I. Reise von Negrepont nach einigen Gegenden Thessaliens im Jahre 1803 [Reprint 2021 ed.]
 9783112608708, 9783112608692

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I. Reise

9 Olt

Negrepötrt n « d,

einigen Gegenden Thessaliens. Z >n Lahr«! 8o

Unsere Reisegesellschaft bestand, außer Herrn Groplus und meinen beiden Bedienten, wovon der eine

ein Grieche und unser Dollmelscher war, »u< Herrn

Fornelti,

bisherigen französischen Dragomann zu

Eoron (jetzt in gleicher Qualität nach Saloniki be» stimmt)

und seinem Zanikscharen Osman, Darbier

aus derselben Stadt.

Wir beriethen uns lange, ob wir zu Lande oder

zu Wasser nach Trichery reifen wollten.

Denn ein

Fahrzeug, das uns geradezu nach Saloniki brächte,

konnten wir nicht finden. heit,

Endlich entschied die Mehr­

trotz Gropius Protestationen,

für die See­

fahrt, als das bequemste und wahrscheinlich schnellste.

Der Haushofmeister des Pacha von Negrepont,

ein ziemlich einfältiger Armenier, miethete ein Cayk von beträchtlicher Größe für uns, und wir begaben

uns Morgens fröhlich nach dem Euripue, um es in Augenschein zu nehmen.

Das Fahrzeug war etwa«

länger und breiter als eine venetianische Gondel, und A i

4 verdeckt, so daß diejenigen Passagiere, welche bejaht,

ten, sämmtlich,

obgleich enge,

im untern Raume

liegen konnten, wenn sie, wie in einem eben nicht geräumigen Wagen,

die Deine gehörig ordneten.

Die Bedienten aber fanden eben so nolhdürftig Platz

auf dem Verdecke.

Es dienen diese Barken zur Kü­

stenfahrt auf der ganzen östlichen Küste vort Griechen, land bis nach Trichery hin.

Zu einer weiteren Fahrt

in den ThermLischen Meerbusen verstehen sie sich uiu

gern, weil sie Seeräuber fürchten, gegen welche größere

nnd besser bemannte Kanffahrer sich kaum schützen können, und die dort fast beständig lauern.

Sie

schiffen mit lateinischen oder dreieckigen Segeln sehr

schnell, sind aber, wegen des flachen Kieles, dem Umschlagen bei stürmischem Wetter ausgesetzt, wes,

wegen man sich auch, des leichtern Aue- und Einhe, bene halber, nur niedriger Masten bedient.

Zum

Schutze vor dem Untergehen und vor dem Anfüllen

mit Wasser dient das Verdeck, welches im Nothfalle

fest verschlossen werden kann.

Ale wir nach der Equipage fragten, deren Un­

tersuchung eine nothwendige Voksichtsmaaßregel ist, erschien ein einzelner Mann mit vier Knaben, wo,

von der älteste vierzehn, ber jüngste aber acht Jahre alt seyn mochte.

Wir hatten durch unangenehme Er,

fahrnngen gelernt,

welchen Gefahm» man bei so

schwacher Bemannung ausgesetzt wird, wenn plihliche

Unfälle schnellen Aufwand von Kräften erfordern, und verlangten einen zweiten erwachsenen Schiffer,

den wir endlich mit vieler Mühe, für einen ansehnlich erhöhten Preis, erhielten.

Nach dem Mittageeffen gingen wir beim schön­ sten heitersten Wetter an Bord.

stand am Steuer.

Der kleinste Zunge

Die Uebrigen ruderten, und zwar

bewegten sich die Ruder zur Erleichterung der Arbeit in Gabeln, wie bei den Gondeln zu Venedig, wel­

ches bei den griechischen Barken, außer in Negreponr, selten ist. Da eine vollkommene Windstille eintrat, so ka­

men wir nur langsam weiter,

und noch hatten wir

nicht drei bis vierhundert Schritte zurückgelegt, als

ein armer Türke, den wir aus Mitleid eingenommen hatten, bemerkte- daß er seine Pfeife vergessen habe. Zu gleicher Zeit sahen wir zwei seiner Bekannt«» in

einem erbärmlich«» Nachen vom Lande abstechen, die

ihm dies unentbehrliche Geräth überbringen wollten, und uns zuwinkten, ihrer zu warten.

Ze mehr sie

sich aber anstrengten, uns >u erreichen, um so scha»

denfroher bemühten sich unsere Griechen, immer den Wind anstehend, daß doch der Wunsch des Türken

6 nicht in Erfüllung gehe, 6t« wir uns in« Mittel legten, und ihnen geboten, anzuhalten. Die Spannung zwischen den Türken und Grir, chen auf Negrepont ist sehr groß.

Die Zanitscharen

daselbst werden für tapfer, aber auch für äußerst bo«,

haft und aufrührerisch gehalten, und deshalb immer mit denen von Candia zugleich genannt. •*)

Eben so

stehen die Griechen im schlimmsten Rufe der Falsch, heil und Betrügerei.

Es sind nicht mehr die Hom»,

rischen „Tapferkeit hauchenden Libanter,

besitzen",

die Euböa

und bas alte Orakel, worin es heißt:

„Thessalien zeuge das beste Roß, Lakedämon das beste

„Mädchen, aber unter den Männern sey der beste,

„der Arethuftn's heiliges Wasser trinkt,"

welches

Strabo von der Arethusa bei Cholkis deutet, ist völ, lig unwahr geworden.

Wir fuhren eine Zeitlang in der Mitte der Meer­ enge.

Beide Ufer, das Diotische sowohl, als das von

Negrepont, sind bcrgigt, und mit Fichten Und Tannen

bewachsen, jedoch das von Euböa wilder und höher, auch die Bäume von mächtigerem Wüchse.

Links lag

•) Spo». Th. II. S. 134. citirt da- Sprichwort:

Sott bewahre uns »er den Jude» von Saloniki,

Griechen »0« Athen und de» Türken von Negrepont.

den

Homers äußerste Anthedon,

wo nach Hvid Medea

auf ihrem Drachenfluge zur Verjüngung Aeson« sich

herabließ: „Auch am Eubijschcn Strand,

da- Lrbeu-gra- bei

Anthedou „Rupfte sie, welche- noch nicht durch vlaueu- Der, Wandlung berützmt war." Bei herannahendem Abend hielten wir uns mehr

rechts gegen Negrepont, wo das Fahrwasser und die

Häfen sicherer sind. Die Schiffer zeigten uns-im Vorbeisegeln einen

Punkt, nach dessen Richtung hin, mehr im Innern der

Halbinsel, vor undenklichen Zeiten eine Stadt gelegen habe, die sie Babel naimten, und die von Gott, m« gen der Ruchlosigkeit der Bürger, verwüstet, und in «inen See verwandelt worden sey.

Die Erzählung

war völlig die biblische von der Zerstirung Sodoms und Gomorrha«.

Die Calogeri« machen den Grie,

chrn gern bange vor den schrecklichen Strafgerichten de« Herrn, und da ihre Einbildungskraft selten fruchtbar an Erfindungen neuer Wunder ist, so benutzen sie dle Geschichte der älteren, setzung von Namen,

mit Einmischung und Der,

nach Willkühr und Belieben.

Wahrscheinlich liegt hier die Sgge einer vom Erdbe, ben vernichteten Stadt zum Grunde.

Strabo be.

8 merkt ausdrücklich: „daß das ganze Eiland dem Erd„beben sehr unterworfen sey, besonders jedoch an der ,, Meerenge; auch nimmt cs unterirdische Winde eben

p so wie Böotien und andere Oerter auf.

„Erdbeben war es,

Ein solches

welches die Stadt Euböa zer-

„ störte." So wie die predigenden Mönche ein Babel auf

Negrepont ausgespürt haben, so findet man auch der­ gleichen geographische Legenden und Uebertragungen

in verschiedenen Schriften des Mittelalters.

Anna

Lommena verlegt, indem fie den Tob Dohernunds be­ richtet, mehrere Namen von Städten aus Zudäa nach Eephalonien. So spielt die Scene selbst am Vorgebürge

Arher.

Um sich im heftigen, hitzigen Fieber einiges

Labsal tu verschaffen, schickte er mehrere Leute fort, kühle« Wasser zu suchen.

Unterweges treffen sie einen

Eingebohrnen, der zu ihnen sagt:

„Seht dies ist

„Zthaea, wo weiland eine große Stadt put Namen

„ Jerusalem stand.

Durch sie floß eine Quelle, die be-

v ständig kühles trinkbares Wasser führte. Weiter umfuhren wir noch diesen Abend die Ge­ gend der warmen Quellen von Negrepont, die als die

kräftigsten von ganr Griechenland noch gegenwärtig von den Aerzten empfohlen werden.

Man bedient sich

ihrer im Sommer, da die drr Thennopylen im Herbst«

gebraucht werden.

Es sind die von AedipsuS, dem Her,

kules heilig, deren Plntarch im vierten Buche der

Tischreden erwähnt: „ AedipsuS in Euböa, benlhmt »durch seine warmen Dider, ist ein Ort, von der Na, »Mr selbst, zum Genusse aller anständigen Vergnügn», »gen geschaffen.

Die vielen daselbst angelegten G«,

»bände und Herbergen machen ihn gleichsam zum all, »gemeinen Lustplahe für ganz Griechenland.

Nicht al,

»lein die umliegend« Gegend ist sehr reich an Vögeln »und allerhand Arten von Wildpret, sondern auch da»

»bis zur Küste hin tiefe und klare Meer ernährt eine »ungeheure Menge treflicher Fische, und versieht die

,, Tafeln mit den wohlschmeckendsten Gerichten.

Da»

»Ende des Frühlings ist die Zeit, wo dieser Ort am »häufigsten besucht wird.

Dann kommen hier von al,

»len Orten viele Fremde zusammen, die, bei d'em Ueber, » flösse an allen Bedürfnissen de» Lebens, untereinander »in froher Geselligkeit leben,

und der erwünschten

» Musse zu lehrreichen Unterhaltungen genießen." Der Berg Kanditi (Licht), einer der steilst«» und

furchtbarsten der Halbinsel, der wr un» lag, fing an sein Haupt in Wolken zu verhüllen., und Ungewittcr

zu prophezei!,«».

Herzlich sehnten sich die Schiffer ihn

im Rücken zu habe».

Die Sonne ging unter, und

wir krochen unter da» Verdeck, in unser Gefängniß, wo

IO wir ein paar Stunden ruhig schliefen.

Aber nach Mt»

«macht wurden wir plötzlich durch die entsetzlichen

Schläge der Wellen gegen di« Barke, durch da« Pfetfen des Windes, und den Wirrwarr der Griechen gr
6he TSch, ter des Hauber, von denen die eine unter freiem Him-

mrl webte, die andere eben mit Brodbacken beschäftigt

«ar, boten un< einen selbst aufgezogenen und gemüste, ten Hammel zum Verkaufe an, der sogleich geschlach,

tet, und an hölzernen Spießen gebraten wurde.

Es

trugen diese Albaneserinnen in dr.n langen Kirchten ihres Haares ein ansehnliches Gewicht an Silberstückrn,

durchbohrt und an Fäden aufgereiht, so daß solche bei

allen Bewegungen ein Geklimper hrrvorbrachlen, und den Kopf, gleichsam zu zierlicherer Haltung, rückwärts

zogen.

Sie warm frei und ungezwungen im Gespräch,

gleich dem Baker.

Es erschim auch, nachdem man un­

sre Anwesmheit erfahren hatte, viel Besuch.

genstand der Unterhaltung:

Der Ge­

ewige Klagm über die

Türk«, ihre Bedrückungen und Gewaltthätigkeiten, welche dieNegrepontiner sehr ungeduldig ertragen. Eine

alte Frau endigte ihre Rede im verdrießlichsten Tone,

und sagte ganz aufgebracht, indem sic sich zu uns wandte: „Warum kommt ihr auch nicht her, uns

zu befreien l" Nach dem Essen gürteten wir uns, und stiegen

zum Ufer hinab.

Unsere Barke war angelangt, und

wir stießen sogleich vom Lande, doch legten wir aber­

mals so wenig Weg zurück, daß wie uns entschlossen,

die Nacht in einer wüsten Bucht zuzubringen. Erst am folgenden Mittage langten wir zu Tri­

chery an.

Einige Türken,

die mit uns zu gleicher

Zeit, aber zu Lande, von Negrepont abreiseten, kamen viel früher als wir dahin.

Man legt den Weg bis nach

Xenochorion (Dorf der Fremden) zu Pferde zurück;

dies ist Äwa an der Stelle erbaut, Histiäa gestanden.

wo Oreos oder

Hier zündet man am Ufer ein gro­

ßes Feuer an, worauf Böte aus dem gegenüberliegen­ den Hafen herankommen, und die Harrenden hinüber­

holen. *) Es ist dem Reisenden nie anzUrathcn, kurze Wege zur See zurückzulegen, wenn er die Zeit der Ankunft

zü Lande irgend berechnen kann.

Man setzt sich jedes­

mal einem großen Zeitverluste aus, in der Meinung Unbequemlichkeiten zu vermeiden, und Kosten zu erspa­

ren.

•) Dies ist, wie leicht $u erachte»,

sicherste Zeichen,

das beste ititb

weil es am weitesten gesehen wird.

Wenn man von Paros

nach AntiparvS

hinüber will,

rundet man bei einer kleinen Kapelle, am wüsten Ufer, letzterem Orte gegenüber, ebenfalls Jener an»

17

ren, während man am Ende beide« noch im erhöhten Maaße tragen muß. Wir haben auf einer Seefahrt von kaum fünfzig Miglien, oder deutsche Meilen, von Egripo nach Trtchery, drei Tage zugebracht, und den Ausspruch de« Moschus in „der Gegend am Meere" einmal mehr bewährt: Wenn da« bläuliche Meer die Jephyre leise br, «ege»; Ach mein Herr wie sehnlich verlangt «, loniki verschickt wird, wo man eine Art Shawls „davon bereitet, die Poch« heißen, und mit denen

»die Zanilscharen ihren Turban nmwickeln."

Der Rest wird zu Hemden verarbeitet, die man in der ganzen Türkey gern von Seidenzeug «der von

Seide und Baumwolle gemischt trägt,

Gewebe unserm Crepstor

und berttr

völlig ähnlich ist.

Sie

werden, wenn die Haut das etwas Rauhe und Krause

derselben nicht gern erträgt, in Seife gekocht, wo, durch sie eine wollüstige Weichheit und Zartheit er» halten.

Sie fallen immer ins gelbliche, * aber die

Farbe des Fleisches schimmert lieblich durch das loser«

Gewebe,

und macht eine mildere «nb einladendere

Schattirung,

als der Abstich unsrer blendendweiß

gehaltenen WLfche.

Man har fle in allen Preisen,

fftr die Gemahltnnm der Pascha'-, wie für die ru­

dernden Dostandgiü, im Hafen von Lonstanrinopel.

Die feinsten verfertigt man zu Saloniki, dann zu Smirna und Chio; gewöhnlichere Arten zu Con« stantinopel und Druffa

Oben werden dichtere Kan­

ten und Streifen von Seide eingewebt; manchmal von beriethen Farbe, manchmal roch, schwarz oder

bunt;

die NLtheriuneu wissen solche um Aerrnel

und Kragen sehr geschickt anzusehen. *)

•) Dor dem steilsten Jahrhundert mußte mau alle

seidenen Zeuge au- Asten oder Griechenland Helen.

Re,

ger, König »en Eieilien, führte 1148 nach Christi Ge­

burt Krieg mit dem orientalischen Kaiser Mannet Cemvenu-, besetzte Cerryra,. und eroberte und plünderte Co­

rinth, Theben und die vornehmsten Städte in Böotien. Im Jahre nfg mochte (ein Sehn Wilhelm durch Der«

Mittelung der Pabste- Frieden.

Der Kaiser mußte ihn

für einen König erkennen; die Gefangenen wurden »en

beiden Theilen lotgegeben.

