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German Pages XV, 328 S. Ill., graph. Darst. 25 cm [345] Year 2008
Robin Marchment Gynäkologie in der chinesischen Medizin
To my father who believed in me and to my mother who did not. From these two seeds grew my thirst for knowledge.
Robin Marchment
Gynäkologie in der chinesischen Medizin Deutsche Übersetzung von Agnes Fatrai
Zuschriften und Kritik an: Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag, Karlstr. 45, 80333 München Titel der Originalausgabe Gynaecology Revisited Obstetrics and gynaecology for practitioners of Chinese medicine CHURCHILL LIVINGSTONE An imprint of Elsevier Limited © 2007 Elsevier Australia Wichtiger Hinweis für den Benutzer Die Erkenntnisse in der Medizin unterliegen laufendem Wandel durch Forschung und klinische Erfahrungen. Herausgeber und Autoren dieses Werkes haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass die in diesem Werk gemachten therapeutischen Angaben dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Das entbindet den Nutzer dieses Werkes aber nicht von der Verpflichtung, anhand anderer Werke zu diesem Thema zu überprüfen, ob die dort gemachten Angaben von denen in diesem Buch abweichen und seine Verordnung in eigener Verantwortung zu treffen. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2008 © Elsevier GmbH, München Der Urban & Fischer Verlag ist ein Imprint der Elsevier GmbH. 08 09 10 11 12
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Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Planung und Lektorat: Christl Kiener, München Lektorat und Projektmanagement: Christl Kiener, München; Sonja Frankl, München Deutsche Übersetzung: Agnes Fatrai, München Redaktion: Dr. Carola Genzel, München; Doris Bindl, München Herstellung: Marion Kraus, München; Kerstin Wilk, Leipzig Satz: abavo GmbH, Buchloe/Deutschland, TNQ, Chennai/Indien Druck und Bindung: Uniprint International, Meppel Umschlaggestaltung: SpieszDesign, Büro für Gestaltung, Neu-Ulm Titelfotografie: © GettyImages/Photodisc Gedruckt auf 100 g Eurobulk Printed in Netherlands ISBN 978-3-437-57880-9 Aktuelle Informationen finden Sie im Internet unter www.elsevier.de und www.elsevier.com.
Geleitwort Im Zeitalter einer Informationsexplosion, einer zunehmenden Komplexität aller Lebensaspekte und von schweren, 800-seitigen Lehrbüchern ist es mir ein Vergnügen, einen gynäkologischen Text vorstellen zu können, der uns alles Wesentliche kurzgefasst, aber dennoch lückenlos zur Verfügung stellt. Robin Marchment bietet uns mit Gynaecology Revisited: Obstetrics and Gynaecology for Practitioners of Chinese Medicine einen einfachen Text, der eine gekonnte Mischung aus Konzepten, Theorien und Praxis der traditionellen chinesischen Medizin darstellt und uns daneben auch häppchenweise mit westlicher Anatomie und Physiologie versorgt. Während klassisch ausgebildete Akupunkteure und Arzneimitteltherapeuten im alten China die Grundlagen von Krankheit/Pathologie aus Sicht der westlichen Medizin nicht lernen mussten, hat Robin solche Erklärungen in diesem Text aus triftigen Gründen aufgeführt. Tatsache ist, dass unsere Patienten von der Kultur und der Umwelt des 21. Jahrhunderts beeinflusst werden, unabhängig davon, wie wir dazu stehen. Daher müssen wir mit den physiologischen Folgen von oralen Kontrazeptiva, Fruchtbarkeitspillen, Intrauterinpessaren, Steroiden, Antibiotika, chronischen Leiden wie Herpes, Chlamydien Candida etc. vertraut sein, nicht nur damit wir alle möglichen Einflüsse auf das Qi und das Xue unserer Patientinnen erkennen, sondern auch damit wir die Sprache unserer Kultur und Zeit und der medizinischen Konventionen sprechen! Sowohl das innere als auch das äußere Umfeld unserer Patientinnen unterscheidet sich ein wenig von dem von Frauen in den Lehrbüchern des alten China. Mit Hilfe ihrer Kenntnis der chinesischen Sprache und ihren häufigen Verweisen auf klassische Texte hat Robin ein Buch geschrieben, das Jahrtausende klinischer Weisheit überbrückt und, während es dem Wesen der traditionellen chinesischen Medizin treu bleibt, in der Praxis eines modernen Arzneimitteltherapeuten zu einem bedeutungsvollen und nützlichen Buch werden wird. Jane Lyttleton
Vorwort Gynaecology Revisited ist ein umfassender Leitfaden der entscheidenden diagnostischen Gesichtspunkte und Basisrezepte, die bei der Behandlung von Frauenkrankheiten entsprechend der chinesischen Medizin eingesetzt werden. Der wichtigste Beweggrund war es, westlichen Therapeuten ein Lehrbuch im chinesischen Stil zugänglich zu machen, das durch Schlichtheit gekennzeichnet ist und sich auf die entscheidenden Dinge konzentriert. Der zweite Faktor war die Faszination, die die heutige Medizin auf mich ausübt, und die Erkenntnis, dass ihre Theorien so viele Theorien der traditionellen chinesischen Medizin stützen. Es war mein Ziel, das Beste aus Ost und West vorzustellen. Aus diesem Grund finden sich Erklärungen aus heutigen Theorien zur weiblichen Physiologie zusammen mit Parallelen, die sich zwischen den beiden Paradigmen ziehen lassen. Obwohl solche Parallelen nur vorsichtig gezogen werden dürfen, kann die Berücksichtigung von westlichem medizinischem Wissen unser Denken stimulieren und unser übergreifendes Verständnis der Gynäkologie erweitern. In einem Zeitalter, in dem wir als Therapeuten der chinesischen Medizin uns zunehmend inmitten westlichen Diagnosen und Seite an Seite mit westlichen Therapien arbeitend wiederfinden, hat es einen praktischen Nutzen, die westlichen medizinischen Denkansätze zu verstehen und in der Lage zu sein, dieses Wissen in unsere eigenen Behandlungsstrategien einzubinden, wenn dies zweckmäßig ist. Der Text beinhaltet eine ausführliche Beschreibung der Anatomie der Fortpflanzungsorgane der Frau, mit relevanten Informationen zu kongenitalen Defekten entsprechend dem westlichen biowissenschaftlichen Modell. Die Physiologie der Frau wird sowohl aus Sicht der chinesischen Medizin als auch aus heutiger Sicht in einem kompakten Text geschildert. Es wird nur wenig zur Ätiologie der verschiedenen diagnostischen Muster gesagt, da dieses Wissen vorausgesetzt wird. Die in dem Text genannten Basisrezepte sollen tatsächlich eine Basis darstellen, sie sollen anleiten und inspirieren – um so eingesetzt und modifiziert zu werden, wie der Therapeut es für sinnvoll hält. Lassen Sie sich nicht durch die vielen verschiedenen Rezepturnamen verwirren, sondern achten Sie auf das Prinzip der einzelnen Rezeptur und ihrer Hauptarzneimittel; so kann beispielsweise die Ju Yuan Jian als eine Modifikation des Bu Zhong Yi Qi Tang gesehen werden (beide heben das Qi empor und mehren es); das Sheng Yu Tang steht eindeutig dem Si Wu Tang nahe und kann auch eine Variation des Dang Gui Bu Xue Tang oder des Ba Zhen Tang (beide tonisieren Qi und Xue) darstellen; das Ren Shen Yang Rong Tang hat die gleiche Wirkung wie das Gui Pi Tang (beide suppletieren Qi und Xue und beruhigen die konstellierende Kraft (shen), wobei die zweite Rezeptur stärker darauf abzielt, die konstellierende Kraft (shen) zu beruhigen. Der Anhang enthält Grafiken und Tabellen, die für die Diagnose und die Auswahl von Akupunkturpunkten nützlich sind. Obwohl das Studium und die Praxis der Gynäkologie in der chinesischen Medizin traditionell auf einer Behandlung mit Arzneimitteln basiert, kann Akupunktur ebenfalls wirksam eingesetzt werden. Zur Zusammenstellung eines Akupunkturrezeptes sollte man dem jeweiligen Behandlungsprinzip folgen und mit Hilfe der Tabelle 5 und der Tabelle 6 (s. Anhang) die persönliche Punktauswahl treffen. Dieses kleine Lehrbuch ist ein Ergebnis der Liebe, geboren aus der Freude am Lernen und der Leidenschaft für die chinesische Medizin und allem, was sie bietet. Ich hoffe, dass ich dies mit meinen Lesern teilen kann. Robin Marchment
Danksagung Ich möchte meinen vielen Lehrern danken, die in mir die Leidenschaft für die chinesische Medizin geweckt haben, besonders Drs. Huang Dingjian, Dong Jiangtao, Cai Xiulian und Wang Peishan, und nicht zuletzt meinem Ehemann George Jiaju Wu, der sein umfassendes Wissen aus 30 Jahren klinischer Erfahrung in China mit mir geteilt hat und mein ständiger Ratgeber während des Schreibens dieses Buches war. Ich bin auch meinen Kindern stets dankbar, die mich immer in meinen Bestrebungen unterstützen. Meinen Dank möchte ich Terrie Hall aussprechen, die bei der Bearbeitung eines frühen Manuskriptentwurfes so geduldig, gewandt und gewissenhaft war. Danke auch an Dr. Wang Qing, Stellvertretende Chefärztin des Chinesisch–Japanischen Freundschaftskrankenhauses in Beijing, für ihre Unterstützung bei der Endfassung des Manuskriptes.
Über die Autorin Robin Marchment ist Absolventin der Monash University, Melbourne, die sie 1969 mit einem BA (Hons) (Bachelor of Arts Honours) in Sprachen abschloss. Sie arbeitete ein Jahr lang in Korea und unterrichtete Englisch, Französisch und Russisch, bevor sie an der Monash University, Melbourne, lehrte. Später wurde ihr Interesse an chinesischer Medizin geweckt, und sie schloss das Melbourne College of Natural Medicine (jetzt ACNM) mit einem BHSc (Acup) (Bachelor of Health Sciences, Akupunktur) ab. Nach Praktika an Krankenhäusern der TCM-Universität Guangxi und an den Abteilungen für Gynäkologie und Pädiatrie des Städtischen Krankenhauses für Chinesische Medizin Xi’An studierte sie Chinesische Arzneimitteltherapie an der Southern School of Natural Therapies, Melbourne. Robin Marchment ist eine eingetragene Arzneimittel- und Akupunkturtherapeutin, die auch chinesische Medizin unterrichtet. Sie hat eine Privatpraxis mit Schwerpunkt Frauen- und Kinderheilkunde und leistet häufig bei Geburten Hilfe. Sie ist Autorin von Chinese for TCM Practitioners, einem Lehrbuch mit Audio-CDs, und sie hat vier Kinder.
Einführung Warum lautet der Titel dieses Buches Gynaecology Revisited [Anmerkung: übersetzbar als Gynäkologie aus einem anderen Blickwinkel] und nicht „Gynäkologie und Geburtshilfe in der chinesischen Medizin“ oder ähnlich? Nun, Ich habe das Wort „revisited“ gewählt, weil die meisten Leser bestimmt schon zahlreiche Texte zu diesem Thema gelesen haben und weil dieser Text nicht nur für den fortgeschritteneren Schüler geschrieben wurde, sondern auch für die professionelle Therapeutin bzw. den professionellen Therapeuten, die bzw. der die Grundlagen der chinesischen und heutigen Medizin in einem Band zur Hand haben möchte. Er greift das Thema knapp und übergreifend wieder auf und verwendet dabei die Terminologie unseres Berufes und die traditionellen Namen der Arzneimittel und Rezepturen. Er konzentriert sich auf die Kernaussagen der chinesischen Gynäkologie und beinhaltet dabei gleichzeitig das Wissen der heutigen Medizin. In der Tat ist es das Buch, das ich immer gesucht habe, um nicht mehrere Texte sowohl zu den Paradigmen der chinesischen Medizin als auch zu denen der westlichen Medizin zu Rate ziehen zu müssen. Und warum tauchen die Wörter „Geburtshilfe“ bzw. „Obstetrik“ im Titel nicht auf? Nun, das Wort „Gynäkologie“ leitet sich von den griechischen Wörtern gyne und logos ab und bedeutet „Frauen-Kunde“, was alle gesundheitsbezogenen Themen umfasst, auch die, die üblicherweise der „Geburtshilfe“ zugeordnet werden. In der chinesischen Medizin wird die Geburtshilfe als ein Zweig der Gynäkologie angesehen und nicht als ein eigenständiges Fach. Das Wort „Obstetrik“ leitet sich vom lateinischen Wort obstare, „daneben oder gegenüber stehen“ ab und beschreibt die Aufgabe der Hebamme, die Geburt zu beobachten und bei Bedarf helfend einzugreifen. Probleme während der Schwangerschaft oder in der postnatalen Phase wurden mit diesem Begriff ursprünglich nicht bezeichnet. Interessanterweise ist es heutzutage nur selten der Fall, dass Geburtshelfer „daneben stehen“. Die Geburtshilfe beinhaltet inzwischen Interventionen des Geburtshelfers, während die Beobachtung der Geburt und die Unterstützung der Mutter unter die Zuständigkeit der Hebamme fallen. Ebenfalls interessant ist die klinische Beobachtung durch Hebammen in modernen Geburtszentren und bei Hausgeburten, dass die Inzidenz von Komplikationen durch niedrigere Interventionsraten reduziert wird und dass, wenn doch Komplikationen auftreten, die Genesungsraten besser sind, wenn die Intervention auf ein Minimum reduziert wird. In den vergangenen Jahrzehnten sind Geburtszentren in Krankenhäusern aufgeblüht, und Hausgeburten sind nichts Außergewöhnliches mehr. Als Folge davon haben sich für viele Frauen sowohl die Entbindung als auch die postpartalen Erfahrungen gewaltig verbessert. Diejenigen, die eine fundierte Entscheidung zur Geburt treffen wollen, finden Informationen auf der Internet-Seite der Maternity Coalition unter www.maternitycoalition.org.au. Die Maternity Coalition ist eine Dachorganisation mit einer großen Auswahl an Organisationsmitgliedern in ganz Australien. Sie führt Bildungsveranstaltungen zu allen Aspekten der Geburt und des Stillens durch und verfügt über eine Liste von privat praktizierenden Hebammen, die Hausgeburten begleiten. Es besteht die Gelegenheit, über die Internet-Seite online zu diskutieren. Ich hoffe, dass dieses Buch diejenigen unterstützt und ermuntert, die das Gebiet der Gesundheit der Frau betreten, auf dem die chinesische Medizin eine sehr wertvolle Rolle spielt.
Wie man dieses Buch benutzt Der Zweck dieses Buches ist es, mit chinesischer Medizin arbeitenden westlichen Therapeuten praktische Grundlagen der chinesischen Gynäkologie zur Verfügung zu stellen, und zwar in Form eines einfachen Textes nach dem Vorbild der in China erhältlichen Texte. Um ihn knapp zu halten, werden die Arzneimittel und ihre Wirkungen nicht ausführlich erklärt, denn auf diese kann in einem der bereits verfügbaren ausgezeich-
neten Texte zur Materia medica zugegriffen werden. Aus dem gleichen Grund habe ich es vorgezogen, bei den einzelnen Krankheitsbildern keine umfangreichen Akupunkturpunktrezepturen zu nennen; ich war der Ansicht, dass leicht nachschlagbare Tabellen im Anhang Wiederholungen vermeiden können. Schließlich habe ich es vermieden, Fallbeispiele aufzuführen und meine persönlichen Erfahrungen zu schildern. Wenn ich dies getan hätte, wäre dieses Buch zu einem 700-seitigen Türstopper geworden, also genau dem, was ich vermeiden wollte. Es ist Aufgabe des Therapeuten, seine eigenen diagnostischen Fähigkeiten einzusetzen und diese mit dem Wissen und den Handlungsempfehlungen, die dieses Buch bieten möchte, zu kombinieren. Beim Gebrauch dieses Buches darf man daher nie die Notwendigkeit einer sorgfältigen Untersuchung und Beurteilung des Patienten entsprechend den traditionellen Methoden der vier diagnostischen Verfahren und acht Leitkriterien aus den Augen verlieren. Es bedarf viele Jahre praktischer Tätigkeit, um diese Fähigkeiten zu verfeinern und sie mit der Kenntnis der Arzneimittel und ihrer Kombinationen zu verbinden. Ein Fallbeispiel in einem Lehrbuch kann nicht alle kaum merklichen Zeichen wiedergeben, die ein erfahrener Therapeut bei einem Patienten beobachtet, wobei genau diese zur intuitiven Diagnose und zu der Auswahl an Arzneimitteln führen, die in dieser Situation am zweckmäßigsten ist. Mit „intuitiv“ meine ich die Fähigkeit des Geistes, unterbewusst zu analysieren und den Schlüssel zum vorliegenden Leiden zu erkennen. Darin liegt die Kunst der chinesischen Medizin, und für die meisten Therapeuten ist der intuitive Prozess, der sich durch Erfahrung und Überzeugung entwickelt, effektiver als eine mühevolle intellektuelle Analyse und Rechtfertigung. Was die Auswahl von Arzneimitteln betrifft, so kann der Arzneimitteltherapeut bei einem Patienten Yu Jin (Curcumae longae, Tb) und gleichzeitig bei einem anderen Dan Shen (Salviae miltiorrhizae, Rx) einsetzen, ohne genau erklären zu können, warum. Wenn man dieses Buch als Leitfaden für die klinische Praxis nutzt, ist es notwendig, die Symptomkonfigurationen zu verstehen und dabei auch die Tatsache zu akzeptieren, dass der Patient, der ein „Lehrbuchfall“ ist, nur selten existiert. Häufiger finden sich mehrere Symptomkonfigurationen gleichzeitig bei ein und demselben Patienten, und oft liegt auch mehr als ein „Leiden“ vor. Deshalb sollte man sich mehr an den Prinzipien der klassischen Rezepturen als an ihren einzelnen Bestandteilen orientieren, so dass oftmals die wichtigsten Ingredienzen oder wichtigsten Prinzipien von zwei oder mehr Rezepturen eingesetzt werden. Akupunktur stellt eine ausgezeichnete Ergänzung dar. Ebenso wie bei den Arzneimittelrezepturen müssen an den ausgewählten Hauptakupunkturpunkten Modifikationen vorgenommen werden. Wenn beispielsweise eine Disharmonie der Funktionskreise Leber und Milz (gan pi) besteht, können Le 3 (taichong) und Ma 36 (zusanli) eingesetzt werden; liegt Hitze (re) vor, kann statt Ma 36 (zusanli) Mi 6 (sanyinjiao) gewählt werden; bei Ängstlichkeit kann zusätzlich ein Punkt wie He 7 (shenmen) oder Yintang eingesetzt werden, wenn eine energetische Schwäche (xu) des Yin vorliegt, kann zusätzlich Ni 6 (zhaohai) oder Le 8 (ququan) genadelt werden, und bei energetischer Schwäche (xu) des Yang kann Moxibustion zum Einsatz kommen. Diejenigen, die mit Akupunktur behandeln möchten, sollten ihre Punktauswahl auf das Behandlungsprinzip stützen und die Vorschläge in den Tabellen im Anhang zu Rate ziehen. Es existieren bereits hervorragende Texte zu den Wirkungen und zur Kombination von Akupunkturpunkten; dies ist jedoch nicht der Schwerpunkt dieses Buches. Den Arzneimittelrezepturen folgen bei den einzelnen Krankheitsbildern einige Vorschläge für Akupunkturpunkte. Dies sind keineswegs die einzigen Punkte, die eingesetzt werden können, und Alternativen können den Tabellen 4 und 5 im Anhang entnommen werden. Erfahrene Therapeuten werden zweifellos ihre eigenen bevorzugten Kombinationen haben. Alternativ kann der Therapeut auch eine minimalistische Behandlung wählen, indem er einen einzigen Punkt aussucht und damit gegen die Wurzel der Störung vorgeht. Dieser Text richtet sich an Studenten im letzten Studienjahr sowie an Therapeuten. Ich bin sicher, dass die Studenten von ihren Lehrern angeleitet werden und dass die Therapeuten die Prinzipien der Bestimmung der Symptomkonfigurationen kennen. Teilweise muss bei einem bestimmten Leiden mehr als ein Kapitel berücksichtigt werden, und manchmal liegt die Lösung in den Modifikationen. Dies möchte ich am Beispiel eines Myoms verdeutlichen, das mit starker Blutung einhergeht: Wenn eine starke Blutung vorliegt, sollte auch
das Kapitel zu starken Blutungen zu Rate gezogen werden und nicht nur das Kapitel zu Verhärtungen und Massen, und letzten Endes sind die Modifikationen der Schlüssel zu einer effizienten Behandlung. Unabhängig davon, wie viele eigene Fallbeispiele mit unterschiedlichen Symptomkonfigurationen, Kombinationen und Permutationen ein Autor in einem Text aufführt, ist es schließlich Aufgabe des Therapeuten, die richtige Diagnose zu stellen. Ein Lehrbuch ist nur ein Lehrbuch – es kann nur ein Gerüst mit den wesentlichen Symptomkonfigurationen und Basisrezepten bieten und einige wenige Modifikationsbeispiele nennen. Es kann jedoch nicht anstelle des Therapeuten die Diagnose stellen.
Anmerkung zur Übersetzung Die Übersetzung des vorliegenden Buches zur chinesischen Gynäkologie aus dem Englischen hat für mich eine besondere Herausforderung dargestellt, denn zu meinen Arbeitssprachen gehören nicht nur Deutsch und Englisch, sondern auch Chinesisch; überwiegend übersetze ich chinesische Texte direkt ins Deutsche. Man sollte annehmen, dass dieser zusätzliche Einblick in die Quellsprache Chinesisch meine Arbeit erleichtert haben sollte. An bestimmten Stellen traf dies auch zu, an anderen machte dies meine Aufgabe jedoch schwerer. Denn ich musste auf weiten Strecken nicht nur dem Englischen, sondern auch dem zugrunde liegenden Chinesischen gerecht werden. Die Autorin Robin Marchment – die das Chinesische hervorragend beherrscht und das 2005 in Australien erschienene Lehrbuch Chinese for TCM Practitioners verfasst hat – hat in das vorliegende Buch neben westlicher Medizin und eigenen Erfahrungen sehr viel „traditionell Chinesisches“ einfließen lassen, und sie gibt auch häufig die chinesischen Ausdrücke im Text mit an. Diese Schwierigkeit, bei der Übersetzung bestimmter Begriffe sowohl das Englische als auch das Chinesische zu berücksichtigen, hat sich besonders häufig bei den einzelnen Kapitelüberschriften gezeigt. Ein Beispiel ist die Überschrift von Kapitel 10.2, 提 高 分 娩 的 结 果 (tigao fenmian de jieguo), von Robin mit „Improving Labour Outcomes“ betitelt. Der chinesische Ausdruck bedeutet in wörtlicher Übersetzung etwa so viel „Erhöhung des Ergebnisses der Entbindung“. Den englischen Ausdruck könnte man, wenn man das Chinesische nicht kennt, mit „Geburtserleichterung“ übersetzen. Dies wäre jedoch nicht korrekt, denn es geht um viel mehr: Es sollen alle Umstände, die bei einer Geburt eine Rolle spielen können, verbessert werden. So ist es das Ziel, Fehlgeburten zu verhindern, Lageanomalien zu korrigieren, die Patientin auf die Geburt vorzubereiten, die Geburt bei Bedarf einzuleiten und sie natürlich auch zu erleichtern. Daher habe ich den etwas umständlichen Ausdruck „Verbesserung des Geburtsergebnisses“ verwendet; das ist zwar kein „schönes“ gynäkologisches Fachwort, entspricht aber meiner Meinung am ehesten dem im englischen Buch verwendeten Begriff und gleichzeitig auch dem chinesischen Ausdruck. Ähnlich verhält es sich mit 身 痛 (shentong) in Kapitel 5.5. Robins Übersetzung lautet „Body Aches“, meine „Schmerzen des Körpers“. Anders als einige Wörterbücher vorschlagen, bin ich nicht der Ansicht, dass man hier „generalised pain“ bzw. „generalisierte Schmerzen“ verwenden kann, denn unter diesen versteht man im Allgemeinen gleichzeitig bestehende Schmerzen am gesamten Körper. Dementsprechend würde man bei einer Rückübersetzung in das Chinesische einen anderen Ausdruck verwenden, z. B. 全 身 痛 (quanshentong), wörtlich „Schmerzen des gesamten Körpers“. In dem genannten Kapitel werden jedoch an bestimmten Körperbereichen auftretende Schmerzen beschrieben. Das Gleiche gilt für Kapitel 7.8, 癥瘕积聚 (zhengjia jiju). Die zugegebenermaßen umständliche, aber so weit wie möglich korrekte Übersetzung dieser traditionellen Ausdrücke lautet „Lumps and Masses“ bzw. „Verhärtungen und Massen“; der Begriff „Raumforderung“ wäre zum einen nicht korrekt und zum anderen an dieser Stelle auch ein zu moderner Ausdruck. Ich hoffe, dass ich den Anforderung dieser (zumindest phasenweisen) „Übersetzung einer Übersetzung“ einigermaßen gerecht geworden bin, auch wenn die von mir verwendeten Begriffe für deutsche Ohren manchmal etwas holprig und ungewohnt klingen. Sie weisen aber schon durch diese Eigenschaft darauf hin, dass sie einem anderen Kulturkreis entstammen. Danken möchte ich Christl Kiener und Sonja Frankl von Elsevier, die mir die Gelegenheit gegeben haben, diesen sprachübergreifenden Spagat zu vollziehen, und natürlich auch Robin Marchment, die nicht nur die hervorragende englische Vorlage geliefert hat, sondern mir auch bei der Klärung verschiedener übersetzungsrelevanter Fragen immer helfend zur Seite stand. Im Frühjahr 2008, München Agnes Fatrai
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Inhaltsverzeichnis 1 1.1
1.2 1.2.1 1.2.2 1.3 1.3.1 1.3.2 1.4 1.4.1 1.4.2 1.4.3 1.5 1.6 1.7 1.7.1 1.7.2 1.7.3 1.7.4 1.7.5 1.7.6 1.7.7 1.7.8 1.7.9 1.7.10 1.7.11 1.7.12 1.7.13 1.7.14 1.7.15
Grundlagen der Frauenheilkunde und Geburtshilfe . . . . Geschichtlicher Abriss der Frauenheilkunde und Geburtshilfe in China . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anatomie der Fortpflanzungsorgane der Frau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klassische Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . Heutige Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . Angeborene Fehlbildungen . . . . . . Klassische Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . Heutige Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . Die weibliche Physiologie . . . . . . . Östrogene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Progesterone . . . . . . . . . . . . . . . . . Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Auslöser und Mechanismen von Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Diagnose- und Behandlungsprinzipien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gynäkologische Beurteilung . . . . . Die vier diagnostischen Verfahren . . Der Puls der Frau . . . . . . . . . . . . . . . Angaben zur Person . . . . . . . . . . . . Angaben zur Familie . . . . . . . . . . . . Allgemeine Anamnese . . . . . . . . . . . Gynäkologische Anamnese . . . . . . . Vorausgegangene und gegenwärtige Schwangerschaftsanamnese . . . . . . Untersuchungsergebnisse oder Screenings . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aktuelle Beschwerden . . . . . . . . . . . Aktuelle Medikationen . . . . . . . . . . Menstruation . . . . . . . . . . . . . . . . . Zyklusabhängige Schmerzen oder Unwohlsein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vaginaler Ausfluss . . . . . . . . . . . . . . Lochien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Menopause und Klimakterium . . . . .
2 1 2.1 2.1.1 2 2.2 3 3 3 6 6 7 8 9 9 9 10 11 12 12 12 13 14 14 14 14 14 14 15 15
2.2.1 2.2.2 2.3 2.3.1 2.3.2 3 3.1 3.2 3.3 3.4 4 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 5
16 16 16 16
5.1 5.2 5.3
Das Phänomen der Menstruation . . . . . . . . . . . . . . . . Die monatliche Blutung . . . . . . . . . Die Physiologie der Menstruation in der chinesischen Medizin . . . . . . . Die Phasen der Menstruation: Früher und heute . . . . . . . . . . . . . . Die Phasen des Zyklus . . . . . . . . . . . Entsprechungen . . . . . . . . . . . . . . . Menstruationsstörungen . . . . . . . . Klassische Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . Heutige Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . Störungen des Menstruationszyklus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verkürzter Zyklus 月经先期 . . . . Verlängerter Zyklus 月经后期 . . . Unregelmäßiger Zyklus 月经先后无定期 . . . . . . . . . . . . Blockierte Menstruation . . . . . . . . Störungen des Menstruationsflusses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Spärlicher Menstruationsfluss 月经过少 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verkürzter Menstruationsfluss 经期短 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Starker Menstruationsfluss 经过多 Verlängerter Menstruationsfluss 月经延长 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zwischenblutungen 经间期出血 . . . . . . . . . . . . . . . . Überfluten und Sickern 崩漏 . . . . Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zyklusstörungen 经行病 . . . . . . . Schmerzhafte Menstruationsblutung 痛经 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Spannungsgefühl in der Mamma 乳房胀痛 . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
17 18 18 22 23 24 25 25 25
29 30 35 40 43
51 52 56 59 64 66 70
79 80 80 88
XIV 5.4 5.5 5.6 5.7 5.8 5.9 5.10 5.11 5.12 5.13
Inhaltsverzeichnis Kopfschmerzen und Migräne 头痛 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schmerzen des Körpers 身痛 . . . . Stuhlveränderungen 便异常 . . . . Drehschwindel 眩晕 . . . . . . . . . . . Hitzeempfindungen 发热 . . . . . . . Nasenbluten und blutiger Auswurf 吐衄 . . . . . . . . . . . . . . . . Läsionen der Mundschleimhaut 口糜 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Exantheme und weitere Effloreszenzen 皮肤病 . . . . . . . . . Flüssigkeitsretention und Schwellungen 浮肿 . . . . . . . . . . . Stimmungsschwankungen 情志异常 . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7.7 91 96 97 102 105 108
7.8 7.9 7.9.1 7.9.2 7.10
110 112 116
7.10.1 7.10.2 7.11 7.11.1 7.12
118 7.12.1
6
6.1 6.2 6.3 6.3.1 6.3.2 6.3.3
Vaginaler Ausfluss, Pruritus und Ulzerationen im Genitalbereich . . . . . . . . . . . . Vaginaler Ausfluss 带下病 . . . . . . Pruritus, Exantheme, Wunden und Ulzerationen 阴痒 阴疮 . . . . . . . Äußere Arzneimittelanwendungen 外用方 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rezepturen zum Einsatz bei Ausfluss und Juckreiz im Genitalbereich . . . . Rezepturen zum Einsatz bei bestimmten Krankheitsbildern . . . . . Pessare . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7.12.2 121 122
8 8.1
129 136 138 138 139
8.1.1 8.1.2 8.1.3 8.1.4 8.1.5 8.2 8.2.1
7 7.1 7.2 7.3 7.4 7.4.1 7.4.2 7.4.3 7.4.4 7.4.5 7.5 7.6
Diverse Störungen . . . . . . . . . . . Obstipation 便难 便秘 . . . . . . . . Hämorrhoiden 痔疮 . . . . . . . . . . . Prolaps 脱 垂 . . . . . . . . . . . . . . . Perimenopausales Syndrom 更年期综合证 . . . . . . . . . . . . . . Physiologische Veränderungen . . . . . Psychologische Veränderungen . . . . Hormonelle Situation . . . . . . . . . . . . Der Einfluss der Lebensführung auf das perimenopausale Syndrom . . . . Vorbeugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . Depression und Ängstlichkeit 抑郁 焦虑 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dyspareunie 性交疼痛 . . . . . . . .
141 142 145 146 149 150 150 151
8.2.2 8.3 8.3.1 8.3.2 8.3.3 8.3.4 8.3.5
152 153 160 160
9 9.1
Erkrankungen der Mamma 乳腺病 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verhärtungen und Massen 癥瘕积聚 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Endometriose 子宫内膜异位症 . . . . . . . . . . . . Westliche Medizin . . . . . . . . . . . . . . Chinesische Medizin . . . . . . . . . . . . Polyzystisches Ovarialsyndrom 多囊卵巢综合证 . . . . . . . . . . . . Westliche Medizin . . . . . . . . . . . . . . Chinesische Medizin . . . . . . . . . . . . Epilepsie 癫痫 . . . . . . . . . . . . . . . Epilepsie in der Schwangerschaft . . . Zervikale intraepitheliale Neoplasie 宫颈癌前病变 . . . . . . . . . . . . . . Cin und das humane Papillomavirus . . . . . . . . . . . . . . . . . Cin und Chinesische Medizin . . . . . . Fertilität und Konzeption . . . . . . Fertilität und Fertilisation 生育条件 授精条件 . . . . . . . . . Zervikalschleim . . . . . . . . . . . . . . . . Fertilisation und Einnistung . . . . . . . Die Embryonalperiode . . . . . . . . . . . Plazentahormone . . . . . . . . . . . . . . Spontanabort und Fehlgeburt . . . . . Konzeption und Kontrazeption 受孕 避孕 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bestimmung des fruchtbaren Zeitraumes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Emotionen und Konzeption . . . . . . . Subfertilität und Infertilität 不育症 不孕症 . . . . . . . . . . . . . Tubendurchlässigkeit . . . . . . . . . . . . Assistierte Konzeption . . . . . . . . . . . Ergebnisse der IVF . . . . . . . . . . . . . . Behandlungsergebnisse und Erwartungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Behandlungsstrategien . . . . . . . . . . Störungen in der Schwangerschaft . . . . . . . . . . . . . Die Physiologie der Schwangerschaft 怀孕的生理反应 . . . . . . .
163 169 174 174 177 177 177 179 180 181 182 183 185 187 188 189 189 190 190 190 191 191 193 194 195 195 196 196 197
203 204
Inhaltsverzeichnis 9.1.1 9.1.2 9.1.3 9.1.4 9.2 9.3 9.4 9.5 9.5.1 9.5.2 9.5.3 9.5.4 9.5.5 9.5.6 9.5.7 9.6 9.7
9.7.1 9.7.2 9.7.3 9.7.4 9.8 9.9 10 10.1
Klassische Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . Heutige Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . Leichte Schwangerschaftskomplikationen . . . . . . . . . . . . . . . . Schwere Schwangerschaftskomplikationen . . . . . . . . . . . . . . . . Morgendliche Übelkeit 恶阻 . . . . Schmerzen im Abdomen 腹痛 . . . Extrauterinschwangerschaft 宫外孕 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abort und Fehlgeburt 堕胎 小产 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klassische Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . Heutige Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . Verletzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Habituelle Geburt . . . . . . . . . . . . . . Verhaltener Abort . . . . . . . . . . . . . . Septischer Abort und toxisches Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rekonvaleszenz . . . . . . . . . . . . . . . . Fetale Wachstumsretardierung 胎萎不长 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ödeme, Hypertonie und Präeklampsie 子肿 子满 子晕 子痫 . . . . . . . Chinesische Bezeichnungen . . . . . . . Ödeme und ihr Zusammenhang mit Hypertonie . . . . . . . . . . . . . . . . Polyhydramnion . . . . . . . . . . . . . . . Hypertonie, Präklampsie und Eklampsie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Harnverhalt und Dysurie 小便不通 子淋 . . . . . . . . . . . . . Chloasma 面黑皯 . . . . . . . . . . . . Die Geburt . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Physiologie der Geburt 生产生理 . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
204 204
10.1.1 10.2
205
10.2.1 10.2.2
206 210 211
10.2.3 10.2.4 10.2.5
XV
Unerwünschte Zwischenfälle . . . . . . Verbesserung des Geburtsergebnisses 提高分娩的结果 . . . . . . . Frühzeitige Vorbereitung . . . . . . . . . Einstellungsanomalie und anomale Kindslage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurz vor dem Geburtstermin . . . . . . Übertragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erleichterung der Geburt . . . . . . . . .
251
Probleme im Wochenbett . . . . . . Postpartale Blutung 生产后出血 . . . . . . . . . . . . . . . . Persistierende Lochien oder Lochienretention 产后恶露不绝 . . . . . . . . . . . . . . Laktationsprobleme 产后缺乳 . . Mastitis und Brustdrüsenabszess 蒸乳 乳痈 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Haarausfall 脱发 . . . . . . . . . . . . . Baby Blues und postpartale Depression 产后抑郁症 . . . . . . . Muskel- und Gelenkschmerzen 产后身痛 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verschiedene postpartale Probleme 产后杂病 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fieber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schmerzen im Abdomen und am Perineum . . . . . . . . . . . . . . . . . . Obstipation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Störungen der Miktion . . . . . . . . . . Tremor und Konvulsionen nach der Geburt . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
255
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rezepturnamen . . . . . . . . . . . . . . . Rezepturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
283 301 305 326
252 252 252 253 253 253
214 219 219 220 223 223 225 228 229
11 11.1 11.2
11.3 11.4 11.5 11.6
230 11.7 232 232 232 235 236 241 246 249 250
11.8 11.8.1 11.8.2 11.8.3 11.8.4 11.8.5
256
258 263 269 272 273 278 280 280 281 281 281 281
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KAPITEL
1
Grundlagen der Frauenheilkunde und Geburtshilfe
1.1
Geschichtlicher Abriss der Frauenheilkunde und Geburtshilfe in China . . . . . . . . . . .
2
1.2 1.2.1 1.2.2
Anatomie der Fortpflanzungsorgane der Frau. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klassische Sicht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heutige Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3 3 3
1.3 1.3.1 1.3.2
Angeborene Fehlbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klassische Sicht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heutige Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6 6 7
1.4 1.4.1 1.4.2 1.4.3
Die weibliche Physiologie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Östrogene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Progesterone. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8 9 9 9
1.5
Auslöser und Mechanismen von Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10
1.6
Diagnose- und Behandlungsprinzipien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11
1.7 1.7.1 1.7.2 1.7.3 1.7.4 1.7.5 1.7.6 1.7.7 1.7.8 1.7.9 1.7.10 1.7.11 1.7.12 1.7.13 1.7.14 1.7.15
Gynäkologische Beurteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die vier diagnostischen Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Puls der Frau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angaben zur Person . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angaben zur Familie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Allgemeine Anamnese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gynäkologische Anamnese. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorausgegangene und gegenwärtige Schwangerschaftsanamnese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Untersuchungsergebnisse oder Screenings . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aktuelle Beschwerden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aktuelle Medikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Menstruation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zyklusabhängige Schmerzen oder Unwohlsein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vaginaler Ausfluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lochien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Menopause und Klimakterium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
12 12 12 13 14 14 14 14 14 14 15 15 16 16 16 16
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2
1 Grundlagen der Frauenheilkunde und Geburtshilfe
1.1 Geschichtlicher Abriss der Frauenheilkunde und Geburtshilfe in China 1 Die Gebiete der Frauenheilkunde und Geburtshilfe erfuhren im Laufe der Geschichte der chinesischen Medizin fortwährend bedeutende Weiterentwicklungen. Die frühesten bekannten Aufzeichnungen stammen aus der Shang-Dynastie (1600–1100 v.u.Z.); ausgegrabene Knochen und Schildkrötenpanzer, die auf diese Zeit zu datieren sind, weisen Inschriften mit Bezug zu geburtshilflichen Problemen auf. Der klassische enzyklopädische Text Klassiker der Berge und Meere (ቅ⍋㒣), der vermutlich im 5. Jh. v.u.Z. in der Zeit der Streitenden Reiche entstand, enthielt detaillierte Eintragungen zu medizinischen Substanzen, die bei diversen Erkrankungen eingesetzt wurden, und zudem beschrieb er auch die Behandlung von Infertilität durch Arzneimittel. Die „Unbefangenen Fragen“ im „Inneren Klassiker des Gelben Fürsten“ haben eine solide Grundlage für die Entwicklung der Gynäkologie in der chinesischen Medizin geschaffen, indem sie die weibliche Anatomie und Physiologie beschrieben und die Theorie aufstellten, dass das Qi des Fk Niere (shen), das „Himmelswasser“ (tiangui), die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) die Grundlage einer gesunden Fortpflanzung der Frau bilden. Neben der bekannten Darstellung der siebenjährigen Abschnitte bei Entwicklung und Abnahme der Fortpflanzungsfähigkeit der Frau in diesem Werk finden sich in weiteren Büchern zahlreiche Hinweise zur weiblichen Anatomie und Physiologie, zur Diagnose und zu Behandlungsstrategien bei Frauenleiden, so etwa im Angelpunkt der Struktivkraft (♉ᵶ) und im Klassiker der schwierigen Probleme (䲒㒣), um nur zwei der frühen Klassiker zu nennen. In der Folgezeit entwickelten sich rudimentäre gynäkologische Konzepte, die in den Wichtigen Besonderheiten aus der goldenen Schatulle (䞥ं㽕⬹) von Zhang Zhongjing und im Pulsklassiker (㛝㒣) von Wang Shuhe zu finden sind; beide wurden im 3. Jh. n.u.Z. veröffentlicht. Die von Sun Simiao im 7. Jh. n.u.Z. verfassten Wichtigen Rezepturen, die tausend Goldstücke wert sind (ग䞥㽕ᮍ) leisteten weitere Beiträge zur chinesischen Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Der früheste erhaltene Text speziell zur Geburtshilfe, Erprobte und wirksame Kostbarkeiten zur Geburtshilfe (㒣ᬜѻᅱ), auch als Kostbarkeiten zur Geburtshilfe (ѻᅱ) bekannt, wurde von Zan Yinzhuan (ᯱ↋᪄) zu Beginn der Tang-Zeit verfasst (852–856 n.u.Z.). 1237 wurde das von Chen Ziming (䰜㞾ᯢ) verfasste Große Kompendium der wirksamen Rezepturen für Frauen (ཛҎ㡃ᮍܼ) veröffentlicht. Es verkörpert die Seele der Gynäkologie in der chinesischen Medizin und wird heutzutage als fundamentaler Klassiker und historischer Meilenstein betrachtet. Liu Yuansu, Zhu Zhenheng (Zhu Danxi), Li Gao (Li Dongyuan) und Zhang Zihe, die alle im 13. und 14. Jh. lebten, sind nur einige der vielen Gelehrten, die in den nachfolgenden Jahrhunderten über die Behandlung von gynäkologischen und geburtshilflichen Störungen schrieben; darunter findet sich auch Ye Gui (Ḗ) mit seinem Werk Frauenheilkunde (ཇ⾥), das er im 18. Jh. verfasste. Viele in der Gynäkologie besonders wirksame Rezepturen, die wir heutzutage einsetzen, wurden von diesen und späteren Autoren entwickelt; Beispiele finden sich in den 1624 veröffentlichten Gesammelten Schriften des Zhang Jingyue (᱃ኇܼк) von Zhang Jiebin, auch bekannt als Zhang Jingyue (ᓴ᱃ኇ), und in der 1827 von Fu Qingzhu (ٙ䴦Џ) verfassten Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu (ٙ䴦Џཇ⾥). Der früheste Text, der für gynäkologischen Unterricht eingesetzt wurde, war der 1742 verfasste Goldene Spiegel der Medizin (एᅫ䞥䡈). Die Geschichte der chinesischen Frauenheilkunde ist, was ihre Anschauungen und Entwicklungen betrifft, reichhaltig und wunderbar. Bei jeder klassischen Rezeptur, die in diesem modernen Text genannt wird, wird der Quellentext mit der Entstehungszeit angegeben, um dadurch die Leser an die wertvollen Beiträge zu erinnern, die im Laufe der chinesischen Geschichte von vielen Personen geleistet wurden.
1.2 Anatomie der Fortpflanzungsorgane der Frau
3
1.2 Anatomie der Fortpflanzungsorgane der Frau 1.2.1 Klassische Sicht Die Klassiker bezeichneten den Neben-Funktionskreis Uterus (zigong) bzw. den Unterleib als Nüzibao (ཇᄤ㚲) bzw. als „Geburtszentrum der Frau“ und sprachen des Weiteren von den Baomai (Leitbahnen des Neben-Fk Uterus, 㚲㛝) bzw. „Unterleib-Leitbahnen“ und den Baoluo (Netzleitbahnen des Neben-Fk Uterus, 㚲㒰) bzw. „Unterleib-Netzleitbahnen“. Laut diesen Klassikern gehört das Nüzibao zum unteren Wärmebereich (xiajiao) und befindet sich hinter dem Funktionskreis Blase (pangguang) und vor dem Fk Dickdarm (dachang). Die Vorstellung des Nüzibao als „Unterleib“ oder „Geburtszentrum“ schließt zweifellos die Eileiter und Eierstöcke mit ein. Die Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai) werden als die Bahn betrachtet, die das Xue des Fk Herz (xin) zum Neben-Fk Uterus (zigong) befördern und so den Neben-Fk Uterus (zigong) mit dem Fk Herz (xin), dem Herrscher über das Xue, und mit dem mit diesem untrennbar verbundenen Fk Herzbeutel (xinbao) verbinden. Die Netzleitbahnen des Neben-Fk Uterus (baoluo) stellen die Netzleitbahnen des Neben-Fk Uterus (zigong) selbst dar, die ihn nähren und eine Verbindung zum Fk Niere (shen) als Passage für das Struktivpotential (jing) des Fk Niere (shen) bieten. Einige Theorien nehmen an, dass die Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai) und die Netzleitbahnen des Neben-Fk Uterus (baoluo) die Breite Trossstraße (chongmai) oder ein Teil davon sein könnten. Der Innere Klassiker des Gelben Fürsten stuft das Nüzibao als einen Neben-Funktionskreis (qiheng zhi fu) ein, und der Geordnete Klassiker (㉏㒣) bestätigt, dass das Nüzibao tatsächlich der Neben-Fk Uterus (zigong) bzw. der Zigong (ᄤᅿ) ist, was sich wörtlich mit „Palast des Kindes“ übersetzen lässt: ཇᄤП㚲,ᄤᅿᰃг, Ѻҹߎ㒇㊒⇨㗠៤㚢ᄩ㗙Ў༛. Diesen Satz kann man folgendermaßen übersetzen: „Das Geburtszentrum der Frau ist tatsächlich der Unterleib, der Struktivpotential (jing) und Qi empfängt und außergewöhnlich ist, weil er der Ort der Schwangerschaft ist.“ Die Vagina kennt man als Yindao (䰈䘧) bzw. „Weg des Yin“. Der Scheideneingang wird als Zimen (ᄤ䮼) bezeichnet, was „Tor des Kindes“ bedeutet, oder auch als Yinmen (䰈䮼) und Yinhu (䰈᠋); beide Ausdrücke haben die Bedeutung „Tor des Yin“. So genannte „Neben dem Kissen aufzubewahrende Bücher“ (ᵩ䖍к) aus der Han-Zeit, z. B. das Sunüjing (㋴ཇ㒣, übersetzt Klassiker der reinen Frau oder auch Das einfache Mädchen), spielen auf den Inneren Klassiker des Gelben Fürsten an und verwenden poetische Ausdrücke für die äußeren Geschlechtsorgane und für diverse sexuelle Praktiken. Es handelte sich dabei um Handbücher zur Sexualität, die während der „Tätigkeit im Schlafzimmer“ (᠓џ) zum Nachschlagen am Kissen angelehnt werden konnten. Später wurden sie unter dem kommunistischen Regime verboten. Zu den zahlreichen verwendeten Ausdrücken gehören „Jade-Stängel“ (Penis), „Kostbare Perle“ (Klitoris), „Goldenes Tal“ oder „Jade-Streifen“ (Vulva), „Jade-Tor“ (Scheideneingang) und „Tiefes Tal“ (Vagina). Mit „Wolken und Regen“ (ѥ䲼) wird der Geschlechtsverkehr beschrieben, wobei sich „Wolken“ auf die Klimax der Frau und „Regen“ auf die Ejakulation des Mannes beziehen.
1.2.2 Heutige Sicht Äußere Geschlechtsorgane Die Vulva Die Vulva bzw. das Pudendum sind Sammelbezeichnungen für die äußeren Geschlechtsorgane der Frau (›Anhang, Abb. 1). Die am weitesten außen gelegene Struktur bilden der Mons pubis, ein Polster aus Fett und Fasergewebe oberhalb des Schambeins, an dem bei Erreichen der Pubertät Schamhaare wachsen, und die Labia majora, ein Paar mit Schamhaaren bewachsene Hautfalten aus Fettgewebe, die sich nach unten vom
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4
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1 Grundlagen der Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Mons bis zum Perineum ausdehnen und Schweiß- und Talgdrüsen enthalten. Sie entsprechen dem Hoden des Mannes. Die Labia minora liegen innerhalb der Labia majora, sie treffen am Perineum zusammen und bilden die Fourchette bzw. die hintere Begrenzung des Introitus bzw. Scheideneingangs. Sie sind frei von Haaren, kleiner und empfindlicher, sie enthalten weniger Schweißdrüsen, mehr Talgdrüsen, sie sind stark von Gefäßen durchzogen und enthalten zahlreiche Nervenendigungen. Die Klitoris ist eine kleine, zylindrische Struktur aus Schwellkörpergewebe homolog zum Penis des Mannes. Die Labia minora vereinigen sich und bilden eine haubenartige Struktur über der Klitoris, das Präputium. Das vorstehende Ende der Klitoris wird als Glans bezeichnet. Das Vestibulum ist der Bereich unterhalb der Klitoris, der von den Labien umgeben ist und die Öffnungen der Harnröhre und der Vagina beherbergt, wobei sich die Harnröhrenöffnung vorne befindet. Seitlich der Harnröhrenöffnung befinden sich die Skene-Drüsen bzw. die Paraurethraldrüsen, die zwischen der Harnröhrenwand und abgesondertem Schleim eingebettet sind. Zu beiden Seiten der Vaginalöffnung befinden sich Bartholini-Drüsen oder Große Vorhofdrüsen, die bei sexueller Erregung eine geringe Menge Schleim rund um die Vaginalöffnung ausscheiden, zusätzlich zu dem von der Zervix produzierten Schleim. Der Introitus ist teilweise von einer Membran bedeckt, dem Hymen. Das Perineum ist der rautenförmige Bereich, der die äußeren Geschlechtsorgane umfasst und seitlich von den Sitzbeinhöckern, hinten vom Steißbein und vorne von der Scheimbeinfuge begrenzt wird. Der perineale Körper, das Corpus perinealis bzw. das Centrum tendineum perinei ist eine dreieckige Struktur bestehend aus Muskelschichten innerhalb des Perineums, nach hinten begrenzt vom Anus, nach vorne von der Fourchette.
Innere Geschlechtsorgane Die Vagina Die Vagina (›Anhang, Abb. 2 – Abb. 4) bietet einen Durchlass zwischen dem Uterus und der Außenseite des Körpers für Geschlechtsverkehr und Geburt. Ihre Vorderwand ist 8–10 cm lang, die Hinterwand 12–14 cm. Die Fornices (anterior, posterior und lateral) stellen den taschenähnlichen Raum zwischen der Zervix und der Vaginalwand dar, der durch den Descensus der Zervix in das Dach des Scheidenkanals gebildet wird. Die tiefste Fornix ist die hintere; zurückzuführen ist dies auf die Anteflexion des Uterus. Die Vagina grenzt nach vorne an der Harnblase und nach hinten am Douglas-Raum, am Rektum und am Analkanal an. Ein Tonusverlust aufgrund Schädigung des faszialen Stützgewebes, die die Vagina von diesen Strukturen trennt, oder eine Verletzung der Vaginalwand selbst kann zu Blasenprolaps, Mastdarmprolaps oder Scheidenprolaps führen (›Anhang, Abb. 7). Sie sind, ebenso wie Harn- (häufiger) oder Stuhlinkontinenz (seltener), häufig Folge von schwierigen Entbindungen oder Mehrlingsgeburten.
Der Uterus Der voll entwickelte Uterus ist 7–8 cm lang, 4–5 cm breit und 2–3 cm dick, wobei die Länge der inneren Höhle 5–6 cm beträgt. Die obere Kuppe wird als Fundus bezeichnet; davon gehen die Cornua bzw. Gebärmutterhörner seitlich ab. Der große kegelförmige Teil ist der Körper bzw. Corpus. Der Gebärmutteristhmus, etwa 1 cm lang und im unteren Bereich des Uterus gelegen, ist ein enger Abschnitt, der zur Zervix reicht, die die Öffnung oder den Hals des Uterus darstellt. Sie ist 2–3 cm lang, und der Durchmesser des inneren Zervikalkanals liegt unter 3 mm. Am Isthmus uteri bzw. inneren Muttermund geht die Zervix in den Uterus über, am Ostium uteri bzw. äußeren Muttermund in die Vagina bzw. in den Geburtskanal. Der Corpus uteri ist bei Frauen mit einer oder mehreren Geburten leicht vergrößert, und er atrophiert, wenn die Hormonproduktion zurückgeht (z. B. in der Menopause). Die normale Lage des Uterus ist die Anteversio, er ist also über der Harnblase nach vorne geneigt, und häufig liegt auch eine Anteflexio an seinem Übergang zur
1.2 Anatomie der Fortpflanzungsorgane der Frau
5
Zervix vor. Die Zervix ragt nach hinten und tritt in die Vorderwand der Vagina mit einem Winkel von fast 90 Grad ein.
Der Eileiter Der Eileiter bzw. Tuba uterina, auch Ovidukt genannt, ist mit einem mit Flimmerhärchen versehenen Epithel ausgekleidet, das den Transport der Eizelle ermöglicht. Die Tuba uterina erstreckt sich seitlich des Cornus und ist etwa 8–12 cm lang. Den Bereich innerhalb des Cornu bezeichnet man als interstitiellen Teil, der Isthmus ist der enge, dickwandige Abschnitt (ป 3 cm lang), der aus dem Uterus austritt. Der breitere, distale Teil der Tube (ป 6 cm lang), Ampulla genannt, erstreckt sich zur Seite und geht in das Infundibulum über, von dem fransenartige Ausbuchtungen der mukösen Auskleidung abgehen, die als Fimbriae bezeichnet werden. Jeweils eine dieser Fransen an jeder Seite berührt ein Ovar und ist mit ihm verwachsen. Die Fransen legen sich in der Zeit des Eisprungs um die Ovarien und ermöglichen so den Transport der Eizelle in die Tuba uterina.
Die Ovarien Die Ovarien bzw. Eierstöcke befinden sich zu beiden Seiten des Uterus und sind mit dem hinteren Teil der breiten Ligamente über das Mesovarium verbunden, das mit dem Hilus verbunden ist, wo die Blutgefäße ein- und austreten. Die Ovarien sind mandelförmig und etwa 4 3 1 cm groß. An der gelblich weißen, unregelmäßigen Oberfläche entwickeln sich zu unterschiedlichen Zeiten des Menstruationszyklus GraafFollikel, eine Atresie durchlaufende Follikel sowie aktive oder regressive Corpora lutea. Die äußere Rinde besteht aus einem speziellen Bindegewebe, das als Theka bezeichnet wird und das die primordialen und sich entwickelnden Follikel enthält. Diese speichern die primären Oozyten (ป 2 Millionen sind bei der Geburt vorhanden) und sind von Follikelzellen umhüllt, die sich zu androgenproduzierenden Thekazellen und zu Granulosazellen weiterentwickeln, die die Androgene in Östrogene umwandeln und Inhibin produzieren. Das innere Mark enthält lockeres Bindegewebe und Blutgefäße. Die Ovarien bringen pro Monat eine reife Eizelle hervor und produzieren Östrogene und Progesterone, die wichtigsten Hormone des Menstruationszyklus. Die Östrogene werden in der frühen Phase des Zyklus von den wachsenden Follikeln abgesondert (Follikelphase). Danach reift nur der dominante Follikel (Graaf-Follikel) heran, schließlich platzt er und schleudert eine sekundäre Oozyte bzw. Eizelle heraus. Nach dem Eisprung werden die Reste des reifen Follikels in einem Corpus luteum eingekapselt, das Progesteron, Östrogene, Relaxin und Inhibin produziert, bis es zu einem Corpus albicans degeneriert und schließlich resorbiert wird.
Die Ligamente Die Ligamente befestigen den Uterus, die Tubae uterinae und die Ovarien und halten sie in ihren Positionen, dabei erlauben sie aber eine gewisse Bewegung (›Anhang, Abb. 4). Das Lig. latum uteri bzw. breites Gebärmutterband wird aus einer doppelten Falte des Peritoneums gebildet, zieht zur seitlichen Wand des kleinen Beckens und enthält die Tuba uterina, das Ovar, das Lig. ovarii proprium und das Lig. teres uteri, auch als rundes Mutterband bzw. Hunter-Band bezeichnet. Der hintere Teil des breiten Ligamentes, das Mesovarium, ist an die Ovarien geheftet. Das laterale Viertel des breiten Ligamentes wird als Ligamentum suspensorium bezeichnet. Die uterosakralen Ligamente sind Verlängerungen des hinteren Peritoneums, die Muskelfasern und Fasergewebe enthalten und zu beiden Seiten des Rektums liegen und den Uterus mit dem Sakrum verbinden. Die runden Ligamente sind Bänder aus faserigem Bindegewebe innerhalb der Bänder der breiten Ligamente, die von einem Punkt direkt unterhalb der Cornua zu den Labia majora ziehen und eine von vorne stützende
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Wirkung haben. Sie schließen an den Ligg. ovarii propriae bzw. den Eierstockbändern an, die die Ovarien mit dem Uterus verbinden. Die Ligamente der Zervix gewähren dem Uterus weitere Stabilität. Diese befinden sich unterhalb der Peritonealligamente und verlaufen strahlenförmig von der Zervix zur Beckenwand, wobei sie in drei Richtungen stützen: nach vorne durch die pubozervikalen Ligamente, seitlich durch die Ligamenta cardinale (auch als transversal zervikale, lateral zervikale oder Mackenrodt-Bänder bezeichnet) und nach hinten und seitlich durch die uterosakralen Ligamente.
Die Mamma Die Mamma bzw. Brustdrüse ist eine modifizierte Schweißdrüse, die Milch absondert und nur bei der Frau zu finden ist (›Anhang, Abb. 5). Jede Mamma ist über eine Schicht von dichtem Bindegewebe oder über eine Faszie tief in der Brust mit dem M. pectoralis major und dem M. serratus anterior verbunden. Stränge von fibrösem Ligamentgewebe reichen von dieser tiefer gelegenen Faszie zur oberflächlichen Faszie unterhalb der Haut, die dazu dient, die Mamma zu stützen (Stützbänder bzw. Cooper-Ligamente). Fibröse Wände aus Bindegewebe, auch Septen, entspringen ebenfalls der Muskelfaszie und teilen jede Mamma in etwa 15–20 abgetrennte Segmente bzw. Lobi, jeweils getrennt durch die fibrösen Septen und gefüllt mit Fettgewebe. Jeder Lobus enthält 10 bis 100 Lobuli, die jeweils aus traubenartigen Gruppen von Milch absondernden Drüsen bestehen, die als Alveolen oder Acini bezeichnet werden. Diese sind in Bindegewebe eingebettet und von kontraktilen spindelförmigen myoepithelialen Zellen umgeben, die die Milch zur Brustwarze leiten. Die Milch strömt von den Alveolen in eine Reihe von sekundären Tubuli, bevor sie in die Milchgänge eintritt. Kurz bevor die Milchgänge in die Brustwarze eintreten, weiten sie sich zu Milchhöhlen aus, die unterhalb der Areola lokalisiert sind, dem pigmentierten Hautbereich rund um die Brustwarze. Die Areola enthält modifizierte Schweißdrüsen, die ihrer Oberfläche eine raue Beschaffenheit verleihen. Hier wird eine kleine Milchmenge eingelagert, bevor diese in die Milchgänge in der Brustwarze eintritt. Diese stellt die Öffnung nach außen zur Absonderung der Milch dar. Zu den Anomalien der Mamma gehören akzessorische Brustwarzen (Polythelie) oder Mammae (Polymastie), die entlang der Milchleiste zwischen der Achselhöhle und der Leiste auftreten können. Das Fehlen der Mamma (Amastie) ist selten, eine Unterentwicklung der Mamma (Mikromastie) dagegen nicht ungewöhnlich.
1.3 Angeborene Fehlbildungen 1.3.1 Klassische Sicht Im Ming-zeitlichen Buch Wichtige Aufzeichnungen für zahlreiche Nachkommen (ᑓஷ㑾㽕) werden anatomische und menstruelle Anomalien durch „Die Fünf Unfruchtbaren Frauen“ (Ѩϡཇ) beschrieben: Luo (mit zwei möglichen Schreibweisen: 㶎, mit der Bedeutung „Schneckenhaus“ und dem Hinweis auf eine kleine, deformierte Vagina, und 偵, mit der Bedeutung „Muli“, einem sterilen Nachkommen eines Pferdes und eines Esels); Wen (㒍, mit der Bedeutung „Linie“ oder „Strich“ und dem Hinweis auf eine septierte oder ähnlich missgebildete Vagina); Gu (哧, mit der Bedeutung „Trommel“ und dem Hinweis auf ein nicht-perforiertes Hymen oder eine fehlende Vagina); Jiao (㾦, mit der Bedeutung „Horn“ und dem Hinweis auf ein Hermaphrodit); und Mai (㛝, mit der Bedeutung „Blutgefäß“ und dem Hinweis auf Menstruationsstörungen).
1.3 Angeborene Fehlbildungen
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1.3.2 Heutige Sicht Chromosomendefekte und anatomische Fehlbildungen sind mit verschiedenen gynäkologischen und geburtshilflichen Problemen verbunden. Es ist unerlässlich, dass sie genau diagnostiziert oder ausgeschlossen werden, bevor eine Behandlung begonnen wird.
Intersex Intersex findet sich in etwa 2 Fällen pro 10.000 Geburten. Dieser Begriff bezeichnet eine Vermischung der Geschlechtsmerkmale der inneren und äußeren Geschlechtsorgane, manchmal mit der Folge von Problemen aufgrund des „Erziehungsgeschlechtes“. Mit weiblicher Intersexualität wird ein Individuum beschrieben, das Eierstöcke hat, aber einige männliche Merkmale aufweist; männliche Intersexualität weist auf ein Individuum mit Hoden, aber einem weiblichen Erscheinungsbild. Ein echter Hermaphrodit besitzt sowohl ovarielles als auch testikuläres Gewebe (Ovotestes) und sowohl männliche als auch weibliche Merkmale. Einige Fälle von Intersex werden erst in der Adoleszenz diagnostiziert, wenn die Entwicklung von sekundären Geschlechtsmerkmalen ausbleibt, nicht eindeutig ist oder die Menarche ausbleibt. Der häufigste Grund für weibliche Intersexualität ist die kongenitale Nebennierenhyperplasie, zu den weiteren Gründen gehören die Einnahme von synthetischen Progestinen oder Androgenen durch die Mutter (beispielsweise durch die fortgesetzte Einnahme oraler Kontrazeptiva in der Frühgravidität) oder die Überproduktion von Androgenen durch die Mutter während der Schwangerschaft aufgrund eines Eierstock- oder Nebennierentumors. Der Androgenüberschuss führt zu einer Vermännlichung und dadurch bedingt zu Merkmalen wie eine vergrößerte Klitoris ähnlich einem kleinen Penis oder Labioskrotalfalten. Der Begriff testikuläre Feminisierung beschreibt ein Kind, das chromosomal männlich (XY), aber phänotypisch weiblich ist. Verursacht wird dies durch eine Endorgan-Resistenz (Defekt oder Fehlen von Testosteron- und Dihydrotestosteron-Rezeptoren). Das Kind weist das äußere Erscheinungsbild einer Frau auf, obwohl Hoden zu finden sind (manchmal in der Labia majora lokalisiert), die weiblichen Geschlechtsorgane unterentwickelt sind und die Gebärmutter fehlt. Zu den Chromosomendefekten gehören das Turner- Syndrom (45X mit der Folge einer Dysgenesie der Eierstöcke, 1 pro 2.500 Geburten) und Frauen mit dem Triplo-X-Syndrom. Es ist möglich, dass weibliche Genotypen mit drei X-Chromosomen und männliche Genotypen mit XXY-Chromosomen nie phänotypisch auffällig werden. Chromosomendefekte können zu Amenorrhö und Infertilität führen. Zu den Gonadenanomalien gehören Hermaphroditismus, Gonadenagenesie (46XX oder 46XY) und das Fehlen des Müllerschen Regressionsfaktors. Der Anti-Müller-Faktor oder Müllerian Inhibiting Substance (MIS) wird im männlichen Embryo von den Sertoli-Zellen produziert. Er bewirkt die Rückbildung der Müllerschen Gänge und verhindert so die Bildung einer Gebärmutter, von Eileitern und einer Vagina. Das Fehlen von MIS führt zur Bildung von weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen wie z. B. Vagina, Gebärmutter und Eileitern sowie bilateralen Hoden anstelle von Eierstöcken. Echter Hermaphroditismus tritt außerhalb des Bantu-Volkes nur sehr selten auf (Spurdle et al 1995) und steht in Verbindung mit Mosaiken, Mutationen und anomaler Chromosomenspaltung der X- und Y-Chromosome. Die Hälfte bis zu zwei Dritteln der Fälle sind 46XX-Karyotypen, einige wenige 46XY-Karyotypen und manche Mosaik-Karyotypen. Sie können entweder einen Eierstock und einen Hoden oder einen Ovotestis aufweisen. Je nach den produzierten Hormonen können die Phänotypen sehr unterschiedlich sein.
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Fehlbildungen 1
Fehlbildungen des Genitaltraktes können zu Amenorrhö, Dysmenorrhö, Infertilität, Dyspareunie, Fehlgeburt, fetaler Wachstumsretardierung oder Malpresentation führen. Zu den Fehlbildungen gehören: r S eptierte Vagina (nicht ungewöhnlich) r T ransversale Vaginalmembran oder nicht-perforiertes Hymen r U nvollständige oder fehlende Vagina r U terus unicornis r D idelphischer (doppelter) Uterus oder septierter Uterus r E ktopischer Harnleiter r K loakendefekte (können zu allgemeiner Inkontinenz führen) r F usion der Labia (selten) r F ehlen oder Doppelbildung der Vulva (selten)
1.4 Die weibliche Physiologie In der chinesischen Medizin werden, physiologisch gesehen, unterschiedliche Entwicklungsstadien und unterschiedliche Phasen des Menstruationszyklus der Frau mit Hilfe eines relativen Gleichgewichtes von Yin, Yang, Qi, Xue und Struktivpotential (jing) beschrieben, und auf diese Weise werden auch Menarche, Beginn der Pubertät, Menstruation, Konzeption, Laktation und Menopause erklärt. Erkrankungen werden mit Hilfe der Acht Leitkriterien, der Symptomkonfigurationen der Funktionskreise und der energetischen Grundformen diagnostiziert. Wenn keine anatomische Fehlbildung vorliegt, werden in der westlichen Medizin Physiologie und Störungen von Menstruation, Konzeption und Schwangerschaft hauptsächlich durch ein Gleichgewicht bzw. Ungleichgewicht von Hormonen, Enzymen und anderen biochemischen Substanzen erklärt. Sowohl die traditionelle chinesische als auch die westliche Medizin gehen davon aus, dass während des Menstruationszyklus bestimmte Veränderungen stattfinden. In der chineschen Medizin werden sie als Schwankungen von Yin und Yang beschrieben, in der westlichen Medizin spricht man von Hormonschwankungen, vor allem von Schwankungen des follikelstimulierenden Hormons, des luteinisierenden Hormons, von Östrogen und Progesteron (›Kap. 2.2). In den „Unbefangenen Fragen“ im „Inneren Klassiker des Gelben Fürsten“ (ݙ㒣㋴䯂) heißt es, dass die Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai) zum Fk Herz (xin) gehören, ebenso zu den Netzleitbahnen des Neben-Fk Uterus (baoluo), die wiederum mit dem Fk Niere (shen) in Verbindung stehen. Der Text besagt, dass die Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai) bei Ausbleiben des „monatlichen Ereignisses“ blockiert werden. Diese frühe Erkenntnis spiegelt möglicherweise das westliche Konzept der Achse HypothalamusHypophyse-Eierstöcke wider, wobei der Fk Herz (xin) und die Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai) funktionell gesehen mit dem Hypothalamus und der Hypophyse verglichen werden können, während der Fk Niere (shen) in gewisser Hinsicht mit der adrenalen Funktion und die Netzleitbahnen des Neben-Fk Uterus (baoluo) mit den Eierstöcken und den Eierstockhormonen zu vergleichen sind. Eine „mangelnde Verbindung zwischen den Fk Herz und Niere (xin shen)“ kann manchmal eine Störung der Achse HypothalamusHypophyse-Eierstöcke beschreiben. Das „Himmelswasser“ (tiangui) kann gewissermaßen mit dem adrenocorticotropen Hormon (ACTH) verglichen werden, das die für die Adrenarche verantwortliche adrenale Sekretion stimuliert (›Kap. 2.1).
1.4 Die weibliche Physiologie
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1.4.1 Östrogene Die Bezeichnung Östrogen hat ihren Ursprung im griechischen Wort oistro, das für die fruchtbare Zeitspanne während der Ovulation steht, und dem lateinischen Verb gestare mit der Bedeutung „tragen“. Von den sechs oder mehr Östrogenen im Plasma der Frau findet man nur drei in signifikanten Mengen. Das potenteste, Estradiol-17β (auch bekannt als β-Estradiol und als E2) wird über mehrere Schritte aus Cholesterin gebildet, während Estron (E1) und Estriol (E3) Oxidationsprodukte dieses Prozesses sind. Es konnte gezeigt werden, dass Östrogen Osteoklasten hemmt, daher wird es häufig zur Verlangsamung von Osteoporose eingesetzt; es wird jedoch mit einer Flüssigkeitsretention in Verbindung gebracht. Östrogen unterstützt das Tumorwachstum, und östrogenhemmende Medikamente werden zur langfristigen Therapie bei Mammakarzinom eingesetzt. Östrogen erhöht zudem die Neuronenerregbarkeit und wird in einen indirekten Zusammenhang mit Epilepsie gebracht, weil es die Krampfschwelle erniedrigt (›Kap. 7.11).
1.4.2 Progesterone Der Begriff Progesteron leitet sich von seiner Funktion ab, die Schwangerschaft zu unterstützen (lateinisch pro- „unterstützen und voranbringen“, gestare „tragen“ und ster von „sterol“). Es wird vom Gelbkörper abgesondert und löst die Sekretionsphase des Endometriums aus, wobei es seinen Zerfall verhindert und die Schwangerschaft aufrechterhält, indem es eine optimale intrauterine Umgebung bietet. Geringe Mengen werden auch von der Nebennierenrinde produziert, und hohe Mengen werden in der Schwangerschaft von der Plazenta gebildet. (Normales Plazentaprogesteron liegt bei 15–20 mg, der Spiegel in der Schwangerschaft dagegen bei 300–350 mg.) Für die Bestimmung des Progesteronspiegels ist ein Speicheltest einem Bluttest vorzuziehen, denn Progesteron im Blut ist an ein Transportprotein gebunden, und teilweise wird es über die Leber ausgeschieden. Muzin im Speichel dagegen nimmt Progesteron auf und ermöglicht eine genauere Bestimmung des Hormonspiegels. Niedrige Progesteronspiegel sollen im Zusammenhang stehen mit der Menopause (sowohl natürliche als auch chirurgische), dem prämenstruellen Syndrom, postpartaler Depression, Osteoporose, Ovarialzysten, Endometriose, dysfunktionaler oder starker Uterusblutung, Uterusfibroid, fibrös-zystischer Mastopathie und Mammakarzinom. Progesteron wird zur Behandlung von fibrös-zystischer Mastopathie, dysfunktionaler Uterusblutung und drohender Frühgeburt eingesetzt. Natürliches Progesteron stimuliert Osteoblasten bzw. die Knochenbildung (Lee et al 1999), vermindert die Erregbarkeit von Zellen und erhält die Libido. Progesteron hemmt zudem die Neuronenerregbarkeit und erhöht somit die Krampfschwelle für epileptische Anfälle; niedrige Progesteronspiegel spielen eine Rolle bei epileptischen Anfällen, die mit dem Menstruationszyklus im Zusammenhang stehen und im Allgemeinen in der Lutealphase auftreten (›Kap. 7.11). Synthetische progestogene Wirkstoffe (auch bekannt als Progestogene oder Progestine) unterscheiden sich von den natürlichen Progesteronen durch ihre chemische Struktur und physiologischen Wirkungen. Zu den Nebenwirkungen gehören Gewichtszunahme, Libidoverlust, Depression, Veränderung der Mamma, unregelmäßige Vaginalblutungen und starke Zwischenblutungen. Weitere Symptome sind Übelkeit, Schwellung der Knöchel und Füße, Abgeschlagenheit, Akne, vermehrte Gesichtsbehaarung und Schmerzempfindlichkeit der Mamma.
1.4.3 Forschung Die Forschung hat ein besseres Verständnis der Funktionen von Progesteron ermöglicht. Die Ergebnisse einer in drei großen Kliniken in Großbritannien über einen Zeitraum von 20 Jahren durchgeführten Studie wurden 1997 veröffentlicht (Lee et al 1999). Diese Studie untersuchte den natürlichen Progesteronspiegel von
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Mammakarzinompatientinnen mit Lymphknotenmetastasen 18 Jahre nach einer Mastektomie und die jeweiligen Überlebensraten. Patienten mit einem hohen Progesteronspiegel hatten eine 75%-ige Überlebensrate, diejenigen mit einem niedrigen Progesteronspiegel dagegen nur eine 30%-ige Überlebensrate. Bei einer anderen Untersuchung wurden 240.000 Fälle mit Ovarialkarzinom weiterverfolgt, und es stellte sich heraus, dass alle Verstorbenen (ca. 700 Patientinnen) mit unopponiertem Östrogen behandelt wurden (Lee et al 1999). Eine 8-jährige Studie an der Johns Hopkins University wies eine höhere Inzidenz von Ovarialkarzinomen bei Frauen nach, die mit unopponiertem Östrogen therapiert wurden. Ursache hierfür ist, dass Progesteron die Aufnahme von Östrogen durch Blockade der Rezeptoren hemmt (Berek 2002). Lee et al. (1999) haben außerdem berichtet, dass Versuche mit Rhesusaffen am Oregon Regional Primate Research Center in Beaverton, Oregon, Unterschiede zwischen natürlichem und synthetischem Progesteron in Hinsicht auf Koronararterienverschlüsse gezeigt haben. Durch Antibiotika-Plättchen wurden Krämpfe ausgelöst, und Nitroglycerin wurde als Antidot eingesetzt. Im ersten Experiment wurde eine niedrige Dosis Östrogen verabreicht, und das Ergebnis entsprach dem der Kontroll-Gruppe ohne Behandlung. Das zweite Experiment zeigte, dass die Antibiotika-Plättchen in sechs Affen, denen ein synthetisches Progestin verabreicht wurde, schwere, nicht zu durchbrechende Angina pectoris hervorriefen, die ohne Einsatz des Antidots zum Tode geführt hätten. Im dritten Experiment fand man heraus, dass bei sechs Affen, die ein natürliches Progesteron erhalten hatten (15–20 mg/Tag), keine arteriellen Krämpfe hervorgerufen werden konnten, auch nicht durch Verabreichung von Antibiotika-Plättchen.
1.5 Auslöser und Mechanismen von Störungen Laut chinesischen Medizin handelt es sich bei den Auslösern und Mechanismen von gynäkologischen Erkrankungen um krankheitsauslösende Faktoren wie z. B. Kälte (han), Feuchtigkeit (shi) und Hitze (re), um Emotionen wie z. B. Trauer (bei), Sorge (you), Zorn (nu) und Furcht (kong), um die Ernährung (Menge, Qualität, Eigenschaften der Lebensmittel, Zeit und Umstände des Essens) sowie um übermäßige körperliche Beanspruchung (wie z. B. Überarbeitung, intensive Bewegung, übertriebene sexuelle Aktivität, zahlreiche Schwangerschaften, schwierige Entbindungen und Mangel an Erholung). Vorangegangene Erkrankungen, Operationen und Arzneimitteleinnahmen können dabei jeweils eine Rolle spielen. Sexuelle und andere Aktivitäten sind während der Menstruation, wenn die Haupt- und Netzleitbahnen (jing luo) geöffnet und verletzbarer sind, von traditionellen Tabus umgeben. Zudem existiert die sehr positive traditionelle Gepflogenheit, für die Mutter im ersten Monat nach der Entbindung zu sorgen, besonders nährende Mahlzeiten anzubieten und sicherzustellen, dass sie weder Zug noch Kälte ausgesetzt wird. Die Lebensführung soll auf diese Weise das Qi, das Xue, die Säfte (jinye) und die Funktionskreise sowohl negativ als auch positiv beeinflussen können, und sie ist von Bedeutung für das Verständnis sowohl der Auslöser von Erkrankungen als auch ihrer Vorbeugung. Es können komplexe Diskussionen zu unserer heutigen Umwelt geführt werden. Das gleichbleibende Maß an körperlicher Belastung durch Zufußgehen, körperliche Arbeit und Spielen ist durch Autofahren, Computerarbeit oder andere sitzende Tätigkeiten sowie durch Fernsehen ersetzt worden. Frisches saisonales und regionales Gemüse, angebaut auf guten Böden, wurde durch importierte, gelagerte und künstlich gereifte Nahrungsmittel ersetzt, die in mineralarmen Böden kultiviert werden. Durch intensive Landwirtschaftsmethoden wird Fleisch produziert, das reich an gesättigten Fetten ist und Antibiotika und Hormone enthält. (Das Fleisch wilder Tiere ist relativ reich an ungesättigten Fetten und arm an gesättigten Fetten.) Zudem ist Fleisch in unserer Zeit ein erschwingliches Lebensmittel geworden, das in größeren Mengen verzehrt wird als zu Zeiten, in denen wir uns unser Abendessen erjagen mussten. Unsere „germophobe“ Kultur hat zur Folge, dass wir täglich antiseptische und antibakterielle Stoffe einsetzen, damit unsere Abwehr schwächen und die
1.6 Diagnose- und Behandlungsprinzipien
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Umwelt weiter schädigen, ganz zu schweigen von einer Schürung der Angst. Und schließlich enthalten Kosmetika, Shampoos und Reiniger Chemikalien, von denen einige im Verdacht stehen, karzinogen zu sein. Man kann nur spekulieren, in welchem Umfang diese moderne Umwelt zu den zahlreichen Erkrankungen der modernen Welt beiträgt, zum Beispiel zum signifikanten Anstieg der Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Autoimmunerkrankungen sowie Asthma im Kindesalter, die vor einem halben Jahrhundert entweder unbekannt oder selten waren. Umweltfaktoren können auch die Funktionskreise und die energetischen Grundformen beeinträchtigen. Kälte (han) und Feuchtigkeit (shi) lassen das Qi und das Xue des Neben-Fk Uterus (zigong) stagnieren, während Feuchtigkeit-Hitze (shire) den Fluss von Qi and Xue behindern kann. Hitze (re) verbraucht Yin und Xue und kann dadurch Blutungen zur Folge haben. Übertriebene Emotionen beeinträchtigen die Funktionen der Funktionskreise, was wiederum zu Einstauungen oder energetischer Schwäche (xu) des Qi, Xue-Stasen oder einer Ansammlung von Glut (huo), Schleim (tan) oder Feuchtigkeit (shi) führen und auch eine Unausgewogenheit von Qi, Xue, Yin oder Yang bewirken kann. Traumen, vor allem operative Eingriffe, können den Fluss von Qi und Xue beeinträchtigen und Kälte (han) eindringen lassen. Überanstrengung und häufige Geburten können den Fk Niere (shen) schädigen. Kontrazeptiva oder Therapien auf Hormonbasis, Antibiotika, Intrauterinpessare, In-vitro-Fertilisationen, Chemotherapie und Strahlentherapie können jeweils die gynäkologische Gesundheit der Frau beeinträchtigen. Eine falsche Behandlung mit Akupunktur, Moxibustion oder Arzneimitteln kann ebenfalls eine ungünstige Wirkung haben. In der westlichen Medizin wird ein Ungleichgewicht von Hormonen oder anderen chemischen Substanzen als Hauptfaktor für gynäkologische Erkrankungen angesehen. Interessanterweise lässt sich feststellen, dass in der chinesischen Medizin schon immer die Rolle von Emotionen bei der Entstehung von Krankheiten bekannt war, und auch die westliche Medizin hat diesen Zusammenhang bestätigt, vor allem die Wirkung von Emotionen auf die Funktionen der Hypophyse und den Zusammenhang zwischen Stress und der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinde-Achse. Das allgemeine Anpassungssyndrom wurde erstmalig vom Wiener Endokrinologen Hans Selye in den 1920-er Jahren beobachtet und 1936 von ihm genau beschrieben. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurde die Beziehung zwischen Stress, stressbedingten Erkrankungen und Verhaltenstypen sehr viel erforscht. In den 1950-er Jahren beobachteten die Kardiologen Friedman und Rosenman (1974) einen Zusammenhang zwischen erhöhter Anspannung bei Patienten und der Inzidenz von Herzerkrankungen, wobei sie feststellten, dass sich der Zustand von aggressiven Patienten schon durch kleine Auslöser verschlechterte und ungeduldige und reizbare Patienten am meisten gefährdet waren.
1.6 Diagnose- und Behandlungsprinzipien In der chinesischen Medizin wird eine Diagnose nach den Acht Leitkriterien und nach den Symptomkonfigurationen von Qi, Xue, den Säften (jinye) und den Funktionskreisen gestellt. In der Praxis stoßen wir oft auf Patienten, deren Krankheitszustand unter einer westlichen Diagnose erfasst wurde; eine erfolgreiche Behandlung muss sich jedoch auf die Bestimmung der Symptomkonfigurationen und nicht auf die Bestimmung der Erkrankung stützen; obwohl auch in der chinesischen Medizin Krankheitsbezeichnungen verwendet werden, wird jede Krankheit traditionellen Mustern entsprechend unterschiedlich diagnostiziert. Die Behandlungsprinzipien richten sich einerseits nach der zugrunde liegenden Symptomkonfiguration, andererseits werden jedoch auch die Hauptsymptome direkt therapiert. Auf diese Weise werden Arzneimittel und Akupunkturpunkte ausgewählt, die das Xue kühlen oder dynamisieren, das Qi bewegen oder suppletieren, Stasen beseitigen, den Fk Niere (shen) erwärmen, das Yin nähren, Blutungen stillen, den Fk Milz (pi) kräftigen, die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) konsolidieren, die konstellierende Kraft (shen) beruhigen und so weiter.
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In der westlichen Medizin werden durch Blutanalyse, Ultraschall, Laparoskopie, Hysteroskopie und Kolposkopie der Hormonhaushalt und die Zellstruktur untersucht, um auf diese Weise das Wesen der Erkrankung zu bestimmen. Störungen werden über strukturelle und chemische Veränderungen beschrieben, und die Behandlungsstrategien richten sich direkt gegen diese Veränderungen. Gruppen von Symptomen und Zeichen, Syndrome genannt, sind gleichwohl noch ein Teil der westlich-medizinischen Diagnose. Das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist ein gutes Beispiel. Das Hauptmerkmal sind mehrere Zysten im Ovar, die Ätiologie ist allerdings unklar. PCOS wurde erstmals Ende des 19. Jahrhunderts erwähnt, 1935 nannten Stein und Leventhal Amenorrhö, Hirsutismus, Adipositas und Infertilität als die identifizierenden Merkmale (Mackay et al 1992) dieser Erkrankung. Heutzutage werden einige klinische Merkmale als konstant angesehen und mit einem Androgenüberschuss in Verbindung gebracht, nämlich Anovulation, Infertilität und Hirsutismus. Menstruationsstörungen und Adipositas treten seltener auf und stehen häufig mit einer gestörten endokrinen Funktion im Zusammenhang. Es konnte herausgefunden werden, dass Adipositas und Stress bei der Beeinträchtigung der Achse Hypothalamus-Hypophyse-Eierstöcke eine Rolle spielen. In der chinesischen Medizin kann PCOS einer Reihe von Symptomkonfigurationen zugeordnet werden, je nachdem, welche klinischen Merkmale vorliegen.
1.7 Gynäkologische Beurteilung 1.7.1 Die vier diagnostischen Verfahren Augenschein Es ist sowohl wünschenswert als auch erfolgversprechend, die äußere Erscheinung der Patientin genau zu betrachten, um auf diese Weise energetische Überladungen (shi) und energetische Schwächen (xu) zu erkennen. Die Untersuchung der Zunge ist besonders wichtig, um die Symptomkonfiguration nach den Funktionskreisen und energetischen Grundformen zu bestimmen. Gehör und Geruch Ebenso wie der Augenschein wird auch die akustische Wahrnehmung hilfreich sein, um den Gesundheitszustand zu erfassen. Obwohl bestimmte Gerüche wahrgenommen werden können, werden der Geruch des Ausflusses und der Menstruationsblutung in der Regel durch die Befragung erfasst. Befragung Die Befragung ist eine wichtige Methode, um diagnostische Informationen zu erhalten. Neben den Zehn Fragen, die in den Vier Diagnostischen Verfahren verankert sind, müssen bei der Behandlung einer Frau weitere konkrete Fragen gestellt werden; diese werden weiter unten genau beschrieben. Körperliche Untersuchung Zusätzlich zur üblichen Palpation kann es nützlich sein, das Abdomen nach Massen abzutasten, den Klopfschall einzuschätzen und eventuell die Lage des Fetus festzustellen. Die Pulstastung ist auch in der Frauenheilkunde und der Geburtshilfe von großer Bedeutung für die Bestimmung der Symptomkonfigurationen.
1.7.2 Der Puls der Frau Im Verlauf des Menstruationszyklus können häufig Veränderungen des Pulses beobachtet werden. Besteht eine Tendenz zu einer energetischen Schwäche (xu) von Qi und Xue, so kann der Puls am Ende der ersten Woche, wenn Qi und Xue durch den Verlust von Menstruations-Xue am defizientesten sind, weicher (ruan)
1.7 Gynäkologische Beurteilung
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oder schwächer (ruo) werden. Bei einer Tendenz zu einer energetischen Überladung (shi) des Fk Leber (gan) ist der Puls in der vierten Woche, in der das Yang-Qi zunimmt, häufig verhältnismäßig stark angefüllt (shi), nachgiebig (ru) oder überflutend-schlüpfrig (hong hua). Es wurde schon viel zum „Schwangerenpuls“ gesagt, aber nicht jede Frau hat während der Schwangerschaft einen nachgiebigen (ru) Puls. In den „Unbefangenen Fragen“ im „Inneren Klassiker des Gelben Fürsten“, Kapitel „Abhandlung zu Yin und Yang“, heißt es: “䰈᧣䰇߿, 䇧П᳝ᄤ”. Dies lässt sich folgendermaßen übersetzen: „Wenn das Yin pocht und das Yang ungewöhnlich ist, so ist ein Kind zu finden.“ Die von Wang Bing im 8. Jahrhundert verfasste kommentierte Ausgabe der „Unbefangenen Fragen“ im „Inneren Klassiker des Gelben Fürsten“ besagt: 䰈, 䇧ሎЁг. ᧣, 䇧᧣㾺Ѣг. ሎ㛝᧣ߏϢᇌষ⅞߿, 䰇⇨ᤎ✊, ߭Ў᳝ཞПܚ, das heißt: „Das Yin bezieht sich auf den proximalen Puls und das Pochen auf das Klopfen, das mit den Fingern gefühlt wird. Das Pochen des proximalen Pulses unterscheidet sich vom distalen Puls. Wenn das Yang-Qi stark ausgeprägt ist, ist dies ein Zeichen für eine Schwangerschaft“. Da der proximale Puls vom Fk Niere (shen) gesteuert wird, der wiederum in Verbindung mit den Netzleitbahnen des Neben-Fk Uterus (baoluo) steht, wird verständlich, dass der Puls des Fk Niere (shen) eine energetische Überladung (shi) von Qi und Xue im Neben-Fk Uterus (zigong) und in den Netzleitbahnen des NebenFk Uterus (baoluo) widerspiegeln kann. In den „Unbefangenen Fragen“ im „Inneren Klassiker des Gelben Fürsten“ steht weiter: “ཛҎᇥ䰈㛝ࡼ⫮㗙,ཞᄤг”, das heißt: „Wenn sich der Puls des Kleinen Yin der Hand bei einer Frau bewegt, ist sie mit einem Kind schwanger.“ Es trägt weiter zu unserem Verständnis bei, wenn wir den starken Anstieg (über 40%) der maternalen Blutversorgung während der Schwangerschaft betrachten und dies mit der traditionellen Theorie einer Zunahme von Yin und einem nachgiebigen (ru) Puls in Zusammenhang bringen. Man sagt auch, dass kurz vor der Entbindung Veränderungen des Pulses bei der Frau zu beobachten sind. In der in der Ming-Zeit verfassten Sammlung zu Geburt und Schwangerschaft (ѻᄩ䲚) schreibt Zhang Yaoxun (ᓴ㗔䗞): “ሎ㛝䕀ᗹ,བߛ㓇䕀⦴㗙, ℆ѻг.” Übersetzt heißt das: „Wenn der proximale Puls rasend (ji) wird, als ob man eine Kette mit sich drehenden Perlen berühren würde, dann steht die Entbindung unmittelbar bevor.“ Aber man darf sich nicht ausschließlich auf den Puls verlassen. Es gibt bei der Diagnose einer Schwangerschaft oder einer bevorstehenden Geburt nichts Allgemeingültiges, und der wirkliche Schlüssel liegt darin, die individuellen Veränderungen, die von Woche zu Woche oder von Monat zu Monat ablaufen, zu beobachten.
1.7.3 Angaben zur Person Alter Es ist ohne Frage wichtig, das Alter der Patientin zu erfragen, um die Beschwerden erfassen zu können. Bei einer 30-jährigen Frau, deren Menstruation aussetzt oder die nicht schwanger wird, kann man von einer Störung ausgehen, wobei eine Infertilität oder das Aussetzen der Menstruation bei einer 50-jährigen Frau als normal anzusehen ist. Lebensführung Die Fragen zur Lebensführung umfassen Erkundigungen zu Beruf, Bewegung, Ernährung (einschließlich Kaffee, Zigaretten, Alkohol, verschreibungspflichtige und andere Medikamente) und zu den Familienverhältnissen. Es werden also Fragen gestellt, die zur Aufdeckung von physischen und emotionalen Stressfaktoren beitragen können, die eine Krankheitsursache oder einen verschlimmernden Faktor darstellen können.
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1.7.4 Angaben zur Familie 1
Erkundigungen zur Familienanamnese helfen, eventuell vorhandene relevante, familiär bedingte Besonderheiten oder angeborene Störungen zu erfassen.
1.7.5 Allgemeine Anamnese Es müssen vorangegangene und andere gegenwärtige Störungen erfragt werden, die eventuell von direkter Bedeutung sein könnten wie etwa Allergien, Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen, vorangegangene ernsthafte Erkrankungen, Operationen (vor allem abdominale Eingriffe) und Arzneimittelbehandlungen (z. B. Antibiotika, Kortikosteroide, orale oder parenterale Kontrazeptiva, Hormonersatztherapie oder östrogenhemmende Medikamente).
1.7.6 Gynäkologische Anamnese Informationen zum Alter bei der Menarche, zur Menstruation und zu vorangegangenen gynäkologischen Problemen (z. B. Candida- oder Herpes-Infektionen, Zysten, Polypen, anomale Pap-Tests, Dysmenorrhö, Dyspareunie) können für die endgültige Diagnose und Behandlung hilfreich sein.
1.7.7 Vorausgegangene und gegenwärtige Schwangerschaftsanamnese Fragen zu früheren Schwangerschaften und Entbindungen umfassen Erkundigungen zu Konzeptionsschwierigkeiten, Fehlgeburten oder Schwangerschaftsabbrüchen, morgendlicher Übelkeit oder anderen Schwierigkeiten während Schwangerschaften wie etwa Gestationsdiabetes, Hypertonie oder Präeklampsie. Zu den Fragen zu Entbindungen gehören solche zu Schwierigkeiten mit den Wehen oder zu chirurgischen Eingriffen, zur Anzahl der Kinder, postpartalen Problemen (wie etwa postpartale Blutung, Verletzung von Fortpflanzungsorganen, Prolaps, Haarausfall, Laktationsprobleme oder postpartale Depression) und zu früheren chirurgischen Eingriffen (Mastektomie, Tubenligatur, Hysterektomie etc.). Auch die Möglichkeit einer bestehenden Schwangerschaft muss erfragt werden.
1.7.8 Untersuchungsergebnisse oder Screenings Entsprechende Berichte können eine anatomische Fehlbildung oder einen gestörten Hormonhaushalt aufzeigen.
1.7.9 Aktuelle Beschwerden Bei der Frage nach den aktuellen Beschwerden erwartet man Informationen zur Art des Problems, zu ersten Symptomen, zur Ursache (wenn bekannt), zu Faktoren, die eine Verschlechterung oder Verbesserung hervorrufen, sowie zu vorangegangenen Therapien, Arzneimittelgaben und Untersuchungen.
1.7 Gynäkologische Beurteilung
15
1.7.10 Aktuelle Medikationen Es ist unerlässlich, sich laufende Medikationen zu notieren, sich bewusst zu werden, welche Wirkungen oder Nebenwirkungen auftreten können, und eventuell einsetzende Wechselwirkungen mit chinesischen Arzneimitteln zu bedenken.
1.7.11 Menstruation Die Menstruation wird anhand der Dauer des Zyklus, der Dauer des Menstruationsflusses sowie der Menge, der Farbe und der Viskosität des Menstruationsblutes bewertet. Der erste Tag der Blutung kennzeichnet den ersten Tag des Zyklus, der im Allgemeinen 28 Tage dauert. Aus heutiger Sicht wird eine Spanne von 21 bis 35 Tagen als physiologisch angesehen, wobei die Blutung 3 bis 7 Tagen dauern kann. In der chinesischen Medizin ist ein Zyklus mit einer Dauer von 26–30 Tagen und eine 4- bis 6-tägige Blutung erwünscht. Die Menge des dabei verlorenen Blutes liegt im Schnitt bei 50–80 ml, wobei am ersten Tag eine leichte, am zweiten und dritten Tag eine starke und am vierten und den folgenden Tagen allmählich wieder eine leichtere Blutung besteht. Die Farbe des Blutes sollte tiefrot und die Konsistenz weder dünn- noch dickflüssig sein. Es sollte nicht geronnen sein und keine Klumpen oder einen üblen Geruch aufweisen. Schwankungen Einige Frauen menstruieren nur alle 2 Monate, alle 3 Monate oder einmal jährlich. Zudem gibt es Frauen, die nie menstruiert haben, aber dennoch schwanger werden; diese Situation wird als „verborgene Menstruation“ bezeichnet. In der frühen Schwangerschaft kann manchmal eine sehr leichte Menstruation einsetzen, die jedoch für den Fetus keine Gefahr darstellt. Während der Perimenopause kann es gelegentlich zu Menstruationsstörungen kommen, was sich durch unregelmäßige Zyklen und unterschiedlich starke Blutungen äußert, bevor sie allmählich ganz aussetzt. Solche Unregelmäßigkeiten sollten untersucht werden, sofern jedoch kein Hinweis auf eine Anomalie vorliegt, ist dies im Allgemeinen kein Zeichen von Krankheit. Zyklus und Blutung Es sollten Fragen zur Dauer des Zyklus sowie zur Menge, Farbe und Konsistenz des Menstruationsblutes gestellt werden. Menge des Menstruationsblutes Um herauszufinden, ob die Blutung stark, mittelgradig oder leicht ist, ist es hilfreich zu erfragen, wie viele Tampons oder Binden benötigt werden: Wie oft müssen sie gewechselt werden, sind sie vollgesogen, oder wird bloß routinemäßig gewechselt? Bei der Frage nach der Dauer der Blutung muss geklärt werden, an welchen Tagen eine schwere, mittelgradige bzw. leichte Blutung vorliegt, nur ein Spotting stattfindet und ob die Periode endet ober einsetzt. Menstruationsschmerzen Kurz vor oder bei Einsetzen der Blutung können ein unangenehmes Gefühl im unteren Abdomen, Schmerzen im unteren Rücken, Spannungsgefühl in der Mamma oder Reizbarkeit auftreten, die kurz nach Einsetzen der Blutung von selbst wieder verschwinden. Solche Symptome sind weit verbreitet, und in der heutigen Medizin werden sie als normal betrachtet. In der chinesischen Medizin geht man allerdings gegen solche Symptome vor. Es ist unerlässlich zu erfragen, ob Schmerzen bestehen, und wenn dies der Fall ist, muss man die Zeit des Auftretens sowie die Art bzw. Qualität und die Lokalisation der Schmerzen herausfinden. Prämenstruelle Schmerzen und Schmerzen um den ersten Mentruationstag herum werden üblicherweise auf Einstauungen von Qi oder Xue zurückgeführt. Postmenstruelle Schmerzen und Schmerzen gegen Ende der Menstruation stehen mit einer energetischen Schwäche (xu) von Qi und Xue im Zusammenhang. Ein stechender, ortsfester Schmerz während der Menstruation beruht häufig auf Xue-Stasen. Generalisierte Schmerzen während der
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1 Grundlagen der Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Menstruation sind in der Regel die Folge von Hitze (re) des Xue. Die Art des Schmerzes zeigt, ob er auf QiBlockaden, Xue-Stasen oder einer energetischen Schwäche (xu) von Qi und Xue beruht. Ein starker Schmerz mit einer unbestimmten, allgemeinen oder wechselnden Lokalisation wird mit Qi-Blockaden in Zusammenhang gebracht. Ein heftiger, stechender, fixer Schmerz weist auf Xue-Stasen, und ein dumpfer, starker Schmerz ist Zeichen einer energetischen Schwäche (xu). Ein krampfartiger Schmerz wird von Kälte (han) hervorgerufen. Es kann auch erfragt werden, ob der Schmerz konstant oder krampfartig ist, und die Lokalisation des Schmerzes (abdominal, perineal, sakral oder nach unten zu den Innenseiten der Oberschenkel und Beine ausstrahlend) verweist auf die betroffenen Leitbahnen und Funktionskreise.
1.7.12 Zyklusabhängige Schmerzen oder Unwohlsein Symptome, die zu verschiedenen Zeiten während des Zyklus auftreten, müssen ebenfalls erfragt und berücksichtigt werden. Dazu gehören Kopfschmerzen, Migräne, Übelkeit, Drehschwindel, Abgeschlagenheit, Diarrhö, Obstipation, Schlafstörungen, Depression, Traurigkeit, Reizbarkeit, Druckempfindlichkeit der Mamma, Stimmungsschwankungen und Intermenstrualschmerz. Die Diagnose sollte mit Hilfe der Symptomkonfigurationen der Funktionskreise und mit Hilfe der Leitbahnen und Netzleitbahnen gestellt werden.
1.7.13 Vaginaler Ausfluss Die Farbe, die Konsistenz und der Geruch von anomalem vaginalem Ausfluss sind diagnostisch relevant. Geht es um Konzeption und Fertilität, sollte auch nach der Konsistenz und der Menge des normalen Zervikalschleims gefragt werden.
1.7.14 Lochien Die Farbe, der Geruch, die Konsistenz und die Dauer sollten eruiert werden. Die Lochien sind 4–5 Tage nach der Entbindung tiefrot (Lochia rubra), die nächsten 6–10 Tage verblasst die Farbe zu einem klaren Rosa (Lochia serosa) und anschließend zu einer hellen strohartigen Farbe (Lochia alba). Sie sollten nicht länger als etwa 3 Wochen bestehen.
1.7.15 Menopause und Klimakterium Perimenopausale Symptome, wie beispielsweise Hitzewallungen, können Jahre vor merklichen Veränderungen des Menstruationszyklus oder vor Erreichen der Menopause auftreten. Umgekehrt können bereits Jahre, bevor die Blutungen ausbleiben, die Zyklen kürzer oder unregelmäßig werden sowie Sickerblutungen und Menorrhagie auftreten. Die Frage nach dem Alter ist unerlässlich, ebenso Fragen zu kürzlichen Menstruationen. Es sollte nach der Schwangerschaftsanamnese, emotionalen Faktoren, Stress, Arbeitsüberlastung, Nachtschichten, Schlaf, Schweißen und eventuell nach der Intensität, Häufigkeit und Dauer von Hitzewallungen gefragt werden und auch danach, ob die Symptome tagsüber oder nachts zunehmen. Ebenso wichtig sind Fragen zu Appetit, Durst, Verdauung und zum Stuhlgang.
KAPITEL
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Das Phänomen der Menstruation
2.1 2.1.1
Die monatliche Blutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Physiologie der Menstruation in der chinesischen Medizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
18 18
2.2 2.2.1 2.2.2
Die Phasen der Menstruation: Früher und heute. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Phasen des Zyklus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Entsprechungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
22 23 24
2.3 2.3.1 2.3.2
Menstruationsstörungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klassische Sicht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heutige Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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2 Das Phänomen der Menstruation
2.1 Die monatliche Blutung
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In der Systematischen Drogenkunde (ᴀ㤝㒆Ⳃ) schrieb Li Shizhen: ’ཇᄤ䰈㉏гˈҹ㸔ЎЏ݊㸔Ϟᑨ 䰈ˈϟᑨ⍋╂ˈ᳜᳝Ⲝѣˈ ╂᳝ᳱˈ᳜џϔ᳜ϔ㸠ˈϢПⳌヺˈᬙ䇧Пֵ᳜ˈ᳜∈ˈ ᳜㒣’; übersetzt heißt das: „Frauen sind Yin, das Xue ist ihre Grundlage, und dieses Xue ist wie oben der Mond und unten die Gezeiten. Der Mond nimmt zu und ab, und die Gezeiten verebben und fließen. Das monatliche Ereignis tritt einmal im Monat in gleicher Weise ein und wird dementsprechend als ‚monatliches Zeichen‘, ‚monatliches Wasser‘ oder ‚monatliche Blutung bezeichnet.“ Bei einem gesunden Mädchen findet die Menarche im Allgemeinen im Alter von etwa 14 Jahren statt. Im 1. Kapitel der „Unbefangenen Fragen“ im „Inneren Klassiker des Gelben Fürsten“ (ݙ㒣㋴䯂: Ϟসⳳ䆎㆛ ϔ) steht Folgendes zur Entwicklung der Fortpflanzungsfähigkeit der Frau: Ᏹ᳄˖Ҏᑈ㗕㗠᮴ᄤ㗙ˈᴤሑ䙾˛ᇚ᭄✊г˛ ቤԃ᳄˖ཇᄤϗቕˈ㚒⇨ⲯˈ啓থ䭓DŽѠϗ㗠ⱌ㟇ˈӏ㛝䗮ˈކ㛝ⲯˈ᳜џҹᯊϟˈ ᬙ᳝ᄤDŽ(ॳ᭛. Das heißt: „Der Kaiser sagte: ‚Wenn die Menschen alt werden und keine Kinder gebären, ist das so, weil sie nicht mehr die Fähigkeit dazu haben? Steht das im Einklang mit den Regeln der Natur?‘ Qi Bo sagte: ‚Im Alter von sieben Jahren ist beim Mädchen das Qi des Fk Niere (shen) reichlich vorhanden, und die Zähne sind gewachsen. Bei Ende der zweiten sieben Jahre ist das ‚Himmelswasser‘ (tiangui) vollständig ausgebildet, die Aufnehmende Leitbahn (renmai) ist durchgängig, und die Breite Trossstraße (chongmai) ist angefüllt. Das monatliche Ereignis setzt rechtzeitig ein, und daher kann sie Kinder gebären‘.“ Das normale Alter der Menarche kann zwischen 10 und 16 Jahren liegen, wobei dies durch die Geographie, das Klima, die Ethnie, die Ernährung und andere Faktoren beeinflusst wird. Obwohl verschiedene Autoren unterschiedliche Alter angeben, werden sekundäre Merkmale der sexuellen Entwicklung vor einem Alter von 8 Jahren und eine Menstruation vor einem Alter von 10 Jahren üblicherweise als „vorzeitige Pubertät“ eingestuft. Eine geringe Zahl junger Frauen hat 1 bis 2 Jahre nach der Menarche unregelmäßige Periodenblutungen, eventuell setzt dabei die Menstruation auch für eine kurze Zeit aus. Zurückzuführen ist dies auf unzureichendes Qi des Fk Niere (shen). Die Periode wird im Allgemeinen regelmäßig, wenn die volle Reife erreicht ist.
2.1.1 Die Physiologie der Menstruation in der chinesischen Medizin Das „Himmelswasser“ (tiangui) Das „Himmelswasser“ (tiangui) (ⱌ) ist nach dem 10. Himmelsstamm benannt und stellt so die Substanz dar, die am meisten Yin ist. Es hat seinen Ursprung im angeborenen Qi des Fk Niere (shen) und ist in seiner Versorgung vom Struktivpotential (jing) der erworbenen Konstitution abhängig, das aus der Nahrung gewonnen wird. Über das „Himmelswasser“ (tiangui), das das Wachstum und die sexuelle Entwicklung beherrscht und stimuliert, verfügen sowohl Männer als auch Frauen. Ebenso wie es wächst, zieht es sich auch wieder zusammen, und nur in einem bestimmten Alter erreicht es sein Maximum und kann zur vollen Entfaltung kommen. Auf diese Weise ermöglicht das „Himmelswasser“ (tiangui) die allmähliche Reifung und unterstützt die fruchtbaren Jahre, denen sich ein allmählicher Rückgang des Qi des Fk Niere (shen) und eine Erschöpfung des „Himmelswassers“ (tiangui) anschließt. Das „Himmelswasser“ (tiangui) stellt sicher, dass sich das Struktivpotential (jing), das Xue und die Säfte (jinye) in der Aufnehmenden Leitbahn (renmai) und der Breiten Trossstraße (chongmai) entfalten können. Die Breite Trossstraße (chongmai) wird zudem durch das Struktivpotential des Fk Niere (shenjing) und das Xue der Funktionskreise gefüllt und ist dadurch in der Lage, den Neben-Fk Uterus (zigong) zu füllen, die Menstruationsblutung einzuleiten und eine Konzeption
2.1 Die monatliche Blutung
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stattfinden zu lassen. Bei der Frau dauert dies bis zum siebten der Sieben-Jahres-Phasen an; zu diesem Zeitpunkt schwindet die Energie des Fk Niere (shen), die Aufnehmende Leitbahn (renmai) ist energetisch geschwächt, die Breite Trossstraße (chongmai) ist im Verfall begriffen, und die Menopause ist erreicht. Westlich aufgefasst kann das „Himmelswasser“ (tiangui) mit dem adrenocorticotropen Hormon (ACTH) verglichen werden, das die Nebennierenrinde oder die Nebennierensekretion selbst stimuliert und das, wie angenommen wird, das Einsetzen der Adrenarche bewirkt, die Steigerung der Nebennierensekretion (hauptsächlich von Androgenen), die bei beiden Geschlechtern im Alter von 7 oder 8 Jahren physiologische Veränderungen zur Folge hat.
Die Funktionskreise Die Funktionskreise (zangfu) bilden die Quelle der Transformation von Qi und Xue. Unter den fünf Speicherfunktionskreisen (zang) speichert der Fk Niere (shen) das Struktivpotential (jing), und das Struktivpotential (jing) wandelt Xue um; der Fk Leber (gan) speichert Xue, und der Fk Milz (pi) dominiert das Xue; der Fk Herz (xin) beherrscht das Xue, der Fk Lunge (fei) beherrscht das Qi, und das Qi führt das Xue an. Die Physiologie der Menstruation steht in einem besonders engen Zusammenhang mit den Fk Niere, Leber und Milz (shen gan pi). Ein ausreichendes Vorhandensein des Qi des Fk Niere (shen) lässt das „Himmelswasser“ (tiangui) reifen und aktiv werden; der Fk Leber (gan) verteilt das Qi und reguliert die Menstruation; die Fk Milz und Magen (pi wei) sind die Quelle des erworbenen Qi, sie kräftigen den Transport und füllen das „Meer des Xue“ (xuehai) auf. Der Fk Niere (shen) stellt die Grundlage des angeborenen Qi und die Wurzel des Ursprungs-Qi (yuanqi) dar. Er steuert das Speichern sowohl des angeborenen als auch des erworbenen Struktivpotentials (jing), er ist die Quelle von Wachstum und Fortpflanzung, und er bringt Xue hervor. Das Xue wird wiederum in Struktivpotential (jing) umgewandelt. Auf diese Weise haben das Struktivpotential (jing) und das Xue die gleiche Quelle, sie bringen einander hervor und bilden die materielle Grundlage der Menstruation. Das Struktivpotential des Fk Niere (shenjing) wird für die Transformation des Qi benötigt. Ab der Geburt nimmt bei der Frau das Qi des Fk Niere (shen) allmählich zu, bis es in der zweiten Sieben-Jahres-Phase angefüllt ist und überläuft, wodurch es die Reifung des „Himmelswassers“ (tiangui) fördert. Dadurch wird die Aufnehmende Leitbahn (renmai) durchgängig, die Breite Trossstraße (chongmai) wird angefüllt, und die Menstruation wird eingeleitet. Das Qi des Fk Niere (shen) umfasst sowohl das Yin des Fk Niere (shen) als auch das Yang des Fk Niere (shen). Diese müssen im Gleichgewicht sein, um ihre normalen Funktionen bewahren zu können. Das Yin des Fk Niere (shen) bildet die Grundlage für das Yin des gesamten Körpers und wirkt nährend. Das Yang des Fk Niere (shen) stellt die Grundlage für das Yang des Körpers dar und hat eine wärmende Funktion. Zudem herrscht die „Pforte des Lebensloses” (mingmen) über den Fk Niere (shen), der Fk Niere (shen) wird zur „Pforte des Lebensloses” (mingmen) gerechnet. Genauer betrachtet sind die Netzleitbahnen des Neben-Fk Uterus (baoluo), die Aufnehmende Leitbahn (renmai), die Leitbahn der Steuerung (dumai) und die Breite Trossstraße (chongmai) mit dem Fk Niere (shen) verbunden. Alles in allem wird der Fk Niere (shen) als derjenige Funktionskreis angesehen, der die wichtigste Rolle bei Menstruation und Fertilität spielt. Der Fk Leber (gan) speichert das Xue, er beherrscht den freien Fluss des Qi, er verteilt das Qi in alle Richtungen, und er verabscheut Einstauungen. Bei der Frau speichert und reguliert der Fk Leber (gan) das Xue, wobei das überschüssige Xue zum „Meer des Xue“ (xuehai) geleitet wird, so dass die Menstrationsblutung einsetzen kann. Die Funktion des Fk Leber (gan), Xue zu speichern, steht im Einklang mit seiner Funktion, einen freien Fluss zu fördern, so dass bei einer Verteilung des Qi des Fk Leber (gan) das Xue ungehindert in den Leitbahnen fließt und die Menstruation normal abläuft. Ist das Qi des Fk Leber (gan) eingestaut, kommt es zu Menstruationsstörungen.
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2 Das Phänomen der Menstruation
Die Fk Milz und Magen (pi wei) bilden die Grundlage des nachgeburtlichen Qi und die Quelle der Transformation von Qi und Xue. Das Qi des Fk Milz (pi) beherrscht den Transport und sorgt dafür, dass das Xue in den dafür vorgesehenen Leitbahnen bleibt. Ist der Fk Milz (pi) geschwächt und verliert er seine Fähigkeit zu steuern, wird das Xue nicht mehr in den Leitbahnen bleiben, sondern diese verlassen. Der Fk Magen (wei) beherrscht die Aufnahme. Er wird als das „Meer der Nahrung“ (shuigu zhi hai) bezeichnet und ist das Organ von Qi und Xue. Die Magen-Leitbahn (wei jing) senkt das Qi ab und steht mit der Breiten Trossstraße (chongmai) in Verbindung; deshalb sagt man auch, „die Breite Trossstraße (chongmai) steht unter der Führung der Überstrahlung des Yang (yangming)“. Wenn der Fk Magen (wei) ausreichend Nahrung erhält, wird auch die Breite Trossstraße (chongmai) angefüllt, das „Meer des Xue“ (xuehai) läuft über, und die Menstruation setzt ein. Der Fk Herz (xin) beherrscht das Xue und bewirkt, dass das Xue die Leitbahnen füllt und im gesamten Körper zirkuliert. Diese beiden Funktionen sind vom Qi des Fk Herz (xin) abhängig. Ist reichlich Xue im Fk Herz (xin) vorhanden, so sinkt das Qi des Fk Herz (xin) ab, und das Xue fließt in den Leitbahnen und strömt in die Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai). Stehen der Fk Herz (xin) und der Fk Niere (shen) miteinander in Verbindung, so läuft die Menstruation normal ab. Der Fk Lunge (fei) beherrscht das Qi, er hat seinen Sitz im oberen Wärmebereich (shangjiao), und er lässt das Qi und die Körperflüssigkeiten in einhundert Leitbahnen zirkulieren. Dadurch befördert er die Substanzen wie Dunst und senkt sie zum Neben-Fk Uterus (zigong) ab, so dass sie zu einer physiologischen Menstruation beitragen. Auch mentale Phänomene und Prozesse beeinflussen die Menstruation. Neben den beschriebenen Funktionen der Funktionskreise beherrscht der Fk Herz (xin) das Bewusstsein und die konstellierende Kraft (shen), der Fk Leber (gan) beherrscht die Planung und die Überlegungen, der Fk Milz (pi) beherrscht die Intelligenz und die Einsicht, und der Fk Niere (shen) beherrscht den Willen und die Entschlossenheit. Sowohl das Xue als auch das Qi spielen bei der Menstruation eine Rolle. Die Frau wird vom Xue beherrscht, der materiellen Grundlage der Menstruation, während das Qi die treibende Kraft ist. Das Qi führt das Xue an: Das Xue ist auf das Qi angewiesen, um in den Leitbahnen zirkulieren zu können. Wenn sich also das Qi bewegt, bewegt sich auch das Xue, und wenn das Qi stagniert, stagniert auch das Xue. Das Xue ist die Mutter des Qi: Qi und Xue bringen einander hervor und sind voneinander abhängig; daher sagt man auch, „Xue und Qi werden unterschiedlich bezeichnet, sie sind aber von der gleichen Art“. Wenn Qi und Xue harmonisch sind, läuft die Menstruation normal ab. Die Leitbahnen der Funktionskreise im Inneren (li) und die Leitbahnen an den Extremitäten und Gelenken an der Oberfläche (biao) bilden ein Netzwerk zwischen Oberfläche (biao), Innerem (li), Oben und Unten, das die verschiedenen Körperbereiche zu einem organischen Ganzen verbindet und dem Qi und dem Xue Bahnen bietet, um den gesamten Körper versorgen zu können. In der Physiologie der Frau stellen die unpaarigen Leitbahnen die wichtigsten Leitbahnen dar: Die Breite Trossstraße (chongmai), die Aufnehmende Leitbahn (renmai), die Leitbahn der Steuerung (dumai) und die Gürtelleitbahn (daimai) beeinflussen jeweils die Bewegung des Qi und des Xue in den Zwölf Leitbahnen.
Die Breite Trossstraße (chongmai) Das chinesische Zeichen chong ( )ކhat die Bedeutung einer wichtigen Verkehrsstraße oder eines Kommunikationszentrums. Die Breite Trossstraße (chongmai) entspringt im Fk Niere (shen) und verläuft über das untere Abdomen nach unten, sie tritt am Perineum aus und zieht wieder entlang der Innenseite der Wirbelsäule nach oben. Nach vorne knüpft sie an der Nieren-Leitbahn (shen jing) an, verläuft an beiden Seiten des Abdomens zum Rachen und umrundet die Lippen. Die Breite Trossstraße (chongmai) vereint angeborenes und erworbenes Qi und Struktivpotential (jing), sie wirkt als Ausgleichsreservoir des Xue und beherrscht die Menstruation: Weil der Fk Magen (wei) als das
2.1 Die monatliche Blutung
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„Meer der Nahrung“ (shuigu zhi hai) gilt und die Magen-Leitbahn (wei jing) mit der Breiten Trossstraße (chongmai) in Verbindung steht, wird die Breite Trossstraße (chongmai) vom Fk Magen (wei) mit erworbenen Substanzen genährt und vom angeborenen Qi des Fk Niere (shen) unterstützt. Das angeborene Qi vereinigt sich mit dem erworbenen Qi der Nahrung, und beide zusammen fließen in die Breite Trossstraße (chongmai) und sind für die Physiologie der Frau von Bedeutung. Die Breite Trossstraße (chongmai) reguliert und unterstützt auch die Aktivität des Qi der Zwölf Leitbahnen. Im Inneren Klassiker des Gelben Fürsten wird die Breite Trossstraße (chongmai) als das „Meer der Zwölf Leitbahnen“ (कѠ㒣П⍋) bezeichnet, und im „Angelpunkt der Struktivkraft“ (Lingshu) wird sie das „Meer der Fünf Speicherfunktionskreise (zang) und Sechs Durchgangsfunktionskreise (fu)“ (ކ㛝㗙,Ѩ㛣݁㜥П⍋г) genannt. Die Grundlage der Frau ist das Xue, und die Menstruation ist Xue. Wenn die Breite Trossstraße (chongmai) angefüllt ist, läuft die Menstruation normal ab.
Die Aufnehmende Leitbahn (renmai) Das chinesische Zeichen ren (ӏ) bedeutet erledigen, aber auch nähren und unterstützen. Die Aufnehmende Leitbahn (renmai) entspringt im Fk Niere (shen), sie verläuft nach unten über das untere Abdomen, tritt am Perineum aus, zieht dann nach vorne und oben zum Schambein, biegt nach innen ab und folgt der Innenseite des unteren Abdomens, durchquert Ren 4 (guanyuan) und weitere Punkte, erreicht den Rachen, umrundet die Lippen, durchquert die Wangen und tritt beidseits jeweils unterhalb der Augenhöhle ein. Über ihre Leitbahnen und Netzleitbahnen steht die Aufnehmende Leitbahn (renmai) mit allen Yin-Leitbahnen des Körpers in Verbindung, wobei diese sich in Ren 17 (shanzhong) sammeln. Die Aufnehmende Leitbahn (renmai) reguliert die Menstruation und ist bei der Hervorbringung von Xue entscheidend. Sie beherrscht die Yin-Leitbahnen und gilt als das „Meer der Yin-Leitbahen“ (yinmai zhi hai). Das Struktivpotential (jing), das Xue und die Säfte (jinye) werden zur Aufnehmenden Leitbahn (renmai) gerechnet. Bei der Frau geht die Aufnehmende Leitbahn (renmai) vom Unterleib aus, sie unterstützt und nährt die Schwangerschaft. Die Aufnehmende Leitbahn (renmai) beherrscht Schwangerschaft und Geburt. Nur wenn das Qi der Aufnehmenden Leitbahn (renmai) fließt, können Menstruation und Schwangerschaft normal ablaufen.
Die Leitbahn der Steuerung (dumai) Das chinesische Zeichen du (ⴷ) bedeutet „Generalgouverneur“. Die Leitbahn der Steuerung (dumai) entspringt im Fk Niere (shen), verläuft nach unten über das untere Abdomen bis zum Perineum, zieht anschließend entlang der Innenseite der Wirbelsäule nach oben zum Hals, tritt in das Gehirn ein, verläuft zum Schädeldach und gelangt schließlich über Stirn und Nase nach unten. Weil die Leitbahn der Steuerung (dumai) die Wirbelsäule quert, nach oben zum Kopf verläuft und den Treffpunkt der Yang-Leitbahnen darstellt, wird sie als das „Meer der Yang-Leitbahnen“ (yangmai zhi hai) bezeichnet. Und weil die Wirbelsäule zum Fk Niere (shen) gerechnet wird und der Fk Niere (shen) die Basis des angeborenen Qi und die Wurzel des Ursprungs-Qi (yuanqi) ist, stützt die Leitbahn der Steuerung (dumai) auch das Ursprungs-Qi (yuanqi) des Körpers. Die Aufnehmende Leitbahn (renmai) überquert die Vorderseite des Körpers und beherrscht die Yin-Leitbahnen, während die Leitbahn der Steuerung (dumai) den Rücken überquert und die Yang-Leitbahnen beherrscht. Die beiden treffen am Zahnfleisch zusammen, überqueren das Abdomen, erhalten das Gleichgewicht von Yin und Yang in den Leitbahnen aufrecht and regulieren die Menstruationsblutung.
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2 Das Phänomen der Menstruation
Die Gürtelleitbahn (daimai)
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Die Gürtelleitbahn (daimai) beginnt unterhalb der Spitze der 10. Rippe und zieht gurt- oder gürtelförmig um die Taille (ᏺ), was ihr zu ihrem Namen verholfen hat. Sie steht sowohl mit der Drei-Wärmebereiche- (sanjiao jing) als auch mit der Gallenblasen-Leitbahn (dan jing) in Verbindung, wobei sie bei Gb 26 (daimai), Gb 27 (wushu) und Gb 28 (weidao) auf die Gallenblasen-Leitbahn (dan jing) trifft. Sie verbindet die Leitbahnen und reguliert den angemessenen Fluss von Qi und Xue zwischen den oberen und unteren Bereichen des Körpers.
