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German Pages 318 Year 2009
Kanonistische Studien und Texte Band 55
Interaktion religiöser Rechtsordnungen Rezeptions- und Translationsprozesse dargestellt am Beispiel des Zinsverbots in den orientalischen Kirchenrechtssammlungen
Von
Fabian Wittreck
asdfghjk Duncker & Humblot · Berlin
FABIAN WITTRECK
Interaktion religiöser Rechtsordnungen
Kanonistische Studien und Texte begründet von Dr. A l b e r t M . Ko e n i g e r˙ o.ö. Professor des Kirchenrechts und der Kirchenrechtsgeschichte an der Universität Bonn fortgeführt von Dr. Dr. H e i n r i c h F l a t t e n˙ o.ö. Professor des Kirchenrechts und der Kirchenrechtsgeschichte an der Universität Bonn und Dr. G e o r g M ay Professor für Kirchenrecht, Kirchenrechtsgeschichte und Staatskirchenrecht an der Universität Mainz herausgegeben von Dr. A n n a E g l e r Akademische Direktorin i. R. am FB 01 Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Mainz und Dr. Wi l h e l m R e e s Professor für Kirchenrecht an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
Band 55 FABIAN WITTRECK
Interaktion religiöser Rechtsordnungen
Interaktion religiöser Rechtsordnungen Rezeptions- und Translationsprozesse dargestellt am Beispiel des Zinsverbots in den orientalischen Kirchenrechtssammlungen
Von Fabian Wittreck
asdfghjk Duncker & Humblot · Berlin
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Alle Rechte vorbehalten # 2009 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fremddatenübernahme: L101 Mediengestaltung, Berlin Druck: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0929-0680 ISBN 978-3-428-13106-8 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier ∞ entsprechend ISO 9706 *
Internet: http://www.duncker-humblot.de
Vorwort Der vorliegende Band stößt an Grenzen: Sprachgrenzen, aber auch Grenzen der Fachdisziplinen. Ohne bereitwillig gewährte Hilfe hätte sie der Verfasser als Jurist nicht überschreiten können. Er ist daher einer Vielzahl von Personen und Institutionen zu Dank verpflichtet, ohne deren Unterstützung das Buch nicht oder nicht in dieser Form zustande gekommen wäre. Für ihre fundierten fachlichen Auskünfte und Hinweise danke ich Herrn Dr. Ludwig Burgmann (Frankfurt), Herrn Dr. Michael Kleiner (Marburg), Frau Dr. Sandra Lippert (Heidelberg) sowie meinem akademischen Lehrer Herrn Prof. Dr. Horst Dreier (Würzburg). Ohne die Hilfsbereitschaft, die Geduld und den Spürsinn zahlreicher Bibliothekare wäre die Beschaffung der teils entlegenen Literatur unmöglich gewesen; mein herzliches Dankeschön gilt hier namentlich den Fernleihstellen der Universitäten Würzburg und Münster sowie dem Ostkirchlichen Institut der Bayerisch-deutschen Augustinerprovinz in Würzburg. Dank gebührt ferner meinen Würzburger Kolleginnen und Kollegen sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern meiner Münsteraner Professur für ihre kompetente Unterstützung bei der Recherche und Übersetzung der Quellen sowie der aufwendigen Korrektur des Textes. Dem Vorstand des Münsteraner Exzellenzclusters „Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und Moderne“ schulde ich schließlich Dank für die großzügige Übernahme der Druckkosten. Besonders herzlichen Dank darf ich aber Herrn Prof. Dr. Hubert Kaufhold (München) abstatten, der sich der Mühe unterzogen hat, das Manuskript kritisch zu lesen; auf ihn und sein enzyklopädisches Wissen zum orientalischen Kirchenrecht geht eine Fülle von Verbesserungsvorschlägen und wertvollen Hinweisen zurück. Für noch verbleibende Fehler trage selbstverständlich allein ich die Verantwortung. Die Transskription syrischer und arabischer Termini orientiert sich im Fließtext in der Regel an den Richtlinien der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Da in die Schreibweise von Zitaten bzw. zitierten Werken nicht eingegriffen wurde, begegnen in einzelnen Quellen wie den Fußnoten allerdings überholte und abweichende Schreibungen. Für Hinweise auf Auslassungen oder Fehler ist der Verfasser selbstverständlich dankbar (Korrespondenzadresse: Professur für Öffentliches Recht, Bispinghof 24/25, 48143 Münster oder [email protected]). Münster, im Sommer 2009
Fabian Wittreck
Inhaltsverzeichnis Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I.
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Kanonisches Recht unter der Herrschaft des Islam: Das Recht der orientalischen Nationalkirchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 1. Die orientalischen Nationalkirchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2. Patriarchen als Ethnarchen: Orientalisches Kirchenrecht als umfassendes Binnenrecht einer religiösen Minderheit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
II. Bausteine des orientalischen Zinsverbots. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Römisches und byzantinisches Reichsrecht: Bedingte Anerkennung des Zinses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Klassisches römisches Recht: Die centesima/ ‘ekatosté als Zinsmaximum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Byzantinisches Kaiserrecht: Zögerliche Orientierung am göttlichen Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Syrische Bearbeitungen römischen Rechts. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die Reichskirche: Zinsverbot nur für Kleriker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Die alte Reichskirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Konzilskanones. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Pseudoapostolisches Zinsrecht: Die Kirchenordnungen . . . . . . . . . cc) Pseudonikänisches Zinsrecht: Die diversen Erlasse der „318 Väter“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . dd) Briefliteratur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Fortschreibung im byzantinischen Kirchenrecht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Das riba¯-Verbot und sein Einfluß auf die Zinslehre der orientalischen Christen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Das Konzept der šarı¯ Ca . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die riba¯-Doktrin. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Jüdisches Recht: Vom priesterlichen Solidaritätsprogramm zur rabbinischen Wucherkasuistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Das Konzept der halaka . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die Zinsregeln der Thora und ihre rabbinische Entfaltung . . . . . . . . . . 5. Aristoteles: Philosophische Polemik gegen den Wucher . . . . . . . . . . . . . . . a) Die Widernatürlichkeit des Zinses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die Rolle der Syrer und Kappadokier in der Aristoteles-Rezeption . . 6. Ältere Traditionslinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Sasanidisches Recht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Mesopotamisches Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Ägyptisches Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
26 26 27 29 34 38 38 39 45 52 59 61 64 65 67 69 70 72 76 77 78 86 86 87 89
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Inhaltsverzeichnis
III. Genese und Entwicklung des Wucherverbots in den einzelnen orientalischen Nationalkirchen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Die Ostsyrische („nestorianische“) Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Überblick. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Zinsverbot für Kleriker: Fortschreibung des Corpus Canonum der Reichskirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Zinsobergrenzen für Laien: Ostsyrische Eigenentwicklungen in der Tradition des Zweistromlandes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Fortführung und argumentative Neubegründung der ‘ekatosté . . . bb) Gestaffelte Zinssätze als Proprium ostsyrischen Rechts . . . . . . . . . cc) Grundsätzliche Verdammung des Zinswuchers . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Fazit: Das ostsyrische Zinsrecht als eigenständige Weiterentwicklung des Reichskirchenrechts. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die Westsyrische („jakobitische“) Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Überblick. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Das Zinsverbot im westsyrischen Synodikon. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Kirchliche Rechtsquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Quellen des römischen Rechts. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Westsyrische kanonistische Schriften außerhalb des Synodikons . . . . . d) Der Nomokanon des Barhebraeus: Islamisches Zinsrecht im christlichen Gewande . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Fazit: Fortschreibung des Reichskirchenrechts in Richtung der šarı¯ Ca . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die Armenische Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Überblick. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Reichskirchliche und armenische Konzilien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Armenische Rechtsbücher und -sammlungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Weitere Stellungnahmen zum Zinsverbot im armenischen Schrifttum e) Fazit: Verschärfung des Wucherverbots im Geiste des Alten Testaments . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Die Koptische Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Überblick. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die Rezeption der reichskirchlichen Konzilien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Nikaia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Laodikeia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cc) Karthago . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Pseudo-apostolisches Material . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Der „Sinodus der Kirche von Alexandrien“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Weitere apokryphe Väterzeugnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Die „Satzungen des Alten Testaments“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Rezeptionen byzantinischer Rechtsbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f) Synodale oder patriarchale Kanones. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . g) Weiterentwicklungen der Zinslehre durch die Kanonisten . . . . . . . . . . .
91 91 91 96 104 105 112 118 120 120 120 122 122 129 132 140 144 145 145 149 159 168 171 172 172 177 177 184 185 186 186 193 198 200 202 203
Inhaltsverzeichnis
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h) Die Enzyklopädie des Abu¯ al-Baraka¯t als Pandemonium der koptischen Wuchervorschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . i) Fazit: Die koptische Zinslehre als Rezeptions- und Juristenrecht . . . . 5. Die Äthiopische Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Der äthiopische Se¯nodos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Pseudoapostolische Kanones . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Der Se¯nodos als Kulminationspunkt der Vereinfachung der reichskirchlichen Kanones . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Rechtsbücher: Fetha Nagas´t und Faws Manfasa¯wi . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Fetha Nagas´t . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Faws Manfasa¯wi. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Kleinere Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Gewohnheitsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f) Fazit: Museales Zinsrecht auf Rezeptionsbasis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
219 222 222 226 227 229 230
IV. Foren, Hürden und Medien der Interaktion religiöser Rechtsordnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Interaktionsforen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Interaktionshürden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Interaktionsmedien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Schluß: Orientalisches Zinsrecht als literarisches Produkt . . . . . . . . . . . . . .
232 232 235 237 238
209 211 212 212 216 216
Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251 Personen- und Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311
Einleitung Die Interaktion religiöser Rechtsordnungen mit ihrer Umwelt wird eingangs des dritten Jahrtausends ganz überwiegend als Konflikt wahrgenommen und beschrieben: In Konflikt geraten in dieser Optik primär die miteinander konkurrierenden Ansprüche staatlicher und religiöser Rechtsordnungen, wobei hier in der Wahrnehmung wiederum ganz eindeutig die Frage nach der Vereinbarkeit der islamischen šarı¯ Ca mit der Rechtsordnung des modernen Verfassungsstaates westlicher Prägung dominiert1 (wohingegen die grundlegendere Frage nach der Kompatibilität jedweder religiös begründeten oder geprägten Rechtsordnung mit einem sich als säkular apostrophierenden Staat deutlich seltener gestellt wird2). Nicht minder wichtig sind aber mögliche Konflikte zwischen unterschiedlichen Religionsgemeinschaften, die auf die Achtung und Einhaltung ihrer jeweiligen theonomen Rechtsregime pochen3. Unlängst hat eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs eine Familie von religiösen Rechtsordnungen wieder in das Bewußtsein der (Fach-)Öffent1 Nur einige repräsentative Beiträge: W. Loschelder, Der Islam und die religionsrechtliche Ordnung des Grundgesetzes, in: Essener Gespräche zum Thema Staat und Kirche 20 (1986), S. 149 ff.; J. Oebbecke (Hrsg.), Muslimische Gemeinschaften im deutschen Recht, 2003; F. Wittreck, Religionsfreiheit als Rationalisierungsverbot, in: Der Staat 42 (2003), 519 (551 ff.); M. Kloepfer, Der Islam in Deutschland als Verfassungsfrage, in: Die öffentliche Verwaltung 2006, 45 ff.; M. Rohe, Islamisierung des deutschen Rechts?, in: Juristenzeitung 2007, 801 ff.; W. Bock, Der Islam in der aktuellen Entscheidungspraxis des Öffentlichen Rechts, in: Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht 2007, 1250 ff.; zuletzt S. Muckel (Hrsg.), Der Islam im öffentlichen Recht des säkularen Verfassungsstaates, 2008. 2 Siehe dazu als (keineswegs einhellige) Stellungnahmen E. Hilgendorf, Religion, Staat und Recht. Zur Notwendigkeit einer Zähmung der Religionen durch das Recht, in: ders. (Hrsg.), Wissenschaft, Religion und Recht. Hans Albert zum 85. Geburtstag, 2006, S. 359 ff.; H. Dreier, Religion und Verfassungsstaat im Kampf der Kulturen, in: ders./E. Hilgendorf (Hrsg.), Kulturelle Identität als Grund und Grenze des Rechts, 2008, S. 11 ff.; T. Gutmann, Christliche Imprägnierung des Strafgesetzbuchs?, ebd., S. 295 (303 ff.); G. Czermak, Religions- und Weltanschauungsrecht, 2008, Rn. 52 ff. 3 Klassische Darstellung von K. Wähler, Interreligiöses Kollisionsrecht im Bereich privatrechtlicher Rechtsbeziehungen, 1978; vgl. dazu ferner W. Wengler, Grundprobleme des interreligiösen Kollisionsrechts, in: Festschrift Charalambos Fragistas, Thessaloniki 1967, S. 483 (484 ff.); B. Menhofer, Religiöses Recht und internationales Privatrecht dargestellt am Beispiel Ägypten, 1995, S. 39 ff.
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lichkeit gerückt, die seit jeher in beiden beschriebenen Konfliktsituationen zugleich verhaftet sind: Das Recht der orientalischen oder – in konfessionskundlicher Terminologie – nichtchalkedonensischen Kirchen, also der Ostund Westsyrer (herkömmlich, wenn auch anfechtbar als „Nestorianer“ resp. „Jakobiten“ bezeichnet), Armenier und zuletzt der Kopten in Ägypten bzw. Äthiopien4. Während die Entscheidung des obersten deutschen Gerichts die in der Bundesrepublik beantragte Scheidung einer in der Volksrepublik Syrien nach dem Recht der syrisch-katholischen („chaldäischen“) Kirche geschlossenen Ehe und damit primär den klassischen Konflikt zwischen staatlichem und kirchlichem Recht betraf5, weist die dem Fall zugrundeliegende Möglichkeit der syrischen Christen, wirksame Rechtsakte nach den Regeln ihrer Kirche zu vollziehen, gleichzeitig auf ihren von der islamischen šarı¯ Ca eingeräumten und geprägten Sonderstatus hin und damit auf das latent konfliktträchtigte Verhältnis zwischen den verschiedenen religiösen Rechtsordnungen im vorderen Orient6. Jede nähere Beschäftigung mit dem Recht dieser orientalischen Nationalkirchen7 macht zugleich deutlich, daß sich seine Interaktion mit dem Recht anderer Religionsgemeinschaften oder solcher Hoheitsträger, die nach mo4
Näher zur Terminologie und zur Geschichte dieser Kirchen unter I.1. Im zu entscheidenden Einzelfall hat der Bundesgerichtshof die Anwendbarkeit der Vorschriften zur Unauflöslichkeit der Ehe (can. 853 Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium) verneint: Bundesgerichtshof, in: Juristenzeitung 2007, 738 (740 f.); vgl. dazu die Anmerkungen von T. Rauscher, Anmerkung zu BGH, Entscheidung v. 11.10.2006 – XII ZR 79/04, in: Juristenzeitung 2007, 741 (742 f.); O. Elwan/B. Menhofer, Scheidungswunsch versus in Syrien geltendes Recht der unierten Ostkirchen?, in: Das Standesamt 2007, 325 ff. sowie P. Scholz/R. Krause, Später Sieg der Freiheit: Die Kehrtwende der Rechtsprechung zu unscheidbaren ausländischen Ehen, in: Familie und Recht 2009, 1 ff., 67 ff. – Siehe im Vorfeld der Entscheidung zur Anwendung religiöser Rechte durch staatliche Gerichte noch Wähler, Kollisionsrecht (Fn. 3), S. 319 ff.; W. Wengler, Staatlicher ordre public gegenüber kirchlichem Recht und Prüfung staatlicher Gesetze unter religiösem Recht, in: Jahrbuch des öffentlichen Rechts 36 (1987), 67 ff.; Menhofer, Religiöses Recht (Fn. 3), S. 19 ff., 39 ff.; E. Jayme, Religiöses Recht vor staatlichen Gerichten, 1999, S. 25 ff. sowie T. Rauscher, Bis dass der Tod euch scheide?, in: IPRax 2006, 140 ff. 6 Konkret schreibt hier das (staatliche) Recht der Volksrepublik Syrien (detaillierte Nachweise bei Elwan/Menhofer, Scheidungswunsch [Fn. 5], S. 326 f.) einen Zustand fort, der auf Rechtsakte des osmanischen Reiches zurückgeht (näher D. Zaffi, Das millet-System im Osmanischen Reich, in: C. Pan/B. S. Pfeil [Hrsg.], Zur Entstehung des modernen Minderheitenschutzes in Europa, 2006, S. 132 ff.), die wiederum ihrerseits den Minderheitenstatus nichtmuslimischer Gruppen nach den Regeln des islamischen religiösen Rechts kodifizieren; zu diesem dhimmı¯ - oder milla-System näher I.2. 7 Vgl. dazu die ausführlichen Bibliographien am Eingang jedes Abschnitts unter III. 5
Einleitung
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dernem Verständnis als „staatlich“ angesprochen werden müßten, eben nicht umstandslos auf den ‚Konflikt‘ herunterbrechen läßt8. An die Seite, wenn nicht an die Stelle solcher Auseinandersetzungen treten vielmehr über weite Strecken der historischen Entwicklung Prozesse des geistigen Austauschs, der Rezeption und Assimilation von Rechtsregeln und -praktiken, aber auch Anleihen hinsichtlich der argumentativen Begründung von einzelnen Auslegungsergebnissen9. Diese Bandbreite an Interaktionsprozessen, in die religiöse Rechtsordnungen involviert sein können, soll in der vorliegenden Studie anhand des Beispiels der Regelungen zum sog. Zinsverbot in den Rechtssammlungen der orientalischen Nationalkirchen exemplarisch illustriert werden. Dies geschieht in der Hoffnung, ein differenzierteres Bild zu gewinnen, das die Begegnung religiös geprägter Rechtssysteme nicht vorschnell auf Konfrontationsszenarien reduziert. Das Zinsverbot bietet sich als Objekt einer solchen Untersuchung aus wenigstens drei Gründen an. Erstens kennt das religiöse Recht aller drei großen Offenbarungsreligionen Verbote des „Wuchers“, so daß nach Problemlage und Lösungsansätzen zumindest ein Grundbestand an Gemeinsamkeiten als Voraussetzung einer möglichen Interaktion gegeben ist. Die kirchenrechtlichen Sammlungen der verschiedenen orientalischen Nationalkirchen sind zweitens bislang nicht zum Gegenstand einer eingehenden Analyse im Hinblick auf ihre Aussagen zur Legitimität des Zinsnehmens gemacht geworden10. Eine solche soll im folgenden unternommen werden; besonderes Augenmerk gilt dabei der Frage, ob in den einschlägigen Texten – sei es in der theoretischen Begründung oder der praktischen Handhabung – Rezeptionen „fremder“ Zinsdoktrinen zu verzeichnen sind. Eine solche Übernahme ist – dies der dritte Grund – aufgrund der einzigartigen historischen Situation dieser Kirchen und ihrer Rechtssammlungen besonders wahrscheinlich, befinden sie sich doch in geographischer wie geistiger Hin8 Eine erste Übersicht über die Vielfalt der interkonfessionellen wie interreligiösen Beziehungen verschaffen die Darstellungen von J. Joseph, Muslim-Christian Relations and Inter-Christian Rivalries in the Middle East. The Case of the Jacobites in an Age of Transition, Albany 1983, S. 3 ff. sowie A. Ducellier, Chrétiens d’Orient et Islam au Moyen Age VIIe–XVe siècle, Paris 1996. 9 Man mag hier auch von Rechtstransplantation sprechen; zu diesem Konzept jüngst im souveränen Überblick G. M. Rehm, Rechtstransplantate als Instrument der Rechtsreform und -transformation, in: Rabels Zeitschrift für ausländisches und internationales Privatrecht 72 (2008), 1 ff. 10 Daß eine solche Darstellung ein Desiderat der Forschung ist, unterstreicht A. E. Laiou, The Church, Economic Thought and Economic Practice, in: R. F. Taft (Hrsg.), The Christian East. Its Institutions & its Thought. A Critical Reflection, Rom 1996, S. 435 (440, 448).
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sicht in einer Position, die in singulärer Weise sich überschneidenden Einflüssen zahlreicher Rechts- und Denksysteme mit ihren jeweiligen Ordnungsvorstellungen ausgesetzt ist. Als solche Einflußfaktoren sind in der Forschung das byzantinische Reichs- und Kirchenrecht11, infolge der seit dem 7. Jahrhundert erfolgten Eingliederung in das Islamikat die muslimische riba¯-Lehre12 sowie die jüdische Wucherdoktrin in ihrer alttestamentlichen oder talmudischen Gestalt namhaft gemacht worden13. Im Einzelfall lassen sich ferner Übernah11
Zu dessen Rezeption allgemein C. A. Nallino, Libri giuridici bizantini in versioni arabe cristiane dei sec. XII–XIII, in: Rendiconti della R. Accademia nazionale dei Lincei, Classe di scienze morali, storiche e filologiche, Serie 6, Bd. 1, Rom 1925, S. 101 ff.; H. Kaufhold, Die Rechtssammlung des Gabriel von Basra und ihr Verhältnis zu den anderen juristischen Sammelwerken der Nestorianer, 1976, S. 4, 36; O. Bucci, La genesi della struttura del diritto della Chiesa Latina e del diritto delle Chiese Cristiane Orientali in rapporto allo svolgimento storico del diritto romano e del diritto bizantino, in: Apollinaris 65 (1992), 93 (124 ff.); I. Žužek, Common Canons and Ecclesiastical Experience in the Oriental Catholic Churches, in: R. Coppola (Hrsg.), Atti del congresso internazionale „Incontro fra canoni d’oriente e d’occidente“/Proceedings of the International Congress „The Meeting of Eastern and Western Canons“, Bari 1994, Bd. 1, S. 21 (22); K. G. Pitsakis, „Ius Graeco-Romanum“ et normes canoniques dans les eglises de tradition orthodoxe, ebd., S. 99 ff.; ders., Droit romain et droit canonique oriental, in: Cristianità d’occidente e cristianità d’oriente (secoli VI–XI), Spoleto 2004, S. 1435 ff.; L. Burgmann, Mittelalterliche Übersetzungen byzantinischer Rechtstexte, in: G. Thür (Hrsg.), Antike Rechtsgeschichte, 2005, S. 43 ff. – Knapp anhand der Melkiten J. Deslandes, Les sources du droit canonique oriental, in: Échos d’Orient 32 (1933), 476 (485). – Für einen greifbaren byzantinischen Einfluß im Einzelfall plädiert am Beispiel der Rezeption der in der Ekloga für Münzfälscher vorgesehenen Sanktion des Handabschlagens im (armenischen) Sempadschen Rechtsbuch (§ 112; unten III.4.c) etwa J. Kohler, Altsyrisches und armenisches Recht, in: Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft 19 (1906), 103 (117); vgl. speziell zu dieser Ekloga-Strafe und ihrer Verbreitung R. S. Lopez, Byzantine Law in the Seventh Century and its Reception by the Germans and Arabs, in: Byzantion XVI (1942/43), 445 (450 ff.). Siehe zur Problematik schließlich noch J. Karst, Grundriß der Geschichte des armenischen Rechts, in: Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft 19 (1906), 313 (328, 404). 12 Solche Rezeptionsvorgänge hat namentlich Hubert Kaufhold für das Recht der ostsyrischen Kirche nachgezeichnet: ders., Einleitung, in: ders. (Hrsg.), Syrische Texte zum islamischen Recht. Das dem nestorianischen Katholikos Johannes V. bar Abgare zugeschriebene Rechtsbuch, 1971, S. 17 (31 ff.); ders., Islamisches Erbrecht in christlich-syrischer Überlieferung, in: Oriens Christianus 59 (1975), 19 (24 ff.); ders., Ein weiteres Rechtsbuch der Nestorianer – das Erbrecht des Johannes?, in: D. Nörr/D. Simon (Hrsg.), Gedächtnisschrift für W. Kunkel, 1984, S. 103 ff.; ders., Der Richter in den syrischen Rechtsquellen. Zum Einfluß islamischen Rechts auf die christlich-orientalische Rechtsliteratur, in: Oriens Christianus 68 (1984), 91 (102 ff.); schließlich ders., Über die Entstehung der syrischen Texte zum islamischen Recht, in: Oriens Christianus 69 (1985), 54 ff. – Wie er auch Laiou, Economic Practice (Fn. 10), S. 448.
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men aus älteren Normierungsschichten wie dem babylonischen, persischen oder ägyptischen Recht14, aber auch der philosophischen Zinslehre des Aristoteles15 oder zuletzt autochthonen örtlichen Gewohnheiten nicht ausschließen16. Zur Analyse solcher möglicher Rezeptionsprozesse sollen nach einer kurzen Einführung in das Recht der orientalischen Kirchen und seine Rahmenbedingungen (I.) zunächst die möglichen Quellen der Zinslehre dargestellt werden, angefangen mit den Zinsvorschriften der alten Reichskirche, 13 Vgl. zur Rezeption jüdischen Rechts in den armenischen und nestorianischen Rechtssammlungen die sehr weitgehenden Thesen von V. Aptowitzer, Hammurabi and Syrian-Roman Law, in: The Jewish Quarterly Review XIX (1907), 606 (611 ff.); dens., Die syrischen Rechtsbücher und das mosaisch-talmudische Recht, in: Kaiserliche Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse, Bd. 163, 1909, V, S. 1 ff. (bes. S. 2, 45, 97 f., 108); dens., Die Rechtsbücher der syrischen Patriarchen und ihre Quellen, in: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 24 (1910), 180 ff. – Aptowitzers ausgesprochen einseitige Betonung einer Abhängigkeit der orientalischen Kirchenrechtsquellen vom jüdischen Recht (bei gleichzeitiger Negierung jeglichen islamischen Einflusses: ders., Quellen, ebd., S. 180) ist – ebenso wie seine streckenweise höhnische Kritik an Partsch (Aptowitzer, Quellen, ebd., S. 182, 189 u. ö.) – nur vor dem Hintergrund einer erbitterten wissenschaftlichen (und persönlichen) Fehde zu verstehen, die er und sein Lehrer David H. Müller mit Ludwig Mitteis und dessen Sympathisanten ausfochten; repräsentativ für das Niveau dieser Auseinandersetzung ist die Rezension von F. Holldack, Orientalistische Literaturzeitung 13 (1910), Sp. 175 (175 f., 181 ff.); vgl. dazu wiederum Aptowitzers Schlußbemerkung (ders., Quellen, ebd., S. 224 Fn. 1). – Abgewogener jetzt die Darstellung möglicher interreligiöser Kontakte von W. Cramer, Die Entwicklung im Bereich der orientalischen Kirchen, in: K. H. Rengstorf/S. v. Kortzfleisch (Hrsg.), Kirche und Synagoge. Handbuch zur Geschichte von Christen und Juden, Bd. 1, 1968, S. 175 ff.; R. Penna, L’ambiente giudaico delle origini cristiane, in: P. Siniscalco (Hrsg.), Le antiche chiese orientali. Storia e letteratura, Rom 2005, S. 333 ff. sowie H.-M. Haußig, Art. Judentum und Christlicher Orient, in: H. Kaufhold (Hrsg.), Kleines Lexikon des Christlichen Orients, 2. Aufl. 2007, S. 215 ff. 14 Sie lassen sich insbesondere im Recht der nestorianischen Kirche beobachten, die ihren geographischen Schwerpunkt außerhalb der alten Reichsgrenzen und damit in einer Region hat, die von zwei der genannten fremden Traditionen geprägt ist; siehe unten III.1. – Die Vielfalt der hier zu beobachtenden Einschmelzungen betont zu Recht R. Taubenschlag, Rezension zu E. Sachau, Syrische Rechtsbücher III, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (Romanistische Abteilung) 45 (1925), 493 (513); als konkretes Beispiel für die Übernahme babylonisch-assyrischer Zinsregeln benennt etwa A. Manigk, Zur Bedeutung der assyrisch-babylonischen Rechtsurkunden, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (Romanistische Abteilung) 27 (1906), 394 (400) das Syrisch-römische Rechtsbuch [vgl. unten II.1.c), III.1.c) sowie III.2.b)bb)]. 15 Dies betrifft namentlich die syrischen Kirchen mit ihrer eigenen ausgeprägten Aristoteles-Tradition, aber auch die Armenier; siehe unten II.5.b) sowie III.3.d). 16 Solche Übernahmen lassen sich insbesondere in den geographisch weiter von den Zentren der alten Reichskirche entfernten Gemeinschaften der Äthiopier oder Armenier vermuten; siehe unten III.5.e) bzw. III.3.d).
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des römisch-byzantinischen Reichsrechts sowie der islamischen und jüdischen religiösen Rechtsordnungen (II.). Anschließend wird die jeweilige Aufnahme, vielleicht auch Weiterentwicklung dieser „Bausteine“ in den Rechtssammlungen der einzelnen Nationalkirchen nachgezeichnet (III.). An diesen darstellenden Teil schließt sich eine abschließende Würdigung der nachgewiesenen oder doch als plausibel dargelegten Rezeptionsvorgänge an (IV.).
I. Kanonisches Recht unter der Herrschaft des Islam: Das Recht der orientalischen Nationalkirchen 1. Die orientalischen Nationalkirchen Unter der Bezeichnung „orientalische Nationalkirchen“ werden im folgenden die Kirchen des vorderen Orients verstanden, die sich in der Spätantike im Zuge des Streits um die Auslegung der christologischen Lehren des Konzils von Chalkedon (451 n. Chr.) sowie des erwachenden Selbstbewußtseins der nicht griechisch-römischen Bevölkerung von der Reichskirche getrennt haben17: zunächst die ostsyrische oder „nestorianische“ Kirche um den Patriarchensitz in Seleukia-Ktesiphon (unten III.1.)18, die westsyrische 17 Im Überblick F. Heiler, Urkirche und Ostkirche, 1937, S. 417 ff.; B. Spuler, Die morgenländischen Kirchen, 1964; W. de Vries, Entstehung und Entwicklung der autonomen Ostkirchen im ersten Jahrtausend, in: Kanon IV (1980), 45 (47 ff.); C. D. G. Müller, Geschichte der orientalischen Nationalkirchen, 1981, S. D 269 ff.; H.-J. Schulz/P. Wiertz, Die Altorientalischen Kirchen, in: W. Nyssen/H.-J. Schulz/ P. Wiertz (Hrsg.), Handbuch der Ostkirchenkunde, Bd. I, 1984, S. 34 ff.; W. de Vries, Die Altorientalischen Kirchen, ebd., S. 209 ff.; H. M. Biedermann, Art. Ostkirchen (II.), in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 6 (1993), Sp. 1538 f.; F. v. Lilienfeld, Art. Orthodoxe Kirchen, in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. XXV, 1995, S. 423 (433 ff.); K. Wetzel, Kirchengeschichte Asiens, 1995, S. 48 ff. u. passim; M. Tamcke, Art. Orientalische orthodoxe Nationalkirchen, in: H. D. Betz u. a. (Hrsg.), Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Bd. 6, 2003, Sp. 653; R. Thöle, Art. Orthodoxe Kirchen. II. Konfessionskundlich, ebd., Sp. 681 (684 f.); siehe auch die Beiträge in: Siniscalco, Antiche chiese (Fn. 13). 18 Eher irrig benannt nach dem vom Konzil von Ephesos 431 n. Chr. abgesetzten Patriarchen Nestorius von Konstantinopel. – Die Kirche bezeichnet sich heute als apostolische und katholische Kirche des Ostens oder knapper als „assyrische“; die Oberhäupter haben Chicago resp. Bagdad zum Sitz genommen. – Vgl. G. P. Badger, The Nestorians and their Rituals, Bd. 2, London 1852; J. M. Fiey, Assyrie Chrétienne, Bd. I, Beirut 1965, S. 37 ff.; P. Krüger, Art. Nestorianische Kirche, in: J. Aßfalg/P. Krüger (Hrsg.), Kleines Wörterbuch des Christlichen Orients, 1975, S. 275 ff.; de Vries, Entstehung (Fn. 17), S. 52 f., 64 f.; W. Hage, Art. Nestorianische Kirche, in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. XXIV, 1994, S. 264 ff.; ders., Apostolische Kirche des Ostens, in: H. D. Betz u. a. (Hrsg.), Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Bd. 1, 1998, Sp. 651 f.; S. Talay, Bericht über die Lage der Apostolischen Kirche des Ostens in Syrien, in: M. Tamcke/A. Heinz (Hrsg.), Zu Geschichte, Theologie, Liturgie und Gegenwartslage der syrischen Kirchen, 2000, S. 447 ff.; W. Baum u. a., Die Apostolische Kirche des Ostens, 2000; B. Hamilton, Die christliche Welt des Mittelalters. Der Westen und der Osten, 2003, S. 235 ff.; P. Bruns, Kreuz unter dem Halbmond – syrisches Christentum von
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I. Kanonisches Recht unter der Herrschaft des Islam
(„jakobitische“) Kirche um das Patriarchat von Antiocheia (III.2.)19, die armenisch-apostolische Kirche mit ihrem Katholikos in Edschmiatzin (III.3.)20, die koptische Kirche Ägyptens (III.4.)21 sowie zuletzt die in vieMohammed bis zum Mongoleneinfall, in: S. Gralla (Hrsg.), Oriens Christianus. Geschichte und Gegenwart des nahöstlichen Christentums, 2003, S. 1 (1 ff.); K. Fitschen, Art. Syrien, V.1 Kirchengeschichte: Die syrischen Kirchen: Terminologie und Überblick, in: H. D. Betz u. a. (Hrsg.), Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Bd. 7, 2004, Sp. 1990 ff.; M. Tamcke, Art. Syrien, V.2.a Kirchengeschichte: Ost- und westsyrische Kirche: Ostsyrische Kirche bis zum 10. Jahrhundert, ebd., Sp. 1995 ff.; zuletzt H. Kaufhold, Art. Assyrische Kirche des Ostens, in: ders., Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 67 ff. – Instruktiv ferner N. Tajadod, Die Träger des Lichts. Magier, Ketzer und Christen im alten Persien, 1995. 19 Heute zumeist als syrisch-orthodoxe Kirche bezeichnet; der Patriarch residiert zur Zeit in Damaskus; vgl. P. Kawerau, Die jakobitische Kirche im Zeitalter der syrischen Renaissance, 1955; W. Hage, Die syrisch-jakobitische Kirche in frühislamischer Zeit nach orientalischen Quellen, 1966; ders., Art. Jakobitische Kirche, in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. XVI, 1987, S. 474 ff.; P. Krüger, Art. Jakobitische Kirche, in: Aßfalg/Krüger, Wörterbuch (Fn. 18), S. 151 ff.; de Vries, Entstehung (Fn. 17), S. 61 ff.; Ignatius Yacoub III., Die syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochien, in: ders., The Syrian Orthodox Church of Antioch (1971), ND St. Ephrem 1985, S. 1 ff.; P. Plank, Art. Jakobiten, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 5 (1991), Sp. 296; C. Chaillot, The Syrian Orthodox Church of Antioch and All the East, Genf 1998, S. 21 ff., 78 ff.; Bruns, Kreuz (Fn. 18), S. 9 ff.; Fitschen, Syrien (Fn. 18), Sp. 1990 ff.; M. Tamcke, Art. Syrien, V.2.b.a Kirchengeschichte: Ost- und westsyrische Kirche: Westsyrische Kirche: bis zum 10. Jahrhundert, in: Betz u. a., RGG4, Bd. 7 (Fn. 18), Sp. 1997 ff.; H. Kaufhold, Art. Syrien, V.2.b.b: Kirchengeschichte: Ost- und westsyrische Kirche: Westsyrische Kirche: Syrisch-Orthodoxe Kirche ab dem 10. Jahrhundert, ebd., Sp. 1999 ff.; ders., Art. Syrisch-orthodoxe („jakobitische“) Kirche, in: ders., Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 479 ff. – Angehörige dieser Kirche waren Gegenstand mehrerer asylrechtlicher Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts, die ihre bis in die Gegenwart fortdauernde Verfolgung in der Türkei bezeugen: vgl. nur Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts, Bd. 89, 162 (164 ff.); zum Problem eindringlich v. Lilienfeld, Orthodoxe Kirchen (Fn. 17), S. 436. 20 Nach ihrem legendenumwobenen Gründer und Organisator Gregor dem Erleuchter auch häufig ungenau als gregorianisch-armenische Kirche bezeichnet; siehe zur Nomenklatur M. Krikorian, Kirchengeschichte als Glaubenserfahrung. Identität und Schicksal des armenischen Volkes, in: Kanon XV (1999), 131 (131). – Literatur: M. Ormanian, The Church of Armenia, 2. Aufl. London 1955; J. Aßfalg, Art. Armenisch-orthodoxe (gregorianische) Kirche, in: ders./Krüger, Wörterbuch (Fn. 18), S. 48 ff.; ders., Art. Armenisch-apostolische (gregorianische) Kirche, in: Kaufhold, Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 39 ff.; F. Heyer (Hrsg.), Die Kirche Armeniens, 1978; W. Hage, Art. Armenien, in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. IV, 1979, S. 40 ff.; de Vries, Entstehung (Fn. 17), S. 53 f., 65 ff.; Müller, Nationalkirchen (Fn. 17), S. 354 ff.; J.-P. Mahé, Die armenische Kirche von 611 bis 1066, in: G. Dagron/P. Riché/A. Vauchez (Hrsg.), Bischöfe, Mönche und Kaiser (642–1054), 1994, S. 473 ff.; N. G. Garsoïan, Janus. The Formation of the Armenian Church From the IVth to the VIIth Century, in: R. F. Taft (Hrsg.), The Formation of a Millennial Tradition, Rom 2004, S. 79 ff.; C. Hannick, Art. Armenien. II. Armenische
1. Die orientalischen Nationalkirchen
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lerlei Hinsicht von ihr abhängige äthiopische Kirche (III.5.)22. Ausdrücklich außer Betracht bleiben sollen hingegen – bis auf einzelne Querverweise – die in den östlichen Patriarchaten in communio mit der Reichskirche verharrenden Gruppen („Melkiten“23) sowie alle mit Rom unierten Gruppen einschließlich der Maroniten24. Apostolische Kirche, in: Betz u. a., RGG4, Bd. 1 (Fn. 18), Sp. 766 ff.; Hamilton, Christliche Welt (Fn. 18), S. 172 ff.; W. Hage, Die Armenisch-Apostolische Kirche: Ein historischer Überblick, in: M. Tamcke (Hrsg.), „Dich, Ararat, vergesse ich nie!“ Neue Beiträge zum Schicksal Armeniens und der Armenier, 2006, S. 11 (11 ff.); M. K. Krikorian, Die Armenische Kirche, 2. Aufl. 2007; zuletzt A. Mückusch, Die armenischen und georgischen christlichen Kirchen und ihre Rolle in der Gesellschaft, in: B. Chiari (Hrsg.), Kaukasus, 2008, S. 189 ff. – Instruktiv auch A. A. Novello, Die Armenier, 1996. 21 Diese ist heute die wohl größte Kirche im vorderen Orient mit ca. 6–10 Millionen Gläubigen. – Siehe P. Verghese, Die Kirche von Alexandrien, eine kurze historisch-theologische Einführung, in: ders. (Hrsg.), Koptisches Christenum, 1973, S. 11 ff.; C. D. G. Müller, Art. Koptische Kirche, in: Aßfalg/Krüger, Wörterbuch (Fn. 18), S. 190 ff.; ders., Art. Kopten, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 5 (1991), Sp. 1438 ff.; de Vries, Entstehung (Fn. 17), S. 47 ff., 58 ff.; T. Orlandi, Art. Koptische Kirche, in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. XIX, 1990, S. 595 ff.; T. H. Partrick, Traditional Egyptian Christianity. A History of the Coptic Orthodox Church, Greensboro 1996, S. 38 ff.; M. Ghattas, Art. Kopten, in: H. D. Betz u. a. (Hrsg.), Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Bd. 4, 2001, Sp. 1670 ff.; Hamilton, Christliche Welt (Fn. 18), S. 189 ff.; C. D. G. Müller, Art. Koptische Kirche, I. Geschichte, in: Kaufhold, Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 262 ff.; instruktiv ferner W. Beltz (Hrsg.), Die koptische Kirche in den ersten drei islamischen Jahrhunderten, 2003. – Ein aktuelles Bild vermitteln die Beiträge in: A. Gerhards/H. Brakmann (Hrsg.), Die koptische Kirche. Einführung in das ägptische Christentum, 1994; E. Brunner-Traut, Die Kopten, 5. Aufl. 1997; v. Lilienfeld, Orthodoxe Kirchen (Fn. 17), S. 438 f. sowie H. Suermann, Art. Koptische Kirche, II. Gegenwart, in: Kaufhold, Kleines Lexikon, ebd., S. 265 f. 22 Sie befindet sich nach dem Ende der 1974 begonnenen Revolution in Äthiopien in einem schwer überschaubaren Reorganisationsprozeß. Über ihre Geschichte informieren P. Verghese, Die Frühgeschichte der Kirche, in: ders., Koptisches Christenum (Fn. 21), S. 150 ff.; T. Tamrat, Die Kirche von 700–1600 n. Chr., ebd., S. 159 ff.; F. Heyer, Art. Äthiopien, in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. I, 1977, S. 572 ff.; G. Haile, Art. Äthiopien, in: Betz u. a., RGG4, Bd. 1 (Fn. 18), Sp. 889 (890 ff.); Hamilton, Christliche Welt (Fn. 18), S. 207 ff. – Eine Momentaufnahme aus der Zeit unmittelbar vor der Revolution bei P. Verghese, Die äthiopische Kirche heute, in: ders., Koptisches Christentum, ebd., S. 133 ff.; über die Zeit der Verfolgung und Reorganisation informiert G. Bonacci, The Ethiopian Orthodox Church and the State 1974–1991, London 2000, S. 8 ff., 39 ff.; aktuelle Daten bei v. Lilienfeld, Orthodoxe Kirchen (Fn. 17), S. 440 f. sowie E. Hammerschmidt/M. Kropp, Art. Äthiopische Kirche, in: Kaufhold, Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 74 ff. 23 Zu diesen buchstäblich „Königstreuen“ knapp J. Madey, Art. Melchitische Kirche, in: Aßfalg/Krüger, Wörterbuch (Fn. 18), S. 261 ff.; ders., Art. Melchitische Kirche, in: Kaufhold, Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 346 ff.; speziell zum melkitischen Kirchenrecht und seinen vielfältigen Überschneidungen mit den anderen Kirchen A. Coussa, Sources de Droit Canon chez les Melchites, Rom 1932; J. B. Dar-
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I. Kanonisches Recht unter der Herrschaft des Islam
2. Patriarchen als Ethnarchen: Orientalisches Kirchenrecht als umfassendes Binnenrecht einer religiösen Minderheit Die Entwicklung des orientalischen Kirchenrechts vollzieht sich auch nach der sukzessive erfolgenden Lösung von der Reichskirche zunächst noch in den gleichen Bahnen wie innerhalb der Orthodoxie25. Dies gilt cum grano salis selbst für die ostsyrische Kirche, in der ungeachtet des Argwohns der persischen Herrscher nicht allein die Mission des Bischofs Ma¯ru¯ta¯ v. Maipherkat für die communio mit der Reichskirche auch in ˙ 26. Hingegen markiert die islamische Eroberung im rechtlicher Hinsicht steht 7. und 8. Jahrhundert einen deutlichen Neuansatz. Dafür zeichnet weniger – blade, La collection canonique melkite d’après les manuscripts arabes des XIIIe– XVIIe siècles, in: Orientalia christiana periodica IV (1938), 85 ff.; G. Graf, Geschichte der christlichen arabischen Literatur, Bd. 1, Rom 1944, S. 559 f.; ders., Geschichte der christlichen arabischen Literatur, Bd. 2, Rom 1947, S. 81 ff.; E. Jarawan, La collection canonique arabe des Melkites et sa physionomie propre, Rom 1969, S. 11 ff. sowie eingehend J. Nasrallah/R. Haddad, Histoire du mouvement littéraire dans l’église melchite du Ve au XXe siècle, Bd. II/1: 634–750, Damaskus 1996, S. 53 ff.; J. Nasrallah, Histoire du mouvement littéraire dans l’église melchite du Ve au XXe siècle, Bd. II/2: 750-Xe S., Löwen/Paris 1988, S. 188 ff.; Bd. III/1: 969–1250, Löwen/Paris 1983, S. 340 ff.; Bd. III/2: 1250–1516, Löwen/Paris 1981, S. 172 ff.; D. Ceccarelli Morolli/S. Mudry, Introduzione allo studio storico-giuridico del diritto canonico orientale, Rom 1994, S. 145 ff.; D. Schon, Der Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium und das authentische Recht im christlichen Orient, 1999, S. 92 ff. sowie zuletzt H. Kaufhold, Art. Kirchenrecht, orientalisches, in: ders., Kleines Lexikon, ebd., S. 238 (239 ff.). – Zum Recht der mit Rom unierten Melkiten nur C. Charon, Les sources du droit canonique melkite catholique, in: Échos d’Orient XI (1908), 295 ff., 352 ff. 24 Knapper Überblick bei J. Madey, Art. Maronitische Kirche, in: Kaufhold, Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 340 ff. – Speziell zu den Kirchenrechtstexten G. Graf, Der maronitische Nomokanon „Buch der rechten Leitung“, in: Oriens Christianus XI (1936), 212 ff.; vgl. noch I. Aouad, Le droit privé des Maronites au temps des émirs Chihab (1697–1841), Paris 1933, S. 1 ff., 45 ff.; C. de Clercq, Art. Maronite (droit canonique), in: Dictionnaire de droit canonique, Bd. 6, Paris 1957, Sp. 811 ff.; J. Feghali, Histoire de droit de l’église Maronite, Bd. 1, Paris 1962, S. 19 ff.; Ceccarelli Morolli/Mudry, Introduzione (Fn. 24), S. 153 ff.; D. Ceccarelli Morolli, Art. Fonti canoniche della Chiesa maronita, in: E. G. Farrugia (Hrsg.), Dizionario Enciclopedico dell’Oriente Cristiano, Rom 2000, S. 318 ff.; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 148 ff. sowie Kaufhold, Kirchenrecht (Fn. 23), S. 243 f. – Zum Recht der Unierten nur E. Eid, Le Droit Canonique Oriental [Sommaire], in: Al-Manarat. Revue des Sciences Religieuses 29 (1988), 160 ff.; H. Kaufhold, Art. Kirchenrecht, orientalisch-katholisches, in: ders., Kleines Lexikon, ebd., S. 252 ff. – Nicht zugänglich war mir die (arabische) Arbeit von J. Ziadeh, La justice Maronite dans ses rapports avec le droit romain, [Libanon] 1929. 25 Dies betont nachdrücklich H. Kaufhold, Römisch-byzantinisches Recht in den Kirchen syrischer Tradition, in: Coppola, Atti 1 (Fn. 11), S. 133 (133 ff.); vgl. dens., Art. Kirchenrecht. VI. Altorientalisches Kirchenrecht, in: Betz u. a., RGG4, Bd. 4 (Fn. 21), Sp. 1290 (1290).
2. Patriarchen als Ethnarchen
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der von den neuen Herren im übrigen kaum forcierte – Rückgang der ohnehin spärlichen Kontakte zur Reichskirche verantwortlich als der Kompetenzzuwachs, der den Oberhäuptern der verschiedenen christlichen Gemeinschaften aus dem islamischen dhimmı¯ -System erwächst. Als geduldete, wenn auch massiv diskriminierte „Schutzbefohlene“ unterstehen die Christen nach diesem Konzept des islamischen Rechts nicht sämtlichen Normen der šarı¯ Ca, sondern regeln wenigstens ihre Binnenbeziehungen nach den Regeln und unter der Aufsicht ihrer Kirche27. Zwar ist seit 26
Zu seiner 410 n. Chr. erfolgten Mission und deren Nachwirkungen siehe O. Braun, in: ders. (Hrsg.), De sancta Nicaena synodo. Syrische Texte des Maruta von Maipherkat nach einer Handschrift der Propaganda zu Rom übersetzt, 1898, S. 1 ff.; A. Baumstark, Geschichte der syrischen Literatur mit Ausschluß der christlich-palästinensischen Texte, 1922, S. 53 ff.; W. Selb, Orientalisches Kirchenrecht, Bd. 1: Die Geschichte des Kirchenrechts der Nestorianer (von den Anfängen bis zur Mongolenzeit), 1981, S. 97 ff.; A. Vööbus, Introduction, in: ders. (Hrsg.), The Canons Ascribed to Maruta of Maipherqat and Related Sources, Löwen 1982, S. V (V ff.); ˙ zur Person knapp P. Bruns, Art. Marutha von Maipherkat, in: S. Döpp/W. Geerlings (Hrsg.), Lexikon der antiken christlichen Literatur, 3. Aufl. 2002, S. 492 f. – Zur damaligen prekären Situation der Kirche in der Persis J. Rist, Die Verfolgung der Christen im spätantiken Sassanidenreich: Ursachen, Verlauf und Folgen, in: Oriens Christianus 80 (1996), 17 (24 ff.); vgl. ferner A. Panaino, La Chiesa di Persia e l’Impero sasanide. Conflitto e integrazione, in: Cristianità (Fn. 11), S. 765 ff. 27 Dieses System beschreiben E. Sachau, Die Ueberlieferung des Rechtsbuches im Orient, in: K. G. Bruns/ders. (Hrsg.), Syrisch-römisches Rechtsbuch aus dem fünften Jahrhundert, 1880, S. 153 (173 f.); N. Edelby, L’autonomie législative des chrétiens en terre d’Islam, in: Archives d’histoire du droit oriental V (1950/51), 307 ff.; C. de Clercq, Fontes Iuridici Ecclesiarum Orientalium, Rom 1967, S. 45 f.; Kaufhold, Einleitung (Fn. 12), S. 20 ff.; Nasrallah/Haddad, Histoire II/2 (Fn. 23), S. 3 ff., 188 f.; B. Scarcia Amoretti, A proposito di arabi cristiani e arabi musulmani, ovvero dei rapporti tra maggioranza e minoranze nell’Islam medievale, in: Cristianità (Fn. 11), S. 871 ff. sowie W. Hage, Art. Islam und orientalisches Christentum, in: Kaufhold, Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 205 ff. – Die moderne Fortentwicklung schildern Wähler, Kollisionsrecht (Fn. 3), S. 330 ff.; S. A. W. Abu Salieh, L’impact de la religion sur l’ordre juridique. Cas de l’Egypte. Non-Musulmans en pays d’Islam, Diss. iur. Freiburg/Ue. 1979, S. 97 ff., 247 ff.; J. Prader, Das Personalstatutsrecht der christlichen Religionsgemeinschaften in den Ländern des vorderen Orients, in: Kanon X (1991), 195 ff.; Menhofer, Religiöses Recht (Fn. 3), S. 44 ff., 70 ff., 82 ff.; I. Dick, Évolution du statut légal et sociologique des chrétiens en Syrie, in: Proche-Orient Chrétien 45 (1995), 64 (69 ff.) sowie H. Kaufhold, Art. Personalstatut, in: ders., Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 407 f. – Zugespitzt kritische Darstellung von B. Ye’or [Pseudonym], Der Niedergang des orientalischen Christentums unter dem Islam, 2002, S. 71 ff.; zur aktuellen Situation, die insbesondere im Irak von einer verschärften Verfolgung geprägt ist, siehe nur Bundesverwaltungsgericht, in: Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht 2006, 1420 (1421 f.); dass., in: Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht 2007, 1330 (1331; beide zur sog. Gruppenverfolgung von Christen) sowie H. Dörig, Die Flucht religiöser Minderheiten aus dem Irak, in: Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik 2007, 389 (389 f.).
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I. Kanonisches Recht unter der Herrschaft des Islam
Konstantins I. umstrittener Betrauung der Bischöfe mit der episcopalis audientia eine rechtsprechende Tätigkeit geistlicher Amtsträger in „weltlichen“ Angelegenheiten auch in der Reichskirche durchaus nicht fremd28, doch stellt die aufgrund der islamischen Eroberung den Patriarchen, Bischöfen und Synoden zugewachsene Querschnittkompetenz im Vergleich dazu eine ganz neue Qualität dar. Damit geht die Schwierigkeit einher, daß kirchliche Würdenträger von ihren Gläubigen um Urteile in Streitigkeiten angegangen werden, für deren Beilegung zunächst jede rechtliche Handreichung fehlt29; der Druck der Praxis (verstärkt durch die latente Drohung des Ausweichens zum islamischen qa¯dı¯ )30 führt im Einzelfall zum Rekurs auf gerade greifbare, oft ge28 Dazu A. Steinwenter, Zur Lehre von der episcopalis audientia, in: Byzantinische Zeitschrift 30 (1930), 660 ff.; V. Bušek, Episcopalis audientia, eine Friedensund Schiedsgerichtsbarkeit, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (Kanonistische Abteilung) 59/XXVIII (1939), 453 ff.; H. G. Beck, Kirche und theologische Literatur im byzantinischen Reich, 1959, S. 75 m. w. N. in Fn. 1; G. Stühff, Vulgarrecht im Kaiserrecht unter besonderer Berücksichtigung der Gesetzgebung Konstantins des Großen, 1966, S. 98 f.; W. Selb, Episcopalis audientia, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (Romanistische Abteilung) 84 (1967), 162 ff.; W. Waldstein, Zur Stellung der episcopalis audientia im spätrömischen Prozeß, in: Festschrift Max Kaser, 1976, S. 533 ff.; Kaufhold, Römischbyzantinisches Recht (Fn. 25), S. 135 f.; G. Vismara, La giurisdizione dei vescovi nel mondo antico, in: La giustizia nell’Alto Medioevo (Secoli V–VIII), Spoleto 1995, S. 225 ff.; zuletzt P. G. Caron, I tribunali della chiesa nel diritto del Tardo Imperio, in: Atti dell’Accademia Romanistica Costantiniana 11 (1997), 245 ff. – Für weit zurückreichende Ursprünge der Gerichtsbarkeit der orientalischen Kirchen auch in weltlichen Fragen etwa C. D. G. Müller, Die ältere Kirchenrechtsliteratur der Perserkirche, in: Oriens Christianus 59 (1975), 47 (48 f.), der die episcopalis audientia schon deutlich vor der islamischen Eroberung faktisch installiert sieht. 29 Diesen Motivstrang beschreibt knapp Kaufhold, Einleitung (Fn. 12), S. 22 f.; vgl. dens., Die Überlieferung der Sententiae Syriacae und ihr historischer und literarischer Kontext, in: D. Simon (Hrsg.), Akten des 26. Deutschen Rechtshistorikertages, 1987, S. 505 (514); zuvor schon Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 557. 30 Diese Option der unterlegenen oder sich benachteiligt wähnenden Partei belegen zahlreiche Kanones des orientalischen Kirchenrechts, die eine Anrufung nichtchristlicher Gerichte ausdrücklich verbieten; siehe etwa §§ 12 f. des Gesetzbuches des nestorianischen Patriarchen Timotheos († 823; E. Sachau [Hrsg.], Syrische Rechtsbücher, Bd. II, 1908, S. 53 [67, 69]; vgl. dazu dens., Einleitung, ebd., S. V [VI]; Aptowitzer, Rechtsbücher [Fn. 13], S. 47 ff.; A. Manigk, Rezension zu E. Sachau, Syrische Rechtsbücher I–III, in: Kritische Vierteljahresschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft, N. F. 3, XVII [1916], 351 [409, 411 ff.]; Müller, Kirchenrechtsliteratur [Fn. 28], S. 54), die Regeln des koptischen Patriarchen Kyrillos II. (1092; O. H. E. Burmester [Hrsg.], The Canons of Cyril II, LXVII Patriarch of Alexandria, in: Le Muséon XLIX [1936], 245 [282: Kanon 12] und dazu O. Meinardus, A Study on the Canon Law of the Coptic Church, in: Bulletin de la Société d’Archéologie Copte 16 [1961–62], 231 [241]) sowie die Einleitung (Kap. 9) zum Datastanagirk’ des armenischen Autors Mxit’ar Goš († 1213; R. W. Thomson
2. Patriarchen als Ethnarchen
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nug aus trüber Quelle geschöpfte Rechtstexte; dem „Rechtsfindungsprozeß“ haftet so eine gewisse Beliebigkeit an. Prototypisch für diese Entwicklung steht die vom armenischen Bischof Nerse¯s v. Lampron geschilderte Rezeption der sog. Sententiae Syriacae durch die Kirche Kilikiens: da sich nach zahlreichen Anfragen um Rechtsschutz nachsuchender Gemeindemitglieder in der Bibliothek des Patriarchen kein Rechtstext zur Entscheidung „zivilrechtlicher“ Streitigkeiten findet, bittet man einen zufällig anwesenden syrischen Priester um seine Hilfe, der wiederum ebenso zufällig eine „gekürzte Zivilgesetzgebung“ zur Hand hat, die unverzüglich ins Armenische übersetzt wird31. Reklamieren die untersuchten Quellentexte in dieser Konstellation einen mehr oder minder unmittelbaren Praxisbezug, so stellen sich andere Sammlungen von Kirchenrechtsquellen allzu offensichtlich als gelehrte Übungen dar, die gar nicht den Anspruch erheben, Aufschluß über das geltende Recht zu verschaffen oder umgekehrt die Rechtspraxis zu beeinflussen32. In diesem Sinne hat etwa Selb das von ihm edierte Erbrechtskompendium des nestorianischen Metropoliten CAbdı¯ šo¯’ bar Bahrı¯ z plastisch als „das um seiner selbst erarbeitete Produkt eines spekulativen Geistes“ bezeichnet33. Dieses Urteil darf – mit einigen Schattierungen – als das in der [Übers.], The Lawcode [Datastanagirk’] of Mxit’ar Goš, Amsterdam/Atlanta 2000, S. 99 ff.; siehe auch J. Karst [Hrsg.], Armenisches Rechtsbuch, Bd. II, 1905, S. 350 f.; dazu A. Abrahamian, Die Grundlagen des armenischen Kirchenrechts, Diss. iur. Zürich 1917, S. 30 f. sowie R. W. Thomson, Introduction, in: ders., Lawcode, ebd., S. 11 [20 f., 22, 47, 52]); zusammenfassend und m. w. N. zur Problematik Kaufhold, Einleitung (Fn. 12), S. 21 m. Fn. 8 ff. – Gleichwohl läßt sich allein aus diesen Vorschriften kein verläßliches Bild über den Umfang der Inanspruchnahme islamischer Gerichte zeichnen; der geläufige Schluß von der Zahl der Verbote auf den Prozentsatz der „Abweichler“ (so – in einer vergleichbaren Konstellation – Beck, Kirche [Fn. 26], S. 77) dürfte sich hier als Fehl- oder zumindest Kurzschluß erweisen. 31 Der Bericht des Nerse ¯ s ist übersetzt bei Karst, Grundriß 1 (Fn. 11), S. 336 ff.; abgedruckt auch in: H. Kaufhold, Die armenischen Übersetzungen byzantinischer Rechtsbücher, 1997, S. 8. – Karst waren die Sententiae Syriacae noch unbekannt, doch hat er sich bereits richtig gegen die Identifizierung der von Nerse¯s übersetzten Sammlung mit dem Syrisch-römischen Rechtsbuch ausgesprochen: ebd., S. 339 m. Fn. 22, 341. – Siehe noch Kaufhold, Überlieferung (Fn. 29), S. 508; A. B. Schmidt, Die armenisch-syrischen Beziehungen im Spiegel der kilikischen Übersetzungsliteratur, in: A. Drost-Abgarjan/H. Goltz (Hrsg.), Armenologie in Deutschland, 2005, S. 119 (121) sowie unten II.1.c). 32 Resignierend Kaufhold, Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 164: „Die Rechtsanwendung hat anscheinend anders ausgesehen, als wir das gewohnt sind.“ 33 W. Selb, Einleitung, in: ders. (Hrsg.), ’Abdı¯ šo ¯ ’ bar Bahrı¯ z, Ordnung der Ehe und der Erbschaften sowie Entscheidung von Rechtsfällen, 1970, S. 11 (18). – Vgl. dens., Kodifikationen im älteren orientalischen Kirchenrecht, in: Österreichische Landesreferate für den VIII. Internationalen Kongreß für Rechtsvergleichung, 1970,
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I. Kanonisches Recht unter der Herrschaft des Islam
Betrachtung der orientalischen Kirchenrechtsquellen vorherrschende gelten34. Es drängt sich insbesondere angesichts des auch und gerade in der Frage des Zinsverbots anzutreffenden Befundes auf, daß in den Sammlungen selbst einander diametral widersprechende Sätze einträchtig Seite an Seite stehen können – ein Umstand, der schon einzelnen mittelalterlichen Kanonisten der orientalischen Kirchen Kopfzerbrechen bereitet hat, wie etwa dem ostsyrischen Autor CAbdı¯ šo¯ bar Brı¯ ka¯ (latinisiert Ebedjesus; † 1318 n. Chr.)35: „Der erste Sammler war Gabriel, der Metropolit von Basra. Er sammelte die Ansichten aller jener [scil. juristischen Schriftsteller] in einem Band, ohne dabei zu entscheiden, welche von ihnen für die Rechtsprechung anwendbar sind und welche nicht.“
Tatsächlich läßt sich nur in Einzelfällen aus den Texten auf eine bestimmte Rechtspraxis schließen; einen solchen Ausnahmefall mag die umfangreiche Erörterung des Zinsverbots auf nestorianischen Synoden darstellen, die im Sinne einer regelrechten „Gesetzesfolgenanalyse“ der Frage nachgehen, welche Auswirkungen die bisherigen Maßnahmen gegen den „Wucher“ hatten36. In der Regel aber lassen sich derartige Schlüsse nicht ziehen, weshalb sich auch die vorliegende Untersuchung ausdrücklich darauf beschränkt, den theoretischen Konzeptionen des Zinsverbots in den S. 17 (20). – In die gleiche Richtung Kaufhold, Richter (Fn. 12), S. 110, für den gerade bei der Abfassung der großen Rechtswerke des 13./14. Jahrhunderts die „enzyklopädische Neigung“ der Verfasser dominiert. 34 Wie Selb in der Sache bereits Nallino, Libri giuridici (Fn. 11), S. 155 f. sowie Kaufhold, Einleitung (Fn. 12), S. 23 ff.; ders., Rechtssammlung (Fn. 11), S. 127 ff. – Für eine durchgehende praktische Relevanz der Sammlungen plädieren hingegen Manigk, Rezension (Fn. 30), S. 363 f.; Müller, Kirchenrechtsliteratur (Fn. 28), S. 51, 53, 57 ff. sowie A. Vööbus, An Introduction to the Synodicon, in: ders. (Hrsg.), The Synodicon in the West Syrian Tradition, Bd. I, Löwen 1975, S. 1 (1); seine Einschätzung „Therefore, in these records, we are allowed to see the situation through the eyes of responsible persons who had to deal with realities and facts of life“ (ebd.), ist offenbar weitgehend frei von jeder juristischen Quellenkritik. – Differenzierend Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 558, der den Erlassen von Patriarchen und Konzilien wenigstens „relative Gesetzesgeltung“ zusprechen will. 35 CAbdı¯ šo ¯ bar Brı¯ ka¯, Nomokanon, Tract. III vor Cap. I (A. Mai [Hrsg.], Scriptorum veterum nova collectio, Bd. X/2, Rom 1838, S. 1 [54]; hier zitiert nach der dt. Übersetzung von H. Kaufhold, Die „Lehre des Apostels Addai“ [„Lehre der Apostel“] – Zur Überlieferung pseudo-apostolischer Kanones in der syrischen Literatur, in: Göttinger Arbeitskreis für syrische Kirchengeschichte [Hrsg.], Paul de Lagarde und die syrische Kirchengeschichte, 1968, S. 102 [117]); vgl. zum Autor näher unten III.1.a) (bei und in Fn. 321 f.). – Besonders ausgeprägt ist dieses Phänomen einer bloßen Kompilation in der Sammlung des Ibn at-Taiyib [unten III.1.a), bei und ˙˙ in Fn. 319 f.)]; vgl. zum Problem noch Kaufhold, Einleitung (Fn. 12), S. 25 sowie dens., Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 164. 36 Siehe dazu unten III.1.b) und c).
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Quellentexten nachzuspüren. Sie erhebt jedoch nicht den Anspruch, generelle Aussagen über die Praxis des Zinsverbots in den orientalischen Kirchen zu formulieren37.
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Dazu, daß derartige Globalaussagen über „die“ Praxis „des“ Zinsverbots auch für den lateinischen Westen mit seiner viel breiteren Quellengrundlage redlicherweise kaum haltbar sind, siehe F. Wittreck, Geld als Instrument der Gerechtigkeit. Die Geldrechtslehre des Hl. Thomas von Aquin in ihrem interkulturellen Kontext, 2002, S. 111 ff.
II. Bausteine des orientalischen Zinsverbots Vor der Darstellung der einzelnen Rechtsquellen der orientalischen Kirchen zum Zinsverbot sollen zunächst die (möglichen) Bezugspunkte dieser Wucherlehre präsentiert werden. Am Anfang steht das römische bzw. byzantinische Reichsrecht, das ungeachtet aller dogmatischen Zwistigkeiten wichtiger Anknüpfungspunkt der orientalischen Christengemeinden bleibt und konsequent auch seine Neigung zu abrupten Kurswechseln in der Haltung zur Zinsproblematik an sie weiterreicht (1.). Ähnlich bedeutsam ist die Zinslehre der alten, noch ungeteilten Reichskirche, die namentlich mit dem Wucherverbot des I. ökumenischen Konzils von Nikaia (325 n. Chr.) Maßstäbe für die weitere Entwicklung selbst der später von ihr getrennten Gemeinschaften setzt (2.). Nur auf den ersten Blick überraschend sind Einflüsse der islamischen riba¯-Lehre, die anscheinend weniger aus der alltäglichen Konfrontation mit der muslimischen Rechtspraxis als aus dem Bestreben christlicher Autoren resultieren, der fiqh-Literatur der Muslime eine gleichwertige Variante an die Seite zu stellen (3.). Der Einfluß der jüdischen Wucherprogrammatik ist demgegenüber geographisch wie inhaltlich eng begrenzt; auch hier scheint – abgesehen von der evidenten Rationalität einzelner Vorschriften der Rabbinen – die literarische Vorbildfunktion wirkmächtiger zu sein als eine praktische Anschauung der jüdischen Zinspraxis (4.). Eine Sonderrolle spielt die teleologische Zinslehre des Aristoteles, die vornehmlich in den Texten der ostsyrischen und armenischen Kirche Spuren hinterläßt, welche freilich auch als Fernwirkungen einer frühen reichskirchlichen Rezeption interpretiert werden können (5.). Eher marginal und noch dazu aufgrund der Quellenlage schwer nachweisbar sind schließlich Übernahmen aus älteren Rechtsschichten wie dem babylonischen, persischen oder ägyptischen Recht (6.). 1. Römisches und byzantinisches Reichsrecht: Bedingte Anerkennung des Zinses Eine wesentliche Erblast der orientalischen Zinslehre ist die prononcierte Stellungnahme des römischen Rechts für die grundsätzliche Legitimität des Zinses, der lediglich der Höhe nach begrenzt wird [a)]. Einzelne Versuche mittelbyzantinischer Kaiser, ein allgemeines Zinsverbot zu etablieren, bleiben demgegenüber Episode, sind für das Thema aber deshalb von Belang, weil die einschlägigen Rechtssammlungen lange nach ihrer offiziellen oder
1. Römisches und byzantinisches Reichsrecht
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faktischen Derogation im Ostreich unter den orientalischen Christen weiterkursieren [b)]. Dies haben sie mit zwei bis heute rätselhaften Texten gemein, die als syrische Bearbeitungen römischen Rechts zwar primär zu den Quellen des nestorianischen bzw. jakobitischen Rechts zählen, wegen ihrer Verbreitung auch in den übrigen Nationalkirchen hier aber vor die Klammer gezogen werden sollen [c)]. a) Klassisches römisches Recht: Die centesima/‘ekatosté als Zinsmaximum Dem ursprünglichen römischen Recht ist ein Zinsverbot fremd38. Erst die sozialen Verwerfungen des expandierenden Stadtstaates lassen den Ruf wenigstens nach einer Begrenzung des „Wuchers“ laut werden und ziehen die Einführung gestaffelter Zinsmaxima nach sich, die ihre abschließende Ausprägung durch Justinian I. erhalten39. Wichtiger für die spätantike Entwicklung ist allerdings die Gesetzgebung Konstantins I. aus dem Jahre 325 n. Chr.: er bestimmt als Höchstsatz für Gelddarlehen die bereits geläufige centesimae usurae, also 1% Zins pro Monat (griechisch ‘ekatosté); für Naturaldarlehen lehnt er sich an das hellenistische (ursprünglich ägyptische) ‘emiolíon an und setzt den zulässigen Zuschlag auf die Höhe der Hälfte des Darlehensumfangs fest40: 38 Prägnant zusammenfassend M. Kaser, Römisches Privatrecht, Bd. 1, 1955, §§ 43 II (S. 149), 116 III (S. 415 f.); instruktiv ferner G. Billeter, Geschichte des Zinsfusses im griechisch-römischen Altertum bis auf Justinian, 1898, S. 267 ff.; F. Klingmüller, Streitfragen aus der römischen Zinsgesetzgebung, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (Romanistische Abteilung) 23 (1902), 68 ff.; S. Brassloff, Sozialpolitische Motive in der römischen Rechtsentwicklung, 1933, S. 23 f. sowie zuletzt J. Andreau, Art. Zins II. Klassische Antike, in: H. Cancik/H. Schneider (Hrsg.), Der Neue Pauly, Bd. 12/2, 2002, Sp. 813 (814 f.). 39 Im Überblick zur Zinslehre in Byzanz K. E. Zachariä v. Lingenthal, Geschichte des griechisch-römischen Rechts, 3. Aufl. 1892, ND. 1955, § 71; E. H. Freshfield, Introduction, in: ders. (Übers.), A Manual of Later Roman Law. The Ecloga ad Procheiron mutata, Cambridge 1927, S. 19 f.; G. Cassimatis, Les intérêts dans la législation de Justinien et dans le droit byzantin, Paris 1931, S. 109 ff.; E. Bianchi, In tema d’usura. Canoni conciliari e legislazione imperiale del IV secolo, in: Athenaeum 62 (1984), 136 ff.; A. E. Laiou, God and Mammon: Credit, Trade, Profit and the Canonists, in: N. Oikonomides (Hrsg.), Byzantium in the 12th Century. Canon Law, State and Society, Athen 1991, S. 261 (268 ff.); A. P. Kazhdan, Art. Interest, in: ders. (Hrsg.), The Oxford Dictionary of Byzantium, New York/ London 1991, Bd. 2, S. 1002 f.; ders., Art. Usury, ebd., Bd. 3, S. 2146; M.-H. Congourdeau, II. Sitten und Moral in der byzantinischen Kirche, in: J. M. Mayeur u. a. (Hrsg.), Die Zeit der Zerreißproben, 1991, S. 496 (502 ff.); Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 566 ff. 40 Codex Theodosianus 2.33.1 (mit dem Hinweis auf C. Th. 4.2.8 [Diokletian 293 n. Chr.]); dazu Kaser, Privatrecht 2 (Fn. 38), S. 249 m. Fn. 32; L. Mitteis, Über
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II. Bausteine des orientalischen Zinsverbots
„Quicumque fruges humidas vel arentes indigentibus mutuas dederint, usurae nomine tertiam partem superfluam consequantur, id est ut, si summa crediti in duobus modiis fuerit tertium modium amplius consequantur. Quod si conventus creditor propter commodum usurarum debitum recuperare noluerit, non solum usuris, sed etiam debiti quantitate privandus est. Quae lex ad solas pertinet fruges: nam pro pecunia ultra singulas centesimas creditor vetatur accipere.“
Insbesondere der Zinssatz für Gelddarlehen ist dabei nicht primär ökonomischem Kalkül oder der Vorstellung von einem sozial „angemessenen“ Zins geschuldet, sondern dürfte – nicht anders als mesopotamische und griechische Regelungen – schlicht auf eine möglichst einfache Berechnung zielen: pro Monat wird dem Kapital jeweils eine Grundeinheit des Währungssystems hinzugerechnet41. Justinian I. verringert den von Konstantin I. bestimmten Satz der legitimae usurae auf 6% p.a.; spezielle Sätze gelten für Senatoren (4%), Bankiers (8%) und Seekaufleute (12%)42. Diese Staffelung bleibt im Ostreich – mit den sogleich zu erörternden kurzlebigen Ausnahmen – geltendes Recht43, wird aber infolge der Umstellung des Währungssystems auf das nomisma schon in mittelbyzantinischer Zeit nicht mehr recht verstanden: die Praxis rechnet ein nomisma auf das Pfund (= 72 nomismata) pro Monat und hebt so den erlaubten Zinssatz stillschweigend von 6% auf 8,33% an44. drei neue Handschriften des Syrisch-Römischen Rechtsbuches, in: Abhandlungen der Königlichen Preußischen Akademie der Wissenschaften, 1905, II, S. 3 (41); Bianchi, Tema (Fn. 39), S. 137 ff. – Zur strittigen Datierung der Regelung Bianchi, ebd., S. 137 Fn. 3. – Speziell zum ‘emiolíon noch Billeter, Geschichte (Fn. 38), S. 260 ff. sowie E. Seidl, Das Getreidedarlehen nach den demotischen Papyri, in: A. Watson (Hrsg.), Daube Noster, Edinburgh/London 1974, S. 301 (302); näher zur ägyptischen Naturalzinsregelung unten II.6.c). 41 Dies die plausibel belegte These von M. Hudson, How Interest Rates Were Set, 2500 BC – 1000 AD: Máš, tokos and fœnus as Metaphors for Interest Accruals, in: Journal of the Economic and Social History of the Orient 43 (2000), 132 ff.; siehe noch dens., The mathematical economics of compound interest: a 4,000-year overwiew, in: Journal of Economic Studies 27 (2000), 344 (346): „Maddening as it must appear to economists looking for signs of market rationality everywhere, interest rates in ancient economies were guided by a concern for ease of calculation based on the local system of fractions.“ 42 Codex Iustinianus 4.32.26; vgl. dazu Zachariä v. Lingenthal, Geschichte (Fn. 39), § 71 (S. 308 f.); Billeter, Geschichte (Fn. 38), S. 306 ff.; Cassimatis, Intérêts (Fn. 39), S. 21 ff.; Brassloff, Motive (Fn. 38), S. 122 f.; Kaser, Privatrecht 2 (Fn. 38), S. 250. 43 Sofern sie sich durchzusetzen vermag: In Ägypten ist das offenbar nicht der Fall, wie H. Preissner, Das verzinsliche und das zinslose Darlehen in den byzantinischen Papyri des 6./7. Jahrhunderts, Diss. iur. Erlangen 1956, S. 61 f. anhand umfangreichen Quellenmaterials nachweist. 44 Dazu Zachariä v. Lingenthal, Geschichte (Fn. 39), S. 310 ff.; Laiou, Mammon (Fn. 39), S. 275 ff.; Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 567. – Anderer Akzent bei
1. Römisches und byzantinisches Reichsrecht
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In den nahöstlichen Reichsteilen hinterläßt Justinians fein ausdifferenzierte Regelung hingegen ebensowenig Spuren wie sein gesamtes Kodifikationswerk45. Gerade die Rechtsquellen der nichtchalkedonensischen Ostkirchen belegen eindrucksvoll, daß in das Bewußtsein der orientalischen Untertanen des Reiches allein die auf rechenhafte Praxistauglichkeit zielende centesima (griechisch: ‘ekatosté, syrisch: heqata¯sta¯46) Eingang gefunden hat: Verleiht man hundert Drachmen, Denare, ˙zu¯z˙ oder dirha¯m, darf man nach den Gesetzen der römischen Kaiser pro Monat eines der Stücke als Zins verlangen, so die offenbar allgegenwärtige Faustformel. b) Byzantinisches Kaiserrecht: Zögerliche Orientierung am göttlichen Recht Das byzantinische Reich schreibt das römische Recht in seiner Gesamtheit ganz selbstverständlich fort47 und geht daher für die meiste Zeit seiner Hudson, Interest Rates (Fn. 41), S. 134, 135, der auch hier von einer bewußten Anpassung an das geänderte Rechensystem ausgeht. 45 Prägnant Kaufhold, Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 136 ff. 46 Nachweis bei A. Vööbus (Hrsg.), The statutes of the school of Nisibis, Stockholm 1961, S. 78 Fn. 24. 47 Zur Rechtsgeschichte der byzantinischen Epoche J.-A.-B. Mortreuil, Histoire du droit byzantin, 3 Bde., Paris 1834–46, ND 1966; Zachariae v. Lingenthal, Geschichte (Fn. 39); L. Siciliano-Villanueva, Diritto Bizantino, Mailand 1906, S. 5 ff.; P. Collinet, Byzantine Legislation from the death of Justinian (565) to 1453, in: J. R. Tanner/C. W. Previté-Orton/Z. N. Brooke (Hrsg.), The Cambridge Medieval History, Bd. IV: The Eastern Roman Empire, Cambridge 1923, S. 706 ff.; H. v. Witten, Die Entwicklung des Rechts nach Justinian in Byzanz, Diss. iur. Halle-Wittenberg 1928, S. 20 ff.; P. J. Zepos, Die byzantinische Jurisprudenz zwischen Justinian und den Basiliken, Berichte zum XI. Internationalen Byzantinisten-Kongreß 1958, V.1, 1958; H. Scheltema, Byzantine Law, in: J. M. Hussey (Hrsg.), The Cambridge Medieval History, Bd. IV/2, Cambridge 1967, S. 55 ff.; Jarawan, Collection canonique (Fn. 23), S. 20 ff.; P. E. Pieler, Byzantinische Rechtsliteratur, in: H. Hunger, Die hochsprachliche profane Literatur der Byzantiner, Bd. 2, 1978, S. 341 (345 ff.); ders., Entstehung und Wandel rechtlicher Traditionen in Byzanz, in: W. Fikentscher (Hrsg.), Entstehung und Wandel rechtlicher Traditionen, 1980, S. 669 ff.; M. T. Fögen, Gesetz und Gesetzgebung in Byzanz, in: Ius Commune XIV (1987), S. 137 ff.; D. Ceccarelli Morolli, Art. Diritto bizantino o greco-romano, in: Farrugia, Dizionario (Fn. 24), S. 234 ff.; F. Goria, La giustizia nell’impero romano d’Oriente: organizzazione giudiziaria, in: Giustizia (Fn. 28), S. 259 ff. – Literaturüberblick von E. Karabélias, Droits de l’Antiquité: Monde byzantin, in: Revue historique de droit franc¸ais et étranger 74 (1996), 447 (482 ff.). – Zum Moment der Kontinuität mit Rom M. Kaser, Römische Rechtsgeschichte, 2. Aufl. 1967, ND 1993, S. 268 ff.; S. E. Finer, The History of Government From the Earliest Times, Oxford 1997, Bd. II, S. 649 f.; C. G. Pitsakis, Législation et stratégies matrimoniales, in: L’homme 154/155 (2000), 677 (677); speziell zur Kontinuität in der Ordnung des Geldrechts M. F. Hendy, Coinage and Money in the Byzantine
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II. Bausteine des orientalischen Zinsverbots
Existenz von der Zulässigkeit des Zinsnehmens in den vom (Kaiser-)Gesetz vorgegebenen Grenzen aus. Es lassen sich allerdings aus dem Frühmittelalter mehrere gesetzgeberische Anläufe zum völligen Verbot des Zinses verzeichnen, die offenbar eng mit der stark alttestamentlich inspirierten Bewegung des Ikonoklasmus verknüpft sind (wofür auch das in die gleiche Epoche fallende Auftauchen des sog. Nomos Mosaikos spricht, der in seinem Kapitel 11 den Pentateuch ebenfalls im Sinne eines absoluten Zinsverbots zusammenfaßt48). Obwohl diese Versuche innerhalb der byzantinischen Rechtsgeschichte ohne größeren Nachhall bleiben, sind sie für die orientalischen Kirchen von einiger (zumindest literarischer) Bedeutung, da einzelne dieser frühmittelalterlichen Rechtsbücher in arabischer und armenischer Übersetzung Aufnahme in die Sammlungen der koptischen bzw. armenischen Kirche finden49. Als erstes – wenn auch eingestandenermaßen nur eingeschränkt aussagekräftiges – Zeugnis einer solchen grundsätzlichen Wendung gegen den Zins gilt die Ekloge/Ecloga (741 n. Chr. von Leon III. und Konstantin V. in Kraft gesetzt), die den Zins im Abschnitt über das Darlehensrecht mit keinem Wort erwähnt50. Dieses bestenfalls angedeutete Zinsverbot erfährt eine Empire, 1081–1204, Dumbarton Oaks 1969, S. 312: „The continuity between the Byzantine state and its late Roman predecessor is perhaps never more evident than in its attitude toward precious metal and the coinage struck from it“; vgl. dens., From Public to Private: The Western Barbarian Coinages as a Mirror of the Disintegration of Late Roman State Structures, in: Viator 19 (1988), 29 (34). 48 Edition: L. Burgmann/S. Troianos, Nomos Mosaïkos, in: D. Simon (Hrsg.), Fontes Minores III, 1979, S. 126 (146 f.). – Vgl. zu dieser Quelle dies., ebd., S. 126 ff.; P. E. Pieler, Das Alte Testament im Rechtsdenken der Byzantiner, in: S. Troianos (Hrsg.), Analecta Atheniensia ad ius Byzantinum spectantia I, Athen 1997, S. 81 (90 f., 111 f.); den Zusammenhang von Ikonoklasmus und Orientierung am Alten Testament beleuchtet ders., Lex Christiana, in: Simon, Akten (Fn. 29), S. 485 (502 f.). 49 Guter Überblick bei Nallino, Libri giuridici (Fn. 11), S. 101 ff.; siehe ferner A. d’Emilia, La compravendita nel capitolo XXXIII del nomocanone di Ibn al-CAssa¯l, Mailand 1938, S. 8 ff.; G. A. Costanzo, L’Ecloga araba nel Fetha Nagast e la sua prima versione in italiano, Rom 1947, S. 8 ff.; A. V. Soloviev, L’influence du droit byzantin dans les pays orthodoxes, in: Relazioni del X congresso internazionale di scienze storiche, Bd. I, Florenz 1955, S. 587 (627 ff.); P. de Chersonese, The Canonical Traditions of the Orthodox Church and the Oriental Churches, in: The Greek Orthodox Theological Review XVI (1971), 163 (168, 171); H. Kaufhold, Zur Übernahme byzantinischer Rechtsbücher durch die Armenier, in: Handes Amsoreay 90 (1976), Sp. 591 ff.; S. Leder, „Kanones der Könige“. Die Ecloga bei den Kopten, in: Rechtshistorisches Journal 2 (1983), 127 ff. sowie P. Erdö, „Ius Graeco-Romanum“ and Canon Law (Critical Report), in: Coppola, Atti 1 (Fn. 11), S. 223 (227 ff.); vgl. im einzelnen unten III.3.c) und III.4.e). 50 Siehe L. Burgmann (Hrsg.), Ecloga, 1983, Titel 10 (S. 205 ff.); vgl. dens., ebd., S. 10 ff. zur Datierung; a. A. (726 n. Chr.) Zepos, Jurisprudenz (Fn. 47), S. 14 sowie Pieler, Rechtsliteratur (Fn. 47), S. 438 Fn. 97; nochmals zusammenfassend
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deutliche Korrektur in der in ihrer Datierung nach wie vor fraglichen Überarbeitung der Ekloge, die in der Forschung unter dem Namen Ecloga Privata Aucta firmiert51. Sie läßt wenigstens für durch Grundstücke gesicherte Darlehen das Zinsnehmen zu, sieht allerdings gestufte Höchstsätze vor, deren Überschreitung dadurch sanktioniert wird, daß die Mehrforderung von der Darlehenssumme abgezogen wird52: „5. Anyone who lends money on real property whether by writing or verbally, being a person of rank, can require and recover one keration for each nomisma per annum (to triton tes ekatostes). If he is a moneylender he can require double that rate of interest, that is to say two keratia for each nomisma (ten dimoirian tes ekatostes), and that, whether or not there has been a verbal agreement; and other lenders can recover a keration and a half for each nomisma (ton emiekatostiaion); and a higher rate of interest cannot be claimed, except as aforesaid by moneylenders; and the lender cannot recover from the borrower a higher rate of interest per keration than as stated above but shall be bound by the said rate of interest. And if a higher rate of interest is demanded or claimed, then any excess of interest obtained above the authorized amount of interest shall be used to reduce the capital sum lent and so benefit the borrower. 6. And these rates of interest payable upon the capital sum lent shall not be extended or exceeded. [. . .].“
Freshfield deutet diese holzschnittartige Rückkehr zu Justinians sozial gestaffelten Zinssätzen als Tribut an die Praxis. Ein absolutes Zinsverbot sei ihm zufolge schlicht nicht durchsetzbar gewesen, dies nicht zuletzt deshalb, weil in Gestalt des sog. Nómos [Rhodíon] Nautikós ohnehin Ausnahmebestimmungen für den Seehandel in Geltung geblieben seien53. Weniger Burgmann, Mittelalterliche Übersetzungen (Fn. 11), S. 45 ff. – Vgl. dazu Zachariä v. Lingenthal, Geschichte (Fn. 39), S. 312 f.; Cassimatis, Intérêts (Fn. 39), S. 113; Kazhdan, Interest (Fn. 39), S. 1002. – Für eine Lesart als eindeutiges Votum gegen den Zins plädiert E. H. Freshfield, Introduction, in: ders. (Übers.), A Manual of Roman Law. The Ecloga, Cambridge 1926, S. 1 (20, 38); gegen ihn Laiou, Economic Practice (Fn. 10), S. 452, die den Zins nach der Ekloge für grundsätzlich erlaubt hält. 51 Englische Übersetzung von E. H. Freshfield (Übers.), A Revised Manual of Roman Law Founded Upon the Ecloga of Leo III and Constantine V, of Isauria. Ecloga Privata Aucta, Cambridge 1927, S. 25 ff.; dazu eingehend D. Simon/ S. Troianos, Eklogadion und Ecloga privata aucta, in: D. Simon (Hrsg.), Fontes Minores II, 1977, S. 45 (45 ff.). – Vgl. zur Datierung E. H. Freshfield, Introduction, ebd., S. 1 (2: Regierungsantritt Basileios I. als terminus ante quem; S. 8: genauere Datierung unmöglich), ähnlich L. Burgmann, Art. Ecloga Aucta, in: Kazhdan, Oxford Dictionary (Fn. 39), Bd. 1, S. 673; ders., Art. Ecloga Privata Aucta, ebd., S. 673; vgl. noch dens., Ecloga (Fn. 50), S. 71 ff. sowie F. Goria, Tradizione romana e innovazioni bizantine nel diritto privato dell’Ecloga privata aucta, 1980, S. 3 f. – Den Text bespricht knapp Laiou, Economic Practice (Fn. 10), S. 452. 52 Ecloga Privata Aucta XI.5–6; zitiert nach Freshfield, Revised Manual (Fn. 51), S. 59.
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aussagekräftig ist ein in seiner zeitlichen Zuordnung wiederum strittiges weiteres Ekloge-Derivat: in der sog. Ecloga ad Prokheiron mutata wird der Darlehenszins zwar erwähnt, aber nicht näher geregelt54. Gleichwohl bleibt der Zins auf der Agenda der Epoche. Nur als Chronistennotiz überliefert ist ein dem glücklosen Kaiser Nikephoros I. (802–811 n. Chr.) zugeschriebenes Wucherverbot55. Den wohl eindeutigsten Anlauf markiert schließlich der von Basileios I. 870–79 n. Chr. promulgierte Prokheiros Nomos, der unter ausdrücklicher Berufung auf das göttliche Recht jedes Zinsverlangen für rechtswidrig erklärt56: „Though it seemed right to many of our predecessors to permit the charge and payment of interest on money lent, possibly because of the rascality and importunity of money lenders, we on the contrary have decided to reject the same as unworthy of our Christian body politic and because it is forbidden to lend money at interest by the Divine laws. Wherefore our Imperial Majesty decrees that no person shall under any circumstances whatever accept interest on money lent, lest, 53 Freshfield, Introduction (Fn. 51), S. 7 f.; ohne Hinweis auf die Zinsregelung der Ecloga Privata Aucta Cassimatis, Intérêts (Fn. 39), S. 110 f., 112 f. – Speziell zu den Termini noch Freshfield, ebd., S. 10 f. sowie Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 536 ff., 567. – Zum (in seiner Geltung allerdings höchst fraglichen) „Seerecht der Rhodier“ vgl. die Edition von W. Ashburner (Hrsg.), The Rhodian Sea-Law, Oxford 1909 sowie Zachariä v. Lingenthal, Geschichte (Fn. 39), S. 313 ff.; L. Burgmann, Art. Rhodian Sea Law, in: Kazhdan, Oxford Dictionary (Fn. 39), Bd. 3, S. 1792; D. G. Letsios, Nümoò ‘Rodûwn Nautiküò. Das Seegesetz der Rhodier, Rhodos 1996, S. 191 ff.; A. Schminck, Probleme des sog. „Nümoò ‘Rodûwn nautiküò“, in: E. Chrysos u. a. (Hrsg.), Griechenland und das Meer, 1999, S. 171 ff.; siehe auch Ecloga Privata Aucta XI.7 (Freshfield, Revised Manual [Fn. 51], S. 60), wo die entsprechende Bestimmung aufgegriffen wird. 54 Ecloga ad Prokheiron mutata XII.7 (Freshfield, Later Roman Law [Fn. 39], S. 117): „Those who hold land to secure the payment of interest shall harvest it for seven years. From seven years onwards half of the income shall be credited to capital account.“ – Näher zur Ecloga ad Prokheiron mutata wie ihrer Datierung Mortreuil, Histoire (Fn. 47), Bd. 2, S. 400 ff. (Entstehung nicht vor 920 n. Chr. in einer Grenzregion des Reiches); Zachariä v. Lingenthal, Geschichte (Fn. 39), S. 35 f. (für eine Entstehung in Süditalien unter normannischer Herrschaft). 55 Nachweise bei Cassimatis, Intérêts (Fn. 39), S. 113 f.; Kazhdan, Interest (Fn. 39), S. 1002. 56 Prokheiros Nomos XVI.14 (zitiert nach: E. H. Freshfield [Übers.], A Manual of Eastern Roman Law. The Procheiros Nomos, Cambridge 1928, S. 96 f.; vgl. die Edition von K. E. Zachariä v. Lingenthal [Hrsg.], O Procheiros Nomos, in: J. Zepos/P. Zepos, Jus Graecoromanum II, Athen 1931, S. 107 [159]); dazu ders., Geschichte (Fn. 39), S. 312; Cassimatis, Intérêts (Fn. 39), S. 115 f.; E. H. Freshfield, Introduction, ebd., S. 1 (20 f.); Laiou, Mammon (Fn. 39), S. 268, 283; dies., Economic Practice (Fn. 10), S. 453; Congourdeau, Sitten (Fn. 39), S. 502 f. – Zum Konzept eines göttlichen Rechts in Byzanz instruktiv R. Guilland, Le droit divin à Byzance, in: Éos 42 (1947), 142 ff., der allerdings auf die hier besprochene Passage nicht näher eingeht; vgl. auch – ebenfalls ohne konkreten Hinweis zum Zins – J. Beaucamp, La christianisation du droit à Byzance, in: Cristianità (Fn. 11), S. 917 ff.
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while endeavouring to observe the Divine laws, we should deem ourselves to transgress them. And should anyone obtain interest it shall be appropriated in reduction of the capital sum due.“
Eine Stütze findet dieser Rekurs auf theonom gesetzte Ordnungen in der im 7. oder 8. Jahrhundert auftauchenden Sammlung alttestamentlicher Normen, die unter dem Namen Nomos Mosaikos zwar niemals von kirchlicher oder weltlicher Seite ausdrücklich mit Gesetzeskraft bekleidet wird, jedoch Eingang in zahlreiche Rechtssammlungen findet. Der Nomos Mosaikos rezipiert die gängigen mosaischen Zinsverbote Ex 22, 24 (Kap. 11.1), Lev 25, 36–37 (Kap. 11.2) sowie Dt 23, 20–21 (Kap. 11.4) und schärft sie nochmals ein57. Ganz ähnlich findet sich der Einfluß alttestamentlicher Verdammung des Zinses in dem aus derselben Epoche stammenden Nomos Georgikos58. Mit der Novelle 83 von Basileios’ Sohn Leon VI. (886–912 n. Chr.) vollzieht sich wiederum die endgültige Rückkehr zum justinianischen Recht, das von nun an bis in die Spätzeit des byzantinischen Reiches in Geltung bleibt59. Leon läßt sich ausdrücklich von praktischen Erwägungen leiten; das Zinsverbot entspreche zwar den Gesetzen des Hl. Geistes (tou~ PneŸmatoò nümoiò), überfordere aber den Durchschnittsmenschen. Letztlich, so der Kaiser, ziehe es nur Umgehungsversuche nach sich und vermindere die Bereitschaft, den Bedürftigen mit Darlehen zu helfen60: „Le jugement de l’Esprit-Saint condamne d’une fac¸on absolue ce que l’on appelle l’intérêt des prêts d’argent, et sachant cela, l’Empereur e’éternelle mémoire, notre père, décida d’interdire, par une mesure spéciale, la perception des intérêts. Or, cette défense devint, par suite d’une extrême misère, un principe générateur, non pas d’amélioration, comme c’était le but du législateur, mais de perversion. En effet, ceux que l’espoir des intérêts disposait auparavant à prêter de l’argent, ceux-là per le fait que, une fois da loi portée, ils ne peuvent tirer aucun gain de 57 Burgmann/Troianos, Nomos (Fn. 48), S. 146, 147; zur Auxiliarfunktion der Quelle auch Laiou, Economic Practice (Fn. 10), S. 452. 58 Dazu m. N. Pieler, Altes Testament (Fn. 48), S. 101 ff. – Zur Quelle Mortreuil, Histoire (Fn. 47), Bd. 1, S. 393 ff.; Zepos, Jurisprudenz (Fn. 47), S. 17 f.; Scheltema, Law (Fn. 47), S. 64 sowie A. Kazhdan, Art. Farmer’s Law, in: ders., Oxford Dictionary (Fn. 39), Bd. 1, S. 778. 59 Aber in den orientalischen Kirchen auch in dieser Form ohne Rezeption bleibt: Kaufhold, Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 138. 60 P. Noailles/A. Dain (Hrsg.), Les novelles de Léon VI le Sage, Paris 1944, S. 280 ff.; siehe dazu Cassimatis, Intérêts (Fn. 39), S. 120 ff.; R. P. Maloney, Usury in Greek, Roman and rabbinic thought, in: Traditio 27 (1971), 79 (95 f. m. Fn. 110); Kazhdan, Interest (Fn. 39), S. 1002; Laiou, Mammon (Fn. 39), S. 268; dies., Economic Practice (Fn. 10), S. 453; Congourdeau, Sitten (Fn. 39), S. 502 f. – Vgl. zu Leon, seiner Gesetzgebung sowie insbesondere seinem Umgang mit kanonistischen Rechtsquellen noch S. N. Troianos, Die kirchenrechtlichen Novellen Leons VI. und ihre Quellen, in: J. H. A. Lokin/B. H. Stolte (Hrsg.), Novella Constitutio. Studies in Honour of Nicolaas van der Wal, Groningen 1990, S. 233 ff.
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ce prêt, deviennent inhumains et inexorables envers les hommes qui auraient besoin de tels secours. Bien plus, on peut voir que cette loi est l’occasion de prestation de serment et vraisemblablement de parjure, en un mot, étant donnée la perversité habituelle de la nature humaine, la loi, malgré son mérite, non seulement n’a pas été profitable, mais a créé un supplément de dommage. Sans vouloir incriminer la loi en soi, ce qu’à Dieu ne plaise, étant donné, comme je l’ai dit, que le genre humain ne peut pas atteindre la sublimité de la loi, nous abrogeons cette disposition trop parfaite et nous permettons, au contraire, d’en arriver à l’usage des prêts d’argent avec intérêt, comme l’avaient autorisé les anciens législateurs, à savoir ce qu’en appelle un trois-centième [trítes ‘ekatoste˜s], ce qui fait un cilique [kerátion] pour chaque sou d’or [nomísmati] par an, comme gain pour les prêteurs.“
Leon setzt wohlgemerkt nicht den Normalzinssatz, sondern den ermäßigten von 4% p.a. fest, der Justinian zufolge für Senatoren und andere hochrangige Persönlichkeiten als Darlehensgeber galt61. Für die weitere Entwicklung des als legitim anerkannten Zinssatzes in Byzanz ist er damit nur dem Grunde, nicht der Höhe nach maßgeblich; die Rechtspraxis pendelt sich wieder bei 6% p.a. ein, die aufgrund des geschilderten Berechnungsfehlers de facto 8,33% Jahreshöchstzins entsprechen62. c) Syrische Bearbeitungen römischen Rechts Zuletzt müssen in diesem Kontext zwei Quellencorpora vorgestellt werden, deren Zuordnung zum römischen Recht der Erläuterung bedarf. Dies betrifft zum einen das Syrisch-römische Rechtsbuch63, zum anderen die 61 Noialles/Dain, Novelles (Fn. 60), S. 282 Fn. 2; Kazhdan, Interest (Fn. 39), S. 1002. 62 Diese Einschätzung bei Laiou, Mammon (Fn. 39), S. 278 f., 281. – Vgl. bereits oben bei Fn. 44. 63 Ältere Editionen: K. G. Bruns/E. Sachau (Hrsg.), Syrisch-römisches Rechtsbuch aus dem fünften Jahrhundert, 1880 (westsyrische Versionen: S. 3 ff., 37 ff., 39 ff.; arabische Version: S. 67 ff.; armenische Version: S. 95 ff.); E. Sachau (Hrsg.), Leges Constantini Theodosii Leonis (Syrische Rechtsbücher, Bd. I), 1907 (drei ostsyrische Versionen; speziell dazu J. Partsch, Besprechung von: Syrische Rechtsbücher, I. Band. Leges Constantini Theodosii Leonis aus der römischen Handschrift herausgegeben und übersetzt von Eduard Sachau, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte [Romanistische Abteilung] 28 [1907], 423 ff.); hinzuzuziehen wäre noch A. Vööbus, Die Entdeckung neuer wichtiger Quellen für das Syrisch-römische Rechtsbuch, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (Romanistische Abteilung) 89 (1972), 348 ff.; nunmehr liegt die kritische Edition von Walter Selb (†) und Hubert Kaufhold vor: W. Selb/H. Kaufhold (Hrsg.), Das Syrisch-Römische Rechtsbuch, 3 Bde., 2002; die Vorarbeiten schildert H. Kaufhold, Die Neuedition des Syrisch-römischen Rechtsbuches, in: Thür, Antike Rechtsgeschichte (Fn. 11), S. 67 ff. – Vgl. aus der umfangreichen Literatur Sachau, Ueberlieferung (Fn. 27), S. 153 ff.; ders., Einleitung, in: ders., Leges, ebd., S. VII ff.; C. Ferrini, Beiträge zur
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sog. Sententiae Syriacae64. Während ihre Aussagen zum Zins und der Streit um deren Interpretation historisch in die Darstellung des orientalischen Kirchenrechts gehören65, müssen an dieser Stelle einige Aussagen zur Natur der Texte vor die Klammer gezogen werden; dies um so mehr, als sich ihre Verbreitung keineswegs auf die syrischen Kirchen beschränkt, sondern auch Kenntniss des sog. römisch-syrischen Rechtsbuches, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (Romanistische Abteilung) 23 (1902), 101 ff.; L. Mitteis, Das syrisch-römische Rechtsbuch und Hammurabi, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (Romanistische Abteilung) 25 (1904), 284 ff.; D. H. Müller, Das syrisch-römische Rechtsbuch und Hammurabi, in: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 19 (1905), 139 ff. [unmittelbare Reaktion auf Mitteis]; Baumstark, Geschichte (Fn. 26), S. 83 f.; C. A. Nallino, D’alcuni passi del „Libro siro-romano“ concernenti le successioni, in: Rendiconti della R. Accademia Nazionale dei Lincei, Classe di scienze morali, storiche e filologiche, Serie 6, Bd. 1, Rom 1925, S. 774 ff.; ders., Sul Libro siro-romano e sul presunto diritto siriaco (1930), in: ders., Raccolta di scritti editi e inediti, Bd. IV, Rom 1942, S. 513 (522 ff.); E. Volterra, Un’ipotesi intorno all’originale greco del libro siro-romano di diritto (1953), in: ders., Scritti Giuridici, Bd. IV, Jovene 1993, S. 449 ff.; ders., Il libro siro-romano nelle recente ricerche, in: Atti del convegno internazionale sul tema: L’oriente cristiano nella storia della civiltà (Accademia Nazionale dei Lincei CCCLXI [1964], Quaderno 62), Rom 1964, S. 297 ff.; W. Selb, Probleme des Systems und des Systemvergleichs im Syrisch-Römischen Rechtsbuch, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (Romanistische Abteilung) 79 (1962), 28 ff.; ders., Zur Bedeutung des syrisch-römischen Rechtsbuches, 1964, bes. S. 245 ff.; ders., Le livre syro-romain et l’idée d’un coutumier de droit séculier orientalo-chrêtien, in: Atti del convegno internazionale, ebd., S. 329 ff.; R. Yaron, Syro-Romana, in: Iura. Rivista internazionale di diritto romano e antico XVII (1966), 114 ff.; A. Vööbus, New Light on the Textual History of the Syro-Roman Law Book, in: Labeo 19 (1973), 156 ff.; M. Memmer, Der „schöne Kauf“ des „guten Sklaven“. Zum Sachmängelrecht im Syrisch-römischen Rechtsbuch, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (Romanistische Abteilung) 107 (1990), 1 ff.; G. L. Falchi, Sull’origine delle due classi di manoscritti del Libro Siro-Romano di diritto, in: Studia et documenta historiae et iuris LVIII (1992), 143 ff.; ders., Matrimonio „cum scriptis“ e „sine scriptis“ nel Libro Siro-Romano di diritto, in: Studia et documenta historiae et iuris LXI (1995), 876 ff.; H. Trofimoff, L’option de séance et l’ in diem addictio légales dans le droit syro-romain arabe de la vente, in: Revue Internationale des droits de l’antiquité, 3e Série XL (1993), 331 ff.; Kaufhold, Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 139 ff.; P. E. Pieler, Die Rechtsliteratur, in: K. v. See (Hrsg.), Neues Handbuch der Literaturwissenschaft, Bd. 4: Spätantike, 1997, S. 565 (577 f.); abschließend und zusammenfassend jetzt W. Selb/H. Kaufhold, Einleitung, in: dies., Rechtsbuch, ebd., Bd. I, S. 27 ff., 43 ff.; knapper H. Kaufhold, Art. Syrisch-römisches Rechtsbuch, in: ders., Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 482 f. 64 Edition: W. Selb (Hrsg.), Sententiae Syriacae, 1990; vgl. dazu noch dens., Sententiae Syriacae, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (Romanistische Abteilung) 85 (1968), 400 ff.; dens., Der Inhalt der Sententiae Syriacae und ihre rechtsgeschichtliche Bedeutung, in: Simon, Akten (Fn. 29), S. 519 ff. sowie Kaufhold, Überlieferung (Fn. 29), S. 505 ff.; dens., Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 150 ff. 65 Selb/Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 41, 42.
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noch arabische und armenische Übersetzungen zu finden sind66. Nach langen Auseinandersetzungen dürfte heute praktisch unstrittig sein, daß es sich bei beiden Werken weder um autochthones syrisches „Volksrecht“67 noch um bestenfalls halbverstandenes römisches „Vulgarrecht“68 handelt, und daß zumindest die Genese in keinerlei Zusammenhang mit dem ohnehin fraglichen Phänomen der episcopalis audientia steht69. Vielmehr sind die beiden ursprünglich auf griechisch abgefaßten Texte für Zwecke des – rein weltlichen – Rechtsunterrichts in der zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts abgefaßt worden. Obwohl die Verfasser redlicherweise nicht mit letz66
Vgl. unten III.3.c) sowie III.4.e). In diese Richtung (wenn auch noch eingeschränkt für den Bereich des Intestaterbrechts) erstmals K. G. Bruns, Die Erklärung der einzelnen Paragraphen des Rechtsbuches, in: ders./Sachau, Rechtsbuch (Fn. 63), S. 181 (316); aufgenommen und teilweise höchst spekulativ erweitert wurde der Gedanke insbesondere von Müller, Rechtsbuch (Fn. 63), S. 142 ff.; E. Carusi, Sui rapporti tra il diritto romano e l’oriente, in: Atti del congresso internazionale del diritto romano (Bologna e Roma 1933), Bd. 2, Pavia 1935, S. 555 ff.; R. Taubenschlag, Il diritto provinciale romano nel Libro siro-romano, in: The Journal of Juristic Papyrology VI (1952), 103 (104 u. passim) sowie besonders wirkmächtig von L. Mitteis, Reichsrecht und Volksrecht in den östlichen Provinzen des römischen Kaiserreichs, 1891, ND 1963, S. 10 f., 29 ff. (weitere Nachweise zu diesen und verwandten Positionen bei Selb, Bedeutung [Fn. 63], S. 257 ff.). – Gegen die These vom Volksrecht im Syrisch-römischen Rechtsbuch hat sich früh Nallino gewandt (namentlich ders., Diritto siriaco [Fn. 63], S. 530 ff.); Zusammenfassung seiner wie der weiteren Kritik bei Selb/Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 37 ff., 40 f. – Gegen-Kritik bei Yaron, Syro-Romana (Fn. 63), S. 128, 164 u. ö.; vgl. jetzt noch G. Ries, Calumnia und Talion – Einfluß altorientalischen Rechts auf das Syrisch-römische Rechtsbuch, in: Thür, Antike Rechtsgeschichte (Fn. 11), S. 1 (1 f., 9 f.). 68 Die Zuordnung des Syrisch-römischen Rechtsbuches zum Phänomen des „Vulgarismus“ nimmt wiederum K. G. Bruns, Allgemeine juristische Beurtheilung des Rechtsbuches, in: ders./Sachau, Rechtsbuch (Fn. 63), S. 317 (320) vor; wie er etwa Kaser, Rechtsgeschichte (Fn. 47), S. 240 f. – Präzise Widerlegung jetzt bei Selb/ Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 39 f. 69 Die These, die Texte seien ursprünglich als Grundlage für eine solche kirchliche Rechtsprechung in zivilrechtlichen Angelegenheiten (vgl. oben I.2. und Fn. 27 f.) verfaßt worden, hat für das Syrisch-römische Rechtsbuch erstmals A. F. Rudorff, Legum saecularium Constantini Theodosii et Leonis capita ad ordinem privatorum iudiciorum pertinentia, in: Symbolae Bethmanno-Hollwegio, 1868, S. 101 (106) verfochten; wie er ferner Bruns, Erklärung (Fn. 67), S. 173 ff.; B. Ducati, Notizia di nuovi manoscritti e studi sul Libro Siriaco-Romano delle „Leggi di Costantino, Teodosio e Leone“, in: Bullettino dell’Istituto di diritto romano XVII (1905), 191 (193); C. Brockelmann, Die syrische und die christlich-arabische Litteratur, in: ders. u. a., Geschichte der christlichen Litteraturen des Orients, 2. Aufl. 1909, ND 1979, S. 1 (40); Kaser, Rechtsgeschichte (Fn. 47), S. 241; Trofimoff, Option de séance (Fn. 63), S. 337. – Von dieser Frage nach dem Ursprungskontext sind wohlgemerkt die nach dem (syrischen) Übersetzungskontext sowie insbesondere dem späteren Verwendungskontext strikt zu trennen: Selb/Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 51 ff.; vgl. auch Kaufhold, Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 142 f. 67
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ter Sicherheit namhaft gemacht werden können70, legt das mittlerweile anerkannte hohe juristische Niveau der Texte ihre Zuordnung zumindest zum Umfeld der Rechtsschule von Berytos/Beirut nahe71. Von der Textgattung her lassen sich die Sententiae Syriacae als sentenzenartige Paraphrase römischer Rechtstexte, das Syrisch-römische Rechtsbuch hingegen als lehrhafte interpretatio zu – wohlgemerkt nicht überlieferten – römischrechtlichen Quellen (i. d. R. zeitgenössische Kaiserkonstitutionen) einordnen72. Der letztgenannte Text legt sich selbst damit ausdrücklich keine Normativität bei73, so daß die spätere Rezeption seiner Erörterung der Zinsproblematik durch die orientalischen Kirchen nur als (fruchtbares) Mißverständnis gewertet werden kann. Als zentral für diese spätere Aufnahme erweist sich in Sachen Zinsverbot die folgende Passage, die allerdings nicht in allen Handschriften enthalten ist74: „§ 121. [1] Wenn ein Mann einem (anderen) Mann Getreide darleiht und mit ihm Zinsen in Scheffeln (müdioò) abmacht, (nämlich) im Jahr ein Viertel Scheffel (müdioò), soll er gemäß der Abmachung zahlen. [2] Ebenso auch in Öl. [3] Wenn er aber Gold, geprägt mit dem Bild des Kaisers, entleiht, bezahlt er (der Schuldner) nach dem Befehl des Kaisers; geschuldet ist der Zins, den er (der Kaiser) im Monat auf einen von hundert Denaren (dhnÜrioò) begrenzt, (nämlich) den einen, der Hekatoste (ÅkatostÇ) genannt wird. [4] Wenn er aber mehr fordert, soll es ihm vom Kapital abgezogen werden.“
In der hier überlieferten Ursprungsfassung hält sich der Text damit vollständig im Rahmen des vorjustinianischen römischen Zinsrechts: Für Geld70 Gut nachvollziehbare, aber (eingestandenermaßen) nicht zwingende Hypothesen zur Urheberschaft des in Berytos tätigen Rechtslehrers Amblichus für das Syrisch-römische Rechtsbuch bei Selb/Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 46 ff.; vgl. zu ihm wie zu seinem Umfeld näher P. Collinet, Histoire de l’école de droit de Beyrouth, Paris 1925, S. 141 u. passim. 71 Zusammenfassung der Diskussion zum Syrisch-römischen Rechtsbuch bei Selb/Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 49 ff.; zu den Sententiae Syriacae siehe Selb, Sententiae (Fn. 64), S. 202. – Vgl. zum Problem noch die ältere Darstellung von B. Ducati, Data ed origine del Libro Siriaco, in: Rivista di storia antica e scienze affini 10 (1906), 461 ff. sowie dens., Notizia (Fn. 69), S. 192 (zur angeblich mangelnden Qualifikation des Verfassers). 72 Knappe Zusammenfassung bei W. Selb, Antike Rechte im Mittelmeerraum, 1993, S. 180 f.; vgl. dens., Sententiae (Fn. 64), S. 202, 211; dens./Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 43 ff.; dies., Syrisch-Römisches Rechtsbuch, Bd. III, 2002, S. 7 ff., 36 ff. 73 Diese Erkenntnis der fehlenden Normativität eines anfangs rein didaktischen Textes ist fundamental für die stimmige Neuinterpretation von Selb/Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 37, 41 f.; dies., Rechtsbuch III (Fn. 72), S. 7 ff. 74 Selb/Kaufhold, Rechtsbuch II (Fn. 63), S. 177, 179; vgl. dazu zunächst nur dies., Rechtsbuch III (Fn. 72), S. 252 ff.
