217 29 11MB
German Pages [148] Year 2010
Grundlagen Verkehr im Tourismus Fluggesellschaften, Kreuzfahrten, Bahnen, Busse und Mietwagen
von
Prof. Dr. Axel Schulz lage
OldenbourgVerlag München
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.
© 2010 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Rosenheimer Straße 145, D-81671 München Telefon: (089) 45051-0 oldenbourg.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Lektorat: Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, [email protected] Herstellung: Sarah Voit Coverentwurf: Kochan & Partner, München Gedruckt auf säure- und chlorfreiem Papier Gesamtherstellung: Books on Demand GmbH, Norderstedt ISBN 978-3-486-59732-5
Vorwort Verkehrsträger bestimmen bereits seit Anbeginn die touristische Leistungskette und erfreuen sich kontinuierlich wachsender Markt- und Beförderungszahlen. Unternehmen wie der Frankfurter Flughafen oder die Deutsche Bahn gehören zu den größten Unternehmen und damit auch Arbeitgebern in Deutschland und leisten einen unverzichtbaren Beitrag für den Industriestandort Deutschland. Trotzdem gibt es bis heute keine wissenschaftliche Literatur, welche die wichtigsten Aspekte des Verkehrs in der Luft, auf der Straße, auf der Schiene und auf dem Wasser aus touristischer Perspektive in einem Werk behandelt. Mit dem vorliegenden Buch wird der Versuch unternommen, den Luft-, Schiffs-, Bahn- und Straßenverkehr strukturiert zu analysieren. Das Buch richtet sich damit in erster Linie an Studierende, aber auch Praktiker, die einen umfassenden Überblick über alle wichtigen Verkehrsträger suchen. Da der Schwerpunkt auf einer strukturierten Analyse aller relevanten Verkehrsträger liegt, ist es selbstverständlich, dass für eine weitergehende Betrachtung im Literaturverzeichnis auf Standardwerke und Fachzeitschriften zum Thema Luftverkehr, Bahn, Schiff oder Straßenverkehr verwiesen wird. Fallbeispiele und Vertiefungsfragen sollen helfen, das erworbene Wissen durch eigene Überlegungen zu ergänzen. Auch im Internet unter www.tourismusgrundlagen.de stehen weitere Fallbeispiele zur Verfügung. Diese Buch Tourismus: Grundlagen und Management richtet sich an alle Studenten/innen von Universitäten, Hochschulen, Berufsakademien und privaten Bildungseinrichtungen mit dem Schwerpunkt Tourismus in all seinen Ausprägungen, und leistet einen Beitrag für ein grundlegendes Verständnis der Tourismusbranche, ihre Vernetzung mit anderen Wirtschafts- und Industriezweigen sowie ihre Spezifika und Funktionsweisen.
Kempten, im Januar 2010
Axel Schulz
Inhaltsverzeichnis Vorwort
V
1
Überblick
1
1.1
Definitionen
2
1.2
Verkehrsträger
2
1.3
Verkehrsmittel
5
1.4
Verkehrswege
6
1.5
Reiseziele & Verkehr
8
2
Luftverkehr
2.1
Überblick
14
2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3
Linienfluggesellschaften Marktüberblick Produktionsfaktoren Marketing & Vertrieb
16 16 22 26
2.3 2.3.1 2.3.2 2.3.3
Billigfluggesellschaften Marktüberblick Produktionsfaktoren Marketing & Vertrieb
31 31 33 34
2.4 2.4.1 2.4.2 2.4.3
Weitere Fluggesellschaften Ferienfluggesellschaften Regionalfluggesellschaften Geschäftsreisefluggesellschaften
36 36 38 39
2.5
Flughäfen
41
3
Kreuzfahrten
3.1
Überblick
50
3.2 3.2.1 3.2.2
Hochseekreuzfahrten Markt & Strategie Hochseekreuzfahrten Produktionsfaktoren Hochseekreuzfahrten
52 52 59
13
49
VIII
Inhaltsverzeichnis
3.2.3 3.2.4
Marketing & Vertrieb Hochseekreuzfahrten Dienstleistung Hochseekreuzfahrt
65 74
3.3 3.3.1 3.3.2 3.3.3 3.3.4
Flusskreuzfahrten Arten von Flusskreuzfahrten Produktbestandteile Marktüberblick Nachfragegruppen
78 79 80 83 84
4
Bahnen
87
4.1
Überblick
88
4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3
Markt & Strategie Bahn Historie Marktumfeld & -teilnehmer Zahlen & Fakten Deutsche Bahn
89 89 89 90
4.3
Produktionsfaktoren Bahn
92
4.4
Marketing & Vertrieb Bahn
94
4.5 4.5.1 4.5.2
Weitere Bahnen Hochgeschwindigkeitszüge Luxuszüge
96 96 99
5
Straßenverkehr
5.1
Überblick
106
5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3
Busverkehr Marktüberblick Bus Transportmittel Bus Marketing & Vertrieb Bus
107 108 110 113
5.3 5.3.1 5.3.2
Mietwagen Marktüberblick Mietwagen Marketing & Vertrieb Mietwagen
115 115 117
5.4 5.4.1 5.4.2 5.4.3
Individualverkehr Personenkraftwagen Motorrad Caravaning
119 120 121 122
6
Literaturverzeichnis
125
7
Stichwortverzeichnis
133
Zur Person
105
137
1
Überblick
Lernziele
Am Ende dieses Kapitels sollten Sie Folgendes können:
Die Besonderheiten des Produkts der Verkehrsträger kennen; Die Bedeutung der touristischen Verkehrsmittel erläutern; Die Verkehrsmittel und Verkehrswege klassifizieren und Beispiele nennen;
Die Entwicklung der Nutzung von Verkehrsmitteln für Haupturlaubsreisen erläutern;
Gründe für die Veränderung der Verkehrsmittelnutzung kennen; Die Einflussfaktoren bei der Wahl des Verkehrsmittels bei Reisen herausarbeiten.
Wesentliche Verkehrsträger Weitere Informationen, Fallbeispiele & Übungen unter www.tourismus-grundlagen.de
2
1.1
Überblick
Definitionen
Ganz allgemein werden unter dem Begriff Verkehr alle Maßnahmen zusammengefasst, welche die Ortsveränderung von Personen, Gütern und Nachrichten bewirken. Im vorliegenden Werk wird nur auf die Ortsveränderung von Personen eingegangen. Eine Analyse der Güterströme und des Nachrichtenverkehrs erfolgt nicht. Diese Betrachtungsweise bleibt den wissenschaftlichen Gebieten Logistik und Kommunikation vorbehalten.
1.2
Verkehrsträger
Die Gesamtheit aller Verkehrsmittel, die die gleiche Art von Verkehrsinfrastruktur verwenden, bezeichnet man als Verkehrsträger. Die touristisch relevanten Verkehrsträger sind Luftverkehr, Schiffsverkehr, Bahnverkehr sowie Straßenverkehr. Unter dem Begriff Verkehrsträger werden im Weiteren auch alle Unternehmen und Institutionen verstanden, die Verkehrsdienstleistungen öffentlich anbieten. Die Verkehrsträger weisen Besonderheiten auf, die sich auf das Produkt, auf die Strukturen der Nachfrage und des Angebotes sowie auf die Produktion beziehen. Als Dienstleistungsprodukte weisen alle Verkehrsträger deren typische Merkmale auf. Wesenbestimmendes Merkmal ist die Immaterialität, da die Nachfrage nicht durch den Erwerb eines Sachguts gedeckt wird, sondern durch Konsum einer (Beförderungs-)Leistung. Hierbei fallen Produktion und Konsum zeitlich zusammen. Erzeugung und auch Konsum der Leistung haben Prozesscharakter und alle Dienstleistungen sind daher nicht lagerfähig. Schließlich ist der Kunde direkt an der Produktion beteiligt. Als externer Faktor ist der Kunde ein wesentliches Dienstleistungsmerkmal und es kommt zwangsläufig zu einer gewissen Auftragsindividualität. So ist der Passagier z. B. bei einer Flugreise oder Kreuzfahrt während der Produktion selbst anwesend und interagiert mit den Mitarbeitern der Verkehrsunternehmen. Zudem erfordert die individuelle Betreuung einen deutlich höheren Personaleinsatz als in der industriellen Serienfertigung. Die Dienstleistungsqualität ist nur schwer standardisierbar und besonders abhängig von der „Tagesform“ der Dienstleister. Bei dem Vertrieb und der Erklärung der Dienstleistung tritt das Problem auf, dass die Qualität schwer zu vermitteln ist. Im Wesentlichen wird die Nachfrage nach Verkehrsträgerdienstleistungen durch den jeweiligen Fahrtzweck bestimmt. Hierbei ist zwischen beruflichen und privaten Reisen zu unterscheiden. Der Bereich der beruflichen Reisen setzt sich aus regelmäßigen Wegstrecken zur Arbeit bzw. Ausbildung sowie Dienstreisen zusammen. Im privaten Bereich kann man zwischen Freizeit- und Urlaubsaktivitäten unterscheiden. Insbesondere Dienst- und Urlaubsreisen sind durch den erhöhten Zeitaufwand und die Fortbewegung aus der gewohnten Umgebung geprägt. Der Bereich des kurzzeitigen Berufs- und Freizeitverkehrs gehört nicht zum Tourismus und wird daher im Folgenden nicht näher behandelt.
Überblick
3
Politische Rahmenbedingungen
Behörde & Ministerien
Private Organisationen
Internationale Verbände
Marktumfeld
Lieferanten Hersteller Treibstoff Wartung Caterer
Infrastruktur Häfen Terminals Übernachtung
Konkurrenz Intramodale W ettbewerber Intermodale W ettbewerber
Finanzierung Banken Aktionäre Einzelpersonen
Leistungsangebot
Extern Tochtergesellschaften Beteiligungen Kooperationen Allianzen
Verkehrsträger
Intern
Luftverkehr Schiffsverkehr Bahnverkehr Strassenverkehr
Verkehrsmittel
Unternehmensführung Strategie Marketing Personal
Verkehrswege
Flugzeuge Schiffe Züge Pkw, Bus u.w.
Luftraum Flüsse & Ozeane Schienen Strassen
Reiseziele Inland Nahes Ausland Mittelmeer Fernziele
Vertrieb
Direktvertrieb Eigene Verkaufsbüro Callcenter
Indirekter Vertrieb
Automaten E-Commerce
Reiseveranstalter Grosshändler Reisebüros
Distributionssysteme E-Commerce
Kunden
Privatkunden
Abb. 1.1
Systemteilnehmer Verkehr
Geschäftskunden
Weitere
4
Überblick
Das System Verkehr besteht aus mehreren Komponenten, welche nun kurz vorgestellt werden: Politische Rahmenbedingungen Behörden (z.B. Luftfahrtbundesamt) und Ministerien (z.B. Bundesverkehrsministerium) geben die politischen Rahmenbedingungen für die Durchführung von Verkehrsträgerdienstleistungen vor. Zum Teil verfügen die staatlichen Organisationen sogar über eigene Verkehrsträger (z.B. Bahnen, Flughäfen oder Fluggesellschaften). Eine wesentliche hoheitliche Aufgabe ist jedoch die Kontrolle von Sicherheit, Umweltschutz und Wettbewerb. Schließlich gibt es auch auf privatwirtschaftlicher Seite nationale und internationale Interessensverbände, welche ihre Mitglieder gegenüber der Politik, Kunden und der Presse gemeinschaftlich vertreten. Marktumfeld Zum Marktumfeld gehören einerseits die Lieferanten (z.B. Hersteller von Lokomotiven und Waggons) und die Infrastruktur (z.B. Flughafenterminals). Andererseits ist die Konkurrenz aufgesplittet nach dem intramodalen Wettbewerb (gleichartigen Konkurrenz) und intermodalen Wettbewerb (Konkurrenz verschiedenartiger Verkehrsträger). Schließlich sind die Kosten der kapitalintensiven Finanzierung ausschlaggebend für den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen. Leistungsangebot Die Verkehrsträger bilden in ihrer Gesamtheit das Leistungsangebot. Neben der klassischen internen betriebswirtschaftlichen Grundfunktionen (z.B. Marketing) gehören hierzu auch externe Unternehmensbeteiligungen und Kooperationen. Integraler Bestandteil der Verkehrsträger sind die Verkehrsmittel und die Verkehrswege. Zudem beeinflussen die Reiseziele die Wahl der Verkehrsträger entscheidend. Vertrieb Bei den Vertriebswegen kann man ganz allgemein zwischen Direktvertrieb und indirektem Vertrieb unterscheiden. Zum direkten Vertrieb gehören eigene Verkaufsbüros (z.B. bei den Linienfluggesellschaften), Automaten (z.B. bei der Bahn), Callcenter und E-Commerce (Internetreservierungen bei den Verkehrsträgern). Der direkte Vertrieb ist sehr kostengünstig, da keine Vermittlungsprovisionen gezahlt werden müssen. Der indirekte Vertrieb erfolgt zumeist über den Reisemittler, welcher den Kunden direkt vor Ort alle Verkehrsträgerleistungen verkaufen kann. Gelegentlich werden zudem Reiseveranstalter (besondere im Bereich Ferienflug) und Ticketgroßhändler (sogenannte Consolidators) eingesetzt. Zur Umsetzung des indirekten Vertriebs benötigt die Vertriebspartner elektronische Distributionssysteme (z.B. Amadeus) und/oder elektronische Reisebüros im Internet. Kundengruppen Die wesentliche Unterscheidung der Kundengruppen ist vom Reisezweck abhängig. Geschäftskunden sind üblicherweise bereit, einen hohen Preis für die Verkehrsträgerdienstleistungen zu zahlen (geringe Preiselastizität), möchten jedoch kurzfristig buchen und sind an Terminvorgaben gebunden (hohe Nachfrageelastizität). Privatrei-
Überblick
5
sende haben die umgekehrten Bedürfnisse. Für einen günstigen Preis sind sie auch dazu bereit, zu ungünstigeren Termine zu reisen.
1.3
Verkehrsmittel Schiene - Fern- und Regionalverkehrszüge - Nachtzüge - Hochgeschwindigkeitszüge - Magnetbahnen - Luxuszüge
Luft - Passagierflugzeuge: Langstrecke-, Mittel-, Kurzstreckenflugzeuge - Turbo Props - Sport- & Segelflugzeuge - Hubschrauber
Strasse - Personenkraftwagen - Busverkehr - Motorrad, Moped, Mofa - Caravan/Wohnmobile - Autovermietungen - Fahrrad
Touristische Verkehrsmittel Wasser - Kreuzfahrtschiffe: Hochsee-, Fluss- & Segelschiffe - Hausboote - Fähren - Frachtschiffe - Yachten, Sportboote
Abb. 1.2
Touristische Verkehrsmittel
Weitere touristische Verkehrsmittel - Floß, Kanu, Ruderboot - Ballonfahrten & Zeppeline - Weltraumraketen - Bergbahnen sowie Ski- und Sessellifte - Ausflugsdampfer/-schiffe
(in Anlehnung an Freyer 2003)
Die Verkehrsmittel sind alle Objekte, welche direkt zum Personentransport benötigt werden. Sie lassen sich nach verschiedenen Kriterien differenzieren. Zum einen gibt es motorisierte und nicht motorisierte sowie öffentliche und privat genutzte Verkehrsmittel. Zum anderen wären Unterscheidungsmöglichkeiten nach Größe, Gewicht, Geschwindigkeit, Reichweite oder Komfort der Verkehrsmittel vorstellbar. So werden z. B. Kreuzfahrtschiffe aufgrund ihres Komforts bewertet oder Düsenflugzeuge in Größenklassen eingeteilt. Für eine umfassende Klassifizierung sind diese Einteilungen allerdings nicht zielführend. Daher erfolgt im Weiteren eine Systematisierung der touristischen Verkehrsmittel nach den natürlichen Rahmenbedingungen Wasser, Land (Straße/Schiene) und Luft. Es gibt hierbei Transportmittel, die (nahezu ausschließlich) von Touristen nachgefragt werden, wie z. B. Reisebusse, Ferienflugzeuge und Kreuzfahrtschiffe. Zudem gibt es aber auch eine Vielzahl an Verkehrsmitteln, die sowohl von Touristen als auch von der einheimischen Bevölkerung nachgefragt werden, wie bspw. der öffentliche Personennahverkehr. Verkehrsmittel können zudem für Touristen eine unterschiedliche Bedeutung haben:
6
Überblick
–
als Transportmittel für die An- und Abreise, als Transportmittel am Zielort für Ausflüge, Besichtigungen etc. als Kombination von Verkehrsmittel und Übernachtung (z. B. bei Kreuzfahrten oder Caravaning) sowie als elementarer Teil des Urlaubserlebnises (z. B. Motorrad- oder Fahrradtouren).
– – –
1.4
Verkehrswege Verkehrswege im Tourismus Land
Straße - Innerortstraßen - Kreis-, Landes-, Bundesstraßen - Autobahnen - Gokart-Bahnen, Motocross-Plätze
Abb. 1.3
Schiene - Schienenstrecken - Seilbahnen - Zahnradbahnen - Magnetbahnen
Luft Radweg - Radwanderwege - Radfernwege - Radwege in Tourismusorten - Radrouten
Wasser Wanderweg - Europ. Fernwanderweg - Weitwanderweg - Wanderwege in Tourismusorten
- Wasserläufe/straßen -künstliche -natürliche - Seen, Teiche - Ozean, Meer
Verkehrswege im Tourismus
Die Verkehrswege bilden die Voraussetzungen für die Durchführung aller beruflichen und privaten Transportdienstleistungen. Man unterscheidet hierbei auch zwischen den natürlichen Rahmenbedingungen Land, Luft und Wasser, welche die wesentlichen Eigenschaften der Verkehrsträger bestimmen. Insbesondere für den Verkehrsweg Luft gibt es keine weitere Unterteilung. Der Luftverkehrsraum gehört zu den Hoheitsgebieten der einzelnen Staaten und dessen Benutzung ist durch eine Vielzahl von nationalen Gesetzen und internationalen Vereinbarungen geregelt. Zur Durchführung des Luftverkehrs ist allerdings auch eine landgestützte Infrastruktur notwendig. Die Wasserwege sind zumeist natürlichen Ursprungs. Nur in Ausnahmefällen werden künstliche Wasserstraßen gebaut. Der Bau von künstlichen Wasserstraßen dient vor allem der einfacheren und schnelleren Beförderung von Passagieren und Fracht, wobei touristische Aspekte nicht im Vordergrund stehen. Bekannte Beispiele für künstliche Wasserstraßen sind der Panamakanal und der Rhein-Main-Donau-Kanal. Die Benutzung des Luft- und Seeraums ist üblicherweise kostenfrei und allen Teilnehmern zugänglich. Beim Landverkehr muss ein Wegenetz erst erbaut werden. Besonders wichtig ist das Straßennetz, welches heute eine weltweite Gesamtlänge von ca. 32 Mill. km aufweist. Der Ausbau der Infrastruktur erfolgt im öffentlichen Interesse und wird daher zumeist von Regierungen bezahlt. Eine Refinanzierung erfolgt häufig durch spezielle Steuern
Überblick
7
und Mautgebühren. Die Nutzung der Straßen erfolgt aus unterschiedlichen Interessen; eine Unterscheidung und Lenkung von Freizeit-, Urlaubs-, Berufs- und Frachtverkehr ist nicht üblich. Gelegentlich gibt es auch Ferienstraßen, die entlang von geographischen und touristischen Besonderheiten führen und zudem einheitlich gekennzeichnet sind. Insgesamt gibt es in Deutschland etwa 150 Ferienstraßen. Ein Beispiel ist die deutsche Alpenstraße, welche sich auf einer Länge von über 450 km zwischen Bodensee und Königssee erstreckt. Für den Verkehrsträger Bahn muss ein aufwendiges Schienennetz verlegt werden, welches die Beförderung von Personen und Fracht ermöglicht. Ausschließlich für den Personenverkehr werden in jüngster Zeit vermehrt Schnellfahrstrecken für den Hochgeschwindigkeitsverkehr gebaut, die in Zukunft eine starke Konkurrenz für die Luftverkehr darstellen. Weitere landgebunde Verkehrswege sind Rad- und Wanderwege, welche unabdingbare Voraussetzungen für die entsprechenden Freizeit- und Urlaubsaktivitäten sind.
1500 – 1840 Durchschnittsgeschwindigkeit für Pferdekutschen bzw. Segelschiffe: ca. 16 km/h
1850 – 1930 Dampflokomotive ca. 100 km/h. Dampfschiffe ca. 25 km/h
1930 – 1950 Propellerflugzeuge ca. 500 km/h. ab 1960 Düsenflugzeuge mit ca. 800 – 1000 km/h Abb. 1.4
Reisezeitverkürzung aufgrund neuer Transporttechnologien
(Quelle: Page 1999)
Die Entwicklung des Tourismus ist unabdingbar mit der Reisezeitkürzung durch neue Transporttechnologien verbunden. Während in der Anfangszeit mit Pferdekutschen
8
Überblick
und Segelschiffen das Reisen sehr mühselig und zeitaufwendig war, konnten mit den ersten Dampflokomotiven und -schiffen erheblich höhere Reisegeschwindigkeiten realisiert werden. Besonders durch die Eisenbahn kam es zudem zu einem großen Komfortgewinn, da die neuverlegten Schienen, im Vergleich zu Kopfsteinpflaster, Schlamm und Schlaglöchern der damaligen Straßen, ein ruhiges und ruckelfreies Reisen ermöglichten. Obwohl das Automobil auch heute das wichtigste Verkehrsmittel weltweit ist, kam es zu einer weiteren Reisezeitverkürzung erst durch die Nutzung des Luftraumes. Aufgrund der Technologiesprünge während der beiden Weltkriege wurden die Reisezeiten mit dem Flugzeug immer kürzer und der Unterschied zwischen den Strecken München – Bozen (277 km, 3 Std. Autofahrt) und München – Mallorca (1080 km, 2,15 Std. Flug) ist heutzutage unbedeutend.
1.5
Reiseziele & Verkehr
75
50 Prozent
Pkw Flugzeug Bus Bahn
25
08
06
20
04
20
02
20
00
20
96
20
92
19
88
19
84
19
80
19
76
19
72
19
64
19
19
19
54
0
Jahr Abb. 1.5
Verkehrsmittel für Haupturlaubsreisen
(Quelle: Allensbacher Analyse 2007)
Bei Betrachtung der Verkehrsmittelnutzung in den letzten Jahrzehnten wird deutlich, welche Veränderungen im Tourismus in den letzten Jahren stattgefunden haben. Dem kontinuierlichem Anstieg des Flug- und des Pkw-Tourismus steht ein deutlicher Rückgang der Nutzung der Bahn als Urlaubsmittel gegenüber. Würden heute alle deutschen Pkw-Urlauber gleichzeitig mit ihrer Urlaubsreise beginnen, entstünde ein Stau, der in seiner gesamten Länge zweimal um die Erde reichen würde. Der Aufschwung des PkwTourismus fand in den 1950er und 1960er Jahren mit einem explosionsartigen Anstieg statt. Trotz des langsamen Rückgangs seit Ende der 1980er Jahre, als Folge des wachsenden Flugtourismus, verreisen heute mehr als doppelt so viele Touristen mit dem Auto als in den 1950er Jahren. War es im Jahr 1954 nur knapp jeder fünfte deutsche Urlauber, der mit dem Auto in Urlaub fuhr, so ist es heute bereits jeder zweite. Jeder
Überblick
9
zehnte Autokilometer wird laut Statistik nur für Urlaubszwecke zurückgelegt. Allgemein zeigt der Trend jedoch deutlich, dass die Veränderung der Reisezielpräferenzen, bedingt durch die Erschließung immer neuer, weiter entfernt liegender Ziele, auch ausschlaggebend für die Veränderung der Wahl der Verkehrsmittel ist. In Deutschland ist der eigene Personenkraftwagen das Verkehrsmittel der Wahl und wird für die meisten Freizeit-, Urlaubs- und Geschäftsreisen verwendet. Besonders die individuelle Verfügbarkeit wird von den Bundesbürgern sehr geschätzt. Die touristischen Einsatzgebiete des Automobils sind in erster Linie alle kurzen und mittleren Distanzen bis ca. 1.000 km. Innerhalb Europas werden jedoch auch häufig weitere Distanzen, wie z. B. die Strecke Frankfurt/Main – Palermo mit ca. 1.800 km, zurückgelegt. Bei der Wahl des Verkehrsmittels und insbesondere bei der Entscheidung für den Personenkraftwagen bleiben betriebswirtschaftliche Überlegungen meist unberücksichtigt. Alleine die Benzinkosten würden für die Strecke Frankfurt/Main – Palermo ca. 300 € betragen. Rechnet man die Mautgebühren in Italien und Österreich (ca. 70 €) sowie weitere Fix- und Verschleißkosten wie Versicherung, Werkstattbesuche etc. hinzu (ca. 30 Cent pro Kilometer), ergibt sich ein Gesamtbetrag für diese Wegstrecke von ca. 900 €. Zu diesem Preis könnte auch eine vierköpfige Familie problemlos das Verkehrsmittel Flugzeug verwenden. Aufgrund der klimatischen Bedingungen und den günstigen Pauschalreisepreisen ist die Bereitschaft der Bundesbürger, ihren Urlaub im Ausland zu verbringen, nach wie vor sehr hoch und damit wächst auch der Anteil der Flugreisen. Die steigenden Kerosinpreise und damit verbundenen Preiserhöhungen werden zwar auch hier für einen Preisschub sorgen, insbesondere bei den Lockangeboten der Billigfluggesellschaften, aber eine prozentuale Verschiebung zu den ökonomisch und ökologisch vernünftigeren Verkehrsträgern Bahn und Bus ist nicht zu erwarten. Große Nachteile beider Verkehrsträger sind die im Vergleich zum Flugzeug geringe Reisegeschwindigkeit sowie der Verlust der individuellen Selbstbestimmung im Vergleich zum Personenkraftwagen. Mit einem signifikanten Anstieg des Marktanteils von über 10 % ist daher für beide Verkehrsträger nicht zu rechnen. Der Schiffsverkehr wird in dieser Betrachtungsweise üblicherweise nicht berücksichtigt, da der prozentuale Anteil nur ca. ein bis max. 2 % beträgt und daher kaum darstellbar ist. Inland Reisen Pkw
Ausland
Mittelmeer
Alpen
Fernreise
20,68 Mill.
43,75 Mill.
22,58 Mill.
6,00 Mill.
4,30 Mill.
75 %
33 %
16 %
78 %
2% 0%
Bahn
13 %
2%
0%
6%
Bus
10 %
9%
6%
15 %
1%
Flugzeug
1%
54 %
76 %
1%
96 %
Sonstiges
1%
2%
2%
1%
1%
Abb. 1.6
Reiseverkehrsmittel nach Reiseziel
(Quelle: Reiseanalyse 2007)
10
Überblick
Bei der Betrachtung der unterschiedlichen Zielregionen wird deutlich, wie sehr das Reiseziel die Wahl des Verkehrsmittels beeinflusst. Bei Reisen im Inland und in die Alpen dominiert der eigene Pkw. Fernreisen werden dagegen zu 96 % mit dem Flugzeug unternommen. Aber auch die Reisen in den Mittelmeerraum finden zu 76 % auf dem Luftweg statt, mit dem Auto fahren nur noch 16 %. Vor allem bei der Haupturlaubsreise nutzen die Bundesbürger immer stärker das Flugzeug. Dies liegt in erster Linie am Trend zu immer ferneren Zielen, die eher mit dem Flugzeug angesteuert werden. Der Verkehrsträger Bahn wird mit 13 % fast ausschließlich im Inlandsverkehr verwendet, jedoch werden in Zukunft durch den Bau attraktiver Hochgeschwindigkeitsstrecken auch weitere europäische Ziele möglich. Bei Fahrtzeiten bis max. 3 – 4 Stunden ist die Gesamtreisezeit durchaus mit dem Flugzeug und dem Automobil konkurrenzfähig. Als europäisches Beispiel kann die Streckenverbindung Paris – Marseille mit einer Fahrtzeit von drei Stunden gelten; dort ist der Hochgeschwindigkeitszug TGV das beliebteste Verkehrsmittel, Straßen- und besonders Flugverkehr spielen auf dieser Strecke nur eine untergeordnete Rolle. Eine Busreise wird bevorzugt im Inland und in der nahen Alpenregion durchgeführt. Weiter entfernte Urlaubsziele werden von den Buskunden weniger bevorzugt, da keine Geschwindigkeitsvorteile realisiert werden können und zudem die Einflussnahme auf Fahrtstrecke, Haltepunkte etc. gering ist.
Erkenntnisse Überblick
Die touristischen Verkehrsträger sind Luftverkehr, Schiffsverkehr, Bahnverkehr und Straßenverkehr. Die Leistungen der Verkehrsträger sind immateriell, nicht lagerfähig, individuell verschieden und Produktion und Konsum fallen zusammen. Durch neue Transporttechnologien und der daraus resultierenden Verkürzung der Reisedauer hat sich die Nutzung der Verkehrsmittel verschoben. Für Haupturlaubsreisen werden vor allem Pkw und Flugzeug benutzt. Die Wahl des Verkehrsmittels hängt unter anderem von der Entfernung des Reiseziels ab.
Überblick
Vertiefungsfragen
11
Welche Art von Infrastruktur muss für die Verkehrsmittel erst gebaut werden?
Wie hat sich die Geschwindigkeit bei den Verkehrsmitteln im letzten Jahrhundert entwickelt?
Warum werden Bus und Bahn bei Reisen nicht stärker genutzt? Welche Vor- und Nachteile hat der Pkw als Verkehrsmittel? Wodurch könnte der kontinuierliche Anstieg des Flugtourismus abgebremst werden?
Vergleichen Sie die Reisedauer der Verkehrsmittel für die Strecke München – Rom!
Welche Ferienstraßen sind in Deutschland am beliebtesten und was sind ihre Besonderheiten?
Literaturhinweise
Schulz A., Verkehrsträger im Tourismus, München 2009 Mundt J., Reiseveranstaltung, München 2007 Gruner + Jahr (Hrsg.), Märkte & Tendenzen: Luftverkehr, Kreuzfahrten, Mietwagen, Hamburg 2009
Freyer W., Tourismus, Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie, 8. Auflage, München 2005
Fuchs W., Mundt J.W., Zollondz H., Lexikon Tourismus, München 2008
Internetquellen
www.tourismus-grundlagen.de, www.tourismus-verkehr.de Weitere Fallbeispiele, Folien und aktuelle Informationen zum Buch
www.bmvbs.de Internetseite des Bundesministeriums für Verkehr mit vielen Informationen über alle Verkehrsträger
www.destatis.de Internetauftritt des Statistischen Bundesamts mit amtlichen Statistiken zu Verkehr und Tourismus
2
Luftverkehr
Lernziele
Am Ende dieses Kapitels sollten Sie folgendes können:
Unterschiedliche Typen von Fluggesellschaften kennen; Geschäftsmodelle und Organisationsstrukturen herausarbeiten; Fluggeräte der Flugzeughersteller klassifizieren; Kostenvorteile der Billigfluggesellschaften erklären; Aufbau und Funktion von Flughäfen erläutern können.
Blick in das Cockpit eines Airbus A380 Weitere Informationen, Fallbeispiele & Übungen unter www.tourismus-grundlagen.de
14
2.1
Luftverkehr
Überblick
Das Produkt Flugreise besteht aus einer Grundleistung, dem schnellen Transport von einem Ort zum anderen mit Hilfe des Verkehrsmittels Flugzeug, und Zusatzleistungen, wie z. B. Bordservice und Verpflegung. Da den Fluggesellschaften im Bereich der Grundleistung nur begrenzte Differenzierungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, um sich von der Konkurrenz abzuheben, werden diese Zusatzleistungen oftmals zu einem sehr wichtigen Wettbewerbsinstrument. Die Besonderheiten des Luftverkehrs in Bezug auf die Nachfrage sind vor allem die zeitlichen Schwankungen, die mit dem Reiseverhalten der Urlaubs- und Geschäftsreisenden begründet werden können. Mit der Aufteilung des Gesamtmarktes in unterschiedliche Segmente, die mit unterschiedlichen Produkten sowie mit unterschiedlichen Preisen bearbeitet werden, wollen die Fluggesellschaften diesen Nachfrageschwankungen entgegenwirken. Wesentlicher Einflussfaktor auf die Angebotsstruktur im Luftverkehr sind die hohen Fixkosten. Nur ein geringer Anteil der Kosten ist variabel, so dass die Fluggesellschaften eine möglichst hohe Auslastung mit Hilfe eines breiten Spektrums an Preisdifferenzierungen erreichen wollen. Der öffentliche, gewerbliche und zivile Personenluftverkehr wird üblicherweise nach Linien- und Gelegenheitsverkehr unterteilt. Diese Trennung zwischen den Verkehrsarten kam in Europa dadurch zustande, dass die meisten Linienfluggesellschaften früher einmal so genannte National Flag Carrier waren. National Flag Carrier sind Fluggesellschaften, bei denen der jeweilige Staat eine Mehrheitsbeteiligung innehat und die von diesem gegenüber Konkurrenten protegiert wird. Das Streckennetz der National Flag Carrier wurde auf die Bedürfnisse der Geschäftsreisenden des eigenen Landes ausgerichtet. Später wurden die National Flag Carrier in privatwirtschaftliche Fluggesellschaften umgewandelt, die heute als die großen Linienfluggesellschaften am Markt etabliert sind. Auch heute sind die Geschäftsreisenden die wichtigste Kundengruppe der Linienfluggesellschaften. Durch Protektionsmaßnahmen des Staates war es keiner anderen Fluggesellschaft möglich, in den Geschäftsreisemarkt einzudringen. Der Tourismusmarkt wurde von den Liniengesellschaften jedoch zunächst als nicht relevant beachtet und deshalb entweder anderen Gesellschaften überlassen oder, mit zunehmender Nachfrage aus dem Tourismussektor, durch die Gründung von Tochterunternehmen bedient. Daher konnten sich andere Fluggesellschaften auf dem Markt für den touristisch orientierten Luftverkehr etablieren, wodurch der Ferienflugverkehr (bzw. Charter- oder Gelegenheitsflugverkehr) entstand. Zusätzlich zur Unterscheidung zwischen Linien- und Ferienflugverkehr kann man im Luftverkehr noch weitere Fluggesellschaftstypen unterscheiden. Kurzstrecken und die Zubringerflüge zu den Metropolen werden vor allem von Regionalfluggesellschaften durchgeführt. Schließlich hat in jüngster Zeit die Kategorie der Billigfluggesellschaften eine zunehmende Bedeutung. Das Geschäftskonzept dieser Gesellschaften beinhaltet strikte Kostenreduktion und niedrige Preise für die Kunden. Die Konkurrenzsituation der einzelnen Fluggesellschaftstypen lässt sich anhand der nachfolgenden Abbildung skizzieren.