Wilhelm versprach Hülse wi­

der die slavischen Völker, und ließ seine (Eroberungen fahren. Au- dem Chonlates, Lab. 2. p. 51. erhelltr daß die Seidenweher und Spinner von Corinth und The-

27 „Ein bedeutenderer Artikel wie die Seide sind für

»Zagora die Caput-Röcke, deren Ausfuhr aus den

„Häfen von Dolo, Trichery und Saloniki nach dem «Archipelagus, Syrien, Egypten und den christlichen

„Häfen des mittelländischen und adriatischen Meeres „sich jährlich auf mehrere tausend beläuft.

Die Ca,

„ pitaine laden sie häufig als Paeotille, und kein ita, „ lienischer oder süd-französischer Matrose kann sie ent„ behren." Za es hat in der Regel jeder zwei derselben, einen kürzeren, der Schenkel und Beine frei zum

Klettern und Arbeiten läßt, und einen anderen, der die ganze Länge des Körpers einhüllt. Die Farbe ist gewöhnlich die der Franeiskaner-Kapuhen, zuweilen dunkler; die Kappe, die man nie wegläßt, schützt Oh»

de», auch eine Menge reicher griechischer Weiber, welch«

mit der Seide und Spinner«» umrugehcn wüste«, nicht habe« ausgeliefert «erde« dürfe». Der Geschichtschreiber

sagt, man fände noch yi seiner Zeit (er starb 1206) Co-

rinthrr und Thebaaer in Gieilie», welche kostbare goldne Stoffe verfertigten.

Die« ist die für Italien glückliche

Epoche, wodurch di« Seiden - Manufakturen aufgekommrn find.

Do» Italien ist der Anbau der Seide »ach Spa­

nien und Portugal!, «nd am späteste» nach Frankreich gekommen.



—-

28

ren und Haupt gegen Nisse und Sitte.

Sie sind

ziemlich schwer, ■: „Das äußere Gewebe glatt, aber so fest, daß „der Regen davon abläuft; das innere, ist schwarz

„und von zottiger Wolle."

Meist sind sie Mit rochen Schnüren zur Zierde eingefaßt,

oft auch um Kragen und Taschenschlihen

mit Stickwerk versehen.

Diese Caput-Röcke sind

auch ein ganz unentbehrliches Kleidungs - und Unix

formstück der Albanesen, und gehören zu ihrer vosi len Nationaltracht.

Auch selbst im Sommer legen

diese Soldaten solche säst nie qb; alsdann hängt der Mantel über den einen Arm.

Sie. trage« sie aber

nicht, bloß in dunklen Farben, sondern eben so hlm fig weiß, oft prächtig mit goldenen Galons und Tres­

sen besetzt, und ohne cingesthte Aermel.

Mr konnten unsere Schiffer erst am folgenden Mittage zur Abreise bewegen, da sie .vorher Morgens

zum Feste eine Messe hören, und hernach eine Mahl­ zeit von Fleisch am Lande bereiten wollten. Den 17sten August 1803 trug uns eine frischt

Tramontana nach Dolo, das wir sogleich vor mit liegen sahen,

als ipir die erste Landspitze umschifft,

und an den Zpseln, aus denen vypmals Trichery

lag, vorüber waren.

29 Link- ließen wir den Hafen Aphetä hegen, von

dem die Argonauten auesegelten, und wohin sich ein

Theil der am Borgebürge Sepia» vom Sturme ge­ peitschten Schiffe de« Xerxes rettete. Volo liegt unter dem 39* if' nördlicher Breite,

achtjehn italienische oder vier und eine halbe deutsche

Meile von Trichery. chen es Golo an«.

Die Griechen und Türken spre­

Der Hafen gewährt keinen Schuh

gegen starke Nordwinde; auch müssen größere Schiffe

sich lieber auf der Rhede halten.

Unser Cayk lief, obgleich es kaum drei Fuß Wasser zog, dicht am Damme auf eine Klippe.

Zum Glücke

lag ein großes Schiff nickt ferne davon, da« unsere Verlegenheit gewahr wurde, und uns seine Schaluppe

-»sendete, die uns sowohl, als unsere Effekten, ans Land trug, und die Barke flott machen half.

Auf dem

Molo saßen acht bis zehn Aibanescr, die uns.äußerst

unfreundlich empfingen, sogleich nach unsern Sachen

griffen, und sie untersuchen wollten, uns aussragten,

wo wir herktmen und wohin wir wollten, kurz sich ganz wie zügellose, rohe Soldaten von wildem Ge­ müthe benahmen, die ihre Uebermacht im Lande füh­

len, und benutzen wollen.

Herr Fornetti, furchtsam

wie ein Dragoman, suchte sogleich einen Vorwand,

3o den Zolleinnehmer von Solo $u sprechen «nb ihm einen

Brief zu übergeben; darauf entfern« er sich mit dem

Zanitscharen, versprach aber, un« und die Sachen so/ gleich abholen ju lassen.

Zch sitz« mich mit Gropiu«

auf meinen kleinen Koffer, aber die Zudringlichkeit der Albaneser wurde ganz unerträglich.

Einer von den

Officierrn woll« durchaus sich meiner Brille bemäch, tigen, und es kostete Festigkeit ihn abzuwehren, ohne

Händel zu erregen.

Endlich kamen einige jüdische Last,

träger von der Stadt, die, unter Zustimmung de« Zolleinnehmer«, unser Gepäck aufladeten.

Wir folgten

ihnen!zu demselben, und fanden dort schon Herm For-

netti sihend.

Es war ein Türke von Theben, dem

alle MauthgeschLste im Goiphe oblagen;

schwerfäl­

lig und dumm, wie je die bdotische Luft einen erzeugt

hat.

Er starrte un« an, that ein paar ganz unbe­

deutende Kragen,

reichm.

und ließ uns Kaffee und Pfeifen

Er saß eben vor seinem gebrechiichm und

engen Hause auf dem Raume zwischen der Thüre und

der Treppe, die von außen hinanlief.

E« erschien

auch sein jüdischer Arzt, weil er am Fieber litt, und

verordnete chm zur Vertreibung desselben Gelbe« vom Eye und Zittonensaft.

Es ist dieses ein Specifieum

Griechenlands; daneben werden, bei allen ersinnltchen

Zufällen, Aderlässe verordnet.

Brechmittel hingegen

31 erregen die größte Furcht; kein Arztwagt rt, sie z»

verschreiben, und kein Kranker würde sie nehmen.

.

Die Luft von Dolo ist ungesund; der Ort tief und

sumpfig gelegen. Zn dm Straßen, die eng und elend find, entsetzlicher Koth, trotz Sommer und Mangel an

Regen.

Thessalien behielt, nach dem Durchbruche

de» Pmeue zwischen den Bergen, zwei große morastige

Sem, den Niconi», und den kleinem Dibeie, we­ nige Stunden von Dolo; durch diesen letztem wird

da» Terrain noch schlammig und feucht erhalten. tritt da» Meer zurück,

Auch

und hinterläßt stehende«

Wasser.

Wir blieben beim Zolleinnehmer länger al» eine peinliche Stunde zur Visite. Alle Augenblicke Dorschaf,

tm der Dedimtm, die nicht wußten, wo und wie sie Lagerstätte und Abmdbrot bereiten sollten. Endlich ent»

schied man für da« Kaffeehaus.

Zum Souper fand

fich bloß ein Pillau und Wassermelonen. Da« Kaffee, Haus war schon von mehreren Fremden beseht, auch lärmten die Albanesen, die keineswege« da« Unbeweg,

liche und die Ruhr der Türken haben, bis spät hin. Da die Nacht sehr lau war, so legte ich mich auf einer Art von Klappe oder Tische vor dem Hause schlafen,

die man vom Fenster heradließ; an manchen Orten legen die Bäcker ihre Waaren auf solchen Tischen au«. Hier

dbetwaren fttfür bie Gäste Bestimmt * die bei schinem Wetter gcrwgmii derfreien Lust genießen mögen.

Es ist schwer, die alte Lage mehrerer Thessalischen

Städte genau ausjumitteln, noch schwerer aber die Destimnnmgihrerrespektiven Gebiete, die einem ewigen Wechsel untrrckorfen waren.

»Homer," sagt

Sttabo, „nachdem er Thessalien in zehn Ortschaften ^'getheilt, bericht« mi« etwa« hierüber, was diesem

„ganzen Lande insgesammt, und einer jeden seiner „zehn Abtheilungen (wohiner auch einige Derggegen, „den de« Oeta «Nd Loeri« zieht) insbesondre eigen ist: „nämlich, daß fie sich verändern nach der Macht ihrer

»Besitzer.'' Er

gab keine entscheidende und

Pan i Thessalische Versammlungen >

oberrichtlich«

die über di«

Gränzen entschieden, und ihren alten Zustand bewach­

ten , wenn Reklamationen geschahen. Man glaubt gewöhnlich, Dolo und sein Schloß Nähme genau die Stelle der alten Stadt Zolkoe ein. Insofern das ganze, an den Fluß Anaurue stoßende

User Zolko« hieß, kann dir« nur seine Richtigkeit ha­ ben ; denn dir eigentlich in der Vorzeit berühmte Re­ sidenz de« Pelia« «nd der Ort, wo Thrffalo«, der ein,

zige gerettete Sohn de« Zason und der Medea, nach

Diodor, hinfloh, und von dort au« dem Lande den

Namen

33 Namen gab, war,

nach Strabo über DemetriaS,

noch sieben Stadien vom Meere entlegen.

8sten August früh Morgen« auf und logen sogleich Erkundigungen ein, Pferde nach Larissa bekommen könnten.

die man un« abforderte,

schienen un«

ob wir

Die Preise, übermäßig,

und da der Zolleinnehmer sich nicht darauf einlassen konnte, für un« zu,unterhandeln, so beschlossen wir, um nicht zu sehr geprellt zu werden, nach den Dörfern

am Berge zu wandern, wo, nach den eingezogenen Berichten, sich Maulthiere und Rosse in Menge genug

finden sollten. Gropiu«, der Zanitschar, der griechische

Bediente und ich setzten un« sogleich in Marsch.

An,

fänglich, eine halbe Stunde lang, erhob sich der Weg kaum merklich

Wir kamen an da« reizende Flußbette

de« Anauru«, der jetzt schmal, aber leicht und klar da, Hinfloß, in Rosenlorbeer, und Agnueeastu« Büschen

sich zuweilen verbergend.

Sein Bette ist sehr breit.

,, Daher siegte auch, wie Stesichoru« (Athenäue IV., r r.) sagt, Meleager über alle Jünglinge, indem er seine Lanz« von Jolko« auf da« gegenüberstehende Ufer de«

Anauru« warf, dessen Wässer über de» Tiefen stru, dein."

Zn diesem Gefilde stehen einige merkwürdig

hohe und starke Platanen.

Wenige Tage zuvor hatte

—*

39

der Sturm darin gewüthet.

*—

Am Fuße der «inen Pla­

tane lag ein abgebrochener Ast, der fast sechs Kuß ,r

wie ckan bi« an den Colonistm ersieht, dir sie hin und wieder ausschickten.

Mir fällt hier z. B. Mag­

nesia ant Mäander ein.

Strabo eitirt einen Redner

Hegefias, einen Liederdichter Simon, einen Fechter

Kleomachus, einen Cytharistm Anaxenor, dein An­ tonius die Einkünfte von vier Städten anwies, und

«Ine Leibwache zu halten erlaubte.

Freilich waren die

meisten dieser Leute Geschmacksverderber; aber selbst

uns dies zu seyn, wußten sie einiges Talent besitzen.

NNtkr den Künstlern, und zwar schon aus sehr früher

Zeit, führe ich nur den Bildhauer Dathyeles an, der den Thron des Amycläischm Apolls verfertigte, und gleichfalls ei» Magnesier war; viele seiner Landsleute

begleiteten ihn, und halfen an diesem in der Kunst­ geschichte so berühmten Werke.

Auch bildete er sie

darauf ab, sich mir den Nationaltänzen ihres Landes ergötzend.

Der junge Anacharsis beschreibt mehrere

derselben in seiner Excursion nach Thessalien- wo er

überhaupt fleißig über dieses Land zusammengetra­ gen hak. Zch liefere hierbei die Zeichnung verschiedet,er Geräthschaften,

deren man sich in Thessalien be,

dient, UNd woraus man ersehe« tarnt, daß der Ge­

schmack für schöne Formen geblieben ist.

Sie sind

sämmtlich von Holz.

») Eine

65 a) Eine Schöpfkelle. b und c) Eimer, um da« Wasser au« dem Denn,

neu in die Höhe zu ziehen.

d, e unb £) GefLße,

in welchen die Weiber gt>

wöhnlich da« Wasser holen, und die sie auf dem Kopfe tragen.

Sie werden au« einem Stücke verfertigt; bloß der Boden wird eingesetzt. Den

gosten August

früh Morgen« gingen wir

au« unserm Chane um die Stadt in Augenschein zu

nehmen.

Sie wird meist von Türken bewohnt. Wir

zählten 21 Minarete darin.

Man gab un« die De,

vilkerung auf etwa 2 fooo Seelen an.

Felip Beau,

Larissa ist, wie bei,

jour berechnet etwa nur 20000.

nahe alle Städte in der Levante, von Hol» erbaut, hie Straßen schmutzig, enge und nicht sehr gerade,

die Gegend

der Bahar«

oder Boutiquen, Straßen

(Märkte) ausgenommen, di« von beträchtlicher Länge

und mit Waaren aller Art besser versehen find,

al«

die der übrigen Städte Griechenland«, bi« auf Za, nina und Saloniki.

Hiezu tragen wohl die vielen

Messen in Thessalien hauptsächlich

bei.

Wie

ihre

Borfahren im Alterthume, kleiden fich die jetzigen La,

rifflet,

sehr elegant,

und die Sorgfalt welche sie

auf ihre Toilette wenden, fällt beim ersten Anblicke

E

auf.

Es wird diese größere Aufmerksamkeit aus dry

Pütz und

diese Loquekrerie erklärlicher,

wenn man

weiß, wie diese Zanitscharen allgemein bekannt sind,

als einer gewissen Leidenschaft ergeben,

die dm the,

banischm Phalanx so tapfer und unzertrennlich mach«

trn.

Man behandelt auch diesen Gegenstand, ohne

den mindestm Rückhalt, ate etwas allgemein Einge, führt« und Angenommen«,

das gar nicht ande«

seyn könne- und legre uns hierüber zuwetlm sehr un,

zweideutige Fragen vor, di« zu beantwortm uns öfters in große Verlegmheit bracht«, z. D.:

Warum wir

doch wegm der Entfemung von Weibern, nicht einen Knaben', der auf der Reise nicht viele Unbequemlich,

ketten verursachen könnte, mit uns führten? Zn Volo wär ich gegenwärtig, als ein albanesischer Sffieier, dm

jüdisch« Arzt d« Zollverwese«, consulirter »ob es „in der großen Sonnenhitze für ihn zuträglicher sey, „mit Weibern »der mit Knaben Umgang zu pflegen?"

Die Luft zu Larissa -ist,

wie in Griechenland

meist an allen wasserreichen Orten, fieberhaft, und

viele Leute hatten ein kränklicher gelber Ansehn.

Al»

wir durch die Bahars gingen, schrieen uns mehrere Leute Frenk latro! (fränkischer Arzt) an, und be« gehrten Rath in ihrer Noth.

Mehrere alte Weiber

ergriffen nur, wie den Heiland, am Kleide, und be«

67 sondert wollten sich ein paar Negerinnen et durchaus nicht ausreden lassen, daß man ein Franke seyn, und

einen Hut tragen sinne, ohne große mrdieinische

Kenntnisse zu besitzen. Meinung noch bestärken.

Meine Drillen mochten ihre

Sie liefen, sich den Pult

fühlen zu lassen, gleich mit aufgehobnem Arme, auf

«ns zu, und wurden entsetzlich böse, da wir sie z«,

rückwiesen, indem sie unsere Weigerung als Unwille fährigkeit auslegten. Beinahe hätten wir in die Lage

des medecin malgre lui gerathen können. Schimpfe Wörter und Beleidigungen flogen von allen Seite«.

Ich dachte an Alhentue D> I. €• IX., der sehr spaßhaft bemerkt: man sage ein thessalischer Sophis,

mu«, um eine beleidigende Grobheit auszudrücken, und überlegte schon, was bei ernsthafterer Zudring,

lichkeit zu thun sey.