2.2 Die Phasen der Menstruation: Früher und heute In der chinesischen Medizin liegt der Schlüssel zum Verständnis der Physiologie im Verständnis des Konzeptes von Yin und Yang. Ihre gegenseitige Beziehung zueinander und ihr relatives Gleichgewicht sind für unser Verständnis des Zyklus der Frau und einer eventuell bestehenden Pathologie entscheidend. Ein normaler Zyklus, der 26 bis 31 Tage dauert, wird in vier physiologische Phasen unterteilt, die eine hohe Übereinstimmung zur westlichen Medizin aufweisen. Traditionell wird die erste Hälfte des Zyklus, in der Östrogene überwiegen, als die Yin-Phase bezeichnet, und die zweite Hälfte, in der Progesteron überwiegt, als die Yang-Phase. In der chinesischen Medizin sprechen wir heutzutage auch von der ersten Woche als die menstruelle Phase, von der zweiten Woche als die postmenstruelle Phase, von der dritten Woche als die postovulatorische Phase und von der vierten Woche als die prämenstruelle Phase. In der westlichen Medizin werden für verschiedene Phasen unterschiedliche Bezeichnungen verwendet, je nachdem, ob sie Veränderungen des Endometriums oder Entwicklungen des Ovarialfollikels beschreiben (›Anhang Abb. 6). Die Endometriumphasen werden in die Proliferationsphase, in die Sekretionsphase und in die regressive Phase sowie in die endometriale bzw. deziduale Abstoßung, die der Menstruationsblutung entspricht, eingeteilt. Die Proliferationsphase bezeichnet den Neuaufbau des Endometriums zwischen dem 2. und 12. Tag, wobei das Ende dieser Phase durch ein Maximum an Östrogenen gekennzeichnet ist; die Sekretionsphase beschreibt die Tage 12 bis 22, in denen, durch Progesteron stimuliert, Glykogen zur Ernährung von eventuell aufgenommenen Blastozysten sezerniert wird, wobei das Ende dieser Phase durch ein Maximum an Progesteron gekennzeichnet ist; die regressive Phase bezeichnet die Tage 22 bis 28, in denen das endometriale Wachstum eingestellt wird und abbricht, teilweise verursacht durch das Ausbleiben der ovariellen Hormone; schließlich findet am 1. Tag des nächsten Zyklus die Abstoßung statt, und die deziduale Abstoßung dauert bis in die nächste Proliferationsphase an (›Anhang Abb. 6). Die Follikelphase des Ovars besteht während der Zeit des follikulären Wachstums oder der follikulären Rekrutierung (1.–9. Tag), in der präovulatorischen Phase wird der dominante Follikel selektiert (9.–12. Tag), daran schließt sich die ovulatorische Phase an (12.–13. Tag), und daraufhin folgt die Lutealphase (14.–28. Tag). Teilweise werden nur drei Phasen genannt: die Follikelphase (1.–12. Tag), die ovulatorische Phase (12.–13. Tag) und die Lutealphase (14.–28. Tag) (›Anhang Abb. 6).
2.2 Die Phasen der Menstruation: Früher und heute
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2.2.1 Die Phasen des Zyklus Die erste Woche In der ersten Woche des Zyklus besteht in der Breiten Trossstraße (chongmai) eine hohe Aktivität, da sie sich mit Xue füllt und es zum Neben-Fk Uterus (zigong) befördert. Unter dem Einfluss des Fk Leber (gan) ist die Aufnehmende Leitbahn (renmai) ebenfalls aktiv; sie setzt Xue frei und lässt es vom Neben-Fk Uterus (zigong) wegfließen. Die erste Woche ist durch den allmählichen Verbrauch von Xue aufgrund des menstruationsbedingten Verlustes gekennzeichnet, aber auch durch den Verbrauch von Qi und Xue – einerseits durch die endometriale Regeneration, andererseits durch das follikuläre Wachstum. Laut westlicher Medizin findet in der ersten Woche die Abstoßung des alten Endometriums ab Tag 1 und die Regeneration der Basalschicht des Endometriums zwischen dem 2. und 6. Tag statt. Das in der Hirnanhangdrüse gebildete follikelstimulierende Hormon (FSH) stimuliert das Wachstum und die Rekrutierung von 20–30 Follikeln, wodurch das Anfangsstadium der Follikelphase gebildet wird. Die wachsenden Follikeln sezernieren ein mittleres Maß an Östrogen, das Ende der ersten Woche die Sekretion von FSH und des luteinisierenden Hormons (LH) teilweise herabsetzt (negative Rückkopplung). Der Großteil der Follikel ist klein, sie haben weniger Rezeptoren, sie reagieren daher weniger auf FSH, und dies führt zur Atresie. Einige größere Follikel, die über eine größere Anzahl FSH-Rezeptoren verfügen, können bestehen. Schließlich wächst zwischen den Tagen 5 und 8 nur ein großer Follikel weiter, der so genannte dominante oder Graaf-Follikel.
Die zweite Woche In der zweiten Woche bzw. postmenstruellen Phase findet ein weiterer Verbrauch von Qi und Xue statt, denn die Fk Milz, Herz und Niere (pi xin shen) sind dabei, Xue hervorzubringen und Yin bereitzustellen, um die nun energetisch geschwächte Breite Trossstraße (chongmai) wieder aufzufüllen. Dies entspricht weitestgehend der westlichen Sicht einer endometrialen Proliferation und der entsprechenden Zunahme des Plasmaöstrogens. Am Ende der zweiten Woche hat die Zunahme des Yin seinen höchsten Stand erreicht, und es wandelt sich rasch zu Yang, wenn LH zunimmt und die Ovulation stattfindet. In der westlichen Medizin werden die Tage 9–12 als die präovulatorische Phase beschrieben: Zahlreiche Östrogen-sezernierende Follikel wurden von einem dominanten (Graaf-) Follikel verdrängt, der ein mittleres Maß an Östrogen produziert, das seinerseits FSH teilweise hemmt (negative Rückkopplung) und den Untergang der kleineren Follikel beschleunigt. Während der dominante Follikel reift, produziert er unter dem Einfluss von LH vermehrt Östrogen und verdoppelt in den 5 Tagen vor der Ovulation fast seine Größe, indem er von 12 mm auf 22 mm wächst. Die maximale Größe beträgt 18 mm bis 24 mm, wobei 4–8 ml Flüssigkeit enthalten sind. (Zum Vergleich: Die schwächeren Follikeln, die eine Atresie durchlaufen, erreichen selten ein Durchmesser von mehr als 14 mm.) Das Endometrium verdickt sich in Vorbereitung auf eine befruchtete Eizelle, und die Zervixdrüsen beginnen, fruchtbaren Schleim zu produzieren (›Kap. 8.1 und ›Kap. 8.2). Der Östrogenspiegel ist ungefähr am 12. Tag am höchsten, was mit dem präovulatorischen Absinken der Temperatur zusammenfällt. Der Muttermund weitet sich, damit Schleim nach unten fließen kann und der Durchlass von Sperma erleichtert wird, und die Zervix hebt sich. Zum Zeitpunkt der höchsten Fertilität wird Schleim des P-Typs produziert. Ein hoher Östrogenspiegel, erzeugt vom dominanten Follikel, stimuliert die Freisetzung des Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH) aus dem Hypothalamus (positive Rückkopplung), er führt zu einem Anstieg von FSH und LH und stimuliert gleichzeitig auch direkt den Hypophysenvorderlappen, so dass doppelt auf die Freisetzung von LH eingewirkt wird. Der dominante Follikel wächst nach dem Anstieg von LH weiter und reißt normalerweise etwa 36 Stunden später (die dokumentierte Spanne liegt zwischen 4 und 64 Stunden), wobei das Ovum in den Eileiter gestoßen wird. Nach der Extrusion der Eizelle (Ovulation) wird der leere Follikel
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2 Das Phänomen der Menstruation
zum Progesteron-sezernierenden Corpus luteum (Yin wandelt sich zu Yang). Der höhere Progesteronspiegel (a) hemmt die Produktion von LH und FSH und verhindert so eine weitere Ovulation, (b) er bewirkt, dass sich der Muttermund schließt und der Schleim dicker wird, (c) er entspannt die Muskeln des Uterus, so dass die Zervix wieder in ihre präovulatorische Position absinkt, und (d) er hebt die Grundtemperatur des Körpers leicht an (0,2–0,5 °C). 2
Die dritte Woche In der dritten Woche bzw. postovulatorischen Phase löst das Yang-Qi das Yin hinsichtlich Zunahme und relativer Fülle ab. Das Yang-Qi der Fk Herz, Milz und Niere (xin pi shen) bringt Xue hervor, konsolidiert die Aufnehmende Leitbahn (renmai) und fördert so die Befruchtung und die Einnistung eines eventuell aufgenommenen Embryo. Die Breite Trossstraße (chongmai) ist konsolidiert und darauf vorbereitet, die Konzeption zu fördern. Die Aufnehmende Leitbahn (renmai) wird vom Yang des Fk Niere (shen) unterstützt, und in diesem Zusammenhang könnte man sagen, dass sie, durch ihre die Schwangerschaft fördernde Rolle, das Progesteron verkörpert, während die Breite Trossstraße (chongmai) für das Östrogen steht, das in dieser Zeit ebenfalls sein Maximum erreicht. In der westlichen Medizin wird dieser Zeitraum als Lutealphase bezeichnet. FSH und LH der Hypophyse sinken ab, während Östrogen und Progesteron aufgrund der Aktivität des Corpus luteum weiter ansteigen. Dabei erreicht das Progesteron seinen Maximalwert am Ende der dritten Woche, etwa eine Woche nach der Ovulation. Das Progesteron stimuliert das Endometrium, Glykogen zu sezernieren (Sekretionsphase des Endometriums) und so im Falle einer Konzeption die Blastozyste zu stützen und zu nähren.
Die vierte Woche In der vierten Woche nimmt das Yang weiter zu, bis es seine maximale Ausprägung erreicht und sich wieder zu Yin wandelt und so den Beginn eines neuen Zyklus kennzeichnet. Qi und Xue sind reichlich vorhanden, und der Neben-Fk Uterus (zigong) läuft über. Das Progesteron erreicht sein Maximum zu Beginn der vierten Woche. Wenn keine Konzeption stattgefunden hat, degeneriert das Corpus luteum und wird zum Corpus albicans. Die Abnahme von Eierstockhormonen verbunden mit einer Zunahme von Endometriumhormonen führt zur Ruptur von endometrialen Strukturen: Spasmus, Ischämie, Ruptur von Spiralarteriolen und schließlich Disintegration und deziduale Abstoßung. Das Plasmaöstrogen hat einen niedrigen Wert, es stimuliert FSH, das wiederum das follikuläre Wachstum im neuen Zyklus fördert.
2.2.2 Entsprechungen Das empfindliche Gleichgewicht zwischen dem Yin des Fk Niere (shen) und dem Yang des Fk Niere (shen) spiegelt sich im westlich-medizinischen Verständnis der Wirkung von Östrogen auf die Freisetzung von FSH wider: Mäßige Estradiolspiegel hemmen FSH teilweise, während sowohl niedrige als auch hohe Östrogenwerte die Freisetzung von FSH und LH beeinflussen und letztendlich die Ovulation und die Freisetzung von Progesteron stimulieren. Im endokrinen System, das einen Einfluss auf die Physiologie der Frau hat, findet sich sowohl eine positive Rückkopplung (stimulierend), die mit der gegenseitigen Hervorbringung von Yin und Yang verglichen werden kann, als auch eine negative Rückkopplung (inhibitorisch), die sich mit der gegenseitigen Bändigung von Yin und Yang vergleichen lässt.
2.3 Menstruationsstörungen
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2.3 Menstruationsstörungen 2.3.1 Klassische Sicht In der traditionellen chinesischen Medizin werden Menstruationsstörungen hauptsächlich entsprechend ihrem Erscheinungsbild bzw. ihren anomalen Charakteristika klassifiziert. Störungen wie das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) oder Endometriose werden nicht als getrennte und eigenständige „Erkrankungen“ diagnostiziert, sondern sie können je nach Erscheinungsbild einer Reihe von Befunden zugeordnet werden. So kann etwa PCOS, abhängig von den jeweiligen Symptomen und Manifestationen, als „blockierte Menstruation“, als „unregelmäßige Menstruation“, als „Fettleibigkeit“, als „Infertilität“ oder als „Masse im Abdomen“ behandelt werden. Zu den diagnostizierten Symptomkonfigurationen können energetische Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) und/oder des Fk Niere (shen), Ansammlungen von Schleim (tan) und Feuchtigkeit (shi), Xue-Stase, Einstauungen des Qi im Fk Leber (gan) usw. gehören. Endometriose wird im Allgemeinen als „schmerzhafte Menstruation“ aufgrund „Xue-Stase“ behandelt. Es ist unnötig zu erwähnen, dass der Schlüssel zu einer wirksamen Behandlung in der Differentialdiagnose liegt und wir nicht versucht sein sollten, in Einzelfällen allgemeine Annahmen zu machen. In der chinesischen Medizin werden über 20 Störungen beschrieben, die mit dem Menstruationszyklus im Zusammenhang stehen. Bei jeder dieser Störungen wird eine Differentialdiagnose entsprechend der traditionellen Bestimmung der Symptomkonfigurationen gestellt. Menstruationsstörungen können wie folgt unterteilt werden: Zyklusstörungen werden in ›Kap. 3.1 bis ›Kap. 3.4, Störungen der Menge und des Flusses in ›Kap. 4.1 bis ›Kap. 4.6 und Zyklus begleitende Störungen, wie etwa Migräne, Menstruationsschmerzen und das prämenstruelle Syndrom, in ›Kap. 5.5 bis ›Kap. 5.13 besprochen.
2.3.2 Heutige Sicht In der westlichen Medizin werden Menstruationsstörungen in folgende Kategorien unterteilt: Amenorrhö und Oligomenorrhö, PCOS, übermäßiger Verlust an Menstruationsblut, Dysmenorrhö, Endometriose und prämenstruelles Syndrom.
Amenorrhö und Oligomenorrhö Das normale Alter bei der Menarche liegt zwischen 10 und 16 Jahren. Man spricht von einer primären Amenorrhö, wenn im Alter von 16 Jahren keine Menstruation eingesetzt hat, obwohl Wachstum und sexuelle Entwicklung normal ablaufen, oder wenn im Alter von 14 Jahren keine Menstruation eingesetzt hat und dies von Wachstumsstörungen oder der Entwicklung von sekundären Geschlechtsmerkmalen begleitet wird. Eine sekundäre Amenorrhö beschreibt definitionsgemäß entweder das Ausbleiben der Regelblutung über mehr als sechs Monate oder, bei einer Frau, die zuvor menstruiert hat, häufiger als dreimal in den vorangegangenen Zyklusintervallen (d. h. mehr als drei Monate bei einer Frau mit einem 28-Tage-Zyklus). Eine Oligomenorrhö liegt vor, wenn im Jahr fünf oder weniger Menstruationen stattfinden. Sowohl Amenorrhö als auch Oligomenorrhö können ausgelöst sein durch: r S törungen des Uterus und/oder der ableitenden Organe r S törungen der Ovarien r S törungen der Achse Hypothalamus-Hypophyse.
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2 Das Phänomen der Menstruation
Polyzystisches Ovarialsyndrom
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PCOS wird bei klinischen Zeichen von Hyperandrogenismus und vorangegangener chronischer Anovulation bei Frauen ohne eine entsprechende zugrunde liegende Nebennieren- oder Hypophysenerkrankung diagnostiziert (›Kap. 7.10). Durch Blutuntersuchungen werden hormonelle Störungen und Stoffwechselstörungen aufgezeigt, und im Ultraschall lassen sich polyzystische Ovarien (multiple periphere Follikel) mit verdickter Kapsel darstellen. Bei Frauen mit PCOS sind die Ovarien 2- bis 5-mal so groß wie normalerweise. Teilweise bestehen auch Adipositas und Hirsutismus. Adipositas kann die Folge endokriner Störungen und Stoffwechselstörungen sein, in einigen Fällen jedoch wird durch Erreichen eines Normalgewichts das Problem der Anovulation gelöst. Bei etwa 6–9% der Frauen wird PCOS diagnostiziert, diese Diagnose kann jedoch unsicher sein, denn Untersuchungen durch transvaginalen Ultraschall ergeben, dass etwa bei 20% der Frauen mit normaler Menstruation über 15 subkapsuläre Follikel mit einem Durchmesser zwischen 2 und 10 mm zu finden sind. Davon erkrankt nur ein Drittel an PCOS (Oats & Abraham 2005). Weil Anovulation in direktem Zusammenhang mit einem niedrigen Progesteronspiegel steht – bei einem normalen Spiegel wird die Neuronenerregbarkeit gehemmt –, wird Epilepsie ebenfalls mit anovulatorischen Zyklen bei PCOS in Verbindung gebracht (›Kap. 7.11). Zu den endokrinen Anomalien gehören: normale FSH-Spiegel bei erhöhtem LH-Spiegel; erhöhte Serumkonzentrationen von Testosteron und Androstenedion (>90% der Fälle); in der frühen und mittleren Follikelphase normale Estradiolspiegel, jedoch Ausbleiben des normalen Anstiegs vor der Ovulation oder in der Mitte der Lutealphase (›Anhang Abb. 6). Bei Frauen mit PCOS besteht eine höhere Inzidenz von Stoffwechselstörungen, und sie leiden auch unter stärkerer Hyperinsulämie und Insulinresistenz. Eine relativ neue Theorie besagt, dass hohe Insulinspiegel den programmierten Zelltod beeinträchtigen und zur Follikelpersistenz führen (Oats & Abraham 2005).
Übermäßiger Verlust an Menstruationsblut Eine übermäßige Menstruation bedeutet einen erhöhten Blutverlust aufgrund einer starken Blutung mit ุ 80 ml (Menorrhagie), aufgrund von verkürzten und häufigeren Zyklen oder aufgrund Blutungen außerhalb des Zyklus (Metrorrhagie). Dysfunktionelle Uterusblutung (DUB) beschreibt einen übermäßigen Verlust an Menstruationsblut ohne Zusammenhang mit organischen Erkrankungen. Sie steht in Verbindung mit niedrigen Progesteronspiegeln, die auf anovulatorische Zyklen zurückzuführen sind, mit gutartiger Endometriumhyperplasie bei Östrogendominanz und mit einer Prostaglandin-E-Produktion, die durch ein Intrauterinpessar hervorgerufen wird. Andere Ursachen für starke Blutungen sind Endometriose, Tumoren des Uterus und der Ovarien, chronische Pelvic Inflammatory Disease (PID), Schilddrüsenerkrankungen, hämatologische Erkrankungen und Therapien mit Gerinnungshemmern.
Dysmenorrhö Eine primäre Dysmenorrhö wird als schmerzhafte Periode ohne organische oder psychologische Ursache definiert. Eine sekundäre Dysmenorrhö liegt vor, wenn eine organische oder psychologische Ursache feststellbar ist. Von Dysmenorrhö sind etwa 50% der menstruierenden Frauen betroffen, bei 25–30% ist sie stark ausgeprägt. Man geht davon aus, dass das Progesteron Prostaglandine stimuliert; diese sind bei Frauen mit Dysmenorrhö erhöht. Intrauterinpessare stimulieren den Uterus und bewirken die Freisetzung von Prostaglandin. Man geht davon aus, dass orale Kontrazeptiva die Menstruationsschmerzen reduzieren, weil sie die Ovulation stoppen, was zu einem Fehlen des Corpus luteum und dadurch zu einem niedrigeren Progesteron-
2.3 Menstruationsstörungen
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spiegel führt. Weitere Theorien sind Zervixstenosen bei Nullipara sowie ein retrograder Blutfluss, der eine Bauchfellreizung hervorruft.
Endometriose Unter Endometriose versteht man das Vorhandensein von endometrialem Gewebe an anderen Stellen als der Gebärmutterhöhle (›Kap. 7.9). Bei der Endometriosis interna (Adenomyose) bildet sich endometriales Gewebe innerhalb der Muskelwand des Uterus. Laut Mackay et al (1992) handelt es sich in mehr als der Hälfte der Endometriose-Fälle um Endometriosis interna, Stirrat (1998) vermutet jedoch, dass Endometriosis externa häufiger auftritt (oder vielleicht auch häufiger diagnostiziert wird). Bei Endometriosis externa lagert sich Endometrium an unterschiedlichen Stellen außerhalb des Uterus ab. Bezüglich der Verteilung wurden folgende Beobachtungen gemacht: Ovarien und Eileiter (40%), uterosakrale Ligamente und rektovaginales Septum (30%), Douglas-Raum (10%), Dünn- und Dickdarm (10%), Harnblase (5%) und andere Stellen am Beckenperitoneum (15%). In 70% der Fälle beschränkt sich die Erkrankung jedoch auf die Ovarien und das Peritoneum, wobei der Darm in bis zu 30% der Fälle mit betroffen ist. Endometriale Läsionen der Harnblase, des Harnleiters und des Nabels sind selten. Endometrioseherde an weiter entfernten Stellen wie in der Lunge oder der Nase werden durch die Verbreitung über die Lymphflüssigkeit oder den Blutkreislauf erklärt. Obwohl diese Fälle selten sind, kann eine nasale Endometriose zu Nasenbluten während der Menstruation führen, und Endometriose am Dickdarm oder am Rektum kann ähnliche zyklische Blutungen verursachen. Mackay (1992) gibt an, dass die Endometriose-Inzidenz bei infertilen Frauen 30–40% beträgt und dass bei 5–10% der Frauen, die sich einer laparoskopischen Sterilisation unterzogen, eine Endometriose festgestellt wurde. Stirrat (1998) diagnostizierte dagegen bei über 20% der Frauen, die sich sterilisieren ließen, eine Endometriose. Ein Vergleich dieser Statistiken, eine aus dem Jahr 1992 und die andere aus dem Jahr 1998, wirft die Frage auf, ob Endometriose selbst auf dem Vormarsch ist oder ob sie nur häufiger diagnostiziert wird.
Prämenstruelles Syndrom In der westlichen Gynäkologie wird PMS als ein Symptomenkomplex mit unbekannter Ätiologie definiert, der in der Woche vor der Menstruation oder in der zweiten Hälfte des Zyklus auftritt. Etwa 50–70% der Frauen leiden unter prämenstruellen Beschwerden, und etwa 30–60% berichten von Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit. Häufig wird der Begriff „zyklisches Ovarialsyndrom“ vorgezogen, weil die Symptome auch bei fehlender Menstruation und bei Fehlen eines Uterus auftreten können.
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KAPITEL
3
Störungen des Menstruationszyklus
3.1
Verkürzter Zyklus ᳜㒣ܜᳳ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
30
3.2
Verlängerter Zyklus ᳜㒣ৢᳳ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
35
3.3
Unregelmäßiger Zyklus ᳜㒣ৢܜ᮴ᅮᳳ. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
40
3.4
Blockierte Menstruation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
43
3
30
3 Störungen des Menstruationszyklus
3.1 Verkürzter Zyklus ᳜㒣ܜᳳ
3
Verkürzte Zyklen bzw. verfrüht einsetzende Perioden werden durch die Länge des Zyklus bestimmt. In der chinesischen Medizin geht man davon aus, dass der normale Zyklus den Phasen des Mondes folgt und deshalb 28–29 Tage dauert. Zyklen, die regelmäßig kürzer als 26 Tage sind, werden im Allgemeinen als anomal angesehen, und Zyklen, die lediglich 23 Tage dauern, stellen ein ernsthaftes Problem dar. Verkürzte Zyklen bedeuten, dass pro Jahr zwei oder mehr zusätzliche Zyklen stattfinden, was insgesamt einen größeren Blutverlust zur Folge hat (›Kap. 2.3). Daher ist es für die Patientin von Vorteil, wenn der Zyklus reguliert wird. Verkürzte Zyklen können auch ein Faktor bei Konzeptionsschwierigkeiten sein: Wenn die Follikelphase verkürzt wird, hat der dominante Follikel möglicherweise nicht ausreichend Zeit zu reifen. In der chinesischen Medizin entspricht dies oft einer energetischen Schwäche (xu) von Yin und/oder Xue. Ist die Lutealphase zu kurz, kann dies bedeuten, dass das Corpus luteum nicht ausreichend arbeitet und eventuell nicht in der Lage ist, Befruchtung und Einnistung der Eizelle zu unterstützen. Dies entspricht in der chinesischen Medizin häufig einer energetischen Schwäche (xu) des Qi und/oder des Yang. Bei einer häufigen Menstruation, etwa dreimal oder öfter im Monat, handelt es sich im Allgemeinen nicht um viele verkürzte Zyklen, und daher ist dieser Fall auch nicht zu den Störungen des Zyklus zu rechnen. Vielmehr ist eine Störung des Flusses wahrscheinlich (›Kap. 4.5). In diesem Fall wird die Menstruationsblutung nicht in der vorgesehenen Zeit abgeschlossen; zurückzuführen ist dies auf Stasen, die den Fluss so stark blockieren, dass das Blut stoßweise abgegeben wird und drei oder mehr Blutungsepisoden in einem Monat notwendig werden, um die endometriale Abstoßung abzuschließen. Dieser Fall ist von einem „verkürzten Zyklus“, von „Überfluten und Sickern“ (Benglou) (›Kap. 4.6) und von roter Leukorrhö bzw. „rotem und weißem Ausfluss“ (›Kap. 6.1) zu differenzieren. Krankheitsmechanismus Die wichtigsten Symptomkonfigurationen sind energetische Schwäche (xu) des Qi und Hitze (re) des Xue. Das Qi hält das Xue; bei energetischer Schwäche (xu) des Qi ist diese Funktion beeinträchtigt, und die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) werden instabil. Bei Hitze (re) des Xue entweicht das Xue aus seinen Leitbahnen, und die Menstruation setzt verfrüht ein. Der Fk Milz (pi) ist das Kind des Fk Herz (xin), und er ist auf das Qi des Fk Herz (xin) angewiesen, um ungestört funktionieren zu können. Aus diesem Grund kann ein energetisch schwacher Fk Milz (pi) das Qi des Fk Herz (xin) vermindern, was zu einer energetischen Schwäche (xu) sowohl des Fk Milz (pi) als auch des Fk Herz (xin) führt. Hält dieser Zustand länger an, kann letztlich auch das Qi des Fk Niere (shen) geschädigt werden. Hitze (re) des Xue kann auf überhandnehmendes Yang zurückzuführen sein, das durch stark gewürzte Speisen hervorgerufen wurde, auf Einstauungen im Fk Leber (gan), die Glut (huo) hervorbringen, oder auf energetische Schwäche (xu) des Yin. Xue-Stasen können die Folge von Einstauungen im Fk Leber (gan), von inneren Kälte-Schäden (han) oder von schrägläufiger Kälte (han) sein, die während der Menstruation oder bei der Geburt in die Leitbahnen eindringt, wobei Kälte (han) das Xue verfestigt und seinen Fluss blockiert.
Energetische Schwäche (xu) des Qi Hauptsymptome Verkürzter Zyklus, häufig mit einem vermehrten Blutverlust, wobei das Blut eine hellrote Farbe und eine dünne Konsistenz hat; Abgeschlagenheit, Teilnahmslosigkeit, Leere- und Schweregefühl im unteren Abdomen, Appetitlosigkeit, halbflüssiger Stuhl; der Zungenkörper ist blass, und die Pulse sind zart (xi) und schwach (ruo). Behandlungsprinzip
Kräftigen des Qi, Zusammenhalten des Xue, Regulieren der Menstruation
3.1 Verkürzter Zyklus ᳜㒣ܜᳳ Empfohlene Akupunkturpunkte
31
Ma 36, Ren 6, Ren 12, Bl 20
Basisrezept Ju Yuan Jian В ✢ܗDen Ursprung emporhebende Abkochung Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624 Ren Shen (Ginseng, Rx) Stützen die „Mitte“, mehren das Qi und halten so das Xue Huang Qi (Scutellariae, Rx) zusammen Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Zhi Gan Cao (in einer Flüssigkeit geröstete Glycyrrhizae radix (Gancao)) Sheng Ma (Cimicifugae, Rz) Unterstützt Huang Qi (Scutellariae, Rx) beim Emporheben des Qi
Modifikationen Bei starkem Xue-Verlust
Zugabe von: E Jiao (Asini corii colla) Jiao Ai Ye (verkohlte Artemisiae argyi folium (Aiye)) Hai Piao Xiao (Sepiae, endoconcha) Pao Jiang Tan (karbonisierte Zingiberis rhizoma praeparatum (Paojiang)) Bei einem verlängerten Menstruationsfluss Zugabe von: Chao Pu Huang (gerösteter Typhae pollen (Puhuang)) Yi Mu Cao (Leonuri, Hb) Bei energetischer Schwäche (xu) des Yang im Zugabe von: Xu Duan (Dipsaci, Rx) Fk Niere (shen) Bu Gu Zhi (Psoraleae, Sm) Ai Ye (Artemisiae (Argyri), Fo) Zugabe von: Suan Zao Ren (Ziziphi spinosae, Sm) Bei energetischer Schwäche (xu) im Fk Milz Mai Dong (= Maimendong) und Herz (pi xin) mit Palpitationen, Schlafstörungen, vielen Träumen Wu Wei Zi (Schisandrae, Fr) Fu Shen (Poriae Cocos Pararadicis, Sclerotium) Yuan Zhi (Polygalae, Rx) Long Yan Rou (Arillus euphoriae loganae) Zugabe von: Lu Jiao Jiao (Colla cornu cervi) Bei energetischer Schwäche (xu) im Fk Milz und Niere (pi shen) mit spärlichem, blassem, Bu Gu Zhi (Psoraleae, Sm) dünnflüssigem Menstruationsblut, Schmerzen Fu Zi (Aconiti, Rx lateralis praeparata) im Lumbosakralbereich, kalten Extremitäten, Yi Zhi Ren (Alpiniae oxyphyllae, Fr) reichlichem Urin, halbflüssigem Stuhl Fu Ling (Poria) (Poria)
Weitere mögliche Rezepturen r B u Zhong Yi Qi Tang r G u Chong Tang r G ui Pi Tang r G ui Rong Bu Chong Tang
3
32
3 Störungen des Menstruationszyklus
Hitze (re) des Xue Hauptsymptome Verkürzte Zyklen mit vermehrtem Blutverlust. Trockener Mund, Durst und trockener Stuhl. Wenn Hitze aufgrund energetischer Überladung (shire) vorliegt, ist das Menstruationsblut tief- oder purpurrot und zähflüssig, der Zungenkörper ist rot, der Belag gelb, und die Pulse sind beschleunigt (shuo) und angefüllt (shi) oder saitenförmig (xian). Besteht Hitze aufgrund energetischer Schwäche (xure), so ist das Menstruationsblut leuchtend rot und von dünner Konsistenz, der Zungenkörper ist rot mit wenig oder ohne Belag, der Puls zart (xi) und beschleunigt (shuo).
Hitze (re) des Xue: Aufgrund überhandnehmendem Yang 3 Behandlungsprinzip tion
Klären von Hitze (re), Kühlen des Xue, Stillen der Blutung, Regulieren der Menstrua-
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ni 2, Mi 6, Mi 10, Du 14, Bl 17
Basisrezept A Qing Re Gu Jing Tang ⏙⛁㒣∸ Hitze kühlendes und die Menstruation stabilisierendes Dekokt Klare und einfache chinesische Gynäkologie ㅔᯢЁएཛ⾥ᄺ Huang Qin (Scutellariae, Rx) Jiao Zhi Zi (verkohlter Gardeniae fructus (Zhizi)) Di Gu Pi (Lycii, Cx) Sheng Di (= Shengdihuang) E Jiao (Asini corii colla) Gui Ban (Plastrum testudinis) Mu Li (Ostreae, concha) Zong Lu Tan (Fibra Trachycarpi stipulae carbonisata (Zonglütan)) Di Yu (Sanguisorbae, Rx) Ou Jie (Nelumbinis nodus, rhizomatis) Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Klären Hitze (re), kühlen Xue
Nährt das Yin und das Xue Nährt das Xue, stillt die Blutung Bewahren das Yin und halten das Xue zusammen Adstringieren die Blutung
Harmonisiert
Notwendige Modifikation Dang Shen (Codonopsis, Rx) Sha Shen (Adenophorae seu glehniae, Rx)
Mehren das Qi und bringen Körperflüssigkeiten hervor
Modifikationen Bei Glut im Fk Leber (ganhuo) Bei Feuchtigkeit-Hitze (shire) Bei energetischer Schwäche (xu) des Qi Bei trockenem Stuhl
Zugabe von: Chai Hu (Bupleuri, Rx) Long Dan Cao (Gentianae, Rx) Zugabe von: Can Shi,Huang Bai (= Huangbo) Zugabe von: Dang Shen (Codonopsis, Rx) Zugabe von: Da Huang (Rhei, Rz)
3.1 Verkürzter Zyklus ᳜㒣ܜᳳ
33
Weitere mögliche Rezepturen r Q ing Jing Tang r Q ing Jing Zhi Xue Tang r Q ing Re Zhi Beng Tang Hitze (re) des Xue: Aufgrund Einstauungen im Fk Leber (gan) Behandlungsprinzip tion
Kühlen des Fk Leber (gan), Beseitigen von Einstauungen, Regulieren der Menstrua-
Empfohlene Akupunkturpunkte
Mi 6, Mi 10, Le 3, Le 2, Du 14, Bl 17, Bl 18
Basisrezept Dan Zhi Xiao Yao San Ѝᷔ䗡䘹ᬷ Pulver der heiteren Ungebundenheit mit Moutan cortex und Gardeniae fructus Auszüge aus der inneren Medizin ⾥ݙᨬ㽕 19. Jh. Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Zhi Zi (Gardeniae, Fr) Chai Hu (Bupleuri, Rx) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria) Zhi Gan Cao s. o. Bo He (Menthae, Hb) Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens)
Klären Hitze (re), zerstreuen das Qi im Fk Leber (gan) Nähren das Xue, erweichen den Fk Leber (gan) Kräftigen den Fk Milz (pi)
Unterstützt Chai Hu (Bupleuri, Rx) beim Zerstreuen des Qi Weggelassen
Modifikation Bei starker Blutung
Zugabe von: Qian Cao Gen, Huai Hua
Hitze (re) des Xue: Aufgrund energetischer Schwäche (xu) des Yin Behandlungsprinzip
Nähren des Yin, Klären von Hitze (re), Regulieren der Menstruation
Empfohlene Akupunkturpunkte
Mi 6, Mi 10, Le 8, Ni 6, Ni 2, Ni 10, Bl 16, Bl 18, Bl 20, Bl 23
Basisrezept Qing Jing San ⏙㒣ᬷ Die Menstruation klärendes Pulver Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ⾥ Fu Qingzhu ٙ䴦Џ 1827 Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Shu Di (= Shudihuang)
Kühlt das Xue, stillt die Blutung Nährt das Yin und das Xue Nährt das Xue
3
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3 Störungen des Menstruationszyklus
Di Gu Pi (Lycii, Cx) Qing Hao (Artemisiae annuae, Hb) Huang Bai s. o. Fu Ling (Poria)
Klären Hitze (re), leiten Glut (huo) aus
Bewegt „Wasser“, leitet Hitze (re) aus
Notwendige Modifikationen
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Sheng Di s. o. Mo Han Lian (= Hanliancao) Di Yu (Sanguisorbae, Rx)
Kühlt das Xue und nährt das Yin Kühlen das Xue und stillen die Blutung
Weitere in Frage kommende Rezepturen r B ao Yin Jian r L iang Di Tang Xue-Stase Hauptsymptome Verkürzte Zyklen mit dunklem, mit Klumpen versetztem Menstruationsblut, Schmerzen und Druckempfindlichkeit im unteren Abdomen. Der Zungenkörper ist am Rand purpurrot und weist eventuell Staseflecken auf, und die Pulse sind untergetaucht (chen) und saitenförmig (xian) oder untergetaucht (chen) und rau (se). Behandlungsprinzip Menstruation
Regulieren des Qi, Dynamisieren des Xue, Beseitigen von Stasen, Regulieren der
Empfohlene Akupunkturpunkte
Mi 10, Mi 6, Le 3, Ma 29, Bl 17, Bl 18, Bl 32
Basisrezept Tao Hong Si Wu Tang ḗ㑶ಯ⠽∸ Dekokt der vier Bestandteile mit Persica und Carthamus Der goldene Spiegel der Medizin एᅫ䞥䡈 1742 Tao Ren (Persicae, Sm) Hong Hua (Carthami, Fl) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Shu Di s. o.
Dynamisieren das Xue, beseitigen Stasen
Nährt und dynamisiert das Xue, reguliert die Menstruation, lindert Schmerzen Erweicht den Fk Leber (gan), lindert Schmerzen Nährt das Xue und das Yin
Notwendige Modifikation Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Reguliert das Qi
3.2 Verlängerter Zyklus ᳜㒣ৢᳳ
35
Modifikationen Bei Zeichen von Hitze (re) Bei Kälte (han)
Bei Schmerzen
Zugabe von: Qian Cao Gen (Rubiae, Rx) Zugabe von: Ai Ye (Artemisiae (Argyri), Fo) Rou Gui (Cinnamomi cassiae, Cx) Xiao Hui Xiang (Foeniculi, Fr) Zugabe von: Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r G e Xia Zhu Yu Tang r X ue Fu Zhu Yu Tang r Z hu Yu Zhi Xue Tang
3.2 Verlängerter Zyklus ᳜㒣ৢᳳ Verlängerte Zyklen bzw. verspätet einsetzende Perioden werden durch die Länge des Zyklus bestimmt. Entsprechend der chinesischen Medizin folgt der Menstruationszyklus den Phasen des Mondes und sollte daher etwa 29 Tage dauern. Zyklen, die regelmäßig länger als 32 Tage dauern, gelten als pathologisch; bei einer Dauer von über 35 Tagen können sie ein ernsthaftes Problem darstellen, und bei 60 Tagen geht man von einer nicht stattgefundenen Periode aus. Klinische Beobachtungen lassen vermuten, dass längere Zyklen häufiger vom prämenstruellen Syndrom mit Stimmungsschwankungen begleitet werden als kurze oder normale Zyklen. Verlängerte Zyklen können auch mit Konzeptionsschwierigkeiten im Zusammenhang stehen: Im Falle einer energetischen Schwäche (xu) von Yin und Xue wird die Eizelle in der längeren Follikelphase nur unzureichend genährt und benötigt eine längere Zeit zum Reifen; bei Einstauungen kann die Eizelle zwar rechtzeitig reifen, sie wird jedoch verspätet freigesetzt. Krankheitsmechanismus Sowohl eine energetische Überladung (shi) als auch Qi-Blockaden mit Kälte (han) des Xue haben jeweils Xue-Stasen zur Folge. Qi-Blockaden stehen mit Sorgen und unterdrückten Emotionen im Zusammenhang, die den Fluss des Qi beeinträchtigen, so dass das Xue nicht mehr durchgängig fließen kann. Eine Kälte (han) des Xue kann auf das Eindringen von Kälte (han) von außen oder auf innere Kälte (han) infolge einer übermäßig kalten Ernährung zurückzuführen sein. Kälte (han) verfestigt das Xue und verlangsamt und blockiert seinen Fluss. In beiden Fällen blockiert und behindert stagnierendes Xue die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) und zögert so die Menstruation hinaus. Die Krankheitsbilder mit energetischer Schwäche (xu) umfassen eine energetische Schwäche (xu) des Yang, bei der das Yang-Qi die Hervorbringung von Xue nicht mehr stützen kann, und eine energetische Schwäche (xu) des Xue aufgrund eines Verbrauchs von Xue oder einer mangelnden Hervorbringung von Xue. In beiden Fällen wird das „Meer des Xue“ (xuehai) nicht rechtzeitig aufgefüllt. Sowohl auf energetischer Überladung (shi) als auch auf energetischer Schwäche (xu) beruhende verlängerte Zyklen mit geringem Blutverlust können sich zu einer blockierten Menstruation weiterentwickeln. Eine energetische Schwäche (xu) des Yang kann schon vorher bestehen, oder sie kann auf eine langwierige Erkrankung zurückzuführen sein, wodurch das Yang geschädigt wird. Die Funktionskreise werden nicht mehr erwärmt, und sowohl die Umwandlung als auch die Bewegung des Xue werden behindert. Das „Meer des Xue“ (xuehai) wird nicht rechtzeitig aufgefüllt, und dadurch setzt die Menstruation verspätet ein. Eine energetische Schwäche (xu) des Xue kann durch langwierige Erkrankungen, übermäßige Laktation oder übermäßigen Blutverlust, durch die
3
36
3 Störungen des Menstruationszyklus
jeweils das Xue geschädigt wird, hervorgerufen werden. Eine schlechte Ernährung, Überanstrengung und Sorgen schädigen jeweils den Fk Milz (pi). Ist die Quelle der Umwandlung geschwächt, so sind die Aufnehmende Leitbahn (renmai) und die Breite Trossstraße (chongmai) energetisch geschwächt, und die Periode setzt verspätet ein.
Qi-Blockaden
3
Hauptsymptome Verspätet einsetzende Menstruation mit wenig dunkelrotem Blut, das mit Klümpchen versetzt ist. Niedergeschlagenheit und Reizbarkeit, Spannungsgefühle im unteren Abdomen, in der Brust und eventuell in der Mamma, besonders vor der Menstruation. Der Zungenkörper ist blassrot oder leicht purpurfarben, und der Puls ist saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip tion
Lösen des Fk Leber (gan), Beseitigen von Einstauungen, Regulieren der Menstrua-
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Ma 36, Ma 29, Ren 4, Bl 18, Bl 20, Bl 32
Basisrezept Chai Hu Shu Gan San ᷈㚵⭣㙱ᬷ Bupleurum-Pulver, das den Fk Leber löst Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jing Yue ᓴ᱃ኇ 1624 Chai Hu (Bupleuri, Rx) Xiang Fu (Cyperi, Rz) Zhi Qiao (Citri seu aurantii (ponciri), Fr) Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Zhi Gan Cao s. o.
Lösen das Qi im Fk Leber (gan), beseitigen Einstauungen Bewegen das Qi Dynamisiert das Xue Lösen Krämpfe, stillen Schmerzen
Notwendige Modifikation Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Tao Ren (Persicae, Sm)
Regulieren die Menstruation
Weitere in Frage kommende Rezepturen r J ia Wei XiaoYao San r X iao Yao San Kälte (han) des Xue Hauptsymptome Verspätet einsetzende Menstruation mit wenig dunklem Blut, das mit großen Klumpen versetzt ist. Kälteempfindung im unteren Abdomen mit krampfartigen Schmerzen, die bei Wärme nachlassen. Aversion gegen Kälte, die Extremitäten sind kalt. Der Zungenbelag ist weiß, und die Pulse sind untergetaucht (chen) und gespannt (jin).
3.2 Verlängerter Zyklus ᳜㒣ৢᳳ Behandlungsprinzip tion
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Erwärmen der Menstruation, Zerstreuen von Kälte (han), Regulieren der Menstrua-
Empfohlene Akupunkturpunkte Bl 23
Mi 10, Moxibustion an Ren 4, Ren 6 oder Bl 18, Moxibustion an Bl 17,
Basisrezept A Wen Jing Tang ⏽㒣∸ Dekokt zur Erwärmung der Menstruation Wichtige Besonderheiten aus der goldenen Schatulle 䞥ं㽕⬹ Östliche Han-Dynastie 25–220 n. u. Z. Wu Zhu Yu (Evodiae, Fr) Gui Zhi Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) E Jiao (Asini corii colla) Mai Men Dong (Ophiopogonis, Rx) Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Ren Shen (Ginseng, Rx) Ban Xia (Pinelliae, Rz) Zhi Gan Cao s. o.
Erwärmen die Menstruation, zerstreuen Kälte (han) 3 Nähren und dynamisieren das Xue, regulieren die Menstruation Nähren das Yin und das Xue, erweichen den Fk Leber (gan) Bewegt das Xue, kühlt Hitze aufgrund energetischer Schwäche (xure) Suppletieren das Qi, harmonisieren den Fk Magen (wei)
Notwendige Modifikation Wu Yao (Linderae, Rx) Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz)
Erwärmen den Fk Niere (shen), Regulieren das Qi im unteren Wärmebereich (xiajiao), Bewegen die Stasen, Stillen die Schmerzen
Wenn eher eine energetische Überladung (shi) als eine energetische Schwäche (xu) infolge Kälte (han) und daraus resultierenden Stasen vorliegt, sollte die zweite Version des Wen Jing Tang eingesetzt werden, die hauptsächlich Stasen beseitigt und nicht so stark suppletiert. Basisrezept B Wen Jing Tang ⏽㒣∸ Dekokt zur Erwärmung der Menstruation Überarbeitete wirksame Rezepturen für Frauen ᷵⊼ཛҎ㡃ᮍ 16. Jh. Rou Gui (Cinnamomi cassiae, Cx) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) E Zhu (Curcumae zedoariae, Rz) Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Chuan Niu Xi (Cyathulae officinalis, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Zhi Gan Cao s. o.
Erwärmt die Menstruation, zerstreut Kälte (han) Nährt das Xue, reguliert die Menstruation Bewegt das Qi im Xue Dynamisieren das Xue, beseitigen Stasen
Beseitigen Spannungen, lindern Schmerzen
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3 Störungen des Menstruationszyklus
Notwendige Modifikation Wu Yao (Linderae, Rx)
Erwärmen den Fk Niere (shen) und Regulieren das Qi im unteren Wärmebereich (xiajiao)
Modifikationen Bei starker Blutung
3
Weglassen: E Zhu (Curcumae zedoariae, Rz) Chuan Niu Xi (Cyathulae officinalis Rx) Zugabe von: Pao Jiang (Zingiberis, Rz praeparatum) Ai Ye (Artemisiae (Argyri), Fo) E Jiao (Asini corii colla) Bei Klumpen und starken Schmerzen, die sich bei Zugabe von: Pu Huang (Typhae, pollen) Druck verstärken Wu Ling Zhi (Trogopterori, faeces) Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz) Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Energetische Schwäche (xu) des Yang Hauptsymptome Verspätet einsetzende Menstruation mit wenig hellrotem, dünnflüssigem, wässrigem Blut ohne Klumpen. Bohrende Schmerzen im unteren Abdomen, die sich durch Wärme und Druck bessern. Schwacher, schmerzender Rücken, reichlich klarer Urin, halbflüssiger Stuhl. Der Zungenkörper ist blass mit einem weißen Belag. Die Pulse sind verlangsamt (chi), untergetaucht (chen), schwach (ruo) und zart (xi). Behandlungsprinzip
Erwärmen des Yang, Bewegen des Qi, Regulieren der Menstruation
Empfohlene Akupunkturpunkte Moxibustion an Ren 4, Ren 6, Ni 3, Ni 7, Bl 18, Moxibustion an Bl 17, Bl 23, Du 4 Basisrezept Wu Yao Tang Р㥃∸ Dekokt mit Linderae radix Geheimnisse aus dem Orchideen-Zimmer ݄ᅸ⾬㮣 Li Gao ᴢᵆ 1336 Wu Yao (Linderae, Rx) Xiang Fu (Cyperi, Rz) Mu Xiang (Saussureae, Rx) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Erwärmt den Fk Niere (shen), reguliert das Qi im unteren Wärmebereich (xiajiao) Bewegt das Qi im unteren Wärmebereich (xiajiao), stillt Schmerzen Bewegt das Qi im mittleren Wärmebereich (zhongjiao) Reguliert die Menstruation Harmonisiert die anderen Arzneimittel
Modifikationen Bei starker Kälte (han) Bei häufiger Miktion, halbflüssigem Stuhl
Zugabe von: Fu Zi (Aconiti, Rx lateralis praeparata) Zugabe von: Bu Gu Zhi (Psoraleae, Sm) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz)
3.2 Verlängerter Zyklus ᳜㒣ৢᳳ
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Weitere in Frage kommende Rezepturen r A i Fu Nuan Gong Wan r J in Gui Shen Qi Wan Energetische Schwäche (xu) des Xue Hauptsymptome Verspätet einsetzende Menstruation mit wenig hellrotem Blut ohne Klumpen. Schmerzen im unteren Abdomen, Ohnmacht oder Drehschwindel, Palpitationen, Schlafstörungen, blasser oder fahler Teint. Der Zungenkörper ist blass, und die Pulse sind zart (xi) und schwach (ruo). Behandlungsprinzip
Nähren des Xue, Regulieren der Menstruation
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Le 8, Ma 36, Ni 3, Bl 16, Bl 18, Bl 20, Bl 23, Bl 52
Basisrezept Da Bu Yuan Jian 㸹 ✢ܗDas ursprüngliche Qi stark suppletierende Abkochung Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624 Ren Shen (Ginseng, Rx) Shan Yao (Dioscoreae, Rz) Zhi Gan Cao s. o. Shu Di s. o. Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Gou Qi Zi (Lycii, Fr) Shan Zhu Yu (Corni, Fr) Du Zhong (Eucommiae, Cx)
Suppletieren das Qi und bringen so Xue hervor
Stützen die Fk Leber und Niere (gan shen), nähren das Xue und das Struktivpotential (jing)
Suppletiert das Yang des Fk Niere (shen)
Modifikationen Bei energetischer Schwäche (xu) im Fk Milz (pi) mit Appetitlosigkeit und halbflüssigem Stuhl
Bei Palpitationen und Schlafstörungen
Bei energetischer Schwäche (xu) des Xue und des Yin mit periodischem Fieber, Schweißen im Schlaf, Reizbarkeit
Weitere in Frage kommende Rezepturen r B a Zhen Tang r S hi Quan Da Bu Tang
Weglassen: Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae) Zugabe von: Huang Qi (Scutellariae, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Mu Xiang (Saussureae, Rx) Fu Ling (Poria) Zugabe von: Yuan Zhi (Polygalae, Rx) Wu Wei Zi (Schisandrae, Fr) Mu Li (Ostreae, concha) Zugabe von: Nü Zhen Zi (Ligustri lucidi, Fr) Suan Zao Ren (Ziziphi spinosae, Sm) He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx) Di Gu Pi (Lycii, Cx)
3
40
3 Störungen des Menstruationszyklus
3.3 Unregelmäßiger Zyklus ᳜㒣ৢܜ᮴ᅮᳳ Unter unregelmäßigen Zyklen versteht man Perioden, die abwechselnd zu früh oder zu spät einsetzen, und zwar um 5 Tage oder mehr versetzt und über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten anhaltend. Die heutige Medizin sieht im Allgemeinen eine Abweichung von 7 Tagen in beide Richtungen (also insgesamt 14 Tage) als akzeptabel an, laut chinesischer Medizin bedeutet dies jedoch eine innere Störung von Qi und Xue. Bei Frauen mit Polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS) oder Epilepsie ist die Wahrscheinlichkeit von unregelmäßigen Zyklen erhöht (›Kap. 7.10 und ›Kap. 7.11). 3
Krankheitsmechanismus Der Fk Leber (gan) speichert Xue, herrscht über den freien Fluss, reguliert so das „Meer des Xue“ (xuehai) und stellt damit sicher, dass es rechtzeitig aufgefüllt wird und überläuft, wodurch der Menstruationszyklus regelmäßig bleibt. Wird der Fk Leber (gan) durch Niedergeschlagenheit oder Ärger geschädigt, was zu Einstauungen im Fk Leber (gan) führt und den Fluss von Qi und Xue beeinträchtigt, so wird das „Meer des Xue“ (xuehai) unregelmäßig aufgefüllt, und es kann entsprechend auch nur unregelmäßig überlaufen. Eine übermäßige Aktivität des Qi führt zu einer verfrüht einsetzenden Menstruation, und eine verminderte Aktivität hat eine verspätet einsetzende Menstruation zur Folge. Eine Defizienz des Qi im Fk Niere (shen) kann bei Unreife vorliegen, bei der das Qi des Fk Niere (shen) noch nicht angefüllt ist, oder sie kann auf chronische Erkrankungen oder zahlreiche Entbindungen zurückzuführen sein, die jeweils das Qi des Fk Niere (shen) erschöpfen und zu Instabilität führen. Unregelmäßige Zyklen können auch auf ein Nachlassen des Qi des Fk Niere (shen) im mittleren Lebensalter beruhen. Weil der Fk Leber (gan) und der Fk Niere (shen) die gleiche Quelle haben, beeinflussen sie sich gegenseitig, so dass es zu energetischer Schwäche (xu) des Fk Niere (shen) mit Einstauungen des Qi des Fk Leber (gan) kommt. Alle diese Umstände schwächen das Speichern und die Abgabe des Xue, so dass die Aufnehmende Leitbahn (renmai) und die Breite Trossstraße (chongmai) nicht mehr reguliert werden, das „Meer des Xue“ (xuehai) nicht mehr rechtzeitig aufgefüllt wird und überfließt, wodurch der Zyklus unregelmäßig wird.
Einstauungen des Fk Leber (gan) Hauptsymptome Unregelmäßige Zyklen mit leichter bis starker Blutung, die nicht durchgängig fließt und dunkelrot oder purpurrot und mit Klumpen versetzt ist; Spannungsgefühl im unteren Abdomen, in der Brust und in der Mamma, Druckgefühl im Oberbauch, Aufstoßen, Seufzen, schlechter Appetit. Die Zunge weist einen dünnen weißen oder gelblichen Belag auf, und der Puls ist saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip
Entfalten des Qi des Fk Leber (gan), Regulieren des Qi, Regulieren der Menstruation
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Ma 36, Ma 28, Bl 18, Bl 20, Bl 32
Basisrezept Xiao Yao San 䗡䘹ᬷ Pulver der heiteren Ungebundenheit Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh. Chai Hu (Bupleuri, Rx) Bo He (Menthae, Hb) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Entfalten das Qi, lösen Einstauungen Nähren das Xue, erweichen den Fk Leber (gan), regulieren die Menstruation
3.3 Unregelmäßiger Zyklus ᳜㒣ৢܜ᮴ᅮᳳ Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria) Zhi Gan Cao s. o. Wei Jiang (Zingiberis rhizoma tosta (Weijiang))
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Harmonisieren die „Mitte“, stützen den Fk Milz (pi)
Erwärmt den Fk Magen (wei), reguliert das Qi
Notwendige Modifikation Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Regulieren das Qi im unteren Wärmebereich (xiajiao)
Modifikationen 3 Bei energetischer Schwäche (xu) des Xue und emporsteigendem Yang Bei Xue-Stase im Fk Leber (gan) mit Klumpen sowie Schmerzen im Abdomen Bei Hitze im Fk Leber (ganre) mit starker Menstruationsblutung
Bei Spannungsgefühl im Oberbauch
Weglassen: Wei Jiang s. o. Zugabe von: Gui Ban (Plastrum testudinis) Zugabe von: Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz) Yu Jin (Curcumae longae, Tb) Yi Mu Cao (Leonuri, Hb) Zugabe von: Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Zhi Zi (Gardeniae, Fr) Qian Cao Gen (Rubiae, Rx) Weglassen: Wei Jiang s. o. Zugabe von: Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium) Mu Xiang (Saussureae, Rx)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r C hai Hu Shu Gan Tang r J ia Wei Xiao Yao San r W u Yao Tang Energetische Schwäche (xu) im Fk Niere (shen) Hauptsymptome Unregelmäßige Zyklen mit mäßiger oder spärlicher Blutung und hellrotem, wässrigem Blut; Schmerzen im unteren Rücken oder im Kreuzbeinbereich, Drehschwindel, Ohrensausen. Der Zungenkörper ist blass mit wenig Belag, und die Pulse sind verlangsamt (chi), zart (xi) und schwach (ruo). Behandlungsprinzip
Stützen des Fk Niere (shen), Regulieren der Menstruation
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Mi 6, Ren 4, Ren 6, Ni 3 oder Du 4, Bl 17, Bl 18, Bl 23
Basisrezept Gui Shen Wan ᔦ㚒Ќ In den Fk Niere einfließende Pille Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624 Tu Si Zi (Cuscutae, Sm) Du Zhong (Eucommiae, Cx)
Stützen den Fk Niere (shen)
42
3 Störungen des Menstruationszyklus
Shu Di s. o. Shan Zhu Yu (Corni, Fr) Gou Qi Zi (Lycii, Fr) Shan Yao (Dioscoreae, Rz) Fu Ling (Poria) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Stützen die Fk Niere und Leber (shen gan), nähren das Xue und das Struktivpotential (jing) Kräftigen den Fk Milz (pi) Suppletiert das Xue, reguliert die Menstruation
Modifikationen 3
Bei Überwiegen der energetischen Schwäche (xu) Zugabe von: Yin Yang Huo (Epimedii, Hb) des Yang im Fk Niere (shen) Ba Ji Tian (Morindae, Rx) Xian Mao (Curculiginis, Rz) Bu Gu Zhi (Psoraleae, Sm) Bei Überwiegen der energetischen Schwäche (xu) Zugabe von: Sheng Di s. o. des Yin im Fk Niere (shen) Xuan Shen (Scrophulariae, Rx) Nu Zhen Zi (Ligustri lucidi, Fr) Mo Han Lian s. o. Bei Glut aufgrund energetischer Schwäche (xuhuo) Weglassen: Du Zhong (Eucommiae, Cx) Tu Si Zi (Cuscutae, Sm) Zugabe von: Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Zhi Mu (Anemarrhenae, Rz) Huang Bai s. o.
Weitere in Frage kommende Rezepturen r E r Xian Tang r G u Yin Jian r J in Gui Shen Qi Wan r Y ou Gui Wan r Z hi Bai Di Huang Wan r Z uo Gui Wan Energetische Schwäche (xu) im Fk Niere (shen) mit Einstauungen des Qi im Fk Leber (gan) Hauptsymptome Unregelmäßige Zyklen mit mäßiger oder spärlicher Blutung, wobei das Blut hell- oder dunkelrot und mit Klumpen versetzt oder frei von Klumpen ist, Schmerzen während oder vor der Menstruation mit Spannungsgefühl in der Mamma, Schmerzen im unteren Rücken oder im Abdomen. Der Zungenkörper ist normal oder schmal mit wenig Belag. Behandlungsprinzip
Stützen des Fk Niere (shen), Beseitigen von Einstauungen
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Mi 6, Ren 4, 6, Ni 3, Du 4, Bl 17, Bl 18, Bl 23
3.4 Blockierte Menstruation
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Basisrezept Ding Jing Tang ᅮ㒣∸ Die Menstruation festigendes Dekokt Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ⾥ Fu Qingzhu ٙ䴦Џ 1827 Chai Hu (Bupleuri, Rx) Chao Jing Jie (geröstete Schizonepetae herba) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Shan Yao (Dioscoreae, Rz) Fu Ling (Poria) Tu Si Zi (Cuscutae, Sm) Shu Di s. o.
Beseitigen Einstauungen Nähren das Xue, erweichen den Fk Leber (gan), regulieren die Menstruation Stützen den Fk Milz (pi) Stützen den Fk Niere (shen), mehren das Struktivpotential (jing)
Modifikationen Bei ausgeprägten Einstauungen des Qi des Fk Leber Zugabe von: Xiang Fu (Cyperi, Rz) (gan) und Schmerzen Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz)
3.4 Blockierte Menstruation Unter blockierter Menstruation versteht man das Ausbleiben der Menstruationsblutung nach dem 18. Lebensjahr bzw. bei einer Frau, die zuvor bereits menstruiert hat, das Ausbleiben von mindestens drei Periodenblutungen. Eine blockierte Menstruation bzw. das Ausbleiben von Periodenblutungen kann sowohl als eine Störung des Flusses als auch als eine Störung des Zyklus betrachtet werden. Häufig gehen eine spärliche Blutung, verlängerte Zyklen oder eine unregelmäßige Menstruation mit gelegentlich ausbleibenden Periodenblutungen voraus. Der Begriff blockierte Menstruation umfasst die in der westlichen Medizin beschriebenen Krankheitsbilder Amenorrhö und Oligomenorrhö (›Kap. 2.3). Erwähnt werden sollte, dass PCOS manchmal einen Einfluss auf ausbleibende Periodenblutungen hat (›Kap. 7.10); die anovulatorischen Zyklen, die häufig mit PCOS einhergehen, werden aufgrund des niedrigen Progesteronspiegels auch mit Epilepsie in Zusammenhang gebracht werden; Progesteron hat eine antikonvulsive Wirkung (›Kap. 7.11). Blockierte Menstruation ist zu differenzieren von einem Ausbleiben der Menstruation infolge Schwangerschaft (›Tab. 3.1), Entbindung, Kürettage und Menopause (Alter erfragen) sowie von einer oder zwei ausbleibenden Perioden, die bei sonst regelmäßigen Zyklen eine Ausnahme darstellen und auf plötzlichen Stress oder Veränderungen der Umwelt zurückzuführen sind. Krankheitsmechanismus Der Mechanismus dieser Störung ist ziemlich komplex; wenn man jedoch das Prinzip befolgt, zur Bestimmung der Symptomkonfigurationen die Krankheitsagenzien zu suchen (䕼䆕∖ ), lassen sich die beiden Polaritäten energetische Schwäche (xu) und energetische Überladung (shi) feststellen. Die energetische Schwäche (xu) bezieht sich auf das Struktivpotential (jing) und das Xue. Dabei bestehen eine energetische Schwäche des „Meeres des Xue“ (xuehai) und eine mangelnde Versorgung der Breiten Trossstraße (chongmai) und der Aufnehmenden Leitbahn (renmai), so dass keine Menstruationsblutung stattfinden kann. Die energetische Überladung (shi) umfasst schrägläufiges Qi, das die Leitbahnen blockiert, so dass das Xue nicht mehr fließen kann. Energetische Schwäche (xu) der Fk Leber und Niere (gan shen) beschreibt einen Mangel des Qi und des Struktivpotentials (jing) im Fk Niere (shen) sowie des Xue im Fk Le-
3
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3 Störungen des Menstruationszyklus
Tab. 3.1 Differenzierung blockierte Menstruation - frühe Schwangerschaft
3
Blockierte Menstruation
Frühe Schwangerschaft
Kürzlich vorangegangene Unregelmäßigkeiten der Menstruation, gefolgt von einem plötzlichen Ausbleiben der Periodenblutung oder von anderen Störungen Keine körperlichen Veränderungen, die auf eine Schwangerschaft hinweisen
Im Allgemeinen keine vorangegangenen Unregelmäßigkeiten der Menstruation Häufig Symptome wie Übelkeit, Abneigung gegen bestimmte Nahrungsmittel und körperliche Veränderungen, die auf eine Schwangerschaft hinweisen
ber (gan); sie kann auf eine konstitutionell bedingte energetische Schwäche (xu) im Fk Niere (shen) oder auf Überanstrengung, beispielsweise durch intensives körperliches Training bei Ballett-Tänzern und OlympiaTeilnehmern, zurückzuführen sein. Energetische Schwäche (xu) des Qi und des Xue bezieht sich auf den Fk Milz (pi) und kann auf schlechter Ernährung (einschließlich Ess-Störungen), auf Verlust von Xue, auf habituellem Abort, auf zu langer Laktation oder auf Parasiten beruhen. Energetische Schwäche (xu) des Yin und Trockenheit (zao) des Xue kann Folge von zu stark gewürzten Speisen sein, die das Yin schädigen und Hitze (re) hervorbringen, wodurch das Xue ausgetrocknet wird, oder von einer kargen Ernährung, die zu wenig Nahrungsmittel des Yin-Typs enthält. Krankheitsbilder mit energetischer Schwäche (xu) können auch auf zahlreiche Entbindungen oder chronische Erkrankungen zurückzuführen sein. Einstauungen von Qi und Xue können aus zu Xue-Stasen führenden Einstauungen des Qi im Fk Leber (gan) hervorgehen oder aus Schädigungen durch innere Kälte (han) bzw. schrägläufige Kälte (han), die zur Zeit der Menstruation oder der Entbindung in die Leitbahnen eindringt, wobei Kälte (han) das Xue verfestigt und seinen Fluss einstaut. Einstauungen von Schleim (tan) und Feuchtigkeit (shi) finden sich bei Adipositas und in anderen Fällen, in denen Ansammlungen von Feuchtigkeit (shi) oder Schleim (tan) aufgrund einer mangelnden Umwandlung und Beförderung des Yang im Fk Milz (pi) vorliegen. Bei diesen Krankheitsbildern mit energetischer Überladung (shi) behindern Xue-Stasen und Ansammlungen von Schleim (tan) und Feuchtigkeit (shi) den Fluss in der Breiten Trossstraße (chongmai) und der Aufnehmenden Leitbahn (renmai), die Leitbahnen des NebenFk Uterus (baomai) sind blockiert, und es findet keine Menstruation statt.
Energetische Schwäche (xu) im Fk Leber und Niere (gan shen) Hauptsymptome Bei Erreichen des 18. Lebensjahres noch keine Menstruation oder zuvor stattgefundene Menstruation, wobei die Blutung immer spärlicher wurde und schließlich ganz aussetzte. Leichte, schwache Statur, Schmerzen und Schwäche im unteren Rücken und in den Beinen, Drehschwindel und Ohrensausen. Der Zungenkörper ist blassrot mit wenig Belag, die Pulse sind untergetaucht (chen) und schwach (ruo) oder zart (xi) und rau (se). Behandlungsprinzip
Stützen des Fk Niere (shen), Nähren des Fk Leber (gan), Fördern der Menstruation
Empfohlene Akupunkturpunkte Du 4
Le 3, Ni 3, Ni 13, Ren 4, Ren 6, Du 20, Bl 15, Bl 17, Bl 18, Bl 20, Bl 23,
Basisrezept Gu Yin Jian 䰈✢ Das Yin festigende Abkochung Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624 Shu Di s. o. Shan Zhu Yu (Corni, Fr) Tu Si Zi (Cuscutae, Sm)
Stützen den Fk Niere (shen) und das Struktivpotential (jing)
3.4 Blockierte Menstruation Ren Shen (Ginseng, Rx) Shan Yao (Dioscoreae, Rz) Zhi Gan Cao s. o. Wu Wei Zi (Schisandrae, Fr) Yuan Zhi (Polygalae, Rx)
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Stützen das Qi, stützen den Fk Milz (pi)
Harmonisieren die Fk Herz und Niere (xin shen)
Notwendige Modifikationen Wu Yao (Linderae, Rx) Ji Xue Teng (Millettae, caulis et radix) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx)
Erwärmen den Fk Niere (shen) und regulieren den unteren Wärmebereich (xiajiao) Bewegen das Xue Ergänzen das Xue
Modifikationen Bei häufiger Miktion, halbflüssigem Stuhl Bei energetischer Schwäche (xu) des Yin mit Hitze (re) Bei energetischer Schwäche (xu) des Yang im Fk Niere (shen)
Zugabe von: Bu Gu Zhi (Psoraleae, Sm) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Siehe: energetische Schwäche (xu) des Yin und Trockenheit (zao) des Xue (siehe unten) Zugabe von: Yin Yang Huo (Epimedii, Hb) Ba Ji Tian (Morindae, Rx)
Energetische Schwäche (xu) des Qi und des Xue Hauptsymptome Sich allmählich verlängernde Zyklen oder ausbleibende Perioden, hellrotes, spärliches Blut, das immer weniger wird, bis keine Blutung mehr auftritt. Mentale Verwirrung, verschwommenes Sehen, Palpitationen, Kurzatmigkeit, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, stumpfe oder spröde Haare und eventuell Haarausfall, leichte Statur. Der Zungenkörper ist blass mit wenig oder dünnem, weißem Belag, und die Pulse sind untergetaucht (chen) und verlangsamt (chi) oder erschöpft (xu) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip
Suppletieren des Qi, Nähren des Xue, Regulieren der Menstruation
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 36, Le 8, Ren 6, Ren 12, Bl 17, Bl 18, Bl 20
Basisrezept Ren Shen Yang Xue Tang Ҏখݏ㸔∸ Das Xue nährendes Dekokt mit Ginseng Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh. Ren Shen (Ginseng, Rx) Huang Qi (Scutellariae, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium) Fu Ling (Poria) Zhi Gan Cao s. o.
Stützen die „Mitte“, mehren das Qi
3
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3 Störungen des Menstruationszyklus
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae) Wu Wei Zi (Schisandrae, Fr) Yuan Zhi (Polygalae, Rx) Rou Gui (Cinnamomi cassiae, Cx)
Nähren das Xue, regulieren die Menstruation
Mehrt das Qi, nährt den Fk Herz (xin) Besänftigt den Fk Herz (xin) Erwärmt das Yang, harmonisiert das Yin
Modifikationen 3
Bei Apathie, Haarausfall, herabgesetzter Libido infolge energetischer Schwäche (xu) des Xue nach starker postpartaler Blutung
Zugabe von: Lu Jiao Shuang (Cervi degelatinatium cornu) E Jiao (Asini corii colla) He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r B a Zhen Tang r D a Bu Yuan Jian r S hi Quan Da Bu Wan Energetische Schwäche (xu) des Yin und Trockenheit (zao) des Xue Hauptsymptome Spärliche, allmählich schwächer werdende Blutung, bis die Menstruation vollständig aussetzt; Hitzegefühl an Fußsohlen, Handflächen und im Brustbereich, gerötete Wangen, Schweiße im Schlaf. Manchmal begleitend auszehrendes Fieber (偼㪌Ⱊ⛁ „dampfendes Knochenfieber“) und Aushusten von mit Blut vermischtem Sputum. Der Zungenkörper ist rot mit wenig Belag, und die Pulse sind zart (xi) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip
Nähren des Yin und des Xue, Kühlen von Hitze (re), Fördern der Menstruation
Empfohlene Akupunkturpunkte
Mi 6, Le 8, Ni 6, Ni 10, Ni 13, Bl 17, Bl 18, Bl 20, Bl 23
Basisrezept Liu Wei Di Huang Wan ݁ੇഄ咘Ќ Rehmannia-Pille mit sechs Geschmacksrichtungen Richtige Lehrformeln zur Arzneitherapie und Diagnose von Kinderkrankheiten ᇣܓ㥃䆕Ⳉ䆔 Qian Yi 䢁Э 1119 Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae) Shan Zhu Yu (Corni, Fr) Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Ze Xie (Alismatis, Rz) Shan Yao (Dioscoreae, Rz) Fu Ling (Poria)
Nährt das Yin im Fk Niere (shen) und das Struktivpotential (jing) Nährt die Fk Leber und Niere (gan shen), stabilisiert das Struktivpotential (jing) Leiten Glut (huo) aus, kühlen das Xue Kräftigen den Fk Milz (pi)
3.4 Blockierte Menstruation
47
Notwendige Modifikationen Huang Jing (Polygonati, Rz) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Zhi Qiao (Citri seu aurantii (ponciri), Fr)
Nähren des Yin und Mehren des Struktivpotentials (jing) Nähren und Bewegen des Xue
Regulieren des Qi
Modifikationen 3 Bei periodischem Fieber Bei Husten mit blutigem Sputum
Bei Schlafstörungen und Palpitationen Bei Glut (huo), die das Yin verbrennt
Zugabe von: Qing Hao (Artemisiae annuae, Hb) Di Gu Pi (Lycii, Cx) Zugabe von: Bai He (Lilii, Bb) E Jiao (Asini corii colla) Di Gu Pi (Lycii, Cx) Zugabe von: Bai Zi Ren (Platycladi, Sm) Ye Jiao Teng Zugabe von: Xuan Shen (Scrophulariae, Rx) Zhi Mu (Anemarrhenae, Rz) Huang Bai s. o.
Weitere in Frage kommende Rezepturen r B a Xian Chang Shou Wan r B ai He Gu Jin Tang r T ian Wang Bu Xin Dan r Z hi Bai Di Huang Wan Einstauungen von Qi und Xue Hauptsymptome Über mehrere Monate keine Menstruationsblutungen, zuvor häufig Perioden mit dunklem, dickflüssigem Blut. Niedergeschlagenheit oder Reizbarkeit, Druckgefühl in der Brust, Schmerzen im unteren Abdomen mit Druckempfindlichkeit. Der Zungenkörper ist an der Seite purpurrot oder weist Stasenflecken auf, und die Pulse sind untergetaucht (chen) und saitenförmig (xian) oder untergetaucht (chen) und rau (se). Behandlungsprinzip truation
Regulieren des Qi, Dynamisieren des Xue, Beseitigen von Stasen, Fördern der Mens-
Empfohlene Akupunkturpunkte
Mi 10, Mi 6, Le 3, Ma 29, Ma 28, Bl 18, Bl 20, Bl 32
Basisrezept Ge Xia Zhu Yu Tang 㝜ϟ䗤⯔∸ Dekokt, das Xue-Stasen unter dem Zwerchfell austreibt Richtigstellung von Fehlern in der Medizin एᵫᬍ䫭 Wang Qingren ⥟⏙ӏ 1830
48
3
3 Störungen des Menstruationszyklus
Zhi Qiao (Citri seu aurantii (ponciri), Fr) Wu Yao (Linderae, Rx) Xiang Fu (Cyperi, Rz) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Chi Shao (= Chishaoyao) Tao Ren (Persicae, Sm) Hong Hua (Carthami, Fl) Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz) Wu Ling Zhi (Trogopterori, faeces) Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Regulieren das Qi, regulieren den Fk Leber (gan)
Nährt und harmonisiert das Xue Dynamisieren das Xue und bewegen Stasen
Wandeln Stasen um, stillen Schmerzen Löst Krämpfe, harmonisiert die anderen Arzneimittel
Modifikationen Bei ausgeprägten Qi-Blockaden
Bei ausgeprägten Xue-Stasen Bei Stasen infolge Kälte (han) Bei Stasen infolge Hitze aufgrund energetischer Überladung (shire) Bei Hitze (re), die das Yin verbrennt
Zugabe von: E Zhu (Curcumae zedoariae, Rz) Qing Pi (Citri reticulatae viride, pericarpium) Xiang Fu (Cyperi, Rz) Zugabe von: Jiang Huang (Curcumae longae, Rz) San Leng (Sparganii, Rz) Zugabe von: Xiao Hui Xiang (Foeniculi, Fr) Gan Jiang (Zingiberis, Rz) Zugabe von: Huang Bai s. o. Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Siehe: energetische Schwäche (xu) des Yin und Trockenheit (zao) des Xue (siehe unten)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r S hao Fu Zhu Yu Tang r W u Jin Wan r X ue Fu Zhu Yu Tang Einstauungen von Schleim (tan) und Feuchtigkeit (shi) Hauptsymptome Sich allmählich verlängernde Zyklen mit schwacher Blutung, bis die Menstruation vollständig aussetzt. Tendenz zu Molligkeit, Schwere- und Spannungsgefühle in der Brust, Übelkeit, Abgeschlagenheit, Ödeme im Gesicht und an den Fußgelenken, weißer vaginaler Ausfluss. Der Zungenkörper ist geschwollen, der Belag klebrig und der Puls schlüpfrig (hua). Behandlungsprinzip Beseitigen von Schleim (tan), Vertreiben von Feuchtigkeit (shi), Regulieren des Qi, Dynamisieren des Xue, Fördern der Menstruation Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 36, Ma 40, Ren 9, Le 3, Zi Gong Xue, Bl 17, Bl 18, Bl 20, Bl 22, Bl 32
3.4 Blockierte Menstruation
49
Basisrezept Cang Fu Dao Tan Wan 㢡䰘ᇐ⯄Ќ Schleim herausführende Pille mit Atractylodis rhizoma und Cyperi rhizoma Die geheimen Rezepturen des Ye Tianshi für Diagnose und Behandlung in der Frauenheilkunde ཇ⾥䆞⊏⾬ᮍ Ye Gui Ḗ 17. bis 18. Jh. Cang Zhu (Atractylodis, Rz) Fu Ling (Poria) Ban Xia (Pinelliae, Rz) Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium) Dan Nan Xing (Arisaema cum bile) Xiang Fu (Cyperi, Rz) Zhi Qiao (Citri seu aurantii (ponciri), Fr) Shen Qu (Massa medicata fermentata) Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens) Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Wandeln Schleim (tan) und Feuchtigkeit (shi) um, harmonisieren den Fk Milz (pi)
Regulieren das Qi Löst Nahrungsansammlungen auf Harmonisieren die Fk Milz und Magen (pi wei)
Notwendige Modifikation Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Niu Xi (Cyathulae officinalis, Rx)
Nähren und Dynamisieren das Xue, fördern die Menstruation
Modifikationen Bei energetischer Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) Bei energetischer Schwäche (xu) des Yang des Fk Niere (shen) Bei Ausfluss aufgrund Feuchtigkeit-Hitze (shire)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r P ing Wei San r W u Ling San r Z hu Ling Tang
Zugabe von: Huang Qi (Scutellariae, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Zugabe von: Bu Gu Zhi (Psoraleae, Sm) Ba Ji Tian (Morindae, Rx) Zugabe von: Huang Bai s. o. Bi Xie (Dioscoreae hypoglaucae, Rz)
3
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KAPITEL
4
Störungen des Menstruationsflusses
4.1
Spärlicher Menstruationsfluss ᳜㒣䖛ᇥ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
4.2
Verkürzter Menstruationsfluss 㒣ᳳⷁ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
4.3
Starker Menstruationsfluss 㒣䖛. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
4.4
Verlängerter Menstruationsfluss ᳜㒣ᓊ䭓 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
4.5
Zwischenblutungen 㒣䯈ᳳߎ㸔 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
4.6
Überfluten und Sickern ዽⓣ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
4
52
4 Störungen des Menstruationsflusses
4.1 Spärlicher Menstruationsfluss ᳜㒣䖛ᇥ Eine spärliche Menstruation beschreibt eine Verminderung der Blutungsmenge bis hin zu einem Tröpfeln. Sie kann eventuell in Kombination mit einer verkürzten Blutung auftreten und in eine Amenorrhö oder eine blockierte Menstruation übergehen (›Kap. 3.4).
4
Krankheitsmechanismus Ein spärlicher Menstruationsfluss kann auf eine energetische Schwäche (xu) oder eine energetische Überladung (shi) zurückzuführen sein. Eine energetische Schwäche (xu) des Xue kann Folge einer energetischen Schwäche (xu) des Fk Milz (pi), einer starken Blutung oder eines anhaltenden Blutverlustes sein, und bei einer energetischen Schwäche (xu) des Fk Niere (shen) kann kein Xue umgewandelt werden. Ist das Xue energetisch geschwächt (xu), kann es das „Meer des Xue“ (xuehai) nicht auffüllen. Die wichtigsten Krankheitsbilder mit energetischer Überladung (shi) sind Xue-Stasen und Einstauungen von Schleim (tan) und Feuchtigkeit (shi), die die Leitbahnen blockieren und den Fluss des Xue behindern. Eine energetische Schwäche (xu) wird im Allgemeinen zu einer verkürzten Blutungsdauer mit einem insgesamt verminderten Blutverlust führen. Bei einer energetischen Überladung (shi) liegt eine Blockade des Flusses vor, der zwar spärlich ist, der aber vermutlich einige Tage anhalten wird.
Energetische Schwäche (xu) des Xue Hauptsymptome Spärliche Blutung oder tröpfelnde Menstruation, die allmählich aussetzt. Das Blut ist hellrot, wässrig und frei von Klumpen, im Abdomen bestehen ein Leeregefühl und eventuell leichte Schmerzen. Blasser Teint, Drehschwindel, Palpitationen. Der Zungenkörper ist blassrot, und der Puls ist zart (xi). Behandlungsprinzip
Nähren des Xue, Mehren des Qi
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, 8, Ma 36, Ni 3, Bl 16, Bl 18, Bl 20, Bl 23, Bl 52
Basisrezept Ba Zhen Tang ܿ⦡∸ Geordnete Besonderheiten zur Korrektur des Körpers ℷԧ㉏㽕 Xue Ji 㭯Ꮕ 1529 Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nähren und regulieren das Xue
Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae)
Ergänzt das Xue und das Struktivpotential (jing)
Ren Shen (Ginseng, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Zhi Gan Cao s. o.
Mehren das Qi, stützen den Fk Milz (pi) und ermöglichen so die Hervorbringung von Xue
Fu Ling (Poria)
Kräftigt den Fk Milz (pi), beruhigt die konstellierende Kraft (shen)
4.1 Spärlicher Menstruationsfluss ᳜㒣䖛ᇥ
53
Notwendige Modifikation Gou Qi Zi (Lycii, Fr) He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx)
Nähren des Xue und des Struktivpotentials (jing)
Modifikationen Bei energetischer Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) mit Appetitlosigkeit oder halbflüssigem Stuhl
Zugabe von: Sha Ren (Amomi xanthioidis, Fr) Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r D ang Gui Bu Xue Tang r G ui Pi Tang r S i Wu Tang r Z i Xue Tang (⒟㸔∸)
4
Energetische Schwäche (xu) im Fk Niere (shen) Hauptsymptome Spärliche Blutung oder tröpfelnde Menstruation, die allmählich aussetzt, hellrotes, wässriges Blut, eventuell leichte Schmerzen im Abdomen. Drehschwindel, Ohrensausen, Schwäche und Schmerzen im unteren Rücken, Fersenschmerz, Kältegefühl im unteren Abdomen, Enuresis. Der Zungenkörper ist blass, und die Pulse sind untergetaucht (chen), schwach (ruo) und eventuell verlangsamt (chi). Behandlungsprinzip
Stützen des Fk Niere (shen), Nähren des Xue, Regulieren der Menstruation
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Mi 6, Ren 4, Ren 6, Ni 3, Du 4, Bl 17, Bl 18, Bl 23
Basisrezept Gui Shen Wan ᔦ㚒Ќ In den Fk Niere einfließende Pille Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624 Tu Si Zi (Cuscutae, Sm) Du Zhong (Eucommiae, Cx)
Stützen den Fk Niere (shen)
Shu Di s. o. Shan Zhu Yu (Corni, Fr) Gou Qi Zi (Lycii, Fr)
Stützen die Fk Niere und Leber (shen gan), nähren das Xue und das Struktivpotential (jing)
Shan Yao (Dioscoreae, Rz) Fu Ling (Poria)
Kräftigen den Fk Milz (pi)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Suppletiert das Xue, reguliert die Menstruation
54
4 Störungen des Menstruationsflusses
Modifikationen
4
Bei Überwiegen der energetischen Schwäche (xu) des Yang im Fk Niere (shen)
Zugabe von: Yin Yang Huo (Epimedii, Hb) Bu Gu Zhi (Psoraleae, Sm)
Bei Überwiegen der energetischen Schwäche (xu) des Yin im Fk Niere (shen)
Zugabe von: Nu Zhen Zi (Ligustri lucidi, Fr) Mo Han Lian s. o.
Bei emporsteigender Glut aufgrund energetischer Schwäche (xuhuo)
Weglassen: Du Zhong (Eucommiae, Cx) Tu Si Zi (Cuscutae, Sm) Zugabe von: Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Zhi Mu (Anemarrhenae, Rz) Gui Ban (Plastrum testudinis)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r E r Xian Tang r J in Gui Shen Qi Wan r L iu Wei Di Huang Wan r Y ou Gui Wan r Z hi Bai Di Huang Wan r Z uo Gui Wan Xue-Stasen Hauptsymptome Spärliche Menstruation mit purpurrotem Blut und abrupt stoppender Blutung sowie Schmerzen und Druckempfindlichkeit im unteren Abdomen, die nach der Ausscheidung großer Klumpen nachlassen. Der Zungenkörper ist dunkel und purpurrot und weist eventuell Staseflecken auf, und die Pulse sind rau (se) und zart (xi) oder saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip
Dynamisieren des Xue, Umwandeln von Stasen, Regulieren der Menstruation
Empfohlene Akupunkturpunkte
Mi 10, Mi 6, Mi 8, Le 3, Ma 29 oder Bl 17, Bl 18, Bl 32
Basisrezept Tao Hong Si Wu Tang ḗ㑶ಯ⠽∸ Dekokt der vier Bestandteile mit Persica und Carthamus Der goldene Spiegel der Medizin एᅫ䞥䡈 1742 Tao Ren (Persicae, Sm) Hong Hua (Carthami, Fl) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz)
Dynamisieren das Xue, eliminieren Stasen
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nährt und dynamisiert das Xue, reguliert die Menstruation, lindert Schmerzen
Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Erweicht den Fk Leber (gan), lindert Schmerzen
Shu Di s. o.
Nährt das Xue und das Yin
4.1 Spärlicher Menstruationsfluss ᳜㒣䖛ᇥ
55
Notwendige Modifikation Xiang Fu (Cyperi, Rz) Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz)
Bewegen Qi und Xue und stillen Schmerzen
Modifikationen Bei durch Kälte (han) verursachten Schmerzen
Zugabe von: Wu Yao (Linderae, Rx) Gui Zhi s. o. Wu Zhu Yu (Evodiae, Fr)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r S hao Fu Zhu Yu Tang r T ong Jing Wan 4
Schleim (tan) und Feuchtigkeit (shi) Hauptsymptome Spärliche Blutung oder tröpfelnde Menstruation mit hellrotem, klebrigem Blut. Tendenz zu Molligkeit, Spannungsgefühl in der Brust, Erbrechen oder Übelkeit, reichlich klebriger vaginaler Ausfluss. Der Zungenkörper ist blass mit einem klebrigen, weißen Belag, der Puls ist schlüpfrig (hua). Behandlungsprinzip Menstruation
Umwandeln von Schleim (tan), Trocknen von Feuchtigkeit (shi), Regulieren der
Empfohlene Akupunkturpunkte Bl 32
Ma 36, Ma 40, Mi 9, Mi 6, Ren 9, Le 3, Zi Gong Xue, Bl 18, Bl 20, Bl 22,
Basisrezept Cang Fu Dao Tan Wan 㢡䰘ᇐ⯄Ќ Schleim herausführende Pille mit Atractylodis rhizoma und Cyperi rhizoma Die geheimen Rezepturen des Ye Tianshi für Diagnose und Behandlung in der Frauenheilkunde ཇ⾥ 䆞⊏⾬ᮍ Ye Gui Ḗ 17. bis 18. Jh. Cang Zhu (Atractylodis, Rz) Fu Ling (Poria) Ban Xia (Pinelliae, Rz) Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium) Dan Nan Xing s. o.
Wandeln Schleim (tan) und Feuchtigkeit (shi) um, harmonisieren den Fk Milz (pi)
Xiang Fu (Cyperi, Rz) Zhi Qiao (Citri seu aurantii (ponciri), Fr)
Regulieren das Qi
Shen Qu (Massa medicata fermentata)
Löst Nahrungsansammlungen auf
Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens) Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Harmonisieren die Fk Milz und Magen (pi wei)
56
4 Störungen des Menstruationsflusses
Notwendige Modifikation Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz)
Nähren und dynamisieren das Xue
Modifikationen
4
Bei energetischer Schwäche (xu) im Fk Milz (pi)
Zugabe von: Huang Qi (Scutellariae, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz)
Bei energetischer Schwäche (xu) des Yang im Fk Niere (shen)
Zugabe von: Tu Si Zi (Cuscutae, Sm) Du Zhong (Eucommiae, Cx)
Bei Ausfluss aufgrund Feuchtigkeit-Hitze (shire)
Zugabe von: Huang Bai s. o. Yi Yi Ren (Coicis, Sm)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r P ing Wei San r W u Ling San r Z hu Ling Tang
4.2 Verkürzter Menstruationsfluss 㒣ᳳⷁ Unter einem verkürzten Menstruationsfluss versteht man eine Blutung von kurzer Dauer, d. h. von 3 Tagen oder weniger. Die Menge kann spärlich sein, und es kann ein Übergang in Amenorrhö oder blockierte Menstruation stattfinden (›Kap. 3.4). Krankheitsmechanismus Ein verkürzter Menstruationsfluss beruht auf energetischer Schwäche (xu) der Fk Milz und Niere (pi shen). Sind die Fk Milz und Niere (pi shen) energetisch geschwächt (xu), können sie kein Xue hervorbringen. Wenn das Xue energetisch geschwächt (xu) ist, kann es das „Meer des Xue“ (xuehai) nicht auffüllen, und dadurch wird die Blutung kürzer und eventuell auch spärlich sein. Eine energetische Schwäche (xu) des Xue kann Folge einer energetischen Schwäche (xu) des Fk Milz (pi), einer starken Blutung oder eines anhaltenden Blutverlustes sein. Wenn der Fk Milz (pi) das Xue nicht zusammenhalten kann und die Blutung verkürzt, aber nicht spärlich ist, beruht dies auf einer energetischen Schwäche (xu) von Qi und Xue. Bei einer energetischen Schwäche (xu) des Fk Niere (shen) kann kein Xue umgewandelt werden.
Energetische Schwäche (xu) des Xue Hauptsymptome Verkürzte und spärliche Menstruationsblutung, Leeregefühl im Abdomen mit eventuell geringen Schmerzen. Blasser Teint, Drehschwindel, Palpitationen. Der Zungenkörper ist blassrot, der Puls ist zart (xi). Behandlungsprinzip
Nähren des Xue, Regulieren der Menstruation
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Le 8, Ma 36, Ni 3, Bl 17, Bl 18, Bl 20, Bl 23, Bl 52
4.2 Verkürzter Menstruationsfluss 㒣ᳳⷁ
57
Basisrezept Si Wu Tang ಯ⠽∸ Dekokt der vier Bestandteile Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh. Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz)
Nähren und harmonisieren das Xue, regulieren die Menstruation
Notwendige Modifikation Gou Qi Zi (Lycii, Fr) He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx)
Nähren das Yin und Xue
Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium) Fu Ling (Poria)
Kräftigen den Fk Milz (pi) und verhindern, dass andere Arzneimittel Blockaden verursachen 4
Modifikationen Bei Hitze aufgrund energetischer Schwäche (xure) Bei Schlafstörungen und Palpitationen Bei energetischer Schwäche (xu) des Fk Milz (pi)
Zugabe von: Di Gu Pi (Lycii, Cx) Sheng Di Huang (Rehmanniae, Rx) Zugabe von: Mai Dong s. o. Mu Li (Ostreae, concha) Zugabe von: Huang Qi (Scutellariae, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz)
Energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue Hauptsymptome Verkürzte, aber nicht spärlicher Menstruationsfluss. Blasser Teint, Appetitlosigkeit, halbflüssiger Stuhl, Abgeschlagenheit, Drehschwindel, Palpitationen, Ängstlichkeit. Der Zungenkörper ist blass, die Pulse sind zart (xi) und erschöpft (xu). Behandlungsprinzip
Nähren des Xue, Mehren des Qi, Regulieren der Menstruation
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 36, Le 8, Ren 6, Ren 12, Bl 17, Bl 18, Bl 20
Basisrezept Gui Pi Tang ᔦ㜒∸ In den Fk Milz einfließendes Dekokt Lebensrettende Rezepturen ⌢⫳ᮍ 1253 Ren Shen (Ginseng, Rx) Huang Qi (Scutellariae, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Zhi Gan Cao s. o.
Mehren das Qi, kräftigen den Fk Milz (pi)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nährt das Yin und das Xue
58
4 Störungen des Menstruationsflusses
Fu Shen (Poriae Cocos Pararadicis, Sclerotium) Suan Zao Ren (Ziziphi spinosae, Sm) Yuan Zhi (Polygalae, Rx) Long Yan Rou (Arillus euphoriae loganae)
Besänftigen den Fk Herz (xin), beruhigen die konstellierende Kraft (shen)
Mu Xiang (Saussureae, Rx) Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens) Da Zao (Zizyphi jujubae, Fr)
Regulieren das Qi, harmonisieren den Fk Magen (wei)
Notwendige Modifikation Gou Qi Zi (Lycii, Fr) He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx) 4
Nähren das Xue und das Struktivpotential (jing)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r B a Zhen Tang r S heng Yu Tang Energetische Schwäche (xu) des Fk Niere (shen) Hauptsymptome Verkürzter und spärlicher Fluss mit hellrotem, wässrigem Blut, eventuell wenig Schmerzen im Abdomen. Drehschwindel, Ohrensausen, leichte Schmerzen und Schwäche im unteren Rücken, Fersenschmerz, Kälteempfindung im unteren Abdomen, Enuresis. Der Zungenkörper ist blass, und die Pulse sind untergetaucht (chen), schwach (ruo) und eventuell verlangsamt (chi). Behandlungsprinzip
Stützen des Fk Niere (shen), Nähren des Xue, Regulieren der Menstruation
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Mi 6, Ren 4, 6, Ni 3, Du 4, Bl 17, Bl 18, Bl 23, Mi 6
Basisrezept Gui Shen Wan ᔦ㚒Ќ In den Fk Niere einfließende Pille Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624 Tu Si Zi (Cuscutae, Sm) Du Zhong (Eucommiae, Cx)
Suppletieren das Yin und das Yang des Fk Niere (shen)
Shu Di s. o. Shan Zhu Yu (Corni, Fr) Gou Qi Zi (Lycii, Fr)
Stützen die Fk Niere und Leber (shen gan), nähren das Xue und das Struktivpotential (jing)
Shan Yao (Dioscoreae, Rz) Fu Ling (Poria)
Kräftigen den Fk Milz (pi)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Suppletiert das Xue, reguliert die Menstruation
4.3 Starker Menstruationsfluss 㒣䖛
59
Modifikationen Bei Überwiegen der energetischen Schwäche (xu) des Yang im Fk Niere (shen)
Zugabe von: Xian Ling Pi (= Epimedii herba (Yinyanghuo)) Ba Ji Tian (Morindae, Rx) Xian Mao (Curculiginis, Rz) Bu Gu Zhi (Psoraleae, Sm) Yi Zhi Ren (Alpiniae oxyphyllae, Fr)
Bei Überwiegen der energetischen Schwäche (xu) des Yin im Fk Niere (shen)
Zugabe von: Sheng Di s. o. Xuan Shen (Scrophulariae, Rx) Nu Zhen Zi (Ligustri lucidi, Fr)
Bei emporsteigender Glut aufgrund energetischer Schwäche (xuhuo)
Weglassen: Du Zhong (Eucommiae, Cx) Tu Si Zi (Cuscutae, Sm) Zugabe von: Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Zhi Mu (Anemarrhenae, Rz)
4.3 Starker Menstruationsfluss 㒣䖛 Eine starke Menstruation bezieht sich auf die Blutmenge und beschreibt Perioden, die hinsichtlich Zyklus und Blutungsdauer normal sind, aber mit einem stärkeren Blutverlust einhergehen, häufig als ein plötzliches, starkes Hervorsprudeln. Eine starke Menstruationsblutung kann mit Uteruspolypen, Fibroiden oder Uterusmyomen in Zusammenhang stehen, so dass entsprechende Untersuchungen durchgeführt werden sollten (›Kap. 2.3, übermäßige Menstruation, und ›Kap. 7.8, Verhärtungen und Massen). Krankheitsmechanismus Starke Menstruationen haben viel mit verkürzten Zyklen gemeinsam (›Kap. 3.1). Die Aufnehmende Leitbahn (renmai) und die Breite Trossstraße (chongmai) sind instabil, was entweder auf eine energetische Schwäche (xu) des Qi zurückzuführen ist, bei der das Qi das Xue nicht zusammenhalten kann, oder auf Hitze (re) des Xue, die das Xue zwingt, sich unkontrolliert zu bewegen. Durch den Verlust von Xue werden das Qi und das Yin geschädigt, und dies hat eine energetische Schwäche (xu) von Qi und Yin mit Hitze (re) des Xue zur Folge. Eine übermäßige Blutung kann auch auf überhandnehmender Hitze (re) beruhen, die sich zu toxischer Glut (huo) wandelt, oder auf Xue-Stasen, die den Fluss des Xue blockieren und es aus den Leitbahnen herausdrängen.
Energetische Schwäche (xu) des Qi Hauptsymptome Starke Menstruation mit hellrotem, wässrigem Blut. Fahler Teint, Antriebslosigkeit, Appetitlosigkeit, halbflüssiger Stuhl, Kurzatmigkeit, leeres und ziehendes Gefühl im Abdomen. Der Zungenkörper ist blass, die Pulse sind schwach (ruo) und zart (xi). Behandlungsprinzip (chongmai)
Suppletieren des Qi, Zusammenhalten des Xue, Stabilisieren der Breiten Trossstraße
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 36, Ren 6, Ren 12, Mi 10, Moxibustion an Mi 1
4
60
4 Störungen des Menstruationsflusses
Basisrezept A Bu Zhong Yi Qi Tang 㸹ЁⲞ⇨∸ Dekokt, das die Energien der Mitte ergänzt und das Qi vermehrt Abhandlung über die Milz- und Magen-Funktionskreise 㜒㚗䆎 Li Gao ᴢᵆ 1249
4
Ren Shen (Ginseng, Rx) Huang Qi (Scutellariae, Rx)
Mehren das Qi und halten so das Xue zusammen
Zhi Gan Cao s. o. Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz)
Kräftigen den Fk Milz (pi)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Ergänzt das Xue
Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium)
Reguliert das Qi
Sheng Ma (Cimicifugae, Rz) Chai Hu (Bupleuri, Rx)
Heben das Yang-Qi empor
Modifikationen Bei massivem Verlust von Xue
Zugabe von: E Jiao (Asini corii colla) Ai Ye (Artemisiae (Argyri), Fo) San Qi (Notoginseng, Rx) Hai Piao Xiao (Sepiae, endoconcha) Pao Jiang Tan s. o.
Bei anhaltender Blutung
Zugabe von: San Qi (Notoginseng, Rx) Yi Mu Cao (Leonuri, Hb)
Bei energetischer Schwäche (xu) des Yang im Fk Niere (shen)
Zugabe von: Xu Duan (Dipsaci, Rx) Bu Gu Zhi (Psoraleae, Sm) Ai Ye (Artemisiae (Argyri), Fo)
Alternativ kann auch nachfolgende Rezeptur eingesetzt werden. Sie suppletiert das Qi und betont gleichzeitig das Adstringieren der Blutung. Basisrezept B Gu Chong Tang ∸ކDie Breite Trossstraße stabilisierendes Dekokt Aufzeichnungen zur Einbeziehung der westlichen in die chinesische Medizin एᄺ㹋Ёখ㽓ᔩ Zhang Xichun ᓴ䫵㒃 1918–34 Chao Bai Zhu (= geröstete Bai Zhu)* Huang Qi (Scutellariae, Rx)
Stützen den Fk Milz (pi), mehren das Qi
Shan Zhu Yu (Corni, Fr) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Long Gu (Draconis, os) Mu Li (Ostreae, concha) Hai Piao Xiao (Sepiae, endoconcha) Qian Cao (= Qian Cao Gen) Zong Lu Tan s. o. Wu Bei Zi (Galla Sinensis)
Nähren das Yin und das Xue, adstringieren die Blutung
*Hohe Dosis von Chao Bai Zhu (bis zu 30 g)
4.3 Starker Menstruationsfluss 㒣䖛
61
Weitere in Frage kommende Rezepturen r G u Ben Zhi Beng Tang r G ui Pi Tang r G ui Rong Bu Chong Tang r J u Yuan Jian Hitze (re) des Xue Hauptsymptome Starke Menstruation mit rotem oder tiefrotem, dickflüssigem, mit Klümpchen versetztem Blut. Reizbarkeit, Durst, gelber Urin, Obstipation. Der Zungenkörper ist rot mit gelben Belag, die Pulse sind schlüpfrig (hua) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip
Kühlen des Xue, Kühlen von Hitze (re), Stillen der Blutung
Empfohlene Akupunkturpunkte Pe 9
Mi 6, Mi 10, Moxibustion an Mi 1, Du 14, Bl 17, blutige Nadelung von
Basisrezept Qing Jing San ⏙㒣ᬷ Die Menstruation klärendes Pulver Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ⾥ Fu Qingzhu ٙ䴦Џ 1827 Mu Dan Pi (Moutan, Cx)
Kühlt das Xue, stillt die Blutung
Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nährt das Yin und das Xue
Shu Di s. o.
Nährt das Xue
Di Gu Pi (Lycii, Cx) Qing Hao (Artemisiae annuae, Hb) Huang Bai s. o.
Kühlen Hitze (re), leiten Glut (huo) aus
Fu Ling (Poria)
Bewegt „Wasser“, leitet Hitze (re) aus
Notwendige Modifikation Sheng Di s. o.
Kühlen das Xue und nähren das Yin
Di Yu (Sanguisorbae, Rx) Qian Cao Gen (Rubiae, Rx)
Kühlen das Xue und stillen die Blutung
Weitere in Frage kommende Rezepturen r B ao Yin Jian r L iang Di Tang Energetische Schwäche (xu) von Qi und Yin mit Hitze (re) des Xue Hauptsymptome Starke Menstruationsblutung mit blassem bis tiefrotem Blut ohne Klumpen. Kurzatmigkeit, Abgeschlagenheit, Palpitationen, Schlafstörungen.
4
62
4 Störungen des Menstruationsflusses
Behandlungsprinzip
Suppletieren des Qi, Nähren des Yin, Kühlen des Xue, Adstringieren der Blutung
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 36, Mi 6, K 6, Ni 10, Le 8, Moxibustion an Mi 1
Basisrezept An Chong Tang ᅝ ∸ކDie Breite Trossstraße beruhigendes Dekokt Aufzeichnungen zur Einbeziehung der westlichen in die chinesische Medizin एᄺ㹋Ёখ㽓ᔩ Zhang Xichun ᓴ䫵㒃 1918–34
4
Huang Qi (Scutellariae, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz)
Suppletieren das Qi
Sheng Di s. o. Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nähren das Yin und das Xue
Long Gu (Draconis, os) Mu Li (Ostreae, concha) Hai Piao Xiao (Sepiae, endoconcha)
Adstringieren die Blutung
Xu Duan (Dipsaci, Rx)
Festigt den Fk Niere (shen), stillt die Blutung
Qian Cao s. o.
Kühlt das Xue, stillt die Blutung
Notwendige Modifikation Nu Zhen Zi (Ligustri lucidi, Fr) Mo Han Lian s. o.
Nähren das Yin und stillen die Blutung
Weitere in Frage kommende Rezepturen r L iang Di Tang r S heng Mai San Toxische Glut (huo) Hauptsymptome Starke Menstruation mit dunkelrotem, übel riechendem Blut. Hitzeempfindung, Kälteaversion. Hartes, schmerzhaftes Abdomen mit Druckempfindlichkeit. Behandlungsprinzip len von Schmerzen
Ausleiten von Glut (huo), Herauslösen von Toxischem, Dynamisieren des Xue, Stil-
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 44, Le 2, Mi 6, Mi 10, Du 14, Bl 17, Bl 21, blutige Nadelung von Pe 9
Basisrezept Huang Lian Jie Du Tang 咘䖲㾷↦ಯ⠽∸ Desinfizierendes Dekokt mit Coptis Geheime Besonderheiten von der Äußeren Terrasse ৄ⾬㽕⥟⛬ 752 Huang Lian (Coptidis, Rz) Huang Qin (Scutellariae, Rx) Huang Bai s. o. Zhi Zi (Gardeniae, Fr)
Leiten Glut (huo) aus allen drei Wärmebereichen aus und lösen Toxisches heraus
4.3 Starker Menstruationsfluss 㒣䖛
63
Notwendige Modifikation Da Xue Teng (= Hong Teng) Mu Dan Pi (Moutan, Cx)
Lösen Toxisches heraus und dynamisieren das Xue
Sheng Di s. o. Xuan Shen (Scrophulariae, Rx)
Nähren das Yin und kühlen das Xue
Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Zhi Gan Cao s. o.
Bewahren das Yin und lindern Schmerzen
Xue-Stasen Hauptsymptome Starke Menstruationsblutung mit purpurrotem bis schwarzem Blut, das mit großen Klumpen versetzt ist. Schmerzen und Druckempfindlichkeit im unteren Abdomen. Der Zungenkörper weist Staseflecken auf oder ist purpurrot, die Pulse sind zart (xi) und rau (se). 4 Behandlungsprinzip
Dynamisieren des Xue, Umwandeln von Stasen, Stillen der Blutung
Empfohlene Akupunkturpunkte
Mi 10, Mi 6, Mi 8, Le 3, Ma 29, Bl 17, Bl 18, Bl 32
Basisrezept Zhu Yu Zhi Xue Tang 䗤⯔ℶ㸔∸ Stasen vertreibendes und Blutungen stillendes Dekokt Herr Shens Buch zur Hochschätzung des Lebens ≜⇣ᇞ⫳к 1773 Sheng Di s. o. Dang Gui Wei (= Angelicae sinensis radicis Cauda) Chi Shao s. o.
Nähren und dynamisieren das Xue
Tao Ren (Persicae, Sm) Da Huang (Rhei, Rz) Mu Dan Pi (Moutan, Cx)
Dynamisieren das Xue, eliminieren Stasen
Zhi Qiao (Citri seu aurantii (ponciri), Fr)
Bewegt das Qi, zerstreut Einstauungen
Gui Ban (Plastrum testudinis)
Nährt das Yin, stillt Blutungen
Notwendige Modifikation Yi Mu Cao (Leonuri, Hb) Pu Huang (Typhae, pollen)
Stillen die Blutung und vertreiben Stasen
Modifikationen Bei starken Stasen und Schmerzen
Zugabe von: Wu Ling Zhi (Trogopterori, faeces)
Bei Stasen aufgrund von Kälte (han)
Zugabe von: Ai Ye (Artemisiae (Argyri), Fo) Gui Zhi s. o.
64
4 Störungen des Menstruationsflusses
4.4 Verlängerter Menstruationsfluss ᳜㒣ᓊ䭓 Von einem verlängerten Menstruationsfluss spricht man, wenn die Blutung länger als sieben Tage dauert oder sich über einen längeren Zeitraum erstreckt als üblicherweise. Eine verlängerte Menstruation unterscheidet sich von einer starken Menstruation dadurch, dass die Blutung selbst nicht unbedingt stark ist, sie jedoch länger träufelt als zu erwarten ist, auch bis zu 14 Tagen oder länger. Von Überfluten und Sickern (Benglou) (›Kap. 4.6) kann sie aufgrund der Tatsache differenziert werden, dass die Blutung konstant ist und außerhalb des Zyklus keine Blutungen auftreten. Auch wenn die Blutung leicht ist, ist der Blutverlust insgesamt erhöht (›Kap. 2.3).
4
Krankheitsmechanismus Eine verlängerte Menstruation wird mit einer Erschöpfung der Breiten Trossstraße (chongmai) und der Aufnehmenden Leitbahn (renmai) und ihrem daraus folgenden Unvermögen, das Xue in den Leitbahnen zu halten, in Zusammenhang gebracht. Das Krankheitsbild mit energetischer Schwäche (xu) ist energetische Schwäche (xu) des Yin mit innerer Hitze (re), die zurückzuführen sein kann auf Überanstrengung und Ermüdung, wodurch das Qi und das Xue geschädigt werden; dies wiederum hat eine Schädigung der Breiten Trossstraße (chongmai) und der Aufnehmenden Leitbahn (renmai) sowie eine Störung des „Meeres des Xue“ (xuehai) zur Folge. Bei dem Krankheitsbild mit energetischer Überladung (shi) handelt es sich um Einstauungen von Qi und Xue in den Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai). Sowohl Emotionen als auch äußere Schrägläufigkeiten können den freien Fluss von Qi und Xue stören.
Energetische Schwäche (xu) des Yin mit innerer Hitze (re) Hauptsymptome Verlängerte, spärliche Menstruationsblutung über sieben Tage oder länger mit rotem, dünnflüssigem Blut. Trockenheit von Rachen und Mund, gerötete Wangen, heiße Handflächen, periodisches Fieber. Der Zungenkörper ist rot und trocken eventuell ohne Belag, die Pulse sind zart (xi) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip
Nähren des Yin, Kühlen von Hitze (re), Stillen der Blutung
Empfohlene Akupunkturpunkte
Di 14, Mi 6, Le 8, Ni 6, Du 14, Bl 16, Bl 18, Bl 20, Bl 23, Ni 10
Basisrezept Liang Di Tang ϸഄ∸ Dekokt mit den zwei Di-Bestandteilen Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ⾥ Fu Qingzhu ٙ䴦Џ 1827 Sheng Di s. o. Xuan Shen (Scrophulariae, Rx)
Nähren das Yin, kühlen das Xue
Di Gu Pi (Lycii, Cx)
Kühlt Glut aufgrund von energetischer Schwäche (xuhuo)
Mai Dong s. o.
Nährt das Yin
E Jiao (Asini corii colla)
Nährt das Xue, stillt die Blutung
Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nährt das Yin und das Xue
4.4 Verlängerter Menstruationsfluss ᳜㒣ᓊ䭓
65
Notwendige Modifikation Nu Zhen Zi (Ligustri lucidi, Fr) Mo Han Lian s. o.
Nähren das Yin im Fk Leber und Niere (gan shen) und stillen die Blutung
Qian Cao Gen (Rubiae, Rx) Hai Piao Xiao (Sepiae, endoconcha)
Kühlen das Xue und stillen die Blutung
Weitere in Frage kommende Rezepturen r S i Sheng Wan r Z hi Bai Di Huang Wan Einstauungen von Qi und Xue Hauptsymptome Verlängerte, spärliche oder starke Blutung, die 7 Tage oder länger anhält, dunkles, mit Klumpen versetztes Blut. Schmerzen und Druckempfindlichkeit im unteren Abdomen. Der Zungenkörper ist purpurrot und weist eventuell Staseflecken auf, die Pulse sind saitenförmig (xian) und rau (se). Behandlungsprinzip
Dynamisieren des Xue, Beseitigen von Stasen, Stillen der Blutung
Empfohlene Akupunkturpunkte
Mi 10, Mi 8, Le 3, 3E 5, Ma 29, Bl 17, Bl 18, Bl 32, Mi 6
Basisrezept Si Wu Tang ಯ⠽∸ Dekokt der vier Bestandteile Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh. Kombiniert mit Shi Xiao San ༅ュᬷ Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh. Shu Di s. o. Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx),
Nähren das Xue
Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz)
Dynamisiert das Xue
Pu Huang (Typhae, pollen)
Dynamisiert das Xue, stillt die Blutung
Wu Ling Zhi (Trogopterori, faeces)
Zerstreut Stasen, stillt Schmerzen
Notwendige Modifikation Huang Qi (Scutellariae, Rx)
Suppletiert das Qi und hält das Xue zusammen
Xiang Fu (Cyperi, Rz) Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz)
Bewegen das Qi und das Xue und stillen die Schmerzen
Modifikationen Bei Zeichen von Hitze (re)
Zugabe von: Qian Cao Gen (Rubiae, Rx)
Bei starken Schmerzen
Zugabe von: Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz)
4
66
4 Störungen des Menstruationsflusses
Weitere in Frage kommende Rezeptur Tong Jing Wan
4.5 Zwischenblutungen 㒣䯈ᳳߎ㸔
4
Üblicherweise wird damit eine mittzyklische Blutung beschrieben, also ein Spotting oder eine leichte Blutung in der Zyklusmitte, die bis zu drei Tage dauern kann. Sie ist leichter als die eigentliche Menstruation und findet in etwa zur Zeit der Ovulation statt. Es können uni- oder bilaterale Schmerzen im unteren Abdomen bestehen. In selteneren Fällen kann es sich auch um eine gestörte Menstruationsblutung handeln, die infolge von starken Stasen nicht ungehindert fließen kann, sondern so stark blockiert ist, dass sie stoßweise abgegeben wird und pro Monat drei oder mehr Blutungsepisoden benötigt werden, um die endometriale Abstoßung abzuschließen. Zwischenblutungen, vor allem postkoitale Blutungen, können durch Uteruspolypen, Fibroide oder Uterusmyome verursacht werden, so dass entsprechende Untersuchungen durchgeführt werden sollten (›Kap. 2.3, übermäßige Menstruation, und ›Kap. 7.8, Verhärtungen und Massen). Zu differenzieren ist dies von einem verkürzten Zyklus (›Kap. 3.1), von Überfluten und Sickern (Benglou) (›Kap. 4.6) und von roter Leukorrhö bzw. „rotem und weißem Ausfluss“ (›Kap. 6.1). Krankheitsmechanismus Bei Ende der Periode ist das „Meer des Xue“ (xuehai) energetisch geschwächt, die Aufnehmende Leitbahn (renmai) und die Breite Trossstraße (chongmai) sind energetisch schwach, und das in den Leitbahnen fließende Qi sammelt sich allmählich an, um die energetische Schwäche aufzufüllen. In der Zyklusmitte wird der Wendepunkt erreicht, die energetische Schwäche ist aufgefüllt, und Yin und Struktivpotential (jing) sind reichlich vorhanden. Das Yin hat seinen Höhepunkt erreicht und wandelt sich zu Yang. Die Tätigkeit nimmt zu, das Yang-Qi ist aktiver, und es kommt zu einer Phase der Agitation. Wenn das Yin und das Yang des Körpers normal funktionieren, kommt der Körper mit diesem Wandel ohne erkennbare Symptome zurecht. Schwierigkeiten treten dann ein, wenn dieser Wandel von Yin zu Yang instabil ist. Erstens können bei Defizienz des Yin im Fk Niere (shen) und einer daraus folgenden Verletzlichkeit durch ein zu starkes Yang-Qi die Yin-Bahnen geschädigt werden, so dass das Xue seine Leitbahnen verlässt und eine geringe Menge aus dem Unterleib herausläuft. Zweitens ist bei energetischer Schwäche (xu) des Yang im Fk Milz und Niere (pi shen) das Qi instabil, wodurch seine Funktion, das Xue zu halten, gestört wird. Drittens kann es, wenn überhandnehmendes Qi im Fk Leber (gan) die Umwandlungsfunktion des Fk Milz (pi) schwächt, dazu kommen, dass die resultierende Ansammlung von Feuchtigkeit-Hitze (shire) mit dem zu starken Yang-Qi zusammenwirkt und Xue aus den Leitbahnen herausgedrängt wird. Schließlich können Xue-Stasen infolge Kälte (han), die im Inneren (li) zurückgeblieben sind, das Xue aus seinen Leitbahnen herausdrängen und eine Blutung in der Zyklusmitte oder eine verspätete Abgabe des stagnierenden Menstruationsblutes hervorrufen.
Defizienz des Yin im Fk Niere (shen) Hauptsymptome Leichte Zwischenblutung mit rotem Blut ohne Klumpen, keine Schmerzen im Abdomen. Der Schlaf ist unruhig, der Stuhl trocken und der Urin gelb. Der Zungenkörper ist rot, die Pulse sind zart (xi), saitenförmig (xian) und leicht beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip ation
Nähren des Yin, Kühlen von Hitze (re), Stillen der Blutung, Regulieren der Menstru-
4.5 Zwischenblutungen 㒣䯈ᳳߎ㸔
67
Empfohlene Akupunkturpunkte Lu 7, Ni 6, Ren 4, Ni 10, Bl 23, Mi 6 Bei energetischer Schwäche (xu) des Fk Leber (gan) zusätzlich Le 8, Le 3 Basisrezept Bao Yin Jian ֱ䰈✢ Das Yin schützende Abkochung Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624 Sheng Di Huang (Rehmanniae, Rx)
Nährt das Yin, kühlt das Xue
Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nähren das Yin und das Xue
Huang Qin (Scutellariae, Rx) Huang Bai s. o.
Kühlen Hitze (re), stillen die Blutung
Xu Duan (Dipsaci, Rx)
Stützt den Fk Niere (shen), stillt die Blutung
Shan Yao (Dioscoreae, Rz) Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Stützen den Fk Milz (pi), stabilisieren das Qi
Notwendige Modifikation Xiang Fu (Cyperi, Rz) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Harmonisieren Qi und Xue
Modifikationen Bei starker Blutung
Zugabe von: Qian Cao Gen (Rubiae, Rx) Mo Han Lian s. o. Di Yu (Sanguisorbae, Rx)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r Z hi Bai Di Huang Wan r Z uo Gui Wan Energetische Schwäche (xu) des Yang der Fk Milz und Niere (pi shi) Hauptsymptome Leichte Zwischenblutung mit rotem, dünnflüssigem Blut. Dumpfer Schmerz im unteren Abdomen, der bei Wärme und Druck nachlässt. Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Schmerzen im unteren Rücken, halbflüssiger Stuhl, Abneigung gegen Kälte. Der Zungenkörper ist blass und geschwollen, die Pulse sind schwach (ruo), untergetaucht (chen) und verlangsamt (chi). Behandlungsprinzip Stützen des Yang im Fk Milz und Niere (pi shen), Erwärmen des Neben-Fk Uterus (zigong), Stillen der Blutung Empfohlene Akupunkturpunkte
Moxibustion an Ma 36, Ren 4, Ni 7, Bl 20, Bl 23, Du 4
Basisrezept Gu Ben Zhi Beng Tang ᴀℶዽ∸ Die Wurzel festigendes und Gebärmutterblutungen stillendes Dekokt Überarbeitete wirksame Rezepturen für Frauen ᷵⊼ཛҎ㡃ᮍ 16. Jh.
4
68
4 Störungen des Menstruationsflusses
Huang Qi (Scutellariae, Rx) Ren Shen (Ginseng, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz)
Suppletieren das Qi und heben es empor
Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae)
Nährt das Xue, stützt den Fk Niere (shen)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nährt das Xue, fördert die Menstruation
Pao Jiang (Zingiberis, Rz praeparatum)
Erwärmt die Leitbahnen und stillt so die Blutung
Notwendige Modifikation
4
Du Zhong (Eucommiae, Cx) Xu Duan (Dipsaci, Rx)
Stützen das Yang im Fk Niere (shen), stillen die Blutung infolge energetischer Schwäche (xu) und lindern die Rückenschmerzen
Chai Hu (Bupleuri, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Harmonisieren Yin und Yang
Weitere in Frage kommende Rezepturen r A i Fu Nuan Gong Wan r J in Gui Shen Qi Wan r S hi Quan Da Bu Tang Feuchtigkeit-Hitze (shire) Hauptsymptome Leichte oder mäßige Blutung in Zyklusmitte mit rotem, klebrigem, klumpenfreiem Blut. Abgeschlagenheit, Apathie, Appetitlosigkeit, Gelenkschmerzen, Druckgefühle in der Brust, Unruhe, spärlicher dunkler Urin, reichlich klebriger vaginaler Ausfluss. Der Zungenkörper ist dick, der Belag gelb und klebrig, die Pulse sind zart (xi) und saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip
Nähren des Yin, Kühlen von Feuchtigkeit-Hitze (shire), Stillen der Blutung
Empfohlene Akupunkturpunkte
Di 11, Mi 6, Mi 9, Ren 9, Gb 34, Du 14, Bl 18, Bl 20, Bl 22, Bl 40
Basisrezept Qing Gan Zhi Lin Tang ⏙㙱ℶ⎟∸ Den Fk Leber kühlendes und Miktionsstörungen stoppendes Dekokt Herr Shens Buch zur Hochschätzung des Lebens ≜⇣ᇞ⫳к 1773 Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Sheng Di s. o. Hei Dou (Glycines semen atrum (Heidou))
Stützen den Fk Niere (shen), nähren und kühlen das Xue, erweichen den Fk Leber (gan)
Mu Dan Pi (Moutan, Cx)
Kühlt den Fk Leber (gan), leitet Glut (huo) aus
Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Bewegt das Qi im Fk Leber (gan), löst Einstauungen
Huang Bai s. o.
Kühlt Hitze (re), trocknet Feuchtigkeit (shi)
4.5 Zwischenblutungen 㒣䯈ᳳߎ㸔 Niu Xi (Cyatulae, Rx)
Führt die Arzneimittel nach unten
E Jiao (Asini corii colla) Da Zao (Zizyphi jujubae, Fr)
Weggelassen
69
Notwendige Modifikation Di Yu (Sanguisorbae, Rx) Huai Hua (= Huaihuami)
Kühlen Hitze (re) und stillen die Blutung
Zhi Zi (Gardeniae, Fr) Ze Xie (Alismatis, Rz)
Leiten Feuchtigkeit (shi) aus
Modifikation Bei ausgeprägter Feuchtigkeit (shi)
Zugabe von: Yi Yi Ren (Coicis, Sm)Cang Zhu (Atractylodis, Rz)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r J ia Wei Xiao Yao San r L ong Dan Xie Gan Tang Xue-Stasen Hauptsymptome Leichte oder mäßige Blutung in Zyklusmitte mit dunkelpurpurrotem, mit Klumpen versetztem Blut und Spannungsgefühl oder stechenden Schmerzen im unteren Abdomen. Stattdessen können auch häufig Episoden mit Ausscheidung von dunklem, gestocktem, mit großen Klumpen versetztem Blut auftreten. Der Zungenkörper ist blasslivide oder weist Staseflecken auf, die Pulse sind verlangsamt (chi), zart (xi) und saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip
Dynamisieren des Xue, Umwandeln von Stasen, Regulieren der Menstruation
Empfohlene Akupunkturpunkte
Mi 10, Mi 6, Mi 8, Le 3, Ma 29, Bl 17, Bl 18, Bl 32
Basisrezept Shao Fu Zhu Yu Tang ᇥ㝍䗤⯔∸ Richtigstellung von Fehlern in der Medizin एᵫᬍ䫭 Wang Qingren ⥟⏙ӏ 1830 Rou Gui (Cinnamomi cassiae, Cx) Xiao Hui Xiang (Foeniculi, Fr) Gan Jiang (Zingiberis, Rz)
Erwärmen die Menstruation, vertreiben Kälte-Feuchtigkeit (hanshi)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Chi Shao s. o.