Luftverkehr
15
Linienflug
Billigflug
Ferienflug
Regelmäßiger Linienverkehr zwischen Metropolen
Günstige Alternative auf aufkommensstarken Strecken
Bedarfsgerechter Zubringer zu MetroTransport zu polen oder VerbinFeriendestinationen dungen zwischen regionalen Orten
Besitz- Staatlich oder verhält- Aktiengesellschaft nisse
Zumeist Aktiengesellschaft
Selbstständig oder Tochtergesellschaft von Reiseveranstaltern
Selbstständig oder Tochtergesellschaft von Linienfluggesellschaften
Flugge- Alle Arten von Düsenflugzeuge rät
Zumeist nur ein Flugzeugtyp
Kleinere und mittlere Düsenflugzeuge
Turboprops und kleine Düsenflugzeuge
Ca. 150 – 250 Passagiere
Ca. 19 – 120 Passagiere
Überwiegend Privatreisende
Privatreisende
Überwiegend Geschäftsreisende
Bonusprogramme Kunfür Flugmeilen etc. denbindung
Keine Kundenbindungssysteme
Zumeist keine eigenen Systeme
Teilnahme an den Systemen der Linienfluggesellschaften
Service 3 – 4 Klassen- und
Service nur gegen Aufpreis
Max. zwei Klassen und Service
Eine Klasse mit geringem Service
EDVSysteme
Globale Distributionssysteme, YieldManagement, Netzwerkplanung etc.
Einfache Distributionssysteme
Buchungssysteme inkl. Gruppenbuchung
Teilnahme an den Systemen der Linienfluggesellschaften
Strecken
Kurz-, Mittel- und Langstrecke
Mittelstrecke
Mittel- und Langstrecke
Kurz- und Mittelstrecke
Streckennetz
Netzwerk
Punkt zu PunktVerbindungen
Punkt zu PunktVerbindungen
Punkt zu PunktVerbindungen
Kooperationen
Kooperationen oder globale Allianzen, zudem intramodale Kooperationen
Intramodale Kooperationen mit Mietwagen sowie Hotel etc.
Intramodale Koope- Kooperationen mit rationen mit BahLinienfluggesellnen (Zubringer zum schaften Flug)
Merkmale
Ca. 130 – max. 500 Ca. 150 – 250 SitzPassagiere platzka- Passagiere pazität
Nachfrage
Geschäfts- und Privatreisende
Servicekonzepte
Vertrieb Zumeist indirekt mit Überwiegend Di-
Regionalflug
Reisemittlern, aber auch E-Commerce
rektvertrieb und ECommerce
Zumeist Indirekt mit Reiseveranstaltern, Reisemittlern
Zumeist Indirekt über die Linienfluggesellschaften
Preispolitik
Normal-, Sonderund weitere Tarife
Aggressive Preisvariationen
Teil des Reiseveranstalterpreises
Kaum Preisvariationen
Landeplätze
Zumeist internationale Flughäfen
Zumeist günstige Regionale und regionale Flughäfen internationale Flughäfen
Abb. 2.1
Unterscheidungsformen der Fluggesellschaften
Regionale und internationale Flughäfen
16
Luftverkehr
–
Die Linienfluggesellschaften passen sich dem Preiswettbewerb der Billigfluggesellschaften auf der Kurzstrecke an oder bieten nur noch Langstreckenflüge an. Der Service und Komfort wird einerseits für die Privatreisenden zwar eingeschränkt, andererseits wird die profitable Kundschaft der Geschäftsreisenden mit neuen Produkt- und Serviceinnovationen verwöhnt. Teilweise gründen die Liniengesellschaften eigene Billiggesellschaften, um im Konkurrenzkampf zu bestehen.
–
Die Billigfluggesellschaften sind in den letzten Jahren aufgrund ihrer aggressiven Preispolitik sehr erfolgreich und setzen damit die Linien- und Ferienfluggesellschaften unter Druck. Insbesondere bei den Kurz- und Mittelstrecken sowie Warmwasserzielen sind die Billigfluggesellschaften eine starke Konkurrenz. Langstreckenflüge werden nicht angeboten. Aufgrund der Veränderung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und des hohen Kerosinpreises ist auch bei den Billigfluggesellschaften eine Marktbereinigung zu erwarten.
–
Die verstärkte Konkurrenz und das Überangebot der Ferienfluggesellschaften zwingt die Unternehmen, neben ihrem Kerngeschäft (Gruppenplatzverkauf an die Reiseveranstalter) vermehrt auf den Einzelplatzverkauf und Städteverbindungen zu setzen. Dabei wird der Konkurrenzkampf mit den Linien- und Billigfluggesellschaften immer intensiver und eine Marktbereinigung ist zu erwarten.
–
Die Regionalfluggesellschaften konzentrieren sich auf den profitablen Geschäftsreiseverkehr und die Zubringerdienste für die großen Linienfluggesellschaften, mit denen eine enge Kooperation besteht. Ihr Geschäftsmodell wird höchstens von der Benutzung von individuellen Geschäftsreiseflugzeugen beeinflusst.
2.2
Linienfluggesellschaften
2.2.1 Marktüberblick Im Luftverkehr gibt es eine Vielzahl von Messgrößen. Die angebotene Beförderungskapazität kann in Sitzkilometern (engl. seat kilometers offered; SKO) angegeben werden. Sie bemisst sich an dem Produkt der Anzahl der Sitze eines Flugzeuges und der zurückgelegten Wegstrecke in Kilometern (km). Eine andere gängige Abkürzung für die angebotene Beförderungsleistung ist PKO (Passenger Kilometers offered). Wesentlicher erscheint die tatsächlich erbrachte Beförderungsleistung mit transportierten Personen, welche in Personenkilometer (PKm) (engl. passenger kilometers transported; PKT) angeben wird. Die prozentuale Differenz ergibt den Sitzladefaktor (engl. seat load factor; SLF), das heißt ein passagierbezogenes Maß für die Auslastung von Flugzeugen. Diese Maßzahl zeigt die Kapazitätsauslastung der eingesetzten Flotte und liegt in der heutigen Zeit bei den Linienfluggesellschaften bei ca. 65 – 85 %. Aufgrund der einfachen Berechnung wird der Sitzladefaktor oftmals für den Vergleich verschiedener Fluggesellschaften herangezogen. Allerdings können nur bedingt Rückschlüsse auf die Wirtschaftlichkeit einzelner Unternehmen getroffen werden, da keinerlei Bezug zu Ticketpreisen, Kosten und weiteren Finanzkennzahlen
Luftverkehr
17
besteht. So wäre theoretisch ein maximaler Sitzladefaktor von 100 % leicht zu erreichen: Verschenkte Tickets würden zwar schnell die Auslastung optimieren, aber die Rentabilität der Fluggesellschaft wäre fraglich. Für die weiteren Untersuchungen wird eine weitere einfache Maßzahl verwendet, welche sich auch leicht auf andere Verkehrsträger übertragen lässt: das eigentliche Verkehrsmittel. Um die Größe und Leistungskraft der internationalen Linienfluggesellschaften darzustellen, bietet sich als Vergleichswert die Gesamtzahl der Flugzeuge an. Dabei wird sämtliches im Einsatz befindliches Fluggerät, vom Regionaljet bis hin zum Langstreckenflugzeug, berücksichtigt.
SAS Group Air Canada 290 334 Continental 368 United 460
US Airways 725 Flugzeuge
Air France/KLM Group 484 Lufthansa 496
Abb. 2.2
American Airlines 972 Flugzeuge
Northwest 502
Delta 604 Flugzeuge
Vergleich internationaler Fluggesellschaften nach Fluggerät
(Stand 2008)
Diese Grafik zeigt die zehn größten internationalen Fluggesellschaften nach Anzahl der Flugzeuge. Unangefochten an erster Stelle liegt die amerikanische Linienfluggesellschaft American Airlines (AA) mit 972 Flugzeugen inklusive der Regionalflugzeuge von American Eagle. Danach folgt mit bereits deutlichem Abstand US Airways inklusive America West und US Airways Express mit 725 Flugzeugen. Die beiden US-Fluggesellschaften Delta und Northwest werden sich zum weltgrößten Anbieter zusammenschließen. Die Flotte umfasst dann ca. 1.100 Flugzeuge und bedient weltweit 390 Ziele in 67 Ländern. Der Heimatflughafen der Gesellschaft soll am bisherigen Firmensitz von Delta, in Atlanta, sein. Alle US-Fluggesellschaften stehen wegen Treibstoffpreisen auf Rekordhöhe und Überkapazitäten auf dem Heimatmarkt unter erheblichem Fusionsdruck. Experten rechnen daher mit weiteren Zusammenschlüssen. Erst an fünfter Stelle folgt die erste nichtamerikanische Fluggesellschaft – die deutsche Lufthansa AG. Zusammen mit dem Fluggerät aus LH Passage und LH Regional, sowie der Swiss und der Billigtochter Germanwings bringt es die LH auf insgesamt
18
Luftverkehr
496 Flugzeuge, wobei dies gerade einmal der Hälfte des Branchenführers American Airlines entspricht. Nach der Air France/KLM Group folgen bereits wieder amerikanische Fluggesellschaften. Würde man United Airlines dem Umsatz nach beurteilen, dann wäre sie nach American Airlines an zweiter Stelle im amerikanischen Flugmarkt. Mit 460 Flugzeugen findet man sie bei dieser Betrachtung jedoch auf den hinteren Rängen. Dies liegt daran, dass die ca. 290 Regionalflugzeuge von United Express in der Betrachtung nicht berücksichtigt wurden, da es sich hauptsächlich um einen Markenverbund von unterschiedlichen Regionalgesellschaften handelt. Das Besondere an der Flotte von Continental Airlines ist, dass die 368 Flugzeuge ausschließlich vom Typ Boeing sind. Durch diese Homogenität schafft sie es, ein sehr gutes Preis-LeistungsVerhältnis anzubieten. Air Canada und ihre Tochterunternehmen, Air Canada Jazz und Air Canada Jetz, betreiben zusammen 334 Flugzeuge. Mit der SAS Group schafft es doch noch ein europäischer Konzern unter die ersten Zehn. Die 290 Flugzeuge setzten sich aus Geräten von SAS Braathens, SAS Schweden, SAS Dänemark, SAS International, Spanair, Wideroe, Blue1 und AirBaltic zusammen. Insgesamt befinden sich unter den ersten zehn Fluggesellschaften sieben aus dem nordamerikanischen Raum, was die Vormachtstellung und die Größenunterschiede im Vergleich zur europäischen Konkurrenz verdeutlicht. Um diesen Vergleich aussagekräftiger zu gestalten, ist es sinnvoll, die Gesamtflotten auch unter dem Gesichtspunkt der Flottenzusammensetzung zu betrachten.
SAS Group Air Canada Continental
201
11
64
170 322 343
117
Air France/KLM Group
140
Lufthansa
208
102 44
Delta US Airways
100
46
United
Northwest
78
248
210
113
120
0
374 298
554
200
Langstrecke
Abb. 2.3
167
324 332
19
American Airlines
136 186
208
400
Mittelstrecke
600
800
1000
1200
Kurzstrecke
Vergleich internationaler Fluggesellschaften nach Art des Fluggerätes
(Stand 2008)
Luftverkehr
19
2.2.1.1 Geschäftsmodelle Im Laufe der Entwicklung von Luftverkehrsunternehmen konnten sich verschiedene Geschäftsmodelle entwickeln, die sich in ihren Unternehmensausrichtungen jeweils von einander stark unterscheiden. Im Folgenden werden die möglichen Geschäftsmodelle von Linienfluggesellschaften kurz erläutert. Traditionelle Fluggesellschaft Die traditionelle Fluggesellschaft ist für alle Funktionen und Serviceaufgaben rund um das Kernprodukt Fliegen selbst verantwortlich. Somit werden neben dem Flugtransport auch die weiteren, zur Durchführung von Flügen notwendigen Aufgaben, wie Flugzeugwartung, Catering, Informationstechnologie etc., von eigens gegründeten Abteilungen innerhalb des Unternehmens durchgeführt. Dies gilt vor allem für den Heimatflughafen der Fluggesellschaft, an welchem eine große Anzahl von Flugzeugen stationiert ist. Übergeordnetes Ziel ist die Wahrung der Eigenständigkeit und Unabhängigkeit des eigenen Unternehmens. Virtuelle Fluggesellschaft Das Konzept der reinen virtuellen Fluggesellschaft sieht nur noch die Durchführung der Kernkompetenz, also des Passagier- und evtl. Frachttransports, durch die Fluggesellschaft selbst vor. Ziel ist es, Abteilungen auszulagern, die nur mittelbar mit dem Kernprodukt Fliegen verbunden sind und damit nicht direkt zum Unternehmenserfolg beitragen. So wurden aus ehemaligen Teilbereichen des Unternehmens im ersten Schritt abhängige Tochterunternehmen. Im zweiten Schritt wurden diese neugegründeten Tochterunternehmen innerhalb kürzester Zeit an externe Dienstleister verkauft, die dann ihre Serviceleistungen günstiger für eine Vielzahl von Fluggesellschaften anbieten können. Luftverkehrskonzern Im Gegensatz zur Konzentration auf das Kerngeschäft bei der virtuellen Fluggesellschaft erweitert ein Luftverkehrskonzern sein Tätigkeitsfeld. Ziel ist es, durch die Ausweitung der Einnahmequellen zusätzliche Stabilität zu schaffen. Hierzu werden einer Vielzahl ehemals integrierte Abteilungen in Form von Tochterunternehmen mit Eigenverantwortung, intensivierter Kundenorientierung und erhöhter Kostenkontrolle neu aufgestellt. Diese Unternehmen sollen nun ihre entsprechenden Funktionen sowohl für den Mutterkonzern als auch für andere Fluggesellschaften und Unternehmungen außerhalb des Luftverkehrssektors ausführen. Hybride Fluggesellschaft Diese von den vorher genannten Modellen abgeleitete Variation sieht einen Mittelweg der drei Modelle vor, das heißt traditionelle Elemente treten neben virtuellen Elementen ebenso auf wie Merkmale des Luftverkehrskonzerns. Für die Umsetzung bedeutet dies, dass neben traditionell intern ausgeführten Aufgaben, welche weiterhin bestehen bleiben, Aufgaben ausgelagert werden, um Kosten zu senken und von einer gesteigerten Effizienz eines Spezialisten und so indirekt von Größendegressionseffekten zu profitieren. Darüber hinaus werden andere, erfolgreiche Bereiche bzw. Abteilungen in Form von Tochterunternehmen neu formiert, welche ihr Wissen und Know-how ne-
20
Luftverkehr
ben dem eigenen Mutterunternehmen auch anderen Fluggesellschaften anbieten, wodurch ebenfalls Größendegressionseffekte durch Wachstum entstehen können. Jede hybride Gesellschaft bezieht daher Leistungen der eigenen Töchter und Leistungen von externen Unternehmen, welche wiederum Töchter anderer Fluggesellschaften sind. 2.2.1.2 Allianzen
Mitglieder
24
14
10
Flugzeuge
3.332
2.333
2.269
Mitarbeiter
398.555
363.535
295.532
141 Mrd. USD
137 Mrd. USD
98 Mrd. USD
507 Mill.
455 Mill.
330 Mill.
Flüge pro Tag
17.000
15.955
8.368
Destinationen
916
905
727
Länder
160
174
142
Umsatz Passagiere
Umsatz der wichtigsten Mitglieder
Lufthansa 33,8 Mrd US Air France United 20,2 Mrd US /KLM US Airways 11,5 Mrd US Delta
American 35,4 Mrd U JAL 20,2 Mrd U BA
23,7 Mrd US 21,7 Mrd US 14,2 Mrd US
Knotenpunkte der Mitglieder
Abb. 2.4
Marktanteile der Allianzen am Gesamtmarkt nach Flugzeugen
(Stand 2008)
Globale strategische Allianzen sind interkontinental agierende Netzwerke, die mittlerweile größte Teile des internationalen Flugmarktes unter sich aufteilen. Bei der Auswahl der Allianzpartner zeigt sich das Bestreben, langfristig möglichst alle bedeutenden Verkehrsregionen abzudecken und dadurch ein weltumspannendes Streckennetz und Wettbewerbsvorteile für alle Partner zu erlangen. Dafür werden von den Fluggesellschaften z. B. Zubringerdienste in ihren jeweiligen Heimatländern für die Partnergesellschaften übernommen und somit das Streckennetzwerk wesentlich erweitert. Die Zusammensetzung der globalen Allianzen hat sich innerhalb der letzten Jahre mehrmals geändert. Ähnlich dem Konsolidierungsprozess bei den Fluggesellschaften
Luftverkehr
21
hat auch bei den Bündnissen ein Konzentrationsprozess stattgefunden. Nach einer Phase der Marktbereinigung teilt sich nun der Luftfahrtallianzmarkt unter den drei großen Zusammenschlüssen Star Alliance, Skyteam und Oneworld auf. –
Die Star Alliance ist eine 1997 gegründete Allianz von derzeit 24 Fluggesellschaften. Die bekanntesten Mitglieder sind: Lufthansa, United Airlines und Singapore Airlines. Im Verbund der Star Alliance finden täglich 17.000 Flüge statt. Alle Mitglieder zusammen haben eine Flottenstärke von ca. 3.000 Flugzeugen und beförderten rund 500 Mill. Passagiere. Damit ist die Star Alliance die größte Luftfahrtallianz der Welt. Die Star Alliance gilt unter den drei großen Kooperationen als die Allianz mit der ausgeprägtesten Integrationstiefe und einem ausgewogenen Partnerportfolio.
–
Die zweitgrößte Luftfahrtallianz ist das Skyteam mit seinen gegenwärtig 14 Fluggesellschaften. Die Flottenstärke beträgt ca. 2.300 Flugzeuge. Geprägt ist die Allianz durch die Fusion von Air France und KLM und der hierdurch entstandenen ersten europäische Fluggesellschaftsgruppe. Skyteam hat sein Hauptaugenmerk auf den nordamerikanischen und europäischen Bereich gelegt. Die Kooperationsintensität der SkyTeam-Mitglieder war bislang relativ gering.
–
Die Fluggesellschaften der Oneword-Allianz fliegen insgesamt 727 Destinationen in 142 Ländern mit knapp 8.300 täglichen Flügen an und beschäftigen über 290.000 Mitarbeiter bei einer Flotte von 2.300 Flugzeugen. Überdies wurde die OnewordAllianz bereits mehrfach zur weltweit besten Airline-Allianz gewählt. Oneworld ist mit den unterschiedlichen Partnern Qantas Lan Chile und den SüdamerikaAnbindungen der Iberia sehr global aufgestellt. Allerdings hat Oneworld bisher einen Wettbewerbsnachteil: British Airways (BA) und American Airlines (AA) dürfen aufgrund mangelnder „Anti-Trust-Immunity“ ohne Verluste von Verkehrsrechten keine Codeshare-Flüge zwischen den bedeutenden Strecken, den Hubs der Allianz in den USA und London Heathrow, anbieten. Damit ist die Kooperation weniger intensiv als z. B. die Star Alliance mit der engen Partnerschaft zwischen UA und LH oder SkyTeam mit KLM und AF.
Hauptziel der strategischen Allianzen ist, die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Mitglieder so zu sichern und zu stärken, dass die Allianz die beste Alternative zu Alleingängen der Linienfluggesellschaften oder Fusionen darstellt. Die Allianzen streben neben der Existenzsicherung v.a. steigende Produktivität und Rentabilität ihrer assoziierten Fluggesellschaften und eine Stärkung der Allianzmacht im Vergleich zur Konkurrenz an. Besonders Einsparungspotentiale durch gemeinsame Einkaufsmacht, Netzwerksynergien und Leistungsbündelung werden als häufige Zeile genannt. Des Weitern sind Kostendegressionseffekte hinsichtlich der Fixkosten und der Stückkosten durch Auslastungssteigerung oder Abbau von Frequenzen und Strecken möglich. Neben der Kostenseite sind aber auch Auslastungs- und Ertragssteigerungen durch die Erschließung neuer Absatzgebiete mit Hilfe der Partner realisierbar. Zudem wird eine Steigerung der Kundenzahl durch optimierte Angebote auch auf auslastungsschwachen Strecken, z. B. durch Zusammenlegung der Kapazitäten angestrebt. Schließlich kommt es zur Verminderung des Wettbewerbs und zu einer Errichtung von Markteintrittsbarrieren für die Konkurrenz durch Codesharing und allianzeigene Drehscheiben.
22
Luftverkehr
2.2.2 Produktionsfaktoren 2.2.2.1 Verkehrsflugzeuge Kriterium
Einteilungsmöglichkeit
Beispiele
Hersteller
Boeing Airbus Industrie Bombardier Fairchild Dornier British Aerospace
717, 737, 747, 757, 767, 777, 787 300/310, 318/19/20/21, 330/40, 350, 380 CRJ, DH8 328 ARJ/BAE 146
Rumpfform
Narrowbody
Mittelstreckenflugzeug Langstreckenflugzeug
717, 737, 757, A318/19/20/21, CRJ, ARJ, ATR42/72, Saab 2000 747, 767, 777, 787, A300/310, A330/340 A380 CRJ, ARJ, ATR42/72, Saab 2000, DH8, 717, 737, A318/19 757, A320/21 747, 767ER, 777, A330/40, A380
Turboprop (Propellerturbine) Düsenjet
ATR42/72, F50, DH8, Saab 2000 fast alle Boeing- und Airbustypen
Widebody Macrobody Reichweite
Antriebsart Abb. 2.5
Kurzstreckenflugzeug
Unterscheidungskriterien für Verkehrsflugzeuge
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht kann das Fluggerät nach unterschiedlichen Kriterien eingeteilt werden: – –
–
Fluggeräte können nach den Flugzeugherstellern (besonders Airbus und Boeing) eingeteilt werden. Ein weiteres Kriterium ist die Rumpfform. Dabei werden als Großraumflugzeuge (Widebody), wie bspw. die 747 von Boeing, diejenigen Flugzeuge genannt, deren Passagierkabinen mehr als einen Gang (Aisle) aufweisen, im Gegensatz zu den Schmalrumpfflugzeugen (Narrowbody) oder Single Aisle Flugzeugen mit einer Gangreihe, wie bspw. der A318. Der Einsatz von gestreckten Versionen bestehender Flugzeugmuster ist eine weitere Möglichkeit, die Transportkapazität zu erhöhen (z. B. A321 als Stretch-Version der A320). Für die neu entwickelten Großraumflugzeuge mit zwei Passagierdecks, wie z. B. der A380 von Airbus, findet man auch den Begriff Marcobody. Oft werden Verkehrsflugzeuge nach der jeweiligen Reichweite eingeteilt. Für Kurz-, Mittel- und Langstrecke gibt es keine einheitliche Definition, jedoch können Strecken bis etwa 1.500 km den Kurzstrecken, bis 5.000 km den Mittelstrecken und länger den Langstrecken zugerechnet werden. Ein Kurzstreckenflugzeug ist bspw. der A319, ein Mittelstreckenflugzeug der A320 und ein Langstreckenflugzeug der A340.
Luftverkehr –
23
Bei der Antriebsart wird zwischen Turboprop (Propellerturbine) und Düsenjet (Turbofan) unterschieden. Moderne Turboprop-Triebwerke sind besonders für neue Regionalverkehrsflugzeuge entwickelt wurden. Düsenjetmaschinen sind alle Airbus- und Boeingtypen mit einer Sitzplatzbelegung von mehr als 100 Sitzen. Dabei haben sie den Vorteil, dass sie größere Reichweiten und höhere Geschwindigkeiten aufweisen.
Airbus Airbus ist heute der führende Flugzeughersteller und konnte für das Jahr 2007 mehr als die Hälfte aller Bestellungen der Flugzeuge mit über 100 Sitzen verzeichnen. Airbus Industrie mit der Zentrale in Toulouse war von 1970 bis 1999 ein Luftfahrtkonsortium, an dem vier europäische Unternehmen beteiligt waren: Casa (Spanien), DaimlerChrysler Aerospace (Deutschland), British Aerospace (Großbritannien) und Aerospatiale (Frankreich). Im Oktober 1999 gelang es den Partnerunternehmen mit der Gründung von EADS (European Aeronautic Defence and Space Company), einen europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern mit der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft zu bilden. Die Airbus-Produktpalette beinhaltet zwölf verschiedene Flugzeugmodelle und kann mit dem kleinen A318 und dem riesigen A380 die Lücken zu Boeing schließen. Airbus hat die einzelnen Flugzeugmuster in einer Familienkonzeption entwickelt, die den Fluggesellschaften Wartungs- und Trainingskosten sparen und dazu einen flexiblen Creweinsatz erlauben soll. Die größte Herausforderung für EADS war die Entwicklung und Vermarktung des größten zivilen Flugzeugs der Geschichte: der Airbus A380. Mit dem ehrgeizigen Projekt will Airbus die letzte verbliebene Domäne von Boeing brechen: das Monopol bei den Flugzeugen mit mehr als 500 Sitzen. Boeing Boeing war jahrzehntelang der Marktführer für zivile Flugzeuge. Grund hierfür sind die revolutionären Flugzeugkonzepte und die richtige Einschätzung der Marktbedürfnisse. Boeing hat der zivilen Luftfahrt vor allem mit dem Jumbojet 747 die Richtung gewiesen. Zudem konnte Boeing lange Zeit als einziger Flugzeugbauer eine geschlossene Produktpalette von der 717 bis zur 747 anbieten. Die Boeing 737 mit seinen zahlreichen Versionen ist das erfolgreichste Verkehrsflugzeug, das bisher in der Geschichte der Luftfahrt flog, denn es wurde bis zum Jahr 2007 über 7.500 Mal bestellt. Die erste Generation 737-100 hob bereits 1967 ab. Die Boeing 777 basiert auf keinem Vorgängerflugzeugmodell, sondern stellt eine völlig neu konzipierte Maschine dar. Aufgrund der hervorragenden Leistungsdaten und der Wirtschaftlichkeit wurde die 777 bisweilen bei den Fluggesellschaften sehr gut verkauft. Eines der bekanntesten Flugzeuge der Welt ist die Boeing 747, der so genannte Jumbojet. Bis 2005 hatte die 747 mehr als 30 Jahre lang bei Flugzeugen mit einer
24
Luftverkehr
Passagierkapazität über 400 Passagieren eine Monopolstellung. Diese Monopolstellung wurde jetzt jedoch mit dem Airbus A380 beendet. Boeings Antwort auf die Herausforderung der Europäer ist die schnelle, kleine und sparsame Boeing 787 Dreamliner. Dieses Flugzeug soll der erste einer neuen Generation von Jets sein, die nach und nach alle bisherigen Boeing-Produkte ablösen könnten. Mit der 787 möchte Boeing den effektivsten Jet für 200 bis 300 Passagiere anbieten. Der zweistrahlige Großraumjet bietet die Reichweite großer Passagierflugzeuge bei effizientem und niedrigem Treibstoffverbrauch. Die Auseinandersetzung mit dem europäischen Airbus-Konsortium führt Boeing sehr intensiv. Dennoch hat Airbus in den letzten Jahren mehr Flugzeuge verkauft als der ehemalige Marktführer. Auch die Entwicklung des A380 konnte Boeing trotz aller Bemühungen nicht verhindern. 2.2.2.2 Flugplan, Streckennetz und Netzwerk Die Basis des Leistungsangebots einer Fluggesellschaft ist der Flugplan bzw. das damit verbundene Streckennetz. Laut Passagierbefragungen ist die Qualität des Flugplans bzw. Streckennetzes ein entscheidendes Argument für die Wahl einer bestimmten Fluggesellschaft. Flugplan Der Flugplan ist die Zusammenstellung aller planmäßigen Flüge einer Fluggesellschaft in einer Flugplanperiode. Der Flugplan informiert über die angebotenen Verbindungen innerhalb des eigenen Netzwerkes sowie über die Anbindungen an die Netze von Kooperationspartnern. Bei Kurzstrecken im Geschäftsreiseverkehr ist der Flugplan sehr viel wichtiger als das Fluggerät oder der Komfort. Erstrebenswert ist, wochentags in beiden Richtungen eine hohe Frequenz anzubieten, da sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass der Passagier eine ihm angenehme Reisemöglichkeit findet. Hinflüge am Morgen und Rückflüge am frühen Abend, so genannte Tagesrandverbindungen, ermöglichen es dem Geschäftsreisenden, Termine innerhalb eines Tages zu erledigen. Die Höhe der Frequenz hängt vom Passagieraufkommen, der Länge der Flugstrecke sowie vom Verhalten der Konkurrenz ab. Streckennetz Ein weiterer Bestandteil des Leistungsangebots einer Fluggesellschaft sind die zu bedienenden Strecken. Aus Sicht des Kunden besitzt derjenige Reiseweg die höchste Attraktivität, dessen Gesamtreisezeit am kürzesten und dessen Anzahl an Flugunterbrechungen am geringsten ist.
Luftverkehr
Punkt-zu-Punkt
Abb. 2.6
25
Drehkreuz
Multi-Drehkreuz
Möglichkeiten der Streckenverbindung
Hinsichtlich des Streckenprogramms lassen sich Fluggesellschaften mit Punkt-zuPunkt-Verbindungen von Netzwerk-Fluggesellschaften mit Drehkreuz-Streckennetzen unterscheiden. Der Vorteil von Punkt-zu-Punkt-Verbindungen besteht darin, dass alle Flüge zwischen Ausgangs- und Zielflughafen ausschließlich ohne Umsteigen, das heißt nonstop erfolgen. Auf vielen Punkt-zu-Punkt-Verbindungen ist das Aufkommen jedoch zu gering, um mehrere Flüge täglich anbieten zu können. Der Fluggast hat somit meist wenige Wahlmöglichkeiten bei den Flugzeiten. Billigfluggesellschaften sind typische Anbieter von Punkt-zu-Punkt-Verbindungen. Sie fliegen vor allem auf Strecken zwischen kleineren und mittelgroßen Flughäfen, abseits der großen Hubs und beabsichtigen keine Schaffung von Umsteigemöglichkeiten. Ein großer Nachteil aller Punkt-zuPunkt-Verbindungen ist die vergleichsweise geringe Abdeckung mit unterschiedlichen Städteverbindungen. So können im dargestellten Punkt-zu-Punkt-Streckennetz lediglich fünf Städteverbindungen durchgeführt werden. Bei so genannten Drehkreuz-Streckennetzen (engl. Hub-and-Spoke) werden alle Verbindungen über ein Drehkreuz geführt. Die Anzahl der möglichen Verbindungen wird deutlich erhöht, im dargestellten Beispiel von 5 auf 55 Verbindungen bei gleicher Kapazität und bei einem Multidrehkreuz sogar 141 Verbindungen. Zudem wird die Attraktivität des Streckenangebots für Passagiere gesteigert und das Erlöspotential der Fluggesellschaft erweitert. Drehkreuznetzwerke haben aber auch einige Nachteile: Insbesondere der Passagierkomfort geht zurück, da die Fluggäste mit längeren Flugzeiten und Umsteigeverbindungen rechnen müssen. Schließlich werden aufgrund des häufigen Umsteigens die Drehkreuzflughäfen stark überlastet. Netzwerk Das Flugnetz einer Fluggesellschaft bezeichnet das gesamte Netzwerk von Luftverkehrsverbindungen dieser Fluggesellschaft. Das Netzmanagement hat die Aufgabe, das gesamte Netzwerk von Luftverkehrsverbindungen im Sinne der Fluggesellschaft zu optimieren. Ziel ist nicht mehr die punktuelle Streckenoptimierung, ein so genanntes lineares Netz, sondern eine Netzoptimierung durch die systematische Anpassung der Flugpläne an den Umsteigeverkehr im Rahmen der auf den Hauptbasen vorhandenen Slots (zugeteilte Start- und Landezeiten auf Flughäfen). Überdies werden die
26
Luftverkehr
Streckennetze von Kooperationspartnern aus unterschiedlichen geographischen Regionen durch eine Flugplanangleichung zeitlich besser koordiniert. Durch entsprechende Kooperationen und strategische Allianzen versuchen die Fluggesellschaften, ihre Streckennetze anschlussorientiert zu verknüpfen, um so dem Kunden eine möglichst nahtlose Reise („Seamless Travel“) zu ermöglichen. Innerhalb dieses Netzes sollen Flugreisende möglichst wenig davon merken, dass mehrere Fluggesellschaften am Transport beteiligt sind. Eine Flugreise, die sich über die Streckennetze von zwei oder gar mehreren Allianzpartnern erstreckt, soll möglichst „reibungslos“ vonstatten gehen, als ob eine Fluggesellschaft alleine das Produkt „Flugreise“ anbieten würde.