Es ist durch ave Reisende hin«

länglich bekannt, in welchem Zustande die Medicin

in der Levante ist, weshalb der Graf von St. Priest, ehemaliger französischer Gesandter zu Constantinopel,

die Aerzte nebst der Pest, den Feuersbrünsten und den

Dragomans zu den Hauprgeißeln des Orients rechnet.

Der Markt für Eßwaaren zu Larissa war sehr gut beseht.

Vortreffliches Fleisch, sowohl von Rin,

dem als Hämmeln; Fische im Ueberfluße und von

mannigfaltiger Art, die der Penms führt; vor»

E *

68 züglich aber Aaalr; Gemüse und Kräuter sehr schmack, hast, und bar Obst unvergleichlich.

Die Melonen

ziehe ich denen von Theben vor, obgleich letztere in

Romelien mehr geachtet werden.

Nur denen von

Kaffaba in Kleinasien müssen sie nachstehen.

Del der Ergiebigkeit des Landes, und dem daher entspringenden Ueberflusse, war es auch nicht zu be, wundern, daß die Thessalier einen guten Tisch füh,

rrn konnten, und die Freuden der Tafel liebten, wie Athenäus D. IV. C- VI., den Alexis zu Athen fso muß man nicht nach attischer Sitte, „bloß Speisen vorsetzen, um den Hunger zu betäu,

„ben, sondern reichlich und vollauf, was jedem ge,

„ziemt auftischen." Und weiterhin: „Ach Syrus, die« sind nicht „die Freuden Corinths, noch der Lais, noch di« Ge, „richte der Thessalier, die immer gute Tafel haben,

„von der meine Hand oft ihren Antheil nahm."

Zn der Nähe unser« Chane, und mitten in der Stadt beinahe, steht ein hölzerner Thurm mit einer Glockenuhr, die nach Pococke, seitdem die Christen im Besitze des Landes waren, existirt, und die er

—*

*9

*—

für die einzige in der ganzen Türkey hält.

Hierin

irrt er aber, obgleich sie selten sind; den» zu Phar, sale, da« er nicht kannte, ist ebenfalls ein Thurm

mit einer Uhr auf dem Hofe eines Chan«, der de«/ halb el$ Tnv c^av, (zu der Uhr) heißt. Die Türken theilen ihre Zeit nach den täglichen fünf Gebeten ein,

die der Umezzin von den Mina­

rets herab verkündigt.

Dennoch ist ein großer Ab,

sah von Uhren, au« der Christenheit nach der Tür, key.

Felix Deaujour behauptet, die Engländer allein

verkauften jährlich i i6o Dutzend dahin. „Alle Uhren

,, die für die Levante bestimmt sind, haben ein türkisches „Zifferblatt und drei Gehäuse, wovon zwei von Sil,

„ ber, da« dritte Lußerste aber von Schildkröten,Schaale „ ist. „chen

Sie tragen die Uhren in einem kleinen Deutel,

von Seide im Dusen.

Die großen flachen

„Uhren sind am meisten gesucht. „ theilen sie nach dem Gewichte.

Die Güte beur,

Selbst die türkischen

„Uhrmacher, die en gros einkaufen und en detail

„ verhandeln, sind nicht viel bessere Kenner.

Sie sc,

„hen bloß nach dem Namen des Meister« auf dem

„Ziffcrblatte, (den sie aus den Zügen erkennen, ohne „ihn lesen zu können).

George Prior, Benjamin

„ Barber und Perigal sind die berühmtesten.

„Uhren gehen wenig ab.

Goldne

Repetiruhren kaufen hkck-

70 ,, ften« Pachas und DayS

Die emaillirtm und mit

«Zierrathcn versehenen Gehäuse haben den Vorzug." Zch machte mit Gropius einen Spaziergang vor die Stadt, nach der Seite des Flusses zu.

man aus dem Thore tritt,

Sobald

bemerkt man links eine

Moschee, zu deren Eingänge mehrere Stufen führen.

Es ist wohl nicht leicht möglich, eine schönere Au» sicht als von dort herab,

irgendwo zu finden.

An

dem Gebäude selbst entdeckt man mehrere alte Säm lenschäste,

ten.

mitunter von sehr kostbaren Warmorar«

Ueber den Peneu« ist hier eine au« zehn Dogen

bestehende steinerne Drücke geschlagen,

die sehr gut

Obgleich es lange nicht geregnet hat,

ine Auge fällt.

te, waren seine Fluchen doch gelblich, und nichts we,

Niger als durchsichtig.

Man nennt ihn bloß den Fluß

doch auch Salambria,

wie

Meletio es in seiner Geographie schon bemerkt.



von Larissa,

zuweilen

der Arexia« der Anna Eomnena wird er Syllabria

genannt.

Zch muß hier al« eine Eigenheit bemer,

ken, haß, obgleich viele alte Städte in Griechenland

ihrm Namen vyllkommen oder doch wenig verändert erhallen haben, wie Athen, (A&iva) Lebadea, (Li, vadia) Larissa,

Argo«, Corinth,

(Coranw)

Pa,

trae «. s. w., dies durchaus nicht bei den Flüssen der Fall ist, wo ich auch nicht einen einzigen anzuführen

—Ne

71

wüßte, dessen alter Name mit dem heutigen überein,

stimmte.

So heißt der Sperrhichius, Estada; der

Eurotao, Zri»; der Achelous, Aspro Potamo« (der

weiße Fluß; der Alpheus, Rofeo. Dasselbe gilt von den Quellen und Brunnen, die meist namenlos ge» blieben find, nachdem man die eiten Benennungen

vergess!«.

Eine Ausnahme hiervon macht Lallirrhoe

zu Athen.

Da aber diese Stadt zu allen Zeiten doch

hin und wieder von Fremden, die da» Alterthum

liebten, besucht worden ist, so konnte sich der Nahne schon hiedurck erhalten. Vielleicht haben ihn die N Sein Gepäck wurde »ertheilt, welches den Zug auch nicht besonders

beschleunigte.

Endlich, nach einem sehr unängeneh-

men Ritte von beinahe fünf Stunden, näherten wir

«ns freundlichern Gegenden.

Wir waren nur einem

einzigen Griechen begegnet, und einer reisenden ge­ meinen Türkinn zu Pferde mit ihrem Manne.

Sie

wollte uns aber nicht das Vergnügen gönnen, sie zu betrachten, und bog sehr weit aus.

Zn der Ebene fanden wir das schöne Wetter wieder; doch stach die Sonne sehr.

Da» Thal ist

herrlich mit Weinreben bepflanzt; hin und wieder standen Oel- und andere Bäume; besonder» viele

Reiefelder; in der Ferne zur Seite sah man Dörfer und Wohnungen; vor une lag ein klares Flüßchen,

das uns gleichsam einlud Halt zu machen, und zu frühstücken: denn wir hatten Käse, Brod und Dein

86 Bei U8oflte.

Endlich erreichten wir noch gerade

zur rechten Zeit den Hafen.

Hirten von Paros, die

uns hatten auslaufen und bald darauf im Meere verschwinden scheu- verbreiteten die Nachricht von unserm

Untergänge zu Parechia und Naufä.

Als wir meh­

rere Tage darauf in Tine anlangten, woher mein Bedienter gebürtig war, fanden wir dessen Frau in tiefer Trauer um ihm» Mann.

Seelenmessen wur­

den für fein Heil gelesen, und sie glaubte einen Pol­

tergeist zu erblicken, als er in ihre Thüre trat. .. . Bei einer nicht ganz so starken Tramontana fuhr ich

»in Miconi nach Delos. Miconi

Aber dKMakrosen von

waren viel -vorsichtiger und gewandter; fle

wichen den Wellen aus, und vermieden beinahe gänz­

lich das heftige Anprellen derselben *).

*)

Di« Muh« bestimmen einig die Temperatur itt

der Levante.. Dies ist nun wohl überall der Fall; aber

da ihr Wechsel dort schneller und man ihnen mehr autgesetzt ist, so sind auch die unmittelbaren Wirkungen fühl­

barer.

In EpiruS bedeckten sich die Berge, bei einem

Nordwinde, sogleich mit Schnee, der beim Scirvtto in

213

Zu PKnius Zelten, C. II, schrieben mehr als

zwanzig Griechen über den Wind, so wichtig war ihnen da« Thema, and ich habe angefangrn, als ob

ich alle zwanzig übertreffen wollt».

Doch schon tritt

die Donazza ein. Ein Hauch noch, und dann die See/

gel herab! denn wir find zv Athen. Strabo sagt, indem er im yten Buche seine De»

schreibnng der Stadt Athen beginnt:

»Wenn ich

„mich aber in die Menge derjenigen Dinge vertiefe,

„die von dieser Stadt, sowohl in dm Gesängen der „Dichter gerühmt, al« auch sonst im gemeinen Le­ oben erzählt werden, so befürchte ich zu weitläufig

vier und zwanzig Stande» wieder wrgschmolz.

Im Ar­

chipelagus fröstelt man zuweilen bei anhaltender Tramon­

tana in den Hund-tage».

Zu Constantinoprl folgt im

Winter anf strengem Frost zuweilen jähe Hitze, ja men hat im Ju»y daselbst schon Schnee gesehen; und dir Türleu sagen: „Zu Stambvl reichten Winter und Sommer flch

„immer die Hand." Deswegen erhalte» flch auch di«

Agrumi ohne starkes Bedecken »der Schutz in Hilus«« in der rauhen Jahreszeit nicht, und die Oelbiume finde» kein Gedeihe». Wen» zu Constautinopel bei heftig« Kilte endlich Südwind eintritt, so wichst diese dennoch mehrer» Tage, weil d« Wind über de» beeisetea dithyNischen Olymp herweht, bis er zuletzt seine» erwärmen­ den Charakter annimmt.

214

„}u werden, und mich nicht in den Gränzen, die

„ ich mirselbrr vorgeschrieben habe, haitm |ii können. "

Bei der Schildenmg von Gegenständen, die schon pon vielen heschriebm wurden, genügen oftmals Ain,

gerzeige, und ich wünschte selbst das wenige, was ich von Mica zu sagen gedenke, mit dm Worten und durch die Anführungen alter Dichter und Schriftstel,

(er bezeichnen zu können; was mehr Kraft und »er,

diente Heiligkeit gewähren »ird.

Zuerst pom Clima.

Hhne allm Zweifel ist hiev

das gesundeste *), mildeste und reinste von Grie, chenland. Daher Euripides in der Lobrede auf Athen, in der verlohrnen Tragödie Erechtheu« davon singt:

»Zuerst hat uns dieß Land aus seinem Schosse selbst,

»Erzeugt; kein andre» uns ihm zugesandt. Nicht so

»Die Städte ring» umher, Don ander» wurde» sie.

•) Bloß dir Gefilde von Marathon mache« hierin, wegen vieler Feuchtigkeit and Sümpft, eine Ausnahme.

Die Seironitischrn Klippe» heißen jetzt ®ir nähren «»< mit Lust,

von Bäume» mau,

cher Art. ^.Der schiue Erbberrßrauch

Arbmus

unedo), die Tanne bietet uns „Diel »arte Sprosse« dar, der Winde dicke» Land,

„Der fette Cytisu« u»d der Wacholder giebt „Uns reiche Nahrung, auch der Mastix, Oleaster,

„Ser Esch- und Eichmbaum, der TamariSkenstrauch. „Wir fressen Epheu, Wollkraut, Eisten, Atphvdilk,

„Da«Laub vom Weißdorn, Duchenbläuer, Thymian,

„Keuschlamm und Saturey." Der Helbaum war das

-rosse

Geschenk,

das

Minerva ihrem Liebling-volke machte, und der Hel­ baum ist noch gegenwärtig der Reichthum und die Zierde von Aniea.

Eine meilenlange Waldung zieht

jich die Ebne hin, und bedeckt die Gegend des Ce-

ramieus und der Akademie und der Gärten mehre­ rer Philosophen.

Südwesten.

Sie

läuft

von Nordosten nach

Die heilige Straße nach Eleusio, voll

Spuren alter Gräber und Denkmäler, führt zu die« ftm reihenden Spahierplahe, in den noch viel« an­

dere Pfade sich verlieren.

Schönere Helbäume wie

hier kann man nirgend- fthen; kaum lassen sich die

221 um Palermo, oder auf der Riviera von Genua mit

diesen unsterblichen vergleichen, die mit immer verjüngter Kraft Zweige und Sprößlinge treiben; aber auch

an keinem Orte Griechenlands, den Znseln oder asia­ tischen Colonien, wird er reinlicher und ängstlicher eultivirr.

Rings um jeden ist die Erde aufgelockert,

die oft benetzt wird, so gar zu häufig, wie man be­

merkt haben will, und zum Nachtheile der Frucht.

Sie verschmähen es da« Vorrecht zu nutzen, wel­ ches die Natur der Olive bewilligt hat: „Keiner Pflege hingegen bedarf die Oliv', und er­ wartet

„Richt die gebogene Hippe von uns, noch reißende Karste, „Hat einmal sie gehaftet im Feld' und die Lüfte

geduldet;

„ Selber reicht die Erde, von klauiger Zinke geöffnet, „Saft den Sprößlingen dar, und gepflügt vollhan­

gende Früchte: „Drum erzeuch dir den fetten, dem Frieden gehei­

ligten Oelbaum.

Virgil- Landbau n. v. v-o. Auch die Neu-Athenienser haben sich iti diesem Olivenwalde Landhäuser erbaut,

aber ee sind nicht

mehr die lachenden und prächtigen des Alterthums,

—* 222

*-

wo man der Ausficht 6er Prytanen entzogen, freie«

und glücklicher/ und vom Volke minder bemerke und unbeneidet lebt«; sondern kleine enge vieterfte Thürm, chen gewöhnlich, nur ein Zimmerchen enthaltend, wo­

rin eine ganze Familie sich zusamwendrängt.

Dies

Zimmerchen, das. auf der obersten Spitze des Thurms liegt, erflettert man mittelst einer steilen Treppe, de,

ren Absätze durch Fallthüren gesperrt werden sönnen, denn anders glaubt man sich nicht gegen einen un­

vorhergesehenen Anfall schützen zu können.

Diese

elenden Billen sind von eben so geringfügigen Gär­

ten umgeben, mit wenigen Gemüsbeeten, einigen Blumen und FruchtbLumen; höchstens finden sich ei,

nige Nebengänge, die jedoch so niedrig gehalten sind, da- man nur mit gebücktem Haupte hindurch gehen kann-

Die Feigen in Attica (noch nennt man eine

Art Dasilica) sind vortrefflich, auch die Granaten tmb

Trauben, die Dielonen hingegen nicht süß sondern

wässerig.

Stachelbeeren, Himbeeren und Zohannis,

beeren, die Herr Fauvel dort anpflanzte, mißriethen; die Pfirsiche sind mitunter schön; doch kennt man fast keine ändere Art, als die mit gelbem Fleische

und sestgewachsenen Kernen.

Alle diese Gärtchen sind durch Leitungen gewäs­ sert, wodurch man den ärmlichen Zliffus bis zum

2.23

Versiegen erschöpft. Da« Recht ihn- durch sein Grmch, stück r« leiten, wird Stunden und halbe Stunden

weile gepachtet., So unbedeutend die Flüsse Attica« im Somme»,

sind, so herrlich sind sein« Quellen und Brunnen.

Da< reinste und lieblichste Wasser aber, sindet man heim Kloster Daphnp, einige Stunden vor Achen,

wo ehemals ein Denusttmpei stand Hipponicus sagt im II. Buche, steq Capitel heim AthenLus:

»Durch welche Dkenge herrlicher

»Produkte, -trägt dieses Land nicht den Sieg über »die ganze Erde davon; Honig, Brod, Feigen; und »guter Gott/ welche Feigen! Schaafe, Wolle, Dchr, vchenbeeren, Fleisch, Käse, alles ist trefflich.

Da«

»Wasser ist von so vorzüglicher Güte, daß

»ichs bloß zu kosten brauche, upi zu um »terscheiden, ob e< aus Attica ist."

