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German Pages [341] Year 2014März 3
Matthias Pfisterer
HUNNEN IN INDIEN
ÖSTERREICHISCHE AKADEMIE DER WIS SEN SCHAF TEN PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE KLASSE DENKSCHRIFTEN, 459. BAND
Veröffentlichungen zur Numismatik Nr. 57
Herausgegeben von Michael Alram
ÖSTERREICHISCHE AKADEMIE DER WIS SEN SCHAF TEN PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE KLASSE DENKSCHRIFTEN, 459. BAND
Matthias Pfisterer
HUNNEN IN INDIEN DIE MÜNZEN DER KIDARITEN UND ALCHAN AUS DEM BERNISCHEN HISTORISCHEN MUSEUM UND DER SAMMLUNG JEAN-PIERRE RIGHETTI
Mit typologischen Zeichnungen von Theresa Eipeldauer
Vorgelegt von w. M. MICHAEL ALRAM in der Sitzung am 13. Dezember 2012
Veröffentlicht mit Unterstützung des Bernischen Historischen Museums
Diese Publikation wurde einem anonymen, internationalen Peer-Review-Verfahren unterzogen. This publication has undergone the process of anonymous, international peer review.
Umschlagentwurf und Layout: Caterina Krüger
Die verwendeten Papiersorten sind aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff hergestellt, frei von säurebildenden Bestandteilen und alterungsbeständig.
Alle Rechte vorbehalten. ISBN 978-3-7001-7372-4 Copyright © 2013 by Österreichische Akademie der Wissenschaften Wien Druck und Bindung: Prime Rate kft., Budapest Printed and bound in the EU http://hw.oeaw.ac.at/7372-4 http://verlag.oeaw.ac.at
inHalt
Vorwort des Herausgebers ................................................................................................................... 7 daniel schmutz, die Münzen der „iranischen Hunnen“ im Bernischen Historischen Museum: anmerkungen zur sammlungsgeschichte ................................................................................... 11 Jean-Pierre righetti, avant-propos ................................................................................................... 13 1.
einleitung .................................................................................................................................... 15
2.
Kidariten .................................................................................................................................... 21
3.
alchan ........................................................................................................................................ 29 3.1.
die Prägung der „anonymen clanchefs“ ........................................................................ 32
3.2.
einführung einer eigenen averstypologie und ausgreifen nach gandhāra ..................... 34
3.3.
Postkidaritische Prägungen in uḍḍiyāna ......................................................................... 47
3.4.
einführung des bekrönten Portraits und erscheinen weiterer Prägeherren ..................... 59
3.5.
3.6.
3.4.1.
Khiṅgila ................................................................................................................... 59
3.4.2.
Prägung im typenverband; Mehama und Javūkha .......................................................... 64
3.4.3.
zugehörige Brückentypen und nebenstränge ................................................................. 77
die „gemeinschaftsprägung“ von Khiṅgila, Javūkha, Mehama und lakhāna ................. 83 3.5.1.
die inschrift auf der Kupferrolle in der schøyen collection ............................................. 91
3.5.2.
Von typ 81 abgeleitete typen und ein Fund aus Pakistan ................................................. 94
3.5.3.
Von typ 82 abgeleitete typen ..................................................................................... 98
„Barbarisierte“ typen aus der mittleren Phase der alchanprägung .............................. 101 3.6.1.
„Barbarisierte“ einzelgänger .................................................................................... 115
3.7.
Prägungen im namen von adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka .................... 117
3.8.
toramāṇa und seine nachfolger .................................................................................... 145
4.
5.
3.8.1.
toramāṇa .............................................................................................................. 145
3.8.2.
Baysira/Vaysira ...................................................................................................... 148
3.8.3.
Bhāraṇa ................................................................................................................. 154
3.8.4.
narendra ............................................................................................................... 157
3.8.5.
Mihirakula ............................................................................................................. 160
3.8.6.
typ v. 146 .............................................................................................................. 163
3.9.
das ende der alchanprägung ........................................................................................ 167
3.10.
systematik der Büstenformen ........................................................................................ 191
3.11.
übersicht der legendenentwicklung bei den alchan .................................................... 197
Katalog ..................................................................................................................................... 205 4.1.
Kidariten ....................................................................................................................... 207
4.2.
alchan .......................................................................................................................... 233
4.3.
index: im Katalog vertretene typen und deren durchsprache im textteil ................... 327
Bibliographie und abkürzungsverzeichnis .............................................................................. 329 5.1.
Bibliographie ................................................................................................................ 331
5.2.
abkürzungsverzeichnis ................................................................................................ 335
Karte: die antiken regionen zwischen iran und indien ................................................................. 336
7
VorWort des HerausgeBers
die von Matthias Pfisterer verfaßte Monographie zur Münzprägung der „Hunnen in indien“ ist im rahmen des sechsjährigen, interdisziplinären Forschungsprojekts „the cultural History of the Western Himalaya from the 8th century“ entstanden, das vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) im rahmen eines Nationalen Forschungsnetzwerks (nFn) gefördert wurde (Projekt s9806-g21). dieses Forschungsnetzwerk bestand aus sechs teilprojekten, die an der universität Wien, der Österreichischen akademie der Wissenschaften und dem Kunsthistorischen Museum angesiedelt waren und sich mit speziellen Fragestellungen zu geschichte und Kultur des westlichen Himalaya befaßten, wobei sich der chronologische rahmen vom 5. bis ins 14. Jahrhundert erstreckte. die regionen und städte des westlichen Himalaya waren geprägt von den vier großen Kulturen asiens, china, indien, Persien und tibet, die hier aufeinander trafen und sich gegenseitig befruchteten. trotz extremer geographischer gegebenheiten durchzog ein netz von Handelswegen und Pilgerrouten das land, die einen regen wirtschaftlichen austausch, aber auch transfer von Wissen, Vorstellungen, künstlerischen stilen, religionen und sprachen ermöglichten. der Mensch nahm dabei schier unglaubliche strapazen auf sich: kein gebirge war einem sogdischen Händler zu hoch, keine Wüste einem buddhistischen Pilger zu groß, um an sein ziel zu gelangen, sei es die begehrte chinesische seide zu erwerben, sei es die heiligen stätten indiens zu besuchen. zahlreich waren zudem die politischen Konflikte, die zwischen den zentralasiatischen nomadenreichen und den großmächten Persien und china ausgetragen wurden, wobei auch die dritte supermacht rom beziehungsweise Byzanz nicht selten ihre Finger mit im spiel hatte. Wir sehen uns bereits damals einer globalisierten Welt gegenüber, in der der Hunnen-König genauso mit dem chinesischen Kaiser wie mit dem persischen großkönig und dem Kaiser von Byzanz paktierte. die Hunnen symbolisieren wie kaum ein anderes Volk im kollektiven gedächtnis der westlichen wie auch der östlichen zivilisationen die Bedrohung, als welche die Wanderbewegungen nomadischer Völkerschaften aus dem asiatischen steppenraum in der spätantike wahrgenommen wurden. die große Wanderbewegung der Hunnen aus dem mittelasiatischen altai-gebirge nach Westen begann im laufe des 4. Jahrhunderts. um 375 n. chr. hatte ein teil der späteren attila-Hunnen bereits die Wolga überschritten und stieß weiter nach europa vor. andere gruppen wendeten sich nach süden, fielen in der landschaft sogdiana (im heutigen usbekistan) ein, überschritten den Fluß oxus (amudarja) und setzten sich in Baktrien (das heutige nord-afghanistan) fest. Von dort führte sie ihr Weg weiter über die gebirgsketten des Hindukush bis in die regionen gandhāra und uḍḍiyāna (swat-tal), den Punjab (im heutigen Pakistan) und weiter nach nordwest-indien. Während die „europäischen“ Hunnen das Medium Münze als ausdruck herrscherlicher souveränität und Mittel der selbstdarstellung nicht nutzten – attila und seine genossen haben das römische Münzgeld zwar sehr geschätzt, selbst aber nie Münzen geprägt – sind uns ihre „iranischen“ Verwandten in reicher zahl im Münzbild überliefert. so ist die hunnische Münzprägung in zentralasien und indien ein fixer Bestandteil der Verwaltungs- und organisationsstrukturen der einzelnen Hunnen-staaten und darüber hinaus eben auch ein Medium der selbstdarstellung der neuen Herren. in der Bildersprache der hunnischen Münzen spiegelt sich iranischer und indischer einfluß wieder. Hinzu treten genuin hunnische ausdrucksformen wie die künstliche schädeldeformation, die die Hunnen-Könige auf ihren Münzen als eine art soziales
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Vorwort des Herausgebers
rangabzeichen stolz zur schau stellen. in ihren inschriften treten uns die Hunnen als stifter buddhistischer einrichtungen entgegen. auch die auf den Münzen verwendeten Bildsymbole zeigen, daß die drei großen, in den hunnischen Herrschaftsbereichen praktizierten religionen des zoroastrismus, Buddhismus und Hinduismus von ihnen anerkannt und geachtet wurden. als Verwaltungssprachen waren Mittelpersisch, Baktrisch und das indische sanskrit in Verwendung. Welche sprache die Hunnen selbst gesprochen haben, wissen wir allerdings nicht. die erforschung der hunnischen Münz- und geldgeschichte in zentralasien und nordwest-indien ist untrennbar mit robert göbl verbunden. ihm verdanken wir ein vierbändiges Werk mit dem titel „dokumente zur geschichte der iranischen Hunnen in Baktrien und indien“, das 1967 erschien. im Jahre 1962 war göbl im auftrag der unesco nach Kabul gereist, um die Münzsammlung am dortigen nationalmuseum neu zu ordnen. Konfrontiert mit den einzigartigen Beständen des Kabul-Museums begann er sich im speziellen für die hunnische Münzprägung zu interessieren, die fortan einen schwerpunkt seiner Forschungsarbeit bildete. göbls arbeit wirkte auch prägend auf die afghanischen Kuratoren, und noch heute nimmt die Münzsammlung einen ganz besonderen stellenwert im Kabul-Museum ein. in den Wirren des afghanischen Bürgerkriegs kam das Kabul-Museum mit seinen weltberühmten Kunstschätzen schwer zu schaden, und nur dem heldenhaften einsatz seines direktors, omar Khan Massoudi und seiner Mitarbeiter ist es zu verdanken, daß zumindest einige der bedeutendsten objekte gerettet werden konnten. Von der ursprünglich über 40.000 stück umfassenden Münzsammlung blieben allerdings nur etwa 1600 Münzen erhalten. Heute erstrahlt das Kabul-Museum wieder in neuem glanz. unter der leitung von omar Khan Massoudi hat es ein junges team von Kuratorinnen und Kuratoren erfolgreich in angriff genommen, diesem kulturellen Herzstück afghanistans wieder leben einzuhauchen. dabei spielen Bewußtsein und Wissen um die eigene Vergangenheit wieder eine wichtige rolle. der Wahlspruch, der nach über 30 Jahren Bürgerkrieg im zuge der Wiedereröffnung am eingang des afghanischen nationalmuseums in Kabul angebracht wurde A Nation Stays Alive when its Culture Stays Alive zeugt für den hohen stellenwert, der dem kulturellen erbe im neuen afghanistan wieder eingeräumt wird. die von Matthias Pfisterer vorgelegte Monographie befaßt sich mit der Münzprägung der Kidariten und alchan, deren Herrschaftsbereiche sich von sogdien und Baktrien, über Kabulistan bis nordwestindien erstreckten. der chronologische rahmen führt uns vom ausgehenden 4. bis ins 6. Jahrhundert n. chr. grundlage und ausgangspunkt seiner studie bilden die entsprechenden Bestände des Bernischen Historischen Museums sowie die einzigartige sammlung Jean-Pierre righetti (Ferpicloz, schweiz), die im rahmen dieser arbeit erstmals geschlossen publiziert werden. ergänzend dazu treten die Bestände der weltweit wichtigsten Münzkabinette, Fundevidenzen aus jüngsten ausgrabungen in afghanistan und Pakistan sowie die umfangreiche sammlung aman ur rahman (islamabad / dubai), die im rahmen unseres Projekts von Klaus Vondrovec bearbeitet wurde (Vondrovec 2013). auf dieser gegenüber göbl 1967 ungemein erweiterten Materialbasis gelang es Pfisterer, das von göbl gezeichnete Bild in zahlreichen Punkten erheblich zu erweitern; manche Kapitel der hunnischen Münzgeschichte mußten gar gänzlich neu geschrieben werden. dies betrifft insbesondere die geschichte der alchan, der Pfisterer eine detaillierte studie widmet. in seiner analyse verläßt Pfisterer das katalogische Prinzip und versucht nach den regeln des „Wiener aufbaus“ exemplarisch struktur und system der Münzprägung der alchan zu rekonstruieren.1 es ist dies ein bemerkenswerter ansatz, der die Herrschaftsstruktur der Hunnen in indien in einem völlig neuen licht erscheinen läßt. Hinzuzufügen ist, daß bei allem Fortschritt, der hier erzielt wurde, noch immer zahlreiche Fragen offen bleiben. dazu zählt etwa die lokalisierung der umlaufgebiete der einzelnen Münzsorten und damit verbunden das Münzstättenproblem. ohne gesicherte Fundevidenzen sind dafür derzeit noch keine befriedigenden lösungen anzubieten. die wiederaufgenommenen ausgrabungen in afghanistan lassen jedoch
Vorwort des Herausgebers
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hoffen, daß auch hier bald mehr licht ins dunkel gebracht wird. eine solch minutiöse numismatische analyse, wie sie Pfisterer für die Münzprägung der alchan vornahm, ist natürlich besonders zeitintensiv. daher mußte der ursprüngliche Plan, die sammlungen des Bernischen Historischen Museums und von Jean-Pierre righetti komplett in einem einzigen Band zu publizieren, fallen gelassen werden. die Münzen der nezak, Hephthaliten und Westtürken sind somit einem zweiten Band vorbehalten. großen dank schulden wir dem Bernischen Historischen Museum – für uns ein wichtiger Kooperationspartner, zumal ein großer teil der von göbl selbst zusammengetragenen mittelasiatischen Münzsammlung sich heute in Bern befindet –, das unser Projekt auch finanziell unterstützte, sowie Jean-Pierre righetti, der seine exquisite sammlung für unsere arbeit uneingeschränkt zur Verfügung stellte. ebenso sind wir aman ur rahman und allen Freunden und Kollegen in den Münzkabinetten, die uns stets mit offenen armen empfangen haben, in dankbarkeit verbunden. Ferner gilt unser dank dem direktor des Kabul-Museums, omar Khan Massoudi und seinem Kuratorenteam, Philippe Marquis (daFa, Kabul), zafar Paiman (Paris / Kabul), nasim Khan (Peshawar university), Harry Falk (Berlin), nicholas sims-Williams (cambridge), Minoru inaba (Kyoto university), Judith a. lerner (new York university) und anna Filigenzi (Österreichische akademie der Wissenschaften). zu danken haben wir zudem der sprecherin und Koordinatorin unseres Nationalen Forschungsnetzwerks, deborah Klimburg-salter (universität Wien), für ihren unermüdlichen einsatz sowie allen anderen am Projekt beteiligten Kolleginnen und Kollegen im in- und ausland für ihre wertvollen anregungen, Hilfestellungen und diskussionen. schließlich ist auch sabine Haag, generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums Wien, aufrichtig dank zu sagen; sie gab dem Projekt sechs Jahre lang eine Heimstatt und hat auch sonst stets offene ohren für unsere anliegen und Probleme gehabt. das Kunsthistorische Museum ist auch ein idealer ort, um Forschungsergebnisse einem breiten, interessierten Publikum zu vermitteln. so wurde am 30. november 2012 die ausstellung „das antlitz des Fremden – die Münzen der Hunnen und Westtürken in zentralasien und indien“ im Münzkabinett vom Bundesminister für Wissenschaft und Forschung, Karlheinz töchterle, eröffnet. Wir haben damit den Versuch unternommen, ein versunkenes Kapitel zentralasiatischer geschichte für den Besucher lebendig zu machen. afghanistan und Pakistan sind derzeit Krisenzonen unserer Welt und vor allem durch Krieg, zerstörung und menschliches leid in unseren Medien präsent. aber was wissen wir tatsächlich von der geschichte dieser länder und ihrem kostbaren kulturellen erbe, das auch das unsere ist?
MicHael alraM
1
Für die Kidariten wurde das katalogische Prinzip allerdings beibehalten, zumal hier eine ausführliche analyse von Joe cribb im zweiten Band von Coins, Art and Chronology (s. alram et. al. 2010) erschienen ist; dieser Band beinhaltet die Beiträge zweier Konferenzen, die gleichfalls im rahmen des vom FWF geförderten nFn-Projekts veranstaltet wurden.
11
die Münzen der „iraniscHen Hunnen“ iM BerniscHen HistoriscHen MuseuM: anMerKungen zur saMMlungsgescHicHte
selten verändert die annahme einer schenkung ein Museum so nachhaltig, wie dies im Jahre 1914 beim Bernischen Historischen Museum der Fall war. damals wurde die „orientalische sammlung“ von Henri Moser charlottenfels, einem reichen Kaufmann und sammler aus schaffhausen, in den Museumsbestand aufgenommen, welche neben Waffen, rüstungen, Kunstgewerbeobjekten, textilien, Keramikgefäßen, Miniaturen und Bildern auch zahlreiche Münzen umfaßte1. gleichzeitig ermöglichte der donator mit einer großzügigen „Mitgift“ die errichtung eines erweiterungsbaus, der u. a. mit einem orientalischen saal für die Präsentation der sammlung ausgestattet war. das Museum erhielt den zuschlag, weil es bereits über eine wichtige ethnographische sammlung verfügte und weil schaffhausen selbst kein interesse an den Beständen zeigte und ein entsprechendes geschenkangebot ablehnte. die „sammlung Moser“ wurde auch nach ihrer integration ins Museum und der einrichtung der ausstellung weitergepflegt und vergrößert, so auch der grundstock von „orientalischen“ Münzen, der im Verlauf des 20. Jahrhunderts eine stetige erweiterung erfuhr. gerade in den 1920er und 1930er Jahren wurden zahlreiche Münzen angekauft, mit schwergewicht bei den parthischen, sasanidischen, baktrischen und islamischen Prägungen. Besonders großen zuwachs erlebten die „orientalischen“ Münzen seit den 1960er Jahren. 1966 konnte das Museum die sammlung ch. Kieffer mit rund 700 exemplaren erwerben, davon etwa 100 der „iranischen Hunnen“. Für die aufarbeitung dieser sammlung stellte sich robert göbl (1919–1997), Professor für numismatik in Wien und ausgewiesener Kenner der Materie, zur Verfügung. der entsprechende Katalog erschien 1968 im Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums2. aus göbls eigener sammlung konnten 1968 und 1973 rund 2000 zentralasiatische Münzen erworben werden, darunter ca. 130 hunnische Prägungen. nachdem 1967 sein vierbändiges standardwerk „dokumente zur geschichte der iranischen Hunnen in Baktrien und indien“ erschienen war, benötigte er dieses Material offenbar nicht mehr und war bereit, sich von diesen Münzen zu trennen3.
1
ernst J. Kläy, ein Querschnitt durch die orientalische sammlung Henri Moser charlottenfels im Bernischen Historischen Museum, eothen, Jahrbuch der gesellschaft der Freunde islamischer Kunst und Kultur Bd. 3, Jg. 4–7, 1993–1996, pp. 61–73 (mit der älteren literatur); ernst J. Kläy, „unser ziel ist es, ein Werk zu schaffen, das uns überlebt.“: zum wechselvollen schicksal der orientalischen sammlung Henri Moser charlottenfels, Berner zeitschrift für geschichte und Heimatkunde 56, 1994, Heft 3, pp. 335–358. (gemäß seinen angaben p. 356, anm. 4, enthielt die sammlung zum zeitpunkt der schenkung 1302 Münzen. darunter befand sich allerdings nur gerade eine hunnische Münze). zur geschichte der Münzsammlung des Museums zuletzt: daniel schmutz, das Münzkabinett des Historischen Museums Bern, international numismatic council, compte rendu 57, 2010, pp. 45–51.
2
robert göbl, eine neuerworbene sammlung mittelasiatischer Münzen, Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums 45/46, 1965/66 [1968], pp. 185–223.
3
robert göbl, dokumente zur geschichte der iranischen Hunnen in Baktrien und indien, 4 Bde., Wiesbaden 1967.
12 daniel schmutz, die Münzen der «iranischen Hunnen» im Bernischen Historischen Museum
eine wichtige rolle spielte göbl auch bei der Herstellung des Kontakts zum kalifornischen arzt c. a. Burns, der seine sammlung von rund 700 exemplaren 1987 dem Museum schenkte. neben den KushanMünzen, die den Hauptbestand der schenkung ausmachten, befanden sich darin auch 14 hunnische Münzen. die aufarbeitung und Publikation des legats von c. a. Burns und der übrigen Kushanmünzen der sammlung des Museums besorgte ebenso göbl, der wiederum sein Wissen und seine Freizeit dem Museum zur Verfügung stellte; der entsprechende Band erschien 19934. über Burns wiederum kam der Kontakt zum englischen sammler r. Williams zustande, der 1993 seine sammlung von 336 Münzen der „iranischen Hunnen“ dem Bernischen Historischen Museum verkaufte. zur damals geplanten Publikation dieses Bestandes durch göbl kam es wegen dessen tod leider nicht mehr5. seine zahlreichen Vorarbeiten, die sich in Wien und in Bern erhalten haben, sind jedoch in die nun vorliegende Publikation eingeflossen. Mit gegen 600 exemplaren verfügt das Bernische Historische Museum heute über die bedeutendste öffentliche Kollektion in der schweiz mit Münzen der „iranischen Hunnen“ und eine der besten weltweit. Henri Moser wäre mit der entwicklung der sammlung „orientalischer“ Münzen, zu der er mit seiner schenkung vor knapp 100 Jahren angeregt hatte, sehr zufrieden.
da n i e l s c H M u t z
4
robert göbl, donum Burns. die Kušānmünzen im Münzkabinett Bern und die chronologie, Wien 1993.
5
Balázs Kapossy, abteilung für Münzen und Medaillen, Jahresbericht des Bernischen Historischen Museums 1993 [1994], p. 42.
13
aVant-ProPos
né à avenches, ancienne capitale de l’Helvetie, la numismatique m’a intéressé dès mon plus jeune âge. en effet, au soir de noël de mes 10 ans, j’échangeais mon cadeau contre une monnaie romaine ; c’était la première. Plus tard, je m’occupais de classements de monnaies romaines pour divers musées suisses. Parallèlement, je restais collectionneur. Pour ne pas contrevenir au code de déontologie, mon intérêt de collectionneur s’est porté principalement sur le monnayage de l’asie centrale et la Perse pré-islamique. un autre domaine m’a aussi fortement intéressé, les cités grecques sous l’égide de la république, puis de l’empire romain. grâce à la bienveillance de quelques mentors, MM. Pierre strauss, iradj Mochiri et edouardo levante, l’approche et l’acquisition m’ont été grandement facilitées. en ce qui concerne l’objet même de mon attention, j’ai très vite compris que le champ d’investigation était immense, les incertitudes plus grandes que les certitudes. néanmoins, l’héritage historique, c’est-àdire le témoignage numismatique, lui, est bien réel. la phase d’identification d’une monnaie, telle que l’attribution d’une titulature, la détermination d’un lieu de frappe, l’interprétation d’une légende sont une source de plaisir inégalable. en ce qui me concerne, tous les témoins historiques se valent. dans ma quête, je n’ai pas écarté les moins belles pièces ni les moins bien frappées, cela dans l’esprit de trouver le reflet de la production monétaire ponctuelle à tel ou tel endroit, à tel ou tel moment. comme les publications, recueils, corpus et autres monographies – malgré leur grand nombre – sont encore insuffisants aux yeux du chercheur, je salue le présent ouvrage. Je souhaite vivement que ce secteur de la numismatique procure aux futures générations de chercheurs scientifiques autant de bonheur qu’au soussigné.
Jean-Pierre rigHetti
KaPitel 1
einleitung
1. einleitung
dieses Buch, dessen Katalogteil 240 Münzen der Kidariten und der alchan aus den Beständen des Bernischen Historischen Museums sowie der sammlung Jean-Pierre righetti umfaßt, ist im rahmen eines größeren Forschungsprojektes entstanden, welches es sich zum ziel gesetzt hatte, nach den über 45 Jahren, die seit der Publikation von robert göbls „dokumente zur geschichte der iranischen Hunnen in Baktrien und indien“ im Jahr 1967 vergangen sind, die darin behandelten Prägegruppen auf erweiterter Materialbasis einer grundsätzlichen neubewertung zu unterziehen. über die einbindung in ein interdisziplinäres großprojekt sollte zudem eine bessere Verknüpfung mit den Fragestellungen und ergebnissen benachbarter Fächer erreicht werden, als dies bisher möglich war.1 Während es der ursprüngliche Plan war, zunächst relativ rasch eine reihe von reinen sammlungskatalogen vorzulegen, auf deren Basis anschließend ein neues systemwerk geschaffen werden sollte2, zeigte sich schon relativ bald, daß einerseits aufgrund der sprunghaft angestiegenen Materiallage, andererseits aber auch aufgrund der offenkundigen Komplexität der sich ergebenden Fragestellungen, welche weit über den stand von vor 45 Jahren hinausreicht, das Konzept modifiziert werden mußte. statt ein wahrscheinlich selbst bald revisionsbedürftiges neues systemwerk anzustreben, haben wir uns entschieden, die während
1
FWF-finanzierter nFn „the cultural History of the Western Himalaya from the 8th century”, Projektteil 6, “Pre-islamic numismatic History”.
2
so erscheint gleichzeitig mit diesem Buch der Band von Klaus Vondrovec über die Münzen der iranischen Hunnen und Westtürken in der sammlung aman ur rahman (islamabad/dubai) (Vondrovec 2013).
18
1. einleitung
der Materialbearbeitung gewonnenen ergebnisse gleich zusammen mit dem Material zu publizieren, um damit erst die Basis für eine neue diskussion zu bieten. auch folgt die ansprache der Münzen immer noch göbls Katalognummern bzw. den während der Materialerfassung vergebenen vorläufigen typennummern, da das nun neu entstehende Bild noch in Bewegung ist und sowohl diese wie auch die weiteren im rahmen des Projekts entstandenen arbeiten diese Bewegung hoffentlich noch verstärken werden. ein wesentliches zwischenergebnis des Projekts liegt auch in Form des tagungsbandes „coins, art and chronology ii: the First Millennium ce in the indo-iranian Borderlands“3 vor, der auf interdisziplinärer Basis den derzeitigen Forschungsstand an einer stelle versammelt. nachdem nun bereits im rahmen eben dieses Bandes eine fundamentale neubearbeitung der Kidaritenprägungen durch Joe cribb publiziert werden konnte4, auf der anderen seite aber gerade die so komplexen und typenreichen Prägeserien der alchan trotz der durch robert göbl und nach ihm erzielten ergebnisse immer noch vergleichsweise wenig von ihrer undurchschaubarkeit verloren haben, liegt der schwerpunkt des analytischen teils des vorliegenden Buches fast vollständig auf den letzteren. das ziel dieser arbeit war die rekonstruktion der inneren struktur und Prägeabfolge zumindest des Hauptstroms der alchanprägung, unter Maßgabe möglichst weitgehender nachvollziehbarkeit der argumentation. aus diesem grund habe ich versucht, das häufig so subjektive Kriterium des „stils“ zwar nicht völlig auszuschalten, aber es zumindest durch objektivere und damit diskutierbarere Kriterien zu unterfüttern oder sogar zu ersetzen, und zwar mittels der dekonstruktion der typologie in ihre einzelnen Bestandteile. die grundsätzliche idee dahinter liegt darin, weniger die einzelnen Münztypen als geschlossenes ganzes zu betrachten und zu vergleichen, als vielmehr bestimmte, möglichst genau definierte einzelelemente wie etwa die Formen der diadembänder oder der Büsten auf ihrem „Weg“ durch die typenreihen zu beobachten und die Folgerungen aus dem Verhältnis dieser Wege zueinander zu ziehen. um dies zu erreichen, stützt sich die argumentation zu weiten teilen auf typologische zeichnungen, welche die Künstlerin theresa eipeldauer über Monate hinweg auf Basis vergrößerter Photos jeweils möglichst vieler Belege der einzelnen Münztypen angefertigt hat. nicht wenige der ergebnisse in dieser arbeit haben ihren ursprung in unseren gesprächen während dieses arbeitsprozesses, bei denen es oft einfach darum ging, was da im einzelnen Fall denn nun wirklich zu sehen sei, und es war beileibe nicht immer der Fachnumismatiker, der am ende recht hatte. so erwies sich das zeichnen auch immer wieder als ein hervorragendes Mittel zur objektivierung. ohne diese Kooperation wäre dieses Buch in der vorliegenden Form nicht möglich gewesen. als Materialbasis für die untersuchung dienten nicht nur die beiden hier publizierten sammlungen, sondern der gesamte inhalt der im rahmen des Projekts am Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums durch Klaus Vondrovec angelegten datenbank, die neben den beiden hier vorgelegten sammlungen und der sammlung aman ur rahman auch die Bestände an Hunnenmünzen der Museen in Wien, london, Berlin, Paris sowie der ans und einiger Privatsammlungen umfaßt, insgesamt mehr als 10.000 stück. die im text verwendeten sammlungskürzel sind am ende des Bandes im abkürzungsverzeichnis aufgelöst.
3
alram et al. 2010.
4
cribb 2010.
1. einleitung
19
danKsagung
Hier ist an erster stelle Michael alram zu nennen, dem ich für seine stetige unterstützung danken möchte, für viele gute gespräche, und nicht zuletzt auch für seine große geduld, die ich nicht selten über gebühr strapaziert habe. Harry Falk danke ich für seine Betreuung und ermutigung beim lesen der Brāhmīlegenden. darüber hinaus hat er für mich das Manuskript zum schluß kritisch durchgesehen. in wenigen Fällen waren wir nicht einer Meinung, was die lesungen angeht; allfällige daraus resultierende Fehler sind alleine mir zuzurechnen. Für ihre wiederholte Hilfe bei das sanskrit betreffenden Fragen danke ich auch linda lojda. oben bereits erwähnt habe ich theresa eipeldauer, die unter anderem die vielen zeichnungen beigesteuert hat. Klaus Vondrovec hat die grundlegende datensammlung für das gesamtprojekt bewerkstelligt, auf deren Basis die vorliegende arbeit überhaupt möglich war. darüber hinaus möchte ich ihm für die gute zusammenarbeit danken. cati Krüger danke ich sehr für ihre unterstützung während des schreibens des Manuskripts und ihre geduld mit mir in dieser zeit. sie hat außerdem das layout des Buches erstellt. Jean-Pierre righetti hat mich mit großer gastfreundschaft bei sich empfangen und bewirtet, wofür ich ihm neben dem freien zugang zu seinem Material herzlich danke. Weitere Personen, denen ich für ihre Hilfe, Hinweise und anregende diskussionen danken möchte, sind in loser reihenfolge: Verena Widorn, anna Filigenzi, Joe cribb, M. nasim Khan, erika Forte, nicholas sims-Williams, Himanshu P. ray, Minoru inaba, charles ramble, Helmut tauscher, timo stickler, Judith lerner, Wolfgang szaivert, elizabeth errington, nikolaus schindel, deborah Klimburgsalter, Helmut Krasser, Pankaj tandon, Karel Kriz, daniel nell, gerd Peters, ingela Pfisterer, Heinz Winter, Michaela Kinberger.
M at t H i a s P F i s t e r e r
KaPitel 2
kidariten
2. Kidariten
unter den „hunnischen“ staatsgebilden, die in der spätantike im grenzgebiet zwischen iran, zentralasien und indien entstanden, ist dasjenige der Kidariten wohl am frühesten anzusetzen. ob sie bereits identisch mit den sogenannten „chioniten“ sind, die nach ammianus Marcellinus um 350 an den grenzen irans erschienen, ist ungewiß. Bei dem das mittelpersische „Xyōn“ enthaltenden terminus dürfte es sich am ehesten um einen pauschalen sammelbegriff für „Hunnen“ handeln, der nichts oder nur wenig über die politische oder gar ethnische identität bzw. selbstwahrnehmung der Benannten aussagt. doch könnten die Kidariten durchaus ein element dieser „chioniten“ gebildet haben oder in der Folge aus ihnen hervorgegangen sein. auf jeden Fall sind die Kidariten die ersten unter den hunnischen invasoren dieser Periode, von denen uns Münzen überliefert sind. einen ersten möglichen terminus ante quem bilden schüsseldinare aus dem in den 380er Jahren schließenden Fund von tepe Maranjān nahe Kabul, sofern das – verstümmelte – baktrische „kioooo“ ihrer legenden tatsächlich als „Kidara“5 zu lesen ist. sicher ist zudem, daß die kidaritischen Prägereihen überall, wo sie jene der alchan berühren, diesen vorangehen. entsprechend ihrem sich im lauf der zeit über mehr oder weniger große landstriche erstreckenden, teilweise etwas zersplittert wirkenden Herrschaftsgebiet lassen sich die Prägungen der Kidariten in mindestens drei unterschiedliche gruppen aufteilen, die jeweils in typologischer wie auch währungstechnischer Hinsicht deutlich voneinander geschieden sind, nämlich einmal goldene schüsseldinare in Baktrien, die an die dortigen Prägungen der letzten Kushanosasaniden anschließen, weiters eine umfangreiche drachmenprägung in gandhāra und uḍḍiyāna, ebenfalls in der nachfolge der Kushanosasaniden, und schließlich wiederum dinare in taxila, welche dem Muster der letzten dort herrschenden Kushankönige folgen, aber auch in enger Verbindung mit den gleichzeitigen guptaprägungen stehen. da, wie bereits in der einleitung erläutert, der Fokus des analytischen teils in diesem Band sich fast ausschließlich auf die Prägungen der alchan richtet und zudem vor gerade einmal zwei Jahren im rahmen dieses Projekts Joe cribbs grundlegende neubearbeitung der Kidaritenprägungen unter einbeziehung des vorliegenden Materials erschienen ist6, werden die Kidariten hier nur am rande behandelt. zudem sind hier lediglich die drachmenprägungen aus gandhāra und uḍḍiyāna berücksichtigt, denn diese bilden für eine zeitlang das direkte gegenstück zu den Prägungen der alchan in gandhāra. nicht aufgenommen sind dagegen die goldprägungen aus Baktrien respektive taxila, denn diese können meines erachtens nur im Kontext ihrer jeweiligen Vorgänger- bzw. nachbarserien sinnvoll behandelt werden, was gerade eben erst durch Joe cribb vorgeführt wurde. zudem erfolgte sowohl die Materialauswahl als auch die katalogische erfassung der den Kidariten zugewiesenen Prägungen zum größeren teil noch vor dem erscheinen von cribbs arbeit, göbl folgend, der das gold seinerzeit gesondert behandelt hatte. danach aber hielt ich es weder für sinnvoll, mich ebenfalls an einer eigenen systemrekonstruktion zu versuchen, ohne die auf cribbs arbeit folgende diskussion abzuwarten, noch seine ergebnisse einfach blind zu reproduzieren. die anordnung im Katalog habe ich daher noch nach göbls eingespieltem schema belassen und cribbs zuweisungen lediglich zusätzlich eingearbeitet. nichtsdestoweniger spielen die Kidariten in den folgenden Kapiteln wiederholt eine wichtige rolle. dies betrifft zum einen jenen Moment, an dem die Kidaritenprägung in gandhāra in diejenige der alchan übergeht (Kap. 3.2), und zum anderen die bisher nicht als zusammengehörig erkannten postkidaritischen Prägungen in uḍḍiyāna (Kap. 3.3). 5
göbl 1967 i, p. 84f. und ii, p. 34; so auch cribb 2010, p. 99.; dagegen etwa grenet 2002, p. 206.
6
cribb 2010.
24
2. Kidariten
das größte – und meines erachtens noch nicht definitiv geklärte – Problem für die einordnung der Kidariten ist die scheinbare differenz, die sich aus der aussage der westlichen und der chinesischen textquellen einerseits und der numismatischen chronologie andererseits ergibt. Bei Priscus erscheinen sie als gegner der sasanidenkönige Yazdgard ii. (438–457) und Peroz (459–484), wobei letzterer sie im Jahr 467 definitiv besiegt haben soll.7 damit im einklang stehen auch die chinesischen Quellen: das Weishu berichtet, eingrenzbar in einen zeitraum zwischen 424–451, von einem König Kidara, der den Hindukush überquert habe; weiters lassen sich kidaritische gesandtschaften für die Jahre 459, 460 und 477 erschließen.8 die letzte von 477 wird dabei gelegentlich als Beleg für ein stark geschrumpftes kidaritisches restkönigtum interpretiert, das nach der unterwerfung durch die sasaniden in Baktrien einerseits und durch die „Hephthaliten“9 in gandhāra andererseits in einem rückzugsgebiet, möglicherweise in uḍḍiyāna, bestanden habe.10 ganz anders die bisher auf Basis der Münzen erstellten chronologischen Modelle: nach göbl erscheinen die Kidariten bereits unter shapur ii. als Föderaten der sasaniden und übernehmen unter shapur iii. (383– 388) schrittweise das gesamte kushanosasanidische territorium. Was das ende der Kidariten angeht, äußert er sich nicht eindeutig: in seinen betreffenden emissionsschemata 1 und 211 läßt er zumindest einen teil der kidaritischen typen bis ca. 430/440 laufen, wohl auch aufgrund der erkenntnis, daß die Prägungen Khiṅgilas in gandhāra teils direkt an letztere anschließen.12 an anderer stelle desselben Werks allerdings setzt er „die unterwerfung der Kidariten durch die alchon“ bereits in der zeit um 400 an13; die sich hier ergebende diskrepanz bezüglich seiner ergebnisse läßt sich nicht mehr zufriedenstellend klären. Mit teils anderen argumenten kommt nun in jüngster zeit auch Joe cribb auf ein ähnliches ergebnis: nach ihm beginnt die kidaritische Prägung vor 379 und endet bereits im frühen 5. Jh.; die übernahme gandhāras durch die alchan legt er in die ersten zwei Jahrzehnte dieses Jahrhunderts.14 die Verwendung des Kidariten- bzw. Kushannamens in den späteren textquellen erklärt er dagegen durch bloße übernahme bzw. identifikation: auch bei den 467 durch Peroz besiegten „Kidariten“ habe es sich eigentlich um die alchan gehandelt.15 so schlüssig diese beiden – nicht weit auseinanderliegenden – Modelle auf numismatischer Basis in sich auch sind, muß hier dennoch bemerkt werden, daß sie, insbesondere was das ende der Kidaritenprägung angeht, teilweise nur schwer mit den in den folgenden Kapiteln vorgelegten ergebnissen bezüglich der alchan in einklang zu bringen sind. einen angelpunkt bildet dabei ein erst seit kurzem bekannter, von cribb unter d6 geführter drachmentyp16, der von ihm als kidaritisch klassifiziert wird und sich auch – auf den ersten Blick – ikonographisch nahtlos in die reihe der Kidaritendrachmen in gandhāra einfügt, dessen (nach cribb unleserliche) legende aber zweifelsfrei mit Brāhmī khigi niemand geringeren als Khiṅgila als Prägeherrn nennt.17 es handelt sich um einen regelrechten „übergangstyp“, der im laufenden Betrieb einer einzelnen Münzstätte den Wechsel von den Kidariten zu den alchan markiert. Wenn aber Khiṅgila, der noch im Jahr 492/493 auf der Kupferrolle in der schøyen collection aufscheint18, hier offensichtlich als eine schlüsselfigur im (wenn auch wohl allmählichen) Wechsel der Herrschaft gandhāras von den Kidariten 7
zuletzt cribb 2010, p. 91.
8
cribb 2010, pp. 91–94.
9
Hier werden, wie so oft, die alchan begrifflich mit den Hephthaliten vermengt.
10
grenet 2002, p. 211f. die annahme einer Fortsetzung kidaritischer Herrschaft in uḍḍiyāna läßt sich mittlerweile tatsächlich durch die numismatische evidenz bestätigen, siehe Kap. 3.3.
11
göbl 1967 ii, p. 47f.
12
göbl 1967 ii, p. 60; siehe auch unten insb. Kap. 3.2.
13
göbl 1967 ii, p. 265.
14
cribb 2010, pp. 111–114. Vorsichtiger datiert errington 2010, p. 148f.
15
cribb 2010, pp. 114–116. tatsächlich gibt es bisher aber keinen sicheren Beleg für eine Herrschaft der alchan nördlich des Hindukush.
16
Hier in der Folge als v. 18 bezeichnet.
17
die gesamte argumentation findet sich unten in Kap. 3.2.
18
Kap. 3.5.1.
2. Kidariten
25
zu den alchan erscheint, so kann sich dieser Vorgang kaum wesentlich früher als etwa 450 vollzogen haben. der damit gesetzte zeitrahmen für das ende der Kidaritenherrschaft paßt nun aber eher zu dem, was die textquellen besagen, als zu dem der bisherigen numismatischen Modelle. Wenn meines erachtens auch kaum zweifel an der richtigkeit des Beginns der Kidaritenprägung zu Beginn des vierten Viertels des 4. Jh. besteht, so scheint mir dennoch, daß der zeitrahmen im ganzen ein gutes stück nach oben gestreckt werden muß, womit sich auch der scheinbare Widerspruch zwischen den textquellen einerseits und den Münzen andererseits aufheben würde. einen Versuch der lösung dieses Problems in diesem rahmen halte ich jedoch, wie bereits gesagt, für übereilt. Hier sollen lediglich noch in kurzer Form diejenigen typen im vorliegenden Bestand hervorgehoben werden, die von göbl noch nicht erfaßt waren. zum größeren teil sind sie aber bereits in cribbs arbeit eingeflossen.
typ 1B Von cribb als B1a geführt19, unterscheidet sich der typ von göbls typ 1a20 lediglich durch die Brāhmīlegende naṃdaya im abschnitt des reverses. die legende auf dem avers, welche göbl nicht entziffern konnte und für möglicherweise sogdisch hielt, liest cribb als mittelpersisch M[alka Pyrwcy], also „König Peroz“.
typ 11a Bei cribb unter d3.21 die anepigraphe Münze bringt eine völlig neue Krone (Abb. 2.1) mit drei rosetten, die sich insofern von allen anderen Kidaritenkronen unterscheidet, indem sie keinerlei zentralen aufsatz besitzt. da diese Krone zu einem bestimmten zeitpunkt durch die alchan übernommen zu werden scheint, wird sie hier in der Folge noch gesondert behandelt.22
abb. 2.1: typ 11a, Krone
19
cribb 2010, pp. 103f., 138 und p. 143, nr. 43.
20
göbl 1981, p. 177.
21
cribb 2010, pp. 105, 138, und p. 144, nr. 53.
22
Kap. 3.2.
26
2. Kidariten
typ 12a auch auf diesem typ, bei cribb unter d2 geführt23, erscheint eine neue Krone (Abb. 2.2), bei der es sich allerdings um dieselbe handeln dürfte wie auf den typen 19 und 19a (siehe unten), lediglich in Frontalsicht dargestellt. die Brāhmīlegende am avers ist bisher ungelesen. aufgrund der genannten Parallelität der Krone mit göbls typ 19 (bei cribb unter e1), dessen legende er als baktrisch piorozo24 liest, weist cribb den typ ebenfalls dessen Prägeherrn namens Peroz zu.
abb. 2.2: typ 12a, Krone
typ 13a Von cribb als d5b gereiht.25 Paralleltyp zu göbls typ 13 (cribb d5a), von dem er sich zum einen durch den fehlenden globus auf der Kronenspitze (Abb. 2.3) unterscheidet, zum anderen dadurch, daß er im gegensatz zum letzteren mit der Brāhmīlegende śrīvarma seinen Prägeherrn nennt.
abb. 2.3: typ 13a, Krone
23
cribb 2010, pp. 104, 138 und p. 144, nr. 52.
24
leider kann ich die lesung nicht völlig nachvollziehen.
25
cribb 2010, pp. 105, 138 und p. 144, nr. 56. siehe auch unten Kap. 3.2.
2. Kidariten
27
typ 18a und typ 18B Von cribb nicht erfaßt. die beiden typen stehen deutlich in der tradition des noch klar kidaritischen typs 18, sind jedoch teil einer späteren sonderentwicklung. der von ihnen ausgehende typenstrang, den ich in uḍḍiyāna (swat) vermute, wird weiter unten in Kap. 3.3 ausführlich behandelt.
typ 19a cribb liest die legende als baktrisch kušanošauo und reiht den typ unter B2.26 aufgrund der Krone (Abb. 2.4), welche dieselbe wie auf den typen 12a und 19 zu sein scheint (siehe oben), weist er auch diesen typ dem von ihm als „Peroz“ identifizierten Prägeherrn zu.
abb. 2.4: typ 19a, Krone
26
cribb 2010, pp. 104, 138 und p. 143, nr. 44.
KaPitel 3
alchan
3. alcHan
als zweite hunnische Macht neben den Kidariten etablieren sich gegen ende des 4. Jh. die sogenannten alchan.27 ihre Münzprägung ist ausgesprochen langlebig und läßt sich von der Wende vom 4. zum 5. Jh. bis weit über die Mitte des 6. Jh. hinaus verfolgen, als sie letztlich mit der Münzprägung der nezak verschmilzt.28 dementsprechend komplex ist auch die abfolge, die sich in keiner Weise linear darbietet, genauso wie die identifikationen der Münzstätten und der einzelnen Prägeherren, die teils namentlich auf den Münzen erscheinen, in vielen Fällen noch nicht mit sicherheit zu klären sind. der name der alchan ist uns einerseits von ihren eigenprägungen sowie siegeln bekannt, verbirgt sich aber eventuell auch in der Brāhmīlegende alakha auf der kidaritischen drachmenemission typ 11 (Abb. 3.1).29 über die genaue art des Verhältnisses zwischen den alchan und den Kidariten ist uns leider wenig bekannt.30 zumindest scheinen sie für einige zeit in nachbarschaft koexistiert zu haben, wenn auch in gandhāra die Kidariten offensichtlich schrittweise durch die alchan abgelöst wurden31. dieser ablösevorgang läßt sich in numismatischer Hinsicht insbesondere an der übernahme kidaritischer Münzstätten durch die alchan erkennen.
abb. 3.1: typ 11 mit der Brāhmīlegende alakha im reversabschnitt (Kat. 11-3)
27
siehe sims-Williams 2010, p. 33, nr. 17.
28
Vondrovec 2010, pp. 182–184.
29
zuletzt cribb 2010, p. 95.
30
cribb 2010, p. 116 spricht die Möglichkeit an, daß es sich bei den alchan eventuell um einen zweig der Kidariten handelte, da der scharfe unterschied zwischen beiden gruppen hauptsächlich durch ihre unterschiedlichen Münzdesigns suggeriert würde.
31
so bereits cunningham 1893, p. 186f. und 1894, p. 247; zuletzt cribb 2010, passim.
32 3.1. die Prägung der „anonYMen clancHeFs“ der eintritt der alchan in die Münzprägung beginnt, nachdem sie im letzten Viertel des 4. Jh. – möglicherweise 384 oder 385, wenn man der recht überzeugenden argumentation von schindel folgt32 – von den sasaniden ein Münzamt im raum Kāpiśa-Kabul33 übernehmen und dort vorgefundene originalstempel von shapur ii. (309–379) und shapur iii. (383–388) durch umschnitt für ihre zwecke umfunktionieren. zunächst (typ 36a und 36B) wird nur die ursprüngliche Pehlevi-legende mit baktrisch alχanno überschrieben, in der Folge (typ 36) kommt dann noch im rechten Feld das charakteristische alchan-tamgha s1 34 hinzu (Abb. 3.1.1 a–c).
a: typ 36a (Kat. 36a-2)
b: typ 36B (Berlin 1876 guthrie, 3,34g)
c: typ 36 (london 1894.5.6.1292)
d: typ 33 (Kat. 33-1)
abb. 3.1.1
in einem nächsten schritt (typ 33, Abb. 3.1.1 d) wird die ursprüngliche Bänderführung hinter der Büste verändert, um links oben Platz für das tamgha s2 zu schaffen, das in der Prägung der alchan nur zweimal gesichert vorkommt: einmal hier, auf typ 33 und den direkt zugehörigen Kleinkupfertypen 34 bzw. 35, und ein zweites Mal auf einer drachme des Khiṅgila (typ 59a), die bereits der nächsten stufe mit eigenen Portraits (siehe unten) angehört, dort aber in die Frühphase fällt35. unter der Büste erscheint nun auf typ 33 zum ersten Mal das später für die alchan-Münzen so typische Flügelornament. es ist nicht ganz klar, ob es sich bei den verwendeten aversstempeln immer noch um umgeschnittene originalstempel von shapur ii. handelt oder ob diese bereits komplett eigenständig hergestellt sind. auf den stempeln sind nämlich auf beiden seiten der alχanno-legende noch reste der ursprünglichen Pehlevi-legende zu sehen, was eigent-
32
schindel 2004 ii, p. 282–284.
33
in der Folge kurzerhand „Kabul“ genannt. zur ganzen gruppe der „anonymen clanchefs siehe grundlegend Vondrovec 2005, passim.
34
zu den tamghas siehe göbl 1967 ii, pp. 202–213 sowie ilyasov 2003 a, passim.
35
eventuell hat es nochmals einen vereinzelten auftritt in der zeit um 500 auf typ 142a, wobei eine Bestätigung durch besser erhaltene exemplare wünschenswert wäre; siehe Kap. 3.6.
3.1. „anonyme clanchefs“
33
lich eher für einen umschnitt sprechen würde, es sei denn, die zeichen seien durch die hunnischen stempelschneider „blind“ von der sasanidischen Vorlage mitkopiert worden. die reverse werden auf den typus ohne Büste in den Flammen umgestellt; sie sind sicher bereits zur gänze in eigenregie geschnitten. Bei typ 39 (Abb. 3.1.2) schließlich kann aufgrund des völlig veränderten stils kaum ein zweifel bestehen, daß es sich um eine Prägung aus komplett neu geschnittenen stempeln handelt. in typologischer Hinsicht schließt er enger an typ 36 an. zwar ist die Bänderführung in derselben Weise verändert wie bei typ 33, um in diesem Falle einem Halbmond links oben hinter der Büste Platz zu machen, doch fehlt das Flügelornament, und im rechten Feld steht erneut tamgha s1. im gegensatz zu allen vorher genannten typen jedoch erscheint hier eine andere legende. die lesung gestaltet sich mehr als schwierig; die in meinen augen immer noch überzeugendste Variante ist die von göbl, der χmoiodo boiono liest.36
abb. 3.1.2: typ 39 (Paris 1965.418)
Für die datierung der Münzen dieser ersten Prägephase der alchan lassen sich mehrere, gestaffelte termini post quos heranziehen. der allererste davon ist natürlich die übernahme der sasanidischen Münzstätte in Kabulistan durch die alchan, die, wie bereits erwähnt, von nikolaus schindel auf 384/385 gelegt wird.37 als nächster t.p.q. können die altarflammen auf typ 33 herangezogen werden, die in dieser Form eigentlich erst ab Wahram iV. (388–399) vorkommen. sofern meine interpretation des Flügelornaments als reflex auf das sasanidische „Blätterornament“ (siehe Kap. 3.10) richtig ist, wäre auch typ 33 frühestens ab dem ende der regierungszeit Wahrams iV. möglich. dasselbe gilt auch für die erst mit diesem Herrscher aufkommende trianguläre Form der Bänder, wie sie auf typ 33 und typ 39 zu sehen sind. ihr entlang des Bildrandes gekrümmtes erscheinungsbild auf typ 39 weist sogar auf einen noch späteren zeitpunkt, nämlich auf Yazdgard i. (399–420). es scheint also, daß sich die alchan nach der übernahme des „Kabuler“ Münzamtes wohl etwas zeit ließen, bis sie begannen, mit zunächst nur per umschnitt gewonnenen stempeln zu
36
göbl 1967 i, 57f. zu weiteren lesevarianten siehe alram – Pfisterer 2010, p. 16, Fn. 16.
37
schindel 2004, ii, p. 282–284. stärkstes argument ist zunächst die statistik: der geringe anteil von „Kabul“ an den ausgaben von shapur iii. (nach dem dieses Münzamt überhaupt wegfällt) spricht dafür, daß der Verlust eher bereits an den Beginn seiner regierung zu legen sein wird. unterstützend führt schindel eine die römer um Frieden bittende persische gesandtschaft des Jahres 384 an, die er wohl nicht zu unrecht als ein zeichen momentaner schwäche interpretiert.
34
3.1. „anonyme clanchefs“
prägen, sicher aber prägten sie bis ca. 400 oder noch darüber hinaus Münzen im sasanidischen typus. ob all diese Prägungen, insbesondere der schon stärker modifizierte typ 39, noch alle in „Kabul“ zu lokalisieren sind, läßt sich nicht mit sicherheit sagen. Fundevidenzen, die uns Hinweise zur ausbreitung des territoriums der alchan in dieser Phase geben würden, sind leider dünn gesät. der Fund zweier drachmen des typs 39 im stupadepot von tope Kelan in Haḍḍa bei Jalalabad weist jedenfalls nicht allzuweit über das territorium von Kāpiśa/Kabul hinaus. allerdings waren sie dort mit späteren typen der alchan vergesellschaftet, die bereits in die Phase der sicheren ausbreitung nach gandhāra (siehe unten) gehören.38 unter den ca. 65 von charles Masson in Begram – also dem alten Kāpiśa – gesammelten und heute im British Museum befindlichen Münzen befinden sich einige Kleinkupferstücke, die auf dem avers eine Büste im shapur ii-typus und auf dem revers das tamgha s1 tragen39, sowie zwei exemplare des typs 34 oder 35 mit tamgha s2 auf dem revers.40 aus der Kulthöhle von Kashmir smast, nordöstlich von Peshawar in gandhāra gelegen, kommen nur wenige stücke, die in diese Phase weisen, nämlich ein exemplar des typs 37B sowie ein stark abgenutztes Kleinkupferstück auf rechteckigem schrötling, das auf dem revers tamgha s2 trägt und auf dem avers geringe reste einer Büste mit Hinterhaarballen zeigt und damit in diese Phase gehören sollte.41 in relation zu den aberhunderten von Münzen, die bisher aus Kashmir smast dokumentiert sind, darunter zahlreiche spätere Prägungen der alchan, scheint dieser anteil vergleichsweise gering.
3.2. einFüHrung einer eigenen aVerstYPologie und ausgreiFen nacH gandHāra in der darauffolgenden Phase verlassen die alchan mit einem überraschend scharfen schnitt die bisherige Praxis der anlehnung an sasanidische Vorbilder und setzen demonstrativ ihre eigenen Bildnisse auf die averse, wobei die Portraits im neuen typus aber zunächst stets barhäuptig sind; statt eines diadems fungiert als Herrscheremblem die Halskette mit prominent dargestellten, im nacken aufsteigenden Bändern. die charakteristischen, sehr individuell wirkenden Portraits mit den betont dargestellten „spitzschädeln“ sind vom ersten Moment an vollständig entwickelt und stehen qualitativ deutlich über den meisten sasanidischen Münzportraits derselben zeit. einige der schönsten Portraits finden sich gleich in den anfangsemissionen des neuen typus. in stilistischer Hinsicht vollziehen die alchan einen rückgriff auf die „klassische“ Periode der gandhārakunst, womit sie sich deutlich von der gleichzeitigen entwicklung in richtung zunehmender Formalisierung des Münzportraits bei den sasaniden absetzen. Vergleichbare Portraits sind in dieser zeit am ehesten auf siegeln zu finden, und die Handwerker, welche die für die umstellung benötigten stempel herstellten, dürften teils auch aus dieser Berufsgruppe herangezogen worden sein. andere elemente werden zunächst noch aus der vorherigen Prägephase übernommen, so der von typ 39 bekannte Halbmond, das tamgha s1 und die alχanno-legende, wie auch das „gesamtlayout“, in dem die einzelnen elemente auf den aversen angeordnet sind. ebenfalls im Wesentlichen unberührt bleibt die reverstypologie. die Qualität der stempel und die offenkundige sorgfalt, mit welcher der typenwechsel vorbereitet und durchgeführt wurde, deuten auf einen hohen stellenwert der neuen Münztypen für die herrscherliche selbstrepräsentation. in der durchführung ging man gelegentlich sogar so weit, eigene Münzen vom „alten schlag“ mit den neuen stempeln zu überprägen, wie sich anhand einer im Museum Peshawar befindlichen
38
cunningham 1894, p. 276; göbl 1967 i, p. 58; errington – curtis 2007, pp. 93–95.
39
ähnlich typ 37 und typ e5.
40
errington 2010, p. 149 und Fig. 4.
41
errington 2010, p. 150 und Fig. 5; siehe auch Khan – errington – cribb 2008 und Vondrovec 2013.
35
3.2. einführung einer eigenen averstypologie
drachme des typs 40 aus dem stupadepot von shah-ji-ki-dheri belegen läßt, die auf ein exemplar vom typ 39 überprägt ist (Abb. 3.2.1)42: unter dem neuen Bild sind, um einige grad nach links gedreht, deutlich noch spuren des untergepräges in umrissen zu erkennen, nämlich teile von Krone und Korymbos, der Halbmond hinter der Büste sowie der Hinterhaarballen und das charakteristisch verschlungene diademband.
a: typ 40, Museum Peshawar
b: schemazeichnung
c: typ 39 (Paris 1965.418)
abb. 3.2.1: die überprägung aus dem depot von shah-ji-ki-dheri
an der umstellung waren mit sicherheit mehrere Münzstätten beteiligt, wie aus unterschieden in stil, typologie und Machart hervorgeht, die zwischen einigen der neuen Prägeserien erkennbar sind. typologische und stilistische Verbindungen zu kidaritischen Vorgängerserien, insbesondere im Fall von typ 57 (siehe unten), beweisen neben weiteren indizien wie der Fundverteilung, daß diese Münzstätten bereits zum teil in gandhāra östlich des Khyberpasses zu lokalisieren sind. die typenumstellung steht also offenbar in zusammenhang mit einer ausweitung des von den alchan kontrollierten gebietes nach osten. in diese richtung weist auch eine wesentliche neuerung in den legenden, nämlich die parallele Verwendung von sanskrit in Brāhmīschrift neben dem Baktrischen, die nun beginnt. auffällig ist dabei die schlechte Qualität, welche die baktrischen legenden insbesondere auf den typen 42 und 43 gelegentlich aufweisen; teils handelt es sich um völlige scheinlegenden, als ob die verantwortlichen stempelschneider nicht des Baktrischen mächtig gewesen wären. gleichzeitig findet auch eine inhaltliche erweiterung der legenden statt, wobei aber zunächst nur einige wenige textbausteine neu hinzukommen. neben der aus der vorhergehenden Phase übernommenen Kollektivbezeichnung alχan(n)o erscheint auf einigen typen mit Khiṅgila erstmals auch der individualname eines Prägeherrn.43 andere namen folgen erst in späterer zeit, was aber nicht unbedingt bedeuten muß, daß auch die zahlreichen „anonymen“ typen dieser Periode ausschließlich Khiṅgila zuzuschreiben sind, wie göbl annahm.44 als weiteres element kommt außerdem der titel ṣāhi bzw. šauo dazu, einmal auch in der erweiterten Form šauo zoobl45. der name Khiṅgilas und der titel erscheinen dabei sowohl in baktrischen als auch in sanskrit-Varianten, die Kollektivbezeichnung alχanno dagegen ausschließlich auf Baktrisch. neben einsprachig beschrifteten typen kommen auch bilinguale vor, wobei sich aber der baktrische und der in Brāhmīlettern ausgeführte legendenteil nie entsprechen, sondern stets ergänzen. 42
göbl 1967, 40.
43
siehe sims-Williams 2010, p. 148, nr. 520.
44
göbl 1967, insb. ii, pp. 59–66.
45
typ 59; siehe Kap. 3.4.1.
36
3.2. einführung einer eigenen averstypologie
interessanterweise ist das Vorkommen der einzelnen legendenbausteine zunächst auf bestimmte Kombinationen beschränkt. so wird der name Khiṅgilas gelegentlich ohne jeden weiteren zusatz auf die Münzen gesetzt, in anderen Fällen in Kombination mit der Kollektivbezeichnung alχanno. Für letztere gilt dieselbe regel im umkehrschluß: sie erscheint entweder als einziges legendenelement oder zusammen mit dem titel šauo, der außerdem auch alleine stehen kann. nur eine Variante wird hartnäckig vermieden, nämlich die – eigentlich naheliegende – direkte Kombination von Herrschername und titel. der sinn dieser Meidungsregel ist nicht ganz klar; möglicherweise liegt ihr ein gewisses Kalkül politischer zurückhaltung zugrunde, denn sie wird, wie es scheint, erst kurz vor oder parallel mit dem erscheinen der ersten kronentragenden Portraits auf den Münzen aufgegeben. im vorliegenden Bestand ist diese Prägephase mit mehreren typen vertreten. chronologisch an den anfang gehört dabei typ 44 (Abb. 3.2.2 a), der wohl das direkte nachfolgeprodukt von typ 39 aus derselben Münzstätte ist, wie der völlig gleichartige revers mit dem ungeklärten eiförmigen objekt in den Flammen beweist. die legende mit (Brāhmī) khigila und (baktr.) alχannano zeigt dabei, daß die erweiterung der legenden bereits von anfang an im neuen typenrepertoire vorgesehen war.
a: typ 44 (Kat. 44-1)
b: typ 41 (Kat. 41-1) abb. 3.2.2
c: typ 43 (Kat. 43-2)
37
3.2. einführung einer eigenen averstypologie
Möglicherweise in dieselbe Münzstätte, aber in eine etwas spätere zeitebene gehören typ 41 und 43 (Abb. 3.2.2 b und c). sie bilden zusammen mit den im hier versammelten Bestand nicht vertretenen typen 40 und 42 ein wohl in kurzer Folge aufeinander ausgeprägtes Konglomerat von typen, die sich hauptsächlich durch die unterschiedlichen Brāhmīlettern hinter der Büste unterscheiden, aber auch durch leichte Variationen in typologie, stil und Qualität. am spätesten dürfte dabei typ 43 sein, dessen veränderte Form der nackenbänder46 (Abb. 3.2.3) eine Querverbindung zu dem sicher einer anderen Münzstätte angehörenden typ 57 (siehe unten) bildet. auf den typen 42 und 43 zeigen die legenden, wie bereits erwähnt, teils ausgesprochen schlechtes Baktrisch, wobei der eindruck entsteht, daß die stempelschneider in einigen Fällen die alχanno-legende, in anderen den namenszug Khiṅgilas als Vorlage verwendet haben dürften. letzteres ist offensichtlich bei dem hier vertretenen exemplar Kat. 43-2 der Fall: die ersten vier Buchstaben sind deutlich als χigo erkennbar, der rest der legende ist nur unleserliche Pseudoschrift.
a: typ 41, Bänder
b: typ 43, Bänder abb. 3.2.3
typ 60 (Abb. 3.2.4) steht zwar in einer ähnlichen tradition wie die vorherigen typen, was den stil und die handwerkliche Qualität angeht, läßt sich aber nicht direkt anschließen. das tamgha und die Mondsichel entfallen, dafür ist die rein baktrische legende um den titel šauo erweitert. Bemerkenswert ist, daß die legende spiegelsymmetrisch angeordnet ist: šauo steht linksläufig links des Kopfes, alχano rechtsläufig rechts des Kopfes. darüber hinaus erscheint hier erstmals ein neues element des ornats, nämlich die sogenannten schulterwedel. Beide eigenheiten finden sich in der Folge auch bei weiteren, teils stilistisch verwandten typen. der revers hat eine Büste in den altarflammen, die eine auffällige Krone mit drei zacken trägt, welche in Kugeln enden.
