Inhaltsanalyse: Grundlagen und Methoden [Reprint 2010 ed.] 9783111501833, 9783598110719


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German Pages 159 [162] Year 1994

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Inhaltsanalyse: Grundlagen und Methoden [Reprint 2010 ed.]
 9783111501833, 9783598110719

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Derek W. Langridge

Inhaltsanalyse: Grundlagen und Methoden übersetzt von Ute Reimer-Böhner

K · G · Säur München · New Providence · London · Paris 1994

Die englische Originalausgabe ist 1989 unter dem Titel "Subject Analysis: Principles and Procedures" bei Bowker-Saur, London u.a. erschienen. ©Bowker-Saur Ltd. 1989

Auszug aus Teachers and Teaching, 2. Aufl., von A. Morrison und D. Mclntyre (Penguin Books, 1980) Copyright © A. Morrison und D. Mclntyre

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Langridge, Derek W.: Inhaltsanalyse : Grundlagen und Methoden / Derek W. Langridge. Übers, von Ute Reimer-Böhner. - München ; New Providence ; London ; Paris : Säur, 1994 ISBN 3-598-11071-5

Gedruckt auf säurefreiem Papier / Printed on acid-free paper Alle Rechte vorbehalten / All Rights Strictly Reserved K.G. Säur Verlag GmbH & Co KG, München 1994 A Reed Reference Publishing Company Printed in the Federal Republic of Germany Druck/Binden: Strauss Offsetdruck, Mörlenbach ISBN 3-598-11071-5

Vorwort zur deutschen Ausgabe Den Vorgang der intellektuellen inhaltlichen Erschließung von Dokumenten unterteilt man in die Stufen der Analyse des Inhaltes und seiner nachfolgenden Repräsentation in einer Dokumentationssprache. Große Erfolge sind in den letzten Jahrzehnten in den Fragestellungen erzielt worden, wie die Dokumentationssprache gestaltet werden muß, welche Eigenschaften sie besitzen muß, um bestimmten Anforderungen hinsichtlich der Interpretation bzw. der Speicherung und Wiedergewinnung in Informationssystemen zu genügen. Weniger intensiv war und ist im allgemeinen die Beschäftigung mit der Stufe der Inhaltsanalyse. Allenfalls im fachlichen bzw. zweckorientierteu Kontext einer Dokumentationseinrichtung wird dieser wichtigen Frage die ihr gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. So kann es auch nicht verwundern, daß innerhalb der Ausbildung Defizite auf diesem Sektor festzuhalten sind. Auch durch intensive Lektüre erschließt sich der Inhalt eines Dokumentes dem Indexierer nicht von allein, jedenfalls solange nicht, wie diese Lektüre rein kontemplativ (miß-)verstanden wird. Entsprechend einem Modell kognitiver Wissenserzeugung durch Vorliegen entsprechender Fragestellungen, erschließt sich der Dokumentiiihalt nur, wenn der Indexierer Fragen an das Dokument formuliert. Dabei liegt in der konkreten Arbeit eine Schwierigkeit im Aufstellen sowie in der konsistenten Handhabung einer solchen Fragenliste. Ein wohlbekanntes Phänomen in diesem Zusammenhang ist die häufige Unsicherheit in der eindeutigen Zuordnung eines Dokumentes zu den Systemstellen einer Aufstellungssystematik. Für Bibliotheken mit fachlich nicht spezialisierten Beständen erhöht sich diese Schwierigkeit, weil nur sehr allgemeine Kategorien herangezogen werden können. Das hier nunmehr in deutscher Übersetzung vorliegende Buch von Derek W. Langridge kann eine wertvolle Hilfestellung für diese Tätigkeit sein, vermittelt es doch nicht nur eine abstrakte Theorie. Vielmehr werden sehr konkrete Beispiele diskutiert, die deutlich machen, wie aus der Theorie Werkzeuge zur Analyse von Dokumentinhalten entwickelt werden können. Kritisch können an dem Text möglicherweise zwei Punkte angemerkt werden: Erstens die fehlende Orientierung der Beispiele am deutschen Buchmarkt, zweitens die erkenntnistheoretische Position des Verfassers. Zum ersten: Vielleicht kann gerade die Übersetzung dieser bislang einzigartigen Darstellung dazu beitragen, daß eines Tages auch ein speziell auf den deutschen Markt abgestelltes Buch vorliegt. Zum zweiten: Die von Langridge eingenommene Position ist nicht die einzig denkbare, sie hat sich bislang jedoch als tragfähiges Modell für die Gestaltung effektiver Werk-

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Vorwort zur deutschen A usgabe

zeuge erwiesen. Für Leser, die an derartigen Fragestellungen ein über den Text hinausgehendes Interesse haben, ist auf S. 138 f. eine Liste ausgewählter Literatur zu Fragen der Inhaltsanalyse zusammengestellt. Der Übersetzerin und dem Verlag ist zu danken, daß dieses Buch nunmehr auch dem deutschsprachigen Publikum zugänglich ist; gerade für Ausbildungszwecke kann aus diesem Buch großer Nutzen gezogen werden. Winfried Coden

Vorwort Das Hauptanliegen dieses Buches ist es, die Inhaltsanalyse von anderen Prozessen beim Klassifizieren und Indexieren von Dokumenten zu unterscheiden. Auch in anderen Werken wird der Ausdruck „Inhaltsanalyse" verwendet, allerdings in anderer Bedeutung. So befaßt sich beispielsweise Theory of subject analysis (hrsg. von Lois Mai Chan u.a., Libraries Unlimited, 1985) mit der Konstruktion und den Einsatzmöglichkeiten von Indexierungssprachen. Dies ist jedoch ein umfassenderes Thema, das man besser ganz allgemein mit „Indexieren" oder mit einer umfassenderen Benennung erklärenden Inhalts bezeichnen sollte. Den Ausdruck „Inhaltsanalyse" indessen benötigt man zur Bezeichnung genau des Vorganges, auf den ich mich beziehen will. Vieles, was in der praktischen Arbeit als selbstverständlich vorausgesetzt wird, soll in diesem Buch ausführlich erörtert werden. Es kann sich hier aber nur um eine allgemeine Einführung in das Thema handeln und meine Erkenntnisse können keine endgültigen sein. Fortschritt entsteht durch den Austausch von Ideen, und ich bin meinen Kollegen aus der Classification Research Group für mehr als 30 Jahre anregender und fruchtbarer Auseinandersetzung zu tiefstem Dank verbunden. Besonders dankbar bin ich meinem Freund Kenneth Bell, dessen scharfer Verstand und kritisches Urteil nur bei der Vollendung dieses Werkes von unschätzbarem Wert waren. Auch meiner Frau, die die schwerste Bürde zu tragen hatte, möchte ich danken. D.W. Language

Inhaltsverzeichnis 1. Inhaltsanalyse - Ziel und Zweck

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2. Wissensformen

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3. Themen

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4. Dokumentenformen

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5. Inhaltsverdichtung

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6. Inhaltsverdichtung in praktischen Beispielen

84

7. Wissensstrukturen in Ordnungssystemen

108

8. Tiefenanalyse

123

Literaturverzeichnis

137

Ausgewählte Literatur zu Fragen der Inhaltsanalyse. Zusammengestellt von Winfried Gödert

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Anhang 1: Literaturverzeichnis zum Thema Wissensformen . . .

140

Anhang 2: Zusammenfassung der wichtigsten Merkmale der verschiedenen Wissensformen

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Anhang 3: Reihenfolge der einzelnen Arbeitsschritte bei der Inhaltsverdichtung

148

Verzeichnis der im Text untersuchten Bücher

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Sachregister

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1. Kapitel Inhaltsanalyse - Ziel und Zweck Keiner Tätigkeit auf dem Gebiet der Informationsvermittlung kommt größere Bedeutung zu als der Inhaltsanalyse. Unsere Kultur ist angewiesen auf die Errungenschaften, die die Menschheit im Laufe ihres Daseins angesammelt und in Dokumenten niedergelegt hat. Die Nutzbarmachung dieses Schatzes von Kenntnissen, Wissen und Einsichten ist von ebenso großer Wichtigkeit, wie die Förderung von Forschungsvorhaben zur Gewinnung neuer Erkenntnisse. Die Verantwortung, dieses Erbe zum Nutzen der Menschheit zu ordnen und zu verwalten, oblag immer schon dem Berufsstand der Bibliothekare. Ihre Aufgabe besteht im Sammeln von Dokumenten, ihrer Ordnung und ihrem Wiederauffinden aufgrund von charakteristischen Merkmalen, wobei der Zugriff unter inhaltlichen Kriterien von herausrageuder Bedeutung ist. Wie erfolgreich diese Aufgabe erfüllt werden kann, hängt maßgeblich davon ab, inwieweit die Dokumente selbst richtig beurteilt werden: Wird ihr Inhalt nicht gleich zu Beginn richtig erkannt, sind alle anschließenden Bearbeitungsschritte vergebliche Liebesmüh. Wenn ein Buch über Automobile unter dem Schlagwort Käfer katalogisiert wird, so werden solche Benutzer, die Informationen über Käfer suchen, in die Irre geleitet und für diejenigen, die Informationen über einen bestimmten Autotyp suchen, ist das Buch vollständig verloren. Dieses zugegebenermaßen etwas simple Beispiel habe ich mit voller Absicht gewählt, denn ich bin davon überzeugt, daß in der Praxis diesem Bearbeitungsschritt nicht die erforderliche Bedeutung beigemessen wird. Inhaltsanalyse spielt für jede Art von inhaltlicher Erschließung die erste, die wichtigste und die schwierigste Rolle. Ein System zum Nachweis von Dokumenten kann immer nur so gut sein, wie die Inhaltsanalyse, auf der es basiert. Daraus folgt, daß sie die höchste Kunst darstellt. Sie sollte sich also permanenter Aufmerksamkeit durch die bibliothekarische Welt erfreuen und vorrangiges Studienobjekt all derjenigen sein, die sich mit inhaltlicher Erschließung beschäftigen. Tatsächlich wird dieses Thema jedoch nur auf indirektem Wege aufgegriffen, und bislang gibt es kein Fachbuch, das sich ihm ausschließlich widmen würde. Dieses Fehlen einer umfassenden Darstellung hat, wie ich versuchen werde nachzuweisen, zwangsläufig zu Defiziten in der praktischen Arbeit geführt. Bei der Vielzahl und Komplexität der heutzutage von uns zu ordnenden Dokumente kann diese Aufgabe nicht mehr als ein homogenes Ganzes betrachtet werden. Daher kann auch die Bezeichnung „Bibliothekar" das Aufgabengebiet nicht mehr abdecken, es sind vielmehr Spezialisten mit vielerlei Berufsbezeichnungen, die eigene Techniken zur Lösung der Probleme einbringen. Bereits vor geraumer Zeit tauchten Informationswissen-

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Die Inhaltsanalyse

schaftler, Informations- und Dokumentationsspezialisten auf. Auf solche Berufsbezeichnungen stößt man jedoch häufiger im Kontext mit Fachgebieten die - wie z.B. die Naturwissenschaften, Technik, Wirtschaft und Gesellschaft - vorrangig unsere Welt bewegen, als im Zusammenhang mit den Geisteswissenschaften oder dem Lehrbetrieb. Zweifelsohne sind diese weltbewegenden Gegenstände dynamischer und ziehen größere Aufmerksamkeit auf sich. Das darf uns jedoch nicht dazu verleiten, die für sie geltenden Prioritäten und Schwerpunkte als allgemeingültig zu erachten. Im Rahmen des Lehrbetriebs ist unsere Aufgabe niemals einfach auf das Wiederauffinden von Informationen beschränkt, vielmehr besteht unsere weiter gespannte pädagogische Aufgabe darin, Wissen so zu strukturieren, daß es wirkungsvoll genutzt werden kann. Bibliotheken dienen einer Vielzahl von Interessen: gemeinnützigen, wie naturwissenschaftlicher Forschung, geisteswissenschaftlicher Bildung und der Förderung von Wirtschaft und Industrie, oder persönlichen, wie Weiterbildung, Hobbys und Freizeit, Gesundheit, Heim und Familie. Wir dürfen weder die Unterschiede zwischen diversen Spezialgebieten, noch deren gemeinsame Basis aus den Augen verlieren. Es gibt also spezielle Methoden, aber auch allgemeingültige Prinzipien. Die ausufernde Entwicklung von Fachsprachen erschwert in zunehmendem Maße die Verständigung zwischen Menschen mit unterschiedlichem fachlichem Hintergrund und Ausbildung. Die wenigen Teilnehmer an der ersten internationalen Konferenz über Klassifikationssysteme 1957 sprachen alle die gleiche Fachsprache. Weniger als 30 Jahre später gab es eine Vielzahl von Teilnehmern, von denen wohl nicht ein einziger in der Lage war, sämtliche Vorträge zu verstehen. Darüberhinaus haben die Computer eine tiefe Kluft zwischen denjenigen aufgerissen, die primär in Kategorien von Kosten und kurzfristigem Nutzen denken, und denjenigen, denen eher Ziele und fundamentale Prinzipien am Herzen liegen. Natürlich ist es richtig, jede uns zur Verfügung stehende Maschine so umfassend wie irgendmöglich zu nutzen. Natürlich ist es sinnvoll, wenn eine Vielzahl von Spezialisten ihr Fachwissen bei der Lösung von Problemen einbringt. Es darf dabei aber nicht die große Gefahr übersehen werden, daß die Verschiedenartigkeit von Methoden und Betrachtungsweisen bei den meisten Praktikern eine tiefe Verunsicheruiig hervorruft. Dann passiert es leicht, daß sie das Wesentliche aus dem Blick verlieren und sich die Qualität ihrer Arbeit verschlechtert, weil sie sich über Ziele und Vorgehensweisen nicht im Klaren sind. Die Lösung dieses Problems liegt ausschließlich in einem ungetrübten Verständnis für die fundamentalen Ideen, von denen es unter einer komplexen Oberfläche nur sehr wenige gibt. Nur wenn diese verinnerlicht werden, kann spezialisiertes Fachwissen seinen angemessenen Platz im Gedankengut eines Menschen finden. Und nur wenn sie korrekt umgesetzt werden, kann sich die bibliothekarische Praxis verbessern und der Computer all seinen Fähigkeiten entsprechend eingesetzt werden.

Inhaltsanalyse - Ziel und Zweck

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Sowohl aus praktischen als auch aus logischen Gründen ist es unumgänglich, das menschliche Wissen in seiner Gesamtheit zu betrachten, denn allgemeingültige Prinzipien können naturgemäß nur durch Betrachtung des Ganzen erkannt werden. Spezialgebiete lassen sich nur mit Blick auf das Ganze, dessen Teil sie sind, abgrenzen. Anderenfalls wüßten wir nicht, welche Auswahlmöglichkeiten uns zur Verfügung stehen, was wozu gehört und was nicht. Niemand kann sich am Anfang seines Lebensweges sicher sein, welche Spezialisierung ihm - wenn überhaupt - offensteht, oder welche Wechselfälle sich im Laufe seines Lebens ereignen werden. Spezialisierung sollte daher für Menschen, die auf dem Gebiet der Informationsvermittlung tätig sind, eine Form der Höherqualifizierung darstellen. Ebenso wie ein Physiklehrer auch über Allgemeinbildung verfügt und ein Gehirnspezialist den ganzen menschlichen Körper kennt, so sollte jemand, der spezielle Informationen vermittelt, sein Fachgebiet im größeren Kontext sehen. Es gibt zahlreiche Universalbibliotheken und, wenn auch das utopische Ideal einer fachlich und international umfassenden Bibliographie bislang nicht verwirklicht wurde, umfassende Nationalbibliographien. Die Library of Congress und die British Library repräsentieren, zumindest was den engHschsprachigen Raum betrifft, das höchste Niveau in der bibliographischen Kontrolle von Dokumenten und damit indirekt auch in der Ordnung von Wissen. Ihre diesbezüglichen Aktivitäten, verkörpert z.B. durch Bibliographien mit CIP (Cataloguing in Publication) Einträgen, sind von besonderer Bedeutung. Der Bibliothekar - wir wollen ihn ruhig auch weiterhin so nennen, wobei jedoch das oben beschriebene neue Berufsbild mit Inbegriffen sein soll — braucht folglich sowohl eine gute Allgemeinbildung, als auch eine fachliche Ausbildung. Zu dieser fachlichen Ausbildung gehören Erschließungstechniken, die der einzelne Student jedoch nur auf solche Wissensinhalte anwenden kann, die ihm auch geläufig sind. Hier bestehen große individuelle Unterschiede, sowohl in Bezug auf die Quantität, als auch auf die Art des Wissens. Unser Schulwissen sorgt für eine erste Vertrautheit mit den grundlegenden Wissenschaften, wie etwa Mathematik, Geschichte, Geographie, Religion und Literatur. Jede Ergänzung dieser Aufzählung ist abhängig vom weiteren individuellen Verlauf der Ausbildung und dem Grad der intellektuellen Neugier des Einzelnen. Ganz generell läßt sich feststellen: je mehr Fachgebiete jemand studiert und je mehr Bücher er gelesen hat, desto besser ist er für Inhaltserschließung gerüstet. Der meisten Wissensgebiete, denen er sich widmet, ist er sich jedoch nicht vollständig bewußt. Kaum ein Universitätsstudiengang umfaßt auch die Philosophie des jeweiligen Sachgebiets, und nur wenige Menschen denken von sich aus darüber nach, was das Charakteristische eines Sachgebietes ausmacht und inwiefern es sich von anderen unterscheidet. Zur Entwicklung eines solchen Bewußtseins beizutragen, ist das Anliegen dieses Buches.

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Die IniiaJisanalyse

Die Vorstellung, die die meisten Menschen von den verschiedenen Sachgebieten und den zwischen ihnen existierenden Beziehungen haben, dürfte weitgehend, und zwar auf unbewußte Weise, von dem jeweiligen Klassifikationssystem beeinflußt sein, mit dem sie vertraut sind und das u.a. die Ordnung in ihren Bibliotheken bestimmt. Wer das bezweifelt, möge sich klarmachen, in welcher Weise die Vorstellungswelt von Menschen beeinflußt wird, die in ihren Bibliotheken ständig mit der folgenden Aufteilung konfrontiert werden. Es handelt sich dabei um einen Ausschnitt des in der Universität des Chinesischen Volkes verwendeten Klassifikationssystems. L Theorie des Wissens 1. Marxismus, Leninismus, Gedanken Mao Tselungs 2. Philosophie und Materialismus; historischer und dialektischer Materialismus, Religion und Atheismus II. Wissenschaften des Klassenkampfs 3. Soziologie, Politologie 4. Politik, Wirtschaft 5. Landesverteidigung, Militärwesen 6. Staatsrecht 7. Kultur und Bildung 8. Kunst 9. Philologie 10. Literatur 11. Geschichte und Revolutionsgeschichte 12. Geographie III. Wissenschaften zur Steigerung der Produktivität 13. Naturwissenschaften 14. Medizin 15. Technik 16. Landwirtschaft Die einzelnen Klassen kommen uns zwar größtenteils bekannt vor, die Grobstrukturierung durch die drei Hauptklassen, die herausragende Stellung der ersten Klasse sowie andere Schwerpunkte vermitteln aber einen Eindruck, der sich sehr von dem der Klassifikationssysteme Deweys, der Library of Congress, der Dezimalklassifikation oder anderen westlichen Systematiken unterscheidet. Wir wollen hier nicht die Probleme weiter verfolgen, die sich aufgrund weltanschaulicher Differenzen für das Klassifizieren ergeben, sondern lediglich etwas über Art und Umfang des Wissens aussagen, über das Menschen in Bezug auf verschiedene Sachgebiete verfügen, ehe sie in Bibliotheken tätig werden und Informationen vermitteln. Wer sich in vorbildhafter Weise mit Fragen der Wissensordnung beschäftigt, ist sich vollständig im Klaren über den Umfang des Wissens und seine

Intiallsanalyse - Ziel und Zweck

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Erscheinungsformen, wie diese strukturiert sind und welchen Platz spezielle Themen darin einnehmen. Er ist sich auch im Klaren darüber, was all die Bücher auszeichnet, die das rein theoretische Studium des Wissens in irgendeiner Weise beeinflussen. Hinzu kommen nicht zuletzt Verständnis für die Theorie der Inhaltsanalyse sowie praktische Erfahrungen. Diese fachliche Kompetenz zeigt sich vorallem in der Medienauswahl, der Interpretation von Benutzeranfragen und der inhaltlichen Erschließung. Es liegt auf der Hand, daß man, um eine effektive Auswahl treffen zu können, gar nicht genug über das betreffende Sachgebiet und die Art von Publikationen, in denen es behandelt wird, wissen kann. Die Interpretation von Anfragen enthält eine Reihe von Arbeitsschritten, die mit denen des Indexierens vergleichbar sind, wie folgendes Diagramm zeigt: in Dokumenten enthaltenes Wissen

Inhaltsanalyse

Umsetzung in die Indexierungssprache

Herstellung eines Registereintrags

Informationsbedürfnis

Anfrageanalyse

Umsetzung in die Indexierungssprache

Suchen im Register

Die notwendigerweise der Anfrage zeitlich vorangehende inhaltliche Erschließungwird bestimmt durch das Konzept des jeweiligen Verfassers. Der Suchvorgang dagegen ist zunächst weniger festgelegt, letztlich jedoch abhängig von der inhaltlichen Erschließung. Ziel der Anfrageanalyse ist die exakte Formulierung eines Bedürfnisses, und dabei muß immer berücksichtigt werden, auf welche Weise die Dokumente inhaltlich analysiert wurden. Aus diesem Grund konzentriert sich dieses Buch auf den Arbeitsschritt, bei dem die Inhaltsanalyse unmittelbar zum Einsatz kommt, und das ist die Inhaltserschließung. Dennoch sollte dieses Thema von allen Bibliothekaren ernst genommen werden, nicht nur von denjenigen, die sich auf das Indexieren spezialisiert haben. Wir beginnen daher auch mit dem Wissen, das in Dokumenten enthalten ist. Als erstes müssen die signifikanten Merkmale eines Dokuments ermittelt werden. Diesen Vorgang bezeichnen wir als Inhaltsanalyse. Der zweite Schritt beim Indexieren besteht darin, das, was wir als den Inhalt eines Dokuments ausgemacht haben, in die Ausdrücke einer Indexierungssprache zu übersetzen. Das können die Notationen eines Klassifikationssystems sein oder das kontrollierte Vokabular einer Schlagwortliste. Hierzu sind die vollständige Vertrautheit mit der jeweiligen Indexierungssprache ebenso wie Kenntnisse ihrer generellen Konstruktion und Anwendungsprinzipieu erforderlich. Natürlich muß mau das gelernt und geübt haben, aber es ist wesentlich einfacher als die Inhaltsanalyse. Die Vertrautiieit mit den Ein-

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Die Inhahsonalyse

zelheiten einer Systematik stellt sich rasch im täglichen Umgang ein, um bei ihrer Anwendung ein Optimum an Effektivität zu erzielen, bedarf es jedoch sicherer Grundkenntnisse über die allgemeingültigen Prinzipien von Dokumentationssystemen. In den frühen 60er Jahren arbeitete ich als Assistent für Douglas Foskett, der damals Bibliothekar am Institute of Education der University of London war und die Umklassifizierung seiner Bibliothek durch eine Reihe von Studenten leitete. Das Klassifikatioiissystem sollte der Literatur des Sachgebietes angepaßt werden. Die Studenten waren zwar mit der Systematik selbst nicht vertraut, hatten aber Vorkenntnisse hinsichtlich allgemeiner Klassifikationsprinzipien. Auffällig war, daß es in den Fällen, in denen sie uns um Hilfe baten, nicht darum ging, ein Sachgebiet innerhalb der Systematik wiederzufinden, sondern darum, den Inhalt eines Dokuments zu verstehen. Wie Inhalte mit Hilfe einer Indexierungssprache darzustellen sind, ist in der Literatur ausführlich behandelt worden. Es gibt darüber allgemeine Abhandlungen, aber auch Werke, die sich speziell mit der Anwendung von Klassifikationssystemen, z.B. der Dewey Decimal Classification (DC), der Universal Decimal Classification (UDC), der Colon Classification (CC) oder der Bliss Bibliographie Classification (BC) sowie der Anwendung von Schlagwortsystemen, wie z.B. den Library of Congress Subject Headings (LCSH) oder PRECIS, befassen. Auch über den dritten Arbeitsschritt beim Indexieren, nämlich den passenden Registereintrag für das bearbeitete Dokument vorzunehmen, ist viel geschrieben worden. Einige Autoren haben ihre Aufmerksamkeit auch dem Vorgang des Suchens gewidmet, wenngleich deutlich seltener als dem der Umsetzung in die Indexierungssprache und der Gestaltung von Katalogen. Verglichen mit all diesen anderen Tätigkeiten wurde die Inhaltsanalyse sträflich vernachlässigt. Es trifft zwar zu, daß sich der allgemeinen Klassifikationsstheorie viel Sachdienliches entnehmen läßt, das Bedürfnis nach einer expliziten Betrachtung bleibt davon jedoch unberührt. Auf die Vernachlässigung dieses Themas ist es auch zurückzuführen, daß die Inhaltsanalyse häufig nicht als eigenständige Tätigkeit angesehen, sondern gerne mit der Umsetzung in die Indexieruugssprache vermengt wird, was sich auf die Praxis negativ auswirken muß. Die Umsetzung in die Indexierungssprache ist per definitionem abhängig vom jeweiligen Klassifikations oder Schlagwortsystem, Inhaltsanalyse dagegen ist systemunabhängig. Der Inhalt eines Buches verändert sich nicht durch die Existenz des einen oder anderen Klassifikations- bzw. Schlagwortsystems. Es macht keinen Unterschied, ob ich mit der DC, der LC, der UDC, den LCSH oder PRECIS arbeite, ob ich einen Zettelkatalog oder einen Sichtlochkartenkatalog oder eine Datenbank einrichte. An der Inhaltsanalyse ändert sich dadurch nichts, denn sie ist abhängig vom Dokument und nicht vom System. Alle Indexierungssysteme haben zwei Aufgaben: sie bezeichnen spezifische Inhalte und sie zeigen die zwischen ihnen bestehenden Beziehungen

Inhahsanalyse - Ziel und Zweck

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auf. Letzteres erfolgt bei alphabetischen Systemen durch Verweisungen, in Klassifikationssystemen dagegen ergeben sich einige der wichtigsten Beziehungen aus der Anordnung der Klassen. Dies hat unweigerlich zur Folge, daß dort, wo Klassifikationssysteme verwendet werden, die Tendenz besteht, vor allem solche Beziehungen in Betracht zu ziehen, die in der Systematik ausgewiesen sind. So bedeutsam diese auch sein mögen, sie stellen dennoch lediglich eine Auswahl aus all den Beziehungen dar, die möglich wären. Sie durch die entsprechende Anordnung aufzuzeigen, begründet sich vor allem in der Zweckmäßigkeit für die Benutzer und weniger aus der Natur der Dokumente selbst. In Universalklassifikationen kann die Klasse „Pädagogik" nur als Sammlung der Dokumente definiert werden, die vorallem für an Pädagogik interessierte Benutzer von Wert ist. Da das jedoch Ansichtssache ist, ist es nicht weiter verwunderlich, daß verschiedene Systematiken dies unterschiedlich definieren. Bei einigen schließt die oben genannte Klasse die Didaktik spezieller Fächer ein, andere dagegen halten es für sinnvoller, didaktische Schriften zu anderen Büchern des entsprechenden Fachgebiets zu stellen. Innerhalb der Klasse „Pädagogik" finden sich die verschiedenartigsten Dokumente. Sie können u.a. philosophischer, naturwissenschaftlicher oder historischer Natur sein. In Bezug auf die Ordnung des gesamten menschlichen Wissens finden sich zahlreiche Unterschiede zwischen den einzelnen Systematiken, da der Maßstab, für die Benutzer zweckmäßig zu sein, keine allgemeingültigen Lösungen produziert. Das soll keine Kritik sein, denn der Sinn von Literaturklassifikationssystemen ist eben ihre Zweckmäßigkeit. Es geht mir vielmehr darum festzuhalten, daß Klassifikationssysteme für die Inhaltsanalyse keine zuverlässigen Richtlinien abgeben. Die Anordnung von Dokumenten ist für denjenigen von Bedeutung, der eine Systematik entwirft, mit Inhaltsanalyse hat das jedoch nicht das Geringste zu tun. Einem Dokument kann erst dann der ihm zukommende Platz im System zugewiesen werden, wenn man präzise ermittelt hat, um was für ein Dokument es sich handelt. Einzig und allem darum geht es bei der Inhaltsanalyse, und das Problem der Beziehungen zu anderen Dokumenten stellt sich beim Indexieren erst im Stadium der Umsetzung in die Indexierungssprache. Damit dürfte die Eigenständigkeit der Inhaltsanalyse ausreichend begründet sein. Die gebräuchlichsten Universalklassifikationen, die DC, Library of Congress Classification (LC) und UDC, sind keineswegs das Nonplusultra. Sie sind äußerst unzulänglich, was Indexierungsspezifität, Indexierungskonsistenz und die Möglichkeiten zur Darstellung komplexer Sachverhalte betrifft. Verschiedene Inhalte ausschließlich durch die Brille der in ihnen vorgegebenen Ausdrücke zu sehen, schränkt das Blickfeld stark ein. Um dennoch ein Optimum an Effizienz zu erzielen, muß man sich völlig klar darüber sein, was vom Inhalt eines Dokuments wiedergegeben werden muß. Natürlich sind bei der Umsetzung in die Indexierungssprache einige Ein-

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Die Inhalisanalyse

schränkungen in Kauf zu nehmen, es besteht aber immer die Möglichkeit, Klassifikationssysteme zu erweitern oder zu modifizieren. Wann und in welcher Weise solche Veränderungen vorgenommen werden, variiert von Systematik zu Systematik und von Bibliothek zu Bibliothek beträchtlich. Daß die DC arm an Details ist, glich man während der ersten zwanzig Jahre des Bestehens der British National Bibliography (BNB) dadurch aus, daß ihren Notationen verbale Ergänzungen hinzugefügt und ihre Tafeln dort weiterentwickelt wurden, wo sie die größten Defizite aufwiesen. Diese Methode demonstriert in vorbildlicher Weise, wie man der Aufgabe, Wissen allgemein zugänglich zu machen, gerecht werden kann. Kein Klassifikationssystem kann als endgültig abgeschlossen gelten, und ein eingeschränktes Blickfeld ist kein Zeichen von Professionalität. Ganz abgesehen davon, was zur Verbesserung von Klassifikationssystemen getan werden kann und muß, sollten wir niemals vergessen, daß die Inhaltsanalyse nicht ausschließlich für denjenigen da ist, der systematisiert und indexiert. Nur wer sich die signifikanten Merkmale von Dokumenten bewußt macht, unabhängig davon, ob diese nun im Klassifikationssystem seiner Bibliothek, dem zu bearbeitenden Katalog oder Register vorhanden sind oder nicht, kann seine Aufgabe, Benutzern zu helfen, effektiv erfüllen. Nun wollen wir uns genauer mit dem befassen, was eigentlich geineint ist, wenn wir vom Inhalt eines Dokuments sprechen. Angenommen, wir legen jemandem eine Einführung in die Naturwissenschaften und eine Geschichte der Naturwissenschaften vor, so wird er höchstwahrscheinlich erklären, daß es in beiden Fällen um Naturwissenschaften geht. Dabei genügt bereits ein kurzer Blick in beide Werke um zu erkennen, daß sie recht verschiedenen Inhalts sind: Die Einführung dürfte sich ausschließlich mit Themen wie Materie, Energie oder Leben beschäftigen, die Geschichte dagegen angefüllt sein mit den Namen von Menschen und ihren Aktivitäten. „Inhalt" wurde also in zwei verschiedenen Bedeutungen gebraucht. Soll damit ausgedrückt werden, worum es in einem Werk geht, so würde die Antwort im ersten Fall kurz „Natur" lauten, um zweiten Fall „frühere Aktivitäten von Menschen, die sich als Naturwissenschaftler bezeichnen und das Wissen über die Natur vergrößern". In diesem zweiten Fall wird „Naturwissenschaften" einfach kurz in einem Allerweltssinn gebraucht. Die erste Lektion, die wir jedoch in Bezug auf Inhaltsanalyse lernen müssen, lautet: unbedingte Eindeutigkeit. Nachdem wir geklärt haben, worum es in den beiden Büchern geht, liegt es auf der Hand, daß „Naturwissenschaften" im ersten und „Geschichte" im zweiten Fall sich auf etwas anderes beziehen. Sie beziehen sich nämlich auf die Art und Weise, in der Naturphänomene bzw. Aktivitäten von Naturwissenschaftlern behandelt werden. Man kann folglich zwei unterschiedliche Fragen an ein Dokument stellen: Um was für ein Dokument handelt es sich? und Wovon handelt das Dokument? Die Antwort auf die erste Frage erfolgt in Begriffen, die unterschiedliche Wis-

Inhaltsanalyse - Ziel und Zweck

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sensformen bezeichnen, etwa Naturwissenschaften, Geschichte oder Philosophie. Die zweite Frage, die wir als Frage nach dem „Thema" eines Dokuments bezeichnen wollen, wird mit Begriffen beantwortet werden, die sich auf Phänomene beziehen, also auf das, was wir als in der Welt existierend wahrnehmen. Auf beide Fragen gibt es konkrete Antworten, die sich aus der Prüfung des vorliegenden Textes ergeben. Dies mag nicht in jedem Fall einfach sein. Es ist jedoch ein erheblicher Unterschied, ob ich feststelle, daß die Lösung einer Aufgabe schwierig ist und aus diesem Grund bei denen, die sie auszuführen haben, nicht immer zum gleichen Resultat führt, oder aber behaupte, daß unterschiedliche Resultate auf die Vielzahl möglicher Antworten zurückzuführen sind. Sicherlich wird es Leute geben, die letztere Ansicht vertreten. Sie unterliegen jedoch einem Irrtum, der möglicherweise zurückgeht auf eine Vermischung der beiden bereits diskutierten Fragen mit einer dritten, die da lautet: Wozu dient das Dokument? Auf diese Frage kann es mehr als eine Antwort geben, die einzige sichere Antwort darauf ist tautologisch: ein Buch zum Thema X ist für Leute geschrieben, die sich für X interessieren. Allerdings gibt es auch Bücher, die nicht in erster Linie für diejenigen geschrieben wurden, die Spezialisten auf dem Gebiet sind, beispielsweise „Volkswirtschaft für Betriebswirte", „Statistik für Ingenieure" oder „Psychologie für Krankenpfleger". Natürlich können sie auch für die an Volkswirtschaftslehre, Statistik bzw. Psychologie Interessierten nützlich sein, besonders geeignet sind sie aber für Betriebswirte, Ingenieure oder Krankenpfleger. Hier ist strikt zu unterscheiden, worum es in einem Werk geht und an wen es sich richtet. In der Mehrzahl der Fälle erschließt sich der Leserkreis aus dem Thema und der Form des Wissens, nur bei einem kleinen Teil wird eine zusätzliche Zielgruppe ausdrücklich angegeben. Im Rahmen einer Nationalbibliographie, einer Universitäts- oder einer öffentlichen Bibliothek sind alle Sachgebiete gleichrangig zu behandeln, der fachlichen Feinheit der Inhaltsanalyse sind daher Grenzen gesetzt. Anders verhält es sich bei Spezialbibliotheken oder Fachbibliographien. Dort können wir Dinge unter vielen Gesichtspunkten betrachten, können subjektiv sein, können lediglich einen Teilaspekt wiedergeben. Eine Firmengeschichte ist - objektiv betrachtet - ein spezielles Thema innerhalb der Klasse „Wirtschaftsgeschichte". In einer Verwaltungs- oder Betriebsbibliothek hingegen kann sie als Beispiel für eine Firmenpublikation vorallem in Hinblick auf ihren Nutzen für Öffentlichkeitsarbeit von Interesse sein, weniger hingegen aufgrund ihres Informationsgehalts. In einer privaten Sammlung von Jazzliteratur kann ein Werk über die Geschichte amerikanischer Städte so behandelt werden, als handele es sich um ein Werk zur Geschichte des Jazz, selbst wenn es nur ein paar Hinweise auf Jazz enthält, oder weil es den allgemeinen historischen Hintergrund abdeckt und damit zum Verständnis

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Die Inhaltsanalyse

für die Geschichte des Jazz beiträgt. Ein Soziologe wird Bücher vermutlich ausschließlich aufgrund der darin behandelten gesellschaftlichen Themen klassifizieren und dabei die Tatsache ignorieren, daß solche Themen auch von anderen Sozialwissenschaftlern, Philosophen, Historikern und sozialkritischen Autoren behandelt werden. Auch wenn Wordworths „Präludium" als autobiographisches und Dantes „Göttliche Komödie" als religiöses Werk betrachtet werden könnten, besteht doch Einigkeit darüber, daß sie gemeinhin als Schöne Literatur gelten. Abweichungen können - soweit sinnvoll gerechtfertigt sein, allgemeingültige Prinzipien werden dadurch jedoch nicht umgestoßen, und für eine Betrachtung der Inhaltsanalyse sind sie irrelevant. Die drei vorgenannten, an ein Dokument zu richtenden Fragen geben auch Hinweise darauf, nach welchen Prinzipien Dokumente in einem Klassifikationssystem angeordnet werden können: aufgrund ihres Themas, aufgrund ihrer Wissensform oder aufgrund des Interessensgebietes, das sie abdecken. Die einzige Universalklassifikation, die aufgrund von Themen ordnete, war James Duff Browns „Subject Classification", die heutzutage aber außer Gebrauch ist. In jüngerer Zeit erforschte die Classification Research Group die Möglichkeiten einer Theorie der Integrationsstufen des Seins als Gerüst für eine solche Wissensanordnung. Eine Systematik, die aufgrund von Wissensformen ordnet, ist niemals veröffentlicht worden, ein Entwurf für eine derartige Systematik findet sich weiter hinten in diesem Band. Alle existierenden Universalklassifikationen ordnen auf der Basis von Interessengebieten, wobei es sich in Wirklichkeit um eine Mischung aus den beiden anderen Methoden handelt. Sie, wie es manchmal geschieht, als „auf Wissenschaftsdisziplinen beruhende" Systematiken zu bezeichnen, ist allerdings irreführend, denn das würde implizieren, daß ihre Hauptklassen sämtliche Gegenstände einer bestimmten Wissenschaftsdisziplin bzw. Form des Wissens enthalten und nichts anderes. Dies entspricht jedoch keineswegs den Gegebenheiten, besonders was Philosophie und Geschichte betrifft, denn in den meisten Systematiken finden sich philosophische und historische Schriften weit verstreut bei ihren jeweiligen Anwendungsgebieten. Viele Hauptklassen enthalten Beiträge aus anderen Wissensformen. Pädagogik wird beispielsweise angereichert durch solche Sachgebiete, wie pädagogische Philosophie, Geschichte der Pädagogik, Soziologie der Pädagogik und pädagogische Psychologie. So praktisch solche Arrangements auch sein mögen, sie sind jedenfalls viel zu verwirrend, um bei einer Entscheidung von Hilfe sein zu können, um welche Form des Wissens es sich in einem bestimmten Dokument handelt. Üblicherweise subsumiert man unter dem Ausdruck „Inhaltsanalyse" auch die Analyse bestimmter formaler Merkmale von Dokumenten. Mit diesem Aspekt beschäftigt sich das 4. Kapitel im Anschluß an eine umfassende Abhandlung über die verschiedenen Formen des Wissens und The-

Inhaltsanalyse - Ziel und Zweck

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men. Die Betrachtung von Dokumenten unter dem Gesichtspunkt ihres Themas erfreute sich während der letzten 50 Jahre weit größerer Aufmerksamkeit, als die Betrachtung in Hinblick auf die verschiedenen Wissensformen. Dafür gibt es wenigstens zwei Gründe: Erstens wird ein Dokument durch sein Thema, das verhältnismäßig konkret dem Titel und Text zu entnehmen ist, viel offensichtlicher charakterisiert. Der zweite Grund dürfte darin liegen, daß während dieser Zeitspanne die inhaltliche Erschließung vorallem durch Arbeiten auf speziellen Sachgebieten mit begrenztem Kontext beeinflußt wurde, für die verschiedene Formen des Wissens als Unterscheidungskriterien von geringerer Bedeutung sind, als dies bei einer Betrachtung im größeren Kontext der Fall ist. Die Ordnung der Phänomene unserer Welt anhand von Kategorien und Beziehungen ist in der modernen Klassifikationstheorie, angefangen mit dem Werk von S.R. Ranganathan, gründlich erforscht worden. Daher sollte heutzutage jedermann auf dem Gebiet der Inhaltsanalyse, soweit es um die Betrachtung von Dokumenten unter dem Aspekt ihres Themas geht, bestens gerüstet sein. Auch wenn in dieser Beziehung alles zum Besten steht, so wird zweifelsohne den verschiedenen Formen des Wissens weit weniger Aufmerksamkeit gewidmet. Auch durch das derzeit verwendete Indexierungssystem der BNB hat sich an diesem Mangel nichts geändert. Zwar existiert mit PRECIS ein System, das in der Lage ist, alle Themen vollständig darzustellen, die Wichtigkeit der verschiedenen Wissensformen wird jedoch nicht gebührend berücksichtigt.1 Ein Hauptmerkmal der existierenden Gegenstände Hegt darin, daß nur wenige von ihnen tatsächlich zu einer einzigen Wissensform gehören. Von daher rührt die Notwendigkeit, diese Wissensformen genauso zu spezifizieren wie Themen, um den Inhalt eines Dokuments exakt beschreiben zu können. Es wird manchmal behauptet, daß das Thema das wichtigste Merkmal zur Charakterisierung eines Dokuments, zu seiner Abgrenzung von anderen Dokumenten und zur Darstellung seiner wichtigsten Beziehungen sei. Das trifft nicht unbedingt zu. Man muß sich nur die folgenden Werke zum Thema „Natur", das ja ein sehr weitgespanntes ist, ansehen, wobei ich nicht behaupten will, daß es sich dabei um einen ungewöhnlichen Gesichtspunkt handeln würde und niemand alle diese Bücher lesen möchte. Es geht mir lediglich um den Nachweis, daß das Thema nicht den bedeutsamsten Faktor der Analyse ausmacht. The idea of nature von R.G. Collingwood (Clarendon Press, 1945), A natural history of Britain and Ireland von Eric Simms (Dent, 1979) und Pedigree: essays on the etymology of words from nature von Stephen Potter (Collins, 1973). Beim ersten Buch handelt es sich um ein philosophisches Werk, das sich mit dem Begriff der Natur beschäftigt. Das zweite beschreibt die reale l

Seit 1991 verwendet die BNB das System COMPASS. D. Übersetzer

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Die Inhohsanalyse

Natur. Im dritten wiederum geht es um Wörter, die zur Beschreibung von Naturphänomenen verwendet werden. In keinem der drei Bücher geht es vorrangig um das Thema „Natur". Das Wichtigste am ersten Buch ist, daß es sich um eine philosophische Darstellung handelt. Das Wichtigste am zweiten Buch ist, daß es sich um ein Teilgebiet der Naturwissenschaften handelt und es viel mehr mit anderen empirischen Studien gemein hat, als mit einem Werk über Naturphilosophie. Das Wichtigste am dritten Buch schließlich ist, daß es sich um ein etymologisches Werk handelt, das eher zu anderen linguistischen Schriften gehört als zu Werken, die Natur im Rahmen anderer Disziplinen betrachten. Über die relative Wichtigkeit von Themen und Wissensformen zu streiten, erübrigt sich, denn beide sind unverzichtbar, soll der Inhalt eines Dokuments wirkungsvoll beschrieben werden. Weiterhin soll darauf eingegangen werden, wie jeweils das komplette Werk der Inhaltsanalyse zu unterwerfen ist, ob es sich nun um ein sehr dickes Buch oder nur um einen ganz kurzen Zeitschriftenartikel handelt. Dieser als Inhaltsverdichtung bezeichnete Vorgang soll uns in die Lage versetzen, aus einer Sammlung von Dokumenten eines oder auch mehrere auszuwählen, die eine spezielle Anfrage abdecken. Aus der Inhaltsanalyse ergeben sich die Notationen eines Klassifikationssystems bzw. Schlagwörter, anhand derer die Bücher in den Bibliotheksregalen, die Kataloge, die meisten Bibliographien und die meisten Register zum Nachweis von Zeitschriftenartikeln geordnet werden. Informationsretrieval erfordert, im Unterschied zum Dokumentenretrieval, eine wesentlich detailliertere Inhaltsanalyse, deren Umfang jedoch im Vergleich zur Inhaltsverdichtung geringer ist, denn sie braucht sich nicht mit solchen Merkmalen zu befassen, die ein Dokument als Ganzes charakterisieren. Mit anderen Worten, beim Informationsretrieval geht es ausschließlich um Themen. Der Umfang ist geringer, die Indexierungstiefe hingegen größer, da jedes im Dokument erwähnte Thema, so kurz es auch sein mag, erschlossen werden soll. Diese ganze Operation nennt man „Tiefenerschließung".2 Wir können also die „Tiefenanalyse" als Gegenteil der Inhaltsverdichtung bezeichnen. Ihre Endergebnisse, individuelle Verzeichnisse für die jeweiligen Dokumente, bezeichnen wir normalerweise als Buchregister. Buchregister sind von immenser Bedeutung. Ohne sie ist es unmöglich, spezifische Informationen zu finden, es sei denn mit einem unangemessen hohen Aufwand an Zeit. Das Resultat des Informationsretrieval in Bibliotheken kann im Unterschied zum Dokumentenretrieval immer nur so gut sein, wie die Register zu den einzelnen Bänden. Unter normalen Bibiotheksbedingungen verläuft die Suche nach spezifischen Informationen immer in zwei Schritten. Zunächst sind anhand des Kataloges die Dokumente 2

Dieser Vorgang wird im Deutschen auch als „analytische Erschließung" bezeichnet. D. Übers.

Inhallsanalyse - Ziel und Zweck

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ausfindig zu machen, die höchstwahrscheinlich die gewünschten Informationen enthalten. Anschließend muß mit Hilfe des Registers die Information selbst gefunden werden. Prinzipiell könnten all die einzelnen Register der Bücher einer Sammlung zu einem großen Register verschmolzen werden, in der Praxis kommen wir einem solchen Zustand dann am nächsten, wenn in einer Spezialsammlung selektiv die Hauptthemen der Dokumente indexiert werden. In der Regel werden nur kürzere Dokumente, wie etwa wissenschaftliche Aufsätze oder ZeitschriftenartikeJ in dieser Weise bearbeitet. Im Index sind sie dann nicht nur mit einem umfassenden Thema, das die Verdichtung ihres Inhalts widerspiegelt, vorhanden, sondern mit einer Reihe von Themen, die zwar im einzelnen bedeutsam sind, aber nicht den Inhalt des gesamten Dokuments repräsentieren. Da bei dieser Art der Tiefenerschließung häufig postkoordinierte Systeme zum Einsatz kommen, werden nicht selten Inhaltsverdichtung und Tiefenanalyse einerseits sowie präkombiniertes und postkoordiniertes Indexieren andererseits in einen Topf geworfen. Es ist von grundlegender Bedeutung, daß klar unterschieden wird zwischen den völlig verschiedenartigen Prozessen, die diese Begriffspaare repräsentieren, und auch, daß nicht zwangsläufig eine Verbindung zwischen ihnen besteht. Inhaltsverdichtung und Tiefenanalyse beschreiben den Erschließungsgrad eines Dokuments, präkombiniert bzw. postkoordiniert hingegen sagen etwas aus über die Art und Weise, in der komplexe Inhalte, unabhängig vom Erschließungsgrad, behandelt werden. Natürlich trifft es zu, daß die Tiefenerschließung von Spezialsammlungen normalerweise postkoordiniert erfolgt, das muß aber nicht so sein, jedes Klassifikationssystem mit ausreichender Erschließungstiefe könnte dazu verwendet werden. Am weitesten verbreitet ist die Tiefeuerschließung jedenfalls in Gestalt von Buchregisteru und diese sind immer präkombiniert. Und wenn die Einträge mancher Buchregister postkoordiniert wirken, so ist dies schlichtweg auf mangelhafte Erschließung zurückzuführen, d.h. Themen wurden nur unvollständig aufgeführt und demzufolge verlängert sich die zum Suchen erforderliche Zeit. Zusammenfassend läßt sich also sagen, daß es in der Praxis drei Faktoren gibt, die die Anwendung der Inhaltsanalyse beeinflussen: Erstens ist dies das Bedürfnis, ein Dokument in seiner Gesamtheit so zu charakterisieren, daß es unter anderen gesammelten Dokumenten wiedergefunden werden kann. Zweitens muß das Dokument so erschöpfend analysiert werden, daß sämtliche enthaltenen Teilinformationen wiedergefunden werden können. Und drittens schließlich gibt es den Kompromiß, daß in bestimmten, genau definierten Fällen ein Dokument durch eine Reihe ausgewählter Themen anstelle eines einzigen, den Inhalt verdichtenden Ausdrucks in einem zentralen Register repräsentiert wird. Solche Dokumente verfügen in der Regel über kein eigenes Register.

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Die Inhaltsanalyse

Der Einsatz von Computern zu Informationsspeicherung und -retrieval beeinflußt prinzipiell die obige Diskussion nicht, bietet jedoch ideale Bedingungen für eine effektive Inhaltsanalyse. Zur Zeit werden die Fähigkeiten von Computern allerdings weitgehend vergeudet, da sie lediglich als Hilfsmittel für minder anspruchsvolle Erschließungsmethoden genutzt werden.