Wir in unsern nördlichen Klimate« können kaum

begreifen, welche Vorliebe die Südländer gegen gu, re« Wasser hegen , da wir un< häufiger andrer

tränke bedienen '), und auch da« Wasser in der

*) 6» oft mid |u welcher Taaeszeit man auch in der Levante Kaffe« trinkt, so prästutirr man jede« Mal zuvor den Gästen kalte« Wasser, und um deffrn Geschmack angenehmer m machen, vorher Cofitureu oder etwa« ®w

Jstgel s» gut bet tm< ist, daß wir durch dm Man,

-ei auf seinen Werth nicht aufmerksam werden.

Zn

Griechenland aber und der Levante habe ich wahr» Hydromanen angetroffrn; und nächst dem Dienste der Sonne, de« Monde«, de« Meer« und der Erde selbst,

ist auch wohl keine Anbetung natürlicher, al« die der Quellen und Flüße.

Diese Wafferiiebhaberei ist dem

Bedürfnisse der Mmschm völlig angemessen.

Zn

Ehio unterhielt unr ein Mann eine Stunde lang von

H (t* yxe*«). Da« Wasser reicht men in einem gro­

ßen Glast.

Da jeder gewöhnlich nur einige Schlucke

trinkt, so macht e< bei der -anren Gesellschaft die Run­ de. Auch die Confitüren nehmen alle mit demselben Liffelchen, und es wäre sehr unschicklich, wenn man den

gering-« Ekel hierbei «»Ute merken lassen. Nur in den Häuft«, der in der Levante etablirten Frauken, giebt

man für jeden einen eignen. Heftigen« ist der Gebrauch Süße« »or dem Wasser |U nehmen sehr gut, und ist be, studer« in solchen Sillen »u empfehlen, wo da« letzter»

nicht ganz vollkommen gut ist.... „Die emaillirteu „Gläser, und die mit einem goldneu Rande, find den „Levantinern die liebsten.

Die Böhmen verstecken da«

»via« unter einem glänzenden sehr «»litten Firniß, und „geben ihm da« Ansthen von Porcellan. In diesen Ge,

„ säßen wird in der Levante den Gästen gewöhnlich Was,

S25 wji der Bottrefflichkeit seines Brunnens, jinb ließ

endlich zu unserer Ueberzeugung ein« Flasche desselben bringen, die, er in kleine Gläser zum kosten ein, schenkte, gleich einer seltnen Weinsorte.

Unser guter

und gastfreundlicher Wirth zu - Tine, Herr Charles

Bonfort, ladete uns eine« Tages auf feine Campa,

gne, in einem Dorfe hoch zwischen Bergen liegend, ein.

Wir kamen ganz ermattet bei dunkler Nacht

an, denn wir hatten «ns wegen der Hitze erst gegen Abend auf den Weg gemacht., Nichts'.desto weniger

„srr gereicht and bei Ceremouieabefttchen, Sorbet, Rot «seueffen» und Confiturr«; daher hat man sie i« allen

„Formen und Größen.

Sie dienen ruglejch »um Sus,

„schmücken der Zimmer, wo man sie auf manu-hohr» «Gestellen, symmetrisch geordnet, aufstrllt."

Felix Deauiour über den Handel Griechenl. -rach Confitüren, Wasser und Caff«, folgt erst dir Pfeife, und wenn es sehr hoch hergeht, Parfüms, wo, mit man bald besprengt bald brrüuchert wird. Die

höchst« Ehr« ist Hi wenn man oor diesem Riluchrm mit «lorholl, erst mit einem Luch« bedeckt wird, worunter «an »»weil« erstick«« m-chte. Dieses widerführt einem gemeinhin beim Herausgeheu ans der Wohnung der

Großen, di« man besucht hat, »»» de» Hausofflciautenj

und zum Schluß dieser Ceremonie muß man, wie -rwthip lich, starke Trinkgelder entrichten. P

226 führte

un« sogleich mit Lichtkm in der Hand zu

feiner. tineCfe, die e# urt< beständig anrühmte, und

bie seinem Landhause, wie er meinte, den Haupt« werth gäbe.

Den andern Morgen mußten wir aber«

mal« diese Wallfahrt antreten, und Abend« vor dem Scheid« erließ er uns den Gang nach der Trinke

eben so wenig.

Eben wie die Neugriechen, fanden

auch die Alten ihre Quellen einer steten Aufmerksamkeit

Werts), und legten ihnek allerlei besondere-Eigenschaf' ttnbei.

Dald sollt« ein Wasser vergiften; bald, ohne

mineralisch zu seyn, diese und jene Fieber heilen; bald

bewirkte es glückliche) bald schwere "Entbindungen;

bald erregte e« Liebe, ober sinfiigtie diese Leidenschaft, ertheilte den Thieren, welche daraus tranken, eine

rothe, gelbe, schwarze oder weiße Farbe *).

Zn

•) Der Quelle», au« bene» man dichterische Degen ßeruog schlürfte, gab e« eine große Anzahl. Chandler und einige Neuere «ollen an bet Castalla eine vorzügliche, Fieberschauer erregende Kälte wahrgenommen haben. Ich fenb die Temperatur biefe« Wasser«, wie bie ber meisten

Bergbäche, frisch undkühl, aber nicht in einem besvnder» Grabe

Pbusania«, ber dergleichen nicht leicht au«

der Acht läßt, gtbenkt dieser „ nie versiegenden Quelle bei Achelvu«" bloß al« ein angenehme« Wasser strömend.

Diel kälter ist ber Helenen-Brunnen anfChio. Castalla

ist von einigen schönen Bäumen beschattet.

227

Lchaja gab es einen FW, zu welchem man bie feierten trieb, wenn man männliche, unb einen ander», wkftn man weibliche Zungen erzielen wollte.

UeberhauPt

kam mmv von Patras nach Aegium, eine Strecke

von etwa fünf deutschen Mellen, wenigstens über

sechs Flüsse, wo merkwürdige Verwandlungen oder

Liebesgeschichten vorgefallen waren: denn am Ende «ar es doch Zirtllchkeit, welche die meisten erregten,

und die Geschlechtsregister einer großen Anzahl adlichek Familien wurden bis zu einem Flußgotte oder Strub, ler zurückgeführt, dessen Werbungen die Stammmut«

ter nicht hatte widerstchen können.

Wenige der bei

rühmten Hauptflüsse in Griechenland sind eigentlich

schön, well die Ufer an vielen Stellen kahl find; auch ist da« Wasser trübe, und sie

find höchstens so

breit, wir bei uns Flüsse vom dritten und vierten Range; so der Asopus bei Theben, der Cephissu« *)

•) De» Cephissu« bei Eleufis nennte» unS die Neu« griechen Sacauta-Potamo« (Vierzig - Auß).

Dies ist

ein mehr beschreibender Name, den man gern den sich schlängelnden beilegt (von vierzig Biegungen für viele). Auch in Kleinafien ist dieselbe Benennung häufig. Die Türke» nennen den Mäander, wenig verändert, Men-

deri-So» (Menderi«Wasser), auch andre Mäandrische Flüsse.

P i

228

und Zliffur bei Acht«, der Sperchio« •), der jetzt

«ich« mehr mit Pappeln eingefaßt ist, anfem der Ther-

mopylen, itnb di« Hercinia,! nachdem sie die Höhe von.Ltvadia verlaffm.

Auch der olympische Alpheu«;

jchoch mag ich. über diesen nicht gern «rtheilm, da

ich ihn nicht bi«zu den Quellm verfolgte, undStrime an ihrem Ausflüsse selten reizend sind.

Nur der

Achero«, der acarnanische König, macht einm ge
Ift-'rt; wrsiichmich bloß bemühte, einige

Msckkatk-atiftNstellen, wie fit sich' deiner Empfindung imb meinen Augen unter den Türken darbotrn.



sind einige geringe, bei' mir gereifte Früchte; wer aber den Daum ganz in seinem Wesen kennen ier,

nen will, der suche ihn in seinem eigenthümlichen Elima, oder ziehe ihn hier au» dem Treibhause.

Der Gegenstand lag eigentlich außtr meinem Wege, unb ich bin dabei nicht als Liebhaber »erfahren, der

auf einer Dlumenssur alle Nüancen wählt und zu-

sammenstellt, sondern ich hübe mit Utbergehnng der «ngenehmeren gestillten Blumen , bloß einigt einfa­ che, saamentrügende ausgesucht.

V.

Ueber die Cultur der Neugriechen,

über ihren Tanz, ihre körperliche Bildung, und

den Zustand der Bildhauerei, Malerei und Poesie unter ihnen.

— — — So stünt durch da- Schicksal

Aves rum Schlimmeren fort, und entflieht auSgleteend den Rückweg -

V-n Sten Januar 1803 las Coray (Kogattf), Dov

tot der Arjneyqelahrtheit und Mitglled der Societi des observateurs de l’homine zu Parts, in dersel­

ben ein „Memoire sur l’etat actuä de la Civili­ sation dans la Grfcce,” vor, in welchem er manches Richtige und Interessante über seine Lanbesleute sagt.

Er ist unstreitig nebst dem Metropoliten Bulgari *) |u Petersburg, gelehrteste.

unter allen Unter

lebenden Neugriechen

andern Uebersthungm

der

verdankt

ihm auch seine Nation die de« Beccaria -dei delitti e delle pene, wie auch verschiedene Ausgaben der

Alten u. s. w.

Ich werd« mehrere Stellen aus seiner Abhand« lung,

al« Leitfaden

bei diesem Aufsätze,

benutzen

•) Bulgari ist der Üebersetzer der Aeueis «ab der Teorgiea des Virgils in altgriechische» Hexameter».

304

und erläutern.

Beim Anerkenn«» »der Verwerfen

derselben, hab« ich mich der größten Unpartheilichfeit beflissen; in wie weit ich aber richtig gesehen

habe, darüber darf ich nicht entscheiden.

«Die günstigsten Epochen, eine Nation mit Nm »hen zu beobachten," sagt Korays, »sind vorzüglich

„diejenigen, wo sie von den Tugenden ihrer Dorr

»ältem ausartet, und wo sie dazu wieder auflebt." Hierauf sucht er nun zu beweisen, daß dieser letz,

tere Fall jetzt für die Griechen eingetreten sey; allein es ist ein gewöhnlicher Kunstgriff, nachdem man die

Tyrannei der Türken und die schlimmen Folgen, die sie'auf die Griechen hervorbrachte, geschildert hat, auf einmal a«szur«fen: »Aber bald wird die Mor,

»genrtthe anbrechen!" sodann gleich die Morgen, rtthe zu malen, auf diese nun schnell den Hellen

Tag felgen zu lassen, und so aus dem Schimmer ein« Lämpchens im Dunkeln die Erleuchtung ein«

Feenschloff« zu ahnen.

»Die letzte unter den Revolutionen, welche Gri«, »chenland verfinsterten, begab sich vor beinahe vier »Jahrhunderten, und hat « in eine Erschlaffung

„versetzt, die derjenigen gleicht, in welcher ganz Em „ropa sich vor der Wiedergeburt der Wissenschaften »befand." Der

305 Der Verfasser deutet hier augenscheinlich auf das Jahr der Eroberung Eonstanünopel« durch di« Tür,

ken (i4f3); sein Vorgeben 1(1 aber in der That H, chrklich, und einem unterrichteten, geistvollen Manne Glücklich wären die Nrugritchen,

kagm zu verzeihen.

wenn ihr Genius nur äußern Gewaltthätigkeiten und

plötzlich gewichen wäre, etwa wie

die Orakel-

die

gleich nach der Geburt des Heilandes- verstummten; allein

es war ein langsames Versiegen,

und, wie

Meiner« sagt, » starben die Reste von nützlichm Kennt,

»niffen eben so allmählig ab, wie die Kräfte ihres

»Reich«.

Unter den Abendländern hingegen loderte

»der Funken des Genies bald wieder auf." Nach dem Zug« Alarichs durch Griechenland ver,

glich Synestus Athen, «nd dieses -and überhaupt, Mik

einer trockenen, auegestopften Thterhaut.

(6p. 171.)

„ Schon dreißig Jahre zuvor, ««ter Julian, la, »gen Nicopolts, Athen, Eleusina, und alle Städte

»in

Makedonien,

»Trümmer».

Jllyrieum

und

Peloponnes

in

Die Tempel der Gitter, die Gymncu

»fien, Bäder und Mauern waren zusammengefallen;

»die Wasserleitungen

zerbrochen

oder

verschlammt;

»Häuser, Straßen und Wege menschenleer, und die

»Felder und Gärten ohne anbauende Hände, weil »die. unerschwinglichen

Auflagen

und U

Erpressungen

—*

zoü

*—

„ alle Einwohner vernichtet oder weggetrieben hatten." (Meiner-Vergleichung de» Mittelalters citirr Mam.

Grat. act. Julian. C. 9.) Wie geschwächt und menschenleer Griechenland

viel früher noch, nämlich ju Plutarch» Zeiten, gewe­ sen, zeigt «ine Stelle seiner Abhandlung: „Warum

die Pythia nicht mehr in Versen rede," sehr deutlich: „ Indessen wenn jemand behaupttte, daß Grie-

n cheniand den ältzemeimn, durch die vormaligen Un-

„ruhrn und Kriege, fast auf der ganzen Erde verur„ sachtm Dolksmangel, am meiftm empfunden habe,

„und in jetzigen Zeiten zusanimeu kaum 3000 Mann doch ehedem

„Soldatm

stellen könne (so viel

„Megareer

den Platäern zu Hülfe schickten)

„dann darau» die Folge zöge:

die und

Die Gottheit wolle

„durch VerlafsNng so vieler Orakel, bloß den Volk»,

„mangel Griechenland» beweisen, so würde ich die„ser Ursache meinen Beifall nicht versagen könne»;

„denn wozu würd« wohl jetzt da» berühmte Orakel „in Tegyr«,

oder am Berge Ptou»

nützen,

wo

„man den ganzen Tag lang kaum einen Menschen „antrifft, der eine Heerde Vieh weider?" Nach dem Julian ist da» griechische Reich noch

lange mächtig gewesen, und viele Kaiser haben die Wissenschaften geliebt und begünstigt.

Wa» für Män-

307 «er aber sind erstanden, die diesen Schuh benutzten, «nd was hat die griechische Litteratur während Jahr­

hunderten aufzuweisen?

Wo und wie zeigte sich die

Kraft der Heldenabkimmlinge?

Italien war durch den Pabst unterdeß wieder mächtig geworden.

Mitten unter Unruhen, Kriegen

«nd Länderzerstütkelungen, zeigte sich überall der edle Sinn und die Energie dtr Bewohner,

durch Bit,

düng von Republiken «nd Verfassungen.

Als Dante

«nd Petrarca

dichteten,

war chr

Vaterland

ohn­

mächtig, zerrissen und von Partheien und Aufruhr

zerfleischt.

Giotto, Ghlrlandajo, Dufalmaro u. s. w.

hattm nur die elenden griechischen Heiligen-Dfldrr ge.

sehen, und schufen dennoch herrliche Kunstwerke. Die Griechen aber ergriffen nur die Waffen in Religion», streitigkeiten, und mischte sich auch Politik in« Spiel, so schlugen sich nur die Kaffer, um zu entscheiden, durch wen die Unterthanen unglücklich gemacht wer­

den sollten.

Die Willkühr aber einzuschränken, und

sich der blutigsten und erbärmlichsten Tyranney entziehen,

daran dachte niemand.

zu

Die Schweizer

schüttelten da« Joch de« mächtigen Oesterreich

ab,

«ährend da« orientalische Reich sich jedem Abenthru-

rer Preis gab.

Der Verfasser der »Darstellung de«

ssürstmbundes" sagt:

»Gott wollte e«. U i

Gleichwie

3o8 »die ersten Menschen, da sie sein Gesetz verließen, ein»

»ander unterworfen wurden, so, als die Nationen

»zu nicht« mehr gut waren, setzte et ihnen Weltmo, „ uarchen.

Die Freiheit Asien« ging stufenweise un
Schriften ver.

»saßr, welche den Haß nährten,

den beide Con-

„ feffionen, dem Geiste des Christenthum« zuwider, „gegen einander trugen."

Koray« Schilderung ist

sehr treffend und gut, wenn man sie auf die gegen­ wärtige Zeit bezieht.