Fallbeispiel Streckennetz Lufthansa
Das weit verzweigte Hub-and-Spoke-Streckennetz der Lufthansa mit Frankfurt/Main, München und Zürich als Drehscheiben ermöglicht eine sehr hohe Anzahl von One-Stop-Flugverbindungen in alle Regionen der Erde. Aufgrund des großen Passagieraufkommens kann die Lufthansa ihren Fluggästen eine hohe Flugfrequenz mit vielen flexiblen Umbuchungsmöglichkeiten bieten. Die Deutsche Lufthansa hat seit 1994 ihre Flugplanorganisation auf ein Netzmanagement umgestellt. So hat sie in den 1990er Jahren ihr Flugnetz durch entsprechend günstige Kooperationen erheblich ausweiten und durch verbesserte und optimierte Umsteigeverbindungen in Frankfurt/Main und München seine zentrale Lage in Europa ausnutzen können.
2.2.3 Marketing & Vertrieb Nachfrage Die Nachfrage kann nach verschiedenen Nachfragegruppen segmentiert werden. Diese möglichst homogenen Käufergruppen erlauben eine differenzierte Marktbearbeitung. Eine Klassifizierung ist nach demographischen, psychographischen oder soziographischen Merkmalen möglich. Für den Luftverkehr ist vor allem die Unterscheidung nach dem Reiseanlass relevant, welcher sich weiter in die Teilsegmente des Geschäfts- und Privatreisemarkts unterteilen lässt. –
–
Die Geschäftsreisenden sind für die Fluggesellschaften eine sehr wichtige Zielgruppe, obwohl sie vergleichsweise klein ist: Mit knapp 3 Mill. Bundesbürgern waren 2007 nur 2,4 % der Bevölkerung über 14 Jahre geschäftlich mit dem Flugzeug unterwegs. Besonders 30- bis 50-jährige Männer in höheren Einkommensgruppen verwenden das Flugzeug als Verkehrsmittel für ihre geschäftlichen Reisen. Die deutschen Privatreisenden unternahm im Jahr 2007 insgesamt 27 Mill. Ferienflugreisen, von denen ca. 82 % Haupturlaubreisen und nur 18 % zusätzliche Urlaubsreisen waren. Insgesamt 16,6 Mill. Flugreisen (ca. 60 %) hatten dabei das
Luftverkehr
27
Mittelmeer zum Ziel. Hierbei geben die Flugreisenden im Durchschnitt ca. 1.200 € pro Person für ihre Flugreise (inklusive Hotel etc.) aus. Geschäftsreisende
Privatreisende
elastische Reaktion auf Preisänderungen
höhere Ausgabebereitschaft
geringere Reaktion auf Preisänderungen
hohe Abhängigkeit vom Haushaltseinkommen
weniger saisonale Abhängigkeit
höheres Kostenbewusstsein bei Familien
Prestigefunktion, soziale Entlohnung
60 % der Vielflieger machen mehr als fünf Flüge pro Jahr
8 % der Kunden erbringen 20 % der Erträge
hohe Wertigkeit für Luftverkehr
Betriebsausgaben
Abb. 2.7
schnellere Substituierbarkeit
eine Flugreise pro Jahr
Unterschiede Geschäfts- und Privatreisende
geringere Bedeutung von Flugfrequenz, Sitzverfügbarkeit bei wichtigen Familienangelegenheiten Verhalten wie Geschäftsreisen (Quelle: Lufthansa)
Produktpolitik
Die Flugzeugkabine wird von den Fluggesellschaften in verschiedene Bereiche unterteilt. Diese physische Unterteilung in Bereiche nennt man Beförderungs- oder Serviceklassen. Eine in den Klassen vorgenommene unterschiedliche Bestuhlung wird insbesondere durch den Sitzabstand, die Sitzbreite, die maximale Sitzneigung und die Anzahl der Sitze pro Reihe charakterisiert.
Beispiel für einen Businessclass-Sitz
28
Luftverkehr
Gebräuchlich ist es, die Flugzeugkabine auf Kurzstrecken in Economy- und Businessclass einzuteilen. Auf Mittel- und Langstrecken gibt es eine zusätzliche Firstclass. Hier legen die Passagiere besonders Wert auf die Beinfreiheit, die stark vom Sitzabstand abhängig ist. Üblicherweise beträgt der Sitzabstand in der Economyclass durchschnittlich 75 cm, in der Businessclass ungefähr 175 cm und in der Firstclass mehr als 200 cm. Die Sitzabstände und die Ausstattung sind allerdings sehr von der jeweiligen Fluggesellschaft und dem jeweiligen Flugzeugtyp abhängig. Letztendlich steht die Festlegung der Sitzplatzdichte in einem Spannungsfeld zwischen den Interessen der Kunden und den Interessen einer Fluggesellschaft. Der Fluggast wünscht sich innerhalb der Kabine möglichst viel Platz und Komfort. Die Fluggesellschaft hingegen versucht, durch eine hohe Anzahl an Sitzen eine maximale Auslastung der Transportkapazität des Fluggerätes zu erreichen. Hierbei gilt es, eine ertragsoptimierte Sitzkonfiguration zu finden, die der Kabinenausstattung als wesentliches Produktmerkmal Rechnung trägt. Das Servicekonzept ist eine Erweiterung der bloßen physischen Unterteilung der Flugzeugkabine in die unterschiedlichen Klassen First, Business und Economy. Neben den Unterschieden im Sitzkomfort werden die Abstufung in Beförderungsklassen und die umfassende Betreuung durch ein breites Angebot an Zusatzleistungen vervollständigt. Das Angebot verschiedener Serviceleistungen ist eine Antwort auf die jeweiligen Bedürfnisse der Fluggäste. Die weitere Individualisierung des ansonsten standardisierten Produktes erfolgt über zahlreiche Zusatzleistungen vor, während und nach der Flugreise. Economyclass
Businessclass
Firstclass
Sitze
81 cm Sitzabstand 43 cm Sitzbreite 113° Neigung
150 cm Sitzabstand 50 cm Sitzbreite 170° Neigung
216-234 cm Abstand 53 cm Sitzbreite 180° Neigung
Mahlzeiten
2-3 Menüs zur Auswahl
Frei wählbare, höherwertige Menüs, Spitzenköche, Vinothek
Frei wählbare, noch höherwertige Menüs, Speisezeit frei wählbar
Unterhaltung
12 Video-, 16 Audiokanäle
24 Video-, 16 Audiokanäle, 10 Spiele auf Video Player, Internet
Service
Standard
Individuelle Betreuung durch eigens zuständiges Personal
Lounge
keine
Business Lounges
Freigepäck
20 kg
30 kg
40 kg
Schalter
Standard
Priority Check-in, Security Fast Lane
Wie Business, auch per SMS möglich
Ein- bzw. Aussteigen
Standard
Priorisiert
Abb. 2.8
Beförderungsklassen bei der Deutschen Lufthansa AG
Firstclass Lounges
Luftverkehr
29
Im Rahmen der Produktdifferenzierung unterscheiden sich die Klassenkonfigurationen vor allem auf der Langstrecke in der First- und Businessclass in vielerlei Hinsicht. Von der Vorbestellung spezieller Magazine und Zeitungen als Lesestoff, über die Auswahl von verschiedenen, in jedem Sitz integrierte Bildschirme für Unterhaltung, wie Musik, Film und Information, bis hin zum Bordtelefon werden eine Vielzahl von Serviceleistungen angeboten. Sehr unterschiedliche Servicekonzepte verfolgen die unterschiedlichen Betriebstypen von Fluggesellschaften. Um Kosten einzusparen, verzichten Billigfluggesellschaften im Gegensatz zu Linienfluggesellschaften fast vollständig auf einen Bordservice. Die Qualität des Services an Bord ist stark abhängig vom Kabinenpersonal. Freundliche Stewardessen und Stewards, die die Sprache des Gastes verstehen und sprechen und sich durch interkulturelle Kompetenz und Servicebereitschaft auszeichnen, prägen den Eindruck einer guten Serviceleistung. Es kommt auf die jeweilige Crew und nicht nur auf die Fluggesellschaft an, ob sich der Gast gut betreut fühlt. Zum Service an Bord zählen manche Passagiere auch die Begrüßung und Ansprache des Piloten, in der er die Reiseroute, die Ortszeit und die Temperatur am Zielort ankündigt.
Fallbeispiel Singapore Airlines
Ein Beispiel für eine gelungene Serviceinnovation ist ein erweitertes Klassenkonzept von Singapore Airlines. Im Airbus A380 bietet die Fluggesellschaft eine aufgewertete Firstclass, in der Raumteiler den FirstclassPassagieren das Gefühl einer eigenen Kabine vermitteln. Die Schlafkabinen können mit Gleittüren verschlossen werden und sind mit einem Doppelbett sowie einem Flachbildfernseher ausgestattet.
Preispolitik Bei keinem anderen Verkehrsmittel bereiten die Beförderungstarife dem Außenstehenden und oft auch den Fachleuten so viele Probleme wie im Flugverkehr. Obwohl die Grundstruktur leicht verständlich ist, entsteht häufig Verwirrung durch die verschiedensten Bezeichnungen für gleiche oder ähnliche Leistungen und durch die Vielfalt der Sondertarife mit entsprechenden Sonderbestimmungen. Die Beförderungsleistung (als Grundprodukt/-leistung) der Fluggesellschaften wird grundsätzlich nach Produkt (Beförderungsklasse) und Preis (Buchungs- bzw. Tarifklasse) differenziert. Entsprechend existieren bei Fluggesellschaften neben den Beförderungsklassen (First, Business, Econmony) auch maximal 26 Buchungsklassen mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Tarifen. –
Bezugspunkt der Tarifpolitik ist der Normaltarif bzw. IATA-Tarif. Er berechtigt den Kunden zur Ausschöpfung aller Möglichkeiten des internationalen Flugverkehrs: kurzfristige Buchung, beliebige Umbuchung (Interlining) oder Unterbrechungen (Stopover) auf der Strecke, Wechsel der Fluggesellschaft, Umwege (Rerouting, in begrenztem Umfang), keine Gültigkeitsbeschränkungen und Stornierung sowie Rückerstattung (Refund) nicht benutzter Tickets oder Teilstrecken.
30
Luftverkehr
Diese IATA-Tickets sind häufig sehr teuer, bieten den Kunden allerdings eine große Flexibilität und sind daher vor allem für Geschäftsreisende interessant. –
Sondertarife (engl. Carrier Fares) sind von den Fluggesellschaften individuell festgelegte Tarife mit einer Vielzahl an Einschränkungen. So weisen diese Tarife Beschränkungen hinsichtlich der Vorausbuchung, der Mindest- und/oder Höchstaufenthaltsdauer sowie Umbuchung oder Stornierung auf. Sehr häufig wird die so genannte „Sunday-Rule“ verwendet. Der Kunde kann einen Tarif mit einer Sunday-Rule nur buchen, wenn die Aufenthaltsdauer einmal den Sonntag beinhaltet. Hiermit wird eine klare Trennung von Geschäfts- und Privatreisenden erreicht, da Geschäftsreisende üblichweise spätestens am Freitag wieder Zuhause sein möchten, während Privatreisende häufig einen Wochenendausflug planen. Der Anteil der zu Sondertarifen fliegenden „Minderzahler“ liegt, je nach Fluggesellschaft und Destination, meist zwischen 50 % und 80 % des gesamten Fluggastaufkommens.
–
Kundenspezifische Tarife (engl. Customer Fares, bzw. Nego Fares) sind nicht allen Kundengruppen zugänglich, sondern werden nur über bestimmte Vertriebskanäle zur Verfügung gestellt. Billigere Tickets gibt es meistens über die Tickethändler, die so genannten Konsolidatoren. Diese kaufen den Fluggesellschaften eine große Anzahl von Tickets ab, und erhalten im Gegenzug diese Tickets billiger. Die Konsolidatoren verkaufen die vergünstigten Tickets weiter an die Reisebüros, von denen der Kunde sie letztendlich erwirbt.
Kommunikation Fluggesellschaften nutzen die Kommunikation und Werbung, um ihr Streckennetz, ihre Tarife oder ihr Klassenkonzepte zu bewerben. Die Bedeutung der Werbung von Fluggesellschaften im Vergleich zu anderen Branchen ist relativ gering. 2007 befand sich in Deutschland keine Fluggesellschaft unter den 50 größten werbenden Firmen. Die Werbeaufwendungen aller Fluggesellschaften in Deutschland betrugen im Jahr 2006 lediglich 149 Mill. € für die klassischen Medien. Zu den wichtigsten Werbeträgern von Fluggesellschaften gehören Printmedien wie Zeitungen, Publikumszeitschriften und Fachzeitschriften. Vertriebskanäle Die Quelle für die Distributionsprozesse ist das interne Inventarsystem, welches für jeden Flug die verkauften und noch verfügbaren Sitzplätze pro Buchungsklasse enthält. Die Reservierungen selbst werden über Reservierungssysteme verwaltet, entweder durch den Direktvertrieb der Fluggesellschaft (z. B. Internetvertrieb) oder über Reisemittler, die über externe Globale Distribution Systeme (GDS) Reservierungen durchführen. Eine Kopie der Buchung wird dann an das interne System weitergeleitet. Weitere IT-Systeme gibt es für Kundenbindung und Abfertigung.
Luftverkehr
31
Erkenntnisse Linienfluggesellschaften
Linienfluggesellschaften sind weltweit marktbeherrschend. Geschäftsmodelle sind: Traditionell, Virtuell, Konzern und Hybrid. Streckenverbindungen sind: Punkt-zu-Punkt, Drehkreuz und Multi-Drehkreuz. 70 % der Gesellschaften sind Mitglied in den Allianzen Star Alliance, One World oder Sky Team. Die wichtigste Kundengruppe sind Geschäftsreisende.
2.3
Billigfluggesellschaften
No Frills Airlines, Low Cost Carrier, Low Fare Airlines oder auch Discount Airlines sind nur einige Beispiele für die Bezeichnungen, die in der Literatur für Billigfluggesellschaften verwendet werden. Diese Begriffsvielfalt erklärt sich vor allem dadurch, dass es bei den Billigfluggesellschaften kein einheitliches Geschäftsmodell gibt. Der eine Anbieter verzichtet auf jeglichen Service, während einige Gesellschaften verschiedene Serviceleistungen anbieten. Allen Billigfluggesellschaften gemeinsam ist ihre alleinige Zuwendung zum Niedrigpreissegment, was im Weiteren ausschlaggebend für die Bezeichnung Billigfluggesellschaft ist.
2.3.1 Marktüberblick Das Billigflugkonzept hat seinen Ursprung in den USA. Als Vorreiter gilt Southwest Airlines, die 1967 gegründet wurde und bis heute aufgrund kontinuierlichen Wachstums erfolgreich am Markt besteht. Die Billigfluggründungen in den USA nennt man die erste Gründungswelle, die in Europa die zweite Gründungswelle und schließlich die in Asien die dritte Gründungswelle. Auch in Kanada und Australien haben sich inzwischen einige Billigfluggesellschaften etabliert. Im europäischen Markt sind derzeit ca. 50 Billigfluggesellschaften tätig. 20 Gesellschaften bieten Verbindungen von Deutschland in europäische Destinationen an, lediglich fünf Gesellschaften bieten innerdeutsche Verbindungen an. Die wichtigsten deutsche Fluggesellschaften im Billigflugsegment sind die drei Anbieter Air Berlin, TUIfly und Germanwings.
32
Luftverkehr
An erster Stelle im europäischen Vergleich rangiert Ryanair mit 134 Flugzeugen und – typisch für eine Billigfluggesellschaft – ausschließlich mit einem einzigen Muster, der Boeing 737. Der Konkurrent easyJet hat bereits zwei unterschiedliche Typen bei seinen 124 Flugzeugen, wobei der griechische Besitzer Stelios Haji-Ioannou zukünftig nur noch den Airbus A320 einsetzen möchte. Die Air Berlin-Gruppe ist weniger homogen, so befinden sich seit der LTU-Übernahme sogar Langstreckenflugzeuge vom Typ A330 im Portfolio. Im Folgenden werden ausgewählte Billigfluggesellschaften eingehend vorgestellt. Die Geschäftsmodelle werden hierbei nicht immer im Detail analysiert, sondern es werden die Besonderheiten und die auftretenden Unterschiede zu den Wettbewerbern aufgeführt. 160 140
134
124
120
117
100 80 51
60
43
40
25
20
19
19
17
13
bmibaby
Clickair
SkyEurope
0 Ryanair
Abb. 2.9
Easyjet
Air Berlin/LTU
TUIfly
Flybe
Germanwings Norwegian
Top Ten der europäischen Billigfluggesellschaften nach Fluggerät (Stand 2007)
Geschäftsmodell Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, eine Billigfluggesellschaft zu gründen: entweder geschieht dies durch Bildung einer Tochtergesellschaft oder durch Neugründung. Tochtergesellschaften wurden sowohl von Linien- oder Ferienfluggesellschaften gegründet. Andere Fluggesellschaften, gleichgültig ob als unabhängige Fluggesellschaft oder in Form eines integrierten Konzerns organisiert, wagten durch Produkterweiterung oder aus Gründen der Unternehmensumstrukturierung den Einstieg ins Billigflugsegment, wie dies beim irischen Pionier Ryanair der Fall war. Zu den neugegründeten Billigfluggesellschaften zählt bspw. die britische easyJet. Jede Gründungsform weist Stärken und Schwächen auf. Tochtergesellschaften haben meist mit Imageproblemen zu kämpfen und sind in ihrem Handlungsspielraum eingegrenzt. Überdies droht eine Kannibalisierung des bestehenden Geschäfts. Dafür haben sie einen erleichterten Ressourcenzugang und erhalten u. a. finanzielle Unterstützung durch die Muttergesellschaft. Im Gegensatz dazu haben neugegründete Gesellschaften Probleme beim Ressourcenzugang, was bspw. Slots und Flughäfen betrifft, und müssen ihre Kunden neu gewinnen, was zudem durch Vielfliegerprogramme der etablierten Fluggesellschaften erschwert wird. Ihre Stärken liegen darin, dass sie unbelastet von Restriktionen sind und bspw. tarif-, personal- und vertriebspolitische Freiräume besitzen.
Luftverkehr
33
Kostenvorteile
Die Grundleistung der Billigfluggesellschaften ist der Transport von A nach B in Form von Punkt-zu-Punkt-Verbindungen. Alle Operative Vorteile Höhere Sitzdichte 16 % Gesellschaften konzentrieren sich auf KurzIntensivere Flugzeugnutzung 3 % und Mittelstrecken mit Flugzeiten, die bei Geringere Crew-Kosten 3% max. vier Stunden liegen. Sie fliegen zumeist Billigere Flughäfen 6% kleinere Regionalflughäfen an, bei denen Flottenstandardisierung und 2% Fremdvergabe der Wartung niedrigere Gebühren anfallen als bei großen Produkt- und Servicevorteile Flughäfen. Anschlussflüge sind im BilligGeringere Kosten für Betreuung 10 % flugsegment nicht vorhanden bzw. nicht am Boden und Abfertigung üblich. Die Billigfluggesellschaften versuKeine freie Bewirtung an Bord 6% chen möglichst hohe Frequenzen mit gerinMarketingvorteile gen Flugzeugstandzeiten zu fliegen, also eine Einsparung von 8% Verkaufsprovisionen maximale Flugdauer pro Tag zu erreichen. Geringerer Verkaufs- und Re3 % Das Flugticket ist ausschließlich für den servierungsaufwand gebuchten Flug gültig und kann nicht für Sonstige Vorteile andere Fluggesellschaften verwendet werden. Kleinere Verwaltung 2% Der Vertrieb des Flugangebots wird meist Summe Kostenvorteile: 59 % direkt über die Medien Internet, Callcenter oder Telefon durchgeführt. Die Buchung im Reisebüro ist nur bei einigen Billigfluggesellschaften möglich. Die Billigfluggesellschaften bieten keine bzw. nur gegen Aufpreis Sitzplatzreservierungen an. Bei den Preisangeboten handelt sich häufig um One-Way-Tarife. Die angebotenen Niedrigpreise sind jedoch sehr stark kontingentiert. Aus Kostengründen verzichten die Gesellschaften auf Kundenbindungsprogramme, lediglich im Internet können Kundenprofile angelegt werden und die Kundenkommunikation erfolgt dann nur noch per E-Mail. Schließlich gibt es keine unterschiedlichen Beförderungsklassen, wie sie von traditionellen Linienfluggesellschaften angeboten werden, sondern eine einheitliche eng bestuhlte Economyclass. Vorteile
Kostenvorteile
2.3.2 Produktionsfaktoren Flotte und Netz Die meisten Billigfluggesellschaften verwenden aufgrund von Kosteneinsparungen nur ein Flugzeugmuster und erreichen so Kostenreduzierungen bei Fixkosten wie Ersatzteilen, Instandhaltung, Werkstättenausstattung, Personalschulung und Lizenzen. Von einer einheitlichen Flotte profitiert auch die Flugplanung, da sie nicht spezielle Leistungsmerkmale einzelner Flugzeugtypen berücksichtigen muss. Hauptziel ist es, die tägliche Rückkehr der Flugzeuge zum Heimatflughafen zu ermöglichen, da so Übernachtungs- und Lohnkosten beim Personal eingespart werden. Die meisten Billigfluggesellschaften verwenden die Boeing 737.
34
Luftverkehr
Das Flugroutensystem der Billiggesellschaften besteht aus dem Punkt-zu-PunktVerkehr, der alle Ursprungs- und Zielorte durch Nonstopflüge verbindet. Die Unternehmen bedienen Kurz- und Mittelstrecken mit einer maximalen Flugzeit von drei Stunden und bieten Städteverbindungen in aufkommensstarke Wirtschaftszentren an. Die häufige Bedienung der Ziele, also eine möglichst hohe Frequenz, ist wichtiger als die Bedienung vieler unterschiedlicher Ziele. Flugplan Die Koordination der Flüge ist für Billigfluggesellschaften vergleichsweise unkompliziert, da es kein Netzwerk gibt. Hierdurch ergeben sich Einsparungen bei Abstimmungs-, Transfer- und Folgekosten für eventuelle Verspätungen. Im optimalen Fall werden die Flugzeuge täglich bis zu zwölf Stunden in der Luft gehalten und damit eine möglichst hohe Frequenz erreicht. Da kein flächendeckendes Netz besteht, kann die Streckenaufnahme, aber auch die Streckeneinstellung flexibler erfolgen, wodurch eine schnelle Anpassung an Marktveränderungen möglich ist. Der Erfolg neuer Strecken wird von den Unternehmen folglich nicht langfristig analysiert, sondern vielmehr ausgetestet. Beim Scheitern werden die Strecken schnell wieder eingestellt. Flughäfen Grundsätzlich achten Billigfluggesellschaften bei Flughäfen darauf, Kosten einzusparen. Die Billigfluggesellschaften benutzen daher häufig Regionalflughäfen. Die Bedienung von diesen so genannten Parallelmärkten hat sowohl für die Kunden als auch für Billigfluggesellschaften Vorteile. Die Kunden profitieren von geringeren Parkgebühren, kürzeren Wegen am Flughafen und geringerer Passagierdichte. Allerdings müssen sie mehr Zeit aufwenden, um die abgelegenen Flughäfen zu erreichen. Die niedrigeren Gebühren ermöglichen den Gesellschaften Kosteneinsparungen von bis zu 12 %. Die Vergabe der Start- und Landerechte verläuft unproblematisch und es entstehen keine Engpässe. Ein weiterer Vorteil ist, dass es bei den kleineren Flughäfen meist kein Nachtflugverbot gibt, was dem Ziel einer möglichst hohen Frequenz bei der Streckenbedienung entgegen kommt.
2.3.3 Marketing & Vertrieb Nachfragegruppen und Trends Alle Zielgruppen der Billigfluggesellschaften haben bei der Buchung ein Hauptziel: Sie wollen von A nach B transportiert werden und das zu einem möglichst geringen Preis. Die Kunden sind zumeist Freizeit- und Besuchsreisende. Eine wichtige Zielgruppe für die Billiggesellschaften sind die so genannten hybriden Konsumenten, die auf der Suche nach dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis bewusst eine günstige Fluggesellschaft auswählen, um dann anschließend in einem Luxushotel zu übernachten. Diese Entwicklung verstärkt den allgemein erkennbaren Trend weg vom mittleren Preissegment hin zu den Marktsegmenten Luxus und/oder Discount. Produktpolitik Alle Billigfluggesellschaften konzentrieren sich in der Produktpolitik auf ihre Kernleistung. Zusatzleistungen werden nur im geringen Maße angeboten. Eine Differen-
Luftverkehr
35
zierung über Beförderungsklassen, wie bei den Linienfluggesellschaften üblich, gibt es bei den Billigfluggesellschaften nicht. Die Auslastung der Kapazitäten hat höchste Priorität. Die Sitzplatzdichte ist somit ein Produktmerkmal, da sie, je höher sie ausfällt, letztendlich den Flugpreis senkt, der für den Kunden wiederum der entscheidende Faktor ist.
Guerilla-Marketing von Ryanair Preispolitik In der Regel funktioniert der Ticketverkauf nach folgendem Schema: In geringer Anzahl sind pro Flug Tickets im Niedrigpreissegment vorhanden. Sind diese vergeben, werden die Preise Schritt für Schritt erhöht, bis sie kurz vor Abflug deutlich in die Höhe gehen. Geht man von einer Maschine mit 150 Personen aus, so macht eine Fluggesellschaft bei den ersten 50 Buchungen Verluste, die über die nächsten 50 ausgeglichen werden. Ab der 100. Buchung verzeichnet die Fluggesellschaft Gewinne. Der mittlere Preis, den sie pro Passagier und Flug einnehmen muss, beträgt ca. 100 €. Kommunikation Billigfluggesellschaften sind grundsätzlich dafür bekannt, aggressive bzw. freche Endverbraucherwerbung zu betreiben, wobei auch die Konkurrenz oftmals nicht verschont wird. Oftmals steht auch der Preis im Mittelpunkt. Besonders die Pressearbeit ist bei den Billigfluggesellschaften sehr effizient und vollzieht sich in Form von Pressemeldungen, Informationsbroschüren oder auch mit der Veröffentlichung von Bilanzen und Geschäftsberichten. Als Paradebeispiel gelten die Auftritte des RyanairVorstandes Michael O’Leary, der damit grundsätzlich öffentliches Aufsehen erregt und somit kostenlos für seine Fluggesellschaft wirbt. Vertriebskanäle Die Unternehmen nutzen hauptsächlich den Direktvertrieb mit Callcentern, Internet und Buchungsautomaten. Billigfluggesellschaften sparen sich oftmals den Anschluss
36
Luftverkehr
an die kostenintensiven externen computergestützten Reservierungssysteme, da sie ohnehin überfunktional für deren Anforderungen sind. Der wichtigste Buchungskanal ist bei den Billigfluggesellschaften das Internet. Bei Ryanair buchen 90 %, bei easyJet sogar 95 % der Kunden online. Einige Gesellschaften forcieren die Internetbuchung, indem sie bei Buchung über Callcenter oder Reisebüros eine Bearbeitungspauschale verlangen.
Erkenntnisse Billigfluggesellschaften
Ryanair, easyJet und Air Berlin sind in Europa führende Billigfluggesellschaften. Billigflug gibt es für Kurz- und Mittelstrecke bis max. vier Std. Flugdauer. Kostenvorteile von ca. 60 % werden realisiert. Kleine regionale Flughäfen mit günstigen Landegebühren werden bevorzugt. Zumeist existiert kein Vertrieb über Reisebüros, sondern ein Direktvertrieb (Internet, Callcenter).
2.4
Weitere Fluggesellschaften
2.4.1 Ferienfluggesellschaften Ferienfluggesellschaften werden als die Fluggesellschaften definiert, die vorwiegend Reiseziele anfliegen, die Urlaubsziele der Deutschen sind. Sie übernehmen im Auftrag von Reiseveranstaltern die Beförderung von Pauschalflugreisenden im Bedarfsluftverkehr nach festen Abflugzeiten oder als Linienflüge. Synonym werden oftmals die Begriffe Charterfluggesellschaften oder Touristikfluggesellschaften bzw. tourismus-orientierte Fluggesellschaften verwendet. Derzeit wandeln sich die ursprünglichen Ferienfluggesellschaften von Bedarfsfluggesellschaften für Veranstalter zu preisorientierten Linienfluggesellschaften. Gerade die Zunahme der Einzelplatzbuchungen und der Ausbau der Städteverbindungen erfordern feste Flugpläne und einen ganzjährigen Betrieb. Unterscheidungsmerkmale im Vergleich zum Linienflugverkehr sind der Punkt-zu-Punkt-Verkehr und der Vertrieb, der zum Großteil über Reiserveranstalter und dem Verkauf von Pauschalreise-Paketen erfolgt.
Luftverkehr
37
Einstimmung auf den Urlaub Heute werden zwei Organisationsformen unterschieden: entweder sind die Ferienfluggesellschaften eine konzernunabhängige Gesellschaft, wie bspw. Air Berlin, oder sie sind innerhalb eines Konzerns organisiert, wie es bei TUIFly der Fall ist. Der Hauptvertriebsweg erfolgt aber immer noch über die Reiseveranstalter, daher sind die Fluggesellschaften von den Aufträgen der Veranstalter stark abhängig. Die Marktentwicklung in der Tourismusindustrie ist für die Ferienfluggesellschaften sehr nachteilig. Die klassische Pauschalreise mit den auf ein halbes Jahr festgelegten Katalogpreisen gilt als veraltetes Modell und muss im Zuge des neuesten Trends, dem Dynamic Packaging, angepasst werden. Hinzu kommen die Billigfluggesellschaften, die die Wettbewerbssituation im Markt verschärfen und zunehmend Druck auf die Ferienfluggesellschaften ausüben, insbesondere seitdem sie auch Warmwasserdestinationen bedienen. Durch die intensive Wettbewerbssituation bieten Ferienfluggesellschaften nun verstärkt die Mittel- und Langstrecke an, welche für die Billiglinien aufgrund ihrer Kostenstruktur nicht attraktiv sind. In kaum einem anderen Land teilen sich so viele Anbieter den Ferienflugmarkt wie in Deutschland. Es herrscht ein Überangebot an Kapazitäten und der deutsche Charterflugmarkt befindet sich in einem dramatischen Umbruchsprozess. Während das Wachstum im Veranstaltergeschäft stagniert, gewinnt der Einzelplatzverkauf zunehmend an Bedeutung. Im deutschen Markt gibt es insgesamt ca. zehn Fluggesellschaften, die derzeit als Ferienfluggesellschaften tätig sind. TUIfly ist im Tourismuskonzernen TUI integriert. Das Nischengeschäft wird z. B. von Sun Express durchgeführt, die als Tochter von Turkish Airways und Lufthansa den türkischen Ferienflugmarkt bedient. Air Berlin nimmt als Ferienfluggesellschaft und gleichzeitiger Tätigkeit als Billiggesellschaft eine Sonderstellung ein, auch wenn das Veranstaltergeschäft schon lange nicht mehr zum Kerngeschäft zählt. Das Einzelplatzgeschäft verbunden mit dem Angebot der „City Shuttles“ hat heute aufgrund der höheren Zuwachsraten die größere Bedeutung für die Fluggesellschaft. Die Tätigkeit als Ferien- und Billigfluggesellschaft erklärt, warum die Air Berlin in beiden Kapiteln betrachtet wird.
38
Luftverkehr
140 117
120 100 80 60
51
49 36
40
25 20
13 8
7
0 Air Berlin/LTU
Abb. 2.10
TUIfly
Thomsonfly
Condor
Germanwings Sun Express Blue Wings
Hamburg Int.
