastellum ac Monacum de Abonis seu Tancrerium x Basabelletam Y aliosque et quam plurimos Medio­

lanensium cives tune capientes, omnes alios z fugierunt a. Mediola­ neuses itaque , quia transitum Adue b imperatori se leviter prohibere

posse putabant, postquam imperatorem et omnem eius exercitum Aduam tali virtute pertransisse cognoverunt et suos sie esse interfeetos ac captos atque fugatos audierunt, valde pertimuerunt. Sed imperator cum omni suo exercitu ad castrum Tricii deambulans • so M 1 . 3 , possunt L t . possent L 2 , Mz, Ed. v

Vicomercato M, Ed.

w Ardicrum M t. 3 , Ardicum M2 •

Tancherium Mt. Trancherum M2, Trincherium M 3

Y Basabellatam Mt. Baxabelatam M 3 , Baxabelatum M 2

Friedrichs Übergang über die Adda

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er zu der Brücke von Cassano kam 57, die über die Adda führte, und er diese überschreiten wollte, stellten sich ihm zahlreiche Mailänder zusammen mit vielen Landbewohnern auf der anderen Seite der Brücke in den Weg und verweigerten ihm den Übergang über die Brücke. Als der Kaiser mitsamt seinem ganzen Heer dies sah und auch nicht wußte, an welcher Stelle er den Fluß überschreiten könnte, war er sehr betrübt. Die Böhmen und mit ihnen der gr�ßte Teil der Deutschen zogen daher im Rücken (der übrigen) von der Brücke aus so lange den Fluß entlang, bis sie an eine Stelle gelangten, wo ihnen das Wasser so niedrig schien, daß sie glaubten, von hier aus den Fluß einigermaßen günstig durch das Wasser hindurch überschreiten zu können. Als sie aber an eine solche Stelle gelangten, warfen sie sich hinein, als ob dort überhaupt kein Wasser sei, und viele von ihnen gingen mitsamt den Pferden und Waffen in dem Wasser zugrunde, während die anderen auf der anderen Flußseite hinausstiegen und mit erhobenen Fahnen gegen die Mai­ länder zu ziehen begannen. Als die Mailänder von weitem erkannten, daß sie den Fluß überquerten und gegen sie anrückten, wandten sie sofort den Rücken, ließen die Brücke im Stich und begannen gegen Mailand zu fliehen. Der Kaiser und der Böhmenkönig sowie das ganze Heer zogen also auf der Brücke hinüber 58; als der größte Teil des Heeres schon die Brücke über­ schritten hatte und die ganze Brücke von einem bis zum anderen Ende von Menschen und Pferden belastet war, brach ein Teil der Brücke ein, und alle, die sich auf diesem Teil befanden - Ritter, Waffenknechte und auch die Pferde -, stürzten in die Adda, und viele von ihnen gingen zugrunde, wäh­ rend die anderen, so gut sie konnten, hinausstiegen und zusammen mit dem Kaiser, dem Böhmenkönig und den anderen, die den Fluß auf der Brücke überquert hatten, den Mailändern scharf nachsetzten. Sie töteten viele von den Landbewohnern, die sich bei diesen befanden, und auch viele von den Mailändern selbst und nahmen dabei Alcherius von Vicomercato, Ardengus Visconti, Robocastellus, Monacus von Abbonis, Tancrerius Basabelleta und andere sowie viele Mailänder Bürger gefangen, und alle anderen machten sie fliehen; die Mailänder, die also dem Kaiser den Übergang über die Adda leicht verweigern zu können glaubten, gerieten in große Furcht, als sie er­ fuhren, daß der Kaiser und das ganze Heer die Adda mit solchem Mut über­ schritten hatten, und als sie hörten, die Ihren seien getötet, gefangen und in die Flucht geschlagen. Der Kaiser aber zog mit seinem ganzen Heer nach z alü L 2 • fugaverunt M, Ed. b adhuc L

57 Juli 23. 5 8 Juli 24.

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eumque graviter expugnans ipsum devicit ac cepit suosque Teutoni­ cos milites intus pro ipso castro custodiendo posuit. Deinde Imperator die Iovis, qui tune fuit pridie c kaiendarum Au­ gusti, ad Lambrum in pratis de Castiraga d veniens, ibi castrame­ tatus est, tenueruntque castra exercitus eius spissa ab utraque parte Lambri a Castiragha usque ad Salarianum. Itaque Laudenses cum crucibus ibi ante imperatorem venientes pedibusque suis pro­ icientes racionem de Mediolanensibus, qui eos ex propriis laribus expulerant omniaque eorum bona ipsis abstulerant, ab ipso impera­ tore exigerunt 59• Petieruntque etiam insuper ab eo, ut propter Deum et anime patris sui remissionem ae pro honore etiam tocius imperii sui locum eis tribueret, in quo possint ipsi Laudenses ad eius ac toeius imperii honorem et servicium permanere. Qui hoc totum se libenter velle faeere promittens interrogavit eos, in quo loeo morari aut quem locum sibi dari vellent. Laudenses itaque se velle eum sibi Montemghezonem e dare responderunt. Imperator namque sie eis respondens ait: " In erastina die post prandium illuc cum principibus meis vobiscum veniam locumque videam et si vobis aptum fore mihi videbitur, libentissime vobis tribuam. "Laudenses igitur hoc audien­ tes, sperantes etiam ab eo adhuc maiora impetrare valere, cum ma­ gno gaudio ad eorum hospitia reversi sunt. Postera namque die, que fuit dies dominicus et fuit tune tercio die mensis Augusti in festivitate sancti Gaudencii et in inventione sancti Stephani martyris et que fuit de anno millesimo centesimo quinqua­ gesimo octavo, ascendit sanctissimus imperator Frederieus equum suum una eum pluribus ex prineipibus suis, insimul etiam t cum Lau­ densium equitibus et peditibus, omnesque in Montemghezonem perrexehmt. Cum vero supra ipsum montem fuissent ae eum undi­ que perlustrarent, quoddam divinum miraeulum ibi tune accidit, quod, cum eelum tune, cum ipso monte imperator intrasset, sere­ num bene fuerat, statim in uno oculi momento valde pluere eepit, quod omen g bonum omnibus reputandum est. Pluvia vero reeedente imperator cum quodam vexillo Laudensium eonsules qui tune pree­ rant - videlieet Rafium h Morenam et Archembaldum de Summariva et Lotterium de Abbonis aliosque eorum socios - de terra, in qua nune edificata est ipsa Laudensis nova civitas, ad proprium investi­ vit. Fueruntque termini ipsius sie constituti: videlicet a eosta, que dicitur nune Sancti Vincencii 60, ab Adua usque ibi, ubi inceptum est c primus dies L2 d •

Cassiraga M 1 1 Casiraga M 3 Montemgizonem M 1 . 3 , Montemguzonem M 2

Neugründung von Lodi

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Trezzo, eroberte es mit Gewalt, unterwarl es und nahm es ein und legte seine deutschen Ritter hinein, die das Casteil bewachen sollten. Am Donnerstag dann - es war der 31. Juli - zog der Kaiser zum Lambro in die Gefilde von Castiraga und schlug dort das Lager auf, und das dicht­ gedrängte Lager seines Heeres reichte zu beiden Seiten des Lambro von Castiraga bis Salerano. Da traten die Lodesen mit Kreuzen vor den Kaiser, warfen sich ihm zu Füßen und forderten von ihm Gerechtigkeit bezüglich der Mailänder, die sie aus ihren eigenen Wohnstätten vertrieben und ihnen all ihre Habe abgenommen hatten 59• Außerdem erbaten sie von ihm, er möge ihnen um Gottes willen, der Vergebung für die Seele seines Vaters und auch um der Ehre des ganzen Imperium wegen, einen Ort zuweisen, an dem die Lodesen zu seiner und des ganzen Imperium Ehre und Dienstlei­ stung bleiben könnten. Er versprach, dies alles gerne tun zu wollen, und fragte sie, wo sie bleiben wollten oder welchen Ort er ihnen geben solle. Die Lodesen antworteten, sie möchten, daß er ihnen Monteghezzone gebe. Der Kaiser antwortete ihnen und sprach folgendermaßen: " Morgen früh nach dem E ssen werde ich mit meinen Fürsten und Euch dorthin gehen und den Ort ansehen, und wenn er Euch und mir geeignet zu sein scheint, will ich ihn Euch sehr gerne geben. " Als die Lodesen dies vernahmen, kehrten sie in der Hoffnung, von ihm noch Größeres erlangen zu können, mit großer Freude in ihre Unterkünfte zurück. Am nächsten Tag, am Sonntag dem 3. August, am Fest des hl. Gauden­ tius und der Auftindung des hl. Märtyrers Stephan, im Jahre 1158, bestieg der allerheiligste Kaiser Friedrich sein Pferd, zusammen mit vielen seiner Fürsten und zugleich auch den Reitern und dem Fußvolk der Lodesen, und alle kamen nach Monteghezzone. Als sie aber auf dem Hügel standen und ihn nach allen Seiten betrachteten, ereignete sich ein göttliches Wunder: wäh­ rend der Himmel ganz heiter gewesen war, als der Kaiser auf dem Hügel anlangte, begann es plötzlich in einem Augenblick stark zu regnen, was allen ein gutes Vorzeichen dünkte. Als der Regen aufhörte, investierte der Kaiser mit einer Fahne die damaligen Lodeser Konsuln - nämlich Ratio Mo­ rena, Archembald de Summariva, Lotterius de Abbonis und ihre übrigen Genossen - mit dem Land als Eigen, auf dem nun die neue Stadt Lodi erbaut ist. Seine Grenzen wurden folgendermaßen festgelegt: auf der Seite, die 0 jetzt als die von S. Vincenzo bezeichnet wird 6 , von der Adda bis dort, wo 1

et L2 , etiam et M 1 . 2

8 omne L, Ed. , pro omni M 1 , omine korr. aus omne M 3 h

so in Urkk. , Ramfum L, Rasium M , , Rassium M2, Erasmun M 3

5 9 Aug. 2. 60 Im NW der Stadt.

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fossaturn porte Imperialis 61, supra paludem et ab ipsa palude, sicut vadit predictum fossaturn 62, usque in aliam paludem, que est versus Silvam Grecam 63, supra costam ipsius paludis; et item sicuti vadit ipsa costa 64 ab ipso fossato usque ; in Aduam; et item sicut vadit fos­ saturn a costa palacii imperatoris ;. 65 usque in Adue flumen versus mane. Hoc itaque sie peracto imperator et Laudenses cum magno gaudio magnaque leticia ad castra remeaverunt. Deinde in sequenti die Martis, cum imperator castra ultra flumen Vetabile k ab ipso flumine usque ad ecclesiam sancte Marie, que dici­ tur de Ugino 1, per totos campos ab utraque parte vie, que vadit ad Mediolanum, iam posuisset, iverunt Teutonici invadere Mediola­ num fere usque ad cassinum Tomadi. Mediolanenses itaque foras exeuntes preliumque secum inientes, quam plures ab utraque parte capti ac mortui sunt. Postea vero sequenti die Mercurii, que fuit in millesimo centesimo LVIII 0 anno indictione sexta et que fuit tune sexto die mensis Au­ gusti, equitavit dominus Fredericus imperator una cum rege Boe­ mie et Cremonensibus atque Papiensibus seu Laudensibus aliorum­ que principum maxima copia super Mediolanum. Castrametatus est itaque in ipso Mercurii die ipsemet imperator apud ecclesiam, que dicitur Omnes Sancti, que est ecclesia Templi, et extat ipsa ecclesia in capite brolü iuxta ipsum brolium. Rex vero Boemie iuxta mona­ sterium sancti Dionisii hospitatus est. Ceteri namque principes ab ipso Sancto Dionisio usque ad pusterlam sancte Eufemie m iuxta Me­ diolanum hospitati sunt. Tune autem Mediolanenses turrem, que dicebatur Arcus Roma­ nus, que valde fuerat maxima, ad videndum mira, et que in capite burgi porte Romane extabat, iam armaverant, supra quam ascen­ dentes fere per octo dies defensaverunt. Teutonici vero eam tota die expugnantes cum malleis et securibus sub arcubus ipsius turris ma­ xima n vi n intraverunt et eam frrmiter dissipantes. Illi, qui supra turrem fuerant, eam funditus destrui videntes nec defendere valen­ tes valdeque, ne cum ipsa turre in terra deicerentur, timentes, Me­ diolanensibus nullum eis subsidium dare valentibus nec audentibus, imperatori se statim tradiderunt. Deinde imperator Mediolanenses ;-; wiederholt L k Vetabie M, Ed. 1 Ugion L, M,, Virgo M 2 m Eufomie L .__" maximam L

Friedrich belagert Mailand

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der Graben der Porta Imperiale begonnen wurde 61 , durch den Sumpf und von dem Sumpf- so wie der genannte Graben verläuft 6 2 - bis an den ande­ ren Sumpf, der gegen Selva Greca 63 liegt, die Seite des Sumpfes entlang, und ebenso wie die Seite 6 4 von dem Graben bis in die Adda verläuft und ebenso wie der Graben von der Seite der Kaiserpfalz 6 5 bis zur Adda gegen Morgen verläuft. Danach kehrten der Kaiser und die Lodesen mit großer Freude und vergnügt zum Lager zurück. Am nächsten Dienstag, als der Kaiser das Lager jenseits der Vettabia vom Fluß an bis zur Kirche S. Maria de Ugino über das ganze Feld zu beiden Seiten der Straße nach Mailand aufgeschlagen hatte, machten sich die Deutschen daran, das Mailänder Gebiet bis zum Landsitz des Thomas anzu­ greifen. Die Mailänder zogen daher aus und begannen mit ihnen ein Ge­ fecht; auf beiden Seiten wurden viele gefangengenommen oder fielen. Am folgenden Tag, am Mittwoch, dem 6. August, im Jahre 1 158, in der sechsten Indiktion, ritt der Herr Kaiser Friedrich mit dem König von Böh­ men, den Cremonesen, Pavesen und Lodesen sowie einer großen Schar weiterer Fürsten gegen Mailand. Der Kaiser selbst lagerte an diesem Dienstag bei der Allerheiligen-Kirche, das ist die ecclesia Templi; und diese Kirche liegt an der Spitze des Parks bei dem Park selbst. Der Böhmenkönig dagegen lagerte beim Kloster des hl. Dionysius; die anderen Fürsten zwischen S. Dionysio und S. Eufemia bei Mailand. Damals hatten die Mailänder den Turm, der Arco Romano genannt wurde - er war gewaltig groß und wunderbar anzuschauen - und im Zen­ trum des Borgo Porta Romana lag, bereits befestigt; sie stiegen auf ihn hin­ aufund verteidigten ihn fast acht Tage lang. Die Deutschen aber berannten ihn den ganzen Tag mit Hämmern und Äxten, drangen unter den Bögen des Turms mit größter Gewalt ein und zerstörten ihn vollständig. Diejenigen, die sich auf dem Turm befanden und sahen, wie er von Grund auf zerstört wurde, ohne ihn verteidigen zu können, fürchteten sehr, mit dem Turm zu Boden zu stürzen, und ergaben sich dem Kaiser, da die Mailänder ihnen we­ der Hilfe zu geben vermochten noch wagten. Daraufhin ließ der Kaiser die

6 1 Im SW der Stadt. 62 Südseite 6 3 so 6 4 Ostseite 65 Auch wenn die hier genannte Kaiserpfalz die erst 1 161 erbaute sein sollte (vgl. u. S. 158), braucht man nicht mit Güterbock (Ed. S. 52 Anm. 10) einen nachträglichen Einschub, etwa des Acerbus Morena anzunehmen, da Otto M. diese Stelle nach 1 161 geschrieben haben kann.

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de ipsa turre descendere faciens, suos in ipsa ascendere iubens, sca­ las ad ipsam turrem apponere fecit, postea super eam quandam op­ timam preteriam fabricare fecit, que infra portam, que prope eccle­ siam sancti Nazarii fabricata fuerat, lapides maximos iactabat. Ipsi equidem Mediolanenses duas alias preterias intus de ipsa porta ha­ bentes quandoque 0 supra ipsam turrem quandoque etiam satis ultra lapides proiciebant. Interea quodam die Mediolanenses per pusterlam, que erat perP medium Sanctum Dionisium, foras prosilientes Boemenses acriter invaserunt. Qui cum aliis Teutonicis et Papiensibus etiam, qui ex ea parte similiter hospitati fuerant, contra Mediolanenses armati exeuntes ita viriliter eos expugnaverunt, quod ipsi Girardum Vice­ comitem et Tazonem de Mandello, duos nobilissimos Mediolani capi­ taneos, aliosque etiam quam plures ex illis interfecerunt plurimos­ que vivos capientes in castris deduxerunt, reliquos namque usque ad portam, ex qua exierant, maxima virtute fugaverunt. Preterea alio quodam die ipsi Mediolanenses per pusterlam que dicebatur porta Tosa ad prelium exeuntes, Teutonici et Cremonen­ ses una cum Laudensibus obviam iverunt. Maximo igitur prelio in­ cepto multisque ab utraque parte interfectis plerisque etiam captis tandem Mediolanenses resistere non valentes terga verterunt, su­ per quos Teutonici et Cremonenses atque Laudenses acriter irruen­ tes maximamque ipsorum copiam capientes q magno robore usque intus de predicta pusterla de porta Tosa reliquos omnes fugaverunt; plerique etiam ex ipsis ultra fossaturn intus per ipsam portam pu­ gnando maxima vi intraverunt, sed ibi r stare non valentes foras red­ ierunt. Mediolanenses namque tune fugientes cum pre multitudine fugientium per ipsam portam redire non valuerunt, maxima eorum copia in fossatis ab utraque parte pontis se, unus super alium ca­ dens, precipitaverunt, ita etiam quod plerique in aqua ipsius fossati vique " ad tolimen repentes ab his, qui supra ipsum fossaturn fue­ rant, adiuvabantur ac intus extrahebantur. Insuper etiam Mediolanenses alio quodam die per portam, que per medium arcum Romanum fuerat, armati exeuntes, Teutonici cum Laudensibus obviam fuere maximumque prelium cum ipsis iniere. In quo multi Laudenses, videlicet Ioannes Iudeus et Petracius de la t Pusterla aliique etiam plerique, fere usque ad mortem vulnerati fue­ re, Ugo etiam qui dicebatur Cononus Laudensis civis in ipso prelio vulneratus paulo post obiit. o

folgt ipsam L

P in L

Friedrich belagert Mailand

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Mailänder von dem Turm heruntersteigen, befahl seinen eigenen Leuten hinaufzusteigen und ließ Leitern an den Turm legen; dann ließ er auf ihm eine vorzügliche Schleuder bauen, die sehr schwere Steine auf das Tor warf, das bei der Kirche des hl. Nazarius errichtet worden war. Die Mailänder hatten innerhalb des Tores ebenfalls zwei Schleudern und warfen manchmal Steine auf den Turm, manchmal auch darüber hinaus. E ines Tages machten die Mailänder durch die kleine Pforte gegenüber von S. Dionysio einen Ausfall und griffen die Böhmen heftig an. Diese zogen zusammen mit weiteren Deutschen und Pavesen, die ebenfalls auf dieser Seite Unterkunft bezogen hatten, in Waffen gegen die Mailänder aus und stritten so mannhaft gegen diese, daß sie Girardus Visconti, Tazo de Man­ dello, zwei sehr vornehme Capitani von Mailand, und auch viele andere von ihnen töteten und sehr viele lebend gefangennahmen und ins Lager führten; die übrigen schlugen sie mit größtem Mut bis an das Tor, durch das sie hin­ ausgezogen waren, in die Flucht. Wieder an einem anderen Tag zogen die Mailänder durch die Pforte, die Porta Tosa hieß, zum Kampf hinaus, und die Deutschen und Cremonesen gingen ihnen zusammen mit den Lodesen entgegen. Also begann ein gewal­ tiger Kampf; auf beiden Seiten wurden viele getötet, viele auch gefangen, schließlich konnten die Mailänder nicht mehr widerstehen und wandten sich zur Flucht; Deutsche, Cremonesen und Lodesen setzten ihnen heftig nach und nahmen den größten Teil von ihnen gefangen und jagten alle übrigen machtvoll bis in die erwähnte kleine Pforte der Porta Tosa; viele drangen auch über den Graben hinaus in äußerst kraftvollem Kampf in das Tor ein, verließen es aber wieder, da sie sich dort nicht halten konnten. Da die flüch­ tenden Mailänder ob ihrer großen Zahl sich nicht durch das Tor zurückzie­ hen konnten, stürzte sich eine sehr große Menge, einer über den anderen fallend, in die Gräben zu beiden Seiten der Brücke, so daß viele im Wasser des Grabens mit Mühe an den Rand krochen und von denen, die oberhalb des Grabens standen, hilfreich herausgezogen wurden. An einem anderen Tag zogen die Mailänder in Waffen zu dem Tor hinaus, das mitten durch den Römischen Bogen führte; die Deutschen und die Lodesen stellten sich gegen sie und begannen ein sehr heftiges Gefecht mit ihnen. Dabei wurden viele Lodesen, nämlich Johannes Judäus, Patracius de la Pusterla und noch manche andere fast bis auf den Tod verwundet, auch Ugo, genannt Cononus, ein Lodeser Bürger, wurde in dem Kampf ver­ wundet und starb wenig später. q fehlt L

' ubi L, • usque M ' so auch urkdl. , della L 2, de M 3

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Preterea alio quodam die dominus imperator cum maxima parte exercitus circa Mediolanum pergens totas segetes quascumque in­ venit devastavit, vites etiam et arbores succidit, domos combussit, molendina destruxit, Mediolanensesque hoc totum videntes nec etiam ultra fossaturn exire ausi fuerunt. Milites vero imperatoris eiusque principum u eorumque scutiferi per Mediolanensem episco­ patum atque cornitatum seu per Martesanam et Seprium v euntes et omnia castra cunctasque villas expoliantes ac postea comburentes et penitus destruentes totam fere Mediolanensium terram ita ceperant ac devastaverant, quod Mediolanenses pauca loca habebant, que omnino aut destructa aut devastata non forent. Mediolanenses namque totam eorum dissipari ac destrui terram videntes, scientes etiam se eam defendere non posse timentesque insuper, ne impera­ tor ab obsidione discederet, donec eos caperet, cum ipso imperatore pepigerunt ac se in eius w manibus x posuerunt et plus de ducentis Y obsidibus de ipsius preceptis faciendis ei tradiderunt 66• Postque hec itaque imperator ab obsidione discedens ibique de suis relinquens, qui fidelitatem a Mediolanensibus exigerunt ac receperunt, Megociam z perrexit. lbique equites de Martexana et Sebri a conveniens, pactum cum ipsis iniens ac eos in sua tuitione suscipiens, omnes sibi fidelitatem fecerunt. lnterea namque imperator colloquium in Ronchalia in sancto Mar­ tino 67 proximo veniente maximum se habiturum constituit omni­ busque fere Ytalie principibus consulibusque etiam civitatum in ipso colloquio inesse b precepit, ad quod quattuor etiam principales legis doctores, videlicet Bulgarum c et Martinum Gosiam d seu Iacobum atque Ugonem de Porta Ravegnana, Bononie magistros, interesse fecit, omnesque ipsi convenerunt colloquio nono kaiendas Decem­ bris ultra Padum prope ecclesiam sancti Petri da Contrebia in M °C 0LVIII 0 anno de indicione Vll a. Imperator igitur universique principes ac civitatum consules ibi insimul se convenientes, in primis vocavit imperator omnes iam dietos Bononie magistros iussitque eis, quod ipsi iudicarent e ei in veritate omnia regalia iura, quecum­ que imperii iure in Longobardia ad ipsum spectarent ac sua esse deprincipes L2, M2 Sebrim L, Ed. , wie o. M u. L weiterhin w eum L fehlt L Y ducentum L , z in egociam L 2 , Modoetiam Mu, Moduotiam M2 u •



Mailand unterwirft sich

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An einem anderen Tag schweifte der Kaiser mit einem bedeutenden Teil seines Heeres um Mailand und verwüstete die Saaten, wo er sie fand, hieb Weinstöcke und Bäume um, brannte die Häuser nieder und zerstörte die Mühlen; die Mailänder sahen dies alles, wagten aber nicht, über den Graben hinauszugehen. Die Ritter des Kaisers und die seiner Fürsten sowie deren Waffenknechte durchstreiften die Diözese und den Contado von Mailand, Martesana und Seprio, plünderten alle Castelle und Dörfer und brannten sie dann nieder und verwüsteten sie; fast das gesamte Gebiet von Mailand nahmen sie so und verwüsteten es, so daß die Mailänder nur noch wenige Plätze besaßen, die nicht völlig zerstört oder verwüstet waren. Als die Mai­ länder erkannten, wie ihr ganzes Gebiet zerstört und verwüstet werde, sie auch gewiß waren, sich nicht verteidigen zu können, und überdies fürchte­ ten, bevor der Kaiser sie eingenommen, werde er von der Belagerung nicht ablassen, trafen sie ein Abkommen mit dem Kaiser und gaben sich in seine Hände und lieferten ihm gemäß seinen Befehlen mehr als 200 Geiseln aus 66 • Danach gab der Kaiser die Belagerung aufund zog, während er einige der Seinen zurückließ, die den Treueid der Mailänder forderten und entgegen­ nahmen, nach Monza. Dort kamen die Ritter aus Martesana und Seprio zu­ sammen; er schloß einen Vertrag mit ihnen und nahm sie in seinen Schutz auf, und sie alle leisteten ihm den Treueid. Mittlerweile beschloß der Kaiser, am folgenden Fest des hl. Martin 6 7 eine ganz große Versammlung in Roncaglia abzuhalten; sämtlichen Fürsten aus fast ganz Italien und auch den Konsuln der Städte befahl er, bei dieser Versammlung anwesend zu sein; auch vier hervorragende Gesetzeslehrer, nämlich Bulgarus, Martinus Gosia, Jacobus und Ugo de Porta Ravegnana, Magister zu Bologna, lud er, und sie alle fanden sich zu der Versammlung am 22. Dezember j enseits des Po bei der Kirche des hl. Petrus von Cotreb­ bia ein, im Jahre 1 1 58, in der siebten Indiktion. Der Kaiser, sämtliche Für­ sten und die Konsuln der Städte kamen dort also zusammen, und zunächst rief der Kaiser die vier genannten Bologneser Magister und hieß sie, ihm wahrheitsgemäß alle königlichen Rechte darzulegen, die nach dem Recht des Imperium ihm in der Lombardei gehörten und ihm gehören müßten. In a

Seprio M

b interesse Ed. , interessent M c Bolgarum M 1 • 3 d •

Gossiam M 1 .2, Grosium M 3 iudicarunt L" indicarent M, Ed.

6 6 Der auf Sept. 1 datierte Vertrag wurde am 7. Sept. geschlossen (u. S. 260); die Geiselübergabe erfolgte einen Tag später. 67 Nov. 1 1 .