2. Kapitel Wissensformen Bei näherer Betrachtung der Art und Weise, wie Inhaltsanalyse in der Praxis gehandhabt wird, stellt man fest» daß mangelnde Betrachtung der verschiedenen Wissensformen die Hauptfehlerquelle bildet. Hier sind drei Beispiele für gravierende Fehler. Sie stammen aus den Titelaufnahinen des CIP der British Library. Das erste, Archetype: a natural history of the self, stammt von Anthony Stevens (Routledge, 1982). Es ist recht schwer nachzuvollziehen, wie man hier etwas falsch machen kann. Der Titel gibt präzise ein Thema an, der Zusatz liefert einen nachdrücklichen Hinweis darauf, wie das Thema behandelt wird. Über den Verfasser kann man nachlesen, daß er in Oxford Psychologie und Medizin studiert hat und als Psychiater und Psychotherapeut praktiziert. Das Werk wird beschrieben als „ungeheuer reichhaltige Abhandlung über das menschliche Verhalten". Alle notwendigen Informationen finden sich im Klappentext bzw. im Vorwort, und sie bestätigen, daß es sich um ein Werk handelt, das mit empirischen Methoden C.GJungs Theorie der Archetypen durch neueste Ergebnisse aus Verhaltensforschung und Soziobiologie untermauert. Trotz alledem kommt die CIP-Inhaltsanalyse zu dem Ergebnis „Metaphysik"! Zurückzuführen ist diese Fellleinschätzung darauf, daß zwei fundamentale Wissensformen, empirisch fundiertes Wissen und philosophisch reflektiertes Wissen nicht auseinaudergehalten wurden. Präzise gesagt, es wurde versäumt aufzuzeigen, daß dieses Werk einen wichtigen Beitrag zur Psychologie liefert und speziell das Thema „Archetypen" behandelt. Beim zweiten Beispiel handelt es sich um Tlie essential jazz records volume 1: ragtime to swing von Max Harrison, Charles Fox und Eric Thacker (Mansell, 1984). Der Einleitung ist zu entnehmen, daß es sich um den ersten von zwei Bänden eines kritischen Handbuchs handelt, das den gesamten Bereich von Jazzschallplattenaufnalunen abdeckt. Der Herausgeber fügt dem noch hinzu, das Buch stehe in entschiedenem Widerspruch zu manch gängigem Urteil auf diesem Gebiet und unternehme insbesondere eine Bewertung des bislaug von Kritikern kaum beachteten Jazz der 30er Jahre. Bereits ein kurzer Blick auf den Text zeigt, daß die Schallplattenbesprechungen sehr gründlich und keinesfalls mit bloßen Anmerkungen zu verwechseln sind. Es kann nicht den geringsten Zweifel daran geben, daß das Thema dieses Bandes zwar eindeutig Jazz ist, es sich hinsichtlich der Wissensform aber genauso eindeutig um eine kritische Darstellung handelt. Dennoch wird es im CIP-Eintrag als „Jazzmusik-Diskographie" bezeichnet. Eine Diskographie ist eine schlichte Auflistung von Plattenaufnahmen mit den dazugehörigen Details, so wie eine Bibliographie eine Auflistung von Druckerzeugnissen ist. Natürlich gibt es auch Exemplare, die mit Anmerkungen versehen

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Die Inhallsanalyse

sind, die Besprechungen in diesem Werk sind jedoch - wie gesagt - viel zu gründlich, als daß man sie für bloße Anmerkungen halten könnte. Darüberhinaus kann bei Jazzmusik eine kritische Besprechung nur anhand von Plattenaufnahmen erfolgen, da es sich um eine Musikform handelt, die weitgehend auf Improvisation beruht. In diesem Fall wurde eine fundamentale Wissensform, nämlich Kritik, völlig ignoriert, das Indexat ist unbrauchbar. Kein Benutzer dürfte auf die Idee kommen, daß sich unter dem Schlagwort „Jazzmusik - Diskographie" ein grundlegendes Werk der Musikkritik verbirgt. Die ganze Sache wird, was die Aufstellung des Buches in Bibliotheken betrifft, dadurch noch verschlimmert, daß aus der Dewey Classification als Notation 016.789912542 vergeben wurde, und, da 016 für Bibliographien steht, es als Diskographie bei den Bibliographien eingeordnet wird, die wiederum an ganz anderer Stelle untergebracht sind, als die Sachgebiete, auf die sie sich im einzelnen beziehen. Das dritte Beispiel dürfte die schlimmste Fehleinschätzung darstellen und grenzt bereits ans Absurde. Es handelt sich um Enthusiasms von Bernard Levin (Cape, 1983). Es geht darin um Levins Lieblingsdinge, wie z.B. Bücher, Großstädte, Spazierengehen, Musik. Im Klappentext wird er damit zitiert, daß er mit diesem Buch seiner Vorstellung von einer Autobiographie am nächsten komme. Autobiographische Darstellungen sind nicht an eine bestimmte Form gebunden, sie reichen von der umfassenden, chronologischen Lebensgeschichte bis hin zur Beschreibung individueller Vorlieben und Ansichten, und in dieses Spektrum paßt Enthusiasms zweifelsohne hinein. Die CIP Titelaufnahme enthält als Schlagworte 1. Freizeitgestaltung und 2. Heiteres sowie die Dewey Notation 306.480924, was für „Biographien von Menschen aus dem Bereich Soziologie des Freizeitverhaltens" steht! Die vergebene LC-Notation hingegen bedeutet „Psychologie - Lustprinzip". Diese grotesken Ergebnisse dürften auf zwei Faktoren zurückzuführen sein. Zum einen findet der Unterschied zwischen grundsätzlich Persönlichem und Subjektivem einerseits und objektivem, wissenschaftlichem Forschen andererseits keine Beachtung. Zum anderen werden die DC und die LC so verwendet, als ob sie lediglich spezielle Themen aufführen würden. „Freizeitgestaltung" und „Heiteres" an sich klingen durchaus nicht absurd, durch Klassifikationssysteme werden aber Themen in ein bestimmtes Umfeld gestellt, das nicht einfach ignoriert werden kaiin. „Soziologie des Freizeitverhaltens" und „Psychologie-Lustprinzip" sind in diesem Zusammenhang jedoch widersinnig, denn ganz eindeutig handelt es sich bei unserem Beispiel nicht um ein sozialwissenschaftliches Werk. In der Bibliothek, aus der ich mir ein Exemplar von Entiiusiasms entliehen hatte, hatte man das erkannt. Die dort gefundene Lösung war aber auch nicht zutreffender. Das Buch war unter 082 (Allgemeines) klassifiziert, und das mutet an wie eine Geste der Verzweiflung. Noch lieber greifen Bibliothekare als letzte Rettung auf die Klasse „Schöne Literatur" zurück. So habe ich beispielsweise Robert Pirsigs Zen and the

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art of motorcycle maintenance: an enquiry into values (Bodley Head, 1974) als englischen Roman eingeordnet gesehen. Auch hier liefert der Untertitel einen deutlichen Hinweis, noch zusätzlich bekräftigt durch die Aussage des Autors, daß „das Folgende auf wirklichen Geschehnissen beruht ... sein innerster Kern als Realität betrachtet werden muß". Zugegebenermaßen ist dieses Buch ein schwieriger Fall für die Inhaltsanalyse, es aber als Roman zu behandeln, heißt die Worte des Autors dreist zu ignorieren. Jeder, der einen Roman erwartet, würde hier zutiefst enttäuscht, denn der leicht durchschaubare Kunstgriff einer Motorradtour dient lediglich als Vorwand für einen Diskurs, in dem traditionelle westliche Philosophien vom Gesichtspunkt des Zen her kritisiert werden. Viel geringere Probleme bei der Inhaltsanalyse bereitet 77ie Victorian prophets: a reader from Carlyle to Wells, herausgegeben von P. Keating (Fontana, 1981), das ich in einer Bibliothek mit 820.8 (Anthologien englischer Literatur) klassifiziert gesehen habe. In einer Universalklassifikation muß der Bereich Schöne Literatur genau definiert werden. Sicherlich kann es nicht im Sinne von „stilistisch gut geschrieben" abgegrenzt werden, sonst würden alle die am besten geschriebenen Werke sämtlicher anderer Klassen dazugehören. Bei den in der genannten Anthologie vertretenen Verfassern handelt es sich in der Hauptsache nicht um Literaten sondern um Philosophen, Historiker und Kritiker. Tatsächlich geht es in dieser Textsammlung um die Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse, und die Bedeutung des Buches wird, behandelt man es als Schöne Literatur, vollständig verschleiert. Bei Tlie Great War and modem memory von Paul Fussell (OUP, 1975) unterlief selbst der BNB ein Fehler, als sie es unter 820.9 (Geschichte der englischen Literatur) klassifizierte. Und dies, obwohl im Vorwort steht: „Dieses Buch behandelt die britischen Erfahrungen an der Westfront von 1914 bis 1918". Einer anderen Sammlung von Texten, In a dark time von N. Humphrey (Faber, 1984), wurde die DC-Notation 808.80358 (Anthologien von Kriegsliteratur) zugewiesen, obwohl, von ein paar Gedichten abgesehen, es sich bei den meisten Beiträgen um journalistische Arbeiten oder Reden von Politikern handelt. Das Vorwort bezeichnet es als „ein Buch, dessen ganz bewußte Konzeption es ist, als Brechmittel gegen den Krieg zu wirken". Es handelt sich also nicht um ein literarisches Werk, gedacht zur geistigen Erbauung, sondern um ein polemisches, das sich mit dem Moral des Führens von Kriegen auseinandersetzt. Humanwissenschaftliche Themen schneiden in Bibliotheken häufig schlecht ab, so auch beispielsweise Bodies of knowledge: the psychological significance of the nude in art von Liam Hudson (Weidenfeld and Nicolson, 1982). Hudson ist Psychologe, und auch der Untertitel gibt recht deutlich zu verstehen, daß es sich um eine psychologische Studie handelt. Dieser Eindruck bestätigt sich noch durch das Vorwort, in dem der Autor ausführt, daß „Gemälde, Skulpturen und Fotografien ... dem Psychologen einen

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Die Inhallsanalyse

jParalleltexf liefern, der, indem er die imaginativen Prozesse beim Schaffenden und Betrachter durchschaubar macht,... zeigt, wie geistige Vorgänge ablaufen". Tatsächlich handelt es sich also um eine psychologische Studie zum Thema Aktdarstellungen. Das von mir ausgeliehene Exemplar war aber mit 704.942, d.h. als Werk der Kunstkritik, klassifiziert. In ähnlich irreführender Weise systematisierte eine andere Bibliothek Fact in fiction: the use of literature in the systematic study of society von Joan Rockwell (Routledge, 1974) als literaturwissenschaftliches Werk. Die Autorin ist jedoch Soziologin und auch der Untertitel weist deutlich darauf hin, um was für ein Buch es sich handelt. Es befaßt sich nicht mit Literaturwissenschaft, sondern mit soziologischen Methoden, und zwar mit der Brauchbarkeit von Prosadichtung als Informationsquelle für gesellschaftliche Verhältnisse. Ttie nobility of later medieval England von K.B. McFarlane (Clarendon Press, 1973) schließlich ist ein eindeutig geschichtswissenschaftliches Werk. Der Autor ist Historiker, der Titel ist historisch, das Buch handelt von einer bestimmten Gruppe von Menschen, die zu einer bestimmten Zeit in einem bestimmten Land lebte. Dennoch habe ich es bei 301.44 (Soziologie gesellschaftlicher Klassen) entdeckt, in einem abstrakten Sachgebiet also, weit entfernt vom konkreten Gegenstand dieses Buchs. Diese Beispiele dürften zum Beweis dafür genügen, daß sowohl die Wissensform als auch das Thema eines Werkes zu seiner Charakterisierung heranzuziehen sind, daß Indexierer Probleme damit haben, solche Formen richtig zu identifizieren, und daß die daraus resultierenden Fehler entscheidend und keineswegs belanglos sind. Jedermann ist mehr oder weniger vertraut mit der Ordnung unserer Welt und ihrer Phänomene, sowohl was wissenschaftliche als auch was praktische Zwecke betrifft. Ob wir nun an botanische Gattungen, Familien, Genera und Spezies denken oder einfacher an Getreide, Hackfrüchte und Zuckerrüben, die gedankliche Vorstellung von solchen Klassen ist klar und konkret. Natürlich gibt es auch viele abstrakte Begriffe. Glücklicherweise steht uns aber ein sehr wirkungsvolles Hilfsmittel zu ihrer Ordnung und der Formulierung von Dokumententhemen zur Verfügung. Dieses Hilfsmittel ist das Konzept fundamentaler Kategorien. Ranganathan war der erste, der diese Idee in Theorie und Praxis seines Klassifikationssystems, der Colon Classification, umfassend und konsequent umsetzte. Kategorien repräsentieren fundamentale Aspekte, auf die die Unmenge der existierenden Phänomc zurückgeführt werden kann. Eine ausführliche Betrachtung dieses Ansatzes erfolgt im 3. Kapitel. An dieser Stelle sei jedoch auf ihren unschätzbaren Wert für das Erkennen von Themen, wie sie in Dokumenten vorkommen, hingewiesen. Festzuhalten ist auch, daß ihre Anwendung solche Klassen erzeugt, die man gemeinhin als „Gegenstände", „Eigenschaften" oder „Tätigkeiten" bezeichnet, nicht aber übergeordnete Sachgebiete wie z.B. „Physik", „Chemie" oder „Volkswirtschaftslehre". Diese können nämlich nicht

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so ohne weiteres aus der Betrachtung der sinnlich wahrnehmbaren Welt abgeleitet werden, denn nur wenige Begriffe sind ausschließlich einer einzigen dieser übergeordneten Klassen zuzurechnen und viele von ihnen finden sich in verschiedenen Gebieten. Im Moment wollen wir uns jedoch auf die verschiedenen Formen des Wissens, nicht auf die Ordnung von Phänomenen konzentrieren. Dieser Problemkreis ist wesentlich abstrakter als die Ordnung von Phänomenen, und nur die wenigsten Menschen haben ganz klar erfaßt, worum es geht. Solche verschwommenen bibliothekarischen bzw. akademischen Bezeichnungen wie „Hauptklasse" oder „Disziplin" helfen uns dabei nicht weiter. Hauptklassen, so könnte man meinen, bilden das intellektuelle Gerüst von Universalklassifikationen, tatsächlich verhält es sich jedoch so, daß sie in keiner Systematik eindeutig definiert werden, nicht einmal in der CC, diesem Musterbeispiel für systematische Vorgehensweise. Ranganathan war bei der Konstruktion seiner Systematik völlig davon in Anspruch genommen, sämtliche komplexe Sachverhalte vollständig zu spezifizieren, ein Problem, das vorher noch keine andere Systematik gelöst hatte. Hierzu benötigte er ein Gerüst, in das er die erforderlichen Einzelheiten einfügen konnte, und dabei folgte er der gängigen Praxis. Alle Hauptklassen beruhen auf Konventionen und bequemen Schubladen, auch wenn sie von Systematik zu Systematik im Detail unterschiedlich sind. Da eindeutige Definitionen fehlen, ist auch nicht ersichtlich, auf welchem Grad der Allgemeingültigkeit sich Hauptklassen bewegen. So konnte es nicht ausbleiben, daß man auf die Unterschiede auswich, die sich aus dem jeweiligen Notationssystem ergaben. Wie absurd das ist, zeigt sich bereits darin, daß Systematiken, die mit Dezimalzahlen arbeiten, über nur 10 Hauptklassen zu verfügen scheinen, während diejenigen mit Buchstabennotationen den Eindruck erwekken, als hätten sie 26, obgleich alle dasselbe thematische Spektrum abzudecken haben. Durch die Benennung seiner Systematik nach ihrem Notationssystem trug Dewey maßgeblich zu diesem Irrtum bei. Dabei sollte das Notationssystem gegenüber der begrifflichen Konzeption der Systematik lediglich dienende Funktion haben. Dewey gab allerdings seine Leidenschaft für Dezimalzahlen und ihre Nützlichkeit offen zu, so daß in seinem Fall der Name durchaus zutrifft. Sein Klassifikationssystem stellte tatsächlich den Versuch dar, Wissen einem dezimalen System anzupassen, die begriffliche Konzeption hatte dabei nur die zweite Geige zu spielen, was nicht gerade ein Rezept für effektives Klassifizieren und unbedingt nachahmenswert ist. Unbestreitbar dürfte also sein, daß das Hauptklassenkonzept für die Inhaltsanalyse wertlos ist, denn bei ihr geht es darum, präzise den Inhalt eines vorliegenden Dokuments zu ermitteln. Im Wörterbuch wird Disziplin kurz und bündig als „Wissenschaftszweig" definiert und für den alltäglichen Gebrauch mag dies auch völlig ausreichen. Jede Art von Spezialisierung kann als eigene Disziplin angesehen werden.

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Nach dem Grad der Spezialisierung, wie etwa Naturwissenschaften, Biologie, Vererbungslehre, wird dabei nicht unterschieden. Wissenschaftsdisziplinen sind also als stabiles Fundament für eine Universalklassifikation ungeeignet. Berücksichtigt man in diesem Zusammenhang auch noch die teilweise Überschneidung von Wissenschaftsdisziplinen und Hauptklassen, so weiß man, woher die Unzufriedenheit mit der Struktur der bestehenden Klassifikationssysteme rührt. Unser Bestreben ist es hier jedoch, es besser zu machen, wenn auch nicht in Bezug auf die Gestaltung von Klassifikationssystemen, sondern in Bezug auf die Inhaltsanalyse. Der derzeitige Stand der Dinge scheint dies in zweierlei Hinsicht nahezulegen: Diejenigen, die mit Universalklassifikationen arbeiten, neigen dazu, ihre Bemühungen dadurch wieder zunichte zu machen, daß sie ausschließlich in der Lage sind, Dokumente im Lichte der Bezeichnungen ihrer Systematik zu betrachten. Ein alphabetisches Schlagwortsystem wie PRECIS, das sich von Klassifikationssystemen unabhängig gemacht hat, neigt andererseits dazu, die Tatsache zu ignorieren, daß Themen nicht im luftleeren Raum existieren und Dokumente nicht unbedingt anhand einer einzigen sprachlichen Phrase zu charakterisieren sind. Es drängt sich also die Frage auf, ob nicht, denkt man an die oben genannten fundamentalen Kategorien für die Phänomene dieser Welt, etwas entsprechendes für die verschiedenen Arten von menschlichem Wissen existiert. Stößt man nicht doch unter den Wanderdünen der Wissenschaftsdisziplinen auf stabile Formen des Wissens? Damit sind wir auf dem Gebiet des Philosophie angelangt, und die folgende Diskussion geht dieser Frage nicht um ihrer selbst willen nach, sondern um herauszufinden, ob uns nicht die Philosophen bei der Lösung dieses praktischen Problems helfen können. Den deutlichsten Einfluß auf unsere heutige Indexierungspraxis üben die Positivisten aus. Zweifelsohne sind wir uns dieses Einflusses nicht immer bewußt, und viele Leute wurden durch den Ausdruck „Wissenseinheit" irregeleitet. Die positivistische Definition von „Wissen" ist eine sehr enge. Sie orientiert sich an den Naturwissenschaften und klammert so einen großen Teil des existierenden Schriftums aus. Aber ob man es nun als Wissen bezeichnet oder nicht, es geht darum, das gesamte existierende Schriftum zu ordnen. Die meisten philosophischen Schulen beinhalten eine wesentlich weitgefaßtere Definition von Wissen, diejenigen aber, die die engere bevorzugen, können Wissen durch Arten von „Erfahrungen" oder von „Wahrnehmungen" ersetzen. Ich werde weiterhin „Wissen" benutzen, da diese Benennung zutreffend und zweckdienlich ist. Die positivistische Abgrenzung der Naturwissenschaften von allem anderen bestätigt im übrigen die Auffassung, daß es tatsächlich unterschiedliche Arten von Erfahrungen sind, die in Dokumenten niedergelegt werden, wie auch immer man sie bezeichnen mag. Aufgrund ihres ausschließlichen Interesses an Naturwissenschaften können uns die Werke der Positivisten jedoch nicht weiterhel-

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fen, wenn es darum geht festzustellen, welche anderen Arten von Wissen existieren. Platon ist der Vertreter der extremen Gegenposition. Seine Defmiton von Wissen schließt nämlich die Naturwissenschaften aus. Auch er befaßte sich, wie die Positivisten, vor allem mit der Abgrenzung von Wissen und Glauben, weniger jedoch mit den unterschiedlichen Formen, in denen sie jeweils auftreten können. Daher ist die Platons Ansatz zum größten Teil unbrauchbar für die Probleme bibliothekarischer Ordnung. Hilfe können wir also nur von den Philosophen erwarten, die über die verschiedenen Arten von Wissen nachgedacht haben, und den Anfang hiermit machte Aristoteles. Bedenkt man jedoch das Ausmaß, das menschliche Aktivitäten seit seiner Zeit angenommen haben, so sollte man von ihm keine definitiven Aussagen erwarten. Selbst wenn man davon ausgeht, daß unterscheidbare Wissensformen existieren, so muß es diese nicht zwangsläufig bereits zur Zeit der alten Griechen gegeben haben. Auch heute noch gültig dürfte allerdings sein, wie er die verschiedenen Arten typisierte, nämlich ausgehend von Aufgabe, Methode und Ziel der Forschung. Daraus ergaben sich zwar nur drei unterschiedliche Wissensformen, theoretisches, praktisches und produktives Wissen, bei einer weiteren Unterteilung aufgrund von gegenständlichen Merkmalen entstanden aber mehrere große Untergruppen zu den ursprünglichen Wissensformen. Zum theoretischen Wissen gehörten Physik, oder wie wir heute sagen würden die Naturwissenschaften, Mathematik und Metaphysik, die wiederum Theologie einschloß. Praktisches Wissen sollte das Leben verbessern und war untergliedert in Ethik, die sich mit dem individuellen Verhalten der Menschen befaßte, und Politik, die sich mit der Gesellschaft beschäftigte, weshalb wir heute Soziologie dazu sagen würden. Produktives Wissen diente zur Herstellung von Dingen, sowohl praktischen als auch schönen, und war in Bereiche unterteilt, die wir als Technik und Kunst bezeichnen würden. Dies soll nicht den Auftakt zu einer Geschichte philosophischer Klassifikationstheorien bilden, ich habe Aristoteles und seinen Denkansatz vielmehr aus dem Grunde erwähnt, weil er sich als erster mit dem Problem auseinandergesetzt und Lösungen von bleibendem Wert geschaffen hat. Seine dreifache Untergliederung des Wissens fand weite Verbreitung. Sie wird häufig auch bezeichnet als „Wissen von dem, was ist, von dem, wie es sein sollte, und von dem, wie man es erreicht", und dieser Ansatz repräsentiert ganz offenkundig eine fundamentale, dauerhafte Unterscheidung. Der andere bedeutsame Schluß, zu dem Aristoteles kam, ist der, daß es verhältnismäßig wenige, klar unterscheidbare Arten von Wissen gibt. Alle modernen Philosophen, die sich mit diesem Thema beschäftigt haben, kommen übrigens zu ähnlichen Ergebnissen. In R.G. Collingwoods Speculum mentis or TJie map of knowledge findet eine Auseindersetzung mit diesem Thema aus unserer neuzeitlichen Sicht statt. Der Autor unterscheidet fünf verschiedene Formen des Wissens: Phi-

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Die Inhalisanalyse

losophie, Naturwissenschaften, Geschichte, Religion und Kunst. Dabei, so argumentiert er, handelt es sich nicht um die Spezies einer Klasse, vielmehr wird jede von ihnen durch nur eine spezielle Art von Gegenstand definiert. Schönheit, Gott, Naturgesetze sollen, so fährt er fort, Aspekte einer einzigen Realität sein, aber was ist diese Realität wirklich? Für die Kunst ist es Schönheit und sonst gar nichts, für die Religion ist es ausschließlich Gott und für die Naturwissenschaften sind es die Naturgesetze. Daß diese verschiedenen Gegenstände sich gegenseitig ausschließen, ist ein essentieller Bestandteil ihrer Natur, sagt Collingwood. Sie können keine Verbindung miteinander eingehen, da jeder von ihnen in sich die Verneinung der anderen enthält. Gott stellt für den Naturwissenschaftler keine Hypothese dar, ebensowenig sind die Naturgesetze für einen religiösen Menschen notwendig, und zwar nicht, weil Gott und die Naturgesetze verschiedene Teilbereiche der Realität sind, sondern weil sie konkurrierende Wege zum Verständnis des Ganzen darstellen. Diese kurze Darstellung von Collingwoods Argumentation sollte die Tatsache unterstreichen, daß sich die verschiedenen Wissensformen gegenseitig logisch ausschließen, oder, anders ausgedrückt, daß sie die höchsten Klassen von Wissen bilden und eine weitere Unterteilung unmöglich ist. Von Joseph Needham, einen Denker ganz anderer Art, erfährt Collingwoods Analyse des Problems massive Unterstützung. Needham, am bekanntesten für seine monumentale Geschichte der chinesischen Wissenschaften, war eigentlich Naturwissenschaftler. Er veröffentlichte jedoch auch mehrere Bände mit Essays, u.a. zu philosophischen Themen. Zu Anfang des dritten Bandes, Time: the refreshing river, schreibt er, daß er in den beiden vorangegangenen Bänden vornehmlich mit der Unterscheidung zwischen den fundmentalen Formen menschlicher Erfahrungen, nämlich den Naturwissenschaften, der Philosophie, Religion, Geschichte und Kunst, befaßt war. Danach verleiht er seiner Geringschätzung für oberflächliche Denker, die diese miteinander vermengen, Ausdruck und hebt die großen zwischen ihnen bestehenden Unterschiede hervor. Ganz besonders bezieht er sich dabei auf Collingwoods Speculum mentis. Dort, meint er, sei das Thema besser, als er es jemals vermöchte, dargestellt. In einem anderen Essay desselben Bandes kommt er nochmals auf das Thema zurück. Dort weist er darauf hin, daß, obwohl diesen fünf großen Bereichen menschlicher Erfahrung eine Art fundamentaler Gültigkeit anhaftet, doch jeder von ihnen seine Gegner hat, die ihm seine Gültigkeit, seine Daseinsberechtigung oder die Rolle absprechen, die er für unsere Zivilisation spielt. Zu ähnlichen Schlüssen wie Collingwood kommt eine Reihe von Philosophen unserer Zeit, augefangen mit einem so kreativen Denker wie Ernst Cassirer, über eine so bemerkenswerte und bekannte Persönlichkeit wie Mortimer Adler, bis hin zu Gelehrten, die sich mit der Philosophie der Pädagogik beschäftigen, wie etwa Philip Phenix in Amerika oder Paul Hirst

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und Louis Arnaud Reid in England. Diese letztgenannte Gruppe zieht aus der Existenz verschiedener Arten von Wissen Folgerungen für allgemeine Erziehungsinhalte. Bibliothekare müssen also diese Unterschiede, die sich sowohl im Unterricht als auch in der praktischen Ausübung intellektueller Fertigkeiten manifestieren, erkennen. Die Anzahl der zu unterscheidenden Formen variiert geringfügig von einem Philosophen zum anderen, bei genauerem Hinsehen zeigt sich aber, daß die Resultate sich keineswegs widersprechen. Die Differenzen sind darauf zurückzuführen, daß unterschiedlich präzise Merkmale angesetzt werden. Wo beispielsweise eine Definition, die weit genug gefaßt ist, eine Wissensform namens „Wissenschaften" erzeugt, würde eine präzisere Definition unterscheiden zwischen deduktiven Wissenschaften, Logik und Mathematik, und induktiven oder empirischen Wissenschaften. Diese wiederum würden unterteilt in Naturwissenschaften und Humanwissenschaften, Verhaltensforschung oder Sozialwissenschaften. Und an diesem Punkt endet auch die Unterstützung, die uns durch die Philosophie zuteil wird, nachdem sie uns aber eine durchaus wichtige Antwort gegeben hat: Es existiert eine kleine Anzahl fundamentaler Wissensformen, wobei die exakte Zahl abhängig ist von den zur Unterteilung verwendeten Merkmalen. Für bibliothekarische Zwecke hat ihre Auswahl nach praktischen Gesichtspunkten zu erfolgen, daher ist es, wegen der umfangreichen und unterschiedlichen Literatur sinnvoll, Naturwissenschaften und Humanwissenschafteil als zwei verschiedene Wisseusformen zu behandeln. Natürlich hat jeder beim Lesen dieses Kapitels bereits erkannt, daß es in Collingwoods Aufzählung Lücken gibt. Die von ihm getroffenen Unterscheidungen basieren auf Erkenntnis- oder Forschungsmethoden, die sich zwar bereits bei Aristoteles finden, dort allerdings erst an zweiter Stelle hinter den Aufgaben von Forschung. Collingwood hat, wie viele andere Philosophen, seine Abhandlung auf die theoretische Kategorie beschränkt und dabei die praktische und produktive völlig ignoriert. Wir müssen seine Liste also ergänzen durch das „Wie-erreicht-man-etwas-Wissen" in Form von Technik und Kunst, sowie durch das praktische Wissen, wie es sich in Verwaltung, Recht, Erziehung und im Sozialsystem zeigt. Überraschenderweise wird ein Punkt in der theoretischen Kategorie von den meisten Philosophen übersehen. Sie betrifft die Kunstkritik, die eine eigenständige Aktivität darstellt und sich dadurch auszeichnet, daß sie etwas bewertet. Sie kann folglich nicht mit Wissenschaft, Philosophie oder Kunst zusammengefaßt werden und bildet eine eigene, selbständige Wissensform. Welche Schlüsse können wir nun aus dieser Untersuchung ziehen? Aus philosophischer Sicht ist die Vorstellung, daß es einige wenige fundamentale Wissensformen gibt, offensichtlich durchaus berechtigt, wenngleich wir in diesem Punkt keine absolute Einmütigkeit erwarten dürfen. Schließlich besteht hinsichtlich der Kategorien, denen die Phänomene unserer Welt

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Die Inhallsanalyse

zuzuordnen sind, ein wesentlich geringerer Konsens, was jedoch in keiner Weise die Brauchbarkeit von Ranganatlians Kategoriensatz beeinträchtigt. Es ist also nicht einzusehen, warum wir nicht über ein System verfügen sollten, das zur Analyse eines Dokuments in Bezug auf seine jeweilige Wissensform genauso tauglich ist, wie es Ranganathans Fundamentalkategorien zur Analyse von Themen sind, vorausgesetzt allerdings, wir passen die philosophischen Grundlegungen pragmatischen Notwendigkeiten an. Der größte Vorzug der Wissensformen ist darin zu sehen, daß sie, anders als Hauptklassen und benutzerfreundliche Anordnung von Dokumenten, bei denen es sich immer um eine Sache der Einschätzung handelt, die eigentlichen Merkmale von Dokumenten repräsentieren. Darüberhinaus sind sie unveränderlich, und man kann sein Leben lang auf sie zurückgreifen, unabhängig davon, mit welchem Indexierungssystem man gerade arbeitet. Aus diesem Grund sowie aufgrund ihrer recht geringen Anzahl bilden sie in jeder Beziehung eine Ergänzung zu den auf Gegenstände anzuwendenden Fundamentalkategorien. Man könnte sie daher auch als Fundamentalkategorien des Wissen bezeichnen. Um jedoch Verwechslungen zu vermeiden, habe ich ganz bewußt den Ausdruck „Wissensformen" gewählt. Unter Berücksichtigung der philosophischen Erkenntnisse aber auch der praktischen Bedürfnisse bin ich zu der Auffassung gelangt, daß eine optimale Analyse von Dokumenten durch eine primäre Untergliederung in 12 Grundformen des Wissens zu erreichen ist. Die Reihenfolge der folgenden Auflistung ist ohne Bedeutung, denn es handelt sich um eine Zusammenstellung, die ausschließlich der Analyse dient und nicht der Ordnung. 1. PROLEGOMENA (die Instrumente des Wissens)

2. PHILOSOPHIE 3. NATURWISSENSCHAFTEN (empirisches Naturerkennen) 4. TECHNIK (oder Nützliche Künste) 5. HUMANWISSENSCHAFTEN (der Mensch als Individuum, Verhaltensforschung) 6. GESELLCHAFT UND SOZIALES (der Mensch als soziales Wesen) 7. GESCHICHTE (zeitliche Dimension) 8. MORAL (der Mensch als sittliches Wesen)

9. 10. 11. 12.

RELIGION SCHÖNE KÜNSTE KRITIK UND BEWERTUNG PERSÖNLICHE ERFAHRUNGEN 3 Um die z.T. gleichlautenden Benennungen für Wissensformen und Wissenschaftsdisziplinen kenntlich zu machen, erscheinen Wissensformen im Folgenden in Kapitälchen. D. Übers.

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Jede Unterteilung zum Zwecke der Inhaltsanalyse ist zunächst daran zu messen, ob sie überhaupt praktikabel ist. Einige in der Theorie existierende Unterteilungen sind zu kompliziert, als daß man sie in der Praxis nutzen könnte,so etwa die Entscheidung, ob es sich bei einem Werk um ein geschichtswisseiischaftliches oder lediglich um eine Chronik, oder ob es sich bei einer Sammlung von Versen um Dichtung handelt. Andererseits existieren Unterteilungen, die zwar deutlich unterscheidbar, aber bibliographisch nicht darstellbar sind. So ist es beispielsweise kein Problem, ein biographisches oder geschichtswissenschaftliches Werk von Kunstkritik zu unterscheiden, es gibt jedoch zahlreiche Werke, in denen beides vermischt wird. Das Auftreten solcher Phänomene darf allerdings keinen Einfluß auf die Prinzipien haben, die unser Vorgehen bestimmen. Bei der Inhaltsanalyse ist vielmehr klarzustellen, daß ein derartiges Werk sowohl Biographisches als auch Literaturkritik enthält. Bei der Umsetzung in die Indexierungssprache sind die entsprechenden Vorschriften des jeweiligen Indexierungssystems zu beachten, aber diese sind nicht Gegenstand unserer Abhandlung. Zusammenfassend ist also festzuhalten, daß wir uns bei der Abgrenzung der fundamentalen Wissenformen genauso an der Praxis orientieren müssen, wie wir dies bereits bei ihrer Festlegung getan haben. Die SCHÖNEN KÜNSTE - unsere Wissensform Nr. 10 - sind am besten geeignet, um damit zu beginnen. In erster Linie verstehen wir darunter Kunst an sich und nicht Abhandlungen über Kunst. Wir haben es folglich vor allem mit Schöner Literatur zu tun, auch wenn Musik in Form von Aufnahmen oder Partituren und - in geringerem Maße - bildende Kunst in Form von Werken, die überwiegend oder ausschließlich aus Reproduktionen bestehen, als KUNST behandelt werden können. Ich habe bereits darauf hingewiesen, daß im Kontext des gesamten Wissens Schöne Literatur eng genug definiert werden muß, damit Werke zu bestimmten Sachgebieten davon nicht erfaßt werden, denn die Folge wäre eine sich überschneidende Ordnung. Anders ausgedrück: wenn Werke geschichtswissenschaftlichen, philosophischen oder religiösen Inhalts wie Literatur behandelt werden, bringen wir eine Definition ins Spiel, die von der, die üblicherweise zur Unterscheidung der literarischen Hauptkategorien Poesie, Prosa und Drama dient, abweicht. Graham Hough schreibt dazu in seinem An essay on criticism: „Um Literatur abgrenzen zu können, setzen wir zwei Unterscheidungsmerkmale ein, das eine qualitativer, das andere evaluativer Natur. Literatur zeichnet sich für uns zum einen dadurch aus, daß es sich um eine spezielle Art von Abhandlung, nämlich um eine fiktionale oder von der Phantasie bestimmte Abhandlung, handelt. Zum anderen meinen wir, daß andere Arten von Abhandlungen aufgrund besonderer Vortrefflichkeit ebenfalls Literatur sein können ... Wir befinden uns also in der sonderbaren Lage, daß wir behaupten, einige Dinge seien einfach aufgrund ihrer fiktionalen Natur, ganz egal ob sie nun gut oder schlecht sind Schöne Literatur.

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Die Inhaltsanalyse

Andere, nicht fiktionale Dinge hingegen werden nur dann Schöne Literatur, wenn sie ganz besonders gut sind." Dieser doppelte Maßstab stellt für Literaturkritiker bei der Auswahl der Werke, über die sie schreiben wollen, kein Problem dar, ebensowenig für Lehrer bei der Auswahl von Werken für ihren Unterricht. Zu Ordnungszwecken aber ist dieser Ansatz völlig unbrauchbar. Unglücklicherweise ist jedoch auch eine strengere Definition von Schöner Literatur nicht einfach festzulegen. Daher sollten wir für die Inhaltsanalyse den praktischen Weg einschlagen und uns auf die anschauliche Definition zurückziehen, die lediglich Lyrik, Epik und Drama als Literatur behandelt. Dieser Ansatz läßt allerdings andere Prosawerke unberücksichtigt, die durchaus als Schöne Literatur erachtet werden können, insbesondere die Essays. Meiner Ansicht nach ist dies jedoch der sicherere Weg, denn in den Bibliotheken, in denen Essays als literarische Gattung behandelt werden, besteht die Tendenz, daß sie Sammlungen entstehen lassen, die eindeutig nicht literarisch sind. Dabei kann es sich um Beiträge zu einem bestimmten Sachgebiet handeln, die dadurch für den daran Interessierten verloren sind, es sei denn, er stöbert sie durch Zufall auf. Ordnen wir Essays hingegen PERSÖNLICHEN ERFAHRUNGEN zu, so signalisieren wir, daß sowohl die Persönlichkeit des Autors als auch der sachliche Inhalt bedeutsam sind. Wenn wir Essays von Naturschriftstellern, wie etwa Richard Jefferies, lediglich als literarische Prosastücke behandeln, geht der sachliche Inhalt verloren. Indem wir jedoch die Wissensform PERSÖNLICHE ERFAHRUNGEN verwenden, halten wir den sachlichen Inhalt fest, machen aber gleichzeitig deutlich, daß es sich eher um eine subjektive Wahrnehmung der Natur als um wissenschaftlich objektives Naturstudium handelt. Um es nochmals zu sagen, es geht nicht darum, wie dies in einer Systematik oder einem Schlagwortsystem darzustellen ist. Aber solange wir nicht genau wissen, worum es sich bei einem Dokument handelt, wissen wir auch nicht, ob und wie es in einem System untergebracht werden kann. Im übrigen ist es möglich, jedes System abzuwandeln, um dadurch etwaige Auslassungen wettzumachen, und diese Möglichkeit sollte man auch nutzen. Kritische Abhandlungen über Kunst dürften von allen Wissensformen wohl am leichtesten zu erkennen sein. Von kunstphilosophischen unterscheiden sie sich dadurch, daß sie, da sie sich mit einzelnen Kunstwerken, bestimmten Kunstrichtungen und den einzelnen Künstlern beschäftigen, sehr konkret sind. Wie wir bereits festgestellt haben, gibt es auch Werke, in denen der kritische Aspekt nicht vom kunstgeschichtlichen oder von dem der Künstlerbiographie zu trennen ist. Die Analyse eines solchen Werkes ergibt möglicherweise drei Darstellungsebenen: Beschreibung, Interpretation und Bewertung, wobei letzteres den Ausschlag gibt, das Werk einer anderen Wissensforni zuzurechnen. Nicht jedes Werk enthält aber notwen-

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digerweise alle drei Darstellungsebenen. Wilson Knight z.B. legte immer Wert darauf, daß es sich bei seinen Shakespeare-Abhandlungen um reine Interpretationen handelt. Neben KUNST und KRITIK gehören RELIGION und MORAL zu der Gruppe von Wissensformen, die sich dadurch auszeichnen, daß sie nicht rational bzw. intuitiv zu begründen sind. Wir müssen uns klarmachen, was hier unter „Religion" zu verstehen ist, denn dieser Begriff bezieht sich normalerweise nicht auf eine Wissensform. Im alltäglichen Leben verstellt man darunter eine bestimmte Aktivität oder Institution, in Klassifikationssystemen hingegen bezeichnet er die KJasse, in der alle Schriften über religiöse Vorstellungen und Aktivitäten versammelt sind, ohne Rücksicht darauf, welche Wissensform sie repräsentieren. Zu RELIGION als Wissensform gehören eben nicht Religionsphilosophie oder -Soziologie, psychologische Aspekte von Religion oder Religionsgeschichte. Sie gehören zu PHILOSOPHIE, HuMANWISSENSCHAFTEN und GESCHICHTE und handeln von religiösen Vorstellungen und Praktiken. Zu den echten religiösen Schriften gehören dagegen Mystik, Mythologie, Erbauungsliteratur, Lithurgie, Theologie und die Bibel. Tatsächlich handelt es sich bei der Theologie um eine Disziplin der Philosophie. Sie beschränkt sich jedoch auf Glaubensdinge und befaßt sich mit deren tieferem Sinn. Die Zurechnung der Bibel zu dieser Wissensform beruht auf Konvention. So mag sie der Ungläubige zwar für bloße Geschichten oder auch Geschichte halten, im Rahmen der Inhaltsanalyse muß aber jede Wissensform aufgrund ihrer eigenen und nicht aufgrund der von negativ eingestellten Kritikern vertretenen Kriterien bewertet werden. MORAL benötigt man für Schriften zu den praktischen Aspekten sittlichen Verhaltens. Das können z.B. Kodizes religiöser Art, Ehrenkodizes von Berufständen oder Streitschriften zu aktuellen weltlichen Problemen, z.B. zur Führung von Atomkriegen, sein, und ihr Ziel ist praktische Lebenshilfe. Sie unterscheiden sich von der kritischen Betrachtung moralischer Probleme, wie sie die normative Ethik übt, und der Betrachtung der Beschaffenheit moralischer Wertmaßstäbe, wie in der Meta-Ethik, die beide der PHILOSOPHIE zuzurechnen sind. Ähnlich wie auf dem Gebiet der Ethik existiert auch für die Philosophie eine eher volkstümliche Auffassung, die in ihr praktischen Rat für die Probleme des Daseins bzw. deren Reflexion sieht. Tatsächlich gehören solche Schriften aber entweder zur Wissensform GESELLSCHAFT UND SOZIALES oder zu PERSÖNLICHE ERFAHRUNGEN. PHILOSOPHIE als fundamentale Wissensform hingegen ist das Werk von Berufsphilosophen, wobei eine prägnante Definition allerdings schwierig ist. Im Unterschied zu den NATURWISSENSCHAFTEN haben wir es nicht mit empirischen Erkenntnissen zu tun, sondern mit einer reinen Gedankenwelt, deren Inhalte im Prinzip grenzenlos sind. In der Praxis konzentriert sie sich jedoch auf bestimmte fundamentale Probleme. Bei der Metaphysik ist dies die ultimative Beschaf-

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Die Inhaksanalyse

fenheit der Realität, bei der Erkenntnistheorie sind es Ursprung und Arten der Erkenntnis an sich. Die Phänomenologie befaßt sich mit den schwer zu lösenden Problemen, die sich aus dem Verhältnis zwischen Körper und Geist, Willensfreiheit und Determinismus ergeben. Der Sprachphilosophie wiederum geht es um Wortbedeutungen und darum, wie menschliche Kommunikation funktioniert. Die Ästhetik untersucht das Phänomen der Schönheit, und die Ethik schließlich erforscht, wie moralische Urteile beschaffen sind und worauf sie gründen. Neben diesen zentralen Fragestellungen untersucht die Philosophie noch die Denkmodelle, die hinter anderen Wissenschaftsdisziplinen stehen, z.B. die Philosophie der Naturwissenschaften, die Geschichts- oder Religionsphilosophie. Weniger scharf umrissen ist der Gegenstand der Sozialphilosophie. Bei der Inhaltsanalyse dürfte es sich jedenfalls als recht unpraktisch erweisen, zwischen Sozialphilosophie und Soziologie oder zwischen Politischer Philosophie und Politikwissenschaften unterscheiden zu wollen. In diesen Fällen dürfte es vorteilhafter sein, die heute übliche Trennung von empirischen und nichtempirischen Wissenschaften zu ignorieren, wie sie in der Unterscheidung zwischen Philosophie und Naturwissenschaften ihren Niederschlag gefunden hat. All diese Anmerkungen beziehen sich auf die Hauptströmungen westlicher Philosophie. Die Philosophie des Ostens ist aufgrund ihrer Bevorzugung von Intuition und Meditation gegenüber rationaler Argumentation eher den Religionen zuzurechnen. Manche philosophischen Werke der westlichen Welt wiederum haben eher literarischen Charakter, wie etwa das Werk Nietzsches. In solchen Fällen sollten wir uns auf bewährte Wertungen stützen: Wenn sich die Fachwelt darüber einig ist, daß es sich bei einem Autor um einen Philosophen handelt, so ist dies ein zusätzliches Kriterium, das uns die Inhaltsanalyse erleichtert, und es gilt hier in etwa dasselbe, was oben in Bezug auf die Bibel ausgeführt wurde. Bei einer Trennung von Soziologie und Sozialphilosophie liegt das Hauptproblem darin, daß es recht zweifelhaft erscheint, ob soziologische Forschung ohne Werturteile überhaupt möglich ist. Bei der Unterscheidung zwischen Philosophie und Naturwissenschaften gibt es hingegen keinerlei derartige Probleme. Die NATURWISSENSCHAFTEN stellen die Wissensform dar, die in der modernen Welt höchste Wertschätzung erfährt, und die meisten Menschen dürften vergleichsweise die geringsten Schwierigkeiten damit haben, ein naturwissenschaftliches Werk als solches zu erkennen. Weniger klar mag ihnen der Unterschied zwischen Wissenschaft und Technik erscheinen, was darauf zurückzuführen ist, daß zur Herstellung immer komplizierter werdender Maschinen und Geräte ein hohes Maß naturwissenschaftlicher Theorie erforderlich ist. Für die Inhaltsanalyse gibt es aber einen ebenso einfachen wie eindeutigen Test: Befaßt sich ein Dokument mit der Herstellung eines künstlichen Produkts, so handelt es sich um TECHNIK. Um von Hand gefertigte Gegenstände von technischen Produken,

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die aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse entworfen und von Maschinen angefertigt werden, zu unterscheiden, wird manchmal der Ausdruck „Kunsthandwerk" verwendet, der auch zur Beschreibung des technischen Aspekts der bildenden Künste dient. Auf einigen Gebieten existiert zu diesem technischen Aspekt von Kunst umfangreiche und eigenständige Literatur, etwa für Fotografie oder Baukunst. Schriften zur Technik des Malens, Musizierens oder Dichtens hingegen treten seltener in Erscheinung und sollten daher - wie im 4. Kapitel dargestellt - als Sekundärdokumente behandelt werden. Betrachtet man heutzutage öffentliche Bibliotheken näher, so wird man in den meisten Fällen feststellen, daß sich die am wenigsten hilfreiche Anordnung von Dokumenten bei den Sozialwissenschaften (Dewey Klasse 300) findet. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, daß auf diesem Gebiet theoretische und praktische Studien nicht säuberlich auseinander gehalten werden. NATURWISSENSCHAFTEN und TECHNIK wurden getrennt in den Hauptklassen 500 bzw. 600 untergebracht. An der Einsicht, daß eine vergleichbare Trennung sich auch bei den HUMANWISSENSCHAFTEN empfiehlt, mangelt es jedoch. Zum einen haben wir es nämlich mit den theoretischen Disziplinen zu tun, die - je nachdem - als Humanwissenschaften, Verhaltensforschung oder Sozialwissenschaften bezeichnet werden. Dazu gehören Psychologie, Soziologie, Sozialanthropologie und Linguistik. Für die praktisch orientierte Richtung gibt es jedoch keine dem Ausdruck „Teclonik" vergleichbare Bezeichnung. Ich habe mich entschlossen, sie GESELLSCHAFT UND SOZIALES zu nennen, denn ich meine, daß dieser Ausdruck am treffendsten ah1 diejenigen Aktivitäten beschreibt, die als soziale Dienstleistungen ebenso genau abzugrenzen sind wie die Herstellung konkreter Produkte. Dazu gehören Regierung und öffentliche Verwaltung, Justiz, Militär, Erziehungs- und Sozialsystem, Gesundheits- und Bibliothekswesen. Auch Geschichte wird manchmal den Humanwissenschaften zugerechnet, die meisten Historiker sind mit dieser Zuordnung jedoch nicht einverstanden. Wahrend nämlich die Methoden der Humanwissenschaftler darin bestehen zu abstrahieren, zu verallgemeinern und Prognosen aufzustellen, befassen sich Historiker mit bestimmten Gesellschaftssystemen in bestimmten Epochen. Dabei beschreiben und interpretieren sie die Vergangenheit lediglich und stellen keine Prognosen. GESCHICHTE unterscheidet sich also per definitionem deutlich von den HUMANWISSENSCHAFTEN und verfügt darüberhinaus über einen immensen Schatz an Literatur. Die beiden Wissensformen, die in meiner Auflistung an erster und an letzter Stelle genannt sind, heben sich ein wenig von allen übrigen ab. Es gibt für sie auch keine Standardbezeichnungen. Bereits seit Aristoteles und dem Trivium und Quadrivium im Mittelalter ist auf dem Gebiet der Klassifikation die Idee, den eigentlichen Wissensinhalten eine Einleitung voranzustellen, recht gängig. In unserer Einteilung soll sie die formalen, de-

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duktiven Wissenschaften enthalten, Mathematik, Logik, Sprache und allgemeine, zur Kommunikation auf jedem Wissensgebiet verwendete Techniken, wie Sprechen, Schreiben und Lesen. Die Methodik der einzelnen Disziplinen behandelt man jedoch am besten als Gegenstand sekundärer Dokumente. Im 4. Kapitel wird darauf näher eingegangen. Die letzte der Wissensformen, von mir als PERSÖNLICHE ERFAHRUNGEN bezeichnet, ist sehr wichtig, denn zu ihr gehört eine große Menge von Literatur. Im Rahmen bibliothekarischer Klassifikation hat sie niemals Berücksichtigung gefunden und von daher rührt eine Reihe von Problemen bei der Inhaltsanalyse. Ich will hier nicht vorschreiben, welche Klassen eine Systematik in jedem Fall zu enthalten hat, es geht mir vielmehr um Klassen, die tatsächlich existieren, verhältnismäßig einfach erkannt werden können und die Inhaltsanalyse optimal unterstützen. Auch auf die Gefahr hin, daß ich mich wiederhole: vielen Leuten bereitet es Schwierigkeiten, sich von der Vorstellung von Klassen, wie sie in den einzelnen Systematiken fixiert sind, freizumachen und alle bedeutsamen Merkmale von Dokumenten sollten indexiert werden. Was nun die Werke charakterisiert, die zur Wissensform PERSÖNLICHE ERFAHRUNGEN gehören, ist, daß sie im Unterschied zu anderen Wissensformen nicht auf einer Wissenspezialisierung beruhen. In ihnen stellen sich Personen als Ganzes, nicht intellektuelle Teilaspekte ihrer Persönlichkeit dar. Dem kann entgegengehalten werden, daß dies auch für Schöne Literatur gilt. Gedichte, Romane und Theaterstücke existieren jedoch, ohne auf ihren Verfasser Bezug zu nehmen. Bei persönlichen Schriften hingegen steht alles in engster Beziehung zu dessen Ideen oder Empfindungen. Diese Wissensform umfaßt sowohl primäre Dokumente autobiographischer Natur, wie Briefe und Tagebücher, die normalerweise nicht in Hinblick auf eine Veröffentlichung geschrieben werden, als auch reine autobiographische Werke, die entweder zum „Bekenntnistyp" gehören und das Innerste ihres Verfassers enthüllen, oder die sich auf die Außenwelt konzentrieren. Dies sind beispielsweise Memoiren, handelnd vom Streben auf verschiedensten Gebieten, in der Politik, im Krieg oder im Sport, sowie Reminiszenzen an andere, mit dem Verfasser bekannte Menschen. Der letztgenannte Typus veranschaulicht sehr gut den Unterschied zwischen persönlichen Schriften und anderen Wissensformen: Begrenzt durch den Kontakt zweier Personen miteinander sind sie rein subjektiver Natur. Biographien versuchen im Gegensatz dazu, das objektive Portrait einer Person zu zeichnen, wobei so viele Blickwinkel wie möglich herangezogen werden. Kaum ein Biograph kennt denjenigen persönlich, über den er schreibt, vielmehr bilden, wie bei den Historikern, schriftliche Aufzeichnungen die Arbeitsgrundlage. Biographien sind also eine akademische Disziplin, Autobiographien hingegen nicht. Auch das reflektierende, besinnliche Essay, das üblicherweise der Schönen Literatur zugerechnet wird, ist vom Wesen her autobiographisch. Solche

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einfühlsamen Werke wie Bernard Levins Enthusiasms, das bereits am Anfang dieses Kapitels erwähnt wurde, oder J.B. Priestleys Delight (Heinemann, 1949) gehören beispielsweise zu diesem Typus. Es gibt auch Werke zu spezifischen Themen, z.B. über die Natur oder das Reisen, die dennoch vom Wesen her persönlich gehalten sind und sich von der objektiven Darstellungsweise naturhistorischer oder topographischer Schriften bzw. von Reiseführern unterscheiden. Natur- und Reiseschriftstellerei wurden bereits im Zusammenhang mit Literaturgattungen diskutiert, ebenso wie Geschichte, Philosophie und die Bibel im Zusammenhang mit wissenschaftlichen Werken. Bei der Inhaltsanalyse würde es jedenfalls nur Verwirrung stiften, wollte man Werke, die bestimmte Sachverhalte darstellen, zur Schönen Literatur hinzurechnen.