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darlehen geht er von der seit Konstantin I. geläufigen ‘ekatosté, also dem Jahreszins von 12% aus75. Für Getreide- und Öldarlehen stellt er lapidar fest, daß eine Abrede über einen Jahreszins von 25% zulässig ist, ohne damit etwa ein niedrigeres Zinsmaximum als die von Konstantin festgesetzten 50% für verbindlich zu erachten76. So oder so transportiert der Text unabhängig von seinem normativen Gehalt die geläufige Botschaft des römischen Rechts: Der Darlehenszins ist zulässig, aber von den Kaisern der Höhe nach begrenzt. 2. Die Reichskirche: Zinsverbot nur für Kleriker Fragt man nach dem möglichen Einfluß reichskirchlicher Wuchervorschriften auf die entsprechenden Bestimmungen der orientalischen Gemeinschaften, so müssen zunächst zwei Perioden unterschieden werden. Während nämlich von den Kanones und Kirchenordnungen der noch ungeteilten Reichskirche der ersten Jahrhunderte ein maßgeblicher Einfluß ausgeht, da die nichtchalkedonensischen Kirchen sie auch nach der Trennung weiterhin als verbindliche gemeinsame Referenztexte anerkennen77 [a)], bleibt die spätere Entwicklung im kanonischen Zinsrecht der byzantinischen Kirche fast ohne jeden Widerhall unter den orientalischen Christen, was wegen ihrer vergleichsweise defensiv formulierten und daher nicht besonders deutlich wahrnehmbaren Position auch kaum Wunder nimmt [b)]. a) Die alte Reichskirche Das Kirchenrecht der ungeteilten Reichskirche78 speist sich – sieht man von Vorgaben des Kaiserrechts ab – im Kern aus vier Quellengattungen. An 75
Vgl. oben Fn. 40. So aber Mitteis, Handschriften (Fn. 40), S. 41 sowie Manigk, Bedeutung (Fn. 14), S. 400 (beide allerdings zu der von Sachau edierten ostsyrischen Fassung R II § 147, vgl. unten bei II.1.c); wie hier Selb/Kaufhold, Rechtsbuch III (Fn. 72), S. 252 f. 77 Dies hebt zu Recht hervor Kaufhold, Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 133 ff. 78 Im Überblick: E. Schwartz, Die Kanonessammlungen der alten Reichskirche, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (Kanonistische Abteilung) 25 (1936), 1 ff.; C. de Clercq, Introduction a l’histoire du droit canonique oriental, in: Archives d’histoire du droit oriental III (1947), 309 (317 ff.); A. Coussa, Epitome praelectionum de iure ecclesiastico orientali, Bd. I, Grottaferrata 1948, S. 103 ff.; L. Buisson, Die Entstehung des Kirchenrechts, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (Kanonistische Abteilung) 83/LII (1966), 1 (55 ff.); de Chersonese, Canonical Traditions (Fn. 49), S. 166 ff.; H. E. Feine, Kirchliche Rechtsgeschichte. Die katholische Kirche, 5. Aufl. 1972, S. 27 ff.; 76
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erster Stelle stehen die Kanones insbesondere der ökumenischen Konzilien und lokalen oder regionalen Synoden; ihre Wucherbestimmungen bilden auch nach der Trennung für die orientalischen Nationalkirchen den Grundstock des Zinsrechts [aa)]. Dem stehen an praktischer Bedeutung kaum nach die verschiedenen pseudoapostolischen Kirchenordnungen, die allerdings in Herkunft, Überlieferung und Deutung erheblich größere Probleme aufwerfen als die vergleichsweise festgefügten Konzilsbestimmungen [bb)]. Ähnliches gilt für die zahlreichen, gleichfalls pseudepigraphischen Sammlungen, die sich auf die „318 Väter von Nikaia“ berufen [cc)]. Schließlich ist noch die kanonistische Briefliteratur zu berücksichtigen; als ebenso einschlägig wie einflußreich erweisen sich hier die Äußerungen des kappadokischen Kirchenvaters Basileios v. Kaisareia [dd)]. aa) Konzilskanones Die von den Synoden der Reichskirche formulierten Zinsbestimmungen79 müssen vor dem Hintergrund der bereits geschilderten zinsfreundlichen KaiO. Heggelbacher, Geschichte des frühchristlichen Kirchenrechts bis zum Konzil von Nizäa 325, 1974, S. 1 ff., 23 ff.; A. Faivre, La documentation canonico-liturgique de l’Église ancienne, in: Revue des Sciences Religieuses 54 (1980), 204 ff., 273 ff.; C. van de Wiel, History of Canon Law, Löwen 1991, S. 36 ff., 40 ff.; J. A. Fischer/ A. Lumpe, Die Synoden von Anfängen bis zum Vorabend des Nicaenums, 1997, S. 513 ff.; D. Salachas, Il Diritto Canonico delle Chiese orientali nel primo millennio, Rom/Bologna 1997, S. 13 ff.; Pieler, Rechtsliteratur (Fn. 63), S. 588 ff.; H. Ohme, Kanon ekklesiastikos. Die Bedeutung des altkirchlichen Kanonbegriffs, 1998, S. 352 ff. u. passim; N. Dura, Le régime de la synodalité selon la législation canonique conciliaire, œcuménique, du Ier millénaire, Bukarest 1999, S. 287 ff. u. passim; J. Madey, Quellen und Grundzüge des Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium, 1999, S. 21 ff.; P. Erdö, Die Quellen des Kirchenrechts, 2002, S. 11 ff.; zuletzt J. Mühlsteiger, Kirchenordnungen, 2006, S. 7 ff.; H. Ohme, Sources of the Greek Canon Law to the Quinisext Council and Church Fathers, in: K. Pennington (Hrsg.), History of Medieval Canon Law, Bd. IV, i. E. (abrufbar unter: http:// faculty.cua.edu/Pennington/OhmeGreekCanonLaw.htm), Rz. 2.3 ff. sowie C. Link, Kirchliche Rechtsgeschichte, 2009, S. 8 ff., 15 ff. – Speziell zur Rezeption durch die orientalischen Kirchen de Chersonese, Canonical Traditions, ebd., S. 163 ff. sowie G. L. Falchi, Il diritto romano canonico nell’esperienza giuridica delle comunità cristiane dell’Oriente Mediterraneo, in: Il diritto romano canonico quale diritto proprio delle comintà cristiane dell’Oriente Mediterraneo, Rom 1994, S. 1 ff. 79 Dazu im Überblick I. Seipel, Die wirtschaftsethischen Lehren der Kirchenväter, 1907, S. 175 ff.; R. P. Maloney, Early conciliar legislation on usury, in: Recherches de Théologie ancienne et médiévale 39 (1972), 145 ff.; M. Giacchero, L’atteggiamento dei concili in materia d’usura dal IV al IX secolo, in: Atti dell’Accademia Romanistica Costantiniana, Bd. IV, Perugia 1981, S. 305 (327 ff.); E. Bianchi, In tema d’usura. Canoni conciliari e legislazione imperiale del IV secolo, in: Athenaeum 61 (1983), 321 ff.; 62 (1984), 136 ff.; Laiou, Economic Practice (Fn. 10), S. 439 f. – Siehe zur Terminologie der kirchlichen Bestimmungen nur die Zusam-
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sergesetzgebung analysiert werden; tatsächlich läßt sich hier eine teilweise extrem enge Anlehnung beobachten80. Damit steht gleichzeitig das Ergebnis der Konzilsverhandlungen praktisch fest, wie sich insbesondere an dem für die weitere Entwicklung prägenden Zinsverbot der Synode von Nikaia demonstrieren läßt. Die von Konstantin I. im Zuge seiner Hinwendung zur christlichen Religion ex officio einberufene Versammlung tagt nur einen Monat, nachdem der Kaiser seine hoheitliche Anerkennung der centesima/ ‘ekatosté resp. des ‘emiolíon promulgiert hat81; jede grundsätzliche Verdammung des Wuchers hätte in dieser Situation als unerhörte Desavouierung Konstantins gewirkt und dessen ganze Religionspolitik in Frage gestellt82. Die in Nikaia versammelte Synode sucht nun dieses deutliche kaiserliche Votum mit den nicht weniger eindeutigen Geboten der Schrift dahingehend in Übereinstimmung zu bringen, daß das Zinsverbot nicht allgemein, sondern nur für den Klerus gilt83. Aus einer allgemeinen Regel wird auf diese Weise eine Sondervorschrift für Amtsträger, die sich einer strengeren Disziplin als die übrigen Gläubigen unterwerfen und dementsprechend darauf menfassung von H. Kaufhold, Art. Kanones, in: ders., Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 222 f. 80 Vgl. oben II.1.a); die vielfache Verschränkung von konziliaren Kanones und kaiserlichen Konstitutionen schildert instruktiv Bianchi, Usura (Fn. 79). 81 Statt aller I. Ortiz de Urbina, Nizäa und Konstantinopel, 1964, S. 30 ff. sowie Ohme, Kanon ekklesiastikos (Fn. 78), S. 352 ff. – Vgl. zur ‘ekatosté bzw. zum ‘emiolíon oben II.1.a). 82 Giacchero, L’atteggiamento (Fn. 79), S. 330 ff.; Bianchi, Usura 1 (Fn. 79), S. 327 f.; Laiou, Economic Practice (Fn. 10), S. 444; vgl. auch P.-P. Joannou, Pape, concile et patriarches dans la tradition canonique de l’église orientale jusqu’ au IXe s., in: ders. (Hrsg.), Discipline générale antique (IVe–IXe s.), Bd. I,2: Les canons des Synodes Particuliers (Codificazione Canonica Orientale, Fonti Ser. I, Fasc. IX), Grottaferrata 1962, S. 487 (509 ff.). – Eine solche Brüskierung lag aber offenbar der Kirche fern, bei der H. S. Alivisatos, Caesaropapismus in den byzantinischen kirchlichen Gesetzen und den Canones, in: F. Dölger/H.-G. Beck (Hrsg.), Akten des XI. Internationalen Byzantinistenkongresses München 1958, 1960, S. 15 (19) vielmehr eine „tiefe[r] Dankbarkeit und Zufriedenheit [. . .] für ihre Anerkennung und ihre Erhöhung zur Staatsreligion“ ausmacht. 83 Wie hier bereits [F. X.] Funk, Zins und Wucher im christlichen Altertum, in: Theologische Quartalschrift 57 (1875), 214 (223 f.). – A. A. Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 146 u. passim, der von einem allgemeinen Verbot des Zinsnehmens ausgeht, das für Kleriker nur besonders deutlich eingeschärft und sanktioniert worden sei (damit aber die Quelle überdehnt). – Allgemein zu den amtsrechtlichen Anforderungen an Kleriker im christlichen Orient J. Gaudemet, L’ordre dans la législation conciliaire de l’Antiquité (IVe et Ve siècles), in: Études sur le sacrement de l’ordre, Paris 1957, S. 233 ff.; C.-J. Dumont, Le sacerdoce dans l’orient chrétien, ebd., S. 391 ff. sowie J. H. Erickson, The Value of the Church’s Disciplinary Rule With Respect to Salvation in the Oriental Tradition, in: Coppola, Atti 1 (Fn. 11), S. 245 ff.
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verzichten müssen, die vom kaiserlichen Gesetz eingeräumte Möglichkeit wahrzunehmen84: „17. Viele, die zum Klerus gehören, sind von Habsucht und Gewinngier geleitet und vergessen die göttliche Schrift, die sagt: ‚Sein Geld lieh er nicht auf Zins aus‘. So verlangen sie für verliehenes Geld [monatlich] ein Prozent Zins [ÅkatostJò]. Deshalb hat die heilige und große Synode folgendes für recht befunden: Sollte sich nach dieser Entscheidung noch jemand finden, der gewerbsmäßig Zinsen nimmt, auf andere Weise das Geldgeschäft betreibt, das Anderthalbfache [êmiolûaò] zurückverlangt oder überhaupt sonst etwas schändlichen Gewinnes wegen ersinnt, so wird er aus dem Klerus entfernt und aus der Liste gestrichen.“
Diese in Nikaia niedergelegte Handhabung wird – neben der kaiserrechtlichen ‘ekatosté – zur zweiten „Faustformel“ des Zinsrechts der orientalischen Kirchen: Das Wucherverbot gilt nur für Kleriker bzw. andere herausgehobene Funktionsträger der christlichen Gemeinden, nicht aber für die breite Masse der Laien. Mit diesem Tenor wird Kanon 17 des Konzils von Nikaia zum festen Bestandteil der orientalischen Sammlungen85. So findet er sich bei Ma¯ru¯ta¯ v. Maipherkat86, dem Nestorianer Ibn at-Taiyib87, im ˙ sowie den ˙ Corpus Canonum˙ 89 westsyrischen Synodikon88, dem koptischen 90 armenischen Kanonbüchern ; auch in den melkitischen Nomokanon wird er aufgenommen91. Nur vereinzelt erfährt die Bestimmung dabei charakteri84 G. Alberighi/J. Wohlmuth u. a. (Hrsg.), Dekrete der ökumenischen Konzilien, Bd. 1, 3. Aufl. 2002, S. 14; vgl. auch F. Lauchert (Hrsg.), Die Kanones der wichtigsten altkirchlichen Conzilien nebst den apostolischen Kanones (1896), ND 1961, S. 41 f. – Dazu C. J. Hefele, Histoire des Conciles d’après les documents originaux, Bd. I/1, Paris 1907, S. 604 ff.; Ortiz de Urbina, Nizäa (Fn. 81), S. 124 f.; Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 147 f.; Giacchero, Atteggiamento (Fn. 79), S. 329 ff.; Bianchi, Usura I (Fn. 79), S. 326 ff.; P. L’Huillier, The Church of the Ancient Councils, Crestwood 1996, S. 75 f.; Ohme, Sources (Fn. 78), Rz. 2.3, Canons of the Apostles 2. – Zum Charakter dieser und anderer Sanktionen als eigens zu verhängender Spruchstrafe E. Herman, Hat die byzantinische Kirche von selbst eintretende Strafen (poenae latae sententiae) gekannt?, in: Byzantinische Zeitschrift 44 (1951), 258 (261 ff.). 85 Falchi, Diritto romano (Fn. 78), S. 1; Laiou, Economic Practice (Fn. 10), S. 439: „basic canon“. – Instruktive tabellarische Übersicht bei Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 368 f. (vgl. dens., ebd., S. 376, 390 f.); siehe auch M. Geerard, Clavis Patrum Graecorum, Bd. 4, Turnhout 1980, Nr. 8521 ff. (S. 8 ff.). 86 Vööbus, Maruta of Maipherqat (Fn. 26), S. 48. ˙ 87 W. Hoenerbach/O. Spies (Hrsg.), Ibn at-Tayib, Fiqh an-nasra¯nı¯ ya, Bd. 1, Lö˙˙ ˙ wen 1956, S. 26. 88 Vgl. unten Fn. 430. 89 Vgl. unten Fn. 658 ff. 90 Näher unten III.3.b); dort auch zu den charakteristischen Umarbeitungen. 91 Siehe zur Rezeption des Kanons 17 (sowie der weiteren reichskirchlichen Vorschriften) Darblade, Collection canonique melkite (Fn. 23), S. 90 f., 99, 100 f.; vgl. auch seine Übersicht nach S. 92.
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stische Modifikationen; ihnen wie der Rezeption durch die einzelnen Nationalkirchen soll unter III. nachgegangen werden. Neben Nikaia spielen nur noch wenige weitere „westliche“ Synoden eine Rolle für die Entwicklung des Wucherverbots im Orient. Dies gilt etwa für Kanon 4 der in ihrer genauen Datierung unsicheren Lokalsynode von Laodikeia in Phrygien (zwischen 343 und 381 n. Chr.). Die Bestimmung nimmt Teilgehalte der nikänischen Regelung auf, indem sie Geistlichen speziell die Forderung nach dem Getreidezins von 50% p.a. (lateinisch sescupla entspricht dem griechischen ‘emiolíon) untersagt; eine Aufhebung des Verbots der ‘ekatosté wird man in dieser Beschränkung allerdings kaum erblikken können92: „IV. Ut hi, qui sacrario serviunt, usuras non exigant. Quod non oporteat sacerdotes et clericos faenerantes usuras vel quae dicuntur sescupla, id est et summam capitis et dimidium summae, percipere.“
Sie findet wiederum Eingang in ost- und westsyrische, armenische und koptische Sammlungen93. Noch seltener rezipiert, da schon sprachlich dem lateinischen Bereich zugehörig, wird Material der zahlreichen Synoden von Karthago94. Es begegnet vornehmlich – möglicherweise dem gemeinsamen afrikanischen Ursprungskontext geschuldet – in einzelnen koptischen Kollationen95. In Be92 Zitiert nach Joannou, Discipline générale antique (Fn. 82), S. 132; vgl. auch die Fassung von Lauchert, Kanones (Fn. 84), S. 72: „IV. Non oportere hominem sacratum foenerari, et usuras, et quae dicuntur sesquialteras [‘emiolias] accipere“, sowie ferner A. G. Cicognani (Hrsg.), Disciplina Generale Antica (Sec. II–IX) (Codificazione Canonica Orientale, Fonti Ser. I, Fasc. IX), Rom 1933, Nr. 215 (S. 143). – Siehe zu der Bestimmung und ihrem rechtlichen Gehalt P. M. Seriski, Poenae in iure byzantino ecclesiastico ab initiis ad saeculum XI (1054), Rom 1941, S. 24; Meinardus, Canon Law (Fn. 30), S. 237; Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 149; Giacchero, Atteggiamento (Fn. 79), S. 337 f.; Bianchi, Usura I (Fn. 79), S. 329 f.; Ohme, Sources (Fn. 78), Rz. 2.3, Laodikeia 3; zur Synode selbst dens., Kanon ekklesiastikos (Fn. 78), S. 402 ff. – Zu ‘ekatosté bzw. ‘emiolíon nochmals oben II.1.a). 93 Ibn at-Taiyib, Fiqh an-nasra ¯ nı¯ ya (Hoenerbach/Spies, Recht der Christenheit ˙ ˙ 1, S. 60): „5. Darüber, ˙ [Fn. 87], Bd. dass diejenigen, die im Rang des Priestertums stehen, kein Geld gegen Zinsen leihen dürfen.“ – Zur koptischen Rezeption Meinardus, Canon Law (Fn. 30), S. 237; vgl. i. ü. unten III.2.b)aa) und III.4.b)bb). 94 Die Überlieferungsgeschichte ist hier durch zahlreiche Fehlzuschreibungen, Doppelungen und Zitate in späteren Synoden außerordentlich unübersichtlich; vgl. allein die knappen Anmerkungen bei C. J. v. Hefele, Conciliengeschichte, 2. Aufl., Bd. 2, 1875, S. 65 ff., 116 ff. u. ö.; instruktiv auch R. Höslinger, Die alte afrikanische Kirche im Lichte der Kirchenrechtsforschung nach kulturhistorischer Methode, 1935, S. 71 ff.; siehe ferner C. Munier, Prooemium, in: ders. (Hrsg.), Concilia Africae. A. 325 – A. 525, Turnhout 1974, S. V ff. sowie Ohme, Kanon ekklesiastikos (Fn. 78), S. 451 ff.
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tracht kommt an erster Stelle eine in den Quellen üblicherweise als Kanon 16 der III. Synode von Karthago (397 n. Chr.) überlieferte Bestimmung, die allerdings in der Sache auf das Konzil im nahegelegenen Hippo (393 n. Chr.) zurückgehen dürfte96: „XVI. Ut nullus episcopus, presbyter et diaconus conductor existat, et ut lectores uxores accipiant, et clerici abstineant ab usuris, et quo tempore vel ipsi vel virgines consecrentur. [. . .] Item placuit, ut, si clericus commodaverit pecuniam, pecuniam accipiat, si speciem, eandem speciem quantam dederit accipiat.“
Zum karthagischen Traditionsgut gehört ferner eine weniger präzise gefaßte Verdammung des Zinswuchers, die sich dafür auch so lesen läßt, daß Laien von ihr erfaßt werden sollen. Die Bestimmung wird häufig als Kanon 5 der gleichen III. Synode von 397 n. Chr. tradiert, scheint freilich einer Vorgängersynode des Jahres 348 n. Chr. unter Gratus entsprungen zu sein97. 95
Siehe zur koptischen Rezeption Meinardus, Canon Law (Fn. 30), S. 237 f. und näher unten III.4.b)cc). 96 Hier zitiert nach der Edition von Joannou, Discipline générale antique (Fn. 82), S. 230, 231; vgl. auch Lauchert, Kanones (Fn. 84), S. 165 f.: „XVI. Ut nullus clericorum amplius recipiat, quam cuiquam quod accomodaverit: si pecuniam, pecuniam accipiat; si speciem; quantum dederit accipiat; et quidquid aliud, tantum quantum dederit“ sowie Cicognani, Disciplina Generale (Fn. 92), Nr. 216 f. (S. 143). – Die klassische Ausgabe von J. D. Mansi (Hrsg.), Sacrorum Conciliorum nova et amplissima collectio, Bd. III, Florenz 1759, überliefert die Bestimmung in unterschiedlichen Redaktionen gleich mehrfach: Sp. 711 (718: Kan. XVI des sog. Codex Canonum Ecclesiae Africanae); Sp. 875 (883: Kan. XVI des III. Konzils von Karthago, 397 n. Chr.); Sp. 917 (922: Kan. XXII der rekonstruierten Statuten von Hippo, 393 n. Chr.); siehe jetzt die kritische Ausgabe von Munier, Concilia Africae (Fn. 94), S. 20, 23 ff., 39, 52 (Kanon 22 v. Hippo). – Besprochen wird die Regelung von Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 151 (wie hier für die Zuordnung zur Synode von Hippo) u. 153, sowie Ohme, Sources (Fn. 78), Rz. 2.3, Carthage; die präzise Zuordnung zu den einzelnen Synoden bzw. Sammlungen zeichnet v. Hefele, Conciliengeschichte 2 (Fn. 94), S. 53 ff. (bes. S. 57), 68 ff. u. 125 ff. (bes. S. 126) nach; vgl. auch die neuere Darstellung von P. Landau, Die Rolle der Textkritik im ersten Jahrtausend der Geschichte des kanonischen Rechts, in: Annuarium Historiae Conciliorum 34 (2002), 1 (4 ff.). 97 So v. Hefele, Conciliengeschichte 2 (Fn. 94), S. 126; vgl. dens., Conciliengeschichte, 2. Aufl., Bd. 1, 1873, S. 633; wie er Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 153; Munier, Concilia Africae (Fn. 94), S. 100. – Vgl. Kanon XIII des Konzils von 348 n. Chr. in: Mansi, Conciliorum III (Fn. 96), Sp. 143 (158): „Abundantius episcopus Adrumentinus dixit: In nostro concilio statutum est ut non liceat clericis foenerare: quod etiam si sanctitati tuae, et huic concilio videtur praesenti placito designetur. Gratus episcopus dixit: Novellae suggestiones quae vel obscurae sunt, vel sub genere latent, inspectae a nobis, formam accipient. Ceterum, de quibus apertissime Divina scriptura sanxit, non (dif)ferenda sententia est, sed potius exsequenda. Proinde quod in laicis reprehenditur, id multa magis debet in clericis praedamnari. Universi dixerunt: Nemo contra prophetas, nemo contra evangelia facit
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Des Wuchers wird hier im Rahmen einer wortreichen Warnung vor der Habgier gedacht98: „V. De avaritia. Aurelius episcopus dixit: Avaritiae cupiditas quam rerum omnium malarum matrem esse nemo qui dubitet, proinde inhibenda est, ne qui alienos fines usurpet aut per praemium terminos patrum statutos transcendat, nec omnino cuiquam clericorum liceat de qualibet re faenus accipere. Quamquam novellae suggestiones quae vel obscurae sunt vel sub genere latent, inspectae a nobis formam accipient ceterorum de quibus apertissime divina scribtura [sic] sanxit, non est ferenda sententia sed potius exsequenda. proinde quod in laicis deprehenditur, id multo magis debet in clericis praedamnari. Universium concilium dixit: Nemo contra prophetas, nemo contra evangelia fecit sine periculo.“
Abgesehen von der eher marginalen Rezeption fallen die beiden Vorschriften auch inhaltlich nur eingeschränkt ins Gewicht, da sie in ihrer Kernaussage mit Kanon 17 des Konzils von Nikaia konform gehen99: das Zinsnehmen ist Klerikern von den Konzilsvätern mit Rechtswirkung verboten, Laien hingegen ungeachtet schwerster moralischer Zweifel erlaubt100. Sofern die Bestimmung in Kanon 5 von diesem Konsens abweicht und auch die Zinsforderung durch Laien einem Unwerturteil unterwirft („deprehenditur“), gilt es zweierlei zu beachten: Der Norm fehlt zunächst – anders als zahlreichen parallel überlieferten Kanones – jede präzisierte Sanktion; schwerer wiegt, daß sie nach wie vor primär auf Kleriker zielt (es ist mit anderen Worten gerade die Pointe des auf den Wucher der Laien gestützten Erst-recht-Schlusses, daß ihm eine gestufte Bewertung beider Gruppen zugrunde liegt)101. sine pericolo“; vgl. die Fassung von Munier, Concilia Africae (Fn. 94), S. 9. – Siehe dazu nochmals Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 148 f. (wiederum mit der Deutung als Beleg für ein generelles Wucherverbot, das auch Laien erfaßt). 98 Zitiert wiederum nach: Joannou, Discipline générale antique (Fn. 82), S. 218, 219; siehe ferner die Überlieferungen bei Mansi, Conciliorum III (Fn. 96), Sp. 699 (711: Zuordnung zum sog. Codex Canonum Ecclesiae Africae) sowie dems. (Hrsg.), Sacrorum Conciliorum nova et amplissima collectio, Bd. IV, Florenz 1760, Sp. 401 (424: V./VI. Konzil v. Karthago); zuletzt Munier, Concilia Africae (Fn. 94), S. 102: Codex Apiarii Causae; dazu ders., ebd., S. 79 ff., 98 f. – Vgl. dazu die Hinweise von Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 153; zur Rezeption dieser Bestimmung durch Mı¯ ha¯’ı¯ l v. Malı¯ g siehe unten III.4.b)cc) und 4.g). 99 Das gilt erst recht für Kanon V des 6. Konzils von Karthago (401 n. Chr.), der sich unter ausdrücklichem Hinweis auf die „große Synode“ [= Nikaia] und Psalm 15, 5 allein gegen den Wucher der Kleriker wendet; vgl. dazu m. w. N. Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 152. 100 Bianchi, Usura I (Fn. 79), S. 338; ders., Usura II (Fn. 39), S. 153. 101 Sehr weitgehend daher Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 153, wenn er die Bestimmung als Beleg dafür heranzieht, daß Wucher generell für Laien wie
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bb) Pseudoapostolisches Zinsrecht: Die Kirchenordnungen Eine bedeutsame Rolle innerhalb der frühen kirchlichen Rechtsquellen zum Zinsverbot spielen die verschiedenen Kirchenordnungen, die ihre Ordnungsvorstellungen auf die Autorität einzelner Apostel oder deren Gesamtheit, im Einzelfall auch ihre unmittelbaren Schüler zu stützen trachten102. Diese pseudoapostolischen Sammlungen erweisen sich mit Blick auf das orientalische Kirchenrecht in mehrfacher Hinsicht als problematisch, werfen sie doch schon für sich genommen Datierungs- wie Zuordnungsschwierigkeiten auf, die durch spätere Be- und Überarbeitungen nochmals an Komplexität gewinnen. Während sich in der Frage der zeitlichen Einordnung der einzelnen Quellen durchaus ein Konsens abzeichnet, bereitet die Zuordnung zur Reichskirche oder zu einer der orientalischen Nationalkirchen im Einzelfall nach wie vor Probleme, falls die betreffenden Sammlungen etwa in Syrien oder Ägypten entstanden sind103. Im folgenden werden zunächst alle Kirchenordnungen als reichskirchliche behandelt und vorgestellt, die noch Kleriker als „illicit“ gegolten habe; gleichsinnig die allerdings stark verknappte Zusammenfassung bei v. Hefele, Conciliengeschichte 2 (Fn. 94), S. 126: „Verbot der Habsucht, ungerechten Erwerbs und Wuchers, für Laien und Cleriker.“ 102 Grundlegend E. Schwartz, Über die pseudoapostolischen Kirchenordnungen, 1910 sowie jetzt Mühlsteiger, Kirchenordnungen (Fn. 78); ungeachtet seines Alters ferner instruktiv J. W. Bickell, Geschichte des Kirchenrechts, Bd. 1, 1843, S. 144 ff. – Neuere Darstellungen von W. Plöchl, Geschichte des Kirchenrechts, Bd. I, 1953, S. 99 ff.; N. Brox, Formen des Anspruchs auf apostolische Kirchenverfassung, in: Kairos 12 (1970), 113 (117 ff., 130 ff.); M. Geerard, Clavis Patrum Graecorum, Bd. 1, Turnhout 1983, Nr. 1730 ff. (S. 220 ff.); Faivre, Documentation (Fn. 78), S. 206 ff., 273 ff.; ders., Ordonner la fraternité, Paris 1992, S. 363 ff.; P. F. Bradshaw, Art. Kirchenordnungen, I. Altkirchliche, in: G. Müller (Hrsg.), Theologische Realenzyklopädie, Bd. XVIII, 1989, S. 662 ff.; G. Schöllgen, Einführung: Zur Entstehung und Entwicklung der frühchristlichen Kirchenordnungen, in: Fontes Christiani, Bd. 1, 1991, S. 13 ff.; B. Steimer, Vertex traditionis. Die Gattung der altchristlichen Kirchenordnungen, 1992; ders., Art. Kirchenordnung, in: S. Döpp/W. Geerlings (Hrsg.), Lexikon der antiken christlichen Literatur, 3. Aufl. 2002, S. 426 ff.; M. Geerard/J. Noret, Clavis Patrum Graecorum, Supplementum, Turnhout 1998, Nr. 1730 ff. (S. 36 ff.); A. Di Berardino, Letteratura canonistica, penitenziale e liturgica, in: A. Quacquarelli (Hrsg.), Res Christiana – Temi interdisciplinari di patrologia, Rom 1999, S. 279 (287 ff.); A. Di Berardino, in: ders. (Hrsg.), Patrologia, Bd. V, Mailand 2001, S. 659 ff.; Erdö, Quellen (Fn. 78), S. 11 ff.; Landau, Textkritik (Fn. 96), S. 1 ff. sowie P. Bruns, Frühchristliche Kirchenordnungen als Quellen des Kirchenrechts, in: Festschrift A. E. Hierold, 2007, S. 3 (7 ff.); siehe schließlich noch B. Botte, Les plus anciennes collections canoniques, in: L’Orient Syrien V (1960), 331 ff. mit seiner leicht resignierenden Eingangsbemerkung (ebd., S. 331): „. . . un maquis dans lequel beaucoup hésitent à s’engager“; instruktiv seine im Anhang (ebd., S. 350) abgedruckte Kurzübersicht. 103 Diese Frage stellt sich namentlich für die sog. Ägyptische Kirchenordnung; vgl. dazu knapp H. Kaufhold, Art. Apostolische Kirchenordnung, in: ders., Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 28 sowie unten bei und in Fn. 713.
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in der Zeit vor den Abspaltungen der Nationalkirchen entstanden und auch außerhalb ihres Entstehungsraumes rezipiert worden sind. Die Didaché oder Zwölf-Apostel-Lehre wird mittlerweile vergleichsweise einhellig auf das Ende des ersten oder den Anfang des zweiten Jahrhunderts datiert und in ihrer Entstehung in Syrien oder Palästina lokalisiert104. Sie enthält in ihrem disziplinären Teil kein regelrechtes Zinsverbot105 und ist daher hier nur insofern von Interesse, als sie – teilweise modifiziert – in den späteren „Sammlungen von Sammlungen“ wieder auftaucht. Relevanz entfaltet sie ferner für die Einordnung und Deutung von Texten aus der Tradition vornehmlich der koptischen Kirche, die dem Kirchenvater Athanasius oder den „318 Vätern von Nikaia“ zugeschrieben werden, aber entweder von der Didaché selbst oder den ihr wiederum zugrundeliegenden jüdischen Quellen abhängen106. 104
Neuere Edition: G. Schöllgen (Übers.), Didache. Zwölf-Apostel-Lehre, in: Fontes Christiani, Bd. 1, 1991, S. 97 ff.; dazu ders., Einleitung, ebd., S. 25 ff.; O. Bardenhewer, Geschichte der altkirchlichen Literatur, Bd. 1, 2. Aufl. 1913, S. 90 ff.; Buisson, Entstehung (Fn. 78), S. 93 ff.; Brox, Formen (Fn. 102), S. 117 ff.; Geerard, Clavis Patrum 1 (Fn. 102), Nr. 1735; Steimer, Vertex traditionis (Fn. 102), S. 10 ff., 191 ff.; K. Niederwimmer, Die Didache, 1989, S. 11 ff.; ders., Art. Didache, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 194 f.; W. Rordorf/A. Tuilier, in: dies. (Hrsg.), La doctrine des douze apôtres (Didachè), 2. Aufl. Paris 1998, S. 11 ff.; Di Berardino, Letteratura canonistica (Fn. 102), S. 288 ff.; D. Ceccarelli Morolli, Art. „Didachè“ o „Dottrina dei dodici Apostoli“, in: Farrugia, Dizionario (Fn. 24), S. 226 f.; Erdö, Quellen (Fn. 78), S. 14 f.; Mühlsteiger, Kirchenordnungen (Fn. 78), S. 69 ff.; Bruns, Frühchristliche Kirchenordnungen (Fn. 102), S. 7, 10 f.; H. Kaufhold, Art. Didache, in: ders., Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 146 f.; C. Moreschini/E. Norelli, Handbuch der antiken christlichen Literatur, 2007, S. 61 f. – Aus der älteren Literatur noch A. Harnack, Die Lehre der zwölf Apostel nebst Untersuchungen zur ältesten Geschichte der Kirchenverfassung und des Kirchenrechts, 1884 (dort etwa S. 170 ff. zur Wiederaufnahme der Didaché in den Apostolischen Konstitutionen) sowie F. X. Funk, Die Didache, Zeit und Verhältnis zu den verwandten Schriften, in: ders., Kirchengeschichtliche Abhandlungen und Untersuchungen, Bd. 2, 1899, S. 108 ff. 105 In Anlehnung an Lk 6, 35 ermahnt sie in Abschnitt 1.5 lediglich zum Borgen ohne Rückforderung, verknüpft das Herrenwort aber mit Sanktionsdrohungen gegen tatsächlich nicht Bedürftige (Schöllgen, Didache [Fn. 104], S. 101): „5. Einem jeden, der etwas von dir verlangt, gib, und fordere es nicht zurück. Denn der Vater will, daß allen von seinen eigenen Gaben gegeben wird. Selig, wer gibt gemäß dem Gebot; denn er ist ohne Schuld. Wehe dem, der nimmt; wenn allerdings einer, der in Not ist, nimmt, wird er ohne Schuld sein. Wer aber nicht in Not ist, wird Rechenschaft ablegen müssen, warum er genommen hat und wozu. Ins Gefängnis geworfen, wird er verhört werden zu dem, was er getan hat, und er wird nicht eher von dort herauskommen, bis er den letzten Pfennig bezahlt hat.“ – Vgl. zu dieser „Umpolung“ des Herrenwortes nur Schöllgen, Einleitung (Fn. 104), S. 33 ff. 106 Siehe zu diesem Zusammenhang im Überblick H. van de Sandt/D. Flusser, The Didache. Its Jewish Sources and its Place in Early Judaism and Christianity,
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Nach wie vor in vieler Hinsicht geheimnisvoll und dementsprechend umstritten ist die sog. Traditio Apostolica, eine von den ältesten Quellen dem Gegenpapst Hippolytus zugeschriebene Sammlung (wohl) des frühen 3. Jahrhunderts107. Der – verlorene – Urtext läßt sich nur aufgrund der insbesondere in der koptischen Literatur reichhaltig überlieferten Varianten rekonstruieren, weshalb die Traditio Apostolica in zinsrechtlicher Hinsicht erst im entsprechenden Rahmen näher gewürdigt werden soll108. Etwa der gleichen Entstehungszeit läßt sich die Didaskalia („Lehre der Apostel“) zuordnen (ca. 230 n. Chr.)109. Die in Syrien ursprünglich griechisch abgefaßte Schrift wird allerdings wegen ihres Abfassungsortes häufig Assen/Minneapolis 2002, S. 68 ff. und passim sowie näher unten 2.a)cc) sowie III.4.b)aa). 107 Versuche einer Rekonstruktion des Urtextes: B. Botte (Hrsg.), La tradition apostolique de Saint Hippolyte, 1963; W. Geerlings (Übers.), Traditio Apostolica. Apostolische Überlieferung, in: Fontes Christiani, Bd. 1, 1991, S. 211 ff.; siehe dazu dens., Einleitung, ebd., S. 143 ff.; Brox, Formen (Fn. 102), S. 119 ff.; A.-G. Martimort, La Tradition apostolique d’Hippolyte, in: L’année canonique 23 (1979), 159 ff.; Faivre, Documentation (Fn. 78), S. 279 f.; ders., Nouvel examen de la „Tradition Apostolique“ d’Hippolyte, in: Bulletin de littérature ecclésiastique LXXXVIII/ 1 (1987), 5 ff.; Geerard, Clavis Patrum 1 (Fn. 102), Nr. 1737; Bradshaw, Kirchenordnungen (Fn. 102), S. 667 f.; Steimer, Vertex traditionis (Fn. 102), S. 28 ff., 211 ff.; ders., Art. Traditio Apostolica, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 698 ff.; C. Markschies, Wer schrieb die sogenannte Traditio Apostolica?, in: W. Kinzig/C. Markschies/M. Vinzent, Tauffragen und Bekenntnis, 1999, S. 1 (3 ff.); Di Berardino, Letteratura canonistica (Fn. 102), S. 290 ff.; P. F. Bradshaw/M. E. Johnson/L. E. Phillips, Introduction, in: H. W. Attridge (Hrsg.), The Apostolic Tradition, Minneapolis 2002, S. 1 ff.; Erdö, Quellen (Fn. 78), S. 15 f.; Mühlsteiger, Kirchenordnungen (Fn. 78), S. 81 ff.; Bruns, Frühchristliche Kirchenordnungen (Fn. 102), S. 12 ff.; H. Kaufhold, Art. Apostolische Überlieferung, in: ders., Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 30; Moreschini/Norelli, Handbuch (Fn. 104), S. 62 f. 108 Unten III.4.c)aa) sowie III.5.b)aa). 109 Edition der ältesten lateinischen Fassung (die griechische ist wiederum verloren): E. Tidner (Hrsg.), Didascaliae apostolorum, Canonum ecclesiasticorum, Traditionis apostolicae versiones Latinae, 1963; verbreitet ist auch die ältere Edition von F. X. Funk (Hrsg.), Didascalia et Constitutiones Apostolorum, 1905, Bd. 1, S. 1 ff.; siehe dazu O. Bardenhewer, Geschichte der altkirchlichen Literatur, Bd. 2, 2. Aufl. 1914, S. 304 ff.; Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 564 ff.; Buisson, Entstehung (Fn. 78), S. 139 ff.; Brox, Formen (Fn. 102), S. 130 f.; H. Kaufhold, Art. Didaskalia, in: Aßfalg/Krüger, Wörterbuch (Fn. 18), S. 102; Geerard, Clavis Patrum 1 (Fn. 102), Nr. 1738; Faivre, Documentation (Fn. 78), S. 275 ff.; Bradshaw, Kirchenordnungen (Fn. 102), S. 665 f.; Steimer, Vertex traditionis (Fn. 102), S. 49 ff., 222 ff.; ders., Art. Didascalia, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 196; Di Berardino, Letteratura canonistica (Fn. 102), S. 292 ff.; D. Ceccarelli Morolli, Art. „Didascalia Apostolica“, in: Farrugia, Dizionario (Fn. 24), S. 227 f.; Erdö, Quellen (Fn. 78), S. 16 ff.; Mühlsteiger, Kirchenordnungen (Fn. 78), S. 95 ff.; Bruns, Frühchristliche Kirchenordnungen (Fn. 102), S. 14 f. sowie H. Kaufhold, Art. Didaskalia, in: ders., Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 147.
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der westsyrischen Tradition zugerechnet. Obwohl die Übertragung in das Syrische erst später anzusetzen ist (ca. 300–350 n. Chr., nach anderer Auffassung sogar erst im 7. Jh.110), ergibt diese Zuordnung insofern Sinn, als der Text außerhalb des jakobitischen Bereichs nicht direkt rezipiert wird111. Zugleich ist die syrische Fassung der wichtigste Zeuge für die verlorene Urfassung112. Auf den Wucher geht die pseudoapostolische Schrift einmal im Rahmen einer Vorschrift über Übeltäter und ihre Reue in Form eines ausgedehnten Zitates von Ez 18, 1–32 ein (Kapitel VI)113. Aussagekräftiger ist die Vorschrift über das Verhalten der Witwen, die in der Didaskalia als regelrechte Funktionsträgerinnen der Gemeinde auftreten, deren eigenständige Stellung dem Autor der Schrift aber offenbar höchst suspekt ist. Ihnen wird unterstellt (und zugleich implizit verboten), für kirchliche Zwecke eingeworbene Gelder gegen Zinsen auszuleihen (Kapitel XV)114: 110
Näher unten bei Fn. 497 ff. Das gilt namentlich für die beiden koptisch-arabischen Versionen, die zwar unter dem Titel der Didaskalia (ad-dasqalı¯ a o. ä.) kursieren, in der Sache aber auf die Apostolischen Konstitutionen zurückzuführen sind, also nur eine mittelbare Überlieferung des Ursprungstextes enthalten: A. Baumstark, Die Urgestalt der „arabischen Didaskalia der Apostel“, in: Oriens Christianus 3 (1903), 201 (201); [F. X.] Funk, Die arabische Didaskalia und die Konstitutionen der Apostel, in: Theologische Quartalschrift 86 (1904), 233 (233 ff., 238 f.); Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 564 ff.; a. A. allerdings P. Féghali, Les Traductions en langue syriaque, in: Centre d’Études et de Recherches Orientales (Hrsg.), Nos Sources, Antélias 2005, S. 511 (515 f.). – Vgl. näher unten III.4.c)aa) sowie 5.d). 112 Editionen der syrischen Fassung: F. Nau (Hrsg.), La Didascalie des douze apôtres, 1. Aufl. Paris 1902, 2. Aufl. Paris 1912 (Ancienne Littérature Canonique Syriaque, Bd. 1); H. Achelis/J. Flemming (Hrsg.), Die syrische Didaskalia, 1904. – Vgl. zum Werk und seiner Urheberschaft noch dies., ebd., S. 243 ff., 354 ff. – Siehe auch die neuere Edition und Übersetzung von A. Vööbus (Hrsg.), The Didascalia Apostolorum in Syriac, 4 Bde., Löwen 1979. 113 Achelis/Flemming, Didaskalie (Fn. 112), S. 19 (23). – Vgl. auch Vööbus, Didascalia (Fn. 112), Bd. 2, S. 53 (57 f.); eingehend zum Stellenwert des Alten Testaments und seiner rechtlichen Vorschriften in der Didaskalia W. C. van Unnik, The Significance of Moses’ Law for the Church fo Christ According to the Syriac Didascalia (1939), in: ders., Sparsa Collecta, Bd. 3, Leiden 1983, S. 7 (11 ff.). 114 Achelis/Flemming, Didaskalie (Fn. 112), S. 76 (78). – Vgl. dazu dies., ebd., S. 275, 292; M. K. Arat, Die Diakonissen der armenischen Kirche in kanonischer Sicht, 1990, S. 14 f. sowie C. Methuen, Widows, Bishops and the Struggle for Authority in the Didascalia Apostolica, in: The Journal of Ecclesiastical History 46 (1995), 197 ff.; vgl. noch H. Kaufhold, Art. Diakonin, in: ders., Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 143 f. – Siehe auch die Übersetzung von Vööbus, Didascalia (Fn. 112), Bd. 4, S. 143 (147): „And instead of doing good and giving to the bishop for the reception of the strangers and the relief of those afflicted, they lend out on bitter usury.“ 111
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„. . . sie nehmen mit Begierde und anstatt Gutes zu tun und dem Bischof zu geben zur Aufnahme der Fremden und zur Erleichterung der Bedrängten, leihen sie aus zu drückendem Zins und kümmern sich nur um den Mammon, sie, deren Gott ihr Beutel und ihr Bauch ist, ‚denn, wo ihr Schatz ist, da ist auch ihr Herz‘.“
Der innerkirchlichen Polemik weniger verdächtig ist eine weitere Vorschrift, die gleichsam aus umgekehrter Perspektive den kirchlichen Amtsträgern verbietet, Gelder als Almosen anzunehmen, die aus Wucher stammen (Kapitel XVIII)115: „. . . oder von denen, die Zins nehmen und Wucher treiben.“
Damit bleibt es aber im Kern bei der für die – zeitlich späteren – reichskirchlichen Synodalkanones so prägenden Beschränkung des Zinsverbots auf kirchliche Funktionäre: Wucher ist nach der Wertung insbesondere des Alten Testaments moralisch verwerflich, weshalb Geistliche an seinen Früchten selbst im Interesse der Kirche nicht teilhaben dürfen; erst recht ist ihnen die Ausübung dieses Geschäftes selbst verwehrt. Ein allgemeines Zinsverbot für alle Christen ist der – sich durchaus als umfassende Kodifikation verstehenden – Schrift hingegen nicht zu entnehmen. Als ungleich einflußreicher, aber nicht weniger problematisch erweisen sich die sog. Apostolischen Kanones oder Canones Apostolorum, eine Aufstellung von 85 disziplinaren Regeln, die auf die Apostel zurückgeführt wird, in der Sache jedoch eine Zusammenstellung und Überarbeitung der Kanones verschiedener kleinasiatischer Lokalsynoden darstellt, die im ausgehenden 4. Jahrhundert wiederum im syrischen Raum vorgenommen worden sein dürfte116. Die Sammlung wird nicht nur von den orientalischen Kirchen nahezu flächendeckend rezipiert117, sondern auch von der trullani115 Achelis/Flemming, Didaskalie (Fn. 112), S. 89 (90). – Vgl. auch Vööbus, Didascalia (Fn. 112), Bd. 4, S. 162 (164). 116 Komprimierter Überblick von M. Metzger, Introdution, in: ders. (Hrsg.), Les constitutions apostoliques, Bd. III, Paris 1987, S. 9 ff.; ders., Art. Apostolische Canones, in: Betz u. a., RGG4, Bd. 1 (Fn. 18), Sp. 651; siehe auch C. H. Turner, Notes on the Apostolic Constitutions. II. The Apostolic Canons, in: Journal of Theological Studies 16 (1916), 523 ff.; Geerard, Clavis Patrum 1 (Fn. 102), Nr. 1740; Steimer, Vertex traditionis (Fn. 102), S. 87 ff.; ders., Art. Apostolische Canones, in: Döpp/ Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 52 f.; Di Berardino, Letteratura canonistica (Fn. 102), S. 301 ff.; D. Ceccarelli Morolli, Art. Ottanta cinque canoni degli Apostoli o 85 canoni apostolici, in: Farrugia, Dizionario (Fn. 24), S. 562 ff.; Mühlsteiger, Kirchenordnungen (Fn. 78), S. 157 ff.; Ohme, Sources (Fn. 78), Rz. 2.3, Canons of the Apostles 1; H. Kaufhold, Art. Apostolische Kanones, in: ders., Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 28; nach wie vor grundlegend Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 572 ff. 117 Treffend A. Bausi, Heritage and Originality in the Ethiopic Sinodos, in: Journal of Ethiopian Studies 25 (1992), 15 (17): „the masterpiece of the pseudo-apostolic literature“.
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schen Synode (692 n. Chr.: Kanon 2) in die Nomokanones der (östlichen) Reichskirche eingereiht118. Die pseudoapostolische Vorschrift zum Zinsverbot (Kanon 44) soll dabei nach verbreiteter Auffassung eine Übernahme aus der Lokalsynode von Laodikeia darstellen119; zwingend ist eine solche Abhängigkeit nicht, da die stark verknappte Regelung einerseits alle Differenzierungen der bisherigen Synodalkanones abstreift (insbesondere die Unterscheidung von ‘ekatosté und ‘emiolíon), andererseits den Klerikerbegriff unnötig kleinteilig, wenn auch plastisch ausbuchstabiert. Ohnehin transportiert sie wiederum die mittlerweile zum Konsens geronnene Position, daß das Zinsverbot auf Kleriker beschränkt ist120: „Episcopus aut presbyter aut diaconus, qui usuras exigit ab iis, qui mutuo accipiunt, aut desinat, aut deponatur.“
Besondere Komplexität gewinnt das Thema schließlich aufgrund der Existenz sekundärer Sammlungen, die ausgehend von den gerade skizzierten Dokumenten neue Kirchenordnungen präsentieren, die sich ihrerseits apostolische oder doch nachapostolische Autorität beiordnen. Solche Kollationen finden sich zuhauf in den verschiedenen orientalischen Nationalkirchen121. Auf Reichsebene ist an dieser Stelle lediglich die wahrscheinlich im späten 4. Jahrhundert an einem nicht näher bestimmbaren Ort entstandene Sammlung der Constitutiones Apostolorum zu nennen122, die in acht 118 G. Nedungatt/M. Featherstone (Hrsg.), The Council in Trullo Revisited, Rom 1995, S. 41 (64 f.); vgl. zu den übrigen Kirchen in knapper Zusammenfassung Nasrallah/Haddad, Histoire II/2 (Fn. 23), S. 197 f. 119 Für eine solche Abhängigkeit Schwartz, Kanonessammlungen (Fn. 78), S. 39 ff.; Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 572; vgl. auch Erdö, Quellen (Fn. 78), S. 19. – A. A. Mühlsteiger, Kirchenordnungen (Fn. 78), S. 168 sowie Ohme, Sources (Fn. 78), Rz. 2.3, Canons of the Apostles 2, die für eine Kontraktion von Kanon 17 des Nicaenums votieren. 120 Funk, Didascalia (Fn. 109), S. 579; siehe auch Lauchert, Kanones (Fn. 84), S. 7; vgl. dazu Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 150, 152; Giacchero, Atteggiamento (Fn. 79), S. 338. – Abweichende Zählung bei F. Boxler (Übers.), Die sogenannten Apostolischen Constitutionen u. Canonen, aus dem Urtext übersetzt, 1874, S. 324: „36. Ein Bischof oder Priester oder Diakon, welcher (Wucher-)Zinsen von den Gläubigen verlangt, soll davon ablassen oder abgesetzt werden.“ 121 Vgl. zum (westsyrischen) Clementinischen Oktateuch unten III.2.c), zum koptischen Sinodos unten III.4.c)aa) sowie zum äthiopischen Qale¯mentos unten III.5.d). 122 Ältere Edition von Funk, Didascalia (Fn. 109); deutsche ˙ Übersetzung von Boxler, Constitutionen (Fn. 120), S. 15 ff.; heute maßgeblich M. Metzger (Hrsg.), Les Constitutions Apostoliques, 3 Bde., Paris 1985–1987; siehe dazu dens., Introduction, Bd. I, S. 11 ff.; Bd. II, S. 7 ff.; Bd. III, S. 9 ff.; dens., Art. Apostolische Konstitutionen, in: Betz u. a., RGG4, Bd. 1 (Fn. 18), Sp. 652; O. Bardenhewer, Geschichte der altkirchlichen Literatur, Bd. 4, 2. Aufl. 1924, S. 262 ff.; Geerard, Clavis Patrum 1 (Fn. 102), Nr. 1730; Faivre, Documentation (Fn. 78), S. 211 f.; Steimer, Vertex traditionis (Fn. 102), S. 114 ff. u. passim; ders., Art. Apostolische Konstitutionen, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 53 f.; E. M. Synek, OIKOS.
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Büchern die Didaskalia (Bücher I–VI), die Didaché (Buch VII) sowie die Traditio Apostolica mitsamt den Apostolischen Kanones (Buch VIII; häufig in 76 statt 85 Ziffern) einarbeitet und damit auch deren Zinslehren (im Kern unverändert) rezipiert. Während bei der Umarbeitung der Didaskalia das Zitat aus dem Buch Ezechiel stark verknappt wird123, geht der Tadel gegen die wuchernden Witwen originalgetreu in die Kollation ein124 „. . . au contraire elles circulent dans les maisons des riches, y sèment le trouble et s’amassent des richesses en abondance, elles prêtent à des taux féroces et ne se soucient que de mamon; leur dieu, c’est la bourse.“
Gleiches gilt für die Einreihung des „usurier“ in die Liste derjenigen, deren Gaben von den Bischöfen zurückgewiesen werden sollen125. Eins zu eins erfolgt schließlich auch die Übernahme der Apostolischen Kanones126: „44. L’évêque, le presbytre ou le diacre qui réclame des intérêts à ceux qui lui ont emprunté, qu’il cesse, sinon on le déposera.“
In dieser Gestalt werden die Konstitutionen ihrerseits zum Gegenstand der (selektiven und ihrerseits modifizierenden) Übernahme in die Kirchenrechtsliteratur der orientalischen Kirchen127. Zum Ehe- und Familienrecht der Apostolischen Konstitutionen, 1999, S. 24 ff.; Di Berardino, Letteratura canonistica (Fn. 102), S. 298 ff.; D. Ceccarelli Morolli, Art. „Costituzione Apostoliche“, in: Farrugia, Dizionario (Fn. 24), S. 206 f.; F. Young, The Apostolic Constitutions: a methodological case-study, in: M. F. Wiles/E. J. Yarnold (Hrsg.), Papers presented at the Thirteenth International Conference on Patristic Studies held in Oxford 1999, Löwen 2001, S. 105 ff.; Mühlsteiger, Kirchenordnungen (Fn. 78), S. 119 ff.; knapp Erdö, Quellen (Fn. 78), S. 21 f.; H. Kaufhold, Art. Apostolische Konstitutionen, in: ders., Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 29 sowie Moreschini/Norelli, Handbuch (Fn. 104), S. 364 f. 123 Vgl. Apostolische Konstitutionen II.14.14–21 (Metzger, Constitutions [Fn. 122], Bd. 1, S. 179, 181) mit Didaskalia VI (Achelis/Flemming, Didaskalie [Fn. 112], S. 24 f.). 124 Apostolische Konstitutionen III.7.3 (Metzger, Constitutions [Fn. 122], Bd. 2, S. 137). Vgl. die deutsche Fassung bei Boxler, Constitutionen (Fn. 120), S. 117: „. . . denn statt daß sie in weiser Mäßigung mit der kirchlichen Unterstützung sich begnügen, belagern sie die Häuser der Reichen, verschaffen sich Geld zur Genüge, leihen es zu hohen Zinsen aus und sorgen nur für den Mammon; ihr Gott ist ihr Geldbeutel . . .“ 125 Apostolische Konstitutionen IV.6.5 (Metzger, Constitutions [Fn. 122], Bd. 2, S. 181; Boxler, Constitutionen [Fn. 120], S. 134). 126 Metzger, Constitutions (Fn. 122), Bd. 3, S. 289. Die Fassung bei Boxler, Constitutionen (Fn. 120), S. 324 weicht nur in der Zählung ab (dort Kanon 36). 127 Vgl. insbesondere die grundlegende Darstellung von A. Baumstark, Die nichtgriechischen Paralleltexte zum achten Buche der Apostolischen Konstitutionen, in: Oriens Christianus 1 (1901), 98 (99 ff.) sowie M. Kohlbacher, Zum liturgischen Gebrauch der Apostolischen Konstitutionen in Ägypten, in: J. M. S. Cowley/B. Kramer (Hrsg.), Paramone, 2004, S. 296 (305 ff.); näher unten III.4.c)aa) sowie III.5. b)aa) – Eine eher versprengte armenische Spur bespricht K. Treu, Ein Fragment der apostolischen Konstitutionen in Erewan, in: Vigiliae Christianae 11 (1957), 208 ff.
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cc) Pseudonikänisches Zinsrecht: Die diversen Erlasse der „318 Väter“ Teilweise eng verwoben mit den gerade erörterten pseudoapostolischen Schriften entsteht eine zweite Gruppe von pseudepigraphischen Texten, die als Autoren nicht die Apostel, sondern die in Nikaia versammelten Konzilsväter für sich reklamieren (bzw. diesen später zugeschrieben werden)128. Eine prominente Rolle spielen diese Pseudonikänen namentlich in der koptischen Kirche129, doch ist die Überlieferung keineswegs auf sie beschränkt. Zugleich werfen diese Texte zahlreiche bis heute nicht befriedigend gelöste Zuordnungs- und Deutungsprobleme auf130. Dies ist um so bedauerlicher, als ihre Aussagen zum Zinswucher im Hochmittelalter nicht unerheblichen Einfluß auf einzelne Kanonisten der orientalischen Kirche ausüben131. Unklar ist bereits das Verhältnis der sog. Didascalia [auch: Fides] CCCXVIII Patrum Nicaenorum, einer fast im gesamten Orient kursierenden Sammlung, die aus einem kurzen Glaubensbekenntnis sowie einer längeren Sittenlehre für Mönche besteht132, und dem Syntagma Doctrinae ad Mo128 Im Überblick zum pseudonikänischen Material v. Hefele, Conciliengeschichte 1 (Fn. 97), S. 361 ff.; Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 586 ff.; J. B. Darblade, La collection canonique arabe des melkites (XIIIe–XVIIIe siècles). Introduction (Codificazione Canonica Orientale, Fonti Ser. II, Fasc. XIII), Harissa 1946, S. 74 ff.; Geerard, Clavis Patrum 4 (Fn. 85), Nr. 8521 ff.; Nasrallah/Haddad, Histoire II/2 (Fn. 23), S. 200 ff. 129 Vgl. unten III.4.b)aa). 130 Resigniert van de Sandt/Flusser, Didache (Fn. 106), S. 68 f. 131 Näher unten III.4.g). 132 Editionen: [Ps.-]Athanasius, Pûotiò tán Jgûwn triakosûwn dÍka ka˝ Žktš ÷gûwn Qeoðüwn PatÍrwn tán ˚n Nikaûa ka˝ didaskalûa pÜnu QaumastÌ ka˝ swtÇrioò per˝ t½ò ãgûaò TriÜdoò. – Ežlüghson, in: J.-P. Migne (Hrsg.), Patrologiae Cursus Completus. Series Graeco-Latina, Bd. 28, Paris 1857, Sp. 1637 ff.; P. Batiffol (Hrsg.), Canones Nicaeni Pseudepigraphi, in: Revue Archéologique, Ser. III, Bd. 6 (1885), 133 (134 ff.); ders. (Hrsg.), Didascalia CCCXVIII patrum pseudepigrapha, Paris 1887, S. 7 ff. – Siehe dazu F. Kattenbusch, Das apostolische Symbol, Bd. 1, 1894, S. 277 ff., 310 ff.; S. Schiwietz, Das morgenländische Mönchtum, Bd. 1, 1904, S. 225 ff.; G. Garitte, Une lettre grecque attribuée à S. Antoine, in: Le Muséon 55 (1942), 97 (104 ff.); G. L. Dossetti, Il simbolo di Nicea e di Costantinopoli. Edizione critica, Rom u. a. 1967, S. 51 ff.; M. Geerard, Clavis Patrum Graecorum, Bd. 2, Turnhout 1974, Nr. 2298 (S. 57 f.); R. Riedinger/H. Thurn, Die Didascalia CCCXVIII Patrum Nicaenorum und das Syntagma ad Monachos im Codex Parisinus Graecus 1115 (a. 1276), in: Jahrbuch der Österreichischen Byzantinistik 35 (1985), 75 (75 ff.; Edition einer byzantinischen Handschrift ebd., S. 84 ff.); M. Kohlbacher, Minor Texts for a History of Asceticism: Editions in Progress, in: S. Emmel u. a. (Hrsg.), Ägypten und Nubien in spätantiker und christlicher Zeit, Bd. 2, 1999, S. 144 (145 ff.).
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nachos, einer von der Tradition teils dem Nikänum, teils dem Kirchenvater Athanasius zugeschriebenen pseudepigraphischen Mönchsregel133. Weitgehende Parallelen bestehen nicht allein zwischen dem Syntagma und der Sittenlehre der Didascalia, sondern auch zwischen beiden Schriften und der Didaché bzw. der dieser wiederum zugrundeliegenden Zweiwegelehre jüdischer Herkunft134. Konsens herrscht aber weder hinsichtlich der Priorität einer der beiden Schriften135 noch im Hinblick auf Urheberschaft sowie Zeit und Ort der Entstehung: genannt werden Daten im späten 4. Jahrhundert136, als Autor soll nach vereinzelt vertretener Ansicht Evagrius Ponticus in Be133 Editionen: [Ps.-]Athanasius, Syntagma Doctrinæ ad monachos omnesque christianos tam clericos quam laicos, in: Migne, Patrologiae Cursus Completus 28 (Fn. 132), Sp. 831 ff.; P. Batiffol (Hrsg.), Le Syntagma Doctrinae dit de Saint Athanase, in: ders., Studia Patristica. Études d’ancienne littérature chrétienne, Bd. 2, Paris 1890, S. 119 (121 ff.); siehe dazu Batiffol, ebd., S. 129 ff.; Geerard, Clavis Patrum 2 (Fn. 132), Nr. 2264 (S. 50); C. Cocucci, Norme etiche in un testo monastico antico: Il Syntagma, in: L’etica cristiana nei secoli III e IV: Eredità e confronti, Rom 1996, S. 601 ff. – Für eine Autorschaft des Athanasius noch W. Riedel, Die Kirchenrechtsquellen des Patriarchats Alexandrien, 1900, ND 1968, S. 38 Fn. 1, 179 sowie E. Revillout, Le concile de Nicée d’après les textes coptes et les diverses collections canoniques, Bd. 1, Paris 1881, Fasc. 1 S. 3, Fasc. 2 S. 1 ff.; dagegen N. N., In Syntagma Doctrinae admonitio, in: Migne, ebd., Sp. 831 (833 ff.); Battifol, ebd., S. 129, 136; A. Robertson, Batiffol on the Athanasian Syntagma Doctrinae, in: The Classical Review 6 (1892), 351 (353 f.); F. Haase, Die koptischen Quellen zum Konzil von Nicäa, 1920, S. 106 f.; Bardenhewer, Geschichte 3 (Fn. 165), S. 60; van de Sandt/Flusser, Didache (Fn. 106), S. 68. 134 Instruktive Übersicht bei Niederwimmer, Didache (Fn. 104), S. 55; vgl. ferner Batiffol, Syntagma (Fn. 133), S. 148 ff.; Kohlbacher, Minor Texts (Fn. 132), S. 150; Versuch einer Rekonstruktion der jüdischen Zweiwegelehre bei van de Sandt/Flusser, Didache (Fn. 106), S. 120 ff. – Vgl. noch [F. X.] Funk, Zur Didache, der Frage nach der Grundschrift und ihren Recensionen, in: Theologische Quartalschrift 84 (1902), 73 (75 ff.). 135 Für die Abhängigkeit der Didascalia CCCXVIII Patrum vom Syntagma votieren: Funk, Didache (Fn. 104), S. 135; R. H. Connolly, The Use of the Didache in the Didascalia, in: The Journal of Theological Studies 24 (1923), 147 (151 Fn. 3, 156); E. J. Goodspeed, The Didache, Barnabas and the Doctrina, in: Anglican Theological Review 27 (1945), 228 (233); L. W. Barnard, Studies in the Apostolic Fathers and their Background, Oxford 1966, S. 105, 107; Cocucci, Norme etiche (Fn. 133), S. 610. Umgekehrt sieht das Verhältnis Kohlbacher, Minor Texts (Fn. 132), S. 146. Für Identität der Texte Riedinger/Thurn, Didascalia (Fn. 132), S. 75. – Offengelassen wird die Frage von Bardenhewer, Geschichte 3 (Fn. 165), S. 60; A. v. Harnack, Geschichte der altchristlichen Literatur bis Eusebius, Bd. 1, 2. Aufl. 1958, S. 87; Niederwimmer, Didache (Fn. 104), S. 54 sowie Schöllgen, Einleitung (Fn. 104), S. 36 Fn. 40. 136 van de Sandt/Flusser, Didache (Fn. 106), S. 5 datieren das Syntagma auf ca. 350–370 n. Chr., die Didascalia CCCXVIII Patrum auf 375 n. Chr. Batiffol, Syntagma (Fn. 133), S. 138 datiert das Syntagma auf zwischen 375 u. 381 n. Chr.; Kohlbacher, Minor Texts (Fn. 132), S. 151 gibt als Entstehungszeitraum zwischen 340 und 370 n. Chr. an, präferiert aber die 360er Jahre.
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tracht kommen137. Überliefert sind koptische Versionen beider Texte sowie armenische und äthiopische Übersetzungen der Didascalia CCCXVIII Patrum138. Zumindest ein Indiz für die Abhängigkeit von einer separat überlieferten Fassung der Zweiwegelehre139 mag sein, daß beide Texte ein Zinsverbot formulieren, das der Didaché in dieser Form fremd ist140, aber einer gemeinsamen Vorlage zuzurechnen sein könnte141. Es begegnet zunächst im Syntagma Doctrinae142: „3. Ne esto avarus, ne turpis lucri, possessionum, divitiarum cupidus: . . . Usuram ne accipe: ne prius compares quidpiam alio quam vulgari pretio. Ama omnes homines, et pacem habe cum omnibus, cum illis etiam quibuscum non oras, quan137 Diese These bei Kattenbusch, Symbol (Fn. 132), S. 319 sowie N. Bonwetsch, Einleitung, in: ders. (Hrsg.), Die unter Hippolyts Namen überlieferte Schrift über den Glauben nach einer Übersetzung der georgischen Version, 1907, S. 1 (8 ff.); zustimmend Bardenhewer, Geschichte 3 (Fn. 165), S. 60; kritisch Kohlbacher, Minor Texts (Fn. 132), S. 147, 149. – Näher zu diesem mit zahlreichen monastischen Schriften hervorgetretenen Autor K. Fitschen, Art. Evagrius Ponticus, in: Döpp/ Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 255 ff. 138 Übersetzungen auf der Grundlage zweier koptischer Handschriften (Turiner Text sowie Borgiatext) bei E. Revillout, Le concile de Nicée d’après les textes coptes et les diverses collections canoniques, Bd. 2, Paris 1898, S. 475 ff. sowie Haase, Quellen (Fn. 133), S. 28 ff.; die armenische Teilübersetzung bei J. Catergian, De Fidei Symbolo quo Armenii utuntur observationes, 1893, S. 18 f.; vgl. zur armenischen Tradition noch J. Muyldermans, Une recension arménienne du Syntagma doctrinae, in: Handes Amsoreay 41 (1927), 687 (691 ff.). – Die äthiopische Fassung bei A. Bausi (Hrsg.), La versione etiopica della Didascalia dei 318 niceni sulla retta fede e la vita monastica, in: U. Zanetti/E. Lucchesi (Hrsg.), Aegyptus Christiana. Mélanges d’hagiographie égyptienne et orientale dédiés à la mémoire du P. P. Devos, Bollandiste, Genf 2005, S. 225 (228 ff. [Edition], 239 ff. [italienische Übersetzung]). 139 Zu dieser wiederum umstrittenen Frage näher Niederwimmer, Didache (Fn. 104), S. 27 sowie van de Sandt/Flusser, Didache (Fn. 106), S. 68 ff. (sie plädieren für die Abhängigkeit von einem von der Didaché unabhängigen Text); vgl. auch Funk, Didache (Fn. 104), S. 135 sowie Schiwietz, Mönchtum (Fn. 132), S. 229. 140 Die bislang nachweisbaren Entlehnungen stehen allerdings deutlich vor der für die Zinslehre einschlägige Passage; vgl. Syntagma Doctrinae 1, Didascalia CCCXVIII Patrum III und Didaché 6.1 sowie dazu Connolly, Use (Fn. 135), S. 149 Fn. 6, S. 151 Fn. 3; van de Sandt/Flusser, Didache (Fn. 106), S. 69 m. Fn. 62. 141 Ein bestenfalls schwacher Anhaltspunkt für das Vorhandensein einer Wuchervorschrift in der Vorlage dürfte die Existenz einer weiteren ägyptischen Schrift sein, die ebenfalls der Zweiwegetradition zuzurechnen ist und ein Zinsverbot für Mönche enthält (vgl. zur arabischen Vita des Schenute unten III.4.c)bb) bei Fn. 757 f.); gemindert wird der Wert dieser Parallele, da die dort enthaltene und eher kursorische Zinsregel von den beiden hier behandelten Texten wiederum in vielfacher Hinsicht abweicht. 142 [Ps.-]Athanasius, Syntagma Doctrinæ (Fn. 133), Sp. 839. – „sin mi us“ im Migne-Text ist nur als Druckfehler zu erklären.
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tum facultas erit, except hæresis causa. Si suppetat, largire indigenti, si[n] mi[n]us, noli conqueri. Si quis mutuo a te petierit, dato, et ab eo accipere sortem, cum habuerit, absque fœnore. Ne dolose agas in conspectu Domini. Nam si fruges habeas aut argentum, atque aliquis a te mutuo accipere postulet, tuque, ne usuram accipias majore pretio vendis, ut emas postes viliore et minore pretio: ‚Comprehendit Deus sapientes in astutia‘. Perpende enim ad vide, te unius fœnoris loco, tria aut quatuor fœnora accepturum.“
In der Didascalia CCCXVIII Patrum lautet die parallele und weitgehend wortlautidentische Passage143: „VII. MÌ gûnou ðilÜrguroò í aùsxrokerdÌò, mÌ poluxrÇmwn. mÌ qÍle kt@sqai ÷rgŸrion í xrŸsion eù mÌ münon ýðodûou xÜrin, troðán ka˝ ÷mðûwn. oÁ gJr tofl mamwn@ ðûkoi ka˝ dou~loi qe`á ÷rÍsai ož dŸnantai. . . . tükouò mÌ lÜmbane. mÌ ÷güraze ýlattünwò t½s politeuomÍnhò timþs. ÷gÜpa pÜnta ånqrwpon ka˝ eùrÇneue metJ pÜntwn xwr˝s aÁretikán. ñxwn metad˛s t`á mÌ ñxonti, mÌ ñxwn d˚ ožk ýgkleisqÇoei. ýJn aùtÇo´h sÍ tiò dainÇsasqai ÷pü sou, d˛s ka˝ lÜbe par’ ažtofl t˛ keðÜlaion, ka˝ münon Õtan ñx´h. mÌ dolieŸou ñnanti kurûou. ýJn gJr ñx´hs gennÇmata í ÷rgŸrion, ka˝ zht´½ tiò dainÇsasqai ÷pü sou, mÌ lÜmbane tükouò, pÿlei timiwtÍrwò Ôna ÷gorÜs´hs eˇÿnwò. drÜssetai gJr þ qe˛s tofls soðoˇs ýn t´½ panourgûa ažtán. skÍyai gJr ka˝ Õra Õti ÷nq’ Ònoò tükou treƒs í tÍssaraò lambÜneiò.“
Diese vergleichsweise elaborierte Zinsregel fügt sich ihrem Inhalt nach harmonisch in die bisherige Überlieferung ein, ohne daß eine regelrechte Abhängigkeit von Synodalkanones plausibel erscheint, wie sie gelegentlich angenommen wird144. Gerade die charakteristische Warnung vor der Dreiund Vierfachforderung am Ende läßt sich nämlich weder als Übernahme der Zinsregeln der Synoden von Nikaia oder Laodikeia noch als Rezeption der Apostolischen Konstitutionen bzw. der zugrundeliegenden Didaskalia deuten. Die Texte richten sich nur an kirchliche Funktionäre (aus dem Gesamtkontext ergibt sich jeweils, daß beide Ordnungen ausschließlich an Mönche adressiert sind145). Sie weisen aber in der sprachlichen Ausgestaltung Besonderheiten auf, die ihre Identifikation in späteren Quellen erleichtern. Auffällig sind die Einbettung in den größeren Zusammenhang des unlaute143
Hier zitiert nach der Fassung von Batiffol, Canones (Fn. 132), S. 138. Für Abhängigkeit der Didascalia von den Synodalbestimmungen des 4. Jahrhunderts, namentlich Nikaia und Laodikeia votieren Batiffol, Syntagma (Fn. 133), S. 147; Cocucci, Norme etiche (Fn. 133), S. 609 sowie Kohlbacher, Minor Texts (Fn. 132), S. 150; siehe die Nachweise bei Riedinger/Thurn, Didascalia (Fn. 132), S. 89 im kritischen Apparat. 145 Unterstrichen von Batiffol, Syntagma (Fn. 133), S. 146 f. van de Sandt/Flusser, Didache (Fn. 106), S. 69. – A. A. Schiwietz, Mönchtum (Fn. 132), S. 229 m. Fn. 3 sowie Cocucci, Norme etiche (Fn. 133), S. 603 ff. 144
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ren Handels wie die zahlreichen Mahnungen zur Redlichkeit, die nicht unmittelbar mit dem Wucher zu tun haben; Wiedererkennungswert hat namentlich die Schlußpassage mit dem Vorwurf der Drei- oder Vierfachforderung. Bei der Untersuchung der danach gut nachzuzeichnenden Rezeption dieser pseudonikänischen Bestimmungen wird sich zeigen, daß sie zum Ausgangspunkt einer Erstreckung des Zinsverbots auf Laien werden, weil die Beschränkung des Adressatenkreises aus der einzelnen Vorschrift nicht klar hervorgeht146. Zweite große Gruppe der Pseudonikänen sind die dem Konzil fälschlich zugeschriebenen Kanones, die neben den zwanzig authentischen Bestimmungen Aufnahme in die Kanonessammlungen der Armenier, Ost- und Westsyrer, Melkiten und Kopten finden147. Während die armenische Sammlung mit 114 Einträgen keinerlei inhaltliche Parallelen zu den Kanonesreihen der übrigen orientalischen Kirchen aufweist148, bestehen zwischen den im syrischen Raum beheimateten und bis heute verbreitet Ma¯ru¯ta¯ v. Maipherkat zugeschriebenen 73 Kanones149 und den bei Kopten und Melkiten ˙ kursierenden 84 (oder 80) „arabischen“ Kanones150 ganz offenbar Zusam146
Näher unten III.4.g). Im ersten Überblick Hefele, Histoire I/1 (Fn. 84), S. 511 ff., sowie Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 586 ff. 148 Siehe M. E. Shirinian/G. Muradian, The Armenian Collection of the Ecclesiastical Canons, in: Christianskij Vostok 1/7 (1999), 124 (146 ff.); A. Mardirossian, Le livre des canons arméniens (Kanonagirk’ Hayoc’) de Yovhannes Awjnec’i. Église, droit et société en Arménie du IVe au VIIIe siècle, Löwen 2003, S. 513 ff., 524 ff.; für einen möglichen Zusammenhang votiert allerdings D. Ceccarelli Morolli, Art. Canoni „arabo-niceni“ o „pseudo-niceni“, in: Farrugia, Dizionario (Fn. 24), S. 136. – Näher unten III.3.b). 149 Editionen: Vööbus, Maruta of Maipherqat (Fn. 26), S. 51 ff.; Braun, Nicaena ˙ S. 18 ff.; Selb, Orientalisches Kirsynodo (Fn. 26). – Siehe dazu näher Braun, ebd., chenrecht 1 (Fn. 26), S. 97 ff. – Für die Zuschreibung an Ma¯ru¯ta¯ siehe Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 587 f.; Meinardus, Canon Law (Fn. 30), S. 234; referiert wird diese Ansicht auch von R.-G. Coquin, Art. Nicaea, Arabic Canons of, in: A. S. Atiya (Hrsg.), The Coptic Encyclopedia, New York u. a. 1991, Bd. 6, S. 1789 (1789). 150 Ältere und eher zweifelhafte lateinische Übersetzungen von F. Turriano S. J. sowie A. Ecchellensis [= I. al-Ha¯qila¯nı¯ ], in: J. D. Mansi (Hrsg.), Sacrorum Conciliorum nova et amplissima collectio, Bd. II, Florenz 1759, Sp. 947 ff. resp. 981 ff.; vgl. auch die italienische Übersetzung der äthiopischen Fassung von M. da Leonessa, La versione etiopica dei canoni apocrifi del concilio di Nicea secondo i codici Vaticani ed il Fiorentino, in: Rassegna di Studi Etiopici II (1942), 28 (65 ff.). – Zu den pseudonikänischen Kanones näher v. Hefele, Conciliengeschichte 1 (Fn. 97), S. 361 ff.; B. Lagumina, Dei canoni arabici attribuiti al primo concilio ecumenico di Nicea, in: Atti dell’Accademia cattolica palermitana, Bd. II, Palermo 1891, S. 291 ff.; Revillout, Concile de Nicée 1 (Fn. 133), Fasc. 2 S. 110 m. Fn. 2; S. Euringer, Abessinien und der hl. Stuhl, in: Theologische Quartalschrift 92 (1910), 339 (364 ff.); Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 587 ff.; Darblade, Collection 147
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menhänge, die im Detail wiederum strittig sind151. Im Kern entsprechen Braun zufolge Kanones 33–84 der arabischen Version Kanones 1–47 der syrischen152; der zweite Teil der syrischen Sammlung (Kanones 48–73) wird in der arabischen Tradition als (33) „Entscheidungen über Klöster und Mönche“ o. ä. zwar separat überliefert, aber ebenfalls den 318 Konzilsvätern zugeordnet153. Die arabischen Kanones 1–32 sind ohne syrische Entsprechung; sie erweisen sich als Paraphrase der 20 authentischen Nikänen154. Die Übersetzung der Sammlung in das Arabische ist nicht näher datierbar155; ihr Auftauchen in den koptischen Sammlungen dürfte sich aber melkitischer Vermittlung verdanken156. Allen genannten pseudonikänischen Kanonesreihen (einschließlich der armenischen) dürfte hingegen gemein sein, daß sie im 4. o. 5. Jahrhundert n. Chr. im syrischen Raum zunächst auf Griechisch entstehen und sich weitgehend darauf beschränken, vorliegendes synodales Material umzucanonique arabe (Fn. 128), S. 81 ff.; Meinardus, Canon Law (Fn. 30), S. 234; Coquin, Arabic Canons (Fn. 149), S. 1789 f.; Nasrallah/Haddad, Histoire II/2 (Fn. 23), S. 203 sowie D. Ceccarelli Morolli, I Canoni Arabo Niceni e la loro probabile relazione con la Nubia Cristiana, in: Utrumque Ius 26 (1994), 543 ff.; zuletzt ders., Canoni „arabo-niceni“ (Fn. 148), S. 136. – Edition und Besprechung einzelner Fragmente durch A. Camps, Two Spurious Arabic Canons of the Council of Nicea Found by the Franciscan Missionaries of Upper Egypt, in: Studia Orientalia Christiana, Collectanea 5 (1960), 171 ff. 151 Siehe das Fazit von Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 589; vgl. auch die knappe Zusammenfassung von Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 100. 152 Braun, Nicaena synodo (Fn. 26), S. 20 ff.; instruktive Synopse ebd., S. 122 ff.; wie er Euringer, Abessinien (Fn. 150), S. 369 f.; Graf, Geschichte 1 (Fn. 134), S. 588 f.; Darblade, Collection canonique arabe (Fn. 128), S. 86; Geerard, Clavis Patrum 4 (Fn. 85), Nr. 8523 (3) (S. 10). 153 Keine moderne Edition. Eine ältere lateinische Übersetzung einer arabischen Handschrift findet sich in Mansi, Conciliorum II (Fn. 150), Sp. 1011 ff. (15 Kanones: „Eorumdem Sanctorum Patrum CCCXVIII Nicææ congregatorum de monachis et anachoretis Decreta & Constitutiones“) und 1019 ff. (19 Kanones: „Eorumdem Sanctorum Patrum CCCXVIII aliæ variæ ecclesiasticæ constitutiones“); kritisch zu dieser Aufspaltung Darblade, Collection canonique arabe (Fn. 128), S. 82, der die beiden Abschnitte als einheitlichen Text anspricht; wie er Nasrallah/Haddad, Histoire II/2 (Fn. 23), S. 204 m. Fn. 500. – A. A. offenbar Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 593, der nur die Sp. 1011–1018 den „Entscheidungen“ zuordnet. Mißverständlich auch seine Identifizierung der „Geistlichen Kanones“ (s. u. Fn. 160) mit den 33 Entscheidungen: ebd., S. 593 (präziser ders., ebd., S. 619 f.). 154 So Braun, Sancta synodo (Fn. 26), S. 20 f.; Darblade, Collection canonique arabe (Fn. 128), S. 86. 155 Die Existenz eines Textes mit 73 Kanones ist koptischen Schriftstellern als solche durchaus bekannt; vgl. die Bemerkungen des Abu¯ al-Baraka¯t bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 134), S. 36, 75 (Nr. 5). 156 Zusammenfassend Braun, Nicaena synodo (Fn. 26), S. 22; wie er Euringer, Abessinien (Fn. 150), S. 370; Coquin, Arabic Canons (Fn. 149), S. 1789.
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gruppieren und zu ergänzen157; sie erweisen sich insofern als Paralleltexte zu den im gleichen Kontext und nach gleichem Muster entstandenen Apostolischen Kanones158. Dementsprechend stellen sich auch die in den Pseudonikänen enthaltenen Zinsvorschriften der Sache nach als Varianten der Synodalbestimmungen von Nikaia und Laodikeia dar, wie die nähere Untersuchung der Texte im Rahmen der jeweiligen Überlieferung belegen wird159. Die Liste der den 318 Vätern zugeschriebenen Kanones ist damit noch nicht erschöpft. Von ihnen stammen (vermeintlich) ferner die (27 bzw. 33) „Geistlichen Kanones“160, die vor allem in melkitischen Sammlungen eine prominente Rolle spielen, aber auch in koptisch-arabische Kollationen eingehen161. Sie greifen wiederum didachistisches Material auf, insbesondere in Gestalt des an den Schluß gestellten Abschnitts mit der charakteristischen Anrede „Kinder der Kirche Gottes“162, die in der Didascalia CCCXVIII Patrum ebenso fehlt wie im Syntagma (s. o.)163. Die nähere Un157 Wie hier Braun, Nicaena synodo (Fn. 26), S. 23 ff.; Euringer, Abessinien (Fn. 150), S. 370; Darblade, Collection canonique arabe (Fn. 128), S. 87 ff.; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 100 f.; a. A. allerdings H. Kaufhold, Die syrische Rechtsliteratur, in: Centre d’Études et de Recherches Orientales, Nos Sources (Fn. 111), S. 261 (277), der eine syrische Originalversion der Sammlung mit 73 Kanones für möglich hält. Für eine ursprünglich syrische Fassung auch C. Korolevskij, Classification et valeur des sources connues de la discipline chaldéenne, in: S. Congregazione Orientale (Hrsg.), Studi storici sulle fonte del diritto canonico orientale (Codificazione Canonica Orientale, Fonti Ser. I, Fasc. VIII), Rom 1932, S. 665 (669). 158 Vgl. oben II.2.a)bb) (bei Fn. 116 ff.). Instruktiv der Hinweis von Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 101, daß in dieser Phase mangels offizieller oder auch nur offiziöser Kanonessammlungen derartige Zusammenstellungen zunächst der Privatinitiative einzelner Bischöfe entsprungen sein dürften. 159 Siehe unten III.1.b) (bei und in Fn. 329 ff.: ostsyrische Rezeption), III.2.c) (bei und in Fn. 481 f.: westsyrische Überlieferung) sowie III.4.b)aa) (bei und in Fn. 682 ff.: koptische Rezeption). 160 Keine moderne Edition; siehe die ältere Übersetzung bei Mansi, Conciliorum II (Fn. 150), Sp. 1029 ff.; näher Darblade, Collection canonique arabe (Fn. 128), S. 90 ff. (Identifizierung des Textes bei Mansi mit den Geistlichen Kanones ebd., S. 91; wie er Graf, Geschichte 1 [Fn. 23], S. 620 sowie Nasrallah, Histoire III/1 [Fn. 23], S. 347 m. Fn. 19). 161 Näher zur Rezeptionsgeschichte Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 619 f. sowie Nasrallah/Haddad, Histoire II/2 (Fn. 23), S. 204; vgl. ferner Nasrallah, Histoire III/1 (Fn. 23), S. 347 f. 162 Diese findet sich in der Didaché (Kapitel 3 u. 4); vgl. zu dieser tÍknon mouFormel nur Schöllgen, Einleitung (Fn. 104), S. 28 sowie van de Sandt/Flusser, Didache (Fn. 106), S. 165 ff. 163 Siehe die Übersetzung bei Mansi, Conciliorum II (Fn. 150), Sp. 1049 ff. („Statuta & canones eorum sanctorum patrum CCCXVIII. per modum exhortationis
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tersuchung dieser Texte ist wiederum Teil der Analyse der Zinslehre der koptischen Kirche164. dd) Briefliteratur Zu erwähnen sind in diesem Kontext zuletzt noch die einflußreichen Briefe des hl. Basileios v. Kaisareia (330–379 n. Chr.)165. Seine in drei Schreiben an Amphilochios enthaltenen Disziplinarregeln wachsen unabhängig von ihrem ursprünglichen Charakter als Empfehlungen eines Privatmanns in den Status von offiziellen kirchlichen Rechtsquellen hinein; inhaltlich stellen auch sie überwiegend Zusammenfassungen bzw. Modifikationen synodalen Materials aus dem kleinasiatisch-antiochenischen Raum dar166. In ihrer Ursprungsfassung enthalten die Briefe eine Regel zum Umgang mit wuchernden Anwärtern auf das Priesteramt, die sich dementsprechend in das Gesamtbild der alten reichskirchlichen Vorschriften zwanglos einfügt167: „14. Wer Zinsen nimmt, kann für den Priesterdienst genommen werden, wenn er bereit ist, den ungerechten Gewinn an Arme zu verteilen und in Zukunft die krankhafte Geldgier sein zu lassen.“ & communicationis“); siehe dazu auch Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 620 sowie Darblade, Collection canonique arabe (Fn. 128), S. 91 f. 164 Siehe unten III.4.b)aa). 165 Zu seiner Wucherlehre näher R. P. Maloney, The teachings of the fathers on usury, in: Vigiliae Christianae 27 (1973), 241 (247 ff.); R. Bogaert, Art. Geld (Geldwirtschaft), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. IX, 1976, Sp. 797 (882 f.); G. Lozza, Plutarco, S. Basilio e gli usurai, in: Koinonia 4 (1980), 139 (155 ff.); D. J. Constantelos, Basil the Great’s Social Thought and Involvement, in: The Greek Orthodox Theological Review XXVI (1981), 81 (84); J. L. González, Faith & Wealth, San Francisco 1990, S. 175 f.; A. D. Karayiannis, The Eastern Christian Fathers (A. D. 350–400) on the Redistribution of Wealth, in: History of Political Economy 26 (1994), 39 (48 f.); E. Karabélias, La discipline ecclésiastique selon Basil de Césarée, in: C. Bontems (Hrsg.), Nonagesimo anno. Mélanges en hommage à Jean Gaudemet, Paris 1999, S. 127 (149 f.); Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 569 f. – Zu Person und Werk des Basileios siehe O. Bardenhewer, Geschichte der altkirchlichen Literatur, Bd. 3, 2. Aufl. 1923, S. 130 ff.; B. Altaner/A. Stuiber, Patrologie, 8. Aufl. 1978, S. 290 ff.; P. Rousseau, Basil of Caesarea, Berkeley u. a. 1994, S. 1 ff.; J. Pauli, Art. Basilius von Cäsarea, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 114 ff. 166 Instruktiv zu den Quellen der einzelnen Bestimmungen F. van de Paverd, Die Quellen der kanonischen Briefe Basileios des Grossen, in: Orientalia Christiana Periodica 38 (1972), 5 ff. (allerdings ohne Hinweis zum Zinsverbot). 167 Basileios v. Kaisareia, Brief Nr. 188, Kanon 14, in: W.-D. Hauschild (Hrsg.), Briefe, Bd. 2, 1973, S. 107; dazu Laiou, Mammon (Fn. 39), S. 284 Fn. 67; Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 155 sowie Karayiannis, Redistribution (Fn. 165), S. 48 f.
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II. Bausteine des orientalischen Zinsverbots
Diese Regel fließt zunächst in reichskirchliche Sammlungen ein168, um von dort aus in den syrischen Raum auszustrahlen169 und auch Armenien zu erreichen170. Übersetzungen in das Arabische finden sich allerdings erst im 18. Jahrhundert und bleiben daher hier außer Betracht171. Stattdessen spielen insbesondere in der späteren koptischen Überlieferung dem Basileios nur zugeschriebene pseudepigraphische Kanones eine wichtige Rolle172. Erwähnung bedarf hingegen eine weitere dem großen Kappadoker zugeschriebene Äußerung gegen den Wucher, die allem Anschein nach mittelbar Einfluß auf die Ausgestaltung des Zinsverbots durch die orientalischen Kanonisten genommen hat. Die nach mittlerweile vorherrschender Überzeugung pseudepigraphische dritte „asketische Rede“ wendet sich an Mönche und zählt als den Wuchervorschriften unterliegende Güter neben Geld noch Korn, Öl und Wein auf173: „In operibus et sermonibus bonis occupari, omnino [. . .] non dare fenori pecuniam, non frumentum, non vinum, non oleum, ad quæstum majorem faciendum . . .“
Diese Trias der Wuchergüter taucht in der weiteren Überlieferung der orientalischen Kirche noch mehrfach auf, ohne daß sie im Bibeltext oder in den kirchenrechtlichen Quellen angelegt wäre. Ob ein Einfluß der pseudo168
Detailliert P. J. Fedwick, Bibliotheca Basiliana universalis, Bd. IV.3, Turnhout 2000, S. 1534 ff. – Vgl. zur Relevanz der Briefe für das orthodoxe Kirchenrecht noch Ohme, Sources (Fn. 78), Rz. 2.4, Basil the Great, 1 f.; allgemein zur Bedeutung für die Kanonistik Karabélias, Discipline ecclésiastique (Fn. 165), S. 129 ff. 169 Speziell zur syrischen Tradition Schwartz, Kanonessammlungen (Fn. 78), S. 24, der aus einem nichtveröffentlichten Manuskript zitiert. Allgemein zur Überlieferung der Schriften des Basileios im Orient Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 319 ff. 170 Näher Fedwick, Bibliotheca Basiliana (Fn. 168), S. 1555, 1558 f.; siehe auch unten III.3.b). 171 Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 321. Näher, auch zu einzelnen Ausnahmen in der melkitischen Überlieferung, Nasrallah, Histoire III/1 (Fn. 23), S. 350 f. Zur gleichfalls spärlichen koptischen Überlieferung siehe T. Orlandi, Traduzioni dal greco al copto: quali e perché, in: G. Fiaccadori (Hrsg.), Autori classici in lingue del Vicino e Medio Oriente, Rom 1990, S. 93 (95 f., 100 f.). 172 Siehe Maloney, Teachings (Fn. 165), S. 249; Karabélias, Discipline ecclésiastique (Fn. 165), S. 129 ff.; Fedwick, Bibliotheca Basiliana (Fn. 168), S. 1555 f. sowie Ohme, Kanon ekklesiastikos (Fn. 78), S. 544 ff.; vgl. ferner unten III.4.c)bb). 173 [Ps.-]Basileios v. Kaisareia, Sermo de ascetica disciplina, quomodo monachum ornari oporteat, in: J.-P. Migne (Hrsg.), Patrologiae Cursus Completus. Series Graeco-Latina, Bd. 31, Paris 1857, Sp. 647 (650). – Vgl. zur mangelnden Authentizität der Quelle Bardenhewer, Geschichte 3 (Fn. 165), S. 140 ff.; S. Giet, De Saint Basile à Saint Ambroise, in: Recherches de science religieuse [32] (1944), 95 (101 Fn. 2); Altaner/Stuiber, Patrologie (Fn. 165), S. 292; Pauli, Basilius (Fn. 165), S. 115 f.
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basilianischen Predigt vorliegt oder die Erwähnung von Öl und Wein anderen Faktoren geschuldet ist174, bedarf allerdings der Untersuchung anhand der jeweiligen Quelle175. b) Fortschreibung im byzantinischen Kirchenrecht Das Kirchenrecht der byzantinischen Reichskirche176 beschränkt sich praktisch vollständig auf die schlichte Fortschreibung der geschilderten kon174 Näher zur Überlieferungsgeschichte des von ihm als „Discours 12“ geführten Textes J. Gribomont, Histoire du texte des Ascétiques de S. Basile, Löwen 1953, S. 114 f., 312 f.; siehe auch Baumstark, Geschichte (Fn. 26), S. 166 m. Fn. 2 (Datierung einer westsyrischen Übersetzung „frühestens“ auf Mitte des 7. Jh.) sowie M. Geerard, Clavis Patrum Graecorum, Bd. 2, Turnhout 1974, Nr. 2890 (Verzeichnung einer armenischen und einer syrischen Version). 175 Vgl. unten III.2.b)aa) bei Fn. 438 (Jo ¯ hanna¯n bar Qu¯rso¯s), Fn. 449 (Dionysios II.) sowie III.4.g) (Mı¯ ha¯’ı¯ l v. Malı¯ g). Zur Nennung von Öl als den Wuchervorschriften unterliegendes Gut siehe auch noch oben II.1.c) zum Syrisch-römischen Rechtsbuch. 176 Dazu F. A. Biener, De collectionibus canonum ecclesiae graecae, 1837; ders., Das kanonische Recht der griechischen Kirche, 1853; K. E. Zachariae v. Lingenthal, Die griechischen Nomokanones (1877), in: ders., Kleine Schriften zur römischen und byzantinischen Rechtsgeschichte, Bd. I, 1973, S. 614 ff.; ders., Die Synopsis canonum. Ein Beitrag zur Gechichte der Quellen des kanonischen Rechts der griechischen Kirche (1887), in: ders., ebd., Bd. II, 1973, S. 247 ff.; N. Milasch, Das Kirchenrecht der morgenländischen Kirche, 2. Aufl. Mostar 1905; Siciliano-Villanueva, Diritto Bizantino (Fn. 47), S. 58 ff., 132 ff.; K. Schwarzlose, Grundzüge des deutsch-evangelischen Kirchenrechts und des orthodox-morgenländischen Kirchenrechts, 1924, S. 266 ff.; v. Witten, Entwicklung (Fn. 47), S. 126 ff.; C. Korolevskij, Introduzione generale alla disciplina bizantina. Collezioni generali di disciplina bizantina, in: Congregazione Orientale, Studi storici (Fn. 157), S. 171 ff.; C. de Clercq, Art. Byzantin (Droit canonique), in: Dictionnaire de droit Canonique, Bd. 2, Paris 1937, Sp. 1170 ff.; H. S. Alivisatos, Das kanonische Recht der Orthodoxen Kirche, in: Die orthodoxe Kirche auf dem Balkan und in Vorderasien. Teilband 1: Geschichte, Lehre und Verfassung der orthodoxen Kirche, 1939, S. 75 ff.; Coussa, Epitome (Fn. 78), S. 121 ff.; E. Herman, Le mete ed i compiti delle ricerche sulla storia del diritto ecclesiastico bizantino, in: Orientalia Christiana Periodica XVII (1951), 253 ff.; Zepos, Jurisprudenz (Fn. 47), S. 22 ff.; J. Hajjar, Le synode permanent (SUNODOS ENDHMOUSA) dans l’église byzantine des origines au XIe siècle, Rom 1962, S. 21 ff.; P. Viscuso, A Late Byzantine Theology of Canon Law, in: The Greek Orthodox Theological Review 34 (1989), 203 ff.; J. M. Hussey, The Orthodox Church in the Byzantine Empire, Oxford 1986, ND 1990, S. 304 ff.; S. E. Saïd, Les églises orientales et leurs droits hier, aujourd’hui . . . demain, Paris 1989, S. 83 ff.; A. Schminck, Art. Canon Law, in: Kazhdan, Oxford Dictionary (Fn. 39), Bd. 1, S. 372 ff.; Ceccarelli Morolli/Mudry, Introduzione (Fn. 24), S. 87 ff.; P. Boumis, Das Kirchenrecht der orthodoxen Kirche, in: W. Nyssen/H.-J. Schulz/P. Wiertz (Hrsg.), Handbuch der Ostkirchenkunde, Bd. III, 1997, S. 145 ff.; V. I. Phidas, Droit Canon. Une perspective Orthodoxe, Genf 1998; H. Kaufhold, Art. Byzantinisches Recht, in: A. Frhr. v. Campenhausen/I. Riedel-Spangenberger/R. Sebott (Hrsg.), Lexikon Kirchen- und
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ziliaren Wuchervorschriften und faßt sie 692 n. Chr. in Kanon 10 der Synode in Trullo (auch „Concilium Quinisextum“ oder „Penthektè“ genannt) nochmals knapp zusammen177: „10. Darüber, daß es dem Priester nicht erlaubt ist, Zinsen oder ‚Ein-Prozent-Gebühren‘ [ÅkatostJò] zu nehmen Ein Bischof, Presbyter oder Diakon, der Zinsen oder die sogenannten ‚Ein-Prozent-Gebühren‘ nimmt, soll damit aufhören oder abgesetzt werden.“
Mit dieser Bestimmung der trullanischen Synode, die sich fast wörtlich an die Apostolischen Kanones (Kanon 44) anschmiegt178, ist in der Frage des Zinswuchers der Normbestand der byzantinischen Kirche abgeschlossen; die sich anschließende Kommentierung durch die Kanonisten bringt im Grunde nichts wesentlich neues mehr179. Die Pandekten des Nikon vom Staatskirchenrecht, Bd. 1, 2. Aufl. 2000, S. 321 ff.; D. Ceccarelli Morolli, Art. Fonti canoniche della Chiesa Costantinopolitana, in: Farrugia, Dizionario (Fn. 24), S. 313 ff.; T. Nikolaou, Art. Kirchenrecht: III. Orthodoxe Kirche, in: Betz u. a., RGG4 Bd. 4 (Fn. 21), Sp. 1280 ff.; C. Gallagher, Church Law and Church Order in Rome and Byzantium. A Comparative Study, Aldershot/Burlington 2002, S. 1 ff., 145 ff.; S. N. Troianos, Kanonistische Antworten und Abhandlungen in der Ostkirche (9.–15. Jh.). Eine Übersicht, in: H. Zapp/A. Weiß/S. Korta (Hrsg.), Ius canonicum in oriente et occidente. Festschrift Carl Georg Fürst, 2003, S. 403 ff.; R. Potz/E. Synek/ S. Troianos, Orthodoxes Kirchenrecht, 2007, S. 33 ff., 60 ff., 204 ff. – Instruktiv ferner R. Macrides, Nomos and Kanon on paper and in court, in: R. Morris (Hrsg.), Church and People in Byzantium, Birmingham 1986, S. 61 ff.; weitere Literatur bei Karabélias, Monde byzantin (Fn. 47), S. 474 ff. 177 Zitiert nach: H. Ohme (Hrsg.), Concilium Quinisextum/Das Konzil Quinisextum (Fontes Christiani 82), Turnhout 2006, S. 197. Vgl. auch die Übersetzung von Nedungatt/Featherstone, Council (Fn. 118), S. 81: „10. That no priest is to receive interest or one-per-cent charges. If any bishop or presbyter or deacon receives interest or so-called one-per-cent charges, he shall cease, or he shall be deposed.“ – Vgl. zum Trullanum und seiner Rezeptionsgeschichte außer den Beiträgen in dem von dens. hrsg. Band noch Biener, Collectionibus (Fn. 176), S. 16 ff.; M. Brosset, Notice sur un Nomocanon géorgien, manuscrit du Musée asiatique de l’Académie Impériale des sciences, Nº 103 a, in: Bulletin de l’Académie Impériale des Sciences de St.-Pétersbourg XIX (1874), Sp. 337 (340 ff.; speziell zur Übernahme des Zinsverbots ebd., Sp. 347); V. Laurent, L’oeuvre canonique du Concile in Trullo (691–692) source primaire du droit de l’eglise orientale, in: Revue des Études Byzantines XXIII (1965), 7 ff.; S. N. Troianos, Die Wirkungsgeschichte des Trullanum (Quinisextum) in der byzantinischen Gesetzgebung, in: Annuarium Historiae Conciliorum 24 (1992), 95 ff.; M. v. Esbroeck, Armenien und die Penthektè, ebd., S. 78 ff.; zuletzt zusammenfassend H. Ohme, Einleitung, in: ders., Concilium, ebd., S. 11 ff.; ders., Sources (Fn. 78), Rz. 2.3, Constantinople 692, 2. 178 Unterstrichen von Giacchero, Atteggiamento (Fn. 79), S. 354 sowie Ohme, Einleitung (Fn. 177), S. 131; vgl. zu Kanon 44 der Apostolischen Kanones wiederum oben II.2.a)bb) a. E. 179 Laiou, Mammon (Fn. 39), S. 266, 269 ff.; dies., Economic Practice (Fn. 10), S. 448; Congourdeau, Sitten (Fn. 39), S. 502; Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 569 f.
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schwarzen Berg (ca. 1060 n. Chr.) etwa reproduzieren ihrerseits im Kern Kanon 10 der Penthektè180: „Le clerc qui exige des usures ou ne donne pas aux indigents sera déposé.“
Auch bei den übrigen Kanonisten fehlt jeder Versuch, die strikte Geltungsbeschränkung auf Kleriker zu durchbrechen und das Zinsverbot aus grundsätzlichen Erwägungen auch auf Laien auszudehnen181. Ganz im Gegenteil gerät wegen der eindeutigen Position des weltlichen Rechts auch das kanonische Verbot für die Geistlichen unter Druck182. So verraten einzelne Quellen aus dem 12. Jahrhundert, daß – wenn auch möglicherweise nur aus durchaus eigennützigen Motiven – in Byzanz der ursprüngliche Gehalt des in Kanon 17 von Nikaia ausgesprochenen Zinsverbots entweder noch gegenwärtig war oder doch erahnt wurde: Zonaras, Balsamon und Aristenos berichten von Klerikern, die geltend machen, das Kirchenrecht verböte ihnen das Zinsennehmen nicht generell, sondern schließe allein die Höchstsätze des weltlichen Rechts aus183. Sofern solche Überlegungen überhaupt noch ihren Weg in die orientalischen Kirchen finden, verdankt sich ihre Rezeption melkitischer Vermittlung184.
180 C. de Clercq (Hrsg.), Les textes juridiques dans les Pandectes de Nicon de la Montagne Noire, Venedig 1942, S. 39; vgl. dazu dens., ebd., S. 9 ff.; dens., Les Pandectes de Nicon de la Montagne Noire, in: Archives d’histoire du droit oriental 4 (1949), 187 (187 ff.); I. Doens, Nicon de la Montagne Noire, in: Byzantion 24 (1954), 131 (136); J. Nasrallah, Un auteur antiochien du XIe siècle: Nicon de la Montagne Noire (vers 1025 – début du XIIe s.), in: Proche-Orient Chrétien 19 (1969), 150 (151 f., 153 ff.); Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 106 f. 181 Laiou, Mammon (Fn. 39), S. 269 ff. – Ein später Versuch in diese Richtung stammt von Nikolaos Kabasilas († nach 1391) mit seinem (primär moraltheologisch inspirierten) Vorstoß gegen jede Form der Zinsnahme: ders., Sermo contra feneratores, in: J.-P. Migne (Hrsg.), Patrologiae Cursus Completus. Series Graeco-Latina, Bd. 150, Paris 1865, Sp. 727 ff.; vgl. dazu R. Guilland, Le traité inédit „Sur l’usure“ de Nicolas Cabasilas (1935), in: ders., Études Byzantines, Paris 1959, S. 81 (82 ff.) sowie Laiou, Economic Practice (Fn. 10), S. 454 ff.; zum Autor m. w. N. Y. Spiteris, Art. Cabasilas, Nicola, in: Farrugia, Dizionario (Fn. 24), S. 129 f. 182 Instruktiv zum Verhältnis von geistlichem und weltlichem Recht in Byzanz, das in Anlehnung an die kaiserliche Suprematie in Richtung eines Vorrangs des letzteren tendierte, zuletzt F. Tinnefeld, Kirche und Staat im Byzantinischen Reich, in: Ostkirchliche Studien 54 (2005), 56 (62 u. passim). 183 Dazu m. N. Laiou, Mammon (Fn. 39), S. 269 ff., 278. – Unzulässig dürfte es sein, daraus in der Frage des Zinswuchers umstandslos auf eine insgesamt laxere Haltung zu schließen; so aber Schwarzlose, Grundzüge (Fn. 176), S. 268 f., demzufolge die Ost- im Gegensatz zur Westkirche auch ihren Klerikern den Wucher niemals vollständig verboten habe. 184 Unterstrichen bei de Chersonese, Canonical Traditions (Fn. 49), S. 168 f.; eingehend Falchi, Diritto romano (Fn. 78), S. 24 ff.; vgl. dens., Matrimonio (Fn. 63), S. 886.
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II. Bausteine des orientalischen Zinsverbots
3. Das riba¯-Verbot und sein Einfluß auf die Zinslehre der orientalischen Christen Ein möglicher Einfluß der islamischen šarı¯ Ca bzw. des islamischen fiqh185 auf das Recht der orientalischen Nationalkirchen erschien der älteren Literatur – wohl auch aus ideologischen Gründen – noch undenkbar und wurde beispielsweise von Carusi vehement abgelehnt186: „. . . nella letteratura giuridica cristiana asiatica è vivace il senso di ripugnanza da ogni contatto, così col diritto musulmano che con quello zoroastriano . . .“
Mittlerweile erscheint eine solche Prägung namentlich der theoretisch anspruchsvolleren Zinsdoktrinen in den Nomokanones jedoch als unabweisbar187, wie besonders eindrucksvoll das Werk des westsyrischen Hierarchen 185
Dazu in einem ersten Zugriff N. J. Coulson, A History of Islamic Law, Edinburgh 1964, S. 1 ff.; J. Schacht, An Introduction to Islamic Law, Oxford 1964, S. 6 ff.; ders., Islamisches religiöses Recht, in: ders./C. E. Bosworth (Hrsg.), Das Vermächtnis des Islams, 1983, Bd. 2, S. 167 ff.; M. Hamidullah, Jurisprudence, in: M. M. Sharif, A History of Muslim Philosophy, Bd. 2, 1966, S. 1219 ff.; E. Klingmüller, Entstehung und Wandel rechtlicher Traditionen im islamischen Recht, in: Fikentscher, Entstehung (Fn. 47), S. 375 ff.; A. Noth, Die Scharîa, das religiöse Gesetz des Islam – Wandlungsmöglichkeiten, Anwendung und Wirkung, ebd., S. 415 ff.; A. K. S. Lambton, State and Government in Medieval Islam, Oxford 1981, ND 1985, S. 1 ff.; B. Durand, La justice en Islam de Muhammad a Harun-alrachid (662–809): innovation et tradition, in: Giustizia (Fn. 28), S. 373 ff.; K. Zweigert/H. Kötz, Einführung in die Rechtsvergleichung auf dem Gebiete des Privatrechts, 3. Aufl. 1996, § 22 (S. 296 ff.); N. Calder, Law, in: S. Hossein Nasr/O. Leaman (Hrsg.), History of Islamic Philosophy, Bd. 2, London 1996, S. 979 ff.; T. Nagel, Das islamische Recht, 2001, S. 3 ff., 155 ff.; Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 597 ff.; W. B. Hallaq, The Origins and Evolution of Islamic Law, Cambridge 2005, S. 8 ff.; zuletzt M. Rohe, Das islamische Recht, 2009, S. 21 ff. 186 E. Carusi, Il problema scientifico del diritto musulmano (a proposito di una recente traduzione), in: Rivista Italiana per le scienze giuridiche LX (1917) 7 (85); vorsichtiger ders., Utrumque ius – Problemi e prospettive, in: Acta Congressus Iuridici Internationalis Romae 1934, Rom 1935, S. 537 (570, 573); zu seiner Position kritisch, phasenweise bösartig C. A. Nallino, A proposito di alcuni studi sui diritti orientali (1921–23), in: ders., Raccolta di scritti editi e inediti, Bd. 4, Rom 1942, S. 95 (111 Fn. 1, 160 ff., 176 ff.) vgl. dens., Gli studi di E. Carusi sui diritti orientali, in: Rivista degli studi orientali IX (1921–23), 55 ff.; in der Sache wie er Kaufhold, Einleitung (Fn. 12), S. 32 f. – Noch schärfer als Carusi (bezogen allerdings nur auf nestorianische Rechtsbücher) formuliert Aptowitzer, Quellen (Fn. 13), S. 180: „auch nicht die allergeringste Spur“. 187 Dieser wird in einzelnen Dokumenten auch explizit anerkannt, so im Datastanagirk’ des Mxit’ar Goš (1184): vgl. dazu Kohler, Altsyrisches Recht (Fn. 11), S. 114, 127 u. ö.; Karst, Grundriß 1 (Fn. 11), S. 329, 334, 375, 396, 403 f. – Zum armenischen Recht noch D. H. Müller, Semitica II, in: Sitzungsberichte der phil.hist. Klasse der kaiserl. Akademie der Wissenschaften 154 (1907), III. Abhandlung, S. 1 (33); zum maronitischen Kirchenrecht und seinen Anpassungen an die šarı¯ Ca: Graf, Nomokanon (Fn. 24), S. 217; für die Kopten d’Emilia, Compravendita
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Barhebraeus (13. Jh.) belegt188. Dabei spielt weniger der im Vergleich zum Westen deutlich weiter gesteckte Rahmen eine Rolle, den das als Einheitsordnung konzipierte islamische Recht der orientalischen Kanonistik vorgibt [a)]. Als entscheidend erweisen sich vielmehr Anleihen bei der eigentlichen riba¯-Doktrin der fuqaha¯’, die über das Darlehen hinaus eine Vielzahl von Transaktionen und Gütern erfaßt und in dieser Form Eingang in die Rechtssammlungen der orientalischen Kirchen findet [b)]. a) Das Konzept der šarı¯ Ca Das islamische religiöse Recht ist als religiös fundierte und umfassende Einheitsrechtsordnung konzipiert; es geht von der Vorstellung aus, daß Gott im Koran Regeln für sämtliche Lebensbereiche aufgestellt hat, zu deren Befolgung der Muslim verpflichtet ist; die šarı¯ Ca reicht damit über rechtliche Fragen weit hinaus189. Diese Gebote Gottes sind vom Propheten ferner vollständig und unveränderlich offenbart worden; die šarı¯ Ca ist prinzipiell statisch. Die notwendige Flexibilität gewinnt das islamische Recht aus der Einsicht, daß die menschliche Erkenntnis dieser Offenbarung notwendig begrenzt und damit entwicklungsoffen ist; der šarı¯ Ca können daher zwar keine neuen Rechtssätze durch menschliche Normierungsakte hinzugefügt, sie können aber durch verschiedene Gedankenoperationen „gefunden“ werden190. Der erste Schritt dieser notwendigen Reaktion auf eine Vielzahl neu entstehender Rechtsfragen fällt mit der Ausbildung der Textgrundlage des spä(Fn. 49), S. 11, 38 ff. u. ö.; ders., Influssi di diritto musulmano nel capitolo XVIII,2 del nomocanone arabo cristiano di Ibn al-CAssal, in: Rivista degli Studi Orientali XIX (1940/41), 1 ff. – Allgemein Taubenschlag, Rezension Sachau (Fn. 14), S. 509 f. 188 So für dessen Nomokanon bereits Kohler, Altsyrisches Recht (Fn. 11), S. 129 f., allerdings ohne konkrete Auskünfte zum Zinsverbot. Eingehend C. A. Nallino, Il diritto musulmano nel nomocanone siriaco cristiano di Barhebreo, in: Rivista degli studi orientali IX (1921–23), 512 ff. [zum Zinsverbot S. 547 ff.; vgl. unten III.2.d)]; zustimmend Kaufhold, Rechtssammlung (Fn. 11), S. 37 f.; W. Selb, Orientalisches Kirchenrecht, Bd. 2: Die Geschichte des Kirchenrechts der Westsyrer (von den Anfängen bis zur Mongolenzeit), 1989, S. 155. – Den islamischen Einfluß auf das Ethikon des Maphrian untersucht H. G. B. Teule, Barhebraeus’ Ethicon, Al-Ghazâlî and Ibn Sînâ, in: Islamochristiana 18 (1992), 73 ff.; vgl. dens., Juridical Texts in the Ethicon of Barhebraeus, in: Oriens Christianus 79 (1995), 23 (40). – Vgl. zu Barhebraeus und seinem Werk näher unten III.2.a) a. E. 189 Betont bei Zweigert/Kötz, Einführung (Fn. 185), § 22 I (S. 297); Klingmüller, Entstehung (Fn. 185), S. 383 schätzt, daß lediglich ein Drittel der Suren des Koran im engeren Sinne rechtlichen Gehalt haben. 190 Klingmüller, Entstehung (Fn. 185), S. 380 f.; Zweigert/Kötz, Einführung (Fn. 185), § 22 I (S. 297).