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berent. Ipsi imperatori respondentes dixerunt se nolle hoc facere sine consilio aliorum iudicum universarum Longobardie civitatum ibi astantium. Imperator itaque duos uniuscuiusque Longobardie civitatis iudices elegit iussitque eis, quod ipsi omnes cum predictis quattuor Bononie magistris ad consilium ambularent omniaque re­ galia iura t quecumque essent diligenter investigarent, ut a consilio redeuntes sub nomine fidelitatis, quam sibi iuraverant, ea omnia recto tramite sibi per omnia, prout melius potuerunt, publice dicant. Ipsi autem iudices, cum XXVIII exceptis Bononie magistris fue­ runt, omnes ad consilium exeuntes ac omnia regalia iura diligentius s intra h se conferentes tandem ad imperatoren redierunt ac ipsi coram omnibus principibus i omnia iura ad eum se scientibus iure regalie pertinentia in scriptis narraverunt 6 8 • Hoc autem sie peracto, tune dominus Ubertus Mediolanensis ar­ chiepiscopus una cum Mediolanensium k consulibus omnesque 1 alii Longobardie presentes episcopi, comites et etiam marchiones seu duces ceterique Italie principes ac omnium Longobardie civitatum consules ibi astantes publice in ipso colloquio surgentes in manu ip­ sius imperatoris omnia, que predicti iudices regalia iura esse dixe­ rant, refutaverunt ac ei frnem ex ipsis omnibus fecerunt, statimque imperator eis omnibus sub nomine fidelitatis, ne ipsi amplius de ipsis rebus intromitterent m, fll'llliter precipiens " , omnes unanimiter, unusquisque tarnen per se, amplius se de ipsis rebus m non intromis­ suros spoponderunt. Insuper etiam veram et perpetuam: pacem ibi omnes inter se et omnibus o aliis personis 0 deinceps se fll'lll iter tenere iuraverunt, quamvis minus de mensibus septem Mediolanen­ ses atque Cremenses P hec observaverunt, imo etiam ante hoc spacium Laudenses, cum nullum adhuc ipsis malum ullo modo intu­ lissent, invadentes ipsam pacem violaverunt. Deinde Mediolanenses et Cremonenses, Papienses quoque et Pla­ centini de stando et per omnia de q attendendo ipsius imperatoris precepto multos obsides imperatori tune tradiderunt, ibique etiam r multas leges, quas in scriptis redigere fecit, multaque etiam pre­ cepta hortatu suorum principum constituit, que omnia in perpetuum 1

iure L

8 so M 1 . 3 , Ed. , diligenter M 2 , de quibus L, viel!. dignius zu korr. h

inter M ' folgt omnibusque civitatum Lombardia consulibus M • Mediolanefi L 2, Mediolani M 1 folgt etiam L" Ed. fehlt L m-m

Reichstag in Roncaglia

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ihrer Antwort sagten sie dem Kaiser, sie wollten dies nicht ohne den Rat der übrigen anwesenden Richter aus sämtlichen Städten der Lombardei tun. Deshalb wählte der Kaiser je zwei Richter aus jeder lombardischen Stadt aus und hieß sie mit den genannten vier Bologneser Magistern zu be­ raten und sorgfältig alle königlichen Rechte zu erforschen, damit sie ihm, wenn sie von ihrer Beratung zurückkehrten, im Namen des Treueides, den sie ihm geleistet hatten, alles richtig und möglichst gut öffentlich dartäten. Diese Richter - 28 außer den Bologneser Magistern - zogen sich zur Bera­ tung zurück und verglichen sorgfältig untereinander alle königlichen Rech­ te; endlich kamen sie wieder zum Kaiser und legten vor allen Fürsten sämt­ liche Rechte, die ihres Wissens nach Königsrecht ihm zukamen, schriftlich dar 6 8• Danach erhoben sich der Herr Erzbischof Ubertus von Mailand mit allen Mailänder Konsuln, alle anderen anwesenden lombardischen Bischöfe, Gra­ fen und Markgrafen, Herzöge und sonstigen Fürsten Italiens und die anwe­ senden Konsuln aller Städte der Lombardei in aller Öffentlichkeit auf der Versammlung und gaben dem Kaiser alle Rechte, die die genannten Richter als königliche bezeichnet hatten, in die Hand zurück und gewährten ihm aus diesen allen den Nutzen; und als der Kaiser ihnen allen sofort im Namen des Treueids befahl, daß sie fürderhin in diesen Dingen sich nicht mehr ein­ mischten, schworen alle einmütig, doch jeder für sich, daß sie hinsichtlich dieser Dinge sich nicht mehr einmischen würden. Außerdem schworen sie dort, in Zukunft wahren und beständigen Frieden untereinander und ge­ genüber allen Personen unverbrüchlich zu halten, wenngleich Mailänder und Cremonesen dies weniger als sieben Monate einhielten, ja sogar schon vorher die Lodesen, die ihnen bis dahin nichts Böses zugefügt hatten, angriffen und den Frieden verletzten. Sodann übergaben die Mailänder und Cremonesen, die Pavesen und Pia­ centiner - damit sie den Befehl des Kaisers einhielten und in allem beachte­ ten - dem Kaiser zahlreiche Geiseln; außerdem verkündete er dort noch viele Gesetze, die er schriftlich niederlegen ließ, und zahlreiche andere Ver­ fügungen auf Mahnung seiner Fürsten und befahl, sie in Zukunft alle zu be" precipiente M, aber vorher imperator M2. 3 ()-() omnes alias personas L2, cum o. a. p. M P Cremonenses L, Cremonensibus M2 q ad L" fehlt M, Ed. ' folgt dominus imperator M 68

Die Definitionen ed. von L. Weinrich, in: Quellen z. dt. Verfassungs-, Wirt­ schafts- und Sozialgeschichte bis 1250, Ausgew. QQ. z. dt. Gesch. d. MA. 32, 1977, S. 246 ff. n. 64.

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custodiri precepit. His itaque sie peractis, cum imperator omnia se bene peregisse ac imperium suum, sicut se decebat ", in pace quieta obtinere putaret t , quamvis in contrarium paulo post sibi contingit u , de Ronchalia tarnen v discessit 69• Sequenti vero Ianuarii mense, qui fuit de M °C 0LVIIII 0 anno de indictione septima, precepit dominus imperator Placentinis, quate­ nus ipsi omnes turres quascumque in eorum civitate habebant a vi­ ginti brachiis supra destruerent atque omnia eorum fossata, que pro ipsis ab eo defendendis isto animo fecerunt, penitus explanarent ac deinceps in sua bona voluntate, quamvis multum et in pluribus cau­ sis eum iam graviter offenderant, omnibus tarnen offensionibus re­ missis in pace quieta de inde viverent. Plancentini namque hoc au­ dientes, quamvis mestissimi, tarnen fossata eorum explanare et tur­ res civitatis destruere ceperunt; sed fraudulenta tenti occasione, ut ad id pervenirent, quod ex post facto apparuit, non perfecerunt. Hoc eodem w mense imperator suos legatos ad Cremam direxit et Cremensibus, quatenus muros et fossata castri Creme de inde usque ad sanctam Mariam que dicitur Cirialis destruerent, mandavit. Ipsi vero Cremenses hoc audientes et hoc in maximum dedecus accipien­ tes super illos legatos fortiter irruerunt ac interficere voluerunt. Sed ipsi fugientes atque se abscondentes vix evadere potuerunt ac valde tristes ad imperatorem redeuntes que ipsis acciderant renun­ tiaverunt. Imperator namque, ut hoc audivit, quamvis mestus inde foret, in pace tarnen sustinuit. Eo etiam tempore imperator, cum Papie primum, deinde Placen­ tie atque Cremone seu etiam Laude suas potestates de ipsismet civibus predictarum civitatum constituisset X, Raynaldum cancella­ rium suum et Ottonem fallizumgravumY Mediolanum dirigens, ius­ sitque eis, quatenus ipsi in Mediolano de ipsismet civibus Z, sicut in predictis aliis civitatibus iam fecerant, suas potestates crearent, quia tune temporis a omnes etiam Longobardie civitates a consulibus ab ipsismet civitatum civibus creatis regebantur. Mediolanenses itaque eos videntes et quid agere vellent cognoscentes maximo ru­ more statim inter eos habito super eos irruerunt et quosdam equos ipsis auferentes ac ipsos interficere minantes, ianuis palacii supra quod fuerant clausis, vix evaserunt. Sequenti vero nocte predictus Otto falzigravus privatim de Mediolano exiens de ipsa civitate fugit. • dicebat L, debebat M 3 , debebant M 2 ' so M, putans L, Ed. " contigerit Mt t M 3 tantum L, tarn M 2 , tandem Ed. v

Durchführung der Verfügungen von Roncaglia

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achten. Danach, als der Kaiser glaubte, alles wohl getan zu haben und sein Imperium, wie es ihm geziemte, in Ruhe und Frieden zu besitzen - dennoch sollte es sich ihm wenig später zum Gegenteil fügen -, verließ er jedoch Roncaglia 6 9• Im folgenden Januar des Jahres 1 1 59, in der siebten Indiktion, befahl der Herr und Kaiser den Piacentinern, in ihrer Stadt alle Türme oberhalb 20 El­ len zu zerstören und alle Gräben, die sie in der Absicht, sich vor ihm zu ver­ teidigen, angelegt hatten, völlig einzuebnen; dann könnten sie in seinem Wohlwollen - auch wenn sie vielmals und in vielen Fällen ihn schwer ver­ letzt hätten - und unter Nachlaß ihrer Verfehlungen in ruhigem Frieden leben. Als die Piacentiner dies hörten, begannen sie - wenn auch voller Trauer - ihre Gräben einzuebnen und die Türme der Stadt zu zerstören, führten es aber, gespannt auf eine betrügerische Gelegenheit, daß es dazu käme, was später tatsächlich deutlich wurde, nicht zu Ende. In demselben Monat sandte der Kaiser seine Boten nach Crema und trug den Cremasken auf, Mauern und Gräben des Castrum Crema bis Mariä Lichtmeß zu zerstören. Als die Cremasken dies vernahmen, empfanden sie dies als übermäßige Schmach; sie stürzten sich energisch auf die Boten und wollten sie töten. Diese aber flohen und konnten gerade entkommen, indem sie sich verbargen; höchst betrübt kehrten sie zum Kaiser zurück und mel­ deten, was ihnen zugestoßen war. Als der Kaiser dies vernahm, war er zwar niedergeschlagen, nahm es aber dennoch in Frieden hin. Zu der Zeit schickte der Kaiser seinen Kanzler Raynald und den Pfalzgra­ fen Otto, als sie zuerst in Pavia, dann in Piacenza, Cremona und auch Lodi seine Podesta über die Bürger der genannten Städte eingesetzt hatten, nach Mailand und befahl ihnen, daß sie in Mailand für die Bürger seine Po­ desta einsetzen sollten, wie sie es in den genannten anderen Städten schon getan hatten, denn damals wurden alle lombardischen Städte von Konsuln regiert, die die Bürger selbst gewählt hatten. Als die Mailänder sie sahen und ihre Absicht erkannten, entstand sofort ein lärmendes Durcheinander unter ihnen, und während sie sich auf sie stürzten und ihnen einige Pferde nahmen und drohten, sie selbst zu töten, vermochten sie mit Mühe zu ent­ rinnen, indem sie die Türen des Palastes, in dem sie waren, schlossen. In der folgenden Nacht verließ der Pfalzgraf Otto heimlich Mailand und floh w eodemque L , , Ed. •

constituissent L

Y falzigravum M" falcigranum M 3 , auc.h weiterhin z civilibus L a

ipsis L

6 9 Zwischen dem 26. u. 29. Nov.

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Cancellarius vero, quamvis usque ad diem stetisset, tarnen et ipse nihil proficiens de Mediolano recessit. Itaque cum et utrique ad im­ peratorem redissent et quirl eis acciderat renuntiantes, imperator, quasi vilipenderet ac pro nihilo haberet, tacuit. Mediolauenses igitur nequiciam eorum compescere non valentes in primo die sabbati, qui fuit post pascha resurrectionis Domini et qui fuit tune tercio die mensis Aprilis 70 in M °C 0L VIIII 0 anno, cum predictus imperator nihil mali adhuc Mediolanensibus post pacem cum ipsis factam intulerat, ad castrum Tricii perrexerunt. Ibique il­ lud obsidentes ligneumque castellum atque pretherias ibi levantes ac graviter ipsum castrum expugnantes, quam pluribus hominibus interfectis in sequenti die Lune ipsum castrum ceperunt ac illud to­ tum expoliantes maximamque pecuniam, quam in eo imperator ac­ cumulaverat, ex ipso auferentes totumque ipsius castri murum de­ struentes omnes Teutonicos, quos imperator in ipso castro custo­ diendi causa posuerat �1, qui plus de ducentis 72 fuerant, et una cum Rothegherio b aliisque etiam villanis, qui in ipso castro morabantur, captos et ligatos turpiter deduxerunt ac Mediolau um reversi omnes in carcerem eos posuerunt. Imperator itaque hoc audiens, quamvis de pace sibi fracta ac de suo castro dirupato suisque hominibus captis et in carcerem sine ulla racione ab his, qui fidelitatem ei iuraverant, positis valde condoleret, tarnen ne c propter hoc super eis ct adhuc in­ surgere nec aliquod malum eis inferre curavit. Interea imperator Laude veniens, cum castrum Tricii iam captum fore audivit 73, Bo­ noniam e reversus est. Preterea namque in sequenti pascha pentecostes, quod fuit tune de Madio octavo kaiendas Iunii 74 de indictione VII a, equites Medio­ laneuses primum Laude post pacem factam invadentes - domino no­ stro Yhesu Christo Laudensium miseriam precavente et ipsis ma­ lum iniuste et sine ulla racione fieri non ignorante -, et quia in tarn preclara iocundaque festivitate Mediolauenses tune Laudenses in­ vaserant, Laudensium equites tune foras prosilientes ac cum ipsis in campo certantes eosque Dei magis quam ipsorum virtute maximo robore devincentes t, Laudenses ex ipsis quattuordecim vivos cepe­ runt. Duos vero ex eis, scilicet Arnaldum Cagatosicum, equitem nob id thegherio L, rothogeriis M" rotorgeriis M 3 , retogerus M 2 c

ct •

1

so L, M 3 , nec M 1 . 2, Ed. eos M, Ed. so L 2 , M, aus Bononie korr. L 1 , Bononie Ed. devicentes L

Neue Eroberungen Mailands - Angriff auf Lodi

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aus der Stadt. Auch wenn der Kanzler noch bis zum Tag blieb, ging er doch schließlich unverrichteter Dinge von Mailand weg. Als beide zum Kaiser zurückgekehrt waren und ihm meldeten, was ihnen widerfahren war, schwieg dieser, als ob er dies für gering oder nichts erachte. Die Mailänder indessen vermochten ihre Niedertracht nicht zu zähmen, und obgleich der Kaiser bisher den Mailändern seit dem Frieden, den er mit ihnen geschlossen, nichts Böses zugefügt hatte, zogen sie am ersten Sams­ tag nach Ostern - es war der 3. April des Jahres 1159 7 0 - gegen das Kastell Trezzo. Sie belagerten es und errichteten ein hölzernes Kastell und Pre­ therien und griffen das Castrum heftig an und nahmen es am folgenden Montag ein, nachdem viele Menschen getötet worden waren; sie plünderten es ganz aus, schleppten eine sehr große Geldsumme fort, die der Kaiser dort angesammelt hatte, zerstörten die Mauern des Castrum und führten alle Deutschen, die der Kaiser zur Bewachung in dem Castrum gelassen hatte 7 1 - es waren mehr als 200 7 2 - zusammen mit Rodegerius und auch sonstigen Landbewohnern, die sich im Castrum aufhielten, gefangen und gebunden voll Schimpf ab und warfen sie alle in den Kerker, als sie nach Mailand zu­ rückkehrten. Als der Kaiser dies vernahm, war er zwar sehr betrübt dar­ über, daß der Frieden gebrochen, sein Castrum zerstört, seine Leute ge­ fangen und von denen, die ihm Treue geschworen hatten, ohne jeden Grund in den Kerker geworfen waren, doch dachte er nicht daran, sich deswegen gegen sie zu erheben oder ihnen Übles anzutun. Der Kaiser kam inzwischen nach Lodi und kehrte, als er hörte, daß das Castrum Trezzo schon einge­ nommen sei 73 , nach Bologna zurück. Am nächsten Pfingstfest, am 24. Mai 74, in der siebten Indiktion, griffen die Mailänder Reiter zum erstenmal seit dem Friedensschluß Lodi an - un­ ser Herr Jesus Christus verhütete das Unglück der Lodesen und wußte, daß ihnen das Übel ungerechterweise und ohne Grund angetan wurde -, und da die Mailänder damals die Lodesen an einem so bedeutenden und freudigen Fest angriffe n, dann auch die Lodeser Reiter vorrückten, mit ihnen im Feld kämpften und mehr durch Gottes als durch eigene Tüchtigkeit sie mit größter Kraftanstrengung besiegten, nahmen die Lodesen 14 von ihnen lebend gefangen. Zwei von ihnen - Arnaldus Cagatosicus, einen vor7 0 Die beiden Angaben passen weder zueinander noch sind sie überhaupt richtig. Der 3. April war ein Freitag, der Samstag nach Ostern der 18. April. Tatsächlich sind die Mailänder am 1 1 . April (Karsamstag) zur Belagerung ausgezogen. 71 Oben S. 82. 7 2 In anderen Quellen verschiedene andere Zahlen. 7 3 Nach dem Bericht des Vincenz von Prag zog Friedrich erst nach Lodi, als er die Eroberung Trezzos erfahren hatte. 74 Richtig: Mai 3 1 .

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bilem ac fortissimum, et quendam alium interfecerunt. Reliquos namque plus de quinque miliaribus viriliter fugaverunt. De equis autem plus de quindecim habentes cum magno gaudio domum re­ versi sunt statimque eorum legatum, qui ea omnia, que ipsis acci­ derant, per ordinem narraret g, ad imperatorem direxerunt. Impe­ rator itaque ac curia eius tota verba, que audire cupiebant, audien­ tes ipsosque Laudenses magnos ac mirabiles equites fore dicentes ipsa verba alacriter acceperunt ipsosque Laudenses valde commen­ daverunt. Ac non multum temporis h idem imperator morans Laude venit ipsosque Laudenses in concione publica valde laudavit ac eis multas grates de hoc, quod ipsi tarn male Mediolanenses tractave­ runt, retulit. Laudenses vero omnes Mediolanenses equites, quos ceperant, ipsi imperatori representantes, ipse imperator eos omnes Papie in carcerem deduxit. Postea namque die Iovis, que fuit undecimo die sequentis proximi mensis Iunii, in quo fuit festivitas sancti Barnabe apostoli, Mediola­ nenses civitatem Laude fraudulenter ac subdolose capere se posse putantes fecerunt Cremenses ab illa parte Adue, que est versus Cremam, ad pontem, qui tune levabatur, sed nondum fuerat exple­ tus, prius Laudenses invadere, ut omnibus Laudensibus pro timore pontis illuc currentibus ipsi Mediolauenses ab hac parte Adue, que est versus Mediolanum, venientes, antequam Laudenses, qui ultra Aduam cum Cremensibus pugnarent, illi parti, in qua Mediolanen­ ses forent, occurrere possent, leviter infra civitatem intrarent ;. Que res licet nefaria foret, tarnen de invasione, sicut tractaverant, ita ad fmem perduxerunt. Laudenses ab utraque parte viriliter se defen­ dentes fll.ium Vasalli de porta Comacina, qui . . . vocabatur, in Silva Greca \ quia ex illa prosiluerat 1 parte, interfecerunt, ex Cremensi­ bus autem multos vulneraverunt, ipsique Cremenses similiter ex Laudensibus, qui fortiter pontem defendebant, plerosque saucia­ verunt. Sed cum acriterm a mane usque ad meridiem ab utraque parte pugnatum esset, Mediolauenses atque Cremenses se nihil ex hoc, cui n stabant n ' perficere posse videntes et civitatem, quam levi­ ter capere se posse putabant, in aliquo se ledere non valere cernen­ tes a prelio discesserunt mestique pernimium ac maxime dolentes domibus 0 eorum reversi sunt. 8 narrarent L, enarraret M" enarravit M2. 3 h

ipsis L" cum ipsis L2, fehlt M ' intran L, possent intrare M 2 , intrantes Ed.

Angriff Mailands auf Lodi

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nehmen und sehr tapferen Ritter, sowie einen anderen - töteten sie; die übrigen trieben sie über 5 Meilen mannhaft in die Flucht. Mehr als 15 Pferde hatten sie und kehrten mit großer Freude nach Hause zurück und sandten sofort ihren Boten, der alles, was ihnen widerfahren war, der Ordnung nach erzählen sollte, zum Kaiser. Der Kaiser und sein ganzer Hof hörten die Worte, die sie zu hören begierig waren, und meinten, die Lodesen seien große und bewunderswerte Ritter; sie nahmen die Worte freudig auf und lobten die Lodesen sehr. Der Kaiser verweilte nicht lange und kam nach Lodi, lobte die Lodesen in einer öffentlichen Ansprache überaus und dankte ihnen sehr dafür, daß sie den Mailändern so übel mitgespielt. Die Lodesen aber überstellten alle gefangenen Mailänder Ritter dem Kaiser, und der Kaiser ließ sie alle in den Kerker nach Pavia führen. Danach glaubten die Mailänder am Donnerstag, dem 1 1 . des folgenden Monats Juni, am Fest des hl. Apostels Barnabas, die Stadt Lodi mit Trug und List einzunehmen; sie ließen die Cremasken auf der Seite der Adda ge­ gen Crema hin, bei der Brücke, die damals errichtet wurde, aber noch nicht vollendet war, zuerst die Lodesen angreifen, damit diese aus Angst um die Brücke dort zusammenströmten und die Mailänder, auf der Mailänder Seite der Adda kommend, leicht in die Stadt eindrängen, bevor die Lodesen, die jenseits der Adda mit den Cremasken kämpften, auf der Seite, auf der die Mailänder sein würden, herankommen könnten. Ein nichtswürdiges Unternehmen! Dennoch führten sie es, soweit es den Überfall anging, so durch, wie sie es erwogen hatten. Die Lodesen verteidigten sich auf beiden Seiten mit Mannhaftigkeit; den Sohn des Vasallus von der Porta Comacina, der . . . genannt wurde, töteten sie in Silva Greca, da er von dort her vor­ stieß, und verwundeten zahlreiche Cremasken; und die Cremasken verwun­ deten ebenso viele von den Lodesen, die tapfer die Brücke verteidigten. Doch als man heftig vom Morgen bis zum Mittag aufbeiden Seiten gekämpft hatte, erkannten die Mailänder und Cremasken, daß sie nichts, was sie be­ schlossen hatten, durchführen konnten, und wurden sich klar, daß sie die Stadt, die sie leicht einnehmen zu können glaubten, in nichts zu schädigen vermöchten; so ließen sie vom Gefecht ab und kehrten höchst traurig und mit größtem Schmerz in ihre Häuser zurück.

k

Silvam Grecam L

1 so Ed. , prosiluerant L, prosilierat M

folgt usque L n-n so vielleicht (vgl. auch Ed. S. 69 n. d) statt astabant L; quod optabat M2, quod optabant M 1 . 3 , Ed. so L " Ed. , ad domos L2, M2, domos M I. J m

o

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Preterea die Iovis, que fuit septimo 75 die sequentis proximi men­ sis Iulii, tune Cremonenses iverunt ad obsidionem circa castrum Creme absque imperatore. Post octo vero dies imperator cum omni eius exercitu ad ipsam obsidendam perrexit. Interea in die Lune, in quo fuit festivitas sancte Margarite et fuit tercio decimo die eiusdem mensis Iulii, venit imperator a castro Creme civitati P Laude, cum sol iam occasum fecisset, cum plus de trecentum suis militibus Teutonicis ac per totam sequentem noctem cum ipsis et Laudensium equitibus equitavit versus Landrianum. Mandavitque Papiensibus, quatenus centum de ipsorum militibus Mediolanum, quam propius possent, acriter invaderent, alii vero Papiensium omnes equites in absconso loco 76 se reponerent. Man­ davitque etiam illis, qui Mediolanum invadere debebant, ut, cum ipsi reverterentur et a Mediolanensibus acriter persequerentur, quod ipsi per illam redirent viam, in qua imperator ipse cum Teuto­ nicis suis et una cum Laudensibus et aliis Papiensibus absconditus foret. Papiensium itaque centum milites, ut imperator illis manda­ verat, bene ac robuste Mediolanum per unum fere miliarium prope invadentes quam plurimosque homines etiam interficientes maxi­ mam predam levaverunt. Mediolauenses vero, ut hoc audierunt, statim in equis ascendentes Papienses valde persequuntur; ac tarn acriter eos persecuti fuerunt, quod per viam illam, per quam redire debebant et in qua imperator cum suis absconditus fuerat, reverti non valuerunt. Mediolauenses igitur Papienses persequentes mul­ tos ex eis ceperunt pluresque vulneraverunt. At imperator cum suis Papienses redeuntes expectans vidensque illos per illam viam, quam ipsis indicaverat, non revertentes putansque etiam illud eis accidis­ se, quod in veritate acciderat, statim Papiensibus, qui cum ipso fue­ rant, precepit, ut ipsi unam viam, que versus Mediolanum ibat, per­ gerent ipseque cum suis et una cum Laudensibus per aliam, que similiter versus Mediolanum pergebat, tenderet. Papienses vero, cum velociter irent, in Mediolanensibus inciderunt. Mediolauenses namque super eos irruentes fortiterque cum ipsis pugnantes mul­ tosque ex eis capientes reliquos fugaverunt. Interea namque impe­ rator, cum ipsi Mediolauenses valde leti a prelio iam redirentq, eis obviam robusto veniens animo ac in Teutonica lingua fortiter vocife­ rans statimque super eos irruens mirabiliter invasit. Mediolauenses igitur Teotonicam linguam intelligentes ac ipsum imperatorem esse putantes in nihilo se defenderunt, sed statim omnes terga vertentes P zu ad civitatem korr. L2, so auch M

Friedrich und Pavia im Kampf gegen Mailand

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Am Donnerstag, dem 7. des folgenden Monats Juli 75, zogen dann die Cremonesen zur Belagerung der Feste Crema, ohne den Kaiser. Acht Tage später aber langte der Kaiser mit seinem ganzen Heer an, um die (Stadt) einzuschließen. Inzwischen, an dem Montag, auf den das Fest der hl. Margarete fiel, am 13. des Monats Juli, kam nach Sonnenuntergang der Kaiser von der Feste Crema in die Stadt Lodi, zusammen mit mehr als 300 seiner deutschen Ritter, und die ganze folgende Nacht hindurch ritt er mit ihnen und den Lodeser Rittern auf Landriano zu; und den Pavesen befahl er, hundert ihrer Ritter sollten möglichst bald Mailand energisch angreifen, während alle an­ deren Paveser Ritter sich an einem verborgenen Ort 76 lagern sollten; denen, die Mailand angreifen sollten, befahl er: wenn sie zurückkehrten und von den Mailändern heftig verfolgt würden, sollten sie jenen Weg zurückgehen, wo sich der Kaiser mit den Deutschen, den Lodesen und den anderen Pave­ sen verborgen halte. Die 100 Paveser Ritter drangen, wie der Kaiser ihnen befohlen, recht rüstig ungefähr bis auf eine Meile an Mailand heran vor, töteten möglichst viele Menschen und nahmen sehr reiche Beute. Als die Mailänder dies vernahmen, stiegen sie sofort auf die Pferde und verfolgten eifrig die Pavesen, und zwar taten sie es so heftig, daß diese nicht auf dem Weg, auf dem sie zurückgehen sollten und auf dem der Kaiser sich mit den Seinen verborgen hatte, sich zurückziehen konnten. Die Mailänder verfolg­ ten also die Pavesen, nahmen viele von ihnen gefangen und verwundeten noch mehr. Der Kaiser dagegen, der mit den Seinen die Rückkehr der Pavesen erwartete, erkannte, daß sie auf dem Weg, den er ihnen angezeigt hatte, nicht zurückkehrten, und nahm an, ihnen sei das geschehen, was in Wahrheit sich zugetragen hatte; sofort befahl er den Pavesen, die sich bei ihm befanden, sie sollten einen Weg auf Mailand zu einschlagen, er selbst aber würde mit den Seinen und den Lodesen einen anderen gehen, der ebenfalls nach Mailand führte. Die Pavesen rückten nun eilends ab und tra­ fen auf die Mailänder. Die Mailänder stürzten sich auf sie, kämpften tapfer mit ihnen, nahmen viele von ihnen gefangen und schlugen die übrigen in die Flucht. Während die Mailänder nun schon in großer Freude aus dem Ge­ fecht zurückkehrten, trat ihnen der Kaiser entschlossenen Sinnes entge­ gen; laut in deutscher Sprache rufend, stürzte er sich sofort aufsie und griff sie in bewundernswerter Weise an. Als die Mailänder Deutsch härten und erkannten, es sei der Kaiser selbst, verteidigten sie sich überhaupt nicht, q redierunt L � > Ed.