46
lediglich das von göbl 1967 iii, tafel 16 unter 43/1 abgebildete exemplar aus dem Fund von shah-ji-ki-dheri hat noch die alte Bänderform.
38
3.2. einführung einer eigenen averstypologie
a: typ 60 (Kat. 60-2)
b: typ 60, schulterwedel abb. 3.2.4
typ 69 (Abb. 3.2.5) zeigt eine recht große stilistische Bandbreite. das exemplar Kat. 69-1 weist einen ähnlich feinen stil wie die vorher besprochenen typen auf, während Kat. 69-2 eher ungelenk wirkt. die Brāhmīlegende lautet auf ṣāhi; das rechte Feld bleibt frei. die gestaltung des reverses erinnert etwas an typ 44.
a: Kat. 69-1
b: Kat. 69-2 abb. 3.2.5
der in drei exemplaren vertretene typ 57 (Abb. 3.2.6) trägt mit khigi ebenfalls eine ausschließlich in Brāhmī gehaltene legende. im gegensatz zu allen vorher besprochenen typen dieser Prägephase hat er kein Flügelornament unter der Büste. Für die rekonstruktion der historischen Vorgänge kommt diesem Münztyp besondere Bedeutung zu, da er ganz offenkundig das erzeugnis einer ursprünglich kidaritischen und in der Folge von den alchan übernommenen Münzstätte ist.47 anhand einer neuen legendenlesung läßt sich weiterhin zeigen, daß sich der übergang in diesem Fall nicht als scharfer Bruch, sondern mit einer äußerst überraschenden zwischenstufe vollzieht.
47
so schon göbl 1967 i, p. 68; zur weiteren diskussion siehe unten.
39
3.2. einführung einer eigenen averstypologie
abb. 3.2.6: typ 57 (Kat. 57-3)
a: typ 13 (london 1922.4.24.3820)
b: typ 13a (Kat. 13a-1)
c: typ 21 (london 1894.5.6.188) abb. 3.2.7
d: typ v. 18 (aur Huna 86)
40
3.2. ausgreifen nach gandhāra
nach Joe cribb endet die kidaritische reihe in der von ihm mit „d“ bezeichneten Münzstätte mit vier drachmentypen48, die allesamt nur in ein oder zwei exemplaren belegt sind (Abb. 3.2.7). dies sind göbls emissionen 1349 und 2150 sowie zwei bei göbl noch unbelegte, unike typen: die eine Münze wurde bereits 1978 von Mitchiner publiziert51, befindet sich mittlerweile in der sammlung righetti und ist hier unter typ 13a katalogisiert; die andere befindet sich in der sammlung aman ur rahman und ist von Klaus Vondrovec unter v. 18 erfaßt52. typ 13 und 13a gehören eng zusammen, wobei der erstere anepigraph ist, der letztere aber die legende śrīvarma trägt. die legende von typ 21 lautet nach cribb śrī [?]rdhasa, göbl dagegen glaubte Kidaras namen zu erkennen.53 die legende des vierten typs aus der sammlung aman ur rahman schließlich ist laut cribb „illegible“.
a: typ 57, revers (Kat. 57-3)
b: typ 13a, revers (Kat. 13a-1) abb. 3.2.8
cribb weist nun völlig zu recht auf die frappierende ähnlichkeit hin, welche die reverse von typ 57 mit dem von typ 13a besitzen; sie sind in der tat kaum auseinanderzuhalten (Abb. 3.2.8).54 dasselbe gilt in etwas geringerem ausmaß auch für den revers von typ 13. doch auch in den aversen ist die Verwandtschaft zu typ 57 deutlich erkennbar. Bei den typen 13a, 21 und v. 18 betrifft dies insbesondere die Form der Bänder, bei typ v. 18 zusätzlich die gestaltung der Büste, die sowohl in den Proportionen als auch in der anordnung der Perlreihen auf der Brust identisch mit der von typ 57 ist. darüber hinaus sind auch schrötlingsform und Machart äußerst ähnlich. auf dieser Basis kann kaum ein zweifel bestehen, daß typ 57 aus derselben Münzstätte wie die vier genannten kidaritischen typen stammt und deren mehr oder weniger direktes nachfolgeprodukt ist. 48
cribb 2010, p. 105.
49
cribb 2010, d5a.
50
cribb 2010, d7.
51
cribb 2010, d5b; Mitchiner 1978, 3625.
52
cribb 2010, d6; Vondrovec 2013, im druck.
53
göbl 1967 i, p. 49.
54
cribb 2010, p. 106.
3.2. ausgreifen nach gandhāra
41
abb. 3.2.9: typ v. 18 (aur Huna 86)
Bei genauerer Betrachtung der genannten kidaritischen typen fällt darüber hinaus auf, daß der neue typ v. 18 aus der sammlung aman ur rahman (Abb. 3.2.9) sich in ikonographischer Hinsicht doch stark von den drei anderen unterscheidet, ja überhaupt deutlich aus dem rahmen kidaritischer Prägungen fällt. zunächst hat der dargestellte im gegensatz zu allen anderen Kidaritenportraits keinen Hinterhaarballen. gleichfalls ohne Parallele ist die Krone, die vorne am diademreif einen Halbmond und links und rechts Flügel hat, aber oben weder einen globus noch einen Bogen wie etwa die typen 13 und 13a (Abb. 3.2.10).55 stattdessen entsteht der eindruck, daß entweder eine unverzierte, hohe Kronkappe vorliegt, oder – noch viel eher – einfach der unbedeckte, glatte und unnatürlich hohe schädel des dargestellten aus der Krone ragt. solch eine demonstrative zurschaustellung eines artifiziell deformierten „turmschädels“ würde eigentlich weit besser zu den alchan passen. ein weiteres auffälliges detail sind die ohrringe aus zwei parallelen reihen von Perlen, die sich bei den Kidariten nie, aber regelmäßig bei den alchan finden. genauso hat keine andere Kidaritenprägung Beizeichen im aversfeld; hier sind aber links drei Punkte und rechts ein rad zu sehen.
55
entgegen cribbs loc. cit., p. 104 geäußerter ansicht handelt es sich nicht um dieselbe Krone wie auf typ 18 / cribb 2010, c3: diese hat frontal eine Palmette statt eines Halbmondes und zudem einen globus; daß dieser tatsächlich in einem Halbmond sitzt, steht auf einem anderen Blatt.
42
3.2. ausgreifen nach gandhāra
a: typ v. 18, Krone
b: typ 13a, Krone abb. 3.2.10
sicherheit gibt schließlich die legende, die sehr wohl lesbar ist: links steht eindeutig khigi, im gleichen schriftduktus der Brāhmīlettern wie auf typ 57 (Abb. 3.2.11). die nur zum teil sichtbaren legendenreste rechts scheinen mir im gegensatz dazu nicht in Brāhmī zu sein, sondern baktrisch. das erhaltene deutet am ehesten auf eine Variante von alχanno. es handelt sich bei der Münze also nicht mehr um ein kidaritisches stück, sondern um eine Prägung der alchan im namen Khiṅgilas.
a: typ 57, legende (Kat. 57-3)
b: typ v. 18, legende links des Kopfes (aur Huna 86) abb. 3.2.11
in ermangelung anderer Quellen als der Münzen selbst können wir über die umstände, unter denen die besagte Münzstätte von den alchan übernommen wurde, natürlich nur spekulieren; dies betrifft überhaupt den gesamten Vorgang, in dem sie das von ihnen kontrollierte gebiet nach osten ausdehnten. gewaltsame eroberung ist dabei nur eine Möglichkeit neben anderen, denn vieles deutet auch auf friedliche Koexistenz zwischen beiden gruppen. in diesem sinne etwa interpretiert elizabeth errington die berühmte silberschale aus swat im British Museum, die vier reiter zeigt, von denen zwei Kronen im „kidaritischen“ typus tragen, die beiden anderen aber barhäuptig dargestellt sind, wobei zumindest einer der beiden letzteren durch seine Kopfform eindeutig als alchan gekennzeichnet ist.56 der neu identifizierte „übergangstyp“, wie ich ihn
56
errington 2010, p. 149; vgl. göbl 1967 ii, pp. 262–266; Marschak 1986, pp. 29–39; grenet 2002, p. 211f. zur interpretation der schale siehe auch unten Kap. 3.4.3.
43
3.2. ausgreifen nach gandhāra
nennen möchte, weist in eine vergleichbare richtung: hier wurde kein direkter Bruch vollzogen, sondern die alchan adaptierten zunächst die kidaritische typologie für ihre zwecke, bevor sie mit typ 57 eine endgültige umstellung auf ihre „corporate identity“ vornahmen. der „übergangstyp“ steht nämlich einerseits deutlich in der kidaritischen tradition, andererseits wird über die legende und nicht zuletzt auch über den trotz der Krone prominent dargestellten turmschädel klar die identität des neuen Prägeherrn signalisiert. die Krone, welche Khiṅgila hier trägt, ist einer genaueren Betrachtung wert. die Position des übergangstyps vor dem umfangreichen, kronenlosen typ 57 legt eine datierung nahe, die einige zeit vor der aufnahme bekrönter Portraits in die reguläre Prägung der alchan liegt oder zumindest an den Beginn dieses sicher nicht ganz linear verlaufenden Prozesses fällt. die bekrönte darstellung dürfte also eher eine ausnahme sein, die hier der angleichung an den Kidaritentypus geschuldet ist. dennoch ist offensichtlich eine reale Krone wiedergegeben, denn nach der aufnahme von Kronen in die reguläre Prägung erscheint die Krone mit der frontalen Mondsichel und den seitlichen Flügeln mit typ 61/61a57 (Abb. 3.2.12, siehe auch unten Kap. 3.4.1) noch ein weiteres Mal auf einer Münze Khiṅgilas, zwar in seitensicht und in den Proportionen anders wiedergegeben, aber dennoch typgleich. der grundtypus kehrt von da an immer wieder, allerdings variiert durch wechselnde embleme in der Mondsichel. 58
a: typ 61/61a (Kat. 61/61a-1)
b: typ 61/61a, Krone abb. 3.2.12
57
die typen 61 und 61a unterscheiden sich lediglich durch das Vorhandensein bzw. die abwesenheit der Büste in den Flammen am revers.
58
in seltenen Fällen erscheint bereits auf typ 61/61a in der Mondsichel ein zusätzlicher Punkt, siehe Kap. 3.4. göbl 1967 i, p. 71 beschreibt die Krone noch als nur mit einer frontalen Mondsichel und übersieht den lateralen Flügel, was aber allein der erhaltung der ihm damals zur Verfügung stehenden exemplare zuzuschreiben ist.
44
3.2. ausgreifen nach gandhāra
angesichts dieses Befundes ist die Frage naheliegend, ob der abgebildete Kronentyp von den alchan „mitgebracht“ wurde und in der Folge, ob Kronen also bereits zu dieser zeit ein reguläres element des Herrscherornats waren, aber lediglich aufgrund einer Konvention wie der oben angesprochenen, die legenden betreffenden Meidungsregel zunächst nicht auf den Münzen abgebildet wurden, oder ob die Krone auch im realen erst zu einem bestimmten zeitpunkt „angenommen“ wurde59, möglicherweise unter dem einfluß des von den Kidariten geprägten Milieus in gandhāra. Hier ist es zunächst bemerkenswert, daß einer der beiden „kidaritischen“ reiter auf der eben erwähnten silberschale aus swat eine sehr ähnliche Krone trägt (Abb. 3.2.13).60 sie hat gleichfalls eine frontale Mondsichel; ob die seitlichen embleme tatsächlich auch Flügel oder eher Palmetten bzw. zinnen sind, läßt sich aufgrund des erhaltungszustandes nicht mit sicherheit klären. eine wesentliche gemeinsamkeit besteht vor allem auch darin, daß die Krone genauso wie jene auf dem „übergangstyp“ im gegensatz zu den „echten“ Kidaritenkronen keinen globus auf dem scheitel hat. daß dies nicht nur auf die darstellung zurückzuführen ist, zeigt sich daran, daß die Krone, welche der andere „kidaritische“ reiter auf der schale trägt, sehr wohl einen globus besitzt.
abb. 3.2.13: schale aus swat, detail (nach errington 2010, Fig. 2)
in der kidaritischen drachmenprägung in gandhāra ist es allein eben jene Münzstätte „d“, in der ausnahmsweise auch Kronentypen ohne globus vorkommen, sieht man von einer etwas isoliert stehenden Prägung aus der Münzstätte „e“ ab.61 dies sind zum einen die oben erwähnten typen 13 und 13a, die allerdings statt eines globus einen scheitelbogen haben. doch nur noch eine einzige Krone verzichtet so wie diejenige auf dem „übergangstyp“ v. 18 und die des einen reiters auf der silberschale auf jeglichen aufsatz, nämlich die
59
so etwa göbl 1967 ii, p. 61f., der die (reale) annahme der Krone in zusammenhang mit dem von ihm um 450/460 angesetzten Prägebeginn der nezak stellt; letzteres ereignis kann allerdings aufgrund neuerer ergebnisse erst frühestens in die zeit nach 474 fallen, siehe Vondrovec 2010, p. 171, Pfisterer – uhlir 2013 und unten Kap. 3.9.
60
Vgl. dagegen grenet 2002, p. 212.
61
Von göbl nicht erfaßt; cribb 2010, e3; siehe cribb 2010, p. 105.; vgl. auch lerner – sims-Williams 2011, p. 53.
45
3.2. ausgreifen nach gandhāra
auf dem von göbl noch nicht erfaßten typ 11a62 abgebildete (Abb. 3.2.14 a). sie besteht lediglich aus einem einfachen diademreif, auf dem drei perlumsäumte rosetten appliziert sind. nach oben wehen zwei Bänder, sind aber mit keinerlei aufsatz verbunden. rosetten wiederum kommen – soweit es die Münztypologie betrifft63 – auf den späteren Kronen der alchan zwar vor, sind dort aber stets von einem Halbmond eingefaßt und nicht wie hier freistehend auf den diademreif appliziert.64 nur einmal erscheint eine reine rosettenkrone in der Prägung der alchan, und zwar auf einem erst seit kurzem in einem einzigen exemplar bekannten frühen drachmentyp im namen Khiṅgilas (typ 66a, Abb. 3.2.14 b65).
a: typ 11a (Kat. 11a-1)
b: typ 66a (nzK) abb. 3.2.14
62
cribb 2010, d3.
63
anders verhält es sich bei den siegeln: die Krone auf dem in mehreren abdrücken überlieferten siegel des Meyam (lerner – sims-Williams 2011, aa 6.3 und 6.4) trägt als einziges emblem eine frontale, perlumsäumte rosette. ob besagter Meyam wirklich identisch mit dem einerseits von seinen Münzen, andererseits aus der inschrift von talaqan (Melzer 2006) bekannten alchanfürsten Mehama ist, der hier weiter unten in der Folge noch mehrfach eine rolle spielen wird, läßt sich nach wie vor nicht mit sicherheit klären; vgl. Vondrovec 2008, p. 29.; lerner – sims-Williams 2011, pp. 53, 60.
64
siehe die zusammenstellung bei göbl 1967 iV, tf. 5.
65
Vondrovec 2008, p. 27.
46
3.2. ausgreifen nach gandhāra
daß eben diese rosettenkrone, abgesehen von den oberen Bändern, exakt derjenigen von typ 11a entspricht, kann vor dem beschriebenen Hintergrund wohl kaum ein zufall sein. zudem dürfte es sich hier überhaupt um einen der frühesten typen in der regulären Prägung handeln, auf dem eine Krone abgebildet ist, wie sich an der noch in entwicklung befindlichen typologie zeigt, denn die Bänder sind noch nicht vom nacken zur Krone gewandert, eine eigenheit, die ansonsten nur auf dem ebenfalls frühen typ 75c66 vorliegt; auch hat der als Beizeichen abgebildete altar noch keine ansen, wie später üblich. typengeschichtlich gehört typ 66a zur selben Familie wie etwa auch der hier vertretene typ 60 (siehe oben). ein verbindendes element ist unter anderem die spiegelsymmetrische anordnung der legende, obwohl diese hier sogar in einen baktrischen und einen Brāhmī-teil (der in diesem Fall linksläufig ist) aufgeteilt ist. Wieso die rosettenkrone von typ 11a, bei dem im gegensatz zum „übergangstyp“ kein grund vorliegt, ihn nicht als „kidaritisch“ einzustufen, hier noch einmal in der Prägung der alchan erscheint, wird fürs erste kaum zu klären sein; der zusammenhang an und für sich ist aber kaum von der Hand zu weisen. zusammenfassend deuten die indizien massiv darauf hin, daß der entscheidende impetus für die „Kronannahme“ in denselben Vorgängen zu suchen ist, während derer die kidaritische Münzstätte „d“ in die Hände der alchan überging. die spezifische Bedeutung, welche die Kronen im Kontext der alchan haben, bleibt dabei im dunklen. Während die Krone mit Mondsichel und Flügeln durchaus eine eigenschöpfung sein könnte, scheint die rosettenkrone direkt von den Kidariten übernommen worden zu sein. Klar ist jedenfalls, daß die alchankronen schon zu diesem zeitpunkt keine Personalkronen wie bei den sasaniden sein können, sondern daß der Bezug der einzelnen Kronentypen ein anderer sein muß.
3.3. PostKidaritiscHe Prägungen in uḍḍiYāna
Vor der Behandlung der nächsten Phase in der Prägung der alchan muß an dieser stelle noch auf eine gruppe von typen eingegangen werden, die zwar in typologischer Hinsicht eine Fortsetzung der kidaritischen Prägung darstellen, aber zum größten teil schon in die Phase nach den Kidariten fallen dürften, weshalb ich sie hier als „postkidaritisch“ bezeichnen möchte. es handelt sich um die in Abb. 3.3.2 zusammengefaßte typenreihe. an ihrem Beginn steht der klar kidaritische drachmentyp 18 (cribb 2010, c3); dieser typ wird von cribb der Münzstätte „c“ zugewiesen.67 im abschnitt des reverses steht die legende buddhami(tra), wohl am ehesten als theophorer name zu interpretieren.68 alle sechs von göbl publizierten kidaritischen Fundmünzen aus Butkara69 gehören zur Münzstätte c, was, wie cribb bemerkt, durchaus ein Hinweis auf deren ort sein dürfte70. typ 18 mündet in die degenerationstypen 18a und 18B; eine klare reihenfolge zwischen ihnen ist nicht erkennbar. Beiden gemeinsam ist die auslassung bzw. das Mißverstehen einiger details wie etwa der Hinterhaarballen sowie der veränderte stil, im einen Fall in richtung einer ornamentaleren auffassung, im anderen Fall in richtung Vergröberung. die Kontinuität von typ 18 zeigt sich aber unter anderem in der fortgesetzten geometrisierung der Bänder, die schon auf einigen noch „regulären“ exemplaren dieses typs beginnt, erkennbar etwa auf Kat. 18-2 (Abb. 3.3.1). Wie auf typ 18 befindet sich auch immer noch eine legende im reversabschnitt, die aber leider nicht lesbar ist.
abb. 3.3.1: typ 18 (Kat. 18-2)
67 68
69 70
cribb 2010, p. 104. Vgl. das siegel inv. gKc 409 in der sammlung aman ur rahman (rahman – Falk 2011, Kat. 06.02.04, p. 71 sowie den Kommentar ibid. p. 17) mit der genitivform budhamitrasa. göbl 1976. cribb 2010, p. 108.
48
3.3. Postkidaritische Prägungen in uḍḍiyāna
abb. 3.3.2: Postkidaritische drachmen a) typ 18
Krone mit Flügeln, frontaler Palmette und globus in Mondsichel. rv.-leg. i. a. buddhami
Kat. 18-1
b) typ 18a
Krone mit Flügeln, frontaler Palmette und globus in Mondsichel. globus nur angedeutet, obere Bänder fehlen, Hinterhaarballen mißverständlich als Bandschleife (?) dargestellt. rv.-leg. i. a. unklar
Kat. 18a-1
c) typ 18B
Krone mit Flügeln, oben Mondsichel. globus, frontale Palmette und Hinterhaarballen fehlen. rv.-leg. i. a. unklar
Kat. 18B-1
d) typ 306/1
Krone mit gepunkteten, hornartigen aufsätzen und frontaler Palmette, oben umgekehrte Mondsichel, l. u. r. der Palmette angedeutete obere Bänder, l. im nacken paralleles, aufsteigendes Bänderpaar; l. hinter der Büste aufgerichtete, dreiköpfige schlange. av.-leg. dhama jaya Kat. 306-1
e) typ 306/2
Wie vorher, aber frontalere darstellung und leicht anderer stil. av.-leg. dhama jaya
aur Huna 910
3.3. Postkidaritische Prägungen in uḍḍiyāna
f) typ 306 degeneriert
Wie vorher, aber in den details reduzierte, gröbere darstellung. unklar ob legende vorhanden.
Kat. 306-2
g) typ n. 306
Krone mit frontal und seitlich je einer großen Palmette; l. hinter der Büste aufgerichtete schlange. av.-leg. jayatu dhama
slg. Warden 13
h) typ göbl e12
Krone mit frontal und seitlich je einer Mondsichel mit dreipunkt darin; vor der Büste großes Flügelpaar; l. hinter der Büste aufgerichtete schlange. av.-leg. dhama jayatu rv.: Frontal sitz. ardokhsho (?)
göbl 1967, e12
i) typ 307a
schmales diadem mit kleiner spitze an der Front; vor der Büste großes Flügelpaar; l. hinter der Büste aufgerichtete schlange. unklar ob legende vorhanden.
Kat. 307a-1
j) typ 307B/a
Krone mit frontal und seitlich je einer Mondsichel, in der frontalen sichel dreipunkt; l. hinter der Büste aufgerichtete schlange. av.-leg. dhama jayatu
aur Huna 358
49
50
3.3. Postkidaritische Prägungen in uḍḍiyāna
k) typ 307B/b
Wie vorher, aber dreipunkt auf dem Kopf stehend; l. hinter der Büste aufgerichtete, zweiköpfige schlange. av.-leg. (korrupt) ...] jamatu (?) überprägt auf typ 307B/a
aur Huna 356
l) typ 307
Krone mit zweigeteilter, helmartiger Kalotte, in den Feldern unklare symbole, oben Kreis mit Punkt darin; l. hinter der Büste aufgerichtete, zweiköpfige schlange, dahinter stern. av.-leg. (korrupt) dhama jayatu (?)
Kat. 307-1
m) typ 111a
unklare Kopfbedeckung mit wulstartigem rand; l. hinter der Büste aufgerichtete, zweiköpfige schlange, als schirm(?) mißverstanden. av.-leg. (korrupt) dhama jaya (?)
Kat. 111a-1
n) typ 139a
Frisur mit kurzen locken, keine Kopfbedeckung; l. hinter der Büste aufgerichtete, sich über den Kopf reckende schlange mit sieben Köpfen. av.-leg. jaya
Kat. 139a-1
o) typ 139
Krone mit frontal und seitlich je einer Mondsichel; l. hinter der Büste aufgerichtete, dreiköpfige schlange. unklare av. -leg. ṣāhi – .]ha(?)ṣāna (?)
Kat. 139-3
51
3.3. Postkidaritische Prägungen in uḍḍiyāna
Mit einigem abstand, aber dennoch klar in der tradition von typ 18, folgt nun typ 306.71 die typologische distanz äußert sich etwa in der Büste, die nicht mehr dem vierbuckligen Büstentyp B1, sondern dem dreibuckligen Büstentyp c1 entspricht. Während die frontale Palmette deutlich wiedergegeben ist, haben sich die lateralen Flügel der Krone (Vergleich in Abb. 3.3.3 a und b) in gepunktete, hornartige aufsätze verwandelt und der globus auf der Kronenspitze ist verschwunden; die diesen ursprünglich einfassende Mondsichel ist nach unten gekehrt und vermittelt beinahe den eindruck eines auf einer gabelspitze hängenden Würstchens. ebenfalls nach unten gekehrt sind nun die wieder vorhandenen oberen Bänder. die unteren Bänder stehen nicht mehr beiderseits der Büste, sondern als Paar links hinter dem nacken. als prominentes neues element erscheint dagegen nun die links hinter der Büste aufgerichtete, dreiköpfige schlange im Bild (Abb. 3.3.3 c).
a: typ 18, Krone
b: typ 306, Krone
c: typ 306, schlange
abb. 3.3.3
neu ist ebenfalls die rechts der Büste stehende legende dha(r)ma jaya(tu), also etwa „sieg dem dharma“. der revers ist stets leer. zu typ 306 gehören noch degenerationsstufen auf kleinerem schrötling und mit auch geringerem stempeldurchmesser wie etwa das exemplar Kat. 306-2, die in gröberem stil und unter auslassung einiger details weitgehend dasselbe Bild tragen; eine klare grenze ist hier nicht zu ziehen. die tatsache an sich deutet jedenfalls auf eine vergleichsweise lange Prägedauer des typs hin. ein Beleg von typ 306 in der slg. aman ur rahman, zur noch nicht degenerierten stufe gehörig, ist eine überprägung, wobei bereits der untertyp schon überprägt sein dürfte; es handelt sich mit abstand um eine der komplexesten überprägungen, die mir je begegnet sind (Abb. 3.3.4). einer der untertypen scheint jedenfalls der noch reguläre typ 18 zu sein, was die hier postulierte ableitung untermauert. die beiden auffälligsten bei typ 306 neu hinzugekommenen bedeutungstragenden elemente, nämlich die schlange hinter dem Kopf sowie die durch ihren ausschließlich religiösen Bezug hervorstechende legende, bilden nun neben anderen typologischen Verbindungslinien das Bindeglied zu einer ganzen reihe weiterer typen, wobei die abfolge allerdings nicht linear zu sein scheint und die reihenfolge, in welcher die typen hier besprochen werden, auch nicht diesen eindruck vermitteln soll.
71
göbl 1993, p. 234f.
52
3.3. Postkidaritische Prägungen in uḍḍiyāna
abb. 3.3.4: überprägung typ 306 (aur Huna 501)
abb. 3.3.5
zu nennen ist hier zunächst ein unikes stück aus der slg. Warden, von göbl nicht aufgenommen und hier vorläufig mit der typnummer n. 306 versehen. der avers zeigt die Profilbüste eines Herrschers, die zwar keinen ganz klaren turmschädel aufweist, nichtsdestotrotz aber mit dem stiernacken, dem schnauzbart und dem nach oben geringer werdenden Kopfdurchmesser deutlich an etwas spätere Portraits der alchan, wie etwa jene im namen des zabocho, angelehnt ist.72 der Kronreif bzw. die Basis der Krone ist in ungewöhnlicher Form gewellt und vorne und hinten aufgebogen; frontal und seitlich sitzt auf der Krone je eine große Palmette (Abb. 3.3.5). links hinter der Büste ist eine aufgerichtete, einköpfige schlange zu sehen, deren leib hinter dem Kopf wie bei einer drohenden Kobra gespreizt ist. rechts befindet sich, in veränderter stellung, doch mit demselben inhalt, in klar lesbarer Form dieselbe legende wie auf typ 306, nämlich jayatu dha(r)ma. der revers ist wie bei typ 306 leer.
72
siehe Kap. 3.7.
53
3.3. Postkidaritische Prägungen in uḍḍiyāna
abb. 3.3.6
gleichfalls zugehörig ist die von göbl 1967 unter „einzelstücken und unsicheren emissionen“ 73 als e12 gereihte Münze. die schnauzbärtige rechtsbüste trägt eine Krone mit zwei Mondsicheln, in denen jeweils ein dreipunkt sitzt (Abb. 3.3.6). direkt unter der dreibuckligen Büste befindet sich ein Flügelpaar, das allerdings nichts mit dem „Flügelornament“ der kanonischen alchanprägung gemeinsam hat, sondern eher „realistisch“ dargestellt ist: die Basis der Flügel ist jeweils kreisaugenförmig gezeichnet, und von dieser Basis streben jeweils mindestens zwei übereinander gestaffelte Flügel nach außen. Hinter der Büste befindet sich erneut eine wohl nur einköpfige, aufgerichtete schlange, rechts steht die legende dha(r)ma jayatu. Bei diesem stück ist der revers nicht leer, sondern trägt die darstellung der sitzenden ardokhsho im traditionellen kushanischen typus.
a
b
c
abb. 3.3.7
die Flügelbüste bildet die Verbindung zum bisher unpublizierten typ 307a. Hier sind die Flügel deutlich gekonnter ausgeführt. sie zeigen gewisse ähnlichkeit mit dem Flügeltypus, wie er an der Krone der nezak von Kāpiśa-Kabul zu sehen ist, was nichts heißen muß, aber ein chronologischer Hinweis sein könnte. Hier stehen sie jedenfalls nicht unter, sondern vor der Büste (Abb. 3.3.7 a). die Krone ist sehr schlicht, es handelt sich lediglich um einen einfachen reif mit einer spitze an der Front (Abb. 3.3.7 b). Hinter der Büste befindet sich wieder eine aufgerichtete schlange mit drohend gespreiztem nacken; in diesem Fall ist auch die Querrippung am Bauch des tieres sehr schön zu sehen (Abb. 3.3.7 c). ob eine legende vorhanden war, ist anhand der vorhandenen Belege nicht zu klären; der revers ist wieder leer. 73
göbl 1967 i, pp. 209–219.
54
3.3. Postkidaritische Prägungen in uḍḍiyāna
stilistisch eng verwandt ist typ 307B74, der sich wiederum in die beiden subtypen 307B/a und 307B/b aufspalten läßt. auf beiden hat die Büste keine Flügel, sondern entspricht dem vierbuckligen Büstentyp B2; der revers ist stets leer. die Krone auf 307B/a besitzt starke ähnlichkeit mit derjenigen auf typ e12. zumindest die frontale Mondsichel enthält gleichfalls einen dreipunkt; das Binnenemblem der lateralsichel ist unklar. links hinter der Büste erhebt sich wieder die für diese typenreihe charakteristische schlange. die legende lautet dha(r)ma jayatu. subtyp 307B/b ist lediglich in einem exemplar der slg. aman ur rahman belegt. der stil ist etwas gröber und die typologie leicht verändert: der dreipunkt in der frontalen Mondsichel steht nun mit der spitze nach unten, die lateralsichel sitzt auf einer Perle und scheint eine zweite, kleinere sichel zu enthalten. Bei genauerem Blick auf die schlange zeigt sich zudem, daß diese nun zweiköpfig ist. die legende dagegen ist hier korrupt; sie meint sicher dasselbe, doch sind die akṣaras durcheinandergeraten und lesbar ist nur das legendenende als fälschlich jamatu. Bei dem einzigen vorliegenden exemplar handelt es sich zudem um eine eigenüberprägung, nämlich auf den subtyp 307B/a, der demzufolge der frühere der beiden ist. die überprägung unterstützt die annahme, daß es sich hier, so gering die typologischen unterschiede auf den ersten Blick auch sein mögen, um zwei unterschiedliche, aufeinanderfolgende typen handelt und daß die geänderten ikonographischen elemente wesentliche Bedeutungsträger sind.
abb. 3.3.8
der nächste typ der reihe ist typ 30775. Hier weist die Krone eine ausgesprochen unkonventionelle Form auf, handelt es sich doch eher um eine Kappe, die in zwei lateralfelder geteilt ist, in denen sich jeweils ein unklares, spitz nach oben zulaufendes symbol befindet. auf der spitze der Kappe scheint ein Kreis mit zentralpunkt zu sitzen, sofern es sich nicht um eine Mondsichel handelt und sich über dem zentralpunkt ein weiterer, kleinerer Punkt befindet (Abb. 3.3.8). Hinter der vierbuckligen Büste befindet sich die übliche schlange, in diesem Fall wahrscheinlich zweiköpfig. die schlecht erhaltene und, soweit erkennbar, auch schlecht geschriebene legende läßt sich dennoch auf die übliche Form dha(r)ma jayatu rekonstruieren. der revers ist leer. sehr ähnlich, doch noch stärker barbarisiert, ist typ 111a, auf dem ebenfalls eine kappenartige Kopfbedeckung vorzuliegen scheint. Hier sind allerdings keine weiteren details erkennbar. die Büste ist dreibucklig; sehr bemerkenswert ist die völlig mißverstandene zeichnung der schlange, die in ihrem unteren teil eher wie ein schirm aussieht. der revers ist erneut leer. gewißheit über die zugehörigkeit zur vorliegenden gruppe gibt uns vor allem die legende, die, wenngleich sehr unsauber geschrieben, nur dha(r)ma jaya(tu) lauten kann. 74 75
aur Huna 358. göbl 1993, p. 235 (dieses ex.).
3.3. Postkidaritische Prägungen in uḍḍiyāna
55
daß auch typ 139a hierhergehört, ist eine erkenntnis, die sich erst nach längerem Hinsehen und auf dem umweg über den im anschluß zu besprechenden typ 139 ergeben hat, zumal das vorliegende, bisher einzige exemplar nicht gerade gut erhalten ist. die Büste ist dreibucklig (Form c1), der revers der Münze ist leer. ob eine Kopfbedeckung vorliegt oder nicht, ist nicht ganz klar: es könnte sich entweder um eine gelockte Frisur handeln, die im nacken lang ist und jedenfalls bis auf die schulter hinabreicht, oder um eine art Pelzhaube vergleichbaren schnitts; eine regelrechte Krone ist aber nicht vorhanden. die legende lautet in diesem Fall lediglich jaya, ohne erwähnung des dharma. am bemerkenswertesten ist hier aber die darstellung der schlange, die ich lange zeit nicht deuten konnte (Abb. 3.3.9)76: links hinter der Büste befindet sich der leib, der an seinem unteren ende einen kompletten ringel vollführt – der von etwa 8h heraufführende, scheinbar „freifliegende“ strich ist die Fortsetzung des ringels – und nach oben die charakteristische schwellung annimmt, sich dabei aber nach rechts in waagrechte Fortsätze aufspaltet, die wohl die rippen des Bauchs andeuten. Weiter oben folgt nun eine dichte reihe von mindestens sechs schlangenköpfen, die sich wie ein dach nach vorn über den gesamten oberkopf spannt. der letzte klar sichtbare schlangenkopf befindet sich bereits rechts auf Höhe der augenbraue. ein schwacher schemen weiter rechts unten könnte eventuell der rest eines siebten Kopfes sein, ist jedoch extrem unsicher und in der zeichnung Abb. 3.3.9 deshalb nicht wiedergegeben.
abb. 3.3.9
insbesondere die darstellungsweise der schlange ist es, welche von hier die Verbindung zu typ 139 bildet, der abgesehen davon jedoch eher abseits steht, gehört er doch im gegensatz zu allen vorher beschriebenen typen zweifelsfrei zur „kanonischen“ alchanprägung. der dargestellte Fürst trägt die übliche sichelkrone der alchan mit kurzen diadembändern, hier wohl mit frontal und lateral je einer leeren sichel (Abb. 3.3.10 a). die Büste entspricht dem typus d2, womit der typ, und auch aufgrund des charakteristischen stils, eindeutig der späteren „barbarisierten“ stilgruppe angehört (Kap. 3.6). die legende folgt auch jedenfalls nicht dem Muster der vorher beschriebenen Prägungen. es handelt sich vielmehr um eine Herrscherlegende: links steht sicher ṣāhi, rechts ist sie sehr undeutlich. auf ein unkenntliches zeichen folgt eventuell ein ha, darauf wiederum ein ṣā und am ende ein na. ein schlüssiger name läßt sich daraus bislang leider nicht rekonstruieren.77 Vor der Büste befindet sich ein dreizack, hinter ihr die schlangendarstellung: sie ähnelt in ihrem unteren teil gänzlich derjenigen auf typ 139a, inklusive des ringels, nur mit dem unterschied, daß die reihe von schlangenköpfen fehlt und hier die drei nach rechts von der schwellung ausgehenden Fortsätze offenbar nicht mehr die rippen des Bauchs, sondern drei schlangenköpfe darstellen sollen (Abb. 3.3.10 b). gerade diese typologische Mutation ist in meinen augen nur in relativ direkter ableitung von typ 139a
76
die korrekte interpretation ist theresa eipeldauer zu verdanken.
56
3.3. Postkidaritische Prägungen in uḍḍiyāna
möglich; es scheint also, daß die beschriebene typengruppe, die sich über eine wohl recht lange spanne hinweg autonom aus dem kidaritischen typ 18 entwickelt hatte, an diesem Punkt schlußendlich in den Hauptstrom der alchanprägungen mündet.
a
b abb. 3.3.10
ein weiterer nachläufer der gruppe ist möglicherweise auch typ v. 146, der gleichfalls eine schlange hinter dem Kopf zeigt und dessen legende auf jayatu lautet (Abb. 3.3.11).78 er gehört allerdings vom stil her in einen wesentlich späteren Kontext; sollte es sich bei ihm tatsächlich um den endpunkt derselben typologischen entwicklungskette wie der hier beschriebenen typen handeln, so wären wir damit bereits in der zeit nach Mihirakula, also etwa in der Mitte des 6. Jahrhunderts.
abb. 3.3.11: typ v. 146 (Kat. v. 146-1)
77
78
Wie mir Pankaj tandon kurz vor drucklegung dieses Bandes freundlicherweise mitteilt, ließe sich die legende auf einem besonders gut erhaltenen exemplar seiner sammlung als ṣāhi vaiṣravaṇasya lesen; siehe derselbe: notes on the evolution of alchon coins, Journal of the Oriental Numismatic Society, no. 216, summer 2013, pp. 24–34. siehe Kap. 3.8.6.
57
3.3. Postkidaritische Prägungen in uḍḍiyāna
Was kunsthistorische Parallelen angeht, möchte ich an dieser stelle lediglich zwei Beispiele zur illustration anführen. das eine davon ist ein siegel in der slg. aman ur rahman79 mit der namensinschrift śrī pragupta, das eine weibliche Büste zeigt, über welche sich eine schlange in derselben Weise wölbt wie insbesondere bei typ 307a (Abb. 3.3.11 a). Hier handelt es sich um die darstellung einer nāgini, also einer weiblichen schlangengottheit; nāgas und nāginis sind häufig anthropomorph mit einer über den Kopf gereckten, einoder mehrköpfigen schlange dargestellt.80 Für die spezifische Form der schlange mit einem ringel und mehreren Köpfen findet sich ein Vergleich auf einem relief im Museum in Peshawar, das unter einem lehrenden Buddha einen ähnlich dargestellten nāga zeigt (Abb. 3.3.11 b).81
a
b abb. 3.3.12
zusammenfassend scheint es so, als hätten wir hier die Prägungen einer Herrschaft vor uns, die in der nachfolge des oder der kidaritischen Prägeherren von typ 18 steht und deren angehörige sich auf den Münzen in einer Weise abbilden lassen, die ikonographisch an die übliche darstellungsweise der – in den numinosen Bereich gehörenden – nāgas angelehnt ist. daß es sich hier nur um eine anlehnung und nicht um die direkte darstellung eines nāgarāja handelt, zeigen in aller deutlichkeit die wechselnden Kronen. suchen wir nun nach einem Kandidaten für die hinter der Münzreihe stehende Prägeherrschaft, so weist zunächst die bereits oben erwähnte Fundhäufung kidaritischer Prägungen aus der Münzstätte c, von deren Produkten sich die ganze reihe ja ableitet, unter den Fundmünzen von Butkara nach swat, also das antike Königreich uḍḍiyāna. Warum aber sollten sich ausgerechnet die Herrscher von uḍḍiyāna als nāgarājas darstellen lassen? es ist ein merkwürdiger zufall der überlieferung, daß song Yun, der die gegend in der zeit um 520 bereiste, uns einen Bericht über ein ritual des Herrschers von uḍḍiyāna hinterlassen hat, in dessen zentrum die Verehrung eines nāga steht. die Passage lautet nach der englischen übersetzung von Beal folgendermaßen:
79 80 81
inv. Hc 106: lerner – sims-Williams 2011, BB 5, p. 146; rahman – Falk 2011, 02.02.11, p. 51. ich danke anna Filigenzi herzlich für eine ausgiebige einführung in die nāga–ikonographie. nach Kurita 2003, fig. 342.
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3.3. Postkidaritische Prägungen in uḍḍiyāna
To the west of the river is a tank occupied by a nāga-rāja. By the side of the tank is a temple served by fifty priests and more. The nāga-rāja ever and anon assumes supernatural appearances. The king of the country propitiates him with gold and jewels, and other precious offerings, which he casts into the middle of the tank; such of these as find their way out through a back exit, the priests are permitted to retain. Because the dragon thus provides for the necessary expenses of this temple (clothes and food), therefore men call it the Nāga-rāja temple.82 nach der Beschreibung handelt es sich hier sicher um kein nebensächliches, sondern um ein zentrales ritual, zumal song Yun in seiner Beschreibung des landes ansonsten nur ein weiteres Mal den König selbst als Handelnden erwähnt, nämlich in Bezug auf eine Versammlung buddhistischer geistlicher, die er jährlich in einem anderen Heiligtum abhielt.83 darüber hinaus beschreibt song Yun den König von uḍḍiyāna als überzeugten Buddhisten, ja überhaupt das ganze land nahezu als eine art buddhistisches Paradies. daß uḍḍiyāna lange buddhistisch geprägt blieb, während sich bereits in anderen gebieten der Hinduismus durchgesetzt hatte, wird auch durch die archäologische evidenz unterstützt.84 das Königreich scheint während der ereignisse in der zweiten Hälfte des 5. Jh. und am Beginn des 6. Jh. eine gewisse autonomie bewahrt zu haben; für diese annahme spricht nicht zuletzt auch die unterhaltung eigenständiger diplomatischer Beziehungen mit china in den Jahren zwischen 502 und 521, also zu einer zeit, als gandhāra mit sicherheit schon unter direkter Herrschaft der alchan stand.85 die neigung der Könige von uḍḍiyāna zum Buddhismus wird bereits durch den theophoren namen Buddhamitra auf typ 18 untermauert, sofern man meine zuweisung der gesamten Münzreihe nach swat – zumindest bis zu typ 139a – akzeptiert. dies könnte auch die auf den dharma bezogene legende erklären, denn die darstellung der Herrscher als nāgarājas ließe sich einerseits aus dem von song Yun überlieferten ritual ableiten, paßt aber auch allgemein zu einer selbstdarstellung als Beschützer des Buddha und seiner lehre, sofern es sich um einen Verweis auf die im Mahāvagga beschriebene, bekannte episode aus dem leben des Buddha handelt, der unter einem Baum meditiert, als ein unwetter aufzieht: Zu jener Zeit zog nun außerhalb der üblichen Zeit eine große Wolke auf. Sieben Tage lang währten Regenwetter, Kälte, Wind, Dunkelheit. Da kam der Schlangenkönig Mucalinda aus seiner Wohnstatt empor und umschloß des Erhabenen Leib siebenmal mit seinen Schlingen und verharrte, über das Haupt des Erhabenen seine große Haube haltend, indem er dachte: „Es möge für den Erhabenen nicht mit Kälte, es möge für den Erhabenen nicht mit Hitze, es möge für den Erhabenen nicht mit Bremsen, Mücken, Wind, Gluthitze, Kriechtieren eine Berührung geben.“ 86
82 83 84
86
Beal 1884, p. xcv f. ibid. p. xcvi. Vgl. olivieri 2010, passim; callieri 2010, passim; Filigenzi 2010 a, insb. p. 390f. callieri 2010, p. 377. Bereits göbl 1967 ii, p. 224 hält das swattal für ein kidaritisches „rückzugsgebiet“; siehe auch grenet 2002, p. 211. nach Mylius 1998, p. 399.
3.4. einFüHrung des BeKrÖnten Portraits in die reguläre Prägung und erscHeinen Weiterer PrägeHerren
in der Phase, welche den in Kap. 3.2 geschilderten ereignissen folgt, wird nun einerseits die Portraittypologie allgemein auf den bekrönten typus umgestellt. noch wichtiger ist aber eine andere neuerung, nämlich das erscheinen weiterer namentlich in den legenden erwähnter Prägeherren neben Khiṅgila. der gesamte Vorgang ist recht komplex und vollzieht sich parallel in mehreren stil- und typengruppen. eine wesentliche schwierigkeit liegt dabei in der tatsache begründet, daß in einigen Fällen durch die ikonographie miteinander verbundene typenreihen und teils sogar identische typen in mehreren, unterschiedlichen stilen vorliegen, wobei aber nicht immer klar ist, ob dahinter mehrere parallel arbeitende Münzstätten stehen oder ob die stilistische Variationsbreite lediglich in den unterschiedlichen Händen mehrerer stempelschneider wurzelt. gleichzeitig erscheinen neue stil- und typengruppen ohne erkennbare anbindung an Vorhergehendes und verschwinden genauso unvermittelt wieder. auch die analyse der häufig schwer erkennbaren reverse hilft hier oft nicht weiter. Für eine erschöpfende darstellung unter Berücksichtigung aller bekannten typen ist hier kein raum; der prinzipielle ablauf läßt sich jedoch ausgehend von dem hier vorliegenden Material immerhin exemplarisch vorführen.
3.4.1. khiṅgila Wie bereits oben ausgeführt, dürfte Khiṅgilas typ 66a87 mit der möglicherweise von den Kidariten übernommenen und nur hier verwendeten rosettenkrone einer der frühesten bekrönten typen in der regulären alchanprägung sein. die auffällige spiegelsymmetrische aufteilung seiner averslegende schlägt die Brücke zu einer ganzen typenfamilie, die sich bereits in die zeit vor der Kronannahme zurückverfolgen läßt; die zugehörigen grundtypen sind in Abb. 3.4.1.1 als übersicht zusammengestellt. inwieweit die einzelnen typen chronologisch gestaffelt sind oder parallel ausgebracht wurden, muß fürs erste offen bleiben, auch sind die bekrönten typen nicht zwangsläufig später als die kronenlosen.
abb. 3.4.1.1: typenfamilie Kronannahme a) typ 60 (Kat. 60-1) l. a. ba. šauo – r. a. ba. alχanno schulterwedel rv.: Büste in den Flammen
b) typ 67 (london 1922.4.24.3747) l. a. ba. šauo – r. a. ba. alχanno schulterwedel rv.: Keine Büste in den Flammen
87
Vondrovec 2008, p. 27.
60
3.4.1. Khiṅgila
c) typ 66 (london 1847.4.21.33) l. a. br. khigi – r. a. ba. alχanno Mondsichel / Vierpass / rad rv.: Wohl Büste in den Flammen, schwebt über geperltem oval
d) typ 59 (london 1894.5.6.201) l. a. ba. alχanno – r. a. ba. šauo zoobl linksbüste; dreizack rv.: Büste in den Flammen
e) typ 59a (aur Huna 452) l. a. ba. alχanno – r. a. ba. χiggilo linksbüste; tamgha s2 rv.: unklar ob Büste in den Flammen
f) typ 66a (nzK) l. a. br. khigi – r. a. ba. alχanno rosettenkrone Mondsichel / tamgha s1 / altar rv.: unklar ob Büste in den Flammen
g) typ 61 (london 1894.5.6.1164) r. a. ba. χiggilo – r. a. ba. aχanno Krone mit Mondsichel und Flügeln schulterwedel; tamgha s1 rv.: Büste in den Flammen
h) typ 61a (Kat. 61a-1) r. a. ba. χiggilo – r. a. ba. aχanno Krone mit Mondsichel und Flügeln schulterwedel; tamgha s1 rv.: Keine Büste in den Flammen
61
3.4.1. Khiṅgila
einige typen dieser Familie zeigen neben der spiegelsymmetrischen anordnung der legende noch eine weitere eigenheit, nämlich die sogenannten „schulterwedel“, die in unterschiedlichen spielarten vorkommen und am ehesten eine art Haarbüschel sein dürften (Abb. 3.4.1.2). nahezu alle einzeltypen und typenreihen, die mit der umstellung auf den bekrönten Portraittypus und mit dem erscheinen weiterer Prägeherren in zusammenhang stehen, lassen sich auf diese typenfamilie zurückführen, die sich überhaupt durch ihren innovationsreichtum auszeichnet. so kommen hier nun auch linksportraits vor, die sonst eine absolute ausnahme bleiben, und das seit den Prägungen der „anonymen clanchefs“ außer gebrauch geratene tamgha s2 hat auf typ 59a nochmals einen für lange zeit letzten auftritt88.
a
b abb. 3.4.1.2: spielarten der „schulterwedel“
die legenden sind durchgängig in Baktrisch gehalten, mit ausnahme der typen 66 und 66a, die zweisprachig sind. die große Bandbreite der besagten typenfamilie, was den Portraitstil angeht, macht die interpretation etwas schwierig. es könnte sich durchaus zunächst um eine einzige große, arbeitsteilig agierende Münzstätte handeln, so daß die stilistische Bandbreite lediglich auf die unterschiedlichen Handwerker zurückzuführen wäre (Abb. 3.4.1.3).
88
neben einem vereinzelten auftritt auf einer Prägung der nezak (göbl 1967, 201) erscheint es später als das faktische „leittamgha“ der Hephthaliten, möglicherweise ein Hinweis auf eine dynastische oder verwandtschaftliche Beziehung der letzteren zu den alchan; siehe zuletzt alram – Pfisterer 2010, p. 29 und pp. 33–36. eventuell kommt es noch ein weiteres Mal bei den alchan auf typ 142a vor, siehe Kap. 3.6.
62
3.4.1. Khiṅgila
a: Kat. 60-1
b: Kat. 60-2
c: london 1894.5.6.1167
abb. 3.4.1.3: typ 60, Bandbreite der Portraitstile
a: Kat. 61a-1; aχanno
b: Kat. 61/61a-1; aχanno abb. 3.4.1.4: typ 61, Bandbreite der Portraitstile
c: göbl 1967, 61/6; alχanno
3.4.1. Khiṅgila
63
so wäre immerhin zu erklären, weshalb etwa derselbe schreibfehler auf typgleichen Münzen, die aber unterschiedliche Portraitstile aufweisen, erscheint, wie es bei zwei stilvarianten des oben schon erwähnten doppeltyps 61/61a der Fall ist, der sicher zu den frühesten typen mit bekröntem Portrait zählt (Abb. 3.4.1.4). die Khiṅgila als Prägeherrn nennende legende χiggilo aχanno bzw. alχanno ist zwar nicht spiegelbildlich angeordnet, doch die „schulterwedel“, das allgemeine layout des typs und auch der schriftduktus ordnen ihn klar der besagten typenfamilie zu. dies gilt auch für den revers: der einzige unterschied zwischen 61 und 61a liegt darin, daß im ersteren Fall der altar des reverses eine Büste in den Flammen zeigt, im zweiteren nicht. der revers mit der Flammenbüste, die eine sehr charakteristische Krone mit drei in Kugeln endenden zacken trägt, findet sich aber in derselben Form auch auf typ 60 und anderen typen dieser Familie. auf Abb. 3.4.1.4 ist klar zu erkennen, daß typ 61/61a in mindestens drei unterschiedlichen stilen vorliegt: einmal eine eher klobige Portraitauffassung (Abb. 3.4.1.4 a), sowie eine andere in vergleichsweise feinerem stil (Abb. 3.4.1.4 b). die dritte stilvariante (Abb. 3.4.1.4 c), für diesen typ bisher nur aus dem von göbl 1967 als Beleg 6 abgebildeten exemplar bekannt, dürfte sich von einer spielart des etwas früheren typs 69 ableiten (Abb. 3.4.1.5); sie spielt in der Folge eine wichtige rolle für die Verfolgung der weiteren entwicklungslinien. sie ist ebenfalls bei typ 60 vertreten (Abb. 3.4.1.3 c).
abb. 3.4.1.5: typ 69 (london 1894.5.6.288)
die Krone, welche Khiṅgila auf dem avers von typ 61/61a trägt, wurde oben bereits behandelt: sie hat frontal einen Halbmond und lateral Flügel, womit es sich um denselben Kronentypus handelt wie auf dem „übergangstyp“ v. 18, selbst wenn sie hier völlig anders dargestellt ist und gelegentlich einen zusätzlichen Punkt innerhalb des Halbmonds zu haben scheint (Abb. 3.4.1.6). typ 61/61a und typ 66a mit der rosettenkrone sind in dieser Phase die einzigen bekrönten typen im namen Khiṅgilas; weitere erscheinen erst später in anderen zusammenhängen. Khiṅgila verschwindet vielmehr nun fürs erste aus der Prägung.
abb. 3.4.1.6: typ 61/61a, Krone, Variante mit Punkt
64
3.4.2. Prägung im typenverband; Mehama und Javūkha
abb. 3.4.2.1: Parallelprägung im typenverband Stil a
Stil B
typ 60
london 1894.5.6.1167 typ 61
typ 68
göbl 1967, 61/6 typ 70
london 1894.5.6.215 typ 70a
Kat. 70-2 typ 52a
Kat. 70a-1 typ 52
Kat. 52a-3 typ 73
aur Huna 436 typ 50
Kat. 73-2 typ 71
aur Huna 433 typ 53
Kat. 71-1
london 1894.5.6.211
65
3.4.2. Prägung im typenverband; Mehama und Javūkha
abb. 3.4.2.2: Parallelprägung, strukturschema typ
Fürst
60 stil a –
_
61 stil a
Khiṅgila
titel
leg.zusatz
šauo
alχanno
_
_
alχanno
68 stil B
šauo
alχanno
70 stil a
šauo
alχanno
70a stil B
šauo
alχanno
52a stil a
(ṣāha)
(jaya)
52 stil B
ṣāha
jaya
(...)
73 stil a
(...)
(...)
50 stil B
Javūkha
ṣāhi
71 stil a
Mehama
ṣāhi
53 stil B
ṣāha
jaya
krone
Büste
Flügelorn.
Symb. li.
Symb. re.
_
_
_
_
_
66
3.4.2. Prägung im typenverband; Mehama und Javūkha
3.4.2. Prägung im typenverband; Mehama und Javūkha Während die Menge der stile und typen im gerade geschilderten zusammenhang eher den eindruck erweckte, daß es eine einzelne Münzstätte war, in der zahlreiche Handwerker unterschiedlicher schulen ihre stile mischten, so lösen sich aus dem durcheinander nun zwei klar verfolgbare stilreihen heraus, die zunächst zwar parallel im typenverband arbeiten, dabei aber so klar getrennt bleiben, daß es sich wohl um zwei unterschiedliche Werkstätten handeln muß, zumal sie in der namensprägung zweier unterschiedlicher Prägeherren münden. der ablauf ist in Abb. 3.4.2.1 visuell so zusammengestellt, wie ich ihn von der typologischen entwicklung her sehe, was nicht zwangsläufig einer chronologischen abfolge entsprechen muß, auch wenn ich dies für eher wahrscheinlich halte. zusätzlich ist in Abb. 3.4.2.2 ein typologisches strukturschema gegeben, um die einzeltypen leichter vergleichbar zu machen. Bei der durchsprache berücksichtige ich, um die darstellung möglichst kompakt zu halten, zunächst nur die primär bedeutungstragenden elemente der averse; die entwicklung der reverse, des Flügelornaments, des stils sowie einiger details werden im anschluß gesondert behandelt. Wohl am anfang steht typ 60, und zwar diejenige stilvariante, wie sie auch in Abb. 3.4.1.3 c gezeigt wird. direkt davon abgeleitet ist der bereits ausführlich besprochene typ 61 in der entsprechenden stilvariante (ab hier als stil a bezeichnet). Hier ist das šauo der legende durch den namen Khiṅgilas ersetzt, im rechten Bildfeld tritt das tamgha s1 hinzu, die wesentlichste neuerung aber ist die Krone. Parallel zu typ 61 erscheint nun in einem zweiten, bisher nicht belegten stil (stil B) der im avers ikonographisch identische typ 68; der einzige unterschied besteht darin, daß bei typ 68 das šauo nicht durch χiggilo ersetzt ist. das nächste typenpaar bilden die von göbl 1967 noch nicht geschiedenen typen 70 und 70a89, die nun tatsächlich gänzlich parallel sind. die legende bringt in beiden stilen wieder das alte, spiegelbildlich gesetzte šauo alχanno, und das tamgha s1 ist ins linke Feld gerutscht, um rechts einer rosette Platz zu machen. eine weitere Veränderung besteht im Wechsel der Krone: diese hat immer noch frontal eine Mondsichel, zumindest im Fall von typ 70a aber ist zweifellos auch der laterale Flügel durch eine weitere Mondsichel ersetzt (Abb. 3.4.2.3). Für typ 70 liegen bisher leider nur ausgesprochen schlechte Belege vor, so daß das laterale emblem etwas unsicher ist, zumindest auf einem exemplar der sammlung aman ur rahman aber90 sind im entsprechenden Bereich noch spuren sichtbar, die wohl von einer Mondsichel stammen dürften.
89
90
der hier zur klareren unterscheidung eingeführte typ 70a entspricht göbls Beleg 70/4. ein weiterer, aber in keine der beiden hier besprochenen stilreihen gehörender Paralleltyp ist typ 112; dazu siehe weiter unten. aur Huna 386.
3.4.2. Prägung im typenverband; Mehama und Javūkha
67
abb. 3.4.2.3: typ 70a, Krone
die darauffolgende stufe bringt nun eine umstellung der legenden von Baktrisch zu Brāhmī. die beiden sich entsprechenden typen sind hier auf der einen seite göbls typ 52 für stil B, auf der anderen seite für stil a der bei göbl 1967 noch nicht belegte Paralleltyp 52a91. im rechten Feld wird die rosette durch eine Blasmuschel ersetzt, und statt der schulterwedel bekommen die Büsten mit den Mondsichelspitzen ein neues schulteremblem. die Krone bleibt im grundaufbau gleich, doch wird zusätzlich je eine doppel- oder stielperle in die Mondsicheln gesetzt (Abb. 3.4.2.4). die Brāhmī-legende ist nur auf typ 52 in der stilreihe B klar zu lesen. sie lautet hier jaya ṣāha, während sie auf typ 52a korrupt ist; es dürfte allerdings doch dieselbe legende gemeint sein.
abb. 3.4.2.4: typ 73, Krone
ein weiteres typenpaar wird von den typen 73 und 5092 gebildet. die Krone, die Mondsichelspitzen und das tamgha s1 hinter der Büste bleiben erhalten, statt der Blasmuschel aber erscheint eine bändergeschmückte Keule im rechten Feld. die wesentlichste änderung erfolgt bei den legenden. denn während die legende der stilreihe a, also auf typ 73, erneut unsicher ist, läßt sich zumindest diejenige auf typ 50
91 92
göbls Belege für typ 52 gehören sämtlich zu stil B. ich behandle göbls typen 49, 50 und 51 als ein und denselben typ unter der nummer 50. zum unterschied zwischen typ 49 und 50 äußert er sich gar nicht, und die von göbl 1967 i, p. 65 als unterscheidungskriterium zwischen den typen 50 und 51 genannte Querrippung der Bänder an der Keule reicht meines erachtens bei weitem nicht aus, um eine trennung zu rechtfertigen; es handelt sich allenfalls um verschiedene Produktionstranchen oder spielarten desselben typs.
68
3.4.2. Prägung im typenverband; Mehama und Javūkha
eindeutig lesen und bringt mit ṣāhi javūkha erstmals einen neuen Herrschernamen.93 auf typ 73 ist der legendenteil links des Kopfes unklar, die zeichen rechts des Kopfes könnten entweder ṣāhi oder aber ein korruptes maha darstellen, wobei die letztere interpretation hauptsächlich durch die klareren legenden der Folgetypen in der stilreihe a nahegelegt wird. Mit den typen 71 und 53 beginnen sich die beiden stilreihen schließlich auseinanderzuentwickeln. das grundlayout – links tamgha s1, rechts ein variierendes Beizeichen, hier nun ein altar – wird zwar beiderseits noch beibehalten, abgesehen davon machen sich aber augenfällige Veränderungen bemerkbar. dies ist zunächst die deutlich veränderte Mache von typ 53, der zwar den stil der stilreihe B weiterführt, aber einen kleineren schrötlings- wie auch stempeldurchmesser als seine Vorgänger aufweist, auch scheint der schnitt weniger plastisch. auf den beiden bekannten exemplaren94 sind leider nicht alle details der Krone deutlich erkennbar. die Frontalsichel enthält jedenfalls wieder eine doppelperle als Binnenemblem, wogegen die lateralsichel nur schemenhaft sichtbar ist; wahrscheinlich handelt es sich aber immer noch um dieselbe Krone wie auf den Vorgängerprägungen. als schulterembleme fungieren wieder Mondsichelspitzen. die legende von typ 53 ist im gegensatz zum Vorgängertyp auf die „anonyme“ Form der Brāhmīlegende jaya ṣāha zurückgesetzt. dafür erscheint nun auf dem schwestertyp 71 mit der nun auch in stilreihe a deutlich lesbaren legende ṣāha mehama95 ein weiterer, neuer Herrschername. stil und Mache bleiben hier unverändert. allerdings schert hier, wenn man von den mit typ 53 parallelen Beizeichen absieht, die sonstige typologie sehr deutlich aus dem bisherigen gleichschritt der Parallelprägung aus. zum einen entfallen die Mondsichelspitzen der Büste. Besonders interessant aber ist die tatsache, daß nun auch die Krone noch einmal verschwindet, allerdings ohne daß die Bänder wieder an ihren alten Platz im nacken wandern würden, sondern sie entfallen gemeinsam mit der Krone. das kurzfristige Verschwinden der Krone auf typ 71 demonstriert, daß dieses typologische element keineswegs auf „einen schlag“ kanonisch wurde; tatsächlich kommen auch noch später gelegentlich kronenlose Portraits von Personen vor, die zu einem früheren zeitpunkt bereits bekrönt dargestellt worden waren. daß typ 71 stattdessen einfach an einen früheren Platz vor der „Kronannahme“ gehören würde, erscheint schon aufgrund des gleichschritts der entwicklung in den beiden stilreihen schwer möglich. tatsächlich aber existiert zusätzlich auch ein „harter“ Beleg für seine Position nach dem kronenführenden typ 73, nämlich in Form des im hier versammelten Bestand vorhandenen exemplars Kat. 71-2, dessen aversstempel wohl durch umschnitt aus einem aversstempel des typs 73 gewonnen ist (Abb. 3.4.2.5).96 Vom alten Bild ist unterhalb des altars, der direkt auf den Keulenschaft gesetzt ist, noch die runde Form des Keulenkopfes im umriß erhalten geblieben, und hinter dem Kopf sind außerdem reste der Bänder erkennbar.
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94
95 96
der name ist problematisch und wird unterschiedlich gelesen (siehe auch Kap. 3.5, 3.6 und 3.7): auf anderen Belegen und auf typen aus späteren Prägeperioden könnte man auch auf lesungen wie javūkhlaḥ oder javuvlaḥ, ja sogar javakha und jadakha kommen. ein großteil dieser unsicherheiten dürfte dabei lediglich an der prinzipiellen ähnlichkeit und damit Verwechselbarkeit von vū, vu und va einerseits, sowie kha und va andererseits liegen. Mangelhafter stempelschnitt und die nur partielle erhaltung der legenden auf vielen Belegen tun dabei dann ihr übriges. anders ist es im Fall des dem kha bzw. (wohl wieder irrig) va untergeschriebenen la auf typ 82, das deutlich vorhanden ist und wohl eine alternative schreibweise des namens bildet (Kap. 3.5). Hierzu und auch für die epigraphischen Belege siehe zuletzt Melzer 2006, p. 261f. es handelt sich immer noch lediglich um die beiden bereits göbl 1967 bekannten stücke, je eines im British Museum und eines in der slg. shortt: göbl 1967 i, p. 66. zur gelegentlich genannten, fälschlichen lesung mepāmā (so etwa göbl 1967 i, p. 78) siehe Melzer 2006, p. 262 mit Fn. 82. der „blinde Fleck“ am revers von Kat. 71-2 ist leer, weshalb es sich nicht nur um eine überprägung handeln dürfte, abgesehen davon, daß die schlußfolgerung dieselbe wäre.