3. Kapitel Themen Im vorangegangenen Kapitel haben wir festgestellt, daß unsere Vorstellung von Gegenständen vor allem aus zwei Komponenten besteht. Zum einen handelt es sich um die von uns wahrgenommenen Phänomene, zum anderen um die Art und Weise, wie wir sie wahrnehmen. Letzteres wollten wir als Form, genauer als Wissensform bezeichnen, ersteres als Themen. Diese beiden Begriffe unterscheiden sich grundsätzlich voneinander. Zwar sind einige Wissensformen themenmäßig begrenzt, doch dieser Umstand liefert noch keine Definition. Von wesentlich größerer Bedeutung sind vielmehr Ziele und Methoden. Ziel der PHILOSOPHIE ist es, Weltanschauungen zu analysieren und zu formulieren, die NATURWISSENSCHAFTEN wollen Naturgesetze aufdecken. KRITIK zielt darauf, Wertmaßstäbe zu setzen, und TECHNIK will Produktionsprozesse optimieren. Der Unterschied zwischen solchen Wissensformen, d.h. Arten, die Welt zu sehen, und den Themen, mit denen sie sich befassen, wie z.B. Verhaltensmaßregeln, Tieren, Sinfonien oder Dampfmaschinen, ist unübersehbar. Unglücklicherweise verwischt sich diese enorm wichtige Unterscheidung im Kopf vieler Menschen aufgrund der Existenz einer dritten Art von Ausdrücken, in denen sich Wissensform und Thema verbinden. Ethik beispielsweise ist die PHILOSOPHIE (Form) von Verhaltensmaßregeln (Thema), Psychologie ist das Resultat EMPIRISCHEN ERKENNENS (Form) menschlicher Verhaltensweisen (Thema), Zoologie ist das Resultat EMPIRISCHEN BETRACHTENS (Form) von Tieren (Thema). Solche Gegenstände bezeichnet man gemeinhin als Wissenschaftsdisziplinen und dabei wird nicht zwischen Spezialgebieten, wie den gerade genannten, und ihrem Ursprung, den fundamentalen Wissensfornieu, unterschieden. Im alltäglichen Leben haben Philosophen und Historiker denselben Status wie Zoologen oder Psychologen, für unsere Zwecke müssen aber feinere Unterscheidungen getroffen werden. Wissensformen und Spezialgebiete verfügen über unterschiedliche Eigenschaften mit erheblichen praktischen Auswirkungen. Es existiert nur eine geringe Anzahl von Wissensformen, sie sind stabil und schließen sich gegenseitig aus. Spezialgebiete gibt es dagegen zahlreiche, es werden immer noch mehr, und sie sich überschneiden sich gegenseitig. Dieser kritische Punkt, die Instabilität von Spezialgebieten, veranlaßte in den frühen 60er Jahren die Classification Research Group (CRG), nach einer Alternative für die Basis einer Universalklassifikation zu suchen, wobei allerdings zwei wichtige Tatsachen übersehen wurden. Wie bereits im vorangegangenen Kapitel festgestellt, wird in den existierenden Systematiken jegliche auf Wissenschaftsdisziplinen beruhende Struktur erheblich dadurch beeinträchtigt, daß die Anordnung entsprechend den Hauptinteres-

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sengebieten erfolgt. Hier nun müssen wir feststellen, daß Disziplinen, auf die sich Spezialgebiete gründen, nicht unbedingt stabil sind, fundamentale Wissensdisziplinen - oder Wissensformen - besitzen hingegen diese Eigenschaft. Spezialgebiete stellen eine praktische Einrichtung zur Aufteilung der geistigen Bemühungen unserer Welt dar, die Wissensformen hingegen repräsentieren beständige, vom Wissen selbst nicht zu trennende Merkmale. So wäre es durchaus möglich, zumindest auf einige Spezialgebiete als Hilfsmittel zur Organisation von Wissen zu verzichten, keinesfalls können aber die fundamentalen Formen des Wissens ignoriert werden. Die Alternative, die ins Auge gefaßt wurde, um unser gesamtes Wissen zu ordnen, bestand im Konzept der sogenannten Integrationsstufen des Seins. Joseph Needham definierte sie in einer Vorlesung, veröffentlicht in Time: the refreshing river, als „im Universum vorhandene Organisationsebenen, Ordnungsformen von zunehmender Komplexität und Untergliederung". Wir haben es hier mit einer modernen Variante der uralten Vorstellung einer Lebenskette zu tun, die von Gott bis hin zur unbedeutendsten Kreatur reicht. Im 20. Jahrhundert gelten diese Stufen als Resultat der Evolution, wobei jedoch genaugenommen der Evolutionsbegriff auf die Biologie beschränkt ist. Zu beachten ist außerdem, daß diese Stufenidee sich auf die Klasse von Phänomenen bezieht, die als Gegenstände bezeichnet werden. Das Resultat der ersten umfassenden Anwendung der Integrationsstufen durch die CRG war demzufolge folgende Sequenz: Elementarteilchen, Atome, Moleküle, Materie, Zellen, Organismen, Menschen, Gesellschaften. Diese Begriffe stammen zu drei Vierteln aus den Naturwissenschaften, und für sie sind die Integrationsstufen tatsächlich von unbestreitbarem Wert. Da die Grenzen zwischen Physik, Chemie, Biologie und ihren zahlreichen Ablegern fließend sind, macht es Sinn, die Naturwissenschaften als eine große Klasse zu behandeln, die primär unterteilt ist durch ihre Forschungsobjekte, angeordnet in einer Abfolge fortschreitender Komplexität. Möglich ist dies auch aufgrund der all ihren Einzelwissenschaften gemeinsamen Ziele und Methoden. Unser Ziel, das wir nicht aus den Augen verlieren wollen, ist es aber, eine Gliederung für das gesamte Wissen zu finden, und dafür sind die Integrationsstufen ganz offensichtlich ungeeignet. Barbara Kyle behauptete zwar, sie im Rahmen ihrer Forschungsarbeiten zu einer Klassifikation der Sozialwissenschaften auf die Human- und Gesellschaftswissenschaften übertragen zu haben, tatsächlich aber basiert ihre Systematik auf den herkömmlichen Klassen „Politik", „Recht" und „Wirtschaft", die eher als Aktivitäten denn als Gegenstände zu definieren sind. Die einzige bedeutsame Neuerung besteht in der Verschmelzung von Soziologie mit Sozialanthropologie in den Bereichen, in denen aufgrund ähnlicher Inhalte eine Unterscheidung zwischen beiden Disziplinen schwierig und wenig sinnvoll ist. Das gleiche Prinzip wird im übrigen in der Neuauflage der Klasse „K - Society" der

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BC verfolgt.Wie aber die Idee von zunehmend komplexen Gegenständen in der Lage sein soll, eine Gliederung für Philosophie, Geschichte oder Schöne Literatur zu liefern, ist noch weniger vorstellbar. Unabhängig von ihrem etwaigen Wert ist diese Idee jedenfalls zum gegenwärtigen Zeitpunkt von geringem praktischen Nutzen, da zwischen den einzelnen Natur- und Sozialwissenschaften sowohl in Veröffentlichungen als auch in Klassifikations- und Indexierungssystemen differenziert wird. Im Rahmen der Inhaltsanalyse müssen wir normalerweise davon ausgehen, daß wir auf ein Mittelding zwischen Wissensform und Thema stoßen, das auf Spezialgebiete zurückzuführen ist. Für die meisten Wissensformen bedeutet ein Spezialgebiet eine Begrenzung des jeweiligen Themenspektrums, etwa bei Physik, Wirtschaftswissenschaften, Ethik oder politischer Geschichte. RELIGION und KUNST dagegen werden in erster Linie durch unterschiedliche Ansichten bzw. Ausdrucksformen unterteilt, weniger durch sich inhaltlich unterscheidende Spezialgebiete. Die folgende systematische Anordnung zeigt die wichtigsten Spezialgebiete im Rahmen der jeweiligen fundamentalen Wissensformen. Dabei handelt es sich jedoch nicht um den Entwurf einer Universalklassifikation sondern lediglich um ein Hilfsmittel, das das Erkennen solcher, bei der Inhaltsanalyse häufig vorkommender Zwischenbegriffe, halb Wissensform, halb Thema, erleichtern soll.

Wissensformen und eine Auswahl der dazugehörigen Spezialgebiete 1. PROLEGOMENA Deduktive Wissenschaften Logik Mathematik: Algebra, Analysis, Arithmetik, Kombinatorik, Geometrie, Zahlentheorie (= Höhere Arithmetik), Mengenlehre, Wahrscheinlichkeitsrechnung, Topologie Wissensvermittlung Grammatik und Sprachgebrauch (s.a. Linguistik unter Humanwissenschaften) Denken Sprechen und Schreiben (= Rhetorik und schriftliches Gestalten) Lesen

2. PHILOSOPHIE Ästhetik Erkenntnistheorie Ethik

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Metaphysik: Ontologie, Kosmologie (s.a. naturwissenschaftliche Kosmologie unter Astronomie) Sprachphilosophie Phänomenologie Wissenschaftstheorie: Geschichte, Religion, Naturwissenschaften etc. Sozialphilosophie: Pädagogische Philosophie, Rechtsphilosophie, Politische Philosophie etc. 3. NATURWISSENSCHAFTEN Grundlegende Wissenschaften Physik: Akkustik, Aerodynamik, Astrophysik, Atomphysik, Ballistik, Biophysik, Himmelsmechanik, Elektrodynamik, Geophysik, Hydrodynamik, Mechanik, Kernphysik, Optik, Strömungsdynamik, Festkörperphysik, Thermodynamik Chemie: Analytische Chemie, Biochemie, Elektrochemie, Geochemie, Anorganische Chemie, Stereochemie, Organische Chemie, Photochemie Himmelskunde und Geowissenschaften Astronomie: Kosmogonie, wissenschaftliche Kosmologie (s.a. Metaphysik), Weltraumforschung Geologie: Geodäsie, Mineralogie, Pedologie (= Bodenkunde), Petrologie, Seismologie, Speläologie, Vulkanologie Physikalische Geographie: Aerologie, Bioklimatologie, Biogeographie, Kartographie, Klimatologie, Geomorphologie, Hydrographie, Meteorologie, Mikroklimatologie, Ozeanographie, Paläokh'matologie, Paläogeographie, Phytogeographie, Zoogeographie Biowissenschaften Naturgeschichte Biologie: Anatomie ( = Morphologie), Bakteriologie, Endokrinologie, Eugenik, Evolution, Exobiologie, Genetik, Histologie, Mikrobiologie, Ökologie, Paläontologie, Photobiologie, Phylogenie, Physiologie, Soziobiologie, Virologie, Zytologie Botanik: Paläobotanik

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Zoologie: Embryologie, Ethologie, Paläozoologie, Physikalische Anthropologie Medizin: Epidemiologie, Immunologie, Neurologie, Pathologie, Pharmakologie, Psychiatrie, Psycho-Pharmakologie, Toxikologie 4. TECHNIK Landwirtschaft, Tierzucht Hoch und Tiefbau, Chemische Verfahrenstechnik, Elektrotechnik, Elektronik, Maschinenbau Computerwissenschaft, Regeltechnik, Kybernetik, Informationstheorie, Industriedesign, Materialkunde, Verfahrenstechnik, Fertigungstechnik, Systemtheorie 5.

HUMANWISSENSCHAFTEN Humangeographie: Anthropogeographie, Regionalgeographie Linguistik: Anthropologische Linguistik, Ethnolinguistik, Psycholinguistik, Semantik, Seraiotik, Soziolinguistik Psychologie: Psychopathologie, Ethnopsychologie, Neuropsychologie, Parapsychologie, Religionspsychologie, Psychometrie, Sozialpsychologie, angewandte Psychologie: Pädagogische Psychologie, Psychologie der Arbeitswelt Sozialanthropologie (= Kulturanthropologie): Ethnographie, Ethnologie, Musikethnologie, (Studien zu) Volkskunde Soziologie: Humanökologie, Soziologie des Wissens, Religionssoziologie, Wissenschaftssoziologie Demographie, Futurologie Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse

6. GESELLSCHAFT UND SOZIALES Gesundheitswesen: Präventivmedizin, Volksgesundheit, Therapeutik etc. Sozialsystem Naturschutz, Stadt und Landschaftsplanung Bildungssystem, Bibliothekswesen Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft, Handel, Hauswirtschaft

Themen Politik, Öffentliche Verwaltung, Militärwesen, Justiz, Kriminalistik Sport und Freizeit, Reisen 7.

GESCHICHTE Archäologie, Urgeschichte Teilgebiete: Verwaltung, Landwirtschaft, Verfassung, Kultur, Diplomatie, Ökonomie, Herrscher, Geistiges Leben, Recht, Seefahrt, Politik, Religion, Gesellschaft Antike, Mittelalter, Neuzeit, Gegenwart universal, national, lokal Biographien

8. MORAL 9. RELIGION Theologie, Bibel, Erbauungsliteratur, Mythen und Rituale, Mystik 10. SCHÖNE KÜNSTE Schöne Literatur: Poesie, Drama, Prosa Musik: Partituren, Aufnahmen Darstellende KunstAufzeichnungen von Theateraufführungen etc. Bildende Kunst: Reproduktionen von Gemälden etc. Kunsttechniken 11. KRITIK UND BEWERTUNG Kunstkritik Theaterkritik Literaturkritik Musikkritik

12. PERSÖNLICHE ERFAHRUNGEN Primärdokumente: Briefe, Tagebücher, Visionen Autobiographien, Erinnerungen an bestimmte Ereignisse, Erinnerungen an bestimmte Personen, Essays, Lebensweisheiten, populäre Philosophie

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Die Anzahl der Wissensformen und der entsprechenden Spezialgebiete ist verhältnismäßig gering. Die dritte Gruppe von Begriffen auf dem Gebiet der Inhaltsanalyse bezieht sich auf Gegenstände, die die Themen von Dokumenten repräsentieren. Ihre Zahl ist so groß ist, daß wir ein einfaches Ordnungssystem benötigen, um ihrer Herr zu werden. Die Versuchung liegt nahe sich vorzustellen, daß jeder Gegenstand einer der Wissensformen oder einem der Spezialgebiete entspricht. Tatsächlich treten auch viele von ihnen ganz häufig in bestimmten Zusammenhängen auf, relativ wenige sind allerdings ausschließlich einer bestimmten Disziplin zuzuordnen. Selbst ein so enger Begriff wie „Milch" kann ein Thema der NATURWISSENSCHAFTEN, der TECHNIK, der GESCHICHTE oder von GESELLSCHAFT UND SOZIALES sein. Bei der Inhaltsanalyse läßt sich vom Thema also nicht automatisch auf die Wissensform schließen, diese beiden Dinge müssen vielmehr unabhängig voneinander bestimmt werden. Letztlich sind Thema und Wissensfonn natürlich immer miteinander verbunden, da diese Verbindung aber nicht in ihrem jeweiligen Wesen begründet liegt, müssen wir zunächst bestrebt sein, ein Ordnungssystem für derartige Phänomene zu finden. Die moderne Indexierungspraxis löst dieses Problem mit Hilfe von Kategorien und Begriffsbeziehungen. Im alltäglichen Sprachgebrauch wird der Begriff „Kategorie" mehr oder weniger als Synonym für „Klasse" verwendet, in Bezug auf Philosophie und Klassifikation haftet solchen Klassen jedoch immer etwas Endgültiges, Fundamentales an. Bedauerlicherweise besteht jedoch weder in der Philosophie noch in der Linguistik Einmütigkeit darüber, was als Kategorie zu gelten hat. In A history of Western philosophy schreibt Bertrand Russell: „Was tatsächlich unter dem Wort ,Kategorie' zu verstehen ist, habe ich - wie ich offen gestehen muß - weder bei Aristoteles noch bei Hegel oder Kant, jemals verstanden. Meine ganz persönliche Ansicht ist, daß der Ausdruck ,Kategorie' keinesfalls geeignet ist, eine klare philosophische Idee zu repräsentieren." Die moderne Philosophie setzt sich mit diesem Thema kaum auseinander, und wenn sie es doch tut, wie etwa Gilbert Ryle in concept of the mind, so hat das wenig Relevanz für unsere praktischen Bedürfnisse. Die Linguistik versteht unter Kategorien Klassen von Wörtern, unter denen man wiederum Teile der Sprache zu verstehen hat. Ihre Anzahl variiert von Sprache zu Sprache und, auch wenn einige Linguisten die Hoffnung nicht aufgeben, es gibt momentan keinen Konsens darüber, daß sie alle auf ein allgemeingültiges Muster reduziert werden könnten. Ursprünglich wird der Ausdruck „Kategorie" auf Aristoteles zurückgeführt, und einige Kommentatoren behaupten, daß die von ihm getroffenen Unterscheidungen tatsächlich linguistischer Natur seien. Aristoteles selbst war jedoch der Auffassung, daß er von der Realität, so wie sie beschaffen

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ist, ausgehe. Dies ist aus philosophischer Sicht natürlich ein gravierender Unterschied, uns hingegen betrifft es nicht unbedingt. Was nämlich Russells Ansicht so bedeutsam macht, ist die Beschränkung seiner Kritik auf die Verwendung dieses Ausdrucks in der Philosophie, die, sei sie nun angebracht oder nicht, für uns jedenfalls zwei Schlußfolgerungen nach sich zieht. Erstens, selbst wenn die Verwendung dieses Ausdrucks in der Philosophie keinen Sinn macht, so mag er dennoch für die Klassifikation durchaus von Nutzen sein. Und zweitens gibt es keinen Grund, warum wir nicht bei den Philosophen, die sich mit dem Thema „Kategorien" auseinandergesetzt haben, Unterstützung suchen sollten. Die beiden berühmtesten Namen, die im Zusammenhang mit der Idee von Kategorien zu nennen sind, sind Kant und Aristoteles. Die Kategorien Kants stellen feststehende, im Erkenntnisprozeß die einzelnen Elemente der Wahrnehmung miteinander verknüpfende Urteile dar und dürften daher für unsere Bedürfnisse von geringer Bedeutung sein, denn bei der Inhaltsanalyse fällen wir keine Urteile, sondern benennen eine Sache. Die aristotelischen Kategorien hingegen scheinen für uns tatsächlich relevant zu sein, da sie sich direkt auf die einzelnen Elemente von Wahrnehmungen beziehen. Substanz ist seine erste Kategorie und darunter sind individuelle, existierende Dinge bzw. Dinge, die den Inhalt von Klassen im Sinne traditioneller Logik ausmachen, zu verstehen. Substanzen zweiter Ordnung sind die Spezies und Genera, zu denen die individuellen Dinge gehören. So betrachtet stellt z.B. Bertrand Russell eine Substanz erster Ordnung dar, die Menschheit eine Substanz zweiter Ordnung. Die übrigen von Aristoteles entwickelten Kategorien sind Quantität, Qualität, Relation (z.B. größer als), Ort, Zeit, Position (z.B. stehend), Zustand (z.B. bekleidet), Aktion (d.h. transitive Verben), Affektion (d.h. intransitive Verben). Was die aristotelische Lehre für die Philosophie so bedeutsam macht, ist, daß sie dem widerspricht, was Platou für die Realität hielt. Für unsere Zwecke ist das allerdings völlig unwichtig, das einzige, was uns an den aristotelischen Kategorien interessiert, ist die Frage, ob sie uns in Hinblick auf die Vielzahl der Phänomene unserer Welt helfen können. In unserem Jahrhundert hat die Idee der Kategorien auf dem Gebiet der inhaltlichen Erschließung weit verbreitete Anwendung gefunden. Ein frühes, einfaches Beispiel hierfür stellt das Schlagwortsystem dar, das J. Kaiser für einen Industriebetrieb entwickelte. Dabei hatte er festgestellt, daß das hilfreichste Unterscheidungskriterium darin bestand, zwischen den Kategorien „Konkreta" und „Prozesse" zu differenzieren, wie etwa Sprühen (Prozeß) von Farbe (Konkretum). Dies ist zwar schön und gut, die Inhalte, auf die diese Unterscheidung anwendbar ist, sind aber ganz offensichtlich sehr begrenzt. Von der Jahrhundertwende an wurden Kategorien bei der Weiterentwicklung der DC zur UDC verwendet, allerdings recht unsystematisch und bruchstückhaft. Daher bringt es uns wenig, den Aufbau dieser

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Die Inhallsanalyse

Systematik näher zu untersuchen. Die allgegenwärtige DC selbst dagegen widerstand recht lange Zeit dieser ganzen Kategorienidee, mit Ausnahme der Kategorien für Ort und Zeit. Überdies wird in ihrer Einleitung bestimmt, daß dort, wo nicht etwas anderes vorgeschrieben ist, die Standard Citation Order für Kategorien zu benutzen ist, nämlich Gegenstände und ihre Untergattungen, Teile, Materialien, Eigenschaften, Prozesse, Handlungen, Handelnder, Ort und Zeit. Die Nennung von Kategorien in dieser Abfolge ist die Quintessenz dessen, wie in den 50er Jahren in Groß Britannien Klassifikationen für Spezialgebiete entwickelt wurden. Die CRC richtete dann in den 60er Jahren ihre Aufmerksamkeit auf die Probleme von Universalklassifikationen, und das hervorragende Resultat dieser Arbeit bestand in Jack Mills engagierter und umfassender Revision der BC , und zwar sowohl hinsichtlich ihres Aufbaus als auch in Bezug auf Details. Eine vollständige Auflistung der Kategorien und eine Anleitung, wie sie zu verwenden sind, finden sich in seinem Vorwort. In der Standard Citation Order dieser Systematik zeigt sich eine sehr weitgehende Allgemeingültigkeit, die Bezeichnungen der einzelnen Kategorien hingegen spiegeln deutlich wider, daß sie auf das Studium empirischer Inhalte zurückgehen. Unbestreitbar ist, daß sie z.B. auf das Gebiet „Technik" zutreffen, weniger hingegen auf solche abstrakten Inhalte wie Mathematik oder Philosophie. Dennoch wurden sie bei der Konstruktion der BC2 weitgehend angewandt. Ob sie auch für die Inhaltsanalyse von Wert sind, werden wir im 5. Kapitel untersuchen. Ranganathan hat sich als erster die Vorteile eines klar definierten Satzes von Kategorien zu Nutze gemacht. Darüberhinaus waren seine Kategorien von so weitgehender Allgemeingültigkeit wie noch niemals zuvor für bibliographische Zwecke. Den Plan zu seiner Colon Classification faßte er 1924 während seines Englandaufenthaltes, die erste Auflage erschien 1933 in Indien. Da der Terminus „Kategorie" im gewöhnlichen Sprachgebrauch unspezifisch verwendet wird, unterstrich Ranganathan die Bedeutsamkeit seines Kategoriensatzes durch die Benennung „Fundamentalkategorien". Bei ihm sind es nur fünf, nämlich „Personality", „Matter", „Energy", „Space" und „Time" (Individualität, Materie, Energie, Zeit, Raum)4, abgekürzt PMEST, und er betont ihren pragmatischen Charakter. Sie haben keinerlei philosophische Bedeutung und sind nur unter dem Aspekt ihrer Wirksamkeit zu betrachten. Was „Space" und „Time" bedeuten, liegt auf der Hand. Unter „Energy" ist ganz einfach jede Art von Prozeß zu verstehen. Die Bedeutung von „Matter" ist weniger offenkundig, da dazu sowohl konkrete Gegenstände als auch abstrakte Merkmale gehören, das Holz, aus dem ein Im Deutschen existieren keine vereinbarten Bezeichnungen für Ranganathans Fundamentalkategorien, ihre Bedeutung wird vielmehr jeweils fachspezifisch präzisiert. D. Übers.

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Tisch gefertigt ist z.B., aber auch seine Form und Farbe. Es sei aber angemerkt, daß diese Kategorie nur für das Material oder Merkmal an sich anzuwenden ist, wie etwa für Holz i.S. eines Materials zum Bau von Tischen oder als Bestandteil eines existierenden Tisches. Das Thema „Holz zur Herstellung von Tischen" enthält zwei unterschiedliche Begriffe, nämlich „Holz" und „Tisch", das Thema „Tische aus Holz" hingegen nur einen einzigen Begriff, denn in diesem Fall stellt „Holz" lediglich eine Modifizierung dar, die die Spezies „Tische aus Holz" aus der Klasse „Tische" entstehen läßt. Die Kategorie schließlich, die Ranganathan „Personality" nannte, ist diejenige, die zu verstehen oder zu akzeptieren den meisten Menschen am schwersten fällt. Ich glaube, daß Ranganathan - zumindest teilweise selbst Schuld trägt an diesen Schwierigkeiten, denn er bezeichnete diese Kategorie als unbeschreibbar, jedoch ganz einfach anhand negativer Aussagen zu erkennen. D.h. bei allem, was nicht Matter, Energy, Time oder Space ist, muß es sich um Personality handeln. Meiner Meinung nach ist es weder notwendig noch sinnvoll so vorzugehen. Ich wenigstens hatte niemals Probleme mit dieser Kategorie. Sie dürfte sich im übrigen von Aristoteles' Substanzkategorie herleiten und, auch wenn Ranganathan nirgendwo erwähnt, daß er Aristoteles zu Dank verpflichtet sei, so kann ich dennoch kaum glauben, daß die aristotelischen Kategorien nicht Ranganathans wichtigste Quelle waren. Es ist ganz leicht zu erkennen, wie die fünf Kategorien des einen den zehn Kategorien des anderen entsprechen. Der Unterschied ist einfach auf ihre unterschiedlichen Zielsetzungen zurückzuführen, jedenfalls lehnt Ranganathan in seinen Prolegomena to Library Classification 10 Kategorien ausdrücklich als in der Handhabung zu aufwendig ab. Seine einzige Rechtfertigung für lediglich fünf Kategorien besteht darin, daß sie sich in der Praxis bewährt hätten. Ihr Wert wurde auch durch die Erfahrungen der CRG bestätigt, die anfangs mit Ranganathans Ideen vom Grundsatz her einverstanden war, sich aber in den Einzelheiten nicht von seinem System festlegen lassen wollte. Zu guter Letzt verwendete die CRG bei ihrer Ausarbeitung einer Universalklassifikation aber die gleichen fünf Kategorien, von denen die ersten drei allerdings die durchsichtigeren Bezeichnungen „Entity", „Property" und „Activity" erhielten. Diese drei sind, auch bei der Verwendung eines erweiterten Kategorieusatzes, anerkanntermaßen die Hauptkategorien. Die fünf Fundamentalkategorien stellen das bei weitem bekannteste Element von Ranganathans Klassifikationstheorie dar, wobei festzuhalten ist, daß es sich dabei eben nur um ein Element der Colon Classification handelt. Da „Ort" und „Zeit" für die wenigsten Themen von zentraler Bedeutung sind, entsteht vielleicht der Eindruck, daß drei Kategorien zur Bewältigung 5

Dt. „Gegenstände", „Eigenschaften", „Aktivitäten". D. Übers.

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des überwiegenden Teils von Wissen ein wenig unangemessen sind. Die meisten Menschen hatten schon mit wissenschaftlichen Aufsätzen zu tun, deren Inhalt bei weitem nicht mit nur drei Begriffen wiedergegeben werden konnte. Entscheidend ist aber die Bezeichnung „Fundamental". Jeder sich auf ein Phänomen beziehende Begriff kann einer der fünf Kategorien zugeordnet werden, in bestimmten Zusammenhängen können sich diese Kategorien jedoch in sehr unterschiedlicher Weise manifestieren. Um den Unterschied zwischen Grundmuster und Oberflächendetails deutlich zu machen, werden die einzelnen Manifestationen in der CC als Facetten bezeichnet. In Ranganathans Theorie gibt es nur eine Kategorie „Personality", aber in jeder Hauptklasse der CC existieren möglicherweise mehrere Facetten, denen Substanzen oder Gegenstände zugeordnet werden können. Geordnet werden diese mit Hilfe zweier weiterer Elemente des Systems, den sogen. „Runden" und „Ebenen". Runden beziehen sich auf das wiederholte Auftreten der ersten drei Kategorien, Personality, Matter und Energy, und berücksichtigen dadurch die in Abhängigkeit von der jeweiligen Klasse sehr unterschiedlichen Funktionen. Bei Landwirtschaft wäre beispielsweise die erste Runde Feldfrüchte (Personality), Eigenschaften von Feldfrüchten (Matter) und Handlungen an/mit Feldfrüchten (Energy). Für diese Handlungen, wie etwa Säen, Pflügen oder Mähen, sind bestimmte Geräte erforderlich, und diese Geräte sind Gegenstände, gehören also zur Kategorie Personality. Sie gehören aber keinesfalls zur Facette Feldfrüchte. Sie bilden vielmehr die zweite Runde der Personality-Facette. Dies zieht wiederum eine zweite Runde der Matter-Facette mit den Eigenschaften der Geräte nach sich, beispielsweise Haltbarkeit, und daraus folgt eine zweite Runde der Energy-Facette, in der Handlungen, die an den Geräten vollzogen werden, z.B. Wartung, aufgeführt sind. Zur Wartung bedarf es wieder einer eigenen Ausrüstung und daraus resultiert die Notwendigkeit noch einer weiteren Personality-Facette, der dritten Runde usw. Ebenen werden benötigt, um zwischen einem Ganzen und seinen Teilen differenzieren zu können. Feldfrüchte sind komplexe Gegenstände, gehören also zur ersten Personality-Ebene. Ihre Blüten, Früchte, Blätter und Wurzeln sind ebenfalls Gegenstände, da sie jedoch Teile der Pflanze sind, gehören sie zur zweiten Ebene der ersten Runde der Personality-Facette. Die Einzelteile von landwirtschaftlichen Geräten gehören zur zweiten Ebene der zweiten Personality-Runde. Der Reiz von Ranganathans Systematik liegt in ihrer Schlichtheit. Mit Hilfe von nur fünf Kategorien plus Runden und Ebenen entdecken wir eine Ordnung hinter Millionen von Ideen, die, wie er es in seinen Prolegomena so anschaulich ausdrückt, „uns auf der Ebene des Gegenständlichen foppen und verwirren". Der verbreitete Usus, die Klassen der CC lediglich mit Hilfe der Formel PMEST darzustellen, ist irreführend, in Wirklichkeit werden Buchinhalte mit Hilfe einer unendlich erweiterbaren Matrix wiederge-

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geben. Jede der Kategorien, mit Ausnahme von Energy, verfügt über so viele Ebenen, wie sie das Thema eben verlangt. Da kann es Teile von Teilen geben oder auch Teile eines Ganzen usw. So sind z.B. Zimmer die Teile eines Hauses, Fenster und Türen sind Teile von Zimmern, Türblätter sind Teile von Türen und Rahmen Teile von Fenstern. Ebenso können so viele Runden von Personality, Matter und Energy auftreten, wie sie zu einer angemessenen Darstellung auch des komplexesten Themas erforderlich sind. Stellt man die Ebenen durch eine Zahl nach dem Symbol für die Kategorie dar und Runden durch eine Zahl vor dem Symbol, so lautet die Formel der Colon Classification tatsächlich: 1P1, 1P2 ... 1 /1 1, 1 2 ... 1 /1 /2 1, 2 2 ... 2 /2 1, 2 2 ... 2Mn/2E ... nPl, nP2 ... nPn/nMl, nM2 ... nMn/nE/Sl, S2 ... Sn/Tl, T2 ... Tn. Das muß man sich selbstverständlich nicht wie eine lange Telefonnummer einprägen, denn die komplette Formel ist in den drei Elementen, den Kategorien, Runden und Ebenen, bereits enthalten. Ich habe sie nur deshalb in voller Länge wiedergegeben um zu zeigen, wie mit dieser Methode ein Maximum an Berücksichtigung verschiedenster Begriffe kombiniert wird mit größter Konsequenz in Bezug auf die Art ihrer Verküpfung. Dadurch wird es möglich, die kompliziertesten Themen auszudrücken. Zur CC gäbe es natürlich noch viel mehr zu sagen, im Augenblick interessiert uns jedoch nur, wie sie mit den Phänomenen unserer Welt fertig wird. Kategorien sind das bekannteste Element der CC, genauso wichtig sind aber Begriffsbeziehungen. Sie sind nicht klar zu erkennen, denn die meisten von ihnen werden nicht ausdrücklich erwähnt. In anderen Worten, eine logische Folgeerscheinung der Kategorien besteht in den zwischen ihnen existierenden Beziehungen und diese werden automatisch sichtbar, wenn die verschiedenen Begriffe anhand der CC-Formel kombiniert werden. Aus der Reihenfolge der einzelnen Begriffe zusammen mit der Angabe zu welcher Kategorie sie jeweils gehören, können sich die Begriffsbeziehungen ergeben. Wenn ich den Begriff „Universitätsbibliotheken" als PersonalityFacette von Bibliothekswesen ausdrücke, gefolgt von „Zeitschriften" als Matter-Facette, so ergibt sich daraus, daß diese Zeitschriften den Bibliotheken gehören. Wenn ich den Begriff „Katalogisierung" in der Energy-Facette hinzufüge, ergibt sich daraus, daß dies eine Handlung ist, die an den Zeitschriften vorgenommen wird. Wenn ich „England" in der Space-Facette hinzufüge, ergibt sich daraus, daß die Handlung in England stattfindet. Es kommen jedoch auch Beziehungen vor, die nicht allein aus der gewöhnlichen, durch die Facettenstruktur bestmimten Reihenfolge hervorgehen. Sie werden in der CC durch spezielle Notationssymbole ausgedrückt. Die wichtigsten unter ihnen sind der Vergleich zweier Dinge und der Einfluß einer Sache auf eine andere. Eine Teil-Ganzes-Beziehung ergibt sich, wie wir bereits festgestellt haben, aus der Verwendung von Ebenen. Daraus,

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daß ich den Begriff „Automobil" in der ersten Ebene der Personality-Facette und „Reifen" in der zweiten Ebene zum Ausdruck bringe, läßt sich der Schluß ziehen, daß die Reifen ein Teil des Autos sind. Ich gehe hier nicht um ihrer selbst willen so ausführlich auf die CC ein, sondern weil ich den Sinn von Kategorien klarstellen und zeigen möchte, wie sie zu bibliographischen Zwecken genutzt werden können. Dazu ist Ranganathans Vorgehensweise am besten geeignet, denn er leistete Pionierarbeit, indem er Kategorien als tragende Elemente eines umfassenden Klassifikationssystems verwendete. Da er eine bis dahin in ihrer methodischen Konsequenz unübertroffene Universalklassifikation erdacht hatte, konnte er auch strenge Vorschriften für ihre Verwendung festlegen. Obwohl er aber für jede Klasse seiner Systematik ein klares Muster vorgibt, ist er nicht der Meinung, daß man die einzelnen Notationen bei der Analyse eines Dokuments immer im Hinterkopf haben sollte. Er erteilt vielmehr Ratschläge, wie man einen Dokumenteninhalt ermittelt, ehe man ihn sich dann in den Ausdrücken der CC-Formel zurechtlegt. Wenn das die beste Art ist, um mit der CC zu arbeiten, so muß es auch die beste Art sein, mit all den anderen Systematiken umzugehen, denen es an der Konsequenz der CC und ihren einprägsamen Grundzügen mangelt. Was wir also zur Inhaltsanalyse benötigen, ist nicht die Erinnerung an Einzelheiten der CC oder irgendeiner anderen Systematik, mit der wir vielleicht arbeiten, viel wichtiger ist ist eine generelle Aufgeschlossenheit gegenüber Kategorien und Begriffsbeziehungen. Wir müssen beispielsweise in der Lage sein zu erkennen, daß in einem Dokument, das sich mit der Organisation von RöntgenAbteilungen in Krankenhäusern befaßt, „Röntgen" einen modifizierenden Ausdruck darstellt, der eine bestimmte Art von Abteilung erzeugt, daß „Abteilung" den Teil eines Ganzen bildet und daß das Ganze, nämlich „Krankenhaus", mitenthalten ist. Wir müssen erkennen, daß in einem anderen Dokument, das sich mit der Verwendung von Röntgenstrahlen zur Diagnose beschäftigt, „Röntgen" für eine Aktivität steht, während „Röntgenstrahlen" einen Gegenstand, und zwar im Dienste der Aktivität, darstellt. Die Analyse kommt hier zu einem völlig anderen Resultat als beim vorherigen Beispiel, bei dem „Röntgen-Abteilung" einen einzigen Begriff, eine spezielle Art von Krankenhausabteilung, bildet. Viele Begriffsbeziehungen ergeben sich natürlich aus dem normalen Sprachgebrauch, allerdings nicht immer so eindeutig, wie es wünschenswert wäre. Vorsicht ist geboten bei der komprimierten Ausdrucksweise von Titeln. Ganz besonders das Wörtchen „und" wird kurzerhand für eine ganze Reihe spezifischer Bedeutungen gebraucht. Beispiele dafür finden sich im 5. Kapitel. Die These, daß Begriffsbeziehungen eine logische Folgeerscheinung von Kategorien sind, wird in Jason Farradanes Werk bestätigt. Wie Kaiser entwickelte auch er ein Schlagwortsystem für einen industriellen Anwendungs-

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bereich. Anstelle von Kategorien setzte er aber neun verschiedene Begriffsbeziehungen ein. Eine weite Verbreitung haben diese zwar nicht gefunden, aber wie gut sie sich mit Kategorien ergänzen, zeigte sich, als Farradane in Zusammenarbeit mit anderen Mitgliedern der CRG eine Spezialklassifikation für Luftfahrt entwickelte. Die eine Methode legt die verschiedenen Facetten eines Sachgebiets fest, indem sie Begriffe kategorisiert und danach mit Hilfe einer Citation Order ihre Beziehungen aufzeigt. Die andere Methode analysiert die Beziehungen, die zwischen den Einzelbegriffen bestehen, aus denen sich ein Thema zusammensetzt, und faßt Begriffe, die jeweils die gleiche Art von Beziehung zu anderen Begriffen aufzuweisen haben, zusammen. Die Verwendung von Kategorien und Begriffsbeziehungen zur effektiveren Gestaltung von Schlagwortsystemen findet sich auch in den Ideen von Eric Coates, die im British Technology Index ihre praktische Anwendung gefunden haben, und in den Ideen von Derek Austin in PRECIS.

4. Kapitel Dokumentenformen Das, was man unter dem Inhalt von Dokumenten versteht, läßt sich durch die fundamentalen Wisseusformen, die entsprechenden Spezialgebiete und die in ihnen behandelten Themen erschöpfend darstellen. Darüberhinaus muß jedoch noch eine Reihe weiterer, äußerst wichtiger Merkmale, die schon immer Bestandteil der Inhaltsanalyse waren, identifiziert werden. Ich werde sie, um sie von den echten inhaltlichen Merkmalen zu unterscheiden, als „formale Merkmale" bezeichnen. Obgleich keines dieser formalen Elemente den Inhalt eines Dokuments verändert, so können doch einige von ihnen die Behandlung oder Präsentation eines Dokuments beträchtlich beeinflussen. Das wichtigste dieser formalen Merkmale ist der Gesichtspunkt, unter dem ein Dokument geschrieben ist. Allerdings hat nun jedes Dokument einen Gesichtspunkt aufzuweisen, nämlich den seines Verfassers und dieser findet natürlich bereits dadurch in angemessener Weise Berücksichtigung, daß nach Verfassern katalogisiert wird. Für die Inhaltsanalyse ist er also ohne Belang. Was wir aber berücksichtigen müssen, ist ein Gesichtspunkt, der sich auf etwas bezieht, das über die persönliche, individuelle Darstellung eines Autors hinausgeht. Nur wenige Dokumente weisen einen Gesichtspunkt in diesem Sinne auf, indem sie nämlich ein Thema im Lichte eines übergeordneten Ausgangspunktes betrachten, der der Verbundenheit eines Autors mit einer der großen Weltreligionen, einer großen philosophischen Idee oder einer gesellschaftlichen Theorie entspringt. Manche Titel bringen dies deutlich zum Ausdruck, wenn es z.B. heißt „Erziehung aus christlicher Sicht" oder „Marxisten über Literatur", häufig ist dies aber nicht der Fall. Bei Tliem and us in literature von Paul O'Flinn (Pluto Press, 1975) muß man schon einen Blick ins Vorwort werfen, um auf folgende Aussage zu stoßen: „Dieses Buch soll marxistische Vorstellungen vermitteln ...". Gerald Priestlands Priestland right and wrong (Collins, 1983) erweckt zunächst den Eindruck, als sei es rein persönlicher Natur, im Vorwort schreibt der Autor aber: „Ich will in diesem Buch nicht grundsätzlich die Sache des Christentums vertreten, wenngleich ich daran glaube, und das zeigt sich ...". Normalerweise bleiben solche Gesichtspunkte in Klassifikations- und Schlagwortsystemen unberücksichtigt, PRECIS und die BC2 stellen in dieser Hinsicht bemerkenswerte Ausnahmen dar. Aber auch wenn dieser Aspekt in einem Indexierungssystem keine Berücksichtigung findet, muß der Indexierer doch immer auf das Vorkommen solcher Merkmale in den Dokumenten achten, ansonsten besteht die Gefahr, daß er mit anderen speziellen Darstellungsweisen vermischt wird. Ich habe „Erziehung aus christlicher Sicht" in einer Bibliothek so klassifiziert gesehen, als ob es von Erziehung zum

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christlichen Glauben handeln würde, was tatsächlich aber etwas völlig anderes ist. In diesem Buch geht es schlicht um Erziehung und „christlich" steht für einen bestimmten Gesichtspunkt. Wenn also eine Systematik nicht in der Lage ist, Gesichtspunkte auszudrücken, müssen, damit sie ignoriert werden können, die einzelnen Titel besonders sorgfältig analysiert werden. Geschieht dies nicht, kann man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, daß der Inhalt von Büchern unrichtig wiedergegeben wird. Es unterstreicht geradezu die Begrenztheit herkömmlicher Indexierungssysteme, daß ein so äußerst bedeutsames Merkmal vernachlässigt wird. Vermutlich gingen die am Entwurf von Universalklassifikationen Beteiligten meistens davon aus, daß die Berücksichtigung von Gesichtspunkten nicht praktikabel sei. PRECIS und die BC2 beweisen das Gegenteil. Ein praktischer Grund, sich auch solcher Aspekte bewußt zu sein, liegt in ihrer Bedeutung für die Gestaltung neuer Indexierungssysteme und für die Verbesserung bereits bestehender. Niemand wird bestreiten, daß ein Suchauftrag durchaus mit Hilfe eines bestimmten Gesichtspunktes spezifiziert werden kann. Natürlich gibt es für jedes Indexierungssystem eine Grenze, die die Anzahl der zwecks Beantwortung einer Anfrage zu überprüfenden Gegenstände beschränkt. Jenseits eines bestimmten Punktes kann nur noch der einzelne Benutzer entscheiden, welches Dokument aus einer gewissen Auswahl seinen Bedürfnissen tatsächlich entspricht. Wann dieser Punkt erreicht ist, ist aber Ansichtssache und daher stellt sich zu Recht die Frage, ob einige oder sogar alle Gesichtspunkte ausgedrückt werden sollen. Denkbar ist auch, daß der Indexierer, dem bei der Inhaltsanalyse eines Dokuments ein Gesichtspunkt auffällt, diesen seinem persönlichen Gedächtnisspeicher zum eventuellen späteren Gebrauch bei der Erteilung von Auskünften einverleibt. Oder er könnte ein SpezialVerzeichnis als Ergänzung zum Hauptkatalog seiner Sammlung anlegen. Solche universellen Gesichtspunkte, wie etwa Christentum oder Marxismus, sind in der Tat so wichtig, daß die Überlegung durchaus sinnvoll ist, solche Gesichtspunkte bei der Gestaltung von Klassifikationssystemen zu berücksichtigen. So könnte die Klasse „Christentum" z.B. eine Unterabteilung für alle Themen, die vom christlichen Standpunkt her dargestellt sind, enthalten. Zen in the art of archery von Eugen Herrigel (Pantheon, 1953) beispielsweise hat mehr gemein mit anderen Zentexten als mit den üblichen Texten über das Bogenschießen. Nur so viel zur Bedeutung des Gesichtspunkts von Dokumenten. Keine Rolle für die Inhaltsanalyse spielt die Reihenfolge der einzelnen Begriffe in der Themenformulierung: „Christliche Aspekte der Erziehung" und „Erziehung aus christlicher Sicht" sind identisch. Neben diesen universellen religiösen und ideologischen Aspekten gibt es zahlreiche philosophische Gesichtspunkte, wie etwa Rationalismus, Empirismus, Pragmatismus, Realismus, Idealismus, Humanismus und Agnostizismus. Selbst die Populärsten unter ihnen sind erheblich schwieriger zu

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erkennen als Weltanschauungen. Sie in ein Indexierungssystem einzubeziehen, ist daher schon fragwürdiger. Wichtig ist jedoch, daß sie bei der Inhaltsanalyse nicht übergangen werden, denn es muß klargestellt werden, ob ein Dokument unter humanistischem Gesichtspunkt oder unter rationalistischem verfaßt wurde, oder ob es von Humanismus bzw. von Rationalismus handelt. Man kann problemlos einen Gesichtspunkt, gleichgültig welcher Art, so darstellen, als ob es sich dabei um ein Thema handele. Es ist nun einmal so, daß jeder Begriff, der ein formales Merkmal repräsentiert, ebenso für ein Thema stehen kann. Deshalb muß bei der Inhaltsanalyse grundsätzlich und ständig darauf geachtet werden, daß zwischen ein- und demselben Begriff unterschieden wird, je nachdem ob er für ein Thema oder für eine bestimmte Wissensform steht. Diese Diskussion um den Gesichtspunkt eines Dokuments wirft wieder einmal die Frage auf, inwieweit es überhaupt möglich ist, bei der inhaltlichen Erschließung objektiv zu sein. Die Aufgabe von Bibliothekaren ist pädagogischer Natur und zielt darauf, Menschen bei ihrer individuellen Suche nach Wissen zu unterstützen. Wer diesen Beruf ausübt, muß also in Erfüllung seiner Aufgabe viele seiner persönlichen Überzeugungen und Grundsätze hintanstellen. Wenn es aber darum geht, die Bedürfnisse anderer zu befriedigen, kann ein Grundsatz nicht hintangestellt werden, der Grundsatz nämlich, daß jedermann ein Recht auf Zugang zum Wissen dieser Welt hat. Dieses Ziel erreicht man mit einer Geisteshaltung, die mit vorurteilsfreiem Blick alle Wissensformen als gleichrangig betrachtet. Einige unserer modernen Gesichtspunkte sind ausgesprochen restriktiv: In der Philosophie wertet der Positivismus alles mit Ausnahme des empirischen Wissens ab. In der Psychologie erkennt der Behaviorismus ausschließlich beobachtbares Verhalten als Quelle der Erkenntnis über menschliche Lebewesen an. Der Marxismus ist eine Weltanschauung, die Religion, vorsichtig ausgedrückt, vollständig außer Acht läßt. Solche Gesichtspunkte können, nimmt man einen vorurteilsfreien Standpunkt ein, zusammen mit all den anderen ihren Ausdruck finden, macht man jedoch einen von ihnen zur Grundlage der Analyse, ist das Ergebnis eine Spezialklassifikatiou. So vorzugehen steht natürlich jedermann frei, aber von Wert ist eine solche Spezialklassifikation ausschließlich für diejenigen, die diesen Standpunkt teilen. Ungeachtet dieser sehr wichtigen Überlegungen ist der Objektivität auch aus praktischen Gründen eine Grenze gesetzt. Im Laufe der verschiedenen Zeitalter haben etliche große Kulturen Wissen hervorgebracht, aber keine von ihnen jemals eine umfassende neutrale Klassifikation, denn sie unterlagen immer den Einschränkungen ihrer Zeit und Kultur. So kann auch unsere Betrachtungsweise der Dinge nur westlich und vom 20. Jahrhundert geprägt sein. Alles, was außerhalb dieser Grenzen liegt, kann in unterschiedlicher Weise behandelt werden. Eine Universität beispielsweise, an der Altphilologie gelehrt wird, ordnet möglicherweise die gesamte Literatur

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der alten Griechen und Römer mit Hilfe einer Systematik, die auf die Besonderheiten dieser Abteilung eingeht. Eine öffentliche Bibliothek hingegen wird es vermutlich vorziehen, solche Schriften in unser modernes System einzupassen. Im Rahmen dieser allgemeinen Betrachtung der Inhaltsanalyse möchte ich den Vorschlag machen, daß Epoche oder Kultur wie ein Gesichtspunkt behandelt werden sollte. Hat man nämlich einmal festgehalten, daß es sich bei einem Buch um klassische oder mittelalterliche Literatur handelt, oder daß es aus dem indischen oder chinesischen Kulturkreis stammt, kann es danach so behandelt werden, wie es der in der jeweiligen Bibliothek üblichen Praxis entspricht. Entsprechendes gilt für die okkulten Wissenschaften, in denen sich westliche und östliche Erfahrungen verbinden, sowie für Volkskunde. Volkskunde steht in der Tat für ein kleines eigenständiges Gebiet tradierten Wissens, das parallel zu unserer Schulweisheit existiert und in vergleichbare Klassen aufzuteilen ist, wie etwa Volksmedizin und Wetterkunde. Es muß deutlich zu erkennen sein, ob es sich bei einem Dokument um solches Wissen an sich handelt, oder ob es das Objekt anthropologischer oder anderer sozialwissenschaftlicher Studien ist. So läßt sich z.B. die Wirksamkeit vieler Heilmittel der Volksmedizin durchaus anhand empirischer Methoden nachweisen. Wem die im vorangegangenen Absatz getroffenen Unterscheidungen trivial oder pedantisch vorkommen, sollte zwei äußerst wichtige Punkte bedenken: Erstens, spricht man diese Dinge in der grundlegenden Theorie nicht ausdrücklich an, führen sie zu Konfusion und Unordnung bei der praktischen Bewältigung von Details. Zweitens, je weniger Dokumente einer bestimmten Art vorhanden sind, desto wichtiger ist es, sie klar auseinanderzuhalten, da sie anderenfalls vollständig untergehen. Größere Mengen von Dokumenten hingegen können weniger leicht übersehen werden. Manchmal wurde das Vorhandensein einer bestimmten Anzahl von Büchern zu einem Thema zum Prinzip erhoben, das über den Grad der Indexierungsgenauigkeit einer Systematik entscheidet. Setzt man sich zum Ziel, jedes Dokument einer Sammlung aufgrund seines genauen Inhalts wiederzufinden, so genügt es, daß ein einziges Dokument einer bestimmten Art vorhanden ist, um den erwünschten Genauigkeitsgrad festzulegen. Ich gehe in diesem Buch grundsätzlich davon aus, daß größte Genauigkeit bei der Inhaltsanalyse unser Ziel ist. Unter dieser Voraussetzung ist es später dann immer noch möglich, bestimmte Merkmale, die in einer Systematik nicht vorkommen, wegzulassen. Ist man aber nicht darauf trainiert, alle Unterscheidungsmerkmale aufzuspüren, ist es recht wahrscheinlich, daß man viele von denen, auf die es ankommt, übersieht. Irgendwo zwischen den umfassenden, von Religionen bestimmten Gesichtspunkten und denen einzelner Autoren liegen die verschiedenen Geistesrichtungen, die den Hauptunterschied zwischen den Human- und den Naturwissenschaften ausmachen. Als Beispiele seien für die Psychologie

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der Behaviorismus und die Gestaltpsychologie genannt, oder für die Soziologie die Frankfurter Schule und der Strukturalismus für die Sozialwissenschaften. In den praktisch orientierten Wissenschaften bewirken unterschiedliche Theorien unterschiedliche Verfahrensweisen, in der Medizin beispielsweise Allopathie, Homöopathie und Akupunktur, oder in der Pädagogik Montessori-, Fröbel- oder Steiner-Schulen. Auch hier müssen wir wieder sorgsam darauf bedacht sein zu unterscheiden, ob es sich dabei um das Thema oder um den Gesichtspunkt eines Dokuments handelt. Ersteres muß auf jeden Fall im Indexierungssystem berücksichtigt werden, während dies im zweiten Fall eine Entscheidungsfrage ist. Was die Medizin betrifft, so unterscheiden sich die verschiedenen Systeme in so signifikanter Weise, daß sie das primäre Unterscheidungsmerkmal für die Systematisierung medizinischer Literatur darstellen. Dagegen dürften verschiedene Erziehungssysteme in der Regel wohl kaum als Gesichtspunkte indexiert werden. Bemerkenswerte Ausnahmen stellen in dieser Hinsicht PRECIS, die CC und die BC in ihrer neuesten Auflage dar. In der CC ist „System" eine die fünf Fundamentalkategorien ergänzende Standardunterteilung. Gesichtspunkt im persönlichen, individuellen Sinn gehört in den Bereich der Rhetorik. Sir Herbert Grierson bemerkt dazu in seinem Werk, daß „bislang niemand der aristotelischen Einteilung etwas Entscheidendes hinzugefügt hat...". Wir können also seine Einteilung, nach der die Ziele von Schriftstücken jeglicher Art entweder belehrender, beeinflussender oder fiktionaler Natur sind, zum Ausgangspunkt nehmen. Belehrung umfaßt eine Vielzahl von Methoden, z.B. Beschreibung, Analyse, Interpretation, Erzählung, Normierung, Prognose und Bewertung. Manche dieser Methoden sind für verschiedene Wissensformen geradezu typisch: Beschreibung, Analyse und Prognose für die NATURWISSENSCHAFTEN und HUMANWISSENSCHFTEN, Beschreibung, Analyse und das Setzen von Normen für TECHNIK sowie für GESELLSCHAFT UND SOZIALES, Beschreibung, Analyse und Erzählung für GESCHICHTE, Beschreibung und Erzählung für PERSÖNLICHE ERFAHRUNGEN, Beschreibung, Interpretation und Bewertung für KRITIK. Die PHILOSOPHIE beruht hauptsächlich auf Analyse und die MORAL auf Normierungen. Bei der RELIGION gibt es, wenn es um Belehrung geht, keine dominierende Vorgehensweise, während bei der zur Wissensform SCHÖNE KÜNSTE gehörigen Schönen Literatur Beschreibung und Erzählung den fiktionalen Formen untergeordnet sind. Keineswegs müssen all diese Vorgehensweisen in jedem einzelnen Dokument zu finden sein. So weist G.R. Elton in Tiie practice of history darauf hin, daß Beschreibung und Analyse kaum zu trennen und beide zusammen häufig in der Erzählung enthalten sind, Beschreibung alleine hingegen möglich ist, wie etwa in der Darstellung eines abgeschafften Ministeriums oder eines Dorfes im Mittelalter, wobei nur die Details ihrer Zusammensetzung und Struktur erklärt werden. Er verweist auch auf die schlichten Formen

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von Beschreibung und Erzählung, die man in Dokumenten des Altertums und in Chroniken findet und die häufig daran zu erkennen sind, daß ihre Verfasser Laien sind. Naturgeschichte - ebenfalls häufig Studienobjekt von Laien - kann in vergleichbarer Weise als reine Beschreibungsebene der Wissenschaften vom Leben und von der Erde bezeichnet werden, im Unterschied zu den von Fachleuten verfaßten, Analysen und Prognosen liefernden Schriften der eigentlichen Wissenschaft. Die Parallele zu Eltons Beispiel für Geschichte bilden auf dem Gebiet der Literaturkritik solche Schriften, die sich auf Beschreibung und Interpretation beschränken, wie es z.B. bei den im 2. Kapitel erwähnten Büchern von Wilson Knight der Fall ist. Die aus den verschiedenen Formen von Belehrung resultierenden Merkmale spielen bei der inhaltlichen Erschließung meist eine eher untergeordnete Rolle, da sie als bibliographische Formen in Erscheinung treten, als Forschungsberichte beispielsweise, als Umfragen, Rezensionen, Kommentare, Regelwerke, Normen, Rezepte oder Prognosen. Dennoch tauchen solche Einzelheiten als Bestandteil von Anfragen auf, ihre gründliche Analyse ist also wichtig. Beeinflussung ist, im Vergleich zu Belehrung, als Merkmal von Dokumenten viel unbestimmter, und es lassen sich daraus auch keine vergleichbaren allgemeingültigen und abgegrenzten bibliographischen Formen ableiten. Es manifestiert sich vor allem in solchen Dokumentenformen wie der Predigt, der politischen Rede und dem juristischen Plädoyer. Dokumente dieser Art müssen von denjenigen strikt unterschieden werden, die dem Verfassen oder dem Vortrag solcher Formen gewidmet sind, z.B. dem Kapitel über Predigten in So you want to be a public speaker von George E. Diggle. In älteren Klassifikationssystemen werden solche Unterscheidungen nicht immer gemacht. Die überall in den Systematiken aufgelisteten untergeordneten Klassen geben normalerweise spezifische Inhalte wieder. Eine Ausnahme hiervon stellt die Klasse „Schöne Literatur" dar und merkwürdigerweise die biblischen Schriften in der Klasse „Religion". Von diesen Ausnahmen abgesehen, wird davon ausgegangen, daß formale Spezifizierungen bei den allgemeinen Formschlüsseln zu finden sind. Tatsache ist aber, daß an vielen Stellen von Klassifikationssystemen solche durch Dokumentenformen definierte Klassen auftauchen, was reichlich Anlaß zu Verwirrung stiftet. Die BC unterscheidet in diesen Fällen deutlich zwischen Inhalt und Form. So werden in der Klasse „Religion" Predigten als Dokumentenform unter „Texte" aufgeführt, Predigten als Thema von Dokumenten findet man hingegen im nächsten Abschnitt unter „Werke über ...". Beeinflussung hat keine unterschiedlichen Bestandteile aufzuweisen. Manchmal ist es allerdings möglich, Argumente für bzw. gegen bestimmte Ideen oder Praktiken festzustellen. Daß dieses Unterscheidungsmerkmal weite Verbreitung finden könnte, erscheint zweifelhaft, erforderlichenfalls könnte es aber durchaus Verwendung finden.