75 Der 7. Juli war ein Dienstag; tatsächlich handelt es sich um Donnerstag, den 2. Juli. 76 Bei Cavagnera.

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fugere ceperunt. Imperator itaque eiusque Teutonici, Laudenses quoque ipsos Mediolanenses acriter persequentes plus de trecen­ tum r. 77 militibus de Mediolani melioribus ceperunt, equos etiam ul­ tra quadringentos habuerunt. Cepit namque dominus imperator tune Codemalium de Pusterla, Guidonem et Henricum germanos qui dicuntur de Landriano, Passaguadum de Setara • , Abiaticum t Me­ diolani Marcellini u, Ugonem Crustam, Ambrosium Paliarium v, Manfredum Bandum, Ardericum Nasellum, Nigrum Grassum, Paganum B urum w et insuper etiam plus de ducentis quinquaginta aliis, quos omnes per civitatem Laude egomet captos ac omnes vinc­ tos in carcerem detrudere vidi. Postea vero, cum per aliquot dies Laude in carcerem permansissent, ipsos omnes a Laude Papiam transducere faciens ibi eos iterum x in carcerem ponere precepit. Imperator namque ad Creme obsessionem rediit. Erat enim ibi ad eam obsessionem quedam magna societas solummodo pauperum et egenorum tune insimul congregata, qui derisorie filii Arnaldi appel­ labantur et qui cottidie Y die ac nocte Cremenses omnesque etiam, qui infra Creme castrum fuerant, sie infestabant, quod nullus infra ipsum castrum prope murum ipsius castri se movere poterat, quem ipsi cum romfis z et lapidibus non sauciarent. Idcirco ipsi valde magis quam aliqui alii ipsos Cremenses tune terrefecerant, quoniam ipsi quottidie maximam copiam interficiebant, quia ipsi tarn parum vul­ nerare aliquem non poterant a, quin a interiret b' ut ipsimet de Crema post ipsam captam mihi c multisque aliis sepe retulerunt. Interea Cremonenses quoddam castellum ex optimis lignis fabri­ catum tarn mire magnitudinis construxerunt, quod ex hac maris parte nec par nec simile unquam visum fuit. Preterea quoque tres manganos tarn maximos ibi fecerunt, quod nusquam amplius tales ab aliquo visi fuere. Insuper etiam et alios multos manganos, quamvis non tarn magnos, multasque d pretherias duosque gattos mirabiles et magnos d ibi circa Creme castrum fabricavere. Imperator quoque et dux Conradus frater ipsius imperatoris, qui et falzigravus de Reno dicitur, dux quoque Fredericus filius regis Conradi, comes etiam Otto, qui et falzigravus dicitur, comesque item Robertus de Bassa' • ' "

tercentum L2, M 3 fehlt L Abraticum L, Ablaticum M so M 1, Marcellani L, Marcellinum M 3 Palearium L2, fehlt M w Burrum M 1 1 Ed. item L 1 1 Ed. , intra M 2 v



Der Kaiser belagert Crema

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sondern wandten sich alle zur Flucht. Der Kaiser, seine Deutschen und auch die Lodesen verfolgten heftig die Mailänder und nahmen mehr als 300 Krieger 77 der Mailänder Vornehmen gefangen, auch nahmen sie mehr als 500 Pferde. Der Herr Kaiser nahm gefangen den Codemalins von Pusterla, die Brüder Guido und Heinrich, genannt von Landriano, [Passaguadus von Setara], Abiaticus, (Sohn) des Mailänders Marcellinus, Ugo Crusta, Am­ brosius Paliarius, Manfredus Bandus, Ardericus Nasellus, Nigrus Grassus, Paganus Burus und mehr als 250 andere; ich selbst sah sie alle durch die Stadt Lodi gefangen und insgesamt gefesselt in den Kerker fortschleppen. Danach aber, nachdem sie einige Tage in Lodi im Kerker geblieben waren, ließ (der Kaiser) sie alle von Lodi nach Pavia überführen und befahl, sie dort wiederum in den Kerker zu werfen. Der Kaiser kehrte nach Crema zur Belagerung zurück. Damals befand sich bei dieser Belagerung dort eine große Gesellschaft von Armen und Be­ dürftigen versammelt, die aus Spott " Söhne des Arnaldus" genannt wurden und täglich, Tag und Nacht, die Cremasken und auch alle sonst, die sich in der Feste Crema aufhielten, so belästigten, daß niemand in der Feste sich in der Nähe ihrer Mauer bewegen konnte, ohne daß sie ihn mit Geschossen und Steinen verwundeten. Darum setzten sie mehr als andere die Cremas­ ken damals in Schrecken; denn sie töteten täglich eine große Zahl, da sie kaum jemanden so wenig verwunden konnten, daß er nicht zugrunde ging, wie die von Crema nach der Einnahme mir und vielen anderen oft berich­ teten. Inzwischen errichteten die Cremasken ein Castell, aus besten Hölzern erbaut und von so erstaunlicher Größe, wie es weder gleichartig noch ähn­ lich auf dieser Seite des Meeres je gesehen wurde. Außerdem verfertigten sie drei so große Manganen, daß niemals größere als diese von jemandem wahrgenommen wurden. Sie bauten auch viele andere Manganen, wenn auch nicht derart große, sowie zahlreiche Pretherien und zwei wunderbare und große Schirmdächer dort bei der Feste Crema. Auch der Kaiser, Her­ zog Konrad, der Bruder des Kaisers, auch Pfalzgraf bei Rhein genannt, Herzog Friedrich, der Sohn des Königs Konrad, Graf Otto, auch Pfalzgraf genannt, und ebenso Graf Robert von Bassavilla sowie viele andere HerY codie L � > fehlt L 2

z runsis L � > ronsis L2, romphis M � > romphiis M 2 , ronchis M 3 , rumfis Ed.

a-a

fehlt L

b interirent L, M2 c fehlt L

d-d

fehlt L

77 In anderen Quellen andere Zahlen.

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villa e, multi quoque et alü duces et principes innumerabiles manga­ nos t preteriasque et gattos ibi circumquaque fecerunt. Imperator vero a porta Serii ultra ipsum Serium et fere usque ad portam de Ri­ volta cum suis castrametatus fuerat. Cremonenses autem ante pre­ dictam portam de Rivolta hospitati fuerant. Iam dictus namque dux Conradus frater imperatoris cum suo exercitu, comes quoque Otto falzigravus aliique etiam cum eo principes ante portam de Umbriano sua castra posuerant, duxque Fredericus regis Conradi filius ultra Magolzum intra portam de Umbriano et portam de Planengo cum alüs ducibus et principibus castrametatus fuerat. Interea domina imperatrix imperatoris uxor, que domina Beatrix vocatur, cum suo exercitu et una cum duce Henrico de Saxonia, qui maximum exercitum secum duxerat, ad eandem obsessionem Creme in die Lune, que fuit tune duodecimo kaiendas Augusti, ve­ nerat. Deinde sequenti quoque die Martis, in quo fuit festivitas sancte Praxedis, iam dicta domina imperatrix relicto ibi ad obses­ sionem predicto duce Henrico eiusque exercitu primum Laude ve­ nit. Laudenses namque omnes, equites et pedites, masculi et femine parvulique etiam, obviam euntes cum magno gaudio maximaque le­ ticia eam receperunt. Predictus vero dux Henricus ad obsessionem remanens ante portam de Planengo cum toto suo exercitu sua castra frrmavit 78• Papienses vero et ipsi inter portam de Planengo et por­ tam Serii cum suis tentoriis se posuerant 79• Imperatrix itaque cum per plures dies Laude stetisset, deinde ipsa recedens Verugam per­ rexit. Postea namque dux quoque Guelfus de Baiguerra8 cum suo exer­ citu ad obsessionem Creme veniens, imperator locum, in quo pri­ mum ante portam Serii hospitatus fuerat 80, ipsi duci Guelfo penitus dereliquit et ex hac parte Serii veniens intra portam de Rivolta et portam de Umbriano per medium ligneum castellum, quem Cremo­ nenses hedificaverant, sua castra composuit. Tune etenim Cremen­ ses undique sie obsessi fuerant, quod nullus eorum extra castrum ultra settatam h unam ire nec aliquis extraneus, nisi per medios hostes, intus introire poterat i. Ipsi tarnen Cremenses cum Mediolanensibus qui intus fuerant sepe foris ad prelium exeuntes maximum certarnen quandoque cum Teutonicis quandoque etiam cum Cremonensibus et Papiensibus qui e

1 g

Baxavilla L, Ed. magnos L, magnas M 2 Baiguerra L " Baiaguerra L 2 , Bayguera M" Ed. , Baivera M 2, Baviera M 3

Der Kaiser belagert Crema

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zöge und Fürsten ließen dort ringsum zahllose Manganen, Pretherien und Schirmdächer errichten. Der Kaiser aber lagerte mit den Seinen von der Porta Seria bis über den Serio und fast bis zum Tor von Ripalta. Die Cremo­ nesen dagegen hielten sich vor dem genannten Tor von Ripalta auf. Der schon erwähnte Herzog Konrad, der Bruder des Kaisers, und sein Heer, der Pfalzgraf Otto und mit ihm die anderen Fürsten hatten ihre Lager vor dem Tor von Ombriano aufgeschlagen; Herzog Friedrich, der Sohn des Kö­ nigs Konrad, hatte j enseits Magolzum zwischen dem Tor von Ombriano und dem Tor von Pianengo zusammen mit den anderen Herzögen und Fürsten das Lager errichtet. Inzwischen war die Frau Kaiserin, Gemahlin des Kaisers - ihr Name war Frau Beatrix -, mit ihrem Heer und zusammen mit dem Herzog Heinrich von Sachsen, der ein sehr großes Heer mit sich führte, am Montag, dem 20. Juli, zur Belagerung von Crema gekommen. Am folgenden Dienstag, am Fest der hl. Praxedis, ließ die erwähnte Frau Kaiserin den eben genann­ ten Herzog Heinrich und ihr Heer bei der Belagerung zurück und kam zuerst nach Lodi. Alle Lodesen, Reiter und Fußvolk, Männer, Frauen und Kinder zogen ihr mit großem Jubel entgegen und empfmgen sie mit größter Freude. Der erwähnte Herzog Heinrich aber verblieb bei der Belagerung und befestigte zusammen mit seinem Heer vor dem Tor von Pianengo sein Lager 78• Die Pavesen indessen hatten sich zwischen dem Tor von Pianengo und der Porta Serii mit ihren Zelten niedergelassen 79• Die Kaiserin ver­ weilte mehrere Tage in Lodi und zog sich dann selbst nach Verrua zurück. Als dann auch Herzog Welf von Bayern mit seinem Heer zur Belagerung von Crema kam, überließ der Kaiser den Platz, an dem er zuerst vor der Porta Serii gelagert hatte 80, gänzlich dem Herzog Welf; und von dieser Seite des Serio kommend, errichtete er sein Lager zwischen dem Tor von Ripalta und dem von Ombriano mitten vor dem hölzernen Castell, das die Cremasken erbaut hatten. Danach waren die Cremasken auf allen Seiten so eingeschlossen, daß niemand aus der Feste mehr als eine Settata hinaus­ gehen und niemand von draußen anders als mitten durch die Feinde hinein­ gehen konnte. Die Cremasken zogen zusammen mit den Mailändern, die sich drinnen be­ fanden, oft zum Kampf hinaus und lieferten sich (manch) heftiges Gefecht, mal mit den Deutschen, mal mit den Cremonesen und den Pavesen, die dort h

serratam L, sagittatam M" Ed . . , sagitantes M 2 , sagittam M 3 ' poterant L

7 8 Im Norden. 7 9 Im Nordosten. 8 0 Im Osten.

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z.

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ibi fuerant committebant. Inter cetera namque certamina que ibi commisere unum quidem maximum eisque perniciosum cum Teuto­ nicis commiscuerunt. Quadam enim die summo mane, antequam homines de exercitu surgerent, Cremenses una cum Mediolanensi­ bus qui intus fuerant cum igne accenso foras per portam de Um­ briano armati prosiluerunt et ad manganum imperatoris, qui ante hospicium ducis Conradi fratris imperatoris qui et falizusgravus de Reno dicitur fuerat, ut eum comburerent, venerunt. Hii vero, qui eum prospiciebant, eos cum igne accenso armatos venire videntes obviam, ut ipsum manganum ab igne defenderent, valde vociferan­ tes exierunt. Qui quamvis resistere non valentes, quin ipsi Cremen­ ses iam dicto mangano ignem supponerent, secum tarnen prelium commiserunt. Dux igitur Conradus imperatoris germanus et comes Otto qui k falzusgravus dicitur, comes quoque Rubertus de Bassa­ villa aliique duces, comites atque principes, qui ex illa parte Cre­ me 81 fuerant una cum suis equitibus, hoc audientes et citissime ar­ mati foras de castris exeuntes super eos robustissime prosiluerunt et ex ipsis quattuor capientes uni eorum caput ex toto absciderunt, alteri vero utrosque pedes a corpore penitus proiecerunt, tercio namque utraque brachia truncaverunt, quartum autem multis pla­ gis impositis interfecerunt omnibusque his in campo mortuis relictis ex aliis plerosque ceperunt aliosque omnes ita graviter insecuti 1 sunt 1, quod maxima copia eorum per portam, quam exiverant, red­ ire non valens intra fossaturn ipsius castri Creme, quamvis maxima intus foret aqua, se pro nimio mortis timore proiecit. Qui quamvis m ensium m mortem vitaverunt, tarnen in ipsa aqua fere omnes pericli­ taverunt. Alii vero Teutonici ad predictum manganum currentes ita viriliter ipsum n ab igne defenderunt, quod non n nisi tres vel quat­ tuor crates, que ante ipsum manganum posite fuerant, ex ipso man­ gano combuste fuerunt, cetera vero omnia ipsius mangani ligna il­ lesa permanserunt. Cremenses etenim per fossaturn ipsius castri cum naviculis et rampinis ferreis euntes suos, qui in fossatis necati fuerant, quos invenire potuerunt lugendo ac maxime se contristan­ tes foras extraxerunt. Preterea imperator gattum maximum, cuius par nec similis un­ quam visus fuit, usque supra fossaturn ipsius castri et una cum alio minori gatto ducere fecit fossatumque ipsius castri ex terra impleri precepit. Sed cum nimis grave ex sola terra fossaturn impleri videre• fehlt 1-1

L so M, ferunt L 1 1 percusserunt nachgetr. L2

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waren. Unter den verschiedenen Gefechten, die sie austrugen, führten sie ein sehr hitziges und für sie verderbliches mit den Deutschen. Früh an einem Morgen, bevor sich die Menschen im Heer erhoben, machten nämlich die Cremasken zusammen mit den Mailändern von drinnen mit brennendem Feuer und in Waffen einen Ausfall durch das Tor von Ombriano; sie gelang­ ten zu der Mangane des Kaisers vor der Unterkunft des Herzogs Konrad, des Bruders des Kaisers, der auch Pfalzgrafbei Rhein genannt wird, um sie niederzubrennen. Als aber deren Bewacher sie mit brennendem Feuer und in Waffen kommen sahen, zogen sie unter lautem Geschrei hinaus und ihnen entgegen, um die Mangane vor dem Feuer zu schützen. Auch wenn sie der­ art nicht Widerstand leisten konnten, daß die Cremasken kein Feuer unter die erwähnte Mangane legten, ließen sie sich dennoch auf ein Gefecht ein. Herzog Konrad, der Bruder des Kaisers, und Graf Otto, der Pfalzgraf, so­ wie Graf Robert von Bassavilla und andere Herzöge, Grafen und Fürsten, die sich mit ihren Rittern auf dieser Seite 8 1 von Crema befanden, bewaffne­ ten sich schnellstens, als sie dies hörten; sie verließen das Lager und stürz­ ten sich mit äußerster Kraft auf sie, nahmen vier von ihnen gefangen: einem von diesen schlugen sie völlig den Kopf ab, dem zweiten trennten sie gänz­ lich beide Füße vom Körper, dem dritten hieben sie die Arme ab, den vier­ ten aber töteten sie unter vielen Schlägen; diese alle ließen sie tot auf dem Feld zurück, von den anderen nahmen sie viele gefangen, und alle übrigen verfolgten sie so heftig, daß eine sehr große Zahl von diesen nicht mehr durch das Tor, durch das sie ausgezogen waren, zurückkehren konnte und sich in größter Todesangst in den Graben der Feste Crema warf, obgleich er ganz voll Wasser war. Fast alle, die dem Tod durch die Schwerter entgin­ gen, kamen dennoch in diesem Wasser um. Andere Deutsche liefen zu der erwähnten Mangane und schützten sie so mannhaft vor dem Feuer, daß von der Mangane nur drei oder vier Faschinen, die vor der Mangane angebracht waren, verbrannten, alles übrige Holz der Mangane aber unversehrt blieb. Die Cremasken fuhren mit Booten und eisernen Haken durch den Graben und zogen die Ihren, die in den Gräben zugrunde gegangen waren - soweit sie sie finden konnten -, unter Trauern und in höchst düsterer Stimmung heraus. Der Kaiser ließ überdies ein sehr großes Schirmdach, wie es ähnlich nie­ mals gesehen worden war, bis über den Graben der Feste und mit ihm zu­ sammen ein anderes kleines Schirmdach führen und befahl, den Graben der Feste mit Erde anzufüllen. Da es aber äußerst schwierig schien, den Graquam insensium L" fehlt L 2 , gladiorum M n fehlt L m--m

81

Im Westen.

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tur, venit ipsemet imperator Laude petütque Laudensibus in con­ cione publica, quatenus ipsi Laudenses pro eius amore vegetes, si quas haberent vacuas, quas sibi sine ipsorum incommodo dare pos­ sent, ei 0 tribuerent ipsasque etiam Creme deferre facerent. Lau­ denses namque omnes leti magno gaudio se multas ei daturos statim spoponderunt. Alio namque die predicti Laudenses plus de ducentis vegetibus ad imperatorem Creme P duxerunt. Imperator itaque om­ nes ex terra impleri precepit posteaque in fossato castri ita plenas proicere fecit sicque super ipsas terram et ligna, que Laudenses plus de duobus milibus plaustris ei traxerant, iactare precepit et ita viam predicto gatto facere destinavit, per quam ipse gattus usque ad mu­ rum ipsius castri destruendum facile ire seu duci potuisset. Gattum igitur, via sie peracta sibi, per medium fossaturn ducere eum Teuto­ nici ceperunt. Item imperator castellum maximum, quem Cremonenses con­ struxerant, versus murum castri Creme duci per eam partem, per quam gattus q fossaturn implendo viam fecerat, precepit. Cum autem Teutonici et Cremonenses ipsum castellum firmiter ducerent et ad fossaturn ipsius castri iam appropinquassent, Cremenses una cum Mediolanensibus qui intus fuerant cum quinque magnis manganis, quos infra ipsum castrum construxerant, cum pluribusque etiam pretheriis super ipsum castellum, ut eum omnino frangerent, ma­ ximos lapides et mire magnitudinis proicere ceperunt. Imperator itaque hoc videns timensque etiam, ne frangeretur, iussit obsides Creme ac Mediolani eosque etiam, quos ex ipsis in bello ceperant, ad castellum duci ac super ipsum castellum et ante ipsum ex latere etiam ipsius castelli eos poni precepit putans idem imperator, ut, postquam ipsi, qui infra ipsum castrum fuerant et lapides foras pro­ iciebant, eorum filios ac parentes, germanos et consobrinos supra ipsum casteil um positos esse cernerent nec in ipso castello leviter fe­ rire possent, quin ipsos, qui supra ipsum casteilum fuerant, non per­ cuterent, deinde ipsos lapides trahere statim cessarent. Obsidibus in ipso castello positis tune iussit imperator ipsum casteilum cum ob­ sidibus in antea duci. Cremenses vero et Mediolanenses, ut obsides supra ipsum castellum prospexerunt ac ipsum castellum, cum iam dictis quinque manganis et cum pretheriis pluribus supra r ipsum ca­ stellum a tribus partibus lapides non parvos sed mire magnitudinis grandes acriter proicere ceperunt ac ipsos supra r ipsum casteilum o

et L

P Cremam L 2 , M

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ben allein mit Erde aufzufüllen, kam der Kaiser selbst nach Lodi und trug den Lodesen in öffentlicher Rede die Bitte vor, die Lodesen möchten aus Liebe zu ihm leere Fässer, soweit sie solche besäßen und sie ihm ohne Be­ schwer geben könnten, überlassen und sie nach Crema verbringen. Alle Lodesen versprachen freundlich mit großer Freude, ihm sofort viele zu ge­ ben. Am nächsten Tag führten die genannten Lodesen mehr als 200 Fässer zum Kaiser nach Crema. Der Kaiser ließ sie alle mit Erde füllen, ließ sie so gefüllt in den Graben der Feste stürzen und befahl, mehr als 2000 Fuhren Erde und Holz, die die Lodesen ihm herangeschafft hatten, darüber zu wer­ fen und so einen Weg für das genannte Schirmdach zu richten, auf dem die­ ses Schirmdach bis an die Mauer der Feste, um diese zu zerstören, leicht vorrücken oder geführt werden könne. Das Schirmdach also, nachdem ihm so der Weg bereitet war, begannen die Deutschen mitten durch den Graben zu bringen. Ebenso ließ der Kaiser einen sehr großen Belagerungsturm, den die Cremonesen errichtet hatten, gegen die Mauern der Feste Crema bei der Stelle führen, bei der das Schirmdach durch die Auffüllung des Grabens ei­ nen Weg bereitet hatte. Als aber die Deutschen und die Cremonesen diesen Belagerungsturm mit Festigkeit heranführten und sich bereits dem Graben der Feste genähert hatten, begannen die Cremasken zusammen mit den Mailändern, die in der Feste waren, mit fünf großen Manganen, die sie in der Feste gebaut hatten, und auch mit mehreren Pretherien große Steine von erstaunlichem Ausmaß auf den Belagerungsturm zu schleudern, um ihn völlig zu zerstören. Als der Kaiser dies sah und befürchtete, daß er zerstört würde, befahl er, die Geiseln aus Crema und Mailand und auch solche, die man aus diesen (Städten) im Kampf gefangengenommen hatte, zu dem Belagerungsturm zu führen und auf diesem und an seiner Vorderseite zur Feste hin zu fesseln; denn der Kaiser glaubte, daß diejenigen, die innerhalb der Feste waren und Steine nach draußen schleuderten - nachdem sie ihre Söhne und Eltern, ihre Brüder und Verwandten auf dem Belagerungsturm gesehen hätten -, nicht leichten Herzens auf den Belagerungsturm würden treffen können, um nicht die auf dem Belagerungsturm zu töten, und infol­ gedessen sofort ablassen, Steine zu schleudern. Nachdem die Geiseln an den Belagerungsturm gefesselt worden waren, befahl der Kaiser, den Be­ lagerungsturm mit den Geiseln vorzurücken. Die Cremasken und Mailän­ der hatten schon mit den genannten fünf Manganen und den zahlreichen Pretherien auf den Belagerungsturm von drei Seiten keineswegs kleine, sondern Steine von staunenswerter Größe eifrig zu schleudern begonnen; q gatto M, Ed.

' super M, Ed.

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fortiter die noetuque 8 trahere non eessaverunt, donee ex illis t, qui supra ipsum eastellum positi fuerant, novem ex maioribus ae melio­ ribus Mediolani ae Creme non interfeeerunt. Illi namque de Medio­ lano, qui tune interfeeti fuerant, sunt hi: Codemalius de Pusterla, Anrieus de Landriano et alü duo; Cremensium vero hi fuere: Presbi­ terus de Caluseo, Trueus de Bonade, Annus u de Galliosso et alii duo. Alberto autem Rubeo da Crema erura fregere V, Ioanni quoque Garessi w braehium ruperunt. Cumque imperator nequiciam illorum x tarn validam esse eernens vidensque etiam illos neque patribus neque filiis nee parentibus nee amieis pareere - turn quia illos interfieere Y, qui adhue super eastel­ lum vivi fuerant, dimittere noluit, turn quia Cremenses maximos lapides ultra modum, qui unquam erederetur, nisi oeulata fide vide­ retur, quottidie die noetuque z super ipsum eastellum proicientes ipsum eastellum in quadam parte paululum iam eolliserant -, iussit imperator ipsos obsides, qui adhue vivi fuerant, de eastello deponi ae ipsum eastellum, ut melius fortiusque quam esset aptaretur et eoho­ periretur, retroduei, et ut imperator preeepit, ita peraetum est. Su­ pra ipsum vero eastellum erant adhue vivi Niger Grassus filius a, Squarzaparte de Businate, Ugo Crusta aliique quam plures de Me­ diolano; de Crema vero fuerant Iohannes Garesi, Arderieus Blan­ ehus, Albertus Russus b, Sozo Berondi multique etiam alii, quorum nomen nune ignoramus. Sed postquam Mediolauenses qui in Crema fuerant atque Cremenses patres ae filios et parentes et amieos eo­ rum, quos supra eastellum lapidibus interfeeerant, mortuos esse prospexerunt, tune ipsi valde dolentes atque maxima ira et dolore eommoti statim super Teutonieos et Cremonenses atque Lauden­ ses, quos eaptos ex eareere supra serimalias atque maehinas muri ipsius eastri deduxerant, irruentes plerosque ad imperatoris dede­ eus ipso etiam vidente interfeeerunt, inter quos Albrigonus Leea­ baffa c de Laude et Belletus ct Mastagius e de Cremona fuerunt. Preterea quia imperator, ut Cremenses sanos ae salvos sibi se f traderent, magis diligebat, quam g ipse maxima vi eos eaperet, quia • nocteque L t . Ed. ' fehlt L, , hüs M, Ed. " Aymus Mt. Aimus M 2 , Ed. frangere L t . Ed. w Gareffi L, Garesio M 3 , Garesi M, , Ed. • eorum L 2 , M 2 Y interfecere L 2 , interfici M z nocteque L t . Ed. •