69
3.4.2. Prägung im typenverband; Mehama und Javūkha
a: Kat. 73-2
b: Kat. 71-2
abb. 3.4.2.5: umschnitt von typ 73 auf typ 71
es scheint also, daß der Hauptstrom der alchanprägung, für den als Prägeherr bisher allenfalls Khiṅgila namentlich firmierte, sich hier in zwei separate, aber zunächst miteinander koordinierte Prägestränge teilt. diese beiden Prägestränge scheinen weiterhin ab einem gewissen zeitpunkt nicht mehr Khiṅgila, dessen name von den Produkten der hier behandelten stilgruppen verschwindet, sondern jeweils einem von zwei neu hinzutretenden Fürsten zugehörig zu sein, nämlich Mehama und Javūkha.97 unabhängig von den primär bedeutungstragenden typologischen Merkmalen, also ornat, Beizeichen und legenden, ist die parallele differenzierung der beiden stilreihen auch gut an einigen „geringeren“ details zu beobachten. in typologischer Hinsicht ist dies vor allem der Wegfall des Flügelornaments in stilreihe B, das dort ab typ 70a nicht mehr erscheint. die sich unterschiedlich entwickelnde Porträtauffassung ist am besten visuell anhand der übersichtstafel Abb. 3.4.2.1 ersichtlich, so daß ich nicht näher auf sie eingehe – hingewiesen sei nur auf die eher spitze Kopfform in stilreihe a im gegensatz zur ovalen in stilreihe B, sowie die leicht überproportional groß wirkenden Köpfe der stilreihe a. die größte ähnlichkeit besteht noch am anfang zwischen den typen 61 und 68; es scheint, als ob zunächst eher stilreihe B in abhängigkeit von stilreihe a stünde als umgekehrt. auch die Büstenform ist unterschiedlich: in stilreihe a entspricht sie in der regel Form B3, in stilreihe B dagegen Form B1.98 ein wesentlicher unterschied liegt auch in der stellung der diadembänder, die auf den kronenführenden typen der stilreihe a stets am Hinterkopf anliegen und mit ihrer außenliegenden spitze in den schwung des rechten „Füßchens“ des tamghas s1 zeigen, während sie in stilreihe B ebenso regelhaft ein wenig vom Hinterkopf wegstehen und meist über das untere ende des – im Vergleich auch kleineren – tamghas hinausragen (Abb. 3.4.2.6).
97
98
die Frage nach der identität der genannten Fürsten und ihrer relationen zueinander sowie weitere, entfernter in diesen zusammenhang gehörende numismatische nebenstränge behandle ich separat, um die darstellung der ohnehin komplexen ordnung nicht noch unnötig zu verkomplizieren. zu den namen in ihren jeweiligen mutmaßlichen baktrischen Varianten siehe auch simsWilliams 2010, p. 60f. sowie p. 85f. siehe Kap. 3.10.
70
3.4.2. Prägung im typenverband; Mehama und Javūkha
a: stilreihe a
b: stilreihe B abb. 3.4.2.6: Parallelprägung, Bänder
in stilreihe a erscheint außerdem ab typ 52a ein neues element des Herrscherornats, nämlich ein zusätzlich zur Halskette getragener, massiver torques, der in der Brustmitte drei Kugeln als zier aufweist (Abb. 3.4.2.7). gelegentlich endet einer seiner arme über der schulter leicht ausgezackt; die Bedeutung dieses details ist unklar (Abb. 3.4.2.7 b).
a
b abb. 3.4.2.7: stilreihe a, torques
die beschriebene ordnung läßt sich auch anhand der reverse nachvollziehen. in der typenfamilie, welche der „Parallelprägung“ im typenverband vorangeht (siehe oben übersichtstafel Abb. 3.4.1.1), kommen gleichermaßen reverse mit und ohne Büste in den Flammen vor, teils mit typgleichen aversen wie im Fall von typ 61 bzw. 61a. dabei trägt die Flammenbüste, so vorhanden, stets eine auffällige Krone mit drei kugelbekrönten spitzen, ebenso wie die beiden assistenzfiguren. in der Parallelprägung nun erscheinen die typen der stilreihe a (typ 60 und 61) zunächst mit genau dieser Flammenbüste. ab typ 70 wird der revers dann umgestellt: die Flammenbüste entfällt, stattdessen lodern die altarflammen in breiter Front in parallelen Wellen senkrecht nach oben. die assistenzfiguren behalten dabei aber ihre Kronen.
71
3.4.2. Prägung im typenverband; Mehama und Javūkha
in stilreihe B ist das Bild nicht ganz so linear. Prinzipiell bringt sie jedoch von vornherein neue reverse: sie haben keine Büste in den Flammen, und die assistenzfiguren sind kronenlos. auf typ 68 ist die altarflamme spitzdreieckig und die einzelnen zungen streben im Winkel von 45 grad links und rechts nach außen. dieselbe grundform findet sich in abwandlungen auch auf den typen 52 und 50, wobei die Flamme auch eine etwas schmalere, an ein tannenbäumchen erinnernde gestalt annehmen kann. nur im Fall von typ 70a zeigt die Flamme ein anderes Muster; sie ist eher büschelförmig und erinnert damit an die Flamme auf dem revers von typ 61a, nur daß sie hier von zwei kurzen, parallelen strichen begleitet wird. im Fall von typ 53 sind die reverse der erhaltenen Belege leider zu schlecht erkennbar, als daß eine genaue aussage möglich wäre, doch scheint es, als ob eine neue, wohl in kurze, senkrechte striche aufgelöste Flammenform vorliegen würde, was gut mit dem hier festzustellenden Wechsel in der ausbringungsart zusammenpaßt. Während die Prägungen Javūkhas sich nun in eine andere richtung entwickeln – sie finden ihre Fortsetzung in der gemeinschaftsprägung der weiter unten zu behandelnden typen 79ff. – werden in stilreihe a noch mehrere typen unter dem namen Mehamas ausgebracht, wobei die reihenfolge aber nicht unbedingt linear sein muß. sie könnten sich durchaus auch überschneiden.
a
b abb. 3.4.2.8: typ 71a (Kat. 71a-1)
Wohl in der direkten nachfolge von typ 71 steht typ 71a, der bisher nur in dem einen hier vertretenen exemplar der sammlung righetti bekannt ist (Abb. 3.4.2.8). der unterschied zu typ 71 besteht in der wieder hinzugekommenen Krone; in diesem Fall sieht es fast so aus, als sei die Krone auf einem vorhandenen stempel des typs 71 hinzugeschnitten worden. in ihrer linearen darstellung entspricht sie so gar nicht dem rest des Münzbildes, und die unbeholfene art und Weise, wie das diademband in der Mitte nach hinten geknickt ist, um Platz über dem tamgha s1 zu finden (Abb. 3.4.2.8 b), verstärkt diesen eindruck noch. links der Büste entfällt die legende, die statt dessen rechts als ṣāhi me zusammengedrängt ist, und es scheint fast, als sei das ṣā des ursprünglich links der Büste gestandenen ṣāhi nun zum ende des diadembandes geworden. Bei der Krone selbst fällt die laterale sichel weg, ob die übriggebliebene stirnsichel ein Binnenemblem hat oder nicht, ist unklar.
72
3.4.2. Prägung im typenverband; Mehama und Javūkha
a
b abb. 3.4.2.9: typ 74 (Kat. 74-1)
der ebenfalls wieder bekrönte typ 74 (Abb. 3.4.2.9) bringt eine neue art der Bänderstellung; diese stehen nun am oberen ende erst ein stück vom Kopf ab, um dann gerade und parallel nach unten zu hängen. die Krone selbst (Abb. 3.4.2.10) hat wie auf typ 71a nur eine stirnsichel, die hier eine stielperle enthält. der torques ist nicht mehr vorhanden. das tamgha s1 steht hier wieder vor der Büste, und die auf die rechte Bildseite beschränkte Brāhmīlegende lautet schlicht mehama.
abb. 3.4.2.10: typ 74, Krone
nicht im vorliegenden Bestand vertreten ist typ 63 (Abb. 3.4.2.11), der hier dennoch erwähnt werden soll, da er meines erachtens den übergang zum folgenden typ 62 bildet.99 die Krone folgt mit nur einer stirnsichel dem grundtypus der beiden vorhergehenden Münztypen, unklar ist in diesem Fall aber, ob sie leer ist oder ein Binnenemblem hat. die Bänderstellung entspricht dabei exakt derjenigen wie auf typ 74. einige andere details zeigen einen rückgriff auf die ikonographie der Parallelprägung im typenverband: links der Büste steht das tamgha s1 und rechts ein neues, doppelrhombisches Beizeichen, wohl ein vajra. die Büste selbst hat hier wieder Mondsichelspitzen, aber keinen torques. eine sehr wesentliche änderung erfolgt bei der legende, die hier nämlich statt in sanskrit wieder in Baktrisch gehalten ist und deren anfang jedenfalls auf den namen meamo lautet; unterhalb des vajra folgen weitere Buchstaben, die ich mit gewisser Vorsicht als šoy[o] lesen möchte.
99
abweichend von göbls ansicht, der typ 63 in göbl 1967 i, p. 74 als nachfolgetypen von typ 62 benennt.
73
3.4.2. Prägung im typenverband; Mehama und Javūkha
abb. 3.4.2.11: typ 63 (aur Huna 461)
a: london 1894.5.6.1165
b: london 1894.5.6.292 abb. 3.4.2.12: typ 62
c: Kat. 62-1
74
3.4.2. Prägung im typenverband; Mehama und Javūkha
die baktrische legende und das Beizeichen bilden schließlich die Verbindung zu typ 62 (Abb. 3.4.2.12). die legende ist hier auf meo verkürzt und der vajra ist, um 90 grad gedreht, an den Platz des tamghas s1 ins linke Feld gewandert. die Krone hat eine stirnsichel mit einer stielperle darin. Völlig neu ist auf typ 62 aber die art der diadembänder. diese sind hier offenbar keine Bänder im engeren sinne mehr, sondern vielmehr dünne schnüre, an denen breite, kolbenförmige endstücke befestigt sind. in der Prägung der alchan ist dies das erste Mal, daß diese später häufig zu findende art von Bändern erscheint, wenn man von den umgeschnittenen sasanidischen stempeln ganz zu Beginn der alchanprägung absieht. sucht man nach möglichen sasanidischen Vorbildern, so findet sich diese art von Bändern nämlich eher weit in der Vergangenheit, insbesondere unter shapur ii., vereinzelte Beispiele auch noch unter shapur iii.100 dies betrifft aber auch nur die Bänder selbst, nicht aber deren stellung, die hier überhaupt ein novum ist.
a: typ 62 var. 1
b: typ 62 var. 2 abb. 3.4.2.13
die Bänderstellung hat bei typ 62 zudem zwei unterschiedliche Varianten, die allerdings nur bei besonders qualitätvollen und gut erhaltenen exemplaren auseinanderzuhalten sind. Bei der häufigeren Variante 1 sind die Kolben nahezu waagrecht und die dünnen, eigentlichen Bänder sind der länge nach unter ihnen hindurchgeführt, so daß die Kolben auf ihnen zu liegen scheinen (Abb. 3.4.2.13 a), bei der selteneren und etwas eleganteren Variante 2 sind die Kolben dagegen etwas geneigt und die Bänder vollführen von unten her eine Volte zwischen ihnen hindurch (Abb. 3.4.2.13 b). trotz der prinzipiellen gleichartigkeit des typs der Bänder an sich ist also sowohl der zeitliche abstand zum möglichen sasanidischen Vorbild so groß als auch die lösung ihrer unterbringung im Münzbild so andersartig, daß ich annehme, daß hier statt eines Münzbilds eher das reale objekt selbst Pate stand und daß es sich bei den Bändern mit kolbenförmigen enden um einen existierenden, spezifischen typus von Kronenbändern handelt, der im sasanidischen Bereich ende des 4. Jh. zum letztenmal abgebildet worden war. nach den „schulterwedeln“ und den Mondsichelspitzen erscheint hier nun auch ein neuer, dritter typus von schulteremblemen, nämlich je eine ganze Mondsichel mit einer stielperle darin, genauso wie sie auf der Krone zu finden ist (Abb. 3.4.2.14 a). auch die armbüste (Büstenform g1) selbst ist ein novum. über das objekt, welches sich Mehama mit daumen und zeigefinger bei ausgestrecktem kleinem Finger vor die nase hält (Abb. 3.4.2.14 b), ist viel gerätselt worden.
100
die entwicklung ist leicht auf den tafeln bei schindel 2004 ii, passim, zu verfolgen; siehe auch ibid. i, p. 64f.
75
3.4.2. Prägung im typenverband; Mehama und Javūkha
a
b abb. 3.4.2.14: typ 62, details der Büste
robert göbl hielt es für ein „Juwel“ aus sechs edelsteinen an einem reif und interpretierte das Bild als investiturtyp101, Michael alram bezeichnet es in anlehnung an göbls ansicht als „Juwelendiadem“102. aus der zusammenschau des mittlerweile um ein Vielfaches angewachsenen Materialbestands, unter dem sich auch einige exzeptionell gut erhaltene exemplare befinden, ergibt sich meines erachtens aber, daß es sich wohl doch um eine Blume handeln muß. ein durchgehender reif, wie ihn göbl zu erkennen vermeinte, ist auf den besseren exemplaren niemals zu sehen, vielmehr hat das objekt einen dünnen, geschwungenen stiel, der zwischen daumen und zeigefinger hindurchläuft. zudem ist oft der mittlere der drei oberen „edelsteine“ etwas größer als die fünf anderen; ich denke, daß es sich hier um den Pollenstand in der Mitte der Blüte handelt und lediglich die zwei dahinter befindlichen Blütenblätter als verdeckt hängend und daher nicht dargestellt zu denken sind. unterstützend kommt hinzu, daß in numismatischen wie auch außernumismatischen Paralleldarstellungen diese spezifische Handhaltung zumeist für das Halten von Pflanzen reserviert ist, was kaum auf reinem zufall beruhen wird. die reverse bringen ebenfalls eine neuerung, welche ausschließlich hier auf typ 62 vorkommt. Während die assistenzfiguren mit den charakteristischen Kronen und auch alle sonstigen details unverändert bleiben, erscheint nämlich in den Flammen ein ovales, geperltes objekt mit einem zentralpunkt, von göbl seinerzeit als „sonnenrad“ interpretiert.103 tatsächlich könnte insbesondere der zentralpunkt in diese richtung deuten, dennoch frage ich mich, ob nicht eher ein diadem oder eine – im Kontext der alchan ja als Herrschaftssymbol fungierende – Halskette gemeint ist, was freilich genausowenig beweisbar ist wie göbls deutung. typ 62 ist inhaltlich jedenfalls ein sondertyp; ob es sich hier aber tatsächlich um einen investiturtyp im engeren sinne handelt, wie göbl meinte, ist doch eher fraglich, da seine Position innerhalb der Prägeabfolge eigentlich überhaupt nicht dazu paßt. denkbar wäre natürlich eine rangerhöhung oder irgendeine andere Form von Machtzuwachs, welche ihren niederschlag in der spezifischen ikonographie von typ 62 gefunden hätte. die Kronannahme selbst kann es aber kaum gewesen sein.
101 102 103
göbl 1967 i, p. 73, dort auch eine zusammenfassung der älteren diskussion, sowie göbl 1967 ii, p. 62f. alram 1996, p. 525; alram 1999/2000, p. 132. göbl 1967 i, p. 74.
76
3.4.2. Prägung im typenverband; Mehama und Javūkha
das Bild zweier stilreihen, die sich von einer ursprünglichen typenfamilie ausgehend getrennt entwickeln, wird auch durch die Fundevidenzen unterstrichen: im depot von tope Kelan in Haḍḍa bei Jalalabad finden sich hauptsächlich die Produkte der „ausgangsfamilie“, darunter mehrere, die am Beginn von stilreihe a stehen, aber nur ein einziges (typ 68), das bereits Merkmale der stilreihe B zeigt. 104 aus Kashmir smast dagegen kommen neben einigen früheren stücken der typen 41–43, des ja wohl sicher nach gandhāra gehörenden typs 57 sowie wieder einigen der „ausgangsfamilie“ überwiegend exemplare, die der stilreihe B zuzuordnen sind.105 die den alchan zugehörigen Fundmünzen dieser Periode aus taxila schließlich sind fast ausschließlich von typen der stilreihe B dominiert.106 das umlaufsgebiet dieser typen und damit auch der namensprägung Javūkhas tendiert somit klar nach osten, während die dichte der Produkte der stilreihe a in derselben richtung abzunehmen scheint. Für das umlaufsgebiet der letzteren und in Folge auch der Münzen Mehamas besitzen wir derzeit nur wenige Fundevidenzen. immerhin aber gehören die beiden bisher einzigen alchanprägungen aus den rezenten ausgrabungen in Mes aynak, 40 km südöstlich von Kabul, zur stilreihe a: ein exemplar des typs 61/61a, das von stil her etwa dem hier in Abb. 3.4.1.4 c abgebildeten entspricht107, sowie ein noch unpubliziertes, stark verkrustetes stück, das entweder ebenfalls typ 61/61a oder typ 70 zuzuweisen ist. Für Mehama existiert zusätzlich in gold der dinartyp 84a (Abb. 3.4.2.15). die identifikation wurde erst kürzlich durch n. sims-Williams ermöglicht, der im rahmen seiner unterstützung des Forschungsprojekts, dem auch das vorliegende Buch entspringt, die legende als bago mēuamo šao lesen konnte.108
abb. 3.4.2.15: typ 84a (84a-2)
104 105
106 107 108
errington – curtis 2007, pp. 93–95; errington 2010, p. 149. die relationen der Fundmünzen aus Kashmir smast sind aufgrund der Quellenlage derzeit noch mit gewisser Vorsicht zu behandeln; siehe Khan – errington – cribb 2008, pp. 182–185; errington 2010, pp. 151–153. errington – curtis 2007, p. 98f. Mes aynak 2011, p. 59. ich danke Klaus Vondrovec für die Mitteilung; siehe Vondrovec 2013, im druck.
77
3.4.3. zugehörige Brückentypen und nebenstränge
a: Kat. 64-1
b: Berlin 1876 guthrie, 3,68g
c: Kat. 64-2
abb. 3.4.3.1: typ 64
3.4.3. Zugehörige Brückentypen und nebenstränge Von Mehamas Prägungen in der stilreihe a abhängig, aber nicht direkt zugehörig ist typ 64, der einen zwar verwandten, aber dennoch deutlich gröberen stil zeigt (Abb. 3.4.3.1). die engste typologische Parallele ist typ 74, von dem das gesamtlayout mit dem tamgha s1 im rechten Feld übernommen ist. ebenfalls aus dem typologischen repertoire der stilreihe a stammt der torques, der in diesem Fall aber vier Kugeln auf der Brustmitte aufweist (Abb. 3.4.3.2 a).
a
b abb. 3.4.3.2
78
3.4.3. zugehörige Brückentypen und nebenstränge
Für die relative Position von typ 64 sind vor allem die diadembänder aufschlußreich, welche dieselben kolbenförmigen enden zeigen, wie sie auf typ 62 erscheinen, wenn auch mit einer wesentlich einfacheren Bänderstellung (Abb. 3.4.3.2 b). auf dem im hier publizierten Bestand vorhandenen exemplar Kat. 64-1 (Abb. 3.4.3.1 a) ist zudem im revers eine gepunktete struktur sichtbar, die zwar vielleicht auch nur eine dekoration der mittleren altarplatte meinen könnte, aber in ihrer ovalen Form doch sehr an das ovale objekt in den Flammen von typ 62 erinnert. die assistenzfiguren tragen jedenfalls die bereits bekannten Kronen mit drei in Kugeln endenden spitzen. die legende auf typ 64 schließlich ist unlesbar und aller Wahrscheinlichkeit nach auch tatsächlich nur eine scheinlegende, denn es läßt sich nicht einmal sicher erkennen, ob Baktrisch oder Brāhmī gemeint ist. eine wesentliche typologische änderung besteht im Wechsel der Krone, die wieder den alten typus mit stirnsichel und lateralen Flügeln aufgreift. das Binnenemblem der stirnsichel ist häufig verzeichnet oder gar nicht zu erkennen; hält man sich an das hier vertretene exemplar Kat. 64-2 (Abb. 3.4.3.1 c), so dürfte es sich am ehesten um einen dreizack oder ein dreiblatt handeln. ganz neu ist die Büstenform, die hier erstmals nicht mehr vier, sondern nur drei Brustbuckel aufweist; nur gelegentlich sind es noch vier, wobei aber die beiden mittleren nahezu völlig zusammengewachsen sind. auf den meisten stücken entspricht sie der Form c2, nur auf dem auch im stil etwas veränderten Beleg Kat. 64-2 ist die rechte schulter so weit verkürzt, daß die Büste sich eigentlich schon der Form c3 annähert.109 diese Beobachtung ist wichtig, denn sie weist, neben dem offenkundig verwandten Portraitstil und der Form der diadembänder, auf die Position von typ 64 als Verbindung zwischen den gerade besprochenen Münztypen und den später zu behandelnden Prägungen im namen des adomano (typ 86 und 87, Abb. 3.4.3.3 b und c) sowie den mit diesen zusammenhängenden Prägungen im namen von Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka hin.110
a: Kat. 64-2
b: Kat. 86-1 abb. 3.4.3.3: typen 64, 86 und 87
109 110
siehe Kap. 3.10. Kap. 3.7.
c: Kat. 87-1
3.4.3. zugehörige Brückentypen und nebenstränge
79
eng verwandt mit typ 64 ist der in einem uniken exemplar in london erhaltene typ 65 (Abb. 3.4.3.4), der wieder einen etwas feineren stil aufweist, und keine zwischenstellung zwischen Mehamas Prägungen der stilreihe a und denen adomanos einzunehmen scheint. die legende nennt mit [de]vaṣāhi keinen namen, dafür aber einen bisher nicht belegten titel, der insofern von besonderem interesse ist, als daß er andernorts111 in Kombination mit dem namen Khiṅgilas wieder auftaucht. die Krone allerdings ist dieselbe wie bei typ 64 mit lateralen Flügeln und einer frontalen Mondsichel, die ein dreiblatt oder einen dreizack zu enthalten scheint. eine weitere Verbindung zu typ 64 ist der torques, der hier aber noch mehr mittige Kugeln aufweist, nämlich mindestens fünf. als Beizeichen fungieren links das tamgha s1 und rechts ein bänderverzierter dreizack. der revers zeigt ebenfalls starke ähnlichkeit mit dem von typ 64.
abb. 3.4.3.4: typ 65 (london 1894.5.6.273)
eine sonderstellung haben schließlich die beiden eng miteinander verwandten typen 75 und 75c, ersterer in zwei, letzterer überhaupt nur in einem einzigen exemplar bekannt, welches sich in der sammlung righetti befindet. obwohl sie keine klare anbindung zu anderen typen der alchanprägung besitzen, halte ich sie für vergleichsweise früh und möchte sie daher provisorisch noch hier einordnen, denn typ 75c (Abb. 3.4.3.5) weist eine eigenheit auf, welche ansonsten nur der schon oben mehrfach behandelte, frühe typ 66a des Khiṅgila besitzt: die Krone hat keine Bänder, diese steigen stattdessen noch im nacken von der Halskette auf (Abb. 3.4.3.5 b). die Krone, deren diademreif mit zwei Perlreihen verziert ist, trägt seitlich eine Mondsichel; ein frontales emblem ist nicht sichtbar, mag aber durchaus vorhanden gewesen sein. Vor der Büste befindet sich als Beizeichen ein Buckelrind (Abb. 3.4.3.6). allgemein sticht bei typ 75c wie auch bei typ 75 die hohe künstlerische Qualität der stempel ins auge.
111
siehe Kap. 3.5.
80
3.4.3. zugehörige Brückentypen und nebenstränge
a
b abb. 3.4.3.5: typ 75c (Kat. 75c-1)
abb. 3.4.3.6: typ 75c, Beizeichen
typ 75c trägt eine deutlich lesbare Brahmi-legende, welche jaya ṣahy avamazha lautet112, die Prägung also einem Fürsten mit namen avamazha zuweist; er ist aus keinem anderen Kontext bisher bezeugt. Vom allgemeinen Habitus her ist er aber klar den alchan zuzuordnen. allerdings besteht ein wesentlicher unterschied darin, daß er statt eines fast kahlen Kopfes einen sorgfältig frisierten „topfschnitt“ hat und zudem 112
das zeichen, das hier mit va wiedergegeben wird, besteht aus einem normalen va und einem offenbar diakritischen zusatzstrich auf halber Höhe rechts. zu vergleichen ist vielleicht das diakritische va im Kharoṣṭhī, wie in vima kalphiśa auf den Münzen von Vima Kadphises, was gelegentlich als ha verlesen wurde. das zeichen, das hier mit zha wiedergegeben wird, ist relativ häufig belegt und wurde zuerst von Junker 1930 als Besonderheit erkannt. Weitere Vorkommen mit literatur finden sich bei strauch 2012, passim.
81
3.4.3. zugehörige Brückentypen und nebenstränge
allem anschein nach auch keinen turmschädel. dasselbe ist häufig auch auf den siegeln zeitgenössischer notabeln zu sehen, unter denen mir kein Beispiel mit einem eindeutigen turmschädel bekannt ist, während die königlichen siegel in der regel ohnehin einem anderen Muster mit Frontalportrait folgen.113 anscheinend war der turmschädel ein Merkmal nur der allerobersten sozialen elite; in diesem Fall haben wir hier wohl einen lokalen Fürsten der zweiten ebene vor uns.114
a
b abb. 3.4.3.7
daß die „Kopftracht“, um es so zu nennen, keine ethnische und noch weniger eine chronologische Bedeutung besitzt, sondern offensichtlich etwas mit dem rang zu tun hat (der erblich sein muß, ansonsten wäre die Kennzeichnung durch einen turmschädel unmöglich), zeigt sich auch an den darstellungen auf der bereits behandelten silberschale aus swat im British Museum.115 der im Mittelmedaillon dargestellte, wohl der schalenbesitzer, der eine sorgfältig gepflegte Frisur, aber keinen turmschädel hat, erscheint auf der schale noch ein weiteres Mal, nämlich zu Pferd im Fries116 (Abb. 3.4.3.7 a), gemeinsam mit einem weiteren berittenen „alchan“ (Abb. 3.4.3.7 b). der zweite berittene „alchan“ jedoch hat einen kurzrasierten turmschädel, womit zunächst einmal das chronologische argument ausfällt, denn beide Formen der Kopftracht treten hier ja offensichtlich gleichzeitig auf. zusätzlich aber ist noch ein weiterer, ganz wesentlicher unterschied in der ausstattung der beiden zu erkennen: nur der reiter mit dem turmschädel hat am sattel jene großen Wollballen befestigt, die in der sasanidischen Kunst allein dem König selbst als attribut vorbehalten sind117 und ist damit eindeutig als der ranghöhere gekennzeichnet. derselbe unterschied in der ausrüstung der Pferde zeigt sich auch bei den beiden „kidaritischen“ reitern auf der schale, von denen nur derjenige mit dem Korymbos in der Krone118 die Wollballen hat.
113 114
115 116 117 118
zur Besitzerstruktur der bekannten siegel und siegelabdrücke siehe zuletzt lerner – sims-Williams 2011, pp. 27–29. göbl 1967 i, p. 80 datiert den typ aufgrund der Parallele zu den typen toramāṇas und Mihirakulas, die auch statt eines kahlen turmschädels eine ähnliche Frisur aufweisen, eher spät; dennoch halte ich die evidenz der Bänderstellung hier für chronologisch aussagekräftiger. die Frisurmode dagegen ist weniger ein typengeschichtliches als vielmehr ein sozialhistorisches Phänomen. siehe Kap. 3.2. so auch grenet 2002, p. 212. gall 1990, p. 30; generell ilyasov 2003 b, insbesondere p. 270 und p. 301. Kap. 3.2.
82
3.4.3. zugehörige Brückentypen und nebenstränge
abb. 3.4.3.8: typ 75 (Kat. 75-1)
der schwestertyp 75 (Abb. 3.4.3.8) unterscheidet sich zunächst dadurch, daß die Bänder nun von der Halskette zum diadem gewandert sind. an der Krone ist hier lediglich eine frontale Mondsichel, aber kein lateralemblem erkennbar, was auch der erhaltung zuzuschreiben sein könnte; vermutlich zeigten beide typen ursprünglich dieselbe Krone mit je einer (wohl leeren) Mondsichel vorn und an der seite. als Beizeichen fungiert hier eine Muschel, aus der eine durch den charakteristisch geformten stempel klar als lotos gekennzeichnete Blume wächst (Abb. 3.4.3.9). Von der legende sind nur einzelne akṣaras sichtbar, nämlich zunächst oben rechts des Kopfes wohl ein va, danach eventuell ein ma und weiters, klein zwischen Beizeichen und Bildrand, das zha, so daß wir wohl annehmen können, daß es sich um eine gleichlautende legende gehandelt hat wie auf typ 75c.
abb. 3.4.3.9: typ 75, Beizeichen
3.5. die „geMeinscHaFtsPrägung“ Von KHiṅgila, JaVūKHa, MeHaMa und laKHāna und daMit VerBundene tYPen
Haben wir im vorhergehenden Kapitel gesehen, wie die in ihren jeweiligen einflußbereichen ausgebrachten Prägungen mehrerer unterschiedlicher Herrscher zeitweise über die typologie eng untereinander koordiniert waren, so gelangen wir nun zu einem Punkt in der Prägegeschichte der alchan, an dem sich erneut deutliche Verbindungen zwischen den Prägungen von diesmal vier Fürsten beobachten lassen. allerdings sind die gemeinsamkeiten hier vor allem im stil zu erkennen, der teils so ähnlich ist, daß man fast vermuten könnte, daß es sich um die Produkte einer einzigen, gemeinsamen Münzstätte handelt oder daß zumindest die stempelherstellung zentral abgewickelt wurde. in typologischer Hinsicht wird dagegen nun eine fast demonstrativ scheinende differenzierung zwischen den Prägungen der einzelnen Herrscher vorgenommen. es handelt sich dabei um die sieben auf der übersichtstafel Abb. 3.5.2 und der strukturtafel Abb. 3.5.3 zusammengestellten typen, von denen je einer den namen Khiṅgilas bzw. Javūkhas, drei den namen Mehamas und schließlich zwei den namen lakhānas, der uns hier überhaupt zum einzigen Mal begegnet, in der legende führen. Bis auf den bilinguen typ 80 sind alle legenden rein in sanskrit gehalten. typ 81 im namen Khiṅgilas legt diesem den titel devaṣāhi bei. dieser titel erscheint ansonsten nur auf zwei weiteren typen, nämlich einmal auf dem schwer einzuordnenden, uniken typ 318, wo er ebenfalls Khiṅgila zugeteilt ist119, sowie auf dem gleichfalls uniken typ 65, dort allerdings alleinstehend und nicht mit einem namen kombiniert.120 Khiṅgila trägt eine Krone mit frontal und lateral je einer (wohl leeren) Mondsichel, als schulterembleme fungieren Mondsichelspitzen. links im Feld steht als Beizeichen das tamgha s1, rechts eine rosette mit radartigen speichen. Javūkha121 dagegen wird auf typ 82 lediglich als ṣāhi tituliert, allerdings in Kombination mit der Preisungsformel jayatu („soll siegen“). er trägt eine andere Krone als Khiṅgila, nämlich jene des alten typus mit Frontalsichel und lateralem Flügel, wobei die Frontalsichel hier einen globus mit senkrechten rippen enthält (Abb. 3.5.1).
abb. 3.5.1
119 120 121
Vondrovec 2008, pp. 27, 37 und 45. siehe Kap. 3.4.3. er erscheint hier auf typ 82 in der Form javūkhlaḥ mit einem dem kha untergeschriebenen la, wobei es sich wohl um eine alternative schreibweise des namens handeln dürfte. gelegentlich kann die schreibung aufgrund der ähnlichkeit von kha und va auch wie javūvlaḥ aussehen; ich gehe aber davon aus, daß stets kha intendiert war. siehe auch Kap. 3.4.2 und 3.6.
84
3.5. gemeinschaftsprägung
abb. 3.5.2: gemeinschaftsprägung der vier Fürsten a) typ 81: Khiṅgila (Kat. 81-1) Br. devaṣāhi – khiṅgila Krone mit Frontal- und lateralsichel; Mondsichelspitzen; tamgha s1, rosette
b) typ 82: Javūkha (Kat. 82-1) Br. jayatu – ṣāhi javūkhlaḥ Krone mit globus in Frontalsichel und lateralem Flügel; runder ohrring; keine Beizeichen
c) typ 316 var. 1: Mehama (aur Huna 420) Br. ṣāhi – mahama Keine Krone; nackenbänder; tamgha s1, altar; Flügelornament
d) typ 316 var. 2: Mehama (aur Huna 460) Br. ṣāhi – mahama Keine Krone; nackenbänder; tamgha s1, altar; kein Flügelornament
e) typ 317: Mehama (aur Huna 915) Br. ṣāhi – mahama Krone mit Frontal- und lateralsichel; tamgha s1
f) typ 80: lakhāna (Kat. 80-1) Ba. alχano – br. rāja lakhāna Krone mit Frontalsichel; Mondsichelspitzen; tamgha s1, bänderverzierter dreizack
g) typ 79: lakhāna (aur Huna 403) Br. rāja lakhāna – udayāditya(ḥ) Krone mit Frontalsichel; keine Beizeichen
85
3.5. gemeinschaftsprägung
abb. 3.5.3: gemeinschaftsprägung, strukturschema typ
Fürst
titel
leg.zusatz
a) 81
Khiṅgila
devaṣāhi
–––––––––
b) 82
Javūkha
ṣāhi
jayatu
c) 316/1
Mehama
ṣāhi
–––––––––
d) 316/2
Mehama
ṣāhi
–––––––––
e) 317
Mehama
ṣāhi
–––––––––
f) 80
lakhāna
rāja
alχano
g) 79
lakhāna
rāja
udayāditya
krone
Ohrring
Büstenzus.
Symb. li.
Symb. re.
86
3.5. gemeinschaftsprägung
die Büste hat keine schulterembleme und im Feld sind keine Beizeichen. in typologischer Hinsicht auffällig ist der Wechsel des ohrrings, der hier im gegensatz zu den sonst üblichen zweireihigen gehängen die Form eines kreisrunden, perlbesetzten reifs hat. diese ohrringform, die hier zum ersten Mal auftaucht, erscheint von nun an bis zum ende der alchanprägung immer wieder, besonders prominent auf typ 150 und den diesem vorangehenden geprägen.122 Mehama, als mahama geschrieben, firmiert gleich auf drei typen dieser gruppe als Prägeherr, wobei allerdings zwei davon eher Varianten desselben typs sind als eigene typen. typ 316 nämlich liegt in zwei untertypen vor, die sich hauptsächlich dadurch unterscheiden, daß der eine (316 var. 1), im gegensatz zu allen anderen typen dieser gruppe, ein Flügelornament unter der Büste aufweist, der andere (316 var. 2) dagegen nicht. einige auf typ 316 var. 2 unter der Büste sichtbare linien ohne erkennbare Funktion könnten allerdings durchaus der rest eines per um- oder nachschnitt beseitigten, ursprünglich aber vorhanden gewesenen Flügelornaments sein. im gegensatz zu den anderen geprägen der gruppe ist das Portrait auf typ 316 unbekrönt; die Bänder, welche im zuschnitt und in ihrer Form mit der Mittelwelle offenkundig von den diadembändern der kronenführenden typen derselben Prägegruppe abgeleitet sind, hängen hier stattdessen wieder an der Halskette. als Beizeichen steht im linken Feld das tamgha s1, rechts ein altar mit ansen. in typologischer Hinsicht handelt es sich hier – abgesehen von den nackenbändern – im grunde um eine neuauflage von Mehamas typ 71 aus der früheren Parallelprägung mit Javūkha123; dafür, daß es sich hier tatsächlich um einen bewußten rückgriff handelt, spricht insbesondere auch das solitäre erscheinen des Flügelornaments auf subtyp 316 var. 1. typ 317, ebenfalls im namen Mehamas, zeigt diesen dagegen bekrönt, und zwar mit der gleichen Krone mit zwei Mondsicheln, wie sie auch Khiṅgila auf typ 81 trägt. als Beizeichen fungiert hier nur das tamgha s1, das vom linken ins rechte Feld gewandert ist. alle drei typen tragen dieselbe legende in derselben aufteilung und titulieren Mehama schlicht als ṣāhi. die restlichen zwei typen, typ 80 und typ 79, nennen als Prägeherrn einen bisher nur von hier gesichert bekannten Fürsten namens lakhāna124, tituliert als rāja und auf typ 79 zusätzlich mit dem epitheton udayāditya(ḥ)125 versehen, während typ 80 in einem rückgriff auf frühere Prägungen der alchan links der Büste das alte baktrische alχano bringt. auf beiden typen trägt er eine Krone mit lediglich einer frontalen Mondsichel. typ 80 führt Mondsichelspitzen als schulterembleme und als Beizeichen links das tamgha s1 und rechts einen bänderverzierten dreizack, während typ 79 weder schulterembleme noch Beizeichen aufweist. Bisweilen wurde vermutet, es könnte sich bei lakhāna nicht um einen namen, sondern um die BrāhmīVersion des ansonsten in der kanonischen alchanprägung nur in Baktrisch genannten Kollektivnamens alχan(n)o handeln126, bzw. um eine entsprechung des ortsnamens laghmān in afghanistan nördlich von Haḍḍa127. Beides scheint mir eher unwahrscheinlich: zum einen gibt es in der gesamten alchanprägung ansonsten keine einzige echte Bilinguis, was eine exakte entsprechung mit dem ausgerechnet auf typ 80 ebenfalls auftauchenden alχano wenig überzeugend wirken läßt, zum anderen zeigt sich der sinn der gesamten
122 123 124
125 126 127
Kap. 3.9. Kap. 3.4.2. eventuell noch typ 145a; siehe Kap. 3.6. im Rājataraṅgiṇī wird ein lakhāna narendrāditya erwähnt (stein 1900 i, p. 66), bei dem aufgrund der verworrenen chronologie in diesem Werk allerdings schwer zu entscheiden ist, ob er mit unserem lakhāna zu identifizieren ist. in Frage käme außerdem ein auf zwei siegeln aus nālandā erscheinender mahārāja lavkhāna: thakur 1967, pp. 195–198. auf einigen stempeln ist der das ḥ bezeichnende, abschließende doppelpunkt (visarga) angegeben, auf anderen nicht. davary 1982, p. 154. göbl 1967 ii, p. 64.
87
3.5. gemeinschaftsprägung
vorliegenden Prägegruppe ja offensichtlich in der namentlichen Vorführung von vier parallel herrschenden Fürsten. Vom aufbau des legendenformulars her ist an dieser stelle jedenfalls ein name zu erwarten.128 unbenommen davon stellt sich natürlich die Frage, ob der Personenname lakhāna nicht doch von alχan(n)o abstammen könnte.129 al ist jedenfalls im Brāhmī schwer darzustellen. allerdings erscheint mir das alakha auf typ 11, das ja ebenfalls als entsprechung für alχan(n)o in Frage kommt130, doch als die wahrscheinlichere Variante, da zumindest am Wortanfang die reihenfolge von Konsonant und Vokal und somit mehr klangliche nähe gewahrt bleibt.131
a: Parallelprägung, stilgruppe B, typ 50 (aur Huna 433)
b: typ 81 (london 2368)
abb. 3.5.4: aversstil typen 50 und 81, Vergleich
128 129
130 131
Für eine interpretation als name auch errington 2010, p. 152. siehe etwa sims-Williams 2010, p. 33, nr. 17 s.v. alχano, der letzteres wiederum als „name or title of one or more „Hunnish” rulers” und lakhāna als dessen direkte entsprechung ansieht, allerdings im Kommentar dann doch einräumt, daß zumindest die etwa auf typ 44 vorkommende Form alχanano bzw. alχannano (siehe Kap. 3.2) eine Funktion als „ethnic name“ implizieren würde. Kap. 3 mit Abb. 3.1. linda lojda ist an dieser stelle der freundliche Hinweis zu verdanken, daß jedenfalls diese Vorgangsweise auch im devanāgāri das Mittel der Wahl wäre: man würde zuerst das zeichen für a nehmen und auf dieses ein la folgen lassen, bei dem mit einem zusätzlichen strich darunter die Vokalisierung als ungültig markiert ist.
88
3.5. gemeinschaftsprägung
abb. 3.5.5: gemeinschaftsprägung, diadembänder
die gesamte Prägegruppe scheint sich von der stilgruppe B der früheren „Parallelprägung“132 abzuleiten. dies zeigt sich zum einen an der allgemeinen Portraitauffassung, so etwa dem schwung der augenbrauen, der mandelförmigen, nach hinten ausgezogenen umrandung des auges selbst sowie den kurzen, scharf gebogenen nasen (Abb. 3.5.4). Vor allem aber die Form der diadembänder mit der charakteristischen Mittelwelle (Abb. 3.5.5) entspricht nahezu exakt derjenigen, wie sie sich in stilgruppe B der „Parallelprägung“ herausgebildet hat. ein weiteres detail der averse, das sich bis zur stilgruppe B der Parallelprägung zurückverfolgen läßt, ist die Form der ohrgehänge aus zwei parallel hängenden reihen von je drei Perlen, bei dem das unterste Perlenpaar deutlich größer ist als die beiden Paare darüber (Abb. 3.5.6 a). neu hingegen ist der runde, aus aneinandergereihten Perlen zusammengesetzte ohrring auf typ 82, der hier zum ersten Mal erscheint (Abb. 3.5.6 b). eine wesentliche änderung erfolgt bei den Büsten, die hier nicht mehr vierbucklig sind, sondern sämtlich den jüngeren, dreibuckligen Formen c1 und c2 entsprechen. 133 nur in ausnahmefällen – etwa auf dem in Abb. 3.5.2 unter g gezeigten Beleg für typ 79 – besitzt der mittlere Buckel noch eine schwache Mittelrille.
a
b abb. 3.5.6: gemeinschaftsprägung, ohrschmuckformen
132 133
Kap. 3.4.2. siehe Kap. 3.10.
89
3.5. gemeinschaftsprägung
schließlich findet sich auch auf den reversen, in der Form der altarflamme (Abb. 3.5.7), ein zusätzlicher Hinweis auf die ableitung der gesamten gruppe von stilgruppe B der „Parallelprägung“. dort scheint die Flamme häufig auf der Basis eines im stempel vorskizzierten dreiecks angelegt zu sein, über das hinweg in einem zweiten arbeitsgang die nach außen strebenden altarflammen angelegt sind; auf Abb. 3.5.7 a ist links in der Flamme noch deutlich die äußere Begrenzung des dreiecks erkennbar. dieselbe eigenheit besitzen nun auch die meisten Flammen auf den reversen der hier besprochenen Prägegruppe, soweit dieses detail auf den häufig extrem verprägten reversen erkennbar ist. Bei dem Beispiel in Abb. 3.5.7 b (typ 316 var. 1) etwa ist das besagte dreieck sogar nicht nur Vorzeichnung, sondern konstitutives element der Flamme, auf dem die kurzen Flammenzungen direkt zu sitzen scheinen. genauso ist auch auf Abb. 3.5.7 c (typ 80) noch deutlich das das dreieckige „innenleben“ der altarflamme sichtbar.
a: typ 52 (london 2371)
b: typ 316 var. 1 (aur Huna 420)
c: typ 80 (Paris 1986.142)
abb. 3.5.7: gemeinschaftsprägung, Form der altarflamme
die gesamte gruppe besitzt natürlich eine gewisse Bandbreite im stil; es dürften durchaus einige stempelschneiderhände am Werk gewesen sein. doch die direkte gegenüberstellung von sich ähnelnden exemplaren der unterschiedlichen typen zeigt deutlich, wie stark diese miteinander verwoben sind. so sind etwa in Abb. 3.5.8 drei Belege für Khiṅgila (typ 81), Javūkha (typ 82) und lakhāna (typ 79) versammelt, die sich in der Behandlung des Portraits fast wie ein ei dem anderen gleichen. dasselbe gilt für die beiden Belege lakhānas (typ 79) und Mehamas (typ 316 var. 2) in Abb. 3.5.9. Hier ist, neben der ähnlichkeit des Profils, insbesondere auch die gleichartige Behandlung des übergangs zwischen augenbraue und stirn bemerkenswert. die drei Beispiele in Abb. 3.5.10 schließlich (Mehama, typ 317; lakhāna, typ 80; lakhāna, typ 79) machen zwar auf den ersten Blick einen weniger geschlossenen eindruck, doch liegt dies auch an der unterschiedlichen erhaltung bzw. unterschiedlichen abnutzungsgraden der stempel mit einer daraus resultierenden unterschiedlichen schärfe des Bilds. Bei einem genaueren Blick auf die Bilddetails zeigt sich dann aber doch, wie nahe sich auch diese Belege in stilistischer Hinsicht stehen. eine ganz deutlich von der restlichen Prägegruppe abgesetzte stilvariante existiert allerdings für die typen 80 und 81; sie wird weiter unten noch ausführlicher behandelt, da sie die Brücke zu einer anderen stilgruppe bildet. Hier schöpfen also nicht lediglich die einzelnen, lokalen Münzstätten vierer unterschiedlicher Herrscher aus einer gemeinsamen tradition, sondern die stempel sind, wie es scheint, die Produkte ein und desselben stabs von Handwerkern. diese erkenntnis ist für das Verständnis der organisation des alchanstaates genauso wesentlich, wie es bereits die aus der Beobachtung der früheren „Parallelprägung“ zu gewinnenden informationen waren.
90
3.5. gemeinschaftsprägung
a: Khiṅgila, typ 81 (aur Huna 397)
b: Javūkha, typ 82 (Kat. 82-1)
c: lakhāna, typ 79 (aur Huna 403)
abb. 3.5.8
a: lakhāna, typ 79 (Kat. 79-1)
a: Mehama, typ 317 (aur Huna 915
abb. 3.5.9
b: lakhāna, typ 80 (Paris 1986.143) abb. 3.5.10
b: Mehama, typ 316 var. 2 (aur Huna 460)
c: lakhāna, typ 79 (Privatsammlung Wien)
3.5. gemeinschaftsprägung
91
Während im letzteren Fall eine zentrale (oder zumindest bilaterale) Koordination des Prägeprogramms zwischen mindestens zwei territorialen Münzstätten sichtbar wurde, wird hier entweder die Prägung selbst oder zumindest ein teil der Prägung der beteiligten Herrscher zentral abgewickelt, oder wenigstens die stempel stammen aus ein und derselben Quelle. nachdem die hier Pate stehende stilreihe B der „Parallelprägung“ ab einem bestimmten Punkt offenbar spezifisch für Javūkha gearbeitet hatte, ist es durchaus denkbar, daß auch die Werkstatt, die hinter den stempeln der „gemeinschaftsprägung“ steht, im Machtbereich des Javūkha zu suchen ist, wenn es nicht überhaupt dieselbe ist. selbst wenn es sich bei der gesamten Prägegruppe vielleicht nicht um eine exakt gleichzeitig ausgebrachte, programmatisch geplante serie handelt, so ist doch zumindest von annähernder gleichzeitigkeit auszugehen. eine rein diachronische abfolge der Prägungen der einzelnen Herrscher, wie es der Fall sein müßte, wenn sie einander in einer reihe in der Herrschaft abgelöst hätten, ist angesichts der dichten stilistischen Verwobenheit so gut wie ausgeschlossen, abgesehen von der tatsache, daß – was innernumismatische Quellen angeht – ohnehin bereits die erwähnte „Parallelprägung“ von Mehama und Javūkha deren zumindest streckenweise gleichzeitige Herrschaft belegt. daß schließlich Khiṅgila sowohl auf Prägungen, die vor Javūkhas und Mehamas „Parallelprägung“ datieren, als auch wieder hier erscheint, erweist auch ihn als zeitgenossen der beiden, es sei denn, wir hätten es mit zwei Herrschern desselben namens zu tun, wofür es ansonsten aber keinerlei anhaltspunkt gibt.
3.5.1. die inschrift auf der kupferrolle in der Schøyen collection an dieser stelle drängt sich ein Vergleich förmlich auf, nämlich die 2006 von gudrun Melzer publizierte inschrift auf einer Kupferrolle aus einem buddhistischen Heiligtum134, die in ihrem stifterformular gleichfalls vier offenbar parallel herrschende alchanfürsten nennt, von denen drei sich mit den auf den hier besprochenen Münzen genannten decken: in der inschrift firmieren als stifter (neben anderen Personen) Khiṅgila, Mehama sowie Javūkha, lakhāna aber entfällt und statt seiner erscheint toramāṇa: (33–39)135 in the sixty-eighth year on the seventh day of the bright half of the month Kārttika [corresponding to october-november]: on this day this caitya of the realized one containing relics (dhātugarbha) was established by 1. the lord of a great monastery (mahāvihārasvāmin), the son of opanda, the tālagānika-devaputra-Ṣāhi, ..., 2. together with [his] father opanda, 3. together with [his] wife, the daughter of the sārada-Ṣāhi, [named] Buddh. ..., 4. together with the mistress of a great monastery arccavāmanā, 5. together with [her] father Ho..gaya, 6. [and] with [her] mother, the queen (mahādevī) ..., 7. together with the spiritual friend (kalyāṇamitra), the religious teacher (ācārya) ratnāgama, 8. together with the great Ṣāhi (mahāṣāhi) Khīṅgīla, 9. together with the god-king (devarāja) toramāṇa, 10. together with the mistress of a great monastery sāsā, 11. together with the great Ṣāhi (mahāṣāhi) Mehama, 12. together with sādavīkha, 13. together with the great king (mahārāja) Javūkha, the son of sādavīkha; during the reign of Mehama136.
134 135 136
Melzer 2006. nach Melzer 2006, p. 274. nach mündlicher Mitteilung von g. Melzer kann der nachsatz sowohl im sinne von „in der regierungszeit des Mehama“ als auch von „im gebiet des Mehama“ verstanden werden.
92
3.5.1. die inschrift auf der Kupferrolle in der schøyen collection
die inschrift ist in das Jahr 68 einer nicht genannten ära datiert, welche von Melzer mit der laukika-ära identifiziert wird, womit sie ins Jahr 492/493 n. chr. fallen würde.137 nach Melzers analyse stammt sie aus der gegend von talaqan nahe Qunduz in tocharistan, also aus einer gegend nördlich des Hindukusch.138 diese ansicht wurde jüngstens durch Étienne de la Vaissière vehement angezweifelt, der stattdessen den in Pakistan gelegenen ort talagang ins spiel bringt – tatsächlich gibt es sonst keinen Beleg für eine Herrschaft der alchan nördlich des Hindukusch am ende des 5. Jh., und eine Herkunft aus gandhāra würde in das Bild, welches uns die Münzen zeichnen, durchaus besser passen.139 die Frage der Herkunft kann an dieser stelle aber nicht geklärt werden und ist für die hier zu behandelnden Fragestellungen auch nicht von primärer Bedeutung. Widersprochen werden muß allerdings seiner ansicht, Khiṅgila und toramāṇa seien zum zeitpunkt der dedikation bereits tot gewesen, während Javūkha der „main king of the alxon“ und Mehama „a regional viceroy“ gewesen sei: nach ausweis der inschriften von rīsthal und gwalior kann das ende von toramāṇas regierung recht präzise auf ca. 515 eingegrenzt werden.140 gerade er hat also zum zeitpunkt der abfassung des textes ganz sicher noch gelebt, und wir bekommen hier ganz im gegenteil einen Hinweis, wie weit mindestens wir seinen regierungsbeginn in das 5. Jh. hinabziehen müssen. auch sonst deutet nichts darauf hin, daß eine oder mehrere der in der stifterformel erwähnten Personen nicht mehr am leben gewesen sein könnte. in Kombination mit dem nun aus den Münzen gewonnenen Bild kann jedenfalls kaum ein zweifel bestehen, daß der alchanstaat zumindest zeitweise unter bis zu vier – anscheinend in gutem einvernehmen – parallel regierenden Fürsten aufgeteilt war.141 über den grund, warum nur drei der Fürsten in der hier besprochenen „gemeinschaftsprägung“, wie ich sie nennen möchte, einerseits und der inschrift auf der Kupferrolle andererseits deckungsgleich sind, die vierte Person aber im einen Fall der überhaupt nur hier erscheinende lakhāna, im anderen aber toramāṇa ist, kann derzeit nur spekuliert werden; leider weist unser historisches Bild immer noch zahlreiche dunkle stellen auf. daß der bis ca. 515 regierende toramāṇa in der inschrift auf der Kupferrolle genannt wird, fügt sich zunächst gut mit deren datierung auf 492/493 zusammen. Weiters geht aus der inschrift hervor, daß toramāṇa nicht Khiṅgilas nachfolger war, wie es noch göbl annahm, sondern daß sich die Herrschaftsperioden der beiden überschnitten.142 ein noch etwas früherer regierungsbeginn für toramāṇa ließe sich unter umständen aus der inschrift von eraṇ ableiten, die in sein erstes regierungsjahr datiert ist und nach Melzer „shortly“ nach Budhaguptas letzter inschrift am selben ort aus dem Jahr 484/485 angebracht worden sein muß.143 nach dem Bericht des song Yun, der 519 oder 520 mit Mihirakula zusammentraf, herrschte dieser in dritter generation in gandhāra.144 grob geschätzt, würde auf dieser Basis also die ausbreitung der alchan in dieser gegend in die zeit nach der Mitte des 5. Jahrhunderts fallen.145 daß Khiṅgila in diesem Prozeß eine wesentliche rolle spielte, wie es schon von göbl postuliert wurde146, geht klar aus dem hier in Kap. 3.2 geschilderten numismatischen Befund hervor: die Kronannahme Khiṅgilas auf den Münzen ist aufs engste mit dem „übergangstyp“ v. 18 und der übernahme eines kidaritischen Münzamts in gandhāra verknüpft, wobei der „übergangstyp“ aber durchaus nicht Khiṅgilas frühester typ sein dürfte, wie die ebenfalls oben erwähnte ableitung des typs 44, der bereits seinen namen trägt, vom noch dem sasanidischen Muster folgenden typ 39 zeigt. auf dieser Basis hätte Khiṅgila zum zeitpunkt der abfassung der inschrift auf der Kupferrolle wohl bereits 40 Jahre oder länger regiert. 137 138 139 140
141 142 143
144 145 146
Melzer 2006, p. 263f. Melzer 2006, p. 256f. la Vaissière 2012. die in diesem Fall doch recht eindeutigen chronologischen eckpfeiler werden auch von g. Melzer selbst in ihrem Beitrag eingehend behandelt, siehe Melzer 2006, p. 260f. Melzer 2006, p. 262 und Fn. 86; siehe auch alram – Pfisterer 2010, pp. 20–26 und Vondrovec 2008, p. 26. göbl 1967 i, p. 85 und göbl 1967 ii, p. 66; dagegen Melzer 2006, p. 259. Melzer 2006, p. 260. dies würde allerdings tatsächlich eine eroberung Malwas durch die Hunnen bereits vor oder spätestens 492/493 voraussetzen, es sei denn, daß die inschrift sich nur auf toramāṇas erstes regierungsjahr in Malwa selbst bezieht. göbl 1967 i, p. 64; göbl 1967 ii, p. 62; Kuwayama 1989, p. 92; grenet 2002, p. 211; la Vaissière 2003, p. 123; Melzer 2006, p. 259. die unterschiedlichen Modelle sind übersichtlich bei Melzer 2006, p. 259f. zusammengefaßt. göbl 1967 i, p. 59 und 62; göbl 1967 ii, p. 64.
3.5.1. die inschrift auf der Kupferrolle in der schøyen collection
93
Von Javūkha und Mehama wissen wir bereits, daß sie auf den Münzen zu einem späteren zeitpunkt erscheinen als Khiṅgila, was allerdings nichts heißen muß; sie könnten sich auch unter den frühen „anonymen“ typen verstecken oder erst zu einem späteren zeitpunkt ihrer Herrschaft mit der ausprägung von Münzen begonnen haben. Javūkha ist der einzige der vier alchanfürsten auf der Kupferrolle, für den ein – übrigens titelloser – Vater, nämlich sādavīkha, genannt ist, was eine lineare dynastische abstammung etwa von Khiṅgila ausschließt. nach Melzer handelt es sich ferner bei dem bisher als jaūvlaḥ gelesenen, für einen titel toramāṇas gehaltenen Begriff in der inschrift von Kurā, deren datum leider nicht erhalten ist, für eine Fehllesung. ihrer ansicht nach steht dort vielmehr jaūhkhaḥ, womit dort möglicherweise nicht allein toramāṇa, sondern gemeinsam mit ihm auch Javūkha genannt ist.147 ein Fürst namens Mehama ist wiederum mehrfach in den Bactrian documents erwähnt, von denen zwei datiert sind, nämlich auf 461/462 sowie 474/475, und erscheint auch auf siegeln, doch können wir nicht mit sicherheit sagen, ob es sich dabei um dieselbe Person handelt wie den Mehama, der auf den Münzen und der Kupferrolle genannt ist. 148 Für lakhāna schließlich haben wir keinen weiteren anhaltspunkt als die beiden Münztypen, die seinen namen nennen. Bemerkenswert ist, daß sowohl die hier behandelte „gemeinschaftsprägung“ als auch die inschrift auf der Kupferrolle jeweils vier Fürsten nennen, so daß man nahezu den eindruck einer regelhaften Viererstruktur in der Herrschaft bekommen könnte, gesetzt den Fall, daß sowohl die „gemeinschaftsprägung“ als auch die Kupferrolle jeweils alle gerade parallel herrschenden alchanfürsten nennen. auf dieser Basis ließe sich, unter Verwendung der gerade genannten chronologischen anhaltspunkte, mit aller Vorsicht die Hypothese aufstellen, daß die „gemeinschaftsprägung“ früher datiert als toramāṇas regierungsantritt und daß dieser in der Viererstruktur lakhāna ablöst. die titel der Fürsten schaffen hier kaum mehr Klarheit, da ihre Verwendung zwischen der gemeinschaftsprägung und der Kupferrolle nicht kongruent ist:
Fürst Khiṅgila Javūkha Mehama lakhāna toramāṇa
gemeinschaftsprägung devaṣāhi ṣāhi ṣāhi rāja –
kupferrolle mahāṣāhi mahārāja mahāṣāhi – devarāja
auf den Münzen allein könnten die titel auf den ersten Blick durchaus im sinne einer rangordnung verstanden werden. das auffällige devaṣāhi, also „gottkönig“, ist allein Khiṅgila vorbehalten, während die titel der drei anderen Fürsten keinen steigernden zusatz besitzen. Bei Khiṅgila, Javūkha und Mehama basiert der titel auf dem iranischen ṣāhi – im Fall Javūkhas mit dem zusatz jayatu – während lakhāna den indischen titel rāja trägt. er wiederum führt als einziger das epitheton udayāditya(ḥ), „die aufgehende sonne“149 – in Kombination mit rāja also möglicherweise im sinne von „Fürst des ostens“ – was dem baktrischen miirosano šao entspräche, wie es uns später auf den Prägungen von adomano und zabocho begegnet.150 das Muster der titelverteilung auf der Kupferrolle ist dagegen ein völlig anderes. dort haben alle Fürsten einen titel mit steigerndem zusatz: Khiṅgilas, Javūkhas und Mehamas titel ist jeweils um ein mahā- erweitert, nur toramāṇas titel trägt den zusatz deva-. als “Kern” des titels fungiert nun aber nur
147 148 149 150
Melzer 2006, p. 261f. mit Fn. 80. Mit der weiterführenden literatur Vondrovec 2008, p. 29, siehe auch alram – Pfisterer 2010, p. 22. errington 2010, p. 151. siehe Kap. 3.7 sowie davary 1982, p. 302.
94
3.5.1. die inschrift auf der Kupferrolle in der schøyen collection
mehr bei Khiṅgila und Mehama das iranische ṣāhi, während sowohl Javūkhas titel als auch der des neu hinzugekommenen toramāṇa auf dem indischen rāja basieren. eine klare rangordnung ist aus diesem Befund jedenfalls nicht zu erkennen, denn falls toramāṇa tatsächlich der „dienstjüngste“ der vier Herrscher auf der rolle ist, dürfte der zusatz deva-, zumindest in diesem Fall, wohl kaum einen höheren rang als mahā- signalisieren. daß wir nicht allzuviel interpretative Bedeutung in die titel legen sollten, zeigt sich schließlich auch daran, daß alle genannten Fürsten in weiteren Quellen wieder andere titel tragen.151
3.5.2. Von typ 81 abgeleitete typen und ein Fund aus Pakistan Wie bereits oben erwähnt, sind die typen 80 und 81 die beiden einzigen in der „gemeinschaftsprägung“, die typgleich noch in einem deutlich anderen, stark vergröberten stil vorkommen. über diesen „groben“ stil lassen sich zwei weitere, eng miteinander verwandte typen anhängen, nämlich typ 305 und typ 56 (Abb. 3.5.2.1 und 3.5.2.2, c und d), welche wiederum die Brücke zu einer ganzen gruppe anderer gepräge bilden, die aber erst weiter unten behandelt werden. typ 305 und typ 56 tragen dieselbe legende. ihre lesung gestaltet sich jedoch schwierig; links der Büste dürfte ṣāhi stehen, rechts dagegen sind zwei Brāhmī-zeichen erkennbar, die sich am ehesten als ...]madu lesen lassen. ihre Bedeutung erschließt sich fürs erste nicht, jedenfalls aber wird hier nicht mehr Khiṅgila als Prägeherr genannt. die Krone mit einer frontalen und einer lateralen sichel bleibt gleich wie auf dem ausgangstyp, genauso wie auch die Mondsichelspitzen auf den schultern übernommen werden. überhaupt sind die beiden typen 305 und 56 nicht nur stilistisch mit der „groben“ stilvariante insbesondere von typ 81 verwandt, sondern sie stellen auch in typologischer Hinsicht Mutationen dieses typs dar. Von der geänderten legende abgesehen, ist bei ihnen lediglich je eines der beiden Beizeichen des ausgangstyps durch eine Keule ersetzt: bei typ 305 tritt sie an die stelle des tamghas s1 im linken Feld, und bei typ 56 erscheint die Keule, diesmal mit Bändern verziert, statt der speichenrosette im rechten Feld (Abb. 3.5.2.2). in feintypologischer Hinsicht wirkt sich der vergröberte stil vor allem auf die diadembänder aus. Während die Bänder auf den „groben“ Varianten von typ 80 und 81 noch einen ähnlichen schwung besitzen wie im feineren stil der „gemeinschaftsprägung“, sind sie auf den beiden Folgetypen zusehends linearer gezeichnet, und bei typ 56 sind die Bänder schließlich sogar zu einem einzigen zusammengewachsen; die charakteristische Mittelwelle ist zwar noch wiedergegeben, doch ist der runde Verlauf einem kantigen gewichen (Abb. 3.5.2.3).
151
Melzer 2006, p. 258.
95
3.5.2. Von typ 81 abgeleitete typen und ein Fund aus Pakistan
abb. 3.5.2.1: der „grobe“ stil: typen 80, 81, 305 und 56 a) typ 80: lakhāna (london 1922.4.24.3746) Ba. alχano – br. rāja lakhāna Krone mit Frontalsichel; Mondsichelspitzen; tamgha s1, bänderverzierter dreizack
b) typ 81: Khiṅgila (aur Huna 394) Br. devaṣāhi – khiṅgila Krone mit Frontal- und lateralsichel; Mondsichelspitzen; tamgha s1, rosette
c) typ 305: Fürst unklar (Kat. 305-1) Br. (ṣāhi [...]madu?) Krone mit Frontal- und lateralsichel; Mondsichelspitzen; Keule, rosette
d) typ 56: Fürst unklar (Kat. 56-1) Br. (ṣāhi [...]madu?) Krone mit Frontal- und lateralsichel; Mondsichelspitzen; tamgha s1, Keule mit Bändern
abb. 3.5.2.2: typen 81, 305 und 56, Beizeichenwechsel typ
Fürst
titel
leg.zusatz
b) 81
Khiṅgila
devaṣāhi
–––––––––
c) 305
?