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teren klassischen islamischen Rechts zusammen. Da der Koran in Einzelaussagen unklar, auf jeden Fall aber lückenhaft ist, bildet sich zu seiner Ergänzung in einem langwierigen Traditionsprozeß ein Corpus an Quellen, die unter dem Begriff der sunna (Überlieferung) zusammengefaßt werden. Im Zentrum stehen Taten und Aussprüche des Propheten und seiner Gefährten (hadı¯ t), aber auch Einzelfallentscheidungen der ersten Kalifen sowie Sätze des arabischen Gewohnheitsrechts fließen in die sunna ein, deren kanonische Redaktion etwa mit dem 9. Jahrhundert vorliegt191. Auf der Basis von Koran und sunna ist die inhaltliche Weiterentwicklung der šarı¯ Ca vermittels des Analogieschlusses (qiya¯s) und des Konsenses (ig˘ma¯C) möglich192; dieser bezieht sich theoretisch auf die gesamte Gemeinschaft der Gläubigen (umma), wird aber zunehmend von den Rechtsgelehrten (Culama¯’, auch fuqaha¯’) monopolisiert193. Im Rahmen eines weiteren Konsolidierungsprozesses des fiqh bilden sich hier schließlich vier als klassisch geltende Rechtsschulen heraus, die in der Tradition ihres Gründers bis heute die tiefere Durchdringung des nunmehr abgeschlossenen Traditionsstoffes bestimmen194. Neben der malikitischen Rechtsschule195 sind hier die der Hanafiten196, der ŠafiCiten197 und zuletzt der Hanbaliten198 zu nennen. Die vereinzelt versuchte abstrakte Abgrenzung ihrer Lehren verspricht wenig 191 Zu den einzelnen Schritten sowie den Bestandteilen der sunna siehe Schacht, Introduction (Fn. 185), S. 15 ff.; Hamidullah, Jurisprudence (Fn. 185), S. 1227 ff.; Klingmüller, Entstehung (Fn. 185), S. 387 ff.; Noth, Scharîa (Fn. 185), S. 416 ff.; Lambton, State (Fn. 185), S. 5 ff.; Zweigert/Kötz, Einführung (Fn. 185), § 22 II (S. 300 f.). 192 Zu diesen beiden Instrumenten im Überblick Schacht, Introduction (Fn. 185), S. 21, 29 ff.; Klingmüller, Entstehung (Fn. 185), S. 401; Noth, Scharîa (Fn. 185), S. 419; Lambton, State (Fn. 185), S. 7 ff. 193 Zweigert/Kötz, Einführung (Fn. 185), § 22 II (S. 301), weisen treffend auf die Parallele zur römischen communis opinio prudentium hin. 194 Dazu im Überblick Schacht, Introduction (Fn. 185), S. 28 ff., 57 ff.; Coulson, History (Fn. 185), S. 36 ff.; Klingmüller, Entstehung (Fn. 185), S. 395 ff.; Zweigert/ Kötz, Einführung (Fn. 185), § 22 II (S. 300 f.). 195 Nach Ma ¯ lik Ibn Anas aus Medina (712–796 n. Chr.); sie findet vornehmlich in Nordafrika und Spanien Verbreitung. 196 Ihr Gründer ist Abu ¯ Hanı¯ fa aus dem Irak (699–767 n. Chr.); stärkste Verbreitung im nahen und mitteren˙ Osten. 197 Im Anschluß an Abu ¯ aš-ŠafiC¯ı (767–820 n. Chr.); eher in den Randgebieten der islamischen Welt verankert, heute etwa in Indonesien und Ostafrika. – Über die Wucherlehre dieser Schule orientieren E. Sachau, Muhammedanisches Recht nach schafiitischer Lehre, 1897, S. 271 f., 279 ff.; T. W. Juynboll, Handbuch des isla¯mischen Gesetzes nach der Lehre der Scha¯fiCitischen Schule, 1910, S. 270 ff.; H. Bauer (Übers.), Erlaubtes und verbotenes Gut (Islamische Ethik III), 1922, S. 48 ff. ˙ aza¯lı¯ ). (letzterer zum Gelehrten al-G 198 Nach Ahmad Ibn Hanbal (780–855 n. Chr.); hauptsächlich im heutigen Saudi˙ ˙ Arabien zu finden.
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Gewinn; vielmehr sollen im folgenden greifbare Einzelpositionen zur Wucherlehre vorgestellt werden, die in den Rechtssammlungen der orientalischen Christen Widerhall gefunden haben (können). b) Die riba¯-Doktrin Den Grundstein der islamischen Wucherdiskussion199 bilden folgende Passagen aus der 2. Sure des Koran200: „275. Diejenigen, die Zins nehmen, werden am Tage des jüngsten Gerichts nicht anders dastehen als einer, der vom Satan erfaßt und zum Straucheln gebracht wurde. Dies wird deshalb geschehen, weil sie sagen: ‚Kaufgeschäft und riba¯ sind ein und dasselbe.‘ Gott aber hat das Veräußerungsgeschäft (baiC) erlaubt und den riba¯ verboten. Wenn zu einem eine Ermahnung (mauCiza) von seinem Herrn kommt[, das Nehmen von riba¯ aufzugeben,] und er dann˙ [damit] aufhört, so sei ihm [belassen], was er bereits [an riba¯-Zahlungen] erhalten hat! Die Entscheidung über ihn steht aber Gott zu. Diejenigen aber, die [zur Praxis des riba¯] zurückkehren, werden auf ewig im Höllenfeuer enden. 276. Gott läßt den riba¯ dahinschwinden, aber er läßt [den Lohn für] die Läuterungsgaben (sadaqa¯t) anwachsen [. . .] ˙ 278. Ihr Gläubigen! Fürchtet Gott! Und laßt künftig vom riba¯, wenn ihr denn gläubig seid! 279. Wenn ihr [dies] nicht tut, dann sei euch Krieg angesagt von Gott und seinem Gesandten! Wenn ihr euch jedoch bekehrt [und auf weiteres Nehmen von riba¯ verzichtet], steht euch euer Kapital (ru’u¯s amwa¯l) zu, so daß weder ihr Unrecht tut noch euch Unrecht getan wird.“ 199
Einen Überblick zur islamischen Zinslehre verschaffen Schacht, Islamic Law (Fn. 185), S. 145 ff.; A. L. Udovitch, Bankers without Banks: Commerce, Banking, and Society in the Islamic World of the Middle Ages, in: Center for Medieval and Renaissance Studies (Hrsg.), The Dawn of Modern Banking, Berkeley 1979, S. 255 (256 ff.); N. A. Saleh, Unlawful gain and legitimate profit in Islamic law. Riba¯, gharar and Islamic Banking, Cambridge 1986, S. 8 ff.; S. Ward, Art. Usury, Islamic Law, in: J. R. Strayer (Hrsg.), Dictionary of the Middle Ages, Bd. 12 (1989), S. 339 f.; J. C. Wichard, Zwischen Markt und Moschee, 1995, S. 180 ff.; R. Wilson, Economics, Ethics and Religion. Jewish, Christian and Muslim Economic Thought, London 1997, S. 124 ff.; R. Lohlker, Schari’a und Moderne. Diskussionen über Schwangerschaftsabbruch, Versicherung und Zinsen, 1996, S. 107 ff.; ders., Das islamische Recht im Wandel. Riba¯, Zins und Wucher in Vergangenheit und Gegenwart, 1999, S. 23 ff.; S. L. Buckley, Teachings on Usury in Judaism, Christianity and Islam, Lewiston/Queenstown/Lampeter 2000, S. 187 ff.; Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 599 ff.; zuletzt knapp B. M. Linke, Art. Zins. I. Religionswissenschaftlich, in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. XXXVI, 2004, S. 668 (670 f.). 200 Koran, Sure 2, al-baqara, 275–276, 278–279; zitiert nach der Fassung bei Lohlker, Wandel (Fn. 199), S. 24 f.; dort auch weitere, allerdings weniger zentrale Koranstellen, in denen das Thema aufgegriffen wird.
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Der Koran wird in der Folge durch die weiteren Traditionsschritte im Rahmen der Herausbildung der šarı¯ Ca modifiziert und überlagert201, bis der riba¯ in der Diskussion der Rechtsschulen etwa im 9. Jahrhundert seine klassische Gestalt gewinnt. Eine konsensfähige Definition umfaßt danach folgende Elemente: Als ungerechtfertigt gilt der Gewinn, der aus dem Mißverhältnis von Leistung und Gegenleistung im Austausch von Gütern erwächst, die derselben Gattung (g˘ins) angehören und derselben Zweckbestimmung (Cilla) unterliegen202. Konkret erfaßt diese recht abstrakte – etwa über den westlichen usura-Begriff weit hinausreichende203 – Definition nach allgemeiner Ansicht sechs kanonische Güter, die auf einen Ausspruch des Propheten im hadı¯ t zurückgeführt werden204: „. . . der Gesandte Gottes hat gesagt: Gold gegen Gold, Silber gegen Silber, Weizen gegen Weizen, Gerste gegen Gerste, Datteln gegen Datteln, Salz gegen Salz, gleiche [Mengen] gegen gleiche [Mengen], Zug um Zug. Wer mehr nimmt oder aufschlägt, macht ein riba¯-Geschäft.“
Erweiterungen der Liste sind unter den Rechtsschulen ebenso strittig wie die genaue Bestimmung von g˘ins und – insbesondere – Cilla der genannten Güter205: während Malikiten und ŠafiCiten hier bezüglich Gold und Silber auf deren Eigenschaft als Preismesser (tamanı¯ ya) und bezüglich der anderen Güter auf ihre Funktion als Grundnahrungsmittel abstellen206, betonen Hanafiten und Hanbaliten, daß alle genannten Güter nach Gewicht bzw. Maß ausgetauscht werden207. Unterschieden werden ferner zwei Hauptspielarten des riba¯, über deren Anwendung auf die sechs genannten Güter freilich in Einzelheiten Uneinigkeit herrscht: riba¯ al-fadl bezeichnet das Mißverhältnis zwischen den beiden Gegenwerten, riba¯ ˙al-nasi’a das zeitliche Auseinanderfallen von Leistung und Gegenleistung (mit oder ohne Aufpreis)208. Stimmen zwei Güter 201 Die einzelnen Schritte sind nachgezeichnet bei Lohlker, Wandel (Fn. 199), S. 27 ff. 202 Nach Saleh, Unlawful gain (Fn. 199), S. 13. – Vgl. auch Schacht, Islamic Law (Fn. 185), S. 145. 203 Treffender Hinweis bei Saleh, Unlawful gain (Fn. 199), S. 47 f.; im Ergebnis identisch Udovitch, Banking (Fn. 199), S. 79; Ward, Usury (Fn. 199), S. 339. 204 Zitiert nach Lohlker, Wandel (Fn. 199), S. 30; dort auch Parallelüberlieferungen. – Vgl. dazu R. Brunschvig, Conceptions monétaires chez les juristes musulmans (VIIIe–XIIIe siècles), in: Arabica 14 (1967), 113 (116); Saleh, Unlawful gain (Fn. 199), S. 14; Ward, Usury (Fn. 199), S. 339; Wichard, Markt (Fn. 199), S. 185 ff. 205 Im Überblick Saleh, Unlawful gain (Fn. 199), S. 14 ff.; Wichard, Markt (Fn. 199), S. 98 f.; Lohlker, Wandel (Fn. 199), S. 120 ff. 206 Saleh, Unlawful gain (Fn. 199), S. 15 f.; Lohlker, Wandel (Fn. 199), S. 123 f., 124. 207 Saleh, Unlawful gain (Fn. 199), S. 15 f. 208 Saleh, Unlawful gain (Fn. 199), S. 13; Lohlker, Wandel (Fn. 199), S. 116.
4. Jüdisches Recht
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danach in g˘ins und Cilla überein, dürfen sie dem Prinzip nach nur schematisch im Verhältnis eins zu eins sowie zeitgleich ausgetauscht werden; die Zinszahlung für ein Darlehen (qard) unterfiele also dem riba¯-Verbot, weil ˙ einerseits zwischen der Hingabe durch den Darlehensgeber und der Rückgabe durch den Darlehensnehmer eine Zeitspanne liegt (riba¯ al-nasi’a), andererseits ein Mißverhältnis zwischen Kapital und Kapital zuzüglich Zinsen herrscht (riba¯ al-fadl)209. ˙ Als Punkte, an denen die Zinslehre der Kanonessammlungen der orientalischen Kirchen Anschluß an diese Doktrin suchen kann, kommen in erster Linie bzw. als deutlichstes Indiz die kanonischen Wuchergüter in Betracht210; daneben wird auf die Übernahme der Begründung (namentlich das Abstellen auf Gattung und Zweckbestimmung der Wuchergüter) sowie zuletzt auf den systematischen Standort der Erörterungen zum Zinsverbot zu achten sein: Da das islamische Recht allgemein Austauschbeziehungen erfaßt, sind von ihm inspirierte Wucherverbote im Abschnitt über Kauf und Tausch, nicht aber in dem über das Darlehen zu erwarten211. 4. Jüdisches Recht: Vom priesterlichen Solidaritätsprogramm zur rabbinischen Wucherkasuistik Während Anleihen der orientalischen Christen bei den Rechtsvorstellungen der islamischen Eroberer – zumindest auf den ersten Blick – schwer erklärlich wirken, scheint die Rezeption jüdischer Zinsregelungen vergleichsweise naheliegend zu sein. Zu denken ist hier – ganz abgesehen vom direkten Rückgriff auf die Zinsverbote des Alten Testaments212 – einerseits an das Fortwirken judenchristlicher Traditionen in solchen Gebieten, die vor der Christianisierung über einen hohen jüdischen Bevölkerungsanteil verfügten213. Andererseits drängt sich für eine nach rechtlichen Alltagsund Konfliktentscheidungsregeln suchende christliche Gemeinde der Rekurs auf das jüdische religiöse Recht214 mit seinen detaillierten Vorkehrungen geradezu auf. 209 Zur Anwendung der riba ¯ -Regeln auf qard-Verträge Saleh, Unlawful gain (Fn. 199), S. 44 ff. und Lohlker, Wandel (Fn. 199),˙ S. 157 f. 210 Besonders ausgeprägt bei Barhebraeus; siehe III.2.d). 211 Auch dieses Phänomen bei Barhebraeus; siehe III.2.d). 212 Vgl. zum Nomos Mosaikos oben II.1.b) sowie zu den „Satzungen des Alten Testaments“ (ahka¯m al-Catı¯ qa) unten III.4.d). ˙ 213 Zum syrischen Raum näher Cramer, Entwicklung (Fn. 13), S. 10 ff. – Dies gilt um so mehr, wenn diese Gebiete wie Mesopotamien von der Reichskirche aus politischen Gründen isoliert waren: Selb, Antike Rechte (Fn. 72), S. 174. 214 Erster Überblick bei H. L. Strack/G. Stemberger, Einleitung in Talmud und Midrasch, 7. Aufl. 1982; F. Crüsemann, Die Tora. Theologie und Sozialgeschichte
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Tatsächlich lassen sich entsprechende Rezeptionsvorgänge namentlich in Armenien215 sowie bei den syrischen Kirchen216 plausiblerweise annehmen; gleichwohl wird eine eingehende Analyse zeigen, daß gerade in Fragen des Zinsverbots Anleihen der orientalischen Kirche bei den Rabbinen und ihrer Lehre die Ausnahme bleiben und sich meist auf punktuelle Begründungen für das Abweichen vom Zinsverbot im Einzelfall beschränken (sofern nicht selbst in diesen Fällen lediglich eine bloße Parallelentwicklung vorliegt)217. Auch hier ist allerdings zunächst generell nach der Formulierung halachischer Rechtssätze zu fragen [a)], bevor die Zinslehre namentlich in Mišna und Talmud kurz dargestellt wird [b)]. a) Das Konzept der halaka Nicht anders als der Islam steht auch das Judentum vor dem Problem, ein als göttlich apostrophiertes und in einer als abschließend aufgefaßten Offenbarungsschrift niedergelegtes Recht stetig fortzuentwickeln und so den tatsächlichen Gegebenheiten im Alltag der Religionsgemeinschaft anzupassen. Die Rabbinen bedienen sich zum Zwecke dieser Fortbildung der in des alttestamentlichen Gesetzes, 1992; A. Kirschenbaum, Continuity and Change in Jewish Law during the Fifth to the Eight Centuries, in: Giustizia (Fn. 28), S. 337 ff.; Selb, Antike Rechte (Fn. 72), S. 157 ff.; N. S. Hecht u. a. (Hrsg.), An Introduction to the History and Sources of Jewish Law, Oxford 1996; E. Otto, Recht im antiken Israel, in: U. Manthe (Hrsg.), Die Rechtskulturen der Antike, 2003, S. 151 ff.; ders., Das Gesetz des Mose, 2007, S. 121 ff., 147 ff. – Zu den Querverbindungen des jüdischen Rechts zu anderen altorientalischen Rechtsordnungen siehe instruktiv E. Otto, Das Recht der Hebräischen Bibel im Kontext der antiken Rechtsgeschichte, in: Theologische Rundschau 71 (2006), 389 ff.; zur Diskussion um die Orientierung des frühchristlichen am jüdischen „Kirchenrecht“ E. Stauffer, Jüdisches Erbe im urchristlichen Kirchenrecht, in: Theologische Literaturzeitung 1952, 201 ff.; Buisson, Entstehung (Fn. 78), S. 2 ff., 55 ff. u. passim. 215 Einen solchen jüdischen Einfluß postulieren Karst, Grundriß 1 (Fn. 11), S. 328 f.; Müller, Semitica II (Fn. 187), S. 1, 3 ff.; V. Aptowitzer, Zur Geschichte des armenischen Rechts, in: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 21 (1907), 251 (251 ff.); ders., Beiträge zur mosaischen Rezeption im armenischen Recht, in: Sitzungsberichte der phil.-hist. Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 157 (1908), IV. Abhandlung, S. 1 ff. – Indizien für einen Einfluß halachischer Rechtsvorstellungen können selbstverständlich auch und gerade Kanones sein, die ihm entgegenarbeiten und eine Orientierung der Christen an jüdischen Traditionen verhindern wollen: zu solchen Abwehrmechanismen A. Vööbus, Neues Licht über die kirchlichen Reformbestrebungen des Patriarchen Dionysios von Tell Mahre¯, in: Oriens Christianus XLVIII (1964), 286 (299). 216 Für eine deutliche jüdische Färbung von deren spätantiken Gewohnheiten J. Dauvillier, Art. Chaldéen (Droit), in: Dictionnaire de droit canonique, Bd. 3, Paris 1942, Sp. 292 (294). 217 Näher unter III.1.b).
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der Thora niedergelegten göttlichen Weisungen einer Fiktion, nämlich der Unterscheidung von schriftlicher und mündlicher Thora. Während die erste in den fünf Büchern des Pentateuch unveränderlich offenbart vorliegt218, umfaßt die zweite nach rabbinischer Auffassung alle Lehren, die Gott dem Mose auf dem Berge Sinai mündlich mitgeteilt hat219. Dieses zunächst virtuelle Corpus an Regeln wird nun in der Tradition der rabbinischen Disputation und Unterweisung nach und nach ausgefüllt und so zum Leben erweckt; die im Grunde von den einzelnen Gelehrten gesetzten Lösungen werden durch die Rückführung auf eine Kette von Autoritäten bis hin zu Moses mit der Aura der göttlichen Offenbarung umkleidet. Schriftliche und mündliche Thora gemeinsam bilden die halaka (wörtlich: „Wandel“), ein als prinzipiell lückenlos gedachtes Gesamtwerk von Geboten Gottes für sein auserwähltes Volk. Konkret werden die rabbinischen Entfaltungen und Interpretationen der schriftlichen Thora in zwei grundlegenden Kodifikationen niedergelegt, die bis heute als zentrale Referenztexte der halaka gelten dürfen. Die Mišna (wörtlich: „Wiederholung“) entsteht gegen Ende des 2. Jahrhunderts nach Christus in Palästina und faßt den bis zu diesem Zeitpunkt erarbeiteten Rechtsstoff in sechs Büchern zusammen220. Diese Sammlung wird ihrerseits zum Gegenstand der Kommentierung im Talmud in seinen beiden Redaktionen, die im sechsten Jahrhundert wiederum in Palästina (Jerusalemer Talmud) bzw. – deutlich einflußreicher – im Perserreich (Babylonischer Talmud) abgeschlossen werden. Der folgenden Darstellung liegt insbesondere der Babylonische Talmud zugrunde221.
218 Dies zumindest die Sicht der Teilnehmer derjenigen Diskurse, die in Mišna und Talmud nachgezeichnet werden. Daß die fünf Bücher der schriftlichen Thora ihrerseits das Ergebnis literar- wie rechtswissenschaftlicher Diskurse sind, hat unlängst noch einmal Otto, Gesetz (Fn. 214), S. 98 ff., 118 ff. hochverdichtet dargestellt. 219 Dieses Nebeneinander erläutern Strack/Stemberger, Einleitung (Fn. 214), S. 41 ff. 220 Moderne englische Übersetzung: J. Neusner (Hrsg.), The Mishnah. A New Translation, New Haven/London 1988; zum Werk Strack/Stemberger, Einleitung (Fn. 214), S. 111 ff.; J. Neusner, Introduction, in: ders., Mishnah, ebd., S. xiii ff.; P. Segal, Jewish Law during the Tannaitic Period, in: Hecht, Jewish Law (Fn. 214), S. 101 (116 ff.). 221 Zugrundegelegt wird hier die Übertragung des babylonischen Talmud von L. Goldschmidt (Übers.), Der babylonische Talmud, 2. Aufl. 1967, ND 1996. Vgl. dazu Strack/Stemberger, Einleitung (Fn. 214), S. 185 ff.; B. Lifshitz, The Age of the Talmud, in: Hecht, Jewish Law (Fn. 214), S. 169 (175 ff.).
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b) Die Zinsregeln der Thora und ihre rabbinische Entfaltung Ausgangspunkt der jüdischen Zinslehre222 sind nach der dargestellten Methode der Rabbinen die Zinsvorschriften der schriftlichen Thora, namentlich die Vorschriften aus den großen Rechtsbüchern des Pentateuch223: „Wenn du einem Armen aus meinem Volk, der neben dir wohnt, Geld leihst, dann sei gegen ihn nicht wie ein Wucherer! Lege ihm keinen Zins [näsäk] auf!“ „Du darfst von ihm [scil. deinem Bruder] keinen Zins [näsäk] und Aufschlag [tharbith] nehmen, sondern fürchte dich vor deinem Gott und laß deinen Bruder neben dir leben. Du darfst ihm dein Geld nicht um Zins geben und ihm deine Nahrungsmittel nicht mit einem Aufschlag überlassen.“ 222 Dazu D. H. Müller, Semitica I, in: Sitzungsberichte der phil.-hist. Klasse der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften 153 (1906), Abh. III. (nšk wthrbith), S. 13 ff.; I. Bernfeld, Das Zinsverbot bei den Juden nach talmudisch-rabbinischem Recht, 1924; S. Stein, The Development of the Jewish Law on Interest from the Biblical Period to the Expulsion of the Jews from England, in: Historia Judaica XVII (1955), 3 ff.; B. J. Meislin/M. L. Cohen, Backgrounds of the Biblical Law Against Usury, in: Comparative Studies in Society and History VI (1963/64), 250 ff.; Maloney, Usury (Fn. 60), S. 129 ff.; E. Klingenberg, Das israelitische Zinsverbot in Torah, Misnah und Talmud, Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, geistes- und sozialwissenschaftliche Klasse 1977 Nr. 7; B. Gordon, Lending at interest: some Jewish, Greek and Christian approaches, 800 BC – AD 100, in: History of Political Economy 14 (1982), 406 (407 ff.); H. Soloveitchik, Art. Usury, Jewish Law, in: J. R. Strayer (Hrsg.), Dictionary of the Middle Ages, Bd. 12 (1989), S. 340 f.; K. Werner, Das israelitische Zinsverbot. Seine Grundlagen in Torah, Mischnah und Talmud, in: J. Heil/B. Wacker (Hrsg.), Shylock? Zinsverbot und Geldverleih in jüdischer und christlicher Tradition, 1997, S. 11 ff.; R. A. Ohrenstein, Talmud and Talmudic Tradition: A Socio-Economic Perspective, in: S. Todd Lowry/B. Gordon (Hrsg.), Ancient and medieval economic ideas and concepts of social justice, Leiden u. a. 1998, S. 209 (221 ff.); Buckley, Teachings on Usury (Fn. 199), S. 1 ff.; Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 676 ff.; J. C. Gertz, Art. Zins. II. Altes und Neues Testament, in: Müller u. a., TRE XXXVI (Fn. 199), S. 672 ff.; H.-G. v. Mutius, Art. Zins. III. Judentum. 1. Halacha, ebd., S. 675 ff.; M. Toch, Art. Zins. III. Judentum. 2. Geschichtlich (Mittelalter), ebd., S. 677 ff.; zusammenfassend zuletzt H. Gamoran, Jewish Law in Transition, Cincinnati 2008, S. 4 ff., 15 ff. u. passim. 223 In der Reihenfolge der Zitate: Ex 22, 24; Lev 25, 36–37; Dt 23, 20–21. – Zu Genese, Hintergrund und Deutung der Vorschriften H. Gamoran, The Biblical Law against Loans on Interest, in: Journal of Near Eastern Studies 30 (1971), 127 ff.; Klingenberg, Zinsverbot (Fn. 222), S. 15 ff., 24 ff.; Gordon, Lending (Fn. 222), S. 407 ff.; ders., The Economic Problem in Biblical and Patristic Thought, Leiden 1989, S. 11 ff.; Crüsemann, Tora (Fn. 214), S. 217 ff., 262 ff.; J. Kegler, Das Zinsverbot in der hebräischen Bibel, in: M. Crüsemann/W. Schottroff (Hrsg.), Schuld und Schulden, 1992, S. 17 ff.; W. Groß, Die alttestamentlichen Gesetze zu Brache-, Sabbat-, Erlaß- und Jubeljahr und das Zinsverbot, in: Theologische Quartalschrift 180 (2000), 1 (2 ff., 13 f.); Gertz, Zins (Fn. 222), S. 673 f.; Otto, Gesetz (Fn. 214), S. 122 f., 135.
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„Du darfst von deinem Volksgenossen keinen Zins [näsäk] nehmen, weder Zins für Geld noch Zins für Nahrungsmittel, noch Zins für irgend etwas, das man auf Zins leihen kann. Von dem Ausländer darfst du Zins nehmen . . .“
Zeitlich dürfte die erste Vorschrift (Ex 22, 24) dem Bundesbuch (Ex 20, 24–23, 12) und damit der ältesten Schicht der Gesetzessammlungen in der Thora zuzuordnen sein (spätes 8. Jahrhundert v. Chr.)224. Sie wird im folgenden Jahrhundert weiter entfaltet in der dritten Bestimmung (Dt 23, 20– 21), die sich wie das gesamte sog. Spätvorexilische Deuteronomium (Dt 12–26) als „Reformulierung des Bundesbuches“ (Eckart Otto) präsentiert225. Beiden liegt ein theologisch inspiriertes Reformprogramm priesterlicher Kreise zugrunde226, die auf soziale Desintegrationserscheinungen in Juda reagieren, indem sie überkommene Sammlungen von Rechtsregeln um soziale Gewährleistungen ergänzen, die auf Schaffung einer jüdischen Binnensolidarität wie eine Abgrenzung nach außen gleichermaßen zielen227. Die zweite Bestimmung (Lev 25, 36–37) schließlich variiert diesen Gedanken; sie ist als Teil des sog. Heiligkeitsgesetzes (Lev 17–26) auf die Exiloder nachexilische Zeit zurückzuführen228. Die drei Gebote legen mit der in allen zumindest angelegten Differenzierung nach Israeliten und Ausländern229 sowie der gleichmäßigen Erfassung 224 Crüsemann, Tora (Fn. 214), S. 132 ff., 229 ff.; Otto, Gesetz (Fn. 214), S. 121 ff.; näher ders., Wandel der Rechtsbegründungen in der Gesellschaftsgeschichte des antiken Israel. Eine Rechtsgeschichte des „Bundesbuches“ Ex XX 22– XXIII 13, Leiden u. a. 1988, S. 4 ff. 225 Otto, Gesetz (Fn. 214), S. 126 ff. (Zitat S. 126); im Detail ders., Das Deuteronomium. Politische Theologie und Rechtsreform in Juda und Assyrien, 1999, S. 203 ff. (bes. S. 287 f., 294 ff., 369, 374); von „Fortschreibung, Ausweitung, Verbegrifflichung“ spricht gleichsinnig Crüsemann, Tora (Fn. 214), S. 236. – A. A. etwa Gertz, Zins (Fn. 222), S. 673, demzufolge Dt 23, 20 die älteste Bestimmung ist (so wohl auch noch Otto, Deuteronomium, ebd., S. 288 Fn. 392 a. E.). 226 Gemeinsame Textgrundlage dürften Texte kultischer Natur aus dem Umfeld des Jerusalemer Tempels sein, die – in Parallele zum Verbot von Götterbildern aus Gold und Silber (Ex 20, 23) – die Entgegennahme von Zinsen als „unrein“ brandmarken. Näher E. Otto, Kultus und Ethos in Jerusalemer Theologie. Ein Beitrag zur theologischen Begründung der Ethik im Alten Testament, in: Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft 98 (1986), 161 (164 ff.); zustimmend Crüsemann, Tora (Fn. 214), S. 231 f. 227 Näher Otto, Gesetz (Fn. 214), S. 122 ff., 126 f., 135 f. 228 Otto, Gesetz (Fn. 214), S. 67 f.; näher Crüsemann, Tora (Fn. 214), S. 13 ff. – Detailliert zur neueren Forschungsgeschichte H.-W. Jüngling, Das Buch Levitikus in der Forschung seit Karl Elligers Kommentar aus dem Jahre 1966, in: H.-J. Fabry u. a. (Hrsg.), Levitikus als Buch, 1999, S. 1 (28 ff.). 229 Als deren Hintergrund wird im Anschluß an Max Webers Differenzierung von Binnen- und Außenmoral (ders., Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen [1915–19], in: ders., Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Bd. 1, 1920, S. 237 [542 f.]) eine letztlich primitiv-tribalistische Freund/Feind-Unterscheidung ange-
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von Geld- wie Nahrungsmitteldarlehen die beiden wesentlichen Grundzüge des jüdischen Zinsverbots fest. Strittig war lange der ursprüngliche Gehalt des Verbots230; hier hat sich die Lesart durchgesetzt, näsäk auf Geld-, tharbith aber auf Nahrungsmitteldarlehen zu beziehen und beidesmal mit Zins im heutigen Sinne zu übersetzen231. Dieses Ergebnis entspricht auch der erklärten Ansicht der Mehrzahl der antiken und mittelalterlichen Interpreten232. Die Entwicklung der mündlichen Thora ist einerseits durch eine stete Verschärfung dieser drei Verbotsklauseln im Sinne ihrer Erstreckung auf immer neue Sachverhalte gekennzeichnet233, andererseits durch das Bestreben, den durchaus erkannten negativen praktischen Folgen des Verbots durch eine Fülle von Ausnahmen zu steuern234. Das Phänomen läßt sich bereits in der Mišna beobachten, die im Vergleich zur schriftlichen Thora einen deutlich differenzierteren Zustand der rabbinischen Wucherlehre konserviert235. Sie definiert zunächst den Zins und unterscheidet dabei noch zwischen näsäk und tharbith236: „A. What is interest [näsäk], and what is increase [tharbith] [. . .]? B. What is interest? nommen (so die zentrale These von B. N. Nelson, The Idea of Usury. From Tribal Brotherhood to Universal Otherhood, 2. Aufl. Chicago/London 1969, S. xix und passim; wie er Stein, Development [Fn. 222], S. 5 f.; abgeschwächte Zustimmung im Sinne eines „Personalitätsprinzips“ bei Klingenberg, Zinsverbot [Fn. 222], S. 35). – Interessanter ist vielleicht der Gedanke einer entsprechenden Anwendung des Talionsgedankens auf Kreditverträge, da die Israel umgebenden Völkerschaften Zinsen für legitim hielten (so die These von Gordon, Lending [Fn. 222], S. 411 f.; ähnlich Bogaert, Geld [Fn. 165], Sp. 806). 230 Klingenberg, Zinsverbot (Fn. 222), S. 50, ortet hier leicht resigniert einen „Nebel an Spekulationen“. 231 S. Loewenstamm, M/Tarbit and Neshek, in: Journal of Biblical Literature 88 (1969), 78 ff.; zustimmend Gamoran, Biblical Law (Fn. 223), S. 131 f.; Kegler, Zinsverbot (Fn. 223), S. 30. – Darstellung und Kritik bei Klingenberg, Zinsverbot (Fn. 222), S. 41 f.; dessen eigene Abgrenzung ebd., S. 50 f. 232 Vgl. die Definition der Mišna: Baba Mesia 5.1 (Neusner, Mishnah [Fn. 220], S. 540). 233 Einhellige Meinung; vgl. nur Bernfeld, Zinsverbot (Fn. 222), S. 7; Maloney, Usury (Fn. 60), S. 97 ff.; Gamoran, Usury Law (Fn. 223), S. 133 ff.; Klingenberg, Zinsverbot (Fn. 222), S. 57, 61 ff.; Werner, Zinsverbot (Fn. 222), S. 18. 234 Diese Tendenz beschreiben Maloney, Usury (Fn. 60), S. 103 sowie Gamoran, Usury Law (Fn. 223), S. 129, 139 ff. 235 Überblick zur Zinslehre des Mišna bei J. Neusner, The Economics of the Mishna, Chicago 1990, S. 100 ff. 236 Mišna, Baba Mesia 5.1 (Neusner, Mishnah [Fn. 220], S. 540). – Vgl. zur seah ebd., S. 1142. – Speziell zur Unterscheidung der beiden Spielarten durch die Mišna Klingenberg, Zinsverbot (Fn. 222), S. 39.
4. Jüdisches Recht
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C. He who lends a sela [which if four denars] for [a return of] five denars, D. two seahs of wheat for [a return of] three – E. because he bites [off too much]. F. And what is increase? G. He who increases [profits] [in commerce] in kind.“
Ausgehend von dieser Definition erweitert die Mišna den nach der (schriftlichen) Thora verbotenen Zins (ribith sel torah) um den „Staub von Wucher“, den lediglich von den Rabbinen verbotenen Zins (ribith de-rabanan)237. Dieser „Zinsstaub“ überzieht die Zinslehre mit einer dicken Schicht Kasuistik238; eine Entwicklung, die im Talmud nochmals an Fahrt gewinnt, dessen feinziseliertes Fallrecht kaum mehr überschaubar ist239. Diese weitere Ausdehnung des Gebotes illustriert etwa die Deutung des „Wucher in Form von Worten“: als unzulässige Gegenleistung gilt hier auch das Ansinnen des Gläubigers, vom Schuldner zuerst gegrüßt zu werden240. In umgekehrter Richtung vermehren sich die – teilweise nur noch schwer nachvollziehbaren – Ausnahmen. So darf das Geld von Waisen ebenso gegen Zins verliehen werden241 wie das des Tempels242. Einen Gipfel der Spitzfindigkeit markiert wohl die Ausnahme zugunsten der Rabbinen selbst: da sie das Zinsverbot genau kennen und nicht in die Gefahr geraten, dagegen zu verstoßen, dürfen sie untereinander Wucher treiben; der Zins gilt in ihrem Fall als Geschenk243. Solche und ähnliche Regelungen bestätigen die These, daß das Zinsverbot in der rabbinischen Literatur nicht mehr primär auf Gerechtigkeitserwägungen gestützt, sondern in erster Linie als Gebot der Nächstenliebe ausgewiesen wird244. Das ist vor dem Hintergrund der in der schriftlichen Thora 237
Zu dieser Unterscheidung Klingenberg, Zinsverbot (Fn. 222), S. 61. Mišna, Baba Mesia 5.2–11 (Neusner, Mishnah [Fn. 220], S. 540 ff.): dazu im Überblick Gordon, Biblical Thought (Fn. 223), S. 58 f.; Maloney, Usury (Fn. 60), S. 99 f. 239 R. A. Ohrenstein, Economic Analysis in Talmudic Literature, in: American Journal of Economics and Sociology 39 (1980), 22; ders., Talmud and Talmudic Tradition (Fn. 222), S. 224. 240 Talmud Babli, Baba Mec ¸ ia V, x (Goldschmidt, Talmud VII [Fn. 221], S. 693); dazu nur Maloney, Usury (Fn. 60), S. 101 f. 241 Talmud Babli, Baba Mec ¸ ia V, i, v (Goldschmidt, Talmud VII [Fn. 221], S. 648, 674 f.); dazu Gamoran, Usury Laws (Fn. 223), S. 139 f. 242 Dazu m. N. Gamoran, Usury Laws (Fn. 223), S. 140. 243 Talmud Babli, Baba Mec ¸ ia V, ix (Goldschmidt, Talmud VII [Fn. 221], S. 692 f.); vgl. Gamoran, Usury Laws (Fn. 223), S. 140. 244 Maloney, Usury (Fn. 60), S. 106 f. – A. A. Klingenberg, Zinsverbot (Fn. 222), S. 60, für den vielmehr Gesichtspunkte der Äquivalenz maßgeblich sind; die Bedeu238
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II. Bausteine des orientalischen Zinsverbots
niedergelegten Ausnahme vom Wucherverbot zugunsten von Darlehen an Nichtjuden auch konsequent; wollte man den Zins etwa nach scholastischer Manier als Verstoß gegen Forderungen der Gerechtigkeit oder nach dem Vorbild der griechischen Philosophie als „naturwidrig“ brandmarken, geriete die „Heidenklausel“ automatisch in Rechtfertigungsnot. Demgegenüber liegt es für die Rabbinen nahe, den Zins als wertneutral aufzufassen und sich auf das positive göttliche Gebot zurückzuziehen, daß er nur den Heiden gegenüber eingefordert werden könne, innerhalb der jüdischen Gemeinschaft aber ausgeschlossen bleibe. In der Konsequenz dieser Sicht finden sich in der talmudischen Diskussion tatsächlich erste Tendenzen, den Wucher dem Nichtjuden gegenüber von der bloß erlaubten Handlungsweise zum regelrechten Gebot zu erheben245. Aus der Außenperspektive der orientalischen Christen sind nach alledem zwei Aspekte der rabbinischen Wucherlehre besonders einprägsam: die Differenzierung von Binnen- und Außenbeziehungen der eigenen Gruppe sowie ein ganzer Katalog an Ausnahmen, der das Zinsverbot selbst innerhalb der Gemeinschaft aufhebt. Tatsächlich ist von der Literatur das Auftauchen beider Momente in den orientalischen kanonistischen Sammlungen angenommen worden246. 5. Aristoteles: Philosophische Polemik gegen den Wucher Die philosophische Zinslehre des griechischen Denkers mutet auf den ersten Blick wie ein Fremdkörper unter den bisher erörterten Rechtsquellen an, darf aber dennoch bei der Suche nach den Anknüpfungspunkten der Wucherdoktrin der Ostkirchen nicht ausgespart werden. Denn namentlich das syrische Schrifttum ist auf gleich zwei Wegen Einflüssen der Werke des Stagiriten ausgesetzt [b)]. Ferner legen inhaltliche Parallelen gerade der nestorianischen Wuchervorschriften zur tokos-Lehre des Aristoteles nahe, daß dessen Schriften im Osten kursierten und auch rezipiert wurden [a)].
tung von Gerechtigkeitserwägungen für das Denken der Rabbinen betont auch – ohne direkten Bezug zum Zinsverbot – Ohrenstein, Talmud and Talmudic Tradition (Fn. 222), S. 212. 245 Vgl. die Diskussion in: Talmud Babli, Baba Mec ¸ ia V, vi (Goldschmidt, Talmud VII [Fn. 221]), S. 678 f.); zu dieser Tendenz Stein, Development (Fn. 222), S. 8 ff.; Klingenberg, Zinsverbot (Fn. 222), S. 74 ff. 246 Vgl. unten II.1.b) bzw. II.3.c).
5. Aristotelische Philosophie
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a) Die Widernatürlichkeit des Zinses Von den verschiedenen Stellungnahmen des Aristoteles von Stageira (384–322 v. Chr.)247 zum Zinsproblem hat praktisch nur seine scharfe Invektive gegen den Wucher im I. Buch der Politik die weitere Entwicklung der antiken und mittelalterlichen Zinsdoktrin beeinflußt248. Aristoteles analysiert in diesem Werk die Funktion des Geldes als Tauschmittel, das zum Erwerb der für den oikos notwendigen Güter bestimmt ist. Löst man es aus dieser Zwecksetzung und nutzt es zur Beschaffung von Waren, die ihrerseits wieder gegen Geld getauscht werden sollen, so liegt eine Abirrung vom telos des Geldes vor, die Aristoteles als Chrematistik bezeichnet (in Abgrenzung zur natur- bzw. zweckgemäßen Ökonomik)249. Diesen Entartungsvorgang treibt nun in seinen Augen der Wucherer auf die Spitze250: „. . . so ist ein drittes Gewerbe, das des Wucherers, mit vollstem Rechte eigentlich verhaßt, weil es aus dem Gelde selbst Gewinn zieht und nicht aus dem, wofür das Geld doch allein erfunden ist. Das Geld ist für den Umtausch aufgekommen, der Zins aber weist ihm die Bestimmung an, sich durch sich selbst zu vermehren. Daher hat er auch bei uns den Namen tokos (Junges) bekommen, denn das Geborene (tiktomenon) ist seinen Erzeugern ähnlich, der Zins aber stammt als Geld vom Gelde. Daher widerstreitet auch diese Erwerbsweise unter allen am meisten der Natur.“
Das Wortspiel tokos – tiktomenon dürfte von Aristoteles als Bild, vielleicht auch nur als Auflockerung zum Ende eines Vorlesungsabschnittes gedacht gewesen sein251, ist aber zum Ausgangspunkt für eine ganze Interpre247 Über Leben und Werk informieren I. Düring, Aristoteles, 1966, S. 1 ff., 48 ff.; E. R. Sandvoss, Aristoteles, 1981, S. 21 ff.; H. Flashar, Aristoteles, in: ders. (Hrsg.), Die Philosophie der Antike, Bd. 3: Ältere Akademie – Aristoteles – Peripatos, 1983, S. 175 (195 ff., 230 ff.); J. Barnes, Life and Work, in: ders. (Hrsg.), The Cambridge Companion to Aristotle, Cambridge 1995, S. 1 (3 ff.). 248 Zu den übrigen Passagen aus seinem Werk siehe Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 263 f. – Einen Überblick zur aristotelischen Zinslehre verschaffen außer dems., ebd., S. 264 ff. noch J. T. Noonan, Tokos and Atokion: An Examination of Natural Law Reasoning Against Usury and Against Contraception, in: Natural Law Forum 10 (1965), 215 (216, 223); O. Langholm, The Aristotelian Analysis of Usury, Bergen u. a. 1984, S. 54 ff.; E. Schütrumpf, Anmerkungen, in: ders. (Hrsg.), Aristoteles, Politik, Buch I, 1991, S. 171 (350 ff.); P. Koslowski, Politik und Ökonomie bei Aristoteles, 3. Aufl. 1993, S. 63 ff.; S. v. Reden, Exchange in Ancient Greece, London 1995, S. 185 ff.; S. Meikle, Aristotle’s Economic Thought, Oxford 1995, S. 63 ff. 249 Dazu m. w. N. Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 246 ff. 250 Aristoteles, Politik I 10 (1258 b 2–8); zitiert nach der Übersetzung von E. Rolfes (ND 1995), S. 23. – Die griechischen Termini finden sich in der Rolfes-Ausgabe; diese lautet im letzten Satz „widerstreitet . . . dem Naturrecht“, was allerdings eher eine Interpretation als eine Übersetzung von „malista para phusin“ ist und hier entsprechend angepaßt wurde. 251 Näher zu dieser Deutung Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 128 f., 265 ff.
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II. Bausteine des orientalischen Zinsverbots
tationsrichtung geworden, die ihm ein biologistisches Konzept der Unfruchtbarkeit des Geldes unterstellt: Danach sei der Zins verwerflich, weil sich Metallmünzen ihrer rein physischen Natur nach nicht vermehren können; von diesem empirisch feststellbaren Sein schließe Aristoteles nun auf ein Sollen252. Tatsächlich meint der Stagirite mit der „Natur“ des Geldes, der der Wucher widerstreitet, jedoch allein seine Funktion als Tauschmittel; der Zins löst das Geld vollständig aus einer Zweckbindung an den oikos und macht es stattdessen zum Selbstzweck. Aristoteles vertritt damit eine teleologische und gerade keine biologistische Konzeption der Sterilität des Geldes253. Gleichwohl gilt auch hier, daß die (sachgerecht rekonstruierte) ursprüngliche Intention eines Denkers und sein inhaltlicher Einfluß auf die Nachwelt auseinanderfallen und gerade mißverständliche Deutungen höchst wirkmächtig werden können. Dementsprechend läßt sich vermuten, daß gerade die Kombination der Gedanken einer „Unfruchtbarkeit“ des Geldes und der damit verknüpften „Naturwidrigkeit“ des Zinses einer Lektüre der aristotelischen Politik (womöglich aus zweiter Hand) geschuldet ist. b) Die Rolle der Syrer und Kappadokier in der Aristoteles-Rezeption Das derart umschriebene „aristotelische“ Gedankengut kann auf zwei Wegen in das Schrifttum der orientalischen Kirchen eingewandert sein. An erster Stelle steht naturgemäß die direkte Rezeption durch die syrische Übersetzung und anschließende Interpretation der Schriften des Stagiriten, die sich in ihrer Bedeutung keineswegs auf die bloße Funktion als Bindeglied zwischen der Antike und der islamischen Philosophie beschränkt254. Orte dieser 252 Die ironisch überzogene Schilderung des großen Philosophen, der nach einer eingehenden Untersuchung unzähliger Münzen ihre „Zeugungsunfähigkeit“ festgestellt habe, stammt von J. Bentham, Defence of Usury X (1787), in: W. Stark (Hrsg.), Jeremy Bentham’s Economic Writings, Bd. 1, London 1952, S. 121 (158). – Für die damit verbundene These, daß Aristoteles tatsächlich auf die (physische) Natur des Geldes abhebt, aber J. Soudek, Aristotle’s Theory of Exchange. An Inquiry into the Origin of Economic Analysis, in: Proceedings of the American Philosophical Society XCVI (1952), 45 (72); wohl auch E. Salin, Politische Ökonomie. Geschichte der wirtschaftspolitischen Ideen von Platon bis zur Gegenwart, 1967, S. 10; L. Baeck, Aristotle as mediterranean economist, in: Diogenes 138 (1987), 81 (88). – Eine Betonung der „ontologische[n] Dimension“ findet sich auch bei P. Koslowski, Haus und Geld. Zur aristotelischen Unterscheidung von Politik, Ökonomik und Chrematistik, in: Philosophisches Jahrbuch 86 (1979), 60 (73). 253 Zu den verschiedenen Konzepten einer Unfruchtbarkeit des Geldes im Rahmen der Wucherlehren siehe Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 125 ff. 254 Über die syrische Beschäftigung mit den Schriften des Aristoteles informieren E. Sachau (Hrsg.), Inedita syriaca. Eine Sammlung syrischer Übersetzungen von Schriften griechischer Profanliteratur, 1870, ND 1968, S. V ff., X ff.; A. Baumstark,
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auf einem hohen Niveau erfolgenden wissenschaftlichen Beschäftigung sind vornehmlich die nestorianisch geprägten Schulen von Edessa und später Nisibis255, aus deren Lehrkörpern eine lange Reihe von höheren Würdenträgern Aristoteles bei den Syrern vom 5. bis 8. Jahrhundert, Bd. 1, 1900, ND 1975, S. VII ff.; C. Sauter, Die peripatetische Philosophie bei den Syrern und Arabern, in: Archiv für die Geschichte der Philosophie XVII (1904), 516 (520 ff.); Brockelmann, Syrische Litteratur (Fn. 69), S. 43 f.; M. Horten, Die syrische und arabische Philosophie, in: B. Geyer (Hrsg.), Die patristische und scholastische Philosophie, 11. Aufl., 1928, S. 287 (287 ff., 293 ff.); G. Klinge, Die Bedeutung der syrischen Theologen als Vermittler der griechischen Philosophie an den Islam, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte LVIII (1939), 346 (355 ff.); K. Georr, Les Catégories d’Aristote dans leurs versions syro-arabes, Beirut 1948, S. 5 ff.; I. Düring, Von Aristoteles bis Leibniz (1954), in: P. Moraux (Hrsg.), Aristoteles in der neueren Forschung, 1968, S. 250 (274 ff.); A. S. Atiya, Kreuzfahrer und Kaufleute, 1964, S. 192 ff.; N. Zeegers-vander Vorst, Une gnomologie d’auteurs grecs en traduction syriaque, in: Symposium Syriacum 1976 (Orientalia Christiana analecta 205), Rom 1978, S. 163 ff.; S. Brock, From Antagonism to Assimilation: Syriac Attitudes to Greek Learning, in: N. G. Garsoïan/T. F. Mathews/R. W. Thomson (Hrsg.), East of Byzantium: Syria and Armenia in the Formative Period, Washington 1982, S. 17 (25 f.); ders., The Syriac Commentary Tradition, in: C. Burnett (Hrsg.), Glosses and Commentaries on Aristotelian Logical Texts, London 1993, S. 3 ff.; M. van Esbroeck, Les sentences morales des philosophes grecs dans le traditions orientales, in: M. Pavan/U. Cozzoli (Hrsg.), L’eredità classica nelle lingue orientali, Rom 1986, S. 11 (17); J. Habbı¯ , L’antica letteratura siriaca e la filosofia greca, ebd., S. 49 ff.; M. Aouad, Aristote de Stagire: La Rhétorique. Tradition syriaque et arabe, in: R. Goulet (Hrsg.), Dictionnaire des philosophes antiques, Bd. I, Paris 1989, S. 455 (456 f.); H. Hugonnard-Roche, L’Organon. Tradition syriaque et arabe, ebd., S. 502 (502 ff.); J. W. Watt, Introduction, in: ders. (Übers.), The Fifth Book of the Rhetoric of Antony of Tagrit, Löwen 1986, S. V ff.; ders., The Syriac Reception of Platonic and Aristotelian Rhetoric, in: Aram 5 (1993), 579 ff.; ders., Introduction, in: ders. (Hrsg.), Aristotelian Rhetoric in Syriac. Barhebraeus, Butyrum Sapientiae, Book of Rhetoric, Leiden/Boston 2005, S. 1 ff.; F. Cheneval/R. Imbach, Einleitung, in: dies. (Hrsg.), Thomas von Aquin, Prologe zu den Aristoteles-Kommentaren, 1993, S. XIII (XXIII ff.); F. E. Peters, The Greek and Syriac Background, in: S. H. Nasr/O. Leaman (Hrsg.), A History of Islamic Philosophy, London/New York 1996, ND 2001, S. 40 (47 ff.); H. Hugonnard-Roche, Note sur Sergius de RešCaina¯, traducteur du grec en syriaque et commentateur d’Aristote, in: G. Endress/R. Kruk (Hrsg.), The Ancient Tradition in Christian and Islamic Hellenism, Leiden 1997, S. 121 (126 ff.); U. Possekel, Evidence of Greek Philosophical Concepts in the Writings of Ephrem the Syrian, Löwen 1999, S. 13 ff.; C. D’Ancona Costa, Commenting on Aristotle: From Late Antiquity to the Arab Aristotelianism, in: W. Geerlings/C. Schulze (Hrsg.), Der Kommentar in Antike und Mittelalter, [Bd. 1], Leiden/ Boston/Köln 2002, S. 201 (229 f.); P. Bruns, Aristoteles-Rezeption und Entstehung einer syrischen Scholastik, in: ders. (Hrsg.), Von Athen nach Bagdad, 2003, S. 29 ff.; N. P. Joosse, Introduction, in: ders. (Hrsg.), A Syriac Encyclopaedia of Aristotelian Philosophy, Leiden/Boston 2004, S. 1 ff.; Féghali, Traductions (Fn. 111), S. 527 ff.; H. Hugonnard-Roche, Textes Philosophiques et Scientifiques, in: Centre d’Études et de Recherches Orientales, Nos Sources (Fn. 111), S. 475 (478 ff., 500 ff.). – Speziell zur syrischen Übersetzungstechnik P. J. Williams, Early Syriac Translation Technique and the Textual Criticism of the Greek Gospels, Piscataway 2004.
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II. Bausteine des orientalischen Zinsverbots
hervorgeht, deren Namen mit Wucherkanones verknüpft sind256. Aber auch in den Klöstern der Jakobiten findet die aristotelische Gelehrsamkeit eine Heimstatt, wie prominent Jakob v. Edessa belegt257. Zwar ist eine vollständige syrische Übersetzung der für die Zinslehre einschlägigen aristotelischen Politik bislang nicht bekannt258, doch schließt dies weder ein Kursieren der griechischen Fassung noch eine Rezeption einzelner Gedanken aus. Nicht in Betracht kommt hier allerdings die philosophische Enzyklopädie Butyrum sapientiae/Hêwat hekmta¯ des jakobitischen Hierarchen und Kanonisten Gregor Abu¯ al-Faraj Bar CEbra¯ya¯ (Bar CEbroyo; 13. Jh., im Westen wie im folgenden meist Barhebraeus genannt259). Zwar umfaßt das weitgespannte 255 Sauter, Philosophie (Fn. 254), S. 520 f.; Düring, Von Aristoteles (Fn. 254), S. 274 f.; Peters, Background (Fn. 254), S. 49 f.; Brock, Antagonism (Fn. 254), S. 24; Habbı¯ , Letteratura siriaca (Fn. 254), S. 53; skeptisch allerdings Brock, Antagonism (Fn. 254), S. 21 f., der einen Unterricht in aristotelischer Philosophie erst für die Zeit nach dem Wechsel nach Nisibis (489 n. Chr.) annimmt. – Zu beiden Schulen und der zeitlichen Abfolge ihrer Blütezeit A. Vööbus, Prolegomena, in: ders., Statutes (Fn. 46), S. 13 (13 ff.); detailliert jetzt A. H. Becker, The School of Nisibis and the Development of „Scholastic“ Culture in Late Antique Mesopotamia, Diss. phil. Princeton 2004, S. 212 ff. u. passim. Vgl. auch J. S. Assemanus, Bibliotheca Orientalis Clementino-Vaticana, Bd. III/2, Rom 1728, S. CMXXIV ff.; J. B. Segal, Edessa. ‚The Blessed City‘, Oxford 1970, S. 149 ff., 165 ff. sowie H. J. W. Drijvers, Edessa und das jüdische Christentum, in: Vigiliae Christianae 24 (1970), 4 ff. 256 Das gilt etwa für Ma ¯ r Aba¯ (557): Peters, Background (Fn. 254), S. 50 f. [zu seinem Zinskanon unten III.1.b) bei Fn. 338] oder I¯šo¯Cja¯hb: Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 324 (siehe zu ihm unten Fn. 343, 365); als weiterer hoher Würdenträger, der allerdings keine Wucherkanones verfaßt hat, kommt Ma¯r Henana in Betracht: Peters, ebd., S. 50. – Weitere als Aristoteliker ausgewiesene syrische Hierarchen bei Klinge, Bedeutung (Fn. 254), S. 358 sowie Brock, Syriac Commentary Tradition (Fn. 254), S. 5 u. 10 (Dionysios bar Salı¯ bı¯ ; vgl. unten Fn. 501 ff.), 9 (I¯šo¯Cbo¯kt, vgl. unten Fn. 397). – Zusammenfassend jetzt P. Bruns, Die sog. „Perserschule“ von Edessa und ihr Einfluß auf die Synoden im Zweistromland, in: Annuarium Historiae Conciliorum 35 (2003) 290 ff. 257 Sauter, Philosophie (Fn. 254), S. 524; Klinge, Bedeutung (Fn. 254), S. 359; Düring, Von Aristoteles (Fn. 254), S. 276; Habbı¯ , Letteratura siriaca (Fn. 254), S. 54 f. – Zu ihm und seinen Schriften klassisch J. S. Assemanus, Bibliotheca Orientalis Clementino-Vaticana, Bd. I: De Scriptoribus Syris Orthodoxis, Rom 1719, S. 468 ff. (zu aristotelischen Arbeiten insb. S. 493 f.); vgl. noch Brockelmann, Syrische Litteratur (Fn. 69), S. 47 f.; Segal, Edessa (Fn. 255), S. 211 f.; S. P. Brock, A Brief Outline of Syriac Literature, Kottayam 1997, S. 57 ff. sowie A. T. Khoury, Art. Jakob von Edessa, in: Kaufhold, Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 210. 258 L. Minio-Paluello, Die aristotelische Tradition in der Geistesgeschichte (1958), in: Moraux, Aristoteles (Fn. 254), S. 314 (327); keine Hinweise auf eine unmittelbare Rezeption auch bei M. Maróth, Der politische Wortschatz altgriechischer Herkunft im Syrischen, in: E. C. Welskopf (Hrsg.), Das Fortleben altgriechischer sozialer Typenbegriffe in den Sprachen der Welt, 2. Teil, 1982, S. 485 ff.; eine deutliche Fixierung der Syrer auf die logischen Werke des Stagiriten betont Brock, Syriac Commentary Tradition (Fn. 254), S. 3.
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und erklärtermaßen einer Gesamtdarstellung der aristotelischen Philosophie verschriebene Werk260 auch drei Abschnitte zur praktischen peripatetischen Philosophie, doch greift der Maphrian weder in der „Ethik“, der „Politik“ noch in der „Ökonomie“ die Frage des Zinsnehmens auf261. Neben dieser – zumindest plausiblen – direkten Bekanntschaft mit der Wucherlehre des Stagiriten ist noch auf die Möglichkeit einer indirekten Aufnahme ihrer zentralen Bestandteile über die Schriften der griechischen Kirchenväter hinzuweisen. Zwar fällt die antike christliche Rezeption der peripatetischen Philosophie vergleichsweise verhalten aus262, doch scheinen gerade Versatzstücke der Moralphilosophie des Aristoteles Eingang in die sozialethischen Schriften einiger Kirchenväter gefunden und auf diese Weise die Zeit bis zu seiner westlichen „Wiederentdeckung“ im Hochmittelalter überdauert zu haben263. Derartige Ausschnitte finden sich nament259 Erste Information zur Person des Maphrian bei M. Zonta, Fonti greche e orientali dell’Economia di Bar-Hebraeus nell’opera „La crema della scienza“, in: Supplemento n. 70 agli ANNALI 52 (1992), fasc. 1, Neapel 1992, S. 2 ff.; R. Lavenant/V. Poggi, Art. Barhebraeus, in: Farrugia, Dizionario (Fn. 24), S. 99; H. Takahashi, Aristotelian Meteorology in Syriac. Barhebraeus, Butyrum Sapientiae, Books of Mineralogy and Meteorology, Leiden/Boston 2004, S. 3 f. sowie H. Kaufhold, Art. Barhebraeus, in: ders., Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 94 f.; vgl. auch die ältere Darstellung von H. F. Janssens, L’Entretien de la Sagesse. Introduction aux Œuvres Philosophiques de Bar Hebraeus, Lüttich/Paris 1937, S. 1 ff. 260 Näher zum Butyrum Sapientiae und seiner Konzeption Zonta, Fonti (Fn. 259), S. 3 ff.; Takahashi, Meteorology (Fn. 259), S. 4 ff.; Joosse, Introduction (Fn. 254), S. 3 ff. 261 Edition der Ökonomie (mit italienischer Übersetzung) durch Zonta, Fonti (Fn. 259), S. 49 ff.; Edition aller drei Texte (mit englischer Übersetzung) durch Joosse, Encyclopaedia (Fn. 254), S. 16 ff. (Ethik), 96 ff. (Politik), 132 ff. (Ökonomie). – Beeinflußt ist der Text zur praktischen Philosophie ohnehin weniger von originär aristotelischen Schriften als vom Vorbild des persischen Gelehrten Nas¯ı r ˙ ad-Dı¯ n al-Tu¯sı¯ und seiner „Nasiräischen Ethik“ (Edition: G. M. Wickens [Übers.], ˙ The Nasirean Ethics by Nas¯ı r ad-Dı¯ n Tu¯sı¯ , London 1964): siehe nochmals Zonta, Fonti, ebd., S. 9, 11 ff., 117;˙ Takahashi,˙ Meteorology (Fn. 259), S. xiii, 4, 12 sowie Joosse, Introduction, ebd., S. 2, 3 ff., 11. 262 Siehe dazu R. McKeon, Aristotelianism in Western Christianity, in: J. T. McNeill/M. Spinka/H. R. Willoughby (Hrsg.), Environmental Factors in Christian History (1939), ND Port Washington 1970, S. 206 (208 ff.); Düring, Von Aristoteles (Fn. 254), S. 267 ff.; L. J. Elders, The Greek Christian Authors and Aristotle, in: L. P. Schenck (Hrsg.), Aristotle in Late Antiquity, Washington 1994, S. 111 ff.; Cheneval/Imbach, Einleitung (Fn. 254), S. XX f.; instruktive Detailstudie zur Rezeption aristotelischer, platonischer, stoischer sowie weiterer Elemente hellenistischer Philosophie durch Ephrem den Syrer von Possekel, Evidence (Fn. 254), S. 79 ff. (Zusammenfassung S. 230 ff.; wohlgemerkt ohne Bezug zur Zinslehre). 263 Früher Hinweis darauf bei E. Schreiber, Die volkswirtschaftlichen Anschauungen der Scholastik seit Thomas v. Aquin, 1913, S. 92; wie er auch Langholm, Analysis of Usury (Fn. 248), S. 54; vgl. noch Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 168.
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lich in den Predigten des hl. Basileios v. Kaisareia († 379 n. Chr.) sowie des hl. Gregor v. Nyssa († 394 n. Chr.). Beide Brüder greifen das Moment der „Widernatürlichkeit“ der Vermehrung des an sich unfruchtbaren Geldes auf, zunächst der ältere264: „Während Erz, Gold und die übrigen Metalle wider die Natur gebären, wird der von Natur fruchtbare Mutterschoß der Erde steril.“
Sein jüngerer Bruder spielt in seiner Predigt gegen die Wucherer (379 n. Chr.) ebenfalls mit dem Bild der Unfruchtbarkeit und Naturwidrigkeit265: 264 Basileios v. Kaisareia, Predigt, gehalten zur Zeit einer Hungersnot und Dürre, zitiert nach A. Stegmann (Übers.), Des Heiligen Kirchenlehrers Basilius des Grossen Bischofs von Cäsarea ausgewählte Homilien und Predigten, 1925, S. 257 (264); griechisch-lateinische Fassung in: Basileios v. Kaisareia, Homilia dicta tempore famis et siccitatis, in: J.-P. Migne (Hrsg.), Patrologiae Cursus Completus. Series Graeco-Latina, Bd. 31, Paris 1857, Sp. 303 (314): „Etenim cum aes et aurum, et ea quae sterilia sunt, gignunt praeter naturam [parÜ ðŸsin], terra tamen quae naturaliter parit et fecundum est sterilitatis redditur.“ – Vgl. noch die ähnlich gelagerte Einlassung in seiner Auslegung von Ps 15, 5: ders., Wider die Wucherer (PS. 14, 5), in: Homilien und Predigten, ebd., S. 360 (366 f.); griechisch-lateinische Fassung in: Basileios v. Kaisareia, Homilia in partem psalmi decimi quarti, et contra fœneratores, ebd., Bd. 29, Paris 1857, Sp. 263 (274 f.). – Diese möglicherweise aristotelisch inspirierten Passagen besprechen O. Schilling, Reichtum und Eigentum in der altkirchlichen Literatur, 1908, S. 91 f.; F. Marconcini, La illegittimità del prestito di moneta a interesse in due omelie del secolo IV, in: Raccolta di scritti in memoria di G. Toniolo nel decennio della sua morte, Mailand 1929, S. 287 (289 ff.); Giet, Saint Basile (Fn. 173), S. 102; Maloney, Teachings (Fn. 165), S. 248; Bogaert, Geld (Fn. 165), Sp. 882 f.; González, Faith (Fn. 165), S. 175 f.; Congourdeau, Sitten (Fn. 39), S. 502; Karayiannis, Redistribution (Fn. 165), S. 49; ders./S. Drakopoulou Dodd, The Greek Christian Fathers, in: S. Todd Lowry/B. Gordon (Hrsg.), Ancient and Medieval Economic Ideas and Concepts of Social Justice, Leiden u. a. 1998, S. 163 (182). – Allgemein zur Rezeption der aristotelischen Philosophie durch Basileios Elders, Greek Christian Authors (Fn. 262), S. 133 ff.; G. Kapriev, Gibt es eine byzantinische Philosophie?, in: Ostkirchliche Studien 51 (2002), 3 (7, 9 ff.). 265 Gregor v. Nyssa, Contra usurarios, in: G. Heil u. a. (Hrsg.), Gregorii Nysseni Opera, Bd. IX: Sermones, Pars I, Leiden 1967, S. 195 (200 Z. 13–30); deutsche Übersetzung nach J. Fisch (Übers.), Ausgewählte Schriften des heiligen Gregorius, Bischof von Nyssa, nach dem Urtexte übersetzt, Bd. 2, Kempten 1880, S. 229 (235 f.). – Vgl. dazu wie zu der weiteren einschlägigen Passage (In Ecclesiasten. Homilia IV, in: J.-P. Migne [Hrsg.], Patrologiae Cursus Completus, Series GraecoLatina, Bd. 44, Paris 1858, Sp. 663 [671: „ut per mutuam ex se inter se generationem augerentur et multiplicarentur quæ gignunt ut animantia“]) Schilling, Reichtum (Fn. 264), S. 108 f.; Marconcini, Illegittimità (Fn. 264), S. 294 ff.; Preissner, Darlehen (Fn. 43), S. 72; Maloney, Teachings (Fn. 165), S. 249 ff.; R. Bogaert, Changeurs et banquiers chez les pères de l’église, in: Ancient Society 4 (1973), 239 (256 f.); Karayiannis, Redistribution (Fn. 165), S. 49; Karayiannis/Drakopoulou Dodd, Christian Fathers (Fn. 264), S. 182; Laiou, Economic Practice (Fn. 10), S. 441; Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 127, 462 m. w. N. – Zur Person und zum Werk knapp Bardenhewer, Geschichte 3 (Fn. 165), S. 188 ff.; Altaner/Stuiber, Pa-
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„Bei einem Armen sucht du Zinsen und Mehrung des Reichthums, und machst es ungefähr so, wie wenn Einer von einem Lande, das von der heissesten Dürre ausgetrocknet ist, einen großen Haufen Getreide gewinnen wollte, oder eine Menge Trauben von einem Weinstock nach einem Hagelwetter, oder die Geburt von Kindern aus einem unfruchtbaren Leibe, oder nährende Milch von Frauen, die nicht geboren haben. Niemand unternimmt etwas Naturwidrigeres [parÜ ðŸsin] und Unmögliches, denn ausserdem, daß er Nichts zuwege bringt, erntet er auch noch Spott. Der allmächtige Gott allein ist es, der aus verzweiflungsvollen Lagen Auswege findet und das Unverhoffte und Unerwartete ausführt, indem er jetzt aus einem Felsen eine Quelle fließen, dann wieder am Himmel ein ungewöhnliches ausserordentliches Brod regnen läßt, ferner das bittere Mara durch die Berührung des Holzes süß macht, den Leib der unfruchtbaren Elisabeth fruchtbar macht, der Anna den Samuel schenkt und der Maria den Erstgeborenen in der Jungfrauschaft. Diese Thaten kann nur die allmächtige Hand verrichten. Du nun suche keine Frucht von Erz und Gold, Stoffen, die nicht gebären, und zwinge nicht die Armuth, zu thun, was den Reichen zukommt.“
Freilich beschränkt sich die Parallele zum Stagiriten in beiden Fällen auf den Topos der Unfruchtbarkeit und den daran geknüpften Vorwurf der Naturwidrigkeit des Zinses266, bei Gregor noch ergänzt um den der Überhebung gegenüber dem Schöpfer, der allein zu solchen Akten der Vermehrung in der Lage sei267. Inhaltlich bleiben die Brüder hinter Aristoteles insofern zurück, als sie – zumindest ausweislich der hier vorgelegten Passagen – klar den Vertretern eines biologistischen Sterilitätskonzepts zuzuordnen sind: Zins ist naturwidrig, weil das Münzmetall sich als solches nicht vermehrt. In dieser offensichtlich nach dem Effekt der Predigt heischenden und deshalb zwangsläufig holzschnittartigen Optik spielt die für Aristoteles zentrale Funktion des Geldes als Tauschmittel hingegen keinerlei Rolle mehr. Sofern sich also in den Schriften der Kappadokier tatsächlich Spuren der peripatetischen Zinslehre finden, sind sie nur noch schemenhaft erkennbar: Der Stagirit hat hier bestenfalls als Stichwortgeber fungiert268.
trologie (Fn. 167), S. 303 ff.; zur Rezeption aristotelischer Philosophie durch Gregor allgemein Elders, Greek Christian Authors (Fn. 262), S. 135 f. 266 Siehe hierzu etwa Schilling, Reichtum (Fn. 264), S. 108: „ganz der aristotelische Gedanke“; zugleich sieht er Gregor seinem älteren Bruder verpflichtet: ebd. Differenzierend Marconcini, Illegittimità (Fn. 264), S. 305 f.: er sieht bei Basileios keine Spur aristotelischen Gedankenguts, wohl aber bei Gregor. 267 Insofern zu weitgehend Maloney, Teachings (Fn. 165), S. 249 f., der etwa Gregor v. Nyssa hier mit Aristoteles und Thomas v. Aquin auf einer Linie wähnt. 268 Im Ergebnis offen auch Maloney, Teachings (Fn. 165), S. 248, 249 f., 264 sowie insb. S. 255 f.: „The latter reference makes it certain that Aristotle has influenced both Basil and Ambrose in this context, but it is impossible to say how well acquainted either was with Aristotle’s or Plato’s specific teaching on usury.“
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Stark verdünnt begegnet der Rekurs auf den aristotelischen Gedanken der „Unnatürlichkeit“ des Zinses schließlich noch beim dritten großen Kappadokier Gregor v. Nazianz († 390 n. Chr.)269: „Another man has poisoned the earth through interest and usury, by collecting income from what he did not sow and reaping what he did not plant, cultivating and exploiting not the land but the difficult position of those in need.“
Hier verändert sich bereits die Stoßrichtung des Arguments: Im Kern geht es um den Vorwurf der Ausbeutung der Zwangslage der Armen; daß sich Geld als solches nicht vermehrt, steht nur noch unausgesprochen im Hintergrund. Für eine mögliche Vermittlung der ursprünglichen aristotelischen Zinslehre ist das Werk des Bischofs von Konstantinopel mithin das schwächste Glied. Zu prüfen bleibt abschließend, ob sich diese kappadokische Rezeption aristotelischer Positionen nicht ihrerseits lediglich der Vermittlung durch die Schriften Plutarchs (ca. 45–120 n. Chr.) verdankt, wie es (für Basileios) früh Dirking angenommen hat270. Tatsächlich taucht der Gedanke, daß der Wucherer Geld aus dem Nichts schafft, im fünften Abschnitt der dem griechischen Autor zugerechneten Schrift „Wie man das Leihen vermeidet“ auf271: 269 Gregor v. Nazianz, Oratio XVI: In patrem tacentem propter plaqam grandinis, 18 (J.-P. Migne [Hrsg.], Patrologiae Cursus Completus. Series Graeco-Latina, Bd. 35, Paris 1857, Sp. 933 [957]); hier zitiert nach der Übersetzung von Karayiannis, Redistribution (Fn. 165), S. 49. – Zu Leben und Werk knapp Bardenhewer, Geschichte 3 (Fn. 165), S. 165 ff. (zur Authentizität der Rede S. 174); Altaner/Stuiber, Patrologie (Fn. 167), S. 298 ff.; zur Rezeption seiner Reden W. Lüdtke, Zur Überlieferung der Reden Gregors von Nazianz, in: Oriens Christianus N. S. 3 (1913), 263 ff. – Speziell zu seiner Wucherlehre und ihrer Beeinflussung durch aristotelische Lehren Schilling, Reichtum (Fn. 264), S. 101 m. Fn. 7; Maloney, Teachings (Fn. 165), S. 251; auf die Parallele zu Aristoteles hatte bereits Seipel, Kirchenväter (Fn. 79), S. 167 m. Fn. 109 hingewiesen, ohne ihr allerdings näher nachzugehen; ähnlich T. Sommerlad, Das Wirtschaftsprogramm der Kirche des Mittelalters, 1903, S. 136 f. 270 A. Dirking, S. Basilii Magni de divitiis et paupertate sententiae quam habent rationem cum veterum philosophorum doctrina, 1911, S. 7; eingehend zu dieser Frage M. Giacchero, L’influsso di Plutarco sulla condanna basiliana del prestito ad interesse, in: Tetraonyma. Miscellanea Greco-Romana in omaggio a L. De Regibus, Genua 1966, S. 157 (165 ff.) sowie Lozza, Plutarco (Fn. 165), S. 149 u. ö. 271 Plutarchos, PERI TOU MH DANEIZESQAI 5, in: H. N. Fowler (Übers.), Plutarch, Moralia, Bd. X, Cambridge (Mass.)/London 2002, S. 316 (325). – Zu Person und Werk C. B. R. Pelling/M. Baltes, Art. Plutarchos [2] I–III, in: H. Cancik/H. Schneider (Hrsg.), Der Neue Pauly, Bd. 9, 2000, Sp. 1159 ff.; zu seiner Wucherlehre näher Giacchero, Plutarco (Fn. 270), S. 164 f., 167 ff.; D. A. Russell, Remarks on Plutarch’s De vitando aere alieno, in: Journal of Hellenic Studies XCIII (1973), 163 ff. sowie Lozza, Plutarco (Fn. 165), S. 139 ff.
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„And then they make a laughing-stock forsooth of the scientists, who say that nothing arises out of nothing; for with these men interest arises out of that which has as yet no being or existence. And they think it is a disgrace to be a tax-collector, which the law allows; for they themselves lend money contrary to law, collecting taxes from their debtors, or rather, if the truth be told, cheating them in the act of lending; for he who receives less than the face value of his note is cheated.“
Bei genauerem Hinsehen fällt freilich auf, daß zwei für Aristoteles wie die Kappadokier zentrale Momente fehlen: Plutarch stellt weder auf die „Unfruchtbarkeit“ des Geldes noch auf die Widernatürlichkeit des Zinses ab, und fällt damit als Bindeglied für die Vermittlung dieser genuin aristotelischen Gedanken an die drei Heiligen aus272. Die Schriften der großen Kappadokier werden im nahen syrischen Raum wie selbstverständlich rezipiert und zu weiten Teilen auch übersetzt273; das gilt für Basileios274 ebenso wie für Gregor v. Nyssa275 und Gregor v. Nazianz276. Insbesondere die beiden erstgenannten kommen daher als mögliche Vermittler für die (wohlgemerkt stark verzeichnete und bis zur Unkenntlichkeit verdünnte) aristotelische Begründung des Zinsverbots an die Kanonisten der orientalischen Nationalkirchen in Betracht277.
272 Ohne jeden Hinweis auf aristotelische Beeinflussung auch die Besprechung der einschlägigen Passage durch Russell, Remarks (Fn. 271), S. 166 f.; bloßer Hinweis auf eine Parallele auch bei Marconcini, Illegittimità (Fn. 264), S. 306. 273 S. P. Brock, Art. Syrien, VI.1 Christliche Literatur: Syrische Christliche Literatur, in: Betz u. a., RGG4, Bd. 7 (Fn. 18), Sp. 2002 (2005). 274 Zur Rezeption seiner Werke im syrischen Raum siehe Baumstark, Geschichte (Fn. 26), S. 78 f.; Lüdtke, Überlieferung (Fn. 269), S. 264 ff.; Brock, Antagonism (Fn. 254), S. 18; Geerard, Clavis Patrum 2 (Fn. 132), Nr. 2836, 2900; P. J. Fedwick, The Translations of the Works of Basil Before 1400, in: ders. (Hrsg.), Basil of Caesarea: Christian, Humanist, Ascetic, Bd. 2, Toronto 1981, S. 439 (444 ff.); für den gesamten arabischen Bereich siehe Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 319 ff. 275 Zu seiner syrischen Rezeption siehe Baumstark, Geschichte (Fn. 26), S. 79 f.; vgl. ferner Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 332 ff. 276 Siehe nochmals Baumstark, Geschichte (Fn. 26), S. 77 f.; Brock, Antagonism (Fn. 254), S. 18 sowie Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 330 ff. – Im Detail A. de Halleux, La version syriaque des Discours de Grégoire de Nazianze, in: J. Mossay (Hrsg.), II. Symposium Nazianzenum, 1983, S. 75 ff.; vgl. noch J. Grand’Henry/L. Tuerlinckx, La version arabe des Discours de Grégoire de Nazianze, in: B. Coulie (Hrsg.), Studia Nazianzenica I, Turnhout/Löwen 2000, S. 201 (205 ff.). 277 Zur Rezeption in Georgien nur die Hinweise bei G. Tevzadze, Ideologie und Kommentar im mittelalterlichen Georgien (10.–12. Jahrhundert), in: W. Geerlings/ C. Schulze (Hrsg.), Der Kommentar in Antike und Mittelalter, Bd. 2. Neue Beiträge zu seiner Erforschung, Leiden/Boston 2004, S. 163 (166 f.), der für das 10. Jahrhundert eine regelrechte „kappadokische Renaissance“ annimmt (S. 167).
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6. Ältere Traditionslinien Zuletzt sei der Frage nachgegangen, ob neben den untersuchten Rechtsordnungen und philosophischen Systemen auch noch autochthone orientalische Rechtstraditionen die Zinslehre der nichtchalkedonensischen Christen beeinflußt haben könnten. Zu denken wäre sowohl an fortbestehende Zinsregeln gewohnheitsrechtlicher Natur278 als auch an die Rezeption solcher Zinsbestimmungen, die von Herrschern der Vorgängerimperien des römischen bzw. islamischen Reiches herrühren. a) Sasanidisches Recht Als solcher möglicher Einflußfaktor ist für die besonders weit nach Osten ausgreifende nestorianische Kirche früh das persische Recht insbesondere der sasanidischen Epoche genannt worden279. Soweit aus den überlieferten Quellen nach dem heutigen Stand überhaupt zu rekonstruieren280, äußert es sich allerdings zur Frage des Zinsnehmens vergleichsweise wenig prägnant. Einzelne Regelungen scheinen von der Erlaubtheit des Zinses auszugehen, ohne daß sie die These tragen, eine „zinsfreundliche“ Haltung der ostsyrischen Kirche sei auf persischen Einfluß zurückzuführen281. Dafür spricht nicht zuletzt die Polemik gegen ein „Übermaß an Zinsen“ in der zoroastrischen Weisheitsliteratur282: 278
Für Armenien Karst, Grundriß 1 (Fn. 11), S. 332. So namentlich Taubenschlag, Rezension Sachau (Fn. 14), S. 505 ff. sowie zuletzt M. Macuch, Rechtskasuistik und Gerichtspraxis zu Beginn des siebenten Jahrhunderts in Iran. Die Rechtssammlung des Farrohmard i Wahra¯ma¯n, 1993, S. 1 (6), die „zahlreiche bemerkenswerte Parallelen zum zoroastrischen Recht“ ausmacht; eingehender dies., Ein mittelpersischer terminus technicus im syrischen Rechtskodex des I¯šo¯Cbo¯ht und im sasanidischen Rechtsbuch, in: dies./C. Müller-Kessler/B. G. Fragner (Hrsg.), Studia semitica necnon iranica, 1989, S. 149 (149 ff.); eher skeptisch hingegen Kaufhold, Einleitung (Fn. 12), S. 30 m. Fn. 1. 280 Einen klassischen Überblick zum vorislamischen Recht in Persien verschafft S. T. Nasr, Essai sur l’Histoire de Droit Persan dès l’origine à l’invasion arabe, Paris 1933; vgl. ferner C. Bartholomae, Zum sasanidischen Recht I–II, 1918; R. J. J. Modi, The Evolution of Iranian Law, in: Prof. Jackson Memorial Volume, Bombay 1954, S. 199 ff. 281 Aus Nasrs Schilderung des persischen Zinsrechts (Essai [Fn. 280], S. 338 f.) ergibt sich nur, daß das Zinsnehmen nach persischer Anschauung grundsätzlich zulässig ist; auch in der Rechtssammlung des Farrohmard i Wahra¯ma¯n (7. Jh. n. Chr.) wird der Zins (waht) lediglich erwähnt und damit vorausgesetzt, nicht aber näher problematisiert (MHD 35.7; 89.10; Macuch, Rechtskasuistik [Fn. 279], S. 257, 573; dazu dies., ebd., S. 264 f.; vgl. auch die Edition von N. Garsoïan/A. Perikhanian [Übers.], Farraxvmart ¯ı Vahra¯ma¯n, The Book of a Thousand Judgements, Costa Mesa/New York 1997, S. 209). 279
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„Und auch dieses ist so: Man soll keinen Zinswucher (‚Übermaß der Zinsen‘) treiben, denn die Menschen haben wenig Vertrauen in denjenigen, (und derjenige) selbst, der Zinswucher treibt, findet, wenn er den Zusammenschluß sucht, kaum einen Freund.“
b) Mesopotamisches Recht Deutlicher faßbar ist die Abhängigkeit des in einzelnen Zinsbestimmungen der ostsyrischen Kirche vorkommenden Zinssatzes von 20% von der mesopotamischen Tradition283, für die seit wenigstens 2000 v. Chr. ein hoheitliches Zinsmaximum von 20% p.a. charakteristisch ist284. Dieses beruht wie die ‘ekatosté nicht auf ökonomischen Gesetzmäßigkeiten oder wirtschafts- bzw. sozialpolitischen Überlegungen, sondern ist dem sumerischbabylonischen Sexagesimalsystem geschuldet: pro Monat wird ein Šekel als kleinere Einheit der Mine (= 60 Šekel) zum Kapital hinzugerechnet285. Zwar sind in der Urkundenpraxis vereinzelt auch höhere Zinssätze zu verzeichnen286, doch bleibt die hoheitliche 20%-Regel von der sumerischen287
282 Denkard VI, zitiert nach Macuch, Rechtskasuistik (Fn. 279), S. 265; vgl. aber S. Shaked (Übers.), The Wisdom of the Sasanian Sages (De¯nkard VI), Boulder 1979, Nr. C 11 (S. 150 f.), der die Passage noch allgemeiner als Mahnung gegen „haughtiness“ deutet und in ihrem Sinn als fraglich ausweist. – Vgl. zur Deutung der Stelle noch Macuch, ebd., S. 275; allgemein zum De¯nkard und seinem Stellenwert S. Shaked, Introduction, ebd., S. xv ff. 283 Für einen solchen Einfluß Taubenschlag, Rezension Sachau (Fn. 14), S. 510 ff.; vgl. näher unten Fn. 397 f. 284 Näher W. F. Leemans, The rate of interest in Old Babylonian times, in: Revue International des Droits de l’Antiquite 5 (1950), 7 (8 ff.); R. P. Maloney, Usury and Restrictions on Interest-Taking in the Ancient Near East, in: Catholical Biblical Quarterly 36 (1974), 1 (2 ff.); M. Hudson, Reconstructing the Origins of InterestBearing Debt and the Logic of Clean Slates, in: M. Hudson/M. Van De Mieroop (Hrsg.), Debt and Economic Renewal in the Ancient Near East, Bethesda 2002, S. 7 (9, 23 f.); M. Van De Mieroop, A History of Near Eastern Debt?, ebd., S. 59 (84); Gertz, Zins (Fn. 222), S. 672 f.; siehe auch die folgenden Fußnoten. 285 Hudson, Origins (Fn. 284), S. 23 f., 43; Van De Mieroop, History (Fn. 284), S. 84 f.; vgl. oben bei Fn. 41. 286 Van De Mieroop, History (Fn. 284), S. 85 f.; umfangreiche Dokumentation bei S. Ponchia, Neo-Assyrian corn-loans: preliminary notes, in: State Archives of Assyria. Bulletin 4 (1990), 39 (40 ff.). – Für faktisch höhere Zinssätze auch M. Van De Mieroop, Old Babylonian Interest Rates: Were they Annual?, in: K. van Lerberghe/A. Schoors (Hrsg.), Immigration and Emigration within the Ancient Near East. Festschrift E. Lipin´ski, Löwen 1995, S. 357 (358 ff.), der davon ausgeht, daß die gesetzlichen Zinssätze nicht notwendig als Jahreszins konzipiert waren, sondern auch für kurzfristige Darlehen zu zahlen waren. 287 H. Neumann, Recht im antiken Mesopotamien, in: Manthe, Rechtskulturen (Fn. 214), S. 55 (81).
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über die babylonische Epoche288 bis hin in die assyrische289, neubabylonische290 und achämenidische Zeit291 bemerkenswert stabil292. Wohl bekannteste und wahrscheinlich auch wirkmächtigste einschlägige mesopotamische Quelle ist der Codex Hammurapis (ca. 1750 v. Chr.), der einen gesetzlichen Zinssatz von 20%, für Getreidedarlehen sogar 33 1/3 % vorsieht293: „[§ L] If a merchant has given corn on loan, he may take 100 SILA of corn a interest on 1 GUR; if he has taken silver on loan, he may take 1/6 shekel 6 grains of interest on 1 shekel of silver.“
288 D. O. Edzard (Hrsg.), Altbabylonische Rechts- und Wirtschaftsurkunden aus Tell ed – De¯r im Iraq Museum, Baghdad, 1970, S. 30; vgl. dazu noch P. Koschaker, Beiträge zum altbabylonischen Recht, in: Zeitschrift für Assyriologie und verwandte Gebiete 35/N. F. 1 (1924), 192 ff. sowie J. Krecher, Das Rechtsleben und die Auffassung vom Recht in Babylonien, in: Fikentscher, Entstehung (Fn. 47), S. 325 ff. – Gegen jeden Einfluß des babylonischen Rechts auf das syrisch-römische Rechtsbuch hingegen C. A. Nallino, Apokeryxis e diseredazione nel „Libro siro-romano di diritto“, in: Rendiconti della R. Accademia Nazionale dei Lincei, Classe di scienze morali, storiche e filologiche, Serie 6, Bd. 1, Rom 1925, S. 709 (717 ff.). 289 Lt. Manigk, Bedeutung (Fn. 14), S. 400, ist hier ein Satz von 25% als „allgemeine[r] Zinsfuß“ anerkannt. 290 Eine neubabylonische Verpflichtungsurkunde mit einem Zinssatz von 20% etwa bei P. Koschaker, Babylonisch-assyrisches Bürgschaftsrecht, 1911, S. 35 f. m. Fn. 21; vgl. dens., ebd., S. 40, 47 Fn. 14. – Zum babylonischen Darlehensrecht siehe noch B. Landsberger, Solidarhaftung von Schuldnern in den babyl.-assyrischen Urkunden, in: Zeitschrift für Assyriologie und verwandte Gebiete 35/N. F. 1 (1924), 22 (32 f.). 291 Lt. C. Wunsch, Debt, Interest, Pledge and Forfeiture in the Neo-Babylonian and Early Achaemenid Period: The Evidence from Private Archives, in: Hudson/ Van De Mieroop, Debt (Fn. 284), S. 221 (234) läßt sich noch in der neubabylonischen und achämenidischen Periode in der großen Mehrzahl aller Vertragsurkunden der Satz von 20% nachweisen. 292 Unterstrichen von Hudson, Mathematical economics (Fn. 41), S. 346: „they remained remarkably stable over many centuries (indeed, millennia in Babylonia)“; wie er zuvor Maloney, Ancient Near East (Fn. 284), S. 3, 20. 293 Text in: G. R. Driver/J. C. Miles (Hrsg.), The Babylonian Laws, Bd. 2, Oxford 1955, S. 39; vgl. zur enthaltenen Zinsregel wie zum – umstrittenen – Rechtscharakter des Textes dies., The Babylonian Laws, Bd. 1, 2. Aufl. Oxford 1968, S. 173 ff.; Maloney, Ancient Near East (Fn. 284), S. 4 ff.; H.-J. Renger, Noch einmal: Was war der ‚Kodex‘ Hammurapi – ein erlassenes Gesetz oder ein Rechtsbuch?, in: H.-J. Gehrke (Hrsg.), Rechtskodifizierung und soziale Normen im interkulturellen Vergleich, 1994, S. 27 ff. (beide m. w. N.); J. Renger, Art. Zins I. Alter Orient und Ägypten, in: Cancik/Schneider, Der Neue Pauly 12/2 (Fn. 38), Sp. 812 (812); Gertz, Zins (Fn. 222), S. 672; Neumann, Mesopotamien (Fn. 287), S. 96.
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c) Ägyptisches Recht Erwähnung verdient zuletzt die für die koptische Kirche möglicherweise prägende ägyptische Tradition294. Hier ist zu differenzieren: während für die ältere Epoche (Altes und Mittleres Reich) zumindest eine ausgeprägte negative Konnotation des Darlehenszinses295 sowie zahlreiche Fälle zinsloser Darlehen zu verzeichnen sind296, häufen sich seit der Spätphase des Neuen Reiches und erst recht in der Ptolemäerzeit sowohl Hinweise für die Zahlung von Darlehenszinsen als auch hoheitliche Versuche, sie zu begrenzen. In Parallele zum mesopotamischen und römischen Recht werden hier unterschiedliche Höchstsätze für Geld- und Getreidedarlehen verordnet: Für erstere scheint spätestens seit der ptolemäischen Epoche ein Satz von 2%/ Monat bzw. 25%/Jahr vorgegeben zu sein297, während für letztere Zinsen 294 Allgemein zum altägyptischen Recht E. Seidl, Ptolemäische Rechtsgeschichte, 2. Aufl. 1962; ders., Altägyptisches Recht, in: B. Spuler (Hrsg.), Handbuch der Orientalistik, Erste Abteilung, Ergänzungsbd. 3, 1964, S. 1 ff.; ders., Ägyptische Rechtsgeschichte der Saiten- und Perserzeit, 2. Aufl. 1968; ders., Rechtsgeschichte Ägyptens als römischer Provinz, 1973, S. 13 ff.; H. J. Wolff, Das Justizwesen der Ptolemäer, 2. Aufl. 1970; I. M. Lurje, Studien zum altägyptischen Recht des 16.–10. Jahrhunderts v. u. Z., 1971; J. Sarraf, La notion du droit d’après les Anciens Egyptiens, Rom 1984, S. 3 ff.; J. Mélèze-Modrzejewski, Law and Justice in Ptolemaic Egypt, in: M. J. Geller u. a. (Hrsg.), Legal Documents of the Hellenistic World, London 1995, S. 1 ff.; S. Allam, Recht im pharaonischen Ägypten, in: Manthe, Rechtskulturen (Fn. 214), S. 15 ff.; S. L. Lippert, Ein demotisches juristisches Lehrbuch, 2004, S. 8, 147 ff. – Instruktiv zum Nebeneinander ägyptischen und griechischen Rechts in der hellenistischen und römisch-byzantinischen Epoche H.-A. Rupprecht, Griechen und Ägypter – Vielfalt des Rechtslebens nach den Papyri, in: Thür, Antike Rechtsgeschichte (Fn. 11), S. 17 ff. 295 Diese Bewertung bei E. Revillout, La morale égyptienne, in: Revue Égyptologique VIII (1898), 69 (92); vgl. auch die Einschätzung von Linke, Zins I (Fn. 199), S. 669 sowie W. Helck, Art. Darlehen, in: ders./E. Otto (Hrsg.), Lexikon der Ägyptologie, Bd. I, 1975, Sp. 993. 296 Für dominant halten solche zinslosen Darlehen auf Gegenseitigkeitsbasis Hudson, Origins (Fn. 284), S. 42; ebenso Van De Mieroop, History (Fn. 284), S. 60, 62; näher und mit Nachweisen E. Bleiberg, Loans, Credit and Interest in Ancient Egypt, in: Hudson/Van De Mieroop, Debt (Fn. 284), S. 257 (257, 263, 269). – Noch in byzantinischer Zeit findet Beispiele Preissner, Darlehen (Fn. 43), S. 64, 67. 297 Dies läßt sich aus zahlreichen demotischen Urkunden seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. erschließen, die einen solchen Satz als „gesetzlich“ ausweisen (der auf den ersten Blick irritierende Jahreszinssatz beruht auf dem Wechsel von Normaljahr mit zwölf und Schaltjahr mit 13 Monaten). Zweifelnd noch Billeter, Geschichte (Fn. 38), S. 111 f.; wie hier H. E. Finckh, Das Zinsrecht der gräko-ägyptischen Papyri, Diss. iur. Erlangen 1962, S. 20 ff.; J. Herrmann, Zinssätze und Zinsgeschäfte im Recht der gräko-ägyptischen Papyri, in: The Journal of Juristic Papyrology 14 (1962), 23 (24 f.); H. Kühnert, Zum Kreditgeschäft in den hellenistischen Papyri Ägyptens bis Diokletian, Diss. iur. Freiburg/Br. 1965, S. 39 f.; Seidl, Provinz (Fn. 294), S. 197 f.; R. Bogaert, P. Cair. Zen. III 59327 et le taux des intérêts bancaires à Alexandrie en
90
II. Bausteine des orientalischen Zinsverbots
von bis zu 50% (‘emiolíon) zulässig und üblich waren298. Neben zahlreichen Urkunden belegen die seit der Perserherrschaft nachzuweisenden und zumindest teilweise mit kodifikatorischem Anspruch auftretenden Rechtsaufzeichnungen derartige hoheitlichen Zinsmaxima299.
250/249 avant J.-C. (1987), in: ders., Trapezitica Aegyptiaca. Recueil de recherches sur la banque en Égypte Gréco-Romaine, Florenz 1994, S. 387 (393) sowie H. J. Wolff, Das Recht der griechischen Papyri Ägyptens in der Zeit der Ptolemaeer und des Prinzipats, Bd. 1, 2002, S. 190; knapp Gertz, Zins (Fn. 222), S. 673; siehe auch Renger, Zins I (Fn. 293), Sp. 812. 298 Diese berechnen sich streng genommen nicht per annum, sondern sind unmittelbar im Anschluß an die Ernte zu zahlen. Näher Kühnert, Kreditgeschäft (Fn. 297), S. 51 ff.; Seidl, Getreidedarlehen (Fn. 40), S. 301 ff.; Lippert, Lehrbuch (Fn. 294), S. 53 f. 299 Zusammenfassend zu diesen Texten N. J. Reich, The codification of the Egyptian laws by Darius and the origin of the „Demotic Chronicle“, in: Mizraim 1 (1933), 178 (179 ff.); S. Allam, Traces de ‚codification‘ en Égypte ancienne (à la basse époque), in: Revue internationale des droits de l’antiquité 40 (1993), 11 ff. sowie Lippert, Lehrbuch (Fn. 294), S. 147 ff. – Konkret lassen sich Zinsmaxima in folgenden Sammlungen belegen: Der „Kodex von Hermopolis“ (Edition: S. Grunert [Hrsg.], Der Kodex Hermopolis und ausgewählte private Rechtsurkunden aus dem ptolemäischen Ägypten, 1982, S. 39 ff.; vgl. dazu S. Grunert, Der juristische Papyrus von Hermopolis – Kodex oder Kommentar?, in: Altorientalische Forschungen 10 [1983], 151 ff.) enthält ein Formular über ein Gelddarlehen mit einem Zinssatz von „1½ für 1“ und damit einen Jahreszins von 50% (Nr. 2.3.2; Grunert, Kodex, ebd., S. 62; vgl. noch eine weitere Urkunde mit dem gleichen Satz für Getreidedarlehen: ebd., S. 103). – Die dem 3. Jh. v. Chr. zuzuordnende „Zivilprozeßordnung“ (Edition: S. L. Lippert, Die sogenannte Zivilprozeßordnung: Weitere Fragmente der ägyptischen Gesetzessammlung, in: Journal of Juristic Papyrology 33 [2003], 91 [96 ff.]; vgl. dazu dies., ebd., S. 91 ff., 100 ff.) erwähnt Zinsen lediglich in zwei kaum lesbaren Fragmenten (Lippert, ebd., S. 129, 131, 132). – Ohne Befund zum Zins bleibt das „Juristische Buch von Tebtynis“ (Edition: M. Chauveau [Übers.], P. Carlsberg 301: Le manuel juridique de Tebtynis, in: P. J. Frandsen [Hrsg.], The Carlsberg Papyri I – Demotic texts from the Collection, Kopenhagen 1991, S. 103 [104 ff.]; vgl. dazu Lippert, Lehrbuch [Fn. 294], S. 159 ff.).
III. Genese und Entwicklung des Wucherverbots in den einzelnen orientalischen Nationalkirchen Im Anschluß an die Skizzierung der möglichen Quellen der Zinslehre im östlichen Mittelmeerraum sollen nunmehr die Wuchervorschriften der orientalischen Nationalkirchen im einzelnen präsentiert und analysiert werden. Den Anfang macht die „nestorianische“ oder ostsyrische Kirche, die nicht nur die reichhaltigste Rechtsliteratur aufzuweisen hat, sondern auch infolge ihrer geographischen Situation den vielfältigsten Einflüssen ausgesetzt ist, wie ihre Zinskanones eindrucksvoll unter Beweis stellen (1.). Es folgt die ihr – ungeachtet der christologischen Auseinandersetzungen – sprachlich und literarisch eng verbundene „jakobitische“ oder westsyrische Kirche, deren Rechtsliteratur sich aber bis auf die Spätphase als deutlich weniger entwickelt erweist (2.). Die Armenier präsentieren sich schon aufgrund ihrer Randlage als Sonderfall; in der Wucherlehre zeigt sich hier ein singulärer Einfluß mosaischen Rechts (3.). Die koptische Kirche hingegen ist besonders islamischen Rechtsquellen und pseudoapostolischen christlichen Materialien verpflichtet (4.), die von ihr an ihre äthiopische Tochterkirche weitergereicht werden. Mit dieser Überschreitung der spätantiken Zivilisationsgrenze geht auch in Fragen der Zinsproblematik ein verstärkter Einfluß autochthoner Gewohnheiten einher (5.). 1. Die Ostsyrische („nestorianische“) Kirche a) Überblick Die ebenso vielfältigen wie vergleichsweise gut erschlossenen300 Quellen der Rechtsgeschichte der ostsyrischen Kirche301 bieten auch für die Frage 300 Speziell dazu die Übersicht bei Selb, Einleitung (Fn. 33), S. 13 ff. – Vgl. aber auch den Hinweis von Kaufhold, Rechtsliteratur (Fn. 157), S. 263, daß „Rechtsurkunden oder Einzelentscheidungen kirchlicher Gerichte“ aus dem syrischen Raum fehlen. 301 Zum „nestorianischen“ Kirchenrecht: I. Silbernagl, Verfassung und gegenwärtiger Bestand sämtlicher Kirchen des Orients, 2. Aufl. 1904, S. 245 ff.; E. Sachau, Von den rechtlichen Verhältnissen der Christen im Sasanidenreich, in: Mitteilungen des Seminars für Orientalische Sprachen an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin 10 (1907), 69 (80 ff.); C. J. Hefele, Histoire des Conciles d’après les documents originaux, Bd. II/2, Paris 1908, S. 1271 ff.; J. Partsch, Neue Rechtsquellen
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III. Genese des Wucherverbots in den orientalischen Nationalkirchen
des Zinsverbots reichhaltiges und lohnendes Anschauungsmaterial302. Aufgrund der historisch wie geographisch einmaligen Lage dieser Kirche im römisch-persischen Grenzgebiet303 läßt sich in ihrer Zinslehre nämlich eine einzigartige Vielzahl von möglichen Einflußlinien nachzeichnen, die vom altmesopotamischen über das persische und jüdische bis zum römischen Recht reichen, aber auch aristotelisches Gedankengut nicht ausklammern. Hingegen fehlt der islamische Einfluß in der speziellen Frage des Wucherverbots praktisch völlig. Die drei tragenden Säulen der nestorianischen Rechtsliteratur sind das sog. Synodikon der Kirche des Ostens, die verschiedenen systematischen der nestorianischen Kirche, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtgeschichte (Romanistische Abteilung) 30 (1909), 355 ff.; J. Vosté, Introduction aux sources du droit canonique de l’eglise chaldéenne, in: ders. (Hrsg.), Discipline Chaldéenne (Chaldéens), I. Droit ancien: Synodes (Synodicon Orientale). Collectio Canonum synodicorum d’Ebedjésus de Nisibe, Rom 1931 (Codificazione Canonica Orientale, Fonti Ser. I, Fasc. IV), S. 3 ff.; ders., Disciplina Caldea, in: Congregazione Orientale, Studi storici (Fn. 157), S. 649 ff.; Korolevskij, Classification (Fn. 157), S. 666 ff.; J. Deslandes, Les sources du droit canonique oriental, in: Échos d’Orient 33 (1934), 443 (449 f., 451 ff.); P. Cheikho, Les peines ecclésiastiques dans l’ancien droit de l’eglise chaldéenne, Rom 1935; Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 292 ff.; Nallino, Libro siro-romano (Fn. 63), S. 571 ff.; de Clercq, Introduction (Fn. 78), S. 324 ff.; ders., Fontes (Fn. 27), S. 34 ff., 46 f., 65 f., 90 ff.; Coussa, Epitome (Fn. 78), S. 188 ff.; W. F. Macomber, The Authority of the Catholicos Patriarch of Seleucia-Ctesiphon, in: I patriarcati orientali nel primo millennio, Rom 1968, S. 179 ff.; Selb, Kodifikationen (Fn. 33), S. 19 ff.; Müller, Kirchenrechtsliteratur (Fn. 28), S. 47 ff.; W. Selb, Art. Kirchenrecht, orientalisches, in: Aßfalg/Krüger, Wörterbuch (Fn. 18), S. 168 (169 ff.); Kaufhold, Rechtssammlung (Fn. 11), S. 5 ff.; S. P. Brock, The Christology of the Church of the East in the Synods of the Fifth to Early Seventh Centuries: Preliminary Considerations and Materials (1985), in: ders., Studies in Syriac Christianity, Hampshire/Brookfield 1992, XII, S. 125 ff.; P. J. Podipara, The Canonical Sources of the Syro-Malabar Church, Kottayam 1986, S. 44 ff.; Falchi, Diritto romano (Fn. 78), S. 30 f.; A. Thazhath, The Juridical Sources of the Syro-Malabar Church, Vadavathoor/Kottayam 1987, S. 64 ff., 72 ff.; Brock, Syriac Literature (Fn. 257), S. 98 ff.; Mar Aprem, The Nestorian Canon Law, in: Voice of the East 38 (1991), Nr. 9–10, 9 ff.; J. Habbi, Art. Fonti canoniche assiro-caldee, in: Farrugia, Dizionario (Fn. 24), S. 309 f.; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 239 ff.; Gallagher, Church Law (Fn. 176), S. 203 ff.; Selb/Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 57 ff.; Kaufhold, Rechtsliteratur (Fn. 157), S. 275 ff.; ders., Kirchenrecht (Fn. 23), S. 248 f.; Potz/Synek/Troianos, Orthodoxes Kirchenrecht (Fn. 176), S. 44 ff.; umfassend Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 57 ff. 302 Knapper Überblick über einige zentrale Quellen zum Zinsverbot bei P. Hindo (Hrsg.), Disciplina Antiochena Antica IV (Codificazione Canonica Orientale, Fonti Ser. II, Fasc. XXVII), Rom 1943, S. 410 f. m. Fn. 6. 303 Siehe nur de Vries, Entstehung (Fn. 17), S. 52 sowie P. Bruns, Bemerkungen zur Rezeption des Nicaenums in der ostsyrischen Kirche, in: Annuarium Historiae Conciliorum 32 (2000) 1 (1 ff.).
1. Die Ostsyrische Kirche
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Sammlungen sowie die zahlreichen juristischen Monographien kirchlicher Hierarchen, die in dieser Form und Dichte nur in der ostsyrischen Kirche begegnen304. Hingegen ist – zweites charakteristisches Merkmal – pseudoapostolisches Material nur vergleichsweise spärlich vertreten305. Das große Synodikon der ostsyrischen Kirche wird – nach mehreren Zwischenredaktionen, die sich nicht mehr im Detail nachvollziehen lassen306 – im 11. Jahrhundert abschließend redigiert; die Sammlung umfaßt nicht allein Beschlüsse der reichskirchlichen und nestorianischen Synoden, sondern stellt sich weit darüber hinaus als umfassendes Kompendium dar, das auch zahlreiche Rechtsbücher, Schul- und Mönchsregeln sowie historische und pastoraltheologische Texte aufnimmt307. Von den zinsrechtlich relevanten Texten haben Aufnahme gefunden die Canones Apostolorum, die Kanones der Synoden von Nikaia (in Form der Originalbestimmungen sowie von 73 pseudonikänischen Regeln, die Ma¯ru¯ta¯ v. Maipherkat zugeschrieben werden308) ˙ zwar auf, enthält aber im und Laodikeia309; ein Konzil von Karthago taucht Gegensatz etwa zu den koptischen Sammlungen keine Zinsvorschriften310. Daran schließt sich eine reichhaltige Synodalgesetzgebung der ostsyrischen Kirche an, die mit der Synode des Ma¯r Isha¯q (410 n. Chr.) einsetzt, allerdings nach der arabischen Eroberung erkennbar erlahmt; es folgt eine Phase der Systematisierung und Klassifizierung durch die Rechtsbücher311. 304 Siehe dazu knapp Kaufhold, Rechtsliteratur (Fn. 157), S. 279 ff.; ders., Art. Rechtsbücher, in: ders., Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 422 (422 ff.). 305 Es beschränkt sich praktisch auf die 27 Kanones der „Lehre der Apostel“ (siehe oben Fn. 35), die Apostolischen Kanones und einzelne Parallelbestimmungen zum 6. Buch des (West-)Syrischen Oktateuch (unten bei Fn. 476): Kaufhold, Lehre der Apostel (Fn. 35), S. 115. 306 Näher Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 58, 165 ff., 179 ff. 307 Zum Inhalt der Sammlung vgl. den älteren Katalog von J. S. Assemanus, Bibliotheca Orientalis Clementino-Vaticana, Bd. III/1: De Scriptoribus Syris Nestorianis, Rom 1725, S. 277 f., 279; dems., Bd. III/2 (Fn. 255), Rom 1728, S. CLXXV ff. sowie die neuere Darstellungen von Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 59 ff. und Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 244 ff. – Eine Gesamtedition fehlt; neben Ausgaben und Übersetzungen einzelner Rechtsbücher und sonstiger Texte (vgl. dazu die Einzelnachweise) liegen nur Publikationen der ostsyrischen Synodalbeschlüsse vor: O. Braun (Hrsg.), Das Buch der Synhados oder Synodicon Orientale, 1900 (deutsche Übersetzung) sowie J. B. Chabot (Hrsg.), Synodicon orientale ou recueil de synodes nestoriens, Paris 1902, S. 17 ff., 253 ff. (syrischer Text und französische Übersetzung). 308 Näher zu dieser Quelle, die in der vorliegenden Fassung aller Wahrscheinlichkeit nach westsyrischen Ursprungs ist, bei und in Fn. 481. 309 Im Detail Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 60 f. (Nr. 2, 5, 10, 14). 310 Näher zu dieser Kollation Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 61 Nr. 20, S. 110. – Vgl. zu den Kanones von Karthago oben II.2.a)aa) sowie zur koptischen Rezeption unten III.4.b)cc).