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sie ließen auch, als sie die Geiseln auf dem Turm erblickten, nicht ab, den Turm bei Tag und Nacht zu beschießen, bis sie neun von den Großen und Vornehmeren aus Mailand und Crema, die an den Turm gefesselt waren, getötet hatten. Folgende aus Mailand waren getötet worden: Codemalius de Pusterla, Anricus de Landriano und zwei andere; von den Cremasken waren es die folgenden: Presbiterus de Calusco, Trucus de Bonade, Annus de Galliosso und zwei weitere. Dem Albertus Rubeus von Crema aber brachen sie die Beine; auch zerschmetterten sie dem Johannes Garessi einen Arm. Als der Kaiser erkannte, ihre Nichtswürdigkeit sei derart groß, und auch sah, daß sie weder ihre Väter noch ihre Söhne, Verwandten und Freunde schonten, befahl er - teils weil er j ene, die auf dem Turm noch lebten, nicht töten lassen wollte, teils weil die Cremasken Steine von einem so überaus großen Ausmaß, das nur dann geglaubt würde, wenn man es durch zuver­ lässigen Augenschein sähe, täglich bei Tag und bei Nacht auf den Turm schleuderten und diesen schon auf einer Seite ein wenig beschädigt hat­ ten -, die Geiseln, soweit sie noch lebten, vom Turm herunterzunehmen und diesen zurückzuziehen, um ihn besser und stärker, als er war, auszurüsten und zu bedecken, und wie der Kaiser befahl, geschah es. Auf dem Turm aber lebten noch Niger Grassus, der Sohn, Squarzaparte de Businate, Hugo Crusta und mehrere andere von den Mailändern, von den Cremasken waren es Johannes Garessi, Ardericus Blanchus, Albertus Russus, Sozo Berondi und viele andere, deren Namen wir nicht kennen. Als aber die Mailänder, die sich in Crema aufhielten, und die Cremasken ihre Väter, Söhne, Ver­ wandten und Freunde, die sie auf dem Turm mit Steinen erschlagen hatten, tot sahen, trauerten sie sehr, und in größtem Zorn und Schmerz fielen sie sofort über die Deutschen, Cremonesen und Lodesen, die sie gefangen aus dem Kerker auf die Schirmdächer und Gerüste der Mauer geschleppt hat­ ten, her und töteten sie zur Schmach des Kaisers und unter dessen Augen; unter ihnen waren Albrigonus Lecabaffa von Lodi und Belletus Mastagius von Cremona. Da es dem Kaiser außerdem lieber war, daß sich die Cremasken ihm heil und unversehrt übergäben, als sie mit äußerster Anstrengung in seine Ge• fehlt M b Rufus M., Raffus M 3

c Letabaffa L, Locabaffa M, Leccabaffa urkdl. d

Belertus M 1 , Velertus M 3 Mastragjus M 3 , Mastaleis sonst 1 ei L 8 quia L •

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scie bat maximam eorum copiam gladio fore perituram, si eos virtute superaret ac ipsum castrum pugnando vinceret, fecit duos ipsorum quos captos habebat in campo prope portam de Serio in curiam ad­ duci et conquestus est omnibus principibus ibi astantibus de illis duobus dicens se velle curiam iudicare, si ipsi - turn quia in banno ipsi positi sunt, turn quia versus eum pugnantes periuri effecti fue­ rant - si idcirco mori deberent an non. Itaque tota curia hoc audiente consilium maximum super hoc ab eis habitum est. Postremo namque a consilio ipsi principes redeuntes tandem iudicaverunt eos iure scripto h mori debere. Cremenses itaque, quod suos, quos habebant, suspenderent, minabantur. Quod imperator videns et non putans eos tarn fore dementes, quod, licet hoc facere verbis i minarentur, facto tarnen adimplere auderent: ex hoc solo, quod suos suspendere minati fuerunt, eos, qui ex illorum parte fuerant, utrosque suspendi precepit. Cremenses igitur, ut suos suspensos esse viderunt, impe­ ratore cernente ad ipsius dedecus atque iniuriam k illos, quos ibi ad­ duxerant, utrosque suspenderunt. Imperator itaque ira commotus statim iussit obsides atque alios quos captos habebat adduci. Quibus deductis multas alias instar1 furcas, super quas m omnes suspende­ rentur, levari precepit. Episcopi vero et abbates aliique etiam reli­ giosissimi viri ad imperatorem venientes, ne ipse, qui fons miseri­ cordie esse debebat, ad nequiciam et malignitatem illorum, qui de­ structiones Dei et ipsius n tune disposuerant, attenderet, valde de­ precabantur. Imperator namque eos audiens nec ex toto eis credere volens nec omnino eorum consilium atque preces refutare disponens tandem novem ex ipsis, ut Cremenses ex hoc, quod fecerant, pro stultis et insipientibus se haberent, videntibus illis suspendere fecit 82• Reliquos autem vivos propter Deum et ipsos religiosos viros vite donavit. Preterea imperator, castellum ut bene retroductum fuit, statim eum bene aptare fnmiterque ex duplicibus faxinis viminum, cum in primis ex simplicibus totum 0 cohopertum fuerat, cohoperiri fecit; deinde optimis filtris coriisque, etiam pannis insuper laneis illum armari precepit. Cum vero mirabiliter cohopertum aptatumque fuit, precepit imperator ipsum castellum fnmiter in antea duci. Cum ergo h i k 1 m

supradicto M, Ed. vobis L iniuria L , inst' L " instituit L 2 eas L

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walt zu bringen - denn er wußte, es würde eine sehr große Zahl von ihnen durch das Schwert umkommen, wenn er sie mit Gewalt überwinde und die Feste im Kampf niederringe -, ließ er zwei von ihnen, die er gefangenge­ nommen hatte, auf dem Feld bei dem Tor des Serio in die Kurie bringen; er führte Klage bei den dort anwesenden Fürsten über die beiden und sagte, er möchte, daß die Kurie urteile, ob sie - teils weil sie unter Bann standen, teils weil sie gegen ihn gekämpft und dadurch meineidig geworden waren ­ deswegen den Tod erleiden müßten oder nicht. Die gesamte Kurie hielt, als sie dies hörten, darüber eine sehr ausführliche Beratung ab. Als schließlich die Fürsten von der Beratung zurückkehrten, gaben sie endlich das Urteil ab, sie müßten nach dem geschriebenen Recht sterben. Daher drohten die Cremasken, sie würden seine Leute, die sie in der Hand hatten, aufhängen. Der Kaiser, der dies vernahm, glaubte nicht, sie würden so wahnwitzig sein, daß sie in der Tat auszuführen wagten, was sie mit Worten zu tun drohten: allein, weil sie die Seinen aufzuhängen drohten, befahl er, die bei­ den, die von ihrer Partei waren, aufzuhängen. Als die Cremasken also die Ihren erhängt sahen, erhängten sie unter den Augen des Kaisers und ihm zum Schimpf und zur Rache jene beiden, die sie alsdann herbeigeholt hatten. Zornig befahl der Kaiser sofort, die Geiseln und andere Gefangene herbeizubringen. Als sie herbeigeführt waren, ließ er andere gabelartige Galgen errichten, an denen alle erhängt werden sollten. Aber Bischöfe, Äbte und auch andere sehr fromme Männer kamen zum Kaiser und baten ein­ dringlich, er, der eine Quelle der Barmherzigkeit sein sollte, möge doch nicht auf die Nichtswürdigkeit und Bösartigkeit jener, die damals die Her­ abwürdigung Gottes und seiner selbst beschlossen hatten, sein Augenmerk richten. Der Kaiser hörte sie an und mochte weder ihnen völlig Zutrauen schenken noch gänzlich ihren Rat und ihre Bitten zurückweisen; schließlich ließ er neun 82 von ihnen erhängen, damit die Cremasken aufgrund dessen, was sie getan hatten, sich für dumm und töricht hielten, wenn sie jene sähen; die übrigen aber schenkte er um Gottes und der frommen Männer willen lebend dem Leben. Außerdem ließ der Kaiser den Belagerungsturm, als dieser wohlbehalten zurückgebracht worden war, sofort trefflich ausrüsten und sicher mit dop­ pelten Faschinen aus Weiden bedecken, da er zunächst nur mit einfachen ganz bedeckt war; sodann befahl er, ihn auch mit den besten Filzdecken und Fellen, dazu noch mit wollenen Tüchern zu bewehren. Als er in staunens-

" ipsi L, red. veränd. M tantum M., Ed. , tarnen M 3 , tanen M 2

o

82

In anderen Quellen andere Zahlen.

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duceretur, Cremenses insuperP ipsum maximos lapides, quorum magnitudinis nusquam amplius trahi visi fuerunt, die nocteque tra­ here q non cessaverunt, sed nihilominus Cremonenses et Teutonici ipsum casteilum tune bene firmiterque aptatum fore cognoscentes in antea usque infra medietatem fossati ipsius castri per viam illam, quam gattus iam fecerat, magna virtute ipsum castellum duxerunt. Gattus quippe viam per medium fossaturn faciens iam antea prope murum ipsius castri precesserat. In ipso enim gatto quedam trabis ferrata quam bercellum appellabant constabat, quam ipsi, qui infra ipsum gattum fuerant, foras plus de viginti brachiis prohicientes in murum ipsius castri mirabiliter feriebant ac tandem tantum iam fe­ rierant, quod de ipso muro plus de viginti brachüs in terra proiece­ rant. Cremenses vero se defendere non posse murum castri, cum destrueretur, prospicientes travatam magnam ex lignis et terra in­ simul compositam r ibi intus, in ea videlicet parte, in qua ipsum mu­ rum destrui videbant, iuxta s ipsum murum construxerunt. Fece­ runtque etiam quendam cuniculum sub terra, qui subtus de pede ip­ sius muri usque foris in fossato per medium gattum pergebat, per quem ipsi foras exeuntes ignem predicto gatto, ut eum combure­ rent, supponebant. Sed hü, qui supra castellum ligneum de foris erant, supra caput eorum magnos trahentes lapides et hi, qui in ipso gatto fuerant, viriliter se defendentes nec cum igne nec cum alia re ipsi gatto aliquid nocere potuerunt, imo Teutonici et Longobardi, qui intus sub ipso castello, et hi similiter, qui fuerant in predicto gat­ to, foris exeuntes ac prelium ipsi cum ipsis incipientes, vix potue­ runt ipsi Cremenses se defendere, quod adversarii eorum infra ip­ sum castrum foris per medium ipsum cuniculum non intraverunt. Que res ita Cremenses trepidavit, quod ipsum cuniculum cito de fo­ ris clauserunt. Interea imperator castellum in antea prope ipsum gattum duci fecit multasque areherlas in 1 eo composuit 1• Ex quibus balestrerii foris per ipsas trahentes, fere nullus ex Cremensibus ibi ad scrimalias seu machinas ipsius castri apparere poterat, quod ba­ lestrerii, qui infra ipsum casteilum u fuerant, statim eum v non inter­ ficerent vel ad mortem non sauciarent, nec ibi infra castrum ultra murum ipsius castri per terram planam aliquis ad ipsum murum ap­ propinquare poterat, quin hi, qui supra casteilum stabant, lapidibus vel pilottis eum non vulnerarent. Erat enim ipsum casteilum plus de P super M, Ed.

q fehlt L

' composita L, M 2

s so M. Ed. , iur L. viel!. intra zu verb.

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werter Weise bewehrt und ausgerüstet war, ließ der Kaiser den Turm ent­ schlossen nach vorn bringen. Als er herangeführt wurde, schleuderten die Cremasken ununterbrochen, Tag und Nacht, gewaltige Steine auf ihn, von einer Masse, wie man sie niemals größer gesehen hatte; aber nichtsdesto­ weniger führten die Cremonesen und die Deutschen den Turm, den sie wohl und sicher gerüstet wußten, mit großem Mut nach vorn mitten in den Gra­ ben der Feste auf dem Weg, den das Schirmdach vorbereitet hatte. Das Schirmdach nämlich, das den Weg mitten durch den Graben vorbereitete, war bis in die Nähe der Mauer der Feste vorangekommen. In diesem Schirmdach gab es einen eisenbewehrten Balken, den man bercellum nann­ te; die (Leute) in dem Schirmdach schleuderten ihn mehr als 20 Armlängen nach draußen und trafen damit in bewundernswerter Weise auf die Mauer der Feste; schließlich trafen sie schon derart, daß sie von der Mauer schon mehr als 20 Armlängen zu Boden gestürzt hatten. Die Cremasken aber er­ kannten, daß sie die Mauer der Feste nicht verteidigen könnten, wenn sie zerstört würde, und errichteten eine große Palisade aus Hölzern und Erde innen bei der Mauer an der Stelle, an der, wie sie sahen, diese zerstört wur­ de. Ebenso machten sie einen kleinen Gang unter der Erde, der unterhalb des Fußes der Mauer nach draußen in dem Graben mitten unter das Schirmdach führte; durch ihn gingen sie hinaus und legten Feuer unter das erwähnte Schirmdach, um dieses zu verbrennen. Aber diejenigen, die draußen auf dem hölzernen Belagerungsturm waren, warfen große Steine auf ihre Häupter, und die in dem Schirmdach verteidigten sich mannhaft, und sie konnten dem Schirmdach weder mit Feuer noch sonstwie schaden; die Deutschen und die Lombarden vom Innern des Belagerungsturms und ebenso die in dem erwähnten Schirmdach machten sogar einen Ausfall und begannen den Kampfmit ihnen; die Cremasken vermochten kaum, sich da­ vor zu schützen, daß ihre Gegner von außen durch den kleinen Gang in die Feste eindrangen. Dies erschreckte die Cremasken derart, daß sie den kleinen Gang schnell von außen schlossen. Inzwischen ließ der Kaiser den Turm nach vorn in die Nähe des Schirmdachs bringen und zahlreiche Schießscharten an ihm einrichten, von denen aus Schützen nach außen schossen; kaum ein Cremaske konnte dort bei den Schirmdächern und den Gerüsten der Feste auftauchen, ohne daß die Schützen in dem Turm ihn tö­ teten oder auf den Tod verwundeten; auch konnte niemand aus der Feste jenseits der Mauer der Feste sich über die offene Fläche der Mauer nähern, ohne daß ihn die auf dem Turm mit Steinen oder Wurfgeschossen verwunt-t

fehlt L " castrum L cum L

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septuaginta brachiis altum et plus de triginta longum et latum, ita w quod w, qui supra ipsum casteil um fuerant, fere per totum castrum Creme nullus se movere poterat, quem ipsi videre non possent; ac pro maxima parte ipsius castri lapides ac pillottos proicere leviter poterant. Que res pernimium x pavidos ipsos Cremenses reddebat. Interea quadam die, in qua tune fuit pascha epiphanie, venerunt Cremenses supra quandam machinam, quam fecerant supra trava­ tam illam, quam ipsi ex lignis et terra intus iuxta murum castri com­ posuerant, adduxeruntque cararias multas plenas ex lignis siccis sulfure et lardo atque oleo seu axungia et pice liquida madefactis cumque super ipsam machinam habuerunt, cum manticis quos ibi habebant ignem in ipsis carariis accenderunt. Postea cum bene ac­ cense fuerant, per quendam pontem ligneum, quem super ipsam machinam fabricatum ita habebant, quod foris de ipsa machina plus de decem brachiis iactabant, ipsas cararias versus Y ipsum gattum, ut eum comburerent, mittere intendebant. Quare ipsas cararias sie Y undique accensas ac maximam flammam iactantes unam post alte­ ram, iuxta gattum imperatoris proiecerunt. Imperator itaque, qui tune temporis z sub ipso gatto fuerat, aliique etiam, qui cum ipso tune aderant, aquam atque terram super ipsum ignem proicientes et ab hora tercia usque ad vesperas ipsum ignem semper extinguentes ita viriliter se defenderunt, quod gatto illeso manente nullum malum inde habuerunt. Inter hec autem dux Conradus frater imperatoris, comes Robertus de Bassavilla, comes Otto a qui fallizusgravus dici­ tur aliique multi principes a castello imperatoris usque ad portam de Umbriano 83 multos gattos ex cratibus fecerunt, ex quibus fossaturn in multis partibus ex terra et lignis implebant. Teutonici tarnen sub a ipsis gattis cum arcubus et balestris occulte morantes Cremenses intus iuxta murum ipsius castri sive supra scrimalias seu machinas ipsius castri sive de subtus euntes mirabiliter ipsos ignorantes sau­ ciabant. Interea quidam magister valde ingeniosus omnium aliorum magi­ strorum qui in Crema fuerant, qui Marchesius b vocabatur et qui omnes fere manganos pretheriasque et scrimalias seu machinas ce­ teraque defensionis Creme instrumenta suo mirabili ingenio compo­ suerat, imperatorem eiusque partem magis quam Mediolanenses di­ ligens et a parte imperatoris potius esse et manere quam ipsis quiw--w itaque L 1 , unde M x prenimium L 2 , nimis M y-y

fehlt L, aber weder grammatisch noch vom Sinn her notwendig

Der Kaiser belagert Crema

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deten. Der Turm war nämlich mehr als 70 Armlängen hoch und mehr als 30 lang und breit, so daß sich fast in der ganzen Feste Crema niemand zu be­ wegen vermochte, ohne daß ihn die auf dem Kastell sehen und mit Leichtig­ keit auf den größten Teil der Feste Steine und Wurfgeschosse schleudern konnten. Dies versetzte die Cremasken in äußersten Schrecken. Eines Tages, am Fest der Epiphanie, kamen die Cremasken zu einem Ge­ rüst, das sie auf der Palisade aufgestellt hatten, die sie aus Hölzern und Erde innen bei der Mauer der Feste errichtet hatten, und brachten zahlrei­ che Fässer, voll mit trockenen Hölzern, die mit Schwefel, Fett und Öl sowie flüssigem Pech getränkt waren; als sie diese bei dem Gerüst hatten, zünde­ ten sie vermittels Blasebälgen, die sie mitführten, Feuer in den Fässern. Dann, als sie gut brannten, bemühten sie sich, die Bündel vermittels einer hölzernen Brücke, die sie so auf dem Gerüst errichtet hatten, daß sie diese von dem Gerüst aus mehr als 10 Armlängen nach draußen schleuderten, ge­ gen das Schirmdach zu werfen, um es zu verbrennen. Daher schleuderten sie die Bündel, die völlig angezündet waren und eine große Flamme warfen, eines nach dem anderen zu dem Schirmdach des Kaisers hin. Der Kaiser, der sich gerade unter dem Schirmdach befand, und auch andere, die derzeit bei ihm waren, schütteten daher Wasser und Erde auf das Feuer, und von der dritten Stunde bis zum Abend löschten sie das Feuer immer wieder aus und verteidigten sich so mannhaft, daß das Schirmdach unversehrt blieb und sie dadurch keinen Schaden hatten. Inzwischen aber verfertigten Herzog Konrad, der Bruder des Kaisers, Graf Robert von Bassavilla, Grafütto, der Pfalzgraf, und viele andere Fürsten vom Belagerungsturm des Kaisers bis zum Tor von Ombriano 83 zahlreiche Schirmdächer aus Faschinen, von denen aus sie den Graben an vielen Stellen mit Erde und Holz auffüllten. Die Deutschen dagegen, die sich unter den Schirmdächern mit Bogen und Armbrüsten verborgen hielten, verwundeten die Cremasken, die innerhalb bei der Mauer der Feste oder auf den Schirmdächern und Gerüsten der Feste oder auch darunter auftauchten und sie erstaunlicherweise nicht erkannten. Ein Meister namens Marchesius, der geschickter als alle anderen Meister in Crema war und fast alle Manganen, Pretherien, Schirmdächer, Gerüste und die sonstigen Verteidigungswerke in Crema in seinem Erfindungs­ reichtum erbaut hatte, liebte den Kaiser und seine Partei mehr als die Mai­ länder und wollte lieber auf der Seite des Kaisers stehen und bleiben, als er z ipsis L, fehlt MJ • fehlt L b Marchese L, Ed.

8 3 Süd!. u. westl. der Stadt.

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bus serviebat servire cupiens, turn imperatoris et Cremonensium amore, turn Mediolanensium et Cremensium, qui ipsum invitum re­ tinebant, odio, partim etiam pro pecunia sibi promissa cum impera­ tore et Cremonensibus pepigit forisque ex castro Creme quadam nocte desuper murum ipsius castri exiens per mediamque aquam, que in fossato ipsius castri magna fuerat, transiens ad imperatorem confugit. Imperator vero magno gaudio eum suscipiens, statim op­ time eum induit bonumque destrerium duodecim libris denariorum veterum c comparatum ipsi donavit. Ipse vero Marchesius cum de Crema exivit, statim quandam suam mirabilern machinam ex lignis fabricavit supraque eam quendam pontem plus de quadraginta brachiis lungum et plus de sex latum constituit, quem foris de ipsa machina plus de viginti brachiis nullo homine sibi contradicere valente eicere poterat. Cum autem ipse Marchesius suam machinam suumque pontem optime cratibus coo­ peruit, tune fecit ea in antea produci, usque dum fere fuit iuxta ca­ stellum imperatoris. Gattus etenim iam prope murum ipsius castri precesserat fossatumque ab una parte usque ad alteram ex lignis et terra impleverat ac viam planam fecerat atque latissimam, per quam castellus imperatoris et machina Marchesii debebat procede­ re. Castellus quoque post gattum eundo sie eum persecutus fuerat, quod ipse gattus nec antea poterat ambulare neque redire ipso ca­ stello ei obstante d valebat. Quod imperator considerans, turn quia machinas Cremensium ibi intus contra gattum factas comburere vo­ luit, turn etiam quia predictum castellum in antea ducere non pote­ rat, nisi gattum combureret, in ipso gatto ignem supponi precepit, qui totus e exarsit, machinis t Cremensium ab ipsis defensis illesis conservatis. Quo gatto sie combusto precepit imperator casteilum eo loco duci, quo gattus fuerat. Quo illuc ducto predictus Marchesius fecit suam machinam duci ad latus ipsius castelli. Deinde imperator publicum prelium super Cremenses faciendum certa die indixit 8\ cumque ea die imperator principes suos, sicut vo­ luit, ad bellum ordinasset, fecit ducem Conradum fratrem suum qui et comes pallatinus erat de Reno cum suis militibus supra castellum prefatum ascendere aliosque principes Teutonicos et Longobardos supra Marchesii machinam ascendere fecit iussitque eis, ut, qua­ cunque hora pons machine Marchesii supra murum castri Creme iacc veterorum L d •

obstare L totum L , , totam L 2

Der Kaiser belagert Crema

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denen dienen mochte, denen er diente; er kam inzwischen, teils aus Liebe zum Kaiser und den Cremonesen, teils aus Haß gegen die Mailänder und Cremasken, die ihn gegen seinen Willen zurückhielten, teils auch wegen des Geldes, das man ihm versprochen, mit dem Kaiser und den Cremonesen zu einem Abkommen und verließ eines Nachts die Feste Crema über die Mauer der Feste nach draußen, ging mitten durch das Wasser, das hoch im Graben der Feste stand, und floh zum Kaiser. Der Kaiser aber nahm ihn mit großer Freude auf, bekleidete ihn sofort aufs beste und schenkte ihm einen trefflichen Armreif im Wert von 12 Pfund alten Denaren. Sobald aber Marchesius Crema verlassen hatte, verfertigte er sofort aus Holz eines seiner bewundernswerten Gerüste, und überdies errichtete er eine Brücke, mehr als 40 Armlängen lang und mehr als 6 breit, die er von diesem Gerüst aus mehr als 20 Armlängen hinausklappen konnte, ohne daß ihm ein Mensch widerstehen konnte. Als Marchesius sein Gerüst und seine Brücke bestens mit Faschinen bedeckt hatte, ließ er sie nach vorn bringen, bis es fast bei dem Turm des Kaisers stand. Auch das Schirmdach war schon bis in die Nähe der Mauer der Feste vorgerückt und hatte den Graben von einer Seite bis zur anderen mit Holz und Erde gefüllt und einen ebenen und sehr breiten Weg bereitet, über den der Turm des Kaisers und das Gerüst des Marchesius vorrücken sollten. Der Turm rückte hinter dem Schirmdach vor und folgte ihm so, daß das Schirmdach weder vorwärts noch zurück ge­ hen konnte, da der Turm ihm im Wege stand. Als der Kaiser dies sah, ließ er Feuer in das Schirmdach legen, teils weil er die Gerüste der Cremasken, die dort drinnen gegen das Schirmdach errichtet waren, verbrennen wollte, teils auch, weil er den genannten Turm nicht nach vorn führen konnte, so­ fern er das Schirmdach nicht verbrennen würde; dieses brannte völlig nie­ der, während die Gerüste der Cremasken, die von ihnen verteidigt wurden, unversehrt erhalten blieben. Nachdem das Schirmdach so verbrannt wor­ den war, befahl der Kaiser, den Turm an die Stelle zu führen, wo das Schirmdach gewesen war. Er wurde dorthin gebracht, und dann ließ der genannte Marchesius sein Gerüst an die Seite des Turms führen. Dann sagte der Kaiser für einen bestimmten Tag 84 den allgemeinen Kampf gegen die Cremasken an; und als der Kaiser an diesem Tag seine Fürsten nach Gutdünken zum Gefecht einteilte, hieß er seinen Bruder Her­ zog Konrad, der auch Pfalzgraf bei Rhein war, mitsamt seinen Rittern auf den genannten Turm und die anderen deutschen und lombardischen Für­ sten auf das Gerät des Marchesius steigen; und er befahl ihnen, alle Fürsten und Ritter sollten zu der Stunde, da die Brücke des Gerätes des Marchesius 1

machinam L

84 1160 Jan. 21.

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tatus foret, quod ipsi omnes principes et equites per8 pontes extem­ plo currentes viriliter robusteque hostes invaderent et cum ipsis fortiter pugnarent; quod totum si bene peregissent h ut eos instruxe­ rat imperator castrum tune captum fore dicebatur. Bello itaque sie ordinato signoque etiam dato et pontibus supra murum castri pro­ iectis prefatus frater imperatoris cum suis equitibus per pontem castelli usque supra murum castri progrediens viriliter Cremenses invasit. Sed alii principes et equites, qui per pontem, quem Marche­ sius supra murum castri iactaverat, ita viriliter sicut debuerant non cucurrerunt. Cremenses autem, qui subtus suas machinas stabant intus iuxta murum, predicto duci eiusque militibus occurentes op­ time se defenderunt. Sed quidam vexillifer ipsius ducis, nobilissi­ mus atque fortissimus miles, de muro castri se in terram proiciens in medios Cremenses, putans omnes alios se subsequentes similiter facturos, magnum prelium cum ipsis Cremensibus super ipsum irruentibus fecit ac ab eis, prout solus fuerat, diu ; mirabiliter k se defendit. Sed, sicut veteri proverbio dici solet, quod unus contra septem male potest 1 tondere messem, hic licet fortissimus tante multitudini non valens resistere, aliquibus Cremensibus ab ipso vulneratis, tandem ab eis captus et in terram proiectus multis ei pla­ gis impositis interfectus est. Aliosque etiam tres ipsius ducis milites cum rampinis ferreis de ponte in terram trahentes ipsi Cremenses vivos retinuerunt. Pars vero Cremensium cum manganis lapides non modicos supra pontem iactando sie eum in quadam parte frege­ runt, quod alii Teutonici, qui post ducem currere debuerant, ipsum postea sequi ausi non fuerunt. Sed Cremenses, ut pontem ruptum presenserunt nec alios Teutonicos viderunt sequi ducem, qui cum paucis precesserat, super ipsum ducem eiusque milites fortiter irru­ entes sie eos cum lapidibus et ensibus atque lanceis ac maxime cum contonibus urserunt, quod ipse dux aliquantulum sauciatus cum parte suorum equitum in castellum rediit, pars vero per pontem us­ que ad castellum redire non valens de ipso ponte extra castri murum in fossaturn se proiecit. Ceteri quoque, qui per pontem intrarent m Marchesii, Cremensibus eis robuste resistentibus nihil proficientes intra machinam, de qua exiverant, se receperunt. Licet autem imperator eiusque principes quod statuerunt plena&

qui L peregisset L ; nach defendit L, nach mirabiliter Ed. • ab eis L

h

Sturm auf Crema

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über die Mauer der Feste Crema geworfen würde, im seihen Augenblick über die Brücken männlich und rüstig die Feinde angreifen und tapfer mit ihnen kämpfen; man sagte, daß die Feste damals eingenommen worden wäre, wenn sie alles gehörig so durchgeführt hätten, wie der Kaiser sie an­ gewiesen hatte. Als so der Kampf geordnet, auch das Zeichen gegeben und die Brücken auf die Mauer der Feste geworfen waren, rückten der ge­ nannte Bruder des Kaisers und die Ritter bis auf die Mauer der Feste vor und griffen die Cremasken beherzt an. Aber die anderen Fürsten und Rit­ ter rückten über die Brücke, die Marchesius über die Mauer der Feste ge­ worfen hatte, nicht so beherzt vor, wie sie sollten. Die Cremasken standen indessen unter ihren Geräten innen bei der Mauer; sie traten dem genann­ ten Herzog und seinen Kriegern entgegen und verteidigten sich aufs beste. Ein Bannerträger des Herzogs, ein sehr edler und außerordentlich tapferer Ritter, sprang von der Mauer der Feste auf die Erde mitten unter die Cre­ masken - in dem Glauben, alle anderen würden ihm folgen und es ihm nach­ tun - und focht einen schweren Kampf mit den Cremasken, die sich auf ihn stürzten; obwohl er allein war, verteidigte er sich lange in bewundernswer­ ter Weise gegen sie. Aber, wie ein altes Sprichwort zu sagen pflegt, einer allein kann gegen sieben kaum anmähen: trotz größter Tapferkeit konnte er solcher Menge nicht widerstehen; als er einige Cremasken verwundet hat­ te, wurde er schließlich von ihnen gefangen, zu Boden geworfen und mit vie­ len Hieben getötet. Drei andere Ritter des Herzogs, die die Cremasken mit eisernen Haken von der Brücke auf den Boden zogen, behielten sie lebend. Ein Teil der Cremasken schleuderte mittels Wurfmaschinen schwere Steine auf die Brücke und zerbrach sie zum Teil, so daß die anderen Deut­ schen, die hinter dem Herzog vorrücken sollten, ihm danach nicht zu folgen wagten. Als die Cremasken die Brücke zerbrochen und keine anderen Deutschen dem Herzog folgen sahen, der mit wenigen vorausgegangen war, stürzten sie sich kraftvoll auf den Herzog und dessen Ritter und setz­ ten ihnen mit Steinen, Schwertern, Lanzen und ganz besonders mit Mes­ sern so zu, daß der Herzog leicht verwundet mit einem Teil seiner Ritter in den Turm zurückkehrte; ein (anderer) Teil aber konnte nicht über die Brücke bis zum Turm zurückkehren und stürzte sich außerhalb der Mauer der Feste in den Graben. Die übrigen, die über die Brücke des Marchesius herankamen und denen sich die Cremasken mit Kraft entgegenstellten, so daß sie nichts ausrichteten, zogen sich ebenso in das Gerät, von dem sie ausgerückt waren, zurück. Wenn der Kaiser und seine Fürsten auch nicht völlig erreichten, was sie 1 fehlt M m

intrant L, iverant M t . Ed. , intraent M 3

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rie non perpetraverint, assidue tarnen die noctuque Cremenses cum lapidibus et balistis et n arcubus oppugnaverunt, et tarn boni balista­ rii cotidie in castello imperatoris latitabant, quod fere nemo Cre­ mensis poterat contra castellum supra suas machinas se opponere, qui ab ipsis balistariis non interficerentur0, nihil profecere P lorice q. Ipsemet quoque imperator optime noscens sagittare, ut extimo, multos de Cremensibus interfecit. Quocirca Cremenses maxime perterriti intollerabilibusque vigiliis, quas assidue faciebant, fatiga­ ti, ex magna parte sauciati ac iram et dolorem ducis Conradi, qui mi­ lites suos amiserat, metuentes, quoniam etiam quam plurimi, qui ab initio castrum defensaverunt, ex ipso clam exiverant imperatori et aliis principibus se tradentes et assidue magna ipsorum copia clam exire properabant, paventes etiam, ne per vim caperentur, - quod si eis acciderit, sciebant maiorem ipsorum partem a Teutonicis et ma­ xime a Cremonensibus, quos per longum tempus offenderant, gladio fore perituram - consilium inierunt cum imperatore fedus faciendi ac de manibus ipsius qualitercunque se eripiendi. Quod imperator per legatos ipsorum audiens, 85quoniam pius erat atque misericors 85, nec ipsorum mortem cupiebat, Dei volunta­ tis imitator, 86 qui non vult mortem peccatoris, sed ut convertatur et vivat 86, legatis respondit dicens: ut, si Mediolanenses atque Bri­ xienses omnes, qui intra ipsum castrum fuerant, absque omnibus armis, que infra castrum habebant, egredi vellent et Cremenses omnes masculi et femine cum tanto impedimento r vellent exire, quantum una vice foris castrum portare possent, quod ipse eos om­ nes sie immunes permitteret exire ac ipsis taliter vitam, qua privari digni fuerant, concederet; quod nisi facerent, nullum pactum aliud nullumque fedus nullamque treguam se ipsis aliter in toto tempore vite sue facturum promisit. Legati vero verbum imperatoris sie sta­ bile audientes intra castrum statim reversi sie per ordinem, ut ab imperatore audierant, Mediolanensibus et Cremensibus atque Bri­ xiensibus simul convocatis recitaverunt. Consules vero Cremenses et Mediolanenses cum sapientioribus • Mediolanensibus, qui aderant ibi, et Cremensibus ac Brixiensibus consilium inientes et omnia, que • o

P q

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et L 1 , Ed. interficeretur M, Ed. proficiente M, Ed. lorica M, Ed. impetu L, solummodo M sapientibus M, Ed.