ṣāhi
–––––––––
d) 56
?
ṣāhi
–––––––––
krone
Ohrring
Büstenzus.
Symb. li.
Symb. re.
96
3.5.2. Von typ 81 abgeleitete typen und ein Fund aus Pakistan
a: typ 305
b: typ 56 abb. 3.5.2.3: typen 305 und 56, Bänder
die reverse sind zumeist stark verprägt. nach den wenigen exemplaren mit erkennbaren resten des reversbilds zu urteilen, ist die Flamme ähnlich gestaltet wie im feineren stil der „gemeinschaftsprägung“: auf einem in london befindlichen exemplar des typs 80 im „groben stil“ streben kurze Flammenzungen von einem dreieckigen Kern nach außen (Abb. 3.5.2.4 a), während sie auf zwei exemplaren des typ 56 (Abb. 3.5.2.4 b und c), wieder von einem dreieckigen Kern ausgehend, nach oben zu züngeln scheinen. ob die in Abb. 3.5.2.4 b oberhalb der Flammen erkennbaren Punkte zu den letzteren dazugehören oder eher der rest eines mit großen abständen gesetzten Perlkreises sind, ist dabei nicht ganz klar.
a: typ 80, “grober” stil (london 1922.4.24.3746)
b: typ 56 (london 1894.5.6.255) abb. 3.5.2.4: typen 80 und 56, reverse
c: typ 56 (Kat. 56-2)
97
3.5.2. Von typ 81 abgeleitete typen und ein Fund aus Pakistan
abb. 3.5.2.5: ein Fund aus Pakistan typ 82
typ 305
typ 139
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
98
3.5.2. Von typ 81 abgeleitete typen und ein Fund aus Pakistan
eine bemerkenswerte Quelle für die Verteilungsstruktur der hier besprochenen typen im umlauf stellt ein von nasim Khan dokumentierter, aus 17 Münzen bestehender Fund oder Fundrest aus Pakistan dar (Abb. 3.5.2.5).152 ein genauerer Fundort ist leider nicht bekannt, und es existieren nur Photos der averse, doch lassen sich bereits auf Basis dieser informationen einige schlüsse ziehen. der Komplex ist aus lediglich drei unterschiedlichen Münztypen zusammengesetzt, nämlich je acht exemplaren von Javūkhas typ 82 und dem gerade besprochenen typ 305, sowie einem einzelnen Beleg des typs 139, der bereits im zusammenhang mit den postkidaritischen Prägungen in swat153 besprochen wurde. Während sich aus dem einzelexemplar des typs 139 nicht allzuviel folgern läßt, ist es angesichts der oben geschilderten zusammenhänge aber um so überraschender, daß sowohl die so deutlich ineinander verwobene „gemeinschaftsprägung“ als auch das eng zusammengehörende typenpaar 305 und 56 nur durch jeweils einen typ vertreten ist, der dafür gleich in je acht exemplaren erscheint. sofern hier nicht das ergebnis einer modernen, nachträglichen sortierung eines ursprünglich größeren Fundes nach typen vorliegt, wofür ich keinen grund sehe, kann das eigentlich nur bedeuten, daß die, abgesehen von den tatsächlich seltenen typen 316 var. 1 und 316 var. 2, in sammlungen etwa gleichmäßig häufigen restlichen typen der gemeinschaftsprägung wie auch die „groben“ typen eine unterschiedliche geographische Verteilung im umlauf aufweisen. Falls nämlich doch eine chronologische spreizung der „gemeinschaftsprägung“ zu diesem ergebnis geführt hätte, wäre es schwer erklärbar, warum der von typ 81 abgeleitete typ 305 hier vorkommt, sein ausgangstyp aber nicht. Vielmehr zeigt das Vorkommen von typ 305, daß die typen im „groben“ stil zeitlich nicht allzuweit von der „gemeinschaftsprägung“ abzusetzen sind; auch ist in dem Fundkomplex kein unterschied in der abnutzung zwischen den typen erkennbar, die in allen exemplaren gleichmäßig frisch erscheinen. auch wenn der Befund keinesfalls überbewertet werden darf, scheint mir die naheliegendste erklärung doch diejenige zu sein, daß hier entweder zentral für die einzelnen Fürsten hergestellte Prägungen tranchenweise an die jeweiligen auftraggeber versandt wurden, die sie dann lokal in umlauf brachten, oder daß die alchan in dieser Phase ein system des stempelversands nach sasanidischem Vorbild154 betrieben.
3.5.3. Von typ 82 abgeleitete typen Von typ 82, der als novität den runden, aus einer Perlreihe zusammengesetzten ohrring bringt, lassen sich zwei weitere, dieselbe eigenheit aufweisende typen ableiten, welche auch einen deutlich gröberen stil aufweisen, der aber dennoch ein deutlich anderer ist als bei den typen 305 und 56. typ 77 (Abb. 3.5.3.1) zeigt dieselbe Krone wie auf dem ausgangstyp 82 mit lateralen Flügeln und einer frontalen Mondsichel, in der sich ein – hier etwas verkümmerter – globus befindet; der schwung der diadembänder ist im Verhältnis zum Vorbild noch etwas übertriebener dargestellt und erinnert an typ 74 aus stilreihe a der „Parallelprägung“155. Beizeichen sind keine vorhanden. die lesung der Brāhmīlegende bereitet schwierigkeiten: links der Büste steht sicher jaya, ob das zugehörige tu ebenfalls vorhanden ist, ist unklar. rechts folgt wieder sicher ṣahi156 und darauf ein ja, nach dem eine unklare ligatur erscheint. diese ist aus einem ṣa sowie einem schließenden zeichen in Form eines liegenden s zusammengesetzt, das einem postkonsonantischen ya, wie etwa in ṇya, ähnelt. in diesem Fall wäre die legende als jaya – ṣahi jaṣya zu lesen.157 auf dem revers scheinen die assistenzfiguren wieder Kronen mit drei kugelbekrönten spitzen zu tragen. interessant ist der altar, dessen obere Platten in einer art und Weise gerippt sind, daß sie an ein Wulstkapitell nach achaimenidischem Vorbild erinnern.
152 153 154 155 156
157
ich danke M. nasim Khan herzlich für die überlassung der Photos. siehe Kap. 3.3. siehe schindel 2004, p. 122f. siehe Kap. 3.4.2. Hier scheint tatsächlich irrig ṣahi statt ṣāhi geschrieben zu sein. ansonsten ist der diakritische Bogen über dem ṣā oft nicht sichtbar, da außerhalb des Münzrandes; in solchen Fällen gehe ich stillschweigend von korrekter schreibung aus. Harry Falk per email vom 23.07.2011.
3.5.3. Von typ 82 abgeleitete typen
abb. 3.5.3.1: typ 77 (avers: Kat. 77-2; revers: Kat. 77-1)
abb. 3.5.3.2: typ 78 (slg. Warden)
99
100
3.5.3. Von typ 82 abgeleitete typen
auf den beiden bekannten exemplaren von typ 78 (Abb. 3.5.3.2)158 ist die Krone nur schwer zu sehen, so daß nicht klar ist, ob sie derjenigen auf den typen 82 und 77 entspricht. Frontal befindet sich eine Mondsichel, die hier aber eher kein Binnenemblem aufweisen dürfte. zwar ist sichtlich ein laterales emblem vorhanden, doch sind die reste zu schwach, als daß sich entscheiden ließe, ob es sich um einen Flügel oder eine zweite Mondsichel handelt. als Beizeichen steht rechts im Feld neben der Büste eine langgestreckte Keule ohne Bänder (Abb. 3.5.3.3).
abb. 3.5.3.3
Vor dem Hintergrund des typengeschichtlichen zusammenhangs, in dem typ 78 steht, ist es jedenfalls bemerkenswert, daß sich unter der Büste wieder ein Flügelornament befinden dürfte, wenn ich die vorhandenen reste richtig interpretiere. die Brāhmīlegende schließlich ist hier nur schlecht zu erkennen und zudem barbarisiert: die zeichen links der Büste dürften jaya meinen, wobei das ya in der Form eines liegenden achters verschrieben ist. rechts der Büste könnte wieder ein ṣa folgen, und am legendenende auf 5 uhr ist derselbe schlenker wie beim mutmaßlichen ṣya auf typ 77 zu sehen, so daß es sich hier aller Wahrscheinlichkeit nach um dieselbe legende wie auf letzterem typ handelt. Beide typen sind sich im stil überhaupt sehr nah, wobei sie insbesondere in der Form des Kopfes ein wenig an die stilreihe a der „Parallelprägung“ erinnern, was gut zur bereits erwähnten Verwandtschaft der diadembänder auf typ 77 mit jenen auf typ 74 paßt.
158
neben dem hier abgebildeten stück aus der slg. Warden existiert lediglich noch das hier im Katalog angeführte exemplar der sammlung righetti.
3.6. „BarBarisierte“ tYPen aus der Mittleren PHase der alcHanPrägung
die in Kap. 3.5.2 behandelten, aus typen der „gemeinschaftsprägung“ entwickelten Prägungen in verändertem, „grobem“ stil (typen 305 und 56 sowie die entsprechenden stilvarianten der typen 80 und 81) stehen selbst Pate für eine ganze reihe von typen in ähnlich linearem stil, die auf durchwegs etwas kleineren schrötlingen und in häufig schleuderhafter Machart ausgebracht sind (Abb. 3.6.1). gleichzeitig stehen sie aber auch in deutlicher Beziehung zu den typen im namen von adomano, Pūrvvāditya, Bhaloka und zabocho, insbesondere denen des letztgenannten.159 Mangels eines besseren Begriffs verwende ich hier in anlehnung an das äußere erscheinungsbild der Münzen vorläufig den terminus „barbarisierte“ gruppe, wobei aber keinerlei Veranlassung besteht, sie etwa als Produkte einer irregulären Werkstätte anzusehen. die derzeit insgesamt 16 hier einzuordnenden typen sind samt und sonders nur in wenigen, teils schwer lesbaren Belegexemplaren bekannt. die geringe Belegdichte pro typ einerseits und die Verdoppelung der typenanzahl seit göbls erster zusammenstellung andererseits160 lassen vermuten, daß wir durchaus noch nicht alle zugehörigen typen überhaupt kennen, weshalb bei aussagen über die interne struktur der gruppe eher zurückhaltung angebracht ist. im vorliegenden Bestand ist die Prägegruppe mit lediglich sechs typen belegt (typen 90, 139, 142, 142a, 145, 145a). einige informationen lassen sich allerdings doch gewinnen; zudem begegnen hier einige typologische details, die wesentliche Verbindungen zu anderen Prägegruppen herstellen. abb. 3.6.1: die typen der „barbarisierten“ gruppe a) typ 145 (Kat. 145-1) Br. ṣāhi [...]–madu (?) Krone mit Frontalsichel, seitenemblem unklar; Muschel; altar
b) typ 140 (göbl 1967, 140/1) Br. ṣāhi ja–vukha161 Krone mit zentral gedrehter Frontalsichel oder scheitelsichel, darin dreizack, links u. rechts Flügel (?); Fußsohlen
revers unbekannt
c) typ 141 (london 1894.5.6.267) Br. [ṣāhi ja–vu]kha (?) Krone mit zentral gedrehter Frontalsichel oder scheitelsichel, darin dreizack, unklar ob links u. rechts embleme; Mondsichelspitzen auf den schultern (?); dreizack, unklares symbol
159
siehe Kap. 3.7.
160
Bei göbl 1967 waren es noch lediglich die acht typen 90 und 139–145.
161
die schreibung des namens ist in der gesamten Prägegruppe etwas unsauber; das vu in javukha, das hier statt vū erscheint, könnte genausogut als va oder sogar dha gelesen werden. aufgrund des zusammenhangs gehe ich jedoch davon aus, daß javūkha gemeint ist. siehe auch Kap. 3.4.2 und 3.5.
102
3.6. „Barbarisierte“ typen
d) typ 142 (Kat. 142-1) legende unklar Krone unklar; Muschel mit unklarer (floraler?) Bekrönung
e) typ 142a (Kat. 142a-1) Br. ṣāhi – [... Krone mit zwei Mondsicheln (?); Mondsichel, tamgha s2 (?), dreizack
f) typ 143 (london 1894.5.6.1173) Br. ṣāhi – [... Krone unklar; Muschel, lakṣmī (?)
g) typ 143a (aur Huna 467) Br. ṣāhi [ja]–vukha Krone mit zentral gedrehter Frontalsichel oder scheitelsichel, darin dreizack, links u. rechts Kugeln, hinten große Kugel; Palmette, axt
h) typ 143B (aur Huna 913) Br. ṣāhi ja–vukha Krone mit Frontalsichel, darin dreizack auf Kugel, und lateralem Flügel oder gehörn(?), hinten Kugel; unklares symbol, Keule
i) typ 143c (aur Huna 469) Br. ṣāhi ja–[... Krone unklar; Muschel, Keule
j) typ 144 (ans 1944.100.52618) legende unklar Krone unklar; Hand mit kugelförmigem objekt
3.6. „Barbarisierte“ typen
k) typ 144a (aur Huna 466) Br. ṣāhi ja–[... Krone unklar; tierkopf (?)
l) typ 141a (aur Huna 483) Br. ṣāhi – [...]kha Krone unklar; Vierpaß aus Mondsicheln (?)
m) typ 90 (Kat. 90-1) Br. ṣāhi [... Krone mit Frontalsichel, details unklar; Bhīma(?)
n) typ 139 (Kat. 139-3) Br. ṣāhi – .]ha(?)ṣāna (?) Krone mit Frontal- und lateralsichel, details unklar; dreiköpfiger naga, dreizack
o) typ 146B (aur Huna 471) Br. ṣāhi [...]da Krone mit Frontal- und nach hinten gerichteter lateralsichel; tamgha s1, pūrṇaghaṭa
p) typ 145a (Kat. 145a-1) Br. ṣāhi – lakha (?) Krone unklar; schultermonde; stilisiertes Flügelornament
103
104
3.6. „Barbarisierte“ typen
die stilistische Herleitung von den genannten typen im „groben stil“ läßt sich anhand der in Abb. 3.6.2 vorgeführten Beispiele demonstrieren. insbesondere beim oberen Paar zeigt sich die Verwandtschaft deutlich in der kantigen linienführung des Kopfes, dem schnitt der augen, der ohren und weiterer details. abgesehen von einer weiteren Vergröberung der darstellung haben sich lediglich die Proportionen von Höhe und Breite des Kopfes verändert. Beim unteren Paar bildet ebenfalls zunächst das Kopfprofil die Verbindung.
a: typ 81, „grober” stil (aur Huna 394)
b: typ 143 (london 1894.5.6.1173)
c: typ 56, „grober“ stil (Kat. 56-1)
d: typ 145 (Kat. 145-1) abb. 3.6.2
105
3.6. „Barbarisierte“ typen
daß die bei den „barbarisierten“ typen durchaus vorhandene stilistische Bandbreite kein argument gegen eine gruppenbildung ist, zeigt der Vergleich von zwei Belegen des typs 145 in Abb. 3.6.3. etwas weniger klar ist die zuordnung der typen 90, 139, 146B und 145a, die ich aber dennoch hierher gestellt habe, da ihr stil nicht allzuweit entfernt ist. darüber hinaus weisen sie dieselben krakeligen reverse mit der nahezu zur unkenntlichkeit entstellten altarszene auf wie der rest der gruppe.
a: london 1890.6.4.17
b: Kat. 145-1 abb. 3.6.3: typ 145, Bandbreite des stils
ein charakteristisches detail der Prägegruppe, das bereits in der „gemeinschaftsprägung“ beginnt und über die typen im „groben“ stil bis hier immer ausgeprägter wird, ist auch das gewicht, welches in der darstellung des ohrgehänges der – ursprünglich oft gar nicht dargestellte – eigentliche ring gegenüber den daran befestigten Perlreihen erhält. gleichzeitig wird hier nun häufig eine oder sogar beide Perlen des untersten Perlenpaares in der darstellung weggelassen (Abb. 3.6.4).
a: typ 43
b: typ 317 abb. 3.6.4: entwicklung der darstellung des ohrgehänges
c: typ 145
106
3.6. „Barbarisierte“ typen
Bezüglich der verwendeten Büstenformen162 zeigt die „barbarisierte“ gruppe zwei unterschiedliche tendenzen: zum einen wird noch die in der „gemeinschaftsprägung“ übliche und in den „groben“ stil übernommene dreibucklige Büste der Form c1/c2 verwendet, zum anderen erscheint hier aber auch als neuerung die Form d in der spielart d2 (Abb. 3.6.5). letztere bildet eine Verbindung der „barbarisierten“ gruppe zu den Prägungen von adomano, zabocho, Pūrvvāditya und Bhaloka.
a: Büste c1
b: Büste d2 abb. 3.6.5: „Barbarisierte“ gruppe, Büstentypen
dasselbe gilt auch für die darstellung der Kronen, soweit diese hier überhaupt erkennbar und nicht durch den rand der knappen schrötlinge abgeschnitten sind. die Frontalsichel zeigt nämlich vielfach die tendenz, nach links zu rücken, als ob die Krone in der darstellung zum Betrachter gedreht wäre; in einigen Fällen, etwa bei den typen 140 und 143a, geht dies so weit, daß rechts der Frontalsichel das sonst verdeckte lateralemblem der dem Betrachter abgewandten seite erscheint (Abb. 3.6.6). in Fall von typ 140 ist das einzige vorhandene Photo leider so grobkörnig, daß die seitenembleme nicht mit sicherheit identifizierbar sind, doch scheint es sich am ehesten um Flügel zu handeln. Bei typ 143a sind es Kugeln oder eventuell verwaschen dargestellte sterne, welche die in beiden Fällen mit einem dreizack gefüllte Mondsichel flankieren. Worum es sich bei der auf typ 143a links über der Kopfrückseite die Krone abschließenden Kugel handelt, die auch auf typ 143B sichtbar ist, ist dabei nicht ganz klar; möglicherweise handelt es sich um die andeutung der diademschleife.
a: typ 140
b: typ 143a abb. 3.6.6: „Barbarisierte“ gruppe, nach vorn gedrehte Kronen
diese nach vorn gewendete darstellung der Kronen erinnert stark an die Kronen auf einigen typen des zabocho, wo gleichfalls links und rechts der mittig dargestellten Hauptsichel je ein emblem erscheint (Abb. 162
siehe Kap. 3.10.
107
3.6. „Barbarisierte“ typen
3.6.7). dort allerdings ist die Hauptsichel nicht nur mittig dargestellt, sondern auch nach oben auf den scheitel gerückt, so daß bereits göbl davon ausging, daß es sich dort auch realiter um ein nicht an der stirn, sondern auf der spitze etwa einer Kappe angebrachtes, im Münzbild aber zum Betrachter gedrehtes zentralemblem handelt.163 Würden wir von zabocho nur die auf typ 98 dargestellte Krone (Abb. 3.6.7 a) kennen, die links und rechts unterhalb der Hauptsichel je eine kleinere sichel zeigt, könnte man fast annehmen, daß es sich auch dort – trotz der nach oben gerückten Hauptsichel – lediglich um eine im ganzen zum Betrachter gewendete Krone des schon bekannten typs handelt. daß dies nicht der Fall sein kann, zeigt aber die Krone seiner typen 96 und 96a, die rechts unterhalb der Hauptsichel eine kleinere sichel, links aber einen Flügel bringt, so daß klar ist, daß der untere teil der Krone weiterhin in seitensicht dargestellt ist (Abb. 3.6.7 b).
a: typ 98
b: typ 96a abb. 3.6.7: zabocho, Kronen mit scheitelsichel
im gegensatz dazu handelt es sich bei den auf den typen 140 und 143a links und rechts der Hauptsichel dargestellten emblemen mit sicherheit um seitenembleme, denn keine andere alchankrone – außer der von den Kidariten übernommenen Krone auf typ 66a164 – besitzt ein Frontalemblem, das nicht von einer Mondsichel eingefaßt wäre, ganz abgesehen von der prinzipiellen unsinnigkeit eines frontalen Flügels. Hier ist im gegensatz zu den Kronen des zabocho also tatsächlich die gesamte Krone nach vorn gewendet. die scheinbare Parallele ist demzufolge nur äußerlicher art; die zum Betrachter gewendeten Kronen der „barbarisierten“ gruppe dürften vielmehr eine mißverstandene ikonographische übernahme von den Kronen des zabocho darstellen, was uns einen wertvollen Hinweis auf die stellung der beiden gruppen zueinander gibt. die Krone auf typ 143B bringt eine weitere neuerung, nämlich den gebogenen aufsatz mit einer reihe von auswüchsen, der hier als lateralemblem fungiert. aus der darstellung geht nicht klar hervor, was gemeint ist; es könnte sich genauso um stark stilisierte Flügel handeln wie um einen auch inhaltlich neuen typus von emblem, etwa ein geweih. das erstmalige Vorkommen dieser Krone an dieser stelle ist insofern besonders interessant, als daß sie – abgesehen vom andersartigen Binnenemblem der Mondsichel – die Krone vorwegnimmt, welche erst in einer wohl deutlich späteren zeitebene auf den typen 138 und 174 wiederkehrt (Abb. 3.6.8).165
163
göbl 1967 i, p. 92.
164
siehe Kap. 3.2.
165
siehe Kap. 3.8.3 und 3.8.4.
108
3.6. „Barbarisierte“ typen
a: typ 143B
b: typ 138
c: typ 174
abb. 3.6.8
soweit die diadembänder erkennbar bzw. dargestellt sind – auf typ 143 scheinen sie überhaupt weggelassen zu sein – handelt es sich dagegen immer um solche des alten typs, die vom ansatz zum ende hin breiter werden, und nicht um Bänder mit kolbenförmigen enden, wie sie sich auf den Prägungen von adomano, zabocho und Pūrvvāditya finden; bei typ 142a sind zusätzlich nackenbänder angedeutet, die ebenfalls nicht dem typus mit kolbenförmigen enden entsprechen. das kombinierte Vorhandensein von diademund nackenbändern an sich ist dabei ein weiterer Hinweis auf die besondere nähe der gruppe zu den Prägungen des zabocho, auf denen diese eigenheit erstmals eingeführt wird (Abb. 3.6.9).
a: typ 142a
b: typ 96a abb. 3.6.9: Bänder bei typ 142a und bei zabocho
auf den typen der „barbarisierten“ gruppe finden sich wenigstens vier unterschiedliche legenden. typ 145 scheint mit ṣāhi [...]–madu dieselbe, bisher nicht interpretierbare legende zu tragen wie die typen 305 und 56, weshalb er auch in der zusammenstellung Abb. 3.6.1 als anschlußpunkt an diese typen unter a) gereiht ist. die elf folgenden typen (Abb. 3.6.1 b–l), die untereinander besonders enge stilistische Verbindungen zeigen, nennen, wann immer die legende noch les- oder zumindest rekonstruierbar ist, durchwegs Javūkha als Prägeherrn. auf typ 90 (Abb. 3.6.1 m) ist lediglich links des Kopfes ṣāhi zu lesen; ob rechts überhaupt etwas stand, ist unklar. die legenden auf den typen 139 und 146B sind nur schwer zu deuten.
3.6. „Barbarisierte“ typen
109
in beiden Fällen steht wieder links des Kopfes ṣāhi. im Fall von typ 139 folgen rechts einige kaum kenntliche zeichen; das erhaltene läßt sich möglicherweise auf .]ha(?)ṣāna ergänzen. Bei typ 146B dürfte das letzte zeichen rechts am ehesten ein da sein. im abgleich mit den bisher bekannten Herrschernamen ergibt beides aber wenig sinn. auf typ 145a schließlich ist wieder links der Büste ṣāhi zu lesen; rechts davon folgen eventuell ein la und ein kha166, womit die legende möglicherweise auf lakhana lauten könnte. innerhalb der gruppe sind sich die Prägungen, welche dieselbe legende tragen, jeweils auch stilistisch am ähnlichsten. im Fall von typ 145 zumindest zeigt, wie schon oben vorgeführt (Abb. 3.6.3), die stilistische Bandbreite der Belege, daß sich dieser typ durchaus direkt zu den Prägungen mit der Javūkha-legende stellen läßt. daß Javūkha wohl auf einem großteil der hier versammelten typen als Prägeherr firmiert, ist zunächst in der Hinsicht relevant, daß dies die in Kap. 3.5 geäußerte these einer Verbindung zwischen seinem einflußbereich und der „gemeinschaftsprägung“, von welcher die „barbarisierte“ gruppe ja sich abzuleiten scheint, stützt. Mehr noch spricht aber auch die spezielle Beziehung der gruppe zu den Prägungen des zabocho für die annahme, daß es sich bei diesem und Javūkha tatsächlich um ein und dieselbe Person handeln dürfte.167 eine weitere gemeinsamkeit der „barbarisierten“ gruppe nicht nur mit den Prägungen im namen zabochos, sondern auch adomanos und Pūrvvādityas ist schließlich auch das enorm erweiterte repertoire an Beizeichen, sowohl prinzipiell als auch im detail. die Muschel und der altar auf typ 145 gehören noch zum schon etablierten symbolfundus; beide erscheinen etwa bereits in der „Parallelprägung“. die Fußsohlen auf typ 140 allerdings sind eine völlige neuigkeit; sie können sich auf Buddha genauso wie auf Viṣṇu beziehen (Abb. 3.6.10).168
abb. 3.6.10
166
genaugenommen könnte es sich ebensogut um ein va handeln, analog der bereits mehrfach erwähnten schwierigkeiten, die mit der lesung von Javūkhas namen einhergehen.
167
grundlegend davary 1982, p. 296; zuletzt sims-Williams 2010, p. 60f., nr. 139. die gleichsetzung von baktr. zaboχo und skr. javūkha vertrat bereits göbl 1967, siehe etwa i, pp. 64 und 92 sowie ii, p. 69, wobei er der Meinung war, es handle sich um einen titel; so noch alram 1996, p. 525 und alram 1999/2000, p. 146f. nach der Bestätigung durch die Kupferrolle in der schøyen collection, daß es sich bei Javūkha doch um einen eigenständigen Fürstennamen handelt, setzt Melzer 2006, p. 261, Fn. 77, stillschweigend voraus, daß die gleichsetzung auch in diesem Fall gilt; skeptisch noch Vondrovec 2008, p. 28, alram – Pfisterer 2010, p. 24 und errington 2010, p. 152f.
168
lerner – sims-Williams 2011, p. 47; siehe auch schon göbl 1967 i, p. 112.
110
3.6. „Barbarisierte“ typen
auf typ 141 befindet sich links des Kopfes ein dreizack, während rechts wieder ein neues symbol erscheint, das allerdings nicht sicher zu identifizieren ist; göbl bezeichnet es als „verkümmerte Blume“.169 typ 142 bringt wieder eine Muschel, doch mit einem unklaren, wohl floralen aufsatz auf der spitze (Abb. 3.6.11), was stark an die erweiterten oder kombinierten symbole auf einigen typen adomanos, Pūrvvādityas und zabochos erinnert.
abb. 3.6.11
gleich drei symbole finden sich auf typ 142a. zunächst erscheint links oben, in derselben Position wie bereits auf den frühen typen 39–44, ein Halbmond, was hier fast wie ein bewußter rückgriff wirkt. dieser eindruck verstärkt sich noch, falls es sich bei dem symbol, das links unten hinter der Büste sitzt, tatsächlich um ein nach unten zeigendes tamgha s2 mit langen schenkeln handelt, wie ich vermute (Abb. 3.6.12 a und zum Vergleich die zeichnung des tamghagrundtyps in Abb. 3.6.12 b); letzte sicherheit ist hier aufgrund der unzureichenden lesbarkeit der Münze leider momentan nicht zu erreichen. tamgha s2 erscheint, abgesehen von den frühen Prägungen nach sasanidischem Muster, ansonsten nur noch ein einziges Mal auf Khiṅgilas frühem typ 59a, wo es – dort bei einem linksportrait – gleichfalls auf der spitze stehend hinter der rückwärtigen schulter abgebildet ist.170 rechts vor der Büste befindet sich schließlich ein bänderverzierter dreizack, der hier allerdings eine art Flammenring um die mittlere spitze zu besitzen scheint (Abb. 3.6.12 c).
169
göbl 1967 i, p. 112.
170
siehe Kap. 3.4.
111
3.6. „Barbarisierte“ typen
a
b
c
abb. 3.6.12
typ 143 bringt links hinter der Büste wieder eine Muschel, während sich rechts ein etwas undeutliches symbol befindet, das göbl als möglicherweise „verwilderten altar“ anspricht. 171 Bei genauerer Betrachtung scheint es sich mir aber vielmehr um eine kleine Figur zu handeln. ihre Positur ist exakt dieselbe wie bei der lakṣmī auf Pūrvvādityas emission 91, nur daß die Perlenkette nicht erkennbar ist, weshalb ich annehme, daß es sich hier um eine vergröberte Version derselben darstellung handelt (Abb. 3.6.13).
a: typ 143
b: typ 91 abb. 3.6.13
171
göbl 1967 i, p. 113.
112
3.6. „Barbarisierte“ typen
auf typ 143a sind die Beizeichen nicht ganz klar; links scheint eine art Palmette abgebildet zu sein (Abb. 3.6.14 a), während es sich bei dem objekt rechts vielleicht um eine axt mit nach außen gerichteter schneide handelt (Abb. 3.6.14 b). Völlig unsicher ist, worum es sich bei dem tamghaartigen symbol links der Büste auf typ 143B handelt, das auch nur zum teil erkennbar ist (Abb. 3.6.14 c); rechts steht jedenfalls eine bänderverzierte Keule.
a
b
c
abb. 3.6.14
Während typ 143c mit Muschel und Keule eher konventionelle Beizeichen hat, bringen die je nur ein Beizeichen rechts der Büste aufweisenden typen 144, 144a und 141a wieder neue symbole. im Fall von typ 144 ist dies eine Hand, die zwischen daumen und zeigefinger ein kugelförmiges objekt hält (Abb. 3.6.15 a), während auf typ 144a ein nach links gerichteter tierkopf abgebildet ist (Abb. 3.6.15 b). leider sind die details der zeichnung nicht zu erkennen, doch die stumpfe nase sowie die zwei kleinen ausbuchtungen darüber, bei denen es sich um nach oben gerichtete Hauer handeln könnte, deuten darauf hin, daß es sich vielleicht um einen eberkopf handelt. auf typ 141a erscheint dagegen ein tamghaartiges symbol aus vier kreuzweise nach außen gerichteten Halbkreisen (Abb. 3.6.15 c).
a
b abb. 3.6.15
c
113
3.6. „Barbarisierte“ typen
die Figur, welche auf typ 90 rechts der Büste dargestellt ist (Abb. 3.6.16 a), ist durch ihre betont dargestellten Brüste eindeutig als weiblich gekennzeichnet, was sie – neben der anderen Haltung mit zur seite gewendetem Kopf – von der auf Pūrvvādityas typ 89 (Abb. 3.6.16 c) abgebildeten, wohl männlichen Figur172 klar unterscheidet. die nacktheit der Figur und ihr Bauch, der aufgetrieben wie bei einer schwangeren erscheint, deuten auf eine Fruchtbarkeitsgottheit. aufgrund der Parallele zu darstellungen etwa auf siegeln (Abb. 3.6.16 b173) könnte es sich durchaus um die in Kashmir smast verehrte göttin Bhīmā bzw. lajjā gaurī handeln.174
a
b
c
abb. 3.6.16
typ 139 wurde bereits im zusammenhang mit den postkidaritischen Prägungen in swat behandelt 175, da wie auf diesen hinter der Büste ein – hier dreiköpfiger – nāga abgebildet ist (Abb. 3.6.17), was aber nicht zwangsläufig heißen muß, daß eine direkte Verbindung zu den postkidaritischen Prägungen besteht. Vor der Büste befindet sich ein dreizack. Bemerkenswerterweise ist es auch dieser typ, der neben den typen 82 und 305 als einzelstück in dem in Kap. 3.5.2 behandelten Fund oder Fundrest aus Pakistan vorkommt.
abb. 3.6.17 172
siehe Kap. 3.7.
173
slg. aman ur rahman, gKm 012.
174
rahman – Falk 2011, pp. 22–26.
175
Kap. 3.3.
114
3.6. „Barbarisierte“ typen
auf typ 146B, der über die legende wohl mit typ 139 zu verbinden ist, findet sich neben dem tamgha s1, das links hinter der Büste abgebildet ist, als neues Motiv auch ein pūrṇaghaṭa, also ein kugelförmiges gefäß, aus dem Pflanzen ragen (Abb. 3.6.18). dieses Motiv erscheint ebenfalls auf dem reitertyp 107 des zabocho und auf typ 88 des Pūrvvāditya.
abb. 3.6.18
etwas aus der reihe fällt schließlich typ 145a, der zwar dieselben stilistischen eigenheiten zeigt wie die anderen typen, jedoch, abgesehen von der wieder veränderten legende, auch kein Beizeichen trägt, sondern eine Büste mit schultermonden hat (Abb. 3.6.19), was ihn mit typ 94 des Pūrvvāditya verbindet.
abb. 3.6.19
115
3.6.1. „Barbarisierte“ einzelgänger
3.6.1. „Barbarisierte“ einzelgänger neben den oben behandelten Prägungen existieren aus der mittleren Periode der alchanprägung noch weitere typen in ähnlich rohem stil, die aber offenkundig in einen anderen zusammenhang gehören.
a
b abb. 3.6.1.1: typ 326 (Kat. 326-1)
dennoch sind die typen 326 (Abb. 3.6.1.1) und 327 (Abb. 3.6.1.3 a) untereinander deutlich verwandt, denn beide zeigen dieselben nahezu manieristisch überlängten Formen. Beide tragen Brāhmī-legenden, von denen sich jedoch nur auf typ 326 der legendenanfang ṣāhi ausmachen läßt. in chronologischer Hinsicht dürften sie etwa in dieselbe zeitebene wie die oben besprochenen Prägungen fallen. typ 326 hat zum einen eine Krone mit scheitelsichel, und zum anderen zeigt er sowohl diadem- als auch nackenbänder (Abb. 3.6.1.1 b). diese sind aber auch hier im alten, breiten typus und nicht als zweiteilige Bänder mit kolbenförmigen enden dargestellt. rechts im Feld befindet sich ein bändergeschmückter vajra. sowohl darin als auch im stil erinnert typ 326 ein wenig an Mehamas typ 63 (Abb. 3.6.1.2), der – abgesehen von Krone und Bänderstellung – ein mögliches Vorbild sein könnte.176
abb. 3.6.1.2: typ 63 (aur Huna 461) 176
Vgl. Kap. 3.4.
116
3.6.1. „Barbarisierte“ einzelgänger
Bemerkenswerterweise scheint auch typ 327 typologisch aus einer ähnlichen Quelle zu schöpfen. Von der Krone ist nur erkennbar, daß sie eine frontale sichel hat. die Büste aber bringt die schon lange nicht mehr abgebildeten schulterwedel, links von ihr befindet sich im Feld das tamgha s1 und rechts ein rundes oder ovales objekt. damit entspricht der typ im grunde exakt typ 70 bzw. seinem Paralleltyp 70a aus der „Parallelprägung“ (Abb. 3.6.1.3 b).
a: typ 327 (Kat. 327-1)
b: typ 70 (Kat. 70-2) abb. 3.6.1.3
3.7. Prägungen iM naMen Von adoMano, PūrVVāditYa, zaBocHo und BHaloKa
die Prägungen dieser vier Fürsten – ich behandle sie hier aufgrund ihrer klar voneinander trennbaren serien als einzelpersonen, obwohl insbesondere bei Pūrvvāditya und Bhaloka nicht ganz sicher ist, ob es sich nun um namen oder um epitheta handelt – bilden innerhalb der alchanprägung einen großen, eng ineinander verwobenen Block; ein paralleler ausläufer dieses Blocks wurde bereits im vorigen Kapitel mit den „barbarisierten“ Prägungen behandelt. Während letztere in stilistischer Hinsicht jedoch vor allem an der „gemeinschaftsprägung“177 hängen und damit mittelbar von stilreihe B der „Parallelprägung“ abstammen, liegen die typen- und stilgeschichtlichen Wurzeln der hier zur diskussion stehenden serien in der Mehama zugeordneten stilreihe a der „Parallelprägung“.178 die Brücke bildet hierbei der von dieser abhängige typ 64, der in stilistischer Hinsicht der direkte Vorläufer von insbesondere adomanos179 frühestem typ 86 ist, wie der Vergleich Abb. 3.7.1 demonstriert.
a: typ 64 (Kat. 64-2)
b: typ 86 (Paris 1979.143.37)
abb. 3.7.1: stilistische ableitung des typs 86 von typ 64
allen vier serien sind auch die charakteristischen diadembänder mit kolbenförmigen enden gemeinsam, wie sie bereits auf Mehamas typ 62 erscheinen. Hier sind die dünneren schnüre, welche die „Kolben“ mit dem diadem verbinden, allerdings in einer doppelschleife geführt, die ein wenig an ein nach oben zeigendes Herz erinnert. zusätzlich befinden sich bei zabocho180 auch stehbänder an der Halskette, welche, lediglich etwas kleiner, dieselbe Form aufweisen (Abb. 3.7.2).
177
Kap. 3.5.
178
Kap. 3.4.2.
179
zum namen siehe sims-Williams 2010, p. 31, nr. 9.
180
zum namen siehe sims-Williams 2010, p. 60f, nr. 139.
118
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
a
b abb. 3.7.2
eine weitere typologische gemeinsamkeit sind die Büsten, die sich in dieser gruppe von der vierbuckligen Form B3, welche die standardbüstenform in stilreihe a der „Parallelprägung“ gewesen war, über die dreibucklige Variante c3 zur ungegliederten Form d1 entwickeln (Abb. 3.7.3).181 die bei letzterer Form aufgrund der entfallenden Buckel freiwerdende Fläche bietet dafür nun raum für eine detailliertere darstellung von details des gewands.
a: Büste B3
b: Büste c3
c: Büste d1
abb. 3.7.3
ein vergleichbarer innovativer schub findet auch bei den Kronen statt: zum einen erscheinen nun erstmals doppelte diademreifen, und zum anderen kommt in Form der scheitelsichel, wie sie für die Kronen des zabocho charakteristisch ist, ein neues element zur Kronenarchitektur hinzu. am bemerkenswertesten ist aber die geradezu explosionsartige Vermehrung der Beizeichen, die ihre entsprechung in den bereits in Kap. 3.6 besprochenen „barbarisierten“ Prägungen findet. nach robert göbls ansicht182 handelt es sich da-
181
Vgl. Kap. 3.10.
182
göbl 1967 i, p. 88.
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
119
bei um emissionszeichen. Jedoch lassen sich diejenigen typen in den unterschiedlichen serien, welche sich dasselbe zeichen teilen, kaum sinnvoll parallelisieren, soweit ich sehe, obwohl ich eigentlich überzeugt bin, daß die vier serien sehr wohl parallel zu setzen sind. sofern göbl recht hat, kann es sich also nur um serieninterne emissionszeichen handeln, nicht aber um ein system, das eine sichtbare Korrelation der serien untereinander herstellt, wie dies etwa bei der „Parallelprägung“ ganz offenkundig der Fall war. eine weitere neuerung besteht darin, daß nun auch die reverse ein Beizeichensystem zeigen. Hier ist das repertoire allerdings auf einfache astralsymbole (Mondsichel, stern und Kreis) beschränkt, die in unterschiedlichen Kombinationen links und rechts der altarflamme stehen. Bereits robert göbl hat dabei auf die Parallele des stern-Mond-Kombinats auf den reversen der sasanidendrachmen hingewiesen, das unter Peroz eingeführt wurde183 und von dort durch die Hephthaliten auf deren drachmenprägung übernommen wurde184. letzteres repräsentiert jedoch mit sicherheit kein verwaltungstechnisches Markierungssystem, da es von seiner einführung bis hin zu den arabosasaniden unverändert bleibt und damit ein Hauptbildelement ist; dasselbe gilt für die Verwendung durch die Hephthaliten. im gegensatz dazu wechseln hier die Kombinationen sehr wohl. in einem einzigen Fall (Pūrvvāditya, typ 88) erscheinen sogar zwei unterschiedliche zeichenkombinate mit demselben averstyp, ansonsten scheinen die reversbeizeichen nicht innerhalb eines typs zu wechseln. allerdings ist das Beizeichenkombinat aufgrund der üblichen, schlechten ausprägung der reverse in zu wenigen Fällen erkennbar, als daß man daraus ein system rekonstruieren könnte. unabhängig von ihrer jeweiligen Funktion scheint mir aber außer zweifel zu stehen, daß die astralsymbole äußerlich eine entlehnung von den drachmen des Peroz, eines seiner nachfolger oder auch der Hephthaliten darstellen (Abb. 3.7.4).
a: typ 88: stern – stern (london 1894.5.6.272)
b: Peroz: stern – Halbmond (Wien, MK.gr.041926)
c: Hephthaliten: stern – Halbmond (london 1997.7.6.84)
abb. 3.7.4: reverse mit astralsymbolen
Möglicherweise in funktionaler Verbindung mit den astralsymbolen steht auch der dreizack, der zumindest auf einem typ des zabocho (typ 101) zwischen stern und Mondsichel in den Flammen des altars zu sehen ist. interessanterweise begegnet dieses Motiv deutlich später, auf den spätesten Prägungen der nezak und deren nachfolger, erneut.185 um eine direkte übernahme dürfte es sich dabei aber kaum handeln; möglicherweise ist der zusammenhang, so es sich nicht um zufall handelt, inhaltlicher natur (Abb. 3.7.5). 183
göbl 1967 loc. cit; göbl 1968, p. 22; schindel 2004 i, p. 96 sowie p. 393: reverstypen 1c–g.
184
alram – Pfisterer 2010, pp. 27–32.
185
göbl 1967 i, p. 133; ii, p. 71. im Kontext der alchan erscheint der dreizack in den Flammen möglicherweise nochmals auf dem späten typ 148, siehe Kap. 3.9.
120
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
a: typ 101 (london or 0478)
b: typ 252 (london 1894.5.6.303) abb. 3.7.5: dreizack in den Flammen
sehr wohl ein direkter zusammenhang mit der nezakprägung könnte allerdings im Fall der radartigen Kringel bestehen, die auf typ 89 die Position der astralsymbole einnehmen. ihre ähnlichkeit insbesondere mit den kleinen rädern des früheren š-typs der nezak ist geradezu frappierend (Abb. 3.7.6).186 da sie, wieder aufgrund der mangelhaften ausprägung, nur schwer sichtbar sind, wenn überhaupt, und zudem bisher auf keiner weiteren Prägung außer typ 89 vorzukommen scheinen, dürfte die richtung der Beeinflussung eher von den nezakmünzen hierher verlaufen als umgekehrt.
a: typ 89 (london 1894.5.6.270)
b: nezak, š-typ (london 1845.12)
abb. 3.7.6: Kreise bzw. räder neben den Flammen 186
die Kreise erscheinen erneut auf dem späten typ 150; siehe Kap. 3.9. zu den nezakprägungen und ihrer geschichte siehe grundlegend göbl 1967 i, pp. 132–136, ii, pp. 71–89; alram 1996, pp. 529–532; Vondrovec 2010, passim; Pfisterer – uhlir 2013, passim.
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
121
damit bekommen wir nun aus zwei richtungen einen terminus post quem: zum einen ist der massive einstrom von drachmen des Peroz mit astralsymbolen auf dem revers, welche hier wie auch für die Hephthalitenprägung das Vorbild stellen, wohl in die zeit nach dem sieg der Hephthaliten über Peroz im Jahr 484 zu datieren187, zum anderen läßt sich auch der Beginn der nezakprägung in die weitere Folge desselben ereignisses stellen188. allerdings nehme ich aufgrund der typengeschichtlichen Position der hier in Frage stehenden serien an, daß sie ohnehin ein gutes stück später zu datieren sind, nämlich mindestens in die zeitschichte der inschrift auf der Kupferrolle in der schøyen collection aus dem Jahr 492/493189 oder noch später, falls meine – weiter unten noch darzulegenden – überlegungen zur identität der vertretenen Herrscher zutreffend sind. zwei der Fürsten haben als ergänzung zu den Portraitdrachmen noch zusätzliche serien. zum einen gibt es für zabocho vier drachmentypen, die statt des Portraits auf dem avers den Fürsten zu Pferde zeigen. Mit diesen eng verbunden sind drei weitere reiterdrachmentypen, die statt der baktrischen legende eine auf den namen Javūkhas lautende Brāhmīlegende tragen. letztere stellen in meinen augen ein weiteres argument für die mögliche gleichsetzung zabochos und Javūkhas dar.190
a: typ 85 (Kat. 85-1)
b: typ 85a (Kat. 85a-1) abb. 3.7.7: adomano, dinartypen
187
alram 2008; alram – Pfisterer 2010, loc. cit.
188
Vondrovec 2010, pp. 170–173; für einen früheren ansatz plädiert dagegen noch alram 1996, p. 529.
189
siehe Kap. 3.5.1.
190
siehe Kap. 3.6.
122
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
adomano, der mit drei drachmentypen die am wenigsten umfangreiche serie dieser gruppe besitzt, hat dafür exklusiv die zwei dinartypen 85 und 85a, welche dieselbe baktrische legende adomano miirosano šao wie die drachmen tragen. Beide typen (Abb. 3.7.7), die sich untereinander lediglich durch den stil, die schrötlingsform sowie die auf typ 85a unter den Füßen der Figur befindlichen drei Kugeln unterscheiden, gehen adomanos und den anderen hier in Frage stehenden drachmen stilgeschichtlich voraus. dabei ist typ 85 sicher der frühere von beiden, weist er doch noch die traditionelle schüsselform auf, die bei typ 85a aufgegeben wird. Bei diesem Wechsel findet auch ein merklicher Qualitätssprung im stempelschnitt statt, der sich insbesondere auf das winzige Portrait auswirkt. dieses wiederum steht nun in ganz offensichtlicher Beziehung zum für die folgenden drachmenserien Pate stehenden typ 64191: die stempel der beiden in Abb. 3.7.8 gegenübergestellten exemplare könnten unter umständen sogar aus derselben Hand stammen.192
a: typ 64 (Kat. 64-1)
b: typ 85a, detail (Kat. 85a-1) abb. 3.7.8
auf den folgenden typentafeln sind zunächst sämtliche belegten typen der in Frage stehenden vier serien von Portraitdrachmen zusammengestellt, sowohl mit Bildern und Kurzbeschreibungen als auch in Form von strukturschemata; weiter unten folgen im entsprechenden zusammenhang dann noch die reiterdrachmen. Bei der anordnung habe ich versucht, ungefähr die jeweilige abfolge wiederzugeben, wie ich sie mir am ehesten vorstelle. relativ klar sind die frühesten typen zumindest bei adomano, Pūrvvāditya und zabocho, schon allein aufgrund ihrer nähe zum Vorgängertyp 64. in der Folge gehe ich von einer zunehmenden Verkürzung der legenden aus, während gleichzeitig nach und nach neue ikonographische elemente wie etwa die doppelten diademreife dazukommen. allerdings ist es eher unwahrscheinlich, daß diese Vorgänge völlig linear verlaufen sind, weshalb die anordnung in jedem Fall nur ein näherungsmodell darstellen kann. selbst wenn die richtung mancher ableitungen in der typologischen entwicklung eindeutig ist, kann daraus noch nicht zwingend auf einen auch chronologischen Hintergrund geschlossen werden.
191
Kap. 3.4.3.
192
zu den dinaren und ihrem Verhältnis zur drachmenprägung siehe auch alram 1996, p. 527f.
123
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
abb. 3.7.9: adomano a) typ 86 (Kat. 86-1) Ba. adomano miiro–sano šao Krone mit Frontalsichel, darin Punktrosette, lateral leere sichel; Mondsichelspitzen auf den schultern; tamgha s1, bänderverzierte Keule
b) typ 87 (Kat. 87-1) Ba. adomano mii–ro–sano šao Krone mit Frontalsichel, darin dreizack, lateral Flügel; rosette auf Muschel
c) typ 116a (Kat. 116a-2) Ba. adomano mii–ro–[... Krone mit Frontalsichel, darin Punktrosette, lateral sichel mit Mittelstäbchen; altar
abb. 3.7.10: adomano, strukturschema typ
Fürstenname
a) 86
adomano
b) 87
adomano
c) 116a
adomano
krone
Büste
Symb. li.
Symb. re.
revers
unklar
124
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
abb. 3.7.11: Pūrvvāditya a) typ 89 (ans 1944.100.51703) Br. ṣāhi – pūrvvā–ditya Krone mit Frontalsichel, darin dreizack, lateral sichel mit unklarem Binnenemblem; frontale gottheit mit lendenschurz und nimbus auf lotos sitzend
b) typ 88 (aur Huna 441) Br. ṣā pūrvvā–ditya Krone mit Frontalsichel, darin Punktrosette, lateral sichel mit unklarem Binnenemblem; Pūrṇaghaṭa
c) typ 94 (london 1894.5.6.274) Br. ṣāhi Krone mit Frontal- und lateralsichel, darin je ein dreizack; schultersicheln; lotos
d) typ 91 (london 1922.4.24.3742) Br. pūrvvā–ditya Krone mit Frontalsichel, darin dreizack, lateral sichel mit Punktrosette; lakṣmī mit Kette auf lotos
e) typ 93 (Kat. 93-1) Br. pūrvvā–ditya Krone mit Frontalsichel, darin Punktrosette, lateral sichel mit Mittelstäbchen; tierkopf auf Muschel(gefäß?) mit Handgriff
f) typ 88a (Kat. 88a-1) Br. pūrvvā–ditya Krone mit Frontalsichel, darin Punktrosette, lateral sichel mit unklarem Binnenemblem; drei tulpen (?) auf tamgha s1
g) typ 92 (london 1894.5.6.271) Br. pūrvvāditya Krone mit Frontalsichel, darin Punktrosette, lateral sichel mit dreizack; tamgha s1, rosette auf lotos
125
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
abb. 3.7.12: Pūrvvāditya, strukturschema typ
Fürstenname
krone
Büste
Symb. li.
Symb. re.
revers
a) 89
Pūrvvāditya
b) 88
Pūrvvāditya
c) 94
ṣāhi
d) 91
Pūrvvāditya
e) 93
Pūrvvāditya
f) 88a
Pūrvvāditya
unklar
g) 92
Pūrvvāditya
unklar
unklar
abb. 3.7.13: zabocho
a) typ 96 (london 1894.5.6.1287) Ba. zaboχo – mii–ro–sano šao Krone mit scheitel(sichel?), darin dreizack, frontal sichel mit Mittelstäbchen, lateral Flügel; rosette auf Muschel
b) typ 96a (Kat. 96a-1) Ba. zaboχo – mii–ro–sano šao Krone mit scheitelsichel, darin rosette, frontal sichel mit Mittelstäbchen, lateral Flügel; vajra, links daneben Punkt
126
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
c) typ 98 (Kat. 98-3) Ba. zaboχo – mii–ro–sano šao Krone mit scheitelsichel, darin dreizack, frontal und lateral je eine leere sichel; drei tulpen (?) auf tamgha s1
d) typ 100 (london or 0479) Ba. zaboχo – [?] Krone mit scheitelsichel, Binnenemblem unklar, frontal und lateral je eine leere sichel; dreizack und Muschel nebeneinanderstehend
e) typ 99 (Kat. 99-1) Ba. zaboχo – [?] Krone mit scheitelsichel, darin dreizack, frontal und lateral je eine leere sichel; bändergeschmückter dreizack
f) typ 91a (aur Huna 443) Ba. zaboχo – [?] unklare Krone, wohl ähnlich wie die vorhergehenden; lakṣmī mit Kette
g) typ 102 (london 1922.4.24.3744) Ba. zab – [?] Krone mit scheitelsichel, darin dreizack, frontal und lateral je eine leere sichel; dreizack auf lotos; Flügelornament verkümmert
h) typ 101 (london or 0478) Ba. zab – [?] Krone mit scheitelsichel, darin dreizack, frontal und lateral je eine leere sichel; dreizack auf gefäß auf lotos; Flügelornament verkümmert
i) typ 104 (Kat. 104-2) legende unklar unklare Krone, wohl ähnlich wie die vorhergehenden; lotos in seitensicht
j) typ 97 (göbl 1967, 97/1) Ba. zaboχo – mii – ro – sano šao Krone mit Frontalsichel, darin Punktrosette, lateral sichel mit unklarem Binnenemblem; lotos auf Muschel; keine nackenbänder
127
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
abb. 3.7.14: zabocho, strukturschema typ
Fürstenname
krone
Büste
Symb. li.
Symb. re.
revers
a) 96
zabocho
b) 96a
zabocho
c) 98
zabocho
d) 100
zabocho
unklar
e) 99
zabocho
unklar
f) 91a
zabocho
g) 102
zabocho
h) 101
zabocho
i) 104
unsicher
j) 97
zabocho
unklar
unklar
unklar
unklar
unklar
unklar
unklar
unklar
unklar
128
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
abb. 3.7.15: Bhaloka a) typ 116 (Berlin 1876 guthrie, 3,68g) Br. bhalo–[... Krone mit Frontalsichel, Binnenemblem unklar, lateral Flügel; bändergeschmückter Pfeil
b) typ 113 (aur Huna 474) Br. bhalo–ka – [... (?) Krone mit Frontalsichel, darin dreizack, lateral leere sichel; tamgha s1
c) typ 103 (london or 0480) Br. bha[... Krone mit Frontal- und lateralsichel, Binnenembleme unklar; unklare Figur (?)
d) typ 146 (Kat. 146-1) Br. bhalo–[... Krone mit Frontal- und lateralsichel, darin je ein dreizack; dreizack auf Muschel
e) typ 115 (Kat. 115-1) Br. bhalo–ka – [... Krone mit Frontalsichel, darin dreizack oder Mittelstäbchen(?), lateral sichel mit unklarem Binnenemblem; rosette auf verkümmerter Muschel(?)
f) typ 114 (london 1894.5.6.202) Br. bhalo–[... Krone mit großer Frontalsichel und kleiner lateralsichel, Binnenembleme unklar; rosette auf Muschel; im nacken schleife der Halskettenbänder
129
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
abb. 3.7.16: Bhaloka, strukturschema typ
Fürstenname
krone
Büste
Symb. li.
Symb. re.
revers
a) 116
Bhaloka
unklar
b) 113
Bhaloka
unklar
c) 103
Bhaloka
unklar
unklare
unklar
Figur
d) 146
Bhaloka
e) 115
Bhaloka
f) 114
Bhaloka
unklar
unklar
ein stilvergleich der drei ersten Portraittypen adomanos, Pūrvvādityas und zabochos zeigt deutlich, daß insbesondere adomanos und Pūrvvādityas reihen etwa parallel vom selben Punkt aus starten, während ihre jeweiligen ersten typen 86 bzw. 89 im Vergleich zu zabochos anfangstyp 96 sowohl untereinander als auch im Verhältnis zu typ 64 die größere nähe aufweisen (Abb. 3.7.17). die Prägungen Bhalokas, von denen später die rede sein wird, hängen dagegen vor allem an der reihe zabochos.
a: adomano, typ 86 (Kat. 86-1)
b: Pūrvvāditya, typ 89 (ans 1944.100.51703) abb. 3.7.17
c: zabocho, typ 96 (aur Huna 444)
130
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
ein prinzipielles Kriterium für eine frühe stellung, das sich hier nebenbei ergibt, ist, wie schon erwähnt, die lange legendenform. diese allerdings erscheint überhaupt bei allen drei typen adomanos sowie auch auf den drei ersten typen 96 bis 98 des zabocho, während Pūrvvāditya die längste Form der Brāhmī-legende nur auf typ 89 hat. im Fall von adomano gibt es tatsächlich kaum einen anhaltspunkt für die entscheidung, ob nun typ 86 dem typ 87 vorausgeht oder umgekehrt, oder ob sie vielleicht überhaupt parallel sind. tendenziell ist aber typ 86 stilistisch immer noch etwas näher an typ 64, und die Büste mit den Mondsichelspitzen (Abb. 3.7.18 a) stellt im Verhältnis zu den Formen des Büstendekors, die sich von hier an nun entwickeln, eine vergleichsweise altertümliche Form dar. im unterschied dazu repräsentiert typ 116a eine deutlich entwickeltere stilstufe, die uns auch in einer fortgeschrittenen Phase der Prägereihe Pūrvvādityas wieder begegnet, ebenso wie der geschwungene, in der Brustmitte spitz zusammenlaufende Büstendekor (Abb. 3.7.18 b). auf den typen 86 und 87 ist auch noch deutlich die aus der stilreihe a der „Parallelprägung“ stammende Form des Flügelornaments mit die beiden arme abschließenden Punkten zu erkennen (Abb. 3.7.18 c), die sowohl am Beginn von adomanos als auch Pūrvvādityas und zabochos Prägereihen in erscheinung tritt. in der Folge verlieren sich die Punkte, und die arme des Flügelornaments werden zusehends kürzer, bis es auf zabochos typen 101 und 102 vollends verkümmert.193
a
b
c
abb. 3.7.18
alle drei typen adomanos zeigen unterschiedliche Kronen, was einmal mehr demonstriert, daß es sich bei den alchankronen nicht um Personalkronen handelt. der doppelte diademreif, der ein wesentliches element in der weiteren entwicklung der anderen serien darstellt, erscheint bei adomanos typen allenfalls auf typ 116a, wo der breite Wulst unter dem eigentlichen diademreif aber auch lediglich der rand der Frisur sein könnte (Abb. 3.7.19 a). dafür bringt typ 87 als neuerung einen blattkranzartigen diademreif (Abb. 3.7.19 b).
193
ein vergleichbarer Prozeß, bei dem das Flügelornament zunehmender Formalisierung unterliegt, findet parallel auch in der Prägung der nezak statt; siehe dazu Pfisterer – uhlir 2013, passim.
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
a: typ 116a (Kat. 116a-2)
131
b: typ 87, Krone abb. 3.7.19
Bei Pūrvvāditya entwickelt sich der stil recht bald in eine richtung, die sich durch breitere, rundere Köpfe auszeichnet; die nähe zu den Prägungen adomanos zeigt sich ebenfalls in dieser stilstufe im Vergleich mit dessen typ 116a (Abb. 3.7.20).
adomano, typ 116a (Kat. 116a-1)
b: Pūrvvāditya, typ 93 (Kat. 93-1) abb. 3.7.20
Wie bei adomano zeichnen sich auch Pūrvvādityas typen durch innovative und zunächst rasch wechselnde Kronen aus. Während typ 89 einen völlig singulären, breiten, senkrecht gerippten diademreif bringt (Abb. 3.7.21 a), hat die Krone auf typ 94 wieder den Blattkranz, den wir bereits von adomano kennen (Abb. 3.7.21 b). Bei den typen 88a und 92 wird schließlich der diademreif verdoppelt (Abb. 3.7.21 c).
132
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
a: typ 89
b: typ 94
c: typ 92
abb. 3.7.21: Pūrvvāditya, Kronen
Parallel dazu findet auch bei den Büsten eine bemerkenswerte entwicklung statt. die nach sasanidischer Mode diagonal auf ein mittiges Brustjuwel zulaufenden Perlreihen (Abb. 3.7.22 a), welche zunächst auf typ 89 die Büste zieren, erscheinen in der alchanprägung ansonsten nur in der frühen Prägung der „anonymen clanchefs“; bis zu diesem zeitpunkt kommen sie danach nicht mehr vor (Abb. 3.7.22 b). abgesehen von den gleichzeitigen sasanidenmünzen bilden hier aber auch die nezakprägungen eine zeitgenössische Parallele, deren Büsten standardmäßig mit dieser art von Brustschmuck ausgestattet sind (Abb. 3.7.22 c).
a: typ 89, sasanidischer Brustschmuck
b: anonyme clanchefs, typ 39 (Paris 1965.418)
c: nezak, š-typ (london 1860.12.20.248)
abb. 3.7.22
Während die Büste mit den schultersicheln auf typ 94 ein eindeutiger rückgriff auf frühere Prägephasen der alchan ist (Abb. 3.7.23 a), erscheinen auf den folgenden typen völlig neuartige, verschlungene ornamente, auf typ 91 erst auf den schultern und auf typ 93 dann auch auf der Brust (Abb. 3.7.23 b).194 Parallel mit der Verdoppelung des diademreifs werden das mittlere ornament und die es flankierenden, senkrechten Perlreihen schließlich durch die beiden geschwungenen, schräg zur Mitte zusammenlaufenden Perlreihen ersetzt, die uns bereits auf adomanos typ 116a begegnet sind (Abb. 3.7.23 c).
194
zu den spiegelsymmetrischen zacken auf der Brustmitte siehe auch unten Kap. 3.9.
133
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
a
b
c
abb. 3.7.23
Während die enge Verbindung zwischen adomanos und Pūrvvādityas typenreihen kaum von der Hand zu weisen ist, scheint die reihe der Portraitdrachmen zabochos zwar demselben Konzept zu entspringen, trägt dabei aber etwas eigenständigere züge. dennoch entwickelt sie sich deutlich parallel zu den typen Pūrvvādityas, sowohl in der hier ebenfalls zu beobachtenden, allmählichen Verbreiterung der Köpfe als auch in der erweiterung des typologischen repertoires und der einführung doppelter diademreife ab einem bestimmten Punkt. ein sehr unscheinbares entwicklungsmerkmal ist zudem der schnurrbart, der nach und nach deutlicher dargestellt wird, während er auf typ 96 faktisch noch nicht vorhanden ist. typ 96, den ich für den frühesten halte, zeigt neben der langen legendenform wieder eine vergleichsweise altertümliche Büste, die sogar noch vier Buckel hat und in Kombination mit der langen linken schulter die Büstenform B2 wieder aufgreift, welche für die stilreihe a der „Parallelprägung“ so charakteristisch war (Abb. 3.7.24 a). Von anfang an trägt zabocho auch eine völlig neue art von Krone, die nicht nur auf dem diademreif, sondern auch auf dem scheitel ein emblem hat. Wann immer dieses emblem erkennbar ist, handelt es sich um einen dreizack, abgesehen von typ 96a, bei dem eine rosette die Kronenspitze bildet. Während das scheitelemblem bei den folgenden typen wohl in einer Mondsichel sitzt, ist die umrahmung bei typ 96 nicht ganz so klar: diese hat hier stumpfe enden und erinnert damit eher an die stehbänder, wie sie auf den dinaren erscheinen (Abb. 3.7.24 b). eine weitere eigenheit von zabochos Prägereihe sind die schon erwähnten, gemeinsam mit den diadembändern abgebildeten nackenbänder, welche demselben typus mit kolbenförmigen endstücken angehören (Abb. 3.7.24 c).
a: Büstenform B2
b: typ 96, Krone abb. 3.7.24
c: zabocho, Bänder
134
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
im gegensatz zu den Prägungen Pūrvvādityas finden die Büsten bei zabocho sehr bald zu einer standardisierten Form, nämlich bereits auf typ 96a, dem Folgetyp von typ 96. Hier sind die beiden mittleren Brustbuckel zu kleinen, klar abgesetzten Kugeln geschrumpft, die eher wie applikationen auf dem gewand wirken, als daß sie den eindruck anatomischer züge erwecken würden. gleichzeitig erscheinen hier nun auch dieselben verschlungenen ornamente auf den schultern wie auf Pūrvvādityas entwickelteren typen. abgesehen von typ 97, der in einen anderen zusammenhang gehört, bleibt diese Büstenform bis zum ende kanonisch für zabochos Prägungen (Abb. 3.7.25).
abb. 3.7.25
der nächste schritt in der typenentwicklung betrifft wieder die Kronen. nachdem auf typ 96a der dreizack auf der Kronenspitze kurzfristig zugunsten einer rosette verschwindet (Abb. 3.7.26 a), wechselt auf typ 98 das scheitelemblem wieder zurück zum dreizack, während gleichzeitig nun die lateralen Flügel durch eine zweite Mondsichel ersetzt werden (Abb. 3.7.26 b). die sehr kleinen unteren Mondsicheln bleiben von diesem Punkt an leer. eine weitere tendenz besteht darin, daß die frontale sichel merklich nach links rückt, so als ob der diademreif samt emblemen perspektivisch etwas zum Betrachter gedreht würde. 195 noch bedeutsamer aber ist an diesem Punkt die einführung des doppelten diademreifs, der hier genauso wie bei Pūrvvāditya einen weiteren Hinweis auf die richtung der typologischen entwicklung gibt.
a: typ 96a
b: typ 98 abb. 3.7.26: zabocho, Kronen
195
dieses Phänomen wurde bereits oben im zusammenhang mit den „barbarisierten“ Prägungen behandelt; siehe Kap. 3.6.