Nähren das Xue, dynamisieren das Xue, beseitigen Stasen
4
70
4 Störungen des Menstruationsflusses
Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz) Wu Ling Zhi (Trogopterori, faeces) Pu Huang (Typhae, pollen) Mo Yao (Myrrha)
Wandeln Stasen um, stillen Schmerzen
Notwendige Modifikation Xiang Fu (Cyperi, Rz)
4
Regulieren das Qi und stillen die Schmerzen
Weitere in Frage kommende Rezepturen r G e Xia Zhu Yu Tang r T ao Hong Si Wu Tang r X ue Fu Zhu Yu Tang r Z hu Yu Zhi Xue Tang
4.6 Überfluten und Sickern ዽⓣ Das Krankheitsbild Überfluten und Sickern (Benglou) beschreibt eine Störung der Menstruation, die eine starke bzw. überflutende Menstruation (beng) in Kombination mit einer leichten Blutung, einem Sickern bzw. einem Sickern von Blut außerhalb der zu erwartenden Menstruationsblutung (lou) umfasst. Gekennzeichnet ist dies durch eine sprudelnde Blutung, die einen Tag oder länger andauern kann. Die Periode scheint zu enden, setzt dann aber erneut als Spotting bzw. Sickerblutung ein. Möglich ist auch eine leichte Blutung in Zyklusmitte und/oder Spotting vor Einsetzen der eigentlichen Menstruationsblutung. Der Zyklus ist häufig verkürzt (›Kap. 2.3). Das Blut kann hellrot ohne Klumpen, dunkel mit kleinen Klumpen oder purpur-schwarz mit größeren Klumpen sein. Obwohl Benglou Ähnlichkeiten mit einer starken oder verlängerten Menstruation aufweist, ist es komplexer und stellt meistens ein tief verwurzeltes Krankheitsbild dar. Gestörte Blutungen können auch mit Uteruspolypen, Fibroiden oder Uterusmyomen in Zusammenhang stehen, so dass entsprechende Untersuchungen durchgeführt werden sollten (›Kap. 2.3, übermäßige Menstruation, und ›Kap. 7.8, Verhärtungen und Massen). Zu differenzieren ist es von den Folgen eines Aborts oder einer Extrauterinschwangerschaft. Krankheitsmechanismus Benglou kann ein verstärkter Blutverlust infolge von verkürzten Zyklen, starker oder verlängerter Menstruation oder einer Kombination davon sein, wobei in jedem Fall das Xue und das Qi beeinträchtigt und die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) geschädigt sein können. Bei einer weiteren Schädigung von Xue und Qi können Yin und Yang verbraucht werden. Der zugrunde liegende Mechanismus des ursprünglichen übermäßigen Blutverlustes können Einstauungen im Fk Leber (gan), energetische Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) und deren Komplikationen sein. Verkürzte Zyklen, starke Blutungen und Zwischenblutungen stehen mit energetischer Schwäche (xu) des Qi und Hitze (re) des Xue im Zusammenhang. Sowohl eine starke als auch eine verlängerte Menstruation werden mit Hitze aufgrund energetischer Schwäche (xure) and Xue-Stasen in Verbindung gebracht. Benglou tritt häufig gegen Ende der fortpflanzungsfähigen Jahre auf, wenn das Qi im Fk Niere (shen) nachlässt und sich während des Lebens pathologische Veränderungen angesammelt haben. Wie im Folgenden zu erkennen ist, stehen die verschiedenen Störungen und ihre Ätiologien miteinander im Zusammenhang:
4.6 Überfluten und Sickern ዽⓣ
71
r V orangegangene energetische Schwäche (xu) des Qi, die durch ein nachlassendes Qi im Fk Niere (shen) verstärkt wurde
r V orangegangene Blockaden des Qi im Fk Leber (gan), die zu einer energetischen Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) führen
r V orangegangene Blockaden des Qi im Fk Leber (gan), die zu Xue-Stasen führen r S tarker Blutverlust, der zu einer energetischen Schwäche (xu) von Xue und Qi führt r E nergetisch geschwächtes (xu) Qi, das das nachgeburtliche Qi des Fk Niere (shen) nicht mehr ergänzen kann
r E nergetische Schwäche (xu) des Qi, die sich zu einer energetischen Schwäche des Yang (yang) weiterentwickelt
r S tarker Blutverlust, der zu einer energetischen Schwäche (xu) des Yin und des Struktivpotentials (jing) führt
r E instauungen von Qi und Xue, die Hitze (re) hervorbringen r E nergetische Schwäche (xu) des Yin oder des Xue, die zu Hitze aufgrund energetischer Schwäche (xure) führt. Die meisten Fälle sind auf energetische Schwäche (xu) und nur sehr wenige auf energetische Überladung (shi) zurückzuführen, wobei Krankheitsbilder mit Hitze (re) gegenüber solchen mit Kälte (han) überwiegen. Liegt Glut (huo) vor, so beruht sie im Allgemeinen auf energetischer Schwäche (xu). Die wichtigsten Krankheitsbilder sind energetische Schwäche (xu) des Fk Milz (pi), energetische Schwäche (xu) des Fk Niere (shen), Hitze (re) des Xue (aufgrund energetischer Schwäche (xu) oder energetischer Überladung (shi)) und Xue-Stasen. In der klinischen Praxis müssen wir jedoch darauf vorbereitet sein, dass mehrere Diagnosen gleichzeitig zutreffen können. Die Behandlung besteht aus drei Schritten. Im ersten Schritt liegt der Schwerpunkt auf dem Stillen der Blutung und dem Harmonisieren des Xue. Im zweiten Schritt wird die Ursache für die Blutung ermittelt und behandelt (z. B. „Hitze (re) des Xue“). Im dritten und letzten Schritt ist die eigentliche Ursache der Blutung (z. B. Qi-Blockaden) zu therapieren und die Gesundheit der Funktionskreise wieder herzustellen.
Energetische Schwäche (xu) im Fk Milz (pi) Hauptsymptome Gestörter Menstruationszyklus mit sprudelnder Blutung, auf die ein Sickern folgt. Das Blut ist hellrot und von einer dünnen Konsistenz. Es bestehen Kurzatmigkeit, Abgeschlagenheit, blasser Teint oder Ödeme im Gesicht, kalte Hände und Füße, Appetitlosigkeit und weiche Stühle. Es können ziehende Schmerzen im unteren Abdomen auftreten, die eventuell bis zu den Innenseiten der Oberschenkel ausstrahlen. Der Zungenkörper ist blass mit einem dünnen, weißen Belag, die Pulse sind schwach (ruo) oder schwach (ruo) und untergetaucht (chen). Behandlungsprinzip
Stützen des Fk Milz (pi), Nähren des Xue, Stillen der Blutung
Empfohlene Akupunkturpunkte
Mi 4, Pe 6, Ma 36, Ren 6, Ren 12, Moxibustion an Mi 1
Basisrezept Gu Chong Tang ∸ކDie Breite Trossstraße stabilisierendes Dekokt Aufzeichnungen zur Einbeziehung der westlichen in die chinesische Medizin एᄺ㹋Ёখ㽓ᔩ Zhang Xichun ᓴ䫵㒃 1918–34
4
72
4 Störungen des Menstruationsflusses
Chao Bai Zhu s. o.* Huang Qi (Scutellariae, Rx)
Stützen den Fk Milz (pi), mehren das Qi
Shan Zhu Yu (Corni, Fr) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Long Gu (Draconis, os) Mu Li (Ostreae, concha) Zong Lu Tan s. o. Qian Cao s. o. Hai Piao Xiao (Sepiae, endoconcha) Wu Bei Zi (Galla Sinensis)
Nähren das Yin und das Xue, stillen die Blutung
*Hohe Dosis von Chao Bai Zhu (bis zu 30 g)
Notwendige Modifikation 4
Sheng Ma (Cimicifugae, Rz) Chai Hu (Bupleuri, Rx)
Heben das Qi nach oben
Shan Yao (Dioscoreae, Rz)
Stabilisiert den Fk Milz und Niere (pi shen)
Xu Duan (Dipsaci, Rx)
Stützt das Yang, stabilisiert das Struktivpotential (jing) und stillt die Blutung
Modifikationen Bei energetischer Schwäche (xu) des Xue
Zugabe von: He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Bei anhaltendem Sickern
Zugabe von: San Qi (Notoginseng, Rx) Yi Mu Cao (Leonuri, Hb)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r B u Zhong Yi Qi Tang r D ang Gui Bu Xue Tang r G u Ben Zhi Beng Tang r G ui Pi Tang Energetische Schwäche (xu) im Fk Niere (shen) Hauptsymptome Gestörter Zyklus mit starker Blutung und anhaltendem Sickern sowie Schmerzen oder Schwäche im unteren Rücken und in den Beinen. Wenn eine energetische Schwäche (xu) des Yang überwiegt, ist das Blut hellrot und dünnflüssig, und es bestehen eine Abneigung gegen Kälte, ein stumpfer Teint und reichlich klarer Urin. Der Zungenkörper ist blass, der Belag dünn und weiß, die Pulse sind schwach (ruo) und zart (xi). Überwiegt eine energetische Schwäche (xu) des Yin, so ist das Blut leuchtend rot und leicht zähflüssig, und es bestehen Drehschwindel, Ohrensausen und Reizbarkeit. Der Zungenkörper ist rot mit wenig Belag, die Pulse sind zart (xi) und beschleunigt (shuo).
4.6 Überfluten und Sickern ዽⓣ
73
Energetische Schwäche (xu) des Yang im Fk Niere (shen) Behandlungsprinzip Stillen der Blutung
Erwärmen des Fk Niere (shen), Stabilisieren der Breiten Trossstraße (chongmai),
Empfohlene Akupunkturpunkte
Moxibustion an Ren 4, Ren 6, Ni 3, Du 4, Bl 17, Bl 18, Bl 23
Basisrezept Gui Shen Wan ᔦ㚒Ќ In den Fk Niere einfließende Pille Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624 Tu Si Zi (Cuscutae, Sm) Du Zhong (Eucommiae, Cx)
Stützen den Fk Niere (shen)
Shu Di s. o. Shan Zhu Yu (Corni, Fr) Gou Qi Zi (Lycii, Fr)
Stützen die Fk Niere und Leber (shen gan), nähren das Xue und das Struktivpotential (jing)
Shan Yao (Dioscoreae, Rz) Fu Ling (Poria)
Kräftigen den Fk Milz (pi)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Suppletiert das Xue, reguliert die Menstruation
Notwendige Modifikation Hai Piao Xiao (Sepiae, endoconcha)
Stabilisiert den Fk Niere (shen) und stillt die Blutung
Xu Duan (Dipsaci, Rx) Ai Ye (Artemisiae (Argyri), Fo)
Erwärmen das Yang und stillen die Blutung
Modifikationen Bei starker energetischer Schwäche (xu) des Yang
Zugabe von: Ba Ji Tian (Morindae, Rx) Yin Yang Huo (Epimedii, Hb) Xian Mao (Curculiginis, Rz)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r J in Gui Shen Qi Wan r Y ou Gui Wan Energetische Schwäche (xu) des Yin im Fk Niere (shen) Behandlungsprinzip
Stabilisieren des Fk Niere (shen), Stützen des Yin, Stillen der Blutung
Empfohlene Akupunkturpunkte
Lu 7, Ni 6, Ren 4, Ni 2, Bl 23, Du 4, Mi 6
Basisrezept Bao Yin Jian ֱ䰈✢ Das Yin schützende Abkochung Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624
4
74
4 Störungen des Menstruationsflusses
Sheng Di s. o.
Kühlt das Xue, kühlt Hitze (re), nährt das Yin, bringt Körperflüssigkeiten hervor
Shu Di s. o. Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Mehren das Xue, bewahren das Yin
Huang Qin (Scutellariae, Rx) Huang Bai s. o.
Kühlen Hitze (re), leiten Glut (huo) aus
Shan Yao (Dioscoreae, Rz)
Stabilisiert die Fk Milz und Niere (pi shen)
Xu Duan (Dipsaci, Rx)
Stabilisiert den Fk Niere (shen), stillt die Blutung
Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Harmonisiert die anderen Substanzen
Notwendige Modifikation 4
Di Yu (Sanguisorbae, Rx) Hai Piao Xiao (Sepiae, endoconcha)
Kühlen das Xue und stillen die Blutung
Mo Han Lian s. o. Gui Ban (Plastrum testudinis)
Mehren das Yin und stillen die Blutung
Modifikationen Bei Reizbarkeit und Schlafstörungen aufgrund energetischer Schwäche (xu) des Yin im Fk Herz (xin)
Zugabe von: Wu Wei Zi (Schisandrae, Fr) Ye Jiao Teng s. o. Mu Li (Ostreae, concha)
Bei Hitze (re) aufgrund energetischer Schwäche (xu) des Yin
siehe Hitze (re) des Xue aufgrund energetischer Schwäche (xu) (unten)
Bei energetischer Schwäche (xu) sowohl des Yin im Fk Niere (shen) als auch des Yang im Fk Niere (shen)
Kombinieren der Prinzipien und Anpassen der Rezepturen, die oben für energetische Schwäche (xu) des Yin im Fk Niere (shen) und energetische Schwäche (xu) des Yang im Fk Niere (shen) angegeben werden
Weitere in Frage kommende Rezeptur Zhi Bai Di Huang Wan Hitze (re) des Xue Hauptsymptome Gestörter Zyklus mit starker Blutung und anhaltendem Sickern. Bei einer energetischen Schwäche (xu) ist das Blut leuchtend rot und zähflüssig, und es bestehen Zeichen von Hitze aufgrund energetischer Schwäche (xure). Der Zungenkörper ist rot mit wenig oder dünnem gelben Belag, die Pulse sind zart (xi) und beschleunigt (shuo). Wenn eine energetische Überladung (shi) vorliegt, ist das Blut tiefrot und zähflüssig, und es finden sich Zeichen von Hitze aufgrund energetischer Überladung (shire). Der Zungenkörper ist gelb oder gelb und klebrig, die Pulse sind überflutend (hong) und beschleunigt (shuo).
4.6 Überfluten und Sickern ዽⓣ
75
Hitze (re) des Xue: Aufgrund energetischer Schwäche (xu) Behandlungsprinzip
Nähren des Yin, Kühlen von Hitze (re), Stillen der Blutung
Empfohlene Akupunkturpunkte
Mi 6, Mi 10, Le 8, Ni 2, Ni 6, Ni 10, Bl 17, Bl 18, Bl 20, Bl 23
Basisrezept Qing Jing San ⏙㒣ᬷ Die Menstruation klärendes Pulver Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ⾥ Fu Qingzhu ٙ䴦Џ 1827 Mu Dan Pi (Moutan, Cx)
Kühlt das Xue
Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nährt das Yin und das Xue
Shu Di s. o.
Nährt das Xue, mehrt das Struktivpotential (jing)
Di Gu Pi (Lycii, Cx) Qing Hao (Artemisiae annuae, Hb) Huang Bai s. o.
Kühlen Hitze (re), leiten Glut (huo) aus
Fu Ling (Poria)
Bewegt „Wasser“, leitet Hitze (re) aus
4
Notwendige Modifikation Sheng Di s. o. E Jiao (Asini corii colla)
Kühlen das Xue und nähren das Yin
Di Yu (Sanguisorbae, Rx) Qian Cao Gen (Rubiae, Rx)
Kühlen das Xue und stillen die Blutung
Modifikationen Bei energetischer Schwäche (xu) von Yin und Qi
Zugabe von: Huang Jing (Polygonati, Rz) Tai Zi Shen (= Haiershen)
Bei persistierender Blutung
Zugabe von: Mo Han Lian s. o. San Qi (Notoginseng, Rx)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r E r Zhi Wan r L iang Di Tang Hitze (re) des Xue: Aufgrund energetischer Überladung (shi) Behandlungsprinzip
Kühlen von Hitze (re), Kühlen des Xue, Stillen der Blutung
Empfohlene Akupunkturpunkte
Mi 6, Mi 10, Le 2, Du 14, Bl 17, Bl 18
76
4 Störungen des Menstruationsflusses
Basisrezept Qing Re Zhi Beng Tang ⏙⛁ℶዽ∸ Hitze kühlendes und Gebärmutterblutungen stillendes Dekokt Gynäkologische Behandlung in der chinesischen Medizin Ёएཛ⾥⊏⭫ᄺ Hochschule für Traditionelle Chinesische Medizin Chengdu, 1970-er Jahre
4
Zhi Zi (Gardeniae, Fr) Huang Qin (Scutellariae, Rx) Huang Bai s. o.
Leiten Glut (huo) aus
Sheng Di s. o. Mu Dan Pi (Moutan, Cx)
Kühlen das Xue
Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Gui Ban (Plastrum testudinis)
Nähren das Yin, stabilisieren die Breite Trossstraße (chongmai)
Di Yu (Sanguisorbae, Rx) Ce Bai Ye (Platycladi cacumen) Chun Pi (= Ailanthi cortex)
Kühlen Hitze (re), stillen die Blutung
Modifikationen Bei Feuchtigkeit-Hitze (shire)
Zugabe von: Huang Bai s. o.
Bei energetischer Schwäche (xu) des Qi
Zugabe von: Dang Shen (Codonopsis, Rx)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r Q ing Jing Zhi Xue Tang r Q ing Re Gu Jing Tang Xue-Stasen Hauptsymptome Gestörter Menstruationszyklus mit sprudelnder Blutung, auf die ein Sickern folgt. Das Blut ist purpurrot bis schwarz und mit großen Klumpen versetzt, und es bestehen starke Schmerzen im Abdomen, die nach der Ausscheidung der Klumpen nachlassen. Teilweise sind zuvor Periodenblutungen ausgeblieben. Der Zungenkörper ist purpurrot mit einem dünnen, weißen Belag, der Puls ist rau (se). Behandlungsprinzip
Dynamisieren des Xue, Beseitigen von Stasen, Stillen der Blutung
Empfohlene Akupunkturpunkte
Mi 10, Mi 6, Le 3, Ma 29, Bl 17, Bl 18, Bl 32
Basisrezept Shi Xiao San ༅ュᬷ Pulver des verlorenen Lachens Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh. Pu Huang (Typhae, pollen)
Dynamisiert das Xue, vertreibt Stasen
Wu Ling Zhi (Trogopterori, faeces)
Wandelt Stasen um, stillt die Blutung
4.6 Überfluten und Sickern ዽⓣ
77
Notwendige Modifikation San Qi (Notoginseng, Rx) Qian Cao Gen (Rubiae, Rx)
Lösen Stasen und stillen die Blutung
Hai Piao Xiao (Sepiae, endoconcha)
Stillt die Blutung, ohne Stasen zu erzeugen
Modifikationen Bei Qi-Blockaden
Zugabe von: Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Bei anhaltendem Sickern
Zugabe von: Yi Mu Cao (Leonuri, Hb)
Bei Stasen mit energetischer Schwäche (xu) des Xue Zugabe von: Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Bei Stasen aufgrund von Kälte (han)
Zugabe von: Ai Ye (Artemisiae (Argyri), Fo) Fu Zi (Aconiti, Rx lateralis praeparata)
4
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KAPITEL
5
Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen
5.1
Zyklusstörungen 㒣㸠⮙ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
5.2
Schmerzhafte Menstruationsblutung ⮯㒣 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
5.3
Spannungsgefühl in der Mamma ч᠓㚔⮯ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
5.4
Kopfschmerzen und Migräne ༈⮯ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
5.5
Schmerzen des Körpers 䑿⮯ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
5.6
Stuhlveränderungen ֓ᓖᐌ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
5.7
Drehschwindel ⳽ᰩ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
5.8
Hitzeempfindungen থ⛁ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
5.9
Nasenbluten und blutiger Auswurf 㸘 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
5.10
Läsionen der Mundschleimhaut ষ㊰ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110
5.11
Exantheme und weitere Effloreszenzen Ⲃ㙸⮙ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112
5.12
Flüssigkeitsretention und Schwellungen ⍂㚓. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
5.13
Stimmungsschwankungen ᚙᖫᓖᐌ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
5
80
5 Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen
5.1 Zyklusstörungen 㒣㸠⮙
5
Das Auf und Ab im Verlauf des Menstruationszyklus steht mit einer Reihe von Störungen im Zusammenhang, die zum Bereich der Inneren Medizin gehören. Die Schwankungen zwischen Yin und Yang sowie zwischen Qi und Xue, die im Verlauf des Zyklus eintreten, verstärken jedoch bereits bestehende energetische Schwächen (xu) und energetische Überladungen (shi). Auch wenn solche Manifestationen nicht die Hauptbeschwerden darstellen, bieten sie Einsicht in die Grundkonstitution der Frau. Die bekannteste Störung ist das prämenstruelle Syndrom (PMS), das sich durch so unterschiedliche Symptome wie Kopfschmerzen, Migräne, Obstipation, Blähungen, Spannungsgefühl in der Mamma, Heißhunger auf Süßigkeiten, Reizbarkeit, Depression oder Akne manifestieren kann (›Kap. 2.3). Im Allgemeinen ist dies eine Folge von eingestautem Qi im Fk Leber (gan), das den Fk Milz (pi) beeinträchtigen, eine energetische Schwäche (xu) des Qi und/oder des Xue bewirken und auch Glut (huo) hervorbringen kann. Die meisten Symptome fallen unter die eine oder andere dieser miteinander in Beziehung stehenden Kategorien. Weil PMS in den Wochen vor der Periode auftritt, wird es mit in Übermaßen angesammeltem Qi im Fk Leber (gan) in Verbindung gebracht. PMS beschreibt jedoch nur Störungen, die in der prämenstruellen Zeit auftreten, und dies kann bei einigen Frauen einige Stunden und bei anderen bis zu drei Wochen umfassen. Schmerzen stehen mit Blockaden des Qi und Stasen des Xue im Zusammenhang. Die Symptome, die zu Ende der Periode auftreten, sind auf energetische Schwäche (xu) zurückzuführen, obwohl häufig Qi-Blockaden zur energetischen Schwäche (xu) führen. Eine weniger bekannte Zyklusstörung ist die katameniale Epilepsie. Diese Bezeichnung leitet sich von dem griechischen Begriff katamenia ab, der „monatlich“ bedeutet. Dabei handelt es sich um Anfälle, die mit dem Menstruationszyklus einhergehen und meistens in der Lutealphase auftreten. Sie werden mit anovulatorischen Zyklen oder vergleichsweise niedrigen Progesteronspiegeln bei der Betroffenen in Zusammenhang gebracht (›Kap. 7.11).
5.2 Schmerzhafte Menstruationsblutung ⮯㒣 Schmerzhafte Menstruationsblutung bzw. Dysmenorrhö beschreibt Schmerzen, die vor, während oder nach der Periode auftreten. Die Schmerzen können in der Mitte des Unterbauches oder an beiden Seiten des unteren Abdomens oder im Sakralbereich lokalisiert sein, oder abwärts zu den Innenseiten der Oberschenkel und in die Beine ausstrahlen. Sie können von einem dumpfen, schweren Gefühl zu einem starken Schmerz reichen, durch den es zu mentaler Verwirrung, Drehschwindel und sogar zu Ohnmacht kommen kann. Eine Endometriose wird üblicherweise dieser Kategorie zugeordnet und als eine Symptomkonfiguration mit energetischer Überladung (shi) von Xue-Stasen differenziert. Intrauterinpessare können Prostaglandine stimulieren und Krämpfe hervorrufen (›Kap. 2.3). Krankheitsmechanismus „Bei durchgängigen Leitbahnen bestehen keine Schmerzen, und bei Schmerzen sind die Leitbahnen nicht durchgängig“ (䗮߭ϡ⮯,⮯߭ϡ䗮), daher kann man davon ausgehen, dass ein nicht durchgängiger Fluss von Qi oder Xue die Wurzel schmerzhafter Menstruationsblutungen ist. Wenn das Qi des Fk Leber (gan) eingestaut ist und dadurch Qi und Xue die Leitbahnen blockieren, oder wenn energetisch geschwächtes Qi und Xue die Leitbahnen nicht mehr nähren können, werden die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) energetisch geschwächt, und das Xue kann nicht durchgängig fließen. Bei Einstauungen treten die Schmerzen zumeist vor der Periode oder an den ersten ein oder zwei Tagen auf. Zu dieser Zeit hat sich das Yang-Qi angesammelt und verstärkt die Einstauungen weiter,
5.2 Schmerzhafte Menstruationsblutung ⮯㒣
81
was wie eine Engstelle im Berufsverkehr wirkt. Sobald die Blutung einsetzt, können Xue und Qi fließen, und der Schmerz lässt nach. Bei energetischer Schwäche (xu) tritt der Schmerz gegen Ende der Periode auf, wenn das Yin und das Xue ihren niedrigsten Stand im Zyklus erreicht haben und die bereits bestehende energetische Schwäche (xu) weiter verstärken. Qi-Blockaden führen zu Xue-Stasen; Kälte (han) verfestigt das Xue und verursacht Stasen; Kälte (han) schädigt das Yang; energetisch geschwächtes Yang kann Kälte (han) nicht zerstreuen und begünstigt darüber hinaus die Ansammlung oder das Eindringen von Kälte (han); Einstauungen im Fk Leber (gan) können die Funktionen des Fk Milz (pi) schwächen und ebenfalls Hitze (re) hervorbringen, was zur Ansammlung von Feuchtigkeit (shi) oder Feuchtigkeit-Hitze (shire) führt; energetisch geschwächtes Qi kann kein Xue hervorbringen, und energetisch geschwächtes Xue kann das Qi nicht nähren; die Fk Niere und Leber (shen gan) haben die gleiche Quelle. Diese voneinander abhängigen Mechanismen spiegeln sich in den Symptomkonfigurationen wider, die möglich sind: Einstauungen des Qi; Xue-Stasen; Verfestigungen von Kälte (han): (a) durch energetischer Schwäche (xu) des Yang und (b) durch Kälte-Feuchtigkeit (hanshi); FeuchtigkeitHitze (shire); energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue; energetische Schwäche (xu) der Fk Leber und Niere (gan shen).
Einstauungen des Qi Hauptsymptome Spannungsgefühl, Schmerzen und Druckempfindlichkeit an beiden Seiten des Abdomens, manchmal abwärts zu den Innenseiten der Oberschenkel und Beine ausstrahlend. Diese treten ein oder zwei Tage vor oder kurz nach Einsetzen der Blutung auf, das Blut ist dunkel purpurrot und mit kleinen Klumpen versetzt. Die Schmerzen lassen mit Fortschreiten der Periode nach. Sie treten häufig zusammen mit diversen prämenstruellen Symptomen auf. Der Zungenkörper ist purpurrot, die Pulse sind saitenförmig (xian) oder saitenförmig (xian) und schlüpfrig (hua). Behandlungsprinzip
Lösen des Fk Leber (gan), Beseitigen von Einstauungen, Stillen der Schmerzen
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Le 5, Le 6, Ma 28, Mi 8, Mi 6
Basisrezept Chai Hu Shu Gan San ᷈㚵⭣㙱ᬷ Bupleurum-Pulver, das den Fk Leber löst Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624 Chai Hu (Bupleuri, Rx) Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Lösen das Qi des Fk Leber (gan), beseitigen Einstauungen
Zhi Qiao (Citri seu aurantii (ponciri), Fr) Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium)
Bewegen das Qi
Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz)
Dynamisiert das Xue
Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Zhi Gan Cao s. o. (Glycyrrhizae, Rx)
Lösen Krämpfe, stillen Schmerzen
5
82
5 Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen
Modifikationen Bei deutlicher Klumpenbildung
Zugabe von: Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Tao Ren (Persicae, Sm)
Bei starken Schmerzen
Zugabe von: Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz) Chuan Lian Zi (Toosendan, Fr)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r J ia Wei Xiao Yao San r X iao Yao San Xue-Stasen
5
Hauptsymptome Örtlich begrenzter stechender Schmerz mit Druckempfindlichkeit im unteren Abdomen. Er tritt nach Einsetzen der Blutung auf, das Blut ist dunkel purpurrot und mit großen Klumpen versetzt. Nach etwa einem Tag wird die Blutung stärker, und es werden große Klumpen ausgeschieden. Der Schmerz lässt mit Ausscheidung der Klumpen nach. Er tritt häufig gleichzeitig mit diversen prämenstruellen Symptomen auf. Der Zungenkörper ist purpurrot und weist eventuell Staseflecken auf, der Puls ist saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip
Regulieren des Qi, Umwandeln von Stasen, Stillen der Schmerzen
Empfohlene Akupunkturpunkte
Mi 10, Mi 6, Mi 8, Le 3, Le 5, Le 6, Ma 29, Bl 17, Bl 18, Bl 32
Basisrezept Ge Xia Zhu Yu Tang 㝜ϟ䗤⯔∸ Dekokt, das Xue-Stasen unter dem Zwerchfell austreibt Richtigstellung von Fehlern in der Medizin एᵫᬍ䫭 Wang Qingren ⥟⏙ӏ 1830 Zhi Qiao (Citri seu aurantii (ponciri), Fr) Wu Yao (Linderae, Rx) Xiang Fu (Cyperi, Rz) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Chi Shao (Citri seu aurantii (ponciri), Fr) Tao Ren (Persicae, Sm) Hong Hua (Carthami, Fl) Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz) Wu Ling Zhi (Trogopterori, faeces) Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Regulieren das Qi, regulieren den Fk Leber (gan)
Nährt und harmonisiert das Xue Dynamisieren das Xue, beseitigen Stasen
Wandeln Stasen um, stillen Schmerzen Löst Krämpfe, harmonisiert die Arzneimittel
5.2 Schmerzhafte Menstruationsblutung ⮯㒣
83
Modifikationen Bei ausgeprägten Xue-Stasen
Zugabe von: San Leng (Sparganii, Rz) E Zhu (Curcumae zedoariae, Rz)
Bei Einstauungen, die Glut (huo) hervorbringen (bitterer Geschmack im Mund, gelber Zungenbelag)
Zugabe von: Long Dan Cao (Gentianae, Rx) Zhi Zi (Gardeniae, Fr)
Bei Störung des Fk Milz (pi) durch den Fk Leber (gan) Zugabe von: Bai Zhu (Atractractolydis und daraus resultierender Appetitlosigkeit macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria) Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium) Bei Übergreifen des Fk Leber (gan) auf den Fk Magen (wei) und daraus resultierender Übelkeit und Erbrechen
Zugabe von: Wu Zhu Yu (Evodiae, Fr) Huang Lian (Coptidis, Rz) Zhu Ru (Bambusae, caulis in taeniam)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r S hao Fu Zhu Yu Tang r T ong Jing Wan r X ue Fu Zhu Yu Tang Verfestigungen von Kälte (han) im Unterleib Hauptsymptome Krampfartiger Schmerz, der sich durch Wärme lindern lässt und ein oder zwei Tage vor oder in den ersten ein oder zwei Tagen der Periodenblutung einsetzt, das Blut ist spärlich und mattrot. Bei energetischer Schwäche (xu) des Yang ist das Blut mattrot, dünnflüssig und mit wenigen Klumpen versetzt, und es bestehen ziehende Schmerzen in der Mitte des Abdomens oder starke Schmerzen im Sakralbereich, die durch Druck gelindert werden. Der Zungenkörper ist blass mit einem dünnen, feuchten Belag, und der Puls ist untergetaucht (chen). Sich durch Druck verstärkende Schmerzen und eine Menstruation mit dunkelpurpurrotem, dickflüssigerem und mit mehr Klumpen versetztem Blut sind ein Hinweis auf Einstauungen von Kälte-Feuchtigkeit (hanshi). Bei Kälte-Feuchtigkeit (hanshi) kann auch reichlich weißer vaginaler Ausfluss auftreten. Der Zungenkörper ist blass mit klebrigem, weißen Belag, die Pulse sind untergetaucht (chen) und gespannt (jin).
Verfestigungen von Kälte (han): energetische Schwäche (xu) des Yang Behandlungsprinzip der Schmerzen
Stützen des Yang, Zerstreuen von Kälte (han), Erwärmen der Menstruation, Stillen
Empfohlene Akupunkturpunkte ende Wirkung.
Ren 4, Ren 6, Zi Gong, Du 4, Bl 23, Bl 32. Moxibustion hat eine wohltu-
Basisrezept Ai Fu Nuan Gong Wan 㡒䰘ᱪᅿЌ Pille mit Artemisia und Cyperus zur Erwärmung des Uterus Herr Shens Buch zur Hochschätzung des Lebens ≜⇣ᇞ⫳к 1773
5
84
5 Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen
Wu Zhu Yu (Evodiae, Fr) Rou Gui (Cinnamomi cassiae, Cx)
Zerstreuen Kälte (han), erwärmen das Yang
Ai Ye (Artemisiae (Argyri), Fo)
Erwärmt den Neben-Fk Uterus (zigong), stillt die Blutung
Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Reguliert das Qi, stillt die Schmerzen
Huang Qi (Scutellariae, Rx)
Suppletiert das Qi, stützt das Yang
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Sheng Di s. o.
Nähren das Xue, regulieren die Menstruation
Xu Duan (Dipsaci, Rx)
Suppletiert das Yang im Fk Niere (shen), stillt die Blutung aufgrund energetischer Schwäche (xu), lindert die Rückenschmerzen
Notwendige Modifikation 5
Xiao Hui Xiang (Foeniculi, Fr) Wu Yao (Linderae, Rx)
Erwärmen das Yang, zerstreuen Kälte (han) und stillen die Schmerzen
Modifikationen Bei ausgeprägter Kälte (han)
Zugabe von: Fu Zi (Aconiti, Rx lateralis praeparata)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r S hao Fu Zhu Yu Tang r W en Jing Tang r W u Jin Wan Verfestigungen von Kälte (han): Kälte-Feuchtigkeit (hanshi) Behandlungsprinzip Erwärmen der Menstruation, Vertreiben von Kälte-Feuchtigkeit (hanshi), Umwandeln von Stasen, Stillen der Schmerzen Empfohlene Akupunkturpunkte wohltuende Wirkung.
Ren 4, Ren 9, Mi 9, Zi Gong, Du 4, Bl 23, Bl 32. Moxibustion hat eine
Basisrezept Shao Fu Zhu Yu Tang ᇥ㝍䗤⯔∸ Richtigstellung von Fehlern in der Medizin एᵫᬍ䫭 Wang Qingren ⥟⏙ӏ 1830 Rou Gui (Cinnamomi cassiae, Cx) Xiao Hui Xiang (Foeniculi, Fr) Gan Jiang (Zingiberis, Rz)
Erwärmen die Menstruation, vertreiben Kälte-Feuchtigkeit (hanshi)
5.2 Schmerzhafte Menstruationsblutung ⮯㒣
85
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Chi Shao s. o.
Nähren das Xue, dynamisieren das Xue, beseitigen Stasen
Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz) Wu Ling Zhi (Trogopterori, faeces) Pu Huang (Typhae, pollen) Mo Yao (Myrrha)
Wandeln Stasen um, stillen Schmerzen
Notwendige Modifikation Cang Zhu (Atractylodis, Rz) Yi Yi Ren (Coicis, Sm) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria)
Trocknen Feuchtigkeit (shi) und wandeln Trübes um Kräftigen den Fk Milz (pi) und leiten Feuchtigkeit aus (shi)
Modifikationen Bei vaginalem Ausfluss
Zugabe von: Bi Xie (Dioscoreae hypoglaucae, Rz) Gao Liang Jiang (Alpiniae officinari, Rz) Qian Shi (Euryalis, Sm)
Weitere in Frage kommende Rezeptur Wu Jin Wan Feuchtigkeit (shi) Hauptsymptome Starke brennende Schmerzen und Druckempfindlichkeit im unteren Abdomen oder am Kreuzbein, die ein oder zwei Tage vor oder in den ersten ein oder zwei Tagen der Periodenblutung einsetzen; teilweise bestehen sie auch zu anderen Zeiten, verstärken sich dann aber während der Menstruationsblutung. Das Blut ist dunkelrot, zähflüssig und mit Klumpen versetzt. Weitere Charakteristika können periodisches Fieber und reichlich gelber vaginaler Ausfluss sein. Der Zungenkörper ist rot, der Belag ist klebrig und gelb, die Pulse sind saitenförmig (xian) und beschleunigt (shuo) oder nachgiebig (ru). Behandlungsprinzip Kühlen von Hitze (re), Vertreiben von Feuchtigkeit (shi), Umwandeln von Stasen, Stillen der Schmerzen Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 36, Ma 40, Ren 9, Zi Gong Xue, Ma 28, Bl 20, Bl 22, Bl 32, Mi 9
Basisrezept Qing Re Tiao Xue Tang ⏙⛁䇗㸔∸ Hitze kühlendes und das Xue regulierendes Dekokt Medizinischer Spiegel der Vergangenheit und der Gegenwart সҞए䡈 Gong Xin 啮ֵ Ming-Zeit, 14.–17. Jh.
5
86
5 Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen
Sheng Di s. o.
Kühlt Hitze (re), kühlt das Xue
Mu Dan Pi (Moutan, Cx)
Kühlt und dynamisiert das Xue
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nähren und harmonisieren das Xue
Huang Lian (Coptidis, Rz)
Kühlt Hitze (re), trocknet Feuchtigkeit (shi), löst Toxisches heraus
Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Hong Hua (Carthami, Fl) Tao Ren (Persicae, Sm) E Zhu (Curcumae zedoariae, Rz)
Dynamisieren das Xue, vertreiben Stasen
Xiang Fu (Cyperi, Rz) Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz)
Regulieren Qi und Xue, stillen Schmerzen
Notwendige Modifikation
5
Huang Bai s. o. Yi Yi Ren (Coicis, Sm) Bai Jiang Cao (Patriniae, Hb) Chuan Niu Xi (Cyathulae officinalis, Rx)
Trocknen Feuchtigkeit (shi), lösen Toxisches heraus, vertreiben Feuchtigkeit (shi) und beseitigen Stasen
Energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue Hauptsymptome Leeres, ziehendes Gefühl im unteren Abdomen und am Perineum, das gegen Ende der Menstruationsblutung eventuell nach unten zu den Innenseiten der Oberschenkel und in die Beine ausstrahlt, das Blut ist hellrot, dünnflüssig und frei von Klumpen. Blasser, stumpfer Teint, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, halbflüssiger Stuhl, Drehschwindel, Palpitationen, Schlafstörungen. Der Zungenkörper ist blass und geschwollen, die Pulse sind untergetaucht (chen) und zart (xi) oder schwach (ruo). Behandlungsprinzip
Mehren des Qi, Ergänzen des Xue, Stillen der Schmerzen
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 36, Ren 4, Le 8, Ni 3, Bl 15, Bl 17, Bl 18, Bl 20
Basisrezept Ba Zhen Tang ܿ⦡∸ Dekokt der acht Juwelen Geordnete Besonderheiten zur Korrektur des Körpers ℷԧ㉏㽕 Xue Ji 㭯Ꮕ 1529 Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae)
Nähren das Xue
5.2 Schmerzhafte Menstruationsblutung ⮯㒣 Ren Shen (Ginseng, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria) Zhi Gan Cao s. o.
87
Mehren das Qi, stützen den Fk Milz (pi)
Notwendige Modifikation Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Reguliert das Qi, stillt die Schmerzen
Modifikationen Bei Einstauungen im Fk Leber (gan) aufgrund ener- Zugabe von: Chuan Lian Zi (Toosendan, Fr) getischer Schwäche (xu) des Xue Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz) Ji Xue Teng (Millettae, caulis et radix) Bei Einstauungen aufgrund von Kälte (han) Zugabe von: Xiao Hui Xiang (Foeniculi, Fr) Wu Yao (Linderae, Rx) Bei Drehschwindel, Palpitationen, Ängstlichkeit und Zugabe von: He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx) Schlafstörungen aufgrund energetischer Schwäche Huang Qi (Scutellariae, Rx) (xu) des Xue Suan Zao Ren (Ziziphi spinosae, Sm) Gou Qi Zi (Lycii, Fr) Bei Schwäche und Schmerzen im Rücken aufgrund Zugabe von: Tu Si Zi (Cuscutae, Sm) energetischer Schwäche (xu) des Fk Niere (shen) Xu Duan (Dipsaci, Rx) Sang Ji Sheng (Taxilli, Hb) Niu Xi (Cyatulae, Rx)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r B a Zhen Tang r G ui Pi Tang Energetische Schwäche (xu) im Fk Leber und Niere (gan shen)
Hauptsymptome Anhaltende Schmerzen im unteren Abdomen, gegen Ende der Periodenblutung Schmerzen im unteren Rücken, mattrotes, spärliches, dünnflüssiges Blut. Eventuell bestehen periodisches Fieber oder Ohrensausen. Die Zunge hat einen dünnen, weißen oder gelben Belag, die Pulse sind zart (xi) und schwach (ruo). Behandlungsprinzip
Stützen der Fk Niere und Leber (shen gan), Nähren des Xue, Stillen der Schmerzen
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ren 4, Ni 10, Le 8, Le 3, Le 5, Bl 18, Bl 20, Bl 23, Du 4
Basisrezept Dang Gui Di Huang Yin ᔧᔦഄ咘佂 Trank mit Angelica sinensis und Rehmannia Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624
5
88
5 Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Shu Di s. o. Shan Yao (Dioscoreae, Rz) Shan Zhu Yu (Corni, Fr) Du Zhong (Eucommiae, Cx)
Niu Xi (Cyatulae, Rx) Zhi Gan Cao s. o.
Nähren das Xue, erweichen den Fk Leber (gan) Nähren die Fk Leber und Niere (gan shen), mehren das Struktivpotential (jing) Erwärmt den Fk Niere (shen), stützt die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) Dynamisiert das Xue, lindert Schmerzen Kräftigt den Fk Milz (pi)
Notwendige Modifikation Xiang Fu (Cyperi, Rz) Wu Yao (Linderae, Rx)
Entfalten das Qi und stillen die Schmerzen
Modifikationen Bei Schmerzen im Sakralbereich
Zugabe von: Bu Gu Zhi (Psoraleae, Sm) Wu Jia Pi (Acanthopanacis, Cx)
Bei Schmerzen durch Kälte (han)
Zugabe von: Xiao Hui Xiang (Foeniculi, Fr)
5
Weitere in Frage kommende Rezepturen r L iu Wei Di Huang Wan r T iao Gan Tang
5.3 Spannungsgefühl in der Mamma ч᠓㚔⮯ Spannungsgefühle und ein unangenehmes Gefühl in der Mamma treten zumeist vor der Menstruation auf, sie können aber auch gegen Ende der Periode einsetzen; es handelt sich dann eher um ziehende Schmerzen als um ein wirkliches Spannungsgefühl. Eventuell sind die Brustwarzen überempfindlich, es besteht Juckreiz. Prämenstruelle Spannungsgefühle in der Mamma stehen mit einer gemessenen Volumenzunahme von 15–30 ml im Zusammenhang, und unabhängig davon, ob ein Spannungsgefühl besteht oder nicht, lassen sich manchmal Knoten im Brustgewebe tasten. Diese lösen sich im Allgemeinen kurz nach Einsetzen der Periode auf. Wenn das Spannungsgefühl oder die Knoten in der Brust nach der Periode weiterhin bestehen, besteht der Verdacht auf eine Hyperplasie der Brustdrüsen oder auf maligne Veränderungen, und es sollten entsprechende Untersuchungen durchgeführt werden. Die Patientin sollte zur Selbstuntersuchung der Mamma ermuntert werden, damit sie beobachtet, ob die Knoten vom Zyklus abhängig auftreten und wieder verschwinden oder ob sie konstant bestehen. In diesem Fall ist eine frühzeitige Behandlung notwendig. Krankheitsmechanismus Die Magen-Leitbahn (wei jing) überquert die Mamma, und der Fk Leber (gan) herrscht über die Brustwarzen. Bei der am weitesten verbreiteten Ätiologie führen unterdrückte Emotionen, Frustration oder Ärger zu Einstauungen des Qi im Fk Leber (gan). Das Qi des Fk Leber (gan) ist kurz vor der Periode reichlich vorhanden: überhandnehmendes Qi des Fk Leber (gan) wirkt zu stark auf den Fk Magen
5.3 Spannungsgefühl in der Mammaч᠓㚔⮯
89
(wei) ein und ruft Schmerzen und Spannungsgefühl in der Mamma hervor. Eine langwierige Erkrankung oder der Verlust von Xue oder Körpersäften können eine energetische Schwäche (xu) des Yin, des Xue oder des Struktivpotentials (jing) zur Folge haben und zu einer energetischen Schwäche (xu) des Xue im Fk Leber (gan) und des Yin im Fk Niere (shen) führen, was sich als ein dumpf ziehendes Gefühl gegen Ende der Periode äußert. Eine schlechte Ernährung der Leitbahnen, die die Mamma versorgen, haben Schmerzen und ein unangenehmes Gefühl zur Folge.
Einstauungen des Qi im Fk Leber (gan) Hauptsymptome Prämenstruell Schmerzen und Spannungsgefühl der Mamma, gegen Ende der Periode allmählich abklingend. Die Mamma ist gespannt, und es können Knoten tastbar sein. Es bestehen häufig Reizbarkeit oder Depression. Der Puls ist saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip
Lösen des Fk Leber (gan), Beseitigen von Einstauungen, Stillen der Schmerzen
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Le 6, Ren 17, Ma 18, Pe 6, Gb 41
Basisrezept Xiao Yao San 䗡䘹ᬷ Pulver der heiteren Ungebundenheit Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh. Chai Hu (Bupleuri, Rx) Bo He (Menthae, Hb)
Entfalten das Qi, lösen Einstauungen
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nährt das Xue, erweicht den Fk Leber (gan)
Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria)
Stützen den Fk Milz (pi)
Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Zhi Gan Cao s. o.
Lindern Krämpfe, stillen Schmerzen
Wei Jiang s. o.
Erwärmt den Fk Magen (wei), reguliert das Qi
Notwendige Modifikation Xiang Fu (Cyperi, Rz) Wang Bu Liu Xing (Vaccariae, Sm) Yi Mu Cao (Leonuri, Hb)
Mindern das Spannungsgefühl und stillen die Schmerzen
Modifikationen Bei Knoten in der Brust aufgrund Einstauungen von Schleim (tan)
Zugabe von: Xia Ku Cao (Prunellae, spica) Qing Pi (Citri reticulatae viride, pericarpium) Gua Lou (Trichosanthis, Fr) Yi Yi Ren (Coicis, Sm)
Bei Reizbarkeit
Zugabe von: He Huan Pi (Albiziae, Cx) Yu Jin (Curcumae longae, Tb)
5
90
5 Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen
Bei Glut im Fk Leber (ganhuo)
Zugabe von: Xia Ku Cao (Prunellae, spica) Zhi Zi (Gardeniae, Fr) Mu Dan Pi (Moutan, Cx)
Bei Xue-Stasen
Zugabe von: Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz) Dan Shen (Salviae miltiorrhizae, Rx)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r C hai Hu Shu Gan San r J ia Wei Xiao Yao San Energetische Schwäche (xu) im Xue des Fk Leber (gan) und des Yin im Fk Niere (shen) Hauptsymptome Gegen Ende der Periode einsetzende Schmerzen und Spannungsgefühle der Mamma. Bei der Palpation fühlt sich die Mamma weich und frei von Knoten an. Der Puls ist untergetaucht (chen) oder schwach (ruo). 5
Behandlungsprinzip
Nähren der Fk Niere und Leber (shen gan)
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Le 8, Mi 6, Ni 3, Ren 17, Ma 18
Basisrezept Yi Guan Jian ϔ䌃✢ Trank des festen Entschlusses Fortsetzung der Geordneten Fallbeispiele berühmter Ärzte (Eintrag des Arztes Liu Zhou) 㓁ৡए㉏Ḝ (᷇Ꮂए䆱) Wei Zhixiu 儣П⧛ 1770 Sha Shen (Adenophorae seu glehniae, Rx) Mai Men Dong (Ophiopogonis, Rx) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Sheng Di s. o. Gou Qi Zi (Lycii, Fr)
Nähren das Yin und das Xue
Chuan Lian Zi (Toosendan, Fr)
Entfaltet das Qi des Fk Leber (gan), stillt Schmerzen
Notwendige Modifikation Xiang Fu (Cyperi, Rz) Wang Bu Liu Xing (Vaccariae, Sm) Yi Mu Cao (Leonuri, Hb)
Mindern die Spannungsgefühle und stillen die Schmerzen
5.4 Kopfschmerzen und Migräne ༈⮯
91
Modifikationen Bei Hitze aufgrund energetischer Schwäche (xure), Ängstlichkeit, Schlafstörungen
Zugabe von: Sheng Di s. o. Xuan Shen (Scrophulariae, Rx) Nu Zhen Zi (Ligustri lucidi, Fr) Ye Jiao Teng s. o.
Weitere in Frage kommende Rezepturen r L iu Wei Di Huang Wan r Z hi Bai Di Huang Wan
5.4 Kopfschmerzen und Migräne ༈⮯ Menstruell bedingte Kopfschmerzen und Migräne können vor, während oder gegen Ende der Menstruationsblutung auftreten. Diese sind von Kopfschmerzen aufgrund Wind-Kälte (fenghan) oder Wind-Hitze (fengre) sowie von Kopfschmerzen oder Migräne, die auf Stress zurückzuführen sind und nicht mit dem Menstruationszyklus im Zusammenhang stehen, zu unterscheiden. Krankheitsmechanismus Liegt bereits eine energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue vor, wird die energetische Schwäche (xu) durch den menstruell bedingten Verlust verstärkt. Qi und Xue können nicht mehr in die Breite Trossstraße (chongmai) und die Magen-Leitbahn (wei jing) emporsteigen, die Leitbahnen des Kopfes werden nicht mehr genährt, und dies führt zu Kopfschmerzen gegen Ende der Periode. Bei Einstauungen des Qi im Fk Leber (gan) behindert die Zunahme und die weitere Ansammlung des Yang-Qi vor der Periode den Fluss des Qi, und dies hat Kopfschmerzen zur Folge. Wenn eine energetische Schwäche (xu) von Yin und Xue im Fk Leber (gan) vorliegt, die durch den menstruell bedingten Verlust noch verstärkt wird, kommt es zu Kopfschmerzen während der Menstruationsblutung aufgrund energetischer Schwäche (xu) des Yin mit emporsteigendem Yang. Bei Glut im Fk Leber (ganhuo) verdrängt der Abwärtsfluss von Yin und Xue in die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) das Qi, so dass es nach oben strömt und dabei die Glut (huo) über die Leber-Leitbahn (gan jing) und die Leitbahn der Steuerung (dumai) zum Kopf leitet. Wenn eingestautes Qi zu Xue-Stasen geführt hat, wird sich das Blut vor Einsetzen der Blutung ansammeln, dadurch werden die Leitbahnen blockiert, und es kommt zu Kopfschmerzen. Die Kopfschmerzen dauern im Allgemeinen an, bis die stärkste Blutung vorbei ist und Blutklumpen ausgeschieden wurden. Die Schmerzen müssen entsprechend ihrem Wesen und ihrer Lokalisation differenziert werden. Normalerweise sind Schmerzen, die vor der Periode oder um den ersten Tag der Periode herum auftreten, auf energetische Überladung (shi) zurückzuführen, und sie gehen mit Spannungsgefühlen einher oder sind von ziehendem Charakter. Begleitet wird dies teilweise von Übelkeit, Lichtscheu oder Erbrechen. Die Schmerzen können am Scheitel lokalisiert sein, häufiger sind sie jedoch beid- oder einseitig und folgen damit den Leberund Gallenblasen-Leitbahnen (gan dan jing). Gegen Ende der Periode auftretende Schmerzen beruhen auf einer energetischen Schwäche (xu) und sind im Allgemeinen dumpf. Es besteht häufig ein Gefühl der Benommenheit oder Schwäche, und die Kopfschmerzen sind frontal lokalisiert, womit sie der Magen-Leitbahn (wei jing) folgen.
5
92
5 Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen
Energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue
Hauptsymptome Kopfschmerzen während oder nach der Periode, Drehschwindel, Palpitationen, Abgeschlagenheit. Der Zungenkörper ist blass, die Pulse sind zart (xi) und erschöpft (xu). Behandlungsprinzip
Nähren des Xue, Mehren des Qi, Lindern der Schmerzen
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 36, Le 3, Ex-HN 3, Di 4, Ma 8 sowie lokale Punkte
Basisrezept Gui Pi Tang ᔦ㜒∸ In den Fk Milz einfließendes Dekokt Lebensrettende Rezepturen ⌢⫳ᮍ 1253
5
Ren Shen (Ginseng, Rx) Huang Qi (Scutellariae, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Zhi Gan Cao s. o.
Mehren das Qi, kräftigen den Fk Milz (pi)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nährt das Yin und das Xue
Fu Shen (Poriae Cocos Pararadicis, Sclerotium) Suan Zao Ren (Ziziphi spinosae, Sm) Yuan Zhi (Polygalae, Rx) Long Yan Rou (Arillus euphoriae loganae)
Besänftigen den Fk Herz (xin), beruhigen die konstellierende Kraft (shen)
Mu Xiang (Saussureae, Rx) Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens) Da Zao (Zizyphi jujubae, Fr)
Regulieren das Qi, harmonisieren den Fk Magen (wei)
Notwendige Modifikation Gou Qi Zi (Lycii, Fr) He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx)
Nähren das Xue und das Struktivpotential (jing)
Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Chuan Niu Xi (Cyathulae officinalis, Rx)
Dynamisieren das Xue und lindern die Kopfschmerzen
Einstauungen des Qi im Fk Leber (gan) Hauptsymptome Vor der Menstruation pochende Kopfschmerzen am Scheitel oder an den Schläfen. Reizbarkeit und Unbeherrschtheit, Druckgefühle in der Brust und Schmerzen im unteren Abdomen. Der Zungenkörper ist blass- oder purpurrot mit einem dünnen, weißen Belag, und der Puls ist saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip Schmerzen
Lösen des Fk Leber (gan), Beseitigen von Einstauungen, Bewegen des Qi, Stillen der
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, 3E 5, EX-HN 5, Gb 8, Gb 20, Gb 38 sowie lokale Punkte
5.4 Kopfschmerzen und Migräne ༈⮯
93
Basisrezept Chai Hu Shu Gan San ᷈㚵⭣㙱ᬷ Bupleurum-Pulver, das den Fk Leber löst Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624 Chai Hu (Bupleuri, Rx) Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Lösen das Qi im Fk Leber (gan), beseitigen Einstauungen
Zhi Qiao (Citri seu aurantii (ponciri), Fr) Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium)
Bewegen das Qi
Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz)
Dynamisiert das Xue
Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Zhi Gan Cao s. o.
Lösen Krämpfe, stillen Schmerzen
Notwendige Modifikation Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz) Chuan Niu Xi (Cyathulae officinalis, Rx) Chuan Lian Zi (Toosendan, Fr)
Bewegen Qi und Xue und lindern Schmerzen
5
Modifikationen Bei Reizbarkeit
Zugabe von: Yu Jin (Curcumae longae, Tb)
Bei Glut des Fk Leber (ganhuo)
Zugabe von: Long Dan Cao (Gentianae, Rx) Zhi Zi (Gardeniae, Fr) Mu Dan Pi (Moutan, Cx)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r J ia Wei Xiao Yao San r X iao Yao San Energetische Schwäche (xu) des Yin mit emporsteigendem Yang
Hauptsymptome Heftige Kopfschmerzen während der Menstruation, Drehschwindel und Schwindel, gerötetes Gesicht, Reizbarkeit, trockener Mund. Der Zungenkörper ist rot mit wenig Belag, und die Pulse sind kraftvoll und saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip
Nähren des Yin, Besänftigen des Fk Leber (gan), Beruhigen des Yang
Empfohlene Akupunkturpunkte sowie lokale Punkte
Ni 6, Mi 6, B 20, von Le 3 durchstechen zu Ni 1, Di 4, 3E 5, Du 18, Du 19
Basisrezept Zhen Gan Xi Feng 䬛㙱❘亢∸ Dekokt, das den Fk Leber hinabdrückt und Wind besänftigt Aufzeichnungen zur Einbeziehung der westlichen in die chinesische Medizin एᄺ㹋Ёখ㽓ᔩ Zhang Xichun ᓴ䫵㒃 1918–34
94
5 Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen
Chuan Niu Xi (Cyathulae officinalis, Rx)*
Führt das Xue nach unten
Dai Zhe Shi (Haematitum)
Leitet das Qi nach unten
Long Gu (Draconis, os) Mu Li (Ostreae, concha)
Beruhigen den Fk Leber (gan), löschen Wind (feng), verankern das Yang, beruhigen das Qi
Gui Ban (Plastrum testudinis) Xuan Shen (Scrophulariae, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Tian Men Dong (Asparagi, Rx)
Nähren das Yin und halten so das Yang zusammen
Yin Chen Hao (Artemisiae scopariae, Hb) Chuan Lian Zi (Toosendan, Fr)
Kühlen das überhandnehmende Yang im Fk Leber (gan)
Mai Ya (Hordei, Fr germinatus) Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Harmonisieren den mittleren Wärmebereich (zhongjiao)
* In der ursprünglichen Rezeptur wird Huai Niu Xi verwendet, aufgrund ihrer stärkeren das Xue hinabführende Wirkung kommt hier jedoch Chuan Niu Xi zum Einsatz.
Notwendige Modifikation 5
Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Bai Ji Li (Tribuli, Fr)
Dynamisieren das Xue, beruhigen den Fk Leber (gan) und lindern Kopfschmerzen
Weitere in Frage kommende Rezeptur Tian Ma Gou Teng Yin Glut im Fk Leber (ganhuo) Hauptsymptome Unilaterale, parietale oder periorbitale, explodierende Kopfschmerzen während der Menstruationsblutung. Übelkeit, Lichtscheu, gerötetes Gesicht, gerötete Augen, Reizbarkeit, bitterer Geschmack, trockener Rachen. Der Zungenkörper ist rot, der Belag dünn und gelb, die Pulse sind beschleunigt (shuo), angefüllt (shi) und saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip
Ausleiten von Glut (huo), Besänftigen des Fk Leber (gan), Beruhigen des Yang
Empfohlene Akupunkturpunkte Punkte
3E 5, Gb 38, Le 3, Le 2, Du 18, Du 19, Gb 20, EX-HN 5, Gb 8 sowie lokale
Basisrezept Long Dan Xie Gan Tang 啭㚚⋏㙱Ќ Gentiana-Dekokt zur Zerstreuung des Fk Leber Gesammelte Kommentare zu medizinischen Rezepturen एᮍ䲚㾷 Wang Ang ⥟ᯖ 1682 Long Dan Cao (Gentianae, Rx) Zhi Zi (Gardeniae, Fr)
Leiten Glut (huo) aus dem Fk Leber (gan) aus
Huang Qin (Scutellariae, Rx) Chai Hu (Bupleuri, Rx)
Zerstreuen Hitze (re) der Gallenblasen-Leitbahn (dan jing)
5.4 Kopfschmerzen und Migräne ༈⮯ Mu Tong(Akebiae, caulis) Che Qian Zi (Plantaginis, Sm) Ze Xie (Alismatis, Rz)
Leiten Hitze (re) über den Urin aus
Sheng Di s. o. Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nähren das Yin
Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Harmonisiert und mäßigt
95
Notwendige Modifikation Bai Ji Li (Tribuli, Fr) Chuan Niu Xi (Cyathulae officinalis, Rx) Long Gu (Draconis, os) Mu Li (Ostreae, concha)
Beruhigen den Fk Leber (gan), senken das Xue ab und lindern die Kopfschmerzen Beruhigen den Fk Leber (gan), löschen Wind aus (feng), verankern das Yang und beruhigen das Qi
Xue-Stasen Hauptsymptome Rasende Kopfschmerzen mit stechenden Schmerzen während der Menstruation, dunkelpurpurrotes, mit Klumpen versetztes Blut, begleitend Schmerzen und Druckempfindlichkeit im unteren Abdomen. Die Kopfschmerzen setzen kurz vor der Menstruationsblutung ein und lassen mit Ausscheidung von Klumpen nach. Der Zungenkörper ist dunkel mit Staseflecken an der Spitze oder den Seiten. Die Pulse sind rau (se) und zart (xi) oder saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip Leitbahnen
Harmonisieren des Qi, Dynamisieren des Xue, Beseitigen von Stasen, Öffnen der
Empfohlene Akupunkturpunkte
Mi 10, Mi 6, Le 3, Mi 6, Di 4 sowie lokale Punkte
Basisrezept Tong Qiao Huo Xue Tang 䗮ち⌏㸔∸ Dekokt, das die Sinnesöffnungen löst und das Xue vorantreibt Richtigstellung von Fehlern in der Medizin एᵫᬍ䫭 Wang Qingren ⥟⏙ӏ 1830 Chi Shao s. o. Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Tao Ren (Persicae, Sm) Hong Hua (Carthami, Fl) Cong Bai (Allii fistulosi, Bb) She Xiang (Moschus, secretio) Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens) Da Zao (Zizyphi jujubae, Fr)
Bewegen das Xue, beseitigen Stasen, machen die Leitbahnen durchgängig
Machen die Körperöffnungen durchgängig, bewegen das Xue Harmonisieren die Bauenergie (yingqi) und die Wehrenergie (weiqi)
5
96
5 Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen
Notwendige Modifikation Chuan Niu Xi (Cyathulae officinalis, Rx) Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz)
Zum Dynamisieren des Xue und Lindern der Kopfschmerzen
5.5 Schmerzen des Körpers 䑿⮯ Die Schmerzen können während oder nach der Periode bestehen, wobei sie allmählich nachlassen, wenn die Periode zu Ende geht. Bereits bestehende, mit dem Zyklus nicht im Zusammenhang stehende Schmerzen können sich während der Periode verstärken. Krankheitsmechanismus Wenn das geradläufige Qi (zhengqi) gestört ist und die Bauenergie (yingqi) und die Wehrenergie (weiqi) nicht harmonisch sind, kann eine energetische Schwäche (xu) des Xue bewirken, dass die Muskeln und Sehnen nicht mehr genährt werden; Xue-Stasen können die Folge von Kälte-Feuchtigkeit (hanshi) sein, wobei sie die auf den menstruellen Verlust folgende energetische Schwäche ausgenutzt haben und den Fluss von Qi und Xue blockieren. 5
Energetische Schwäche (xu) des Xue
Hauptsymptome Während der Periode schmerzen der Rumpf und die Glieder, oder sie sind schwer oder taub und schwach. Das Menstruationsblut ist spärlich, hell und dünnflüssig. Der Zungenkörper ist blassrot, der Belag dünn und weiß, und die Pulse sind zart (xi) und schwach (ruo). Behandlungsprinzip
Nähren des Xue, Mehren des Qi, Erweichen der Sehnen, Stillen der Schmerzen
Empfohlene Akupunkturpunkte Punkte
Le 3, Le 8, Ma 36, Mi 6 oder Bl 16, Bl 18, Bl 20, Bl 23 sowie lokale
Basisrezept Dang Gui ShaoYao San ᔧᔦ㡡㥃ᬷ Pulver aus Angelica sinensis und Pfingstrosenwurzel Wichtige Besonderheiten aus der goldenen Schatulle 䞥ं㽕⬹ Östliche Han-Dynastie 25–220 n.u.Z. Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Fu Ling (Poria) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Ze Xie (Alismatis, Rz) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Zhi Gan Cao s. o.
Nähren und dynamisieren das Xue, erweichen den Fk Leber (gan) Stützen den Fk Milz (pi) Fördert die Miktion, leitet Feuchtigkeit (shi) aus Nähren das Xue, lockern die Sehnen
5.6 Stuhlveränderungen ֓ᓖᐌ
97
Notwendige Modifikation Sang Ji Sheng (Taxilli, Hb) Kuan Jin Teng (= Tinosporae sinensis caulis) Ji Xue Teng (Millettae, caulis et radix)
Nähren das Xue, lockern die Sehnen und stillen die Schmerzen
Xue-Stasen Hauptsymptome Während der Periode Schmerzen im Rücken, in den Knien und in den Gelenken mit Verstärkung durch Kälte und Linderung durch Wärme. Das Menstruationsblut ist spärlich, dunkel und mit Klumpen versetzt. Der Zungenkörper hat einen dünnen weißen Belag, die Pulse sind untergetaucht (chen) und gespannt (jin). Behandlungsprinzip der Schmerzen
Nähren des Xue, Vertreiben von Wind (feng), Zerstreuen von Kälte (han), Beseitigen
Empfohlene Akupunkturpunkte
Mi 10, Mi 6, Le 3, Mi 6 sowie lokale Punkte
Basisrezept Chen Tong San 䍕⮯ᬷ Pulver gegen Schmerzen Überarbeitete wirksame Rezepturen für Frauen ᷵⊼ཛҎ㡃ᮍ 16. Jh. Huang Qi (Scutellariae, Rx) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Zhi Gan Cao s. o. Gui Xin (= Cinnamomi cassiae cortex (Rougui)) Cong Bai (Allii fistulosi, Bb) Du Huo (Angelicae pubescentis, Rx) Niu Xi (Cyatulae, Rx)
Mehren das Qi, Nähren das Xue Stützen den Fk Milz (pi), so dass dieser Xue hervorbringen kann Erwärmen das Yang, zerstreuen Kälte (han), stillen Schmerzen Nährt die Fk Leber und Niere (gan shen)
Notwendige Modifikation Ji Xue Teng (Millettae, caulis et radix) Ze Lan (Lycopi, Hb)
Dynamisieren das Xue und lockern die Sehnen
Ru Xiang (Olibanum) Mo Yao (Myrrha)
Lösen Stasen und stillen die Schmerzen
5.6 Stuhlveränderungen ֓ᓖᐌ Veränderungen des Stuhls umfassen Diarrhö und Obstipation, die mit der prämenstruellen, menstruellen oder postmenstruellen Phase zusammenfallen können und die Folgen des Auf und Ab von Qi und Xue, von Yin und Yang widerspiegeln.
5
98
5 Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen
Krankheitsmechanismus Das Yang des Fk Niere (shen) unterstützt die wärmende Funktion des Fk Milz (pi). Sowohl der Fk Milz (pi) als auch der Fk Niere (shen) sind für die Umwandlung und den Transport der Nährstoffe erforderlich, und wenn entweder das Qi des Fk Milz (pi) oder das Yang des Fk Niere (shen) energetisch geschwächt (xu) ist, wird der Stuhl halbflüssig oder wässrig. Bei Diarrhö während der Periode liegt eine energetische Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) oder des Fk Niere (shen) vor, denn zu dieser Zeit hat das Qi seinen niedrigsten Stand erreicht. Vor der Menstruation kann eingestautes Qi im Fk Leber (gan) zu Obstipation führen, indem es das Qi nicht mehr entfaltet und den Transport nicht mehr unterstützt, indem es den der Wandlungsphase Metall zugeordneten Fk Dickdarm (dachang) beeinträchtigt oder indem es Hitze (re) hervorbringt, die die Körpersäfte austrocknet. Während der Periode, wenn Qi und Xue vermindert sind, kann der der Wandlungsphase Holz zugeordnete Fk Leber (gan) den der Wandlungsphase Erde zugeordneten Fk Milz (pi) schädigen, die Transformations- und Transportfunktionen schwächen und zu Diarrhö führen. Postmenstruelle Obstipation fällt mit der Zeit zusammen, in der Xue und Yin ihren niedrigsten Stand haben; sie kann auf energetischer Schwäche (xu) von Yin oder Xue beruhen, aber auch auf energetischer Schwäche (xu) des Qi. Zu den Krankheitsbildern gehören energetische Schwäche (xu) des Qi im Fk Milz (pi), energetische Schwäche (xu) des Yang im Fk Niere (shen), energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue und Einstauungen des Qi im Fk Leber (gan).
Energetische Schwäche (xu) des Qi im Fk Milz (pi) 5 Hauptsymptome Während oder nach der Periode auftretende Diarrhö. Blasses Gesicht, Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit, Schwächegefühl in den Extremitäten. Der Zungenkörper ist blass mit weißem Belag, der Puls ist erschöpft (xu). Behandlungsprinzip
Stützen des Fk Milz (pi), Mehren des Qi, Umwandeln von Feuchtigkeit (shi)
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 25, Ma 36, Bl 20, Bl 25
Basisrezept Shen Ling Bai Zhu San খ㢧ⱑᴃᬷ Pulver mit Ginseng, Poria und Atractylodis Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh. Ren Shen (Ginseng, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria) Zhi Gan Cao s. o. Yi Yi Ren (Coicis, Sm) Shan Yao (Dioscoreae, Rz) Bian Dou (Lablab, Sm album) Lian Zi Rou (= Lianzi) Sha Ren (Amomi xanthioidis, Fr) Jie Geng (Platycodi, Rx)
Kräftigen den Fk Milz (pi), mehren das Qi, Scheiden Feuchtigkeit (shi) aus
Harmonisiert den Fk Magen (wei), reguliert das Qi Führt nach oben
Modifikationen Bei anhaltend halbflüssigem Stuhl
Zugabe von: Huang Qi (Scutellariae, Rx) Rou Dou Kou (Myristicae, Sm)
5.6 Stuhlveränderungen ֓ᓖᐌ
99
Weitere in Frage kommende Rezeptur Bu Zhong Yi Qi Tang Energetische Schwäche (xu) des Yang im Fk Niere (shen)
Hauptsymptome Während oder nach der Periode auftretende Diarrhö mit dünnem, wässrigem Stuhl, der mit Unverdautem vermischt ist. Blasses Gesicht, Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit, schmerzender Rücken, kalte Extremitäten. Der Zungenkörper ist blass, der Belag dünn und weiß, die Pulse sind untergetaucht (chen), verlangsamt (chi) und schwach (ruo). Behandlungsprinzip gen
Erwärmen und Stützen der Fk Milz und Niere (pi shen), Diarrhö zum Stillstand brin-
Basisrezept Si Shen Wan ಯ⼲Ќ Pille der vier Gottheiten Maßstab für Diagnose und Behandlung 䆕⊏ޚ㓇 1602 Bu Gu Zhi (Psoraleae, Sm)
Erwärmt den Fk Niere (shen), stützt das Yang
Wu Zhu Yu (Evodiae, Fr)
Erwärmt und harmonisiert die „Mitte“
Rou Dou Kou (Myristicae, Sm) Wu Wei Zi (Schisandrae, Fr)
Stoppen die Diarrhö
Notwendige Modifikation Huang Qi (Scutellariae, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria)
Kräftigen den Fk Milz (pi) und leiten Feuchtigkeit aus(shi)
Modifikationen Bei chronischer energetischer Schwäche (xu) des Zugabe von: Fu Zi (Aconiti, Rx lateralis praeparata) Yang im Fk Milz und Niere (pi shen)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r J in Gui Shen Qi Wan r L i Zhong Wan Energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue Hauptsymptome Der Stuhl ist während und nach der Periode trockener als sonst (energetische Schwäche (xu) des Xue) oder nicht sehr trocken, aber trotzdem nur schwer auszuscheiden (energetische Schwäche (xu) des Qi). Blasses Gesicht und blasse Lippen, trockene Haut und trockene Haare, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen. Der Zungenkörper ist blass, und der Puls ist schwach (ruo).
5
100
5 Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen
Behandlungsprinzip
Suppletieren des Qi, Nähren des Xue
Empfohlene Akupunkturpunkte
Moxibustion an Ni 3, Ni 7, Ma 36, Ma 25, Bl 23, Bl 25
Basisrezept Ba Zhen Tang ܿ⦡∸ Dekokt der acht Juwelen Geordnete Besonderheiten zur Korrektur des Körpers ℷԧ㉏㽕 Xue Ji 㭯Ꮕ 1529
5
Ren Shen (Ginseng, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria)
Mehren das Qi, stützen den Fk Milz (pi)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae)
Nähren das Xue
Zhi Gan Cao s. o.
Stützt den Fk Milz (pi), harmonisiert die anderen Substanzen
Modifikationen Bei energetischer Schwäche (xu) von Yin und Xue mit trockenem Stuhl
Zugabe von: Mai Dong s. o. Xuan Shen (Scrophulariae, Rx) Rou Cong Rong (Cistanchis, Hb)
Einstauungen des Qi im Fk Leber (ganqi) Hauptsymptome Vor der Menstruation Obstipation und/oder leichte Diarrhö während der Periode. Der Zungenkörper ist blass und geschwollen oder blassrot mit dünnem, gelben Belag. Die Pulse sind schwach (ruo) und schlüpfrig (hua) oder saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip
Harmonisieren der Fk Leber und Milz (gan pi), Regulieren des Qi
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 36, Ma 25, Mi 6, Le 8, Bl 17, Bl 18, Bl 20, Bl 25
Basisrezept Xiao Yao San 䗡䘹ᬷ Pulver der heiteren Ungebundenheit Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh. Chai Hu (Bupleuri, Rx) Bo He (Menthae, Hb)
Entfalten das Qi, beseitigen Einstauungen
Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nähren das Xue, erweichen den Fk Leber (gan)
Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria) Zhi Gan Cao s. o.
Stützen den Fk Milz (pi)
5.6 Stuhlveränderungen ֓ᓖᐌ Wei Jiang s. o.
101
Erwärmt den Fk Magen (wei), reguliert das Qi
Modifikationen Bei Obstipation ohne Diarrhö
Zugabe von: Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Zhi Zi (Gardeniae, Fr)
Bei hartnäckiger Obstipation
Zugabe von: Zhi Shi (Citri aurantii immaturus, Fr) Da Huang (Rhei, Rz)
Weitere in Frage kommende Rezeptur Mu Xiang Shun Qi Bei starker Diarrhö, bei der die Wandlungsphase Holz die Wandlungsphase Erde beeinträchtigt und der Fk Milz (pi) geschädigt wurde, kann eine Rezeptur eingesetzt werden, die speziell auf die Behandlung von Diarrhö abzielt: Behandlungsprinzip Bändigen des Fk Leber (gan), Löschen von Wind (feng), Trocknen von Feuchtigkeit (shi), Harmonisieren der „Mitte“ Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Ma 36, Ma 25 oder Bl 18, Bl 20, Bl 25
Basisrezept Tong Xie Yao Fang ⮯⋏㽕ᮍ Wichtige Verordnung gegen schmerzhaften Durchfall Zentrale Methoden des Dan Xi Ѝ⑾ᖗ⊩ Zhu Zhenheng ᴅ䳛Ѽ 1481 Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz)
Kräftigt den Fk Milz (pi), trocknet Feuchtigkeit (shi)
Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Erweicht den Fk Leber (gan), lindert Krämpfe
Fang Feng (Ledebouriellae, Rx)
Besänftigt den Fk Leber (gan), beruhigt den Fk Milz (pi)
Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium)
Reguliert das Qi, harmonisiert die „Mitte“
Notwendige Modifikation Mu Xiang (Saussureae, Rx)
Reguliert das Qi in den Fk Dick- und Dünndarm (chang)
Huang Qi (Scutellariae, Rx)
Kräftigt den Fk Milz (pi) und hebt das Qi an
Modifikationen Bei Blut und Schleim im Stuhl
Zugabe von: Bai Tou Weng (Pulsatillae, Rx) Huang Lian (Coptidis, Rz) Di Yu (Sanguisorbae, Rx)
5
102
5 Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen
Bei Obstipation vor der Menstruation und starker Diarrhö während der Periode sollte man in der zweiten Hälfte des Zyklus Xiao Yao Wan und in der ersten Woche Tong Xie Yao Fang einsetzen.
5.7 Drehschwindel ⳽ᰩ Während oder nach der Periode tritt ein Gefühl von Drehschwindel oder Schwäche auf, häufig begleitet von verschwommenem Sehen. Krankheitsmechanismus Bei einer energetischen Schwäche (xu) des Xue wird der Kopf nicht versorgt, und Drehschwindel und Schlafstörungen können die Folge sein. Besteht eine energetische Schwäche (xu) des Yin, so ist das Yang nicht verankert, Hitze (re) steigt auf, Wind im Fk Leber (ganfeng) füllt die energetische Schwäche aus und trägt das Yang zum Kopf mit sich, was zu Drehschwindel führt. Kann der Fk Milz (pi) seine Umwandlungs- und Transport-Funktion nicht wahrnehmen, so blockiert trüber Schleim (tan) den mittleren Wärmebereich (zhongjiao), und Qi stagniert. Die Ansammlung von Schleim (tan) wird zum Kopf befördert, wodurch das Emporsteigen von klarem Qi behindert und die geistige Klarheit gestört wird. 5
Energetische Schwäche (xu) des Xue Hauptsymptome Während oder nach der Periode Schwäche- und Schwindelgefühl, spärliches, dünnflüssiges, rotes Menstruationsblut. Fahler oder matter, stumpfer Teint, Palpitationen, Schlafstörungen, Ängstlichkeit. Der Zungenkörper ist blass, der Belag dünn und weiß, die Pulse sind schwach (ruo) und zart (xi). Behandlungsprinzip
Nähren des Fk Herz (xin), Stützen des Fk Milz (pi)
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Le 8, Ma 36, Mi 6, Du 20, Bl 16, Bl 18, Bl 20, Bl 23
Basisrezept Gui Pi Tang ᔦ㜒∸ In den Fk Milz einfließendes Dekokt Lebensrettende Rezepturen ⌢⫳ᮍ 1253 Ren Shen (Ginseng, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Zhi Gan Cao s. o.
Mehren das Qi, kräftigen den Fk Milz (pi)
Huang Qi (Scutellariae, Rx)
Kräftigt den Fk Milz (pi) und hebt das klare Yang zum Kopf
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nährt das Yin und das Xue
Fu Shen (Poriae Cocos Pararadicis, Sclerotium) Suan Zao Ren (Ziziphi spinosae, Sm) Yuan Zhi (Polygalae, Rx) Long Yan Rou (Arillus euphoriae loganae)
Nähren das Yin und das Xue, beruhigen die konstellierende Kraft (shen)
Mu Xiang (Saussureae, Rx) Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens) Da Zao (Zizyphi jujubae, Fr)
Regulieren das Qi, harmonisieren den Fk Magen (wei)
5.7 Drehschwindel ⳽ᰩ
103
Notwendige Modifikation Gou Qi Zi (Lycii, Fr) He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx)
Nähren das Xue und das Struktivpotentials (jing)
Weitere in Frage kommende Rezeptur Ba Zhen Tang Wind im Fk Leber (ganfeng) Hauptsymptome Während der Periode Drehschwindel, starke Menstruationsblutung mit leuchtend rotem Blut. Es bestehen Reizbarkeit sowie Trockenheit von Mund und Rachen. Der Zungenkörper ist rot mit gelbem Belag, die Pulse sind saitenförmig (xian), zart (xi) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip Beruhigen des Fk Leber (gan), Auslöschen von Wind (feng), Verankern des Yang, Kühlen von Hitze (re) Empfohlene Akupunkturpunkte Du 18, Du 9, Di 11
Gb 20, 3E 5, Gb 38, Gb 41, Ni 6, Mi 6, Le 3, Le 8, Bl 17, Bl 18, Du 14,
Basisrezept Tian Ma Gou Teng Yin 咏䩽㮸佂 Trank mit Gastrodia und Uncaria Neue Bedeutung von Symptomatiken und Behandlung bei verschiedenen Krankheiten ᴖ⮙䆕⊏ᮄН Tian Ma (Gastrodiae, Rz) Gou Teng (Uncariae, Ra cum uncis) Shi Jue Ming (Haliotidis, concha)
Beruhigen den Fk Leber (gan), löschen Wind (feng) aus, verankern das Yang
Du Zhong (Eucommiae, Cx) Sang Ji Sheng (Taxilli, Hb)
Nähren die Fk Leber und Niere (gan shen) und verankern das Yang
Zhi Zi (Gardeniae, Fr) Huang Qin (Scutellariae, Rx)
Kühlen den Fk Leber (gan), leiten Glut (huo) aus
Yi Mu Cao (Leonuri, Hb)
Dynamisiert das Xue und senkt es ab, vertreibt Wind (feng) aus dem Xue
Chuan Niu Xi (Cyathulae officinalis, Rx)
Leitet das Xue nach unten
Ye Jiao Teng s. o. Fu Shen (Poriae Cocos Pararadicis, Sclerotium)
Nähren den Fk Herz (xin) und beruhigen die konstellierende Kraft (shen)
Notwendige Modifikation Gou Qi Zi (Lycii, Fr) He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx)
Nähren das Yin und das Xue
5
104
5 Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen
Modifikationen Bei starkem Drehschwindel und Schwäche
Zugabe von: Ling Yang Jiao (Saiga tatarica, cornu) (may be substituted with Shan Yang Jiao in increased dosage)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r Q i Ju Di Huang Wan r Z hen Gan Xi Feng Tang Ansammlung von Schleim (tan) Hauptsymptome Vor oder während der Periode fühlt sich der Kopf schwindelig und schwer an, in der Brust besteht Druckgefühl, und es treten Übelkeit oder Appetitlosigkeit auf. Der Zungenbelag ist klebrig, die Pulse sind nachgiebig (ru) und schlüpfrig (hua) oder saitenförmig (xian).
5
Behandlungsprinzip Kräftigen des Fk Milz (pi), Erwärmen des Yang, Beseitigen von Schleim (tan), Auslöschen von Wind (feng) Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 36, Ma 40, Pe 5, Gb 20, Du 14, Du 16, Du 18, Bl 20, Bl 22
Basisrezept Ban Xia Bai Zhu Tian Ma Tang ञⱑ咏∸ Dekokt mit Pinellia, Atractylodes macrocephala und Gastrodia Tiefgreifende Einsichten in die Medizin एᄺᖗᙳ Cheng Guopeng ᕁ 1732 Ban Xia (Pinelliae, Rz)
Beseitigt Schleim (tan), lindert Übelkeit
Tian Ma (Gastrodiae, Rz)
Vertreibt Wind (feng), wandelt Schleim (tan) um
Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria)
Kräftigen den Fk Milz (pi), trocknen Feuchtigkeit (shi)
Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium)
Reguliert das Qi, beseitigt Schleim (tan)
Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens) Da Zao (Zizyphi jujubae, Fr) Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Harmonisieren den mittleren Wärmebereich (zhongjiao)
Notwendige Modfiation Huang Qin (Scutellariae, Rx) Zhu Ru (Bambusae, caulis in taeniam)
Kühlen Hitze (re), beseitigen Schleim (tan) und lindern Übelkeit
Modifikationen Bei starken Kopfschmerzen
Zugabe von: Man Jing Zi (Viticis, Fr) Chuan Niu Xi (Cyathulae officinalis, Rx)
5.8 Hitzeempfindungen থ⛁
105
5.8 Hitzeempfindungen থ⛁ Hitzeempfindungen können vor, während oder nach der Menstruationsblutung auftreten. Die Empfindung kann entweder subjektiv sein, oder es kann zu einem spürbaren Anstieg der Hauttemperatur kommen, der von Hautrötung begleitet wird. Krankheitsmechanismus Wenn Qi, Xue, Bauenergie (yingqi) und Wehrenergie (weiqi) nicht reguliert sind, wird Hitze (re) hervorgebracht, die in das „Zimmer des Xue“ (xueshi) eindringt. Hitzeempfindungen vor der Menstruationsblutung – zu dieser Zeit sind die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) angefüllt – beruhen auf überhandnehmender Hitze (re) des Xue, die von gegenläufigem Qi in der Breiten Trossstraße (chongmai) mitgetragen wird und nach oben strömt. Zustände mit energetischer Überladung (shi) sind auf Ansammlungen von Qi oder Xue zurückzuführen, die entweder Hitze (re) oder Glut im Fk Leber (ganhuo) hervorbringen, die wiederum in das Xue eindringen und sich als Hitze (re) des Xue im Inneren (li) oder als Xue-Stasen mit Hitze (re) manifestieren. Hitzeempfindungen während oder nach der Menstruationsblutung – jetzt ist das „Zimmer des Xue“ (xueshi) energetisch geschwächt – beruhen auf energetisch geschwächtem Qi, Xue oder Yin mit einer mangelnden Verankerung des Yang, was zu einem Emporströmen von Hitze (re) führt. Die Krankheitsbilder mit energetischer Schwäche (xu) sind energetische Schwäche (xu) des Yin in den Fk Leber und Niere (gan shen), die zu Hitze aufgrund energetischer Schwäche (xure) führt, und energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue, bei der die Oberfläche (biao) instabil wird und Hitzeempfindungen mit spontanen Schweißausbrüchen auftreten.
Hitze des Xue im Inneren (li)
Hauptsymptome Vor oder während der Periode fühlt sich der Körper heiß an, und das Gesicht ist gerötet. Es können Reizbarkeit, Obstipation und Durst bestehen. Der Zungenkörper ist rot, die Pulse sind saitenförmig (xian) oder schlüpfrig (hua) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip
Kühlen von Hitze (re), Kühlen des Xue
Empfohlene Akupunkturpunkte Bl 23
Di 11, Di 4, Ni 6, Ni 2, Ni 6, Ni 10, Mi 6, Mi 10, Du 14, Bl 17, Bl 18, Bl 20,
Basisrezept Qing Jing San ⏙㒣ᬷ Die Menstruation klärendes Pulver Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ⾥ Fu Qingzhu ٙ䴦Џ 1827 Mu Dan Pi (Moutan, Cx)
Kühlt das Xue
Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nährt das Yin und das Xue
Shu Di s. o.
Nährt das Xue
Di Gu Pi (Lycii, Cx) Qing Hao (Artemisiae annuae, Hb) Huang Bai s. o.
Kühlen Hitze (re), leiten Glut (huo) aus
Fu Ling (Poria)
Bewegt „Wasser“, leitet Hitze (re) aus
5
106
5 Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen
Modifikationen Bei Reizbarkeit durch Einstauungen
Zugabe von: Chai Hu (Bupleuri, Rx) Yu Jin (Curcumae longae, Tb)
Bei Glut im Fk Leber (ganhuo)
Zugabe von: Long Dan Cao (Gentianae, Rx) Zhi Zi (Gardeniae, Fr) Ze Xie (Alismatis, Rz)
Bei ausgeprägter Hitze (re) mit Schädigung des Yin
Zugabe von: Zhi Mu (Anemarrhenae, Rz)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r J ia Wei Xiao Yao San r L ong Dan Xie Gan Tang Energetische Schwäche (xu) des Yin im Fk Leber und Niere (gan shen)
5
Hauptsymptome Hitzeempfindungen während oder gegen Ende der Periode, nachmittags periodisches Fieber, gerötete Wangen, Unruhe, Schlafstörungen, Hitzegefühl an Fußsohlen, Handflächen und im Brustbereich. Der Zungenkörper ist rot, die Pulse sind zart (xi) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip
Nähren des Yin, Kühlen von Hitze (re)
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ni 6, Ni 2, Le 3, Le 8, Mi 6, Di 11, EX-HN 3, Bl 18, Bl 23
Basisrezept Liang Di Tang ϸഄ∸ Dekokt mit den zwei Di-Bestandteilen Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ⾥ Fu Qingzhu ٙ䴦Џ 1827 Sheng Di s. o. Xuan Shen (Scrophulariae, Rx)
Nähren das Yin, kühlen das Xue
Di Gu Pi (Lycii, Cx)
Kühlt Glut aufgrund energetischer Schwäche (xuhuo)
Mai Dong s. o.
Nährt das Yin
E Jiao (Asini corii colla) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nährt das Yin und das Xue
Modifikationen Bei ausgeprägter Hitze (re)
Weitere in Frage kommende Rezeptur Zhi Bai Di Huang Wan
Zugabe von: Nu Zhen Zi (Ligustri lucidi, Fr) Mo Han Lian s. o. Zhi Mu (Anemarrhenae, Rz)
5.8 Hitzeempfindungen থ⛁
107
Energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue Hauptsymptome Subfebrile Temperaturen während oder gegen Ende der Periode mit spontanen Schweißausbrüchen, Abgeschlagenheit und Wortkargheit. Der Zungenkörper ist blass, die Pulse sind verlangsamt (chi) und schwach (ruo). Behandlungsprinzip
Suppletieren des Qi, Nähren des Xue
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 36, Ren 12, Mi 6, Di 11, Le 3, Le 8, Du 14, Bl 17, Bl 20, Bl 23
Basisrezept Ba Zhen Tang ܿ⦡∸ Dekokt der acht Juwelen Geordnete Besonderheiten zur Korrektur des Körpers ℷԧ㉏㽕 Xue Ji 㭯Ꮖ 1529 Ren Shen (Ginseng, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria)
Mehren das Qi, stützen den Fk Milz (pi)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae)
Nähren das Xue
Zhi Gan Cao s. o.
Stützt den Fk Milz (pi), harmonisiert die anderen Substanzen
5
Modifikationen Bei persistierender Schweißsekretion
Zugabe von: Wu Wei Zi (Schisandrae, Fr) Suan Zao Ren (Ziziphi spinosae, Sm)
Bei Schlafstörungen
Zugabe von: Ye Jiao Teng s. o. Wu Wei Zi (Schisandrae, Fr)
Bei ausgeprägter Hitze (re)
Zugabe von: Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Xue-Stasen mit Hitze (re) Hauptsymptome Hitzeempfindung vor oder während der Menstruationsblutung, purpurrotes, mit Klumpen versetztes Blut. Schmerzen im Abdomen, Unruhe, Reizbarkeit, periodisches Fieber. Der Zungenkörper ist purpurrot und weist eventuell Staseflecken an der Spitze oder den Seiten auf, die Pulse sind untergetaucht (chen), saitenförmig (xian) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip
Umwandeln von Stasen, Entfalten des Qi im Fk Leber (gan), Kühlen von Hitze (re)
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Le 2, Mi 10, Mi 8, Di 11, Du 14, Bl 17, Bl 18
Basisrezept Xue Fu Zhu Yu Tang 㸔ᑰ䗤⯔∸ Stasen aus der Versammlungshalle des Xue vertreibendes Dekokt
108
5 Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen
Richtigstellung von Fehlern in der Medizin एᵫᬍ䫭 Wang Qingren ⥟⏙ӏ 1830 Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Sheng Di Huang (Rehmanniae, Rx)
Nähren und dynamisieren das Xue
Tao Ren (Persicae, Sm) Hong Hua (Carthami, Fl) Chi Shao s. o. Chuan Niu Xi (Cyathulae officinalis, Rx)
Dynamisieren das Xue, wandeln Stasen um
Chai Hu (Bupleuri, Rx)
Kühlt Hitze (re), beruhigt den Fk Leber (gan)
Zhi Qiao (Citri seu aurantii (ponciri), Fr) Jie Geng (Platycodi, Rx)
Regulieren die Auf- und Abwärtsbewegung des Qi
Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Harmonisiert die „Mitte“
Notwendige Modifikation 5
Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Yu Jin (Curcumae longae, Tb)
Kühlen und dynamisieren das Xue und kühlen den Fk Herz (xin)
5.9 Nasenbluten und blutiger Auswurf 㸘 Nasenbluten bzw. blutiger Auswurf können vor, während oder gegen Ende der Periode auftreten. Nasenbluten wurde in chinesischen Medizintexten als „Gegenläufige Periode“ (䗚㒣) bezeichnet, und laut heutiger Medizin besteht die Möglichkeit einer Verschleppung von endometrialem Gewebe, was jedoch äußerst selten vorkommt. Krankheitsmechanismus Die Ätiologie dieser Erkrankung ähnelt der von Hitzeempfindungen (›Kap. 5.8). Hitze (re) des Xue und gegenläufiges Qi in der Breiten Trossstraße (chongmai) führen dazu, dass das Xue aufsteigt und sich unkontrolliert bewegt. Weil das Qi der Führer des Xue ist, kommt es bei Hitze (re) im Qi auch zu Hitze (re) im Xue, und wenn sich das Qi gegenläufig bewegt, wird sich auch das Xue gegenläufig bewegen. Die klinischen Krankheitsbilder sind: Glut (huo) durch Einstauungen im Fk Leber (gan), die auf Depression oder Ärger zurückzuführen sind, wobei gegenläufiges Qi das Xue mit nach oben trägt und Glut (huo) die Leitbahnen verbrennt und zu einer Blutung führt. Eine energetische Schwäche (xu) des Yin im Fk Lunge und Niere (fei shen) führt dazu, dass bei Einsetzen der Periode das Yin das Yang nicht verankern kann, so dass das Qi in der Breiten Trossstraße (chongmai) aufsteigt, den Fk Lunge (fei) verbrennt und die Leitbahnen schädigt. Dadurch schwappt das Xue über, und dies manifestiert sich als Blutung aus der Nase oder als Aushusten von Blut.
Glut (huo) durch Einstauungen im Fk Leber (gan) Hauptsymptome Vor oder während der Periode relativ viel leuchtend rotes, aus der Nase austretendes Blut bzw. Blut im Sputum, früh einsetzende, eventuell starke Periodenblutung. Es bestehen Reizbarkeit,
5.9 Nasenbluten und blutiger Auswurf 㸘
109
Spannungsschmerzen im Flankenbereich, bitterer Geschmack, Trockenheit des Mundes, Drehschwindel und Ohrensausen. Der Zungenkörper ist rot mit dünnem, gelben Belag, die Pulse sind saitenförmig (xian) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip
Entfalten des Qi im Fk Leber (gan), Kühlen von Hitze (re), Absenken des Xue
Empfohlene Akupunkturpunkte Lu 11
Le 2, Mi 6, Mi 10, Di 4, Di 11, Du 14, Bl 17, Bl 18, blutige Nadelung von
Basisrezept Qing Gan Yin Jing Tang ⏙㙱ᓩ㒣∸ Den Fk Leber kühlendes und die Menstruation einleitendes Dekokt Gynäkologie in der chinesischen Medizin Ёएཛ⾥ᄺ 1979 Sheng Di Huang (Rehmanniae, Rx) Mu Dan Pi (Moutan, Cx)
Kühlen Hitze (re), kühlen das Xue
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nähren das Xue, erweichen den Fk Leber (gan)
Zhi Zi (Gardeniae, Fr) Huang Qin (Scutellariae, Rx)
Kühlen Hitze (re), senken Glut (huo) ab
Qian Cao s. o. Bai Mao Gen (Imperatae, Rz)
Kühlen Hitze (re), kühlen das Xue, stillen die Blutung
Chuan Niu Xi (Cyathulae officinalis, Rx)
Senkt das Xue ab
Chuan Lian Zi (Toosendan, Fr)
Macht den Fk Leber (gan) durchgängig, reguliert das Qi
Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Harmonisiert die anderen Substanzen
5
Modifikationen Bei Schmerzen im unteren Abdomen
Zugabe von: Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz) Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Bei Obstipation
Zugabe von: Da Huang (Rhei, Rz)
Energetische Schwäche (xu) des Yin im Fk Lunge und Niere (fei shen) Hauptsymptome Vor oder während der Periode spärliches, dunkelrotes, aus der Nase austretendes Blut bzw. Blut im Sputum. Es bestehen häufig Drehschwindel, Ohrensausen, Hitzegefühl an Fußsohlen, Handflächen und im Brustbereich, gerötete Wangen, periodisches Fieber, trockener Husten, ein trockener Rachen und Durst. Die Periode ist spärlich und setzt früh ein. Der Zungenkörper ist rot oder scharlachrot, der Belag fehlt oder löst sich ab. Der Puls ist beschleunigt (shuo) und zart (xi). Behandlungsprinzip
Nähren des Fk Niere (shen), Befeuchten des Fk Lunge (fei), Absenken des Xue
Empfohlene Akupunkturpunkte Lu 11
Lu 7, Ni 6, Mi 6, Mi 10, Di 4, Di 11, Du 14, Bl 13, blutige Nadelung von
110
5 Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen
Basisrezept Shun Jing Tang 乎㒣∸ Die Menstruation ordnendes Dekokt Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ⾥ Fu Qingzhu ٙ䴦Џ 1827 Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nähren das Xue, regulieren die Menstruation
Sha Shen (Adenophorae seu glehniae, Rx)
Nährt das Yin des Fk Lunge (fei)
Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae)
Nährt die Fk Leber und Niere (gan shen)
Mu Dan Pi (Moutan, Cx)
Kühlt Hitze (re), kühlt das Xue
Fu Ling (Poria)
Kräftigt den Fk Milz (pi), beruhigt die konstellierende Kraft (shen)
Jing Jie Tan (karbonisierte Schizonepetae herba (Jingjie))
Lässt das Xue in die Leitbahnen zurückkehren
Notwendige Modifikation 5
Bai Mao Gen (Imperatae, Rz) Huang Qin (Scutellariae, Rx)
Kühlen das Xue und stillen die Blutung
Chuan Niu Xi (Cyathulae officinalis, Rx)
Senken das Xue ab
5.10 Läsionen der Mundschleimhaut ষ㊰ Etwa zur Zeit der Periode können wunde Stellen an den Lippen, im Mund oder an der Zunge auftreten. Wunde Stellen, die vor der Menstruation zu finden sind, haben im Allgemeinen die Form von Geschwüren oder Fieberbläschen, während Läsionen, die gegen Ende der Periode auftreten, seltener vorkommen und die Form von erosiven, entzündeten Läsionen oder eines roten Exanthems haben können. Krankheitsmechanismus Vor der Menstruation – wenn die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) gefüllt sind – auftretende Läsionen beruhen auf nach oben strömender Hitze aufgrund energetischer Überladung (shire). Wenn die Hitze (re) über scharfe, stark gewürzte oder reichhaltige, fetthaltige Nahrung in den Körper gelangt ist, lodert Glut (huo) in den Fk Magen, Dick- und Dünndarm (wei chang), sie greift auf die Breite Trossstraße (chongmai) über und steigt zum Mund empor. Ist der Fk Milz (pi) energetisch geschwächt (xu), sammelt sich Feuchtigkeit (shi) an, die sich mit Hitze des Fk Magen (weire) verbindet und zu verdampfender Hitze im Fk Magen (weire) führt, die wiederum Bläschen oder Fieberbläschen nach sich zieht. Bereits bestehende Einstauungen des Qi im Fk Leber (ganqi) verstärken sich gegen Ende des Zyklus, wenn sich Qi und Xue ansammeln, und dies kann Glut im Fk Leber (ganhuo) hervorbringen. Wenn die Wandlungsphase Holz die Wandlungsphase Erde bezwingt, greift Glut (huo) auf den Fk Magen (wei) über und wird zum Mund befördert. Eine zuvor bereits bestehende energetische Schwäche (xu) des Yin des Fk Niere (shen) wird während der Periode, bei der das „Zimmer des Xue“ (xueshi) weiter geschwächt wird, durch den Verlust von Xue verstärkt, und dies führt zu energetischer Schwäche (xu) des Yin mit emporsteigender Glut (huo), wobei Glut aufgrund energetischer Schwäche (xuhuo) zum Fk Herz (xin) emporschlägt und entzündete Läsionen im Mund verursacht. Dieses Krankheitsbild kann vor oder nach der Menstruation auftreten.
5.10 Läsionen der Mundschleimhaut ষ㊰
111
Verdampfende Hitze im Fk Magen (weire) Hauptsymptome Läsionen der Mundschleimhaut während der Periode. Es bestehen übler Mundgeruch, Trockenheit des Mundes, Durst, gelber Urin und trockener Stuhl. Die Zunge weist einen dicken gelben Belag auf, die Pulse sind beschleunigt (shuo) und schlüpfrig (hua). Behandlungsprinzip
Kühlen von Hitze (re), Ausleiten von Glut (huo), Klären des Fk Magen (wei)
Empfohlene Akupunkturpunkte lung von Ma 45
Ma 44, Ma 41, Mi 6, Mi 9, Di 11, Di 4, Du 14, Bl 20, Bl 21, blutige Nade-
Basisrezept Xie Huang San ⋏咘ᬷ Das Gelbe zerstreuende Pulver Richtige Lehrformeln zur Arzneitherapie und Diagnose von Kinderkrankheiten ᇣܓ㥃䆕Ⳉ䆔 Qian Yi 䢁Э 1119 Shi Gao (Gypsum fibrosum) Zhi Zi (Gardeniae, Fr)
Leiten Glut (huo) aus dem Fk Magen (wei) aus
Fang Feng (Ledebouriellae, Rx) Huo Xiang Ye (= Agastachis herba (Huoxiang))
Zerstreuen eingestaute Hitze (re)
Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Harmonisiert die „Mitte“, kühlt Hitze (re)
Notwendige Modifikation Huang Lian (Coptidis, Rz) Qu Mai (Dianthi, Hb)
Kühlen Hitze (re) im Fk Herz (xin)
Jin Yin Hua (Lonicerae, Fl)
Lösen toxische Hitze (re)
Modifikationen Bei Reizbarkeit
Zugabe von: Yu Jin (Curcumae longae, Tb)
Bei übel riechender, explosionsartiger Diarrhö
Zugabe von: Bai Tou Weng (Pulsatillae, Rx)
Bei Fieber
Zugabe von: Shi Gao (Gypsum fibrosum) Zhi Mu (Anemarrhenae, Rz)
Bei Glut im Fk Leber (ganhuo)
Zugabe von: Long Dan Cao (Gentianae, Rx)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r D ao Chi San r Y u Nu Jian Energetische Schwäche (xu) des Yin mit emposteigender Glut (huo) Hauptsymptome Während der Periode Erosionen an Mundschleimhaut oder Zunge, Trockenheit von Mund und Rachen, Hitzegefühl an Fußsohlen, Handflächen und im Brustbereich sowie spärlicher, gelber Urin. Der Zungenkörper ist rot mit wenig Belag, die Pulse sind zart (xi) und beschleunigt (shuo).
5
112
5 Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen
Behandlungsprinzip
Nähren des Yin, Absenken von Glut (huo), Herauslösen von toxischer Hitze (re)
Empfohlene Akupunkturpunkte lung von Ma 45
Ma 44, Ma 41, Mi 6, Mi 9, Di 11, Di 4, Du 14, Bl 20, Bl 21, blutige Nade-
Basisrezept Zhi Bai Di Huang Tang ⶹᶣഄ咘∸ Dekokt mit Anemarrhena, Phellodendron und Rehmannia Krankheitsbild, Agens, Puls und Behandlung ⮛㛝⊏ Qin Jingming ⾺᱃ᯢ 1702 Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae) Shan Zhu Yu (Corni, Fr) Shan Yao (Dioscoreae, Rz)
Nähren das Yin der Fk Leber und Niere (gan shen)
Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Huang Bai s. o. Zhi Mu (Anemarrhenae, Rz)
Kühlen Glut aufgrund von energetischer Schwäche (xuhuo) im Fk Niere (shen)
Fu Ling (Poria) Ze Xie (Alismatis, Rz)
Leiten Glut (huo) über die Miktion aus
5
Notwendige Modifikation Sheng Di s. o. Zhu Ye (Lophateri, Hb) Qu Mai (Dianthi, Hb)
Kühlen Hitze (re) im Fk Herz (xin)
Modifikationen Bei Blutungen
Zugabe von: Bai Mao Gen (Imperatae, Rz)
Bei verzögerter Abheilung
Zugabe von: Gui Ban (Plastrum testudinis)
5.11 Exantheme und weitere Effloreszenzen Ⲃ㙸⮙ Um die Zeit der Periode herum ist die Haut mit einem roten Exanthem, Makulae oder Akne bedeckt, eventuell besteht Juckreiz; die Symptome klingen nach Ende der Periode ab. Pusteln oder Papeln können plötzlich auftreten, eine zuvor bereits bestehende Akne kann sich in der prämenstruellen Zeit verschlechtern, oder ein Exanthem kann gegen Ende der Menstruationsblutung auftreten. Krankheitsmechanismus Gegen Ende der Periode auftretende Hautveränderungen sind auf energetische Schwäche (xu) des Xue durch den Verlust während der Blutung zurückzuführen. Durch energetische Schwäche (xu) des Xue hervorgebrachter Wind (feng) bzw. eindringende Wind-Hitze (fengre) beruhen auf Wind (feng), der die durch die Menstruation verursachte energetische Schwäche (xu) ausnutzt. Hautveränderungen oder Akne, die prämenstruell auftreten oder sich verschlechtern, sind die Folge von Glut im Fk Leber (ganhuo), die bei eingestautem Qi im Fk Leber (gan) hervorgebracht wird, und diese Glut (huo) ist vor der
5.11 Exantheme und weitere Effloreszenzen Ⲃ㙸⮙
113
Periode weiterhin übermäßig vorhanden. Die Glut (huo) steigt in diesem Fall zum Gesicht und zum oberen Körperbereich auf. Aufgrund der Beziehung zwischen den Wandlungsphasen Holz und Erde wird der Fk Milz (pi) häufig beeinträchtigt. Wenn starkes Qi im Fk Leber (gan) die Körperflüssigkeiten umwandelnde Funktion des Fk Milz (pi) schwächt, kann sich Feuchtigkeit (shi) ansammeln und zu toxischer FeuchtigkeitHitze (shire) führen, die sich in Form von nässenden oder eitrigen Läsionen manifestiert. Xue-Stasen begleiten gewöhnlich Einstauungen des Qi und verursachen purpurrote Läsionen. Da Qi und Xue nicht ungehindert fließen können, bilden sich leicht Läsionen, die nur langsam abheilen.
Energetische Schwäche (xu) des Xue Hauptsymptome In der Zeit der Periode wiederholt einsetzende Ausschläge, Läsionen oder Schuppung der Haut, häufig mit vor allem nächtlichen Juckreiz. Stumpfer Teint, trockene Haut. Der Zungenkörper ist blassrot, der Belag dünn, die Pulse sind erschöpft (xu) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip
Nähren des Xue, Vertreiben von Wind (feng)
Empfohlene Akupunkturpunkte Ni 6, Ni 10, Mi 6, Mi 10, Ma 37, Ma 44, Di 4, Du 14, Bl 21, Bl 23, blutige Nadelung von Ma 45 Mit lokalen Punkten kombinieren wie Ma 3, Ma 5, Ma 6, Ma 7, Dü 18, Ren 24, Gb 3, Gb 13, Ma 8, Gb 21, 3E 15 etc. Basisrezept Sheng Yu Tang ᛜ∸ Dekokt zur mustergültigen Heilung Geheimnisse aus dem Orchideen-Zimmer ݄ᅸ⾬㮣 Li Gao ᴢᵆ 1336 Ren Shen (Ginseng, Rx) Huang Qi (Scutellariae, Rx)
Mehren das Qi, Ergänzen das Xue
Shu Di s. o. Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nähren und harmonisieren das Xue
Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz)
Dynamisiert und nährt das Xue, vertreibt Wind (feng)
Sheng Di s. o.
Kühlt das Xue, nährt das Yin
Notwendige Modifikation He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx)
Nähren das Xue und vertreiben Wind (feng) aus der Haut
Sha Shen (Adenophorae seu glehniae, Rx) Mai Dong s. o.
Nähren das Yin im Fk Lunge (fei) und befeuchten die Haut
Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Kühlen Hitze (re)
5
114
5 Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen
Modifikationen Bei Juckreiz
Zugabe von: Di Fu Zi (Kochiae, Fr) Chan Tui (Cicadae periostracum)
Bei nässendem Ausschlag
Zugabe von: Bai Xian Pi (Dictamni, Cx)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r B a Zhen Tang r D ang Gui Yin Zi Eindringende Wind-Hitze (fengre) Hauptsymptome Während der Periode auftretende rote, juckende Makulae, trockener Mund, Durst, gelber Urin, trockener Stuhl. Der Zungenkörper ist rot, der Belag gelb, die Pulse sind oberflächlich (fu) und beschleunigt (shuo). 5
Behandlungsprinzip
Zerstreuen von Wind (feng), Kühlen von Hitze (re), Regulieren des Qi
Empfohlene Akupunkturpunkte Gb 20, Di 4, Mi 6, Le 3, Du 14, Bl 12, Bl 18 Mit lokalen Punkten kombinieren wie Ma 3, Ma 5, Ma 6, Ma 7, Dü 18, Ren 24, Gb 3, Gb 13, Ma 8, Gb 21, 3E 15 etc. Basisrezept Xiao Feng San ⍜亢ᬷ Wind zerstreuendes Pulver Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh. Jing Jie (Schizonepetae, Hb) Bo He (Menthae, Hb) Qiang Huo (Notopterygii, Rz) Fang Feng (Ledebouriellae, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Chan Tui (Cicadae periostracum) Jiang Can (Bombyx batryticatus)
Nähren das Xue, kühlen Hitze (re), vertreiben Wind (feng)
Fu Ling (Poria) Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium) Hou Po (Magnoliae, Cx)
Trocknen Feuchtigkeit (shi), kühlen Hitze (re), lösen Toxisches heraus
Ren Shen (Ginseng, Rx)
Mehrt das Qi, ergänzt das Xue
Notwendige Modifikation He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx)
Nähren das Xue und vertreiben Wind (feng) aus der Haut
Modifikationen Bei juckendem, nässendem Exanthem
Zugabe von: Bai Xian Pi (Dictamni, Cx) Di Fu Zi (Kochiae, Fr)
5.11 Exantheme und weitere Effloreszenzen Ⲃ㙸⮙
115
Toxische Feuchtigkeit-Hitze (shire) Hauptsymptome Hochrote Hautläsionen im Gesicht oder am oberen Rücken, die in der Woche vor der Periode auftreten oder sich verschlechtern. Reizbarkeit oder Depression, vor der Menstruation trockener Stuhl, Weinerlichkeit, Abgeschlagenheit, Blähungen und manchmal weicher Stuhl, sobald die Periode einsetzt. Die Pulse sind an der linken Seite saitenförmig (xian), an der rechten schlüpfrig (hua). Behandlungsprinzip Harmonisieren der Fk Leber und Milz (gan pi), Ausleiten von toxischer FeuchtigkeitHitze (shire), Kühlen und Dynamisieren des Xue Empfohlene Akupunkturpunkte Le 2, Ma 44, Pe 10, 3E 5, Di 4, Du 14, Bl 17, Bl 18, Bl 20, Bl 21 Mit lokalen Punkten kombinieren wie Ma 3, Ma 5, Ma 6, Ma 7, Dü 18, Ren 24, Gb 3, Gb 13, Ma 8, Gb 21, 3E 15 etc. Basisrezept Dan Zhi Xiao Yao San Ѝᷔ䗡䘹ᬷ Pulver der heiteren Ungebundenheit mit Moutan cortex und Gardeniae fructus Auszüge aus der inneren Medizin ⾥ݙᨬ㽕 19. Jh. Chai Hu (Bupleuri, Rx) Bo He (Menthae, Hb)
Kühlen Hitze (re), zerstreuen das Qi im Fk Leber (gan)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nähren das Xue, erweichen den Fk Leber (gan)
Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria) Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens)
Kräftigen den Fk Milz (pi), beseitigen Feuchtigkeit (shi)
Mu Dan Pi (Moutan, Cx)
Kühlt und bewegt das Xue
Zhi Zi (Gardeniae, Fr)
Kühlt Hitze (re), trocknet Feuchtigkeit (shi)
Notwendige Modifikation Jin Yin Hua (Lonicerae, Fl) Pu Gong Ying (Taraxaci, Hb) Da Xue Teng s. o. Hu Zhang (Polygoni cuspidati, Rz)
Kühlen Hitze (re), lösen Toxisches heraus, dynamisieren das Xue, mindern die Schwellung
Modifikationen Bei Xue-Stasen
Zugabe von: Chi Shao s. o. Mo Yao (Myrrha) Hu Zhang (Polygoni cuspidati, Rz)
Bei eitrigen Läsionen
Zugabe von: Yi Yi Ren (Coicis, Sm) Zao Jiao Ci (Gleditsiae, spina)
Bei Obstipation
Zugabe von: Da Huang (Rhei, Rz)
5
116
5 Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen
5.12 Flüssigkeitsretention und Schwellungen ⍂㚓 Eine Flüssigkeitsretention kann vor oder während der Periode auftreten und den Körper, die Extremitäten bzw. den Kopf und das Gesicht betreffen. Krankheitsmechanismus Während der Periode werden das Struktivpotential (jing), das Qi und das Xue zum Unterleib geleitet, wodurch die Fk Milz und Niere (pi shen) energetisch geschwächt werden. Der verhältnismäßig plötzliche Abfluss von Yin und Xue destabilisiert das Yang und führt zu einer energetischen Schwäche (xu) des Yang der Fk Milz und Niere (pi shen) mit einer darauffolgenden Schwächung der Umsetzung der Körperflüssigkeiten, so dass diese sich unter der Haut ansammeln. Bei einer Neigung zu Einstauungen im Fk Leber (gan) kommt es, wenn sich das Qi des Fk Leber (gan) vor der Menstruation ansammelt, zu Einstauungen von Qi und Xue, das Qi sammelt sich unter der Haut an und verursacht Schwellungen.
Energetische Schwäche (xu) des Yang im Fk Milz und Niere (pi shen)
5
Hauptsymptome Während der Menstruationsblutung fühlt sich der Körper aufgeschwemmt an, das Gesicht ist gedunsen, und die Knöchel sind geschwollen. Bei Druck auf die Haut bleibt eine Vertiefung zurück. Es bestehen Blähungen, Appetitlosigkeit, Schmerzen in den Knien und im Rücken sowie halbflüssige Stühle. Der Zungenkörper ist blass mit klebrigem, weißen Belag, die Pulse sind untergetaucht (chen), verlangsamt (chi) und nachgiebig (ru). Behandlungsprinzip flüssigkeiten
Erwärmen des Fk Niere (shen), Kräftigen des Fk Milz (pi), Umwandeln von Körper-
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 36, Mi 9, Mi 6, Ren 9, Ren 6, 3E 4, Ni 3, Bl 20, Bl 22, Bl 23, Bl 40
Basisrezept Jian Gu Tang ع∸ Kräftigendes und stabilisierendes Dekokt Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ⾥ Fu Qingzhu ٙ䴦Џ 1827 Ren Shen (Ginseng, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria) Yi Yi Ren (Coicis, Sm)
Kräftigen den Fk Milz (pi) und leiten so Feuchtigkeit (shi) aus
Ba Ji Tian (Morindae, Rx)
Erwärmt das Yang im Fk Niere (shen) und wandelt so Körperflüssigkeiten um
Zhi Gan Cao s. o.
Harmonisiert die Fk Milz und Magen (pi wei)
Notwendige Modifikation Gui Zhi s. o.
Erwärmen den Fk Niere (shen) und wandeln Körperflüssigkeiten um
Da Fu Pi (Arecae, pericarpium)
Regulieren das Qi, fördern die Miktion und reduzieren Ödeme
5.12 Flüssigkeitsretention und Schwellungen ⍂㚓 Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz)
117
Bewegt Körperflüssigkeiten durch Bewegen von Xue
Modifikation Bei Schwellungen im Gesicht
Zugabe von: Sang Bai Pi (Mori, Cx)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r J in Gui Shen Qi Wan r L ing Gui Zhu Gan Tang r W u Ling San r Z hen Wu Tang r Z hu Ling San Einstauungen von Qi und Xue Hauptsymptome Gefühl von Aufgeblähtheit und Schwere prämenstruell, Schwellung des Körpers sowie Ödeme an den Extremitäten, wobei bei Druck auf die Haut keine Vertiefung zurückbleibt. Es besteht Druckgefühl in der Brust und im Abdomen sowie eine Tendenz zu häufigem Seufzen. Der Zungenbelag ist dünn und weiß. Die Pulse sind zart (xi) und saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip
Regulieren des Qi, Dynamisieren des Xue, Ausleiten von Feuchtigkeit (shi)
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Ma 36, Mi 9, Mi 10, Bl 17, Bl 18, Bl 32
Basisrezept Tuo Hua Jian 㜅㢅✢ Abkochung der abgeworfenen Blüte Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624 Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Hong Hua (Carthami, Fl)
Dynamisieren das Xue
Rou Gui (Cinnamomi cassiae, Cx)
Erwärmt die Leitbahnen, stützt den Fk Niere (shen)
Niu Xi (Cyatulae, Rx) Che Qian Zi (Plantaginis, Sm)
Führen das Xue nach unten, fördern die Miktion
Notwendige Modifikation Ze Lan (Lycopi, Hb) Yi Mu Cao (Leonuri, Hb)
Dynamisieren das Xue und fördern die Miktion
Fu Ling (Poria) Zhu Ling (Polyporus) Da Fu Pi (Arecae, pericarpium)
Kräftigen den Fk Milz (pi), regulieren das Qi und leiten Feuchtigkeit aus (shi)
5
118
5 Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen
Weitere in Frage kommende Rezepturen r B a Zhen Yi Mu Tang r S hi Pi Yin r T ao Hong Si Wu Tang r W u Ling San r W u Pi San r Z hu Ling San
5.13 Stimmungsschwankungen ᚙᖫᓖᐌ Vor, während oder nach der Periode kann die Stimmung labil sein, und Gemütszustände wie Reizbarkeit, Depression, Ängstlichkeit oder Weinerlichkeit können auftreten (›Kap. 2.3).
5
Krankheitsmechanismus Depression und Reizbarkeit vor der Periode beruhen auf Einstauungen im Fk Leber (gan). Ausgeprägter Zorn und unlogisches Verhalten sind auf eingestautes Qi zurückzuführen, das Glut (huo) hervorbringt. Diese Glut (huo) befördert Schleim (tan) – der durch energetische Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) oder durch falsche Ernährung hervorgebracht wurde – nach oben, der den Geist trübt, was zu einem Emporschlagen von Schleim-Glut (tanhuo) führt. Wenn das Qi des Fk Leber (gan) eingestaut ist und die Wandlungsphase Holz die Wandlungsphase Erde bezwingt, kann der energetisch geschwächte Fk Milz (pi) Struktivpotential (jing) und Xue nicht umwandeln, so dass eine energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue die Folge ist. Diese energetische Schwäche (xu) verstärkt sich während der Periode, wenn Qi und Xue einen niedrigen Stand haben. Der Geist wird nicht mehr genährt, und die konstellierende Kraft (shen) hat keine Behausung mehr, was Stimmungsschwankungen zur Folge hat.
Einstauungen im Fk Leber (gan) Hauptsymptome Vor der Menstruation depressive, nervöse und gereizte Stimmung. Es besteht ein dünner weißer Zungenbelag, die Pulse sind zart (xi) und saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip
Beruhigen des Fk Leber (gan), Beseitigen von Einstauungen
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Mi 6, EX-HN 3, He 7, Pe 6, Bl 15, Bl 17, Bl 18, Pe 6
Basisrezept Chai Hu Shu Gan San ᷈㚵⭣㙱ᬷ Bupleurum-Pulver, das den Fk Leber löst Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624 Chai Hu (Bupleuri, Rx) Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Entfalten das Qi des Fk Leber (gan), beseitigen Einstauungen
Zhi Qiao (Citri seu aurantii (ponciri), Fr) Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium)
Bewegen das Qi
Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz)
Dynamisiert das Xue
5.13 Stimmungsschwankungen ᚙᖫᓖᐌ Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Zhi Gan Cao s. o.
119
Lösen Krämpfe, stillen Schmerzen
Notwendige Modifikation Yu Jin (Curcumae longae, Tb) Yuan Zhi (Polygalae, Rx)
Kühlen den Fk Herz (xin) und beruhigen die konstellierenden Kraft (shen)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r J ia Wei Xiao Yao San r X iao Yao San Emporschlagen von Schleim-Glut (tanhuo) Hauptsymptome Vor der Menstruation Unruhe, aggressives Verhalten, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, gerötetes Gesicht, gerötete Augen, Reizbarkeit und Druckgefühl in der Brust. Der Zungenkörper ist rot oder karminrot, der Belag dick, klebrig und gelb. Die Pulse sind angefüllt (shi), schlüpfrig (hua), saitenförmig (xian) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip Kühlen von Hitze (re), Beseitigen von Reizbarkeit, Vertreiben von Schleim (tan), Beruhigen der konstellierenden Kraft (shen) Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 2, Gb 38, Mi 6, Ma 40, Pe 5, EX-HN 3, blutige Nadelung von Pe 9
Basisrezept Sheng Tie Luo Yin ⫳䪕㨑佂 Trank mit Eisenspänen Tiefgreifende Einsichten in die Medizin एᄺᖗᙳ Cheng Guopeng ᕁ 1732 Sheng Tie Luo (= Ferri frusta (Shengtieluo)) Zhu Sha (Cinnabaris)
Beruhigen die konstellierenden Kraft (shen), kühlen Hitze (re), vertreiben Schleim (tan)
Dan Nan Xing s. o. Zhe Bei Mu (Fritillariae thunbergii, Bb)
Kühlen Hitze (re), wandeln Schleim (tan) um
Xuan Shen (Scrophulariae, Rx) Lian Qiao (Forsythiae, Fr) Dan Shen (Salviae miltiorrhizae, Rx) Gou Teng (Uncariae, Ra cum uncis)
Kühlen den Fk Herz (xin), lassen die Reizbarkeit abklingen
Shi Chang Pu (Acori graminei, Rz) Yuan Zhi (Polygalae, Rx) Fu Shen (Poriae Cocos Pararadicis, Sclerotium)
Beruhigen die konstellierende Kraft (shen), machen die Körperöffnungen durchgängig
Tian Dong (= Asparagi radix (Tianmendong)) Mai Dong s. o.
Nähren das Yin, kühlen Hitze (re)
Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium) Fu Ling (Poria)
Stützen den Fk Milz (pi) und wandeln so Schleim (tan) um
5
120
5 Mit der Menstruation im Zusammenhang stehende Störungen
Weitere in Frage kommende Rezeptur Tian Ma Gou Teng Yin Energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue Hauptsymptome Gegen Ende der Periode Depression, Apathie und Verwirrtheit. Der Zungenkörper ist blass und weist Zahneindrücke auf, die Pulse sind schwach (ruo), untergetaucht (chen) und zart (xi). Behandlungsprinzip des klaren Qi
Suppletieren des Qi des Fk Milz (pi), Nähren des Xue des Fk Herz (xin), Emporheben
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Le 8, Mi 6, Ma 36, EX-HN 3, He 7, Pe 6
Basisrezept Gui Pi Tang ᔦ㜒∸ In den Fk Milz einfließendes Dekokt Lebensrettende Rezepturen ⌢⫳ᮍ 1253
5
Ren Shen (Ginseng, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Zhi Gan Cao s. o.