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III. Genese des Wucherverbots in den orientalischen Nationalkirchen
Relevante Aussagen zum Zins finden sich in den in das Synodikon inkorporierten juristischen Abhandlungen des persischen Bischofs Ma¯r Simeon von Re¯w Arda¯šı¯ r312, des Erzbischofs ¯Išo¯Cbo¯kt (lat. Jésubokt = „Jesus hat erlöst“)313 sowie des Patriarchen ¯Išo¯Cbarnu¯n314. Heranzuziehen sind ferner die Statuten der bereits erwähnten Schule von Nisibis315 sowie die drei im Synodikon überlieferten Rezensionen des Syrisch-römischen Rechtsbuches316. Damit ist das Ausgangsmaterial für die großen Sammlungen des nestorianischen Kirchenrechts umschrieben. Bislang nicht ediert ist die früheste, noch chronologisch angelegte aus der Feder des Damaszener Metropoliten ˘ auharı¯ (9. Jahrhundert)317. Die erste systematische Kollation bisElias al-G heriger Rechtstexte unter Einschluß des Synodikons legt dann um 900 n. Chr. der Metropolit Gabriel v. Basra in syrischer Sprache vor318. Er be311
Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 331. Editionen bzw. Übersetzungen: Erbrecht und Canones des persischen Erzbischofs Simeon, in: E. Sachau (Hrsg.), Syrische Rechtsbücher, Bd. III, 1914, S. 207 ff.; vgl. auch die Fassung von A. Rücker (Hrsg.), Die Canones des Simeon von Rêvârdešîr, Diss. phil. Breslau 1908. – Näher unten Fn. 347. 313 Edition: Corpus juris des persischen Erzbischofs Jesubocht, in: Sachau, Syrische Rechtsbücher III (Fn. 312), S. 1 ff.; siehe zum Verfasser P. Bruns, Art. Ischobokt von Rew-Ardaschir, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 359; M. Aoun, Jésubokt, métropolitain et juriste de l’église d’orient (nestorienne). Auteur au VIIIe siècle du premier traité systématique de droit séculier, in: Tijdschrift voor Rechtsgeschiedenis LXXIII (2005), 81 ff. sowie im Detail unten Fn. 397. 314 Edition: Canones, Gesetze und Entscheidungen von Mâr Jesubarnun (ÎschôCbarnûn) Catholicus Patriarch, in: E. Sachau (Hrsg.), Syrische Rechtsbücher, Bd. II, 1908, S. 121 ff. – Zu ¯Išo¯Cbarnu¯n und seiner Sammlung siehe E. Sachau, Einleitung, ebd., S. V (XXI ff.); Manigk, Rezension (Fn. 30), S. 382, 413 f.; Baumstark, Geschichte (Fn. 26), S. 219 f.; Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 348 f.; Müller, Kirchenrechtsliteratur (Fn. 28), S. 55 f.; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 63, 70, 178 f. 315 Edition: E. Nestle (Hrsg.), Die Statuten der Schule von Nisibis aus den Jahren 496 und 590, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte XVII (1898), 211 ff. – Siehe zur Quelle Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 309, 311 f., 326 f.; Hindo, Disciplina IV (Fn. 302), S. 410 f. m. Fn. 6; Vööbus, Statutes (Fn. 46), S. 32 ff.; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 69 f. m. w. N.; vgl. noch oben bei Fn. 255 f. sowie unten bei und in Fn. 355. 316 Dazu nochmals oben II.1.c) sowie unten bei und in Fn. 379 ff. 317 Näher Kaufhold, Lehre der Apostel (Fn. 35), S. 118; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 72 f. (m. w. N.); G. Fiaccadori, On the Dating of ¯Iliya¯ al˘ awharı¯ ’s Collectio canonica, in: Oriens Christianus 68 (1984), 213 f. (dazu H. G Kaufhold, Nochmals zur Datierung der Kanonessammlung des Elias von Damaskus, ebd., S. 214 ff.) sowie Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 252. 318 Das Werk ist nur fragmentarisch erhalten, läßt sich allerdings über die erhaltenen Bruchstücke hinaus aus den späteren Sammlungen rekonstruieren, denen es jeweils als Grundlage gedient hat. Edition: Kaufhold, Rechtssammlung (Fn. 11), 312
1. Die Ostsyrische Kirche
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schränkt sich ebenso auf die bloße Aneinanderreihung thematisch verwandter Kanones und Rechtstexte wie der Bagdader Arzt und Universalgelehrte Abu¯ l-Farag˘ ‘Abdalla¯h Ibn at-Taiyib al-’Ira¯qı¯ , der eingangs des 11. Jahr˙ ˙ der Christenheit“ (Fiqh an-nasra¯nı¯ ya) verhunderts auf arabisch das „Recht ˙ 319 faßt . Die Sammlung zerfällt in zwei Teile: während der zweite im Kern eine Übersetzung des Nomokanons von Gabriel darstellt, enthält der erste eine chronologisch aufgebaute Sammlung von Konzilskanones und weiteren rechtlich relevanten Quellen (etwa auch eine kürzere Redaktion des Syrischrömischen Rechtsbuches320). Den Abschluß der Entwicklung der nestorianischen Rechtsliteratur markiert dann kurz vor dem Untergang seiner Kirche im Mongolensturm der Metropolit von Nisibis CAbdı¯ šo¯ bar Brı¯ ka¯ (latinisiert Ebedjesus; † 1318 n. Chr.) mit seinem Nomokanon321 sowie eiS. 131 ff.; vgl. dazu sowie zur Datierung (ca. 884–891 n. Chr.) dens., ebd., S. 39 ff.; Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 349 f.; G. Graf, Das Rechtswerk des Nestorianers Gabriel, Bischofs von Basra, in arabischer Bearbeitung, in: Orientalia Christiana Periodica 6 (1940), 517 (518 ff.); Kaufhold, Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 157 f.; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 73 ff. (m. w. N.) sowie Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 252 f. 319 Edition: W. Hoenerbach/O. Spies (Hrsg.), Ibn at-Tayib, Fiqh an-nasra ¯ nı¯ ya. ˙ ˙ vgl. zu Verfasser ˙ und „Das Recht der Christenheit“, 4 Bde., Löwen 1956–1957; Werk Brockelmann, Syrische Litteratur (Fn. 69), S. 69; Graf, Geschichte 2 (Fn. 23), S. 160 ff., 173 ff.; ders., Rechtswerk (Fn. 318), S. 517 ff.; Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 355 ff.; W. Hoenerbach/O. Spies, Einleitung, in: dies., Recht der Christenheit, ebd., S. I ff.; Kaufhold, Lehre der Apostel (Fn. 35), S. 118 f.; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 75 f.; J. Habbi, Art. Ibn al-Taiyib, in: ˙ Farrugia, Dizionario (Fn. 24), S. 376 f.; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 253 f. sowie Kaufhold, Rechtsliteratur (Fn. 157), S. 282 f. 320 Hoenerbach/Spies, Recht der Christenheit (Fn. 319), Bd. 2, S. 135 ff.; vgl. Kaufhold, Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 158. 321 Lateinische Übersetzung: Mai, Collectio X (Fn. 35), S. 1 ff.; Faksimile-Edition einer Handschrift aus der Lebenszeit des Autors: I. Perczel (Hrsg.), The Nomocanon of Metropolitan Abdisho of Nisibis. A Facsimile Edition of MS 64 from the Collection of the Church of the East in Thrissur, New Jersey 2005. – Vgl. zur Person und zum Werk allgemein Mai, Praefatio, ebd., S. I (VI ff.); J. Parisot, Art. 1. Abdiésu ou Ebedjésu, in: Dictionnaire de Théologie Catholique, Bd. 1, Paris 1903, Sp. 24 ff.; Brockelmann, Syrische Litteratur (Fn. 69), S. 63 f.; Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 361 ff.; Graf, Geschichte 2 (Fn. 23), S. 214 ff.; Mar Aprem, Codification of the Canon Law by Mar Abdisho in 1290 A. D., in: R. Lavenant (Hrsg.), VI. Symposium Syriacum (Orientalia Christiana Analecta 247), Rom 1994, S. 371 ff.; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 76 ff.; Kaufhold, Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 158 f.; V. Poggi, Art. Ebediesu, in: Farrugia, Dizionario (Fn. 24), S. 251 f.; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 254 f. und Gallagher, Church Law (Fn. 176), S. 207 ff.; zusammenfassend zu Person und Werk jetzt H. Kaufhold, Introduction. The Nomocanon of Metropolitan ’Abdı¯ šo¯’ of Nisibis. MS 64 in the Collection of Trichur (Thrissur), Metropolitan’s Palace of the Church of the East, in: Perczel, Nomocanon, ebd., S. xi ff. sowie knapp ders., Art. CAbdı¯ šo¯ bar Brı¯ ka¯, in: ders., Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 1.
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III. Genese des Wucherverbots in den orientalischen Nationalkirchen
ner als Ordo Iudiciorum Ecclesiasticorum322 bekannten weiteren systematischen Sammlung, beide von der ostsyrischen Kirche ausdrücklich mit Gesetzeskraft ausgestattet323. Das letztgenannte Werk steht unter dem – nur auf den ersten Blick überraschenden – Einfluß der koptischen und damit miaphysitischen Sammlung des as-Safı¯ ibn al-CAssa¯l324. ˙ b) Zinsverbot für Kleriker: Fortschreibung des Corpus Canonum der Reichskirche Als weitgehend konventionell erweisen sich die ostsyrischen kanonistischen Vorschriften zum Wucher durch Kleriker. Hier übernimmt die nestorianische Kirche im Rahmen der von Ma¯ru¯ta¯ v. Maipherkat inszenierten Rezeption des antiochenischen Corpus Canonum325 auch die ˙ Kanones von Nikaia326 und Laodikeia327 und gelangt ganz konsequent zum generellen Verbot für Kleriker, für Darlehen Zinsen zu verlangen. Hingegen wandern die – ursprünglich westsyrischen – „nikänischen“ Kanones des Ma¯ru¯ta¯328 wohl erst vergleichsweise spät (8. Jahrhundert) in das ostsyrische Kirchenrecht ein329; die in dem Material enthaltene Vorschrift 322 Edition: J.-M. Vosté (Hrsg.), Ordo iudiciorum ecclesiasticorum collectus, dispositus, ordinatus et compositus a Mar CAbdišoC, Rom 1940 (Codificazione Canonica Orientale, Fonti Ser. II, Fasc. XV). – Siehe dazu Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 77 f.; Brock, Syriac Literature (Fn. 257), S. 80 f.; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 255 f. sowie nochmals Gallagher, Church Law (Fn. 176), S. 207 ff. 323 Zur Sanktionierung durch die Synode des Timotheos II. (1318–32) siehe Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 365; Selb, Kodifikationen (Fn. 33), S. 21. 324 Kaufhold, Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 161 f. Eingehend demonstriert anhand der Vorschriften über die Anforderungen an einen Richter durch dens., Richter (Fn. 12), S. 96 ff.; siehe dort auch S. 97 zur Frage, wie der Syrer mit dem Werk in Berührung gekommen sein kann. – Zu dem bis nach Äthiopien verbreiteten koptischen Nomokanon siehe näher unten III.4.a) und g sowie III.5.c). 325 Näher geschildert von Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 97 ff. sowie Bruns, Bemerkungen (Fn. 303), S. 5 ff., 16 ff. 326 Vgl. Chabot, Synodicon (Fn. 307), S. 278, 611. – Siehe auch die Übersicht bei F. Schulthess, Einleitung, in: ders. (Hrsg.), Die syrischen Kanones der Synoden von Nicaea bis Chalcedon (Abhandlungen der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, phil.-hist. Klasse, N. F. Bd. 10/2), 1908, S. V (VIII) und dazu ebd., S. VII f. – Vgl. dazu noch Baumstark, Geschichte (Fn. 26), S. 82; Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 302, 304 sowie Bruns, Bemerkungen (Fn. 303), S. 16 ff. 327 Siehe Chabot, Synodicon (Fn. 307), S. 278, 611; Schulthess, Einleitung (Fn. 326), S. IX mit VII f. – Vgl. Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 302, 305. 328 Vgl. unten oben unter II.2.a)cc) sowie unten bei und in Fn. 481. 329 W. Selb, Die Aufnahme des syrisch-römischen Rechtsbuches in den Kreis der nestorianischen Rechtsquellen, in: Festschrift E. Seidl, 1975, S. 161 (164 f.). – A. A.
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gegen den Wucher findet sich beispielsweise als Kanon 19 der „Synode der 318“ bei Ibn at-Taiyib330: ˙˙ „Darüber, daß die Priester kein Geld gegen Wucherzins verleihen, keine Leihgeschäfte mit Juden machen und mit diesen nicht befreundet sein dürfen, so wie die Apostel angeordnet haben. Dieses belegt (Zuwiderhandelnde) mit dem Kirchenbann.“
Verkürzt taucht sie ferner im Nomokanon des CAbdı¯ šo¯ wieder auf331: „19. Nulli universi ordinis sacerdotalis licet dare cum usura et foenore; neque ulli illorum sit amicitia cum Iudaeis.“
Auch die Vorschrift in Kanon 44 der Canones Apostolorum findet breiten Eingang in die nestorianischen Sammlungen; sie erscheint im Synodikon332, in der Sammlung des Ibn at-Taiyib333: ˙˙ „43. Darüber, dass der Bischof oder Priester oder Diakon, der für Geldleihen Wucher fordert, von derartigem Tun abstehen oder abgesetzt werden soll“,
im Nomokanon des CAbdı¯ šo¯334: „XXXXIV. Episcopus, aut presbyter, aut diaconus, qui exigit usuram ab iis, qui mutuati sunt ab eo, aut cesset, aut deponatur“,
sowie in seinem Ordo Iudiciorum335: „44. Episcopus aut sacerdos aut diaconus, qui exigit usuram, aut cesset aut deponatur.“
Neben diese gemeinorientalische Tradition treten eigene ostsyrische Synodalkanones praktisch identischen Inhalts, an erster Stelle Kanon 4 der Synode des Katholikos Isaak/Ma¯r Isha¯q (410 n. Chr.), der sich ausdrücklich Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 302 f., 305, 317: Aufnahme bereits im 6. Jahrhundert. 330 Ibn at-Taiyib, Fiqh an-nasra ¯ nı¯ ya (Hoenerbach/Spies, Recht der Christenheit ˙ ˙ 1, S. 33 Z. 11–14); ˙ vgl. dazu Kaufhold, Lehre der Apostel (Fn. 35), [Fn. 319], Bd. S. 121 ff. 331 CAbdı¯ šo ¯ , Ordo iudiciorum I.I zitiert nach: Vosté, Ordo iudiciorum (Fn. 322), S. 48. 332 Nachweis bei Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 60, 108. 333 Ibn at-Taiyib, Fiqh an-nasra ¯ nı¯ ya (Hoenerbach/Spies, Recht der Christenheit ˙ ˙ 1, S. 2 Z. 3–5); ˙vgl. dazu Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 298 [Fn. 319], Bd. sowie Kaufhold, Lehre der Apostel (Fn. 35), S. 119. 334 Zitiert nach Mai, Collectio X (Fn. 35), S. 12; dazu Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 298 f. sowie Kaufhold, Lehre der Apostel (Fn. 35), S. 115 f. – Gegen die von Mai vorgenommene Zuordnung der Texte zu CAbdı¯ šo¯ überzeugend Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 76 m. w. N. – Vgl. zu den Canones Apostolorum oben bei Fn. 116, zu CAbdı¯ šo¯ oben bei und in Fn. 321 f. 335 CAbdı¯ šo ¯ , Ordo iudiciorum Cap. IV, zitiert nach Vosté, Ordo iudiciorum (Fn. 322), S. 41.
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als Bestätigung des Zinsverbots in Kanon 17 von Nikaia („der Synode“) versteht336: „Ueber die Kleriker, welche durch schmutzigen Gewinn sich verführen lassen Auch bezüglich des schmutzigen Gewinnes von Zins und Wucher halten wir gerne, was auf der Synode befohlen wurde. Von nun an soll jeder, der in irgend einem Range des Klerus im Dienste der Kirche stehend sich mit Wucher und Zins abgibt, dem Dienste fremd sein und keine Gemeinschaft mit uns haben.“
Exzerpiert taucht dieses Verdikt bei Ibn at-Taiyib wieder auf337: ˙˙
„Kein Kirchendiener, in welchem Rang des Klerus er auch steht, soll sich mit Wucher abgeben. Wenn er sich aber (damit) abgibt, ist er ausserhalb von Dienst und Gemeinschaft.“
Wiederaufgegriffen und nochmals eingeschärft wird die Bestimmung des Ma¯r Isha¯q im Kanon 21 der Synode des Ma¯r Aba¯ (Mitte 6. Jahrhundert)338: „Auch den Kanon wegen des schmählichen Gewinnes, (Wucher)vertrages und Zinses wollen wir, wie er auf der h. Synode aufgestellt wurde, von Neuem halten, 336
Braun, Synhados (Fn. 307), S. 18; siehe auch die Übersetzungen von Chabot, Synodicon (Fn. 307), S. 264; J. Vosté (Hrsg.), Discipline Chaldéenne (Chaldéens), I. Droit ancien: Synodes (Synodicon Orientale). Collectio Canonum synodicorum d’Ebedjésus de Nisibe (Codificazione Canonica Orientale, Fonti Ser. I, Fasc. IV), Rom 1931, S. 321; Hindo, Disciplina IV (Fn. 302), S. 408 (Nr. 435) sowie Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 152. – Vgl. zu Ma¯r Isha¯q und seiner Synode Vosté, Discipline, ebd., S. 6 ff.; Hefele, Histoire (Fn. 301), Bd. II/2, S. 1289; Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 301 ff.; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 111 sowie W. Schwaigert, Katholikos Isaak (399–410 n. Chr.) und seine Zeit, in: M. Tamcke/W. Schwaigert/E. Schlarb (Hrsg.), Syrisches Christentum weltweit. Festschrift Prof. Hage, 1995, S. 180 ff.; allgemein zur Verteilung der Gesetzgebungsgewalt zwischen Synode und Katholikos Macomber, Authority (Fn. 301), S. 189, 193 ff. sowie Gallagher, Church Law (Fn. 176), S. 212 ff. – Für einen Rekurs der Vorschrift auf Kanon 17 von Nikaia [oben II.2.a)aa)] wie hier Braun, Synhados, ebd., S. 18 Fn. 1; Sachau, Sasanidenreich (Fn. 301), S. 93; Partsch, Rechtsquellen (Fn. 301), S. 362; Cheikho, Peines (Fn. 301), S. 53 f.; Kaufhold, Rechtssammlung (Fn. 11), S. 10; Selb, ebd., S. 142 Fn. 340. Bruns, Bemerkungen (Fn. 303), S. 17 geht sogar davon aus, daß die Bestimmung eine gezielte Umarbeitung der nikänischen Vorschrift sei. 337 Ibn at-Taiyib, Fiqh an-nasra ¯ nı¯ ya (Hoenerbach/Spies, Recht der Christenheit ˙ ˙ 1, S. 76 Z. 9–11).˙ [Fn. 319], Bd. 338 Braun, Synhados (Fn. 307), S. 142; auch in: Chabot, Synodicon (Fn. 307), S. 558 sowie Vosté, Discipline Chaldéene (Fn. 336), S. 321. – Zu Ma¯r Aba¯ vgl. dens., ebd., S. 93 ff.; Hefele, Histoire (Fn. 301), Bd. II/2, S. 1298 ff.; Baumstark, Geschichte (Fn. 26), S. 119 f.; Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 313 ff.; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 111. – Nach Braun, ebd., S. 142 Fn. 1 verweist auch dieser Kanon auf Kan. 17 von Nikaia [oben II.2.a)aa)]; zustimmend Partsch, Rechtsquellen (Fn. 301), S. 362; Dauvillier, ebd., Sp. 316 f.; anders Kaufhold, Rechtssammlung (Fn. 11), S. 18, der einen unmittelbaren Rückverweis auf die Synode des Ma¯r Isha¯q annimmt; wie er wohl auch Sachau, Sasanidenreich (Fn. 301), S. 93.
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dass jeder, der im Kirchendienste in irgend einer Stufe des Klerus stehend des Zinses und des (Wucher)vertrags sich bedient, aus unserem Dienste und allem Verkehr gestossen werden soll.“
Auch sie findet als Exzerpt Eingang in die Sammlung des Ibn at-Taiyib339: ˙˙
„Jeder Kleriker, der sich mit Wucher abgibt, soll seinem Dienst und dem Verkehr mit der Gemeinde fern sein.“
Ma¯r Aba¯ ist der Überlieferung zufolge ehemaliger Dozent der Schule von Nisibis340. Die Frage scheint daher reizvoll, ob ihm die eigenständige Zinsregel der Schule341 bekannt war und ob sie möglicherweise Einfluß auf den unter seiner Leitung zustandegekommenen Synodalkanon genommen hat342. Durch den expliziten Anschluß an die Regel aus dem Jahre 410 n. Chr., mit der das Zinsverbot des Ma¯r Aba¯ noch dazu praktisch deckungsgleich ist, läßt sich ein solcher Konnex jedoch weitgehend ausschließen. Nächste Perle in der Schnur ist Kanon 16 der Synode des Katholikos ¯Išo¯Cja¯hb I. (585/6 n. Chr.)343: „Ueber die Kleriker und Bundessöhne, welche ihren Besitz durch Zins und Wucher zu mehren trachten. Die nützliche, dem Wandel der Hausgenossen geziehmende Lehre haben wir allgemein für Alle aufgestellt, dass sie nicht begehren sollen, ihr Vermögen zu vermehren auf dem schmutzigen (?mttyana) Wege des unmässigen Zinsnehmens und des von allen Rechtlichen verworfenen Wuchers. Um den erhabenen, den Priestern geziehmenden Wandel besorgt, befehlen wir aber nunmehr, dass wer der Kirche dient, in seinem Wandel hoch stehe entsprechend der Erhabenheit seines Dienstes. Und mit Zins und Wucher soll er sich absolut nicht abgeben, damit es ihm leicht sei, als Lehrer der Heiligkeit die Schüler der Priester und Oberpriester zu lehren.“
Darin bleibt es ungeachtet der aufwendigeren Formulierung beim absoluten Zinsverbot für Kleriker344; neu ist, daß die Bestimmung erstmals expli339 Ibn at-Taiyib, Fiqh an-nasra ¯ nı¯ ya (Hoenerbach/Spies, Recht der Christenheit ˙ ˙ 1, S. 91 Z. 22–23). ˙ [Fn. 319], Bd. 340 Peters, Background (Fn. 254), S. 50 f. 341 Vgl. unten bei Fn. 355. 342 Brock, Antagonism (Fn. 254), S. 22, sieht Ma ¯ r Aba¯ sogar als den Verantwortlichen für die Einführung aristotelischer Philosophie in das curriculum der Schule an. 343 Zitiert nach: Braun, Synhados (Fn. 307), S. 221 (Klammerzusatz im Original, F. W.); siehe auch Chabot, Synodicon (Fn. 307), S. 412 f. – Vgl. dazu Braun, ebd., S. 190 f.; R. Graffin, Le synode de Mar Jésuyab, in: Revue de l’Orient chrétien 4 (1899), 247 ff.; Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 322 ff.; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 111, 142. – Zur Person Baumstark, Geschichte (Fn. 26), S. 126 sowie P. Bruns, Art. Ischojahb I., Katholikos, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 359. 344 So richtig Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 322; vgl. dens., ebd., Sp. 324. – Zur Zuordnung der „Bundessöhne“ zum niederen Klerikerstand siehe nur Tamcke,
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zit den Gegenschluß zieht und für Nichtkleriker die Zinsforderung freigibt, sofern sie nicht die Grenze zum Wucher überschreitet345. Freilich finden sich weder Hinweise darauf, wo diese Grenze verläuft, welcher Zins mit anderen Worten „unmäßig“ ist, noch erfolgt eine Begründung des Zinsverbots bzw. eine Aufklärung darüber, warum es „schmutzig“ und „von allen Rechtlichen verworfen“ ist. Hinsichtlich der ersten Frage drängt sich die ‘ekatosté auf, ohne daß ein solcher Rekurs auf den Zins von 12% p.a. jedoch eine Stütze in der vorliegenden Quelle fände. In die Sammlung des Ibn at-Taiyib findet wiederum nur der strengere ˙: Maßstab für Kleriker Aufnahme˙346 „Darüber, dass Kleriker ihr Vermögen nicht durch Zins und durch Wucher vermehren sollen. Wer in diesem Weihegrade ist, dessen Wandel muss entsprechend seinem Grade sein. Wer andere das Rechte lehrt, soll (selbst) nichts Falsches tun und treiben.“
Das bislang festgefügte Bild (ausnahmsloses Zinsverbot für Geistliche, allenfalls Zinsobergrenzen für Laien) wird erstmals empfindlich gestört durch § 20 des persischen Rechtsbuches des Ma¯r Simeon von Re¯w Arda¯šı¯ r (ca. Mitte des 7. Jahrhunderts): es enthält eine Ausnahme von diesem eng auf Kleriker beschränkten Zinsverbot, falls der Wucher zugunsten von Waisen erfolgt347: „[. . .] Ich sehe, daß dies auch in den Canones und Gesetzen des seligen Catholicus Jesujabh bestimmt ist. Und in den Synodalakten der Vorfahren steht in betreff Ostsyrische Kirche (Fn. 18), Sp. 1996 sowie W. Cramer, Art. Bundessöhne und -töchter, in: Kaufhold, Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 109 f.; vgl. auch R. Lavenant, Art. Bnay (bna¯t) qya¯ma¯, in: Farrugia, Dizionario (Fn. 24), S. 118 sowie M. E. Shirinian, Reflections on the „Sons and Daughters of the Covenant“ in the Armenian Sources, in: Revue des Études Arméniennes 28 (2001–2002), 261 ff. 345 Dies unterstreicht zu Recht Laiou, Economic Practice (Fn. 10), S. 449. 346 Ibn at-Taiyib, Fiqh an-nasra ¯ nı¯ ya (Hoenerbach/Spies, Recht der Christenheit ˙ ˙ 1, S. 114 Z. 37–S.˙ 115 Z. 2). [Fn. 319], Bd. 347 Erbrecht (Fn. 312), S. 250; vgl. auch die Fassung von Rücker, Canones (Fn. 312), S. 39: „Und auch in den Kanones und Rechtsbestimmungen des entschlafenen Katholikus IšôCjahb (I) sehe ich, ist es so angeordnet und in der Synode der Vorfahren ist so geschrieben betreffs der Bundessöhne: ‚Keiner der Bundessöhne darf die Zûzê jemandes annehmen und zum Geschäft und zum Gewinn verwenden, wenn es ihm vom Bischof befohlen wird betreffs des Vermögens der Waisen‘.“ – Dazu Rücker, ebd., S. 54; E. Sachau, Einleitung, ebd., S. V (XVII ff.) sowie seine Anm. (S. 360 f.); Müller, Kirchenrechtsliteratur (Fn. 28), S. 53; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 63, 70, 176 f. – Die Datierung folgt hier Selb; zur Ansicht Sachaus siehe dens., ebd., S. XX (nach 779). – Lt. Sachau (ebd., S. 361) bezieht sich Simeon hier auf Kanon 16 der Synode des I¯šo¯Cja¯hb (s. o. Fn. 343), der sich freilich die charakteristische Einschränkung zugunsten von Waisen gerade nicht entnehmen läßt.
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der Kleriker geschrieben, daß ein Kleriker nicht das Geld von Menschen an sich nehmen und es zu Handel und Zinsgeschäft verwenden soll, ausgenommen auf speziellen Befehl des Bischofs im Interesse der Habe von Waisen.“
Darin mag man eine Parallele zum Babylonischen Talmud erblicken348; auch dort darf das Geld von Waisen gegen Zins verliehen werden349: „R. Anan sagte im Namen Semuels: Geld von Waisen darf man auf Wucher verleihen. [. . .] Rabba b. Sila sagte im Namen R. Hisdas, und wie manche sagen, Rabba, Sohn des R. Joseph B. Hama, im Namen R. Sešeths: Waisengelder darf man verleihen nahe dem Gewinn und fern dem Verluste. [. . .] Rabba sprach zu R. Joseph: Was machen wir mit dem Gelde der Waisen? Dieser erwiderte: Man deponiere es bei Gericht und gebe ihnen einzelne Zuz.“
Ungeachtet der örtlichen und zeitlichen Nähe der Entstehung der beiden Werke läßt sich hier allerdings ein unmittelbarer Einfluß nicht mit der nötigen Sicherheit nachweisen. Der Ordo Iudiciorum des CAbdı¯ šo¯ bar Brı¯ ka¯ nimmt diese Entscheidung des Ma¯r Simeon auf, tilgt aber jeden speziellen Hinweis auf den Zinswucher350: „Simeon, Erzbischof der Persis: [. . .] Auch sehe ich, daß in den Canones des seligen Catholicus Jesujabh dasselbe bestimmt ist, und in der Synode ist also geschrieben: ‚Betreffend Kleriker. Ein Kleriker darf nicht das Geld anderer Menschen nehmen und damit Handel treiben‘ außer wenn ihm von seiten der Verwalter (der Kirche) der Auftrag gegeben ist, Waisen und vereinsamte Menschen (sic! Witwen?) Gewinn erzielen zu lassen.“
348 Einen Einfluß des talmudischen Rechts auf die nestorianischen Rechtsbücher verficht sehr entschieden, ja oftmals überzogen Aptowitzer, Quellen (Fn. 13), S. 185 ff., der allerdings auf die fragliche Passage nicht eingeht; vgl. dazu noch dens., Mosaisch-talmudisches Recht (Fn. 13), S. 2, 45, 97 f., 108. 349 Talmud Babli, Baba Mec ¸ ia V, v (Goldschmidt, Talmud VII [Fn. 221], S. 674 f.); dazu Gamoran, Usury Laws (Fn. 223), S. 139 f.; Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 680. – Vgl. zur Münzbezeichnung zu¯z unten in Fn. 409. 350 CAbdı¯ šo ¯ , Ordo Iudiciorum II.V.VII; hier zitiert nach Sachau, Rechtsbücher III (Fn. 312), S. 361 (Klammerzusätze von Sachau; er stützt seinen Text auf eine eigene Handschrift); vgl. die Fassung bei Vosté, Ordo iudiciorum (Fn. 322), S. 240: „Simeonis Metropolitae Persidis. [. . .] Etiam in canonibus et iudiciis defuncti Išo’iahb Catholici idem vidi esse praeceptum. Et in synodo ita scriptum est quoad clericos, scilicet quod clericus non valeat alicuius nummos | accipere et cum eis mercaturam gerere, quando tamquam depositum ei ab ‚ecclesiae‘ rectore commissi sunt ad educandos orphanos et derelictos.“ – Die Edition des Nomocanon von Mai enthält den Text nur zum Teil (vgl. den Hinweis von Sachau, ebd., S. 361); siehe Mai, Collectio X (Fn. 35), S. 78: „Legitur in synodo oecumenica, quod homo filius foederis nequeat alicuius drachmas (pecuniam, nummos) accipere, et eas ad mercaturam, atque usuram (utilitatem) detinere, nisi forte ab episcopo iubeatur de possessione pupillorum.“ – Zum Bezug zur Synode des ¯Išo¯Cja¯hb siehe nochmals oben Fn. 343.
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Ähnlich verfährt zuvor Ibn at-Taiyib351: ˙˙
„. . . so steht es in den Kanones des Katholikos I¯šo¯’yahb. Der Gläubige darf nur mit Erlaubnis des Bischofs mit dem Gute der Waisen Handel treiben . . .“
Chronologisch nächstes Zeugnis ist Kanon 88 des Gesetzbuches des Patriarchen I¯šo¯Cbarnu¯n († 828 n. Chr.) – unklar ist hier allerdings, ob und inwieweit die Absätze zwei und drei Bezug ausschließlich auf Kleriker nehmen352: „Wenn ein Mitglied der Kirche einem andern Geld auf Zins leiht, so wird dies vor Gott verurteilt, und der Betreffende ist nicht würdig der heiligen Kirche. Wenn ihn die Habgier besiegt, mag er 100 Denare gegen 12 Prozent im Jahre ausleihen, d.i. im Monat 1 Denar für 100 Denare. Wenn er aber noch gieriger ist, mag er bis zu 20 Prozent im Jahre nehmen, mehr aber nicht.“
Bei Ibn at-Taiyib wird daraus353: ˙˙ „Wenn ein Diener der Kirche Zins nimmt, soll er vom Dienst suspendiert werden. Wenn der Geldverleiher durch Gier bekannt ist, mag er von hundert Drachmen 12 im Jahre und höchstens 20 Drachmen nehmen.“
In beiden Fassungen ist nicht auf Anhieb klar, auf welchen Adressatenkreis das Zinsverbot beschränkt ist. Während dem Verfasser des „Rechts der Christenheit“ offenbar vorschwebt, daß die Drohung mit der Suspension nur Geistliche trifft, nimmt ¯Išo¯Cbarnu¯n eine solche Engführung nicht explizit vor. Die folgende Ausnahme (Gestattung der ‘ekatosté) mag ihrer Intention nach auf Laien beschränkt gewesen sein, doch kommt dies in beiden Texten nicht mehr hinlänglich zum Ausdruck. Deutlich ist hingegen die eigentliche Neuerung, nämlich die Anerkennung eines zweiten Zinsmaximums von 20%, das zwar mit „Gier“ negativ konnotiert, aber nach kanonischem Recht zulässig ist; die offene Fassung billigt diesen Zins wenigstens Laien, möglicherweise auch Klerikern zu354. Beachtung verdient in diesem Kontext ferner der ebenfalls in das Synodikon inkorporierte Kanon 6 der Statuten für die Schule von Nisibis (496 n. Chr.)355: 351 Ibn at-Taiyib, Fiqh an-nasra ¯ nı¯ ya (Hoenerbach/Spies, Recht der Christenheit ˙ ˙ 2, S. 45 Z. 31–33). ˙ [Fn. 319], Bd. 352 Canones (Fn. 314), S. 157; vgl. dazu Partsch, Rechtsquellen (Fn. 301), S. 363 sowie Hindo, Disciplina IV (Fn. 302), S. 410 f. m. Fn. 6. – Für die Frage der Zinsen unergiebig ist J.-M. Sauget (Hrsg.), Décisions canoniques du Patriarche IšoCbarnun encore inédites, in: Apollinaris 35 (1962), 259 ff. 353 Ibn at-Taiyib, Fiqh an-nasra ¯ nı¯ ya (Hoenerbach/Spies, Recht der Christenheit ˙ ˙ 1, S. 195 Z. 12–15). ˙ [Fn. 319], Bd. 354 Näher, auch zur Herkunft der 20%-Grenze, sogleich unter III.1.c).
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„Jemand von den Brüdern, der mehr Denare hat, als er braucht, und sie darzuleihen wünscht, soll sie nicht mit einer Abmachung (? Mit Wucher?; qsa¯sa¯) geben, sondern gegen Zins, wie er in der Kirche (gilt), soll er geben, das heißt soviel wie eine Hekatoste für den Denar im Jahr, damit nicht, wenn er mehr erhält, die Gemeinschaft geschmäht werde.“
Die Regel überrascht insofern, als sie die in vieler Hinsicht klosterähnliche und damit zumindest klerikeranalogen Regeln unterworfene Schulgemeinde356 nur dem für Laien geltenden Zinsregiment unterstellt, den Studenten mithin die Forderung des vom römischen Recht vorgesehenen Zinssatzes von 12% p.a. erlaubt357. Wiederum drängt sich als Parallele zu diesem Entgegenkommen die im jüdischen Wucherrecht zugunsten der (Rechts-)Gelehrten geltende Ausnahme vom Zinsverbot auf: da die Rabbinen das Zinsverbot genau kennen und nicht in die Gefahr geraten, dagegen zu verstoßen, dürfen sie untereinander Wucher treiben; der Zins gilt nach dieser Argumentation als „Geschenk“358. Einmal mehr aber sollte aus dieser noch dazu nur partiellen Überschneidung nicht vorschnell auf eine direkte Beeinflussung geschlossen werden359. 355 Zitiert nach Selb/Kaufhold, Rechtsbuch III (Fn. 72), S. 254; vgl. auch die leicht abweichende Übersetzung von Nestle, Statuten (Fn. 315), S. 222: „Einer der Brüder, der überflüssige Denare hat über seinen Bedarf und der sie ausleihen will, darf sie nicht auf Wucher geben; auf Zins aber, wie es in der Kirche ist, d.h. auf ein Hundertstel vom Denar im Jahr darf er es geben, damit nicht, wo er mehr nimmt, seinetwegen die Sammlung [i. e. die Schule] gelästert werde.“ – Vgl. ferner Braun, Synhados (Fn. 307), S. 257 Fn. 1; Sachau, Rechtsbücher I (Fn. 63), S. 195; Baumstark, Geschichte (Fn. 26), S. 113 ff.; Vööbus, Statutes (Fn. 46), S. 78 sowie Segal, Edessa (Fn. 255), S. 150 f. 356 Diese Ausrichtung betont zu Recht Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 309, 311; eingehend zum „monastic context“ Becker, School of Nisibis (Fn. 255), S. 316 ff. 357 Besprochen wird die Zinsregel von Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 311 sowie Laiou, Economic Practice (Fn. 10), S. 449 Fn. 49. – Unklar A. Vööbus, Syrische Kanonessammlungen, Bd. II: Löwen 1970, S. 549 f., der die Vorschrift erst als Beispiel für die Geltung der Zinsregeln des syrisch-römischen Rechtsbuches auch bei den Ostsyrern (S. 549), dann als Indiz für die kirchliche Opposition gegen eben jene Regeln wertet (S. 549 f.); die zweite Erwähnung dürfte auf ein Redaktionsversehen zurückzuführen sein. 358 Später kodifiziert in: Talmud Babli, Baba Mec ¸ ia V, ix (Goldschmidt, Talmud VII [Fn. 221], S. 692 f.): „Ferner sagte R. Jehuda im Namen Semuéls: Schriftgelehrte dürfen einander auf Wucher borgen, denn da sie wissen, daß der Wucher verboten ist, so gewähren sie einander nur ein Geschenk.“ – Siehe dazu Gamoran, Usury Laws (Fn. 223), S. 140; Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 680; vgl. noch oben II.4.b). 359 Allgemein zur syrischen Rezeption jüdischen Gedankenguts S. P. Brock, Jewish Tradition in Syriac sources (1979), in: ders., Studies in Syriac Christianity, Hampshire/Brookfield 1992, IV, S. 212 ff., der auf die hier einschlägige Problematik allerdings nicht näher eingeht.
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Die Statuten der Schule von Nisibis finden ihren Weg in die Sammlung des Ibn at-Taiyib360: ˙˙
„Wenn einer der Brüder mehr Denare hat als er benötigt und sie ausleihen will, so soll das, was er als Zins dafür nimmt, für den Dinar ein Dirhem im Jahr sein. Was aber (das Ausleihen) angeht auf Grund der Vereinbarung, dass jederzeit etwas dafür bezahlt werden muss, so ist das nicht statthaft.“
Der Autor nimmt damit eine interessante Modifikation der Zinssatzes vor, die in ihren Auswirkungen freilich unbestimmt bleibt, da das – ursprünglich auf eins zu zwölf festgelegte – Verhältnis von dinar und dirha¯m im Verlauf der islamischen Geldgeschichte enormen Schwankungen unterworfen ist361. Geht man zunächst vom kanonischen dirha¯m aus, so hat die Lesart at-Taiyibs eine Senkung des Zinssatzes von 12% auf 8,33% p.a. zur ˙ ˙ seinen Lebzeiten dürfte im Irak jedoch etwa ein Verhältnis von Folge. Zu eins zu fünfundzwanzig realistisch gewesen sein362, womit er an dieser Stelle eine stillschweigende, aber massive Senkung des erlaubten Zinssatzes auf etwa 4% vorgenommen hätte. Diese Beobachtung wirft die – noch zu vertiefende – Frage auf, ob die verschiedenen Zinssätze der Quellen nicht zumindest partiell auf die mangelnde Kenntnis der juristischen Schriftsteller von der Wertrelation der historischen Münzen zurückzuführen ist, wie sie sich ganz ähnlich in Byzanz beobachten läßt363. c) Zinsobergrenzen für Laien: Ostsyrische Eigenentwicklungen in der Tradition des Zweistromlandes Bezüglich der Handhabung des Wuchers der Laien ist die nestorianische Position von drei Merkmalen geprägt. An erster Stelle steht die grundsätzliche Anerkennung einer berechtigten Zinsforderung in Form der kaiserrechtlichen centesima/‘ekatosté, welche die Orientalen sogar unverfälschter fortführen als das zeitgenössische byzantinische Recht [aa)]. Daneben tritt freilich eine in zunächst nur schwer verständlicher Weise als Milderung 360 Ibn at-Taiyib, Fiqh an-nasra ¯ nı¯ ya (Hoenerbach/Spies, Recht der Christenheit ˙ ˙ 2, S. 166 Z. 21–25). ˙ [Fn. 319], Bd. – Vgl. dazu auch Braun, Synhados (Fn. 307), S. 257 Fn. 1 sowie den Hinweis von Nestle, Statuten (Fn. 355), S. 211 (212). 361 Über dinar und dirha ¯ m informieren G. C. Miles, Art. Dinar, in: Encyclopaedia of Islam II (1965), S. 297 (298); L. Ilisch, Art. Dinar, in: Lexikon des Mittelalters III (1986), Sp. 1057; G. C. Miles, Art. Dirham, in: Encyclopaedia of Islam II (1965), S. 319 f.; L. Ilisch, Art. Dirham, in: Lexikon des Mittelalters III (1986), Sp. 1105; zusammenfassend Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 587 ff. 362 Diese Auskunft bei E. Ashtor, Histoire des prix e des salaires dans l’orient médiéval, Paris 1969, S. 99 (für eine offizielle Neuemission im Jahre 1002; für die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts nimmt er dann eine Relation dinar/dirha¯m von 1 zu 14 1/3 an: ebd.). 363 Vgl. oben bei Fn. 44.
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apostrophierte Höchstgrenze von 20% Jahreszins, die sich im Vergleich zu den übrigen orientalischen Kirchen als ostsyrisches Proprium erweist [bb)]364. Gegenläufig zu dieser Bejahung der Zinsnahme durch Laien existieren freilich auch einzelne Aussagen, die auf eine grundsätzliche Aversion gegen den Wucher schließen lassen; diese sind zwar meist in die Form (rechtlich nicht verbindlicher) Ratschläge gekleidet, begegnen aber durchaus (an eher versteckter Stelle) in Rechtsvorschriften [cc)]. aa) Fortführung und argumentative Neubegründung der ‘ekatosté Ausgangspunkt der eigenen ostsyrischen Zinslehre für Laien dürfte Kanon 15 der Synode des Patriarchen I¯šo¯Cja¯hb I. (585 n. Chr.) sein365: „Ueber diejenigen, welche sich durch Zins bereichern und gierig sind, ihren Besitz zu mehren durch den Hausgenossen fremden Wucher Die h. Schriften mahnen sorgfältig und befehlen den Hausgenossen, sich vor dem Zinsnehmen zu bewahren. Denn dieser ist das Kind des Unfruchtbaren, der gezwungen wird, zu zeugen, obwol [sic] er nicht kann. Viele Vorsichtige flohen auch diese Schande. Besonders weisen wir aber diejenigen zurecht, welche sich der Unterdrückung des Wuchers bedienen. Diese haben kraft h. Befehle auch die Väter der Kirche in den von ihnen auf den Synoden zu verschiedenen Zeiten aufgestellten Kanonen verboten, indem sie die Ungerechtigkeit fühlten, die aus dem Wucher entspringt, der wie ein Krebsgeschwür schleichend zerstört und wie jenes auf die benachbarten Glieder so auf fremden Besitz übergreift. Wenn in Gerechtigkeit (erworbener) Besitz kaum verbleibt, was nützt es dann dem Menschen, viel zu gewinnen, seine Seele aber mit der Schuld (Gott) erzürnender Mittel zu belasten? Und wenn der Gerechte kaum besteht, wo wird dann der Unterdrücker gefunden? Wegen des Zuredens der Armenpfleger und ihrer zalreichen [sic] Bedürfnisse haben es gar oft auch die Regenten der Kirche unterlassen, die Geldma364
Sie findet sich sonst noch in einer georgischen Rechtssammlung aus dem 14. Jahrhundert, die dem König Georg V. zugeschrieben wird: siehe O. Wardrop, Laws of King George V, of Georgia, surnamed „The brilliant“, in: Journal of the Royal Asiatic Society XVII (1914), 607 (626): „46. Money Pleas, Usury. – Concerning debt we have thus ordained: The taking of interest is not in accordance with the Georgian laws, nor is it prescribed by other laws, and interest is unnatural. But if for any reason a lender be so wicked that he levies interest, whatsoever time shall have elapsed let him have two pieces of silver on ten. However long the time that passed let him have no more than this, nor is it just to take more, and unless he be a very wicked man it is not right that he should levy even this.“ – Vgl. zu dem Text sowie den Beziehungen des georgischen zum armenischen Recht noch Wardrop, ebd., S. 626 Fn. 1; R. Dareste, Études d’histoire du droit, Paris 1889, S. 126 ff.; F. Holldack, Zwei Grundsteine zu einer Grusinischen Staats- und Rechtsgeschichte, 1907, S. 93 ff. m. Fn. 2. 365 Braun, Synhados (Fn. 307), S. 219 ff. sowie Vosté, Discipline Chaldéene (Fn. 336), S. 321; dazu Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 148 m. Fn. 376.
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cher zurechtzuweisen, solche (nämlich), die mässigen Zins nehmen, indem manche die Åkatosth· nehmen, und andere wiederum, welche borgen, aber zurückgehen [vom Zins] in Barmherzigkeit, da sie wissen, dass sie von dem nicht unterdrückt werden, der gesagt: ‚Den Barmherzigen soll Barmherzigkeit werden‘. Andere aber vergessen die Billigkeit und gehen schonungslos vor, indem sie einen unmässigen Zins vom Capital erheben und achtsam Zinseszinsen nehmen. Auch wir befehlen, wie uns befohlen wurde, dass kein Gläubiger Wucher nehme. Wenn er sich jedoch herbeilässt, Zins zu nehmen, so soll er, sobald es ihm höher wächst als die Gesamtsumme (?), Acht haben, dass er seine Seele ferner nicht schuldig mache, indem er borgt und nimmt nach Möglichkeit als ein Habsüchtiger, der nicht satt wird und (doch) nicht besitzt. Wer es aber wagt, unbarmherzig das Maass zu überschreiten, macht sich selbst schuldig und seine Hausgenossen verächtlich.“
Die Bestimmung ist im Zusammenhang mit der bereits erörterten unmittelbar folgenden Vorschrift (Kanon 16) zu sehen, die es den Klerikern als Zeichen besonderer moralischer Vollkommenheit generell verbietet, sich mit Zinsen in jeder Höhe abzugeben366. Im Gegenschluß folgt daraus, daß – ungeachtet der etwas unklaren Rhetorik der Passage – Laien das mäßige Zinsnehmen erlaubt bleibt, wenn es auch als moralisch prekär erscheint367. Als solches Maß taucht neben der geläufigen ‘ekatosté auch eine Obergrenze auf, die freilich keine klaren Konturen gewinnt; vorzuschweben scheint der Synode hier – neben den eher kursorisch erwähnten Zinseszinsen – ein Auflaufen der Zinsen bis zur Gesamtsumme des darlehensweise zur Verfügung gestellten Kapitals. Besondes bemerkenswert ist die Begründung, die ¯Išo¯Cja¯hb für die Verwerflichkeit des Wuchers anbietet, und zwar um so mehr, als sie mit der „Unfruchtbarkeit“ des Geldes und der Betonung der Ungerechtigkeit des Wuchers Argumente aufnimmt, die aus der mittelalterlichen westlichen Wucherdiskussion vertraut sind, im Osten aber weithin fehlen368. Insbesondere die Wendung vom Wucher als „Kind des Unfruchtbaren“ verweist deutlich auf die aristotelische Politik mit ihrem an das Ende des Zinstraktates gestellten Wortspiel369. ¯Išo¯Cja¯hb ist wiederum ehemaliger Dozent der Schule von Nisibis370, die auch und gerade für ihre Rolle in der syrischen Aristoteles-Überlieferung berühmt ist und sich daher als Bindeglied aufdrängt371. 366
Siehe oben bei Fn. 343. Anders Partsch, Rechtsquellen (Fn. 301), S. 362, demzufolge das Verbot in der zitierten Vorschrift von den Klerikern auf „alle Gläubigen“ ausgedehnt wird. – Wie hier Sachau, Sasanidenreich (Fn. 301), S. 94; Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 322. 368 Zu dieser Beobachtung Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 681, 700. 369 Vgl. oben II.5.a). 370 So die Auskunft von Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 324. 371 Vgl. dazu oben II.5.b). 367
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Und selbst wenn ein solcher unmittelbarer Rückgriff auf den Stagiriten nicht mit der nötigen Sicherheit nachweisbar ist, könnte der Unfruchtbarkeits- bzw. Ungerechtigkeitstopos durch christliche Schriftsteller vermittelt worden sein; hier kommen namentlich der hl. Basileios372 sowie Gregor v. Nyssa373 in Betracht. Exzerpiert wird auch dieser Synodalkanon bei Ibn at-Taiyib, der jedoch ˙ der Kennzeichden Aspekt der Unfruchtbarkeit völlig ausblendet und ˙mit nung als verbotener Gewinn nur noch das Ergebnis überliefert, im übrigen aber an der Erlaubtheit eines maßvollen Zinses festhält374: „Darüber, dass der Mensch nicht Wucher treiben darf. Wenn sogar die erlaubten Gewinne nicht bestehen können, um wieviel mehr die verbotenen! Keinem der Gläubigen steht es zu, solches zu tun und in jedem Monat etwas (Zinsen) für das geliehene Geld zu nehmen; wenn ihn aber eine Notwendigkeit zwingt, Zinsen zu nehmen, so soll bei der Rückgabe des Geldes ein Maß eingehalten werden, das nicht schadet, und bei der Festsetzung der Zinsen soll Barmherzigkeit walten.“
Weitere Entfaltung erfährt die ostsyrische Wucherlehre durch Kanon 12 des Briefes des nämlichen I¯šo¯Cja¯hb I. an Jakob v. Da¯rai375: „Darüber, ob man Zins nehmen und Wucher verlangen darf oder nicht und wie und wieviel man eventuell nehmen darf. Die h. Schriften befehlen den Hausgenossen oftmals, mit ihrem mühselig Erworbenen Zins und Wucher nicht zu vermengen, indem diese die Geldliebe fördernde Handlungsweise die Wurzel aller Uebel ist, gar oft verblendet, den Wucher zu Stande bringt und ihr Geld wachsen macht bei einer Ungerechtigkeit, welche Götzendienst ist. [Mancher] Gläubige bewahrt weise seine Seele und nimmt solches durchaus nicht, da er einen guten Namen, dem guter Lohn bewahrt ist, mehr liebt als den verführerischen Mammon, dem endlose Pein bewahrt ist. Andere Hausgenossen aber nehmen absichtlich, ohne Erlaubnis Zins nach einer Bestimmung, die sie sich selbst aufgestellt, indem sie sagen: wir nehmen von der Åkatosth· der Kirche. Und wie nicht Getaufte setzen sie gierig einen (Wucher)vertrag fest. Das ist verwerflich und unter Getauften sollte es nicht Platz finden weil fremd dem Wandel der Versöhnung. Soweit sie aber von der Åkatosth· der Kirche nehmen, haben die Regenten der Kirche ausser Acht gelassen, dass diese für die Armenpflege bestimmt ist. Denn viele, um nicht zu sagen alle Armen bitten beständig, indem sie die Geldmänner anflehen, ihnen um Zins zu geben, damit sie nicht ge372 Zur Rezeption von dessen Werken im syrischen Raum siehe Baumstark, Geschichte (Fn. 26), S. 78 f.; vgl. oben II.5.b). 373 Zu seiner syrischen Rezeption siehe Baumstark, Geschichte (Fn. 26), S. 79 f. – Siehe nochmals oben II.5.b). 374 Ibn at-Taiyib, Fiqh an-nasra ¯ nı¯ ya (Hoenerbach/Spies, Recht der Christenheit ˙ ˙ 1, S. 114 Z. 29–36). ˙ [Fn. 319], Bd. 375 Braun, Synhados (Fn. 307), S. 256 f.; ferner Chabot, Synodicon (Fn. 307), S. 439 f. sowie Vosté, Discipline Chaldéene (Fn. 336), S. 321; dazu Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 324 f.; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 148 m. Fn. 376.
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quält würden und oftmals zu Grunde gingen (?). Schön ist es für die Gläubigen, das Vollkommene zu tun, was wir deutlich nach der Kraft der h. Texte erklärt, wenn wir auch kurz darüber geschrieben. Wenn aber jemand anders denkt und tut, wenn er auch vor den Vollkommenen die Augen seines Verstandes neigt, so soll er sich fürchten, weit zu gehen, um (wie) im Traume Vergängliches zu besitzen. Wenn die Natur mit Gewalt gezeugt wird wie von der sogenannten Åkatosth· der Kirche, so soll er mehr als auf den vergänglichen, verfluchten Beutel auf die Armen und seinen (guten) Namen Rücksicht nehmen und nicht viel Zins nehmen. Zum Wucher soll er sich aber durchaus nicht herbeilassen; denn bitter ist dessen Schuld.“
Der Vorwurf, die Gläubigen nähmen „von der Åkatosth· der Kirche“, überrascht, ist aber nicht auf einen Übersetzungsfehler von Braun zurückzuführen376. Es liegt entweder eine Verderbnis des Manuskripts oder ein Mißverständnis des I¯šo¯Cja¯hb vor; gemeint dürfte sein, daß die im Brief genannten Laien die von der Kirche im Interesse der Armen anerkannte ‘ekatosté verlangen377. In Parallele zum Kanon seiner Synode läßt der Katholikos hier eine ausgeprägte moralische Reserve gegenüber dem Zins an sich erkennen, der wiederum mit den Attributen der Ungerechtigkeit sowie der Unnatürlichkeit belegt wird; diese Aversion erstreckt sich wohlgemerkt auch auf die „sogenannte“ ‘ekatosté, deren Erlaubtheit hier durchaus auf der Kippe steht. Singulär ist ferner der von ¯Išo¯Cja¯hb hergestellte Konnex mit der (kirchlichen) Armenpflege, einschließlich des aus der westlichen Wucherdiskussion geläufigen Arguments, ohne Zins erhielten die Armen gar keinen Kredit. Im Brief erscheint nunmehr die ‘ekatosté als (mißlungene) Maßnahme der kirchlichen Oberen zugunsten der Armen, an deren Stelle der Katholikos offenbar wenigstens einen geringeren Zinssatz setzen möchte, ohne diesen zu beziffern. Fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt taucht dieser durchaus eigenwillige Beitrag zur nestorianischen Zinsdoktrin bei Ibn at-Taiyib wieder auf378: ˙˙
„Das göttliche Buch verbietet Zins und Wucher; aber manche entschuldigen das wegen der Armen und Schwachen, damit sie nicht zugrunde gehen. Man soll nur einen geringen Gewinn haben und nicht Wucher treiben.“
Als Stütze der von ¯Išo¯Cja¯hb derart infrage gestellten ‘ekatosté vermag in der ostsyrischen Kirche hingegen das Syrisch-römische Rechtsbuch [oben 376 Für diese freundliche Auskunft dankt der Verfasser Herrn Professor Hubert Kaufhold (München). 377 So wohl auch die Lesart bei Sachau, Sasanidenreich (Fn. 301), S. 94; Hindo, Disciplina IV (Fn. 302), S. 410 Fn. 6 sowie ausweislich seiner Übersetzung die von Chabot, Synodicon (Fn. 307), S. 440: „ ‚Nous prenons la centésime de l’Église.‘ “ (dazu auch seine Erläuterung in Fn. 1, ebd.); vgl. ferner Selb/Kaufhold, Rechtsbuch III (Fn. 72), S. 255. 378 Ibn at-Taiyib, Fiqh an-nasra ¯ nı¯ ya (Hoenerbach/Spies, Recht der Christenheit ˙ ˙ 1, S. 122 Z. 34–S.˙ 123 Z. 2). [Fn. 319], Bd.
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II.1.c)] zu fungieren, zumal die verschiedenen Varianten hier im Gegensatz zum westsyrischen Bereich in Sachen Zins weitgehend mit einer Sprache sprechen379. Die Aufnahme des Rechtsbuches in den Kreis der nestorianischen Kirchenrechtsquellen erfolgt wohl erst im 8. Jahrhundert durch Übernahme aus dem jakobitischen Bereich380; es liegt in drei Versionen R I, R II und R III vor, die in wechselnden Ausschnitten Bruchstücke der Ursprungsfassung überliefern381. Der Zinstraktat mit seiner impliziten Anerkennung der ‘ekatosté382 ist enthalten in R I § 53 und R II § 147 (wobei der Zusammenhang zwischen beiden Quellen unklar bleibt383). R II enthält den kompletten Ursprungstext in korrekter Wiedergabe, differenziert also in Übereinstimmung mit dem römischen sowie dem Reichskirchenrecht nach Natural- und Gelddarlehen384: „§ 147. Wenn ein Mann einem anderen Getreide leiht und mit ihm als Zins des Modius ¼ Modius im Jahr verabredet, soll er zahlen gemäß der Verabredung. Ebenfalls bei Öl. Wenn aber jemand mit dem Bildnis des Königs geprägtes Geld entleiht, soll er zahlen gemäß dem Befehl des Königs. Der schuldige Zins, der für einen Monat stipuliert wird, ist 1 für 100 Denare, die Eins, die genannt wird Åkatosth·. Wenn aber der Gläubiger mehr verlangt, soll es ihm vom Kapital abgezogen werden.“ 379
Vgl. unten III.2.b)bb). So Kaufhold, Einleitung (Fn. 12), S. 27; ders., Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 145 f., 154, 155 f.; Müller, Kirchenrechtsliteratur (Fn. 28), S. 55 m. w. N. in Fn. 27; Selb, Aufnahme (Fn. 329), S. 164, 165; ders./Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 58 ff.; Trofimoff, Option de séance (Fn. 63), S. 332. – A. A. noch Sachau, Sasanidenreich (Fn. 301), S. 80 f. (dies ungeachtet seines Eingeständnisses, daß sich der erste Nachweis im frühen 9. Jahrhundert finden läßt: ebd., S. 82); ders., Einleitung (Fn. 63), S. IX. – Vgl. zur Diskussion noch Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 336 ff. 381 Diese sind zuerst ediert durch Sachau, Leges (Fn. 63); berücksichtigt werden sie jetzt in der kritischen Edition von Selb/Kaufhold, Rechtsbuch II (Fn. 63), S. 14 ff. sowie Anhänge (R III: S. 197 ff.; R I: S. 237 ff.). – Vgl. dazu Sachau, Einleitung (Fn. 63), S. VII ff.; Mitteis, Handschriften (Fn. 40), S. 3 ff.; Ducati, Notizia (Fn. 69), S. 191 ff.; Selb/Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 58 f., 131 ff., 137 ff., 150 ff. – Ergänzungen bietet H. Kaufhold, Über einige Handschriften der Versionen R I, R II und R III des Syrisch-römischen Rechtsbuches, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (Romanistische Abteilung) 83 (1966), 350 ff. 382 Partsch, Rechtsquellen (Fn. 301), S. 362; vgl. Mitteis, Handschriften (Fn. 40), S. 40; Sachau, Sasanidenreich (Fn. 301), S. 94. 383 Sachau, Einleitung (Fn. 63), S. XII, hält zwar R I für eine „verkürzte Ausgabe“ von R II, den § 53 R I jedoch nicht für eine Version des § 147 R II (vgl. auch ebd., S. XIV f.). Dagegen streitet die Abfolge der Texte (§ 50 R I entspricht dem § 136 R II, § 51 dem § 137, § 51 dem § 140a, § 52 dem § 145) ebenso wie der Inhalt der Bestimmung, die den Ursprungstext zwar vergröbert, seine Kernaussage aber aufrechterhält. 384 Sachau, Leges (Fn. 63), S. 41 (129); siehe dazu Ducati, Notizia (Fn. 69), S. 201. 380
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Bezüglich der Naturaldarlehen weicht der Text dahingehend vom römischen Recht ab, daß er nicht vom ‘emiolíon (also dem Jahreszins von 50%) spricht, sondern dem Darlehensgeber nur den – vereinbarten – halben Satz zubilligt385. Wie dargelegt, war damit im Ursprungstext bereits mangels eines normativen Anspruchs keine Stellungnahme gegen den Zinssatz von 50% verbunden, sondern lediglich die Auskunft, daß die Vereinbarung eines niedrigeren Zinssatzes zulässig sei386. Schon die in den nestorianischen Quellen übliche Benennung als „Gesetze der christlichen Kaiser“ o. ä. umkleidet diese bloße interpretatio nunmehr jedoch mit einem Geltungsanspruch, der ein Verständnis als verbindliche Obergrenze nahelegt und so auch in die kanonistischen Texte einwandert. Die – auf diese Weise eigentlich erst generierte387 – Norm wird etwa in den Ordo Iudiciorum des CAbdı¯ šo¯ aufgenommen388: „Von den Kaisern: Wenn ein Mann einem (anderen) Mann Getreide darleiht und mit ihm Zinsen in Scheffeln (müdioò) abmacht, (nämlich) im Jahr ein Viertel Scheffel (müdioò), soll er gemäß der Abmachung zahlen. Ebenso auch Öl. 385 Auf diese vermeintliche Abweichung weist Mitteis, Handschriften (Fn. 40), S. 41 hin, ohne dafür eine vollständig schlüssige Erklärung parat zu haben; als möglich erscheint ihm eine Orientierung an der Auslegung von Ez 18, 17 durch den hl. Hieronymus (ders., Commentariorum in Ezechielem Prophetam Libri Quatuordecim, in: J. P. Migne [Hrsg.], Patrologiae Cursus Completus, Series Latina, Bd. 25, Paris 1845, Sp. 15 [176]: „Solent in agris frumenti et milii, vini, et olei, cæterarumque specierum usuræ exigi, sive ut appellat sermo divinus, abundantiæ; verbi gratia ut hyemis tempore demus decem modios et in messe recipiamus quindecim, hoc est, amplius partem mediam. Qui justissimum se putaverit, quartam plus accipiet portionem“). Vgl. dazu Schilling, Reichtum (Fn. 264), S. 153 f. (dieser deutet die Passage allerdings als vollständiges Zinsverbot; ebenso Seipel, Kirchenväter [Fn. 79], S. 168 f.); Maloney, Teachings (Fn. 165), S. 258 f. sowie Selb/Kaufhold, Rechtsbuch III (Fn. 72), S. 254. – Die Halbierung eines vom Gesetz erlaubten Zinssatzes taucht ferner in der westsyrischen Tradition beim Säulenheiligen Symeon Stylites auf: vgl. unten III.2.c) bei Fn. 489. – Für eine Orientierung an babylonischen bzw. assyrischen Vorbildern votiert Manigk, Bedeutung (Fn. 14), S. 400 (vgl. oben II.6.). 386 Vgl. oben Fn. 76. 387 Ausdrücklich für die Ansicht des CAbdı¯ šo ¯ , die Texte des Rechtsbuches seien verbindliches Recht, Selb/Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 63; vgl. auch Kaufhold, Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 159. 388 CAbdı¯ šo ¯ , Ordo iudiciorum II.IV.XV zitiert nach Selb/Kaufhold, Rechtsbuch II (Fn. 63), S. 377, 379; vgl. auch Vosté, Ordo iudiciorum (Fn. 322), S. 219: „Leges circa hanc materiam. – Regum. Si quis alicui frumentum mutuo dederit, et cum eo stipulaverit foenus modii annuum quartam partem modii, solvat ‚debitor‘ iuxta stipulationes. Idem ‚dic‘ de oleo. Si vero aurum imagine regia impressum mutuatus fuerit, solvet debitum iuxta praeceptum regum, qui stipularunt quovis mense pro centum denariis ‚solvendum esse‘ unum, quae Åkatosth· vocatur ‚seu centesima pars‘. Si autem amplius exigat, dematur ei a capite summae.“ – Vgl. dazu noch Sachau, Einleitung (Fn. 63), S. XVII f.; Vosté, Ordo, ebd., S. 219 Fn. 70.
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Wenn er aber Gold, geprägt mit dem Bild des Kaisers, entleiht, bezahlt der Schuldner gemäß dem Befehl des Kaisers (einen Zins), den sie im Monat auf einen von hundert Denaren (dhnÜrioò) begrenzt haben, (nämlich) den einen, der Hekatoste (Åkatosth·) genannt wird. Wenn er aber mehr fordert, soll es ihm vom Kapital abgezogen werden.“
Nur das Zinsmaximum für Gelddarlehen begegnet demgegenüber in der Version R I389: „§ 53. Ferner spricht der Richter: Dies ist die Ordnung der Gerichte (Urteile?) der christlichen Könige, daß, wer Denare ausleiht und Zins nimmt, also nehmen soll: Für 100 Denare einen Denar im Monat. Wenn sich aber einer erfrecht und verlangt mehr, soll es ihm abgerechnet werden vom Kapital.“
Aufnahme findet diese Version in das „Recht der Christenheit“ des Ibn at-Taiyib390: ˙˙ „Wer Denare auf Zins verleiht, kann nach dem Gesetz der Kaiser von je 100 Denaren einen Denar im Monat (Zins) haben; was aber über das hinausgeht, soll ihm vom Kapital abgezogen werden.“
Die ostsyrische Kirche versteht damit die ursprüngliche römische Zinsregel wie bereits bemerkt besser als die zeitgenössische byzantinische Rechtswissenschaft391. Gleichwohl bleiben die beiden zitierten Sammlungen die einzigen Textzeugen für die Rezeption der Zinsabhandlung des Syrisch-römischen Rechtsbuches392, so daß man dessen Relevanz im ostsyrischen Bereich nicht überschätzen sollte393. Sie beschränkt sich letztlich auf die zusätzliche Abstützung der ohnehin aus diversen anderen Quellen vertrauten ‘ekatosté. Daß etwa weitere Vorschriften der ostsyrischen Rezensionen, die implizite Hinweise auf die Erlaubtheit von Zinsen enthalten394, eine aktive 389 Sachau, Leges (Fn. 63), S. 1 (29); vgl. auch die praktisch gleichlautende Übersetzung bei Selb/Kaufhold, Rechtsbuch II (Fn. 63), S. 261. – Auch dazu Mitteis, Handschriften (Fn. 40), S. 40. 390 Ibn at-Taiyib, Fiqh an-nasra ¯ nı¯ ya (Hoenerbach/Spies, Recht der Christenheit ˙ ˙ 1, S. 144 Z. 24–27); ˙ vgl. dazu Sachau, Einleitung (Fn. 63), S. XIII. [Fn. 319], Bd. 391 Dazu oben II.1.a). 392 Vgl. allerdings noch die Handschrift Paris. Syr. 304, fol. 116r/v bei Selb/Kaufhold, Rechtsbuch II (Fn. 63), S. 331 f., die neben § 121 auch den § 91 nach Art einer freien Zusammenfassung referiert; vgl. zu dieser Hs. noch Selb/Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 153 ff. – Zum Umfang der Gesamtrezeption des Rechtsbuches Kaufhold, Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 155 ff. (dort auch der Hinweis, daß die Sententiae Syriacae im ostsyrischen Bereich offenbar unbekannt waren: S. 162). 393 Ähnlich die Gesamteinschätzung der ostsyrischen Rezeption durch Selb/Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 64; Kaufhold, Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 162 f. 394 Es handelt sich um R II §§ 137 und 139 (Sachau, Leges [Fn. 63], S. 126, 127) sowie R I § 51 (Sachau, ebd., S. 28); vgl. ferner R III §§ 100, 102 (Sachau,
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Rolle für die Zinsdoktrin der Kirche des Ostens gespielt hätten, läßt sich nicht nachweisen395. Und schließlich ist mittlerweile auch die Ansicht von Sachau überholt, das Auftauchen der Regelung aus R II § 147 bei Barhebraeus sei ein herausragendes Beispiel für den nestorianischen Einfluß auf den jakobitischen Maphrian des Ostens396. bb) Gestaffelte Zinssätze als Proprium ostsyrischen Rechts Der Ursprung der so auffälligen zweistufigen Zinsmaxima des nestorianischen Kirchenrechts dürfte sich demgegenüber im Rechtsbuch des persischen Metropoliten I¯šo¯Cbo¯kt (Ende des 8. Jahrhunderts) finden397: „IX § 1. Der Gesetzgeber (Moses) befiehlt, daß Zins von Glaubensgenossen überhaupt nicht genommen werden soll: ‚Wenn du den Armen meines Volkes etwas borgst, sollst du nicht wider sie wie ein Gläubiger sein und nicht Zins von ihnen nehmen‘ (Exodus 22, 24). Und in gleichem Sinne spricht der selige David: ‚Wer sein Geld nicht gibt um Zins‘ (Ps. 15, 5). Aber die Kirchenväter haben nicht aus Opposition gegen das Geheiß Gottes, sondern im Hinblick auf die Besitzenden, die sich nicht dazu verstehen, ohne Gewinn Anderen ihre Habe zu geben; – oftmals sind sie aber auch nicht imstande, von ihnen (ihren Schuldnern) das Ihrige zurückzufordern, und sind andrerseits die Schuldner nicht beflissen, ihre Schulden zu zahlen, weil Ihnen aus der Verzögerung der Zahlung kein Nachteil erwächst, – ebd., S. 142 [173, 174]); in der Sache gehen sie die §§ 91 und 93 der Ursprungsfassung zurück: Selb/Kaufhold, Rechtsbuch II (Fn. 63), S. 123, 125, 127. § 91 sieht vor, daß dem Darlehensgeber „anstelle von Zinsen seines Geldes“ die Nutzung eines Feldes bzw. einer Herde sowie der Arbeitsleistung eines Arbeitstiers oder einer Sklavin zusteht (sog. antichretisches Pfand); § 93 erörtert den Fall eines Darlehens aufgrund eines Kreditmandates; hier haftet der Aussteller wie ein Bürge, also auch für die Zinsen. – Vgl. dazu die Kommentierung von Selb/Kaufhold, Rechtsbuch III (Fn. 72), S. 194 ff., 197 f. sowie unter III.2.b)bb) mit Fn. 461 f. 395 Die Bestimmungen des § 137 von R II finden zwar Aufnahme in den Zinsabschnitt bei CAbdı¯ šo¯, Ordo iudiciorum II.IV.XV: Vosté, Ordo iudiciorum (Fn. 322), S. 219 f. m. Anm. in Fn. 73 sowie Selb/Kaufhold, Rechtsbuch II (Fn. 63), S. 369, 371), werden aber lediglich referiert und nicht herangezogen, um den Zins generell zu rechtfertigen. 396 So noch Sachau, Einleitung (Fn. 63), S. XVIII, wenn auch in Unkenntnis der mittlerweile bekannten westsyrischen Parallelen zu R II § 147; vgl. unten bei Fn. 468. 397 Corpus juris (Fn. 313), S. 167 f.; dazu E. Sachau, Einleitung, in: ders., Rechtsbücher III (Fn. 312), S. V (VIII ff.); Manigk, Rezension (Fn. 30), S. 415 ff.; Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 340 ff.; Hindo, Disciplina IV (Fn. 302), S. 410 f. m. Fn. 6; Müller, Kirchenrechtsliteratur (Fn. 28), S. 56; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 63, 70, 177 f.; eingehend jetzt Aoun, Jésubokt (Fn. 313), S. 81 ff. – Sachau hebt den Zweck des Corpus hervor, als Grundlage für die bischöfliche Gerichtsbarkeit zu dienen (ebd., S. VII, XI); dies spräche für einen verhältnismäßig hohen Praxisbezug, so auch Müller, ebd., S. 56 ff. – Zur Person des Bischofs Baumstark, Geschichte (Fn. 26), S. 215 f.
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und weil sie (die Kirchenväter) eingesehen haben, daß die Armen ohne Darlehn nicht leben können, und ferner auch deshalb, weil sie erkannt haben, daß viele Menschen sich schonungslos der Zinsnahme bedienen – aus allen diesen Gründen haben sie das Gesetz gemacht: Man soll in einem Monat für 100 Dirhem EINEN Dirhem Zins nehmen, aber nicht mehr (vgl. Nehem. 5, 11). § 2. Die späteren (Gesetzgeber) haben dann, mit Rücksicht auf das Bedürfnis der Entleihenden, den Zins auf 20 Estîrîn herabgesetzt. Und bis jetzt bedienen sich gottesfürchtige Menschen dieses Zinsfußes. Wir aber belehren die Gläubigen, daß niemand mehr nehmen soll als dies. Dies bestimmen wir nicht als Gesetz, wohl aber als Rat und Ermahnung. Sofern wir aber nach dem Gesetze vorgehen, können wir die Menschen nicht hindern, mit einander Verträge zu machen (wie sie wollen), aber auch in dem Falle erlauben wir ihnen nicht, daß weniger als 10 Estîrîn gegeben werde, wie wir auch, selbst wenn der Zins (im Lande) zehnmal so hoch ist, nicht erlauben, daß mehr als das Doppelte (d.i. 20 Estîrîn) an Zins genommen werde.“
Es fällt unmittelbar auf, daß der gelehrte Bischof hier neben den im arabischen Raum vertrauten Silber-dirha¯m eine zweite Geldeinheit setzt, die nicht im ersten Zugriff zu entschlüsselnden estîrîn. Gleichwohl spielt die Entschlüsselung der Bezeichnung eine vitale Rolle für die Interpretation der vom Verfasser ja explizit als „Herabsetzung“ etikettierten Zinsvorschrift. Sie soll im Anschluß an einen Blick auf die Rezeption der Regel in den ostsyrischen Sammlungen erfolgen, die vielleicht noch Aufschluß über die Bedeutung der Münzeinheit versprechen. Von der Sammlung des I¯šo¯Cbo¯kt aus geht diese gestufte Zinsregel zunächst in das Sammelwerk des Gabriel v. Basra ein, der allerdings Bezug auf andere Maßeinheiten nimmt398: 398 Zitiert nach Kaufhold, Rechtssammlung (Fn. 11), S. 164. – Die Passage ist lediglich als Zitat aus dem Nomokanon des CAbdı¯ šo¯ bar Brı¯ ka¯ (s. o. Fn. 321) überliefert und in ihrer Authentizität strittig: für eine fehlerhafte Zuweisung zu Gabriel plädiert Vosté, Ordo iudiciorum (Fn. 322), S. 218 Fn. 68; mit den besseren Argumenten für eine Zuordnung zum Gelehrten aus Basra Kaufhold, ebd., S. 51 m. Fn. 232. – Instruktive Übersichten zu den verschiedenen Sammlungen und ihrem Verhältnis zueinander ebd., S. 320 ff. – Vgl. die lateinische Fassung im Nomokanon des CAbdı¯ šo¯ bar Brı¯ ka¯ in der Edition von Mai, Collectio X (Fn. 35), S. 71 f.: „VIII. De usura, et foenore. Gabrielis Bostrae. De usura praecipit sane legislator, ne accipiatur a filiis fidei: si mutuo dabis pauperibus populi mei, ne sis adversus eos tanquam dominus debiti, et ne accipias ab eis usuram. Simili etiam modo David beatum dixit eum, qui pecuniam suam non dat ad usuram: patres autem ecclesiae, uti piae memoriae domini Iesuiabus, et Iosue Barnun catholici, et reliqui, non quidem contradicentes praecepto Dei, verumtamen cum consideravissent, quod ii qui possessionem (bona) habent, haud faciles sint ad danda bona sua aliis sine fructibus (emolumentis, utilitatibus), et quod saepe non possit ab eis peti quin et animadvertentes, quod debitores haud solliciti sint ad solvenda debita, nequid damni patiantur (creditores) ex eo, quod (debitores) morosi sint, neque solvant; sed et perpendentes, quod non possint pauperes vitam ducere sine mutuo; praeterea videntes plures sine commiseratione solere accipere usuram (haec omnia, inquam ab oculos habentes) posuerunt legem, ut pro centum drachmis quovis mense unam drachmam (pro emulo-
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„Hinsichtlich der Zinsen befiehlt der Gesetzgeber (d.i. Moses), daß von den Gläubigen keine genommen werden sollen: ‚Wenn du den Armen meines Volkes ein Darlehen gibst, sollst du für sie nicht wie ein Gläubiger sein und von ihnen keine Zinsen nehmen‘ (Ex. 22, 24). Ebenso hat auch der selige David gesprochen: ‚Er gibt sein Geld nicht für Zinsen her‘ (Ps. 15, 5). Die Väter der Kirche aber, wie die Katholikoi heiligen Angedenkens Mar IšoCyab und IšoCbarnun und die übrigen, haben zwar nicht dem Gebot Gottes widersprochen, aber, als sie sahen, daß die Besitzenden sich nicht überzeugen ließen, ihren Besitz anderen ohne Gewinn zu geben – oft konnten sie es weder von ihnen zurückfordern, noch bemühten sich die Schuldner, es zurückzuzahlen, weil sie keinen Nachteil davon hatten, wenn sie zögerten und nicht bezahlten –, und ferner sahen, daß die Armen ohne Darlehen nicht leben konnten, und sie sahen, daß viele ohne Maß Zinsen zu nehmen pflegten, erließen sie das Gesetz, daß man für 100 Zu¯z monatlich einen Zu¯z nehmen könnte, mehr aber nicht. Die Väter jedoch, die nach ihnen kamen, senkten sie (die Zinsen) wegen der Not der Darlehensnehmer auf 20 Stater. Und danach richten sich bis heute die, die Gott fürchten. Wir aber lehren die Gläubigen, daß keiner mehr als das nehme. Dies ordnen wir aber nicht als Rechtssatz an, sondern (sagen es) als Lehrer des Glaubens (nur) als Rat und Ermahnung; wenn wir nach dem Rechtssatz vorgehen, ist es nicht möglich, sie an einem (abweichenden) Vertrag miteinander zu hindern.“
Systematisiert, aber mit nochmals modifizierten Münztermini findet sie sich bei Ibn at-Taiyib (Teil 1, VI. Schulden)399: ˙˙ „VI.34: IšoCboht sagt: Geldleihen gegen Zinsen soll nur sein bei einer Notlage wie durch Feuersbrunst oder Staatsgewalt oder Feindüberfall oder bedeutenden Verlust im Handel; und es ist nicht im Sinne der Religion, denn die Religion hält davon zurück, sondern ein Mittel und eine Sitte unter den Christen und Kaufleuten. IšoCyahb und IšoCbarnun gestatteten es, als sie inne wurden, dass der Besitzende dem Nichtbesitzenden nichts ohne Zinsen gibt und dass das die Ursache der Verderbnis sei; kurz, als sie inne wurden, dass die Armen, ohne dass man ihnen Geld leiht, nicht leben können, und dass derjenige, der an sie verleiht, sie in den Zinsen ungerecht behandelt, bestimmten sie für alle Zinsbeträge monatlich (von 100 Drachmen) eine Drachme (Zinsen) – und das nicht nach dem Erfordernis der Religion. – [Wir (IšoCboht) erlauben nicht, dass weniger als 10 Astern an Zins gegeben werde und] mehr als das Doppelte (d.h. 20 Astern) genommen werde.“ mento) accipiant, minime vero amplius. Patres autem posteriores propter necessitatem eorum, qui mutuantur, ad viginti stateres (quolibet nimirum anno) deduxerunt (emolumentum minuerunt, ac taxarunt) quo modo etiam nunc utuntur timentes Deum. Nos autem Christifideles docemus, ne quis amplius, quam istam summam accipiat. Et id non quidem cum iudiciali potestate praecipimus, sed ex consilio, et adhortatione, uti doctores fidei; cum enim iudiciali potestate fungimur, non possumus eos a pacto inter ipsos inito cohibere.“ – Vgl. dazu Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 362 sowie nochmals Kaufhold, Rechtssammlung (Fn. 11), S. 58 ff. 399 Ibn at-Taiyib, Fiqh an-nasra ¯ nı¯ ya (Hoenerbach/Spies, Recht der Christenheit ˙ ˙ 2, S. 56 Z. 18–34; ˙ ebd., S. 55 Z. 23–25; ebd., S. 57 Z. 23–25). Vgl. [Fn. 319], Bd. zu I¯šo¯Cbarnu¯n auch ebd., Bd. 1, S. 195 Z. 16–21.
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„VI.35. Die Kaiser: Sie dürfen als Zins von 100 Denaren einen Denar nehmen und was darüber ist, soll vom Kapital abgerechnet werden.“ „VI.38. IšoCbarnun: Wenn jemand Geld auf Zinsen verleiht und der Leihnehmer zahlungsunfähig wird, so soll ihn der Leihgeber nicht drängen, sondern Mitleid mit ihm haben.“
Zuletzt taucht die Regel im Nomokanon des CAbdı¯ šo¯ bar Brı¯ ka¯ auf, der sie ausdrücklich Gabriel zuschreibt400. Ganz ähnlich findet sie sich – diesmal unter explizitem Hinweis auf den ursprünglichen Urheber – im Ordo Iudiciorum des gleichen Autors401: „IšoCbokt. De usura praecipit Legislator ne ullo modo accipiatur a fidelibus. ‚Dicit enim‘: ‚Si (pecuniam) mutuam dederis pauperibus populi mei, ne sis adversum eos tamquam exactor, neque sumas ab eis usuram‘ (Ex. XXII, 25). Simili modo etiam beatus David dixit: ‚Qui pecuniam suam non dat ad usuram‘ (Ps. XV, 5). Patres autem Ecclesiae, non quidem contradicentes praecepto Dei, verumtamen cum considerassent quod ii qui bona habent, haud faciles sint ad danda bona sua aliis sine lucro, – saepe enim neque ea repetere possunt, neque debitores solliciti sunt illa restituere quia nullum damnum patiuntur ex dilata restitutione; – sed et videntes ac perpendentes quod non possint pauperes vitam ducere sine mutuo; praeterea videntes plures sine commiseratione solere accipere usuram, posuerunt legem, ut pro centum zuzin quovis mense unum zuza accipiant, minime vero amplius. Et hoc non est absque fundamento, se ab antiquis acceperunt.“
Die Passagen werfen mehrere Fragen auf. Unumstrittener Ausgangspunkt ist jeweils die mittlerweile sattsam bekannte ‘ekatosté, also ein Zins von einem dirha¯m, Denar oder Zu¯z auf hundert pro Monat, der im Interesse der Armen zulässig ist, die andernfalls gar keinen Kredit erhielten. Gleichfalls im Interesse der Armen, so die immer noch einhellige Lesart der Quellen, haben die „Väter der Kirche“ nun einen zweiten, gewissermaßen „sozialverträglichen“ Satz kreiert, der ausdrücklich im Vergleich zur ‘ekatosté als niedriger apostrophiert wird. Problematisch sind die Berechnung und die Herkunft dieses Satzes. Der Kalkulationsfaktor von 20 (auf Hundert?) kann seinen Ursprung praktisch nur in der Tradition des mesopotamischen Rechts haben, das sich des entsprechenden Zinssatzes über zweitausend Jahre lang bedient, so die einhellige Auffassung der Forschung402. Es bleibt die Frage der Vermitt400
Vgl. nochmals oben bei und in Fn. 398. C Abdı¯ šo¯, Ordo iudiciorum II.IV.XV. zitiert nach: Vosté, Ordo iudiciorum (Fn. 322), S. 218 f. – Vgl. dazu auch Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 364; Kaufhold, Rechtssammlung (Fn. 11), S. 63 f. 402 Nahezu einhellige Auffassung: Manigk, Rezension (Fn. 30), S. 383, m. w. N.; Taubenschlag, Rezension Sachau (Fn. 14), S. 511; einen mesopotamischen (konkret: babylonischen) Einfluß auf das Rechtsbuch sieht hier auch Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 341; allgemein für babylonischen Einfluß, ohne allerdings auf die 401
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lung; hier erscheint eine direkte Kenntnis sumerischer, babylonischer oder assyrischer (Keilschrift-)Texte weit weniger wahrscheinlich als das gewohnheitsrechtliche Fortleben der ohnehin primär praktischen kalkulatorischen Bedürfnissen geschuldeten Höchstgrenze im Zweistromland. Davon kaum strikt zu trennen wäre ein Einfluß sasanidischer Rechtstexte auf den persischen Hierarchen ¯Išo¯Cbo¯kt als den Ersturheber des gestuften Zinsmaximums403. Diese Deutung als Zinssatz von 20% p.a. drängt sich angesichts der Zahlenverhältnisse und ihrer Verankerung im monetären Gedächtnis der Region zwar auf, müßte aber die Absicht einer Senkung des von den Bedürftigen zu zahlenden Zinssatzes Lügen strafen. Den sich im übrigen nüchtern an den sozialen Realitäten orientierenden Hierarchen – die offen zugeben, daß der effektive „Zins im Land“ weit höher sein könne – würde auf diese Weise ein hohes Maß an ökonomischer Unvernunft unterstellt. Tatsächlich sollten die vorstehenden Passagen nicht umstandslos mit dem Rechtsbuch des I¯šo¯Cbarnu¯n in eins gelesen werden, das tatsächlich einen Satz von 20% für zulässig hält oder diese Deutung doch zumindest nahelegt404. Der Schlüssel kann hier nur in den Währungsbezeichnungen liegen, die allerdings gleichzeitig einen nicht zu unterschätzenden Unsicherheitsfaktor in die Analyse hineintragen. Eindeutig aber ist, daß der zweite Zinssatz in einer anderen Denomination berechnet wird: I¯šo¯Cbo¯kt differenziert nach der Übersetzung von Sachau zwischen „Dirhem“ (= dirha¯m) und estîrîn (im syrischen Text finden sich zuz’ bzw. zuzi’ und ‘striyn)405, Gabriel nach der von Kaufhold zwischen „Zu¯z“ und „Stater“ (im syrischen Text zuz’ bzw. zuzin resp. ‘strin)406, Ibn at-Taiyib gemäß Hoenerbach/Spies zwischen ˙ ˙ arabischen Text findet sich allerdings nur „Drachmen“ und „Astern“ (im /drhm, die als dirha¯m wie „Drachme“ gelesen werden die Wendung kann)407. Bei aller – nicht zuletzt infolge der teils mehrfachen Übersetzung Zinsvorschrift einzugehen, auch Aoun, Jésubokt (Fn. 313), S. 85. – Vgl. noch oben II.6.b). 403 Konkret faßbar am Beispiel einer Regelung zur Herausgabe der Krediturkunde: vgl. ¯Išo¯Cbo¯kt, Kapitel IX § 5 (Sachau, Rechtsbücher III [Fn. 347], S. 169) und Macuch, Rechtskasuistik (Fn. 279), S. 283 (MHD 38.7–9), S. 291. So auch Bartholomae, Sasanidisches Recht I (Fn. 279), S. 40; A. Pagliaro, L’anticresi nel diritto sa¯sa¯nidico, in: Rivista degli studi orientali 15 (1934/35), 275 (282 f.); Kaufhold, Richter (Fn. 12), S. 93 f. 404 Vgl. oben bei Fn. 352 f.; so aber die Deutung von Sachau, Rechtsbücher III (Fn. 312), S. 331 f. 405 Sachau, Rechtsbücher III (Fn. 312), S. 168 Z. 1, 2, 3 u. 9. 406 Kaufhold, Rechtssammlung (Fn. 11), S. 165. 407 W. Hoenerbach/O. Spies (Hrsg.), Fiqh an-nasra ¯ nı¯ ya, Bd. 2, Löwen 1957, S. 55 ˙ Passage zu den Astern ist von Z. 13; der arabische Text endet mit „Religion“, die den Herausgebern ergänzt.
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bestehenden408 – Unsicherheit bleibt doch festzuhalten, daß der Hauptrecheneinheit deutlich kleinere Münzen gegenübergestellt werden: Während dirha¯m, zu¯z und Drachme jeweils die Standardsilbermünze in ihrem Münzsystem darstellen oder dargestellt haben409, lassen sich die ihnen jeweils zugeordneten Stücke als geringerwertige Prägungen ansprechen, ohne daß sich für alle genannten Paarungen ein klares Wertverhältnis angeben ließe. Syrisch ‘str’ bzw. arabisch ‘ast’ar suchen erkennbar Anschluß an die Keilschriftbezeichnung istatirru, die erstmals in der seleukidischen Epoche nachweisbar ist und sich als Lehnwort dem griechischen state¯r verdankt410; die Deutung als römisch assarion/hebräisch ‘issar erscheint demgegenüber fernliegend411. Der state¯r ist allerdings als Referenz insofern wenig hilfreich, als der Terminus ursprünglich lediglich die Standardmünzeinheit einer Region bezeichnet und im weiteren Verlauf der hellenistischen und römischen Epoche mit einem „Doppelstück“ identifiziert wird, das jeweils zwei gängige Silbermünzen aufwiegt412. Gerade die letztgenannte Lesart wäre mit der erklärten Absicht der Kanonisten, die Zinsbelastung zu mildern, schlechterdings nicht zu vereinbaren. Ohne daß sich letzte Klarheit über die ursprünglich gemeinte Münze und den damit verknüpften Zinssatz gewinnen läßt, muß man daher davon ausgehen, daß den ostsyrischen Hierarchen eine im Vergleich zur Standardmünze kleinere Geldeinheit vorschwebte, deren Verwendung als Berechnungseinheit einen spürbar gesenkten Zinsfuß bedeutet hätte413. 408 I ¯šo¯Cbo¯kt etwa schreibt ursprünglich persisch; sein Werk wird im 9. Jahrhundert in das Syrische übertragen: Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 177. 409 Näher zum dirha ¯ m oben Fn. 361. – Zu¯z ist die talmudische Bezeichnung für die gängige Standardsilbermünze, im römischen Reich also der denarius, im griechischen und später persischen Machtbereich die Drachme: R. Vasmer, Art. Zu¯z, in: F. v. Schrötter (Hrsg.), Wörterbuch der Münzkunde, 2. Aufl. 1970, S. 760; A. Ben-David, Talmudische Ökonomie, Bd. 1, 1974, S. 345; M. Sokoloff, A dictionary of Jewish Babylonian Aramaic of the Talmudic and Geonic periods, Ramat-Gan u. a. 2003, S. 402 f.; siehe auch Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 663 f. – Zur Drachme als griechischer und später persischer Standardsilbermünze nur K. Regling, Art. Drachme (1), in: v. Schrötter, ebd., S. 158 ff. 410 Näher N. N., Art. istatirru, in: I. J. Gelb/B. Landsberger/A. L. Oppenheim (Hrsg.), The Assyrian Dictionary of the Oriental Institute of the University of Chicago, Bd. 7, Chicago 1960, S. 204; E. Ebeling, Art. Geld, in: E. Weidner/W. v. Soden (Hrsg.), Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie, Bd. 3, 1971, S. 198; M. A. Powell, Money in Mesopotamia, in: Journal of the Economic and Social History of the Orient 39 (1996), 224 (234); so auch die Auskunft im Glossar von Hoenerbach/Spies, Fiqh (Fn. 407), S. 201 (Eintrag ’ast’ar/‘str‘). 411 Siehe K. Regling, Art. Assarion, in: v. Schrötter, Wörterbuch (Fn. 409), S. 43; Vasmer, Zu¯z (Fn. 409), S. 760: gemeint sind Kupfermünzen, die zwischen 1/12 und 1/16 der Standardmünze bewertet werden. 412 Näher K. Regling, Art. Stater, in: v. Schrötter, Wörterbuch (Fn. 409), S. 656 f.; siehe auch Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 184, 368.
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Die teils anachronistischen Münzbezeichnungen werfen schließlich wiederum die Frage nach der Praxisrelevanz der vorgestellten Zinsregeln auf. Tatsächlich wird man ihre unveränderte Tradierung vom späten 8. bis in das 14. Jahrhundert nicht allein als Indiz für ihre textuelle Erstarrung, sondern auch für ihre fehlende Bedeutung für die Realitäten des Geldmarktes deuten können414. cc) Grundsätzliche Verdammung des Zinswuchers Neben den gestuften Obergrenzen enthalten die nestorianischen Sammlungen zu guter Letzt noch eine Reihe von Vorschriften, die auf eine grundlegende Disqualifizierung des Zinses schließen lassen. Mehrfach begegnen Regelungen, die die Zinsforderung als Rechtsposition minderen Ranges ausweisen, im Einzelfall ganz negieren. I¯šo¯Cbo¯kt etwa stellt in seinen Ausführungen zum Pfandrecht fest, daß nach Ansicht der kirchlichen Gerichte der erstrangige Pfandgläubiger beim Verkauf des Pfandes lediglich das Kapital ohne Zinsen verlangen darf415: „§ 2. [. . .] Dagegen die Richter der Kirche bestimmen, daß dem ersten Gläubiger nur das Kapital (nicht die Zinsen) gegeben werden, das aber, was dann noch übrigbleibt, über die übrigen Gläubiger verteilt werden soll.“
Auf der gleichen Linie liegt eine Vorschrift, die den Leser auf den ersten Blick etwas ratlos zurückläßt416: „§ 12. Wenn ein Mann stirbt und Frau und unmündige Kinder hinterläßt; wenn er auch Schulden hinterläßt, und nun der Gläubiger Kapital samt Zinsen zurückverlangt, dann soll die Witwe oder wer sonst für seine Familie verfügt, gemäß dem Befehl der Leiter der Kirche jenes Geld samt Zins und Zinseszins gemäß der zwischen Schuldner und Gläubiger bestehenden Stipulation aus der Habe der Familie bezahlen. Oder aber sie bezahlen das Kapital und ziehen von den Zinsen, soviel sie können, ab.“
Befremdlich wirkt hier das Nebeneinander der beiläufigen Erwähnung von Zinseszinsen und dem Rat, die Zinsforderung möglichst weit zu drücken417, zumal nicht recht ersichtlich ist, wie diese Minderung vor sich ge413 A. A. Sachau, Rechtsbücher III (Fn. 312), S. 331 f., der sich eine „Milderung“ nur dergestalt vorstellen kann, daß der Satz von 20% gegenüber den tatsächlichen üblichen Zinsen als erträglicher erscheint. 414 So mit guten Argumenten Kaufhold, Rechtssammlung (Fn. 11), S. 128 f., der die praktische Bedeutung des nestorianischen Rechts immer mehr auf „inneres“ Kirchenrecht sowie die Ordnung von Ehe und Erbe beschränkt sieht, letzteres übrigens in Parallele zum islamischen Recht. 415 ¯ Išo¯Cbo¯kt, Kapitel VII § 2 (Sachau, Rechtsbücher III [Fn. 312], S. 155). – Vgl. dazu Taubenschlag, Rezension Sachau (Fn. 14), S. 504. 416 I ¯šo¯Cbo¯kt, Kapitel VII § 12 (Sachau, Rechtsbücher III [Fn. 312], S. 161).
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hen soll. Der telos der Vorschrift, den Gläubiger zum Verzicht auf die Zinsforderung zu bewegen, ist allerdings eindeutig. Noch deutlicher wird sie in einer weiteren Pfandrechtsregelung des persischen Bischofs, die allerdings möglicherweise auch einer ungenügenden Übersetzung in das Syrische geschuldet ist418: „§ 20. Eine Urkunde über eine Schuld, die aus Kapital und Zins besteht. Es ist nichts von dem Kapital zurückgezahlt worden. Hinfällig ist der Zins.“
In die gleiche Richtung weist zuletzt noch eine Vorschrift aus dem eigentlichen Darlehensrecht des I¯šo¯Cbo¯kt, die als „ortsüblichen Zins“ den niedrigsten ortsüblichen Zins festlegt419. Hintergrund dieser gegen jeden Zins gerichteten Tendenz könnte eine eigene ostsyrische Tradition der moralischen Verdammung des Wuchers sein, wie sie etwa im Werk des „persischen Weisen“ Aphrahat († nach 345 n. Chr.) begegnet420: „3. Es traten nämlich in unserem Volk führende Häupter auf, die das Gesetz verließen und sich des Frevels rühmten. Sie erwarben sich Besitz, und die Habgier besiegte sie. Sie verliehen Geld auf Zins und nahmen Wucherzinsen. Und keiner ist, der daran denkt, was geschrieben steht: ‚Du sollst weder Wucherzins noch Zins nehmen!‘ (Lev 25, 36). Und: ‚Wer im Hause des Herrn wohnen will, gibt das Geld nicht auf Zins‘ (Ps 15, 1.5). Wiederum hat er gesagt: ‚Wer aber keinen Zins nimmt und nicht auf Wucher verleiht‘ und keine dieser schmutzigen Taten begeht, die Ezechiel aufzählt (Ez 18, 8), auf dem ruht Gottes Wohlgefallen.“
Diese und ähnliche Äußerungen können aber letztlich nur als weiterer Beleg für die Quintessenz der nestorianischen Zinslehre gelten: Zins ist moralisch fragwürdig und daher den an strengeren Anforderungen zu messenden Klerikern verboten. Für Laien hingegen gilt nur das aus den weltlichen Rechtstraditionen entlehnte Verbot zu hoher Zinsen421. 417 In letzterer sieht namentlich Sachau (Anmerkung, ebd., S. 329), die „prinzipielle[n] Abneigung des geistlichen Gesetzgebers gegen jede Art von Zinsnehmen“ dokumentiert; zustimmend Taubenschlag, Rezension Sachau (Fn. 14), S. 504. 418 I ¯šo¯Cbo¯kt, Kapitel VII § 20 (Sachau, Rechtsbücher III [Fn. 312], S. 163). – Vgl. die Anm. von Sachau, ebd., S. 330. Er nimmt entweder einen Übersetzungsfehler oder eine Deutung in dem Sinne an, daß der Gläubiger vor Zahlung des Kapitals (noch) nicht die Zahlung der Zinsen verlangen kann. 419 ¯ Išo¯Cbo¯kt, Kapitel IX § 3 (Sachau, Rechtsbücher III [Fn. 312], S. 169). 420 Aphrahat, Über die Ermahnung (Unterweisungen 14.3), zitiert nach P. Bruns (Übers.), Aphrahat, Unterweisungen, Bd. 2 (Fontes Christiani 5/2), 1991, S. 330 (332). – Vgl. dazu Sachau, Sasanidenreich (Fn. 301), S. 93 f. Fn. 4; P. Bruns, ebd., S. 327 ff.; zu Aphrahat siehe Brockelmann, Syrische Litteratur (Fn. 69), S. 15 f.; Altaner/Stuiber, Patrologie (Fn. 167), S. 342 ff.; P. Bruns, Einleitung, in: ders. (Übers.), Aphrahat, Unterweisungen, Bd. 1, 1991, S. 35 (41 ff.) sowie Brock, Syriac Literature (Fn. 257), S. 19 f. – Vgl. ferner Aphrahat, ebd. 14.26 (S. 357). 421 So im Ergebnis auch Selb, Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 142, 148.
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d) Fazit: Das ostsyrische Zinsrecht als eigenständige Weiterentwicklung des Reichskirchenrechts Fragt man abschließend nach den Quellen der ostsyrischen Zinslehre, so dominieren eindeutig reichskirchliche und autochthone Rechtsbildungen. Im Kern halten die Nestorianer an der in Nikaia formulierten Grundregel fest: Zinsverbot für Kleriker, Zinsobergrenze von 12% p.a. für Laien. Singulär ist der Anteil der Synoden und Rechtsbücher ostsyrischer Hierarchen an der Formulierung einer eigenständigen Zinslehre, denen sich insbesondere die – allerdings ebenso mißverständliche wie mißverstandene – Regelung der gestaffelten Zinsmaxima verdankt, die wiederum auf ältere mesopotamische oder persische Rechtsschichten zurückverweist. Impulse, daneben den Zins entweder ganz zu unterbinden oder in umgekehrter Perspektive Klerikern zu öffnen, bleiben vereinzelt. In der Begründung des Zinsverbots wie solcher Ausnahmebestimmungen finden sich interessante Parallelen zum talmudischen Recht wie zur aristotelischen Lehre von der Unfruchtbarkeit des Geldes: während im ersten Fall eine bloße Koinzidenz wahrscheinlich ist, erscheint im zweiten zumindest eine mittelbare Kenntnis der Politik plausibel. Spuren islamischen Rechts schließlich sucht man im Zinsrecht der Nestorianer vergebens. 2. Die Westsyrische („jakobitische“) Kirche a) Überblick Im Vergleich zu den Nestorianern ist die Rechtsgeschichte der miaphysitischen Syrer422 durch das nahezu vollständige Fehlen systematischer Rechtsbücher gekennzeichnet; das große Kodifikationswerk des Grigor bar C Ebra¯ya¯ (Barhebraeus; † 1286 n. Chr.) ist hier nicht allein Abschluß der 422 Über das Kirchenrecht der Westsyrer informieren im Überblick Silbernagl, Verfassung (Fn. 301), S. 302 ff.; G. Ricciotti, Siri, in: Congregazione Orientale, Studi storici (Fn. 157), S. 117 (118 ff.); Nallino, Libro siro-romano (Fn. 63), S. 566 ff.; Coussa, Epitome (Fn. 78), S. 176 ff.; de Clercq, Introduction (Fn. 78), S. 335 ff.; ders., Fontes (Fn. 27), S. 43 f., 65, 87 f.; J. Mounayer, Les synodes syriens jacobites, Beirut 1964, S. 13 ff.; A. Vööbus, Syrische Kanonessammlungen, Löwen, Bd. I: 1970, Bd. II: 1970; knapp Selb, Kirchenrecht (Fn. 301), S. 171 f.; zuletzt umfassend ders., Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), bes. S. 86 ff.; vgl. auch noch dens./Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 53 ff.; Brock, Syriac Literature (Fn. 257), S. 100 f.; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 190 ff.; H. Kaufhold, Unbeachtete Quellen byzantinischen Kirchenrechts aus dem 6. Jahrhundert, in: Kanon XV (1999), 113 (115 ff.); dens., Rechtsliteratur (Fn. 157), S. 263 ff. sowie dens., Kirchenrecht (Fn. 23), S. 241 ff.; ferner J. Habbi, Art. Fonti canoniche siro-occidentali, in: Farrugia, Dizionario (Fn. 24), S. 320 f. sowie Potz/Synek/Troianos, Orthodoxes Kirchenrecht (Fn. 176), S. 54 ff.
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Rechtsentwicklung – insofern den zeitlich nur wenig später angesiedelten Schriften des Nestorianers CAbdı¯ šo¯ vergleichbar –, sondern als größere Monographie rechtlichen Inhalts gleichsam ein Erstling in der Literatur der Jakobiten423. Zahlreiche kleinere opuscula mit einzelnen Kanones424 erweisen sich durchweg als zu fragmentarisch, um als Vorbilder, geschweige denn Vorarbeiten für den Nomokanon des Maphrian in Betracht zu kommen. Weit größeres Gewicht eignet ganz konsequent dem westsyrischen Synodikon, dessen erste Redaktion im späten 7. Jahrhundert anzusiedeln ist425. 423 Lateinische Edition: A. Mai (Hrsg.), Scriptorum veterum nova collectio, Bd. X/2, Rom 1838, S. 1 ff.; zur Edition ders., Praefatio editoris, ebd., S. I (XVIII ff.); Teile auch in: G. Ricciotti (Hrsg.), Disciplina Antiochena (Siri): I. Nomocanone di Bar-Hebreo, Rom 1931 (Codificazione Canonica Orientale, Fonti Ser. I, Fasc. III), S. 3 ff. – Die lateinische Übersetzung von Assemani ist nach allgemeiner Ansicht nicht besonders gelungen; drastisch etwa das Urteil von Kohler, Altsyrisches Recht (Fn. 11), S. 129 Fn. 36: „Das Latein der Uebersetzung ist allerdings furchtbar wie immer.“ – Vgl. zum Werk noch J. S. Assemanus, Bibliotheca Orientalis ClementinoVaticana, Bd. II: De Scriptoribus Syris Monophysitis, Rom 1721, S. 299 ff.; Deslandes, Sources (Fn. 301), S. 448; Graf, Geschichte 2 (Fn. 23), S. 272 ff.; de Clercq, Introduction (Fn. 78), S. 344 f.; Vööbus, Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 506 ff.; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 154 ff.; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 217 ff.; Gallagher, Church Law (Fn. 176), S. 191 ff. – Zur Person des Autors und seinem Gesamtwerk ferner Baumstark, Geschichte (Fn. 26), S. 312 ff.; Brockelmann, Syrische Litteratur (Fn. 69), S. 60 ff.; W. Hage, Art. Gregor Barhebräus, in: G. Müller u. a. (Hrsg.), Theologische Realenzyklopädie, Bd. XV, 1985, S. 158 (158 ff.); Brock, Syriac Literature (Fn. 257), S. 75 ff.; G. Lane, An Account of Gregory Bar Hebraeus Abu al-Faraj and His Relations with the Mongols of Persia, in: Hugoye 2 (1999), 1 (8 ff.) [http://syrcom. cua.edu/Hugoye] sowie jetzt eingehend H. Takahashi, Barhebraeus. A Bio-Bibliography, Piscataway 2005, S. 1 ff.; zum kirchenrechtlichen Schrifttum des Maphrian ebd., S. 67, 227 ff. (m. w. N.). 424 Übersicht bei Vööbus, Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 128 ff., 263 ff., 307 ff.; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 159 ff., 166 ff. – Wichtige Quellenedition bzw. -übersetzung durch F. Nau (Hrsg.), Ancienne Littérature Canonique Syriaque, Paris, Bd. 1 1902 (2. Aufl. 1911), Bd. 2 1906, Bd. 3 1909, Bd. 4 1913 (zuvor separat veröffentlicht in Le Canoniste Contemporain bzw. Revue de l’Orient Chrétien). 425 Edition einer (allerdings untypischen) Handschrift des Jahres 1204 n. Chr.: A. Vööbus (Hrsg.), The Synodicon in the West Syrian tradition, Löwen, Bd. 1: 1975, Bd. 2: 1976; vgl. dazu dens., The Emergence of the Synodicon in the West Syrian Tradition, in: The Journal of Theological Studies XIX (1968), 225 ff.; dens., Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 5 ff., 472 ff.; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 139 ff.; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 190 ff. sowie Kaufhold, Rechtsliteratur (Fn. 157), S. 269 m. Fn. 28. – Zur Rolle des Jakob v. Edessa in der Komposition des Synodikons siehe Selb, ebd., S. 146 f. sowie A. Vööbus, The Discovery of New Cycles of Canons and Resolutions composed by Ja’qo¯b of Edessa, in: Orientalia Christiana Periodica XXXVI (1968), 412 ff. – Zu einer anderen Handschrift des Synodikons F. Nau, Littérature canonique syriaque inédite, in: Revue de l’orient chrétien, IIe Ser., IV (1909), 1 (2 f.; = ders., Concile d’Antio-
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Aufgenommen werden außer den Kanones der reichskirchlichen Konzilien426 noch Vorschriften jakobitischer Synoden427 sowie eine bunte Vielzahl von kleineren Schriften kanonistischen Inhalts (syrische Väterschriften, Briefe, Mönchsregeln u. ä.)428; hinzu kommen offen ausgewiesene Texte des „arabischen“ (islamischen) Rechts429. Diese kanonische Sammlung soll daher auch im folgenden der Darstellung der Entwicklung der Wucherdoktrin zugrundegelegt werden [b)]; es schließen sich Stellungnahmen aus nicht in das Synodikon inkorporierten Einzelschriften [c)] sowie die Zinslehre im Nomokanon des Barhebraeus an [d)]. b) Das Zinsverbot im westsyrischen Synodikon aa) Kirchliche Rechtsquellen Das Synodikon rezipiert zunächst die großen reichskirchlichen Synoden und damit auch die Wuchervorschriften von Nikaia430 und Laodikeia431 soche, lettre d’Italie, canons „des Saints Pères“ etc., Paris 1909 [Ancienne littérature (Fn. 424), Bd. 3]). 426 Vööbus, Synodicon I (Fn. 425), S. 95 ff.; dazu Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 98 ff. sowie Kaufhold, Rechtsliteratur (Fn. 157), S. 263 ff. 427 Getrennt nach allgemeinen (Vööbus, Synodicon II [Fn. 425], S. 2 ff.; ders., Kanonessammlungen [Fn. 422], S. 5 ff.) und lokalen jakobitischen Synoden (Vööbus, Synodikon II, ebd., S. 197 ff.; ders., Kanonessammlungen, ebd., S. 89 ff.). – Vgl. noch Mounayer, Synodes syriens (Fn. 422), S. 17 ff.; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 119, 128 f., 131 f., 149 ff. sowie Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 203 f. 428 Vgl. die Inhaltsverzeichnisse in Vööbus, Synodicon (Fn. 425), Bd. I, S. 272 ff.; Bd. II, S. 312 f. und dazu Vööbus, Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 440 ff.; guter Überblick ferner bei Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 92 ff., 139 ff. 429 Vööbus, Synodicon II (Fn. 425), S. 68 ff.; vgl. dazu vorab dens., Important New Manuscript Sources for the Islamic Law in Syriac. Contributions to the History of Jurisprudence in the Syrian Orient, Stockholm 1975, S. 21 ff.; seine Besprechung erleichtert freilich die Einordnung der Texte kaum. Verläßliche Edition (und Interpretation) der Texte durch Kaufhold, Syrische Texte (Fn. 12), S. 102 ff. 430 Vööbus, Synodicon I (Fn. 425), S. 95 (100): „17. Regarding the clerics who take usury. Because many among the clergy who pursue covetousness and filthy gains have forgotten the divine Scripture which says: ‚He has not given his money for usury‘, and in lending money demand the hundredth (as interest), the great and holy synod thinks it just that should anyone after this decree be found to receive usury, whether he employs (a transaction) or carries on the business or demands half as much, or acts cunningly in behalf of any other sort of filthy gains, his expulsion shall take place and he shall be a stranger to the canon.“ – Die Übersetzung von Vööbus ist in der Frage der Handhabung des ‘emiolíon unklar; vgl. dazu oben Fn. 40. Siehe ferner die Handschriftenübersicht bei Schulthess, Einleitung (Fn. 326), S. VIII. – Das Synodikon rezipiert damit die authentischen Kanones der ersten ökumenischen Synode; ungeachtet ihres westsyrischen Ursprungs tauchen die Ma¯ru¯ta¯ v.