Indem er diese« Zustandes

aber als eines vergangenen gedenkt, verfällt er in

den Fehler, bei» ich schon oben gerügt habe. Ein

unwissender

und abergläubischer Clerus

herrscht noch überall, der zugleich auf die Moralität den schädlichsten Einfluß äußert, indem' er beständig

zu»n Hasse, gegen andere Religionen, vorzüglich aber gegen die römisch-katholische anfeuert, und sehr »vil lig Absolutionen ertheilt, we»rn man Mitglieder jeue«

Glaubens betrogen hat oder betrügen will •).

Zn

•) Die gewöhnlichste Duke, die sie auferlegen, ist die Erbauung »der Unterstützung der Kirchen und Kapel­

le«. Boa letzter« sieht man auf einigen Inftln eine so ««geheure Anzahl, daß man behauptet, et wäre» dm» »ehr al« Einwohner; z. D. ans Palm»«.

—*

3"

*—

weichem traurigen Zustande die griechische Kirche sich befinde,

davon

geben

Tournefort,

Grelot, Spon

und Poeocke (welcher letztere die früher genannten

ausgeschrieben), hinreichende Beweise. aber,

Seit der Zeit

wo diese schrieben, hat sich nichte gebessert,

manche« aber wohl verschlimmert. Durch strenges Fasten glaubt man die wichtig­

sten Pflichten erfüllt zu haben; daher die Kinder auch frühzeitig daran grw-hnt werden.

Scene

der Art

im

Hause

dee

Ich sah eine eigne

Metropolitm

von

Janina, Jerothroe, bei dem ich seche Tage gewohnt

habe.

E« warm

ihm

die Kinder dee Soulioten,

Hauptmann«, Foto-Giavella, zur Aufsicht überge, ben worden.

Der kleinste Sohn Zanotaki, dritte,

halb Jahr alt,

lief im Hause umher.

Einstmal«

kam er auch ine Tafelzimmer, wo Se. Heiligkeit, mehrere Bischöfe, Prälaten, Lalogerie und ich aßen.

Es war Fastenzeit; aber der Erzbischof, weicher wußte,

daß ich die -magere Kost nicht liebte, hatte die Güte,

mir immer Fleischspeisen bereiten zu lassen.

Al« er

den kleinen Giavella gewahr wurde, rief er ihn her­

bei,

um zu versuchen, ob er in den Fasten,Princi-

pien schon fest wäre, und bot ihm etwa« Fleisch an;

da« Kind steckte e« in den Mund, und lief damit au« andere End« de« Tische«, worauf ein großer Tu-

-*

Zrr

*—

Mult entstand, und mehrere von den alten Herren

«ufsprangrn, auf den Zungen schlmpsten, und ihm den Dissen aus dem Munde jiehen wollten.

Er hielt

aber fest, und man hatte große Mühe, ihn -um

Ausspeien der sündigen Speise zu bewegen.

Nun

ließ der Metropolit di« Mutter kommen, und machte

ihr Vorwürfe über di« schlechte Erziehung des Kin­ des.

Er versuchte es auch verschiedentlich, mich so­

wohl als meinen Bedienten, dem er sehr qnnehku-

lich« Versprechungen machte, zu bekehren *). Da die Simonie gleichsam organisirt ist, und

die Metropoliten und Bischöfe ihre Stellen ost theuer

bezahlen müssen, so sangen sie die Griechen, die ihrer Gerichtsbarkeit unterworfen sind, entsetzlich aus. Dir

•) 3» Gastouri, onfttn von Elis, hörte ich ein stbr lächerliche«, aber charaktttististhc« Gespräch »wische« einem Engländer, einem Calogero« und unserm Wirthe,

dem dasige» Orttartte. Beide letztere klagte» über die Bedrückung der Grieche». Der Dritte sagte, „die Griv

„chen wäre» der Freiheit unwürdig, und darum sey sie „ihnen von Gott entzogen." Worauf jene erwiedert?»: „Die Saglander müßte» derselben vor Gott «och viel

„»»würdiger sey», indem sie wüßten, daß e« i« ihren, »Lande über dreißig verschiedene Religion-sekte» »übe, »von denen Gott also sich« neu» und »wan,ig verdamme.

3i3

Erbitterung der Mimischen und Griechischen gqe» einander ist auf mehreren Inseln so heftig, daß sie

kein Mittel zu gering achten, um sich zu schaden, und der Herr von Pauw hat ganz Recht, »venn er behauptet, dex erste Gebrauch, den die Griechen von

ihrer Freiheit machen würden, wäre der, »einen

»Religionskrieg anzufangen." Die Türken benutzten diese Zwistigkeiten vortrefflich, von beiden Theilen Geld zu erpressen.

Zu Naxos war, als ich mich dort aufhielt, die

Spannung fürchterlich.

Di« Griechen hatten den

Lateinern Cassendefekte nachgewiesen. Dafür schröpfte sie die hohe Pfortt.

Nun klagten jene einen vorneh,

men Griechen an, er habe den Franzosen in Egyp, tcn Lieferungen gemacht, und brachttn ihn z« Mete,

lino an den Galgen. Die Griechen fanden ebenfalls gegen ihre Feinde neue Alagepunkte, und die Regie,

rung legte den Rimischkatholische» eine für ihre Ar, muth unerschwingliche Geldbuße auf, weswegen der

Dischof nach Constanttnopel reifete, um mit Hülfe des franzisischen, aslerchristlichsten Gesandten, der der Patron der Rimischen in der Levante ist, eine Mil,

derung derselben zu erlangen. Zu Chio predigte man sinnlich gegen einander.

Der lateinische Bischof warf

den griechischen Chiylmnen vorzüglich »ihre Galan,

314 „terie »er, ihre weiße Schminke, und ihre kurzen „ Rücke, die nur bis ans Knie gingen;" da die Wei­

ber seiner Heerde sich bloß roth färben, und die Au­ genbraunen malen dursten, auch ihre Rücke bis zu

den Knöcheln verlängern mußten.

Dagegen man

den Lateinern den Vorwurf machte, „ sie dächten nur „daran, die Regierung zu verrathen."

Dor 169$

waren die lateinischen Katholiken zu Chio für ihre Religionsübungen dergestalt privilegirt, daß sie üffent,

liche Prozessionen anstelle» durften, Lhio da» kleine Rom nannte.

so daß man

Da man ihnen aber

Schuld gab, daß sie zu der Eroberung der Znsel durch

Antonio Zeno (16-4) mitgewirkt hätten, verloren

sie, da die Türken wieder Meister wurden, alle ihre Vorrechte, und mußten viele Demüthigungen und Bedrückungen erleiden.

(Tyurnefort, Dr. IX, T.I)

Die Griechen sorgen jetzt so viel al» möglich dafür,

sie im Drucke und in Armuth zu erhalten.

Vor

zwanzig fahren noch lebten mehrere Griechen, deren Väter zur Zeit der veuetianifchen Eroberungen, am

den Siegern den Hof zu machen, sie als Kinder zur

römisch -katholischen Religion übertreten ließen.

Ge-

gen diese nun wirkten die Griechen einen barbarischen

Firma» au«, kraft dessen sie bei ihrem Tode nicht

begraben werden sollten, sondern den Bügeln und

Hunden auf bcm Felde überlassen werden mußten:

Auch dürfen erstere von den Griechen keine Prosely» ten aufnehmen, wohl aber diese von jenen.

Zu Tin«

waren sonst die Ehen zwischen Rimischen und Grie,

chischen sehr häufig; ,eht sind sie sehr selten gewor­ den.

Zch besuchte daselbst mit dem englischen Coysul

Vitali den griechischen Primaten und Logotheti. Der

Coiisul spaßte mit dessen fünfjähriger Tochter, und

fragte, ob sie seinen Sohn zum Bräutigam haben wolle?

Nein , sagte die Kleine, das geht nicht; wir

haben nicht dieselbe Religion. . . .

Auf Caudia und

Chio sind Verbindungen zwischen Türken und Grie,

chtnnen ganz üblich. Die aus denselben entspringenden Kinder aber, müssen, wie es sich versteht, in der mo,

hammedanischtn Religion erzogen werden.

Die Ael,

lern der Mädchen haben nichts dawider, wenn nur die türkischen Freier reich oder mächtig sind; dahin,

gegen sie ihre Einwilligung zur Heirath mit einem Lateiner hartnäckig versagen.

Zu Lhio ereignete sich

ibenige Wonqte vor meiner Ankunft ein sonderbarer Vorfall.

Zwei junge Mädchen, Kinder eines Türkm

und einer Griechinn, wohnten unsern eines Ackers,

den ein paar Ealogeri, aus dem Kloster Neamoni,

fleißig bearbeiteten.

Sie machten Bekanntschaft mit

einander, und die Mönche, voll Feuereiser, bekehr,

ten fie zur Religion ihrer Mutter (der Vater war berd« gestorben).

Da man sie soweit gebracht hatte-

wurde ihnen die heilige Taufe heimlich ertheilt.

Man

entführte nun die Neudrkehrten, und brachte sie ans «in griechisches Schiff,

das mit

ihnen unter rus­

sischer Flagge «ach Constantinopel absegelte.

Der tür­

kische Eommendant bekam aber j« schnell Wind da»

»an, und schickte einen Expressen an den Capita«, Pacha, der sich beim russischen Minister Tomara be­ klagte, und von ihm die Visitation des Schiffes sei, ner Radon, und die Auslieferung erhielt.

der Proselyten

Da diese hübsch warm, so erließ man ihnen

die Todesstrast, und brachte sie in den Harem des

Eapitan, Pacha.

Das Kloster Reamoni aber ward

i« einer Geldstrast von siebenmal Hunderttausmd Piastem verdammt, die man ohne Erbarme« eintrieb.

Seitdem habe« die Mönche einen großen Abscheu ge, gegen Unternehnumgen dieser Art.

Man darf sich

nicht wundern, daß ein eintige« Kloster diese unge»

hmre Summe habe ausbringm können; allein dieses

ist eins der reichsten im Otimte, und vielleicht noch reicher, wie die am Berge Athos belegmen.

Man

sagt, daß dies Kloster beinahe die Hälfte von dm

bessern Ländereien der Znsel Chio besitze.

Man kann

im Toumesort (über Chio) nachlesen, wodurch sie

317 Zu so beträchtlichem Vermögen gelangt sind.

Es be,

finden sich zu Neamoni über vierhundert und fünfzig

Mönche, von denen viere bi« fünfe Messe lesen, kein einziger Altgriechisch weiß, und etwa Zehne Neugrie, chisch schreiben und lesen können«

Die Cultur der

Felder und Fruchtbtume aber verstehen sie sehr gut.

Wenn man sie »um Studieren bringen wollte, müßte man die VerfahrungSart de« Kaiser« Manuel Lom/ nenne nachahmen.

Dieser führte ein prtchtige« Klo,

fier zur Ehre de« heiligen Michael auf, und sichte gelehrte Mönche hinein, auf die er genau Acht gab. Da er aber bemerkte, daß sie mehr mit ihren Land,

gütern, al« mit dem Gottesdienste beschäftigt waren. Zog er ditsie Güter ein, und ließ ihnen da« Den-,

chigte au« der Schatzkammer reichen.

in.) ...

(Chomiate«,

Um nur recht viel aufzuhäufen,

leben die Mönche von Neamoni sehr schlecht; auch bewirthen sie die Fremden eben nicht vorzüglich, und

nur gegen Bezahlung.

Ich hatte von ihrer Bibit»,

thek gehött, von welcher der französische Consul de Bouville, zu Chio, einen geschriebenen Eatalog be,

saß.

Obgleich ich diesen kannte, und daher wußte

wie unbedeutend sie war, wünschte ich doch sie zu

sehen, was mir endlich bewilligt wurde.

Einen Di,

bliothekar gab es nicht, auch würde er überflüssig ge,

Zl8 wesen seyn.Die- Bücher wurden in dem Sei- und

Käse / Magazine aufbewahrt, und lagen auf einem Repositorio, unter zwei Zoll dickem Staube begra­

ben.

Es befand sich darunter eine italiänische Gram­

matik von Beneroni, auch ein italiänisches Textbuch der Nina,' ober pazza per amore.

Um zu erfah­

ret» ob der Calogero«, der uns begleitete, eine Idee

vSn diesen Werken habe, fragte ich ihn, ob er mir sie käuflich überlassen wolle, und bot ihm etwas An­ sehnliches dafür.

Er glaubte aber, ich wolle ihn

übervortheilen, und that zweifelhaft; worauf ich betin weiter nicht sehr auf den sonderbaren Ankauf bestand.

Eine etwa« besser versehene Bibliothek fand ich zu Megaspilion in Achaja, vierzehn Stunden von Patras, wo man doch mehrere gute Editionen grlet chischer Klassiker und die Kirchenväter ausgestellt hattet

Da« Kloster ist da« reichste und bevölkertste in Mo­

re»; aber die Unwissenheit der Mönche, beten Zahl sich über dreihundert beläuft, ist, wo-möglich, noch

größer, al« zu Neamoni.

Ich glaube e« waren

nicht viere di« fünfe darin, die lesen und schreiben

sonnten. Ein Theil von ihnen zerstreut sich über da« Land, um Almosen einzusammeln.

Die Gegend ist

sehr interessant und schön. Da« Klostergebäude liegt

—*

319

--

beträchtlich hoch, in einer DerghShle, die, der Le>

gende zufolge, ehemals von einem großen Drachen bewohnt war, der beim Anblicke des heiligen Ma­

donnenbildes in Asche zerfiel.

Das Bild der Mutter

Gottes, das hier verehrt wird, ist vom Apostel und Evangelisten Luca« au« Mastix verfertigt, und ihm

zu Ehren ward da« Kloster von dm Kaisem Johan­ ne« Kantakuzenu«, Androuicu« und Constantin Pa

läologus gestiftet, und in dieser romantischen Wtld-

niß erbaut.

Unten in großer Tiefe rauscht der Bu-

raico« der Alten, seht der Fluß von Calavrita.

Die

Kuppen der Berge umher sind während acht Monate des Zahree mit Schnee bedeckt.

E« giebt keii»e Art von Betrügereien, die diese

Mtuche nicht begehen, keinen

Aberglauben, den

sie nicht nähren, keine Berhehung, deren sie sich nicht gegen die Aufgeklärten zu Schulden kommen

lassm.

Zch kann überhaupt sagen, daß wenn ich

auf meiner Reise in der Levante mit Calhgert« zu thun hatte, welche« leider bfrer ntthig wurde, ich

sie immer schwerfällig,

eigennützig,

schmutzig und

tückisch gefunden habe; sehr wenige Ausnahmen abge­ rechnet.

Sie sind wahre Blutigel für da« Volk,

und wissen immer das Beste an sich zu reißen. Man

vergleicht sie oftmals mit den Franziskanern und

330

Bettrlmtnchen ber römisch«kacholischm Linder, de,

nm man hierdurch schreiendes Unrecht thut. Wo die Türkm der Geistlichkeit einen großen Einfluß verstatten *), wie der politische Alt von Za,

ntna, der fich ihrer bedient um die Kastanien ane dem Fmer zu holen, da find die Unterthanen doppelt ge, drückt, erniedrigt und unterjocht.

Ich kann daher

nicht begreifen, wie Korays behaupten mag, die Geistlichkeit fange an fich zu heben.

»Ein großer

»Theil des griechischen Elems, weit entfernt den Un» »«reicht der Nation zu hindern, strebt damach fich

»selbst auszubildm. Zn Deutschland haltm fich ge, »gmwärtig viele derselben aus, die fich damit be, »schLstlgen, gute Werke ins Griechische zu übertra-»gen»

Bei einer Abhandlung von den Kegelschnitt

»trn, von einem GeistUchen überseht, und von einem »audem zu Wim herausgegebm, bemerkte ich, daß

»die Zahl der Subskribenten in allem auf hundett » und dreizehn fich belief; wobei fiebeu und vierzig vom »Perus, und unter diesen neun Bischöfe waren."

Die •) Sie entscheide« daselbst die Meiste« Proteff« u«< ter den Griechen, gewöhnlich «ach eign« Willkühr und Gutdünken, ruweilen jedoch ziehen fie de« Justinian i» Rathe.