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Fiktionale Formen sind vergleichsweise viel seltener anwendbar. Dort allerdings, wo sie von Bedeutung sind, sind sie dies in besonderem Maße. Es gibt für sie viel mehr Unterabteilungen als für die belehrenden Dokumentenformen, die meisten von ihnen sind jedoch erheblich schwieriger zu erkennen. Daraus resultiert die Praxis, normalerweise nur die Umfassendsten von ihnen als Formen zu charakterisieren und den gesamten Bereich als Inhalte zu behandeln. Im Gebrauch der Termini, die die fiktionalen Formen bezeichnen, gibt es keine vollständige Übereinstimmung. „Gattung" dürfte am besten geeignet sein zur Bezeichnung von abgeschlossenen Werken, etwa Theaterstücken oder Romanen, und „Genre" für weniger scharf abgegrenzte Begriffe wie „Tragödie" oder „Komödie". Aus praktischen Gründen betrachtet man „Lyrik", „Epik" und „Drama" als die grundlegenden Gattungen, von denen jede wiederum über untergeordnete Gattungen, wie Romane, Kurzgeschichten, Krimis, Gedichte und lyrische Erzählungen verfügt. Im folgenden müssen wir aus praktischen Gründen wohl auf diese Gattungen zurückgreifen und Literatur als Wissensform dementsprechend definieren, denn eine weniger konkrete Definition wäre in der Anwendung zu kompliziert. Zugegebenermaßen erfüllen nicht alle Werke, die sich den Anschein von Literatur geben, unsere Erwartungen. Etwas, das sich beispielsweise als Poesie ausgibt, reimt sich zwar vielleicht, erhebt sich jedoch nicht über das irdische Niveau gewöhnlicher Prosa. Dies ist aber eine Frage der Bewertung und stellt eher ein Problem der Buchauswahl dar als ein Problem des Klassifizierens. Anhand von Werturteilen eine Dokumentensammlung zu ordnen, dürfte für die meisten Bibliotheken nicht praktikabel sein, aber natürlich kann jede Bibliothek, wenn dies ihrer Zielsetzung entspricht, ein fiktionales Werk in erster Linie aufgrund seines Inhalts ordnen. In einer geschichtswissenschaftlichen Sammlung könnten beispielsweise historische Romane und Biographien bei den entsprechenden Themen stehen. Natürlich darf keinesfalls ein Hinweis auf ihre Fiktionalität fehlen, damit sie von echten geschichtswissenschaftlichen Werken unterschieden werden können. In der Regel greifen wir aber, da es nahezu unmöglich ist, einem fiktionalen Werk ein einziges, fest umrissenes Thema zuzuordnen, bei einer inhaltsbezogenen Suche auf Verzeichnisse analytischer Natur wie den Cumulated fiction index zurück. Eine der Gattungen erfordert ganz besondere Aufmerksamkeit, da sie auch außerhalb der Schönen Literatur vorkommt und in der Vergangenheit offensichtlich Verwirrung gestiftet hat. Zweifellos existieren humoristische Werke, die als Schöne Literatur zu klassifizieren sind, wie z.B. die Werke von James Thurber, aber es ist völlig falsch anzunehmen, daß Humor allein eine Zugehörigkeit rechtfertigen würde. Jedes Dokument kann humoristische Passagen aufzuweisen haben, und selbst eine von Anfang bis Ende humoristische Darstellung kommt in einer Reihe von Sachgebieten vor, aber ausschließlich humoristische Lyrik, Epik und humoristisches Drama gehö-

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ren zur Schönen Literatur. Ich habe solche Bücher wie Parkinson's law von C. Northcote Parkinson und Tlie art of coarse cricket von Spike Hughes als englische Literatur klassifiziert gesehen, aber, bei allem Respekt vor den beiden Autoren, auf diese Klassifizierung haben sie nicht mehr Anspruch als Millionen anderer Bücher, die in den nicht-literarischen Abteilungen von Bibliotheken stehen. Die DC provoziert solche Fehler dadurch, daß sie eine Klasse namens „English humour" enthält. Englischer Humor existiert tatsächlich als Inhalt von Dokumenten, aber als Form von Dokumenten kann Humor nur in Kombination mit einer literarischen Gattung oder in Bezug auf ein beliebiges Sachgebiet außerhalb der Schönen Literatur auftreten. Bringt man den Bearbeiter der beiden vorgenannten Bücher dazu, diese Überlegungen anzustellen, wird er einsehen, daß sie zu keiner literarischen Gattung und deshalb in eine andere Klasse gehören. Jemand, der sich aller bei der Inhaltsanalyse zu berücksichtigenden Faktoren bewußt ist, wird diesen Fehler gewiß nicht machen. Auch der gesunde Menschenverstand bestätigt im übrigen dieses Ergebnis,denn, behandelt man sie als Schöne Literatur, geht der Bezug der beiden Bücher zu Management bzw. Cricket vollständig verloren, und ihr Humor dürfte kaum dazu angetan sein, jemanden anzusprechen, der sich nicht für Management oder Cricket interessiert. Auf ihrer Suche nach Wissen bedienen sich die verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen unterschiedlicher Methoden. Diese stellen normalerweise eher nebensächliche Merkmale eines Dokuments dar, von denen nur bei tiefem Indexieren Notiz genommen wird. In manchen Fällen prägt jedoch eine einzige Methode ein ganzes Dokument und wird folglich beim Erschließen mit erfaßt. Die wichtigsten Beispiele hierfür sind Fallstudien und Vergleiche. Erstere dürften vor allem von solchen Leuten gesucht werden, die sich mit Fachgebieten wie Medizin, Psychologie und betrieblichem Management beschäftigen, mit Fachgebieten also, für die sie normalerweise im Vergleich zu den eigentlichen Themen eine eher untergeordnete Rolle spielen. Für Fachgebiete wie Religion, Pädagogik und Literaturwissenschaft ist die Methode des Vergleichens hingegen so wichtig, daß sie als primäres Merkmal anzusehen ist. Es ist also durchaus überlegenswert, ob es nicht mehr Sinn macht, vergleichende Werke der Religion, vergleichende Werke der Pädagogik und vergleichende Werke der Literaturwissenschaft in Bibliotheken und Bibliographien als eigene Klassen zu behandeln, anstatt solche Dokumente aufgrund ihres Inhalts zu verstreuen. Wie man sich auch immer entscheiden mag, auf dieses Merkmal muß bei der Inhaltsanalyse geachtet werden und der Unterschied zu solchen Werken, in denen es um die Anwendung dieser Methode geht, muß deutlich werden. Gleiches gilt im übrigen für Fallstudien. Den springenden Punkt aus der Sicht des Lesers stellt das intellektuelle Niveau eines Dokuments dar. Es ist gleichermaßen unsinnig, einem Anfänger ein schwieriges Werk für Fortgeschrittene in die Hand zu geben wie

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einem Experten ein elementares Werk. Eine grobe Unterscheidung können wir treffen zwischen primären und sekundären Werken. Erstgenannte umfassen Originaldokumente der großen Forscher, Philosophen und Historiker, Ergebnisse von experimenteller oder Feldforschung in den verschiedenen Naturwissenschaften sowie Schulen in den Geisteswissenschaften. Auf dem Gebiet der Kunst gibt es nur bei der Schönen Literatur Primärdokumente, und zwar in Form von Lyrik, Epik oder Drama. Die primären Produkte von Musik und visueller Kunst sind keine Dokumente, verfügen aber über Stellvertreter wie Schallplattenaufnahmen, Partituren und Bücher, die Gemäldereproduktionen enthalten. Auf dem Gebiet der Technik sind Geräte die primären Produkte. Religion hat, aufgrund ihrer Kombination von theoretischen und praktischen Intentionen, eine ganze Reihe von primären Formen aufzuweisen: Gebete und Hymnen, Mythen, Theologie, Schriften der Mystiker und die überlieferten Schriften der verschiedenen Glaubensrichtungen. Bei den Sekundärdokumenten sind zwei Arten zu unterscheiden. Erstens die Lehrbücher, basierend auf den Original werken der Forschung oder der verschiedenen geisteswissenschaftlichen Ansätze. Sie werden häufig als Elementar-, weiterführende und Fortgeschrittenenwerke eingestuft, bei Schulbüchern finden sich noch feinere Abstufungen. In den komplizierteren Fachgebieten, besonders in der Physik, gibt es darüberhinaus noch das Niveau der Populärwissenschaftlichkeit. Hier werden für den Laien, dem das erforderliche Grundwissen des betreffenden Fachgebiets fehlt, Sachverhalte in wesentlich vereinfachter Form erklärt. Zweitens gibt es Werke, die Arbeitsweisen darstellen, etwa die philosophische, naturwissenschaftliche oder historische Methode, oder die Techniken der verschiedenen Künste. Auf dem Gebiet der Religion umfassen Sekundärdokumente solche über religiöse Gebräuche, Auslegungen von Mythen und Bibelkommentare. Eine Auflistung der für die verschiedenen Wissensformen typischen primären und sekundären Dokumente findet sich in Anhang 2. Die Allgemeingültigkeit dieser Unterscheidung ist in der Vergangenheit nicht deutlich gemacht worden, obwohl in Rechtsprechung und Geschichte häufig darauf Bezug genommen wird. Man wird feststellen, daß die bei der Rechtsprechung geübte Praxis meiner Analyse entspricht, die auf dem Gebiet der Geschichte hingegen nicht. Mancher Irrtum könnte vermieden werden, wenn sich für Materialien, die Historiker häufig als primäre Dokumente bezeichnen, die Alternativbezeichnung „Quellendokument" durchsetzen könnte. Viele dieser Dokumente gehören eher in die Obhut staatlicher Archive als in Bibliotheken, aber es existieren auch wichtige Verlagspublikationen, etwa Augenzeugenberichte bestimmter Ereignisse oder Sammlungen amtlicher Schriften. Zur Wissensform GESCHICHTE gehören solche Dokumente nicht, aber die Ehre einer Betrachtung unter dem Aspekt der Inhaltsanalyse haben sie auf jeden Fall verdient.

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Die vorstehenden Ausführungen zum intellektuellen Niveau von Dokumenten beziehen sich auf den Leser im Allgemeinen, aber einige Werke werden in Hinblick auf ein ganz bestimmtes Publikum geschrieben. Hinweise auf ihre spezielle Beschaffenheit ergeben sich normalerweise aus dem Titel. „Psychologie für Krankenpfleger" und „Statistik für Ingenieure" können als typische Beispiele gelten. Die Inhaltsanalyse dieser beiden Werke ergibt Psychologie bzw. Statistik, aber solche Dinge wie Niveau, Art der Darstellung, Umfang und Beispiele entsprechen der anvisierten Zielgruppe. Um dieses Merkmal deutlich zu machen, bezeichnete Rauganathan es als Phasenbeziehung der Zielgruppenorientierung (Bias Phase), obwohl seine übrigen Phasenbeziehungen, wie z.B. Vergleich oder Einfluß, rein inhaltlich bestimmte Beziehungsarten darstellen. Zielgruppenorientierung muß von ähnlich klingenden Inhaltsspezifizierungen unbedingt unterschieden werden. Ein Buch über Psychologie für Krankenpfleger hat Ähnlichkeiten mit jeder Art von Einführung in die Psychologie, eines über Statistik für Ingenieure Ähnlichkeiten mit Texten über Statistik im Allgemeinen. Sie sind eben nicht das Gleiche wie Werke, in denen die spezifischen Anwendungsmöglichkeiten der Statistik auf dem Gebiet des Ingenieurwesens oder der Psychologie im Bereich der Krankenpflege dargestellt werden. Dies sind beides rein inhaltliche Spezifizierungen. Bis jetzt haben wir in diesem Kapitel solche Merkmale betrachtet, die unter der Überschrift „Konzeption eines Dokuments" stehen könnten. Zu erwähnen sind aber noch andere Dokumentenmerkmale, die eher auf der Beschaffenheit des Textes gründen. In erster Linie handelt es sich um das jeweilige Kommunikationsmittel. Es ist wichtig zu wissen, ob ein Text in englisch, französisch oder russisch geschrieben ist und ob es sich um eine Übersetzung handelt. Eine begrenzte Anzahl von Texten besteht ausschließlich oder in weiten Teilen aus einem anderen Medium als der Sprache, aus Bildern oder mathematischen Symbolen beispielsweise. Bei der Schönen Literatur ist es notwendig, die Originalsprache und die Sprache der Übersetzung zu kennzeichnen und sie aufgrund ihrer jeweiligen Funktion zu unterscheiden. Eine englische Übersetzung von Goethes „Faust" gehört zu deutscher Literatur, nicht zu englischer. Im allgemeinen bereitet es kaum Schwierigkeiten, das Medium richtig zu erkennen. Die noch verbleibenden Merkmale aus dieser Gruppe beziehen sich auf die Präsentation eines Dokuments und werden normalerweise als bibliographische Formen bezeichnet. Für sie gibt es eine Vielzahl von Benennungen und das einzige Problem liegt hierbei darin zu wissen, welche von ihnen einen Anspruch daraufhaben, gesondert behandelt zu werden, und welche als Synonyme zu betrachten sind. Die wichtigsten Beispiele finden sich in Gruppen zusammengefaßt in der untenstehenden Übersicht. Sie sind, um es noch einmal zu wiederholen, nicht schwer zu erkennen und können häufig eine wichtige Rolle bei den Leserwünschen, wie sie in Anfragen geäußert

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Die Inhaltsanalyse

werden, spielen. Ein Leser sucht vielleicht speziell eine Sammlung von Texten zu einem bestimmten Thema oder die Kurzfassung eines umfangreichen Werkes oder die Darstellung eines Sachverhalts in Form eines Lernprogramms. Enzyklopädien, Bibliographien und Verzeichnisse sind Präsentationsformen, die noch eindeutiger für ganz bestimmte Zwecke gebraucht werden. lextbedingte Merkmale L Präsentation (Bibliographische Form) Monographien, Abhandlungen, Dissertationen, Hochschulschriften Essays, Vorlesungen, Interviews, Dispute, Tagungsberichte Sammlungen, Anthologien, Reader Überblick, Auszug, Kurzfassung Lernprogramm, Frage und Antwort Nachschlagewerke (in alphabetischer oder systematischer Ordnung) Listen: Bibliographien, Diskographien usw. Verzeichnisse, Abstracts, Konkordanzlisten Klassifikationssysteme, Schlagwortlisten 2. Kommunikationsmittel Sprache, Übersetzung Mathematische Symbole Bilder, Karten, Graphiken

5. Kapitel Inhaltsverdichtung In den vorangegangenen Kapiteln haben wir das gesamte Spektrum der Merkmale betrachtet, die beachtet werden müssen, wenn es sich, wie in den meisten Bibliotheken und Bibliographien der Fall, bei den zu klassifizierenden Objekten um abgeschlossene Dokumentationseinheiten handelt. Die entsprechende Art von Analyse bezeichnet man als Inhaltsverdichtung. Darunter versteht man die Zusammenfassung des Inhalts eines Dokuments, die möglichst kurze Wiedergabe seiner wesentlichsten Themen. Was die Inhaltsanalyse betrifft, so haben wir festgestellt, daß in erster Linie Wissensform und Thema und in zweiter Linie Konzeption und Beschaffenheit des Textes wesentlich sind. Für die Inhaltsverdichtung sind diese Merkmale nur dann von Bedeutung, wenn sie sich auf das Dokument als Ganzes beziehen. Unter „Dokument" ist hier alles zu verstehen, von der zwanzigbändigen Universalenzyklopädie bis hin zum kurzen Zeitschriftenartikel, denn das macht im Prinzip keinen Unterschied. Natürlich ist ein Zeitschriftenartikel von homogenerer Natur als ein Buch es jemals sein kann, und er kann dank seiner Kürze vom Indexierer durchgelesen oder wenigstens überflogen werden, was sich durch ein vom Autor verfaßtes Abstract häufig auch noch erübrigt. In dieser Beziehung ist also die Analyse von Zeitschriftenartikeln einfacher als die von Büchern, aber auf einigen Wissensgebieten sorgt die Komplexität der darin behandelten Themen für größere Schwierigkeiten bei ihrer Beurteilung. Die meisten Zeitschrifteninhaltsbibliographien beruhen auf Inhaltsverdichtungen und unterscheiden sich von Buchkatalogen und Bibliographien nur durch die Variationsbreite der Themen. Normalerweise behandeln Zeitscliriftenartikel spezifischere Themen als Bücher. Diese Vorstellung von spezifischen und weniger spezifischen Themen darf nicht mit Indexierungsgenauigkeit verwechselt werden. Um spezifischere Themen ausdrücken zu können, ist in der Regel eine größere Anzahl von Bezeichnungen erforderlich. So kann ein allgemein gehaltener Text allein unter der Bezeichnung „Ackerbau" zusammengefaßt werden, während ein Zeitschriftenartikel eventuell eine Phrase wie „Populationscharakteristika der Hausmäuse in englischen Kornspeichern: Populationsdichte und ihre Bedingungen" erfordert. Indexierungsgenauigkeit hat also nichts mit der Anzahl der zur Darstellung eines Themas erforderlichen Bezeichnungen zu tun, denn beide Beschreibungen sind spezifisch insofern, als sie präzise den Themenumfang des jeweiligen Dokuments wiedergeben. Bei der Inhaltsverdichtung sollte diese Unterscheidung zwischen Indexierungsgeuauigkeit einerseits und spezifischen und weniger spezifischen Themen andererseits keine Schwierigkeiten bereiten. Wahrscheinlicher ist es, daß

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Die Inhaltsanalyse

im Zusammenhang mit tiefem Indexieren Probleme auftreten, dann nämlich wenn die verschiedenen Bestandteile eines Themas, wie z.B. Hausmäuse, Kornspeicher und Bedingungen der Populationsdichte, einzeln erschlossen werden. Dieser Aspekt wird im S.Kapitel betrachtet. Aus Gründen, die bereits dargelegt wurden, stellt die Inhaltsanalyse eine Aufgabe dar, die unabhängig vom Indexierungssystem gelöst werden muß. Eine gute Systematik mag als Hilfe zum Verständnis von Themen gute Dienste leisten, sie muß aber bis zum Stadium der Umsetzung in die Indexierungssprache unbedingt nur Hilfsmittel bleiben, und beide Arbeitsschritte sind strikt auseinanderzuhalten. Die erste Aufgabe besteht also darin, sich auf das Werk an sich zu konzentrieren und - mit eigenen Worten exakt Wissensform, genaues Thema und sämtliche bedeutsamen formalen Merkmale niederzuschreiben. Alles schriftlich festzuhalten, ist deshalb so wichtig, weil man sich nur so ein klares Bild macht und sich nicht mit einem diffusen Eindruck begnügt. Daß dies die richtige Vorgehensweise ist, ist leicht einzusehen, ebenso leicht ist es aber, sie zu ignorieren. Verschwommene Vorstellungen davon, wofür ein Dokument steht, zusammen mit dem verfrühten Versuch, diese Vorstellungen mit dem verwendeten Indexierungssystem zu verknüpfen, bilden die perfekte Anleitung für schlechte Inhaltserschließung. Ausgangspunkt der Analyse ist in jedem Fall der Titel eines Werkes, aber - das muß man sich vor Augen halten - er ist lediglich der Ausgangspunkt. Im 18. Jahrhundert konnten Titel den Buchinhalt geradezu in Form eines Abstracts wiedergeben. Heutzutage haben sie hingegen eher die Funktion, den Verkauf zu fördern und eine Leserschaft anzusprechen, als Informationen zu enthalten. Titel werden ebenso häufig aufgrund ihrer Originalität oder ihres Wiedererkennungswertes ausgewählt wie aufgrund der Genauigkeit, mit der sie Inhalte wiedergeben. Viele Fehler bei der Inhaltsanalyse resultieren aus einem unangebrachte Vertrauen Titeln gegenüber oder aus Fehlinterpretationen. Manche Titel sind geradezu irreführend oder zweideutig. Tiie Pre-Raphaelite tragedy von William Gaunt behandelt die präraffaelitischen Maler und Dichter. Das Wort „Tragödie" wird liier in seinem ungenauen, umgangssprachlichen Sinn gebraucht, nicht in seiner genau definierten, literaturwissenschaftlichen Bedeutung. Dennoch habe ich das Werk in einer Bibliographie unter „Englisches Drama" aufgeführt gesehen. Books and periodicals for medical libraries in hospitals könnte man für einen reichlich komplexen Gegenstand halten, in Wirklichkeit ist es der Titel einer medizinischen Bibliographie. Andere Titel wiederum enthalten überhaupt keine Informationen, sie entspringen der Phantasie oder geben nur versteckt Hinweise. Niemand käme vom Titel her auf die Idee, daß John Betjemans First and last loves von seiner Liebe zu englischen Baudenkmälern und Orten handelt, oder daß Keep smiling through eine Sozialgeschichte Englands während des 2.

Irüiahsverdichtung

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Weltkrieges ist, daß Let us now praise famous men von armen, weißen Kleinpächtern im Alabama der 30er Jahre handelt, oder daß Morning, noon and night in London die von Alfred Concanen entworfenen Plattenhüllen beschreibt. Es entspricht ganz und gar nicht der Realität, daß, wie manchmal behauptet wird, diese Art von Titeln weitgehend auf künstlerische Themenbereiche beschränkt sei. Selbst manche auf wissenschaftliche Themen spezialisierte Autoren schließen sich dieser Praxis an. Joseph Needham wählte als Titel für eine Sammlung philosophischer und naturwissenschaftlicher Essays den Titel Time: the refreshing river. Ein Buch über Nahrungsmittelallergien heißt Not all in mind, ein anderes über moderne Physik Tiie dancing Wu Li masters. In search of Schrödingers cat gestattet wenigstens mittels des erwähnten Physikers Schrödiuger Assoziationen auf seinen Inhalt. Weitere Beispiele für Titel, die den Buchinhalt lediglich andeuten, sind: Look younger, live longer, ein Gesundheitsratgeber; Samarkand and beyond, eine Geschichte der Wüsteukarawanen; No, minister, ein Bericht über das britische Verwaltungssystem; Citadels of mystery, ein Buch über rätselhafte archäologische Stätten; WIio moved the stone? ein Buch über die Auferstehung Christi. Bei den Titeln von Zeitschriftenartikeln ist die Wahrscheinlichkeit schon größer, daß sie aussagekräftig sind, aber bei Buchtiteln besteht die Tendenz, im besten Fall unpassend zu sein. Eine mit Teaching through television betitelte, kurze Abhandlung erweist sich als eine Untersuchung, die sich speziell mit der Didaktik naturwissenschaftlicher Fächer befaßt. Universities: the years of challenge ist ein völlig nichtssagender Titel, solange man ihn nicht durch „British" und „1945 - 1963" ergänzt. TJie face of the nude ist westlicher Malerei und Bildhauerei gewidmet. In The English path geht es um die Themen englischer Literatur. Eine weitverbreitete Praxis besteht darin, einen interesseweckenden Titel durch einen informativeren Untertitel zu ergänzen, wie die folgenden Beispiele zeigen: Men of ideas: some creators of contemporary philosophy; Itself on education: six lectures on classification', Night life: an interpretation of dreams', Pitmen, preachers and politics: the effects of Methodism in a Durham mining community; Worlds and underworlds: Anglo-European history through the centuries; Explorations: essays on criticism, mainly on the literature of the seventeenth century; In for a penny: a prospect of Kew Gardens; Seeds of change: five plants that transformed mankind; Free for all: weeds and wild plants as a source of food; King Solomon's ring: new light on animal ways; Forms of feeling: the heart of psychotherapy; Tiie ghost in the looking-glass: the Victorian seamstress; Tlie forbidden game: a social history of drugs; A matter of honour: an account of the Indian army, its officers and men. Bei Büchern, die im Rahmen von Reihen erscheinen, liefert möglicherweise der Reiheiititel ergänzende Informationen. Romanticism von J.B. Halsted erscheint beispielsweise in der Reihe Documentary history of Western civiliza-

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Die Inhalisanalyse

tion, eine Broschüre, betitelt Agricultural libraries, in der Reihe Library resources in the Greater London area und Great storms von L.G. Carr Laughton und V. Heddon in der Reihe Nautilus Library of books on the sea, Es zeigt sich, daß Titel, selbst wenn sie aussagekräftig sind, weit mehr auf den in ihnen abgehandelten Gegenstand Bezug nehmen als auf die Form des Wissens. Hinweise darauf ergeben sich eventuell aus der Person des Verfassers, obgleich das nicht in jedem Fall eine sichere Informationsquelle ist, denn Autoren beschränken sich nicht immer auf ihr Spezialgebiet. Für die meisten der bekannten Autoren bildet ihr Name auf der Titelseite einen hinreichenden Anhaltspunkt, für die Mehrzahl der Autoren aber müssen Einzelheiten den Einleitungskapiteln oder Klappentexten entnommen werden. Zu solchen Titeln zählt beispielsweise Pitmen, preachers and politics, dessen Verfasser auf der Titelseite als Soziologiedozent bezeichnet wird. Nach den ersten, aus Titel und Verfasser gewonnen Hinweisen können wir uns auf der Suche nach weiteren Details dem Inhaltsverzeichnis oder, falls ein solches nicht vorhanden ist, den Kapitelüberschriften zuwenden. Das Resultat ermöglicht entweder eine präzisere Aussage zum Inhalt des Buches, oder es bestätigt lediglich, was wir bereits herausgefunden haben. Die Einleitung eines Buches hilft häufig am meisten weiter. Sie sollte daher immer durchgelesen werden, da sie wahrscheinlich die vollständigste und deutlichste Aussage über die Intentionen des Autors liefert. Im Klappentext werden häufig die wichtigsten Stellen aus der Einleitung zitiert oder in Kürze der Inhalt wiedergegeben, was zusätzliche Anhaltspunkte liefert. Manchmal muß man auch einige Stichproben im Text machen, um eine Bestätigung des bereits Herausgefundenen zu erhalten, und bei einigen wenigen Werken kann man unmöglich eine Entscheidung treffen, ohne den Text vollständig gelesen zu haben. Ob dies tatsächlich durchführbar ist, hängt von der Länge des betreffenden Textes und den Bedingungen ab, unter denen die Inhaltsanalyse durchgeführt wird. Eine Alternative besteht darin, nach Buchbesprechungen Ausschau zu halten, denen vielleicht die gewünschten Informationen zu entnehmen sind. Besondere Aufmerksamkeit erfordert die Gruppe von Titeln, in denen das Wörtchen „und" vorkommt. Der Grund liegt darin, daß „und" zwei völlig unterschiedliche Bedeutungen haben kann. Zum einen kann es für eine Art von Beziehung zwischen den Bestandteilen eines einzelnen Gegenstandes stehen, zum anderen kann es zwei unterschiedliche Gegenstände, die innerhalb eines Werkes getrennt behandelt werden, verknüpfen. Im ersten Fall hat man es mit einem komplexen Gegenstand zu tun, der aufgrund einer einzigen Analyse dargestellt werden kann. Im zweiten Fall handelt es sich um ein Werk gemischten Inhalts, das zwei getrennte Inhaltsanalysen erfordert. Im ersten Fall liegt eine intellektuelle Unterscheidung vor, um zweiten Fall eine bibliographische. Im ersten Fall geht es um eine Sache, die eine Einheit bildet, im zweiten Fall könnte sie getrennt und so

Inhalisverdichtung

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behandelt werden, als ob es sich um zwei Dokumente handelt. Aus Gründen, die auf der Hand liegen, werden Bücher in der Regel nicht zerteilt, aber in Spezialbibliotheken ist es allgemein üblich, die verschiedenen Artikel einer Zeitschrift getrennt zu bearbeiten, um sie mit anderen zu ähnlichen Themen zusammenzuordnen. Daraus folgt natürlich, daß der allererste Schritt bei der Inhaltsverdichtung darin bestehen muß klarzustellen, ob man es mit einem homogenen Werk zu tun hat oder mit einem Werk gemischten Inhalts. Ein Werk gemischten Inhalts enthält zwei oder mehr unterscheidbare Ausführungen zu unterschiedlichen Gegenständen, die vom gleichen oder von verschiedenen Verfassern stammen können. Ein Beispiel hierfür ist Tlie Penguin handbook of first aid and home nursing. Die Mehrzahl der Texte handelt von Erster Hilfe, ein Kapitel ist der häuslichen Krankenpflege gewidmet. Bei Büchern dieser Art ist es unproblematisch, zwei getrennte Einträge vorzunehmen, egal um welche Art von Nachweissystem es sich handelt. Nur ein praktisches Problem gibt es: wo soll das Dokument selbst am besten stehen? In unserem Beispiel würde man wahrscheinlich „Erste Hilfe" als Ausgangspunkt wählen, da sie den weitaus größeren Raum einnimmt. Ebenso könnten aber die speziellen Interessen einer Bibliothek oder ihr bereits vorhandener Bestand den Entscheidungsgrund liefern oder, als letzter Ausweg, der Gegenstand, der im Text zuerst genannt wird. Das Ziel der Inhaltsanalyse, die Unterscheidung der verschiedenen Gegenstände, wird durch diese Überlegungen jedoch nicht beeinflußt. Die Verwendung von „und" im Titel von Werken gemischten Inhalts darf nicht verwechselt werden mit der Verknüpfung zweier oder mehrerer Begriffe zur Bezeichnung einer Klasse, für die kein eigener Begriff existiert. Solche Titel könnten beispielsweise lauten „Geistes- und Sozialwissenschaften", „Arithmetik, Algebra und Geometrie", „Wärme, Licht und Ton", „Grund- und Hauptschulen", „England und Wales". In diesen Fallen dient „und" nicht dazu, wie in Werken gemischten Inhalts unterschiedliche Teile voneinander abzugrenzen, oder wie bei komplexen Gegenständen eine spezifische Beziehung wiederzugeben, sondern zur Bestimmung des behandelten Gebiets. Alle vorgenannten Beispiele liegen irgendwo zwischen dem Ganzen der jeweiligen Klasse, nämlich Wissenschaften, Mathematik, Physik, Schulen und Großbritannien, und den genannten untergeordneten Klassen. Aus diesem Grund bezeichnet man sie als teilumfassende Klassen. Für die Inhaltsanalyse stellen sie weiter kein Problem dar, außer daß man sie von Werken gemischten Inhalts einerseits und komplexen Gegenständen andererseits unterscheiden muß. Ausgedrückt werden können sie nur entsprechend der Vorlage. Schwierigkeiten treten lediglich dann auf, wenn mit Klassifikationssystemen gearbeitet wird, in denen keine Klassen für jede denkbare Kombination von Begriffen vorgesehen sind. Darin zeigt sich einmal mehr die Notwendigkeit, reine Wissensklassifikationen bibliogra-

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Die Inhaltsanalyse

phischen Bedürfnissen anzupassen. Es muß also darum gehen, den tatsächlichen Literaturanfall mit seinen formalen wie auch inhaltlichen Besonderheiten zu berücksichtigen. Das Auflisten einer großen Anzahl gelegentlich vorkommender Kombinationen wird in Systematiken gerne vermieden. Für die Inhaltsanalyse macht es jedoch keinen Unterschied, ob eine Kombination nur gelegentlich oder häufig vorkommt. Beispiele für komplexe Gegenstände, die mit „und" ausgedrückt werden, finden sich im 6. Kapitel. Die meisten Werke gemischten Inhalts enthalten mehr als zwei Teilgebiete und haben auch keine Titel mit dem Wörtchen „und". Es handelt sich um die vielen Sammelwerke unterschiedlichster Art, wie sie in allen Fachgebieten vorkommen. Genau genommen erfordern sie so viele Inhaltsanalysen wie sie Themen enthalten. Die hierfür erforderliche Zeit und den Aufwand können aber nur wenige Spezialbibliotheken aufbringen. Solche Werke werden daher viel häufiger einfach nach dem Fachgebiet, z.B. Medizin oder Pädagogik, und einer auf ihrer Form beruhenden Spezifizierung, z.B. Essays, Symposiums- oder Konferenzbericht, bezeichnet. Gegen eine solche Aufstellung in einer Bibliothek ist zwar nichts einzuwenden, aber um herauszufinden, ob solche Werke möglicherweise ein spezielles Thema enthalten, ist eine aufwendige Suche erforderlich. Der Hauptinhalt wird zwar wiedergegeben, aber ein Dutzend Essays zu äußerst spezifischen medizinischen Themen stellt eine Art von Dokument dar, das sich von einer allgemeinen Abhandlung zu diesem Fachgebiet wesentlich unterscheidet. Eine besondere Art von Werken gemischten Inhalts sind diejenigen, in denen in verschiedenen Beiträgen ein- und derselbe Gegenstand aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Wissensformen betrachtet wird. So enthält beispielsweise TJie scallop: studies of a shell and Its influences on mankind (Shell Transport and Trading Company, 1957) Essays zu Etymologie, Zoologie, Kochkunst, Heraldik und Kunstgeschichte. Es sei nochmals gesagt, obgleich die Muschel das einigende Element dieses Buches darstellt, bildet sie nicht den eigentlichen Hauptinhalt, für den sowohl Thema als auch Form des Wissens bestimmend sind. Diese Art von Buch kann, ähnlich wie eine Sammlung von Essays zu einem Wissensgebiet, nur durch eine eigene Analyse jedes einzelnen Beitrags repräsentiert werden. Dies ist in der Tat hier uuiso wichtiger, als es keine wirklich befriedigende Lösung in Bezug auf die Aufstellung solcher Dokumente in einer Bibliothek geben kann. Nach den Strukturierungsprinzipien von Klassifikationssystemen sollten Werke gemischten Inhalts eine Gruppe bei den Generalia bilden, wie es in der CC und der BC2 der Fall ist. Der Nachteil dieser Form der Anordnung besteht aber darin, daß man als Folge eine Sammlung von Dokumenten ohne jeden Bezug zueinander erhält. Die Alternative dazu ist eine Anordnung auf der Basis der im Dokument enthaltenen Formen des Wissens. Jason Farradane machte als erster den Vorschlag, daß ein Gegenstand allein auf dem Gebiet definiert werden

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sollte, auf dem er in elementarster Weise betrachtet wird. Dies würde seinem ersten Auftreten in einer Folge integrativer Ebenen entsprechen. In Bezug auf die gebräuchlichen Systematiken bedeutete das, daß Tlie scallop als Zoologie klassifiziert würde. Wählt man diese Methode, so wird die Anordnung wenigstens einem Aspekt des Werkes gerecht, das Werk als Ganzes ist aber in seiner Umgebung ein Fremdkörper. Haben wir erst einmal festgestellt, welches Objekt wir zu untersuchen haben, ein homogenes Werk als Ganzes oder den Teil eines Werks gemischten Inhalts, so besteht das erste Ziel der Inhaltsverdichtung in einer Bestimmung der Wissensform. Diese Aufgabe genießt aus logischen Gründen Priorität, denn durch die Wissensform wird bestimmt, welche Aussagen gemacht werden können und welche Themen möglich sind. Eine zuverlässige Ableitung der Wissensform aus dem dargestellten Gegenstand ist hingegen nicht unbedingt möglich. Dennoch erfolgt in der Praxis die Annäherung an die Analyse der Wissensform eher auf indirektem Wege. Aus den im Text bisher untersuchten Titeln wird deutlich, daß sich eventuell enthaltene Informationen hauptsächlich auf Themen und relativ selten auf Wissensformen beziehen. Was sich also wahrscheinlich als erstes aufdrängt, ist der Daseinsbereich, um den es in einem Dokument geht. Man wird ohne große intellektuelle Anstrengungen erkennen, daß ein Dokument von der Natur, von menschlichen Problemen, menschlichen Produkten oder von transzendentalen Dingen handelt. Dies bringt uns unserem Ziel einen Schritt näher, da es die diversen Möglichkeiten begrenzt und manchmal bereits die wahrscheinlichste Lösung enthält. Soweit die Natur in objektiver und systematischer Weise erforscht wird, haben wir es mit NATURWISSENSCHAFTEN zu tun, und es ist nicht schwer, ein naturwissenschaftliches Werk von einem literarischen mit dem Thema Natur oder von einem kritischen, in dem die Naturdarstellung in einer bestimmten Kunstgattung diskutiert wird, zu unterscheiden. Auf dem Gebiet der Naturwissenschaften gibt es aufgrund der langen Ausbildung und der für die Forschung erforderlichen Ausrüstung und Organisation keinen Platz für Amateurstudien. In der Biologie bleibt allerdings mehr Raum für Amateure, z.B. bei der Beobachtung freilebender Tiere. Naturgeschichte als Beschreibungsebene der objektiven Wissenschaft ist jedenfalls von subjektiven Schriften, die die persönliche Liebe zur Natur zum Ausdruck bringen, zu unterscheiden. Ein Großteil der Dokumente, die sich mit Produkten des Menschen befassen, gehören zur TECHNIK. Viele von ihnen sind zwar inhaltlich höchst wissenschaftlich, aber die Tatsache, daß sie sich mit einem konkreten Produkt beschäftigen, unterscheidet sie von rein wissenschaftlichen Arbeiten. Eine leicht erkennbare Wissensform stellt die Erörterung von Produkten der Schönen Künste in der KRITIK dar. Transzendentale Themen schränken die verschiedenen Möglichkeiten auf RELIGION oder PniLOSOPHIE/Metaphysik ein. Lediglich die Sphäre menschlicher Ange-

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Die Inhaltsanalyse

legenheiten läßt einen weiten Entscheidungsspielraum, da sie in unterschiedlichster Weise auf den Gebieten der Philosophie, Geschichtswissenschaft, Sozialwissenschaften, Schönen Literatur, Ethik und im gesellschaftlichen Bereich behandelt werden. Ethische Themen sind möglicherweise am einfachsten zu erkennen, die Art der Betrachtung kann jedoch philosophischer, historischer oder praktischer Natur sein. GESCHICHTE ist ebenfalls verhältnismäßig einfach, da sie, ähnlich wie TECHNIK, für unsere praktischen bibliographischen Zwecke anhand eines simplen Kriteriums bestimmt werden kann: sie befaßt sich mit der Vergangenheit der Menschheit. Für die Schöne Literatur benötigen wir, wie wir bereits festgestellt haben, für unsere Zwecke eine exakte Definition. Es bleibt also noch das Problem, daß wir zwischen philosophischen, naturwissenschaftlichen und praktischen Abhandlungen der menschlichen Dinge unterscheiden müssen und hierbei treten zweierlei Schwierigkeiten auf: Die erste liegt im Status der Humanwissenschaften, denn, anders als bei den Naturwissenschaften, gibt es selbst unter Fachleuten keine generelle Übereinstimmung darüber, womit man es dabei eigentlich zu tun hat. So haben wir beispielsweise in der Psychologie einerseits die extreme Position der Behavioristen, die so tun, als ob ihr Fachgebiet zu den Naturwissenschaften gehören würde. Andererseits gibt es jemanden wie Stan Gooch, der im Vorwort zu Total man (Allen Lane, 1972) folgendes schreibt: „Sozialwissenschaftler haben sich, meiner Meinung nach zu Unrecht, viele naturwissenschaftliche Vorgehensweisen zu eigen gemacht in der impliziten, oft auch explizit ausgesprochenen Annahme, daß es sich bei Psychologie und Soziologie um Naturwissenschaften handele. Ich persönlich hingegen halte, zusammen mit einigen anderen Psychologen, die Anwendung von naturwissenschaftlichen Methoden zur Erforschung menschlicher Verhaltensweisen für eine der größten Katastrophen unserer Zeit. Das soll aber nicht heißen, daß ich die Auffassung vertrete, diese Methoden hätten auf dem Gebiet der Verhaltensforschung nichts zu suchen ... Ich habe also das Gefühl, daß sich die Mittel psychologischer Forschung auf eine Ebene konzentrieren, die unterhalb derjenigen liegt, die notwendig ist, um zu einer dem Menschen angemessenen Betrachtungsweise zu kommen. So finde ich beispielsweise das, was gegenwartig von Sozialwissenschaftlern zur menschlichen Psyche und zur menschlichen Gesellschaft ausgesagt wird, von wenigen Ausnahmen abgesehen, in jeder Hinsicht minderwertiger, als die diesbezüglichen Aussagen von Romanciers, Lyrikern und Dramatikern." Mit anderen Worten, es bliebe also, definiert man die Sozialwissenschaften in ähnlich strenger Weise wie die Naturwissenschaften, nur eine sehr kleine Klasse von sozialwissenschaftlichen Dokumenten übrig. Eine weitere Schwierigkeit ist bibliographischer Natur: ein- und derselbe Text kann leicht philosophische, naturwissenschaftliche und praktische Elemente enthalten.

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Eine Mischung unterschiedlicher Elemente kann zwar in jeder Wissensform auftreten, aber in den meisten Fällen ist die Bestimmung, welches das vorherrschende ist, nicht weiter schwierig. Schwierig ist es jedoch bei den sozialwissenschaftlichen Dokumenten der hier diskutierten Art, und es bleibt uns unter diesen Umständen nichts anderes übrig als zu überlegen, was sinnvoll und praktikabel ist. Ich möchte dazu folgende Vorschläge machen. Unsere Wissensform HUMANWISSENSCHAFTEN sollte auf die rein theoretischen Studien zum menschlichen Verhalten beschränkt sein, d.h. auf Psychologie, Sprachwissenschaft, Anthropologie und Soziologie. In diesen Klassen sollten nicht nur die Werke von Experten zugelassen sein, es sollte aber durch entsprechende Definitionen sichergestellt werden, daß nur solche Dokumente aufgenommen werden, in denen versucht wird, allgemeingültige Aussagen zu menschlichem Verhalten zu treffen. Women: an analytical study von Richard Curie (Watts, 1967) z.B. stammt nicht von einem Psychologen und basiert auch nicht auf wissenschaftlichen Methoden. Dennoch werden allgemeingültige Aussagen getroffen, die auf der Lebenserfahrung und den Literaturkenntnissen des Verfassers beruhen. Es handelt sich nicht um einen persönlich gehaltenen Bericht über bestimmte Frauen. Daher ergibt die Analyse dieses Buches „Psychologie der Frau". Alle übrigen sozialen Studien sind, wieviel Theorie sie auch immer enthalten mögen, auf praktische Dinge ausgerichtet. Wo es sich deutlich erkennbar um theoretische Werke handelt, bei pädagogischer Philosophie etwa, sollten sie dementsprechend analysiert werden. Die zahlreichen Werke aber, die neben Theorie, egal ob philosophischer oder naturwissenschaftlicher Art, auch deren praktische Umsetzung enthalten, sollten der Wissensform GESELLSCHAFT UND SOZIALES zugerechnet werden. Menschliche Aktivitäten können in drei Gruppen unterteilt werden: Lernen, wozu in erster Linie die Pädagogik sowie Bibliothekswesen und Museen gehören, Gesellschaftsordnung, repräsentiert vor allem durch Politik, Recht und Wirtschaft, sowie Freizeit mit Sport und Unterhaltung. Betrachtet man gesellschaftliche Aktivitäten unter dem Aspekt der zeitlichen Dimension, so zerfällt ihre Darstellung in drei Gruppen, die sich jeweils mit der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft befassen. Geschichte, einschließlich der Biographien, stellt Ereignisse dar, die jedoch nicht lange zurückliegen müssen. Sobald Ereignisse rückblickend beschrieben und hinsichtlich ihrer Bedeutung interpretiert werden, haben wir es mit GESCHICHTE zu tun. Mit der Zukunft beschäftigen sich Historiker nicht, aber es existiert ein neues, vermeintlich wissenschaftliches Fachgebiet, die „Futurologie", und es gibt Bereiche menschlicher Aktivität, auf die solche sekundären Merkmale wie Vorhersage und Prognose angewendet werden können. Die Gegenwart wird durch alle Arten von Journalismus, durch jede zeitgenössische Beschreibung von Ereignissen und durch analytische

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Untersuchungen der gesellschaftlichen Verhältnisse repräsentiert. Beschreibungen zeitgenössischer Ereignisse können als geschichtliche Quellenwerke behandelt werden, Analysen gesellschaftlicher Verhältnisse aber müssen als eigene Klasse der humanwissenschaftlichen Dokumente behandelt werden. Der Unterschied zwischen den verschiedenen Wissensformen in Reinkultur und ihrer bibliographischen Verkörperung tritt also am deutlichsten bei einigen sozialen Themen zu Tage. Am anderen Ende der Skala finden sich die relativ einheitlichen Texte, wie sie in der Mathematik, den Naturwissenschaften, der Philosophie und der Literatur vorkommen. Normalerweise dominiert hier ganz eindeutig eine Wissensform in jedem Werk, alle übrigen sind untergeordnet oder nebensächlich. Viele naturwissenschaftliche Werke enthalten mathematische Berechnungen, was uns jedoch niemals davon abhalten würde, sie als Physik, Chemie oder Zoologie zu klassifizieren. Zugegebenermaßen umfaßt Technik ziemlich viel Naturwissenschaftliches, aber auch hier bleibt das Prinzip das gleiche, und wir können dies auf sehr einfache Weise herausfinden, indem wir TECHNIK so definieren, daß sie sich mit Endprodukten befaßt. Auch die Geschichtswissenschaft bedient sich bestimmter naturwissenschaftlicher Untersuchungstechniken, beispielsweise zur Altersbestimmung von Objekten. Dabei handelt es sich jedoch lediglich um Hilfsmittel zum eigentlichen Zweck, der Geschichtsschreibung. Sie greift manchmal auch zu sozialwissenschaftlichen Methoden, doch bedeutet dies nicht, daß historische und soziologische Texte nicht auseinanderzuhalten wären. Historisches wiederum taucht häufig am Anfang von Werken auf, die im übrigen aus einer anderen theoretischen oder praktischen Wissensform bestehen. Andererseits dürfte jedes kunstgeschichtliche Werk auch kritische Bewertungen enthalten, was jedoch ein charakteristisches Merkmal der Kunstgeschichte ist. Komplizierter sind die bibliographischen Beziehungen zwischen Biographien und Werken der Literaturkritik. Es ist durchaus möglich, eine Biographie zu schreiben, die nur wenige oder überhaupt keine kritischen Element enthält, wie etwa Lord David Cecils A portrait of Jane Austen (Constable, 1978), und es gibt unzählige Werke ohne jeden biographischen Aspekt. Zwischen diesen Extremen finden sich viele Werke, die eine Mischung aus beidem enthalten. In manchen von ihnen lassen sich die Elemente klar trennen, so z.B. in Mary Lascelles Jane Austen and her art (O.U.P., 1939). Der erste Teil des Buches ist eine Biographie, der zweite Teil eine literaturkritische Abhandlung. Oder Tiie world of Charles Dickens von Angus Wilson (Stecker & Warburg, 1979), in dem sich biographische und kritische Kapitel abwechseln. Keines dieser Werke könnte auseinandergenommen und in Gestalt von zwei Büchern neu gebunden werden, aber der normale Weg, den einzelnen Abschnitten oder sogar Sätzen die entsprechende Wissensform zuzuordnen, wäre durchaus denkbar. Es handelt

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sich also um ein bibliographisches, nicht um ein intellektuelles Problem. Diese Unterscheidung ist von großer Wichtigkeit, will man bei der Inhaltsanalyse einen klaren Kopf bewahren. Da es Fälle gibt, die reine Biographien bzw. reine Literaturkritik sind, können wir nicht von einer Beziehung ausgehen, die der zwischen Kunstgeschichte und Kunstkritik bestehenden entspricht. Deshalb ergibt sich aus der Analyse der beiden vorgenannten Werke zwangsläufig jeweils Biographie und Literaturkritik. Das einzige wirkliche Problem stellt die Aufstellung solcher Werke in einer Bibliothek dar, in der verschiedene Möglichkeiten denkbar sind. Es könnten beispielsweise die drei literarischen Gattungen, Lyrik, Epik und Drama, als eine bibliographische Klasse behandelt und unter „Literaturkritik" zusammengefaßt werden. Biographische und vermischte Texte könnten von literaturkritischen separiert werden oder literaturkritische und vermischte Texte von Biographien. Natürlich muß sich der Bearbeiter über die in seiner Bibliothek verfolgte Konzeption völlig im Klaren sein, denn er muß sicherstellen, daß sowohl die korrekte Plazierung jedes einzelnen Objekts sichergestellt ist, als auch daß zum Ausgleich der aus der Aufstellung resultierenden Beschränkungen die erforderlichen Indexierungsmaßnahmen ergriffen werden. Beides ist abhängig von der Inhaltsanalyse. Dieses spezielle Beispiel habe ich nicht nur um seiner selbst willen gewählt, sondern auch um zwei allgemeingültige Prinzipien zu veranschaulichen. Zum einen ist dies die wichtige Unterscheidung zwischen intellektuellen und bibliographischen Erwägungen. Normalerweise setzen wir spezielle Merkmale, die den Unterschied zwischen Büchern und jeder theoretischen Wissensanalyse ausmachen, als selbstverständlich voraus. Bei der Inhaltsanalyse müssen wir sie uns bewußt machen, denn sie sind, wenn auch nur dadurch, daß sie die intellektuelle Absicht modifizieren, von Bedeutung. Als W.SJevons das Klassifizieren von Büchern als logische Absurdität bezeichnete, hatte er völlig recht, aber nur in Bezug auf das Schlüsselwort „logisch". Eine praktische Absurditiät ist es nicht. Bei kürzeren Texten, Zeitschriftenartikeln, Broschüren oder Reports stellt sich das Problem gar nicht erst. Das zweite Prinzip, das illustriert werden sollte, ist, daß das fundamentale Ziel der Inhaltsanalyse immer die präzise Feststellung der Beschaffenheit eines Dokuments sein muß. Aus alldem läßt sich folgender Schluß ziehen: Die Mehrzahl aller Werke kann einer einzigen Wissensform zugeordnet werden, wenn auch in einigen Fällen die Entscheidung, um welche Wissensform es sich nun handelt, nicht einfach ist. Einen Teilaspekt des elementaren Problems haben wir also erledigt, aber ein anderer Einwand, der häufig gegen diesen Standpunkt erhoben wird, betrifft die weite Verbreitung interdisziplinärer Studien. Darin spiegelt sich die gängige Ansicht, daß Differenzierungen aufgrund von Wissenschaftsdisziplinen nicht länger von Bedeutung sind. Der Ausdruck „interdisziplinär" wird recht vieldeutig gebraucht, man vermeidet ihn daher