Friedrich verhandelt mit Crema

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beschlossen hatten, bekämpften sie dennoch Tag und Nacht die Cremasken mit Steinen, Armbrüsten und Bogen; und dauernd hielten sich so ausge­ zeichnete Schleuderschützen in dem Turm des Kaisers verborgen, daß kaum ein Cremaske gegenüber dem Turm sich aufihre Geräte stellen konn­ te, ohne daß er von den Schleuderschützen getötet wurde; die Panzer nütz­ ten überhaupt nichts. Auch der Kaiser selbst verstand sich bestens aufs Bogenschießen, wie ich meine, und tötete viele von den Cremasken. Daher waren die Cremasken zutiefst erschrocken; sie waren durch die ununter­ brochenen und unerträglichen Nachtwachen erschöpft, großenteils ver­ wundet und fürchteten den Zorn und den Schmerz des Herzogs Konrad, der seine Ritter verloren hatte; viele auch, die von Anfang an die Feste vertei­ digt hatten, hatten sie heimlich verlassen und sich dem Kaiser und den anderen Fürsten überliefert, und beständig beeilte sich eine beträchtliche Menge von ihnen heimlich auszuziehen; auch befürchteten sie, durch Ge­ walt eingenommen zu werden; wenn ihnen dies geschähe, so wußten sie, würde ein großer Teil von ihnen seitens der Deutschen und vor allem der Cremonesen, die sie lange Zeit bekämpft hatten, durch das Schwert um­ kommen; deshalb faßten sie den Beschluß, mit dem Kaiser einen Vertrag zu schließen und sich irgendwie seinen Händen zu entziehen. Als der Kaiser dies durch ihre Boten erfuhr, antwortete er ihnen - 85 denn er war milde und barmherzig 85 und wollte nicht ihren Tod; darin ahmte er den Willen Gottes nach, 86 der nicht den Tod des Sünders will, sondern daß er sich bekehre und lebe 86 - und sagte: Wenn alle Mailänder und Brescia­ ner, die sich in der Feste befanden, ohne alle Waffen, die sie in der Feste hatten, abziehen wollten, und alle Cremasken, Männer und Frauen, mit so viel Gepäck abziehen wollten, wie sie auf einmal aus der Feste hinaustragen könnten, würde er ihnen allen so unversehrt auszuziehen erlauben und ihnen solchermaßen das Leben gewähren, das zu verlieren sie verdient hat­ ten; wenn sie dies nicht machen würden, versprach er, mit ihnen in seinem ganzen Leben keinen Friedensvertrag, auch keinen anderen Vertrag und keinen Waffenstillstand zu schließen. Die Boten vernahmen dies unver­ brüchliche Wort des Kaisers, kehrten sofort in die Feste zurück und berich­ teten den Mailändern, Cremasken und Brescianern auf einer gemeinsamen Versammlung der Reihe nach, wie sie es vom Kaiser gehört hatten. Die Konsuln von Crema und Mailand berieten mit den anwesenden Weiseren von Mailand, Crema und Brescia und besprachen miteinander alles, was sie

85 - 85 86 - 86

Vgl. Sir. 2, 13. Vgl. Ez. 8, 23 u. 33, 1 1 ; offenbar sprichwörtlich.

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a legatis audierant, inter se conferentes, scientes etiam imperato­ rem adeo fore constantissimi animi, quod fere omnia, que iam ince­ perat, donec ad frnem perduceret, non destiterat - ut in 1 destructio­ ne u Terdone atque in Mediolani obsessione et in multis aliis cogno­ verant -, omnes unanimiter frrmaverunt: pacem pocius esse sie fa­ ciendam seseque omnes et castrum imperatori tradendum ipsique satisfaciendum ac ipsos vivos exire de castro, quam ipsum castrum per aliquod tempus defendere, postremum tarnen in v bello v captos esse debere et ulterius tarn ambiguam subire vite fortunam, cum et capita et omnem suam suppellectilem, ipsum quoque castrum amit­ terent, si per vim caperentur. Consilio itaque sie ab omnibus frrmato statim legatos direxerunt ad imperatorem, per quos omnia, que im­ perator eis mandaverat, se omnino facere nunciavere. Imperator vero quod optaverat audiens ac omnipotenti Deo ma­ gno cum gaudio gratias referens statim per suos legatos ad Cremen­ ses missos federe inito pacem cum Cremensibus et Brixiensibus atque Mediolanensibus, sicut eis ante mandaverat, stabilivit. Hoc autem factum fuit in M °C 0LX 0 ab incarnatione Domini anno die Martis, que fuit sexto kaiendas Februarii indictione VIII a et fuit in octavo die post festurn beati Bassiani confessoris de Laude. Sequenti vero die Mercurii 87 Cremenses omnes masculi et femine atque Mediolanenses et Brixienses imperatori se tradiderunt. Ac exeuntes de castro, quia totam ipsorum suppellectilem amittebant, nisi quantam una vice poterant deferre, ingenti dolore fremebant, quia vero vita con·servata eis fuerat, in parte congaudebant, dona­ vitque imperator Laudensibus ultra trecentum loricas et multimo­ das gamberias, quas de hostibus suis predictis habuerat, et clipeos atque cassides. Hoc w non x pretermittendum fore opinor, quod im­ perator christianissimus animi ferocitate deposita et hostili odio abiecto ipsos Cremenses per quendam locum angustum unde egre­ diebantur exire adiuvans suis propriis manibus quendam ipsorum languidum cum aliis militibus exportavit. Qui tante benignitatis tan­ teque imperialis mansuetudinis actio omnibus hominibus maximum debet prestare exemplum. Teutonici etenim Y ac Longobardi ca­ strum introeuntes, prout quisque fortior erat, unus solus tantum unam viciniam occupabat nec de illis rebus, que in illis erant z quas ' fehlt L " destructionem L in belli L , , inbelles L 2 w Hoc L 1, Nec M, Ed. • fehlt L1 v-v

Unterwerfung Cremas

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von den Boten gehört hatten; sie wußten auch, daß der Kaiser so unwandel­ baren Sinnes sei, daß er kaum etwas, das er einmal begonnen, aufgegeben hatte, bevor es zu Ende gebracht - wie sie bei der Zerstörung Tortonas, bei der Belagerung Mailands und bei vielen anderen Gelegenheiten erfahren hatten -, und sie legten einmütig fest, es sei besser, auf diese Weise Frieden zu machen und sich alle sowie die Feste dem Kaiser zu übergeben und ihm Genugtuung zu leisten sowie lebend die Feste zu verlassen, statt die Feste einige Zeit zu verteidigen und schließlich dennoch im Kampf gefangen wer­ den zu müssen und darüber hinaus ein dermaßen zweifelhaftes Lebens­ schicksal zu gewärtigen; denn sie verlören sowohl das Leben wie die gesamte Habe und ebenso die Feste, wenn sie mit Gewalt eingenommen würden. Der Plan wurde daher von allen bekräftigt, und sie sandten sofort Boten zum Kaiser, durch die sie alles, was der Kaiser ihnen hatte sagen lassen, zu tun vermeldeten. Als der Kaiser hörte, was er gewünscht hatte, dankte er dem allmächti­ gen Gott mit großer Freude und machte durch seine Gesandten, die er nach Crema schickte, vertraglich den Frieden mit Cremasken, Brescianern und Mailändern, so wie er es ihnen zuvor aufgetragen hatte, sicher. Dies aber geschah im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1 1 60, am Dienstag, dem 26. Januar, in der achten Indiktion, am achten Tag nach dem Fest des hl. Bekenners Bassianus von Lodi. Am folgenden Mittwoch 87 überlieferten sich alle Cremasken, Männer und Frauen sowie Mailänder und Brescianer dem Kaiser. Und da sie auszo­ gen aus der Feste, stöhnten sie in ungeheurem Schmerz, da sie alle ihre Habe verloren bis auf das, was sie auf einmal davontragen konnten; zum Teil freuten sie sich auch, daß ihnen das Leben bewahrt worden war, und der Kaiser schenkte den Lodesen über dreihundert Panzer und vielerlei Beinharnische, die er von den zuvor genannten Feinden hatte, und Schilde und Helme. Ich meine, es auch nicht übergehen zu sollen, daß der aller­ christlichste Kaiser, nachdem er zornigen Sinn und feindseligen Haß abge­ legt hatte, den Cremasken durch eine Engstelle, durch die sie auszogen, hinausgehen half und mit seinen eigenen Händen zusammen mit anderen Kriegern einen ihrer Siechen hinausgeleitete. Ein derartiger Akt der Güte und kaiserlichen Milde muß allen Menschen ein außerordentliches Beispiel sein. Die Deutschen und Lombarden drangen in die Feste ein; je tüchtiger jeweils jemand war, besetzte er allein eine " vicina", und von den Gegen­ ständen in den von ihnen besetzten (Häusern) erlaubten die einen keinem Y enim Lh vero M, Enim Teutonici Ed. z folgt domibus M

8 7 Jan. 27.

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occupaverant alicui alii permittebant accipere. Quod alii et maxime scutiferi, qui postremum intraverant castrum, considerantes nec aliquid de rebus ab aliis preoccupatis accipere audentes, dolore in­ simul et invidia concitati in quam pluribus castri partibus ignem ap­ posuerunt, et totum castrum subito combustum fuit cum his rebus tarn victualibus quam aliis que intus fuerant, cum non esset adhuc plene expoliatum, posteaque fere omnibus domibus castri destructis a Cremonensibus, partim a Laudensibus, fossatoque complanato murum quoque castri totum in terra prostraverunt. Insuper etiam Cremonenses avidi Creme dissipationis etiam quasdam ecclesias ip­ sius castri destruxerunt. Imperator vero per quinque dies ibi moram faciens postea disces­ sit Laudeque cum omni eius exercitu reversus est. Cremonenses vero et a Teutonici in castello imperatoris et in omnibus ipsorum manganis et pretheriis seu gattis ac machinis ignem apponentes om­ nes exarserunt; que omnia, quamvis per longum tempus fabricata fuerunt et ultra duo milia marcharum argenti in eis erogatum fuerat, - quia b tarnen est, quod 88 omnis creatura revertitur ad suam natu­ ram 88 - in parvissimo tempore, 89 utpote ex pulvere creata, in pulve­ rem redacta sunt 89• In sequenti vero die Mercurii, in quo fuit festivi­ tas beati Blaxü martiris et que fuit tercio die mensis Februarii, Cremonenses omnes reversi sunt Cremonam. Imperator deinde cum omni suo exercitu Papiam perrexit. Sed ea tempestate magna discordia erat inter papam Victorem, qui prius vocabatur Octavianus, et Raynaldum c cancellarium, qui in electione sua vocatus fuerat Alexander, qui similiter ad papatus honorem levatus erat 90• Ob quam dissensionem imperator olim mandaverat suos legatos, scilicet comitem Ottonem pallatinum et comitem Guidonem de Blanderate ac d . . . 91, ad Octavianum atque Alexandrum, rogans eos, ut e quousque e ad proximum f caput ieiu­ nü 92 Papiam venirent suas rationes allegaturi coram archiepiscopis, episcopis, abbatibus aliisque religiosis et coram ipso imperatore, Romane ecclesie advocato, ibique per Dei virtutem tarn detestabilis dissensio limitaretur. Mandaverat etiam archiepiscopis, episcopis • ac L 1 , Ed.

b qui L, fehlt M

c Rolandum M 3 , R[olandum] Ed. d •

1

folgt Lücke L, et quendam alium M illis q. L, quod vel usque M" Ed. primum L

Zerstörung Cremas

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anderen etwas zu nehmen. Als die übrigen und besonders die Schildknap­ pen, die zuletzt in die Feste gekommen waren, dies sahen und es nicht wag­ ten, etwas von den Sachen zu nehmen, die von anderen zuvor genommen worden waren, wurden sie von Unwillen und Neid zugleich erregt und legten in vielen Teilen der Feste Feuer; und die gesamte Feste wurde sofort ein­ geäschert zusammen mit allem Gut, Lebensmitteln und was sich sonst darin befand, obwohl sie noch gar nicht völlig geplündert war; und nachdem fast alle Häuser der Feste zerstört waren und auch der Graben von den Cremo­ nesen, zum Teil (auch) von den Lodesen, eingeebnet war, legten sie auch die Mauer der Feste ganz um. Die Cremonesen, begierig auf die Vernichtung Cremas, zerstörten außerdem auch einige Kirchen der Feste. FünfTage hielt der Kaiser sich dort auf, dann rückte er ab und kehrte mit seinem gesamten Heer nach Lodi zurück. Die Cremonesen und die Deut­ schen legten im Belagerungsturm des Kaisers, in ihren Wurfmaschinen, Steinschleudern, Katzen und Geräten Feuer und brannten sie alle nieder; alles, auch wenn es mit großem Zeitaufwand angefertigt und über zwei Tausend Silbermark dafür aufgebracht worden waren - dennoch ist es so, daß 88 die gesamte Schöpfung zu ihrer Natur zurückkehrt 88 -, wurde in kür­ zester Zeit, 89 weil aus Staub geschaffen, wieder zu Staub 89• Am folgenden Mittwoch jedoch, am Fest des hl. Märtyrers Blasius, am 3. Februar, kehr­ ten alle Cremonesen nach Cremona zurück. Der Kaiser marschierte sodann mit seinem ganzen Heer nach Pavia. Zu dieser Zeit aber entstand große Zwietracht zwischen Papst Victor, der früher Octavian hieß, und dem Kanzler Rainald, der bei seiner Wahl Alexander genannt und ebenfalls zur Würde des Papsttums erhoben worden war 90 • Wegen dieser Zwietracht hatte zuvor der Kaiser seine Gesandten, Pfalzgraf Otto und Graf Guido von Biandrate sowie . . . 91, zu Octavian und Alexander geschickt und diese gebeten, sie sollten bis zum nächsten Beginn der Fastenzeit 92 nach Pavia kommen und ihre Argumente vor den Erz­ bischöfen, Bischöfen, Äbten und sonstigen Kirchenmännern sowie vor dem Kaiser, dem Vogt der römischen Kirche, vorbringen; und durch die Kraft Gottes sollte so der verabscheuungswürdige Streit beendet werden. Auch 88- 88

Vgl. Weish. 19, 6. Vgl. Gn. 3, 19. 9 0 1159 Sept. 7. 91 Ende Oktober 1159. Pfalzgraf Otto hatte sich auch während der Doppelwahl in Rom befunden und die Erhebung Octavians begünstigt. 9 2 1 1 60 Febr. 10. - Tatsächlich hatte Friedrich zunächst auf den 13. Januar ge­ laden. Wegen der langwierigen Belagerung Cremas konnte die Versammlung dann am 5. Febr. zusammentreten. Otto Morena S. 126ff. 89 - 89

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atque abbatibus de Alamania 93 et de Burgondia atque de Longobar­ dia, de Tuscia quoque et Apulia ac de Romania ac de aliis partibus imperii, patriarche quoque et de g Aquilea, ut in predicto capite ieiu­ nii Papie forent audituri discordiam inter Octavianum nunc papam Victorem vocatum et Raynaldum h papam Alexandrum vocatum i et ut auditis utriusque rationibus, quis iustius ac rationabilius deberet k esse apostolicus, diiudicarent, dicens esse pocius in veritate cognos­ cere, quis ipsorum magis foret catholicus atque iure in apostolica di­ gnitate dignior existeret, quam sie prevaricantes et, quis eorum in veritate deberet esse papa, ignorantes et, cum unus tantum aposto­ licus esse debeat in toto orbe, duos tenentes animas suas propter talem discordiam amitterent. Octavianus vero legatos audiens imperatoris eosque magno gau­ dio suscipiens et predicte dissensionis desiderans audire sententiam sanctorum virorum, ad prefixum terminum se venturum legatis promisit. Raynaldus 1 autem eisdem legatis renuntiavit se minime venturum ad talem conflictum dicens se a nemine debere iudicari, cum ipse omnes alios iudicare debeat; et sie respondit, acsi iam esset in concordia et sine aliqua dissensione ad apostolicatus honorem sublimatus. Octavianus vero ad terminum statutum veniens et pa­ triarcha Aquilegie multique archiepiscopi et episcopi ac abbates aliique quam plures religiosi viri, pro quibus imperator miserat, Papie omnes congregati sunt. 94Cum igitur orthodoxorum Papie congregatorum universitas in nomine Domini consedisset m , causa sedis apostolice per aliquot dies continuos remoto omni seculari iudicio legitime et canonice agitata et diligenter inspecta sufficienter et canonice in conspectu concilii per testes ydoneos est probatum: dominum papam Victorem et nul­ lum alium in basilica beati Petri a saniori parte cardinalium peticione populi Romani et consensu et desiderio cleri n fuisse inmantatum 0 et quod presente et non contradicente Rolando quondam cancellario in cathedra beati Petri fuerit collocatus et quod ibi ei a cardinalibus et clero Romano "Te Deum laudamus" gloriose est decantatum et inde 8

fehlt L,, et fehlt Ed. , etiam M h Raynoldum L 2 , fehlt M, R[olandum] Ed. i nominaturn L 1 , Ed. , red. veränd. M k debetur L 1 Rolandus M 3 , R[olandus] Ed. cum sedisset L, sedisset M dei L m

n

Ausbruch des päpstlichen Schisma - Synode von Pavia

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den Erzbischöfen, Bischöfen und Äbten aus Deutschland 93, Burgund, der Lombardei sowie aus Tuszien, Apulien, der Romagna und den übrigen Ge­ bieten des Imperium, ebenso auch dem Patriarchen von Aquileja, hatte er aufgetragen, an dem genannten Fastenbeginn in Pavia zu sein, um den Streit zwischen Octavian, jetzt Papst Victor genannt, und Rainald, Papst Alexander genannt, anzuhören und nach Anhörung der Argumente beider zu entscheiden, wer mit mehr Recht und Vernunft Papst sein solle; er sagte, es sei besser, in Wahrheit zu erkennen, welcher von ihnen eher katholisch sei und zu Recht als der Würdigere in der apostolischen Würde stehe, als wenn sie von ihrer Pflicht abwichen und nicht wüßten, welcher von beiden in Wahrheit Papst sein solle, und, obwohl es doch nur einen Papst im ganzen Erdkreis geben dürfe, an zweien festhielten und ihre Seelen um einer sol­ chen Zwietracht willen verlören. Octavian, der die Gesandten des Kaisers anhörte, sie mit großer Freude empfmg und über den oben genannten Streit das Urteil heiliger Männer zu hören begehrte, versprach den Gesandten, er werde zu dem festgesetzten Termin kommen. Rainald aber gab den Gesandten zur Antwort, er werde keinesfalls zu einer solchen Auseinandersetzung kommen; er sagte, er dürfe von niemandem gerichtet werden, da er selbst alle anderen richten müsse, und er antwortete so, als ob er in Eintracht und ohne irgendwelche Zwie­ tracht zur apostolischen Würde erhoben worden sei. Octavian dagegen kam zum festgesetzten Termin, und der Patriarch von Aquileja sowie die zahl­ reichen Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte und die vielen anderen Kirchenmän­ ner, nach denen der Kaiser geschickt hatte, versammelten sich alle zu Pavia. 94 Da also die Gesamtheit der zu Pavia versammelten Rechtgläubigen im Namen des Herrn tagte, wurde der Fall des Apostolischen Stuhles während einiger Tage ununterbrochen und unter Ausschluß jeglichen weltlichen Ur­ teils rechtmäßig und nach den Kanones behandelt und sorgfaltig betrachtet; und hinreichend und nach kanonischem Recht wurde vor dem Konzil durch geeignete Zeugen erwiesen: der Herr Papst Victor und niemand sonst sei in der Basilika des hl. Petrus von dem gesünderen Teil der Kardinäle auf Bit­ ten des römischen Volkes und mit der Zustimmung und nach dem Wunsch des Klerus immantiert sowie in Anwesenheit und ohne Widerspruch des damaligen Kanzlers Roland auf den Stuhl des hl. Petrus gesetzt worden, und dort sei ihm zu Ehren von den Kardinälen und dem römischen Klerus das "Te Deum laudamus" gesungen worden und man habe ihn von dort mit o

inmetriatum L

9 3 1 159 Okt. 23. 94 - 94 Vgl. die Konzilsencyclica, MG. Const. 1, n. 190, S. 265 Z. 38-266 Z. 7.

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ad palacium cum bandis et aliis papalibus insigniis est deductus. Probatum est et P, quod eo tempore, quo electio Rome celebrabatur, erant in Urbe tantummodo XXI cardinales 94; cardinalis autem Sancti Petri ad Vincula erat Anagnie infirmus, qui consensum et vo­ luntatem suam aperuit domino cardinali Sancti Martini et domino Guidoni Cremensi. 95 Ex quibus omnibus cardinalibus cum dominus Victor, tune Octavianus, et Rolandus segregati fuissent, remanse­ runt tantum XX electores; quorum novem sanioris consilii et nulla coniuratione fedati, quorum prima vox erat in electione, dominum Victorem una cum capitulo beati Petri peticione populi, consensu et desiderio cleri, annuente ordine senatorum et nobilibus Romanis, dominum Victorem elegerunt. Et clerus et populus secundum con­ suetudinem interrogatus per scriniarium, si placeret, tribus vicibus clara voce respondit: " Placet". Probatum est etiam, quod Rolandus xn o die post domini Victoris promotionem ab Urbe egressus apud Cisternam prope terram Sicilliq in loco non celebri primo est inman­ tatus 96. Probatum est etiam r, quod in secundo die post promotio­ nem domini Victoris Rolandus interrogatus a rectoribus cleri Ro­ mani et a clericis de sua cardinalia, si domino Victori esset obedien­ dum, expresse confessus est se nunquam fuisse inmantatum et expresse dixit: " Ite et obedite ei, quem inmantatum esse videtis. " Super his capitulis fuerunt testes e t sub stola sacrosanctis tactis evangeliis iuraverunt dominus Petrus Christianus s decanus basilice beati Petri cum duobus fratribus suis et in persona sua et tocius capi­ tuli beati Petri, cuius etiam littere ad t plenum testimonium ibi ha­ bite sunt u. Iuraverunt etiam honestissimi rectores et prelati cleri Romani, qui omnia viderunt et tractaverunt, et fuerunt ultra octo intra v archipresbyteros et alios clericos. Preterea Petrus illustris Urbis prefectus et alü quam plures Romani nobiles in conspectu con­ cilii super iam dictis capitulis omnes similiter testimonium perhi­ buerunt et iurare voluerunt, sed quia predictorum testimonium suf­ ficiens concilio visum fuit, a sacramento excusati sunt. Deinde vene­ rabiles episcopi Herrnanus Verdensis et Daniel Pragensis de Boe­ mia et Otto palatinus comes, quos dominus imperator ex consilio XXII episcoporum et multorum aliorum religiosorum tune pre­ sentium Romam delegaverat, ut partes ante concilii presentiam P etiam M, Ed.

q Siccilli L " Siculi M, Ed.

' quoque L, Ed. , so M, Enc. • ranus L

Synode von Pavia

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Fahnen und den sonstigen päpstlichen Insignien zum Palast geführt. Er­ wiesen wurde auch, daß zu der Zeit, da in Rom die Wahl abgehalten wurde, nur 21 Kardinäle in der Stadt waren 94; der Kardinal von S. Pietro in Vincoli, der krank in Anagni weilte, tat seine Zustimmung und seinen Willen dem Herrn Kardinal von S. Martino und dem Herrn Guido von Crema kund. 95Als der Herr Victor, damals Octavian, und Roland sich entfernt hatten, blieben von all diesen Kardinälen nur 20 Wähler; 9 von ihnen, gesünderen Sinnes und durch keinerlei Verschwörung befleckt, die die erste Stimme bei der Wahl besaßen, erwählten zusammen mit dem Kapitel von St. Peter auf Bitten des Volkes, mit der Zustimmung und nach dem Wunsch des Klerus, mit dem Beifall des Ordo der Senatoren und der römischen Adligen den Herrn Victor. Und Klerus und Volk, gemäß der Gewohnheit durch den Scriniar befragt, ob es gefalle, antworteten dreimal mit lauter Stimme: "Es gefällt!" Auch wurde erwiesen, daß Roland am 12. Tag nach der Erhebung des Herrn Victor, nachdem er die Stadt verlassen hatte, bei Cisterna in der Nähe des Landes des Siziliers an unfeierlichem Ort zuerst immantiert wur­ de96. Erwiesen wurde auch, daß am zweiten Tag nach der Erhebung des Herrn Victor Roland auf die Frage der Rektoren des römischen Klerus und der Kleriker seiner Kardinalskirche, ob man dem Herrn Victor gehorchen müsse, ausdrücklich bekannte, er sei niemals immantiert worden, und aus­ drücklich sagte: " Geht und gehorcht ihm, den ihr immantiert seht." Über diese Punkte gab es Zeugen, und unter der Stola und unter Berührung der heiligen Evangelien schwor der Herr Petrus Christianus, Dekan der Basi­ lika des hl. Petrus, mit zwei seiner Brüder für seine Person und das ganze Kapitel von St. Peter, dessen Briefe und volles Zeugnis dort vorhanden sind. Es schworen auch die höchst ehrenhaften Rektoren und Prälaten des römischen Klerus, die alles sahen und verhandelten, und es waren mehr als acht Archipresbyter und andere Kleriker. Außerdem legten Petrus, der durchlauchte Stadtpräfekt, und viele andere adlige Römer vor dem Konzil alle in gleicher Weise bezüglich der schon genannten Punkte Zeugnis ab und wollten schwören; aber da das Zeugnis der zuvor Genannten dem Konzil ausreichend schien, wurden sie vom Eid entbunden. Danach legten die ehrwürdigen Bischöfe Hermann von Verden und Daniel von Prag aus Böh­ men sowie Pfalzgraf Otto - der Herr Kaiser hatte sie auf den Rat von 22 Bi­ schöfen und vieler anderer damals anwesender Kirchenmänner nach Rom ' et Ed. , Enc. , red. veränd. M " supra L, red. veränd. M v inter M, Ed. 9 5 - 9 5 Vgl. ebd. S. 266 Z . 7-267 Z. 17. 9 6 1159 Sept. 18.