321

Die griechischen Handwerker und Ackerbauer k# ftn überhaupt nicht; wenn sie aber auch Bücher lieb, ten, so würden sie schwerlich auf einen Traktat von den Kegelschnitten pränumeriren.

Außer den Aert»

ten, die selten Eingebohrne sind, giebt ti keinen ge, lehrten Stand.

Die Jugend studiert weder in Colle,

gien, noch auf Universitäten, und kauft keine Dü, Wer kann demnach weiter zum lesenden Pu,

cher.

blikum gehören, als Kaufleute und Geistliche.

Und

find denn endlich sieben und vierzig unter der Zahl so vieler Tausende als beträchtlich zu nennen? Man bedenke nur, daß man auf dem Athos, oder heiligen

Berge allein zwischen drei, bis viertausend Mönche

zählt.

Da der Verfasser jenes Traktats selbst «in

Geistlicher war, so ist es noch weniger auffallend, daß er mehrere seiner Mitbrüder zu Unterstützung

seiner Uebersehung bewegen konnte; denn weiter.ist es nichts. Ich wollte mich mit meinem Leben verbürgen, daß unter allen lebenden Griechen nicht hundert bis

zur höher» Mathematik vorgedrungen sind;

ja ich

möchte gerade denen, die das Genie der Neugriechen so gern herausstreichen, die Frage aufwerfen: Warum

denn kein bedeutender Mathematiker seit Iahrhunder, ren unter ih»»en'aufgestanden sey, da die Mathematik

eine Wissenschaft ist, «eiche selbst die Türken schützen

und belohnen.

Auch

ist das Studium derselben

ohne große Vorbereitung durch andere Wissenschaften

tu treibm, und selbst der Fanatismus kann nicht« dagegen einwmdm.

Wmn man die Griechen und

ihre Vertheidiger reden Hirt, so (tonte man auf den Gedanken gerathen, die türkische Regierung strebe

ganz eigentlich und absichtlich darnach, den Wissen,

schäften dm Garaus zu machen. Aber ich glaube, es giebt keine größere Freiheit in wissenschaftlicher

Hinsicht, als unter ihr; von Bücherverboten, von Anklagm wegen gefährlicher Meinungen weiß man

nichts, wmn nicht etwa die Griechen unter einander Freude daran haben, sich zu verketzern und in« Un­ glück zu bringen.

Es ist noch wohl keinem Türken

eingekommm, sich zu erkundigen, was man zu Pakmos, oder Chio, oder Zanina lehre, oder die Be­ wohner der reichm Klöster abzuhalten, einen Theil ihre« Ueberfluffe« dm Musen zu widmen.

Wenn

die Fürsten der Moldau und Wallachei in wissenschaft­ licher Hinsicht große Unternehmungm hätten machen »»Len, so wäre ihnen niemand im Wege gewesen;

ist aber auch ein großer Schulfond vorhanden, wie z. B. zu Zanina, so wird er schlecht oder gar nicht

genutzt, uvd nicht etwa der Pacha, sondern eben

-*

323

6tr €leni< stemmt sich mit aller Macht dagegm.

Wenn daher etwa ein Schriftsteller sich hervorthuk, oder eine Schule angelegt wird, so darf man nicht eben vorgeben, al» ob die» alle« Resultat der neu«, sten Bemühungen wäre, und große Revolutionen im

Geiste der Nation schnell bewirken würde.

Deme,

tritt« Cantemir schrieb ganz zu Anfänge de« achtzehn,

ten Zahrhundert«, und man sieht au« seinem Werke

offenbar, daß e« damals in den Köpfen seiner Land«, leute besser aussahe, al« jetzt.

Er erwähnt der ho,

hm Schule zu Constantinopel im Fanale, und sagt, „daß in ihr die Weltweisheit nach allen ihren Thei,

„len, nebst den übrigen Wissenschaften in der alten,

„unverberbten griechischen Sprache gelehrt werde. Zu „meiner Zett," fährt er fort, „thaten sich daselbst »solche Prälaten und Lehrer hervor, weiche eine au«,

„nchmmde Gottseligkeit und Gelehrsamkeit besaßen:

„ nämlich Johann Kariophyllu«, ein vortrefflicher Theo„ loge und Philosoph, der nachher ai« Prediger an der „Domkirche so berühmt wurde. Dolasiu«, Skävophy,

„lax, Antoniu« und Spardoniu«, sämmtlich Peri,

»pathetiker. Zakomiu«, Philologe, einer von Cante, „ mir« Lehrern. Sebastue, bekannt durch seine Streit, „schristen gegen die Lateiner und durch seinen Kir, „chrnkalender. Dionysius, Hieromonachu« und Ale-

X r

324 „xander Mavrocordatu«, welcher letztere sich in der „gelehrten Welt auf manche Weise Ruf erworben, „und öffentlicher Lehrer der Philosophie, Theologie „und Naturlehre, hernach aber Dollmetscher der Pforte

„gewesen ist. Er hat, außer einer Abhandlung vom „Unilause btt BlutS, die verschiedenem«!« in Italien

„gedruckt worden, eine Geschichte vom Ursprünge der

„Welt, bis zu unsern Zeitta, geschrieben.

Ferner:

„Briefe, und «och unzählbare andere Werke mehr,

„deren Herausgabe sein Sohn Nicolau« Mavrocor„datur, ein guter Philologe, in der Moldau besorgt

„hat. Zu unsern Zeiten haben wir auch drei Pa„triarchen gesehen, die sich durch Gelehrsamkeit be-

„ rühmt machten: einen zu Constantinopel, Kallini„ku«, der ein seltener Beispiel in seiner Würde starb,

„und zwei zu Jerusalem, Dositheu« und Chrysan.

„tur.

Nächst diesen zeichneten sich zu Cönstantino-

„pel aus: Meletius, anfangs Erzbischof zu Art«, „hernach zu Athen (dessen Geographie noch jetzt, „zur Vergleichung des alten und neuen Loeale in

„ Griechenland, unentbehrlich ist), aller Theile der Ge, „ lrhrsarnkeit kundig, vorzüglich in der Helmontschen „Philosophie erfahren

Elias Mimiati Hieromona-

„chus, Bischof zu Messen« und Morea; Marcus „Lariffäna, Philologe; Metrophane« Hierodiaconur,

325 „brr sich vornehmlich auf die Dichtkunst legte; $id#

»MUS von Malvasia, beides vortrefflicher Philosoph

»und Naturkundiger; die Republik Venedig beehrte ihn »mit demGrafen-Titel Ferner: ConstantinusDucas;

»Andronicus, aus dem Geschlechte der Rhangavei, »nebst vielen andern, unter denen auch Anastasius „Vausis aus Makedonien, der durch seine herrliche

»Kenntniß des Griechischen sich in Deutschland und

»England bekannt gemacht."

(Deutsche Uebirsehung

der Gesch. des osmannischen Reichs, S. >4s) Griechenland kann bestimmt gegenwärtig nicht

so viele in den Wissenschaften ausgezeichnete Leute anfweisen, als der sehr verdiente Prinz Cantemir,

ohne jedoch die Namen aller sorgfältig gesammelt zu haben, nur obenhin anführt, und was haben diese

seit einigen Jahrhunderten für einen Einfluß durch

Lehren und Schriften auf die Nation gehabt? »Athm »hatte noch zu Synesius Zeiten ein« ununterbrochene

» Folge von angeblichen Weltweisen, welche die Schrif«

„ten des Plato und Aristoteles auelegten, und mit

»diesen Auslegungen astrologische und magische Künste „verbanden.

Diejenigen, die die Akademie und das

»Lyceum gesehen hatten, dünkten sich in Berglen »chung mit andern, wie Halbgötter gegen Maulesel „zu seyn.

Ein Wahn, den Synrsiu« jedoch sehr

—* „ungegründet

fand."

326

•*—

(Meiner* Der-leichun- de*

Mittelalters.)

Jetzt aber ist auch dieser Asterruhm vernichtet. Der Erzbischof von Athen ist so unwissend, daß bloß

seine

Habsucht

ihn

nur noch verichtlicher

machen

Der Schule daselbst, steht rin in jeder Hin­

kann.

ficht mittelmäßiger Mann vor, Namens MarniorotEin zweiter der fich daselbst befand, Deninze,

turi.

los, aus derjenigen Familie, deren Spon schon als

sehr unterrichtet zu Athen gedenkt,

Piastern Gehalt jetzt

nach Zdra

ist mit tausend

berufen

aber er ist nicht fähiger als der andre.

worden,

»Minerva

»ist, wie Appollonius im 7«sten Briefe (an die Ein,

»wohner

der Stabt Sais) sagt, aus ihrem Ge­

nbiete verwiesen. »weise.

Die Alten zu Athen

Innerhalb

ihrer Thore

sind

find Schmeichler,

»außerhalb Sykophanten; Kuppler bet der »Mauer, »chia.

nicht

langen

Schmarotzer im Piriu« und zu Muny,

Die Göttinn hingegen hat nicht einmal in

»Sunium «inen Platz."

So wie aber die Zahl der Bewohner geschmol­

zen ist, so ist auch in der heutigen Stadt das letzte Sandkom der Weisheit verronnen.

Herr Koray« gedenkt vorzugsweise einer Schule

*—

327

«uf dem Athos

(wo

man über die von

Bulgari

1766 tu Leipzig herausgegebene Logik lchrte), deren

Wirkungen außerordentlich gewesen seyn sollen.

Das

Unternehmen aber grrirth durch die Wtdersehung der

Anhänger der aristotelischen Philosophie, die sie als eine Steuerung verdammten, bald ins Stocken.

Ze,

doch meldet er in einer Nachschrift zu seinem Me-

moire,

wie

No. 1,

vom

er

so eben

Patriarchen

zwei gedruckte Circulare

»u

Constantinopel und

No. 1, von den vier Administratoren der Synode daselbst, erhalte, die die gedachte Schule der Logik

wieder herzustellen bemüht wären.

Der Himmel gebe

dieser Logik Gedeihen, und den ausgebreiteten Nutzen, welchen man sich davon verspricht.

Wie man indeß

auf dem heiligen Berge noch schreibt und denkt, da, von mag die Schrift eines gewissen Nathanael Neo,

kaissareo« „auf dem heiligen Berge ruhend" (Triest 1801) Zeugniß ablegen; die man überall um sie ge, meinnütziger zu machen, ausgestreut hat, und welche mir der Abt von Megaspilion mittheilte.

Der Der,

fasser eifert darin mit der größten Wuth gegen alle Neuerer, und bedimt sich

des Kunstgriffs, sie als

Revolutionaire und Mörder darzustellen. auch den Neugriechen beweisen,

Er will

daß sie sich gar ei,

gentlich nicht über ihren Zustand zu beklagen haben.

328 und wenn fle die Seele retten könnten, so Wichten

sie den Körper immer in die Schanze schlagen. Der Gang seiner Untersuchungen über die wahre

Philosophie, ist folgender: i) Was es für eine Philosophie sei, der sich bk

Neuem ergeben, nnb die sie so unmäßig er/

heben? r) Wa« wahres Christenthum und sein Zweck sey?

l) Wie die Christen unsrer Tage wahrhaft zu be, klagen sind, und warum? 4) Wie zum Zweck des Christenthums die Wissen/ schafttn unnütz sind.

f) Welche Gefahr für den Verlust ihrer Seele denen droht, die nach Europa gehen.

6). Wie nöthig «f sey, die Begierde nach Kennt/ Nissen und Wissenschaften zu zähmen, und

welche Erkenntniß uns eigentlich zieme.

Zu/

letzt erhebt er die heftigste Anklage gegen die/ jenigen, die ihre Söhne des Handel« wegen nach Europa schicken; woraus ich einige Stel/ len aurheben will. S. 6o: „Aber, guter Mann, denn ich will dir

»keinen häßlichen Namen geben, dn bist ja Christ! »Und hast du als Christ denn nie gehört oder ge/

»lernt, daß die Kinder vom Herrscher aller Ding;

329 »dir anvertraute Pfänder sind, und so behandelst b«,

»so wirfst du sie weg?

Du reißest sie in den Um

„glauben, statt nach ihrer Besserung zu trachten, und

„sie zu erziehen, wie der heilig« Geist sagt, und auch „schon im Prediger steht: „Wer seinen Sohn lieb

„hat, der strafe ihn fleißig." Man befiehlt dir, sage „ich, daß du alle mbgliche Sorgfalt auswendest, aus

„deinen Kindern gottesfürchtige, andächtige Christen „zu machen, und des Stockes nicht schonest, ihre

„Seele vom Tode zu retten; du aber verfügst wegen „eitler Güter das Gegentheil, und schickst ihre ver«

„nünstigen Seelen, den fo(t6 erhalten hatte. Aber du, unseliger Mensch, was

„thust du?

Du ziehst den Sohn aus der Schah«

„kammer der Kirche, und sendest ihn, wohin? Zn

„Dunkelheit und Verderben, wo keine Bescheidenheit „gefunden wird, Gottesfurcht nie erscheint, Andacht

„sich nirgends zeigt.

Man hört die Vernunft zur

„Rettung der Seel« nicht.

Aber was Bescheiden,

„heil? Nein, Ruchlosigkeit, Unreinheit und stim

„krnde Unmäßigkeit.

Was Andacht und Gottes,

330 »furcht, wo nackt der Atheismus fein Haupt erhebt, »und da« Christenthum jur Fabel wird?

Wo man

»bas Evangelium verlacht und verspottet?

Ich frage

»dich, Christ,

wenn du ans Ufer eines reißenden

»Strom« kömmst, hättest du dle Härte, dein P,crd,

unvernünftiges

»ein

Vieh,

hineinzutreiben?

Und

»dies thust da deinem Sohne, deinen Eingeweiden, »deinem kostbarsten Gute, den d« in Hast und mit »leichtem Hetzen in den Strom der Seelenverderb-

»niß jagst.

H, falsche Welt! Welt des Betrug«!

»eitle Welt!

Wie stark ist die verfinsternde Kraft,

»die der Menschen Geist trübt und beherrscht, so daß

»man nicht« berechnet, al« Geld und wieder Geld. »Nur viel Geld, nicht die Seele, nicht das Para-

»die«, nicht die ewigen Strafen," «. f. ro. A S> 67: »Es haben aber Völlerri und Geiz, wie

„, Messer in ber Rechten; nicht jene widrigen Kla»

„gen; nicht ba« antichriftische Eifern.

Flieht, meine

335 „ Drüber, diese Verkehrten und Jbie falschen Philos», »phen, auf daß ihr immer wahre,Christen bleibet,

»denn in Zesus Christ«« ist der Glanz und die Stärke,

»so wie im Vater «nd im heiligen Geiste. Obgleich die neugriechische Literatur

Amen."

durch schr

viele «nd nützliche Uebersetzungen bereichert worden

ist, wie aus de« Catalogen der Drucker zu Wien, Livorno, Venedig und Triest hervorgeht; so ist die

Zahl der Bücher in Griechenland selbst doch noch sehr geringe.

Zch glaube nicht, daß man r» Achen zwan,

zig neugriechische Werke bei den sämmtlichen Privat« teutm finden würde; theologische, Gesang, und Ge,

bet, Bücher ausgenommen.

Glyky aus Zanina, der

beste Drucker zu Venedig, sagte mir, die Zahl der

letzter« Werke, die er dahin spedirte, verhielte fich »u allen übrigen, wie viere zu eins.

«ach den Znseln. Buchhändler.

Das meiste geht

In Griechenland giebt es -ar keine

Zu Tine sah ich in einigen Kramläden

einige Gesang, und Gebetbücher zum Verkaufe, wel, che von Schiffern auf gut Glück mitgebracht waren.

Auch keine Druckerei von einigem Belange existirt in der Levante:

denn die des Herrn Sarandopulo zu

Cors« kann ich jetzt weniger, als je, hier in Anschlag

bringen.

Warum nicht jemand auf den. Einfall ge,

räth, zu Constantinopel oder Smyma eine anzule,

—* gen, weiß ich nicht.