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wie die Kanones der Apostel432, und zwar sowohl separat als auch in Form einer Synopse433; hinzu kommt noch – unter den orientalischen Kirchen eher unüblich – die vermeintliche III. Synode von Karthago (397 n. Chr.) mit ihrem Zinsverbot in Kanon 16434. Eingereiht sind ferner die „Kanones der persischen Synode“ des Ma¯r Isha¯q von 410 n. Chr.435, die auch ein an Kanon 17 von Nikaia orientiertes Zinsverbot für Kleriker enthalten (hier als Kanon 6 gezählt)436: „6. Circa turpia lucra et fenora et usuras, quae synodus interdixit, omnes nos (synodi decretum) alacriter servamus. Omnis igitur qui in ministerio ecclesiae nostrae est in aliquo gradu cleri, atque usuris fenoribusque utitur ab ecclesia et ministerio nostro removeatur, et communionem nobiscum amplius non habeat.“
Während zumindest in dieser Form die differenzierte Regelung des Konzils von Nikaia zunächst erhalten bleibt437, läßt sich im Verlauf der weiteMaipherkat zugeschriebenen 73 pseudonikänischen Kanones [oben II.2.a)cc) sowie unten bei ˙und in Fn. 481 f.] nur in einem der überlieferten Synodika auf: Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 102 und 108 (Nr. 32). 431 Vööbus, Synodicon I (Fn. 425), S. 119 (120): „6. Concerning this, the priests shall not take usury. Concerning this, it is unlawful for priests, as they lend money, to take those which are called hemioliae“. – Vgl. Schulthess, Einleitung (Fn. 326), S. IX; P. Hindo (Hrsg.), Disciplina Antiochena Antica II (Codificazione Canonica Orientale, Fonti Ser. II, Fasc. XXVI), Rom 1951, Nr. 58 (S. 38). 432 Vööbus, Synodicon I (Fn. 425), S. 72 (77): „43. A bishop or a presbyter or a deacon who demands usury from those who borrow from him shall either cease or his deposition shall take place.“ – Zur westsyrischen Rezeption der Apostelkanones Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 92 ff. sowie Kaufhold, Rechtsliteratur (Fn. 157), S. 265. 433 Siehe die „Collection of all the canons of the Apostles and the synods and of the fathers“ bei Vööbus, Synodicon I (Fn. 425), S. 65 (67): „13. The thirteenth titlos. About this, that it is not lawful for the priests to receive usury. – Of the Apostles, it is the 43rd; of Nicea, it is the 27th [sic]; of Laodicea, the 5th.“ – Zum Charakter des Textes vgl. Vööbus, Introduction (Fn. 34), S. 5; Kaufhold, Rechtssammlung (Fn. 11), S. 33 f.; Schulthess, Einleitung (Fn. 326), S. V f.; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 95. 434 Vgl. dazu m. w. N. Vööbus, Introduction (Fn. 34), S. 10 f.; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 102, 108. – Die Kanones der Synode fehlen in der von Vööbus seiner Edition des Synodikon (Fn. 425), zugrundegelegten Handschrift (vgl. ebd., S. 173 ff.). – Siehe oben Fn. 96. 435 Auch dieser Text fehlt in der von Vööbus edierten Hs. Dam. 8/11; hier zitiert nach T. J. Lamy (Hrsg.), Concilium Seleuciae et Ctesiphonti habitum anno 410, Löwen 1868, S. 22 (43 f.; vgl. auch Hindo, Disciplina IV [Fn. 302], S. 408 [Nr. 435]). – Vgl. zu den Fundstellen in anderen Hss. des Synodikon Vööbus, Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 490 ff.; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 102 f. (dort Datierung auf 419 n. Chr.), 108 (Nr. 31). – Vgl. zur Synode oben III.1.b) bei Fn. 336. 436 Vgl. zu den Umarbeitungen und Auslassungen der Quellen Vööbus, Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 491.
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ren Rezeption der auch in den übrigen orientalischen Kirchen zu beobachtende Vereinfachungsprozeß feststellen. Die Quintessenz der Wucherregel der nikänischen Synode lautet danach in Übereinstimmung mit den anderen Quellen: Klerikern ist jede Art des Zinsnehmens untersagt. Beobachten läßt sich diese Verkürzung bereits in Kanon 10 der „Kanones für die Priester in den Dörfern“ des Bischofs von Tella¯ Jo¯hanna¯n bar Qu¯rso¯s (519–538 n. Chr.), der die von ihm offenbar dem Nicaenum entnommene Vorschrift noch mit den gängigen alttestamentlichen Zitaten untermauert438: „The tenth. A canon of the fathers orders that the priest shall not receive usury. The divine law offers the same prohibition when it says: ‚Do not multiply for your brother usury of corn, wine, oil and anything that (can be lent) for usury‘ [Dt 23, 20]. The prophet Ezekiel speaks also in the same way when he says: ‚He does not lend at interest and takes no usury‘ [Ez 18, 8]. Among other things, David says in the Psalms on the one who is worthy to dwell in the tabernacle of the Lord: ‚That one who does not put out his money at interest‘ [Ps 15, 5]. Therefore no one among you from this day forward shall take interest, not through himself or through a mediator with the result that he would fall under the punishment of this canon.“ 437 Unterstrichen von Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 152; vgl. seine Übersetzung des Kanons (ebd.): „We will also willingly observe what is prescribed in the Synod (i. e., Nicaea) concerning dishonest gain, interest and usury. Henceforth everone taking part in the ministry of the Church, whatever be his rank among the clergy, if he takes usury and interest, will be deprived of the ministry and will no longer have communion with us.“ 438 Vööbus, Synodicon I (Fn. 425), S. 142 (146). – Vgl. dazu dens., Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 159 m. Fn. 10; Assemanus, Bibliotheca Orientalis II (Fn. 423), S. 53 f.; C. Kuberczyk, Praefatio, in: ders. (Hrsg.), Canones Johannis bar Cursus, Tellae Mauzlatae Episcopi, Diss. phil. Leipzig 1901, S. 7 (15); Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 116; Kaufhold, Unbeachtete Quellen (Fn. 422), S. 123 (speziell zum Rekurs auf Kanon 17 des Nicänums ebd., S. 127 Fn. 59, S. 129); Laiou, Economic Practice (Fn. 10), S. 449. – Vgl. auch die französische Übersetzung von F. Nau, Les canons et les résolutions canoniques de Rabboula, Jean de Tella, Cyriaque d’Amid etc., Paris 1908 (Ancienne littérature 2 [Fn. 424]), S. 24 (= ders., Les canons et les préceptes de Jean Évêque de Tella, in: La Canoniste Contemporain 1903, S. 532 [536]): „X. – Un canon des Pères ordonne que le prêtre ne rec¸oive pas d’usure. La loi divine ancienne fait la même défense quand elle dit: Tu ne multiplieras par sur ton frère l’usure du blé, du vin et de l’huile et de tout ce qui se prête à usure. Le prophète Ezéchiel parle aussi dans le même sens quand il dit: Celui qui ne prête pas et ne rec¸oit pas d’usure. Entre autres, David dit dans les psaumes de celui qui sera digne d’habiter dans le tabernacle du Seigneur: Celui qui n’a pas donné son argent à usure. Que personne donc d’entre vous, à partir de ce jour, ne rec¸oivee d’usure ou par lui-même, ou par un intermédiaire, afin qu’il ne tombe pas sous la condamnation de ce canon“ (dazu Selb, ebd., S. 136; vgl. auch Hindo, Disciplina II [Fn. 431], S. 38 [Nr. 58]; ders., Disciplina IV [Fn. 302], S. 409 [Nr. 436]). – Zur Person des Jo¯hanna¯n siehe Kuberczyk, ebd., S. 7 f.; F. Nau, Introduction, in: ders., Les canons, ebd., S. 1 ff.; Baumstark, Geschichte (Fn. 26), S. 174.
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Auffällig ist die Aufzählung der nach Dt 23, 20 dem Wucher unterliegenden Güter: Jo¯hanna¯n nennt – in Abweichung vom hebräischen Urtext wie den modernen Übersetzungen – Getreide, Wein und Öl. Diese auch nicht der syrischen Bibelübersetzung geschuldete439 Ausmalung taucht im kirchenrechtlichen Schrifttum der orientalischen Kirchen – soweit ersichtlich – sonst nur noch im koptischen Beichthandbuch des Mı¯ ha¯’ı¯ l v. Malı¯ g (13. Jahrhundert) wieder auf440. Als Vorlage käme dem Grunde nach die asketische Schrift des Ps.-Basileios in Betracht441, ohne daß sich eine Kenntnis des Textes oder eine sonstige Form der Vermittlung plausibel belegen ließe442. Die im Synodikon folgenden pseudepigraphischen, aber wohl dem 4. oder 5. Jahrhundert zuzuordnenden „Lehren des Apostels Addai“ variieren wiederum den gemeinorientalischen Grundsatz vom Zinsverbot für Geistliche443: 439 Die Pšı¯ tta ¯ überliefert den Text von Dt 23, 20 originalgetreu und nennt Geld und Getreide als „Wucherguter“ (Peshitta Institute Leiden [Hrsg.], The Old Testament in Syriac According to the Peshitta Version, Bd. II/1, Part I, Fasc. 2, Leiden 1991, S. 65). – Siehe zu dieser syrischen Übersetzung des Alten Testaments H. J. Lehmann, The Syriac Translation of the Old Testament, as evidenced around the Middle of the Fourth Century, in: Scandinavian Journal of the Old Testament 1 (1987), 66 ff.; B. ter Haar Romeny, The Syriac Version of the Old Testament, in: Centre d’Études et de Recherches Orientales, Nos Sources (Fn. 111), S. 75 ff. sowie knapp W. Hage, Art. Bibelübersetzungen, in: Kaufhold, Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 100 (100 f.). 440 Vgl. zur Medicina Spiritualis unten III.4.g). 441 Vgl. oben II.2.a)cc). 442 Baumstark, Geschichte (Fn. 26), S. 166 m. Fn. 2 datiert die westsyrische Übersetzung auf das 7. Jahrhundert, was eine Kenntnisnahme durch Jo¯hanna¯n ausschließen müßte. 443 Vööbus, Synodicon I (Fn. 425), S. 187 (191); vgl. dens., New Light on the Text of the Canons in the Doctrine of Addai, in: Magallat Magma’ al-Luga as-Suryaniya 1 (1975), 3 (17). – Wortlautgleich, wenn auch als Kanon 14 gezählt, findet sich der Kanon in den „Lehren des Addai“, die Eingang in die Handschriften der syrischen Didaskalia gefunden haben (unten Fn. 497): A. Vööbus (Übers.), The Didascalia Apostolorum in Syriac, Bd. 3, Löwen 1979, S. 36 (39). – Vgl. ferner F. Nau (Hrsg.), La Didascalie des douze apotres, 2. Aufl. Paris 1912 (Ancienne littérature [Fn. 424], Bd. 1), Appendice 1, S. 223 (227): „14. Les apôtres décidèrent encore que quiconque prête à intérêt et perc¸oit l’usure, et quiconque se livre au commerce et à la gourmandise ne servira plus et ne demeurera pas dans son office“; auch Hindo, Disciplina IV (Fn. 302), S. 408 (Nr. 434). – Siehe zur Quelle, die nur bei den Jakobiten Addai zugeschrieben wird, im übrigen Orient aber als „Lehre der Apostel“ firmiert, F. Nau, Introduction, ebd., S. V (XXIX f.); Baumstark, Geschichte (Fn. 26), S. 28; Kaufhold, Lehre der Apostel (Fn. 35), S. 102 ff.; Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 151; W. Witakowski, The Origin of the „Teaching of the Apostles“, in: H. J. W. Drijvers u. a. (Hrsg.), IV Symposium Syriacum 1984. Literary Genres in Syriac Literature (Orientalia Christiana Analecta 229), 1987,
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„13. The apostles further constituted: Whosoever lends and receives usury and is occupied in merchandise and covetousness, this man shall not serve again and shall not be in the ministry.“
Gleiches gilt für die unter Patriarch Jo¯hanna¯n v. Antiocheia († 873 n. Chr.) auf der Synode von Ma¯r Šı¯ la¯ (846 n. Chr.) erlassenen 26 Kanones, wobei diese ausdrücklich auf die Kanones der Apostel rekurrieren444: „14. Regarding another attack upon and transgression of the law, information has come to us that presbyters, deacons and men of the order of the monks lend (money) for usury despising and treading the canons of the apostles underfoot, that one which orders that every presbyter or deacon who takes usury has to cease or to be rejected. We determine as we renew this canon that every presbyter or deacon or monk who lends (money) for usury shall not carry out priestly functions and shall not serve the service of the mysteries.“
Aus der Reihe fällt hingegen ein Kanon der unter Patriarch Ignatios I. abgehaltenen Synode von Ma¯r Zakka¯i bei Qallı¯ nı¯ qo¯s (878 n. Chr.), da er sich nicht allein auf Kleriker bezieht, sondern dem Wortlaut nach alle Gläubigen erfaßt445: „10. It was reported to the holy synod regarding those persons who trespass the judgment of God before their eyes while they were obliged to keep the dominical commandments which the Lord has commanded: ‚To one who asks you give him, and to one who wants to borrow from you, do not refuse‘ [Mt 5, 42]. They (nevertheless) lend in prepayment and in usury according to the customs of the pagan profits, and when they again pay back the capital and interest or a major part of the debt, they withhold the writing, i. e., the document of iniquity and do not tear it up or return it to its titular when it is paid . . .“ S. 161 ff. sowie jetzt eingehend R. Meßner, Die „Lehre der Apostel“ – eine syrische Kirchenordnung, in: K. Breitsching/W. Rees (Hrsg.), Recht – Bürge der Freiheit. Festschrift Mühlsteiger, 2006, S. 305 (305 ff.; eigene Übersetzung von Kanon 14 ebd., S. 323) sowie zuletzt H. Kaufhold, Art. Lehre der Apostel, in: ders., Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 295. – Der Apostelschüler Addai (Thaddäus) gilt nach syrischer Tradition als Begründer der persischen Kirche: Tamcke, Ostsyrische Kirche (Fn. 18), Sp. 1996; die ihm zugeschriebene und mit der hier besprochenen Quelle nicht identische Abgarlegende hat G. Howard ediert (The Teaching of Addai, Chico 1981); vgl. dazu V. Calzolari, Réécriture des textes apocryphes en Arménien: L’exemple de la légende de l’apostolat de Thaddée en Arménie, in: Apocrypha 8 (1997), 97 (99 ff.; auch zur armenischen Weiterverbreitung) sowie unlängst I. Ramelli, Possible historical traces in the Doctrina Addai, in: Hugoye 9 (2006), Rn. 1 ff. 444 Vööbus, Synodicon II (Fn. 425), S. 37 (44 f.). – Vgl. zur Synode allgemein Mounayer, Synodes syriens (Fn. 422), S. 72 f.; Vööbus, Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 47 ff.; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 128; zum Zinsverbot Vööbus, ebd., S. 50 f. m. Fn. 18 sowie Mounayer, ebd., S. 73. 445 Vööbus, Synodicon II (Fn. 425), S. 53 (59). – Siehe dazu knapp Mounayer, Synodes syriens (Fn. 422), S. 75; Vööbus, Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 62 Fn. 22; zur Synode allgemein ders., ebd., S. 59 ff.; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 129, 151.
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Freilich erscheint fraglich, ob sich der Kanon tatsächlich allgemein gegen „das Zinsennehmen in jeder Rechtsform“ richtet446 oder nicht doch im Rahmen der Erörterung der dolosen Nicht- oder Teilquittierung einer Zahlung auf einen eher moralischen Seitenhieb auf den „heidnischen“ Zins beschränkt bleibt447. Für diese Lesart, nach der der Zins unter Laien zwar ethisch prekär, aber eben nicht unrechtmäßig ist, sprechen auch Parallelen zu der Vorschrift in anderen orientalischen Rechtssammlungen, die sich mit der Frage der mißbräuchlichen Handhabung der Krediturkunde beschäftigen. So begegnet die Sorge, der Darlehensgeber könne trotz Rückzahlung des Darlehens mitsamt Zinsen die Urkunde unterdrücken, auch im Rechtsbuch des Ostsyrers I¯šo¯Cbo¯kt, der in diesem Fall anordnet, daß die Darlehenssumme unter kirchlicher Aufsicht hinterlegt wird448. In vertrauteren Bahnen bewegen sich wiederum die 25 Kanones der Synode von Ma¯r Šı¯ la¯ (897 n. Chr.) unter Patriarch Dionysios II. († 909 n. Chr.). Sie bestimmen im Anschluß an die Apostelkanones und Nikaia449: „The twelfth canon. The presbyters or deacons who give out money for usury or bargain or for prepayment or for return of corn or wine or of any other business – we have determined by the frightful word of God that they must either cease from their abominable business or be dismissed from the service.“
Auffällig ist einmal mehr, daß neben Getreide auch Wein als „wucherbares“ Gut eigens genannt wird; eine Abhängigkeit entweder von den Schriften des Ps.-Basileios oder von den ebenfalls in das Synodikon aufgenommenen Kanones des Jo¯hanna¯n bar Qu¯rso¯s liegt hier nahe450, ist aber nicht zwingend; insbesondere kann die Erstreckung des Verbots auf Wein schlicht auch die lokale Zinspraxis abbilden. Den Abschluß der synodalen Entwicklung der westsyrischen Kirche bilden schließlich die 40 kirchlichen Kanones des Jo¯hanna¯n v. Marde¯ (ca. 1153 n. Chr.), die erneut das strenge Verbot für Kleriker einschärfen451: 446
So Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 289 m. Fn. 918. Zu diesem Zweck des Kanons ebenfalls Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 289 m. Fn. 917. 448 I ¯šo¯Cbo¯kt, Kapitel IX § 5 (Sachau, Rechtsbücher III [Fn. 312], S. 169). 449 Vööbus, Synodicon II (Fn. 425), S. 61 (65). – Zur Synode Mounayer, Synodes syriens (Fn. 422), S. 76 f.; Vööbus, Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 64 ff.; zum Wucherkanon knapp ders., ebd., S. 67 m. Fn. 23 sowie Mounayer, ebd., S. 76. Vgl. auch Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 129, 150 (dort allerdings Datierung auf 896; die Lesart 996 n. Chr. auf S. 150 ist offensichtlich ein Schreibfehler) sowie zuvor Assemanus, Bibliotheca Orientalis II (Fn. 423), S. 125. 450 Vgl. oben bei Fn. 173 und Fn. 438 ff. 451 Vööbus, Synodicon II (Fn. 425), S. 247 (266). – Zur Synode und ihrer Überlieferung Mounayer, Synodes syriens (Fn. 422), S. 81 f.; Vööbus, Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 104 ff.; knapp Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), 447
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III. Genese des Wucherverbots in den orientalischen Nationalkirchen
„37. The holy apostles and the holy prophets have often admonished us regarding usury and have ordered that none of the members of the church shall employ it. Even for non-believers, usury is very contemptible – so then how right it is for believers that they be aware of it. The presbyters, however, with the deacons or the believers shall not employ it at all. If someone of the priestly rank is found to give his money for usury or of prepayment which is called by some su¯lfa¯, at more than the (regular) price of the buying and the sale, if he shall do this he shall fall away entirely from his service. (This is) until he turns from this evil and returns to the owners everything he took above that which was proper, and promises that he shall not return to do this (sort of thing again).“
Unmittelbar auffällig ist, daß daneben noch die christlichen Laien sehr viel deutlicher als üblich Erwähnung finden – auch sie sollen vom Wucher Abstand nehmen, sehen sich allerdings keinerlei konkreten Sanktionen ausgesetzt, falls sie diesem Rat nicht folgen452. Daß Jo¯hanna¯n sogar „Ungläubige“ miteinbezieht, ist ein erstes Indiz für einen möglichen Einfluß der islamischen riba¯-Lehre, kommen als solche in Syrien doch in erster Linie Juden oder Muslime in Betracht (nicht-miaphysitische Christen werden in den jakobitischen Quellen mit Bedacht als Häretiker bezeichnet453). Ein weiteres Indiz ist die Erwähnung des (muslimischen) su¯lfa¯-Kontrakts454; am aussagekräftigsten jedoch ist der Umstand, daß Jo¯hanna¯n hier weniger auf Darlehen – so die gesamte christliche Tradition seit Nikaia – als auf Kaufverträge abstellt, bei denen ein Mißverhältnis zwischen dem gezahlten Preis und dem Wert der Ware herrscht. Dieses Kriterium ist aber typisch für den Standort wie den Inhalt der riba¯-Lehre der fiqh-Juristen455, die hier tatsächlich Pate gestanden haben dürften; Jo¯hanna¯n erweist sich insofern als Vorläufer des Barhebraeus. Insgesamt aber bleibt die Zinslehre der westsyrischen Kirche im Synodikon über Jahrhunderte bemerkenswert stabil: Veränderungen der seit Nikaia S. 154. – Die Zielrichtung gegen den Wucher der Kleriker unterstreicht Selb, ebd., S. 289 m. Fn. 919. – Vgl. ferner Assemanus, Bibliotheca Orientalis II (Fn. 423), S. 216 ff.; Baumstark, Geschichte (Fn. 26), S. 293 f.; A. Vööbus, Neues Licht über das Restaurationswerk des Jo¯hanna¯n von Marde¯, in: Oriens Christianus XLVII (1963), 129 (135 m. Fn. 55). 452 Für eine unterschiedslose Erfassung von Klerikern wie Laien hingegen Vööbus, Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 111 m. Fn. 49; wie hier Laiou, Economic Practice (Fn. 10), S. 450. 453 Siehe nur Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 294; eingehend zum Verhältnis der Jakobiten zu den anderen christlichen Konfessionen Hage, Syrisch-jakobitische Kirche (Fn. 19), S. 78 ff. 454 Dazu knapp Schacht, Islamic Law (Fn. 194), S. 142. 455 Vgl. nochmals oben II.3.b).
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feststehenden Parameter bleiben aus; erst in der Spätphase läßt sich ein Eintrag muslimischer Vorstellungen verzeichnen. bb) Quellen des römischen Rechts Die westsyrische Tradition überliefert nebeneinander gleich zwei „Gesetze der christlichen Könige“, die in dieser Form auch in das Synodikon eingehen; ihre Übersetzung in das Syrische sowie die Aufnahme in den Kreis der kirchenrechtlich relevanten Quellen dürften sich mit gebotener Vorsicht auf das frühe achte Jahrhundert datieren lassen456 und sind möglicherweise im Umfeld des Bischofs Jakob v. Edessa zu verorten457. Während nun die Sententiae Syriacae zur Frage von Zins und Wucher schlicht schweigen458, zeichnen sich die verschiedenen Redaktionen des Syrisch-römischen Rechtsbuches [oben II.1.c)] durch deutliche Unterschiede im Textbestand der rezipierten Zinsregeln aus. Diese Abweichungen sind von der älteren Forschung zum Anlaß teils weitreichender Schlußfolgerungen genommen worden, die angesichts des heute bekannten Textbestandes freilich als überholt gelten dürfen. Ausgangspunkt war die Feststellung, daß die 1880 von Bruns und Sachau edierten – jakobitischen – Versionen L, P und Ar entweder Zinsen überhaupt nicht erwähnen (so Ar459 und – abgesehen von einem offensichtlichen Schreibversehen – P460) oder sich auf Regelungen beschränken, in denen sie implizit und eher am Rande auftauchen. Die westsyrische Fassung L etwa regelt in ihrem § 99 (§ 91) die Frage, ob einzelne Früchte verschiedener Pfänder dem Pfandgeber oder -nehmer zuzuordnen sind, falls die Erträge „anstelle von Zinsen seines Geldes“ dem Darlehensgeber zugedacht sind461. Auf der gleichen Linie liegt die Regelung zum Kreditmandat in 456
Falchi, Matrimonio (Fn. 63), S. 875; vgl. oben II.1.c). Zusammenfassend Selb/Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 51 f., 53 ff.; vorsichtiger noch Kaufhold, Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 145: Übersetzung womöglich erst im 8. Jahrhundert. 458 Vgl. oben II.1.c) – Zur Aufnahme in das jakobitische Synodikon siehe Vööbus, Synodicon II (Fn. 425), S. 97 ff.; dens., Introduction (Fn. 34), S. 22 sowie Kaufhold, Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 152. 459 S. Braßloff, Zu den Quellen der byzantinischen Rechtsgeschichte, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (Romanistische Abteilung) 25 (1904), 298 (307). – Genauer gesagt läßt die arabische Version das gesamte Obligationenrecht aus: Mitteis, Handschriften (Fn. 40), S. 10. 460 Zu P § 78 Braßloff, Quellen (Fn. 459), S. 310 f., der u. a. durch den Vergleich mit der armenischen Fassung (Arm § 134) überzeugend nachweist, daß es sich bei der Erwähnung von Zinsen um eine Textverderbnis handeln dürfte. 461 Selb/Kaufhold, Rechtsbuch II (Fn. 63), § 91 (S. 123); vgl. zuvor Bruns/ Sachau, Rechtsbuch (Fn. 63), § 99 (S. 29 f.). – Die Norm findet sich mit gleichem 457
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L § 101 (§ 93), die ebenfalls eher beiläufig den Mandatar auch für die Zinsen haften läßt462: „§ 93. Wenn ein Mann in einer Vollmachtsurkunde (ýntolikün) einem anderen Mann befiehlt, daß er jemandem Geld darleihe, haftet er ihm wie ein Bürge. Es können von dem Darlehensgeber (von seiten des Darlehensgebers) das Kapital und die Zinsen beansprucht werden.“
An diese bestenfalls kursorische Behandlung des Zinsproblems hat zuerst Brassloff die These geknüpft, in den jakobitischen Versionen äußere sich die kirchliche Abneigung gegen das Zinsnehmen463; das völlige Fehlen in einzelnen Handschriften ist ihm gar der „Beweis für die Wirksamkeit des kirchlichen Zinsverbotes im Syrisch-römischen Landrecht der nachjustinianischen Zeit“464. Brassloffs These war bereits nach der Veröffentlichung der – ostsyrischen – Versionen R I–III durch Sachau 1907 nur noch eingeschränkt haltbar, da diese (in R I § 53 und R II § 147 = § 121)465 ausdrücklich einen Zinssatz von 12% p.a. für Geld- und 25% für Getreidedarlehen vorsehen466. Als Rückzugsposition bot sich mithin eine Differenzierung an: Aus den ostsyrischen Redaktionen mit ihrer ausdrücklichen Anerkennung von Zinsmaxima lasse sich auf eine generelle nestorianische Bejahung des Zinsnehmens Inhalt in den ostsyrischen Fassungen R II (§ 137) und R III (§ 100; oben Fn. 381) sowie in § 133 der armenischen Version (vgl. unten III.3.c); in der arabischen fehlt sie ganz. – Siehe dazu die Anmerkung von K. G. Bruns, Die Erklärung der einzelnen Paragraphen des Rechtsbuches, ebd., S. 181 (274) sowie Selb/Kaufhold, Rechtsbuch III (Fn. 72), S. 194 ff. 462 Selb/Kaufhold, Rechtsbuch II (Fn. 63), § 93 (S. 127). – Vgl. Bruns/Sachau, Rechtsbuch (Fn. 63), § 101 (S. 30): „Wenn ein Mann einem (sic) anderen durch ýntolikün beauftragt, dass er Jemandem Geld leihe, so wird er gehalten für ihn wie ein Bürge und der Verleiher kann Kapital und Zinsen (von ihm) fordern.“ – Entsprechend: R II § 139, R III § 102 (oben Fn. 381) sowie § 101 der armenischen Fassung [unten III.3.c)]. – Vgl. noch Bruns, Erklärung (Fn. 461), S. 275. 463 Braßloff, Quellen (Fn. 459), S. 309; zustimmend Partsch, Rechtsquellen (Fn. 301), S. 362; kritisch Manigk, Rezension (Fn. 30), S. 381. – In der in P § 82 enthaltenen Vorschrift über die Verlusttragung in der societas erblickt Brassloff – in Parallele zur Ekloge (X.5) – das nach kirchlichem Recht zulässige Ersatz- oder Umgehungsgeschäft: ebd., S. 307 ff. – Vgl. zu P § 82 noch die lateinische Neuübertragung von Ferrini, Beiträge (Fn. 63), S. 140 f. 464 Braßloff, Quellen (Fn. 459), S. 309; vgl. dazu noch dens., ebd., S. 309 f.: „. . . nicht [. . .] die Aufstellung eines wirtschaftsethischen Postulats, sondern [. . .] Aufzeichnung des praktischen Rechts“. 465 Vgl. oben II.1.c). 466 So schon Mitteis, Handschriften (Fn. 40), S. 40, allerdings mit der Einschränkung, daß in den Versionen R I – III keine dem § 82 der Pariser Handschrift entsprechende Version auftauche und Brassloff wenigstens insofern Recht haben könne; a. A. freilich Ducati, Notizia (Fn. 69), S. 201. – Vööbus, Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 549 m. Fn. 82 hingegen referiert Brassloff, obwohl er dessen These kurz zuvor den Boden endgültig entzogen hat.
2. Die Westsyrische Kirche
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schließen, während die westsyrischen Versionen mit ihrer allenfalls impliziten Anerkennung des Zinses eine reserviertere Haltung der Jakobiten verrate467. Diese vermittelnde Position sah sich allerdings immer noch vor das Problem gestellt, daß mit dem Nomokanon des Barhebraeus auch eine jakobitische Quelle auf eine dem § 147 R II entsprechende Vorschrift verweist468 und sich die strikte Scheidung in ein west- und ostsyrisches Zinsrecht im Bereich des Syrisch-römischen Rechtsbuches demzufolge nicht durchhalten ließ469. Den Todesstoß hat dieser Trennungsthese schließlich die Edition des westsyrischen Synodikons durch Vööbus versetzt, da dieses eine im Vergleich zu R II noch umfangreichere Redaktion des Rechtsbuches enthält470, in der sich auch die Parallelvorschrift zu § 147 R II findet471. Da sie wiederum von der Zählung bei Barhebraeus abweicht472, müssen allein unter den westsyrischen Jakobiten mindestens zwei Versionen des Rechtsbuches kursiert haben, die die vermeintlich „ostsyrische“ Vorschrift zum Zinsmaximum enthielten. Die konsolidierte Fassung von Selb und Kaufhold bestätigt mittlerweile, daß die entsprechende Passage (§ 121 ihrer Edition) zur Ursprungsfassung des Rechtsbuches gezählt werden muß473. 467
In diese Richtung etwa Sachau, Einleitung (Fn. 63), S. IX Fn. 1. Wenn auch in anderer Zählung: Barhebraeus rekurriert auf „legem illam CLI. imperatorum graecorum“ (ders., Nomokanon, Mai, Collectio X/2 [Fn. 423], XI.V [S. 108]). – Speziell dazu Sachau, Einleitung (Fn. 63), S. XVIII; Hindo, Disciplina IV (Fn. 302), S. 410 Fn. 5; vgl. noch unten Fn. 511. 469 Sachau hat angesichts dieses Befundes einen nestorianischen Einfluß auf Barhebraeus angenommen, was angesichts seiner Position als Maphrian durchaus plausibel zu sein schien: Sachau, Einleitung (Fn. 63), S. XVIII. – Kritisch nunmehr Vööbus, Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 538. 470 Vööbus, Synodicon II (Fn. 425), S. 106 ff. – Vgl. dazu im Überblick dens., Introduction (Fn. 34), S. 21 ff. – Im übrigen enthält die Fassung des Synodikons auch eine Parallelvorschrift zu P § 82, so daß selbst dieses Element von Brassloffs These nicht mehr haltbar ist (vgl. oben Fn. 463). 471 Vööbus, Synodicon II (Fn. 425), S. 153: „154. If a man lends corn to another and agrees with him on the interest per peck at one-fourth peck per peck per annum, he shall pay according to the stipulation. (The same is the case) also with oil. If, however, someone borrows a golden (coin) engraved with the picture of the king, he shall repay it according to the command of the king. The obliged interest stipulated for a month on a hundred dinars is a dinar called the ‚percent‘. But if the creditor demands more, this shall be taken from the capital.“ Ferner enthält die Fassung im Synodikon auch die Parallelvorschriften zu L §§ 99 und 101 mit ihrer impliziten Anerkennung des Zinses: §§ 134 (Antikhrese: ebd., S. 147) und 136 (Kreditmandat: ebd., S. 148). 472 Diesen Umstand verwischt Vööbus, Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 539, 547 ff. bei der Vorstellung seiner „endgültige[n] Lösung“ des Problems (ebd., S. 538); auf die große Nähe der von Barhebraeus benutzten Version zu der im Synodikon weist allerdings Kaufhold, Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 147 hin. 468
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III. Genese des Wucherverbots in den orientalischen Nationalkirchen
Angesichts dieser Vielzahl der kursierenden Bearbeitungen und ihrer inhaltlichen Vielfalt läßt sich daher dem Syrisch-römischen Rechtsbuch weder eine grundsätzliche Stellungnahme gegen den Zins entnehmen noch allein auf der Grundlage dieser Quelle zwischen einer (generell zinsfeindlichen) jakobitischen und einer (tendenziell zinsfreundlicheren) nestorianischen Rezeption unterscheiden. Tatsächlich dürfte das Rechtsbuch im Osten wie im Westen eher zur Verbreitung der mit den „christlichen Königen“ assoziierten Zinsregelung der ‘ekatosté beigetragen haben. Noch nicht beantwortet ist damit die schwierige Frage nach seinem Anspruch auf Verbindlichkeit bzw. der ihm durch die Aufnahme in das Synodikon beigelegten kirchenrechtlichen „Geltung“. Eingedenk der eingangs geäußerten Bedenken hinsichtlich der Normativität der Texte des orientalischen Kirchenrechts erscheint hier Zurückhaltung geboten474. Nicht zuletzt die Handhabung durch Barhebraeus [sogleich unter III.2.d)] spricht für diese Vorsicht: er macht sich in seinem Nomokanon zwar die Mühe, die Nichtgeltung der „Anordnungen der christlichen Kaiser“ zu belegen (und billigt ihnen damit implizit zugleich den Anspruch auf Normativität zu, der dem Rechtsbuch von Hause aus gerade fremd war), betrachtet den Text aber gleichzeitig eher als Argumentations- oder Abwägungsmaterial, das zumindest nicht auf Augenhöhe mit den kirchlichen Kanones steht475. c) Westsyrische kanonistische Schriften außerhalb des Synodikons Das schon für sich genommen auffallend vielgestaltige Synodikon wird noch ergänzt durch eine bunte Fülle an syrischen Rechtstexten, die unabhängig von ihm in der jakobitischen Kirche kursieren. Eine Sonderrolle nimmt in diesem Zusammenhang der Syrische Oktateuch ein, eine wohl im 7. Jahrhundert zusammengestellte Sammlung pseudoapostolischen Inhalts in acht Büchern476. Während die ersten beiden Bücher (auch Testamentum Do473 Zur damit erfolgten endgültigen Widerlegung der These von Brassloff siehe Selb/Kaufhold, Rechtsbuch III (Fn. 72), S. 254. 474 So auch Selb/Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 51, 54 f.; Kaufhold, Römischbyzantinisches Recht (Fn. 25), S. 152 f. 475 Dazu näher Selb/Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 55; Kaufhold, Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 147, 148 f. 476 Edition: P. Ciprotti/F. Nau (Hrsg.), La version syriaque de l’Octateuque de Clément traduite in francais, Mailand 1967 (Neuausgabe von: Nau, Ancienne littérature [Fn. 424], Bd. 4). – Vgl. dazu A. Baumstark, Ueberlieferung und Bezeugung der diaqh½ke tou~ kurûou êmšn \Ihsou~ Xristou~, in: Römische Quartalschrift 14 (1900), 1 (8 ff.); ders., Paralleltexte (Fn. 127), S. 101 f.; Nau, Introduction (Fn. 438), S. X f.; W. Frankenberg, Einleitung, in: ders. (Hrsg.), Die syrischen Clementinen mit griechischem Paralleltext, 1937, S. VII ff.; Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 581; Botte, Anciennes collections (Fn. 102), S. 338; P. Ciprotti, Intro-
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mini genannt) in Fragen der Zinslehre ebenso unergiebig sind477 wie die Apostolische Kirchenordnung (Buch III)478 und die Bücher IV–VII, finden sich in Buch VIII die Apostolischen Kanones und damit auch deren Kanon 44 (hier als Nr. 43 gezählt)479: „L’évêque ou le prêtre ou le diacre qui demande des intérêts à ceux qui lui ont emprunté cessera ou sera déposé.“ duction, ebd., S. 1 ff. (ebd. S. 13 ff. instruktive Synopsen zur Übereinstimmung des Oktateuch mit anderen pseudoapostolischen Sammlungen); Kaufhold, Lehre der Apostel (Fn. 35), S. 107 ff.; ders., Art. Octateuchus Clementinus, in: Aßfalg/Krüger, Wörterbuch (Fn. 18), S. 282 f.; ders., Art. Octateuchus Clementinus, in: Kaufhold, Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 393 (393); Geerard, Clavis Patrum 1 (Fn. 102), Nr. 1733; Faivre, Documentation (Fn. 78), S. 208 f.; Bradshaw, Kirchenordnungen (Fn. 102), S. 664; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 94 f., 100 f.; Steimer, Vertex traditionis (Fn. 102), S. 141 ff.; ders., Art. Octateuch des Clemens, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 525 (für Datierung auf das 5. Jahrhundert); D. Ceccarelli Morolli, Art. „Ottateuco di Clemente“, in: Farrugia, Dizionario (Fn. 24), S. 565; Mühlsteiger, Kirchenordnungen (Fn. 78), S. 257 ff. 477 Edition: I. E. Rahmani (Hrsg.), Testamentum Domini nostri Jesu Christi, 1899 (dazu Baumstark, Überlieferung [Fn. 476], S. 1 ff. m. w. N. in S. 43 Fn. 1); vgl. auch Ciprotti/Nau, Version syriaque (Fn. 476), S. 25 ff.; dazu Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 569 ff.; R.-G. Coquin, Le Testamentum Domini: problèmes de tradition textuelle, in: Parole de l’Orient 5 (1974), S. 165 ff.; Bradshaw, Kirchenordnungen (Fn. 102), S. 669 f.; Steimer, Vertex traditionis (Fn. 102), S. 95 ff.; ders., Art. Testament unseres Herrn Jesus Christus, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 672 f.; H. J. W. Drijvers, The Testament of Our Lord: Jacob of Edessa’s Response to Islam, in: ARAM 6 (1994), 104 ff.; M. Kohlbacher, Wessen Kirche ordnete das Testamentum Domini Nostri Jesu Christi? Anmerkungen zum historischen Kontext von CPG 1743, in: Tamcke/Heinz, Gegenwartslage (Fn. 18), 2000, S. 55 ff.; H. Kaufhold, Welche Kirchenrechtsquellen kannte Patriarch Severos von Antiocheia (512–518)?, in: Zapp/ Weiß/Korta, Ius canonicum (Fn. 176), S. 259 (267 ff.); Mühlsteiger, Kirchenordnungen (Fn. 78), S. 245 ff.; H. Kaufhold, Art. Testament Unseres Herrn Jesus Christus, in: ders., Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 488 f. – Die Sammlung erhält lediglich im II. Buch in Kapitel II die Aufzählung der nicht zum Katechumenat zuzulassenden Gewerbe (Rahmani, ebd., S. 113 ff.; Ciprotti/Nau, ebd., S. 58 Nr. 9), die in anderen pseudoapostolischen Dokumenten auch den Wucherer erwähnt (vgl. Fn. 107 u. 726). Im Testamentum fehlt der usurarius jedoch an der entsprechenden Stelle. 478 Teiledition von Buch III von J. P. Arendzen (Hrsg.), An entire syriac text of the ‚Apostolic church order‘, in: The Journal of Theological Studies III (1902), 59 (61 ff.). – Vgl. dazu Ciprotti/Nau, Version syriaque (Fn. 476), S. 69 ff.; Bardenhewer, Geschichte 2 (Fn. 109), S. 256 ff. (bes. S. 260 f.); A. Vööbus, Die Entdeckung der ältesten Urkunde für die syrische Übersetzung der Apostolischen Kirchenordnung, in: Oriens Christianus 63 (1979), 37 ff.; Steimer, Vertex traditionis (Fn. 102), S. 60 ff.; ders., Art. Apostolische Kirchenordnung, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 53; M. Metzger, Art. Apostolische Kirchenordnung, in: Betz u. a., RGG4, Bd. 1 (Fn. 18), Sp. 652; siehe auch Mühlsteiger, Kirchenordnungen (Fn. 78), S. 109 ff., 257 sowie Bruns, Frühchristliche Kirchenordnungen (Fn. 102), S. 15. 479 Ciprotti/Nau, Version syriaque (Fn. 476), S. 100 Nr. 43; vgl. auch Hindo, Disciplina IV (Fn. 302), S. 409 (Nr. 435).
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III. Genese des Wucherverbots in den orientalischen Nationalkirchen
Trotz ihrer Aufnahme und weiteren Überlieferung im nestorianischen Synodikon480 gehören auch die 73 pseudonikänischen Kanones des Ma¯ru¯ta¯ v. Maipherkat ursprünglich in die jakobitische Literatur. Sie bestimmen in Kanon 19 ˙in Anlehnung an Kanon 17 von Nikaia sowie die Apostolischen Kanones481: „It is the will of the general synod that is not lawful for any order of priests to give out their money for interest and usury, also not for any other profit. They shall also have no fellowship with the Jews and there shall be no friendship with them. This we have transmitted from the blessed Apostles. This (too) we have rightfully determined, and we put him who transgresses these (canons) under anathema.“
Diese nikänisch-apostolische Tradition eines Zinsverbots, das den gewöhnlichen Laien nicht erfaßt482, bezeugen auch die Verhaltensregeln des einflußreichen und später häufig zum fiktiven Urheber von Kanones erkorenen Bischofs Rabbu¯la¯ v. Edessa († 435 n. Chr.). Er sieht in Nr. 9 seiner Kanones für Kleriker ein Zinsverbot vor und erstreckt es auch auf die besonders hervorgehobenen Asketen der Gemeinde483: 480
Siehe oben unter III.1.a) bei Fn. 329. Zitiert nach: Vööbus, Maruta of Maipherqat (Fn. 26), S. 62 Z. 8–16. – Vgl. ˙ (Fn. 26), S. 74: „19. Über Zins die ältere Übersetzung von Braun, Nicaena synodo und [Wuchervertrag]. Es ist der Wille der allgemeinen Synode, dass Niemand aus dem Priesterordo um Zins und Wuchervertrag, noch anderen Vorteil sein Geld hergeben darf. Auch sollen sie mit den Juden nicht Gemeinschaft haben (?), noch [ist es Recht], dass sie mit denselben Freundschaft haben, [wie] es die seligen [Apostel verbieten]. Auch wir [verbieten es] – Den Übertreter anathematisiert die allgemeine Synode.“ – Englische Fassung mit allerdings unklarer Zuschreibung bei Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 154. – Zum Textcharakter dieser „syrischen nizänischen Kanones“ vgl. Braun, ebd., S. 18 ff.; zum westsyrischen Ursprung Dauvillier, Chaldéen (Fn. 216), Sp. 302 sowie Selb, Aufnahme (Fn. 329), S. 164, 165; ders., Orientalisches Kirchenrecht 1 (Fn. 26), S. 97 ff. 482 A. A. wiederum Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 154 („The canon applies to all the faithful, though it focuses especially on priests“), der hier offen gegen den Textbefund argumentiert. 483 P. Bruns, Die Kanones des Rabbula (gest. 435) und ihr Beitrag zur Reform des kirchlichen Lebens in Edessa, in: H. J. F. Reinhardt (Hrsg.), Theologia et Jus Canonicum. Festschrift für H. Heinemann, 1995, S. 471 (475). – Vgl. die ältere Übersetzung von G. Bickell (Übers.), Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter Aphraates, Rabulas und Isaak v. Ninive, 1874, S. 230 (231), die französische Version von Nau, Les Canons (Fn. 438), S. 86 (= ders., Choix de canons ecclésiastiques syriaques, in: Le Canoniste Contemporain 1905, 641 [648]: „34. – Les prêtres, les diacres, les religieux et les religieuses ne demanderont pas d’intérêt ou d’usure ou tous les genres de profit profanes“) sowie die englische Fassung von A. Vööbus (Hrsg.), Syriac and arabic documents regarding legislation relative to syrian asceticism, Stockholm 1960, S. 34 (38): „9. The priests, deacons and benai qeiama and the benat qeiama shall not demand interest or usury or any craftiness of profane profits“; ähnlich Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 153 (vgl. auch Hindo, 481
2. Die Westsyrische Kirche
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„Die Priester, Diakone, Bundessöhne und -töchter dürfen keine Zinsen und Abgaben fordern und derlei gewinnträchtiges, schmutziges Gewerbe betreiben.“
Wahrscheinlich erst aus dem 6. Jahrhundert datiert eine weitere Reihe von Mönchskanones, die ebenfalls Rabbu¯la¯ zugeschrieben wird und sich in der Behandlung des Wuchers tatsächlich im Kern mit seinen authentischen Anordnungen deckt484: „15. A monk who dwells in the monastery shall not lend anything on interest, even if he has something from his own resources.“
Ferner finden sich in der westsyrischen Überlieferung anonyme Mönchskanones aus der Zeit nach Rabbu¯la¯, die ihrerseits von älterem Material (u. a. den pseudo-nikänischen „Ma¯ru¯ta¯“-Kanones) abhängen485. Sie richten ihr Augenmerk insbesondere auf den Umgang mit Naturalien (und erwähnen in diesem Rahmen explizit den Wein)486: „17. A monk who shall lend out in usury and bargains (or prepayments) wine or wheat and the rest such as these – it is not right; that one who dares and trespasses, he shall be cursed – so be it.“
Die Quelle fügt sich im Kern in die gemeinorientalische Tradition ein: Mönche, die wie die Kleriker strengeren Anforderungen als gemeine Christen unterliegen, dürfen zunächst für Darlehen keine Zinsen verlangen. Das Verbot des Handels mit Wein oder Weizen dürfte (dafür spricht zumindest die Erwähnung der Vorauszahlung) ebenfalls der Sorge entspringen, derartige Transaktionen dienten der Verdeckung wucherischer Kontrakte. Auffällig ist einmal mehr die Erwähnung des Weins in Parallele zu den Kanones Disciplina IV [Fn. 302], S. 409 [Nr. 435]). – Zu Rabbu¯la¯ und der Authentizität der ihm zugerechneten Kanones Baumstark, Geschichte (Fn. 26), S. 71 ff.; Brockelmann, Syrische Litteratur (Fn. 69), S. 33 ff.; G. G. Blum, Rabbula von Edessa. Der Christ, der Bischof, der Theologe, Löwen 1969, S. 5 ff., 42 ff. (speziell zum asketischen Kontext seines Zinsverbots 49 f.); ders., Art. Rabbu¯la¯ von Edessa, in: Kaufhold, Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 421 f.; Vööbus, ebd., S. 34 f.; ders., Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 128 ff. (speziell zum Zinsverbot S. 130 m. Fn. 15); Segal, Edessa (Fn. 255), S. 91 f. (zum Zinsverbot S. 135) sowie P. Bruns, Art. Rabbula, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 607; vgl. noch Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 59 u. 113 zu den davon abweichenden Mönchskanones des Rabbula (in: Nau, Les Canons, ebd., S. 83 ff. bzw. Vööbus, Synodicon I [Fn. 425], S. 152 ff.). – Zu den „Bundessöhnen“ siehe nochmals oben Fn. 344. 484 Zitiert nach Vööbus, Documents (Fn. 483), S. 80 (82); vgl. dazu dens., Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 350 ff. (speziell zum Zinsverbot S. 351 m. Fn. 7) sowie Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 59, 168. 485 Dazu Vööbus, Documents (Fn. 483), S. 69 f.; ders., Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 363 ff.; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 169. 486 Zitiert nach Vööbus, Documents (Fn. 483), S. 75. – Zum Inhalt der Norm knapp ders., Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 364 m. Fn. 20, 549 m. Fn. 83.
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der Synode des Dionysios II.487; wie dort erscheint eine Abhängigkeit vom pseudobasilianischen Schrifttum möglich, aber keineswegs zwingend488. Eine ganz eigene Note tragen hingegen die Anordnungen des ungemein einflußreichen Säulenheiligen ŠemCo¯n Estu¯na¯ja¯ („Symeon Stylites der Ältere“; ca. 390–459 n. Chr.)489. Einem seiner Sendschreiben läßt sich ein im orientalischen Kirchenrecht in dieser Form einzigartiger Versuch entnehmen, das geläufige Zinsmaximum von 12% p.a. zu senken; ŠemCo¯n schwebt offenbar seine Halbierung vor490: „Kan. 12: [. . .] der, der (etwas) hat und es ausleiht, soll als Zins (nur) die Hälfte des Hundertsten (Åkatosth·) nehmen, und der Segen des Herrn wird auf ihm liegen.“
Da es sich bei dem Sendschreiben des Säulenheiligen allerdings zu keiner Zeit um ein offizielles Dokument der jakobitischen Kirche handelte, mag man an dem Bericht seines Hagiographen über die Reaktion auf seine Äußerung um so mehr Zweifel haben; danach habe sich folgendes ereignet491: „. . . er verordnete ferner über den Zinsfuss, es sollte bei allem von der Hälfte des Hundertsten (Åkatosth·) genommen werden; und die ganze Menschheit nahm mit Freuden seinen Befehl an, so dass viele (die Zinsen) überhaupt erliessen und sie nicht mehr nahmen, nachdem er die Verordnung gegeben hatte.“
Bezeichnenderweise hat ŠemCon seine Anweisung zum Zinsfuß sicherheitshalber mit einer weiteren Vorschrift flankiert, die sich gegen diejenigen richtet, die wegen des aus ihrer Sicht danach zu niedrigen Gewinnes vom Verleihen Abstand nehmen492: „Kan. 13: [. . .] der, der (etwas) hat und sich weigert und nicht ausleiht, weil ihm der Zinsfuss zu gering ist, auf den wird der Zorn des Herrn kommen, und auf sein Haus, seine Söhne und seinen ganzen Besitz.“
Als Autor zahlloser Briefe zu allen Fragen des christlichen Lebens verdient ferner Patriarch Severos v. Antiocheia († 538 n. Chr.) Erwähnung. 487 Vgl. oben bei Fn. 449; hier scheint nicht ausgeschlossen, daß die Rabbu ¯ la¯ zugeschriebene Vorschrift als Vorlage für die Synodalbestimmung gedient hat. 488 Vgl. nochmals oben II.2.a)cc). 489 Zu ihm und seinem kirchenrechtlich relevanten Werk Baumstark, Geschichte (Fn. 26), S. 60 f.; Vööbus, Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 142 ff.; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 159; P. Plank, Art. Symeon Stylites, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 8 (1997), Sp. 366 f.; P. Bruns, Art. Simeon Stylites der Ältere, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 642. 490 Zitiert nach Vööbus, Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 140 Fn. 21. – Ein Mahnschreiben gleichen Inhalts an die Gemeinde im Örtchen Panir referiert Vööbus, ebd., S. 144. 491 Zitiert nach Vööbus, Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 141 Fn. 21. 492 Zitiert nach Vööbus, Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 142 Fn. 22. – Vgl. ferner dens., ebd., S. 141 Fn. 23 zu weiteren Zinsregelungen.
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Sein Schreiben an den Bischof Solon v. Seleukia (heute: Silifke) verlangt nach scharfen Maßnahmen gegen den Kleriker Musionius, der sich offenbar neben der Verschleuderung von Kirchengut und dem Verkauf geistlicher Güter auch des Wuchers schuldig gemacht hatte493: „This I say, because the money-lover called moderate means poverty, and because, now that he has reached this incurable depth of wickedness, it is absolutely necessary to strip him of the priestly functions, and to subject him to the punishment prescribed in the holy canons. For the seventeenth canon runs thus: – ‚Since many, while enrolled in the canon, by pursuing after covetousness and base gains have forgotten the divine text that says „He has not put out his money upon interest,“ and exact hekatostai or one per cent, when they lend, the holy synod has decided, that, if after this ordinance anyone be found receiving interest, contriving the matter by commerce or otherwise, and exacting hemioliai or half the whole, or contriving anything else for the sake of filthy lucre, his deposition from the clergy shall follow, and that he shall be an alien to the canon.‘ The hundred and seventh law also, laying down the same principles, says plainly as follows: – ‚Priests must not lend and receive interest, and what are called hemioliai.‘ “
In der Sache beschränkt sich die Argumentation des Severos freilich auf das bloße Zitieren von Konzilskanones; neben Kanon 17 von Nikaia stützt er sich auf den Kanon 4 von Laodikeia, den er – offenbar auf der Grundlage einer ihm vorliegenden „durchgezählten“ Kanonessammlung antiochenischen Ursprungs – als Kanon 107 anspricht494. Aufschlußreicher ist ein weiterer Brief des Patriarchen, in dem er dem hohen Beamten Misael sein Leid klagt und dabei seine eigene Verstrickung in Zinsgeschäfte einräumt495: „And in the matter of ordinations I thought of nothing but the awful text, the cause of great fear, that says, ‚Lay a hand suddenly on no man; neither be par493 Zitiert nach E. W. Brooks (Übers.), The Sixth Book of the Selected Letters of Severus, Patriarch of Antioch, in the Syriac Version of Athanasius of Nisibis, Bd. II/1, London/Oxford 1903, S. 26 f. (Schilderung des Sachverhalts: S. 23, 25 f.; siehe zu Musonius noch die weitere Schilderung in Brief Nr. I.22, ebd., S. 76, 78); vgl. zum Autor wie seiner Briefsammlung M. Peisker, Severus von Antiochien, 1903; S. P. Brock, Some New Letters of the Patriarch Severos, in: Studia Patristica XII (1975), 17 ff.; V. Poggi, Severo di Antiochia alla Scuola di Beirut, in: Pavan/Cozzoli, Eredità classica (Fn. 254), S. 57 ff. (mit der These, der Patriarch habe an der berühmten Rechtsschule von Berytos studiert und über hochentwickelte juristische Kenntnisse verfügt; siehe bes. S. 65 ff.); Kaufhold, Kirchenrechtsquellen (Fn. 477), S. 259 ff.; P. Allen/C. T. R. Hayward, Severus of Antioch, Abingdon 2004, S. 5 ff. (zu seinem Streben nach asketischer Profilierung des Klerus seines Bistums insb. S. 18, 21 u. ö.) sowie zuletzt P. Bruns, Art. Severos von Antiocheia, in: Kaufhold, Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 440 f. 494 Dazu m. N. Kaufhold, Kirchenrechtsquellen (Fn. 477), S. 264 f., 270 ff. 495 Brooks, Selected Letters (Fn. 493), S. 64; vgl. zum Briefverkehr des Patriarchen mit Misael allgemein Allen/Hayward, Severus (Fn. 493), S. 53.
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taker of other men’s sins; keep thyself in purity:‘ and as to interest or the avaricious system of loans it was my desire not to know even the very name of them. For I listened to the singing prophet, who at one time says, ‚He giveth not his money upon interest,‘ and at another time again cries, ‚Interest and guile have not departed from her streets,‘ things which, if one may so say, are known even to those who are not versed in the sacred writings. But, when I had had experience of the distressful state of affairs, and had seen in what a pitiable and wretched conditions the fortunes of our holy church were, and that a great load of debts and of interest was hanging over it and threatening to overwhelm it, I forgot the spiritual laws: and it seem now to me a great thing to find men to lend; and meanwhile I make use of the term ‚interest‘ as if it were some lawful name.“
Weniger Verständnis für eine möglicherweise vergleichbar prekäre Situation legt Severos allerdings in einer kurzen Antwort auf die Beschwerde eines Darlehensschuldners an den Tag, der den Priester Libanios in Apameia des Wuchers beschuldigt496: „Those who brings you this letter came to us with the information that Libanius the devout presbyter, who is enrolled in the holy clergy of Apamea, wishes to exact interest from them as arising from a loan of his, contrary to the intention of the sacred canons. [. . .] Be so good therefore as to remind this man through the religious œconomi, or stewards, and the devout archdeacon, or chief of the deacons, of the divine laws which say, ‚Thou shalt not exact interest from thy brother,‘ and ‚He giveth not his money upon interest,‘ and ‚Interest and guile departed not from her streets,‘ and things like these. Following in the tracks of these texts, the God-clad instructors of the church also forbade interest and usury to those who act as priests to God, fixing a fitting punishment and penalty for such unjust acquisition.“
Eine weitere Rechtsquelle außerhalb des Synodikons stellt die – zwar im 3. Jahrhundert in Syrien entstandene, aber – nach umstrittener Auffassung – erst im 7. Jahrhundert (durch Jakob v. Edessa?) aus dem Griechischen in das Syrische übersetzte Didaskalia dar497. Die pseudoapostolische Schrift fügt sich mit ihren insgesamt drei Invektiven gegen den Wucher nahtlos in die westsyrische Überlieferung zum Zinsverbot ein, ohne daß vollends klar wäre, ob und inwieweit ihre Vorschriften zum Zeitpunkt der Übersetzung oder weiteren Tradierung noch Anschluß an die Rechtspraxis der syrischen Miaphysiten finden. Während die allgemeine Verwerfung des Zinses im alttestamentlichen Zitat (Ez 18, 1–32; Kapitel VI)498 insofern keine Probleme aufwirft, dürfte insbesondere die von erheblichem Mißtrauen geprägte Re496
Brooks, Selected Letters (Fn. 493), S. 103 f. Vgl. nochmals die Editionen von Achelis/Flemming, Didaskalie (Fn. 112) sowie Vööbus, Didascalia (Fn. 112); zur syrischen Übersetzung wie zum Urtext näher oben bei und in Fn. 109 ff. 498 Achelis/Flemming, Didaskalie (Fn. 112), S. 19 (23). – Vgl. auch Vööbus, Didascalia (Fn. 112), Bd. 2, S. 53 (57 f.). 497
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gulierung des Witwenamtes schon im frühen Mittelalter zum Artefakt verkümmert sein (Kapitel XV)499. Demgegenüber ist davon auszugehen, daß das an geistliche Würdenträger gerichtete Verbot der Annahme wucherischer Gelder (Kapitel XVIII) auch dem Verständnishorizont späterer Zeiten entspricht (womit wiederum nichts über seine Befolgung gesagt ist)500. So oder so setzt die Zinslehre der Didaskalia in der westsyrischen Überlieferung keine neuen Akzente, sondern unterstreicht nochmals das auf Kleriker bzw. kirchliche Funktionäre beschränkte Zinsverbot. Eine klare Erstreckung auf Laien enthalten hingegen die Bußkanones des Dionysios bar Salı¯ bı¯ (12. Jahrhundert)501. Kanon 61 bestimmt hier502: „De usura. LXI. Qui inventus est usuram accepisse, quandoquin audiit scripturam dicentem: Non foenerabis fratri tuo etc.; Qui pecuniam suam non dedit ad usuram, cesset a tali opere: pecuniam vero ex usura perceptam captivis distribuat, aut si non soluta est, dominis suis relinquat, jejunet deinde menses tres, quotidie faciat metanoeas quinquaginta.“
Interessant ist weniger die vergleichsweise milde Buße als der Umstand, daß hier gegen den sonstigen orientalischen usus die Frage nach dem cui bono gestellt wird, die im Abendland in Form der Restitutionspflicht so breiten Raum einnimmt503. Dionysios will den unlauteren Zinsgewinn zu499
Siehe Achelis/Flemming, Didaskalie (Fn. 112), S. 78: „. . . sie nehmen mit Begierde und anstatt Gutes zu tun und dem Bischof zu geben zur Aufnahme der Fremden und zur Erleichterung der Bedrängten, leihen sie aus zu drückendem Zins und kümmern sich nur um den Mammon, sie, deren Gott ihr Beutel und ihr Bauch ist, ‚denn, wo ihr Schatz ist, da ist auch ihr Herz‘.“ – Vgl. dazu dies., ebd., S. 275, 292 sowie C. Schlarb, Die (un)gebändigte Witwe. Exegetische Überlegungen zur Entwicklung eines Frauenamtes in der Syrischen Didaskalia, in: Tamcke/Schwaigert/ Schlarb, Syrisches Christentum (Fn. 336), S. 36 ff. (zum Vorwurf des Zinswuchers S. 50 ff.); G. Schöllgen, Die Anfänge der Professionalisierung des Klerus und das kirchliche Amt in der syrischen Didaskalie, 1998, S. 147 ff. (speziell zum Vorwurf des Zinswuchers S. 156). – Siehe auch die Übersetzung von Vööbus, Didascalia (Fn. 112), Bd. 4, S. 147: „And instead of doing good and giving to the bishop for the reception of the strangers and the relief of those afflicted, they lend out on bitter usury.“ 500 Achelis/Flemming, Didaskalie (Fn. 112), S. 90. – Vgl. auch Vööbus, Didascalia (Fn. 112), Bd. 4, S. 164. 501 Zu dieser Sammlung Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 158, 293 f.; Vööbus, Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 405 ff.; siehe zur Person auch Baumstark, Geschichte (Fn. 26), S. 295 ff.; Brockelmann, Syrische Litteratur (Fn. 69), S. 58; Graf, Geschichte 2 (Fn. 23), S. 263 ff. sowie Brock, Syriac Literature (Fn. 257), S. 72 f. 502 Zitiert nach H. Denzinger (Hrsg.), Ritus Orientalium, Coptorum, Syrorum et Armenorum, in administratione sacramentis, Bd. I, 1863, S. 493 (499); vgl. auch Hindo, Disciplina IV (Fn. 302), S. 411 f. (Nr. 437). – Zu dieser Zinsvorschrift Vööbus, Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 409 m. Fn. 45; Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 293.
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gunsten der Gefangenen verwenden, hilfsweise für die Rückerstattung an die Darlehensnehmer. Er kann sich dabei auf ältere Bußkanones stützen, die im Kern zum gleichen Ergebnis gelangen504: „XVII. Qui Christiano fraudem fecit in pondere vel mensura, aut qui de aliqua re data accepit usuram, damnum restituet, et jejunabit diebus quadraginta.“
Auch in den Quellen außerhalb des Synodikons läßt sich danach insgesamt die Tendenz erkennen, das Zinsverbot für Kleriker und vergleichbaren Regeln unterworfene Personen aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus finden sich einzelne Versuche einer Ausdehnung auf Laien bzw. einer Zurückdrängung des Zinses als solchen, die sich aber nicht zu einem generellen Zinsverbot verdichten. d) Der Nomokanon des Barhebraeus: Islamisches Zinsrecht im christlichen Gewande Eine Sonderrolle spielt in der Rechtsgeschichte der jakobitischen Kirche schließlich der Nomokanon des Barhebraeus505. Er verknüpft in einzigartiger Weise das Recht der alten Reichskirche und seiner eigenen westsyrischen Kirche mit alttestamentlichen, insbesondere aber islamischen Vor˙ aza¯lı¯ und der Schule der ŠafiCiten entschriften, die er namentlich al-G 506 nimmt ; daneben erscheint auch ein nestorianischer Einfluß denkbar507. 503 Dazu B. N. Nelson, The Usurer and the Merchant Prince: Italian Businessmen and the Ecclesiastical Law of Restitution, 1100–1550, in: Journal of Economic History VII, Supplementum (1947), 104 ff.; M. B. Becker, Three Cases Concerning the Restitution of Usury in Florence, in: Journal of Economic History XVII (1957), 445 ff.; J. T. Noonan, The Scholastic Analysis of Usury, Cambridge 1957, S. 78 f., 110 ff.; Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 136 f. 504 Denzinger, Ritus (Fn. 502), S. 482 (483). – Zu den – nicht näher bestimmbaren – Vorläufersammlungen des Dionysios siehe Selb, Orientalisches Kirchenrecht 2 (Fn. 188), S. 158. 505 Siehe oben Fn. 423. 506 Für einen solchen islamischen Einfluß früh Kohler, Altsyrisches Recht (Fn. 11), S. 129 f. sowie namentlich Nallino, Diritto musulmano (Fn. 188), S. 566 ff. u. passim; vgl. noch dens., Ancora il libro siro-romano di diritto e Barhebreo, in: Rivista degli studi orientali X (1923–25), 78 (85 f.); E. Gräf, Jagdbeute und Schlachttier im islamischen Recht, 1959, S. 238 Fn. 211; Vööbus, Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 550 ff.; Gallagher, Church Law (Fn. 176), S. 195 f. – Speziell ˙ aza¯lı¯ siehe H. Takahashi, zur Abhängigkeit der Schriften des Barhebraeus von al-G Barhebraeus und seine islamischen Quellen – Têg¯rat têg¯ra¯ta¯ (Tractatus tractatum) ˙ aza¯lı¯ s Maqa¯sid al-fala¯sifa, in: M. Tamcke (Hrsg.), Syriaca, 2002, S. 147 ff. und G ˙ bei Kaufhold, Rechtssammlung (Fn. 11), S. 54 f. – Der von 507 Dieser Hinweis Sachau, Einleitung (Fn. 63), S. XVIII angenommene Einfluß der Zinsregelung der ostsyrischen Redaktion R II § 147 des Syrisch-römischen Rechtsbuches ist allerdings mittlerweile nicht mehr haltbar; vgl. oben Fn. 468 ff.
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Während Barhebraeus im kirchenrechtlichen Teil seines Nomokanon die im gesamten Orient übliche Version des auf Kleriker beschränkten Zinsverbots präsentiert508: „Clericus, qui [. . .] usuras exigit, deponatur“,
nimmt er im zivilrechtlichen Abschnitt eine bezeichnende Veränderung vor. Zunächst schließt er unter Berufung auf Kanon 43 (44) der Apostel und unter ausdrücklicher Abgrenzung von „Schriftgelehrten und Pharisäern“ die Erlaubnis zum Wucher an Fremden (Dt 23, 21) für die Christen aus; sie haben alle Menschen wie Brüder im Sinne der Zinsvorschriften zu behandeln. Ferner gilt diese Regel nicht allein für Kleriker, sondern für alle Christen; diese ausdrückliche Erweiterung über den Wortlaut der von ihm zitierten Konzilskanones hinaus begründet er mit Hilfe eines Rekurses auf die uneingeschränkten Verurteilungen des Wuchers in Ps 15, 5 und Ez 18, 17509: „Ne accipias faenora, et usuras, et time Dominum, ac vivet frater tuus tecum: pecuniam tuam ne dederis cum pactis, et usuris. Ut superabundet iustititia nostra supra illam scribarum et pharisaeorum, iussi sumus. Neque alieno conceditur nobis dare ad usuram, teste canone XLIII. apostolorum. Et canon XVII. synodi nicaenae ait: ne dederis escam tuam cum usura, uti Deus praecepit per os Moysis; in deuteronomio etiam repetit prohibitionem: non faeneraberis fratri tuo ad usuram pecuniam, et usuram frugum, et usuram cuiuslibet rei, quae crescit, alieno foenerare, et frarti tuo ne faenereris. Nos autem canones quinto synodo Laodiceae, quamvis sacerdotes nominatim prohibeamus faenori dare, sed et nusquam permittimus saecularibus, ut dent ad usuram. Nam David etiam divinus laudat illum, qui dignus est habitare in tabernaculo Domini, eo quod pecuniam suam ad usuram non dederit. Et Ezechiel propheta rursus laudans dicit: qui cum faenore non dat, et usuram non accipit.“
Gestützt auf die kirchenrechtlichen Regelungen510, das Alte Testament sowie – unausgewiesen – die islamische riba¯-Lehre verwirft Barhebraeus im unmittelbaren Anschluß daran das von ihm aus einer ihm vorliegenden Version des Syrisch-römischen Rechtsbuches zitierte Kaisergesetz zum Zinsmaximum von 12% p.a. – für ihn ist es kein Gesetz511: 508 Barhebraeus, Nomokanon VII 4 (Mai, Collectio X/2 [Fn. 423], S. 46; vgl. auch Hindo, Disciplina IV [Fn. 302], S. 409 [Nr. 436]). – Barhebraeus bezieht sich hier – nach eigener Zählung – auf Kanon 43 der Canones Apostolorum (s. o. Fn. 116). 509 Barhebraeus, Nomokanon XI 5.1 (Mai, Collectio X/2 [Fn. 423], S. 107 f.; vgl. auch Hindo, Disciplina IV [Fn. 302], S. 409 f. [Nr. 436]). – Die Stützung auf Psalm 15, 5 zur Begründung eines allgemeinen und uneingeschränkten Zinsverbots begegnet auch im hochmittelalterlichen Westen: Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 120. 510 So – fraglich – Vööbus, Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 549. 511 Barhebraeus, Nomokanon XV 5.1 (Selb/Kaufhold, Rechtsbuch II [Fn. 63], S. 391; vgl. auch Mai, Collectio X/2 [Fn. 423], S. 108: „Quae cum ita sint, legem
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„Und weil das so ist, halten wir das Gesetz hunderteinundfünfzig der griechischen Kaiser nicht für ein Gesetz, jenes nämlich: Für einen Scheffel (müdioò) im Jahr einen Viertel Scheffel, und für hundert Denare im Monat einen; einen Denar als Zins Hekatoste (Åkatosth·) billigt es zu. Und nicht nur wenn mehr als das (gefordert wird), ziehen wir es vom Kapital ab, sondern den ganzen Betrag der Abmachung und die Zinsen rechnen wir vom Kapital ab und vermindern es im Urteil.“
Die folgende Darlegung und insbesondere Begründung seiner eigenen Position zeigt, wie eng sich der Maphrian – trotz seiner an den Anfang gestellten Berufung auf den Pentateuch – am islamischen Recht orientiert512: „Ex lectione pentateuchi scire est, quod faenus in appendibilibus fiat, et usura in ponderabilibus et mensurabilibus simul, quia species cum specie sua cum additione per prothesmiam venditur. Itaque qui nummum argenti, argento excedente nummum, licet conflatum sit, usque ad mensem, aut spatium alium vendit, cum tonsione dat: et ille, qui modium tritici, tritico excedente modium, usque ad tempus aliquod vendit, cum usura dat. Et ita illi, qui dant aurum, hordea, et fructus dactyli, ac sal, et fruges, et medicamina: crocus autem, licet at tincturam requiratur, verum quia etiam mensuratur, ad mensuram pertinet: et aliqui dicunt, quod monilia non pertineant ad usuram, eo quod pecunia non sint signata. Et pecuniam tuam non dederis ad tonsionem, praecipit lex. At sententia haec probata non est, quia licet signata non sint, attamen appenduntur: et unguentem seminis lini (oleum) item dicunt, quod non pertineat ad usuram, quia lucernae, et non escae congruit: et escam tuam ne dederis cum usura, praecipit lex: at sententia haec comprobata non est, quia etiam unguentem simpliciter cum ceteris ad usuram pertinentibus commemoratur: non enim faenerabis fratri tuo usuram frugum, et vini, et unguenti.“
Auffällig und aussagekräftig ist zunächst die Einordnung der Zinsvorschriften in den Abschnitt über den Kauf (Kap. XI), nicht aber in die folgende Abhandlung über das Darlehen (Kap. XII). Dies entspricht dem islamischen riba¯-Verbot als komplexer Gerechtigkeitsregel für die Abwicklung von Austauschverhältnissen, die das eigentliche Darlehen lediglich mitumillam CLI. imperatorum graecorum, tamquam non legem reputamus, illam, inquam, quae modio in anno quartam partem modii, et centum denariis in mense uno denarium unum usura hecatoste iustam esse usuram definit: et non dumtaxat, quae ampliora sunt his, ex sorte attondemus, sed et quamlibet quantitatem faenorum et usurarum ex sorte detrahimus, et diminuimus in iudicio“; siehe ferner Hindo, Disciplina IV [Fn. 302], S. 410 f. [Nr. 436]). – Speziell zu dieser Positionierung gegen das Kaiserrecht Vööbus, Kanonessammlungen (Fn. 422), S. 549; Laiou, Economic Practice (Fn. 10), S. 448 sowie Selb/Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 55. – Zur Rezeption des syrisch-römischen Rechtsbuches durch den Maphrian siehe bereits oben bei Fn. 468. – Für islamischen Einfluß speziell auf die Zinslehre des Barhebraeus wie hier B. Ducati, Postilla, in: Rivista giuridica del medio ed estremo oriente e giustizia coloniale 1 (1932), Sp. 66 (67); Edelby, Autonomie législative (Fn. 27), S. 336 f. sowie Kaufhold, Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 148; vgl. auch Hindo, Disciplina IV (Fn. 302), S. 410 Fn. 5. 512 Barhebraeus, Nomokanon XV 5.2 (Mai, Collectio X/2 [Fn. 423], S. 108).
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faßt513. Noch deutlicher wird die Orientierung an den fuqaha¯’ beim Blick auf die Erörterung der vom riba¯-Verbot erfaßten Güter (Gold, Silber, Weizen, Gerste, Datteln, Salz; diese sechs klassischen Güter ergänzt Barhebraeus noch ganz allgemein um Früchte und Heilmittel sowie Safran und Leinsamenöl) sowie die Begründung für deren Klassifizierung als „wuchertauglich“. Der jakobitische Gelehrte rekurriert hier hauptsächlich auf die für die Schulen der Hanafiten und Hanbaliten übliche Identifizierung der Cilla der genannten Güter mit ihrer Meß- oder Wägbarkeit514, daneben aber auch auf die ŠafiCiten, denen zufolge die Eigenschaft als Tausch- oder Nahrungsmittel die Cilla der Wuchergüter ausmacht515. Zuletzt ist schließlich die Definition von Wucher als entweder ungleichwertige (riba¯ al-fadl) oder aber ˙ riba¯-Güter zeitversetzte (riba¯ al-nasi’a) Gegenleistung beim Austausch der 516 zu nennen . Diese Orientierung am islamischen Recht vertieft sich noch in der unmittelbar anschließenden directio517: „Ille, qui vult liberari a reatu attonsionem, et usurarum in dando, et recipiendo, statera, aut mensura aequali det, et recipiat sine excessu. Et illa, quae non mensurantur, neque appenduntur, siquidem cum exsiccantur, perfectionem ampliorem adquirunt, veluti nuces, et mala punica, non debent vendi recentia cum siccis aequaliter: et illa, quae ampliorem perfectionem non consequuntur, cum siccantur, veluti pepones, mala cydonia, et ova, in pondere aequali debent emi, quaevis species cum specie sua; cum prothesmia aequaliter vendantur: et lac cum lacte, et pinguedo cum pinguedine, et unguentum cum unguento; triticum autem cum tritico, aut caseum cum caseo, non vendantur, quia aequalitas (pretii dignitas) eorum latet sensum. Et caro volatilium cum carne ovium, et caro ovium cum carne boum, caro cum corde et hepate, et pisces marini cum piscibus fluvialibus; in his omnibus, quod vendantur cum excessu in prothesmia, non est reatus usurae: et aurum, ac argentum dolose vendere cum arboribus valde fructiferis in prothesmia usura est. Triticum autem cum hordeo, et viceversa, et unguentum cum sesamo, et luc cum pinguedine, non pariunt usuras: etsi enim in sesamo unguentum sit, et in lacte butyrum, diversa tamen sunt specie.“
Barhebraeus führt hier eine ganze Reihe weiterer Güter an, deren Tausch Sonderregeln deshalb unterliegt, weil sie Flüssigkeit enthalten und somit – je nach Grad der Austrocknung – die Bestimmung der Gleichgewichtigkeit erschweren; vereinzelt scheinen in den Austauschverboten allerdings auch Reinheitsvorstellungen durch. Im Kern jedoch führt der Maphrian das Zins513
Vgl. oben II.3.b). Siehe oben II.3.b). 515 Auch dazu oben II.3.b). – Diesen Konnex betont etwa Nallino, Diritto musulmano (Fn. 188), S. 551, der aber dabei übersieht, welche Bedeutung Barhebraeus dem Zuwiegen bzw. Zumessen einräumt. 516 Vgl. oben II.3.b). 517 Barhebraeus, Nomokanon XV 5.3 (Mai, Collectio X/2 [Fn. 423], S. 108 f.). 514
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III. Genese des Wucherverbots in den orientalischen Nationalkirchen
verbot auf das Gebot zurück, Güter der gleichen Gattung (jins) nur im Verhältnis eins zu eins auszutauschen. Kaufhold hat den Rückgriff des Barhebraeus auf das islamische Recht auf das schlichte Fehlen eigener Gesetze zurückgeführt und das Leben der syrischen Christen unter muslimischer Herrschaft für nachrangig gehalten518. Gerade für das Zinsverbot überzeugt dieser Erklärungsansatz nicht ganz; der westsyrische Gelehrte hätte hier auf eine ganze Palette christlicher Texte zurückgreifen können, stützt sich also in dieser Optik ohne Not auf eine muslimische Quelle. Plausibler mag schon die Überlegung erscheinen, er habe aus – seiner Argumentation nicht ohne weiteres zu entnehmenden Gründen – eine strengere Auslegung des Zinsverbots favorisiert und zur Neutralisierung der seine Position nicht stützenden kirchlichen und kaiserlichen Regeln Rekurs auf die fuqaha¯’ genommen. Am wahrscheinlichsten dürfte freilich eine Erklärung sein, die mit dem Zinsverbot im Grunde gar nichts zu tun hat: Barhebraeus legt auch in seinen nichtjuristischen Schriften eine klar erkennbare Neigung an den Tag, ihm zugängliche Texte von islamischen Autoren ab-, aus- und umzuschreiben; die Abhängigkeit seines ˙ aza¯lı¯ s bzw. der NasiButyrum sapientiae von den Werken Avicennas, al-G räischen Ethik des Nas¯ı r ad-Dı¯ n al-Tu¯sı¯ ist hier nur ein besonders prägnan˙ ˙ den Büchern seiner virtuellen islamischen Getes Beispiel519. Der Drang, sprächspartner mit wohlgemerkt vertretbarem Arbeitsaufwand ein christliches Pendant gegenüberstellen zu können, dürfte nach alledem das stärkste Motiv für die auf den ersten Blick sehr meinungsfreudige Zinslehre des Barhebraeus sein520. e) Fazit: Fortschreibung des Reichskirchenrechts in Richtung der šarı¯ Ca Die Handhabung des Zinsverbots im westsyrischen Kirchenrecht ist danach weitgehend konventionell: Für Kleriker bleibt es bei der Fortschreibung des Nicaenum; für Laien finden sich lediglich vereinzelte Versuche, den Zins entweder zu mindern oder ganz zu verbieten. Im deutlichen Kon518
Kaufhold, Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 153. Siehe Zonta, Fonti (Fn. 259), S. 4, 10 ff. sowie nochmals Takahashi, Meteorology (Fn. 259), S. 3: „Typical of Barhebraeus is the manner in which he took an Arabic (occasionally Persian) work as his model and structured his own work around it.“ – Vgl. dens., Barhebraeus (Fn. 424), S. 96 ff. (dort auch Nachweise zu weiteren Werken mit Vorbildfunktion). 520 Etwas anderer Akzent bei Takahashi, Barhebraeus (Fn. 424), S. 101 ff.: Barhebraeus habe für den Fall der von ihm erhofften mongolischen Neuordnung der Verhältnisse im vorderen Orient ein komplettes wissenschaftliches System auf dem neuesten Stand in syrischer Sprache anbieten wollen, das nur durch Adaption der von ihm als derzeit überlegen anerkannten arabisch-islamischen Philosophie geschaffen werden konnte. 519
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trast zur nestorianischen Kirche finden sich jedoch im westsyrischen Kirchenrecht klare Spuren eines islamischen Einflusses; eine solche Anlehnung an die riba¯-Doktrin scheint bereits bei Jo¯hanna¯n v. Marde¯ durch, prägt aber insbesondere das Werk des Barhebraeus. Demgegenüber begegnen schließlich weder Rekurse auf jüdisches Recht, ältere Rechtsschichten noch auf die Philosophie des Aristoteles. 3. Die Armenische Kirche a) Überblick Gegenüber den anderen orientalischen Nationalkirchen spielt die armenisch-apostolische (verbreitet, aber ungenau: „gregorianische“) Kirche in zweierlei Hinsicht eine Sonderrolle521. Zunächst ist ihre historische und institutionelle Bindung an die alte Reichskirche deutlich weniger ausgeprägt als die der übrigen miaphysitischen Gemeinschaften522, da sie ihre Gründung letztlich dem Bekehrungsakt eines wenigstens teilweise selbständigen Herrschers verdankt und sich insofern von vornherein als autochthone und reichsfremde Nationalkirche konstituieren kann523, während die anderen Gruppen darauf verwiesen sind, sich von der Reichskirche erst in einem mehr oder weniger schmerzhaften Prozeß zu emanzipieren. Weiterhin gelingt es der armenischen Nation bis in das hohe Mittelalter immer wieder, trotz der Eroberung und Aufteilung ihres kaukasischen Kernlandes durch Römer, Byzantiner, Perser, Araber und Seldschuken entweder weitgehend autonome Gebiete oder sogar de facto unabhängige Herrschaften zu formieren524, so daß an die Seite der armenischen Kirche und ihrer Synoden auch 521 Unterstrichen wird dies von M. K. Krikorian, Authority and Jurisdiction in the Tradition of the Armenian Church, in: Journal of the Society for Armenian Studies 7 (1996), 9 (19 ff.). 522 Auch die nestorianische Kirche spielt insofern eine Sonderrolle. Jedoch kann sie sich zu keinem Zeitpunkt ihrer Existenz auf eine christliche Staatsgewalt stützen und ist gerade deshalb über lange Strecken auf eine enge Orientierung an der Reichskirche angewiesen, wie sinnfällig die Mission Ma¯ru¯ta¯s (oben Fn. 26) dokumentiert. 523 Eingehend G. Amaduni, L’autocephalie du Katholicat armenien, in: I patriarcati orientali nel primo millennio, Rom 1968, S. 137 (141 ff.); knapper de Vries, Entstehung (Fn. 17), S. 53 f. – Zu den kurzlebigen Bindungen an den reichskirchlichen Bischofsstuhl von Kaisareia (vgl. Kanon 6 von Nikaia I) siehe T. Nersoyan, A Brief Outline of the Armenian Liber Canonum and its Status in Modern Times, in: Kanon I (1973), S. 76 (76). – Die speziell armenische Entwicklung „hin zur Identität von Kirche und Nation“ beschreibt Mahé, Armenische Kirche (Fn. 20), S. 473 ff. (Zitat S. 473). 524 Den Einfluß von Römern/Byzantinern und Persern namentlich auf die kirchlichen Rechtsverhältnisse sichtet N. G. Garsoïan, Secular Jurisdiction over the Ar-
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III. Genese des Wucherverbots in den orientalischen Nationalkirchen
christliche armenische Hoheitsträger als potentielle Rechtsetzungsinstanzen treten525. Aufschluß über das „armenische Zinsverbot“ versprechen daher nicht allein die kirchlichen Kanones und ihre Sammlungen, sondern auch verschiedene von weltlichen Herrschern veranlaßte oder sogar verfaßte Codices des armenischen Rechts526. menian Church (Fourth-Seventh Centuries) (1984), in: dies., Armenia between Byzantium and the Sasanians, London 1985, IX, S. 220 (223 ff., 235 ff.); vgl. zur Grenzlage Armeniens und den resultierenden Teilungen ferner K. Güterbock, Römisch-Armenien und die römischen Satrapieen im vierten bis sechsten Jahrhundert, in: Festgabe Schirmer, 1900, S. 1 (4 ff.); E. Chrysos, Some Aspects of Roman-Persian Legal Relations, in: KLHRONOMIA 8 (1976), 1 (32 ff.); S. B. Dadoyan, The Fatimid Armenians, Leiden u. a. 1997, S. 36 ff. 525 Treffend Kaufhold, Übersetzungen (Fn. 31), S. 3; vgl. dens., Rechtsbücher (Fn. 304), S. 422. – Zum Recht des Königreichs Kleinarmenien als dem letzten eigenständigen armenischen Staatswesen des Mittelalters A. Bozoyan, Les Documents juridiques du Royaume arménien de Cilicie, in: Actes du Colloque „Les Lusignans et l’outre mer“, Toulouse 1993, S. 54 ff. 526 Zum armenischen (Kirchen-)Recht und seiner Geschichte siehe im Überblick [F. A.] Biener, Vorläufige Nachricht über einige, noch jetzt geltende, Georgische (Grusinische) und Armenische Rechtssammlungen, in: Kritische Zeitschrift für Rechtswissenschaft und Gesetzgebung des Auslands 2 (1830), 233 (243 f.); J. Avdall, On the Laws and Law-books of the Armenians, in: Journal of the Asiatic Society of Bengal 10 (1841), 235 ff.; A. Frhr. v. Haxthausen, Transkaukasia, Bd. 2, 1856, S. 239 ff.; R. Dareste, Études d’histoire du droit, Paris 1889, S. 122 ff.; L. Petit, Art. Arménie. Conciles, in: Dictionnaire de Théologie Catholique, Bd. 1, Paris 1903, Sp. 1925 ff.; Silbernagl, Verfassung (Fn. 301), S. 214 ff.; J. Karst, Grundriß der Geschichte des armenischen Rechts, in: Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft 19 (1906), 313 (318 ff.) sowie 20 (1907), 14 ff.; K.-J. Basmadjian, Le droit arménien depuis l’origine jusqu’a nos jours, in: Annales internationales d’histoire. Congrès a Paris 1900, Bd. 2, S. 103 ff.; Abrahamian, Grundlagen (Fn. 30), S. 36 ff., 49 ff.; J. Markwart, Die Entstehung der armenischen Bistümer, in: Orientalia Christiana Analecta XXVII/2 (1932), 137 (152 ff.); V. Hatzuni, Disciplina Armena, in: Congregazione Orientale, Studi storici (Fn. 157), S. 141 (142 ff.); Deslandes, Sources (Fn. 301), S. 454 f., 455 ff.; I. Doens, Armenian Canon Law, in: The Eastern Churches Quarterly III (1938), 419 ff., 460 ff.; G. Amaduni, Influsso del diritto romano giustiniano sul diritto armeno e quantità di tale influsso, in: Acta congressus juridici internationalis Roma 1934, Bd. 2, Rom 1935, S. 225 (236 ff.); ders., Art. Armenia. V. Il diritto canonico, in: Enciclopedia Cattolica I (1948), Sp. 1980 ff.; Coussa, Epitome (Fn. 78), S. 197 ff.; J. Mécérian, Notes de droit arménien, in: Mélanges de l’Université Saint Joseph 27 (1949), 181 ff.; ders., Chronique de droit arménien, in: Mélanges de l’Université Saint Joseph 30 (1953), 238 ff.; C. de Clercq, Art. Arménien (Droit Canonique), in: Dictionnaire de droit canonique, Bd. 1, Paris 1935, Sp. 1043 ff.; ders., Introduction (Fn. 78), S. 322 ff.; ders., Fontes (Fn. 27), S. 36 ff., 48, 77 ff., 88 ff.; K. N. Yuzbashyan, Droit Arménien, in: J. Gilissen (Hrsg.), Introduction bibliographique a l’histoire du droit et l’ethnologie juridique, Abt. E/17, 1972, S. 11 ff. (Rn. 35 ff.); Nersoyan, Outline (Fn. 523), S. 76 ff.; Selb, Kirchenrecht (Fn. 301), S. 174 ff.; Kaufhold, Übernahme (Fn. 49), Sp. 591 ff.; M. Krikorian, Das Kirchenrecht der armenisch-apostolischen Kirche, in: F. Heyer (Hrsg.), Die Kirche Armeniens, 1978, S. 139 ff.; ders., „Ius Graeco-Romanum“ and
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Maßgeblich für die Darstellung des armenischen Zinsrechts sind drei große Quellencorpora: An erster Stelle stehen die Kanonessammlungen, die den reichskirchlichen Grundbestand rasch um die Bestimmungen autochthoner armenischer Konzilien erweitern [b)]; die maßgebliche wird im 8. Jahrhundert vom Katholikos Yovhanne¯s Awjnec’i (Johannes v. Odzun; 717–728 n. Chr.) veranstaltet527. Seine systematische Zusammenstellung umfaßt insgesamt 706 Bestimmungen in 24 Titeln; es handelt sich im Canon Rules in the Tradition of the Armenian Church, in: Coppola, Atti 1 (Fn. 11), S. 165 ff.; ders., Authority (Fn. 521), S. 9 ff.; ders., Kirche (Fn. 20), S. 65 ff., 243 ff.; Ceccarelli Morolli/Mudry, Introduzione (Fn. 24), S. 172 ff.; Kaufhold, Übersetzungen (Fn. 31), S. 4 f.; M. E. Shirinian/G. Muradian, The Armenian Collection of the Ecclesiastical Canons, in: Christianskij Vostok 1/7 (1999), 124 ff.; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 274 ff.; J.-P. Mahé, Norme écrite et droit coutumier en Arménie du Ve au XIIIe siècle, in: Travaux et Mémoires 13 (2000), 683 ff.; M. van Esbroeck, David Tserouni sur la hiérarchie ecclésiastique, in: Orientalia Christiana Periodica 66 (2000), 89 ff.; A. Bozoyan, Le droit médiéval arménien, entre droit canon et droit coutumier, in: R. H. Kévorkian (Hrsg.), Ani. Capitale de l’Arménie en l’an mil, Paris 2001, S. 144 ff.; M. K. Krikorian; The Formation of Canon Law of the Armenian Church in the IVth Century, in: W. Seibt (Hrsg.), Die Christianisierung des Kaukasus, 2002, S. 99 ff.; ders., Canon Law of the Armenian Church. History and Actual System of the Ecclesiastical Right, in: Zapp/Weiß/Korta, Ius canonicum (Fn. 176), S. 275 ff.; A. Mardirossian, Le livre des canons arméniens (Kanonagirk’ Hayoc’) de Yovhanne¯s Awjnec’i. Église, droit et société en Arménie du IVe au VIIIe siècle, Löwen 2003; A. Bozoyan, Le developpement des lois ecclésiastiques en Armenie, in: Kanon 18 (2004), 35 ff.; N. Sakayan, Der Beitrag von P. Joseph Katherdjian und der philologischen Schule der Wiener Mechitharisten-Kongregation zur Kanonistik der armenischen Kirche, ebd., S. 78 ff.; A. Zhamkochyan, Grundzüge des armenischen Kirchenrechts (4.–20. Jahrhundert), Diss. Lic. iur. can. Münster 2004; H. Kaufhold, Armenische Übersetzungen byzantinischer Rechtsbücher, in: Drost-Abgarjan/Goltz, Armenologie (Fn. 31), S. 47 ff.; ders., Kirchenrecht (Fn. 23), S. 250 f.; Potz/Synek/Troianos, Orthodoxes Kirchenrecht (Fn. 176), S. 57 ff. 527 Eingehend jetzt Mardirossian, Kanonagirk’ Hayoc’ (Fn. 526), S. 268 ff. (instruktive Übersicht über die kollationierten Rechtsquellen ebd., S. XIX; zu den Yovhanne¯s vorliegenden Vorgängersammlungen ebd., S. 533 ff.); knapp auch ders., Canons (Fn. 577), S. 117 f. – Siehe dazu ferner Lebon, Concile (Fn. 549), S. 93 f.; H. Ghedighian, Pro Introductione, in: ders., Canones Apostolici (Fn. 534), S. V (V); Petit, Conciles (Fn. 526), Sp. 1928 f.; Doens, Canon Law (Fn. 526), S. 429; Amaduni, Diritto canonico (Fn. 526), Sp. 1980; Mahé, Armenische Kirche (Fn. 20), S. 492 f.; Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 135 ff.; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 277 ff.; Bozoyan, Developpement (Fn. 533), S. 43; Kaufhold, Übernahme (Fn. 49), Sp. 591; Thomson, Introduction (Fn. 30), S. 13; vgl. noch P. S. Somalean, Quadro della storia letteraria di Armenia, Venedig 1829, S. 45 f.; F. N. Finck, Geschichte der armenischen Literatur, in: Brockelmann u. a., Geschichte (Fn. 69), S. 75 (105); V. Inglisian, Die armenische Literatur, in: B. Spuler (Hrsg.), Handbuch der Orientalistik, Erste Abteilung: Der Nahe und der mittlere Osten, Bd. 7, 1963, S. 156 (174). – A. A. Krikorian; Formation (Fn. 526), S. 99 ff., der das Liber Canonum im Kern auf Gregor den Erleuchter zurückführt.
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III. Genese des Wucherverbots in den orientalischen Nationalkirchen
Kern um eine durch originär armenische Texte angereicherte Übersetzung des antiochenischen Corpus Canonum528. Im späten 10. und nochmals im 11. Jahrhundert erfährt die Sammlung noch substantielle Erweiterungen, die allerdings – soweit ersichtlich – ohne Relevanz für die hier untersuchte Fragestellung sind529. An zweiter Stelle folgen die großen Rechtsbücher [c)], hier zuvorderst das Datastanagirk’ des gelehrten Geistlichen Mxit’ar Goš (Mechithar Gosch; † 1213; Text von 1184 n. Chr.), dem in der armenischen Kirche über Jahrhunderte ein Stellenwert zukommt, der den Kodifikationen von C Abdı¯ šo¯ bar Brı¯ ka¯ und Barhebraeus gleicht530. Der Text vereint kirchliches und weltliches Recht; er erfährt Mitte des 13. Jahrhunderts im kleinarmenischen Kilikien eine Überarbeitung durch den sog. Sempadschen Kodex des gelehrten Sparapet (Feldherrn) Smbat († 1276 n. Chr.)531. In der gleichen Region entsteht bereits zuvor eine weitverbreitete Sammlung byzantinischer Rechtsbücher, die 1193 oder 1196 n. Chr. vom Bischof von Tarsos Nerse¯s v. Lampron übersetzt wird532. 528
Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 139. Selb, Art. Kirchenrecht (Fn. 301), S. 175; näher Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 140 f.; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 287 f. sowie Mardirossian, Kanonagirk’ Hayoc’ (Fn. 526), S. 696 f. 530 Edition: X. Torosyan (Hrsg.), Kanonarion (Girk’ datastani), Erevan 1975 (arm.); englische Übersetzung von Thomson, Lawcode (Fn. 30). – Dazu R. v. Hube, Zur Beleuchtung der Schicksale des sogenannten Syrisch-Römischen Rechtsbuches, in: Zeitschrift der Savigny-Zeitschrift für Rechtsgeschichte (Romanistische Abteilung) 3 (1882), 17 (17 f.); Karst, Grundriß 1 (Fn. 11), S. 368 ff.; Finck, Geschichte (Fn. 527), S. 120 f.; H. L. Zeller, Das Seerecht in dem armenischen Rechtsbuche des Mechithar Gosch, 1915, S. 7 ff.; Abrahamian, Grundlagen (Fn. 30), S. 28; Amaduni, Prefazione (Fn. 534), S. 10 ff.; Doens, Canon Law (Fn. 526), S. 429; Mécérian, Notes (Fn. 526), S. 202 ff.; Inglisian, Literatur (Fn. 527), S. 197 f.; de Clercq, Introduction (Fn. 78), S. 343 f.; J. Etmekjian, History of Armenian Literature, New York 1985, S. 397 ff.; Kaufhold, Übersetzungen (Fn. 31), S. 4; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 301 ff.; eingehend R. W. Thomson, Introduction, in: ders., Lawcode, ebd., S. 11 ff.; ders., Canon-Law and Secular Law in Mxit’ar Gosh, in: Astanak 3 (2000), 84 ff. 531 Edition und Übersetzung: J. Karst (Hrsg.), Sempadscher Kodex aus dem 13. Jahrhundert oder mittelarmenisches Rechtsbuch (Armenisches Rechtsbuch I), 1905; dazu Karst, Grundriß 1 (Fn. 11), S. 405 ff.; ders., Einleitung, ebd., S. I ff.; knapp Finck, Geschichte (Fn. 527), S. 123 f.; Amaduni, Prefazione (Fn. 534), S. 12 f.; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 310 f.; Bozoyan, Documents juridiques (Fn. 525), S. 58; Kaufhold, Übersetzungen (Fn. 31), S. 4 f. 532 Dazu eingehend und mit umfangreichen Nachweisen aus der älteren Literatur Kaufhold, Übersetzungen (Fn. 31), S. 5 ff.; knapp ferner Finck, Geschichte (Fn. 527), S. 121; Amaduni, Influsso (Fn. 526), S. 242 f.; Inglisian, Literatur (Fn. 527), S. 195; Nersoyan, Outline (Fn. 523), S. 83; Etmekjian, History (Fn. 530), S. 385 ff.; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 299 ff.; Bozoyan, Documents juridiques (Fn. 525), S. 55 ff. – Zum Kontext jetzt K. Pinggéra, Nerses 529
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Am Ende stehen schließlich geistliche Stimmen zum Wucher, die sich nicht im engeren Sinne dem kanonischen Recht zuordnen lassen, aber wegen ihrer durch Aristoteles oder die Kappadokier informierten Begründung des Zinsverbots von Interesse sind [d)]. b) Reichskirchliche und armenische Konzilien Eine moderne kritische Übersetzung der armenischen Kanonessammlungen in einer westlichen Sprache steht noch aus533. Es liegen lediglich – zumeist ältere und streckenweise wenig verläßliche – Teileditionen vor534, weshalb die folgende Darstellung auf einer Quellengrundlage erfolgen muß, die weniger gut abgesichert ist als die der ost- oder westsyrischen Kirchen. Die Unsicherheit betrifft dabei sowohl die rezipierten Texte der Reichskirche als auch die Zuordnung der autochthonen Kanones zu den zahlreichen armenischen Synoden535; zusätzlich verunklart wird die Situation durch charakteristische Doppelüberlieferungen536. Die folgende Darstellung richtet sich nach der Reihenfolge in der Sammlung des Yovhanne¯s Awjnec’i. von Lambron und die armenische Kirche des 12. Jahrhunderts. Erneuerung und Konflikt, in: Tamcke, Ararat (Fn. 20), S. 25 (30 ff.). 533 So auch Thomson, Introduction (Fn. 30), S. 13 Fn. 8. – Armenische Edition: V. Hakobyan (Hrsg.), Kanonagirk’ hayoc’, Erevan, Bd. 1 1964, Bd. 2 1971; dazu die Rezension von B. Outtier, in: Revue des Études Arméniennes 10 (1973/74), 378 ff. – Synopse bei C. Mercier (Übers.), Les canons des conciles œcuméniques et locaux en version arménienne, in: Revue des Études Arméniennes 15 (1981), 187 (190); vgl. nunmehr die vorbereitende Arbeit von Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 124 ff. sowie die instruktiven Übersichten bei Sakayan, Beitrag (Fn. 533), S. 82 f., 100 f. 534 Einzelne Kanonesreihen finden sich in: Mai, Collectio X (Fn. 35), S. 269 ff.; vgl. zu dieser Edition A. Mai, Praefatio, ebd., S. I (XXI ff.); G. Amaduni, Prefazione, in: ders. (Hrsg.), Disciplina Armena. Testi vari di diritto canonico armeno (Codificazione Canonica Orientale, Fonti Ser. I, Fasc. VII), Rom 1932, S. 3 (4 f.); eine lateinische Übersetzung der armenischen Versionen der Canones Apostolici enthält H. Ghedighian (Hrsg.), Collectio Canonum Ecclesiae Armenae, Bd. I: Canones Apostolici (Codificazione Canonica Orientalia, Fonti Ser. II, Fasc. XXI), Venedig 1941; für die reichskirchlichen Kanones erbringt dieselbe Leistung Mercier, Canons (Fn. 533), S. 191 ff., vgl. ferner F. Macler, Une recension arménienne des canons du concile de Gangres, in: Revue des Études Arméniennes 9 (1929), S. 73 ff. – Eine umfangreichere Liste an synodalen Kanones bietet Amaduni, ebd., S. 6 ff., 13 f.; vgl. ferner dens., Diritto canonico (Fn. 526), Sp. 1980 f., 1984; Nersoyan, Outline (Fn. 523), S. 77 ff. sowie C. Hannick, Zur Rezeption des byzantinischen Kirchenrechts in Armenien, in: 24. Deutscher Orientalistentag 1988, 1990, S. 116 (116 f.). 535 Einen ersten Überblick zur armenischen Konziliengeschichte verschafft M. van Esbroeck, Zwei armenische Listen mit Konzilien bis zum Jahre 726, in: Annuarium Historiae Conciliorum 32 (2000), 264 ff. 536 Solche Dopplungen betreffen nicht nur – dies in Parallele zu den meisten orientalischen Kirchen – das pseudoapostolische Material (unten bei Fn. 539, 543),
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III. Genese des Wucherverbots in den orientalischen Nationalkirchen
Eröffnet wird die Reihe der Kanones von drei Corpora, die sich apostolische Urheberschaft beilegen, darunter gleich zwei, die üblicherweise als Redaktionen der Canones Apostolorum angesprochen werden. Ihre erste Rezeption wird von Amaduni der Synode von Aštišat (354–355 n. Chr.) zugeschrieben537, dürfte aber später anzusiedeln sein. Tatsächlich handelt es sich bei den sog. ersten Apostolischen Kanones um eine armenische Übersetzung der in Syrien entstandenen pseudoapostolischen Schrift „Lehre der Apostel“ bzw. der „Lehren des Apostels Addai“, die erst im frühen fünften Jahrhundert erfolgt sein dürfte538. Der Originaltext (Kanon 14) wird allerdings sowohl modifiziert als auch um eine Begründung angereichert, die – soweit ersichtlich – in den orientalischen Sammlungen keine Parallele hat539: „18. Constituerunt apostoli et statuerunt firmiter: ut qui mutuum daret et reciperet usuram et foenus lucrumque avaritiae lucraretur, eiusmodi ne reputaretur cum fidelibus neque in ordine sacerdotalis ministerii maneret. Nonne is auditurus esset quod Creator praecipit Moysi: Praecipe filiis Israel ne exigant mutuum appropinquante anno remissionis et anno septimo, quanto magis poenis dignos existimaturi essent eos qui in praesenti hoc facerent.“
Die Abweichung erfaßt neben der Begründung auch Numerierung und Umfang des Textes sowie den Adressatenkreis. Zunächst läßt sich der Kanon nur so verstehen, daß er auch Laien erfaßt540: Der Wucherer wird nicht mehr zum Kreis der Gläubigen gerechnet, als Kleriker lediglich zusätzlich seines ordo beraubt. Damit wird eine wichtige Weichenstellung vorgenommen, die für die weitere Entwicklung des armenischen Zinsrechts prägend wirkt. Auffällig ist ferner die offenbar eigenständige Begründung541. Das sondern auch die reichskirchlichen Synoden: siehe zu den „zweiten nikänischen Kanones“ Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 131 und unten bei Fn. 553 ff. 537 Amaduni, Diritto canonico (Fn. 526), Sp. 1980. – Zu dieser Synode noch Petit, Conciles (Fn. 526), Sp. 1926; Doens, Canon Law (Fn. 526), S. 423. Ein weiteres Konzil von Aštišat in den Jahren 435–36 ist fraglich: Vgl. M. van Esbroeck, Y a-t-il eu un concile d’Aštišat en 435–436?, in: Revue des Études Arméniennes 27 (1998), 393 ff. 538 Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 142, 144; wie sie Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 280 sowie Mardirossian, Kanonagirk’ Hayoc’ (Fn. 526), S. 529 ff., 557 ff. – Vgl. zur syrischen Grundschrift oben bei und in Fn. 443. 539 Zitiert nach Ghedighian, Canones Apostolici (Fn. 526), S. 19 (Rn. 18). – Vgl. Doens, Canon Law (Fn. 526), S. 426; Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 149 f. sowie Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 142. 540 Dies betont Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 150, der in der – eher peripheren – Norm freilich zugleich eine Stütze seiner These sieht, das altkirchliche Zinsverbot habe generell für Laien gegolten. 541 Die Ergänzung des syrischen Textes deckt sich mit der Neigung des armenischen Redaktors, die ihm vorliegenden Quellen durch Bibelzitate auszuschmücken;
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Verbot wird auf einen Erst-recht-Schluß aus den Regeln des Alten Testaments zum Nachlaßjahr (Dt 15, 1 ff.; vgl. auch Lev 25, 1 ff.) gestützt542: Wenn den Israeliten schon nahegelegt worden sei, noch unmittelbar vor dem siebten bzw. dem Nachlaßjahr zu leihen (und damit in der Sache nicht nur auf Zinsen, sondern auch auf die Rückzahlung des Kapitals zu verzichten: Dt 15, 9), dann sei die Zinsforderung in der Gegenwart um so verwerflicher. Der Kanon kontrastiert damit die biblische Empfehlung zum besonders selbstlosen Handeln mit dem eigennützigen Verlangen nach Zins. Die Rezeption der zweiten, dem Apostelschüler Clemens zugeschriebenen Apostolischen Kanones erfolgt der Überlieferung zufolge auf der Synode von Šahapivan (447 n. Chr.); sie beschränkt sich diesmal auf die akkurate Wiedergabe des Urtextes543: „42. Episcopus vel presbyter vel diaconus foenus et usuras exigentes a debitoribus (Arm. mutuo accipientes) aut desinant aut deponantur.“
An dritter Stelle stehen 27 „Kanones der Väter, Nachfolger der Apostel“, die in ihrer Zuordnung noch weitgehend ungeklärt sind544; ungeachtet der identischen Gesamtzahl handelt es sich offenbar nicht um eine weitere Übersetzung der „Lehre der Apostel“, sondern um authentisches armenisches Material545. Vorschriften zum Zinsverbot sind nicht enthalten. An das pseudoapostolische Material schließen sich in der Sammlung des Yovhanne¯s die reichskirchlichen Kanones an, deren Reihe allerdings durch so jedenfalls die eingehend begründete These von Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 148. 542 Gegen die geläufige Einschätzung von der Praxisuntauglichkeit dieser und ähnlicher Schuldbefreiungsmaßnahmen argumentiert Hudson, Origins (Fn. 284), S. 29 ff., der unterstreicht, daß die entsprechenden mesopotamischen Erlasse eine soziale Spaltung nach Art des westlichen Mittelmeerraums vermieden hätten; kritischer Groß, Gesetze (Fn. 223), S. 9 ff., der sowohl das Nachlaß- oder Erlaßjahr (Dt 15, 1 ff.) als auch das Jobeljahr (Lev 25, 1 ff.) für weitgehend realitätsfremd hält. Vgl. zum ganzen auch Crüsemann, Tora (Fn. 214), S. 264 ff. 543 Zitiert nach Ghedighian, Canones Apostolici (Fn. 534), S. 60 (Rn. 75); siehe dazu Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 150; Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 142, 149 sowie Mardirossian, Kanonagirk’ Hayoc’ (Fn. 526), S. 603 ff. – Für die Rezeption in Šahapivan Amaduni, Diritto canonico (Fn. 526), Sp. 1980. Vgl. zu dieser Synode noch Petit, Conciles (Fn. 526), Sp. 1926 f. sowie Thomson, Introduction (Fn. 30), S. 13 (für Datierung auf 444 n. Chr.); siehe auch Shirinian/Muradian, Armenian Collection, ebd., S. 143, 144. 544 Edition und Übersetzung in: Ghedighian, Canones Apostolici (Fn. 534), S. 73 ff. – Vgl. dazu Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 142, 143; Mardirossian, Kanonagirk’ Hayoc’ (Fn. 526), S. 562 ff. 545 Wie hier Nersoyan, Outline (Fn. 523), S. 80; Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 143 sowie Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 280 f. m. Fn. 47.
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einzelne Einschaltungen von Bestimmungen armenischer Herkunft unterbrochen wird546. Ungeachtet der eingangs geschilderten geographischen und politischen Distanz dokumentiert hier die Teilnahme prominenter armenischer Vertreter an den ersten ökumenischen Konzilien die communio der armenischen Kirche mit der vorchalkedonensischen Reichskirche547. Sie findet ihren Ausdruck nicht zuletzt in der selbstverständlichen Aufnahme der frühen Synodalkanones in das armenische Kirchenrecht, dies freilich in einer teils auffälligen Umarbeitung des reichskirchlichen Materials548. Eine solche Abwandlung begegnet bereits beim klassischen Zinsverbot des Kanons 17 von Nikaia549, das wie folgt modifiziert wird550: „16. Des ecclesiastiques qui recherchent le gain sordide. A propos de ceux qui sont en poste et appartiennent au clergé de l’Eglise et qui tombent dans l’avarice et dans l’amour de lucre, qui donnent leur argent en prêt et le réclament avec intérêt – et qui oublient la parole des divines Ecritures, qui dit: ‚Il ne donnera pas son argent en prêt [Ez. 18,8]‘ – et qui surtout sont chancelants dans la ministère, relâches dans la prière, sans ressorts et mous dans la foi – à l’adresse de ces personnes-là, l’Ecriture dit: ‚Malheur à ceux qui ont délaisse l’enseignement de leur enfance et qui ont oublie l’alliance divine [Pr. 2,17]‘ – la décision du grand concile a été d’écarter ces personnes-là du clergé ou bien de les amener à se corriger avec bonne volonté.“ 546 Siehe nochmals Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 143 sowie Mardirossian, Kanonagirk’ Hayoc’ (Fn. 526), S. XIX. 547 Reichhaltig belegt von N. G. Garsoïan, Some preliminary precisions on the separation of the Armenian and imperial churches: I. The presence of ‚Armenian‘ bishops at the first five œcumenical councils (1988), in: dies., Church and Culture in Early Medieval Armenia, Aldershot u. a. 1999, III, S. 249 ff. (Nikaia: 258 ff.); sie sieht insbesondere die These widerlegt, die Armenische Kirche habe sich aus schlichter Unkenntnis der dogmatischen Entwicklung der Reichskirche abgespalten (ebd., S. 284 f.). Auf Chalkedon als Rezeptionsgrenze weist insbesondere Burgmann, Mittelalterliche Übersetzungen (Fn. 11), S. 43 hin. 548 So das Fazit der Untersuchung von Hannick, Rezeption (Fn. 534), S. 117 f.; ähnlich zuvor de Clercq, Droit canonique (Fn. 526), Sp. 1043; Kaufhold, Rechtssammlung (Fn. 11), S. 15. 549 Vgl. allgemein zur armenischen Rezeption der Kanones von Nikaia Revillout, Concile de Nicée 1 (Fn. 133), Fasc. 2 S. 72 f. m. Fn. 4; de Clercq, Droit canonique (Fn. 526), Sp. 1043; Amaduni, Diritto canonico (Fn. 526), Sp. 1980; M. K. Krikorian, The First Three Ecumenical Councils and Their Significance for the Armenian Church, The Greek Orthodox Theological Review XVI (1971), 193 (195); ders., Formation (Fn. 526), S. 101 f.; Nersoyan, Outline (Fn. 523), S. 78; Hannick, Rezeption (Fn. 534), S. 117; Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 125 ff., 130 f., 142 sowie Mardirossian, Kanonagirk’ Hayoc’ (Fn. 526), S. 510 ff., 535 ff. – Einzelnachweise aus kanonistischen Handschriften bei J. Lebon, Sur un concile de Césarée, in: Le Muséon 51 (1938), 89 (99 f.). 550 Zitiert nach Mercier, Canons (Fn. 533), S. 191 Nr. 16 (Überschrift), 196 Nr. 16 (Text).