Mehren das Qi, kräftigen den Fk Milz (pi)
Huang Qi (Scutellariae, Rx)
Kräftigt den Fk Milz (pi), hebt das klare Yang zum Kopf
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nährt das Yin und das Xue
Fu Shen (Poriae Cocos Pararadicis, Sclerotium) Suan Zao Ren (Ziziphi spinosae, Sm) Yuan Zhi (Polygalae, Rx) Long Yan Rou (Arillus euphoriae loganae)
Nähren das Yin und das Xue, beruhigen die konstellierende Kraft (shen)
Mu Xiang (Saussureae, Rx) Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens) Da Zao (Zizyphi jujubae, Fr)
Regulieren das Qi, harmonisieren den Fk Magen (wei)
Notwendige Modifikation Sheng Ma (Cimicifugae, Rz) Chai Hu (Bupleuri, Rx)
Weitere in Frage kommende Rezeptur Bu Zhong Yi Qi Tang
Heben das Yang-Qi
KAPITEL
6
Vaginaler Ausfluss, Pruritus und Ulzerationen im Genitalbereich
6.1
Vaginaler Ausfluss ᏺϟ⮙ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122
6.2
Pruritus, Exantheme, Wunden und Ulzerationen 䰈⮦䰈⮂ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129
6.3 6.3.1 6.3.2 6.3.3
Äußere Arzneimittelanwendungen ⫼ᮍ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rezepturen zum Einsatz bei Ausfluss und Juckreiz im Genitalbereich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rezepturen zum Einsatz bei bestimmten Krankheitsbildern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pessare . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
136 138 138 139
6
122
6 Vaginaler Ausfluss, Pruritus und Ulzerationen im Genitalbereich
6.1 Vaginaler Ausfluss ᏺϟ⮙
6
Wie aus den Historischen Aufzeichnungen – Biographie von Bian Que und Cang Gong (䆄DŽ ᠕吞ҧ݀߫Ӵ) aus der Östlichen Han-Dynastie hervorgeht, wurde in früheren Zeiten für Gynäkologen der Begriff ᏺϟए, also „Ausfluss-Arzt“, verwendet. Der früheste Hinweis auf vaginalen Ausfluss findet sich in den Unbefangenen Fragen – Abhandlung über die Hohlräume der Knochen (㋴䯂DŽ偼ぎ䆎): „Wenn die Aufnehmende Leitbahn (renmai) erkrankt ist, ist der Ausfluss der Frau klumpig“ (ӏ㛝Ў⮙ˈཇᄤᏺϟ ⯩㘮). In den Wichtigen Besonderheiten aus der goldenen Schatulle (䞥ं㽕⬹) heißt es: „Wenn die Erkrankung einer Frau auf energetische Schwäche (xu) und Ansammlungen von Kälte (han) zurückzuführen ist … bedeutet dies alles Ausfluss“ (ཛҎП⮙㰮⿃ … ދℸⱚᏺϟ). In der Abhandlung über Ursprung und Verlauf aller Krankheiten (䇌⮙⑤䆎) wird anomaler Ausfluss erwähnt, und die Lebensrettenden Rezepturen (⌢⫳ᮍ) (1253) gehen auf das Ansteckungspotential ein. Im 16. Jahrhundert postulierten die Überarbeiteten wirksamen Rezepturen für Frauen (᷵⊼ཛҎ㡃ᮍ), dass „Erkrankungen der Gürtelleitbahn (daimai) als Ausfluss bezeichnet werden“ (⮙⫳Ѣᏺ㛝ᬙৡᏺϟ). In der Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu (ٙ䴦Џཇ⾥) jedoch wurde Ausfluss entsprechend den fünf Farben betrachtet. Normaler Ausfluss ist eine farb- und geruchlose, klebrige Flüssigkeit, gerade ausreichend, um die Vagina zu befeuchten. Der Ausfluss wird als pathologisch angesehen, wenn sich die Menge, die Farbe, die Konsistenz oder der Geruch ändern oder wenn systemische oder lokalisierte Symptome auftreten. In der klinischen Praxis kommen drei Farben häufig vor: Weiß, Gelb und Grün. Ein erhöhter Östrogenspiegel in der Schwangerschaft fördert das Wachstum von Candida (›Kap. 9.1), und häufig kommt es zu einer prämenstruellen Zunahme von Candida. Ein krankhafter vaginaler Ausfluss steht mit bakteriellen und parasitären Infektionen im Zusammenhang, und die Möglichkeit einer sexuellen Übertragbarkeit ist zu bedenken und zu verhindern. Krankheitsmechanismus Vaginale Sekrete werden vom Fk Niere (shen) erzeugt, vom Fk Milz (pi) befördert, von der Aufnehmenden Leitbahn (renmai) beherrscht und von der Gürtelleitbahn (daimai) gesteuert. Ein anomaler Ausfluss ist auf den pathogenen Einfluss von Feuchtigkeit (shi) auf die Aufnehmende Leitbahn (renmai) und die Gürtelleitbahn (daimai) zurückzuführen: Die Gürtelleitbahn (daimai) verliert die Kontrolle, und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) wird instabil. Innere Feuchtigkeit (shi) beruht auf einem energetisch geschwächten Fk Milz (pi), der seiner Transportfunktion nicht mehr nachkommt, und auf einem energetisch geschwächten Fk Niere (shen), der instabil ist. Bei einer energetischen Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) mit Feuchtigkeit (shi) führt eine gestörte Beförderung der Körperflüssigkeiten zu Ansammlungen von Feuchtigkeit (shi), die in den unteren Wärmebereich (xiajiao) absinken, die Aufnehmende Leitbahn (renmai) schädigen und Ausfluss zur Folge haben. Wenn Feuchtigkeit (shi) stagniert und Hitze (re) hervorbringt, folgt daraus das Krankheitsbild energetische Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) mit Feuchtigkeit-Hitze (shire). Eine energetische Schwäche (xu) des Yang des Fk Niere (shen) kann konstitutionell bedingt sein oder auf Überanstrengung oder zahlreiche Entbindungen zurückzuführen sein, wodurch der Fk Niere (shen) geschädigt wird und daraufhin nicht mehr abgedichtet speichern kann, so dass Körperflüssigkeiten nach unten strömen. Bei einer energetischen Schwäche (xu) des Yin der Fk Niere und Leber (shen gan) kann Glut aufgrund energetischer Schwäche (xuhuo) hervorgebracht werden, die die Aufnehmende Leitbahn (renmai) schädigt und zu einem roten und weißen Ausfluss führt. Nach der Menstruation bzw. nach Entbindungen sind die Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai) energetisch geschwächt (xu). Bei schlechter Hygiene, feuchten Lebensbedingungen oder nach operativen Eingriffen kann sich Feuchtigkeit (shi) ansammeln und Hitze (re) hervorbringen. Die Aufnehmende Leitbahn (renmai) wird geschädigt, und Ausfluss ist die Folge. Feuchtigkeit-Hitze (shire) in der Leber-Leitbahn (gan jing) oder toxische Glut (huo) mit Feuchtigkeit-Hitze (shire) können die Blutgefäße schädigen und zu einem rot-weißen Ausfluss führen.
6.1 Vaginaler Ausfluss ᏺϟ⮙
123
Energetische Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) mit Feuchtigkeit (shi) Hauptsymptome Anhaltender, reichlicher, weißer oder blassgelber, klebriger, geruchloser Ausfluss; stumpfer, blasser oder fahler Teint, Abgeschlagenheit, Apathie, kalte Extremitäten, Appetitlosigkeit, dünner Stuhl; der Zungenkörper ist blass mit dünnem, weißen oder klebrigen Belag, und die Pulse sind schwach (ruo) und verlangsamt (chi). Behandlungsprinzip Feuchtigkeit (shi)
Kräftigen des Fk Milz (pi), Mehren des Qi, Emporheben des Yang-Qi, Beseitigen von
Empfohlene Akupunkturpunkte Bl 35, Bl 40
Ma 36, Ma 40, Mi 9, Du 20, Ren 4, Ren 9, Gb 26, Ren 3, Bl 20, Bl 22, Bl 32,
Basisrezept Wan Dai Tang ᅠᏺ∸ Ausfluss beendendes Dekokt Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ⾥ Fu Qingzhu ٙ䴦Џ 1827 Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Shan Yao (Dioscoreae, Rz)
Kräftigen den Fk Milz (pi), mindern den Ausfluss
Ren Shen (Ginseng, Rx) Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Suppletieren das Qi, stützen die „Mitte“
Cang Zhu (Atractylodis, Rz)
Trocknet Feuchtigkeit (shi), kräftigt den Fk Milz (pi)
Chai Hu (Bupleuri, Rx)
Besänftigt den Fk Leber (gan), hebt das Yang-Qi empor
Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium)
Besänftigen den Fk Leber (gan), lösen Einstauungen
Che Qian Zi (Plantaginis, Sm)
Fördert die Miktion, beseitigt Feuchtigkeit (shi)
Jie Sui Tan (karbonisierte Schizonepetae herba seu flos)
Löscht Wind (feng) aus, bezwingt Feuchtigkeit (shi)
Notwendige Modifikation Bi Xie (Dioscoreae hypoglaucae, Rz) Qian Shi (Euryalis, Sm)
Trocknen den Ausfluss
Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Regulieren das Qi
Modifikationen Bei energetischer Schwäche (xu) des Yang des Fk Niere (shen)
Zugabe von: Bu Gu Zhi (Psoraleae, Sm) Ba Ji Tian (Morindae, Rx)
Bei persistierendem Ausfluss
Zugabe von: Hai Piao Xiao (Sepiae, endoconcha) Jin Ying Zi (Rosae laevigatae, Fr)
6
124
6 Vaginaler Ausfluss, Pruritus und Ulzerationen im Genitalbereich
Bei ausgeprägter energetischer Schwäche (xu) des Fk Milz (pi)
Zugabe von: Huang Qi (Scutellariae, Rx)
Bei Juckreiz
Zugabe von: Bai Xian Pi (Dictamni, Cx) Ku Shen (Sophorae flavescentis, Rx) Tu Fu Ling (Smilacis glabrae, Rz)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r B u Zhong Yi Qi Tang r S i Miao San r W u Ling San r X iang Sha Liu Jun Zi Tang r Y u Dai Wan Energetische Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) mit Feuchtigkeit-Hitze (shire) Hauptsymptome Langanhaltender, riechender, klebriger, gelber Ausfluss durch Ansammlungen von Feuchtigkeit (shi), die Hitze (re) hervorgebracht haben; fahler Teint, Abgeschlagenheit, Apathie, Schweregefühl, dumpfe Kopfschmerzen, Blähungen, Appetitlosigkeit, spärlicher, gelber Urin; der Zungenkörper ist blassrot oder rot mit einem schmutzigen oder gelben, klebrigen Belag, die Pulse sind beschleunigt (shuo) und schlüpfrig (hua). 6
Behandlungsprinzip
Kräftigen des Fk Milz (pi), Beseitigen von Feuchtigkeit (shi), Kühlen von Hitze (re)
Empfohlene Akupunkturpunkte Bl 32, Bl 35, Bl 40
Ma 36, Ma 40, Ma 30, Gb 34, Gb 26, Ren 3, Di 11, Bl 18, Bl 20, Bl 22,
Basisrezept B Yi Huang Tang ᯧ咘∸ Gelben Ausfluss änderndes Dekokt Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ⾥ Fu Qingzhu ٙ䴦Џ 1827 Shan Yao (Dioscoreae, Rz) Qian Shi (Euryalis, Sm) Che Qian Zi (Plantaginis, Sm)
Kräftigen den Fk Milz (pi), vertreiben Feuchtigkeit (shi)
Bai Guo (Ginkgo, Sm)
Adstringiert den Ausfluss und dämmt ihn ein
Huang Bai s. o.
Kühlt Hitze (re), trocknet Feuchtigkeit (shi)
Notwendige Modifikation Bi Xie (Dioscoreae hypoglaucae, Rz) Qian Shi (Euryalis, Sm) Long Dan Cao (Gentianae, Rx)
Kühlen Feuchtigkeit-Hitze (shire) und trocknen den Ausfluss
Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Regulieren das Qi
6.1 Vaginaler Ausfluss ᏺϟ⮙
125
Modifikationen Bei Appetitlosigkeit
Zugabe von: Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium) Shan Zha (Crataegi, Fr)
Bei halbflüssigen Stühlen
Zugabe von: Mu Xiang (Saussureae, Rx) Jin Ying Zi (Rosae laevigatae, Fr)
Bei Juckreiz
Zugabe von: Bai Xian Pi (Dictamni, Cx) Ku Shen (Sophorae flavescentis, Rx) Tu Fu Ling (Smilacis glabrae, Rz)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r B u Zhong Yi Qi Tang r E r Miao San r S i Miao Wan r X iang Sha Liu Jun Zi Tang r Y u Dai Wan Energetische Schwäche (xu) des Yang des Fk Niere (shen) Hauptsymptome Reichlicher, dünnflüssiger, weißer oder klarer Ausfluss, der pausenlos tröpfelt und ein Kältegefühl verursacht; der untere Rücken fühlt sich an, als ob er brechen würde, vor allem nachts kommt es zu häufigen, langen Entleerungen mit kaltem, blassem Urin, der Stuhl ist dünnflüssig; der Zungenkörper ist blass mit dünnem, weißen Belag, die Pulse sind untergetaucht (chen) und verlangsamt (chi). Behandlungsprinzip
Erwärmen des Fk Niere (shen), Adstringieren und Stabilisieren des Ausflusses
Empfohlene Akupunkturpunkte Moxibustion an Ren 4, Ren 6, Ni 3, Mi 9, Gb 26, Ren 3, Bl 20, Bl 22, Bl 32, Bl 35, Bl 40, Du 4 (Moxibustion ist empfehlenswert) Basisrezept You Gui Wan েᔦЌ Die nach rechts gehende Pille Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624 Zhi Fu Zi (= Aconiti radix lateralis praeparata (Fuzi))
Erwärmt das „ministerielle Feuer“ (mingmen zhi huo), suppletiert den Fk Niere (shen)
Du Zhong (Eucommiae, Cx) Tu Si Zi (Cuscutae, Sm) Rou Gui (Cinnamomi cassiae, Cx)
Erwärmen und stützen das Yang des Fk Niere (shen)
Lu Jiao Jiao (Colla cornu cervi)
Erwärmt das Qi des Fk Niere (shen), nährt das Struktivpotential (jing)
Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Shan Zhu Yu (Corni, Fr) Gou Qi Zi (Lycii, Fr)
Nähren den Fk Niere (shen)
Shan Yao (Dioscoreae, Rz)
Stützt den Fk Milz (pi), stabilisiert den Ausfluss
6
126
6 Vaginaler Ausfluss, Pruritus und Ulzerationen im Genitalbereich
Notwendige Modifikation Hai Piao Xiao (Sepiae, endoconcha) Bi Xie (Dioscoreae hypoglaucae, Rz) Qian Shi (Euryalis, Sm)
Adstringieren den Ausfluss
Modifikationen Bei halbflüssigen Stühlen
Zugabe von: Bu Gu Zhi (Psoraleae, Sm) Rou Dou Kou (Myristicae, Sm)
Bei Juckreiz
Zugabe von: Bai Xian Pi (Dictamni, Cx) Ku Shen (Sophorae flavescentis, Rx) Tu Fu Ling (Smilacis glabrae, Rz)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r J in Gui Shen Qi Wan r Y u Dai Wan Energetische Schwäche (xu) des Yin der Fk Leber und Niere (gan shen) 6
Hauptsymptome Dünnflüssiger, geruchloser, weißer oder rot-weißer Ausfluss, brennendes Gefühl an Vulva und Vagina; gerötetes Gesicht, Drehschwindel und Schwindel, Hitzegefühl auf Fußsohlen, Handflächen und im Brustbereich, Schlafstörungen mit störenden Träumen, harter Stuhl, gelber Urin; der Zungenkörper ist rot mit spärlichem Belag, die Pulse sind zart (xi) und leicht beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip des Ausflusses
Nähren des Yin der Fk Leber und Niere (gan shen), Kühlen von Glut (huo), Stoppen
Empfohlene Akupunkturpunkte Bl 35, Bl 40, Du 4
Ni 6, Mi 6, Mi 9, Ren 7, Ren 9, Le 2, Gb 26, Ren 3, Bl 20, Bl 22, Bl 32,
Basisrezept Zhi Bai Di Huang Tang ⶹᶣഄ咘∸ Dekokt mit Anemarrhena, Phellodendron und Rehmannia Krankheitsbild, Agens, Puls und Behandlung ⮛㛝⊏ Qin Jingming ⾺᱃ᯢ 1702 Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae) Shan Zhu Yu (Corni, Fr) Shan Yao (Dioscoreae, Rz)
Stützen das Yin der Fk Leber und Niere (gan shen), mehren das Struktivpotential (jing)
Zhi Mu (Anemarrhenae, Rz) Huang Bai s. o. Mu Dan Pi (Moutan, Cx)
Kühlen Glut aufgrund energetischer Schwäche (xuhuo) im Fk Niere (shen)
Fu Ling (Poria) Ze Xie (Alismatis, Rz)
Leiten Glut (huo) über die Miktion aus
6.1 Vaginaler Ausfluss ᏺϟ⮙
127
Notwendige Modifikation Qian Shi (Euryalis, Sm) Jin Ying Zi (Rosae laevigatae, Fr)
Festigen das Struktivpotential (jing) und stoppen den Ausfluss
Modifikationen Bei Juckreiz
Zugabe von: Bai Xian Pi (Dictamni, Cx) Ku Shen (Sophorae flavescentis, Rx) Tu Fu Ling (Smilacis glabrae, Rz)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r L iu Wei Di Huang Wan r Y u Dai Wan Feuchtigkeit-Hitze (shire) in der Leber-Leitbahn (gan jing) Hauptsymptome Reichlicher, übel riechender, zähflüssiger, gelber oder gelb-grüner, eventuell schaumiger Ausfluss mit Juckreiz im Genitalbereich; oder eine dicke, weiße, tofuähnliche Ablagerung mit Juckreiz und kurzen Entleerungen mit gelbem Urin; Reizbarkeit, Druckgefühl in der Brust, klebriges Gefühl im Mund, Appetitlosigkeit, Schmerzen im unteren Abdomen; der Zungenbelag ist gelb, wobei er dünn oder dick sein kann; die Pulse sind nachgiebig (ru) und leicht beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip
Ausleiten von Glut des Fk Leber (ganhuo), Beseitigen von Feuchtigkeit (shi)
Empfohlene Akupunkturpunkte Bl 35, Bl 40, Du 14
Le 2, Le 5, Gb 34, Mi 9, Ren 9, Di 11, Gb 26, Ren 3, Bl 20, Bl 22, Bl 32,
Basisrezept Long Dan Xie Gan Tang 啭㚚⋏㙱∸ Gentiana-Dekokt zur Zerstreuung des Fk Leber Gesammelte Kommentare zu medizinischen Rezepturen एᮍ䲚㾷 Wang Ang ∾ᯖ 1682 Long Dan Cao (Gentianae, Rx) Zhi Zi (Gardeniae, Fr) Huang Qin (Scutellariae, Rx)
Leiten Glut (huo) aus, beseitigen Feuchtigkeit (shi)
Chai Hu (Bupleuri, Rx)
Kühlt Hitze (re), besänftigt den Fk Leber (gan)
Mu Tong(Akebiae, caulis) Che Qian Zi (Plantaginis, Sm) Ze Xie (Alismatis, Rz)
Leiten Glut (huo) und Feuchtigkeit (shi) über die Miktion aus
Sheng Di s. o. Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nähren das Yin und das Xue
Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Harmonisiert
6
128
6 Vaginaler Ausfluss, Pruritus und Ulzerationen im Genitalbereich
Notwendige Modifikation Qian Shi (Euryalis, Sm) Bi Xie (Dioscoreae hypoglaucae, Rz) Huang Bai s. o.
Beseitigen den Ausfluss
Ku Shen (Sophorae flavescentis, Rx) Bai Xian Pi (Dictamni, Cx)
Leiten Feuchtigkeit aus(shi) und stillen den Juckreiz
Toxische Glut (huo) mit Feuchtigkeit-Hitze (shire) Hauptsymptome Reichlicher, klebriger, übel riechender oder faulig riechender, rot-weißer oder eitriger Ausfluss oder Ausfluss mit einer Mischung der fünf Farben. Vor allem nachmittags Benommenheit, Hitzegefühle und Ängstlichkeit; trockener Mund, Obstipation oder unangenehme Stuhlentleerung, spärlicher, gelber Urin. Der Zungenkörper ist rot mit trockenem, gelben Belag, der Puls ist beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip Ausleiten von Glut (huo), Herauslösen von Toxischem, Ausleiten von Feuchtigkeit (shi), Dynamisieren des Xue Empfohlene Akupunkturpunkte Bl 40, Du 14 6
Ma 44, Le 2, Le 5, Mi 10, Gb 26, Ren 3, Ren 9, Bl 20, Bl 22, Bl 32, Bl 35,
Basisrezept Huang Lian Jie Du Tang 咘䖲㾷↦ಯ⠽∸ Desinfizierendes Dekokt mit Coptis Geheime Besonderheiten von der Äußeren Terrasse ৄ⾬㽕 Wang Tao ⥟⛬ 752 Huang Lian (Coptidis, Rz) Huang Qin (Scutellariae, Rx) Huang Bai s. o. Zhi Zi (Gardeniae, Fr)
Leiten Glut (huo) aus allen drei Wärmebereichen aus und lösen Toxisches heraus
Notwendige Modifikation Bai Jiang Cao (Patriniae, Hb)
Lösen toxische Hitze (re) heraus und leiten Feuchtigkeit (shi)aus
Chun Gen Bai Pi (Ailanthi altissimae, Cx)
Kühlen Hitze (re), leiten Feuchtigkeit (shi) aus und adstringieren die Blutung bei rot-weißem Ausfluss
Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria)
Kräftigen den Fk Milz (pi) und trocknen Feuchtigkeit (shi)
Modifikation Bei Juckreiz
Zugabe von: Bai Xian Pi (Dictamni, Cx) Di Fu Zi (Kochiae, Fr) Ku Shen (Sophorae flavescentis, Rx)
6.2 Pruritus, Exantheme, Wunden und Ulzerationen 䰈⮦䰈⮂
129
6.2 Pruritus, Exantheme, Wunden und Ulzerationen 䰈⮦䰈⮂ Genitaler Pruritus ist ein konstanter, häufig starker Juckreiz im Genital- oder Perianalbereich, der manchmal von Schmerzen oder einem brennenden Gefühl begleitet wird. Er geht häufig mit Ausfluss, Exanthemen, Wunden, Ulzerationen oder Parasitenbefall einher. Ausschläge, Wunden und Geschwüre werden gewöhnlich von Ausfluss oder Juckreiz begleitet, sie können aber auch alleine auftreten. Durch Kratzen entstehende Mikroabschürfungen und Lazerationen können Sekundärinfektionen zur Folge haben. Die Möglichkeit einer sexuellen Übertragbarkeit ist zu bedenken und zu verhindern. Parasitäre Infektionen wie Filzläuse oder Scabies werden in der Regel durch äußere Waschungen behandelt (›Kap. 6.3). Ausfluss, Pruritus, Exantheme, Wunden und Ulzerationen können Symptome folgender Erkrankungen und Infestationen sein: Bartholin-Zysten, Behçet-Krankheit, Candidiasis, Chlamydia trachomatis, Condylomata acuminata oder lata (Genitalwarzen), Ekzem, Gardnerella vaginalis, Gonorrhö, Herpes-simplex-Virus Typ 2, Leukoderm, Lichen planus, Lichen sclerosus et atrophicus (atrophische Leukoplakie), Molluscum contagiosum, Neoplasmen, syphilitische Erosionen, Phthirus pubis (Filzläuse), Sarcoptes scabei (Scabies), Treponema pallidum (Lues, Syphilis), Trichomonas vaginalis (Trichomoniasis), Vitiligo und Vulvitis; viele dieser Erkrankungen sind sexuell übertragbar. Krankheitsmechanismus Die Ätiologie von Pruritus, Wunden und Geschwüren ähnelt weitestgehend der von vaginalem Ausfluss (›Kap. 6.1). Zwei oder mehr dieser Symptome treten im Allgemeinen gleichzeitig auf, und sie müssen sowohl hinsichtlich Diagnose als auch bei der Auswahl der Behandlungsprinzipien gemeinsam betrachtet werden. Die Krankheitsbilder, Behandlungsstrategien und Rezepturen des vorhergehenden Kapitels können bei entsprechenden Modifikationen eingesetzt werden. Bei fehlendem Ausfluss sollte die Menge der Feuchtigkeit (shi) beseitigenden Arzneimittel reduziert werden; sind Glut (huo) und die Entzündung stärker ausgeprägt, so ist die Menge der Glut (huo) ausleitenden und Toxisches herauslösenden Arzneimittel zu erhöhen, eventuell auch die Menge der Yin nährenden Mittel. Vier bei Ausfluss, Pruritus, Ausschlägen, Wunden und Ulzerationen häufig anzutreffende Krankheitsbilder sind: Feuchtigkeit-Hitze (shire) in der Leber-Leitbahn (gan jing), energetische Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) mit Feuchtigkeit (shi), energetische Schwäche (xu) des Yin der Fk Leber und Niere (gan shen) sowie toxische Glut (huo) und Feuchtigkeit-Hitze (shire). Zwei Krankheitsbilder, die in Kapitel 6.1 nicht beschrieben sind, sind Juckreiz, Exanthem oder Läsionen aufgrund energetischer Schwäche (xu) und Trockenheit (zao) des Xue und Verfestigungen von Kälte (han).
Feuchtigkeit-Hitze (shire) in der Leber-Leitbahn (gan jing) Hauptsymptome Juckreiz im Genitalbereich, manchmal mit Schmerzen, häufig mit schaumigem, gelbem oder eitrigem, übel riechendem vaginalem Ausfluss. Reizbarkeit, Schlafstörungen, ein bitterer, öliger Geschmack, Druckgefühle in der Brust, Appetitlosigkeit, vorangegangen eventuell schlechte Hygiene oder feuchte Lebensbedingungen. Der Zungenbelag ist gelb und klebrig, die Pulse sind saitenförmig (xian) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip len des Juckreizes
Kühlen von Hitze (re), Ausleiten von Feuchtigkeit (shi), Abtöten von Parasiten, Stil-
Empfohlene Akupunkturpunkte Bl 35
Le 2, Le 5, Le 8, Gb 34, Ren 9, Di 4, Gb 26, Ren 3, Bl 18, Bl 22, Bl 32,
6
130
6 Vaginaler Ausfluss, Pruritus und Ulzerationen im Genitalbereich
Basisrezept Zhi Dai Fang ℶᏺᮍ Ausfluss stoppende Rezeptur Generationen von Gaben: Frei zugängliche Rezepturen Ϫ㸹᭟DŽϡ䇶ᮍ Zhu Ling (Polyporus) Fu Ling (Poria) Ze Xie (Alismatis, Rz) Che Qian Zi (Plantaginis, Sm)
Fördern die Miktion, leiten Feuchtigkeit (shi) aus
Yin Chen Hao (Artemisiae scopariae, Hb) Huang Bai s. o. Zhi Zi (Gardeniae, Fr) Mu Dan Pi (Moutan, Cx)
Kühlen toxische Hitze (re), leiten Feuchtigkeit (shi) aus
Niu Xi (Cyatulae, Rx)
Leitet die Arzneimittel nach unten
Notwendige Modifikation Cang Zhu (Atractylodis, Rz) Shan Yao (Dioscoreae, Rz)
Trocknen Feuchtigkeit (shi) und stabilisieren den Ausfluss
Ku Shen (Sophorae flavescentis, Rx) Di Fu Zi (Kochiae, Fr)
Töten Parasiten ab, trocknen Feuchtigkeit (shi) und stillen den Juckreiz
Ru Xiang (Olibanum) Mo Yao (Myrrha)
Dynamisieren das Xue und fördern die Heilung
6 Bei einem glühenden, ekzemähnlichen Ausschlag mit juckenden, nässenden Läsionen, Reizbarkeit, Obstipation, spärlichem, gelbem Urin, einem roten Zungenkörper mit dünnem, gelben Belag und saitenförmigen (xian) und beschleunigten (shuo) Pulsen: Behandlungsprinzip
Herauslösen von Feuchtigkeit-Hitze (shire) in der Leber-Leitbahn (gan jing)
Basisrezept Long Dan Xie Gan Tang 啭㚚⋏㙱∸ Gentiana-Dekokt zur Zerstreuung des Fk Leber Gesammelte Kommentare zu medizinischen Rezepturen एᮍ䲚㾷 Wang Ang ∾ᯖ 1682 Long Dan Cao (Gentianae, Rx) Zhi Zi (Gardeniae, Fr) Huang Qin (Scutellariae, Rx)
Leiten Glut (huo) aus, beseitigen Feuchtigkeit (shi)
Chai Hu (Bupleuri, Rx)
Kühlt Hitze (re), besänftigt den Fk Leber (gan)
Mu Tong(Akebiae, caulis) Che Qian Zi (Plantaginis, Sm) Ze Xie (Alismatis, Rz)
Leiten Glut (huo) und Feuchtigkeit (shi) über die Miktion aus
Sheng Di s. o. Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nähren das Yin und das Xue
Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Harmonisiert
6.2 Pruritus, Exantheme, Wunden und Ulzerationen 䰈⮦䰈⮂
131
Notwendige Modifikation Ku Shen (Sophorae flavescentis, Rx) Di Fu Zi (Kochiae, Fr)
Trocknen Feuchtigkeit (shi) und stillen den Juckreiz
Huang Bai s. o. Bi Xie (Dioscoreae hypoglaucae, Rz)
Leiten Feuchtigkeit-Hitze (shire) im unteren Wärmebereich (xiajiao)aus
Energetische Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) mit Feuchtigkeit (shi) Hauptsymptome Juckreiz im Genitalbereich mit dünnflüssigem, weißem Ausfluss. Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, halbflüssige Stühle. Der Zungenkörper ist blass und geschwollen, die Pulse sind schwach (ruo) und schlüpfrig (hua). Behandlungsprinzip
Herauslösen von Feuchtigkeit (shi), Stützen des Fk Milz (pi), Stillen des Juckreizes
Empfohlene Akupunkturpunkte Bl 32, Bl 35
Le 5, Ma 36, Ma 40, Mi 9, Du 20, Ren 3, Ren 9, Gb 26, Pe 6, Bl 20, Bl 22,
Basisrezept Wan Dai Tang ᅠᏺ∸ Ausfluss beendendes Dekokt Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ⾥ Fu Qingzhu ٙ䴦Џ 1827 Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Shan Yao (Dioscoreae, Rz)
Kräftigen den Fk Milz (pi), mindern den Ausfluss
Ren Shen (Ginseng, Rx) Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Suppletieren das Qi, stützen die „Mitte“
Cang Zhu (Atractylodis, Rz)
Trocknet Feuchtigkeit (shi), kräftigt den Fk Milz (pi)
Chai Hu (Bupleuri, Rx)
Besänftigt den Fk Leber (gan), hebt das Yang-Qi empor
Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium)
Besänftigen den Fk Leber (gan), lösen Einstauungen
Che Qian Zi (Plantaginis, Sm)
Fördert die Miktion, beseitigt Feuchtigkeit (shi)
Jie Sui Tan s. o.
Löscht Wind (feng) aus, bezwingt Feuchtigkeit (shi)
Notwendige Modifikation Ku Shen (Sophorae flavescentis, Rx) Di Fu Zi (Kochiae, Fr)
Töten Parasiten ab, trocknen Feuchtigkeit (shi) und stillen den Juckreiz
Ru Xiang (Olibanum) Mo Yao (Myrrha)
Dynamisieren das Xue und fördern die Heilung
6
132
6 Vaginaler Ausfluss, Pruritus und Ulzerationen im Genitalbereich
Weitere in Frage kommende Rezeptur Bi Xie Fen Qing Yin Energetische Schwäche (xu) des Yin der Fk Leber und Niere (gan shen) Hauptsymptome Juckreiz im Genitalbereich mit dünnflüssigem Ausfluss und brennendem Gefühl an Vulva und Vagina. Gerötetes Gesicht, Drehschwindel und Schwindel, Hitzegefühl an Fußsohlen, Handflächen und im Brustbereich, Schlafstörungen, störende Träume, harter Stuhl, gelber Urin. Der Zungenkörper ist rot mit spärlichem Belag, die Pulse sind zart (xi) und leicht beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip des Juckreizes
Nähren des Yin, Absenken von Glut (huo), Trocknen von Feuchtigkeit (shi), Stillen
Empfohlene Akupunkturpunkte Bl 18, Bl 23, Bl 32, Bl 35
Ni 6, Mi 6, Mi 10, Ren 7, Ren 9, Le 2, Le 5, Gb 26, Gb 34, Ren 3, Pe 6,
Basisrezept Zhi Bei Di Huang Wan ⶹᶣഄ咘Ќ Pille mit Anemarrhena, Phellodendron und Rehmannia Krankheitsbild, Agens, Puls und Behandlung ⮛㛝⊏ Qin Jingming ⾺᱃ᯢ 1702
6
Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae) Shan Zhu Yu (Corni, Fr) Shan Yao (Dioscoreae, Rz)
Stützen das Yin der Fk Leber und Niere (gan shen), mehren das Struktivpotential (jing)
Zhi Mu (Anemarrhenae, Rz) Huang Bai s. o. Mu Dan Pi (Moutan, Cx)
Kühlen Glut aufgrund energetischer Schwäche (xuhuo) im Fk Niere (shen)
Fu Ling (Poria) Ze Xie (Alismatis, Rz)
Leiten Glut (huo) über die Miktion aus
Notwendige Modifikation Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx)
Nähren das Xue und stillen den Juckreiz
Ku Shen (Sophorae flavescentis, Rx) Di Fu Zi (Kochiae, Fr)
Töten Parasiten ab, trocknen Feuchtigkeit (shi) und stillen den Juckreiz
Ru Xiang (Olibanum) Mo Yao (Myrrha)
Dynamisieren das Xue und fördern die Heilung
Energetische Schwäche (xu) und Trockenheit (zao) des Xue Hauptsymptome Trockener, roter, juckender, ekzemartiger Ausschlag. Die Haut und der Stuhl sind trocken. Der Zungenkörper ist blass und schmal mit trockenem Belag bzw. wenig Belag. Die Pulse sind schwach (ruo) oder rau (se).
6.2 Pruritus, Exantheme, Wunden und Ulzerationen 䰈⮦䰈⮂ Behandlungsprinzip
133
Nähren des Xue, Stillen des Juckreizes
Empfohlene Akupunkturpunkte Ma 36, Mi 6, Mi 10, Le 3, Le 5, Le 8, Di 4, Bl 15, Bl 17, Bl 18, Bl 20, Bl 32, Bl 35, Di 4, Pe 6 Basisrezept He Xue Zhi Yang Tang 㸔ℶ⮦∸ Das Xue harmonisierendes und Juckreiz stillendes Dekokt Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Sheng Di s. o.
Nähren das Xue und das Yin
He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx)
Nährt das Xue, stillt den Juckreiz
Bai Xian Pi (Dictamni, Cx) Di Fu Zi (Kochiae, Fr) Bai Ji Li (Tribuli, Fr)
Stillen den Juckreiz
Modifikationen Bei Obstipation
Zugabe von: Mai Dong s. o. Xuan Shen (Scrophulariae, Rx) Mang Xiao (Natrii, sulfas)
Bei starkem Juckreiz
Zugabe von: Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Jiang Can (Bombyx batryticatus)
Toxische Glut (huo) und Feuchtigkeit-Hitze (shire) Hauptsymptome Entzündete, erhabene, schmerzhafte, eventuell juckende, rote, geschwollene, sickernde oder eitrige Hautläsionen. Frösteln und Fieber, Reizbarkeit und Obstipation. Der Zungenkörper ist rot mit stark roten Rändern, der Belag ist gelb und trocken. Die Pulse sind angefüllt (shi), beschleunigt (shuo), schlüpfrig (hua) und saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip Ausleiten von Glut (huo), Herauslösen von Toxischem, Ausleiten von Feuchtigkeit (shi), Dynamisieren des Xue, Stillen des Juckreizes Empfohlene Akupunkturpunkte Bl 20, Bl 32, Bl 35
Ma 44, Le 2, Le 5, Mi 10, Gb 26, Ren 3, Ren 9, Di 4, Di 11, Du 14, Bl 18,
Basisrezept Huang Lian Jie Du Tang 咘䖲㾷↦ಯ⠽∸ Desinfizierendes Dekokt mit Coptis Geheime Besonderheiten von der Äußeren Terrasse ৄ⾬㽕 Wang Tao ⥟⛬ 752
6
134
6 Vaginaler Ausfluss, Pruritus und Ulzerationen im Genitalbereich
Huang Lian (Coptidis, Rz) Huang Qin (Scutellariae, Rx) Huang Bai s. o. Zhi Zi (Gardeniae, Fr)
Leiten Glut (huo) aus allen drei Wärmebereichen aus und lösen Toxisches heraus
Notwendige Modifikation Ku Shen (Sophorae flavescentis, Rx) Di Fu Zi (Kochiae, Fr)
Töten Parasiten ab, trocknen Feuchtigkeit (shi) und stillen den Juckreiz
Ru Xiang (Olibanum) Mo Yao (Myrrha)
Dynamisieren das Xue und fördern die Heilung
Modifikation Bei Obstipation
Zugabe von: Da Huang (Rhei, Rz) Mang Xiao (Natrii, sulfas)
Bei hohem Fieber, starken Schmerzen und starker Schwellung:
6
Behandlungsprinzip der Schwellung
Kühlen von toxischer Hitze (re), Dynamisieren des Xue, Ableiten von Eiter, Mindern
Basisrezept Xian Fang Huo Ming Yin ҭᮍ⌏ੑ佂 Lebenstrank nach dem Rezept des Unsterblichen Überarbeitete wirksame Rezepturen für Frauen ᷵⊼ཛҎ㡃ᮍ 16. Jh. Jin Yin Hua (Lonicerae, Fl) Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Kühlen Hitze (re), lösen Toxisches heraus
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chi Shao s. o. Ru Xiang (Olibanum) Mo Yao (Myrrha)
Dynamisieren das Xue, leiten Eiter ab, mindern die Schwellung, stillen Schmerzen
Zhe Bei Mu (Fritillariae thunbergii, Bb) Bai Zhi (Angelicae dahuricae, Rx) Fang Feng (Ledebouriellae, Rx) Zao Jiao Ci (Gleditsiae, spina) Tian Hua Fen (Trichosanthis, Rx)
Vertreiben Schleim (tan), leiten Eiter ab, mindern die Schwellung
Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium)
Reguliert das Qi, trocknet Feuchtigkeit (shi)
Modifikationen Bei Obstipation
Zugabe von: Da Huang (Rhei, Rz) Mang Xiao (Natrii, sulfas)
Bei Juckreiz
Zugabe von: Bai Xian Pi (Dictamni, Cx) Ku Shen (Sophorae flavescentis, Rx)
6.2 Pruritus, Exantheme, Wunden und Ulzerationen 䰈⮦䰈⮂
135
Weitere in Frage kommende Rezeptur Long Dan Xie Gan Tang Verfestigung von Kälte (han) Hauptsymptome Harte, relativ flache, persistierende Läsionen, die nicht entzündet oder besonders schmerzhaft sind, oder chronische Ulzerationen, die jucken oder bluten und ein purulentes Exsudat absondern. Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Palpitationen, Reizbarkeit. Der Zungenkörper ist blass mit blassgelbem, klebrigen Belag, die Pulse sind zart (xi), weich (ruan) und schwach (ruo). Behandlungsprinzip
Mehren des Qi, Nähren des Xue, Vertreiben von Toxischem
Empfohlene Akupunkturpunkte Mi 10, Le 5, Moxibustion an Ma 36, Ma 40, Ni 3, Mi 9, Ren 3, Bl 18, Bl 20, Bl 32, Bl 35, Du 4. Moxibustion kann eingesetzt werden. Basisrezept Tuo Li Xiao Du San ᠬ䞠⍜↦ᬷ Das Innere befreiendes und Toxisches herauslösendes Pulver Rechtmäßiges Handbuch der äußeren Medizin ⾥ℷᅫ Chen Shigong 䰜ᅲࡳ 1617 Huang Qi (Scutellariae, Rx) Ren Shen (Ginseng, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria) Zhi Gan Cao s. o.
Suppletieren das Qi und unterstützen das geradläufige Qi (zhengqi) beim Vertreiben von Schrägläufigkeiten (xie)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz)
Nähren und harmonisieren das Xue
Jin Yin Hua (Lonicerae, Fl)
Vertreibt Toxisches
Zao Jiao Ci (Gleditsiae, spina) Bai Zhi (Angelicae dahuricae, Rx) Jie Geng (Platycodi, Rx)
Vertreiben Schleim-Kälte (tanhan), leiten Eiter aus, mindern die Schwellung
Notwendige Modifikation Ru Xiang (Olibanum)Mo Yao (Myrrha)
Dynamisieren das Xue und fördern die Heilung
Modifikationen Bei Obstipation
Zugabe von: Da Huang (Rhei, Rz) Mang Xiao (Natrii, sulfas)
Bei Juckreiz
Zugabe von: Bai Xian Pi (Dictamni, Cx) Ku Shen (Sophorae flavescentis, Rx)
Wenn Kälte (han) das Yang geschädigt und das Xue verfestigt hat:
6
136
6 Vaginaler Ausfluss, Pruritus und Ulzerationen im Genitalbereich
Behandlungsprinzip Erwärmen der Leitbahnen, Zerstreuen von Kälte (han), Umwandeln von Schleim (tan), Dynamisieren des Xue Empfohlene Akupunkturpunkte Mi 10, Le 5, Moxibustion an Ma 36, Ma 40, Mi 9, Ni 3, Ren 3, Bl 18, Bl 20, Bl 32, Bl 35, Du 4. Moxibustion kann eingesetzt werden. Basisrezept Yang He Tang 䰇∸ Dekokt zur aktiven Harmonisierung Vollständige Sammlung zu Krankheitsbildern und Behandlungen in der äußeren Medizin ⾥ܼ⫳䲚 Wang Weide ⥟㓈ᖋ 1740 Shu Di s. o. Lu Jiao Jiao (Colla cornu cervi) Rou Gui (Cinnamomi cassiae, Cx) Pao Jiang (Zingiberis, Rz praeparatum)
Nähren und erwärmen den Fk Niere (shen), zerstreuen Kälte (han)
Bai Jie Zi (Brassica alba) Ma Huang (Ephedrae, Hb)
Fördern den Fluss des Yang-Qi, zerstreuen verfestigte Kälte (han), vertreiben Schleim (tan)
Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Vertreibt Toxisches, harmonisiert
Notwendige Modifikation
6
Ru Xiang (Olibanum) Mo Yao (Myrrha) Jiang Can (Bombyx batryticatus) Zhe Bei Mu (Fritillariae thunbergii, Bb) Di Long (Lumbricus) Bai Zhi (Angelicae dahuricae, Rx)
Beseitigen Stasen, Machen die Leitbahnen durchgängig, wandeln Knötchen um und fördern die Heilung
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nähren das Xue und bringen Fleisch hervor
6.3 Äußere Arzneimittelanwendungen ⫼ᮍ Äußere Anwendungen können die Form von Waschungen, Duschen und Pessaren haben, und pulverisierte Arzneimittel können sogar direkt auf den Gebärmutterhals aufgetragen werden. In Kombination mit innerlich verabreichten Arzneimitteln sind sie bei der Behandlung der Hauptsymptome (Entzündung und Juckreiz) bei Ausfluss, Pruritus, Ausschlägen, Wunden, Ulzerationen oder Parasitenbefall äußerst nützlich. Bei all diesen Störungen können äußere Anwendungen eine wirksame unterstützende Therapie zu Akupunktur und Arzneimittelverordnungen darstellen, die auf die einzelnen Symptomkonfigurationen abgestimmt sind. Waschungen wirken meistens beruhigend und sind nicht so scharf wie Seife, die Entzündungen der Haut verstärken kann. Abgesehen von ihrem Einsatz zur lokalen Anwendung bieten Pessare eine alternative Verabreichungsform für Arzneimittel, die normalerweise innerlich eingenommen werden, denn die Bestandteile werden per vaginam oder per rectum leicht über die Schleimhaut absorbiert. Dabei ist nicht nur die Absorptionsrate höher als bei der oralen Verabreichung, sondern durch Pessare wird auch eine mögliche Schädigung der Fk Milz und Magen (pi wei) durch kalte, bittere Arzneimittel vermieden. Daher sind sie eine wirkungsvolle Alternative für enterale Rezepturen.
6.3 Äußere Arzneimittelanwendungen ⫼ᮍ
137
Traditionell gab es zahlreiche Methoden äußerer Anwendungen:
r E inschmieren und Einreiben: tu cha ⍖ᨑ r E insprühen und Bespritzen: pen lin ⎟ r E inweichen: xi ⋫ r A usspülen oder Gurgeln: shu ┅ r F euchter Umschlag: fu ᭋ r P flaster: tie 䌈 r H eißer, trockener Umschlag: yun ❼ r D ampf- oder Rauchbad: xun ❣ r T rockenes Pusten: chui r I nsufflation oder Schnupfen: xiu ங r P essar oder Zäpfchen: shuan ᷧ oder zuo ത Einige dieser Methoden werden heutzutage nicht mehr eingesetzt, und nicht jede Methode ist für jede Störung geeignet. Bei gynäkologischen Krankheitsbildern werden zumeist das Einschmieren und Einreiben, das Einsprühen und Bespritzen, das Einweichen sowie Pessare verwendet. Traditionell wurden Pessare hergestellt, indem man das Dekokt zu einer Paste reduzierte, diese mit Bienenwachs oder Sesamöl vermischte und das Ganze durch Abkühlen fest werden ließ. Eine andere Methode bestand darin, die Paste mit dem neutralen Verdickungsmittel Stärke zu vermischen und sie für das Einführen in die Vagina in einen Schlauch aus Seide zu platzieren. Pessare sind bei vaginalem Ausfluss sinnvoll, und heutzutage können sie sehr leicht hergestellt werden, indem man einen Tampon mit dem Arzneimitteldekokt tränkt und den Tampon etwa stündlich wechselt. Äußerlich angewendete Rezepturen wirken eher kühlend als stützend, und im Allgemeinen erfüllen sie folgende Behandlungsprinzipien: r K ühlen von Hitze (re) und Herauslösen von Toxischem r D ynamisieren des Xue und Umwandeln von Stasen r T rocknen von Feuchtigkeit (shi) und Abtöten von Parasiten r V ertreiben von Wind (feng) und dadurch Stillen von Juckreiz Neben den Arzneimitteln, die direkt unter die Kategorie der „Äußeren Anwendung“ fallen, gibt es viele weitere Mittel, die für die äußere Anwendung bei gynäkologischen Erkrankungen nützlich sind. Folgende Arzneimittel kommen dabei in Frage: Zum Kühlen von Hitze (re) und Ausleiten von Feuchtigkeit (shi): Ku Shen, Long Dan Cao, Mang Xiao, Zhen Zhu, Bing Pian, Peng Sha Zum Herauslösen von toxischer Hitze (re) und Trocknen von Feuchtigkeit (shi): Bai Hua She She Cao, Bai Xian Pi, Huang Bai, Huang Lian, Liu Huang, Ming Fan, Ku Fan, Er Cha, Shan Ci Gu, Qing Fen, Tu Fu Ling Zum Vertreiben von Wind (feng) oder Wind-Feuchtigkeit (fengshi): Bai Zhi, Fang Feng, Jing Jie, Ma Qian Zi, She Chuang Zi, Wei Ling Xian, Zhang Nao Zum Vertreiben von Parasiten und Trocknen von Feuchtigkeit (shi): Bai Bu, Chuan Jiao, Chun Gen Bai Pi, Guan Zhong, He Shi, Ku Lian Gen Pi, Wu Yi, Xiong Huang Zum Dynamisieren des Xue und Umwandeln von Stasen: Dang Gui Wei, Mo Yao, Ru Xiang
Waschungen Für die Zubereitung einer äußeren Waschung werden die Arzneimittel in 1–2 Liter Wasser abgekocht, anschließend mit kaltem Wasser verdünnt und in eine große flache Schüssel gegossen. Diese sollte für ein Dampfbad geeignet sein bzw. die Patientin sollte 15 Minuten lang darin sitzen und die Arzneimittel einwirken lassen können, oder das Dekokt sollte aus dieser Schüssel auf die betroffene Stelle geschmiert und gerieben werden können. Rezepturen, die durch Einschmieren oder Einreiben angewendet werden, haben eine
6
138
6 Vaginaler Ausfluss, Pruritus und Ulzerationen im Genitalbereich
Wasser- oder Ölbasis. Die Häufigkeit der Anwendungen schwankt zwischen ein- bis dreimal täglich, und eine Behandlungseinheit kann 5 bis 10 Tage dauern. Die Gesamtdosis für die 5 bis 10 Tage kann auf einmal abgekocht und anschließend auf Tagesdosen aufgeteilt werden. Rezepturen für die äußere Anwendung müssen selbstverständlich für die Patientin angemessen ausgewählt werden, und bei Wunden sollte die örtliche Anwendung von reizenden Arzneimitteln wie Chuan Jiao vermieden werden.
6.3.1 Rezepturen zum Einsatz bei Ausfluss und Juckreiz im Genitalbereich
6
Zum Stillen von Juckreiz, Trocknen von Feuchtigkeit und Vertreiben von Wind (feng): Ta Yang Tang ภ⮦∸ Juckreiz beruhigendes Dekokt) He Shi (30 g), Ku Shen, Wei Ling Xian, Dang Gui Wei, She Chuang Zi, Lang Du (15 g). Die Zugabe von Zhu Dan Zhi (Gallensaft des Schweines) kurz vor der Anwendung erhöht die Wirksamkeit. Die Arzneimittel werden zusammen abgekocht, und die Waschung wird als Bad oder zum Einweichen eingesetzt. Diese Rezeptur ist bei äußeren Genitalgeschwüren oder Wunden kontraindiziert. Zum Trocknen von Feuchtigkeit (shi), Abtöten von Parasiten und Stillen von Juckreiz: She Chuang Zi San 㲛ᑞᄤᬷ (Cnidium-Pulver) She Chuang Zi, Chuan Jiao, Ming Fan, Ku Shen, Bai Bu (10–15 g). Die Arzneimittel werden zusammen abgekocht, und die Waschung wird als Dampfbad und zum Einweichen eingesetzt (in noch warmem Zustand als Dampfbad und anschließend zum Einweichen). Bei Geschwüren oder offenen Stellen an der Haut ist Chuan Jiao wegzulassen. Zum Vertreiben von Wind (feng), Ausleiten von Feuchtigkeit (shi), Abtöten von Parasiten und Stillen von Juckreiz: Zhen Zhu San ⦡⦴ᬷ (Pulver mit Margarita concha) Zhen Zhu, Qing Dai, Xiong Huang (3 g), Huang Bai (9 g), Er Cha (6 g), Bing Pian (0,03 g). Alle Ingredienzen zu einem feinen Pulver zerreiben, daraus eine Paste herstellen und anschließend zum Einschmieren oder Einreiben verwenden. Die Paste lässt sich auch bei Wunden oder Geschwüren anwenden. Zum Kühlen von Hitze (re), Trocknen von Feuchtigkeit (shi), Herauslösen von Toxischem und Stillen von Juckreiz: QING DAI SAN 䴦咯ᬷ (Indigo-Pulver) Qing Dai, Huang Bai (12 g), Shi Gao, Hua Shi (25 g). Zum Einsatz bei Ekzem der äußeren Geschlechtsorgane. Es kann verdünnt und eingerieben oder aufgeschmiert werden, und ist auch geeignet bei Haut mit offenen Stellen oder Geschwüren.
6.3.2 Rezepturen zum Einsatz bei bestimmten Krankheitsbildern Waschungen oder lokal angewendete pulverisierte Arzneimittel können auch bei der Behandlung von Genitalwarzen (Condylomata), Portioerosion und Zervixdysplasie (CIN) hilfreich sein. Im Folgenden werden einige Vorschläge aufgelistet.
Genitalwarzen Cang Zhu (30 g), Tu Fu Ling (30 g), Ku Shen (30 g), Di Fu Zi (30 g), Huang Bai (20 g), Wu Bei Zi (30 g), Chuan Jiao (15 g), Tu Jing Pi (30 g), Fang Feng (20 g). Die Arzneimittel werden zu einer Waschung zum Einweichen oder zum Einschmieren abgekocht.
6.3 Äußere Arzneimittelanwendungen ⫼ᮍ
139
Portioerosion She Chuang Zi (30 g), Xue Jie (30 g), Wu Bei Zi (30 g), Qing Dai (10 g), Chi Shi Zhe (20 g), Ru Xiang (10 g), Mo Yao (10 g) und Xiong Huang (10 g) werden zu einem feinen Pulver zerrieben, durch Dämpfen sterilisiert und anschließend lokal mit Hilfe eines Speculums alle 3 bis 5 Tage aufgetragen.
Zervixdysplasie Huang Bai (20 g), Bai Hua She She Cao (50 g), Ku Shen (30 g), Ban Bian Lian (20 g), She Chuang Zi (20 g), Chuan Jiao (15 g) und Ai Ye (15 g) werden zu einer Waschung für die lokale Anwendung abgekocht. Das Dekokt kann mit Hilfe einer Spritze (ohne Nadel) in die Zervix gespritzt werden, wie sie bei der Verabreichung von Medikamenten an Kleinkinder und Tiere benutzt wird. Alternativ kann ein Tampon nach Tränken im Dekokt als Pessar eingesetzt werden.
6.3.3 Pessare Nachfolgend finden sich zwei Rezepturen, die für die Behandlung von Candidiasis und Trichomonas-Infektionen entwickelt wurden. Für beide sind Vaginitis, Ausfluss und Pruritus charakteristisch. Die Behandlung ist wirkungsvoller, wenn gleichzeitig innerlich behandelt wird. Bei Vaginitis, die mit Candida und Trichomonas einhergeht: (䳝㦠ᗻⓈ㰿ᗻ䰈䘧♢): Mei Di Jing Shuan 䳝Ⓢޔᷧ Nachrichten zu chinesischen Arzneimitteln Ё㤝㥃䗮䆃 1976, Nr. 6 Xiong Huang 9,4 g, Qing Dai 6,3 g, Mang Xiao 4,7 g, Peng Sha (Borax) 12,5 g, She Chang Zi 12,5 g, Huo Tan Mu Cao 25 g, Zhang Nao (Kampfer) 1,6 g, Bing Pian 1,3 g, Glyzerin 150 g, gelatinisiertes Glyzerin 250 g. Die Ingredienzen gut miteinander vermischen und Zäpfchen formen (etwa 100 Stück). Jeden Abend jeweils ein Zäpfchen einführen. 7 bis 14 Tage ergeben eine Behandlungseinheit. Bei Vaginitis, die mit Trichomonas einhergeht: Mie Di Shuan ♁ Ⓢ ᷧ Hygiene in Hubei ࣫ि⫳ 1976, Nr. 5 䰈䘧Ⓢ㰿 Ku Shen 42 g, Tao Shu Ye 30 g, Liu Shu Ye 30 g, She Chuang Zi 6 g, Guan Zhong 30 g. 300 ml Wasser zugeben, zweimal aufkochen, den Satz herausfiltern und anschließend auf 80 ml reduzieren (für eine Behandlungseinheit ausreichend). Einen Tampon im Dekokt tränken, bis er vollgesogen ist. Abends einsetzen und morgens entfernen. 14 Tage lang wiederholen.
6
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KAPITEL
7
Diverse Störungen
7.1
Obstipation ֓䲒֓⾬ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142
7.2
Hämorrhoiden ⮨⮂. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145
7.3
Prolaps 㜅ൖ. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146
7.4 7.4.1 7.4.2 7.4.3 7.4.4 7.4.5
Perimenopausales Syndrom ᑈᳳ㓐ড়䆕 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Physiologische Veränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Psychologische Veränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hormonelle Situation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Einfluss der Lebensführung auf das perimenopausale Syndrom. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorbeugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7.5
Depression und Ängstlichkeit ᡥ䚕⛺㰥. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160
7.6
Dyspareunie ᗻѸ⮐⮯ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160
7.7
Erkrankungen der Mamma ч㝎⮙ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163
7.8
Verhärtungen und Massen ⰹ⯩⿃㘮 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
7.9 7.9.1 7.9.2
Endometriose ᄤᅿݙ㝰ᓖԡ⮛ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 Westliche Medizin. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 Chinesische Medizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177
149 150 150 151 152 153
7
7.10 Polyzystisches Ovarialsyndrom ಞॉᎶ㓐ড়䆕 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 7.10.1 Westliche Medizin. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 7.10.2 Chinesische Medizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 7.11 Epilepsie ⰿ⮿ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 7.11.1 Epilepsie in der Schwangerschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 7.12 Zervikale intraepitheliale Neoplasie ᅿ乜Ⱐࠡ⮙ব . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182 7.12.1 Cin und das humane Papillomavirus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 7.12.2 Cin und Chinesische Medizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185
142
7 Diverse Störungen
7.1 Obstipation ֓䲒֓⾬ Obwohl Obstipation nicht zu den gynäkologischen Erkrankungen zu rechnen ist, tritt sie häufig in der Schwangerschaft, nach Entbindungen oder in der Menopause auf. Zurückzuführen ist dies darauf, dass in diesen Zeiten Yin, Qi und Xue deplet sind. Obstipation kann auch mit dem Menstruationszyklus im Zusammenhang stehen (›Kap. 5.6). Krankheitsmechanismus Wenn Schwangerschaft, Geburt, Stillen, Ernährung oder Überarbeitung zu einer energetischen Schwäche (xu) des Yin führen, absorbiert der Fk Dickdarm (dachang) mehr Wasser, um die Körperflüssigkeiten zu erhalten, und die Folge ist ein trockener Stuhl. Bei Einstauungen im Fk Leber (gan) ist das Qi nicht in der Lage, den Stuhl zu bewegen, und im Inneren (li) kann Glut (huo) hervorgebracht werden, die die Körperflüssigkeiten austrocknet, was zu einem harten Stuhl führt. Von besonderer Bedeutung ist dies in der prämenstruellen Phase. Ist der Fk Milz (pi) geschwächt, kann das Qi den Stuhl nicht hinausbefördern, als Folge davon werden kein Xue und keine Körperflüssigkeiten mehr hervorgebracht, sie können das Yin und das Xue nicht mehr ergänzen, und dies führt zu einer energetischen Schwäche (xu) von Qi und Xue. Eine unausgewogene Ernährung bzw. ein Verlust oder Verbrauch von Xue können Trockenheit (zao) des Xue zur Folge haben.
Energetische Schwäche (xu) des Yin Hauptsymptome Trockener Stuhl, trockene Haut, Schlafstörungen, gerötete Wangen. Der Zungenkörper ist rot mit wenig oder sich ablösendem Belag, der Puls ist zart (xi). Behandlungsprinzip 7
Nähren des Yin, Befeuchten der Fk Dick- und Dünndarm (chang)
Empfohlene Akupunkturpunkte
Lu 7, Ni 6, Ma 25, Mi 6, Le 3 oder Bl 18, Bl 20, Bl 23, Bl 25
Basisrezept Zeng Ye Tang ⎆∸ Dekokt zur Vermehrung der Yin-Säfte Systematische Differenzierung von Wärmeerkrankungen ⏽⮙ᴵ䕼 Wu Jutong ਈ䵴䗮 1798 Sheng Di Huang (Rehmanniae, Rx) Xuan Shen (Scrophulariae Rx) Mai Men Dong (Ophiopogonis, Rx)
Nähren das Yin der Fk Magen, Lunge und Niere (wei fei shen), befeuchten den Stuhl
Modifikationen Bei starker Obstipation mit Ansammlungen von Hitze (re)
Zugabe von: Da Huang (Rhei, Rz) Mang Xiao (Mirabilitum)
Bei energetischer Schwäche (xu) des Fk Niere (shen)
Zugabe von: Rou Cong Rong (Cistanchis, Hb)
7.1 Obstipation ֓䲒֓⾬
143
Einstauungen im Fk Leber (gan) Hauptsymptome Obstipation oder abwechselnd harte und weiche Stühle, aufgeblähtes Abdomen, Reizbarkeit. Der Zungenkörper ist blassrot und weist eventuell rote Ränder auf, der Puls ist saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip
Beruhigen des Fk Leber (gan), Auflösen von Einstauungen
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Ma 25, Mi 6, Bl 18, Bl 20, Bl 23, Bl 25
Basisrezept Xiao Yao San 䗡䘹ᬷ Pulver der heiteren Ungebundenheit Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh. n.u.Z. Chai Hu (Bupleuri, Rx) Bo He (Menthae, Hb)
Beruhigen den Fk Leber (gan), lösen Einstauungen auf
Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nähren das Xue, erweichen den Fk Leber (gan)
Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria)
Harmonisieren die „Mitte“, stützen den Fk Milz (pi)
Modifikation Bei hartnäckiger Obstipation aufgrund Ansammlungen von Hitze (re)
Zugabe von: Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Zhi Shi (Aurantii, Fr immaturus) Da Huang (Rhei, Rz) 7
Energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue Hauptsymptome Schwierige oder unregelmäßige Defäkation, der Stuhl ist jedoch nicht hart. Blasses Gesicht, zarte Stimme, Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit, Schwäche in den Gliedern. Der Zungenkörper ist blass, der Puls ist schwach (ruo) oder weich (ruan). Behandlungsprinzip
Suppletieren des Qi, Nähren des Xue
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 36, Mi 6, Ma 25, Bl 17, Bl 18, Bl 20, Bl 25
Basisrezept Ba Zhen Tang ܿ⦡∸ Dekokt der acht Juwelen Geordnete Besonderheiten zur Korrektur des Körpers ℷԧ㉏㽕 Xue Ji 㭯Ꮕ 1529
144
7 Diverse Störungen
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae)
Nähren das Xue
Ren Shen (Ginseng, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria) Zhi Gan Cao s. o.
Stützen das Qi, stützen den Fk Milz (pi)
Notwendige Modifikation He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx) Mai Dong s. o.
Zum Nähren des Xue und Befeuchten der Fk Dick- und Dünndarm (chang)
Zhi Shi (Aurantii, Fr immaturus)
Zum Regulieren und Absenken des Qi
Trockenheit (zao) des Xue Hauptsymptome Obstipation, trockener Stuhl. Blasser, stumpfer Teint, Abmagerung, verfestigte Muskeln, trockene Haut und Nägel. Der Zungenkörper ist blass mit wenig Belag, die Pulse sind weich (ruan), rau (se) oder hohl (kou). Behandlungsprinzip
Nähren des Xue, Befeuchten der Fk Dick- und Dünndarm (chang)
Empfohlene Akupunkturpunkte 7
Ni 6, Ma 36, Le 8, Mi 6, Bl 17, Bl 18, Bl 20, Bl 23, Bl 25
Basisrezept Si Wu Tang ಯ⠽∸ Dekokt der vier Bestandteile Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 1078–85 Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz)
Nähren das Xue und das Yin, befeuchten die Fk Dick- und Dünndarm (chang)
Modifikation Bei hartnäckiger Obstipation
Zugabe von: Rou Cong Rong (Cistanchis, Hb) Mai Dong s. o. Tao Ren (Persicae, Sm) Zhi Shi (Aurantii, Fr immaturus)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r R un Chang Wan (Die Eingeweide befeuchtende Pille) r W u Ren Wan (Pille der Fünf Samen)
7.2 Hämorrhoiden ⮨⮂
145
7.2 Hämorrhoiden ⮨⮂ Hämorrhoiden sind im Allgemeinen die Folge einer Überbeanspruchung bei Obstipation oder schwieriger Defäkation aufgrund einer schwachen Konstitution. Obwohl sie korrekterweise der äußeren Medizin zuzurechnen sind, gibt es zwei Gründe, diese Störung im Rahmen der Gynäkologie abzuhandeln. Zum einen liegt die Inzidenz bei Frauen höher, und zum anderen suchen viele Frauen bevorzugt einen Gynäkologen auf. Hämorrhoiden können während der Schwangerschaft, nach Entbindungen (vor allem wenn gestillt wird) und auch in der Menopause auftreten. Sie können in innere und äußere Hämorrhoiden unterteilt werden, und es ist unerlässlich, die zugrundeliegende Obstipation zu behandeln, wenn sie noch eine Rolle spielt. Krankheitsmechanismus Bei Obstipation und einem trockenen Stuhl ist mehr Kraft notwendig, um den Stuhl auszuscheiden. Ist der Fk Milz (pi) energetisch geschwächt, kann er das Xue nicht mehr dominieren, das Qi nicht mehr emporheben und Gewebe und Organe nicht mehr an der jeweils vorgesehenen Stelle halten. Der erhöhte Kraftaufwand schwächt vor dem Hintergrund einer energetischen Schwäche (xu) des Qi des Fk Milz (pi) die Strukturen, so dass Blutgefäße hervortreten und sogar über den Anus prolabieren können.
Energetische Schwäche (xu) des Qi des Fk Milz (pi) Hauptsymptome Schwierige oder unregelmäßige Defäkation, ohne dass der Stuhl hart ist. Blasses Gesicht, leise Stimme, Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit, schwache Extremitäten. Der Zungenkörper ist blass, und der Puls ist schwach (ruo) oder weich (ruan). Behandlungsprinzip
Kräftigen des Fk Milz (pi), Emporheben des Qi
Empfohlene Akupunkturpunkte
Du 20, Mi 6, Ma 36, Bl 58, Du 1
Basisrezept Bu Zhong Yi Qi Tang 㸹ЁⲞ⇨∸ Dekokt, das die Energien der Mitte ergänzt und das Qi vermehrt Abhandlung über die Milz- und Magen-Funktionskreise 㜒㚗䆎 Li Gao ᴢᵆ 1249 Huang Qi (Scutellariae, Rx) Ren Shen (Ginseng, Rx)
Mehren das Qi und heben es empor
Sheng Ma (Cimicifugae, Rz) Chai Hu (Bupleuri, Rx)
Heben das Yang-Qi empor
Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Zhi Gan Cao s. o.
Kräftigen den Fk Milz (pi)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nährt das Xue, erweicht den Fk Leber (gan)
Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium)
Reguliert das Qi
7
146
7 Diverse Störungen
Notwendige Modifikation Wu Wei Zi (Schisandrae, Fr) Wu Mei (Mume, Fr)
Adstringieren und Schrumpfen die Hämorrhoiden
Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Di Yu (Sanguisorbae, Rx)
Kühlen das Xue und stillen die Blutung
Modifikationen Bei Qi-Blockaden
Zugabe von: Chai Hu (Bupleuri, Rx), Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Bei Xue-Stasen
Zugabe von: Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Tao Ren (Persicae, Sm)
Bei toxischer Hitze (re) und hartem Stuhl
Zugabe von: Da Huang (Rhei, Rz)
Bei starker Blutung
Zugabe von: San Qi (Notoginseng, Rx)
Anmerkung: Neben Akupunkturpunkten, mit denen sich das zugrundeliegende Krankheitsbild behandeln lässt, sind bei Hämorrhoiden Bl 57 (chengshan), Bl 58 (feiyang), Du 20 (baihui) und der lokale Punkt Du 1 (changqiang) wirksame Punkte.
7.3 Prolaps 㜅ൖ 7
Ein Prolaps beschreibt das Absinken eines Organs aus seiner normalen Position aufgrund einer Unfähigkeit des geschwächten Halteapparates (d. h. Muskeln, Bänder und Bindegewebe), der Schwerkraft Widerstand zu leisten. Im Rahmen der Gynäkologie kommen mehrere Prolapsarten vor, die alle häufig Folgen von schwierigen Entbindungen sind: Uterusprolaps, Prolaps der Vaginalwand, Urethrozele, Zystozele, Rektozele und Enterozele. Ein Uterusprolaps kann in drei Grade unterteilt werden: Grad I (leicht), Grad II (bis zum Introitus reichend) und Grad III (bis hinter den Introitus ragend, teilweise mehrere Zentimeter), auch totaler Vorfall genannt. Ein Prolaps der Vaginalwand kann die vordere oder hintere Wand betreffen; diese kann sich senken, bis hinter den Introitus ragen und Unbehagen verursachen. Wenn das untere Drittel der vorderen Wand prolabiert, kann es die Harnröhre beeinträchtigen; aus diesem Grund spricht man hier von einer Urethrozele (Harnröhrenprolaps). Bei einem Prolaps der oberen zwei Drittel ist die Blase betroffen, so dass es zu einer Zystozele kommt. Prolabiert die hintere Wand, so wird das Rektum mit betroffen, das zusammen mit der Vaginalwand nach innen prolabiert, und es kommt zu einer Rektozele. Diese Ausstülpung der vorderen Rektumwand in den Vaginalraum ist von einem Rektumprolaps zu unterscheiden, bei dem die rektale Schleimhaut aus dem Anus ragt. Bei einem Prolaps mit Beteiligung des Douglas-Raums können Darm- oder Omentumanteile in den Bruchsack eintreten; dies wird als eine Enterozele bezeichnet (›Anhang Abb. 7). Ein Prolaps verstärkt sich häufig nach der Menopause. In der westlichen Medizin werden bei leichtem Uterusprolaps Pessare verwendet, in schwereren Fällen sind operative Maßnahmen möglich. Die Verlagerung des prolabierten Organs kann Unbehagen, Harninkontinenz und Stressinkontinenz bei Niesen, Husten, Springen oder ähnlichen Aktivitäten verursachen, aber auch zu Dysurie, Stuhlinkontinenz und Schwierigkeiten bei der Defäkation führen.
7.3 Prolaps 㜅ൖ
147
Krankheitsmechanismus Der Fk Milz (pi) ist dafür zuständig, das Qi emporzuheben und die Organe an der jeweils vorgesehenen Stelle zu halten. Schwere Entbindungen, langes Stehen oder das Heben schwerer Lasten können das Qi erschöpfen und zu einem Krankheitsbild mit Absinken des Qi des Fk Milz (pi) führen. Das Yang des Fk Niere (shen) stützt das Yang des Fk Milz (pi), und das Qi des Fk Milz (pi) stützt das nachgeburtliche Qi des Fk Niere (shen). Körperliche Überlastung und chronischer Husten können das Qi des Fk Niere (shen) schädigen und häufige Miktion oder Inkontinenz und Prolaps wie bei energetischer Schwäche (xu) und Absinken des Qi des Fk Niere (shen) zur Folge haben.
Absinken des Qi des Fk Milz (pi) Hauptsymptome Gefühl eines innerlichen Kollapses mit ziehendem, sinkenden Gefühl und Verschlechterung durch körperliche Betätigung wie langes Stehen, Treppensteigen oder Heben von Lasten. Zudem können Stressinkontinenz, Schwierigkeiten bei der Defäkation oder halbflüssige Stühle bestehen. Der Zungenkörper ist blass und geschwollen, und die Pulse sind erschöpft (xu) und schwach (ruo). Behandlungsprinzip
Stützen des Fk Milz (pi), Anheben des abgesunkenen Yang
Empfohlene Akupunkturpunkte
Mi 6, Ma 36, Ren 3, Ren 4, Ti Tuo, Moxibustion an Du 20
Basisrezept Bu Zhong Yi Qi Tang 㸹ЁⲞ⇨∸ Dekokt, das die Energien der Mitte ergänzt und das Qi vermehrt Abhandlung über die Milz- und Magen-Funktionskreise 㜒㚗䆎 Li Gao ᴢᵆ 1249 Huang Qi (Scutellariae, Rx) Ren Shen (Ginseng, Rx)
Mehren das Qi und heben es empor
Sheng Ma (Cimicifugae, Rz) Chai Hu (Bupleuri, Rx)
Heben das Yang-Qi empor
Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Zhi Gan Cao s. o.
Kräftigen den Fk Milz (pi)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nährt das Xue, erweicht den Fk Leber (gan)
Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium)
Reguliert das Qi
Notwendige Modifikation Tu Si Zi (Cuscutae, Sm) Xu Duan (Dipsaci, Rx) Shan Yao (Dioscoreae, Rz)
Stärken den Fk Niere (shen)
Jin Ying Zi (Rosae laevigatae, Fr)
Adstringieren den Prolaps
Modifikation Bei trockenem, stückeligem Stuhl
Zugabe von: Xuan Shen (Scrophulariae, Rx) Mai Dong s. o. Nu Zhen Zi (Ligustri lucidi, Fr)
7
148
7 Diverse Störungen
Energetische Schwäche (xu) und Absinken des Qi des Fk Niere (shen) Hauptsymptome Gefühl eines innerlichen Kollapses mit ziehendem, sinkenden Gefühl und Verschlechterung durch körperliche Betätigung wie langes Stehen, Treppensteigen, Heben von Lasten oder Husten. Zudem können Stressinkontinenz, Schwierigkeiten bei der Defäkation oder halbflüssige Stühle bestehen. Schmerzen im Rücken, häufige Miktion, Nykturie, Drehschwindel, Ohrensausen. Der Zungenkörper ist blassrot, die Pulse sind untergetaucht (chen), zart (xi) und schwach (ruo). Behandlungsprinzip
Stützen des Fk Niere (shen), Konsolidieren des Abgesunkenen
Empfohlene Akupunkturpunkte Du 20, Du 4
Mi 6, Ma 36, Ni 3, Ni 7, Ren 3, Ren 4, Ti Tuo, Bl 23, Moxibustion an
Basisrezept You Gui Wan েᔦЌ Die nach rechts gehende Pille Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624
7
Zhi Fu Zi s. o.
Erwärmt das „ministerielle Feuer“ (mingmen zhi huo), stützt den Fk Niere (shen)
Du Zhong (Eucommiae, Cx) Tu Si Zi (Cuscutae, Sm) Rou Gui (Cinnamomi cassiae, Cx)
Erwärmen und stützen das Yang des Fk Niere (shen)
Lu Jiao Jiao (Colla cornu cervi)
Erwärmt das Qi des Fk Niere (shen), nährt das Struktivpotential (jing), stabilisiert die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai)
Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Shan Zhu Yu (Corni, Fr) Gou Qi Zi (Lycii, Fr)
Nähren das Struktivpotential (jing)
Shan Yao (Dioscoreae, Rz)
Stützt den Fk Milz (pi), stabilisiert das Qi
Notwendige Modifikation Huang Qi (Scutellariae, Rx)
Suppletieren das Qi und heben das Abgesunkene empor
Ren Shen (Ginseng, Rx) Lu Jiao Jiao (Colla cornu cervi)
Ergänzen das Ursprungs-Qi (yuanqi)
Jin Ying Zi (Rosae laevigatae, Fr)
Adstringieren und konsolidieren das Abgesunkene
Anmerkung: Der Extrapunkt Ex-CA (tituo, ᦤᢪ), 4 cun lateral von Ren 4 (guanyuan), ist bei Prolaps besonders wirkungsvoll (›Anhang Abb. 8).
7.4 Perimenopausales Syndrom ᑈᳳ㓐ড়䆕
149
7.4 Perimenopausales Syndrom ᑈᳳ㓐ড়䆕 Im ersten Kapitel des Inneren Klassikers des Gelben Fürsten (ݙ㒣㋴䯂: Ϟসⳳ䆎㆛ϔ) heißt es: ‘ϝϗˈ 㚒⇨ᑇഛˈ ᬙⳳ⠭⫳㗠䭓ᵕDŽಯϗˈㄟ偼മˈথ䭓ᵕˈ䑿ԧⲯໂDŽѨϗˈ䰇ᯢ㛝 㹄ˈ䴶ྟ⛺ˈথྟ෩DŽ݁ϗˈϝ䰇㛝㹄ѢϞˈ䴶ⱚ⛺ˈথྟⱑDŽϗϗˈӏ㛝㰮, ކ㛝㹄 ᇥˈⱌチˈഄ䘧ϡ䗮ˈᬙᔶണ㗠᮴ᄤг.’ Das bedeutet: „Mit 3 x 7 (Jahren) entfaltet sich das Qi des Fk Niere (shen) ausgeglichen, deshalb treten die Weisheitszähne hervor; mit 4 x 7 (Jahren) haben sich die Muskeln und Knochen gefestigt, das Haarwachstum erreicht seinen Höhepunkt, der Körper erscheint füllig und kraftvoll; mit 5 x 7 (Jahren) verfällt die Energiefülle der Leitbahnen Überstrahlung des Yang (yangming), das Gesicht beginnt zu welken, die Haare beginnen auszufallen; mit 6 x 7 (Jahren) ist die Energiefülle aller drei Yang-Leitbahnen im oberen Teil (des Körpers) verfallen, das Gesicht ist verwelkt, die Haare beginnen zu ergrauen; mit 7 x 7 (Jahren) ist die Aufnehmende Leitbahn (renmai) energetisch geschwächt, die Breite Trossstraße (chongmai) ist vermindert, das „Himmelswasser“ (tiangui) versiegt, die irdischen Wege sind nicht mehr durchgängig, darum verfällt die Gestalt, und die (Fähigkeit) Kinder zu haben ist dahin.“ Die Menopause entspricht dem Aussetzen der Menstruation und damit dem Ende der gebärfähigen Jahre. Das Durchschnittsalter bei der Menopause beträgt 50 bis 52 Jahre, wobei die Spanne von 45 bis 57 Jahren als innerhalb der Norm liegend angesehen wird. In seltenen Fällen kann sie bereits im Alter von 35 Jahren oder erst im Alter von 65 Jahren einsetzen. Eine bilateralen Eierstockentfernung führt zu einer verfrüht einsetzenden Menopause, und auch bestimmte Arzneien können eine künstliche Menopause hervorrufen (›Kap. 7.9). Die Perimenopause bzw. das Klimakterium umfasst die etwa 5 Jahre vor der Menopause, in denen die Hormone absinken (›Anhang Abb. 6). Man spricht auch von der Prämenopause; es können anovulatorische Zyklen und unregelmäßige Menstruation bestehen. Die Perimenopause umfasst zudem die 2 bis 10 Jahre, die auf das Aussetzen der Menstruation folgen und in denen viele Frauen unter vasomotorischen Störungen und anderen Symptomen leiden, die auf den Mangel an Hormonen zurückzuführen sind. Dieser Zeitraum wird auch als die Postmenopause bezeichnet. Mit dem Begriff perimenopausales Syndrom werden die menstruellen Unregelmäßigkeiten der Prämenopause und die unangenehmen Symptome, die sowohl in der Prä- als auch in der Postmenopause auftreten können, zusammengefasst; dies sind in erster Linie Hitzewallungen, Schweiße im Schlaf, Ängstlichkeit, Vergesslichkeit und Depression. Menstruelle Unregelmäßigkeiten werden in ›Kap. 4 abgehandelt. Einige Veränderungen wie beispielsweise Atrophie der Mamma und der Genitalien, Verringerung des Vaginalschleims und Rückgang des Hauttonus werden als normal angesehen, während Probleme wie Prolaps und Stressinkontinenz störend sein können und behandelt werden sollten (›Kap. 7.3). Man schätzt, dass etwa 70% der Frauen Schwierigkeiten mit Hitzewallungen oder anderen Symptomen wie vaginaler Trockenheit haben, und dass etwa 40% unter Vergesslichkeit oder Depression, Ängstlichkeit, Palpitationen etc. leiden. Etwa 20% der Frauen empfinden die Symptome als so stark, dass sie medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Aus Sicht der chinesischen Medizin stehen viele dieser Symptome mit dem Schwinden des Qi des Fk Niere (shen) und des Struktivpotentials (jing) im Zusammenhang; es darf jedoch nicht vergessen werden, dass Disharmonien der Fk Herz (xin), Fk Milz (pi) und Fk Leber (gan) auch Teil des Gesamtgefüges sind. Obwohl viele Frauen noch mit Anfang Fünfzig menstruieren, leiden immer mehr Frauen bereits mit Mitte Dreißig unter Subfertilität infolge von anovulatorischen Zyklen und niedrigen Progesteronspiegeln. Umgekehrt können einige Frauen, deren Menstruation ausgesetzt hat, weiterhin ovulieren, so dass manchmal ein „Menopausenkind“ geboren wird. Sowohl Hypo- als auch Hyperthyreose stehen mit einer nach der zu erwartenden Zeit der Menopause noch anhaltenden Menstruation im Zusammenhang.
7
150
7 Diverse Störungen
7.4.1 Physiologische Veränderungen Vasomotorische Störungen Hitzewallungen und Schweiße im Schlaf gelten als die Hauptsymptome, die Frauen während der Menopause belasten und häufig beträchtliches Leid und Verlegenheit hervorrufen. Hitzewallungen sind auf eine reduzierte Empfänglichkeit der Ovarialfollikel gegenüber dem follikelstimulierenden Hormon (FSH) zurückzuführen, was niedrigere Östrogen- und Inhibinspiegel und eine Erhöhung des Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH), von FSH und des luteinisierenden Hormons (LH) zur Folge hat. Dysfunktionale Uterusblutung Obwohl Hitzewallungen in der Liste der perimenopausalen Symptome zumeist an erster Stelle stehen, findet sich in der klinischen Praxis bei einem größeren Teil der Frauen eine dysfunktionale Uterusblutung (DUB), die Anämie, Eisenmangel und extreme Abgeschlagenheit nach sich ziehen kann. Die in der Prämenopause auftretenden menstruellen Unregelmäßigkeiten umfassen unregelmäßige Zyklen, starke oder verlängerte Blutung, Blutung außerhalb des Zyklus sowie Überfluten und Sickern (Benglou) (›Kap. 3.3, ›Kap. 4.3, ›Kap. 4.4, ›Kap. 4.5 und ›Kap. 4.6). Atrophie von östrogenabhängigem Gewebe Zu weiteren Veränderungen gehören die Atrophie von östrogenabhängigem Gewebe wie Mamma und Genitalien, Ausdünnung und Austrocknung von Haut und Behaarung, Verringerung des vaginalen Sekrets sowie der Rückgang von Elastin und Kollagen mit der Folge eines Rückgangs des Haut- und Muskeltonus, zunehmender Faltenbildung und auch einer zunehmender Tendenz zu Stressinkontinenz und Prolaps (›Kap. 7.3).
7
Osteoporose Die Knochendichte wird sowohl von Östrogen beeinflusst, das den Knochenabbau verlangsamt, als auch von Progesteron, das, zusammen mit dem menschlichen Wachstumshormon (human growth hormone, hGH), zu einer angemessenen Knochenbildung beiträgt. Wenn diese Hormone zurückgehen, wird Osteoporose für einige Frauen zu einem wesentlichen Problem. Das Osteoporoserisiko erhöhende Faktoren sind Nulliparität, familiäre Osteoporoseneigung und eine schlanke oder kleine Statur. Kardiologische Folgen Durch die Menopause steigt das Risiko für ischämische Herzerkrankung an; teilweise beruht dies auf dem Rückgang des natürlichen Progesterons (›Kap. 1.4).
7.4.2 Psychologische Veränderungen Ängstlichkeit, Schlafstörungen, Vergesslichkeit und Depression Neben den körperlichen Veränderungen leiden viele Frauen unter Schlafstörungen, Labilität, Ängstlichkeit, Depression oder periodischer Reizbarkeit. Depression und Ängstlichkeit können die Folge von langanhaltender körperlicher und geistiger Belastung verbunden mit dem Rückgang von Hormonen sein, oder sie können durch diese verstärkt werden, sie können aber auch Ergebnis des „Leeres-Nest-Syndroms“ („empty nest syndrome“) sein. Zu diesen Symptomen gibt es in der chinesischen Medizin weitreichende Erkenntnisse, und sie lassen sich gut behandeln (›Kap. 7.5). Während emotionale Probleme teilweise als ein Mythos der Vergangenheit abgetan werden und versucht wird, alles durch endokrine Veränderungen zu erklären, ziehen es mit chinesischer Medizin behandelnde Therapeuten vor, Depression und Ängstlichkeit nicht rein über das biochemische Umfeld zu erklären. In den meisten westlich-gynäkologischen Texten wird akzeptiert, dass klinische Depression in der Menopause nicht durch den hormonellen Status verursacht wird und dass soziale Faktoren eine größere Rolle spielen (Berek 2002; Oats & Abraham 2005; O’Connor & Kovacs 2003).
7.4 Perimenopausales Syndrom ᑈᳳ㓐ড়䆕
151
Es könnte sinnvoller sein, die Wirkung von Emotionen auf die Biochemie zu betrachten, um in dem gleichen biochemischen/endokrinen Umfeld stattfindende Veränderungen zu erklären, und es wird heutzutage akzeptiert, dass Stress und Emotionen die Funktionen der Hypophyse und der Nebennieren beeinträchtigen. Eine der Stärken der Theorien der chinesischen Medizin ist das Verständnis dafür, wie Emotionen unsere Gesundheit beeinflussen, und umgekehrt, wie Funktionsstörungen der Funktionskreise bestimmten emotionalen Neigungen zugrunde liegen können. Interessanterweise hat man herausgefunden, dass sowohl Adipositas (Funktionsstörung der Funktionskreise) als auch Stress (emotionale Ursache) eine Rolle bei der Störung der Hypothalamus-Hypophysen-Eierstock-Achse spielen.
7.4.3 Hormonelle Situation In der heutigen Medizin werden menopausale Symptome durch den Rückgang oder durch Schwankungen von Hormonen erklärt, wobei das Hauptaugenmerk auf die gesunkene Östrogenproduktion aufgrund einer FSH-Resistenz der Ovarialfollikel gelegt wird, was zu niedrigen Östrogen- und Inhibinspiegeln führt. Eine negative Rückkopplung hat erhöhte Konzentrationen von GnRH, FSH und LH zur Folge, die Hitzewallungen hervorrufen sollen. In der westlichen Medizin werden menopausale Symptome durch das Anheben der Hormonspiegel per Hormonersatztherapie (HRT) behandelt. Eine Therapie mit unopponiertem Östrogen hat jedoch negative Auswirkungen, und manche Therapeuten haben Vorbehalte gegenüber den synthetischen Progestinen bei HRT, denn ihre chemische Struktur entspricht nicht der von natürlichem Progesteron, und ihre physiologischen Wirkungen unterscheiden sich erheblich (›Kap. 1.3). Östrogen Im ersten Jahr der Menopause finden starke hormonelle Schwankungen statt, im Allgemeinen wird jedoch mit zunehmendem Rückgang der Ovarialfunktion Estron das dominante Östrogen, und nicht Estradiol. Zu dieser Zeit wird Estron vor allem in peripherem Fett durch die Aromatisation von Androstenedion synthetisiert, einem Derivativ von DHEA. Obwohl bekannt ist, dass Östrogen im Fettgewebe synthetisiert werden kann und übergewichtige Frauen daher mehr produzieren als schlanke Frauen (Berek 2002; Oats & Abraham 2005; O’Connor & Kovacs 2003), zeigen klinische Beobachtungen keine signifikanten Unterschiede zwischen dicken und schlanken Frauen hinsichtlich der Inzidenz oder der Schwere von Hitzewallungen. Auf der anderen Seite kann eine erhöhte Anzahl von Fettzellen das sexualhormonbindende Globulin hemmen und dadurch zu einem Anstieg der frei zirkulierenden Androgene führen; dies könnte die postmenopausale Entwicklung unerwünschter Gesichtsbehaarung bei manchen adipösen Frauen erklären. Auf den ersten Blick scheint dies die Behauptung zu widerlegen, dass adipöse Frauen mehr Östrogen als schlankere Frauen produzieren, es ist jedoch wahrscheinlich, dass zwar mehr Östrogen produziert wird, die Konzentration jedoch immer noch zu niedrig ist. Bei adipösen Frauen geht man von einer energetischen Schwäche (xu) des Yang aus, so dass die Manifestation von Yang-Zeichen merkwürdig erscheint. Wenn jedoch Yang-Symptome überwiegen, ist die energetische Schwäche (xu) des Yin stärker als die energetische Schwäche (k) des Yang. Progesteron Obwohl die heutige Medizin davon ausgeht, dass der Rückgang der Östrogenproduktion die wichtigste endokrine Veränderung darstellt, so befürworten nicht alle im Bereich der Frauengesundheit arbeitenden Therapeuten die Theorie, dass der Östrogenmangel alleine für die Symptome verantwortlich ist, die mit dem Aussetzen der Menstruation im Zusammenhang stehen. Unstrittig ist, dass bei einer reduzierten Empfänglichkeit der Eierstöcke gegenüber FSH und einer dadurch bedingten ungünstigen Entwicklung der Follikel kein Graaf-Follikel, keine Ovulation und kein Corpus luteum für die Produktion von Progesteron existieren. Inhibin und Estradiol werden von den Follikeln und sowohl Estradiol als auch Progesteron vom Corpus luteum abgesondert. Der Rückgang aller drei Hormone spielt daher eine Rolle.
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152
7 Diverse Störungen
Es konnte gezeigt werden, dass natürliches Progesteron Frauen vor koronarer Herzerkrankung, Osteoporose und Krebs (›Kap. 1.4) schützt, und die HRT-Therapie enthält inzwischen synthetische Progestine, weil anerkannt ist, dass unopponiertes Östrogen Blutungen verursachen kann und zudem ein Krebsrisiko darstellt. Die heutige Medizin bestätigt, dass Progesteron wirksam bei der Behandlung von DUB ist; hinsichtlich der thermogenen Wirkung entspricht dies in der chinesischen Medizin dem Einsatz von Moxibustion und Yang stützenden Mitteln wie Xu Duan, die zur Behandlung von Blutungen aufgrund energetischer Schwäche (xu) des Yang eingesetzt werden. In den fortpflanzungsfähigen Jahren reguliert Progesteron die Östrogenrezeptoren und schützt so vor überschüssigem Östrogen, das Mammatumore fördern und Endometriumhyperplasie hervorrufen kann. Zwar ist eine einfache Hyperplasie kein Grund zur Besorgnis, allerdings entwickeln sich 40% der atypischen Fälle zu einem Adenokarzinom weiter. Lee (1999) hat aufgezeigt, dass nicht nur der niedrigere Hormonspiegel signifikant ist, sondern auch das relative Gleichgewicht zwischen den Hormonen, und er sprach die Frage einer Östrogendominanz an. Der Progesteronspiegel kann Jahre vor dem Aussetzen der Menstruation zu sinken beginnen. Angesichts ihrer Rolle in der Thermogenese und beim Fettstoffwechsel können niedrigere Progesteronspiegel auf zwei Arten zu erhöhten Östrogenspiegeln beitragen: durch die Steigerung von Körperfett und durch eine mangelnde Regulierung der Östrogenrezeptoren. Die gegenseitige Beziehung zwischen Östrogen und Progesteron spiegelt in gewissem Maß die Sicht der chinesischen Medizin des relativen Gleichgewichts von Yin und Yang sowie ihrer gegenseitigen Hervorbringung und auch gegenseitigen Bändigung wider.
7.4.4 Der Einfluss der Lebensführung auf das perimenopausale Syndrom
7
Die Menopause ist ein natürlicher Abschnitt im Leben der Frau. Tatsächlich bedeutet das Ausbleiben von Menstruationsblutungen und Schwangerschaften, dass die Gesundheit weniger belastet wird. Es handelt sich nicht um eine Krankheit, und nicht alle Frauen leiden während der Menopause unter unangenehmen Symptomen. Bis in das vergangene Jahrhundert wurden, abgesehen von übermäßiger Menstruation, kaum Symptome beschrieben. Eine mögliche Ursache dafür könnte sein, dass diese Symptome nicht häufig auftraten. Ein anderer Faktor, den man berücksichtigen sollte, ist die kürzere Lebenserwartung der Frauen, denn viele Frauen starben bei Geburten oder relativ früh, nachdem sie ein Leben lang Kinder geboren hatten. Eine weitere Möglichkeit ist die Tatsache, dass heutzutage viel für Medikamente zur Behandlung eines der Hauptsymptome, Hitzewallungen, geworben wird und sie leicht erhältlich sind, so dass sich ein beträchtlicher Anteil der unter Hitzewallungen und anderen Symptomen leidenden Frauen behandeln lässt. Auch in China haben in den vergangenen Jahrzehnten die Berichte über menopausale Symptome und deren Behandlung zugenommen. Dies mag auf ein erhöhtes Bewusstsein und weniger auf die gestiegene Zahl von Frauen, die unter deutlichen Symptomen leiden, zurückzuführen sein; diese Annahme berücksichtigt jedoch die globalen Veränderungen hinsichtlich Ernährung und Lebensführung nicht, die inzwischen auch China erreicht haben. Im Trend zum Übergewicht ist eine gute Parallele zu erkennen. In Ländern, die hochprozessierte, veredelte Nahrungsmittel bzw. „Fastfood“, die Zucker, Salz und andere Zusätze enthalten, nur langsam annahmen, hat Fettleibigkeit kein Problem dargestellt, ebenso wenig wie für den Westen bis vor einigen Jahrzehnten. Früher wurde immer wieder auf China als Beispiel für das gesunde Körpergewicht hingewiesen. Inzwischen gibt es jedoch sogar in China die Möglichkeit, sich mit „Junkfood“ zu ernähren, und Fettleibigkeit ist auf dem Vormarsch. Infolge von Wohlstand und der Ein-Kind-Politik leben viele Chinesen nicht mehr dem traditionellen Lebensstil entsprechend, statt mit dem Fahrrad fahren sie mit dem Auto, und statt Pfannengerührtem, Nudeln und Früchten nehmen sie Softdrinks, „Ölstangen“ (⊍ᴵ), Kekse und Süßigkeiten zu sich. Zu den Veränderungen bei Ernährung und Lebensführung kommt die Umweltverschmutzung der modernen Welt hinzu, die nicht nur die Luft- und Wasserverschmutzung umfasst. Zu den schädlichen Veränderungen gehören der Mineralentzug von Böden, auf denen Gemüse und Getreide bei nicht optimalem Nährstoffgehalt angebaut werden (typisch sind niedrige Zink- und Magnesiumwerte), künstliche Reifungsmethoden
7.4 Perimenopausales Syndrom ᑈᳳ㓐ড়䆕
153
und eine längere Lagerung, wodurch Nahrungsmittel außerhalb der Saison weit entfernt von ihrem Anbauort verzehrt werden, sowie intensive Landwirtschaftsmethoden, durch die an gesättigten Fetten reiches Fleisch mit Hilfe von unnatürlichem Futter, Antibiotika und Hormonen produziert wird. Zusätzlich zu diesen die Ernährung betreffenden Veränderungen ist unsere Gesellschaft zunehmend auf eine übertriebene Hygiene bedacht. So enthalten viele täglich verwendete Reinigungsprodukte antiseptische und antibakterielle Stoffe, und sogar Kosmetika und Shampoos werden Chemikalien zugesetzt, ohne die wir glücklicher wären. Wir können nur spekulieren, welchen Einfluss diese auf unser Leben haben und in welchem Umfang sie zu den zahlreichen Erkrankungen der modernen Welt beitragen, die vor einem halben Jahrhundert entweder unbekannt oder selten waren. Sie können auch durchaus zu einer höheren Inzidenz oder stärkeren Ausprägung des Phänomens beitragen, dass heutzutage als das perimenopausale Syndrom bekannt ist.
7.4.5 Vorbeugung Es gibt einige Hinweise darauf, dass asiatische Frauen weniger unter ausgeprägten perimenopausalen Symptomen leiden. Verbreitete Theorien gehen davon aus, dass in der asiatischen Ernährung Sojabohnen eine bedeutende Quelle von Phytoöstrogenen darstellen. Allerdings stellen Sojaprodukte, obwohl sie mit der asiatischen Küche in Zusammenhang gebracht werden, keinen bedeutenden Teil der Ernährung dar. Die Ursache mag darin liegen, dass es weniger Berichte gibt oder dass psychosoziale Faktoren eine Rolle spielen. In der asiatischen Gesellschaft werden die Auswirkungen des „Leeres-Nest-Syndroms“ einerseits durch das erweiterte Familiensystem gemindert, andererseits durch die Tatsache, dass in der Gesellschaft dem Alter und der Reife ein respektvoller Platz zuteil wird und die Position nicht, wie dies manchmal im Westen der Fall ist, innerhalb der sozialen Struktur abgewertet wird. Die Autorin ist weiterhin der Überzeugung, dass die asiatische Gepflogenheit, nach Entbindungen einen Monat „im Wochenbett zu liegen“, ein Faktor ist, der deutlich zur Vorbeugung oder Minimierung von Gesundheitsproblemen im späteren Leben beiträgt; diese umfassen auch einige Symptome des perimenopausalen Syndroms. Nach der Geburt eines Kindes kommt der frischgebackenen Mutter eine besondere Fürsorge zuteil: Kälte und Durchzug wird vermieden, und sie erhält traditionelle, nahrhafte Speisen, die das während der Schwangerschaft verloren gegangene Yin und Xue wieder ergänzen und gleichzeitig die ausreichende Produktion von Muttermilch sicherstellen sollen (›Kap. 11.3). „Eine Unze Vorbeugung ist einen Pfund Heilung wert“, oder, wie die Chinesen sagen: 乘䰆㚰Ѣ⊏⭫. Sie sagen auch ϞᎹϡ⊏Ꮖ⮙ˈ⊏⮙, was sich wie folgt übersetzen lässt: „Ein guter Arzt behandelt keine Erkrankungen, die bereits zutage getreten sind, sondern er behandelt Erkrankungen, die noch nicht zutage getreten sind.“ Krankheitsmechanismus Das Yin, das Yang, das Qi und das Struktivpotential (jing) des Fk Niere (shen) lassen nach, wenn die Frau auf das mittlere Lebensalter zugeht, und die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) werden nicht mehr genährt, so dass sie instabil werden. Wenn die Frau auf das 49. Lebensjahr zugeht, werden das Yin und das Yang des Fk Niere (shen) durch einen natürlichen Verbrauch gemindert, zudem aber auch durch Schwangerschaften, Entbindungen, Stillen, Arbeit, Führung eines Haushalts und Großziehen von Kindern, denn all dies verbraucht Qi, Yin, Yang, Struktivpotential (jing) und Xue des Fk Niere (shen), was zu Krankheitsbildern mit energetischer Schwäche (xu) führt. Bereits bestehende Einstauungen von Qi oder Xue können die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) weiter destabilisieren. Bei einer energetischen Schwäche (xu) des Yin des Fk Niere (shen) kann das Yin das Yang nicht halten, und wenn eine energetische Schwäche (xu) des Yang des Fk Niere (shen) vorliegt, kann das Yang kein Yin des Fk Niere (shen) mehr hervorbringen. Das „ministerielle Feuer“ (mingmen zhi huo) schlägt empor und verursacht eine Rötung des Gesichtes und Hitzegefühle im oberen Körperbereich. Wenn das Wasser des Fk Niere (shen) den Fk Herz (xin) nicht kühlen kann, kann eine Disharmonie der Fk Herz und Niere (xin shen) mit Glut aufgrund energetischer Schwäche des Fk Herz (xinxu huo) entstehen, und
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154
7 Diverse Störungen
es kann zu Schlafstörungen und Ängstlichkeit, aber auch zu Schwitzen kommen, denn der Schweiß ist der Saft des Fk Herz (xin). Da sowohl das Yin als auch das Yang aufgrund einer allgemeinen energetischen Schwäche (xu) des Fk Niere (shen) abnehmen, sind sie häufig schwach und instabil, und die Folge ist eine Disharmonie von Yin und Yang mit schwankenden Yin- und Yang-Symptomen. Nimmt das vorgeburtliche Qi ab, so wird das nachgeburtliche Qi aufgezehrt, das Xue hat keine Grundlage mehr, und es kommt zu einer energetischen Schwäche (xu) von Qi und Xue, was sich durch Schweißausbrüche, Muskelschwäche, Prolaps, Blähungen, Schlafstörungen und Verwirrung manifestiert. Wenn bereits Einstauungen im Fk Leber (gan) bestehen, werden diese durch die mangelnde Versorgung mit Wasser des Fk Niere (shen) verstärkt, Glut (huo) wird hervorgebracht, sie schlägt empor und führt zu Rötung und Hitzegefühl im Gesicht, und sie stört den Fk Herz (xin) und hat dadurch Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen und störende Träume zur Folge. Bei Einstauungen des Qi des Fk Leber (gan) können Xue-Stasen entstehen, die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) werden blockiert, und dadurch steigt das Qi gegenläufig empor und strömt in das Gesicht.
Energetische Schwäche (xu) des Yin des Fk Niere (shen) Hauptsymptome Hitzewallungen, Schweiße im Schlaf, gerötete Wangen, Hitzegefühl an Fußsohlen, Handflächen und im Brustbereich, Schlafstörungen, Vergesslichkeit, trockene Haut, trockener Stuhl. Der Zungenkörper ist rot mit einem spärlichen oder sich ablösenden Belag, und die Pulse sind zart (xi) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip nisieren des Qi
7
Ergänzen des Yin und des Yang des Fk Niere (shen), Kühlen von Hitze (re), Harmo-
Empfohlene Akupunkturpunkte Du 4
Lu 7, Ni 6, Mi 4, Pe 6, Le 3, Ni 3, Di 11, Bl 15, Bl 17, Bl 18, Bl 20, Bl 23,
Basisrezept Zuo Gui Wan ᎺᔦЌ Die nach links gehende Pille Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624 Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae) Shan Zhu Yu (Corni, Fr) Shan Yao (Dioscoreae, Rz)
Stützen das Yin der Fk Leber und Niere (gan shen), mehren das Struktivpotential (jing)
Gou Qi Zi (Lycii, Fr) Gui Ban Jiao (Testudinis plastri colla (Guibanjiao))
Nähren das Yin und das Xue, verankern das Yang
Tu Si Zi (Cuscutae, Sm) Lu Jiao Jiao (Colla cornu cervi)
Erwärmen und nähren die Fk Leber und Niere (gan shen), regulieren die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai)
Chuan Niu Xi (Cyathulae officinalis, Rx)
Dynamisiert das Xue und senkt es ab
7.4 Perimenopausales Syndrom ᑈᳳ㓐ড়䆕
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Notwendige Modifikation Chai Hu (Bupleuri, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Kühlen Hitze (re), nähren das Yin und regulieren das Qi
Fu Ling (Poria) Ze Xie (Alismatis, Rz)
Leiten Glut (huo) über die Miktion aus
Mu Li (Ostreae, concha) Ye Jiao Teng s. o.
Beruhigen und nähren den Fk Herz (xin)
Weitere in Frage kommende Rezeptur Zhi Bai Di Huang Wan Energetische Schwäche (xu) des Yang des Fk Niere (shen) Hauptsymptome Hitzewallungen, Schweiße im Schlaf, Abgeschlagenheit, Apathie, blasser Teint, halbflüssiger Stuhl, kalte Extremitäten, Schmerzen im Rücken und in den Knien, Nykturie. Der Zungenkörper ist blass mit dünnem, weißem, feuchten Belag, die Pulse sind untergetaucht (chen) und verlangsamt (chi). Behandlungsprinzip Erwärmen des Yang des Fk Niere (shen), Ergänzen des Yin, Ausleiten von Glut (huo), Beruhigen der konstellierenden Kraft (shen) Empfohlene Akupunkturpunkte Moxibustion ist empfehlenswert.
Ni 7, Ni 3, Ni 6, Mi 6, Ma 36, Di 11, Bl 15, Bl 17, Bl 18, Bl 20, Bl 23, Du 4.
Basisrezept Er Xian Tang Ѡҭ∸ Dekokt der zwei Unsterblichen Hochschule für TCM Shanghai: Rezepturlehre ᮍࠖᄺ Xian Mao (Curculiginis, Rz) Yin Yang Huo (Epimedii, Hb) Ba Ji Tian (Morindae, Rx)
Erwärmen das Yang des Fk Niere (shen), ergänzen das Struktivpotential (jing)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nährt das Yin und das Xue, reguliert die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai)
Huang Bai s. o. Zhi Mu (Anemarrhenae, Rz)
Leiten Glut (huo) des Fk Niere (shen) aus, bewahren das Yin
Notwendige Modifikation Chai Hu (Bupleuri, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Kühlen Hitze (re), nähren das Yin und regulieren das Qi
Fu Ling (Poria) Ze Xie (Alismatis, Rz)
Leiten Glut (huo) über die Miktion aus
Mu Li (Ostreae, concha) Ye Jiao Teng s. o.
Beruhigen und nähren den Fk Herz (xin)
7
156
7 Diverse Störungen
Weitere in Frage kommende Rezeptur You Gui Yin Disharmonie der Fk Herz und Niere (xin shen) Hauptsymptome Palpitationen, Ängstlichkeit, Hitzewallungen, Schweiße im Schlaf, Schlafstörungen, störende Träume, Vergesslichkeit, trockene Haut, trockener Stuhl. Der Zungenkörper ist leicht rot mit einer stärker geröteten Spitze und spärlichen oder sich ablösenden Belag. Die Pulse sind zart (xi) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip den Kraft (shen)
Nähren des Yin und des Xue, Stützen des Fk Herz (xin), Beruhigen der konstellieren-
Empfohlene Akupunkturpunkte
H 6, Ni 7, EX-HN 3, Pe 6, Bl 15, Bl 17, Bl 18, Bl 20, Bl 23, Du 4
Basisrezept Tian Wang Bu Xin Dan ⥟㸹ᖗЍ Pille des Himmelskönigs zur Stützung des Fk Herz Geheime Untersuchungen zur Gesundheitserhaltung ᨘ⫳⾬ࠪ Hong Jiuyou ⋾б᳝ 1638
7
Sheng Di Huang (Rehmanniae, Rx) Xuan Shen (Scrophulariae, Rx) Mai Men Dong (Ophiopogonis, Rx) Tian Men Dong (Asparagi, Rx)
Nähren das Yin der Fk Herz und Niere (xin shen), kühlen Hitze (re)
Ren Shen (Ginseng, Rx) Fu Ling (Poria)
Suppletieren das Qi des Fk Herz (xin), beruhigen die konstellierende Kraft (shen)
Wu Wei Zi (Schisandrae, Fr) Suan Zao Ren (Ziziphi spinosae, Sm)
Adstringieren die Schweiße, beruhigen die konstellierende Kraft (shen)
Bai Zi Ren (Platycladi, Sm) Yuan Zhi (Polygalae, Rx) Zhu Sha (Cinnabaris)
Beruhigen die konstellierende Kraft (shen)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Dan Shen (Salviae miltiorrhizae, Rx)
Mehren das Xue, beruhigen die konstellierende Kraft (shen)
Jie Geng (Platycodi, Rx)
Leitet die Arzneimittel nach oben
Notwendige Modifikation Mu Li (Ostreae, concha) Ye Jiao Teng s. o.
Beruhigen und nähren den Fk Herz (xin)
7.4 Perimenopausales Syndrom ᑈᳳ㓐ড়䆕
157
Disharmonie von Yin und Yang Hauptsymptome Leichte Hitzewallungen, Schlafstörungen, Abgeschlagenheit, Schmerzen, Unruhe, Schweißausbrüche und Schweiße im Schlaf, Aversion sowohl gegen Wärme als auch gegen Kälte. Der Zungenkörper ist blassrot mit dünnem Belag, der Puls ist schwach (ruo). Behandlungsprinzip Konsolidieren des Qi
Harmonisieren von Yin und Yang, Beruhigen der konstellierenden Kraft (shen),
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Le 8, Mi 6, Ma 36, EX-HN 3, Bl 15, Bl 17, Bl 18, Bl 20, Bl 23, Du 4
Basisrezept Gui Zhi Tang Ḗᵱ∸ Dekokt mit Cinnamomum Abhandlung über schädigende Kälte Ӹᆦ䆎 Östliche Han-Dynastie 25–220 n.u.Z. Gui Zhi s. o. Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Harmonisieren Yin und Yang
Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens) Da Zao (Zizyphi jujubae, Fr) Zhi Gan Cao s. o.
Mehren das Qi
Notwendige Modifikation Suan Zao Ren (Ziziphi spinosae, Sm) Mu Li (Ostreae, concha)
Beruhigen die konstellierenden Kraft (shen) und adstringieren die Schweiße
Weitere in Frage kommende Rezepturen r X iao Chai Hu Tang r X iao Yao San Energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue Hauptsymptome Hitzewallungen, Schlafstörungen, Abgeschlagenheit, Apathie und Verwirrtheit, spontane Schweißausbrüche und Schweiße im Schlaf, Aversion sowohl gegen Wärme als auch gegen Kälte. Der Zungenkörper ist blass und weist Zahneindrücke auf, die Pulse sind untergetaucht (chen) und schwach (ruo). Behandlungsprinzip Ergänzen des Qi, Nähren des Xue, Adstringieren der Schweiße, Beruhigen der konstellierenden Kraft (shen) Empfohlene Akupunkturpunkte Bl 23, Du 4
Ma 36, Mi 6, Ren 12, Ren 6, Ren 4, Le 3, Le 8, Bl 15, Bl 17, Bl 18, Bl 20,
Basisrezept Gui Pi Tang ᔦ㜒∸ In den Fk Milz einfließendes Dekokt Lebensrettende Rezepturen ⌢⫳ᮍ 1253
7
158
7 Diverse Störungen
Ren Shen (Ginseng, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Zhi Gan Cao s. o.
Mehren das Qi, kräftigen den Fk Milz (pi)
Huang Qi (Scutellariae, Rx)
Kräftigt den Fk Milz (pi), adstringiert die Schweiße
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nährt das Yin und das Xue
Fu Shen (Poriae Cocos Pararadicis, Sclerotium) Yuan Zhi (Polygalae, Rx) Long Yan Rou (Arillus euphoriae loganae)
Nähren das Yin und das Xue, beruhigen die konstellierende Kraft (shen)
Suan Zao Ren (Ziziphi spinosae, Sm)
Beruhigt die konstellierende Kraft (shen), adstringiert die Schweiße
Mu Xiang (Saussureae, Rx) Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens) Da Zao (Zizyphi jujubae, Fr)
Regulieren das Qi, harmonisieren den Fk Magen (wei)
Notwendige Modifikation Wu Wei Zi (Schisandrae, Fr) Mu Li (Ostreae, concha)
Beruhigen die konstellierende Kraft (shen) und adstringieren die Schweiße
He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx)
Nähren das Xue und das Struktivpotential (jing)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r B a Zhen Tang r S hi Quan Da Bu Tang 7
Einstauungen im Fk Leber (gan) Hauptsymptome Hitzewallungen, Schlafstörungen, störende Träume, Reizbarkeit, Spannungsgefühl in der Brust, Schweregefühl und Schmerzen des Körpers, Obstipation. Der Zungenkörper ist rot oder purpurrot, die Pulse sind saitenförmig (xian) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip Beruhigen des Fk Leber (gan), Lösen von Einstauungen, Kühlen von Hitze (re), Beruhigen der konstellierenden Kraft (shen) Empfohlene Akupunkturpunkte
3E 5, Gb 41, Le 3, Le 8, Bl 18, Mi 6
Basisrezept Chai Hu Jia Long Gu Mu Li Tang ᷈㚵ࡴ啭偼⠵㲢∸ Blupleurum-Dekokt mit Mastodi fossilium und Ostrea Abhandlung über schädigende Kälte Ӹᆦ䆎 Östliche Han-Dynastie 25–220 n.u.Z.
7.4 Perimenopausales Syndrom ᑈᳳ㓐ড়䆕
159
Chai Hu (Bupleuri, Rx) Huang Qin (Scutellariae, Rx)
Kühlen Hitze (re), beruhigen den Fk Leber (gan)
Long Gu (Draconis, os) Mu Li (Ostreae, concha)
Beruhigen den Fk Leber (gan), verankern das Yang, beruhigen die konstellierende Kraft (shen), adstringieren die Schweiße
Ren Shen (Ginseng, Rx)
Kräftigt den Fk Milz (pi), beruhigt die konstellierende Kraft (shen)
Ban Xia (Pinelliae, Rz) Fu Ling (Poria)
Senken Körpersäfte ab, entspannen die Brust
Gui Zhi s. o.
Fördert den Fluss des Yang-Qi
Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens) Da Zao (Zizyphi jujubae, Fr)
Harmonisiert die „Mitte“
Da Huang (Rhei, Rz)
Kühlt Hitze (re), leitet den Stuhl nach unten
Qian Dan
Weggelassen
Modifikation Bei Xue-Stasen mit vorangegangener schmerzhafter Zugabe von: Yu Jin (Curcumae longae, Tb) Menstruation mit großen, dunklen Klumpen Chuan Niu Xi (Cyathulae officinalis, Rx) Tao Ren (Persicae, Sm)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r G e Xia Zhu Yu Tang r J ia Wei Xiao Yao San r X ue Fu Zhu Yu Tang Die folgenden Arzneimittel eignen sich zur Modifikation der oben genannten Rezepturen: r B ei energetischer Schwäche (xu) des Yang: Rou Gui, Ba Ji Tian, Shan Zhu Yu, Tu Si Zi, Yin Yang Huo, Xian Mao r B ei toxischer Hitze (re): Da Huang r B ei Xue-Stasen: Chuan Niu Xi r Z um Verankern des Yang: Mu Li, Gui Ban, Gou Teng r B ei Schweißen im Schlaf und Schlafstörungen: Mu Li, Suan Zao Ren (Ziziphi spinosae, Sm), Wu Wei Zi r B ei spontanen Schweißausbrüchen und Lethargie: Huang Qi (Scutellariae, Rx), Wu Wei Zi r B ei geistiger Unruhe oder Schlafstörungen: Yu Jin, Ye Jiao Teng r B ei Depression und Ängstlichkeit: He Huan Pi, Yuan Zhi. Bei verkürzten, verlängerten und unregelmäßigen Zyklen ›Kap. 3.1, ›Kap. 3.2 und ›Kap. 3.3; bei starker Blutung, verlängerter Blutung, Blutung außerhalb des Zyklus sowie Überfluten und Sickern (Benglou) ›Kap. 4.3, ›Kap. 4.4, ›Kap. 4.5 und ›Kap. 4.6.
7
160
7 Diverse Störungen
7.5 Depression und Ängstlichkeit ᡥ䚕⛺㰥 Depression und Ängstlichkeit weisen verschiedene Ätiologien auf und sind nicht nur auf Frauen beschränkt. Allerdings fordern die körperlichen und geistigen Belastungen durch Menstruation, Schwangerschaft, Stillzeit, Kindererziehung und Ehe von den Frauen Tribut und beeinträchtigen die energetischen Grundformen. Männer stehen zwar ebenfalls unter körperlicher und geistiger Belastung, die Gesundheit der Frauen wird jedoch nicht nur durch die oben genannten Faktoren verkompliziert, sondern auch durch soziale Faktoren, denen sie aufgrund ungleicher Machtverteilung in Beziehungen, am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft in der Vergangenheit verstärkt ausgesetzt waren. Obwohl sich diese Situation allmählich bessert, erhöhen viele Frauen, die eine Klinik aufsuchen, die Belastung durch ihre Neigung (entweder durch die Natur oder durch ihre Erziehung entwickelt), sich für Familienangelegenheiten verantwortlich zu fühlen, die Verantwortung für die Handlungen anderer Familienmitglieder und Arbeitskollegen zu übernehmen und sich allgemein zu viel Gedanken über die Kinder und deren Erfolg in der Schule, bei der Arbeit und beim Spielen zu machen. Männer gehen mit diesen Dingen meistens anders um und scheinen die Schuld leichter gänzlich der Person zuschreiben zu können, die auch wirklich verantwortlich ist, und sie „brüten“ seltener darüber. „Frauen denken zu viel“ ist eine Kritik, die häufig zu Recht geäußert wird. Neben der emotionalen Labilität, die mit dem Menstruationszyklus einhergeht (›Kap. 5.13), stellen Depression und Ängstlichkeit Störungen dar, die häufig während der Perimenopause auftreten. Nicht alle Fälle können dem „Leeren-Nest-Syndrom“ zugeschrieben werden. Viele sind eine direkte Folge eines Defizits der energetischen Grundformen, das durch die Unbeständigkeit des Lebens verursacht und durch Rückgang und Schwankung der Hormone verstärkt wurde. Emotionale Veränderungen, die bei der Menopause stattfinden, werden gleichzeitig mit anderen perimenopausalen Symptomen behandelt, die im vorherigen Kapitel beschrieben wurden. Depression und Ängstlichkeit in der postpartalen Phase erfordern eine sorgfältige Einschätzung und Behandlung (›Kap. 11.6). 7
7.6 Dyspareunie ᗻѸ⮐⮯ Dyspareunie bzw. schmerzhafter Koitus ist bei jungen Frauen während ihren frühen sexuellen Erfahrungen, bei Frauen, die bezüglich des sexuellen Erlebnisses und seiner moralischen Auslegung unsicher sind, und bei Frauen mit anamnestischem sexuellem Missbrauch nicht selten. Es handelt sich dabei um Vaginismus bzw. Scheidenkrämpfe, die durch Ängstlichkeit und Anspannung ausgelöst werden. Schmerzhafter Koitus kann auch bei Frauen auftreten, die vorher schmerzfreien Geschlechtsverkehr erleben konnten. Ein oberflächliches Unbehagen infolge Schädigung der Haut kann als Folge einer Candida-Infektion, von Ulzerationen oder von vaginaler Trockenheit auftreten, und bei Endometriose oder Entzündungen kann es zu einen tiefen, stechenden Schmerz kommen. Dyspareunie kann auch Zeichen einer strukturellen Fehlbildung wie einer septierten Vagina sein, aber auch auf eine schwache Erregung oder eine grobe Behandlung durch den männlichen Partner hindeuten. Krankheitsmechanismus Unterdrückte Emotionen beeinträchtigen den freien Qi-Fluss des Fk Leber (gan), was zu Einstauungen des Qi des Fk Leber (gan) führt. Eine energetische Schwäche (xu) des Yin der Fk Leber und Niere (gan shen) kann vaginale Trockenheit zur Folge haben. Toxische Glut (huo) kann die Folge von äußeren Schrägläufigkeiten (xie) sein, sie kann auf Hitze (re) beruhen, die im Inneren aufgrund von Stagnationen von Qi oder Xue brodelt, oder sie kann auf Blockaden durch Feuchtigkeit (shi) zurückzuführen
7.6 Dyspareunie ᗻѸ⮐⮯
161
sein. Xue-Stasen können die Konsequenz von Qi-Blockaden sein, oder sie können durch Hitze (re) oder Kälte (han) hervorgerufen sein, die das Xue verfestigen.
Einstauungen des Qi des Fk Leber (gan) Hauptsymptome Tiefer Schmerz, der sich nicht genau lokalisieren lässt. Verkrampftheit, Hemmungen, Reizbarkeit. Es besteht dünner, weißer Zungenbelag, die Pulse sind untergetaucht (chen) und saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip
Beruhigen des Fk Leber (gan), Beseitigen von Einstauungen
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Le 6, Ma 36, Ren 12, Ren 14, Ren 15, Ren 2, Bl 18, Bl 35, Gb 34
Basisrezept Xiao Yao San 䗡䘹ᬷ Pulver der heiteren Ungebundenheit Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh. Chai Hu (Bupleuri, Rx) Bo He (Menthae, Hb)
Beruhigen den Fk Leber (gan), lösen Einstauungen
Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nähren das Xue, erweichen den Fk Leber (gan)
Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria)
Harmonisieren und stützen den Fk Milz (pi)
Notwendige Modifikation Zhi Gan Cao erhöhen s. o.
Löst Krämpfe
Xiang Fu (Cyperi, Rz) Ji Xue Teng (Millettae, caulis et radix) Yu Jin (Curcumae longae, Tb)
Dynamisieren das Xue, regulieren das Qi, stillen Schmerzen und kühlen den Fk Herz (xin)
Energetische Schwäche (xu) des Yin der Fk Leber und Fk Niere (gan shen) Hauptsymptome Vaginale Trockenheit, oberflächliche Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, gerötete Wangen, trockene Haut. Der Zungenbelag ist spärlich oder fehlt ganz, die Pulse sind zart (xi) und untergetaucht (chen). Behandlungsprinzip
Nähren des Yin der Fk Leber und Niere (gan shen)
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Le 8, Le 5, Ni 10, Ren 2, Bl 14, Bl 18, Bl 23, Bl 35, Mi 6
Basisrezept Liu Wie Di Huang Wan ݁ੇഄ咘Ќ Rehmannia-Pille mit sechs Geschmacksrichtungen Richtige Lehrformeln zur Arzneitherapie und Diagnose von Kinderkrankheiten ᇣܓ㥃䆕Ⳉ䆔 Qian Yi 䢁Э 1119
7
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7 Diverse Störungen
Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae)
Nährt das Yin des Fk Niere (shen) und das Struktivpotential (jing)
Shan Zhu Yu (Corni, Fr)
Nährt die Fk Leber und Niere (gan shen), stabilisiert das Struktivpotential (jing)
Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Ze Xie (Alismatis, Rz)
Leiten Glut (huo) aus, kühlen das Xue
Shan Yao (Dioscoreae, Rz) Fu Ling (Poria)
Kräftigen den Fk Milz (pi)
Modifikation Bei Glut aufgrund energetischer Schwäche (xuhuo)
Zugabe von: Sheng Di s. o. Qu Mai (Dianthi, Hb) Huang Bai s. o. Zhi Mu (Anemarrhenae, Rz)
Toxische Glut (huo) Hauptsymptome Brennendes Gefühl in der Vagina oder tiefer im unteren Abdomen. Reizbarkeit, Obstipation, eventuell vaginaler Ausfluss, Juckreiz bzw. Ulzeration. Der Zungenkörper ist rot mit stärker geröteten Rändern, der Belag ist gelb und trocken. Die Pulse sind angefüllt (shi), beschleunigt (shuo), schlüpfrig (hua) und saitenförmig (xian).