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Papiam evocarent, in conspectu concilii testimonium perhibuerunt, quod Rolandum cancellarium et eius partem trinis edictis per tem­ porum intervalla peremptorie et solemniter ad presentiam ecclesie tune Papie congregande vocaverunt et w quod Rolandus et sui cardi­ nales viva voce et manifeste dixerunt iudicium vel examen aliquod ecclesie se nolle recipere 95• His igitur et alüs quam pluribus rationibus auditis, quas longum foret enarrare, communicato consilio predicti patriarche et novem archiepiscoporum et XXXVIII episcoporum et multitudinis x magne abbatum, qui omnes aderant concilio, dominum Victorem laudave­ runt et electionem Rolandi cassaverunt. 97 Post quos omnes chri­ stianissimus imperator electionem domini Victoris comprobavit Y, et post eum omnes eius principes, scilicet dux Henricus de Saxonia, dux Bertaldus de Zaringia, dux Fredericus de Rottenburgo z, comes palatinus de Reno frater imperatoris, comes palatinus de Saxonia, comes palatinus de Baveria a et alii quam plures marchiones et comi­ tes, tarn Longobardi quam Theutonici, electionem domini Victoris Ill'Illaverunt 97• His ita perpetratis dedit licentiam dulcissimus imperator, quo dulcior nullus fuit a Iongis retro temporibus, duci Henrico de Saxo­ nia et duci Bertaldo et etiam omnibus fere archiepiscopis, episcopis, abbatibus, qui secum erant in exercitu et cum militibus suis, ad suas patrias remeandi cum omnibus suis equitibus. Quibus omnibus recedentibus remansit imperator Papie cum duce Frederico, regis quondam Conradi filio, et cum Conrado comite palatino de Reno fratre suo et cum Ottone palatino comite et aliis quibusdam principi­ bus. Postea vero pius imperator una cum domina Beatrice coniuge sua et principibus suis ac exercitu qui sibi remanserat ultra Padum in partes Gamundi b et Marenghi atque Tertone c perrexit et in illis partibus in quadragesima permansit. Mediolanenses autem destructionem Laudensis civitatis deside­ rantes in die Martis sancti predicte quadragesime milites et pedites cum magna copia vexillorum et plaustrorum Laude venerunt, summo diluculo Laudenses invadentes. Pars vero peditum Laude per portam Imperialem egrediens cum Mediolanensibus prelium in­ ceperunt. Qui per longum tempus bellantes et ex Mediolanensibus w fehlt L

x rnultitudine L

Y cornprobarat L

' Roternburgo M, E d.

Anerkennung Victors IV. als Papst

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gesandt, um die Parteien vor das Konzil nach Pavia zu berufen - vor dem Konzil Zeugnis ab, daß sie den Kanzler Roland und dessen Partei durch dreimalige Ladung in zeitlichen Abständen dringend und feierlich vor die heilige Kirche, die sich in Pavia versammeln sollte, berufen hatten und daß Roland und dessen Kardinäle persönlich und offenkundig sagten, sie woll­ ten kein Urteil und keine Untersuchung seitens der Kirche entgegenneh­ men 95. Nachdem man diese und viele andere Argumente angehört - was zu er­ zählen zu weit führen würde -, auch den Rat der genannten Patriarchen, von neun Erzbischöfen, 38 Bischöfen und der großen Zahl von Äbten einge­ holt hatte, die alle dem Konzil beiwohnten, priesen sie den Herrn Victor und erklärten die Wahl Rolands für nichtig. 97 Nach allen diesen billigte der al­ lerchristlichste Kaiser die Wahl des Herrn Victor, und nach ihm bekräftig­ ten alle seine Fürsten, nämlich Herzog Heinrich von Sachsen, Herzog Bert­ hold von Zähringen, Herzog Friedrich von Rothenburg, der Pfalzgraf bei Rhein - der Bruder des Kaisers -, der Pfalzgraf von Sachsen, der Pfalzgraf von Bayern und viele andere, Markgrafen und Grafen, Lombarden und Deutsche, die Wahl des Herrn Victor 97. Als dies erledigt war, gab der allerfreundlichste Kaiser, der freundlicher war als jeder sonst seit langen Zeiten, dem Herzog Heinrich von Sachsen und dem Herzog Berthold und auch fast allen Erzbischöfen, Bischöfen und Äbten, die bei ihm im Heer weilten, mitsamt allen ihren Rittern die Erlaub­ nis, mit allen ihren Rittern in ihre väterlichen Wohnsitze zurückzukehren. Während diese alle zurückzogen, blieb der Kaiser in Pavia, zusammen mit Herzog Friedrich - dem Sohn des früheren Königs Konrad -, seinem Bru­ der Konrad - dem Pfalzgrafen bei Rhein -, dem Pfalzgrafen Otto sowie eini­ gen anderen Fürsten. Später zog der gnädige Kaiser mit seiner Gemahlin, der Frau Beatrix, seinen Fürsten und dem Heer, das ihm noch geblieben war, über den Po in das Gebiet von Castellazzo, Marengo und Tortona und blieb dort während der Fastenzeit. Die Mailänder aber wünschten die Zerstörung der Stadt Lodi; am heili­ gen Mittwoch in der Fastenzeit kamen Ritter und Fußvolk mit einer großen Menge Fähnlein und Wagen nach Lodi und griffen im Morgengrauen die Lodesen an. Eine Abteilung Fußvolk verließ Lodi durch die Porta Impe­ riale und nahm den Kampfmit den Mailändern auf. Sie kämpften lange Zeit und töteten mehrere Mailänder, verwundeten viele andere und griffen sie • Baverea L" Bayvaria M 1 . 3

b Gabundi L, Gamundü M 3 c Terdone M, Ed.

9 7 - 9 7 Vgl. Konzilsencyclica a. a. 0. (o. Anm. 94) S. 268 Z. 35-270 Z. 32.

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plerosque interficientes aliosque plurimos sauciantes maximos im­ petus in eos faciebant, donec Mediolauenses equites simul et pedites unanimiter in Laudenses impetum magnum fecere et Laudenses paucissimos ad comparationem hostium et tanto robori obsistere non valentes usque in fossaturn recepti civitatis acriter impulerunt ex eis quinque capientes et insuper de Laudensibus tres interfecere, reliqui vero intra civitatem se receperunt. Sed Mediolauenses suos interfeetos ac vulneratos recolligentes, quamvis eximie dolerent d, quod civitatem, quam sine gravi labore capere putaverant, illesam relinquebant e, ex suis multos vulneratos, plerosque etiam interfec­ tos reportabant, Mediolanum tarnen reversi sunt. Laudenses itaque suos legatos ad imperatorem statim direxe­ runt, qui omnia ipsi narraverunt per ordinem, que eis acciderant. Ex quo valde congratulans imperator, quod Laudenses, qui per­ pauci erant, a tanta multitudine se sie defenderant et in campo prelium durissimum fecerant, statim post paucos dies cum suis mili­ tibus Laude profectus est 98 et ipsis Laudensibus multas grates in concione retulit de hoc, quod viriliter cum hostibus imperii pugnave­ rant, eos tarnen ammonens eisque precipiens, ne ulterius Mediola­ nensibus in campo nec extra civitatem ad pugnandum se oppone­ rent, sed civitatem solummodo, non agros defenderent, dicens se metuere, ne r nimia Laudensium audacia et presumptio Laudenses perducat ad civitatis etiam amissionem. Deinde cum ipsis Laudensibus equitibus atque peditibus profec­ tus est ad pontem, quem Mediolauenses ad Pontirolum reedifica­ verant suis maximis sumptibus, castrumque Pontiroli cepit et ipsum concremans dissipavit; ipsum quoque pontem de Pontirolo destruxit et in Aduam proiectus est atque ad civitatem Laude rediit. Post paucos vero dies imperator, qui multos poterat pati labores, cum Laudensibus equitibus atque peditibus et cum parte equitum Cre­ monensium, qui ex mandato imperatoris Laude venerant, et cum quadam pretheria Laudensium ad capiendum Pontirolum reversus est, ubi quedem ecclesia bene armata et munita hominibus remanse­ rat, ipsamque partim bello partim ipsius pretherie pavore capiens homines qui ibi aderant cepit et ipsos bonis suis expoliatos Laude duci precepit. Deinde Faram rediens ipsumque Fare castrum post diu factum ibi prelium capiens et homines de Fara cum maxima d so M, Ed. , in dolis et L 2 , dolis et L , , inde dolerent J affe, viell. inde doluissent zu verb. (Ed. S. 104 n. e) folgt et M, Ed. •

Neue Kämpfe zwischen Mailand und Lodi

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äußerst heftig an, bis die Mailänder Ritter und das Fußvolk zugleich und einmütig einen schweren Angriff auf die Lodesen machten und die im Ver­ gleich zu den Feinden nur sehr wenig zahlreichen Lodesen, die solcher Macht nicht widerstehen konnten, energisch bis zum Graben der Stadt trie­ ben, die sie wieder erreicht hatten; dabei nahmen (die Mailänder) fünf von ihnen gefangen und töteten außerdem drei Lodesen; die übrigen dagegen zogen sich in die Stadt zurück. Die Mailänder aber sammelten ihre Toten und Verwundeten und kehrten nach Mailand zurück, auch wenn sie außer­ ordentlich bedauerten, daß sie die Stadt, die sie ohne große Mühe einzu­ nehmen geglaubt hatten, unversehrt zurückließen und viele von ihnen verwundet, mehrere auch tot zurückbrachten. Die Lodesen sandten darauf sofort ihre Boten an den Kaiser; sie erzählten ihm der Reihe nach alles, was ihnen geschehen war. Daraufhin freute sich der Kaiser sehr, weil die Lodesen, obwohl sie nur wenige waren, sich vor einer solch großen Zahl verteidigt und ein äußerst schweres Gefecht in freiem Feld geliefert hatten; und nach wenigen Tagen marschierte er mit seinen Rittern sofort nach Lodi 98 und sagte den Lodesen in einer Rede herzlichen Dank dafür, daß sie mannhaft mit den Feinden des Imperium ge­ kämpft hatten; dennoch ermahnte er sie und befahl, sich nicht weiterhin den Mailändern im Feld und außerhalb der Stadt zum Kampf zu stellen, sondern nur die Stadt, nicht aber das Land zu verteidigen, und er sagte, er fürchte, daß übermäßige Kühnheit und Übermut der Lodesen sie zum Verlust der Stadt brächten. Dann rückte er mit den Rittern und dem Fußvolk von Lodi zu der Brücke, die die Mailänder bei Pontirolo mit außerordentlichem Einsatz ihrer Mittel wiederhergestellt hatten, und nahm die Burg von Pontirolo und zerstörte sie durch Brand; ebenso zerstörte er die Brücke von Pontirolo - sie wurde in die Adda gestürzt - und kehrte nach Lodi zurück. Von Lodi zog der Kaiser, der große Strapazen ertragen konnte, nach wenigen Tagen wieder mit Rit­ tern und Fußvolk sowie mit einem Teil der Cremoneser Reiterei, die auf kaiserlichen Befehl hin nach Lodi gekommen war, und einer Steinschleuder der Lodesen wieder zurück, um Pontirolo einzunehmen; dort war den Bewohnern eine wohlbewehrte und befestigte Kirche verblieben, und er nahm sie teils durch Kampf, teils durch den Schrecken, den die Steinschleu­ der verbreitete; die Menschen dort nahm er gefangen und befahl, sie ihrer Güter beraubt nach Lodi zu bringen. Dann zog er nach Fara, nahm die Burg nach langem Kampfund verbrachte die Bewohner von Fara mit sehr großer 1

folgt in L" getilgt L 2

9 8 Etwa Mitte April.

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preda bonorum que in eastro fuerant Laude referens maximam eo­ piam equitum Mediolani ex altera parte Adue supra ripam eonspe­ xit. Qui venerant illue, ut ipsum imperatorem offenderent, si pos­ sent, putantes eum eum solis Laudensibus Pontirolum ivisse, sieut alia viee feeerat. Et tune Mediolanenses ad quendam g vadum Adue nimis altum venerunt simulantes se velle transire et imperatorem invadere, ut milites, qui eum imperatore erant, allieerent ad flumen transeundum, ut in aqua, que nimis erat ibi diseurrens et alta, peri­ elitarentur. Imperator vero peritissimus omnibus suis militibus precipi fecit, ne aliquis ad Mediolanenses eurreret nee aquam trans­ iret. Quidam tarnen bellorum avidi versus Mediolanenses per me­ dium vadum eurrere volentes in aqua se proieeerunt, ex quibus eva­ serunt aliqui et plerique in ipsa aqua perielitati sunt, inter quos fuit Rieehus Saeehus de Laude et Osbertus Vetulus de Cremona et quidam alü. Post paueos vero dies imperator eum Cremonensibus et Papien­ sibus aliisque h Longobardie ad eomitatum Mediolanensium deva­ standum perrexit et ibi multa devastavit 99 ae per Novariensium episeopatum Papiam rediens universis Ytalie militibus qui seeum iverant domum redeundi lieentiam prestitit. Deinde Mediolanenses milites quam plurimi quadam die Iovis, que fuit nono die mensis Iunü indietione oetava, in qua fuit tune fe­ stivitas sanetorum Primi et Felieiani, Laude venientes intra villam Corneliani, que per unum miliarium et medium distat a civitate Laude, se oeeulte posuerunt mittentes plus de quadraginta militibus ad eivitatem invadendam. Quo peraeto Laudenses equites elamore audito Mediolanenses sie i fortiter perseeuti sunt, quod, antequam ad socios redire valuissent i, ultra viginti ex eis eum equis et armis eeperunt k. Mediolanenses vero eonsiderantes soeios fugientes aeri­ ter urgeri unanimiter Laudensibus oeeurrentes magnum prelium eum eis ineeperunt. Sed Laudenses, utpote satis paueiores, non va­ lentes resistere in fugam eonversi sunt ae usque prope civitatem partim se defendendo repulsi fuere. Quoeirea Mediolanenses omnes vel multos ex suis, qui eapti dueebantur, reeuperaverunt ae etiam de Laudensibus eepere oeto milites; intra 1 quos fuit Vitus filius Lafran­ ehi de Trexeno, Bernardus de Bagnolo, Albrieus Lomelinus, Ottobellus Caehamustus m, Otto Mezoparentis et quidam alü. Quatg

quoddam L 2 , M 1.2 h folgt civitatibus M, Ed. ,_, so M mit Umstellung persecuti sunt Med. fort. , fehlt L

Neue Kämpfe zwischen Mailand und Lodi

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Beute an Gütern, die sie in der Burg gefunden hatten, nach Lodi; da er­ blickte er eine große Schar mailändischer Ritter auf der anderen Seite der Adda oberhalb des Ufers. Sie waren dort hingekommen, um nach Möglich­ keit den Kaiser anzugreifen, in dem Glauben, er sei allein mit den Lodesen nach Pontirolo gezogen, wie er es ein anderes Mal getan hatte. Und die Mai­ länder kamen dann an eine sehr tiefe Furt der Adda; sie taten so, als wollten sie hinübergehen und den Kaiser angreifen, um die Ritter des Kaisers zu verlocken, den Fluß zu überschreiten, damit sie in dem Wasser, das dort sehr reißend und tief war, zugrunde gingen. Der Kaiser indessen, sehr viel erfahrener als alle seine Ritter, ließ befehlen, niemand solle auf die Mailän­ der zugehen und das Wasser überschreiten. Einige Kampfbegierige jedoch, die mitten durch die Furt gegen die Mailänder vorgehen wollten, warfen sich in die Flut, der einige mit Mühe entkamen; doch die meisten gingen in der Flut zugrunde, unter ihnen Ricchus Sacchus von Lodi, Osbertus Vetulus von Cremona und einige andere. Wenige Tage danach zog der Kaiser mit Cremonesen, Pavesen und ande­ ren Lombarden aus, um den Contado von Mailand zu verwüsten, und er zerstörte dort vielerlei; 99 durch den Distrikt von N ovara kehrte er nach Pavia zurück und gab allen Rittern Italiens, die sich bei ihm befanden, die Erlaubnis, nach Hause zu gehen. Danach kamen ziemlich viele Mailänder Ritter an einem Donnerstag - es war der 9. Juni in der 8. Indiktion und das Fest der hll. Primus und Felicia­ nus - nach Lodi, sie nahmen im Dorf Corneliano, das eineinhalb Meilen von Lodi entfernt ist, insgeheim Aufstellung und schickten mehr als 40 Ritter, die Stadt anzugreifen. Als die Ritter aus Lodi das Geschrei hörten, verfolg­ ten sie die Mailänder so tapfer, daß sie, bevor diese zu ihren Kameraden zurückkehren konnten, mehr als 20 von ihnen mitsamt Pferden und Waffen gefangennahmen. Als die Mailänder aber ihre flüchtigen Kameraden so arg bedrängt sahen, zogen sie einmütig den Lodesen entgegen und begannen mit ihnen ein heftiges Gefecht. Die Lodesen, die nur recht wenige waren, vermochten nicht zu widerstehen; sie wandten sich zur Flucht und wurden bis nahe an die Stadt heran zurückgetrieben, wobei sie sich zum Teil vertei­ digten. Die Mailänder gewannen daher alle oder doch viele der Ihren, die gefangen mitgeführt wurden, zurück und nahmen auch von den Lodesen acht Ritter gefangen; darunter befanden sich Vitus, der Sohn des Lanfran­ chus de Trexeno, Bernardus de Bagnolo, Albricus Lomelinus, Ottobellus k

capti sunt M, Ed. inter M, Ed. m Cagamustus M 1 . 2, Cademustus M 3 1

99 Zweite Maihälfte.

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tuordecim tarnen de Mediolanensibus in carcerem ducti sunt, inter quos fuit Codeguerra Vicecomes et Monachus de Palatino et Brunus de Concorezo et filius Burri de Burris et Ioannes Salarius et Ambro­ sius Gatonus n et Ioannes Faroldus 0 et Ugo Camerarius P et Otto Bellaboccha atque Obizo Paganus et quidam alii. Mediolanenses au­ tem non multum longe a civitate cum militibus et peditibus ac sagit­ tariis aliquantulum fortiter dimicantes, quia viderunt se non posse Laudenses superare, cum pluribus ex suis vulneratis atque cum his Laudensibus quos ceperant valde mestissimi recesserunt Mediola­ num revertentes. Quo dolore ipsi Mediolanenses commoti ac se inde vindicare et Laudenses, cum per vim non potuissent habere, saltim dolose ipsos capere cupientes statim alia sequenti die Veneris miserunt non mul­ tos equites, qui Laudenses invaderent ex illa parte Corneliani usque prope portam Cremonensem, quibus preceperunt, ut, cum Lauden­ ses eos persequerentur, versus Iuvenicum q fugerent in Laudexanam fingentes se non posse redire versus Mediolanum, ut Laudensibus longe a civitate remotis ex improviso Mediolanensium exercitus ip­ sos extra civitatem comprehenderet r. Quibus, ut statuerant, agre­ dientibus " civitatem, cum Laudenses eos persequerentur acriter, hi, qui supra castellum porte Imperialis fuerant, versus Mediolanum a parte fossati quod dicitur de Paneperdito precaventes viderunt quam plurima vexilla equitum Mediolani venire festinanter 1 ortoque clamore maximo, cum Laudenses u non u multum adhuc a civitate di­ starent et suorum clamorem audirent ac pulvinum maximum con­ spicientes post se venire subito revolutis abenis v ad civitatem, ante­ quam Mediolanenses possent ibi esse, reversi sunt usque ad portam Cremonensem ibique cum peditibus et arcatoribus et balistariis Me­ diolanenses expectavere. Mediolanenses vero cum robore magno ac fremitu venientes perque campos ante civitatem currentes non fue­ runt ausi Laudenses aggredi circa propugnacula commorantes, nec Laudenses ipsos invadere in campo ausi sunt, sicque Mediolanenses a mane usque ad horam terciam prospicientes, quod ipsos Lauden­ ses possent in campo ad pugnam perducere w, tandem, quia hoc non " Gaton'us L" Palliarius M" Palearius M2, Paliarius M 3 , Ed. Saroldus L, Feroldus M 3 P so Ed. nach anderw. Belegen, Canerarius L, Camarius M1. 2, Camarus M 3 q Iunicum L ' comprehenderent L • egredientibus L o

Neue Kämpfe zwischen Mailand und Lodi

137

Cachamustus, Otto Mezoparentis und einige andere. Dennoch wurden vierzehn Mailänder in den Kerker geführt, darunter Codeguerra Vice­ comes, Monachus de Palatino, Brunus de Concorezo, der Sohn des Burrus de Burris, Joannes Salarius, Ambrosius Gatonus, Joannes Faroldus, Ugo Camerarius, Otto Bellaboccha, Obizo Paganus und einige andere. Mit Rit­ tern, Fußvolk und Bogenschützen kämpften die Mailänder tapfer einige Zeit nicht weit vor der Stadt; aber da sie sahen, sie würden die Lodesen nicht überwinden können, kehrten sie mit mehreren Verwundeten unter den Ihren und den gefangenen Lodesen in großer Traurigkeit nach Mailand zurück. Aus solchem Schmerz begehrten die Mailänder, sich zu rächen und sich der Lodesen, da sie diese nicht mit Gewalt beherrschen konnten, wenig­ stens durch List zu bemächtigen; am folgenden Freitag schickten sie nicht wenige Ritter aus, die die Lodesen auf der Seite von Corneliano bis in die Nähe der Porta Cremonese angreifen sollten, und sie trugen ihnen auf, falls die Lodesen sie verfolgten, sollten sie gegen Zovenigo im Gebiet von Lodi fliehen und vorgeben, nicht in Richtung Mailand zurückkehren zu können, damit das Mailänder Heer die Lodesen, wenn diese sich weit von der Stadt entfernt hätten, außerhalb der Stadt packen könne. Wie beschlossen griffen sie die Stadt an; als die Lodesen sie heftig verfolgten, sahen diejenigen, die sich auf der Befestigung der Porta Imperiale befanden und gegen Mailand auf der Seite des Grabens, der 'vom verlorenen Brot' genannt wird, Wache hielten, viele Reiterfähnlein Mailands eilends heranrücken. Man erhob ganz lautes Geschrei, und da die Lodesen noch nicht weit von der Stadt entfernt waren und das Geschrei der Ihren hörten und eine sehr große Staubwolke hinter sich kommen sahen, wandten sie die Zügel sofort zur Stadt, bevor die Mailänder dort sein könnten, und kehrten zur Porta Cremonese zurück; dort erwarteten sie mit Fußvolk, Bogen- und Armbrustschützen die Mai­ länder. Die Mailänder aber rückten mit großer Macht und großem Geschrei heran und liefen auf dem Feld vor der Stadt herum; sie wagten es nicht, die Lodesen anzugreifen, die bei den Bollwerken verharrten; ebenso wagten die Lodesen nicht, (die Mailänder) auf freiem Feld anzugreifen. So hielten die Mailänder vom Morgen bis zur dritten Stunde Ausschau, ob sie die Lo­ desen zum Kampf auf freiem Feld verleiten könnten; schließlich, da sie dies

' festinantes L " n. L. L ab eius L" equis L 2 , ab eis M w producere M 1 . 2, Ed. •

138

Otto Morena z. J. 1 160

potuerunt, cum magno furore ab eis posito igne in quodam plaustro stopule, qui fuerat in campo relictus, ad x Mediolanum reversi sunt. Preterea in quodam die Lune, in quo fuit festivitas sanctorum Mamme et Filiastri et fuit Xliii o kaiendas Augusti 1 anno ab incar­ natione Domini M°C0LX 0 de indictione octava, venerunt Mediola­ nenses tarn milites quam pedites cum arcatoribus et balistariis et cum carozolo suo atque cum pretheriis et gattis ad civitatem Laude obsidendam et a costa, que est super paludem porte lmperialis 2, us­ que per mediam Y portam Cremonensem 3 temptoria z ponentes non multum longe a civitate summo mane castrametati sunt. Deinde multi ex eis tarn pedites quam milites sine equis et sagittarii prope fossaturn venere causa bellandi, euntes partim ad portam Imperia­ lem, partim ad portam Papiensem, partim quoque ad Cremonen­ sem. E contrario Laudensibus obviam illis occurrentibus aliquamdiu preliati sunt et aliquibus ab utraque parte vulneratis ac duobus de Mediolanensibus captis ad portam Papiensem direpto a prelio ad prandendum utrique recesserunt. Cumque Mediolanenses comedis­ sent, omnibus ad concionem per sonitum tubarum convocatis atque collectis prope carozolum ipsorum preceperunt consules Mediolani omnibus hominibus de porta Vercellina b et de porta Ticinensi b, ut ex illa parte pusterle sancti Vincencii 4 Laudenses acriter expugnarent, illis vero de porta Romana b et de porta Orientali b preceperunt c, quod invaderent ad pusterlam de Silva Greca; et illis de porta Cu­ mana d et de porta Nova d preceperunt c , ut ante portam Imperialem ac Papiensem atque Cremonensem se ponerent gattosque et pre­ therias e ante portam Papiensem atque Cremonensem t adducerent et ignem cum petreriis in civitatem traherent. Et sie omnibus con­ stitutis a concione discedentes cum ingenti clamore ad capienda arma cucurrerunt. Qui postquam fuerunt bene armati, omnes per ea loca, quibus fuerat eis preceptum, cum vexillis et magno sonitu pro­ fecti sunt. Quod Laudenses considerantes ac per portas, pusterlas aliaque loca, prout melius visum eis fuit, se armatos dividentes et se obviam Mediolanensibus opponentes magnum prelium inter se • in L 1 1 Ed. , fehlt M

Y folgt noctem L

z tentoria M, Ed. • so M 1 1 directo L, dirempto Ed. , dirupto M2 b Lücke L, Ed. fehlt L d ausgel. Ed. c-urg (Sachsen)!Deutschland. Magdeburgensis (Madeburgensis) ar­ chiepiscopus s. Wichmann

Magenta s . Mazenta Magi tres, hll. Drei Könige 284 Magnus Erlingson (?), Kg. von Norwegen, Gegner des Hakon Herdebred, rex Norguegie (162)

Manfredus comes de Cavaliate (?) (152); s . a. Iacobus Manfredus Bandus, Mailänder Bürger der Oberschicht eques melior 100 Manfredus de Dugniano, Konsul von Mailand 262 Manfredus Morena, S. des Otto Morena, Bürger von Lodi 154. 216; - Br. : Acerbus Manieeta castrum, Moniak!Türkei 372 Mantua,

Mantova

(Mantua),

Pr. ­

Hauptstadt (Lombardia)lltalien 176.

Magolzum, nicht identifiziert, vielleicht in der Nähe von Crema (?) 102

(206. 210. 234). 290; -e episcopus s.

Maguncia,

fus. - Mantuani 184. 204. 206. 208.

Garsendonius; de -a iudex ös. Rodul­

Mainz (Rheinland-Pfalz)! -e archiepiscopus Deutschland; 192. - Maguntinus archiepiscopatus 354. 356. 358, archiepiscopus s. Ar­ nold, Conradus, Christianus; -a sedes

Marcellinus s. Rogerius

356

Marchia

Mailand s. Mediolanum Malaopera s. Martinus Malaspina s. Obizo (Opizo) Maldottus de Vignate, Bürger von Lodi

156 Maleum (Mareum), Maleo, Pr. Milano

(Lombardia)!ltalien 254. 256 Malfassadus de Valarano, Bürger von

Lodi 216 Malfridus s . Manfredus Malinum, Villafranca in Lunigiana,

Pr. Massa (Toscana)!ltalien 232 Malxate, Melzo, Pr. Milano (Lombar­

dia)!ltalien 274; capitanei de - s. Arnolfus, Ubertinus s. Mammas; -e festivitas, 18. Juli 138 Mandellum, Mandello del Lario, Pr.

Como (Lombardia)!ltalien; de -o ca­ pitanei 280 de Mandello s. Anselmus, Tazo Mandra, Fl. Mäander, Türkei 374 Manfredus (Malfridus), Kb. von Pale-

strina

(11 77-1 1 78),

Prenestrinus

212 Marchesus, Architekt und Techniker in Crema 1 14 ff. (Marchya), Mark Ancona (Marche)!ltalien 310; -e civitates et

principes 186. - Mark von Verona

(Veneto)!ltalien

194. 284. 290. -

Mark von Treviso 292 Marebio de Volta, Konsul von Genua im J. 1164 296 Marchoardus s. Marquardus s. Marcus s. Venetie Marenghum, Marengo, Pr. Alessandria (Piemonte)!ltalien; -i milites et pedi­ tes 258, partes 130 Mareum s. Maleum Margalia (Maragalia) , Mailänder Kon­ sul 244 Margnanum, Melegnanello, Frazione von Turano Lodigiano, Pr. Milano (Lombardia)!ltalien 154 s. Maria semper virgo 238. 368; -e fes­ turn de Februario (Maria Cirialis), 2. Febr. 92. 284; vigilia assumptionis b. virginis, 14. Aug. 336; festurn vir­ ginis, 15. Aug. 368; -e festum, festivi­ tas, 8. Sept. 152. 260; -e ecclesie: S.