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Hier wird das Zinsverbot in einen größeren Zusammenhang von fehlender Eignung für ein geistliches Amt eingebettet und zweifach biblisch abgestützt; zugleich fällt die – im kaukasischen Kontext unverständliche? – Differenzierung von Geld- und Getreidedarlehen bzw. ‘ekatosté und ‘emiolíon weg. Die Grundregel wird gleichwohl unverändert tradiert: (Nur) Geistliche unterliegen einem Zinsverbot und werden aus dem Amt entfernt, wenn sie dagegen verstoßen und von ihrem Tun nicht ablassen. Die abweichende Zählung schließlich beruht auf der Zusammenfassung der originalen Kanones 15 und 16 in der armenischen Version551. Praktisch unverändert übernommen wird die Regelung aus Kanon 4 des Konzils von Laodikeia552: „5. A propos d’usure. Il n’est pas permis à un prêtre de prêter ni d’exiger un intérêt usuraire ni d’accepter une part même petite d’intérêt.“
Außerhalb der Sammlung des Katholikos Yovhanne¯s findet sich eine zweite Sammlung von Synodalbeschlüssen reichskirchlicher Provenienz, die sich offenbar einem unbekannten armenischen Redaktor und Übersetzer des fünften Jahrhunderts verdankt553. Diese 114 Kanones umfassende Kollation firmiert als „Zweite Kanones von Nikaia“ und findet erst im 10. Jahrhundert Eingang in das Kanonbuch554. Aufgenommen wird in diese zweite, stark verkürzte Redaktion nur das Zinsverbot aus Kanon 17 der Originalkanones von Nikaia, während die parallele Bestimmung aus Laodikeia fehlt555: 551
So Thomson, Lawcode (Fn. 30), S. 206 Fn. 896. Zitiert nach Mercier, Canons (Fn. 533), S. 235 (Überschrift), 237 (Text). – Siehe zur Rezeption der Kanones von Laodikeia ferner ebd., S. 235; Revillout, Concile de Nicée 1 (Fn. 133), Fasc. 2 S. 72 f. m. Fn. 4; Lebon, Concile (Fn. 549), S. 100; de Clercq, Droit canonique (Fn. 526), Sp. 1043; Doens, Canon Law (Fn. 526), S. 423; Amaduni, Diritto canonico (Fn. 526), Sp. 1980; Nersoyan, Outline (Fn. 523), S. 78; Hannick, Rezeption (Fn. 534), S. 117; Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 132, 142; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 283; Mardirossian, Kanonagirk’ Hayoc’ (Fn. 526), S. 555 ff. 553 Übersetzung: Mercier, Canons (Fn. 533), S. 252 ff. – Näher Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 131, 146 ff.; Mardirossian, Kanonagirk’ Hayoc’ (Fn. 526), S. 513 ff. 554 Edition: Hakobyan, Kanonagirk’ hayoc’ 2 (Fn. 533), S. 46 ff.; in der Datierung wie hier Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 147 (zugleich mit dem Hinweis auf weitere abgekürzte armenische Redaktionen griechischer Sammlungen) sowie Mardirossian, Kanonagirk’ Hayoc’ (Fn. 526), S. 524 ff. 555 Zitiert nach Mercier, Canons (Fn. 533), S. 253; instruktive Übersicht zu den rezipierten Kanones bei Mardirossian, Kanonagirk’ Hayoc’ (Fn. 526), S. 694 ff. – Vgl. auch Amaduni, Disciplina Armena (Fn. 534), Nr. 158 (S. 149): „Non è lecito 552
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„17. Il ne faut pas que les clercs acceptent un bénéfice usuraire ou un gain de 10%.“
Bemerkenswert ist hier die Festlegung auf einen verbotenen „Gewinn“ von 10%, der allerdings ausdrücklich als Alternative neben den wucherischen Vorteil gesetzt ist. Hier kommen – je nachdem, ob man die Übersetzung von Mercier oder Amaduni zugrundelegt – zwei grundverschiedene Lesarten in Betracht. Folgt man der ersteren, so wird man davon ausgehen müssen, daß Geistlichen beides unterschiedslos verboten ist, in diesem Fall läßt sich die zweite Spielart als bloße Bekräftigung der ersten verstehen: 10% Zinsgewinn mögen Laien erlaubt sein, für Geistliche fallen sie unter das Wucherverbot. Bleibt die Frage nach der Herkunft des Zahlenwerts. In Betracht kommen zunächst eine schlichte Verlesung oder ein Mißverständnis der Originalbestimmung von Nikaia mit ihrem Jahreszins von 12%. Theoretisch denkbar ist auch, daß sich der armenische Redaktor an einer ihm geläufigen Praxis orientiert hat. Allerdings ist ein spezifisch armenischer Zinssatz von 10% nicht nachweisbar; ein Fortwirken der im antiken Griechenland üblichen 10%-Obergrenze556 im östlichen Grenzgebiet des Imperiums ist nicht völlig ausgeschlossen, aber ebenfalls nicht sicher belegbar. Orientiert man sich an Amaduni, so dürfte die Deutung naheliegen, daß der armenische Übersetzer die Vorschrift dahingehend erweitert hat, daß er den Zinsgewinn – dies in Parallele etwa zur syrischen Didaskalia557 – als „makelbehaftet“ einstuft und Geistlichen nicht nur den Wucher verbietet, sondern ihnen auch die Partizipation am Gewinn der Wucherer über den „Zehnten“ verwehrt558. Insgesamt aber ist die knappe Vorschrift innerhalb der armenischen Kirchenrechtsentwicklung wohl zu marginal, um allzu weitreichende Schlüsse an sie zu knüpfen. Die armenische Übersetzung der pseudonikänischen Didascalia CCCXVIII Patrum findet keinen Eingang in die Kanonessammlungen und bleibt daher hier außer Betracht559. Aufnahme in die Sammlung des Yovhanne¯s erhalten hingegen 88 Kanones des „Athanasius v. Alexandria“. Die pseudepigraphische Schrift zerfällt in ai chierici di prendere gli interessi o le decime dei lucri.“ – Zu dieser Fassung der Kanones siehe noch Doens, Canon Law (Fn. 526), S. 422. 556 Dazu nur Andreau, Zins II (Fn. 39), Sp. 813 sowie Hudson, Origins (Fn. 284), S. 24. 557 Vgl. oben bei Fn. 500. 558 Siehe zu der an Num 18, 24 angelehnten Praxis des „Zehnten“ in der armenischen Kirche nur die Hinweise bei Doens, Canon Law (Fn. 526), S. 463, 465. 559 Im Detail Muyldermans, Recension arménienne (Fn. 138), Sp. 691 ff.; vgl. ferner Dossetti, Simbolo (Fn. 132), S. 55 f.; Geerard, Clavis Patrum 2 (Fn. 132), Nr. 2298 (S. 58) sowie Kohlbacher, Minor Texts (Fn. 132), S. 147.
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zwei Teile: Der erste Abschnitt stellt eine Übersetzung von Schriften des alexandrinischen Bischofs und Kanonisten Timotheos I. dar († ca. 384 n. Chr.; Kanones 1–14)560, während die Quelle der folgenden Vorschriften bislang unbekannt ist; die Übersetzung dürfte auf das frühe fünfte Jahrhundert zurückgehen561. Eine Beziehung besteht weder zu den echten Schriften des ägyptischen Kirchenvaters noch zu den Kanones, die Athanasius im koptischen Bereich zugeschrieben werden562, so daß die dort überlieferten Vorschriften zum Zinsverbot keinen Eingang in die Sammlung des Yovhanne¯s finden. Den Abschluß des von der armenischen Kirche rezipierten reichskirchlichen Materials bilden schließlich die 92 Kanones (= kanonischen Briefe) des Basileios v. Kaisareia563. Überliefert ist ferner – außerhalb des Kanonbuches – seine Predigt gegen die Wucherer564; seine in armenischer Über560 So Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 142, 151 f. sowie Bozoyan, Developpement (Fn. 533), S. 39; ein erster – noch unspezifischer – Hinweis auf die „sog. Athanas. Kan.“ findet sich bei Karst, Grundriß 1 (Fn. 11), S. 324 Fn. 6 Nr. 8; vgl. ferner Mardirossian, Synode de Partaw (Fn. 577), S. 118; dens., Kanonagirk’ Hayoc’ (Fn. 526), S. 578 ff. sowie knapp R. W. Thomson, The Fathers in Early Armenian Literature (1975), in: ders., Studies in Armenian Literature and Christianity, Aldershot/Brookfield 1994, XII, S. 457 (463); eingehender zur armenischen Athanasius-Rezeption ders., The Transformation of Athanasius in Armenian Theology, in: Le Muséon LXXVIII (1965), 47 ff. – Der zugrundeliegende Text des Timotheos findet sich in: J.-P. Migne (Hrsg.), Patrologiae Cursus Completus. Series Graeco-Latina, Bd. 33, Paris 1857, Sp. 1295 ff. (französische Übersetzung einer syrischen Fassung bei Nau, Littérature III [Fn. 424], S. 35 ff.); vgl. zu Person und Werk noch B. Windau, Art. Timotheus I. v. Alexandrien, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 694; Ohme, Sources (Fn. 78), Rz. 2.4, Timothy of Alexandria. 561 Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 152. 562 So auch Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 151 f.; vgl. bereits den Hinweis von W. Riedel, Introduction, in: ders./W. E. Crum (Hrsg.), The Canons of Athanasius, London 1904 (ND Amsterdam 1973), S. VII (XIV). – Siehe unten 4.b)bb) und 4.c)bb). 563 Hakobyan, Kanonagirk’ hayoc’ 1 (Fn. 533), S. 329 ff. (zusammengefaßt in 51 Kapitel); eine Übersetzung liegt nicht vor. – Siehe Karst, Grundriß 1 (Fn. 11), S. 324 Fn. 6 Nr. 9; Finck, Geschichte (Fn. 527), S. 84; Deslandes, Sources (Fn. 301), S. 457; Doens, Canon Law (Fn. 526), S. 426; Amaduni, Diritto canonico (Fn. 526), Sp. 1981; Fedwick, Translations (Fn. 274), S. 473 ff. (speziell zu den kanonischen Briefen ebd., S. 480 m. Fn. 204); ders., Bibliotheca Basiliana (Fn. 168), S. 1555, 1558 f.; Nersoyan, Outline (Fn. 523), S. 79; Geerard, Clavis Patrum 2 (Fn. 132), Nr. 2901; R. W. Thomson, The Reception of Greek Literature in Armenia, in: J. T. A. Koumoulides (Hrsg.), Greek Connections: Essays on Culture and Diplomacy, Notre Dame 1987, S. 28 (33); ders., Fathers (Fn. 560), S. 463; Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 142, 152 f.; Bozoyan, Developpement (Fn. 533), S. 39; Mardirossian, Canons (Fn. 577), S. 118, 127 sowie dens., Kanonagirk’ Hayoc’ (Fn. 526), S. 618 ff. – Zu Basileios als Quelle für Mxit’ar siehe Thomson, Introduction (Fn. 30), S. 31. 564 Nachweise zur reichhaltigen handschriftlichen Überlieferung, die bis in das 10. Jh. zurückreicht, bei I. W. Driessen, Les recueils manuscrits Arméniens de Saint
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setzung des 5. oder 6. Jahrhunderts vorliegenden „Fragen“ enthalten hingegen zwar Erörterungen zum Darlehen, aber kein ausdrückliches Zinsverbot565. Den zweiten großen Quellenkomplex der armenischen (National-)Konzilien eröffnen an erster Stelle die Kanones des vielfach legendarisch überhöhten Gründers der armenisch-apostolischen Kirche Gregor (der „Erleuchter“; † 325 n. Chr.)566: „3. Sacerdos, qui pecuniam suam in usurario foenore collocaverit, ab ecclesia expellatur.“
Die Bestimmung wird in der Sammlung des Yovhanne¯s wohlgemerkt zwischen den reichskirchlichen Kanones eingereiht (konkret im Anschluß an die Synode von Laodikeia)567. Dafür dürfte verantwortlich zeichnen, daß Gregor nach armenischer Tradition nicht nur die Aufnahme der Kanones von Nikaia zugeschrieben wird, sondern auch ihre „Ergänzung“568: Basile, in: Le Muséon 66 (1953), 65 (75, 85 f.); siehe ferner Fedwick, Translations (Fn. 274), S. 477 f.; Geerard, Clavis Patrum 2 (Fn. 132), Nr. 2836, 2851 sowie M. van Esbroeck, La letteratura patristica in Armenia e in Georgia, in: Siniscalco, Antiche chiese (Fn. 13), S. 300 (306). – Vgl. zur Position des Kirchenvaters oben bei und in Fn. 264. 565 G. Uluhogian (Übers.), Basilio di Cesarea, Il Libro delle Domande (Le Regole), Löwen 1993, Nr. 126 (S. 127); vgl. dazu Driessen, Manuscripts Arméniens (Fn. 564), S. 87 ff.; M. Morani, Situazioni e prospettive degli studi sulle versioni armene di testi greci con particolare riguardo agli storici, in: Pavan/Cozzoli Eredità classica (Fn. 254), S. 39 (39); G. Uluhogian, Introduzione, ebd., S. V ff.; Shirinian/ Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 153; Thomson, Lawcode (Fn. 30), S. 171 Fn. 671. – Zur Übersetzungstechnik instruktiv A. Sirinian, La traduzione dei composti verbali greci nelle versione armene delle Orazioni di Gregorio di Nazianzo de delle Regole di Basilio di Cesarea, in: A. Valvo (Hrsg.), La diffusione dell’eredità classica nell’età tardoantica e medievale, Alessandria 1997, S. 199 ff. 566 Zitiert nach Mai, Collectio X (Fn. 35), S. 269. – Vgl. zur Natur der habituell dem Gründer der armenischen Kirche zugeschriebenen Vorschriften Amaduni, Prefazione (Fn. 534), S. 13 f.; Doens, Canon Law (Fn. 526), S. 421 f., 426; Nersoyan, Outline (Fn. 523), S. 78; Mardirossian, Kanonagirk’ Hayoc’ (Fn. 526), S. 575 ff.; der Hinweis auf eine auffällige Ähnlichkeit mit den Kanones des hl. Basileios bei Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 127 (vgl. noch dies., ebd., S. 142). Vgl. zu Person und Werk noch O. Bardenhewer, Geschichte der altkirchlichen Literatur, Bd. 5, 1932, S. 184 f.; P. Bruns, Art. Gregor der Erleuchter, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 291 f. sowie J. Aßfalg, Art. Gregor der Erleuchter, in: Kaufhold, Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 195 f. 567 Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 142. 568 Geschildert wird dieser Rezeptions- und Akkulturationsprozeß von R. W. Thomson (Übers.), Moses Khorenats’i, History of the Armenians, Cambridge (Mass.)/London 1978, S. 246; zu Person und Werk Bardenhewer, Geschichte 5 (Fn. 566), S. 189 ff.; P. Bruns, Art. Moses von Choren, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 509. – Moderne Zusammenfassung von Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 124 ff., 130.
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„Then Aristakes returned with the orthodox creed and the twenty canonical chapters of the council and met his father and the King in the city of Valarshapat. Saint Gregory was delighted and added a few chapters of his own to the canons of the council to take greater care of his diocese.“
Die sich in zeitlicher Reihenfolge anschließenden Kanones des Katholikos St. Sahak (390–439 n. Chr.) kommen ohne ausdrückliche Erwähnung des Wuchers aus, warten aber mit der im selben Kontext regelmäßig auftauchenden Verurteilung der Geldgier auf569: „II.1. It has already been set forth by us, that it is necessary to entrust the privilege of discharging this duty to holy and religious persons noted for their excellence; whose minds are pure from the stain of love of money and their hands from bribes; . . .“
Gleich zwei Wuchervorschriften gehen in die 20 „Armenischen Kanones“ der für die Rezeption der „Zweiten Apostolischen Kanones“ wichtigen Synode von Šahapivan (447 n. Chr.) ein; ihr wird in der Literatur ein eigenständiges Zinsverbot zugeschrieben, das in den Kanones 15 und 16 niedergelegt sein soll570. Der Frage des Zinsverbots gehen anschließend erst wieder die Kanones des Katholikos Nerse¯s v. Aštarak (548–557 n. Chr.) nach, deren Deutung allerdings durch die in der lateinischen Übersetzung zu beobachtende Mehrfachüberlieferung ebenso erschwert wird wie durch die strittige Datierung571. Allein die Sammlung von Mai enthält gleich zwei Zweiersets von Kanones, die aufgrund ihres weitgehend deckungsgleichen Inhalts eine Dublette darstellen dürften. Die erste beschränkt sich praktisch auf Überschriften572: 569 Zitiert nach F. C. Conybeare (Übers.), The Armenian Canons of St. Sahak Catholicos of Armenia (390–439 A. D.), in: The American Journal of Theology 2 (1898), 828 (832); für apokryph hält die Kanones Thomson, Introduction (Fn. 30), S. 13. – Zur Aufnahme in das Kanonbuch Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 143; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 284 f. sowie Mardirossian, Kanonagirk’ Hayoc’ (Fn. 526), S. 582 ff.; zu Person und Werk Bardenhewer, Geschichte 5 (Fn. 566), S. 195 f. sowie P. Bruns, Art. Sahak der Große, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 616 f. 570 Diese Auskunft von Thomson, Lawcode (Fn. 30), S. 171 Fn. 671; vgl. Hakobyan, Kanonagirk’ hayoc’ 1 (Fn. 533), S. 452 ff. (keine Übersetzung in eine westliche Sprache). – Vgl. dazu knapp Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 143 sowie Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 285 m. Fn. 75. 571 Zusammenfassend zum Streitstand Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 285 f. m. Fn. 79 f. 572 Zitiert nach Mai, Collectio X (Fn. 35), S. 272, 273; vgl. Hakobyan, Kanonagirk’ hayoc’ 1 (Fn. 533), S. 479. – Dazu Amaduni, Prefazione (Fn. 534), S. 7 m. w. N.; ders., Diritto canonico (Fn. 526), Sp. 1980; Deslandes, Sources (Fn. 301), S. 457; Doens, Canon Law (Fn. 526), S. 426; de Clercq, Droit canonique (Fn. 526),
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III. Genese des Wucherverbots in den orientalischen Nationalkirchen
„3. Non dare officia ecclesiae more usurario. 18. Presbyteros usuram non accipere“.
Das zweite Set enthält bei leicht variierter Zählung und leicht erweitertem Textbestand in der Sache das gleichlautende Zinsverbot für Kleriker573: „3. Alii [scil. presbyterii] ad usuram pecuniam suam dederunt. 20. Presbyteri numquam audeant pecunias suas ad usuram dare: nam audiverunt ex scriptura usurarios odio haberi.“
Unklar ist das Verhältnis zum 1. (oder zweiten?) Konzil von Dvin (527 n. Chr., str.), das der Überlieferung zufolge ein nicht näher differenziertes Wucherverbot in seinem Kanon 22 enthält574. Eine weitere Synode in der armenischen Königsstadt erläßt 645 n. Chr. zwölf Kanones ohne konkreten Bezug zum Wucher575. Gleiches gilt für das Konzil von Manazkert (726 n. Chr.)576 sowie die Synode von Partaw (768 n. Chr.)577; deren 23 Kanones sind zwar eng an die überlieferten reichsrechtlichen Bestimmungen angelehnt, reproduzieren die geläufigen Wucherverbote allerdings nur in Gestalt einer sehr allgemein gehaltenen Warnung vor „profanen“ Tätigkeiten578: „Que l’évêque ou le chorévêque ne rec¸oive pas la grâce de l’Esprit et l’honneur de la sainte onction uniquement pour sa gloriole temporelle, de telle fac¸on qu’il ne vaque qu’aux affaires profanes sans s’occuper des maladies de ses ouailles, et Sp. 1044; Nersoyan, Outline (Fn. 523), S. 79; Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 143; Thomson, Lawcode (Fn. 30), S. 171 Fn. 671; Mardirossian, Kanonagirk’ Hayoc’ (Fn. 526), S. 623 ff. 573 Zitiert nach Mai, Collectio X (Fn. 35), S. 273, 275. – Die letztgenannte Vorschrift auch bei Amaduni, Disciplina Armena (Fn. 534), Nr. 176 (S. 163); vgl. Kan. 3 nach Amaduni, ebd., Nr. 174 (S. 161): „Alii usuram pro pecuniis imposuerunt.“ – Vgl. dazu dens., Anm. 2 (ebd., S. 609). 574 Hefele, Histoire (Fn. 301), Bd. II/2, S. 1079; davon abweichend Bianchi, Usura I (Fn. 79), S. 339, der Kanon 23 angibt. – Zum Konzil vgl. Petit, Conciles (Fn. 526), Sp. 1927; Hefele, ebd., S. 1077 ff. (beide mit Datierung auf 527 n. Chr.). 575 So de Clercq, Droit canonique (Fn. 526), Sp. 1044; ders., Introduction (Fn. 27), S. 323; siehe auch Petit, Conciles (Fn. 526), Sp. 1928; Doens, Canon Law (Fn. 526), S. 423; Amaduni, Diritto canonico (Fn. 526), Sp. 1980. 576 Siehe dazu S. P. Cowe, Philoxenus of Mabbug and the Synod of Manazkert, in: Aram 5 (1993), 115 ff.; vgl. auch M. van Esbroeck, Die sogenannte Konziliengeschichte des Johannes von Odzun (717–728), in: Annuarium Historiae Conciliorum 26 (1994), 31 (31, 39) sowie die knappen Hinweise bei Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 136. 577 Siehe M. E. Stone, Armenian Canon Lists I – The Council of Partaw (768 C. E.), in: Harvard Theological Review 66 (1973), 479 ff. sowie A. Mardirossian, Les canons du synode de Partaw (768), in: Revue des Études Arméniennes 27 (1998), 117 (121 ff.). 578 Kanon 1; zitiert nach Mardirossian, Synode de Partaw (Fn. 577), S. 122. – Vgl. zu den reichskirchlichen Quellen der Bestimmung ebd., S. 127 f.
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des douloureuses blessures spirituelles qui sont en eux, mais s’il est paresseux qu’il soit déposé.“
Schwer greifbar bleibt ein weiteres Konzil von Dvin unter dem Verfasser des Kanonbuchs Yovhanne¯s Awjnec’i selbst (719 n. Chr.; 32 Kanones); der Tradition zufolge schärft es einmal mehr das Verbot des Wuchers für Geistliche ein579. Weitere Kanonesreihen und -sammlungen erweisen sich schließlich in Sachen Wucher als ebenso unergiebig580 wie die kilikischen Konzilien der (klein-)armenischen Kirche von Sis in den Jahren 1204 und 1342 n. Chr.581. Zusammenfassend transportieren die armenischen Kanonessammlungen – unabhängig von der reichskirchlichen oder autochthonen Provenienz der einzelnen Bestimmungen – die Kernaussage eines auf Kleriker beschränkten, dafür aber absoluten Zinsverbots, wie sie seit Nikaia zum Gemeingut aller orientalischen Kirchen gehört. Der Kanon 17 des ersten ökumenischen Konzils wird damit einerseits seiner Differenzierungen entkleidet, andererseits nur vereinzelt erweitert oder modifiziert. Auffällig ist hier insbesondere der frühe Versuch, das Zinsverbot über den Kreis der Geistlichen hinaus auch auf Laien zu erstrecken und diese Erweiterung durch den Rekurs auf das Alte Testament abzusichern582. Obwohl sich diese Neuerung in den Kanonessammlungen nicht durchsetzen kann, gibt sie doch den Tenor für die Entwicklung der Rechtsbücher vor. c) Armenische Rechtsbücher und -sammlungen Die Zusammenfassung des bislang präsentierten kanonistischen Materials durch die Rechtsbücher des 12. und 13. Jahrhunderts zeichnet sich durch 579 In Kanon 21 nach Abrahamian, Grundlagen (Fn. 30), S. 76. – Vgl. aber die Edition von Mai, Collectio X (Fn. 35), S. 302 ff. sowie Amaduni, Prefazione (Fn. 534), S. 8 sowie 15 (dort ordnet er cann. 20–26 des Konzils im Anschluß an Mai den rein dogmatischen bzw. liturgischen Vorschriften zu); vgl. zum Konzil von 719 ferner Petit, Conciles (Fn. 526), Sp. 1928 f.; Deslandes, Sources (Fn. 301), S. 457; Doens, Canon Law (Fn. 526), S. 423; Amaduni, Diritto canonico (Fn. 526), Sp. 1980; de Clercq, Fontes (Fn. 27), S. 48; Shirinian/Muradian, Armenian Collection (Fn. 526), S. 143 sowie eingehend Mardirossian, Kanonagirk’ Hayoc’ (Fn. 526), S. 270 ff., 353 ff. 580 Vgl. Mai, Collectio X (Fn. 35), S. 289 ff. – Die 53 Kanones des Katholikos Isaak (4. Jahrhundert?; ebd., S. 276 ff.) enthalten lediglich eine allgemeine Vorschrift gegen „turpibus lucris“ (Can. 11; ebd., S. 276 u. 278). 581 de Clercq, Droit canonique (Fn. 526), Sp. 1045; Doens, Canon Law (Fn. 526), S. 424. Akten des Konzils von 1342 bei J. D. Mansi (Hrsg.), Sacrorum Conciliorum nova et amplissima collectio, Bd. XXV, Florenz 1782, Sp. 1185 ff. 582 Vgl. zu den „Ersten Apostolischen Kanones“ (= Lehre der Apostel) oben bei und in Fn. 538 ff.
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eine im Recht der orientalischen Kirchen singuläre Rigidität aus. Ganz in Übereinstimmung mit der gemeinorientalischen Tradition akzentuiert zunächst der Vartaped Mxit’ar im kirchenrechtlichen Teil des Datastanagirk’ das geläufige Zinsverbot für Kleriker, das er praktisch wortwörtlich dem Konzil von Nikaia in der Fassung der Sammlung des Yovhanne¯s Awjnec’i entlehnt583: „139. Concerning the statutes for ecclesiastics irregularly [appointed] Concerning those who are in the rank and canon and clergy of the church and fall into avarice and love of lucre, [one who] puts his money out on loan and demands it back with interest, and forgets the word of the divine scripture which says: ‚He will not give out his money on loan,‘ and especially is inconstant in ministry and weakspirited in prayer, slack and lazy in faith – to such a person scripture says: ‚Woe to those who have abandoned youthful study and have forgotten the divine covenant.‘ The great council decided to expel such persons from their rank, or with indulgent will to bring them to the right path. Let priests heed the decision of this canonical statute and be fearful; otherwise they are to be judged at the last and impartial judgement.“
Bewegt sich der Verfasser hier noch auf vertrautem Terrain, so betritt er mit seiner hochkomplexen Regelung des Wuchers der Laien Neuland584: 583 Thomson, Lawcode (Fn. 30), S. 206. – Entspricht Kanon 17 von Nikaia (325); vgl. auch den Sempadschen Kodex, § 54 (Karst, Rechtsbuch I [Fn. 531], S. 75 f.); vgl. dazu dens., Rechtsbuch II (Fn. 30), S. 57, 219; dens., Grundriß 1 (Fn. 11), S. 398. 584 Thomson, Lawcode (Fn. 30), S. 170 f.; vgl. auch die Übersetzung von Karst, Rechtsbuch II (Fn. 30), S. 219 f.: „II. 46. Rechtssatzung betreffend die Darlehen. – ‚Wenn du ein Gelddarlehen gibst deinem Bruder, welcher arm ist und neben dir wohnt, so sollst du ihn nicht bedrängen und keine Zinsen (arm. tokosikC, tükoò) ihm auferlegen (2. Mos. 22, 25)‘. Das Alte Testament und das Neue lauten hierin übereinstimmend auf Aufhebung des Wuchers und des Zinses; wenn an dieser Stelle blos von Zins die Rede ist, so wird hiermit keineswegs der Wucher gestattet; denn, indem er die Spitze wegnimmt, reisst er zugleich damit auch die Wurzel aus. Auch ist das diesbezügliche Missbilligungsurteil des Neuen Testaments so bekannt, dass eine Wiederholung desselben überflüssig ist. Wenn nämlich schon das (mos.) Gesetz das Bedrängen für unstatthaft erklärt, um wieviel mehr das neue! Die Bezeichnung Darlehen aber bezieht sich auf die Rückerstattung des Kapitals. Das Recht des Gerichtes nun soll hierüber lauten auf nachsichtige Rücknahme des Kapitals; Wucher soll die Vergeltung des Jenseits sein. Wenn jedoch der Leihnehmer vermögend ist, so entrichte er dem Leihgeber denselben in dem Masse, dass das Kapital ihm auf derselben Höhe erhalten bleibe; dieses hat im Falle der Möglichkeit stattzufinden, denn Gottes Urteil selbst ist dies, weder Zins noch Wucher zu nehmen. Und man soll wissen, dass, wenn jemand Gottes Rechtsspruch beugt, er die Seele schädigt, dadurch dass er sie der zukünftigen Vergeltung beraubt. Sollte aber jemand Einwände erheben gegen die [Zins]Vergeltung, so laute der Entscheid auf Nichtverzinsung; mit Erstattung des Kapitals soll Nachlass [des Zinses] stattfinden. Die Kinder haben nach dem Tode der Väter keinen Zins zu erstatten, sondern nur das Kapital, da jenes durchaus dem Rechte zuwider wäre. Dieses (mos.) Gesetzesstatut ist zu-
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„82. If you give money as a loan to your brother who is poorer than you, do not press him or impose interest on him. The Old Testament and the New agree in these points, to remove usury and interest. Not that by citing interest here, it permits usury; for by removing the top, with that it also removes the root. Whatever rebuke there is in the New Testament is superfluous, as repetition to those who already know. For if the Law commands not to press, how much more the New! And it was called loan, so that the principal might be paid back. Now let it be the law of the code to accept the principal as forgiveness [of the loan], and let usury be a future recompense. If it is possible for the borrower, let him give the lender the same principal, the same amount to remain with him. And this should be according to ability, for this is the judgment of God not to accept usury and interest. It should be known that whoever distorts the judgment of God harms his soul, being deprived of the recompense to come. But if anyone alleges that the [loan] is not to be repaid without usury, let there be a lawsuit. When the principal is paid up, let there be forgiveness [of the interest]. Let it not be allowed to exact usury on children after the death of fathers, but only the principal, because that is not at all in accordance with the law. And that [Mosaic] legislation is at the same time a statute [for us].“
Die umfangreiche Bestimmung wirft eine Reihe von Fragen auf. Deutlich ist zunächst der in dieser Form singuläre Rekurs auf das Alte Testament, dem gegenüber dem Neuen deutlich die stärkere Wirkkraft (gerade in rechtlicher Hinsicht) zugeschrieben wird. Der Rückgriff auf das mosaische Recht sorgt ferner für die bemerkenswerte soziale Grundierung der Bestimmung (hervorgehobener Schutz von Kindern, Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit des Entleihers). Die soziale Skalierung trägt jedoch gleichzeitig eine charakteristische Unschärfe in den Text hinein: Lassen sich die Eingangspassagen nur so verstehen, daß nicht zwischen (erlaubtem) Zins und (verbotenem) Wucher differenziert werden soll, mit anderen Worten das strikte Zinsverbot auch auf Laien erstreckt wird, so ist der mittlere Abschnitt weniger deutlich585. Der Text legt bei unbefangener Lektüre nahe, daß in Abhängigkeit von der Finanzkraft des Schuldners sehr wohl eine Zinszahlung erfolgen kann; freilich bleiben die Voraussetzungen und die Grenzen gleichermaßen vage. Ausgangspunkt ist die – nach den biblischen Prämissen konsequente – Grundregel, daß nach Rückzahlung des Kapitals alle Ansprügleich auch Gerichtsnorm.“ – Die Vorschrift ist angelehnt an Ex 22, 24; vgl. den Sempadschen Kodex, § 158 (Karst, Rechtsbuch I [Fn. 531], S. 202 f.); vgl. dazu dens., Rechtsbuch II [Fn. 30], S. 219 ff.; dens., Grundriß 1 (Fn. 11), S. 401; Müller, Semitica II (Fn. 187), S. 14. 585 So bereits Karst, Rechtsbuch II (Fn. 30), S. 220. – Vgl. auch die Nuancen in den Übersetzungen von Thomson und Karst.
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che des Darlehensgebers erlöschen. Interpretationsbedürftig ist der Hinweis auf die zukünftige (Thomson) oder jenseitige (Karst) Vergeltung: Offenbar ist nicht an eine Strafe für den Wucher gedacht, sondern – gerade im Zusammenhang mit der Redeweise vom Schaden an der Seele586 – an eine Belohnung für den Darlehensgeber, der auf Zinsen verzichtet. Die insgesamt starke theologische Aufladung spricht durchaus für eine solche Inaussichtstellung jenseitiger „Zinsleistungen“; Mxit’ar sucht damit der Sache nach Anschluß an das geläufige neutestamtentliche Bild vom „Schatz im Himmel“, den es anzusammeln gelte587. Liest man demnach den Eingangssatz des zweiten Abschnitts als theologisch unterfütterte Bekräftigung der grundsätzlichen Verwerfung der Zinsforderung, so bleibt die Frage, wie vor diesem Hintergrund die Erlaubnis an solvente Schuldner zu verstehen ist, dem Leihgeber das „gleiche“ Kapital zu geben. Zu kurz greifen (präziser: zu weit gehen) dürfte die Deutung, Mxit’ar stelle hier selbst die Rückzahlung der Darlehenssumme unter den Vorbehalt der Solvenz des Schuldners. Vielmehr kann man die Passage infolge des gleich zweimaligen Abstellens auf die Zahlungsfähigkeit nur so lesen, daß eine Zinszahlung unter dieser Voraussetzung erfolgen kann, sofern sie ein bestimmtes Maß wahrt. Dessen nähere Bestimmung bleibt dunkel; ein Verbleiben des gesamten Kapitals bei beiden Beteiligten erscheint jedenfalls fernliegend. Theoretisch denkbar ist die Festlegung der Kapitalsumme als Obergrenze für die Gesamtzinszahlung, ohne daß der Text dies wirklich nahelegt. Möglicherweise schwebt dem Verfasser lediglich ein – zugegeben grober – Maßstab dergestalt vor, daß beide Seiten zu gleichen Teilen am Gewinn partizipieren (ohne Mxit’ar damit wohlgemerkt moderne Einsichten in die Theorie der Kapitalkosten bzw. -nutzung oder die Unterscheidung von Konsumtiv- und Investivkredit unterstellen zu wollen588). Immerhin liegt der Engführung auf leistungsfähige Schuldner offenbar der Gedanke zugrunde, daß der – im übrigen dominierende – soziale Schutzzweck der Zinsbestimmung dort nicht greift, wo nicht aus nackter Not geborgt wird. Karst hat demgegenüber die Lesart vorgeschlagen, Mxit’ar differenziere nach einfachem Zins (arm. vašh) und Zinseszins (arm. tokosikC von tükoò); ersterer sei – als Konzession an die Praxis – zumindest dann erlaubt, wenn der Schuldner leistungsfähig sei, letzterer hingegen strikt verboten589. Er 586 Thomson, Lawcode (Fn. 30), S. 171: „It should be known that whoever distorts the judgment of God harms his soul, being deprived of the recompense to come.“ 587 Vgl. Mt 6, 20; 20, 21. 588 Derartige Differenzierungen sind auch dem westlichen Mittelalter lange fremd und gewinnen erst im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit an Boden: siehe nur Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 119 ff.
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stützt sich auf die Differenzierung beider Begriffe im Eingangsabschnitt sowie auf den Passus von der „gleichen Höhe“ des Kapitals bei Leihgeber und -nehmer. Freilich spricht gegen diese vorgeschlagene Differenzierung, daß der folgende Absatz Zins und Wucher (oder eben Zins und Zinseszins) gleichermaßen verwirft; ferner müßte sich das Beharren auf einem „gleichbleibenden“ Kapital konsequenterweise gegen jeden Zins richten. Man wird Mxit’ar nach alledem nur so verstehen können, daß eine Zinsvereinbarung zwischen solventen Partnern zwar auf freiwilliger Basis möglich ist, ihre Durchsetzung aber auf keinen Fall vor Gericht erzwungen werden kann (insofern ist der dritte Abschnitt wieder eindeutig). Insgesamt aber dominiert die unmißverständliche negative Konnotation jedweder Zinszahlung: die Regel soll das zinslose Darlehen sein, insbesondere gegenüber sozial schutzbedürftigen Kreisen. Es bleibt die Frage nach den Quellen dieser so deutlich zugespitzten Zinsregel für Laien. Mxit’ar stützt sich offen ausgewiesen auf die armenischen Kanonessammlungen und mosaisches Recht sowie ferner (wenn auch ohne einen solchen Nachweis) auf das Bußbuch des Davit’ v. Ganjak (dazu sogleich unter 3.d)590. Entscheidender Einfluß kommt offenbar dem Alten Testament zu, obgleich unklar bleibt, welcher Quelle sich Mxit’ar konkret bedient hat. Unstrittig kann er sich schon aus Gründen der Chronologie nicht auf die armenische Übersetzung des Nomos Mosaikos aus der Feder des Nerse¯s v. Lampron stützen591. In Betracht kommen daneben noch weitere armenische Zusammenstellungen alttestamentlicher Rechtssätze aus den fünf Büchern Mose592 oder der unmittelbare Rückgriff auf den Bibeltext. Hingegen läßt sich nicht nachweisen, daß die Zinslehre des armenischen Gelehrten Anschluß an die im Talmud niedergelegten Auslegungsergebnisse der Rabbinen sucht593. Insofern wird man von einer autochthonen armenischen Entwicklung der Orientierung am Alten Testament ausgehen 589 Karst, Rechtsbuch II (Fn. 30), S. 220 f. – In seiner Darstellung des armenischen Rechts hat Karst aus dieser Beobachtung eine allgemeine Regel gefolgert: ders., Grundriß 2 (Fn. 526), S. 77 f. – Kritisch zur Aussage zum Zinseszins wiederum Aptowitzer, Geschichte (Fn. 215), S. 263 f. 590 Für diese Abhängigkeit Etmekjian, History (Fn. 530), S. 405; näher Thomson, Introduction (Fn. 30), S. 23 ff., 29 sowie Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 302 ff. 591 Thomson, Introduction (Fn. 30), S. 27 Fn. 62. 592 Sie liegen in zahlreichen Varianten vor und belegen den im Vergleich zu den übrigen orientalischen Kirchen singulären Einfluß alttestamentlicher Sätze in Armenien; ein – mit dem Nomos Mosaikos nicht identischer – Text ist ediert bei Karst, Rechtsbuch I (Fn. 531), S. 219 ff.; vgl. dazu im knappen Überblick Kaufhold, Übersetzungen (Fn. 31), S. 14 f. 593 Vgl. oben II.4.b).
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müssen, die in ihrer konkreten Zuspitzung entweder auf Mxit’ar persönlich zurückgeht oder ihm in Form einer nicht näher greifbaren Tradition vorlag. Das Datastanagirk’ Mxit’ars wird nicht allein in Georgien rezipiert594, sondern begleitet die Armenier in die Länder ihrer Diaspora. Über das kleinarmenische Kilikien hinaus sind von ihm etwa abhängig das unter polnischer Herrschaft verfaßte und offiziell approbierte „Rechtsbuch der Armenier von Lemberg“ (1519)595 sowie der von der russischen Krone veranlaßte sog. Kodex von Nakhitschewan (18. Jahrhundert)596. Die wichtigste Bearbeitung des Datastanagirk’ bleibt aber das kilikische Rechtsbuch des Rupeniden Smbat. Dieser nimmt beide Zinsvorschriften des Grundwerks auf, spitzt sie allerdins nochmals zu. So taucht zunächst das gemeinorientalische Zinsverbot für Kleriker in § 54 wieder auf597: „Wenn ferner der Fall sich ereignen sollte, dass ein Kleriker, welcher Art er auch sei, sich beigehen lässt, Geld auf Zinsen zu verleihen, und es Früchte tragen zu lassen, so muss er entweder mittels Bürgen und schriftlichen Aktes versprechen, es nicht mehr tun zu wollen und muss seine Tat abbüssen und sühnen; oder aber, falls er sich hierzu nicht versteht, so soll man ihn wie einen Häretiker seiner hierarchischen Rangstufe entsetzen auf ewig.“
Auch für Laien legt § 158 des Sempadschen Kodex ein allgemeines und diesmal unzweideutiges Zinsverbot fest, das lediglich gegenüber Kindern oder Waisen als Leihnehmern nochmals besonders eingeschärft wird. Aus dieser besonderen Betonung wird man gleichwohl nicht den (Gegen-)Schluß ziehen dürfen, daß in anderen Konstellationen Zinsen zulässig seien598: „Wenn jemand ein Darlehen gibt, so ist es unstatthaft, daß er Zins nehme, – denn Gott hat es im Gesetze verboten – namentlich von den Kindern des Leihnehmers. 594 Edition des einschlägigen Kodex des kartwelischen Königs Vakhtang VI. (1675–1737): J. Karst (Hrsg.), Le Code de Vakhtang VI, Bd. I/1 Straßburg 1934; Bd. I/2 Straßburg 1935. – Dazu eingehend Holldack, Grundsteine (Fn. 364), S. 97 ff.; J. Karst, Avant-propos, in: ders., Code I/1, ebd., S. 1 (3, 6 f., 10); ders., Introduction, in: ders., Code I/2, ebd., S. 3 ff.; vgl. auch Brosset, Notice (Fn. 118), Sp. 337. 595 Näher F. Bischoff, Das alte Recht der Armenier in Lemberg, 1862 sowie J. Kohler, Das Recht der Armenier, in: Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft 7 (1887), 385 (390 f., 402 ff.); vgl. auch Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 305 f. 596 Dazu nur Karst, Grundriß 1 (Fn. 11), S. 357 ff.; das Werk enthält nicht weniger als 18 Artikel über das Zinsnehmen: ebd., S. 361 f. m. Fn. 36 Nr. 7. 597 Karst, Rechtsbuch I (Fn. 531), S. 75 f. – Dazu ders., Rechtsbuch II (Fn. 30), S. 57. 598 Karst, Rechtsbuch I (Fn. 531), S. 202. – Dazu wie hier ders., Rechtsbuch II (Fn. 30), S. 219, 221. – Sehr weitgehend dafür, daß Zinsen im armenischen Recht „allgemein verpönt“ seien, Kohler, Recht der Armenier (Fn. 595), S. 412 f.; ähnlich Karst, Grundriß 2 (Fn. 526), S. 77.
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Wenn nämlich der Vater gestorben ist, so sind die Kinder durchaus nicht verpflichtet, Zins zu zahlen, nach keinem Rechte.“
Die starke Verknappung läßt die Umrisse der zugrundeliegenden Textfassung bestenfalls erahnen. Es bleiben die auf das Alte Testamtent gestützte Verwerfung jedweder Zinszahlung (1. Abschnitt), die besondere Betonung des Schutzes der Abkömmlinge des Darlehensnehmers sowie die am Ende angedeutete Differenzierung von göttlichem und menschlichem Recht, die von Smbat an dieser Stelle schon deshalb nicht näher entfaltet werden muß, weil nach seiner Vorstellung beide hier Hand in Hand gehen. Diese späte Quintessenz der armenischen Fassung des Zinsverbots ist ein weiteres Indiz für die akzentuierte Frontstellung des armenischen Rechts gegen den Zins. Karst hat Anfang des vergangenen Jahrhunderts einen Einfluß des byzantinischen Rezeptionsrechts sowie (mittelbar) des mosaischen Rechts auf die Zinsvorstellung des Rupeniden angenommen599. Eine über Mxit’ars Grundlage hinausgehende Wirkung des alttestamentlichen Rechts ist selbstverständlich nicht auszuschließen, erscheint aber angesichts der unverkennbaren Aufladung dieser Quelle mit mosaischem Gedankengut nicht notwendig. Eine verknappte Bearbeitung des Textes des Datastanagirk’ mußte nach der ganzen Logik der Kürzung auf den hochdifferenzierten und schwer verständlichen Mittelteil des Vartapeds verzichten, ohne daß es einer weitergehenden intrinsischen Motivation bedürfte. Die gleiche Überlegung spricht gegen einen Einfluß byzantinischer Quellen600. Sofern man diesen überhaupt eine eindeutige Stellungnahme im Sinne eines generellen Zinsverbots entnehmen will601, dürften sie zwar in Kilikien gegenwärtiger gewesen sein als in Ostarmenien (siehe sogleich), sind zur Erklärung der Position Smbats aber gleichfalls nicht erforderlich. Es bleibt als dritte Kollation die auf Nerse¯s v. Lampron zurückgehende Sammlung byzantinischer Rechtsbücher aus dem späten 12. Jahrhundert602. Hier sind für die Frage des Zinsverbots von Interesse die armenische Bearbeitung des Syrisch-römischen Rechtsbuches603, die – allerdings in der späteren Überlieferung stark divergierenden604 – Übersetzungen des Nomos Mosaikos605 sowie die Übersetzungen der Ekloge606. Da es sich in der Sa599
Dafür Karst, Rechtsbuch II (Fn. 30), S. 221. Wie hier Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 310. 601 Dazu sogleich sowie oben unter II.1.b). 602 Vgl. oben Fn. 532. 603 Oben II.1.c). 604 Dazu eingehend Kaufhold, Übersetzungen (Fn. 31), S. 10 ff. 605 Edition von dessen Ursprungsfassung durch Burgmann/Troianos, Fontes Minores III (Fn. 48), S. 126 ff. – Vgl. Nersoyan, Outline (Fn. 523), S. 81 f. 600
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che um eine Adaption der sog. Ecloga Privata handelt607, wären sie daraufhin zu untersuchen, ob sie die Aussagen der ursprünglichen Quelle und ihrer diversen Derivate zum Zinsnehmen608 rezipieren; mangels einer Übersetzung in westlicher Sprache ist eine solche Untersuchung derzeit nicht möglich609. Die armenische Bearbeitung des Syrisch-römischen Rechtsbuches geht wie einzelne westsyrische Versionen nur implizit von der Zulässigkeit des Zinsnehmens aus, enthält hingegen ungeachtet ihrer (ohnehin strittigen) Abhängigkeit von der ostsyrischen Version R II610 nicht deren Normen zum Zinsmaximum611: „Wenn ein Mann zum anderen spricht: ‚Leih‘ dem N. N. etwas‘, so wird der Auffordernde angesehen als Bürge. Das Gesetz gibt ihm die Macht, von dem Leihnehmer Kapital und Zinsen zu fordern.“
Darin mag man sowohl eine bewußte Unterdrückung dieser „zinsfreundlichen“ Bestimmungen als auch die grundsätzliche Anerkennung eines – lediglich nicht näher bestimmten oder gar begrenzten – Zinssatzes für Darlehen erblicken. Ganz abgesehen davon, daß die Quelle in ihrer Aussage damit wenigstens ambivalent ist, erscheint fraglich, ob das Syrisch-römische Rechtsbuch in der armenischen Rechtspraxis überhaupt Anwendung gefunden hat612. Obwohl die Übersetzungslegende der Sammlung des Nerse¯s 606 Siehe zu den armenischen Übersetzungen Burgmann, Ecloga (Fn. 50), S. 26 f., 81; ders., Mittelalterliche Übersetzungen (Fn. 11), S. 50; Kaufhold, Übersetzungen (Fn. 31), S. 16 f. sowie eingehend B. Martin-Hisard, La Version arménienne de l’Ecloga de Leon III, in: Revue des Études Arméniennes XXI (1988/89), 145 (147 ff., 152 ff.). 607 Nicht identisch mit der oben zitierten Ecloga privata aucta (Fn. 51): siehe im einzelnen Burgmann, Ecloga (Fn. 50), S. 26 f., 51, 71 ff., 81, 108 ff.; Martin-Hisard, Version arménienne (Fn. 606), S. 145 ff. 608 Vgl. im Detail oben II.1.b) bei Fn. 50 ff. 609 Zu den Schwierigkeiten der von ihm vorbereiteten Edition zuletzt Kaufhold, Rechtsbücher (Fn. 526), S. 55. 610 So noch Sachau, Einleitung (Fn. 63), S. XVII; vgl. jetzt aber Selb/Kaufhold, Syrisch-römisches Rechtsbuch (Fn. 63), Bd. I, S. 94 f., 126, die eine Vorlage z der westsyrischen Handschrift D als Grundlage annehmen (vgl. ihr Stemma, ebd., S. 99). 611 Bruns/Sachau, Rechtsbuch (Fn. 63), Arm. § 135 (S. 147); vgl. auch ebd., Arm. § 133 (S. 146 f.). – Die Vorschrift entspricht – abgesehen von dem Mißverständnis hinsichtlich des Forderungsrechts des Bürgen – L § 99 (oben Fn. 461) sowie R II § 139 und R III § 102 (oben Fn. 462) bzw. § 93 der kritischen Edition von Selb/Kaufhold, Syrisch-römisches Rechtsbuch (Fn. 63), Bd. II, S. 127 (vgl. zum römischrechtlichen Hintergrund dies., ebd., Bd. III, S. 197 f.). – Zur Rolle des syrisch-römischen Rechtsbuches im armenischen (Kirchen-)Recht siehe Sachau, Ueberlieferung (Fn. 27), S. 161 ff.; Nersoyan, Outline (Fn. 523), S. 82; knapp Kaufhold, Übersetzungen (Fn. 31), S. 6. 612 Dagegen früh Holldack, Grundsteine (Fn. 364), S. 97.
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eine solche Zielsetzung nahelegt613, fehlt jedenfalls jeder Nachweis für einen Einsatz vor Gericht614. Hingegen ist die Rezeption des Nomos Mosaikos sinnfälliges Zeichen für die unter den orientalischen Kirchen singuläre Orientierung der Armenier am Alten Testament bzw. am jüdischen Gesetz615 und damit auch an einer vergleichsweise strengen Auslegung des Zinsverbots. Der Nomos enthält in seinem Kapitel B 3 drei an die gängigen mosaischen Regelungen angelehnte Vorschriften616, die jede Zinsforderung grundsätzlich verbieteten, freilich auch die Ausnahmeklausel zu Ungunsten des Fremden aus Deuteronomium 23, 21 enthalten617. Kohler geht davon aus, daß die Armenier diese Klausel des mosaischen Rechts übernehmen, kann sich dafür aber nur auf die sehr späte Quelle des sog. Rechtsbuchs von Lemberg stützen, die hier nicht berücksichtigt werden soll618. Die wichtige Rolle des Alten Testaments als Rechtsquelle akzentuiert daneben noch eine eigene armenische Sammlung von alttestamentlichen Texten, die vom Nomos Mosaikos unabhängig ist und in verschiedenen Redaktionen vorliegt619. Sie enthält Auszüge aus den Büchern Exodus und Leviticus und damit auch die einschlägige Vorschrift Ex 22, 24620. Soweit ersichtlich, ist die – bislang nicht in eine westliche Sprache übersetzte – Sammlung auch nicht identisch mit den im koptischen Raum kursierenden „Satzungen des Alten Testaments“ (ahka¯m al-Catı¯ qa)621. ˙ Die Sammlung Nerse¯s’ bleibt nach alledem an Klarheit der Aussage wie Relevanz für das armenische Zinsrecht hinter den beiden anderen Rechtsbüchern zurück. Sofern ihre Texte eindeutige Normbefehle im Sinne eines Zinsverbots enthalten, werden sie entweder nicht rezipiert oder unter613
Vgl. oben I.2. bei Fn. 31. Dazu jetzt eingehend Selb/Kaufhold, Syrisch-römisches Rechtsbuch (Fn. 63), Bd. I, S. 64 f., 93 ff., 172 f. 615 Dazu nochmals Aptowitzer, Hammurabi (Fn. 13), S. 611 ff.; kritisch hingegen Cramer, Entwicklung (Fn. 13), S. 196, der die „Judaisierung“ für eine weithin unzutreffende Fremdzuschreibung hält. – Den möglichen jüdischen Einfluß auf die armenischen Praxis des Tieropfers (matal) untersucht A. Sharf, Animal Sacrifice in the Armenian Church, in: Revue des Études Arméniennes 16 (1982), 417 (433, 435, 441 f. u. ö.). 616 Siehe oben II.4.b). 617 Dazu Kaufhold, Übersetzungen (Fn. 31), S. 12, 13; vgl. Burgmann/Troianos, Nomos (Fn. 48), S. 146 f. 618 Kohler, Recht der Armenier (Fn. 595), S. 413. 619 Nochmals Kaufhold, Übersetzungen (Fn. 31), S. 14 ff. 620 Siehe etwa den Anhang bei Karst, Rechtsbuch I (Fn. 531), S. 223 ff.; vgl. Kaufhold, Übersetzungen (Fn. 31), S. 14. 621 Unten III.4.d). 614
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streichen lediglich eine bereits bestehende Neigung zur Orientierung am Pentateuch. d) Weitere Stellungnahmen zum Zinsverbot im armenischen Schrifttum Neben Kanonessammlungen und ausgewiesenen Rechtsbüchern bleibt eine bunte Fülle von Texten, in denen ein Eingehen auf das Zinsverbot entweder erfolgt oder doch plausiblerweise vermutet werden kann. Letzteres ist etwa der Fall bei der armenischen Fassung des syrischen (Ephrem dem Syrer) zugeschriebenen Kommentars zum Pentateuch622, der allerdings ohne Befund bleibt. Er greift von den verschiedenen Zinsvorschriften der schriftlichen Thora lediglich die aus dem Buch Exodus auf und verdünnt sie noch dazu bis zur Unkenntlichkeit623: „In the place of that which says ‚If anyone should make a loan, there is interest on his loans,‘ the Hebrew [says], ‚If there are any loans, [the borrower] shall add for the lender to the loan.‘ “
Damit wird die biblische Regel fast in ihr Gegenteil verkehrt: An die Stelle der unter anderen Völkern üblichen Aussage „Darlehen werden verzinst“ tritt nach der armenischen Übersetzung der Gedanke, daß der Entleiher dem Darlehensgeber etwas „hinzugibt“, ohne daß dies näher spezifiziert würde. Ein weiterer Einfluß dieses offenkundig im Verlauf der Überlieferung mißverstandenen Textes auf die Rechtsentwicklung ist nicht ersichtlich. Eine der interessantesten armenischen Stimmen zum Wucher ist demgegenüber das Bußbuch des Davit’ v. Ganjak (vor 1140 n. Chr. im kaukasischen Ostarmenien entstanden)624. Zwar handelt es sich nicht im engeren Sinne um eine kanonistische Arbeit, sondern um einen – noch dazu privaten – Beichtspiegel625, doch schöpft das Werk einerseits aus kirchenrechtlichen Quellen und wächst andererseits nach dem Tode seines Autors in den Rang einer auch kanonistischen Autorität hinein626, so daß sich seine Berücksich622 Vgl. dazu E. G. Mathews, Introduction, in: ders. (Übers.), The Armenian Commentaries on Exodus-Deuteronomy Attributed to Ephrem the Syrian, Löwen 2001, S. X ff. 623 Mathews, Commentaries (Fn. 622), S. 45 Z. 26–29; Hervorhebungen i.O. 624 Edition und Übersetzung: C. J. F. Dowsett (Hrsg.), The Penitential of David of Ganjak, 2 Bde., Löwen 1961. – Zu Autor und Werk ders., Introduction, ebd., Bd. 2, S. I ff.; ferner Mécérian, Notes (Fn. 526), S. 184 ff.; ders., Chronique (Fn. 526), S. 243 f.; E. Carr, Penance among the Armenians: Notes on the History of its Practice and its Theology, in: Studia Liturgica 11 (1976), 65 (74 ff.); Kaufhold, Übersetzungen (Fn. 31), S. 4. 625 Deutlich hervorgehoben bei Dowsett, Introduction (Fn. 624), S. V ff., XI f. 626 Wiederum Dowsett, Introduction (Fn. 624), S. VII ff., XII.
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tigung rechtfertigen läßt. Das gilt um so mehr, als der Beichtspiegel mit einiger Wahrscheinlichkeit für sich beanspruchen kann, die Realität der armenischen Kirche deutlicher widerzuspiegeln als die bislang behandelten Nomokanones diejenige der anderen orientalischen Gruppen627. Insbesondere aber verdient Davit’s Begründung der von ihm vorgenommenen Verurteilung des Zinses Beachtung, da sie die gemeinhin als „Sterilitätsdogma“ bezeichnete Figur von der Unmöglichkeit der Vermehrung des (Metall-)Geldes aufnimmt628: „As vile language is a reminder of all sins and he who uses it the associate of all sinners, so likewise is the lender (and the borrower) upon usury the accomplice of all brigands who rob in the hills and burglars and petty thieves and all those who impoverish and ruin men, for by nature they are human beings, but through their evil habits they are wild beasts, not men. For they contrive to give gold, which is by nature sterile, and demand that it multiply by interest, which is more wicked than seizing [its] fruits by force; this is of Satan, who taught men to be usurers, thieves, brigands and bandits. Let no Christian do this, for your work is that of gods. If anyone does this and repents, he shall repay his extortion fourfold, and shall incur the penance [prescribed] for thieves and robbers, and shall then commune.“
Bemerkenswert ist zunächst, daß Davit’ gegen die Tendenz der Mehrzahl der Orientalen das Zinsverbot nicht allein auf Kleriker beschränkt, sondern Wucher für alle Christen unterschiedslos als Sünde betrachtet. Noch auffälliger ist die von ihm angeführte Begründung, Gold sei von Natur aus „steril“, seine Vermehrung aus sich selbst heraus mithin naturwidrig. Die Aufnahme dieses im Kern aristotelischen Gedankenganges drängt die Frage nach seiner Quelle auf. Eine direkte Kenntnis der aristotelischen Politik in Armenien erscheint nicht per se ausgeschlossen, ist aber nach dem derzeitigen Forschungsstand auch nicht positiv nachweisbar629. 627 Nochmals Dowsett, Introduction (Fn. 624), S. I; vgl. ebd., S. X f. zu einer Übernahme des geltenden Gewohnheitsrechts durch Davit’. 628 Davit’ v. Ganjak, XratkC kanonakankC Nr. 88 (zitiert nach Dowsett, Penitential [Fn. 624], S. 60 f.). 629 Zur armenischen Aristoteles-Rezeption im Überblick S. Somalean, Quadro delle opere di vari autori anticamente tradotte in Armeno, Venedig 1825, S. 8 f.; H. S. Anasyan, Hajkakan matenagitouthjoun, Bd. II, Jerevan 1976, Sp. 806 ff. (speziell zur Kommentierungstradition Sp. 851 ff.): ohne Nachweis der Politik; A. Tessier, Some Remarks about the Armenian Tradition of Greek Texts, in: T. J. Samuelian/ M. E. Stone (Hrsg.), Medieval Armenian Culture, Chico 1984, S. 415 (416 ff.); Thomson, Reception (Fn. 563), S. 32; Morani, Situazione (Fn. 565), S. 39; J.-P. Mahé, Aristote de Stagire. Tradition arménienne et géorgienne, in: Goulet, Dictionnaire I (Fn. 254), S. 442 f.; M. B. Papazian, The Authorship of an Armenian Commentary on Aristotle’s Prior Analytics, in: Journal of the Society for Armenian Studies 10 (1998, 1999), 55 ff. (alle ohne konkreten Nachweis der Kenntnis der Politik); ohne diesbezüglichen Befund auch G. Bolognesi, Traduzioni armene di testi greci. Problemi di critica testuale e di interpretatione linguistica, in: Studia classica
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Naheliegender erscheint der Rückgriff auf die in Armenien durchaus bekannten Schriften der griechischen Kirchenväter630, in denen die Figur der Unfruchtbarkeit ihrerseits auftaucht. Belegt ist namentlich die frühe Überlieferung der Rede des hl. Basileios gegen die Wucherer, in welcher der Topos der Unfruchtbarkeit Verwendung findet631. Der gleiche Gedanke eines Rekurses auf die Kappadokier drängt sich auch noch bei Betrachtung der Katholikos Yovhanne¯s Mandakuni (478–490 n. Chr.) zugeschriebenen Homilien auf. Er wendet sich in seiner Predigt „Über Darlehen und Zinsen“ gegen das Laster der Zinsen mit dem Argument, das Verlangen nach Zins sei ungerecht, da es Früchte vom Unfruchtbaren fordere632: et orientalia (Antonino Pagliaro oblata), Bd. 1, Rom 1969, S. 219 ff.; ders., La trasmissione di testi greci attraverso le traduzioni armene, in: Fiaccadori, Autori classici (Fn. 171), S. 11 (11 ff.); A. Muradjan, Soziale Typenbegriffe aus dem Altgriechischen im Armenischen, in: Welskopf, Fortleben (Fn. 258), S. 61 (76 f., 81 ff.) sowie C. Zuckerman, A repertory of published Armenian translations of classical texts, Jerusalem 1995. – Auf eine Aussage zum Zinsverbot verzichtet auch die noch dazu in ihrer Datierung strittige armenische Version der platonischen Nomoi: vgl. F. C. Conybeare, On the Old Armenian Version of Platos Laws, in: American Journal of Philology 12 (1891), 399 ff.; dens., A Collation of the Old Armenian Version of Plato’s Laws, Book IV, in: American Journal of Philology 14 (1893), 335 ff.; dens., A Collation of the Ancient Armenian Version of Plato’s Laws Books V and VI, in: American Journal of Philology 15 (1894), 31 ff. 630 Zur armenischen Rezeption namentlich der großen Kappadokier zusammenfassend Finck, Geschichte (Fn. 527), S. 84 sowie Thomson, Fathers (Fn. 560), S. 463 ff. (vgl. auch seinen Hinweis, daß gerade das 12. Jahrhundert eine Zeit intensiver Übersetzungsbemühungen aus dem Griechischen war: ebd., S. 466). – Speziell zur armenischen Übersetzung und Überlieferung der 16. Rede Gregors v. Nazianz siehe G. Lafontaine/B. Coulie, La version arménienne des discours de Grégoire de Nazianze, Löwen 1983, S. 14, 35, 36, 39, 58 ff.; vgl. dazu noch Lüdtke, Überlieferung (Fn. 269), S. 264; G. Lafontaine, La tradition manuscrite de la version arménienne des discours de Grégoire de Nazianze, in: Le Muséon 90 (1977), 281 ff.; dens./H. Métrévéli, Les versions copte, arménienne et géorgiennes de Saint Grégoire le Théologien, in: J. Mossay (Hrsg.), II. Symposium Nazianzenum, 1983, S. 63 (64) sowie C. Hannick, Das armenische theologische Schrifttum, in: Drost-Abgarjan/ Goltz, Armenologie (Fn. 31), S. 109 (112). – Zur Rezeption der Schriften des Gregor v. Nyssa siehe Morani, Situazioni (Fn. 565), S. 39 sowie Thomson, Fathers (Fn. 560), S. 464. 631 Vgl. oben Fn. 264 und 564. 632 Zitiert nach M. Schmid (Übers.), Heilige Reden des Johannes Mandakuni, Katholikos und Patriarch der Armenier, 1871, S. 75. – Siehe dazu den Hinweis bei Thomson, Lawcode (Fn. 30), S. 171 Fn. 671; der Text ist nicht identisch mit den dem Katholikos zugeschriebenen Kanones, die Eingang in die Kanonessammlungen gefunden haben; vgl. Mai, Collectio X (Fn. 35), S. 314 ff. und dazu Mardirossian, Kanonagirk’ Hayoc’ (Fn. 526), S. 589 ff. Zu Person, Werk und (strittiger) Datierung des Yovhanne¯s siehe Bardenhewer, Geschichte 5 (Fn. 566), S. 206 ff. (vgl. seinen Hinweis auf die singuläre Schärfe der Verurteilung des Zinswuchers, S. 208) sowie
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„Das Laster der Zinsen von den Darlehen ist ebenso ungerecht, wie wenn Jemand von dem unfruchtbaren Mutterleibe mit Ungestüm einen Sprossen forderte oder an den Steinfelsen Frucht suchte und ohne Samen Früchte sammeln wollte und von Männlichen Geburt fordern, vom Steine Milch melken und von den Felsen Wolle gewinnen wollte; die Zahl des Geldes, das er gegeben hat, empfängt er wieder voll, und ohne Samen wagt er es, Früchte zu sammeln und sein Haus anzufüllen mit ungerechtem Besitzthum.“
Hier legen Wortwahl und Aussagegehalt der Passage nahe, daß der Katholikos nicht direkt auf Aristoteles Bezug nimmt, sondern den Text Gregors v. Nyssa vor Augen hat, von dem er einzelne Bilder (Mutterleib, Milch, Felsen) übernommen haben dürfte. In der Sache legt er genau wie der Nyssener ein biologistisches Verständnis von Unfruchtbarkeit zugrunde; es geht ihm ersichtlich nicht um Aussagen über die Funktion des Geldes als Tauschmittel o. ä. Und nicht anders als Davit’ ist er ein weiteres Mosaiksteinchen für das vergleichsweise einhellige und strenge Votum der armenischen Kirche in Sachen Zins. e) Fazit: Verschärfung des Wucherverbots im Geiste des Alten Testaments Die armenische Kirche spielt im Konzert der orientalischen Kirchen nicht nur in geographischer Hinsicht eine Sonderrolle. Ihre Zinslehre stellt sich im interekklesialen Vergleich als singuläre Zuspitzung des Zinsverbots dar: Während die gemeinorientalischen konziliaren Bestimmungen zum Wucher in bezug auf Kleriker eins zu eins übernommen und in dieser Richtung allenfalls hinsichtlich der Begründung modifiziert werden, vollzieht sich in Richtung der Laien eine charakteristische Ausweitung. Ungeachtet einzelner Einschränkungen und Vorbehalte lautet der Tenor des armenischen (Kirchen-)Rechts: Jede Zinsforderung ist unabhängig von Höhe und Anlaß verwerflich. Gestützt ist diese Verschärfung primär auf die in der miaphysitischen Kirche Armeniens auch sonst zu beobachtende Tendenz einer unmittelbaren Orientierung am Text des Alten Testaments; in zweiter Linie wirkt sich das ursprünglich aristotelische Argument der „Sterilität“ des Geldes aus, das sich im Kaukasus aller Wahrscheinlichkeit nach der Vermittlung der Kappadokier verdankt. Hingegen ist der Einfluß des byzantinisch-römischen Rechts (auch in syrischer Fassung) vergleichsweise gering, der des islamischen Rechts fehlt – soweit ersichtlich – in der Zinslehre ganz. Dahingestellt bleiben muß redlicherweise hier – wie auch in bezug auf die anderen Kirchen – die Frage nach der Relevanz der dargestellten QuelP. Bruns, Art. Johannes Mandakuni, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 395 f.
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len für die Rechtspraxis der armenischen Gemeinschaften. Zwar liegen Indizien dafür vor, daß er geringfügig größer sein könnte, reklamieren doch zentrale Rechtstexte für sich, Grundlage der Rechtsprechung sein zu wollen und haben diese Rolle vielfach auch gespielt; Mahé hat etwa auf die große Bedeutung der geistlichen (Schieds-)Gerichtsbarkeit auch in weltlichen Fragen hingewiesen633. Gleichwohl fehlen speziell in Fragen des Zinsverbots eindeutige Belege dafür, daß sich Gerichte oder allgemeiner gesprochen die Rechtspraxis an den vorgestellten Texten dergestalt orientierten, daß sie sie als normative Grundlage ihrer Tätigkeit aufgefaßt und ausgewiesen hätten. 4. Die Koptische Kirche a) Überblick Für die reichhaltige Kirchenrechtsliteratur der miaphysitischen Christen Ägyptens634 erweisen sich zwei Phänomene als prägend: Zum einen die 633
Mahé, Armenische Kirche (Fn. 20), S. 512. Studien zum koptischen (Kirchen-)Recht haben vorgelegt Silbernagl, Verfassung (Fn. 301), S. 274 ff.; J. Leipoldt, Geschichte der koptischen Litteratur, in: Brockelmann u. a., Geschichte (Fn. 69), S. 131 (142); F. J. Cöln, The Nomocanonical Literature of the Copto-Arabic Church of Alexandria, in: The Ecclesiastical Review VI (1917), 113 ff.; A. A. Schiller, Koptisches Recht, in: Kritische Vierteljahrschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft 25 (1932), 250 ff.; 27 (1935), 18 ff.; F. Gozman, Copti, in: Congregazione Orientale, Studi storici (Fn. 157), S. 34 (39 ff.); Deslandes, Sources (Fn. 301), S. 458 ff.; Nallino, Libro siro-romano (Fn. 63), S. 568 ff.; Coussa, Epitome (Fn. 78), S. 168 ff.; C. de Clercq, Art. Copte (Droit canonique), in: Dictionnaire de droit canonique, Bd. IV, Paris 1949, Sp. 594 ff.; ders., Introduction (Fn. 78), S. 337, 345 ff.; ders., Fontes (Fn. 27), S. 44, 67 f., 79 f., 86 f.; Meinardus, Canon Law (Fn. 30), S. 231 ff.; R.-G. Coquin, Introduction, in: ders. (Hrsg.), Les Canons d’Hippolyte, in: Patrologia Orientalis XXXI, Paris 1966, S. 273 (277 ff.); J. Masson, Le pouvoir legislatif du Patriarche Copte d’Alexandrie, in: I patriarcati orientali nel primo millennio, Rom 1968, S. 87 ff.; M. Brogi, Il patriarca nelle fonti giuridiche arabe della chiesa copta (dal sec. X. al sec. XIII), in: Studia Orientalia Christiana, Collectanea 14 (1970–71), 1 (23 ff.); S. Sourial, The Sources of the Modern Canon Law (Personal Statute) of the Coptic Orthodox Church, in: Kanon I (1973), S. 96 (102 ff.); Selb, Kirchenrecht (Fn. 301), S. 172 ff.; R.-G. Coquin, Art. Canon Law, in: Atiya, Coptic Encyclopedia (Fn. 149), Bd. 2, S. 449 ff.; ders., Art. Nomocanons, Copto-Arabic, ebd., Bd. 6, S. 1799; L. S. B. MacCoull, Art. Law, Coptic, ebd., Bd. 5, S. 1428 ff.; Ceccarelli Morolli/Mudry, Introduzione (Fn. 24), S. 63 ff.; D. Ceccarelli Morolli, Art. Fonti canoniche della Chiesa copta, in: Farrugia, Dizionario (Fn. 24), S. 310 ff.; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 322 ff.; Falchi, Diritto romano (Fn. 78), S. 28 f.; Kaufhold, Kirchenrecht (Fn. 23), S. 244 ff.; Potz/Synek/Troianos, Orthodoxes Kirchenrecht (Fn. 176), S. 51 ff. – Zum geltenden Recht der koptischen Kirche in Ägypten instruktiv Menhofer, Religiöses Recht (Fn. 3), S. 63 f. sowie Schon, Codex Canonum Ecclesiarum, ebd., S. 353 ff. 634
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verwirrende Vielfalt an pseudo-apostolischen Materialien, die schon die mittelalterlichen koptischen Kanonisten an den Rand der Verzweiflung getrieben haben635. Sie wird durch die Übertragung der ursprünglich meist griechischen Texte in die drei Sprachen der koptischen Kirche (anfangs Koptisch in seinen saidischen bzw. bohairischen Dialekten, das im Verlauf der Entwicklung mehr und mehr dem Arabischen weicht636) sowie die damit einhergehenden Mißverständnisse und Querrezeptionen noch verschärft637. Auffällig ist ferner die prominente Stellung der von einzelnen Kanonisten (privat oder im Auftrag der Kirche) erstellten Kanonessammlungen und Nomokanones, während ein den syrischen Kirchen dem Umfange wie dem Einfluß nach vergleichbares koptisches Synodikon nicht existiert638. Die Reihe der noch faßbaren Rechtssammlungen beginnt im 10. oder 11. Jahrhundert mit der Kanonessammlung des Abu¯ Sulh Ju¯nus b. ˙ ˙ des PatriC Abdalla¯h639; es folgen der systematisch aufgebaute Nomokanon 640 archen Gabriel II. Ibn Turaik (1131–1145 n. Chr.) , der Nomokanon des 635
Vgl. nur die Randbemerkungen des Abu¯ al-Baraka¯t bei W. Riedel, Die Kirchenrechtsquellen des Patriarchats Alexandrien, 1900, ND 1968, S. 21, 44 und insbes. 73. 636 Zu den verschiedenen Dialekten bzw. Sprachen der koptischen Kirche nur Leipoldt, Geschichte (Fn. 634), S. 138, 155, 156 f., 174 f., 178 f.; Brogi, Patriarca (Fn. 634), S. 20 ff. sowie zuletzt P. Bruns, Art. Sprachen, III. Orientalische, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 652 (654 f.). 637 Siehe statt aller nur Selb, Kirchenrecht (Fn. 301), S. 173. 638 Wohl finden sich frühe Kanonessammlungen, die die Rezeption des Corpus Canonum der Reichskirche wie des pseudoapostolischen Materials bezeugen (vgl. dazu Coquin, Introduction [Fn. 634], S. 277 ff.; zu einer neu entdeckten Handschrift, die eine frühe äthiopische Übersetzung eines griechisch geschriebenen Corpus Canonum der Kirche von Alexandreia darstellt, A. Bausi, New Egyptian Texts in Ethiopia, in: Adamantius. Rivista del Gruppo Italiano di Ricerca su „Origine e la tradizione alessandrina“ 8 [2002], 146 [147, 148]); ders., San Clemente e le tradizioni clementine nella letteratura etiopica canonico-liturgica, in: P. Lusier (Hrsg.), Studi su Clemente Romano, Rom 2003, S. 13 (16 f., 29 ff.; instruktive Übersicht S. 40 f.); eingehender jetzt ders., La Collezione aksumita canonico-liturgica, in: Adamantius 12 (2006), 43 ff. Sie werden aber nicht als regelrechtes Synodikon fortgeschrieben. 639 Lt. Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 80 f., ist die Sammlung bis auf die „Einführung in das Studium der Canones“ (abgedruckt ebd., S. 81 ff.) verschollen. Tatsächlich dürfte sie noch existieren: siehe die Beschreibung bei Cöln, Nomocanonical Literature (Fn. 634), S. 116 ff.; wie er Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 338. – Vgl. ferner Graf, Geschichte 2 (Fn. 23), S. 320 f.; de Clercq, Droit canonique (Fn. 634), Sp. 595; Brogi, Patriarca (Fn. 634), S. 30, 99 ff. sowie Coquin, Canon Law (Fn. 634), S. 450. 640 Arabische Edition eines Fragments: A. A. Mina (Hrsg.), Le nomocanon du patriarche copte Gabriel II ibn Turayk (1131–1145), 2 Bde., Beirut 1993; die Handschrift enthält nicht alle 74 Einträge der Liste von Abu ‘l-Baraka¯t, die sich bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 61 ff.) findet. Insbesondere fehlt der
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Bischofs Mı¯ ha¯’ı¯ l von Dimya¯t (1188 n. Chr.)641 sowie die sog. Medicina Spiritualis. Diese als Bußbuch konzipierte Rechtssammlung ist in der Literatur teils Mı¯ ha¯’ı¯ ls Zeitgenossen und Gegenspieler Marqu¯s Ibn al-Qunbar († 1208 n. Chr.) zugeschrieben worden642, rührt jedoch von Bischof Mı¯ ha¯’ı¯ l v. Malı¯ g her und stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts643. Sie ist als Faws Manfasa¯wi von der äthiopischen Kirche rezipiert worden644. An die Medicina lehnt sich auch der weitere koptische Nomokanon des Faragˇalla¯h al-’Ahmı¯ mı¯ an645. dort unter Nr. 68 verzeichnete Abschnitt zum Zins (ebd., S. 63). – Siehe dazu Graf, Geschichte 2 (Fn. 23), S. 324 ff.; de Clercq, Droit canonique (Fn. 634), Sp. 595 f.; Masson, Pouvoir legislatif (Fn. 634), S. 99 f.; Brogi, Patriarca (Fn. 634), S. 30; Coquin, Canon Law (Fn. 634), S. 450; S. Y. Labib, Art. Gabriel II., ebd., Bd. 4, S. 1127 (bes. 1128) sowie S. K. Samir, Introduction, in: Mina, Nomocanon, Bd. 2, ebd., S. I ff. – Zur Person noch C. D. G. Müller, Gabriel II. ibn Turaik, 70. Papst und Patriarch des Missionsbereiches des Heiligen Markos, in: Oriens Christianus 74 (1990), 168 ff. (zu seinen Canones S. 185); vgl. zu seinem kanonistischen Werk noch S. K. Samir, Remariage des prêtres veufs? L’attitude du patriarche copte Gabriel II Ibn Turayk (1131–1145), in: Proche-Orient Chrétien 44 (1994), 277 ff. 641 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 3 (S. 89 ff.); vgl. dazu und zum Autor Cöln, Nomocanonical Literature (Fn. 634), S. 119 ff.; Graf, Geschichte 2 (Fn. 23), S. 333 ff.; ders., Ein Reformversuch innerhalb der koptischen Kirche im zwölften Jahrhundert, 1923, S. 18 ff.; de Clercq, Droit canonique (Fn. 634), Sp. 596 f.; Brogi, Patriarca (Fn. 634), S. 30, 104 ff.; Coquin, Canon Law (Fn. 634), S. 450 f.; ders., Art. Mı¯ kha¯’ı¯ l, ebd., Bd. 5, S. 1624 f.; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 339 ff. 642 Zu ihm Graf, Geschichte 2 (Fn. 23), S. 327 ff.; näher zur Auseinandersetzung zwischen den beiden Hierarchen ders., Reformversuch (Fn. 641), S. 26 ff. 643 Edition mit Zuschreibung der Autorschaft zu Mı¯ ha ¯ ’ı¯ l v. Malı¯ g aus der Feder von F. J. Cöln (Hrsg.), Der Nomokanon Mîhâ’îls von Malîg, in: Oriens Christianus VI (1906), 70 (78 ff.); VII (1907), 1 ff.; VIII (1908), 110 ff.; vgl. dazu dens., ebd., Bd. VI, S. 70 ff. sowie Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 5 (S. 119 ff.). – Cöln hat seine Zuschreibung später revidiert und das Werk Marqu¯s zugeordnet: vgl. dens., Nomocanonical Literature (Fn. 634), S. 124 ff. m. Fn. 25. – Wie hier Graf, Geschichte 2 (Fn. 23), S. 422 ff.; R.-G. Coquin, Art. Mı¯ kha¯’ı¯ l, in: Atiya, Coptic Encyclopedia (Fn. 149), Bd. 5, S. 1625 (1626); Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 350 ff.; M. Kleiner, Einleitung, in: ders. (Hrsg.), Mashafa faws ˙˙ manfasa¯wi, Diss. phil. Hamburg 2000, Bd. 1, S. 1 (6 f.). – Offen hinsichtlich der Autorschaft Brogi, Patriarca (Fn. 634), S. 30 f., der die Quelle ohnehin als reines Bußbuch ansieht und aus dem engeren Bereich der Rechtsquellen ausgeschieden wissen will. – Jüngste Zusammenfassung des Forschungsstandes bei Kleiner, Einleitung, ebd., S. 6 ff. 644 Edition: Kleiner, Faws manfasa ¯ wi (Fn. 643), Bd. 1, S. 83 ff.; vgl. noch Cöln, Nomocanonical Literature (Fn. 634), S. 129 m. Fn. 31; Coquin, Mı¯ kha¯’ı¯ l (Fn. 643), S. 1626; siehe unten III.5.c). 645 Nicht ediert; vgl. die Angaben bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 6 (S. 121); sowie Cöln, Nomocanonical Literature (Fn. 634), S. 129 ff. (mit kaum haltbarer Datierung auf das 12. Jahrhundert); vgl. noch Graf, Geschichte 2 (Fn. 23), S. 427 f.; Coquin, Mı¯ kha¯’ı¯ l (Fn. 643), S. 1626 sowie Schon, Codex Canonum Ec-
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Bis heute aber gilt als wichtigste und gleichsam kanonische Sammlung der Nomokanon des As-Safı¯ Ibn al-CAssa¯l (1238 n. Chr.)646, der unter dem Titel Fetha Nagas´t in ˙die äthiopische Rechtsliteratur Aufnahme gefunden647, aber auch die Sammlungen der syrischen Kirchen, namentlich Ebedjesus648 und Barhebraeus649 beeinflußt hat. Nach ihm sind aus dem 14. Jahrhundert nur noch die Kanonessammlung des Makarios650 sowie der kanonistische Abschnitt der theologischen Enzyklopädie des Abu¯ al-Baraka¯t Ibn Kabar651 zu nennen. clesiarum (Fn. 23), S. 344. – Lediglich „scarco valore“ bescheinigt dem Werk Brogi, Patriarca (Fn. 634), S. 30, der ihn auf das 13. oder 14. Jahrhundert datiert. 646 Edition: M. G ˘ irg˘is (Hrsg.), Kita¯b al-qawa¯nı¯ n. Alladı¯ g˘ama’ahu Safı¯ Ibn-al˙ ha¯r, Kairo ’Assa¯l min kutub al-qawa¯nı¯ n wa-’allafahu fı¯ sana 955 li-’š-šuhada¯’ al-at 1927; noch keine unmittelbare Übersetzung in eine westliche Sprache. ˙ – Vgl. zu Autor und Werk Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), §§ 1, 4 (S. 65 f., 115 ff.); Euringer, Abessinien (Fn. 150), S. 345 f.; P. Dib, Lequel des Ibn al-CAssal est l’auteur du Nomocanon?, in: Revue de l’orient chrétien 20 (1915–17), 104 ff.; Cöln, Nomocanonical Literature (Fn. 634), S. 136 ff.; d’Emilia, Compravendita (Fn. 49), S. 3 f., 7 ff.; Graf, Geschichte 2 (Fn. 23), S. 388 ff., 398 ff.; ders., Die koptische Gelehrtenfamilie der Aula¯d al-’Assa¯l und ihr Schrifttum, in: Orientalia 1 (1932), 34 (37 f.), 129 (129 f., 134 ff.); de Clercq, Droit canonique (Fn. 634), Sp. 597; Abd elSamei M. Ahmad, Fetha Nagasht, Diss. phil. Kairo 1965, S. 3 ff.; Brogi, Patriarca (Fn. 634), S. 30, 112 ff.; Coquin, Canon Law (Fn. 634), S. 451; K. Samir, Art. Safi ˙ Ibn al-CAssal, al-, in: Atiya, Coptic Encyclopedia (Fn. 149), Bd. 7, S. 2076 (2076 f.); ders., L’utilisation des sources dans le Nomocanon d’Ibn al-’Assa¯l, in: Orientalia Christiana Periodica 55 (1989), 101 ff.; D. Ceccarelli Morolli, Alcune considerazioni sull’opera di Al-Safı¯ ibn al-’Assa¯l canonista copto del XIII secolo, in: Studi sull’Oriente Cristiano 1˙ (1997), 9 ff.; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 342 ff.; J. Aßfalg, Art. Art. CAssal, Aula¯d al-, in: Kaufhold, Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 63 f. 647 Siehe dazu unten III.5.c), dort auch Nachweise zu den Übersetzungen. 648 Kaufhold, Richter (Fn. 12), S. 96 ff. 649 Kaufhold, Richter (Fn. 12), S. 108. 650 Siehe die Inhaltsangaben bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 7 (S. 121 ff.) sowie Revillout, Concile de Nicée 1 (Fn. 133), Fasc. 2 S. 86 ff. m. Fn. 1 (S. 88); vgl. dazu Nallino, Libri giuridici (Fn. 11), S. 102 f.; Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 560 f., 562 f.; ders., Geschichte 2 (Fn. 23), S. 437; de Clercq, Droit canonique (Fn. 634), Sp. 598; R.-G. Coquin, Art. Macarius the Canonist, in: Atiya, Coptic Encyclopedia (Fn. 149), Bd. 5, S. 1490 f.; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 326 ff. 651 Teiledition (ohne den hier einschlägigen Teil) von L. Villecourt/E. Tisserant/ G. Wiet (Hrsg.), Livre de la lampe des ténèbres, in: Patrologia Orientalis 20, Paris 1928; umfangreiche Inhaltsangabe des kanonistischen Traktats bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 16 ff.). – Zu ihm und seinem Werk L. Villecourt/E. Tisserant/G. Wiet, Recherches sur la personnalité et la vie d’Abû’l-Barakât Ibn Kubr, in: Revue de l’orient chretién 22 (1920–21), 373 ff.; dies., Introduction, in: dies., Livre de la lampe, ebd., S. 579 ff.; Graf, Geschichte 2 (Fn. 23), S. 438 ff.; de Clercq, Droit canonique (Fn. 634), Sp. 598; Coquin, Canon Law (Fn. 634), S. 451;
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Eine vollständige Präsentation der in den einzelnen Sammlungen enthaltenen Kanones mit Bezug zum Zinsverbot ist vom bloßen Umfang her kaum zu leisten652 und müßte angesichts des (sich teils schon innerhalb der jeweiligen Kodifikation wiederholenden) Rekurses auf die gleichen Materialien auch zu ermüdenden Dopplungen führen. Daher orientiert sich die folgende Darstellung stattdessen an den in den Nomokanones ausgewerteten Quellen, beginnend mit den reichskirchlichen Synoden [b)]. Es folgen das reiche pseudoapostolische Material [c)], die Exzerpte aus dem Alten Testament [d)], Rezeptionen römischer bzw. byzantinischer Rechtsbücher [e)] sowie die – vom Umfang her verhältnismäßig geringe – eigene Normsetzung der alexandrinischen Kirche bzw. ihrer Patriarchen zum Wucher [f)]653. Soweit die oben aufgelisteten Nomokanones keine signifikanten Umformungen dieses Quellenmaterials vornehmen, beschränkt sich die Darstellung auf den bloßen Nachweis der Rezeption der vorgestellten Kanones; einzelne faßbare Weiterentwicklungen der Zinslehre in den Schriften der Kanonisten werden erst im Anschluß daran vorgestellt [g)]. Den Schluß soll die zusammenhängende Präsentation der Enzyklopädie des Abu¯ al-Baraka¯t bilden, um in umgekehrter Perspektive noch einmal die Vielfalt (und Widersprüchlichkeit) der teils wie wahllos aneinandergefügten Kanonesreihen zu demonstrieren [h)]. Hingewiesen sei an dieser Stelle schließlich darauf, daß die Verdammung des Zinses in Ägypten auf eine lange Tradition zurückblicken kann, die bereits merklich vor der christlichen Epoche einsetzt; tatsächlich lassen sich Darlehenszinsen erst in der Spätphase des Neuen Reiches nachweisen, während zuvor zinslose Darlehen auf Gegenseitigkeitsbasis zu dominieren scheinen654.
Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 324 f. sowie V. Poggi, Art. Abu¯-lBaraka¯t, in: Farrugia, Dizionario (Fn. 24), S. 6 f. 652 Er scheitert schon daran, daß die Texte nur zu einem Bruchteil wissenschaftlich ediert sind; erst recht fehlen Übersetzungen. Vgl. dazu die Angaben zu den einzelnen Werken. 653 Eine stattliche Reihe an Kanones mittelalterlicher Patriarchen und ihrer Synoden hat O. H. E. Burmester ediert und übersetzt: ders. (Hrsg.), The Canons of Gabriel Ibn Turaik, LXX Patriarch of Alexandria, in: Le Muséon XLVI (1933), 43 (47 ff.); ders. (Hrsg.), The Canons of Gabriel Ibn Turaik, LXX Patriarch of Alexandria, in: Orientalia Christiana Periodica I (1935), 5 (10 ff.); ders. (Hrsg.), The Laws of Inheritance of Gabriel Ibn Turaik LXX Patriarch of Alexandria, ebd., 315 (316 ff.); ders. (Hrsg.), The Canons of Cyril II, LXVII Patriarch of Alexandria, in: Le Muséon XLIX (1936), 245 (260 ff.); ders. (Hrsg.), The Canons of Cyril III Ibn Laklak, 75th Patriarch of Alexandria, Part I, in: Bulletin de la Société d’Archéologie Copte XII (1946–47), 81 (85 ff.); ders. (Hrsg.), ibid., Part II, ebd., Bd. XIV (1950– 57), 113 (116 ff.). 654 Vgl. oben II.6. a. E.
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b) Die Rezeption der reichskirchlichen Konzilien Gleich den übrigen orientalischen Kirchen rezipiert auch die koptische die einschlägigen Kanones von Nikaia und Laodikeia und versteht sie cum grano salis als Zinsverbot ausschließlich für Kleriker. Zu vermerken sind freilich eine besonders ausgeprägte Neigung, dem Konzil von 325 n. Chr. weitere Materialien zuzuschreiben [aa)] sowie Übersetzungsschwierigkeiten, die dazu führen, daß der Wucherbezug einzelner Kanones verdunkelt wird [bb)]. Schließlich rezipieren einige Sammlungen noch die im Osten sonst eher spärlich verbreiteten Kanones von Karthago, wobei die Identität der damit in Bezug genommenen Synodalvorschriften eigene Probleme aufwirft [cc)]. aa) Nikaia Erster greifbarer Beleg für die Aufnahme der authentischen Kanones von Nikaia ist eine um die Wende zum zweiten Jahrtausend entstandene und als Corpus Canonum der koptischen Kirche bezeichnete Sammelhandschrift655. Zwar fehlt aufgrund einer Lücke im Text u. a. der für die Zinsfrage einschlägige 17. Kanon656, doch belegen spätere Kanonessammlungen657, daß das komplette Normmaterial der ersten ökumenischen Synode rezipiert658 und die Zinsregelung auch eins zu eins übernommen wird659. 655 Teiledition und -übersetzung: R.-G. Coquin (Hrsg.), Le Corpus Canonum copte, in: Orientalia 50 (1981), 40 (48 ff.); zur Quelle ders., ebd., S. 40 ff.; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 322 f. 656 Siehe die Übersicht bei Coquin, Corpus Canonum (Fn. 655), S. 42 f.; wie er Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 322. 657 Vgl. nur die Inhaltsangaben bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 37 (Nr. 17), 38 (Nr. 17), 124 (Nr. 23), 125 (Nr. 26), 136 (Nr. 4 u. 7), 139 (Nr. 10); zusammenfassend S. 178 ff. sowie bei Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 327 (Nr. 14 u. 17), 340 (Nr. 14), 343, 345, 348 (zusammenfassende Übersicht ebd., S. 334, 349 u. 368 f.). – Sofern die Sammlungen zwei Rezensionen der Originalbestimmungen enthalten, taucht das Zinsverbot für Geistliche übereinstimmend als Kanon 17 auf; vgl. die Randbemerkungen des Abu ‘l-Baraka¯t bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 36, 37 (Bestimmungen ebd., S. 37 bzw. 38); vgl. auch den Hinweis bei Riedel, ebd., S. 179. 658 Vgl. zur koptischen Rezeption des Konzils von Nikaia eingehend Revillout, Concile de Nicée 2 (Fn. 138), bes. S. 419 ff.; Deslandes, Sources (Fn. 301), S. 459; Haase, Quellen (Fn. 133), S. 7 ff.; Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 586 ff.; Coquin, Arabic Canons (Fn. 149), S. 1789 f. 659 Anhand von Handschriften belegt von Coquin, Corpus Canonum (Fn. 655), S. 85: „Si quelqu’un est trouvé prenant intérêt . . . ou prêtant à intérêt sur le blé . . .“. Vgl. auch die lateinische Übersetzung in Mansi, Conciliorum II (Fn. 150), Sp. 705 (717).
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Auffällig ist zunächst, daß das Konzil in den Sammlungen der Kanonisten regelmäßig hinter den kleinasiatischen Lokalsynoden rangiert; die koptische Kirche orientiert sich insofern nicht wie das Corpus Canonum der Reichskirche am Rang der Kirchenversammlungen bzw. der von ihnen erlassenen Normen, sondern beläßt es bei einer streng chronologischen Ordnung660. Bedeutsamer ist, daß sie das Originalmaterial um eine ganze Fülle von pseudonikänischen Schriften ergänzt661, deren Abgrenzung schon den mittelalterlichen Kanonisten Schwierigkeiten bereitet hat und bis heute – nicht zuletzt aufgrund fehlender kritischer Editionen und Übersetzungen – nicht befriedigend gelöst ist662. Angefügt werden den echten Synodalakten wenigstens drei Sammlungen im weitesten Sinne disziplinarer Kanones, die weder in den koptischen Quellen noch in der modernen Sekundärliteratur mit hinreichender Genauigkeit unterschieden werden (können). Es handelt sich nach verbreiteter Ansicht zum ersten um Adaptionen der sog. Didascalia CCCXVIII Patrum Nicaenorum resp. des damit eng verknüpften pseudoathanasianischen Syntagma Doctrinae ad monachos663. Präzise bestimmbar sind allerdings lediglich Papyri des 10. oder 11. Jahrhunderts mit einer koptischen Übersetzung der Didascalia Patrum664; sie überliefern getreu die umfangreiche Disziplinarregel des Originaldokuments gegen den Zinswucher, die das Zinsverbot in den größeren Kontext des unrechtmäßigen Gewinns stellt665: 660 Siehe nochmals Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 327 (Nr. 14 resp. 17/9–12), 340 (Nr. 14/7–13), 343. – Vgl. auch den ausdrücklichen Hinweis in der Enzyklopädie des Abu¯ al-Baraka¯t bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 33. 661 Die Übung, Rechtstexte auf die „318 Väter“ zurückzuführen, ist in der koptischen Kirche so präsent, daß sie selbst in islamische Quellen einwandert: siehe die Darstellung des Konzils in: F. Wüstenfeld (Hrsg.), Macrizi’s Geschichte der Copten, 1845 (ND 1979), S. 32: „Sie [die 318 Väter, F. W.] dagegen segneten ihn [Konstantin I., F. W.] und verfassten für ihn das Buch der königlichen und kirchlichen Gesetze, worin alles, was sich auf Verwaltungs- und Ehesachen bezog, enthalten war, und theilten eine Abschrift davon den übrigen Reichen mit.“ 662 Deutlich Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 589. Im Überblick zum folgenden Darblade, Collection canonique arabe (Fn. 128), S. 74 ff.; Nasrallah/Haddad, Histoire II/2 (Fn. 23), S. 200 ff. 663 Zu beiden Texten und ihrem Verhältnis oben II.2.a)cc). 664 Übersetzungen einer bzw. zweier koptischer Handschriften (Turiner Text sowie Borgiatext) bei Revillout, Concile de Nicée 2 (Fn. 138), S. 475 ff. sowie Haase, Quellen (Fn. 133), S. 28 ff.; vgl. knapp Dossetti, Simbolo (Fn. 132), S. 53 f.; Geerard, Clavis Patrum 2 (Fn. 132), Nr. 2298 (S. 58). 665 Zitiert nach Haase, Quellen (Fn. 133), S. 39. – Siehe auch die französische Übersetzung von Revillout, Concile de Nicée 2 (Fn. 138), S. 480 f.: „Ne pratique pas l’usure et ne rec¸ois rien en dehors du prix. [. . .] Si tu as, donne à celui qui a besoin; si tu n’as pas, il n’y a pas de reproche contre toi. Celui qui te demande en prèt, donne-lui et rec¸ois de sa main le capital, s’il a quelque chose. N’aie pas de
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„Handle nicht mit Gewinn und empfange nicht etwas außer (parÜ) des Preises (timh·). Du sollst die Menschen lieben und mit allen in Frieden (eùrh·nh) sein und mit ihnen beten außer mit den Häretikern (aÁretiküò). Wenn du hast, so gib dem, welcher Bedürfnis hat. Wenn du nichts besitzt, so ist es kein Tadel für dich. Wer dich bittet (aùpeƒn) für Geld, so gib ihm, und nimm das Geld (keðÜlaion) in Empfang, wenn er solches hat. Täusche nicht den Herrn. Wenn du Geld oder (ç ) Getreide hast oder jemand von dir leihen will, so sollst du nicht (mh·pwò) Zinsen nehmen und nicht Geld geben um einen großen Preis (timh·), und nicht suche etwas für dich um einen kleinen Preis (timh·) zu erhalten, damit du etwas mehr erhältst. Denn (gÜr) der Herr trifft die Weisen (soðüò) in ihren Ränken. Habe also acht auf dich selbst und sieh, daß man [dich] nicht (mh·pote) trifft, an Stelle eines einzigen Gewinnes drei Gewinne empfangen zu haben.“
Als problematisch erweist sich aufgrund des Standes der Editionsarbeiten die Nachzeichnung der weiteren Überlieferung dieser Quelle in den koptisch-arabischen Sammlungen und Nomokanones. Teils firmiert die koptische Fassung der Didascalia Patrum – oder wiederum ein nicht näher faßbares Derivat davon – als „glanzvolle Reden“ der 318 Väter, so offenbar in der Sammlung des Mı¯ ha¯’ı¯ l v. Malı¯ g666; die entscheidenden Erkennungsmerkmale der Passage (Unterscheidung von Geld/Gold und Getreide, Gleichsetzung der Mehrfachforderung mit dem Wucher) tauchen aber auch im Nomokanon des Gabriel Ibn Turaik667 sowie im Fetha Nagas´t auf (dort summarisch „Nikaia“ zugeordnet)668. Definitiv nicht identisch ist der Text mit der weiteren pseudonikänischen Sammlung von 33 „Entscheidungen über Mönche, Klöster und Kleriker“ o. ä., die sich als arabische Übertragung der zweiten Hälfte der 73 syrischen „nikänischen“ Kanones entpuppt669. Sie ist zweifelsfrei nachweisbar in der Kollation des Makarios670. Zinsvorschriften enthalten diese Mönchskanones – soweit ersichtlich – nicht. ruse devant le Seigneur. Si tu as du numéraire ou du blé et que quélqu’un veuille le recevoir de toi en prèt à intérêt, (prends garde) de peur que tu ne veuilles recevoir d’intérêt ou donner ton argent pour un plus grand prix ou chercher toi-même un petit prix pour un recevoir un plus fort; car le Seigneur prend les sages dans leurs ruses. Fais donc attention à toi-même et vois: de peur qu’au lieu d’une usure unique, on ne te trouve avant rec¸u trois usures.“ – Vgl. dazu Gozman, Copti (Fn. 634), S. 41 f. 666 Vgl. unten Fn. 822. 667 Siehe unten Fn. 803. 668 Siehe unten III.5.c)aa). 669 Vgl. oben II.2.a)cc). 670 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 125 Nr. 25; vgl. auch dens., ebd., S. 137 Nr. 4 u. 7 [Zuordnung hier unklar, F. W.] sowie S. 180 (hier mit klarer Abgrenzung vom Syntagma); vgl. auch Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 327 Nr. 16.
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Verwechslungsgefahr besteht schließlich noch – nicht zuletzt aufgrund der teilweise irreführenden Zählung in den koptischen Texten – mit einer dritten Sammlung von nach üblicher späterer Zählung 25 bis 27 disziplinaren Kanones, die ebenfalls den 318 Vätern von Nikaia zugeschrieben wird und sich gleichfalls emphatisch gegen den Zinswucher wendet671: „Filii ecclesiæ Dei, qui aliquid commodat de suis bonis, ne det illud fœnori, quia odio jam habuit Deus fœneratores, nec illos benedicit, nec benedicit eis, imo eorum dissipat bona. Porro illi, qui commodant fratribus suis in fide, aliisque etiam propter Deum, sancti Dei sunt nuncupandi, & nequaquam benedictionibus & bonis carebunt.“
Diese in der späteren koptischen Überlieferung vereinzelt als „Abschnitte über die Verbote“672 firmierende, sonst in Anlehnung an die melkitische Praxis als „Geistliche Kanones“ bezeichnete Sammlung findet Aufnahme etwa in der Kollation von Makarios (dort wiederum als „Drittes Buch der Canones der Könige“)673. In der Medicina Spiritualis des Mı¯ ha¯’ı¯ l fungiert sie ungeachtet der Adressierung an Mönche als Argument für die Erstrekkung des Zinsverbots auf Laien674; gleiches gilt möglicherweise für den Nomokanon des Ibn al-CAssa¯l675. Über diese beiden Bücher hinaus scheint dem Text ein weiterer Einfluß auf die koptische Kirchenrechtsentwicklung allerdings versagt geblieben zu sein. Die Abgrenzungsschwierigkeiten zwischen diesen pseudonikänischen Texten illustriert plastisch ihre Handhabung in der Quellensammlung von Abu¯ al-Baraka¯t. Er beschreibt einmal die – eindeutig zu differenzierende – 671 Zitiert nach Mansi, Conciliorum II (Fn. 150), Sp. 1029 (1050); die Sammlung firmiert dort in der Übersetzung von A. Ecchellensis als „Alia ex quatuor Regum ad Constantinum libris decerpta“; der Text wird als Kanon XXV gezählt und enthält nach der Überschrift eine „Sammlung in der Sammlung“ („Statuta & canones eorum sanctorum patrum CCCXVIII. per modum exhortationis & comminationis“; ebd. Sp. 1049). – Für Identifizierung mit den „Geistlichen Kanones“ [oben II.2.a)cc)] Darblade, Collection canonique arabe (Fn. 128), S. 91 f.; ebenso Nasrallah/Haddad, Histoire II/2 (Fn. 23), S. 204. Näher Nasrallah, Histoire III/1 (Fn. 23), S. 347 f. 672 So Mı¯ ha ¯ ’ı¯ l, Medicina Spiritualis XVIII, zitiert nach: Cöln, Nomokanon (Fn. 643), S. 29. 673 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 125 f. Nr. 38 (von Makarios mit 27 Kanones angegeben); zweifelsfreie Identifizierung dieser Quelle aufgrund von Handschriftenvergleichen bei S. Leder, Einleitung, in: ders. (Hrsg.), Die arabische Ecloga: das vierte Buch der Kanones der Könige aus der Sammlung des Makarios, 1985, S. 1 (5). 674 Mı¯ ha ¯ ’ı¯ l, Medicina Spiritualis XVIII, zitiert nach: Cöln, Nomokanon (Fn. 643), S. 29. Für die Beschränkung auf Geistliche Haase, Quellen (Fn. 133), S. 103; ihm zufolge müsse daneben noch ein weiteres Corpus an Vorschriften für Laien existieren, das er (in Thesenform) mit den „Gnomen“ des Konzils (siehe sogleich) identifiziert. 675 Vgl. näher unten III.5.c)aa).
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dritte Sammlung, also die „Geistlichen Kanones“ (bei ihm in 26 Abschnitten; sie folgt auf die vier Bücher „Kanones der Könige“ und steht damit noch im Dunstkreis von Nikaia)676: „Dies Buch enthält keine Angabe der Kapitelzahl, wie andere; die Abschnitte bringt nur der Kommentar. 26) Über den Bann, und was die Bischöfe vom Glauben und der Religion verstehen müssen. Darauf folgen Reden der Lehrer und Väter über die Bedeutung der Gebote, Sprüche, welche ohne Absätze aufeinander folgen. Die Anrede bei jedem Satze lautet: O ihr Kinder der Kirche Gottes. Vielleicht ist es der 27. Canon. Es sind 18 Sätze.“
Freilich stellt sich bei der genaueren vergleichenden Lektüre des Textes rasch heraus, daß die von ihm zuvor als 13. der „Bestimmungen für den Canon der Kirche“ verkürzt aufgeführte Regelung677 „Du sollst das Silber und den Besitz nicht lieben und keine Zinsen nehmen.“
sich nach Kontext wie Inhalt grundsätzlich allen bislang genannten Texten zuordnen ließe678. Ganz offenbar sind die dem pseudonikänischen Material zugeordneten Texte entweder (teil-)identisch oder zumindest voneinander oder von einer weiteren Quelle abhängig, die wiederum Parallelen zur Didaché oder einer ihr wiederum vorausliegenden „Zwei-Wege-Lehre“ aufweist679. Eine genauere Klärung der Beziehungen ist hier aufgrund des unzureichenden Quellenmaterials nicht möglich, auch wenn sie angesichts der keineswegs peripheren Bedeutung für die Zinslehre der koptischen Kirche wünschenswert wäre. Dem Kreis der Pseudonikänen ist auch eine weitere Zinsbestimmung zuzurechnen, die sich in den lediglich auf Koptisch überlieferten „Gnomen“ oder Lehrsprüchen der ersten ökumenischen Synode findet680: 676 Zitiert nach Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 42 f.; für die Identifizierung mit dem Text in Mansi, Conciliorum II (Fn. 150), Sp. 1029 ff. Riedel, ebd., S. 42 Fn. 2 sowie Darblade, Collection canonique arabe (Fn. 128), S. 94. – A. A. Geerard, Clavis Patrum 2 (Fn. 132), Nr. 2298 (S. 58) sowie Dossetti, Simbolo (Fn. 132), S. 54 m. Fn. 54. 677 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 38 Nr. 13. Die Zählung bezieht sich offenbar nur auf die „Sammlung in der Sammlung“, also den Kanon XXV (vgl. Fn. 671). 678 Vgl. die Reihenfolge der Einträge bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 38 f., bei Mansi, Conciliorum II (Fn. 150), Sp. 1049 ff. sowie bei Haase, Quellen (Fn. 133), S. 35 ff.: Die größte Übereinstimmung herrscht zwischen den Einträgen von Abu¯ al-Baraka¯t und dem Text von Haase. – Eindeutig für Indentifizierung des Textes mit der arabischen Fassung der Didascalia CCCXVIII Patrum u. a. Garitte, Lettre grecque (Fn. 132), S. 107 m. Fn. 32; Geerard, Clavis Patrum 2 (Fn. 132), Nr. 2298 (S. 58); Kohlbacher, Minor Texts (Fn. 132), S. 148. 679 Siehe zu möglichen Querverbindungen Haase, Quellen (Fn. 133), S. 103 ff.
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III. Genese des Wucherverbots in den orientalischen Nationalkirchen
„XXX. [. . .] Derjenige, welcher auf Zinsen sinnt, was will er für sich in der Kirche (ýkklhsi·a).“
Der Lehrsatz ist insofern bemerkenswert, als er die Beschränkung auf Kleriker abstreift und sich an alle Christen wendet. Allerdings dürfte ihm eher homiletischer als rechtlicher Gehalt zukommen681; in den Rechtssammlungen der koptischen Kirche spielt er denn auch – soweit erkennbar – keinerlei Rolle mehr. Anders verhält es sich mit den sogenannten orientalischen oder arabischen Kanones von Nikaia, die in den Sammlungen meist mit 84, gelegentlich mit 80 Einträgen überliefert sind682. Sie enthalten gleich zwei Verbote des Zinswuchers, die sich im Kern auf authentische Synodalkanones zurückführen lassen. Freilich fällt Kanon 16 der arabischen „Kanones von Nikaia“ insofern ein wenig aus der Reihe, weshalb die Quelle der Bestimmung nicht zweifelsfrei zu bestimmen ist683: „Si quis monachus, aut ex ordine clericali fœnerator inventus fuerit, aut usuris deditus, vel illicitis studens lucris, suo deponendus est gradu, & ministerio privandus.“
Die Regelung enthält zwar Elemente, die sich unschwer Kanon 17 des ersten ökumenischen Konzils oder Kanon 4 der Lokalsynode von Laodikeia 680
Haase, Quellen (Fn. 133), S. 48. – Vgl. zu diesen „Gnomen“ auch die Versionen bei Revillout, Concile de Nicée 2 (Fn. 138), S. 494 sowie J. Lammeyer, Die sog. Gnomen des Concils v. Nicaea, Beirut 1912, S. 75; zur Quelle siehe dens., ebd., S. 5, 25 ff.; H. Achelis, The GNWMAI of the Synod of Nicaea, in: The Journal of Theological Studies 2 (1901), 121 ff. (Datierung: ca. 400; kein Zusammenhang mit dem echten Nikänum) sowie Coquin, Arabic Canons (Fn. 149), S. 1789 f. 681 So Lammeyer, Gnomen (Fn. 680), S. 29; a. A. Achelis, GNWMAI (Fn. 680), S. 123, der den Text als regelrechte Kirchenordnung anspricht. 682 Vgl. oben II.2.a)cc). – Lateinische Übersetzungen von F. Turriano S. J. sowie A. Ecchellensis, in Mansi, Conciliorum II (Fn. 150), Sp. 947 ff. resp. 981 ff.; vgl. auch die italienische Übersetzung der äthiopischen Fassung von da Leonessa, Versione etiopica (Fn. 150), S. 65 ff. – Zu den pseudonikänischen Kanones näher Revillout, Concile de Nicée 1 (Fn. 133), Fasc. 2 S. 110 m. Fn. 2; Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 587 ff.; Darblade, Collection canonique arabe (Fn. 128), S. 81 ff.; Meinardus, Canon Law (Fn. 30), S. 234 sowie Nasrallah/Haddad, Histoire II/2 (Fn. 23), S. 203; knapp auch Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 154. 683 Mansi, Conciliorum II (Fn. 150), Sp. 986; vgl. auch die Turriano-Version (Kanon XV: ebd., Sp. 957): „Si quis eorum qui sunt in clero, aut subjectus regulæ, avaritiæ, & turpi lucro studeat, aut data pecunia fœnori, centesimas exigat, aut sescuplas, dejiciatur ex gradu, & sit alienus a regula“; vgl. ferner die Fassung bei de Leonessa, Versione etiopica (Fn. 150), S. 71: „Canone 16o. – DELL’USURA. – Se si trova alcuno tra i monaci, o che abbia un grado ecclesiastico, che dia danaro per domandare guadagno, ovvero presti ad usura, o cerchi un guadagno illecito, decada dal suo grado ed esca dal suo officio.“ – In der kürzeren Fassung mit 80 Kanones firmiert die Bestimmung als Kanon 15; vgl. dazu die instruktive Synopse bei de Leonessa, ebd., S. 65. – Zu den Originalbestimmungen nochmals oben II.2.a)aa).