336

*—

Sehr votthrilhaft Mar dürfte

ein solches Unternehmen schwerlich seyn; doch würde

ee auch keinen Schaden bringen, und könnte großen

Nutzen stiften.' Einer der Sekretäre de« Metropoli­ ten von Arta, Ignatius, eine« billigdenkenden und sehr tolerantm Manne«, welchen der Pacha von Za»

nina häufig ju politischen Geschästm und Misfione«

braucht, hatte die Absicht, t» Atta eine kleine Presst

t« errichten. Auch im Fanale zu Constantinopel, wenn ich nicht irre, befindet sich eine Handdruckerei zu Ma,

nifesten und Publikationen. Was Koray« von den Aerjten unter den Grie­

che» sagt, daß sie ihre Kunst nur handwerksmäßig erlernen, und wie Charlatane treiben, ist sehr wahr '). 3»

•) Herr Kayra«,ei« franrisischer Kaufmann, der seit

sunfjig Jahre» iu Griechenland lebt, und der alle» iU ter» Besucher» Athen« und des Piräus seiner Gastfreund,

schäft und Tüt« wegen bekannt seyn wird, eriählte mir fei#

genden lächerlichen Vorfall. Zu Neapel von Romanien lagen viele Matrose» an einer ansteckenden Krankheit im Hos­

pitale darnieder. Eine» derselbe» nun, der eben gestorben

war, da Herr Kayrac eineu griechische» Arrt daselbst um­ her führt«, hätte man bis iut Begrälmißteit im Bette

gelassen, doch de» Körper so bedeckt, daß nur eine Hand

337 Zn einer Stelle, die der ältere Plinius citirt, schreibt

Lato seinem Sohne nach Griechenland: „Zch werde,

»mein Sohn, von den Griechen am gehörigen Orte »reden, «. s. ro. Es ist eine böse, ungelehrige Art »von Menschen. Glaubs, als hätte es ein Prophet

»gesagt. Sobald uns dieses Volk seine Wissenschaft »mittheilt, wird er alles verderben, und vorzüglich »dann, wenn es uns seine Aerzte ,»schickt. Diese »haben sich verschworen, alle Barbaren durch Medi, »zin umzubringen, und dafür lassen sie sich noch über»dies, um Zutrauen zu gewinnen, und desto leichter

»zu morden, bezahlen *). Und hiermit habe ich dir „allen Umgang mit den Aerzten verboten." Man

muß freilich annehmen, daß der Mangel an guter herausgestreckt lag. Da der unwissende Ar;t nun sehr viel abgeschmackte- und widersinnige- «orbrachte, so glaubte Kayrac sich wohl einen Spaß mit ihm erlaube» zu dürfen: er trat daher mit ihm tum Bette des Tod­ ten und bat ihn, de» Pul- desselben t« befühlen, ohne ihn jedoch au- seiner Ruhe tu stören, welches der Arzt auch wirklich that, und sodann versicherte, der Pulwäre nicht fieberhaft, und dieser Patient würde bald nieder aufkommrn.

*) Das römische Volk muß also geglaubt habe», was man umsonst erhalte, tauge nichts!

338



Vorbereitung die Griechen, die in Italien studieren,

fe unwissend in ihr Vaterland zurückführt; «brr ekle werden doch in den zahlreichen griechischen Colonieen

zu Livorno, Triest, Venedig und Wen geboren, ohne

sich hervor zu thun, oder ohne daß sie durch ihre Eltern oder durch ihr Genie zu etwas Großem und Gutem geleitet würden.

Es ist, als ob sie den Ruhm

verschmäheten, »besser zu seyn, als ihre Väter."

In

Italien könnten sie auch, abgesehen von der Wissen­ schaft, durch die Kunst und ihre Schöpfungen ange-

reizt werden, sich ihr zu weihen; aber sie verschmL, hen diese eben so sehr, als selbst mechanische Wrke: denn ich habe nie von einem berühmten Uhrmacher

H. bergt gehört, wozu doch schon der im Vaterland» zu hoffende Gewinn sie ermuntern sollte *).

Aber

die Neugriechen bleiben Stümper, in der Musik, Maleret und Mechanik, und man könnte auf sie die

Wort« des Psalmisten anwenden: »Sie haben Au-

•) Athenäu-, B. I. Cap. 17. Die Athenienser be­ willigten dem Aristonieo- von Carystos (Ballschläger Ale-

Zander- de« Großen) da- Bürgerrecht in Betracht seiner Geschicklichkeit in diesem Spiele: „ denn die Griechen „haben in spätern Zeiten d,e mechanischen Künste mehr

„geschätzt, als Geiste--Cultur, oder Erfindungen de-

„Genie-."

339 ^gen, unb sehen nicht; Ohren» und hbrtzn rrichi; sie

„fühlen nicht Mik ihren HjiibSN." ... ./ Der Han,, del oder sinnliche Vergnügungen beschLlftigien sie ganz;

u.nd dadurch «>erden sie geschwächt ur-ib «abgestumpft. Er giebt nichts,, was den Geist so beschränkt, als

ausschließlicher Betrieb des Handels; wenn alle Mit,

glieder einer Nation nichts anders treiben, so muß diese herunterkommen.

Daher auch die Luden, int:

Verhältnisse mit ihren natürlichen Altlagen und Fä,

higkeiten, die jeder, der sie kennt, ihnen zügestchen

wird, zu nichts Ordentlichem in Künsten und Wis­ senschaften gelangen, unb nur dann erst etwas von ih, neu zu hoffen steht, wenn bie Aussicht zu Staats,

und Ehrenämtern zu gelangen, ihren Muth erhebt, und die Vortheile überwiegt, welche der Kaufmanns,

stand gewährt, wodurch gewandte unb lebhafte Men,

scheu sehr angezogen werden, indem das Schwanken

zwischen Furcht unb Hoffen, unb der ersichtliche Er­ folg ihrer Schlauheit große« Vergnügen schafft; wo, bei dieser Stand auch keiner drückenden Subordina» tion unterworfen ist.

Die Griechen sind daher auch nur betrügerisch

und kriechend, weil man sie von allem Antheil an der Regierung ausgeschlossen hat; mit Nichten aber, weil die Türken unwissend und tyrannisch sind. Wenn

S -

die Höfe -er Wallachet und Moldau je unabhLnglg

werden, und jene Provinzen sich etwa zu Königrei­

chen umbilden sollten, dann werden dort fich Genies erheben; selbst wenn die Regenten auch fortfahren sollten,

die Untergebenen so schlecht wie bisher zu behandeln. Dabei muß ich aber wlederhoien, daß ich, auch selbst bei der günstigsten Lage in politischer Hinsicht,

nichts Hervorstechende« hier «warte.

Der Charakter der vornehmen Griechen des Fa­

nals ist bekannt; sie sind es wahrscheinlich auch, auf die Korays mit seinen vermeintlichen Notablen zielt.

SB. Eton (a Survey of the turJdsh Empire, Lon­ don, 1798. pag. 343. etc.) schildert sie treu: „Dort (in Constantinopel) ist," sagt er,

„in

„einem Quartiere (Fanal genannt) eine Race von

„Griechen,

die sich adlich nennt,

und mit Verach«

„tung auf diejenigen ihrer Nation herabsieht, welche

»die Ziiseln bewohnen.

Es sind gewisse wohlhabende

„Familien, aus denen man gewöhnlich die Dollmet, „scher der Pforte und. die Woywoden der Waüachei

t> und Moldau zieht.

Sie haben diese Stellen an sich

„gerissen, indem sie meisten« zusammenhalten, und „in beständiger Verbindung »Pforte stehen.

mit den Beamten der

Sie sind stet« unter einander be,

„müht, diejenigen von ihnen, welche Stellen haben.

-*

34 l

„ daraus zu verdrängen, um sie für sich selbst zu tr; „ langen.

Der Sohn stiftet Cadalen gegen den Va;

»ter, und der Bruder gegen den Bruder.

Sie sind

„meist Leute von guter Erziehung, und manierlich; „aber hochmüthig, eitel und ehrgeizig in einem lächer;

„lichen Grade, wenn man die Verachtung, mit rod; « cher die Türken

sie

behandeln,

damit vergleicht.

„Ihre edle Herkunft aber ist lehr ungewiß.

Mehrere

»von ihnen tragen zwar die Namen von Familien,

»die berühmt waren, als die.Türken Constantinopel »eroberten; aber sie würden schwerlich ihre Abkunft

„erweisen können.

Sie haben im Allgemeinen alle

„ Laster der Türken im Serail: Verräkherei, Undank;

„barkeit, Grausamkeit und Zntriguengeist, der auf

„keine Art zu stillen ist.

So lange sie Dollmelscher

„ der Pforte sind, müssen sie mit großer Klugheit und

„Vorsicht zu Werke gehen; aber sobald sie Woywo; „den (Hospodare) werden, unterscheiden sie sich in

„der Tyrannei um nichte von den türkischen Pa; „chae," u. s. ro.

An einer andern Stelle sagt er:

„Sie scheinen nicht, wie die Insulaner, sich nach „ Freiheit zu sehnen; sondern sie gefallen sich in ihrer

»falschen Pracht, und in den nichtewürdigen ZntrU

342 „guett des Serails; ja fit sind schon stolz darauf, in

»ihrer Kleidung wie Türken einher zu gehen" *).

Herr Eton irrt aber, wenn er diesen Charakter nur dem Adel des Fanals zusthreibt.

Die ganze Rae«

der Vornehmern und Calpackträger auf den Inseln und in Griechenland behauptet denselben mehr oder minder.

Man ssaunt zuweilen über ihre Eitelkeit und

über die Schmeicheleien, die man ihnen sagt, und die sie annehmen.

Als ich zu Athen war, starb da,

selbst ein junger Capitanaki, der letzte Sprößling einer

alten Familie, in dem Augenblicke, als er sich ver, heirathen wollte.

Die Eltern waren trostlos.

An

seinem Sterbetage trat gerade eine Sonnenfinsterniß

•)

Eine Dame von Pera erzählte mir, daß sie der

Mutter de- enthaupteten Hospodaren Gika, im Fanale,

einen Besuch gemacht habe, um dieser ihr Beileid wegen de- Trauerfalls zu bezeugen.

Ehr sie dieselbe gesehen, war

sie besorgt gewesen, ihren Kummer durch Erinnerung an da- traurig« Ereigmß zu erhöhe», und hatte sich vorqe«

nommen, wo möglich, de< Unglück-fall- nicht zu erwäh, »en. Wie sie aber diese Prinzessinn ganz gefaßt und ruhig

fand, stattete sie ihr Condolenz-Compliment ab, und bedauerte da- Schicksal de- Sohne-. Eh quoi, Mad«. me, erwiederte die Tika, aurois-je jamais pu desirer

de voir roourir itiou fils, comme un de ees hommes du Deuple 3

—-

343

—-

ein, und es gab Leute, die unverschämt genug wa,

ren, um den Eltern zu sagen, daß selbst der Hirn,

mel seinen Schmerz zu erkennen gebe. Da« Ansehen, welches sich die Mavrogenls zu Miconi geben, ist über alle Beschreibung lächerlich. Wenn die Fischer eine» seltenen Fang thun, die

Gärtner eine vorzügliche Frucht pflücken, oder die Fleischer ein gutes Stück ausbieten, so bemächtigt sich dieser Primat zuweilen desselben ohne Bezahlung,

oder nach beliebiger Taxe.

Seine Mutter und seine

älteste Schwester (jetzt an einen Kaufmann, Pro, sacarchi, von Smyrna verheirathet) lassen, bis sie

Abend« eingeschlafen sind, ihre Mädchen am Fuße

de« Bette« stehen, die ihnm die Deine gelinde reiben müssen, damit sie sanfter einschlafen.

Alle diejenigen

Griechen, welche von den Türken über ihre Landsleute

gesetzt werden, als der Primat der Morea u- s. w.; und diejenigen, welchen die Administration der Justiz

obliegt, quälen und saugen ihre unglücklichen, ihnen

untergebenen Landeleute bi« auf« Blut au«, und man

kann von ihnen sagen, was der Zndier Zarchas ge, gen den Apolloniu« von Thyana (f. dessen Leben von

Philostrat) von de» römischen Beamten bemerkte.

>, 2ch habe gehört, daß römische Landvigte zu euch »kommen, die ein bloße« Beil auf eurrn Nacken

—*

344

-»zucken, ehe sie noch wissen, ob denn die Leute, über

„bte sie herrschen werden, so bSse sind?

Zhr hin,

„gegen rühmt sie schon al« gerechte Minner, wenn

„ sie nur nicht um« Geld die Gerechtigkeit verkaufen. »Eben diese« thun, wie ich gehtrt habe, auch di»

„Sklavenhändler; wenn sie euch Sklaven au« Carlen „zuführen, und ihre gute Aufführung anpreisen wol,

»len: so sage» sie zu ihrem Lobe, daß sie nicht steh, Zn Naxos aber ist die Adrlewuth unter den

„len."

Griechen und Lateinern aufs höchste gestiegen.

Nir,

gends sahe ich so viele Kaiser, und FürstensLhne in

Lumpen. neue.

Zeder Bettler ist ein Paleologe oder Com,

Tournefort klagt schon darüber.

Sie sind

aber seit hundert Zähren um nicht« vernünftiger ge, worden, und selbst D. Ranudo de Colibrado« würde

Mühe haben, ihnen begreiflich zu machen, daß e«

Augenblicke giebt, wo ein satter Dauer einem hungri, gen Edelmanne vorzuziehcn sey.

Nächst dem hohen

Ursprünge veranlassen die Protectionen, welche die Ge,

sandten mehrerer europäischen Mächte vielen Griechen ertheilen, und wodurch diese Franken werden, eine neue Ungleichheit, die sie sehr gut zu benutzen wissen. Zst der Darattaire oder Firmanly noch obendrein in

einem kleinen Seehafen, oder auf einer unbedeuten­ den Znsel mit einem Consulate oder Dice-Consn-

-*

♦—

345

late bekleidet, so bläht er sich wie ein Pfau.

Eine

Flagge weht von seinem, ost den Einsturz drohenden

Hause,

das dadurch unverletzlich wird.

Herr Paul

zu Patras bekleidet acht Consulate und Vice - Consu-

late verschiedener Nationen auf einmal.

Da er frän­

kisch gekleidet geht, so erscheint er bald in dieser, bald

in jener Uniform

Am liebsten aber tragt er die

spanische, wegen des rothen Tressenrocks.

Als itali­

scher hatte er das Vergnügen der Neuheit der Flagge; als römisch -kaiserlicher kocht seine Suppe;

Nagusa

giebt das Dessert; Holland den Titel „ General-Consul," und Schweden, Dannemark und Preußen die­

nen zur Vollständigkeit des Assortiments.

Zm Fall

eines Mißverhältnisses zwischen der Pforte und einer der zu repräsentirenden Mächte marschirt bald dieser,

bald jener Creditiv Firman ine Exil, wie es im letz­ ten Kriege dem armen holländischen erging, der jetzt

wieder mit Ehren zurückgerufen worden ist.

Herr

Paul indessen ist ein sehr braver Mann, der seinem

Consulaten nie Schande machen wird. Mit einem Vice-Consul zu Eos begegnete mir

ein Abentheuer, das ich treulich und ohne Zusatz er­ zählen

Levante

muß,

obgleich

genauer

halten werden.

diejenigen,

nur

kennen,

eS

Wir hatten

nicht

welche! die

für

erdichtet

einen Brief an

den

—*

346

•*—

französischen Consul Gerard, den wir aber, als wir ihn ihm zustellen wollten, nicht zu Hause sanden.

Ein

ziemlich armselig gekleideter Grieche, der im Hyfe stand, machte sich sogleich an uns, sagte, er hätte im Hasen

schon erfahren, daß wir Preußen wären (Gropius und ich), und erbot sich, uns durch Stanchio (exTyv Ko?)

Wir verbaten seine Höflichkeit,

zu begleiten.

vergebens;

aber

der Mann hielt fest, wie eine Klette,

und ließ uns nicht fahren.

Als wir durch mehrere

Straßen gewandelt, und er immer that, als ob er

etwas aus dem Herzen hätte, stand er plötzlich vor einem unansehnlichen Hause

still und sagte:

Hier

wohne ich! Zch fragte, ob er etwas Merkwürdiges zu zeigen habe, und wollte weiter; aber er ersuchte uns, einen Augenblick bei ihm einzukehren, indem er uns

schüchtern eröffnete, daß er zu Eos preußischer Vice, Consul sey.