7
Behandlungsprinzip len von Schmerzen
Ausleiten von Glut (huo), Herauslösen von Toxischem, Dynamisieren des Xue, Stil-
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 44, Le 2, Le 6, Mi 10, Ren 2, Du 14, Bl 14, Bl 18, Bl 32, Bl 35
Basisrezept Huang Lian Jie Du Tang 咘䖲㾷↦ಯ⠽∸ Desinfizierendes Dekokt mit Coptis Geheime Besonderheiten von der Äußeren Terrasse ৄ⾬㽕 Wang Tao ⥟⛬ 752 Huang Lian (Coptidis, Rz) Huang Qin (Scutellariae, Rx) Huang Bai s. o. Zhi Zi (Gardeniae, Fr)
Leiten Glut (huo) aus allen drei Wärmebereichen aus und lösen Toxisches heraus
Modifikationen Bei Stasen von Qi und Xue
Zugabe von: Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz) Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Bei Ansammlungen von Feuchtigkeit (shi)
Zugabe von: Ku Shen (Sophorae flavescentis, Rx) Bai Xian Pi (Dictamni, Cx)
7.7 Erkrankungen der Mamma ч㝎⮙
163
Xue-Stasen Hauptsymptome Tiefe, heftige, stechende Schmerzen mit Druckempfindlichkeit. Dunkles, mit Klumpen versetztes Menstruationsblut, schmerzhafte Menstruation. Der Zungenkörper weist Staseflecken auf, und die Pulse sind untergetaucht (chen) und rau (se). Behandlungsprinzip der Schmerzen
Besänftigen des Fk Leber (gan), Regulieren des Qi, Zerschlagen von Stasen, Lindern
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Le 6, Mi 10, Ren 3, Bl 17, Bl 18, Bl 32, Bl 35
Basisrezept Ge Xia Zhu Yu Tang 㝜ϟ䗤⯔∸ Dekokt, das Xue-Stasen unter dem Zwerchfell austreibt Richtigstellung von Fehlern in der Medizin एᵫᬍ䫭 Wang Qingren ⥟⏙ӏ 1830 Zhi Qiao (Citri seu aurantii (ponciri), Fr) Wu Yao (Linderae, Rx) Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Regulieren das Qi und den Fk Leber (gan)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nährt und harmonisiert das Xue
Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Chi Shao s. o. Tao Ren (Persicae, Sm) Hong Hua (Carthami, Fl)
Dynamisieren das Xue, bewegen Stasen
Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz) Wu Ling Zhi (Trogopterori, faeces)
Wandeln Stasen um, stillen Schmerzen
Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Löst Krämpfe, harmonisiert die Arzneimittel
Modifikationen Bei starken Xue-Stasen
Zugabe von: San Leng (Sparganii, Rz) E Zhu (Curcumae zedoariae, Rz) Mo Yao (Myrrha)
Bei Qi-Blockaden
Zugabe von: Chuan Lian Zi (Toosendan, Fr) Xiang Fu (Cyperi, Rz)
7.7 Erkrankungen der Mamma ч㝎⮙ Obwohl Erkrankungen der Mamma zum Bereich der äußeren Medizin gerechnet werden, können sie gut im Rahmen der inneren Medizin behandelt werden und werden zu Recht als Teil der Gynäkologie angesehen. Abhandlungen zu Erkrankungen der Brust in der chinesischen Medizinliteratur reichen bis in die Han-Zeit zurück, und diese umfassen Laktationsschwierigkeiten, Entzündungen, Infektionen, eitrige Sekretionen und
7
164
7
7 Diverse Störungen
auch Verhärtungen. Tatsächlich ist viel Literatur aus dieser Zeit erhalten, die sowohl auf die Differenzierung von gut- und bösartigen Wucherungen als auch auf die jeweilige Prognose eingeht, jeweils in Übereinstimmung mit westlichen Definitionen. Es existierten Bezeichnungen für etwa 40 verschiedene Erkrankungen der Brust, von denen einige auf die Sui-Dynastie datiert werden können (581–618 v.u.Z.). Zur Illustration werden hier einige dieser Bezeichnungen mit einer kurzen Erklärung genannt; sofern der Quellentext bekannt ist, wird er angegeben. (Mit Laktation und Stillen im Zusammenhang stehende Erkrankungen der Mamma werden in den ›Kap. 11.3 und ›Kap. 11.4 besprochen.) r R ujie ч⭪ (Waike qixuan ⾥ਃ⥘, Enthüllungen zur äußeren Medizin), auch Rujiezhong ч㒧㚓 genannt (Liu Juanzi guiyi fang ߬⍧ᄤ儐䘫ᮍ, Von Liu Juanzi hinterlassene Rezepturen), bezeichnet alle Knötchen, Verhärtungen und Schwellungen der Brust. r R udu ч↦ (Liu Juanzi guiyi fang ߬⍧ᄤ儐䘫ᮍ) bzw. „Brust-Toxisches“ beschreibt eine Purulenz im Brustgewebe, die mit einer Schwangerschaft im Zusammenhang stehen kann, aber nicht muss. Es überschneidet sich sowohl mit Rujie ч㒧 (Liu Juanzi guiyi fang ߬⍧ᄤ儐䘫ᮍ) bzw. „Brust-Knoten“ als auch mit Chanhou ruyong ѻৢч⮜, „nachgeburtlicher Brustabszess“, und es entspricht weitgehend einem Brustdrüsenabszess. r R ugan ч⮇ (Waike qixuan ⾥ਃ⥘) bzw. „Brust-Masse“ bezeichnet alle Arten von chronischen nichtheilenden Geschwüren und chronischen Verhärtungen, die eitern, schmerzhaft sind und bösartig sein können. r R uhe чḌ bzw. „Brust-Knötchen“, auch Ruzhong jiehe чЁ㒧Ḍ genannt (Zhubing yuanhou lun 䇌⮙⑤䆎, Abhandlung über Ursprung und Verlauf aller Krankheiten), beschreibt gutartige Verhärtungen der Brust. Rupi чⰪ (Zhongcang jing Ё㮣㒣, Schatzhaus-Klassiker) bezeichnet ebenfalls gutartige Verhärtungen. r R ulaotan ч⮼⯄, Rulao ч⮼ und Rutan ч⯄ (Waike lili ⾥⧚՟, Geordnete Fälle aus der äußeren Medizin) lassen sich jeweils mit „Verbrauch und Schleim (tan) der Brust“, „Verbrauch der Brust“ sowie „Schleim (tan) der Brust“ übersetzen und bezeichnen Schleim-Knötchen (tan) in der Brust, die mit Tuberkuloseknötchen gleichgesetzt werden können. Ruli ч ist eine weitere Bezeichnung für BrustKnötchen, die mit Tuberkulose einhergehen. r R uju ч⮑ beschreibt eine durch eine Infektion hervorgerufene toxische Schwellung tief im Brustgewebe. r R uxuan ч (Chuangyang jingyan quanshu ⮂㒣偠ܼк, Gesammelte Schriften zu Erfahrungen mit Geschwüren) bezeichnet Hängebrüste. r R ushiyong ч⮜ wird heutzutage als Brustkrebs bzw. Ru’ai чⰠ eingestuft. Ruyan чች (Danxi xinfa Ѝ⑾ᖗ⊩, Zentrale Methoden des Dan Xi) bzw. „Brust-Stein“ beschreibt Verhärtungen in der Brust und entspricht weitgehend der westlichen Diagnose Mammatumor. Rusu ч㉳ bezeichnet Anhäufungen von kleinen Knötchen. r X ueru 㸔ч, auch als Runü ч㸘 (Yangyi daquan एܼ, Großes Kompendium für die Behandlung von Geschwüren) bzw. „Blut-Brust“ bezeichnet, beschreibt die Sekretion von frischem Blut aus der Brust. Dies kann ein Hinweis auf Krebs sein und auch ohne Verhärtungen und Knötchen auftreten. r R uyong ч⮜ (Zhouhou fang 㙬ৢᮍ, Die unter dem Ellenbogen zu tragende Notfallmedizin) bzw. „Brustschwellung“ wird auch als Furen fafang ཛҎথ᠓, Rufa чথ, Faru থч oder Ruchui ч bezeichnet (Liu Juanzi guiyi fang ߬⍧ᄤ儐䘫ᮍ) und beschreibt Brustabszesse. Stehen diese mit dem Stillen im Zusammenhang, spricht man von Duru ྀч bzw. einer „Eifersüchtigen Brust“ und von Chuiru ч (Liu Juanzi guiyi fang ߬⍧ᄤ儐䘫ᮍ) bzw. einer „Aufgeblasenen Brust“. Chuiru lässt sich weiter in ein äußeres Krankheitsbild differenzieren, das durch Stillen verursacht wird, sowie in ein inneres Krankheitsbild, das in der Schwangerschaft auftritt und schwerer zu behandeln ist. Von Bedeutung ist hier der Begriff Ru’e (ч㳒), der sich mit „Brust-Motte“ übersetzen lässt und manchmal als „Brust-Erkrankung“ gedeutet wird. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine alte Bezeichnung für Tonsillitis und findet sich in einem Text zu Erkrankungen der Kehle: Houke mizhi (ଢ଼⾥⾬ᮼ, Geheime Leitsätze zu Erkrankungen der Kehle).
7.7 Erkrankungen der Mamma ч㝎⮙
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Krankheitsbilder, die mit Laktation und Stillen im Zusammenhang stehen, sind:
r Z hengru 㪌ч bzw. „Dampfende Brust“ beschreibt das unangenehme Gefühl in der gedehnten Brust in den Tagen direkt nach der Entbindung, bevor sich das Stillen eingespielt hat und in denen eine nichtinfektiöse Entzündung aufgrund einer Milchstauung bestehen kann. r R utoufeng ч༈亢 (Yangke xinde ji ⾥ᖗᕫ䲚, Lehrreiche Sammlung zu Geschwüren) bzw. „Wind der Brustwarzen“, auch als Rutou posui ч༈⸈ bzw. „Rissige Brustwarze“ bezeichnet, beschreibt rissige, wunde Brustwarzen, die durch das Stillen verursacht wurden. r Q ueru 㔎ч bzw. Milchmangel kann auf Ruzhi buzu ч∕ϡ䎇 hinweisen, einer unzureichenden Bereitstellung von Muttermilch, oder auf Ruzhi buxing ч∕ϡ㸠; hier kann die Milch nicht fließen. Ruzhi zichu ч∕㞾ߎ bzw. „Spontanes Auslaufen von Muttermilch“ wird auch als Rulou oder Louru чⓣǃ ⓣч bezeichnet. Zu unterscheiden ist dies von einem weiteren Krankheitsbild, Rulou чⓣ, das auch ч⯬ geschrieben wird (Zhubing yuanhou lun 䇌⮙⑤䆎) und das das Auslaufen von Flüssigkeit aus dem Brustgewebe infolge Entzündungen oder Infektionen beschreibt. Ruqi ч⊷ bzw. „Tränende Brust“ beschreibt das präpartale Austreten von Milch. Bei den meisten Erkrankungen der Mamma handelt es sich um gutartige proliferative Läsionen, die periodisches Unbehagen verursachen. Trotzdem stellen bösartige Geschwülste der Mamma eine der Hauptursachen für krebsbedingte Todesfälle bei Frauen über 30 Jahren dar, wobei 1 von 12 kaukasischen Frauen betroffen ist. In anderen ethnischen Gruppen wird von einer niedrigeren Inzidenz berichtet. Eine frühe Diagnose durch Selbstuntersuchung und Mammographie senkt die Erkrankungs- und Sterberate deutlich. In Australien und in Großbritannien wird bei einer von 11 Frauen unter 75 Jahren Brustkrebs diagnostiziert, in den USA ist es eine von 9. Dank Screening-Programmen hat sich die Zahl der diagnostizierten Fälle in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt, und die Sterberate konnte durch Früherkennung deutlich gesenkt werden. Durch Mammographie werden etwa 90% der Brustkrebsfälle erkannt, bei einer klinischen Untersuchung sind es lediglich etwa 50%. Die Möglichkeit, durch mammographisches Screening winzige Karzinome zu erkennen, bedeutet, dass über 90% der Frauen, bei denen auf diese Weise ein Karzinom festgestellt wurde, 20 Jahre später am Leben und frei von Metastasen sind. Gleichwohl werden etwa 10–15% der Mammakarzinome, die durch Mammographie nicht erkannt werden, durch klinische Untersuchung festgestellt, und es wird eine regelmäßige Selbstuntersuchung der Brust empfohlen (O’Connor & Kovacs 2003). Mit dem Menstruationszyklus im Zusammenhang stehendes Spannungsgefühl in der Mamma wurden bereits besprochen (›Kap. 5.3), und obwohl eine Mastitis auch unabhängig vom Stillen auftreten kann, wird sie unter den postpartalen Störungen abgehandelt (›Kap. 11.4). Zu den gutartigen Erkrankungen der Mamma gehören Zysten, Fibroadenom, Papillom, Nodularität, duktale Ektasie, epitheliale Hyperplasie, Lipom, Mastitis, Galaktozele, Fettgewebsnekrose und Galaktorrhö. Verhärtungen der Brust müssen sorgfältig auf Malignität und andere schwere Erkrankungen untersucht werden. Durch Forschung konnte in China gezeigt werden, dass chinesische Medizin, die in Kombination mit westlichen Therapieformen eingesetzt wurde, bei Brustkrebspatienten die Inzidenz von Remissionen erhöhte und die Rezidivrate senkte. Krankheitsmechanismus Die Leitbahnen, die über die Brust verlaufen, sind die Magen-Leitbahn (wei jing), die Breite Trossstraße (chongmai), die Herz-Leitbahn (xin jing) und die Leber-Leitbahn (gan jing), und sie stehen alle mit der Brust und mit der Milchproduktion im Zusammenhang. Die Brustwarze wird vom Fk Leber (gan) beherrscht. Die Muskelleitbahnen (jinmai) des Fk Herzbeutel (xinbao) und des Fk Gallenblase (dan) überqueren die Seiten der Brust. Verhärtungen sind als eine Ansammlung von Qi, von Xue oder von Schleim (tan) definiert. Das Grundmuster von Erkrankungen der Mamma sind Einstauungen des Qi des Fk Leber (gan), die sich zu Xue-Stasen weiterentwickeln können. Sowohl Qi-Blockaden als auch infolge von stark gewürzten Speisen entstandene Glut des Fk Magen (weihuo) können zu Glut des Fk Leber (ganhuo) und zu toxischer Hitze (re) führen, und sie können auch das Yin verbrauchen. Ist das Yin geschädigt oder besteht zuvor bereits eine energetische Schwäche (xu) des Yin der Fk Leber und Niere (gan shen), so steigt Glut auf-
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166
7 Diverse Störungen
grund energetischer Schwäche (xuhuo) zu den Brüsten auf. Einstauungen im Fk Leber (gan) können ebenfalls eine energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue zur Folge haben, und eine energetische Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) wiederum kann zu Ansammlungen von Schleim (tan) führen.
Einstauungen des Qi des Fk Leber (gan) Hauptsymptome Die Verhärtung ist weich und verschieblich, und der Schmerz lässt sich nicht genau lokalisieren. Der Zungenkörper ist blassrot oder rot oder weist Stasenflecken auf. Der Belag ist dünn und feucht, die Pulse sind untergetaucht (chen) und saitenförmig (xian). Wenn Glut (huo) hervorgebracht wurde, ist der Zungenkörper rot mit dünnem gelben Belag, die Pulse sind saitenförmig (xian) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip
Besänftigen des Fk Leber (gan), Regulieren des Qi, Auflösen von Klumpen
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Ren 17, Ma 18, Pe 6, Gb 41
Basisrezept Xiao Yao San 䗡䘹ᬷࡴ ޣPulver der heiteren Ungebundenheit Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh. Chai Hu (Bupleuri, Rx) Bo He (Menthae, Hb)
Entfalten das Qi, lösen Einstauungen
Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nähren das Xue, erweichen den Fk Leber (gan)
Fu Ling (Poria) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Harmonisieren die „Mitte“, mehren das Qi
7
Notwendige Modifikation Wang Bu Liu Xing (Vaccariae, Sm)
Dynamisieren das Xue und lösen Klumpen
Kun Bu (Algae thallus) Xiang Fu (Cyperi, Rz) Qing Pi (Citri reticulatae viride, pericarpium)
Bewegen das Qi, lösen Schleim (tan)auf und lösen Klumpen
Xue-Stasen Hauptsymptome Nicht verschiebliche, feste Verhärtung mit stechendem Schmerz und Druckempfindlichkeit. Stumpfer Teint, trockene Haut, spröde Nägel. Der Zungenkörper weist an den Rändern Stasenflecken auf, die Pulse sind untergetaucht (chen) und rau (se). Behandlungsprinzip gen von Stasen
Besänftigen des Fk Leber (gan), Regulieren des Qi, Auflösen von Klumpen, Zerschla-
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Mi 10, Ma 18, Ren 17, Du 14, Bl 17, Bl 18, Gb 41, Dü 11
Basisrezept Xiao Yao San, modifiziert 䗡䘹ᬷࡴ ޣPulver der heiteren Ungebundenheit
7.7 Erkrankungen der Mamma ч㝎⮙
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Notwendige Modifikation E Zhu (Curcumae zedoariae, Rz) Mo Yao (Myrrha) Wang Bu Liu Xing (Vaccariae, Sm)
Zerschlagen Stasen und lindern die Schwellung
Kun Bu (Algae thallus) Xiang Fu (Cyperi, Rz) Qing Pi (Citri reticulatae viride, pericarpium)
Bewegen das Qi und lösen Klumpen auf
Ma Bian Cao (Verbenae, Hb)
Dynamisieren das Xue, machen die Leitbahnen durchgängig und mindern Toxisches
Glut des Fk Leber (ganhuo) und toxische Hitze (re) Hauptsymptome Reizbarkeit, Durst, Rötung und Hitzeentwicklung im Bereich der Läsion, teilweise mit einem übel riechenden Exsudat. Der Zungenkörper ist rot mit dickem gelben Belag, die Pulse sind saitenförmig (xian), angefüllt (shi) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip Besänftigen des Fk Leber (gan), Regulieren des Qi, Auflösen von Klumpen, Herauslösen von toxischer Glut (huo) Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 2, Ma 44, Gb 41, Mi 10, Du 14, Bl 18, Gb 41
Basisrezept Xiao Yao San, modifiziert 䗡䘹ᬷࡴ ޣPulver der heiteren Ungebundenheit
Notwendige Modifikation 7 Long Dan Cao (Gentianae, Rx) Zhi Zi (Gardeniae, Fr)
Leiten Glut aus dem Fk Leber (ganhuo)aus
Pu Gong Ying (Taraxaci, Hb) Bai Jiang Cao (Patriniae, Hb) Jiang Huang (Curcumae longae, Rz) Da Xue Teng s. o.
Lösen Toxisches heraus und zerschlagen Stasen
Kun Bu (Algae thallus), Xiang Fu (Cyperi, Rz) Qing Pi (Citri reticulatae viride, pericarpium)
Bewegen das Qi, beseitigen Schleim (tan) und lösen Klumpen auf
Energetische Schwäche (xu) des Yin der Fk Leber und Fk Niere (gan shen) Hauptsymptome Harte, noduläre Verhärtung, eventuell mit einem blutig tingiertem, serösen Exsudat. Nachgewiesener Gewichtsverlust, stumpfer Teint oder relativ heller Teint mit geröteten Wangen. Der Zungenkörper ist rot ohne Belag, die Pulse sind entweder zart (xi) oder angefüllt (shi) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip Besänftigen des Fk Leber (gan), Regulieren des Qi, Auflösen von Klumpen, Nähren des Yin, Kühlen von Hitze (re)
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7 Diverse Störungen
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Le 8, Mi 6, Ni 3, Ren 17, Ma 18, Gb 41, Di 11
Basisrezept Xiao Yao San, modifiziert 䗡䘹ᬷࡴ ޣPulver der heiteren Ungebundenheit
Notwendige Modifikation Nu Zhen Zi (Ligustri lucidi, Fr) Xuan Shen (Scrophulariae, Rx) Zhi Mu (Anemarrhenae, Rz) Zhu Ye (Lophateri, Hb) s. o.
Nähren das Yin und leiten Glut (huo) aus
Kun Bu (Algae thallus) Xiang Fu (Cyperi, Rz) Qing Pi (Citri reticulatae viride, pericarpium)
Bewegen das Qi, beseitigen Schleim (tan) und lösen Klumpen auf
Energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue Hauptsymptome Verschiebliche Masse, nicht abgrenzbar. Blasser Teint, Abgeschlagenheit. Der Zungenkörper ist blass und geschwollen, der Belag ist dünn und weiß, die Pulse sind untergetaucht (chen) und schwach (ruo) oder zart (xi). Behandlungsprinzip des Qi und Blut
Besänftigen des Fk Leber (gan), Regulieren des Qi, Auflösen von Klumpen, Mehren
Empfohlene Akupunkturpunkte 7
Ma 36, Mi 6, Le 3, Le 8, Ma 18, Ren 17, Bl 17, Bl 18, Bl 20, Gb 41
Basisrezept Xiao Yao San, modifiziert 䗡䘹ᬷࡴ ޣPulver der heiteren Ungebundenheit
Notwendige Modifikation Huang Qi (Scutellariae, Rx)
Mehren das Qi und das Xue
Kun Bu (Algae thallus) Xiang Fu (Cyperi, Rz) Qing Pi (Citri reticulatae viride, pericarpium)
Bewegen das Qi, Beseitigen Schleim (tan) und lösen Klumpen auf
Ansammlung von Schleim (tan) Hauptsymptome Weiche Verhärtung mit einer festen Kontur. Antriebslosigkeit, Blähungen nach den Mahlzeiten. Der Zungenkörper ist vergrößert und geschwollen, die Pulse sind untergetaucht (chen) und schwach (ruo) oder nachgiebig (ru). Behandlungsprinzip Besänftigen des Fk Leber (gan), Regulieren des Qi, Auflösen von Klumpen, Umwandeln von Schleim (tan), Unterstützung von Qi und Blut. Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Gb 34, Gb 41, Ma 36, Ma 40, Ma 18, Ren 17, Bl 18, Bl 20, Bl 22
Basisrezept Xiao Yao San, modifiziert 䗡䘹ᬷࡴ ޣPulver der heiteren Ungebundenheit
7.8 Verhärtungen und Massen ⰹ⯩⿃㘮
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Notwendige Modifikation Ban Xia (Pinelliae, Rz) Zhe Bei Mu (Fritillariae thunbergii, Bb) Yi Yi Ren (Coicis, Sm) Gua Lou (Trichosanthis, Fr)
lösen Schleim-Knötchen (tan) auf
Kun Bu (Algae thallus) Xiang Fu (Cyperi, Rz) Qing Pi (Citri reticulatae viride, pericarpium)
Bewegen das Qi, beseitigen Schleim (tan) und lösen Klumpen auf
7.8 Verhärtungen und Massen ⰹ⯩⿃㘮 Abdominale Verhärtungen und Massen sind nicht nur auf gynäkologische Erkrankungen beschränkt und können auf alle Arten von gut- oder bösartigen Geschwülsten, Zysten und Tumoren, wie beispielsweise Fibrome oder Adenome, hinweisen. Verhärtungen und Massen können als Verhärtungen, Schwellungen oder als aufgeblähter Teil des Abdomens auftreten, und es können Schmerzen oder Blutungen bestehen. Die Bezeichnung Zhengjia hat ihren Ursprung in den in der Östlichen Han-Dynastie von Zhang Zhongjing verfassten Wichtigen Besonderheiten aus der goldenen Schatulle (䞥ं㽕⬹). Zheng (ⰹ) beschreibt eine harte, nicht verschiebliche Masse mit fixierten Schmerzen, während Jia (⯩) eine verschiebliche Masse bezeichnet, die mit Schmerzen ohne einer fixierten Lokalisation einhergeht. Diese beiden Zeichen bilden zusammen einen Begriff, wobei Zhengjia Verhärtungen umfasst, die eine Störung sowohl des Qi als auch des Xue darstellen. Nichtsdestotrotz lässt sich feststellen, dass es sich in einigen Fällen eher um eine Störung des Qi handelt, während die schwerwiegenderen Massen überwiegend als eine Störung des Xue oder von Schleim (tan) einzustufen sind. Weiche, nicht klar abgrenzbare Massen oder schmerzempfindliche Stellen im unteren Abdomen, die vor der Menstruation einsetzen oder deutlicher in Erscheinung treten, sind reine Störungen des Qi. Sie sind durch Röntgen, Ultraschall oder Laparoskopie nicht nachweisbar und stellen keine ernste Erkrankung dar. Im Allgemeinen entwickeln sie sich aus Kongestionen oder einer erhöhten Dichte im Omentum heraus, sie sind nicht mit der Gebärmutter oder den Eierstöcken verbunden, und sie lassen sich leicht mit Akupunktur und einer einfachen harmonisierenden Arzneimittelrezeptur zerstreuen. Auch Endometriose und polyzystische Ovarien können, wenn Massen tastbar sind, als solche kategorisiert werden, diese Störungen weisen jedoch eigene klinische Merkmale auf, so dass sie gesondert besprochen werden (›Kap. 7.9 und ›Kap. 7.10). Zervixdysplasie bzw. CIN (›Kap. 7.12) ist zwar keine richtige Masse, da sie jedoch einen präkanzerösen Zustand darstellt, können die Prinzipien in diesem Kapitel bei der Behandlung von CIN im Frühstadium berücksichtigt und angewendet werden. Jede Blockade des Neben-Fk Uterus (zigong) und der Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai) kann zu Menstruationsproblemen, Ausfluss, Fehlgeburten, Infertilität etc. führen. Sie kann auch Vorbote von Karzinomen sein und sollte sorgfältig untersucht und frühzeitig behandelt werden. Ist die Masse weich, langsam wachsend und verschieblich, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie gutartig und die Prognose gut ist. Eine harte Veränderung mit chronischer Blutung oder einem übel riechenden, mehrfarbigen Ausfluss sowie begleitend auftretendem Gewichtsverlust und fahlem Teint ist eher bösartig, und die Prognose ist ungünstig. (Zu starker Menstruationsblutung oder Zwischenblutungen, die mit Fibroiden oder anderen gutartigen Wucherungen in Zusammenhang stehen können, ›Kap. 4.3, ›Kap. 4.5 und ›Kap. 4.6.)
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7 Diverse Störungen
Krankheitsmechanismus Den wichtigsten Mechanismus stellt eine bereits bestehende Schwäche des geradläufigen Qi (zhengqi) und ein gestörter Fluss von Qi und Xue dar. Wenn die Patientin während der Menstruation oder nach Entbindungen, wenn das Xue noch am Fließen ist und die Leitbahnen energetisch geschwächt sind, sexuell zu aktiv ist, kann Wind-Kälte (fenghan) die energetische Schwäche ausnutzen, eindringen, das Xue verfestigen und das Qi blockieren. Einstauungen von Qi und Xue im Unterleib bilden eine Masse. Wenn das Qi eingestaut ist und das Xue nicht durchgängig fließt, sammeln sich langfristig Xue-Stasen an und bilden eine Verhärtung. Ist der Fk Milz (pi) oder der Fk Niere (shen) defizient und das Yang-Qi geschwächt, so wird der Transport beeinträchtigt, die Körperflüssigkeiten werden nicht umgewandelt, sie sammeln sich stattdessen an und bilden Schleim (tan). Daraufhin stauen sich Schleim (tan) und Feuchtigkeit (shi) in den Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai) oder im Neben-Fk Uterus (zigong) ein, bilden mit dem Qi und dem Xue eine Verknotung und führen zu einer Verhärtung. Wenn Einstauungen des Qi das geradläufige Qi (zhengqi) beeinträchtigen, kann der Kampf gegen das Übel Qi und Xue weiter einstauen und toxische Glut (huo) hervorbringen, die sich mit dem eingestauten Xue verknotet und zu einer bösartigen Verhärtung führt.
Stasen von Qi und Blut Hauptsymptome Feste, fixierte Verhärtung im Abdomen mit Druckempfindlichkeit oder ein durch Ultraschall festgestelltes Fibroid. Eventuell ist die Menstruation gestört, oder es treten postkoitale Blutungen auf. Stumpfer Teint, trockene Haut und trockener Mund ohne Durst. Der Zungenkörper ist purpurrot, die Pulse sind untergetaucht (chen) und rau (se). Behandlungsprinzip Vertreiben von Einstauungen, Dynamisieren des Xue, Zerschlagen von Stasen, Beseitigen von Verhärtungen 7
Empfohlene Akupunkturpunkte Mi 10, Mi 8, Le 3, Le 6, Bl 17, Bl 18, Bl 32 sowie lokale Punkte wie Ren 3, Xi Gong Xue, Qi Men, Ma 29, Ma 28 Basisrezept Gui Zhi Fu Ling Wan Ḗᵱ㤃㢧Ќ Pille mit Cinnamomum und Poria Wichtige Besonderheiten aus der goldenen Schatulle 䞥ं㽕⬹ Östliche Han-Dynastie 25–220 n.u.Z. Gui Zhi s. o.
Erwärmt die Menstruation, bewegt das Qi, fördert den Fluss des Yang-Qi
Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Tao Ren (Persicae, Sm) Chi Shao s. o.
Dynamisieren das Xue, vertreiben Stasen
Fu Ling (Poria)
Leitet Feuchtigkeit (shi) aus, kräftigt den Fk Milz (pi)
Notwendige Modifikation E Zhu (Curcumae zedoariae, Rz) Jiang Huang (Curcumae longae, Rz)
Zerschlagen Stasen
7.8 Verhärtungen und Massen ⰹ⯩⿃㘮
171
Modifikationen Bei unregelmäßiger Menstruation
Zugabe von: Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz)
Bei starkem Ausfluss
Zugabe von: Cang Zhu (Atractylodis, Rz) Yi Yi Ren (Coicis, Sm) Bi Xie (Dioscoreae hypoglaucae, Rz)
Bei Schmerzen im unteren Abdomen
Zugabe von: Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r G e Xia Zhu Yu Tang r S hao Fu Zhu Yu Tang r X ue Fu Zhu Yu Tang Xue-Stasen Hauptsymptome Starke Xue-Stasen mit deutlichen, benignen Massen. Stumpfer Teint, trockene Haut, spröde Nägel. Der Zungenkörper weist Stasenflecken auf, und der Puls ist saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip
Vertreiben von Stasen, Beseitigen von Massen, Erneuern von Xue
Empfohlene Akupunkturpunkte Mi 10, Mi 8, Le 3, Le 6, Bl 17, Bl 18, Bl 32 sowie lokale Punkte wie Ren 3, Xi Gong Xue, Qi Men, Ma 29, Ma 28 Basisrezept Da Huang Zhe Chong Wan 咘㶙㰿Ќ Pille mit Rheum und Eupolyphaga Wichtige Besonderheiten aus der goldenen Schatulle 䞥ं㽕⬹ Östliche Han-Dynastie 25–220 n. u. Z. Da Huang (Rhei, Rz) Zhe Chong (= Eupolyphaga (Tubiechong)
Greifen Stasen an, zerstreuen Ansammlungen
Tao Ren (Persicae, Sm) Gan Qi (=Toxicodendri resina (Ganqi)) Shui Zhi (Hordei, Fr germinatus) Meng Chong (= Tabanus (Mengchong)) Qi Cao (= Vermiculus holotrichiae (Qicao))
Vertreiben Stasen, zerstreuen Verhärtungen, zerschlagen Massen, machen die Leitbahnen durchgängig
Huang Qin (Scutellariae, Rx) Xing Ren (Armeniacae, Sm)
Kühlen Hitze (re), befeuchten Trockenheit (zao)
Sheng Di Huang (Rehmanniae, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Nähren das Yin und das Xue
Notwendige Modifikation Xiang Fu (Cyperi, Rz) Chuan Lian Zi (Toosendan, Fr)
Bewegen das Qi im unteren Wärmebereich (xiajiao)
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7 Diverse Störungen
Modifikationen Bei energetischer Schwäche (xu) des Fk Milz (pi)
Zugabe von: Huang Qi (Scutellariae, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria)
Bei energetischer Schwäche (xu) des Yang
Zugabe von: Gan Jiang (Zingiberis, Rz) Tu Si Zi (Cuscutae, Sm) Gui Zhi s. o.
Bei energetischer Schwäche (xu) des Yin
Zugabe von: Nu Zhen Zi (Ligustri lucidi, Fr) Mo Han Lian s. o.
Schleim (tan) und Feuchtigkeit (shi) Hauptsymptome Weiche Masse oder Schmerzempfindlichkeit im unteren Abdomen. Abgeschlagenheit, Schweregefühl, halbflüssige Stühle, reichlich weißer, klebriger vaginaler Ausfluss, Aversion gegen Kälte, Völle- und Beklemmungsgefühl im Oberbauch, spärlicher Urin. Der Zungenbelag ist weiß und klebrig, die Pulse sind zart (xi) und nachgiebig (ru) oder untergetaucht (chen) oder schlüpfrig (hua). Behandlungsprinzip Kräftigen des Fk Milz (pi), Umwandeln von Schleim (tan) und Feuchtigkeit (shi), Regulieren des Qi, Vertreiben von Stasen, Beseitigen von Massen Empfohlene Akupunkturpunkte Le 3, Le 6, Ma 36, Ma 40, Bl 20, Bl 22 sowie lokale Punkte wie Ren 3, Xi Gong Xue, Qi Men, Ma 29, Ma 28 7
Basisrezept Xiang Leng Wan 佭ễЌ Pille mit Cyperi rhizoma und Sparganii rhizoma Lebensrettende Rezepturen ⌢⫳ᮍ 1253 Xiang Fu (Cyperi, Rz) Zhi Qiao (Citri seu aurantii (ponciri), Fr)
Regulieren das Qi, beseitigen Einstauungen
Qing Pi (Citri reticulatae viride, pericarpium)
Wandelt Schleim (tan) und Feuchtigkeit (shi) um, beseitigt Massen
Ding Xiang (Caryophylli, Fl) Hui Xiang (= Foeniculi fructus (Xiaohuixiang))
Erwärmen die Leitbahnen, zerstreuen Kälte (han)
Chuan Lian Zi (Toosendan, Fr)
Kühlt eingestaute Hitze (re), bewegt das Qi, lindert Schmerzen
San Leng (Sparganii, Rz) E Zhu (Curcumae zedoariae, Rz)
Zerschlägt Stasen, beseitigt Massen
Kombiniert mit Xiang Sha Liu Jun Zi Tang 佭ⷖ݁৯ᄤ∸ Zhangs Wissen zur Medizin ᓴ⇣ए䗮 Zhang Lu ᓴ⩤1695 Ren Shen (Ginseng, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria)
Kräftigen den Fk Milz (pi), trocknen Feuchtigkeit (shi)
7.8 Verhärtungen und Massen ⰹ⯩⿃㘮
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Ban Xia (Pinelliae, Rz) Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium)
Trocknen Feuchtigkeit (shi), wandeln Schleim (tan) um
Sha Ren (Amomi xanthioidis, Fr) Mu Xiang (Saussureae, Rx)
Regulieren das Qi, trocknen Feuchtigkeit (shi)
Zhi Gan Cao s. o.
Harmonisiert den Fk Milz (pi)
Toxische Hitze (re) Hauptsymptome Durch Untersuchung wurde Malignität oder Prämalignität festgestellt, oder es besteht eine schmerzempfindliche, harte Gewebeveränderung im unteren Abdomen. Durst, Obstipation, Reizbarkeit, spärlicher, dunkler Urin. Der Zungenkörper ist rot mit spärlichem oder dünnem, gelben Belag, die Pulse sind beschleunigt (shuo) und saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip
Herauslösen von toxischer Hitze (re), Vertreiben von Stasen, Beseitigen von Massen
Empfohlene Akupunkturpunkte Le 2, Le 6, Ma 44, Mi 10, Du 14, Bl 18, Bl 35 sowie lokale Punkte wie Ren 3, Xi Gong Xue, Qi Men, Ma 29, Ma 28 Basisrezept Xiang Leng Wan佭ễЌ Lebensrettende Rezepturen ⌢⫳ᮍ 1253 Xiang Fu (Cyperi, Rz) Zhi Qiao (Citri seu aurantii (ponciri), Fr)
Regulieren das Qi, beseitigen Einstauungen
Qing Pi (Citri reticulatae viride, pericarpium)
Wandelt Schleim (tan) und Feuchtigkeit (shi) um, beseitigt Massen
Ding Xiang (Caryophylli, Fl) Hui Xiang s. o.
Weggelassen
Chuan Lian Zi (Toosendan, Fr)
Kühlt eingestaute Hitze (re), bewegt das Qi, lindert Schmerzen
San Leng (Sparganii, Rz) E Zhu (Curcumae zedoariae, Rz)
Zerschlagen Stasen, beseitigen Massen
Notwendige Modifikation Jiang Huang (Curcumae longae, Rz) Shan Ci Gu (Cremastrae, pseudobulbus) Bai Hua She She Cao (Hedyotidis diffusae, Hb) Bai Jiang Cao (Patriniae, Hb) Ban Zhi Lian (Scutellariae, Hb)
Zerschlagen Stasen und mindern Toxisches
Ru Xiang (Olibanum) Mo Yao (Myrrha)
Beseitigen Stasen, mindern die Schwellung, fördern die Genesung und lindern die Schmerzen
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7 Diverse Störungen
Modifikationen Bei dysfunktionaler Uterusblutung
Zugabe von: Pu Huang (Typhae, pollen) Wu Ling Zhi (Trogopterori, faeces) Di Yu (Sanguisorbae, Rx) San Qi (Notoginseng, Rx)
Bei reichlich Ausfluss
Zugabe von: Yi Yi Ren (Coicis, Sm) Cang Zhu (Atractylodis, Rz) Bi Xie (Dioscoreae hypoglaucae, Rz)
Bei starken Schmerzen
Zugabe von: Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz)
7.9 Endometriose ᄤᅿݙ㝰ᓖԡ⮛
7
Der Begriff Endometriose (›Kap. 2.3) wurde im vergangenen Jahrhundert geprägt und beschreibt ein Krankheitsbild, das zuvor nur als schmerzhafte Menstruation bzw. Dysmenorrhö bezeichnet wurde; ihre Symptome wurden in der Medizinliteratur bereits im 18. Jh. beschrieben (siehe www.reutershealth.com/ wellconnected/doc74.html). Ihre Ätiologie ist in der westlichen Medizin noch nicht vollständig geklärt, im Allgemeinen wird sie jedoch im Rahmen einer Untersuchung aufgrund einer äußerst schmerzhaften Menstruation in Kombination mit der Ausscheidung von großen Blutklumpen diagnostiziert. Die Bezeichnung Endometriose wird üblicherweise verwendet, um eine Endometriosis externa und das Vorhandensein vom endometrialem Gewebe an anderen Stellen als der Gebärmutterhöhle zu beschreiben, sie kann jedoch auch Endometriosis interna beschreiben, bei der endometriales Gewebe tief innerhalb der Muskelwand des Uterus wächst. Bei der internen Form wird anderes Gewebe gebildet als bei der externen, und die beiden Formen treten nur selten gemeinsam auf, so dass von unterschiedlichen Ätiologien auszugehen ist. Sie werden daher überwiegend als zwei eigenständige Erkrankungen betrachtet.
7.9.1 Westliche Medizin Endometriosis interna Bei Endometriosis interna bzw. Adenomyose entwickeln sich endometriale hormonsezernierende Drüsenzellen innerhalb der Muskelwand des Uterus. Diese Form tritt vor allem bei Multipara im Alter von 40 bis 50 Jahren mit Uterusfibroiden auf. Sie verursacht Schmerzen im Becken sowie Menstruationsstörungen, charakteristisch ist eine gespannte und schmerzempfindliche Gebärmutter, wobei sie nur schwer von Fibroiden oder dysfunktionaler Uterusblutung zu differenzieren ist. Bis vor kurzem konnte diese Form nur durch einen histologischen Befund nach einer Hysterektomie diagnostiziert werden; inzwischen ist jedoch die Diagnostik durch Ultraschall- und MRT-Aufnahmen möglich. Endometriosis externa Endometriosis externa bedeutet die Ablagerung von strukturellen Stromazellen des Endometriums an unterschiedlichen Stellen außerhalb des Uterus, wobei bei 40% der Fälle eine Ablagerung in einem Eierstock und/oder einem Eileiter oder in dessen Umgebung festzustellen ist. Diese Form tritt gehäuft bei jungen Frauen auf; das durchschnittliche Alter liegt bei 20–25 Jahren. Im Allgemeinen wird die Diagnose nach Durchführung einer Laparoskopie gestellt, nachdem die Patientin über eine quälend schmerzhafte Menstruation oder Dyspareunie geklagt hat.
7.9 Endometriose ᄤᅿݙ㝰ᓖԡ⮛
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Im Frühstadium sind die Herde klein und klar. Später können sie flache Läsionen oder kleine Knötchen bilden. Endometriome sind blutgefüllte Zysten, die klein wie eine Erbse, aber auch groß wie eine Grapefruit sein können. Die Ablagerungen finden sich üblicherweise an den Eierstöcken, und sie können als atypische nichtpigmentierte Zysten (alte Läsionen), als rot gefärbte Zysten (neuere Läsionen) oder als typischere „Schokoladenzysten“ auftreten, die stockendes, dunkelbraunes Menstruationsblut enthalten. Wenn das ektope endometriale Gewebe auf die monatlichen Hormone reagiert und „menstruiert“, ruft die Reizung des umgebenden Gewebes eine entzündliche Reaktion hervor, die als ein scharfer, stechender Schmerz wahrgenommen wird. Bestehen Ablagerungen an Stellen wie dem Darm, der Blase oder der Nasenhöhle, äußert sich die menstruelle Abstoßung des Endometriums als eine Blutung aus diesen Stellen. Zu den möglichen Komplikationen bei Endometriose gehören Darmverschluss, Appendizitis und Extrauterinschwangerschaft aufgrund Verschluss der Eileiter. Eine Asymptomatische Endometriose wird erst behandelt, wenn eine adnexale Masse mit Komplikationen oder die Möglichkeit einer Bösartigkeit besteht. Es besteht wenig Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der endometrialen Läsionen und den Symptomen, wobei die Stelle der Ablagerung eine größere Rolle zu spielen scheint als ihre Ausdehnung. Schmerzen Lähmende Schmerzen und die Ausscheidung von Klumpen sind die wichtigsten Symptome zur Identifizierung, und bei vielen Frauen ist der Schmerz so stark, dass sie handlungsunfähig werden und ihre übliche tägliche Aktivität einschränken müssen. Bei etwa 25% dauert die Beeinträchtigung 2–6 Tage im Monat an, in einigen schwereren Fällen können die Frauen bis zu zwei Wochen monatlich nicht voll arbeiten. Im unteren Abdomen wird ein starker Schmerz wahrgenommen, der im Allgemeinen an beiden Seiten besteht und häufig nach unten zur Innenseite der Beine und bis zum Sakralbereich und zum Rektum ausstrahlt. Circa 80% der Frauen mit Endometriose spüren in den ersten zwei bis drei Tagen der Menstruation einen Schmerz, wobei dieser schwächer wird, sobald die starke Blutung und die Klumpen nachgelassen haben. Bei etwa 50% der Patientinnen treten Intermenstrualschmerzen auf, bei 40% Schmerzen zu unterschiedlichen Zeiten, und bei 20% besteht ein kontinuierlicher Schmerz. Viele leiden unter Dyspareunie, und bei Jugendlichen ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie sowohl während der Menstruation als auch zu anderen Zeiten unter Schmerzen leiden. Ursachen Die Ursachen von Endometriose sind unklar, es wird jedoch mit einer Reihe von Theorien versucht, die Erkrankung zu erklären. Eine häufig gebrauchte Theorie ist die der „retrograden Menstruation“. Diese Theorie besagt, dass Menstruationsblut über die Eileiter in die Beckenhöhle gelangt. Es ist davon auszugehen, dass retrograde Menstruationsblutungen nicht selten sind; allerdings haben nicht alle Fälle eine Endometriose zur Folge. Eine andere Theorie geht davon aus, dass Endometriose auf einen genetischen Fehler zurückzuführen und vererbbar ist. Da von Östrogen bekannt ist, dass es das endometriale Wachstum fördert, geht eine dritte Theorie von einer Erkrankung des endokrinen Systems aus. Eine vierte Theorie besagt, dass es sich um eine Störung des Immunsystems handelt, bei der das Immunsystem die Beckenhöhle nicht frei von Menstruationsblut halten kann oder bei der in den betroffenen Bereichen erzeugte chemische Stoffe andere Bereiche reizen und so die Streuung fördern können. Weitere Forschungsarbeiten befassen sich mit der Frage, ob Umweltfaktoren wie die Belastung durch künstlich hergestellte Chemikalien eine Rolle spielen. Diagnose Obwohl eine schmerzhafte Menstruation bzw. Schmerzen im Becken ein wichtiges Merkmal sind und häufig der Diagnose Endometriose vorangehen, können auch andere Gründe für Schmerzen im Beckenbereich verantwortlich sein: primäre Dysmenorrhö, Pelvic Inflammatory Disease (PID) oder Fibroide. Extrauterinschwangerschaft, Fehlgeburt, Harnwegsinfektionen und maligne Veränderungen müssen ausgeschlossen werden. Die Diagnose Endometriose wird durch Anamnese, Untersuchung, Ultraschall, Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) und Laparoskopie gestellt. Einen aktuellen Forschungsbereich des National Institute of Child Health and Human Development stellt ein Endometriose-Marker dar, der im
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Blut oder im Urin gemessen werden könnte und die Notwendigkeit von invasiven diagnostischen Schritten reduzieren würde (siehe http://www.nichd.nih.gov/health/topics/Endometriosis.cfm). Endometriose und Fertilität 30–40% der Frauen mit Endometriosis externa leiden unter Infertilität; Endometriose stellt jedoch eher einen Teil- als einen absoluten Faktor dar. Bei Befall der Tuben kann es zu Eileiterobstruktion kommen, Ablagerungen an den Ovarien können die Ovulation behindern (und auf diese Weise Ovulationsschmerzen hervorrufen), und in schweren Fällen können durch Narbengewebe verursachte Verklebungen die Struktur der Eileiter bzw. der Gebärmutter verzerren und dadurch die Wanderung des Eis zur Eileiter unmöglich machen. Da endometriales Gewebe in der Beckenhöhle vom Immunsystem als ein Fremdkörper betrachtet wird, werden bei der folgenden entzündlichen Reaktion Zytokine produziert, die das Milieu im Genitaltrakt beeinflussen und es für Spermien lebensfeindlich machen, und es werden auch Prostaglandine produziert, die in erhöhter Konzentration Geburtswehen auslösen und so die Inzidenz von Fehlgeburten bei Frauen mit Endometriose steigern. Man geht davon aus, dass von endometrialem Gewebe produzierte Toxine ebenfalls die Fertilität reduzieren. Behandlung Die heutige Medizin verfügt über drei Behandlungsebenen: schmerzlindernde Medikamente, Arzneimittelbehandlung und chirurgischer Eingriff. Die schmerzlindernden Medikamente sind nur in leichten Fällen wirksam. Codein wird gemieden, weil es Obstipation hervorrufen kann. Die Arzneimittelbehandlung scheint die Fertilität nicht zu erhöhen und wird vor allem zur Schmerzlinderung bei schmerzhafter Menstruation eingesetzt. Die Behandlung kann langwierig und schwierig sein. Die Möglichkeiten chirurgischer Eingriffe reichen von konservativer Laserbehandlung bis zur Hysterektomie.
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Arzneimittelbehandlung Die medikamentöse Behandlung umfasst eine Hormontherapie zur Unterdrückung der Ovulation und zur Verhinderung der Menstruation. Die Therapie wird üblicherweise über 6–12 Monate durchgeführt, in denen die Läsionen atrophieren. Die Kombination aus einem oralen Kontrazeptivum und synthetischen Progestogenen wie beispielsweise Norethisteron kann jedoch zu Depression, Gewichtszunahme, Libidoverlust, Veränderungen der Brust, irregulären Vaginalblutungen und erheblichen Zwischenblutungen führen. Weitere Symptome können Übelkeit, Schwellung der Knöchel und Füße, Abgeschlagenheit, Akne, vermehrte Gesichtsbehaarung und Schmerzempfindlichkeit der Mamma sein. Danazol (in hoher Dosierung verabreicht) ist ein Testosteron-Derivat und hat anabolische und androgene Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Blähungen, Akne, Hirsutismus, tiefere Stimme, vaginale Trockenheit, Menstruationsstörungen und, weniger häufig, Verkleinerung der Brust und Vergrößerung der Klitoris. Gestrinon, eine Alternative zu Danazol, hat ebenfalls androgene Nebenwirkungen, wenn es länger als einige wenige Monate eingenommen wird; GnRH-Analoga wie Buserelin, Goserelin und Leuprorelin können eine reversible künstliche Menopause mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Depression, niedrige Libido, Schmerzempfindlichkeit der Mamma, Benommenheit, Akne, trockene Haut, Ovarialzysten, Hirsutismus oder Urtikaria hervorrufen und auch Knochenschwund verursachen. Leuprorelin kann zudem Palpitationen und hohen Blutdruck zur Folge haben. Chirurgische Behandlung Zu den chirurgischen Möglichkeiten zur Entfernung des überschüssigen angelagerten endometrialen Gewebes gehören Diathermie, Exzision durch CO2-Laser, Dilatation, regelmäßige Kürettage (D & C) (alle paar Jahre) und radikale Exzision von Schokoladenzysten und anderen Ablagerungen. Es gibt keinen Nachweis dafür, dass eine derartige Behandlung die Fertilität erhöht. Bei ausgeprägten und persistierenden Symptomen, besteht, wenn kein Kinderwunsch besteht, die Möglichkeit einer Hysterektomie mit bilateraler Salpingo-Oophorektomie und der Exzision anderer Läsionen. Prognose Bei 60–80% der Frauen verschlimmert sich die Endometriose ohne Behandlung, und bei etwa 20% der Frauen, die sich behandeln lassen, verstärkt sie sich trotz Therapie. Eine Behandlung scheint die
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Fertilität nicht zu erhöhen. Die Ablagerungen können streuen, sich an anderen Stellen der Beckenhöhle einnisten und sich sogar an den Harnwegen und am Darmtrakt anlagern. Wenn sich Verklebungen bilden, können Schmerzen, Infertilität und Darmverschluss die Folge sein. Emotionen Neben den körperlichen Folgen können auch die emotionalen Folgen von Endometriose beträchtlich sein. In einer von der American Endometriosis Association durchgeführten Studie berichteten 84% der Befragten, dass sie sich in schmerzhaften Phasen niedergeschlagen fühlten, 75% waren gereizt, über 50% litten unter Ängstlichkeit und Ärger, und etwa 20% fühlten sich verzweifelt (siehe www.reutershealth.com/ wellconnected/doc74.html).
7.9.2 Chinesische Medizin In der chinesischen Medizin wird Endometriose im Allgemeinen als „schmerzhafte Menstruation“ aufgrund Xue-Stasen (›Kap. 5.2) oder „Ansammlungen von Xue“ (㪘㸔) behandelt. Deutliche Ergebnisse benötigen zwar Zeit, ermutigende Resultate sind jedoch üblicherweise schon bald feststellbar. Gute Ergebnisse können erreicht werden, wenn man während der Periode stark Xue-Stasen zerschlagende Arzneimittel einsetzt, in Kombination mit schmerzstillenden Mitteln wie Chuan Lian Zi, Yan Hu Suo, Pu Huang, Wu Ling Zhi und Xiang Fu. Wenn begleitend Flüssigkeitsretention besteht, werden Arzneimittel eingesetzt, die die Miktion fördern und Feuchtigkeit (shi) ausleiten; bei Qi-Blockaden kommen das Qi regulierende Arzneien zum Einsatz usw.
7.10 Polyzystisches Ovarialsyndrom ಞॉᎶ㓐ড়䆕 In der heutigen klinischen Umgebung kann ein mit chinesischer Medizin behandelnder Therapeut Störungen begegnen, für die in der heutigen Medizin eine Bezeichnung existiert, die in der traditionellen Gynäkologie jedoch keine genaue Entsprechung haben. Das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist ein Begriff der Gegenwart, der im 20. Jh. zur Beschreibung bestimmter körperlicher und physiologischer Veränderungen geprägt wurde. Die Ätiologie ist in der westlichen Medizin noch nicht vollständig geklärt, sie wird jedoch mit anovulatorischen Zyklen und Infertilität in Zusammenhang gebracht. Obwohl es wichtig ist, die heutigen diagnostischen Prinzipien und die Theorie zur Pathologie zu kennen, muss bei solchen Störungen eine Diagnose entsprechend den traditionellen Grundsätzen der chinesischen Medizin gestellt werden.
7.10.1 Westliche Medizin Das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) (›Kap. 2.3) ist nach den multiplen Follikel (keine echten Zysten) am Ovar benannt; die pathologische Grundlage ist jedoch nicht vollständig geklärt, und die Diagnose kann auch ohne Vorliegen von polyzystischen Ovarien gestellt werden. Die Symptome wurden erstmals Ende des 19. Jahrhunderts beschrieben, und 1935 führten Stein und Leventhal Amenorrhö, Hirsutismus, Adipositas und Infertilität als die pathognomonischen Merkmale des Syndroms auf; seither wird der Begriff SteinLeventhal-Syndrom verwendet. Diagnose Eine kürzlich getroffene internationale Vereinbarung zur Definition von PCOS hat dazu beigetragen, das klinische Vorgehen bei der Diagnose (Fraser & Kovacs 2004) zu klären. Die zwei Hauptkriterien
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für die Diagnose sind chronische Anovulation und Zeichen von Hyperandrogenismus bei Fehlen von anderen Ätiologien wie Eierstock- oder Nebennierenneoplasien, Hypophysenerkrankung oder angeborene Nebennierenhyperplasie. Die wichtigsten klinische Merkmale sind Oligo- oder Amenorrhö sowie Zeichen von Hyperandrogenismus. Sekundäre Merkmale sind Insulinresistenz, Hirsutismus, Adipositas, sonographischer Nachweis polyzystischer Ovarien, Oligoovulation und ein erhöhtes Verhältnis luteinisierendes Hormon (LH) zu follikelstimulierendes Hormon (FSH), was durch das Fehlen eines präovulatorschen FSH-Anstiegs gekennzeichnet ist (›Anhang Abb. 6). Starke Akne in der Pubertät scheint ein Vorzeichen von PCOS zu sein. Über die diagnostischen Kriterien lässt sich streiten, denn polyzystische Ovarien lassen sich durch Ultraschall auch bei Fehlen von Hyperandrogenismus feststellen. Die klinischen Merkmale, die als konstant anerkannt werden und mit einem Androgenüberschuss im Zusammenhang stehen, sind Anovulation und Hirsutismus. Menstruationsstörungen, Adipositas und Akne treten seltener auf und stehen häufig mit einer gestörten endokrinen Funktion in Verbindung. Beachtet werden sollte, dass von den Frauen mit PCOS etwa 20% asymptomatisch sind oder nur unter leichten Menstruationsproblemen oder Hirsutismus leiden; bei 30–40% der Frauen mit Amenorrhö und bei 90% mit signifikantem Hirsutismus wird allerdings die Diagnose PCOS gestellt, und etwa 70% der Frauen mit PCOS leiden unter Hirsutismus oder anovulatorischen Zyklen (Berek 2002, Oats & Abraham 2005).
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Mechanismus Man geht von einem Zusammenhang mit einer Dysfunktion des Hypothalamus aus, bei der eine erhöhte Freisetzung des Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH) zu einer erhöhten Pulsfrequenz von LH und einem darauffolgenden Anstieg von LH führt. Die Ovarien sind empfindlicher gegen eine gonadotropische Stimulation, und es besteht eine erhöhte Stimulation der Thekazellen, wodurch Androgen in der Form von Androstenedion produziert wird. Die gleichzeitige Degeneration von Granulosazellen bedeutet zum einen, dass FSH in geringeren Mengen produziert wird, und zum anderen, dass die Konversionsrate von Androstenedion (in erhöhten Mengen von den Thekazellen produziert) in Estradiol niedriger und die Konversion in Testosteron höher ist. Durch Ultraschall sind polyzystische Ovarien (multiple periphere Follikel) mit verdickter Kapsel erkennbar. Bei Frauen mit PCOS sind die Ovarien 2– bis 5-mal so groß wie normalerweise. Ultraschalluntersuchungen klinisch gesunder Frauen haben eine Inzidenz von etwa 20% mit einer erhöhten Zahl von vergrößerten subkapsulären Follikeln gezeigt; von diesen Frauen leidet jedoch nur ein Drittel unter PCOS. Insgesamt haben ca. 6–9% der Frauen PCOS (Oats & Abraham 2005). Trotz der erhöhten Zahl von Ovarialfollikeln befinden sich mehr Follikel als im Normalzustand im Stadium der Entwicklung oder Atresie, so dass weniger Östrogen produziert wird. Da nicht ovuliert und kein Corpus luteum produziert wird, geht jedoch auch das Progesteron zurück. Dieser relativ hohe Östrogenspiegel in Kombination mit einer erhöhten thekalen Androgenproduktion hemmt FSH und stimuliert LH. Die erhöhten LH-Spiegel stehen in direktem Zusammenhang mit den erhöhten Testosteron- und Androstenedionspiegeln, mit Hyperandrogenismus und möglicherweise mit Hirsutismus. Ursachen Mögliche Ätiologien von PCOS sind (a) eine gestörte Koordination von FSH und LH in der follikulären Entwicklung bei der Menarche; (b) ein später Beginn von Nebennierenhyperplasie; (c) eine Insulinresistenz oder eine hypothalamische Störung infolge Bulimie oder Anorexie; und (d) erhöhte Blutinsulinspiegel infolge einer Insulinresistenz. Man geht heutzutage davon aus, dass die multiplen Follikel bestehen bleiben, weil hohe Insulinspiegel verhindern, dass sie bei der Ovulation eine Atresie durchlaufen (Oats & Abraham 2005). Infertilität Obwohl nur 2–4% der infertilen Frauen von PCOS betroffen sind, leiden 75–90% der Frauen mit PCOS unter Oligomenorrhö und über 70% unter anovulatorischer Infertilität. Zudem besteht eine erhöhte Inzidenz von Fehlgeburten (Oats & Abraham 2005).
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Adipositas Ein beträchtlicher Teil der Frauen mit PCOS ist adipös, und obwohl Adipositas zwar als eine Folge der endokrinen und metabolischen Störungen betrachtet werden kann, lies sich zeigen, dass sowohl Adipositas als auch Stress bei der Störung der Achse Hypothalamus-Hypophyse-Eierstöcke beteiligt sind. In manchen Fällen wird durch Minderung der Adipositas das Problem der Anovulation gelöst. Dies ist darauf zurückzuführen, dass eine erhöhte Anzahl von Fettzellen einen Rückgang des sexualhormonbindenden Globulins (SHBG) zur Folge haben kann, was zu einem Anstieg von frei zirkulierenden Androgenen und zur Förderung von Hirsutismus und polyzystischen Ovarien führt. Epilepsie Die anovulatorischen Zyklen stehen überdies mit Epilepsie im Zusammenhang, was auf niedrige Progesteronspiegel und relativ hohe Östrogenspiegel zurückzuführen ist. Östrogen erhöht die Neuronenerregbarkeit und die Wahrscheinlichkeit eines Anfalls, während Progesteron die Erregbarkeit hemmt und die Krampfschwelle erniedrigt (›Kap. 7.11). Diabetes Bei etwa 20% der Frauen mit PCOS entwickelt sich die Insulinresistenz zur gestörten Glukosetoleranz bei Diabetes weiter. Das Diabetes-Risiko ist bei Adipositas erhöht (Oats & Abraham 2005). Behandlung Wenn keine Symptome bestehen, ist eine Behandlung nicht indiziert, um jedoch den Androgenen und Glukokortikoiden entgegenzuwirken, verfügt die heutige Medizin über die Möglichkeit einer Hormontherapie, üblicherweise in Form von oralen Kontrazeptiva. Langzeitfolgen Es besteht ein erhöhtes Adipositas-Risiko, und eine Insulinresistenz steigert das DiabetesRisiko, vor allem bei Vorliegen von Adipositas. Bedingt durch das relative Überwiegen von Östrogen besteht auch eine erhöhte Gefahr von Endometriumhyperplasie und -karzinom. Das Lipoproteinprofil ist gestört: erhöhte Cholesterinspiegel, erhöhte LDL-Spiegel (low-density lipoprotein) und erniedrigte HDL-Spiegel (high-density lipoprotein) sind nachweisbar. Es besteht eine Fibrinolyse, eine erhöhte Hypertonie-Inzidenz und ein geschätztes siebenfaches Myokardinfarkt-Risiko. Eine Funktionsstörung der Leber ist ein seltener Befund.
7.10.2 Chinesische Medizin In der chinesischen Medizin kann PCOS, je nach den bestehenden klinischen Merkmalen, einer ganzen Reihe von Krankheitsbildern zugeordnet werden. Interessanterweise decken sich diese Krankheitsbilder im Wesentlichen mit den wichtigsten Merkmalen, die von Stein und Leventhal beschrieben wurden, also Adipositas, Amenorrhö (blockierte Menstruation) und Infertilität. Der Leser sei auf die Kapitel verwiesen, die die entsprechenden Krankheitsbilder behandeln. Bei vielen Patienten findet sich eine ausgeprägte energetische Schwäche (xu) des Qi des Fk Milz (pi) (vergrößerter Zungenkörper, häufig Übergewicht) oder energetische Schwäche (xu) des Qi des Fk Niere (shen) (kleiner Zungenkörper, häufig leichter Körperbau), und beide können zu Ansammlungen von Schleim (tan) und Feuchtigkeit (shi) führen. Wirkungsvolle Rezepturen zum Beseitigen von Schleim (tan) und Feuchtigkeit (shi) sind Si Xiao San, Cang Fu Dao Tan Wan und Qi Gong Wan (siehe Rezepturenregister); eine sorgfältige Diagnose und entsprechende Modifikation sind jedoch unerlässlich. Obwohl eine zugrundeliegende energetische Schwäche (xu) des Yang auf der Grundlage einer fehlenden Transformation von Qi und einem mangelnden Transport der Körperflüssigkeiten zu vermuten ist, finden sich häufig nur wenige deutliche Zeichen einer energetischen Schwäche (xu) des Yang des Fk Niere (shen), und das Yang des Fk Niere (shen) stützende Mittel sollten nur vorsichtig eingesetzt werden. Manchmal ist es effektiver, das Qi des Fk Niere (shen) (sowohl das Yin als auch das Yang) und das Struktivpotential (jing) des Fk Niere (shen) zu stützen, das Qi und das Xue zu regulieren und Yin und Yang zu harmonisieren.
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7.11 Epilepsie ⰿ⮿ Epilepsie stellt eine der häufigsten neurologischen Störungen dar; etwa 1% der Bevölkerung und 1 von 200 schwangeren Frauen leidet unter dieser Erkrankung. Epilepsie ist zwar keine gynäkologische Erkrankung, sie wird jedoch mit Amenorrhö und dem Polyzystischen Ovarialsyndrom in Zusammenhang gebracht und hat beträchtliche Auswirkungen auf Schwangerschaft und Entbindung. Katameniale Epilepsie beschreibt Anfälle, die mit dem Menstruationszyklus im Zusammenhang stehen. Der relative Progesteronmangel während der Lutealphase scheint dabei ursächlich zu sein. Arzneimittelbehandlung Das gebräuchlichste Antikonvulsivum (AED) ist Valproat, dem die Nebenwirkungen Haarausfall und Gewichtszunahme zugesprochen werden. Phenytoin verursacht nachgewiesenermaßen Hirsutismus, Akne und Gingivahypertrophie (13%). Manche AED-Präparate können ein Versagen von oralen und subkutanen Kontrazeptiva zur Folge haben, denn sie induzieren Leberenzyme, die die Wirkung des sexualhormonbindenden Globulins (SHBG) erhöhen, wodurch die Wirkung der Kontrazeptiva reduziert wird. Die Wirksamkeit einer Kontrazeption durch mechanische Methoden und Intrauterinpessare wird nicht beeinträchtigt.
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Auswirkungen auf Menstruation und Fortpflanzung Bei Frauen mit Epilepsie ist die Fertilitätsrate im Vergleich zu ihren nicht betroffenen weiblichen Geschwistern um ein bis zwei Drittel reduziert; die niedrigere Geburtsrate kann jedoch teilweise auch den sozialen und psychologischen Druck widerspiegeln, denen Frauen mit Epilepsie ausgesetzt sind, und sie kann auf eine Zurückhaltung beim Kinderwunsch zurückzuführen sein, die durch ein maternales Risiko, durch ein erhöhtes Risiko für Geburtsdefekte oder durch die Angst vor genetischer Übertragung auf das Kind begründet sein kann. Die Grundlagen für diese Ängste sind übertrieben und basieren auf Fehlinformationen. Allerdings ist eine physiologische Basis für Infertilität bei Frauen mit Epilepsie vorhanden: Etwa 30% haben deutlich verkürzte oder verlängerte Menstruationszyklen, und ungefähr ein Drittel der Zyklen sind anovulatorisch. Man geht davon aus, dass die Anfälle die Freisetzung von Hypothalamushormonen unterbrechen, wodurch die Hypophyse nicht mehr stimuliert wird und es zu Störungen der Hypophysenhormone kommt. Durch Ultraschalluntersuchungen wurden bei 20–40% der Frauen mit Epilepsie polyzystische Ovarien festgestellt. Viele dieser Frauen neigen zu Adipositas, Hirsutismus, pathologischer Verlängerung des Menstruationszyklus und anovulatorischen Zyklen. Man hat herausgefunden, dass Valproat häufiger als andere AED-Präparate mit polyzystischen Ovarien, erhöhten Androgenspiegeln, Adipositas und Insulinresistenz im Zusammenhang steht. Hormone Sexualhormone wirken sich auf die kortikale Erregbarkeit aus. Östrogen steigert die Erregbarkeit der Neuronen, und es konnte gezeigt werden, dass es die Anfallshäufigkeit aufgrund dieser erniedrigten Krampfschwelle erhöhen kann. Wie nachgewiesen wurde, aktiviert Östrogen einen neuen Anfallsfokus, wenn es auf die Hirnrinde aufgetragen wird. Progesteron hemmt dagegen die Erregbarkeit der Neuronen und hebt dadurch die Schwelle für epileptische Anfälle an. Es ist vorstellbar, dass die Verbindung zwischen Amenorrhö und Epilepsie bei dem niedrigen Progesteronspiegel infolge von anovulatorischen Zyklen liegt. Ein niedriger Progesteronspiegel spielt auch bei katamenialer Epilepsie eine Rolle, die im Allgemeinen in der Lutealphase auftritt.
7.11 Epilepsie ⰿ⮿
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7.11.1 Epilepsie in der Schwangerschaft Das Muster der Anfälle kann sich während der Schwangerschaft verändern, und zwar auch bei Frauen, bei denen die Epilepsie zuvor gut unter Kontrolle war. Sowohl der Östrogen- als auch der Progesteronspiegel steigen während einer normalen Schwangerschaft allmählich an, und Schwankungen können betroffenen Frauen die Vorhersage und Kontrolle von Anfällen erschweren. Bei etwa 20% der Frauen mit Epilepsie steigt die Anzahl der Episoden während der Schwangerschaft an, wobei bei manchen Frauen nur während der Entbindung Anfälle auftreten. Anfälle, die außer Kontrolle geraten, können die Sauerstoff- und Blutversorgung im Unterleib herabsetzen, was sowohl die Frau als auch den sich entwickelnden Fetus gefährden kann. Auch von einer Zunahme von präpartalen Blutungen, vorzeitigen Wehen und Eklampsie bei Frauen mit Epilepsie wurde berichtet. Physiologische Faktoren, die während der Schwangerschaft zu einer Zunahme der Anfälle führen können, sind Veränderungen der hormonellen Situation, Veränderungen der Verstoffwechselung der AED-Präparate und Veränderungen der Essgewohnheiten. Schlafmangel und Stress können ebenfalls die Anzahl der epileptischen Anfälle erhöhen. Verstoffwechslung der AED-Präparate In der Schwangerschaft besteht ein erhöhter Stoffwechsel für AED-Präparate, was einen niedrigeren Spiegel im Blut zur Folge hat. Schlaf und Stress Im Allgemeinen geht Schlafmangel während der Schwangerschaft mit einer deutlichen Zunahme der Anfallshäufigkeit einher, und man geht davon aus, dass Stress die gleiche Wirkung hat. Ernährungszustand Veränderte Essgewohnheiten und Hyeremesis können zu Vitaminmangel führen, der die Anfallsbereitschaft erhöhen und die Schwangerschaft beeinträchtigen kann. AED-Präparate senken die Folsäurekonzentration, und ein Vitamin-K-Mangel ist von besonderem Interesse bei AED-Präparate einnehmenden Frauen, denn diese schwächen die Funktion der Blutplättchen bzw. Thrombozyten, die für die Blutstillung notwendig sind. Vitamin K ist für die Produktion der Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X erforderlich, und ohne eine ausreichende Aufnahme besteht ein erhöhtes Blutungsrisiko sowohl bei dem Neugeborenen als auch bei der Mutter. Daher wird Schwangeren unter antiepileptischer Medikation manchmal geraten, täglich 10 mg Vitamin K (empfohlene Tagesdosis) im letzten Schwangerschaftsmonat oral einzunehmen, um die Gefahr von präpartalen, postpartalen und neonatalen Blutungen zu reduzieren. In Australien, Großbritannien und den USA wird zur Verhinderung von neonatalem Blutungen üblicherweise jedem Neugeborenen Vitamin K verabreicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Schwangere mit Epilepsie ein gesundes Kind zur Welt bringt, liegt bei ca. 90%, die Fehlbildungsrate liegt zwischen vier und 6%. Ein weiterer Einflussfaktor (abgesehen von genetischer Veranlagung) ist Sauerstoffmangel durch Anfälle und ein niedriger Folsäurespiegel durch AED-Präparate, der zu einer anomalen Entwicklung des Fetus führen kann. Die Gefahr, ein Kind mit schweren Fehlbildungen zur Welt zu bringen, steigt mit der Zahl der gleichzeitig eingenommenen Medikamente; es besteht jedoch Einigkeit darin, dass diese Gefahr niedriger ist als bei untherapierter Epilepsie. Aus diesem Grund verschreiben Neurologen häufig eine niedrigere Dosis von nur einem AED-Präparat. Schwere Fehlbildungen Zu den schwerwiegenden Geburtsdefekten gehören Neuraltubendefekte (z. B. Spina bifida), Herzfehler, Gaumen- und Lippenspalten. Leichtere Anomalien Mit AED-Präparaten im Zusammenhang stehende Probleme, die keine langfristigen medizinischen Folgen haben, umfassen Entwicklungsverzögerungen, Sprachanomalien, weit auseinander stehende Augen, flache Nasenbrücke und kleine Fingernägel.
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Vorbeugende Maßnahmen Besondere Sorgfalt ist aufgrund der erhöhten Gefahr von Geburtsdefekten, die Anfälle und genetische Faktoren mit sich bringen können, bei Schwangeren und bei geplanter Schwangerschaft geboten. Eine Frau mit Epilepsie kann folgende Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, um das Risiko von Fehlbildungen zu minimieren und die Entwicklung des Fetus zu überwachen: r E ine komplette neurologische Untersuchung vor der Konzeption r D ie tägliche Einnahme eines Multivitamin-Präparates mit mindestens 2 mg Folsäure täglich vor der Schwangerschaft r K onsultieren des behandelnden Arztes und Ändern der Medikation auf die niedrigstmögliche Dosis nur eines AED-Präparates vor der Schwangerschaft r K onsultieren eines Neurologen als Teil der Schwangerschaftsvorsorge r U ltraschalluntersuchung in der 16. bis 18. Schwangerschaftswoche r A mniozentese und Untersuchung des Alpha-Fetoprotein-Tests. Postpartales Vorgehen Nach der Entbindung ist eine sorgfältige Überwachung der Medikation notwendig. Die Gefahr, dass die Mutter einen Anfall erleidet, während sie sich um das Neugeborene kümmert, ist erheblich, so dass der Mutter empfohlen werden sollte, den Säugling nur in einer sicheren und stabilen, sitzenden Position zu wickeln und zu füttern. Es besteht die Möglichkeit, dass das Neugeborene infolge Aufnahme von AED während der Schwangerschaft über die Mutter in den ersten Lebenswochen sediert ist oder Entzugserscheinungen zeigen wird. Diese Symptome laufen üblicherweise ab, ohne dass sie wesentliche medizinische Probleme darstellen; gelegentlich können sie jedoch dazu führen, dass das Kind nicht richtig trinkt.
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Stillen Die meisten AED-Wirkstoffe gehen in relativ niedrigen Mengen in die Muttermilch über und stellen keine ernsthafte Gesundheitsbedrohung für das Kind dar. Vorsicht ist allerdings bei Müttern geboten, die mit AED-Präparaten behandelt wurden, die in höheren Konzentrationen in der Muttermilch bleiben. Empfehlenswert ist es, den gestillten Säugling einer mit AED behandelten Mutter auf Reizbarkeit, schlechtes Schlafverhalten und unzureichende Gewichtszunahme hin zu beobachten. Vererbung Kinder von Müttern mit Epilepsie sind mit einer etwa 3%-igen Wahrscheinlichkeit ebenfalls betroffen. Leidet nur der Vater unter Epilepsie, ist das Risiko nicht erhöht; haben allerdings beide Elternteile ein Anfallsleiden, steigt das Risiko auf ca. 5%.
7.12 Zervikale intraepitheliale Neoplasie ᅿ乜Ⱐࠡ⮙ব Der Begriff Zervixdysplasie bzw. zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN) ist ein Begriff, der Mitte des vergangenen Jahrhunderts geprägt wurde und Veränderungen im Zervixepithel beschreibt. Solche Veränderungen werden durch mikroskopische Untersuchung eines Zervixabstrichs erkannt; es konnte gezeigt werden, dass sie einer Präkanzerose entsprechen. Die Endozervix ist mit Zylinderepithel ausgekleidet, während die Ektozervix von Plattenepithel überzogen ist. Die Plattenepithel-Zylinderepithel-Grenze ist der Punkt, an dem die Ekto- und die Endozervix aneinandergrenzen, und die Transformationszone ist der Bereich, in dem der Übergang von Zylinder- in Plattenepithel stattfindet. Die Plattenepithel-Zylinderepithel-Grenze ist nicht immer auf der Ektozervix lokalisiert, sondern sie ändert sich in Abhängigkeit von Veränderungen der hormonellen Situation in Pubertät, Schwangerschaft und Menopause. Die meisten Zervixkarzinome (85–90%) sind Plattenepithel-Karzinome. Da sie eine
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schwerwiegende Erkrankung darstellen, rechtfertigen atypische endozervikale und glanduläre Zellen im Frühstadium eher einen sofortigen Eingriff als geringgradige Veränderungen von Plattenepithelzellen. Die Vorstellung einer präkanzerösen Erkrankung der Zervix entwickelte sich 1947, als man herausfand, dass epitheliale Veränderungen das Erscheinungsbild von Karzinomen hatten, dabei aber auf das Epithel beschränkt waren. Der Begriff „Dysplasie“ wurde als Reaktion auf spätere Studien geprägt, die zeigten, dass sich diese Veränderungen zu Karzinomen weiterentwickeln können. 1968 vermutete Richart, dass alle Dysplasien das Potential für eine Progression zu einem invasiven Karzinom haben, und damit war die Vorstellung der zervikalen intraepithelialen Neoplasie und das sich daraus ergebende Einteilungssystem geboren (Berek 2002). Es existieren drei Klassifikationssysteme: das ältere Dysplasie-CIN-System, das PapanicolaouSystem und das Bethesda-System, das die ersten zwei Systeme wegen ihrer Genauigkeit verdrängt hat. 2004 führte der National Health and Medical Research Council in Australien (NHMRC) ein modifiziertes Bethesda-System (AMBS) ein. Dabei wird eine Einteilung in gering- und hochgradige Anomalien vorgenommen, die in den ›Tab. 7.1 und ›Tab. 7.2 beschrieben wird. Es sollte beachtet werden, dass sich invasive Läsionen in seltenen Fällen aus allen CIN-Stadien entwickeln können und dass sich einige Karzinome aus einer geringgradigen intraepithelialen Veränderung entwickeln. Das Vorgehen bei CIN 1 ist konservativ, CIN 2 wird jedoch, obwohl es eine geringgradige Veränderung darstellt, in den NHMRC-Richtlinien von 2006 unter den hochgradigen Läsionen für aktive Behandlungsprotokolle klassifiziert. Diese beinhalten die Exzision der gesamten Transformationszone durch Laser, LEEP (loop electrical excision procedure) oder Konusbiopsie. Höhergradige Läsionen wie beispielsweise CIN 3 werden durch Ablationsmethoden behandelt: Kältechirurgie, Laser (Hitze) und Elektrodiathermie. Als letzte Möglichkeit wird eine Hysterektomie durchgeführt.
7.12.1 Cin und das humane Papillomavirus Humane Papillomaviren (HPV) sind eine der Hauptursachen von zervikalen, anogenitalen, laryngealen und oralen Karzinomen, und Virus-DNA kann bei CIN im Kern von basalen epithelialen Zellen festgestellt werden. CIN 1 bzw. eine geringgradige squamöse intraepitheliale Läsion (LSIL) kann sich innerhalb eines Jahres nach der HPV-Infektion manifestieren, CIN 2 (LSIL) und CIN 3 bzw. eine hochgradige squamöse intraepitheliale Läsion (HSIL) tritt manchmal innerhalb von 5 Jahren zutage. Ein Zervixkarzinom kann Jahrzehnte später auftreten (Chen S et al 1999). HPV 16 findet sich bei 16% der Frauen mit geringgradigen Läsionen und bei 14% mit normaler Zytologie, so dass es von keiner großen Bedeutung ist. HPV 18 lässt sich allerdings bei 23% der Frauen mit invasiven Karzinomen feststellen und spielt daher bei Tumoren eine größere Rolle (Berek 2002). Es findet sich auch bei 5% der Frauen mit CIN 2 und CIN 3 und bei 5% mit CIN 1, aber bei weniger als 2% der Frauen mit negativen Befunden. HPV-DNA lässt sich bei 99,7% der Fälle feststellen, in denen sich ein Zervixkarzinom entwickelt hat (Terry Nolan, School of Population Health, University of Melbourne and the Vaccine & Immunisation Research Group, Murdoch Children’s Research Institute). Der australische Immunologe Ian Frazer hat 1985 begonnen, an der Entwicklung eines HPV-Impfstoffes zu arbeiten, und 1990 machte er zusammen mit Jian Zhou die Entdeckung, dass das wichtigste Kapsidprotein von HPV-16, L1, bei Expression in eukaryotischen Zellen am Anfang des Codons sich selbst aus Partikeln, die einem Virus sowohl in der Struktur als auch im immunologischen Potential ähneln, zusammensetzt. Die Erfindung wurde 1991 patentiert und ist seit 2005 allgemein erhältlich. Bei den meisten Frauen mit HPV gibt es keinen klinischen Hinweis auf die Erkrankung; die Infektion wird unterdrückt oder eliminiert, und viele geringgradige Läsionen bilden sich spontan zurück. Man weiß, dass zervikale HPV-Infektionen zwar häufig, normalerweise aber auch transient sind. Die durchschnittliche Clearance-Dauer beträgt 8–14 Monate: Eine geringgradige Läsion an der Zervix bildet sich innerhalb von durchschnittlich 10,5 Monaten spontan zurück, und nach 12 Monaten besteht in 78% der Fälle eine Remission. Eine Weiterentwicklung von einer geringgradigen zu einer hochgradigen Läsion ist selten und dauert mehre-
7
184
7 Diverse Störungen
Tab. 7.1 Bethesda- und Papanicolaou-Systeme Zytologie/Histologie
Bethesda
Papanicolaou
Atypische Plattenepithelzellen von unklarer Bedeutung Nichtspezifische geringfügige Veränderungen, Infektion, Entzündung
ASCUS
Atypie Entzündung
Geringgradige squamöse intraepitheliale Läsionen Koilozytose (Zellen mit perinukleärer Vakuolisierung)
LSIL
HPV Prognose von CIN 1
Grenzwertige nukleäre Anomalien LSIL Schwierige Differenzierung zwischen gutartiger Atypie und früher Dyskaryose
BNA
Das untere Drittel des Epithels durchläuft eine dysplastiLSIL oder HSIL sche Veränderung mit der Zunahme von mitotischen Zellen und dem Verlust zellulärer Polarität
Leichte Dyskaryose Prognose von CIN 1
Das mittlere und untere Drittel des Epithels durchläuft eine HSIL dysplastische Veränderung mit der Zunahme von mitotischen Zellen und dem Verlust zellulärer Polarität
Mäßige Dyskaryose Prognose von CIN 2
Das Epithel durchläuft auf der ganzen Breite eine dysplasti- HSIL sche Veränderung mit der Zunahme von mitotischen Zellen und dem Verlust zellulärer Polarität
Schwere Dyskaryose Prognose von CIN 3
Invasives Karzinom
Carcinoma in situ
PlattenepithelKarzinom
Tab. 7.2 Das australische modifizierte Bethesda-System Squamöse Anomalitäten
7
Australische NHMRCTerminologie 2004 (AMBS)
Australische NHMRCTerminologie 1994
Enthaltene Begriffe
Mögliche geringgradige squamöse intraepitheliale Läsion (mögliche LSIL)
Geringgradige epitheliale Anomalie
Nichtspezifische geringfügige squamöse Zellveränderungen, die auf HPV/CIN 1 hindeuten, dies aber nicht sind
Geringgradige squamöse intraepitheli- Geringgradige epitheliale Anomalie ale Läsion (LSIL)
HPV-Einfluss, CIN 1
Mögliche hochgradige squamöse Nicht eindeutige, mögliche intraepitheliale Läsion (mögliche HSIL) hochgradige squamöse Anomalie
Veränderungen, die auf CIN 2, CIN 3 oder Plattenepithel-Karzinom (SCC) hindeuten, dies aber nicht sind
Hochgradige squamöse intraepitheliale Hochgradige squamöse Anomalie Läsion (HSIL)
CIN 2, CIN 3
Plattenepithel-Karzinom (CSS)
Hochgradige epitheliale Anomalie
SCC
Atypische endozervikale Zellen von unklarer Bedeutung
Geringgradige epitheliale Anomalie
Nichtspezifische geringfügige Zellveränderungen in endozervikalen Zellen
Atypische glanduläre Zellen von unklarer Bedeutung
Geringgradige epitheliale Anomalie
Nichtspezifische geringfügige Zellveränderungen in glandulären Zellen
Mögliche hochgradige glanduläre Läsion
Nicht eindeutige, mögliche hochgradi- Veränderungen, die auf Adenokarzige glanduläre Anomalie nom in situ (AIS) hindeuten, dies aber nicht sind
Endozervikales Adenokarzinom in situ (AIS)
Hochgradige epitheliale Anomalie
AIS
Adenokarzinom
Hochgradige epitheliale Anomalie
Adenokarzinom
Glanduläre Anomalien
7.12 Zervikale intraepitheliale Neoplasie ᅿ乜Ⱐࠡ⮙ব
185
re Jahre, wobei die durchschnittliche Dauer bei 86,4 Monaten liegt; 3,6% entwickeln sich jedoch innerhalb von 12 Monaten weiter. Eine persistente HPV-Infektion führt zur Entwicklung von hochgradigen Anomalien. Den meisten Nutzen bei der Prävention von Zervixkarzinomen zieht man aus der Intervention bei Frauen mit hochgradiger Zytologie, und schädlich kann eine Intervention bei Frauen mit geringgradiger Zytologie sein (Ian Hammond, Clinical Professor, School of Women’s & Infants’ Health, University of Western Australia and Chair, NHMRC Guidelines Review Group, November 2005). Faktoren, die die Entwicklung einer HPV-Infektion zu CIN fördern, sind Rauchen, der Einsatz von Kontrazeptiva auf Steroidbasis, Infektionen, andere sexuell übertragbare Erkrankungen und ungesunde Ernährung.
7.12.2 Cin und Chinesische Medizin Wenn eine HPV-Infektion persistiert oder wenn sich geringgradige Läsionen zu hochgradigen Läsionen weiterentwickeln, geht die chinesische Medizin davon aus, dass das geradläufige Qi (zhengqi) beeinträchtigt wurde und zu schwach ist, um das schrägläufige bzw. pathogene Qi zu vertreiben. Die klinische Erfahrung lässt vermuten, dass Einstauungen des Qi des Fk Leber (gan) und eine energetische Schwäche (xu) des Qi des Fk Milz (pi) bei den meisten Patientinnen eine Rolle spielen. Eine leichte Dysplasie im Frühstadium, wie CIN 1 oder 2, spricht im Allgemeinen sehr gut auf chinesische Medizin an (›Kap. 7.8). Eine harmonisierende Rezeptur wie das Xiao Yao San kann als Basisrezeptur eingesetzt werden, der Xiang Fu zugegeben wird, um das Qi des Fk Leber (gan) noch mehr zu entfalten. Bei energetischer Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) werden Arzneimittel wie Dang Shen und Huang Qi ergänzt. Bei Xue-Stasen verabreicht man zusätzlich Arzneimittel wie E Zhu und San Leng. Bei Toxischem sollte man Arzneimittel wie Bai Hua She She Cao und Ban Zhi Lian zugeben. Wenn Kälte (han) den Neben-Fk Uterus (zigong) blockiert, ist Wu Yao zu ergänzen, bei Obstipation Da Huang, und bei Feuchtigkeit-Hitze (shire) Huang Bai. Die Rezepturen aus ›Kap. 7.8 können angepasst werden, und äußere Anwendungen können hilfreich sein (›Kap. 6.3). Natürlich ist es auch erforderlich, die Lebensführung und Emotionen anzusprechen. 7
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KAPITEL
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Fertilität und Konzeption
8.1 8.1.1 8.1.2 8.1.3 8.1.4 8.1.5
Fertilität und Fertilisation ⫳㚆ᴵӊᥜ㊒ᴵӊ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zervikalschleim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fertilisation und Einnistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Embryonalperiode. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Plazentahormone . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Spontanabort und Fehlgeburt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
188 189 189 190 190 190
8.2 8.2.1 8.2.2
Konzeption und Kontrazeption ফᄩ䙓ᄩ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 Bestimmung des fruchtbaren Zeitraumes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 Emotionen und Konzeption. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193
8.3 8.3.1 8.3.2 8.3.3 8.3.4 8.3.5
Subfertilität und Infertilität ϡ㚆⮛ϡᄩ⮛ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tubendurchlässigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Assistierte Konzeption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnisse der IVF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Behandlungsergebnisse und Erwartungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Behandlungsstrategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
194 195 195 196 196 197
8
188
8 Fertilität und Konzeption
8.1 Fertilität und Fertilisation ⫳㚆ᴵӊᥜ㊒ᴵӊ
8
Selbstverständlich handelt es sich bei Fertilität um eine wechselseitige Angelegenheit: Sowohl der männliche als auch der weibliche Partner müssen ihre Funktion erfüllen, und bei der Betreuung von Paaren mit Fertilitätsproblemen müssen beide Partner beurteilt werden. Im Lingshu (♉ᵶ) steht dazu: „Die zwei Einheiten, die gegeneinander kämpfen, sich vereinen und eine Form annehmen, normalerweise vor der Konzeption, bilden das Struktivpotential (jing)“ (ϸ⼲Ⳍ᧣, ড়㗠៤ᔶ, ᐌܜ䑿⫳,ᰃ䇧㊒). Dieser Text weist auch darauf hin, dass das po (儘) bzw. die Körperseele eine Rolle beim „Ein- und Austreten des Struktivpotentials (jing)“ spielt, was sich als der instinktive Akt des Geschlechtsverkehrs und die Abgabe von Sperma vom Mann an die Frau interpretieren lässt. Im Rechtmäßigen Handbuch der Frauenheilkunde (ཇ⾥ℷᅫ) heißt es: „Wenn das Struktivpotential (jing) des Mannes stark und die Menses der Frau regelmäßig ist, wird sich ein Kind einstellen“ (⬋㊒ໂ㗠ཇ㒣䇗, ᳝ᄤП䘧г). Die Fertilität des Mannes ist zum einen abhängig von der Fähigkeit, einen Koitus durchzuführen und zum Orgasmus zu kommen, wozu wiederum eine intakte penile Anatomie und eine intakte erektile Funktion notwendig sind, und zum anderen vom Zustand des Spermas: Beweglichkeit, Morphologie und Anzahl der Spermien. Die Fertilität der Frau ist eng mit ihrer menstruellen Gesundheit verknüpft. Beide sind von den gleichen Hormonen abhängig - diese schaffen die Voraussetzungen für Ovulation und Konzeption. Die Menstruation ist dabei ein Phänomen, das bei Ausbleiben einer Konzeption eintritt. Das Alter spielt natürlich auch eine Rolle es ist nicht vernünftig, bei einer Frau gegen Ende ihrer fruchtbaren Jahre mit einer Schwangerschaft zu rechnen, obwohl dies eine immer weiter verbreitete Erwartung ist. In den 1970-er Jahren haben 92% der Frauen ihr erstes Kind vor ihrem 30. Lebensjahr zur Welt gebracht. Heute, 30 Jahre später, gebären nur noch 27% vor ihrem 30. Lebensjahr ein Kind (Anne Clark, Fertility Society of Australia, The Age 2006). Die Ovarialfunktion, die ebenfalls einen Einfluss auf die Fertilität hat, ist abhängig von der Anzahl der Eizellen bzw. Oozyten im Ovar der Frau. In der 16. bis 20. Schwangerschaftswoche hat die Zahl der Oozyten in den Ovarien eines weiblichen Fetus einen Höchststand mit etwa 5–6 Millionen erreicht. Es folgt ein massiver Rückgang infolge Degeneration, und bei der Geburt beträgt ihre Anzahl 1–2 Millionen. Man schätzt, dass in der Pubertät noch etwa 300.000–500.000 übrig sind, und bis zum Alter von 27 Jahren hat ihre Zahl weiter bis auf 150.000 abgenommen – ein Zehntel der Menge bei der Geburt. Dieser rasche Rückgang beruht auf der monatlichen Rekrutierung von Follikeln, die von primordialen zu primären Follikeln reifen sollen; dies findet statt, bevor schließlich ein Follikel für die Ovulation ausgewählt wird (›Kap. 2.2). In den frühen fruchtbaren Jahren werden monatlich etwa 1.000 Oozyten ausgewählt, in den späteren fruchtbaren Jahren sinkt diese Zahl auf etwa 500. Man geht davon aus, dass im Alter von 37 oder 38 Jahren etwa 25.000 Oozyten zur Verfügung stehen und dass zu dieser Zeit ein beschleunigter Rückgang stattfindet, aus der eine verminderte Fertilität resultiert. Bis zur Menopause sind nur noch etwa 1.000 Oozyten übrig. Ein weiterer Grund für eine verringerte Fertilität besteht darin, dass das genetische Material in den Eizellen altert. Entsprechend nimmt die Inzidenz von Chromosomenanomalien sowohl in Eizellen als auch Embryonen zu. Dies führt zu niedrigeren Schwangerschaftsraten und erhöhten Fehlgeburtsraten (Menopause Research Institute 2007). Wie gezeigt werden konnte, hat auch ein höheres Alter des Mannes niedrigere Schwangerschaftsraten, eine höhere Inzidenz von Chromosomenanomalien und erhöhte Fehlgeburtsraten zur Folge. Eine sinkende Fertilität kann bei Frauen bereits im Alter von 35 Jahren einsetzen: Die Zyklen können anovulatorisch sein, das Ovum kann unreif sein, oder es kann eine Unausgewogenheit der Hormone oder eine unzureichende Produktion des follikelstimulierenden Hormons (FSH), des luteinisierenden Hormons (LH), von Östrogen oder Progesteron vorliegen. Auch nach erfolgter Konzeption können Tubenprobleme durch unzureichende Schleimproduktion, Ziliendysfunktion oder Tubenbeschädigung, die den Transport der Blastozyste zur Gebärmutterhöhle verhindern, Probleme mit der Entwicklung der Blastozyste oder mit der Implantation auftreten. Schilddrüsenerkrankungen, das Polyzystische Ovarialsyndrom und Endometriose können die Fertilität beeinträchtigen, und es ist unerlässlich, vor einer Behandlung gravierende anatomische
8.1 Fertilität und Fertilisation ⫳㚆ᴵӊᥜ㊒ᴵӊ
189
Anomalien auszuschließen, sowohl kongenitale (z. B. Fehlbildung des Genitaltraktes) als auch erworbene (z. B. Verklebungen der Eileiter) (›Kap. 1.4).
8.1.1 Zervikalschleim Die Zervix stellt für das Sperma einen sicheren Ort dar, indem sie Schutz vor Phagozyten und vaginaler Säure bietet. Der präovulatorische Estradiol-Anstieg stimuliert die sekretorischen Zellen, eine erhöhte Menge an Schleim zu produzieren, der dünnflüssig und dehnbar wie Eiweiß ist. Diese Dehnbarkeit wird als „Spinnbarkeit“ bezeichnet. Gleichzeitig steigt der pH-Wert des Schleims von unter 5 auf über 8,5 und schafft so für das Sperma eine alkalische, nicht lebensfeindliche Umgebung. Der Schleim versorgt das Sperma mit der benötigten Energie, und die zervikale Umgebung ist auch darauf ausgerichtet, die Kapazitation zu erleichtern, eine funktionelle Veränderung, die Spermien durchlaufen, um das Ovum zu befruchten. Bei der Ovulation ist die Zervix angehoben, und der Muttermund weitet sich. In der Lutealphase, wenn der Progesteron-Anstieg den Schleim wieder dickflüssiger werden lässt, verengt sich der Muttermund wieder.
8.1.2 Fertilisation und Einnistung Von den geschätzten 500.000.000 Spermien, die durch Ejakulation freigesetzt werden, überleben 50% den niedrigen pH-Wert der Vaginaschleimhaut nicht und erreichen folglich auch den Zervikalkanal nicht. Von denen, die diesem Schicksal entgehen, erreicht nur ein geringer Prozentsatz die Eileiter, wo das Ovum auf das Eindringen einer einzigen Spermie wartet (›Anhang Abb. 9). Man schätzt, dass täglich weltweit in etwa 100.000.000 Ova Spermien eindringen, die alle zu einem befruchteten Ovum bzw. zu einer Zygote werden, und dass von diesen nur 910.000 (9,1%) eine mitotische Zellteilung durchlaufen und auf diese Weise einen Embryo bilden. Die Fertilisation des Ovums durch das erfolgreiche Eindringen einer einzigen Spermie wird im Allgemeinen etwa 12–24 Stunden nach der Ovulation vollzogen. Die erste Teilung beginnt 12–24 Stunden nach der Fertilisation und ist innerhalb von etwa 6 Stunden abgeschlossen. Jede darauffolgende Teilung läuft schneller ab; so ist die zweite Teilung innerhalb von 48 Stunden nach der Fertilisation abgeschlossen. Nach 72 Stunden existieren 16 Zellen. Weil die Zellen von der Zona pellucida umgeben sind, vergrößert sich die Zellmasse nicht, und bei jeder Teilung werden immer kleinere Zellen gebildet. Diese Zellen werden als Blastomeren bezeichnet, und die dichte Zellkugel, immer noch umgeben von der Zona pellucida, nennt man Morula. Dieses Wort ist vom lateinischen Wort morum, „Maulbeere“, abgeleitet. Die Morula wird durch Peristaltik des Eileiters und durch Bewegung der Zilien in Richtung Gebärmutterhöhle befördert. Nach 96 Stunden bzw. am vierten Tag nimmt die Zahl der Zellen weiter zu, während sich die Morula die Eileiter hinunterbewegt und etwa 4½ bis 7 Tage nach der Fertilisation schließlich den Uterus (›Anhang Abb. 9) erreicht. Zu dieser Zeit hat sich innerhalb des dichten Haufens von 50–60 Zellen eine Höhle formiert. Diese Blastozyste hat eine äußere Zellschicht, als Trophoblast bezeichnet (aus dem Griechischen, trophe, „nähren“), eine innere Zellmasse (Embryoblast) und eine mit Flüssigkeit gefüllte Höhle, die so genannte Blastozystenhöhle. Der Trophoblast und ein Teil des Embryoblasten entwickeln sich später zur Plazenta, und aus den Membranen und dem Rest des Embryoblasten entsteht der Embryo (›Anhang Abb. 10). Die Blastozyste bleibt für eine kurze Zeit in der Gebärmutterhöhle frei, während sich die Zona pellucida auflöst, so dass sich die Blastozyste nun vergrößern kann. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde sie anfangs im Eileiter von proteinreichen Sekreten und später von den glykogenreichen Sekreten der endometrialen Drüsen genährt, schließlich hat sie sich in das Endometrium eingegraben; dies stellt die Sekretionsphase dar (›Kap. 2.2).
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8 Fertilität und Konzeption
Zum Zeitpunkt der ersten Nidation bzw. Implantation (etwa 7 Tage nach der Fertilisation) drückt der Uterus auf wundersame Weise die vordere und die hintere Wand zusammen, als ob er den Embryo festhalten und ihm zu einem „festen Stand“ verhelfen wollte. Die Blastozyste nistet sich bevorzugt am Boden oder an der hinteren Wand des Uterus ein, wobei die innere Zellmasse dem Endometrium zugewandt wird. Die Implantation ist normalerweise etwa 14 Tage nach der Konzeption abgeschlossen (›Anhang Abb. 9).
8.1.3 Die Embryonalperiode An der am Endometrium angrenzenden Seite entwickelt der Trophoblast bzw. die äußere Zellschicht zwei verschiedene Zellschichten. Der Synzytiotrophoblast stellt die äußerste Schicht dar, die Enzyme absondert, die die endometrialen Zellen verflüssigen und so den Einnistunsprozess weiter fördern. Der Zytotrophoblast liegt innerhalb des Synzytiotrophoblasten, und diese zwei bilden zusammen das Chorion, das später zum embryonalen Teil der Plazenta wird. Die innere Zellmasse differenziert sich und bildet den Dottersack, das Amnion und den Embryo (›Anhang Abb. 10). Der Trophoblast sondert humanes Choriongonadatrophin (hCG) ab, das eine ähnliche Funktion wie LH hat und das Corpus luteum vor einer Degeneration bewahrt, so dass es weiter bestehen bleibt, weiterhin Progesteron und Östrogen produziert und eine menstruelle Abstoßung verhindert. Etwa 14 Tage nach der Fertilisation (≈ 28. Tag des Zyklus) hat sich die Blastozyste vollständig eingenistet, und die Embryonalperiode beginnt. Nach der Implantation beginnt die innere Zellmasse, sich zu differenzieren, und legt die primären Keimschichten fest, die die Grundlage für die spätere Entwicklung von Gewebe und Organen bilden. Der fetale Kreislauf entwickelt sich 21 bis 28 Tage nach der Fertilisation. Die ersten zwei Entwicklungsmonate werden als Embryonalperiode bezeichnet; gegen Ende dieser Zeit liegen die Rudimente aller wichtigen Organe vor (›Anhang Abb. 9 und 10).
8.1.4 Plazentahormone
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Progesteron und Östrogene werden etwa 12 Wochen lang vom Corpus luteum produziert (›Anhang Abb. 9). Das Chorion der Plazenta beginnt nach drei bis vier Wochen, Östrogene, und nach etwa sechs Wochen Progesteron abzusondern. Ungefähr im vierten Monat sinkt das Plazenta-hCG ab und stimuliert die Sekretion des Corpus luteum nicht mehr weiter, denn nun ist die Plazenta voll funktionsfähig und in der Lage, hohe Mengen an Progesteron und Östrogenen zu bilden, die für die Schwangerschaft notwendig sind und die deziduale Abstoßung verhindern (›Anhang Abb. 10). Die Sekretion durch die Plazenta erreicht in der neunten Woche ihren Höhepunkt, bevor sie im vierten und fünften Monat deutlich absinkt und anschließend bis zur Geburt auf gleichem Niveau bleibt. Neben Progesteron und Östrogenen produziert die Plazenta auch Relaxin, das zur Erleichterung der Geburt die Ligamente und die Zervix weicher macht und entspannt. Zudem produziert sie Plazentalaktogen (hPL), auch als humanes Chorionsomatomammotropin (hCS) bezeichnet, das die Glukose-Aufnahme durch die Mutter absenkt und sie so für den Fetus leichter verfügbar macht, das die Freisetzung von Fettsäuren aus Fettgewebe fördert und so eine Alternative zu Glukose für die Produktion von Adenosintriphosphat (ATP) durch die Mutter liefert und das auch die Brustdrüsen auf die Milchproduktion vorbereiten und die Proteinsynthese verbessern soll.
8.1.5 Spontanabort und Fehlgeburt Nur eine von sechs befruchteten Eizellen kann sich erfolgreich einnisten und überlebt bis nach der achten Woche. Obwohl die meisten Hindernisse einer Schwangerschaft in der achten Woche genommen sind, gibt
8.2 Konzeption und Kontrazeption ফᄩ䙓ᄩ
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es eine beträchtliche Zahl von Spontanaborten, die nach dieser Zeit auftreten, ebenso Fehlgeburten bis zur 20. Schwangerschaftswoche, obwohl die meisten in den ersten 14 Wochen passieren. Es ist schwierig, Statistiken zu frühen Spontanaborten zu erstellen, denn sehr viele fallen in die Zeit der nächsten erwarteten Menstruationsblutung. Gleichwohl schätzt man, dass ihre Zahl zwischen 30% und 50% liegt. Fehlgeburten beruhen manchmal auf Implantationsproblemen (in den ersten sechs bis acht Wochen) oder auf Problemen des Corpus luteum (bis zur 12. Woche), und viele sind auf genetische Probleme zurückzuführen, durch die der Fetus auch dann nicht lebensfähig gewesen wäre, wenn er bis zum Ende ausgetragen worden wäre (›Kap. 9.5).
8.2 Konzeption und Kontrazeption ফᄩ䙓ᄩ Neben der Fertilität ist die Zeitwahl der Vereinigung von Mann und Frau ein weiterer Faktor bei der Konzeption. Im Maßstab für die Frauenheilkunde (ཇ⾥ޚ㓇) wird Yuan Liaofan (㹕њ) folgendermaßen zitiert: „Für alle Dinge im Himmel und auf der Erde ist die Zeitwahl der kosmischen Kräfte erforderlich; für die Erzeugung der zehntausend Lebensformen ist die richtige Zeit für die Konzeption erforderlich.“ (ഄ⫳⠽ˈᖙ᳝⇸∆Пᯊ; ϛ⠽࣪⫳, ᖙ᳝Ф㚆Пᯊ.) Durch Bestimmung der fruchtbaren und unfruchtbaren Zeiträume kann eine Schwangerschaft erreicht oder vermieden werden. Es gibt einige Methoden, die auf der Zeit der Ovulation basieren. Diese findet etwa 14 Tage vor dem erwarteten Einsetzen der Menstruationsblutung statt. Selbstverständlich muss die für eine Kontrazeption angesetzte Spanne weiter als die für eine Konzeption sein.
8.2.1 Bestimmung des fruchtbaren Zeitraumes Kalendermethode Sie wird auch die „Rhythmusmethode“ bezeichnet. Die Menstruationszyklen werden über mehrere Monate hinweg protokolliert, um ein vorhersagbares Muster zu erhalten. Die Ovulation findet vermutlich am 14. Tag des Zyklus statt (genauer gesagt etwa 14 Tage vor dem ersten Tag, also dem ersten Tag der Menstruationsblutung). Der fruchtbare Zeitraum wird auf drei Tage vor der Ovulation bis zwei Tage danach geschätzt, so dass man von dem Zeitraum zwischen dem elften und 15. Tag des Zyklus ausgeht. Für eine Kontrazeption werden mit dieser Methode die „sicheren“ Tage falsch berechnet, denn: (a) Spermien haben eine mögliche Lebensdauer von bis zu acht Tagen; (b) Stress oder Aufregung können eine verfrühte Ovulation hervorrufen; und (c) der Tag der Ovulation wird nur geschätzt. Auch wenn der Menstruationszyklus „so genau wie ein Uhrwerk funktioniert“, ist dies keine verlässliche Verhütungsmethode. Die Versagerquote liegt bei 35%, so dass man mit Recht von einer „Methode des Schusses ins Blaue“ sprechen kann. Temperaturmethode (Basal Body Temperature Method, BBT) Zur genauen Bestimmung des Tages der Ovulation wird die Körpertemperatur jeden Morgen zur gleichen Zeit vor dem Aufstehen gemessen und notiert (›Anhang Abb. 6). 24–36 Stunden vor der Ovulation sinkt die Temperatur um 0,1–0,2 Grad ab und steigt am Tag nach der Ovulation wieder um 0,3–0,5 Grad an; diese Temperatur bleibt bis drei Tage vor Zyklusende konstant. Der fruchtbare Zeitraum hängt jedoch nicht nur vom Tag der Ovulation ab, sondern auch von der Lebensdauer der Spermien. Man geht im Allgemeinen davon aus, dass diese drei bis fünf Tage beträgt, wobei aber auch von acht Tagen berichtet wurde, und einigen Quellen zufolge endet der fruchtbare Zeitraum nicht einen Tag, sondern drei Tage nach der Ovulation. Daher sollte, wenn das Ziel die Verhinderung einer Konzeption ist, eine größere Spanne angesetzt werden, so dass eine koitale Abstinenz acht Tage vor bis vier Tage nach der Ovulation empfohlen wird. Dies senkt die Versagerquote auf etwa 4%. Beachtet
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8 Fertilität und Konzeption
werden sollte, dass die Basalkörpertemperatur durch Krankheit, Aktivität oder Schlafmangel beeinträchtigt werden kann und dass die Ovulation durch Stress zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden kann. Barrieremethoden und chemische Verhütungsmethoden Kondome und Spermizide weisen eine Versagerquote von 2–3% auf. Orale Kontrazeptiva haben eine Versagerquote von 0,5%, wenn sie täglich zur gleichen Zeit eingenomen werden, bedingt durch Vergesslichkeit und unregelmäßige Einnahme liegt sie aber bei 8% (O’Connor & Kovacs 2003). Bei richtig positionierten Intrauterinpessaren (IUP) liegt die Versagerquote bei 0,8–0,1%. Injizierbare Progestogene wie Depotmedroxyprogesteronazetat und subkutane Implantate wie Etonorgestrel, das 3 Jahre unter der Haut gelassen wird, und Levonorgestrel, das 5 Jahre unter der Haut verbleibt, haben eine Versagerquote von unter 1%, sie können jedoch beträchtliche Nebenwirkungen haben, ebenso wie IUPs auf Progestinbasis (›Kap. 1.3).
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Zervikalschleim-Methode Sie wird auch als Methode nach Billings bezeichnet (Billings & Westmore 1980). Dabei wird der Zervikalschleim mehrere Menstruationszyklen lang beobachtet und protokolliert. Der Schleim beginnt sich 6 Tage vor der Ovulation zu verändern und wird allmählich dünnflüssiger und dehnbarer, bis er Eiweiß ähnelt. (Zu beachten ist, dass vaginale Infektionen den Schleim beeinflussen können.) Er wird nicht nur dünnflüssiger, wodurch Spermien leichter zum Zervikalkanal gelangen können, sondern zudem steigt der pH-Wert auf etwa 8,5, so dass für das Sperma eine alkalische, weniger lebensfeindliche Umgebung geschaffen wird. Wird ausschließlich diese Methode zur Kontrazeption eingesetzt, so liegt die Versagerquote bei 4–5%. Wenn allerdings die Zyklen regelmäßig sind, die Aufzeichnungen sorgfältig geführt werden und die Methode mit der BBT-Methode kombiniert wird, sinkt die Versagerquote auf 2%. Studien an der Universität Melbourne und der Monash-Universität in Australien haben gezeigt, dass durch Beobachtung des Zervikalschleims eine genauere Bestimmung der Ovulation möglich ist als durch Blutuntersuchungen (Lyttleton 2004). Der Schleim wird folgendermaßen kategorisiert: Schleim des G-Typs wird von Drüsen in der Nähe der äußeren Öffnung während des unfruchtbaren Zeitraumes produziert und ist dickflüssig, klumpig, trüb und nicht dehnbar. Schleim des L-Typs wird von Drüsen etwas weiter oben in der Zervix etwa 6 Tage vor der Ovulation produziert, wenn der Östrogenspiegel anzusteigen beginnt; er ist dünnflüssiger als Schleim des G-Typs. Er kennzeichnet den Beginn des fruchtbaren Zeitraumes, und durch seine Zusammensetzung werden viele anomale Spermien herausgefiltert. Schleim des S-Typs wird von Drüsen in der Nähe des inneren Muttermundes während des fruchtbarsten Zeitraumes 12–36 Stunden vor der Ovulation produziert. Er ist dünnflüssig, klar und glitschig wie Eiweiß und hat eine geriffelte Struktur, die das Vorwärtskommen der Spermien erleichtert. Er lässt sich leicht zwischen dem Daumen und einem Finger ziehen ohne zu reißen; diese Eigenschaft wird als „Spinnbarkeit“ bezeichnet. Wird dieser Schleim auf einem Objektträger getrocknet, bilden die Kristalle ein unter dem Mikroskop erkennbares farnartiges Muster. Schleim des P-Typs wird von Drüsen am Übergang Uterus-Zervix produziert und kennzeichnet die Ovulation, den Punkt der höchsten Fertilität. Er ist dünnflüssiger und weniger dehnbar als Schleim des S-Typs, aber sehr glitschig und kaliumreich, wodurch die Kapazitation der Spermien erleichtert wird. Symptothermale Methode Hier werden die BBT- und die Zervikalschleim-Methoden mit begleitenden Symptomen wie Schmerzempfindlichkeit der Mamma, Blähungen und Schwellung der Vulva kombiniert. Auch die Position der Zervix kann vermerkt werden (bei der Ovulation angehoben und mit einer erkennbar geweiteten Öffnung). Alle relevanten Zeichen werden in eine Tabelle eingetragen, und dadurch wird der Tag der Ovulation bestimmt. Zur Vermeidung einer Schwangerschaft muss der fruchtbare Zeitraum mit einem großen Spielraum angesetzt werden, damit allen Variablen Rechnung getragen wird und „Pannen“ verhindert werden. Wenn man den Tag der Ovulation über mehrere Monate bestimmt hat, sollte man daher sicherheitshalber den fruchtbaren bzw. „gefährlichen“ Zeitraum von acht Tage vor der Ovulation bis mindestens drei Tage danach ansetzen. Bei einem 28-tägigen Zyklus bedeutet dies eine Abstinenz bzw. die Verwendung
8.2 Konzeption und Kontrazeption ফᄩ䙓ᄩ
193
einer Barriere-Methode von Tag sechs bis Tag 17. Bei einer gewissenhaften Anwendung beträgt die Versagerquote weniger als 2%.
Berechnung des fruchtbaren Zeitraumes zur Kontrazeption Da sich Zyklusschwankungen, die Lebensdauer der Spermien und die Ovulation beeinflussende Faktoren (sexuelle Aktivität und starke Emotionen können zu einer verfrühten Ovulation führen) auf den fruchtbaren Zeitraum auswirken, kann dieser auch wie folgt berechnet werden. Der erste Tag des fruchtbaren Zeitraumes entspricht der Anzahl der Tage im kürzesten der letzten sechs Zyklen minus 20 Tage, und der letzte Tag des fruchtbaren Zeitraumes entspricht der Anzahl der Tage im längsten der letzten sechs Zyklen minus zehn Tage. Bei einem regelmäßigen 28-Tages-Zyklus würde der fruchtbare Zeitraum an Tag acht beginnen (28 – 20 = 8) und an Tag 18 enden (28 – 10 = 18). Wenn allerdings die Menstruation unregelmäßig ist und ein deutlicher Unterschied zwischen dem kürzesten und dem längsten Zyklus besteht, kann diese Methode sehr einschränkend sein. Wenn beispielsweise der kürzeste Zyklus 25 Tage und der längste 32 Tage lang ist, beginnt die empfohlene Abstinenz an Tag fünf (25 – 20 = 5) und endet an Tag 22 (32 – 10 = 22), was eine koitale Abstinenz von insgesamt 26 Tagen ergibt.
Berechnung des fruchtbaren Zeitraumes zur Konzeption In Apotheken sind Ovulationstests erhältlich, die oben beschriebenen BBT-Tabellen und Zervikalschleim sind jedoch sehr verlässliche Richtlinien. Selbstverständlich sollte, wenn man eine Schwangerschaft verhindern möchte, ein größeres Zeitfenster angesetzt werden, wenn man jedoch schwanger werden möchte, muss ein kleineres Fenster bestimmt werden. Wie beschrieben, lässt sich davon ausgehen, dass der fruchtbare Zeitraum etwa drei Tage vor der Ovulation beginnt und drei Tage nach der Ovulation endet. Wenn man jedoch Einblick in die Physiologie hat, kann man annehmen, dass der Tag der Ovulation und der Tag davor optimal sind und dass der Tag nach der Ovulation der letztmögliche Tag des Zeitraumes ist, an dem eine Empfängnis erreicht werden kann. Man geht davon aus, dass die Konzeption 12–24 Stunden nach der Ovulation stattfindet und dass das Ovum nur drei Tage lebt. Zu dieser Zeit hat es das Isthmus erreicht und ist zum Eintritt in den Uterus bereit, wo eine Befruchtung unwahrscheinlich ist. Die Lebensdauer der Spermien wird im Allgemeinen auf drei bis fünf Tage geschätzt, und obwohl man annimmt, dass sie in seltenen Fällen bis zu acht Tagen überleben können, kann man sich nicht darauf verlassen.
8.2.2 Emotionen und Konzeption Emotionen, Ängstlichkeit und Stress können die Funktion der Hypophyse und damit auch die Achse Hypothalamus-Hypophyse-Eierstöcke beeinflussen, was zu Menstruationsstörungen, Anovulation und Funktionsstörungen des Uterus und der Eileiter führen kann. Eine ungesunde Ernährung, Essstörungen und anderer physischer Stress können die Verstoffwechslung von Östrogen und die Freisetzung des Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH) stören. Zudem wurde beobachtet, dass Stress die Ovulation hinauszögern und übermäßige Aufregung sie vorziehen kann. Laut chinesischer Medizin sind Fertilität, Konzeption und Schwangerschaft auf eine gesunde Funktion der Aufnehmenden Leitbahn (renmai), der Breiten Trossstraße (chongmai), der Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai), der Netzleitbahnen des Neben-Fk Uterus (baoluo) und damit auf die Fk Herz (xin), Fk Niere (shen), Fk Leber (gan) und Fk Milz (pi) angewiesen. Es ist leicht nachzuvollziehen, wie Emotionen die Speicherfunktionskreise (zang) beeinflussen: Die Fk Herz und Niere (xin shen), die, wie früher beschrieben
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8 Fertilität und Konzeption
(›Kap. 1.3), von ihrer Funktion her mit der Achse Hypothalamus-Hypophyse-Eierstöcke vergleichbar sind, stehen mit Traurigkeit, Ängstlichkeit und Angst im Zusammenhang; der Fk Leber (gan) wird mit Reizbarkeit, Ärger und Frustration in Verbindung gebracht; der Fk Milz (pi) steht im Zusammenhang mit Sorgen und Besessenheit. Alle diese Emotionen können dem Versuch einer Empfängnis vorausgehen oder eine Folge davon sein. Konzentriert man sich zu sehr auf die Empfängnis, kann die Entschlossenheit des Willens (zhi) des Fk Niere (shen) das Qi und das Struktivpotential (jing) des Fk Niere (shen) einstauen. In den „alten Tagen“, als „infertile“ Paare nicht die Möglichkeit einer assistierten Konzeption, von Tabellen, Thermometern, Ovulationstest usw. hatten, riet man ihnen zur Adoption, und nach der Adoption stellte sich bei vielen Paaren eine Empfängnis ein.
8.3 Subfertilität und Infertilität ϡ㚆⮛ϡᄩ⮛
8
Infertilität bzw. Sterilität bezeichnet eine mangelnde Fortpflanzungsfähigkeit und bezieht sich gleichermaßen auf Männer wie auf Frauen. Liegt keine signifikante Anomalie vor, so lässt sich bei solchen Paaren teilweise durch medizinische Assistenz eine Schwangerschaft erreichen. In dem Ming-zeitlichen Buch Wichtige Aufzeichnungen für zahlreiche Nachkommen (ᑓஷ㑾㽕) finden sich Hinweise auf „Die Fünf Unfruchtbaren Frauen“ (Ѩϡཇ): Luo (zwei mögliche Schreibweisen: 㶎, mit der Bedeutung „Schneckenhaus“ und dem Hinweis auf eine kleine, deformierte Vagina, und 偵, mit der Bedeutung „Muli“, einem sterilen Nachkommen eines Pferdes und eines Esels); Wen (㒍, mit der Bedeutung „Linie“ oder „Strich“ und dem Hinweis auf eine septierte oder ähnlich missgebildete Vagina); Gu (哧, mit der Bedeutung „Trommel“ und dem Hinweis auf ein nicht-perforiertes Hymen oder eine fehlende Vagina); Jiao (㾦, mit der Bedeutung „Horn“ und dem Hinweis auf ein Hermaphrodit); und Mai (㛝, mit der Bedeutung „Blutgefäß“ und dem Hinweis auf Menstruationsstörungen). Auf diese Weise wurden als Gründe für Infertilität anatomische und menstruelle Anomalien genannt. Mit dem Begriff Infertilität wird häufig ein Zustand beschrieben, bei dem es sich tatsächlich um Subfertilität handelt: Umstände, die eine Konzeption erschweren, aber nicht unmöglich machen. Spermienzahl, Spermienmorphologie, Ovulation, Tubendurchlässigkeit, Implantation und andere, in den vorangegangenen Kapiteln beschriebene Faktoren sind mit zu berücksichtigen. Auf diesem Gebiet spielt die chinesische Medizin eine wichtige Rolle. Bei sexuell aktiven Paaren liegt die normale Fekundität (Wahrscheinlichkeit einer Empfängnis pro Monat) zwischen 20% und 40%, abhängig von Alter, koitaler Häufigkeit und anderen Faktoren. Es ist nichts Außergewöhnliches, dass bei einem Paar erst nach einigen Monaten eine Empfängnis stattfindet, und nach der Verwendung von oralen oder perenteralen Kontrazeptiva über einen längeren Zeitraum hinweg kommt es häufig erst nach einem Jahr oder auch später zu einer Schwangerschaft. Innerhalb der ersten 12 Monate tritt bei 85–90% eine Empfängnis ein, und bei dem Rest kommt es etwa im darauffolgenden Jahr zu einer Schwangerschaft. Das Alter ist ein wesentlicher Faktor: Die Wahrscheinlichkeit einer Empfängnis innerhalb von zwölf Monaten beträgt im Alter von 25 Jahren 90%, mit 35 Jahren 75%, mit 40 Jahren 50% und mit 45 Jahren 10%. Das Alter spielt auch beim Fertilitätsrückgang des Mannes eine Rolle, der Rückgang verläuft jedoch langsamer. Sowohl beim Mann als auch bei der Frau hat ein höheres Alter niedrigere Schwangerschaftsraten, höhere Fehlgeburtsraten und auch eine höhere Inzidenz von Chromosomenanomalien zur Folge. Subfertilität wird als das ungewollte Ausbleiben einer Empfängnis über zwölf Monate trotz regelmäßigen, natürlichen Geschlechtsverkehrs definiert. Die Inzidenz von primärer Subfertilität (ohne vorangegangene Schwangerschaft) liegt bei Paaren, die keine Kontrazeption verwenden, bei 10–15%. Statistiken lassen den Schluss zu, dass durch den männlichen Faktor bedingte Infertilität bei 25–40% und durch den weiblichen
8.3 Subfertilität und Infertilität ϡ㚆⮛ϡᄩ⮛
195
Faktor bedingte Infertilität bei 40–55% liegt, was insgesamt etwa 10% ausmacht. Bei Frauen beträgt die Prävalenz von ovulatorischer Dysfunktion 30–40%, von Tuben- und Peritonealfaktoren 30–40%, von Zervikalschleimdefekten 3%, und ungeklärte bzw. idiopathische Infertilität macht bis zu 25% aus. Bei Männern liegen Spermiendefekte und Funktionsstörungen bei 25%, koitales Versagen bei 5% und Azoospermie bei 2%. Alles in allem sind ungeklärte und sonstige Ursachen für bis zu 25% der Fertilitätsprobleme verantwortlich. Dyspareunie lässt die Geschlechtsverkehr-Frequenz sinken und steigert die Inzidenz von Fehlgeburten, so dass eine erfolgreiche Schwangerschaft schwerer zu erzielen ist. Endometriose ist ein wesentlicher Faktor bei Subfertilität. Es sind zwar nicht alle Frauen mit Endometriose infertil (≈ 30–40%), allerdings leiden etwa 30% der infertilen Frauen unter Endometriose, und Endometriose wird als ein Faktor angesehen, der zu Infertilität beiträgt (›Kap. 7.9). Das Polyzystische Ovarialsyndrom findet sich bei über 70% der Fälle mit anovulatorischer Infertilität und wird auch mit einer erhöhten Inzidenz von wiederholten Fehlgeburten in Verbindung gebracht. Auch Epilepsie führt zu einer erhöhten Inzidenz von Infertilität (›Kap. 7.11). Zervixinsuffizienz, häufig durch Konusbiopsie verursacht, ist eine weitere Ursache für Fehlgeburten, und sowohl Hypo- als auch Hyperthyreose beeinträchtigen die Fertilität.
8.3.1 Tubendurchlässigkeit Eine Obstruktion bzw. ein Verschluss der Eileiter wird durch eine entzündliche Reaktion verursacht, nachdem zuvor eine Pelvic inflammatory disease (PID) wie Chlamydia bestanden hat oder wenn eine andere abdominale Entzündung wie Appendizitis vorangegangen ist. Teilweise verläuft die Erkrankung symptomlos, und die Obstruktion wird erst bei der Prüfung der Tubendurchlässigkeit im Rahmen der Infertilitätsuntersuchung festgestellt. Bei starken Verletzungen und signifikanter Narbenbildung mit der Folge eines kompletten Verschlusses ist die Behandlungsprognose schlecht. Bei kleineren Obstruktionen jedoch, die durch dichten Schleim oder eine leichte Verengung verursacht werden, ist die Therapie erfolgversprechender. Die westliche Medizin bietet in bestimmten Fällen die Möglichkeit von chirurgischen Eingriffen und rät ansonsten zur technisch assistierten Reproduktion (ART). Im Rahmen der chinesischen Medizin stehen Akupunktur und Arzneimittel zur Verfügung, wobei die Arzneimittel häufig per rectum oder per vaginam verabreicht werden. In China werden Arzneimitteltinkturen auch direkt über die Zervix in den Eileiter injiziert, und äußere Packungen werden am Abdomen angewendet. Für die Behandlung sind drei bis neun Monate zu veranschlagen.
8.3.2 Assistierte Konzeption Der Begriff In-vitro-Fertilisation (IVF) ist den meisten geläufig, sie stellt jedoch nur eine der ART-Methoden dar: künstliche Befruchtung durch Sperma des Ehemannes (AIH) wird eingesetzt, wenn Geschlechtsverkehr durch Impotenz oder einen anatomischen Defekt nicht möglich ist; donogene Insemination (DI) kommt zum Einsatz, wenn der männliche Partner nicht in der Lage ist, gesundes Sperma zu produzieren; intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) wird genutzt, wenn Oligospermie oder Spermiendysfunktion bestehen (ausgewählte Spermien werden vor der IVF in Oozyten injiziert); In-vitro-Fertilisation (IVF) kommt bei Tubenverschluss, Endometriose oder Infertilität ungeklärter Ursache (≈ 35% der subfertilen Paare) zum Einsatz; intratubarer Gametentransfer (GIFT) und intrauterine Insemination (IUI) mit Spermien des Partners werden eingesetzt, wenn die Eileiter durchlässig sind; eine Eizellenspende, gefolgt von IVF, kommt bei Frauen in Frage, die keine Eierstöcke haben, anovulatorisch oder postmenopausal sind oder einen schwerwiegenden genetischen Defekt haben. Wenn sich ein Paar für eine medizinisch assistierte Konzeption wie IVF entscheidet, optimiert die chinesische Medizin einerseits das Behandlungsergebnis, andererseits reduziert sie die Nebenwirkungen von „Her-
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8 Fertilität und Konzeption
unterregulierern“ wie Clomiphenzitrat, das die Östrogenproduktion blockiert und so FSH durch negative Rückkopplung stimuliert. Auch die Nebenwirkungen von ovulationsstimulierenden Steroiden wie Goserelin, einem GnRH-Analogon (zu Nebenwirkungen ›Kap. 7.9), das Hypophysen-LH und -FSH stimuliert, lassen sich abschwächen.