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zuordnen ließen684, setzt aber auch eigene Akzente. Fremdkörper in der bisherigen Überlieferung ist insbesondere der Mönch als Erstadressat des Zinsverbots. Zwar sind namentlich aus dem syrischen Raum eigene Mönchskanones mit Wucherverboten überliefert685, doch läßt sich eine Abhängigkeit von diesen nicht nachweisen bzw. scheidet aus Gründen der Chronologie aus. Wahrscheinlicher ist, daß das im Kern synodale Material bei der Aufnahme in die Mönchsregel entsprechend angepaßt wurde, ohne daß sich Zeitpunkt und Ort dieses Eingriffs näher bestimmen ließen. Die zweite Zinsregelung der arabischen Kanones von Nikaia (Kanon 56) belegt hingegen klar die von Braun und Graf angenommene Abhängigkeit vom ersten Teil der syrischen Sammlung mit 73 Einträgen686. Alle im syrischen Kanon 19 enthaltenen Elemente (Zinsverbot für Kleriker, Umgangsverbot mit Juden, Rückführung auf die Apostel und Forderung nach Gehorsam) begegnen auch in der ägyptischen Überlieferung687: „Nullus sacerdos det fœnori pecuniam suam, neque usura utatur, aut quæstum iniquum, & illicitum faciat, neque cum Judæi ineat societatem, aut fraternitatem. Siquidem hoc apostoli statuerunt, & proinde juste, ac debite hoc facere oportet omnes fideles, atque sequi. Quicumque autem huic sanctioni contradixerit, excommunicatus denunciatur.“
Zitate in den späteren Rechtsbüchern belegen, daß diese Kanones 16 und 56 gleichsinnig als Zinsverbot für Kleriker verstanden und dementsprechend im Verbund zitiert werden, insofern also den Aussagegehalt der synodalen Originalbestimmungen durchaus bewahren688. 684 Dies gilt namentlich dann, wenn man die Übersetzung von Turriano zugrundelegt (Fn. 683): sein Text transportiert – unterstellt man eine genaue Übersetzung und keine stillschweigende Ergänzung – mit der Unterscheidung von centesima und sescupla sehr genau die nikänische Ursprungsfassung mit der Differenzierung von ‘ekatosté und ‘emiolíon [vgl. oben II.2.a)aa)]. 685 Vgl. oben Fn. 484 ff. 686 Vgl. nochmals oben II.2.a)cc). 687 Nochmals Mansi, Conciliorum II (Fn. 659), Sp. 998; vgl. wiederum die Turriano-Fassung (Kanon LII: ebd., Sp. 969): „Nullus sacerdos det fœnori, neque quæstum iniquum faciat, neque societatem cum Judæis habeat, neque fraternitatem; neque cum eis cibum aut potum sumat: siquidem sancti apostoli hoc statuerunt, & hoc fideles facere oportet: & quicumque non paruerit, synodus eum excommunicat“; in der äthiopischen Handschrift, die der Übersetzung von de Leonessa, Versione etiopica (Fn. 150) zugrunde liegt, fehlt der entsprechende Eintrag. Vgl. dazu seine Synopse, ebd., S. 67: „Che non è lecito all’ecclesiastico dare il danaro ad usura.“ – In der Fassung mit 80 Kanones firmiert die Bestimmung als Kanon 52 (ebd.). – Die syrische Version oben bei Fn. 481. 688 Siehe namentlich die Medicina Spiritualis des Mı¯ ha ¯ ’ı¯ l v. Malı¯ g (unten Fn. 817): „Und ebenso sagen sie im (Kanon) 16 von den 84 und im (Kanon) 56 . . .“. Auf die gleichen Bestimmungen Nr. 16 und 56 (Sigle: „Sno“) stützt der Nomokanon des Mı¯ ha¯’ı¯ l von Dimya¯t seine Zinsregelung: siehe Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 110 Nr. 60.
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bb) Laodikeia Das Zinsverbot für Kleriker in Kanon 4 der Synode von Laodikeia wird – wohl aufgrund eines sprachlichen Mißverständnisses – zunächst verstümmelt in das koptische Corpus Canonum übernommen689: „Canon (o˜.) 4 Il ne faut pas que le clerc prête à usure (ûdanûze(in)) ou (h˙) prélève des intérêts ou (h˙) l’impôt du blé.“
Während danach das Wucherverbot für Kleriker als solches erhalten bleibt und in dieser Kurzfassung auch in die Kanonessammlungen eingeht690, wird aus dem von der Synode nochmals eingeschärften Verbot, das ‘emiolíon (im Sinne eines Jahreszinssatzes von 50% auf Getreidedarlehen) zu verlangen, eine Norm gegen die Erhebung der Getreidesteuer (embole) durch Kleriker691. Das auf diese Weise zustandegekommene Verbot begegnet in den koptischen Quellen noch häufiger, etwa in einzelnen Versionen der Apostolischen Kanones692 sowie in den Rechtsvorschriften des (Ps.-)Athanasius693: „§ 22. None of the priests may concern himself with the matter of the land-tax.“
Hingegen wird Kanon 17 von Nikaia ungeachtet der identischen Problemlage richtig auf Zins bezogen694. Damit bleibt die Kernbotschaft beider 689
R.-G. Coquin, Le Corpus Canonum copte, in: Orientalia 50 (1981), S. 40 (68); zur Quelle ders., ebd., S. 40 ff. – Aufschlußreich zu den Problemen der Übersetzung aus dem Griechischen in die koptischen Dialekte Leipoldt, Geschichte (Fn. 634), S. 138. 690 Siehe nochmals die Inhaltsangaben bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 43 f., 125 (Nr. 31), 136 (Nr. 11), 139 (Nr. 17); zusammenfassend S. 178 sowie bei Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 328 (Nr. 22), 340 (Nr. 12), 343, 345, 348 (zusammenfassende Übersicht ebd., S. 334, 349 u. 368 f.). 691 Die wahrscheinliche Entstehung dieses Fehlers zeichnet nach Coquin, Corpus Canonum (Fn. 689), S. 68 m. Fn. 61; vgl. dens., ebd., S. 85 f. sowie dens., Art. Canons, Apostolic, in: Atiya, Coptic Encyclopedia (Fn. 149), Bd. 2, S. 451 (453). 692 Zu den koptischen Fassungen von Kan. 81 der Apostolischen Kanones (Kan. 67 der koptischen, Kan. 53 der arabischen Fassung) diesbezüglich Coquin, Corpus Canonum (Fn. 689), S. 85; ders., Canons, Apostolic (Fn. 691), S. 453. 693 Zitiert nach: Riedel/Crum, Canons of Athanasius (Fn. 562), S. 29; vgl. dazu Coquin, Corpus Canonum (Fn. 689), S. 85 f. – Zur Quelle und ihrer Authentizität einerseits knapp ders., Art. Canons of Pseudo-Athanasius, in: Atiya, Coptic Encyclopedia (Fn. 149), Bd. 2, S. 458 f.; Bardenhewer, Geschichte 3 (Fn. 165), S. 68 f.; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 345 (alle gegen die Autorschaft des Athanasius), andererseits Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 230 f. (ohne Stellungnahme) sowie ders., Introduction (Fn. 562), S. X ff. (für Urheberschaft des Kirchenvaters). 694 Vgl. oben in Fn. 659.
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Bestimmungen gleichwohl erhalten: der Zinswucher ist Klerikern (und nur diesen) verboten. cc) Karthago Daß Bestimmungen von karthagischen Synoden in den koptischen Sammlungen auftauchen695, erscheint aufgrund der afrikanischen Herkunft dieser Kanones zunächst naheliegend. Gleichwohl wirft der koptische Rekurs auf Karthago bzw. „Qirta¯gijja“696 gleich mehrere Probleme auf. Zunächst legt ˙ Handschriften nahe, daß unter dem Titel „Karthago“ die Benennung in den teils die 14 bzw. 15 Kanones der Lokalsynode von Neokaisareia (zwischen 314 u. 325 n. Chr.) überliefert werden697, unter diesem Eintrag also keine Hinweise zum Zinsverbot zu erwarten sind. Im nächsten Schritt gilt es zu prüfen, ob es sich in den verbleibenden Fällen um eine Rezeption der echten Konzilsakten oder des sog. Codex Canonum Ecclesiae Africanae handelt, einer Sammlung, die im Anschluß an das Konzil von 419 n. Chr. approbiert wurde698. Tatsächlich läßt sich die koptische Fassung der Kanones von Karthago nur als freie Adaption dieser Sammlung deuten699; das in ihrem Kanon 5 enthaltene Zinsverbot verweist allerdings zugleich auf die oben zugrundegelegte Bestimmung des Konzils des Gratus zurück, so daß lediglich eine mittelbare Rezeption vorliegt. In der Sache enthält die von Abu¯ al-Baraka¯t lakonisch mit „Über das Verbot des Zinses“700 zusammengefaßte Bestimmung weiterhin ein auf Geistliche beschränktes Zinsverbot. 695 Siehe einmal mehr die Inhaltsangaben bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 33 (15 Kanones), 45 ff. (123 Kanones), 124 (Nr. 18), 126 (123 Kanones), 136 (Nr. 14), 137 (Nr. 13); zusammenfassend S. 178 sowie bei Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 329 (Nr. 32: 123 Kanones), 340 (Nr. 9 u. 10), 341, 345, 348. 696 So die Bezeichnung des Abu ’l-Baraka ¯ t bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 45; vgl. auch seine Geschichte des Konzils, ebd., S. 45 f. 697 Dieser Hinweis bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 177 m. Fn. 2; Revillout, Concile de Nicée 1 (Fn. 133), Fasc. 2 S. 68 ff. m. Fn. 2 Nr. 4; Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 594 sowie Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 340 m. Fn. 119. – Siehe im einzelnen die Einträge bei Riedel, Kirchenrechtsquellen, ebd., S. 33 (Abu¯ al-Baraka¯t: „Die Canones der Synode, welche sich bei Neocaesarea versammelte. Das ist Qaisa¯rijja; sie heißt aber auch Synode von Karthago, in der Provinz Westafrika“), 124 (Nr. 18), 136 (Nr. 13), 137 (Nr. 13). 698 Text des Codex in: Mansi, Conciliorum III (Fn. 96), Sp. 669 ff.; vgl. Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 594. 699 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 135, 178 („eine von der lateinischen und griechischen sehr abweichende Recension“); Übersetzung der Kurzfassung des Abu ‘l-Baraka¯t ebd., S. 46 ff.; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 345; vgl. noch Gozman, Copti (Fn. 634), S. 44 f. sowie Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 153. 700 Nach Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 46 Nr. 5.
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In dieser Fassung findet sie neben seiner theologischen Enzyklopädie noch Eingang in die Medicina Spiritualis des Mı¯ ha¯’ı¯ l v. Malı¯ g701 sowie weitere Werke702. Sie fügt sich damit in das insofern bemerkenswert einheitliche koptische Bild der reichskirchlichen Überlieferung ein: Geistlichen ist jede Zinsforderung verwehrt. c) Pseudo-apostolisches Material Es ist der Vielzahl von Rezensionen und Übersetzungen mitsamt ihrer noch nicht völlig schlüssig geklärten Rezeptionsvorgänge geschuldet, daß das pseudoapostolische ägyptische Material teils ursprünglich auf den Wucher bezogene Vorschriften unterschlägt oder doch verunklart (so in den Kanones der Apostel), teils aber auch einen Bezug zum Zins dort herstellt, wo er in der Ausgangsfassung nicht gegeben war (so in den Kanones des Hippolyt). Im folgenden sollen die in der Tradition der Kirche von Alexandreia vorhandenen Texte vermeintlich apostolischer Provenienz dargestellt werden, die sich mit der Behandlung des Wuchers beschäftigen. aa) Der „Sinodus der Kirche von Alexandrien“ Im Zentrum des pseudoapostolischen Materials der koptischen Tradition steht eine aus zwei Bestandteilen zusammengesetzte Rechtssammlung, die in allen drei Sprachen der ägyptischen Kirche – freilich mit teils signifikanten Unterschieden – überliefert ist und in der Literatur als Sinodos oder Synodos firmiert703. Diese Sammlung enthält in ihrem ersten Teil die sog. Canones Ecclesiastici704, in einem zweiten signifikant voneinander abwei701 Siehe unten Fn. 817: Mı¯ ha ¯ ’ı¯ l stützt sich ausdrücklich auf Kanon 5 einer „zweiten Synode von Karthago“ (?). Daß er dabei auf die Bestimmung aus dem Codex rekurriert, belegt nicht zuletzt das einprägsame Bild von der Gier als „Mutter allen Übels“. 702 Zusammenfassend Meinardus, Canon Law (Fn. 30), S. 237 f. – Vgl. noch die Nachweise bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 126 (Nr. 48), 136 (Nr. 14); Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 340 Nr. 9. 703 Im Überblick J. Leipoldt, Einleitung, in: W. Till/J. Leipoldt (Hrsg.), Der koptische Text der Kirchenordnung Hippolyts, 1954, S. VII ff.; Geerard, Clavis Patrum 1 (Fn. 102), Nr. 1732; Faivre, Documentation (Fn. 78), S. 209 ff.; Bradshaw, Kirchenordnungen (Fn. 102), S. 664; Geerlings, Einleitung (Fn. 107), S. 144 f., 151 ff.; Steimer, Vertex traditionis (Fn. 102), S. 134 ff.; ders., Art. Alexandrinischer Sinodos, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 17; Di Berardino, Letteratura canonistica (Fn. 102), S. 305 f.; D. Ceccarelli Morolli, Art. „Synodus alexandrina“ o „Canones ecclesiastici“, in: Farrugia, Dizionario (Fn. 24), S. 736; Kohlbacher, Gebrauch (Fn. 127), S. 306 ff.; Mühlsteiger, Kirchenordnungen (Fn. 78), S. 229 ff.; vgl. auch Baumstark, Paralleltexte (Fn. 127), S. 102 ff. sowie Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 564 ff., 581 ff.
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chende Rezensionen der Canones Apostolorum705. Die Canones Ecclesiastici sind in ihrer saidischen (78 Kanones) Version von Lagarde und Bouriant ediert706 sowie von Horner übersetzt worden707. Bereits zuvor hatte Tattam eine (ursprünglich nicht numerierte, sondern in sieben Bücher eingeteilte) bohairische Fassung herausgegeben und übersetzt708. Die arabische Version kennt ihrerseits zwei Rezensionen709; ediert und übersetzt ist lediglich eine in 71 Kanones710. Die Canones Ecclesiastici lassen sich ihrerseits in drei Abschnitte teilen; Kanones 1–30 (arabisch: 1–20) speisen sich aus der Apostolischen Kirchenordnung711 und verweisen damit letztlich auf die Didaché712. Die Kanones 31–62 (bzw. 21–47; sog. Ägyptische Kirchenord704 Guter erster Überblick bei R.-G. Coquin, Art. Canons, Ecclesiastical, in: Atiya, Coptic Encyclopedia (Fn. 149), Bd. 2, S. 453 ff.; siehe auch Faivre, Documentation (Fn. 78), S. 277 ff. 705 Erneut instruktiv Coquin, Canons, Apostolic (Fn. 691), S. 451 ff.; vgl. noch die ältere Darstellung von Turner, Notes (Fn. 116), S. 529 ff. 706 P. Lagarde (Hrsg.), Aegyptiaca, 1883, S. 239 ff. (durch ihn auch die Prägung des Begriffs Canones Ecclesiastici); U. Bouriant (Hrsg.), Les Canons apostoliques de Clément de Rome. Traduction en dialecte copte thébain d’après un manuscript de la bibliothèque du patriarche Jacobite de Caire, in: Recueil des travaux relatifs à la philologie et à l’archéologie égyptiennes et assyriennes 5 (1884), 199 ff.; 6 (1885), 97 ff. – Kritisch zur letztgenannten Ausgabe insbesondere J. Leipoldt, in: ders. (Hrsg.), Saïdische Auszüge aus dem 8. Buche der Apostolischen Konstitutionen, 1904, S. 1 (1 f.). 707 G. Horner (Übers.), The Statutes of the Apostles or Canones Ecclesiastici, London 1904, S. 295 ff. 708 H. Tattam (Hrsg.), The Apostolical Constitutions or Canons of the Apostles in Coptic, London 1848; Kollation der bohairischen Handschrift mit der saidischen bei Horner, Statutes (Fn. 707), S. 445 ff. – Die bohairische Handschrift ist allerdings erst 1804 aus dem Saidischen angefertigt worden: Geerlings, Einleitung (Fn. 107), S. 151; zu ihrer begrenzten Aussagekraft auch Mühlsteiger, Kirchenordnungen (Fn. 78), S. 233 (vgl. aber auch dens., ebd., S. 263). 709 Coquin, Ecclesiastical (Fn. 704), S. 454. 710 Kritische Edition und Übersetzung: J. Périer/A. Périer (Hrsg.), Les „127 Canons des Apotres“, in: Patrologia Orientalis 8 (1912), S. 573 (573 ff.); vgl. ferner die Edition und Übersetzung von Horner, Statutes (Fn. 707), S. 89 ff., 233 ff. sowie die Teiledition von I. Guidi, Il canone biblico della chiesa copta, in: Revue Biblique 10 (1901), 161 (162 ff.); siehe dazu Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 21 ff.) sowie Mühlsteiger, Kirchenordnungen (Fn. 78), S. 233 f. 711 Dazu Harnack, Lehre (Fn. 104), S. 193 ff.; Coquin, Ecclesiastical (Fn. 704), S. 454; Di Berardino, Letteratura canonistica (Fn. 102), S. 294 f. sowie D. Ceccarelli Morolli, Art. Canoni ecclesiastici degli Apostoli o Costituzione ecclesiastica degli Apostoli, in: Farrugia, Dizionario (Fn. 24), S. 138. – Siehe zur sog. Apostolischen Kirchenordnung oben bei und in Fn. 478. 712 Für diesen Konnex Harnack, Lehre (Fn. 104), S. 215 f., 237 f.; ders., Die Quellen der sogenannten Apostolischen Kirchenordnung, 1886, S. 1, 7 ff.; Coquin, Ecclesiastical (Fn. 704), S. 454 sowie Mühlsteiger, Kirchenordnungen (Fn. 78), S. 114.
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nung) werden nunmehr der Traditio Apostolica des [Ps.-]Hippolytus von Rom zugerechnet713. Damit eng verwandt, nicht aber identisch sind die – erst in Ägypten im 4. Jahrhundert entstandenen und lediglich arabisch überlieferten – 38 Canones Hippolyti714; Parallelen bestehen ferner zum Testamentum Domini715. Die Canones Ecclesiastici schließen mit einer Bearbeitung des 8. Buches der apostolischen Konstitutionen (Kanones 63–78 bzw. 48–71)716, die ihrerseits wiederum der Traditio Apostolica verpflichtet 713 Edition der sahidischen Version: Till/Leipoldt, Kirchenordnung Hippolyts (Fn. 703); vgl. dazu zuletzt Geerlings, Einleitung (Fn. 107), S. 144 ff.; Steimer, Vertex traditionis (Fn. 102), S. 28 ff.; ders., Art. Ägyptische Kirchenordnung, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 8; Martimort, Nouvel examen (Fn. 107), S. 5 ff.; Coquin, Ecclesiastical (Fn. 704), S. 454 f. und Mühlsteiger, Kirchenordnungen (Fn. 78), S. 231 f. 714 Kritische Edition: Coquin, Canons d’Hippolyte (Fn. 634), S. 269 (339 ff.); ältere deutsche Übersetzungen bei V. Gröne (Übers.), Hippolytus’, des Presbyters und Martyrers, Canones, übersetzt und mit Einleitungen versehen, 1874, S. 11 ff. sowie Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 34 (S. 200 ff.); jüngere englische bei P. [F.] Bradshaw (Hrsg.), The Canons of Hippolytus, Nottingham 1987. – Zum Werk vgl. R.-G. Coquin, Introduction, in: ders., ebd., S. 273 ff.; ders., Art. Canons of Hippolytus, in: Atiya, Encyclopedia (Fn. 149), Bd. 2, S. 458; ders., Ecclesiastical (Fn. 704), S. 455; P. F. Bradshaw, Introduction, in: ders., ebd., S. 5 ff.; zum möglichen Entstehungsort H. Brakmann, Alexandreia und die Kanones des Hippolyt, in: Jahrbuch für Antike und Christentum 22 (1979), 139 ff. – Vgl. ferner V. Gröne, Einleitung, in: ders., Canones, ebd., S. 5 ff.; P. Batiffol, Les canons d’Hippolyte d’après des travaux récents, in: Revue Biblique 10 (1901), 252 ff.; A. Baumstark, Kanones des Hippolytos oder Kanones des Julius?, in: Oriens Christianus 2 (1902), 191 ff.; Riedel, Kirchenrechtsquellen, ebd., S. 193 ff.; dens., Bemerkungen zu den Kanones des Hippolytus, in: Theologische Studien und Kritiken 76 (1903), 338 (339 ff.); J. Arendzen, The XXXII Canon of Hippolytus, in: The Journal of Theological Studies 4 (1903), 282 ff.; Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 602 ff.; V. Botte, L’origine des Canons d’Hippolyte, in: Mélanges en l’honneur de Mgr. Andrieu, Straßburg 1956, S. 53 ff.; ders., Anciennes collections (Fn. 102), S. 338 ff.; Bradshaw, Kirchenordnungen (Fn. 102), S. 668 f.; Steimer, Vertex traditionis (Fn. 102), S. 72 ff.; ders., Art. Canones Hippolyti, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 139 f.; Di Berardino, Letteratura canonistica (Fn. 102), S. 296 ff.; D. Ceccarelli Morolli, Art. „Canoni di Ippolito“, in: Farrugia, Dizionario (Fn. 24), S. 137; Mühlsteiger, Kirchenordnungen (Fn. 78), S. 147 ff. sowie H. Kaufhold, Art. Hippolyt, Kanones des, in: ders., Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 198. 715 Wiederum Geerlings, Einleitung (Fn. 107), S. 154 sowie Coquin, Ecclesiastical (Fn. 704), S. 455; vgl. Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 18 (S. 156). – Zu dessen syrischer Fassung siehe oben Fn. 477; zur äthiopischen unten Fn. 875. – Eine arabische Fassung des Testamentum ist nicht ediert; vgl. dazu A. Baumstark, Die arabischen Texte der Diaqh·ke tou~ Kurûou, in: Römische Quartalschrift 14 (1900), 291 ff.; Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 569 ff. 716 Edition: Leipoldt, Auszüge (Fn. 707), S. 10 ff. (nach Lagarde, Aegyptiaca [Fn. 706]), S. 40 ff. (ältere Textgestalt). – Siehe dazu dens., Einleitung, ebd., S. 1 ff.; Baumstark, Paralleltexte (Fn. 127), S. 122 ff.; F. X. Funk, Das achte Buch der Apostolischen Konstitutionen in der koptischen Überlieferung, in: Theologische
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ist717. Separat überliefert ist hingegen die „Lehre der Apostel“ („Lehre des Addai“), in der arabischen Tradition als „Gewohnheit“ (sunna) bezeichnet und in 30 Abschnitte eingeteilt718. Infolge der geschilderten Parallelrezeption der Traditio finden sich in den verschiedenen Versionen der Canones Ecclesiastici regelmäßig gleich zwei Passagen, die auf eine Verurteilung des Wuchers hin untersucht werden müssen. Das Ergebnis dieser Untersuchung verblüfft: Während die koptische Rezeption der Kanones von Laodikeia noch dazu neigt, den Bezug zum Wucher aufzulösen und das Verbot auf die Steuererhebung zu erstrekken719, wird jetzt umgekehrt eine ursprünglich wohl gegen Münzmanipulationen gerichtete Vorschrift auf den Wucher bezogen. Die Ausgangsfassung der fraglichen Bestimmung (Kanon 16) lautet720: „. . . und der Abschneider, der den Rand der Münzen abschneidet [. . .]: alle diese sollen abgewiesen werden.“
Die Canones Ecclesiastici enthalten diese in der Traditio zu findende Auflistung von Gewerben, die den Bewerber vom Katechumenat ausschließen, einmal im Rahmen der Ägyptischen Kirchenordnung721, einmal im Rahmen der Epitome der Apostolischen Konstitutionen722. Allerdings ergibt eine Untersuchung der verschiedenen Rezensionen der Canones Ecclesiatici der koptischen Kirche, daß sie zur Frage des Wuchers durchweg schweigen. Vielmehr wird die in der Ursprungsfassung gegen Münzmanipulationen durch „Klipper“ gerichtete Vorschrift im ersten Teil des Sinodos durchweg mißverstanden und auf „Beschneidungen“ aller Art bezogen, so auf solche Quartalschrift 86 (1904), 429 ff.; Botte, Anciennes collections (Fn. 102), S. 336 ff.; Geerlings, Einleitung (Fn. 107), S. 144 ff., 151. 717 Geerlings, Einleitung (Fn. 107), S. 153 f. 718 Näher Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), §§ 1, 21 (S. 18 ff., 159 ff.); vgl. dazu Meßner, Lehre der Apostel (Fn. 443), S. 308 m. Fn. 21. 719 Vgl. oben III.4.b)bb). 720 Zitiert nach der Übersetzung von W. Geerlings (Hrsg.), Traditio Apostolica. Apostolische Überlieferung, in: Fontes Christiani, Bd. 1, 1991, S. 211 (249); Synopse und Kommentierung in Attridge, Apostolic Tradition (Fn. 107), S. 87 ff. – Vgl. die Übersetzung bei Botte, Tradition apostolique (Fn. 107), S. 39 (dort als Kanon 17 gezählt, der allerdings doppelt auftaucht [vgl. S. 38] und daher auf ein Versehen zurückzuführen sein dürfte). – Zu diesem Inhalt des Kanons ders., YELLISTHS – YALISTHS, in: Revue des études byzantines 16 (1958), 162 (163 f.). 721 Saidisch: Kanon 41 (Horner, Statutes [Fn. 707], S. 311 ff.); bohairisch: Kanon 41 (Tattam, Constitutions [Fn. 708], S. 44 ff.); arabisch: Kanon 27 ff. (Horner, ebd., S. 249 ff.; Périer/Périer, Canons des Apotres [Fn. 710], S. 46 ff.). 722 Saidisch: Kanon 78 (Horner, Statutes [Fn. 707], S. 350 ff.); bohairisch: Buch VI, Kanon 79 (Tattam, Constitutions [Fn. 708], S. 166 ff.); fehlt in der (verkürzten) arabischen Version.
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Zeitgenossen, die die Säume von Kleidern durch Beschneidung zerstören (Kanon 41 der saidischen wie bohairischen Version)723 oder aber die Kleider von Grabräubern aufkaufen (sic!; Kanon 29 der arabischen Version)724. In der zweiten Rezeption im Rahmen der verkürzten Wiedergabe der Apostolischen Konstitutionen schließlich fehlt der psellistes ganz; hier findet sich stattdessen übereinstimmend eine Invektive gegen Schlangenbeschwörer (so die saidische, bohairische und arabische Fassung)725. Ganz anders die ebenfalls auf der Traditio Apostolica fußenden ägyptischen Kanones des (Ps.-)Hippolytus; Wucher fällt hier in Kanon 15 der arabischen Version unter die Berufe, die für Christen nicht statthaft sind; das Verbot erstreckt sich dabei über den Klerus hinaus auf alle Gläubigen726: „Canon 15. (De) plusieurs occupations qu’on ne doit pas exercer. [. . .] . . . un usurier . . . ne les catéchisez et ne les baptizes que lorsqu’ils auront renoncé à toutes ces occupations de cette sorte . . .“
Fraglich ist, ob man darin eine bewußte Zuspitzung der Wucherdoktrin durch den unbekannten Verfasser bzw. Redaktor der Schrift erblicken kann. 723 Horner, Statutes (Fn. 707), S. 295 (313): „. . . or they (lit. singular) who spoil fringes of tunics, who are the clippers (psellistes) . . .“; Tattam, Constitutions (Fn. 708), S. 48: „. . . or a destroyer of the fringes of the garments“. – Vgl. die Version bei Till/Leipoldt, Kirchenordnung Hippolyts (Fn. 703), S. 12 (Kanon 41): „. . . der die Säume der Kleider zerstört (oder: abschneidet) – das sind die Stotterer (so!) (yellisth·ò)“; siehe noch H. Achelis, Die Canones Hippolyti, 1901, S. 84: „oder (ç) der, welcher die Fransen der Kleider zerstört (?) – das sind nämlich die yellisth·ò . . .“ sowie Attridge, Apostolic Tradition (Fn. 107), S. 90: „. . . or (ç) the one who ruins the hems of garments, those who are the stutterers (yellisth·ò) . . .“. 724 Horner, Statutes (Fn. 707), S. 250: „. . . or one who sells clothes from the diggers of the graves“. – Zu den verschiedenen Fassungen ders., Introduction, ebd., S. VII (XV); vgl. auch Périer/Périer, Canons des Apotres (Fn. 710), S. 48 sowie die Anmerkung von G. Goeseke, Anhang, in: Till/Leipoldt, Kirchenordnung Hippolyts (Fn. 703), S. 50: „. . . der die Säume der Kleider zerstört, das sind die yellistaû oder einer, der die Fransen der Kleider zerstört, da er sie abschneidet“. – Gegen ein Mißverständnis hingegen die Kommentierung in Attridge, Apostolic Tradition (Fn. 107), S. 92: der ganze Kontext weise auf magische Praktiken hin, beim Beschneiden der Gewänder gehe es um als heidnisch gebrandmarkte Abwehrzauber. 725 Siehe Horner, Statutes (Fn. 707), S. 351 (Kanon 75 saidisch); Leipoldt, Auszüge (Fn. 707), S. 27 u. 42; Tattam, Constitutions (Fn. 708), S. 170 (Buch VI, Kanon 79 bohairisch); Horner, Statutes, ebd., S. 282 bzw. Périer/Périer, Canons des Apotres (Fn. 710), S. 96 (Kanon 62 arabisch). 726 Coquin, Canons (Fn. 714), S. 339 (369). – Vgl. noch die deutsche Übersetzung von Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 200 (207): „Canon 15: Über einige Handlungen, die man nicht begehen darf. Ein . . . Wucherer . . . alle diese und ähnliche macht nicht zu Katechumenen und tauft sie nicht . . .“; siehe auch Gröne, Canones (Fn. 714), S. 20; Bradshaw, Canons (Fn. 714), S. 19 sowie Attridge, Apostolic Tradition (Fn. 107), S. 91. – Vgl. ferner Achelis, Canones Hippolyti (Fn. 723), S. 38 (84; dort Kanon XV § 76). Die Vorschrift bespricht Seipel, Kirchenväter (Fn. 79), S. 177.
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Der Kompositionskontext ist strittig; als Entstehungsorte der Canones Hippolyti werden wahlweise die Metropole Alexandreia oder eine Provinzgemeinde genannt727. In beiden Szenarien erscheint es als plausibel, daß ein christlicher Autor des 4. Jahrhunderts sich angesichts sozialer Verwerfungen in der Spätphase des römischen Reiches grundsätzlich gegen den Zins wendet und Wucherer von der Gemeinde fernhalten will. Andererseits legt die gerade skizzierte und mehr als bewegte Überlieferungsgeschichte der Traditio Apostolica nahe, daß die Erstreckung des Taufverbots auf Wucherer genausogut Ergebnis eines Mißverständnisses oder assoziativen Denkens sein kann, das schlicht auf das Hantieren mit Geld im weitesten Sinne abstellt. Die Frage kann wohl auch deshalb auf sich beruhen, weil der Text der Canones keine allzu große Wirksamkeit entfaltet728. Er findet zwar Aufnahme in die großen Nomokanones729, dient hier aber nur ausnahmsweise als ausschlaggebender Referenztext730. Weniger auffällig ist die Rezeption der Apostolischen Kanones durch die alexandrinische Kirche. Das in Kanon 44 der Ursprungsfassung enthaltene Zinsverbot für Bischöfe, Priester und Diakone taucht in der Sache unverändert in der koptischen (71 Kanones) wie in der arabischen Fassung (56 Kanones) auf731; daneben ist den ägyptischen Kanonisten noch eine weitere Fassung als achtes Buch des clementinischen Oktateuch bekannt732. Die arabische Fassung verbietet in Kanon 33 den genannten Klerikern den Wucher und hält sich dabei eng an den Originalwortlaut733: „L’évêque, le prête ou le diacre exigeant une usure de celui à qui ils ont fait un prêt devront cesser, sinon ils seront déposés.“ 727
Übersicht über den Streitstand bei Steimer, Vertex traditionis (Fn. 102), S. 78. So ausdrücklich Coquin, Canons of Hippolytus (Fn. 714), S. 458 unter Hinweis auf die zurückhaltende Benutzung im Nomokanon des Ibn al-CAssa¯l. 729 Im Detail Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 35, 110 (Nr. 60), 125 (Nr. 33), 131 (Nr. 8), 136 (Nr. 17), 193 ff.; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 328 (Nr. 24), 334, 341 (Nr. 20), 355. 730 Insbesondere läßt sich nicht nachweisen, daß Bestrebungen, das Zinsverbot über Geistliche hinaus auch auf Laien zu erstrecken, mit den Canones Hippolyti abgestützt werden. Mı¯ ha¯’ı¯ l von Dimya¯t etwa führt die Bestimmung in einer ganzen Reihe von Kanones auf, die das Zinsverbot für Kleriker stützen: Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 110 Nr. 60: „Jeder Presbyter und Diakon, der Geldgeschäfte treibt, soll abgesetzt werden.“ 731 Dazu zuletzt Coquin, Canons, Apostolic (Fn. 691), S. 451 ff. – Zuvor J. Périer/A. Périer, in: dies., Canons des Apotres (Fn. 710), S. 553 ff.; Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 573 f. 732 Näher Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 73, 157. 733 Périer/Périer, Canons des Apotres (Fn. 710), S. 679. – In einzelnen Handschriften wird die Bestimmung als Kanon 32 gezählt: siehe etwa Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 3 (S. 110 Nr. 60). 728
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Gleichsinnig bestimmt Kanon 44 der bohairischen Fassung734: „44. The Bishop, or Presbyter, or Deacon, who shall demand usury of those who are debtors to him, let him be cast out.“
In diesen unterschiedlichen Redaktionen werden die Apostolischen Kanones fester Bestandteil der koptischen Rechtssammlungen735 und unterstreichen nochmals die gemeinorientalische „Faustformel“ vom Wucherverbot, das auf Kleriker beschränkt ist. Eine eher untergeordnete und mangels einer zugänglichen Edition noch wenig geklärte Rolle spielt unter den pseudoapostolischen Texten schließlich die koptische Überlieferung der Didaskalia. Bisher ist lediglich ein einzelnes Pergament mit Auszügen bekannt, die sich plausiblerweise der authentischen „Apostellehre“ zuordnen lassen736; die in der Literatur begegnende Identifizierung weiterer Bruchstücke in der ersten koptischen Sammlung reichskirchlicher Kanones dürfte auf ein Mißverständnis zurückzuführen sein737. Eine „Didaskalia“ (ad-Dasqlı¯ ya oder al-Dasqalijja) läßt sich darüber hinaus zwar in einer Reihe von Nomokanones nachweisen738; es handelt sich dabei allerdings nicht um eine Übertragung der – griechischen oder syrischen – Didaskalia, sondern um eine Fassung der ersten sechs resp. sieben Bücher der Apostolischen Konstitutionen739. Daß allein in der Enzyklopädie des Abu¯ al-Baraka¯t drei voneinander abweichende Inhaltsangaben begegnen740, illu734
Tattam, Constitutions (Fn. 708), S. 194. Nachweise bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 20 ff., 110 (Nr. 60), 124 (Nr. 12 f.), 135 f. (Nr. 3, 5, 7 f.); zusammenfassend ders., ebd., S. 157 f. – Siehe auch Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 326 f. (Nr. 2, 4 f.), 333, 339 f. (Nr. 2 ff.). 736 Näher zur Identifizierung des Textes A. Camplani, A Coptic Fragment from the Didascalia Apostolorum, in: Augustinianum 36 (1996), 47 (48 ff.). 737 So die Auskunft bei Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 323, der sich auf Coquin, Corpus Canonum (Fn. 689), S. 41 f. beruft (dieser ordnet die Didascalia CCCXVIII Patrum bzw. das Syntagma Doctrinae aber richtig dem pseudepigraphischen koptischen Material zum Konzil von Nikaia zu; vgl. dazu unten Fn. 750). 738 Nachweise bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 28 ff., 65, 124 Nr. 14, 136 Nr. 9, 164 f. sowie Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 327 Nr. 6. 739 Baumstark, Urgestalt (Fn. 111), S. 201 ff.; Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 564 ff.; Kohlbacher, Gebrauch (Fn. 127), S. 305 f.; zuletzt Kaufhold, Apostolische Konstitutionen (Fn. 127), S. 29; ders., Didaskalia (Fn. 109), S. 147. – Teiledition bei F. X. Funk (Hrsg.), Didascalia et Constitutiones Apostolorum, 1905, Bd. 2, S. 120 ff.; vgl. dazu dens., ebd., S. XXVIII ff. 740 Nachgewiesen bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 28 ff. („AlDasqalijja“: 39 Abschnitte mit zahllosen Randbemerkungen zu den beiden abweichen735
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striert die Schwierigkeiten, eindeutige Schlußfolgerungen auf diese Texte zu stützen741. Die vorhandenen Indices belegen zwar, daß die für das Zinsverbot einschlägigen Passagen des Originals Aufnahme gefunden haben742, lassen aber keine Aussagen darüber zu, ob die Übersetzung in das Arabische den Sinn unversehrt gelassen hat743. Zwei Befunde mahnen zur Zurückhaltung: Zum einen finden sich keine Hinweise darauf, daß in den koptischen Nomokanones Zinsbestimmungen auf die „Didaskalia“ gestützt werden744, zum anderen überliefert auch die von der arabischen abhängige äthiopische Überlieferung nur Teilgehalte der ursprünglichen Regelung745. bb) Weitere apokryphe Väterzeugnisse Die koptische Kirche kann über diese gemeinorientalischen Quellen hinaus aus einem reichhaltigen Material schöpfen, das verschiedenen (meist ägyptischen) Kirchenvätern zugeordnet wird, ohne daß deren Urheberschaft über alle Zweifel erhaben wäre. An erster Stelle ist hier die wohl älteste Formulierung eines (christlichen) Zinsverbots in der Petrus-Apokalypse zu nennen, die im 2. Jahrhundert in Ägypten entstanden sein düfte. Auf seinem Gang durch die Hölle gelangt der Autor (Ps.-Petrus) an einen Ort, an dem verschiedene Sünder bestraft werden, unter ihnen die Wucherer746: den Einteilungen, die dem koptischen Gelehrten vorlagen); vgl. auch den Hinweis bei Kohlbacher, Gebrauch (Fn. 127), S. 305 m. Fn. 63 sowie die Unterscheidung zweier Manuskripttraditionen bei Baumstark, Urgestalt (Fn. 111), S. 202. 741 Vgl. Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 165: „heillose Verwirrung“. 742 Vgl. oben Fn. 497 ff. zu den Kapiteln VI (Übeltäter), XV/III.7.3. (Witwen) und XVI/IV.6.5 (Almosen); siehe die Synopsen bei Baumstark, Urgestalt (Fn. 111), S. 204 u. 206 f. 743 Nach Baumstark, Urgestalt (Fn. 111), S. 205 ist allerdings die Übersetzung in das Koptische ebenso texttreu und präzise wie die weitere Übertragung in das Arabische. 744 Ibn al-CAssa ¯ l vergibt in seinem Nomokanon für die Didaskalia die Sigle DESQ, zieht sie aber nicht im Rahmen der Zinslehre heran: vgl. P. L. Strauss (Hrsg.), The Fetha Nagast. The Law of the Kings, translated by Abba P. Tzadua, Addis Ababa 1968, S. 6. 745 Siehe unten bei Fn. 935 ff.: Insbesondere die Regelung zu den Wucher treibenden Witwen (ursprünglich Kapitel XV) findet sich in dieser Form nicht wieder. 746 Petrus-Apokalypse, Vers. 31, zitiert nach der Übersetzung von A. Harnack (Übers.), Bruchstücke des Evangeliums und der Apokalypse des Petrus, 1893, S. 32; zur griechischen Fassung siehe ebd., S. 19. – Vgl. zum Text noch A. Harnack, Einleitung, ebd., S. 1 (7 f.; dens., Bemerkungen, ebd., S. 48 (51, 54); E. Bratke, Handschriftliche Überlieferung und Bruchstücke der arabisch-aethiopischen Petrus-Apokalypse, in: Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie 36 (1893), 454 (456 ff.). – Zur Petrus-Apokalypse ferner Altaner/Stuiber, Patrologie (Fn. 167), S. 141 f.; G. Röwekamp, Art. Petrus-Literatur, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 565
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„31. In einem anderen grossen und von Eiter und Blut und aufsprudelndem Koth angefüllten Pfuhl aber standen Männer und Weiber bis zu den Knieen; das waren die, welche Zins nehmen und Zinseszins fordern.“
Eine prominente Stellung nimmt in diesem Kontext der Kirchenvater Athanasius († 373 n. Chr.) ein747. Von ihm stammt einmal eine umfassend formulierte Verdammung des Zinses in seinem Psalmenkommentar (in Anlehnung an Ps 14, 5)748. Zugeschrieben werden ihm – neben dem bereits im Kontext der pseudonikänischen Kanones erörterten Syntagma Doctrinae749 – noch gleich vier weitere Stellungnahmen zum Zins: Eine von Revillout zu den Synodalakten eines von Athanasius im Jahre 362 n. Chr. veranstalteten Konzils gerechnete Disziplinarregel verbietet in auffälliger Parallele zur (echten) Didaskalia, Geldgaben von Wucherern entgegenzunehmen750: „Qui’il ne rec¸oive rien . . . ni d’un homme pratiquant l’usure à l’égard de ses débiteurs . . .“
Erhalten ist ferner – in einer Vita des Mönchsvater Antonius – eine Polemik gegen den Wucher der Mönche751: „Et d’abord tu en donnes lex prémices à l’Église; ensuite tu as pitié des veuves, des orphelins et des autres, en leur donnant le fruit de ton travail et non celui de l’usure, de l’avarice ou d’un sordide négoce.“
Auch in den ihm (aller Wahrscheinlichkeit nach einmal mehr fälschlich) zugeschriebenen 107 Kanones erhebt Athanasius die Stimme gegen den Wucher, der hier allerdings neben dem unfairen Zuwiegen und der Übervorteilung von Lohnarbeitern nur als eine von vielen verschiedenen Formen der Ungerechtigkeit erscheint752: (568 f.); sowie Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 271 f., 283 ff. – Vgl. zur äthiopischen Fassung unten bei Fn. 938. 747 Zu ihm Bardenhewer, Geschichte 3 (Fn. 165), S. 44 ff.; Altaner/Stuiber, Patrologie (Fn. 167), S. 271 ff.; zu den ihm zugeschriebenen Werken knapp Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 605 f. sowie Ohme, Sources (Fn. 78), Rz. 2.4, Athanasios of Alexandria, 3 a. E. – Ausgabe ihm zugeschriebener Kanones durch Riedel/Crum, Canons (Fn. 562). 748 Athanasius, Expositiones in Psalmos, in: J. P. Migne (Hrsg.), Patrologiae Cursus Completus, Seria Graeco-Latina, Bd. 27, Paris 1857, Sp. 59 (100); nach Bardenhewer, Geschichte 3 (Fn. 165), S. 63 darf die Schrift im Kern als authentisch gelten. – Siehe dazu M. J. Basten, Athanasius. Wirtschaftsgeschichtliches aus seinen Schriften, Diss. phil. Gießen 1928, S. 59 sowie Maloney, Teachings (Fn. 165), S. 246. 749 Vgl. oben Fn. 664. 750 Zitiert nach Revillout, Concile de Nicée 2 (Fn. 138), S. 427, 431. – Vgl. zur Natur des von ihm übersetzten Textes dens., ebd., S. 419 ff. 751 Zitiert nach Revillout, Concile de Nicée 2 (Fn. 138), S. 461. 752 Zitiert nach Riedel/Crum, Canons (Fn. 562), S. 17. – Vgl. zur Quelle und ihrer Authentizität oben Fn. 693. – Unstrittig nicht athanasianisch ist die Einteilung
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„§ 8. [. . .] And especially, when he causeth loss at the weighing out of the price, receiving payment by the heavy, giving it by the light (weight), or taking usury and, when they reckon, laying the double upon the principal and diminishing the hire of the labourers, so that the labourers cry out unto them.“
Schließlich verdient noch eine dem selben Kirchenvater zugeschriebene apokalyptische Schrift des 8. Jahrhunderts Erwähnung, die sich speziell gegen Verfehlungen des Klerus richtet; der Wucher nimmt hier wiederum eine prominente Stellung im Lasterkatalog ein753. Ungeachtet des hohen Ansehens des Athanasius ist der Einfluß seiner bzw. der ihm zugeschriebenen Schriften auf das koptische Kirchenrecht allerdings vergleichsweise gering. Die 107 Kanones als der Text mit am deutlichsten greifbarer rechtlicher Relevanz werden zwar in mehrere Sammlungen integriert754, aber wiederum – soweit ersichtlich – nicht herangezogen, um das Zinsverbot dezidiert auf Laien zu erweitern oder auch nur zu begründen. Wohl authentisch dürfte demgegenüber eine gegen die „Griechen“ gerichtete Predigt des Mönchsvaters Schenute († 466 n. Chr.) sein, in der er sich der Auslegung des Herrenwortes Lukas 19, 23 widmet, das scheinbar zum Wucher auffordert755. Unter Berufung auf die Verurteilungen des Wuchers im Alten Testament (Ez 18, 8; Ps 14, 5) führt er aus, daß die im mosaischen Recht enthaltene Erlaubnis zum Wucher allein das Ziel habe, die Reichen zum Leihen an die Armen zu „überreden“756: „Moyses hominem cum inopi dare gravaturum sciret, ita captavit, ut animum eius occasione fenerationis attractum ad pecuniam egeno, ne periret, dandam induceret, ut esurienti, etiamsi prae duritie et inhumanitate non daret, forsitan utilitatis causa largiretur. Homo enim, qui indigenti fenerat, non misericordia motus dat, der Kanones; vgl. dazu den Bericht des Abu ‘l-Baraka¯t, in: Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 58. 753 Dazu mit Nachweisen zur Handschrift wie zum Kontext W. Beltz, Ethos und Ordination – zum Problem des rituellen und moralischen priesterlichen Wohlverhaltens der koptischen Kirche im 8. Jahrhundert, in: ders., Koptische Kirche (Fn. 21), S. 29 (33 ff.; speziell zum Vorwurf des Zinswuchers S. 36). 754 Siehe Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 54 ff., 127 Nr. 57, 131 Nr. 7, 230 f. 755 H. Wiesmann (Übers.), Sinuthii Archimandritae Vita et Opera Omnia, Bd. III, Paris 1931, S. 34 ff. 756 Wiesmann, Opera Omnia III (Fn. 755), S. 36 (Z. 11–28); dazu J. Leipoldt, Schenute von Atripe und die Entstehung des national Ägyptischen Christentums, 1903, S. 169 f.; W. E. Crum. (Hrsg.), Der Papyruskodex saec. VI–VII der Phillippsbibliothek in Cheltenham, 1915, S. 72 Fn. 7; vgl. zum Autor noch Leipoldt, Geschichte (Fn. 634), S. 146 ff.; Bardenhewer, Geschichte 4 (Fn. 102), S. 98 ff.; T. Baumeister, Art. Schenute von Atripe, in: Döpp/Geerlings, Lexikon (Fn. 102), S. 622 f. sowie C. D. G. Müller, Art. Schenute („Gotteskind“) d. Gr. von Atripe, in: Kaufhold, Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 437 f.
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III. Genese des Wucherverbots in den orientalischen Nationalkirchen
sed habita fenoris, quod exspectat, ratione. Etiamsi fenus non exiget neque in caput convertit, usuras tamen inde accipiat. Sciunt autem etiam prophetae iucundissimum esse dare egeno nec ab eo recipere. Profecto tu etiam accepisti: haec tibi earum rerum, quas ei dedisti, sufficiat compensatio. Neque enim quia Moyses hoc ipsum oblitus est melius esse homini non fenerari – prudens enim omnibus rebus est et verbis suis universis – verum ‚fenerabis‘ dixit, quia pro sua misericordia volebat, ut etiamsi homo non vivat in egestate versans, tamen fenus ne sit eius cura. Quocirca etiam ipsi prophetae omnes, qui concupiscunt, ad misericordiam impellunt et honorant eos, qui fenus aut incrementum non acceperunt simul cum eo, qui ‚pecuniam suam non dedit ad usuram‘.“
Eng mit dem Namen des Schenute verknüpft ist schließlich seine Vita aus der Feder seines Nachfolgers Be¯sa. Der ursprünglich koptisch verfaßte Text enthält in seiner arabischen Übersetzung (zwischen dem 7. und 13. Jh. n. Chr.) eine Wendung gegen den Zins, die wiederum Teil eines Abschnitts ist, der Parallelen zur Didaché oder einer ihr zugrundeliegenden Zweiwegelehre aufweist757: „O my son, be neither a thief, nor a pillager, nor a usurer nor a deceitful debtor.“
Nicht anders als beim Syntagma Doctrinae und der Didascalia CCCXVIII Patrum ist die genaue Bestimmung des in Bezug genommenen Textes bzw. der Abhängigkeit von den anderen Texten Gegenstand einer lebhaften Debatte758; daß sich die zugrundegelegte Zweiwegelehre gegen den Zins wendet, legt zumindest eine enge Verwandschaft zu der Quelle der beiden pseudonikänischen Reglements nahe. Zum Corpus der pseudo-patristischen Kanones gehören zuletzt die Kanones des Basileios, die in ihrer koptisch-arabischen (ursprünglich wohl syrischen) Rezension (106 Kanones) nicht mit der griechischen Ursprungsfassung übereinstimmen759. Sie enthalten allerdings – ähnlich wie die authenti757 Zitiert nach C. Davis, The Didache and Early Monasticism in the East and West, in: C. N. Jefford (Hrsg.), The Didache in Context, Leiden/New York/Köln 1995, S. 352 (357, 365). – Vgl. dazu zunächst nur dens., ebd., S. 355 ff.; zur Didaché und ihrer Rezeption oben II.2.a)bb) sowie cc). 758 Näher Davis, Didache (Fn. 757), S. 358; Niederwimmer, Didache (Fn. 104), S. 27, 124 Fn. 4; van de Sandt/Flusser, Didache (Fn. 106), S. 66 f.; vgl. auch Goodspeed, Didache (Fn. 135), S. 232, 235 sowie die ältere Darstellung von Funk, Didache (Fn. 104), S. 134 f., 138 f. 759 Edition: Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 36 (S. 233 ff.). – Vgl. dazu Riedel, ebd., S. 231 ff.; Darblade, Collection canonique arabe (Fn. 128), S. 150 f.; Nasrallah, Histoire III/1 (Fn. 23), S. 351 f.; R.-G. Coquin, Art. Canons of Saint Basil, in: Atiya, Encyclopedia (Fn. 149), Bd. 2, S. 459; Fedwick, Bibliotheca Basiliana (Fn. 168), S. 1555 f. – Vgl. zu den griechischen Briefen oben II.2.a)cc); zur koptischen Version W. E. Crum, The Coptic Version of the „Canons of St. Basil“, in: Proceedings of the Society of Biblical Archaeology 26 (1904), 57 ff.; Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 606 ff. – Vgl. zum Fehlen einer Übersetzung der authentischen Kanones auch Fedwick, Translations (Fn. 274), S. 484, 490 f.
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schen Regeln – eine auf Kleriker beschränkte Vorschrift gegen den Zins (Kanon 58)760: „Canon 58: Über den, der Zinsen nimmt. Ein Kleriker soll überhaupt keine Zinsen nehmen.“
Die Kanones finden in dieser Fassung Eingang in die geläufigen Sammlungen und Nomokanones761; hier zählen sie zum festen Bestand derjenigen Normen, die zitiert werden, um das Zinsverbot für Kleriker zu begründen762. Ansatzpunkte für eine Weiterentwicklung der Zinslehre enthält die Bestimmung freilich nicht. Koptisches Sondergut ist ferner eine Sammlung von Entscheidungen zu Streitfragen, die einzelnen ägyptischen Kirchenvätern in den Mund gelegt wird. Zur Zinsfrage äußert sich – auf einer Bootsfahrt nach Alexandreia – der hl. Archimandrit Horsiesius763: „§. Faustus – Weshalb, mein Vater, steht es für uns geschrieben: ‚Gib dein Geld auf Wucher‘; an anderer Stelle wieder in betreff des Gerechten (dikaûoò): ‚Sein Geld hat er nicht auf Wucher gegeben‘. Was geziemt uns also (offn) zu tun? Es sprach Horsiesius mittels Ulpius (˙Olbioò) seines Dolmetschers (Årmhneuth·ò), des Panopolitaners (panopolûthò); er sagte: Weißt du nicht, daß alle Dinge, die im Alten (palaiÜ) Testament geschrieben (stehen), ihre Auslegung (Årmhneûa) haben? Von den Alten (ãrxai~oò mÍn) wurden sie auf fleischliche Weise (sarkikw ~ ò) geschrieben; jetzt dagegen sind sie (d.h. die Schriften) bis auf die Kinder des Brautgemaches auf geistliche Weise (pneumatikw ~ ò) gekommen (katant@n). Dieses Wort nun (dÍ), das er gesagt: Gib auf Wucher, dies (bedeutet) es. Er sagte: Willst du deinem Nächsten nicht barmherzig sein, so gib ihm dennoch (kån) wegen des Trostes des Wuchers unterdessen (tÍwò); beende seine Not (xreûa). Der (Befehl) aber (dÍ), nicht auf Wucher zu geben, dies (heißt) geben, ohne darnach (später) zu fragen. Unsere Väter pflegten uns zu sagen: ‚Verteile sie (d. h. eure Güter) an die Bedürftigen‘; und ferner: ‚Es soll keiner zu dir kommen, um auf Wucher auszuborgen.‘ Was aber (dÍ) andererseits die geistliche (Bedeutung) (pneumatikw ~ ò) betrifft, so ist das geschmolzene Silber (d.h. das Geld) das Wort der Lehre (resp. der Belehrung), welches im Munde dessen ist, dem dasselbe vom Himmel gnadenweise (katÜ-) gegeben worden ist (xarûzein), indem er da sagt: Deinem christlichen (xristianüò) Bruder nun (mÍn), ihm sollst 760 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 265. – In den koptischen Bruchstücken bei Crum, Coptic Version (Fn. 759), S. 57 ff. ist die entsprechende Vorschrift nicht enthalten. 761 Näher Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 35, 65, 97, 110 Nr. 60, 125 Nr. 35, 131 Nr. 9, 136 Nr. 18, 232 ff.; siehe auch Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 324, 328 Nr. 26, 335, 341 Nr. 19, 343. 762 So bei Mı¯ ha ¯ ’ı¯ l von Dimya¯t (Riedel, Kirchenrechtsquellen [Fn. 635], S. 110) und Ibn al-CAssa¯l (siehe unten bei Fn. 908). 763 Zitiert nach Crum, Papyruskodex (Fn. 756), S. 72 f. – Vgl. dazu dens., Einleitung, ebd., S. IX (IX ff.); Bardenhewer, Geschichte 3 (Fn. 165), S. 85 f.
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du es (die Anleihe) geben, auch (kån) wo er dich nicht bittet, das heißt, ohne Wucher. Der Fremde aber (dÍ) dagegen, der sich an dich wendet, das ist der, welcher die Taufe (bÜpt.) noch nicht empfangen hat, gib sie (die Taufe) ihm (+ mÍn), nimm ihm aber (dÍ) seinen Wucher; das heißt, nimm ihm seine Buße (metÜnoia) mit Freude, wissend, daß durch dich eine Seele (yu.) heil geworden ist. Gib aber (dÍ) gut darauf acht, daß du mit der Lehre des Wortes Gottes kein Geschäft treibst (kaphleŸein).“
Die reichlich verschachtelte Textstelle erweckt bei kursorischer Lektüre den Eindruck, als übernehme der Archimandrit die jüdische Differenzierung zwischen dem erlaubten Wucher am Fremden und dem strengen Zinsverbot innerhalb der Glaubensgemeinschaft; dies wäre innerhalb der in dieser Untersuchung vorgestellten Quellen singulär764. Bei näherer Durchsicht wird deutlich, daß der Text auf verschiedenen Ebenen argumentiert. Den scheinbaren Widerspruch zwischen dem Rat zum Wucher (Lk 19, 23) und dem Zinsverbot (Ps 15, 5) löst er in einem ersten Schritt dahingehend auf, daß vom Alten zum Neuen Bund ein Lernprozeß durchlaufen wurde. Wichtiger ist ihm im zweiten Schritt die – für den mit moderner Exegese vertrauten Leser eher befremdliche – allegorische („geistliche“) Deutung: Der „Wucher“ stehe für die zu erbringende Bußleistung des (noch) Ungläubigen, die er in Abgeltung der Verkündigung der darlehensweise gegeben Wahrheit zu leisten habe. Das Zinsverbot als soziale Maßregel scheint hier nur noch entfernt durch. d) Die „Satzungen des Alten Testaments“ Koptisches Proprium ist eine arabische Fassung der „Satzungen des Alten Testaments“ (ahka¯m al-Catı¯ qa), die mit keiner der verschiedenen Versionen ˙ des Nomos Mosaikos byzantinischer oder armenischer Prägung identisch 765 ist . Sie stellt in der Sache ein Exzerpt aus den Rechtsvorschriften der Bücher Exodus (21–23), Leviticus (12–27) und Deuteronomium (20–26) dar, deren Reihenfolge sie ganz überwiegend strikt wahrt766. Diese „Satzun764
Oben II.4.b). Allgemein zum Verhältnis von koptischem Christentum und Judentum Cramer, Entwicklung (Fn. 13), S. 186 ff. 766 Dazu Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 46 (S. 298 f.); vgl. ebd., § 1 (S. 52 Nr. 18). – Entgangen ist Riedel die Edition von B. R. Sanguinetti (Hrsg.), Ahka¯m al-Catı¯ qa ou les préceptes de l’Ancien Testament, texte arabe, publié et tra˙ in: Journal Asiatique, Ve sér., 14 (1859), 449 (453 ff.) u. 15 (1860), 5 ff.; vgl. duit, dazu den Hinweis bei Nallino, Libri giuridici (Fn. 11), S. 105 Fn. 2. – Zum Text siehe ferner Sanguinetti, ebd., S. 449 ff.; Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 584; Darblade, Collection canonique arabe (Fn. 128), S. 125 ff.; G. Galbiati/S. Noja, Introduzione, in: dies. (Hrsg.), Precetti e canoni giuridico morali per arabi cristiani, Bd. 1, Mailand 1964, S. XV (XVII ff.); Nasrallah, Histoire III/1 (Fn. 23), S. 348 f. sowie – knapp – Kaufhold, Übersetzungen (Fn. 31), S. 15. 765
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gen“ erklären in Anlehnung an Ex 22, 24 das Zinsnehmen generell für unzulässig767: „Seizième Canon. Quiconque prête de l’argent ou de l’or, qu’il ne prenne pas d’usure, surtout de gens pauvres et faibles parmis le peuple.“
Sie rezipieren ferner das Zinsverbot in der Fassung von Lev 25, 35– 37768: „Préceptes. Si un homme devient pauvre et te sert d’aide dans ton travail, ne le regarde pas comme un mercenaire; mais fais-lui du bien, et traite-le convenablement, afin que Dieu t’accorde ses faveurs, et te bénisse dans le travail de tes mains. Ne donne point ton or ni ton argent à usure, ni à intérêt; ne prête pas ton blé à la condition que l’on t’en rende davantage. Crains Dieu dans toutes tes actions“,
lassen aber bei der dritten in Frage kommenden alttestamentlichen Zinsvorschrift (Dt 23, 20 f.) eine Lücke769. Die Sammlung wandert – in nochmals verkürzter Form – in den Nomokanon des Ibn al-CAssa¯l770 sowie die Enzyklopädie des Abu¯ al-Baraka¯t ein771: „Über das Leihen, und daß es ohne Zins geschehen soll (Ex 22, 24).“
Gleichwohl wird man die Bedeutung der Texte für die Zinslehre der koptischen Kirche nicht überschätzen dürfen772. Insbesondere läßt sich – anders als etwa in Armenien773 – nicht beobachten, daß Verschärfungen des Zins767 Zitiert nach der Edition von Sanguinetti, Préceptes (Fn. 766), S. 463; vgl. auch die – allerdings nur auf einer einzelnen Handschrift mit abweichender Zählung fußende – italienische Übersetzung von Galbiati/Noja, Precetti (Fn. 766), S. 19: „XVII [Chiunque] dà in mutuo argento o oro [e la norma vale anche per la donna se fa ciò], per le cose date in prestito non prenderà [un profitto] e particolarmente nel caso dei poveri del popolo e dei deboli.“ 768 Sanguinetti, Préceptes (Fn. 766), S. 479 f.; der entsprechende Passus fehlt in der von Galbiati und Noja zugrundegelegten Handschrift; vgl. dies., Introduzione (Fn. 766), S. XXI ff. m. Fn. 15 sowie dies., Precetti (Fn. 766), S. 38 f. m. Fn. *. – Siehe zum Inhalt knapp Kaufhold, Übersetzungen (Fn. 31), S. 15. 769 Vgl. Sanguinetti, Préceptes (Fn. 766), S. 6 und Galbiati/Noja, Precetti (Fn. 766), S. 19 ff. 770 Galbiati/Noja, Introduzione (Fn. 766), S. XVIII. – Vgl. auch die bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 42) abgedruckten Randbemerkungen des Abu¯ al-Baraka¯t zu seiner von Ibn al-CAssa¯l abweichenden Einteilung der Kanones und dazu ebd., S. 42 Fn. 1. 771 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 52 Nr. 18). – Beachte die wiederum abweichene Zählung (hier: Nr. 18; Galbiati/Noja: Nr. 17; Sanguinetti: Nr. 16). 772 Sehr harsches Urteil bei Nallino, Libri giuridici (Fn. 11), S. 105: „senza importanza giuridica“. Zurückhaltender Nasrallah, Histoire III/1 (Fn. 23), S. 348 f. 773 Vgl. oben III.3.e).
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verbots auf die alttestamentlich inspirierten ahka¯m al-Catı¯ qa gestützt werden. Umgekehrt ist der von den Herausgebern ˙postulierte islamische Einfluß auf die Quelle774 weder nachweisbar noch wirklich plausibel. e) Rezeptionen byzantinischer Rechtsbücher Charakteristisch für die koptischen Sammlungen ist weiterhin das Auftauchen von vier Büchern, die als „Kanones der Könige“ (qawa¯nı¯ n al-mulu¯k) firmieren und zum Zwecke ihrer Legitimation einmal mehr mit dem Konzil von Nikaia in Verbindung gebracht werden775. Die Feststellung der genauen Zusammensetzung dieses Corpus ist durch die unklare und teils widersprüchliche Beschreibung seiner Bestandteile in den Quellen erschwert worden776; das hat etwa dazu geführt, daß in der Literatur auch das Testamentum Domini als Bestandteil angesprochen wurde777. Tatsächlich ist der Bestand vergleichsweise stabil: enthalten sind neben drei römischen bzw. byzantinischen Sammlungen entweder die „Satzungen des Alten Testaments“ (oben 4.d: dies gilt für den Nomokanon des Ibn al-CAssa¯l sowie die Sammlung des Abu¯ al-Baraka¯t)778 oder die pseudonikänischen „Geistlichen Kanones“ (oben 4.b)aa): so im Nomokanon des Makarios)779. Als erstes Buch firmiert eine arabische Fassung des Prokheiros Nomos, die im frühen 13. Jahrhundert entstanden sein dürfte und von koptischen Schriftstellern offen den Melkiten zugeschrieben wird780. Daß damit auch 774 So – allerdings ohne nähere Ausführungen – Sanguinetti, Préceptes (Fn. 766), S. 449. 775 Zusammenfassend Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 45 (S. 296 ff.); Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 618 ff.; Nallino, Libri giuridici (Fn. 11), S. 101 ff.; Falchi, Diritto romano (Fn. 78), S. 4, 36 ff. u. passim. Die Herleitung von Nikaia begegnet beispielsweise bei Abu¯ al-Baraka¯t und Makarios; siehe Riedel, Kirchenrechtsquellen, ebd., S. 39, 125 Nr. 37. 776 Luzide zu den Quellen wie ihrer Rezeptionsgeschichte zuletzt Leder, Einleitung (Fn. 673), S. 2 ff. 777 So Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 619. – Diese unzutreffende Zuschreibung dürfte darauf beruhen, daß das Testamentum Domini (vgl. oben Fn. 477) in der Sammlung des Makarios den Kanones der Könige unmittelbar folgt: Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 126 Nr. 40. 778 Anders für Abu ¯ al-Baraka¯t noch Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 42 Fn. 2, 297 f. (vgl. zur in der Tat mißverständlichen Darlegung in der Quelle ebd., S. 42 m. Fn. 1); Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 593, 619 f. sowie Nallino, Libri giuridici (Fn. 11), S. 129. – Richtig jetzt Leder, Einleitung (Fn. 673), S. 4 f. 779 Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 593, 619 f.; wie er Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 125 f. Nr. 38; Leder, Einleitung (Fn. 673), S. 5; Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 328 Nr. 29. 780 Eine Edition bzw. Übersetzung liegt noch nicht vor. Siehe die Einträge bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 40 Nr. 16, 125 Nr. 36; vgl. dazu Graf,
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das im XVI. Abschnitt des byzantinischen Rechtswerks enthaltene absolute Zinsverbot rezipiert wird781, belegt zumindest indirekt der Nomokanon des Ibn al-CAssa¯l, der seine Zinsbestimmungen unter anderem auf den von ihm als „Abtelis“ bzw. „tatlasat“ bezeichneten Prokheiros Nomos stützt782. Zweites Buch der Könige ist die arabische Version des Syrisch-römischen Rechtsbuches783. Sie enthält keinen einzigen Hinweis auf Zinsen784, obwohl sie sich – wahrscheinlich – von einer ostsyrischen Version herleitet785. Sie kann daher im weiteren Verlauf der Untersuchung außer Betracht bleiben. An dritter Stelle findet sich die arabische Ekloge, ebenfalls im frühen 13. Jahrhundert übersetzt und in der Regel in 27 Abschnitte eingeteilt. Die Übersetzung lehnt sich eng an das Original an786; da dieses keine ausdrückliche Vorschrift zum Zinsverbot enthält, gilt dies auch für die arabische Fassung, die mithin ebenfalls für die Untersuchung wenig beiträgt787. Geschichte 1 (Fn. 23), S. 616 f.; Nallino, Libri giuridici (Fn. 11), S. 104, 106, 107 ff.; Trofimoff, Option de séance (Fn. 63), S. 340; Nasrallah, Histoire III/1 (Fn. 23), S. 354; Falchi, Diritto romano (Fn. 78), S. 4, 27, 42 f.; Burgmann, Mittelalterliche Übersetzungen (Fn. 11), S. 51. 781 Siehe die Angaben bei Nallino, Libri giuridici (Fn. 11), S. 119; vgl. oben II.1.b). 782 Näher unten Fn. 913; vgl. auch Fn. 909. – Siehe zur Verwendung des Prokheiros Nomos durch Ibn al-CAssa¯l eingehend Nallino, Libri giuridici (Fn. 11), S. 144 ff., 151 ff. 783 Detaillierte Nachweise und Übersichten zur Rezeption durch einzelne Kanonisten jetzt bei Selb/Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 168 ff.; vgl. noch die älteren Angaben bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 41, 125 Nr. 37, 130 Nr. 5, 297. 784 Edition: Bruns/Sachau, Rechtsbuch (Fn. 63), S. 67 ff. (Edition), 75 ff. (Übersetzung). – Vgl. zur Zuordnung zur koptischen Tradition Sachau, Ueberlieferung (Fn. 27), S. 160; siehe zur koptischen Rezeption als zweites Buch der „Kanones der Könige“ auch Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), §§ 1 (S. 41 m. Fn. 1), 45 (S. 297); Sachau, ebd., S. 179 f.; ferner Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 613 ff. sowie jetzt zusammenfassend Selb/Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 65 ff., 162 ff. 785 Dafür Sachau, Einleitung (Fn. 63), S. XVII; so i. E. auch Selb/Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 99, 117 f. 786 Edition: S. Leder (Hrsg.), Die arabische Ecloga: das vierte Buch der Kanones der Könige aus der Sammlung des Makarios, 1985; vgl. dazu dens., Kanones (Fn. 49), S. 127 ff.; dens., Einleitung, a. a. O., S. 1 ff.; Nallino, Libri giuridici (Fn. 11), S. 126 ff.; Trofimoff, Option de séance (Fn. 63), S. 339; Falchi, Diritto romano (Fn. 78), S. 4, 36 f. u. ö.; Burgmann, Mittelalterliche Übersetzungen (Fn. 11), S. 51; zuvor Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 616. – Die Zählung als „viertes Buch“ begegnet nur in der Sammlung des Makarios, die Leder seiner Übersetzung zugrundegelegt hat; vgl. dazu Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 126 Nr. 39 (vgl. dens., ebd., S. 298: „Das Wesen der von Macarius als viertes Buch genannten Schrift [§ 7. 39 S. 126] ist dunkel“). Hinweise auf die Rezeption der Ekloge in anderen Sammlungen ebd., S. 50 ff.; siehe ferner Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 341 sowie Leder, Ecloga, ebd., S. 20 f., 120 ff.
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Ungeachtet ihrer eher nachrangigen Bedeutung für die Zinslehre der koptischen Kirche wirft die Übernahme dieser Texte einige Fragen auf. Die Rückdatierung auf das Konzil von Nikaia (und damit auf nach miaphysitischer Sicht orthodoxe römische Herrscher) entschärft zunächst die Problematik einer Orientierung an den Gesetzen eines als häretisch etikettierten Reiches. Ob und in welchem Umfang die koptischen Juristen dieser Legende selbst Glauben geschenkt haben, muß allerdings dahingestellt bleiben (ihr offener Umgang mit der melkitischen Vermittlung der Texte legt zumindest nahe, daß die Berührungsängste in diesem Bereich nicht allzu ausgeprägt waren788). Schwer nachvollziehbar ist allerdings die in der Literatur begegnende Einschätzung, die Übernahme dieser – inferioren – Texte sei Ausdruck eines christlichen „Imperialismus“, ihre Duldung hingegen Ausdruck „islamischer Humanität“789. Eine solche „Duldung“ setzte zunächst eine Kenntnisnahme durch islamische Autoritäten voraus; eine solche erscheint aber genauso fraglich wie ein Gebrauch der „Kanones der Könige“ in der Rechtspraxis790. Tatsächlich dürfte ihre Rezeption ein Paradebeispiel für die eingangs problematisierte Neigung sein, eine eigenständige christliche Rechtsliteratur um ihrer selbst willen zu begründen791. f) Synodale oder patriarchale Kanones Die eindrucksvollen Reihen an Kanones aus der Feder alexandrinischer Patriarchen des hohen Mittelalters792 sind für die Frage des Zinsverbots vollständig unergiebig; es fehlen Bestimmungen zum Wucher der Kleriker ebenso wie Regeln für Laien. Der Raum für Schlußfolgerungen aus diesem Negativbefund ist freilich beengt: Die Abstinenz kann – führt man sie nicht ohnehin auf Lücken der Überlieferung zurück – ein Indiz dafür sein, daß 787 Vgl. oben II.1.b) zur ursprünglichen Ekloge. Die an die Quelle geknüpfte Diskussion, ob ihr Schweigen zum Zins als Stellungnahme gegen ihn aufgefaßt werden kann (ebd.), findet in der koptischen Rezeption keinerlei Echo. 788 Siehe allgemein zur fortdauernden Orientierung am „Romäerreich“ F. Tinnefeld, Art. Byzanz und der christliche Orient, in: Kaufhold, Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 110 (117 f.); „a strong fascination“ der Kopten für das byzantinische Kaisertum konstatiert Bausi, Heritage (Fn. 117), S. 20. 789 Diese nicht allein die Realität des islamischen dhimmı¯ -Systems gegenüber Christen ignorierende Sicht bei Trofimoff, Option de séance (Fn. 63), S. 336 f. 790 Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 618 ff.; ähnlich das Fazit von Burgmann, Mittelalterliche Übersetzungen (Fn. 11), S. 66. 791 Vgl. oben I.2. 792 Siehe die Nachweise oben in Fn. 653. – Im Überblick zur Rechtsetzungsgewalt der koptischen Patriarchen Meinardus, Canon Law (Fn. 30), S. 340 ff. sowie Brogi, Patriarca (Fn. 634), S. 37 ff.; vgl. auch Masson, Pouvoir legislatif (Fn. 634), S. 87 ff.
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das Zinsverbot für Kleriker von den Verantwortlichen nicht als Problem aufgefaßt wurde, das der synodalen Behandlung bedurfte. Daraus zu schließen, es sei flächendeckend eingehalten worden, erscheint angesichts der zahlreichen disziplinären Probleme (gerade solcher im weitesten Sinne monetärer Natur), die aus den Patriarchenkanones wie anderen Quellen aufscheinen793, wenig realistisch. Es bleibt nur die Feststellung, daß die koptische Kirche – im markanten Gegensatz etwa zur ostsyrischen – keine Ansätze zu einer synodalen Fortbildung des Zinsverbots kennt. Derartige Vorstöße (insbesondere in Richtung einer Erstreckung auch auf Laien) sind vielmehr den Sammelwerken der großen Kanonisten vorbehalten. g) Weiterentwicklungen der Zinslehre durch die Kanonisten Die folgenden Ausführungen zur Rezeption und Neukomposition der bislang geschilderten Quellen zur koptischen Zinslehre in den koptischen Nomokanones müssen notwendigerweise kursorisch und tastend bleiben; zu wenige der Texte sind ediert bzw. übersetzt, als daß ein einigermaßen vollständiges Bild etwa nach dem Muster der ostsyrischen Kirche möglich wäre794. Mit Ausnahme der wenigen zugänglichen Texte können im folgenden daher nur punktuelle Hinweise zur Zinslehre der einzelnen Kanonisten gegeben werden, die sich überwiegend der Sekundärliteratur verdanken. Der erste nachweisbare Nomokanon aus der Feder des Abu¯ Sulh (10./11. ˙ ˙ Kanones Jahrhundert)795 enthält u. a. die für die Zinslehre einschlägigen 796 797 und [Ps.-]Basileios , ohne daß eine eigene Stellungnahme von Nikaia zu rekonstruieren wäre. Gleiches gilt für die systematische Sammlung des Patriarchen Gabriel II. Ibn Turaik (1131–1145 n. Chr.)798; hier findet sich im 42. Kapitel ein Abschnitt über den riba¯799, der das Verbot im Kern auf Geistliche beschränkt und sich dabei auf [Ps.-]Clemens800, [Ps.-]Hippoly793
Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 11 hat – möglicherweise nicht ganz frei von konfessioneller bzw. allgemein „westlicher“ Voreingenommenheit – die Simonie „als das eigentliche Grundübel der Kirche“ bezeichnet. Gegen die Übertragung von Ämtern gegen Geld wenden sich etwa die Kanones des Kyrillos II. (Kanon 1: Burmester, Canons of Cyril II [Fn. 653], S. 279) sowie Kyrillos III. (Kanon 1: Burmester, Canons of Cyril III [Fn. 653], S. 105). – Vgl. zur Problematik nochmals Beltz, Ethos und Ordination (Fn. 753), S. 29 ff. 794 Vgl. oben III.1.b) und c). 795 Oben Fn. 639; siehe auch Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), §§ 2 (S. 80 ff.), 7 (S. 128 Nr. 71). 796 So m. N. Cöln, Nomocanonical Literature (Fn. 634), S. 118. 797 Nochmals Cöln, Nomocanonical Literature (Fn. 634), S. 118. 798 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 61 ff.). – Vgl. bereits Fn. 640. 799 Mina, Nomocanon (Fn. 640), Bd. 2, S. 351 f.
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tus801, die authentischen Kanones von Nikaia802, die andernorts als „glanzvolle Reden“ der 318 Väter zitierte Didascalia CCCXVIII Patrum mit ihren Mönchsregeln803 sowie die Lokalsynode von „Antiocheia“804 stützt. Die von Abu¯ al-Baraka¯t in seiner Inhaltsangabe von Gabriels Werk für das 68. von insgesamt 74 Kapiteln verzeichnete Abhandlung „Über die Arten des Zinses“ ist hingegen in den überlieferten Handschriften zumindest nicht unter diesem Eintrag enthalten805. Auch der Nomokanon des Bischofs Mı¯ ha¯’ı¯ l von Dimya¯t („Michael v. Damiette“; 1188 n. Chr.)806 enthält eine eigenständige Zusammenfassung der Zinslehre807. Gestützt auf Kanon 42 bzw. 32 der Apostel808, Kanon 17 von Nikaia809, Kanones 16 und 56 der arabischen Kanones von „Nikaia“810, 800
Mina, Nomocanon (Fn. 640), Bd. 2, S. 351 (Nr. 2 f.); der Hinweis auf „Kapitel 33“ sowie der Inhalt der Bestimmung stellen klar, daß sich Gabriel hier auf die arabische Fassung der apostolischen Kanones in 56 Abschnitten stützt; vgl. oben bei und in Fn. 733. 801 Mina, Nomocanon (Fn. 640), Bd. 2, S. 351 (Nr. 4 f.): zitiert als Kapitel 15; anders als der Urtext beschränkt Gabriel das Verbot hier auf Geistliche vgl. oben Fn. 714, 726. 802 Mina, Nomocanon (Fn. 640), Bd. 2, S. 351 (Nr. 6 f.); zitiert als „Kapitel 16 der 300 und 18“. Der Wortlaut legt nahe, daß nicht Kanon 16 der Pseudonikänen, sondern Kanon 17 der authentischen Konzilsbestimmungen gemeint ist. 803 Mina, Nomocanon (Fn. 640), Bd. 2, S. 352 (Nr. 8–12). Bezeichnet wird der Text als Kapitel 11 der „88“ (?). Vgl. oben Fn. 665; wie später in der Medicina Spiritualis (siehe sogleich) sprechen für diese Anknüpfung die Erwähnung von Gold und Getreide als Wuchergütern, das Verbot der Mehrforderung sowie die Warnung, statt des Zinses das Mehrfache zu nehmen. 804 Mina, Nomocanon (Fn. 640), Bd. 2, S. 352 (Nr. 13 f.): Der Patriarch stützt sich auf Kapitel 45 der Sammlung; in der Sache rekurriert er damit auf das allein auf Kleriker gemünzte Zinsverbot der Synode von Laodikeia [oben II.2.a)aa)]; zu der noch in anderen koptischen Rechtstexten begegnenden Übung, die Kanones von Antiocheia und Laodikeia zusammengefaßt der erstgenannten Synode zuzurechnen, siehe m. w. N. Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 25 (S. 178). 805 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 63 Nr. 68). Siehe zum Zustand des Manuskripts, dem am Anfang wie am Ende Folioseiten fehlen, nur Samir, Introduction (Fn. 640), S. III. – Konkret nimmt das Kapitel in der Edition von Mina den Platz zwischen Kapitel 41 („Über das Baden“) und 43 („Über die Nacktheit“) ein, die der bei Riedel abgedruckten Zählweise entsprechen; der Abschnitt über den riba¯ ersetzt praktisch das Kapitel „Über die Hurerei“. 806 Inhaltsangabe in Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 3 (S. 89 ff.); vgl. dazu oben Fn. 641. 807 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 3 (S. 110 Nr. 60). 808 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 3 (S. 110: „I Ap 42; II Ap 32“). – Vgl. zu den verschiedenen Versionen und ihrer Zählung oben Fn. 731 ff. 809 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 3 (S. 110: „Sng 17“). – Vgl. auch die Hinweise bei Cöln, Nomocanonical Literature (Fn. 634), S. 123; de Clercq, Droit canonique (Fn. 634), Sp. 596.
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Kanon 5 (4) von Laodikeia811, Kanon 15 des [Ps.-]Hippolytus812 sowie die Kanones des [Ps.-]Basileios813 faßt Mı¯ ha¯’ı¯ l die Zinslehre der koptischen Kirche knapp zusammen814: „Ap: Jeder Presbyter und Diakon, der Geldgeschäfte treibt, soll abgesetzt werden.“
Das Syrisch-römische Rechtsbuch wird vom Metropoliten von Dimya¯t zwar berücksichtigt815, trägt zur Lösung der Zinsproblematik aber nichts bei. Eine eigenständige Stellungnahme zum Zinswucher liegt danach wohl erstmals mit der Medicina Spiritualis des Mı¯ ha¯’ı¯ l v. Malı¯ g816 vor. Dieser als Bußbuch für den Beichtvater konzipierte Text fällt durch eine markante Erstreckung des Zinsverbots auf Laien auf; Unterschiede zwischen Geistlichen und den übrigen Getauften kennt der Verfasser nur noch hinsichtlich der Strafsanktionen817: „Das Zinsnehmen hat Gott in der Thora und in den Profeten verboten. Und die Väter haben es im neuen Gesetze verboten, und sie haben es einen Fluch genannt, denn die Apostel sagen im Kanon 42: Wenn irgend ein Bischof oder Priester oder Diakon von irgend jemand, dem er geliehen hat, Zins oder Fluch verlangt, der sei von seinem Rang ausgeschlossen, wenn er nicht davon ablässt und sich seiner enthält. Und es sagen die 318 Väter im Kanon 17 von den 20: Weil bei vielen von denen, welche zur Zahl der Kleriker gehören, die Herzen nach den niedern Gütern und den unreinen Gewinsten gierig sind und sie vergessen, was im Buche Gottes steht, dass die, welche im Hause Gottes wohnen, ihren Besitz nicht auf Zinsen leihen dürfen, und sie von jedem, welchem sie ihre Vermögensstücke leihen, einen Zuwachs zu ihrem Besitz verlangen, so hat das grosse hl. Konzil befohen, dass, wenn wir einen von den Klerikern und Dienern der Kirche und sonst (einen) ausser diesen nach dem heutigen Tage finden, der sein Geld auf Zins leiht und das, was wir anbefohlen haben, übertritt und listiger Weise unter dem Vorwande, es sei ein anderer Gewinn als dieser schmutzige und verbotene, umgeht, er vom Klerikate entfernt und von der Kirche ausgeschlossen sei. Und ebenso sagen sie im (Kanon) 16 von den 84 und im (Kanon) 56; und sie sagen ferner in 810 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 3 (S. 110: „Sno 16, 56“); vgl. oben Fn. 682 ff. 811 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 3 (S. 110: „Sl 5“); siehe auch Cöln, Nomocanonical Literature (Fn. 634), S. 123. 812 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 3 (S. 110: „Hipp 15“); vgl. oben Fn. 714, 726. 813 Dazu die Angaben bei Cöln, Nomocanonical Literature (Fn. 634), S. 123 und de Clercq, Droit canonique (Fn. 634), Sp. 596. 814 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 3 (S. 110). 815 Cöln, Nomocanonical Literature (Fn. 634), S. 123; vgl. auch Selb/Kaufhold, Einleitung (Fn. 63), S. 168. 816 Vgl. oben III.4.a) mit Fn. 642 ff. 817 Mı¯ ha ¯ ’ı¯ l, Medicina Spiritualis XVIII, zitiert nach: Cöln, Nomokanon (Fn. 643), S. 25 ff. – Dazu knapp Kleiner, Einleitung (Fn. 643), S. 19, 21.
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ihren glanzvollen Reden: Wenn du Getreide oder Gold hast, so wolle keinen Zins nehmen; verkaufst du es aber um einen teuren Preis, so bist du widerwärtig vor Gott, denn anstatt dass du den Zins nimmst, hast du seinen Betrag drei und vier Mal genommen. Und es sagt der Kanon 5 von Laodikeia: Wenn einer Besitz ausleiht, dass er nicht Zins oder Fluch auf ihn nehme! Und es sagt der Kanon 5 der zweiten Synode von Karthago: Der Priester fliehe die Leidenschaft des Verlangens und die Gier, denn sie sind die Mutter jeglicher Schlechtigkeit; nicht schaue er auf die fremden Gesetze, und nicht überschreite er wegen des hinfälligen Gewinstes das, was von den Kanones der Väter verordnet worden ist; und keinem der Würdenträger der Kirche steht es zu, dass er dieses tue, und nicht nehme er Zins, denn dieses ist schwarze Finsternis. Und achtet, o ihr Söhne der Kirche Gottes, auf das, was von uns bestimmt worden ist, und erinnert euch an das, was die göttliche Schrift mitgeteilt hat, da sie sagt: Und sein Silber gab er nicht auf Zins, und nicht gilt ihr Wort nur von Silber und Gold, sondern auch von Getreide und Wein und Oel und allem derartigen sonst. Und wer diese Bestimmungen übertritt und wider etwas von dem handelt, was wir festgesetzt haben, werde, wenn er ein Priester ist, seines Ranges entkleidet, und wenn er ein Laie ist, ausgeschlossen. Und die Strafe dessen, der dieses tut, ist dem überlassen, der seine Busse annimmt. Und es sagen die Väter in den Abschnitten über die Verbote: O Söhne der Kirche Gottes, wer von euch etwas von seinem Vermögen ausleiht, tue es nicht um Zins, denn Gott hat Hass gegen die Zinsnehmer und segnet nicht sie und segnet nicht ihr Eigentum, sondern er macht ihre Vermögen verschwinden und lässt sie zergehen.“
In der Sache handelt es sich bei diesem Abschnitt um eine teils paraphrasierende, teils wörtlich zitierende Auflistung geläufiger Quellen, denen Mı¯ ha¯’ı¯ l allerdings im Endergebnis eine bezeichnende Zuspitzung zuteil werden läßt. Offenbar in Orientierung an der Reihenfolge der gängigen koptischen Rechtssammlungen818 rekurriert er zunächst offen ausgewiesen auf die Kanones der Apostel in ihrer arabischen Version (Kanon 42; Nr. 44 des griechischen Originals)819, zitiert sodann präzise Kanon 17 der echten nikänischen Kanones820, den er durch die arabischen pseudonikänischen (Kanones 16 und 56) schlicht bestätigt sieht821. Die „glanzvollen Reden“ der 318 Väter schließlich bezeichnen erkennbar die zunächst von Revillout und Haase edierten Texte, die mit der Didascalia CCCXVIII Patrum und ihren Vorschriften für Mönche identifiziert werden822. Kanon 5 (recte: 4) von Laodikeia wird von Mı¯ ha¯’ı¯ l zwar nicht auf die Getreidesteuer bezogen, 818
Die Reihenfolge der Zitate stimmt etwa überein mit der Enzyklopädie des Abu¯ al-Baraka¯t: Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 21 ff.). 819 Vgl. oben Fn. 731 ff. 820 Aufschlußreich Mı¯ ha ¯ ’ı¯ ls Abgrenzung von den pseudepigraphischen Kanones durch Angabe der Gesamtzahl: „Kanon 17 von den 20“. 821 Vgl. oben 4.c)aa). 822 Vgl. oben Fn. 665; aussagekräftig ist insbesondere das Auftauchen von Geld und Getreide sowie die Verknüpfung mit dem hohen Preis. Wie hier für einen Rekurs auf die Didascalia Patrum auch Kohlbacher, Minor Texts (Fn. 132), S. 148.
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doch deutet auch der „Fluch“ nach wie vor auf ein Verständnisproblem hinsichtlich des ‘emiolíon823; „Karthago“ verweist ungeachtet der falschen Zählung auf den sog. Codex der afrikanischen Kirche824. Ein Zitat aus Psalm 15, 5 („und sein Silber gab er nicht auf Zins“)825 leitet die eigene Lösung ein (dazu sogleich), bevor abschließend noch einmal auf die Tradition rekurriert wird; die „Abschnitte über die Verbote“ verweisen wiederum auf das pseudonikänische Material (konkret die „Geistlichen Kanones“)826. Dieses apokryphe Material ist insofern von Bedeutung, als es sich dem Wortlaut nach auf alle Christen erstreckt und Mı¯ ha¯’ı¯ l damit die „Umpolung“ seines doch ganz überwiegend auf Geistliche beschränkten Normmaterials erlaubt. Sein Ergebnis lautet nun – ganz und gar nicht in Übereinstimmung mit der Tradition der Konzilien wie des pseudepigraphischen Materials – wuchernde Geistliche werden ihres Amtes entkleidet, wuchernde Laien ausgeschlossen; dazu kommt eingedenk der Funktion des Buches als Beichtspiegel eine in das freie Ermessen des Beichtvaters gestellte Strafe. Eine zentrale Weichenstellung nimmt Mı¯ ha¯’ı¯ l offenbar im Anschluß an das Psalmwort vor, indem er im markanten Wechsel von der direkten Anrede zur dritten Person den Zins nicht nur auf Silber und Gold, sondern auch auf Getreide, Wein und Öl für unzulässig erklärt. Die in dieser Form in den orientalischen Kirchenrechtsquellen – soweit ersichtlich – sonst nur in den westsyrischen Kanones des Jo¯hanna¯n bar Qu¯rso¯s aus dem 6. Jahrhundert zu findende Aufzählung bedarf einer Erklärung827. In Betracht kommt außer einer Vermittlung durch Jo¯hanna¯n zunächst die unmittelbare Kenntnis der asketischen Schriften des Ps.-Basileios, in denen die gleiche Trias auftaucht828; allerdings sind Anhaltspunkte für deren Rezeption in Ägypten mehr als spärlich829. Entgegen der verbreiteten Ansicht, als auf rein innerkirchliche Wirkung konzipiertes Bußbuch sei die Medicina frei von islamischen Einflüssen830, 823
Siehe oben 4.c)bb). Siehe nochmals oben 4.c)cc). 825 Die Einleitung „o ihr Söhne der Kirche Gottes“ gleicht dem abschließenden Zitat aus dem pseudonikänischen Material (siehe nächste Fußnote), doch findet sich dort – soweit ersichtlich – kein Text mit vergleichbarem Inhalt. 826 Vgl. oben bei Fn. 671 ff. 827 Eine Kenntnis der westsyrischen Quelle ist angesichts der zahlreichen Kontakte der beiden miaphysitischen Kirchen natürlich nicht ausgeschlossen (ganz abgesehen von einer möglichen melkitischen Vermittlung), aber nach dem Stand der Forschung auch nicht nachweisbar. 828 Vgl. oben II.2.a)cc). 829 Näher Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 319 f., 328; Gribomont, Histoire (Fn. 174), S. 82 ff. 830 Zusammenfassend Kleiner, Einleitung (Fn. 643), S. 11 Fn. 30. 824
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könnte diese Auflistung der „wucherbaren“ Güter daher durchaus auch auf einen Rekurs auf die fuqaha¯’ zurückgehen. Zwar taucht der Wein in deren Listen der riba¯-geneigten Güter aus naheliegenden Gründen nicht auf, doch fallen neben der Erstreckung auf Öl noch die Erwähnung von Silber und Gold anstelle von Geld ins Auge. Mı¯ ha¯’ı¯ l findet hier zum einen Anschluß an das Konzept des islamischen Wucherverbots, das den Austausch von bestimmten Grundversorgungsgütern reglementiert, zum anderen adaptiert er den konsequenten Metallismus der fuqaha¯’, für die „Geld“ dem Grunde nach mit ungeprägtem und zugewogenem Edelmetall identisch bleibt831. Allerdings bleibt diese interessante Weiterentwicklung der koptischen Zinslehre unter (zumindest plausiblem) islamischem Einfluß ohne größeren Nachhall im Recht der ägyptischen Kirche832. Zwar enthält der bislang nicht edierte Nomokanon des Faragˇalla¯h al-’Ahmı¯ mı¯ 833 in Buch II, Kapitel XIX einen Abschnitt über den Wucher, der wiederum der Medicina Spiritualis entlehnt ist834; in die prominenteren Sammelwerke des koptischen Kirchenrechts geht Mı¯ ha¯’ı¯ l jedoch nicht ein. Es folgt die bis heute maßgebliche Sammlung des Ibn al-CAssa¯l (1238 n. Chr.)835. In Übereinstimmung mit der Medicina Spiritualis gelangt diese zur Erstreckung des Zinsverbots auf Laien836. Maßgeblich dafür dürfte nach verbreiteter Auffassung weniger der Rekurs auf den Prokheiros Nomos und dessen Titel zum Darlehen sein837 als islamischer Einfluß838, konkret einer der hanafitischen sowie der ša¯fiCitischen Schule839. Näher geprüft werden 831
Siehe dazu oben II.3.b). Vgl. zur äthiopischen Rezeption hingegen unten 5.c). 833 Siehe zum Inhalt Cöln, Nomocanonical Literature (Fn. 634), S. 129 ff. 834 So Cöln, Nomocanonical Literature (Fn. 634), S. 134. Vgl. dazu Edelby, Autonomie législative (Fn. 27), S. 337, der beim Autor eine vergleichsweise rigide Haltung gegen den Zins ausmacht und diese auf islamischen Einfluß zurückführt; er bestätigt damit indirekt die hier vorgelegte Deutung der Schrift des Bischofs von Malı¯ g. 835 Vgl. oben Fn. 646. 836 Buch II, Kapitel 50, Abschnitt 2: G ˘ irg˘is, Kita¯b al-qawa¯nı¯ n (Fn. 646), S. 392 f. – Siehe dazu (i. E. wie hier) Edelby, Autonomie législative (Fn. 27), S. 337; Laiou, Economic Practice (Fn. 10), S. 448. 837 Den Einfluß dieser Sammlung betont Nallino, Libri giuridici (Fn. 11), S. 103 ff., 117 ff. (bes. S. 119 Nr. 16 zum Zinstitel), 144 ff.; siehe auch Trofimoff, Option de séance (Fn. 63), S. 340. – Vgl. oben II.1.b) sowie III.4.e). 838 So auch Nallino, Libri giuridici (Fn. 11), S. 154 f.; d’Emilia, Influssi (Fn. 187), S. 1 ff.; Kaufhold, Richter (Fn. 12), S. 102 ff.; Trofimoff, Option de séance (Fn. 63), S. 338 f.; Samir, Utilisation des sources (Fn. 646), S. 123; Laiou, Economic Practice (Fn. 10), S. 448. 839 Dies das knapp zusammengefaßte Ergebnis der eingehenden Untersuchung von Ahmad, Fetha Nagasht (Fn. 646), S. 7 f. 832
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soll diese These anhand der Präsentation der in Fragen des Zinsverbots durchweg sinnwahrenden äthiopischen Übersetzung [unten 5.c)aa)]. Die in das 14. Jahrhundert zu datierende Sammlung des Makarios840 schließlich bietet zwar die umfangreichste Zusammenstellung praktisch aller der zur koptischen Überlieferung zählenden Quellen841, enthält sich aber ihrem methodischen Ansatz nach einer eigenen Stellungnahme842. Ebenfalls noch nicht näher faßbar ist schließlich ein anonymer Nomokanon des gleichen 14. Jahrhunderts, der in seinem 83. Kapitel Vorschriften über den Wucher auflistet843. Faßt man die Ergebnisse der Untersuchung mit der gebotenen Vorsicht zusammen, so läßt sich bei den Kanonisten namentlich des 13. Jahrhunderts eine Neigung beobachten, die überlieferten Wucherquellen nicht zuletzt unter dem Eindruck rezipierter Rechtsordnungen dahingehend zuzuspitzen, daß der bislang geduldete Wucher der Laien gleichfalls sanktioniert wird. Islamischer Einfluß erweist sich hier bei Mı¯ ha¯’ı¯ l v. Malı¯ g als möglich; bei Ibn al-CAssa¯l bedarf er noch näherer Prüfung. Eine Orientierung am byzantinischen Zinsrecht sowie an alttestamentlichen Vorgaben hingegen hat bestenfalls marginale Bedeutung. h) Die Enzyklopädie des Abu¯ al-Baraka¯t als Pandemonium der koptischen Wuchervorschriften Anfang des 14. Jahrhunderts unternimmt es Abu¯ al-Baraka¯t Ibn Kabar in seiner Enzyklopädie, alle greifbaren Quellen des koptischen Kirchenrechts zusammenzustellen und wenigstens kurz zu beschreiben844. Berücksichtigt man nur die klar zuzuordnenden und auch zugänglichen Texte mit einer eindeutigen Aussage zum Zinsverbot und seiner Reichweite, so finden sich nach- und nebeneinander ganz überwiegend solche Bestimmungen, die ausschließlich Klerikern den Zinswucher verbieten und diese im gesamten Orient verbreitete Grundregel allenfalls in Randbereichen variieren: Dies gilt für die Apostolischen Kanones in insgesamt drei Varianten845, die Ka840
Vgl. nochmals oben Fn. 650. Siehe die detaillierten Übersichten bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 7 (S. 121 ff.; vgl. bes. seine Einschätzung ebd., S. 122) sowie Schon, Codex Canonum Ecclesiarum (Fn. 23), S. 326 ff. 842 Insofern ähnlich der Enzyklopädie des Abu ¯ al-Baraka¯t; vgl. dazu sogleich unter 4.h). 843 U. Zanetti, Le nomocanon du MS. St. Macaire 267 (can. 6), in: Parole de l’Orient 16 (1990–1991), 189 (201); näher zur Datierung des Werkes ders., ebd. S. 189, 202 ff. – Siehe auch die Inhaltsangaben weiterer nicht edierter Nomokanones und Sammlungen bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), §§ 8 f. (S. 129 ff.). 844 Zu ihm und seinem Werk vgl. oben Fn. 651. 841
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nones der Lokalsynoden von Laodikeia846 und Karthago bzw. „Qirtagijja“847, die echten Kanones von Nikaia in zwei Redaktionen848, die dem Konzil fälschlich zugeschriebenen 30 (33) Disziplinarregeln des Syntagma Doctrinae bzw. der Didascalia CCCXVIII Patrum849, die „Geistlichen Kanones“850 sowie die sog. arabischen Kanones mit gleich zwei Varianten des Wucherverbots für Kleriker851. Beschlossen wird die Reihe der auf Kleriker beschränkten Zinsverbote durch die Kanones des [Ps.-]Hippolytus852 und des [Ps.-]Basileios853. Unverbunden neben diesen trotz aller Doppelüberlieferungen und Disparität noch relativ gleichgerichteten Bestimmungen stehen freilich auch solche Quellen, die den Wucher jedem Christen kategorisch untersagen: Das gilt namentlich für die „Kanones der Könige“ mit ihren allgemeinen Zinsverboten im ersten (Prokheiros Nomos)854 und vierten Buch (Satzungen des Alten Testaments)855, aber auch die pseudoathanasianischen Bestimmungen856. Die zumindest dem Grunde nach auf eine allgemeine Verdammung des Wuchers zielende Didaskalia liegt Abu¯ al-Baraka¯t in gleich drei Varianten vor, was ihre Aussagekraft ebenso mindert wie die fehlende Übersetzung857. 845 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 20 ff. [koptische bzw. arabische Fassungen] bzw. 73 [Parallelüberlieferung als VIII. Buch des clementinischen Oktateuch]). 846 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 43); vgl. zur Rezeption noch Deslandes, Sources (Fn. 301), S. 459. – Zu Kanon 5 von Laodikeia oben II.2.a)aa). 847 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 46 Nr. 5: „Über das Verbot des Zinses“). – Zum Material der Synoden von Karthago siehe oben II.2.a)aa). 848 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 37 Nr. 16 [„Über die Gewinnliebe und Zinsnahme“]; S. 38 Nr. 17 [„Über die Priester, welche Zinsen ausbedingen“]). 849 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 38 Nr. 13 [„Du sollst das Silber und den Besitz nicht lieben und keine Zinsen nehmen“]); vgl. zur problematischen Zuordnung dieser Kurzfassung oben 4.b)aa). 850 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 42 f.); vgl. oben bei und in Fn. 160, 673. 851 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 39); Hinweis darauf auch bei Coquin, Arabic Canons (Fn. 149), S. 1789. – Nachrichtlich listet Abu¯ al-Baraka¯t sogar die 73 Kanones der syrischen Nikaia-Rezeption auf: Riedel, ebd., § 1 (S. 36, 75 Nr. 5). 852 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 35); vgl. oben Fn. 726 ff. 853 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 35); vgl. oben Fn. 759 ff. 854 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 40 Nr. 16); siehe oben 4.e). 855 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 52 Nr. 18 sowie 42); vgl. oben 4.d) und e). 856 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 54 Nr. 9). – Vgl. oben Fn. 752. 857 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 28 ff.); siehe oben Fn. 737 ff.
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Vollends unübersichtlich wird das Bild schließlich dadurch, daß Abu¯ al-Baraka¯t auch ganze Sammlungen einzelner christlicher Autoren auflistet. Diese enthalten ihrerseits Quellenmaterial, das sich mit dem gerade dargebotenen partiell deckt, darüber hinaus aber auch systematische Ausführungen, die die zugrundegelegten Texte verdichten und teilweise auch umdeuten. Solche Globalverweise betreffen die Sammlung des Ostsyrers Ibn at˙ Taiyib858, die Nomokanones des Patriarchen Gabriel859, des Mı¯ ha¯’ı¯ l von ˙Dimya¯t860 sowie insbesondere den des Ibn al-CAssa¯l861. Auch wenn der Enzyklopädist sich auf die bloße Auflistung der einschlägigen Zinskapitel beschränken muß862, ahnt man die Spannung, unter der sein Quellenmaterial steht. i) Fazit: Die koptische Zinslehre als Rezeptions- und Juristenrecht Die Wucherlehre der koptischen Kirche ist nach alledem höchst inhomogen. Die Rezeption des ursprünglichen reichskirchlichen Zinsverbots in den Kanones von Nikaia reichert dieses um gleich mehrere Schichten pseudepigraphischen Materials an, ohne dabei – von einzelnen Mißverständnissen abgesehen – die Kernaussage der Beschränkung auf Kleriker zu verändern. Versuche einer Weiterentwicklung dieser Zinsdoktrin gehen praktisch allein auf die Kanonisten zurück, die sich dabei an Texten des byzantinischen Rechts, mehr aber noch an der den Lehren der islamischen fuqaha¯’ orientieren können; Synode und Patriarch fallen demgegenüber als Motoren der Entwicklung praktisch völlig aus. Ein ähnlich unübersichtlicher Befund ergibt sich, wenn man stichprobenartig nach der Wucherpraxis fragt: hier finden sich nebeneinander Beispiele für teils horrende Zinsforderungen863 wie für den ausdrücklichen Verzicht auf die 858
Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 74 ff.). – Dazu oben Fn. 319. Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 61 ff.). 860 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 78). 861 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 65 f.). 862 Vgl. Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 1 (S. 63 Nr. 68); siehe auch oben 4.g). 863 Instruktives Einzelbeispiel bei T. G. Wilfong, The Archive of a Family of Moneylenders from Jême, in: Bulletin of the American Society of Papyrologists 27 (1990), 169 (173 f.): Zinsforderungen bis zu 16 2/3% (7.–8. Jh.); vgl. dazu Laiou, Economic Practice (Fn. 10), S. 446 f. – Von einer generellen Unwirksamkeit des kirchlichen Zinsverbots in Ägypten geht für die Zeit der römisch-byzantinischen Herrschaft Seidl, Provinz (Fn. 294), S. 198 aus (beruft sich dabei allerdings zu Unrecht auf Preissner, Darlehen [Fn. 43], S. 73, der die zahlreichen zinslosen Darlehen mit der christlichen Abneigung gegen den Wucher erklärt). Siehe allgemein zur Darlehenspraxis die Zusammenfassung bei A. Steinwenter, Das Recht der koptischen Urkunden, 1955, S. 26 f. 859
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III. Genese des Wucherverbots in den orientalischen Nationalkirchen
(in der Urkunde gleichwohl rechnerisch ausgewiesenen) Zinsen864. Auch die wohlhabende alexandrinische Kirche ist zumindest im 6. Jahrhundert in Geldgeschäfte involviert, die nachweislich Zinszahlungen, aller Wahrscheinlichkeit aber auch Zinsforderungen ihrerseits nach sich ziehen865. 5. Die Äthiopische Kirche a) Überblick Kennzeichnend für das geistliche Recht der koptischen Kirche Äthiopiens866 ist ihre gleichermaßen jurisdiktionelle wie inhaltliche Abhängigkeit 864 L. S. B. MacCoull, Further Notes on ST 439 (= P. Lond. V 1720v), in: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 96 (1993), S. 229 (231, 232): Verzicht auf eine Zinsforderung in Höhe von 18% (6. Jh. n. Chr.). 865 Beispiele aus der Vita des Patriarchen Johannes des Freigiebigen (619) bei G. R. Monks, The Church of Alexandria and the City’s Economic Life in the Sixth Century, in: Speculum 28 (1953), 349 (361): Sicher belegt sind danach Darlehen an den Patriarchen, für die Zinszahlungen vereinbart werden; die Vertrautheit der zuständigen kirchlichen nomikoi mit Zinsklauseln und ihr „considerable banking business“ (ebd., S. 359) legen zumindest nahe, daß auch Darlehen der Kirche nicht stets zinsfrei waren (so die gut nachvollziehbare Deutung von Laiou, Economic Practice [Fn. 10], S. 444 f.). Vgl. ferner G. Schmelz, Kirchliche Amtsträger im spätantiken Ägypten nach den Aussagen der griechischen und koptischen Papyri und Ostraka, 2002, S. 195 f. 866 Zum äthiopischen (Kirchen-)Recht: E. Littmann, Geschichte der äthiopischen Litteratur, in: Brockelmann u. a., Geschichte (Fn. 69), S. 185 (217 f., 259); M. da Leonessa, Prefazione, in: ders. (Hrsg.), Testi di diritto antichi e moderni riguardanti gli etiopi (Codificazione Canonica Orientale, Fonti Ser. I, Fasc. V), Rom 1931, S. 5 ff.; ders., La chiesa etiopica ed il suo Abuna o Metropolita, in: Rivista Giuridica del Medio ed Estremo Oriente e Giustizia Coloniale 1940, Sp. 291 ff.; S. Grébaut, Etiopi, in: Congregazione Orientale, Studi storici (Fn. 157), S. 73 ff.; L. Agresti, Su l’antico diritto religioso etiopico, in: Rivista Giuridica del Medio ed Estremo Oriente e Giustizia Coloniale 1932, Sp. 63 ff.; B. Ducati, Postilla, ebd., Sp. 66 ff.; Deslandes, Sources (Fn. 301), S. 461 f.; Coussa, Epitome (Fn. 78), S. 173 ff.; de Clercq, Introduction (Fn. 78), S. 346 f.; Selb, Kirchenrecht (Fn. 301), S. 174; N. Dura, Organizarea bisericii etiopiene s¸i bazele ei canonice, in: Ortodoxia XLII [recte XLI]/1 (1990), 94 ff.; XLI/3 (1990), 102 ff.; XLI/4 (1990), 3 ff.; Ceccarelli Morolli/Mudry, Introduzione (Fn. 24), S. 73 ff.; Kaufhold, Kirchenrecht (Fn. 23), S. 247 ff.; D. Ceccarelli Morolli, Art. Fonti canoniche della Chiesa etiopica, in: Farrugia, Dizionario (Fn. 24), S. 316 ff.; A. Jembere, An Introduction to the Legal History of Ethiopia, 2000, S. 9 ff., 35 ff. u. passim; ders., Art. Law and judiciary, A. Legal history, in: S. Uhlig (Hrsg.), Encyclopaedia Aethiopica, Bd. 3, 2007, S. 507 ff.; P. Tzadua/E. Fritsch/D. Nosnitsin, Art. Law and judiciary, E. Canon law, ebd., S. 518 ff.; M. Kropp, Das gute alte Recht, in: M. Tamcke (Hrsg.), Blicke gen Osten, 2004, S. 293 (296 ff.); H. Scholler, Sources of Ethiopian Law, in: ders., Ethiopian Constitutional and Legal Development, Bd. I: Constitutional Development, 2005, S. 11 (12 f.). – Vgl. auch die beiden modernen (vorrevolutionären)
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von der ägyptischen Mutterkirche. Ganz konsequent stellen sich auch die zentralen Dokumente des äthiopischen (Kirchen-)Rechts als Rezeptionen ägyptischer Quellentexte oder kanonistischer Werke dar867. Beispiele für die letztgenannten Anleihen bei der koptischen Kanonistik sind das berühmte Fetha Nagas´t („Recht der Könige“868), eine allerdings wohl erst im 16. oder 17. Jahrhundert angefertigte Übertragung des Nomokanon des Ibn al-CAssa¯l in das äthiopische GeCez869, sowie die beiden Versionen des Faws Übersichten von E. Hammerschmidt, Kodifizierung des Rechts im heutigen Äthiopien, in: Oriens Christianus 48 (1964), 126 ff.; J. Vanderlinden, An Introduction to the Sources of Ethiopian Law From the 13th to the 20th Century, in: Journal of Ethiopian Law 3 (1966), 227 ff. (dazu die Replik von G. Krzeczunowicz, Putting the Legal Clock Back?, ebd., S. 621 ff. sowie die Duplik von J. Vanderlinden, A Further Note on an Introduction to the Sources of Ethiopian Law, ebd., S. 635 ff.); ebd., S. 256 ff. auch eine umfangreiche Bibliographie im Anschluß an C. Conti Rossini, Pubblicazioni etiopistiche dal 1936 al 1945, in: Rassegna di Studi Ethiopici IV (1946), 1 ff.; siehe ferner B. Tafla, The Dispensation of Justice in Traditional Ethiopia. An Appraisal of Legal Historiography, in: L. Philipps/R. Wittmann (Hrsg.), Rechtsentstehung und Rechtskultur, 1991, S. 91 (94 ff.). 867 Im Überblick N. V. Dura ˘ , Receptarea canoanelor în Biserica etiopiana˘, in: Studii Teologice 27 (1975), 277 (277 ff.). 868 Kritisch zur seit Guidi (vgl. die folgende Fn.) üblichen Bezeichnung als „Gesetze der Könige“ D. da Maardà, Valore giuridico delle consuetudini etiopiche, in: Atti del Convegno Internazionale di Studi Etiopici (Accademia Nazionale dei Lincei CCCLVII [1960], Nr. 48), S. 211 (211). 869 Edition und italienische Übersetzung: I. Guidi (Hrsg.), Il „Fetha Nagast“ o „Legislazione dei Re“, Rom 1897–99; englische Übersetzung in: P. L. Strauss (Hrsg.), The Fetha Nagast. The Law of the Kings, translated by Abba P. Tzadua, Addis Ababa 1968. Auszüge in: da Leonessa, Testi antichi (Fn. 866). – Siehe dazu J. Bachmann, Das Rechtsbuch der Abessinier, in: Theologische Studien und Kritiken 65 (1892), 342 ff.; I. Guidi, Einführung, in: ders., Fetha Nagast, ebd., S. V ff.; Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 118 f. (für Übersetzung schon im 15. Jahrhundert); Littmann, Geschichte (Fn. 866), S. 218; Euringer, Abessinien (Fn. 150), S. 340 ff., 378 ff. (Übersetzung bereits im 14. Jahrhundert: S. 357 ff.); L. de Castro, Compendio delle Leggi dei Re „Fetha Nagast“, Livorno 1912; Cöln, Nomocanonical Literature (Fn. 634), S. 138; Grébaut, Etiopi (Fn. 866), S. 76 f.; Deslandes, Sources (Fn. 301), S. 462; R. Rossi Canevari, Fetha Nagast (il libro dei re), codice delle leggi abissini con note e riferimenti al diritto italiano, Mailand 1936; G. A. Costanzo, Art. Fetha Nagast (Diritto dei Re), in: A. Azara/E. Eula (Hrsg.), Novissimo Digesto Italiano, Bd. VII, Turin 1961, S. 253 f.; Krzeczunowicz, Legal Clock (Fn. 866), S. 627; P. Tzadua, The Ancient Law of the Kings – The Fetha Nagast – in the Actual Practice of the Established Ethiopian Orthodox Church, in: Kanon I (1973), 112 ff.; dens., Art. Fetha nägäs´t, in: S. Uhlig (Hrsg.), Encyclopaedia Athiopica, Bd. 2, 2005, S. 534 f.; Ahmad, Fetha Nagasht (Fn. 646), S. 5 ff. (für Übersetzung im späten 16. Jahrhundert); E. Hammerschmidt, Art. Fetha nagast, in: Aßfalg/Krüger, Wörterbuch (Fn. 18), S. 114 f.; N. V. Dura˘, Nomocanonul etiopian „Fetha Negast“ în lumina cerceta˘rilor istoricilor si canonistilor etiopieni si europeni, in: Studii Teologice 27 (1975), 96 (98 ff.); ders., Originile Nomocanonului „Fetha Negast“. Identificarea „canoanelor împa˘ratilor“, in: Studii Teologice 28 (1976), 162
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III. Genese des Wucherverbots in den orientalischen Nationalkirchen
Manfasa¯wi betitelten Bußbuches, eine davon eine Übersetzung der koptischen Medicina Spiritualis870. Aber auch der äthiopische Se¯nodos entpuppt sich als Übertragung ursprünglich arabischer Kanonessammlungen871, die insbesondere die reichskirchlichen Synoden sowie – sich vielfach überschneidend – pseudoapostolisches Material bieten872. Letzteres spielt ohnehin in der äthiopischen Kirche eine bedeutsame Rolle; außer den im Se¯no(164 ff.); P. H. Sand, Roman Origins of the Ethiopian „Law of the Kings“ (Fetha Nagast), in: Journal of Ethiopian Law 11 (1980), 71 ff.; F. A. Dombrowski, Das Fetha Nagas´t – eine Richtschnur der Äthiopischen Kirche?, in: Internationale Kirchliche Zeitschrift 76 (1986), 218 ff.; Habtemichael-Kidane, Art. Fetha Nägäs´t, in: Farrugia, Dizionario (Fn. 24), S. 300 f.; Jembere, Introduction (Fn. 866), S. 188 ff.; H. Scholler, La réception du droit occidental en Ethiopie, in: ders., Development I (Fn. 866), S. 87 (92 ff.); W. W. Müller, Art. Fetha nagas´t, in: Kaufhold, Kleines Lexikon (Fn. 13), S. 161 f. 870 Auf die Existenz zweier Versionen des Faws Manfasa ¯ wi hat erst M. Kleiner, Einleitung, in: ders., Faws manfasa¯wi (Fn. 643), S. 1 ff. aufmerksam gemacht; seine Edition enthält den ersten Teil der auf Mı¯ ha¯’ı¯ l v. Malı¯ g zurückgehenden Schrift. – Vgl. noch seine aktualisierte Zusammenfassung: M. Kleiner, Art. Fäws mänfäsawi: Mäshafä fäws mänfäsawi, in: Uhlig, Encyclopaedia 2 (Fn. 869), S. 509 f. sowie die ˙ ˙ Darstellungen bei Littmann, Geschichte (Fn. 866), S. 221; Cöln, Nomocanoälteren nical Literature (Fn. 634), S. 129 sowie Jembere, Introduction (Fn. 866), S. 187 f.; siehe auch oben III.4.g). 871 Eine Gesamtedition fehlt; eine moderne Teilausgabe (mitsamt italienischer Übersetzung) des pseuodapostolischen Materials hat zuletzt A. Bausi vorgelegt: ders. (Hrsg.), Il Se¯nodos Etiopico, Löwen 1995. – Exzerpte in: M. da Leonessa (Hrsg.), Testi di diritto antichi riguardanti gli etiopi (Codificazione Canonica Orientale, Fonti Ser. I, Fasc. VI), Rom 1932; W. Fell (Hrsg.), Canones Apostolorum Aethiopice, 1871; G. H. Schodde (Übers.), The Apostolic Canons, Translated from the Ethiopic, in: Journal of the Society of Biblical Literature and Exegesis 1885, 61 (63 ff.). – Beschreibungen der Quelle bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 17 (S. 154 f.); I. Guidi, Der äthiopische „Se¯nodos“, in: Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft LV (1901), 495 (495 f., 501 f.); C. Conti Rossini, Il „Se¯nodos“ etiopico, in: Rendiconti della R. Accademia d’Italia, Classe di scienze morali, storiche e filologiche, Serie 7, Bd. 3 (1941), S. 41 ff.; Littmann, Geschichte (Fn. 866), S. 214, 231; Deslandes, Sources (Fn. 301), S. 462; N. V. Dura˘, Sinodosul canonic etiopian (Corpus Juris Canonici Aethiopici), in: Studii Teologice 26 (1974), 725 ff.; A. Bausi, Alcune considerazioni sul „Se¯nodos“ etiopico, in: Rassegna di Studi Etiopici 34 (1990), 5 (30 ff.); ders., Heritage (Fn. 117), S. 16 ff.; ders., The Critical Edition of the Ethiopic Senodos. Some Preliminary Remarks, in: Études éthiopiennes, Bd. 1, Paris 1994, S. 345 ff.; ders., Introduzione, in: ders., Se¯nodos, ebd., S. XV ff.; Mühlsteiger, Kirchenordnungen (Fn. 78), S. 235 f.; zuletzt Tzadua/ Fritsch/Nosnitsin, Canon law (Fn. 866), S. 519. 872 Inhaltsangabe bei Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 17 (S. 155); die von ihm vorgestellte Handschrift enthält die sog. Apostelkanones in gleich vierfacher Bearbeitung. – Siehe auch W. Fell, in: ders. (Hrsg.), Canones Apostolorum Aethiopice, 1871, S. 5 (8 ff.); Grébaut, Etiopi (Fn. 866), S. 74 ff.; E. Hammerschmidt, Das pseudo-apostolische Schrifttum in äthiopischer Überlieferung, in: Journal of Semitic Studies 9 (1964), 114 (116 ff.); Bausi, Preliminary Remarks (Fn. 871), S. 346 ff.; vgl. dens., Considerazioni (Fn. 871), S. 23 ff., 35.