Vergleich der deutschen Ferienfluggesellschaften nach Fluggerät (Stand 2008)
2.4.2 Regionalfluggesellschaften Unter Regionalluftverkehr versteht man, dass eine Regionalfluggesellschaft zwei Regionalflughäfen oder einen Regionalflughafen und einen internationalen Verkehrsflughafen als Zubringer verbindet. Dabei werden in der Regel kleine Fluggeräte (Turboprops und Jets) mit einer Bestuhlung von 19 bis 120 Sitzplätzen verwendet. Grundsätzlich können im operativen Regionalflugverkehr folgende Typen unterschieden werden: – –
–
Verbindungen zwischen Regionalzentren und den großen internationalen Flughäfen als Zubringerverkehr für andere Fluggesellschaften, eigenständiger Flugverkehr zwischen Regionalflughäfen als Ergänzungsverkehr zu den von den großen Gesellschaften angebotenen Streckennetzen, diese sind in der Regel Punkt-zu-Punkt-Verbindungen ohne Anschlussmöglichkeiten, Flüge im Rahmen von Pauschalreisen von Regionalflughäfen aus zu Flughäfen mit touristischer Bedeutung, die von Regionalfluggesellschaften und nicht von Chartergesellschaften durchgeführt werden.
Ca 70 % aller Flüge der Regionalgesellschaften finden zwischen einem internationalen Verkehrsflughafen und einem Regionalflughafen statt und werden zum Großteil in Kooperation mit einer großen Liniengesellschaft geflogen. Diese Kooperationen sind für beide Seiten von Vorteil: Die großen Fluggesellschaften könnten diese Strecken nicht rentabel bedienen, da das vorhandene Fluggerät zu groß für diese Verbindungen wäre. Die Regionalfluggesellschaften profitieren vom guten Namen und dem guten Image der großen Linienfluggesellschaft, in deren Auftrag sie fliegen. Es gibt aber auch Nachteile: die Regionalfluggesellschaften geben ihre Unabhängigkeit weitgehend auf und das Streckenangebot wird häufig auf die Bedürfnisse des großen Partners ausgerichtet. Auch dürfen die Regionalfluggesellschaften häufig nur
Luftverkehr
39
die Strecken fliegen, welche die große Fluggesellschaft aufgrund fehlender Nachfrage nicht selber anbieten möchte.
Binter Canarias 5%
Eurowings 4%
Brit Air 6% Règional 6%
Sonstige 36 %
Tyrolean Airways 7% Aegean Airlines 7% KLM Cityhopper 9%
Abb. 2.11
Lufthansa City Line, 11 % Air Nostrum 9%
Überblick der europäischen Regionalfluggesellschaften 2007
(Quelle: Statistiken ERA 2008)
Die Hauptzielgruppe sind die Geschäftsreisenden, die bei den verschiedenen Gesellschaften rund 70 % bis 85 % des gesamten Passagieraufkommens ausmachen. Nicht nur der Flugplan wird an den Bedürfnissen der Geschäftsreisenden ausgerichtet, sondern auch im Bereich der Servicekette wird laufend versucht, Verbesserungen und Zusatznutzen einzuführen, welche die Reise für den Business-Passagier so angenehm und komfortabel wie möglich machen. Im Distributionsbereich unterscheiden sich die Regionalgesellschaften kaum von den großen Gesellschaften.
2.4.3 Geschäftsreisefluggesellschaften Den Geschäftsreiseflugverkehr kann man definieren als einen firmeneigenen Werksverkehr sowie den gewerblichen Betrieb bzw. die Durchführung von Geschäftsreisen mit Flugzeugen. Die dabei zum Einsatz kommenden Flugzeuge unterscheiden sich in technischer Sicht voneinander in Jets mit Düsenantrieb und Turboprops mit Propellerturbinentriebwerken. Die Jets haben ein geringeres Gewicht als Linienmaschinen und sind daher in der Lage, auch auf kürzeren Landebahnen zu landen. Durch diesen Vorteil kann ein Zielflughafen gewählt werden, der näher am eigentlichen Reiseziel liegt als die Großflughäfen. Der Abflug richtet sich nach dem Terminplan des Passagiers, nicht nach dem der Fluggesellschaften, man fliegt direkt zum gewünschten Reiseziel, es gibt kein Umsteigen und keine verpassten Anschlüsse.
40
Luftverkehr
Zur Zeit sind ca. 500 Jets und Turboprops verschiedenster Größenordnungen in Deutschland registriert. Deutschland zählt somit weltweit zu einem der größeren Absatzmärkte für Geschäftsreiseflugzeuge. Das Angebot des hiesigen Marktes ist auf rund 150 Fluggesellschaften aufgeteilt, von denen mehr als die Hälfte maximal zwei Flugzeuge besitzen. Als größter Anbieter bezeichnet sich die Cirrus Aviation, die über elf Jets verfügt. Die einzelnen Unternehmen bevorzugen verschiedene Varianten zur Nutzung eines Geschäftsflugzeuges. Je nach jährlichem Flugvolumen und Transportbedürfnis sind die Betreibermodelle Charter, Kartenprogramm, Teilbesitz oder Besitz eines Geschäftsflugzeuges: –
Beim Chartern/Air Taxi eines Geschäftsflugzeuges wird das gewünschte Flugzeugmodell für den benötigten Zeitraum angemietet, wobei das Unternehmen eine Gebühr für die genutzten Flugstunden entrichtet. Ein Charter bzw. Air Taxi ist für Unternehmen sinnvoll, die weniger als 100 Flugstunden pro Jahr reisen. Grundsätzlich hängen die Charterpreise vom gewünschten Flugzeugtyp und der Flugstrecke ab. Der Preis pro Flugstunde beträgt zwischen 500 € bei Charterung einer kleinen Propellermaschine und bei mehr als 5.000 € für einen Langstreckenjet.
–
Bei dem Modell des Teilbesitzes (Fractional Ownership) wird ein Anteil eines Geschäftsflugzeuges in Form einer festgelegten Anzahl von Flugstunden erworben. Das Teileigentum kann hierbei durch Kauf von Anteilen oder durch Leasing von Anteilen von einem Teilbesitzanbieter erworben werden. Je nach erworbenem Anteil erhält der Kunde das Recht auf eine bestimmte Anzahl Flugstunden pro Jahr. Das Management sowie Besatzung, Catering und Wartungsarbeiten werden durch den Teilbesitzanbieter übernommen. Fractional Ownership eignet sich für einen Flugbedarf von 50 bis 400 Stunden pro Jahr.
–
Die einfachste Form der Nutzung von Geschäftsreiseflugzeugen ist der alleinige Besitz des Flugzeuges. Der vollständige Besitz eines Geschäftsreiseflugzeugs eignet sich für Unternehmen mit mehr als 400 jährlichen Flugstunden. Der Eigentümer des Jets ist gleichzeitig Betreiber und muss daher auch das Jetmanagement organisieren.
–
Kartenprogramme sind eine Mischform von Teilbesitz und Charter, die den Unternehmen eine vorab definierte Anzahl von Flugstunden zu einem festgelegten Preis bieten. Im Unterschied zu Charterprogrammen wird die Verfügbarkeit der Flüge innerhalb einer bestimmten Vorausbuchungsfrist garantiert. Die Flugstunden verfallen nach Ablauf der festgelegten Nutzungsdauer und müssen im Voraus bezahlt werden.
Weltweit sind zurzeit etwa 25.000 Geschäftsflugzeuge im Einsatz. Der Markt wird durch die fünf Hersteller Bombardier, Gulfstream, Cessna, Dassault und Raytheon dominiert, die zusammen einen Marktanteil von 98 % am Gesamtmarkt für Geschäftsflugzeuge halten. Marktführer (nach Umsatz) ist Bombardier, gefolgt von Gulfstream, beide Unternehmen generieren ihren Hauptumsatz mit Geschäftsflugzeu-
Luftverkehr
41
gen der oberen Marktsegmente. Mengenmäßig werden jedoch die kostengünstigen Cessna am häufigsten eingesetzt. Wichtiger Vorteil für den effektiven Einsatz eines Geschäftsflugzeuges ist die Erreichbarkeit des Zielorts inklusive eines nahen Flughafens. Internationale Flughäfen sind zumeist aufgrund der hohen Landegebühren und knappen Landeerlaubnissen nicht für Geschäftsreiseflüge prädestiniert. Jedoch bieten die Regionalflughäfen den Geschäftsreisenden eine sehr gute Infrastruktur. Während Linienflugzeuge in Europa etwa 200 Flughäfen ansteuern, stehen für kleine Geschäftsflugzeuge mehr als 1.500 Landeplätze zur Verfügung.
Erkenntnisse Weitere Fluggesellschaften
Bei Ferienfluggesellschaften sind die Hauptkundengruppen Reiseveranstalter und Einzelreisende. Regionalfluggesellschaften bieten Verbindungen zwischen Regionalzentren oder Zubringer zu Drehkreuzen für Geschäftsreisende an. Geschäftsreisefluggesellschaften bieten individuellen Flugbetrieb mit kleinen Maschinen an.
2.5 Flughäfen Der Flughafen stellt das Bindeglied zwischen Luft- und Oberflächentransport dar, das heißt er ist Voraussetzung zur Durchführung von Luftverkehr. Sie übernehmen als Knotenpunkte des Luftverkehrs eine wichtige Rolle. Die Passagiere und die zu transportierenden Güter sind auf eine funktions- und leistungsfähige Infrastruktur angewiesen, um den steigenden Anforderungen an die Mobilität gerecht zu werden. Auf den deutschen Verkehrsflughäfen hat sich die Anzahl der Passagiere in den letzten 30 Jahren vervierfacht und erreichte im Jahr 2006 ein Aufkommen von insgesamt 174 Mill. Passagieren. Doch mit dem Wachstum ergeben sich zahlreiche Probleme, die es mit politischen Entscheidungsträgern zu lösen gilt: Infrastrukturelle Kapazitätsengpässe aufgrund langwieriger Genehmigungsverfahren beherrschen die Branche. Außerdem treten neben die traditionell öffentliche Aufgabe der Infrastrukturbereitstellung zunehmend wirtschaftliche Interessen, die das Management von Flughäfen vor neue Anforderungen stellen. Die Arbeitsgemeinschaft deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) verfolgt eine Kategorisierung nach operativen Gesichtspunkten und differenziert zwischen internationalen Verkehrsflughäfen, regionalen Verkehrsflughäfen und weiteren Flughäfen.
42
Luftverkehr
Flughäfen
Internationale Verkehrsflughäfen - > 500.000 Paxe pro Jahr - Drehscheibenfunktion: Mega-Hubs & Sekundärhubs - kont. & interkont. Verkehr - Instrumenten-Landesystem - Flugsicherungsdienste - 20 int. Flughäfen in Deutschland
Abb. 2.12
Regionale Verkehrsflughäfen - < 500.000 Paxe pro Jahr - gewerblicher Flugverkehr - zumeist kleine Flugzeuge ( 45
30-45
< 45
o.A.
Passenger Crew Ratio
< 2,0
2,0 – 3,5
500 €
Tagespreise
Kaum Entertainment, Vorträge
Carnival Hurtigrouten Royal Caribbean Sea Cloud, Star MSC, Aida, u.a. Clipper u.a.
Abendunterhaltung (Musik & Tanz) Viking A-ROSA Phoenix u.a.
100-300 € Je nach Nische 50 € bis 300 €
> 150 €
Fahrtgebiete
Häufig Weltreisen
Attraktive Warm- Neue & unbewasserdestinakannte Destinationen tionen
Vor allem Donau & Nil
Publikum
Wohlhabende Senioren (55 +)
Babyboomer (35- 65 Jährige)
Senioren (55 +)
Fahrtdauer
7 - 14 Tage oder 7-14 Tage, aber 7 - 14 Tage je auch Kurzreisen, nach Nische länger
Abb. 3.2
Vergleich Kreuzfahrten
Wohlhabende Senioren (55 +)
Zumeist 7-tägig, aber auch Kurzreisen, selten 14 Tage
52
3.2
Kreuzfahrten
Hochseekreuzfahrten
Die wichtigste Form des maritimen Tourismus bilden die Hochseekreuzfahrten. Diese auf einem Schiff durchgeführten Pauschalreisen lassen sich durch folgende typische Merkmale charakterisieren: Der Transport bildet nicht den Hauptgrund der Reise, wobei neben dem Ein- und dem Ausschiffungshafen noch mindestens ein weiterer Hafen angefahren wird. Die Reisedauer und -routen sowie Mindestteilnehmerzahlen werden im Vorhinein festgelegt und veröffentlicht. Im Reisepreis inbegriffen sind zumeist Leistungen wie Verpflegung, Übernachtung, Animation, Entertainment und Reiseleitung. Zudem besteht die Möglichkeit für kostenpflichtige Landausflüge.
3.2.1 Markt & Strategie Hochseekreuzfahrten Es gibt auf dem Kreuzfahrtenmarkt viele verschiedene Arten von Hochseekreuzfahrten. Die wichtigsten Unterscheidungsmöglichkeiten sollen im Folgenden kurz skizziert werden. –
Die klassische Luxuskreuzfahrt wird noch heute häufig als einzige Form einer Kreuzfahrt wahrgenommen. Es geht dabei in erster Linie um die Seereise selbst. An Bord wird Entspannung, Ruhe und Erholung geboten. Exklusiver Service und hohe Qualität sind dabei ausgesprochen wichtig. Klassische Kreuzfahrten werden von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten, von Deilmann und von Cunard angeboten.
–
Ein weltweiter Trend sind die so genannten Clubkreuzfahrten. Die Hauptmerkmale dieser Kreuzfahrten sind ein kommerziellen Unterhaltungsprogramm (Shows, Kabaretts, Musicals etc.) und die umfangreichen Sportmöglichkeiten (Freeclimbing, Schlittschuhlaufen, Golfsimulatoren etc.). Somit werden die erfolgreichen Cluburlaube an Land auf einen Schiffsurlaub übertragen. Hierbei sind die Kreuzfahrtschiffe die eigentliche Attraktion und nicht die Destination. So werden auch neue jüngere Kundengruppen angesprochen, welche eine klassische Luxuskreuzfahrt nicht buchen würden. In Deutschland setzen vor allem die Aida-Schiffe auf dieses Clubkonzept, während in den USA Clubkreuzfahrten eine sehr beliebte Urlaubsform sind.
–
Bei Nischenkreuzfahrten werden die Routen entsprechend wichtiger kultureller Sehenswürdigkeiten gelegt. Die Kreuzfahrt soll nicht nur dem Körper durch Erholung und Entspannung, sondern auch dem Geiste zugute kommen. Expeditionskreuzfahrten sind ebenfalls eine gerne gebuchte Variante der Nischenkreuzfahrt. Gefahren wird auf Routen, die abseits der sonst üblichen Fahrgebiete liegen. Dabei sind diese Gebiete häufig schwer zugänglich oder landschaftlich extrem, wie z. B. Routen durch die Antarktis.
Marktumfeld Heute ist die Kreuzfahrtbranche die am stärksten boomende Touristikbranche. Die Zahl der Passagiere hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt und beträgt heute pro Jahr ca. 20. Mill. Passagiere weltweit. Der deutsche Kreuzfahrtmarkt
Kreuzfahrten
53
ist hierbei der drittgrößte Markt, nach den USA und Großbritannien. Aufgrund der starken Konkurrenz unter den Anbietern lässt sich allerdings auch ein verstärkter Verdrängungswettbewerb und Preiskampf verzeichnen. Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht, da laut Umfragen langfristig alleine 20 Mill. Deutsche eine Kreuzfahrt buchen wollen. Um dieses Potential auch in tatsächliche Buchungen umzuwandeln, werden neue, moderne Schiffe in Dienst gestellt, die vorhandenen Produkte durch neue Routen oder Kurzkreuzfahrten verbessert und weitere Investitionen in Marketing- und Vertriebsaktivitäten getätigt. Dazu zählen Schulungen, Informationsveranstaltungen für Vertriebspartner und Kunden sowie die Kommunikation über die Medien.
Rest der Welt 14% Asien 5%
USA 70%
Deutschland 4% UK 7%
Abb. 3.3
Nationalitäten der Kreuzfahrtteilnehmer
(Quelle: Berlitz Guide 2010)
Der bereits vorhandene Wettbewerb wird zukünftig weiter zunehmen. Gründe dafür liegen einerseits in den bestellten Neubauten, andererseits aber auch im Einstieg von TUI in das Kreuzfahrtgeschäft und in den zusätzlichen Angeboten der amerikanischen Reedereien, die verstärkt in den deutschen Markt drängen. Allein im Sommer 2008 schickten die US-Reedereien acht Megaschiffe mit ungefähr 20.000 Betten ins Mittelmeer. Allerdings ist auch in der Kreuzfahrtindustrie die Zeit der Massenmärkte vorbei; austauschbare Produkte können nur noch über den Preis verkauft werden. Es bedarf heute zielgruppenorientierter maßgeschneiderter Angebote, um die Kreuzfahrten zu hohen Preisen verkaufen zu können.
54
Kreuzfahrten
Trend Passagiere Pass.nächte in Tsd. Umsatz in Mill. € Ø Reisepreis in € Ø Reise in Tagen Ø Passagieralter Abb. 3.4
2004
2005
2006
2007
584.000
639.000
705.000
762.000
5.734
6.143
6.851
7.133
1.140
1.220
1.360
1.437
1.955
1.913
1.928
1.885
9,8
9,6
9,7
9,3
48,2
48,3
48,8
48,9
Zahlen und Fakten Hochseekreuzfahrten deutscher Anbieter
(Quelle: DRV 2008)
Deutsche Reedereien und Veranstalter Bei der Betrachtung der Anbieterseite muss zunächst eine Einordnung in die beiden Gruppen Reeder/Reederei und Kreuzfahrtveranstalter vorgenommen werden, wobei die Reederei der Schiffseigner und meist auch der -betreiber ist. Die Veranstalter hingegen verfügen über keine eigenen Schiffe, sondern chartern diese von den Reedereien. In der Gruppe der Veranstalter ist weiterhin zu differenzieren zwischen den reinen Seereiseveranstaltern, wie Phoenix, Delphin und Transocean Tours, und Unternehmen, die zu einem großen Touristikkonzern gehören, der in seinem breiten Angebot auch eine Kreuzfahrtabteilung hat. Der Markt wird allerdings von den Spezialisten dominiert. Die Umsätze der Reiseveranstalter mit einem Angebotsbereich für Kreuzfahrten sind bescheiden. Neben deutschen Anbietern gibt es zudem einige internationale Reedereien, die mit ihren Programmen auf dem deutschen Markt auftreten und ihr Angebot auf einzelnen Schiffen entsprechend der deutschen Zielgruppe anpassen; so sind z. B. das Personal, die Beschilderung an Bord sowie die Landausflüge deutschsprachig. Phoenix Reisen 16 %
Arosa Flussschiff 3%
Aida Cruises 32 %
Hansa Kreuzfahrten 3% Nicko Tours 4%
Abb. 3.5
Marktanteile der Kreuzfahrtgesellschaften in Deutschland
Hapag-Lloyd Kreuzfahrten 13 % Hurtigruten 8% Transocean Tours 7% MSC Kreuzfahrten 7% Deilmann Reederei 7%
Quelle: G & J 2009
Kreuzfahrten –
55
Aida Cruises ist die bekannteste Kreuzfahrtgesellschaft in Deutschland. Unter den deutschen Namen „Clubschiff AIDA“ wurde das schon in den USA bekannte „Funschiff“-Prinzip übernommen sowie jüngere und aktivere Zielgruppen angesprochen. Zur Flotte gehören mittlerweile sieben Hochseeschiffe – weitere Schiffe sind im Bau und in der Planung.
„Kriegsbemalung“ des Clubschiffs AIDA cara –
Phoenix Reisen ist ein Spezialist für Kreuzfahrten, wobei Hochsee- und Flusskreuzfahrten angeboten werden. Zur eigenen Hochseeflotte zählen vier Schiffe. Phoenix verzichtet auf Werbemaßnahmen und investiert vornehmlich in die Qualität des Angebotes. Zudem werden nicht die klassischen Schmetterlingsrouten angeboten, sondern außergewöhnliche Reisen und insbesondere Weltreisen.
–
Hapag-Lloyd Kreuzfahrten ist ein Tochterunternehmen des führenden europäischen Touristikkonzern TUI. Die Reederei ist ein Anbieter von Premium- und Luxuskreuzfahrten im deutschsprachigen Raum. Die vier Schiffe umfassende Flotte ist auf allen Weltmeeren zu Hause. Im Rahmen eines Joint Ventures mit Royal Caribbean Cruise bietet TUI auch eine Eigenmarke TUI Cruises an.
Kreuzfahrtmarkt in den USA und weltweit Die geringe Anzahl an Urlaubstagen der US-Amerikaner bedingen kurze Kreuzfahrten in relativ nah gelegenen, jedoch auch sehr attraktiven Zielgebieten. Daher kommen vor allem die Karibik, die US-Ostküste und Kanada, Mexiko und die USWestküste, Alaska sowie Hawaii als Fahrtgebiete in Betracht. Für typische Erholungskreuzfahrten wird jedoch die Karibik bevorzugt. Hier werden zu großen Teilen drei- bis fünftägige Kreuzfahrten angeboten. Mit ca. 12 Mill. Passagieren pro Jahr ist der US-amerikanische Markt doppelt so groß wie der restliche weltweite Kreuzfahrtmarkt. Zudem ist dieses Marktsegment mit jährlichen Steigerungsraten von 10-12 % der am stärksten expandierende Sektor im amerikanischen Tourismus.
56
Kreuzfahrten
MSC 3% Star Cruises 6% Royal Caribbean 13 %
Abb. 3.6
Verteilung der 320 Kreuzfahrtschiffe weltweit
(Stand 2010)
Die drei großen Kreuzfahrtanbieter Carnival Cruise Lines, Royal Carribean International und Star Cruises decken dabei zwei Drittel des gesamten Passagieraufkommens ab. Aufgrund der deutlichen Dominanz der drei Unternehmen folgt nun eine eingehende Betrachtung.
Clubkreuzfahrten in den USA
Clubkreuzfahrten sind zumeist die US-amerikanische Vorstellung einer gelungenen Seereise mit viel Spaß und Aktion. Die Zielgruppe bilden vor allem junge Leute auf der Suche nach einem Themenpark auf See. Wichtig sind hierbei die drei „G“:
Glitz (vielfältiges Animationsprogramm), Glamour (vor allem durch Musical Shows) und Gambling (Poker & einarmige Banditen in den Spielcasinos an Bord). –
Die britisch-amerikanische Carnival Cruise Lines ist die größte und gleichzeitig erfolgreichste Kreuzfahrtreederei auf dem nordamerikanischen Markt ist. Carnival betreibt über Tochtergesellschaften weltweit 90 Schiffe unter den Marken Carnival Cruise Lines, Cunard Line, AIDA Cruises u.w. Entsprechend dem Club-Konzept sind auch die Architektur und die Ausstattung der Schiffe gewählt. Zudem gibt es auch eine gehobene Verpflegung und ein erstklassiges Showprogramm. Allerdings entsprechen nicht alle Tochtergesellschaften dieser Ausrichtung: Die Premiummarke Cunard Line bietet mit den Flagschiffen Queen Mary 2 und Queen Victoria (zusätzlich ab 2010 Queen Elisabeth) „very british“ und luxuriöse Seereisen an.
Kreuzfahrten
57
–
Royal Caribbean International ist die zweitgrößte Reederei der Welt mit den beiden Hauptmarken Royal Caribbean und Celebrity Cruises. Die Flotte des Unternehmens, die zu einer der modernsten auf den Weltmeeren zählt, besteht aus 42 Schiffen. Zusätzlich sind noch weitere Schiffe in Auftrag gegeben worden. Mehr noch als der direkte Konkurrent Carnival beschränkt sich Royal Caribbean auf einen äußerst einfachen Standard ihrer Kabinen. Zusätzlich sind die Shopping Malls an Bord so konzipiert, dass die Teilnehmer einer Kreuzfahrt dazu verleitet werden, zusätzliche Ausgaben zu tätigen.
–
Star Cruises ist die drittgrößte Kreuzfahrtreederei weltweit. Zu dem Konzern zählt auch das bekannte Tochterunternehmen Norwegian Cruise Line. Die Flotte der Star Cruises ist vorzugsweise in folgenden exotischen Fahrtgebieten unterwegs: Rotes Meer, Australien, Neuseeland und Südpazifik sowie in Südostasien. Anders als bei den Clubschiffen in der Karibik ist das Schiff nicht die Hauptattraktion der Reise. Das Star Cruises-Konzept einer freien Tischwahl, der variablen Tischzeiten und dem gehobenen Service an Bord ist auch bei der Tochter Norwegian Cruise Line unter dem Motto „Freestyle Cruising“ verwirklicht worden.
3.2.1.1 Kennzahlen Die ökonomische Bedeutung des touristischen Schiffsverkehrs ist von zwei Seiten zu betrachten. Zum einen sind besonders die Wachstumsraten des Kreuzfahrtmarktes abhängig von der wirtschaftlichen Stabilität des Quellgebietes, und damit von der Arbeitsplatz- und der Einkommenssituation der potentiellen Passagiere. Zum anderen ist auch der Tourismus, und in diesem Fall die Nachfrage nach Kreuzfahrten, ein Einflussfaktor auf die genannte Wirtschaftsstabilität, denn sie erzeugt Importe und Exporte, sichert Arbeitsplätze und schafft Einkommen. Letzteres kann wiederum für die Freizeitgestaltung also auch für seetouristische Leistungen ausgegeben werden; es handelt sich somit um einen Kreislauf. Für die ökonomische Beurteilung einer Branche müssen demzufolge die Kennzahlen Arbeitsplätze, erwirtschafteter Umsatz, Wachstum, Wertschöpfungsquote und Nettowertschöpfung sowie Anteil am BSP und an den Konsumausgaben verwendet werden. Nautische Kennzahlen Nautik ist die Wissenschaft der Schifffahrt und Navigation. Es gibt eine Vielzahl verschiedener nautischer Kennzahlen und Begrifflichkeiten, die für die Führung eines Schiffes von Bedeutung sind. Die bekannteste und wichtigste Kennzahl ist die nautische Kilometer- bzw. Entfernungsangabe, das heißt die Seemeile, die 1,853 km misst. Touristische Kennzahlen Touristisch relevante Kennzahlen der Kreuzfahrtbranche sind die Passagierzahlen, die Schiffskapazitäten, der durchschnittliche Reisepreis bzw. die Reiseausgaben der Passagiere und der durchschnittliche Aufenthalt, das heißt die Dauer einer Kreuzfahrt. Weiterhin interessant ist die Betrachtung der Zielgruppen.
58
Kreuzfahrten
Raumzahl Um die verschiedenen Kreuzfahrtanbieter hinsichtlich ihrer Qualität zu vergleichen, bietet sich die so genannte Raumzahl (RZ) an. Dabei wird die Tonnage des Schiffes durch die Anzahl der Passagiere geteilt. Diese Zahl wird verwendet, um das Platzangebot auf den Kreuzfahrtschiffen anzugeben. Der Kreuzfahrtexperte Douglas Ward hat für die Raumzahl folgende Einteilung vorgenommen: eine Raumzahl unter 10 bedeutet „extrem beengter Raum an Bord“, 10 bis 20 „bescheidenes Platzangebot“, 20 bis 30 „vernünftiges“, 30 bis 50 „sehr geräumiges Platzangebot und eine RZ über 50 „ultimatives Platzangebot“. Führend mit einer Raumzahl von 48,1 ist die Reederei Seabourn, eine Tochter der Carnival Corporation. Bei allen amerikanischen Clubschiffen wird eine Raumzahl zwischen 30 und 45 erreicht, so dass hier von einer gleichbleibend hohen Qualität gesprochen werden kann. Im Vergleich zum amerikanischen Markt ist beim deutschen Kreuzfahrtmarkt eine größere Bandbreite an Raumzahlen zu erkennen. Diese reichen von „bescheidenem Platzangebot“ der HurtigrutenSchiffe bis hin zu „ultimativem Platzangebot“ der Reederei Hapag-Lloyd mit der RZ 50, wobei es das einzige 5-Sterne-plus Schiff der Welt, die MS Europa, sogar auf eine Raumzahl von 70 schafft. Pax/Crew Ratio Neben der Raumzahl ist das Verhältnis der Mitarbeiter zu den Passagieren (engl. Pax/Crew Ratio; PCR) ein weiteres Qualitätsmerkmal von Kreuzfahrtschiffen. Während sich mit der Raumzahl Aussagen über das Platzangebot an Bord treffen lassen, gibt das Pax/Crew Ratio das Verhältnis der Anzahl der Mitarbeiter zur Anzahl der Gäste wieder und deutet somit auf die Servicequalität eines Schiffes hin. Hier ergäbe ein Verhältnis von 1:1 die Bestnote. In Deutschland ist auch bei dem Pax/Crew Ratio Hapag Lloyd mit 1,8 wieder führend. Das Flaggschiff MS Europa bringt es sogar auf einen Wert von 1,5. Die MS Deutschland von Peter Deilmann schafft 1,9, da sich um die 520 Gäste immerhin 280 Mitarbeiter kümmern. 3.2.1.2 Strategien und Geschäftsmodelle Ziel eines jeden Kreuzfahrtanbieters ist es, sich in der Branche zu profilieren und Differenzierungsmerkmale aufzubauen, um sich von der großen Masse abzugrenzen und langfristigen Erfolg zu haben. Für die grundsätzliche Unternehmensausrichtung spielen die Unternehmensziele eine große Rolle. Hinter jedem Kreuzfahrtprodukt steht eine bestimmte Unternehmensausrichtung. So bestimmt die Zielgruppe die Unternehmensphilosophie, wobei diese wiederum den Typ des Schiffes und die Art der Reise impliziert. Unternehmen, die kleine Luxusschiffe mit luxuriösem Ambiente, hervorragender Küche sowie eleganten und großzügigen Kabinen anbieten, sprechen eher das obere Nachfragesegment an. Junge Menschen oder Familien buchen hingegen bevorzugt legere, ungezwungene Kreuzfahrten auf großen Megaschiffen mit großzügigen Aufenthaltsräumen, viel Sport- und Animationsmöglichkeiten. Nischenkonzepte sind dabei das Gegenstück zu den Megaschiffen; durch sie können die Reedereien ein besonders lukratives Marktsegment erfassen, um einen möglichst großen
Kreuzfahrten
59
Marktanteil auf diesen Teilmärkten zu erlangen. Die möglichen Ausrichtungen der Anbieter zeigt folgende Abbildung: Geschäftsmodelle Kreuzfahrtanbieter Megaschiffe - Massenmarkt mit moderaten Preisen - günstige Economics of Scale
Abb. 3.7
Klassische Schiffe
Nischenanbieter
- traditioneller Schiffstyp - Luxus- und Mittelklassenachfrage
- Spezialisierung auf Kundentyp und/oder Zielgebiet - hohe Kosten und Preise
Geschäftsmodelle der Kreuzfahrtanbieter
3.2.2 Produktionsfaktoren Hochseekreuzfahrten Das Schiff steht als Unternehmensphilosophie und eigentliche Destination im Mittelpunkt der Reise; ein Kreuzfahrtschiff kann nicht nur als reines Transportmittel betrachtet werden, sondern auch als schwimmende Hotelanlage. Aus diesem Grund sind die Produktionsfaktoren für das Erlebnis einer Schiffsreise von maßgeblicher Bedeutung. Transportmittel Schiff Im Gegensatz zu den normierten modernen Flugzeugtypen unterscheiden sich die auf dem Markt angebotenen Schiffe fast alle in Größe, Aussehen und Inneneinrichtung, das heißt sie repräsentieren ein ganzes Spektrum an unterschiedlichen Angeboten. Ein deutliches Unterscheidungsmerkmal für Schiffe ist deren Alter, das an ihrer Silhouette erkannt werden kann. Ältere Schiffe haben einen flachen Rumpf und einen langen Bug. Sie sind durch Deckaufbauten und einen Schornstein gegliedert, so dass sie insgesamt stromlinienförmig wirken. Moderne Kreuzfahrtschiffe werden häufig als „Schuhkarton“ bezeichnet, da sie höher aus dem Wasser ragen und durch einen kurzen Bug kompakter und rechteckiger wirken.
Abb. 3.8 Größenvergleich Titanic und Queen Mary 2
Hinsichtlich der Schiffsgröße zeichnet sich der Trend zu immer größeren Schiffseinheiten ab, so dass die durchschnittlichen Passagierkapazitäten pro Schiff in eine Grö-
60
Kreuzfahrten
ßenordnung von 2.000 bis 6.000 Gästen vorstoßen. Die Grenzen der Schiffsgrößenentwicklung liegen vor allem in den erforderlichen Fahrwassertiefen, insbesondere auch bei den Hafenzufahrten und der Passierbarkeit von Kanälen. Durch steigende Schiffsgrößen steigen auch die Aufenthaltszeiten in den Häfen, was die Tagesraten erhöht. Weitere Kennzahlen der Schiffsgröße sind Länge, Breite, Höhe und Tiefgang. Der Tiefgang entspricht dem Teil des Schiffes, der unter Wasser liegt und ist damit die Tiefe, die ein Schiff benötigt, um sicher auf dem Wasser zu schwimmen. Heute beträgt der Tiefgang nur 6 m bis 8 m, was den Vorteil hat, dass die Schiffe auch in kleineren Häfen am Pier liegen können oder sich in relativer Nähe zum Hafen auf Reede, also vor Anker, legen können. Dadurch werden wodurch die Tenderzeiten zwischen Schiff und Hafen verkürzt. Die nachfolgende Abbildung gibt einen Überblick der üblichen Einteilung der Schiffsgrößen: Schiffsgrößen
Boutique < 250 Passagiere Abb. 3.9
Mittelgroß
250 – 500 Passagiere
Groß 500 – 1.000 Passagiere
Sehr groß 1.000 – 2.000 Passagiere
Mega > 2.000 Passagiere
Unterscheidung Schiffsgrößen
Boutiqueschiffe
Diese kleinste Schiffskategorie hat lediglich eine Bruttoraumzahl von 1.000 bis 5.000 und wird häufig für küstennahe Kreuzfahrten eingesetzt. Aufgrund des geringen Tiefgangs der Schiffe ist das Anlaufen von wenig besuchten Häfen und Inseln möglich. Auch Fjordlandschaften oder Flussmündungen können problemlos befahren werden. Expeditionsschiffe für Arktisfahrten und Segelschiffe werden auch dieser Kategorie zugeordnet. Die Preise für eine Kreuzfahrt mit einem Boutiqueschiff sind zumeist sehr hoch, da die Fixkosten auf eine geringe Anzahl von Passagieren aufgeteilt werden muss. Allerdings ergibt sich durch die geringe Passagieranzahl schnell eine von den Gästen geschätzte vertraute Atmosphäre an Bord.