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besser. Zutreffen dürfte er vor allem auf die Humanwissenschaften, in denen eine Vielzahl unterschiedlicher Wissenschaftler an spezifischen Problemen arbeiten. Denkbar ist beispielsweise, daß ein Soziologe, ein Wirtschaftswissenschaftler und ein Sozialpsychologe die Schwierigkeiten erforschen, die aus der Überbevölkerung von Innenstädten resultieren. Hierzu sind zwei Dinge anzumerken: Erstens würden die Mitglieder einer solchen Gruppe aufgrund dessen ausgewählt, daß sie Experten auf dem entsprechenden Fachgebiet sind. Zweitens, und das ist für unsere Diskussion von größerer Bedeutung, gehören die drei Disziplinen zu einer fundamentalen Wissensform. Wo gibt es schon Forschungsteams, die aus einem Theologen, einem Physiker und einem Soziologen bestehen, oder aus einem Philosophen, einem Geologen, einem Psychologen und einem Musiker? Auch in diesem Punkt werden wieder wichtige Unterschiede deshalb übersehen, weil der Unterschied zwischen den fundamentalen Wissensformen und den in ihnen enthaltenen wissenschaftlichen Spezialgebieten nicht beachtet wird. Niemand kann bezweifeln, daß die Grenzen zwischen einigen naturwissenschaftlichen Disziplinen verwischt sind, wohingegen der Wert der Integrationsstufen als alternatives Ordnungsprinzip unbestreitbar ist. Das spricht jedoch gerade für die Verwendung von fundamentalen Wissensformen bei der Inhaltsanalyse, denn in vielen Fällen ist es einfacher zu erkennen, daß ein Werk naturwissenschaftlich ist, als die Bestimmung seines Spezialgebiets. So berücksichtigt die revidierte Klasse K in der Neuauflage der BC die Tatsache, daß es einfacher ist, ein sozialwissenschaftliches Werk als solches zu erkennen, als es eindeutig der Soziologie, Anthropologie oder Sozialpsychologie zuzuordnen. Häufig wird auch davon ausgegangen, daß Bezeichnungen wie „Physik der Musik", „Religionspsychologie" oder „Wirtschaftsgeschichte" für eine Vermischung von Wissenschaftsdisziplinen stehen. Das ist jedoch falsch, denn derartige Gegenstände beinhalten immer eine Wissenstbrm und das Thema, mit dem sich diese befaßt. Solche Fehleinschätzungen können nur dadurch richtiggestellt werden, daß man die Bedeutung von solchen zusammenfassenden Bezeichnungen hinterfragt. Wirtschaftsgeschichte ist die Geschichte einer bestimmten Art menschlicher Aktivität, deshalb haben wir es nicht mit einer vagen Mischung von Geschichte und Wirtschaftswissenschaften zu tun, sondern mit GESCHICHTE als Wissensform und wirtschaftlichen Aktivitäten als Gegenstand, der erforscht wird. Von der Geschichte ökonomischer Philosophien muß dies aber unterschieden werden, denn sie gehört zur Geistesgeschichte. Religionspsychologie ist die psychologische Erforschung religiösen Verhaltens von Menschen und hat nichts zu tun mit der Gültigkeit von Glaubensdingen. Sie gehört also zur Wissensform der HUMANWISSENSCHAFTEN und nicht zu RELIGION. Physik der Musik befaßt sich mit den physikalischen Phänomenen, auf denen sich die Herstellung geordneter Klänge, die wir aus Musik bezeichnen, gründet. Es ist

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ganz klar, daß es sich nicht um Musikgeschichte oder -kritik handelt, und ebensowenig wie die Physik menschliches Leben erklären kann, kann sie Musik erklären. Bei einem Werk dieser Art handelt es sich also um Physik und über dieses Analyseergebnis kann es keine Diskussionen geben, wohl aber darüber, ob man ein solches Werk in einer Bibliothek sinnvollerweise zu anderen Physikbüchern stellt oder lieber zu anderen Schriften über Musik. Glücklicherweise erleichtert die sprachliche Form solcher Bezeichnungen die Analyse. Werden sie als Komposita ausgedrückt, so steht der zweite Wortbestandteil in der Regel für die Wissensform, der erste hingegen bezieht sich auf den untersuchten Gegenstand. -Physik ist Physik, Psycholinguistik Linguistik, Sozialpsychologie Psychologie, Wirtschaftsgeschichte Geschichte. Wird der Gegenstand mit Hilfe eines Genitivs ausgedrückt, so bezeichnet das erste Substantiv die Wissensform: Physik der Musik ist Physik, Psychologie der Arbeitswelt ist Psychologie, Geschichte der Frauenbewegung ist Geschichte. Trotz dieses äußerst wichtigen konzeptionellen Unterschieds zwischen den fundamentalen Wissensformen und ihren jeweiligen Disziplinen müssen im ersten Stadium der Analyse beide gemeinsam betrachtet werden. Die Abfolge Wissensform, Disziplin, Thema, Konzeption und Art des Textes steht für die logische Reihenfolge, gibt Abhängigkeiten und Bedeutung wieder. Die einzelnen Elemente treten jedoch nicht zwangsläufig in dieser Reihenfolge auf. Häufig wird das Erkennen der fundamentalen Wissensform dem Erkennen dessen, womit sie sich im einzelnen befaßt, vorangehen. Möglicherweise liegt es auf der Hand, daß es sich bei einem Buch um ein geisteswissenschaftliches Werk handelt, ehe eine genauere Durchsicht ergibt, daß es allgemein gehalten ist, sich auf politische oder auf gesellschaftliche Verhältnisse bezieht, oder daß es ein philosophisches Werk ist, ehe sich bei näherer Prüfung Metaphysik oder Wissenschaftsphilosophie ergibt. Andererseits drängt sich manches Spezialgebiet, wie z.B. Zoologie, Pädagogik und Wirtschaftswissenschaften eher auf als die Wissensform, NATURWISSENSCHAFTEN bzw. GESELLSCHAFTUND SOZIALES. In vielen Fällen ist die spontane Reaktion zutreffend, sie muß aber hinsichtlich der fundamentalen Wissensformen überprüft werden. Der so eindeutig zoologische Text erweist sich vielleicht als Geschichte dieses Fachgebietes oder als Buch, in dem es ganz unwissenschaftlich um Natur geht. „Pädagogik" könnte sich als Philosophie, Geschichte, Soziologie oder Psychologie entpuppen, und „Wirtschaftswissenschaften" könnte eine Geschichte ökonomischer Ideen oder eine Geschichte ökonomischer Aktivitäten sein. Den zuverlässigsten Hinweis auf die Wissensform liefert der Text selbst. Ein vollständiges Durchlesen kommt in den meisten Fällen zwar nicht in Frage, wohl aber die Kostprobe einiger Seiten. Die größte Hilfe für den Indexierer stellen hierbei seine bereits früher erworbenen Literaturkennt-

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Die Inhaltsanalyse

nisse dar. Je vertrauter er mit den Eigentümlichkeiten der Literatur der verschiedenen Wissensformen und Wissenschaftsdisziplinen ist, desto leichter fällt es ihm, Eigentümlichkeiten jedes beliebigen Textes zu erkennen. Jeder verfügt zu Beginn seiner Tätigkeit auf dem Gebiet der inhaltlichen Erschließung über einen in Bezug auf die verschiedenen Fachgebiete anders ausgeprägten Erfahrungsschatz, daher sollte jede Ausbildung das Lesen von Texten aus unvertrauten Disziplinen beinhalten. Bei der Analyse von Themen zeigt sich schließlich die Bedeutung der in der Definition von Inhaltsverdichtung angesprochenen Kürze. Im 3. Kapitel wurde beschrieben, wie Themen anhand von Kategorien und ihren Beziehungen geordnet werden können. Die praktische Anwendung dieser Ideen variiert beträchtlich von Systematik zu Systematik. Lediglich zwei Universalklassifikationen, die CC und die Neuauflage der BC, werden vollständig mit Hilfe von Kategorien geordnet, Spezialklassifikationen dieser Art gibt es jedoch in weit größerer Zahl. Auch Schlagwörter können mit Hilfe von Kategorien strukturiert werden, wie beispielsweise bei PRECIS, oder auch ohne sie, wie bei den LCSH. Wie letztlich ein Sachverhalt als Schlagwort oder Notation bei der Umsetzung formuliert wird, hängt deshalb von der verwendeten Ordnungsstruktur ab. Die Inhaltsanalyse muß hierbei als erster Schritt zur Feststellung eines Themas betrachtet werden und sollte vom Indexierer vollständig in seinen eigenen Worten vorgenommen werden. Diese Worte können mit denen des Verfassers übereinstimmen, müssen es aber nicht. Es kommt darauf an, daß der Indexierer genau die Bedeutung der Wörter versteht, und dies ist nicht unbedingt der Fall, wenn er einfach Worte aus dem Titel oder aus dem Text aufgreift. Genausowenig sollte er in diesem Arbeitsstadium versuchen, seine Ideen zu sehr dem verwendeten Klassifikations- oder Schlagwortsystem anzupassen. Mit Sicherheit werden ihm dabei nämlich Fehler unterlaufen, wenn er sich nicht zuerst darüber völlig im Klaren ist, was vom Inhalt des Dokuments er wiedergeben möchte. Dies bedeutet nun allerdings nicht, daß bei der Inhaltsanalyse von Themen Kategorien nichts zu suchen hätten. Versucht man nämlich die Aussage, die man zum Thema eines Dokuments treffen möchte, zu formulieren, ohne dabei seine Worte den Vorgaben der Systematik anzupassen, kann die Vorstellung von Kategorien von großem Nutzen sein. Wie dies im einzelnen geschieht, hängt ab von den jeweiligen Umständen, dem Erfahrungsschatz des Einzelnen und seinen persönlichen Vorlieben. Für denjenigen, der im Umgang mit der CC geübt ist, bilden die fünf Fundamentalkategorien aufgrund ihrer Allgemeingültigkeit und ihrer Ordnung, ergänzt durch das Konzept von Runden und Ebenen eine ideale Basis. Derjenige, der mit der neuen BC arbeitet, wird in seinem Denken zwangsläufig durch die Struktur ihrer Klassen beeinflußt. Viele Systematiken, und dazu gehören die weit verbreitete DC, die UDC und die LC, liefern allerdings kein Prinzip, das hilfreich wäre.

Inlialtsverdichtung

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Im 3. Kapitel wurde bereits deutlich, daß bei der Konstruktion der BC2 die Kategorien der „Standard Citation Order" breite Anwendung gefunden haben. Da sie auf konkrete Inhalte sehr einfach anzuwenden sind, kann man bei der Inhaltsanalyse erforderlichenfalls von ihnen Gebrauch machen. Dabei handelt es sich, kurz zusammengefaßt, um folgende Kategorien: 1. Gegenstände, auf denen im Rahmen eines bestimmten Wissensgebiets das Hauptinteresse liegt, z.B. Objekte der Natur bei den Naturwissenschaften, Endprodukte bei der Technik, Gesellschaftssysteme bei den Sozialwissenschaften, Religionen bei der Theologie. 2. Teile von Gegenständen, z.B. Organe von einzelnen Lebewesen, Maschinenteile, gesellschaftliche Gruppen, religiöse Sekten. 3. Bestandteile und Eigenschaften von Gegenständen oder ihren Teilen, z.B. das Blut eines Lebewesens, das Holz von Möbeln, menschliche Eigenschaften, die Größe und Form von Dingen. 4. Prozesse, die in der Natur oder, soweit wissenschaftlich betrachtet, in der menschlichen Gesellschaft ablaufen, z.B. die Atmung, die Evolution. 5. Handlungen oder Tätigkeiten, die der Mensch in Bezug auf Gegenstände von zentraler Bedeutung vollzieht, z.B. planen, entwerfen oder konstruieren. 6. Hilfsmittel dieser Handlungen und Ausführende, z.B. landwirtschaftliche Geräte und Landarbeiter, Unterrichtsmittel und Lehrer. 7. Ort S. Zeit. Soweit die Naturwissenschaften, Technik und Sozialwissenschaften empirisch arbeiten, ist das Erkennen von Zeit und Ort, die hier eine vergleichsweise untergeordnete Rolle spielen, recht einfach. Für die Geschichtswissenschaft sind diese Kategorien schon wichtiger, und die Rolle, die sie liier spielen, ist komplizierter. Ort ist kein Ort im normalen Sinn. Man verwendet diese Kategorie, um Länder zu bezeichnen, aber es ist durchaus möglich, die Geschichte von Ländern zu schreiben, die nicht durch geographische Grenzen bestimmt sind. Zeit stellt eine zentrale Kategorie dar, keine x-beliebige am Ende der Citation Order. Zeitepochen, wie z.B. das Altertum, das Mittelalter und die Neuzeit können zunächst durch Länder und dann nochmals durch kürzere Zeitabschnitte untergliedert werden. Da in der Citation Order die grobe Einteilung in Westliche, Östliche und Afrikanische Kultur den Zeitepochen vorangestellt sein kann, ist es auch erlaubt, die Länder-/Orts-Facette zu unterteilen. Wie das im Einzelfall gemacht wird, variiert zwar von Systematik zu Systematik, bei der Inhaltsanalyse muß man sich jedoch der Beschaffenheit und besonderen Wichtigkeit dieser Kategorien für die Geschichtswissenschaft bewußt sein. Innerhalb der verschiede-

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nen Bereiche, wie etwa Politik, Wirtschaft, Religion und Kunst, spiegeln die behandelten Themen die MerkmaJe der jeweiligen Aktivitäten wieder. Die Philosophie kann, wie die Geschichtswissenschaft, je nachdem welcher Kultur sie zuzurechnen ist, grob in westliche und östliche gegliedert werden. Neben ihren einzelnen Fächern, wie z.B. Erkenntnistheorie oder Metaphysik, die, vergleichbar den verschiedenen Fächern der Geschichtswissenschaft, untergeordnete Disziplinen sind, stellen Gesichtspunkte, soweit sie Gegenstand eines Werkes sind, Probleme und die einzelnen Philosophen weitere Facetten dar. Die letztgenannte Facette, die die eigentlichen Schöpfer einer Wissensform betrifft, kommt auch bei der Schönen Literatur vor. Normalerweise wird diese, mit Ausnahme von Sammlungen zu spezifischen Themen, nicht aufgrund inhaltlicher Kriterien geordnet. Autoren und ihre Werke werden häufig nach der Sprache und dem Genre, in dem sie schreiben, klassifiziert. Auf dem Gebiet der Kunstkritik stellen die einzelnen Künstler den Inhalt von Dokumenten dar, sowie ihre Techniken, die von ihnen erschaffenen Objekte, die Schulen oder Stilrichtungen, denen sie angehören, und der Kulturkreis, aus dem sie stammen. In der Schönen Literatur wird dieser in der Regel durch die Sprache bestimmt, oder, auf dem Gebiet der Musik beispielsweise, durch westliche, indianische oder afro-amerikanische Traditionen. Solche Kategorien sollte man schon deshalb im Auge behalten, weil sie überaus hilfreich sind, wenn es darum geht zu erkennen, welche Begriffe in Titeln, Kapitelüberschriften und Einleitungen wichtig sind. Und man erkennt mit ihrer Hilfe nicht nur, was wichtig ist, sondern auch exakt, in welcher Hinsicht etwas wichtig ist. Die in Titeln und an anderen Stellen des Dokuments vorkommenden Wörter beziehen sich nicht in jedem Fall nur auf sein Thema oder die Wissensform, sondern charakterisieren möglicherweise auch Konzeption oder Art des Textes. Tauchen solche Bezeichnungen wie „Essay", „Interview", „Fallstudie" oder „Bibliographie" auf, so beziehen sie sich vielleicht auf die Beschaffenheit eines Dokuments. Ebenso kann es sich dabei aber um das im Dokument behandelte Thema handeln. Daher stößt man bei der Analyse des Themas häufig auf die Konzeption eines Dokuments oder die Art des Textes. Solche Punkte muß man bei seiner Arbeit natürlich klarstellen, aber sich dennoch an eine systematische Reihenfolge halten: Als erstes sind Wissensform und Spezialgebiet festzulegen, dann das Thema und schließlich erst Konzeption und Art des Textes. Sprache und bibliographische Form eines Dokuments sind leicht zu erkennen, sie finden jedoch nur bei solchen Texten Berücksichtigung, die vom Normalfall abweichen. Üblicherweise ist davon auszugehen, daß man es mit Monographien in diskursiver Prosa in der Landessprache der betreffenden Bibliothek zu tun hat. Lediglich davon abweichende Textformen und Sprachen werden festgehalten. Die Konzeption eines Dokuments springt nicht unbedingt ins Auge. Gesichtspunkt, Zielgruppenorientierung und For-

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schungsmethode werden zwar sehr häufig im Titel genannt, aber keinesfalls immer. Die Nennung des sprachlichen Niveaus und Stils eines Dokuments ist noch unwahrscheinlicher. Bei jeder Analyse muß also sehr sorgfältig hinterfragt werden: Gibt es einen speziellen Gesichtspunkt oder liegt eine Orientierung an einer bestimmten Zielgruppe vor? Wird ein einziges Stilmittel verwendet, eine einzige Forschungsmethode? Welches ist das Niveau des Textes? Fehler werden dabei seltener in Bezug auf die Konzeption und die Art des Textes gemacht als in Bezug auf die Wissensform und das Thema. Es ist leicht einzusehen, daß ein paar Illustrationen, eine Bibliographie oder ein vereinzeltes Fallbeispiel in die Titelaufnahme gehören, aber nicht in die Beschreibung eines Werkes als Ganzes einfließen. Das richtige Erkennen von Wissensform und exaktem Thema erfordert dagegen größere Aufmerksamkeit und Erfahrung.

6. Kapitel Inhaltsverdichtung in praktischen Beispielen Es ist unmöglich, anhand eines umfassenden oder wenigstens repräsentativen Musterbeispiels die bei der Inhaltsanalyse auftretenden Probleme in Kürze darzustellen. Was ich aber in diesem Kapitel versuchen möchte, ist eine Demonstration der Vorgehensweise. Die hierzu ausgewählten Beispiele sind deshalb relativ unwichtig. In erster Linie müssen eine bestimmte Art, die Dinge zu betrachten, und eine bestimmte Art des Vorgehens Teil der Arbeitsweise des Indexierenden werden. Wie bestimmte Probleme im einzelnen zu lösen sind, kann man nur nach und nach durch die Menge des Gelesenen und praktische Erfahrungen lernen. Wir stehen also am Anfang einer Übung, in der es um das Unterscheiden geht. Die grundlegenden Unterschiede zwischen Büchern erkennt man nicht unbedingt auf den ersten Blick. Man muß vielmehr - im Geiste wohl gerüstet - nach Anhaltspunkten für die Wissensform und das im einzelnen abgehandelte Thema suchen. Natürlich fällt das bei einigen leichter als bei anderen. Geographie ist beispielsweise ein Fach, das jeder aus der Schule kennt. Seine charakteristischen Merkmale sind ziemlich ausgeprägt, und man sollte daher annehmen, daß ein allgemeiner geographischer Text zu der Sorte von Büchern gehört, die einfach zu identifizieren sind. Betrachten wir einen Moment lang den praktischen Nutzen der Inhaltsanalyse, so ist unübersehbar, daß allgemeine geographische Texte eine Gruppe von Dokumenten bilden, die sehr gefragt ist. Es muß also das Ziel jeder Bibliothek sein, solche Texte zu identifizieren, sie entsprechend zu kennzeichnen und als eine geschlossene Gruppe zu präsentieren, die nicht durch andere Inhalte unterbrochen wird und auf die die verschiedenen Spezialgebiete und spezifischen Themen dieses Faches folgen. Alles, was hinter diesem Anspruch zurückbleibt, kann man nur als Versagen auf dem niedrigsten Niveau bezeichnen. Gleichwohl habe ich folgende Bücher in einer Bibliothek nebeneinander stehen sehen, und zwar unter der Klassennummer 910, wo in der DC allgemeine geographische Texte ihren Platz haben. 1. Joan Bakewell, TJie complete traveller - ein allgemeinverständliches, zeitgenössisches Reisehandbuch 2. Travel in the ancient world ~ ein Geschichtsbuch 3. Frontiers in geographical teaching - ein Buch über den Geographieunterricht 4. Holiday WJiich - eine Zeitschrift, die den Lesern bei der Auswahl von Urlaubszielen helfen will 5. Jacques Cousteau, Diving for sunken treasure - Meeresarchäologie 6. Tlie southern continents - Geographie einer speziellen Region

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7. Discovery of the East - noch ein Geschichtsbuch 8. Investigating geography - ein Buch über Feldstudien als Methode der Geographie 9. Encyclopedia of world geography - der erste allgemeine Geographietext in dieser Reihe, aber nicht einmal seine Funktion als Nachschlagewerk war gekennzeichnet 10. Quantitative techniques in geography - noch eine Untersuchung geographischer Methoden 11. A selective guide for Jewish travellers - ein moderner Reiseführer wie Nr. l, aber speziell für Leser jüdischen Glaubens verfaßt 12. Regional geography - einer der wichtigsten Zweige dieser Wissenschaft 13. Business man's guide to travel - ein weiterer zeitgenössischer Reiseführer für eine bestimmte Lesergruppe 14. All out for Everest - die Erlebnisse eines Teilnehmers an einer Bergsteigerexpedition 15. Tlie grand days of travel - eine Geschichte des Reisens zwischen den Weltkriegen 16. Industries of the world - Wirtschaftsgeographie 17. Tlie great deserts - ein .regionalgeographisches Thema 18. My favourite escape stories - Abenteuergeschichten 19. Tlie golden hordes - eine Geschichte des Massentourismus 20. Tlie world's greatest beach holidays - wieder ein Urlaubsführer 21. A treasure hunter's guide: bottles, relics and gems - ein Buch über das Schatzsuchen auf Müllhalden (erschienen in einer Reihe mit Titeln wie Pebble polishing. Rock and gem polishing, Bottle collecting, Treasure huntingfor alt), es behandelt also einen speziellen Aspekt des Sammeins als Hobby. Mehr als die von mir gemachten, kurzen Anmerkungen ist nicht erforderlich um zu zeigen, daß kein einziges Buch unter 910 richtig klassifiziert ist. Ihre Reihenfolge ist so wenig benutzerfreundlich, wie man es sich nur vorstellen kann. Wer nach einem Text über allgemeine Geographie sucht, verschwendet hier nur seine Zeit. Wenn nämlich die Inhalte dieser Werke richtig wiedergegeben würden, wäre nichts unter 910 klassifiziert, und das sähe man auf einen Blick. Was aber noch schlimmer ist: die spezifischen Inhalte dieser Werke werden verschleiert und nur noch von demjenigen gefunden, der alles überfliegt. Einige der Bücher haben in der Klasse 910 gar nichts zu suchen, obwohl dieser Fehler vor allem auf das Klassifikationssystem selbst zurückzuführen ist und nicht auf die Inhaltsanalyse seiner Anwender. Am offenkundigsten ist es bei den Themen Meeresarchäologie, Urlaub und Sammeln, daß sie Fremdkörper in dieser Klasse darstellen. Es gibt Textformen, bei denen es sich nicht um Geographie handelt, für die aber dennoch Orte ein bedeutsames Element darstellen, und es ist die

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Pflicht der Inhaltsanalyse dies auseinanderzuhalten. In der DC geht Reisen in der Geographie mit auf, eine Rechtfertigung dafür gibt es aber nicht. Arild Holt-Jensen stellt in Geography: its history and concepts (Harper and Row, 1980) folgendes fest: „Durch die Ausbildung zum Geographen entwickelt sich eine bestimmte Methode des Beobachtens, die darauf zielt, Kulturformen und Landschaften auf eine Weise zu verstehen, die sich von der gewöhnlicher Touristen ziemlich unterscheidet. Die Unfähigkeit derartige Beobachtungen zu machen unterscheidet auch die meisten Reiseschriftsteller von den Geographen. Das Interesse mancher Menschen an Geographie wird zugegebenermaßen zunächst in der Schule durch die Lektüre von Reiseerza'hlungen geweckt, aber diejenigen, die später dann der Geographie treu bleiben, gelangen am Ende doch zu einer Geringschätzung dieser leichten Kost. Das Fehlen relevanter Beobachtungen hat eine irritierende Wirkung und sorgt dafür, daß sich aus den meisten Reisebüchern nur wenige geographische Erkenntnisse gewinnen lassen." Bei Geographie handelt es sich, anders ausgedrückt, um systematisch betriebene Studien, die so geartet sind, daß wir sie als „wissenschaftlich" zu bezeichnen pflegen. Sie produzieren Wissen einer ganz bestimmten Art, das zu ganz bestimmten Zwecken studiert und genutzt wird. Es mit dem andersgearteten Wissen, wie es sich in Reiseliteratur findet, zu vermengen, ist nicht eben hilfreich. Daß es sich dabei nicht um zwei Dinge handelt, die ohne jede Beziehung nebeneinander existieren, ist eine Angelegenheit, mit der sich die Klassifikation zu beschäftigen hat, nicht aber die Inhaltsanalyse. D.h. diejenigen, die Systematiken machen, tragen die Verantwortung dafür, daß die mannigfaltigen inhaltlichen Beziehungen erkannt und wirkungsvoll wiedergegeben werden können. Die Trennung von Geographie und Reisen löst jedoch nur eine Hälfte des Problems, denn Reisen an sich stellt keinen homogenen Gegenstand dar. Es handelt sich vielmehr um eine Art von Aktivität, über die in verschiedener Weise geschrieben werden kann. Die Titel Nr. 2, 7, 15 und 19 meiner Liste gehören alle zur Wissensform GESCHICHTE, die Titel Nr. l, 4, 11, 13 und 20 dagegen repräsentieren Dokumente, die eine Ratgeberfunktion erfüllen und der Wissensform GESELLSCHAFT UND SOZIALES zuzurechnen sind. Klassifiziert man menschliche Aktivitäten, so bildet Reisen keinen Einzelbegriff, denn es kann aus Gründen der Pflicht oder zum Vergnügen erfolgen. Pflichtgründe gibt es viele, und dazu gehört auch der engere Begriff der Forschungsreisen. Diese wiederum können zu dem Zweck unternommen werden, unser Wissen über Völker, Länder, Flora und Fauna zu vergrößern, und in diesem Fall handelt es sich um eine spezifische intellektuelle Methode. Forschungsreisen können andererseits aber auch zu Eroberungszwecken gemacht werden, und dann handelt es sich um eine politische Aktivität. Ein verschwommener Begriff ist „Aben-

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teuer". Es wird entweder vorsätzlich gesucht wird oder es passiert zufällig, in jedem Falle ist es das Nebenprodukt einer bewußt unternommenen Aktivität. Ich gehe deshalb so ausführlich auf diese Dinge ein, weil sie in den bestehenden Systematiken schlecht dargestellt werden. Mit dem Erkennen solcher Unterschiede bei der Inhaltsanalyse ist der erste Schritt zur Beseitigung der Mängel von Systematiken getan. Wie die Verbesserung im einzelnen auszusehen hat, hängt ab von der einzelnen Systematik und den Gepflogenheiten der jeweiligen Bibliothek. Es mangelt vielleicht nur daran, daß den Tafeln ergänzende Angaben fehlen (diesen Mangel versucht die Neuauflage der BC zu beseitigen), oder es wurde vollständig versäumt, Differenzierungen für die vielen Unterbegriffe zu schaffen. Zusammenfassend ist also festzuhalten, daß es viele unterschiedliche Arten von Schriften gibt, in denen die örtliche Dimension ein signifikantes Element darstellt. Dazu gehören Naturgeschichte, Geographie, Regionalgeschichte, Heimatgeschichte, Ortskunde, Reiseplanung, volkskundliche Abhandlungen und Autobiographien. Ganz generell läßt sich die Tendenz beobachten, daß bestimmte Gegenstände vorschnell mit einer speziellen Wissensform in Verbindung gebracht werden. Bei Pferden beispielsweise denkt man normalerweise an Zoologie, die meiste Literatur über Pferde ist jedoch unwissenschaftlich. Es gibt natürlich Begriffe, die typisch sind für bestimmte Arten von Abhandlungen, aber das gilt für die wenigsten. Die einzig sichere Methode, sich bei der Inhaltsanalyse Werken zu einem einzigen spezifischen Inhalt anzunähern, besteht darin, die Beurteilung hinsichtlich der Wissensform zurückzustellen, bis man das Werk genauer untersucht hat. Wissenschaftliche Werke über Pferde sind einfach zu erkennen. Ein typisches Beispiel ist Tfie natural history of the horse von J. Clabby (Weidenfeld and Nicolson, 1976). Es ist in der Reihe The World Naturalist erschienen, und der Verfasser wird als Member of the Royal Army Veterinary Corps vorgestellt. Die Kapitelüberschriften lauten folgendermaßen: 1. Ausblick 2. Vorfahren 3. Entwicklung des Pferdes 4. Das Pferd der Eiszeit 5. Wildpferde 6. Asiatische Wildesel 7. Afrikanische Wildesel 8. Zebras 9. Hybridrassen 10. Ursprünge des Hauspferdes 11. Europäische und amerikanische Züchtungen 12. Sowjetische Züchtungen

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Die Inlialtsanalyse

13. Sozialverhalten 14. Aspekte der Pferdezucht 15. Pferdefuhrwerke Alle Kapitel, mit Ausnahme des letzten, bestätigen die Diagnose, daß es sich um ein wissenschaftliches Werk handelt. Das Vorhandensein eines kleineren, vom Rest des Werkes abweichenden Elements muß keinen Einfluß auf das Prinzip der Inhaltsverdichtung nehmen, die bestimmt wird durch das, was in erster Linie die Natur eines Werkes ausmacht. Aber natürlich besteht immer, soweit die von der Bibliothek verfolgte Indexierungspraxis dies zuläßt, die Möglichkeit eines ergänzenden Eintrags für den weniger bedeutsamen Teil. Dieses erste Beispiel stellt für die Inhaltsanalyse geradezu einen Idealfall dar, bei dem Titel, Reihe, Qualifikation des Autors und Kapitelüberschriften klar und eindeutig eine einzige Schlußfolgerung nahelegen. Bei vielen Büchern ist die Inhaltsanalyse genauso einfach, und die Vertrautheit mit ihnen ist eine Grundvoraussetzung und Hilfestellung, wenn es um das Einüben schwieriger Fälle geht. Ein weiteres einfaches Beispiel stelltet guide to feeding horses and ponies von A.C. Leighton Hardman (Pelham Bodes, 1977) dar. Bereits der Titel zeigt deutlich, daß es sich um ein praktisches Werk handelt, das eine Ratgeberfunktion erfüllt. Das Thema besteht eindeutig aus den Gegenständen „Pferd" und „Pony" und der Aktivität „Füttern". Es gehört zu Tierzucht, einer der NÜTZLICHEN KÜNSTE, und nicht zu den NATURWISSENSCHAFTEN. Bei The British heavy horse von Guy Villiers (Barre and Jenkins, 1976) ist der Titel in Bezug auf die Wissensform nicht so eindeutig. Es gibt allerdings einen versteckten Hinweis, denn Pferde als „schwer" zu bezeichnen, ist nicht wissenschaftlich, sondern der Umgangssprache entnommen. In vergleichbarer Weise deutet der Ausdruck „schwere Chemikalien" eher auf Chemische Industrie hin als auf Chemie. Bestätigt finden wir uns durch den Anfang des ersten Kapitels „Einführung in die vier Hauptrassen": „Viele Menschen, die sich nicht näher mit Pferdezucht, Landwirtschaft, Methoden des Ackerbaus, Pferdeausstellungen ... oder den alten, traditionsverbundenen Brauereien beschäftigen, meinen, daß das Zeitalter des Majestätischsten aller Pferde, des Britischen Kaltblüters, unwiderruflich zu Ende sei ..." Die Kapitel 2 bis 5 widmen sich der Beschreibung und den Verwendungsmöglichkeiten der vier Rassen, des Suffolk-, Clydesdale-, Shire- und Percheron-Pferdes, die restlichen Kapitel heißen: 6. 7. 8. 9. 10.

Geschirr und Putz des Kaltblüters Verbände und Vereine Ausstellungen und Veranstaltungen Die Rolle der Brauereien Die Zukunft des Kaltblüters

Inhalisverdichfung in praktisch en Beispielen

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Es kann also kein Zweifel mehr daran bestehen, daß das Buch zu den NÜTZLICHEN KÜNSTEN und nicht zu den NATURWISSENSCHAFTEN gehört und sein spezifisches Thema die Zucht und Verwendung von Kaltblütern in Groß Britannien ist. Ein so allgemein gehaltenes Werk ist der Klasse „Tierzucht" zuzuordnen, wohingegen Werke, die sich lediglich mit einem einzigen Verwendungszweck befassen, dem Pferderennsport beispielsweise, zum entsprechenden Gebiet gehören, in diesem Fall zu „Sport". Tlie British heavy horse ist reich illustriert, die Fotos sind dem Text jedoch untergeordnet. Aus diesem Grund tauchen sie nicht in der Inhaltsverdichtung auf, sie sind vielmehr ein Detail, das in die Titelaufnahme gehört. Victorian and Edwardian horses from historic photographs von David H. Kennet (Batsford, 1980) hingegen besteht hauptsächlich aus 121 Fotografien mit kurzen Kommentaren sowie einer 4-seitigen Einleitung. Die Bilder dominieren das Buch, seine Inhaltsverdichtung muß deshalb „Bibliographische Form = Fotografien" enthalten. Die Fotos sind in Abschnitte mit folgenden Überschriften eingeteilt: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Der Bauernhof Auf dem Land Das Landgut Freizeit und Vergnügen In der Stadt London Industrie Militärpferde

Aus dem Titel läßt sich bereits entnehmen, daß das Buch zu GESCHICHTE gehört. Daß gesellschaftliche, ökonomische und militärische Verhältnisse dargestellt werden, ergibt sich aus der Untergliederung. Die Orte, an denen die einzelnen Aufnahmen gemacht wurden, sind über das ganze Vereinigte Königreich verstreut. Die vollständige Analyse muß deshalb lauten: die Rolle des Pferdes in der GESCHICHTE Groß Britanniens des 19. und 20. Jahrhunderts in Form von Fotografien. Der Titel dieses letzten Beispiels weist deutlich auf die historische Natur des Werkes hin. Aus Tlie military horse, herausgegeben von Sue Simmons (Marshall Cavendish, 1976) läßt sich ein solcher Hinweis nicht entnehmen, aber auf dem Schutzumschlag kann man folgendes lesen: „T/ie military horse führt die ruhmreiche - und beschämende - Rolle vor Augen, die Pferde als Waffen in Kriegen gespielt haben, von den Streitwagenschlachten des Altertums, über das Zeitalter der Kavallerie, als das Pferd auf den Schlachtfeldern Europas zum entscheidenden Faktor wurde, bis hin zum verhängnisvollen Einsatz der Leichten Kavallerie, die zum Symbol für das Ende des Militärpferdes werden sollte." Text und Illustrationen bestätigen diese

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Aussage, aus der wir schließen, daß das Werk, wie unser Beispiel davor, zur GESCHICHTE gehört, daß es sich ebenfalls mit der Rolle des Pferdes beschäftigt, diesmal aber in Bezug auf internationale Militärgeschichte. Es überrascht nicht weiter, daß das Pferd auch für solche Bücher verantwortlich ist, die nicht zu einer einzigen Wissensform gehören, oder, anders ausgedrückt, deren Inhalt nicht in einer Wissensform zusammengefaßt werden kann. A closer look at horses von Neil Thomson (Hamish Hamilton, 1977) ist eindeutig naturwissenschaftlich, was seine erste Hälfte betrifft, die sich mit Anatomie, Evolution, geographischer Verbreitung u.a. befaßt. Die zweite Hälfte, in der es um das Pferd in seiner Beziehung zum Menschen geht, gehört zur Wissensform NÜTZLICHE KÜNSTE. Die Inhaltsanalyse muß daher diese beiden unterschiedlichen Feststellungen enthalten. Wie damit dann weiter umgegangen wird, ist ganz vom Konzept der jeweiligen Bibliothek abhängig. Ein vorbildlich geführter Katalog enthielte einen Eintrag für jeden der beiden Aspekte, die Aufstellung des Werkes selbst sollte gemäß dem allgemeingültigen Grundsatz erfolgen, daß in solchen Fallen entweder der naturwissenschaftliche oder der praktische Aspekt Präferenz erhalten sollte. Alle diese Pferdebücher sind einfache Beispiele für die Inhaltsanalyse. Aufgrund meiner Erfahrungen würde ich aber darauf wetten, daß die meisten von ihnen oft unrichtig oder unangemessen analysiert werden. Was man daraus lernen kann, ist, daß gar nichts bei der Inhaltsanalyse einfach ist, solange man sich nicht die richtige Vorgehensweise angeeignet hat. Diese Beispiele veranschaulichen insbesondere den Fehler, Themen jeweils mit einer bestimmten Wissensform zu assoziieren. Welche Philosophie man auch hinsichtlich der relativen Bedeutung der einzelnen Wissensformen vertreten mag, vom Gesichtspunkt der Inhaltsanalyse her betrachtet sind sie alle gleich wichtig. Ich weiß, daß es in der Klassifikationstheorie eine Richtung gibt, die dem naturwissenschaftlichen Aspekt aller Phänomene einen besonderen Rang einräumt, meiner Meinung nach ist das aber Sophisterei. Man leugnet nicht die Bedeutung der Naturwissenschaften, wenn man sich vor Augen hält, daß nur ein kleiner Teil der Menschheit einen Teil seines Lebens in der Welt der Naturwissenschaften zubringt. Die meisten Menschen leben die meiste Zeit über in der Welt des gesunden Menschenverstandes. Dort sind Tische handfeste Gegenstände, von ihrer physikalischen Beschreibung so weit wie irgendmöglich entfernt. Dort sieht man die Sonne über eine Erde wandern, die, abgesehen von Hügeln und Tälern, als flach empfunden wird. Dort ist das Pferd der treue Freund des Menschen und eher ein Gegenstand ästhetischer Wertschätzung denn ein Objekt unpersönlicher, empirischer Untersuchung. Stürme können ebenfalls als Beispiel dafür dienen, daß Naturphänomene automatisch mit einer naturwissenschaftlichen Disziplin in Verbindung gebracht werden, in diesem Fall mit Meteorologie. Im Kapitel „Tropische

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Wirbelstürme" des vom Meteorological Office herausgegebenen Meteorology formanners (3. Auflage, HMSO, 1978) wird dieser Gegenstand in typischer Weise behandelt. Die Überschriften der einzelnen Abschnitte lauten u.a.: „Definitionen", „Beschreibung und Struktur", „Begleitende Wetterlagen", „Ursachen", „Regionale Verbreitung". Über das ganze Buch verteilt finden sich Diagramme, Tafeln und Tabellen, z.B. die Beaufort-Windstärkenskala. In dem bereits im 5. Kapitel erwähnten Great stonns von L.G. Carr Laughton und V. Heddon findet sich auf dem Vorsatzblatt eine Liste, der zu entnehmen ist, daß es ein Buch aus einer Reihe von 14 Titeln ist und die anderen 13 sich alle mit dem Meer befassen. Es enthält 12 Kapitel, u.a. „Historische Stürme", „Armada im Sturm", „Der große Sturm von 1703", „Westindische Wirbelstürme", „Die letzte Reise der Elizabeth 1764", „Nach Trafalgar" und „Windige Gegenden" (über Drake am Kap Hörn usw.). Der Hinweis, den diese Überschriften liefern, dürfte deutlich genug sein. Es geht nicht um allgemeine Aussagen über ein Naturphänomen, es werden vielmehr einzelne Stürme und ihre Auswirkungen auf den Menschen beschrieben. Man kann also sagen, es handelt sich um einen geschichtlichen Text, nicht um einen naturwissenschaftlichen. Genauer noch, das Buch befaßt sich hauptsächlich, wenn auch nicht ausschließlich, mit Stürmen auf dem Meer. Die Analyse ergibt daher: die Auswirkungen von Stürmen in der Schiffahrtsgeschichte, oder in die Einzelbestandteile gegliedert: Wissensform GESCHICHTE, Spezialgebiet - Schiffahrtsgeschichte, Ort - Welt, Zeit - 1588 bis 1927, Thema - Auswirkungen von Stürmen. Dieses Buch ist ein weiteres Beispiel dafür, daß die Inhaltsverdichtung aufgrund des Hauptinhalts eines Werkes vorgenommen wird. Es kommt zwar keine andere Wissensform in Frage, da jedoch auch Stürme an Land behandelt werden, muß eine Entscheidung darüber getroffen werden, ob man das Buch anstatt es der Klasse „Schiffahrtsgeschichte" zuzuordnen, es besser in der Klasse „Geschichte - Allgemeines" unterbringt. Falls nicht, könnte ein zusätzlicher Katalogeintrag vorgenommen werden. Das bereits erwähnte Meteorology for mariners ist, nebenbei bemerkt, ein gutes Beispiel für einen Text, der sich an eine bestimmte Zielgruppe richtet. Im Vorwort heißt es: „Ziel dieses Buches ist es, die grundlegende Theorie der Meteorologie in einer für Offiziere der Handelsmarine geeigneten Weise darzustellen und zu erläutern, wie sie in Bezug auf die Sicherheit und Wirtschaftlichkeit von Schiffsbewegungen praktisch anzuwenden ist." Das Kapitel über Stürme enthält neben der reinen Wetterkunde auch solche Abschnitte wie „Rundfunkwarnungen der Wetterämter", „Maßnahmen in der Nähe tropischer Wirbelstürme" und „Praktische Anleitung zur Vermeidung des Zentrums tropischer Wirbelstürme". Ein gutes Beispiel für einen Begriff, der eine Aktivität repräsentiert und Thema zahlreicher Bücher ist, ist das Denken. In manchen Fällen ergibt sich recht deutlich aus dem Titel, um welche Wissensform es sich handelt,

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wie z.B. bei TJie psychology of thinking oder Thinking: an introduction to its experimental psychology. Bei anderen Titeln ist es nicht schwer, Schlußfolgerungen zu ziehen. Bei Tliinking with concepts liegt beispielsweise die Vermutung nahe, daß es sich um PHILOSOPHIE handelt, Tliinking straight dagegen deutet auf Logik, also auf unsere Wissensform PROLEGOMENA, hin. Es gibt aber auch viele Titel, in denen sich kein Hinweis und keine Andeutung der Wissensform findet, so beispielsweise in Tlie art of thinking, Tliinking things out oder Tliinking and talking. TJie psychology of thinking von Robert Thomson (Penguin, 1959) liefert uns ein Beispiel für die wenigen Werke, deren Titel bereits eine genaue Inhaltsverdichtung ist. Solche Texte sind geradezu ideale Musterbeispiele für die Identifikation anderer, weniger eindeutiger Texte derselben Art. Wer die Inhaltsanalyse erlernen will, sollte so viele solcher Texte wie irgendmöglich lesen und dabei zumindest auf ihre wichtigsten Merkmale achten. Bei unserem Beispiel demonstrieren die Kapitelüberschriften anschaulich, wie psychologische Themen beschaffen sind und wie sie sprachlich ausgedrückt werden, z.B. „Problemlösungsverhalten von Tieren", „Transfer und Interferenz", oder „Die Dynamik des Denkens: Motivation und Gedanke". Tliinking about thinking von Anthony Flew (Fontana, 1975) macht keine Angaben zur Wissensform, nicht einmal andeutungsweise. Aufgrund der Wortwahl drängt sich aber der Verdacht auf, daß man es nicht mit einer empirischen Studie zu tun hat. Das bedeutet, es handelt sich nicht um Psychologie, sondern entweder um Philosophie oder um Logik. Da Anthony Flew ein renommierter Philosoph ist, könnte man leicht auf die Idee kommen, daß PHILOSOPHIE die richtige Antwort ist. Der Untertitel des Buches aber „oder: Will ich wirklich recht behalten?" weist in eine andere Richtung, was durch folgenden Text auf dem Buchumschlag bestätigt wird: „... wir alle wissen, daß Politiker, Werbeleute, radikale Studenten und Polizeichefs für ihre Ansichten dadurch Beifall ernten, daß sie irreführende Argumente und scheinbar einleuchtende Analogien vortragen ... Thinking about thinking trainiert das logische Denken." Die Kapitelüberschriften unterscheiden sich stark von denjenigen, wie sie sich in dem zuvor erwähnten Psychologiebuch finden, und lauten beispielsweise „Wenn/dann und alles/nichts", „Ausrede und Irreführung", „Vorsicht, Sprache!" und „Ein Kapitel über Irrtümer". All das gehört ziemlich eindeutig zur deduktiven Wissenschaft Logik, gleichzeitig hat es aber wenig Ähnlichkeit mit den in diesem Fach üblichen Lehrbüchern mit ihren Lehrsätzen, Syllogismen, Klassifikationen und dergleichen mehr. Auf diesen Unterschied wird in der Einleitung hingewiesen, wo es heißt: „Tiiinking about thinking ist eine Einführung ... wie wir, wenn wir es nur ernsthaft wollen, genauer und konsequenter denken können." Das heißt also, um die Inhaltsverdichtung zu vervollständigen, müssen wir die Wissensform PROLEGOMENA/Logik durch die Angabe des Niveaus, nämlich populärwissenschaftlich, ergänzen.

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Aus den Kapitelüberschriften von Thinking to some purpose von L. Susan Stebbing (Pengiun, 1939) ergibt sich klar und deutlich, daß wir es hier mit einem Werk zu tun haben, das in seiner Art dem vorherigen exakt entspricht: „Denken Engländer unlogisch?", „Scheuklappen für den Verstand", „Schlechter Ausdruck - verworrenes Denken", „Das macht es dem Publikum schwer" und „Wenn man den Faden verliert". Auf den ersten Blick mag man Tiie an of thinking von Ernest Dimnet (Jonathan Cape, 1929) ebenfalls für ein populärwissenschaftliches Logikbuch halten. Zum Glück zählt es jedoch zu den Büchern mit einem ausführlichen, hilfreichen Inhaltsverzeichnis, aus dem sich ergibt, daß es doch anders geartet ist. Der erste Teil des Buches handelt von der Natur des Denkens, der zweite von Denkblockaden und der dritte von Mitteln zur Förderung des Denkens, wie z.B. vom Wert der Einsamkeit, wie man seine Konzentrationsfähigkeit erhöht, von effektiver Zeitausnutzung und aufweiche Art und Weise Lesen das Denken fördert. Der mit „Kreatives Denken" überschriebene vierte Teil des Buches untersucht, was Kreativität ausmacht, und gibt Ratschläge, wie man sie erlangt. Ganz eindeutig handelt es sich also um einen Ratgeber und nicht um ein beschreibendes Werk. Es geht darin in erster Linie um Kreativität in allen Bereichen menschlichen Strebens, weniger um die Stichhaltigkeit von Beweisführungen. Aus diesem Grunde gehört es auch nicht zu Philosophie, Psychologie oder Logik. Es handelt sich eher um einen Teilaspekt allgemeiner intellektueller Methoden und nicht um eine Erörterung naturwissenschaftlicher, philosophischer, geschichtswissenschaftlicher oder künstlerischer Methoden im Besonderen. Daher gehört das Werk zu unserer Wissensform PROLEGOMENA, Abteilung Intellektuelle Methodik, spezielles Thema Kreativität. Denken ist das Thema all dieser Beispiele, aber bei manchen Titeln steht Denken für PHILOSOPHIE. Thinking philosophically von Frederick Vivian (Chatto and Windus, 1969) behandelt beispielsweise Methoden der Philosophie, und Anthony Flews TJiinking about social thinking (Blackwell, 1986) hat den erhellenden Untertitel „Einführung in die Philosophie der Sozialwissenschaften". In anderen Titeln bedeutet es hingegen nur soviel wie „Studie", „Untersuchung", etwa in Thinking about eating out?, Thinking about refuse collection und Tliinking about rural development. Freizeit ist ein Begriff, der wesentlich komplexer ist als Pferde oder Denken, aber er ist ihnen insofern ähnlich, als heutzutage eine starke Tendenz besteht, ihn automatisch mit einer einzigen akademischen Disziplin zu verknüpfen, nämlich mit Soziologie. Solche Untersuchungen gibt es natürlich, betrachtet man sich jedoch daraufhin den Katalog einer Bibliothek, so zeigt sich, daß sie in der Minderheit sind. Dieser Eindruck gründet sich vor allem auf Titel, Verfasser und die Vielzahl der zugeteilten Notationen. Bei folgenden Titeln scheint es sich um verschiedene praktische Handbücher zu handeln: Leisure provision and people's needs (HMSO, Königlich

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Die Inhaltsanalyse

Britischer Staatsverlag), Leisure activities (Disabled Living Foundation), Leisure and the waterways (British Waterways Board) und Leisure for mentally handicapped people. Im Unterschied dazu dürften Leisure and pleasure in the ISth century, Leisure and society 1830 - 1950 und Leisure in Britain, 1780 - 1939 sämtlich Beispiele für Sozialgeschichte sein. Der Autor von Leisure and the changing city, 1870 - 1914 (Routledge, 1976), H.E. Meiler, ist Dozent für Wirtschafts- und Sozialgeschichte und auf dem Schutzumschlag findet sich folgende Erläuterung: „Die vorliegende Studie konzentriert sich auf ... die Bereitstellung von Freizeiteinrichtungen und die Einstellung gegenüber dem Nutzen von Freizeit. Sozialer und kultureller Kontext einer Großstadt... geben darüber Aufschluß, welche Antworten sowohl auf regionaler als auch auf nationaler Ebene es hinsichtlich der kulturellen Folgen der Massenurbanisation gibt. Im Mittelpunkt steht eine einzige Großstadt, Bristol ... Beispiele aus anderen Großstädten werden vergleichend herangezogen, sie unterstreichen die Ähnlichkeit der gemachten Erfahrungen und tragen dazu bei, die allgemeinen sozialen und kulturellen Werte einer urbanisierten Nation zu veranschaulichen." Ganz offensichtlich haben wir es mit einem geschichtswissenschaftlichen, sich mit Groß Britannien in der Zeit von 1870 bis 1914 befassenden Werk zu tun. Das einzige Problem für die Inhaltsanalyse stellt das behandelte geschichtswissenschaftliche Spezialgebiet dar. Es handelt sich nicht um Regionalgeschichte, die sich einzelnen Städten widmet, denn unser Beispiel trifft Verallgemeinerungen, die für das ganze Land gelten. Tatsächlich ist das Buch ein Beispiel für eines der neueren Spezialgebiete, das als „Stadtgeschichte" bezeichnet wird und von dem es im Tlie Fontana dictionary of modern thought heißt, es greife in starkem Maße auf Begriffe der Großstadtsoziologie zurück und mache sich in beträchtlichem Umfang quantitative Methoden zunutze. Um GESCHICHTE handelt es sich deshalb, weil das Interesse auf Dingen liegt, die an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit passiert sind. Die Verwendung soziologischer Begriffe bildet dabei lediglich ein methodisches Mittel zur Erreichung dieses Ziels. Bei Gambling, work and leisure: a study across three areas von D.M. Downes u.a. (Routledge, 1976) lassen sowohl der Titel als auch die gemeinsame Verfasserschaft mehrerer Autoren ein sozialwissenschaftliches Werk vermuten. Diese Annahme wird durch den Anfang des 1. Kapitels bestätigt: „Bislang gab es bemerkenswert wenige soziologische Versuche ..." In diesem Fall gibt der Titel eher zu Zweifeln hinsichtlich des Themas als hinsichtlich der Wissensform Anlaß. Der Ausdruck „three areas" im Untertitel erweckt den Eindruck, als würde er sich auf die drei im eigentlichen Titel genannten Begriffe beziehen und alle drei seien von ausschlaggebender Bedeutung für das Thema. Daß dem nicht so ist, erfahren wir aus dem Klappentext. „Drei Gebiete" bezieht sich auf Umfragen, die in verschiedenen Städten durchgeführt wurden, und bei dem Werk handelt es sich in

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erster Linie um eine Studie über das Glückspiel. Die Inhaltsanalyse ergibt folglich einfach „Soziologie des Glückspiels". Die Umfragen dienen lediglich als Stichproben für eine Untersuchung, die es sich um Ziel gesetzt hat, allgemeingültige Gesetzmäßigkeiten menschlichen Verhaltens zu ermitteln. Natürlich könnten diese Umfragen in all den Systematiken, die Meinungsumfragen vorsehen, nutzbringend mitaufgenominen werden. Mit Einzeldarstellungen von Orten in beschreibenden Studien, etwa in Geschichte oder Geographie, sollten sie hingegen keinesfalls vermengt werden. Eine umfangreiche Klasse von Schriften wird in ganz besonderem Maße mit Soziologie verwechselt. Die Werke, von denen hier die Rede ist, stammen nicht von Soziologen und beschäftigen sich auch nicht mit der Feststellung allgemeingültiger Gesetzmäßigkeiten. Sie sind vielmehr dem ganzen soziologischen „Kram" gegenüber kritisch eingestellt. Eine passende Bezeichnung scheint es für sie nicht zu geben, ja es hat sich nicht einmal die Erkenntnis durchgesetzt, daß sie eine eigene Gruppe bilden. Mir erscheint es am treffendsten, sie als „Analysen gesellschaftlicher Verhältnisse" zu bezeichnen. Ihr Hauptmerkmal ist, daß es ihnen darum geht, gesellschaftliche Angelegenheiten an ganz bestimmten Orten zu beleuchten. Ein Beispiel hierfür \si Leisure: penally or prize? von Ralph Glasser (Macmillan, 1970), in dem das Problem, das die Freizeit für unsere moderne westliche Welt darstellt, untersucht wird. Der Verfasser ist kein Soziologe. Natürlich ist der Konsens darüber, wie die Humanwissenschaften und besonders die Soziologie zu definieren sind, wesentlich geringer als dies bei den Naturwissenschaften der Fall ist. Manche Menschen dürften sich wohl auf den Standpunkt stellen, daß die Werke, um die es hier geht, der Soziologie zuzuordnen sind, selbst wenn sie keine ausgereiften Beispiele für soziologische Methoden darstellen. Der beste Ansatz zur Lösung dieses Dilemmas findet sich in der Klasse K der Neuauflage der BC. In dieser Tafel wurde die normale Citation Order „Disziplin - Thema" umgedreht. Gesellschaftliche Themen werden an erster Stelle der synthetisierten Notationen genannt und dann entsprechend durch Soziologie, Sozialanthropologie, Gesellschaftliche Analysen usw. untergliedert. Leisure: the basis of culture von Josef Pieper (Faber, 1952) unterscheidet sich erheblich von unserem letzten Beispiel. Bereits die von T.S. Eliot stammende Einleitung macht klar, daß es sich um ein philosophisches Werk handelt. Ein kurzer Blick in den Text bestätigt dann auch, daß es um den Begriff „Freizeit" und seine kulturelle Bedeutung geht. Es ist daher dem eher vage definierten Bereich der Sozialphilosophie zuzurechnen, ebenso wie solch ein Standardwerk wie Clive Bells Civilization: an essay (Chatto and Windus, 1928). Bei genauerer Betrachtung seines Inhaltsverzeichnisses zeigt sich, daß sich der Buchtitel lediglich auf eine Hälfte des Textes bezieht. Die andere Hälfte besteht aus einem eigenständigen Essay mit dem Titel TTze philosophical act. Auch hier genügt wieder ein kurzer Blick auf den

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Die Inhatisanalyse

Text, um das bestätigt zu finden, was der Titel bereits nahelegt, daß er nämlich vom Wesen der Philosophie handelt. Wir haben also wiederum ein Werk gemischten Inhalts vor uns, das zwei eigene Inhaltsanalysen erforderlich macht. Auch zwischen allem, was irgendwie mit Glauben zu tun hat und der Wissensform RELIGION besteht eine enge Verbindung. Bei / believe, im Jahre 1940 von Allen und Unwin herausgegeben, widerspricht bereits der Untertitel, „die persönlichen Philosophien 23 berühmter Männer und Frauen unserer Zeit", jeglichem religiösen Begriffsinhalt. Philosophie im akademischen Sinn scheidet ebenfalls aus, da „persönliche Philosophie" nicht systematisches Studium spezieller Probleme bedeutet, das unsere westliche akademische Philosophie auszeichnet. Von den Verfassern sind lediglich zwei berufsmäßige Philosophen, nämlich Jacques Maritain und Betrand Russell, die anderen sind Natur- und Sozialwissenschaftler sowie Literaten. Kein Vertreter der Kirche ist dabei, und nur wenige der Autoren äußern sich zu Religions- und Glaubensdingen. Die zum Ausdruck gebrachten Glaubensanschauungeu sind meist sozialer Natur, und es gibt eine starke Tendenz in Richtung Sozialismus und Kommunismus. Es findet sich kein Vorwort der Herausgeber und auch nirgendwo ein Hinweis darauf, daß die getroffene Auswahl etwas anderes ist als ein Querschnitt bedeutender Menschen unserer Zeit. Daher gehört das Buch zur Wissensform PERSÖNLICHE ERFAHRUNGEN und kann weitergehend höchstens als „Ansichten zum menschlichen Leben" spezifiziert werden. Ein nahezu gleichlautender Titel, / believed, von Douglas Hyde (Heinemann, 1950), hat den Untertitel „die Autobiographie eines ehemaligen britischen Kommunisten". Auch dieses Buch gehört ganz offensichtlich zur Wissensform PERSÖNLICHE ERFAHRUNGEN, aber, anders als die einzelnen Beiträge in unserem letzten Beispiel, besteht es nicht nur aus der bloßen Darlegung einer Weltanschauung. Es handelt sich vielmehr um den Bericht eines Mannes, der eine wichtige Rolle in der British Communist Party spielte, und zwar zwischen 1928, seiner ersten Teilnahme an einer Versammlung, und 1948, als er sich aus der Partei zurückzog, sowie von seiner Tätigkeit beim „Daily Worker". Wir haben also ein geschichtliches Quellenwerk vor uns, und zwar Memoiren, die sich auf die Geschichte der Kommunistischen Partei Groß Britanniens in den Jahren 1928 bis 1948 beziehen. Aber das Buch ist nicht allein in dieser Beziehung bedeutsam, wie dies etwa bei einem Geschichtswerk zum gleichen Thema der Fall wäre. Es ist vielmehr in zweifacher Beziehung von Bedeutung: zum einen berichtet ein Augenzeuge über bestimmte politische Ereignisse, zum anderen erhält man Einblick in die persönliche Entwicklung und die moralischen Dilemmata eines Menschen. Aus der Inhaltsanalyse muß sich folglich ergeben, daß das Buch sowohl einen Beitrag zur Geschichte Groß Britanniens liefert, als auch daß es sich um die Memoiren von Douglas Hyde handelt.