8.3.3 Ergebnisse der IVF Das erste IVF-Kind wurde 1978 geboren. In der ersten Zeit ihrer Anwendung konnte IVF eine Erfolgsrate von nur etwa 10% aufweisen. Zur Jahrhundertwende ist diese auf 15–20% angestiegen, und heute beträgt die Konzeptionsrate 36% mit einer durchschnittlichen „Kind-Mitnahme-Rate“ von 29% pro Zyklus, die bei Frauen unter 38 Jahren auf 38% ansteigt. Die Fehlgeburtsrate liegt höher als normal, der Erfolg sinkt mit zunehmendem Alter der Frau, und die Wahrscheinlichkeit einer Lebendgeburt sinkt auf 8–10% pro Zyklus, wenn die Frau über 38 Jahre alt ist. Die Praktik eines multiplen Embryonentransfers (gewöhnlich drei Embryonen) erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft, wobei mit einer 3–5%-igen Wahrscheinlichkeit Zwillinge und mit einer 1–2%-igen Wahrscheinlichkeit Drillinge geboren werden. Es konnte gezeigt werden, dass die chinesische Medizin die Erfolgsrate von IVF deutlich steigern kann.
8.3.4 Behandlungsergebnisse und Erwartungen
8
Das Gebiet der Subfertilität ist komplex. Zu den vielen Variablen der Frau kommt die sexuelle und reproduktive Gesundheit des männlichen Partners, und nicht zuletzt übt der emotionale Druck Wirkungen auf das Hormonsystem aus. Auch wenn durch die Familie oder die Gesellschaft kein offener Druck ausgeübt wird, so besteht doch der subtile Druck, der durch wohlgemeinte Nachfragen von Freunden entsteht, ganz zu schweigen von dem Erfolgszwang, der durch die angehenden Eltern selbst ausgelöst wird. Verstärkt wird dies noch durch das bewusste Bestreben, Zyklen zu protokollieren und die Tage optimaler Fertilität für das auszuwählen, was häufig nur noch „funktioneller Sex“ und kein Akt der Liebe mehr ist. Das Paar hat schließlich das Gefühl, „Teil einer Maschinerie“ und keine menschlichen Wesen mit natürlichen Reaktionen mehr zu sein, und die Libido und die sexuelle Leistungsfähigkeit können dadurch beeinträchtigt werden. Bevor die Möglichkeit von assistierter Konzeption bestand, stellte sich manchmal eine Schwangerschaft ein, nachdem ein Kind adoptiert wurde und der Druck auf das Paar genommen war. Was könnte ein vernünftiger Zeitraum sein, in dem eine Empfängnis zu erwarten ist? Wenn innerhalb eines Jahres keine Konzeption stattgefunden hat, werden häufig Fragen gestellt und Ängste geweckt, und man kann davon ausgehen, dass sich nach zwei Jahren ein erhebliches Problem entwickelt hat. Allerdings ist nur bei einer Minderheit der als fruchtbar geltenden Paare in den ersten Monaten eine Empfängnis zu verzeichnen, bei manchen erst nach einem Jahr. Folgendes gilt es zu bedenken: Ein Jahr bietet einer Frau ohne Fertilitätsprobleme 13 Gelegenheiten zu empfangen, mit einer jeweiligen Dauer von etwa zwei Tagen; man schätzt, dass etwa 90% der mit Spermien in Berührung kommenden Ova befruchtet werden, viele jedoch jedoch keine Zellteilung oder Implantation durchlaufen; von denen, die sich einnisten, verkümmern 40–50% innerhalb der ersten Wochen. Frühestens sechs Monate nach Beginn der Behandlung sollte man mit einem positiven Ergebnis rechnen. Es kann sechs bis zwölf Monate dauern, bis Ungleichgewichte ausgeglichen sind, und weitere sechs bis zwölf Monate, bis es zu einer Empfängnis kommt. Eine Schwangerschaft sollte vermieden werden, bis Fortschritte zu sehen sind, vor allem wenn starke das Xue dynamisierende oder das Qi absenkende Arzneimittel eingesetzt werden.
8.3 Subfertilität und Infertilität ϡ㚆⮛ϡᄩ⮛
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8.3.5 Behandlungsstrategien Für jede menstruelle Phase ist die jeweilige Symptomkonfiguration zu bestimmen, und es sind entsprechende Rezepturmodifikationen einzusetzen. Grundsätzlich besteht die Strategie in der menstruellen und in der direkt anschließenden postmenstruellen Phase darin, das Qi, das Xue und das Yin zu suppletieren; in der ovulatorischen Phase sind das Qi und das Xue zu bewegen; in der postovulatorischen Phase ist es notwendig, das Qi und das Yang zu suppletieren; in der prämenstruellen Phase sollte man den Fk Leber (gan) besänftigen und erweichen und gegebenenfalls das Yang beruhigen. Krankheitsmechanismus Der Fk Niere (shen) herrscht über die Fortpflanzung, er spielt eine wesentliche Rolle bei Fertilität und Konzeption, und er steht überdies in einer engen Verbindung mit der Breiten Trossstraße (chongmai), der Aufnehmenden Leitbahn (renmai) und dem „Himmelswasser“ (tiangui). Funktionsstörungen des Neben-Fk Uterus (zigong) oder eine Disharmonie von Qi und Xue wirken sich nachteilig auf die Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai) und die Netzleitbahnen des Neben-Fk Uterus (baoluo) aus. Bei energetischer Schwäche (xu) des Fk Niere (shen) ist das angeborene Qi nicht ausreichend vorhanden, und das Yang ist nicht in der Lage, den Neben-Fk Uterus (zigong) zu erwärmen, der dadurch geschwächt und zu kalt ist und das Struktivpotential (jing) nicht zusammenhalten kann; oder das Struktivpotential (jing) und das Xue sind defizient, die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) sind energetisch geschwächt und können die Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai) nicht mehr nähren; oder das Yin ist energetisch geschwächt, Glut (huo) schlägt empor, und dadurch sammelt sich Hitze (re) im „Meer des Xue“ (xuehai) an. Alle diese Geschehnisse können eine Schwangerschaft verhindern. Wenn aufgestaute Emotionen Einstauungen im Fk Leber (gan) zur Folge haben, die seine Funktion, das Qi zu entfalten, stören, so sind das Qi und das Xue nicht mehr harmonisch, die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) können sich nicht mehr gegenseitig stützen, und es wird keine Schwangerschaft eintreten. Bei Ernährungsfehlern oder energetischer Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) beeinträchtigen Ansammlungen von Schleim (tan) und Feuchtigkeit (shi) im Inneren den freien Fluss des Qi, so dass die Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai) blockiert werden und sie das Struktivpotential (jing) nicht mehr zusammenhalten können, was für eine Schwangerschaft notwendig wäre. Wenn das Xue bei der Menstruation oder nach Geburten nicht aus dem Neben-Fk Uterus (zigong) beseitigt wird oder wenn Kälte (han) eindringt, die Qi und Xue verfestigt, blockieren stagnierendes Qi und Xue die Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai) (was auch eine Obstruktion der Eileiter beinhalten kann), so dass sich die zwei Struktivpotentiale (jing) nicht vereinigen können und keine Schwangerschaft eintreten kann.
Energetische Schwäche (xu) des Fk Niere (shen) Hauptsymptome Ausbleiben einer Empfängnis, spärliche oder starke Menstruation bei einem gestörten Zyklus mit Schmerzen oder Schwäche im unteren Rücken und in den Beinen. Wenn die energetische Schwäche (xu) des Yang überwiegt, ist das Blut hellrot und dünnflüssig, es bestehen Aversion gegen Kälte, reichlich klarer Urin und Libidoverlust. Der Zungenkörper ist blass, der Belag dünn und weiß, die Pulse sind schwach (ruo) und zart (xi). Überwiegt die energetische Schwäche (xu) des Yin, so ist das Blut leuchtend rot und leicht zähflüssig, und es bestehen Drehschwindel, Schlafstörungen, Palpitationen, Ängstlichkeit und ein trockener Mund. Der Zungenkörper ist leicht rot mit spärlichem Belag, die Pulse sind zart (xi) und beschleunigt (shuo).
8
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8 Fertilität und Konzeption
Energetische Schwäche (xu) des Yang des Fk Niere (shen) Behandlungsprinzip Erwärmen des Fk Niere (shen), Suppletieren des Qi, Nähren des Xue, Regulieren der Breiten Trossstraße (chongmai) und der Aufnehmenden Leitbahn (renmai) Empfohlene Akupunkturpunkte Lu 7, Ni 6, Mi 4, Pe 6, Moxibustion an Ren 4, Ren 6, Ni 3, Ni 7, Bl 18, Ren 3, Ren 4, Zi Gong Xue. Moxibustion an Bl 17, Bl 23, Du 4 Basisrezept Yu Lin Zhu ↧味⦴ Perle für die Geburt eines Qilin Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624 Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae)
Ergänzt das Struktivpotential (jing)
Ren Shen (Ginseng, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria) Zhi Gan Cao s. o.
Kräftigen den Fk Milz (pi), mehren das Qi
Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nähren das Xue
Tu Si Zi (Cuscutae, Sm) Du Zhong (Eucommiae, Cx) Lu Jiao Shuang s. o.
Erwärmen und nähren die Fk Leber und Niere (gan shen), regulieren die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai)
Chuan Jiao (Zanthoxyli bungeani, pericarpium)
Erwärmt die Leitbahn der Steuerung (dumai) und stützt so das Yang
Notwendige Modifikation
8
Zi He Che (Placenta hominis) oder He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx)
Ergänzen das Struktivpotential (jing)
Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Regulieren das Qi und harmonisieren das Xue
Modifikationen Bei starker energetischer Schwäche (xu) des Yang
Weitere in Frage kommende Rezepturen r E r Xian Tang r J in Gui Shen Qi Wan r Y ou Gui Wan
Zugabe von: Fu Zi (Aconiti, Rx lateralis praeparata)
8.3 Subfertilität und Infertilität ϡ㚆⮛ϡᄩ⮛
199
Energetische Schwäche (xu) des Yin des Fk Niere (shen)
Behandlungsprinzip Nähren von Yin und Xue, Harmonisieren der Breiten Trossstraße (chongmai), Ergänzen des Struktivpotentials (jing) Empfohlene Akupunkturpunkte Du 4
Mi 4, Pe 6, Mi 6, Ni 6, Ni 10, Ren 3, Ren 4, Zi Gong Xue, Bl 20, Bl 23,
Basisrezept Yang Jing Zhong Yu Tang ݏ㊒⾡⥝∸ Das Struktivpotential (jing) nährendes und Jade pflanzendes Dekokt Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ⾥ Fu Qingzhu ٙ䴦Џ 1827 Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae) Shan Zhu Yu (Corni, Fr)
Ergänzen das Struktivpotential (jing)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nähren den Fk Leber (gan) und das Xue
Notwendige Modifikation Zi He Che (Placenta hominis)or He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx)
Ergänzen das Struktivpotential (jing)
Nu Zhen Zi (Ligustri lucidi, Fr) Mo Han Lian s. o.
Nähren das Yin der Fk Leber und Niere (gan shen)
Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Regulieren das Qi und harmonisieren das Xue
Modifikationen Bei Glut aufgrund energetischer Schwäche (xuhuo)
8 Zugabe von: Gui Ban (Plastrum testudinis) Huang Bai s. o. Di Gu Pi (Lycii, Cx)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r Z hi Bai Di Huang Wan r Z uo Gui Wan Einstauungen im Fk Leber (gan) Hauptsymptome Ausbleiben einer Empfängnis, Depression oder Reizbarkeit, Druckgefühl in der Brust. Der Zungenkörper ist blass oder mattrot mit dünnem, weißen Belag, der Puls ist saitenförmig (xian).
200
8 Fertilität und Konzeption
Behandlungsprinzip Besänftigen des Fk Leber (gan), Lösen von Einstauungen, Nähren des Xue, Harmonisieren des Fk Milz (pi) Empfohlene Akupunkturpunkte Bl 14, Bl 18, Bl 20, Bl 32
Pe 6, Mi 4, Le 3, Le 8, Ma 36, Ma 28, Mi 6, Ren 3, Ren 4, Zi Gong Xue,
Basisrezept Kai Yu Zhong Yu Tang ᓔ䚕⾡⥝∸ Stauungen öffnendes und Jade pflanzendes Dekokt Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ⾥ Fu Qingzhu ٙ䴦Џ 1827 Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nähren das Xue, erweichen den Fk Leber (gan)
Mu Dan Pi (Moutan, Cx)
Kühlt und dynamisiert das Xue
Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Reguliert das Qi, löst Einstauungen
Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria)
Stützen den Fk Milz (pi)
Tian Hua Fen (Trichosanthis, Rx)
Bringt Körperflüssigkeiten hervor, kühlt Hitze (re)
Notwendige Modifikation Yu Jin (Curcumae longae, Tb)
Beseitigen Einstauungen und kühlen den Fk Herz (xin)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r C hai Hu Shu Gan Wan r X iao Yao San
8
Schleim (tan) und Feuchtigkeit (shi) Hauptsymptome Ausbleiben einer Empfängnis, Neigung zu Übergewicht, verspätet einsetzende oder blockierte Menstruation, stumpfer Teint, vaginaler Ausfluss. Die Eileiter können blockiert sein. Der Zungenkörper ist geschwollen, der Belag ist klebrig, der Puls ist schlüpfrig (hua). Behandlungsprinzip Trocknen von Feuchtigkeit (shi), Beseitigen von Schleim (tan), Regulieren des Qi, Harmonisieren des Xue Empfohlene Akupunkturpunkte Ma 36, Ma 40, Le 3, Bl 18, Bl 20, Bl 22 Ren 3, Ren 4, Zi Gong Xue, Moxibustion kann bei Zeichen von Kälte (han) eingesetzt werden Basisrezept Qi Gong Wan ਃᅿЌ Den Uterus öffnende Pille Empirische Rezepturen 㒣偠ᮍ
8.3 Subfertilität und Infertilität ϡ㚆⮛ϡᄩ⮛
201
Ban Xia (Pinelliae, Rz) Fu Ling (Poria) Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium) Cang Zhu (Atractylodis, Rz)
Trocknen Feuchtigkeit (shi), beseitigen Schleim (tan)
Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Reguliert das Qi, wandelt Trübes um
Shen Qu (Massa medicata fermentata)
Harmonisiert die „Mitte“
Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz)
Harmonisiert das Xue
Notwendige Modifikation Shi Chang Pu (Acori graminei, Rz) Zhi Shi (Citri aurantii immaturus, Fr)
Beseitigen Schleim (tan) und wandeln Trübes um
Modifikationen Bei vaginalem Ausfluss
Zugabe von: Huang Qi (Scutellariae, Rx) Bi Xie (Dioscoreae hypoglaucae, Rz)
Bei energetischer Schwäche (xu) des Yang
Zugabe von: Bu Gu Zhi (Psoraleae, Sm) Gan Jiang (Zingiberis, Rz)
Bei Eileiterverschluss
Zugabe von: Chuan Shan Jia (Manitis squama) Ma Bian Cao (Verbenae, Hb) E Zhu (Curcumae zedoariae, Rz) Mo Yao (Myrrha) Qing Pi (Citri reticulatae viride, pericarpium) Zao Jiao Ci (Gleditsiae, spina) Yi Yi Ren (Coicis, Sm)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r C ang Fu Dao Tan Wan r X iang Sha Liu Jun Zi Tang Stagnierendes Qi und Xue Hauptsymptome Dunkles Menstruationsblut mit Klumpen, verspätet einsetzende Menstruation mit starken Schmerzen im unteren Abdomen. Die Eileiter können blockiert sein. Der Zungenkörper weist Staseflecken auf, die Pulse sind rau (se) und saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip Schmerzen
Regulieren des Qi, Harmonisieren des Xue, Umwandeln von Stasen, Lindern der
Empfohlene Akupunkturpunkte Bl 32
Mi 10, Mi 8, Le 3, Le 5, Ma 29, Ren 3, Ren 4, Zi Gong Xue, Bl 17, Bl 18,
8
202
8 Fertilität und Konzeption
Basisrezept Ge Xia Zhu Yu Tang 㝜ϟ䗤⯔∸ Dekokt, das Xue-Stasen unter dem Zwerchfell austreibt Richtigstellung von Fehlern in der Medizin एᵫᬍ䫭 Wang Qingren ⥟⏙ӏ 1830 Zhi Qiao (Citri seu aurantii (ponciri), Fr) Wu Yao (Linderae, Rx) Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Regulieren das Qi, regulieren den Fk Leber (gan)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nährt und harmonisiert das Xue
Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Chi Shao s. o. Tao Ren (Persicae, Sm) Hong Hua (Carthami, Fl) Mu Dan Pi (Moutan, Cx)
Dynamisieren das Xue, bewegen Stasen
Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz) Wu Ling Zhi (Trogopterori, faeces)
Wandeln Stasen um, stillen Schmerzen
Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Harmonisiert
Modifikationen Bei starken Xue-Stasen
Zugabe von: San Leng (Sparganii, Rz) E Zhu (Curcumae zedoariae, Rz) Mo Yao (Myrrha) Ma Bian Cao (Verbenae, Hb) Chuan Shan Jia (Manitis squama)
Bei Qi-Blockaden
Zugabe von: Chuan Lian Zi (Toosendan, Fr)
Bei mit Glut (huo) verknoteter Feuchtigkeit (shi), Zugabe von: Bai Jiang Cao (Patriniae, Hb) wodurch es zu Eileiterverschluss kommt Huang Bai s. o. Zao Jiao Ci (Gleditsiae, spina) 8
Weitere in Frage kommende Rezepturen r B a Zhen Yi Mu Tang r S hao Fu Zu Yu Tang r T ao Hong Si Wu Tang
KAPITEL
9
Störungen in der Schwangerschaft
9.1 9.1.1 9.1.2 9.1.3 9.1.4
Die Physiologie der Schwangerschaft ᗔᄩⱘ⫳⧚ডᑨ. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klassische Sicht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heutige Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Leichte Schwangerschaftskomplikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schwere Schwangerschaftskomplikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
204 204 204 205 206
9.2
Morgendliche Übelkeit ᙊ䰏 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210
9.3
Schmerzen im Abdomen 㝍⮯ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211
9.4
Extrauterinschwangerschaft ᅿᄩ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214
9.5 9.5.1 9.5.2 9.5.3 9.5.4 9.5.5 9.5.6 9.5.7
Abort und Fehlgeburt ෩㚢ᇣѻ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klassische Sicht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heutige Sicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verletzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Habituelle Geburt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verhaltener Abort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Septischer Abort und toxisches Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rekonvaleszenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9.6
Fetale Wachstumsretardierung 㚢㧢ϡ䭓 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230
9.7 9.7.1 9.7.2 9.7.3 9.7.4
Ödeme, Hypertonie und Präeklampsie ᄤ㚓ᄤ⒵ᄤᰩᄤ⮿. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Chinesische Bezeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ödeme und ihr Zusammenhang mit Hypertonie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Polyhydramnion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hypertonie, Präklampsie und Eklampsie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9.8
Harnverhalt und Dysurie ᇣ֓ϡ䗮ᄤ⎟. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241
9.9
Chloasma 䴶咥ⲃ. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246
219 219 220 223 223 225 228 229
9 232 232 232 235 236
204
9 Störungen in der Schwangerschaft
9.1 Die Physiologie der Schwangerschaft ᗔᄩⱘ⫳⧚ডᑨ 9.1.1 Klassische Sicht Während der Ablauf der Fertilisation vom Wesen her weitestgehend Yang zuzurechnen ist, entsprechen die Schwangerschaft und die Entwicklung des Fetus Yin. Die Erzeugung hat einen Yin-Charakter, das Wachstum ist jedoch vom Yang abhängig. Die materielle Grundlage des Fetus sind das Yin und das Xue, die Energien, die seine Entwicklung unterstützen und die Schwangerschaft regulieren, sind indes das Yang und das Qi. Auf diese Weise ist der Unterleib erfüllt von Yin und Xue, die bei der Erzeugung eines Kindes und bei der Aufrechterhaltung der Schwangerschaft Yang und Qi verbrauchen. In den von Shan Yangxian (ऩݏ䋸) verfassten Zentralen Methoden zur Geburt eines Kindes (㚢ѻᖗ⊩) heißt es, ཛҎᗔᄩ, ݊㸔⬭⇨㘮, 㚲ᅿݙ ᅲ, ᬙሎ䰈П㛝ᖙ⒥᭄, was sich folgendermaßen übersetzen lässt: „Wenn Frauen schwanger sind, wird das Xue bewahrt, das Qi sammelt sich an, der Unterleib ist angefüllt, und deshalb ist der proximale Yin-Puls schlüpfrig (hua) und beschleunigt (shuo).“ Der Puls verhält sich jedoch nicht immer so, und einige Frauen haben keinen schlüpfrigen (hua) Puls, wenn sie schwanger sind. Die Fk Milz und Magen (pi wei) stellen nachgeburtliches Qi für das Wachstum und die Hervorbringung von Xue bereit. Der Fk Niere (shen) liefert das Struktivpotential (jing) der Konzeption und vorgeburtliches Qi und Yang zur Unterstützung und Aufrechterhaltung der Schwangerschaft. Die Fk Leber und Herz (gan xin) stellen Xue bereit und lassen es zirkulieren, der Fk Leber (gan) entfaltet das Qi, und der Fk Lunge (fei) herrscht über das Qi. Die Aufnehmende Leitbahn (renmai) beherrscht den Yin-Aspekt der Schwangerschaft, und die Leitbahn der Steuerung (dumai) steuert den Yang-Aspekt.
9.1.2 Heutige Sicht Die Schwangerschaft ist eines der komplexen Wunder der Natur. Die Blastozyste durchläuft zahlreiche Zellteilungen, es finden Zelldifferenzierung und Implantation des Embryo statt, es folgt die Gewebedifferenzierung und die anschließende Entwicklung der Organe, und all dies wird von einer Vielzahl physiologischer Veränderungen bei der Mutter begleitet, wobei die meisten im ersten Trimenon ablaufen. Die Anpassung an diese Veränderungen kann entweder gesundheitliche Probleme verhindern oder sie verursachen. Wenn man diese Veränderungen und die Anpassungsvorgänge der Mutter kennt, lassen sich die Störungen in der Schwangerschaft leichter nachvollziehen. 9
Gewicht Das Gewicht der Mutter nimmt während des Schwangerschaftsverlaufes durchschnittlich um 25% zu. Zurückzuführen ist dies auf das Wachstum des Fetus, auf Organvergrößerungen bei der Mutter, auf eine gesteigerte Fett- und Proteinspeicherung und auf eine Erhöhung des Blutvolumens und der interstitiellen Flüssigkeit. Hormone Ebenso wie das humane Choriongonadatrophin (hCG) steigt auch das humane Plazentalaktogen (hPL) an, das auch als humanes Chorionsomatomammotropin (hCS) bezeichnet wird und ein Insulin-Antagonist ist. Das bei Nichtschwangeren von den Eierstöcken produzierte zirkulierende Progesteron liegt bei 15–20 mg, während täglich 250 mg Plazentaprogesteron abgegeben werden und das Fruchtwasser 300–350 mg enthält. Estradiol und Estron steigen um das Hundertfache und Estriol um das Tausendfache an, so dass täglich insgesamt bis zu 30–40 mg Östrogene abgegeben werden. Auch Kortisol und Aldosteron werden vermehrt produziert, die jeweils den Serumglukose-Spiegel bzw. die Retention von Natrium steigern. Die Konzentrationen des follikelstimulierenden Hormons (FSH) und des luteinisierenden Hormons (LH) bei der Mutter sind vermindert, der Prolaktinspiegel steigt an, und auch Relaxin wird produziert.
9.1 Die Physiologie der Schwangerschaft ᗔᄩⱘ⫳⧚ডᑨ
205
Stoffwechsel Es kommt zu einem deutlichen Anstieg der wesentlichen Stoffwechselprozesse. Dieser Anstieg ist in erster Linie auf den kindlichen Bedarf zurückzuführen, aber zum Teil auch auf den gesteigerten Bedarf der Mutter und auf den weiteren, durch die Laktation hervorgerufenen Bedarf. Der Sauerstoffverbrauch steigt um 20%, der Hypophysenvorderlappen sezerniert größere Mengen des Thyroidea-stimulierenden Hormons (TSH), und die Schilddrüse hypertrophiert (bei 70% der Frauen ist sie merklich vergrößert), wodurch vermehrt Jod aufgenommen wird, das als zirkulierendes T3 und T4 wieder auftaucht. Dem gesteigerten Energiebedarf begegnet der Körper durch eine erhöhte Fettspeicherung, durch die der Bedarf der Mutter gedeckt wird, und durch erhöhte postprandiale Serumglukose, die durch plazentale Übertragung den Fetus versorgt. Diese Mechanismen sind auf die Insulin-antagonistische Wirkung von hPL (siehe Hormone oben) und möglicherweise auch auf das Progesteron zurückzuführen. Es kommt zu einem Anstieg der Serumglukose und zu einer verminderten Glykogenspeicherung in der Leber. Eine verminderte Motilität des Magentraktes (durch Progesteron bedingt) verbessert die Absorption. In Kombination mit einer reduzierten Desaminierung unter dem Einfluss von hCG und hPL führt dies zu einem Anstieg der Plasmaproteinkonzentration und, für das Wachstum des Fetus, zu einer entsprechend gesteigerten Versorgung mit Aminosäuren. Infolgedessen sind der Harnstoff im Blut sowie die Harnausscheidung vermindert. Herz und Nieren Neben der erhöhten Belastung auf den Blutkreislauf durch die oben beschriebenen metabolischen Veränderungen steigt das Plasmavolumen bei einer Erstgebärenden als Höchstwert um 40% und bei einer Multigravida um bis zu 57% an, was das Herz mit Fortschreiten der Schwangerschaft maßgeblich belastet und die Herzfrequenz und das Schlagvolumen entsprechend steigen lässt. Die Zahl der roten Blutkörperchen nimmt zu, obwohl der Hämatokritwert infolge des deutlich gestiegenen Plasmavolumens leicht absinkt. Die Gerinnungsfaktoren (Fibrinogen) und Plasminogen-Inhibitoren steigen ebenfalls an, was die Koagulabilität erhöht. Um die erhöhte Belastung des Herzens auszugleichen, erweitern sich die peripheren Blutgefäße. Die starke Reduktion des Gefäßwiderstandes in der 8. bis 16. Woche lässt den Blutdruck bis zu den letzten 10 Wochen der Schwangerschaft sinken, in denen er allmählich wieder ansteigt. Zudem geht die Plasmaosmolarität zurück, wodurch Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in den Gewebszwischenraum fließt. Dadurch sinkt zwar der Blutdruck, die Folge sind jedoch Ödeme und Flüssigkeitsretention. Unter dem Einfluss von erhöhtem Aldosteron halten die Nieren Natrium zurück, was ebenfalls zu einer Flüssigkeitsretention führt. Während der Schwangerschaft nimmt das Gesamtkörperwasser um 6–8 Liter zu. Trotz des erhöhten Blutflusses, durch den täglich 100 zusätzliche Liter Flüssigkeit die Tubuli passieren, sinkt die Nierenausscheidung infolge eines Resets der Osmorezeptoren und von Progesteron, was zu einer Atonie der Nierenmuskeln und einer Erweiterung des Nierentraktes führt. Eine reduzierte Harnausscheidung erhöht die Gefahr von Harnwegsinfektionen aufgrund Bakterienwachstum in semistagnierendem Urin. Der erhöhte Blutfluss und die erhöhte glomeruläre Filtrationsrate (GFR) sichern jedoch eine erhöhte Inulinund Kreatinin-Clearance.
9.1.3 Leichte Schwangerschaftskomplikationen Die Schwangerschaft ist einseitig auf das Wachstum des Kindes ausgerichtet. Qi, Xue und Yin der Mutter sind vermindert, und dies führt zu entsprechenden, in diesem Abschnitt besprochenen Krankheitsbildern. Aus diesem Grund sollten würzige, erwärmende, trocknende und zerstreuende Nahrungsmittel gemieden werden, stattdessen sollte man befeuchtende, nährende und leicht verdauliche Speisen wählen. Drehschwindel aufgrund energetischer Schwäche (xu) des Qi und/oder des Xue kommt nicht selten vor, und morgendliche Übelkeit (›Kap. 9.2) tritt in unterschiedlichem Ausmaß bei 75% der schwangeren Frauen auf, wobei nur ein sehr geringer Prozentsatz unter dem Extrem Hyperemesis gravidarum leidet, die die Gesundheit der Mutter gefährden und in einer Fehlgeburt oder in einem Abbruch enden kann. Viele leichte
9
206
9 Störungen in der Schwangerschaft
Schwangerschaftsprobleme sind direkte Folgen einer energetischen Schwäche (xu) des Yin, da das Yin des Körpers verbraucht und für die Entwicklung des Fetus verwendet wird. Beispielsweise tritt häufig das Gefühl von Hitze auf, und bei vielen Frauen ist der Stuhl trockener als normal (›Kap. 7.1 und ›Kap. 7.2). Eine kleine Zahl von Frauen fühlt sich ruhelos, ängstlich oder sogar gereizt, und in dieser Hinsicht darf man die echte Ängstlichkeit nicht ignorieren, die durch Gedanken über eventuelle Ergebnisse hervorgerufen wird und, vor allem bei Erstgebärenden, darüber, wie sie die Geburt meistern werden. In seltenen Fällen kommt es gegen Ende der Schwangerschaft zu einem Verlust der Stimme oder zu Husten aufgrund energetischer Schwäche (xu) des Yin. Diesen Problemen kann man leicht entgegentreten, indem man sich an die Prinzipien der inneren Medizin hält. Gegen Ende der Schwangerschaft, teilweise auch früher, können Rückenschmerzen und Schmerzen im Kreuzbeinbereich durch gelockerte Bänder unter dem Einfluss von Progesteron und Relaxin auftreten. Akupunktur ist hilfreich, es ist jedoch darauf zu achten, dass keine sakralen Punkte wie Bl 32 (ciliao) oder andere Punkte, die die Schwangerschaft destabilisieren könnten, gewählt werden. Die Größe des Kindes in der späten Schwangerschaft stellt eine deutliche körperliche Obstruktion dar, die den zusätzlichen Faktor Qi-Blockaden nach sich zieht und Verdauungsstörungen und manchmal Druck- und Erstickungsgefühle hervorruft. Zu den Problemen gehört auch das Frustrationsgefühl, das viele Frauen gegen Ende des dritten Trimenons haben, wenn sie einfach nur entbinden und die Unbequemlichkeiten der Schwangerschaft beenden wollen. Allerdings kann Dyspnoe mit Schmerzen in der Brust auf eine Lungenembolie hinweisen, so dass solche Patientinnen an eine Klinik zu überweisen sind. Zu beachten ist, dass infolge der physiologischen Belastung in der Schangerschaft und des Verbrauchs von Qi, Yin und Xue das geradläufige Qi (zhengqi) ebenfalls beeinträchtigt ist; Schwangere anfälliger für Infektionen sind und diese tendieren dazu, sich sehr schnell auszubreiten. Auch Infektionen der oberen Atemwege lassen sich schwerer beseitigen und entwickeln sich häufig sofort zu einem Krankheitsbild des Kleinen Yang (shaoyang) weiter. Schwangere sind zudem empfindlicher gegenüber Lebensmittelvergiftungen und deren Komplikationen (siehe Toxoplasmose und Listeriose unten).
9.1.4 Schwere Schwangerschaftskomplikationen
9
Die physiologischen Veränderungen während der Schwangerschaft belasten zahlreiche Funktionen des Körpers. Vorbestehende Leiden können sich verstärken, und es können größere, mit systemischen Erkrankungen im Zusammenhang stehende Probleme auftreten. Diese können vermieden oder minimiert werden, wenn die Protokolle gut geführt werden und chinesische Medizin eingesetzt wird, die nicht nur bei kleineren, sondern auch bei größeren Problemen wirksam ist, wie in den folgenden Kapitel beschrieben wird. Patientinnen mit Erkrankungen, die möglicherweise zu einer Notfallsituation führen können, sollten besser an Institutionen weiterverwiesen werden, die westliche Medizin anwenden. Zu den systemischen Störungen, die mit den physiologischen Veränderungen während der Schwangerschaft im Zusammenhang stehen, gehören: Abdominale Komplikationen Blinddarmentzündung, Darmverschlingung, Nieren- und Harnsteine, peptische Ulcera und Ovarialzysten stehen mit einer Schwangerschaft indirekt im Zusammenhang, es kann jedoch eine Laparotomie erforderlich werden, die Wehen oder einen Abort hervorrufen kann. In einem direkten Zusammenhang mit einer Schwangerschaft stehen Darmverschluss (ausgelöst durch bereits bestehende Brücken, die durch die Gebärmutter verlagert wurden), Extrauterinschwangerschaft, Pyelonephritis (siehe Harnwegsinfektionen unten), vorzeitige Plazentaablösung (siehe unten), Uterusruptur, schwere Präeklampsie (›Kap. 9.7) und fibrinoide Degeneration. Anämie Die Zunahme des Blutplasmas übersteigt die Zunahme der roten Blutkörperchen, was einen irreführend niedrigen Hämatokritwert zur Folge hat. Das gespeicherte Eisen kann jedoch in der Schwangerschaft
9.1 Die Physiologie der Schwangerschaft ᗔᄩⱘ⫳⧚ডᑨ
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zurückgehen, und es kann ein Mangel an Vitamin B12 (selten) oder Vitamin B9 (Folsäure) auftreten, der korrigiert werden sollte. Folsäuremangel wird mit Blutvergiftung und Neuraltubendefekten in Verbindung gebracht. Erkrankungen des Herzens Jede Frau mit einer bekannten Herzkrankheit sollte wegen der zusätzlichen Belastung des Herzens durch die Schwangerschaft sorgfältig überwacht werden. Eine Herzinsuffizienz entwickelt sich in der Regel langsam, allerdings kann bei nicht korrigierten angeborenen Herzfehlern plötzlich der Tod der Mutter eintreten. Auch das Risiko von fetaler Wachstumsretardierung (›Kap. 9.6) ist erhöht. Diabetes Ein Gestationsdiabetes kann neu auftreten, oder es kann zur Verstärkung eines vorbestehenden Diabetes kommen, was auf einen erhöhten Insulinbedarf und die insulinhemmende Wirkung von hPL in Kombination mit einem erhöhten Fettstoffwechsel (siehe oben in diesem Kapitel) zurückzuführen ist. Diabetes steigert nicht nur die Gefahr von Retinopathien, Nephropathien und Neuropathien der Mutter, sondern er wird auch assoziiert mit einer erhöhten Abortrate, fetaler Anomalie, fetaler Wachstumsretardierung, intrauterinem Tod im dritten Trimenon, perinataler Mortalität, Makrosomie (übermäßig großes Kind), verzögerter fetaler Lungenreifung, neonatalen Problemen und einer erhöhten Komplikationsgefahr einschließlich Harnwegsinfektionen, Candidiasis, Präeklampsie und Polyhydramnion. Eine sorgfältige Überwachung und genaue Kontrolle des Blutzuckers sind unerlässlich. Epilepsie 1 von 200 schwangeren Frauen ist von Epilepsie betroffen. Antiepileptika senken den Serumfolsäurespiegel, und kongenitale Anomalien werden bei Frauen mit Epilepsie häufiger verzeichnet. Die antikonvulsive Dosis wird daher im Allgemeinen gesenkt, wenn eine Schwangerschaft beabsichtigt ist. Östrogen erniedrigt die Nervenerregbarkeitsschwelle und erhöht die Wahrscheinlichkeit von Anfällen, während Progesteron die Krampfschwelle anhebt; durch den allmählichen Anstieg und die Schwankung dieser Hormone während der Schwangerschaft werden Anfälle unvorhersehbar. Der Abfall von Progesteron nach der Geburt kann die Wahrscheinlichkeit von Anfällen bei einer Mutter mit Epilepsie erhöhen (›Kap. 7.11). Hämolytische Erkrankung des Neugeborenen (HDN) Die häufigste Ursache von HDN (auch als fetale Erythroblastose bezeichnet) ist eine maternale Rhesus-Isoimmunisierung (Rhesus = Rh). Von einer Rhesusinkompatibilität spricht man, wenn die maternalen und fetalen Blutkreisläufe inkompatible Rhesusfaktoren aufweisen. Das dominante Rhesusgen wird als rhesuspositiv bezeichnet. Zu Problemen kommt es, wenn die Mutter Rh-negativ ist und Rh-positive fetale Zellen in den Kreislauf der Mutter gelangen. Dies passiert normalerweise während der Plazentaablösung in der Nachgeburtsperiode, kann jedoch auch bei antepartalen Blutungen, Aborten, vorzeitiger Plazentaablösung, Fruchtblasenpunktion oder der heutzutage selten durchgeführten äußeren Wendung auftreten. Wenn die fremden Antigene (fetale rhesus-positive Zellen) in den mütterlichen Kreislauf gelangen, werden IgG-Antikörper gebildet, um sie zu vernichten. Bei einer späteren Schwangerschaft sind diese Antigene klein genug, um die Plazentaschranke zu überqueren und die Rh-positiven fetalen Blutzellen des nächsten Kindes zu zerstören, was eine Anämie zur Folge hat. Zu einem ähnlichen Vorgang kann es kommen, wenn das mütterliche Blut ABO und das fetale Blut ABO-inkompatibel ist; allerdings tritt dieser Fall selten ein, weil die gebildeten Anti-A- und Anti-B-Antikörper in der Regel zu groß sind, um die Plazentaschranke zu überqueren. In noch selteneren Fällen können kleine Hämolysine oder andere Inkompatibilitätsfaktoren bewirken, dass Antikörper gebildet werden. Zu einer kompensatorischen Erythrozytenbildung kommt es bei einer daraus folgenden erhöhten Bilirubinkonzentration des Kindes. Bei einer milden Anämie kommt es zu einem vernachlässigbaren Bilirubinanstieg, und Leber und Milz sind nur leicht vergrößert, was auf eine höhere Aktivität durch den Umgang mit Erythroblastengewebe und durch die Ersetzung von Erythrozyten zurückzuführen ist. Bei einer starken Anämie ist das Neugeborene ikterisch, Leber und Milz sind deutlich vergrößert, der Bilirubinspiegel ist hoch und weiter ansteigend, und es findet sich Gallenflüssigkeit im Urin. Bei der schwersten Form kann es zur Ausbildung eines fetalen Hydrops
9
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9 Störungen in der Schwangerschaft
kommen, bei dem der Fetus unter Herzinsuffizienz mit ausgedehnten Ödemen leidet und entweder tot geboren wird oder kurz nach der Geburt stirbt. Bis in die 1970-er Jahre war HDN einer der Hauptgründe für den peripartalen Fruchttod, heute lässt sich dies jedoch größtenteils verhindern, indem Rh-negativen Müttern nach Geburten, Fehlgeburten oder Aborten eine Injektion mit Anti-Rh-Antikörpern in Form von Anti-Rh-Gammaglobulin (RhoGAM) gegeben wird. Dieses bindet sich an die Rh-positiven fetalen Antigene und inaktiviert sie, wodurch eine Stimulation der Immunreaktion der Mutter verhindert wird. Auf diese Weise werden keine maternalen Antikörper gebildet, und spätere Kinder werden geschützt. Hyperthyreose Eine unbehandelte Hyperthyreose wird mit Wachstumsverzögerungen, frühzeitigen Wehen und peripartalem Tod aufgrund fetaler oder neonataler Hyperthyreose in Zusammenhang gebracht. Hypothyreose Eine unbehandelte Hypothyreose in der frühen Schwangerschaft kann zu Totgeburten, mentaler Retardierung, Taubheit und Zerebralparese führen. Kretinismus ist die Folge von Hypothyreose in der späteren Schwangerschaft. Listeriose Das Bakterium Listeria monocytogenes wird durch Nahrung übertragen, sein Wirt sind Tiere. Es wird durch Kochen abgetötet, überlebt jedoch in gekühlten Nahrungsmitteln. Bei der Mutter ähneln die Symptome denen einer leichten Influenza; wenn die Infektion die Plazenta überquert, verursacht sie Chorioamnionitis, Fehlgeburt, Totgeburt, Frühgeburt, Neugeborenensepsis oder Pneumonie. Es ruft keine intestinalen Symptome hervor, in seltenen Fällen kann jedoch eine Weiterentwicklung zu Sepsis und Meningitis bei der Schwangeren und beim Neugeborenen stattfinden. Aus diesem Grund wird schwangeren Frauen geraten, rohe tierische Nahrungsmittel zu meiden, wie etwa Salami, nicht pasteurisierte Milch, Käse (vor allem Weichkäse), mit rohem Fleisch in Kontakt gekommene Nahrungsmittel und Nahrungsmittel, die ohne Erreichen des Siedepunktes erhitzt wurden. Auch Eiscreme und rohes Gemüse können infiziert sein. Tiefgekühlte Nahrungsmittel sollten im Kühlschrank oder in der Mikrowelle aufgetaut werden, nicht jedoch auf der Arbeitsplatte bei Zimmertemperatur. Auch Bain-Marie-Speisen, gekochte oder gekühlte Speisen zum Mitnehmen oder Fertigmahlzeiten sind gefährlich. Nichtsdestotrotz ist die Inzidenz der Listeriose niedrig, sie tritt bei 1 von 10.000 Geburten auf. Wirksam ist eine antibiotische Behandlung der Mutter vor der Geburt.
9
Präeklampsie Bei Präeklampsie handelt es sich um eine mangelnde Anpassung der Mutter an die Schwangerschaft (›Kap. 9.7). Sie ist durch Hypertonie, Flüssigkeitsretention, renale Dysfunktion und Proteinurie gekennzeichnet und kann sich zu einer Eklampsie entwickeln. Sie kann sich auf jedes System im Körper auswirken. Plazentainfarkt oder -ablösung, fetale Wachstumsretardierung oder perinataler Tod können die Folge sein, und bei der Mutter kann sie das Herz, die Nieren, die Leber und das Zentralnerensystem in Mitleidenschaft ziehen, manchmal mit der Folge von Hirnödemen, -blutungen oder -infarkten. Präeklampsie ist die zweithäufigste Ursache von maternalem Tod. Sexuell übertragbare Erkrankungen Syphilis kann den Fetus in utero infizieren und Aborte bzw. Totgeburt hervorrufen. Lebendgeborene können unter kongenitaler Syphilis leiden. Gonorrhö wird während der Geburt auf das Kind übertragen, und eine Gonokokkenophthalmie, die zur Erblindung führt, tritt etwa am vierten Tag auf. Bei schwangeren Frauen mit dem Humanen Immundefizienzvirus (HIV) besteht ein erhöhtes Risiko, dass sich das Erworbene Immundefektsyndrom (AIDS) ausbildet, und ihre Kinder werden mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% mit AIDS geboren, von denen die meisten innerhalb von 2 Jahren sterben. TORCH-Infektionen Das Akronym TORCH steht für eine Gruppe von protozoalen und viralen Infektionen, die das Kind in utero betreffen können und ernste Folgen haben. TO steht für Toxoplasmose (siehe unten), die durch einen protozoalen Parasit hervorgerufen wird. Dieser findet sich in Katzen und wird durch
9.1 Die Physiologie der Schwangerschaft ᗔᄩⱘ⫳⧚ডᑨ
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Katzenkot auf den Menschen übertragen; außerdem ist er in rohem oder teilweise rohem Fleisch enthalten. Die Mutter ist häufig asymptomatisch, mögliche Folgen sind jedoch Abort, Totgeburt, Mikrozephalie, Hydrozephalus und zerebrale Verkalkung. R steht für Röteln (Rubella). Eine Infektion im ersten Trimenon führt zu Katarakt, Chorioretinitis, Mikrophthalmie, Glaukom, Taubheit und Herzfehlern. Eine Infektion im zweiten Trimenon kann Spastk und Retardierung zur Folge haben. Zu Abort, mentaler Retardierung, Zerebralparese und Wachstumsretardierung kann es kommen, wenn die Milz, die Leber oder das Gehirn betroffen sind. C steht für das Zytomegalovirus (engl.: cytomegalovirus), das auf das Kind in utero über die Plazenta, bei der Geburt über die Zervix oder auch über die Muttermilch übertragen werden kann. Abort, Totgeburt, Wachstumsretardierung, Zerebralparese und Mikrozephalie können die Folge sein. H steht für Herpesvirus, das auf das Kind in utero über die Plazenta oder, was häufiger der Fall ist, bei der Geburt über die Vagina übertragen werden kann. Eine In-utero-Infektion kann zu Abort, Wachstumsretardierung oder neurologischen Schädigungen führen. Das Neugeborene kann Läsionen haben oder an einer systemischen Infektion sterben. Harnwegsinfektionen Bei 5% der schwangeren Frauen liegt eine asymptomatische Bakteriurie vor (›Kap. 9.8). Eine rezidivierende Infektion ist in der Spätschwangerschaft und im Puerperium häufig anzutreffen und stellt einen Risikofaktor für Anämie und intrauterine Wachstumsretardierung (engl.: intrauterine growth retardation, IUGR) dar. Bei 25–40% der schwangeren Frauen entwickelt sie sich zur Pyelonephritis weiter, die mit vorzeitigen Wehen und fetalem Tod in Verbindung gebracht wird. Eine chronische Nierenerkrankung führt fast immer zu Hypertonie. Die Prognose für den Fetus ist schlecht, und aufgrund der Gefahr für das Leben der Mutter wird häufig zu einem Abbruch geraten. Gefäßprobleme Der erhöhte Blutfluss und die erhöhte Vaskularität in Kombination mit einem reduzierten Gefäßwiderstand und einem erhöhten Druck im Becken, der den venösen Rückfluss behindert, erhöhen gemeinsam die Wahrscheinlichkeit, Krampfadern und Hämorrhoiden zu entwickeln. In der chinesischen Medizin ist dies Zeichen einer energetischen Schwäche (xu) des Qi (›Kap. 7.2). Hämorrhoiden treten auch als Folge von Obstipation auf, was auf die entspannende Wirkung von Progesteron auf glatte Muskeln zurückzuführen ist; mit Begriffen der chinesischen Medizin ausgedrückt, bedeutet dies eine energetische Schwäche (xu) von Yin oder Qi oder ein Überhandnehmen des Yang. Die tiefe Venenthrombose weist in der Schwangerschaft eine höhere Inzidenz auf und kann zu eindrückbaren Ödemen oder zu Lungenembolie führen. Vorzeitige Plazentaablösung Ein Riss oder eine Blutung der Plazenta kann als eine Blutung aus der Vagina beobachtet werden, oder sie kann sich als eine innere retroplazentale Blutung mit einem gespannten und schmerzempfindlichen Abdomen darstellen. Sie tritt heutzutage zwar selten auf, zu den Komplikationen gehören allerdings Gerinnungsstörungen, Nierenversagen, fetaler Tod und Hypophysennekrose. Eine antepartale Blutung erfordert für die Untersuchung und die eventuelle Behandlung eine stationäre Aufnahme. Leichtere Fälle lassen sich stabilisieren, und die Schwangerschaft kann normal weiterlaufen. Salmonellen Salmonella enteritidis siedelt im Darm von Tieren und wird mit dem Verzehr von Hühnerfleisch und nicht gekochten bzw. rohen Eiern, aber auch mit fäkaler Verschmutzung bei schlechter Nahrungsmittelhygiene in Verbindung gebracht. Salmonella typhimurium steht mit dem Verzehr von rohem Fleisch im Zusammenhang, wie etwa von gepökeltem Fleisch oder Salami. Die Symptome Erbrechen, Diarrhö und hohes Fieber von etwa 40 °C treten üblicherweise bereits nach einigen Stunden oder nach bis zu drei Tagen auf. Sie dringen in die Blutbahn ein und können eine Fehlgeburt hervorrufen. Toxoplasmose Toxoplasma gondii ist ein Einzeller, der eine Infektion der Mutter bewirkt, die auf das Kind übertragen werden kann. Die Infektionsgefahr wird mit Erde, Katzenkot und halbgarem Fleisch in Verbindung gebracht. Die Krankheit verläuft zumeist asymptomatisch, kann sich jedoch wie eine virale Erkrankung
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9 Störungen in der Schwangerschaft
mit Gelenkschmerzen und Lymphknotenschwellung äußern. 1–10 von 10.000 Neugeborenen werden mit den Folgen einer In-utero-Infektion geboren. Zu diesen gehören Chorioretinitis, intrakranielle Verkalkung und Hydrozephalus. Die Diagnose wird durch eine Blutuntersuchung gestellt, wobei falschpositive Tests nicht unüblich sind. Es ist unklar, ob sich durch eine antenatale Behandlung der Mutter die kongenitale Übertragung wirksam reduzieren lässt.
9.2 Morgendliche Übelkeit ᙊ䰏 Laut Statistiken leiden etwa 75% der Frauen unter einer Form von morgendlicher Übelkeit, wobei diese von leichter und gelegentlicher Übelkeit bis zu konstantem und starkem Erbrechen reichen kann. Bei starkem Erbrechen treten täglich zehn oder mehr Episoden auf. In ganz schlimmen Fällen mit zahllosen Anfällen von Erbrechen ist eine dringende stationäre Aufnahme erforderlich. Morgendliche Übelkeit beginnt häufig in der vierten bis sechsten Schwangerschaftswoche, sie kann jedoch auch bereits vor der ersten ausgebliebenen Periode einsetzen. Im Allgemeinen klingt sie in der 14. bis 16. Woche ab, sie kann allerdings auch die gesamte Schwangerschaft über persistieren. Akupunktur hat sich in Fällen, in denen andere Methoden unwirksam waren, als wirksam erwiesen, und bei anamnestisch ausgeprägter Hyperemesis gravidarum können Akupunktur und chinesische Medizin vor der Schwangerschaft eingesetzt werden, um ein starkes Wiederauftreten zu verhindern oder zu minimieren. Akupunktur ist äußerst wirksam und kann sogar eine Notfallbehandlung im Krankenhaus verhindern; diese wird notwendig, wenn es zu einem Flüssigkeits-, Elektrolyt- und Nährstoffverlust kommt, die in Ketose, verschiedenen Neuropathien, Leber- und Nierenschädigungen, Gelbsucht, Wernicke-Enzephalopathie (Thiamin-Mangel) und sogar im Tod der Mutter kulminieren kann. Droht ein derartiger Notfall, sind manchmal eine Krankenhauseinweisung, parenterale Ernährung und ein Schwangerschaftsabbruch die einzige Möglichkeit, das Leben der Mutter zu retten.
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Krankheitsmechanismus Wenn eine Frau aufhört zu menstruieren, das Xue in den Neben-Fk Uterus (zigong) umgeleitet wird und sich auch das Qi dort ansammelt, steigt das Qi gegenläufig in der Breiten Trossstraße (chongmai) empor. Wenn die Fk Milz und Magen (pi wei) nicht harmonisch sind, sammelt sich wässriger Schleim (tan) an und führt zu Übelkeit, und der Fk Magen (wei) ist blockiert, seine absenkende Funktion ist geschwächt, und die Folge ist gegenläufiges Qi des Fk Magen (wei). Die Symptomkonfigurationen sind energetische Schwäche (xu) des Qi des Fk Milz (pi) (häufig mit Ansammlungen von Schleim (tan) einhergehend), Disharmonie der Fk Leber und Milz (gan pi), energetische Schwäche (xu) des Yin des Fk Magen (wei) und energetische Schwäche (xu) des Fk Herz (xin). Zu den Basisrezepturen gehören Xiang Sha Liu Jun Zi Tang, Ban Xia Hou Po Tang, Su Ye Huang Lian jia Ban Xia Chen Pi Zhu Ru Tang, Xiao Chai Hu Tang, Yu Nu Jian und Gui Pi Tang. In den Wichtigen Besonderheiten aus der goldenen Schatulle (Jingui yaolüe) wurde das Gui Zhi Tang zur Behandlung von morgendlicher Übelkeit vorgeschlagen. Da allerdings viele Patientinnen noch nicht einmal Wasser über die Lippen bekommen, ist die Behandlung mit Arzneimitteln nicht sehr zweckmäßig. Die Methode der Wahl ist Akupunktur, und die unten genannten Punkte sind dabei sehr wirksam. 1. Ma 36 (zusanli), Pe 6 (neiguan) (sehr effektiv in leichteren Fällen) 2. Ma 36 (zusanli), Pe 6 (neiguan) + Le 3 (taichong) (nicht in allen Fällen bestehen Einstauungen im Fk Leber (gan); Le 3 (taichong) nur bei Bedarf einsetzen) 3. Ma 36 (zusanli), Pe 6 (neiguan), Ma 40 (fenglong) (in den meisten Fällen bestehen Ansammlungen von Schleim (tan))
9.3 Schmerzen im Abdomen 㝍⮯
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4. Ma 36 (zusanli), Pe 6 (neiguan), Ma 40 (fenglong), Ren 12 (zhongwan), Ren 13 (shangwan), Ni 21 (youmen) (dies ist bei hartnäckigen und schweren Fällen eine sehr sichere Kombination) 5. In allen oben beschriebenen Fällen zusätzlich Ex-HN 3 (yintang) und He 7 (shenmen) nadeln, wenn Ängstlichkeit, Unruhe oder Schlafstörungen bestehen.
9.3 Schmerzen im Abdomen 㝍⮯ Schwangere ziehen sich leicht Zerrungen der abdominalen Muskeln zu, die auf die Distorsion und Distension der abdominalen Muskeln in Kombination mit der schwierigen Positionierung des Gewichtes vor dem Körper zurückzuführen sind. Der Schmerz tritt bei bestimmten Bewegungen auf und ist anhaltend, häufig persistiert er eine gewisse Zeit lang. Verdauungsstörungen führen nach dem Essen oder nach Sitzen in unbequemer Stellung zu Oberbauchschmerzen and Sodbrennen. Diese sind oberhalb des Nabels lokalisiert. Meteorismus oder Darmkrämpfe können generelle Schmerzen im unteren Abdomen hervorrufen. Wenn der Schmerz nach etwa einer Stunde nicht nachgelassen hat oder einseitig auftritt, besteht der Verdacht auf Blinddarmentzündung, Harnsteine, Ruptur des Corpus luteum oder der Follikelzyste, Torsion der Ovarialzyste, Eileiterentzündung oder Extrauterinschwangerschaft (›Kap. 9.4), und es sind die entsprechenden Untersuchungen durchzuführen. Bei einem heftigen, zentralen Schmerz oberhalb des Schambeins und einer Spannung der Zervix müssen ein Abort bzw. eine Fehlgeburt in Betracht gezogen werden. Im letzten Trimenon können Braxton-Hicks-Kontraktionen auftreten. Diese leichten Gebärmutterkontraktionen beginnen etwa in der 10. Woche, sind jedoch normalerweise erst in der 20. Woche tastbar und werden erst ab etwa der 28. Woche von der Mutter gespürt. Dabei handelt es sich um ein relativ leichtes Spannungs- oder Druckgefühl, das häufig beim Gehen verschwindet. (Zur Differenzierung von Schmerzen im Abdomen während der Schwangerschaft ›Tab. 9.1.) Tab. 9.1 Differenzierung von Schmerzen im Abdomen während der Schwangerschaft Verdauungsstörungen
Blähende Oberbauchschmerzen ODER mit dem Essen in Zusammenhang stehende Speiseröhrenschmerzen („Sodbrennen“) ODER Schmerzen im Abdomen, die nach Entweichen von Gasen nachlassen Spontane Besserung
Schmerzen im Abdomen
Starke krampfartige Schmerzen in der Umgebung des Nabels; es kann stressbedingtes Reizkolon bzw. Colon irritabile vorliegen Spontane Besserung
Akutes Abdomen/ Blinddarmentzündung
Zentral beginnende Schmerzen, die anschließend in den rechten Unterbauch (McBurney-Punkt) wandern; Zunahme der Schmerzen Loslassschmerz keine tastbare Masse. Rektaler Schmerz weit oben an der rechten Seite; leichter Temperaturanstieg (37,2 bis 37,8 °C); häufig Erbrechen.
Eileiterentzündung
Beidseitige Schwellung und Schmerzen; negativer Schwangerschaftstest; Fieber; eventuell eitriger Ausfluss.
Extrauterinschwangerschaft Einseitige starke krampfartige oder stechende Schmerzen; an einer Seite tastbare weiche Masse, vor allem bei Bewegen oder Abtasten der Zervix; häufig auf Zeichen einer Schwangerschaft folgend; Erbrechen geht mit der Ruptur einher; eine leichte Blutung kann folgen. Torsion/Ruptur der Ovarialzyste
Einseitige krampfartige Schmerzen, die sich generalisieren; eventuell verspätet einsetzende Periode; Blutung, die häufig von Schmerzen begleitet wird; leichter Temperaturanstieg (37,2 °C); Schmerzempfindlichkeit an der betroffenen Seite, jedoch keine tastbare Masse; Erbrechen ist selten.
Abort
Nach Zeichen einer Schwangerschaft Krämpfe im zentralen unteren Abdomen, im Allgemeinen gefolgt von Spotting oder Blutung; vernachlässigbarer Temperaturanstieg (37,2 °C); ausgeprägtes Fieber und Schmerzempfindlichkeit deuten auf eine Infektion.
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9 Störungen in der Schwangerschaft
Krankheitsmechanismus Bei Qi-Blockaden fließt das Qi nicht frei, und es kommt zu Schmerzen. Liegt eine energetische Schwäche (xu) des Xue vor und werden die Muskeln und Leitbahnen nicht genährt, sind Schmerzen die Folge. Eine energetische Schwäche (xu) des Yang und eine mangelnde Erwärmung der Muskeln und Leitbahnen führen zu Schmerzen.
Qi-Blockaden Hauptsymptome Gespanntes Abdomen oder kolikartige Schmerzen im unteren Abdomen, die sich nur schwer lokalisieren lassen. Der Zungenkörper ist blassrot oder leicht purpurrot, die Pulse sind schlüpfrig (hua) und saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip
Regulieren des Qi, Beruhigen des Fetus, Lindern der Schmerzen
Empfohlene Akupunkturpunkte
Gb 34, Ma 36, He 7, EX-HN 3
Basisrezept Wu Yoa Tang Р㥃∸ Dekokt mit Linderae radix Geheimnisse aus dem Orchideen-Zimmer ݄ᅸ⾬㮣 Li Gao ᴢᵆ 1336 Wu Yao (Linderae, Rx) Xiang Fu (Cyperi, Rz) Mu Xiang (Saussureae, Rx) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Zhi Gan Cao s. o.
Bewegen das Qi im unteren Wärmebereich (xiajiao), stillen Schmerzen Bewegt das Qi im mittleren Wärmebereich (zhongjiao) Nährt das Xue, erweicht den Fk Leber (gan) Lindert Krämpfe, harmonisiert
Notwendige Modifikation Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Su Geng (Perillae caulis (Sugeng)) Huang Qin (Scutellariae, Rx)
9
Löst Krämpfe Beruhigen den Fetus
Weitere in Frage kommende Rezepturen r C hai Hu Shu Gan Tang r J ia Wei Xiao Yao San r X iao Yao San Energetische Schwäche (xu) des Xue Hauptsymptome Stumpfe, anhaltende Schmerzen im unteren Abdomen, blasser Teint, Palpitationen, Schlafstörungen. Der Zungenkörper ist blass, der Puls ist schwach (ruo). Behandlungsprinzip
Nähren des Xue, Beruhigen des Fetus, Lindern der Schmerzen
Empfohlene Akupunkturpunkte
Gb 34, Ni 9, Le 8, He 7
9.3 Schmerzen im Abdomen 㝍⮯
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Basisrezept Gui Pi Tang ᔦ㜒∸ In den Fk Milz einfließendes Dekokt Lebensrettende Rezepturen ⌢⫳ᮍ 1253 Ren Shen (Ginseng, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Huang Qi (Scutellariae, Rx) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Fu Shen (Poriae Cocos Pararadicis, Sclerotium) Suan Zao Ren (Ziziphi spinosae, Sm) Yuan Zhi (Polygalae, Rx) Long Yan Rou (Arillus euphoriae loganae) Mu Xiang (Saussureae, Rx) Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens) Da Zao (Zizyphi jujubae, Fr) Zhi Gan Cao s. o.
Mehren das Qi, kräftigen den Fk Milz (pi)
Nährt das Yin und das Xue Nähren das Yin und das Xue, beruhigen die konstellierende Kraft (shen)
Regulieren das Qi, harmonisieren den Fk Magen (wei) Löst Krämpfe
Notwendige Modifikation Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Xiang Fu (Cyperi, Rz) He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx) Sang Ji Sheng (Taxilli, Hb)
Lösen Krämpfe und lindern Schmerzen Nähren das Xue und beruhigen den Fetus
Modifikation Bei Kältegefühl im unteren Abdomen
Zugabe von: Ai Ye (Artemisiae (Argyri), Fo)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r B a Zhen Tang r D ang Gui Bai Shao San r D ang Gui Bu Xue Tang r J iao Ai Tang 9
Energetische Schwäche (xu) des Yang Hauptsymptome Stumpfe, bohrende Schmerzen im unteren Abdomen, die sich durch Wärme lindern lassen. Der Zungenkörper ist blass, die Pulse sind untergetaucht (chen) und schwach (ruo). Behandlungsprinzip dern der Schmerzen
Erwärmen des Neben-Fk Uterus (zigong), Nähren des Xue, Beruhigen des Fetus, Lin-
Empfohlene Akupunkturpunkte Ni 9, Le 8; Moxibustion an Ni 7, Ma 36. Am schmerzenden Bereich ein Wärmekissen einsetzen (nicht zu heiß
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9 Störungen in der Schwangerschaft
Basisrezept Jiao Ai Tang 㛊㡒∸ Dekokt mit Gelatinum und Artemisia Wichtige Besonderheiten aus der goldenen Schatulle 䞥ं㽕⬹ Östliche Han-Dynastie 25–220 n.u.Z. Ai Ye (Artemisiae (Argyri), Fo) E Jiao (Asini corii colla) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Sheng Di s. o. Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Zhi Gan Cao s. o.
Erwärmt den Neben-Fk Uterus (zigong), beruhigt den Fetus, stillt Schmerzen Nährt das Xue, beruhigt den Fetus Erwärmen und nähren die Leitbahnen, lindern Schmerzen Nähren das Yin und das Xue Löst Krämpfe
Notwendige Modifikation Sang Ji Sheng (Taxilli, Hb) Du Zhong (Eucommiae, Cx) Wu Yao (Linderae, Rx) Xiao Hui Xiang (Foeniculi, Fr)
Erwärmen den Fk Niere (shen), ergänzen das Yang und beruhigen den Fetus Erwärmen den unteren Wärmebereich (xiajiao) und lindern Schmerzen
9.4 Extrauterinschwangerschaft ᅿᄩ
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Bei der ektopen Schwangerschaft bzw. Extrauterinschwangerschaft hat die Frucht den Weg zur Gebärmutterhöhle nicht gefunden und sich im Eileiter oder in der Peritonealhöhle eingenistet. Eine normaler Schwangerschaftsverlauf ist nur selten möglich. Die Inzidenz in der Allgemeinbevölkerung beträgt 1 von 200, und die Gefahr einer Extrauterinschwangerschaft bei einer späteren Schwangerschaft ist erhöht. Am häufigsten treten Eileiterschwangerschaften auf, und diese können aufgrund der fehlenden Dehnbarkeit der Tube zu einer Ruptur führen. Extrauterinschwangerschaften sind für etwa 10% aller maternalen Todesursachen verantwortlich, und 0,1–0,2% der Extrauterinschwangerschaften enden mit dem Tod der Mutter. Eine Einnistung im schmalen, isthmischen Abschnitt der Tube bleibt 6–8 Wochen bestehen, bevor es zur Ruptur kommt, während eine Implantation im interstitiellen oder cornualen Abschnitt, wo das Gebärmutterhorn passiert wird, 10–16 Wochen bestehen kann. Bei abdominalen Schwangerschaften konnte die Frucht in die Peritonealhöhle gelangen und sich in abdominalen Strukturen einnisten, meistens am breiten Ligament, an der Rückseite der Gebärmutter oder im Douglas-Raum. Die Quote fetaler Anomalie und Mortalität ist hoch. Es wurde von einer Schwangerschaft im Douglas-Raum bis zur 23. Woche berichtet, bei der der Fetus zwischen Vagina und Rektum eingeklemmt war. Dies führte zu den Komplikationen retroplazentale Blutung, Schwierigkeiten beim Stuhlgang und Harnverhalt. In Großbritannien gab es einen außergewöhnlichen Fall von abdominaler Schwangerschaft, bei der das dritte Trimenon erreicht und durch Bauchschnitt ein lebendes Kind zur Welt gebracht wurde. Die Ursache einer Extrauterinschwangerschaft ist meistens unbekannt, eine bekannte Ursache sind jedoch Tubenanomalien wie Verklebungen, Fehlbildungen, unzureichender Schleim, geringe Tubenperistaltik und geringe Zilienbewegung. Eine Verzögerung oder eine Behinderung des Transportes des Ovums führt zu einer Einnistung im Eileiter. Es gab Fälle, in denen das Ovum zur Eileiter auf der anderen Seite gewandert ist und sich dort eingenistet hat. Kann die Eizelle nicht in den Eileiter – wie z. B. bei einer Fimbriendysfunktion –
9.4 Extrauterinschwangerschaft ᅿᄩ
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vordringen, kommt es zu einer Bauchhöhlenschwangerschaft. Einnistungen in den Ovarien und in der Zervix sind selten. Ein erhöhtes Risiko für eine Extrauterinschwangerschaft besteht bei Intrauterinpessaren, vorangegangener Pelvic Inflammatory Disease, septischem Abort, postpartaler Infektion, abdominaler Infektion und Beckenoperationen. Auch angeborene Anomalien, Tumoren, Zysten und Endometriose erhöhen die Gefahr von Extrauterinschwangerschaften. Eine Extrauterinschwangerschaft ist nicht leicht zu diagnostizieren (›Kap. 9.3). Normalerweise tritt nach 6–8 Schwangerschaftswochen ein starker einseitiger Schmerz im unteren Abdomen auf, auf den eine leichte deziduale Blutung folgen kann. Dies steht im Gegensatz zu einem Abort in der Gebärmutter, bei dem im Allgemeinen die Blutung dem Schmerz vorausgeht. (Zur Differenzierung von Schmerzen im Abdomen während der Schwangerschaft ›Tab. 9.1.) Ein Tubarabort tritt gewöhnlich zwischen der 6. und 16. Woche auf. Nach der 12. Woche stellt er für die Mutter eine erhebliche Gefahr dar. Eine frühe Intervention liegt im Interesse der Mutter, und jede Frau mit starken einseitigen Schmerzen im Abdomen sollte zur Untersuchung und Behandlung dringend an eine Klinik weiterverwiesen werden. Zur Bestätigung der Diagnose wird eine Laparoskopie durchgeführt, und der Embryo wird durch Laparotomie operativ entfernt. Die Tube wird normalerweise nicht vernäht, und häufig wird zu einer Salpingektomie geraten. Bei abdominaler Schwangerschaft wird die Plazenta aufgrund der Gefahr einer unkontrollierbaren Blutung nicht entfernt, so dass die Genesung langsam erfolgt, während die Plazenta resorbiert wird. Daher sind Schwangerschaftstests weitere 4 Wochen lang positiv. Krankheitsmechanismus Aus Sicht der chinesischen Medizin liegen hier Xue-Stasen vor, die mit energetischer Schwäche (xu) des Qi, energetischer Schwäche (xu) des Yang oder Einstauungen des Qi im Zusammenhang stehen können. Die heutigen medizinischen Methoden sind bei der Behandlung einer Extrauterinschwangerschaft unerlässlich, und chinesische Medizin kann zusätzlich eingesetzt werden, um eine Genesung zu erreichen und zukünftige Schwangerschaftsverläufe zu optimieren.
Xue-Stasen Anwendung Zur Verhinderung der Ruptur einer nicht gerissenen Tube, gemeinsam mit westlichen chirurgischen Maßnahmen. Hauptsymptome Zeichen einer Schwangerschaft, später starker, stechender, einseitiger Schmerz, gefolgt von einer vaginalen Blutung. Der Zungenkörper ist purpurrot oder weist Stasenflecken auf, die Pulse sind schlüpfrig (hua) und saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip der Schwangerschaft
Dynamisieren des Xue, Zerschlagen von Stasen, Zerstreuen von Massen, Beenden
Empfohlene Akupunkturpunkte Mi 10, Le 3, von Ren 4 durchstechen zu Ren 2, Mi 6, Di 4 Zusätzlich einen lokalen Punkt einsetzen. Basisrezept Gong Wai Yun No. 2 ᅿᄩোᮍ Rezeptur Nr. 2 für Extrauterinschwangerschaften: Krankenhaus Nr. 1 Shanxi
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9 Störungen in der Schwangerschaft
Chi Shao s. o. Dan Shen (Salviae miltiorrhizae, Rx) Tao Ren (Persicae, Sm) E Zhu (Curcumae zedoariae, Rz) San Leng (Sparganii, Rz)
Dynamisieren das Xue, wandeln Stasen um
Zerstreuen Massen, vertreiben Einstauungen
Notwendige Modifikation Tian Hua Fen (Trichosanthis, Rx)
Zum Vorantreiben des Abortes
Akupunktur kann genutzt werden, um die einen Abort auslösende und den Eileiter von nicht lebensfähigen Inhalten bereinigende Wirkung zu verstärken.
Xue-Stasen mit Energetischer Schwäche (xu) des Qi Anwendung Kurz nach einer Tubarruptur, wenn der Zustand der Mutter instabil ist und die Möglichkeit einer erneuten Blutung besteht. Hauptsymptome Sowohl durch Druck als auch durch Loslassen auslösbare Schmerzen im Abdomen, die aber allmählich nachlassen. Es ist eine undeutliche Masse tastbar, und gelegentlich tritt eine leichte vaginale Blutung auf. Der Blutdruck ist normal und stabil, und die Pulse sind zart (xi) und nicht hastig. Behandlungsprinzip
Dynamisieren des Xue, Umwandeln von Stasen, Mehren des Qi
Empfohlene Akupunkturpunkte Mi 10, Mi 6, Ma 36, Ren 6, Le 3, Zi Gong Xue Zusätzlich einen lokalen Punkt einsetzen. Basisrezept Gong Wai Yun No 1 ᅿᄩোᮍ Rezeptur Nr. 1 für Extrauterinschwangerschaften: Krankenhaus Nr. 1 Shanxi Chi Shao s. o., Dan Shen (Salviae miltiorrhizae, Rx) Tao Ren (Persicae, Sm)
Dynamisieren das Xue, wandeln Stasen um
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Notwendige Modifikation Huang Qi (Scutellariae, Rx) Dang Shen (Codonopsis, Rx) Wu Ling Zhi (Trogopterori, faeces) Pu Huang (Typhae, pollen)
Mehren das Qi Beseitigen Stasen, stillen die Blutung und lindern die Schmerzen
9.4 Extrauterinschwangerschaft ᅿᄩ
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Xue-Stasen mit Erschöpfung des Yang Anwendung Bei Schock nach Tubarruptur oder -abort. Eingesetzt in Kombination mit westlichen chirurgischen Maßnahmen. Hauptsymptome Zeichen einer Schwangerschaft, später plötzlicher, starker, stechender Schmerz, gefolgt von einer Blutung und Schockzustand. Fahler Teint, kalter Schweiß, kalte Extremitäten, Erbrechen, niedriger oder instabiler Blutdruck und Unruhe. Die Pulse sind zart (xi), kraftlos und beschleunigt (shuo) oder evaneszent (wei) und kurz davor auszusetzen. Behandlungsprinzip Zurückkehrenlassen des Yang, Verhindern eines Zusammenbruchs, Dynamisieren des Xue, Umwandeln von Stasen Empfohlene Akupunkturpunkte Mi 10, Mi 6, Ren 6, Moxibustion an Ma 36, Du 20 Zusätzlich einen lokalen Punkt einsetzen. Basisrezept Gong Wai Yun No. 1 ᅿᄩোᮍ Rezeptur Nr. 1 für Extrauterinschwangerschaften: Krankenhaus Nr. 1 Shanxi Chi Shao s. o. Dan Shen (Salviae miltiorrhizae, Rx) Tao Ren (Persicae, Sm)
Dynamisieren das Xue, wandeln Stasen um
Notwendige Modifikation Ren Shen (Ginseng, Rx) Huang Qi (Scutellariae, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Wu Wei Zi (Schisandrae, Fr) Fu Zi (Aconiti, Rx lateralis praeparata)
Mehren das Qi, bringen Körperflüssigkeiten hervor und halten die Perspiration zusammen
Lassen das Yang zurückkehren und verhindern einen Zusammenbruch
Anmerkung Es ist wichtig, dass die Patientin vollständige Bettruhe hat. Das Essen und die Getränke sind zu überwachen, und Klistiere und Beckenuntersuchungen sind streng verboten.
Ansammlungen von Xue-Stasen Anwendung Nach Tubarrupturen mit anhaltender Blutung, bei der das Blut nicht aus dem Körper ausgetrieben wird, sondern stagniert, sich ansammelt und eine Masse im Inneren bildet. Hauptsymptome Ansammlung von Blut in der Beckenhöhle, das eine klumpige Masse bildet. Allmählich nachlassende Schmerzen im Abdomen, jedoch ein drückendes Gefühl, als ob der Darm gefüllt sei. Allmählich endende vaginale Blutung. Es bestehen Reizbarkeit und Durst. Die Pulse sind zart (xi) und rau (se). Behandlungsprinzip
Umwandeln von Stasen, Beseitigen von Massen, Lindern der Schmerzen
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9 Störungen in der Schwangerschaft
Empfohlene Akupunkturpunkte Ma 36, Mi 6, Mi 10, Gb 34, EX-HN 3 Zusätzlich einen lokalen Punkt einsetzen Basisrezept Tao He Cheng Qi Tang ḗḌᡓ⇨∸ Persica-Dekokt zur Wiederherstellung des Qi-Flusses Abhandlung über schädigende Kälte Ӹᆦ䆎 Östliche Han-Dynastie 25–220 n.u.Z. Tao Ren (Persicae, Sm) Da Huang (Rhei, Rz) Mang Xiao (Natrii, sulfas) Gui Zhi s. o.
Zerschlägt Xue und beseitigt Stasen Kühlen Hitze (re), erweichen Massen, leiten Ansammlungen aus Erwärmt die Muskeln, macht die Leitbahnen durchgängig Harmonisiert die „Mitte“
Zhi Gan Cao s. o.
Notwendige Modifikation E Zhu (Curcumae zedoariae, Rz) San Leng (Sparganii, Rz) Mo Yao (Myrrha) Ru Xiang (Olibanum) San Qi (Notoginseng, Rx) Huang Qi (Scutellariae, Rx) Ren Shen (Ginseng, Rx) Xiang Fu (Cyperi, Rz) Zhi Shi (Citri aurantii immaturus, Fr)
Verstärken die Stasen zerschlagende, Massen beseitigende und Schmerzen lindernde Wirkung
Mehren das Qi und festigen den Ursprung Regulieren das Qi und lindern die Schmerzen
Modifikation Bei Kälte (han) im Inneren (li)
Zugabe von: Fu Zi (Aconiti, Rx lateralis praeparata)
Xue-Stasen Anwendung Genesung nach Abort oder Fehlgeburt 9
Hauptsymptome Leichte vaginale Blutung mit blassem, mattem Blut. Rückenschmerzen, drückende Schmerzen im unteren Abdomen, Drehschwindel, Ohrensausen, häufige Miktion, eventuell vorangegangene Fehlgeburt oder Abort. Der Zungenkörper ist blass, die Pulse sind untergetaucht (chen), schlüpfrig (hua), verlangsamt (chi) und schwach (ruo). Behandlungsprinzip
Dynamisieren des Xue, Vertreiben von Stasen, Nähren des Xue, Stillen der Blutung
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 36, Mi 6, Mi 10, Moxibustion an Mi 1, Gb 34, EX-HN 3
Basisrezept Sheng hua Tang ⫳࣪∸ Dekokt, das die Umwandlung hervorruft Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ⾥ Fu Qingzhu ٙ䴦Џ 1827
9.5 Abort und Fehlgeburt ෩㚢ᇣѻ Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Tao Ren (Persicae, Sm) Pao Jiang (Zingiberis, Rz praeparatum) Zhi Gan Cao s. o.
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Nähren und dynamisieren das Xue
Erwärmt den Unterleib, stillt die Blutung Harmonisiert die „Mitte“
Notwendige Modifikation Huang Qi (Scutellariae, Rx) Ren Shen (Ginseng, Rx) Yi Mu Cao (Leonuri, Hb) E Jiao (Asini corii colla) Pu Huang (Typhae, pollen) Wu Ling Zhi (Trogopterori, faeces) Xiang Fu (Cyperi, Rz) Wu Yao (Linderae, Rx)
Mehren das Qi und festigen den Ursprung Stillen die Blutung und stützen den Unterleib Beseitigen Stasen, stillen die Blutung und lindern die Schmerzen Regulieren das Qi und lindern die Schmerzen
9.5 Abort und Fehlgeburt ෩㚢ᇣѻ 9.5.1 Klassische Sicht Die traditionelle Bezeichnung für einen drohenden Abort mit leichter Blutung und ohne Schmerzen lautet Tailou 㚢ⓣ (auslaufender Fetus), Loutai ⓣ㚢 oder Baolou 㚲ⓣ. Der Begriff Taidong bu an 㚢ࡼϡᅝ (sich unruhig bewegender Fetus) wird verwendet, wenn sowohl eine Blutung als auch Schmerzen auftreten. Dies kann ein Vorzeichen eines Aborts oder einer Fehlgeburt sein; der heutige Begriff lautet Xianzhao liuchan ⌕ܚܜѻ (Zeichen eines Abortes). Mit Duotai ෩㚢 (fallender Fetus) wird ein Spontanabort vor der 12. Schwangerschaftswoche bezeichnet. Xiaochan ᇣѻ (kleine Geburt) und Banchan ञѻ (halbe Geburt) bezeichnen eine Fehlgeburt zwischen der 12. und 28. Schwangerschaftswoche, und Huatai ⒥㚢 (schlüpfriger Fetus) ist der Begriff für habituellen Abort. Die heutige allgemeine Bezeichnung für Abort bzw. Fehlgeburt, auch artifiziell, lautet Liuchan ⌕ѻ. Wenn das Qi des Fk Niere (shen) defizient ist und die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) instabil sind, können sie die Schwangerschaft nicht unterstützen. Ist das „Meer des Xue“ (xuehai) defizient, kann die Breite Trossstraße (chongmai) den Fetus nicht nähren. Bei Defizienz der Aufnehmenden Leitbahn (renmai) kann das kontinuierliche Wachstum des Fetus und die Stabilität der Schwangerschaft nicht aufrechterhalten werden. Ist das angeborene Qi schwach und das Ursprungs-Qi (yuanqi) beschädigt, kann der Fetus nicht überleben, und Abort oder Fehlgeburt können die Folge sein. Ein drohender Abort bzw. eine drohende Fehlgeburt weist die gleiche Pathologie auf wie ein vollständiger Abort bzw. eine vollständige Fehlgeburt. Der Unterschied liegt im Entwicklungsgrad. Die chinesische Medizin kann das Ergebnis bei drohendem Abort, habitueller Fehlgeburt, verhaltenem Abort und toxischem Schock-Syndrom (siehe unten) verbessern und zudem die Rekonvaleszenz unterstützen.
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9.5.2 Heutige Sicht
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Ein Abort bezeichnet sowohl einen Spontanabort als auch den chirurgischen oder chemischen Abbruch der Schwangerschaft. Er ist als „die Austreibung oder Extraktion von Produkten der Konzeption vor Erreichen der fetalen Lebensfähigkeit“ definiert (Stirrat 1998). The Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization) definiert Abort als „die Austreibung oder Extraktion eines Embryos oder eines Fetus mit einem Gewicht von 500 g oder weniger aus seiner Mutter“, was im Allgemeinen einer Schwangerschaft von weniger als 6 Monaten entspricht (Stirrat 1998). In Australien werden geschätzte 70.000–90.000 chirurgische Aborte pro Jahr durchgeführt (Finn et al 2005), was vermuten lässt, dass deutlich mehr Verhütungsaufklärung geleistet werden muss. Mit Fehlgeburt wird der Verlust eines lebensfähigen Fetus beschrieben, wobei dieser Begriff allgemein auch für Spontanabort verwendet wird. (Zur Differenzierung von Schmerzen im Abdomen während der Schwangerschaft ›Tab. 9.1.) Etwa 15% der erkannten Schwangerschaften enden mit einem Spontanabort, wobei dieser Wert auf 40–50% steigt, wenn nicht erkannte Schwangerschaften mit berücksichtigt werden (Finn et al 2005). Zu den Gründen gehören anatomische Anomalien, Fibroide, Uterusinkarzerationen, Zervixinsuffizienz, Schilddrüsenerkrankungen, Infektionen (Peritonitis, Chlamydia, Rubella, Zytomegalovirus, Herpes etc.), Diabetes, niedriger Progesteronspiegel, schlechter Ernährungszustand, Chromosomenanomalien des Fetus (30–40%), endometriale Insuffizienz, Corpus-luteum-Insuffizienz, instabile Implantation, Abortivei/Windei (50%) und Mehrlingsschwangerschaften (›Kap. 8.1). Beim drohenden Abort kann die Fehlgeburt abgewendet werden. Es kommt zu einer kurzen Blutung, teilweise auch zu Schmerzen, die Zervix bleibt jedoch geschlossen. Die Gebärmutter hat für das Gestationsalter die entsprechende Größe; 50% der Schwangerschaften werden im Anschluss bis zum Ende ausgetragen, wobei ein feststellbarer Herzschlag die Überlebensrate auf 90% anhebt. Chromosomendefekte, Traumen und Plazentaanomalien (d. h. Placenta praevia, vorzeitige Plazentaablösung und Placenta circumvallata) sind die Hauptursachen für Blutungen im dritten Trimenon und für antepartale Blutungen. Ein unvermeidbarer Abort ist ein im Gang befindlicher Abort. Es besteht eine erhebliche Blutung, die von schmerzhaften Wehen gefolgt wird. In 80% der Fälle geht der Zustand in einen vollständigen Abort mit einem Schließen der Zervix über. Durch Ultraschall lassen sich keine Reste erkennen, und der Uterus ist zu klein für das Gestationsalter. Fehlgeburten in einem fortgeschrittenen Schwangerschaftsstadium haben eine starke Ähnlichkeit mit normalen Wehen. Bei dem unvollständigen Abort ist der Prozess unvollständig: Die Zervix weitet sich, es kommt zu einer leichten Blutung, die Frucht beginnt, sich vom Uterus zu lösen, und manchmal passiert sie den Muttermund, wobei aber nicht alle Teile ausgestoßen werden, bevor sich die Zervix wieder schließt. Der Fetus ist tot und wird gewöhnlich chirurgisch entfernt. Die chinesische Medizin kann wie bei „verhaltenem Abort“ eingesetzt werden (siehe unten), sie kommt jedoch häufiger zur Förderung der Rekonvaleszenz zur Anwendung. Krankheitsmechanismus Abort und Fehlgeburt können sowohl die Folge einer energetischen Schwäche (xu) der Mutter als auch die eines Defektes des Fetus sein. Wenn bei der Mutter eine energetische Schwäche (xu) des Fk Niere (shen) infolge eines schwachen angeborenen Qi oder einer Schädigung des Qi des Fk Niere (shen) vorliegt, werden die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) instabil und der Fetus unruhig. Bei einer energetischen Schwäche (xu) von Qi und Xue ist die Quelle der Transformation unzureichend: Das Qi kann den Fetus nicht halten, und das Xue kann ihn nicht nähren. Bei Hitze (re) des Xue, die auf ein zuvor bestehendes Überhandnehmen des Yang, auf aus Einstauungen hervorgebrachte Hitze (re), auf ein Eindringen von außen oder auf eine energetische Schwäche (xu) des Yin zurückzuführen sein kann, dringt Hitze (re) in die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) ein und beeinträchtigt den Fetus. Wird die Mutter durch ein Trauma geschädigt, so werden die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) beeinträchtigt, und Qi und Xue werden unruhig, wodurch sie den Fetus gefährden. Die zwei Struktivpotentiale (jing) haben sich zwar miteinander vereinigt
9.5 Abort und Fehlgeburt ෩㚢ᇣѻ
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und neues Leben gebildet; fehlt jedoch elterliches Struktivpotential (jing), so ist das Ursprungs-Qi (yuanqi) des Fetus schwach und instabil, und so kann ein Abort die Folge sein, oder der Fetus kann geschädigt sein und dadurch nicht gedeihen.
Energetische Schwäche (xu) des Fk Niere (shen) Anwendung Drohender Abort bzw. drohende Fehlgeburt Hauptsymptome Leichte Blutung oder Spotting, Rückenschmerzen, drückende Schmerzen im unteren Abdomen, eventuell bereits Fehlgeburt oder Abort in der Anamnese. Der Zungenkörper ist blass, die Pulse sind untergetaucht (chen), schwach (ruo) und verlangsamt (chi). Behandlungsprinzip
Stabilisieren des Fk Niere (shen), Beruhigen des Fetus, Ergänzen des Qi
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ni 9, Ni 3, Ma 36, Du 20, He 7
Basisrezept Shou Tai Wan ᇓ㚢Ќ Das Leben des Fetus verlängernde Pille Aufzeichnungen zur Einbeziehung der westlichen in die chinesische Medizin एᄺ㹋Ёখ㽓ᔩ Zhang Xichun ᓴ䫵㒃 1918–34 Tu Si Zi (Cuscutae, Sm) Sang Ji Sheng (Taxilli, Hb), Xu Duan (Dipsaci, Rx) E Jiao (Asini corii colla)
Ergänzt das Struktivpotential (jing) Stützen den Fk Niere (shen), kräftigen den Rücken, festigen den Fetus Nährt das Xue, stillt die Blutung
Notwendige Modifikation Huang Qi (Scutellariae, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Huang Qin (Scutellariae, Rx) San Qi (Notoginseng, Rx)
Stützen den Fk Milz (pi), mehren das Qi und festigen den Fetus Stillen die Blutung und beruhigen den Fetus
Weitere in Frage kommende Rezeptur Tai Shan Pan Shi Tang Energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue Anwendung Drohender Abort bzw. drohende Fehlgeburt Hauptsymptome Leichte Blutung oder Spotting, Rückenschmerzen und drückende Schmerzen im unteren Abdomen, eventuell bereits Fehlgeburt oder Abort in der Anamnese. Der Zungenkörper ist blass, die Pulse sind untergetaucht (chen), schlüpfrig (hua), verlangsamt (chi) und schwach (ruo). Behandlungsprinzip
Mehren des Qi, Nähren des Xue, Beruhigen des Fetus
9
222
9 Störungen in der Schwangerschaft
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ni 9, Ma 36, Du 20, EX-HN 3
Basisrezept Tai Yuan Yin 㚢ܗ佂 Trank des Ursprungs des Fetus Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624 Ren Shen (Ginseng, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Zhi Gan Cao s. o. Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae) Du Zhong (Eucommiae, Cx) Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Stützen den Fk Milz (pi), mehren das Qi
Nähren das Yin und das Xue Stabilisiert den Fk Niere (shen), festigt den Fetus Reguliert das Qi, harmonisiert die „Mitte“ Weggelassen
Notwendige Modifikation Huang Qi (Scutellariae, Rx)
Mehren das Qi und heben es empor, festigen den Fetus Nähren das Yin und das Xue, stillen die Blutung und beruhigen den Fetus
E Jiao (Asini corii colla)
Hitze (re) des Xue Anwendung Drohender Abort bzw. drohende Fehlgeburt Hauptsymptome Leichte Blutung oder Spotting mit hellrotem Blut. Rückenschmerzen und drückende Schmerzen im unteren Abdomen, Unruhe, feuchte Hände, trockener Mund, periodisches Fieber, spärlicher, gelber Urin und trockener Stuhl. Der Zungenkörper ist rot mit trockenem, gelben Belag, die Pulse sind saitenförmig (xian) und schlüpfrig (hua). Behandlungsprinzip 9
Nähren des Yin, Kühlen von Hitze (re), Ergänzen des Xue, Beruhigen des Fetus
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ni 9, Ni 2, Ma 36, Du 20, EX-HN 3
Basisrezept Bao Yin Jian ֱ䰈✢ Das Yin schützende Abkochung Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624 Sheng Di Huang (Rehmanniae, Rx) Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae) Bai Shao (Paeoniae Rx lactiflora) Huang Qin (Scutellariae, Rx) Huang Bai s. o.
Nähren das Yin und das Xue Mehrt das Xue, bewahrt das Yin Kühlen Hitze (re), leiten Glut (huo) aus, beruhigen den Fetus
9.5 Abort und Fehlgeburt ෩㚢ᇣѻ Xu Duan (Dipsaci, Rx) Shan Yao (Dioscoreae, Rz)
223
Stabilisiert den Fk Niere (shen), festigt den Fetus Stützt den Fk Milz (pi), mehrt das Xue
Notwendige Modifikation E Jiao (Asini corii colla) Sang Ji Sheng (Taxilli, Hb)
Nähren das Yin und das Xue, stillen die Blutung und beruhigen den Fetus
9.5.3 Verletzung Anwendung Trauma, das die Aktivität des Uterus stimuliert oder eine Plazentaablösung bzw. eine Placenta praevia hervorruft Hauptsymptome Nach dem Trauma kommt es zu Rückenschmerzen und drückenden Schmerzen im unteren Abdomen oder zu vaginalen Blutungen. Der Zungenkörper ist normal, der Puls ist schlüpfrig (hua) und kraftlos. Behandlungsprinzip
Ergänzen von Qi und Xue, Beruhigen des Fetus
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ni 9, Ma 36, Du 20, EX-HN 3
Basisrezept Sheng Yu Tang ᛜ∸ Dekokt zur mustergültigen Heilung Geheimnisse aus dem Orchideen-Zimmer ݄ᅸ⾬㮣 Li Gao ᴢᵆ 1336 Ren Shen (Ginseng, Rx) Huang Qi (Scutellariae, Rx) Shu Di s. o. Sheng Di s. o. Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz)
Ergänzt den Ursprung Mehrt das Qi, festigt den Fetus Nähren das Yin und das Xue Weggelassen
9
Notwendige Modifikation Tu Si Zi (Cuscutae, Sm) Sang Ji Sheng (Taxilli, Hb) Xu Duan (Dipsaci, Rx) E Jiao (Asini corii colla) Ai Ye (Artemisiae (Argyri), Fo)
Stabilisieren den Fk Niere (shen), stillen die Blutung und festigen den Fetus
9.5.4 Habituelle Geburt Ein habitueller Abort bzw. eine habituelle Fehlgeburt liegt vor, wenn drei Spontanaborte in Folge auftreten. Als Ursachen kommen Zervixinsuffizienz (häufig die Folge einer Konusbiopsie), Anomalien des Embryo oder
224
9 Störungen in der Schwangerschaft
des Uterus, Autoimmunisierung oder eine Reihe anderer Faktoren (›Kap. 8.1 und ›Kap. 9.1) in Frage. Auch bei Endometriose ist das Risiko erhöht (›Kap. 7.9). Laut chinesischen Medizin stehen habituelle Fehlgeburten mit energetischer Schwäche (xu) der Fk Milz und Niere (pi shen) im Zusammenhang, häufig findet sich aber auch eine energetische Schwäche (xu) von Qi, Xue und Yang. Da jedoch auch andere Symptomkonfigurationen auftreten können, ist eine Differentialdiagnose unerlässlich. Eine frühe habituelle Fehlgeburt fällt in die Kategorie der „Subfertilität“ (›Kap. 8.3) und erfordert eine konzertierte Behandlung.
Energetische Schwäche (xu) der Fk Milz und Niere (pi shen) Anwendung Habituelle Fehlgeburt bzw. habitueller Abort. Die Rezeptur kann vor einer Schwangerschaft oder nach der Konzeption verabreicht werden. Hauptsymptome Leichte vaginale Blutung mit dünnflüssigem, blassem Blut. Rückenschmerzen, drückende Schmerzen im unteren Abdomen, Drehschwindel, Ohrensausen, häufige Miktion, eventuell vorbestehende Fehlgeburt. Der Zungenkörper ist blass, die Pulse sind untergetaucht (chen), schlüpfrig (hua), verlangsamt (chi) und schwach (ruo). Behandlungsprinzip Stützen der Fk Milz und Niere (pi shen), Stabilisieren der Breiten Trossstraße (chongmai) und der Aufnehmenden Leitbahn (renmai), Beruhigen des Fetus Empfohlene Akupunkturpunkte
Lu 7, Ni 6, Mi 4, Pe 6, Ni 9
Basisrezept Tai Shan Pan Shi Tang ⋄ቅ⺤∸ Die Stabilität eines Felsens vom Tai-Berg verleihendes Pulver Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624
9
Ren Shen (Ginseng, Rx) Huang Qi (Scutellariae, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Xu Duan (Dipsaci, Rx) Sha Ren (Amomi xanthioidis, Fr) Huang Qin (Scutellariae, Rx) Zhi Gan Cao s. o. Nuo Mi (Klebreis)
Ergänzen das Qi, festigen den Fetus
Nähren und regulieren das Xue, harmonisieren die Breite Trossstraße (chongmai) und die Aufnehmende Leitbahn (renmai) Stützt die Leitbahn der Steuerung (dumai), festigt den Fetus Reguliert das Qi, beruhigt den Fetus Stillt die Blutung, beruhigt den Fetus Harmonisiert die „Mitte“
Energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue Anwendung Habituelle Fehlgeburt bzw. habitueller Abort. Die Rezeptur kann vor einer Schwangerschaft oder nach der Konzeption verabreicht werden.
9.5 Abort und Fehlgeburt ෩㚢ᇣѻ
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Hauptsymptome Leichte vaginale Blutung mit blassem, trübem Blut. Kalte Extremitäten, halbflüssiger Stuhl, drückende Schmerzen im unteren Abdomen, Drehschwindel, häufige Miktion, eventuell vorbestehende Fehlgeburt. Der Zungenkörper ist blass, die Pulse sind untergetaucht (chen), schlüpfrig (hua), verlangsamt (chi) und zart (xi). Behandlungsprinzip
Mehren des Qi, Nähren des Xue, Stützen des Fk Niere (shen), Beruhigen des Fetus
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 36, EX-HN 3, Du 20, Ni 3, Ni 9
Basisrezept Bu Shen Gu Chong Wan 㸹㚒ކЌ Pille, die den Fk Niere stützt und die Große Trossstraße festigt Neue Kompilation der chinesischen Medizin Ёएᄺᮄ㓪 Tu Si Zi (Cuscutae, Sm) Xu Duan (Dipsaci, Rx) Du Zhong (Eucommiae, Cx) Ba Ji Tian (Morindae, Rx) Lu Jiao Shuang s. o. Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae) Gou Qi Zi (Lycii, Fr) E Jiao (Asini corii colla) Dang Shen (Codonopsis, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Da Zao (Zizyphi jujubae, Fr) Sha Ren (Amomi xanthioidis, Fr)
Stützen den Fk Niere (shen), stabilisieren die Breite Trossstraße (chongmai), beruhigen den Fetus
Nähren das Xue, beruhigen den Fetus
Ergänzen das Qi, stützen den Fk Milz (pi)
Reguliert das Qi, beruhigt den Fetus
Notwendige Modifikation Huang Qi (Scutellariae, Rx) Sang Ji Sheng (Taxilli, Hb)
Festigen den Fetus und stillen die Blutung
Die oben genannte Rezeptur wird traditionell mit einer Handvoll Reis dekoktiert.
Weitere in Frage kommende Rezepturen r B ao Yin Jian r Y ang Jing Zhong Yu Tang r Y u Lin Zhu
9.5.5 Verhaltener Abort Bei einem verhaltenen Abort (engl.: Missed abortion) (㚢⅏ϡϟ) ist der Fetus abgestorben, oder ein Abortivei (Windei) wurde nicht ausgestoßen. In den meisten Fällen findet schließlich ein Spontanabort oder eine Fehlgeburt statt; wenn jedoch die Ausstoßung nicht innerhalb von 28 Tagen erfolgt, muss die Schwangerschaft abgebrochen werden. Ist der Uterus kleiner als in der zwölften Schwangerschaftswoche, wird die Zervix dilatiert, und eine Kürettage durchgeführt. Nach der 12. Schwangerschaftswoche kann ein Abbruch her-
9
226
9 Störungen in der Schwangerschaft
beigeführt werden, indem Mifepriston (RU486), ein Progesteron-Antagonist, oral verabreicht und anschließend alle drei Stunden Prostaglandin E1 im hinteren Scheidengewölbe platziert oder ein Prostaglandin-F2Vaginalzäpfchen eingesetzt wird. In Ländern, in denen Mifepriston nicht erhältlich ist, kann Misoprostol (synthetisches Prostaglandin E1) oral verabreicht oder Methotrexat, ein Folsäure-Antagonist, intramuskulär injiziert werden. Ist der Fetus zwischen der 14. und 22. Schwangerschaftswoche abgestorben ohne ausgestoßen zu werden, wird er absorbiert oder mummifiziert, und die Plazenta degeneriert. Wenn der Fetus nach der 22. Schwangerschaftswoche abgestorben ist und innerhalb von 3 Wochen nach dem geschätzten Absterben des Fetus keine Spontangeburt eingesetzt hat, wird die Geburt mit Hilfe von Prostaglandin-E2-Vaginalzäpfchen, von Mifepriston oder einem Prostaglandin-Analogon wie Misoprostol ausgelöst. Manchmal ist eine anschließende Kürretage notwendig (Oats & Abraham 2005). Chinesische Medizin und Akupunktur können eingesetzt werden, um die natürliche Fähigkeit des Körpers, den Fetus auszustoßen, zu stimulieren, indem Qi und Xue ergänzt, das Qi abgesenkt und das Xue dynamisiert werden.
Energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue Anwendung Austreibung eines toten Fetus bei einem verhaltenen oder unvollständigen Abort oder bei Abortivei. Hauptsymptome Die Schwangerschaft hat sich nicht weiterentwickelt, und es besteht ein Abortivei, ein unvollständiger Abort oder ein toter Fetus. Es können Kältegefühl oder Schmerzen im Abdomen, blasser Teint, Kurzatmigkeit, Wortkargheit, Appetitlosigkeit und Übelkeit auftreten. Der Zungenkörper ist blass mit dünnem, weißen, klebrigen Belag, der Puls ist nachgiebig (ru) oder rau (se). Behandlungsprinzip
Nähren und Dynamisieren des Xue, Mehren des Qi, Austreiben des Fetus
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 36, Ren 6, von Ren 4 durchstechen zu Ren 2, Mi 6, Di 4
Basisrezept Ba Zhen Yi Mu Tang ܿ⦡Ⲟ↡∸ Dekokt der acht Juwelen mit Leonuri herba Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624
9
Ren Shen (Ginseng, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria) Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Yi Mu Cao (Leonuri, Hb) Zhi Gan Cao s. o.
Mehren das Qi
Nähren und dynamisieren das Xue
Dynamisiert das Xue und senkt es ab, stützt den Unterleib Harmonisiert die „Mitte“
9.5 Abort und Fehlgeburt ෩㚢ᇣѻ
227
Notwendige Modifikation E Zhu (Curcumae zedoariae, Rz) Zum Fördern der Austreibung des Fetus San Leng (Sparganii, Rz) Zhi Shi (Citri aurantii immaturus, Fr) Da Huang (Rhei, Rz) Chuan Niu Xi (Cyathulae officinalis, Rx) She Xiang (Moschus, secretio)* Tian Hua Fen (Trichosanthis, Rx) * She Xiang kann durch synthetischen Moschus ersetzt werden. Anmerkung: Diese starken Arzneimittel dürfen nur vorsichtig verschrieben werden, vor allem, wenn die Frau eine schwache Konstitution hat. Die Behandlung sollte die Rekonvaleszenz unterstützen.
Xue-Stasen Anwendung Austreibung eines toten Fetus bei einem verhaltenen oder unvollständigen Abort oder eines Abortiveis. Hauptsymptome Die Schwangerschaft hat sich nicht weiterentwickelt. Es bestehen eine vaginale Blutung mit dunklem Blut, Schmerzen im unteren Abdomen und ein stumpfer, dunkler Teint. Der Zungenkörper ist purpurrot, und die Pulse sind untergetaucht (chen) und rau (se). Behandlungsprinzip Fetus
Dynamisieren des Xue, Bewegen des Qi, Eliminieren von Stasen, Austreiben des
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, von Ren 4 durchstechen zu Ren 2, Mi 10, Mi 6, Di 4
Basisrezept Tuo Hua Jian 㜅㢅✢Abkochung der abgeworfenen Blüte Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624 Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Rou Gui (Cinnamomi cassiae, Cx) Hong Hua (Carthami, Fl) Niu Xi (Cyatulae, Rx) Che Qian Zi (Plantaginis, Sm)
Dynamisieren das Xue Erwärmt die Leitbahnen, stützt den Fk Niere (shen) Eliminiert Stasen Führen das Xue nach unten
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9 Störungen in der Schwangerschaft
Notwendige Modifikation Mang Xiao (Natrii, sulfas) Fördern die Austreibung des Fetus Da Huang (Rhei, Rz) E Zhu (Curcumae zedoariae, Rz) San Leng (Sparganii, Rz) Zhi Shi (Citri aurantii immaturus, Fr) Chuan Niu Xi (Cyathulae officinalis, Rx) She Xiang (Moschus, secretio)* Tian Hua Fen (Trichosanthis, Rx) Shui Zhi (Hordei, Fr germinatus) * She Xiang kann durch synthetischen Moschus ersetzt werden.
9.5.6 Septischer Abort und toxisches Syndrom Zu einer Sepsis kommt es bei unzureichender Hygiene (beispielsweise bei „Hinterhofabtreibungen“), bei unvollständigem Abort mit der Komplikation einer Uterusinfektion oder beim Toxischen Schock-Syndrom (TSS), wobei die Inzidenz von mit Tampons ausgelösten Fällen in den letzten zehn Jahren zurückgegangen ist. Unbehandelt kann eine schwere Infektion in Sepsis, Hämorrhagie und in einen hypovolämischen Schock übergehen. Bedingt durch die Legalisierung von chirurgischen Schwangerschaftsabbrüchen sind in den entwickelten Ländern septische oder „Hinterhof“-Aborte selten, allerdings kann eine Sepsis auch auf eine zu späte Behandlung nach einem unvollständigen Abort (wie unten beschrieben) oder auf tamponbedingtes TSS zurückzuführen sein. Es ist erforderlich, zwischen diesen und anderen Ursachen des akuten Abdomens zu differenzieren (›Tab. 9.1) und die Patientin in eine Klinik zu überweisen, wenn ihr Zustand ernst ist oder sich nicht bessert. Die chinesische Medizin ist eine sinnvolle Ergänzung zur heutigen Medizin. Anfangs lässt sich damit das Toxische behandeln und das Fieber senken, anschließend wird die Rekonvaleszenz gefördert, und schließlich kann man durch Vorgehen gegen die zugrundeliegende Symptomkonfiguration eine erhaltende Behandlung durchführen.
Toxische Hitze (re) im Xue Anwendung Septischer oder unvollständiger Abort oder TSS 9
Hauptsymptome Allgemeines Unwohlsein, Fieber (38°C oder höher), Tachykardie, Schmerzen im Abdomen, Schmerzempfindlichkeit im Becken, eitriger vaginaler Ausfluss. Der Zungenkörper ist rot, die Pulse sind saitenförmig (xian) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip Blutung
Herauslösen von Toxischem, Dynamisieren und Kühlen des Xue, Adstringieren der
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, von Ren 4 durchstechen zu Ren 2, Mi 10, Mi 6, Di 4, Ma 44
Basisrezept Qing Ying Tang ⏙㧹∸ Dekokt zur Kühlung der Bauenergie Systematische Differenzierung von Wärmeerkrankungen ⏽⮙ᴵ䕼 Wu Jutong ਈ䵴䗮 1798
9.5 Abort und Fehlgeburt ෩㚢ᇣѻ
229
Xi Jiao (Rhinoceri, cornu)* Kühlt und bewegt das Xue, löst Toxisches heraus Sheng Di s. o. Kühlen Hitze (re), kühlen das Xue, nähren das Yin Xuan Shen (Scrophulariae, Rx) Mai Men Dong (Ophiopogonis, Rx) Nährt das Yin, bringt Körperflüssigkeiten hervor Jin Yin Hua (Lonicerae, Fl) Kühlen Hitze (re), mindern Toxisches Lian Qiao (Forsythiae, Fr) Huang Lian (Coptidis, Rz) Leiten Glut (huo) aus, stillen die Blutung Dan Zhu Ye (Lophateri, Hb) Dan Shen (Salviae miltiorrhizae, Rx) Kühlt und dynamisiert das Xue *Xi Jiao kann durch Shui Niu Jiao in höherer Dosierung ersetzt werden.
Notwendige Modifikation Yi Mu Cao (Leonuri, Hb) Qian Cao Gen (Rubiae, Rx)
Dynamisieren und kühlen das Xue und stillen die Blutung
Modifikationen Bei einem hohen Maß an Toxischem Bei hohem Fieber Bei Schmerzen Bei Zittern oder Zucken
Zugabe von: Da Huang (Rhei, Rz) Ban Zhi Lian (Scutellariae, Hb) Zugabe von: Shi Gao (Gypsum fibrosum) Zhi Mu (Anemarrhenae, Rz) Zugabe von: Pu Huang (Typhae, pollen) Wu Ling Zhi (Trogopterori, faeces) Zugabe von: Gou Teng (Uncariae, Ra cum uncis) Jiang Can (Bombyx batryticatus) Zhu Sha (Cinnabaris) oder Wu Gong (Scolopendra) Quan Xie (Scorpio)
9.5.7 Rekonvaleszenz
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Xue-Stasen Anwendung Rekonvaleszenz nach Abort oder Fehlgeburt Hauptsymptome Leichte vaginale Blutung mit blassem, trübem Blut. Rückenschmerzen und drückende Schmerzen im unteren Abdomen, Drehschwindel, Ohrensausen, häufige Miktion, anamnestisch Fehlgeburt oder Abort. Der Zungenkörper ist blass, der Puls ist untergetaucht (chen), schlüpfrig (hua), verlangsamt (chi) und schwach (ruo). Behandlungsprinzip
Dynamisieren des Xue, Vertreiben von Stasen, Nähren des Xue, Stillen der Blutung
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Mi 10, Ma 36, Du 20, Moxibustion an Mi 1
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9 Störungen in der Schwangerschaft
Basisrezept Sheng Hua Tang ⫳࣪∸ Dekokt, das die Umwandlung hervorruft Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ⾥ Fu Qingzhu ٙ䴦Џ 1827 Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Tao Ren (Persicae, Sm) Pao Jiang (Zingiberis, Rz praeparatum) Zhi Gan Cao s. o.
Erwärmen die Menstruation, stillen die Blutung
Harmonisiert die „Mitte“
Notwendige Modifikation Yi Mu Cao (Leonuri, Hb) San Qi (Notoginseng, Rx) Chuan Niu Xi (Cyathulae officinalis, Rx)
Dynamisieren das Xue und stillen die Blutung Führen das Xue hinab
9.6 Fetale Wachstumsretardierung 㚢㧢ϡ䭓
9
Als eine intrauterine oder fetale Wachstumsretardierung (engl.: intrauterine growth retardation, IUGR) bezeichnet man das Unvermögen eines Fetus, das volle Wachstumspotential zu erreichen. Dies ist nicht unbedingt gleichbedeutend mit „zu klein für das Gestationsalter“, was Kinder bezeichnet, deren Größe unter der 5. bis 10. Perzentile liegt. Mit dem zweiten Begriff werden Kinder mit einem im normalen Bereich liegenden Gewicht, aber mit einer retardierten Entwicklung nicht eindeutig bezeichnet, und er klassifiziert auch diejenigen Kinder nicht exakt, die zwar ein niedriges Gewicht haben, aber normal gewachsen sind und sich entwickelt haben. Die Fundushöhe (›Anhang Abb. 11) ist keine verlässliche Beurteilungsmethode, weil sie von maternaler Adipositas, der Kindslage, der Menge der amniotischen Flüssigkeit und anderen Faktoren beeinflusst wird. IUGR wird durch Ultraschall (wenn das Kopf-Körper-Verhältnis zunimmt und sich die Leber nicht ausdehnt) und durch biochemische Untersuchung (Estriol-Kreatinin-Verhältnis, wenn ein niedriger Estriol-Spiegel auf eine Plazentainsuffizienz weist) festgestellt. Die Größe des Fetus wird vom Genotyp, von Fehlbildungen des Fetus, vom Alter der Mutter und von einer Mehrlingsschwangerschaft beeinflusst. Das IUGR-Risiko wird durch Rauchen, Alkoholkonsum, große Höhe und systemische Erkrankungen der Mutter wie Diabetes, Hypertonie, Präeklampsie oder Infektionen (›Kap. 9.1, ›Kap. 9.7 und ›Kap. 9.8) erhöht, wobei der gemeinsame Nenner Sauerstoffmangel ist. IUGR kann zum Tod des Fetus oder zu verhaltenem Abort (›Kap. 9.5) führen. Sozioökonomische Faktoren beeinflussen ebenfalls die Gesundheit der Mutter. Krankheitsmechanismus Ein verzögertes Wachstum kann auf eine Schwäche des Struktivpotentials (jing) und des angeborenen Qi zurückzuführen sein, oder es kann durch gesundheitliche Probleme der Mutter verursacht sein. Wenn die angeborene und die erworbene Konstitution einander nicht stützen oder wenn die erworbene Konstitution schwach ist und kein Qi und Xue hervorbringt, führt dies zu energetischer Schwäche (xu) von Qi und Xue. Ist die angeborene Konstitution schwach, hat dies eine energetische Schwäche (xu) der Fk Milz und Niere (pi shen) zur Folge. In beiden Fällen wird der Fetus nicht mehr genährt.
9.6 Fetale Wachstumsretardierung 㚢㧢ϡ䭓
231
Energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue Hauptsymptome Nach 4–5 Schwangerschaftsmonaten liegen Hinweise darauf vor, dass das Kind nicht wächst. Die Konstitution der Mutter ist schwach, ihr Teint ist stumpf oder fahl, und es bestehen Drehschwindel und Kurzatmigkeit. Der Zungenkörper ist blass mit spärlichem Belag, die Pulse sind zart (xi) und schwach (ruo). Behandlungsprinzip
Ergänzen des Qi, Mehren des Xue, Nähren des Fetus
Empfohlene Akupunkturpunkte Ni 3, Ma 36, Ren 12, Du 20, EX-HN 3, Ni 9 Anmerkung: Ren 12 sollte nach der 24. Schwangerschaftswoche nicht mehr eingesetzt werden Basisrezept Zi Xue Tang ⒟㸔∸'DV;XHEHIHXFKWHQGHV'HNRNW Maßstab für Diagnose und Behandlung: Gynäkologie 䆕⊏ޚ㓇DŽཇ⾥ Wang Kentang ⥟㚃ූ 1602 Shu Di s. o.
Nährt das Xue und das Struktivpotential (jing) des Fk Niere (shen) Mehren das Qi und bringen so Xue hervor
Ren Shen (Ginseng, Rx) Shan Yao (Dioscoreae, Rz) Huang Qi (Scutellariae, Rx) Fu Ling (Poria) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz)
Nähren das Xue
Modifikationen Bei energetischer Schwäche (xu) des Fk Niere (shen) Zugabe von: Tu Si Zi (Cuscutae, Sm) Lu Jiao Shuang s. o. Bei energetischer Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) Zugabe von: Sha Ren (Amomi xanthioidis, Fr) mit Appetitlosigkeit Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r B a Zhen Tang r G ui Pi Tang Energetische Schwäche (xu) der Fk Milz und Niere (pi shen) Hauptsymptome Das Kind ist für das Gestationsalter zu klein. Der Rücken der Mutter schmerzt und fühlt sich kalt an, ebenso die Hände und Füße. Sie hat keinen Appetit, und der Stuhl ist halbflüssig. Der Zungenkörper ist blass, die Pulse sind untergetaucht (chen), schwach (ruo) und verlangsamt (chi). Behandlungsprinzip
Kräftigen des Fk Milz (pi), Erwärmen des Fk Niere (shen)
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ni 3, Ma 36, Ren 12, Du 20, EX-HN 3, Ni 9
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9 Störungen in der Schwangerschaft
Anmerkung: Ren 12 sollte nach der 24. Schwangerschaftswoche nicht mehr eingesetzt werden Basisrezept Wen Tu Yu Lin Tang ⏽ೳ↧味∸ Die Wandlungsphase Erde erwärmendes Dekokt für die Geburt eines Qilin Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ⾥ Fu Qingzhu ٙ䴦Џ 1827 Ba Ji Tian (Morindae, Rx) Fu Pen Zi (Rubi, Fr) Ren Shen (Ginseng, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Shan Yao (Dioscoreae, Rz) Shen Qu (Massa medicata fermentata)
Erwärmen den Fk Niere (shen), harmonisieren den Neben-Fk Uterus (zigong), nähren den Fetus Kräftigen den Fk Milz (pi), mehren das Qi
Weggelassen
Notwendige Modifikation Huang Qi (Scutellariae, Rx) He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx) Shan Zhu Yu (Corni, Fr)
Mehren das Qi Ergänzen das Struktivpotential (jing)
Anmerkung: Es ist wichtig, zugrundeliegende Faktoren wie Diabetes und Hypertonie zu behandeln.
9.7 Ödeme, Hypertonie und Präeklampsie ᄤ㚓ᄤ⒵ᄤᰩᄤ⮿ 9.7.1 Chinesische Bezeichnungen
9
Die chinesischen Bezeichnungen decken die gleiche Bandbreite wie die westlichen Bezeichnungen ab, sie sind jedoch unterschiedlich spezifiziert. Ödeme bzw. Retention von Wasser werden mit Ziqi ᄤ⇨ beschrieben, was sich auf geschwollene Beine bezieht. Zizhong ᄤ㚓 beschreibt ein generalisiertes Ödem, und Ziman ᄤ ⒵ bezeichnet eine Retention des Qi aufgrund Obstruktion des Fetus und beinhaltet Polyhydramnion, ohne jedoch darauf begrenzt zu sein. Ziyun ᄤᰩ kann sich auf Drehschwindel aufgrund energetischer Schwäche (xu) des Yin oder des Xue (›Kap. 9.1) oder aufgrund überhandnehmendem Yang beziehen, wobei beide Eklampsie nach sich ziehen können und weiter unten beschrieben werden. Zixian ᄤ⮿ beschreibt Konvulsionen und Koma bei Eklampsie.
9.7.2 Ödeme und ihr Zusammenhang mit Hypertonie Die Anpassung der Mutter an die Physiologie der Schwangerschaft (›Kap. 9.1) hat im Allgemeinen Flüssigkeitsretention mit geschwollenen Füßen und Knöcheln zur Folge. Dies darf nicht mit Polyhydramnion (siehe unten) verwechselt werden. Manchmal wird der Nervus medianus durch Stauung der vermehrten Flüssigkeit in den Händen beim Durchtritt durch den Karpaltunnel unter dem Retinaculum m. flexorum komprimiert, was zu Kribbeln, Taubheit und starkem Unbehagen in den Händen führt (Karpaltunnelsyndrom). Solche Zustände sind äußerst störend, sie sind jedoch Teil des Mechanismus, der eine Hypertonie verhindert; Hy-
9.7 Ödeme, Hypertonie und Präeklampsie ᄤ㚓ᄤ⒵ᄤᰩᄤ⮿
233
pertonie wiederum stellt eine Störung der physiologischen Anpassung an die Schwangerschaft dar. Obwohl Ödeme in der Schwangerschaft normal sind, können sie Präeklampsie zur Folge haben. Eine unkontrollierte Hypertonie kann zu fetalem Sauerstoffmangel, Wachstumsretardierung, intrauterinem Tod, Plazentaablösung, Eklampsie, apoplektischem Insult und Herz- oder Niereninsuffizienz führen. Krankheitsmechanismus Wenn zuvor bereits eine konstitutionelle Schwäche bestanden hat, treten in der Schwangerschaft eine energetische Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) und eine energetische Schwäche (xu) des Yang des Fk Niere (shen) deutlicher zu Tage. Das Yang des Fk Milz (pi) befördert die Körperflüssigkeiten nicht mehr, das Yang des Fk Niere (shen) erwärmt den Fk Milz (pi) nicht mehr und ist nicht mehr in der Lage, die Körperflüssigkeiten zum Fk Blase (pangguang) abzusenken oder die Wege des Wassers zu steuern, so dass Wasser den Raum zwischen der Haut und den Muskeln ausfüllen und Ödeme verursachen kann. Eine Disharmonie der Fk Leber und Milz (gan pi) wird Qi-Blockaden zur Folge haben.
Energetische Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) Hauptsymptome Ödeme und Schwellungen in den Beinen, Händen, im Gesicht oder am ganzen Körper. Kurzatmigkeit, Erstickungsgefühl, Reserviertheit, Appetitlosigkeit, halbflüssiger Stuhl. Der Zungenkörper ist geschwollen, der Belag ist dünn und weiß oder klebrig, die Pulse sind verlangsamt (chi), schlüpfrig (hua) und kraftlos. Behandlungsprinzip
Kräftigen des Fk Milz (pi), Ausleiten von Feuchtigkeit (shi), Beruhigen des Fetus
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 36, Mi 9, Ni 9
Basisrezept Wu Ling San Ѩ㢧ᬷ Pulver der fünf Ling-Bestandteile Abhandlung über schädigende Kälte Ӹᆦ䆎 Östliche Han-Dynastie 25–220 n.u.Z. Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria)
Kräftigen den Fk Milz (pi), trocknen Feuchtigkeit (shi)
Zhu Ling (Polyporus) Ze Xie (Alismatis, Rz)
Fördern die Miktion, leiten Feuchtigkeit (shi) aus
Gui Zhi s. o.
Erwärmt das Yang und wandelt so Körperflüssigkeiten um 9
Notwendige Modifikation Sang Bai Pi (Mori, Cx)
Zerstreuen das Qi des Fk Lunge (fei) und fördern die Miktion
Sheng Jiang Pi (Zingiberis officinalis recens cortex (Shengjiangpi))
Wandeln Feuchtigkeit (shi) um und lindern die Ödeme
Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium) Da Fu Pi (Arecae, pericarpium)
Bewegen das Qi und wandeln Feuchtigkeit (shi) um
Sha Ren (Amomi xanthioidis, Fr)
Regulieren das Qi und beruhigen den Fetus
234
9 Störungen in der Schwangerschaft
Weitere in Frage kommende Rezepturen r S hi Pi Yin r W u Ling San r W u Pi San Energetische Schwäche (xu) des Fk Niere (shen) Hauptsymptome Schwellung des Gesichtes und der Beine. Palpitationen, Kurzatmigkeit, Schmerzen und Kälte im Rücken und in den Beinen. Der Zungenkörper ist blass, der Belag dünn, weiß und feucht, die Pulse sind untergetaucht (chen) und zart (xi). Behandlungsprinzip Erwärmen des Fk Niere (shen), Kräftigen des Fk Milz (pi), Umwandeln von Körperflüssigkeiten, Beruhigen des Fetus Empfohlene Akupunkturpunkte
Ni 7, Ni 9, Ma 36, Mi 9
Basisrezept Ling Gui Zhu Gan Tang 㢧Ḗᴃ⫬∸ Dekokt mit Poria, Cinnamomum, Atracylodes und Glycyrrhiza Abhandlung über schädigende Kälte Ӹᆦ䆎 Östliche Han-Dynastie 25–220 n.u.Z. Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria)
Kräftigen den Fk Milz (pi) und wandeln so Körperflüssigkeiten um
Gui Zhi s. o.
Erwärmt das Yang des Fk Niere (shen) und wandelt so Körperflüssigkeiten um
Zhi Gan Cao s. o.