Mittelgroße Kreuzfahrtschiffe
Die zumeist älteren Schiffe werden hauptsächlich im Mittelmeer eingesetzt. Ein hoher Anteil der Passagiere sind Stammgäste, die ähnlich wie bei den Boutiqueschiffen die Atmosphäre und die Möglichkeit, kleine Häfen anzulaufen, sehr schätzen. Auf den Schiffen dieser Kategorie wird häufig ein Unterhaltungsprogramm geboten oder es werden spezielle Themenkreuzfahrten durchgeführt. Allerdings sind diese Schiffe nur sehr schwer wirtschaftlich zu betreiben, da einerseits die Kosten überproportional hoch sind, andererseits die Bauart der Schiffe (Kabinengröße etc.) keine erhöhten Passagiertarife zulassen. Mittelgroße Schiffe werden daher nicht mehr gebaut.
Kreuzfahrten
61
Große Kreuzfahrtschiffe
Auch große Kreuzfahrtschiffe mit einer BRZ von 25.000 bis 50.000 werden heute kaum noch gebaut, da die Pro-Kopf-Kosten zu hoch sind. Zudem ergeben sich weitere Nachteile: In vielen Häfen ist ein Anlegen nicht möglich, sondern die Passagiere müssen umständlich mit den kleinen Beibooten (Tender) transportiert werden. Außerdem ist die vertraute Atmosphäre der kleineren Schiffe nicht vorhanden. Die Schiffe werden jedoch auf allen Weltmeeren eingesetzt und bieten den Passagieren aufgrund der Größe und des Tiefgangs eine sichere Fahrt auf hoher See.
Sehr große Kreuzfahrtschiffe
Mit einer Bruttoraumzahl von 50.000 bis 110.000 und bis zu 2.000 Passagieren ist dieser Schiffstyp sehr rentabel zu betreiben und wird daher von den Reedereien häufig nachgefragt. Das Interesse der Passagiere ist besonders auf die Attraktionen an Bord des Schiffes fixiert. Das Schiff wird somit zur eigentlichen Destination. Mit ihrem breiten Angebot, das kaum Kundenwünsche offen lässt, sehen sich die Reedereien als attraktive Alternative zu Urlaubsressorts. Landausflüge werden zwar weiterhin angeboten, jedoch ist der logistische und zeitliche Aufwand sehr hoch. Die fokussierten Routen der sehr großen Schiffe sind die klassischen Ziele: Karibik, Ost- und Westküste Nordamerikas, Hawaii, der Süden Südamerikas und zunehmend das Mittelmeer.
Megakreuzfahrtschiffe
Die Zukunft der Kreuzfahrtindustrie ist sicherlich auf die Megaschiffe ausgerichtet. Zur Zeit überbieten sich die Reedereien und Werften mit immer größeren Schiffstypen. Bis zu 4.000 Passagiere fassen diese Schiffe derzeit und mit der Auslieferung des Schiffes Oasis of the Seas im Herbst 2009 wurden mit 5.400 Betten neue Dimensionen erreicht. Um diese Personenanzahl ohne größerer Probleme abzuwickeln, sind vielfältige logistische Herausforderungen zu bewältigen. Zur Entzerrung an Bord gibt es weitreichende Einkaufspassagen, Spielkasinos, Kletterwände, Golfanlagen etc. Die Schiffe verkehren hauptsächlich in der Karibik, wo die Reedereien sogar eigene Inseln besitzen. Dadurch werden Liegegebühren gespart und ein Massenauflauf von Menschen beim Anlegen verschiedener Schiffe vermieden. Insgesamt sind im Jahre 2009 weltweit ca. 320 Kreuzfahrtschiffe mit je über 100 Betten im Einsatz, darunter 34 Post-Panamax-Schiffe, die wegen ihrer Größe den Panamakanal nicht durchfahren können. Unter den derzeit 43 bestellten Schiffen sind 14 sehr große und 23 Megaschiffe. Eine Kapazität von mehr als 2.000 Passagieren haben sogar 35 von ihnen. Mittelgroße Schiffe mit 5.000 bis 25.000 BRZ sind überhaupt nicht im Auftrag. Bis Ende 2012 wird sich die Kapazität um 113.840 Unterbetten erweitern, dennoch sieht die Branche aufgrund des großen Potentials keine Gefahr der Überkapazität. Die Mehrkapazitäten sind gut absetzbar, da die Unternehmen unter anderem Cluburlauber als ihre zukünftige Kundengruppe sehen. Die Entwicklung der Schiffe hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht, denn es sind bereits Kreuzfahrtschiffe mit einer Kapazität von 8.400 Passagieren in der Planungsphase.
62
Kreuzfahrten
Bewertungskategorien Wie auch in der Hotellerie üblich, werden Hochseekreuzfahrtschiffe in unterschiedliche Kategorien eingeteilt. In der Kreuzfahrtbranche hat sich ein weltweit gültiges System etabliert. Die Einstufung wird vom jährlich erscheinenden „Berlitz – Complete Guide to Cruising and Cruise Ships“ vorgenommen. Obwohl die Betreiber der Schiffe nicht verpflichtet sind, die für ihre Schiffe getroffene Kategorisierung zu akzeptieren, werden die darin vergebenen Sterne zumeist übernommen. Anzahl der Sterne + + + + + Abb. 3.10
Gesamtpunktzahl 1851–2000 1701–1850 1551–1700 1401–1550 1251–1400 1101–1250 951–1100 801–950 651–800 601–650
Bedeutung Hervorragendes Luxuskreuzfahrterlebnis Exzellentes Kreuzfahrterlebnis Hoch qualitatives Kreuzfahrterlebnis Qualitativ sehr gutes Kreuzfahrterlebnis Qualitativ gutes Kreuzfahrterlebnis Angemessenes Kreuzfahrterlebnis Unterdurchschnittliches Kreuzfahrterlebnis Qualitativ bescheidenes Kreuzfahrterlebnis Einfaches Kreuzfahrterlebnis Mangelhaftes Kreuzfahrterlebnis
Vergabe der Sterne gemäß erreichter Punktzahl und deren Aussagekraft (Quelle: Berlitz 2008)
Die Einstufung der Schiffe wird anhand von fünf Kriterien vorgenommen, die für den Zweck einer exakten Einschätzung nochmals in insgesamt 20 Untergruppen aufgespaltet werden. Die Schiffe werden auf die einzelnen Kriterien hin untersucht, wobei pro Kriterium höchstens 100 Punkte zu erreichen sind. Daraus folgt, dass die maximal zu erzielende Punktzahl 2.000 ist. Auf die fünf Hauptkriterien entfallen dementsprechend folgende Prozentanteile: – – – – –
Schiff Unterkunft Küche Service Kreuzfahrt-Erfahrung
25 % 10 % 20 % 20 % 20 %
Der Berlitz-Guide gibt ausführliche Informationen darüber, wie die bewerteten Schiffe in den einzelnen Kategorien abgeschnitten haben. So dient er nicht nur dem potentiellen Kreuzfahrtpassagier als Hilfe zur Auswahl eines für ihn geeigneten Schiffes, sondern auch den einzelnen Unternehmen als Orientierung, wie sie gegenüber der Konkurrenz abschneiden. Daraus lassen sich, jeweils unter Beachtung der angesprochenen Zielgruppen und Preissegmente, Maßnahmen ableiten, die das Unternehmen besser im Wettbewerb bestehen lassen. Momentan sind ca. 320 Schiffe auf den Weltmeeren eingesetzt. Davon sind im Berlitz Guide 270 bewertet worden. Vernachlässigt man die Größe der Schiffe, ergibt sich folgende Verteilung hinsichtlich der
Kreuzfahrten
63
Kategorien: Ca. 70 % aller Schiffe sind im Bereich Drei-Sterne-plus bis Fünf-Sterneplus angesiedelt. Lediglich ca. 30 % werden geringer als drei Sterne eingeschätzt.
MS Europa
Die „Europa“ behauptet sich seit Jahren auf dem Spitzenplatz im BerlitzGuide: Im Jahr 2000, ein Jahr nach ihrer Jungfernfahrt, wurde sie erstmals bewertet und führt seitdem die Rangliste an – in der Ausgabe 2009 zum neunten Mal in Folge. „Nur auf einer privaten Yacht“ lasse es sich besser aushalten, resümiert Autor Ward. Service, Crew und Ausstattung des Schiffs bekommen auch immer wieder Bestnoten. So viel Luxus hat seinen Preis: Eine 14-tägige Kreuzfahrt auf der Europa gibt es im besten Fall ab etwa 4200 Euro.
Schiffsaufbau Allgemein wird das Vorderteil eines Schiffes als Bug und das Hinterteil als Heck bezeichnet. Die in Fahrtrichtung betrachtet rechts liegende Seite heißt steuerbord, die linke Seite backbord. Mittschiffs bezeichnet die Mitte des Schiffes. Den Aufbau des Schiffsinneren gibt der Deckplan wieder, der dem Gast bei der Orientierung hilft und alle für ihn relevanten Räumlichkeiten aufzeigt. Üblicherweise werden die einzelnen Decks von oben nach unten übereinander abgebildet. In den untersten drei bis vier Decks befinden sich die Maschinen, die Lager- und Vorratsräume sowie die Mannschaftsräume. Auch die Kabinen sind im Deckplan aufgeführt; für die Orientierung und Wiedererkennung werden die einzelnen Kategorien in der gleichen Farbe gekennzeichnet, die auch im Katalog verwendet wird. Die genauen Einrichtungen und Ausstattung der Decks variieren stark von Schiff zu Schiff. Bei Schiffen, die in den letzten zehn Jahren gebaut wurden, sind ganze Decks vom Bug bis Heck der Unterhaltung gewidmet, so dass sich der Gast ohne Treppensteigen am Abend auf einem einzigen Deck vergnügen kann. Die Restaurants befinden sich nicht mehr im „Bauch“ des Schiffes, sondern wegen der besseren Aussicht auf den oberen Decks. Routentypen Die Routenwahl ist für den Erfolg beim Publikum und somit auch für den wirtschaftlichen Erfolg maßgeblich, daher ist ihre Planung die zentrale Überlegung des Planungsprozesses. Die Route einer Kreuzfahrt ist ausschließlich auf Touristen zugeschnitten, das heißt es werden keine Umsätze durch nichttouristische Passagiere, wie Geschäftsreisende, generiert. Zu unterscheiden sind als grundlegende Routentypen die geschlossene und die offene Kette. Die geschlossene Kette entspricht der klassischen Rundreise, also einer Route, die im gleichen Hafen beginnt und endet; dazwischen werden verschiedene Destinationen besucht. Bei der offenen Kette ist der Ausschiffungs- nicht gleich dem Einschiffungshafen. Die meisten Passagiere bevorzugen offene Ketten, die allerdings teurer sind, da sie mit einem größeren organisatorischen Aufwand verbunden sind. Neben diesen beiden Grundtypen unterscheidet man weitere Routentypen in Bezug auf deren Organisationsform.
64
Turnuskreuzfahrten sind geschlossene Ketten, welche zudem immer an denselben Wochentagen beginnen. Ihr immer gleicher Ablauf hinsichtlich Route, Aktivitäten, Entertainment und Verpflegung senkt den Arbeitsaufwand erheblich. Außerdem sind die Schiffe Stammkunden in den Häfen, wodurch weitere Kostensenkungspotentiale entstehen. Oftmals erhalten sie die besseren Liegeplätze, was v. a. bei Megaschiffen durch die Lage am Pier von Vorteil ist, da das Tendern verhindert wird. Eine Alternative zu den wiederholenden Turnuskreuzfahrten sind Schmetterlingskreuzfahrten. Sie fahren im Wochen-Rhythmus jeweils zwei verschiedene Routen. Von einem Basishafen werden zwei verschiedene Himmelsrichtungen angesteuert. Ein wesentlicher Vorteil für die Anbieter ist, dass die Passagiere an verschiedenen Terminen ein- und aussteigen können, wodurch der Veranstalter sein Angebot verdoppelt. Positionierungskreuzfahrten werden bei klimabedingten Wechsel der Fahrtgebiete notwendig. Viele Kreuzfahrtschiffe sind im Sommer im Mittelmeer eingesetzt und im Winter in der Karibik. Zwischen beiden Fahrtgebieten findet im Frühjahr und Herbst eine Positionierungsfahrt statt. Aufgrund der vielen Seetage steht das Erlebnis an Bord im Vordergrund. Der durchschnittliche Tagespreis für Positionierungsfahrten ist daher erheblich günstiger als bei Turnus- bzw. Schmetterlingsfahrten. Unter dem Begriff freies Routing versteht man Kreuzfahrten, die in unregelmäßigen Abfolgen verschiedene Routen und Fahrtgebiete durchführen. Ein klassisches Beispiel für ein freies Routing sind Weltreisen. Allerdings sind nur sehr wenige Passagiere für die Gesamtzeit von ca. 150 Tage an Bord, sondern viele Gäste fahren lediglich auf kurzen Teilstrecken mit. Die Planung für die Reedereien bzw. Veranstaltern sind sehr aufwendig, da einmalig die unterschiedlichsten Häfen angelaufen werden und für die Passagiere Linienflüge zu allen Häfen organisiert werden muss.
Kreuzfahrten
Turnus
Schmetterling
Positionierung
Freies Routing
Kreuzfahrten
65
Planung von Kreuzfahrtrouten Die Planung von Kreuzfahrtrouten, auch Routing genannt, ist ein zweistufiger Prozess. Im ersten Schritt werden die anzulaufenden Häfen aus der Menge der möglichen Häfen ausgewählt, um im zweiten Schritt die eigentliche Route durch die Festlegung der Reihenfolge der ausgewählten Häfen zu bilden. Ziel ist es, eine möglichst optimale, das heißt strecken-, kosten- bzw. zeitminimale Lösung zu finden. Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem Nachtrandansatz zu. Unter Nachtrand versteht man die Entfernung, die ein Kreuzfahrtschiff vom Auslaufen bis zum Einlaufen maximal zurücklegen kann, ohne dabei unwirtschaftlich betrieben zu werden. Der Nachtrand ist somit das Pendant zum Seetag. Die Berechnung des Nachtrandes ist eine einfache Multiplikation der möglichen Stunden außerhalb eines Hafens mit der wirtschaftlich optimalen Durchschnittsgeschwindigkeit. Die wirtschaftlich optimale Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt meist 14 bis 16 Knoten. In der Summe liegt das Schiff 9 bis 13 Stunden im Hafen und hat 11 bis 15 Stunden Zeit, um den nächstfolgenden Hafen pünktlich zu erreichen. Meist legt das Schiff morgens zwischen 7 und 8 Uhr an, und abends zwischen 17 und 20 Uhr wieder ab.
3.2.3 Marketing & Vertrieb Hochseekreuzfahrten 3.2.3.1 Nachfrage In der Vergangenheit hat die Kreuzfahrtindustrie mit ihren Angeboten und Preisen besonders ein zahlungskräftiges und gediegenes Publikum angesprochen. Auch heute gibt es viele Kreuzfahrtpassagiere, die bereits mehrmals an Schiffsreisen teilgenommen haben. Ihr Anteil wird auf 50 bis 90 % geschätzt. Dieses Segment bucht durchschnittlich nach 2,4 Jahren bereits seine nächste Kreuzfahrt. Einige Veranstalter konzentrieren sich sehr stark auf diese Gruppe von Kreuzfahrtteilnehmern. Dabei scheint allerdings unberücksichtigt, dass diese Nachfrager höhere Altersklassen verkörpern, das heißt, wenn keine (jungen) Neukunden gewonnen werden können, ist kein langfristiger Erfolg absehbar. Das Alter von Kreuzfahrtpassagieren hängt eng mit der gebuchten Art einer Kreuzfahrt zusammen. So ist die Klientel auf einem Clubschiff wesentlich jünger als auf einem Luxusschiff. Einflussfaktoren Einer der wichtigsten Faktoren dürfte hier wohl das Image dieser Reiseform sein. Bei Reisen und ganz besonders bei Kreuzfahrten handelt es sich um Prestigeobjekte, das heißt, die Nachfrage ist sehr stark von subjektiven und emotionalen Imagekomponenten geprägt.
66
Kreuzfahrten
Image der Luxuskreuzfahrten
Das Problem des Produktes Kreuzfahrt ist sein negatives, auf Vorurteilen basierendes Image. Herauskristallisiert haben sich die drei „L's“:
Luxus, im Sinne von „teuer, soziale Zwänge“, Langeweile, die auf die Seetage, die alten Leute und den statischen Tagesablauf anspielt, und
Leberschaden, der für das reichhaltige und viele Essen und Trinken steht.
Auch die Angst vor einer Seekrankheit hält potentielle Passagiere von einer Buchung ab. Am problematischsten dürfte aber der Eindruck der Überteuerung bzw. des schlechten Preis-Leistungs-Verhältnisses sein. Hier ist es dringend erforderlich, über die im Pauschalpreis enthaltenen Leistungen zu informieren. Die weiteren allgemeinen Einflussfaktoren für die Nachfrage nach Hochseekreuzfahrten zeigt die folgende Abbildung. Nachfrager - Motive - Einstellung - Soziodemographische Faktoren
Staat - politische Situation
Gesellschaft - Freizeit - Mobilität - Sozialstruktur - Werte & Normen
Kreuzfahrtnachfrage Wirtschaft - Einkommensstruktur - Inflation & Wechselkurse - Wirtschaftswachstum
Abb. 3.11
Umwelt - Ökologie - Verstädterung
Anbieter - Leistung - Preis - Marketing
Einflussfaktoren auf die Kreuzfahrtnachfrage
Ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Nachfrage ist die Sicherheit der angefahrenen Ziele. Das gilt sowohl hinsichtlich der übergeordneten politischen Sicherheit im Sinne von politischen Unruhen und Terrorismus als auch hinsichtlich der Kriminalitätsrate und den Gesundheitsgefahren, mit denen ein Passagier bei den Landgängen in Kontakt kommen könnte. Bestimmungsfaktoren für die Buchung einer Kreuzfahrt Das Schiff, seine Größe, Ausstattung und sein Service- und Programmangebot an Bord steht bei vielen seereiseerfahrenen Gästen im Vordergrund der Reiseentschei-
Kreuzfahrten
67
dung. Das Fahrgebiet, die darin gefahrene Route, die Zahl und die Charakteristik der angelaufenen Häfen sowie die damit verbundene Möglichkeit zu Landausflügen bestimmt ebenfalls, in manchen Fällen sogar ausschließlich, die Reiseentscheidung. In der Regel wirken jedoch beide Faktoren zusammen. Bestimmungsfaktoren bzw. Motive, die zur Buchung einer Kreuzfahrt führen, sind folgende sechs Punkte: Luxus, Geselligkeit an Bord, Abschalten vom Alltag, Land und Leute sehen, Vielseitigkeit und Bequemlichkeit. Der Vorteil einer Kreuzfahrt, und damit Verkaufs- und Buchungsargument Nummer eins, ist, dass das Schiff eine schwimmende Ferieninsel der kurzen Wege darstellt, da sich immer alle Einrichtungen in der Nähe befinden. Sie verbindet das Erlebnis auf See mit der Entdeckung an Land, ohne dass der Gast auf den gewohnten Komfort verzichten muss. Daneben bietet sie zahlreiche Unterhaltungsmöglichkeiten bei Sport oder Spiel sowie Erholung beim Nichtstun, wobei sich der Gast seinen Tag individuell planen kann. Für diese Vielzahl an Leistungen sind Kreuzfahrten sehr preisgünstig, auch wenn sie durch ihren Pauschalpreis zunächst überteuert erscheinen. Der Passagier braucht seine Koffer nur einmal aus- und einzupacken, das Schiff ist für die gesamte Dauer der Reise sein bequemes Zuhause.
Kreuzfahrtpassagiere
30,10 %
26 % 17,50 %
14,70 % 5,60 %
1–14 Jahre
Abb. 3.12
6,10 %
15–25 Jahre 26–40 Jahre
41–55 Jahre
Altersstruktur der deutschen Hochseekreuzfahrtpassagiere
56–65 Jahre
> 65 Jahre
(Quelle: DRV 2008)
Insbesondere der demographische Einflussfaktor „Alter“ ist bei der Analyse von Kreuzfahrtpassagieren von besonderem Interesse. Veränderungen in der Altersstruktur des Nachfragers führen zu neuen Anforderungen an die Angebots- und Marketingkonzeptionen der Kreuzfahrtindustrie sowie deren Umsetzung. Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen folglich demographische Veränderungen und deren Folgen frühzeitig erkannt werden, damit das jeweilige Unternehmen Anpassungen treffen kann. Je nach Altersgruppe kommen ganz unterschiedliche Wertevorstellungen und Motive zum Tragen. Die Zusammensetzung der Passagiere hängt dabei von Ziel und Dauer der Reise, Kosten und Jahreszeit ab. Zur Hauptferienzeit und bei niedrigen
68
Kreuzfahrten
Preisen sinkt der Altersdurchschnitt. Im Vergleich zu den Flusskreuzfahrten ist der Altersdurchschnitt mit ca. 50 Jahren allerdings vergleichsweise jung. Aufgrund ihrer Eigenschaften, wie ein bequemer Transport oder organisierte Landausflüge, eignet sich eine Kreuzfahrt besonders für ältere Menschen. Allerdings müssen bei der Ansprache von Senioren bestimmte Details beachtet werden. So legen sie viel Wert darauf, dass auf ihre speziellen Interessen, Wünsche und Bedürfnisse eingegangen wird, sie wünschen aber gleichzeitig keine Sonderbehandlung, die auf ihr Alter schließen lässt. Produktpolitik Eine Kreuzfahrt ist die Verknüpfung der beiden Grundelemente Schiff und Fahrtroute. Die Kreuzfahrt ist hinsichtlich Reisezeitpunkt, -dauer und -ziel sowie hinsichtlich des Leistungsumfangs genau vordefiniert. Unterschieden wird zwischen den touristischen Hauptleistungen als Kernleistungen, wie Beförderung, Unterkunft, Verpflegung, Reiseleitung, und den touristischen Nebenleistungen als Zusatz, wie Information, Beratung, Versicherung. Kreuzfahrtschiffe unterscheiden sich nicht nur in ihrer Größe, sondern auch in ihren Ausstattungselementen voneinander. Neben den Standardausstattungselementen, wozu u. a. Restaurants, Bars, verschiedene Läden, ein Erholungsbereich und teilweise ein Kasino gehören, müssen Kreuzfahrtenanbieter Besonderheiten bieten, um sich von den Mitbewerbern zu differenzieren. Dafür lassen sich insbesondere die USamerikanischen Reedereien für ihre Neubauten immer spektakulärere Ausstattungselemente einfallen, z.B. Kletterwände, Schlittschuhbahnen und Minigolfanlagen. Auf den Kreuzfahrtschiffen werden unterschiedliche Kabinen angeboten, die sich in ihrer Lage, Größe und Ausstattung voneinander unterscheiden und somit verschiedene Kategorien bilden. Die Kategorien sind ein wichtiges Gestaltungselement in der Produkt- und Preispolitik des Kreuzfahrtenanbieters. Es gilt, je größer, je besser ausgestattet desto teurer sind die Kabinen. Hinsichtlich der Lage der Kabinen wird zwischen Schiffsvertikale und -horizontale unterschieden. Für die Vertikale gilt, je höher die Kabine im Schiffdeck ist, desto besser ist i. d. R. die Ausstattung und entsprechend höher ist der Preis. Bezogen auf die horizontale Lage sind die Kabinen im Mittelschiff im Allgemeinen ruhiger und vibrationsärmer als die Kabinen im Vorderund Hinterschiff. Zu unterscheiden ist außerdem zwischen Innen- und Außenkabinen. Außenkabinen werden dank der Fenster oder Bullaugen durch Tageslicht beleuchtet und haben oft sogar Balkone; die Beleuchtung der Innenkabinen hingegen erfolgt durch künstliches Licht. Da die Innenkabinen über keinen Tageslichtzugang verfügen, sind sie insbesondere auf Nordlandfahrten beliebt. Auch in der Größe unterscheiden sich die Kabinen. Über die kleinsten Kabinen verfügt die easyCruise One mit ca. 10 m². Die größte Suite an Bord eines Schiffes befindet sich auf der Norwegian Dawn und ist 497 m² groß. Die Kabinenausstattung variiert in Abhängigkeit zur gebuchten Kabinenkategorie, entspricht aber in der Regel den Standards die man auch aus guten Hotels gewohnt ist. Ausgestattet sind alle Kabinen mit einem WC und einem eigenen Bad oder einer Dusche. Weiterhin bieten sie einen Schrank, eine Sitzmöglichkeit, einen Tisch, einen Fernseher z. T. mit Video und Ra-
Kreuzfahrten
69
dio, zudem sind auch individuell regulierbare Klimaanlagen und ein Telefon vorhanden. Bei den Kabinen werden Einzel-, Doppel- und Zweibettkabinen unterschieden. Eine Doppelkabine hat entweder ein Unter- und ein Oberbett oder ein Unter- und ein Pullmannbett, ein aus der Wand klappbares Bett. Diese Kabinenart ist aufgrund der nötigen Kletterei und des geringen Platzangebotes für ältere Passagiere kaum geeignet. Die Zweibettkabine hat entweder ein Unter- und ein Sofabett oder zwei Unterbetten. Unterbetten sind zwei freistehende Betten. In seltenen Fällen findet man auch ein zusammenstehendes Bett. In der Regel werden Kabinen für zwei Personen angeboten. Da heute weitere Zielgruppen wie z. B. Familien erschlossen werden sollen, finden sich auf den Neubauten vermehrt Mehrbettkabinen oder Kabinen mit Verbindungstüren, um so den Ansprüchen dieser Zielgruppe gerecht zu werden. Wichtig sind auf modernen Kreuzfahrtschiffen auch das Vorhandensein behindertengerechter Kabinen, wobei dann auch der Zugang zu allen Einrichtungen und Räumlichkeiten für Behinderte möglich ist.
Fahrtgebiete
Mittelmeer 37% USA/ Karibik 15%
Nordland 20% Übersee 6%
Abb. 3.13
WestEuropa 12%
Ostsee 10%
Fahrtgebiete deutscher Hochseekreuzfahrtpassagiere
(Quelle: DRV 2008)
Die Auswahl von Fahrtgebieten für die Kreuzfahrten stellt ein wichtiges Kriterium für den Erfolg bzw. Misserfolg dieser Reiseart dar. Die Bestimmung der Fahrtgebiete ist damit zu einem wesentlichen Element des Marketings geworden. Nachdem die Meere rund um Europa, vor allem Skandinavien und das Mittelmeer, anfänglich die ersten Fahrtgebiete der Kreuzschifffahrt darstellten, hat sich die Kreuzfahrtbranche heute die ganze Welt als Fahrtgebiet erschlossen.
70
Kreuzfahrten
Mittelmeer
Man unterscheidet Fahrten im westlichen und östlichen Mittelmeer. Die beste Reisezeit ist von April bis Oktober. In den vergangenen Jahren zeichnet sich verstärkt der Trend ab, das Mittelmeer durch Winterrouten gezielt zur Ganzjahresdestination auszubauen. Außerdem drängen verstärkt auch die drei großen US-Reedereien in den Mittelmeermarkt. Für europäische Gäste ist das Mittelmeer das beliebteste Fahrtgebiet, da zum einem die Anreise nicht aufwendig ist und zum anderen eine Vielzahl europäischer Städte und Sehenswürdigkeiten in unmittelbarer Nähe der Häfen leicht zu erreichen sind. Die wichtigsten Starthäfen für eine Kreuzfahrt im westlichen Mittelmeer sind Mallorca und Genua. Die meisten Kreuzfahrten im Mittelmeer dauern 7 oder 14 Tage. Sehr häufig sind Kombinationsreisen mit einer Woche Schiffsreise und einer Woche Badeurlaub. Eine typische 7-tägige Turnuskreuzfahrt startet von Mallorca nach Barcelona, St. Tropez, Portofino, Rom und endet wieder auf Mallorca.
USA/Karibik
Von den ca. 320 Kreuzfahrtschiffen weltweit bieten ca. 50 % Karibikkreuzfahrten an. Gerade in der kalten Jahreszeit überwintern immer mehr Kreuzfahrtschiffe in dieser Region und befahren die unterschiedlichsten Routen zwischen den 35 Inselstaaten. Dies liegt einerseits daran, dass sich mit den USA der weltweit größte Kreuzfahrtmarkt in der Nähe befindet; andererseits liegt es daran, dass die klimatischen Bedingungen optimal sind. Die Karibik ist eine Ganzjahresregion, wobei die Monate Juni bis November zur Hurrikansaison gezählt werden. Zu den wichtigsten Abfahrtshäfen einer Karibikkreuzfahrt gehören Fort Lauderdale, Miami und Port Canaveral an der Westküste Floridas.
Nordland
Das Nordland-Fahrtgebiet erstreckt sich von Norwegen im Osten über Spitzbergen und der Packeisgrenze im Norden bis Island im Westen und die Färöer-Inseln im Süden. Die beste Reisezeit ist der Hochsommer zwischen Mitte Juni und August, wobei besonders das Schauspiel der Mitternachtssonne für viele Passagiere unvergesslich ist. Ausgangshäfen für Kreuzfahrten sind Kiel, Bremerhaven und Hamburg, bei internationalen Anbietern auch Kopenhagen oder Amsterdam. Nordland-Kreuzfahrten sind ursprünglich nur von den Postschiffen auf den Hurtigruten befahren worden. In jüngster Zeit schicken vermehrt auch andere Reedereien ihre Kreuzfahrtschiffe in diese Region. Preisgestaltung Das Produkt Hochseekreuzfahrt besteht aus einer Bündelung mehrerer touristischer Leistungen und ist im Vergleich mit anderen Touristikmärkten im Nachfrageverhalten unelastischer und weniger preissensibel. Immer eingeschlossen in den Reisepreis der Kreuzfahrt sind die Übernachtungen in der jeweils gebuchten Kategorie und Vollpension an Bord, in der Regel bis zu sechs Mahlzeiten täglich. Auch das Unterhaltungsprogramm und die Bordeinrichtungen sind zum größten Teil inklusive. Landausflüge sowie Beauty- und Wellnesseinrichtungen müssen hingegen stets extra bezahlt werden. Trinkgelder sind selten im Reisepreis enthalten, bei den meisten Anbietern werden sie an Bord noch zusätzlich bezahlt.