135
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
ein typ allerdings, nämlich typ 97, den ich ganz unten an die reihe angehängt habe, fällt sowohl in stilistischer als auch in typologischer Hinsicht aus dem rahmen. leider ist das einzige exemplar nur durch ein analoges Photo robert göbls196 überliefert, so daß einige typologische details nicht ganz sicher bestimmt werden können. Klar ist jedenfalls, daß die Münze noch die lange zabocho-legende führt und daß die Krone (Abb. 3.7.27 a), die in der frontalen sichel wohl eine rosette zeigt, kein scheitelemblem trägt, aber bereits einen doppelten diademreif hat. ein weiterer unterschied zu den sonstigen Prägungen zabochos ist auch das Fehlen der nackenbänder. die Büste schließlich ist nur schwer zu erkennen; sie hat sicher die verschlungenen ornamente auf den schultern, gleichzeitig erwecken die Wellen am unteren rand aber den eindruck, daß es sich noch um eine Büste der vierbuckligen Form wie bei typ 96 handelt (Abb. 3.7.27 b). Prinzipiell würde ich dem typ daher eine eher frühere als spätere Position zuweisen, allerdings nur relativ zur reihe von zabochos sonstigen Prägungen und nicht innerhalb derselben. Wie ein stilvergleich mit Bhalokas typ 113 zeigt (Abb. 3.7.27 c), gehört typ 97 in stilistischer Hinsicht nämlich nicht in zabochos eigene reihe, sondern in diejenige Bhalokas.
a: typ 97, Krone
b: zabocho, typ 97 (göbl 1967, 97)
c: Bhaloka, typ 113 (aur Huna 474)
abb. 3.7.27
die aus nur sechs typen bestehende reihe von Münzen im namen Bhalokas ist vom stil her am weitesten entfernt vom anfangspunkt der gesamten gruppe, den wir in den frühesten Prägungen adomanos und Pūrvvādityas ausgemacht hatten, zeigt dafür aber teils deutliche Verwandtschaft mit den geprägen zabochos (Abb. 3.7.28); ein Befund, der gut zum eben bezüglich zabochos typ 97 Festgestellten paßt. die Kronen sind von Beginn an zweireifig, und für die innere abfolge der reihe gibt es hier überhaupt vergleichsweise wenige anhaltspunkte. an die erste Position der ordnung habe ich typ 116 gestellt, da er als einziger der reihe eine Krone mit einem Flügel statt der lateralsichel hat (Abb. 3.7.29), was von der entwicklung her eine Parallele zu zabochos reihe darstellen würde. auch zeigt hier die Büste wie auf Pūrvvādityas anfangstyp 89 einen sasanidischen Brustschmuck mit diagonal auf ein Mittelmedaillon zulaufenden Perlreihen, während die anderen typen der reihe dieselbe Büste mit zwei punktartigen Mittelbuckeln haben wie zabochos Büsten ab typ 96a.
196
göbl 1967 iii, tafel 28, 97.
136
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
a: zabocho, typ 91a (aur Huna 443)
b: Bhaloka, typ 115 (Kat. 115-1) abb. 3.7.28
abb. 3.7.29: typ 116, Krone
Während bei den anderen typen der serie von der legende lediglich das rechts der Büste stehende bhaloka erkennbar ist, lassen sich auf zwei stempelidenten exemplaren des typs 113 (Abb. 3.7.30) links der Büste eventuell zwei weitere zeichen ausmachen. Beim ersten könnte es sich um ein spiegelverkehrtes śrī handeln, das zweite entzieht sich für mich jeglicher deutung.
197
göbl 1967 i, p. 99f. und iiii, tafel 30, 113–116 liest noch traloka bzw. triloka. aufgrund besser erhaltener exemplare steht die lesung als bhaloka aber außer zweifel. laut e-Mail von Harry Falk vom 7. 6. 2011 bedeutet der name als bahuvrīhi etwa soviel wie „der, dem die Himmelswelt gehört“, was gut zu den anderen epitheta bzw. namen der alchan mit Himmelsbezug paßt, so wie udayāditya, „die aufgehende sonne“, und pūrvvāditya, die „sonne des ostens“. zur allmählich zunehmenden indisierung der namen siehe allgemein Falk 2010, p. 81.
137
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
a: Kat. 113-3
b: aur Huna 474 abb. 3.7.30: typ 113
unabhängig davon kann es sich bei bhaloka sowohl um einen namen als auch um ein epitheton handeln.197 in analogie zu lakhāna udayāditya sowie anderen auf -āditya endenden Formen „solarer“ Personenbezeichnungen, wie etwa dem śrī prakāśāditya, das sowohl auf dem Kupfertyp 128 als auch auf dem berühmten, unter hunnischer regie in einer guptamünzstätte ausgebrachten und von göbl toramāṇa zugeschriebenen golddinar198 erscheint, gilt dies ebenfalls für pūrvvāditya, „sonne des ostens“. Bei adomano und zabocho tendiere ich dagegen entschieden zur ansicht, daß es sich um namen handelt. Adomano erinnert in den beiden letzten silben doch sehr an den sicheren namen toramāṇa, auch wenn es sich um zwei unterschiedliche namen handelt, und die Frage nach der möglichen entsprechung sanskrit javūkha = baktrisch zaboχo wurde bereits in Kap. 3.6 angesprochen. zudem enthalten die baktrischen legenden in diesen beiden Fällen mit miirosano šao = „Fürst des sonnenaufgangs / ostens“ bereits ein eindeutiges epitheton, womit für adomano und zaboχo eigentlich nur mehr die interpretation als Personennamen übrig bleibt.199 damit läßt sich auf derzeitigem stand nicht mit sicherheit sagen, wie viele Personen tatsächlich hinter diesen Prägeserien stehen. Klar ist jedenfalls, daß das grundkonzept aller vier serien ursprünglich aus einem guß stammt; dadurch wird auch die Münzstättenfrage berührt, die ich hier aber fürs erste noch offen lassen will, da die typen- und stilanalyse für ihre Beantwortung kein ausreichend klares Bild ergibt. auf Basis der stilistischen nähebeziehungen zwischen den serien adomanos und Pūrvvādityas einerseits sowie jenen zabochos und Bhalokas andererseits lassen sich innerhalb der gruppe zwei Blöcke mit je einer baktrisch und einer auf Brāhmī beschrifteten serie bilden. es wäre also genauso denkbar, daß lediglich adomano und zabocho als Prägeherren hinter allen vier serien stehen, aber nur auf den baktrischen serien mit ihren Klarnamen auftreten, wie auch, daß die mutmaßlichen epitheta pūrvvāditya und bhaloka doch für weitere Prägeherren stehen, über deren identität wir derweil nur rätseln können. ein Kandidat dafür ist aufgrund der chronologischen Position der gruppe jedenfalls auch toramāṇa. Was die mögliche entsprechung zwischen zabocho und Javūkha angeht, bietet die bisher noch nicht besprochene doppelserie der reitertypen einen wesentlichen anhaltspunkt.
198
siehe Kap. 3.8.1 sowie göbl 1990, passim; alram – Pfisterer 2010, p. 25.
199
siehe dazu auch sims-Williams 2010, p. 31, nr. 9 und p. 60f, nr. 139.
138
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
abb. 3.7.31: reitertypen a) typ 105 (Kat. 105-1) Ba. zaboχo – mii–rosano – šao Krone mit rosette in scheitelsichel; linke Hand hinter Mähnenkamm; Mondsichel über Pferdekopf; tamgha s1; rv. dharmacakra
b) typ 106a (Kat. 106a-1) Ba. zaboχo – mii–rosano šao Krone mit dreizack in scheitelsichel; linke Hand auf Mähnenkamm; tamgha s1, rosette; rv. dharmacakra
c) typ 106 (Kat. 106-2) Ba. zaboχo – mii–rosano šao Krone mit dreizack in scheitelsichel; linke Hand deutet nach vorn; Muschel; rv. dharmacakra
d) typ 107 (london or 0477) Ba. zaboχo – miirosano [šao] Krone mit dreizack in scheitelsichel; linke Hand deutet nach vorn; tamgha s1, pūrṇaghaṭa; rv. dharmacakra
e) typ 117 (london 1894.5.6.208) Br. ṣāhi – ja–vū–kha Krone mit leerer (?) scheitelsichel; linke Hand auf Mähnenkamm; tamgha s1, Keule; rv. altar
f) typ 118 (göbl 1967, 118/1) Br. ṣāhi – ja[... Krone mit dreizack in scheitelsichel; linke Hand deutet nach vorn; tamgha s1, rosette auf Muschel; rv. altar
g) typ 118a (Kat. 118a-1) Br. ṣā[... Krone mit dreizack in scheitelsichel; linke Hand deutet nach vorn; tamgha s1, pūrṇaghaṭa; rv. altar
139
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
abb. 3.7.32: reitertypen, strukturschema typ
Fürstenname
krone
linke hand
a) 105
zabocho
verborgen
b) 106a
zabocho
auf Mähne
c) 106
zabocho
deutet nach
Symb. li.
Symb. re.
revers
vorn
d) 107
zabocho
deutet nach vorn
e) 117
Javūkha
auf Mähne
f) 118
Javūkha
deutet nach vorn
g) 118a
unsicher
deutet nach vorn
die insgesamt sieben typen lassen sich in zwei, auch im stil leicht unterschiedliche, subserien aufspalten, von denen die eine (typ 105–107) die bereits bekannte baktrische legende zaboχo miirosano šao trägt und am revers die unten noch zu besprechende darstellung eines dharmacakra zeigt, die andere dagegen (typ 117–118a) in Brāhmī mit ṣāhi javūkha beschriftet ist und am revers einen altar mit assistenzfiguren hat. Während es zwar kaum Hinweise auf die Binnenchronologie der beiden subserien gibt, gehe ich zumindest davon aus, daß sie auf jeden Fall parallel laufen, da sich die reiterdarstellung wiederum in drei grundformen aufteilen läßt, von denen zwei gleichermaßen in beiden subserien zum einsatz kommen. der unterschied zwischen den drei Formen liegt in der jeweiligen Haltung der linken Hand des reiters: in Form a ist sie hinter dem Mähnenkamm des Pferdes verborgen, in Form B liegt sie, die zügel haltend, auf dem Mähnenkamm auf, und in Form c zeigt sie nach vorn in richtung auf das jeweils an dieser stelle stehende Beizeichen (Abb. 3.7.33).
140
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
abb. 3.7.33: Formen der reiterdarstellung typ
Fürst
a) 105
zabocho
b) 106a
zabocho
c) 106
zabocho
d) 107
zabocho
e) 117
Javūkha
f) 118
Javūkha
g) 118a
unsicher
Form a: hand verborgen
Form B: hand auf Mähnenkamm
Form c: hand deutet nach vorn
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
141
die reiterdarstellung folgt, wie bereits mehrfach in der literatur festgestellt200, dem Muster der reiterdinare der guptaherrscher candragupta ii. (ca. 380–414) sowie Kumāragupta i. (ca. 414–455), was uns aufgrund der großen zeitdistanz als terminus post quem aber nur wenig bringt. Für unseren Fragenkreis ist primär die Feststellung wichtig, daß die beiden subserien aufgrund ihrer parallelen entwicklungsschritte auch parallel laufen müssen und daß damit Javūkha und zabocho, sofern es sich nicht ohnehin um dieselbe Person handelt, jedenfalls zeitgenossen sind. in ikonographischer Hinsicht bieten die reitertypen einige weitere bemerkenswerte details (Abb. 3.7.34 a). daß es sich bei der großen, oben auf dem Kopf sitzenden sichel, die das Hauptemblem beherbergt – auf typ 105 eine rosette, auf den anderen ein dreizack – nicht nur um eine der sichtbarkeit geschuldete darstellungskonvention handelt, zeigt die Parallele zu den Portraittypen des zabocho, deren Kronen ja ebenfalls eine scheitelsichel besitzen. Ferner trägt auf sämtlichen der sieben typen, soweit erkennbar, der reiter einen ringförmigen, geperlten ohrschmuck desselben typs, wie er erstmals in der „gemeinschaftsprägung“ – welch spiel des zufalls – auf dem dort Javūkha gehörenden typ 82 erscheint. gut erkennbar sind auch der breite, geschwungene Kragen des reitermantels und einige details der zäumung des Pferdes, wie etwa der perlverzierte Brustriemen. auf dem besonders gut erhaltenen exemplar 105-1 scheint es zudem, daß hinter dem sattel ein zierbommel nach iranischer art hängt, wie er unter anderem auf den reiterdarstellungen der sasanidischen Felsreliefs oft zu sehen ist. das Pferd selbst ist, dem guptavorbild (Abb. 3.7.34 b) folgend, im lateralgang dargestellt, wobei im gegensatz zu den Vorbildern, auf denen das Pferd deutlichen tölt geht, hier nicht unterscheidbar ist, ob es sich um tölt oder Paß handelt.
a: zabocho, typ 105 (Kat. 105-1)
b: Kumāragupta i, dinar (ans 1944.100.55126) abb. 3.7.34
200
göbl 1967 i, p. 95f., ii, p. 64; alram 1996, pp. 525 und 528; Vondrovec 2008, p. 28; alram – Pfisterer 2010, p. 24.
142
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
Während der altarrevers der typen 117–118a dem eingespielten Muster nach sasanidischem Vorbild folgt, bringen die typen 105–107 eine völlig aus dem rahmen des Bekannten fallende darstellung, die sich, trotz der häufig schlechten ausprägung, aus den mittlerweile vorhandenen Belegen komplett rekonstruieren läßt (Abb. 3.7.35 a).201 im zentrum steht ein achtspeichiges, von Wellenmustern umgebenes rad, das auf einer art stange aufgepflanzt ist. links und rechts davon liegen zwei tiere mit unter dem leib eingeschlagenen Beinen, deren linkes kurze, gerade und deren rechtes längere, gebogene Hörner hat, womit die tiere als Pärchen einer nicht näher bestimmbaren cervidenart gekennzeichnet sind. die gleichfalls aus der summe der bekannten exemplare rekonstruierbare legende ist im gegensatz zum avers in sanskrit gehalten und lautet yago dha(r)magato jaya. nach H. Falk202 ist sie etwa als „der yabghu, der dem lauf des dharma folgend siegreich ist“ zu übersetzen. die darstellung folgt nun derart präzise einem in anderen Kunstgattungen der zeit kanonisch eingehaltenen schema, daß es kaum zweifel an ihrer identifikation geben kann: es handelt sich um die symbolische darstellung der ersten Predigt des Buddha im tierpark zu sārnāth. Mit der dort verkündeten lehre von den vier edlen Wahrheiten, den ursachen des leides und ihrer aufhebung setzt der Buddha das rad des gesetzes (dharmacakra) in Bewegung. in der buddhistischen Kunst gandhāras dient die darstellung eines rades auf einer säule, zu dessen beiden seiten je eine gazelle liegt, regelmäßig zur Kennzeichnung von darstellungen, die sich auf dieses ereignis beziehen (Abb. 3.7.35 b).
a: typen 105–107, reversdarstellung
b: Buddhas Predigt in sārnāth, Museum Peshawar (WHaV; ausschnitt) abb. 3.7.35
201
Von göbl 1967 i, pp. 95–97 auf Basis des ihm zur Verfügung stehenden Materials noch nicht zur gänze erfaßt („aufgestielte sonnenrosette mit Bändern“) und im nachtrag göbl 1981, p. 180 bemerkenswerterweise trotz aller nun erkennbaren details nicht genauer beschrieben.
202
e-Mail vom 28.5.2011.
3.7. adomano, Pūrvvāditya, zabocho und Bhaloka
143
dies ist, insbesondere in Kombination mit der legende, ein verblüffend direktes Bekenntnis zum Buddhismus. außernumismatische Quellen, die zumindest seine tolerierung bzw. auch unterstützung mittels stiftungen belegen, sind ansonsten zum einen die schon behandelte Kupferrolle im namen Khiṅgilas, Mehamas, toramāṇas und Javūkhas203 und zum anderen toramāṇas bzw. toramāṇas und Javūkhas inschrift von Kura204. auf den Münzen der alchan ist dies aber bisher die einzige erkennbare Bezugnahme auf den Buddhismus überhaupt. in der Flut von Beizeichen, die gerade in dieser Periode so massiv einsetzt, lassen sich sonst vor allem symbole aus dem Bereich der Hindureligionen identifizieren, wie etwa Viṣṇus Muschel, Śivas dreizack, die lakṣmī auf den typen 91 und 91a oder eventuell auch Bhīmā bzw. lajjā gaurī auf dem in Kap. 3.6 besprochenen typ 90. allenfalls die altardarstellungen mögen sich unter umständen auch auf den zoroastrismus beziehen. Klar dem buddhistischen Bereich zuweisbare symbole fehlen unter den Beizeichen aber völlig, es sei denn, daß sie bisher niemand als solche erkannt hat. Was die Beizeichen angeht, besteht ein bemerkenswerter zug gerade der in diesem Kapitel behandelten serien im gehäuften auftreten „kombinierter“ symbole, wie etwa dem auf einer Muschel sitzenden dreizack auf typ 146. Bezüglich der inneren Bedeutung insbesondere dieser komplexeren symbolformen können wir derzeit nur spekulieren. Klar ist, daß die alchanherrscher offenbar keinerlei Berührungsängste gegenüber den zahlreichen Hindureligionen hatten, denen die symbole entnommen sind. angesichts der Fülle der Beizeichen handelt es sich dabei aber wohl nicht um eine Form des Bekenntnisses zu einer bestimmten religion – wie dies im gegensatz dazu bei einigen Münztypen Mihirakulas205 oder auch bei dem gerade behandelten revers der Fall zu sein scheint – sondern allenfalls um ein zeichen allgemeiner toleranz. als äußere Funktion der symbole innerhalb der Münzprägung liegt es nahe, von einer art von emissionskennzeichnungen auszugehen. Wie bereits erwähnt, kann es sich dabei aber nicht um ein system handeln, das wie im Fall der „Parallelprägung“206 zur horizontalen Kennzeichnung paralleler ausgaben quer durch die einzelnen serien dient. denn selbst wenn hier – selten genug – dasselbe symbol in mehreren serien erscheint, wie etwa die auf einer Muschel sitzende rosette, welche außer bei Pūrvvāditya in allen serien inklusive den reitertypen vorkommt, ergibt sich aus den oben geschilderten relativchronologischen Merkmalen, daß es sich dabei kaum um dieselbe zeitschichte handeln kann, was insbesondere beim Vergleich von zabochos typ 96 und Bhalokas typen 114 und 115 evident wird. Möglicherweise handelt es sich also nicht um ein lineares, sondern um ein zyklisches system. ein – als idee allerdings rein spekulativer – ansatz, der in diesem rahmen aber nicht überprüft werden kann, wäre vielleicht derjenige, daß sich die symbole hier weniger auf Produktionsrhythmen denn vielmehr auf zyklisch wiederkehrende ausgabeanlässe wie etwa religiöse Feste mit dazugehörigen stiftungen beziehen.
203
Melzer 2006; hier siehe vor allem Kap. 3.5.1.
204
Melzer 2006, p. 261f.; zum inhalt der inschrift von Kurā und zur religiösen toleranz toramāṇas siehe etwa thakur 1967, p. 260f.
205
siehe Kap. 3.8.
206
siehe Kap. 3.4.2.
3.8. TORaMāṇa UND SeINe NacHFOLGeR
Die Periode von Toramāṇa bis kurz vor dem ende der alchanprägung ist allgemein durch eine geringere Dichte an Typen gekennzeichnet, sofern nicht Teile der im vorherigen Kapitel behandelten Prägeserien eigentlich Toramāṇa gehören. Die Prägungen selbst stehen, obwohl gelegentlich recht qualitätvoll, etwas isoliert da und lassen sich nicht ohne weiteres an vorhergehende Prägeperioden anschließen, was ihren Nutzen für eine typengeschichtliche auswertung leider ein wenig mindert.
3.8.1. Toramāṇa Wie bereits erwähnt, ist bisher keine sichere Drachmenprägung im Namen von Toramāṇa207 bekannt.208 Stattdessen existieren für ihn aber umfangreiche, vor allem im Punjab, in östlicher Richtung bis nach Sanghol nahe chandigarh verbreitete209 Kleinkupferserien, von denen im vorliegenden Bestand drei Typen vertreten sind, eine davon (Typ 122B) bisher nicht bekannt. alle belegten Varianten können hier nicht berücksichtigt werden, zumal eine eingehendere Behandlung durch Klaus Vondrovec in seiner parallel erscheinenden arbeit mit Schwerpunkt auf den hunnenzeitlichen Kupferprägungen erfolgt (Vondrovec 2013), der hier nicht vorgegriffen werden soll. Die wichtigsten Typen sind in Abb. 3.8.1.1 zusammengestellt. Abb. 3.8.1.1: Toramāṇa a) Typ 120 (London 1857.8.13.96) Unklare Krone, Halskette mit Stehbändern, Flügelornament, rechts br. bra oder bu; Rv. Speichenrosette, darunter br. tora
b) Typ 122 (London 1922.4.24.3665) Unklare Krone, Halskette mit Stehbändern, Flügelornament, rechts br. to; Rv. Speichenrosette, darunter br. tora
c) Typ 122B (Kat. 122B-1) Unklare Krone, Halskette mit Stehbändern, Flügelornament (?), rechts br. to, darunter Rad; Rv. Speichenrosette, darunter br. tora
207
Zum Namen siehe Falk 2010, p. 81 und Sims-Williams 2010, p. 138, Nr. 476.
208
Siehe auch Kap. 3.7. Die Silberprägungen aus Ost-Malwa (Göbl l967, Typ 119) sind hier nicht berücksichtigt, da sie, genauso wie ihm möglicherweise zuzuweisende Serien aus Kashmir, zwar vielleicht historisch, aber nicht geldgeschichtlich in diesen Zusammenhang gehören.
209
Göbl 1967 I, pp. 102–104; Ray 2010, passim.
146
3.8.1. Toramāṇa
d) Typ 121 (London 1922.2.13.17) Linksbüste; unklare Krone, Halskette mit Stehbändern, Hand vorgestreckt, Flügelornament, links br. bra oder bu; Rv. Speichenrosette, darunter br. tora
e) Typ 55A (auR Gc 773) Krone mit Stirnsichel, Halskette mit Stehbändern, Hand vorgestreckt, Flügelornament (?), weitere Details unklar; Rv. br. toramāṇa
f) Typ 123 (London 1922.2.13.3) Links stehender Fürst im Guptatypus; Rv. Speichenrosette, darunter br. tora
Mit abstand am verbreitetsten sind dabei die Typen 120 und 122, wobei der Sinn der wechselnden BrāhmīZeichen im avers nicht klar ist; es könnte sich sowohl um emissionszeichen als auch um Bezeichnungen für Münzstätten oder etwas anderes handeln. Der neue Typ 122B mit dem Rad am avers ist lediglich eine Variante von Typ 122, die durchaus häufiger sein mag, nur daß meistens nicht zu erkennen ist, ob ein Rad vorhanden gewesen sein könnte oder nicht. Der Stil zeigt, soweit die ausprägung bzw. die erhaltung der oft sehr umgelaufenen Stücke eine Beurteilung erlaubt, eine relativ große Bandbreite, die genauso wie die Häufigkeit dieser Typen darauf hindeutet, daß die ausprägung wohl über längere Zeit und unter Umständen auch an mehreren Orten gleichzeitig erfolgte. Wohl um das Portrait sowie das prominent dargestellte Flügelornament gut auf dem beschränkten Raum der kleinen Münzen unterbringen zu können, wird hier, besonders gut zu beobachten auf dem in Abb. 3.8.1.1 a abgebildeten Stück des Typs 120, ein neuer, „abgekürzter“ Büstentypus in Form der Schulterbüste F (Abb. 3.8.1.2) eingeführt.210 Dabei fällt die gesamte Brust unterhalb der Halskette weg, und es werden nur mehr links und rechts die Schultern angedeutet.
Abb. 3.8.1.2
210
Siehe Kap. 3.10.
3.8.1. Toramāṇa
147
Dazu zeigen die Typen 121 und 55A noch die vorgestreckte Hand des Fürsten, die aber offenkundig nichts hält. Typ 55A bringt außerdem auf dem Revers den voll ausgeschriebenen Namen Toramāṇas, was eine willkommene Bestätigung für die Zuweisung der lediglich mit tora beschrifteten Typen an ihn ist. auf Typ 123 schließlich ist der König, deutlich angelehnt an Vorbilder in der Guptaprägung, in Ganzfigur links stehend wiedergegeben. Der Handgestus auf den Typen 121 und 55A (Abb. 3.8.1.3 a) erinnert zunächst ein wenig an die nach vorn deutende Hand auf Typ c der Reitertypen Zabochos und / bzw. Javūkhas (vgl. Abb. 3.7.33).211 Dort ist aber, wie gut lesbare exemplare nahelegen, ein Zeigegestus mit ausgestrecktem Finger intendiert (Abb. 3.8.1.3 b). auf Typ 121 scheinen dagegen vier Finger dargestellt zu sein, wobei der oberste etwas gekrümmt ist, der unterste aber mit dem linken arm des Flügelornaments verschmilzt bzw. von diesem überschnitten wird. es könnte sich also um eine Darstellung der Handrückseite mit ausgestreckten Fingern und verdecktem Daumen handeln, oder, falls der gekrümmte oberste Finger einen Daumen meint, um eine etwas unbeholfene Darstellung jener Geste, die häufig auch auf sasanidischen Siegeln erscheint, entweder allein212 oder auch als Büstengestus213. ein möglicher Zusammenhang besteht mit einer unter Kawad I. im Zeitraum zwischen 501 und 507, eventuell im Zusammenhang mit einer Ostunternehmung, ausgebrachten Gruppe sasanidischer Kupferprägungen, die am Revers eine Büste mit in vergleichbarem Gestus vorgestreckter Hand zeigen (Abb. 3.8.1.3 c).214
a: Typ 121, avers (London 1922.2.13.17)
b: Zabocho, Typ 106, avers (Kat. 106-2)
c: Kawad I., 2. Regierung, Typ Ib/3a, Revers (nach Schindel 2004 II, Tf. 137, Nr. 302)
Abb. 3.8.1.3
ebenfalls in den Zusammenhang mit Toramāṇas Prägungen gehört unter Umständen der ihm durch Robert Göbl zugewiesene Dinar im Guptatypus, der den Prägeherrn in der Legende allerdings nur mit dem mutmaßlichen epitethon prakāśāditya benennt (Abb. 3.8.1.4).215 Die Zuweisung erfolgte seinerzeit – ausgehend von Göbls annahme, daß Toramāṇa der Nachfolger Khiṅgilas sei und auch die Prägungen im Namen etwa Javūkhas, Lakhānas und anderer, deren Namen er für bloße Titel hielt, diesen beiden zuzuweisen seien216 – 211
Kap. 3.7.
212
Gyselen 1993, Tf. VI, Nr. 10.F.1–10.F.12.
213
Ibid., Tf. XIV, Nr. 20.D.51.
214
Schindel 1994 I, pp. 464–466; Göbl 1968, p. 20f.
215
Göbl 1990, passim.
216
Dieser Standpunkt wurde von Göbl 1990, p. 137 nochmals nachdrücklich bekräftigt; siehe hier vor allem die Diskussion in den vorhergehenden Kapiteln 3.5.1 und 3.7.
148
3.8.1. Toramāṇa
unter anderem mit dem unter dieser Voraussetzung natürlich überzeugenden Hinweis auf den ebenfalls im Namen Prakāśādityas ausgebrachten Kupfertyp 128, der ansonsten in derselben Typologie wie Toramāṇas Kupferprägungen steht.217 Beim derzeitigen Stand halte ich die Zuweisung immer noch für durchaus möglich, das Hauptargument jedoch ist leider nicht mehr gültig. So findet sich etwa auch unter den weiter unten noch zu besprechenden Prägungen im Namen des Baysira ein Kleinkupfer im Typus des Toramāṇa, ohne daß wir deshalb gleich Baysira mit Toramāṇa identifizieren müßten.
Abb. 3.8.1.4: Śrī Prakāśāditya (NZK)
3.8.2. Baysira/Vaysira Über zwei Kleinkupferprägungen, die vom Grundtypus her gänzlich denen Toramāṇas entsprechen, (Typ 130 und 130A, Abb. 3.8.2.1 e und f) läßt sich eine ganze Serie an dessen Prägungen anschließen, die, neben einem weiteren Kupfertyp (Typ 132, Abb. 3.8.2.1 g), im Gegensatz zur Reihe Toramāṇas auch vier Drachmentypen beinhaltet und im Namen eines Baysira bzw. Vaysira ausgebracht ist. Ob es sich hier um einen Namen oder doch um einen Titel, möglicherweise eine Form des Titels „Wesir“ handelt, muß fürs erste offen bleiben218, wie auch die Deutung des Begriffs khotalika, das auf Typ 108 (Abb. 3.8.2.1 a) in zwei Zeilen im rechten Feld steht. Über die Drachmentypologie ergibt sich wiederum eine Verbindung zu den Prägungen im Namen des Bhāraṇa, die im folgenden abschnitt 3.8.3 behandelt werden.
217
Göbl 1990, p. 135. Hier ist nebenbei zu bemerken, daß Göbl im Jahr 1967, noch in Unkenntnis des Dinars, bei der ansprache von Typ 128 wesentlich vorsichtiger war, als er schrieb, daß als Prägeherr „ebensogut ein Prinz aus dem königlichen Hause als Gouverneur möglich“ sei: Göbl 1967 I, p. 107.
218
email Harry Falk von 31.5.2011. Falls es sich um einen Titel handeln sollte, steht natürlich die Frage im Raum, ob es sich hier um Prägungen Toramāṇas handelt, wie dies Göbl annahm; siehe Göbl 1967 I, pp. 97f. und 107–109. Ich neige allerdings doch zu der annahme, daß es sich bei Baysira/Vaysira wie auch beim im folgenden abschnitt behandelten Bhāraṇa um eigenständige Personen handelt. Göbls prinzipielle Neigung, die anzahl der alchanherrscher durch „Zusammenlegung“ zu minimieren, hat sich mittlerweile ja wiederholt als irrig herausgestellt. Das hartnäckige Fehlen einer Drachmenprägung im Namen Toramāṇas kann, zieht man die Bedeutung dieses Fürsten in Betracht, eigentlich kaum mit einer Lücke in der Materialüberlieferung erklärt werden, sondern muß historische Gründe haben.
3.8.2. Baysira/Vaysira
Abb. 3.8.2.1: Baysira/Vaysira a) Typ 108 (London 1894.5.6.1169) Br. jayatu ba–ysira, rechts im Feld br. khota/lika; Krone mit frontaler Mondsichel mit Rosette, lateral Flügel; r. Schulter Mondsichelspitze; Symbol aus Swastika und Mondsichel, altar
b) Typ 109 (London 1922.4.24.3733) Br. jayatu baysira; Krone mit frontal leerer Mondsichel; bändergeschmückte Standarte mit Rosette in Mondsichel
c) Typ 110 (London 1894.5.6.2366) Br. baysira jaya; Krone mit frontaler Mondsichel mit Punkt darin, lateral Flügel; bändergeschmückte Standarte mit Rosette in Mondsichel
d) Typ 111 (aNS 1944.100.52613) Br. śrī vaysira; Krone mit Mondsichel, darin Punkt, darunter Gruppe aus fünf Perlen; bändergeschmückte Standarte mit unklarem Objekt, darauf Rad
e) Typ 130 (aNS 1944.100.52622) Unklare Krone; Granatapfel(?); Rv. Speichenrosette, darunter br. śrī vaysira
f) Typ 130A (Kat. 130a-1) Unklare Krone; Muschel mit floralem (?) aufsatz; Rv. Speichenrosette, darunter br. śrī vaysi[ra]
g) Typ 132 (London 1922.2.13.64) Br. vaysira; unklare Krone; Rv. Rosette
149
150
3.8.2. Baysira/Vaysira
Von den Reversen her sind die Typen 108–110 jedenfalls auch eng mit Prägungen Mihirakulas verwandt (Abb. 3.8.2.2). Die chronologische Position der Prägungen Baysiras/Vaysiras sowie Bhāraṇas muß also zwischen oder noch eher parallel zu denen Toramāṇas und Mihirakulas liegen.
a: Baysira, Typ 108 (Kat. 108-2)
b: Mihirakula, Typ 136 (London 1922.4.24.3730) Abb. 3.8.2.2
auf den Münzen erscheinen mehrere unterschiedliche Kronen, nämlich auf Typ 109 eine sehr schlichte mit lediglich einer frontalen, leeren Sichel, auf Typ 111 eine darauf aufbauende mit einer Kugel in der Sichel sowie einem neuartigen Stirnjuwel aus fünf Perlen, auf den Typen 108 und 110 aber jeweils eine Variante der alten alchankrone mit lateralen Flügeln.219 Dabei ist nicht ganz klar, ob die Kronen unter dem eigentlichen Diademreif einen zweiten, dickeren Reif besitzen und damit die in Kap. 3.7 beschriebene entwicklung fortsetzen, oder ob der sichtbare Wulst (Abb. 3.8.2.3 a) nicht doch eher zur Frisur gehört. Während die Typen 109 und 110 am Diadem jeweils ein Paar lange Flatterbänder haben, sind die Bänder auf Typ 108 (Abb. 3.8.2.3 b) extrem schmal und liegen flach am Hinterkopf an.
a
b Abb. 3.8.2.3: Typ 108, Krone und Bänder
219
Die Verzweigungen des „Flügels“ erinnern stark an die Lateralembleme der Typen 138 und 174; dazu siehe unten Kap. 3.8.3 und 3.8.4.
151
3.8.2. Baysira/Vaysira
In ikonographischer Hinsicht ist hier insbesondere die Büste von Typ 108 interessant (Abb. 3.8.2.4). auffällig ist zunächst, daß lediglich auf der rechten Schulter eine Mondsichelspitze sichtbar ist, nicht aber auf der linken. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich aber, daß auch das Flügelornament hier seine Position verändert hat: es befindet sich nicht wie sonst unabhängig von der Büste unter dieser, sondern es „klebt“ direkt auf der Brust und ist mit dieser eine Vierteldrehung vom Betrachter abgewandt, eine Besonderheit, die sich ansonsten nur noch bei Bhāraṇas Typ 138A findet.220
a: London 1894.5.6.1169
b Abb. 3.8.2.4: Typ 108, Büste
Die regelrecht perspektivische Darstellung erklärt hier wohl das Fehlen der linken Mondsichelspitze, die offenbar verdeckt zu denken ist. eine Folgerung, die daraus zunächst gezogen werden kann, ist die, daß es sich bei den Mondsichelspitzen und den anderen Schulteremblemen wie den Schulterwedeln und den Schultersicheln wohl um real getragene Objekte handelt, denn in diesem Fall werden sie ja sogar im Raum mitgedreht. eine ähnliche art der perspektivischen Darstellung findet sich im ansatz bereits auf Mehamas Typ 62, wo die Sichel auf der linken Schulter stets kleiner als die auf der rechten dargestellt ist.221 Für die Schultersicheln läßt sich dies auch anhand einer kunsthistorischen Parallele erhärten, nämlich den dort mit je einer Rosette gefüllten, aber ansonsten typgleichen Sicheln, welche der Pritzker Buddha, dessen Inschrift ins Jahr 715 datiert, auf seinen Schultern trägt (Abb. 3.8.2.5).222 Den Schulterwedeln vergleichbare Objekte finden sich im sasanidischen Bereich, so etwa die korymbosartigen Bommel, die auf dem „Pariser Kameo“ Shapurs I. auf dessen Schultern zu sehen sind.223
220
Siehe Kap. 3.8.3.
221
Siehe Kap. 3.4.2.
222
Klimburg-Salter 2010, p. 45. Ich danke David Pritzker herzlich für die Übersendung des hochaufgelösten Photos.
223
Siehe etwa Göbl 1974, Tf. 1, Nr. 6. Zu den hunnischen Schulteremblemen ansonsten Göbl 1967 II, p. 231f.
152
3.8.2. Baysira/Vaysira
Abb. 3.8.2.5: „Pritzker Buddha“, ausschnitt (Photo D. Pritzker)
Das Flügelornament dagegen scheint ansonsten nicht zur Büste selbst bzw. dem diese zierenden Realornat zu gehören, sondern vielmehr die Büste als fremdes element wie ein partieller „Rahmen“ gegen den Bildraum abzuschließen, ähnlich den Blätterornamenten, die von Wahram IV. bis Yadzdgerd II. auf den Sasanidenmünzen erscheinen (Abb. 3.8.2.6).224
a: Wahram IV (388–399), Drachme (aNS 1940.209.34)
b Abb. 3.8.2.6: Sasanidisches Blätterornament
224
Schindel 2004 I, p. 73f.
225
Vgl. etwa die sasanidischen Siegel bei Gyselen 1993, Tf. 15, Nr. 20.H.1–13.
226
Göbl 1967 II, p. 254f.
3.8.2. Baysira/Vaysira
153
Sowohl bei letzteren als auch beim Flügelornament gibt es bisher keine sicheren Hinweise auf ihren jeweiligen Symbolgehalt. Den Ursprung des hunnischen Flügelornaments ortet Göbl in der sasanidischen Sphragistik; nach ihm dürften sich die dort dargestellten – aber stets doch deutlich anders als unser Flügelornament gestalteten225 – Flügelsymbole auf die Schwingen des Siegesgottes Verethragna beziehen.226 In jedem Fall aber stellen die entsprechenden Ornamente immer eine art „Kommentar“ zum Bildnis dar, aber keinen Teil desselben. Hier trifft jedoch das Gegenteil zu: die arme des Flügelornaments ziehen sich eindeutig über die Brustbuckel der Büste, und nicht nur das: sie werden sogar korrekt in die ¾-Vorderansicht der Büste „mitgenommen“, fast so, als sollte unmißverständlich klargestellt werden, daß sie in diesem Fall zum Realornat gehören. Der Grund dafür bleibt uns verschlossen, aber die Feststellung alleine wirft ein zusätzliches Licht auf die Frage nach Ursprung, Funktion und Bedeutung dieses Symbols. In diesem Zusammenhang soll noch eine zumindest formale analogie zum Flügelornament in die Diskussion eingebracht werden, nämlich auf dem Wandgemälde des sogenannten „Jägerkönigs“ von Kakrak bei Bamiyan, das allerdings bereits ins 7. oder sogar 8. Jh. datieren dürfte (Abb. 3.8.2.7).227
Abb. 3.8.2.7: Der „Jägerkönig” von Kakrak, ausschnitt (WHaV)
Der Dargestellte hält nämlich in den vor seiner Brust zusammengelegten Händen einen Bogen, der in ausrichtung wie Position frappierend an das „Flügelornament“ erinnert. Sicher hat das Flügelornament an sich vorderhand wenig Ähnlichkeit mit einem Bogen, aber dennoch ist zumindest die formale analogie derart stark, daß es sich wohl auszahlen würde, zu überprüfen, ob hier nicht doch ein Zusammenhang besteht.
227
Klimburg-Salter 1987, p. 69; Klimburg-Salter 2008, pp. 149–152.
154
3.8.3. Bhāraṇa
3.8.3. Bhāraṇa Von diesem Fürsten war bis unlängst nur Typ 138 (Abb. 3.8.3.1 a) bekannt, dessen Legende allerdings aufgrund des groben Stempelschnitts stets als jayatu naraṇa gelesen wurde228, was neben typologischen Gründen in weiterer Folge dazu führte, daß Göbl und ihm folgende autoren Typ 138 dem hier weiter unten (Kap. 3.8.4) behandelten Narendra zuordneten. Damit nicht genug, wurden dem so geschaffenen „Naraṇa/Narendra“ auch noch der späte Typ 150 sowie die mit diesem zusammenhängenden Prägungen zugeschrieben, erneut aufgrund einer Fehllesung von wiederum deren Legenden.229 Der auf Typ 138 genannte Name lautet jedoch zweifellos auf bhāraṇa230 und nicht naraṇa. Daß Bhāraṇa tatsächlich in einen gänzlich anderen Kontext, nämlich in den Umkreis Baysiras/Vaysiras gehört, wird nun zusätzlich durch den erst kurz vor Drucklegung dieses Bandes aufgetauchten neuen Typ 138A bestätigt, der in einem bisher uniken exemplar der Slg. Tandon belegt ist (Abb. 3.8.3.1 b und 3.8.3.2 a).231 Abb. 3.8.3.1: Bhāraṇa a) Typ 138 (London 1894.5.6.265) Br. jayatu – bhāraṇa; Krone mit frontaler Sichel, darin Mittelstäbchen, lateral Flügel oder Geweih(?); Mondsichelspitze auf l. Schulter; Muschel, Lotos; Rv. ansenaltar
b) Typ 138A (Slg. Tandon) Br. jayatu bhāraṇa; Krone mit frontaler Sichel, darin Mittelstäbchen mit Perle, lateral Flügel oder Geweih(?); Mondsichelspitzen auf den Schultern; Muschel mit floraler Bekrönung, Rosette auf Stange oder br. ra (?); Rv. ansenaltar
Die Krone auf dem stilistisch recht groben Typ 138 weist neben einer Stirnsichel mit einer Doppelperle ein auffälliges Lateralemblem mit kugeligen auswüchsen auf, bei dem nicht ganz klar ist, ob es sich um einen stilisierten Flügel, eine art Geweihstange oder um ein florales element handelt. In seiner Form erinnert es allerdings deutlich an das Lateralemblem der Krone auf Javūkhas Typ 143B in der „barbarisierten“ Gruppe (Abb. 3.8.3.2).232
228
Göbl 1967 I, p. 111.
229
Göbl 1967 II, p. 70f.; alram 1996, p. 528; alram 1999/2000, p. 132; skeptisch dagegen Vondrovec 2010, p. 175, der Typ 138 von den übrigen trennt. Siehe auch Kap. 3.9.
230
Lesung Harry Falk; siehe Vondrovec 2010, p. 175, Fn. 31.
231
Mein Dank gilt Pankaj Tandon für die freundliche erlaubnis, das Stück hier zu verwenden.
232
Siehe Kap. 3.6 mit Abb. 3.6.1 h und 3.6.8 a. Zur Verbindung mit Typ 174 siehe unten Kap. 3.8.4.
155
3.8.3. Bhāraṇa
a: Typ 138, Krone
b: Typ 143B, Krone Abb. 3.8.3.2
Unterhalb des eigentlichen Kronreifs erscheint wieder ein zweiter, dickerer Wulst, bei dem wie schon bei Baysira schwer zu entscheiden ist, ob es sich um den Lockenrand der Frisur oder um einen aufgedoppelten Kronreif handelt. auf der linken Schulter, und zwar nur auf dieser, ist eine einzelne Mondsichelspitze sichtbar. Diejenige auf der rechten Schulter dürfte hier dem linken Beizeichen, einer Muschel, zum Opfer gefallen sein. Rechts vor der Büste steht als Beizeichen eine Lotosblume.
a: Bhāraṇa, Typ 138A (Slg. Tandon)
b: Baysira, Typ 108 (Kat. 108-2) Abb. 3.8.3.3
156
3.8.3. Bhāraṇa
Der neue Typ 138A (Abb. 3.8.3.1 b und 3.8.3.3 a) schafft nun zunächst Klarheit, was den Namen angeht, denn hier ist das in Frage stehende bhā so präzise geschnitten, daß jede Verwechslung mit einem na ausgeschlossen ist. Die Krone ist dieselbe wie auf Typ 138 und zeigt auch wieder den Wulst unter dem Kronreif. auf jeder Schulter sitzt eine Mondsichelspitze. als Beizeichen fungiert links eine Muschel mit floralem aufsatz ähnlich jener auf Baysiras/Vaysiras Kupfertyp 130A (Abb. 3.8.2.1 f) und rechts eine ovale Rosette. Unter dieser ist ein weiteres element aus einem langen Strich und einem quer auf letzterem sitzenden kurzen Strich sichtbar, das nicht eindeutig zuzuordnen ist. Zunächst könnte es sich um eine zur Rosette gehörige Stange handeln, womit das Ganze also als Rosettenstandarte zu denken wäre, vergleichbar jener auf Baysiras Typen 109 und 110 (Abb. 3.8.2.1 b und c). allerdings ist der abstand zwischen der Rosette und der „Stange“ doch etwas groß. es bestünde allerdings auch die Möglichkeit, das element als Brāhmī-Zeichen zu deuten, nämlich als ein senkrecht zur Bildachse stehendes ra. Dieses würde dann eine vergleichbare Position einnehmen wie das khotalika auf Baysiras/Vaysiras Typ 108 (Abb. 3.8.2.1 a). Ähnliche, nicht zur Randlegende gehörige Schriftzeichen finden sich ja bereits auf Toramāṇas Kupferprägungen, aber auch bei Mihirakula, nämlich das vi und das ha auf dessen Drachmentyp 310 (siehe unten Abb. 3.8.5.1 c). Doch zeigt Typ 138 nun auch, an welche Position in der Typenabfolge Bhāraṇas Prägungen eigentlich gestellt werden müssen. Der Vergleich in Abb. 3.8.3.3 demonstriert bereits bei einem oberflächlichen Blick die ausgeprägte stilistische Nähe insbesondere zu Baysiras Typ 108. Letzte Zweifel muß aber die Darstellung der Büste zerstreuen: genau wie auf letzterem ist auch hier das Flügelornament direkt auf die Büste appliziert und mit dieser in die ¾-Vorderansicht gedreht (Abb. 3.8.3.4).
Abb. 3.8.3.4: Typ 138A, Büste mit perspektivisch gewendetem Flügelornament (Slg. Tandon)
3.8.4. Narendra
157
3.8.4. Narendra Ungeachtet der sich daraus ergebenden chronologischen Probleme habe ich mich nach dem Bekanntwerden von Bhāraṇas neuem Typ 138A entschieden, auch die Prägungen Narendras, obgleich nun von denen Bhāraṇas getrennt, hierher und damit in der Ordnung vor Mihirakula zu stellen, was aber nicht bedeuten muß, daß sie tatsächlich auch früher sein müssen. In typologischer Hinsicht läßt sich jedoch eine Brücke zwischen Bhāraṇas Typ 138 und Narendras Doppeltyp 174a/b schlagen, die es rechtfertigt, die Reihe hier einzufügen. Die Zusammengehörigkeit der Typen ergibt sich zum einen über die Legenden, zum anderen über den Stil, dessen Indisierung hier so weit fortgeschritten ist wie bei keinem anderen alchanfürsten. Die Typen 174a/b und 171/173233 nennen in klar lesbaren Brāhmī-Lettern einen Fürsten namens Narendra, und das nare auf Typ 176 dürfte wohl die abgekürzte Version desselben Namens sein. Typ 172 erweist sich schließlich – trotz nicht erkennbarer Legende – durch den Stil und den Reverstyp als wohl auch dieser Gruppe zugehörig. Abb. 3.8.4.1: Narendra a) Typ 174a (London 1865.8.3.11) Br. śrī jaya–tu narendra; Krone mit frontaler Sichel, darin Punkt, lateral Flügel oder Geweih(?); Muschel, Lotos; Rv. ansenaltar, darunter zwei verbundene Kreise
b) Typ 174b (Kat. 174b-1) Br. jayatu – śrī narendra; Krone mit frontaler Sichel, darin Punkt, lateral Flügel oder Geweih(?); Muschel, Lotos; Rv. ansenaltar, darunter zwei verbundene Kreise
c) Typ 171/173 (London 1933.3.15.1) Br. [jayatu](?) – śrī narendra bzw. [śrī] jaya–tu narendra; Krone mit frontaler Sichel, darin Punkt, lateral Flügel oder Geweih(?); Muschel, Lotos; Rv. cakra, darunter br. pa(?)
d) Typ 172 (London 1922.2.13.40) Keine Legende erkennbar; Linksbüste, Krone mit frontal und lateral je einer Sichel, Binnenembleme unklar; links unklares Symbol oder Brāhmī-Zeichen; Rv. cakra
e) Typ 176 (London 139) König mit Szepter frontal sitzend; Rv. br. jayatu – śrī nare; Göttin frontal sitzend
233
Die von Göbl 1967 I, p. 122f. vorgenommene Trennung in zwei Grundtypen ist mir nicht nachvollziehbar: der Unterschied liegt allenfalls in der analog zu Typ 174a/b unterschiedlichen Verteilung des śrī und des jayatu in der Legende.
158
3.8.4. Narendra
Sowohl die ausgeprägte Indisierung der Typen als auch das kleine, kupferne erscheinungsbild der Münzen des Typs 174a/b – sofern es sich hier, was die altarrückseite nahelegt, um Drachmen handelt – sprechen durchaus für eine sehr späte Datierung der gesamten Reihe. Irritierend ist dabei aber die Tatsache, daß Narendras Typ 174a/b in typologischer Hinsicht fast exakt Bhāraṇas Typ 138 entspricht (Abb. 3.8.4.2), abgesehen von der Legende und dem nicht deutbaren, brillenartigen Symbol unter dem altar auf Typ 174a/b.234 Beide zeigen links eine Muschel und rechts eine Lotosblume. Die Krone ist vom Typ her ebenfalls annähernd dieselbe, nur daß die Perle, die als Binnenemblem in der Frontalsichel sitzt, einmal eher länglich und einmal eher rund geformt ist (Abb. 3.8.4.3).
a: Typ 138 (London 1894.5.6.265)
b: Typ 174b (London 1894.5.6.276) Abb. 3.8.4.2
a: Typ 138, Krone
b: Typ 174, Krone Abb. 3.8.4.3
Die Unterschiede in der Darstellung sind vor allem auf den sehr unterschiedlichen Stil zurückzuführen. Typ 138 ist darin recht grob, wogegen Typ 174a/b einen ausgesprochen feinen Stil zeigt. Letzterer läßt sich auch nicht leicht auf irgendeine der vorhergehenden Gruppen zurückführen; scheinbar wurde hier auf in einer fremden Tradition stehende Handwerker zurückgegriffen. 234
Dagegen Vondrovec 2010, p. 175.
159
3.8.4. Narendra
a: Typ 174a, doppelte Welle (London 1865.8.3.11)
b: Typ 174b, einfache Welle (London 1894.5.6.276)
c: Typ 174b, lineare Zeichnung (London 1894.5.6.282)
Abb. 3.8.4.4: Typ 174, Bänder
auch hier besteht aber ein gewisser Spielraum: auf vergleichsweise gröberen Belegen sind die Bänder noch ähnlich linear gezeichnet wie auf Typ 138, während sie auf anderen eine elegant und plastisch dargestellte, einfache oder doppelte Mittelwelle besitzen. Dabei scheint die doppelte Mittelwelle ausschließlich auf Belegen des Untertyps 174a vorzukommen (Abb. 3.8.4.4 a), während auf Untertyp 174b nur Bänder mit einer einfachen Mittelwelle (Abb. 3.8.4.4 b) oder linear gezeichnete Bänder (Abb. 3.8.4.4 c) zu finden sind. Die Bänder mit der Mittelwelle sind in dieser Form auf keiner anderen Prägung der alchan zu finden; sie haben aber eine nahezu exakte Parallele in den Bändern des schon erwähnten „Jägerkönigs“ von Kakrak bei Bamiyan (Abb. 3.8.4.5).235
a: Typ 174b, Bänder
b: “Jägerkönig” von Kakrak, ausschnitt (WHaV) Abb. 3.8.4.5
235
Klimburg-Salter 1987, p. 69; Klimburg-Salter 2008, pp. 149–152, ähnlich auch die Bänder auf dem dort p. 150 abgebildeten Maitreya in Nische e in Bamiyan.
160
3.8.4. Narendra
Der geschilderte Befund stellt uns nun vor ein Dilemma chronologischer art. Wenn, wie oben gezeigt, Baysira/Vaysira über die Typologie seiner Kleinkupferprägung an Toramāṇa anzuschließen ist und Bhāraṇa, der eindeutig im selben Kontext wie Baysira/Vaysira steht, wiederum mit Typ 138 die Vorstufe zu Narendras Typ 174a/b stellt, aber andererseits ja Mihirakula angeblich direkt auf seinen Vater Toramāṇa folgt236, so kann nun auch in der Periode nach Toramāṇa zwangsläufig keine monolineare Herrscherabfolge mehr angenommen werden, genauso, wie dies für die vorangehenden Perioden schon gezeigt werden konnte. Wie die mindestens zwei Linien tatsächlich zueinander zu „justieren“ sind, läßt sich auf der momentan gegebenen Basis aber kaum abschätzen. Um zu einem vergleichbar späten Datum für Narendra zu kommen, wie dies von Göbl postuliert wurde – allerdings unter einbeziehung der Tatsache, daß er diesen ja auch mit dem Prägeherrn von Typ 150 identifizierte und damit in Verbindung mit den „rückwandernden alchan“ brachte237 – müßte die Periode, in welcher Baysira/Vaysira, Bhāraṇa und Narendra unterzubringen sind, mindestens vom ende der Regierung Toramāṇas bis weit nach Mihirakula, also bis in die Mitte des 6. Jh. gestreckt werden. eine andere Möglichkeit bestünde natürlich darin, daß es sich bei Narendras Typ 174a/b um einen bewußten typologischen Rückgriff handelt, vergleichbar der Wiederaufnahme von Typ 71 durch Mehamas Typ 316.238
3.8.5. Mihirakula Für Mihirakula239 gibt es neben den wenigen eindeutig zuzuordnenden Drachmentypen, wie schon bei Toramāṇa, eine reichhaltige und nicht immer eindeutig zuweisbare Kupferprägung, die in diesem Rahmen nicht zur Gänze dargestellt werden kann; hier sind gemeinsam mit den Drachmen nur die zwei im vorliegenden Bestand vertretenen Kupfertypen zusammengefaßt (Abb. 3.8.5.1). auffällig bei Mihirakula ist die geringe Komplexität der Kronen bzw. deren Fehlen auf den Kupferprägungen. Dafür wird dort wie auf den Silbertypen 135 und 310 umso mehr die kunstvolle Frisur betont. Wie schon bei Toramāṇa werden die Halskettenbänder wieder wichtiger; auf Typ 310 sind sie auch im Silber statt der fehlenden Diadembänder klein angedeutet. Bei den Typen 135 und 310 könnte es sich um parallele ausgaben aus zwei unterschiedlichen Münzstätten handeln. Neben einigen Details der averse ist trotz der beiderseitig hohen Qualität des Stempelschnittes doch ein gewisser Unterschied im Stil zu erkennen, und die altäre auf dem Revers sind völlig unterschiedlich gestaltet: auf Typ 135 ist der altar mit wulstartigen ansen versehen, und die Flamme wirkt fast wie eine kleine Kugel. Derselbe Reverstyp findet sich ebenfalls auf Typ 134. Der altar von Typ 310 dagegen hat keine ansen und die Flamme ist als spitzdreieckige ansammlung von Punkten gestaltet. Der Unterschied zeigt sich auch an den inhaltlich gleichen Beizeichen im avers: insbesondere der Dreizack ist auf Typ 310 wesentlich elaborierter wiedergegeben, und beim Schirm unterscheidet sich die Zeichnung der Bänder (Abb. 3.8.5.2). Typ 136 schließlich zeigt im Revers wiederum einen ähnlichen altar- und Flammentyp wie Baysiras Typen 108–110 (siehe oben Abb. 3.8.2.2), ist im avers allerdings deutlich gröber als diese.
236
Melzer 2006, p. 261 sowie die ausgiebige, jedoch etwas veraltete Diskussion der chronologie Mihirakulas bei Thakur 1967, pp. 134–138.
237
Hierzu siehe Kap. 3.9.
238
Kap. 3.5.
239
Zum Namen siehe Falk 2010, p. 81; vgl. auch Sims-Williams 2010, p. 104, Nr. 322 (s.v. Wakhsh-gul).
3.8.5. Mihirakula
Abb. 3.8.5.1: Mihirakula
a) Typ 134 (London 1894.5.6.228) Br. jayatu vṛṣadhvaja; Krone mit frontal und lateral je einer leeren Mondsichel; bändergeschmückter Dreizack, Buckelrind; hinter der Büste unklares Zeichen
b) Typ 135 (London 2372) Br. jayatu mihirakula; Krone mit frontal einer leeren Mondsichel; bändergeschmückter Dreizack, bändergeschmückter Schirm, darauf Buckelrind
c) Typ 310 (Kat. 310-1) Br. jayatu mihirakula, l. im Feld vi, r. im Feld ha; Krone mit frontal einer leeren Mondsichel; Halskettenbänder; bändergeschmückter Schirm, darauf Mondsichel; bändergeschmückter Dreizack
d) Typ 136 (London 1922.4.24.3730) Br. jayatu mihirakula; Krone mit frontal einer leeren Mondsichel; pfeilartiges Symbol, Schirm, darauf Buckelrind, auf diesem ein Dreizack
e) Typ 137 (London 1894.5.6.268) Br. [ja]ya[tu mihira]kula; Linksbüste, Krone unklar; linkes Feld unklar, rechts Dreizack
f) Typ 152 (Kat. 152-6) Br. śrī mihirakula; keine Krone; Halskettenbänder; Rv. br. jayatu vṛṣa; Buckelrind links
g) Typ 159 (Kat. 159-1) anepigraph; keine Krone (?); Halskettenbänder; Tamgha S1; Rv. anepigraph; Buckelrind links
161
162
3.8.5. Mihirakula
a
b Abb. 3.8.5.2: Typ 310, Beizeichen
eine eigenheit der Kupferprägungen Mihirakulas besteht darin, daß sie häufig auf solche im Typ Toramāṇas überprägt sind.240 auf dem avers des in Abb. 3.8.5.3 gezeigten Stücks sind deutlich noch die Speichenrosette und die Trennungslinie darunter zu erkennen; die Legende ist allerdings nicht kenntlich, so daß sich der genauere Typ des Untergepräges nicht eingrenzen läßt.
Abb. 3.8.5.3: Typ 152, Überprägung auf Typ 120ff. (Kat. 152-9)
240
Göbl 1967 I, p. 117; alram – Pfisterer 2010, p. 26.
3.8.5. Mihirakula / 3.8.6. Typ v. 146
163
auf den Münzen Mihirakulas spiegelt sich deutlich seine auch inschriftlich und literarisch überlieferte241 Neigung zum Kult Śivas wieder. Die Legende von Typ 134 etwa bezieht sich weder namentlich noch mittels eines Titels oder epithetons auf den Fürsten selbst, sondern lautet auf die Parole jayatu vṛṣadhvaja, also etwa „Sieg der Stierstandarte“. Ähnlich, nur kürzer, ist der Inhalt der Reverslegende des Kupfertyps 152 mit jayatu vṛṣa, „Sieg dem Stier“. Mit dem Stier, der auf allen Prägungen außer Typ 310 auch im Bild erscheint, kann in diesem Zusammenhang nur Śivas Stier Nandi gemeint sein. auf den Typen 135 und 136 bildet er ein element der dort jeweils abgebildeten Standarte, welche in der Legende von Typ 134 wohl angesprochen ist. Zusätzlich ist auf allen Silbertypen auch der Dreizack als Śivas attribut abgebildet. Der Stier sowie die allgemeine stilistische Ähnlichkeit sind auch die Gründe, den anepigraphen und daher nicht sicher zuweisbaren Typ 159 hier beizuordnen.
3.8.6. Typ v. 146 In einen ähnlich späten Kontext dürfte der Göbl noch nicht bekannte, aber seit einigen Jahren massenhaft – möglicherweise aus einem Fund – auftauchende Typ v. 146 gehören (Abb. 3.8.6.1). Seine Legende lautet lediglich jayatu. Hinter dem Kopf erhebt sich eine Schlange, was den Typ mit den postkidaritischen Prägungen in Swat verbindet242; dennoch habe ich ihn aufgrund des andersartigen Stils hierher gestellt. Der Stil erinnert an die gröberen Portraits auf Narendras Typ 171/173 (siehe Abb. 3.8.4.1 c), außerdem weist der Typ dieselbe Blockbüste (Form e)243 auf wie Typ 174a/b. Die Mache der Münzen ist ausgesprochen ungewöhnlich: sie haben auffällig runde, dicke Schrötlinge und der völlig flache Revers scheint prinzipiell unbeprägt zu sein. aufgrund des fehlenden Reversbildes, der zumindest visuell gering wirkenden Metallqualität und des ausgefallenen Formats ist es dabei kaum zu entscheiden, ob der Typ in nominalischer Hinsicht eine Drachme repräsentiert oder nicht.
Abb. 3.8.6.1.: Typ v. 146 (Kat. v. 146-1)
241
Thakur 1967, pp. 265–270.
242
Kap. 3.3.
243
Kap. 3.10.
3.9. DaS eNDe DeR aLcHaNPRÄGUNG
Die letzte Phase ist wohl diejenige in der alchanprägung, deren Modell sich seit 1967 am stärksten verfeinert und verändert hat. Die Neuinterpretationen waren dabei stets hauptsächlich durch neu hinzugekommenes Material bedingt, wobei die Basis für alle Modelle aber immer Robert Göbls ursprüngliche – und leider nirgends schlüssig argumentierte – annahme bildete, die hier einzuordnenden Prägungen gehörten demselben König „Naraṇa/Narendra“, der auch hinter der bereits in Kap. 3.8.4 behandelten Typengruppe stünde.244 Diese annahme wurde, vor dem Hintergrund der erstpublikation eines neuen Fundes von Drachmen des Typs 150 aus der Umgebung von Kabul, zunächst durch Michael alram bekräftigt, der auf der Grundlage von besonders gut erhaltenen exemplaren der Variante 1 des Typs (Abb. 3.9.5 und 3.9.6, jeweils i) deren Legende als śrī ṣāhi na las.245 Im selben Beitrag stellte er auch erstmals den in Paris befindlichen, uniken Beleg des Typs 150B vor (Abb. 3.9.5 und 3.9.6, jeweils f), dessen Legende er als nara las.246 Die Gleichsetzung an und für sich wurde in der Folge nicht mehr wirklich hinterfragt.247
Abb. 3.9.1: Nezak, ā-Typ (Typ 198) (London 1894.5.6.1247)
Bereits Göbl stellte für den allgemein nicht seltenen Typ 150 in seinen Varianten (siehe unten) eine auffällige Häufung in der Gegend von Kabul fest, wo sich in dieser Periode eigentlich schon seit langer Zeit die Nezak festgesetzt hatten und ihren sogenannten ā-Typ ausprägten (Abb. 3.9.1), während sich der Machtbereich der alchan von Gandhāra aus nach Osten erstreckte.248 Neben dieser unerwarteten geographischen Verteilung konnte er zeigen, daß zu einem noch etwas späteren Zeitpunkt eine Typenmischung zwischen eben diesen spätesten alchantypen einerseits und der Nezaktypologie andererseits stattfand, mit dem ergebnis der von Klaus Vondrovec treffend als „alkhan-Nezak crossover“ bezeichneten Prägungen.249 Deren früheste Vertreter übernehmen bei ansonsten gleichbleibender Typologie die Mondsichel-Dreizack-Krone von Typ 150, lediglich in etwas anderer Zeichnung, sowie das Tamgha S1, das oben hinter der Büste als Beizeichen er-
244
Göbl 1967 I, p. 115f. (mit Fragezeichen); II, p. 70f. (als Faktum). Tatsächlich aber ist der vermeintliche Naraṇa auf Typ 138 eigentlich als Bhāraṇa zu lesen und seine Identität mit Narendra äußerst fraglich; siehe Kap. 3.8.5.