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TJic god that failed, herausgegeben von Richard Grossman (Harper and Row, 1950) ist ein ähnliches Buch, aber hier gibt es sechs Verfasser. Soweit es sich bei den Beiträgen um persönliche Erfahrungen handelt, gehören sie zu den autobiographischen Schriften von Andre Gide, Richard Wright, Ignazio Silone, Stephen Spender, Arthur Koestler und Louis Fisher. Als Memoiren beschäftigen sie sich alle mit dem gleichen Gegenstand, der im einzelnen folgendermaßen aussieht: Wissensform - GESCHICHTE, Spezialgebiet - politische Geschichte, Raum - Europa, Zeit -1918 bis 1939, Thema - Kommunismus. Für die Aufstellung in einer Bibliothek hat man die Wahl zwischen der Gruppe „Autobiographien" und der Gruppe „Geschichte". Die übliche Praxis besteht darin, Memoiren spezifischer Art zu dem Sachgebiet, auf das sie sich beziehen, zu stellen. Der Umstand, daß Douglas Hyde aus der Kommunistischen Partei ausund in die Katholische Kirche eintrat, ist für die Inhaltsanalyse von I believed belanglos. Die darin enthaltene Kritik am Kommunismus ergibt sich aus der Erläuterung von Begebenheiten, sie ist nicht Sinn und Zweck des Buches. Darin unterscheidet es sich maßgeblich von>l Christian commentary on communism von Edward Rogers (Wyvern Books, 1959). Hier wird ganz allgemein der Kommunismus als Gesellschaftssystem untersucht. Daher handelt es sich hier um PHILOSOPHlE/Sozialphilosophie nicht um GESCHICHTE, und es ist darüberhinaus ein schönes Beispiel für ein Werk, bei dem der Gesichtspunkt, in diesem Fall der christliche, bedeutsam ist. Der Titel ist in dieser Hinsicht klar und unzweideutig. Marxism and Christianity von Alasdair Maclntyre (Duckworth, 1968) ist ein typisches Beispiel für die Mehrdeutigkeit, für die das „und" in Buchtiteln verantwortlich ist. Die Möglichkeiten, die sich hier unmittelbar aufdrängen, sind Einfluß, Vergleich, Gesichtspunkt, und zwar sowohl christlicher als auch marxistischer. Über den Verfasser erfährt man, daß er Philosophieprofessor ist, und eine kurze Leseprobe bestätigt, daß es sich um einen philosophischen Text handelt. Daß das Hauptthema der Marxismus ist, läßt sich aus den Kapitelüberschriften entnehmen: „Säkularisation und die Rolle des Marxismus", „Von der Religion zur Philosophie: Hegel", „Philosophie im Wandel: von Hegel zu Feuerbach", „Von der Philosophie zur Praxis: Marx", „Marx und die Vollendung seiner Theorie", „Marxismus und Religion" sowie „Marxismus - drei Perspektiven". Der christliche Glaube an sich wird nicht behandelt, Vergleich scheidet als Konzept somit aus. Aus der Einleitung und Beschaffenheit des Textes ergibt sich auch, daß er weder unter marxistischem noch unter christlichem Standpunkt verfaßt wurde. Bei einem auf Einfluß beruhenden Konzept wäre das thematische Spektrum weniger weit gefaßt, als in diesem Buch der Fall. Um welche Beziehung es sich tatsächlich handelt, wird im ersten Kapitel erklärt: „... Marxismus und christlicher Glaube als Erklärung der menschlichen Existenz haben, was Inhalt und Funktion betrifft, viele Gemeinsamkeiten, und das rührt daher,

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Die Inhaltsanaly.se

daß der Marxismus die Nachfolge des Christentums angetreten hat." Diese Aussage darf nicht einfach auf eine Einflußbeziehung reduziert werden. Sie stellt vielmehr die These dieses Werks dar und muß von den Intentionen der Inhaltsanalyse unterschieden werden. Eine These ist die Aussage über die Argumentation eines Autors, eine Inhaltsverdichtung definiert die Grenzen, innerhalb derer er seine Ideen vorbringt. Eine These muß mindestens ein ganzer Satz sein, eine Inhaltsverdichtung ist nie ein Satz, sondern ein Wort oder eine Auflistung von Wörtern, die eine Zuordnung des Buches zu bestimmten Kategorien beinhaltet. Die Analyse dieses Werkes ergibt also: Wissensform - PHILOSOPHIE, Spezialgebiet - politische Philosophie, Thema - Marxismus. Seeing red von David Bonavia (Harrap, 1987) hat den Untertitel „Persönliche Begegnungen mit dem Kommunismus" und dies suggeriert ein ähnliches Analyseergebnis wie bei / believed. Es gibt aber einen bedeutsamen Unterschied. Das Buch ist in der Hinsicht persönlich, als der Autor über die von ihm gemachten Erfahrungen berichtet, aber es fehlt ihm das Element des Autobiographischen. Es handelt sich um Journalismus, der, wie der Autor schreibt, eine Form von Geschichtsschreibung ist. Auf dem Schutzumschlag steht, daß das Buch „sowohl die komischen als auch die tragischen Seiten des Lebens unter sozialistischen Diktaturen" zeigen will. Jedes Kapitel behandelt ein anderes Thema, aber alle befassen sich mit den Leben in China oder der UdSSR. Die Inhaltsanalyse lautet also: Quellendokument in journalistischer Form für die Geschichte Chinas und der UdSSR in den Jahren 1965 bis 1987. Ein echtes Geschichtswerk finden wir in Marxism and Communism von Katherine Savage (Bodley Head, 1968). Ein solcher Titel könnte auch zu einem Werk der politischen Philosophie oder Politologie gehören. Aus dem Klappentext und den Kapitelüberschriften ergibt sich aber sehr schnell, daß es sich um ein Buch geschichtswissenschaftlicher Natur handelt. Die Kapitelüberschriften lauten z.B.: „Bismarck beschleunigt die Entstehung des Bolschewismus", „Der Weg zur Revolution", „Lenin kommt an die Macht", „Die Diktatur des Proletariats", „Stalin und die Ausbreitung des Sozialismus", „Von den Mandschus zu Mao Tse Tung", „Das rote China". Auch die Theorie von Karl Marx wird erläutert, was an sich der politischen Philosophie zuzurechnen wäre. Wir haben jedoch bereits festgestellt, daß viele Bücher Elemente enthalten, die aus anderen Disziplinen als der im Werk vorherrschenden stammen. Bei unserem Beispiel ist dies eindeutig politische Geschichte. Sie ist eher global, denn auf ein einzelnes Land bezogen, behandelt die jüngste Vergangenheit und ihr Thema ist der Kommunismus. Marx refuted: the verdict of history, herausgegeben von Ronald Duncan und Colin Wilson (Ashgrove Press, 1987) ist keine historische Studie. Vielmehr handelt es sich um ein Werk gemischten Inhalts, dessen rund zwei

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Dutzend Beiträge sich mit der Marxistischen Theorie und ihrer praktischen Anwendung in der Sowjetunion beschäftigen. Es werden viele spezifische Themen abgehandelt, die zu so verschiedenartigen Disziplinen wie Philosophie, Memoiren, Biographie von Karl Marx, Wirtschaftsgeschichte und Geschichte der Naturwissenschaften gehören. Der Natur dieses Buches wird man nur dadurch gerecht, daß man gesonderte Einträge im Katalog vornimmt. Wie alle Werke gemischten Inhalts kann sein Inhalt nicht wirklich zusammengefaßt werden, aber hinsichtlich der Inhaltsanalyse gibt es keine ernsthaften Probleme. Die Schwierigkeiten liegen auf praktischem Gebiet und stehen im Zusammenhang mit der Zeit und dem Aufwand bei der Erstellung so vieler einzelner Katalogeinträge und mit der Entscheidung darüber, wo in einer Bibliothek solche Werke gemischten Inhalts am effektivsten aufzustellen sind. Die hierfür geltenden Prinzipien haben wir bereits an früherer Stelle untersucht. Im Klappentext wird das Buch bezeichnet als „kritische Attacke auf den Marxismus ..., die Marx sowohl auf intellektueller als auch auf persönlicher Ebene definitiv widerlegt". Diese Aussage stellt eine Wertung dar, die, betrachtet man den tieferen Sinn der Beiträge insgesamt, von einem Marxisten natürlich keinesfalls akzeptiert würde. Bestandteil der objektiven Beschreibung von Wissensform und Thema ist dieser Aspekt jedoch nicht. Er wäre nur in den Fallen von Bedeutung, in denen die wertenden Positionen von Dokumenten Berücksichtigung finden, beispielsweise in einer Spezialbibliographie. Welche Unterschiede es zwischen den Gründen für die Veröffentlichung und dem eigentlichen Wesen eines Werkes geben kann, wird deutlich bei Communism and Christ von Charles W. Lowry (Eyre and Spottiswoode, 1964). Im Vorwort heißt es: „Das vorliegende Werk wurde aus einen dringenden Missionsbedürfnis heraus geschrieben. Sein oberstes Ziel besteht hl einer Aufklärung der gegenwärtigen Krise ..." Es ist unübersehbar, daß der Verfasser den Kommunismus für eine Gefahr hält, an anderer Stelle im Vorwort behauptet er aber, das Werk sei „keinesfalls politischer Natur oder verfolge politische Ziele". Den wichtigsten Hinweis im Vorwort liefert seine Beschreibung des Kommunismus als „eine neue, dynamische, globale, aufs Diesseits gerichtete Befreiungsreligion". Anders als bei Marxism and Christianity geht es in den Kapitelüberschriften sowohl um Marxismus als auch um das Christentum. Das 2. Kapitel schließt damit, daß 14 übereinstimmende Merkmale in Tabellenform einander gegenübergestellt werden, und im 5. Kapitel wird ihre Anziehungskraft auf die Menschheit verglichen. In diesem Fall steht also das „und" im Titel tatsächlich für Vergleich. Der Kommunismus wird als Religion dargestellt, und dies gibt folglich auch die Wissensform an. Daß Religion zu den Disziplinen gehört, für die vergleichende Studen von größter Wichtigkeit sind, haben wir bereits festgestellt. Das alles ist meilenweit entfernt von der oberflächlichen Art Inhalte zu analysieren, die, beispielsweise bei Verwendung von UDC-Notationen, fest-

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stellen würde, daß Christentum zur Klasse 2, Religion, gehört, Kommunismus zur Klasse 33, Wirtschaftswissenschaften, dann die beiden entsprechenden Klassennummern aufschreibt, sie mit einem Doppelpunkt verknüpft und eine Münze wirft, um zu entscheiden, welche vorne stehen soll. Weder das Christentum noch der Kommunismus sind wirklich einer einzigen Wissensform zuzurechnen. Sie können vielmehr als Themen bei der PHILOSOPHIE, RELIGION, GESCHICHTE oder den HUMANWISSENSCHAFTEN vorkommen. Byron and Shakespeare ist ein weiterer Titel, der zu einem Werk gemischten Inhalts gehören könnte, mit unterschiedlichen, voneinander unabhängigen Teilen zu den beiden Inhalten, deren Beziehung ein Vergleich sein könnte oder auch Einfluß. Im Klappentext wird das von G. Wilson Knight (Routledge and Kegan Paul, 1966) stammende Buch als Studie bezeichnet, die nachweist, „wie sich in Byrons Leben und Denken die wichtigsten komischen und tragischen Erlebnisse aus Shakespeares Dramen widerspiegeln". Der Schluß, den man daraus ziehen muß, scheint durch die einfach aus Namen von Shakespeare'schen Dramen oder Charakteren bestehenden Kapitelüberschriften widerlegt zu werden. Ein kurzer Blick auf den Text zeigt aber eindeutig, daß Byron im Mittelpunkt des Interesses steht, was wiederum eine Bestätigung dafür ist, daß das „und" im Titel tatsächlich für den Einfluß steht, den Shakespeare auf Byron ausübte. Präzise ausgedrückt bedeutet es: der Einfluß von Shakespeares Werk auf Byrons Leben und Werk. Auch das ist wieder ein Beispiel für die Fälle, deren Analyse einfach, die Umsetzung in die Bibliothekspraxis hingegen ein wenig komplizierter ist. Aufgrund der bereits im letzten Kapitel diskutierten, zwischen Biographien und Werken der Kritik bestehenden Beziehungen gibt es mehr als eine Möglichkeit der Bearbeitung. Wenn Biographien und Werkkritik als eine Klasse behandelt werden, so ist die Analyse folgendermaßen umzusetzen: Biographie und Werkkritik/Englische Literatur/Byron/Einfluß von Shakespeare. Hat man aber getrennte Klassen, so ist auch die Analyse in zwei getrennte Einträge umzusetzen: Werkkritik/Englische Literatur/Byron/Einfluß von Shakespeare und Biographie/Byron/Einfluß von Shakespeares Werken. Geht es um politische Systeme, so muß sorgfältig zwischen abstrakten, theoretischen Werken, die zur Politologie oder politischen Philosophie gehören, und konkreten, beschreibenden Werken der Geschichtswissenschaft oder autobiographischer Natur unterschieden werden. Ähnliches gilt generell auch für gesellschaftliche Angelegenheiten. Unterlassungen in diesem Punkt führen in der DC und anderen Klassifikationssystemen zu absurden und unnützen Regalordnungen, bei denen ein Buch über Marxismus zwischen einem Wegweiser durch die Sozialgerichtsbarkeit auf der einen Seite und einem Werk über die Finanzen der Kommunalverwaltung in Groß Britannien auf der anderen Seite steht.

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Social welfare and the citizen, herausgegeben von Peter Archer (Pengiun, 1957) ist ein anschauliches Beispiel für ein Dokument, das viel eher der Wissensform GESELLSCHAFT UND SOZIALES zuzurechnen ist als den HuMANWISSENSCHAFTEN. Auf dem Schutzumschlag steht, das Buch gebe „einen Überblick über die Einrichtungen, die dazu dienen, den Bürger bei der Bewältigung von Schwierigkeiten auf gesundheitlichem Gebiet, im Verhältnis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber, im Mietrecht, Schulwesen und vielen anderen Problemen zu unterstützen ...". Es ist in vier Abschnitte untergliedert, nämlich in finanzielle Unterstützungen, Gesundheit und Sozialfürsorge, der Bürger und seine Mitbürger, der Bürger und die Regierung. Einzelne Kapitel befassen sich u.a. mit Einkommensteuer, Schulwesen, Familienrecht, Eigentumsrecht und Stadtplanung, Straßenverkehrsrecht. Das Spektrum geht eindeutig weit über das hinaus, was wir normalerweise als „Wohlfahrt" bezeichnen, daher könnte man als Thema „soziale Dienste in Groß Britannien 1957" notieren. Bei allen Dokumenten, die soziale Verhältnisse beschreiben, spielen sowohl Ort als auch Zeit für die Inhaltsanalyse eine entscheidende Rolle. Aufgrund des Titels könnte man meinen, es liege eine Zielgruppenorientierung vor, es handele sich um ein für eine bestimmte Gruppe von Menschen geschriebenes Dokument. In der Einleitung heißt es aber folgendermaßen: „Dieses Buch hat ein dreifaches Ziel: Es war unsere Absicht, dem geplagten Bürger dabei zu helfen, Lösungen für einige seiner Probleme zu finden. Es war unsere Hoffnung, jene guten Samariter ermutigen zu können, die bereit sind, ihren weniger glücklichen Mitmenschen zu helfen. Und es war unser Wunsch, all diejenigen mit Informationen zu versorgen, die sich für diese Dinge interessieren, aber keine Gelegenheit haben, gelehrtere Publikationen zu Rate zu ziehen." Daraus ergibt sich unzweideutig, daß das Buch kein bestimmtes Ziel verfolgt. Darüberhinaus darf man auch bezweifeln, ob „der Bürger" tatsächlich eine in der Inhaltsanalyse zu unterscheidende Art von Gruppe bildet. Es wäre müßig anmerken zu wollen, daß eine Darstellung der sozialen Dienste eines Landes für seine Bürger von Nutzen ist. Titel dürfen also niemals ohne genaue Prüfung wörtlich genommen werden. TJie sociology of housework von Ann Oakley (Martin Robertson, 1974) ist ein gutes Beispiel dafür, daß ein Titel anscheinend klar und deutlich sowohl Wissensform als auch Thema zum Ausdruck bringt. Die Wissensform wird denn auch völlig durch das Vorwort, die Kapitelüberschriften und die Sprache des Textes bestätigt. Daß das Thema aber mehr umfaßt als lediglich Hausarbeit, ergibt sich aus dem Anfang des Vorworts: „Dieses Buch basiert zum überwiegenden Teil auf einer Studie, die die Einstellung von Frauen gegenüber der Hausarbeit erforscht und in der Material Verwendung findet, das einer Reihe von Interviews mit Londoner Hausfrauen entstammt." Das Thema dieses Buches ist also: die Einstellung von Frauen gegenüber der Hausarbeit, wie sie von Londoner Hausfrauen vertreten

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wird. Zu beachten ist, daß die Analyse exakt so auszusehen hat, denn das Werk ist in erster Linie ein soziologisches, in dem versucht wird, allgemeingültige Aussagen zu treffen, und nicht ein historisches, das einen bestimmten Ort und eine bestimmte Zeit in den Brennpunkt rückt. Da nicht alle Klassifikationssysteme einen solchen Gegenstand vollständig auszudrücken imstande sind, ist eine genaue Inhaltsanalyse besonders wichtig, die die bedeutungsmäßige Reihenfolge der Begriffe aufzeigt und damit eine Entscheidung für die Zuteilung der richtigen Notation ermöglicht. Tlie self in social work von John Shaw (Routledge, 1974) ist eine typische Falle für Leichtsinnige. Es sieht so aus, als habe man wieder ein Dokument vor sich, das sich mit dem gesellschaftlichen Leben beschäftigt, umso mehr, als es in einer Serie erscheint, die sich „Bibliothek der Sozialarbeit" nennt. Der Schutzurnschlag verrät jedoch, daß der Autor Psychologie lehrt. In seiner Einleitung unterscheidet er zwischen dem Wissen der Menschheit im allgemeinen und dem individuellen Begriffsvermögen. „Dieses Buch", so schreibt er, „ist ein Beitrag zum Wissen, wobei über die Brauchbarkeit dieses Wissens als Hilfe zum Verständnis der jeweils einzigartigen Individuen, mit denen der Sozialarbeiter konfrontiert wird, nur die praktische Erfahrung des Einzelnen entscheiden kann." Die Sprache der Kapitelüberschriften deutet auf Entwicklungspsychologie hin: „Entwicklungsbedingt freigesetzte Kräfte als Basis für sozialtherapeutische Intervention", „Selbstverwirklichung", „Methoden zur Förderung von Selbstverwirklichung", „Selbstverwirklichungstheorien in der Bewertung", „Bedeutung der Persönlichkeitstheorie für die Sozialarbeit". Ein kurzer Blick auf den Text zeigt, daß die beiden ersten Kapitel eine Darstellung der menschlichen Entwicklungsstadien enthalten. Dabei wird auf eine Anzahl von Psychologen verwiesen, darunter Jung, Reich und Allport. Die folgenden Kapitel überprüfen die Gültigkeit dieser Theorien und ihren Wert für den Sozialarbeiter. Nun sind wir in der Lage, folgende Inhaltsanalyse zu liefern: Wissensform - HUMANWISSENSCHAFTEN, Disziplin - Psychologie, spezielles Thema menschliche Entwicklungsstadien, Zielgruppe - Sozialarbeiter. Eine äußerst hilfreiche Eigenschaft dieses Buches sind übrigens die Zusammenfassungen am Ende eines jeden Kapitels. Women's mysteries, ancient and modem von M.E. Harding (Rider, 1971) ist ein Buch, das man durchaus in einer Klasse „Mythologie" antreffen kann. Da es sich sehr ausführlich mit der Interpretation von Mondmythen befaßt, dürfte eine solche Entscheidung auch nicht unvernünftig sein, eine gründliche Analyse kommt aber zu einem anderen Resultat. Zunächst ist da der Untertitel, der „Eine psychologische Interpretation des Prinzips des Weiblichen, wie es in Mythen, Fabeln und Träumen zum Ausdruck kommt" lautet. Der Verfasser wird als Anhänger von G.G. Jung bezeichnet, und Jung selbst schreibt in der Einleitung: „Dr. Hardings Buch stellt den Versuch dar, bestimmte archetypische Grundlagen der weiblichen Psyche aufzuzeigen."

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Auch das Vorwort des Verfassers bestätigt, daß die Mythen nicht um ihrer selbst willen, sondern als Hilfsmittel zum Verständnis des Weiblichen untersucht werden. Die korrekte Analyse des Buches muß also lauten: ein Werk der Psychologie, geschrieben vom Standpunkt der Schule G.G. Jungs aus, das sich speziell mit weiblicher Psychologie unter Auswertung von Mondmythen befaßt. Eine weitere interessante Aufgabe, um das Unterscheiden sehr ähnlich klingender Titel zu üben, liefern uns Wliy does God permit evil? von Dom Bruno Webb (Burns Oates, 1941) und God and evil von C.E.M. load (Faber, 1942). Über den Verfasser des ersten Buches erfährt man, daß er Mönch in Prinknash Abbey ist, das Vorwort stammt vom Erzbischof von Liverpool und Burns Oates ist der Verlag des Päpstlichen Stuhls. Es kann also überhaupt keinen Zweifel geben, daß das Buch zur Wissensform RELIGION gehört, und es sich um christliche Theologie handelt. Der Klappentext, der mit dem Satz beginnt „Wie kann Gott das Böse zulassen?" bestätigt das, was bereits der Titel vermuten ließ: das spezielle Thema ist Theodizee, d.h. die Rechtfertigung Gottes trotz des Existenz des Bösen. Auf den ersten Blick ist das zweite Buch sehr ähnlich, aber zunächst fällt auf, daß der Verfasser Philosoph und kein Mann der Kirche ist. Er war zu seiner Zeit eine recht prominente Persönlichkeit, jüngeren Menschen dürfte sein Name aber weniger vertraut sein. Sein Ruf wird in diesem Werk nicht ausdrücklich erwähnt, allerdings spricht die Liste seiner übrigen Veröffentlichungen eine deutliche Sprache. Er gehört auf jeden Fall zu den Verfassern, die man leicht mit Hilfe des Who was who identifizieren kann. Eine nähere Betrachtung der Kapitelüberschriften ergibt, daß das Spektrum dieses Buches weitaus umfangreicher ist als beim ersten Beispiel: 1. Die religiöse Hypothese und ihre aktuelle Relevanz 2. Argumente gegen die Hypothese einer Erschaffung der Welt durch ein allmächtiges, gütiges Wesen 3. Das Böse läßt sich nicht leugnen 4. Naturwissenschaften und Kosmos 5. Gott als Offenbarung, Gott als Produkt 6. Kann der Glaube an Gott mit naturwissenschaftlichen Mitteln widerlegt werden? 7. Kann Gott erlebt werden? 8. Der Anspruch des Christentums Diese Überschriften sowie ein Blick auf den Text zeigen, daß wir es eher mit einem allgemeinen Werk der Theologie zu tun haben als mit einer spezifischen Arbeit zur Theodizee. Es ist auch keine Abhandlung, die die Richtigkeit des Christentums voraussetzt. D.h. also, es handelt sich ganz einfach um ein gewöhnliches Werk der Theologie. Man stellt vielleicht fest,

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daß es in dem Buch Abschnitte gibt, die, für sich betrachtet, als „Ethik", „Ästhetik" oder „Autobiographie" zu klassifizieren wären. Dabei handelt es sich aber lediglich um Teilaspekte, die an der Beschreibung des Werkes vom Grundsatz her nichts zu ändern vermögen. Ihr Vorhandensein könnte nur in Form größerer Indexierungstiefe durch Berücksichtigung der einzelnen Kapitel nachgewiesen werden. Ein etwas irreführender Titel aus demselben Gebiet ist Wie case against God von Gerald Priestland (Collins, 1984). In der Einleitung heißt es: „Ich habe immer gesagt, daß ich mich eines Tages der Frage nach der Existenz Gottes widmen möchte. Dies ist also mein Versuch. Es gibt verschiedene Gründe dafür, daß ich Gott auf die Anklagebank setze, um mich dem Thema anzunähern. In erster Linie geschieht es wohl deshalb, weil ich es für die beste Möglichkeit halte, für Gott Partei zu ergreifen." Obwohl es sich bei dem Verfasser nicht um einen Berufsphilosophen handelt, hat er offensichtlich Philosophie studiert, da er als Schüler von Isaiah Berlin und Stuart Hampshire bezeichnet wird. Auch das, was er zu seiner Vorgehensweise sagt, bestätigt, daß dies wieder ein Werk der Theologie mit dem speziellen Thema der Existenz Gottes ist. In seiner Einleitung weist der Verfasser auch darauf hin, daß er es sich zum Ziel gesetzt hatte, mehr als 80 Leute zu interviewen, Geistliche, Philosophen, Künstler und Politiker, bei denen mit interessanten Ansichten zu Gott bzw. seiner Nicht-Existenz zu rechnen war. Zitate aus diesen Interviews machen einen wesentlichen Teil des Buches aus. Es handelt sich also um eine Art von Befragung, aber nicht in der Art einer repräsentativen Umfrage, wie sie von Soziologen durchgeführt wird, und aus diesem Grund auch nicht wichtig als Bestandteil der Inhaltsverdichtung. Man on his nature von C.S. Sherrington (CUP, 1940) und Tlie spiritual nature of man von Auster Hardy (Clarendon Press, 1979) bilden ein weiteres interessantes Paar von vergleichbaren Titeln, diesmal verfaßt von bedeutenden Naturwissenschaftlern. Das zweite Werk hat den Untertitel „Eine Untersuchung religiöser Erfahrungen iii der heutigen Zeit" und basiert auf der Arbeit der Religious Experience Research Group, Oxford. Im ersten Kapitel wird eine Definition des behandelten Gegenstandes vorgenommen und auf Schriften von William James und anderen lungewiesen. Im 2. Kapitel werden die angewandten Forschungsmethoden beschrieben. Das 3. und 4. Kapitel handeln von der Vielfältigkeit spiritueller Erkenntnisse, wobei besonders auf Sinneswahrnehmungen und Verhalten sowie deren kognitive und affektive Elemente eingegangen wird. Man erkennt bereits, daß es sich um ein empirisches Werk handelt und nicht um ein Beispiel für die Wissensform RELIGION. Tatsächlich ist der Gegenstand des Werkes Religionspsychologie, worauf bereits der Hinweis auf William James schließen ließ. Das Buch von C.S. Sherrington ist nicht so einfach zu analysieren. Auf dem Buchdeckel der 1955 erschienen Ausgabe des Pengiun Verlages wird es

Inhallsverdichtung in praktischen Beispielen

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bezeichnet als „die aufregende Beschreibung der Philosophie eines Biologen ...", aus den Kapitelüberschriften ergibt sich hingegen, daß „Philosophie" hier im umgangssprachlichen Sinn des Wortes gebraucht wird und es sich nicht um ein Werk der Philosophie im akademischen Sinn handelt. Sherrington war ein bekannter Neurophysiologe und solche Kapitelüberschriften wie „Das Gehirn und seine Tätigkeit", „Das Organ der Partnerschaft" und „Gehirn und Psyche arbeiten zusammen" legen die Vermutung nahe, Neurophysiologie sei Gegenstand des Werkes. Es scheint zu den NATURWISSENSCHAFTEN zu gehören und faßt den heutigen Wissensstand über die Physiologie des menschlichen Nervensystems zusammen. Die Bandbreite der vom Autor vorgeführten Gelehrsamkeit, zu der auch ein detaillierter Vergleich mit den Ansichten des Renaissance-Arztes Jean Fernel gehört, macht es besonders schwer, sich über die exakte Natur dieses Werkes Klarheit zu verschaffen. Zwar wird auf das Körper-Geist-Problem Bezug genommen, aber damit ist bereits die Grenze naturwissenschaftlicher Erkenntnisse erreicht. Naturwissenschaftliche Beweise für die Beschaffenheit des Verstandes sind sicherlich für die nie endende Körper-Geist-Debatte von Interesse, aber auch um Philosophie handelt es sich bei dieser naturwissenschaftlichen Schrift nicht. Wir haben hier wieder einen Fall vor uns, der zeigt, daß es eher die Aufgabe von Klassifikationssystemen ist, erkenntnistheoretisch grundlegende Begriffsbeziehungen nachzuweisen, als eine Sache der Inhaltsanalyse. Das Buch von Sherrington ist ein außergewöhnliches Werk, ein Dokument naturwissenschaftlicher Forschung ist es jedenfalls nicht. Obwohl es sehr anspruchsvoll und nicht ganz einfach zu lesen ist, muß man es als populärwissenschaftlich einstufen, denn es richtet sich nicht an die naturwissenschaftliche Fachwelt sondern an ein allgemeines Publikum. Tlie mystery of the mind: a critical study of consciousness and the human brain stammt von dem Neurologen Wilder Penfield (Princeton U.P., 1975) und konzentriert sich mehr darauf, die Beschaffenheit von Gehirnmechanismen zu beschreiben, einschließlich der Ursachen und der Behandlung von Epilepsie. Genauso wie Sherrington denkt auch Penfield parallel zu seinen naturwissenschaftlichen Aussagen über die Frage nach, welche Beziehungen zwischen Körper und Geist existieren, wobei er zu dem Schluß kommt, daß unser Wissen über das Gehirn für eine Erklärung des Geistes nicht ausreicht. Auch hier basiert die gezogene Schlußfolgerung auf naturwissenschaftlicher Forschung und nicht auf philosophischer Argumentation. Gordon Rattray Taylors Tiie natural history of the mind: an exploration (Seeker and Warburg, 1979) ist ein Beispiel für eines der Werke, in denen jemand, der kein Spezialist auf dem Gebiet ist, einen Überblick über die Entdeckungen der Biologie, Psychologie und Parapsychologie vermittelt, soweit sie die Beschaffenheit des Geistes betreffen. Seine Schlußfolgerung ähnelt derjenigen von Sherrington und Penfield: „... was mich am meisten

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Die Inhaltsanalyse

verblüfft, ist die nahezu vollständige Unfähigkeit der Naturwissenschaftler das Phänomen zu erklären, das den menschlichen Geist ausmacht." Von unseren beiden vorangegangenen Beispielen unterscheidet sich dieses Buch dadurch, daß es nicht von einem Spezialisten in der Absicht geschrieben wurde, die Entdeckungen seines Fachgebiets zu erläutern. Wissenschaftliche Beweise werden nicht um ihrer selbst willen betrachtet, sondern hinsichtlich ihrer Relevanz für den Begriff „Geist". Es geht um biologische, psychologische und philosophische Kernfragen, und aus diesem Grund müssen wir erkennen, daß das Werk sich im Wesentlichen mit Fragen der Phänomenologie befaßt, auch wenn viele empirische Details enthalten sind. Die Analyse inhaltlich weit gefaßter Werke kann schwieriger sein, als es bei Werken zu sehr speziellen oder komplexen Themen der Fall ist. Dies gilt in besonderem Maße, wenn eine Mischung aus Naturwissenschaften, Philosophie oder Religion enthalten zu sein scheint. Die normale Reaktion auf Werke dieser Art spiegelt sich in Analysen wie „Naturwissenschaften in ihrer Beziehung zur Religion". Will man einen solchen Gegenstand ausdrücken, so ist es egal, welcher Terminus als erster genannt wird. Deshalb erscheint seine Einordnung in ein Klassifikationssystem auch immer als eine willkürliche Angelegenheit. Der Grund dafür liegt darin, daß dem Ausdruck selbst nicht zu entnehmen ist, zu welcher Wissensform das Thema gehört, denn ganz offensichtlich handelt es sich weder um NATURWISSENSCHAFTEN noch um RELIGION. Ein sehr rätselhafter Titel ist Religion in science and civilization von dem Physiker und Astronomen Richard Gregory (Macmillan, 1980). Selbst wenn man das Buch gelesen hat, wird man den Eindruck nicht los, daß die Wörter „in" und „and" vertauscht wurden. Die Informationen auf dem Schutzumschlag räumen alle Zweifel darüber aus, um was für ein Buch es sich handelt: „Religion und Naturwissenschaften sind Kette und Schuß im Gewebe unserer Zivilisation." Die zwischen ihnen bestehenden Beziehungen werden hier vom alten Mesopotamien und Ägypten an bis hin zur Gegenwart nachgezeichnet. Der umfassende Gegenstand dieses Buches ist deshalb eine universale Kulturgeschichte von ca. 4500 v.Chr. bis zum Jahr 1940. Sein spezielles Thema sind die Beziehungen zwischen Religion und den Naturwissenschaften. Durch die Ermittlung des richtigen Kontextes des Themas konnten wir also die Analyse eindeutig machen und damit den aus der alleinigen Betrachtung des Titels resultierenden, irreführenden Eindruck richtigstellen. Im Falle von Science and the Christian experiment von A.R. Peacocke (OUP, 1971) müssen wir in ähnlicher Weise den Kontext betrachten. Der Autor ist Naturwissenschaftler, hat aber auch Theologie studiert. Einen Großteil dessen, was in dem Buch steht, würde man entweder als Naturwissenschaften oder als Theologie klassifizieren, die Absicht des Buches ist es jedoch aufzuzeigen, in welchem Ausmaß die beiden Formen von Erfah-

Inhaltsverdicfitimg in praktischen Beispielen

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rung übereinstimmen. Und dies ist ein philosophisches Problem, naturwissenschaftliche und theologische Auseinandersetzungen, worum es im einzelnen dabei auch gehen mag, bilden dabei die Beweismittel. Die Analyse ergibt folglich PHILOSOPHIE als Wissensform und als Thema Übereinstimmung zwischen naturwissenschaftlichem Denken und christlicher Theologie. Radhakrishnan ist als Philosoph und ehemaliger indischer Ministerpräsident recht bekannt. Einige seiner in England gehaltenen Vorträge wurden unter dem Titel East and West: some reflections (Allen and Unwin, 1955) veröffentlicht. Das Exemplar, das ich mir durch Fernleihe beschafft hatte, war klassifiziert als „Geschichte der Philosophie". Dies zeigt, daß zuweilen einfach vom Beruf des Verfassers ausgegangen und sein Werk keiner näheren Betrachtung unterzogen wird. Die Konzeption des Buches läßt sich ganz einfach aus den Überschriften der einzelnen Abschnitte entnehmen. Die wichtigsten Charakteristika von Ost und West werden im einzelnen historisch hergeleitet und im Anschluß daran wird dargestellt, wie sie sich gegenseitig beeinflußt haben. In weiten Strecken beschäftigt sich diese Diskussion mit den großen Weltreligionen, aber auch die Naturwissenschaften, Philosophie und Technik kommen vor. Mit anderen Worten, wir haben es mit einem weiteren Beispiel einer Weltkulturgeschichte zu tun, in diesem Fall lautet das spezielle Thema aber „Beziehungen zwischen Ost und West, in Form von Vorträgen".

7. Kapitel Wissensstrukturen in Ordnungssystemen Wie ich bereits an früherer Stelle angemerkt habe, hat sich zwar theoretisch die Erkenntnis durchgesetzt, daß es sich bei der Inhaltsanalyse um einen eigenständigen Arbeitsschritt handelt, in der Praxis wird dieser jedoch nicht genug von dem der Umsetzung in die Indexierungssprache unterschieden. Inhaltliche Erschließung wird als Versuch angesehen, ein Dokument nach folgendem Modell mit einer bestimmten Indexierungssprache zu verknüpfen: Inhaltsanalyse/ Umsetzung

Dokument

Indexierungssprache/ Dokumentationssystem

Die Fachliteratur unterstützt noch die Tendenz, die Dinge so zu sehen. Im Mittelpunkt theoretischer Überlegungen steht die Beschaffenheit von Indexierungssprachen und die Konstruktion von Dokumentationssystemen, praktische Handreichungen konzentrieren sich auf die Umsetzungsphase. Werke zur Klassifikationstheorie beziehen sich immer auf Klassifikationssysteme, und während spezielle Lehrgänge zur Arbeit mit einzelnen Systematiken recht weitverbreitet sind6, kenne ich kein Buch, das sich mit den Problemen der Inhaltsanalyse beschäftigen würde. Richtig muß das Modell nämlich so aussehen:

Dokument

Dokument

|

L Arbeiteschrjtt:

Inhaltsanalyse

2. Arbeitsschritt: Umsetzung in — die Indexierungssprache

Dokumentationssystem

Jetzt ist deutlich zu erkennen, daß die Inhaltsanalyse allgemeingültig und unabhängig ist und sich damit von der Umsetzung abhebt, die speziell auf die jeweilige Indexierungssprache ausgerichtet und von dieser abhängig ist. Auch für Dokumentationssysteme gibt es allgemeingültige Konstruktionsprinzipien. In der Theorie sind also zwei verschiedenartige, aber dennoch miteinander verflochtene Teilbereiche zu unterscheiden. Der eine zielt ganz praktisch darauf, Wissen aus Dokumenten zugänglich zu machen und umfaßt bibliographische Klassifikation und die Konstruktion entsprechender Dokumentationssysteme. Der zweite, notwendige Voraussetzung für 6

Dies gilt für die anglo-amerikanische Literatur. D. Übers.

Wissensstrukturen in Ordnungssystemen

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den erstgenannten, beschäftigt sich damit, wie Wissen beschaffen ist und wie es von Büchern und anderen Medien verkörpert wird. Das Ziel ist praktischer Natur, aber am Anfang müssen philosophische Überlegungen stehen. Während der vergangenen 40 Jahre hat es gegen diese Art, die Dinge zu betrachten, viel Widerspruch gegeben. Alles begann in bester Absicht nach dem Zweiten Weltkrieg, als die stetig zunehmende Menge wissenschaftlicher und technischer Literatur zu einem ernsten Problem wurde. Professionelle Mitarbeiter waren knapp, und die Unzulänglichkeiten der existierenden Systeme führten dazu, daß nach einfacheren Alternativen gesucht wurde. Die erste extreme Reaktion auf diese Situation kam mit Uniterm, das sowohl auf Indexierungssprachen verzichtete als auch die Vorstellung vom professionellen Anwender über Bord warf. Die Indexierer mußten weder über ein spezielles Fachwissen verfügen, noch die von ihnen zu bearbeitenden Dokumente verstehen. Ihre einzige Aufgabe war es, aus dem Text einige wichtig aussehende Wörter auszuwählen und sie als Verkörperung des Dokumenteninhalts zu protokollieren. EWIG- und KWOCRegister versuchten in ähnlicher Weise, jegliche intellektuelle Anforderung zu vermeiden und die Inhaltsanalyse duch die Verwendung von Dokumententitelu zu ersetzen. Ein zusätzlicher Vorteil bestand in ihrer einfachen, mechanischen Bearbeitung und schnellen Herstellung, was eine ständige Aktualisierung ermöglichte. Solche reinen Wortextraktionsmethoden sind als Inhaltsbeschreibungen äußerst ineffizient, so daß ihre Einsatzfähigkeit bestenfalls als sehr begrenzt zu bezeichnen ist. Die Möglichkeit, mit Hilfe von Computern Abstracts abzuspeichern und sie in kurzer Zeit nach bestimmten Stichwörtern durchsuchen zukönnen, vermag diese Einschätzung kaum zu ändern, denn Online-Recherchen können nur mit Hilfe klassifikatorischer Prinzipien effizient gestaltet werden. Nehmen wir z.B. einmal an, wir sollten Dokumente nachweisen, in denen es um Heroinsucht und Lösungsmittelmißbrauch bei weiblichen Jugendlichen geht. Isoliert nach diesen Wörtern zu suchen, macht kernen Sinn, denn sie können zu völlig verschiedenartigen Dingen gehören. Man muß vielmehr erkennen, daß man es mit zwei verschiedenen Aktivitäten und einer Gruppe von Menschen zu tun hat, daß Heroin und Sucht zusammengehören, Lösungsmittel und Mißbrauch, weiblich und Jugendliche. Weiterhin muß man sich klar darüber sein, daß das, was die Menschen, um die es geht, miteinander gemein haben, ihr Verhältnis zu den genannten Aktivitäten ist. In einem Dokument kann sowohl jede einzelne Aktivität für sich, als auch eine Kombination beider Aktivitäten enthalten sein. Da wir uns einer natürlichen Sprache bedienen, müssen wir nach anderen, in diesem Kontext synonym verwendeten Wörtern Ausschau halten, wie etwa Teenager, jung, Jugend oder Schüler der Sekundarstufe für Jugendliche, Mädchen, Frauen, feminin für weiblich, Leimschnüffeln für Lösungsmittelmißbrauch oder Stoff für Heroin. Mit anderen

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Die Miallsanalyse

Worten, wir müssen die zu recherchierenden Begriffe mithilfe von Benennungen repräsentieren, die allgemein akzeptiert sind. Die Inhaltsanalyse basiert also auf philosophischen Überlegungen und auf der Beschaffenheit von Dokumenten. Ihr Anliegen ist es, im Dokument enthaltene individuelle Gegenstände, ihre Teile sowie die zwischen diesen Teilen herrschenden Beziehungen zu identifizieren. Völlig neue, andersartige Überlegungen kommen ins Spiel, sobald die zahlreichen, individuellen Gegenstände in einem Katalog, einem Register oder einer Bibliographie in linearer Anordnung präsentiert werden sollen und damit auch die Beziehungen zwischen diesen zahlreichen individuellen Gegenständen ebenso wie die Beziehungen zwischen den einzelnen Komponenten jedes einzelnen komplexen Gegenstandes. Dazu muß die äußerst komplizierte Struktur des Wissens reduziert werden auf eine sehr einfache Anordnung. Ein Denkansatz tritt sogar dafür ein, die Gegenstände alphabetisch zu ordnen und Beziehungen lediglich anhand von Verweisungen aufzuzeigen. In Wirklichkeit ist diese Methode ganz und gar nicht so einfach, wie sie aussieht, und kann nur dann effektiv sein, wenn sie auf klassifikatorischen Prinzipien aufbaut. Weil sie nicht auf einer konsequenten Methode basieren, sind solche pragmatischen Systeme wie die LCSH uneffektiv und schwierig anzuwenden. Die einzig praktikable Methode, die Medien einer Bibliothek aufzustellen, besteht in jedem Fall in der Verwendung eines Klassifikationssystems, und falls für den Katalog Schlagworte benutzt werden, sollten diese dem Klassifikationssystem entnommen werden und den den Dokumenten zugewiesenen Notationen entsprechen. Philosophische und wissenschaftlich orientierte Klassifikationen befassen sich ausschließlich mit dem Wissen an sich. Eine bibliographische Klassifikation hingegen muß auch die Beschaffenheit der Dokumente und in ihrer Gesamtordnung die Bedürfnisse ihrer Benutzer berücksichtigen. Bei Spezialklassifikationen verringern sich die Probleme ganz erheblich dadurch, daß sowohl das inhaltliche Spektrum als auch die Benutzerzielgruppe eingrenzbar ist. Bei Universalklassifikationen besteht die extrem schwierige Aufgabe darin, inhaltliche Aspekte und Benutzerinteressen mit dem Ziel größtmöglicher Effektivität auszubalancieren. Die Zahl der unterschiedlichen Ordnungssysteme, deren Brauchbarkeit als gleich gut einzuschätzen wäre, ist recht groß, und es überrascht daher nicht weiter, daß die bestehenden Systematiken beträchtliche Unterschiede in Bezug auf ihre Anordnung aufzuweisen haben. Ehe man eine Systematik wirklich effektiv nutzen kann, muß man ihren Aufbau vollständig verstanden haben. Klassifikationstheoretische Studien und weiterführende Forschung auf diesem Gebiet sind sowohl für die Konstruktion verbesserter Systeme für die Zukunft als auch für die optimale Ausnutzung bereits existierender notwendig. Wenn man bei der Entwicklung neuer Theorien, wie ich vorschlagen möchte, die Inhaltsanalyse in den Mittelpunkt stellt, so kann dies zum einen unter dem

Wissensstmkiuren in Ordnungssystemen

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Aspekt der zu analysierenden Dokumente, zum anderen in Hinblick auf die Anwendung der Analyseergebnisse für jedes beliebige System geschehen. Das möchte ich dadurch veranschaulichen, daß ich, unter Berücksichtigung des in den vorangegangenen Kapiteln Gesagten, zunächst die DC197, als Ausgabe der ältesten und gängigsten, und danach die BC2, als die modernste Universalklassifikation genauer betrachte. Will man eine Systematik analysieren, so muß man zunächst herausfinden, wie sie mit den fundamentalen Wissensformen umgeht. Auf den ersten Blick hin erweckt die DC den Eindruck, als baue sie auf den fundamentalen Wissensformen auf. PHILOSOPHIE, NATURWISSENSCHAFTEN, TECHNIK, HUMANWISSENSCHAFTEN, GESCHICHTE, RELIGION und KUNST tauchen allesamt als Hauptklassen auf. Nur die Klasse 400 scheint aus dem Rahmen zu fallen, sie enthält Sprachwissenschaft, was zu den HUMANWISSENSCHAFTEN gehört, und Regeln für den Sprachgebrauch, was den PROLEGOMENA zuzuordnen wäre. GESELLSCHAFT UND SOZIALES, MORAL, KRITIK und PERSÖNLICHE ERFAHRUNGEN fungieren nicht als Hauptklassen, wobei allerdings die meisten Menschen - nicht zu Unrecht - davon ausgehen dürften, daß die drei erstgenannten in den HUMANWISSENSCHAFTEN, der PHILOSOPHIE bzw. der KUNST mit enthalten sind. Zwischen dem Erscheinungsbild und den tatsächlichen Gegebenheiten besteht jedoch bei allen Universalklassifikationen eine große Diskrepanz. Solche Überschriften wie „Philosophie", „Religion", „Naturwissenschaften" und „Geschichte" vermitteln implizit den Eindruck, daß unter ihnen alles über den betreffenden Gegenstand versammelt ist und nichts anderes. Die Realität sieht aber ganz anders aus, denn im Bemühen um eine für den Benutzer hilfreiche Ordnung verändert sich der ursprünglich so einleuchtende Plan. Ganz besonders irregeführt werden alldiejenigen, die davon ausgehen, daß sie alles zu Philosophie und alles zu Geschichte in den Klassen 100 bzw. 900 finden, denn vieles aus diesen Sachgebieten findet sich an ganz anderen Stellen der Systematik. Die Klasse 100 enthält lediglich Philosophie im allgemeinen, in Gestalt von Metaphysik, Erkenntnistheorie, allgemeiner Ästhetik und Erkenntniskritik. Alles übrige gilt als philosophisches Spezialgebiet und wird mithilfe der Allgemeinen Anhängezahl 01 zum Ausdruck gebracht, die an jede Klassenzahl angehängt werden kann, unabhängig davon, wie speziell das Sachgebiet auch ist. Solche wichtigen Teilgebiete wie politische Philosophie, Kunstphilosophie, Wissenschafts-, Geschichts-, Sprach-, Rechtsphilosophie und pädagogische Philosophie sind daher außerhalb der Klasse Philosophie angesiedelt. Andererseits enthält diese Klasse eine Reihe von Gegenständen, die überhaupt nicht zur fundamentalen Wissensform PHILOSOPHIE gehören. So findet man hier die Geschichte der Philosophie, denn GE7

Die DC] liegt mittlerweile in der 20. Auflage vor. D. Übers.