Kreuzfahrten
71
Die europäischen Reedereien richten sich bei der Preisfestsetzung in erster Linie nach der Kosten-Plus-Preisbildung. Zur Errechnung des Durchschnittspreises einer Kreuzfahrt werden alle Kosten plus einer Marge für eine Reise berechnet und auf die Anzahl der Passagiere umgelegt. Dafür wird generell mit einer Break-Even-Auslastung von 75 % der Gesamtkapazität eines Schiffs gerechnet. Bei amerikanischen Reedereien gibt es schon vielmals Yield-Managementsysteme zur Preis- und Nachfragesteuerung. Leistungs- und Ausstattungsunterschiede nach Schiffs- und Kabinenkategorie bieten im Kreuzfahrtenverkehr besonderen Anlass zur Preisdifferenzierung. Ebenso variiert der Preis einer Kreuzfahrt grundlegend nach der Saison und der Personenanzahl pro Kabine. Klassifizierung
Kabinenkategorien
Reisezeit/-dauer
– Qualitätsstandard des
– Kabinentyp: Größe, Aus-
– Haupt-/ Nebensaison
Schiffes – Anzahl der Sterne
stattung und Lage – Vor- oder Achterschiff vs. Mittschiff – Höhe des Decks
– Anzahl der Tage
Abb. 3.14
– Auslastung – Anzahl Personen – Yield-Management
Bestimmungsfaktoren für den Preis einer Kreuzfahrt
Eine Differenzierung kann durch die Klassifizierung eines Schiffs nach Sternen erfolgen. Der Reisepreis (ohne Trinkgelder und Getränke) wird dabei in vier Größenklassen eingeteilt: Budget (75 bis 125 €, 22 % Marktanteil), Standard (125 bis 175 €, 28 %), Premium (175 bis 250 €, 29 %) und Luxus (> 250 €, 21 %) pro Tag eingeteilt. Auch die Kabinen eines Kreuzfahrtschiffs werden nach ihrer Größe, Ausstattung und Lage im Schiff preislich in Kategorien eingeteilt. Die Raumgröße ist ausschlaggebend für die Bezeichnung als einfache Kabine, Suite, Appartement oder Penthouse und steht gleichermaßen für Komfort und Bewegungsfreiraum. Angeboten werden auch Glücks- oder Garantiekabinen. Bei Glückskabinen zahlt man einen bestimmten festgelegten Preis. Welche Kabine in welcher Kategorie man am Ende wirklich bekommt, erfährt der Kunde erst kurz vor der Abfahrt. Bei der Garantiekabine hat der Kunde die Sicherheit, eine bestimmte Kategorie als Minimum zu erhalten. Jedes Fahrgebiet besitzt auf Grund von Wetter- und Klimaverhältnissen eine Saison, in der Kreuzfahrten durchgeführt bzw. nachgefragt werden. Saisonzeiten sind außerdem bestimmt durch eine hohe Nachfrage zu den Urlaubszeiten, Ferien und Feiertagen. Wird eine Fahrtroute zu verschiedenen Reisedaten angeboten, lässt sich bei den Kreuzfahrtunternehmen ein differenzierter Preis nach Haupt- und Nebensaison erkennen. Kleinere Reedereien in der Größenordnung von ca. zwölf Schiffen erheben lediglich unterschiedliche Preise zu den Saisonzeiten entsprechend der Nachfragestärke. Größere Reedereien vergeben täglich variierende Preise, die sich durch computergestützte Yield-Managementsysteme dem Buchungs- und Nachfrageverlauf automatisch anpassen.
72
Kreuzfahrten
Fallbeispiel easyCruise Kreuzfahrten für 40 €
easyCruise ist eines der jüngsten Unternehmen der erfolgreichen Easy-Gruppe und bietet seit Sommer 2005 Kreuzfahrten an. Zielgruppe sind Kunden zwischen 20 und 40 Jahren, die viel Spaß für wenig Geld haben wollen und sicherlich nicht auf die gängigen Passagierschiffe fahren würden, wie sie zu Dutzenden auf den Weltmeeren kreuzen. Diesem Kundenkreis wird eine Billigkreuzfahrt ohne jegliche Extras bzw. Komfort angeboten. Die Preise beginnen dafür bei ca. 40 € pro Tag. Diese Preisstruktur kann nur mittels großer Einsparungen und Kostensenkungen erreicht werden. Die Kreuzfahrt soll letztlich der Übernachtung dienen, Spaß haben können die Passagiere an Land. Ziel ist ein so genanntes City-Hopping und die Übernachtung an Bord. Die Kabinen wurden in 10 m² große Zellen verwandelt und die meisten Fenster zugeschweißt. Die Passagiere leben aus dem Koffer. Für Reinigung der Kabine sowie frische Bettwäsche und Handtücher müssen sie extra zahlen. Die Reisen sind dafür konkurrenzlos billig. Bei 40 € pro Nacht beginnt der Kabinenpreis, kann aber auch auf über 100 € ansteigen. Für anspruchsvollere Gäste gibt es einige Suiten mit Balkon ab 240 € – ebenfalls ohne Verpflegung und Getränke. Ein Café und zwei Bars bieten Drinks und Snacks; die Unterhaltung beschränkt sich darauf, dass gelegentlich ein Diskjockey auflegt. In das Projekt easyCruise wurden nur knapp 20 Mill. € investiert. Hierzu wurde ein ehemaliges Luxusschiff günstig aus der Konkursmasse einer italienischen Reederei erworben und in Singapur umgebaut. Das Schiff „easyCruise One“ wurde im gleichen grellen Orange wie die Flugzeuge von easyJet lackiert. Den 210 Passagieren und 54 Crewmitgliedern stehen 75 10 m² große Doppelkabinen, sieben Viererkabinen und vier Suiten zur Verfügung. Des Weiteren gibt es vier Bars und einen Fitnessraum. Aufgrund der großen Nachfrage wurde im Sommer 2008 ein größeres Schiff „easyCruise Life“ mit 250 Kabinen für 550 Gäste in Betrieb genommen. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede bestehen zwischen easyJet und easyCruise?
Kommunikation Die zielgerichtete Kundenkommunikation spielt eine wichtige Rolle im MarketingMix da der Kunde das Produkt Kreuzfahrt nicht anfassen kann (Intangibilität und Immaterialität). Der Kunde erwirbt lediglich ein Leistungsversprechen; er sucht daher nach Hinweisen auf die Leistungsfähigkeit des Veranstalters.
Kreuzfahrten
73
–
Ziel der Werbung ist es, den Bekanntheitsgrad des Kreuzfahrtenanbieters zu erhöhen. Wichtigstes Vertriebs- und auch Werbemittel ist dabei der jeweilige Anbieterkatalog.
–
Eine weitere Möglichkeit ist die Direktwerbung, die v. a. zur Stammkundenkommunikation dient; die vorhandenen Kundendaten ermöglichen eine sehr persönliche Ansprache bei Mailings und Katalogzusendungen.
–
Die Verkaufsförderung setzt direkt im Ladenlokal des Reisebüros an und meint hier die Ausstattung mit Dekorations- und Informationsmaterial, eine nautische Schaufenstergestaltung mit Schiffsmodellen oder Rettungsringen.
–
Zur Sonstigen Kommunikation gehören die Auftritte auf touristischen Messen, bei denen sich die Kreuzfahrtanbieter mit einem Stand präsentieren. Beispiele hierfür sind die ITB in Berlin oder die jährlich stattfindende Kreuzfahrtmesse „Cruise Live“ in Hamburg.
–
Ebenfalls wichtig ist das Product-Placement. Das bekannteste Beispiel aus dem Kreuzfahrtbereich ist die ZDF-Serie „Das Traumschiff“, bei deren Handlung den Zuschauern das Schiff und der Ablauf der Kreuzfahrt sowie die speziellen Eigenschaften der Reiseart näher gebracht werden, ohne jedoch das Schiff in den Vordergrund zu stellen.
Vertriebskanäle und Buchung Da der Fixkostenanteil beim Produkt Kreuzfahrt sehr hoch ist (ca. 70 %), hat die Distributionspolitik die zentrale Funktion, die unverkauften Kapazitäten und damit auch die Leerkosten einer Kreuzfahrt möglichst gering zu halten. –
Der indirekter Vertriebsweg mit Hilfe der Reisebüros ist mit ca. 78 % Umsatzanteil der Hauptvertriebskanal. Wichtigstes Verkaufshilfsmittel sind die Reedereiund Veranstaltungskataloge. Sie geben eine Übersicht und Informationen über das Produkt Schiff und über die einzelnen Angebote.
–
Der direkte Vertrieb hat im Gegensatz zu anderen touristischen Leistungsträgern bei den Kreuzfahrtenanbietern nur einen geringen Anteil. Der Eigenvertrieb der Veranstalter (ca. 11 % Umsatzanteil), neue Medien (ca. 4 %) und weitere Vertriebsmedien (ca. 7 %) sind hier zu nennen.
–
Zur Buchung einer Kreuzfahrt dienen als Orientierungshilfe die Deckpläne und Kabinengrundrisse der Schiffe. Für die Buchung wird ein Anmeldeformular ausgefüllt. Das Reisebüro erfragt anschließend die gewünschte Kabine beim Anbieter der Kreuzfahrt; im Falle der Bestätigung wird die Kabine als Optionsbuchung an den Kunden weitergegeben.
74
Kreuzfahrten
3.2.4 Dienstleistung Hochseekreuzfahrt An- und Abreise Arrangements zur An- und Abreise sind oftmals ein wichtiger Produktbestandteil und auch ein entscheidender Wettbewerbsfaktor, da die meisten Passagiere eine längere Anreise haben bzw. nicht in der Nähe des Hafens wohnen. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung dieser Arrangements, wie auch der Vor- und Nachprogramme, diversifizieren sich einige Kreuzfahrtgesellschaften nicht nur horizontal, sondern auch vertikal in der Wertschöpfungskette. So besitzt z. B. die Carnival Cruise Line eine eigene Flugzeugflotte und eigene Hotels. –
Bei der individuellen An- und Abreise bucht der Kunde lediglich die Kreuzfahrt ab und bis Hafen und führt die An- und Abreise auf eigene Initiative durch. Die verschiedenen Möglichkeiten der individuellen Anreise sind Anfahrt mit eigenem Pkw, Zug und Linienflug. Der eigene Pkw wird relativ selten für die Anreise verwendet, da einerseits hohe Parkgebühren anfallen und zudem viele Kreuzfahrten am Ende der Reise nicht im selben Hafen anlegen, so dass ein individueller Rücktransport organisiert werden müsste. Häufig ist zudem eine Hotelübernachtung notwendig, da der Anfahrtsweg inklusive Risikopuffer schon bei den nahen Mittelmeerzielen sehr weit ist. Auch bei Zugfahrten ist dies ein Nachteil, zudem muss der Gepäcktransport vom Bahnhof zum Hafen selbst organisiert werden. Die Verwendung eines Linienfluges ist somit die teuerste, aber auch bequemste und zeitminimalste Form der individuellen Anreise.
–
Eine organisierte An- und Abreise buchen die Passagiere zusammen mit ihrer Kreuzfahrt häufig wenn der Abfahrt- bzw. Ankunftshafen weiter entfernt liegt. Die Varianten Fly&Cruise, Rail&Cruise oder Coach&Cruise werden in das Leistungspaket und somit im Reisepreis eingeschlossen. Allerdings ist zu beachten, dass alle Bestandteile einer Reise in ihrem Niveau möglichst aufeinander abgestimmt sein sollten. Bei den Fly&Cruise-Angeboten führen Reisen mit unterschiedlicher Länge bei gleichem Schiff zu verschiedenen Tagessätzen, da die Kosten des Fluges auf eine unterschiedliche Zahl von Tagen umgelegt werden. Außerdem wird bei Linienflügen vor Beginn der Seereise häufig eine Übernachtung angeboten, um bei Flugverspätungen das Schiff nicht zu verpassen. Da die Kreuzfahrtanbieter auf bestimmten Strecken ein nennenswerter Umsatzträger der Fluggesellschaften sind, bekommen sie entsprechende Großkundenrabatte. Die Einbindung des Fly&Cruise-Konzeptes ist eine Voraussetzung für die Erschließung neuer Fahrtgebiete, da so auch weiter entfernte Ziele erschlossen werden können.
–
An Bord gehen ist auch unter dem Begriff „Einschiffen“ bekannt. An Bord werden die Passagiere vom Kreuzfahrtpersonal begrüßt und nach Aushändigung des Kabinenschlüssels bzw. der Schlüsselkarte zu ihrer Kabine geleitet. Es folgt eine kurze Erklärung der Kabineneinrichtung. Zusätzlich findet der Passagier in seiner Kabine wichtige gedruckte Informationen über Essenszeiten, Veranstaltungen, Ausflugsmöglichkeiten sowie Hinweise zum Schiff selbst vor. Die Begrüßung der Passagiere durch den Kapitän, die Offiziere und die Reisebegleitung erfolgt meist
Kreuzfahrten
75
am ersten Kreuzfahrttag. Im Rahmen des Einschiffens wird den Passagieren auch ein Orientierungsrundgang auf dem Schiff angeboten, damit sie alle wichtigen Einrichtungen kennenlernen und eine erste Orientierungshilfe erhalten; ihm folgt auf Wunsch der Passagiere eine ausführlichere Inspektion. –
Das Gepäck wird bei Ankunft des Gastes auf dem Flughafen vom Personal der Reedereien entgegengenommen und wird von dort aus bis in die Gästekabine gebracht. Auch beim Check-out wird dessen Transport weitestgehend von den Angestellten übernommen. Bevor das Gepäck an Bord des Schiffes gelangt, muss es ebenso wie Passagiere und Handgepäck durch eine Sicherheitskontrolle. Im Normalfall gibt es keine zahlenmäßige Begrenzung der Stücke, die mit an Bord gebracht werden können. Einschränkungen ergeben sich jedoch durch eventuelle Anreise per Flug und Gewichtsbegrenzungen durch die Fluggesellschaften bzw. durch die Größe der Schiffskabine. Damit Gepäckstücke in die richtige Kabine gelangen, erhalten Passagiere zusammen mit den Reiseunterlagen farblich (jede Farbe steht für ein Passagierdeck) und mit Kabinennummer gekennzeichnete Kofferanhänger, die an die Koffer bzw. Taschen angebracht werden müssen.
–
Das von Bord gehen heißt in der Fachsprache „Ausschiffung“. Sie erfolgt in der Regel ohne Formalitäten und Kontrollen. Vorbereitet wird sie am Vortag. Die Passagiere erhalten ein Anweisungsblatt mit allen Hinweisen für einen reibungslosen Ablauf. Außerdem erfolgen die Gepäckbereitstellung vor der Kabine und die Bezahlung der offenen Rechnungen beim Purser. Passagiere, die für ihre Rückreise noch Informationen benötigen, erhalten diese im Informationsbüro oder im Bordreisebüro. Wer eine organisierte Heimreise gebucht hat, erhält die noch notwendigen Unterlagen dafür, falls er sie nicht schon zusammen mit anderen Reiseunterlagen erhalten hat. Am letzten Tag des Bordaufenthaltes finden üblicherweise auch die Abschiedscocktailparty und das Captainsdinner statt, bei dem der Kapitän in der Regel ein paar Worte über den Verlauf der Kreuzfahrt sagt. Nach der Ankunft des Schiffes im Hafen wird es von den Hafenagenten abgefertigt und für die Landung freigegeben. Danach wird zuerst das Gepäck von Bord gebracht und in der Zollhalle unter den Initialen der Passagiere bereitgestellt. Sobald der Aufruf zum Verlassen des Schiffes ertönt, gehen auch die Passagiere von Bord.
3.2.4.1 Leistungserbringung an Bord Der Ablauf einer jeden Kreuzfahrt wird durch das ihr zugrunde liegende Gesamtprogramm der Reise bestimmt. Der Kreuzfahrtveranstalter muss das Gesamtprogramm in Tagesprogramme umsetzen und für deren Realisierung Sorge tragen. Im Rahmen der Vorbereitungen muss das Schiff betankt und mit den nötigen Versorgungsmitteln wie Frischwasser, Nahrungsmitteln und Getränken versorgt werden. –
Bei der Transportleistung unterscheidet sich die Kreuzfahrt grundlegend von den anderen Verkehrsmitteln. Kreuzfahrten sind mehrtägige Schiffsreisen mit Hotelcharakter, die nicht dem Transport von Passagieren oder der Ortsveränderung dienen, sondern bei der das Schiff sehenswerte Punkte des Fahrtgebietes anläuft. Das
76
Kreuzfahrten
Beförderungsmittel Kreuzfahrtschiff ist selbst ein Urlaubsziel und damit signifikantes Produktmerkmal. Schiff und Route erzeugen beim Reisenden die Erwartung eines immateriellen Zusatznutzens, der bei keinem anderen Pauschalreiseprodukt so deutlich in Erscheinung tritt. –
Die Verpflegung ist wesentlicher Bestandteil der Kreuzfahrt und entscheidet maßgeblich über deren Erfolg bzw. Misserfolg. Das fortwährende Essen ist eine der Hauptaktivitäten der Gäste an Bord. Dabei hängen Qualität und Vielfalt der Speisen von der Schiffskategorie ab. Es werden vier bis sechs Mahlzeiten am Tag gereicht, wobei dies auf großen Schiffen in zwei Sitzungen pro Mahlzeit geregelt wird. Grund hierfür ist die Platzkapazität der Restaurants, welche nur für ca. die Hälfte der Gäste ausreicht.
–
Ein typischer Tagesverlauf auf dem Schiff in Bezug auf Mahlzeiten beginnt um 6 Uhr morgens mit Kaffee und Tee an Deck, gefolgt von einem Frühstück im Hauptrestaurant oder Buffet in einem der anderen Restaurants. Danach wird ein warmes Mittagessen, wahlweise mit Service im Restaurant oder in Form eines Buffets in einem der Cafés, angeboten. Dem folgt um 16 Uhr ein English Afternoon Tea mit kleinen Snacks und Kuchen. Am Abend wird dann die Hauptmahlzeit, das Dinner, serviert. Ein weiteres großes Essen wird um Mitternacht angeboten. Die Präsentation und der Rahmen des Essens sind je nach Marktsegment der Kreuzfahrtveranstalter unterschiedlich. Die Angebote reichen von der einfachen Pizzeria bis hin zu exklusiven Galaabenden.
–
Die Freizeitgestaltung an Bord ist ein weiteres Produktmerkmal. Aufgrund der Vielzahl der angebotenen Aktivitäten werden Kreuzfahrtschiffe häufig als „schwimmende Ferieninsel“ bezeichnet. Qualität und Quantität des Bordprogramms bestimmen maßgeblich das Wohlbefinden der Gäste an Bord, da der Kreuzfahrer den größten Teil seiner Reise auf dem Schiff verbringt.
–
Bei den Unterhaltungsangeboten sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Kreuzfahrttypen und Schiffsgrößen besonders groß. Das vielfältigste Unterhaltungsprogramm wird an Bord der Megakreuzfahrtschiffe geboten. Es werden zumeist große Musicalshows gezeigt, die allen Zielgruppen gefallen. Auf Luxuskreuzfahrten wird häufig ein anspruchsvolles Kulturprogramm geboten (z. B. klassische Musik oder Lesungen). Auf den meisten Schiffen werden zudem Vorträge über die angelaufenen Häfen und die zu besichtigenden Sehenswürdigkeiten sowie die Geschichte und Kultur der besuchten Destination gehalten.
Kreuzfahrten
77
–
Der Spa-Bereich eines Schiffes besteht zumeist aus einem Fitnessstudio und einem umfassenden Wellnessbereich mit Saunen, Dampfbädern, Whirlpools sowie einem Schönheitssalon. Das Angebot von Anwendungen, für die extra gezahlt werden muss, beinhaltet klassische und moderne Massagetechniken, verschiedenen Therapieformen, Gesichtsbehandlungen und Maniküre. Die Spas werden in der Regel ebenfalls nicht selber von den Reedereien betrieben, sondern es werden Konzessionen an externe Betreiber vergeben.
–
Weitere wesentliche Punkte sind Kleidung & Trinkgeld. Beim Einschiffen erhält der Passagier die Informationen über die Kleider- und die Tischordnung. Die Kleiderordnung ist auf den Megakreuzfahrtschiffen eher leger, wobei nur zum Abendessen und v. a. für die traditionellen Anlässe, wie das Kapitänsdinner, festlichere Kleidung erforderlich und angebracht ist. Ein weiteres Thema ist die Regelung des Trinkgeldes. Zumeist wird es am Ende der Reise direkt an den zuständigen Steward gegeben oder direkt vom Kundenkonto abgebucht.
3.2.4.2 Zusatzleistungen Die Zusatzleistungen beeinflussen in besonderem Maße das Qualitätsempfinden der Passagiere und somit auch ihre Gesamtzufriedenheit. Besonders Gäste, welche schon zahlreiche Kreuzfahrten unternommen haben, buchen verstärkt aufgrund des angebotenen Zusatznutzens. –
Die Reiseleitung untersteht dem Cruise Director und repräsentiert das gesamte Kreuzfahrtunternehmen. Zu den wichtigsten Aufgabengebieten der Reiseleitung bzw. Gästebetreuung zählen die Information der Gäste mit reisetechnischen Hinweisen, z. B. bezüglich Reiseablauf sowie die eigentliche Gästebetreuung.
–
Die Animation trägt entscheidend zum Gesamteindruck der Kreuzfahrt bei. Die Animation setzt ein inhaltliches Konzept ebenso voraus wie ein Mitarbeiterteam, das nicht nur fachlich (als Sport-, Musik-, oder Kinderanimateur) kompetent, sondern auch kontakt- und kommunikationsfähig, flexibel und belastbar ist.
–
Altersgerechte Kinderbetreuung wird insbesondere bei den Megakreuzfahrtschiffen angeboten. Besonders vielfältig ist das Kinderprogramm der Disney Schiffe, die u. a. ein komplettes Kinderdeck haben, auf das den Eltern der Zutritt verwehrt bleibt.
–
Die Ausflüge sind ein wichtiges Motiv für eine bestimmte Kreuzfahrt, da die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Kreuzfahrt oftmals von der Anzahl und Ort der angelaufenen Häfen und der damit verbundenen Ausflüge abhängig ist. Sie sind als Zusatzleistung nicht im Pauschalpreis enthalten. Angeboten werden zumeist Halb- und Ganztagesausflüge, wobei die Passagiere häufig per Bus zu den Sehenswürdigkeiten befördert werden.
–
Vor- und Nachprogramme sollen in Kombination mit der Kreuzfahrt die Gesamtattraktivität der Reise steigern. Besonders beliebt ist eine Woche Kreuzfahrt und im Anschluss eine Woche Landurlaub.
78 –
Kreuzfahrten
Auf einigen Luxuskreuzfahrtschiffen gibt es noch immer so genannte GentleHosts. Dies sind alleinstehende Männer zwischen 50 und 75 Jahren, die gleichaltrigen Frauen vom Kreuzfahrtenanbieter als Gesellschaftspartner vermittelt werden.
Erkenntnisse Hochseekreuzfahrten
Die reine Transportleistung ist nicht der Hauptgrund der Kreuzfahrtreise. Im Reisepreis inbegriffen sind zumeist Leistungen wie Verpflegung, Übernachtung, Animation, Entertainment und Reiseleitung. Man unterscheidet zwischen Luxus-, Club- und Studienkreuzfahrten. Der Reisepreis beträgt ca. 1900 €, 75 % der Passagiere sind über 40 Jahre und die Reisedauer beträgt ca. 10 Tage. Aus den USA (70 %), England (7 %) und der BRD (4 %) kommt ein Großteil der weltweiten Passagiere. Die drei wichtigsten nationalen Anbieter sind Aida Cruises, Phoenix Reisen und Hapag Lloyd Kreuzfahrten. Die drei wichtigsten internationalen Anbieter sind Carnival Cruise, Royal Caribbean und Star Cruises. Hauptzielgebiete sind das Mittelmeer und die Karibik.
3.3
Flusskreuzfahrten
Flüsse werden schon seit Jahrtausenden zur Fracht- oder Personenbeförderung genutzt. Der Flusstourismus begann bereits im 18. Jahrhundert für Adlige und Geistliche, die in der Sommerfrische den Komfort eines Schiffes bevorzugten. Der Beginn der modernen touristischen Flusskreuzfahrten begann erst in den 1960er Jahren mit dem Bau moderner Kabinenschiffe. Heute sind die Reisen auf den Flüssen aus dem touristischen Markt nicht mehr wegzudenken. Der Vorteil der Flussreisen ist, dass das Landerlebnis gleichberechtigt neben das Bordleben tritt und der Gast auf ganz bequeme Weise die Vielfalt und Schönheit der Landschaften genießen kann. Die Reise beginnt schon mit dem Einchecken an Bord. Das andauernde Aus- und Einpacken der Koffer entfällt. An den organisierten Ausflügen und Programmen kann ganz entspannt teilgenommen werden. Zudem stehen immer die gleichen Ansprechpartner zur Verfügung und für den Reisenden entstehen keine Sprachbarrieren. Besonders die Zielgruppe der 50-plus Generation schätzt diese bequeme Form des Reisens.
Kreuzfahrten
79
3.3.1 Arten von Flusskreuzfahrten Ähnlich wie bei Hochseekreuzfahrten gibt es auch bei Flusskreuzfahrten verschiedene Angebotsbereiche. Es lassen sich jedoch deutliche Unterschiede in der Gestaltung des Programms und der Ausrichtung der Kreuzfahrt erkennen: Traditionelle Flusskreuzfahrten Die traditionelle Flusskreuzfahrt ist die Hauptreiseart der Flusskreuzfahrten. Es dominiert ein älteres und wohlhabendes Publikum. Inhaltlich besteht diese Art der Flusskreuzfahrt aus einer Kombination von Städtereise und reizvoller Landschaft. Die Ausflüge sind zumeist auf Stadtführungen und Fahrten in die nähere Umgebung beschränkt. Im Gegensatz zu den Hochseekreuzfahrtschiffen halten die Flussschiffe vorwiegend über Nacht. Tagsüber sind die Hauptprogrammpunkte entweder die erlebte Landschaft vom Schiff aus oder angebotene Ausflüge. Ein weiterer Bestandteil ist eine komfortable Umgebung an Bord, hervorragender Service und eine umfassende qualitativ hochwertige Verpflegung.
Themenkreuzfahrten Bei den Themenkreuzfahrten ist das gesamte Angebot der Reise, wie die Route, evtl. auch Termine, das Bordprogramm und die Ausflüge etc., auf ein bestimmtes Thema ausgerichtet. Das besondere Thema wird daher zum Hauptmotiv der Buchung für die betreffende Reise. Ein Beispiel sind Musikreisen mit dem Besuch von z. B. Konzerte, Ballett, Opern und Operetten sowie mit Konzerten an Bord, Seminaren und Vorträgen mitfahrender Künstler. Beliebte Themenreisen sind auch Gourmet- oder Weinkreuzfahrten. Auf Gourmetkreuzfahrten kochen Spitzenköche für die Passagiere an Bord der Schiffe und es werden Menüs und Spezialitäten der jeweiligen Länder sowie Ausflüge in berühmte Restaurants empfohlen. Weinkreuzfahrten beinhalten Weinseminare, Verköstigungen und Ausflüge zu Weinanbaugebieten und Winzereien. Daneben werden auch Film- und Literaturreisen, Sprachreisen mit Kursen an Bord sowie Esoterik-, Beauty- und Happy Single-Kreuzfahrten angeboten. Weitere Angebote Weitere Angebotsarten sind besonders Kennenlern- oder Schnupperreisen mit reduzierten Preisen, die i.d.R. zwischen vier und sechs Tage dauern und bis auf wenige Ausnahmen in der Vor- bzw. Nachsaison (Winter) liegen. Eine weitere Angebotsart sind Festtagsreisen über Weihnachten und/oder Silvester mit einer Dauer von ca. acht
80
Kreuzfahrten
bis zwölf Tagen. Eine besondere Stellung nehmen sportlich- und fitnessorientierte Kreuzfahrten ein. Neben Pool und Sauna stehen ebenso Fitnessraum und Putting Green, Trekkingräder für Radtouren, Ausflüge zum Rafting und die Möglichkeit zum Golfspielen an Land zur Verfügung.
3.3.2 Produktbestandteile
Bei Flusskreuzfahrten steht in erster Linie die bequeme Form des Reisens im Vordergrund. Flussreisen bieten eine optimale Verbindung aus Entspannung und Entdeckungen. Im geruhsamen Reisetempo fährt man durch unterschiedlichste Landschaften, vorbei an historischen Bauten, Burgen, Schlössern, Dörfern, Städten, Wäldern und Weinberge. Somit erhält man von Deck aus einen großen kulturellen Einblick in die verschiedensten Regionen und Länder. Jeden Tag wird in anderen Städten angelegt und der Gast hat durch organisierte oder individuelle Landgänge die Möglichkeit, einen Einblick in die Städte und in das Leben dort zu bekommen. Die meisten Anlegestellen liegen sehr zentral, so dass sich die Gäste meist schon mit wenigen Schritten direkt im Zentrum befinden. Aufgrund der oft nahe gelegenen Abfahrtshäfen innerhalb Europas bieten Flusskreuzfahrten auch eine ideale Voraussetzung für einen Kurzurlaub. Schiffskategorien Flusskreuzfahrtschiffe sind ihren Fahrtgebieten zumeist fix zugeordnet. So ist z.B. die Größe der Flussschiffe durch die Brücken, die unterquert werden, den Schleusenkammern oder auch durch die Breite der Kanäle, begrenzt. Die Flusskreuzfahrtschiffe lassen sich in zwei Größenklassen einteilen, die von touristischer Bedeutung sind. Dabei orientiert man sich am Bettenangebot. Die „Großschiffe“ verfügen i.d.R. über eine Anzahl von ca. 200 Betten und verkehren besonders auf der Donau, dem Rhein, der Mosel sowie auf den großen russischen und ukrainischen Flüssen. Die kleinere Kategorie verfügt über ca. 100 Betten. Die neu in Dienst gestellten Flusskreuzfahrtschiffe, die so genannten „Schiffe der dritten Generation“, entsprechen den heutigen Anforderungen an Technik und Sicherheit. Ermöglicht wurde dies durch geringere Maße, eine versenkbare Brücke und einen neuen (Pumpjet-)Antrieb. So verfügen die Schiffe über einen Doppelboden und drei durchlaufende Decks. Der Schallpegel in den Kabinen und Gesellschaftsräumen beträgt nicht mehr als 55 Dezibel. Ausstattung Die Ausstattung der Schiffe reicht von einfach bis luxuriös. Je nach Kategorie beträgt das Verhältnis von Mitarbeitern zu Passagieren (PCR) ca. 1:4 bis 1:8. Fast alle Schiffe bieten ausschließlich Außenkabinen und z.T. eine eigene Veranda an. Die Kabinengröße variiert zwischen 8 bis 25 m². Auf allen Schiffen gibt es ein Restaurant, eine Bar, eine Bibliothek, eine Boutique und ein Sonnendeck mit Liegestühlen. Manche
Kreuzfahrten
81
Schiffe sind zudem mit Swimmingpool und Fitnessraum ausgestattet. Die Küchen bereiten ein vielfältiges Speisenangebot. Auch Sonderwünsche der Gäste, wie Schonoder Diätkosten, werden dabei berücksichtigt. Die Ansprüche der Gäste sind in den letzten Jahren stark gestiegen und sie möchten sich immer öfter „etwas gönnen“. Auf dem Markt werden daher fast nur noch 4-Sterne-Schiffe nachgefragt. Fahrtgebiete
Sonstige 3%
Russl./Ukr. 10,5 %
Nil 19,5 %
Italien 0,1 %
Deutschland 15,7 %
Frankreich 8,4 % Donau 37,2 %
Abb. 3.15
Benelux 5,6 %
Fahrtgebiete deutscher Flusskreuzfahrtpassagiere
(Quelle: DRV 2008)
Das Angebot an Flusskreuzfahrtrouten in Europa ist sehr vielfältig. Insgesamt sind über 15.000 km in Europa auf dem Wasser befahrbar. Außerhalb Europas hat der Nil die größte Bedeutung. Seit Öffnung des Ostblocks werden auch Flusskreuzfahrten auf der Wolga angeboten. In Südamerika hat der Amazonas die größte touristische Anziehungskraft. Die beste Reisezeit ist in den Monaten von April bis Oktober.
Blick in die Wachau
82
Kreuzfahrten
Donau
Auf einer Länge von 2.888 km, von denen 2.510 km schiffbar sind, erstreckt sich die Donau über zehn europäische Länder und stellt ein optimales Fahrgebiet für Flusskreuzfahrten dar. Für die meisten Fahrten ist Passau der Ausgangsort. Jedes Jahr legen in Passau ca. 1.500 Kreuzfahrtschiffe an und transportieren dabei ca. 213.000 Passagiere. Viele angebotene Reisen führen nach Wien und weiter nach Budapest, einige auch bis hin zum Donaudelta.
Rhein
Der Rhein gehört zu den traditionsreichsten Flusskreuzfahrtgebieten in Europa. Mit einer Länge von 1320 km ist er Deutschlands längster Fluss. Ursprünglich wurde der Fluss nur mit Tagesschiffen zwischen den Städten Köln, Koblenz und Mainz befahren. Heute fahren über 30 Flusskreuzfahrtschiffe auf dem Rhein. Eine Reise von Basel nach Amsterdam dauert im Schnitt sieben Tage. Bei den Fahrtrouten gibt es jedoch eine Vielzahl an Möglichkeiten für Kombinationen mit den Nebenflüssen des Rheins.
Wolga
Die Wolga ist der längste und wasserreichste Strom Europas. Sie entspringt nordwestlich von Moskau und mündet nach 3530 km unterhalb von Astrachan ins Kaspische Meer. Die Reisen auf der Wolga werden meist in Verbindung mit den Nebenflüssen Newa, Swir, Moskwa und Don angeboten. Durch die Breite des Stroms können hier die größten Passagierschiffe Europas mit einer Kapazität von bis zu 300 Personen eingesetzt werden. Zu einer der populärsten Strecken gehört eine Fahrt von Moskau nach St. Petersburg. Diese Fahrt dauert im Schnitt zwischen 8 und 13 Tagen.
Nil
Auf einer Länge von 6.671 km reihen sich neun Länder des afrikanischen Kontinents entlang des Nils, bis dieser letztendlich in das Mittelmeer mündet. Der Tourismus in Ägypten hat mit schwankenden Tourismuszahlen aufgrund von Kriegen und Anschlägen im eigenen Land zu kämpfen. Internationale Reiseveranstalter bieten Kreuzfahrten auf dem Nil größtenteils in Kombination mit Landaufenthalten im Rahmen von Studien- bzw. Rundreisen in Ägypten an. Ca. 60 und 85 % aller Ägyptenurlauber buchen eine Kreuzfahrt auf dem Nil.