5. Die Äthiopische Kirche
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dos enthaltenen apostolischen Kanones finden sich an weiteren „apostolischen“ – samt und sonders via Ägypten rezipierten – Schriften noch der sog. Qale¯mentos873, die äthiopische Fassung der arabischen [Ps.-]Didaska˙ Testamentum Domini nostri Jesu Christi875. Eine unlängst lia874 sowie das entdecktes und offenbar unmittelbar aus dem Griechischen übersetztes aksumitisches Corpus Canonum ist bislang nur in mehreren Beschreibungen von Bausi zugänglich876.
873 Eine allerdings nur bis Buch III reichende Übersetzung dieses mit dem syrischen Octateuchus Clementinus (s. o. II.2.c bei Fn. 476) allerdings nur entfernt verwandten Werkes hat S. Grébaut in Fortsetzungen in der Revue de l’Orient chrétien publiziert; vgl. seinen Bericht incl. der genauen Fundstellen in: Grébaut, Etiopi (Fn. 866), S. 79 ff.; weitere Fragmente bei S. Grébaut/A. Roman, Un passage démonologique du Qale¯mentos, in: Journal Asiatique 211 (1927), 331 ff.; dies., Un passage eschatologique du˙ Qale¯mentos, in: Aethiops 3 (1930), 21 ff.; dies., Le livre V du Qale¯mentos, ebd., S. 39 ff.; ˙Edition der danach noch fehlenden Bücher III–VII ˙ (Hrsg.), Il Qale¯mentos Etiopico. La rivelazione di Pietro a Clemente. durch A. Bausi ˙ I libri 3-7, Neapel 1992. – Zur Quelle A. Dillmann, Bericht über das äthiopische Buch Clementinischer Schriften, in: Nachrichten von der Georg-August-Universität und der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen 1858, S. 185 ff., 201 ff., 217 ff.; Graf, Geschichte 1 (Fn. 23), S. 287 f. sowie Hammerschmidt, Schrifttum (Fn. 872), S. 120 f.; speziell zur Beziehung zum syrischen Oktateuch siehe noch R. W. Cowley, The Identification of the Ethiopian Octateuch of Clement, and its relationship to other Christian Literature, in: Ostkirchliche Studien 27 (1978), 37 (39 m. Fn. 9, 42, 45) sowie Bausi, Heritage (Fn. 117), S. 21 f. 874 Eine erste, allerdings lückenhafte Edition stammt von T. Pell Platt (Hrsg.), The Ethiopic Didascalia, London 1834; der Versuch von J. Franc¸on, diese Lücken zu schließen, wurde nicht beendet (ders., La Didascalie éthiopienne, in: Revue de l’Orient chrétien XVI [1911], 161 ff., 266 ff.; XVII [1912], 199 ff., 286 ff.; XIX [1914], 183 ff.). Eine vollständige Übersetzung hat erst J. M. Harden vorgelegt: ders. (Übers.), The Ethiopic Didascalia, London 1920. – Vgl. dazu Littmann, Geschichte (Fn. 866), S. 214; Graf, Geschichte (Fn. 23), S. 566, 567; N. V. Dura˘, „Didascalia“. Versiunea etiopiana˘, in: Studii Teologice 27 (1975), 436 (441 ff.); Hammerschmidt, Schrifttum (Fn. 872), S. 115 f.; Cowley, Identification (Fn. 873), S. 37 m. Fn. 2, 44 f.; zur arabischen Fassung oben III.4.b)aa) (bei und in Fn. 738 ff.). 875 Edition und französische Übersetzung: R. Beylot (Hrsg.), Le Testamentum Domini éthiopien, Löwen 1984, S. 144 ff.; vgl. ferner die Teiledition von E. Hammerschmidt, Äthiopische liturgische Texte der Bodleian Library in Oxford, 1960, S. 48 ff.; vgl. dazu dens., ebd., S. 39 ff.; dens., Schrifttum (Fn. 872), S. 118 ff.; Baumstark, Überlieferung (Fn. 476), S. 5; dens., Arabische Texte (Fn. 715), S. 294; C. Conti Rossini, Aethiopiaca (IIa Serie), in: Rivista degli Studi Orientali X (1923/ 25), 481 (508 ff.); R. Beylot, Avant-propos, ebd., S. V ff. – Zur syrischen Fassung oben III.2.c). 876 Näher Bausi, New Egyptian Texts (Fn. 638), S. 146 ff.; ders., Collezione aksumita (Fn. 638), S. 45 ff., 54 ff. sowie ders., The Aksumite Background of the Ethiopic ‚Corpus Canonum‘, in: S. Uhlig (Hrsg.), Proceedings of the Fifteenth International Convention on Ethiopian Studies, 2006, S. 532 (532 ff.); knapp auch Tzadua/Fritsch/Nosnitsin, Canon law (Fn. 866), S. 519 f.
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III. Genese des Wucherverbots in den orientalischen Nationalkirchen
Im folgenden soll zunächst die Rezeption der Zinsvorschriften im Se¯nodos nachgezeichnet werden [b)], bevor die Vielzahl der in das Fetha Nagas´t aufgenommenen Kanones vorgestellt wird [c)]. Der Abschnitt schließt mit einem Blick in die kleineren Werke [d)] sowie das Gewohnheitsrecht der verschiedenen in Äthiopien ansässigen Volksgruppen [e)]877. b) Der äthiopische Se¯nodos aa) Pseudoapostolische Kanones Der Se¯nodos bündelt wie in einem Brennglas die bereits den koptischen Autoren vertraute Problematik der Vielzahl divergierender „apostolischer“ Kanones, rezipiert er doch aus den in Ägypten nebeneinander kursierenden Sammlungen Material koptischer und melkitischer Provenienz und bringt es so beispielsweise auf insgesamt vier Versionen der Canones Apostolorum878. Ediert waren vor der kritischen Ausgabe von Bausi lediglich die als 877 Dieses darf hier nicht außer Betracht bleiben, da die überwiegend aus Ägypten rezipierten (Kirchen-)Rechtsquellen in Äthiopien aufgrund ihrer fehlenden Inkulturation nahezu zwangsläufig noch weiter von der tatsächlichen Praxis entfernt sind als in den anderen christlichen Gemeinschaften des Orients (vgl. dazu oben bei Fn. 32 ff.); allerdings kann von einem einheitlichen äthiopischen Gewohnheitsrecht streng genommen keine Rede sein, vielmehr ist von einer Vielzahl nebeneinander bestehender stammes- und volksgruppeneigener Gewohnheiten auszugehen: Jembere, Legal history (Fn. 866), S. 507. – Über das so verstandene „äthiopische“ Gewohnheitsrecht informieren die älteren Darstellungen von C. Conti Rossini, Principi di diritto consuetudinario dell’Eritrea, Rom 1916; ders., Diritto consuetudinario etiopico, Rom 1937; C. H. Walker, The Abyssinian at Home, London 1933, S. 137 ff.; G. A. Costanzo, Diritti delle popolazioni abissine dell’Eritrea, Rom 1939; G. Masucci, Il garante nelle consuetudini etiopiche (Osservatorio italiano di diritto agrario, studi giuridici coloniali), Rom 1941; da Maardà, Valore giuridico (Fn. 868), S. 214 ff. – Zusammenfassend Vanderlinden, Introduction (Fn. 866), S. 243 ff.; kritisch dazu Krzeczunowicz, Legal Clock (Fn. 866), S. 623 ff. – Jüngere Übersicht von A. Jembere, Art. Customary Law, in: S. Uhlig (Hrsg.), Encyclopaedia Aethiopica, Bd. 1, 2003, S. 839 ff. sowie W. Smidt, Art. Law and judiciary, D. Traditional legal institutions, in: Uhlig, Encyclopaedia 3 (Fn. 866), S. 513 ff.; dens., Art. Law and judiciary, E. Traditional law books, ebd., S. 516 ff.; zur gewohnheitsrechtlichen Rechtsfindung (u. a. durch den „Richter am Straßenrand“) instruktiv A. Jembere, Yatayyaq [recte: Tatayyaq] Muget. The Traditional Ethiopian Mode of Litigation, in: Journal of Ethiopian Law 15 (1992), 82 ff. sowie B. Mattausch, Art. Mugget, in: Uhlig, Encyclopaedia 3 (Fn. 866), S. 1040 f. 878 Konkret dürfte zunächst eine melkitische Sammlung (über Jerusalem?) rezipiert worden sein, die in einem zweiten Schritt um ägyptisches Material miaphysitischer Provenienz erweitert wurde: Bausi, Heritage (Fn. 117), S. 16, 18 f., 23 u. passim; vgl. ferner zum Nebeneinander konfessionell gemischten Materials Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 17 (S. 155); Hammerschmidt, Schrifttum (Fn. 872), S. 117 f.; Bausi, Preliminary Remarks (Fn. 871), S. 347 f.
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Nr. 1 der Sammlung firmierende äthiopische Fassung der 71 Canones Ecclesiastici (äthiop. Te’ezazat)879, die sich unmittelbar daran anschließende Redaktion der Canones Apostolorum in 56 oder 57 Abschnitten (äthiop. Gessew)880 sowie die 25 Decreta der Apostel, die eine Epitome der Apostolischen Konstitutionen VIII.28–45 darstellen881; von den drei umfangreicheren Rezensionen der Canones Apostolorum (eine koptisch-melkitische Mischversion in 81 Abschnitten sowie zwei Versionen der sog. Abtelisat882) lag nur für eine Version eine Inhaltsangabe vor883. Hinzu kommt eine als „Kanones nach der Himmelfahrt“ firmierende Fassung der syrischen „Lehre der Apostel“ bzw. der „Lehre des Addai“884. Eine äthiopische Übersetzung der 38 koptischen Canones Hippolyti schließlich wurde aufgrund ihres Auftauchens im – ursprünglich koptischen – Inhaltsverzeichnis zwar immer wieder postuliert, darf heute aber als widerlegt gelten885. 879 Inhaltsübersicht bei I. Ludolf, Commentarius ad suam Historiam Aethiopiacam (1691), ND 1982, S. 305 ff. – Gesamter Text bei Horner, Statutes (Fn. 707), S. 1 ff. (äthiopische Fassung), 127 ff. (Übersetzung). – Kritische Edition der Kanones 21– 47 bei H. Duensing (Hrsg.), Der äthiopische Text der Kirchenordnung des Hippolyt, 1946. – Siehe dazu Hammerschmidt, Schrifttum (Fn. 872), S. 117 f.; in Bausis Edition fehlen die Canones Ecclesiastici allerdings: ders., Introduzione (Fn. 871) S. XV. Zu einer neuen Fassung, die ohne koptisch-arabische Zwischenstation direkt aus dem Griechischen übertragen worden sein dürfte, vgl. dens., New Egyptian Texts (Fn. 638), S. 147 sowie dens., Collezione aksumita (Fn. 638), S. 54 f. 880 Siehe wiederum Ludolf, Commentarius (Fn. 879), S. 310 ff. – Gesamter Text in lateinischer Übersetzung bei Fell, Canones (Fn. 872), S. 33 ff. sowie Schodde, Apostolic Canons (Fn. 871), S. 63 ff.; vgl. dazu Fell, ebd., S. 5 ff.; Schodde, ebd., S. 61 f.; Hammerschmidt, Schrifttum (Fn. 872), S. 118 sowie Bausi, Heritage (Fn. 117), S. 17. – Vgl. nunmehr die Übersetzung von Bausi, Se¯nodos (Fn. 871), S. 51 ff. 881 So die Zuordnung bei Hammerschmidt, Schrifttum (Fn. 872), S. 118. – Edition und lateinische Übersetzung in 23 Abschnitten bei Ludolf, Commentarius (Fn. 879), S. 314 ff.; vgl. nunmehr Bausi, Se¯nodos (Fn. 871), S. 4 ff. 882 Eine Verballhornung des griech. titlos: Bausi, Heritage (Fn. 117), S. 17. 883 Ludolf, Commentarius (Fn. 879), S. 329 ff. (Ludolf beschreibt hier die Version A 2 von Bausi: ders., Considerazioni [Fn. 871], S. 26); vgl. dazu und zum Titel der Reihe Hammerschmidt, Schrifttum (Fn. 872), S. 118. – Siehe nunmehr Bausi, Se¯nodos (Fn. 871), S. 62 ff., 73 ff., 91 ff. und dazu dens., Preliminary Remarks (Fn. 871), S. 346 ff. 884 Bausi, Se ¯ nodos (Fn. 871), S. 4 ff.; vgl. dazu knapp Meßner, Lehre der Apostel (Fn. 443), S. 308; siehe zu dem Addai zugeschriebenen Schrifttum auch oben Fn. 443. 885 Vgl. Bausi, Se ¯ nodos (Fn. 871), S. 3 (Nr. 4). – Eine lateinische Übersetzung dieser Inhaltsangabe präsentiert Ludolf, Commentarius (Fn. 879), S. 333 f.; siehe dazu nunmehr Bradshaw, Kirchenordnungen (Fn. 102), S. 669; Bausi, Preliminary Remarks (Fn. 871), S. 348 m. w. N. in Fn. 15 sowie ders., Art. Hippolytus, in: Uhlig, Encyclopaedia 3 (Fn. 866), S. 35 (35); zur Problematik der beiden (mit dem tatsächlichen Inhalt des Se¯nodos keineswegs deckungsgleichen) koptischen und melki-
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III. Genese des Wucherverbots in den orientalischen Nationalkirchen
Die skizzierte große Band- und Schwankungsbreite der Überlieferung erfaßt auch das in den zugrundeliegenden Quellen ausgesprochene Zinsverbot. Während in der kurzen äthiopischen Fassung der Canones Apostolorum in 56 oder 57 Kanones eine Wuchervorschrift im Unterschied zur gleich kurzen koptisch-arabischen Version fehlt886, ist es in der längeren Version in 81 Abschnitten unter Kanon 43 enthalten887: „43. Il vescovo, il presbitero o il diacono che prende un interesse da coloro che hanno ricevuto un prestito da lui, cessi, e se no decada.“
Ganz ähnlich bestimmt die erste Version der Abtelisat888: „Abtelis 42. Se (c’è) un vescovo, un presbitero o un diacono che ha chiesto a quello cui ha fatto un prestito un aiuto o un interesse, decada dal suo grado, a meno che abbia abbandonato quella attività e si sia ravveduto.“
Am umfangreichsten fällt – ohne inhaltlich neue Elemente zu präsentieren – die (ursprünglich melkitische) 2. Fassung der Titlusat aus889: „Canone 42. Riguardo all’usura. Se (c’è) un vescovo, un presbitero o un diacono, che ha chiesto da quello, cui ha dato un prestito, un aiuto o un interesse, sia rimosse dalle sue gerarchie, a meno che davvero si sia ravveduto e abbia abbandonato quella attività.“
Alle Fassungen geben damit die von Haus aus knappe Invektive der Apostelkanones gegen den Zins im Kern zutreffend wieder. Die äthiopischen Canones Ecclesiastici hingegen enthalten keinerlei Hinweis auf Wucherer, sondern zielen – ganz ähnlich der koptischen Version890 – auf Menschen, die allzu üppige Kleider anlegen (Kanon 29)891 oder Schlangen beschwören (Kanon 63)892. Auch die abessinische Fassung der tischen Verzeichnisse ders., Considerazioni (Fn. 871), S. 29 f., 32 ff. sowie ders., Heritage (Fn. 117), S. 19. 886 Siehe Ludolf, Commentarius (Fn. 879), S. 312; Fell, Canones (Fn. 872), S. 40 f.; Schodde, Apostolic Canons (Fn. 871), S. 68; Bausi, Se¯nodos (Fn. 871), S. 56: Kanon 32 und 33 entsprechen – bis auf den Wucher – Kanon 42–46 der griechischen Folge. – Zu Kanon 33 der koptisch-arabischen Version siehe oben Fn. 733. 887 Bausi, Se ¯ nodos (Fn. 871), S. 66. 888 Bausi, Se ¯ nodos (Fn. 871), S. 82; vgl. dazu Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 151. 889 Bausi, Se ¯ nodos (Fn. 871), S. 100; vgl. auch Ludolf, Commentarius (Fn. 879), S. 332: „De castigatione Clericorum foeneratorum“ sowie da Leonessa, Testi antichi (Fn. 871), S. 499: „Si quis Episcopus, presbyter aut diaconus quaerit utilitatem ex mutuo, aut usuram, deponatur ab ordine suo, nisi revera se emendet et relinquat hunc agendi modum.“ 890 Vgl. dazu oben III.4.c)aa) mit Fn. 725. 891 Horner, Statutes (Fn. 707), S. 127 (149): „. . . or who puts on clothes for lascivious ornament . . .“; vgl. dazu dens., ebd., S. XV, XXXI. 892 Diese Zweitrezeption bei Horner, Statutes (Fn. 707), S. 208.
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„Lehre der Apostel“ beschränkt sich darauf, für Habgier und „weltliche“ Neigungen den Amtsverlust von Klerikern anzuordnen893: „17. Anordnung. Und es werde ausgeschlossen von seinem Amt jeder Presbyter und Diakon, der erfunden wird in Unzucht und Unersättlichkeit und der Begierde hat an (den Dingen) dieser Welt.“
Da die äthiopische „Version“ der Canones Hippolyti lediglich aus dem Inhaltsverzeichnis besteht und dieses sich nur ganz allgemein auf „Gewerbe“ bezieht894, bleibt sie ebenfalls ohne Stellungnahme zum Wucher. Die Vervielfältigung der Quellen zieht demnach keine Differenzierung ihres Inhalts nach sich: die „Apostel“ sprechen in der äthiopischen Überlieferung mit einer Stimme und verbieten den Geistlichen den Zinswucher. Zugleich drängt die gleich mehrfache Tradierung mehr oder minder inhaltsgleicher Texte um so dringender die Frage auf, ob ihre Übertragung praktischen Zwecken gedient hat oder überhaupt dienen sollte. bb) Der Se¯nodos als Kulminationspunkt der Vereinfachung der reichskirchlichen Kanones Der im gesamten Verlauf der orientalischen Kirchenrechtsgeschichte zu beobachtende Prozeß der Vergröberung der Zinsvorschriften namentlich des Konzils von Nikaia setzt sich in der äthiopischen Fassung nicht nur fort, er wird – nicht zuletzt aufgrund der Probleme einer gleich mehrfachen Übersetzung – regelrecht auf die Spitze getrieben. Im Se¯nodos transportieren die synodalen Kanones in Übereinstimmungen mit denen angeblich apostolischen Ursprungs die schlichte Botschaft: Kleriker aller Art dürfen keine Zinsen verlangen. Einschränkungen oder Detailvorschriften werden hingegen nur umrißhaft oder gar nicht verstanden. Dies wird am deutlichsten an der Rezeption von Kanon 17 der authentischen nikänischen Akten895: 893 Zitiert nach der Übersetzung von Meßner, Lehre der Apostel (Fn. 443), S. 323; vgl. die Fassung bei Bausi, Se¯nodos (Fn. 871), S. 4 (12): „Ordinamento 17. Cessi dalla sua carica qualsiasi presbitero e diacono che è convinto di lussuria e avidità, e si adopera in questo mondo.“ – Siehe jetzt Bausi, Collezione aksumita (Fn. 638), S. 56 ff. zur Frührezeption der Quelle in Aksum (ohne Hinweis zur einschlägigen Vorschrift). 894 Siehe Bausi, Se ¯ nodos (Fn. 871), S. 3 sowie Ludolf, Commentarius (Fn. 879), S. 333 (Nr. 15); vgl. nochmals oben Fn. 885. 895 Zitiert nach: da Leonessa, Testi antichi (Fn. 871), S. 501. – Siehe Revillout, Concile de Nicée 1 (Fn. 133), Fasc. 2 S. 72 m. Fn. 3; Grébaut, Etiopi (Fn. 866), S. 75; Dura, Organizarea 1 (Fn. 866), S. 112 sowie W. Witakowski, Art. Nicaea, Council of, in: Uhlig, Encyclopaedia 3 (Fn. 866), S. 1175 (1175 f.); zur Frührezeption der Konzilskanones in Aksum siehe Bausi, Collezione aksumita (Fn. 638), S. 62.
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„Quandoquidem multi e sacerdotibus hujus mundi turpisque lucri concupiscentiae avide nimis se addicunt, et obliti sunt verbi, quod in libro Dei, cui sit gloria, dicitur: Non oportet eos, qui in Dei excelsi domo habitant, pecunias suas in foenus dare, et ab iis, quibus pecunias suas mutuo dederunt, praeter portionem suam, incrementum etiam exigunt, magnum sanctumque Concilium praecipit, quod si quis Sacerdos aut minister Ecclesiae aut aliquis iis inferior pecunias suas foenori dedisse, et quod a nobis de eo statutum est transiliisse, aut alio in hac re astu usum fuisse, aut pro dimidio usurae rem composuisse, aut aliquid aliud turpis, impuri vetitique lucri gratia cogitasse post hanc diem deprehensus fuerit, e sacerdotum numero ejiciatur, et abdicatus sancta Dei Ecclesiae expellatur.“
Die ursprüngliche Regel bleibt nur im Umriß erhalten: Unter Berufung auf die biblische Verurteilung des Zinses wird angeordnet, daß Priester, Diener der Kirche und die ihnen Untergebenen (?) aus dem geistlichen Stand entlassen und aus der Kirche ausgestoßen werden, wenn sie ihr Geld gegen Zins verleihen. Aus der ‘ekatosté wird ein schlichter „Zuwachs“ (incrementum), das ‘emiolíon taucht in Gestalt der „dimidio usurae“ zwar noch auf896, doch geht die wichtige Unterscheidung nach Geld- und Sachdarlehen verloren und damit auch der Sinn der Stufung der Zinssätze. Stattdessen stellt der Kanon jetzt stärker auf die Begehungsart ab und sanktioniert besonders das „listige“ Verhalten der Geistlichen (astu)897. Unterstrichen wird dieses Ergebnis noch durch Kanon 16 der (arabischen) pseudo-nikänischen Kanones, der zwar verkürzt, aber im Kern originalgetreu ebenfalls den Amtsverlust für wuchernde Kleriker und Mönche ausspricht898: „Si quis monachus, aut ex ordine clericali fenerator inventus fuerit, aut usuris deditus vel illicitis studens lucris, suo deponendus est gradu, et ministerio privandus.“
Die in der arabischen Fassung enthaltene Parallelvorschrift (Kanon 56)899 taucht in den äthiopischen Sammlungen hingegen zwar im Index auf („Che non è lecito all’ecclesiastico dare il danaro ad usura“), fehlt aber im Text900. 896
Vgl. oben Fn. 92 zum Konzil von Karthago. Ähnlich die westsyrische Tradition: vgl. oben Fn. 430. 898 Zitiert nach: da Leonessa, Testi antichi (Fn. 871), S. 499, 501; siehe dens., Versione etiopica (Fn. 150), S. 71: „Canone 16o. – DELL’USURA. – Se si trova alcuno tra i monaci, o che abbia un grado ecclesiastico, che dia danaro per domandare guadagno, ovvero presti ad usura, o cerchi un guadagno illecito, decada dal suo grado ed esca dal suo officio.“ – Vgl. auch Revillout, Concile de Nicée 1 (Fn. 133), Fasc. 2 S. 72 Fn. 3; Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 17 (S. 155 Nr. 16); Grébaut, Etiopi (Fn. 866), S. 75; Witakowski, Nicaea (Fn. 895), S. 1175 f.; siehe noch oben bei Fn. 682 ff. 899 Vgl. oben Fn. 687. 900 Vgl. die Synopse bei de Leonessa, Versione etiopica (Fn. 150), S. 67 (dort auch der Indexeintrag). 897
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Rezipiert wird gleichfalls die Didascalia CCCXVIII Patrum901. In ihrer kürzeren äthiopischen Fassung im Se¯nodos wird das ursprüngliche Zinsverbot für Mönche zwar verkürzt (insbesondere fällt die charakteristische Mehrfachforderung weg), die Kernaussage bleibt aber erhalten902: „[23] Nel caso di un metropolita e di chi ha ricevuto una investitura, bada: non essere amante dell’oro, non amare l’utile e non esse amante del possesso, ad esclusione de necessario; non trattare affari e non richiedere interesse presso alcuno; ama ogni uomo e sii pacifico con tutti; se c’è chi ti ha chiesto un prestito daglielo e riprendiglielo se ne ha disponibilità.“
Eine um Anweisungen für Priester erweiterte Fassung in der patristischen Sammlung Hayma¯nota abaw („Glauben der Väter“) dürfte vom Typ her dem hier als „Geistliche Kanones“ identifizierten Didascalia/Syntagma-Derivat entsprechen, ist aber noch in keiner westlichen Sprache zugänglich903. Fragwürdig ist ferner, ob Kanon 4 von Laodikeia für die äthiopische Praxis anschlußfähig war; in der Übersetzung der Quelle taucht zwar die sescupla als lateinisches Äquivalent zum ‘emiolíon auf, doch lassen sich daraus praktisch keinerlei Rückschlüsse auf das Verständnis des Textes ziehen904: „Non licet sacerdoti foeneranti accipere usuras, vel quae dicuntur sescupla.“
Auch die rezipierten Konzilskanones unterstreichen danach, daß nach kirchlichem Recht den Geistlichen die Zinsforderung verboten ist. Die in den Ursprungstexten teils fein ausdifferenzierten Unterscheidungen verschiedener Zinsformen werden zwar noch als Begriffe mittransportiert, dürften aber schon deshalb impraktikabel gewesen sein, weil die römische Rechtspraxis fremd blieb, auf die sie Bezug nehmen.
901 Text und Übersetzung in: Bausi, Versione etiopica (Fn. 132), S. 228 ff., 239 ff.; vgl. dazu knapp dens., ebd., S. 225 f.; Garitte, Lettre grecque (Fn. 132), S. 107 f.; Kohlbacher, Minor Texts (Fn. 132), S. 148 f. sowie Witakowski, Nicaea (Fn. 895), S. 1176. 902 Bausi, Versione etiopica (Fn. 132), S. 241 f. 903 Vgl. den knappen Bericht von Bausi, Versione etiopica (Fn. 132), S. 225 f. m. Fn. 5. – Zu den „Geistlichen Kanones“ oben II.2.a)cc) sowie bei und in Fn. 671 ff. 904 Zitiert nach: da Leonessa, Testi antichi (Fn. 871), S. 499. – Vgl. zur Rezeption der 59 Kanones des Konzils von Laodikeia auch Revillout, Concile de Nicée 1 (Fn. 133), Fasc. 2 S. 72 Fn. 3; Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), § 17 (S. 155 Nr. 14) sowie Bausi, Se¯nodos (Fn. 871), S. 1 (Nr. 12), 3 (Nr. 9 m. Fn. 1). – Siehe zu einer neuen Quelle zur Überlieferung der Kanones von Laodikeia dens., New Egyptian Texts (Fn. 638), S. 148 sowie dens., Collezione aksumita (Fn. 638), S. 66.
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c) Rechtsbücher: Fetha Nagas´t und Faws Manfasa¯wi aa) Fetha Nagas´t Gleich dem zugrundeliegenden Nomokanon des koptischen Gelehrten Ibn al-CAssa¯l enthält das „Recht der Könige“ in trauter Eintracht eine Vielzahl von Normen bezüglich des Wuchers, die inhaltlich nur schwer auf einen Nenner zu bringen sind. Die für die äthiopische Übersetzung sonst so prägenden sprachlichen Schwierigkeiten erschweren die Deutung allerdings kaum, da die Passagen zum Zinswucher vergleichsweise präzise den arabische Urtext reproduzieren905. Auch findet sich nach der an den Eingang gestellten Auflistung der Quellen eine Kollisionsregel, die belegt, daß sich Ibn al-CAssa¯l der Disparität seines Normenmaterials sehr wohl bewußt war906: „When a canon conflicts with another, the one most commonly used shall prevail if it is in accordance with the times and does not offend reason. Such a conflict arises because of the words used in interpreting the canons, whereas errors in words are caused by lack of attention.“
Der Lösungsvorschlag ist bemerkenswert pragmatisch; modern gesprochen, kombiniert er eine gestufte rechtstatsächliche Analyse (ist der Kanon in Benutzung und ist zeitgemäß?) mit einer Wertung anhand von Vernunftgründen. Leider fehlen Beispiele einer konkreten Anwendung dieser lex utilior et sanior-Regel auf die Bestimmungen zum Zinsverbot. In ihrem – rein kirchenrechtlichen – ersten Teil rezipiert die Sammlung zunächst die koptische Rezension der Apostolischen Kanones in 71 Kapiteln907: „RSTB [. . .]. If any bishop or priest or deacon [. . .] 42, or seeks usury from one who pays a debt, [. . .] he will not have a good name in life, nor mercy from God after Death.“
Hier fällt unmittelbar auf, daß die in der Ursprungsfassung klare Sanktion aufgeweicht wird: Anstelle des Amtsverlustes droht auf Erden nur noch ein schlechter Ruf, die eigentliche Strafe wird erst Gott vollziehen. Zurückzu905
Zu den Übersetzungsproblemen mit instruktiven Beispielen Ahmad, Fetha Nagasht (Fn. 646), S. 6, 9. 906 Fetha Nagas ´t, Vorrede, zitiert nach Tzadua, Law (Fn. 869), S. 9 (vgl. Guidi, ˘ irg˘is, Kita¯b al-qawa¯nı¯ n (Fn. 646), Fetha Nagast [Fn. 869], S. 15); arabischer Text: G S. 10. 907 Fetha Nagas ´t I.5.3, zitiert nach Tzadua, Law (Fn. 869), S. 40 (vgl. Guidi, Fetha Nagast [Fn. 869], S. 70). – Zur Kennzeichnung der Quellen mit Siglen vgl. Tzadua, ebd., S. 5 (6); zur Redaktion der apostolischen Kanones in 71 Kapiteln siehe ˘ irg˘is, Kita¯b al-qawa¯nı¯ n (Fn. 646), S. 53 (dort oben Fn. 710. – Ursprungsfassung: G allerdings „RSTA“).
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führen sein dürfte diese „Milderung“ auf die Zusammenfassung mehrerer Delikte zu einem Kanon von Untugenden, die den Bewerber ganz allgemein als untauglich für das Bischofsamt ausweisen. Das Zinsverbot bleibt auf diese Weise zwar dem Grunde nach unangefochten, wird aber durch die verschwommene Sanktion im Ergebnis merklich gemildert. Untermauert wird diese gemeinorientalische Beschränkung des Verbots auf Geistliche wenig später im Abschnitt über die Kleriker im allgemeinen durch einen Rekurs auf die Kanones des (Ps.-)Basileios in ihrer koptischen Rezension908: „BAS 58. No clergyman shall take usury.“
Im zweiten, zivilrechtlichen Teil löst sich der Nomokanon weitgehend von seinen Quellen und kann auf diese Weise auch eigene Akzente setzen. Zunächst wird im Abschnitt über Darlehen und Pfand ohne jede nähere Angabe festgestellt, daß der Wucher dem göttlichen Recht widerspricht909: „As for usury, we have to avoid it, since the Divine Law has forbidden it.“
Gleichfalls ohne Quellenangabe kommt eine Passage im Abschnitt über die Leihe aus, die allerdings eine deutliche Prägung durch die islamische Wucherlehre verrät910: „A lender cannot take back capital with interest, as in the case of dinars, silver coins or other objects which may be measured or weighed, since this would be loan [with interest] and not a gratuitous loan.“
Freilich verrät die spätere Glossierung durch die einheimischen Juristen, daß diese Anlehnung an das islamische (speziell hanafitische bzw. hanbalitische) Kriterium der Meß- und Wägbarkeit in Äthiopien nicht recht ver908 Fetha Nagas ´t I.9.4, zitiert nach Tzadua, Law (Fn. 869), S. 58 (vgl. Guidi, Fe˘ irg˘is, Kita¯b al-qawa¯nı¯ n tha Nagast [Fn. 869], S. 99); arabische Ursprungsfassung: G (Fn. 646), S. 79. – Zur Kennzeichnung der Quelle siehe ebd., S. 8. – Zu den koptischen Kanones des Basileios oben Fn. 759 f.; zu ihrer äthiopischen Rezeption Fedwick, Bibliotheca Basiliana (Fn. 168), S. 1560 f. 909 Fetha Nagas ´t II.27, zitiert nach Tzadua, Law (Fn. 869), S. 160 (vgl. Guidi, ˘ irg˘is, Kita¯b al-qaFetha Nagast [Fn. 869], S. 274); arabische Ursprungsfassung: G wa¯nı¯ n (Fn. 646), S. 226. – Vgl. die Glosse (Tzadua, ebd., S. 160 Fn. 13 bzw. Guidi, ebd., S. 274 Fn. 2): „If you say that this is interest, the answer is that this interest ist forbidden since it is usury.“ – Der ganze Abschnitt verzichtet auf die üblichen Quellenangaben durch Siglen, so daß sich über die Herleitung der Passage nur spekulieren läßt. Eine Anlehnung an das ausdrücklich auf göttliches Recht gestützte Zinsverbot im Prokheiros Nomos [oben II.1.b)] erscheint zwar möglich, aber keinesfalls zwingend. 910 Fetha Nagas ´t II.28, zitiert nach Tzadua, Law (Fn. 869), S. 167 f. (vgl. Guidi, Fetha Nagast [Fn. 869), S. 287); dazu ferner Rossi Canevari, Fetha Nagast ˘ irg˘is, Kita¯b al-qawa¯nı¯ n (Fn. 869), S. 165 Fn. 16. – Arabische Ursprungsfassung: G (Fn. 646), S. 234.
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standen wird; die Ma’emeran stellen stattdessen darauf ab, daß die Münzen – anders als Lasttiere – keiner Abnutzung unterliegen911. Ebenfalls vom islamischen Recht dürfte das Verbot beeinflußt sein, Goldund Silbermünzen zum Gegenstand eines Mietvertrages zu machen, da solche Transaktionen zur Umgehung des Wucherverbots einladen912: „One may not hire forbidden things, such as mourners and sorcerers. Nor may one lease dinars or silver coins, for such practices encourage usury.“
Die umfangreichste Erörterung des Wuchers – und die einzige wirkliche Verknüpfung geistlicher und weltlicher Quellen – findet sich im Abschnitt über die einzelnen bußbewehrten Handlungen913: „II. Usury: In the first Law, God forbade the taking of usury, and in the second, He commanded the giving of a loan withoud being repaid. In the canons it is said to abstain from this and to impose penance for this. RSTG 42. If there is a priest or a layman who takes any usury, he shall abstain from [this] or be deposed. NIQYA at the end. Do not sin before God by being desirous to take usury from your brother. If you have crops or gold, and do not want to take usury from this, but sell it at a high price, you shall be despised before God; instead of taking usury, you have taken three or four times more than usury. 17. There are many who hasten to take a great part; they have forgotten the saintly word which says: ‚He has not lent his gold with usury‘. To those who take usury, the great Council has said that if anyone takes usury, does similar things, lends his crop with usury, or uses it in any manner to derive a shameful profit, such a person, if found, shall be deposed [if he is from among the clergy], and he shall be segregated [if he is a layman].“
Ibn al-CAssa¯l folgt hier einer an die Reihenfolge der koptischen Kanonessammlungen angelehnten Kompositionstechnik, die der des Mı¯ ha¯’ı¯ l v. Malı¯ g ähnelt; wie dieser kommt auch er zum Ergebnis einer Erstreckung 911 Siehe dazu den Nachweis aus der Glosse bei Tzadua, Law (Fn. 869), S. 168 Fn. 6 bzw. Guidi, Fetha Nagast (Fn. 869), S. 287 f. m. Fn. 6. – Vgl. oben II.3.b). 912 Fetha Nagas ´t II.36 (Tzadua, Law [Fn. 869], S. 200; Guidi, Fetha Nagast ˘ irg˘is, Kita¯b al-qawa¯nı¯ n (Fn. 646), S. 264. – [Fn. 869], S. 339); arabische Fassung: G Die Passage wird durch Voranstellung der Sigle TS summarisch auf die Titel 7, 15 und 17 des Prokheiros Nomos [oben II.1.b)] zurückgeführt (zur Auflösung der Siglen vgl. Tzadua, ebd., S. 8). Realistischer scheint im Hinblick auf die konkrete Bestimmung eine Beeinflussung durch die islamische Lehre der fuqaha¯’; vgl. dazu oben II.3.b). 913 Fetha Nagas ´t II.50.2 (Tzadua, Law [Fn. 869], S. 304 f.; vgl. Guidi, Fetha Nagast [Fn. 869], S. 520 f. sowie de Castro, Compendio [Fn. 869], S. 154). – RSTG verweist auf des 3. Buch des Clemens (= Canones Apostolorum, Redaktion in 56 Kapiteln; siehe ebd., S. 6 sowie oben Fn. 731); NIQYA soll die (arabischen) nichtauthentischen Kanones von Nikaia bezeichnen (siehe ebd., S. 7 sowie oben Fn. 481; ˘ irg˘is, zur präziseren Bestimmung aber sogleich). – Arabische Ursprungsfassung: G Kita¯b al-qawa¯nı¯ n (Fn. 646), S. 392 f.
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des Zinsverbots auf Laien, ohne daß die von ihm zitierten christlichen Quellen diese Zuspitzung wirklich tragen914. Das Fetha Nagas´t rekurriert zunächst – summarisch – auf die Zinsverbote des Alten Testaments915 sowie das Herrenwort mutuum date, nihil inde sperantes (Lk 6, 35), das sogar zum Verzicht auf das Kapital auffordert. Die folgende Zusammenfassung des Verfassers, daß die Kanones sich ebenfalls generell gegen den Wucher wenden, trägt schon die Züge einer deutlich strengeren Auslegung der Zinslehre, die von den folgenden Belegen allerdings streng genommen nur zum Teil getragen wird. Ibn al-CAssa¯l stützt sich zuerst auf die Apostolischen Kanones, die freilich in keiner überlieferten koptischen oder äthiopischen Fassung auch Laien erfassen916. Mißverständlich ist der Hinweis auf „NIQYA at the end“; der folgende Text ist nämlich nicht den 84 pseudonikänischen arabischen Kanones entlehnt, sondern den ebenfalls der ersten großen Synode zugeschriebenen Disziplinarkanones (Didascalia CCCXVIII Patrum bzw. Syntagma Doctrinae), deren koptische Fassungen von Revillout und Haase ediert wurden917 und deren weitere Überlieferung in den Quellen des ägyptischen Kirchenrechts nach wie vor Probleme aufwirft. Insbesondere der Hinweis auf das „Ende“ macht nämlich wahrscheinlich, daß der Verfasser hier auf die Bestimmungen der „Geistlichen Kanones“ abhebt, die Abu¯ al-Baraka¯t als möglichen „27. Kanon“ am Ende einer längeren Bestimmung beschreibt918. Damit wird zugleich klar, daß Ibn al-CAssa¯l ganz offenbar ein Text vorlag (oder er seine Quellen zumindest so gedeutet hat), wohingegen Mı¯ ha¯’ı¯ l v. Malı¯ g noch eindeutig zwei unterschiedliche „nikänische“ Quellen angesprochen und zitiert hatte919. Es folgt der offen zitierte 17. Kanon von Nikaia, der ebenfalls dahingehend modifiziert wird, daß er sich auch auf den Wucher der Laien erstreckt. Im übrigen ist das Zitat näher am Original als die äthiopische Fassung (oben 5.b)bb)); erkennbar ist insbesondere die Unterscheidung von Geld- und Getreidedarlehen, wenn auch ‘ekatosté wie ‘emiolíon nicht mehr auftauchen. 914
Vgl. oben III.4.g) bei Fn. 817 ff. Vgl. oben II.4.b). 916 Vgl. oben Fn. 731 ff. sowie III.5.b)aa). 917 Vgl. den Text oben bei bzw. in Fn. 665; Ibn al-CAssa ¯ l rekurriert hier ersichtlich auf diese Texte. Für eine Rezeption der Didascalia auch Kohlbacher, Minor Texts (Fn. 132), S. 148. 918 Riedel, Kirchenrechtsquellen (Fn. 635), S. 42 f. – Vgl. oben II.2.a)cc) sowie bei und in Fn. 676. 919 Mı¯ ha ¯ ’ı¯ l unterscheidet eindeutig zwischen den „glanzvollen Reden“ und den „Verboten“ (vgl. oben Fn. 817 ff.), Ibn al-CAssa¯l hingegen zitiert der Sache nach die „Reden“, identifiert sie aber durch die Plazierung am Ende mit den „Verboten“ (= Geistlichen Kanones). Dieser Befund belegt einmal mehr, daß das Verhältnis der offenbar eng verwandten Texte noch näherer Beleuchtung bedarf. 915
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III. Genese des Wucherverbots in den orientalischen Nationalkirchen
Es bleibt die Frage, ob dieser Neuinterpretation der geläufigen Quellen tatsächlich islamischer Einfluß zugrunde liegt, wie die Forschung nahezu übereinstimmend annimmt920. Eine solche Orientierung an der šarı¯ Ca liegt bei den zivilrechtlichen Vorschriften zur Leihe und zur Miete auf der Hand921, dürfte aber für die Wuchervorschrift in den Bußbestimmungen zumindest nicht ausschlaggebend gewesen sein. Zum einen belegt der Quellenbestand, daß Ibn al-CAssa¯l mit genuin christlichen Materialien arbeitet, ohne im Text Anleihen bei den fuqaha¯’ zu nehmen (dies im zumindest möglichen Gegensatz zu Mı¯ ha¯’ı¯ l v. Malı¯ g)922. Zum anderen verbleibt die Auseinandersetzung mit der Problematik im klassischen christlichen Kontext des Bußwesens und wandert nicht – wie etwa bei Barhebraeus – in die Erörterung des Vertragsrechts ein923. Die stärker zinsfeindliche Grundierung des Werkes mag danach islamischen Einflüssen geschuldet sein, doch ist sie zumindest für die „Umpolung“ der genuin christlichen Texte nicht allein verantwortlich zu machen. Gleiches gilt für das Zinsverbot byzantinischer Provenienz im Prokheiros Nomos; an anderer Stelle mag es im Hintergrund eine Rolle gespielt haben924, der Bußbestimmung führt es jedoch nicht die Hand. Nach alledem ist die Zinslehre des Ibn al-CAssa¯l offenbar weniger islamisch beeinflußt als angenommen. Schließlich ist die Frage zu stellen, ob und in welchem Umfang dem koptischen Nomokanon eine (Nach-)Wirkung in Äthiopien beschieden war. Ungeachtet der zentralen Position, die das Fetha Nagas´t in den Darstellungen des äthiopischen Rechts für gewöhnlich einnimmt, wird man den Einfluß der Sammlung auf die Rechtswirklichkeit nicht als allzu ausgeprägt veranschlagen dürfen925. bb) Faws Manfasa¯wi Von den beiden in Äthiopien kursierenden Bußbüchern mit dem Titel Faws Manfasa¯wi liegt bislang nur die auf den Nomokanon des Mı¯ ha¯’ı¯ l v. Malı¯ g zurückgehende Version in einer Teiledition vor926, die leider mit Ka920
Vgl. nochmals oben Fn. 836, 838 f. Vgl. oben Fn. 910, 912. 922 Vgl. oben III.4.g). 923 Vgl. oben III.2.d). 924 Vgl. oben Fn. 909. 925 Dafür plädiert energisch da Maardà, Valore giuridico (Fn. 868), S. 212, 213; ebenso Smidt, Traditional law books (Fn. 877), S. 516 sowie Kropp, Das gute alte Recht (Fn. 866), S. 299. – A. A. (im Kern allerdings beschränkt auf das äthiopische Kirchenrecht) Dombrowski, Fetha Nagas´t (Fn. 869), S. 219, 228 f. sowie jetzt wieder Tzadua, Fetha nägäs´t (Fn. 869), S. 535, der der Sammlung auch im praktischen Rechtsleben hohe Bedeutung zumißt. 921
5. Die Äthiopische Kirche
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pitel 17 abbricht und daher das Kapitel über den Wucher (Nr. 18) ausspart927. Dem Inhaltsverzeichnis läßt sich allerdings entnehmen, daß auch die äthiopische Fassung den Wucher unter die bußbewehrten Sünden einreiht928; sie gibt den Inhalt der arabischen Vorlage in allen wesentlichen Zügen korrekt wieder929. Über die bis vor kurzem noch gar nicht als eigene Schrift erkannte zweite Variante läßt sich hier mangels einer Edition keinerlei Aussage treffen930; gleiches gilt für die prägende Wirkung beider Texte für die Rechts- und Bußpraxis931. d) Kleinere Quellen Die äthiopische Fassung einer clementinischen apokalyptischen Schrift (Qale¯mentos) wendet sich gleich mehrfach gegen den Wucher, wobei die dem Text˙ eigene Verbindung von Kirchenordnung und Apokalypse die rechtliche Relevanz des jeweiligen Verbots im Einzelfall eher verdunkelt. Das gilt etwa für den eingangs von Buch III aufgeführten Lasterkatalog; der Wucher erscheint hier unter dem Eintrag „Raub und Ungerechtigkeit“, ohne eine irdische Sanktion nach sich zu ziehen; vielmehr werden die Wucherer als „unrein“ von der Offenbarung ausgeschlossen, die das Werk verspricht932: „Soit [. . .] ceux qui prêtent leur or avec usure.“
Einen deutlicher akzentuierten kirchenrechtlichen Charakter legt sich hingegen eine – offenbar in Anlehnung an die Canones Apostolorum formulierte – Vorschrift gegen den Wucher der Geistlichen bei933: 926 Kleiner, Faws Manfasa ¯ wi (Fn. 643), Bd. 1, S. 83 ff. – Zu diesem von ihm so bezeichneten „michaelitischen Mashafa faws manfasa¯wi“ siehe dens., ebd., S. 22 ff. 927 Zum Umfang seiner Edition˙ ˙siehe Kleiner, Faws manfasa ¯ wi (Fn. 643), Bd. 1, S. 2; Bd. 2, S. 186. 928 Siehe Kleiner, Faws manfasa ¯ wi (Fn. 643), Bd. 1, S. 90 und dazu Bd. 2, S. 12. 929 So die freundliche Auskunft von Herrn Kollegen Kleiner in seiner E-mail an den Verfasser vom 8. April 2002. 930 Zum „anonymen Mashafa faws manfasa ¯ wi“ siehe Kleiner, Faws manfasa¯wi (Fn. 643), Bd. 1, S. 28 ff. ˙ ˙ 931 Sehr skeptisch Kleiner, Fäws mänfäsawi (Fn. 870), S. 509: „no great impact on the Christian life of the country“. 932 Qale ¯ mentos III 2.4, zitiert nach: S. Grébaut (Übers.), Littérature éthiopienne ˙ pseudo-Clémentine. Traduction du Qalêmentos, in: Revue de l’orient chrétien, Ser. 2, IX (1914), 324 (326). – Vgl. die Übersetzung von Bausi, Qale¯mentos ˙ (Fn. 873), S. 46: „. . . che danno in prestito il loro oro a interesse . . .“ (nach seiner Zählung III 6). 933 Qale ¯ mentos III 10.16, zitiert nach: S. Grébaut/A. Roman (Übers.), Littérature ˙ éthiopienne pseudo-Clémentine. Traduction du Qalêmentos, in: Revue de l’orient ˙ chrétien, Ser. 3, VI (1927–28), 22 (30); vgl. Bausi, Qale¯ment os (Fn. 873), S. 75 f.: ˙
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III. Genese des Wucherverbots in den orientalischen Nationalkirchen
„S’il y a un évêque, un prêtre ou un diacre qui ait pris usure et qui ait recommencé à prendre usure, qu’il soit donc retranché du rang qu’il occupe dans la sainte Église et qu’il soit destitué de la charge qu’il exerce. En effet, c’est la loi de notre sainte Église.“
Die von Grébaut in einer Sammlung lokalisierte „weltliche“ Buße der – erneut im gleichen Atemzug mit Räubern – erwähnten Wucherer schließlich ist in der Edition von Bausi leider nicht nachweisbar934. Inhaltlich bewegt sich die Sammlung damit in der üblichen Bandbreite der orientalischen Zinsregelungen: Geistlichen ist der Wucher bei Strafsanktion verboten, für Laien ist er zumindest moralisch verpönt. Die äthiopische [Ps.-]Didaskalia übernimmt die auch im Ursprungstext enthaltenen und in die Apostolischen Konstitutionen eingegangenen Invektiven gegen den Wucher nur zum Teil. Wie in der syrischen Fassung findet sich in der äthiopischen das Verbot, Geldgaben von Wucherern anzunehmen935: „Bring not offerings [. . .] from them that lend their substance for usury . . .“
Gleichfalls enthält sie das Zitat aus dem Buch Ezechiel936: „. . . and hath not lent his money upon usury.“
Hingegen fehlt der Seitenhieb auf „gierige“ Witwen, die Almosen der Gläubigen gegen Zins verleihen937. Anscheinend war dieser Text nicht anschlußfähig, weil in der koptischen Tradition ein der syrischen „Witwe“ vergleichbares Amt fehlte. Ebenfalls zur pseudo-klementinischen Literatur gehört noch ein Traktat über die „Wiederkunft Christi und die Auferstehung der Toten“, der Teile der ägyptischen Petrus-Apokalypse und damit eine – wenn auch nicht im strengen Sinne kirchenrechtliche – Spur des wohl ersten frühchristlichen „Se c’è un vescovo, un presbitero o un diacono che prende a usura, e proprio per l’usura raddoppia (la cifra) e la incamera, quello sia estromesso dalle gerarchie dell Chiesa e sia espulso da quella che era la sua carica. Infatti, questa è la legge della nostra Chiesa“ (nach seiner Zählung III 113). – Zur Quelle vgl. Dillmann, Bericht (Fn. 873), S. 185 ff., 201 ff., 217 ff. sowie Grébaut, Etiopi (Fn. 866), S. 79 ff., dort auch Einzelnachweise zu den Fundstellen seiner portionierten Edition in der Revue de l’orient chrétien. 934 Siehe die Inhaltsangabe bei Grébaut, Etiopi (Fn. 866), S. 84; eine entsprechende Passage fehlt – soweit ersichtlich – bei Bausi, Qale¯mentos (Fn. 873). ˙ 935 Äth. Didaskalia XX (Pell Platt, Didascalia [Fn. 874], S. 125). – Vgl. zur syrischen Fassung (dort Ziffer XVIII) oben Fn. 500. 936 Äth. Didaskalia III (Pell Platt, Didascalia [Fn. 874], S. 31). 937 Vgl. das einschlägige, aber stark verkürzte Kapitel XV bei Pell Platt, Didascalia (Fn. 874), S. 116 ff.
5. Die Äthiopische Kirche
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Zinsverbots enthält938. Im Rahmen einer höchst plastischen tour d’horizon über die auf den einzelnen Sünder wartenden Höllenstrafen gelangt Petrus auch zu den Wucherern939: „Und an einem anderen Ort dabei warf man mit Ausscheidungen Gesättigte, Männer und Weiber, hinein bis an die Knie. Das sind die, welche leihen und Zins genommen haben.“
Die äthiopische Fassung des Testamentum Domini erweist sich in der Frage des Wuchers schließlich als genaue Wiedergabe des Originals; wie in der syrischen Fassung taucht unter den ausgeschlossenen Taufbewerbern der Wucherer nicht auf940. e) Gewohnheitsrecht Einfluß auf die Formulierung und Handhabung des Zinsverbots im Recht der äthiopischen Kirche könnten zuletzt indigene Rechtsgewohnheiten ausgeübt haben. Angesichts der Vielzahl von Völkerschaften und eines Zeitraums von über tausend Jahren, in dem Christianisierung wie Islamisierung ihre Spuren hinterlassen haben941, ist allerdings gegenüber der Behauptung eines autochthonen „äthiopischen Zinsrechts“ allergrößte Skepsis geboten942. Schon aufgrund des eher fragmentarischen Standes der Literatur sind daher bestenfalls punktuelle Aussagen über die Zinspraktiken oder Zinstabus einzelner Gruppen in einzelnen Epochen zu erwarten. Tatsächlich ist 938 Umfangreich kommentierte Edition von D. D. Buchholz (Hrsg.), Your eyes will be opened. A Study of the Greek (Ethiopic) Apocalypse of Peter, Atlanta 1988, S. 162 ff. – Dazu knapp Hammerschmidt, Überlieferung (Fn. 872), S. 121; eingehender Bratke, Petrus-Apokalypse (Fn. 746), S. 477 ff.; R. W. Cowley, The ethiopic work which is believed to contain the material of the ancient greek Apocalypse of Peter, in: Journal of Theological Studies 36 (1985), 151 ff. – Zur ägyptischen Fassung oben bei Fn. 746. 939 Zitiert nach H. Duensing, Ein Stücke der urchristlichen Petrusapokalypse enthaltender Traktat der äthiopischen Pseudo-klementinischen Literatur, in: Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde des Urchristentums 14 (1913), 65 (71); vgl. die englischen Übersetzungen von Buchholz, Your eyes (Fn. 938), S. 213. – Siehe dazu Buchholz, ebd., S. 327, der die Strafe für Wucherer für verhältnismäßig milde hält. 940 Beylot, Testamentum (Fn. 875), Nr. 44 (S. 214 f.). – Interessant ist, daß die äthiopische Fassung hier nicht den Schlangenbeschwörer anspricht (siehe oben Fn. 725, 892), sondern denjenigen, der Schlangengift sammelt: ebd., S. 215. 941 Speziell zum islamischen Recht und seinem Einfluß in Äthiopien N. J. Singer, The Status of Islamic Law in Ethiopia, in: J. Gillissen (Hrsg.), Le pluralisme juridique, Brüssel 1971, S. 207 ff.; ders., Islamic Law and the Development of the Ethiopian Legal System, in: Howard Law Journal 17 (1972), 130 ff. 942 Die praktisch unüberschaubare Vielfalt unterstreicht – ohne konkreten Bezug zur Zinslehre – Conti Rossini, Diritto consuetudionario (Fn. 877), S. 5, 18.
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III. Genese des Wucherverbots in den orientalischen Nationalkirchen
der Ertrag einer Sichtung der Quellen eher spärlich. Nach der Auskunft von Conti Rossinis Standardwerk etwa sollen Darlehen in Abessinien generell zinsfrei gewesen sein; freilich beruft sich der italienische Gelehrte dabei auf ein königliches Edikt von 1678943: „Spesso è senza interessi; e rammento un editto 24 ottobre 1678, col quale il re Iohannes I vietava die percepire interessi su prestiti in denaro o in granaglie.“
Nur bedingt aussagekräftig ist ebenso die fehlende Erwähnung des Darlehenszinses bei der Erörterung des Haftungsumfangs des Bürgen in der einschlägigen Monographie von Masucci944, während andere Werke schlicht Fehlanzeige melden945. Das gilt – soweit ersichtlich – auch für die zahlreichen lokalen Rechtsaufzeichnungen, die wie die „Statuten der Loggo Särda“946 oder die vergleichbare Überlieferung der Laggo Cˇu˘wa¯947 teils mehrere hundert Jahre alt sind, sich teils aber auch erst dem Erkenntnisinteresse westlicher Ethnologen des 19. und 20. Jahrhunderts verdanken948. In der Summe läßt sich dem bestenfalls ein äußerst schwaches Indiz dafür entnehmen, daß das kanonische Zinsverbot tatsächlich auf eine gewisse Resonanz stößt; schon die Frage, ob dies Folge einer tiefgehenden Christianisierung oder aber Konsequenz einer älteren Abneigung gegen den „Wucher“ ist, muß redlicherweise offen bleiben. f) Fazit: Museales Zinsrecht auf Rezeptionsbasis Damit ist der Grundton für die Würdigung der Zinslehre der koptischen Kirche Äthiopiens vorgegeben. Ihre Quellen transportieren – wenn auch verunklart durch zahlreiche Übersetzungsfehler – im Kern die gemeinorientalische Tradition, daß das Zinsverbot auf Kleriker beschränkt ist. Die Rezeption einzelner ägyptischer Kanonisten, die darüber hinaus auch Laien vom Wucherverbot erfaßt sehen wollen, erfolgt zwar an prominenter Stelle, 943
Conti Rossini, Principi (Fn. 877), S. 362. Masucci, Garante (Fn. 877), S. 55 ff., 89 f. 945 Ohne Aussage zur Zinsproblematik etwa Walker, Abyssianian (Fn. 877), S. 168 ff. („debt“). 946 Teilübersetzung in C. Conti Rossini, I Loggo e la legge dei Loggo Sarda, in: Giornale della Società Asiatica Italiana 17 (1904), 1 (12 f.); vgl. dazu dens., ebd., S. 9 ff., 15 ff.; F. Kemink, Die Tegreñña-Frauen in Eritrea, 1991, S. 24 f. sowie knapp L. Favali, Art. Loggo Särda, in: Uhlig, Encyclopaedia Aethiopica 3 (Fn. 866), S. 594 f. – Das genaue Alter des Textes ist umstritten, doch legt die Überlieferung nahe, daß seine Wurzeln bis in das späte Mittelalter zurückreichen. 947 Y. Beyene (Übers.), Diritto consuetudinario del Laggo C ˇ u˘wa¯, in: Rassegna di Studi Etiopici 39 (1995 [1997]), 173 (189 ff.). – Der Text geht auf Feldforschungen in den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zurück: ebd., S. 173. 948 Zu weiteren „Statuten“ Kemink, Tegreñña-Frauen (Fn. 946), S. 25 ff. 944
5. Die Äthiopische Kirche
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sagt aber weder über eine bewußte Kehrtwendung der „Zinspolitik“ der Verantwortlichen noch – erst recht – über die Praxis etwas aus. Den äthiopischen Quellencorpora haftet auf diese Weise ein ausgeprägt musealer Charakter an, der noch deutlicher als in den anderen orientalischen Kirchen von der Lebenswirklichkeit der einheimischen Christen entfernt ist949.
949
Emphatisch Conti Rossini, Loggo Sarda (Fn. 946), S. 2: „Di fatto, questi libri, di origine straniera, concernono altri popoli, altri stadi di civiltà, altre evoluzioni di istituti e di costumi.“
IV. Foren, Hürden und Medien der Interaktion religiöser Rechtsordnungen Welche Schlußfolgerungen erlauben nun die dargestellte Genese und Entwicklung der Wucherbestimmungen in den Rechtssammlungen der orientalischen Kirche? Läßt sich dem gesichteten Material insbesondere eine Antwort auf die eingangs gestellte Frage nach der Interaktion religiöser Rechtsordnungen entnehmen? Geht man angesichts der oft genug bestenfalls prekären Quellenlage mit der gebotenen Vorsicht zu Werke, so lassen sich – über den im Einzelfall geführten Nachweis der Abhängigkeit bestimmter Texte von angebbaren Quellen hinaus – zumindest drei Ergebnisse benennen; sie betreffen die Foren oder den (meist virtuellen) Ort der Interaktion (1.), die Hürden, die sich einem Austausch entgegenstellen (2.) sowie zuletzt die Medien, über die eine interreligiöse Vermittlung von Rechtswissen erfolgt (3.). In der Summe erweist sich die Interaktion religiöser Rechtsordnungen als primär textbasiert: nicht bloße literarische Fiktion oder gar Inszenierung, aber Interaktion von Texten mit literarischer Zielsetzung (4.). 1. Interaktionsforen Zumindest sofern das Zinsverbot betroffen ist, stellt sich die Interaktion des orientalischen Kirchenrechts mit den umgebenden Rechtsordnungen zuallererst als ein Diskurs auf dem Forum der Wissenschaft dar, als ein Austausch unter (Rechts-)Gelehrten. Präziser geht es um die regelmäßig bloße literarische Rezeption von Texten des byzantinischen, islamischen und vereinzelt auch jüdischen Rechts bzw. der aristotelischen Philosophie. Zahlreiche Quellen belegen für den mittelalterlichen vorderen Orient einen solchen wissenschaftlichen Austausch auch über Konfessions- und Religionsgrenzen hinweg950; die bereits skizzierte Mittlerrolle der Ost- und Westsyrer in der arabisch-islamischen Aristotelesrezeption ist hier lediglich ein besonders gut dokumentiertes Beispiel951. Bei aller Bereitschaft zur Überschreitung oder Außerachtlassung religiöser Grenzen belegen die Debatten aber auch, daß wissenschaftliche Reputation nicht allein auf die religiöse Gruppe abfärbt, der der einzelne Gelehrte angehört, sondern dieser Ef950 951
Zusammenfassend m. w. N. Wittreck, Instrument (Fn. 37), S. 507 ff. Vgl. oben II.5.b).
1. Interaktionsforen
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fekt den Mitgliedern der Wissenschaftsgemeinschaft auch vertraut ist, was Rückwirkungen auf die Bewertung der Leistungen Andersgläubiger haben kann. So unterstreichen alle Chronisten, daß der Tod des belesenen westsyrischen Maphrian Barhebraeus von Christen aller Konfessionen, aber auch von Muslimen lautstark beklagt wird952. Umgekehrt liegen uns aus der Feder des jüdischen Philosophen Maimonides wie aus dem Kreis um den Muslim Ibn Sı¯ na¯ („Avicenna“) nachgerade vernichtende Urteile über die Aristoteles-Kommentare des – im Rahmen unserer Untersuchung natürlich in erster Linie als Kanonisten angesprochenen – Ostsyrers Ibn at-Taiyib vor, die ˙ ˙ sind953. ganz offenbar nicht vollständig frei von antichristlicher Polemik Gleichwohl belegen die analysierten Quellen zum Zinsverbot, daß normative Texte über die Konfessions- wie Religionsgrenzen hinweg gelesen und ungeachtet ihrer Herkunft in eigene Werke der ostchristlichen Autoren integriert werden. Diese Durchlässigkeit kennt allerdings mehrere Grenzen: Soweit ersichtlich, ist zunächst der Armenier Mxit’ar Goš der einzige, der seinen Rekurs auf islamisches Recht offen ausweist954. Alle anderen orientalischen Kanonisten, die nachweisbar oder zumindest plausiblerweise Anleihen bei den fuqaha¯’ nehmen, verzichten auf jegliche Zitate zur Namhaftmachung ihrer Quellen. Im markanten Gegensatz dazu wird in der Regel die Übernahme von Texten anderer christlicher Konfessionen auch dann offengelegt, wenn diese nach theologischem Verständnis als häretisch gelten müssen955. Zweitens läßt sich nach der Untersuchung der christlich-orientalischen Quellen zum Zinsverbot keine Aussage darüber treffen, ob und in welchem Umfang diese Durchlässigkeit auch auf Gegenseitigkeit beruht. 952
Siehe die Darstellung bei Takahashi, Barhebraeus (Fn. 424), S. 52 f. Der jüdische Autor Moses Maimonides hält die Lektüre der Kommentare des Ibn at-Taiyib für schiere Zeitverschwendung (S. Pines, Translator’s Introduction, in: ˙ ders. ˙ [Übers.], Moses Maimonides, The Guide of the Perplexed, Bd. 1, Chicago/ London 1963, S. lvii [lx]); die Meinung des Avicenna über den nestorianischen Gelehrten faßt G. Endreß, Athen – Alexandria – Bagdad – Samarkand. Übersetzung, Überlieferung und Integration der griechischen Philosophie im Islam, in: P. Bruns (Hrsg.), Von Athen nach Bagdad. Zur Rezeption griechischer Philosophie von der Spätantike bis zum Islam, 2003, S. 42 (42) drastisch dahingehend zusammen, daß er „ihn für einen ignoranten Trottel hielt“. Vgl. auch die Äußerung eines Schülers des Ibn Sı¯ na¯ ebd., S. 42 f.: „Bei Gott, in allen Büchern verwirrter Autoren, die wir studiert haben, haben wir nie etwas Abwegigeres und Abstruseres gefunden als in diesen Büchern“. Vgl. dazu jetzt zusammenfassend S. K. Samir, La place d’Ibn at˙ Tayyib dans la pensée arabe, in: The Journal of Eastern Christian Studies 58 ˙ (2006), 177 ff. 954 Siehe oben III.3.a) bei Fn. 530. – Daneben wäre noch die – allerdings anonyme – Aufnahme islamischer Erbrechtstexte in das westsyrische Synodikon zu nennen; vgl. oben III.2.a) bei und in Fn. 429. 955 Besonders auffällig ist dieser Befund bei koptischen Anleihen bei den Melkiten; vgl. oben III.4.e) bei Fn. 780 zur Handhabung durch Ibn al-CAssa¯l. 953
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IV. Interaktion religiöser Rechtsordnungen
Während also die Abhängigkeit etwa der islamischen Aristoteles-Interpretation namentlich von syrischen christlichen Autoren gut belegt ist956, fehlen entsprechende Nachweise für eine islamische oder jüdische Orientierung an Rechtstexten der orientalischen Kirchen. Gerade für die Spätphase des hier untersuchten Zeitraums wird man die Möglichkeit einer solchen Rezeption eher skeptisch beurteilen müssen. Die dritte und letzte Einschränkung folgt aus dem primär literarischen Charakter der verschiedenen Rechtssammlungen. Die Interaktion reicht mit anderen Worten nicht über die Gelehrtenwelt und ihre Bücher hinaus, erfaßt aber kaum – oder zumindest nicht in einer Weise, die nachweisbar wäre – die Rechtspraxis der orientalischen Kirchen. Damit korrespondiert der Befund, daß gerade islamisches Recht „ohne Rücksicht auf die kirchlichen Gegebenheiten übernommen“957 wird, wie Kaufhold an den Nomokanones des Ibn al-CAssa¯l wie des Ebedjesus nachgewiesen hat, die etwa in den Abschnitten über den Richter auf die völlig systemfremde Rechtsquellenlehre des fiqh rekurrieren958. Die Untersuchung der Quellen zum Zinsverbot kann insofern die eingangs referierte These untermauern, daß gerade die großen Sammelwerke der orientalischen Kanonisten nicht primär praktische Bedürfnisse befriedigen, sondern ganz offenbar Renommierstücke darstellen, die den Gemeinschaften der Kopten, Jakobiten, Nestorianer u. a. m. zuallererst einen angemessenen Platz im geistigen Leben des vorderen Orients sichern sollen959. Mit einiger Sicherheit dienen danach insbesondere die großen Nomokanones des 13. und 14. Jahrhunderts auf diese Weise ursprünglich weniger der Ordnung der Kirche als ihrem Ansehen in der Gelehrtenwelt des Islamikats. Hingegen hat die vorliegende Arbeit keine greifbaren Nachweise dafür erbringen können, daß die Zins- oder Wucherpraxis als eigenes Forum des interreligiösen Austauschs fungiert. Angesichts des insoweit eingeschränkten Untersuchungsprogramms waren derartige Ergebnisse auch nur ausnahmsweise zu erwarten960. Jedenfalls legt beispielsweise keiner der orientalischen Texte, die sich als Rezeption etwa des islamischen fiqh entpuppen, auch nur ansatzweise nahe, daß er lediglich als nachträgliche Rationalisierung und Sanktionierung einer praktischen Orientierung christlicher Gemeinden an der islamischen Handhabung des riba¯ zu deuten ist oder verstanden werden will961. Weniger an Texten als an einer (fortbestehenden) Praxis dürfte allenfalls die punktuelle ostsyrische Wiederbelebung der 20%Zinsregel des älteren mesopotamischen Rechts ausgerichtet sein962. 956
Vgl. nochmals oben II.5.b). Kaufhold, Richter (Fn. 12), S. 109. 958 Plastisch demonstriert von Kaufhold, Richter (Fn. 12), S. 104. 959 So auch das Fazit von Bausi, Heritage (Fn. 117), S. 20: „They are artificial works, composed mainly for reason of cultural prestige.“ 960 Vgl. oben I. am Ende. 957
2. Interaktionshürden
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Das schließt wohlgemerkt nicht aus, daß im Einzelfall die Übernahme eines als „fremd“ erkannten Textes praktischen Bedürfnissen der orientalischen Kirchen geschuldet ist, wie es etwa der Bericht des Nerse¯s v. Lampron zur Übersetzung der Sententiae Syriacae insinuiert963. Allerdings läßt sich für keine der hier präsentierten Quellen belegen oder auch nur plausiblerweise vermuten, daß ausgerechnet ein im Text enthaltenes Zinsverbot der Anlaß für die Rezeption war; thematisiert wird – wenn überhaupt – das Fehlen jeglicher „zivilrechtlicher“ Textgrundlage, dem es abzuhelfen gelte. Angesichts der reichhaltigen christlichen Überlieferung zur Verwerflichkeit des „Wuchers“ vom Alten Testament über die pseudoapostolischen Quellen bis hin zu den Synoden der ungeteilten Reichskirche ist eine derartige „Regelungslücke“ in Sachen Zins auch nicht recht ersichtlich. Lediglich hinsichtlich der Erstreckung des üblicherweise nur an Kleriker adressierten Verbots auf Laien erscheint es als grundsätzlich denkbar, daß ein Autor die autochthone Tradition als defizitär aufgefaßt und fremde Rechtstexte aktiviert haben könnte, um seine strengere (zins)rechtspolitische Position argumentativ zu stützen964. Gerade die koptischen Sammlungen belegen jedoch zur Genüge, daß eine solche Zuspitzung des Zinsverbots auch unter Rekurs auf genuin christliche Texte vollzogen werden kann965. 2. Interaktionshürden Jede Rezeption von Rechtstexten stellt implizit die Frage nach deren Geltung oder – zur Vermeidung von Anachronismen – ihrer Verbindlichkeit. Diese wird von den Kanonisten der orientalischen Kirchen auch vereinzelt problematisiert966; überwiegend „beantworten“ die Rechtssammlungen die Frage aber durch die Zuschreibung der Quellen zu einer theologisch „unverdächtigen“ Autorität, seien es die Apostel, ihre Schüler, die 318 Väter von Nikaia oder „rechtgläubige“ römische Kaiser aus der Zeit vor der Trennung der Kirchen967. Die Pseudepigraphie wird hier zum funk961 Einen Grenzfall stellen die Texte aus der ostsyrischen Überlieferung dar, die Parallelen zum talmudischen Wucherrecht aufweisen: vgl. oben II.1.b) bei und in Fn. 348 f. sowie 358 f. 962 Vgl. oben II.6. sowie III.1.b) u. 1.c)bb) bei und in Fn. 352 f. u. 397 ff. 963 Vgl. oben bei Fn. 31. 964 Zumindest nicht auszuschließen ist eine solche Motivlage (oder doch ein Motivstrang) im Falle des Westsyrers Barhebraeus: vgl. oben III.2.d). 965 Siehe namentlich III.4.g) (Mı¯ ha ¯ ’ı¯ l v. Malı¯ g) sowie III.5.c)aa) (Ibn al-CAssa¯l). 966 Vgl. oben III.5.c)aa) zu Ibn al-CAssa ¯ l; siehe auch III.2.d) zur Argumentation des Barhebraeus gegen die Verbindlichkeit der Zinsregel des Syrisch-römischen Rechtsbuches. 967 Vgl. etwa oben II.2.a)bb) bzw. 2.a)cc) und III.4.c)aa) (pseudoapostolische Kirchenordnungen), III.4.b)aa) (Pseudonikänen), III.4.e) (Kanones der Könige).
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IV. Interaktion religiöser Rechtsordnungen
tionalen Äquivalent zu einer (weitgehend) fehlenden ausgearbeiteten Geltungslehre. Für die vorliegende Arbeit wirft dieser Befund die Frage auf, ob und inwieweit sich der echte oder vermeintliche Verbindlichkeitsanspruch einer Zinsregel auf ihre Rezeption auswirkt, präziser, ob und in welchem Umfang ihre Geltung im Rahmen einer „fremden“ Rechtsordnung eine Hürde bildet. Insofern dürfte weiter zu differenzieren sein zwischen der Beeinflussung im Überordnungs- oder im Gleichordnungsmodus: Handelt es sich bei der in Bezug genommenen Bestimmung um eine solche, die beispielsweise dem Synodikon einer anderen orientalischen Kirche entnommen ist und insofern kein Vorrecht beansprucht, oder tritt sie wie das römische Kaiserrecht dem Grunde nach mit einem solchen Herrschaftsanspruch auf? Eine derartige Suprematie reklamiert in jedem Falle das islamische Recht für sich: Zwar sind die riba¯-Regeln nach dem Konzept der šarı¯ Ca grundsätzlich auf Geschäfte unter Christen nicht anwendbar (es sei denn, es griffe die Reservefunktion des fiqh, wenn sie sich freiwillig an den muslimischen Richter wenden)968. Jedoch stellt das islamische Recht schon durch seine teils offen diskriminierenden Regeln mit aller Deutlichkeit klar, daß es sich selbst den höheren Rang beimißt und – wie der Islam insgesamt in seinem „Haus“ – die Deutungshoheit für sich beansprucht969. Zeichnet man nach diesen Prämissen die Rezeptionsvorgänge der Wucherbestimmungen nochmals nach, so lassen sich keine Gesetzmäßigkeiten im Sinne eines „starken“ Zusammenhangs benennen, sondern nur vergleichsweise schwache Indizien. Unzweifelhaft erleichtert wird die Übernahme von Texten dadurch, daß sie bereits bei einer anderen orientalischen Kirche kursieren, die der eigenen Glaubensrichtung zugerechnet wird. Das ist evident für das Verhältnis der koptischen Kirchen Ägyptens und Äthiopiens970, läßt sich aber auch für die teils engen Kontakte zwischen den Miaphysiten Syriens und Armeniens nachweisen971. Allerdings greift der Umkehrschluß zu kurz, daß konfessionelle Unterschiede demgegenüber eine echte Hürde bildeten, was die rege Vermittlertätigkeit der Melkiten972 ebenso belegt wie der vielfältige Austausch von Rechtstexten zwischen Ost- und Westsyrern973 oder literarische Verbindungslinien zwischen den räumlich wie dogmatisch ähnlich weit entfernten Kirchen der Kopten und 968
Zu beidem oben II.3.a). Instruktiv Wähler, Kollisionsrecht (Fn. 3), S. 155 ff., 170 ff., 187 ff., 194 ff. 970 Vgl. näher oben III.5.a). 971 Vgl. wiederum den Bericht des Nerse ¯ s (oben I.2. bei Fn. 31). 972 Dazu bei und in Fn. 156, 184 und 780. 973 Vgl. nur zur Übernahme des Syrisch-römischen Rechtsbuches, der pseudonikänischen Kanones sowie einzelner „nestorianischer“ Texte oben II.1.a) bzw. II.2.a) und b) (bei und in Fn. 308, 380, 435 und 481). 969
3. Interaktionsmedien
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Ostsyrer974. Die Übung, römische bzw. byzantinische Rechtstexte älteren Kaisern zuzuschreiben, mag in diesem Kontext Indiz für eine Rezeptionshürde sein, die daraus resultiert, daß das orthodoxe Ostreich primär mit „Häresie“ und der eigenen Unterdrückungserfahrung der orientalischen Christen assoziiert wird. Da aber regelmäßig nicht greifbar ist, wer eine solche Zuschreibung zu den „rechtgläubigen“ Kaisern letztlich vorgenommen hat, ist auch der Aussagewert dieser Beobachtung höchst begrenzt. Zugleich scheint ein wie auch immer gearteter Geltungsanspruch der Texte des römischen Kaiserrechts ihre Übernahme weder merklich befördert noch behindert zu haben. Ähnliches gilt für die islamischen riba¯-Regeln; ihre Rezeption durch Kanonisten der orientalischen Kirche liefert keinen Beleg dafür, daß sie unter dem Eindruck des Überordnungsanspruchs des fiqh erfolgt ist. Umgekehrt lassen die fehlenden Hinweise auf tatsächlich benutzte muslimische Quellen975 möglicherweise eine gewisse Reserve vermuten, die der Autor selbst gegenüber dem Islam hegte oder zumindest bei seinen Lesern vermutete. Insbesondere bei Autoren, die sich wie Barhebraeus eng bis hart an die Grenze des Plagiats an muslimische Texte anlehnen, mag aber auch viel simpler die Sorge um die Aufrechterhaltung des Anspruchs eigener Originalität federführend gewesen sein. Insgesamt entsteht damit ein Bild, in dem ein hohes Maß an Kontingenz vorherrscht: Der mit Abstand wichtigste Faktor für die Rezeption einer Zinsregel ist offenbar, daß sie dem Verfasser oder Kompilator als Text zur Hand und les- oder zumindest übersetzbar war. Damit ist zugleich der letzte Punkt angesprochen, nämlich die Sprache als Medium der Interaktion. 3. Interaktionsmedien Sofern sich die Herkunft einer Zinsvorschrift aus einer nach religiösen Maßstäben „fremden“ Rechtsordnung nach dem Gesagten überhaupt als Hürde erweist, ist die Sprache der wohl wichtigste Faktor für ihre Überwindung. Mit anderen Worten: Jeder einmal in die aktuelle „Arbeitssprache“ der jeweiligen Kirche übersetzte Rechtstext ist unabhängig von seinem Ursprungskontext grundsätzlich rezeptionsfähig. Besonders ausgeprägt ist 974 Den Kopten ist die Sammlung des Ibn at-Taiyib bekannt (Riedel, Kirchen˙ ˙ geht vom Nomokanon des Ibn rechtsquellen [Fn. 635], S. 148 ff., 302); umgekehrt al-CAssa¯l Einfluß auf die Schriften des Ebedjesus aus: Kaufhold, Römisch-byzantinisches Recht (Fn. 25), S. 161 f. (vgl. näher oben Fn. 324). Allgemein zum Austausch zwischen Kopten und (Ost)Syrern, wenn auch ohne konkrete Hinweise zur Rechtsliteratur, J. M. Fiey, Coptes et syriaques. Contacts et echanges, in: Studia Orientalia Christiana, Collectanea 15 (1972/73), 295 (332 ff.). 975 Vgl. nochmals oben bei Fn. 954.
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IV. Interaktion religiöser Rechtsordnungen
diese Brückenfunktion des gemeinsamen Idioms zwischen Ost- und Westsyrern976; nicht weniger aufschlußreich ist die Vermittlung byzantinischer und weiterer Rechtstexte an die koptische Kirche, die nach deren arabischer Übersetzung im melkitischen Milieu erfolgt977. Diese Beobachtung schließt selbstverständlich die Berücksichtigung fremdsprachiger Texte durch einzelne Autoren nicht aus978, kann aber in zahlreichen Einzelfällen zumindest miterklären, warum eine Quelle ungeachtet ihrer Herkunft Aufnahme in Sammlungen findet. Sie ist schließlich auch zu berücksichtigen, wenn man die Orientierung an Texten des islamischen Rechts bei koptischen Autoren arabischer Zunge erörtert. 4. Schluß: Orientalisches Zinsrecht als literarisches Produkt Die Regeln zum Zinsverbot in den Rechtssammlungen der orientalischen Kirchen erweisen sich nach alledem in ihrer ganzen Vielfalt in der Tat als das Ergebnis einer Interaktion religiöser Rechte. Werden doch die allen Kirchen gemeinsamen Quellen des Reichs- und Reichskirchenrechts nach der Trennung im fünften und sechsten Jahrhundert um eine nicht minder bunte Vielzahl an Bestimmungen angereichert, die sich einer regen innerchristlichen Querrezeption, aber eben auch der Übernahme von Texten und Ideen der jüdischen Tradition, der aristotelischen Philosophie sowie des islamischen Rechts verdanken; im Einzelfall scheinen ältere Überlieferungsschichten etwa des mesopotamischen Rechts auf. Im Kern entpuppt sich diese Interaktion als eine rein literarische; die Interaktion findet nicht auf dem Markt oder vor Gericht, sondern in den Schreibstuben der Rechtsgelehrten statt (darüber, ob die uns vorliegenden Texte nach jüdischem Muster ihrerseits Protokolle mündlicher Überlieferungsprozesse sind979, läßt sich beim augenblicklichen Stand der Forschung nur mutmaßen). Insbesondere die nachweisbare Rezeption islamischen Rechts scheint in erster Linie von dem Bestreben getragen zu sein, eine christliche Rechtsliteratur zu produzieren, die gegenüber den Werken der fuqaha¯’ bestehen kann. Die großen Nomokanones von Barhebraeus, Ebedjesus und Ibn al-CAssa¯l zielen damit weniger auf die soziale Kohäsion der orientalischen Kirchen als ihren sozialen Status im Islamikat. 976 Siehe dazu wie zur Entwicklung bis in die Gegenwart W. Arnold, Sprache und Literatur der Christen des Vorderen Orients, in: Gralla, Oriens Christianus (Fn. 18), S. 74 (75 ff.). 977 Vgl. nochmals oben III.4.e) mit Fn. 788. 978 Beispiel hierfür ist einmal mehr Barhebraeus, der für seine bewußt auf Syrisch verfaßten Texte arabische Quellen heranzieht: oben III.2.d). 979 Vgl. zu Talmud und Mišna oben II.4.a).
4. Schluß: Orientalisches Zinsrecht als literarisches Produkt
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Damit soll den untersuchten Texten nicht umstandslos jede praktische Bedeutung abgesprochen werden; wie anhand der jeweiligen Quellen dargelegt, kann sie im Einzelfall beträchtlich sein980. Umgekehrt kann diese Beobachtung aber den geläufigen Schluß von der häufigen Einschärfung des Zinsverbots auf seine Nichteinhaltung981 wenn nicht entkräften, so doch mit einem deutlichen Fragezeichen versehen. Wenn nämlich die Aneinanderreihung möglichst vieler Bestimmungen zum Zinsverbot durch den einzelnen Kanonisten als Ausweis literarischer Qualität verstanden wird, verliert diese Kumulation jeglichen Aussagewert über eine etwaige Dringlichkeit von Vorschriften zur Bekämpfung des „Wuchers“, die wiederum Rückschlüsse auf die tatsächliche Zinspraxis erlaubte. Aussagen über die Einhaltung der vorgestellten Bestimmungen zum Zinsverbot durch die orientalischen Christen waren nicht das Ziel dieser Arbeit; sie müßten angesichts der Quellenlage auch an Spekulation grenzen. Absicht der Arbeit war vielmehr – neben der erstmals in dieser Vollständigkeit vorgestellten und analysierten Quellen des orientalischen Kirchenrechts zum Zinsverbot – der exemplarische Nachweis, daß religiöse Rechtsordnungen untereinander wie gegenüber dem „weltlichen“ Recht, aber auch der Philosophie lern- und entwicklungsfähig sind. Die orientalischen Nationalkirchen belegen in ihrer jahrhundertelangen Rechtsentwicklung unter islamischer Herrschaft eindrucksvoll, daß die Koexistenz religiöser Rechtsordnungen sich eben nicht auf den Konflikt reduzieren läßt.
980 So auch die jüngste Einschätzung von Kaufhold, Rechtsliteratur (Fn. 157), S. 261. 981 Er begegnet sehr pointiert bei E. M. Synek, Die vermögensrechtlichen Kanones des Vierten Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung der antiochenischen Kanones und ihrer Rezeption im orthodoxen Kirchenrecht, in: Kanon XV (1999), 291 (292 f.); ähnlich auch Maloney, Conciliar legislation (Fn. 79), S. 145, 155 sowie L’Huillier, Church (Fn. 84), S. 76.
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Personen- und Sachverzeichnis Abdı¯ sˇo¯ bar Brı¯ ka¯ 24, 95, 97, 101, 110, 113, 115, 121, 148 siehe auch Ebedjesus C Abdı¯ šo¯’ bar Bahrı¯ z 23 Abschnitte über die Verbote 180 Abtelisat 217–218 Abu¯ al-Baraka¯t 57, 173, 175–178, 180–181, 185, 192, 195, 199–200, 204, 206, 209, 225 Abu¯ aš-ŠafiC¯ı 66 Abu¯ Hanı¯ fa 66 ˙ Abu¯ Sulh Ju¯nus b. CAbdalla¯h 173, ˙ 203 ˙ Addai (Thaddäus) 126, 189, 217 Ägyptische Kirchenordnung 45, 187, 189 ahka¯m al-Catı¯ qa 69, 167, 198–200 ˙ Ahmad Ibn Hanbal 66 ˙ ˙ ˙ al-G aza¯lı¯ 66, 140, 144 Almosen 49, 193, 228 Altägyptisches Recht 15, 26–27, 89–90, 176 Altes Testament 30, 49, 69, 124–125, 151, 159, 161, 163, 167, 171, 195, 225 Amaduni, Garabed 150, 154 Amblichus 37 Amphilochios 59 Antichretisches Pfand 112 Antonius 194 Aphrahat 119 Apostel 45, 49, 52, 183, 219, 235 Apostolische Kanones 49, 51, 58, 62, 93, 123, 126–127, 133–134, 141, 150–151, 157, 184, 186, 191–192, 204, 206, 209, 222, 225 siehe auch Canones Apostolorum Apostolische Kirchenordnung 133, 187 C
Apostolische Konstitutionen 48, 189– 190, 192, 217, 228 siehe auch Constitutiones Apostolorum Aptowitzer, Viktor 15 Arabische Didaskalia 48, 192–193, 215 Arabische Kanones von Nikaia 56, 182–183, 210, 220, 225 Aristenos 63 Aristoteles 15, 26, 76–78, 81, 83, 85, 92, 106, 120, 145, 149, 169, 171, 232–234, 238 Armenische Kirche 18, 26, 30, 41–42, 56, 70, 91, 145–172, 199, 236 Armenisches Recht 146, 148 as-Safı¯ ibn al-CAssa¯l 96, 175, 180, ˙ 191, 193, 197, 199–201, 208–209, 211, 213, 224–226, 233–235, 237–238 Assemani 121 Athanasius 46, 53, 154–155, 184, 194–195 Äthiopische Kirche 19, 91, 212–232, 236 Avicenna 144, 233 Babylonisches Recht 15, 26, 87–88, 110, 234, 238 Balsamon 63 Barhebraeus 65, 69, 79–80, 112, 120, 122, 128, 131–132, 140–141, 143– 145, 148, 175, 226, 233, 235, 237– 238 Basileios I. 31–33 Basileios v. Kaisareia 39, 59, 82, 84– 85, 107, 125, 127, 155, 170, 203, 205, 207, 210, 223 Bausi, Alessandro 214–217, 228
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Personen- und Sachverzeichnis
Beichtspiegel 168, 205, 207 Besa (Visa) 196 Bouriant, Urbain 187 Brassloff, Stephan 130, 132 Braun, Oscar 57, 108, 183 Bruns, Karl Georg 129 Bundesbuch 73 Burmester, O.H.E. 176 Butyrum sapientiae 80, 144 Byzantinisches Recht – Kirchenrecht 14, 38, 50, 61 – Reichsrecht 14, 26, 29, 104, 165, 171, 201, 211, 237 Canones Apostolorum 49, 93, 97, 141, 150, 187, 216, 218, 224, 227 siehe auch Apostolische Kanones Canones Ecclesiastici 186–189, 217– 219 Canones Hippolyti 186, 188, 191, 217, 219 Carusi, Evaristo 64 centesima 29, 40, 104, 110, 183, siehe auch ‘ekatosté Chrematistik 77 Clemens 151, 203, 224 Codex Canonum Ecclesiae Africanae 43–44, 185, 207 Codex Hammurapi 88 Cöln, Franz Joseph 174 Constitutiones Apostolorum 50, siehe auch Apostolische Konstitutionen Conti Rossini, Carlo 230 Corpus Canonum – Antiocheia 148 – Axum 215 – Koptische Kirche 41, 173, 177, 184 – Reichskirche 96, 178 Datastanagirk’ 22, 64, 148, 160, 165 Davit’ v. Ganjak 163, 168–169, 171 dhimmı¯ -System 12, 21 Didaché 46, 51, 53–54, 58, 181, 187, 196
Didascalia CCCXVIII Patrum 52, 54– 55, 58, 154, 178, 181, 192, 196, 204, 206, 210, 221, 225 Didaskalia 47–48, 51, 55, 125, 138, 154, 192–194, 210, 215, 228 Dionysios bar Salı¯ bı¯ 80, 139–140 Dionysios II. 61, 127, 136 Dirking, August 84 Ebedjesus 24, 95, 175, 234, 237–238 siehe auch CAbdı¯ sˇo¯ bar Brı¯ ka¯ Ecloga ad Prokheiron mutata 32 Ecloga Privata 166 Ecloga Privata Aucta 31 Edessa 79 ‘ekatosté 27, 29, 38, 40–42, 50, 62, 87, 100, 102–104, 106, 108, 111, 115, 132, 136, 142, 153, 183, 220, 225 siehe auch centesima Ekloge 30, 32, 130, 165, 201–202 ˇ auharı¯ 94 Elias al-G ‘emiolíon 27–28, 40, 42, 50, 90, 110, 122, 153, 183–184, 207, 220–221, 225 siehe auch sescupla Entscheidungen über Klöster und Mönche 57, 179 Ephrem der Syrer 81, 168 episcopalis audientia 22, 36 Evagrius Ponticus 53 Faragalla¯h al-’Ahmı¯ mı¯ 174, 208 Farrohmard i Wahra¯ma¯n 86 Faws Manfasa¯wi 174, 213–214, 226–227 Fetha Nagas´t 175, 179, 213, 216, 222–226 fiqh 26, 64, 66, 128, 234, 236–237 Fiqh an-Nasra¯nı¯ ya 95 ˙ Franc¸on, J. 215 Freshfield, Edwin H. 31 fuqaha¯’ 65–66, 143–144, 208, 211, 224, 226, 233, 238
Personen- und Sachverzeichnis Gabriel II. Ibn Turaik 173, 179, 203, 211 Gabriel v. Basra 94–95, 113, 115 Galbiati, Giovianni 199 Geistliche Kanones 57–58, 180–181, 200, 207, 210, 221, 225 Gelddarlehen 27–28, 38, 74, 89–90, 109, 111, 153, 220, 225 Georg V. 105 Gerechtigkeit 76, 106, 108, 142, 227 Gesetze der christlichen Könige 110, 129, 132 Gessew 217 Getreidedarlehen 28, 38, 60, 74, 88– 90, 125, 130, 153, 184, 207, 225 Getreidesteuer 184 Gewohnheitsrecht 15, 36, 86, 116, 229–230 g˘ins 68–69 Göttliches Recht 32, 76, 165, 223 Graf, Georg 183 Gratus 43, 185 Grébaut, Sylvain 215, 228 Gregor Abu¯ al-Faraj Bar CEbra¯ya¯ siehe auch Barhebraeus Gregor der Erleuchter 18, 147, 156 Gregor v. Nazianz 84–85, 170 Gregor v. Nyssa 82, 85, 107, 170–171 Haase, Felix 181, 206, 225 hadı¯ t 66, 68 halaka 71, siehe auch jüdisches Recht Hanafiten 66, 68, 143, 208, 223 siehe auch Rechtsschulen Hanbaliten 66, 68, 143, 223 siehe auch Rechtsschulen Harden, J. M. 215 Hayma¯nota abaw („Glauben der Väter“) 221 Heidenklausel 76 heqata¯sta¯ 29 siehe auch ‘ekatosté ˙ ˙ Hieronymus 110 Hippolytus 47, 188, 190, 203, 205, 210, 217, 219
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Hoenerbach, W./Spies, O. 116 Horner, George 187 Horsiesius 197 Ibn at-Tayib 41, 95, 97, 99–100, 102, ˙ ˙107–108, 111, 114, 116, 211, 104, 233, 237 ig˘ma¯C 66 Ignatios I. 126 Ikonoklasmus 30 C illa 68–69, 143 Isaak 159 Islamische Eroberung 20, 93 Islamisches Recht 14, 65, 92, 120, 122, 142, 171, 208, 223, 226, 233, 238 I¯sˇo¯Cbarnu¯n 94, 102, 114, 116 I¯sˇo¯Cbo¯kt 80, 94, 112–113, 116–119, 127 I¯sˇo¯Cja¯hb 80, 99–101, 105–108 Jakob v. Da¯rai 107 Jakob v. Edessa 80, 121, 129, 138 Jakobiten 18, 27, 80, 109, 121, 125, 128, 131, 234 siehe auch Westsyrer Jo¯hanna¯n bar Qu¯rso¯s 61, 124–125, 127, 207 Jo¯hanna¯n v. Antiocheia 126 Jo¯hanna¯n v. Marde¯ 127, 145 Johannes der Freigiebige 212 Jüdisches Recht 14, 26, 69, 92, 103, 161, 165, 198 Justinian I. 27–29, 31, 34 Kaisareia 145 Kanones der Könige 180–181, 200– 202, 210, 235 Kanones der Väter 151 Kanones des Basileios 60, 196, 223 Kanones nach der Himmelfahrt 217 Kanonisten 24, 52, 60, 62–63, 80, 111, 117, 155, 173, 176, 178, 191, 201, 203, 209, 211, 230, 233, 235, 237, 239 Kappadokier 78, 83–85, 149, 170–171
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Personen- und Sachverzeichnis
Karst, Josef 23, 162, 165 Kaufhold, Hubert 14, 34, 116, 131, 144, 234 Kirchenordnungen 38–39, 45, 47, 50, 186, 235 siehe auch Apostolische Kanones, Constitutiones Apostolorum, Didaché, Didaskalia, Testamentum Domini, Traditio Apostolica Kirchenväter 81, 170 Kleinarmenien 146 Klerus, Kleriker 40–42, 44–45, 49–50, 63, 96, 99–100, 102, 119–120, 123, 125–127, 134–135, 137, 139–141, 144, 150, 153–154, 158–160, 164, 169, 171, 177, 180, 182–186, 190– 192, 195, 197, 202–203, 205, 207, 210–211, 219–221, 223, 227–228, 230, 235 Kodex von Nakhitschewan 164 Kohler, Josef 167 Konstantin I. 21, 27–28, 38, 40, 178 Konstantin V. 30 Konzilien – Chalkedon 17, 152 – Hippo 43 – Karthago 42–43, 93, 123, 177, 185, 207, 210, 220 – Laodikeia 42, 50, 55, 93, 96, 122, 137, 153, 156, 177, 182, 184, 189, 204–206, 210, 221 – Nikaia 26, 39–42, 44, 46, 52, 55, 58, 63, 93, 96, 98, 120, 122–123, 127–128, 134, 137, 144–145, 152– 154, 156, 159–160, 177, 179–184, 192, 200, 202–204, 206, 210–211, 219, 224–225, 235 – Trullanum 50, 62 – Zinsbestimmungen 39 – siehe auch Synoden Kopten 12, 19, 56, 64, 234, 236–237 – Bohairischer Dialekt 173, 187, 192 – Saidischer Dialekt 173, 187 Koptische Kirche 18, 30, 42, 46, 52, 59, 89, 91, 172–212, 236, 238 Koran 65–68
Kreditmandat 129 Krediturkunde 127 Kyrillos II. 22, 203 Lagarde, Paul 187 Laggo Cˇu˘wa¯ 230 Laien 40–41, 43–44, 56, 63, 100, 102– 106, 108, 119–120, 127–128, 134, 139–140, 144, 150, 154, 159–161, 163–164, 171, 180, 191, 195, 202, 205, 207–209, 225, 228, 230, 235 Leder, Stefan 201 Lehre der Apostel 93, 125, 150–151, 159, 189, 217, 219 siehe auch Didaskalia Lehren des Apostels Addai 125, 150, 189, 217 Leon III. 30 Leon VI. 33 Libanios 138 Ma’emeran 224 Mahé, Jean-Pierre 172 Maimonides 233 Makarios 175, 179–180, 200–201, 209 Ma¯lik Ibn Anas 66 Malikiten 66, 68, siehe auch Rechtsschulen Mansi 58 Maphrian 65, 81, 112, 121, 131, 142– 143, 233 Ma¯r Aba¯ 80, 98–99 Ma¯r Henana 80 Ma¯r Isha¯q 93, 97–98, 123 Ma¯r Simeon 94, 100–101 Maroniten 19 Marqus Ibn al-Qunbar 174 Ma¯ru¯ta¯ v. Maipherkat 20, 41, 56, 96, ˙ 123, 145 Masucci, Giovanni 230 Medicina Spiritualis 125, 174, 180, 183, 186, 204–205, 208, 214 Melkiten 14, 19–20, 41, 56–57, 63, 200, 216, 233, 236, 238
Personen- und Sachverzeichnis Mercier, Ch. 154 Mı¯ ha¯’ı¯ l v. Malı¯ g 44, 61, 125, 174, 179, 183, 186, 205–206, 208–209, 214, 224–226, 235 Mı¯ ha¯’ı¯ l von Dimya¯t 174, 183, 191, 197, 204, 211 Mina, Antonios 204 Misael 137 Misˇna 70–71, 74–75, 238 Mitteis, Ludwig 15 Mönche 52, 54–55, 60, 180, 183, 194, 206, 220–221 Mongolensturm 95 Moses 71, 163 Müller, D. H. 15 Münze – assarion 117 – Aster 116 – Denar 29 – dinar 104, 131 – dirha¯m 29, 104, 113, 115–117 – Drachme 29, 116 – estîrîn 113, 116 – istatirru 117 – Mine 87 – nomisma 28 – Šekel 87 – Stater 116 – zu¯z 29, 101, 116 Münzmanipulationen 189 Musionius 137 Mxit’ar Goš (Mechithar Gosch) 22, 64, 148, 155, 160, 162–165, 233 Nachlaßjahr 151 Nas¯ı r ad-Dı¯ n al-Tu¯sı¯ 81, 144 ˙ ˙ Naturaldarlehen 27, 109–110, 135, 220 Naturwidrigkeit des Zinses 76, 78, 82– 83, 108 Nerse¯s v. Asˇtarak 157 Nerse¯s v. Lampron 23, 148, 163, 165– 167, 235–236 Nestorianer 27, 234, siehe auch Ostsyrer
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Nestorius 17 Nikaia siehe auch Konzilien – Arabische Kanones 56, 182, 204, 206, 220, 224 – Armenische Kanones 56, 153 – Geistliche Kanones 58 – Gnomen 181 – 73 Kanones 56, 93, 96, 123, 134, 179, 183, 210 Nikephoros I. 32 Nikolaos Kabasilas 63 Nikon vom schwarzen Berg 63 Nisibis 29, 79, 94–95, 99, 102, 104, 106 Noja, Sergio 199 Nomokanon – al-CAssa¯l 96, 175, 199, 222–226 – Anonymer 209 – Barhebraeus 120, 122, 131, 140 – Ebedjesus 95, 97, 113, 115 – Koptische 173, 176, 192, 203 – melkitischer 41 Nómos [Rhodíon] Nautikós 31 Nomos Georgikos 33 Nomos Mosaikos 30, 33, 69, 163, 165, 167, 198 Normativität 37, 96, 110, 132, 182, 235 Ökonomik 77 Oktateuch 50, 93, 132, 191, 210, 215 Öldarlehen 38, 60, 109, 125, 207 Ordo Iudiciorum 96–97, 101, 110, 115 Ostsyrer 12, 56, 70, 79, 86–87, 91– 120, 130, 140, 149, 201, 203, 232, 236, 238 Ostsyrische Kirche 14, 17, 20, 24, 26, 42, 86, 91–120, 130, 140, 149, 201, 203, 232, 236, 238 Otto, Eckart 73 Pandekten 62 Panir 136 Partsch, J. 15
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Personen- und Sachverzeichnis
Patriarchate – Antiocheia 18 – Edschmiatzin 18 – Seleukia-Ktesiphon 17 Pentateuch 30, 71–72, 142, 168 Penthektè 62–63 siehe auch Konzilien Persisches Recht 15, 26, 86–87, 92, 116 Petrus 193, 229 Petrus-Apokalypse 193–194, 228 Pfandrecht 118, 129 Plutarch 84–85 Politik 77–78, 80, 106, 120, 169 Praxisrelevanz 23, 112, 118, 151, 166, 169, 172, 202, 212, 219, 226–227, 231, 235, 239 Prokheiros Nomos 32, 200, 208, 210, 223–224, 226 Pseudoapostolische Sammlungen 45, 93, 132–133, 186, 214 Pseudonikänen 52, 56, 58, 181, 235 Psˇ¯ı tta¯ 125 qa¯dı¯ 22 Qale¯mentos 215, 227 ˙ Qallı¯ nı¯ qo¯s 126 qiya¯s 66 Rabbinen 26, 70, 72, 75–76, 103, 163 Rabbu¯la¯ v. Edessa 134–136 Rechtsbuch der Armenier von Lemberg 164, 167 Rechtsschule von Berytos 37, 137 Rechtsschulen 66, 68 Reichskirche 15, 17, 20, 26, 38–39, 45, 50, 61, 69, 140, 145, 149, 152, 173, 178, 235 Revillout, Eugène 194, 206, 225 riba¯ 14, 26, 65, 68, 128, 141–142, 145, 203, 208, 234, 236–237 Riedel, Wilhelm 204 Römisches Recht 26, 29, 34, 40, 92, 110, 237
Sachau, Eduard 38, 100–101, 112, 116, 119, 129–131 ŠafiCiten 66, 68, 140, 143, 208 siehe auch Rechtsschulen Sahak 157 šarı¯ Ca 11, 12, 21, 64–66, 68, 226, 236 Satzungen des Alten Testaments 69, 167, 198, 200, 210 Schenute 54, 195–196 Schlangenbeschwörer 190 Selb, Walter 23–24, 34, 100, 131 Sempadscher Kodex 148, 164 Se¯nodos 214, 216–221 Sententiae Syriacae 22–23, 35, 37, 111, 129, 235 sescupla 42, 183, 221 siehe auch ‘emiolíon Severos v. Antiocheia 136 Sinodos 50, 186 Smbat 148, 164–165 Solon v. Seleukia 137 Statuten der Loggo Särda 230 Sterilität des Geldes 78, 83, 106, 120, 169, 171 sulfa-Kontrakt 128 sunna 66, 189 Symeon Stylites 110, 136 Synoden – Antiocheia 204 – Armenier 147, 149, 156 – Asˇtisˇat 150 – Dvin 158 – Karthago 185–186 – Kopten 202–203 – Manazkert 158 – Ma¯r Šı¯ la¯ 126–127 – Ma¯r Zakka¯i 126 – Neokaisareia 185 – Ostsyrische Kirche 93 – Partaw 158 – Šahapivan 151, 157 – Sis 159
Personen- und Sachverzeichnis
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– Westsyrer 122 – siehe auch Konzilien Synodikon – Kopten 50, 173 – Ostsyrer 92–93, 134 – Westsyrer 41, 121–122, 131 – siehe auch Se¯nodos, Sinodos Syntagma Doctrinae 52, 54, 58, 178, 192, 194, 196, 210, 225 Syrische Aristoteles-Rezeption 78–81 Syrisch-römisches Rechtsbuch 15, 34, 36–37, 61, 94–95, 108, 111, 129, 131–132, 140–141, 165–166, 201, 205, 235–236
Westsyrer 12, 48, 56, 70, 120, 149, 232 Westsyrische Kirche 18, 42, 91, 120– 145, 236 Witwen 48, 51, 101, 139, 193, 228 Wucher 13, 24, 44, 48–49, 56, 60, 75– 78, 96–97, 100, 103, 105–106, 125, 128–129, 138, 141, 143, 149, 154, 158–159, 161, 163, 168–169, 171, 176, 179, 186, 189–191, 193–195, 202, 208–211, 219, 223, 225, 227– 228, 230 Wuchergüter 60, 69, 125, 143, 207 Wucherverbot 26, 32, 41, 44, 76, 154, 158, 184, 192, 230
Talmud 69–71, 75, 101, 163, 238 Tattam, Henry 187 Te’ezazat 217 Testamentum Domini 132–133, 188, 200, 215, 229 Thomas v. Aquin 83 Thomson, Robert W. 162 Thora 71–75, 168 Tieropfer 167 Timotheos 22 Timotheos I. 155 Timotheos II. 96 Titlusat 218 Traditio Apostolica 47, 51, 188, 190– 191
Yovhanne¯s Awjnec’i (Johannes v. Odzun) 147, 149, 151, 159, 153– 154, 156, 160 Yovhanne¯s Mandakuni 170
umma 66 Unierte Kirchen 19 usura 68 Vakhtang VI. 164 Vööbus, Arthur 131 Vulgarrecht 22, 36 Währungssystem 28 Waisen 75, 100–101, 164 Weber, Max 73
Zehnt 154 Zinseszinsen 106, 118, 162 Zinsmaxima 27, 31, 38, 63, 87, 89–90, 100, 102, 111–112, 120, 130–131, 136, 141, 154, 166 Zinssatz 28, 34, 38, 87–88, 90, 103– 105, 108, 110, 115–116, 130, 154, 166, 220 Zinsstaub 75 Zinsverbot 13, 24–27, 30–31, 33, 37, 40, 45–46, 49–50, 54, 56, 59, 63, 65, 69–70, 74–76, 85, 92, 99–100, 102– 103, 120, 123, 125, 130, 134–135, 138, 140–141, 144, 146, 149, 151– 153, 155–161, 164–165, 167–169, 171, 176–178, 180, 183–185, 191, 193, 195, 197–203, 205, 208–209, 211, 218, 221–223, 225–226, 229– 230, 232–233, 235, 238–239 siehe auch Wucher, Wucherverbot Zonaras 63 Zweiwegelehre 53–54, 196 Zwölf-Apostel-Lehre siehe auch Didaché