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Die Iniialtsfinalyse

SCHICHTE gehört auch zu den Wissensformen, die die DC nicht an einer Stelle anordnet. Auch Psychologie findet sich in dieser Klasse, ein Relikt aus dem 19. Jahrhundert. MORAL wird zusammen mit der reinen Ethik als Philosophie behandelt. Bei der Psychologie tauchen die Okkulten Wissenschaften auf, entweder weil ihre wahre Natur nicht begriffen wurde, oder unfreiwillig aus dem Bemühen heraus, Wissen in ein dezimales System pressen zu wollen. Geschichte bildet in der DC eine Klasse, die noch stärker eingeschränkt wird als die Philosophie. Sie enthält lediglich Geschichte im Allgemeinen sowie allgemeine politische Geschichte und allgemeine Sozialgeschichte. Spezielle Themen der politischen und der Sozialgeschichte werden der Klasse 300 zugeordnet, und so wichtige Bereiche wie Religions-, Wirtschafts-, Geistes- und Kunstgeschichte sind völlig verstreut. Wie bei der Philsophie gibt es auch eine Allgemeine Anhängezahl für Geschichte, die jeder Klassenzahl hinzugefügt werden kann. Da aber wesentlich mehr Gegenstände unter historischem Aspekt betrachtet werden als unter philosophischem, liegt es auf der Hand, daß Dokumente, die der fundamentalen Wissensform GESCHICHTE angehören, in allen die DC verwendenden Bibliotheken und Bibliographien weit verstreut sind. Und da die Philosophie die Geschichte der Philosophie enthält, muß natürlich auch die Geschichte die Philosophie der Geschichte enthalten. Gegenstände, die überhaupt nicht in diese Klasse gehören, sind Humangeographie und diverse Arten von Schriften zum Themen Reisen. Ich will nicht unbedingt behaupten, daß ein Nebeneinander von Geographie und Geschichte keinen Sinn macht, meine Analyse soll lediglich zeigen, an welchen Stellen der Systematik die verschiedenen Wissensformen zu finden sind. Die Klasse 500 der DC ist diejenige, die dem Anspruch von Vollständigkeit und Exklusivität am nächsten kommt, obwohl sie - natürlich - die Geschichte der Naturwissenschaften enthält und auch Mathematik, beides keine Naturwissenschaften. Auch naturwissenschaftliche Gegenstände finden sich an verschiedenen Stellen der Systematik, aber längst nicht in dem Ausmaß wie bei Philosophie und Geschichte. In der Klasse Musik findet beispielsweise Akustik, soweit sie Musik betrifft, ihren Platz. TECHNIK ist vorallem in der Klasse 600 zusammengefaßt, aber „kaufmännische Dinge" unter 650 gehört in Wirklichkeit zu GESELLSCHAFT UND SOZIALES, und Medizin unter 610 ist teils naturwissenschaftlich, teils ebenfalls GESELLSCHAFT UND SOZIALES. Richtig ist, daß diese Klasse auch das Bauwesen umaßt, Technik der Fotografie wird jedoch inkonsequenterweise ausgeklammert. Da Fotografie auch anderen als künstlerischen Zwecken dienen kann, gehören ihre Techniken zu den NÜTZLICHEN KÜNSTEN. Die Techniken von Literatur und Musik gehören hingegen ausschließlich zur KUNST. Die SCHÖNEN KÜNSTE werden in der DC auf verschiedene Klassen aufgeteilt, ein Teil wird unter 800 der Klasse Schöne Literatur zugeordnet,

Wissensstniktiiren in Ordnungssystemen

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alles übrige findet sich unter 700. Zur Klasse Literatur gehört diese Kunstform an sich, ihre Techniken und die Literaturkritik. Darüberhinaus sind hier historische, biographische, philosophische und psychologische Studien untergebracht. In der Klasse 700 findet man, mit Ausnahme von Musikpartituren, wenig von den eigentlichen Künsten. Im übrigen ähnelt sie der Literaturklasse. Sie enthält mit Unterhaltung, Spiele und Sport Dinge, die nicht hierhin gehören, sondern zur Wissensform GESELLSCHAFT UND SOZIALES. Deren Gegenstände werden wiederum zum größten Teil in der Klasse 300 untergebracht. Sie von den HUMANWISSENSCHAFTEN zu trennen, wird gar nicht erst versucht, anders als bei NATURWISSENSCHAFTEN und TECHNIK, die in den Klassen 500 bzw. 600 deutlich unterschieden werden. Die uneinheitlichste Hauptklasse der DC ist Religion. Zu ihr gehören die verschiedenen Gebiete der fundamentalen Wissensform RELIGION ebenso wie historische, philosophische und psychologische Studien. Religionssoziologie ist widersinnigerweise bei der Soziologie untergebracht. Es gibt in der DC nicht den geringsten Ansatz, PERSÖNLICHE ERFAHRUNGEN als eigene Wissensform zu akzeptieren. Autobiographien werden nicht von Biographien unterschieden,weder als Klasse für sich unter 900, noch in Form einer Allgemeinen Anhängezahl, die überall verwendet werden könnte. Persönlich gehaltene Essays gelten als Literatur, und es gibt keine Stelle, die eigens persönlichen Schriften über die Natur oder das Reisen vorbehalten wäre. Diese grobe Analyse dürfte ausreichen um zu zeigen, welche Art von Intelligenz erforderlich ist, um in einer Systematik den richtigen Platz für Dokumente aus unterschiedlichen Wissensformen zu finden. Nun wollen wir uns ansehen, wie mit Themen umgegangen wird. Die DC zählt zu den Systematiken, die als präkombiniert bezeichnet werden, d.h. sie versucht sowohl komplexe als auch einfache Gegenstände aufzulisten. Diese ursprüngliche Absicht wurde in späteren Auflagen ergänzt durch ein gewisses Maß au Synthese. Über die daraus resultierende Mischform lassen sich nur schwer allgemeingültige Aussagen treffen, man muß vielmehr jede Klasse einzeln untersuchen. Eine ausdrückliche Verwendung von Kategorien findet nicht statt, aber an vielen Stellen sind sie stillschweigend vorhanden. Bei Zoologie z.B. stößt man im ersten Abschnitt der Tafel auf Prozesse, im zweiten auf Tierarten. Bei Landwirtschaft kommen zuerst die Tätigkeiten, dann die Feldfrüchte. Bei Bibliothekswesen gibt es eine ausführliche Sequenz von Handlungsausführenden, Aktivitäten und Bibliothekstypen. Das Ausmaß, in dem Synthese eingesetzt wird, ist völlig unterschiedlich, und nur durch die Überprüfung der jeweiligen Klasse läßt sich feststellen, wie ein komplexer Gegenstand im einzelnen zu behandeln ist. Das einzige Prinzip, das für die ganze Systematik gilt, ist ihrer Einleitung zu entnehmen und besagt, daß nach Möglichkeit immer die Standard Ci-

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Die Inhaltsanalyse

tation Order zu verwenden ist, d.h. Gegenstände/Teile/Eigenschaften/Prozesse/Handlungen/Handlungsausführende. Ob das so geschehen kann, hängt natürlich davon ab, inwieweit komplexe Gegenstände bereits fertig aufgelistet und Klassen für die im einzelnen erforderlichen Kategorien auch vorhanden sind. Um also das Resultat einer Inhaltsanalyse in die DC übertragen zu können, muß folgendermaßen vorgegangen werden: 1. 2. 3. 4.

Man stellt fest, wie die Wissensform grundsätzlich behandelt wird. Man findet heraus, wo die spezielle Disziplin zu finden ist. Man prüft, wie die Themen innerhalb der Klasse behandelt werden. Man legt die Citation Order fest und drückt das Thema, soweit es möglich ist, mit Hilfe der DC-Notationen aus. 5. Man ergänzt das, was nicht anhand der Notationen ausgedrückt werden kann, mit Worten.

Solche verbalen Erweiterungen wurden in der BNB während der ersten Jahre ihres Bestehens eingesetzt, um im Sachkatalog eine vollständige und genaue Beschreibung der Dokumente zu erhalten. Meistens kann das Aufschreiben solcher nicht in den Notationen ausgedrückter Aspekte jedoch nur sicherstellen, daß das spezielle Thema wenigstens ins alphabetische Sachregister aufgenommen und damit erkennbar wird, daß etwas zu diesem Thema vorhanden ist. Bei der Neuauflage der BC erscheinen die einzelnen Klassen in getrennten Bänden. Bis jetzt liegen die Einleitung und Allgemeinen Schlüssel, Medizin, Psychologie, Pädagogik, Gesellschaft, Wirtschaftswissenschaften, Sozialfürsorge, Religion, Okkulte Wissenschaften und Ethik vor8. Die Hauptklassen und ihre Anordnung sind gegenüber der Ursprungsfassung im wesentlichen unverändert, aber die Details innerhalb der Klassen wurden grundlegend überarbeitet. Da ein enumeratives Notationssystem zur Verwendung kommt, d.h. lediglich eine Ordnung aber keine Hierarchie abgebildet wird, werden mit den einzelnen Buchstaben des Alphabets sowohl die fundamentalen Wissensformen als auch die ihnen untergeordneten Disziplinen bezeichnet. Philosophie und Religion werden mit je einem Buchstaben ausgedrückt, aber auch Botanik, Zoologie, Politikwissenschaften, Recht und Wirtschaftswissenschaften. Die Reihenfolge dieser Klassen unterscheidet sich erheblich von der in der DC, bei der Behandlung der fundamentalen Wissensformen besteht hingegen im Prinzip wenig Unterschied.

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Dies entspricht nicht dem aktuellen Stand. D. Übers.

Wissenssimkturen in Ordnungpsystemen

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Philosophie ist bislang noch nicht erschienen, sie soll aber Metaphysik, Erkenntnistheorie, Phänomenologie, Sprachphilosophie, Allgemeine Ästhetik und Erkenntniskritik umfassen. Ethik bildet zusammen mit Angewandter Morallehre eine eigene Klasse, kann aber alternativ auch der Philosophie zugeordnet werden. Auch andere Spezialgebiete der Philosophie können alternativ dort untergebracht werden, vorzugsweise sollen sie aber wie in der DC behandelt werden, nämlich verteilt auf die entsprechenden Klassen. Da die Bereitstellung von Alternativen einer der wichtigsten Grundsätze der BC ist, muß jeder, der mit dieser Systematik arbeitet, zunächst sämtliche Möglichkeiten erwägen und dann eine Entscheidung treffen. Auch Geschichte ist noch nicht erschienen, sie soll aber in den Grundzügen ähnlich strukturiert sein wie die Philosophie. Es soll möglich sein, sämtliche Teilbereiche der Wissensform GESCHICHTE in dieser einen Klasse unterzubringen, oder sie, wie in der DC, auf die ganze Systematik zu verteilen. Deshalb können diejenigen Verwender der BC2, die dies wünschen, sowohl für PHILOSOPHIE als auch für GESCHICHTE Klassen einrichten, die alles und nichts darüberhinaus enthalten. NATURWISSENSCHAFTEN und TECHNIK werden in der BC2, anders als in der DC, nicht auseinandergehalten. Die Zweige der Technik, die vorallem auf Physik oder Chemie basieren, werden ihren jeweiligen Wissenschaften zugeordnet und damit von der eigentlichen, in Klasse U untergebrachten Technikabteilung getrennt. Es ist ebenfalls mögüch, naturwissenschaftliche Gegenstände auf andere Klassen zu verteilen, denn die BC geht generell davon aus, daß eine erklärende Studie prinzipiell dem Gegenstand unterzuordnen ist, den sie versucht zu erklären. Ein Werk über die physikalischen Bedingungen von Musik findet man folglich in der Klasse Musik und nicht in der Klasse Physik. In der Klasse H vereinigen sich Medizin als Wissenschaft und Medizin in ihrer praktischen Ausübung. Die wichtigsten HUMANWISSENSCHAFTEN, nämlich Soziologie, Sozialanthropologie, Sozialpsychologie und Humangeographie sind zusammen in der Klasse K untergebracht. Psychologie ist für sich in der Klasse I erschienen. Sprachwissenschaft dagegen steht zusammen mit Sprachregeln und mit Literatur an einer Stelle. Alles was mit der Wissensform GESELLSCHAFT UND SOZIALES zusammenhängt, erscheint in den jeweils entsprechenden Klassen von Pädagogik, Sozialfürsorge, Politik, Recht und Wirtschaftswissenschaften, ebenso bei Medizin und im Abschnitt „Bedürfnisse des Menschen" von Klasse U sowie unter UY bei „Unterhaltung". Der Inhalt der Klasse Religion ist ähnlich wie in der DC, aber es wird berücksichtigt, daß MORAL eine eigene Wissensform darstellt. Auch die SCHÖNEN KÜNSTE werden in ähnlicher Weise wie in der DC behandelt. Wie die Klasse aussehen wird, die allgemeine Biographien aufnehmen soll, weiß man noch nicht, die Allgemeinen Schlüssel lassen aber wenigstens eine Differenzierung zwischen Biographien und Autobiographien zu.

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Die Inhaüsanalyse

Die BC und die DC unterscheiden sich also, was die Behandlung der Wissensformen betrifft, nur in Bezug auf die Auswahlmöglichkeiten, nicht aber hinsichtlich der angewandten Methode. Wesentlich größere Unterschiede gibt es da schon in der jeweiligen Behandlung der Themen. In ihrer Ursprungsfassung war die BC zwar schon immer erheblich besser gegliedert als die DC, ihr jedoch darin ähnlich, daß sie zum größten Teil präkombiniert aufgebaut war. Die Neuauflage setzt konsequent Synthese zur Darstellung komplexer Gegenstände ein und ist damit, abgesehen von der CC, die einzige Universalklassifikation dieser Art. Sie zählt überdies zu den weitaus detailreichsten Universalklassifikationen. Daraus resultiert natürlich die Erwartung, mit Hilfe der BC2 jeden noch so komplizierten Gegenstand spezifizieren zu können. Wie in der CC kommt ein System von Kategorien zum Einsatz, das allerdings erheblich praktischer in der Anwendung ist. An die Stelle der fünf abstrakten Fundamentalkategorien, der Runden und Ebenen tritt bei der BC2 ein konkreterer und umfassenderer Kategoriensatz, bestehend aus Endprodukten, Arten, Teilen, Materialien, Eigenschaften, Prozessen, Handlungen, Handlungsausführenden, Ort und Zeit. Dies entspricht auch der Standard Citation Order, für deren Anwendung bei der Inhaltsanalyse empirischer Gegenstände ich mich bereits an früherer Stelle ausgesprochen habe. Ich möchte aber auch dazu raten, sie bei einigen Wissensformen in modifizierter Form anzuwenden, denn es scheint mir nicht so sicher, daß sie der PHILOSOPHIE beispielsweise ebenso gerecht wird wie der TECHNIK. In der Systematik selbst gibt es in dieser Beziehung keine Probleme, da hier die Analyse bereits abgeschlossen ist und sich die Unterteilungsmerkmale aus den Tafeln entnehmen lassen. Allerdings ist es in der BC2 nicht möglich, ohne die strenge CC-Formel die Facetten so klar und deutlich wiederzugeben, wie Ranganathan dies mit Hilfe der von ihm entwickelten Symbole gelang. Das soll keine Kritik an der BC sein, denn im übrigen hat die Unmenge der in der BC2 enthaltenen Details eine im Vergleich zur CC vollständig andere Anordnung aufzuweisen. Die BC ist konzipiert zum Einsatz sowohl in Universal- als auch in Spezialbibliotheken, daher ist es unmöglich, den Inhalt einer ganzen Hauptklasse - wie in der CC - auf einen Blick zu erfassen. Das ist auch der Grund, warum ich zu einem genauen Studium der CC raten würde, da man durch sie am leichtesten lernt, wie man eine durch und durch synthetische Universalklassifikation benutzen muß. Unabhängig davon muß jeder, der mit der BC2 arbeiten will, zunächst jede einzelne Klasse der Systematik sorgfältig studieren um festzustellen, wo die einzelnen Facetten auftauchen und wie komplexe Gegenstände darzustellen sind. Zusätzlich zu den innerhalb der einzelnen Klassen getroffenen Vorkehrungen verfügt die BC2 über die umfassendsten Allgemeinen Schlüssel alier existierenden Systematiken ebenso wie über Möglichkeiten, Beziehungen wie Vergleich oder Einfluß, die in der normalen Facettenstruktur nicht enthalten sind, sowie Gesichtspunkt auszudrücken.

Wissensstmkturen in Ordnungssyslemen

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Einige Beispiele sollen nun zeigen, wie die Inhaltsanalyse unter Verwendung der DC19 und der BC2 erfolgen kann. Beginnen wir mit einem unkomplizierten Fall, Teaching through television. Dieses Buch wurde bereits im 5. Kapitel im Zusammenhang damit erwähnt, daß sein Titel ein für die Analyse wichtiges Element verschleiert. Tatsächlich ist sein Thema ja das Unterrichten naturwissenschaftlicher Fächer mit Hilfe des Fernsehens. Es gehört eindeutig zu Pädagogik, einem Teilbereich von GESELLSCHAFT UND SOZIALES, d.h. es ist nicht philosophischer, historischer, psychologischer oder soziologischer Natur. Sehen wir uns als erstes die Klasse Pädagogik in der BC2 an: Sofort fällt auf, welche Vorteile eine Systematik bietet, die konsequent auf dem Einsatz von Kategorien basiert. Auf der ersten Seite der Einleitung ist die komplette Facettenstruktur der Klasse dargestellt, und daraus lassen sich folgende vier Facetten und ihre Citation order entnehmen: Wer wird unterrichtet (verschiedene Arten von Schülern), was wird unterrichtet (Curriculum), wie wird unterrichtet (Unterrichtsmethoden und Hilfsmittel) und wer unterrichtet (Lehrer). Das versetzt uns in die Lage, unseren Gegenstand neu zu strukturieren und ihn mit Hilfe der in den Tafeln aufgeführten Benennungen folgendermaßen auszudrücken: Naturwissenschaften/Unterrichtsmethoden/Fernsehen. Aus der Übersicht am Anfang der Tafeln können wir ersehen, daß JK die Curriculum-Facette ist. Bei der Durchsicht dieses Abschnitts zeigt sich, daß, abgesehen von einigen fertig aufgelisteten Gegenständen, den elementaren Fächern Lesen, Schreiben und Rechnen beispielsweise, die meisten erst durch Synthese hergestellt werden müssen. Unter JKT stoßen wir auf die Anweisung, anhand der gesamten Klassifikation weiter zu unterteilen. Indem wir nochmals zur Einleitung zurückgehen, können wir der dort befindlichen Übersicht entnehmen, daß AZ für Naturwissenschaften steht. Die erste Hälfte unserer Notation muß also JKTAZ lauten. Zurück bei der Übersicht über die Klasse Pädagogik stellen wir fest, daß Unterrichtsmethoden bei JI stehen, und in der entsprechenden Tafel finden wir IIP Fernsehen. Nun müssen die beiden Notationsteile nur noch richtig zusammengefügt werden. Ich kann die daraus resultierende Notation hier nicht im einzelnen erläutern, denn dies ist schließlich kein Handbuch zur BC2. Das Grundprinzip ist jedenfalls, daß beim zweiten und allen folgenden Bausteinen einer Klassennotation der erste Buchstabe bzw. die Buchstaben, die die Hauptklasse repräsentieren, wegfallen, in unserem Fall das für Pädagogik stehende J. Da diese an sich einfache Methode dazu führen kann, daß die Notation nicht mehr eindeutig ist, wird eine gewisse Modifizierung erforderlich. Bei JKT findet sich daher die Anweisung, die Ziffer 3 einzufügen, falls durch einen zwischen JA und JK liegenden Gegenstand weiter unterteilt wird. Die vollständige BC2-Notation für unser Dokument lautet folglich JKTAZ3IP. In der DC findet man Pädagogik in der Klasse 370. Die vor den Tafeln stehenden Anweisungen informieren uns dahingehend, daß das Unterrich-

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Die Inlialtsanalyse

ten aller speziellen Unterrichtsgegenstände, mit Ausnahme des elementaren Niveaus, dem jeweiligen Gegenstand zugeordnet ist und durch die Allgemeine Anhängezahl 07 gekennzeichnet wird. Wir haben hier eines der vielen Beispiele dafür vor uns, daß sich zwei Systematiken hinsichtlich dessen, was sie für die sinnvollste Anordnung halten, unterschiedlich entschieden haben. Während die BC2 eine Klasse aufzuweisen hat, die vollständig all das umfaßt, was für einen an Pädagogik interessierten Benutzer wichtig ist, und zwar unabhängig davon, ob es aus philosophischer, historischer, psychologischer, soziologischer, administrativer oder erziehungswissenschaftlicher Sicht dargestellt wird, hat man sich bei der DC entschieden, daß die Ausbildung in einzelnen Fächern eine Ausnahme von der Ordnung der übrigen Klassen bildet. Es gibt weitere Untergruppen zu 07, die das Bildungsniveau angeben, aber nur die Erwachsenenbildung kann so weit untergliedert werden, daß Schulfernsehen spezifiziert werden kann. Da sich unser Dokument nicht auf ein bestimmtes Bildungsniveau beschränkt, bedeutet das, daß sein Gegenstand mit Hilfe der DC nicht vollständig ausgedrückt werden kann. Naturwissenschaften werden mit 500 bezeichnet. Da die Allgemeinen Anhängezahlen an die erste Ziffer angehängt werden, lautet die Klassennummer für unser Dokument 507. Wir sollten sie noch verbal durch „Fernsehen" ergänzen, damit wir bei der Erstellung des alphabetischen Registers an folgenden Eintrag denken: „Schulfernsehen: Naturwissenschaften 507". So erfährt der Benutzer, daß in der Bibliothek etwas über diesen Gegenstand vorhanden ist. Ein Nachteil ist allerdings darin zu sehen, daß die meisten unter 507 klassifizierten Gegenstände für diesen Benutzer uninteressant sein dürften, da diese Notation generell für den naturwissenschaftlichen Unterricht steht. Die einzige wirkliche Lösung dieses Problems bestünde darin, das Klassifikationssystem zu revidieren oder es ganz durch ein anderes zu ersetzen. Im 6. Kapitel hat die Analyse von Communism and Christ ergeben, daß es sich dabei um eine vergleichende, zur Wissensform RELIGION gehörende Studie handelt. Daß vergleichende Studien für manche Sachgebiete, und dazu gehört auch Religion, wichtig genug sind, um als Gruppe innerhalb der entsprechenden Klasse berücksichtigt zu werden, habe ich im 4. Kapitel angeregt. In der BC2 taucht Vergleichende Religionswissenschaft ziemlich am Anfang der Tafel unter P6P auf, genauer gesagt, sie wird repräsentiert durch den Allgemeinen Schlüssel 6P, Vergleich. Das bedeutet, daß vergleichende Studien nicht an einer einzigen Stelle stehen. Bei P6P werden lediglich allgemeine Schriften untergebracht, für alle Vergleiche spezifischer Art ist das Symbol 9C zu verwenden, das eine Beziehung repräsentiert. Da es keinen Unterschied macht, ob man sagt, A verglichen mit B, oder B verglichen mit A, kann es keine festgelegte Citation order und damit auch keinen eindeutig festgelegten Platz geben, an dem das Dokument in einer Bibliothek zu stehen hat. Die Alternative sollte jedoch durch einen ergän-

Wissensstniktiiren in Ordnungssystemen

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zenden Katalogeintrag festgehalten werden. Die BC2 gibt folgende Anweisung: „Als erstes ist das Element, das an späterer Stelle in den Tafeln erscheint, zu zitieren. Für das zweite Element ist ein zusätzlicher Eintrag vorzunehmen." „Christentum" findet man problemlos unter PN. Die meisten Leute würden nun an anderen Stellen nach „Kommunismus" suchen, aber weder Politik noch Wirtschaftswissenschaften sind Klassen, in denen eine allumfassende Lebensauffassung ihren Platz findet. Da es dem Verfasser aber gerade um diesen Aspekt des Kommunismus geht, kann sich der passende Kontext nur in der Klasse Religion finden. Es ist zwar nicht exakt dasselbe, aber man kann es durchaus damit vergleichen, daß eine Betrachtung von Goethes Schaffen als Naturwissenschaftler eine Sache ist, die zur Geschichte der Naturwissenschaften gehört und nicht zur Literatur. „Kommunismus" wird in der Klasse P zwar nicht ausdrücklich erwähnt, aber unter PVY gibt es die Möglichkeit, andere Religionen in alphabetische Reihenfolge aufzuführen. Die Notation für Kommunismus setzt sich also aus PVY und C für „Communism" zusammen und lautet PVYC. Da dies in der Tafel weiter hinten steht als die Notation für Christentum, muß die vollständige Notation PVYC9CN heißen. Das P von PN wurde weggelassen, weil es das P von PVYC lediglich wiederholen würde. Der zusätzliche Eintrag hat unter PN9CVYC zu erfolgen. Auch in der DC19 gibt es „Vergleichende Religionswissenschaften" und zwar bei 291. Einer Erläuterung ist zu entnehmen, daß diese Stelle für religiöse, sich aber nicht auf eine bestimmte Religion beziehende Themen reserviert ist. D.h. also, daß die DC, wie die BC2, keine alles umfassende Klasse für Vergleichende Religionswissenschaften hat. Anders als die BC2 verfügt sie nicht über einen Allgemeinen Schlüssel, der Vergleichsbeziehungen repräsentieren würde, und das bedeutet, daß nur die Vergleiche ausgedrückt werden können, die fertig aufgelistet vorhanden sind. In der Regel tut man gut daran, auf der Suche nach speziellen Themen die Tafeln zu überfliegen, in unserem Fall hilft uns jedoch ein Registereintrag unter „Kommunismus" weiter und führt uns zu 261.21 „Christentum und Religionslosigkeit", wozu auch Christentum und Kommunismus zählt. Wir können uns also diese Zahl für unser Dokument notieren, zusammen mit der verbalen Ergänzung „Kommunismus", da 261.21 nicht speziell nur unser Thema umfaßt. Einen zusätzlichen Eintrag können wir, da die Notation nicht durch Synthese gewonnen wurde, natürlich nicht vornehmen. Das ebenfalls im 6. Kapitel analysierte Women's mysteries hat einen vergleichsweise komplexen Gegenstand aufzuweisen. Wir hatten herausgefunden, daß es als Beziehungsarten sowohl „Gesichtspunkt" aufzuweisen hat, als auch das, was bei den Allgemeinen Schlüsseln als „Erklärung anhand eines anderen Gegenstandes" bezeichnet wird. Diese Art von Beziehung bringt die Notation 9E zum Ausdruck, während 9F für den Gesichtspunkt des Verfassers steht. Die Facettenstruktur und Citation order der Klasse

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Die Inhallsanalyse

Psychologie lautet: Anwendungsgebiete, Personen in ihrem Umfeld, Personen als Individuen, Eigenschaften von Personen, Prozesse, bestimmende Merkmale psychologischer Prozesse, Forschungsmethoden, Denkrichtungen und Schulen. Der Gegenstand, den wir zum Ausdruck bringen müssen, lautet vollständig: vom Ansatz C.GJungs bestimmte Studie zur Psychologie des Weiblichen, wie sie in Mondmythen zum Ausdruck kommt. Dank der eben erwähnten Übersicht können wir sehr rasch bei IAO die Schule C.GJungs und bei IKW Psychologie des Weiblichen ausmachen. Als Notation für den streng psychologischen Teil des Gegenstandes erhalten wir also IKW9FIAO. In diesem Fall darf das I in IAO nicht weggelassen werden, da 9F auch durch aus anderen Klassen stammende Gesichtspunkte weiter unterteilt werden könnte. Hinzufügen müssen wir noch 9E, um damit zum Ausdrück zu bringen, daß der Gegenstand anhand eines anderen erklärt wird. Dieser andere Gegenstand sind die Mondmythen und sie gehören zu P, Religion. Die Übersicht über diese Klasse zeigt, daß Mythologie bei PBL steht, und den Tafeln ist zu entnehmen, daß spezielle Gegenstände der Mythologie bei PBM zu finden sind. Diese sind nicht aufgelistet, wir sollen PBM so unterteilen wie PA/PG. Aus dem Register ergibt sich, daß die einzige aufgeführte Notation für Mond PDEH ist. Mondmythen sind folglich PBMDEH, und die vollständige Notation für unseren Gegenstand lautet IKW9FIAO9EPBMDEH. Lange Notationen sind der Preis, den wir für eine vollständige Spezifizierung zu zahlen haben. Unser Gegenstand ist aber auch äußerst komplex und so beschaffen, daß er mit der DC auch nicht annähernd ausgedrückt werden könnte. Zunächst einmal fehlt bereits die Möglichkeit, Gesichtspunkte zum Ausdruck zu bringen, und in der Psychologieklasse sind keinerlei Vorkehrungen getroffen, die die Darstellung komplexer, nicht in den Tafeln aufgelisteter Gegenstände ermöglichen würde. Dafür ist am Anfang der Klasse eine Reihenfolge für die Facetten festgelegt und dadurch wenigstens eine gewisse Einheitlichkeit bei der Anordnung ähnlicher Themen sichergestellt. Denkrichtungen und Schulen werden zwar völlig übergangen, aber immerhin steht fest, daß Personen Vorrang vor anderen Themen haben. Frauen finden wir unter 155.645, und damit sind wir auch bereits am Ende, denn es ist nicht möglich, in der DC eine bestimmte Art von Erklärung auszudrücken. Wir notieren uns also 155.645 und fügen hinzu: Gesichtspunkt der Schule G.G. Jungs, erklärt anhand von Mondmythen. Ein letztes Beispiel aus dem 6. Kapitel soll diese kurze Demonstration vervollständigen. TJie sociology of housework steht beispielhaft für einen sozialwissenschaftlichen Gegenstand, der eine genau definierte Personengruppe erforscht, um dadurch zu allgemeingültigen Erkenntnissen zu gelangen. Im Mittelpunkt des Interesses steht hier die Einstellung gegenüber der Hausarbeit, wobei Londoner Hausfrauen die Testgruppe bildeten. Der Allgemeine Schlüssel 3W steht für Forschungsobjekte oder Bevölkerungs-

Wissensstrukturen in Ordnungssystemen

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gruppen. Er kann unter Heranziehung der gesamten Systematik weiter unterteilt werden. Der Gegenstand kann daher aus zwei Teilen zusammengesetzt werden, zum einen aus „Einstellung von Frauen gegenüber der Hausarbeit" und zum anderen aus „Londoner Hausfrauen". Daß die Klasse K den größten Teil der Sozial Wissenschaften sowie fakultativ Sozialgeschichte und Sozialgeographie enthält, haben wir bereits erwähnt. Neu ist an dieser Klasse, daß diese Disziplinen nicht die primären Unterteilungsraerkmale bilden. Es handelt sich vielmehr um eine Klasse sozialer Phänomene, die mittels der entsprechenden Disziplinen untergliedert werden. Daher gibt die am Anfang der Tafeln abgedruckte Übersicht diese Disziplinen wieder, ebenso Denkrichtungen und Schulen, gefolgt von einer ausführlichen Auflistung gesellschaftlicher/sozialer Prozesse, von Einrichtungen, Gruppen, Verbänden und Nationalstaaten. Die Klasse ist sehr umfangreich und nicht unkompliziert und, um mit ihr vertraut zu werden, benötigt man mehr Zeit, als dies bei den vorher dargestellten der Fall ist. Frauen als Gruppe stehen bei KNW, Einstellungen bei den sozialen Prozessen bei KFD. Hier findet sich auch die Anweisung, eine eventuell vorhandene spezielle Handlung an den Anfang der synthetisierten Notation zu stellen, d.h. beispielsweise „Gewalttätigkeit - Einstellung zu", und, soweit ein bestimmter Ausführender dieser Handlung vorhanden ist, diesen danach zu zitieren, d.h. „Gewalttätigkeit - Einstellung zu - von Kindern". Wir wissen jetzt also, daß unser Gegenstand so ausgedrückt werden muß: Hausarbeit - Einstellung zu - von Frauen. Für die BC gehört Hausarbeit zur Familie, und man findet sie bei KQJOG. Da KFD in den Tafeln weiter unterteilt ist, benötigt man zur Bildung komplexer Gegenstände als Trennungszeichen ein A. Die Notation für die erste Hälfte des Gegenstandes lautet also vollständig KQJOGFDANW und setzt sich zusammen aus KQJOG -l- (K)FD + A + (K)NW. Falls man das möchte, könnte die befragte Testgruppe folgendermaßen ergänzt werden: Hausfrauen erscheinen als Familienmitglieder unter KQJKSN und beim Allgemeinen Ortsschlüssel, der immer mit der Ziffer 8 beginnt, steht EC für London. Am Anfang der Klasse K erfahren wir, daß der Testgruppen repräsentierende Allgemeine Schlüssel 3W immer von einer 2 eingeleitet wird. Die vollständige Notation für unseren Gegenstand ist nunmehr KQJOGFDANW23WKQJKSN8EC. Angemerkt sei noch, daß der Gegenstand deswegen genau in dieser Weise zu klassifizieren ist, weil unsere Analyse Soziologie ergeben hatte. Würde es sich stattdessen um Sozialgeschichte handeln, müßten die Londoner Hausfrauen im Mittelpunkt stehen. Auch hier ist die DC19 kaum in der Lage, den Gegenstand auch nur ansatzweise wiederzugeben. Es gibt keine Möglichkeit, Testgruppen auszudrücken, und wie bei Psychologie ist auch bei Soziologie keinerlei Synthese vorgesehen. Die Rangordnung in dieser Klasse entspricht, so steht es am Anfang, in umgekehrter Form der Reihenfolge in der Tafel, die, vereinfacht

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Die Inhaltsanalyse

dargestellt, so aussieht: soziale/gesellschaftliche Prozesse, Gruppn, Einrichtungen und Gemeinden. Dementsprechend kommen Frauen a erster Stelle und die Klassennummer für unser Dokument ist 305.4. Denmüssen wir noch als verbale Ergänzung „Einstellung gegenüber Hausarbit/Testgruppe Londoner Hausfrauen" hinzufügen.

8. Kapitel Tiefenanalyse Aufgabe der Inhaltsverdichtung ist die genaue Wiedergabe des Inhalts einer abgeschlossenen Wissenseinheit, egal ob es sich dabei um ein Buch oder um einen Zeitschriftenarükel handelt, egal ob kurz oder lang. Sie macht ein Dokument von einer Million anderer Dokumente unterscheidbar und stellt nur zu den wenigen Dokumenten, die ein identisches Analyseergebnis vorzuweisen haben, eine Verbindung her. So wird das Retrieval von Dokumenten, die einer genauen Beschreibung entsprechen, möglich, wobei die Beschreibung des einzelnen Dokuments zusätzlich zu seinem eigentlichen Gegenstand noch eine Reihe anderer Merkmale enthalten kann. Da feststeht, um was für ein Dokument es sich im einzelnen handelt, kann sein Hauptinhalt präzise definiert werden. Derjenige, der die Inhaltsverdichtung vornimmt, kann mit seiner Analyse richtig liegen, aber auch falsch. Die Tiefenanalyse hingegen interessiert sich nicht für das Dokument als Ganzes, sondern für die Vielfalt seiner Inhalte. Die individuelle Tiefenanalyse kann nicht so definiert werden wie der Hauptinhalt eines Dokuments, denn die Auswertungstiefe kann sehr unterschiedlich sein. Dies hängt zum einen ab von dem Zweck, den man verfolgt, zum anderen von dem, was machbar ist. Tiefes Indexieren kann sowohl mit Blick auf das Retrieval von Dokumenten Anwendung finden, als auch der Lokalisierung von Informationen innerhalb eines Dokuments dienen. Im ersten Fall zielt die Tiefenanalyse darauf, diejenigen Themen eines Dokuments auszuwählen, die so wichtig sind, daß bei Anfragen zu diesen Gegenständen das Dokument wiedergefunden werden soll. Im zweiten Fall soll alles, was das Dokument enthält, registriert werden, so daß auch die kleinste Information wiederauffindbar wird. Das Ausmaß, das die Analyse hier einnimmt, macht jede inhaltliche Bewertung überflüssig, denn die Präzision der Inhaltsverdichtung steht fest. Bei dieser umfassenden Tiefenanalyse muß nur beurteilt werden, was eine wichtige Textaussage darstellt. Bei selektiver Tiefenanalyse hingegen ist die Beurteilung dessen, was im Text am wichtigsten ist, von größter Bedeutung. Da tiefes Indexieren natürlich erheblich zeitaufwendiger ist als Inhaltsverdichtung, müssen bei der Entscheidung darüber, was genau geschehen soll, die gegebenen Verhältnisse berücksichtigt werden. Wollen wir das Problem genauer betrachten, müssen wir die umfassende Tiefenaualyse, wie sie beim Herstellen von Buchregistern betrieben wird, und die selektive Tiefenanalyse, wie sie in der Indexierungspraxis einiger Spezialsammlungen geübt wird, jeweils für sich untersuchen. Befaßt man sich genauer mit der Tiefenanalyse, so muß man sich zunächst klar darüber sein, daß zwischen Indexierungsgenauigkeit und Indexierungsvollständigkeit ein Unterschied besteht. Ersteres haben wir schon erörtert.

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Die Inhaltsanalyse

Man versteht darunter die Genauigkeit, mit der ein Gegenstand, wie speziell oder allgemein er auch sein mag, bezeichnet wird, ob mit einem Ausdruck oder mit mehreren. Bei meiner Erörterung der verschiedenen Aspekte der Inhaltsverdichtung bin ich durchweg davon ausgegangen, daß spezifisches Indexieren die Norm darstellt, denn nur auf diesem Wege kann eine Gruppe von Dokumenten wiedergefunden werden, die als Ganzes exakt dem Gegenstand einer Anfrage entspricht. Indexiert man weniger spezifisch, so wird man einige Dokumente erhalten, die insgesamt der Anfrage nicht entsprechen. Wenn ich nämlich alle Bücher, die von Tieren handeln, einfach mit „Tiere" indexiere, dann werden bei der Suche nach Dachsen sehr viele Dokumente zum Vorschein kommen, in denen es um ganz andere Gegenstände geht, um Füchse etwa, um Bären, Giraffen oder irgendwelche anderen Tierarten. Das Ziel des Indexierens besteht immer darin, jede nur denkbare Anfrage vorwegzunehmen, im Voraus eine Auswahl zu treffen und dadurch dem Benutzer ein Minimum an Aufwand und Zeit abzuverlangen. Allerdings hat dieser Vorteil des spezifischen Indexierens auch seinen Preis. Dokumenteninhalte sind sehr heterogener Natur und deshalb ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß alle möglichen Themen auch in zahlreichen Dokumenten vorhanden sind, die an sich von etwas ganz anderem handeln. Dachse können als Gegenstand einzelner Kapitel oder Abschnitte in vielen Büchern über andere Tiere auftauchen und an unzähligen Stellen eher beiläufig erwähnt werden. Spezifische Inhaltsverdichtung liefert uns nur die Dokumente, in denen ein Gegenstand eingehend behandelt wird. Ist das nicht ausreichend, und wollen wir einfach alles finden, uns also der Vollständigkeit in Bezug auf sämtliche in einer Dokumentensammlung enthaltenen Nachweise zu einem Gegenstand annähern, so müssen wir uns der Methode des vollständigen Indexierens zuwenden. D.h. wir befassen uns nicht allein mit der Inhaltsverdichtung eines Dokuments, sondern ebenso mit anderen Themen, die irgendwo im Dokument auftauchen. „Vollständig" ist allerdings ein relativer Begriff, denn wir können einerseits das Indexieren auf die wichtigsten Nachweise beschränken, andererseits können wir alles und jedes berücksichtigen. Auf die letztgenannte Methode, die Herstellung von Buchregistern, will ich zunächst eingehen. Theoretisch könnte eine Anzahl von zusammengefaßten Buchregistern zum Retrieval von Dokumenten eingesetzt werden. In der Praxis werden die einzelnen Register aber dazu verwendet, um bestimmte Stellen des Textes wiederzufinden. Eine umfassende Tiefenanalyse ergänzt daher die Inhaltsverdichtung. Ein Register wird eher zum Wiederauffinden detaillierter Informationen eingesetzt, weniger zum Dokumentenretrieval, und es enthält ausschließlich Themen, denn die übrigen, bei der Inhaltsverdichtung verwendeten Kategorien haben die Funktion, einen Text als Ganzes zu harakterisieren. In der Praxis unterscheidet sich das Herstellen von Buchregistern hinsichtlich seiner Tradition, seiner Techniken und der Bedingungen, unter

Tiefenanalyse

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denen es sich abspielt, meist erheblich von der Inhaltsverdichtung. In den letzten Jahren hat die Zahl der zentralen Dienste von Institutionen beträchtlich zugenommen, aber noch immer leisten die einzelnen Bibliotheken einen Großteil der Arbeit. Dagegen werden Buchregister immer an zentraler Stelle, bei den Verlagen erstellt. Inhaltsverdichtungen sind in der Regel das Werk ausgebildeteter Bibliothekare, während Buchregister angefertigt werden von Verfassern, Verlagsmitarbeitern oder darauf spezialisierten Indexierern, die eine bibliothekarische Ausbildung haben können oder auch nicht. Um ein Buchregister erstellen zu können, muß man den gesamten Text vollständig und sorgfältig lesen, bei der Inhaltsverdichtung hingegen genügt eine kurze Überprüfung bestimmter Punkte. Es handelt sich folglich um einen wesentlich zeitaufwendigeren Prozeß, der die Erledigung an zentraler Stelle geradezu fordert. Zwar unterliegt auch die Verlagsarbeit, wie jede menschliche Aktivität, gewissen Unwägbarkeiten, die Bedingungen aber, unter denen dort Bücher indexiert werden, sollten zu optimalen Ergebnissen führen. Wie wir bereits festgestellt haben, muß man bei der Inhaltsverdichtung jenseits der Worte des Titels nach dem suchen, was eigentlich die Idee eines Textes ausmacht. Es wird manchmal die Ansicht vertreten, daß Buchregister aufgrund ihrer Individualität ausschließlich die vom Verfasser gebrauchten Wörter verzeichnen sollten, doch das ist so nicht richtig. Eine Hauptaufgabe von Buchregistern besteht schließlich darin zu zeigen, ob ein Werk ein bestimmtes Thema enthält, und man kann nicht davon ausgehen, daß der Suchende weiß, welcher Wörter im einzelnen sich der Verfasser bedient hat. Daher sollten Buchregister, wie Klassifikationssysteme und Schlagwortregister auf der Analyse von Begriffen basieren und nicht auf dem Extrahieren von Wörtern aus dem Text. Der größte Teil der indexierten Termini wird sowieso aus dem Wortschatz des Autors stammen, ergänzend müssen aber Synonyme und verwandte Begriffe aufgeführt werden. Natürlich ist man bei der Herstellung von Buchregistern wesentlich ungebundener, als wenn man es mit Dokumentationssystemen zu tun hat, denen Inhaltsverdichtungen zugrundeliegen, kein Klassifikationssystem und kein Schlagwortverzeichnis engen dabei ein. Das oben Gesagte müßte aber deutlich gemacht haben, daß die fundamentalen Klassifikationsprinzipien auch für Buchregister wichtig und notwendig sind. Sobald es darum geht, Begriffe zu analysieren, sobald Verweisungen gemacht werden müssen, braucht man Kategorien und Begriffsbeziehungen. Verglichen mit dem umfassenden Kontext, in dem sich ein Großteil der Inlialtsverdichtung bewegt, findet die Herstellung von Buchregistern in einem relativ begrenzten Umfeld statt. Deshalb sollte man nach dem Lesen des Textes unbedingt eine Reihe von Kategorien, die das Spektrum des Werkes abdecken, festhalten. Diese können dann als Richtschnur bei der Suche nach Benennungen und als Ordnungssystem im Auswertungsprozeß dienen.

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Die Irüialtsanalyse

Wir wollen uns vorstellen, daß wir ein umfassendes Register zu Teachers and teaching von A. Morrison und D. Mclntyre (2. Aufl., Penguin, 1980) zusammenstellen müßten. Unsere erste Aufgabe ist es dann, das Buch von der ersten bis zum letzten Seite durchzulesen. Dem Vorwort des Herausgebers können wir entnehmen, daß das Werk sich bewährte, in Versuchen erprobte Erkenntnisse und bekannte sozialpsychologische Begriffe und Methoden zu Nutze macht; daß es sich mit empirischen Problemen befaßt, z.B. der Frage nach den für Lehrer wirkungsvollsten sozialen Fähigkeiten, der Lehrerausbildung, dem an Schulen herrschenden Sozialgefüge, der Motivation von Schülern, der Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern und der Einstellung von Lehrern gegenüber ihren Schülern; sowie daß „andere sozialpsychologische Aspekte von Erziehung in Schools and socialization von den gleichen Verfassern behandelt werden". Die Einleitung geht hinsichtlich der Ziele dieses Buches noch weiter ins Detail, aber bereits aus dem Vorwort können wir schließen, daß wir es mit Sozialpsychologie in Bezug auf Pädagogik, speziell mit Lehrern, zu tun haben. Indem wir als erstes eine Inhaltsverdichtung vornehmen, können wir mit ihrer Hilfe den Rahmen definieren, in dem sich unsere Übung im Indexieren bewegen wird. Nun können wir den Text mit den entsprechenden Begriffskategorien im Kopf durchlesen. Natürlich ermöglicht nur das Lesen des gesamten Textes ein gründliches Verständnis für das, was erforderlich ist, aber für unsere Demonstrationszwecke kommen wir auch so ein gutes Stück voran, wenn wir lediglich die Überschriften der Kapitel und Abschnitte studieren. Das 1. Kapitel, „Studie über Lehrerverhalten", handelt von Forschungsmethoden und enthält auch Themen wie „Bewertungskriterien für den Erfolg von Lehrern und Beurteilungsmethoden", „Verhalten vor der Klasse" und „Rollenverhalten von Lehrern". Im 2. Kapitel, „Herkunft und Ausbildung von Lehrern", geht es um ihre pädagogischen, sozialen und individuellen Charakteristika. Das 3. Kapitel, „Rollenverhalten und soziale Beziehungen", befaßt sich mit Schulleitern, Schularten, Unterricht in Teamarbeit, Gruppenbildung, Leistungskursen und Lehrer/Eltern-Beziehungen. Im 4. Kapitel, „Klassenführuug" finden sich solche Fachausdrücke wie Motivation, Akzeptanz, Dominanz, Gruppenbildung und -prozesse sowie Unterrichtsstil und Schülerleistungen, während das letzte Kapitel, „Kommunikation und Beurteilung" vor allem die Unterschiede zwischen formeller und informeller Beurteilung behandelt. Bereits aus dieser knappen Übersicht können wir folgende Hauptkategorieu ableiten: Eigenschaften und Aktivitäten von Lehrern, Lehrer beeinflussende Prozesse, Schularten, pädagogische Aktivitäten, Eigenschaften und Aktivitäten von Schülern und Forschungsmethodeii. Ein solches Gerüst kann man, nachdem man den Text gelesen hat, vervollständigen, und das bildet dann die Basis für das Indexieren. Es hilft, wichtige Begriffe zu erkennen, und erleichtert die Entscheidung darüber, welche Verweisungen erforderlich sind. Anhand der festge-

Tiefenanalyse

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stellten Kategorien läßt sich das Material auf zweckmäßige und übersichtliche Weise ordnen und man erreicht damit beim Indexieren höchste Effektivität. Sind schließlich alle Probleme gelöst und stehen die Einträge in ihrer endgültigen Form fest, kann man auf die systematische Anordnung verzichten und sie durch die alphabetische Registerordnung ersetzen. Diesen Prozeß kann man nur anhand des kompletten Textes aufzeigen, liier kann ich lediglich die Methode veranschaulichen, mit der zu registrierende Gegenstände ausgewählt werden. Deshalb folgen nun einige Seiten Text aus Teachers and teaching. Um die Übersicht zu erleichtern, sind die Abschnitte durchnummeriert. Wir dürfen nicht vergessen, daß wir die folgenden Seiten isoliert betrachten, wohingegen in der Realität bei der Festlegung von Registereinträgen der ganze vorangegangene Text Berücksichtigung finden würde. Beurteilung (1) Sobald man die Beurteilung von Schulleistungen erwähnt, beschwört man sofort das Bild von über schriftlichen Arbeiten und Tests schwitzenden Schülern und von Lehrern, die lange Stunden damit zubringen, Aufgaben zusammenzustellen, zu zensieren und Zeugnisse sowie individuelle Leistungsberichte zu verfassen. So betrachtet macht das Beurteilen natürlich einen Schwerpunkt der Arbeit von Lehrern aus, will man aber etwas über die gesamte Persönlichkeit von Schülern wissen, geschieht dies nur zum kleinen Teil auf diese formelle Art. Allein was ihre Schulleistungen betrifft, stammen die vom Lehrer benötigten Informationen zum größten Teil aus den informellen Prozessen des Beobachtens und des Unterrichtsgesprächs. Wir sollten also in erster Linie erkennen, daß die intensive Beschäftigung mit den formellen und direkten Prüfungsverfahren für Schulleistungen nur in sehr begrenztem Umfang zum besseren Verständnis von Beurteilungsmethoden und zu eventuellen Verbesserungsvorschlägen für die von Lehrerseite diesbezüglich geübte Praxis beitragen kann. Zweitens sollten wir uns klarmachen, daß, obwohl die Schülerbeurteilung ein wichtiges Anliegen ist, die Lehrer einen weitaus größeren Teil ihrer Zeit damit verbringen, Anzeichen für die Weiterentwicklung des Sozialverhaltens zu beobachten, zu bewerten und darauf zu reagieren sowie auf die mehr oder weniger konstanten individuellen Eigenarten ihrer Schüler Einfluß zu nehmen. All dies geschieht im wesentlichen auf informelle Weise und daher mit Sicherheit auch meist unbewußt. Schließlich müssen wir noch bedenken, daß die Beurteilung, auch wenn sie in erster Linie ein Mittel für die Lehrer darstellt, sich über die Schulleistungen ihrer Schüler zu informieren, zwei weitere wichtige Funktionen für die Klasse hat: sie ermöglicht es dem einzelnen Schüler, seinen individuellen Lernfortschritt zu kontrollieren und sein Verhalten an dem der anderen zu messen. (2) Es liegt auf der Hand, daß eine Betrachtung lediglich der formellen Beurteilung der Bedeutung dieses Gegenstandes und Komplexität der daran beteiligten Prozesse kaum gerecht werden kann. Dies läßt sich anhand eines der zahlreichen Schemata, die die Informationsverarbeitung von Lehrern im Unterricht beschreiben sollen, veranschaulichen. Ryans identifizierte 1963 fünf verschiedene Phasen:

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Die Irdialtsanalyse

1. 2. 3. 4.

sensitive, konstatierende und klassifizierende Inputs Bewertung möglicher Handlungsabläufe Rillen von Entscheidungen durch den Lehrer Planung oder logisch/psychologisch begründete Impulsgebung und Arrangement des Outputs 5. Übermittlung entsprechender Informationen an die Schüler Dieses Schema kann unverändert auf die Beurteilung übertragen werden. Tut man dies, so werden ohne weiteres die auftretenden Probleme in Bezug auf Verfahren und Bewertungskriterien und - zumindest teilweise - Lösungsmöglichkeiten sichtbar. Allerdings verkompliziert sich der ganze Prozeß enorm, sobald man den Aspekt von Schülern miteinbezieht, der nicht am Lernerfolg orientiert ist und dessen Beurteilung auf informelle Weise geschieht. Zurückzuführen ist dies auf die Vielfältigkeit der zur Verfügung stehenden Informationen, die Variationsbreite und Aussagekraft von Schülera'uGerungen und vorallem auf die absolute Schwierigkeit, die von den Eigenschaften des Lehrers ausgehenden Effekte, die wahrnehmbaren Eigenschaften der Schüler sowie ihre Art den Lehrer wahrzunehmen und auf ihn zu reagieren, auseinanderzuhalten. So gesehen, ergibt sich bei der Beurteilung eine Reihe von Problemen, von denen einige bislang bei der Erforschung des Lehrerverhaltens kaum gestreift wurden. Es geht dabei z.B. um die Grundzüge von Beurteilungsverfahren, um die Rolle, die die Erwartungshaltung von Lehrern hinsichtlich der Steuerung des Lernerfolgs und des Sozialverhaltens ihrer Schüler spielt, und um Möglichkeiten, eine bessere Ausbildung der Lehrer in Bezug auf die verschiedenen Arten von Beurteilungstechniken zu erreichen. Wie Lehrer ihre Schüler beurteilen (3) Welchen Kategorien unterwerfen Lehrer den Charakter ihrer Schüler und welchen von ihnen messen sie die größte Bedeutung zu? Verschiedene Studien, die sich damit befassen, wie Lehrer die individuellen Charakterzüge und Fähigkeiten ihrer Schüler bewerten (z.B. Hallworth, 1962), haben ergeben, daß Lehrer an britischen Schulen in weitgehender Übereinstimmung drei Gruppen von Merkmalen unterscheiden. Die erste Gruppe betrifft die Billigkeiten von Schülern. Tatsächlich fragen die Lehrer: „Wie gut kommt dieser Schüler mit den Anforderungen der Schule zurecht?" Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf den allgemeinen geistigen Fähigkeiten und dem Vorwärtskommen im muttersprachlichen Unterricht und in Mathematik. Die Merkmale der zweiten Gruppe beziehen sich vorallem auf das allgemeine Verhalten in der Klasse und die Haltung gegenüber den Lehrern, d.h. auf Umgangsformen, kooperatives Verhalten gegenüber dem Lehrer, Zuverlässigkeit, Ausdauer und Aufmerksamkeit, also „wie gut komme ich mit diesem Schüler zurecht?". Typische Merkmale der dritten Gruppe sind Fröhlichkeit, Führungsqualitäten, Beliebtheit, Selbstvertrauen und Kooperationsfähigkeit mit anderen Schülern. Sie dürften für eine Beurteilung der sozialen Charakteristika stehen, die besonders eng verknüpft ist mit der Wahrnehmung des Lehrers dessen, wie gut ein Schüler mit seinen Mitschülern zurecht kommt. (4) Dieses Beurteilungsmuster trifft auf Lehrer der Primär- und der Sekundarstufe zu, aber es vernachlässigt interessante Abweichungen, die sich aus einem besonderen schulischen Umfeld, Altersunterschieden, dem Geschlecht und der pädagogischen

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Grundeinstellung von Lehrern ergeben (Mclntyre, Morrison und Sutherland, 1966). Männliche und weibliche Lehrer sowie solche, die Arbeiterkinder, und solche, die Kinder aus der Mittelschicht unterrichten, unterscheiden sich darin, in welchem Umfang ihre Leistungsbeurteilung unabhängig ist von ihrer Beurteilung des Verhaltens in der Klasse. Lehrer tendieren dazu, Mädchen weniger differenziert und in allgemeinerer Form zu beurteilen als Jungen. Jüngere Lehrer legen mehr Wert auf das Verhalten, ältere auf die Fähigkeiten. Für den autoritären Lehrcrtyp zeichnet vorallem „ruhiges Verhalten" die Schüler aus, die gut mit ihm zurecht kommen. Auch spiegeln sich möglicherweise spezielle Vorlieben einzelner Lehrer darin wieder, welche Charakterzüge genannt werden, wie etwa bei dem Grundschullehrer, der bei Jungen ihre Wettkampfbegeisterung bewertet. Solche unterschiedlichen Arten der Wahrnehmung reflektieren möglicherweise die unterschiedlichen Arten der Informationsgewinnung durch den Lehrer, sein unterschiedliches Gespür für spezielle Eigenschaften und die Verwendung von Klischees. Darüberhinaus führen diese wahrnehmungsmäßigen Unterschiede nahezu zwangsläufig zu mehr oder weniger stark ausgeprägten Unterschieden im Verhalten gegenüber Individuen oder Gruppen, wofür es jedoch kaum systematisch erbrachte Nachweise gibt. (5) Einen generellen Eindruck davon, welche Bedeutung die einzelnen Aspekte von Schülern für ihre Lehrer haben, kann man noch auf andere Weise gewinnen. Die folgende Tabelle gibt die Resultate wieder, die die Verfasser einer Studie entnommen haben, in der Grundschullehrer aufgefordert wurden zu notieren, um welche Eigenschaften ihrer Schüler sich ihre Gespräche drehten, und wie häufig dies jeweils geschah. Tabelle 4: Von Lehrern am häufigsten diskutierte Aspekte von Schülern* Eigenschaft

Allgemeine geistige Fähigkeiten Nachlässigkeit Faulheit Geschwätzigkeit Mitarbeit Ausdauer Umgangsformen sprachl. Ausdrucksfähigkeit Originalität *

Skalierung aufgrund der Häufigkeit der Nennung

1 2 3 4 5 6 7

8 9

Gesamtzahl der Nennung

231 343 463 485 552 638 642 672 717

Ranghöhe korreliert mit Häufigkeit. Insgesamt wurden 56 Lehrer befragt.