245
alram 1996, p. 519.
246
Ibid. p. 532. Im selben Sinne auch alram 1999/2000, pp. 129, 132 und 134.
247
So etwa auch errington – curtis 2007, p. 99; Pfisterer – alram 2010, p. 26; etwas vorsichtiger Vondrovec 2010, p. 175, der allerdings eine stilistische Verbindung zumindest zu Typ 138 zu sehen vermeint.
248
Göbl 1967 II, p. 70. Zu den Nezak siehe Göbl 1967, pp. 71–75 sowie alram 1996, Vondrovec 2010 und Pfisterer – Uhlir 2013.
249
Göbl 1967 II, pp. 70f. und 75f.; Vondrovec 2010, p. 182.
166
3.9. Das ende der alchanprägung
scheint (Abb. 3.9.2 a) oder auch als Reversbild fungiert (Abb. 3.9.2 b). auf den altarreversen zeigen die Flammen in der Mitte häufig eine gabelförmige Zeichnung, die eventuell einen Dreizack meinen könnte (Abb. 3.9.2 a). Dieses Detail interpretierte Göbl als Übernahme aus der alchankrone auf dem avers250, doch erscheint es auch bereits auf Reversen der späteren alchan, einmal sicher auf Typ 101251 und eventuell nochmals auf dem nun hier eingeordneten Typ 148 (Abb. 3.9.5 a).
a: Typ 225 (London 1922.4.24.3677)
b: Typ 231 (London 1922.1.16.36) Abb. 3.9.2: „alkhan-Nezak crossover“
aus diesen und weiteren, begleitenden Indizien schloß Robert Göbl, daß zu einem Zeitpunkt nach der Mitte des 6. Jahrhunderts eine „Rückwanderung“ der alchan nach Westen stattfand, seiner ansicht nach ins Gebiet um Ghazni.252 Für die „alkhan-Nezak crossover“-Prägungen bietet der vergleichsweise frühe (nach Göbl früheste) Typ 231 ein Zeitindiz, indem er beiderseits einen doppelten Münzbildrand und zudem astralsymbole außerhalb des letzteren besitzt (Abb. 3.9.2 b), womit sich für ihn ein terminus post quem mit dem zweiten Regierungsjahr des Khusro II. (591–628) ergibt.253 Dieses Modell einer nach Westen gerichteten aktion der alchan bekam eine unerwartete Bestätigung, als Michael alram nachweisen konnte, daß die Variante 3 des Typs 150 (Abb. 3.9.5 und 3.9.6, jeweils k), der ja den angelpunkt des gesamten Vorgangs darstellt, gelegentlich auf Nezakdrachmen des ā-Typs überprägt ist. 254 In der Folge ist es mir selbst darüber hinaus gelungen, das Untergepräge zumindest einer der Überprägungen der vergleichsweise späten Stilgruppe F des ā-Typs zuzuweisen (Abb. 3.9.3).255 Sowohl die Überprägungen als auch die geringe Qualität der ausführung und der sichtbar miserable Legierungsgehalt kennzeichnen Typ 150, insbesondere die Varianten 2 und 3, als eine hastig ausgebrachte Massenprägung. Michael alrams im Zusammenhang mit dem Kabuler Fund geäußerter Hinweis, daß als Hintergrund dafür am ehesten massiver Geldbedarf im Rahmen etwa eines Feldzugs in Frage kommt, dürfte dabei nicht allzu falsch liegen.256 Mit dem in vier Varianten zu unterteilenden Typ 150 (Abb. 3.9.5 und 3.9.6, jeweils i–l) ist eine ganze Reihe von weiteren Prägungen verbunden (Abb. 3.9.5 und 3.9.6, jeweils a–h)257, die im Gegensatz zum häufigen 250
Göbl 1967 II, p. 71.
251
Siehe Kap. 3.7, Abb. 3.7.5 a.
252
Göbl 1967, loc. cit.
253
Göbl 1967 I, p. 158f; II, p. 75.
254
alram 1996, p. 530f.; alram 1999/2000, p. 133.
255
Pfisterer – Uhlir 2013 (im Druck).
256
alram 1996, p. 531; alram 1999/2000, loc. cit.
257
Die Reihung auf den Übersichtstafeln 3.9.5 und 3.9.6 ist auf Basis der typologischen Relationen zwischen den jeweiligen Typen erstellt, muß jedoch nicht unbedingt den tatsächlichen chronologischen ablauf widerspiegeln. Die gesichert nachweisbaren Vor- und Rücksprünge der Typologie etwa in der „Parallelprägung“ (Kap. 3.4.2) zeigen mehr als deutlich, wie sehr eine zu evolutionistische Betrachtungsweise hier in die Irre führen kann. Wo ich eine chronologische aussage sehe, ist dies im Text zum ausdruck gebracht.
167
3.9. Das ende der alchanprägung
Typ 150 jeweils in nur wenigen exemplaren belegt sind und die sich allesamt, wenn auch mit gewissem abstand, von den Prägungen adomanos, Pūrvvādityas, Zabochos und Bhalokas258 ableiten. Dies zeigt sich sowohl an den durchgehend verwendeten Bändern mit kolbenförmigen enden als auch an der Form der Büsten, zumindest derjenigen ohne arm (Abb. 3.9.5 und 3.9.6, jeweils a–f).
a: Typ 150 var. 3, Revers mit sichtbarem Untergepräge (nach alram 1999/2000, Tf. 8, Nr. 44)
b: Typ 198 (ā-Typ), Gruppe F, avers (Privatbesitz; Pfisterer – Uhlir 2013, Nr. 96) Abb. 3.9.3
Die typengeschichtliche Herkunft der Bänder zeigt sich insbesondere auf den innerhalb der Gruppe wohl frühesten Typen 148 und 149, bei denen die Führung der schmalen Zwischenstücke, an denen die breiten Kolben hängen, in ihrem Umriß noch deutlich das umgekehrt herzförmige Profil anklingen läßt, das die Bänderführung auf den Typen adomanos, Pūrvvādityas, Zabochos und Bhalokas auszeichnet (Abb. 3.9.4).
a: adomano und Parallelserien, Bänder
b: Typen 148 und 149, Bänder Abb. 3.9.4
258
Kap. 3.7.
168
3.9. Das ende der alchanprägung
Abb. 3.9.5: Das ende der alchanprägung a) Typ 148 (London 1894.5.6.1172) anepigraph; Krone mit Frontal- und Lateralsichel, darin je ein Dreizack; Ohrring mit zwei Dreifachperlen; drei Tulpen auf Tamgha S1; Flügelornament; Rv. altar mit assistenzfiguren; Dreizack in den Flammen (?)
b) Typ 149 (London 1885.4.3.340) anepigraph; Krone mit Frontal- und Lateralsichel, darin je ein Dreizack; Ohrring mit zwei Dreifachperlen; weibliche Figur mit Flügel (Nike?); Flügelornament; Rv. altar mit assistenzfiguren (?)
c) Typ 308 (Kat. 308-1) anepigraph(?); Krone mit Frontal- und Lateralsichel, darin je ein Dreizack; runder Ohrring; Nackenbänder; Dreizack auf Tamgha S1; Flügelornament; Rv. altar mit assistenzfiguren
d) Typ 150A (Kat. 150a-1) Legende unklar; Krone mit frontaler Sichel, darin Dreizack, lateral Flügel, oben Stierkopf; runder Ohrring; Muschel, Dreizack auf altar; Flügelornament; Rv. altar mit assistenzfiguren
e) Typ 76 (Kat. 76-2) Br. ja[...]; Krone mit Frontal- und Lateralsichel, darin je ein Dreizack, dazwischen kleinere, leere Sichel, oben Stierkopf; runder Ohrring; Nackenbänder; pūrṇaghaṭa; Flügelornament; Rv. altar mit assistenzfiguren
f) Typ 150B (Paris 1974.443) Br. tora; Krone mit Frontal- und Lateralsichel, darin je ein Dreizack, oben Stierkopf; runder Ohrring; männliche Figur mit Fratze und Nimbus (Narasiṃha?); Flügelornament; Rv. altar mit assistenzfiguren
3.9. Das ende der alchanprägung
g) Typ 75A (auR Huna 473) anepigraph(?); Krone unklar; runder Ohrring; Nackenbänder; armbüste Form G2, hält Pfau auf Lotos, der eine Kette im Schnabel hält; Rv. altar mit assistenzfiguren
h) Typ 76B (Kat. 76B-1) Legende unklar; Krone mit Frontal- und Lateralsichel, darin je ein Dreizack, oben Stierkopf; runder Ohrring; armbüste Form G2, hält Lotos; Rv. altar mit assistenzfiguren (?)
i) Typ 150 var. 1 (Kat. 150 var. 1-1) Br. śrī ṣāhi tora; Krone mit Frontal- und Lateralsichel, darin je ein Dreizack; runder Ohrring; armbüste Form G3, hält drei Pflanzen; Rv. altar mit assistenzfiguren, über deren Köpfen Kreise
j) Typ 150 var. 2 (Kat. 150 var. 2-2) Br. śrī [ṣā] (unregelmäßige Legendenlänge); Krone mit Frontal- und Lateralsichel, darin je ein Dreizack; runder Ohrring; armbüste Form G3, hält drei Pflanzen; Rv. altar mit assistenzfiguren, über deren Köpfen Kreise, oder Rv. leer
k) Typ 150 var. 3 (Kat. 150 var. 3-2) Br. śrī [ṣā] (unregelmäßige Legendenlänge); Krone mit Frontal- und Lateralsichel, darin je ein Dreizack; runder Ohrring; armbüste Form G3, hält zwei Pflanzen; Rv. leer
l) Typ 150 var. 4 (auR Huna 914) Br. śrī [ṣā] (unregelmäßige Legendenlänge); Krone mit Frontal- und Lateralsichel, darin je ein Dreizack; runder Ohrring; armbüste Form G3, hält zwei Pflanzen; Rv. Br. rāṣṭrapālana; Reiter rechts mit Krone wie am av.
169
170
3.9. Das ende der alchanprägung
Abb. 3.9.6: Das ende der alchanprägung, Strukturschema Typ
Krone
Ohr-
Bänder
Büste
schmuck
Flügel-
Symb. li.
Symb. re.
Revers
ornament
a)
unklar,
148
aber kein
altar
arm b) altar (?)
149
c) altar
308
d)
unklar,
150A
aber kein
altar
arm e) altar
76
f) altar
150B
g) 75A
unklar
altar
h) 76B
altar (?)
i) 150
altar
var. 1 j) 150
(altar)
var. 2 k) 150
leer?
var. 3 l) 150 var. 4
Reiter
171
3.9. Das ende der alchanprägung
a: Typ 308, Bänder
b: Typ 150A, Bänder Abb. 3.9.7
In der Folge verändert sich die Bänderführung in der Weise, daß die Zwischenstücke nicht mehr spiegelbildlich, sondern parallel geführt sind; gelegentlich erscheinen auch zusätzliche Nackenbänder wie bei den Prägungen Zabochos, doch sind die Kolben dort verkümmert (Abb. 3.9.7 a). auf einigen Typen bekommt die parallele Bänderführung einen doppelten, s-förmigen Schwung; die Rippung der Kolben ist sowohl gelegentlich sehr ausgeprägt als auch manchmal fast gar nicht wiedergegeben (Abb. 3.9.7 b). auf Typ 150 schließlich vereinfacht sich die Bänderführung wieder, und die stark gerippten Kolben werden übermäßig groß (Abb. 3.9.8).
Abb. 3.9.8: Typ 150, Bänder
172
3.9. Das ende der alchanprägung
ein weiteres Indiz für eine tatsächlich frühe Stellung der Typen 148 und 149 innerhalb der Gesamtreihe ist vielleicht auch die Form des Ohrschmucks, der dort noch die typengeschichtlich frühere Form eines Gehänges aus zwei parallelen Reihen von Perlen aufweist (Abb. 3.9.9 a). alle weiteren Typen haben ein rundes Ohrgehänge, wie es erstmals auf Javūkhas Typ 82 in der „Gemeinschaftsprägung“259 vorkommt. Dort hat es allerdings noch die Form einer schlicht kreisförmigen aneinanderreihung von Perlen (Abb. 3.9.9 b). Bei seinem nächsten erscheinen auf den Reitertypen Zabochos und/bzw. Javūkhas nimmt es dagegen die Form eines Ringes an, an dessen außenseite eine Reihe von Perlen angebracht ist, dieselbe Form, welche der Ohrschmuck nun auch hier auf allen Typen außer 148 und 149 hat (Abb. 3.9.9 c).
a
b
c
Abb. 3.9.9
Die Büstenformen sind gleichfalls eine Weiterentwicklung aus den Prägungen adomanos, Pūrvvādityas, Zabochos und Bhalokas. Die beiden frühen Typen 148 und 149 zeigen noch die dort entwickelte und kanonische Form D1 (Abb. 3.9.10 a). auf den weiteren Typen dagegen ist einerseits ein experimentieren mit der Büstenform zu erkennen, wie etwa die ins Massive gehende Variante auf Typ 150A (Abb. 3.9.5 d), andererseits aber auch eine Tendenz, die linke Schulter stark abzuflachen und nach außen zu verlängern, am extremsten auf Typ 308 (Abb. 3.9.5 c). Diese neue, leicht manieriert wirkende Büstenform D3 (Abb. 3.9.10 b) findet eine deutliche Parallele in manchen Büsten des Nezaktyps 198 (ā-Typ) in einer fortgeschrittenen Phase seiner entwicklung (Abb. 3.9.10 c), bei denen gleichfalls die linke Schulter beinahe waagrecht erscheint und übertrieben nach außen überlängt ist. Relativchronologisch gehören diese Büsten etwa in dieselbe Stufe, welcher auch die von den alchan bei der ausprägung von Typ 150 überprägten Nezak-Drachmen angehören.260
259
Kap. 3.5.
260
Zur stilistischen entwicklung von Typ 198 siehe Pfisterer – Uhlir 2013.
173
3.9. Das ende der alchanprägung
a: Büste D1
b: Büste D3
c: Nezak, entwickelter ā-Typ (Berlin 1876 Guthrie, 2,90g)
Abb. 3.9.10
Die Verbindung sowohl zu den Prägungen adomanos, Pūrvvādityas, Zabochos und Bhalokas als auch zur Typologie der Nezak erweist sich ebenfalls im Dekor der Büsten. Generell zeigen alle armlosen Büsten, soweit erkennbar, einen Brustschmuck nach sasanidischem Vorbild mit von den Schultern schräg nach unten zur Brustmitte laufenden Perlreihen. Dabei ist manchmal ein zentrales Brustjuwel vorhanden, manchmal auch nicht (Abb. 3.9.11 a und b). Sogar auf den armbüsten der Typen 75A (Abb. 3.9.11 c) und 76B, die zwischen Halskette und armbeuge noch etwas Platz lassen, sind die zwei zur Mitte laufenden Perlreihen deutlich angegeben; nur die armbüsten der verschiedenen Varianten von Typ 150 bieten dafür keinen Raum. Dieselbe art von Brustschmuck, die bis dahin auf den Prägungen der alchan nur sporadisch erscheint261, bildet aber die standardmäßige Büstenausstattung beider Typenzüge der Nezak, sowohl des š-Typs als auch des ā-Typs.262
a: Typ 149, Büste
b: Typ 308, Büste
c: Typ 75A (auR Huna 473)
Abb. 3.9.11
261
Kap. 3.7 und Abb. 3.7.22.
262
Siehe Göbl 1967 II, p. 230; Vondrovec 2010, passim; Pfisterer – Uhlir 2013 (im Druck), passim.
174
3.9. Das ende der alchanprägung
auf Typ 76 (Abb. 3.9.12 a) erscheint das sasanidische Brustornament in einer Variante, bei der der innere Streifen sich teilt und eine art Dreieck über der Brustmitte bildet. Darüber hinaus ist auf beiden Schultern ein verschlungenes Ornament sichtbar, das aber auf den erhaltenen Belegen nur auf der linken Schulter wirklich nachvollziehbar ist und daher in der Zeichnung auch nur dort angegeben ist. ein ähnliches Ornament scheint gleichfalls auf Typ 308 vorhanden zu sein, ist in seiner Form aber leider kaum auszumachen. eine vergleichbare art von Schulterornamenten findet sich in der sonstigen alchanprägung wieder nur auf den Prägungen adomanos, Pūrvvādityas, Zabochos und Bhalokas (Abb. 3.9.12 b), dort aber um so regelmäßiger.
a: Typ 76, Büstendekor
b: Typ 91, Büstendekor Abb. 3.9.12
a: Typ 150B, Büstendekor
b: Kakrak, zentraler Buddha, Detail (WHaV) Abb. 3.9.13
263
Kap. 3.7 mit Abb. 3.7.23 b.
3.9. Das ende der alchanprägung
175
Typ 150B zeigt keine Schulterornamente, dafür aber ein zentrales Brustornament (Abb. 3.9.13 a) ähnlich den spiegelsymmetrischen Zacken auf Pūrvvādityas Typ 93.263 Hier handelt es sich allerdings um ein anderes Ornament, bei dem links und rechts eines zentralen Tropfens je ein schwingenartiges element steht. es könnte sich tatsächlich um Flügel handeln, allerdings hat das Ornament eine zumindest formale Parallele auch in dem Brustornament des zentralen Buddhas auf einem Mandala des 8. Jahrhunderts aus Kakrak (Abb. 3.9.13 b und 3.9.14). Dort dürfte es sich um ein stilisiertes śrīvatsa handeln, eines der acht glückverheißenden Symbole im Buddhismus.264
Abb. 3.9.14: Kakrak, Mandala, 8. Jh. (WHaV)
263
Kap. 3.7 mit Abb. 3.7.23 b.
264
Klimburg-Salter 2008, p. 152. Ich danke Verena Widorn (WHaV) herzlich für die Photos und ausgiebige Informationen dazu.
176
3.9. Das ende der alchanprägung
auf den Übersichtstafeln Abb. 3.9.5 und 3.9.6 sind aus Gründen der typologischen Verwandtschaft die Büsten ohne und mit arm jeweils zusammen gruppiert, was allerdings nicht bedeuten muß, daß sie sich auch in der Prägeabfolge als zwei getrennte Blöcke abgelöst haben.
Abb. 3.9.15: Typ 62, armbüste
armbüsten erscheinen in der alchanprägung vorher lediglich zweimal, nämlich zum einen auf Mehamas Typ 62 (Abb. 3.9.15)265, zum anderen auf Toramāṇas Kupfertyp 121266. Letzterer ist dabei das einzige Beispiel, bei dem die Hand nicht dazu dient, etwas zu halten, abgesehen von den Reitertypen Zabochos und/bzw. Javūkhas, die aber als Ganzkörperdarstellungen ohnehin nicht hierher gehören.
a: Typ 75A
b: Typ 76B
c: Typ 150
Abb. 3.9.16: armbüsten
eine eindeutige entscheidung, ob die armbüsten der Typen 75A, 76B und 150 (Abb. 3.9.16) eine eigenständige entwicklung sind, ihr Vorbild in noch vorhandenen exemplaren des Typs 62 haben oder überhaupt aus außernumismatischen Quellen schöpfen, ist kaum möglich. Das Motiv scheint ohnehin ein fester Bestandteil im Bildrepertoire der Zeit zu sein. es findet sich auf sasanidischen267 Siegeln genauso wie auch
265
Kap. 3.4.2 mit Abb. 3.4.2.14.
266
Kap. 3.8.1.
267
Gyselen 1993, Tf. 14, Nr. 20.D.51
177
3.9. Das ende der alchanprägung
auf solchen des direkten kulturellen Umfelds268, aber auch in der Toreutik. Hier ist insbesondere das Mittelmedaillon der Silberschale von chilek hervorzuheben (Abb. 3.9.17 a).269 Dargestellt ist ein hunnischer Fürst, nach ausweis seines Turmschädels wohl zur obersten Schicht gehörig270, der in der vorgestreckten Rechten eine Lotosblume hält. Zwar ist die Komposition dort nach links gewendet, so daß der rechte arm teils von der Büste verdeckt ist, doch entspricht das Bild ansonsten recht genau unseren armbüsten.
a: Schale von chilek, Mittelmedaillon (nach Grenet 2002, Tf. 5)
b: Typ 76B (Kat. 76B-1) Abb. 3.9.17
Dies gilt insbesondere für Typ 76B, auf dem sich gleichfalls eine Lotosblume in der Hand befindet und bei dem auch die Fingerhaltung derjenigen auf der Schale von chilek entspricht: der Zeigefinger ist ausgestreckt, Mittel-, Ring- und kleiner Finger dagegen eingerollt, wobei der kleine Finger weniger stark gewinkelt ist als die beiden anderen (siehe auch Abb. 3.9.18 b; die Darstellung auf der Münze ist zunächst etwas irreführend, da das „Blatt“, welches links vom Stiel der Blume wegragt, leicht auf den ersten Blick für den in Wirklichkeit verdeckten Daumen gehalten werden kann). auf dem arm selbst sind geringe Reste der Wiedergabe eines Gewandornaments zu erahnen, und am Handgelenk trägt der Dargestellte einen Reif mit zwei applizierten Kugeln.
268
Lerner – Sims-Williams 2011, Nrn. aB 7.2 (Hg001) und c2 (Hg026); Göbl 1967 III, Tf. 86, Nr. 27.
269
Marschak 1986, pp. 29–39; Grenet 2002, p. 212.
270
Siehe Kap. 3.4.3.
178
3.9. Das ende der alchanprägung
a: Typ 75A
b: Typ 76B Abb. 3.9.18
auf Typ 75A dagegen ist die Fingerhaltung leider nicht mit Sicherheit bestimmbar, da die Hand vom Münzrand angeschnitten ist. auch hier hält der Fürst eine Lotosblume, auf der aber zusätzlich ein kleiner, ihm zugewandter Pfau steht, der in seinem Schnabel eine Kette trägt (Abb. 3.9.18 a). Über die Bedeutung des Symbols können wir derweil nur rätseln. Die Kette im Schnabel des Tiers deutet allerdings stark darauf hin, daß es sich in irgendeiner Weise auf die Königswürde oder das khvarrah des abgebildeten Fürsten bezieht. Dasselbe gilt wohl auch für den Lotos alleine, denn bereits auf Mehamas Typ 62 ist es eine – allerdings kleiner dargestellte – Lotosblüte, die sich in der Hand der Büste befindet.271 Die Handhaltung auf Typ 150 (Abb. 3.9.16 c) schließlich ist etwas stärker stilisiert, aber dennoch ist gut zu erkennen, daß der Zeigefinger und der kleine Finger ausgestreckt, die beiden Finger dazwischen aber eingerollt sind; es könnte also immer noch dieselbe Geste gemeint sein. Doch ist es hier nun keine Lotosblume mehr, die der Fürst in der Hand hält, sondern ein Bündel aus drei Pflanzen auf Variante 1 und 2 und aus zwei Pflanzen auf den Varianten 3 und 4. Die Darstellung der Büste ist im Vergleich zu den Typen 75A und 76B deutlich vereinfacht, indem der arm so nahe an die Halskette heranrückt, daß er die Büste nun vollständig verdeckt. Die Identifikation der Pflanzen gestaltet sich aufgrund der zunehmend mangelhaften ausführung, insbesondere auf den Varianten 2, 3 und 4, nicht ganz einfach. auf allen vier Varianten bildet den Kern des Bündels eine senkrecht nach oben stehende Pflanze, die aber schon auf der qualitativ noch besten Variante 1 so uneindeutig ist, daß es sich sowohl um ein gezacktes Blatt als auch um eine Ähre handeln könnte. Bei den Varianten 1 und 2 hängt zusätzlich links und rechts der zentralen Pflanze jeweils eine art Frucht an einem gebogenen Stiel nach unten, während bei Variante 3 und 4 die linke, innere davon entfällt.
271
Kap. 3.4.2.
179
3.9. Das ende der alchanprägung
a
b
c
Abb. 3.9.19: Typ 150 var. 1, Untervarianten
Im Fall von Variante 1 mit der langen Legende, welche die seitlichen Früchte noch am detailliertesten wiedergibt, lassen sich zudem drei Untertypen des Pflanzenbündels erkennen: auf manchen exemplaren sind die beiden seitlichen Früchte kugelförmig mit drei kleinen, angesetzten Punkten, was sie im Umriß für meine augen recht klar als Mohnkapseln kennzeichnet (Abb. 3.9.19 a), auf anderen sind sie wiederum als traubenartige ansammlungen von Pünktchen gezeichnet (Abb. 3.9.19 b). eine dritte Spielart schließlich zeigt links eine „Traube“ und rechts eine „Mohnkapsel“ (Abb. 3.9.19 c); die umgekehrte Version dagegen ist mir trotz intensiver Nachsuche bisher kein einziges Mal untergekommen, was dafür spricht, daß der Unterschied zwischen den drei existierenden Versionen des Motivs durchaus gewollt ist. Daher könnte es sich, ebenso wie bei den wieder andersartigen, aber genauso regelhaften Pflanzenbündeln der Varianten 2, 3 und 4, um die Markierung unterschiedlicher ausgabetranchen handeln.
180
3.9. Das ende der alchanprägung
Abb. 3.9.20: Typ 150 var. 2
Abb. 3.9.21: Typ 150 var. 3 und 4
auf Variante 2 (Abb. 3.9.20) ist das Pflanzenbündel immer gleich, wobei die äußere, stets größere Frucht oft noch annähernd die Gestalt einer Mohnkapsel hat, die innere, kleinere aber zumeist nur mehr als Kügelchen oder formloser Klumpen wiedergegeben ist. Variante 3 und 4 schließlich verzichten gänzlich auf die kleinere, linke Frucht; hier nimmt oft die zentrale, senkrechte Pflanze nahezu die Form einer Feder an (Abb. 3.9.21). Doch kann es sich bei den Lotosblumen, dem Lotos mit dem Pfau darauf und den Pflanzenbündeln kaum um reine emissionsbeizeichen handeln. Dafür ist die semantische Verbindung zwischen Symbol und Portrait, die mittels der armbüsten hergestellt wird, zu deutlich, und auch das auf Pflanzen eingeschränkte Repertoire der gehaltenen Gegenstände – wozu ich auch den Lotos mit der „Zugabe“ des Pfaus zähle – deutet darauf hin.272 eine Doppelfunktion als ausgabekennzeichnung ist dabei ja keineswegs ausgeschlossen. Dasselbe gilt auch für die beiden Figuren auf den Typen 149 und 150B, die nicht, wie zu erwarten, frei ins Feld gesetzt sind, sondern ganz offenkundig auf der Schulter des Dargestellten stehen.
272
Zu in der Hand gehaltenen Pflanzen siehe auch Kap. 3.4.2.
3.9. Das ende der alchanprägung
181
Abb. 3.9.22
Die Figur auf Typ 149 (Abb. 3.9.22) wurde von Robert Göbl als Kopie der stehenden Königin auf dem Revers des aśvamedha-Typs Samudraguptas (ca. 330–370) interpretiert. 273 Mir erscheint diese ableitung etwas speziell und gewollt; ich frage mich, ob es sich nicht einfach um eine stehende, geflügelte Nike handelt, zu deren Füßen ein Schild angedeutet ist.
a: Typ 150B, Narasiṃha (?)
b: Löwenmaske, Barikot, Swat (a. Filigenzi/IsIaO) Abb. 3.9.23
an der wohl männlichen Figur auf Typ 150B (Abb. 3.9.23 a) fällt neben dem Nimbus vor allem das fratzenhafte Gesicht mit den weit aufgerissenen augen auf. Dieses ikonographische Detail deutet darauf hin, daß es sich um eine Darstellung Narasiṃhas, der Inkarnation Viṣṇus als Mischwesen aus halb Löwe, halb Mensch handeln könnte, der häufig in dieser Weise dargestellt ist. als Vergleich dient hier ein Stuckfragment aus Barikot in Swat, das die genannten fratzenhaften Züge in sehr ähnlicher Weise zeigt, auch wenn es bereits aus der Ṣāhiperiode stammt (Abb. 3.9.23 a).274 Narasiṃha symbolisiert auch denjenigen Moment, an dem die Dunkelheit der Nacht dem Tageslicht weicht, was sich gut zu den häufig „solaren“ epitheta der früheren alchanfürsten fügt.275
273
Göbl 1967 II, p. 115.
274
Filigenzi 2010 b, pp. 411–414.
275
Willis 2009, p. 37f.; vgl. auch Kap. 3.7.
182
3.9. Das ende der alchanprägung
Abb. 3.9.24
Die abfolge der Kronen beginnt auf den Typen 148 und 149 zunächst mit einer schlichten Krone aus zwei Sicheln mit je einem Dreizack darin, wie sie während der gesamten Prägung der alchan immer wieder erscheint (Abb. 3.9.24). Dieselbe Krone findet sich auch auf Typ 308, bei dem aber nicht klar ist, ob er direkt auf die beiden erstgenannten Typen folgt, sowie auf Typ 150, nur daß hier die Sicheln mit den Dreizacken darin noch wesentlich prominenter dargestellt sind (Abb. 3.9.25).
Abb. 3.9.25
Bereits auf den Typen 148 und 149 erscheint auf der Frontseite des Kopfes der prominente Wulst unterhalb des Kronreifs, der durchgängig bis zu Typ 150 ein diagnostisches Merkmal der gesamten Gruppe ist. er erinnert auf den ersten Blick ein wenig an die doppelten Kronreife insbesondere Zabochos276, biegt jedoch vor dem Ohr stets nach unten ab und ist auf der Kopfrückseite nicht vorhanden. Obwohl er den eigentlichen Kronreif in der Folge zur Hälfte oder sogar ganz ersetzt, kann er also nicht zur Krone gehören. Um die au-
276
Kap. 3.7.
183
3.9. Das ende der alchanprägung
genbraue handelt es sich allerdings wohl auch nicht, da diese immer gesondert angegeben ist. Zumindest auf Typ 76B scheint der Wulst eine gerippte Struktur aufzuweisen; es könnte sich also um den gelockten Rand der Frisur handeln. Jedenfalls ist der Wulst hier in die Zeichnungen integriert, da er, wie erwähnt, kennzeichnend für die gesamte Gruppe ist und bei einigen Kronen die Funktion des Kronreifs im Bildaufbau teilweise oder ganz übernimmt.
a: Typ 150A, Krone
b: Nezak, Krone Abb. 3.9.26
Vor dem Hintergrund all dessen, was Robert Göbl bereits 1967 in Bezug auf den wahrscheinlichen historischen ablauf geschrieben hatte277, erschien es wie eine überraschende Bestätigung, als er im Jahr 1981 den neu entdeckten Typ 150A publizieren konnte. Dieser, sonst völlig im Habitus der alchanprägungen stehend, zeigt auf dem avers die Nezakkrone mit dem Büffelkopf und lateralen Flügeln, nur daß die frontale Sichel zusätzlich einen Dreizack enthält (Abb. 3.9.26). Nachdem Göbl schon 1967 darauf hingewiesen hatte, daß der in Kāpiśa/Kabul ansässige Zweig der Nezak nach dem chinesischen Bericht des Xuanzang bereits zu anfang des 7. Jahrhunderts auch in Gandhāra herrschte, zog er – aus damaliger Perspektive folgerichtig – den Schluß, daß es sich dabei um eine Prägung der Nezak im alten alchanschlag handeln müsse, die in das Vakuum nach der postulierten Westwanderung der alchan nachgerückt seien.278 Beim Blick auf die gesamte hier versammelte Gruppe zeigt sich allerdings, daß dies nicht der Fall sein kann, da der Typ viel zu eng in den Kontext der anderen Prägungen eingebunden ist. Bereits Michael alram konstatierte daher, daß die Sache sich in Wahrheit wohl genau umgekehrt verhält: es ist vielmehr ein alchanfürst, der sich hier die Krone der Nezak „aufsetzt“.279
277
Göbl 1967 II, p. 71.
278
Göbl 1981, p. 180f.
279
alram 1996, p. 532, p. 65.
184
3.9. Das ende der alchanprägung
Zudem hatte Göbl bereits 1967 – aufgrund der schlechten erhaltung des damals einzigen ihm bekannten exemplars – übersehen, daß der Rinderkopf als Kronenelement auch auf seinem Typ 76 erscheint, den er damals noch irrig der Zeit des Khiṅgila zugewiesen hatte.280 Dort allerdings entfällt der laterale Flügel der Nezakkrone; es ist lediglich der althergebrachten Krone mit zwei Sicheln und je einem Dreizack darin der Stierkopf als element hinzugefügt (Abb. 3.9.27 b). Zusätzlich befindet sich hier eine dritte, kleinere und leere Sichel zwischen den beiden größeren, die auf den von Göbl nicht erfaßten Typen 150B und 76B, welche ansonsten dieselbe Krone führen, nicht vorhanden ist (Abb. 3.9.27 a).
a: Typen 150B und 76B, Krone
b: Typ 76, Krone Abb. 3.9.27
Hier zeigt sich also, daß die von Göbl bemerkte Typenvermischung mit dem ergebnis der oben erwähnten alchan-Nezak-Mischgruppe, die einige Zeit nach den hier in Frage stehenden ereignissen anzusiedeln ist, bereits in früherer Zeit ein Gegenstück auf der Seite der alchan besitzt. Was genau dazu führte, daß zum einen das Hoheitszeichen der Nezak in die Kronentypologie der alchan aufgenommen wurde, und daß zum anderen die Letzteren offenbar eine Bewegung in Richtung auf das Territorium der Nezak vollzogen, die vielleicht nicht ganz friedlich gewesen sein dürfte, kann derzeit nur Gegenstand von Spekulationen bleiben, genauso wie die Natur ihres ursprünglichen Verhältnisses zueinander. alle literarischen Nachrichten, die wir über die Nezak besitzen, stammen aus deutlich späterer Zeit. eine der bemerkenswertesten Informationen darunter kommt von chinesischer Seite und besagt, daß der im Jahr 658 in Kāpiśa regierende König in 12. Generation von einem gewissen Xingnie abstamme, was eigentlich nur die chinesische Version des Namens Khiṅgila sein kann.281 auf Basis eines geschätzten Mittelwerts von weniger als zehn Jahren pro Herrschergeneration postulierte Shoshin Kuwayama, daß dieser Khiṅgila – bei dem es sich beiläufig nicht um einen Hunnen handeln könne – in die Mitte des 6. Jh. zu datieren sei.282 Für eine detaillierte analyse der historischen Quellen zu den Nezak ist hier nicht der Platz, doch habe ich bereits an anderer Stelle versucht zu zeigen, daß Kuwayamas chronologie deutlich zu kurz angelegt ist und daß es sich bei jenem Xingnie, von dem die chinesische Quelle spricht, durchaus um den alchanfürsten Khiṅgila aus dem 5. Jh. handeln dürfte.283 280
Göbl 1967 I, p. 80f.
281
chavannes 1903, p. 131.
282
Kuwayama 1999, pp. 42–45 und 55; siehe auch Inaba 2010, p. 193.
283
Pfisterer – Uhlir 2013 (im Druck); dort ist auch die gesamte Diskussion vor dem Hintergrund der Quellen zusammengefaßt.
3.9. Das ende der alchanprägung
185
Falls dies zutrifft, könnte also entweder im Laufe der hier geschilderten ereignisse ein Nachkomme Khiṅgilas als eroberer die ursprünglichen Nezakfürsten abgelöst haben, oder – was mir fast wahrscheinlicher vorkommt – die Nezak und die alchan waren von anfang an verwandte Zweige derselben Dynastie, die nun unter nicht näher zu klärenden Umständen wieder vereinigt wurden. Zum einen würde dies erklären, warum Kāpiśa/Kabul, von wo die alchan ja ihren ausgang genommen hatten, um die Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert – genau, als die alchan im Osten auf dem Höhepunkt ihrer Macht standen – scheinbar lautlos aus deren einflußbereich zu verschwinden scheint, und zum anderen ist die Münztypologie der Nezak ja ganz deutlich von jener der alchan abgeleitet, von welchen sie unter anderem das Flügelornament übernehmen.284 auch ist der zuerst von Klaus Vondrovec gezeigte terminus post quem für die Darstellungsweise der Nezakkrone, der durch die ab 474 n. chr. eingeführte dritte Krone des Peroz gebildet wird, zwar mit Sicherheit korrekt.285 Denkt man sich allerdings den Rinderkopf weg, der keine bekannten Vorläufer hat und über dessen Bedeutung und Herkunft wir nichts wissen, so zeigt sich, daß die Nezakkrone in ihrer Basis eigentlich vollkommen der alten alchankrone mit frontaler Sichel und lateralen Flügeln entspricht, wie sie erstmals von Khiṅgila auf dem „Übergangstyp“ v. 18 getragen wird (Abb. 3.9.28).286 Von daher muß die dritte Krone des Peroz keineswegs auch das typologische Vorbild für den aufbau der Nezakkrone sein, sondern es ist allein die neue Stellung der Flügel bei einem Profilportrait, die ihr ihre unbestreitbare Funktion als terminus post quem verleiht.
Abb. 3.9.28: Typ v. 18, Krone
284
Pfisterer – Uhlir, loc. cit.; sowie Göbl 1967 II, p. 72 und alram 1996; alram 1999/2000; Vondrovec 2010, jeweils passim.
285
Vondrovec 2010, p. 170f.
286
Siehe Kap. 3.2.
186
3.9. Das ende der alchanprägung
Die aufnahme von elementen der Nezaktypologie zeigt sich in diesen spätesten Prägungen der alchan außerdem an den wenigen erkennbaren Reversen der Varianten 1 und 2 des Typs 150, wo über den Köpfen der assistenzfiguren dieselben Räder erscheinen, die ein Standardelement der Nezaktypen bilden (Abb. 3.9.29). ein Vorläufer dieses Phänomens findet sich möglicherweise bereits schon auf Pūrvvādityas Typ 89.287 Der doppelte Bildrand auf den Reversen von Typ 150 var. 1 und 2 bietet außerdem einen terminus post quem mit dem 33. Regierungsjahr des Kawad I. (521 n. chr.), in dem dieses Bildelement zum ersten Mal erscheint; allerdings hilft diese Grenze, da mit Sicherheit zu früh, nicht viel für die Datierung von Typ 150 und der gesamten Gruppe.
a: Typ 150 var. 2, Revers (Kat. 150 var. 2-5)
b: Nezak, š-Typ, Revers (London 1845.12) Abb. 3.9.29
Nur in einem einzigen exemplar in der Sammlung aman ur Rahman liegt zudem neuerdings ein hochinteressanter Reiterrevers zu Typ 150 vor (Variante 4, Abb. 3.9.30). Der Grundtypus des nach rechts reitenden Fürsten folgt, soweit erkennbar, weitgehend derselben Darstellungsform, wie sie bereits auf den Reitertypen des Zabocho bzw. Javūkha erscheint:288 die Rechte ist in die Hüfte oder auf einen eventuell vorhandenen Schwertknauf gestützt, während die Linke wohl nach vorn weist oder zum Nacken des Reittiers greift. eine wesentliche Neuerung bildet allerdings die Dreiviertelansicht des Kopfes. Gut sichtbar ist die Krone, die der auf dem avers abgebildeten entspricht, ebenso die enden der Diadembänder. Der Ohrring ist auf dem erhaltenen Beleg etwas verwaschen, scheint aber dieselbe runde Grundform aufzuweisen wie auf dem avers sowie schon auf den Reitertypen des Zabocho bzw. Javūkha. Die Legende ist leider ebenfalls nicht besonders gut erhalten; sie scheint auf rāṣṭrapālana289 zu lauten, ein Terminus, der in etwa „Hüter des Reiches“ bedeutet. Ob die Legende so bereits komplett ist, läßt sich bis auf weiteres nicht abschätzen.
287
Kap. 3.7.
288
Siehe Kap. 3.7.
289
Lesung Harry Falk.
3.9. Das ende der alchanprägung
187
Abb. 3.9.30: Typ 150 var. 4, Revers (auR Huna 914)
Bezüglich der chronologischen Reihenfolge der Prägungen halte ich es keineswegs für ausgemacht, daß die Massenprägung von Typ 150 den endpunkt der entwicklung darstellt. Das würde nämlich zwangsläufig bedeuten, daß der Fürst, der auf den Münzen den Rinderkopf der Nezak in seine Krone integriert, diese Geste zeitlich vor dem postulierten einmarsch im Gebiet der Nezak setzt, also als bloßer Prätendent, aber während und nach der eigentlichen aktion wieder darauf verzichtet, was mir kaum plausibel erscheint, zumal letztere nach aussage der späteren alchan-Nezak-Mischgruppe ja offenbar von erfolg gekrönt war. Zwar ist es nicht völlig sicher, daß die ausprägung von Nezakdrachmen des ā-Typs gleichzeitig mit den erwähnten Überprägungen durch Typ 150 zu einem völligen ende kommt, doch findet sich als Untergepräge immerhin die sehr späte Stilgruppe F290, so daß ein Weiterlaufen allenfalls in sehr bescheidenem Maßstab denkbar ist. Das absinken des Metallgehalts bei Typ 150 ist auch kein überzeugendes argument für eine Position am ende, da es allein auf die Kriegsprägung beschränkt gewesen sein kann, um im anschluß zumindest teilweise wieder rückgängig gemacht zu werden. Meines erachtens muß die chronologische Stellung von Typ 150 vielmehr nach den anderen Typen mit der Dreizackkrone und vor jenen mit der Rinderkopfkrone liegen. Daß die letzteren sich nahtlos in die stilistische entwicklung der Typ 150 vorangehenden Typen fügen, zeigt lediglich, daß sie wieder in Gandhāra geprägt sind, das also zumindest zu diesem Zeitpunkt noch nicht von den alchan „aufgegeben“ gewesen sein kann. Damit entfällt der gesamte Bevölkerungsaustausch, sprich „Rückwanderung“ der alchan aus Gandhāra und anschließendes „Vorrücken“ der Nezak von Kāpiśa/Kabul in die Gegenrichtung, wie er von Robert Göbl vor dem Hintergrund einer zeitbedingt noch recht ethnozentristischen Geschichtsauffassung postuliert wurde. es handelt sich hier schlicht um die Vereinigung zweier davor getrennt regierter Reiche unter einer Herrschaft, also die entstehung
290
Pfisterer – Uhlir 2013.
188
3.9. Das ende der alchanprägung
jener politischen Verhältnisse, von denen dann Xuanzang im siebten Jahrhundert berichtet291, und die erweiterung der Krone um den Rinderkopf signalisiert keineswegs nur einen anspruch, sondern bereits erfolgte Tatsachen.
śrī ṣāhi tora
śrī narendra
toramāṇa
a: Typ 150 var. 1 (oben Wien MK.GR.42.719, unten Kat. 150 var. 1-1)
b: Typ 174b (London 1894.5.6.283)
c: Typ 55A (auR Gc.773)
Abb. 3.9.31
Zu guter Letzt soll nun noch die Frage behandelt werden, wer denn hinter all diesen Prägungen steht, denn wie bereits mehrfach betont, halte ich ja die Identifikation des oder der Prägeherren der hier behandelten Münzen als „Naraṇa/Narendra“ nicht für wirklich überzeugend. aus dieser Skepsis heraus habe ich alle mir zugänglichen exemplare der Variante 1 des Typs 150, bei denen die aus fünf Zeichen bestehende Legende noch einigermaßen erkennbar ist, einem erneuten Lesungsversuch unterzogen. Dabei stellte sich heraus, daß das an vierter Position stehende Zeichen, welches von Michael alram als na gelesen wurde292, auf allen qualitativ ausreichend guten Belegen noch zwei kurze, von der Oberkante des Zeichens schräg nach links und rechts wegstehende Hasten aufweist, die aufgrund ihrer Kleinheit allerdings leicht zu übersehen sind. Zwei besonders deutliche Beispiele sind in Abb. 3.9.31 a gezeigt. Ohne diese beiden diagnostischen Hasten wäre das Zeichen tatsächlich kaum von einem na zu unterscheiden, wie im Vergleich das na im Namenszug Narendras zeigt (Abb. 3.9.31 b), doch belegt ihre unbestreitbare anwesenheit, daß es sich hier in Wirklichkeit nicht um ein na, sondern vielmehr um ein to handelt. Ganz folgerichtig steht rechts daneben noch ein kleiner, nach oben dicker werdender Strich, der zweifellos ein ra ist, womit die Legende als śrī ṣāhi tora zu lesen ist. Zum Vergleich ist daneben in abb. 3.9.31 c noch der volle Namenszug des ersten Toramāṇa abgebildet, bei dem die beiden oberen Hasten des to gut zu sehen sind.
291
Göbl 1967 II, p. 70; grundlegend Kuwayama 1999.
292
alram 1996, p. 519; alram 1999/2000, p. 129; so auch noch errington – curtis 2007, p. 99 und Vondrovec 2010, p. 174.
3.9. Das ende der alchanprägung
189
Abb. 3.9.32: Typ 150B, Detail (Paris 1974.443)
Betrachtet man vor diesem Hintergrund erneut den winzigen, aus nur zwei Zeichen bestehenden Schriftzug auf dem Pariser exemplar von Typ 150B, so zeigt sich, daß auch hier das scheinbare na keinen geraden oberen abschluß besitzt, sondern gleichfalls die beiden kurzen Hasten aufweist. auch hier steht also nicht nara, sondern tora (Abb. 3.9.32). Das ja, welches schließlich auf Typ 76 erkennbar ist, ist nicht wirklich erhellend; hier könnte es sich am ehesten um den Rest eines jayatu, „soll siegen!“, handeln. Damit fällt endgültig die Gleichsetzung des Prägeherrn der hier behandelten Prägegruppe mit dem Phantom „Naraṇa/Narendra“. In analogie zu den oben in Kap. 3.8.1 behandelten Prägungen Toramāṇas möchte ich annehmen, daß sein Name gleichfalls auf Toramāṇa (II.) zu ergänzen ist, so wie ja auch in Kāpiśa/Kabul noch mehrere Fürsten bis hinauf ins 8. Jahrhundert den Namen Khiṅgilas getragen haben.293 Zwar ändert dies zunächst nicht viel an der Rekonstruktion des historischen ablaufs. Daß es aber immer noch möglich ist, nur auf der Basis zweier winziger Striche sozusagen den einen König aus seiner historischen Rolle zu werfen und dafür einen anderen, bisher völlig unbekannten neu einzuführen, zeigt mehr als deutlich, daß wir trotz aller Fortschritte, die seit Robert Göbls fundamentaler Publikation aus dem Jahr 1967 gemacht wurden, möglicherweise immer noch ganz am anfang stehen.
293
Kuwayama 1999, p. 44.
3.10. SYSTeMaTIK DeR BÜSTeNFORMeN
A: Gewandbüsten
1
2
a1:
Die Schulterspitzen sind nach außen geschweift wiedergegeben; die Halskette verläuft symmetrisch, mit dem tiefsten Punkt in der Mitte.
a2:
Die Schulterspitzen sind nach innen geschweift wiedergegeben; die Halskette verläuft symmetrisch, mit dem tiefsten Punkt in der Mitte.
Gewandbüsten kommen ausschließlich bei den Kidariten und ihren Vorläuferprägungen vor. Zwar sind auf Prägungen der alchan häufig auch Details der Gewandung wiedergegeben, doch folgen diese nahezu immer den Umrissen der Grundbüste. Die leicht manieriert wirkende Form a1 findet sich im vorliegenden Bestand nur bei den Typen 5–9 und 11, während die anderen kidaritischen Typen die Büstenformen a2 oder B1 zeigen. Bei Typ 15, insbesondere bei exemplar 15-1, ist die Büste allerdings derart stark durch das Gewand überzeichnet, daß sie nahezu den eindruck einer Blockbüste (Form e, siehe unten) macht, obwohl es sich eigentlich um eine Büste der Form B1 handelt, wie die anderen exemplare zeigen.
192
3.10. Systematik der Büstenformen
B: Vier Buckel
1
2
3
B1:
Die vier Buckel sind in etwa gleich groß und symmetrisch angeordnet; die Halskette verläuft symmetrisch, mit dem tiefsten Punkt in der Mitte, oder leicht asymmetrisch, mit dem tiefsten Punkt in der Nähe der linken Schulter.
B2:
Die beiden mittleren Buckel sind deutlich kleiner als die äußeren; die rechte Schulter ist dabei meist etwas voluminöser und höher als die linke Schulter; zumeist ist der Verlauf der Halskette leicht asymmetrisch, mit dem tiefsten Punkt in der Nähe der linken Schulter.
B3:
Die rechte Schulter ist voluminöser und höher als die linke Schulter, welche dafür leicht spitz zulaufend nach außen gezogen ist; zumeist ist der Verlauf der Halskette leicht asymmetrisch, mit dem tiefsten Punkt in der Nähe der linken Schulter.
Form B1 und Form B2 finden sich bereits auf späten kidaritischen Typen sowie auf den Prägungen der anonymen clanchefs (Typ 36A und Typ 33), wobei B2 länger in Verwendung bleibt als Form B1, die noch auf den ersten Prägungen im bekrönten Typus erscheint, dann aber weitgehend verschwindet. B2 dagegen kommt noch auf Prägungen Mihirakulas vor, etwa auf Typ 310 (Kap. 3.8.5). Beide Formen können sich dabei tendenziell Form B3 annähern. Diese wiederum ist in ihrer ausgeprägtesten Spielart geradezu typisch für die Stilreihe a der „Parallelprägung“, welche hauptsächlich Prägungen Mehamas umfaßt und wohl einer ihm unterstehenden Münzstätte zuzuordnen ist (Kap. 3.4.2).
193
3.10. Systematik der Büstenformen
C: Drei Buckel
1
2
3
c1:
Die drei Buckel sind in etwa gleich groß und symmetrisch angeordnet; die Halskette verläuft symmetrisch, mit dem tiefsten Punkt in der Mitte, oder leicht asymmetrisch, mit dem tiefsten Punkt in der Nähe der linken Schulter.
c2:
Die rechte Schulter ist voluminöser und höher als die linke Schulter, wobei der mittlere Buckel gelegentlich kleiner sein kann als die äußeren; zumeist ist der Verlauf der Halskette leicht asymmetrisch, mit dem tiefsten Punkt in der Nähe der linken Schulter.
c3:
Die rechte Schulter ist voluminöser und höher als die linke Schulter, welche dafür leicht spitz zulaufend nach außen gezogen ist; zumeist ist der Verlauf der Halskette leicht asymmetrisch, mit dem tiefsten Punkt in der Nähe der linken Schulter.
Form c1 und c2 lösen fast überall die vierbuckligen Formen nach und nach ab. Dabei ist Form c1 meistens auf stilistisch gröberen Typen (etwa Typ 56 und 305, Kap. 3.5.2) zu finden als die elaboriertere Form c2. Form c3 wird auf den Prägungen von adomano, Pūrvvāditya, Zabocho und Bhaloka (Kap. 3.7) aus Form c2 entwickelt und bildet dort den Übergang zur „glatten“ Büstenform D1.
194
3.10. Systematik der Büstenformen
D: Glatt
1
2
3
D1:
es sind keine oder fast keine Buckel zu erkennen; die rechte Schulter ist steil und hoch, während die linke flach und leicht spitz zulaufend nach außen gezogen ist; der Verlauf der Halskette ist asymmetrisch, mit dem tiefsten Punkt in der Nähe der linken Schulter.
D2:
es sind keine oder fast keine Buckel zu erkennen; die rechte Schulter ist steil und hoch, während die linke flach, aber gleichfalls kurz ist; der Verlauf der Halskette ist asymmetrisch, mit dem tiefsten Punkt in der Nähe der rechten Schulter.
D3:
es sind keine oder fast keine Buckel zu erkennen; die rechte Schulter ist steil und hoch, während die linke nahezu waagrecht nach außen gezogen ist; der Verlauf der Halskette ist nur leicht asymmetrisch, mit dem tiefsten Punkt in der Mitte oder leicht zur linken Schulter verschoben.
Form D1 ist, wie oben erwähnt, aus Form c3 entwickelt. Form D2 erscheint hauptsächlich im Rahmen der „barbarisierten“ Stilgruppe, die in Kap. 3.6 behandelt wird. Form D3 ist spät und ausschließlich auf die Vorläufertypen von Typ 150 beschränkt; sie bildet eine chronologische Brücke zu den gleichzeitigen Prägungen der Nezak, welche dieselbe Büstenform aufweisen (Kap. 3.9).
3.10. Systematik der Büstenformen
195
E: Blockbüste
Die simple Blockbüste ist ausgesprochen selten; im vorliegenden Bestand ist sie lediglich auf den Kupferprägungen Mihirakulas, denen Narendras und dem gleichfalls späten Typ v. 146 vertreten (Kap. 3.8), während sie auf dem kidaritischen Typ 15 nur scheinbar vorkommt (siehe oben).
F: Schulterbüste
Die Schulterbüste zeigt lediglich die beiden Schultern, die links und rechts der symmetrisch verlaufenden Halskette scheinbar „frei“ schweben; die Brust selbst ist nicht wiedergegeben. Diese Büstenform ist weitgehend auf die Kupferprägungen Toramāṇas beschränkt.
196
3.10. Systematik der Büstenformen
G: Armbüsten
1
2
3
G1:
Die rechte Schulter ist etwas höher als die linke und es ist ein beträchtlicher anteil der Brust zu sehen; der Verlauf der Halskette ist leicht asymmetrisch, mit dem tiefsten Punkt in der Nähe der linken Schulter; die Biegung des armes ist relativ gleichmäßig, so daß dieser fast „gelenklos“ erscheint.
G2:
Die rechte Schulter ist deutlich höher als die linke und es ist nur vor der linken Schulter ein kleines Stück der Brust zu sehen; der Verlauf der Halskette ist stark asymmetrisch, wobei der tiefste Punkt durch den arm in die Nähe der linken Schulter gezwungen wird; der arm zeigt einen deutlichen Knick im ellbogengelenk.
G3:
Die rechte Schulter ist nur wenig höher als die linke und die Brust ist durch den arm vollständig verdeckt; der Verlauf der Halskette ist nahezu symmetrisch, mit dem tiefsten Punkt in der Mitte oder leicht zur linken Schulter verschoben; der arm zeigt einen leichten Knick im ellbogengelenk, das mittels der getrennten Darstellung von Ober- und Unterarm wiedergegeben ist.
Die armbüsten sind stets Sonderbüsten, die aus den im jeweiligen Prägeverband üblichen Normalbüsten entwickelt sind. Im Fall von Form G1, die nur auf Typ 62 zu finden ist, ist dies die in der – dem einflußbereich Mehamas zuzuweisenden – Stilgruppe a der „Parallelprägung“ übliche Büste B3, was sich insbesondere noch am Verlauf von Halskette und linker Schulter erkennen läßt (Kap. 3.4.2). Form G2, auf den Typen 75A und 76B zu finden, stellt dagegen die „bearmte“ Variante der späten Büstenform B3 dar; aus G2 wird die auf Typ 150 in all seinen Varianten eingesetzte Form G3 entwickelt (Kap. 3.9).
3.11. ÜBeRSIcHT DeR LeGeNDeNeNTWIcKLUNG BeI DeN aLcHaN
In den folgenden Tabellen sind die Legenden der in den vorigen Kapiteln behandelten Prägungen der alchan nochmals zur leichteren Übersicht zusammengefaßt. ausgelassen sind die postkidaritischen Typen aus Uḍḍiyāna (Kap. 3.3) sowie einzelne, am Rande besprochene Nebenläufer, die ebenfalls nicht direkt in diese entwicklungsreihe gehören.
a) „anonyme clanchefs“ (Kap. 3.1) Typ
Prägeherr
Baktrisch
Brāhmī
Anmerkung
36A
anonym
alχanno
36B
anonym
alχanno
36
anonym
alχanno
33
anonym
alχanno
39
Unklar
χmoiodo boiono (?)
Lesung unsicher
34
Unklar
(?)
Rv. alχo
aversleg. unklar
35
Unklar
(?)
Rv. alχo
aversleg. unklar
37B
Unklar
(?)
(?)
Unklar ob Legenden
Anmerkung
b) Frühe Portraittypen (Kap. 3.2) Typ
Prägeherr
Baktrisch
Brāhmī
44
Khiṅgila
alχannano
khigila
40
anonym
alχanno
pha oder thai (?)
Legende korrupt
41
anonym
alχanno bzw. unklar
thai (?)
Legende korrupt
42
anonym
alχanno bzw. unklar
chū (?)
Legende korrupt
43
Unsicher
alχanno bzw. χigo[... bzw. unklar
ṣri (?)
Legende korrupt
60
anonym
šauo alχano
69
anonym
ṣāhi
57
Khiṅgila
khigi
v. 18
Khiṅgila
alχanno (unsicher)
khigi
198
3.11. Übersicht der Legendenentwicklung bei den alchan
c) Typenfamilie im Umfeld der Kronannahme (Kap. 3.4.1) Typ
Prägeherr
Baktrisch
Brāhmī
Anmerkung
60
anonym
šauo alχanno
67
anonym
šauo alχanno
66
Khiṅgila
alχanno
59
anonym
alχanno šauo zoobl
59A
Khiṅgila
alχanno χiggilo
66A
Khiṅgila
alχanno
61
Khiṅgila
χiggilo a(l)χanno
Schreibvariante
61A
Khiṅgila
χiggilo a(l)χanno
Schreibvariante
khigi
khigi
d) Parallelprägung im Typenverband (Kap. 3.4.2) Stilreihe a Typ
Prägeherr
Baktrisch
Brāhmī
Anmerkung
60
anonym
šauo alχanno
61/61A
Khiṅgila
χiggilo a(l)χanno
70
anonym
šauo alχanno
52A
anonym
jaya ṣāha (unsicher)
Legende korrupt
73
Unklar
(?)
Legende ungelesen
71
Mehama
ṣāha mehama
Schreibvariante
Stilreihe B Typ
Prägeherr
Baktrisch
Brāhmī
68
anonym
šauo alχanno
70A
anonym
šauo alχanno
52
anonym
jaya ṣāha
50
Javūkha
ṣāhi javūkha
53
anonym
jaya ṣāha
Anmerkung
199
3.11. Übersicht der Legendenentwicklung bei den alchan
e) Mehama (Kap. 3.4.2) Typ
Prägeherr
Baktrisch
Brāhmī
71A
Mehama
ṣāhi me
74
Mehama
mehama
63
Mehama
mēamo šoy[o]
62
Mehama
mēo
84A
Mehama
bago mēuamo šao
Anmerkung
Titulatur unsicher
f) Brückentypen und Nebenstränge (Kap. 3.4.3) Typ
Prägeherr
Baktrisch
Brāhmī
Anmerkung
64
Unklar
(?)
(?)
Legende korrupt
65
anonym
[de]vaṣāhi
75
avamazha
[jaya ṣahy a]vamazha (?)
75C
avamazha
jaya ṣahy avamazha
g) „Gemeinschaftsprägung“ (Kap. 3.5) Typ
Prägeherr
Baktrisch
81
Khiṅgila
devaṣāhi khiṅgila
82
Javūkha
jayatu ṣāhi javūkhlaḥ oder javūvlaḥ
316 / 1
Mehama
ṣāhi mahama
316 / 2
Mehama
ṣāhi mahama
317
Mehama
ṣāhi mahama
80
Lakhāna
79
Lakhāna
alχano
Brāhmī
Anmerkung Schreibung des Namens uneindeutig
rāja lakhāna rāja lakhāna udayādityaḥ
h) Von Typ 81 abgeleitete Typen (Kap. 3.5.2) Typ
Prägeherr
305 56
Baktrisch
Brāhmī
Anmerkung
Unklar
ṣāhi ...]madu (?)
Lesung unsicher
Unklar
ṣāhi ...]madu (?)
Lesung unsicher
200
3.11. Übersicht der Legendenentwicklung bei den alchan
i) Von Typ 82 abgeleitete Typen (Kap. 3.5.3) Typ
Prägeherr
77 78
Baktrisch
Brāhmī
Anmerkung
Unklar
jaya ṣāhi jaṣya (?)
Lesung unsicher
Unklar
jaya ṣā[hi] jaṣya (?)
Lesung unsicher
Brāhmī
Anmerkung Lesung unsicher
j) „Barbarisierte“ Typen (Kap. 3.6) Typ
Prägeherr
Baktrisch
145
Unklar
ṣāhi [...]madu (?)
140
Javūkha
ṣāhi javukha
141
Javūkha
[ṣāhi javu]kha (?)
Lesung unsicher
142
Unklar
(?)
Legende unklar
142A
Unklar
ṣāhi [...
143
Unklar
ṣāhi [...
143A
Javūkha
ṣāhi [ja]vukha
143B
Javūkha
ṣāhi javukha
143C
Javūkha (?)
ṣāhi ja[...
144
Unklar
144A
Javūkha (?)
ṣāhi ja[...
141A
Unklar
ṣāhi [...]kha
90
Unklar
ṣāhi [...
139
Unklar
ṣāhi – .]ha(?)ṣāna (?)
146B
Unklar
ṣāhi [...]da
145A
Lakhāna (?)
ṣāhi lakha (?)
Lesung unsicher
Brāhmī
Anmerkung
(?)
(?)
(?)
Legende unklar
Lesung unsicher
k) „Barbarisierte“ einzelgänger (Kap. 3.6.1) Typ
Prägeherr
326
Unklar
327
Unklar
Baktrisch
ṣāhi [... (?)
(?)
Legende korrupt
201
3.11. Übersicht der Legendenentwicklung bei den alchan
l) adomano (Kap. 3.7) Typ
Prägeherr
Baktrisch
85
adomano
adomano miirosano šao
85A
adomano
adomano miirosano šao
86
adomano
adomano miirosano šao
87
adomano
adomano miirosano šao
116A
adomano
adomano miiro[...
Brāhmī
Anmerkung
Brāhmī
Anmerkung
m) Pūrvvāditya (Kap. 3.7) Typ
Prägeherr
Baktrisch
89
Pūrvvāditya
ṣāhi pūrvvāditya
88
Pūrvvāditya
ṣā pūrvvāditya
94
Pūrvvāditya (?)
ṣāhi
91
Pūrvvāditya
pūrvvāditya
93
Pūrvvāditya
pūrvvāditya
88A
Pūrvvāditya
pūrvvāditya
92
Pūrvvāditya
pūrvvāditya
n) Zabocho (Kap. 3.7) Typ
Prägeherr
Baktrisch
Brāhmī
Anmerkung
96
Zabocho
zaboχo miirosano šao
96A
Zabocho
zaboχo miirosano šao
98
Zabocho
zaboχo miirosano šao
100
Zabocho
zaboχo [?]
Länge unsicher
99
Zabocho
zaboχo [?]
Länge unsicher
91A
Zabocho
zaboχo [?]
Länge unsicher
102
Zabocho
zab[?]
Länge unsicher
101
Zabocho
zab[?]
Länge unsicher
104
Zabocho (?)
(?)
Legende unklar
97
Zabocho
zaboχo miirosano šao
202
3.11. Übersicht der Legendenentwicklung bei den alchan
o) Bhaloka (Kap. 3.7) Typ
Prägeherr
Baktrisch
Brāhmī
Anmerkung
116
Bhaloka
bhalo[...
113
Bhaloka
bhaloka [... (?)
103
Bhaloka
bha[...
146
Bhaloka
bhalo[...
115
Bhaloka
bhaloka [...
114
Bhaloka
bhalo[...
Weitere unklare Zeichen
Unklar ob weitere Zeichen
p) Reitertypen (Kap. 3.7) Typ
Prägeherr
Baktrisch
Brāhmī
Anmerkung
105
Zabocho
zaboχo miirosano šao
Rv. yago dha(r)magato jaya
106A
Zabocho
zaboχo miirosano šao
Rv. yago dha(r)magato jaya
106
Zabocho
zaboχo miirosano šao
Rv. yago dha(r)magato jaya
107
Zabocho
zaboχo miirosano [šao]
Rv. yago dha(r)magato jaya
117
Javūkha
ṣāhi javūkha
118
Javūkha (?)