Weitere Routen
In Deutschland bieten neben den bekannten Rhein und Donaurouten die Nebenflüsse Mosel, Saar, Main und Neckar viele Kombinationsmöglichkeiten mit Rheinreisen an. Jeder dieser Flüsse hat seinen eigenen Charakter und durchfließt unterschiedliche Landschaften. In den Niederlanden und den nördlichen Teil von Belgien bieten Rhein, Ijsselmeer, Schelde und Maas vielfältige Routenkombinationen. Die Reisen auf den französischen Flüssen Saone und Rhone sind in den letzten Jahren immer populärer geworden. In Italien ist der Po mit 600 km der längste Fluss. Eine Reise auf dem Po beginnt oder endet in Cremona bzw. in Venedig und führt durch die Poebene in Oberitalien. Weitere genutzte Strecken für Flusskreuzfahrten sind: Douro (Spanien/ Portugal), Djnepr (Ukraine), Havel, Oder, Elbe und Moldau.
Kreuzfahrten
83
3.3.3 Marktüberblick Trend Passagiere Pass.nächte in Tsd. Umsatz in Mill. € Ø Reisepreis in € Ø Reisedauer Abb. 3.16
2003
2004
2005
2006
2007
274.000
298.000
311.000
326.000
334.000
2.235
2.294
2.373
2.623
2.592
313
335
364
370
390
1142
1185
1173
1137
1180
8,14
8,04
8,14
7,60
7,7
Marktüberblick Flusskreuzfahrten 2002 bis 2007
(Quelle: DRV 2008)
Flusskreuzfahrten gehören zu den am stärksten wachsenden Marktsegmenten in der Touristik. Die führenden Anbieter auf dem Flusskreuzfahrtenmarkt sind überwiegend See- und Flussreisenspezialisten. Der Markt ist sehr zersplittert und es gibt eine Vielzahl von nationalen Anbietern. Ein großer Teil des nationalen Angebotes wird allerdings mit von internationalen Reedereien gecharterten Schiffen abgewickelt. Die großen Touristikkonzerne (insbesondere TUI) bieten auch Reisen auf dem Wasser an, können mit ihren Umsätzen jedoch nicht mit den Flussreisenspezialisten konkurrieren. –
Viking River Cruises ist ein weltweit tätiger Konzern mit Hauptsitz in Basel (Schweiz). Im Jahr 2007 machte die Gesellschaft ca. 200 Mill. € Umsatz mit 82.000 Passagieren, wobei mittlerweile ca. 70 % der Gäste aus Nordamerika kommen. Viking River Cruises ist Markführer in Deutschland und weltweit. Mit 25 modernen Flusskreuzfahrtschiffen, ist Viking auf vielen Flüssen in Europa und der ganzen Welt unterwegs.
–
Phoenix Flussreisen ist in Deutschland der größte Veranstalter von Flussreisen. Ca. 45 Flussschiffe fahren exklusiv unter Phoenix Flussreisen-Flagge, denn Phoenix chartert die Flusskreuzfahrtschiffe komplett und hat damit maßgeblichen Einfluss auf Reiseroute und Bordprogramm. Vom einfacheren 3-Sterne-Schiff mit Betreuung durch den Kapitän bis hin zum luxuriösen 5-Sterne-Schiff werden Reisen für jeden Geschmack angeboten. Phoenix Flussreisen gilt zudem als Spezialist für Nil-Reisen.
–
Nicko tours veranstaltet Flussreisen auf eigens dafür angecharterten Schiffen auf den Flüssen Wolga, Dnjepr, Donau, Oder, Rhein und Mosel sowie Nil und Jangtse. Insgesamt fahren 28 Schiffe unter Nicko tours-Flagge mit einer Gesamtkapazität von ca. 3.000 Passagierbetten. Der Schwerpunkt liegt im 3- und 4-Sterne-Segment. Im Jahr 2007 verzeichnete Nicko tours knapp 55.000 Reiseteilnehmer
–
Die A-ROSA Flussschiff GmbH ist einer der führenden Spezialisten für hochwertige Kreuzfahrten auf Flüssen. Zurzeit fahren für A-ROSA sieben Schiffe, vier davon auf der Donau, zwei auf der Rhône und ein Schiff auf dem Rhein. Ein weiteres
84
Kreuzfahrten
Schiff befindet sich im Bau und wird 2010 in Dienst gestellt. Das Unternehmen hat Büros in Rostock und der Schweiz mit insgesamt ca. 365 Mitarbeitern und machte 2008 einen Gesamtumsatz von 45 Millionen Euro.
Fallbeispiel Serenité River Cruising Gleiten durch den Tag
Mit der Masse der gleichförmigen Flusskreuzfahrtschiffe hat der 38 m lange und nur 5 m breite kleine Flusskreuzer nur wenig gemeinsam. Die geringe Größe hat den Vorteil, dass auch kleinere Flüsse und besonders die schmalen französischen Kanäle befahren werden können. Die Passagiere werden von nur fünf Besatzungsmitgliedern versorgt. Das Schiff bietet Platz für zwölf Passagiere, welche ca. 2000 € pro siebentägige Reise zahlen. In diesem Preis sind alle Leistungen (Gourmetessen, Getränke und Ausflüge) enthalten. Die Einrichtung ist elegant und die sechs Kabinen bieten trotz einer Größe von nur 12 m² ausreichend Platz. Das Hauptdeck besteht aus einem einzigen Raum, der mehrfach unterteilt ist. Dieses schwimmende Wohnzimmer ist Speisesaal, Bar, Lounge, mobiles Büro der Eigner und Steuerstand in einem. Das Schiff durchquert Europa auf seinen Wasserstraßen. Bei allen Strecken wird darauf Wert gelegt, dass abwechselnd eindrucksvolle Landschaften und wenige aber sehenswerte Ausflugsziele angesteuert werden. Nachts wird am Hafen angelegt, schließlich möchte man die Landschaft tagsüber entdecken. Erarbeiten Sie in einem Verkaufsgespräch den Mehrwert der Serenité!
3.3.4 Nachfragegruppen Der Wachstumstrend der Flusskreuzfahrten in den letzten Jahren ist ungebrochen. Die Zahl der Neukunden nimmt ständig zu und auch für die kommenden Jahre rechnen die führenden Anbieter weiterhin mit einem Nachfrageanstieg. Die Hauptzielgruppe der Flusskreuzfahrtkunden liegt in der 50-Plus-Generation. Damit sind die Teilnehmer der Flusskreuzfahrten im Schnitt um bis zu zehn Jahre älter als bei den Hochseekreuzfahrten. Im Hinblick auf die demografische Entwicklung in Deutschland und Gesamteuropa mit einem ständig wachsenden Anteil von Personen über 50 Jahren ist mit einem starken Wachstum der Hauptzielgruppe zu rechnen.
Kreuzfahrten
85
34 %
35 %
56–65 J.
über 65 J.
20,60 %
7,30 % 0,50 %
1,60 %
1–14 J.
15–25 J.
Abb. 3.17
26–40 J.
41–55 J.
Altersstruktur der deutschen Flusskreuzfahrtpassagiere 2007
(Quelle: DRV 2008)
Die Senioren gehören zudem zu einer der lukrativsten Zielgruppe des Tourismus. Es wird demnach auch ein stetig wachsendes Marktpotenzial für Flusskreuzfahrten geben. Reiseveranstalterstudien zufolge haben viele Flusskreuzfahrtkunden das Erwerbsleben bereits hinter sich gelassen, verfügen über eine hohe Kaufkraft und sind weniger anfällig für konjunkturelle Schwankungen. Zudem zeigen sie ein überproportional starkes kulturelles Interesse. Ein weiterer Punkt für die starke Ausrichtung auf die Zielgruppe ist auch die bequeme und sichere Form des Reisens. Der Komfort, das mitreisende Hotel, kulinarische Genüsse und eine Betreuung durch kompetente Reiseleiter sind die maßgeblichen Entscheidungskriterien dieser Zielgruppe für eine Flusskreuzfahrt. Betrachtet man die länderspezifische Nachfrage, so gehört Deutschland zu dem europäischen Land mit dem größten Passagieraufkommen. Neben den deutschen Touristen sind in Europa noch der englische, der schweizerische, der französische und der italienische Markt von großer Bedeutung. Ebenfalls von großer Bedeutung ist das Passagieraufkommen von US-Amerikanern auf den europäischen Flüssen.
Erkenntnisse Flusskreuzfahrten
Bei Flusskreuzfahrten sind Landerlebnis und Bordleben gleich wichtig. Es gibt traditionelle und Themenfahrten. Wichtige Anbieter sind Viking River Cruises, Phoenix, A-ROSA u.w. Alle Anbieter sind im Vier-Sterne-Segment tätig. Der Reisepreis beträgt ca. 1200 €, 70 % der Passagiere sind über 55 Jahre alt und die Reisedauer beträgt ca. acht Tage. Hauptzielgebiete sind die europäischen Flüsse, besonders die Donau und der Rhein. Wichtiges außereuropäisches Ziel ist der Nil.
86
Kreuzfahrten
Vertiefungsfragen
Wodurch unterscheiden sich die Luxus- von den Clubkreuzfahrten? Was sind die Unterscheidungskriterien der einzelnen Kreuzschiffskategorien?
Welche unterschiedlichen Produktbestandteile haben Hochsee- und Flusskreuzfahrten?
Welche Produkttypen und beliebten Fahrgebiete gibt es bei Flusskreuzfahrten?
Welche Zukunftsperspektiven erwarten Sie für Kreuzfahrten?
Literaturhinweise
Dowling R.K. (Hrsg.), Cruise Ship Tourism, Joondalup 2006 Mundt J., Baumann E., Kreuzfahrten, in: Mundt J., Reiseveranstaltung, München 2007, S. 369–402
Gruner + Jahr (Hrsg.), Märkte & Tendenzen: Kreuzfahrten, Gruner & Jahr Marktanalyse, Hamburg 2009
Schäfer C., Kreuzfahrten – Die touristische Eroberung der Weltmeere, Dissertation, Nürnberg 1998
Schüssler O., Passagier-Schifffahrt, DRV-Publikation, Frankfurt/Main 2005 Schüssler O., Kreuzfahrtmarkt 2008, Studie des DRV, Frankfurt/Main 2009 Schulz A., Verkehrsträger im Tourismus, München 2009 Schulz A., Kreuzfahrten und Schiffsverkehr im Tourismus, München 2010
Internetquellen
www.tourismus-grundlagen, www.tourismus-kreuzfahrten.de Weitere Fallbeispiele, Folien und aktuelle Informationen zum Buch
www.shippax.se Sehr gute Seite mit aktuellen Informationen und Zahlen zu allen Bereichen der Passagierschifffahrt
www.reederverband.de Offizielle Homepage des Verbands deutscher Reeder (VDR) mit Statistiken, Berufsbildern, Berichten und Pressemitteilungen
www.shipparade.com Englischsprachige Seite mit Infos und Bildern von Kreuzfahrtschiffen. Bilder und Informationen über Kreuzfahrthäfen sind ebenfalls abrufbar.
www.flusskreuzfahrten.de Internetauftritt eines Expertenreisebüros für Flusskreuzfahrten, Beschreibungen von Reedereien, Schiffstypen und Fahrtrouten
4
Bahnen
Lernziele
Am Ende dieses Kapitels sollten Sie Folgendes können:
Die Besonderheiten des Bahnverkehrs herausarbeiten; Einen Überblick des Unternehmens Deutsche Bahn AG geben; Unterschiedliche Zugtypen erläutern; Das Vertriebs- und Tarifsystem der Deutschen Bahn beurteilen; Die Zukunft des Hochgeschwindigkeitsbahnverkehrs in Europa skizzieren;
Die verschiedenen Luxuszüge benennen können.
Zukunft der Bahn? ICE und TGV Weitere Informationen, Fallbeispiele & Übungen unter www.tourismus-grundlagen.de
88
Bahnen
4.1
Überblick
Eisenbahnen sind schienengebundene Verkehrsmittel zum Transport von Gütern und Personen. Die Fahrzeuge werden an mechanischen oder magnetischen Schienen geführt. Zu den mechanisch geführten Systemen gehören vor allem die Schienenbahnen, die das Rad-Schiene-System nutzen. Nach demselben technischen Prinzip funktionieren auch andere Bahnen, bspw. Straßenbahnen, Stadtbahnen, U-Bahnen, Hochbahnen und Bergbahnen. Großer Vorteil des Bahnverkehrs ist der niedrige Energieverbrauch infolge der geringen Rollreibung zwischen Rad und Schiene. Aufgrund der notwendigen spezifischen Infrastruktur (Gleise, Bahnhöfe, Signalanlagen) sind jedoch hohe Investitionen erforderlich.
Bahnverkehr Schienenverkehr Schienennahverkehr
Schienenfernverkehr
- U-Bahnen - Stadtbahnen - Schnellbahnen (S-Bahn) - Straßenbahnen - Kabelbahnen - Hochbahnen - Hängebahnen
- Linienverkehr - Charterverkehr - Hochgeschwindigkeitszüge - Luxuszüge - Nachtzüge - Magnetschwebebahn - Güterverkehr
Abb. 4.1
Weitere Bahnen
-
Bergbahnen
Bahnen im Freizeitbereich
Zahnradbahnen Seilbahnen Reibradbahnen Sessel- & Schlepplifte
- Historische Züge/ Museumsbahnen - Achterbahnen - Geisterbahnen
Überblick Bahnverkehr
Eine weitergehende Unterscheidung der Verkehrsformen in Schienenpersonenfernverkehr und öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ist in Deutschland üblich. Zum ÖPNV gehört neben dem Schienennahverkehr auch der öffentliche Busnahverkehr. Beide Nahverkehrsarten werden im Weiteren nicht näher betrachtet, da sie für den Tourismus nur eine untergeordnete Rolle spielen. Für die Tourismusindustrie ist die Unterscheidung zwischen Linien- und Charterverkehr üblich. Große Teile des touristischen Bahnverkehrs werden allerdings im Rahmen des normalen Linienverkehrs abgewickelt.
Bahnen
4.2
89
Markt & Strategie Bahn
4.2.1 Historie Vorläufer der Eisenbahn sind die Holzspurbahnen der spätmittelalterlichen Bergwerke. Eiserne Gleisbahnen gab es in englischen Hüttenwerken gegen Ende des 18. Jahrhunderts, welche allerdings durch Pferde oder menschliche Muskelkraft bewegt wurden. Erst die Erfindung der Dampfmaschine durch James Watt ermöglicht den maschinellen Betrieb. Am 13.2.1804 fuhr der erste mit Dampfkraft bewegte Eisenbahnzug der Welt auf der Hüttenwerkbahn von Merthyr Tydfil in Südwales. Die Maschine zog auf fünf Wagen zehn Tonnen Fracht und zusätzlich 70 Mann in vier Stunden und fünf Minuten über die neun Meilen lange Strecke (ungefähr 15 km). Der Beginn des personengestützten Eisenbahnzeitalters wird durch die Eröffnung der Strecke Stockton – Darlington 1825 markiert. Die ersten bedeutenderen Städte, die durch eine Eisenbahn miteinander verbunden wurden, waren 1830 Liverpool und Manchester. Die Eisenbahn verbreitete sich von hier aus zunächst langsam, dann immer schneller über die ganze Erde. 1835 wurde in Deutschland die erste Eisenbahnstrecke (6 km lang) zwischen Nürnberg und Fürth eröffnet, 1839 die 116 km lange Eisenbahnstrecke zwischen Leipzig und Dresden. In den folgenden Jahrzehnten wurden in ganz Deutschland Eisenbahnlinien gebaut. Diese wurden teilweise privatwirtschaftlich geführt, teilweise unterstanden sie der Leitung des Staates, daher war das Netz nicht flächendeckend und ärmere Landesteile wurden vom Bahnverkehr nicht erschlossen. Die deutschen Eisenbahnen wurden deshalb 1895 verstaatlicht und blieben in dieser Organisationsform bis nach dem Ersten Weltkrieg bestehen. Durch den Zweiten Weltkrieg wurde ein Großteil der Lokomotiven und Waggons zerstört, aber nach Ende des Krieges war die Eisenbahn das einzige überregionale Verkehrsmittel und wurde von Flüchtlingen, Kriegsheimkehrern, Reisenden und für den Güterverkehr genutzt. Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland entstand 1949 die Deutsche Bundesbahn, während die Bahn in der DDR weiterhin die Deutsche Reichsbahn blieb. Der Schienenverkehr war bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts das Hauptverkehrsmittel in Deutschland. Dann wurde die Automobilindustrie in Deutschland immer stärker und das Autofahren beliebter. Der Staat investierte mehr Finanzmittel in den Straßenverkehr als in das Schienennetz und die Bahn verlor an Bedeutung. Die Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland im Jahr 1990 machte es möglich, eine dringend benötigte Reform des Eisenbahnwesens durchzuführen.
4.2.2 Marktumfeld & -teilnehmer Die Schiene zeichnet sich gegenüber anderen Verkehrsträgern durch eine Reihe von Marktbesonderheiten aus, die mitunter erheblichen Einfluss auf den Betrieb und die Erfolgsaussichten des Schienenverkehrs nehmen: –
Der Verkehrsweg Schiene stellt besondere Anforderungen an das System Eisenbahn. So muss ein Eisenbahnunternehmen die hohen Kosten für die Infrastruktur
90
Bahnen
durch eine intensive Nutzung der Gleisanlagen sicherstellen. Schlüsselfaktoren zur bestmöglichen Auslastung von Strecken sind die zu Verfügung stehende Streckenkapazität bzw. -leistungsfähigkeit. –
Eine weitere Besonderheit des Schienenverkehrs betrifft die Besitzverhältnisse, da andere Verkehrsträger durch eine Trennung der Eigentumsverhältnisse des Verkehrsträgersystems gekennzeichnet sind. Das Eigentum bzw. die Kontrolle für Verkehrswege liegt meist beim Staat, während die Bereitstellung der Verkehrmittel (Flugzeuge, Busse) sowie die Bereitstellung von Stationen (z. B. Flughäfen, Schiffshäfen) jeweils durch private Unternehmen erbracht werden. Dies ist bei dem System Schiene anders, da bei den staatlichen Bahnen Schienenfahrzeuge, Gleise und Bahnhöfe im Besitz einer Gesellschaft sind.
–
Zudem ist die Bahn aufgrund der staatlichen Besitzverhältnisse von der Verkehrspolitik und wechselnden Regierungen abhängig. Schließlich war die Bahn bis 1994 als Behörde organisiert und damit an staatliche Weisungen direkt gebunden. Betriebswirtschaftlich sinnvolle Entscheidungen und marktorientierte Entwicklungen waren deshalb kaum möglich. Die Bahn wurde – neben der Landwirtschaft und dem Kohlebergbau – zu einem der größten Empfänger staatlicher Subventionen. Die Verschuldung belief sich Anfang der 1990er Jahre auf fast 35 Mrd. €.
4.2.3 Zahlen & Fakten Deutsche Bahn Konzernumsatz (Mill. €) Betriebsergebnis (Mill. €) Mitarbeiter Betriebsstellen (Bahnhöfe etc.) Schienennetz (km) Reisende (Mrd.) Personenkilometer (Mrd.) Trassen-km DB-Züge (Mill.) Trassen-km externe Unternehmen (Mill.) Abb. 4.2
Unternehmenszahlen der Deutschen Bahn
2003
2005
2007
28.228 - 172 242.759 5.665 35.593 1,682 69.534 917,8 70,5
25.055 1.352 216.389 5.707 34.211 1,785 72.554 887,7 110
31.309 2.895 237.078 5.718 33.890 1,835 74.792 902,1 146,6
(Quelle: DB Geschäftsberichte)
Als Aktiengesellschaft unterliegt das Unternehmen der Deutschen Bahn den Bilanzierungsvorschriften des HGB und veröffentlicht ihre Konzernabschlüsse jährlich. Wichtige wirtschaftliche Kennzahlen sind bspw. Umsatz, Anlagevermögen, Eigenkapital, Cashflow vor Steuern und Investitionen. Maßgeblich für die Umsatzentwicklung der DB AG sind außerdem Leistungskennzahlen, zu denen im Personenverkehr die Anzahl der Reisenden, Reisendenkilometer,
Bahnen
91
Betriebsleistung und im Schienengüterverkehr die Anzahl der beförderten Güter, Transportleistung, Transportweite, Anzahl der Bahnhöfe und die Betriebsleistung gehören. Die wesentlichen Zahlen sind in der nachfolgenden Abbildung zusammengefasst: Das wesentliche touristische Aufgabengebiet umfasst den Fernverkehr der Deutschen Bahn, wobei der Schwerpunkt auf mittleren Entfernungsbereichen (100 bis 450 km) zwischen Ballungsgebieten im In- und Ausland liegt. Der Fernverkehr findet sowohl im Linien- als auch im Charterverkehr statt. Das Zugangebot im Fernverkehr von 1.291 Zügen täglich nutzten im Jahr 2007 119 Mill. Reisende, wobei die Auslastung der Fernzüge lediglich 40 % betrug. Im touristischen Bereich hat sich die Deutsche Bahn AG von maßgeblichen Beteiligungen getrennt, um sich verstärkt auf ihr Kerngeschäft konzentrieren zu können. Der Nah- und Regionalverkehr ist für die kurzen Distanzen bis ca. 100 km zuständig und bietet ein weit verzweigtes Regionalverkehrsnetz. Ziel ist das Angebot eines integrierten Angebots von Schiene und Bus. Das Geschäftsfeld Stadtverkehr beinhaltet insbesondere die S-Bahn in Berlin und Hamburg sowie 22 Busgesellschaften in ganz Deutschland. DB Fernverkehr Reisende/Jahr 119 Mill. Züge/Tag 1.290 Lokomotiven 276 Triebzüge 252 Reisezugwagen 2.219 Mitarbeiter 15.011 Umsatz 3,3 Mrd €
DB Regio Reisende/Jahr 1,2 Mrd. Züge/Tag 22.054 Lokomotiven 1.492 Triebwagen 6.690 Reisezugwagen 6.143 Mitarbeiter 15.011 Umsatz 6,5 Mrd €
DB Stadtverkehr Reisende Schiene/Jahr Reisende Bus/Jahr Züge/Tag Busse Triebwagen Mitarbeiter Umsatz
541 Mill. 723 Mill. 3.851 4.300 1.895 12.231 1,9 Mrd €
DB Bahn Vertrieb 6.800 Mitarbeiter 9.500 Automaten 3.500 Reisebüros 420 Reisezentren 6 Callcenter Abb. 4.3
Betriebsleistungen der Deutschen Bahn
Ca. 300 Mill.Tickets/Jahr bahn.de:ca.700 Mill. Reiseauskünfte/Jahr Kanalmix: ca. 33 % personenbedient Ca. 66 % systembasiert
(Quelle: Daten und Fakten Deutsche Bahn 2008)
Der Personenverkehr befindet sich heute auf dem Weg zum ganzheitlichen Mobilitätsdienstleister. Schon jetzt umfasst die Bahn nicht nur die Eisenbahn, sondern auch ergänzende Dienstleistungen, wie das stunden- oder tageweise Mieten von Autos (DB Carsharing) oder Fahrrädern (Call a bike) und die feste Vernetzung mit dem öffentlichen Personennahverkehr. In Zukunft ist eine weitere Verflechtung zwischen allen Verkehrsträgern zu geschlossenen Mobilitätsketten geplant.
92
4.3
Bahnen
Produktionsfaktoren Bahn
Das Transportmittel Eisenbahn ist zusammengesetzt aus Lokomotiven und Eisenbahnwagen. Lokomotiven unterscheiden sich nach der primären Antriebsenergie in Dampf-, Diesel- und Elektrolokomotiven. Der Wagenpark differenziert sich nach Funktion in Personen- und Güterwagen. Im Bereich des Personenverkehrs gibt es besondere Wagenformen, wie z. B. Doppel-, Schlaf-, Salon- und Speisewagen. Der Unternehmensbereich DB Fuhrpark-Gruppe stellt die Fahrzeuge in Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen bereit. Der ICE 1 z. B. entstand gemeinsam mit den Unternehmen ABB, AEG, Siemens, Thyssen-Henschel, Krupp und Krauss-Maffei. Die Lokomotiven und Triebwagen sind mit Baureihennummern gekennzeichnet, die den Typ des Transportmittels erkennbar machen. So entspricht die Baureihe 401 z. B. dem ICE 1. Hinsichtlich der Produktqualität differenziert sich das Leistungsangebot der Bahn in zwei Klassen. Die Bahn gilt allgemein als ein sicheres Verkehrsmittel. Ausgereifte Sicherheitseinrichtungen gibt es sowohl in den Triebfahrzeugen als auch für die Bahnanlagen. Auf den Schienen fahren unterschiedliche Zugtypen. Diese sind nach Funktionszweck, Schnelligkeit und Komfort zu unterscheiden: Intercity-Express (ICE) Der Intercity-Express (ICE) ist das Flagschiff der Deutschen Bahn. Die Triebzüge verteilen sich auf fünf Baureihen (59 ICE 1, 44 ICE 2, 67 ICE 3, 71 ICE T und 19 ICE TD), von denen rund 60 Triebzüge ins Ausland verkehren. Die Züge erreichen im Fahrgastbetrieb Höchstgeschwindigkeiten zwischen 200 und 320 km/h und befördern über die Hälfte der Reisenden im deutschen Eisenbahnfernverkehr. Seit 1991 nutzten etwa 550 Mill. Fahrgäste den ICE, allein im Jahr 2007 waren es ca. 70 Mill. Menschen.
Der ICE 3 wurde von der Deutschen Bahn AG erstmals im Sommer 2000 als Zubringer für die Weltausstellung (Expo) in Deutschland eingesetzt. Er kann auch international eingesetzt werden, da er für die verschiedenen Stromsysteme der Niederlande, Belgiens und Frankreichs ausgelegt ist. Die Antriebsmotoren befinden sich beim ICE 3 nicht mehr in den Triebköpfen an den Enden des Zuges, sondern sind unter den Fahrgasträumen verborgen und auf mehrere Wagen verteilt. Während beim ICE 1 nur 8 von bis zu 64 Achsen angetrieben werden, sind es beim ICE 3 16 von 32 Achsen. Dadurch verbessert sich die Beschleunigung erheblich: Um eine Geschwindigkeit von 100 km/h zu erreichen, benötigt der ICE 3 49 Sekunden gegenüber 80 Sekunden beim ICE 1. Ein großer Vorteil ist daher der beträchtliche Fahrzeitgewinne auf Strecken mit vielen Geschwindigkeitswechseln. Insgesamt beschleunigen 8000 kW die acht Wagen
Bahnen
93
des ICE 3 auf seine Reisegeschwindigkeit von 300 km/h (Höchstgeschwindigkeit: 330 km/h). Eingesetzt wird der ICE3 zumeist unter den Marketingnamen ICE Sprinter. Diese Zuggattung pendelt früh morgens und spät abends zwischen Deutschlands Metropolen und ist besonders für Geschäftsleute interessant. Intercity (IC) Im Jahre 2007 fuhren 52 Mill. Fahrgäste mit den Intercity-Zügen und ihren 1618 Reisezugwagen. Der IC verbindet im Ein- oder Zwei-Stunden-Takt größere Städte und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Züge gleicher Qualität, die die Metropolen der Nachbarländer mit Deutschland verbinden, fahren unter dem Namen EuroCity. Die meisten ICs und ECs verfügen über ein Bordrestaurant oder ein Bordbistro. Für die Fahrt muss ein Aufpreis gezahlt werden, der jedoch geringer ist als beim ICE. Die Intercity-Züge der Deutschen Bahn wurden inzwischen modernisiert. Unter anderem finden die Kunden Notebook-Steckdosen in den Abteilen der 1. Klasse und an den Tischplätzen im Großraum beider Wagenklassen. DB Autozug Für Reisende, die im Urlaub nicht auf ihr Auto oder Motorrad verzichten wollen, gibt es den DB AutoZug. Mit ihm werden touristisch relevante Gebiete in Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich angefahren. Die Züge sind in Sitzwagen, Liegewagen und Schlafwagen unterteilt. Die Preise richten sich nach Teilnehmer, Autogröße und Reiseziel. Sie variieren zudem nach Abfahrtsdatum; in der Hauptreisesaison liegen die Kosten höher. Pro Fahrzeug werden zwischen 50 € und 250 € in der günstigsten, zwischen 100 € und 600 € in der höchsten Preisklasse fällig. Je nach Komfort, bspw. bei einem eigenen Abteil mit Dusche und WC, kann sich der Preis weiter erhöhen. In jüngster Zeit wurden trotz guter Auslastungen einige Strecken gestrichen, da die Trassenpreise für die in- und ausländischen Strecken stark gestiegen sind. City Night Line (CNL) Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2007 wurden die Nachtzugangebote der Bahn (DB Nachtzug, UrlaubsExpress und CityNightLine) in der Marke City Night Line zusammengeführt. Diese einheitliche und internationale Marke setzt neue Maßstäbe im internationalen Nachtreiseverkehr. Die Markenvereinheitlichung umfasst neben dem gemeinsamen Namen und einem einheitlichen Zugauftritt im rot-weißen DBDesign insbesondere eine Angleichung der Standards bei Komfort, Qualität und Service und setzt so neue Maßstäbe im internationalen Nachtreiseverkehr. Das Angebot umfasst zahlreiche Verbindungen in folgende Länder: Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Österreich, Schweiz und Tschechien. Der DNachtzug (D-Nacht) ist ein Angebot verschiedener Bahngesellschaften und fährt in die meisten Länder Osteuropas. Der EuroNight ist ein Angebot der Partnerbahnen aus Österreich, Italien, Ungarn und Rumänien.
94
Bahnen
4.4
Marketing & Vertrieb Bahn
Nachfrage Vielen Bahnkunden ist ein hohes Maß an Flexibilität wichtig. Sie wollen sich spontan für einen Zug entscheiden. Diese Zielgruppe will sich nicht im Vorfeld auf einen Zug festlegen und deshalb sind die Frühbucherangebote der Bahn für sie nicht interessant. Da ältere Menschen häufig nicht mehr in der Lage sind, über längere Strecken mit dem Auto zu fahren und ihren Urlaub oft im Inland verbringen, nutzen sie gerne die Bahn als Verkehrsmittel. Fast jeder fünfte Rentner fährt mit der Bahn in den Urlaub. Die Bahn bietet spezielle Angebote für Geschäftsreisende an. Geschäftskunden haben den Anspruch, zeitsparend, komfortabel, ruhig und vermehrt auch kostengünstig zu reisen. Tarifsystem Die Preispolitik der Bahn ist durch das Tarifsystem vorgegeben. Es erfolgt eine Mischkalkulation. Sondertarife gibt es z.B. für Reiseveranstalter oder Jugendreisen. Von Reisezeit, Klasse, Zugart und Strecke, Anzahl der reisenden Personen und Zeitkarten abhängig ist die Differenzierung der Preise. Die Bahn vertreibt seit 2008 außerdem kurzzeitig Tickets zu Sonderkonditionen in Supermarktketten und bei Ebay. Yield-Management spielt bei der Bahn nur eine geringe Rolle, da anders als bei anderen Verkehrsmitteln bei der Bahn der Fahrscheinkauf meist nicht im Zusammenhang mit der Festlegung auf einen bestimmten Zug steht. Dennoch versucht die Deutsche Bahn ihre Auslastung ansatzweise mit Hilfe der Prinzipien von Yield-Management zu steuern, indem Kunden für frühzeitige Buchungen besondere Rabatte erhalten. Das umfangreiche Angebot hinsichtlich unterschiedlicher Regionen und verschiedener Zugtypen hat zu einer heterogenen Preislandschaft der Deutschen Bahn geführt. Grundsätzlich ist jedoch zwischen „Normalpreisen“ und „Sonderpreisen“ zu unterscheiden. Normalpreise sind die Kilometerpreise, die Relationspreise und die Pauschalen. Zu den Sonderpreisen zählen vor allem zeitlich oder regional begrenzte Angebote. Räumliche Differenzierung z.B. LOCOPreissystem Abb. 4.4
Zeitliche Differenzierung z.B. GutenAbend-Pass
Personelle Differenzierung z.B. SeniorenPaß, TwenTicket
Preisdifferenzierung bei der Deutschen Bahn AG
Quantitative Differenzierung z.B. BahnCard, Großkundenabo., NetzCard (Quelle Meffert 2000)
Bei einer räumlichen Preisdifferenzierung wird die Verkehrsdienstleistung an unterschiedlichen Orten zu verschiedenen Preisen angeboten. Diese Differenzierung bietet die Bahn beim so genannten LOCO-Preissystem des ICE an. Hier wird der Preis nicht mehr über die Entfernung, sondern unter Berücksichtigung der relativen Wettbewerbssituation auf dieser spezifischen Relation festgelegt.