Harmonisiert die Fk Milz und Magen (pi wei)
Notwendige Modifikation
9
Du Zhong (Eucommiae, Cx) Xu Duan (Dipsaci, Rx)
Erwärmen den Fk Niere (shen) und wandeln Körperflüssigkeiten um
Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz)
Bewegen Körperflüssigkeiten durch Bewegen des Xue
Weitere in Frage kommende Rezeptur Wu Ling San Qi-Blockaden Hauptsymptome Geschwollene Füße und Knöchel ohne Nachgeben auf Druck. Spannungsgefühl und Schmerzen am Kopf, Drehschwindel, Appetitlosigkeit und Erstickungsgefühl in der Brust. Die Zunge weist einen dünnen, klebrigen Belag auf, die Pulse sind schlüpfrig (hua), untergetaucht (chen) und saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip Regulieren des Qi, Stützen des Fk Milz (pi), Umwandeln von eingestauten Körperflüssigkeiten, Beruhigen des Fetus
9.7 Ödeme, Hypertonie und Präeklampsie ᄤ㚓ᄤ⒵ᄤᰩᄤ⮿ Empfohlene Akupunkturpunkte
235
Le 3, Ma 36, Mi 9, Ni 9
Basisrezept Shi Pi Yin ᅲ㜒佂 Den Fk Milz stabilisierender Trank Von Generationen aufgezeichnete wirksame Rezepturen Ϫएᕫᬜᮍ Wei Yilin ॅѺᵫ 1345 Fu Zi (Aconiti, Rx lateralis praeparata)
Weggelassen
Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria)
Kräftigen den Fk Milz (pi), wandeln Körperflüssigkeiten um
Mu Gua (Chaenomelis, Fr)
Harmonisiert den Fk Magen (wei), wandelt Feuchtigkeit (shi) um
Hou Po (Magnoliae, Cx) Mu Xiang (Saussureae, Rx) Da Fu Pi (Arecae, pericarpium) Cao Guo (Tsaoko, Fr)
Regulieren das Qi, wandeln Feuchtigkeit (shi) um, fördern die Miktion
Zhi Gan Cao s. o. Da Zao (Zizyphi jujubae, Fr) Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens)
Harmonisieren und mäßigen
Notwendige Modifikation Ma Bian Cao (Verbenae, Hb)
Dynamisieren das Xue, machen die Leitbahnen durchgängig und mindern die Ödeme
9.7.3 Polyhydramnion Bei einem Polyhydramnion handelt es sich um eine stark erhöhte Fruchtwassermenge bei einer vergrößerten Gebärmutter, die eine straff gespannte Haut, Unbehagen im Abdomen und Atemnot zur Folge hat. Die eigentliche Ursache ist häufig nicht bekannt, allerdings wird ein Polyhydramnion mit Diabetes, fetaler oder plazentaler Anomalie und Mehrlingsschwangerschaften in Verbindung gebracht. Eine Überdehnung der Gebärmutter kann zu unstabiler Kindslage, vorzeitigen Wehen, Nabelschnurprolaps und vorzeitiger Plazentaablösung führen. Krankheitsmechanismus Wenn zuvor bereits eine konstitutionelle Schwäche bestanden hat, tritt in der Schwangerschaft eine energetische Schwäche (xu) des Yang der Fk Milz und Niere (pi shen) deutlicher zu Tage. Das Yang des Fk Milz (pi) befördert die Körperflüssigkeiten nicht mehr, und das Yang des Fk Niere (shen) kann die Körperflüssigkeiten nicht mehr zum Fk Blase (pangguang) absenken oder die Wege des Wassers steuern. Wasser erfüllt den Raum zwischen Haut und Muskeln, ruft Ödeme hervor und sammelt sich in den Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai) an, was eine erhöhte Fruchtwassermenge zur Folge hat.
Energetische Schwäche (xu) des Yang der Fk Milz und Niere (pi shen) Hauptsymptome Außergewöhnlich stark gespanntes Abdomen, das bei Palpation Flüssigkeitswellen zeigt, was auf eine erhöhte Fruchtwassermenge hinweist. Erstickungsgefühl in der Brust, Atemnot und Orthopnoe.
9
236
9 Störungen in der Schwangerschaft
Der Zungenkörper ist blass und geschwollen, der Belag weiß und klebrig, die Pulse sind untergetaucht (chen), schlüpfrig (hua) und schwach (ruo). Behandlungsprinzip Beruhigen des Fetus
Stützen des Yang der Fk Milz und Niere (pi shen), Ausleiten von Feuchtigkeit (shi),
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ni 3, Ma 36, Mi 9, Ni 9
Basisrezept Li Yu Tang 剸剐∸ Karpfen-Dekokt Wichtige Rezepturen, die tausend Goldstücke wert sind ग䞥㽕ᮍ Sun Simiao ᄭᗱ䙜 652 Li Yu (Karpfen)
Leitet Feuchtigkeit (shi) aus, mindert Ödeme
Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria) Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens)
Kräftigen den Fk Milz (pi), leiten Feuchtigkeit (shi) aus
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nähren das Xue, beruhigen den Fetus
Notwendige Modifikation Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium) Da Fu Pi (Arecae, pericarpium) Gui Zhi s. o.
Bewegen das Qi, stützen das Yang und wandeln Feuchtigkeit (shi) um
Sha Ren (Amomi xanthioidis, Fr)
Regulieren das Qi und beruhigen den Fetus
Ma Bian Cao (Verbenae, Hb)
Dynamisieren das Xue, machen die Leitbahnen durchgängig und mindern die Ödeme
Weitere in Frage kommende Rezepturen: r S hi Pi San r W u Ling San r W u Pi San 9
9.7.4 Hypertonie, Präklampsie und Eklampsie Der Begriff „Eklampsie“ leitet sich vom griechischen Wort eklampein ab, das „hervorleuchten“ oder „blitzen“ bedeutet. Auf diese Weise wird aufgrund der Abruptheit der Konvulsionen ein Vergleich zu einem Blitzschlag gezogen. Eine Präeklampsie stellt die Basis für die Entwicklung einer Eklampsie dar und ist durch Flüssigkeitsretention und Hypertonie nach der 20. Schwangerschaftswoche gekennzeichnet. Eine Präeklampsie tritt bei 5–7% der Erstgebärenden, bei 30–35% der Mütter mit vorbestehender Hypertonie und bei 60% der Mütter mit Nierenerkrankungen auf. Sie hat ernste Folgen für die physiologischen Veränderungen während der Schwangerschaft, denn sie führt zu Hypertonie, Herzversagen, peripheren Ödemen, Lungenödemen, Atemnot, Glomeruloendotheliose, Nierenversagen, Leberzellschaden, Leberödem, Gelbsucht, Hämolyse, intravaskulärer Gerinnung und Hirnödem, wobei Hirnblutung and -infarkt die Hauptursachen für den Tod der Schwangeren sind. Das Risiko wird durch ein höheres Alter, familiäre Hypertonie-
9.7 Ödeme, Hypertonie und Präeklampsie ᄤ㚓ᄤ⒵ᄤᰩᄤ⮿
237
belastung, Mehrlingsschwangerschaft, Diabetes, Epilepsie, Blasenmole und Rhesus-Sensibilisierung gesteigert. Es besteht eine 50%-ige Wahrscheinlichkeit eines Wiederauftretens der Eklampsie bei späteren Schwangerschaften. Ödeme im Gesicht und an den Händen, plötzliche anomale Gewichtszunahme, Hypertonie und Proteinurie sind pathognonomisch; der Mechanismus unterscheidet sich allerdings von gewöhnlichen Ödemen und gewöhnlicher Hypertonie dahingehend, dass eine Trophoblastenabhängigkeit und eine mangelnde Anpassung an die Schwangerschaft vorliegen. Obwohl sich die Anzeichen einer Präeklampsie erst in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft manifestieren, wird ihre Basis im Plazentabett zur Zeit der Implantation gelegt. Dabei handelt es sich nicht um eine einfache mangelnde Anpassung der Schwangeren, sondern um eine Störung der Kommunikation zwischen werdender Mutter und Embryo: Der sich einnistende Trophoblast dringt nicht in die Spiralarteriolen der Dezidua ein; es wird kein Prostaglandin I2 (Prostacyclin) produziert, wodurch die Arterien hyperreagibel auf Vasokonstriktoren sind; das maternale Plasmavolumen expandiert nicht, und das Plazentabett wird nicht zu einem Niedrigdrucksystem. Die Hochdruckperfusion der Plazenta verursacht die Bildung von Mikrothromben, die die Spiralarteriolen verschließen und dadurch die Größe der Plazenta und somit auch die Perfusion zum Fetus verringern, wodurch das Wachstum des Fetus gebremst wird. Es liegt eine großflächige endotheliale Schädigung im Gefäßsystem der Schwangeren vor, der Gefäßwiderstand bleibt hoch, während das Herzzeitvolumen erhöht ist. Bedingt durch die schlechte physiologische Anpassung kommt es nicht zu einem kompensatorischen Absinken des Blutdruckes (BD). Dies führt zu Hypertonie, die wiederum Nierenversagen, Flüssigkeitsretention, Proteinurie und disseminierte intravasale Koagulation (DIC) zur Folge hat. Präeklampsie ist mehr durch Anzeichen als durch Symptome gekennzeichnet. Zu den frühen Anzeichen gehören Ödeme und Hypertonie (systolischer BD ุ140 mmHg und/oder diastolischer BD ุ90 mmHg), eine Proteinurie (ุ 300 mg/Tag) entwickelt sich erst später. Wenn der BD weiter ansteigt, entwickeln sich die Symptome Kopfschmerzen, Drehschwindel, Sehstörungen oder Photophobie, Agitiertheit, Oberbauchschmerzen und Erbrechen. Das Auftreten dieser Symptome zeigt die Weiterentwicklung in Richtung Eklampsie, die in Konvulsionen und Koma kulminiert. Die Inzidenz liegt bei 1:2.000, und sie ist für 10–30% der peripartalen Tode und 3% der Müttersterblichkeit verantwortlich. Magnesiumsulfat, das Gefäßspasmen löst und die Freisetzung von Prostacyclin erhöht, wird als Antikonvulsivum verabreicht. Der Zeitpunkt und die Art der Entbindung hängen von der Schwere der Symptome und der Schwangerschaftsdauer ab. Bei Vorliegen einer fulminanten Eklampsie muss möglichst bald entbunden werden, und sofort nach Stabilisieren der Schwangeren wird ein Kaiserschnitt durchgeführt. Eine vaginale Entbindung ist erlaubt, wenn die Eklampsie bei fortgeschrittenen Wehen auftritt, allerdings wird bei Vorliegen von starker Hypertonie langwieriges Pressen durch die Gabe von Oxytocin vermieden. Erwähnt werden sollte, dass nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID) zur postoperativen Analgesie aufgrund der Gefahr eines Nierenversagens bei schwerer Präeklampsie kontraindiziert sind. Krankheitsmechanismus Die Hauptursache ist eine vorbestehende energetische Schwäche (xu) des Qi, die in der Schwangerschaft zunimmt und das Xue und das Struktivpotential (jing) beeinträchtigt, so dass die Fk Leber und Niere (gan shen) nicht mehr genährt werden und das Yang emporsteigt. Eine Disharmonie zwischen den Wandlungsphasen Holz und Erde hat Oberbauchschmerzen und Erbrechen zur Folge. Das Qi des Fk Leber (gan) steigt zum Kopf empor und führt zu Drehschwindel, Kopfschmerzen, Photophobie und Agitiertheit. Zu den leichteren Krankheitsbildern gehören energetische Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) mit emporsteigendem Yang und energetische Schwäche (xu) des Yin mit emporsteigendem Yang. Wenn das nach oben steigende Qi des Fk Leber (gan) nicht kontrolliert wird und sich zu entstehendem Wind des Fk Leber (ganfeng) wandelt, kommt es zu Konvulsionen. Wenn sich angesammelte Feuchtigkeit (shi) zu Schleim (tan) wandelt und durch Wind des Fk Leber (ganfeng) nach oben befördert wird, was störende Schleim-Glut (tanhuo) zur Folge hat, kann es zu Konvulsionen mit anschließender Bewusstlosigkeit und Koma kommen.
9
238
9 Störungen in der Schwangerschaft
Energetische Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) mit emporsteigendem Yang Hauptsymptome Aufgedunsenes Gesicht, geschwollene Hände und Füße, Schwindel, Ohnmacht, Schweregefühl im Kopf, Hypertonie, Druckgefühl in der Brust, Appetitlosigkeit, halbflüssiger Stuhl. Der Zungenbelag ist dick und klebrig, die Pulse sind schlüpfrig (hua) und saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip Beruhigen des Fetus
Kräftigen des Fk Milz (pi), Ausleiten von Feuchtigkeit (shi), Beruhigen des Yang,
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 36, Mi 9, Le 3, 3E 5, Gb 20, Du 17, Du 18, Du 19, Gb 38, Ni 9
Basisrezept Bai Zhu San ⱑᴃᬷ Pulver mit Atractylodes macrocephala Wegweisende Rezepturen für das gesamte Leben ܼ⫳ᣛ䗋ᮍ Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria)
Kräftigen den Fk Milz (pi), wandeln Feuchtigkeit (shi) um
Da Fu Pi (Arecae, pericarpium)
Reguliert das Qi, fördert die Miktion
Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium)
Reguliert das Qi, wandelt Feuchtigkeit (shi) um
Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens)
Harmonisiert den Fk Milz (pi), wandelt Feuchtigkeit (shi) um
Notwendige Modifikation Sang Ji Sheng (Taxilli, Hb) Gui Ban (Plastrum testudinis)
Verankern das Yang und beruhigen den Fetus
Du Zhong (Eucommiae, Cx)
Erwärmen und verankern das Yang, beruhigen den Fetus
Sang Bai Pi (Mori, Cx)
Zerstreuen das Qi des Fk Lunge (fei) und fördern die Miktion
Energetische Schwäche (xu) des Yin mit emporsteigendem Yang 9
Hauptsymptome Drehschwindel, Schwindel, Kopfschmerzen, Hypertonie, Photophobie, gerötetes Gesicht, Palpitationen, störende Träume, Agitiertheit und Schreckhaftigkeit. Der Zungenkörper ist rot oder scharlachrot, die Pulse sind zart (xi), saitenförmig (xian), schlüpfrig (hua) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip higen des Fetus
Hervorbringen von Yin, Besänftigen des Fk Leber (gan), Beruhigen des Yang, Beru-
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ni 6, Ma 36, Gb 20, Du 17, Du 18, Du 19, Gb 38, Le 3, Mi 9, Ni 9
Basisrezept Qi Ju Di Huang Wan ᴲ㦞ഄ咘Ќ Rehmannia-Pille mit Lycium und Chrysantheum Der kostbare Spiegel der Stufen der Medizin ए㑻ᅱ䡈 1777
9.7 Ödeme, Hypertonie und Präeklampsie ᄤ㚓ᄤ⒵ᄤᰩᄤ⮿ Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae) Shan Yao (Dioscoreae, Rz) Shan Zhu Yu (Corni, Fr) Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Ze Xie (Alismatis, Rz) Fu Ling (Poria) Gou Qi Zi (Lycii, Fr)
Nähren das Yin der Fk Leber und Niere (gan shen)
Ju Hua (Chrysanthemi, Fl)
Kühlt Hitze (re), besänftigt den Fk Leber (gan)
239
Notwendige Modifikation Gou Teng (Uncariae, Ra cum uncis)
Beruhigen das Yang und besänftigen den Fk Leber (gan)
Sang Ji Sheng (Taxilli, Hb) Gui Ban (Plastrum testudinis)
Verankern das Yang und beruhigen den Fetus
He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx)
Nähren das Xue und das Struktivpotential (jing)
Ma Bian Cao (Verbenae, Hb)
Dynamisieren das Xue, machen die Leitbahnen durchgängig und mindern Ödeme
Entstehender Wind des Fk Leber (ganfeng) Hauptsymptome Gerötetes Gesicht, Palpitationen, Agitiertheit, zuckende oder schüttelnde Arme und Beine, Bewusstlosigkeit. Der Zungenkörper ist rot, der Belag dünn und gelb, die Pulse sind saitenförmig (xian), schlüpfrig (hua) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip Beruhigen des Fetus
Besänftigen des Fk Leber (gan), Auslöschen von Wind (feng), Kühlen von Hitze (re),
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, 3E 5, Gb 20, Du 17, Du 18, Du 19, Gb 38, Ma 36, Mi 9, Ni 9
Basisrezept Ling Jiao Gou Teng Tang 㕮㾦䩽㮸∸ Dekokt mit Antelopis cornu und Uncaria Die Abhandlung über schädigende Kälte in einfacher Sprache 䞡䅶䗮֫Ӹᆦ䆎 17.–20. Jh. Ling Yang Jiao (Saiga tatarica, cornu)* Gou Teng (Uncariae, Ra cum uncis)
Besänftigen den Fk Leber (gan), löschen Wind (feng) aus, kühlen Hitze (re), unterdrücken Konvulsionen
Sang Ye (Mori, Fo) Ju Hua (Chrysanthemi, Fl)
Besänftigen den Fk Leber (gan)
Zhu Ru (Bambusae, caulis in taeniam) Chuan Bei Mu (Fritillariae cirrhosae bulbus (Chuanbeimu))
Kühlen Hitze (re), lösen Schleim (tan)
Sheng Di Huang (Rehmanniae, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nähren das Yin, kühlen Hitze (re), beruhigen das Yang des Fk Leber (gan)
Fu Shen (Poriae Cocos Pararadicis, Sclerotium)
Beruhigt die konstellierende Kraft (shen)
Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Harmonisiert
*Ling Yang Jiao kann durch Shan Yang Jiao in höherer Dosierung ersetzt werden.
9
240
9 Störungen in der Schwangerschaft
Notwendige Modifikation Jiang Can (Bombyx batryticatus), Tian Ma (Gastrodiae, Rz)
Bändigen Wind (feng) und dämmen das Zucken ein
Ma Bian Cao (Verbenae, Hb)
Dynamisiert das Xue, macht die Leitbahnen durchgängig und mindert die Ödeme
Modifikation Bei Kopfschmerzen
Zugabe von: Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Bai Ji Li (Tribuli, Fr)
Bei Schütteln und Krämpfen
Zugabe von: Quan Xie (Scorpio) Wu Gong (Scolopendra) Di Long (Lumbricus)
Bei Bewusstlosigkeit
Einsatz von: Tong Guan San (Das Tor durchgängigmachendes Pulver)
Störende Schleimglut (tanhuo) Hauptsymptome Mentale Verwirrung, Konvulsionen, plötzliche Bewusstlosigkeit. Der Zungenkörper ist rot, der Belag klebrig und gelb, die Pulse sind schlüpfrig (hua) und saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip Kühlen von Glut (huo), Herauslösen von Toxischem, Auslöschen von Wind (feng), Durchgängigmachen der Körperöffnungen, Eindämmen von Krämpfen, Beruhigen der konstellierenden Kraft (shen) Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 2, Ma 44, Gb 38, Gb 20, Du 17, Du 18, Du 19, Pe 5, Du 26, EX-HN 3
Basisrezept Zi Xue Dan ㋿䲾Ѝ Arznei des purpurnen Schnees Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh.
9
Shi Gao (Gypsum fibrosum) Han Shui Shi (Glauberitum) Hua Shi (Talcum)
Kühlen Glut (huo), bringen Körperflüssigkeiten hervor
Xi Jiao (Rhinoceri, cornu)* Ling Yang Jiao (Saiga tatarica, cornu)** She Xiang (Moschus, secretio)***
Kühlen Glut (huo), lösen Toxisches heraus, löschen Wind (feng) aus, machen die Körperöffnungen durchgängig, bringen das Bewusstsein wieder zurück
Xuan Shen (Scrophulariae, Rx), Sheng Ma (Cimicifugae, Rz)
Leiten Glut (huo) aus, beseitigen Reizbarkeit
Qing Mu Xiang (Aristolochiae radix (Qingmuxiang))
Weggelassen (toxisch)
Chen Xiang (Aquilariae, lignum), Ding Xiang (Caryophylli, Fl)
Senken das Qi ab, machen die Körperöffnungen durchgängig
9.8 Harnverhalt und Dysurie ᇣ֓ϡ䗮ᄤ⎟ Zhu Sha (Cinnabaris), Ci Shi (Magnetitum), Huang Jing (Polygonati, Rz)
Beruhigen den Fk Herz (xin)
Mang Xiao (Natrii, sulfas), Xiao Shi (Salpeter)
Leiten Glut (huo) aus
Zhi Gan Cao s. o.
Löst Toxisches heraus, harmonisiert die „Mitte“
241
* Xi Jiao kann durch Shui Niu Jiao in höherer Dosierung ersetzt werden. ** Ling Yang Jiao kann durch Shan Yang Jiao in höherer Dosierung ersetzt werden. *** Synthetischer Moschus kann She Xiang ersetzen.
Notwendige Modifikation Ma Bian Cao (Verbenae, Hb)
Dynamisiert das Xue, macht die Leitbahnen durchgängig und mindert die Ödeme
Anmerkung: Viele Ingredienzen in der oben genannten Rezeptur sind in der Schwangerschaft kontraindiziert. In dieser Situation ist allerdings das Leben der Mutter und des Fetus in Gefahr, und wenn nicht behandelt wird, müssen medikamentöse oder chirurgische Möglichkeiten der Entbindung gesucht werden. Daher kann diese Rezeptur gegen Ende der Schwangerschaft in Erwägung gezogen werden oder wenn die Alternative zur Entbindung des Kindes bzw. zur Beendigung der Schwangerschaft eine medikamentöse Behandlung oder ein chirurgischer Einriff ist.
9.8 Harnverhalt und Dysurie ᇣ֓ϡ䗮ᄤ⎟ Dysurie während der Schwangerschaft wurde erstmals in den Wichtigen Besonderheiten aus der goldenen Schatulle (Jingui yaolüe, Östliche Han-Dynastie) beschrieben. In der Schwangerschaft sinkt die Nierenausscheidung infolge eines Resets der Osmorezeptoren und durch Progesteroneinfluss, was zu einer Atonie der Nierenmuskeln und einer darauf folgenden Erweiterung des Nierentraktes führt. In der späten Schwangerschaft kann mechanischer Druck auf die Harnleiter den Harnfluss weiter verlangsamen. Ein reduzierter Fluss erhöht durch die rasche Vermehrung von Bakterien im halbstagnierenden Urin die Gefahr von Harnwegsinfektionen. In 90% der Fälle ist Escherichia coli der auslösende Keim, wobei die relativ kurze Harnröhre der Frau seinen Aufstieg in die Blase begünstigt. Eine asymptomatische Bakteriurie liegt bei etwa 5% der schwangeren Frauen vor. Rezidivierende Infektionen sind in der späten Schwangerschaft und im Puerperium weit verbreitet, und sie stellen einen Risikofaktor für Anämie und für intrauterine Wachstumsretardierung (engl.: intrauterine growth retardation, IUGR) dar. Zu den Symptomen gehören häufiger und dringender Harndrang sowie ein Stechen oer Brennen bei der Miktion. Bei 25–40% der Schwangeren kann es zu einer Weiterentwicklung zu Pyelonephritis kommen, die durch Fieber, Schmerzen im Lendenbereich und Erbrechen gekennzeichnet ist. Eine Pyelonephritis wird mit vorzeitigen Wehen und fetalem Tod in Zusammenhang gebracht. Eine chronische Nierenerkrankung führt fast immer zu Hypertonie. Die Prognose für den Fetus ist schlecht, und wegen der Gefahr für das Leben der Mutter wird häufig zum Abbruch der Schwangerschaft geraten. Krankheitsmechanismus Die Fk Milz und Niere (pi shen) stehen während der Schwangerschaft unter Belastung und sind häufig energetisch schwach (xu). Sowohl eine energetische Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) als auch eine energetische Schwäche (xu) des Yang des Fk Niere (shen) stehen im Zusammenhang mit dem Druck des Fetus, der in die Blase und die Harnleiter sinkt, weil das Qi des Fk Milz (pi) nicht mehr in der Lage
9
242
9 Störungen in der Schwangerschaft
ist, die Muskeln zu steuern und den Fetus zu halten. Das Yang des Fk Niere (shen) kann die Wege des Wassers nicht mehr steuern und die Umwandlung und den Transport von Körperflüssigkeiten unterstützen, was zu Harnverhalt oder häufiger Miktion führt. Die Grundlage für eine schmerzhafte Miktion sind Hitze (re) und Feuchtigkeit (shi). Energetische Schwäche (xu) des Yin des Fk Niere (shen) führt zu Hitze aufgrund energetischer Schwäche (xure), und energetische Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) führt zu einer beeinträchtigten Qi-Transformation und zu Ansammlungen von Feuchtigkeit (shi). Glut des Fk Herz (xinhuo) kann auf den Fk Dünndarm (xiaochang) übergehen und über die Verbindung des Großen Yang (taiyang) den Fk Blase (pangguang) affizieren. Hitze aufgrund energetischer Überladung (shire) kann auf das Eindringen einer äußeren Schrägläufigkeit zurückzuführen sein, oder sie kann aus Einstauungen hervorgebracht werden. Sie neigt dazu, sich mit Feuchtigkeit (shi) zu verbinden und Feuchtigkeit-Hitze (shire) zu bilden. Anmerkung (1) Mu Tong, Tong Cao, Hua Shi und Che Qian Zi sind in der Schwangerschaft nur mit Vorsicht einzusetzen. (2) Bei der Verwendung von Feuchtigkeit (shi) ausleitenden Arzneimitteln ist es häufig sinnvoll, das Yin zu nähren. (3) Heutzutage wird Mu Tong häufig durch Qu Mai ersetzt.
Energetische Schwäche (xu) des Fk Milz (pi) Hauptsymptome Harnverhalt oder häufige Miktion, Schmerzen oder Spannungsgefühl im unteren Abdomen, unangenehmes Gefühl beim Sitzen und Liegen. Der Teint ist blass oder fahl, und es bestehen Lethargie, Kurzatmigkeit, Wortkargheit, Schweregefühl im Kopf, Drehschwindel und ein weicher Stuhl. Der Zungenkörper ist blass, der Belag dünn und weiß, die Pulse sind erschöpft (xu), verlangsamt (chi) und schlüpfrig (hua). Behandlungsprinzip
Ergänzen des Qi, Anheben von Abgesunkenem, Festigen des Fetus
Empfohlene Akupunkturpunkte
Du 20, Ma 36, Mi 9, Ma 44, Ni 2, Ni 9
Basisrezept Yi Qi Dao Ni Tang Ⲟ⇨ᇐ⒎∸ Das Qi mehrendes und Urin herausführendes Dekokt Gynäkologische Behandlung in der chinesischen Medizin Ёएཛ⾥⊏⭫ᄺ 1970-er Jahre 9
Dang Shen (Codonopsis, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria) Bian Dou (Lablab, Sm album)
Kräftigen den Fk Milz (pi), festigen den Fetus
Sheng Ma (Cimicifugae, Rz) Jie Geng (Platycodi, Rx)
Heben das Qi an, festigen den Fetus
Wu Yao (Linderae, Rx)
Erwärmt den unteren Wärmebereich (xiajiao) und führt das Qi nach unten
Gui Zhi s. o. Tong Cao (Tetrapanacis, medulla)
Transformieren und bewegen das Qi, fördern die Miktion
9.8 Harnverhalt und Dysurie ᇣ֓ϡ䗮ᄤ⎟
243
Notwendige Modifikation Huang Qi (Scutellariae, Rx)
Mehren das Qi, leiten Feuchtigkeit (shi) aus und festigen den Fetus
Ze Xie (Alismatis, Rz) Zhu Ling (Polyporus)
Regulieren die Miktion
Weitere in Frage kommende Rezeptur Bu Zhong Yi Qi Tang Energetische Schwäche (xu) des Yang des Fk Niere (shen) Hauptsymptome Harnverhalt oder häufige, blockierte Miktion. Schmerzen und Spannungsgefühl im unteren Abdomen, unangenehmes Gefühl beim Sitzen und Liegen. Kalte Extremitäten und Aversion gegen Kälte. Schwäche und Schmerzen im Rücken und in den Beinen. Der Zungenkörper ist blass und geschwollen, der Belag dünn und feucht, die Pulse sind schlüpfrig (hua) und untergetaucht (chen). Behandlungsprinzip
Erwärmen des Fk Niere (shen), Ausleiten von Feuchtigkeit (shi), Festigen des Fetus
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ni 3, Ma 36, Mi 9, Ni 9, Du 20
Basisrezept Ji Sheng Shen Qi Wan ⌢⫳㚒⇨Ќ Pille für das Nieren-Qi mit Achyranthes und Plantago Lebensrettende Rezepturen ⌢⫳ᮍ 1253 Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae) Shan ZhuYu (Corni, Fr) Shan Yao (Dioscoreae, Rz)
Erwärmen den Fk Niere (shen)
Ze Xie (Alismatis, Rz) Fu Ling (Poria) Che Qian Zi (Plantaginis, Sm)
Fördern die Miktion, leiten Feuchtigkeit (shi) aus
Rou Gui (Cinnamomi cassiae, Cx)
Erwärmt das Yang, leitet Feuchtigkeit (shi) aus
Mu Dan Pi (Moutan, Cx)
Kühlt und dynamisiert das Xue
Chuan Niu Xi (Cyathulae officinalis, Rx)
Weggelassen
Fu Zi (Aconiti, Rx lateralis praeparata)
Weggelassen
Notwendige Modifikation Huang Qi (Scutellariae, Rx)
Mehren das Qi, leiten Feuchtigkeit (shi) aus und festigen den Fetus
Zhu Ling (Polyporus)
Regulieren die Miktion
Nu Zhen Zi (Ligustri lucidi, Fr)
Nähren das Yin
Gan Jiang (Zingiberis, Rz)
Erwärmen den Fk Niere (shen) und wandeln „Wasser“ um
9
244
9 Störungen in der Schwangerschaft
Energetische Schwäche (xu) des Yin des Fk Niere (shen) Hauptsymptome Häufige, von Brennen begleitete Miktion mit spärlichem, dunkelgelbem Urin. Tendenz zu magerer Statur. Gerötete Wangen, nachmittägliches oder periodisches Fieber, Hitzegefühl auf Fußsohlen, Handflächen und im Brustbereich, Schlafstörungen und schwierige Defäkation. Der Zungenkörper ist rot, der Belag dünn und gelb, die Pulse sind zart (xi), schlüpfrig (hua) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip
Nähren des Yin, Befeuchten der Trockenheit (zao), Fördern der Miktion
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ni 3, Ni 9, Ma 36, Mi 9
Basisrezept Zi Shen Tong Guan Wan ⒟㚒䗮݇Ќ Den Fk Niere befeuchtende und die Passtore durchgängig machende Pille Geheimnisse aus dem Orchideen-Zimmer ݄ᅸ⾬㮣 Li Gao ᴢᵆ 1336 Zhi Mu (Anemarrhenae, Rz)
Leitet Glut (huo) aus, bewahrt das Yin
Huang Bai s. o.
Kühlt Feuchtigkeit-Hitze (shire) im unteren Wärmebereich (xiajiao)
Rou Gui (Cinnamomi cassiae, Cx)
Unterstützt das Yang des Fk Niere (shen) beim Umwandeln von Körperflüssigkeiten
Notwendige Modifikation Qu Mai (Dianthi, Hb) Shi Wei (Pyrrosiae, Hb) Bian Xu (Polygoni avicularis, Hb)
Fördern die Miktion
Nu Zhen Zi (Ligustri lucidi, Fr) Sheng Di s. o.
Nähren das Yin
Weitere in Frage kommende Rezeptur Zhi Bai Di Huang Wan 9
Glut des Fk Herz (xinhuo) Hauptsymptome Schmerzhafte, spärliche, tröpfelnde Miktion mit dunkelgelbem Urin. Gerötetes Gesicht, Reizbarkeit, orale Schleimhautläsionen; der Zungenkörper ist rot ohne Belag, die Pulse sind zart (xi), schlüpfrig (hua) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip
Ausleiten von Glut (huo), Fördern der Miktion
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ni 6, Ni 5, He 8, Ma 36, Mi 9, Ni 9
Basisrezept Dao Chi San ᇐ䌸ᬷ Pulver, das Rotes ausleitet Die Abhandlung über schädigende Kälte in einfacher Sprache 䞡䅶䗮֫Ӹᆦ䆎 17.–20. Jh.
9.8 Harnverhalt und Dysurie ᇣ֓ϡ䗮ᄤ⎟
245
Sheng Di Huang (Rehmanniae, Rx)
Kühlt Hitze (re), kühlt das Xue
Dan Zhu Ye (Lophateri, Hb)
Leitet Glut (huo) aus, kühlt den Fk Herz (xin)
Mu Tong(Akebiae, caulis) Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Leiten Glut des Fk Herz (xinhuo) über die Miktion aus
Notwendige Modifikation Xuan Shen (Scrophulariae, Rx) Nu Zhen Zi (Ligustri lucidi, Fr)
Nähren das Yin und kühlen Glut aufgrund energetischer Schwäche (xuhuo)
Mai Dong s. o.
Nährt das Yin und beruhigt den Fk Herz (xin)
Fu Ling (Poria)
Fördert die Miktion und beruhigt den Fk Herz (xin)
Feuchtigkeit-Hitze (shire) Hauptsymptome Plötzlich einsetzende brennende, häufige, dringende, spärliche, tröpfelnde Miktion mit orangefarbigem, trübem Urin. Fahler Teint, Erstickungsgefühl, Appetitlosigkeit, trockener Mund, wenig Durst. Der Zungenkörper ist rot, der Belag klebrig und gelb, die Pulse sind schlüpfrig (hua) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip
Kühlen von Hitze (re), Beseitigen von Feuchtigkeit (shi), Fördern der Miktion
Empfohlene Akupunkturpunkte
Gb 34, Ma 44, Ma 36, Mi 9
Basisrezept Bi Xie Fen Qing Yin 㧚㭶ߚ⏙佂 Dioscorea-Trank zur vielfältigen Kühlung Tiefgreifende Einsichten in die Medizin एᄺᖗᙳ 1732 Bi Xie (Dioscoreae hypoglaucae, Rz) Shi Chang Pu (Acori graminei, Rz)
Leiten Feuchtigkeit (shi) aus, wandeln Trübes um
Huang Bai s. o.
Kühlt Hitze (re), löst Feuchtigkeit (shi) heraus
Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria)
Kräftigen den Fk Milz (pi), wandeln Körperflüssigkeiten um
Dan Shen (Salviae miltiorrhizae, Rx)
Bewegt Körperflüssigkeiten durch Bewegen des Xue
Che Qian Zi (Plantaginis, Sm)
Fördert die Miktion, leitet Feuchtigkeit (shi) aus
Notwendige Modifikation Qu Mai (Dianthi, Hb) Shi Wei (Pyrrosiae, Hb) Bian Xu (Polygoni avicularis, Hb)
leiten Feuchtigkeit-Hitze (shire) über die Miktion aus
9
246
9 Störungen in der Schwangerschaft
9.9 Chloasma 䴶咥ⲃ Bei 90% der Frauen tritt während der Schwangerschaft eine gewisse Hyperpigmentation der Haut an den Brustwarzen und Areola sowie an den Genitalien auf, die zum größten Teil postpartum wieder verblasst, allerdings nicht immer bis zur gleichen Farbe wie vor der Schwangerschaft. Dies gilt als natürlich und wird im Allgemeinen nicht als ein Problem angesehen. Eine Hypermelanose der Wangen und der Stirn, manchmal auch der Oberlippe und des Nackens, findet sich bei bis zu 50% der Schwangeren, wobei dies bei Frauen mit einem dunklen oder oliven Teint häufiger der Fall ist. Man spricht hier von Chloasma (abgeleitet vom griechischen Wort chloazine, das „grün“ bedeutet) oder Melasma, und es wird häufig als „Maske der Schwangerschaft“ bezeichnet. Zumeist äußert sich dies als ein graubrauner Fleck quer über den Wangenknochen, ähnlich verschmolzenen Sommersprossen. Man nimmt an, dass dies auf den erhöhten Hormonspiegel zurückzuführen ist, der als Stimulans auf das melanozyten-stimulierende Hormon (MSH) wirkt. Chloasma kann manchmal auch bei Frauen auftreten, die orale Kontrazeptiva einnehmen, und seltener auch bei Männern. Krankheitsmechanismus Bei einer energetischen Schwäche (xu) des Yin der Fk Leber und Niere (gan shen) steigt Glut aufgrund energetischer Schwäche (xuhuo) zum Gesicht auf, versengt die Leitbahnen und verbrennt die Haut. Liegt eine energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue vor, wird die Haut nicht mehr genährt, und die energetisch geschwächten Leitbahnen werden welk und dunkel. Bei Qi-Blockaden können Qi und Xue nicht mehr ungestört fließen, sie sammeln sich in den Leitbahnen an und bewirken, dass der Teint dunkler wird.
Energetische Schwäche (xu) des Yin der Fk Leber und Niere (gan shen) Hauptsymptome Trockene Haut mit einer stumpfen, gräulichen Hautveränderung quer über den Wangenknochen, Schatten unter den Augen. Gerötete Wangen, Hitzegefühl an Fußsohlen, Handflächen und im Brustbereich, Schlafstörungen, trockener Stuhl. Der Zungenkörper ist rot mit spärlichem Belag, die Pulse sind zart (xi) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip misieren des Xue
Nähren des Yin, Kühlen von Hitze aufgrund energetischer Schwäche (xure), Dyna-
Empfohlene Akupunkturpunkte 9
Le 3, Le 8, Ma 36, Ni 6, Ni 9, Di 11 sowie lokale Punkte
Basisrezept Zhi Bai Di Huang Wan ⶹᶣഄ咘Ќ Pille mit Anemarrhena, Phellodendron und Rehmannia Krankheitsbild, Agens, Puls und Behandlung ⮛㛝⊏ Qin Jingming ⾺᱃ᯢ 1702 Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae) Shan Zhu Yu (Corni, Fr) Shan Yao (Dioscoreae, Rz)
Stützen die Fk Leber und Niere (gan shen), Nähren das Yin und das Xue
Mu Dan Pi (Moutan, Cx)
Kühlt Glut aufgrund energetischer Schwäche (xuhuo), leitet Hitze (re) aus dem Xue aus
Fu Ling (Poria) Ze Xie (Alismatis, Rz)
Leiten Glut aufgrund energetischer Schwäche (xuhuo) über die Miktion aus
Zhi Mu (Anemarrhenae, Rz) Huang Bai s. o.
Kühlen Glut aufgrund energetischer Schwäche (xuhuo) im Fk Niere (shen)
9.9 Chloasma 䴶咥ⲃ
247
Notwendige Modifikation Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz)
Nähren und dnamisieren da Xue
Bai Zhi (Angelicae dahuricae, Rx)
Machen die Leitbahnen durchgängig
Energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue Hauptsymptome Trockener, blasser Teint mit einem braun-grauen Schatten quer über Wangen und Stirn. Drehschwindel, Kurzatmigkeit, Palpitationen, Schlafstörungen. Der Zungenkörper ist blass, und der Puls ist schwach (ruo). Behandlungsprinzip
Ergänzen des Qi, Mehren des Xue
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Le 8, Ma 36 sowie lokale Punkte
Basisrezept Ba Zhen Tang ܿ⦡∸ Dekokt der acht Juwelen Geordnete Besonderheiten zur Korrektur des Körpers ℷԧ㉏㽕 1529 Shu Di Huang (Rehmanniae, Rx praeparatae)
Nährt das Xue und das Struktivpotential (jing)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nähren und regulieren das Xue
Ren Shen (Ginseng, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria) Zhi Gan Cao s. o.
Ergänzen das Qi, stützen den Fk Milz (pi)
Notwendige Modifikation Huang Qi (Scutellariae, Rx)
Heben und mehren das Qi
Mu Dan Pi (Moutan, Cx)
Kühlen und bewegen das Xue
Bai Zhi (Angelicae dahuricae, Rx)
Machen die Leitbahnen durchgängig
Qi-Bockaden Hauptsymptome Dunkle Hautveränderung quer über Wangen und Stirn, Reizbarkeit oder Depression. Der Zungenkörper ist leicht purpurrot, der Puls ist saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip
Regulieren des Qi, Beseitigen von Einstauungen
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Ma 36 sowie lokale Punkte
9
248
9 Störungen in der Schwangerschaft
Basisrezept Chai Hu Shu Gan San ᷈㚵⭣㙱ᬷ Bupleurum-Pulver, das den Fk Leber löst Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624 Chai Hu (Bupleuri, Rx) Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Verteilen das Qi des Fk Leber (gan), beseitigen Einstauungen
Zhi Qiao (Citri seu aurantii (ponciri) Fr) Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium)
Bewegen das Qi
Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz)
Dynamisiert das Xue
Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nährt und kühlt das Xue
Zhi Gan Cao s. o.
Harmonisiert
Notwendige Modifikation
9
Bai Zhi (Angelicae dahuricae, Rx)
Machen die Leitbahnen durchgängig
Mu Dan Pi (Moutan, Cx)
Kühlen und bewegen das Xue
KAPITEL
10
Die Geburt
10.1 Die Physiologie der Geburt ⫳ѻ⫳⧚ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250 10.1.1 Unerwünschte Zwischenfälle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251 10.2 10.2.1 10.2.2 10.2.3 10.2.4 10.2.5
Verbesserung des Geburtsergebnisses ᦤ催ߚⱘ㒧ᵰ. Frühzeitige Vorbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einstellungsanomalie und anomale Kindslage . . . . . . . . . . . Kurz vor dem Geburtstermin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Übertragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erleichterung der Geburt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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. 252 . 252 . 252 . 253 . 253 . 253
10
250
10 Die Geburt
10.1 Die Physiologie der Geburt ⫳ѻ⫳⧚
10
Die Geburt findet ungefähr 280 Tage oder 10 Lunarmonate nach der letzten Menstruationsperiode statt. Sie stellt die Kulmination des Wachstums des Yin dar, das bei Erreichen seiner höchsten Ausprägung aus dem Gleichgewicht kommt und den Weg für das Yang freimacht. Das Yang verdrängt daraufhin das Yin und lässt die Geburt durch Öffnen der Zervix und Austreibung des Kindes ablaufen. Die heutige Medizin erklärt nicht jeden Aspekt der Physiologie der Geburt, bekannt ist jedoch, dass eine durch plazentales Östrogen stimulierte erhöhte Prostaglandinproduktion eine Rolle bei der Einleitung der Geburt spielt. Dies steht in einem leichten Gegensatz zum chinesischen Konzept des Yin (plazentales Östrogen), das die materielle Grundlage für das Yang (Prostaglandine) liefert. Währenddessen kommt es zu einem Anstieg der progesteronbindenden Proteine, der zu einem Absinken von Progesteron führt, das während der Schwangerschaft in hoher Konzentration die Erregbarkeit des Uterus unterdrückt hat. Da die Wirkung von Progesteron auf das myometriale Gewebe nun reduziert ist, wird die Erregbarkeit des Uterus nicht mehr unterdrückt. In der ersten Phase der Geburt ist der Fundus am aktivsten: Myometriale Fasern kontrahieren und verkürzen sich zunehmend, wobei sie allmählich das Gewebe vom unteren Segment zurückziehen und eine Veränderung (Verdünnung) der Zervix bewirken. Man spricht hier von der latenten Phase; auf sie folgt die Dilatation bzw. Eröffnung der Zervix, die als die aktive Phase bezeichnet wird. Sobald die Zervix vollständig dilatiert ist, beginnt die propulsive Phase des zweiten Stadiums der Geburt, in der das Kind vom Uterus zum Beckenboden absinkt. Nun geht die Geburt in die Austreibungsphase über, und das Kind wird entbunden. Das dritte Stadium der Geburt beginnt mit der Entbindung des Kindes und endet mit der Lösung der Plazenta. Bei einer natürlichen Entbindung dauert dies 20–30 Minuten. In Kliniken wird üblicherweise der Mutter Oxytocin injiziert, um die Plazentalösung zu beschleunigen und eine ausreichende Uteruskontraktion zu garantieren, so dass postpartale Blutungen verhindert werden. Die Geburt ist nicht nur ein bedeutsames Ereignis für die Mutter, weil sie neues Leben zur Welt bringt, sondern sie ist auch ein Marathonereignis in Hinsicht auf die aufgebrachte Energie. Athleten folgen einem sorgfältig geplanten Programm, um für den entscheidenden Tag die bestmögliche körperliche Verfassung sicherzustellen: angemessenes Training, angemessene Ernährung und angemessene Pausen. Es wäre zwecklos, an solch einem Ereignis ohne ausreichende Vorbereitung teilzunehmen oder diese bis zum letzten Moment aufzuschieben. Für eine Frau, die vor dem Marathon einer Geburt steht, ist es gleichermaßen erforderlich, sich innerlich vorzubereiten, ein geeignetes, leichtes Bewegungsprogramm beizubehalten und vernünftig zu essen und zu ruhen. Es gibt keine Generalproben oder Übungsläufe für die Geburt, und manchmal ist ein protrahierter Geburtsverlauf einfach nur auf eine energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue der Mutter zurückzuführen. Es ist unklug, bis zum entscheidenden Tag zu warten und erst dann festzustellen, ob die Mutter ausreichend Ressourcen hat. Es gibt eine Grenze, bis zu der Qi und Xue während der ablaufenden Geburt durch Akupunktur stimuliert werden können. Eine pränatale Beurteilung bereits im zweiten Trimenon ist sehr sinnvoll, denn so hat man Zeit, um eventuelle energetische Schwächen (xu) oder Ungleichgewichte mit Arzneimitteln und Akupunktur in Vorbereitung auf die Geburt zu korrigieren. Viele Frauen benötigen nur eine leichte Stützung: Häufig sind wenige Behandlungseinheiten mit Fertigarzneimitteln in Pillenform ausreichend. Bei anderen wiederum sind Qi und Xue deutlich energetisch schwach (xu), und es bedarf einer weiter reichenden Behandlung, um sie wieder „auf die Höhe“ zu bringen. Dies ist eine der wichtigsten Möglichkeiten, die die chinesische Medizin zur Unterstützung der Geburt bieten kann, denn sie optimiert die Gesundheit der Mutter, so dass sie die Aufgabe selbst bewältigen kann. Die klinische Erfahrung bestätigt dies immer wieder von neuem. Schließlich ist Akupunktur hochwirksam bei der Erleichterung von noch nicht fest eingesetzten Wehen und bei der Linderung von Kontraktionen, wodurch die Mutter das Gefühl hat, die Geburt unter Kontrolle zu haben. Akupunktur ist sicherer und wirksamer als gasförmige Anästhetika oder Narkosemittel. Sie kann Rü-
10.1 Die Physiologie der Geburt ⫳ѻ⫳⧚
251
ckenschmerzen, Übelkeit und Ängstlichkeit lindern, und sie kann auch bei postnatalen Problemen eingesetzt werden. Es versteht sich von selbst, dass ein Akupunkteur, der Erfahrung mit Geburten hat und auf die Bedürfnisse der Mutter eingeht, eine bessere Hilfestellung bieten kann als reine Analgesie.
10.1.1 Unerwünschte Zwischenfälle Schädel-Becken-Missverhältnis (engl. cephalo-pelvic disproportion, CPD) Ein absolutes CPD beruht auf einem zu kleinen Beckenausgang und/oder einem zu großen Kopf des Fetus. Ein relatives CPD ist abhängig vom Ausmaß der Flexion und der Lage des Kopfes, wodurch es zur Gesichts- oder Stirnlage kommen kann, bei denen der Schädeldurchmesser größer ist. Üblicherweise wird der Versuch einer normalen Geburt zugelassen, bei einer Gefahr für den Fetus wird allerdings ein Kaiserschnitt durchgeführt. Nabelschnurvorfall Die Nabelschnur kann in einen Raum zwischen dem Becken der Mutter und dem vorangehenden Kindsteil vorfallen, was zu vorzeitiger Geburt, anormaler Kindeslage oder Hydramnion führen kann. Ist die Zervix vollständig dilatiert, kann die Entbindung weiter ablaufen, sofern sich die Mutter auf die Ellenbogen und Knie abstützt, um so den Druck auf die Nabelschnur zu reduzieren, wobei die Geburt im Allgemeinen mit Hilfe einer Zange beschleunigt wird. Wenn jedoch der Druck auf die Nabelschnur den Fetus in Gefahr bringt, wird ein Kaiserschnitt durchgeführt. Vorzeitige Plazentaablösung Eine vorzeitige Plazentaablösung kann zu starken antepartalen Blutungen, Nierenversagen, Gerinnungsstörung, fetalen Tod und Hypophysennekrose (›Kap. 9.1) führen. Sie kann die Folge einer zu kurzen Nabelschnur sein und wird auch mit Präeklampsie und Multiparität in Verbindung gebracht. Placenta praevia In diesem Fall hat sich die Plazenta im unteren Uterusteil festgesetzt und überdeckt manchmal sogar den Muttermund vollständig; sie reißt durch den sich streckenden Uterus. Dadurch kann es zu einer Malpresentation oder zu anomaler Kindslage (›Kap. 10.2) kommen, und die Blutung ist unberechenbar. Die Diagnose wird durch Ultraschall gestellt. Die Entbindung erfolgt durch Kaiserschnitt. Manchmal ist eine Hysterektomie erforderlich. Postpartale Blutungen
Die Blutung erfolgt an der Stelle der abgelösten Plazenta (›Kap. 11.1).
Uterusruptur Sie kann durch eine äußere Wendung oder durch Wehenförderung hervorgerufen sein. Akute Uterusinversion Dies ist ein seltener, aber ernster Fall, bei dem sich der Uterus invertiert und sich bis über den Muttermund ausdehnt. Sie kann durch einen starken Zug an der Nabelschnur ausgelöst werden, wenn der Uterus nicht kontrahiert ist, und sie tritt gehäuft auf, wenn die Uterusmuskeln locker sind oder wenn die Plazenta am Fundus angeheftet ist. Zu den Komplikationen gehören Blutungen, Schock, Sepsis, Nierenversagen und Tod. Kollaps der Mutter Ein Kollaps der Mutter bei oder kurz nach der Entbindung ist ein seltener, aber ernster medizinischer Notfall. Er kann als Folge der oben beschriebenen unerwünschten Zwischenfälle bei der Geburt oder als Folge von medizinischen Notfällen wie Embolie, Epilepsie, Asthma, kardialer Zwischenfall, kardiovaskulärer Zwischenfall oder septischer Schock auftreten. Tremor oder Konvulsionen nach der Entbindung Manchmal zittert die Mutter sofort nach der Entbindung unkontrollierbar. Dies kann eine Reaktion auf eine zügige Entbindung bei einer Multipara sein, die
10
252
10 Die Geburt
nach fünf bis zehn Minuten abklingt. Bei einer präeklamptischen Mutter können Konvulsionen nach der Entbindung auftreten und sollten entsprechend behandelt werden (›Kap. 9.7). Bei Frauen mit Epilepsie ist die Wahrscheinlichkeit eines Anfalls während oder sofort nach der Geburt erhöht, und es sollte beachtet werden, dass Epilepsie die Eklampsie-Gefahr steigert (›Kap. 7.11).
10.2 Verbesserung des Geburtsergebnisses ᦤ催ߚⱘ㒧ᵰ 10.2.1 Frühzeitige Vorbereitung Die wichtigste Vorbereitung für eine Schwangerschaft ist die Gesundheitspflege vor der Konzeption, und die wichtigsten Vorbereitungen für die Geburt müssen deutlich vor dem Termin durchgeführt werden. Morgendliche Übelkeit signalisiert die Neigung zu einer Disharmonie des Fk Milz (pi), und bei diesen Frauen ist die Gefahr einer protrahierten Geburt aufgrund der energetischen Schwäche (xu) von Qi und Xue erhöht. Die Menstruationsanamnese gibt Hinweis darauf, wie die Gesundheit der Frau verbessert werden kann. Wie im vorangegangenen Kapitel bereits beschrieben wurde, ist es häufig bereits ausreichend, eine Fertigarznei in Pillenform zu verschreiben, so etwa die Ba Zhen Wan zum Stützen von Qi und Xue oder eine harmonisierende Rezeptur wie etwa die Xiao Yao Wan. Wenn Qi und Xue reichlich vorhanden sind, können zudem viele postpartale Probleme verhindert werden.
10.2.2 Einstellungsanomalie und anomale Kindslage
10
Etwa 3-4% aller Geburten erfolgen aus Beckenendlage. Eine spontane Wendung ist bis zur 34. Woche relativ häufig. Im vergangenen Jahrzehnt haben konnte gezeigt werden, dass mit Akupunktur dann am wirkungsvollsten eine Korrektur der Lage des Kindes erreicht werden kann, wenn es sich um eine Einstellungsanomalie handelt (›Anhang Abb. 12). Die heutige Methode der äußeren Wendung, bei der versucht wird, das Kind durch manuelle Techniken zu drehen und es in das Abdomen zu drücken, wurde inzwischen weitestgehend verworfen. Sie weist nicht nur eine geringe Erfolgsrate auf, sondern sie wird auch mit vorzeitiger Geburt, Plazentaablösung, Verletzung der Nabelschnur und Uterusruptur in Verbindung gebracht. Nur selten wird bei Beckenendlage zur vaginalen Entbindung geraten, in den meisten Fällen wird ein Kaiserschnitt durchgeführt. Kaiserschnitt und Steißgeburt bergen ein ähnlich erhöhtes Risiko einer perinatalen Mortalität. Akupunktur ist zwar nicht immer erfolgreich, Studien haben jedoch gezeigt, dass sie die Inzidenz einer Drehung des Kindes im Vergleich zu einer spontanen Wendung verdoppelt. Die heutige Medizin interessiert sich vor der 36. Schwangerschaftswoche nicht für anomale Kindslagen. Eine Akupunkturbehandlung sollte optimalerweise jedoch zwischen der 34. und 36. Woche durchgeführt werden, bevor das Kind weiter wächst und tiefer in das Abdomen absinkt, denn beide Umstände erschweren eine Lageänderung. Akupunktur ist ein hilfreiches Mittel sowohl bei Beckenendlage als auch bei Quer- oder Schräglage des Kindes. Moxibustion wird an Bl 67 (zhiyin) eingesetzt. Eine Behandlungseinheit umfasst eine 10– bis 20-minütige Moxa-Anwendung täglich ein- oder zweimal an insgesamt fünf Tagen. Die Mutter kniet „auf allen Vieren“, so dass das Kind vom Becken absinkt und die Bedingungen für eine Lageänderung verbessert werden. Manchmal wird bereits mit der ersten Behandlungseinheit ein Erfolg erzielt, häufiger sind jedoch zwei oder drei Einheiten erforderlich. Entgegen früheren Bedenken, dass das Kind bei einer fortgesetzten Behandlung in die Beckenendlage zurückkehren könnte, hat man herausgefunden, dass eine fortgesetzte Behandlung einmal täglich die Position des Kindes zu stabilisieren scheint (Betts 2006).
10.2 Verbesserung des Geburtsergebnisses ᦤ催ߚⱘ㒧ᵰ
253
10.2.3 Kurz vor dem Geburtstermin Kurz vor dem Geburtstermin kann Akupunktur die zervikale Veränderung und die Elastizität des Dammes fördern. Von der 38. Schwangerschaftswoche an können Bl 32 (ciliao) und andere Punkte im Kreuzbeinbereich zum Bewegen des Qi im unteren Abdomen eingesetzt werden. Punkte, die gezielter auf die Zervix wirken, sind Le 3 (taichong) in Kombination mit Ren 4 (guanyuan), von dem die Nadel unter der Haut zu Ren 2 (qugu) durchgestochen wird. Bl 35 (huiyang) kann zur Vorbereitung des Perineums genadelt werden.
10.2.4 Übertragung Der erwartete Geburtstermin wird berechnet, indem man vom Tag der letzten Periode drei Kalendermonate abzieht und 7 Tage dazurechnet. Dieser Tag liegt 40 Wochen nach der letzten Periode. Dauert die Schwangerschaft länger als 42 Wochen, kann die Leistungsfähigkeit der Plazenta nachlassen, das Kind hat bei der Geburt eine rote, schuppige Haut (wie zu lange gebadet). Die Gefahr eines perinatalen Todes wird als gering eingeschätzt (2,4 pro 1.000). In der heutigen Medizin wird die Geburt durch Applikation von Prostaglandinen an die Zervix, Amniotomie (Ruptur der Membrane) und Gabe von synthetischem Oxytocin eingeleitet. Diese letzte Möglichkeit hat im Allgemeinen das plötzliche Einsetzen der Geburt zur Folge, die rasch und unangenehm abläuft. Es kann auch zu einer Hypertonizität des Uterus kommen, womit die Gefahr einer Uterusruptur erhöht wird. Akupunktur ist für viele Frauen eine akzeptablere Möglichkeit, die zwar länger dauert und anstrengender ist, aber eine normale, zumeist sehr reibungslos verlaufende Geburt ermöglicht. Zur Einleitung der Geburt werden Mi 6 (sanyinjiao) und Le 4 (zhongfeng) eingesetzt. Wenn das Kind nicht „heruntergefallen“ ist bzw. der Kopf nicht fest im Becken ist, sollten zunächst Bl 60 (kunlun), Bl 67 (zhiyin) und Gb 21 (jianjing) eingesetzt werden.
10.2.5 Erleichterung der Geburt Die Eröffnungsphase der Geburt beginnt mit dem Einsetzen von regelmäßigen Kontraktionen und endet mit der vollständigen Dilatation der Zervix. Die Austreibungsphase stellt die eigentliche Geburt des Kindes dar. Bei einer normalen Geburt dauert die Eröffnungsphase bei einer Erstgebärenden etwa 14–23 Stunden und bei Multigravidae 5–13 Stunden. Die Austreibungsphase dauert bei Primigravidae im Schnitt 40 Minuten und bei Multigravidae 20 Minuten. Während eine besonders schnelle Geburt für die Mutter unangenehm sein und das Kind gefährden kann, stellt eine verzögerte Geburt das größere Problem dar, weil das Kind der Gefahr eines Sauerstoffmangels ausgesetzt ist, wenn sich die Plazenta vor der Geburt löst oder wenn die Nabelschnur im Geburtskanal komprimiert wird. Mit Akupunktur lassen sich über den Ohrakupunkturpunkt Shenmen Ängste der Mutter verringern, über Pe 6 (neiguan) Übelkeit reduzieren und über Bl 32 (ciliao) Rückenschmerzen lindern, wobei beim letzten Punkt die Nadel parallel zum Sakrum unter die Haut geschoben und so festgeklebt wird. Kontraktionen können über Le 4 (zhongfeng) und Mi 6 (sanyinjiao) gefördert und über Gb 34 (yanglingquan) gelindert werden. Wenn sich die Lösung der Plazenta mehr als 20 Minuten verzögert (und wenn kein synthetisches Oxytocin eingesetzt wurde), kann durch den Einsatz von Le 4 (zhongfeng), Mi 6 (sanyinjiao) und Gb 21 (jianjing) zusammen mit Bl 60 (kunlun) und Bl 67 (zhiyin) die Plazenta erfolgreich ausgetrieben werden; das Stillen des Neugeborenen kann natürliches Oxytocin stimulieren und die Lösung der Plazenta oder die Geburt eines Zwillings beschleunigen. Es gibt eine bekannte Rezeptur, die zur Verhinderung von Fehlgeburten, zur Korrektur von Einstellungsanomalien und für einen reibungslosen Geburtsverlauf eingesetzt wird.
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254
10 Die Geburt
Basisrezept Bao Chan Wu You Tang ֱѻ᮴ᖻ∸ Die Geburt schützendes und von Sorgen befreiendes Dekokt Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ⾥ Fu Qingzhu ٙ䴦Џ 1827 Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
10
Nähren und harmonisieren das Xue
Huang Qi (Scutellariae, Rx)
Mehrt das Qi, festigt den Fetus
Tu Si Zi (Cuscutae, Sm)
Stützt den Fk Niere (shen), festigt den Fetus
Ai Ye (Artemisiae (Argyri), Fo) Jing Jie Sui (Schizonepetae spica (Jingjiesui))
Erwärmen die Leitbahnen, stillen Blutungen
Hou Po (Magnoliae, Cx) Zhi Qiao (Citri seu aurantii (ponciri), Fr) Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens)
Regulieren das Qi, harmonisieren die „Mitte“
Qiang Huo (Notopterygii, Rz) Chuan Bei Mu s. o.
Wandeln Feuchtigkeit (shi) um, beruhigen den Fetus
KAPITEL
11
Probleme im Wochenbett
11.1
Postpartale Blutung ⫳ѻৢߎ㸔. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256
11.2
Persistierende Lochien oder Lochienretention ѻৢᙊ䴆ϡ㒱 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258
11.3
Laktationsprobleme ѻৢ㔎ч. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263
11.4
Mastitis und Brustdrüsenabszess 㪌чч⮜. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269
11.5
Haarausfall 㜅থ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272
11.6
Baby Blues und postpartale Depression ѻৢᡥ䚕⮛ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273
11.7
Muskel- und Gelenkschmerzen ѻৢ䑿⮯. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278
11.8 11.8.1 11.8.2 11.8.3 11.8.4 11.8.5
Verschiedene postpartale Probleme ѻৢᴖ⮙Y . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fieber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schmerzen im Abdomen und am Perineum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Obstipation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Störungen der Miktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tremor und Konvulsionen nach der Geburt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
280 280 281 281 281 281
11
256
11 Probleme im Wochenbett
11.1 Postpartale Blutung ⫳ѻৢߎ㸔 Das Wochenbett ist als die unmittelbare postpartale Phase definiert, in der sich der Uterus periodisch kontrahiert und zu seiner nicht-graviden Größe zurückkehrt. Dieser Prozess wird als Involution bezeichnet und sollte 6 Wochen dauern. Der gefährlichste postpartale Zwischenfall sind Blutungen, die auftreten können, wenn der Uterus nach einer langen oder schweren Geburt erschöpft ist und sich nicht ausreichend zusammenziehen kann, um die Blutgefäße zu komprimieren und einen Blutverlust zu verhindern. Ein Verlust von 50 bis 200 ml Blut wird als akzeptabel angesehen. Von einer postpartalen Blutung spricht man bei einem Verlust von 500 ml, wobei es sich auch um einen Liter oder mehr handeln kann. Postpartale Blutungen können auch auftreten, wenn ein Teil der Plazenta nicht ausgetrieben wird, sondern am Uterus angeheftet bleibt und so eine Verbindung offengehalten wird, was zu einem kontinuierlichen Blutverlust führt. Ein starker Blutverlust kann einen Kollaps zur Folge haben, ein starker oder persistierender Blutverlust kann zum Sheehan-Syndrom (Nekrose der Hypophyse) führen. Weil der Uterus zu dieser Zeit eine offene, blutende Oberfläche darstellt, ist er zudem infektionsanfällig. Eine primäre postpartale Blutung beschreibt einen Blutverlust von 500 ml oder mehr innerhalb von 24 Stunden nach der Geburt. Die Hautpursachen sind Uterusatonie und Wehenschwäche; sie steht in Zusammenhang mit protrahiertem Geburtsverlauf, Überdehnung des Uterus (bedingt durch Zwillinge, großes Kind oder Polyhydramnion), fibrotischem Uterusmuskel (bedingt durch vorangegangene Multiparität, Placenta praevia oder vorzeitiger Plazentaablösung) oder Vollnarkose. Laut chinesischer Medizin kann diese Situation als eine mangelnde Dominanz des Qi über das Xue gesehen werden. Eine sekundäre postpartale Blutung bezeichnet eine Blutung, die 24 Stunden nach der Geburt einsetzt oder darüber hinaus anhält. Sie kann auf eine Retention von Teilen der Plazenta, langsamer Involution (Rückbildung zur ursprünglichen Größe) des Uterus, schlechter Drainage der Lochien oder auf eine Infektion des Uterus zurückzuführen sein. Durch Ultraschall wird festgestellt, ob tatsächlich eine Retention von Plazenta-Gewebe vorliegt, und in diesem Fall wird eine Kürettage durchgeführt. Bei einer erfolglosen Behandlung kommt es zu einer schleichenden Blutung, die eine gefährliche Situation darstellt; ein plötzlicher massiver Blutverlust kann zur Bewusstlosigkeit führen. Krankheitsmechanismus Eine Erschöpfung des Qi des Neben-Fk Uterus (zigong) bedeutet, dass die Muskeln nicht die Kraft haben, um weiter Kontraktionen auszuführen, die für das Schließen der Blutgefäße und das Stillen der Blutung notwendig sind. Hier kann das Qi des Fk Milz (pi) das Xue nicht halten, und dies führt zu einer energetischen Schwäche (xu) von Qi und Xue. Eine starke oder plötzliche Blutung kann energetische Schwäche (xu) des Xue und Kollaps des Qi zur Folge haben. Mit chinesischer Medizin lassen sich postpartale Blutungen sehr wirkungsvoll behandeln und das Blutdefizit ausgleichen.
Energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue Hauptsymptome Blasser Teint, trockene Haare und Nägel, kürzlich vorangegangene starke oder anhaltende postpartale Blutung. Palpitationen, Ängstlichkeit, Schlafstörungen, Kurzatmigkeit, mangelnde Kondition. Der Zungenkörper ist blass, der Belag trocken oder spärlich, die Pulse sind untergetaucht (chen), zart (xi) und erschöpft (xu). 11
Behandlungsprinzip
Nähren des Xue, Stillen der Uterusblutung
Empfohlene Akupunkturpunkte Bl 20, Moxibustion an Mi 1
Le 3, Le 8, Ma 36, Mi 10, Moxibustion an Mi 1 oder: Bl 15, Bl 17, Bl 18,
11.1 Postpartale Blutung ⫳ѻৢߎ㸔
257
Basisrezept Jiao Ai Tang 㛊㡒∸ Dekokt mit Gelatinum und Artemisia Wichtige Besonderheiten aus der goldenen Schatulle 䞥ं㽕⬹ Östliche Han-Dynastie 25–220 n.u.Z. E Jiao (Asini corii colla) Ai Ye (Artemisiae (Argyri), Fo)
Nähren das Xue, stillen die Blutung
Sheng Di Huang (Rehmanniae, Rx) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nähren und dynamisieren das Xue
Zhi Gan Cao s. o.
Harmonisiert
Notwendige Modifikation Dang Shen (Codonopsis, Rx) Huang Qi (Scutellariae, Rx)
Stützen das Qi und halten das Xue
Yi Mu Cao (Leonuri, Hb)
Dynamisieren das Xue und stillen die Blutung
Energetische Schwäche (xu) des Xue und Kollaps des Qi Hauptsymptome Drehschwindel, Palpitationen, Kurzatmigkeit, Unfähigkeit sich aufzusetzen, kalte Extremitäten, Schwitzen, Übelkeit, Synkope nach starker oder anhaltender postpartaler Blutung. Der Zungenkörper ist blass und trocken, die Pulse sind evaneszent (wei) oder oberflächlich (fu) und erschöpft (xu). Behandlungsprinzip
Mehren des Qi, Stabilisieren des Kollapses
Empfohlene Akupunkturpunkte
Moxibustion an Du 20, Ma 36 oder: Moxibustion an Du 20, Bl 20
Basisrezept Du Shen Tang ⣀খ∸ Einzig aus Ginseng hergestelltes Dekokt Das wundersame Buch der zehn Rezepturen क㥃⼲к 1348 Ren Shen (Ginseng, Rx) (30–60 g)
Mehrt das Qi, stabilisiert den Kollaps
Modifikationen Bei Schwitzen und kalten Extremitäten
Zugabe von: Fu Zi (Aconiti, Rx lateralis praeparata) zum Retten des Yang
Bei anhaltender Blutung
Zugabe von: Jiang Tan (Zingiberis rhizoma tostum (Jiangtan)) Yi Mu Cao (Leonuri, Hb) E Jiao (Asini corii colla)
Anmerkung: Durch Moxibustion an Mi 1 (yinbai) lässt sich die Funktion des Fk Milz (pi), das Xue zu halten, kräftigen.
11
258
11 Probleme im Wochenbett
11.2 Persistierende Lochien oder Lochienretention ѻৢᙊ䴆ϡ㒱 Unter Lochien versteht man den Austritt von verbliebenen Uterusprodukten (Blut, nekrotisches Gewebe und Mucus) nach der Geburt, hauptsächlich von der Anhaftungsstelle der Plazenta aus. Dabei handelt es sich um einen reinigenden Prozess. Normale Lochien sind vier bis fünf Tage lang tiefrot (Lochia rubra), anschließend verblassen sie sechs bis zehn Tage lang zu einem klaren Rosarot (lochia serosa) und etwa eine Woche lang zu einer hellen strohartigen Farbe (Lochia alba). Anfangs ist der Ausfluss steril, später wird er von Bakterien kolonisiert. Die Lochien sollten nicht länger als etwa drei Wochen anhalten, sie können aber zwei Monate lang austreten oder, im Gegenteil, nicht fließen, was darauf hinweist, dass Reste im Uterus verblieben sind. Persistierende Lochien sind häufig auf eine vorbestehende Schwäche oder eine mangelhafte Pflege in der präoder postnatalen Phase zurückzuführen, und sie können auf eine verzögerte Involution hinweisen. Krankheitsmechanismus Bei einer zuvor bestehenden energetischen Schwäche (xu) des Qi, die während der Geburt weiter verstärkt wird, kann aufgrund der energetischen Schwäche (xu) des Qi des Fk Milz (pi) das Xue nicht zusammengehalten werden, und zudem kann Feuchtigkeit (shi) dazu gebracht werden, sich in den Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai) anzusammeln, was einen anhaltenden postpartalen Ausfluss zur Folge hat. Ist dieser rot, so ist dies auf ein mangelndes Bewahren des Xue durch den Fk Milz (pi) zurückzuführen. Ist er mehr trüb als rot, ist dies die Konsequenz von Feuchtigkeits-Ansammlungen (shi). Hitze (re) im Xue bewirkt, dass es aus den Leitbahnen austritt, was einen anhaltenden Lochienfluss zur Folge hat. Hitze (re) des Xue kann auf einer energetischen Schwäche (xu) von Yin und Xue nach einer Schwangerschaft und einer Geburt, durch die es zu einer energetischen Schwäche der Breiten Trossstraße (chongmai) und der Aufnehmenden Leitbahn (renmai) kommt, oder auf Einstauungen des Qi beruhen. Sie kann auch mit toxischer Glut (huo) im Zusammenhang stehen. Desweiteren kommt es, wenn das Qi des Fk Milz (pi) zum Halten des Xue zu schwach ist, zu einer exzessiven Blutung mit nachfolgenden Xue-Ansammlungen, und wenn das Qi der Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai) energetisch geschwächt (xu) ist, können die Uterusmuskeln nicht wirkungsvoll kontrahieren und die Geburtsreste ausstoßen, so dass sich das zurückgebliebene Blut ansammelt und Xue-Stasen bildet. Bestehen Xue-Stasen und blockiertes Qi, so steigt das Qi gegenläufig empor und stört die konstellierende Kraft (shen), was sogar Bewusstlosigkeit zur Folge haben kann. Weil die Leitbahnen des Neben-Fk Uterus (baomai) und die Netzleitbahnen des Neben-Fk Uterus (baoluo) energetisch geschwächt sind, können äußere Schrägläufigkeiten (xie) eindringen und zu toxischer Hitze (re) führen. Mit chinesischer Medizin lassen sich leichte Infektionen behandeln, bei einem deutlichen Temperaturanstieg muss jedoch die Möglichkeit einer Sepsis in Betracht gezogen werden, und die Patientin ist entsprechend zu überweisen.
Energetische Schwäche (xu) des Qi des Fk Milz (pi) Hauptsymptome Persistierendes, trübes, blassrotes, geruchloses Lochialsekret, blasser Teint, wenig Appetit, weiche Stühle, Abgeschlagenheit, Wortkargheit. Der Zungenkörper ist blass mit Zahneindrücken, der Puls ist schwach (ruo) und weich (ruan). 11
Behandlungsprinzip
Kräftigen des Fk Milz (pi), Emporheben des Qi, Bewahren des Xue
Empfohlene Akupunkturpunkte
Moxibustion an Du 20, Ma 36, Mi 1 oder Bl 20
11.2 Persistierende Lochien oder Lochienretention ѻৢᙊ䴆ϡ㒱
259
Basisrezept Bu Zhong Yi Qi Tang 㸹ЁⲞ⇨∸ Dekokt, das die Energien der Mitte ergänzt und das Qi vermehrt Abhandlung über die Milz- und Magen-Funktionskreise 㜒㚗䆎 Li Gao ᴢᵆ 1249 Huang Qi (Scutellariae, Rx) Ren Shen (Ginseng, Rx)
Mehren das Qi und heben es empor
Sheng Ma (Cimicifugae, Rz) Chai Hu (Bupleuri, Rx)
Heben das Yang-Qi empor
Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Zhi Gan Cao s. o.
Kräftigen den Fk Milz (pi)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nährt das Xue, erweicht den Fk Leber (gan)
Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium)
Reguliert das Qi
Notwendige Modifikation Cang Zhu (Atractylodis, Rz) Shan Yao (Dioscoreae, Rz)
Stützen den Fk Milz (pi) und trocknen die Feuchtigkeit (shi)
Yi Mu Cao (Leonuri, Hb)
Bewegt das Xue und stillt die Blutung
Modifikationen Bei sehr starkem Ausfluss
Zugabe von: Hai Piao Xiao (Sepiae, endoconcha) Qian Shi (Euryalis, Sm)
Bei halbflüssigen Stühlen
Zugabe von: Fu Ling (Poria) Jin Ying Zi (Rosae laevigatae, Fr)
Bei energetischer Schwäche (xu) des Yang
Zugabe von: Lu Jiao Shuang s. o. Rou Gui (Cinnamomi cassiae, Cx)
Hitze (re) des Xue: Energetische Schwäche (xu) von Yin und Xue Hauptsymptome Persistierendes, rotes Lochialsekret, gerötete Wangen, trockener Mund. Der Zungenkörper ist rot, und die Pulse sind zart (xi) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip
Nähren des Yin, Kühlen des Xue, Kühlen von Hitze (re), Stillen der Blutung
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ni 3, Ni 6, Mi 6, Mi 10, Mi 1 oder Bl 17, Bl 20, Bl 23
Basisrezept Bao Yin Jian ֱ䰈✢ Das Yin schützende Abkochung Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк Zhang Jingyue ᓴ᱃ኇ 1624
11
260
11 Probleme im Wochenbett
Sheng Di s. o.
Kühlt das Xue, kühlt Hitze (re), nährt das Yin
Shu Di s. o. Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Mehren das Xue, bewahren das Yin
Huang Qin (Scutellariae, Rx) Huang Bai s. o.
Kühlen Hitze (re), leiten Glut (huo) aus
Shan Yao (Dioscoreae, Rz)
Stützt die Fk Milz und Niere (pi shen)
Xu Duan (Dipsaci, Rx)
Stabilisiert den Fk Niere (shen), stillt die Blutung
Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Harmonisiert
Notwendige Modifikation E Jiao (Asini corii colla) Mo Han Lian s. o. Hai Piao Xiao (Sepiae, endoconcha)
Nähren das Yin und stillen die Blutung
Hitze (re) des Xue: Einstauungen des Qi Hauptsymptome Persistierendes, rotes Lochialsekret, Reizbarkeit, Schmerzen im Rippenbereich. Der Zungenkörper ist rot, die Pulse sind saitenförmig (xian) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip Blutung
Besänftigen des Fk Leber (gan), Kühlen von Hitze (re), Kühlen des Xue, Stillen der
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 2, Le 3, Le 8, Ni 6, Mi 6, Mi 10, Mi 1 oder Du 14, Bl 18, Bl 23, Mi 6
Basisrezept Dan Zhi Xiao Yao San Ѝᷔ䗡䘹ᬷ Pulver der heiteren Ungebundenheit mit Moutan cortex und Gardeniae fructus Auszüge aus der inneren Medizin ⾥ݙᨬ㽕 19. Jh.
11
Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Zhi Zi (Gardeniae, Fr) Chai Hu (Bupleuri, Rx)
Kühlen Hitze (re), besänftigen den Fk Leber (gan)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nähren das Xue, erweichen den Fk Leber (gan)
Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria)
Kräftigen den Fk Milz (pi)
Bo He (Menthae, Hb)
Unterstützt Chai Hu (Bupleuri, Rx) beim Verteilen des Qi
Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens)
Weggelassen
11.2 Persistierende Lochien oder Lochienretention ѻৢᙊ䴆ϡ㒱
261
Notwendige Modifikation Qian Cao Gen (Rubiae, Rx) Di Yu (Sanguisorbae, Rx)
Kühlen das Xue und stillen die Blutung
Hitze (re) des Xue: Toxische Glut (huo) Hauptsymptome Fieber mit persistierenden eitrigen Lochien und Druckempfindlichkeit im Becken. Der Zungenkörper ist rot, die Pulse sind saitenförmig (xian) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip Blutung
Herauslösen von Toxischem, Dynamisieren und Kühlen des Xue, Adstringieren der
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 2, Ma 44, Mi 6, Mi 10, Mi 1 oder Du 14, Bl 18, Bl 23, Mi 6
Basisrezept Qing Ying Tang ⏙㧹∸ Dekokt zur Kühlung der Bauenergie Systematische Differenzierung von Wärmeerkrankungen ⏽⮙ᴵ䕼 1798 Xi Jiao (Rhinoceri, cornu)*
Kühlt und bewegt das Xue, löst Toxisches heraus
Sheng Di s. o. Xuan Shen (Scrophulariae, Rx)
Kühlen Hitze (re), kühlen das Xue, nähren das Yin
Mai Men Dong (Ophiopogonis, Rx)
Nährt das Yin, bringt Körperflüssigkeiten hervor
Jin Yin Hua (Lonicerae, Fl) Lian Qiao (Forsythiae, Fr)
Kühlen Hitze (re), mindern Toxisches
Huang Lian (Coptidis, Rz) Dan Zhu Ye (Lophateri, Hb)
Leiten Glut (huo) aus, stillen die Blutung
Dan Shen (Salviae miltiorrhizae, Rx)
Kühlt und dynamisiert das Xue
*Xi Jiao kann durch Shui Niu Jiao in höherer Dosierung ersetzt werden.
Notwendige Modifikation Yi Mu Cao (Leonuri, Hb) Qian Cao Gen (Rubiae, Rx)
Dynamisieren das Xue und stillen die Blutung
Modifikationen Bei einem höheren Toxizitätsniveau
Zugabe von: Da Huang (Rhei, Rz) Ban Zhi Lian (Scutellariae, Hb)
Bei hohem Fieber
Zugabe von: Shi Gao (Gypsum fibrosum) Zhi Mu (Anemarrhenae, Rz)
Bei Schmerzen
Zugabe von: Pu Huang (Typhae, pollen) Wu Ling Zhi (Trogopterori, faeces)
11
262
11 Probleme im Wochenbett
Xue-Stasen Hauptsymptome Nur zögernd austretendes, dunkelpurpurrotes, mit Klumpen versetztes Lochialsekret. Dunkler Teint, Schmerzen und Druckempfindlichkeit im unteren Abdomen, die sich durch Wärme lindern lassen. Der Zungenkörper ist purpurrot oder weist Stasenflecken auf. Die Pulse sind zart (xi) oder saitenförmig (xian), untergetaucht (chen) und rau (se). Behandlungsprinzip Schmerzen
Dynamisieren des Xue, Vertreiben von Stasen, Stillen der Blutung, Lindern der
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Mi 6, Mi 10, Mi 1 oder Bl 17, Bl 18
Basisrezept Sheng Hua Tang ⫳࣪∸ Dekokt, das die Umwandlung hervorruft Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ⾥ Fu Qingzhu ٙ䴦Џ 1827 Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Tao Ren (Persicae, Sm) Pao Jiang (Zingiberis, Rz praeparatum)
Dynamisieren des Xue, Stillen der Blutung
Zhi Gan Cao s. o.
Harmonisiert die „Mitte“
Notwendige Modifikation Yi Mu Cao (Leonuri, Hb) E Zhu (Curcumae zedoariae, Rz)
Zum Beseitigen von Stasen und Stützen des Unterleibes
Yan Hu Suo (Corydalidis, Rz) Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Zum Lösen von Einstauungen und Stillen der Schmerzen
Modifikationen Bei ausgeprägten Stasen
Zugabe von: Mo Yao (Myrrha) Chuan Niu Xi (Cyathulae officinalis, Rx)
Xue-Stasen und blockiertes Qi
11
Hauptsymptome Nur zögernd austretendes Lochialsekret, plötzlicher Drehschwindel, verschwommenes Sehen, Palpitationen, Erstickungsgefühl, raue, beschleunigte Atmung, somnolenter Zustand, dunkler Teint, zusammengebissene Zähne und geballte Fäuste. Die Lippen und die Zunge sind purpurrot, der Puls ist rau (se). Behandlungsprinzip
Dynamisieren des Xue, Beseitigen von Stasen
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Mi 6, Mi 10, Mi 1 oder Bl 17, Bl 18
11.3 Laktationsprobleme ѻৢ㔎ч
263
Basisrezept Duo Ming San ༎ੑᬷ Pulver, das mit dem Leben davonkommen lässt Maßstab für Diagnose und Behandlung 䆕⊏ޚ㓇 1602 Mo Yao (Myrrha) Xue Jie (Sanguis draconis)
Dynamisieren das Xue, beseitigen Stasen
Notwendige Modifikation Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz)
Nähren und dynamisieren das Xue
Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Regulieren das Qi
Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Zhi Gan Cao s. o.
Entspannen die Muskeln
Modifikation Bei Kälte (han) im unteren Wärmebereich (xiajiao)
Zugabe von: Wu Yao (Linderae, Rx) Gui Zhi s. o.
11.3 Laktationsprobleme ѻৢ㔎ч Die Theorie der chinesischen Medizin besagt, dass bei Ausbleiben der Menstruation während Schwangerschaft und Laktation das Xue umgeleitet wird, um den Fetus zu nähren und zur Quelle der Muttermilch zu werden. In den Gesammelten Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк heißt es: ཛҎч∕Зކӏ⇨㸔᠔࣪ ᬙϟ߭Ў㒣Ϟ߭ЎчDŽ㢹ѻৢч䖳чᇥ㗙⬅⇨㸔Пϡ䎇DŽ㗠⢍᮴ч㗙݊ЎކӏП㰮ᔅ᮴ ⭥гDŽ Übersetzt heißt das: „Die Muttermilch der Frau wird aus dem Qi und dem Xue der Breiten Trossstraße (chongmai) und der Aufnehmenden Leitbahn (renmai) umgewandelt. Der Fluss nach unten wird zur Menstruation und der Fluss nach oben zur Muttermilch. Wenn nach einer Geburt die Milch verzögert kommt oder spärlich ist, ist dies auf defizientes Qi und Xue zurückzuführen. Fehlt die Milch, so ist dies zweifellos in einer energetischen Schwäche (xu) der Breiten Trossstraße (chongmai) und der Aufnehmenden Leitbahn (renmai) begründet“ (›Kap. 7.7). Queru 㔎ч, also ein Mangel an Milch, kann sich sowohl auf Ruzhi buzu ч∕ϡ䎇, eine unzureichende Bereitstellung von Muttermilch, als auch auf Ruzhi buxing ч∕ϡ㸠, einen mangelnden Milchfluss, beziehen. Ruzhi zichu ч∕㞾ߎ, das spontane Austreten von Muttermilch, wird auch als Rulou чⓣ oder Louru ⓣч bezeichnet. Zu unterscheiden ist dies von einem weiteren Krankheitsbild, dem Rulou чⓣ, auch ч⯬ geschrieben, das das Austreten von Flüssigkeit aus dem Brustgewebe aufgrund einer Entzündung oder Infektion beschreibt. Ruqi ч⊷ bezeichnet das präpartale Austreten von Milch. Die Brustdrüsen werden während der Schwangerschaft unter dem Einfluss von Östrogen, Progesteron, Glukokortikoiden, Wachstumshormon, Thyroxin und Insulin vorbereitet, was sichtbare Veränderungen der Brust und der Brustwarze mit sich bringt. Der Prolaktinspiegel steigt während der Schwangerschaft an, Plazentaöstrogene und -progesteron steuern jedoch bis einige Tage nach der Geburt gegen. Während der Körper noch unter dem Einfluss der Plazentahormone steht, wird das Kolostrum abgesondert. Diese halbtrübe Flüssigkeit setzt sich in erster Linie aus Serum und weißen Blutkörperchen zusammen. Sie hat einen nied-
11
264
11 Probleme im Wochenbett
rigeren Fett-, Laktose- und Kohlenhydratgehalt als Milch, aber einen viel höheren Proteingehalt, und man glaubt, dass ihr hoher Gammaglobulingehalt schützende Antikörper zur Verfügung stellt. Sobald die Plazentahormone zurückgehen, bewirkt Prolaktin, dass die Milchdrüsen Milch absondern, während Oxytocin die Kontraktion des die Drüsen umgebenden Gewebes bewirkt, die Milch in die Milchgänge und -säckchen treibt (von der Mutter als ein starkes ziehendes Gefühl wahrgenommen und als Milchspendereflex bezeichnet) und sie schließlich an der Brustwarze austreten lässt, wenn das Kind daran saugt. Das Saugen des Kindes stimuliert den Hypothalamus, der die Hypophyse dazu bringt, Oxytocin und Prolaktin freizusetzen. Oxytocin wiederum stimuliert die Freisetzung von mehr Prolaktin. Beim Stillen werden häufig Kontraktionen wahrgenommen, und die Oxytocin-Reaktion auf das Saugen ist der Grund, warum das Stillen eine schnelle Rückbildung des Uterus zu seiner ursprünglichen Größe fördert. In den ersten 6 Monaten werden täglich 1.000–3.000 ml produziert, danach nimmt die produzierte Menge bei den meisten Frauen allmählich ab. Dies kann von der genetischen Veranlagung oder der konstitutionellen Gesundheit beeinflusst sein, ist jedoch häufiger die Folge einer Gewöhnung des Kindes an andere Flüssigkeiten und Nahrung als Muttermilch. Die Stimulation der Brustwarzen durch regelmäßiges Stillen (5- bis 8-mal täglich) bewirkt die Unterdrückung des Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH), wodurch es zu einer verminderten Produktion des luteinisierenden Hormons (LH) und des follikelstimulierenden Hormons (FSH) kommt, was wiederum eine Ovulation verhindert. Eine Frau kann sich jedoch nie sicher sein, wann ihre Fertilität wiedergekehrt ist, denn es findet bereits eine Ovulation statt, bevor die Periode einsetzt. Das Problem einer unzureichenden Laktation kann auf postpartale Blutungen oder mangelhafte Ernährung zurückzuführen sein, es kann jedoch auch eine familiäre Neigung vorliegen. In vielen Kulturen ist es Brauch, einer frischgebackenen Mutter besonders nahrhafte Speisen zu verabreichen, um auf diese Weise die Laktation zu fördern. In China ist dies traditionell eine Schweinsfuß-Suppe, in Korea Seetang- und Rindsuppe mit Klebreis, in Italien Hühnersuppe und Nudeln und im Iran Brustfleisch eines Mutterschafes und Reis mit getrocknetem Dill und Augenbohnen. Diese Speisen stellen häufig die Hauptnahrung für 1 Monat dar. Auf eine solche Kost wird in Gegenden, in denen nährstoffreiche Nahrungsmittel früher knapp waren, ein noch größerer Wert gelegt.
Nicht ausreichende Muttermilch In einigen Fällen liegt eine unzureichende Milchproduktion vor, in anderen Fällen wird zwar ausreichend Milch produziert, sie kann jedoch nicht ungehindert fließen. Krankheitsmechanismus Die Mamma wird vom Fk Magen (wei) und die Brustwarze vom Fk Leber (gan) beherrscht. Ist die Quelle der Transformation unzureichend, kommt es zu einer energetischen Schwäche (xu) von Qi und Xue, und Xue kann nicht in Muttermilch umgewandelt werden. Bestehen Einstauungen des Qi, die zu Blockaden führen, kann die Milch nicht nach unten fließen.
Energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue
11
Hauptsymptome Nach der Geburt wenig oder keine Milch oder dünne, wässrige Milch. Die Mammae sind weich und spannen nicht, das Gesicht ist glanzlos, und die Mutter ist müde. Der Zungenkörper ist blass mit spärlichem Belag, die Pulse sind schwach (ruo) und zart (xi).
11.3 Laktationsprobleme ѻৢ㔎ч Behandlungsprinzip
265
Suppletieren des Qi, Nähren des Xue, Fördern der Laktation
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 36, Mi 6, Le 8, Ma 18, Ren 17, Dü 1 oder Bl 17, Bl 18, Bl 20, Dü 11
Basisrezept Tong Ru Dan 䗮чЍ Die Brust durchgängig machende Arznei Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ⾥ Fu Qingzhu ٙ䴦Џ 1827 Ren Shen (Ginseng, Rx) Huang Qi (Scutellariae, Rx)
Suppletieren das Qi
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Mai Men Dong (Ophiopogonis, Rx)
Nähren das Xue, bringen Körperflüssigkeiten hervor
Jie Geng (Platycodi, Rx) Tong Cao (Tetrapanacis, medulla)
Machen die Leitbahnen durchgängig, fördern die Laktation
Notwendige Modifikation Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Yi Mu Cao (Leonuri, Hb)
Dynamisieren das Xue und fördern die Laktation
Anmerkung: Sollte mit Schweinsfuß-Suppe oder Fleischbrühe eingenommen werden: In der chinesischen Medizin wird Fleisch als warm qualifiziert und wirkt Xue hervorbringend. Schweinsfüße gelten als ein Nahrungsmittel, das speziell mit der 1-monatigen postpartalen Phase des „Liegens im Wochenbett“ in Verbindung gebracht wird.
Einstauungen des Qi Hauptsymptome Nach der Geburt wenig oder keine Milch. Gespannte, empfindliche Mammae, Druckgefühle in der Brust, Depression oder Reizbarkeit. Der Zungenkörper weist einen dünnen, gelben Belag auf, die Pulse sind saitenförmig (xian) und zart (xi) oder beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip Verteilen des Qi, Lösen von Einstauungen, Durchgängigmachen der Leitbahnen, Fördern der Laktation Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Ma 36, Ma 18, Ren 17, Dü 1 oder Bl 18, Dü 11
Basisrezept Yong Quan San ⍠⊝ᬷ Pulver, das die Quelle sprudeln lässt Der goldene Spiegel der Medizin एᅫ䞥䡈 1742 Ding Xiang (Caryophylli, Fl) Lou Lu (Rhapontici, Rx)
Machen die Leitbahnen durchgängig, fördern die Laktation
Wang Bu Liu Xing (Vaccariae, Sm)
Dynamisiert das Xue, fördert die Laktation
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11 Probleme im Wochenbett
Tian Hua Fen (Trichosanthis, Rx) Jiang Can (Bombyx batryticatus)
Wandeln Schleim (tan) um, fördern die Laktation
Schweinsfuß
Zum Nähren des Xue und Fördern der Laktation
Notwendige Modifikation Yu Jin (Curcumae longae, Tb) Bai Zhi (Angelicae dahuricae, Rx), Tong Cao (Tetrapanacis, medulla) Qing Pi (Citri reticulatae viride, pericarpium)
Lösen Einstauungen, machen die Leitbahnen durchgängig und fördern die Laktation
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz)
Nähren und dynamisieren das Xue
Modifikation Bei Verhärtung oder Abszess in der Mamma mit Hitze (re)
Si Gua Luo (Luffae fructus (Sigualuo)) Lu Lu Tong (Liquidambaris, Fr) Xia Ku Cao (Prunellae, spica) Pu Gong Ying (Taraxaci, Hb) Gua Lou (Trichosanthis, Fr) Ma Bian Cao (Verbenae, Hb)
Äußere Anwendungen: Kompresse mit Pu Gong Ying oder Wärmepackung. Im Westen werden traditionell Grünkohlblätter verwendet.
Austreten von Muttermilch Das Austreten von Muttermilch ist in der frühen postpartalen Phase häufig anzutreffen und legt sich normalerweise, wenn die Milchproduktion und der Bedarf des Kindes ausgeglichen und stabilisiert sind. Auch bei einer Disharmonie oder nach dem Abstillen kann aus den Mammae Milch austreten. Krankheitsmechanismus Bei einer energetischen Schwäche (xu) von Qi und Xue kann das Qi das Xue nicht halten, und Milch geht aus den Leitbahnen verloren. Wenn Einstauungen im Fk Leber (gan) bestehen und der Fk Leber (gan) das Qi nicht verteilen kann, ist der Milchfluss nicht reguliert. Wenn Einstauungen Glut (huo) hervorbringen, die zu Hitze (re) in der Leber-Leitbahn (gan jing) führt, wird die Milch gezwungen, die Leitbahnen zu verlassen.
Energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue 11
Hauptsymptome Austreten von dünnflüssiger, wässriger Milch. Weiche, nicht gespannte Mammae, glanzloser Teint, Abgeschlagenheit, Apathie, Schlafstörungen und Kurzatmigkeit. Der Zungenkörper ist blass, der Puls ist schwach (ruo).
11.3 Laktationsprobleme ѻৢ㔎ч Behandlungsprinzip
267
Ergänzen des Qi, Mehren des Xue, Adstringieren des Austretens
Empfohlene Akupunkturpunkte
Ma 36, Mi 6, Le 8, Ma 18, Ren 17, Du 20 oder Bl 17, Bl 18, Bl 20, Dü 11
Basisrezept Gui Pi Tang ᔦ㜒∸ In den Fk Milz einfließendes Dekokt Lebensrettende Rezepturen ⌢⫳ᮍ 1253 Ren Shen (Ginseng, Rx) Huang Qi (Scutellariae, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Zhi Gan Cao s. o.
Mehren das Qi, halten das Xue zusammen
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nährt das Yin und das Xue
Fu Shen (Poriae Cocos Pararadicis, Sclerotium) Suan Zao Ren (Ziziphi spinosae, Sm) Yuan Zhi (Polygalae, Rx) Long Yan Rou (Arillus euphoriae loganae)
Nähren das Yin und das Xue, beruhigen die konstellierende Kraft (shen)
Mu Xiang (Saussureae, Rx) Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens) Da Zao (Zizyphi jujubae, Fr)
Regulieren das Qi, harmonisieren den Fk Magen (wei)
Notwendige Modifikation Sheng Ma (Cimicifugae, Rz)
Heben das Qi empor
Shan Zhu Yu (Corni, Fr) Hai Piao Xiao (Sepiae, endoconcha)
Stabilisieren das Struktivpotential (jing) und adstringieren das Austreten
E Jiao (Asini corii colla)
Nähren das Xue und stoppen das Austreten
Einstauungen des Fk Leber (gan) Hauptsymptome In unvorhersehbaren Abständen spontan austretende Milch. Gespannte Mammae, Druckgefühl in der Brust, Depression oder Reizbarkeit. Der Zungenkörper ist purpurrot, der Puls ist saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip
Besänftigen des Fk Leber (gan), Regulieren des Qi, Adstringieren des Austretens
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Mi 10, Ma 18, Ren 17 oder Bl 18, Dü 11
Basisrezept Xiao Yao San Modifiziert 䗡䘹ᬷࡴ ޣPulver der heiteren Ungebundenheit Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh. 11
268
11 Probleme im Wochenbett
Chai Hu (Bupleuri, Rx) Bo He (Menthae, Hb)
Verteilen das Qi, lösen Einstauungen
Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora) Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nähren das Xue, erweichen den Fk Leber (gan)
Fu Ling (Poria) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Mehren das Qi und halten so das Xue
Notwendige Modifikation Wu Wei Zi (Schisandrae, Fr) Mu Li (Ostreae, concha)
Beruhigen die konstellierenden Kraft (shen) und adstringieren das Austreten
Hitze (re) in der Leber-Leitbahn (gan jing) Hauptsymptome In großen Mengen austretende, relativ dickflüssige Milch. Gespannte, empfindliche Mammae, Druckgefühl in der Brust, Reizbarkeit, Schlafstörungen. Der Zungenkörper ist rot mit dünnem, gelben Belag, die Pulse sind beschleunigt (shuo) und saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip Besänftigen des Fk Leber (gan), Beseitigen von Einstauungen, Kühlen von Hitze (re), Adstringieren des Austretens Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Le 2, Mi 10, Ma 18, Ren 17 oder Du 14, Bl 17, Bl 18, Dü 11
Basisrezept Dan Zhi Xiao Yao San Ѝᷔ䗡䘹ᬷ Pulver der heiteren Ungebundenheit mit Moutan cortex und Gardeniae fructus Auszüge aus der inneren Medizin ⾥ݙᨬ㽕 19. Jh.
11
Mu Dan Pi (Moutan, Cx) Zhi Zi (Gardeniae, Fr) Chai Hu (Bupleuri, Rx)
Kühlen Hitze (re), besänftigen den Fk Leber (gan)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nähren das Xue, erweichen den Fk Leber (gan)
Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Fu Ling (Poria)
Kräftigen den Fk Milz (pi)
Bo He (Menthae, Hb)
Unterstützt Chai Hu (Bupleuri, Rx) beim Verteilen des Qi
Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens)
Weggelassen
11.4 Mastitis und Brustdrüsenabszess 㪌чч⮜
269
Notwendige Modifikation Nu Zhen Zi (Ligustri lucidi, Fr) Mo Han Lian s. o.
Nähren das Yin, kühlen Hitze (re) und stoppen das Austreten
Hai Piao Xiao (Sepiae, endoconcha)
Adstringieren das Austreten
Mu Li (Ostreae, concha)
Besänftigen den Fk Leber (gan) und adstringieren das Austreten
Chuan Lian Zi (Toosendan, Fr)
Kühlen die eingestaute Hitze (re), bewegen das Qi und lindern die Schmerzen
Austreten von Muttermilch nach dem Abstillen Manchmal wird nach dem Abstillen weiterhin Milch produziert, vor allem wenn das Stillen aus irgendeinem Grund plötzlich eingestellt wird. Die folgenden Rezepturen eignen sich gut zur Unterdrückung der Laktation. Rezeptur 1 geht gegen Xue-Stasen und Rezeptur 2 gegen Nahrungsretention mit Hitze (re) vor, bei Rezeptur 3 handelt es sich um eine äußere Kompresse. Die Rezepturen 1 und 2 können bei Bedarf miteinander kombiniert werden, und innere und äußere Anwendungen können in Kombination eingesetzt werden. Es sollte etwa 3 Tage lang behandelt werden. Rezeptur 1 (innerlich) Mian Huai San ܡᗔᬷ Pulver zur Rückbildung der Brust Abriss zum Stützen des Yin ⌢䰈㒆Ⳃ 1620 Hong Hua; Chi Shao; Dang Gui; Chuan Niu Xi (zusammen abkochen) Rezeptur 2 (innerlich) Mai Ya 200 g; Chan Tui 5 g (zusammen abkochen) Rezeptur 3 (äußerlich) Mang Xiao 120 g. Zuerst die Milch exprimieren, anschließend Mang Xiao in einem Beutel als Kompresse einsetzen.
11.4 Mastitis und Brustdrüsenabszess 㪌чч⮜ Zu einer Schwellung der Brust kommt es, wenn die die Menge der produzierten Milch die der abgegebenen Milch übertrifft. Sie findet sich häufig in den ersten Tagen nach der Geburt des Kindes, bevor sich das Saugen eingespielt hat. Dieser Zustand wird als „Dampfende Brust“ (㪌ч) bezeichnet. Manchmal ist die Schwellung so stark und die Brust so schmerzempfindlich, dass das Saugen des Kindes Schmerzen verursacht und andere Formen der Expression nicht toleriert werden. Kalte Kompressen und eine gute Stützung der Brüste sind hilfreich. Besteht die Situation weiter, kann es zu einer leichten Entzündungsreaktion und sogar zu einem leichten Temperaturanstieg kommen. Im Unterschied zur Mastitis handelt es sich im Allgemeinen um ein vorübergehendes Problem an den ersten Tagen des Stillens. Eine Mastitis ist durch eine Infektion gekennzeichnet, und es besteht eine eindeutige Temperaturerhöhung auf 38°C oder mehr sowie eine Rötung des betroffenen Bereiches. Mögliche Ursache für eine Mastitis ist stagnierende Milch, die in den Gängen verdirbt, oder ein Einriss an der Brustwarze. Bei der Weiterentwicklung zu einem Abszess nimmt die Schwellung deutlich zu, und es sollte versucht werden, die Milchbildung zu utnerdrücken. (›Kap. 7.7). Außer in leichten
11
270
11 Probleme im Wochenbett
Fällen wird in der heutigen Medizin chirurgisch drainiert. Bei einer Galaktozele handelt es sich um eine Ansammlung von Milch aufgrund eines blockierten Ganges. Dieses Krankheitsbild wird heutzutage nicht behandelt, in der Regel erfolgt eine Spontanheilung. In seltenen Fällen kann eine nicht-laktationsbedingte Mastitis auftreten, die im Allgemeinen von entzündlicher, aber nicht purulenter Natur ist. Folgende Krankheitsbilder stehen in einem besonderen Zusammenhang mit Laktation und Stillen: Zhengru 㪌ч bzw. „Dampfende Brust“ beschreibt das Unbehagen der gespannten Brust in den Tagen unmittelbar nach der Geburt, bevor sich das Trinken eingespielt hat und wenn eine nicht-infektiöse Entzündung aufgrund Milchstagnation vorliegen kann. Rutoufeng ч༈亢 (Yangke xinde ji ⾥ᖗᕫ䲚, Lehrreiche Sammlung zu Geschwüren) bzw. „Wind der Brustwarzen“, auch Rutou posui ч༈⸈ bzw. „Rissige Brustware“ genannt, bezeichnet rissige, wunde Brustwarzen durch Stillen. Ruyong ч⮜ (Zhouhou fang 㙬ৢᮍ, Die unter dem Ellenbogen zu tragende Notfallmedizin) bzw. „Brustschwellung“ wird auch als Furen fafang ཛҎথ᠓, Rufa чথ, Faru থч und Ruchui ч bezeichnet (Liu Juanzi guiyi fang ߬⍧ᄤ儐䘫ᮍ, Von Liu Juanzi hinterlassene Rezepturen) und beschreibt einen Brustabszess. Steht dieser mit Stillen im Zusammenhang, spricht man von Duru ྀч bzw. „Eifersüchtige Brust“ oder von Chuiru ч (Liu Juanzi guiyi fang ߬⍧ᄤ儐䘫ᮍ) bzw. „Aufgeblasene Brust“. Chuiru lässt sich weiter in ein äußeres Krankheitsbild differenzieren, das durch Stillen verursacht wird, sowie in ein inneres Krankheitsbild, das in der Schwangerschaft auftritt und schwerer zu behandeln ist. Krankheitsmechanismus Wenn das Qi energetisch geschwächt (xu) ist und die Körperflüssigkeiten nicht mehr befördern kann, sammeln sich diese an. Einstauungen von Schleim und wässrigem Schleim (tanyin) blockieren die Leitbahnen, was Schmerzen und Schwellungen zur Folge hat. Bei einer starken Anschwellung, die den Fluss der Muttermilch behindert, kann es zu Einstauungen und toxischer Glut (huo) kommen.
Einstauungen von Schleim und wässrigem Schleim (tanyin) Hauptsymptome Angeschwollene, schmerzempfindliche Mammae mit einem reduzierten Fluss, im Allgemeinen in den ersten Tagen des Stillens. Es kann eine leichte oder periodische Temperaturerhöhung bestehen. Der Zungenbelag ist klebrig, der Puls ist saitenförmig (xian) oder beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip Verteilen des Qi, Lösen von Einstauungen, Durchgängigmachen der Leitbahnen, Fördern der Laktation Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Mi 6, Ma 40, Ma 18, Ren 17 oder Bl 18, Bl 20, Dü 11
Basisrezept Tong Jing Huo Luo Tang 䗮㒣⌏㒰∸ Die Leit- und Netzleitbahnen durchgängig machendes Dekokt
11
Xiang Fu (Cyperi, Rz) Qing Pi (Citri reticulatae viride, pericarpium) Gua Lou (Trichosanthis, Fr)
Bewegen das Qi, reduzieren Verhärtungen in der Brust
Si Gua Luo s. o. Tong Cao (Tetrapanacis, medulla) Ju Luo (Citri reticulatae vascular (Juluo))
Machen die Leitbahnen durchgängig, fördern die Laktation
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Erweicht den Fk Leber (gan), nährt das Xue
11.4 Mastitis und Brustdrüsenabszess 㪌чч⮜ Bian Dou (Lablab, Sm album)
271
Harmonisiert den Fk Milz (pi), trocknet Feuchtigkeit (shi)
Notwendige Modifikation Tian Hua Fen (Trichosanthis, Rx)
Wandelt Schleim und wässrigem Schleim (tanyin) um, kühlt Hitze (re) und beseitigt Einstauungen
Wang Bu Liu Xing (Vaccariae, Sm) Ma Bian Cao (Verbenae, Hb)
Dynamisieren das Xue, machen die Leitbahnen durchgängig und mindern Ödeme
Modifikationen Bei Verhärtung, Abszess oder Galaktozele in der Brust
Zugabe von: Pu Gong Ying (Taraxaci, Hb) Zhe Bei Mu (Fritillariae thunbergii, Bb) Bai Zhi (Angelicae dahuricae, Rx) Jin Yin Hua (Lonicerae, Fl) Yuan Zhi (Polygalae, Rx)
Einstauungen und toxische Glut (huo) Hauptsymptome Fieber, Schmerzen in der Brust mit einem roten, schmerzempfindlichen Bereich, häufig mit einer leichten Schwellung und ohne merkliche Verhärtung. Der Zungenkörper ist blassrot oder rot, die Pulse sind saitenförmig (xian) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip
Beseitigen von Einstauungen, Herauslösen von Toxischem
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Le 2, Mi 10, Ma 44, Ma 18, Ren 17 oder Du 14, Bl 18, Dü 11
Basisrezept Ru Yong Xiao ч⮜⍜ Rezeptur zum Auflösen von Brustabszessen Empirische Rezepturen 㒣偠ᮍ Pu Gong Ying (Taraxaci, Hb) Zi Hua Di Ding (Violae, Hb) Ren Dong Teng (Lonicerae, caulis) Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Lösen toxische Glut (huo) heraus
Wang Bu Liu Xing (Vaccariae, Sm) Hong Hua (Carthami, Fl)
Dynamisieren das Xue, fördern den Milchfluss
Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Beseitigt Einstauungen 11
Notwendige Modifikation Ma Bian Cao (Verbenae, Hb) Bai Zhi (Angelicae dahuricae, Rx)
Dynamisieren das Xue, machen die Leitbahnen durchgängig und mindern Ödeme
272
11 Probleme im Wochenbett
Qing Pi (Citri reticulatae viride, pericarpium) Tian Hua Fen (Trichosanthis, Rx)
Wandeln Schleim und wässrigen Schleim um (tanyin), kühlen Hitze (re) und beseitigen Einstauungen
Modifikation Bei Purulenz oder Abszess
Zugabe von: Huang Qi (Scutellariae, Rx) Jin Yin Hua (Lonicerae, Fl) Zhe Bei Mu (Fritillariae thunbergii, Bb) Gua Lou (Trichosanthis, Fr) Zao Jiao Ci (Gleditsiae, spina)
11.5 Haarausfall 㜅থ Haarausfall nach der Geburt tritt nicht selten auf – manchmal fällt das Haar in Büscheln aus und hinterlässt kahle Stellen oder es ist so schütter, dass die Kopfhaut zu sehen ist – im Gegensatz zu normalem Haarausfall, bei dem das Haar im Verlauf der Jahre nur allmählich dünner und spröder wird. Die hauptsächlichen zu Haarausfall nach der Geburt führenden Faktoren sind eine schwere Geburt, postpartale Blutungen und eine schlechte Ernährung während der Schwangerschaft. Krankheitsmechanismus In den „Unbefangenen Fragen“ im „Inneren Klassiker des Gelben Fürsten“ heißt es: „Der Fk Niere (shen) ist zuständig für die Knochen, bringt Knochenmark hervor und hat seine äußere Entfaltung in den Haaren“ (㚒Џ偼⫳傧,݊ढথ), „Die Kopfbehaarung ist der Überschuss des Xue“ (থ Ў㸔Пԭ), und „das Xue und das Struktivpotential (jing) haben die gleiche Quelle“ (㊒㸔ৠ⑤). Bei einer Schädigung des Xue durch Blutverlust oder eine beeinträchtigte Produktion werden sowohl die Haare als auch der Fk Niere (shen) in Mitleidenschaft gezogen. Durch Schwangerschaft, Geburt und Stillen wird jeweils Xue verbraucht. Blutverlust und große Strapazen belasten den Fk Niere (shen) und affizieren das Struktivpotential (jing). Eine energetische Schwäche von Xue und Struktivpotential (jing) hat einen starken Haarausfall zur Folge. Es heißt auch: „Die Zähne sind der Überschuss der Knochen“ (啓Ў偼Пԭ). Indem sie das Struktivpotential (jing) erschöpfen, können sich Schwangerschaft und Geburt auch auf die Gesundheit der Zähne auswirken und zu einer Lockerung der Zähne oder zu Zahnkaries aufgrund einer Schwächung des Zahnschmelzes führen. Die unten genannte Rezeptur eignet sich auch für diesen Fall.
Energetische Schwäche (xu) von Xue und Struktivpotential (jing) Hauptsymptome Nach der Geburt dünnes oder ausfallendes Haar. Mögliche Zahnprobleme. Glanzloser Teint, Abgeschlagenheit und Kurzatmigkeit. Der Zungenkörper ist blass, der Puls ist schwach (ruo). 11
Behandlungsprinzip und des Xue
Nähren der Fk Leber und Niere (gan shen), Ergänzen des Struktivpotentials (jing)
Empfohlene Akupunkturpunkte Du 20
Le 3, Ma 36, Mi 6, Ni 3, Du 20 oder: Bl 15, Bl 17, Bl 18, Bl 20, Bl 23,
11.6 Baby Blues und postpartale Depression ѻৢᡥ䚕⮛
273
Basisrezept Qi Bao Mei Ran Dan ϗᅱ㕢僃Ѝ Pille der sieben Kostbarkeiten für einen schönen Bart Gesammelte Kommentare zu medizinischen Rezepturen एᮍ䲚㾷 1682 He Shou Wu (Polygoni multiflori, Rx)
Nährt das Xue, stabilisiert das Struktivpotential (jing), kräftigt Sehnen und Knochen
Gou Qi Zi (Lycii, Fr) Tu Si Zi (Cuscutae, Sm)
Stützen die Fk Leber und Niere (gan shen), ergänzen das Xue und das Struktivpotential (jing)
Niu Xi (Cyatulae, Rx)
Kräftigt Sehnen und Knochen
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nährt das Xue des Fk Leber (gan), fördert die Haare
Bu Gu Zhi (Psoraleae, Sm)
Stützt das Yang und bringt so Yin hervor
Fu Ling (Poria)
Leitet Feuchtigkeit (shi) aus
Modifikationen Bei Xue-Stasen
Zugabe von: Chi Shao s. o. Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Tao Ren (Persicae, Sm) Hong Hua (Carthami, Fl)
Bei energetischer Schwäche (xu) des Qi
Zugabe von: Huang Qi (Scutellariae, Rx) Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz)
Bei Hitze aufgrund energetischer Schwäche (xure)
Zugabe von: Hu Huang Lian (Picrorhizae, Rz)
Anmerkung In der ursprünglichen Rezeptur wurde Hei Zhi Ma zum Dämpfen von He Shou Wu und zum Rösten von Bu Gu Zhi eingesetzt. Damit sollte der Fk Niere (shen) stärker genährt werden.
11.6 Baby Blues und postpartale Depression ѻৢᡥ䚕⮛ Drei oder vier Tage nach der Geburt des Kindes leiden etwa 50% der Frauen unter Traurigkeit oder Ängstlichkeit. Man nimmt an, dass dieser als „Baby Blues“ („Heultage“) bezeichnete Zustand mit dem plötzlichen postpartalen Abfallen des Progesterons im Zusammenhang steht. Das Stimmungstief ist nicht sehr ausgeprägt und klingt rasch ab; normalerweise dauert es wenige Stunden oder wenige Tage. Baby Blues sollte nicht mit postpartaler Depression verwechselt werden, die tiefe Niedergeschlagenheit, Schuldgefühle, Insuffizienzgefühle, Apathie, Desinteresse am Kind und Suizidgedanken mit sich bringen kann. Dennoch entwickelt sich bei etwa 10% der Frauen der „Baby Blues“ zu einer deutlicheren Depression mit Ängstlichkeit, Panikattacken, Reizbarkeit, Abgeschlagenheit und Überforderung, so dass die Mutter betreut und beobachtet werden muss. Eine zweite, ernstere Form der postpartalen Depression entwickelt sich allmählich: Die Niedergeschlagenheit wird anfangs auf die Ermüdung infolge der Betreuung des neuen Kindes zurückgeführt. Manchmal fällt dies erst drei Monate nach der Geburt des Kindes auf. Sie kann sich zu einer tiefen depressiven Neurose entwickeln und ein Jahr oder länger dauern, bevor sich das Blatt wendet. Die vollständige Genesung kann auch mehrere Jahre dauern.
11
274
11 Probleme im Wochenbett
Eine dritte Form der Depression ist die puerperale Psychose, die bei etwa 2 von 1.000 Geburten auftritt. Sie kann sich innerhalb einer Woche nach der Geburt manifestieren und äußert sich mit Depression oder Hypomanie, schizophrenen Episoden und Halluzinationen. Die Gefahr eines Suizids oder einer Vernachlässigung oder Verletzung des Kindes ist hoch, und die Mutter muss an einen Facharzt für psychische Erkrankungen wie etwa an einen Psychologen oder einen Psychiater überwiesen werden. Depressionen variieren in ihrer Natur und ihrer Intensität, und sie werden häufig von Ängstlichkeit und Panikattacken begleitet. Die Geburt trägt zwar durch den Verbrauch von mütterlicher Energie und die verursachten Hormonschwankungen zur Depression bei, neuere Theorien lassen jedoch vermuten, dass eine postpartale Depression multifaktoriell ist und die Inzidenz bei Frauen mit einem niedrigen Rückhalt durch Gesellschaft und Familie und bei Frauen, die physischem oder psychologischem Stress ausgesetzt sind, höher ist. Eine emotionale Unterstützung ist unbedingt erforderlich, eine Beratung kann hilfreich sein, und in schweren Fällen kann auch eine psychiatrische Unterstützung notwendig werden. In vielen Fällen kann die Depression minimiert oder verhindert werden, wenn sichergestellt wird, dass während der Schwangerschaft und nach der Geburt Überanstrengungen und übermäßige Belastungen vermieden werden, die Mutter emotional unterstützt und gefühlvoll behandelt wird, sie hinsichtlich der kleinsten Gesundheitsprobleme ihres Kindes, beruhigt wird und sie ausreichend Ruhe und die richtige Ernährung erhält. Postpartales Delirium aufgrund Toxizität ist heutzutage äußerst selten, es ist jedoch interessant, einige historische Beschreibungen von geistiger Verwirrung und psychotischem Verhalten, die mit der postpartalen Phase in Verbindung stehen, zu betrachten (Maciocia 1998). Chanhou sanchong (ѻৢϝ )ކbedeutet „drei postpartale Hervorsprudelungen“ und beschreibt in der Breiten Trossstraße (chongmai) zurückgebliebenes Xue, das den Fk Herz (xin) (Verwirrung), den Fk Lunge (fei) (Atemnot) und den Fk Magen (wei) (Übelkeit oder Blähungen) affiziert. Chanhou xufan (ѻৢ㰮⚺) bedeutet „postpartale Reizbarkeit oder Unruhe“ aufgrund Hitze (re) im Fk Herz (xin). Chanhou jingji (ѻৢᚌ) bedeutet „postpartale Palpitationen und Schreckhaftigkeit“ und entspricht in etwa Ängstlichkeit mit Panikattacken. Chanhou wangyan wangjian (ѻৢམ㿔མ㾕) bedeutet „postpartales wirres Sprechen und Halluzinationen“. Chanhou wangyan jiangui fakuang (ѻৢམ㿔㾕儐থ ⢖) bedeutet „postpartale Halluzinationen, Sehen von Geistern und unvernünftiges Benehmen“. Krankheitsmechanismus Wenn Yin und Xue nach der Geburt defizient sind, fließt das Qi des Fk Leber (gan) nicht durchgängig, das Yang bewegt sich unruhig, es besteht eine Disharmonie von Yin und Yang, und die Emotionen werden nicht reguliert. Bei energetischer Schwäche (xu) von Qi und Xue kann der Fk Milz (pi) das klare Yang nicht emporheben, ebensowenig kann er Xue hervorbringen und so die konstellierende Kraft (shen) nähren. Genauso ist bei Einstauungen im Fk Leber (gan) mit Xue-Stasen die konstellierende Kraft (shen) eingestaut und gestört, denn die Xue-Stasen behindern den Fluss des frischen Xue. Bei einer energetischen Schwäche (xu) des Qi des Fk Milz (pi) können Feuchtigkeit (shi) und Schleim (tan) hervorgebracht werden, die sich mit durch die energetische Schwäche (xu) des Yin hervorgebrachter Glut (huo) verbinden können, was den Fk Herz (xin) störende Schleim-Glut (tanhuo) zur Folge hat. Anmerkung Mit Akupunktur kann sofort geholfen werden, indem das Qi reguliert und die konstellierende Kraft (shen) besänftigt wird.
Disharmonie von Yin und Yang 11
Hauptsymptome Traurigkeit oder Ängstlichkeit, die 3 oder 4 Tage nach der Geburt eingesetzt hat und noch nicht abgeklungen ist. Der Zungenkörper ist normal, der Puls ist zart (xi) oder saitenförmig (xian) oder unregelmäßig.
11.6 Baby Blues und postpartale Depression ѻৢᡥ䚕⮛
275
Behandlungsprinzip Harmonisieren von Yin und Yang, Nähren des Fk Herz (xin), Beruhigen der konstellierenden Kraft (shen) Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Mi 6, EX-HN 3, Pe 6, He 7 oder: Bl 15, Bl 18, Bl 20 Du 20
Basisrezept Gan Mai Da Zao Tang ⫬呺ᵷ∸ Pille mit Citrus aurantium zum Ausleiten von Stagnationen Wichtige Besonderheiten aus der goldenen Schatulle 䞥ं㽕⬹ Östliche Han-Dynastie 25–220 n. u. Z. Fu Xiao Mai (Tritici, Fr levis)
Nährt die Fk Herz und Leber (xin gan)
Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Stützt die Fk Herz und Milz (xin pi)
Da Zao (Zizyphi jujubae, Fr)
Stützt das Qi, nährt das Xue
Notwendige Modifikation Chai Hu (Bupleuri, Rx)
Hebt das Qi empor und besänftigt den Fk Leber (gan)
Fu Ling (Poria) Suan Zao Ren (Ziziphi spinosae, Sm)
Nähren den Fk Herz (xin)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r G ui Pi Tang r T ian Wang Bu Xin Dan r X iao Yao San Einstauungen des Qi und energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue Hauptsymptome Postpartale Depression, die als Ängstlichkeit oder leichte Depression begonnen hat, stärker geworden ist und sich mit tiefer Depression, Gefühlen von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, einem ständigen Gefühl von Ängstlichkeit und dazwischen einsetzenden Panikattacken manifestiert. Der Zungenkörper ist blass mit Zahneindrücken, die Pulse sind weich (ruan) und schwach (ruo). Behandlungsprinzip
Kräftigen des Fk Milz (pi), Emporheben des Qi
Empfohlene Akupunkturpunkte Bl 23, Du 20
Le 3, Ma 36, Mi 6, Ni 3, Pe 6, EX-HN 3 oder: Bl 15, Bl 17, Bl 18, Bl 20,
Basisrezept Bu Zhong Yi Qi Tang 㸹ЁⲞ⇨∸ Dekokt, das die Energien der Mitte ergänzt und das Qi vermehrt Abhandlung über die Milz- und Magen-Funktionskreise 㜒㚗䆎 Li Gao ᴢᵆ 1249 Huang Qi (Scutellariae, Rx) Ren Shen (Ginseng, Rx)
Mehren das Qi und heben es empor
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276
11 Probleme im Wochenbett
Sheng Ma (Cimicifugae, Rz) Chai Hu (Bupleuri, Rx)
Heben das Yang-Qi empor
Bai Zhu (Atractractolydis macrocephalae, Rz) Zhi Gan Cao s. o.