ṣāhi ja[...
118A
Javūkha (?)
ṣā[...
q) Toramāṇa (Kap. 3.8.1) Typ
Prägeherr
Baktrisch
Brāhmī
Anmerkung
120
Toramāṇa
bra oder bu
Rv. tora
122
Toramāṇa
to
Rv. tora
122B
Toramāṇa
to
Rv. tora
121
Toramāṇa
bra oder bu
Rv. tora
55A
Toramāṇa
Rv. toramāṇa
123
Toramāṇa
Rv. tora
203
3.11. Übersicht der Legendenentwicklung bei den alchan
r) Baysira/Vaysira (Kap. 3.8.2) Typ
Prägeherr
Baktrisch
Brāhmī
Anmerkung
108
Baysira/ Vaysira
jayatu baysira; khota/lika
109
Baysira/ Vaysira
jayatu baysira
110
Baysira/ Vaysira
baysira jaya
111
Baysira/ Vaysira
śrī vaysira
130
Baysira/ Vaysira
Rv. śrī vaysira
130A
Baysira/ Vaysira
Rv. śrī vaysi[ra]
132
Baysira/ Vaysira
vaysira
s) Bhāraṇa (Kap. 3.8.3) Typ
Prägeherr
Baktrisch
Brāhmī
Anmerkung
138
Bhāraṇa
jayatu bhāraṇa
138A
Bhāraṇa
jayatu bhāraṇa Rv. ra (?)
t) Narendra (Kap. 3.8.4) Typ
Prägeherr
Baktrisch
174a
Narendra
śrī jayatu narendra
174b
Narendra
jayatu śrī narendra
171/173
Narendra
[jayatu](?) śrī narendra bzw. [śrī] jayatu narendra Rv. pa (?)
Lesung unsicher
172
Narendra (?)
(?)
Unklar ob Legenden
176
Narendra
(?)
Brāhmī
Anmerkung
Rv. jayatu śrī nare
204
3.11. Übersicht der Legendenentwicklung bei den alchan
u) Mihirakula (Kap. 3.8.5) Typ
Prägeherr
Baktrisch
Brāhmī
134
Mihirakula
jayatu vṛṣadhvaja
135
Mihirakula
jayatu mihirakula
310
Mihirakula
jayatu mihirakula; vi ha
136
Mihirakula
jayatu mihirakula
137
Mihirakula
[ja]ya[tu mihira]kula
152
Mihirakula
śrī mihirakula Rv. jayatu vṛṣa
159
Mihirakula (?) -
-
Anmerkung
anepigraph
v) Das ende der alchanprägung / Toramāṇa II. (Kap. 3.9) Typ
Prägeherr
Baktrisch
Brāhmī
Anmerkung
148
anonym
-
-
anepigraph
149
anonym
-
-
anepigraph
308
anonym (?)
-
-
anepigraph (?)
150A
Unklar
(?)
(?)
Legende unklar
76
Unklar
ja[...
150B
Toramāṇa II.
tora
75A
anonym (?)
-
-
anepigraph (?)
76B
Unklar
(?)
(?)
Legende unklar
150 var. 1 Toramāṇa II.
śrī ṣāhi tora
150 var. 2 Toramāṇa II.
śrī [ṣā]
Legendenlänge unregelmäßig
150 var. 3 Toramāṇa II.
śrī [ṣā]
Legendenlänge unregelmäßig
150 var. 4 Toramāṇa II.
śrī [ṣā] Rv. rāṣṭrapālana (?)
Legendenlänge unregelmäßig Rv. Lesung unsicher
kapitel 4
KATALOG
4.1. kidariten
Typ 1A drachme „peroz“ (?) Avers
Revers
Bärtige profilbüste rechts; krone in Seitensicht mit zweilinigem diadem und Mohnkopfglobus, vorne Mauerzinnenelement, seitlich Widderhorn, hinter dem zwei schräg nach hinten aufsteigende, gerippte Bänder erscheinen; von hinter der rechten Schulter aufsteigendes, geripptes Band mit abschlußzipfel (?); Hinterhaarballen; Ohrring mit zwei perlen; perlenhalskette; doppelter, winkelförmiger Gewandsaum mit rundem Juwel im Zentrum; vor dem Gesicht nimbus. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zwei(?)stufiger Basis und dreiteiligen altarplatten, die oberste altarplatte mit perlverzierung; in der Mitte des altarschafts angesetzte altarbänder mit Schleifen; rechtsbüste in den Flammen; die assistenzfiguren bärtig mit Hinterhaarballen, federkronenartigen kopfbedeckungen und perlgesäumten Hosen. alles in perlkreis.
11h und 1h unklare legende
4h und 8h unklare Schriftzeichen
kommentar: legende von Göbl 1981, p. 177 für eventuell sogdisch gehalten; nach Cribb 2010 als M[alka] Pyrwcy, also „peroz“ zu lesen. die Zeichen auf dem revers wurden von Göbl und Cribb nicht vermerkt.
referenzen: Göbl 1981, typ 1a Cribb 2010, vgl. typ B1b
Belege: 1a-1
Jpr
3
1a-2
Bern 93.29
3,85g
3h
27,2mm
3,61g
3
28,7mm
h
1a-1
rv. doppelschlag
1a-2
208
katalog
Typ 1B drachme „peroz“ (?) Avers
Revers
Bärtige profilbüste rechts; krone in Seitensicht mit zweilinigem diadem und Mohnkopfglobus, vorne Mauerzinnenelement, seitlich Widderhorn, hinter dem zwei schräg nach hinten aufsteigende, gerippte Bänder erscheinen; von hinter der rechten Schulter aufsteigendes, geripptes Band mit abschlußzipfel(?); Hinterhaarballen; Ohrring mit zwei perlen; perlenhalskette; doppelter, winkelförmiger Gewandsaum mit rundem Juwel im Zentrum; vor dem Gesicht nimbus. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit dreistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten, die oberste altarplatte mit perlverzierung; in der Mitte des altarschafts angesetzte, gerippte altarbänder mit Schleifen; rechtsbüste in den Flammen; die assistenzfiguren bärtig mit Hinterhaarballen, federkronenartigen kopfbedeckungen und perlgesäumten Hosen. alles in perlkreis.
4h–1h unklare legende
im Feld l. u. r. unklare Schrift(?)zeichen. im abschnitt Brāhmī naṃdaya
kommentar: averslegende nach Cribb 2010 als M[alka] Pyrwcy, also „peroz“ zu lesen. die Zeichen l. u. r. auf dem revers wurden von Cribb nicht vermerkt.
referenzen: Göbl – Cribb 2010, typ B1a.
Belege: 1B-1
Jpr
4
3,84g
3h
30,7mm
1B-1
rv. doppelschlag
4.1 kidariten
209
Typ 4 drachme „peroz“ Avers
Revers
Bärtiges ¾-Frontalportrait r.; Bartspitze als Bällchen; krone mit zweilinigem diadem und Mohnkopfglobus, von dessen Basis l. und r. aufsteigend je ein Band mit umgekehrt v-förmig gebrochener rippung; vorne floral aufgelöstes Mauerzinnenelement, links und rechts je ein nach außen gebogenes, an der Oberkante geperltes Horn; l. u. r. von hinter den Schultern aufsteigend je ein geripptes Band; l. u. r. Hinterhaarballen; am r. Ohr Ohrring mit zwei perlen; perlenhalskette; geperlter, winkelförmiger Gewandsaum; das Gewand in palmettenartig fallenden Falten. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit dreistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten, die oberste altarplatte mit perlverzierung; oberhalb der Mitte des altarschafts angesetzte, gerippte altarbänder mit Schleifen; rechtsbüste in den Flammen; die assistenzfiguren bärtig mit federkronenartigen kopfbedeckungen; Gewand und Hosen geperlt. alles in perlkreis.
10h r. e. Brāhmī śrī ṣā – 1h r. a. piro
8h r. a. Brāhmī pi–laca (?), im abschnitt naṃ
referenzen: Göbl 1967, typ 4 Cribb 2010, typ C1b
Belege: 4-1
Bern 93.28
3,74g
3h
30mm
4-1
210
katalog
Typ 5 drachme „Varhran“ Avers
Revers
Bärtige profilbüste rechts; Bartspitze als Bällchen; krone in Seitensicht mit einlinigem diadem und Mohnkopfglobus, von dessen Basis l. und r. aufsteigend je ein Band mit umgekehrt vförmig gebrochener rippung; vorne floral aufgelöstes Mauerzinnenelement, links und rechts je ein nach außen gebogenes Horn; hinten am diademreif angesetztes, stark geschweiftes, aufsteigendes Band mit geripptem ende; Hinterhaarballen; Ohrring mit zwei perlen; perlenhalskette; Gewandsaum von letzterer verdeckt; das Gewand in senkrechten, vor den Schultern omegaförmig fallenden Falten. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit dreistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten, die oberste (gelegentlich die zwei obersten) altarplatte mit perlverzierung; oberhalb der Mitte des altarschafts angesetzte, gerippte altarbänder mit Schleifen; die assistenzfiguren bartlos und kurzhaarig, mit im unteren abschnitt perlgesäumten Hosen. alles in perlkreis.
5h l. a. pehlevi kdy wlhl᾽n ZY k–wš᾽n MLK(A); rechts im Feld Brāhmī pi
im abschnitt Brāhmī naṃ
referenzen: Göbl 1967, typ 5 Cribb 2010, typ a1
Belege: 5-1
Bern 88.443
3,84g
2h
30,2mm
5-1
4.1 kidariten
211
Typ 6 drachme „Varhran“ Avers
Revers
Bärtige profilbüste rechts; Bartspitze als Bällchen; krone in Seitensicht mit einlinigem diadem und Mohnkopfglobus, von dessen Basis l. und r. aufsteigend je ein Band mit umgekehrt vförmig gebrochener rippung; vorne, seitlich und hinten floral aufgelöstes Mauerzinnenelement; hinten am diademreif angesetztes, stark geschweiftes, aufsteigendes Band mit geripptem ende; Hinterhaarballen; Ohrring mit zwei perlen; perlenhalskette; Gewandsaum von letzterer verdeckt; das Gewand in senkrechten, vor den Schultern omegaförmig fallenden Falten. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit dreistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten, die oberste (gelegentlich die zwei obersten) altarplatte mit perlverzierung; oberhalb der Mitte des altarschafts angesetzte, gerippte altarbänder mit Schleifen; die assistenzfiguren bartlos und kurzhaarig, mit im unteren abschnitt perlgesäumten Hosen. alles in perlkreis.
5h l. a. pehlevi kdy wlhl᾽n ZY k–wš᾽n MLK(A); rechts im Feld Brāhmī pi
im abschnitt Brāhmī naṃ
referenzen: Göbl 1967, typ 6 Cribb 2010, typ a2a
Belege: 6-1
Bern 88.450
3,59g
3h
31,0mm
6-1
212
katalog
Typ 7 drachme „Varhran“ Avers
Revers
Bärtige profilbüste rechts; Bartspitze als Bällchen; krone in Seitensicht mit einlinigem diadem und Mohnkopfglobus, von dessen Basis l. und r. aufsteigend je ein Band mit umgekehrt vförmig gebrochener rippung; vorne, seitlich und hinten floral aufgelöstes Mauerzinnenelement; hinten am diademreif angesetztes, stark geschweiftes, aufsteigendes Band mit geripptem ende; Hinterhaarballen; Ohrring mit zwei perlen; perlenhalskette; Gewandsaum von letzterer verdeckt; das Gewand in senkrechten, vor den Schultern omegaförmig fallenden Falten. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit dreistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten, die oberste (gelegentlich die zwei obersten) altarplatte mit perlverzierung; oberhalb der Mitte des altarschafts angesetzte, gerippte altarbänder mit Schleifen; die assistenzfiguren bartlos und kurzhaarig, mit im unteren abschnitt perlgesäumten Hosen. alles in perlkreis.
5h l. a. pehlevi kdy wlhl᾽n ZY k–wš᾽n MLK(A)
im abschnitt Brāhmī naṃdaka
kommentar: Unterschied zu typ 8 ist lediglich die rv.-legende.
referenzen: Göbl 1967, typ 7 Cribb 2010, typ a2b
Belege: 7-1
Jpr
5
4,09g
3h
29,6mm
7-1
213
4.1 kidariten
Typ 8 drachme „Varhran“ Avers
Revers
Bärtige profilbüste rechts; Bartspitze als Bällchen; krone in Seitensicht mit einlinigem diadem und Mohnkopfglobus, von dessen Basis l. und r. aufsteigend je ein Band mit umgekehrt vförmig gebrochener rippung; vorne, seitlich und hinten floral aufgelöstes Mauerzinnenelement; hinten am diademreif angesetztes, stark geschweiftes, aufsteigendes Band mit geripptem ende; Hinterhaarballen; Ohrring mit zwei perlen; perlenhalskette; Gewandsaum von letzterer verdeckt; das Gewand in senkrechten, vor den Schultern omegaförmig fallenden Falten. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit dreistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten, die oberste (gelegentlich die zwei obersten) altarplatte mit perlverzierung; oberhalb der Mitte des altarschafts angesetzte, gerippte altarbänder mit Schleifen; die assistenzfiguren bartlos und kurzhaarig, mit im unteren abschnitt perlgesäumten Hosen. alles in perlkreis.
5h l. a. pehlevi kdy wlhl᾽n ZY k–wš᾽n MLK(A)
im abschnitt Brāhmī naṃdaya
referenzen: Göbl 1967, typ 8 Cribb 2010, typ a2c
Belege: 8-1
Jpr
8-2
3,93g
9h
28,1mm
Bern 88.440
3,88g
3h
29,4mm
8-3
Bern 88.441
3,72g
9h
29,7mm
8-4
Jpr
3,52g
h
3
32,5mm
8-5
Bern 93.352
1,60g
9h
21,4mm
8-1
7
6
8-2
8-3
Untergewichtiger, kleiner Schrötling
8-4
8-5
214
katalog
Typ 9 drachme „Varhran“ Avers
Revers
Bärtige profilbüste rechts; Bartspitze als Bällchen; krone in Seitensicht mit einlinigem diadem und Mohnkopfglobus, von dessen Basis l. und r. aufsteigend je ein Band mit umgekehrt vförmig gebrochener rippung; vorne, seitlich und hinten floral aufgelöstes Mauerzinnenelement; hinten am diademreif angesetztes, stark geschweiftes, aufsteigendes Band mit geripptem ende; Ohrring mit zwei perlen; Hinterhaarballen; perlenhalskette; Gewandsaum von letzterer verdeckt; das Gewand in senkrechten, vor den Schultern omegaförmig fallenden Falten. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit dreistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten, die oberste altarplatte mit perlverzierung; oberhalb der Mitte des altarschafts angesetzte, gerippte altarbänder mit Schleifen; die assistenzfiguren bartlos und kurzhaarig, mit im unteren abschnitt perlgesäumten Hosen. alles in perlkreis.
5h l. a. pehlevi kdy wlhl᾽n ZY k–wš᾽n MLK(A)
im abschnitt Brāhmī naṃda
referenzen: Göbl 1967, typ 9 Cribb 2010, typ a2d
Belege: 9-1
Bern 93.45
3,12g
3h
25,4mm
9-1
215
4.1 kidariten
Typ 10 drachme „Varhran“ Avers
Revers
Bärtige profilbüste rechts; Bartspitze als Bällchen; krone in Seitensicht mit einlinigem diadem und Mohnkopfglobus, von dessen Basis l. und r. aufsteigend je ein Band mit umgekehrt vförmig gebrochener rippung; vorne, seitlich und hinten floral aufgelöstes Mauerzinnenelement; hinten am diademreif angesetztes, stark geschweiftes, aufsteigendes Band mit geripptem ende; Hinterhaarballen; Ohrring mit zwei perlen; perlenhalskette; Gewandsaum von letzterer verdeckt; das Gewand in senkrechten, vor den Schultern omegaförmig fallenden Falten. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit dreistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten, die oberste altarplatte mit perlverzierung; oberhalb der Mitte des altarschafts angesetzte, gerippte altarbänder mit Schleifen; die assistenzfiguren bartlos und kurzhaarig, mit im unteren abschnitt perlgesäumten Hosen. alles in perlkreis.
5h l. a. pehlevi kdy wlhl᾽n ZY k–wš᾽n MLK(A) (leg. teilweise defekt)
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 10 Cribb 2010, typ a2e
Belege: 10-1
Jpr
9
4,27g
3h
30,4mm
10-2
Jpr
8
3,62g
9h
29,4mm
10-1
10-2
216
katalog
Typ 10A drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Bärtige profilbüste rechts; Form der Bartspitze unklar; krone in Seitensicht mit zweilinigem diadem und Mohnkopfglobus, von dessen Basis l. und r. aufsteigend je ein Band mit umgekehrt vförmig gebrochener rippung; vorne, seitlich und hinten floral aufgelöstes Mauerzinnenelement; von hinter der rechten Schulter aufsteigendes Band mit geripptem ende; Hinterhaarballen; Ohrring mit zwei perlen; perlenhalskette; doppelter, winkelförmiger, perlenbesetzter Gewandsaum ohne Juwel; Gewandfalten senkrecht zum Saum parallel zu beiden Seiten wegstrebend. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit dreistufiger Basis und zweiteiligen altarplatten, die oberste altarplatte mit perlverzierung, als Bekrönung des altars zwei ansen wie bei Göbl 1967, 16; in der oberen Hälfte des altarschafts angesetzte, gerippte altarbänder mit Schleifen; die assistenzfiguren bärtig mit federkronenartigen kopfbedeckungen und perlgesäumten Hosen. alles in perlkreis.
5h l. a. verballhornte pehlevi(?)-legende
anepigraph
referenzen: Göbl 1981, typ 10a (dieses ex.) Cribb 2010 –
Belege: 10a-1
Bern 93.36
3,64g
3h
26,9mm
10a-1
217
4.1 kidariten
Typ 11 drachme kidara Avers
Revers
Bartloses ¾-Frontalportrait r. mit Fransenfrisur; krone mit zweilinigem diadem und Mohnkopfglobus, von dessen Basis l. und r. aufsteigend je ein geripptes Band; vorne, links und rechts floral aufgelöstes Mauerzinnenelement; l. u. r. von hinter den Schultern aufsteigend je ein geripptes Band; l. u. r. Hinterhaarballen; am r. Ohr Ohrring mit zwei perlen; perlenhalskette; einfacher, winkelförmiger Gewandsaum; das Gewand in senkrechten, vor den Schultern omegaförmig fallenden Falten. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit dreistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten, die oberste altarplatte mit perlverzierung; oberhalb der Mitte des altarschafts angesetzte, gerippte altarbänder mit Schleifen; rechtsbüste in den Flammen; die assistenzfiguren bartlos und kurzhaarig, Frisur mit lockenkranz oder einreihiges perldiadem (?), mit im unteren abschnitt perlgesäumten Hosen. alles in perlkreis.
10h r. a. Brāhmī kidara ku–ṣāna ṣā
im abschnitt Brāhmī alakha
referenzen: Göbl 1967, typ 11 Cribb 2010, typ C2b
Belege: 11-1
Bern 88.623
3,84g
3h
29,3mm
11-2
Bern 93.35
3,77g
3h
27,3mm
11-3
Jpr
3,60g
3h
29,6mm
11-4
Bern 93.25
(2,63g)
3
27,0mm
10
11-1
h
11-2
randausbruch
11-3
11-4
218
katalog
Typ 11A drachme anonym Avers
Revers
Bartloses ¾-Frontalportrait r. mit Fransenfrisur; krone mit einlinigem diadem; vorne, links und rechts je eine perlgesäumte rosette, hinter der mittleren l. u. r. aufsteigend je ein geripptes Band; l. u. r. von hinter den Schultern aufsteigend je ein geripptes Band; l. u. r. Hinterhaarballen; an beiden Ohren Ohrringe mit zwei perlen; perlenhalskette; Gewandsaum von letzterer verdeckt; Gewand strukturiert, aber details nicht erkennbar. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten, die oberste altarplatte mit perlverzierung; oberhalb der Mitte des altarschafts angesetzte, als einfache punktreihe gebildete altarbänder mit Schleifen; die assistenzfiguren bartlos, Frisur unklar, kopfbedeckung mit kurzen Zacken, Hosen im oberen abschnitt schräg strichliert, im unteren abschnitt perlgesäumt. alles in perlkreis.
anepigraph
anepigraph (?)
referenzen: Göbl – Cribb 2010, typ d3
Belege: 11a-1
Bern 93.34
3,38g
3h
26,2mm
11a-1
rv. Mehrfachschlag
219
4.1 kidariten
Typ 12A drachme „Varhran“ Avers
Revers
Bartloses ¾-Frontalportrait r.; vorne keine Frisurdetails; krone mit breitem, ausgestelltem reifen, der unten in zwei perlreihen, oben in eine reihe von kugeln(?) gegliedert ist; darauf Mohnkopfglobus, von dessen Basis l. u. r. aufsteigend je ein kleines, ungegliedertes Band; l. u. r. Hinterhaarballen; am rechten Ohr ein Ohrring mit zwei perlen; l. u. r. von hinter den Schultern aufsteigend je ein geripptes Band; perlenhalskette; zweiliniger, winkelförmiger Gewandsaum. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; Sockel und oberer abschluß des altars unklar; am altarschaft geperlte altarbänder; dreieckige Flammenform; assistenzfiguren mit unklaren köpfen und aus einfachen Strichen gebildeten Beinen. alles in perlkreis.
Oben l. u. r. unklare Brāhmī-Zeichen
Unklar ob legende vorhanden
referenzen: Göbl – Cribb 2010, typ d2
Belege: 12a-1
Bern 88.628
3,722g
3h
26,2mm
12a-1
rv. doppelschlag
220
katalog
Typ 13A drachme Śrī Varma Avers
Revers
Bartloses ¾-Frontalportrait r.; vorne keine Frisurdetails; krone mit einlinigem, geperltem diadem; vorne, l. und r. geschweiftes Mauerzinnenelement, das mittlere von einem l. und r. auf dem diadem ansetzenden, geperlten Bogen überspannt; l. und r. auf Höhe des diadems von der kopfrückseite aufsteigend je ein an der Basis geschweiftes Band; l. und r. Hinterhaarballen; am r. Ohr Ohrring mit zwei perlen; perlenhalskette; Gewandsaum von letzterer verdeckt; auf den Schultern je eine perlreihe; Gewand in senkrechten, vor den Schultern gewellten Falten. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen (?) altarplatten; oberhalb der Mitte des altarschafts angesetzte, geperlte altarbänder mit Schleifen; rechtsbüste in den Flammen; assistenzfiguren mit unklaren köpfen, Beine aus perlreihen. alles in perlkreis.
11h r. a. Brāhmī śrī – var–ma
anepigraph (?)
kommentar: der von Göbl 1967, p. 44 für den paralleltyp 13 beschriebene Globus auf der kronenspitze ist hier nicht vorhanden.
referenzen: Göbl – Cribb 2010, typ d5b
Belege: 13a-1
Jpr
11
3,57g
3h
25,5mm
13a-1
rv. doppelschlag
221
4.1 kidariten
Typ 14 drachme kidara Avers
Revers
Bartlose profilbüste r.; krone in Seitensicht mit zweilinigem diadem und Mohnkopfglobus, der in einem Halbmond sitzt, dahinter zwei aufsteigende gerippte Bänder; vorne, seitlich und hinten Mauerzinnenelement; von über (1) oder hinter (2) dem Hinterhaarballen aufsteigende, gerippte Bänder; dreieckige Bandschleife hinten am diademreif; Hinterhaarballen in mehreren parallelen Zöpfen; Ohrring mit einer kleinen und einer großen perle; perlenhalskette; Gewandsaum von letzterer verdeckt; Gewand mit durch senkrechte Striche quadratisch gemusterten Zierbändern, je eines senkrecht vor jeder Brust und je zwei kreuzförmig auf den Schultern. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit dreistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten, die oberste altarplatte mit Wellenverzierung; in der Mitte des altarschafts angesetzte, gerippte altarbänder mit Schleifen; rechtsbüste in den Flammen; die assistenzfiguren barhäuptig (?) und bartlos (?) mit perlenhalskette, Gewand mit Bogen- und punktverzierung, Beine aus perlreihen. alles in perlkreis.
2h r. a. Brāhmī kidara kuṣānaṣā–hi
im abschnitt Brāhmī ṣā
referenzen: Göbl 1967, typ 14 Cribb 2010, typ B3
Belege: 14-1
Jpr
785
3,94g
3h
30,0mm
Bänder 2
14-2
Jpr
12
3,89g
3h
28,9mm
Bänder 2
14-3
Bern 93.33
3,48g
3h
29,0mm
Bänder 1
14-1
14-2
14-3
222
katalog
Typ 15 drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Schnurrbärtiges Frontalportrait; vorne keine Frisurdetails; gelegentlich punkt auf Stirn; krone in Frontalsicht mit zweilinigem diadem, darauf drei (a) oder zwei (b) blattartige Zinnenelemente, darüber Mohnkopfglobus, der in einer Mondsichel sitzt; l. u. r. diadembänder mit gerippten enden, die entweder hinter (1) oder unter (2) den Haarballen nach oben geführt sind; l. und r. Hinterhaarballen; Ohrringe mit drei perlen; perlenhalskette; zweiliniger, winkelförmiger Gewandsaum mit rundem Ornament in der Mitte, auf den Schultern gleichfalls je ein ovales Ornament. alles in perlkreis.
Feueraltar, l. assistenzfigur, r. kugelige Vase; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten; in der Mitte des altarschafts angesetzte, gerippte altarbänder mit Schleifen; halbrunde Flammenform mit senkrecht gewellten Flammen; asisstenzfigur barhäuptig (?) und bartlos mit perlenhalskette, Gewand mit Bogen- und punktverzierung, Beine aus perlreihen; Vase aryballosförmig mit kleiner Standfläche und kurzem, dünnem Hals, aber breitem Mundsaum, sich kreuzende Zierbänder auf dem Bauch; aus der Vase ragen drei Zweige und auf dem Mundsaum liegen kleine, kugelige Früchte(?). alles in perlkreis.
anepigraph
im abschnitt pehlevi pylwc (unsicher)
referenzen: Göbl 1967, typ 15 Cribb 2010, typ B4a/b
Belege: 15-1
Jpr
15-2
13
3,84g
3h
28,2mm
punkt auf Stirn; Zinnen b; Bänder 1
Bern 93.31
3,78g
3h
27,0mm
Zinnen b; Bänder 1
15-3
Jpr
786
3,73g
3h
28,5mm
Zinnen b; Bänder 1
15-4
Jpr
902
3,14g
3h
29,9mm
Zinnen a; Bänder 2
15-1
15-2
15-3
15-4
223
4.1 kidariten
Typ 16 drachme Varo Avers
Revers
Schnurrbärtiges ¾-Frontalportrait r.; vorne keine Frisurdetails; krone in Frontalsicht mit zweilinigem diadem, darauf drei blattartige Zinnenelemente, das linke und rechte in einer perle endend, zwischen den Zinnenelementen je ein Halbmond (?), oben Mohnkopfglobus, den perlkreis durchstoßend, l. und r. davon je ein aufsteigendes, geripptes Band; l. und r. von hinter den Schultern aufsteigend je ein Band mit geripptem abschluß; l. und r. Hinterhaarballen; Ohrringe mit zwei perlen; perlenhalskette; Gewandsaum von letzterer verdeckt; Gewand mit durch senkrechte Striche und punkte gegliederten Zierbändern, je eines senkrecht vor jeder Brust und je eines auf den Schultern. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten; die oberste altarplatte mit perlrand, darauf l. und r. ansen; oberhalb der Mitte des altarschafts angesetzte, gerippte altarbänder mit Schleifen; Flamme spitz aus geschichteten kegeln; die assistenzfiguren barhäuptig und bärtig (?) mit perlenhalskette, Gewand mit perlrand, Beine aus perlreihen. alles in perlkreis.
10h r. a. Brāhmī varo – ṣāha
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 16 Cribb 2010, typ d4a
Belege: 16-1
Bern 88.626
3,74g
2h
27,9mm
16-2
Bern 93.26
3,48g
3h
26,1mm
16-1
rv. abblätterungen, doppelschlag, stark ausgeschlagener Stempel
16-2
224
katalog
Typ 17 drachme Varo Avers
Revers
Schnurrbärtiges ¾-Frontalportrait r.; vorne keine Frisurdetails; krone in Frontalsicht mit zweilinigem diadem, darauf drei blattartige Zinnenelemente, das linke und rechte in einer perle endend, zwischen den Zinnenelementen je ein Halbmond (?); oben Mohnkopfglobus, den perlkreis durchstoßend, l. und r. davon je ein aufsteigendes, geripptes Band; l. und r. von hinter den Schultern aufsteigend je ein Band mit geripptem abschluß; l. und r. Hinterhaarballen; Ohrringe mit zwei perlen; perlenhalskette; Gewandsaum von letzterer verdeckt; Gewand mit durch senkrechte Striche und punkte gegliederten Zierbändern, je eines senkrecht vor jeder Brust und je eines auf den Schultern. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten; die oberste altarplatte mit perlrand, darauf l. und r. ansen; oberhalb der Mitte des altarschafts angesetzte, gerippte altarbänder mit Schleifen; Flamme spitz aus geschichteten kegeln; die assistenzfiguren barhäuptig und bärtig (?) mit perlenhalskette, Gewand mit perlrand, Beine aus perlreihen. alles in perlkreis.
10h r. a. Brāhmī varo – ṣā
anepigraph
kommentar: Wie 16, aber av.-leg. kürzer
referenzen: Göbl 1967, typ 17 Cribb 2010, typ d4b
Belege: 17-1
Bern 88.627
3,51g
3h
28,0mm
17-2
Jpr
3,44g
2h
28,1mm
14
17-1
17-2
225
4.1 kidariten
Typ 18 drachme Buddhamitra Avers
Revers
Bartloses ¾-Frontalportrait r.; vorne keine Frisurdetails; krone in Frontalsicht mit zweilinigem diadem, darauf mittig ein blattartiges Zinnenelement, l. und r. Flügel, in einer perle endend; oben in einem Halbmond sitzender Mohnkopfglobus, den perlkreis durchstoßend, l. und r. davon je ein aufsteigendes, geripptes Band; l. und r. von hinter den Schultern aufsteigend je ein Band mit geripptem abschluß; l. und r. Hinterhaarballen; Ohrringe mit zwei perlen; perlenhalskette; geperlter, winkelförmiger Gewandsaum, auf den Schultern je eine perlreihe. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten; die oberste altarplatte mit perlrand; in der Mitte des altarschafts angesetzte, gerippte altarbänder mit Schleifen; flachkonische Flammenform mit senkrecht gewellten Flammen; assistenzfiguren bärtig, mit Hinterhaarballen, Globus (?) und perlenkette; Ärmel, Mantel und Hosen gerippt. alles in perlkreis.
anepigraph
im abschnitt Brāhmī buddhami
referenzen: Göbl 1967, typ 18 Cribb 2010, typ C3
Belege: 18-1
Jpr
18-2
3,88g
3h
29,3mm
rv. doppelschlag
Bern 93.27
3,83g
3h
28,4mm
rv. doppelschlag
18-3
Bern 88.624
3,80g
3h
28,0mm
18-4
Bern 88.625
3,703g
3h
29,9mm
18-5
Jpr
16
3,45g
3h
28,5mm
18-6
Jpr
787
2,99g
3h
30,0mm
18-1
15
18-2
18-3
rv. doppelschlag
18-4
18-5
226
katalog
18-6
Typ 18A drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Bartloses ¾-Frontalportrait r., vorne keine Frisurdetails; krone in Frontalsicht mit zweilinigem diadem, darauf mittig ein blattartiges Zinnenelement, l. und r. vegetabil aufgelöste Flügel, deren „Federn“ in Wirbeln enden, oben Globus, den perlkreis durchstoßend, der in einem Halbmond sitzt, keine oberen Bänder; Ohrringe mit einer großen perle; nur auf der r. Schulter wirbelförmiger Hinterhaarballen; l. und r. von hinter den Schultern aufsteigend je ein geschweiftes Band mit geripptem abschluß; perlenhalskette; keine Gewanddetails; Büstenabschnitt mit einer geschwungenen linie konturiert. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; breiter altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen (?) altarplatten, keine altarbänder erkennbar; spitzkonische Flammenform mit winkelförmig auseinanderstrebenden (?) Flammen; Beine der l. assistenzfigur aus perlreihen; weitere details der assistenzfiguren nicht erkennbar. alles in perlkreis.
anepigraph
im abschnitt unkenntliche legende
referenzen: Unpubliziert
Belege: 18a-1
Jpr
018
3,11g
3h
25,7mm
18a-1
227
4.1 kidariten
Typ 18B drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Bartloses ¾-Frontalportrait r., vorne keine Frisurdetails; krone in Frontalsicht mit zweilinigem diadem, darauf mittig ein stark verkümmertes blattartiges Zinnenelement, l. und r. knollig-vegetabil aufgelöste Flügel, oben Globus, den perlkreis durchstoßend, der in einem Halbmond sitzt, l. und r. davon je ein aufsteigendes, geripptes Band; Ohrringe mit zwei perlen; keine Hinterhaarballen; l. und r. von hinter den Schultern aufsteigend je ein Band mit geripptem abschluß; perlenhalskette; keine Gewanddetails erkennbar. Grobe, lineare Zeichnung. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger (?) Basis, Struktur der altarplatten undeutlich; keine altarbänder erkennbar; Flammen undeutlich, aus zahlreichen Strichen; assistenzfiguren grob konturiert, scheinen die Barsombündel diagonal über die Brust auf die jeweils äußere Schulter zu lehnen. Grobe, lineare Zeichnung. alles in perlkreis.
anepigraph
im abschnitt unkenntliche legende
referenzen: Unpubliziert
Belege: 18B-1
Jpr
017
3,88g
3h
29,3mm
18B-1
rv. doppelschlag
228
katalog
Typ 19 drachme „peroz“ (?) Avers
Revers
Bartlose profilbüste r.; krone mit breitem, ausgestelltem reifen, der durch senkrechte Striche in vier Felder unterteilt ist; in den beiden mittleren Feldern zwei punkte, in den beiden äußeren jeweils einer; darauf Globus; hinter diesem zwei parallel aufsteigende, ungegliederte Bänder; Ohrring mit zwei perlen; Hinterhaarballen; von hinter der Schulter parallel aufsteigend zwei geschweifte Bänder mit verdickten enden; perlenhalskette; Gewandsaum von letzterer verdeckt; Gewand in parallel nach links gebogene Falten gegliedert. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten, die oberste altarplatte mit Wellenverzierung (?); in der Mitte des altarschafts angesetzte, geperlte altarbänder mit Schleifen; rechtsbüste in den Flammen; assistenzfiguren bartlos mit Hinterhaarballen, kronen im selben typus wie am avers (breiter, ausgestellter reifen, darauf Globus) und mit glatt säulenförmigen Beinen. alles in perlkreis.
Baktrisch 1h r. a. pirozo šao (?)
r. u. l. im Feld unkenntliche Zeichen
referenzen: Göbl 1967, typ 19 Cribb 2010, typ e1
Belege: 19-1
Jpr
019
19-2
Bern 93.32
3,87g
3h
26mm
rv. Stempelausbruch, doppelschlag
3,80g
3h
25,7mm
rv. leichter doppelschlag
19-1
19-2
229
4.1 kidariten
Typ 19A drachme anonym (?) Avers
Revers
Schnurrbärtige profilbüste r.; krone mit zweilinigem diadem und breitem, ausgestelltem reifen, der durch senkrechte Striche in fünf Felder unterteilt ist; in jedem Feld ein punkt; oben perlrand; darauf Globus mit perle auf der Spitze, der in einem Halbmond sitzt; hinter diesem zwei parallel aufsteigende, gerippte Bänder; diadembänder mit gerippten enden, die über dem Hinterhaarballen nach oben geführt sind; Ohrring mit zwei perlen; perlenhalskette; auf der Brust v-förmig auseinanderstrebende, doppelreihige perlornamente, die einreihig über die Schultern weitergeführt werden. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten, die oberste altarplatte mit perlverzierung; in der Mitte des altarschafts angesetzte, gerippte altarbänder mit Schleifen; rechtsbüste in den Flammen; assistenzfiguren mit Hinterhaarballen, eventuell kronen im selben typus wie am avers (breiter, ausgestellter reifen, unklar ob mit Globus), Gesichtsdetails unklar, Gewand mit Bogen- und perlverzierung, Beine aus perlreihen. alles in perlkreis.
5h r. e. (?) unklare baktrische legende
im abschnitt Brāhmī naṃdaya
kommentar: averslegende nach Cribb als košano šao zu lesen
referenzen: Göbl Cribb 2010, B2.
Belege: 19a-1
Jpr
901
3,65g
3h
28,2mm
19a
30,2mm
230
katalog
Typ 24 drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Schnurrbärtige profilbüste rechts; krone mit einlinigem, geperltem diadem und Globus auf Mondsichel, hinter der parallel zwei geperlte Bänder aufsteigen; drei blattartige Zinnen, von denen die mittlere kleiner ist; diadembänder mit gerippten enden, die über dem Hinterhaarballen nach oben geführt sind; Ohrring mit zwei perlen; perlenhalskette; keine Gewanddetails; Büstenabschnitt mit einer geschwungenen, geperlten linie konturiert. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit dreistufiger (?) Basis und dreiteiligen altarplatten; oberhalb der Mitte des altarschafts angesetzte, geperlte altarbänder ohne Schleifen; spitzkonische Flamme aus geschichteten kegeln; köpfe der sehr schlanken assistenzfiguren unklar, waagrecht geripptes (?) Gewand, Beine linear. alles in perlkreis.
4h r. e. (?) unklare baktrische legende
im abschnitt eventuell legende
kommentar: Variante zu typ 24: dort scheinbar keine oberen Stehbänder.
referenzen: Göbl 1967, typ 24 Cribb 2010, typ e2
Belege: 24-1
Jpr
20
24-2
Bern 93.331
3,51g
3h
26,1mm
3,31g
3h
26,8mm
24-1
24-2
231
4.1 kidariten
Typ 28 ae kṣatrapa tarika Avers
Revers
Bartlose (?) ¾-Frontalbüste r.; Frisurdetails nicht erkennbar; diadem; vorne Mondsichel; l. und r. von hinter der Büste aufsteigend gerippte Bänder; Ohrringe mit zwei perlen (?); perlenhalskette; Gewanddetails nicht erkennbar. alles in perlkreis.
Brāhmī in zwei Zeilen kṣatrapa / tarika alles in perlkreis.
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 28 Cribb 2010, siehe p. 109
Belege: 28-1
Bern 93.195
1,55g
?
13,6mm
28-2
Jpr
1,15g
?
14,7mm
976
28-1
28-2
4.2. alCHan
Typ 33 drachme anonym Avers
Revers
Bärtige profilbüste rechts; krone in Seitensicht mit geperltem diadem und großem korymbos, der den perlkreis schneidet; von der Basis des korymbos aufsteigend zwei Bänder; vorne, seitlich und hinten Mauerzinnenelement; Hinterhaarballen; von unterhalb des letzteren aufsteigend zwei im Verlauf gewellte Bänder mit dreieckigen, gerippten enden; Ohrring mit zwei perlen; perlenhalskette; Gewand mit perlverzierung und Brustjuwel; unter der Büste Flügelornament; links oben im Feld tamgha S2. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten; altarbänder mit Schleifen, in der Mitte des altarschafts angesetzt (a) oder mit dreipunkt als ansatz, oben am altarschaft angesetzt (b); spitzkegelige Flammen; assistenzfiguren mit Shapur ii.-krone und kurzen Stäben. alles in perlkreis.
2h r. a. baktrisch alχanno; davor und dahinter reste der ursprünglichen pehlevilegende
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 33
Belege: 33-1
Jpr
33-2 33-3
39
3,97g
3h
31,0mm
rv. b
Bern 93.294
3,84g
3h
30,4mm
rv. a av. stgl. zu 33-3
Bern 93.353
3,60g
2h
29,3mm
rv. a av. stgl. zu 33-2
33-1
33-2
33-3
234
katalog
Typ 34 / 35 ae Unsicherer prägeherr Avers
Revers
profilbüste rechts; krone in Seitensicht mit großem korymbos; vorne, seitlich und hinten Mauerzinnenelement; Hinterhaarballen; von oberhalb des letzteren aufsteigend zwei gewinkelte Bänder mit verdickten enden; weitere Büstendetails unkenntlich.
Großes tamgha S2. alles in perlkreis.
rechts unkenntliche legende
8h r. a. baktr. alχo
kommentar: typologisch und metrologisch exakt zwischen den typen 34 und 35 zu plazieren, daher erfolgt in diesem Zusammenhang keine Festlegung.
referenzen: Göbl 1967, typ 34 und 35
Belege: 34/35-1
Jpr
40
1,52g
3h
16,4mm
34/35-1
235
4.2 alchan
Typ 36A drachme anonym Avers
Revers
Bärtige profilbüste rechts; krone in Seitensicht mit geperltem diadem und großem korymbos, der den perlkreis schneidet; von der Basis des korymbos aufsteigend zwei Bänder; vorne, seitlich und hinten Mauerzinnenelement; Hinterhaarballen; von oberhalb des letzteren aufsteigend zwei gewinkelte Bänder mit verdickten enden; Ohrring mit zwei perlen; perlenhalskette; Gewand mit perlverzierung. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten; altarbänder mit punkt als ansatz, oben am altarschaft angesetzt; rechtsbüste in den Flammen; assistenzfiguren mit Shapur ii.-krone und kurzen Stäben. alles in perlkreis.
2h r. a. baktrisch alχanno; davor und dahinter reste der ursprünglichen pehlevilegende
auf dem altarschaft pehl. r᾽st; l. u. r. i. F. unklare Brāhmī-Zeichen
referenzen: Göbl 1967, typ 36.2; 36.3 Göbl 1987, p. 206 Vondrovec 2005, p. 246f. alram – pfisterer 2010, p. 15
Belege: 36a-1
Jpr
1169
3,59g
3h
30,0mm
36a-2
Jpr
41
3,46g
3h
29,8mm
36a-1
36a-2
236
katalog
Typ 37B ae Unsicherer prägeherr Avers
Revers
profilbüste rechts; krone in Seitensicht mit großem korymbos; vorne, seitlich und hinten Mauerzinnenelement; Hinterhaarballen; von oberhalb des letzteren aufsteigend zwei gewinkelte Bänder mit gerippten enden; weitere Büstendetails unkenntlich; rechts im Feld tamgha S77. alles in perlkreis (?).
Großes tamgha S77; l. u. r. je ein nach innen offener Halbmond, unten geschwungener Winkel. alles in perlkreis.
Unklare legende
anepigraph (?)
referenzen: Göbl 1967, vgl. typ e5
Belege: 37B-1
Bern 93.198
1,56g
3h
16,8mm
37B-1
237
4.2 alchan
Typ 38 ae Unsicherer prägeherr Avers
Revers
profilbüste rechts; krone in Seitensicht mit großem korymbos, vor und hinter diesem Stehbänder; vorne, seitlich und hinten Mauerzinnenelement; kleiner Hinterhaarballen; von unterhalb des letzteren aufsteigend zwei Bänder mit dreieckigen enden; perlenhalskette; schlichte Büste. alles in perlkreis.
Großes tamgha S78. alles in perlkreis.
anepigraph (?)
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 38
Belege: 38-1
Jpr
42
38-2
Bern 68.1258
1,29g
5h
14,6mm
Überprägung auf typ 34 / 35?
0,99g
9h
14,9mm
Überprägung?
38-1
38-2
238
katalog
Typ 41 drachme anonym Avers
Revers
Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette, von dieser aufsteigend zwei dreieckige, gerippte Bänder; Gewand mit perlreihen verziert; unter der Büste Flügelornament; links oben im Feld Halbmond; rechts unten im Feld tamgha S1. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten; als punktreihen gebildete altarbänder mit Schleifen, oben am altarschaft angesetzt; spitzkegelige Flammen; assistenzfiguren mit unklaren kronen und kurzen Stäben. alles in perlkreis.
2h r. a. baktrisch alχanno; 8h Brāhmī thai (?)
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 41
Belege: 41-1
Jpr
43
3,76g
3h
30,6mm
41-1
239
4.2 alchan
Typ 43 drachme khiṅgila(?) Avers
Revers
Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; unklar ob Schnurrbart vorhanden oder nicht; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette, von dieser aufsteigend zwei dreieckige, gerippte Bänder; Gewand mit perlreihen verziert; unter der Büste Flügelornament; links oben im Feld Halbmond; rechts unten im Feld tamgha S1. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; spitzkegelige Flammen; assistenzfiguren mit unklaren kronen und kurzen Stäben. alles in perlkreis.
2h r. a. baktrisch (korrupt) alχanno bzw. χigo...; 8h Brāhmī ṣri
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 43
Belege: 43-1
Jpr
1195
3,61g
3h
27,8mm
43-2
Jpr
44
3,44g
3
28,7mm
h
43-1
43-2
240
katalog
Typ 44 drachme khiṅgila Avers
Revers
Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; unklar ob Schnurrbart vorhanden oder nicht; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette, von dieser aufsteigend zwei dreieckige, gerippte Bänder; Gewand mit perlreihen verziert; unter der Büste Flügelornament; links oben im Feld Halbmond; rechts unten im Feld tamgha S1. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; spitzkegelige Flammen mit ovalem Objekt darin; assistenzfiguren mit kronen im typus Shapur ii. und kurzen Stäben. alles in perlkreis.
2h r. a. baktrisch alχannano; 8h r. a. Brāhmī khigila
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 44
Belege: 44-1
Jpr
45
3,54g
3h
25,7mm
44-1
241
4.2 alchan
Typ 45 ae Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Büste mit turmschädel rechts; perlenhalskette, von dieser aufsteigend zwei Bänder; weitere details unklar. alles in perlkreis.
Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; perlenhalskette, von dieser aufsteigend zwei Bänder; weitere details unklar. alles in perlkreis.
rechts (und links?) neben der Büste unklare baktrische legende
rechts neben der Büste unklare baktrische legende
kommentar: anhand der meist schlecht erhaltenen exemplare ist es kaum zu entscheiden, ob hier nicht möglicherweise mehrere, unterschiedliche Untertypen vorliegen.
referenzen: Göbl 1967, typ 45
Belege: 45-1
Jpr
46
1,35g
2h
16,1mm
45-2
Jpr
977
1,05g
h
9
14,3mm
45-3
Jpr
47
0,83g
4h
12,8mm
45-1
45-2
45-3
242
katalog
Typ 47 ae Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Büste mit turmschädel rechts; weitere details unklar. alles in perlkreis.
rechts schreitender löwe. alles in perlkreis.
Unklar ob legende vorhanden
anepigraph
47-1
referenzen: Göbl 1967, typ 47
Belege: 47-1
Bern 68.1259
1,41g
12h
15,0mm
Typ 48 ae Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Büste mit turmschädel rechts; weitere details unklar. alles in perlkreis.
rechts schreitender löwe. alles in perlkreis.
Unklar ob legende vorhanden
anepigraph
48-1
referenzen: teilstück zu typ 47.
kommentar: Göbl 1967, typ 48
Belege: 48-1
Jpr
48
0,77g
1h
11,8mm
4.2 alchan
243
Typ 50 drachme Javūkha Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; krone mit schmalem, einlinigem diadem; vorne und seitlich je eine Mondsichel mit kugelbekrönten enden, in der Mondsichel je eine kugel, auf der eine weitere, kleinere kugel sitzt; hinten vom diadem hängend zwei dreieckige, gerippte Bänder; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette; Gewand mit perlreihen verziert; auf den Schultern Mondsichelspitzen; im linken Feld tamgha S1; im rechten Feld bänderverzierte keule. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; spitzkegelige Flammen mit nach außen gerichteten Zungen; assistenzfiguren mit unklaren kopfbedeckungen und langen Stäben. alles in perlkreis.
11h l. a. Brāhmī ṣāhi; 1h r. a. javūkha
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 50
Belege: 50-1
Bern 93.52
3,53g
3h
29mm
50-1
244
katalog
Typ 52 drachme anonym Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; krone mit einlinigem diadem; vorne und seitlich je eine Mondsichel, in der Mondsichel je eine kugel, auf der eine weitere, kleinere kugel sitzt; hinten vom diadem hängend zwei gerippte Bänder; Ohrring mit zwei Mehrfachperlen (drei- oder vierfach); perlenhalskette; auf den Schultern Mondsichelspitzen; im linken Feld tamgha S1; im rechten Feld Muschel. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; spitzkegelige Flammen; assistenzfiguren mit unklaren kopfbedeckungen und langen Stäben. alles in perlkreis.
11h r. a. Brāhmī jaya – ṣāha
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 52
Belege: 52-1
Bern 93.91
3,91g
3h
29,7mm
52-1
245
4.2 alchan
Typ 52A drachme anonym Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; krone mit einlinigem, geperltem diadem; vorne und seitlich je eine Mondsichel, in der Mondsichel je eine Stielperle; hinten vom diadem hängend zwei gerippte Bänder; Ohrring mit einer dreifach- und einer Vierfachperle; perlenhalskette und kugelverzierter torques; im linken Feld tamgha S1; im rechten Feld Muschel; auf den Schultern Mondsichelspitzen; unter der Büste Flügelornament. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; breite, parallel nach oben züngelnde Flammen; assistenzfiguren mit unklaren kopfbedeckungen und kurzen Stäben. alles in perlkreis.
11h l. a. Brāhmī jaya – 1h r.a. ṣāha (?)
anepigraph
referenzen: Unpubliziert
Belege: 52a-1
Bern 93.87
3,74g
3h
29,6mm
52a-2
Jpr
49
3,67g
3h
28,0mm
52a-3
Jpr
50
3,46g
3
29,6mm
52a-1
h
52a-2
52a-3
246
katalog
Typ 56 drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; krone mit schmalem, einlinigem diadem; vorne und seitlich je eine Mondsichel; hinten vom diadem hängend ein geripptes Band; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette; Gewanddetails unklar; auf den Schultern Mondsichelspitzen; im linken Feld tamgha S1; im rechten Feld bänderverzierte keule. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; Bilddetails großteils unklar. alles in perlkreis.
10h r. a. Brāhmī ṣāhi ...]madu (?)
anepigraph (?)
referenzen: Göbl 1967, typ 56
Belege: 56-1
Bern 93.90
3,87g
?
26,0mm
rv. stark verprägt
56-2
Jpr
3,68g
4h
27,5mm
rv. stark verprägt
51
56-1
56-2
247
4.2 alchan
Typ 57 drachme khiṅgila Avers
Revers
Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; Ohrring mit dreifachperle; perlenhalskette, von dieser aufsteigend zwei gerippte Bänder; Gewand mit perlreihen verziert; links oben im Feld tamgha S1; links unten im Feld rautenförmiges Symbol. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten, die oberste altarplatte mit perlrand; oberhalb der Mitte des altarschafts angesetzte, gepunktete altarbänder mit kleinen Schleifen; Büste in den Flammen; assistenzfiguren mit kurzen Stäben, Gewand mit perlrand, Beine aus perlreihen. alles in perlkreis.
2h r. a. Brāhmī khigi
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 57
Belege: 57-1
Jpr
57-2 57-3
52
3,78g
2h
25,3mm
Bern 93.51
3,68g
3h
26,5mm
Jpr
3,52g
2h
24,5mm
53
57-1
57-2
57-3
248
katalog
Typ 60 drachme anonym Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; Ohrring mit einer doppel- und einer dreifachperle bzw. einer dreifach- und einer Vierfachperle; perlenhalskette, von dieser aufsteigend zwei gerippte Bänder; auf jeder Schulter ein flammenförmiger Wedel; Brustjuwel; unter der Büste Flügelornament. Gelegentlich punkt im Feld hinter der Büste. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten, oberhalb der Mitte des altarschafts angesetzte, gepunktete altarbänder; frontale (?), aus einem liegenden perloval herauswachsende Büste in den Flammen, die eine krone mit drei schmalen Zacken, welche je von einer kugel bekrönt sind, trägt; links und rechts der Büste je ein nach oben offener Halbmond: assistenzfiguren mit kurzen Stäben, welche dieselben kronen tragen wie die Büste in den Flammen. alles in perlkreis.
11h l. a. baktrisch šauo; 1h r. a. alχanno
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 60
Belege: 60-1
Jpr
55
3,45g
3h
31,8mm
60-2
Jpr
54
3,22g
4h
29,7mm
60-1
60-2
249
4.2 alchan
Typ 61 oder 61A drachme khiṅgila Avers
Revers
Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; einliniges, geperltes diadem, vorne Mondsichel, gelegentlich mit punkt darin, seitlich ein kleiner Flügel, hinten hängende, gerippte Bänder; Ohrring mit zwei Vierfachperlen; perlenhalskette; auf jeder Schulter ein flammenförmiger Wedel; Gewand mit perlreihen verziert; rechts im Feld tamgha S1; unter der Büste Flügelornament. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis, Form der altarplatten unklar; gepunktete altarbänder; unklar ob Büste in den Flammen; assistenzfiguren mit kurzen Stäben. alles in perlkreis.
9h r. a. baktrisch χiggilo; 1h r. a. aχanno
anepigraph
referenzen: vgl. Göbl 1967, typ 61
Belege: 61/61a-1
Jpr
58
3,53g
3h
30,4mm
61/61a-2
Jpr
56
3,35g
3h
33,4mm
61/61a-1
61/61a-2
250
katalog
Typ 61A drachme khiṅgila Avers
Revers
Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; einliniges, geperltes diadem, vorne Mondsichel, gelegentlich mit punkt darin, seitlich ein kleiner Flügel, hinten hängende, gerippte Bänder; Ohrring mit zwei Vierfachperlen; perlenhalskette; auf jeder Schulter ein flammenförmiger Wedel; Gewand mit perlreihen verziert; rechts im Feld tamgha S1; unter der Büste Flügelornament. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; Form des altars unklar; keine Büste in den Flammen; assistenzfiguren mit kurzen Stäben. alles in perlkreis.
9h r. a. baktrisch χiggilo; 1h r. a. aχanno
anepigraph (?)
kommentar: im Unterschied zu typ 61 keine Büste in den Flammen
referenzen: vgl. Göbl 1967, typ 61
Belege: 61a-1
Jpr
57
3,78g
3h
32,4mm
61a-1
4.2 alchan
251
Typ 62 drachme Mehama Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; einliniges, geperltes diadem, vorne Mondsichel mit Stielperle darin, hinten Bänder mit geschweiftem ansatz und waagrecht wegstehenden, kolbenförmigen enden; Ohrring mit einer dreifach- und einer Vierfachperle; perlenhalskette; auf jeder Schulter eine Mondsichel mit Stielperle darin; rechter arm vorgestreckt, am Handgelenk armreif, rechte Hand hält zwischen daumen und Zeigefinger lotosblume, kleiner Finger ist frei ausgestreckt; links im Feld waagrechter vajra. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit drei(?)stufiger Basis und dreiteiligen altarplatten, oben am altarschaft angesetzte, gepunktete altarbänder; auf dem altar querovales Symbol mit gepunktetem rand und punkt in der Mitte, links und rechts Seitenflammen; unklare assistenzfiguren. alles in perlkreis.
1h r. a. baktrisch mēo
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 62
Belege: 62-1
Jpr
59
3,55g
3h
31,1mm
62-1
252
katalog
Typ 64 drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; krone mit einlinigem diadem; vorne eine Mondsichel, in der Mondsichel ein dreizack (?), seitlich ein kleiner Flügel; hinten vom diadem hängend zwei Bänder mit kolbenförmigen enden; Ohrring mit einer doppel(?)- und einer dreifachperle; perlenhalskette und kugelverzierter torques; im rechten Feld tamgha S1; unter der Büste Flügelornament. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit unklarer Basis und dreiteiligen altarplatten, altarbänder unklar; auf der mittleren altarplatte querovales Symbol mit gepunktetem rand; Flammen aus kurzen, senkrechten, gestaffelten Strichen; die assistenzfiguren tragen eine krone mit drei schmalen Zacken, welche je von einer kugel bekrönt sind, weitere details unklar. alles in perlkreis.
8h–11h und 1h–5h unklare leg.
anepigraph
kommentar: auf beiden hier vertretenen exemplaren wie auch den meisten anderen bekannten Belegen zeigt der rv. einen auffällig präzisen „Spielkartendoppelschlag“.
referenzen: Göbl 1967, typ 64
Belege: 64-1
Bern 93.56
3,78g
3h
24,1mm
64-2
Jpr
3,51g
8h
25,1mm
60
64-1
64-2
253
4.2 alchan
Typ 69 drachme anonym Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; Ohrring mit zwei dreifachperlen bzw. einer dreifach- und einer Vierfachperle; perlenhalskette, von dieser aufsteigend zwei dreieckige, gerippte Bänder; Gewand mit perlreihen verziert; unter der Büste Flügelornament. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; spitzkegelige Flammen; die assistenzfiguren tragen eine krone mit drei schmalen Zacken, welche je von einer kugel bekrönt sind und kurze Stäbe. alles in perlkreis.
8h r. a. Brāhmī ṣāhi
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 69
Belege: 69-1
Bern 93.75
3,62g
3h
31,4mm
69-2
Jpr
3,43g
3h
29,7mm
61
69-1
69-2
254
katalog
Typ 70 drachme anonym Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; einliniges diadem, vorne und seitlich Mondsichel, hinten vom diadem hängend zwei gerippte Bänder; Ohrring mit einer dreifach- und einer Vierfachperle; perlenhalskette; auf jeder Schulter ein flammenförmiger Wedel; Gewand mit perlreihen verziert; links im Feld tamgha S1, rechts im Feld rosette; unter der Büste Flügelornament. Gelegentlich punkt links im Feld unter dem Schulterwedel. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten, die oberste altarplatte mit perlreihe; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; auf breiter Front emporzüngelnde Flammen; die assistenzfiguren tragen eine krone mit drei schmalen Zacken, welche je von einer kugel bekrönt sind und kurze Stäbe. alles in perlkreis.
11h l. a. baktrisch šauo; 1h r. a. alχanno
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 70
Belege: 70-1
Jpr
62
3,55g
3h
30,7mm
70-2
Jpr
91
3,36g
3h
29,4mm
av. links im Feld punkt
70-3
Jpr
65
3,12g
3h
29,6mm
Gelocht
70-1
70-2
70-3
255
4.2 alchan
Typ 70A drachme anonym Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; einliniges diadem, vorne und seitlich je eine Mondsichel, hinten vom diadem hängend zwei gerippte Bänder; Ohrring mit einer dreifach- und einer Vierfachperle; perlenhalskette; auf jeder Schulter ein flammenförmiger Wedel; Gewand mit perlreihen verziert; links im Feld tamgha S1, rechts im Feld rosette. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger (?) Basis und dreiteiligen altarplatten, darauf l. und r. ansen, Flammen büschelförmig auseinanderstrebend; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; assistenzfiguren barhäuptig (?) mit kurzen Stäben. alles in perlkreis.
11h l. a. baktrisch šauo; 1h r. a. alχanno
anepigraph
referenzen: vgl. Göbl 1967, typ 70
Belege: 70a-1
Jpr
63
3,73g
3h
29,4mm
70a-2
Jpr
64
3,21g
3h
29,7mm
70a-1
70a-2
256
katalog
Typ 71 drachme Mehama Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; Ohrring mit einer dreifach- und einer Vierfachperle; perlenhalskette und kugelverzierter torques; links im Feld tamgha S 1, rechts im Feld altar; unter der Büste Flügelornament. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und drei(?)teiligen altarplatten, die beiden oberen altarplatten mit perlreihe; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; auf breiter Front emporzüngelnde Flammen; die assistenzfiguren tragen eine krone mit drei schmalen Zacken, welche je von einer kugel bekrönt sind und kurze Stäbe. alles in perlkreis.
11h r. a. Brāhmī ṣāha mehama
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 71
Belege: 71-1
Jpr
71-2 71-3
66
3,70g
3h
29,6mm
Bern 93.85
3,59g
3h
27,0mm
Bern 93.71
2,91g
3h
31,8mm
71-1
71-2
71-3
4.2 alchan
257
Typ 71A drachme Mehama Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; einliniges diadem, vorne Mondsichel, hinten vom diadem hängend ein geripptes, geschwungenes Band; Ohrring mit einer dreifach- und einer Vierfachperle; perlenhalskette; links im Feld tamgha S1, rechts im Feld altar; unter der Büste Flügelornament. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten; als punktreihen gebildete, kurze altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; auf breiter Front emporzüngelnde Flammen; die assistenzfiguren tragen eine krone, die aus einem großen liegenden Halbmond mit einem punkt darin zu bestehen scheint; Stäbe unklar. alles in perlkreis.
1h r. a. Brāhmī ṣāhi me
anepigraph
referenzen: vgl. Göbl 1967, typ 71
Belege: 71a-1
Jpr
67
3,24g
3h
29,5mm
71a-1
258
katalog
Typ 73 drachme Mehama Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze löckchenfrisur; krone mit einlinigem, geperltem diadem; vorne und seitlich je eine Mondsichel mit Stielperle; hinten vom diadem hängend zwei gerippte Bänder; Ohrring mit einer dreifach- und einer Vierfachperle; perlenhalskette und kugelverzierter torques; im linken Feld tamgha S1; im rechten Feld bänderverzierte keule; auf den Schultern Mondsichelspitzen; unter der Büste Flügelornament. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und drei(?)teiligen altarplatten; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; auf breiter Front emporzüngelnde Flammen; die assistenzfiguren tragen eine krone mit drei schmalen Zacken, welche je von einer kugel bekrönt sind und kurze Stäbe. alles in perlkreis.
11h unklare Brāhmī-legende
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 73
Belege: 73-1
Bern 93.78
3,53g
3h
30,2mm
73-2
Jpr
3,52g
3h
29,2mm
73-3
Bern 93.82
2,94g
3
28,6mm
68
73-1
h
73-2
73-3
259
4.2 alchan
Typ 74 drachme Mehama Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; krone mit einlinigem, geperltem diadem, vorne eine Mondsichel mit Stielperle; hinten vom diadem hängend zwei gerippte Bänder; Ohrring mit einer dreifach- und einer Vierfachperle; perlenhalskette; mit perlreihen verziertes Gewand; im rechten Feld tamgha S1; unter der Büste Flügelornament. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit drei(?)stufiger Basis und dreiteiligen altarplatten; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; zwiebelförmige Flammen; die assistenzfiguren tragen eine krone mit drei schmalen Zacken, welche je von einer kugel bekrönt sind; Stäbe unklar. alles in perlkreis.
1h r. a. Brāhmī mehama
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 74
Belege: 74-1
Jpr
74-2 74-3
3,54g
3h
29,8mm
Bern 93.81
3,51g
h
9
26,1mm
Bern 93.72
3,10g
3h
28,7mm
74-4
Bern 68.1260
2,66g
9h
29,1mm
74-5
Bern 93.76
2,56g
6h
28,6mm
74-1
69
74-2
74-3
rv. „Spielkartendoppelschlag“
74-4
74-5
260
katalog
Typ 75 drachme avamazha Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit „topffrisur“ rechts; krone mit einlinigem diadem; vorne Mondsichel, unklar ob seitlich emblem; hinten vom diadem hängend zwei gerippte Bänder; Ohrring mit einer Zweifach- und einer dreifachperle; perlenhalskette; Büste mit vier Buckeln; unter der Büste Flügelornament; im rechten Feld lotos auf Muschel. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zwei(?)stufiger Basis und dreiteiligen altarplatten; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt, parallel zum Schaft verlaufend; zwiebelförmige (?) Flammen; die assistenzfiguren tragen kronen, deren Basis halbmondförmig zu sein scheint und lange Stäbe. alles in perlkreis.
ca. 8h r. a. (?) Brāhmī [jaya ṣahy a]–vamazha (?)