Namenregister Maria in Strata, S. Maria de Ugino, s. a. Laude, Mediolanum, Ripalta Sicca, Roma, Tortona S. Maria in Strata, Kirche, prope Fossa­ tellum 158 S. Maria de Ugino, Kirche sö. Mailand 84 s. Maria Magdalena; -e ecclesia s. Laude Mariano Comense s. Marlianum de Marino s. Paschalls Marlianum, Mariano Comense, Pr. Corno (Lombardia)/ltalien 148 Marquardus (Marchoardus), von Grum­ bach, comes de Crumbac (Grumbac) 170. 172. 182. 184. 190. 192. 280. 284. 286 Martesana (Martexana), Grafschaft und Landschaft ndl. Mailand (Lombar­ dia)/ltalien 88. 198. 268. 280; -e rec­

tores et consules 266; illi de -a 144. 166. 178. - Martenses 260; Martexani 278 s. Martinus; circa s. -um, 1 1 . Nov. 280 s. Martinus 88; -i ecclesia, bei Tortona 58; -i ecclesia de Cassetis, bei Lodi, s. Laude; -i cardinalis s. lohannes Martinus Gosia (Goxia), Bologneser Jurist und Rechtslehrer 184, legis doc­ tor 88, Bononie magister (90) Martinus Malaopera, Mailänder Bür­ ger 262 Marzuchus, Pisaner 298; -i frater: Rainerius Mastagius s. Belletus s. Matheus; -i festivitas, 21 . Sept. 232 Mathildis, Mgf. von Toskana (10521115); -is terra 330 Maxigottus, Bürger von Lodi 166 s. Maximinus; -i festivitas, 29. Mai 160 Mazenta, Magenta, Pr. Milano (Lombardia)lltalien 232 Medilium, Mediglia, Pr. Milano (Lom­ bardia)lltalien 268 Mediolanum, Milano (Mailand) , Pr. ­ Hauptstadt (Lombardia)lltalien 40-

407

60. 70ff. 78. 84. 88. 92-100. 106. 122. 132. 136. 138. 144. 148. 150. 158-162. 168. 172. 178. 180. 184. 206 ff. 216ff. 232. 248. 250. 254. 258. 260. 262-268. 272 -278. 282ff. 292; flos Ytalie 184; -i res publica 176, commune 66, porte 168. 176, porta Arienza (Orientalis) 168. 178, - Cumacina 160. 162. 178. 268. 274, - Nova 178. 260, - Romana 84. 86. 178. 258, - Ticinensis 162. 168. 178, - Vercellina 162. 178. 274, pu­ sterla s. Eufemie 84, pusterla me­ dium s. Dionisium 86, murus 172. 176. 178. 278, fossaturn (-a) 88. 162. 172. 176. 178. 206. 272. 278, turris, arcus Romanus 84. 258. 274, turres 260. 278, ecclesia maior 178. 260. 266, s. Ambrosius 262. 278, s. Barnabas 160, s. Garemalus 160. 168, s. Celsus 258. 278, s. Dionisius 84. 258. 278; s. Eu­ storgius 284, s. Nazarius 86, Omnes Sancti, ecclesia Templi 84. 160. 258, s. Simplicianus 278, s. Victor ad cor­ pus 278, monasterium s. Vincentii 278, plateae 276, domus 278, palatium archiepiscopi 70. 286, via que vadit Melegnanum 258. - Mediolanensis, Mediolanenses, cives 34-42. 56-60. 64-70. 74 -90. 96-104. 114ff. 120ff. 130-174. 178-182. 194-198. 204-208. 212-218. 240-270. 274ff. 278-286. 290 -294; - porta, Stadtbezirk und Einteilung der Bürgerschaft, militä­ rische Abteilungen, porta Arienza

(Orientalis) 56 ff. 138. 146. 150. 176. 278, Cumana (Cumacina) 138. 176. 242. 252. 268-274. 278, Nova 138. 176. 242. 252. 268. 278, Romana 56ff. 138. 146. 150. 176. 244. 248ff. 272. 278, Ticinensis 56ff. 138. 246. 252 ff. 254. 270. 278, Vercellina 56 ff. 138. 268-274. 278, pusterla s. Eufemie 270; Mediolanes, Mediolani, Mediola­ nensium burgi 270. 282, burgenses et forenses 288; carocius (carrozerus, ca-

408

Namenregister

rozolus) 138. 142. 146. 174. 270. 276. 290 ff. , castra 52. 270, s. a. Galliate, Trecate, cives maiores (meliores) 70. 100. 106. 256. 276. 292, claves 174, co­ mitatus 134, consules 42. 46. 66 ff. 90. 120. 138. 164-168. 176 ff. 236. 248ff. 276, 290, s. a. Aliprandus Iudex,

Amizo de Porta Romana, Anselmus de Mandello, Anselmus de Orto, Ar­ dericus de Bonate, Ardericus Cas­ sina, Gotifredus Gattonus, Lixia, Margalia, Maifredus de Dugniano, Osa, Otto Vicecomes, Ugo de Pasci­ luco, exercitus 48. 136. 148. 250. 292, equites 48. 54. 58. 94. 132 -136. 146, episcopatus 88, archiepiscopi s. Galdi­ nus, Ribaldus, Ubertus, iudex s. Gi­ rardus de Pesta, milites 106. 134 138. 166 -170. 174ff. 242. 248. 252 ff. 258. 264. 268 ff. 274, obsides 88. 106. 278. 282. 288, pedites 48. 58. 132. 136 ff. 146. 168. 174 ff. 268. 274. 292,

sagittarii 136, arcatores 138, populus 270. 274, possessiones 260. 280, terra 88. 232. 260. 280. 284, virtus et po­ tentia 54, vexilla et alia insignia 78. 136. 276, vexilliferi 174. - Mediola­ nenses s. a. Abiaticus Mediolani Mar­ cellini, Albertus de Arzago, Alberti­ nus de Carate, Aleherins de Vimer­ cato, Ambrosius Gatonus, Ambrosius Paliarius, Anricus (Henricus) de Landriano, Ardengus Nasellus, Ar­ dengus Viscontis (Vicecomes), Arial­ dus de Arziago, Arnaldus Cagatosi­ cus, Azo Bultraffus, Azo Ciceroni, Brunus de Concorezo, Burrus de Bur­ ris, Buza de Sancto Blatore, Caput de Malio (Codemalius) de Pusterla, Ca­ stellinus de Ermenulfis, Cazaguerra de Sorexina, Codeguerra Vicecomes, Flamengus de Erminulfis, Gasparus Menclotius, Girardus Vicecomes, Guido de Landriano, Ianinus Maine­ rius, Ioannes Faroldus, Ioannes Sala-

rius, Lanfrancus de Cruce, Levagle­ sia Gambarus, Manfredus Bandus, Martinus Malaopera, Monachus de Palatino, Monacus de Abonis, de Mu­ linaro, Niger Grassus, Niger Grassus filius, Obizo de Madregniano, Obizo Paganus, Oldradus de Basilica-Petri, Otto Bellaboccha, Otto Faroldus, Pa­ ganus Burus, Pagnierus de Lampu­ gnano, Passaguadus de Setara, Pres­ biterus de Carusco, Robacastellus, Rogerius Marcellinus, Rogerius de Sancto Sceptrio, Rugerius de Saneta Maria, Sicardus de Concorezo, Squar­ zaparte de Businate, Tancrerius Basa­ belleta, Tazo de Mandello, Turricus de Bonate, Ugo Camerarius, Ugo Crusta, Ugo Vicecomes; s. a. Girar­ dus Mediusparente s. Otto Mediuspresbiter de Summariva, Bürger von Lodi 216

Megocia (Mogoecia, Modoetia), Monza, Pr. Milano (Lombardia)!ltalien 88. 260. 286. 288; -e palacium 192. 280. 282 Melegnanello s. Margnanum Melic, Melek, seldschukischer Sultan von lconium 374. 378. 380; V. dessel­ ben 378 Melignanum, Melegnano, Pr. Milano (Lombardia)/ltalien 256. 258. 272 Melzo s. Malxate Menclotus s. Gasparus Meran, Küstenlandschaft an der Adria/ Jugoslawien; de Meran dux s. Bert­ hold iV. Meregnanum s . Margnanum de Merlino s. Albericus episcopus Mezoparentis s. Otto s. Michael; -is festivitas, 29. Sept. 44 Milano s. Mediolanum

Millo, Mailänder Kleriker, archipresbi­ ter Mediolanensis 270. 276 de Mizano s. Suzo

409

Namenregister Modena s. Mutina Modoetia s. Megocia Molgora s. Morgora Mombrio, Mombrione,

Pr.

Milarw

(Lombardia)/Italien 172; de -ne ca­ strum 170 Mombrione s. a. Morbio Momum (Mommum), Momo, Pr. No­ vara (Piemonte)/Italien; de -e ca­ strum, villa 242; de -o turris 252 Monachus de Palatino, Mailänder Bürger 136

Monacus de Abonis (Abbonis), Mailän­ der Bürger 80; s. a. Gerlacus, Guiliel­ mus, Lotterius Monacus Otherici de Cremona, Beauftragter Friedrichs I. 176

Monasterienais s. Münster Moncius s. Petracius Mondalinus s. Oldratus Moniate s. Manieeta castrum Monsferatus (Monferatus), Monferrato, Markgrafschaft zwischen Turin und Alessandria (Piemonte)/Italien 266; -i partes 234. 260; de -o marchio s.

Guillielmus Mons Gezonis (Monsghezo), Monteghez­

zone, Anhöhe an der Adda, auf der Neu-Lodi errichtet wurde 82. 276. 280; qui dicitur Laude 262 Mons Oldradi, Somaglia, Pr. Milarw (Lombardia)/Italien; castellum 256 de la Montagna s. Ioannes Montemalum, Montemalo, abgegange­

ner Ort bei Lodi, Pr. Milarw (Lom­

bardia)/Italien; de -o castrum 192 Montexellum, Monticello bei Castiglione d'Adda, Pr. Milarw (Lombar­ dia)/Italien; turris de -o 76 Monticello s. Montexellum Montorfanum, Montorfarw, Pr. Como (Lombardia)!Italien 270 Monza s. Megocia Morbio, Mombrione bei San Colombano al Lambro, Pr. Milarw (Lombardia)/

Italien; -onis castrum 234; villa ipsius castri 234 Morena, Lodeser Familie, s. Acerbus, Bregondius, Manfredus, Oldratus, Otto, Rafius Morgengum, Morghengo, Frazione von Caltignaga, Pr. Novara (Piemonte)/ Italien 252 Morgora, Fl. Molgora (Lombardia)!Ita­ lien 280 de Morienna comes s. Ubertus Morimundum, Morimondo, Pr. Milano (Lombardia)/Italien 268. 274

de Moris, Mailänder Familie; unus de Moris 272 Morsenchio s. Morzengia Morzengia, Morsenchio, Frazione von Milarw, Pr. -Hauptstadt dia)/Italien 160

(Lombar­

Mosezum, Mosezzo, Frazione von San Pietro Mosezzo, Pr. Novara (Pie­ monte)!Italien 252

Mozate, Mozzate, Pr. Como (Lombar­ dia)!Italien 272 Münster i. Westfalen/Deutschland. Monasterienais episcopus s. Her­

-

mann de Mulinaro, Mailänder Bürger 164 Musaitus, Machthaber im Gebiet von Caglari 302; regnum istius 302 Muscula s. Sigismundus

Mussus Circamundus, Bürger von Lodi 156

Mussus Garbanus, Bürger von Lodi 156

Mutina,

Modena, Pr. -Hauptstadt (Emilia-Romagna)!Italien, 290; -e

milites et sagittarii et balistarii 258

N ss. Nabor atque Felix martyres; -um corpora 284 Nasellus s. Ardericus

410

Namenregister

s. Nazarius; -i ecclesia s. Mediolanum de sancto Nazario s. Burgonzus, Guido Neapel (Napoli), Pr. -Hauptstadt Neapolitanus (Campania)!Italien. -

s. Iohannes

Nervianum,

Nerviano, Pr. Milano (Lombardia)!Italien 268 S. Nicolaus ad litus s. Venetie Niger Grassus, Mailänder Bürger der Oberschicht 100; filius: Niger Gras­

sus Niger Grassus filius, Mailänder Bürger der Oberschicht 108; V. : Niger Gras­ sus Noe, bibl. 294 Nonum rocca, Castello di Annone, Pr. Asti (Piemonte)/Lombardia 52 Norguegia, Norwegen; -e rex s. Hakon oder dessen Gegner Magnus

Noxeda (Noxeta), sö. von Mailand, vor der Porta Romana (?) 278. 284, bur­ gus 192; -e burgus 288 ; -i burgus 282. - palatium 284; turris triumphalis 280 ff. Novaria, Novara, Pr. -Hauptstadt (Pie­ monte)!Italien 156. 194. 288. 290. 292; -e partes 234, potestas 180, rec­ tores et consules 266, equites et pedi­ tes 144, milites et pedites 250. 258; de -a nuncü 194, s. a. Oldricus. - Nova­ rienses 52. 134. 146. 1 78. 232. 234. 250. 278. 290; -is, -ium episcopatus 134. 146. 150. 178. 234. 250. 278. 290, episcopus 150 s. a. Wilhelm de Numace s. Lambertus Nymwegen s. Numace

Obertus Recalcadus, Konsul von Ge­ nua im J. 1164 296 Obizo (Opizo) Malaspina, Mgf. 298. 300, marchio 152. 232. 248; Malaspine marchio 252. 290; - marchionis terra 232; - marchiones 242; - marchionum terra 214 Obizo Paganus, Mailänder Bürger 136 Occimianum, Occimiano, Pr. Alessandria (Piemonte)!Italien 260 Octavianus cardinalis s. Victor papa Ognisanti s. Fossatellum Oldradi Mons s. Mons Oldradi Oldradus de Basilica-Petri, Mailänder Bürger 262 Oldratus Mondalinus, Bürger von Lodi 156 Oldratus Morena, Bürger von Lodi 166; filius: Bregondius Oldricus de Novaria, Prokurator Fried­ richs I. 176 de Olevel 8. Obertus Olona, Fl. Olona (Lombardia)!Italien 48

Oliverus Iacobus, Bürger von Lodi 156 Olricus 8 . Ulricus Oria villa, nicht identifizierter Ort 246 Orognium, nicht identifizierter Ort 256 Orsanigum, Or8enigo, Pr. Como (Lombardia)!Italien; de -o castellum 270 de Orto 8. Anselmus Osa, Konsul von Mailand im J. 1 1 62 174. 276; filius: AJbertus Osbertus Vetulus, Cremone8e, de Cre­ mona 134 Osteno 8. Hostiensis Lunartü Ostia (08tia Antica), Pr. Roma (La­ zio)IItalien. Hostiensis episcopus s . -

0

s. a. U

Obertus archiepiscopus Mediolanensis s. Ubertus Obertus, Annalist von Genua 296 Obertus de Olevel 298

Hubaldus Othericus s. Monacus Ottobellus Cachamustus, Bürger von Lodi 134 Otto de Brixia, Kd. von S. Nicola in carcere Tulliano (1152--um 1 1 75),

cardinalis, Romane sedis legatus 72ff.

Namenregister Otto der Reiche, Mgf von Meissen (1157-1190), frater marchionis Tede­ rlei de Saxonia (176); Br. s. a. Dedo Otto, von Wittelsbach, Pfgf von Bay­ ern (1 155-1180), H. von Bayern (1 180-1183), de Guitelenspac 190, co­

mes palatinus (pallatinus), falzigra­ vus (fallizusgravus, falsogradus, pal­ lizus gravus) 92. (94). 100. 102. 104. 1 14. 124. 128. 130. 192. (194). 262. 266. 306, consanguineus imperatoris 190; frater: Conradus Maguncie ar­ chiepiscopus; V. : Otto von Scheyern Otto, Gf von Scheyern, V. Eb. Kon­ rads von Mainz 1tnd des Pfgf. Otto , parentes (354); s. a. Conradus,

Otto Otto Bellaboccha, Mailänder Bürger

411

Paganus magister, Prokurator Fried­ richs I. in Bardello 182. 196. 280

Pagnierus de Lampugnano, Mailänder Bürger 264

de Palatino s. Adam, Monachus Palermo s . Panormum Palestrina, Pr. Roma (Lazio)/Italien. ­

Prenestrinus (Prenestinus, Penestri­ nus) episcopus s. Manfredus Paliarius s. Ambrosius Panormum, Palermo, Pr. -Hauptstadt (Sicilia)!Italien 368

Papia (Ticinensis civitas), Pavia, Pr. ­ Hauptstadt (Lombardia)/Italien 46.

48. 60. 92. 96. 100. 124. 126. 128. 130. 134. 142. 150. 152. 154. 156. 162. 164. 168. 170. 176. 1 78. 180. 182. 194. 196. 202. 216. 232. 254. 264. 268. 276. 278.

282. 284. 288. 292. 300. 304; -e civitas

136

Otto Denarius, Bürger von Lodi 154 Otto Faroldus, Mailänder 164 Otto Mediusparente (Mezoparentis), Bürger von Lodi 134. 156

Otto Morena, Verfasser des Libellus 34. (36). 58. 60. (100. 108). 154. 176, iudex 34, missus Lotharii 111. imperatoris et II. Conradi regis 34; filii : Acerbus, Manfredus Otto Vicecomes, Konsul von Mailand im J. 1 1 62 174

de Overgnaccha s. loannes

216. 232, curia episcopi, ubi Papien­ ses concionem faciunt 180, porta Pala­ censis 232, Kirchen: S. Petrus celum

aureum (celi aurei) extra portam Pa­ lacensem 232. 284 (-i abbas 284), S. Salvator extra civitatem 180. 182 (-is broilum 180), S. Siri ecclesia maior 180. 196, cives 92, concilium 128, epi­ scopatus 286, milites et pedites 250. 258, navigium 150. 152, partes 234, rectores et consules 266, s. a. Bello Piscenpulte; de -a nuncü 194. Pa­ pienses 38. 44. 48. 52. 54. 56. 58. 60. -

64. 66. 84. 86. 90. 134. 142. 150. 152. p

Padua, Padova, Pr. -Hauptstadt (Ve­ neto)!Italien 292; -e milites et sagitta­ rii et balistarii 258, - Paduanus epi­ scopus s. Iohannes; -i 194 Padus, Fl. Po 88. 130. 150. 290. 312. 322; pons supra Padum s. Portus Pioglosus; loca trans Padum 258 Paganus s. Obizo Paganus Burus, Mailänder Bürger der Oberschicht 100

160. 162. 172. 178. 180. 182. 194. 232. 234. 240. 242. 244. 246. 250. 252. 254. 272. 278. 282. 288. 290. 292. 298, mili­

tes 144. 252. 264; -ium castella et loca

254, domi 286, captivi 260, consules,

domini 248. 286, exercitus 58, pars 240, pedites 262. - Papiensis porta s. Laude de Paradino s. Adam Paravisinum, Parravicino, Frazione von Erba, Pr. Como (Lombardia)/ Italien 268

412

Namenregister

Parma, Parma, Pr. -Hauptstadt (Emi­ lia-Romagna)!ltalien 182. (234). 290. 298, -e civitas 204, milltes et pedites 258. - Parmenses 156. 290. - Panne­ sani 232 Parravicino s. Paravisinum Paschalls (111.) papa, Gegenpapst (1 1 64 -1 1 68), zuvor Kd. von S. Maria in Porticu (1 145-1158}, Kp. von S. Maria in Trastevere (1 1 58-1 1 64} ,

Guido Cremensis 128. 196. 222, - qui tune papa fuerat 222. - Paschalls papa 226. 230. 236. 324; sui cardinales 226 Paschalls de Marino, Konsul von Genua im J. 1 1 64 296 de Pasciluco s. Ugo Passaguadus de Setara, Mailänder Bürger der Oberschicht 100 Patres sancti, Kirchenväter 314 b. Paulus apostolus 368 Pavia s . Papia Pavinbergum, Bamberg (Oberfranken)/ Deutschland; -i episcopus s. Eber­ hard

Pelegrinus,

Patriarch von Aquileia (1 132 -1 1 61), Aquilegie patriarcha

(128. 130). 162 Penestrinus s. Palestrina Pergamum, Bergamo, Pr. -Hauptstadt (Lombardia)!ltalien 178. (206. 210). 238. 290. - Bergamensis episcopus s. Drudo, -is (Pergamensium) episcopa­ tus 198. 288, s. a. Ruinus; Pergarnen­ ses 38. 156. 182. 184. 192. 204. 206. 208. 212. 214. 216. 232. 288 ; -ium mill­ tes et pedites 258, pedites 212 de Pesta s. Girardus Petracius Moncius, Bürger von Lodi 216 Petracius de Ia Pusterla, Bürger von Lodi 86. 156 Petri pons, Brücke bei Tortona 244 s. Petrus apostolus 368; -i festivitas, 22. Febr. 204; ad Vincula festivitas, 1 . Aug. 226; basilica, ecclesia s. Con-

trebbia, Papia, Roma; -i cathedra, ca­ pitulum s. Roma. - de Basilica-Petri s. Oldradus s. Petrus de Pirolo, San Pietro in Pi­ rolo, bei Pizzighettone, Pr. Cremona (Lombardia)!ltalien 76 Petrus Christianus, Dekan von S. Peter in Rom, decanus basilice s. Petri 128

Petrus de Bona, Kp. von Susanna (11 731187) 320, (322). 332. (334. 336) Petrus, Präfekt von Rom, illustris Ur­ bis prefectus 128 Petrus de Cumino, Beauftragter B.s Heinrich von Lüttich in Mailand

278. 280. 282 Petrus Dessus, Mailänder Bürger (?) 282 Philadelphia, Ala§ehir, Pr. Manisa/ Türkei 374 Philipoll civitas, Plovdiv (Philipopolis), Bezirkshauptstadt)!Bulgarien 372 Philippus, von Heinsberg, Eb. von Köln (1 167-1191), Coloniensis archiepisco­ pus (320. 332. 344 ) . 358; -i capellanus (344) , suffraganei 358 Phillppus de lusta, Bürger von Genua 298 Philomelium s. Finiminum Piacenza s. Placentia Pianengo s. Planengum Picamillus, Konsul von Genua im J. 1 1 64 296. 300 Pierleoni s. Leo Pirolo s . s. Petrus de Pirolo de Pirovallo s. Ubertus Pisa, Pr. -Hauptstadt (Toscana)!lta­ lien. - Pisani 196. 298. 300. 302; -orum consul 302, s. a. Rainerius frater Manzuchi, consules 298, iudices 298 Piscenpulte s. Bello Pizighito (Piziguito, Picighitonis ca­ strum), Pizzighettone, Pr. Cremona (Lombardia)!ltalien 46. 76. 78 Placentia, Piacenza, Pr.-Hauptstadt (Emilia-Romagna)!ltalien 46. 92.

413

Namenregister 150. 152. 170. 172. 180. 198. 232. 242. 244 . 246. 274. 290. 294; -e civitatis fos­

sata 92. 182, turres in civitate 92, muri civiles 182; consules 164. 182, eorum consiliarii 164, cives 92, episco­ patus castra 182, milites 182; de -a quidam nobilis s. Iacobus Vicedomi­ nus. - Placentinus episcopus s. Hugo, burgus s. Laude; de -o burgo merca­ tus 38; -i 38. 142. 152. 154. 156. 166. 170. 172. 182. 232. 266. 268. 290, equi­ tes 158, s. a. Ubertus de Ia Porta; -orum milites 268, pons 150. 152, terra 244 , territorium 232. - s. a. Agi­ nulfus, Arnaldus Planengum, Pianengo, Pr. Cremona (Lombardia)!ltalien; de -o porta s. Crema Plasmundi casina, Landgut bei Mailand 278 Po s. Padus Pocalodus s. Airoldus Pollianum, Pogliano Milanese, Pr. Milano (Lombardia)/ltalien 268 Pomposa, Pomposa, Kl. und Frazione von Codigoro, Pr. Ferrara (Emilia­ Romagna)lltalien 328 Pons Credarius, Brücke über die Vetab­ bia 274 Pons longus, Pontelungo, Frazione von Vidigulfo, Pr. Pavia (Lombardia)l Italien 264 Pontia, Pontida, Pr. Bergamo (Lom­ bardia)/Italien 70; de -a prior s. Al­

bertus Pontirolum (Pontiroli castrum), Ponti­ rolo Nuovo, Pr. Bergamo (Lombar­ dia)lltalien 132. 134; quedam ecclesia

132; pons apud -um, pons de -o, Brücke über die Adda 132. 152 Pontius, B. von Clermont (1 1 70-1 1 89),

Clarimontis episcopus (328. 330) Pontremulus locus, Pontremoli, Pr. Massa (Toscana)/ltalien 230; subur­ bium 230. - Pontremolenses 230

de Ia Porta s. Ubertus de Porta Ravegnana (Ravagnana) s . Ugo de Porta Romana s. Amizo Porto, Pr. Roma (Lazio)!ltalien. - Por­ tuensis episcopus s. Willelmus Portus Pioglosus, Belgioioso, Pr. Pavia (Lombardia)/ltalien; pons supra Padi flumen 332 Portus Veneris, Portovenere, Pr. La Spezia (Liguria)/ltalien 298 Pozolum, Pozzol del Groppo, Pr. Ales­ sandria (Piemonte)/ltalien 60; de -o castrum 248 Prag (Praha) , Hauptstadt der Tsche­ choslowakei. - episcopus Pragensis s.

Daniel de Prando s. Zillius s. Praxedis; -is festivitas, 21 . Juli 102 Prenestrinus (Prenestinus) s. Palestrina

Presbiterus (Presbiter) de Calusco (Ca­ rusco), Mailänder Bürger der Ober­ schicht 108. 264 s. Primus; -i festivitas, 9. Juni 134 s. Prosper; -i festivitas, 25. Juni 164 s. Prothasius (Protasius); -i festivitas, 19. Juni 60. 162. 248 Provincia, Provence/Frankreich, Ro­ mani imperii provincia 44; -e archi­ episcopi, episcopi, abbates, comites, marchiones, duces et alii principes 44 Puglia s. Apulia Pulignanum, Pulignano, Pr. Milano (Lombardia)lltalien; de -o lavande­

rium 170 de (la) Pusterla s. Caput-de-malio (Co­ demalius), Petracius, Trichafolia, Ugo Q Quinta Romano s. S. Romanus ad Quin­

tum

414

Namenregister R

Raffus s. Russus Rafius Morena, Konsul von Lodi 82 Raimund, B. von Brescia (11 53 -1 1 73) , Brixiensis episcopus 164 Raimund Berengar IV. , Gf von Barce­ lona (1 131-1 1 62} comes de Barcel­ lona 158 Raynaldus s. Rolandus cancellarius Rainaldus (Raynaldus), Rainald von Dussel, Kanzler Friedrichs I. (seit 1156}, erwählter Eb. von Köln (1 159 1167) , Erzkanzler für Italien (170). 228; cancellarius 92. (166). 262, - elec­ tus archiepiscopus Colonie 160. 162. 176. 186. 188. (192). 218; Colloniensis archiepiscopus (220. 222. 258). 284; archicancellarius 186. 196. 218, - Yta­ lie 188 Rainerius (Raynerius), Kardinal, cardi­ nalis 308. 322

Rainerius frater Marzuchi, Konsul von Pisa im J. 1 1 64 298 de Rancate s. Lanzacurtis Raude, Rh6, Pr. Milano (Lombardia)/ Italien 268 de Ravegnana porta s. de Porta Rave­

gnana Ravenna,

Ravenna, Pr. -Hauptstadt (Emilia-Romagna)!Italien 310. 312.

328; -e (electus) archiepiscopus s.