Dieser Auszug gibt lediglich die Eigenschaften wieder, die in erster Linie die Lehrer beschäftigen und die vor allem schulische Leistungen und allgemeines Verhalten in der Klasse betreffen. Setzt man die Liste fort, so fällt auf, daß soziale Charakteristika

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Die InhaUsanalyse

wie Selbstvertrauen, Geselligkeit und Beliebtheit nahezu am Ende der Skala rangieren. Beobachtungen zum Lehrerverhalten (6) In den meisten Arbeiten, die sich mit Beurteilung befassen, geht es um die Aktivitäten von Lehrern und Schülern, die sich in schriftlicher Form niederschlagen. Es gibt kaum Studien zum Beurteilungsverhalten von Lehrern im Unterricht, und noch seltener sind solche, die dies sowohl aus psychologischer als auch aus pädagogischer Sicht tun und Beurteilungsvermögen als soziale Fertigkeit definieren. Besonders interessant ist deshalb eine schottische Studie (Cameron-Jones und Morrison, 1972), durchgeführt mit Lehrern, die Schüler der 1. Klasse der Sekundarstufe unterrichten, und zwar nicht nur aufgrund ihrer Beschreibung von Lehrerverhalten, sondern weil ihre Bewertungskriterien für die Lehrer auch dazu herangezogen werden, die Verbindungen zwischen den Variablen auf Lehrerseite und den Leistungen und dem Verhalten der Schüler zu untersuchen. (7) In dieser Studie wurden Tonbandaufnahmen von Unterrichtsstunden anhand eines Schemas gründlich ausgewertet, das rund 60 Kategorien für verschiedene Formen von Sprechaufforderungen und Lehrerreaktionen umfaßte. Dadurch konnten Häufigkeiten für verschiedene Formen der Sprechaufforderung ermittelt werden, wie z.B. Aufrufen - sich an einen bestimmten Schüler wenden, aus sozialen Gründen („Wie geht es heute deinem Bein?"), aus Gründen der Verhaltenssteuerung („Bitte sei einen Augenblick ruhig!"), als sekundäre Aufforderung („Sag das noch einmal, aber drücke dich besser aus!") und für solche Formen von Lehrerreaktionen wie etwa Reaktionen modifizierender Art (Schüler: „In der vierten Strophe." Lehrer: „Richtig, und auch in der letzten Strophe."), in Form eines einfachen Lobes, eines einfachen Tadels oder als positive Reaktion zur Verhaltenssteuerung („Das sehe ich gerne!"). Solche detaillierten Informationen kann man natürlich auf verschiedenste Weise auswerten, uns geht es hier aber nur um das Bild, das sich in Bezug auf das Beurteilungsverhalten von Lehrern ergibt. 1. Kognitive Aufforderungen, d.h. alle Aufforderungen, die sich entsprechend der Bloom'schen Objekttaxonomie analysieren lassen, waren auf der Verständnisund Wissensebene vorherrschend. Nur 18% fielen in die Bereiche Anwendung, Analyse, Synthese und Bewertung. 2.

Zwei Drittel sämtlicher Aufforderungen richteten sich auf den Unterrichtsgegenstand, ein Viertel betraf den Unterrichtsverlauf, während soziale und verhaltcnssteuernde Aufforderungen zusammen nur 3% ausmachten.

3.

Eine Analyse sämtlicher Lehrerreaktionen ergab, daß mehr als die Hälfte von ihnen als kritische Äußerungen zu bezeichnen waren (verschiedene Formen der Bestätigung, Verneinung und Neuformulierung von Schülerantworten), 20% waren modifizierende Reaktionen und der Rest betraf solche Dinge wie verhaltenssteuernde Äußerungen und soziale Reaktionen in jeweils recht geringen prozentualen Anteilen.

Der Gesamteindruck in Bezug auf das Beurteilungsverhalten ist der, daß es themenzentriert, in seinen kognitiven und sachbezogenen Aufforderungen und Reak-

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tionen unkompliziert und in dem, was von den Schülern gefordert wird, klar und eindeutig ist. Während es in seinen auf den Lehrstoff bezogenen Urteilen eher zum Positiven neigt, tendieren seine verhallensstcuernden Urteile dazu, negativ zu sein. Dagegen gab es relativ wenige Aufforderungen, einer Sacheauf den Grund zu gehen, zum weitaus überwiegenden Teil waren die Sprechaufforderungen vielmehr klar gegliedert und zielgerichtet, und die Schüler wurden nur selten dazu aufgefordert, sich frei zu äußern, ohne daß der Lehrer bestimmte Stichwörter vorgegeben hatte. (8) Die einzelnen Lehrer unterscheiden sich erheblich in bezug auf den Umfang, den ihre Beurteilungstätigkeit einimmt. Aus Tonbandaufnahmen, die im Rahmen einer Pilotstudie mit einigen Lehrern für naturwissenschaftliche Fächer durchgeführt wurde, ergab sich, daß einer von ihnen nur fünf verschiedene Formen der Sprechaufforderung einsetzte, wobei er die Schüler meistens nach den Teilen von Pflanzen fragte. Ein anderer hingegen verfügte über ein Repertoire von elf verschiedenen Formen der Aufforderung, einschließlich solcher, die offen und frei von Stichwörtern waren, und Fragen, die den Dingen auf den Grund gingen und die Schüler dazu zwangen, ihre Anworten zu vervollständigen, zu korrigieren oder genauer zu formulieren. Ähnliche Unterschiede ließen sich auch auf dem Gebiet der Lehrerreaktionen beobachten. Diese unterschiedlichen Ergebnisse beziehen sich auf Lehrer, die Schüler der 1. Klasse der Sekundarstufe unterrichten. Darüberhinaus sind sie aber sehr anschaulich und sie sollten keinesfalls als Wertmaßstab für gutes bzw. schlechtes Verhalten betrachtet werden. Stellt man sich nämlich die Frage, wie unterschiedliche Verhaltensweisen zu beurteilen sind, so muß sie folgendermaßen lauten: Sind einige Verhaltensweisen besser dazu geeignet, bestimmte Leistungen bei den Schüler zu fördern als andere und, wenn es sich so verhalt, wie sehen diese Verhaltensweisen aus? An späterer Stelle werden wir darauf zurückkommen.

Die Hauptüberschrift für diesen Text lautet „Beurteilung" und angesichts seiner vollständigen Wiedergabe sollten wir uns notieren, daß die Beurteilung von Lernenden im Allgemeinen die Seiten 200 bis 214 einnimmt. Das Hauptthema des 1. Abschnitts ist formelle und informelle Beurteilung. Die im ersten Satz erwähnten Tests werden bereits durch den Terminus „formelle Beurteilung" ausreichend repräsentiert, denn der Text macht darüberhinaus keine genaueren Angaben. Dann geht es in dem Abschnitt weiter mit der Beurteilung der Schulleistungen, des Sozialverhaltens und der Schülerpersönlichkeiten, und es wird noch die Beurteilung der vom Lehrer selbst erbrachten Leistung erwähnt. Sollten diese Themen bereits im Text vorgekommen sein, müssen wir nur noch die zusätzlichen Seitenzahlen ergänzen. Wie man diese Gegenstände ausdrückt, wird hier, da dies keine Anleitung zur Herstellung von Buchregistern sein soll, nicht näher erläutert. Im Augenblick geht es uns einzig und allein darum, Gegenstände zu erkennen, wir sollten aber, da wir gerade beim Thema der Erstellung von Registereiuträgen aus Mehr-Wort-Verbindungen sind, festhalten, daß

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Die Inhaltsanalyse

sich hier das Problem der Wortfolge wie auch das Problem, die richtige Benennung auszuwählen, stellt. Der größte Teil des 2. Abschnitts wird bereits von dem allgemeinen Eintrag „Beurteilung" abgedeckt, aber es gibt auch einen neuen Begriff, nämlich die Informationsverarbeitung durch den Lehrer im Unterricht. Auch hier kann man davon ausgehen, daß die im einzelnen aufgeführten Phasen bereits durch den allgemeinen Begriff repräsentiert werden. Im 3. Abschnitt geht es um das, was beurteilt (oder bewertet) wird. Es wird auf „Fähigkeiten" Bezug genommen, was als Synonym für „Schulleistungen" notiert werden kann, und auf „Schülerverhalten im Unterricht", „Haltung dem Lehrer gegenüber", und „soziale Charakteristika", was hier synonym zu „Sozialverhalten" gebraucht wird. Ob die Erwähnung britischer Schulen von Bedeutung ist, hängt vom übrigen Text ab: wenn sich alles auf britische Schulen bezieht, ob nun ausdrücklich erwähnt oder nicht, dann ist dieser Hinweis unwichtig.9 Abschnitt (4) läßt sich zusammenfassen unter dem Begriff „Unterschiede im Beurteilungsverhalten von Lehrern". Über die spezifischen Unterschiede, die erwähnt werden, wird nichts Substantielles ausgesagt, so daß auch sie wieder als durch den allgemeinen Registereintrag für diesen Absatz repräsentiert gelten können. Abschnitt (5) geht gesondert auf das Beurteilungsverhalten von Grundschullehrern ein, während Abschnitt (6) auf die Beurteilung im Unterricht und speziell auf Sekundärschulen in Schottland Bezug nimmt. Die Details des 7. Abschnitts werden bereits durch allgemeine Begriffe repräsentiert, und zwar durch „Sprechaufforderung durch den Lehrer" und „Lehrerreaktionen". Im 8. Abschnitt geht es um dieses Verhalten bei Lehrern für naturwissenschaftliche Fächer. Ich möchte noch einmal betonen, daß die hier gemachten Vorschläge nur provisorisch sein können, da wir den ganzen übrigen Text außer Acht lassen. Mit diesem Vorbehalt sind wir nun in der Lage, die aus den zitierten Seiten entnommenen Gegenstände folgendermaßen aufzulisten: Unter der Überschrift „Eigenschaften und Handlungen von Lehrern" sollte notiert werden: „Beurteilung von Schülern, formelle Beurteilung von Schülern, informelle Beurteilung von Schülern, Informationsverarbeitung im Unterricht, Unterschiede im Beurteilungsverhalten, Sprechaufforderungen und Reaktionen". Unter der Überschrift „Schüler" sollten wir festhalten: „Beurteilung von Schulleistungen, Beurteilung des Sozialverhaltens, Beurteilung der Persönlichkeit, Verhalten im Unterricht und Haltung gegenüber dem Lehrer". Unter „Schulen" verzeichnen wir: „Grundschullehrer und Sekundärschulen in Schottland"; und unter „Unterrichtsfächer": „Lehrer für naturwissenschaftliche Fächer". Dies gilt selbstverständlich nur, wenn das Register in Hinblick auf ein britisches Publikum erstellt wird. D. Übers.

Tiefenanalyse

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Zur selektiven Tiefenanalyse einer Spezialsammlung wird normalerweise die Methode des postkoordinierten Indexierens verwendet. Das bedeutet, daß im Register nur Einzelbegriffe repräsentierende, einfache sprachliche Ausdrücke und keine komplexe Begriffe oder Beziehungen wiedergebenden, zusammengesetzten Eintragungen verzeichnet werden. Beim Suchen werden die verschiedenen Registereinträge miteinander verbunden, und damit die Dokumente aufgefunden, in denen alle Einzelaspekte gemeinsam enthalten sind. Wie einfach diese Suche ist, hängt von der eingesetzten Technik ab. Computer bieten die vielfältigsten Möglichkeiten, aber auch Sichtlochkarten oder Uniterm Cards arbeiten nach demselben Prinzip. Gegenstände werden üblicherweise in Form von verbalen Registereinträgen gespeichert, aber hier spricht auch nichts gegen die Verwendung eines angemessen facettierten Klassifikationssystems. Mit dem Namen „Thesaurus" werden heutzutage normalerweise all die normierten Indexierungssprachen bezeichnet, die zur postkoordinierten Verwendung vorgesehen sind, tatsächlich sollte er aber solchen Systemen vorbehalten sein, die sowohl einen systematischen als auch einen alphabetischen Teil aufzuweisen haben. Ein typisches Beispiel hierfür ist die 2. Auflage der London Education Classification. Sie enthält Klassifikationstafeln mit Notationen und ein alphabetisches Verzeichnis mit Einträgen, die zur Bildung postkoordinierter Suchphrasen geeignet sind, sowie ein System von Verweisungen. Die Registereinträge und Verweisungen leiten sich direkt von den Klassifikationstafeln ab, so daß sie eigentlich eine abgewandelte Form der Klassifikation darstellen. Da jeder Eintrag des alphabetischen Verzeichnisses gleichzeitig als Registereintrag für die Klassifikation fungiert, sind beide Teile auf äußerst komfortable Weise miteinander verknüpft. Bei Verwendung eines postkoordinierten Systems kann die Klassifikation die Auswahl der Indexierungs- und Suchtermini unterstützen, die Anordnung der Termini in Kategorien und in hierarchischen Beziehungen ist bei der Inhaltsanalyse äußerst hilfreich. Wie bereits unser kurzer Abriß über die Herstellung von Buchregistern so muß auch jeder Versuch, in diesem Rahmen den Prozeß des selektiven tiefen Indexierens zu demonstrieren, in gewissem Maße unrealistisch bleiben. Echte Entscheidungen können nur aus dem Kontext der speziellen Sammlung und der Kenntnis der speziellen Benutzergruppe heraus gefällt werden, und die Dokumente, um die es geht, dürften in der Regel länger sein, als der Text, den wir hier analysieren können. Aber, genau wie bei den Buchregistern, kann die grundlegende Technik der Inhaltsanalyse veranschaulicht werden. Wir wollen davon ausgehen, daß die hier wiedergegebenen Seiten aus Teachers and teaching ein Dokument für sich bilden und wir mit der 2. Auflage der London Education Classification (LEG) arbeiten. Unsere Aufgabe besteht nun in der Auswahl der Begriffe, die offenkundig für die wichtigste Information des Dokuments stehen. An dieser Stelle sind

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Die Inhahsanalyse

verschiedene Varianten denkbar, denn die Einschätzung hängt ab von solchen Faktoren wie dem Vorwissen des Indexierers, dem, was die Sammlung bereits enthält, und den Bedürfnissen einer speziellen Benutzergruppe, Ohne diese spezifischen Voraussetzungen können wir nur ganz allgemein entscheiden, welches die bedeutsamsten Begriffe sind. Wenn aber unsere Entscheidungen den Umfang des Textes berücksichtigen, können auch einige wenige Seiten Modellcharakter annehmen. Auch für dieses Dokument gilt, daß der sicherste Weg zur Feststellung seiner wichtigsten Begriffe mit der Inhaltsverdichtung beginnt. Die in Frage kommenden Seiten handeln insgesamt von der Beurteilung von Schülern durch Lehrer. Wir notieren also als erstes die drei Termini „Beurteilung", „Schüler" und „Lehrer". Dem müssen wir noch „Sozialpsychologie" hinzufügen, denn das ganze Buch gehört zu dieser Disziplin. Es ist nicht so wichtig, welche Benennungen wir hierbei im einzelnen verwenden, da die Entscheidung darüber letztlich durch das normierte Vokabular der Indexierungssprache kontrolliert wird. Gewöhnlich ist es am einfachsten, die Wörter aus dem Text zu verwenden, wirklich wichtig ist nur, daß der Indexierer ein klares Bild davon hat, welchen Begriff er festhalten will. Aus diesem Grunde ist es manchmal erforderlich, andere als die im Text gebrauchten Wörter aufzuschreiben. Wie bei der Inhaltsverdichtung muß sich der Indexierer darum bemühen, eine möglichst exakte Inhaltsanalyse niederzuschreiben. Danach ist eventuell zwecks Auswahl korrekt formulierter Einträge die Klassifikation zu Rate zu ziehen. Kommen wir zu unserem Text zurück. Ich würde meinen, daß man die Aspekte, unter denen Schüler beurteilt werden, als die zweitwichtigsten Begriffe bezeichnen kann. Wir können also unserer Liste „Schulleistungen" oder „Fähigkeiten", „Sozialverhalten" und „Persönlichkeit" hinzufügen. Darüberhinaus scheint nur noch ein Begriff gleich wichtig zu sein, und zwar die Beurteilung im „Unterricht". Jetzt haben wir acht Bezeichnungen, was für die hier betrachtete Textmenge ziemlich viel ist. In vielen Dokumentationssystemen dürfte diese Anzahl für ein komplettes Dokument das Normale sein. Einen so kurzen Text kann man überfliegen, um die wichtigsten Begriffe herauszupicken, in einem längeren Text dagegen wird man häufig Überschriften als Orientierungshilfe heranziehen, und so würde es sich auch bei diesem Buch verhalten, wenn wir es als Ganzes zu indexieren hätten. Bei unserer Buchregister-Übung haben wir einen speziellen Satz von Kategorien zur Erleichterung der Analyse entworfen. Alternativ hätten wir aber auch die Facettenstruktur eines geeigneten Klassifikationssysstems, etwa die BC2 oder die LEG, verwenden können. Bei umfassender Tiefenindexierung kann man eine Darstellungsform wählen, bei der die Kategorien in Spalten angeordnet werden. Wir haben damit den Plan unserer Analyse deutlich vor Augen und sind damit für die Aufzeichnung der Indexierungskonzepte bestens gerüstet. Komplexe Gegenstände werden waagerecht ein-

Tiefenanalyse

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getragen, wobei die einzelnen Elemente in den entsprechenden Spalten stehen. Kein für postkoordiniertes Indexieren konzipierter Satz von SchlagWörtern kommt vollständig ohne vorgegebene Zusammensetzungen aus, da sonst allgegenwärtige und häufig vorkommende Bezeichnungen auf einen Großteil der Dokumente einer Sammlung zutreffen würden. Die LEG gibt beispielsweise bei „Pädagogik" die Anweisung, diesen Terminus lediglich in Ausnahmefällen oder in allgemeinem Sinn zu verwenden. Danach werden 15 zusammengesetzte Bezeichnungen aufgeführt, die „Pädagogik" oder „pädagogisch" enthalten. Folgt man dieser Anweisung, so kann man erkennen, welche Bezeichnungen der Systematik entsprechend zusammengehören. Die LEG hat nicht viele solcher zusammengesetzter Begriffe aufzuweisen, im System ERIC, das zu On-Line-Recherchen dient, finden sich jedoch erheblich mehr davon. Ausgestattet mit einer Liste von acht Begriffen, die indexiert werden sollen, können wir uns nun der LEG zuwenden,damit die von uns gewählten Benennungen in die Vorzugsbenennungen der Systematik übersetzt werden können. „Assessment" (Beurteilung) erscheint als Eintrag im Register und dazu als Synonym „Rating" (Leistungsbewertung). Von „Pupil" (Schüler) dagegen wird nur verwiesen, stattdessen soll „Adolescent" (Jugendlicher), „School child" (Schulkind) oder „Student" (Student) verwendet werden. In unserem Fall ist natürlich „Schulkind" am geeignetsten. Bei „Teachers" (Lehrer) findet sich der Hinweis, diese Benennung im Singular zu verwenden. „Social psychology" (Sozialpsychologie) ist in dieser Form vorhanden. Da es keinen Eintrag unter „scholastic" (schulisch) gibt, versuchen wir es mit „Achievement" (Leistung). Diesen Terminus finden wir dann auch, er stellt die Vorzugsbenennung für „Attainment" (Fälligkeiten), „Performance" (Vorwärtskommen) und „Success" (Erfolg) dar. „Social behaviour" (Sozialverhalten) erscheint nicht im Register, nur „Behaviour" (Verhalten). Dies ist ungenauer als unser Begriff, bei der Überprüfung ähnlicher Termini stellt sich aber heraus, daß es nichts Passenderes gibt. „Personality" (Persönlichkeit) erscheint wieder als Registereintrag. Auch „Classroom" (i.S. von Unterricht) findet sich, aber wir müssen feststellen, daß es unter dem Oberbegriff „Buildings" steht. Es melden sich Zweifel, ob das auf unseren Gegenstand zutrifft, und, um das entscheiden zu können, ziehen wir die Klassifikationstafeln zu Rate. Dort stellen wir fest, daß „Classroom" zur Facette „Gebäude, Versorungseinrichtungen und Ausstattung" gehört, und dies unterstreicht die Tatsache, daß Gebäude in dieser Facette im Sinne konkreter Gegenstände dargestellt sind. Wenn in unserem Textbeispiel hingegen von „Classroom" die Rede ist, so soll damit das Konzept eines bestimmten Umfeldes zum Ausdruck gebracht werden. Wir wenden uns also noch einmal dem Eintrag im alphabetischen Register zu und entdecken den verwandten Terminus „Class". Die dazu gehörige Erläuterung bestimmt, daß es sich dabei um die Art von Gruppe handelt, in der Schüler norma-

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Die Inhaltsanalyse

lerweise arbeiten. Ganz offensichtlich ist das die richtige Bedeutung für unsere Übungsaufgabe, die wir damit dann auch gelöst haben. Effektiver kann das tiefe Indexieren durch eine Maßnahme gestaltet werden, die man als Gewichtung bezeichnet. Dabei wird die relative Wichtigkeit der ein Dokument bezeichnenden Begriffe anhand einer festgelegten Skala zu Ausdruck gebracht. Das in Beantwortung einer Anfrage zutage geförderte Material kann also entsprechend den Bedürfnissen des jeweiligen Benutzers variiert werden. Wird nur eine geringe Anzahl von Dokumenten gewünscht, für die aber der gesuchte Begriff von höchster Bedeutsamkeit sein soll, so werden nur die Dokumente nachgewiesen, bei denen dieser Begriff auf der Gewichtungsskala ganz oben rangiert. Wird dagegen alles zum Thema gewünscht, so werden sämtliche Gewichtungsränge berücksichtigt. Entsprechendes gilt für alle Anfragen, die zwischen diesen Extremen liegen. Vereinfacht wird die Analyse der Gewichtungsgrade - wie bereits angedeutet - dadurch, daß man mit der Inhaltsverdichtung für die höchste Ebene beginnt und danach fortfährt mit den Schlagwörtern für die einzelnen Kapitel, die Abschnitte und Absätze.

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Die In/wllsanalysc

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Verzeichnis der im Text untersuchten Bücher (a) Genauer betrachtete Werke Archer, Peter. Social welfare and the citizen. Penguin, 1957, 101 Bell, Clive. Civilization: an essay. Chatto and Windus, 1928, 95 Betjeman, John. First and last loves. John Murray, 1952, 68 Bonavia, David. Seeing red. Harrap, 1987, 98 Cecil, Lord David. A Portrait of Jane Austen. Constable, 1978, 76 Clabby, J. Tlie natural history of tlie horse. Weidenfeld and Nicolson, 1976, 87 Collingwood, R.G. Tlie idea of nature. Clarendon Press, 1945, 21 Cox, Ian (Hg.). Tlie scallop: studies of a shell and its influences on human kind. Shell Transport and Trading Company, 1957, 72 Grossman, Richard. Tlie god that failed. Harper and Row, 1950, 97 Curie, Richard. Women: an analytical study. Watts, 1967, 75 Dieuzeide, Henri. Teaching through television. OEEC, 1960, 117 f. Diggle, George E. So you want to be a public speaker. Colin Venton, 1973, 61 Dimnet, Ernest, Tlie art of thinking. Cape, 1929, 93 Downes, D.M. u.a. Gambling, work and leisure: a study across three areas. Routledge, 1976, 94 Duncan, Ronald und Wilson, Colin. Marx refuted: the verdict of history. Ashgrove ress, 1987, 98 f. Flew, Anthony, flunking about social thinking. Blackwell, 1986, 93 Flew, Anthony. Tliinking about thinking. Fontana, 1975, 92 Fussell, Paul. Tlie Great War and modem memory. O.U.P., 1975, 27 Gaunt, William. The Pre-Raphaelite tragedy. Cape, 1942, 68 Glasser, Ralph. Leisure: penalty of prize? Macmillan, 1970, 95 Gregory, Richard. Religion in science and civilization. Macmillan, 1980,106 Halsted, J.B. Romanticism. Macmillan, 1969, 69 Hardman, A.C. Leighton. A guide to feeding horses and ponies. Pelham Books, 1977, 88 Harding, M.E. Women's mysteries, ancient and modem. Rider, 1971, 102, 119 f. Hardy, Alister. Tlie spiritual nature of man. Clarendon Press, 1979, 104 Harrison, Max u.a. Tlie essential jazz records volume 1: ragtime to swing. Mansell, 1984, 25 Herrigel, Eugen. Zen in the art of archery. Pantheon, 1953, 57 Hudson, Liam. Bodies of knowledge: the psychological significance of the nude in art. Weideiifeld and Nicolson, 1982, 27 Hughes, Spike. Tlie ait of coarse cricket. Museum Press, 1954, 63 Humphrey, N. In a dark time. Faber, 1984, 27 Hyde, Douglas. / believed. Heinemann, 1950, 96

150

Die Inhaltsanalyse

I believe. Allen and Unwin, 1940, 96 Joad, C.E.M. God and evil. Faber, 1942,103 Keating, P. (Hg.). TJie Victorian prophets: a reader from Carlyle to Wells, Fontana, 1981, 27 Kennett, David H. Victorian and Edwardian horses from historic photographs. Batsford, 1980, 89 Knight, G. Wilson. Byron and Shakespeare. Routledge, 1966, 100 Knox, A.C. White und Gueritz, J.E.F. 77ie Penguin handbook of first aid and home nursing. Penguin, 1961, 71 Lascelles, Mary. Jane Austen and her art. O.U.P., 1939, 76 Laughton, L.G. Carr und Heddon, V. Great storms. 2. Aufl. Philipp Allan. 1930, 70, 91 Levin, Bernard. Enthusiasms. Cape, 1983, 26, 41 Lowry, Charles W. Communism and Christ. Eyre and Spottiswoode, 1954, 99, 118 f. McFarlane, K.B. Tlte nobility of later medieval England. Clarendon Press, 1973, 28 Mclntyre, Alasdair. Marxism and Christianity. Duckworth, 1968, 97 Meiler, H.E. Leisure and the changing city, 1870-J914. Routledge, 1976, 94 Meteorological Office. Meteorology for mariners. 3. Aufl. H.M.S.O., 1978, 90 f. Morrison, A. und Mclntyre, D. Teachers and teaching. 2. Aufl. Penguin, 1980, 126 ff. Oakley, Ann. Tlie sociology of housework. Martin Robertson, 1974, 101, 120 ff. OTlinn, Paul. TJiem and us in literature. Pluto Press, 1975, 56 Parkinson, C. Northcote. Parkinson's law. John Murray, 1958, 63 Peacocke, A.R. Science and the Christian experiment. O.U.P., 1971,106 f. Penfield, Wilder. The mystery of the mind: a crictical study of consciousness and the human brain. Princeton U.P., 1975,105 Pieper, Josef. Leisure: the basis of culture. Faber, 1952, 95 Pirsig, Robert. Zen and the an of motorcycle maintenance: an enquiry into values. Bodley Head, 1974, 26 f. Potter, Stephen. Pedigree: essays on the etymology of words from nature. Collins, 1973, 21 Priestland, Gerald. Priestland right and wrong. Collins, 1983, 56 Priestland, Gerald. Tiie case against God. Collins, 1984, 104 Priestley, J.B. Delight. Heinemann, 1949, 41 Radhakrishnan, S. East and West: some reflections. Allen and Unwin, 1955,107 Rockwell, Joan. Fact in fiction: the use of literature in the systematic study of society. Routledge, 1974, 28 Rogers, Edward. A Christian commentary on communism. Wyvern Books, 1959, 97

Verzeichnis der im Text untersuchten Bücher

151

Savage, Katherine. Marxism and communism. Bodley Head, 1968, 98 Shaw, John. TJie self in social work. Routledge, 1974,102 Sherrington, C.S. Man on his nature. C.U.P., 1940, 104 Simmons, Sue. TJie military horse. Marshall Cavendish, 1976, 89 Simms, Eric. A natural history of Britain and Ireland. Dent, 1979, 21 Stebbing, L. Susan. Tiiinking to some purpose. Penguin, 1939, 93 Stevens, Anthony. Archetype: a natural history ofüie self. Routledge, 1982, 25 Taylor, Gordon Rattray. TJie natural history of the mind: an exploration. Seeker and Warburg, 1979, 105 f. Thomson, Neil. A closer look at horses. Hamish Hamilton, 1977, 90 Thomson, Robert. TJie psychology of thinking. Penguin, 1959, 92 Villiers, Guy. TJie British heavy horse. Barrie and Jenkins, 1976, 88 f. Vivian, Frederick. Tlunkingphilosophically. Chatto and Windus, 1969, 93 Webb, Dom Bruno. Why does God permit evil? Burns Gates, 1941, 103 Wilson, Angus. Tlie world of Qiarles Dickens. Seeker and Warburg, 1979, 76 (b) Werke, die lediglich kurz mit ihrem Titel zitiert werden Agricultural libraries, 70 All out for Everest, 85 Books and periodicals for medical libraries in hospitals, 68 Business man's guide to travel, 85 Citadels of mystery, 69 Complete traveller, TJie (Joan Bakewell), 84 Dancing Wu Li masters, TJie, 69 Discovery of the East, 85 Divine comedy, TJie (Dante), 20 Diving for sunken treasure (Jacques Cousteau), 84

Encyclopedia of world geography, 85 English path, TJie, 69 Explorations, 69 Face of the nude, TJie, 69 Forbidden game, TJie, 69 Forms of feeling, 69 Free for all, 69 Frontiers in geographical teaching, 84 Ghost in the looking-glass, Tlie, 69 Golden hordes, Tlie, 85 Grand days of travel, Tlie, 85 Great deserts, Tfie, 85 Holiday Winch, 84 In for a penny, 69 In search of Schrödinger's cat, 69

152

Die Inhalisanalyse

Industries of the world, 85 Investigating geography, 85 Itself an education, 69 Keep smiling through, 68 King Solomon's ring, 69 Leisure activities (Disabled Living Foundation), 94 Leisure and pleasure in the 18th Century, 94 Leisure and society 1830-1950, 94 Leisure and the waterways (British Waterways Board), 94 Leisure for mentally Handicapped people, 94 Leisure in Britain, 1780-1939, 94 Leisure provision and people's needs (HMSO), 93 Let us now praise famous men, 69 Look younger, live longer, 69 Matter of honour, A, 69 Men of ideas, 69 Morning, noon and night in London, 69 My favourite escape stories, 85 Night life, 69 No, Minister, 69 Not all in the mind, 69 Pit-men, preachers and politics, 69, 70 Prelude, Vie (Wordsworth), 20 Quantitative techniques in geography, 85 Regional geography, 85 Samarkand and beyond, 69 Seeds of change, 69 Selective guide for Jewish travellers, A, 85 Southern continents, Tlie, 84 Tliinking: an introduction to its experimental psychology, 92 TJiinking about eating out?, 93 Tliinking about refuse collection, 93 TJiinking about rural development, 93 Tliinking and talking, 92 Tliinking straight, 92 Tliinking things out, 92 TJiinking with concepts, 92 Travel in the ancient world, 84 Treasure hunter's guide, A, 85 Universities: the years of challenge, 69 Wfio moved the stone?, 69 Worlds and underworlds, 69 Worlds greatest beach holidays, Tlie, 85

Sachregister Abstracts 67, 68, 108 Adler, Mortimer 32 Ästhetik 38, 44 - in der BC 115 - in der DC 111 Aktdarstellungen (als Thema) 28 Allport, G.W. 102 Amateurstudien 61, 73 Analyse (als Form von Dokumenten) 60 f. Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse 27, 46, 76, 95 Anfrageanalyse 15 analytische Erschließung 22 Archetypen (als Thema) 25 Aristoteles - Wissensformen 31,33,39,48 f. - Kategorien 51 - Rhetorik 60 Aufstellung von Dokumenten 71, 72, 77,79,90, 110 Austin, Derek 55 Autobiographien 26, 40, 47, 87 - i n d e r B C 115 - in der DC 113 - konkrete Beispiele 26, 96 Autor s. Verfasser BC (Bliss Bibliographie Classification) 16, 43 f., 50, 56 f., 60, 72, 80, 81 f., 87, 95, 111,114 f. Beeinflussung (als rhetorische Komponente von Dokumenten) 61, H6j Begriffsbeziehungen s. Beziehungen Belehrung (als rhetorische Komponente von Dokumenten) 36, 60 f. Berlin, Isaiah 104 Beschreibung (als Form von Dokumenten) 36, 60 f. Bewertung (als Form von Dokumenten) 36, 60

Beziehungen 16 f., 21, 48, 53, 54 f., 70, 105, 110, 125, 133 - Einflußbeziehung 53, 65, 116 - Teil-Ganzes-Beziehung 52, 53 f. - Vergleichsbeziehung 53, 65, 116 - Phasenbeziehungen (CC) 65 Bias Phase (CC) 65 Bibliographien 22, 25 f., 66, 67, 82, 83, 110 - Fachbibliographien 19 - Nationalbibliographien 31, 19 s.a. BNB bibliographische Formen 61, 65 f., 82 Bibliothekare - Aufgabe 11 f., 14 f., 18, 33, 58, 77 - Ausbildung 13, 79 f. Bibliotheken 12, 14, 71 - öffentliche Bibliotheken 19, 39, 59 - Spezialbibliotheken 19,23, 71, 72, 116,123, 133 - Universalbibiotheken 13, 116 Biographien 35, 36, 40, 47, 62, 62, 75, 76 f., 100 - i n d e r B C 115 - in der DC 113 - konkretes Beispiel 100 Bliss Bibliographie Classification s. BC BNB ( British National Bibliography) 18,21, 114 Briefe 40, 47 British Library 13, 25 British National Bibliography British Technology Index 55 Brown, James Duff 20 Buchregister 22 f., 123, 124 f. Cassirer, Ernst 32 CC: (Colon Classification) 16, 27, 28, 50 ff., 60, 72, 80, 116

154

Inhallsanalyse

christlicher Glaube (als Gesichtspunkt) 56, 57 christlicher Glaube (als Thema) 95 ff. Chroniken 61 CIP 13, 25 Classification Research Group s. CRG Coates, Eric 55 Collingwood, R.G. 31 f., 33 Colon Classification s. CC Computer 12, 24, 108 Concept of mind, The (Ryle) 48 CRG (Classification Research Group) 20, 42,50, 51,55 Cumulated Fiction Index 62 Darstellung spezieller Methoden in Dokumenten 63 DC (Dewey Decimal Classification) 14, 16, 17, 18, 26, 29, 49 f., 63, 80, 84, 100,110 ff. deduktive Wissenschaften 33, 40, 44 Denken (als Thema) 91 ff. Dewey Decimal Classification s. DC Dewey, Melvil 29 Dezimalklassifikation 14 Diskographien 25 f., 66 Dokumente 67, 110 - Aufstellung?!, 72, 77, 79, 90, 110 - Erschließungsgrad 23 - Fragen an ein Dokument 18 f., 20 - formale Merkmale 20, 56 ff., 68 - für eine bestimmte Zielgruppe 19, 65, 82, 91, 102 - Inhalt 18 ff., 56, 67 - intellektuelles Niveau 63 f., 83 - Konzeption 65, 79, 82, 83 - Darstellung spezieller Methoden 63 - Gesichtspunkt 56 ff., 82, 116, 119 - rhetorische Komponente 60 ff.

-

Menge 59 Ordnung 11, 17,20 Primärdokumente 64 Retrieval 65, 66, 82 Sekundärdokumente 39, 64 Sprache 65, 66, 82 textbedingte Merkmale 66, 79

Ebenen (CC) 52 ff., 80, 116 Einflußbeziehung 53, 65, 116 Einleitungskapitel 70, 82 Eliot, T. S. 95 Elton, G.R. 60, 61 empirische Wissenschaften 33, 37 ERIC 135 Erkenntnistheorie 38,44, 82 - i n d e r B C 115 - in der DC 111 Erschließungsgrad von Dokumenten 23 Erzählung (als Form von Dokumenten) 60 f. Essay on criticism, An (Hough) 35 f.. Essays 36, 41, 47, 66, 72, 82 - in der DC 113 Ethik 31, 37, 42, 44,74 - in der BC 124 f. - in der DC 111 Facetten (CC) 52 ff. Fachbibliographien 19 Fallstudien (als Methode von Dokumenten) 63,82 Farradane, Jason 54 Fiküonalität (als rhetorische Komponente von Dokumenten) 62 Fisher, Louis 97 Fontana dictionary of modern thought, The 94 formale Merkmale von Dokumenten 20, 56 ff., 68 Foskett, Douglas 16 Fragen an ein Dokument 18 f., 20 Frauen (als Thema) 75, 101 f. Freizeit (als Thema) 93 ff. Fundamentalkategorien (CC) 28,30, 34, SO ff., 60, 80, 116

Sachregister Gegenstände 21, 42, 43 f., 70, 72 f., 81, 110 - komplexe Gegenstände 44, 70, 71 f, 110, 113, 116, 134 Geographie 84 ff. Geography: its history and concepts (Holt-Jensen) 86

GESCHICHTE is, 20,32,34,39,44, 47, 60 f., 64, 74, 76, 78, 81 - in der BC 115 - in der DC 111 f. - konkrete Beispiele 28, 86, 89 f., 91, 93, 97, 98 GESELLSCHAFT UND SOZIALES 34, 39, 46 f., 60, 75, 79 - in der BC 115 - in der DC 111, 112 - konkrete Beispiele 86, 101, 117 Gesichtspunkt von Dokumenten 56 ff., 82, 116, 119 Gewichtung 136 Gide, Andro 97 Goethe, Johann W. v. 119 Gooch, Stan 74 Grierson, Herbert 60 Hampshire, Stuart 104 Hauptklassen 20, 29, 34, 111 Hausarbeit (als Thema) 101 f., 120 ff. Hirst, Paul 32 History of Western philosophy (Russell) 48 Holt-Jensen, Arild 86 homogene Werke 71, 72 Hough, Graham 35 HUMANWISSENSCHAFTEN 33, 34, 39, 43, 46, 59, 60, 74 f., 78 - in der BC 115 - in der DC 111, 113 - konkrete Beispiele 27, 102 Indexieren - Arbeitsschritte 15, 108 - postkoordinidertes Indexieren 23, 133, 135 - präkombiniertes Indexieren 23 Indexierungsgenauigkeit 59, 67, 123

155

Indexierungskonsistenz 17 Indexierungssprache 108, 109 - Umsetzung in die 15, 16, 17, 35, 68, 108 Indexierungssysteme 44, 56, 57, 68 - Aufgaben 16 f. s.a, Klassifikationssysteme s.a. Schlagwortsysteme Indexierungstiefe 22 induktive Wissenschaften 33 Informationsretrieval 12, 22,24, 123 Inhalt von Dokumenten 18 ff., 56, 67 Inhaltsverdichtung 22, 67 ff., 98, 123, 124 f., 134, 148 Inhaltsverzeichnisse 70 Integrationsstufen 20, 43 f., 78 intellektuelles Niveau von Dokumenten 63 f., 83 interdisziplinäre Studien 77 f. Interpretation (als Form von Dokumenten) 36 f., 60, 61 Interpretation von Anfragen 15 Jazz (als Thema) 25 f. Jevons, W.S. 77 Jung, CG. 25, 102 Kaiser, J. 49, 54 Kant, Immanuel 49 Kapitelüberschriften 70, 82 Kataloge 22, 90, 99, 110, 114 Kategorien 21, 28, 33 f., 48 ff., 80 f., 113, 116, 125, 126 f. s.a. Fundamentalkategorien (CC) Klappentexte 70 Klassifikationssystem der Universität des Chinesischen Volkes 14 Klassifikationssysteme 14, 16 ff., 29 f., 44, 56, 80, 110, 125 - Anordnung 17, 20, 42 f., 72, 110 - präkombinierte 113, 116 - Veränderung 18, 87 - Zweckmäßigkeit für die Benutzer 17, 110, 111 s.a. Universalklassifikationen s.a. Spezialklassifikationen

156

Inliaüsanalyse

Knight, G. Wilson 37, 61 Körper-Geist-Beziehung (als Thema) 105 f. Koestler, Arthur 97 Kommunikationsmittel 65, 66 Kommunismus (als Thema) 96 f., 118 f. komplexe Gegenstände 44, 70, 71 f., 110, 134 - in der BC 116 - in der DC 113 Konzeption von Dokumenten 65, 79, 82,83 - Darstellung spezieller Methoden 63 - Gesichtspunkt 56 ff., 82, 116, 119 - rhetorische Komponente 60 ff. Krieg (als Thema) 27

KRITIK UND BEWERTUNG 33,34, 35, 36 f., 42, 47, 73, 76 f. - in der DC 111, 113 - konkretes Beispiel 25 f. Kulturgeschichte 47, 106 f. KUNST 31, 32, 33, 34, 35 f., 44, 47, 64 - i n d e r B C 115 - in der DC 111, 112 f. KWIC-Register 108 KWOC-Register 108 Kyle, Barbara 43

Laien (als Verfasser von Dokumenten) 61, 73 LC (Library of Congress Classification) 14, 16, 17, 26, 80 LCSH (Library of Congress Subject Headings) 16,80, 110 LEC (London Education Classification) 133, 134 f. Library of Congress 13 Library of Congress Classification s. LC Library of Congress Subject Headings s. LCSH literarische Gattungen 62 f., 77 London Education Classification s. LEC

Maritain, Jacques 96 Marxismus (als Thema) 96 f. Marxismus (als Gesichtspunkt) 56, 57,58 Mathematik 31, 40, 44, 76 - in der DC 112 Medizin 46, 60, 63 - in der BC 115 - in der DC 112 Memoiren 40, 96 Menge von Dokumenten 59 menschliche Verhaltensweisen (als Thema) 42 Metaphysik 31, 38, 45, 73, 82 - in der DC 111 Meteorologie 45,90 f. Methoden von Wissenschaftsdisziplinen 40, 63 Milch (als Thema) 48 Mills, Jack 50 MORAL 34, 37, 47, 60 - inderBC 115 - in der DC 111, 112 Musik 35, 47, 64, 82 - inderBC 115 - in der DC 112 Nationalbibliographien 13, 19 s.a. BNB

natürliche Sprache 109 Natur (als Thema) 18, 21 f. Naturgeschichte 45, 61, 73 NATURWISSENSCHAFTEN 18 f., 30 f., 32, 33, 34, 38, 42, 43, 45, 60, 64, 73, 79, 81, 90, 106 - inderBC 115 - in der DC 38, 111, 112 - konkrete Beispiele 90, 104 f. - und Integrationsstufen 43 f., 78 Needham, Joseph 32, 43 Nietzsche, Friedrich 38 Normen (als Form von Dokumenten) 60, 61 Notationen 15,22, 29, 43, 80, 110, 114, 120

Sachregister NÜTZLICHE KÜNSTE 34, 112 - konkrete Beispiele 88 f., 90

s.a. TECHNIK Objektivität (bei der Inhaltserschließung) 58 öffentliche Bibliotheken 19, 39, 59 Online-Recherchen 109 Ordnung von Dokumenten 11, 17, 20 Ordnung von Phänomenen 21, 28, 33, 43, 48 Ort (als Kategorie) 81 Pädagogik 17, 20, 60, 63, 75, 79, 117 - i n d e r B C 115, 117 f. - in der DC 117 f. - konkrete Beispiele 117 f., 126 ff. PERSÖNLICHE ERFAHRUNGEN 26, 34, 39, 47, 60 - in der DC 111, 113 - konkrete Beispiele 26, 41, 96 Pferde (als Thema) 87 ff. Phä'nomenologie 38, 45 - i n d e r B C 115 - konkrete Beispiele 106 f. Phasenbeziehung (CC) 65 Phenix, Philip 32 PHILOSOPHIE 19, 20, 31 f., 34, 37 f., 42, 44 f., 57 f., 73, 82, 116 - in der BC 115 - in der DC 111 - konkrete Beispiele 21, 26 f., 92, 93, 95 f., 97 f., 105, 106 f. Physik 28, 43, 45, 64, 76, 78 f. - i n d e r B C 115 Plädoyer (als Form von Dokumenten) 61 Platon31, 49 PMEST 50, 52 politische Philosophie 38, 45, 100 - konkretes Beispiel 98 politische Rede (als Form von Dokumenten) 61 populärwissenschaftliche Werke (als Form von Dokumenten) 64, 92,105 Positivismus 30 f., 58

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postkoordiniertes Indexieren 23, 133, 135 Practice of history, The (Elton) 60 f. präkombinierte KJassifikationssysteme 113, 116 präkombiniertes Indexieren 23 praktisches Wissen 31, 33 PRECIS 16, 21, 30, 55, 56 f, 60, 80 Predigt (als Form von Dokumenten) 61 Primärdokumente 64 produktives Wissen 31, 33 Prognose (als Form von Dokumenten) 60, 75

PROLEGOMENA 34,39 f., 44 - konkrete Beispiele 91 f., 93 Prolegomena to Library Classification (Ranganathan) 51,52 Psychologie 39, 42, 46, 59 f., 63, 65, 74, 75, 112 - i n d e r B C 115, 119 - in der DC 112, 120 - konkrete Beispiele 25, 27 f., 75, 92, 102 f. Quadrivium 39 Quellendokumente 64 Ranganathan S.R. 21, 28, 29, 34, 50 ff., 65, 116 s.a. CC Reich, Wilhelm 102 Reid, Louis Arnaud 33 Reisen (als Thema) 41, 47, 86 Register s. Buchregister RELIGION 32, 34, 37, 44, 47, 60, 63, 64, 73, 78 - inderBC61, 114, 115 - in der DC 111, 113 - konkrete Beispiele 99 f., 103 Religionspsychologie 46, 78 - konkretes Beispiel 104 Retrieval von Dokumenten 22, 123, 124 Runden (CC) 52 ff., 80, 116 Russell, Bertrand 48 f. Ryle, Gilbert 48

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InJialtsanalyse

Schlagwortsysieme 16, 30, 54, 56, 80, 125 s.a. Indexierungssysteme

SCHÖNE KÜNSTE

s. KUNST Schöne Literatur 20, 27, 35 f., 40, 44, 47, 62 f., 64, 74, 82 - in der BC 115 - in der DC 112 f. - literarische Gattungen 62 Sekundiirdokumente 39,64 selektive Tiefenanalyse 123 f., 133 Sichtlochkarten 133 Silone, Ignazio 97 Sozialphilosophie 38, 45 - konkrete Beispiele 95, 97 Sozialwissenschaften

s. HUMANWISSENSCHAFTEN Soziologie 20, 31, 38, 39, 43, 46, 60, 74 f., 93, 94 - in der BC 115, 120 f. - in der DC 112, 121 f. - konkrete Beispiele 28, 70, 94 f., 101 f. Specuhun mentis (Collingwood) 25, 26 Spender, Stephen 97 Spezialbibliotheken 19, 23, 71, 72, 116, 123, 133 Spezialklassifikationen 21, 50, 55, 80, 110 s.a. LEC Sprache von Dokumenten 65, 66, 82 Standard Citation Order 50, 81 - in der BC 116 - in der DC 113 f. Stürme (als Thema) 90 f. Subject Classification 20 Suchen 15, 16, 22 f., 133 Tagebücher 40, 47 TECHNIK 31, 33, 34, 38 f., 42, 46, 60,64,74,76,81, 116 - inderBC 115 - in der DC 111, 112 s.a. NÜTZLICHE KÜNSTE Teil-Ganzes-Beziehung 2, 53 f.

teilumfassende Klassen 71 textbedingte Merkmale von Dokumenten 66, 79 Themen 19, 20 f., 28, 42, 44, 48, 56, 67 f., 80, 82 f., 90 - in der BC 116 - in der DC 113 f. - und formale Merkmale 58, 60 Theodizee (als Thema) 103 Theologie 31,37,47 - konkrete Beispiele 103 f. theoretisches Wissen 31, 33 Thesaurus 133 These (eines Dokuments) 98 Thurber, James 62 Tiefenanalyse, 22 f., 123 ff. - selektive Tiefenanalyse 123 f., 133 Tiefenerschließung 22 f. Tiere (als Thema) 42 Time: the refreshing river (Needham) 32, 43, 69 Titel von Dokumenten 21, 68 ff., 82, 109 - „und" in Titeln 54, 70 ff., 97, 100 Titelaufnahme 83 Total man (Gooch), 74 f. Trivium 39 UDC 16, 17, 49, 80, 99 f. „und" in Titeln 54, 70 ff., 97, 100 Uniterm 109, 133 Universal Decimal Classification s. UDC Universalbibliotheken 13, 116 Universalklassifikationen 17,20 f., 27, 30, 42, 50, 51, 54, 57, 80, 111, 116 s.a. CC, DC, UDC

Verfasser 15, 40, 56, 61, 70 - Laien 61, 73 Vergleich (als Methode von Dokumenten) 63, 119 Vergleichsbeziehung 53, 65, 116 Verhallensmaßregeln (als Thema) 42

Sachregister Verweisungen 17, 110, 125, 126 Volkskunde, 46, 59 Werke gemischten Inhalts 70 ff., 96, 99 Wlio was Wfio 103 Wirtschaftsgeschichte 19, 78 Wirtschaftwissenschaften 44, 79 - in der BC 114 Wissen 13, 14 f., 43, 108 f., 110 - Definitionen 30 ff. - praktisches Wissen 31, 33 - produktives Wissen 31, 33 - theoretisches Wissen 31, 33 Wissenschaftsdisziplinen 20, 29 f., 42 f., 63, 77 f., 80 - Methoden 40, 63 Wissensformen 19, 20 ff., 25 ff., 34, 42 f., 44 ff., 48, 60, 73, 77 ff., 82 - Bedeutung der einzelnen Wissensformen 90

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- in der BC 114 f. - in der DC 111 ff., 116 - philosophische Grundlegungen 30 ff. - Spezialgebiete 42 f., 44 ff., 56, 78,82 - und Titel 70 - unterschiedliche Wissensformen in einem Werk 35, 72, 76 f. Wright, Richard 97

Zeit (als Kategorie) 81 Zeitschriftenartikel 22, 23, 67, 69, 71, 77 Zielgruppenorientierung 19, 65, 83, 91, 102 Zoologie 42, 46, 76, 79, 87 f. - inderBC 114 - in der DC 113