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 75
Belege: 75-1
Bern 93.73
3,13g
3h
29,8mm
75-1
4.2 alchan
261
Typ 75C drachme avamazha Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit „topffrisur“ rechts; krone mit zweilinigem, geperltem diadem; vorne kein emblem erkennbar, seitlich Mondsichel; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette, von dieser aufsteigend dünne Bänder mit breiten, triangulären, gerippten enden; Büste mit vier Buckeln; auf beiden Schultern eine perlreihe; unter der Büste Flügelornament; im rechten Feld nach links stehendes Buckelrind. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zwei(?)stufiger Basis und zweiteiligen altarplatten; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt, vom Schaft abstehend; zwiebelförmige Flammen; die assistenzfiguren tragen kronen, deren Basis halbmondförmig zu sein scheint und lange, geperlte Stäbe. alles in perlkreis.
8h r. a. Brāhmī jaya – ṣa–hy avamazha
anepigraph
referenzen: Unpubliziert
Belege: 75C-1
Jpr
903
3,68g
6h
29,3mm
75C-1
262
katalog
Typ 76 drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel und toupierter Frisur rechts; krone mit nicht sichtbarem diadem; vorne und seitlich je eine Mondsichel mit dreizack darin, dazwischen eine kleinere leere; oben ein rinderkopf; hinten vom diadem hängend zwei geschweifte Bänder mit kolbenförmigen enden; runder, mit perlen umsäumter Ohrring; perlenhalskette, davon aufsteigend zwei kurze Bänder; pektorale oder weitere ketten mit Brustjuwel (?); Gewand mit perlverzierten Schultern und S-förmigem Ornament auf den Oberarmen; im rechten Feld drei Blumen in Vase; unter der Büste Flügelornament. alles in perlkreis.
Bild unklar; parallele Strukturen, eventuell als andeutung eines Feueraltars mit assistenzfiguren.
1h r. a. Brāhmī ja[...
referenzen: Göbl 1967, typ 76
Belege: 76-1
Jpr
70
76-2
Bern 93.86
3,53g
9h (?)
25,4mm
2,59g
9h (?)
25,9mm
76-1
76-2
4.2 alchan
Typ 76B drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel und toupierter Frisur rechts; krone mit nicht sichtbarem diadem; vorne und seitlich je eine Mondsichel mit dreizack darin, oben ein rinderkopf; hinten vom diadem hängend zwei geschweifte Bänder mit kolbenförmigen enden; runder, mit perlen umsäumter Ohrring; perlenhalskette; Gewand mit perlreihen verziert; rechter arm nach vorne abgewinkelt, am Handgelenk kugelverzierter armreif; in der Hand, deren Zeige- und kleiner Finger ausgestreckt sind, eine lotosblume. alles in perlkreis.
Unkenntlich
10h und 1h unklare Zeichen
referenzen: Vondrovec 2010, p. 179
Belege: 76B-1
Jpr
108
2,17g
?
25,3mm
76B-1
263
264
katalog
Typ 77 drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; krone mit einlinigem diadem, vorne eine Mondsichel mit Globus darin, seitlich ein kleiner Flügel; hinten vom diadem hängend zwei gerippte Bänder; runder, geperlter Ohrring; perlenhalskette; mit perlreihen verziertes Gewand; Büste mit drei Buckeln in Seitensicht. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; Flammenform unklar; kronen der assistenzfiguren unklar; Stäbe mit kugeln bekrönt alles in perlkreis.
9h r. a. Brāhmī jaya – ṣāhi jaṣya (?)
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 77
Belege: 77-1
Bern 93.88
3,90g
3h
77-2
Bern 93.89
3,78g
?
30,4mm
77-3
Bern 93.74
3,35g
2h
28,3mm
77-1
28,2mm
77-2
77-3
265
4.2 alchan
Typ 78 drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Büste mit turmschädel rechts; krone mit unklaren emblemen; hinten vom diadem hängend zwei gerippte Bänder; runder, geperlter Ohrring; perlenhalskette; mit perlreihen verziertes Gewand; Büste mit drei Buckeln in Seitensicht; rechts im Feld keule. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger (?) Basis, anzahl der altarplatten unklar, darauf l. und r. ansen, spitzkegelige Flammen; altarbänder unklar; assistenzfiguren tragen krone mit drei kugeln (?) und halten lange, gepunktete Stäbe. alles in perlkreis.
9h r. a. Brāhmī jaya – ṣā[hi] jaṣya (?)
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 78
Belege: 78-1
Jpr
72
3,03g
2h
27,7mm
78-1
Zweimal gelocht
266
katalog
Typ 79 drachme lakhāna Udayādityaḥ Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur mit ausgeprägter Stirnglatze; krone mit einlinigem diadem, vorne Mondsichel; hinten vom diadem hängend zwei gerippte Bänder; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette; mit perlreihen verziertes Gewand; Büste mit drei Buckeln. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; Flammen büschelförmig; kronen der assistenzfiguren unklar; kurze Stäbe. alles in perlkreis.
10h r. a. Brāhmī rāja lakhāna – udayādityaḥ
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 79
Belege: 79-1
Bern 93.58
3,83g
3h
25,9mm
leg. mit visarga
79-2
Bern 93.80
3,50g
3h
28,2mm
leg. mit visarga
79-3
Jpr
3,48g
2h
30,0mm
leg. ohne visarga
73
79-1
79-2
79-3
4.2 alchan
267
Typ 80 drachme lakhāna Udayādityaḥ Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur mit ausgeprägter Stirnglatze; krone mit einlinigem diadem, vorne Mondsichel; hinten vom diadem hängend zwei gerippte Bänder; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette; mit perlreihen verziertes Gewand; Büste mit drei Buckeln, Mondsichelspitzen auf den Schultern; links im Feld tamgha S1, rechts im Feld dreizack. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; Flammen büschelförmig; kronen der assistenzfiguren unklar; kurze Stäbe. alles in perlkreis.
9h r. a. baktrisch alχano, 1h r. a. Brāhmī rāja lakhāna
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 80
Belege: 80-1
Jpr
74
3,79g
3h
29,8mm
80-1
268
katalog
Typ 81 drachme khiṅgila Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; krone mit einlinigem diadem, vorne und seitlich Mondsichel; hinten vom diadem hängend zwei gerippte Bänder; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette; mit Strichreihen verziertes Gewand; Büste mit drei Buckeln, Mondsichelspitzen auf den Schultern; links im Feld tamgha S1, rechts im Feld rosette. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; anzahl der Stufen und altarplatten unklar; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; Flammen büschelförmig; kronen der assistenzfiguren unklar; wohl kurze Stäbe. alles in perlkreis.
10h r. a. Brāhmī devaṣāhi – khiṅgila
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 81
Belege: 81-1
Jpr
76
3,72g
3h
28,5mm
81-2
Jpr
75
3,64g
h
3
27,8mm
81-3
Bern 93.60
3,01g
3h
27,5mm
81-4
Bern 68.1261
2,99g
3h
27,9mm
81-1
81-2
81-3
81-4
4.2 alchan
269
Typ 82 drachme Javūkha Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; krone mit einlinigem diadem, vorne Mondsichel mit Globus darin, seitlich Flügel; hinten vom diadem hängend zwei gerippte Bänder; runder, geperlter Ohrring; perlenhalskette; mit perlreihen verziertes Gewand; Büste mit drei Buckeln. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; Flammen büschelförmig; kronen der assistenzfiguren unklar; kurze Stäbe. alles in perlkreis.
10h r. a. Brāhmī jayatu – ṣāhi javūkhlaḥ oder javūvlaḥ
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 82
Belege: 82-1
Jpr
942
3,52g
12h
27.6mm
82-1
270
katalog
Typ 84A dinar Mehama Avers
Revers
Ganzfigur frontal stehend, kopf nach links gewendet; krone mit gepunktetem, einlinigem diadem, darauf symmetrische, gerippte Stehbänder, mittig Mondsichel mit dreizack darin, hinten ein (?) geripptes, wegstehendes Band; die Figur opfert an einem kleinen altar mit ansen, über diesem bändergeschmückter dreizack; in der linken ebenfalls dreizack; rechts im Feld tamgha S1; gepunktete Standlinie. darstellung stark stilisiert. alles in perlkreis.
Frontal sitzende ardokhsho; in der rechten Füllhorn; die linke auf ein unklares Objekt gestützt. darstellung stark stilisiert und im regelfall verprägt. alles in perlkreis.
11h r. e. baktrisch bago mēuamo – šao
anepigraph
kommentar: die legende dieses typs wurde erst kürzlich durch n. Sims-Williams erfolgreich gelesen, weshalb sich dieser typ nunmehr Mehama zuweisen läßt.
referenzen: Göbl 1981, p. 179f. Vondrovec 2013
Belege: 84a-1
Bern 93.105
6,56g
1h
33,1mm
84a-2
Bern 93.103
6,31g
12
h
84a-1
32,5mm
84a-2
4.2 alchan
271
Typ 85 dinar adomano Avers
Revers
Ganzfigur frontal stehend, kopf nach links gewendet; krone mit einlinigem diadem, darauf symmetrische, gerippte Stehbänder, mittig Mondsichel mit punktrosette darin, hinten zwei gerippte, wegstehende Bänder; die Figur opfert an einem kleinen altar mit ansen, über diesem bändergeschmückter dreizack; in der linken ebenfalls dreizack; links und rechts des Halses der Figur je ein Halbmond; rechts im Feld tamgha S10; gepunktete Standlinie. darstellung stark stilisiert. alles in perlkreis.
Frontal sitzende ardokhsho; in der rechten Füllhorn; die linke auf ein unklares Objekt gestützt. darstellung stark stilisiert und im regelfall verprägt. alles in perlkreis.
11h r. e. baktrisch adomano mii–rosano šao
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 85/1–5
Belege: 85-1
Jpr
852
6,76g
12h
32,5mm
85-1
272
katalog
Typ 85A dinar adomano Avers
Revers
Ganzfigur frontal stehend, kopf nach links gewendet; krone mit einlinigem diadem, darauf symmetrische, gerippte Stehbänder, mittig Mondsichel mit punktrosette darin, hinten zwei gerippte, wegstehende Bänder; die Figur opfert an einem kleinen altar mit ansen, über diesem bändergeschmückter dreizack; in der linken ebenfalls dreizack; links und rechts des Halses der Figur je ein Halbmond; rechts im Feld tamgha S10; gepunktete Standlinie; zwischen Standlinie und Füßen drei kugeln. darstellung stark stilisiert. alles in perlkreis.
Unkenntliche darstellungsreste bzw. völlig leerer Stempel (?)
kommentar: abweichend von Göbl 1967, der dinare dieses Grundtyps auf großen, schüsselförmigen Schrötlingen genauso wie solche auf kleineren und flachen Schrötlingen unter der nr. 85 zusammengefaßt hatte, werden letztere hier unter einer eigenen nummer geführt. Zudem stellen die drei kugeln unter der Figur – von Göbl nicht erwähnt – ein weiteres typologisches Unterscheidungskriterium dar. auf den reversen des typs sind entweder überhaupt keine Bildreste erkennbar oder allenfalls so geringe, daß das Bild nicht rekonstruiert werden kann. in Frage käme am ehesten ein Śiva mit Stier oder die sitzende ardokhsho. innerhalb des typs 85a ist immer noch eine gewisse Variationsbreite erkennbar. auf dem exemplar 85a-2 etwa befinden sich rechts neben dem tamgha im Feld zwei punkte, die durchaus beabsichtigt zu sein scheinen, und auf dem exemplar 85a-3 ist das tamgha selbst so reduziert dargestellt, daß es eigentlich wieder eher dem tamgha S1 ähnelt.
referenzen: Göbl 1967, typ 85/6–7
Belege: 85a-1
Bern 93.106
7,12g
–
28,9mm
rv. bildlos (?)
85a-2
Bern 93.107
7,05g
?
29,5mm
av.: rechts im Feld neben dem tamgha zwei punkte; rv.darstellung unkenntlich
85a-3
Jpr
7,05g
?
27,9mm
rv.darstellung unkenntlich
85a-4
Bern 93.104
7,01g
–
28,6mm
rv. bildlos (?)
85a-1
918
85a-2
85a-3
85a-4
273
4.2 alchan
Typ 86 drachme adomano Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; krone mit einlinigem, geperltem diadem, vorne Mondsichel mit punktrosette, seitlich leere Mondsichel; hinten vom diadem hängend zwei Bänder mit kolbenförmigen enden; Ohrring mit einer dreifach- und einer Vierfachperle; perlenhalskette; mit perlreihen verziertes Gewand; Mondsichelspitzen auf den Schultern; Büste mit drei Buckeln; unter der Büste Flügelornament; links im Feld tamgha S1; rechts im Feld bänderverzierte keule. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit ansen; links der altarflamme Stern, rechts Halbmond. alles in perlkreis.
1h r. a. baktrisch adomano miiro–sano šao
anepigraph (?)
referenzen: Göbl 1967, typ 86
Belege: 86-1
Jpr
78
86-2
Bern 93.64
3,75g
2h
25,5mm
3,71g
3h
22,9mm
86-1
86-2
274
katalog
Typ 87 drachme adomano Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; krone mit Blätterdiadem, vorne Mondsichel mit dreizack, seitlich Flügel; hinten vom diadem hängend zwei Bänder mit kolbenförmigen enden; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette; mit perlreihen verziertes Gewand; Büste mit drei Buckeln; unter der Büste Flügelornament; rechts im Feld rosette auf Muschel. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und unklaren altarplatten; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; Flammen spitzdreieckig mit gestaffelten Zungen; die assistenzfiguren tragen kronen in Form eines Halbmondes mit einer kugelbekrönten Spitze darin und kurze, kugelbekrönte Stäbe; links der altarflamme Stern, rechts Halbmond. alles in perlkreis.
1h r. a. baktrisch adomano mii–rosano šao
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 87
Belege: 87-1
Bern 93.59
3,78g
3h
25,2mm
87-1
4.2 alchan
Typ 88A drachme pūrvvāditya Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; krone mit zweilinigem diadem, vorne Mondsichel mit rosette, seitlich Mondsichel (unklar ob mit Binnenemblem); hinten vom diadem hängend zwei Bänder mit kolbenförmigen enden; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette; mit perlreihen und Zickzackmuster verziertes Gewand; Büste ohne Buckel; unter der Büste Flügelornament; rechts im Feld von drei Blumen bekröntes tamgha S1. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; details unklar. alles in perlkreis.
1h r. a. Brāhmī pūrvvā–ditya
anepigraph (?)
referenzen: Unpubliziert
Belege: 88a-1
Bern 93.70
3,08g
3h
23,2mm
88a-1
275
276
katalog
Typ 90 drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; krone mit einlinigem diadem, vorne und seitlich Mondsichel; hinten vom diadem hängend ein (?) geripptes Band; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette; Gewanddetails unklar; unklar ob Flügelornament vorhanden; rechts im Feld nimbierte Figur (Bhīma?) mit gekreuzten Beinen. alles in perlkreis.
Feueraltar mit assistenzfiguren, details unklar.
9h r. a. Brāhmī ṣāhi [...
referenzen: Göbl 1967, typ 90
Belege: 90-1
Jpr
90-2
Bern 68.1262
79
3,67g
?
23,3mm
3,58g
?
24,9mm
90-1
90-2
277
4.2 alchan
Typ 91 drachme pūrvvāditya Avers
Revers
Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; krone mit einlinigem diadem, vorne und seitlich Mondsichel, in der vorderen dreizack, in der seitlichen punktrosette; hinten vom diadem hängend zwei Bänder mit kolbenförmigen enden; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette; mit perlreihen und Zickzackmuster verziertes Gewand; Büste mit drei Buckeln; unter der Büste Flügelornament; rechts im Feld auf lotos stehende lakṣmī. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; Flammenform unklar; details der assistenzfiguren unklar; links und rechts der altarflammen je ein Stern. alles in perlkreis.
1h r. a. Brāhmī pūrvvā–ditya
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 91
Belege: 91-1
Jpr
80
91-2
Bern 93.53
3,72g
3h
23,7mm
3,59g
3h
22,9mm
91-1
91-2
278
katalog
Typ 92 drachme pūrvvāditya Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; krone mit zweilinigem, geperltem diadem, vorne Mondsichel mit rosette, seitlich Mondsichel mit dreizack darin; hinten vom diadem hängend zwei Bänder mit kolbenförmigen enden; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette; mit perlreihen und Zickzackmuster verziertes Gewand; Büste ohne Buckel; unter der Büste Flügelornament; links im Feld tamgha S1; rechts im Feld auf lotos stehendes rad. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen(?) altarplatten; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; Flammen büschelförmig; assistenzfiguren tragen kurze, kugelbekrönte Stäbe, weitere details unklar. alles in perlkreis.
1h r. a. Brāhmī pūrvvāditya
anepigraph
referenzen: Göbl 1967. 92
Belege: 92-1
Jpr
81
92-2
Bern 93.79
3,76g
3h
23,5mm
3,41g
3h
22,8mm
92-1
92-2
279
4.2 alchan
Typ 93 drachme pūrvvāditya Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; krone mit einlinigem diadem, vorne Mondsichel mit rosette, seitlich Mondsichel mit Stielperle; hinten vom diadem hängend zwei Bänder mit kolbenförmigen enden; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette; mit perlreihen und Zickzackmuster verziertes Gewand; Büste ohne Buckel; unter der Büste Flügelornament; rechts im Feld Muschel(gefäß?) mit Haltegriff(?), darauf nach rechts blickender kopf eines tieres. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis, altarplatten unklar; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; Flammen büschelförmig; assistenzfiguren tragen kurze, kugelbekrönte Stäbe; rechts der altarflamme ein Stern; unklar ob links ebenfalls Symbol. alles in perlkreis.
1h r. a. Brāhmī pūrvvā–ditya
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 93
Belege: 93-1
Bern 93.65
3,76g
3h
24,0mm
93-2
Jpr
3,61g
3h
23,3mm
82
93-1
93-2
280
katalog
Typ 94 drachme pūrvvāditya(?) Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; krone mit Blätterdiadem, vorne und seitlich je eine Mondsichel mit dreizack darin; hinten vom diadem hängend zwei Bänder mit kolbenförmigen enden; Ohrring mit zwei dreifachperlen; mit breiten, geperlten Borten verziertes Gewand; auf den Schultern je ein Halbmond; Büste ohne Buckel; unter der Büste Flügelornament; rechts im Feld lotosblume mit gewundenem Stengel. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis, altarplatten unklar; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; Flammen büschelförmig; assistenzfiguren tragen kurze, kugelbekrönte Stäbe, weitere details unklar. alles in perlkreis.
1h r. a. Brāhmī ṣāhi
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 94
Belege: 94-1
Bern 93.67
3,81g
?
24,4mm
94-2
Jpr
3,72g
3h
23,7mm
94-3
Bern 93.61
3,26g
3h
23,0mm
83
94-1
94-2
94-3
281
4.2 alchan
Typ 96A drachme Zabocho Avers
Revers
Bartlose Büste rechts; keine Haare sichtbar; krone mit einlinigem diadem, vorne eine Mondsichel mit dreizack darin, seitlich Flügel, auf dem Scheitel eine große Mondsichel mit rosette darin; hinten vom diadem hängend zwei Bänder mit kolbenförmigen enden; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette mit Stehbändern mit kolbenförmigen enden im nacken; mit perlreihen und Zickzackmuster verziertes Gewand; unter der Büste Flügelornament; rechts im Feld vajra, daneben punkt. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis, altarplatten unklar; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; Flammen gestaffelt nach oben strebend (?); assistenzfiguren tragen kurze, kugelbekrönte Stäbe, weitere details unklar. alles in perlkreis.
1h r. a. baktrisch zaboχo – mii–ro–sano šao
anepigraph
referenzen: Göbl 1981, 96a
Belege: 96a-1
Jpr
84
96a-2
Bern 93.84
3,68g
3h
24,1mm
3,42g
3h
23,7mm
96a-1
96a-2
282
katalog
Typ 98 drachme Zabocho Avers
Revers
Bartlose Büste rechts; keine Haare sichtbar; krone mit zweilinigem diadem, vorne und seitlich je eine Mondsichel; auf dem Scheitel eine große Mondsichel mit dreizack darin; hinten vom diadem hängend zwei Bänder mit kolbenförmigen enden; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette mit Stehbändern mit kolbenförmigen enden im nacken; mit perlreihen und Zickzackmuster verziertes Gewand; unter der Büste Flügelornament; rechts im Feld mit drei Blumen bekröntes tamgha S1. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altardetails unklar; altarbänder unklar; Flammen unklar; zumindest die rechte assistenzfigur trägt eine dreizackige krone; rechts oberhalb der Flammen ein Halbmond, unklar ob links ebenfalls Symbol; weitere details unklar. alles in perlkreis.
1h r. a. baktrisch zaboχo – mii–ro–sano šao
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 98
Belege: 98-1
Jpr
98-2 98-3
85
3,24g
9h
24,7mm
Bern 93.62
3,13g
3h
23,0mm
Bern 93.68
3,06g
9
23,9mm
98-1
h
98-2
98-3
283
4.2 alchan
Typ 99 drachme Zabocho Avers
Revers
Bartlose Büste rechts; keine Haare sichtbar; krone mit zweilinigem diadem, vorne und seitlich je eine Mondsichel; auf dem Scheitel eine große Mondsichel mit dreizack darin; hinten vom diadem hängend zwei Bänder mit kolbenförmigen enden; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette mit Stehbändern mit kolbenförmigen enden im nacken; mit perlreihen und Zickzackmuster verziertes Gewand; unter der Büste Flügelornament; rechts im Feld bändergeschmückter dreizack. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; weitere details unklar. alles in perlkreis.
1h r. a. baktrisch zaboχo – [?]
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 99
Belege: 99-1
Bern 93.66
3,52g
3h
22,0mm
99-2
Bern 93.54
3,25g
2h
23,4mm
99-3
Bern 93.63
3,13g
3
23,1mm
99-1
h
99-2
99-3
284
katalog
Typ 104 drachme Zabocho (?) Avers
Revers
Bartlose Büste rechts; keine Haare sichtbar; krone mit zweilinigem, geperltem diadem, embleme unklar; hinten vom diadem hängend zwei Bänder mit kolbenförmigen enden; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette mit Stehbändern mit kolbenförmigen enden im nacken; mit perlreihen verziertes Gewand; unter der Büste Flügelornament; rechts im Feld lotosblume. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altarform und altarbänder unklar; assistenzfiguren unklar. alles in perlkreis.
1h baktr. legendenreste; auf ex. 104-2 ist eventuell noch schwach das χo von zaboχo erkennbar.
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 104
Belege: 104-1
Bern 68.1263
3,19g
9h
23,3mm
104-2
Bern 93.359
2,91g
?
22,1mm
104-1
104-2
285
4.2 alchan
Typ 105 drachme Zabocho Avers
Revers
reiter auf pferd im lateralgang rechts; krone mit unklarem diadem, auf dem Scheitel eine große Mondsichel mit rosette darin, hinten vom diadem hängend zwei Bänderpaare, das untere lang, linear und gewellt, das obere kürzer und gerippt; runder, perlenbesetzter Ohrring; perlenhalskette; Gewand mit v-förmigem kragen; Schwert an Gürtel hängend, die rechte auf den knauf gestützt; die linke hinter dem Hals des pferdes verborgen; pferd mit unklarem kopfzeug, Zügel auf dem Hals liegend, Brustgeschirr mit perlverzierung, unklares kruppengeschirr, an der pferdeschulter und am Hinterzwiesel des Sattels jeweils eine troddel nach sasanidischer Mode hängend; rechts im Feld tamgha S1, darunter, über den Ohren des pferdes, ein liegender Halbmond. alles in perlkreis.
Großes, mit Wellenmuster umrandetes rad auf einer Stange; links und rechts Gazellen.
9h r. a. baktrisch zaboχo – mii–rosano – šao
7h r. a. Brāhmī yago dha(r)magato jaya
referenzen: Göbl 1967, typ 105
Belege: 105-1
Jpr
87
105-2
Bern 93.300
3,64g
12h
23.3mm
3,20g
?
22,6mm
105-1
105-2
286
katalog
Typ 106 drachme Zabocho Avers
Revers
reiter auf pferd im lateralgang rechts; krone mit unklarem diadem, auf dem Scheitel eine große Mondsichel mit dreizack darin, hinten vom diadem hängend zwei Bänderpaare, das untere lang, linear und gewellt, das obere kürzer und gerippt; runder, perlenbesetzter Ohrring; perlenhalskette(?); Gewand mit v-förmigem kragen; Schwert an Gürtel hängend, die rechte auf den knauf gestützt; die linke deutet nach vorn; pferd mit unklarem kopfzeug, Zügel auf dem Hals liegend, Brustgeschirr mit perlverzierung, kruppengeschirr mit perlverzierung, an der pferdeschulter und am Hinterzwiesel des Sattels jeweils eine troddel nach sasanidischer Mode hängend, Schweif erhoben; rechts im Feld Muschel. alles in perlkreis.
Großes, mit Wellenmuster umrandetes rad auf einer Stange; links und rechts Gazellen.
9h r. a. baktrisch zaboχo – mii–rosano šao
7h r. a. Brāhmī yago dha(r)magato jaya
referenzen: Göbl 1967, typ 106
Belege: 106-1
Bern 93.301
3,90g
1h
21,9mm
106-2
Jpr
3,83g
2h
22,0mm
88
106-1
106-2
287
4.2 alchan
Typ 106A drachme Zabocho
Avers
Revers
reiter auf pferd im lateralgang rechts; krone mit unklarem diadem, auf dem Scheitel eine große Mondsichel mit dreizack darin, hinten vom diadem hängend zwei Bänderpaare, das untere lang, linear und gewellt, das obere kürzer und gerippt; runder, perlenbesetzter Ohrring; perlenhalskette(?); Gewanddetails unklar; Schwert an Gürtel hängend, die rechte auf den knauf gestützt; die linke liegt am Mähnenkamm; pferd mit ansonsten unklarer ausstattung; Schweif erhoben; links im Feld tamgha S1, rechts im Feld rosette. alles in perlkreis.
Großes, mit Wellenmuster umrandetes rad auf einer Stange; links und rechts Gazellen.
8h r. a. baktrisch zaboχo – mii–rosano šao
7h r. a. Brāhmī yago dha(r)magato jaya
referenzen: Göbl 1981, 106a
Belege: 106a-1
Jpr
89
3,47g
12h
23,5mm
106a-1
288
katalog
Typ 108 drachme Baysira Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste rechts; krone mit zweilinigem diadem, untere diademlinie geperlt, möglicherweise geschlossene kronenkappe, vorne eine Mondsichel mit rosette darin, seitlich Flügel; hinten vom diadem hängend zwei schmale, engparallel laufende Bänder; Ohrring mit zwei doppelperlen; perlenhalskette; mit Strichmuster verziertes Gewand; auf der rechten Schulter Mondsichelspitze; Büste mit drei Buckeln; auf der Büste Flügelornament; links im Feld kombination aus Swastika und Mondsichel, rechts im Feld altar. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit dreistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten, darauf nach außen geschwungene ansen; Basis, Schaft, platten und ansen geperlt; altarbänder unklar; Flammen als „Wolke“ aus kurzen, schrägen Strichen; assistenzfiguren mit geperlten Beinen und vermutlich langen Stäben, weitere details unklar. alles in perlkreis.
9h r. a. Brāhmī jayatu ba–ysira, unter dem altar zweizeilig khota/lika
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 108
Belege: 108-1
Jpr
90
108-2
Bern 93.329
3,78g
9h
26,4mm
3,71g
10h
27,8mm
108-1
108-2
289
4.2 alchan
Typ 111A drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Büste rechts, unklar ob Schnurrbart; Wulstfrisur; unklar ob krone; Ohrring mit vier (?) perlen; perlenhalskette; Büste mit drei Buckeln; weitere details unklar; links im Feld stark verzeichnete Schlange, die sich über den kopf aufrichtet.
Unkenntlich
2h r. a. Brāhmī (korrupt) dhama jaya
referenzen: Göbl 1967, vgl. typ 111
Belege: 111a-1
Bern 93.328
2,98g
?
25,0mm
111a-1
?h
290
katalog
Typ 113 drachme Bhaloka Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste rechts; krone mit zweilinigem diadem, untere diademlinie geperlt, vorne und seitlich je eine Mondsichel, in der vorderen dreizack; hinten vom diadem hängend zwei Bänder mit kolbenförmigen enden; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette; Gewand mit perlreihen auf den Schultern und weiteren, unklaren Ornamenten; Büste ungegliedert; unter der Büste Flügelornament; rechts im Feld tamgha S1. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit oben am altarschaft angesetzten, gepunkteten Bändern; weitere details unklar. alles in perlkreis.
1h r. a. Brāhmī bhaloka – [...
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 113
Belege: 113-1
Jpr
113-2 113-3
92
3,10g
3h
23,6mm
Bern 93.55
2,98g
h
3
23,0mm
Jpr
2,50g
3h
23,1mm
93
113-1
113-2
113-3
291
4.2 alchan
Typ 115 drachme Bhaloka Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste rechts; krone mit zweilinigem diadem, vorne und seitlich je eine Mondsichel mit unklaren emblemen darin; hinten vom diadem hängend zwei Bänder mit kolbenförmigen enden; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette; Gewand mit perlreihen auf den Schultern und weiteren, unklaren Ornamenten; Büste ungegliedert; unter der Büste Flügelornament; rechts im Feld rosette. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; weitere details unklar. alles in perlkreis.
1h r. a. Brāhmī bhalo–ka – [...
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 115
Belege: 115-1
Jpr
94
3,35g
9h
24,1mm
115-2
Jpr
95
2,90g
9
23,9mm
h
115-1
115-2
292
katalog
Typ 116A drachme adomano Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste rechts; krone mit ein(?)linigem diadem, vorne und seitlich je eine Mondsichel, vorn mit punktrosette, seitlich mit Mittelstäbchen darin und auf perle sitzend; hinten vom diadem hängend zwei Bänder mit kolbenförmigen enden; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette; mit perlreihen und Zickzackmuster verziertes Gewand; Büste ungegliedert; unter der Büste Flügelornament; rechts im Feld altar mit ansen. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; weitere details unklar. alles in perlkreis.
1h r. a. baktrisch adomano mii–ro–[…
anepigraph
referenzen: Unpubliziert
Belege: 116a-1
Bern 93.69
3,64g
9h
24mm
116a-2
Jpr
3,32g
9h
23mm
109
116a-1
116a-2
4.2 alchan
293
Typ 118A drachme Javūkha Avers
Revers
reiter auf pferd im lateralgang rechts; krone mit unklarem diadem, auf dem Scheitel eine große Mondsichel mit dreizack darin, hinten vom diadem hängend zwei parallele Bänderpaare; unklarer Ohrring; perlenhalskette(?); Gewanddetails unklar; Schwert an Gürtel hängend, die rechte auf den knauf gestützt; die linke deutet nach vorn; pferd mit unklarem kopfzeug, Zügel auf dem Hals liegend, Brust- und kruppengeschirr undeutlich; links im Feld tamgha S1, rechts im Feld Vase mit drei pflanzen darin.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; weitere details unklar.
8h r. a. Brāhmī ṣā[...
anepigraph
referenzen: Unpubliziert
Belege: 118a-1
Jpr
96
3,68g
3h
24,1mm
118a-1
294
katalog
Typ 120 ae toramāṇa Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste rechts; unklare krone; perlenhalskette mit gerippten Stehbändern im nacken; unter der Büste Flügelornament. alles in perlkreis.
Speichenrad in perlkranz. alles in perlkreis.
rechts im Feld Brāhmī bra oder bu
im abschnitt Brāhmī tora
referenzen: Göbl 1967, typ 120
Belege: 120-1
Bern 93.311
3,67g
7h
18,3mm
120-2
Bern 93.315
3,52g
10
h
120-1
18,4mm
Überprägung
120-2
4.2 alchan
Typ 122 ae toramāṇa Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste rechts; unklare krone; perlenhalskette mit gerippten Stehbändern im nacken; unter der Büste Flügelornament. alles in perlkreis.
Speichenrad in perlkranz. alles in perlkreis.
rechts im Feld Brāhmī to
im abschnitt Brāhmī tora
referenzen: Göbl 1967, typ 122
Belege: 122-1
Bern 93.313
3,90g
12h
19,4mm
122-1
295
296
katalog
Typ 122B ae toramāṇa Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste rechts; unklare krone (diademreif geperlt?); perlenhalskette mit gerippten Stehbändern im nacken; unklar ob Flügelornament unter der Büste. alles in perlkreis.
Speichenrad in perlkranz. alles in perlkreis.
rechts im Feld Brāhmī to, darunter rad
im abschnitt Brāhmī tora
referenzen: Unpubliziert
Belege: 122B-1
Jpr
98
2,97g
7h
16,7mm
122B-1
4.2 alchan
Typ 130A ae Baysira/Vaysira Avers
Revers
Büste rechts; Büstendetails unklar; unter der Büste Flügelornament. rechts im Feld Muschel mit floralem (?) aufsatz. alles in perlkreis.
Speichenrad in perlkranz. alles in perlkreis.
keine legende sichtbar
im abschnitt Brāhmī śrī vaysi[ra]
referenzen: Unpubliziert
Belege: 130a-1
Jpr
99
2,13g
9h
15,7mm
130a-1
297
298
katalog
Typ 132A ae khiṅgila Avers
Revers
Büste mit turmschädel rechts; unklar ob krone; unklarer Ohrring; perlenhalskette oder Halsreif, davon aufsteigend zwei gerippte Bänder; Gewanddetails unklar; unklar ob Flügelornament vorhanden. alles in perlkreis.
Ovale, perlgesäumte rosette auf halbkreisförmigem Sockel; links und rechts aufsteigend je ein an der Basis mäandrierendes Band mit breitem, quergeripptem ende. alles in perlkreis.
2h r. a. Brāhmī …]gilaḥ
anepigraph
referenzen: Unpubliziert
Belege: 132a-1
Jpr
100
1,50g
5h
16,7mm
132a-1
299
4.2 alchan
Typ 139 drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; krone mit einlinigem diadem, vorne und seitlich Mondsichel; hinten vom diadem hängend ein kurzes, dreieckiges geripptes Band (nur eines sichtbar); Ohrring mit einer doppel- und einer dreifachperle; perlenhalskette; Gewanddetails unklar; unklar ob Flügelornament unter der Büste; links im Feld dreiköpfiger nāga; rechts im Feld bändergeschmückter dreizack. alles in perlkreis.
Feueraltar mit assistenzfiguren; darstellung nahezu unkenntlich
10h r. a. Brāhmī ṣāhi – .]ha(?)ṣāna(?)
referenzen: Göbl 1967, typ 139
Belege: 139-1
Bern 93.77
3,76g
?
139-2
Bern 68.1264
3,67g
?
139-3
Jpr
3,64g
3
86
139-1
24,1mm 23,5mm h
24,4mm
139-2
139-3
300
katalog
Typ 139A drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Schnurrbärtige(?) Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur oder pelzhaube; Büste mit drei Buckeln; weitere details unklar; l. hinter der Büste aufgerichtete, sich über den kopf reckende Schlange mit sieben köpfen.
Unkenntlich
3h r. a. Brāhmī jaya
referenzen: Unpubliziert
Belege: 139a-1
Jpr
313
3,14g
?
24,3mm
139a-1
Subaerat (?)
4.2 alchan
Typ 142 drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste rechts; kein Haar erkennbar; krone unklar; hinten vom diadem hängend kurze, gerippte Bänder; Ohrring unklar; perlenhalskette; Gewandgestaltung unsicher; Büste ohne Buckel; rechts im Feld Muschel mit floraler (?) Bekrönung. alles in perlkreis.
Feueraltar mit assistenzfiguren; details unklar.
Unklare Brāhmī-legende
referenzen: Göbl 1967, typ 142
Belege: 142-1
Jpr
101
4,52g
?
21,8mm
142-1
301
302
katalog
Typ 142A drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste rechts; kein Haar erkennbar; krone mit einlinigem diadem, vermutlich vorne und seitlich Mondsichel (?); hinten vom diadem hängend ein kurzes, dreieckiges geripptes Band; Ohrring mit fünf (?) haufenförmig angeordneten perlen; perlenhalskette; Gewanddetails unklar; Büste mit drei (?) Buckeln; unklar ob Flügelornament unter der Büste; links im Feld oben Halbmond; rechts im Feld bändergeschmückter dreizack. alles in perlkreis.
Feueraltar mit assistenzfiguren; darstellung verwildert und verprägt, nahezu unkenntlich.
9h r. a. Brāhmī ṣāhi – [...
referenzen: Unpubliziert
Belege: 142a-1
Jpr
103
3,51g
6h
21,7mm
142a-1
4.2 alchan
Typ 145 drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; kein Haar erkennbar; krone mit einlinigem diadem, vorne Mondsichel, seitlich unklares emblem (Flügel?); hinten vom diadem hängend kurze, dreieckige gerippte Bänder (undeutlich); Ohrring mit zwei doppelperlen; perlenhalskette; Gewanddetails unklar; Büste mit drei (?) Buckeln; unklar ob Flügelornament unter der Büste; links im Feld Muschel; rechts im Feld altar mit ansen. alles in perlkreis.
Feueraltar mit assistenzfiguren; details unkenntlich.
9h r. a. Brāhmī ṣāhi [...] – madu (?)
referenzen: Göbl 1967, typ 145
Belege: 145-1
Jpr
104
3,55g
9h
25,3mm
145-1
303
304
katalog
Typ 145A drachme lakhāna (?) Avers
Revers
Büste rechts; kein Haar erkennbar; krone mit einlinigem diadem, kronembleme unklar; hinten vom diadem wegstehend ein kurzes, dreieckiges geripptes Band; unklarer Ohrring; perlenhalskette; Gewanddetails unklar; Büste mit drei Buckeln; als perlreihe aufgelöstes Flügelornament unter der Büste; Schultermonde. alles in perlkreis.
Feueraltar mit assistenzfiguren; darstellung stark verwildert.
9h r. a. Brāhmī ṣāhi – lakha (?)
referenzen: Unpubliziert
Belege: 145a-1
Jpr
106
3,22g
3h
23,5mm
145a-1
305
4.2 alchan
Typ v. 146 drachme anonym Avers
Revers
Büste rechts; kein Haar oder Bart erkennbar; krone mit einlinigem diadem, auf dem kurze, senkrechte Striche sitzen, vorne und seitlich je eine Mondsichel, darin unklare embleme; hinten vom diadem hängend ein geripptes, trianguläres Band, dahinter eine aufgerichtete Schlange; Ohrring mit zwei an kurzen Stielen hängenden perlen; perlenhalskette (manchmal doppelt); Gewanddetails unklar; Büste ohne Buckel; wohl kein Flügelornament unter der Büste. alles in perlkreis.
Unbeprägt
2h r. a. Brāhmī jayatu
referenzen: Unpubliziert
Belege: v. 146-1
Jpr
136
5,73g
–
22,0mm
v. 146-2
Jpr
135
5,30g
–
22,5mm
v. 146-1
v. 146-2
306
katalog
Typ 146 drachme Bhaloka Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste rechts; kein Haar erkennbar; krone mit unklarem, mehrreihigem diadem, vorne und seitlich Mondsichel, in der je ein dreizack sitzt; hinten vom diadem hängend Bänder mit kolbenförmigen enden; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette mit nach oben strebenden, schmalen Bändern im nacken; Gewandgestaltung unsicher; Büste ohne Buckel; rechts im Feld dreizack auf Muschel. alles in perlkreis.
Feueraltar mit assistenzfiguren; details unklar.
1h r. a. Brāhmī bhalo – [...
kommenat: eine klare Unterscheidung zwischen Göbls typen 146 und 146a ist nicht möglich, weshalb die Belege hier allein unter 146 gelistet sind.
referenzen: Göbl 1967, typ 146 / 146a
Belege: 146-1
Jpr
146-2
Bern 93.93
105
3,63g
?
24,9mm
3,24g
?
23,7mm
146-1
146-2
307
4.2 alchan
Typ 150 var. 1 drachme toramāṇa ii. Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; kein Haar erkennbar; krone mit vorne und seitlich einer Mondsichel, in der je ein dreizack sitzt; hinten vom diadem hängend Bänder mit kolbenförmigen enden; runder, perlumsäumter Ohrring; perlenhalskette; auf der rechten Schulter eine perlreihe; rechter arm vorgestreckt; die Hand, deren Zeigefinger und kleiner Finger ausgestreckt sind, hält ein Bündel aus drei pflanzen: die mittlere wohl eine Ähre, links und rechts hängend je eine Frucht. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; links und rechts der Flamme je ein kringel; weitere details nicht erkennbar; doppelter (?), linearer Bildrand.
1h r. a. Brāhmī śrī ṣāhi tora; selbst auf besseren exemplaren mehr oder minder verschrieben.
referenzen: Göbl 1967, typ 150
Belege: 150 var. 1-1 Jpr
894
3,73g
3h
26,7mm
150 var. 1-2 Jpr
1154
3,20g
?
28,2mm
150 var. 1-1
150 var. 1-2
308
katalog
Typ 150 var. 2 drachme toramāṇa ii. Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; kein Haar erkennbar; krone mit vorne und seitlich einer Mondsichel, in der je ein dreizack sitzt; hinten vom diadem hängend Bänder mit kolbenförmigen enden; runder, perlumsäumter Ohrring; perlenhalskette; rechter arm vorgestreckt; die Hand, deren Zeigefinger und kleiner Finger ausgestreckt sind, hält ein Bündel aus drei pflanzen: die mittlere wohl eine Ähre, links und rechts hängend je eine Frucht. alles in perlkreis.
a) Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; links und rechts der Flamme je ein kringel; weitere details nicht erkennbar; doppelter (?), linearer Bildrand. b) Unbeprägt.
1h r. a. Brāhmī śrī [ṣā]; selbst auf besseren exemplaren mehr oder minder verschrieben und oft nur das erste Zeichen vorhanden.
kommentar: die exemplare 150 var. 2-1 und 4 demonstrieren deutlich, wie fließend die Grenzen innerhalb der einzelnen Varianten des typs 150 sind: zwar weist der avers deutlich bereits die kurze legende śrī auf, doch ist bei diesem exemplar auch noch ein reversstempel im einsatz gewesen.
referenzen: Göbl 1967, typ 150
Belege: 150 var. 2-1 Bern 93.97
3,33g
3h
25,3mm
rv. a
150 var. 2-2 Jpr
110
3,21g
–
24,9mm
rv. b
150 var. 2-3 Jpr
1155
3,16g
–
24,4mm
rv. b
150 var. 2-4 Jpr
1269
2,50g
2h
27,8mm
rv. a
150 var. 2-5 Jpr
1156
2,36g
3h
26,1mm
rv. a
150 var. 2-1
150 var. 2-2
150 var. 2-3
150 var. 2-4
150 var. 2-5
309
4.2 alchan
Typ 150 var. 3 drachme toramāṇa ii. Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; kein Haar erkennbar; krone mit vorne und seitlich einer Mondsichel, in der je ein dreizack sitzt; hinten vom diadem hängend Bänder mit kolbenförmigen enden; runder, perlumsäumter Ohrring; perlenhalskette; rechter arm vorgestreckt; die Hand, deren Zeigefinger und kleiner Finger ausgestreckt sind, hält ein Bündel aus zwei pflanzen: die mittlere wohl eine Ähre, rechts hängend möglicherweise eine Mohnkapsel. alles in perlkreis.
Unbeprägt
1h r. a. Brāhmī śrī [ṣā]; selbst auf besseren exemplaren mehr oder minder verschrieben.
referenzen: Göbl 1967, typ 150
Belege: 150 var. 3-1
Jpr
4,01g
–
25,3mm
150 var. 3-2
Bern 93.98
3,91g
–
25,5mm
150 var. 3-3
Jpr
3,54g
–
24,7mm
150 var. 3-4
Bern 93.96
3,33g
–
25,6mm
150 var. 3-5
Bern 93.92
3,31g
–
26,6mm
150 var. 3-1
111 112
150 var. 3-2
150 var. 3-3
rv. eventuell unklare Bildreste
150 var. 3-4
150 var. 3-5
310
katalog
150 var. 3-6
Bern
93.100
3,17g
–
24,3mm
150 var. 3-7
Bern
66.556
3,14g
–
25,5mm
150 var. 3-8
Bern
93.102
3,07g
–
25,8mm
150 var. 3-9
Bern
68.1266
2,82g
–
23,1mm
150 var. 3-10
Bern
68.1265
2,51g
–
24,5mm
150 var. 3-11
Bern
93.99
2,50g
–
24,1mm
150 var. 3-12
Jpr
113
2,15g
–
22,5mm
150 var. 3-6
150 var. 3-7
150 var. 3-8
150 var. 3-11
150 var. 3-9
150 var. 3-12
150 var. 3-10
311
4.2 alchan
Typ 150, Variante unklar drachme toramāṇa ii. Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; kein Haar erkennbar; krone mit vorne und seitlich einer Mondsichel, in der je ein dreizack sitzt; hinten vom diadem hängend Bänder mit kolbenförmigen enden; runder, perlumsäumter Ohrring; perlenhalskette; rechter arm vorgestreckt; die Hand, deren Zeigefinger und kleiner Finger ausgestreckt sind, hält ein Bündel aus zwei oder drei pflanzen. alles in perlkreis.
Unkenntlich
1h r. a. Brāhmī-legende; hier unkenntlich.
referenzen: Göbl 1967, typ 150
Belege: 150 unklar-1
Bern
93.95
4,39g
–
25,3mm
150 unklar-2
Bern
93.94
2,70g
–
23,7mm
150 unklar-3
Bern
93.101
2,07g
–
22,6mm
150 unklar-1
150 unklar-2
150 unklar-3
312
katalog
Typ 150A drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Büste mit turmschädel und Wulstfrisur rechts, unklar ob Schnurrbart; krone mit nicht sichtbarem diadem; vorne Mondsichel mit dreizack darin, seitlich Flügel, oben ein rinderkopf; hinten vom diadem hängend zwei geschweifte Bänder mit kolbenförmigen enden; runder, mit perlen umsäumter Ohrring; perlenhalskette; in der Brustmitte strahlenförmiges Ornament, weitere Gewanddetails nicht erkennbar; links unter den Bändern Muschel, im rechten Feld altar mit ansen, darauf dreizack; unter der Büste Flügelornament. alles in perlkreis.
Feueraltar mit assistenzfiguren; weitere details unklar.
1h unklare legende
kommentar: im Gegensatz zu Göbls Beschreibung (Göbl 1981, 150a) sehe ich an der krone eine breite Stirnsichel mit drei parallelen Strichen (dreizack) darin.
referenzen: Göbl 1981, 150a (dieses exemplar)
Belege: 150a-1
Bern 93.57
3,73g
9h
26,2mm
150a-1
313
4.2 alchan
Typ 152 ae Mihirakula Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste rechts; Frisur mit am Oberkopf senkrecht nach unten gekämmten und in einer doppelten, rundumlaufenden lockenreihe abschließenden Haaren; unklarer, perlverzierter Ohrring; perlenhalskette; von dieser im nacken aufsteigend zwei gerippte Bänder; Gewanddetails unklar; unter der Büste Flügelornament. alles in perlkreis.
Buckelrind links schreitend, vor ihm ein dreizack, über der kruppe eine Mondsichel. alles in perlkreis.
1h r. a. Brāhmī śrī mihirakula
im abschnitt Brāhmī jayatu vṛṣa
referenzen: Göbl 1967, typ 152
Belege: 152-1
Jpr
119
5,05g
3h
21,7mm
152-2
Jpr
114
4,27g
4h
18,2mm
152-3
Jpr
117
3,90g
4h
21,9mm
152-4
Jpr
120
3,59g
2h
19,7mm
152-5
Jpr
115
3,46g
1
22,6mm
152-1
152-2
h
152-3
Überprägung; am av. auf 1h Bildreste (krone von ass.figur?); Untertyp unklar doppelschlag oder Überprägung mit unklarem Untertyp Überprägung auf typ 120 od. 122
152-4
152-5
314
katalog
152-6
Bern 93.318
3,17g
2h
21,0mm
152-7
Bern 68.1267
2,85g
3h
17,9mm
152-8
Jpr
116
2,54g
2h
18,2mm
auffällig grober, abweichender Stil
152-9
Jpr
118
2,53g
3h
19,8mm
Überprägung auf typ 120–122
152-10
Jpr
121
1,75g
3
18,5mm
152-6
152-7
h
152-8
152-9
152-10
315
4.2 alchan
Typ 159 ae Mihirakula (?) Avers
Revers
Büste rechts; Frisur mit am Oberkopf senkrecht nach unten gekämmten und in einer rundumlaufenden lockenreihe abschließenden Haaren; im nacken aufsteigend Bänder (?); weitere details unklar; rechts im Feld tamgha S1. alles in perlkreis.
Buckelrind mit nach oben geschwungenem Schweif links. alles in perlkreis.
anepigraph
anepigraph
referenzen: Göbl 1967, typ 159
Belege: 159-1
Jpr
122
159-2
Bern 93.350
2,52g
2h
17,5mm
1,34g
4
17,7mm
h
159-1
159-2
316
katalog
Typ 165 ae anonym Avers
Revers
Büste mit turmschädel rechts; keine Haare oder Bart erkennbar; unklar ob krone, eventuell ein emblem an der Stirn; torques oder Halskette; Gewanddetails unklar; links im Feld unklare Struktur (Bänder, Schriftzeichen oder Symbol?); rechts im Feld rosettenartiges Symbol aus sechs punkten. alles in perlkreis.
Große Muschel. alles in perlkreis.
anepigraph (?)
links und rechts im Feld Brāhmī ṣā–hi
referenzen: Göbl 1967, typ 165
Belege: 165-1
Jpr
979
1,18g
4h
11,2mm
165-1
4.2 alchan
317
Typ 174b drachme (?) narendra Avers
Revers
Bartlose Büste rechts; Frisur mit am Oberkopf senkrecht nach unten gekämmten und in einer doppelten, rundumlaufenden lockenreihe abschließenden Haaren; krone mit einlinigem diadem, vorne eine Mondsichel mit perle darin, seitlich nach vorn geschwungener Flügel, hinten lange Bänder; großer Ohrring mit zwei doppelperlen; perlenhalskette; mit perlreihen verziertes Gewand; links im Feld Muschel, rechts im Feld lotos. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und zweiteiligen altarplatten, Stufen und platten mit punktreihen verziert; zu Strichen verkümmerte, parallel zum Schaft laufende altarbänder; oben links und rechts ansen; kleine, linsenförmige Flamme; assistenzfiguren mit gepunkteten armen und Beinen, kronen unklar; kurze Stäbe; unter dem altar zwei mit einem Bogen brillenartig verbundene kreise mit je einem punkt darin. alles in perlkreis. anepigraph
10h r. a. Brāhmī jayatu – śrī narendra
referenzen: Göbl 1967, typ 174b
Belege: 174b-1
Jpr
124
3,05g
12h
22mm
174b-1
318
katalog
Typ 305 drachme Unsicherer prägeherr
Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; krone mit einlinigem diadem, vorne und seitlich Mondsichel; hinten vom diadem hängend zwei gerippte Bänder; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette; mit Strich- oder perlreihen verziertes Gewand; Büste mit drei Buckeln; links im Feld keule; rechts im Feld rosette; Mondsichelspitzen auf den Schultern. alles in perlkreis.
Unkenntlich
10h r. a. Brāhmī ṣāhi ...]madu (?)
referenzen: Göbl 1993, typ 305
Belege: 305-1
Jpr
107
3,54g
?
26,3mm
305-1
319
4.2 alchan
Typ 306 drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Büste rechtsdreiviertelfrontal; krone mit geperltem diadem, links und rechts zwei massive, hörnerartige, punktverzierte aufsätze, mittig ein graziler, baum- oder palmettenartiger aufsatz, darüber ein nach unten gewendeter Halbmond; von der kronenspitze ausgehend zu beiden Seiten drapierte, nach links flatternde, geschweifte, spitz zulaufende Bänder; vom diadem schräg nach unten hängend ein geperltes Band; vom nacken aufsteigend zwei breite, gerippte Bänder; perlenhalskette; Büste mit drei Buckeln, details unklar. alles in perlkreis (?).
Unkenntlich
1h r. a. Brāhmī dhama jaya
referenzen: Göbl 1993, typ 306
Belege: 306-1
Jpr
310
3,39g
?
31,2mm
306-2
Jpr
311
2,91g
?
27,9mm
306-3
Jpr
931
2,32g
?
26,0mm
306-1
306-2
306-3
320
katalog
Typ 307 drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste rechts; krone mit zweigeteilter kronenkappe, in den Feldern unklare Ornamente, oben ein kreis mit einer kugel darin; Ohrring mit zwei großen Bommeln (?); perlenhalskette; mit Strich- oder perlreihen verziertes Gewand; hinter der Büste eine kobra in drohhaltung mit gespreiztem nackenschild, die sich in s-förmiger Windung von unter der rechten Schulter bis hinter den Scheitel reckt; hinter ihr ein achtstrahliger Stern. alles in perlkreis.
Unkenntlich; eventuell nicht beprägt.
1h r. a. Brāhmī (korrupt) dhama jayatu
referenzen: Göbl 1993, typ 307
Belege: 307-1
Bern 93.304
3,31g
–
26,2mm
307-1
4.2 alchan
Typ 307A drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste rechts; eng anliegende, kurze Frisur oder plissierte Haube; krone mit einlinigem diadem, vorn eine senkrechte Spitze; Ohrring mit fünf perlen; perlenhalskette; vor der Brust ein großes, sich zu beiden Seiten emporschwingendes Flügelornament; hinter der Büste eine kobra in drohhaltung mit gespreiztem, auf der Bauchseite geripptem nackenschild, die sich in s-förmiger Windung von hinter dem nacken bis über den höchsten punkt des Scheitels reckt; das Maul ist geöffnet und die Zunge sichtbar. alles in perlkreis.
Unbeprägt
anepigraph (?)
referenzen: Göbl 1967, typ e12
Belege: 307a-1
Jpr
312
3,53g
–
27,0mm
307a-1
321
322
katalog
Typ 308 drachme anonym Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel und Wulstfrisur rechts; krone mit nicht sichtbarem diadem; vorne und seitlich Mondsichel, in der je ein dreizack sitzt; hinten vom diadem hängend zwei geschweifte Bänder mit kolbenförmigen enden; runder, mit perlen umsäumter Ohrring; perlenhalskette, von dieser ausgehend im nacken kurze Bänder; Büste ohne Buckel; auf beiden Schultern eine perlreihe; Gewand mit unkenntlichen Verzierungen; unter der Büste Flügelornament; rechts im Feld tamgha S1, darauf dreizack mit flammengesäumter Mittelspitze. alles in perlkreis.
Feueraltar mit assistenzfiguren; weitere details unklar.
anepigraph
referenzen: Göbl 1993, typ 308
Belege: 308-1
Jpr
102
2,47g
3h
25,5mm
308-1
323
4.2 alchan
Typ 310 drachme Mihirakula Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste rechts mit turmschädel und oben strähniger, unten gelockter Wulstfrisur; krone mit einlinigem diadem, vorne Mondsichel; Ohrring mit zwei doppelperlen; perlenhalskette, von dieser ausgehend zwei schmale, kurze Bänder; Gewand mit parallelen Falten, auf den Schultern und den Brustbuckeln je eine perlreihe; unter der Büste Flügelornament; links im Feld bändergeschmückter und perlverzierter Schirm, der von einer Mondsichel gekrönt ist; rechts im Feld bänderverzierter, geschweifter dreizack. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; altar mit zweistufiger Basis und dreiteiligen altarplatten; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; flachkegelige, mit punkten gefüllte Flamme; assistenzfiguren mit aus einem Halbmond mit punkt darin gebildeten kronen, breiten, gerippten Bändern und aus punktreihen gebildeten Beinen; in den Händen kurze Stäbe. alles in perlkreis.
10h r. a. Brāhmī jayatu mihirakula; links oben im Feld vi; rechts unten im Feld ha
anepigraph
referenzen: Göbl 1993, typ 310
Belege: 310-1
Jpr
940
310-2
Bern 93.83
3,61g
12h
25,1mm
2,97g
2h
26,6mm
310-1
310-2
324
katalog
Typ 317 drachme Mehama Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; eng anliegende, kurze Frisur; krone mit einlinigem diadem, vorne und seitlich Mondsichel; hinten vom diadem hängend zwei gerippte Bänder; Ohrring mit zwei dreifachperlen; perlenhalskette; mit perlreihen verziertes Gewand; Büste mit drei Buckeln; rechts im Feld tamgha S1. alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; anzahl der Stufen und altarplatten unklar; als punktreihen gebildete altarbänder, oben am altarschaft angesetzt; Flammen büschelförmig; kronen der assistenzfiguren unklar; wohl kurze Stäbe. alles in perlkreis.
10h r. a. Brāhmī ṣāhi – mahama
anepigraph
referenzen: Unpubliziert
Belege: 317-1
Jpr
71
3,96g
3h
27,8mm
317-1
4.2 alchan
Typ 326 drachme Unsicherer prägeherr
Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; krone mit unklarem diadem, auf dem Scheitel doppelte Mondsichel, darin dreizack(?); hinten vom diadem hängend zwei gerippte Bänder; Ohrring mit zwei doppelperlen; perlenhalskette, im nacken gerippte Bänder; Gewanddetails unklar; Büste mit drei Buckeln; rechts im Feld bänderverzierter vajra. alles in perlkreis.
Unklare Bildreste.
8 h r. a. Brāhmī ṣāhi [...
anepigraph(?)
referenzen: Unpubliziert
Belege: 326-1
Jpr
1128
3,28g
?
23,7mm
326-1
325
326
katalog
Typ 327 drachme Unsicherer prägeherr Avers
Revers
Schnurrbärtige Büste mit turmschädel rechts; krone mit unklarem diadem, vorne Mondsichel; Ohrring mit zwei doppelperlen; perlenhalskette; Gewanddetails unklar; Schulterwedel; links im Feld tamgha S1; rechts im Feld rad (?). alles in perlkreis.
Feueraltar mit zwei assistenzfiguren; weitere details unklar. alles in perlkreis.
links und rechts der Büste unklare (Schein?)legendenreste
anepigraph
referenzen: Unpubliziert
Belege: 327-1
Jpr
1127
3,00g
3h
23,6mm
327-1
4.3. index: iM katalOG Vertretene typen Und deren dUrCHSpraCHe iM textteil Zur leichteren Benutzbarkeit sind hier in der ersten Spalte die im vorliegenden Bestand vertretenen typen in der – Göbl folgenden – kataloganordnung nochmals aufgelistet, in der zweiten aber diejenigen kapitel des textteils, in welchen die typen jeweils besprochen werden. der Übersichtlichkeit halber sind dabei lediglich diejenigen Stellen erfaßt, die sich mit dem Hauptkontext befassen, nicht aber etwa bloße erwähnungen zu Vergleichszwecken. da sowohl die kidaritischen prägungen als auch die Buntmetallkleinmünzen in diesem Buch nur eine nebenrolle spielen, finden nicht alle typen im textteil erwähnung. die Gründe dafür sind in der einleitung (Kap. 1) erläutert.
Typ 1a 1B 4 5 6 7 8 9 10 10a 11 11a 12a 13a 14 15 16 17 18 18a 18B 19 19a 24 28 33 34 / 35 36a 37B 38 41
Relevante Kapitel 2
3 2; 3.2 2 2; 3.2
2; 3.3 2; 3.3 2; 3.3 2 2
3.1 3.1 3.1 3.1 3.2
Typ
Relevante Kapitel
43 44 45 47 48 50 52 52a 56 57 60 61 oder 61a 61a 62 64 69 70 70a 71 71a 73 74 75 75C 76 76B 77 78 79 80 81
3.2 3.2
3.4.2 3.4.2 3.4.2 3.5.2 3.2 3.2; 3.4.1; 3.4.2 3.2; 3.4.1; 3.4.2 3.2; 3.4.1; 3.4.2 3.4.2 3.4.3; 3.7 3.2 3.4.2 3.4.2 3.4.2 3.4.2 3.4.2 3.4.2 3.4.3 3.4.3 3.9 3.9 3.5.3 3.5.3 3.5 3.5; 3.5.2 3.5; 3.5.2
328
index
Typ
Relevante Kapitel
Typ
Relevante Kapitel
82 84a 85 85a 86 87 88a 90 91 92 93 94 96a 98 99 104 105 106 106a 108 111a 113 115 116a 118a 120 122
3.5 3.4.2 3.7 3.7 3.7 3.7 3.7 3.6 3.7 3.7 3.7 3.7 3.7 3.7 3.7 3.7 3.7 3.7 3.7 3.8.2 3.3 3.7 3.7 3.7 3.7 3.8.1 3.8.1
122B 130a 132a 139 139a 142 142a 145 145a v. 146 146 150 150a 152 159 165 174b 305 306 307 307a 308 310 317 326 327
3.8.1 3.8.2 3.3; 3.5.2; 3.6 3.3 3.6 3.6 3.6 3.6 3.3; 3.8.6 3.7 3.9 3.9 3.8.5 3.8.5 3.8.4 3.5.2 3.3 3.3 3.3 3.9 3.8.5 3.5 3.6.1 3.6.1
kapitel 5
BiBLiOGRAphie und ABKüRzunGsVeRzeiChnis
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5.2. aBkÜrZUnGSVerZeiCHniS
a: SaMMlUnGen Jede Bezugnahme im text auf Münzen aus dem hier vorgelegten Bestand erfolgt lediglich unter Verweis auf die entsprechende katalognummer mit dem davorstehenden kürzel kat., also etwa kat. 84a-2 für den im katalog an zweiter Stelle gereihten Beleg des typs 84A. im katalog selbst sind die provenienzen folgendermaßen angegeben: „Jpr“ für die Sammlung Jean-pierre righetti, und „Bern“ für die Sammlung des Bernischen Historischen Museums, jeweils in Verbindung mit der entsprechenden inventarnummer. Bei im textteil verwendeten Münzen aus anderen Sammlungen wird der inventarnummer ein entsprechendes kürzel vorangestellt. Wenn ich Münzen aus Göbl 1967 übernehme, die bereits bei ihm keine provenienz besitzen, beziehe ich mich direkt auf die von ihm vergebenen katalognummern.
die sammlungskürzel sind folgendermaßen aufzulösen: anS
american numismatic Society, new york
aur Huna
Slg. aman ur rahman, islamabad/dubai
Berlin
Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin
london
British Museum, department of Coins and Medals
nZk
numismatische Zentralkartei, institut für numismatik und Geldgeschichte, Universität Wien
paris
département des Monnaies, médailles et antiques, Bibliothèque nationale de France
Warden
ex Slg. Warden (dokumentation r. Göbl)
Wien
kunsthistorisches Museum Wien, Münzkabinett
B: SOnStiGe aBkÜrZUnGen abb.
abbildung
leg.
legende
av.
avers
mm
Millimeter
baktr. / ba.
baktrisch
n.
nach
br.
Brāhmī
nr.
nummer
bzw.
beziehungsweise
Orn.
Ornament
h
angabe der Uhrzeit für die Stempelstellung
r. / re.
rechts
i. F.
im Feld
r. a. / r. e.
rechts auswärts / rechts einwärts
ind.
indisch
rv.
revers
Jh.
Jahrhundert
Symb.
Symbol
kap.
kapitel
u.
und
l. / li.
links
v.
vor
l. a. / l. e.
links auswärts / links einwärts
Var.
Variante
336 Kapitel 3 Die Antiken RegiOnen zwiScHen iRAn unD in Antike Stätten (Hauptstädte und andere Orte) Hauptstädte und wichtige Städte –– Aktuelle Staatsgrenzen 0
100
200
300
Institut für Geographie und Regionalforschung © 2013 Universität Wien
400 km
nDien
Alchan
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