Kräftigen den Fk Milz (pi)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nährt das Xue, erweicht den Fk Leber (gan)
Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium)
Reguliert das Qi
Notwendige Modifikation He Huan Pi (Albiziae, Cx) Yuan Zhi (Polygalae, Rx)
Nähren und kühlen den Fk Herz (xin)
Weitere in Frage kommende Rezeptur Gui Pi Tang Einstauungen des Qi des Fk Leber (gan) und Xue-Stasen Hauptsymptome Postpartale Depression, die als Reizbarkeit oder leichte Depression begonnen und sich zu einer tiefen Depression weiterentwickelt hat, Gefühle von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, ein ständiges Gefühl von Ängstlichkeit und dazwischen einsetzende Panikattacken. Der Zungenkörper ist purpurrot, der Puls ist saitenförmig (xian). Behandlungsprinzip nungen
Dynamisieren des Xue, Vertreiben von Stasen, Durchgängigmachen der Körperöff-
Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 3, Mi 10, Mi 6, Pe 6, EX-HN 3, Du 20
Basisrezept Tong Qiao Huo Xue Tang 䗮ち⌏㸔∸ Dekokt, das die Sinnesöffnungen löst und das Xue vorantreibt Richtigstellung von Fehlern in der Medizin एᵫᬍ䫭 Wang Qingren ⥟⏙ӏ 1830 Chi Shao s. o. Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Tao Ren (Persicae, Sm) Hong Hua (Carthami, Fl)
11
Dynamisieren das Xue, vertreiben Stasen
Da Zao (Zizyphi jujubae, Fr)
Nährt Qi und Xue
Cong Bai (Allii fistulosi, Bb) Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens)
Aromatisch vordringend
She Xiang (Moschus, secretio)
Weggelassen
11.6 Baby Blues und postpartale Depression ѻৢᡥ䚕⮛
277
Notwendige Modifikation Shi Chang Pu (Acori graminei, Rz) Yu Jin (Curcumae longae, Tb)
Nähren und kühlen den Fk Herz (xin)
Xiang Fu (Cyperi, Rz)
Zerstreut eingestautes Qi
Weitere in Frage kommende Rezepturen r C hai Hu Shu Gan San r T ao He Cheng Qi Tang Den Fk Herz (xin) störende Schleim-Glut (tanhuo) Hauptsymptome Depression, Verwirrtheit, Agitation, Reizbarkeit, Aggression, Panikattacken, veränderte Realitätswahrnehmung, Psychose. Der Zungenkörper ist rot mit einem klebrigen, gelben Belag. Die Pulse sind saitenförmig (xian) und beschleunigt (shuo). Behandlungsprinzip Dynamisieren des Xue, Vertreiben von Stasen, Bereinigen von Schleim (tan), Durchgängigmachen der Körperöffnungen Empfohlene Akupunkturpunkte
Le 2, Pe 5, Mi 10, Ma 40, Du 20
Basisrezept Sheng Tie Luo Yin ⫳䪕㨑佂 Trank mit Eisenspänen Tiefgreifende Einsichten in die Medizin एᄺᖗᙳ 1732 Sheng Tie Luo s. o. Zhu Sha (Cinnabaris)
Verankern und Beruhigen die konstellierende Kraft (shen)
Dan Nan Xing s. o. Yuan Zhi (Polygalae, Rx) Zhe Bei Mu (Fritillariae thunbergii, Bb) Fu Shen (Poriae Cocos Pararadicis, Sclerotium)
Bereinigen Schleim (tan), machen die Körperöffnungen durchgängig, beruhigen die konstellierende Kraft (shen)
Lian Qiao (Forsythiae, Fr) Gou Teng (Uncariae, Ra cum uncis) Dan Shen (Salviae miltiorrhizae, Rx) Xuan Shen (Scrophulariae, Rx)
Kühlen den Fk Herz (xin), beseitigen Reizbarkeit
Fu Ling (Poria) Chen Pi (Citri reticulatae, pericarpium)
Stützen den Fk Milz (pi), lösen Schleim (tan) heraus
Tian Men Dong (Asparagi, Rx) Mai Men Dong (Ophiopogonis, Rx)
Nähren das Yin des Fk Herz (xin)
Weitere in Frage kommende Rezepturen r C hai Hu Jia Long Gu Mu Li Tang r N iu Huang Qing Xin Wan r Z hu Sha An Shen Wan
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278
11 Probleme im Wochenbett
11.7 Muskel- und Gelenkschmerzen ѻৢ䑿⮯ Nach der Geburt is es günstig, eine einmonatige Phase des „Liegens im Wochenbett“ einzuhalten, in der die Mutter viel ruht, nahrhafte Speisen zu sich nimmt und Zug und Kälte meidet. Neben dem direkt mit der Geburt in Zusammenhang stehenden Unbehagen im Becken können generalisierte Schmerzen in den Muskeln und Gelenken auftreten. In diesem Fall sind Qi und Xue durch Schwangerschaft und Geburt verbraucht worden: Die Leitbahnen sind energetisch geschwächt und für das Eindringen äußerer Schrägläufigkeiten (xie) prädisponiert. Es ist nicht selten, dass Probleme, die Monate oder sogar Jahre später auftreten, auf die Einwirkung von Kälte (han), Wind (feng) oder Feuchtigkeit (shi) zurückgeführt werden können. Sehr nahrhafte Speisen fördern die ausreichende Bereitstellung von Muttermilch und die allgemeine Genesung. Durch die Ergänzung von Qi und Xue wird die energetische Schwäche allmählich wieder aufgefüllt, und spätere Probleme werden abgewendet. Krankheitsmechanismus Wenn Qi, Yin und Xue nach der Geburt defizient sind und die Muskeln aufgrund einer energetischen Schwäche (xu) des Qi des Fk Milz (pi) nicht genährt werden, kommt es zu einem Schweregefühl, zu Schmerzen und zu allgemeiner Schwäche. Wenn Wind-Feuchtigkeit (fengshi) die energetische Schwäche auffüllt, kommt es aufgrund der energetischen Schwäche (xu) des Fk Niere (shen) zu starken, krampfartigen Schmerzen und Verhärtungen in den Muskeln und zu Schwäche und Schmerzen in den Gelenken und im unteren Rücken. In die Gelenke eindringende Kälte (han) führt zu starken, krampfartigen Schmerzen, und Xue-Stasen haben schneidende, stechende Schmerzen zur Folge.
Energetische Schwäche (xu) des Qi des Fk Milz (pi) Hauptsymptome Nach der Geburt bestehen Schweregefühl, Schmerzen und allgemeine Schwäche. Der Zungenkörper ist blassrot und geschwollen und weist Zahneindrücke auf, der Belag ist dünn und weiß. Die Pulse sind untergetaucht (chen) und schwach (ruo). Behandlungsprinzip
Suppletieren und Harmonisieren des Qi
Empfohlene Akupunkturpunkte
Gb 34, Ma 36, Mi 6 oder: Bl 18, Bl 20, Du 8
Basisrezept Huang Qi Gui Zhi Wu Wu Tang 咘㡾ḖᵱѨ⠽∸ Dekokt der fünf Ingredenzien mit Astragalus und Cinnamomum Wichtige Besonderheiten aus der goldenen Schatulle 䞥ं㽕⬹ Östliche Han-Dynastie 25–220 n.u.Z.
11
Huang Qi (Scutellariae, Rx)
Mehrt das Qi, stützt das Xue
Gui Zhi s. o.
Erwärmt die Leitbahnen, fördert den Fluss des Qi, vertreibt Wind (feng), stützt die Oberfläche (biao)
Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nährt die Bauenergie (yingqi) und das Xue
Sheng Jiang (Zingiberis, Rz recens) Da Zao (Zizyphi jujubae, Fr)
Harmonisieren die Bauenergie (yingqi) und die Wehrenergie (weiqi)
11.7 Muskel- und Gelenkschmerzen ѻৢ䑿⮯
279
Notwendige Modifikation Qin Jiao (Gentianae macrophyllae, Rx) Hai Feng Teng (Piperis, caulis)
Vertreiben Wind-Feuchtigkeit (fengshi) und lindern die Schmerzen
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx)
Nähren das Xue und füllen die Leitbahnen auf
Weitere in Frage kommende Rezepturen r D ang Gui Bu Xue Tang r S hi Quan Da Bu Tang Wind-Kälte (fenghan) Hauptsymptome Nach der Geburt Steifheit in den Gelenken und Schmerzen im unteren Rücken und im Sakrum. Der Zungenkörper ist blassrot mit einem dünnen, weißen Belag. Die Pulse sind untergetaucht (chen) und schwach (ruo). Behandlungsprinzip
Nähren des Fk Niere (shen), Vertreiben von Wind (feng) und Feuchtigkeit (shi)
Empfohlene Akupunkturpunkte gebenenfalls Moxibustion
Di 4, Gb 34, Ma 36, Bl 12, Bl 23, Du 8, Du 4 sowie lokale Punkte und ge-
Basisrezept Huo Ji Sheng Tang ⣀⌏ᆘ⫳∸ Dekokt mit Heracleum und Loranthus Wichtige Rezepturen, die tausend Goldstücke wert sind ग䞥㽕ᮍ 652 Du Huo (Angelicae pubescentis, Rx) Fang Feng (Ledebouriellae, Rx) Qin Jiao (Gentianae macrophyllae, Rx)
Vertreiben Wind-Feuchtigkeit (fengshi) und Kälte (han) aus den Knochen und Muskeln
Xi Xin (Asari, Rx) Rou Gui (Cinnamomi cassiae, Cx)
Erwärmen die Leitbahnen, stützen das Yang, stillen Schmerzen
Sang Ji Sheng (Taxilli, Hb) Du Zhong (Eucommiae, Cx) Niu Xi (Cyatulae, Rx)
Stützen den Fk Niere (shen), vertreiben Wind-Feuchtigkeit (fengshi)
Dang Gui (Angelicae sinensis, Rx) Chuan Xiong (Chuanxiong, Rz) Sheng Di s. o. Bai Shao (Paeoniae, Rx lactiflora)
Nähren und dynamisieren das Xue
Ren Shen (Ginseng, Rx) Fu Ling (Poria) Gan Cao (Glycyrrhizae, Rx)
Kräftigen den Fk Milz (pi) und vertreiben so schrägläufiges (xie) Qi 11
280
11 Probleme im Wochenbett
Modifikationen Bei ausgeprägter Kälte (han)
Zugabe von: Gui Zhi s. o.
Bei Schmerzen aufgrund Xue-Stasen
Zugabe von: Ru Xiang (Olibanum) Mo Yao (Myrrha)
Weitere in Frage kommende Rezeptur Yang Rong Zhuang Shen Tang
11.8 Verschiedene postpartale Probleme ѻৢᴖ⮙ Es gibt eine Reihe von Problemen, die nach der Geburt auftreten können. Diese sind hauptsächlich auf eine energetische Schwäche (xu) des Xue oder des Qi zurückzuführen, die eine Folge des Verbrauchs von Xue und Qi während der Schwangerschaft, des Verlustes von Xue während der Geburt oder einer bereits vorher bestehenden energetischen Schwäche (xu) von Qi oder Xue ist. Sie können auch auf Xue-Stasen beruhen, zu denen es infolge einer energetischen Schwäche (xu) des Xue, infolge einer inneren, bei der Geburt erlittenen Verletzung oder im Zuge einer Infektion kommt.
11.8.1 Fieber Beim puerperalen Fieber handelt es sich um eine Temperaturerhöhung auf 38°C oder mehr, die innerhalb von zwei Wochen nach der Geburt auftritt. Früher wurde es als „Kindbettfieber“ bezeichnet und war häufiger anzutreffen; es war im Allgemeinen auf Infektionen zurückzuführen, zu denen es durch geburtstraumatische perineale, vaginale oder zervikale Einrisse kam. Der chinesischen Medizin entsprechend ist die Frau anfälliger, wenn die Leitbahnen offen und Qi und Xue energetisch geschwächt (xu) sind. Ernste Situationen wie Tetanus oder Blutvergifungen sind heutzutage eine Seltenheit, eine erhöhte Temperatur aufgrund einer Infektion des Genitaltraktes oder der Harnwege, eine Schwellung der Brust und Mastitis sind jedoch nicht ungewöhnlich, ebenso periodisches Fieber, Verkühlung des Kopfes oder eine Allgemeininfektion infolge energetischer Schwäche (xu). Einrisse im Bereich von Perineum, Vagina oder Uterus oder Plazentaretention können Xue-Stasen verursachen und so den Fluss des Qi stören, die Bauenergie (yingqi) und die Wehrenergie (weiqi) beeinträchtigen und zu wechselndem Fieber und Schüttelfrost führen. Infektion Eine schwerwiegende Infektion kann zu einem septischen Schock führen, bem der es sich um einen medizinischen Notfall handelt, der das Herz, die Nieren und die Lunge betrifft. Mit chinesischer Medizin lassen sich jedoch weniger schwere Infektionen behandeln, oder sie kann in Kombination mit der heutigen Medizin eingesetzt werden. Das Basisrezept stellt das modifizierte Qing Ying Tang (›Kap. 9.5, Toxisches Schock-Syndrom) dar. 11
Xue-Stasen Xue-Stasen durch eine innere Verletzung oder einen beeinträchtigten Qi-Fluss können sich als Schüttelfrost äußern. Das Basisrezept ist das Sheng Hua Tang, dem Yi Mu Cao zugegeben wird.
11.8 Verschiedene postpartale Probleme ѻৢᴖ⮙
281
Periodisches Fieber und Schweißausbrüche Periodisches Fieber aufgrund einer Erschöpfung von Qi und Xue ist in den ersten 24 Stunden nicht selten, und spontane oder nächtliche Schweißausbrüche können in den ersten Tagen nach der Geburt auftreten. Das Basisrezept bei energetischer Schwäche (xu) von Qi und Xue nach Geburten sind das Ba Zhen Tang oder das Ba Zhen Yi Mu Tang. Bei spontanen Schweißausbrüchen kann es mit dem Yu Ping Fang San oder dem Mu Li San kombiniert werden, bei nächtlichen Schweißausbrüchen mit dem Sheng Mai San. Bei einer Disharmonie von Bauenergie (yingqi) und Wehrenergie (weiqi) ist das Gui Zhi Tang angezeigt. Eindringende Wind-Hitze (fengre) Eine Schwäche von Qi und Xue beeinträchtigt die Bauenergie (yingqi) und die Wehrenergie (weiqi), wodurch Wind-Kälte (fenghan) Gelegenheit zum Eindringen geboten wird, die sich zu Wind-Hitze (fengre) wandeln kann. Mögliche Rezepturen sind Gui Zhi Tang, Chai Hu Gui Zhi Tang, Ren Shen Bai Du San, Yin Qiao San, Pu Ji Xiao Du Yin und Jing Fang Si Wu Tang.
11.8.2 Schmerzen im Abdomen und am Perineum Schmerzen im Abdomen nach der Geburt können auf eine Bewegung der Beckengelenke in Anpassung an die Geburt, schmerzende abdominale Muskeln und Beckenbodenmuskeln, Infektionen, perineale Einrisse oder auf einen Dammschnitt zurückzuführen sein. Gelegentlich kann die Wunde des Dammschnittes wieder aufplatzen und zu einer begleitenden lokalen Infektion führen. Bei einer energetischen Schwäche (xu) des Xue können die Muskeln nicht genährt werden, was Muskelschmerzen zur Folge hat, oder Wind (feng) kann bei energetischer Schwäche eindringen und zu Gelenkschmerzen führen. Wenn Qi und Xue energetisch geschwächt (xu) sind, heilen Wunden möglicherweise nicht, und Schrägläufigkeiten (xie) können eindringen, was eine Infektion und toxische Hitze (re) im Xue nach sich zieht. Bei einer ausbleibenden Heilung von Wunden oder beim Aufgehen einer Dammnaht ist das Dang Gui Bu Xue Tang unter Zugabe von Jin Yin Hua und Da Xue Teng das Grundrezept.
11.8.3 Obstipation Obstipation tritt nach Geburten häufig auf, und wenn anamnestisch keine Neigung zu Obstipation vorhanden ist, ist sie im Allgemeinen auf eine energetische Schwäche (xu) des Yin oder auf Trockenheit (zao) des Xue zurückzuführen (›Kap. 7.1).
11.8.4 Störungen der Miktion Miktionsbeschwerden können sich als Harnverhalt oder als Stressinkontinenz manifestieren, eine Blasenschwäche kann durch Geburtsstrapazen, Zystozele oder Infektion oder durch Anästhetika, die die Blase versorgenden Nerven geschädigt haben, hervorgerufen sein. Das Basisrezept bei Zystozele und Blasenschwäche ist das Bu Zhong Yi Qi Tang (›Kap. 7.3).
11.8.5 Tremor und Konvulsionen nach der Geburt Mit Tetanus im Zusammenhang stehende postpartale Konvulsionen treten nicht mehr auf. Mit Präeklampsie im Zusammenhang stehende Konvulsionen können ohne Weiteres der antepartalen Anamnese zugeordnet und von Epilepsie differenziert werden, deren entsprechende Krankengeschichte vermutlich ebenfalls doku-
11
282
11 Probleme im Wochenbett
mentiert wurde. Es sollte beachtet werden, dass während der Geburt die Gefahr von epileptischen Anfällen erhöht ist und dass Epilepsie zudem die Gefahr steigert, eine Eklampsie zu entwickeln (›Kap. 7.11). Durch Präeklampsie hervorgerufene postpartale Konvulsionen sollten entsprechend behandelt werden (›Kap. 9.7), epileptische Anfälle sind entsprechend den Prinzipien der inneren Medizin zu therapieren. Es ist jedoch nicht ungewöhnlich, wenn die Mutter unmittelbar nach der Geburt als Reaktion auf eine schnelle Entbindung unkontrollierbar zittert und bebt. Nach Geburt eines dritten oder vierten Kindes tritt dies mit höherer Wahrscheinlichkeit auf, und nach fünf bis zehn Minuten klingt dieser Zustand wieder ab.
11
Anhang Rezepturnamen nach ihrer Wirkung geordnet . . . . . . . . . . . . . . 301 Rezepturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326
›
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Anhang
0RQVSXEL
/DELXP PDMXV
Präputium Glans Frenulum
.OLWRULV
/DELXP PLQXV
9HVWLEXOXP
+DUQU¸KUHQ P¾QGXQJ
+\PHQ SHUIRULHUW )RXUFKHWWH 3HULQHXP
6FKHLGHQ HLQJDQJ +LQWHUH &RPPLVVXUD
Abb. 1 Die äußeren Geschlechtsorgane
6DNUDOHV 3URPRQWRULXP
(LOHLWHU
(LHUVWRFN 'RXJODV 5DXP
8WHUXV
+LQWHUH )RUQL[
%ODVH
6FKDPEHLQ V\PSK\VH
=HUYL[
5HNWXP
Abb. 2 Die inneren Geschlechtsorgane: koronaler Schnitt
9DJLQD
285
286
Anhang
(LOHLWHU Interstitieller Fimbriae Teil Isthmus
)XQGXV
Ampulla
&RUQX (QGRPHWULXP .¸USHU
0\RPHWULXP $QDWRPLVFKHU LQQHUHU0XWWHUPXQG
*HE¦U PXWWHULVWKPXV
+LVWRORJLVFKHU LQQHUHU0XWWHUPXQG =HUYLNDONDQDO
=HUYL[
/DWHUDOHU)RUQL[ X¡HUHU 0XWWHUPXQG 9DJLQD
Abb. 3 Die inneren Geschlechtsorgane: sagittaler Schnitt
Rundes Ligament
Eierstockband
Breites Gebärmutterband
Ligamenta cardinale Uterosakrales Ligament 1DFK'ULIH-0DJRZDQ%&OLQLFDO2EVWHWULFVDQG*\QDHFRORJ\(GLQEXUJK(OVHYLHU%DLOOLªUH7LQGDOO
Abb. 4 Der Uterus und die Ligamente [posteroanteriore Sicht]
Anhang
7LHIH)DV]LH
287
6W¾W]E¦QGHU &RRSHU/LJDPHQWH
$FLQLHLQHV/REXOXV 0SHFWRUDOLV PDMRU
)HWWJHZHEH
$UHROD
)LEU¸VH6HSWHQ JUHQ]HQMHGHQ /REXVDE
%UXVW ZDU]H IIQXQJHQ GHU0LOFK J¦QJH
5LSSHXQG ,QWHUNRVWDOPXVNHOQ
0LOFKK¸KOH
0LOFKJDQJ
Abb. 5 Die Brust
6HNXQG¦UHU 7XEXOXV
288
Anhang
Woche 1 Woche 2 Zyklische Veränderungen der Dezidua
Woche 3
Woche 4
Zyklische Veränderungen des Ovarialfollikels
r&
Typische Basalkörpertemperatur (BBT)
r& Menstruationshormone VWURJHQ
)6+
/+
3URJHVWHURQ
Hormone während der Schwangerschaft /+ VWURJHQ )6+
3URJHVWHURQ
K&* Hormone während der Menopause VWURJHQ )6+ /+ 45 Jahre Abb. 6 Dezidua, Eierstock, Basalkörpertemperatur und Hormone
3URJHVWHURQ
50 Jahre
55 Jahre
Anhang
(a) 1RUPDO
(b) =\VWR]HOHPLW 8UHWKUR]HOH
(c)5HNWR]HOH
(d)(QWHUR]HOH
(e)8WHUXVSURODSV *UDG,,
(f)8WHUXVSURODSV *UDG,,,
289
1DFK2ಬ&RQQRU9.RYDFV*2EVWHWULFV*\QDHFRORJ\DQG:RPHQಬV+HDOWK&DPEULGJH8.&DPEULGJH8QLYHUVLW\3UHVV
Abb. 7 Prolaps von Organen im Becken
5HQ1DEHO
5HQ
0L
5HQ
0D Qimen Tituo
5HQ
Zigongxue 0D
5HQ
0D Qimen: cun ODWHUDOYRQ5HQ Tituo: cun ODWHUDOYRQ5HQ Zigongxue: cun ODWHUDOYRQ 5HQ
Abb. 8 Empfehlenswerte Akupunkturpunkte am unteren Abdomen
290
Anhang
Ungefährer zeitlicher Ablauf der embryonalen Entwicklung 1
Ovulation
Eine Eizelle wird vom Follikel ausgestoßen und durch Fimbriae in den Eileiter geleitet
2
12–24 Stunden nach der Ovulation
Fertilisation durch eine Spermie und Entstehung einer Zygote
3
24 Stunden nach der Fertilisation
1. Teilung abgeschlossen (2 Zellen)
4
48 Stunden nach der Fertilisation
2. Teilung abgeschlossen (4 Zellen)
5
72 Stunden nach der Fertilisation
4. Teilung abgeschlossen (16 Zellen)
6
96 Stunden nach der Fertilisation
Entstehung der Morula (dichte Zellkugel)
7
4½–5 Tage nach der Fertilisation
Entstehung der Blastozyste (flüssigkeitsgefüllte Kugel mit 50–60 Zellen)
8
7 Tage nach der Fertilisation
Beginn der Implantation
9
14 Tage nach der Fertilisation
Einnistung abgeschlossen. Der Trophoblast sondert hCG ab, wodurch das Corpus luteum weiterhin Östrogen und Progesteron produziert und eine endometriale Abstoßung verhindert
10 21–28 Tage nach der Fertilisation
Entstehung des fetalen Kreislaufs. Die Plazenta beginnt, Östrogen abzusondern. Herz, Leber, Gehirn, Rückenmark, Gesicht, Augen und Ohren entwickeln sich (teilweise bilden sie sich mit 8 Wochen, teilweise mit 28 Wochen)
11 6 Wochen nach der Fertilisation
Die Plazenta beginnt, Progesteron abzusondern. Das Herz ist vollständig entwickelt. Lunge, Nase, Nieren, Geschlechtsorgane und Extremitäten beginnen sich zu entwickeln (teilweise bilden sie sich mit 7 Wochen, teilweise mit 28 Wochen)
12 9 Wochen nach der Fertilisation
Die Plazentahormone erreichen ihren Höchstwert
13 12 Wochen nach der Fertilisation
Die Plazenta ist voll funktionsfähig. Plazenta-hCG sinkt ab, und das Corpus luteum löst sich auf
14 28 Wochen nach der Fertilisation
Bildung des Gehirns
Abb. 9 Fertilisation und Implantation
Anhang =\WRWURSKREODVW
(NWRGHUPXQG (QGRGHUPGHV (PEU\R
([WUDHPEU\RQDOHV =¸ORP
$PQLRQ K¸KOH
:LHGHUJHELOGHWH %ODVWR]\VWHQK¸KOH SULP¦UHU'RWWHUVDFN a (QGRGHUP
([WUDHPEU\RQDOHV =¸ORP
3ULP¦UHU 'RWWHUVDFN
0HVREODVW
b
0HVRGHUP
*DVWUR (PEU\R $OODQWRLV %RG\6WDON LQWHVWLQDOWUDNW
(NWRGHUP
&KRULRQ %RG\6WDON 1DEHOVWUDQJ ]RWWHQ ([WUDHPEU\RQDOHV =¸ORP
$PQLRQ K¸KOH
6HNXQG¦UHU 'RWWHUVDFN c
$PQLRQ
([WUD 'RWWHU HPEU\RQDOHV VDFN =¸ORP d
3OD]HQWDEHUHLFK
)UXFKW ZDVVHU
%RG\6WDON 1DEHOVWUDQJ 0LWHLQDQGHUYHUVFKPHO]HQGHV $PQLRQXQG&KRULRQ
e
1DFK2DWV-$EUDKDP6/OHZHOO\Q-RQHV)XQGDPHQWDOVRI2EVWHWULFVDQG*\QDHFRORJ\WKHGQ(GLQEXUJK(OVHYLHU0RVE\
Abb. 10 Die Entwicklung des Blastozysten zum Embryo
291
292
Anhang
:RFKHQ :RFKHQXQG:RFKHQ :RFKHQ :RFKHQ :RFKHQ :RFKHQ :RFKHQ
9RUGHUDQVLFKW (a)
:RFKHQ :RFKHQ
6HLWHQDQVLFKW (b)
=XEHDFKWHQLVWGDV $EIDOOHQ]XP7HUPLQ DXIJUXQGGHV$EVLQNHQV GHV.LQGHVLQGHQ XQWHUHQ8WHUXVEHUHLFK Abb. 11 Die Einschätzung des fetalen Alters über die Fundushöhe.
Anhang
6FK¦GHOODJH
293
6FKU¦JODJH
Längslage 99%
1%
%HFNHQHQGODJH
4XHUODJH
1DFK2DWV-$EUDKDP6/OHZHOO\Q-RQHV)XQGDPHQWDOVRI2EVWHWULFVDQG*\QDHFRORJ\WKHGQ(GLQEXUJK(OVHYLHU0RVE\
Abb. 12 Die Kindslage beim Geburtstermin
Tab. 1 Menstruelle Manifestationen und zugehörige Krankheitsbilder Zyklus
Menge
Farbe
Konsistenz
Ausbleibend
Spärlich
Blass
Dünnflüssig
t Energetische
t Energetische
t Energetische
t Energetische
Schwäche (xu) der Fk Leber und Niere (gan shen) t Energetische Schwäche (xu) von Qi und Xue t Energetische Schwäche (xu) des Yin und Trockenheit (zao) des Xue t Blockaden von Qi und Xue t Schleim (tan) und Feuchtigkeit (shi)
Schwäche (xu) des Xue t Energetische Schwäche (xu) des Fk Niere (shen) t Xue-Stasen t Schleim (tan) und Feuchtigkeit (shi)
Schwäche (xu) des Qi t Energetische Schwäche (xu) des Xue t Energetische Schwäche (xu) des Yang t Energetische Schwäche (xu) des Yin t Schleim (tan) und Feuchtigkeit (shi)
Schwäche (xu) des Qi t Energetische Schwäche (xu) des Xue t Energetische Schwäche (xu) des Yang t Energetische Schwäche (xu) des Yin
294
Anhang
Tab. 1 Menstruelle Manifestationen und zugehörige Krankheitsbilder (Forts.) Zyklus
Menge
Kurz t Energetische
Farbe
Reichlich Schwäche
(xu) des Qi (re) des Xue aufgrund energetischer Schwäche (xu) t Hitze (re) des Xue aufgrund energetischer Überladung (shi) t Hitze
Konsistenz
Hellrot
t Energetische
Schwäche
t Hitze
Dickflüssig (re) des Xue
(xu) des Qi t Hitze (re) des Xue t Energetische Schwäche
energetischer Überladung (shihan) t Hitze aufgrund energetischer Überladung (shire) t Feuchtigkeit-Hitze (shire)
(xu) von Qi und Yin (huo)
t Toxische Glut t Xue-Stasen
Lang
Verlängert
t Qi-Blockaden t Kälte (han) des Xue t Energetische Schwäche
t Energetische
Schwäche
(xu) des Yin von Qi und Xue
t Blockaden
t Qi-Blockaden t Xue-Stasen t Kälte aufgrund
Dunkelrot-purpurrot
Kleine Klumpen
t Qi-Blockaden t Hitze aufgrund
t Qi-Blockaden
energetischer Überladung (shire)
(xu) des Yang Schwäche (xu) des Xue
t Energetische
Unregelmäßig t Einstauungen
Überfluten und sickern im Fk Leber
Purpurrot-schwarz
t Energetische
t Xue-Stasen Schwäche t Kälte aufgrund energeti(gan) (xu) des Fk Milz (pi) t Energetische Schwäche t Energetische Schwäche scher Schwäche (xuhan) (xu) des Fk Niere (shen) (xu) des Fk Niere (shen) t Energetische Schwäche t Energetische Schwäche (xu) des Fk Niere (shen) (xu) des Yang des Fk Niere (shen) und Blockaden des Qi des t Energetische Schwäche Fk Leber (gan) (xu) des Yin des Fk Niere Schwarz Mittzyklisch (shen) t Energetische Schwäche t Kälte aufgrund energetit Hitze (re) des Xue auf(xu) des Yin des Fk Niere scher Überladung (shihan) grund energetischer (shen) Schwäche (xu) t Energetische Schwäche t Hitze (re) des Xue auf(xu) des Yang der Fk Milz grund energetischer Überund Niere (pi shen) ladung (shi) t Feuchtigkeit-Hitze (shire) t Xue-Stasen t Xue-Stasen
Große Klumpen t Xue-Stasen
–
Tab. 2 Menstruell bedingte Schmerzen und zugehörige Krankheitsbilder Premenstruell oder früh
Qi-Blockaden; Xue-Stasen
Schmerzen während der Menstruation
Energetische Schwäche (xu) des Qi; Kälte (han) (aufgrund energetischer Überladung (shi) oder energetischer Schwäche (xu)); Hitze (re) (aufgrund energetischer Überladung (shi) oder energetischer Schwäche (xu))
Postmenstruell oder spät
Energetische Schwäche (xu) des Qi; Energetische Schwäche (xu) des Xue
Anahltend
Feuchtigkeit-Hitze (shire)
Anhang
295
Tab. 3 Krankheitsbilder und zugehörige menstruelle Manifestationen Energetische Schwäche (xu) des Qi
Verkürzter Zyklus; blasses, dünnflüssiges, reichliches Blut; Überfluten und Sickern (Benglou)
Qi-Blockaden
Langer oder unregelmäßiger Zyklus; dunkel mit Klumpen; Schmerzen während der Periode
Energetische Schwäche (xu) des Xue Trockenheit (zao) des Xue
Langer Zyklus; blasses, dünnflüssiges, spärliches Blut oder keine Blutung; Schmerzen nach der Periode; Obstipation; Gelenk- und Muskelschmerzen
Xue-Stasen
Schmerzen während der Periode; purpurrote, dunkle Klumpen; keine Blutungen; Überfluten und Sickern (Benglou)
Kälte (han) des Xue aufgrund energetischer Überladung (shi)
Langer Zyklus; dunkles, spärliches Blut mit Klumpen; Schmerzen während der Periode
Kälte (han) des Xue aufgrund energetischer Schwäche (xu)
Langer Zyklus; blasses oder dunkles, spärliches Blut
Hitze (re) des Xue aufgrund energetischer Überladung (shi)
Kurzer Zyklus; reichliches, dunkelrotes, visköses Blut; Überfluten und Sickern (Benglou)
Hitze (re) des Xue aufgrund energetischer Schwäche (xu)
Kurzer Zyklus; hellrotes, anhaltend fließendes Blut
Energetische Schwäche (xu) des Fk Milz (pi)
Langer Zyklus; spärliches Blut oder ausbleibende Blutung
Nicht haltender Fk Milz (pi)
Kurzer Zyklus; reichlich fließendes Blut; Überfluten und Sickern (Benglou)
Absinkendes Qi des Fk Milz (pi)
Prolaps und Überfluten und Sickern (Benglou)
Energetische Schwäche (xu) des Qi des Fk Niere (shen)
Unregelmäßiger Zyklus; spärliches oder reichliches Blut oder ausbleibende Perioden
Energetische Schwäche (xu) des Yin des Fk Niere (shen)
Kurzer Zyklus; spärliches, rotes Blut oder ausbleibende Perioden; Überfluten und Sickern (Benglou)
Energetische Schwäche (xu) des Yang des Fk Niere (shen)
Überfluten und Sickern (Benglou); blasses, dünnflüssiges Blut; menstruell bedingte Diarrhö
Einstauungen des Qi des Fk Leber (gan)
Unregelmäßiger Zyklus; reichliches, dunkles, visköses Blut mit Klumpen
Hitze (re) aufgrund Einstauungen des Qi Langer Zyklus; reichliches Blut mit Klumpen; Überfluten und Sickern (Benglou) des Fk Leber (gan) Emporsteigendes Yang des Fk Leber (gan)
Kurze Zyklen; tiefrotes, visköses Blut; Hitzewallungen
Feuchtigkeit-Hitze (shire) in der LeberLeitbahn (gan jing)
Kurze Zyklen; mittzyklische Blutung; visköses Blut; Schmerzen während der Periode, Juckreiz
Tab. 4 Akupunkturpunkt-Vorschläge Hitze (re) kühlend, Xue kühlend
Lu 11; Di 11; Ma 41; Ma 44; Mi 6; Mi 10; Ni 2; Ni 6; Le 2; Du 14
Feuchtigkeit (shi) ausleitend
Mi 9; Ni 5; Bl 40; Bl 22; Bl 28; Ni 7; Ni 10; Ren 3; Ren 5; Ren 9
Schleim (tan) umwandelnd
Lu 5; Ma 40
Feuchtigkeit (shi) umwandelnd
Ma 40; Mi 9; Ren 6; Ren 9
Nahrungsblockaden reduzierend
Ma 25; Ma 36; Ren 10; Ren 12; Ren 13; Ren 14
Das Qi regulierend, das Yang beruhigend
Pe 6; 3E 5; 3E 6; Gb 26; Gb 34; Gb 38; Gb 41; Le 3; Le 5; Le 13; Le 14
Das Xue regulierend
Ma 29; Mi 1 (Moxibustion); Mi 6; Mi 8; Mi 10; Ni 2; Ni 4; Ni 8; Ni 10; Ni 14; Bl 17; Le 3; Le 8
296
Anhang
Tab. 4 Akupunkturpunkt-Vorschläge (Forts.) Das Qi emporhebend
Du 20
Das Yin und das Xue nährend
Ma 36; Mi 6; Ni 3; Ni 6; Ni 9; Ni 10; Bl 15; Bl 17; Bl 18; Bl 20; Bl 23; Le 3; Le 8; Ren 4; Ren 7
Das Yang des Fk Niere (shen) stützend
Moxibustion: Ma 36; Ni 3; Ni 7; Bl 20; Bl 23; Ren 4; Du 4
Das Struktivpotential (jing) ergänzend
Ni 3; Ni 13; Ren 1; Ren 4; Du 4
Den Uterus erwärmend
Moxibustion: Ren 3; Ren 4; Zigong; Qimen
Die Aufnehmende Leitbahn (renmai) und Lu 7; Ni 6; Mi 4; Pe 6 die Breite Trossstraße (chongmai) stabilisierend Den Uterus regulierend
Mi 6; Ni 3; Ni 5; Ni 6; Ni 8; Bl 32; Ren 4; Ren 7; Tituo; Qimen
Die konstellierende Kraft (shen) beruhigend
Ma 41; Mi 6; He 7; Pe 6; Ren 15; Yintang
Wind (feng) auslöschend
Ma 36; Gb 20; Gb 31; Le 3
Zum Einsatz entsprechend den Behandlungsprinzipien. Normale Kontraindikationen müssen beachtet werden.
Tab. 5 Akupunkturpunkte für einzelne Störungen Kopfschmerzen
Di 4; Ma 36; Gb 20
Menstruell bedingte Schmerzen
Mi 6; Mi 8; Le 5; Ni 5; Gb 34; Ma 28; Ma 29; Bl 32
Diarrhö
Du 20; Ma 25; Ma 36; Ma 37
Obstipation
Di 4; Ma 25; Ma 37; 3E 6
Morgendliche Übelkeit
Ma 36; Ma 40; Pe 6; Ren 12; Ren 13; Ni 21
Hämorrhoiden
Bl 57; Bl 58; Du 1; Du 20
Krampfadern
Le 3; Le 8; Mi 10
Blasen-Probleme
Bl 27; Bl 28; Bl 39; Bl 40; Bl 63; Bl 66; Gb 34; Ni 2; He 8; Ren 3
Störungen der Brust
Ren 17; Ma 18; Dü 11; Dü 1; Gb 41
Laktationsschwierigkeiten
Dü 1; Dü 11; Gb 21; Ma 12
Gedächtnisschwäche
Du 20; Sishencong
Pruritus
Pe 6; Le 8
Nächtliche Schweißausbrüche
He 6; Ni 7; Pe 9
Drohende Fehlgeburt
Du 20; Ni 3; Ni 9; Yintang; He 7; He 9; Pe 6
Reifenlassen der Zervix
Le 3; Ren 4; Bl 62; Mi 4
Beckenendlage oder anomale Kindslage Bl 67; Gb 34 Fördern und Erleichtern der Geburt
Di 4; Mi 6; Gb 34; Gb 21; Bl 32; Bl 60; Bl 67
Hypertonie und Präeklampsie
Gb 20; Gb 34; Ma 36; Mi 9; Pe 6; Le 2; Le 3; Di 11
Reanimation
Du 26; Du 20; Ma 36 + Moxibustion
Zum kombinierten Einsatz mit Punkten, die gegen die jeweilige Symptomkonfiguration vorgehen. Normale Kontraindikationen müssen beachtet werden.
Anhang
297
Tab. 6 In der Schwangerschaft kontraindizierte Akupunkturpunkte Der heutigen Praxis entsprechend Frühe Schwangerschaft (Woche 0–20)
Punkte am unteren Abdomen und im Sakralbereich
Mittlere bis späte Schwangerschaft
Alle Punkte am Abdomen und im Sakralbereich
Während der gesamten Schwangerschaft Di 4; Mi 6; Mi 3; Mi 15 Ma 12; Ma 21; Gb 21 Bl 32; Bl 60; Bl 63; Bl 67 Huatuojiaji-Punkte Entsprechend der Entwicklung des Embryo (Xu Zhicai ᕤПᠡ 493–572) 1. Monat
Punkte der Leber-Leitbahn (gan jing)
2. Monat
Punkte der Gallenblasen-Leitbahn (dan jing)
3. Monat
Punkte der Herz-Leitbahn (xin jing)
4. Monat
Punkte der Drei-Wärmebereiche-Leitbahn (sanjiao jing)
5. Monat
Punkte der Milz-Leitbahn (pi jing)
6. Monat
Punkte der Magen-Leitbahn (wei jing)
7. Monat
Punkte der Lungen-Leitbahn (fei jing)
8. Monat
Punkte der Dickdarm-Leitbahn (dachang jing)
9. Monat
Punkte der Nieren-Leitbahn (shen jing)
10. Monat
Punkte der Blasen-Leitbahn (pangguang jing)
Tab. 7 In der Schwangerschaft kontraindizierte Arzneimittel Stasen zerschlagend (kontraindiziert)
E Zhu, San Leng, Shui Zhi, Tu Bie Chong, Meng Chong etc.
Absenkend (kontraindiziert)
Che Qian Zi, Dai Zhe Shi, Da Huang, Gan Sui, Da Ji, Qian Niu Zi, Ba Dou, Shang Lu etc.
Xue dynamisierend (Vorsicht)
Chuang Xiong, Dang Gui, Chuan Niu Xi, Yan Hu Suo, Tao Ren, Hong Hua, Mo Yao, Ru Xiang etc.
Andere
Tian Hua Fen, Hua Shi, Fu Zi, Rou Gui, Gan Jiang, She Xiang, Zhi Shi, Qing Pi, She Xiang etc.
t Arzneimittel, t Arzneimittel, t Arzneimittel,
die eine stark absenkende Wirkung haben oder Stasen zerschlagen, sind kontraindiziert. die das Xue dynamisieren, werden üblicherweise in geringeren Dosierungen eingesetzt. die Feuchtigkeit (shi) beseitigen oder toxisch oder zerstreuend sind, dürfen nur mit großer Vorsicht eingesetzt werden. t Die Liste ist nicht vollständig. Tab. 8 Bei drohender Fehlgeburt einzusetzende Arzneimittel Das Qi suppletierend und emporhebend
Huang Qi, Bai Zhu
Blutungen stillend
Ai Ye, Lian Fang, E Jiao, Huang Qin
Das Yin und das Xue nährend
Sang Ji Sheng, Mo Han Lian
Das Yang ergänzend
Tu Si Zi, Xu Duan, Du Zhong
Die „Mitte“ harmonisierend
Sha Ren, Zi Su Ye
Tab. 9 Das Struktivpotential (jing) des Fk Niere (shen) ergänzende Arzneimittel Gou Qi Zi, He Shou Wu, Huang Jing, Lu Rong, Nu Zhen Zi Ren Shen, Shu Di Huang, Tu Si Zi, Wu Wei Zi, Zi He Che
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Rezepturnamen nach ihrer Wirkung geordnet Anmerkung: Die Wirkungen werden in weiten Kategorien gelistet, nicht in den traditionellen Kategorien eines Rezepturbuches. Die Ingredienzen und Dosierungen können dem Register der Rezepturen (ab S. 305) entnommen werden.
Qi suppletierend Bai Zhu San (Pulver mit Atractylodes macrocephala) ⱑᴃᬷ Bu Zhong Yi Qi Tang (Dekokt, das die Energien der Mitte ergänzt und das Qi vermehrt) 㸹ЁⲞ⇨∸ Du Shen Tang (Einzig aus Ginseng hergestelltes Dekokt) ⣀খ∸ Gan Mai Da Zao Tang (Pille mit Citrus aurantium zum Ausleiten von Stagnationen) ⫬呺ᵷ∸ Gu Chong Tang (Die Breite Trossstraße stabilisierendes Dekokt) ∸ކ Huang Qi Gui Zhi Wu Wu Tang (Dekokt der fünf Ingredenzien mit Astragalus und Cinnamomum) 咘㡾ḖᵱѨ⠽∸ Jian Gu Tang (Kräftigendes und stabilisierendes Dekokt) ع∸ Ju Yuan Jian (Den Ursprung emporhebende Abkochung) В✢ܗ Ling Gui Zhu Gan Tang (Dekokt mit Poria, Cinnamomum, Atracylodes und Glycyrrhiza) 㢧Ḗᴃ⫬∸ Shen Ling Bai Zhu San (Pulver mit Ginseng, Poria und Atractylodis) খ㢧ⱑᴃᬷ Sheng Mai San (Pulver, das die Pulse hervorbringt) ⫳㛝ᬷ Shi Pi Yin (Den Fk Milz stabilisierender Trank) ᅲ㜒佂 Wu Ling San (Pulver der fünf Ling-Bestandteile) Ѩ㢧ᬷ Yi Qi Dao Ni Tang (Das Qi mehrendes und Urin herausführendes Dekokt) Ⲟ⇨ᇐ⒎∸
Xue nährend He Xue Zhi Yang Tang (Das Xue harmonisierendes und Juckreiz stillendes Dekokt) 㸔ℶ⮦∸ Jiao Ai Tang (Dekokt mit Gelatinum und Artemisia) 㛊㡒∸ Qi Bao Mei Ran Dan (Pille der sieben Kostbarkeiten für einen schönen Bart) ϗᅱ㕢僃Ѝ Qing Gan Zhi Lin Tang (Den Fk Leber kühlendes und Miktionsstörungen stoppendes Dekokt) ⏙㙱ℶ⎟∸ Shun Jing Tang (Die Menstruation ordnendes Dekokt) 乎㒣∸ Si Wu Tang (Dekokt der vier Bestandteile) ಯ⠽∸ Tiao Gan Tang (Den Fk Leber regulierendes Dekokt) 䇗㙱∸ Yang Jing Zhong Yu Tang (Das Struktivpotential jing nährendes und Jade pflanzendes Dekokt) ݏ㊒⾡⥝∸ Qi und xue suppletierend An Chong Tang (Die Breite Trossstraße beruhigendes Dekokt) ᅝ∸ކ Ba Zhen Tang (Dekokt der acht Juwelen) ܿ⦡∸ Ba Zhen Yi Mu Tang (Dekokt der acht Juwelen mit Leonuri herba) ܿ⦡Ⲟ↡∸ Chen Tong San (Pulver gegen Schmerzen) 䍕⮯ᬷ Da Bu Yuan Jian (Das ursprüngliche Qi stark suppletierende Abkochung) 㸹✢ܗ Dang Gui Shao Yao San (Pulver aus Angelica sinensis und Pfingstrosenwurzel) ᔧᔦ㡡㥃ᬷ Gu Ben Zhi Beng Tang (Die Wurzel festigendes und Gebärmutterblutungen stillendes Dekokt) ᴀℶዽ∸
302
Rezepturnamen nach ihrer Wirkung geordnet
Gui Pi Tang (In den Fk Milz einfließendes Dekokt) ᔦ㜒∸ Jiu Mu Dan (Die Mutter rettende Arznei) ᬥ↡Ѝ Li Yu Tang (Karpfen-Dekokt) 剸剐∸ Sheng Yu Tang (Dekokt zur mustergültigen Heilung) ᛜ∸ Tai Shan Pan Shi Tang (Die Stabilität eines Felsens vom Tai-Berg verleihendes Pulver) ⋄ቅ⺤∸ Tai Yuan Yin (Trank des Ursprungs des Fetus) 㚢ܗ佂 Tong Ru Dan (Die Brust durchgängig machende Arznei) 䗮чЍ Tuo Li Xiao Du San (Das Innere befreiendes und Toxisches herauslösendes Pulver) ᠬ䞠⍜↦ᬷ Zi Xue Tang (Das Xue befeuchtendes Dekokt) ⒟㸔∸ Nourish Yin Bao Yin Jian (Das Yin schützende Abkochung) ֱ䰈✢ Dang Gui Di Huang Yin (Trank mit Angelica sinensis und Rehmannia) ᔧᔦഄ咘佂 Er Zhi Wan (Pille der zwei Äußersten) Ѡ㟇Ќ Gu Yin Jian (Das Yin festigende Abkochung) 䰈✢ Liu Wei Di Huang Wan (Rehmannia-Pille mit sechs Geschmacksrichtungen) ݁ੇഄ咘Ќ Qi Ju Di Huang Wan (Rehmannia-Pille mit Lycium und Chrysantheum) ᴲ㦞ഄ咘Ќ Ren Shen Yang Xue Tang (Das Xue nährendes Dekokt mit Ginseng) Ҏখݏ㸔∸ Tian Wang Bu Xin Dan (Pille des Himmelskönigs zur Stützung des Fk Herz) ⥟㸹ᖗЍ Yi Guan Jian (Trank des festen Entschlusses) ϔ䌃✢ Zeng Ye Tang (Dekokt zur Vermehrung der Yin-Säfte) ⎆∸
Zhi Bai Di Huang Tang (Pille mit Anemarrhena, Phellodendron und Rehmannia) ⶹᶣഄ咘∸ Zi Shen Tong Guan Wan (Den Fk Niere befeuchtende und die Passtore durchgängig machende Pille) ⒟㚒䗮݇Ќ Zuo Gui Wan (Die nach links gehende Pille) ᎺᔦЌ
Yang suppletierend Bu Shen Gu Chong Wan (Pille, die den Fk Niere stützt und die Große Trossstraße festigt) 㸹㚒ކЌ Er Xian Tang (Dekokt der zwei Unsterblichen) Ѡҭ∸ Gui Shen Wan (In den Fk Niere einfließende Pille) ᔦ㚒Ќ Nei Bu Wan (Das Innere suppletierende Pille) ݙ㸹Ќ Shen Fu Tang (Dekokt, das Xue-Stasen im unteren Abdomen austreibt) খ䰘∸ Shen Qi Wan (Pille für das Qi des Fk Niere) 㚒⇨Ќ Shou Tai Wan (Das Leben des Fetus verlängernde Pille) ᇓ㚢Ќ Si Shen Wan (Pille der vier Gottheiten) ಯ⼲Ќ Wen Tu Yu Lin Tang (Die Wandlungsphase Erde erwärmendes Dekokt für die Geburt eines Qilin) ⏽ೳ↧味∸ Yang He Tang (Dekokt zur aktiven Harmonisierung) 䰇∸ You Gui Wan (Die nach rechts gehende Pille) েᔦЌ Yu Lin Zhu (Perle für die Geburt eines Qilin) ↧味⦴ Qi harmonisierend Bao Chan Wu You Tang (Die Geburt schützendes und von Sorgen befreiendes Dekokt) ֱѻ᮴ᖻ∸ Chai Hu Jia Long Gu Mu Li Tang (Blupleurum-Dekokt mit Mastodi fossilium und Ostrea) ᷈㚵ࡴ啭偼⠵㲢∸
Rezepturnamen nach ihrer Wirkung geordnet Chai Hu Shu Gan San (Bupleurum-Pulver, das den Fk Leber löst) ᷈㚵⭣㙱ᬷ Dan Zhi Xiao Yao San (Pulver der heiteren Ungebundenheit mit Moutan cortex und Gardeniae fructus) Ѝᷔ䗡䘹ᬷ Ding Jing Tang (Die Menstruation festigendes Dekokt) ᅮ㒣∸ Gui Zhi Tang (Dekokt mit Cinnamomum) Ḗᵱ∸ Kai Yu Zhong Yu Tang (Stauungen öffnendes und Jade pflanzendes Dekokt) ᓔ䚕⾡⥝∸ Tong Jing Huo Luo Tang (Die Leit- und Netzleitbahnen durchgängig machendes Dekokt) 䗮㒣⌏㒰∸ Tong Xie Yao Fang (Wichtige Verordnung gegen schmerzhaften Durchfall) ⮯⋏㽕ᮍ Wu Yao Tang (Dekokt mit Linderae radix) Р㥃∸ Xiao Yao San (Pulver der heiteren Ungebundenheit) 䗡䘹ᬷ
Xue dynamisierend Da Huang Zhe Chong Wan (Pille mit Rheum und Eupolyphaga) 咘㶙㰿Ќ Duo Ming San (Pulver, das mit dem Leben davonkommen lässt) ༎ੑᬷ Gong Wai Yun Nr. 1 (Rezeptur Nr. 1 für Extrauterinschwangerschaften: Krankenhaus Nr. 1 Shanxi) ᅿᄩোᮍ Gong Wai Yun Nr. 2 (Rezeptur Nr. 2 für Extrauterinschwangerschaften: Krankenhaus Nr. 1 Shanxi) ᅿᄩোᮍ Gui Zhi Fu Ling Wan (Pille mit Cinnamomum und Poria) Ḗᵱ㤃㢧Ќ Qing Re Tiao Xue Tang (Hitze kühlendes und das Xue regulierendes Dekokt) ⏙⛁䇗㸔∸ Sheng Hua Tang (Dekokt, das die Umwandlung hervorruft) ⫳࣪∸
303
Shi Xiao San (Pulver des verlorenen Lachens) ༅ュᬷ Tao He Cheng Qi Tang (Persica-Dekokt zur Wiederherstellung des Qi-Flusses) ḗḌᡓ⇨∸ Tao Hong Si Wu Tang (Dekokt der vier Bestandteile mit Persica und Carthamus) ḗ㑶ಯ⠽∸ Tong Qiao Huo Xue Tang (Dekokt, das die Sinnesöffnungen löst und das Xue vorantreibt) 䗮ち⌏㸔∸ Tuo Hua Jian (Abkochung der abgeworfenen Blüte) 㜅㢅✢ Xiao Jin Dan (Kleine goldene Arznei) ᇣ䞥Ѝ Xiao Zheng San (Massen auflösendes Pulver) ⍜ⰹᬷ Yong Quan San (Pulver, das die Quelle sprudeln lässt) ⍠⊝ᬷ Zhu Yu Zhi Xue Tang (Stasen vertreibendes und Blutungen stillendes Dekokt) 䗤⯔ℶ㸔∸
Qi und xue bewegend Ba Wu Tang (Dekokt der Acht Bestandteile) ܿ⠽∸ Ge Xia Zhu Yu Tang (Dekokt, das Xue-Stasen unter dem Zwerchfell austreibt) 㝜ϟ䗤⯔∸ Shao Fu Zhu Yu Tang ᇥ㝍䗤⯔∸ Xiang Leng Wan (Pille mit Cyperi rhizoma und Sparganii rhizoma) 佭ễЌ Xue Fu Zhu Yu Tang (Stasen aus der Versammlungshalle des Xue vertreibendes Dekokt) 㸔ᑰ䗤⯔∸ Xue erwärmend Ai Fu Nuan Gong Wan (Pille mit Artemisia und Cyperus zur Erwärmung des Uterus) 㡒䰘ᱪᅿЌ Wen Jing Tang (Dekokt zur Erwärmung der Menstruation) ⏽㒣∸
304
Rezepturnamen nach ihrer Wirkung geordnet
Xue kühlend Liang Di Tang (Dekokt mit den zwei Di-Bestandteilen) ϸഄ∸ Qing Jing San (Die Menstruation klärendes Pulver) ⏙㒣ᬷ Qing Re Gu Jing Tang (Hitze kühlendes und die Menstruation stabilisierendes Dekokt) ⏙⛁㒣∸ Qing Re Zhi Beng Tang (Hitze kühlendes und Gebärmutterblutungen stillendes Dekokt) ⏙⛁ℶዽ∸ Schleim (tan) und Feuchtigkeit (shi) auflösend Ban Xia Bai Zhu Tian Ma Tang (Dekokt mit Pinellia, Atractylodes macrocephala und Gastrodia) ञⱑᴃ咏∸ Bi Xie Fen Qing Yin (Dioscorea-Trank zur vielfältigen Kühlung) 㧚㭶ߚ⏙佂 Cang Fu Dao Tan Wan (Schleim herausführende Pille mit Atractylodis rhizoma und Cyperi rhizoma) 㢡䰘ᇐ⯄Ќ Qi Gong Wan (Den Uterus öffnende Pille) ਃᅿЌ Wan Dai Tang (Ausfluss beendendes Dekokt) ᅠᏺ∸ Xiang Sha Liu Jun Zi Tang (Dekokt der sechs Edlen mit Aucklandiae radix und Amomi xanthioidis fructus) 佭ⷖ݁৯ᄤ∸ Feuchtigkeit-Hitze (shire) auflösend Bi Xie Shen Shi Tang (Dioscorea-Dekokt zum Ausleiten von Feuchtigkeit) 㧚㭶⏫∸ Long Dan Xie Gan Tang (Gentiana-Dekokt zur Zerstreuung des Fk Leber) 啭㚚⋏㙱Ќ Yi Huang Tang (Gelben Ausfluss änderndes Dekokt) ᯧ咘∸ Zhi Dai Fang (Ausfluss stoppende Rezeptur) ℶᏺᮍ
Hitze (re) und toxisches kühlend Dao Chi San (Pulver, das Rotes ausleitet) ᇐ䌸ᬷ Huang Lian Jie Du Tang (Desinfizierendes Dekokt mit Coptis) 咘䖲㾷↦ಯ⠽∸ Liang Ge San (Pulver zur Kühlung des Zwerchfells) ޝ㝜ᬷ Qing Gan Yin Jing Tang (Den Fk Leber kühlendes und die Menstruation einleitendes Dekokt) ⏙㙱ᓩ㒣∸ Qing Ying Tangs (Dekokt zur Kühlung der Bauenergie) ⏙㧹∸ Ru Yong Xiao (Rezeptur zum Auflösen von Brustabszessen) ч⮜⍜ Sheng Tie Luo Yin (Trank mit Eisenspänen) ⫳䪕㨑佂 Xian Fang Huo Ming Yin (Lebenstrank nach dem Rezept des Unsterblichen) ҭᮍ⌏ੑ佂 Xie Huang San (Das Gelbe zerstreuende Pulver) ⋏咘ᬷ Zi Xue Dan (Arznei des purpurnen Schnees) ㋿䲾Ѝ Wind (feng) vertreibend Du Huo Ji Sheng Tang (Dekokt mit Heracleum und Loranthus) ⣀⌏ᆘ⫳∸ Xiao Feng San (Wind zerstreuendes Pulver) ⍜亢ᬷ Wind des Fk Leber (ganfeng) auslöschend Ling Jiao Gou Teng Tang (Dekokt mit Antelopis cornu und Uncaria) 㕮㾦䩽㮸∸ Tian Ma Gou Teng Yin (Trank mit Gastrodia und Uncaria) 咏䩽㮸佂 Zhen Gan Xi Feng Tang (Dekokt, das den Fk Leber hinabdrückt und Wind besänftigt) 䬛㙱❘亢∸
Rezepturenregister Anmerkung: Die Rezepturnamen wurden so einfach und nahe am Chinesischen wie möglich übersetzt, damit die ursprüngliche Bedeutung erhalten bleibt.
Ai Fu Nuan Gong Wan (Pille mit Artemisia und Cyperus zur Erwärmung des Uterus) 㡒䰘ᱪᅿЌ Herr Shens Buch zur Hochschätzung des Lebens ≜⇣ ᇞ⫳к 1773 Ai Ye 9g Xian g Fu 9g Wu Zhu Yu 4.5 g Rou Gui 4.5 g Xu Duan 6g Huan g Qi 6g Dan g Gui 9g Bai Shao 6g Chuan Xiong 6g Sheng Di 9g An Chong Tang (Die Breite Trossstraße beruhigendes Dekokt) ᅝ∸ކ Aufzeichnungen zur Einbeziehung der westlichen in die chinesische Medizin एᄺ㹋Ёখ㽓ᔩ 1918–34 Bai Zhu 9g Huang Qi 9g Long Gu 12 g Mu Li 12 g Sheng Di Huang 6g Bai Shao 6g Hai Piao Xiao 6g Qian Cao Gen 6g Xu Duan 6g
Ba Wu Tang (Dekokt der Acht Bestandteile) ܿ⠽∸ Abriss zum Stützen des Yin ⌢䰈㒆Ⳃ Dang Gui 6g Bai Shao 6g Shu Di Huang 6g Chuan Xiong 3g Yan Hu Suo 6g Chuan Lian Zi 6g Mu Xiang 3g Bing Lang 6g Ba Zhen Tang (Dekokt der acht Juwelen) ܿ⦡∸ Geordnete Besonderheiten zur Korrektur des Körpers ℷԧ㉏㽕 1529 Ren Shen 3g Bai Zhu 10 g Fu Ling 8g Zhi Gan Cao 5g Shu Di Huang 15 g Dang Gui 10 g Bai Shao 8g Chuan Xiong 5g Ba Zhen Yi Mu Tang (Dekokt der acht Juwelen mit Leonuri herba) ܿ⦡Ⲟ↡∸ Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк 1624 Ren Shen 3g Bai Zhu 10 g Fu Ling 8g Shu Di Huang 15 g Dang Gui 10 g Bai Shao 8g Chuan Xiong 5g Yi Mu Cao 9g Zhi Gan Cao 5g
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Bai Zhu San (Pulver mit Atractylodes macrocephala) ⱑᴃᬷ Wegweisende Rezepturen für das gesamte Leben ܼ⫳ᣛ䗋ᮍ Bai Zhu 9g Fu Ling 6g Da Fu Pi 6g Chen Pi 3g Sheng Jiang 3 Scheiben Ban Xia Bai Zhu Tian Ma Tang (Dekokt mit Pinellia, Atractylodes macrocephala und Gastrodia) ञⱑᴃ咏∸ Tiefgreifende Einsichten in die Medizin एᄺᖗᙳ 1732 Ban Xia 4.5 g Tian Ma 3g Bai Zhu 9–18 g Chen Pi 3g Fu Ling 3g Gan Cao 1.5 g Sheng Jiang 1 Scheibe Da Zao 2 Stück Bao Chan Wu You Tang (Die Geburt schützendes und von Sorgen befreiendes Dekokt) ֱѻ᮴ᖻ∸ Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ ⾥ 1827 Huang Qi 2.4 g Tu Si Zi 3g Dang Gui 4.5 g Chuan Xiong 4.5 g Bai Shao 3.6 g Ai Ye 2.1 g Jing Jie Sui 2.4 g Qiang Huo 1.5 g Chuan Bei Mu 3g Hou Po 2.1 g Zhi Qiao 1.8 g Sheng Jiang 3 Scheiben
Bao Yin Jian (Das Yin schützende Abkochung) ֱ䰈✢ Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк 1624 Sheng Di Huang 24 g Shu Di Huang 15 g Bai Shao 12 g Xu Duan 6g Shan Yao 12 g Huang Qin 9g Huang Bai 9g Gan Cao 3g Bi Xie Fen Qing Yin (Dioscorea-Trank zur vielfältigen Kühlung) 㧚㭶ߚ⏙佂 Tiefgreifende Einsichten in die Medizin एᄺᖗᙳ 1732 Bi Xie 6g Shi Chang Pu 1.5 g Huang Bai 1.5 g Bai Zhu 3g Fu Ling 3g Dan Shen 4.5 g Che Qian Zi 4.5 g Bi Xie Shen Shi Tang (Dioscorea-Dekokt zum Ausleiten von Feuchtigkeit) 㧚㭶⏫∸ Lehrreiche Sammlung zu Geschwüren ⾥ᖗᕫ䲚 1805 Bi Xie 6g Yi Yi Ren 9g Huang Bai 6g Chi Fu Ling 6g Mu Dan Pi 6g Ze Xie 6g Hua Shi 6g Tong Cao 3g
Rezepturenregister
Bu Shen Gu Chong Wan (Pille, die den Fk Niere stützt und die Große Trossstraße festigt) 㸹㚒ކЌ Neue Kompilation der chinesischen Medizin Ёएᄺ ᮄ㓪 Tu Si Zi 6g Xu Duan 6g Du Zhong 6g Ba Ji Tian 6g Lu Jiao Shuang 6g Shu Di Huang 9g Dang Gui 6g Gou Qi Zi 9g E Jiao 6g Bai Zhu 9g Dang Shen 6g Da Zao 3 Stück Sha Ren 3g Bu Zhong Yi Qi Tang (Dekokt, das die Energien der Mitte ergänzt und das Qi vermehrt) 㸹ЁⲞ⇨∸ Abhandlung über die Milz- und Magen-Funktionskreise 㜒㚗䆎 1249 Huang Qi 12 g Ren Shen 9g Bai Zhu 9g Dang Gui 6g Chen Pi 6g Sheng Ma 3g Chai Hu 3g Zhi Gan Cao 3g
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Cang Fu Dao Tan Wan (Schleim herausführende Pille mit Atractylodis rhizoma und Cyperi rhizoma) 㢡䰘ᇐ⯄Ќ Die geheimen Rezepturen des Ye Tianshi für Diagnose und Behandlung in der Frauenheilkunde ཇ⾥䆞⊏⾬ᮍ 17.–18. Jh. Cang Zhu 9g Xiang Fu 9g Zhi Qiao 9g Fu Ling 6g Ban Xia 6g Chen Pi 6g Dan Nan Xing 4.5 g Gan Cao 3g Sheng Jiang 3 Scheiben Shen Qu 6g Chai Hu Jia Long Gu Mu Li Tang (BlupleurumDekokt mit Mastodi fossilium und Ostrea) ᷈㚵ࡴ啭偼⠵㲢∸ Abhandlung über schädigende Kälte Ӹᆦ䆎 Östliche Han-Dynastie 25–220 n. u. Z. Chai Hu 12 g Huang Qin 4.5 g Ban Xia 6–9 g Ren Shen 4.5 g Sheng Jiang 4.5 g Gui Zhi 4.5 g Fu Ling 4.5 g Long Gu 4.5 g Mu Li 4.5 g Da Huang 6g Da Zao 6 Stück Qian Dan 4.5 g
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Rezepturenregister
Chai Hu Shu Gan San (Bupleurum-Pulver, das den Fk Leber löst) ᷈㚵⭣㙱ᬷ Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк 1624, Chai Hu 6g Bai Shao 4.5 g Chuan Xiong 4.5 g Chen Pi 6g Zhi Qiao 4.5 g Xiang Fu 4.5 g Zhi Gan Cao 1.5 g Chen Tong San (Pulver gegen Schmerzen) 䍕⮯ᬷ Überarbeitete wirksame Rezepturen für Frauen ᷵⊼ ཛҎ㡃ᮍ 16. Jh. Dang Gui 6g Bai Zhu 6g Huang Qi 6g Zhi Gan Cao 3g Gui Xin 2g Du Huo 6g Chuan Niu Xi 6g Cong Bai 4g Da Bu Yuan Jian (Das ursprüngliche Qi stark suppletierende Abkochung) 㸹✢ܗ Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк 1624 Ren Shen 3g Shu Di Huang 9g Shan Zhu Yu 3g Shan Yao 6g Du Zhong 6g Dang Gui 6g Gou Qi Zi 6g Zhi Gan Cao 3g
Da Huang Zhe Chong Wan (Pille mit Rheum und Eupolyphaga) 咘㶙㰿Ќ Wichtige Besonderheiten aus der goldenen Schatulle 䞥ं㽕⬹Östliche Han-Dynastie 25–220 n. u. Z. Da Huang 300 g (15 g) Zhe Chong 30 g (15 g) Meng Chong 60 g (3 g) Shui Zhi 60 g (3 g) Tao Ren 60 g (3 g) Qi Cao 60 g (3 g) Gan Qi 30 g (1.5 g) Huang Qin 60 g (3 g) Xing Ren 60 g (3 g) Sheng Di Hang 300 g (15 g) Bai Shao 120 g (6 g) Gan Cao 90 g (4.5 g) Dan Zhi Xiao Yao San (Pulver der heiteren Ungebundenheit mit Moutan cortex und Gardeniae fructus) Ѝᷔ䗡䘹ᬷ Auszüge aus der inneren Medizin ⾥ݙᨬ㽕 19. Jh. Chai Hu 3g Dang Gui 3g Bai Shao 3g Bai Zhu 3g Fu Ling 3g Mu Dan Pi 1.5 g Zhi Zi 1.5 g Zhi Gan Cao 1.5 g Bo He 1.5 g Sheng Jiang 1.5 g Dang Gui Di Huang Yin (Trank mit Angelica sinensis und Rehmannia) ᔧᔦഄ咘佂 Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк 1624 Shu Di Huang 9–15 g Shan Yao 6g Shan Zhu Yu 3g Dang Gui 6–9 g Du Zhong 6g Niu Xi 4.5 g Zhi Gan Cao 2.4 g
Rezepturenregister
Dang Gui Shao Yao San (Pulver aus Angelica sinensis und Pfingstrosenwurzel) ᔧᔦ㡡㥃ᬷ Wichtige Besonderheiten aus der goldenen Schatulle 䞥ं㽕⬹ Östliche Han-Dynastie 25–220 n. u. Z. Dang Gui 3g Bai Shao 15 g Chuan Xiong 8g Bai Zhu 4g Ze Xie 8g Fu Ling 4g Zhi Gan Cao 3g Dao Chi San (Pulver, das Rotes ausleitet) ᇐ䌸ᬷ Die Abhandlung über schädigende Kälte in einfacher Sprache 䞡䅶䗮֫Ӹᆦ䆎 17.–20. Jh. Sheng Di Huang 15 g Dan Zhu Ye 3g Mu Tong 3g Gan Cao 6g Ding Jing Tang (Die Menstruation festigendes Dekokt) ᅮ㒣∸ Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ ⾥ 1827 Tu Si Zi 9g Bai Shao 9g Dang Gui 9g Shu Di Huang 4.5 g Shan Yao 4.5 g Fu Ling 3g Chao Jing Jie 2g Chai Hu 1.5 g
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Du Huo Ji Sheng Tang (Dekokt mit Heracleum und Loranthus) ⣀⌏ᆘ⫳∸ Wichtige Rezepturen, die tausend Goldstücke wert sind ग䞥㽕ᮍ 652 Du Huo 9g Fang Feng 6g Qin Jiao 6g Xi Xin 3g Rou Gui 6g Sang Ji Sheng 6g Du Zhong 6g Niu Xi 6g Dang Gui 6g Chuan Xiong 6g Sheng Di Huang 6g Bai Shao 6g Ren Shen 6g Fu Ling 6g Gan Cao 6g Du Shen Tang (Einzig aus Ginseng hergestelltes Dekokt) ⣀খ∸ Das wundersame Buch der zehn Rezepturen क㥃⼲ к 1348 Ren Shen 30–60 g Duo Ming San (Pulver, das mit dem Leben davonkommen lässt) ༎ੑᬷ Maßstab für Diagnose und Behandlung 䆕⊏ޚ㓇 1602 Mo Yao 6g Xue Jie 6g Er Xian Tang (Dekokt der zwei Unsterblichen) Ѡҭ∸ Hochschule für TCM Shanghai: Rezepturlehre ᮍࠖ ᄺ Xian Mao 6g Xian Ling Pi 9g Ba Ji Tian 9g Dang Gui 9g Zhi Mu 4.5 g Huang Bai 4.5 g
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Rezepturenregister
Er Zhi Wan (Pille der zwei Äußersten) Ѡ㟇Ќ Gesammelte Kommentare zu medizinischen Rezepturen एᮍ䲚㾷 1682 Nu Zhen Zi 12 g Mo Han Lian 9g Gan Mai Da Zao Tang (Pille mit Citrus aurantium zum Ausleiten von Stagnationen) ⫬呺ᵷ∸ Wichtige Besonderheiten aus der goldenen Schatulle 䞥ं㽕⬹ Östliche Han-Dynastie 25–220 n. u. Z. Gan Cao 9g Fu Xiao Mai 9g Da Zao 10 Stück Ge Xia Zhu Yu Tang (Dekokt, das Xue-Stasen unter dem Zwerchfell austreibt) 㝜ϟ䗤⯔∸ Richtigstellung von Fehlern in der Medizin एᵫᬍ 䫭 1830 Dang Gui 9g Chuan Xiong 6g Chi Shao 6g Tao Ren 9g Hong Hua 9g Mu Dan Pi 6g Wu Ling Zhi 9g Yan Hu Suo 3g Wu Yao 6–12 g Xiang Fu 4.5 g Zhi Qiao 4.5 g Gan Cao 9g Gong Wai Yun Nr. 1 (Rezeptur Nr. 1 für Extrauterinschwangerschaften: Krankenhaus Nr. 1 Shanxi) ᅿᄩ1োᮍ Chi Shao 9g Dan Shen 12 g Tao Ren 6g
Gong Wai Yun Nr. 2 (Rezeptur Nr. 2 für Extrauterinschwangerschaften: Krankenhaus Nr. 1 Shanxi) ᅿᄩ2োᮍ Chi Shao 15 g Dan Shen 15 g Tao Ren 9g E Zhu 6g San Leng 6g Gu Ben Zhi Beng Tang (Die Wurzel festigendes und Gebärmutterblutungen stillendes Dekokt) ᴀℶዽ∸ Überarbeitete wirksame Rezepturen für Frauen ᷵⊼ ཛҎ㡃ᮍ 16. Jh. Huang Qi 15 g Ren Shen 12 g Bai Zhu 18 g Shu Di Huang 9g Dang Gui 6g Pao Jiang 6g Gu Chong Tang (Die Breite Trossstraße stabilisierendes Dekokt) ∸ކ Aufzeichnungen zur Einbeziehung der westlichen in die chinesische Medizin एᄺ㹋Ёখ㽓ᔩ 1918–34 Chao Bai Zhu 15 g Huang Qi 9g Long Gu 12 g Mu Li 12 g Shan Zhu Yu 12 g Bai Shao 6g Hai Piao Xiao 6g Qian Cao Gen 4.5 g Zong Lu Tan 4.5 g Wu Bei Zi 1.5 g
Rezepturenregister
Gu Yin Jian (Das Yin festigende Abkochung) 䰈✢ Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк 1624 Ren Shen 3g Shu Di Huang 9g Shan Zhu Yu 4.5 g Shan Yao 6g Tu Si Zi 6g Wu Wei Zi 3g Yuan Zhi 2.1 g Zhi Gan Cao 3g Gui Pi Tang (In den Fk Milz/o.lienalis einfließendes Dekokt) ᔦ㜒∸ Lebensrettende Rezepturen ⌢⫳ᮍ 1253 Ren Shen 6g Huang Qi 15 g Bai Zhu 12 g Dang Gui 6g Fu Shen 9g Suan Zao Ren 9g Yuan Zhi 9g Long Yan Rou 12 g Mu Xiang 3g Zhi Gan Cao 4g Sheng Jiang 3g Da Zao 5 Stück Gui Shen Wan (In den Fk Niere einfließende Pille) ᔦ㚒Ќ Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк 1624 Shu Di Huang 6g Shan Yao 6g Shan Zhu Yu 4g Tu Si Zi 6g Du Zhong 4g Gou Qi Zi 6g Dang Gui 6g Fu Ling 6g
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Gui Zhi Fu Ling Wan (Pille mit Cinnamomum und Poria) Ḗᵱ㤃㢧Ќ Wichtige Besonderheiten aus der goldenen Schatulle 䞥ं㽕⬹Östliche Han-Dynastie 25–220 n. u. Z. Gui Zhi 9g Fu Ling 9g Chi Shao 9g Tao Ren 9g Mu Da Pi 9g Gui Zhi Tang (Dekokt mit Cinnamomum) Ḗᵱ∸ Abhandlung über schädigende Kälte Ӹᆦ䆎 Östliche Han-Dynastie 25–220 n. u. Z. Gui Zhi 9g Bai Shao 9g Sheng Jiang 6g Da Zao 12 Stück Zhi Gan Cao 6g He Xue Zhi Yang Tang (Das Xue harmonisierendes und Juckreiz stillendes Dekokt) 㸔ℶ⮦∸ Dang Gui 9g Bai Shao 6g Sheng Di Huang 6g He Shou Wu 6g Bai Xian Pi 6g Di Fu Zi 6g Bai Ji Li 4.5 g Huang Lian Jie Du Tang (Desinfizierendes Dekokt mit Coptis) 咘䖲㾷↦ಯ⠽∸ Geheime Besonderheiten von der Äußeren Terrasse ৄ⾬㽕 752 Huang Lian 9g Huang Qin 6g Huang Bai 6g Zhi Zi 6g
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Rezepturenregister
Huang Qi Gui Zhi Wu Wu Tang (Dekokt der fünf Ingredenzien mit Astragalus und Cinnamomum) 咘㡾ḖᵱѨ⠽∸ Wichtige Besonderheiten aus der goldenen Schatulle 䞥ं㽕⬹ Östliche Han-Dynastie 25–220 n. u. Z. Huang Qi 9g Bai Shao 9g Gui Zhi 9g Sheng Jiang 18 g Da Zao 12 Stück
Ju Yuan Jian (Den Ursprung emporhebende Abkochung) В✢ܗ Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк 1624 Ren Shen 9g Huang Qi 9g Bai Zhu 3g Sheng Ma 1.5 g Zhi Gan Cao 3g
Jian Gu Tang (Kräftigendes und stabilisierendes Dekokt) ع∸ Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ ⾥ 1827 Ren Shen 9g Bai Zhu 9g Fu Ling 9g Yi Yi Ren 9g Ba Ji Tian 15 g
Kai Yu Zhong Yu Tang (Stauungen öffnendes und Jade pflanzendes Dekokt) ᓔ䚕⾡⥝∸ Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ ⾥ 1827 Xiang Fu 9g Tian Hua Fen 6g Dang Gui 6g Bai Shao 6g Bai Zhu 6g Fu Ling 6g Mu Dan Pi 4.5 g
Jiao Ai Tang (Dekokt mit Gelatinum und Artemisia) 㛊㡒∸ Wichtige Besonderheiten aus der goldenen Schatulle 䞥ं㽕⬹ Östliche Han-Dynastie 25–220 n. u. Z. E Jiao 6g Ai Ye 9g Sheng Di Huang 18 g Dang Gui 9g Bai Shao 12 g Chuan Xiong 6g Zhi Gan Cao 6g Jiu Mu Dan (Die Mutter rettende Arznei) ᬥ↡Ѝ Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ ⾥ 1827 Ren Shen 3g Dang Gui 9g Chuan Xiong 6g Yi Mu Cao 9g Chi Shi Zhi 12 g Jing Jie Tan 6g
Li Yu Tang (Karpfen-Dekokt) 剸剐∸ Wichtige Rezepturen, die tausend Goldstücke wert sind ग䞥㽕ᮍ652 Li Yu (Carp) 1 Stück Bai Zhu 6g Fu Ling 6g Dang Gui 4g Bai Shao 6g Sheng Jiang 3 Stück Liang Di Tang (Dekokt mit den zwei DiBestandteilen) ϸഄ∸ Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ ⾥ 1827 Sheng Di Huang 18 g Di Gu Pi 9g Xuan Shen 12 g Bai Shao 12 g Mai Dong 9g E Jiao 9g
Rezepturenregister
Liang Ge San (Pulver zur Kühlung des Zwerchfells) ޝ㝜ᬷ Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh. Da Huang 600 g Mang Xiao 600 g Gan Cao 600 g Huang Qin 300 g Zhi Zi 300 g Lian Qiao 1200 g Bo He 300 g Zhu Ye 3g Ling Gui Zhu Gan Tang (Dekokt mit Poria, Cinnamomum, Atracylodes und Glycyrrhiza) 㢧Ḗᴃ⫬∸ Abhandlung über schädigende Kälte Ӹᆦ䆎 Östliche Han-Dynastie 25–220 n. u. Z. Fu Ling 12 g Gui Zhi 9g Bai Zhu 6g Zhi Gan Cao 3g Ling Jiao Gou Teng Tang (Dekokt mit Antelopis cornu und Uncaria) 㕮㾦䩽㮸∸ Die Abhandlung über schädigende Kälte in einfacher Sprache 䞡䅶䗮֫Ӹᆦ䆎 17.–20. Jh. Ling Yang Jiao 4.5 g Gou Teng 9g Sang Ye 6g Ju Hua 9g Bai Shao 9g Sheng Di Huang 15 g Zhu Ru 15 g Chuan Bei Mu 12 g Fu Shen 9g Gan Cao 2.5 g
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Liu Wei Di Huang Wan (Rehmannia-Pille mit sechs Geschmacksrichtungen) ݁ੇഄ咘Ќ Richtige Lehrformeln zur Arzneitherapie und Diagnose von Kinderkrankheiten ᇣܓ㥃䆕Ⳉ䆔 1119 Shu Di Huang 24 g Shan Zhu Yu 12 g Shan Yao 12 g Mu Dan Pi 9g Fu Ling 9g Ze Xie 9g Long Dan Xie Gan Tang (Gentiana-Dekokt zur Zerstreuung des Fk Leber/o. hepaticus) 啭㚚⋏㙱Ќ Gesammelte Kommentare zu medizinischen Rezepturen एᮍ䲚㾷1682 Long Dan Cao 6g Zhi Zi 9g Huang Qin 9g Chai Hu 9g Mu Tong 9g Che Qian Zi 9g Ze Xie 9g Sheng Di Huang 12 g Dang Gui 9g Gan Cao 3g Nei Bu Wan (Das Innere suppletierende Pille) ݙ㸹Ќ Essenzielles zur Frauenheilkunde ཇ⾥ߛ㽕 Lu Rong 3g Rou Cong Rong 6g Tu Si Zi 6g Sha Yuan Ji Li 3g Huang Qi 6g Sang Piao Xiao 6g Rou Gui 2g Fu Zi 2g Bai Ji Li 3g Zi Wan 3g
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Rezepturenregister
Qi Bao Mei Ran Dan (Pille der sieben Kostbarkeiten für einen schönen Bart) ϗᅱ㕢僃Ѝ Gesammelte Kommentare zu medizinischen Rezepturen एᮍ䲚㾷 1682 He Shou Wu 30 g Gou Qi Zi 15 g Tu Si Zi 15 g Niu Xi 15 g Dang Gui 15 g Bu Gu Zhi 12 g Fu Ling 15 g Qi Gong Wan (Den Uterus öffnende Pille) ਃᅿЌ Empirische Rezepturen 㒣偠ᮍ Ban Xia 6g Cang Zhu 6g Fu Ling 6g Chen Pi 3g Xiang Fu 6g Shen Qu 6g Chuan Xiong 4.5 g Qi Ju Di Huang Wan (Rehmannia-Pille mit Lycium und Chrysantheum) ᴲ㦞ഄ咘Ќ Der kostbare Spiegel der Stufen der Medizin ए㑻ᅱ 䡈 1777 Shu Di Huang 24 g Shan Zhu Yu 12 g Shan Yao 12 g Mu Dan Pi 9g Fu Ling 9g Ze Xie 9g Gou Qi Zi 9g Ju Hua 6g
Qing Gan Yin Jing Tang (Den Fk Leber kühlendes und die Menstruation einleitendes Dekokt) ⏙㙱ᓩ㒣∸ Gynäkologie in der chinesischen Medizin Ёएཛ⾥ ᄺ1979 Dang Gui 6g Bai Shao 6g Sheng Di Huang 6g Mu Dan Pi 6g Zhi Zi 6g Qian Cao Gen 6g Bai Mao Gen 6g Huang Qin 4g Chuan Niu Xi 3g Chuan Lian Zi 3g Gan Cao 3g Qing Gan Zhi Lin Tang (Den Fk Leber kühlendes und Miktionsstörungen stoppendes Dekokt) ⏙㙱ℶ⎟∸ Herr Shens Buch zur Hochschätzung des Lebens ≜⇣ ᇞ⫳к 1773 Bai Shao 30 g Dang Gui 30 g Hei Dou 30 g E Jiao 10 g Sheng Di Huang 15 g Mu Dan Pi 10 g Huang Bai 10 g Niu Xi 10 g Xiang Fu 3g Da Zao 1 Stück Qing Jing San (Die Menstruation klärendes Pulver) ⏙㒣ᬷ Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ ⾥ 1827 Mu Dan Pi 6g Bai Shao 6g Shu Di Huang 6g Di Gu Pi 15 g Qing Hao 6g Fu Ling 3g Huang Bai 1.5 g
Rezepturenregister
Qing Re Gu Jing Tang (Hitze kühlendes und die Menstruation stabilisierendes Dekokt) ⏙⛁㒣∸ Klare und einfache chinesische Gynäkologie ㅔᯢЁ एཛ⾥ᄺ Huang Qin 4.5 g Jiao Zhi Zi 6g Sheng Di Huang 9g Di Gu Pi 6g Di Yu 6g Ou Jie 6g Zong Lu Tan 4.5 g E Jiao 6g Gui Ban 12 g Mu Li 12 g Gan Cao 3g Qing Re Tiao Xue Tang (Hitze kühlendes und das Xue regulierendes Dekokt) ⏙⛁䇗㸔∸ Medizinischer Spiegel der Vergangenheit und der Gegenwart সҞए䡈 Ming Period 14.–17. Jh. Sheng Di 9g Dang Gui 9g Bai Shao 9g Chuan Xiong 6g Mu Dan Pi 6g Hong Hua 6g Tao Ren 6g E Zhu 6g Xiang Fu 6g Yan Hu Suo 6g Huang Lian 4.5 g
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Qing Re Zhi Beng Tang (Hitze kühlendes und Gebärmutterblutungen stillendes Dekokt) ⏙⛁ℶዽ∸ Gynäkologische Behandlung in der chinesischen Medizin Ёएཛ⾥⊏⭫ᄺ Hochschule für Traditionelle Chinesische Medizin Chengdu, 1970er-Jahre Zhi Zi 9g Huang Qin 15 g Huang Bai 9g Sheng Di Huang 24 g Mu Dan Pi 9g Di Yu 24 g Ce Bai Ye 30 g Chun Pi 30 g Gui Ban 15 g Bai Shao 30 g Qing Ying Tang (Dekokt zur Kühlung der Bauenergie) ⏙㧹∸ Systematische Differenzierung von Wärmeerkrankungen ⏽⮙ᴵ䕼 1798 Xi Jiao 9g Xuan Shen 9g Sheng Di 15 g Mai Men Dong 9g Jin Yin Hua 9g Lian Qiao 6g Huang Lian 4.5 g Dan Zhu Ye 3g Dan Shen 6g
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Rezepturenregister
Ren Shen Yang Xue Tang (Das Xue nährendes Dekokt mit Ginseng) Ҏখݏ㸔∸ Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh. Shu Di Huang 22.5 g Bai Shao 9g Dang Gui 3g Ren Shen 3g Huang Qi 3g Bai Zhu 3g Fu Ling 22.5 g Wu Wei Zi 22.5 g Yuan Zhi 15 g Rou Gui 3g Chen Pi 3g Zhi Gan Cao 3g Ru Yong Xiao (Rezeptur zum Auflösen von Brustabszessen) ч⮜⍜ Empirische Rezepturen 㒣偠ᮍ Pu Gong Ying 20 g Ren Dong Teng 20 g Zi Hua Di Ding 9g Wang Bu Liu Xing 9g Hong Hua 9g Xiang Fu 9g Gan Cao 6g Shao Fu Zhu Yu Tang ᇥ㝍䗤⯔∸ Richtigstellung von Fehlern in der Medizin एᵫᬍ 䫭 1830 Dang Gui 9g Chuan Xiong 3g Mo Yao 3g Pu Huang 9g Wu Ling Zhi 6g Chi Shao 6g Yan Hu Suo 3g Rou Gui 3g Gan Jiang 0.6 g Xiao Hui Xiang 1.5 g
Shen Fu Tang (Dekokt, das Xue-Stasen im unteren Abdomen austreibt) খ䰘∸ Überarbeitete wirksame Rezepturen für Frauen ᷵⊼ ཛҎ㡃ᮍ16. Jh. Ren Shen 12 g Fu Zi 9g Shen Ling Bai Zhu San (Pulver mit Ginseng, Poria und Atractylodis) খ㢧ⱑᴃᬷ Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh. Ren Shen 6g Bai Zhu 9g Fu Ling 12 g Zhi Gan Cao 6g Yi Yi Ren 10 g Shan Yao 12 g Bian Dou 12 g Lian Zi Rou 12 g Sha Ren 4.5 g Jie Geng 6g Shen Qi Wan (Pille für das Qi des Fk Niere) 㚒⇨Ќ Wichtige Besonderheiten aus der goldenen Schatulle 䞥ं㽕⬹ Östliche Han-Dynastie 25–220 n. u. Z. Shu Di Huang 24 g Shan Yao 12 g Shan ZhuYu 12 g Mu Dan Pi 9g Fu Ling 9g Ze Xie 9g Gui Zhi 3g Fu Zi 3g Sheng Hua Tang (Dekokt, das die Umwandlung hervorruft) ⫳࣪∸ Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ ⾥ 1827 Dang Gui 24 g Chuan Xiong 9g Tao Ren 6–9 g Pao Jiang 1.5 g Zhi Gan Cao 1.5 g
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Sheng Mai San (Pulver, das die Pulse hervorbringt) ⫳㛝ᬷ Unterscheidung von Inneren und Äußeren Läsionen ݙӸ䕼ᚥ䆎 1247 Ren Shen 9g Mai Men Dong 9g Wu Wei Zi 3g Sheng Tie Luo Yin (Trank mit Eisenspänen) ⫳䪕㨑佂 Tiefgreifende Einsichten in die Medizin एᄺᖗᙳ 1732 Sheng Tie Luo 60 g Dan Nan Xing 9g Zhe Bei Mu 9g Xuan Shen 9g Tian Men Dong 9g Mai Men Dong 9g Lian Qiao 9g Gou Teng 4.5 g Dan Shen 4.5 g Fu Ling 3g Fu Shen 3g Chen Pi 3g Shi Chang Pu 3g Yuan Zhi 3g Zhu Sha 1g Sheng Yu Tang (Dekokt zur mustergültigen Heilung) ᛜ∸ Geheimnisse aus dem Orchideen-Zimmer ݄ᅸ⾬㮣 1336 Ren Shen 9g Huang Qi 1.5 g Dang Gui 1.5 g Shu Di Huang 9g Sheng Di Huang 9g Chuan Xiong 9g
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Shi Pi Yin (Den Fk Milz/o. lienalis stabilisierender Trank) ᅲ㜒佂 Von Generationen aufgezeichnete wirksame Rezepturen Ϫएᕫᬜᮍ 1345 Fu Zi 30 g Bai Zhu 30 g Fu Ling 30 g Mu Gua 30 g Hou Po 30 g Mu Xiang 30 g Da Fu Pi 30 g Cao Guo 30 g Zhi Gan Cao 15 g Sheng Jiang 5 Scheiben Da Zao 1 Stück Shi Xiao San (Pulver des verlorenen Lachens) ༅ュᬷ Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh. Pu Huang 6g Wu Ling Zhi 6g Shou Tai Wan (Das Leben des Fetus verlängernde Pille) ᇓ㚢Ќ Aufzeichnungen zur Einbeziehung der westlichen in die chinesische Medizin एᄺ㹋Ёখ㽓ᔩ 1918–34 Tu Si Zi 6g Sang Ji Sheng 6g Xu Duan 6g E Jiao 6g Shung Jing Tang (Die Menstruation ordnendes Dekokt) 乎㒣∸ Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ ⾥ 1827 Dang Gui 15 g Shu Di Huang 12 g Bai Shao 6g Mu Dan Pi 15 g Sha Shen 9g Fu Ling 9g Jing Jie Tan 9g
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Si Shen Wan (Pille der vier Gottheiten) ಯ⼲Ќ Maßstab für Diagnose und Behandlung ℷ⊏ޚ㓇 1602 Bu Gu Zhi 120 g (12 g) Wu Zhu Yu 30 g (3 g) Rou Dou Kou 60 g (6 g) Wu Wei Zi 60 g (6 g) Si Wu Tang (Dekokt der vier Bestandteile) ಯ⠽∸ Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh. Shu Di Huang 12 g Bai Shao 12 g Dang Gui 10 g Chuan Xiong 8g Tai Shan Pan Shi Tang (Die Stabilität eines Felsens vom Tai-Berg verleihendes Pulver) ⋄ቅ⺤∸ Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк 1624 Ren Shen 3g Huang Qi 3g Xu Duan 3g Huang Qin 3g Bai Zhu 6g Shu Di Huang 2.4 g Bai Shao 2.4 g Chuan Xiong 2.4 g Sha Ren 1.5 g Zhi Gan Cao 1.5 g Nuo Mi 4–6 g Tai Yuan Yin (Trank des Ursprungs des Fetus) 㚢ܗ佂 Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк 1624 Ren Shen 9g Bai Zhu 6g Dang Gui 6g Bai Shao 6g Shu Di Huang 6g Du Zhong 6g Chen Pi 3g Zhi Gan Cao 3g
Tao He Cheng Qi Tang (Persica-Dekokt zur Wiederherstellung des Qi-Flusses) ḗḌᡓ⇨∸ Abhandlung über schädigende Kälte Ӹᆦ䆎 Östliche Han-Dynastie 25–220 n. u. Z. Tao Ren 9g Da Huang 9g Gui Zhi 4.5 g Mang Xiao 4.5 g Zhi Gan Cao 4.5 g Tao Hong Si Wu Tang (Dekokt der vier Bestandteile mit Persica und Carthamus) ḗ㑶ಯ⠽∸ Der goldene Spiegel der Medizin एᅫ䞥䡈 1742 Shu Di Huang 12 g Bai Shao 12 g Dang Gui 10 g Chuan Xiong 8g Tao Ren 6g Hong Hua 4g Tian Ma Gou Teng Yin (Trank mit Gastrodia und Uncaria) 咏䩽㮸佂 Neue Bedeutung von Symptomatiken und Behandlung bei verschiedenen Krankheiten ᴖ⮙䆕⊩ᮄН Tian Ma 9g Gou Teng 9g Shi Jue Ming 6g Sang Ji Sheng 9g Du Zhong 9g Chuan Niu Xi 9g Zhi Zi 6g Huang Qin 9g Yi Mu Cao 9g Ye Jiao Teng 9g Fu Shen 6g
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Tian Wang Bu Xin Dan (Pille des Himmelskönigs zur Stützung des Fk Herz/o. cardialis) ⥟㸹ᖗЍ Geheime Untersuchungen zur Gesundheitserhaltung ᨘ⫳⾬ࠪ 1638 Sheng Di Huang 12 g Xuan Shen 6g Mai Men Dong 6g Tian Men Dong 6g Ren Shen 6g Fu Ling 6g Wu Wei Zi 6g Suan Zao Ren 6g Bai Zi Ren 6g Yuan Zhi 6g Dang Gui 6g Dan Shen 6g Jie Geng 3g Zhu Sha 3g Tiao Gan Tang (Den Fk Leber regulierendes Dekokt) 䇗㙱∸ Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк 1624 Dang Gui 9g Bai Shao 9g E Jiao 9g Shan Yao 12 g Shan Zhu Yu 6g Ba Ji Tian 9g Zhi Gan Cao 3g Tong Jing Huo Luo Tang (Die Leit- und Netzleitbahnen durchgängig machendes Dekokt) 䗮㒣⌏㒰∸ Xiang Fu 9g Qing Pi 9g Gua Lou 12 g Si Gua Lou 12 g Tong Cao 3g Ju Luo 3g Dang Gui 6g Bian Dou 6g
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Tong Qiao Huo Xue Tang (Dekokt, das die Sinnesöffnungen löst und das Xue vorantreibt) 䗮ち⌏㸔∸ Richtigstellung von Fehlern in der Medizin एᵫᬍ 䫭 1830 Chi Shao 3g Chuan Xiong 3g Tao Ren 9g Hong Hua 9g Cong Bai 3g She Xiang 0.15 g Sheng Jiang 9g Da Zao 7 Stück Tong Ru Dan (Die Brust durchgängig machende Arznei) 䗮чЍ Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ ⾥ 1827 Ren Shen 30 g Huang Qi 30 g Dang Gui 60 g Mai Men Dong 15 g Jie Geng 1g Tong Cao 1g Tong Xie Yao Fang (Wichtige Verordnung gegen schmerzhaften Durchfall) ⮯⋏㽕ᮍ Zentrale Methoden des Dan Xi Ѝ⑾ᖗ⊩ 1481 Chao Bai Zhu 9g Chao Bai Shao 6g Chao Chen Pi 4.5 g Fang Feng 6g Tuo Hua Jian (Abkochung der abgeworfenen Blüte) 㜅㢅✢ Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк 1624 Dang Gui 9g Chuan Xiong 9g Rou Gui 3g Hong Hua 9g Niu Xi 15 g Che Qian Zi 9g
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Tuo Li Xiao Du San (Das Innere befreiendes und Toxisches herauslösendes Pulver) ᠬ䞠⍜↦ᬷ Rechtmäßiges Handbuch der äußeren Medizin ⾥ ℷᅫ 1617 Huang Qi 9g Ren Shen 3g Bai Zhu 6g Fu Ling 6g Dang Gui 6g Bai Shao 6g Chuan Xiong 3g Jie Geng 3g Jin Yin Hua 4g Zao Jiao Ci 4g Bai Zhi 3g Zhi Gan Cao 3g
Wen Jing Tang (Dekokt zur Erwärmung der Menstruation) ⏽㒣∸ Wichtige Besonderheiten aus der goldenen Schatulle 䞥ं㽕⬹ Östliche Han-Dynastie 25–220 n. u. Z. Wu Zhu Yu 9g Gui Zhi 6g Dang Gui 9g Chuan Xiong 6g Bai Shao 6g E Jiao 6g Ren Shen 6g Mai Men Dong 9g Mu Dan Pi 6g Ban Xia 6g Sheng Jiang 6g Zhi Gan Cao 6g
Wan Dai Tang (Ausfluss beendendes Dekokt) ᅠᏺ∸ Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ ⾥ 1827 Bai Zhu 30 g Shan Yao 30 g Ren Shen 6g Cang Zhu 9g Chen Pi 1.5 g Che Qian Zi 9g Bai Shao 15 g Chai Hu 1.8 g Jie Sui Tan 1.5 g Gan Cao 3g
Wen Jing Tang (Dekokt zur Erwärmung der Menstruation) ⏽㒣∸ Überarbeitete wirksame Rezepturen für Frauen ᷵⊼ ཛҎ㡃ᮍ 16. Jh. Rou Gui 3g Dang Gui 9g Bai Shao 6g Chuan Xiong 6g Mu Dan Pi 6g E Zhu 6g Chuan Niu Xi 9g Zhi Gan Cao 6g Wen Tu Yu Lin Tang (Die Wandlungsphase Erde erwärmendes Dekokt für die Geburt eines Qilin) ⏽ೳ↧味∸ (Ein Qilin 呦味 ist ein legendäres, mystisches, von einem Drachen hervorgebrachtes Tier) Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ ⾥ 1827 Ren Shen 9g Bai Zhu 6g Ba Ji Tian 9g Fu Pen Zi 6g Shan Yao 6g Shen Qu 6g
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Wu Ling San (Pulver der fünf Ling-Bestandteile) Ѩ㢧ᬷ Abhandlung über schädigende Kälte Ӹᆦ䆎 Östliche Han-Dynastie 25–220 n. u. Z. Bai Zhu 9g Fu Ling 9g Zhu Ling 9g Ze Xie 9g Gui Zhi 4.5 g Wu Yao Tang (Dekokt mit Linderae radix) Р㥃∸ Geheimnisse aus dem Orchideen-Zimmer ݄ᅸ⾬㮣 1336 Wu Yao 6g Xiang Fu 12 g Mu Xiang 3g Dang Gui 6g Gan Cao 3g Xian Fang Huo Ming Yin (Lebenstrank nach dem Rezept des Unsterblichen) ҭᮍ⌏ੑ佂 Überarbeitete wirksame Rezepturen für Frauen ᷵⊼ ཛҎ㡃ᮍ 16. Jh. Jin Yin Hua 9g Gan Cao 3g Zhe Bei Mu 3g Tian Hua Fen 3g Dang Gui 6–12 g Chi Shao 3g Ru Xiang 3g Mo Yao 3g Fang Feng 3g Bai Zhi 3g Chuan Shan Jia 3g Zao Jiao Ci 3g Chen Pi 9g
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Xiang Leng Wan (Pille mit Cyperi rhizoma und Sparganii rhizoma) 佭ễЌ Lebensrettende Rezepturen ⌢⫳ᮍ 1253 Xiang Fu 6g San Leng 6g E Zhu 6g Zhi Qiao 6g Chuan Lian Zi 3g Qing Pi 3g Ding Xiang 3g Hui Xiang 1.5 g Xiang Sha Liu Jun Zi Tang (Dekokt der sechs Edlen mit Aucklandiae radix und Amomi xanthioidis fructus) 佭ⷖ݁৯ᄤ∸ Zhangs Wissen zur Medizin ᓴ⇣ए䗮1695 Ren Shen 3g Bai Zhu 6g Fu Ling 6g Ban Xia 3g Chen Pi 2.4 g Mu Xiang 2.1 g Sha Ren 2.4 g Zhi Gan Cao 2.1 g Xiao Feng San (Wind zerstreuendes Pulver) ⍜亢ᬷ Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh. Jing Jie 60 g Bo He 60 g Qiang Huo 60 g Fang Feng 60 g Chuan Xiong 60 g Chan Tui 60 g Jiang Can 60 g Fu Ling 60 g Chen Pi 15 g Hou Po 15 g Ren Shen 60 g
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Xiao Jin Dan (Kleine goldene Arznei) ᇣ䞥Ѝ Vollständige Sammlung zu Krankheitsbildern und Behandlungen in der äußeren Medizin ⾥ܼ⫳䲚 1740 Bai Jiao Xiang 3g Cao Wu Tou 1.5 g Wu Ling Zhi 9g Di Long 9g Tu Bie Chong 6g Mo Yao 9g Ru Xiang 6g She Xiang 0.15 g Mo Tan 6g Dang Gui 9g Xiao Yao San (Pulver der heiteren Ungebundenheit) 䗡䘹ᬷ Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh. Chai Hu 9g Dang Gui 9g Bai Shao 9g Bai Zhu 9g Fu Ling 9g Zhi Gan Cao 6g Bo He 3g Wei Jiang 6g
Xiao Zheng San (Massen auflösendes Pulver) ⍜ⰹ ᬷ Empirische Rezepturen 㒣偠ᮍ Qian Nian Jian 6g Wu Jia Pi 6g Du Huo 6g Tou Gu Cao 12 g Zhui Di Feng 9g Chuan Jiao 3g Xu Duan 8g Xue Jie 1.5 g Bai Zhi 3g Qiang Huo 6g Sang Ji Sheng 9g Ai Ye 6g Chi Shao 6g Dang Gui Wei 9g Ru Xiang 6g Mo Yao 6g Xie Huang San (Das Gelbe zerstreuende Pulver) ⋏咘ᬷ Shi Gao 15 g Zhi Zi 3g Fang Feng 120 g Huo Xiang Ye 21 g Gan Cao 90 g Xue Fu Zhu Yu Tang (Stasen aus der Versammlungshalle des Xue vertreibendes Dekokt) 㸔ᑰ䗤⯔∸ Richtigstellung von Fehlern in der Medizin एᵫᬍ 䫭 1830 Tao Ren 12 g Hong Hua 9g Dang Gui 9g Chuan Xiong 4.5 Chi Shao 6g Chuan Niu Xi 9g Chai Hu 3g Jie Geng 4.5 g Zhi Qiao 6g Sheng Di Huang 9g Gan Cao 3g
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Yang He Tang (Dekokt zur aktiven Harmonisierung) 䰇∸ Vollständige Sammlung zu Krankheitsbildern und Behandlungen in der äußeren Medizin ⾥ܼ⫳䲚 1740 Shu Di Huang 30 g Lu Jiao Jiao 9g Rou Gui 3g Pao Jiang 1.5 g Bai Jie Zi 6g Ma Huang 1.5 g Gan Cao 3g Yang Jing Zhong Yu Tang (Das Struktivpotential jing nährendes und Jade pflanzendes Dekokt) ݏ㊒⾡⥝∸ Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ ⾥ 1827 Shu Di Huang 15 g Shan Zhu Yu 9g Dang Gui 9g Bai Shao 9g Yi Guan Jian (Trank des festen Entschlusses) ϔ䌃✢ Fortsetzung der Geordneten Fallbeispiele berühmter Ärzte (Eintrag des Arztes Liu Zhou) 㓁ৡए㉏Ḝ (᷇Ꮂए䆱) 1770 Sha Shen 10 g Mai Men Dong 10 g Dang Gui 10 g Sheng Di Huang 30 g Gou Qi Zi 12 g Chuan Lian Zi 5g
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Yi Huang Tang (Gelben Ausfluss änderndes Dekokt) ᯧ咘∸ Frauenheilkunde des Herrn Fu Qingzhu ٙ䴦Џཇ ⾥ 1827 Shan Yao 30 g Qian Shi 30 g Huang Bai 6g Che Qian Zi 3g Bai Guo 10 Stück Yi Qi Dao Ni Tang (Das Qi mehrendes und Urin herausführendes Dekokt) Ⲟ⇨ᇐ⒎∸ Gynäkologische Behandlung in der chinesischen Medizin Ёएཛ⾥⊏⭫ᄺ 1970er-Jahre Dang Shen 6g Bai Zhu 6g Fu Ling 6g Bian Dou 6g Sheng Ma 3g Jie Geng 3g Wu Yao 4.5 g Gui Zhi 3g Tong Cao 2g Yong Quan San (Pulver, das die Quelle sprudeln lässt) ⍠⊝ᬷ Der goldene Spiegel der Medizin एᅫ䞥䡈 1742 Ding Xiang 3g Wang Bu Liu Xing 4.5 g Lou Lu 4.5 g Tian Hua Fen 6g Jiang Can 3g Pig’s trotter 1 Stück
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You Gui Wan (Die nach rechts gehende Pille) েᔦЌ Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк 1624 Fu Zi 3g Rou Gui 3g Du Zhong 6g Tu Si Zi 6g Lu Jiao Jiao 6g Shu Di Huang 12 g Shan Yao 6g Shan Zhu Yu 4.5 g Gou Qi Zi 6g Dang Gui 4.5 g Yu Lin Zhu (Perle für die Geburt eines Qilins) ↧味⦴ (Ein Qilin 呦味 ist ein legendäres, mystisches, von einem Drachen hervorgebrachtes Tier) Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк 1624 Ren Shen 9g Bai Zhu 6g Fu Ling 6g Shu Di Huang 9g Dang Gui 9g Bai Shao 6g Chuan Xiong 3g Lu Jiao Shuang 6g Tu Si Zi 6g Du Zhong 6g Chuan Jiao 2g Zhi Gan Cao 3g Zeng Ye Tang (Dekokt zur Vermehrung der YinSäfte) ⎆∸ Systematische Differenzierung von Wärmeerkrankungen ⏽⮙ᴵ䕼 1798 Xuan Shen 18 g Sheng Di Huang 12 g Mai Men Dong 12 g
Zhen Gan Xi Feng Tang (Dekokt, das den Fk Leber/o. hepaticus hinabdrückt und Wind/ventus besänftigt) 䬛㙱❘亢∸ Aufzeichnungen zur Einbeziehung der westlichen in die chinesische Medizin एᄺ㹋Ёখ㽓ᔩ 1918–34 Niu Xi 15 g Dai Zhe Shi 15 g Long Gu 12 g Mu Li 12 g Gui Ban 12 g Xuan Shen 12 g Tian Men Dong 12 g Bai Shao 12 g Yin Chen Hao 6g Chuan Lian Zi 6g Mai Ya 6g Gan Cao 6g Zhi Bai Di Huang Tang (Pille mit Anemarrhena, Phellodendron und Rehmannia) ⶹᶣഄ咘∸ Krankheitsbild, Agens, Puls und Behandlung ⮛㛝 ⊏ 1702 Shu Di Huang 24 g Shan Zhu Yu 12 g Shan Yao 12 g Mu Dan Pi 9g Fu Ling 9g Ze Xie 9g Zhi Mu 9g Huang Bai 9g Zhi Dai Fang (Ausfluss stoppende Rezeptur) ℶᏺᮍ Generationen von Gaben: Frei zugängliche Rezepturen Ϫ㸹᭟DŽϡ䇶ᮍ Zhu Ling 6g Fu Ling 6g Ze Xie 6g Che Qian Zi 4.5 g Yin Chen Hao 4.5 g Huang Bai 6g Zhi Zi 3g Mu Dan Pi 6g Niu Xi 6g
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Zhu Yu Zhi Xue Tang (Stasen vertreibendes und Blutungen stillendes Dekokt) 䗤⯔ℶ㸔∸ Herr Shens Buch zur Hochschätzung des Lebens ≜⇣ ᇞ⫳к 1773 Sheng Di Huang 30 g Dang Gui Wei 15 g Chi Shao 9g Tao Ren 10 Stück Da Huang 9g Mu Dan Pi 3g Zhi Qiao 15 g Gui Ban 9g Zi Shen Tong Guan Wan (Den Fk Niere befeuchtende und die Passtore durchgängig machende Pille) ⒟㚒䗮݇Ќ Geheimnisse aus dem Orchideen-Zimmer ݄ᅸ⾬㮣 1336 Zhi Mu 30 g Huang Bai 30 g Rou Gui 1.5 g Zi Xue Dan (Arznei des purpurnen Schnees) ㋿䲾Ѝ Rezeptursammlung kaiserlicher Gnade aus der Ära Taiping ᑇᚴ⇥ࠖሔᮍ 11. Jh. Shi Gao 1500 g Han Shui Shi 1500 g Hua Shi 1500 g Xi Jiao 150 g Ling Yang Jiao 150 g She Xiang 37.5 g Xuan Shen 500 g Sheng Ma 500 g Qing Mu Xiang 150 g Chen Xiang 150 g Ding Xiang 30 g Zhu Sha 90 g Ci Shi 1500 g Huang Jin 3000 g Mang Xiao 5000 g Xiao Shi 96 g Zhi Gan Cao 240 g
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Zi Xue Tang (Das Xue befeuchtendes Dekokt) ⒟㸔∸ Maßstab für Diagnose und Behandlung: Frauenheilkunde 䆕⊏ޚ㓇 DŽཇ⾥ 1602 Huang Qi 9g Ren Shen 3g Shan Yao 6g Fu Ling 6g Shu Di Huang 12 g Bai Shao 9g Dang Gui 9g Chuan Xiong 6g Zuo Gui Wan (Die nach links gehende Pille) ᎺᔦЌ Gesammelte Schriften des Zhang Jingyue ᱃ኇܼк 1624 Shu Di Huang 15 g Shan Yao 9g Shan Zhu Yu 9g Gou Qi Zi 9g Tu Si Zi 9g Lu Jiao Jiao 9g Gui Ban Jiao 9g Chuan Niu Xi 6g
Register A Abdomen 169 – Schmerz 211–214, 281 – unteres, Akupunkturpunkte 289 Abdominale Komplikationen, Schwangerschaft 206 Abort 219–223 – chirurgischer 220 – habitueller 223 – septischer 228 – verhaltener 225–228 Abstillen, Austreten von Muttermilch 269 Adenokarzinom 152 Adenomyose 174 Adipositas 151–152 – polyzystisches Ovarialsyndrom 179 AED 182 Akne 112 Akupunkturpunkte, Vorschläge 295–296 Amenorrhö 25 Anämie, Schwangerschaft 206–207 Anamnese 14 Androgene 7 Ängstlichkeit 150–151 Anovulation, chronische 178 Anpassungssyndrom, allgemeines 11 Anwendungen, äußere, Methoden 137 Arzneimittelanwendungen, äußere 136–139 Atrophie, östrogenabhängiges Gewebe 150 Aufnehmende Leitbahn 21, 23–24 Ausfluss, vaginaler 16, 122–128 – Pessare 137 – Rezepturen 138 Austreibungsphase 253 Auswurf, blutiger 108–110 B Baby Blues 273–277 Bakteriurie, asymptomatische 241 baoluo 3 baomai 3 Barrieremethoden 192 Bartholin-Drüsen 4 Bartholin-Zysten 129 Basalkörpertemperatur 288 Bauchhöhlenschwangerschaft 215 Beckenendlage 252 Behandlungsprinzipien 11–12 benglou s. Menstruationsfluss, Überfluten und Sickern Bethesda-System 184 Billings-Methode 192 Blastomer 189 Blastozyste 189, 291 Blinddarmentzündung 211 Blutung – mittzyklische 66 – monatliche s. Menstruation – postpartale 251, 256–257 Braxton-Hicks-Kontraktion 211
Breite Trossstraße 20–21, 23–24 Brust, Verhärtungen 163 Brustdrüsenabszess 163, 269–272 Brustkrebs 163 Brustwarze, rissige 165 C Candida 122, 129, 139, 160 Chlamydia trachomatis 129 Chloasma 246–248 chongmai 20–21, 23–24 CIN 182–185 Corpus luteum 190 CPD 251 D daimai 22 Darmkrämpfe 211 Delirium, postpartales 274 Depression 118, 149–151, 160 – postpartale 273–277 Dezidua 288 DI 195 Diabetes mellitus – polyzystisches Ovarialsyndrom 179 – Schwangerschaft 207 Diagnose 11–121 Diagnostische Verfahren 12–16 Diarrhö 97–102 Drehschwindel 102–104 – Schwangerschaft 205 dumai 21 Dysmenorrhö – s. auch Menstruationsblutung, schmerzhafte 26, 80–88 Dyspareunie 160–163, 175 – Fehlgeburt 195 Dyspnoe 206 Dysurie 241–245 E Effloreszenzen 112–115 Eierstöcke s. Ovarien Eileiter – s. auch Eileiterschwangerschaft 5 Eileiterschwangerschaft 214 Einstellungsanomalie 252 Eizellenspende 195 Eklampsie 236–241 Embryonalperiode 190 Emotion und Konzeption 193–194 Endometriose 27, 80, 169, 174–177 – Arzneimittelbehandlung 176 – Fertilität 176, 188 – Schmerzen 175 – Subfertilität 195 Endometriumhyperplasie 152 Entbindung, Tremor 251–252 Enterozele s. Prolaps Entwicklung, embryonale, zeitlicher Ablauf 290 Epilepsie 180–182 – Geburt 252
– Hormone 180 – Infertilität 195 – katameniale 80 – polyzystisches Ovarialsyndrom 179 – Schwangerschaft 181–182, 207 – Vererbung 182 Erbrechen, starkes 210 Ernährung 152 Eröffnungsphase 253 Erythroblastose, fetale 207 Escherichia coli 241 Exanthem 110, 112–115, 129–136 Extrauterinschwangerschaft 175, 214–219 F Fehlbildung, kindliche 181 Fehlgeburt 190–191, 219–223 – drohende, Arzneimittel 297 fei (Funktionskreis Lunge) 20 Fekundität, normale 194 Feminisierung, testikuläre 7 Fertilisation 188–191 – und Einnistung 189–190 Fertilität 188–191 – Endometriose 176 – Epilepsie 180 – polyzystisches Ovarialsyndrom 178 – sinkende 188 – Stillen 264 Fieber 280–281 – periodisches und Schweißausbruch 281 Flüssigkeitsretention 116–118 Folsäure 181 Fortpflanzungsorgane – Anatomie 3–6 – angeborene Fehlbildungen 6–8 Fundushöhe 230, 292 Funktionskreise 19 – Herz (xin) 20 – Leber (gan) 19 – Leitbahnen 20 – Lunge (fei) 20 – Magen (wei) 20 – Milz (pi) 20 – Niere (shen) 19 G Galaktozele 270 Gametentransfer, intratubarer (GIFT) 195 gan (Funktionskreis Leber) 19, 23, 25 Gardnerella vaginalis 129 Geburt 250–254 – habituelle 223–225 – Physiologie 250–251 – pränatale Beurteilung 250 – unerwünschte Zwischenfälle 251–252 – verzögerte 253 Geburtserleichterung 253–254 Geburtsergebnis, Verbesserung 252–254
Register Geburtstermin 253 Geburtsverlauf, protrahierter 250 Gefäßprobleme, Schwangerschaft 209 Gelenkschmerz 278–280 Genitaltrakt, Missbildungen 8 Genitalwarzen 129 – Rezepturen 138 Geschlechtsorgane, innere 3–6, 285–286 Gonokokkenophthalmie 208 Gonorrhö 208 Gürtelleitbahn 22 H Haarausfall 272–273 Hämorrhoiden 145–146 Harnverhalt 241–245, 281 Harnwegsinfektion 209, 241 Hautveränderungen 112 HDN 207 Hermaphrodit 7 Herpesvirus 209 Herz 20 – Schwangerschaft 205 Herzerkrankung – ischämische 150 – Schwangerschaft 207 Heultage s. Baby Blues Himmelswasser 18–19 Hitzeempfindungen 105–108 Hitzewallungen 149–150 HIV 208 Hormone, Schwangerschaft 204 Hormonersatztherapie (HRT) 151 HPV-Impfstoff 183 Hyperandrogenismus 178 Hyperemesis gravidarum 210 Hypermelanose 246 Hyperthyreose, Schwangerschaft 208 Hypertonie 232–235, 236–241 – und Ödeme 232–233 Hypothyreose, Schwangerschaft 208 I ICSI 195 Infektion – parasitäre 129 – Wochenbett 280 Infertilität 176, 194–202 – polyzystisches Ovarialsyndrom 178 Insemination – donogene (DI) 195 – intrauterine (IUI) 195 Intersex 7 Intrauterinpessar (IUP) 192 In-vitro-Fertilisation (IVF) 195 – Ergebnisse 196 Involution 256 IUGR ( s. auch Wachstumsretardierung) 230–232, 241 J Juckreiz 129 – Rezepturen 138 K Kalendermethode 191 Karpaltunnelsyndrom 232
Kindbettfieber 280 Kindslage 293 – anomale 252 Klimakterium 16, 149 Koitus, schmerzhafter 160 Kollaps, Mutter 251 Kolostrum 264 Kondome 192 Kontrazeption 191–194 – Berechnung des fruchtbaren Zeitraumes 193 Kontrazeptiva 11, 192 Konusbiopsie 223 Konvulsionen nach der Geburt 281–282 Konzeption 191–194 – assistierte 195–196 – Berechnung des fruchtbaren Zeitraumes 193 – und Emotion 193–194 Kopfschmerz 91–96 Körper, Schmerz 96–97 Krampfschwelle 180 Kultur, germophobe 10, 153 L Laktation – s. auch Muttermilch 6 – zusammenhängende Krankheitsbilder 165 Laktationsprobleme 263–269 Lebensführung 152 Leber 19, 23, 25 Leeres-Nest-Syndrom 150, 153, 160 Leitbahn der Steuerung 21 Ligamente 5–6 Listeriose 208 Lochien 16 Lochienretention 258–263 Lunge 20 Lutealphase 24 M Mamma 6 – Erkrankungen 163–169 – Selbstuntersuchung 88 – Spannungsgefühl 88–91, 165 Mammakarzinom 165 – Progesteronspiegel 10 Massen 169–174 Mastitis 269–272 Melasma 246 Menopause 16 – Depression 160 – Hormone 288 – Prolaps 146 – verfrüht einsetzende 149 Menstruation 15–16, 18–22 – blockierte 43–49 – Epilepsie 180 – Hormone 288 – retrograde 175 – schmerzhafte 177 – im Zusammenhang stehende Störungen 80–120 Menstruationsblut, übermäßiger Verlust 26 Menstruationsblutung
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– Hitzeempfindungen 105 – schmerzhafte (s. auch Dysmenorrhö) 80–88 Menstruationsfluss – spärlicher 52–56 – starker 59–63 – Störungen 52–77 – Überfluten und Sickern 70–77 – verkürzter 56–59 – verlängerter 64–66 Menstruationsphasen 22–24 Menstruationsschmerzen 15–16 Menstruationsstörungen 25–27 Menstruationszyklus – Obstipation 142 – Störungen 30–49 Menstruell bedingte Schmerzen und Krankheitsbilder 294–295 Menstruelle Manifestation und Krankheitsbilder 293–294 Migräne 91–96 Miktionsstörung 281 Milchspendereflex 264 Milchstauung 165 Milz 25 – und Magen 20 Morula 189 Mundschleimhaut, Läsionen 110–112 Muskel, abdominaler, Zerrung 211 Muskelschmerz 278–280 Muttermilch (s. auch Laktation) 6, 165 – Austreten 266–269 – nicht ausreichende 264–266 N Nabelschnurvorfall 251 Nachtschweiß 149–150 Nasenbluten 108–110 Nebennierenhyperplasie, kongenitale 7 Neoplasie, zervikale intraepitheliale (CIN) 182–185 – humanes Papillomavirus 183–185 – Rezepturen 139 Neugeborenes, hämolytische Erkrankung (HDN) 207 Neurose, tiefe depressive 273 Niedergeschlagenheit 273 Niere 19, 24–25 – ergänzende Arzneimittel 297 – Schwangerschaft 205 nüzibao 3 O Obstipation 97–102, 142–144 – Hämorrhoiden 145 – Wochenbett 281 Ödeme 232–235 Oligomenorrhö 25 Oozyten, Alterung 188 Osteoporose 150 Östrogen 9, 151 Ovarialfollikel, zyklische Veränderungen 288 Ovarialfunktion, Fertilität 188 Ovarialsyndrom, polyzystisches (PCOS) 12, 26, 43, 169, 177–179 – Infertilität 195
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Register
– Fertilität 188 Ovarialzyste, Torsion 211 Ovarien 5, 288 Ovulation 191 P Papanicolaou-System 184 Papillomavirus, humanes 183–185 Parasiten 129 – Abtöten 138 PCOS (s. auch Ovarialsyndrom, polyzystisches) 12, 26, 43, 169, 177–179 Perimenopausales Syndrom 149–159 – hormonelle Situation 151–152 – Krankheitsmechanismus 153 – Lebensführung 152–153 – Vorbeugung 153–154 Perineum, Schmerz 281 Periode, gegenläufige 108 Periodenblutung, Ausbleiben 43 Pessare 137 – Rezepturen 139 Physiologie, weibliche 8–10 pi (Funktionskreis Milz) 20, 25 Placenta praevia 220, 251 Plattenepithelkarzinom 182 Plazentaablösung, vorzeitige 209, 251 Plazentahormone 190 Polyhydramnion 235–236 Portioerosion, Rezepturen 139 Postmenopause 149 Präeklampsie 208, 232–235, 236–241 – frühe Anzeichen 237 Prämenopause 149 Prämenstruelles Syndrom (PMS) 27, 80 Progesteron 9–10, 151–152 Prolaps 146–148, 289 Proteinurie 237 Pruritus 129–136 Psychose, puerperale 274 Pulsveränderungen 12–13 Pyelonephritis 241 Q Qi 20 R Reizbarkeit 118 Rekonvaleszenz, Abort 229–230 Rektozele s. Prolaps renmai 21, 23–24 Rezepturen 138–139 Rhesus-Inkompatibilität 207–208 Rhythmusmethode 191 Röteln 209 S Salmonellen 209 Schädel-Becken-Missverhältnis (CPD) 251 Schilddrüsenerkrankung, Fertilität 188 Schlafstörungen 150–151 Schmerz – Abdomen 211–214 – Endometriose 175
– Körper 96–97 – Perineum 281 – zyklusabhängiger 16 Schokoladenzysten 175 Schwangerenpuls 13 Schwangerschaft – abdominale 214 – ektope 214 – Epilepsie 181–182 – Hormone 288 – kontraindizierte Akupunkturpunkte 297 – Physiologie 204–210 Schwangerschaftsanamnese 14 Schwangerschaftskomplikationen – leichte 205–206 – schwere 206–210 Schweiße im Schlaf 149–150 Schwellungen 116–118 Sehen, verschwommenes 102 Sepsis 228 Sheehan-Syndrom 256 shen (Funktionskreis Niere) 19, 24–25 Sickerblutung 70 Soja 153 Spermieninjektion, intrazytoplasmatische (ICSI) 195 Spermizide 192 Spinnbarkeit 189, 192 Spontanabort 190–191 Spotting 66, 70 Steißgeburt 252 Sterilität s. Infertilität Stillen 163 – AED-Wirkstoffe 182 – zusammenhängende Krankheitsbilder 165 Stimmungsschwankungen 118–120 Stoffwechsel, Schwangerschaft 205 Störungen, Auslöser und Mechanismen 10–11 Stress, Ovulation 193 Stressinkontinenz 281 Stuhlveränderungen 97–102 Subfertilität 149, 194–202 – Behandlungsstrategien 197–202 197 Suizid 274 Symptothermale-Methode 192–193 Syphilis 208 T Temperaturmethode 191 tiangui 18–19 TORCH-Infektionen 208–209 Toxisches Syndrom 228–229 Toxoplasmose 208–210 Tremor nach der Geburt 281–282 Trichomonas 139 Tuba uterina s. Eileiter Tubarabort 215 Tubendurchlässigkeit 195 U Übelkeit, morgendliche 210–211 Übertragung 253
Ulzerationen 129–136 Umweltfaktoren 11 Umweltverschmutzung 152 Unwohlsein, Menstruation 16 Urethrozele s. Prolaps Uterus 3–5 – und Ligamente 286 – schmerzempfindlicher 174 – Überdehnung 235 Uterusblutung, dysfunktionale 150 Uterusinversion, akute 251 Uterusprolaps s. Prolaps Uterusruptur 251 V Vagina 4 – Prolaps s. Prolaps Vaginismus 160 Vaginitis 139 Vasomotorische Störungen 150 Venenthrombose, tiefe 209 Verdauungsstörung, Schmerz 211 Vergesslichkeit 14–151 Verhärtungen 169–174 Verhütungsmethoden, chemische 192 Vitamin K 181 Vulva 3–4 W Wachstumsretardierung – fetale (IUGR) – intrauterine (IUGR) 241 Waschungen 137–138 wei (Funktionskreis Magen) 20 Wendung, äußere 252 Wochenbett 256–282 Wunden 129–136 X xin (Funktionskreis Herz) 20 xue-Stasen 280 Y yindao 3 Z zangfu 19 Zervikalschleim 189 Zervikalschleim-Methode 192 Zervix 4–5 Zervixdysplasie s. Neoplasie, zervikale intraepitheliale (CIN) Zervixinsuffizienz – habitueller Abort 223 – Infertilität 195 Zervixkarzinom 183 zigong 3 Zwischenblutung 66–70 Zyklus – Phasen 23–24 – unregelmäßiger 40–43 – verkürzter 30–35 – verlängerter 35–39 Zyklusstörungen 80 Zystozele s. Prolaps