Guido, milites et sagittarii balistarii 258

Recalcadus s. Robertus ReduUUs s. RoduUUs Regium, Reggio d'Emilia, Pr. -Haupt­ stadt (Emilia-Romagna)!Italien 290;

-i milites et sagittarii et balistarii 258; hi de -o 156 Renus, Fl. Rhein; -i utraque ripa 182; de -o comes Palatinus s. Conradus Rhein s. Renus Rho s. Raude Ribaldus, Eb. von Mailand (1 135-

1145), archiepiscopus Mediolanensis 234 Riccardus, Bürger von Lodi 140; -i filius s. Ricchus Bonzani Ricchus que dicitur ser Bonzani, Bürger von Lodi 140. - V. : Riccardus Ricchus Saccus, Bürger von Lodi 134 de Rico s. Gualterius Ripa Sancti Vitalis, Riva - San Vitale am Luganer See, Kt. Tessin/Schweiz 256 Ripalta (Repalda) Sicca (Siccha), Ri­ volta d'Adda, Pr. Cremona (Lombar­ dia)/Italien 170; -e castrum 154; ec­ clesia 170. 238; prepositus s. Albertus Riva s. Ripa Rivolta s. Ripalta de Rivolta porta s. Crema Rivoltella s. Ardicius Robacastellus, Mailänder Bürger 80. 256

Robertus (Rubertus) de Bassavilla, Gf Robert Il. von Conversano und Lore­ tello (1 154 -1 1 82}, zeitweilig im Exil bei Friedrich I. , comes 100. 104. 1 14. 218. 222. 372 Rodegerius s. Rothegerius RoduUUs s. RudoUUs Rogerius de Pisa subdiaconus, Sene­ schall Alexanders Ill. 340 Roggerius, Gf Roger von Andria, Großmarschall Kg. Wilhelms Il. von Sizilien, Oberrichter von Apulien und der Terra di Lavoro, comes 308. (336 ff. ) 334. (362). 364. 366. 368; regis nuntius (310. 320. 322. 332. 336). 340ff. (344. 360. 362. 368) Rogerius Marcellinus, Mailänder Bür­ ger 262 Rogerius de Sancto Sceptrio, Mailän­ der Bürger 148

Rolandus (Rolandinus, Raynaldus) can­ cellarius s. Alexander papa Rollandus Advocatus, Bürger von Ge­ nua 300

Namenregister Roma (Urbs), Roma, Hauptstadt Ita­ liens 56. 60. 128. 180. 202. 204. 208. 222. 224. 226. 228. 230. 242. 290; civi­ tas ultra Tiberim 62; pons supra flu­ men in Isolella, porta 224; Kirchen: s. Petri basilica, ecclesia 60 ff. 126. 224 ff. , - cathedra 126, - cortina 224, ­ scala 224, - porticus 224, - atrium 224. 226, - capitulum 128, - decanus s. Christianus, - sui fratres 128, ec­ clesia beatissime virginis Marie de Laborerio 224f. , S. Maria de Scola Greca 310; S. Petrus ad Vincula 128, S. Martinus 128; illustris Urbis pre­ fectus s. Petrus. - Romanus murus 178, - mos 366, clerus 128, populus 128, scriniarius 128; Romani 218. 220. 222. 224. 226. 230. 258, nobiles 128, senatores 128. 266, cleri prelati, cleri rectores 128; Romanorum exercitus 220, equites, pedites 220, servitia et immanitas 240, imperator s. Frederi­ cus. - Romana porta s. Mediolanum, Romanus Arcus s. Mediolanum, Ro­ mana strata s. Sena Romana ecclesia; -e advocatus s. Frede­ ricus imperator, dignitas 316 Romana (Rome) sedes apostolica 72; -e sedis legati s . Ardicius, Otto; s . a. apostolica sedes Romania, Pr. Emilia-Romagna!Italien 62. 204. 218, Romani imperii provin­ cia 44, pars 126; -e archiepiscopi, epis­ copi, abbates, comites, marchiones, duces et alii principes 44. 126, civita­ tes et principes 186 Romanum imperium (34). 302. 350. 352. 366; -i dignitas 328, - et gloria 352, ho­ nor 228, - et servicium 82, partes 126, provincie: Alamania, Saxonia, Pro­ vincia, Bergondia, Langobardia, Tus­ sia, Romania 44, provinciarum ar­ chiepiscopi, episcopi, abbates, comi­ tes, marchiones, duces, alii principes 44, fideles 298, iura 88; - imperialis di-

415

gnitas 346, maiestas 342, soldus 284; -e librum 282. 284. 288; -es denarii 194 s. Romanus ad Quintum, Quinto Ro­ mano, Frazione von Mailand 268 Romoaldus li. , Eb. von Salerno (1 1 531181), Salernitanus archiepiscopus 308. (336 ff.). 348. 354. 358. 360 ff. 364. (368). 370; legatus (nuntius) Wil­ lelmi regis (310. 320. 322. 332. 336). 340ff. (344 ) . 360. (362). 364. (366. 368); civitas sua s. Salernum; parro­ chia sua 358; notarins eius (366) Ronchalia (Roncalia, Runchalia, Runca­ lia), das Ronkalische Feld am linken Poufer nw. Piacenza, Pr. Milano (Lombardia)!Italien 44. 46. 50. 88.

92. 166. 240. 322. 324; in -a parlamen­ tum 46 Rothegerins (Rodegerius), Prokurator Friedrichs I. in Trezzo 94. 260 Rottenburgum, Rothenburg o. d. Tau­ ber (Mittelfranken)/Deutschland; de -o s. Fredericus Roupertus, Gf. von Walldürn 364. (366) Roxate (Rosate castrum) , Rosate, Pr. Milano (Lombardia)!Italien 50. 232. 242. 290; villa 242 Rubaldus Bisacia, Konsul von Genua im J. 1 1 64 296 Rubeus s. Albertus Rudolfus, Redulfus, Rodulfus: Rodulfus (Redulfus), Gf Rudolf von Pfullendorf, de Lindo comes 170. 176. 190 Rodulfus iudex de Mantua, Hofrichter, Prokurator Friedrichs I. 176 Rodulfus Teutonicus, Münzmeister Friedrichs I. in Noxeda 192 Rufus s. Russus Rugerius de Saneta Maria, Mailänder Bürger 242 Ruinus, Podesta Friedrichs I. in Trezzo, der Martesana und im Bis-

416

Namenregister

tum Bergarrw, deutscher Ministe­

302, regnum 298, rex, (de -a) iudex s .

riale 198, imperatoris procurator ac

Bare so Sardus filius advocati, Bürger von Ge-

missus 216. (218), eques Teutonicus 214

nua 300

Russus (Rufus, Raffus) s. Albertus s. Rusticus; -i festivitas, 9. Aug. 144

Sarezzano s. Sarzanum Sarraceni 360 Sarzana, Pr. La Spezia (Liguria)!Ita­ lien 298

s

Sarzanum castrum,

Sabina, Bistum nö. Rom. Sabinensis episcopatus 358, episcopus s. Corra­ dus Moguntinus Sacchus s. Ricchus Sala, Sale, Pr. Alessandria (Pierrwnte)/ Italien 58. 244 ; equites, villani, villa -

58

de Ia Sala s. Galdinus Salarianum, Salerano sul Lambro, Pr. Milano (Lombardia)!Italien 82

Salarius s. Ioannes Sale s. Sala Saleph, Fl. Göksu in Kilikien (l�el)! Türkei 382 Salerano s. Salarianum Salernum, Salerno, Pr. -Hauptstadt (Campania)!Italien (358). 368. Sa­ lernitanus archiepiscopus s. Romoal­ dus; -a ecclesia 358 Salseburgensis s. Salzburg Salvaterra, abgegangener Ort bei Piz­ zighettone, Pr. Crerrwna (Lombar­ dia)!Italien 78 Salseburgensis Salzburg!Österreich. -

-

Eb. s. Adalbert III. , ecclesia 358. Corradus de Sancto Blatore s. Buza, Iohannes de Saneta Maria s. Rugerius de Sancto Sceptrio s. Rogerius Sanctus Sirus ad Vedram, Kirche S. -

Siro bei Mailand 278 Saone s. Sora Sardena s. Guilielmus Sardinia, Sardegna (Sardinien)!Italien 196. 298. 300. 302. 304; -e insula 298.

Sarezzano, Pr. Alessandria (Pierrwnte)!Italien 56. 242. 246; prati iuxta -um 246 Sauxia, Susa, Pr. Torino (Piemonte)l Italien 290 Savoie (Savoyen)/Frank­ reich; de -a comes ös. Amadeus,

Savogna,

Ubertus Saxonia, Sachsen/Deutschland, Romani imperii provincia 44; -e archiepiscopi, episcopi, abbates, comites, marchio­ nes, duces et alii principes 44, dux s . Henricus, marchio s. Tedericus, Otto, Dedo; de -a episcopus s. Hermannus Verdensis, comes palatinus s. Fried­ rich. - Saxones 54 Scacabarozius s. Iordanus Scarpigna s. Legabos Schwaben s . Suavia Scrivia, Fl. Pr. Alessandria (Pie­ monte)!Italien 248. 294 Sebastianus Ziani, Doge von Venedig, dux Venetie (310. 322. 334. 336. 338. 340. 342. 346. 366); -is palatium 336. 346, navis 310 Segrate, Pr. Milano (Lombardia)!Ita­ lien; de -e plebs 262 Sena, Siena, Pr. -Hauptstadt (Tos­ cana)!Italien 230; suburbium civita­ tis 230, Via Romea 230 Sena Ia vegla, Siena vecchia 230 Seprium, Seprio, Burg (aufgegangen in Carbonate e Mozzate, Pr. Corrw) und Grafschaft südl. Varese (Lombar­ dia)!Italien 88. 288; illi de -o 144. 166. 178. Sebriensis comitatus 156. 196. comes s . Gozolinus; Seprienses (Se-

417

Namenregister brienses) 234. 260. 272. 278. 280. 288. 290; -ium partes 280 Serius, Fl. Serio, nördl. Zujluß der Adda, Pr. Crerrwna 76 Serravalle, bei Lodi 212; de -e porta s. Laude de Setara s. Passaguadus Settezanum (Settetianum), Siziano, Pr. Pavia (Lombardia)/ltalien 60. 248. 262. 264 s. Severa virgo; -e festivitas, 25. Juni 164 Sevisum, Seveso, Pr. Milano (Lombar­ dia)/ltalien 280 Sezana, Cesana di Brianza, Pr. Corrw (Lombardia)lltalien 268 Sicardus de Concorezo, Bürger von Mailand 164 Sicherius, Bote Friedrichs I. 38. 40. 42 Sicilia (Cicilia), Sicilia (Sizilien)!Italien 222. 308. 354. 366. 368; -e, de -a rex s . Willelmus. - Siculus s . Gulielmus Siena s. Sena Sigismundi s. Corsus Sigismundus Muscula, Konsul von Ge­ nua im J. 1 1 64 296 Silva Greca, zw. Lodi und Adda 84. 96. 212; palus de Silva Greca 140. 144. 212, de - porta s. Laude s. Simplicianus s. Mediolanum Sipontum, Siponto, Frazione von Man­ fredonia, Pr. Foggia (Puglia)/lta­ lien 310 s. Sirus; -i ecclesia s. Papia Siziano s. Settezanum Soldanus, Seldschukensultan 374. 380, magnus 378; -i filius s. Melic, nuntii

374 Somaglia s. Mons Oldradi Sora, Fl. Saone/Frankreich 278 de Sorexina s. Cazaguerra Sozagum, Sozzago, Pr. Novam (Pie­ rrwnte)/ltalien 250. 252 Sozo Berondi, Bürger von Crema, An­ gehöriger der Oberschicht 108

Spigizollum, nicht identifiziert 268ff. Spoletum, Spoleto, Pr. Perugia (Um­ bria)lltalien 62ff. Squarzaparte de Businate, Mailänder Bürger der Oberschicht 108. 262 Stabium, Stabio, Kt. Tessin/Schweiz 250 s. Stephanus martyr; -i inventio, 8. Aug. 82. 142 ff .

Stephan III. (? ), Kg. von Ungarn (11 61/ 62-1 1 72) rex Ungarie (162). - V. : Geisa Il. Stephan Il. , Eb. von Vienne (1 1551 1 68), Vianensis archiepiscopus (162) Suavia, Schwaben; -e dux s. Friedrich Suevius s. Henricus de Summariva s. Mediuspresbiter Susa s. Sauxia Susopolis, Uluborlu, Pr. lsparta/Tür­ kei 374 Suzo de Mizano, Mailänder Bürger 274

T Tancrerius Basabelleta, Mailänder Bürger 80 Tardubium, Terdobbiate, Pr. Novara (Pierrwnte)lltalien 250. 252 Tarsus s. Turson Tarvisio s. Trivixium

Taurinensis s. Turin Taxaria, Tassera, Pr. Corrw (Lombar­ dia)lltalien 270 Tazo de Mandella, Mailänder Capitan 86 Tebaldus Bardonus, Bürger von Lodi 140 Tedericus (Theodericus), Mgf. Dietrich von der Lausitz (1157-1185), marchio de Lusiz 364. (366), de Saxonia mar­ chio 176. - Br. s. Dedo, Otto von Meis­ sen

Templum; -i ecclesia omnes sancti s . Mediolanum

418

Namenregister

Teobald, Sohn d. H. Sobeslaw (1 125-

Theodinus de Arrona, Kp. von S. Vitale

1140) von Böhmen, dux Boemie (144. 162. 166. 170. 176). - Br. s. Udalrich,

(1 1 66-11 79), Kb. von Porto (1 1 7911 86), cardinalis 320. (322). 332. (334.

Wladislaw Terdobbiate s. Tardubium Terdona (Tertona), Tortona, Pr. Ales­ sandria (Piemonte)/Italien 54. 56. 58. 60. 122. 242. 244 . 248. 256, civitas 194. 248; -e civitas (56). 244. 248. 250.

336). Thiburcius martir; -i festivitas, 1 1 . Aug. 48 Thomas (Tomas); -e (-di) cassinum (ca­ sinum), wohl sö. Mailand 84. 274

282. 290, brolium episcopi 58, burgus 54. 58. 246, -i caput 244 , -i fossaturn 58, civitatis fossaturn 60, domus 56. 194, mons 244. 246, murus, muri 56. 60. 248, partes 130, pons longus 248, pratum Ducis 242, - (prati) de Fa­ brica 244. 248, turris Blancha 58, tur­ res 56; Kirchen: ecclesia maior 58. 242. 246 (?), S. Maria in Scultabis 248. - Terdonenses 52. 54. 244 . 290. 308, messes 246; -ium civitas 54, loca 242, s. a. Garbania, Horascum, Sarzanum Terra Laboris, Terra di Lavoro (Teile der Provinzen Campania und Lazio)l Italien 308. 310; -e iustitiarius s. Rog­

gerius Tessin s. Ticinus Tetricus, Prokurator Friedrichs I. Teu­

tonicus 176 Teutonicus, Teuthonicus, Teotonicus: Teutonicus, -a, -um, deutsch; -us cantus 220, comes s. Gozolinus, eques s. Rui­ nus, furor 314, s. a. Ugo; -a gens 158, lingua 36. 98. 192, terra 144. 186. 192. 196; -i, Deutsche 44. 50. 62. 80. 84. 86. 94. 98. 100. 102. 104. 106. 108. 112. 114. 1 18. 120. 122. 124. 144. 152. 154. 158. 160. 168. 172. 196. 216. 218. 220. 224. 240. 256. 258. 264. 326. 346, prin­ cipes 1 16. 1 18. 202, duces, marchio­ nes, comites 192, duces, marchiones, comites, episcopi aliique milites 182, episcopi, marchiones, comites 178, milites 82. 98. 172. 234. 292, in Lon­ gobardia 196; -orum dolus 330, exerci­ tus 162. 196

s.

Thüringen, Landgrafschaft/Deutsch­ land; lantegravus s. Ludwig Tiberis, Fl. Tevere/Italien 62. 224. 226.

228 Ticinensis civitas s. Papia Ticinensis porta s. Mediolanum Ticinus, Fl. Ticino (Tessin)/Schweiz und Italien 64. 232. 254. 294; pons su­ pra -um inter Abiate et Cassiolum 252, ad Brinate 250, pontes 242. 256; de -o pons 46. 50 Tintus Musa de Gata, Bürger von Cremona 144 Tortona s. Terdona Tosa porta s. Mediolanum Toscana s. Tuscia Toscolanum, Tusculum (Fra8cati), Pr. Roma (Lazio)!Italien 218 Trecate (Trecade), Pr. Novara (Pie­ monte)!Italien, castellum 256, ca­ strum 242, nobile castrum Mediola­ nensium 52, villa 242 Trecium (Tricium, Tritium, Trezum), Trezzo sull' Adda, Pr. Milano (Lom­ bardia)!Italien 170. 260. 262. 280, ca­

strum 80. 256; -i castrum 94. 198. 214. 216. 218, murus 94. 214, in castro vil­ lani 94; potestas s. Ruinus Treverensis s. Trier de Trexeno 8 . Lafranchus, Vitus Trezzo 8. Trecium Trichafolia de Ia Pusterla, Podesta von Lodi 158 Trier, Rheinland-Pfalz/Deutschland. ­ Treverensis archiepiscopus s. Ar­ nold, Hillin

Tristium sive doloris liber 284 ff.

Namenregister Trivisia, Marca Trevigiana (Mark Tre­ viso), Nordteil des Veneto!Italien; -e partes 336. 344 . Trivisü milites et sagittarii et balistarii 258 Trivixium, Tarvisio, Pr. Udine (Friuli -

- Venezia Giulia)!Italien 292

Troia, Pr. Foggia (Puglie)!ltalien 310 Trondus s . Tronto Tronto, Grenzfl. zwischen Marche und Puglia!Italien; locus Trondus (?) 222 Trucus s. Turricus Turcia, Herrschaftsgebiet der Seldschu­ ken; -e meliores 378. - Turci (Turchi) 374. 376. 378. 380. 382 Turin, Pr. -Hauptstadt (Piemonte)!lta­ lien. - Taurinensis episcopus 320 Turisendus, Befehlshaber der Burg Garda 184. 192

419

Morienna 234; -i terra 234. - V. : Ama­ deus comes Ubertus de la Porta, Bürger von Pia­ cenza 156 Udalrich II. , Patriarch von Aquileia (1 1 61-1182), Aquileie patriarcha (192. 310. 348); -e suffraganei 310 Udalrich, Sohn des H. Sobeslaw (1 1251 140) von Böhmen (t 1 1 77), Boemie dux (144). Br. s. Teobald, Wladis­ -

law

Ugo s . Hugo Ugucio, B. von Vercelli (1 150-11 70) , Vercellensis episcopus (152). 164 Ulricus de Lanzburg, Gf von Lenzburg comes 176 Ultramontane partes, Gebiete jenseits

Mailänder Bürger der Oberschicht

der Alpen, von Italien aus gesehen 256 Ungaria, Ungarn; -e rex s. Bela, Geisa II. , Stephan III. - Ungari 240

108. 264

s. Urbanus (1. ) papa; -i festivitas,

de la Turre s. Bonusioannes Turricus de Bonate (Trucus de Bonade),

Turson, Tarsus, Pr. ll;el!Türkei 382 Tuscia (Tussia), Toseanalitalien 218. 230. 366, Romani imperii provincia 44; -e civitates 186. 250, partes 204, principes 186. 218, -um exercitus 218, in ecclesüs scismatici 358; de -a ar­ chiepiscopi, episcopi, abbates 44. 126. - Tuscü 218. - Toscani 220

u s. a. H, 0, V

25. Mai 58

Urbs s. Roma Urslingen s. Aginulfus Ususmaris s. Baldizo, Gandulfus

V de Valarano s. Malfassadus Vallexella s. Laude Vandali 240 Varixium, Varese, Pr. -Hauptstadt (Lombardia)!ltalien 272

Ubertinus de Malxate, Capitan 274 Ubertus (Obertus), Eb. von Mailand (1 146-11 66) de Pirovallo, archiepis­ copus Mediolanus (Mediolanensis) 70. 90. 164. 234. 260. 266. 270. (272). 276; -i palatium 70 Ubertus, B. von Cremona (1 118-1 1 62) , Cremone episcopus 266 Ubertus (III.), Gf von Savoyen und Maurienne, comes de Savogna et de

Vasallus de porta Comacina, Mailänder Bürger 96; -i filius 96 Vasto, Markgrafschaft bei Savona, Pr. ­ Hauptstadt (Liguria)!ltalien; - mar­ chio dal Guasto 152 de Vavri s. Vivianus

Vedra, Fl. bei Mailand 278 Veiranum, Verano Brianza, Pr. Milano (Lombardia)!ltalien 268

Velertus s. Belletus

420

Namenregister

Venetie (Venetia, Venicia),

Venezia (Venedig) , Pr. -Hauptstadt (Veneto)! Italien 292. 310. 320. 322. 328. 332ff.

358, civitas 336 ff. 340; -e fines 322, ec­ clesia s. Marci 310. 322. 334. 346. 366, -i atrium, vestiarium 346, -i chorus 348, monasterium s. Nicolai ad litus 310. 322. 344 . 346. 368, palatium ducis 336. 346, palatium patriarche 310. 322. 348, -i aula longa 348, capella 322, Rivus altus, Rialto 342; portus 310; dux s. Sebastianu8; patriarcha 8. Grado, clerus 322, magnates 310, po­ pulus 322. 340. 346, populares 332. 334. 340; apud -am colloquium 292, concilium 366ff. - Veneti (Venetici, cives) 194. 284. 312. 334. 336. 338. 340. 342. 344 ; -orum pecunia 194, -um dolus et insidia 342 Venzagum, Venzaghi, Pr. Milano (Lombardia)!Italien 268 Vercelle, Vercelli, Pr. -Haupt8tadt (Pie­ monte)!ltalien 156. 180. 290. 292; -arum milites et pedites 258, potestas 180, rectores et consules 266. - Ver­ cellensis episcopus s. Ugucio; Vercel­ lenses, hi de Vercellis 144. 156. 232. 234. 290. - Vercellina porta s. Medio­ lanum Verden (Aller)!Deutschland. - Verden­ sis episcopus s. Hermannus Vernavola 8. Lavernagola Veroi castrum, Verroia (Berrhoe), Bez. (Makedonien)!GriechenEmathia land 372 Verona, Pr. -Hauptstadt (Veneto)!Ita­ lien 64. 184. 194. 196. 256. 290. 292; -e civitas 64, iudex s. Goczo, milites et

sagittarii et balistarii 258, sapientes 194. - Veronenses 64. 184. 192. 194. 284; -ium castra ac ville 196. - mar­ chia illa 194. 284; illi de -a 194.

288

Vertemate, Pr. Como (Lombardia)!Ita­ lien 268

Veruga, Verrua Po, Pr. Pavia (Lom­ bardia)!Italien 102 Vesta, Vieste, Pr. Foggia (Puglie)!Ita­ lien 310 Vetabile, Fl. Vetabbia, Nebenfluß des Lambro, Pr. Milano (Lombardia)/ Italien 84; pons 8. pons Credarius Vetulus s. Osbertus Vianensis s. Vienne Vicecomes s. Viscontis Vicedominus s. Iacobus Vicentia, Vicenza, Pr. -Haupt8tadt (Ve­ neto)!Italien 292. - Vicentini (Vincen­

tini) 194. 258, milites et sagittarii et balistarii 258 Vicomaggiore s. Vicus maior de Vicomercato s. Aleherins S. Victor ad Corpus s. Mediolanum Victor (IV.), zuvor Octavianus (Octavianus Cremensis), Kd. von S. Nico­ lao in carcere Tulliano (1138), Kp. von S. Cecilia (1 151-1 159), Gegen­ papst (1 1 59 -1 1 64) , Octavianus 124.

126. 128. 222. 266. 278. 346, papa 126. 162. 164. 184. 186. 192. 196. 222, apostolicus 192, dominus 130; sui car­ dinales 192 Vicus maior, Vicomaggiore, abgegange­

ner Ort bei Chiaravalle Milanese, Frazione von Mailand (Lombardia)! Italien 264 Videgulfum, Vidigulfo, Pr. Pavia (Lombardia)!Italien 252 Via­ Vienne, Dep . I8ere/Frankreich. -

nensis archiepiscopus s. Stephan Il. Vieste s. Vesta Vigentinum (Vigiantinum), Vigentino, Pr. Milano (Lombardia)!Italien 288; -i palacium 282, territorium 278 Vigevanum (Viglevanum), Vigevano, Pr. Pavia (Lombardia)!Italien; -i castrum 66; de -o castellum 252, locus 254 de Vignate s. Maldottus de Villa s. Egerius

421

Namenregister Villafranca in Lunigiana s. Malinum s. Vincentius (Vincencius); -i costa s . Laudensis nova civitas, monasterium s. Mediolanum, pusterla s. Laude Viscontis (Vicecomes, Vicecomitis) s . Ardengus, Codeguerra, Girardus, Otto, Ugo Viterbium (Viterba), Viterbo, Pr. ­ Hauptstadt (Lazio)/Italien; -i (-e) civitas 220. 222. 230. s. Viti locus, San Vito bei Binasco, Pr. Milano (Lombardia)!Italien 290

s. Vitus s. Castelio Vitus, Bürger von Lodi, filius Lafranehi de Trexeno 134 Vivianus de Vavri, Bürger von Lodi 156 de Volta s. Marchio

I. ,

Kg.

340 Wilhelm, B. von Novara (11 53-11 68J Novariensis episeopus 150 Wilhelm, Kp. von S. Pietro in Vincoli (1 158 -1 1 76) eardinalis s. Petri ad Vineula (128) Guillelmus (Guglielmus, Gulielmus), Mgf. von Monferrat (t 1 1 91), marebio de Monferato (Monferrato, Montefe­ rato; Montis feratis) 44. 52. 144. 152. 170. 190. 232. 244 . 252. (266. 270).

290. (366)

w

Waldemar

terra dominationis 364, magnates 308, heredes 364, exereitus 222, nun­ tü s. Roggerius, Romoaldus Willelmus (Guillelmus), Kb. von Porto (11 76 -1 1 78) de Papia 332, Portuensis episeopus 310. 320. (322. 334. 336).

von

Dänemark

(1157-1182) Daeie rex (162) Walderleus Curtus, Mailänder Bürger 274 Walldürn s. Durna Welfs. Guelfus Wichmann, Eb. von Magdeburg (1 1521 1 92), Magdeburgensis (Madebur­ gensis) arehiepiseopus (310. 320. 344)

Wilhelmus, Willelmus, Guilielmus, Guillelmus Wilhelm: Gulielmus (I.), Kg. von Sizilien (1 154 1 1 66) 222 , Sieulus (128); -i filius s . Willelmus, terra 128 Willelmus (Wilhelmus, Guilielmus) (II.), Kg. von Sizilien (11 66-1 1 89), rex Sieilie 296. 308. (322. 326. 328. 330. 336. 338. 340. 342. 344. 358). 364. 366. (368), illuster rex Sicilie (316. 318. 352. 360. 362. 364). 366, magni­ fieus rex (338), gloriosus rex Sieilie (360), rex paeificus (360), eatholieus prineeps (360. 362), paeis filius (360), filius quondam Gulielmi (222), de Sici­

lia rex (222) ; -is regnum 310. 340. 364,

Guilielmus, Genueser Richter, vielleicht identisch mit Guilielmus filius Iorda­ nis 300 Guilielmus de Abonis, Bürger von Lodi 166

Guilielmus Cavaruneo,

Konsul von Mailand im J. 1164 296 Guilielmus de Fissiraga, Bürger von Lodi 166

Guilielmus filius lordanus, Genueser Gesandter bei Friedrich I. 296 ff. ; vielleicht identisch mit dem Richter

Guilielmus Guilielmus Sardena, Konsul von Genua im J. 1 1 64 296

Winili 240 Wittelsbach s. Guitelenspae Wladislaw Il. , Kg. von Böhmen (11401 1 72), Boemie rex (78. 80. 84. 160. 162. 256. 358); -is exereitus 78. 80, seutiferi 78, filius s. Adalbert, Fried­ rich, frater s. Teobald, Ulrich Worms (Rheinland-Pfalz)!Deutschland. Guarmaeiensis episeopus s . Konrad Wortwinus (Guorwinus), Notar Fried­ richs I. , notarius 364. 366 -

422

Namenregister z

Zanucallus de Guasco, Bürger von Lodi 156 Zara 8. Iadara

de Zaringo 8. Bertoldus Zillius de Prando, Bürger von Bre8cia 290 Zovenigo 8. luvenicum