Gropius und ich sahen uns sehr bedenk­

lich über diese neue Gattung von Consuln an, und, stiege»» mit ihm in sein enges Zimmer.

Hier faßte ich

Muth und erklärte, daß ich nie ein preußisches ViceConsul Patent gesehen, und ihn bäte, mir, wo mög,

lich, das seine zur Befriedigung meiner Neugierde vor­ zulegen,

Er holte eö sogleich hervor: rö war von

dem General - Consul Gillier zu Patmos ausgestellt

und besiegelt.

Wie wir uns nach einer kurzen Un-

--

347

—-

terhaltung entfernen wollten, fragte er uns, ob wir nicht zuvor von seinen eingemachten Kirschen zu kau,

fen beliebten, worin wir sehe gern willigten, und ein paar Tipfchen mit wenigen Piastern bezahlten.

Am Mittag des folgenden Tages speisten wir bei Herr Gerard, und hinter seinem und meinem Stuhle

stand der preußische Bice < Consul, wechselte Teller, und «artete gleich einem Bedienten auf.

Ich et,

schrak, und wollte meinen Augen nicht trauen, bat

aber endlich Herrn Gerard um Erklärung diese« PhL, nornen«.

Dieser verständigte mich lachend, daß er

sich diese« Manne« zuweilen al« Dollmetscher be­

diene, wenn er den Pacha besuche.

E« hätte aber

seine Richtigkeit mit dem Vice-Consulate, wozu ihn Herr Gillier verhalfen habe, der gern de« Vergnü­

gen« genießen wolle, Beamte zu ernennen. Da die,

fer Titel jedoch seinen Mann nicht nähre, so nähme er die kleinen Vortheile in seinem Hause mit.

Wa«

aber seine anderweitigen Erwerbsquellen beträfe: so

mache er im Monate Mai auch den Bader, und lasse den Leuten, wie es dort Mode sey, zur Ader.

Als wir Abends wieder an Bord gingen, leuchtete uns unser Vice.-Consul mit der Laterne vor, und war

sehr vergnügt, da et einige Piaster Trinkgeld empfing.

Zu PatmoS lernte ich späterhin auch den Hern«

348

Gillier kennen, dessen Vater ein kluger Mann gewesen seyn soll.

Er ader Ist gerade das Gegentheil.

Eine seiner ersten Fragen an mich war, ob ich nicht

Medaillen von ihm kaufen wollte. er seine

Firmans,

als

Hernach zeigte

römisch, kaiserlicher und

Preußischer General -Consul, und freute sich über die blauen und goldnen Buchstaben.

Dann fragte er

nach dem Namen unser» Könige, der ihm aus dem

GedLchrniße entwischt war, und ließ sich in eine ge­

lehrte Verhandlung mit uns ein, ob Friedrich und

Franz ein und derselbe Name sey.

den Titel Alza

Man hat ihm

Dandiera auf der Znsel gegeben,

weil er alle Augenblicke seinen Pavillon aufzieht, um

Leute, die böse Händel gehabt haben, in Schutz zu nehmen *).

•) Nicht- ist tröstlicher in der Levante, als auf ge­ fällige und thätige Consul« zu treffen, so mit hingegen

nicht- unangenehmer ist, al- hochmüthigen und eigen­ nützigen Thore» unter ihnen tu begegnen. Die russischen

und sranzLsischen Consul« sind in der Regel stet- gut ge­

wählt. Besonder- wählt die letztere Macht bloß Fra», zoseu zu diese» Stelle», wenn solche »ur irgend von Be­

deutung sind.

Rußland gebraucht mitunter auch wohl

Fremde, jedoch selten Grieche», aber gewiß nur immer solche, die sei» Interesse wahrnehmen, und sich wirklich

349 ES gehört in der That zu den größten Unan­ nehmlichkeiten auf den Reisen nach der Levante, f» oft bei den griechischen Primaten einkchren zu müs­ sen, und sich ihrer Höflichkeiten und Zudringlichkeiten

durch Charakter »der geleistete Dienst« au-zeichnen. Ich kan» mich nicht entbreche», hier der Ritter des An­ nen-Orden- und General-Consuln zu Corsu und Patras, der Herren von Benaky und Miutschaky dankbar zu gedenken, in deren Häuser» ich mit der seltenste» und liebenswürdigste» Gastfreundschaft ausgenommen wvrdr» bi». Des Ritter- Liberal Benaky werbe ich, wenn ich von den siebe» Insel« rede, «och oft erwähnen müssen. Er ist eben so au-gezeichnet durch seine Kenntnisse und Gewandtheit in Geschäften, al- interessant durch seine Schicksale und Herzen-eigenschaste». Er ist ei» gcborner Grieche und zwar von Maina, wo sein Vater Bey war, da- heißt, die erst« Stelle bekleidete... Di« Engländer sind bei der Besetzung der Consularstellen weniger vor­ sichtig, und daher nicht immer gut bedient. Eben st der römisch - kaiserliche Hof. Da Preußen fast keine» Handel und wenige Reisende nach der Levante hat, st kömmt eigentlich wenig auf die Consuln dieser Macht an, jedoch sind einige derselben sehr höflich und gastfrei, vorzüglich diejenige» unter ihnen, welche Franzose» find, di« nach der französischen Revolution sich unter preußi­ schen Schutz begaben, wie di« Herren E-calon und Char­ les Donsvrt zu Smyrna und Line.

35o

manchmal nicht erwehren zu können.

Man darf

dies um so dreister sagen, ohne da« Ansehn von Un­ dankbarkeit zu gewinnen, da diese meisthin nur ihr Interesse berücksichtigen, und sehr scheel sehen, wenn da« Abschiedsgeschenk nicht beträchtlich gmug aus­

fällt.

Wahr hingegen ists auch, daß viele Reisende

sie hierzu zwingen, und' die Aeußerungen einer uneigrnnühigen Gastfreundschaft unterdrücken, indem sie

die Aufnahme als Schuldigkeit, und dm Hausherrn

als einen Bedienten betrachten *).

Besonders die

Engländer sind hierin hart und unerträglich; und

nur eine Art von Feigheit, Aengstlichkeit, und die Gewohnheit schlecht behandelt zu werden, macht, daß die Griechen solche Begegnung erdulden.

Mylord

Aberdeen, mit dem ich oft zusammentraf, und auch

•) Man bemüht sich auch gar nicht, besondere Em­ pfehlungen an die griechische» Primate» kleinerer Ort« t» erhalte». In der Morea »erfuhr unser Tartar Kalif

Aga gewöhnlich folgender Gestalt.

Er kannte schon di«

besten Häuser, und »erfügte sich sogleich hin, um dem Wirth aniukündigen, der Pacha von Morea hab« ihn

Fremd« ,ur Begleitung gegeben, die man ausnehmen, und

so gut alS möglich empfangen müsse. Bel«igte« di« Be­

sitzer dieser auSerkohrnen Wohnungen sich nicht sehr wil­ lig, so erfolgten augenblicklich Schimpfwörter und Dr»-

35i

die Morea zur Hälfte durchreiste, gab unsern grie­ chischen Wirthen zuweilen die härtesten Reden. Wenn sie sich z. B. über das Zoch der Türken beklagten, »so hielt er diese Verfassung für England recht zu,

»träglich und meinte, England müsse sich bemühen,

,,solche

zu

erhalten,

weil die Muselmänner ihre

» Freunde wären u. s. w."

Denn England und im­

mer England! Aber

die

Einförmigkeit,

Beschränktheit und

Langweiligkeit in der Unterhaltung ist kaum zu ver­

winden.

Hierzu kommt der gränzensyse Stolz und

die Eitelkeit auf Vorfahren, deren Namen und Ge,

schichte sie nicht einmal kennen.

Affectation,

zuweilen

bräuche nachzuahmen u

Die Ziererei und

europäische Sitten und Ge­

s. w-

Ein Mann in Ko­

rinth, den ich kenne, hatte gehört, daß die Franken

Hungen.

Einmal zu Nisi wurde er so wüthend, als wir

(zwar mit Recht) über den üblen Willen des gut bezahl,

te» Griechen klagten, daß er ihn beinahe mit der Peil, sche abgestraft hatte.

Er ergriff eine Bettdecke und zer­

riß sie voller Wuth mit den. Zähnen.

Auf der Reise be,

fahl er den Griechen, die uns begegneten, zuweilen so

lange vorn Pferde zu steigen, bis wir vorüber waren, und wir mußten ihn ausdrücklich darum ersuchen, wenn

dies nicht geschehen sollte.

—*

352

Er­

hitzer» SophaS hätten, als in der Levante üblichfind; er ließ sich daher einen f» hohen verfertigen,

daß man schlechterdings nicht ohne Schemmel oder

Sprung hinauf kommen konnte. rm sieht man alle Tage.

Solche Carrieatm

Die Griechen, selbst die

vornehmen, sind bei weitem nicht so reinlich wie die Türken; ob dieses geschieht um diestn ihren Fein,

den so wenig al« mdglich zu gleichen, weiß ich nicht.

Aus diesem Grunde aber, glaube ich, finden sie eine Freude daran Hunde zu treten und zu mißhandeln,

weil sie wisst«, daß diese dm Muhamedanern lieb sind.

Gar wenige unter diesen städtischen Primaten

sind gebildet, oder wissen Bildung

schätzen, wie

z. B. Zanataki zu Livadia, und Christophoroö, Bru, der des Metropoliten Zgnatius zu Art«, von denen

man doch durch Fragen wenigstens etwas heraus, bringm kann. Viel liebenswürdiger, gutmüthiger und von geraderem Verstände habe ich immer die Be, wohner der Hütten gefunden, und mich viel lieber bei ihnen ausgehalten, als bei den Besitzern der statt­

lichen Häuser.

Einer der allgemeinsten und «nver,

tilgbarsten Züge in dem Charakter aller Griechen ist

der Aberglaube. Es ist unerhärt, auf wie viele De, Hexungen und Verzauberungen man beständig stbßt.

Man wird von Leuten überlaufen, die wegen Schatz, gräbe,

gräbereien Rath suchen, oder ihre Hülfe dazu anbie« daß die Franken darauf

weil sie vermuthen,

ten,

auögehen.

Von allem Wahn, den die Alten hierin

hegten, haben sich ihre Nachkommen um nichts ent#

fremdet.

Sie treten auf den Schatten derer, denen

sie schaden wollen; nageln ihre Schube fest, sprechen das Anathema darüber aus, und vergraben sie her«

nach unter einem Steinhaufen.

Zu Athen giebt es

ein Felsenstück, von dem die Weiber herabrutschen,

Gebrechliche Kinder zieht

um fruchtbar zu werden.

man beim Mondschein durch eine Art von Höhle, in der Nähe der sogenannten Gefängnisse des Ares# pagos, um sie zu heilen *).

Bäume mit Zauberlumpen behängt findet man überall.

Zn Arcadien schlachtet man an gewissen Ta­

gen Lämmer und Ziegen, um aus den Eingeweiden

und Knochen (vorzüglich prophezeien.

den Schulterknochen) zu

Zu Athen ging ich einmal mit Herrn

Fauvel spazieren, und wir kehrten in das Haus eines »)

Dies geschieht ebenfalls bei gewisse» durch den

Fels gehauenen enge» Gange», unterhalb des Phyx, wo

die Abergläubigen ihre kränkliche» und magern Kinder hindurchziehen, oder durchzukriechen nöthigen,

sie hernach

gegen den Mond halten, und mit Zurücklassung eines

ihrer Kleidungsstücke davon gehen.

—*

feiner Bekannten ein.

—-

354

Er erkundigte sich bet der

Frau, ob sie nicht al« Münzen oder Steine besäße und ihm «blassen wolle.

Nein, sagte die Grie,

chinn, mein Mann hat wohl einen, aber den giebt er nicht weg.

Der Grieche zeigte ihn uns; es war

«in kleiner Carniol mit einer eingegrabenen Schlan­ ge; er that sehr geheimnißvoll damit, und sprach mit

gedampfter Stimme sehr ernsthaft von seinen SButv

derkrLften: wenn er ihn in ein Sieb lege und Was­ ser eingieße, versicherte er, daß es nie durchliefe.

Aus

die Probe wollte ere jedoch nicht ankommen lassen. Die Frau hatte im Zimmer mehrere Eier aufgehängt. Diese hätten, nach ihrer Meinung, zwei Dotter;

und seit sie im Hause wären, verlegten die Hühner

nie, und alles würde fmchtbar und mehrte sich. Ich habe zuvor eines Capitanaki erwähnt, den

ein früher Tod seinen Eitern entriß. Ueber den Ur­ sprung seiner Krankheit erzählte man Folgendes: Ei­

nes Abmds saß er mit einem Freunde im Freien auf einer Dank und spielte die Geige.

Eine Larve wird

dadurch herbeigelockt und seht sich neben ihm, ohne daß er ee gewahr wird.

Er aber fährt fort, mit sei­

nem Dogen auf sein Instrument zu streichen, und verletzt die Larve schmerzhaft.

(Man erinnere sich

hierbei an das Mährchrn der „tausend und einen

355 Nacht, " wo ein Kaufmann mit Dattelkernen einem

Dämon ins Auge wirft, und ihn tödtrt).

Von dem

Augenblick an beschloß die Enzuse, sich zu rächen, und

sein Körper schwand dahin.

Längst schon hatte sie

ihn auegesogen, und bloß sein Schattenbild wandelte

noch umher, bis auch dieses dahin starb. . . .

Sie

fürchten sich auch entsetzlich vor dem Deschreien und

dem cattivo occhio, oder schädlichen Blicke, so daß

sie sich vor sich selbst nicht sicher halten, wenn sie in den Spiegel sehen, wie auch schon die Alten die

Möglichkeit glaubten, sich hierdurch zu schaden. Plutarch, in seinen moralischen Schriften, cltirt

ein Epigramm: „Schi« von Haaren war Eutelidat «in-, aber

der Arme, »Da er sich spiegelt im wirbelnde» Streme, be-

schreiet sich selber,

»Und bald ward er von einer häßlichen Krankheit ergriffen."

Nichts aber ist häufiger, al« die Meinung, man könne gebunden, d. h

durch einen Feind, der einen

Zauberknoten schlingt, unfähig gemacht werden, sei­ ner Frau beizuwohnen.

Zch weiß nicht, warum die

Griechen gerade dieser Unannehmlichkeit so oft aus­ gesetzt sind; wenigsten« ist hier nicht der Ort, der

3 -

Ursache nachzuspüren.

Bei Hochzeiten aber nehmen

sie jedesmal Rücksicht darauf, und tm Augenblick der Trauung, wo Braut und Bräutigam niederknieen, knieet letzterer auf die vorgelegte Schleppe oder das

Kleid der erstem, um hierdurch dem Uebel ansznwei, chen.

Der Metropolit von Zanina sagte mir, man

habe oft seinen Segen und seine Hülfe hiergegen be­ gehrt, und er habe meistentheilö geholfen (vermuth­

lich durch die Einbildungskraft). Derselbe Erzbischof

erzählte mir ein Geschichlchen dieser Art vom Ali Visir

selbst.

Seine Gemahlinn, die Mutter Mouctar«

und Veli Pachas, gekränkt durch Vernachlässigung

von seiner Seite, schürzte einen Knoten, wodurch

ihr Mann viele Zahre lang der Vergnügungen der Liebe beraubt wurde.

Alle Mittel, die er anwandte,

blieben fruchtlos, denn niemand hatte den wahren Grund des Uebels errathen.

mahlinn.

Endlich stirbt diese Ge­

Man nimmt ihren Nachlaß in Beschlag,

und findet auch in einem Schranke einen unansehn­ lichen Knäuel, den man als nicht-bedeutend von dem

Fenster hinab in den See Acherusia wirft. Dennoch

aber, als Ali, Visir sich nach dem Inventarium er­ kundigt, wird dieses Gegenstandes erwähnt.

Einer

der Dervische, deren mehrere zu seiner Unterhaltung

stete um ihn sind, ahnet darin etwas Geheimnißvol,