Bahnen
95
Die zeitliche Preisdifferenzierung wird gezielt zur Steuerung von Nachfrage und Kapazitäten eingesetzt. Dabei werden die Preise zu nachfragestarken Zeiten höher festgelegt als zu nachfrageschwachen Zeiten. Typische nachfragestarke Zeiten sind ab Freitagnachmittag bis Sonntagabend, sowie Morgen- und Abendverbindungen. Eine weitere Preisdifferenzierungsstrategie der DB ist die personelle Preisdifferenzierung. Diese setzt an nachfragespezifischen Merkmalen an. So werden verschiedene Tarife und Angebote für Jugendliche, Familien mit Kindern, Senioren u.a. offeriert. Für Gruppen von bis zu fünf Personen bietet die DB das Wochenendticket und die Ländertickets an. Das zentrale Instrument der Preispolitik der DB ist die BahnCard. Mit der BahnCard, besteht die Möglichkeit, Fahrscheine zum halben Preis zu erwerben. Ende 2007 waren über vier Millionen Bundesbürger in Besitz einer BahnCard, wovon ca. 50 % jeweils eine BahnCard 25 bzw. BahnCard 50 haben. Dieses Ticketangebot gilt in fast allen Zügen der DB – an allen Tagen und für den Verlauf eines Jahres. Die Gültigkeit der BahnCard wurde weiterhin auf viele regionale Busgesellschaften der DB und auf Strecken der Regionaleisenbahngesellschaften, sowie auf Züge der CityNightLine ausgedehnt. Ausgeschlossen sind jedoch DB Autozüge und Sonderzüge. Distribution Die Distribution erfolgt im Direktvertrieb durch die DB AG und im Fremdvertrieb. Insgesamt werden 78 % der Produkte direkt von der deutschen Bahn vertrieben. Bahneigene Vertriebskanäle sind vor allem die DB Reisezentren. Des Weiteren werden Fahrscheine im Zug, an Automaten, über das Internet sowie in Callcentern vertrieben. In der nachfolgenden Abbildung ist die derzeitige prozentuale Verteilung der Absatzkanäle zu sehen. Es ist zu beachten, dass sich die Darstellung auch auf den Fahrscheinverkauf für den Nahverkehr bezieht.
Reisebüros 22%
Automaten 18% Sonstiges 4% Call Center 2%
DB Reise Zentren 50%
Abb. 4.5
Prozentuale Verteilung der Absatzkanäle
www. bahn.de 4%
96
Bahnen
Erkenntnisse Deutsche Bahn
Die Deutsche Bahn hat mehr als 200.000 Beschäftigte und jährlich ca. 1,8 Mrd. Reisende. Relevant für den Tourismus ist der Fernverkehr mit 119 Mill. Reisenden. Allerdings sind die Züge nur zu ca. 40% ausgelastet. Die Deutsche Bahn ist kein rein privatwirtschaftliches, sondern ein staatliches Unternehmen. Im Gegensatz zu anderen Verkehrsträgern ist die Infrastruktur der Bahn (Bahnhöfe, Gleise usw.) im Besitz einer Gesellschaft. Wichtige Zugtypen sind der ICE, der IC, der DB Autozug und der City Night Line. Es gibt verschiedene Instrumente der Preispolitik, z.B. BahnCard, Ländertickets oder Angebote für Senioren. Bahntickets werden vor allem direkt von der Deutschen Bahn vertrieben.
4.5
Weitere Bahnen
Die Deutsche Bahn AG ist nach beförderten Passagieren die größte Bahngesellschaft in Europa. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die englische Bahngesellschaft ATOC und die französische SNCF. Weltweit die meisten Passagiere hat die japanische Bahngesellschaft JR, die mehr Passagiere als alle europäischen Bahngesellschaften zusammen transportiert hat. In Europa ist in den letzten Jahren ein leichter Anstieg im Bahnverkehr zu verzeichnen. Weltweit fährt niemand so häufig Bahn wie die Schweizer. Bei je 40 Fahrten legte jeder Eidgenosse 2006 rein rechnerisch insgesamt 2001 km zurück. Japan (1800 km), und Frankreich (1288 km) folgen mit deutlichem Abstand. Deutschland liegt mit im Schnitt 907 km je Einwohner auf Platz zehn.
4.5.1 Hochgeschwindigkeitszüge Ein Hochgeschwindigkeitszug ist ein Zug, der mit hoher Geschwindigkeit (200 bis 500 km/h) verkehrt. Um diese hohen Geschwindigkeiten zu erreichen, wird eine große elektrische Antriebsleistung montiert und der Zug gleichzeitig so leicht wie möglich gebaut. Hierzu werden Materialien, Bauweisen und Verfahren aus der Luft- und Raumfahrtindustrie übernommen. Aufgrund der starken Motorisierung sind die Hochgeschwindigkeitszüge in der Lage, wesentlich größere Steigungen zu überwinden als herkömmliche Züge. Die speziellen Schnellfahrstrecken können so freier trassiert werden und Baukosten für Neubaustrecken werden gesenkt. In Zukunft sollen die Hochgeschwindigkeitszüge durch den Neubau von europaweiten Trassen zu einer ernsthaften Konkurrenz der Linien- und Billigfluggesellschaften ausgebaut werden. Bei Strecken von bis zu drei Stunden Fahrzeit können diese Züge den Ge-
Bahnen
97
schwindigkeitsvorteil der Düsenflugzeuge egalisieren, da die Bahnhöfe zumeist im Stadtzentrum sind und ein umständliches Check-in entfällt. Unter diesem Zeitlimit ist die Bahn schneller, günstiger und direkter. Zurzeit entsteht ein europäisches Hochgeschwindigkeitsnetz, welches bis 2025 in ganz Europa ausgebaut werden soll.
Abb. 4.6
Hochgeschwindigkeitsnetz in Europa
(Quelle: UIC 2008)
Frankreich Bereits seit 1981 fahren die ersten TGV-Züge (Train à Grande Vitesse = Hochgeschwindigkeitszug) auf der Neubaustrecke von Paris nach Lyon. Die Fahrzeit zwischen Paris und Lyon wurde von vier auf zwei Stunden verkürzt. Mit 20 Mill. Reisenden jährlich und einem Marktanteil von 57 % war die Neubaustrecke sofort ein großer Erfolg. Zwischen den angebundenen Städten haben die Reisen per TGV aufgrund der Zeitersparnis die Flugreisen verdrängt und den Markteintritt von Billigfluggesellschaften bis heute weitgehend verhindert.
Von Paris aus geht es auf 1540 km eigenem TGV-Netz in alle Richtungen: in den Südosten bis zum Mittelmeer, in den Südwesten nach Bordeaux, in den Westen nach Rennes und mit Geschwisterzügen nach London, Brüssel und Köln. Der im Juni 2001 in Betrieb genommene TGV Méditerranée braucht für die 750 km zwischen Paris und
98
Bahnen
Marseille nur noch drei Stunden. Des Weiteren gibt es zwei neue Strecken, welche München und Frankfurt/Main mit Paris verbinden. Spanien Im Jahre 1992 fand in Sevilla die Weltausstellung EXPO statt. Die Eisenbahn benötigte für die 574 km lange Strecke zwischen Madrid und Sevilla fast sechs Stunden. Nach einer Planungs- und Bauzeit von lediglich viereinhalb Jahren wurde am 19. April 1992 einer Hochgeschwindigkeitsstrecke durch die spanische Eisenbahngesellschaft RENFE eingeweiht. Durchgehende Züge von Madrid nach Sevilla benötigen heute lediglich 2 Stunden 15 Minuten Fahrzeit. Für den Alta Velocidad Española (AVE) mussten neue Schienen gebaut werden, denn die spanische Bahn benutzt eine größere Spurbreite als die anderen europäischen Bahnen. Heute umfasst das spanische Hochgeschwindigkeitsnetz bereits 1957 km mit Verbindungen von Madrid nach Malaga, Sevilla, Cordoba, Valldolid und Barcelona. Besonders die neueröffnete Strecke zwischen den beiden wichtigen Zentren Madrid und Barcelona wird eine große Zukunft vorhergesagt. Diese Verbindung benötigt nur noch 2 Stunden und 37 Minuten für die 600 km lange Strecke. Der Fahrpreis beträgt zwischen 40 und 170 €, welcher allerdings bei einer mehr als sechsminütigen Verspätung wieder erstattet wird.
Hochgeschwindigkeitszug AVE Transeuropäischer Hochgeschwindigkeitsverkehr Nachdem feststand, dass der Eurotunnel gebaut werden sollte, mussten sich die Ingenieure um die Konstruktion neuer Hochgeschwindigkeitszüge kümmern. Der neue Zug musste eine ganze Reihe von Bedingungen erfüllen, um für den Einsatz von Paris nach London gerüstet zu sein. So muss der Zug drei verschiedene Stromsysteme und vier Signalsysteme verarbeiten können. Zudem müssen die Einstiege sich an die verschieden hohen Bahnsteige anpassen, die sich auch unterschiedlich weit von den Schienen befinden. Die Eurostar-Züge fahren vom Pariser Nordbahnhof aus nach London Waterloo International bzw. von Brüssel nach London W.I. Wer von Paris aus nach Brüssel fahren möchte, muss den Thalys nehmen. Für die Verbindung zwischen Deutschland und Frankreich stehen die beiden Verbindungen zwischen Paris
Bahnen
99
und Stuttgart bzw. Frankfurt/Main zur Verfügung und schließlich gibt es auch noch eine TGV Verbindung nach Zürich.
4.5.2 Luxuszüge Am Anfang waren Bahnreisen sehr unbequem. Die Waggons waren schlecht beheizt und kaum beleuchtet. Die Gleise schüttelten die Reisenden auf ihren Holzbänken durch. Gepolsterte Sitze gab es noch nicht. Auch Direktverbindungen waren eine Seltenheit. An jeder Landesgrenze mussten die Reisenden aussteigen und in einen Zug des anderen Fürstentums oder Staates umsteigen. So dauerten längere Strecken eine Ewigkeit und waren mit vielen Reisestrapazen verbunden. Nach einem Besuch in den USA im Jahr 1872 und inspiriert durch die dortigen Erfolge der Gebrüder Pullman entschloss sich der 27-jährige Belgier Georges Lambert Nagelmackers, Sohn des Besitzers der ältesten belgischen Handelsbank, die „Compagnie Internationale des Wagons-Lits“ (CIWL) zu gründen. Er wollte den PullmanBrüdern auf dem noch nicht erschlossenen, europäischen Schnellzugreisemarkt zuvorkommen. Seine Vision war, das seine Züge nicht nur die komfortabelsten und luxuriösesten sein sollten, sondern sie sollten auch quer über die innereuropäischen Landesgrenzen hinweg durch ganz Europa fahren können. Um diese Ziele zu erreichen, entwickelte er den ersten komfortablen Reisewaggon mit Abteilen und Polstersitzen. Außerdem entwarf er einen Schlafwagen, einen Salonwagen und einen Gepäckwagen sowie den allerersten Speisewagen samt eingebauter Küche. Seine Idee war es, den Reisenden auf langen Strecken eine Art Hotel auf Rädern zu bieten. Sämtliche Luxuszüge auf dem europäischen Kontinent wurden bis zum Ersten Weltkrieg ausschließlich von Wagon Lits betrieben. Die ersten Luxuszüge verbanden die europäischen Hauptstädte Berlin, London, Paris, Rom, St. Petersburg und Wien. Später richtete die CIWL saisonale Luxuszüge zu den bekannten Kurorten Cannes, Karlsbad und Marienbad ein. Orient-Express Anfang Juni 1883 fand dann die Jungfernfahrt des Orient-Express statt. Dieser erste Luxuszug bestand aus zwei Schlafwagen, einem Speisewagen dessen Innenraum mit einer Wandbekleidung aus Gobelins, Maroquinleder und Samt ausstaffiert war, einem Wagen der den Smoking Room mit angeschlossener Bibliothek für die Herren und ein Boudoir für die Damen enthielt, ein Wagen für die Angestellten mit Büro und Küche und einem Gepäckwagen. Die Reisezeit von Paris nach Istanbul betrug ca. 70 Stunden und der Zug legte eine Strecke von 3186 km zurück. In den durchfahrenen Ländern gab es jeweils lokale Speisen und Folkloredarbietungen. Bekannt wurde der OrientExpress nicht nur durch seinen Luxus und sein Publikum, sondern durch spektakuläre Vorfälle. 1891 wird der Zug von Räubern überfallen, die mit einer Beute von 120.000 Britischen Pfund entkommen konnten. Im Jahr darauf wird der Zug wegen einer Choleraepidemie an Bord unter Quarantäne gestellt. 1894 eröffnete die Betreiberfirma CIWL in Istanbul ein eigenes Hotel ausschließlich für Orient-Express-Passagiere. Im Jahr 1917 wurde Mata Hari, eine Spionin der Deutschen, im Zug festgenommen und von der französischen Armee exekutiert. 1929 steckte der Zug fünf Tage lang in ei-
100
Bahnen
nem Schneesturm in der Türkei fest. Dieser Vorfall diente 1934 Agatha Christie als Kulisse für ihr Buch „Mord im Orient-Express“. Im Jahr 1963 wurde ein Teil des James-Bond-Filmes „Liebesgrüße aus Russland“ an Bord des Orient-Express gedreht. In der heutigen Zeit verwenden mehrere Reiseveranstalter den Namen OrientMenubeispiel Express, um luxuriöse SchienenkreuzfahrHummer mit Brandysauce ten durchzuführen. Ein englischer UnterFrikassee aus Frühlingsgemüse nehmer schickt seit Mai 1982 einen detailgebratene Ente getreu renovierten Luxuszug mit der techmit weißem Trüffel, nischen Ausstattung des 20. Jahrhunderts parfümierte Gänseleberpastete, auf Jungfernfahrt: den Venice-SimplonBabykürbis und Silberzwiebeln, Orient-Express. Da der Orient-Express sautierte Kartoffeln noch mit Originalwaggons fährt, ist der Komfortstandard nicht so hoch wie bei französische Käsespezialitäten anderen Luxuszügen. In den Abteilen gibt knusprige Zartbitterschokolade und es z. B. nur eine Waschnische mit WaschBergamotte-Eisdessert becken und warmem Wasser. Dusche und Toilette sind an den Enden der Waggons Konfektauswahl eingebaut. Außerdem müssen die StockbetKaffee aus Kolumbien ten tagsüber heruntergeklappt werden, um Sitzmöglichkeiten im Abteil zu bieten, da ein Doppelabteil nur 2,8 m² groß ist und somit nur sehr wenig Raum bietet. Zum Ausgleich ist ein eigener Barwagen mit integrierter Cocktailbar Teil des Zuges. Dazu spielt nachmittags und abends ein Pianist an einem Flügel. Passagiere, die abends in diese Bar gehen möchten, müssen sich allerdings an die Kleidervorschriften halten. In den Empfehlungen zur Reisebekleidung während einer Reise mit dem Orient-Express heißt es: „You can never be overdressed“. Der Zug bietet seinen Gästen drei Bordrestaurants. In zwei Restaurants können die Gäste léger gekleidet essen gehen, aber im Lalique gibt es eine Kleiderordnung: Herren müssen im Smoking, Damen im Abendkleid erscheinen. Neben dem abgebildeten Menu kann im Restaurant auch à la Carte bestellt werden. Alle Gerichte werden frisch zubereitet. Tischreservierungen können tagsüber beim verantwortlichen Steward abgegeben werden. Zur Verpflegung gibt es an Bord aller Züge auch einen 24-Stunden-Kabinen-Service der den Passagieren rund um die Uhr kleinere Gerichte in die Abteile bringen kann. Der Luxus hat allerdings auch seinen Preis: Die einfache Strecke von Paris nach Istanbul kostet ca. 6500 € pro Person. Die Fahrt dauert sechs Tage, wobei die Gäste lediglich drei Nächte im Zug übernachten. Das Unternehmen betreibt noch weitere Luxuszüge, unter anderem seit 1993 den „Eastern & Oriental Express“. Die Stammstrecke dieses Zuges ist die Verbindung von Singapur nach Bangkok über Kuala Lumpur. Die Reise dauert drei Tage. Beide Nächte werden im Zug verbracht. Pride of Africa Einer der bekanntesten Züge im südlichen Afrika trägt den Namen „Pride of Africa“ (Stolz von Afrika). Er wird von dem Unternehmen Rovos Rail (gegründet 1989 und benannt nach dem Eigentümer Rohan Vos) betrieben, welches seinen Sitz in Pretoria
Bahnen
101
hat. Rovos Rail ist mit drei Zügen und einer Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h im südlichen Afrika unterwegs. Die landschaftlich schönste Route ist jene von Pretoria nach Kapstadt. Der Pride of Africa bietet die größten aller Kabinen an. Die DeluxeSuiten messen 11 m², die Royal-Suiten sogar ganze 16 m² und nehmen somit jeweils einen halben Waggon ein. Die Zugreisenden haben ihren eigenen privaten Aufenthaltsraum und im Badezimmer steht zusätzlich zur Dusche auch eine Badewanne. Die Waggons stammen aus den 1920er und 1930er Jahren, sie sind liebevoll restauriert und auf den neusten technischen Stand gebracht worden. Neben den Kabinenwaggons verfügt jeder Zug noch über einen Panoramawaggon mit großen Scheiben, einen Bar-, Lounge- und Club-Waggon sowie einen Restaurantwaggon im Stil der Belle Epoque. Die Gourmetküche auf dem Niveau eines 5-Sterne-Hotels wird hohen Ansprüchen gerecht. Die Dauer und Kosten der Fahrten variiert stark – angefangen von einer Eintagestour entlang der Gartenroute von Kapstadt bis George (760 €) bis hin zu einer 13-tägigen Sonderfahrt über 6100 km von Kapstadt bis nach Daressalam für 6900 €. Blue Train Ein weiterer berühmter Zug im südlichen Afrika ist der Blue Train (Blauer Zug). Ihn gibt es schon seit dem Jahr 1946, zuerst fuhr er unter dem Namen Union Limited. Der Blue Train befährt insgesamt vier Routen: drei davon jeweils von Pretoria zu den Victoria Falls in Sambia, nach Hoedspruit und nach Kapstadt. An allen Bahnhöfen der Start- bzw. Zielorte sind spezielle Lounges mit Rezeptionen eingerichtet, in denen die Fahrgäste wie in einem Hotel einchecken können und ihr Gepäck abgeben können, das von Angestellten in die entsprechenden Waggons gebracht wird. Pretoria ist der zentrale Abfahrtsbahnhof der Blue Trains. Die Strecke Pretoria – Kapstadt wird dreimal wöchentlich befahren.
Layout des Blue Train Royal Scotsman In Schottland gibt es seit 1985 den Royal Scotsman, der durch die schottischen High- und Lowlands fährt. Der Royal Scotsman bietet viele verschiedene, manchmal auch nach Themen klassifizierte Rundreisen
102
Bahnen
durch Schottland an. So werden Golftouren, kulinarische Rundreisen oder so genannte Shootingtours (Fünf-Tages-Touren mit den Royal Scotsman bei denen man, von einem Jäger begleitet, von einem Jagdrevier ins andere reist und Wild jagt) angeboten. Das Besondere an diesem Zug sind nicht nur seine perfekt restaurierten historischen Speisewagen, Schlafwagen sowie sein Panoramawagen, sondern auch, dass sich die Fahrgesellschaft aus maximal 36 Gästen zusammensetzt, die von 16 Zugbegleitern exklusiv betreut werden. Angeboten werden Reisen von ein bis sieben Tagen bzw. Nächten. Eine weitere Eigenheit ist, das der Zug nachts entweder auf einem Seitengleis oder in einem ruhigen Bahnhof hält und somit seinen Passagieren einen ruhigen Schlaf ohne Erschütterungen und anderen Störungen ermöglicht. Glacier Express Eine außergewöhnliche Bahnfahrt, jedoch lediglich ein Tagesausflug, ist die Fahrt mit dem Glacier Express in der Schweiz. Die Strecke führt von St. Moritz über Davos bis nach Zermatt und ist 291 km lang. Über ebenso viele Brücken und durch 91 Tunnel fährt man knapp acht Stunden mit dem Glacier Express. Der höchste Punkt der Reise wird bei der Überquerung des Oberalppasses mit 2033 Metern erreicht. Der Zug verbindet den Kanton Graubünden, die Zentralschweiz mit dem Vierwaldstädtersee und den Kanton Wallis. Der gesamte Zug ist mit Panoramawaggons bestückt, das heißt, jeder Waggon hat große Aussichtsfenster an den Seiten und auch noch Fenster im Dach für die Blicke nach oben auf die Berggipfel.
Erkenntnisse Weitere Bahnen
Hochgeschwindigkeitsbahnverkehr: Für Hochgeschwindigkeit (200-500 km/h) sind spezielle Züge und Gleisanlagen notwendig. Von einer Fahrtzeit von bis zu drei Stunden sind die Züge eine große Konkurrenz für Linien- und Billigfluggesellschaften. Zurzeit entsteht in Europa ein länderübergreifendes Hochgeschwindigkeitsnetz. In Europa sind Frankreich (TGV), Spanien (AVE) und Deutschland (ICE) führend. Luxuszüge: Trotz des geringen Platzangebots sind Luxuszüge sehr beliebt und teuer. Bekannte Luxuszüge sind Orient-Express, Pride of Africa, Blue Train, Royal Scotsman und Glacier Express. Luxuszugreisen sind zumeist mehrtägige Schienenkreuzfahrten und durchaus vergleichbar mit Schiffskreuzfahrten.
Bahnen
103
Vertiefungsfragen
Hochgeschwindigkeitszüge könnten für die Linienfluggesellschaften eine starke Konkurrenz werden. Nennen und begründen Sie lohnende Strecken in Deutschland?
Warum lässt sich das Tarifsystem der Fluggesellschaften nicht auf die Deutsche Bahn übertragen?
Der Orient-Express ist der bekannteste aller Luxuszüge. Erläutern Sie dessen Serviceleistungen!
Vergleichen Sie die Transportleistungen von Flug & Bahn auf der Strecke zwischen Stuttgart und Paris!
Literaturhinweise
Deutsche Bahn (Hrsg.), Deutsche Bahn Geschäftsbericht 2007, Berlin 2008 Deutsche Bahn (Hrsg.), Deutsche Bahn Zahlen und Fakten 2007, Berlin 2008 Meffert, H. (Hrsg.): Verkehrsdienstleistungsmarketing – Marktorientierte Unternehmensführung bei der Deutschen Bahn AG, Wiesbaden 2000
Mehdorn H., Klein-Bötting R., Möglichkeiten und Grenzen der marktorientierten Führung in deregulierten Märkten am Beispiel der Deutschen Bahn, in: Bruhn M., Kirchgeorg M., Meier J. (Hrsg.), Marktorientierte Führung im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel, Wiesbaden 2007, S. 197–208
Monheim, H., Nagorni, K. (Hrsg.), Die Zukunft der Bahn, Karlsruhe 2004 Schulz A., Verkehrsträger im Tourismus, München 2009
Internetquellen
www.tourismus-grundlagen.de, www.tourismus-verkehr.de Weitere Fallbeispiele, Folien und aktuelle Informationen zum Buch
www.uic.asso.fr Homepage des Internationalen Eisenbahnverbandes
www.bahn.de Homepage der Deutschen Bahn AG und die am häufigsten besuchte deutsche Internetseite im Tourismus
www.eurailpress.com. Sehr nützliche Seite, welche eine Volltextsuche in den wichtigsten Zeitschriften bietet.
www.pro-bahn.de Interessenvertretung der Fahrgäste des öffentlichen Verkehrs. Meist kritische Thesen, Themenpapiere und Artikel zum Thema Bahn.
5
Straßenverkehr
Lernziele
Am Ende dieses Kapitels sollten Sie Folgendes können:
Teilnehmer und Leistungsanbieter im Straßenverkehr kennen; Produkttypen von Busreisen herausarbeiten; Marktüberblick der Mietwagenunternehmen geben; Verschiedene Formen des Individualverkehrs benennen und erläutern können.
Verkehrsmittel im Straßenverkehr Weitere Informationen, Fallbeispiele & Übungen unter www.tourismus-grundlagen.de
106
Straßenverkehr
5.1
Überblick
Das Reisen auf Straßen zählt zu den ältesten Fortbewegungsarten der Menschheit. Im Hinblick auf die Bedeutung im Tourismus wurde diesem Sektor bislang jedoch nur relativ wenig Beachtung geschenkt. Trotz der Entwicklung neuer Transportmittel und der Verlagerung auf Flugreisen zählt das individuelle Reisen auf der Straße nach wie vor zu einem der bedeutendsten Sektoren im Tourismus. Neben den bekannten Sparten Busreiseverkehr und Autovermietung spielt natürlich besonders der Individualverkehr mit den eigenen Personenkraftwagen, Motorrädern oder Caravans eine bedeutende Rolle. Busverkehr • Linienverkehr • Gelegenheitsverkehr
Abb. 5.1
Autovermietungen • Firmengeschäft • Ferienautovermietung • Unfallersatzwagen • Leasing
Individualverkehr • Personenkraftwagen • Motorradverkehr • Caravaning & Reisemobile
Klassifizierung des Straßenverkehrs und touristischen Gesichtspunkten
Historie Die ersten Grundlagen für das Reisen auf der Straße sind schon im Römischen Reich entstanden. Bereits damals gab es ein gut entwickeltes, vorbildliches Straßennetz, dessen Hauptverkehrsrouten um 300 n. Chr. bereits 90.000 km umfassten und vom heutigen Großbritannien zum Indischen Ozean und von Spanien nach Ägypten führten. Daneben existierten noch ca. 200.000 km an Nebenstrecken. Als Fortbewegungsarten an Land kamen bis Ende des 19. Jahrhunderts nur zu Fuß, zu Pferd oder mit der Kutsche in Frage, was das Reisen damals sehr viel langsamer und beschwerlicher machte. Ein römischer Kurier konnte z. B. etwa 80 km am Tag zurücklegen. Der große Ausbau des Straßensystems und die wachsende Bedeutung des Reisens auf der Straße kamen mit der Entwicklung des ersten Automobils im Jahre 1886 von Carl-Friedrich Benz. Schon vier Jahre später gab es in Deutschland bereits 265.000 Autobesitzer. Im Jahr 1950 waren es ein halbe Mill. und heute hat der gesamte Bestand in Deutschland 60 Millionen motorisierte Fahrzeuge erreicht. Die Idee, ein Autobahnnetz zu schaffen, entstand in den 1920er Jahren. Der erste Abschnitt wurde 1932 zwischen Köln und Bonn in Betrieb genommen. Mit dem Ausbau des Straßennetzes und der zunehmenden privaten Motorisierung stieg auch die Mobilität der Bevölkerung und das Auto gewann immer mehr an Bedeutung als Reisemittel. Der Prozentsatz der Autourlauber erreichte in den 1960er Jahren die gleiche Bedeutung wie zuvor der Urlaub mit der Bahn. Im Jahr 1968 benutzten mit 60 %
Straßenverkehr
107
bereits mehr als die Hälfte aller Urlauber das Auto für ihre Urlaubsreise. Dieser Wert ist bis heute fast konstant geblieben. Verkehrsinfrastruktur in Deutschland Laut Statistischem Bundesamt umfasst das derzeitige Straßennetz in Deutschland insgesamt 231.000 km. Auf die einzelnen Bereiche aufgeteilt, entfallen auf die Bundesautobahnen eine Länge von 12.400 km, auf die Bundesstraßen 41.000 km, auf die Bundesfernstraßen 53.400 km sowie auf Land- bzw. sonstige Straßen 124.200 km. Beim Vergleich der Entwicklung der einzelnen Bereiche ist zu erkennen, dass besonders die Autobahnen verstärkt ausgebaut werden, wobei auch Bundesstraßen in Autobahnen umgewandelt werden. Bei den Landesstraßen hat sich die Gesamtlänge in den letzten zehn Jahren um circa 2 % reduziert. Die Kreisstraßen hingegen wurden aufgrund der Vergrößerung der Dörfer und Städte um 6 % erweitert. In Deutschland werden täglich circa 3 Mrd. Personenkilometer (PKm) zurückgelegt. Umgerechnet auf die Jahresverkehrsleistung werden ca. eine Billion Personenkilometer zurückgelegt. Die Verteilung auf die einzelnen Verkehrsträger zeigt, dass mit ca. 900 Mrd. km mehr als 90 % auf den motorisierten Individualverkehr entfallen. Mobilitätsverhalten Grundsätzlich kann der Verkehr in zwei Bereiche unterteilt werden, den Alltagsverkehr, wozu der Berufsverkehr, der Ausbildungsverkehr und der Wirtschaftsverkehr zählen, und den Freizeitverkehr. Dieser wird noch in den alltäglichen Freizeitverkehr und in den nichtalltäglichen Freizeitverkehr unterteilt, wozu Urlaubsverkehr, Kurzreisen, Tagesausflugsverkehr und Erlebniseinkauf zählen. In der Bevölkerung hat sich der Freizeitanteil in den letzen Jahren stark erhöht, daraus resultiert eine deutliche Zunahme des Freizeitverkehrs. So ist die Zahl der Freizeitwege in den letzten 20 Jahren von 70 Mill. auf etwa 80 Mill. Wege täglich gestiegen. Bezogen auf die Jahreskilometerleistung entfallen ca. 420 Mrd. Pkm auf diesen Bereich. Der Anteil des Freizeitverkehrs liegt damit mit 40 % deutlich über dem des Arbeits- und Ausbildungsverkehrs mit knapp 23 %. Bezogen auf die gesamten Kilometerleistungen werden fast die Hälfte aller Kilometer für den Bereich Freizeit und Urlaub zurückgelegt. Ein Grund für das starke Anwachsen des Freizeitverkehrs ist, dass unter anderem das Autofahren bereits als Freizeitbeschäftigung angesehen wird und die Freizeitmobilität für viele ohne Auto schon nicht mehr denkbar ist.
5.2
Busverkehr
Die Busunternehmen bieten ihre Omnibusse als reines Transportmittel im Linienoder Gelegenheitsverkehr an. Innerhalb von Deutschland überwiegt der Nahverkehr. Der Überlandverkehr mit dem Omnibus hat die Rolle der Ergänzung des Schienenverkehrs und soll Gebiete ohne Bahnlinien erschließen. Im touristischen Bereich hat der Linienverkehr mit dem Bus keine große Bedeutung. So sind viele Busunternehmen keine rein touristischen Firmen, sondern überwiegend im Linienverkehr des
108
Straßenverkehr
öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) tätig. Die meisten Busunternehmen führen beide Verkehrsarten mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten durch. So werden Überlandbusse unter der Woche als Linienbusse eingesetzt und können an den Wochenenden z. B. für Vereinsausflüge genutzt werden. Neben dem öffentlichen Personennahverkehr existiert in vielen Ländern ein ausgeprägter nationaler und internationaler Fernlinienverkehr. In Deutschland haben solche Fernlinien nur eine geringe Bedeutung für die Bustouristik, da die benötigten Linienkonzessionen von den zuständigen Behörden selten vergeben werden. Beim Mietomnibusverkehr wird lediglich die Beförderungsleistung des Busses angeboten. Ziel und Ablauf der Fahrt werden vom Auftraggeber bestimmt. Vereinsausflüge, Klassenfahrten und Betriebsausflüge sind typische Reisen, die unter diese Verkehrsart fallen. Große Busreiseveranstalter wie RUF-Jugendreisen oder Studiosus sehen ihre Kernkompetenz in der Organisation von Busreisen und lassen diese dann von ausgesuchten Busunternehmen durchführen. Der Mietomnibusverkehr nimmt eine wichtige Stellung im Gelegenheitsverkehr ein. Rund drei viertel des Gelegenheitsverkehrs wird unter dieser Verkehrsart durchgeführt.
Gelegenheitsverkehr Busreiseveranstalter Abb. 5.2
Mietomnibusse
Linienverkehr Ausflugsverkehr
Fernlinienverkehr
ÖPNV
Arten des Busverkehrs
Die spezifischen Vorteile im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern spielen eine große Rolle: Mit dem Bus kann nahezu jedes Ziel direkt angefahren werden. Der Bus ist weder zeitlich noch streckenmäßig an einen Fahrplan gebunden, somit können Kundenwünsche bezüglich der Zeiten oder Fahrtrouten berücksichtigt werden. Außerdem wird das Gepäck mitbefördert und dies bis hin zur Eingangstür der Unterkunft. Der Bus ist zudem ein sicheres, umweltverträgliches und sehr günstiges Verkehrsmittel.
5.2.1 Marktüberblick Bus Nur ca. 20 % der Busunternehmen treten selbst als Reiseveranstalter auf. Zusätzliche touristische Leistungen wie Unterkunft, Verpflegung und Freizeitprogramm werden zu einem Reisepaket geschnürt und meist über den eigenen Katalog vermarktet. Merkmale der Bustouristik sind insbesondere der vom Unternehmer fest aufgestellte Plan, der von allen Teilnehmern gemeinsame Ausflugszweck (bei der Ferienzielreise die Erholung), der allen Fahrgästen vorliegende Fahrausweis (bei Pauschalreisen er-
Straßenverkehr
109
setzt durch die Angabe des Gesamtpreises) und die Rückkehr zum Ausgangsort (die so genannte Rundfahrt mit geschlossener Tür). Die Ferienzielreise ist außerdem noch durch das einheitliche Reiseziel, sowie die Mindestleistungen Beförderung und Unterkunft gekennzeichnet. Schließlich werden Busse vor allen in Zielgebieten bei Transfers, Rundfahrten und Ausflügen eingesetzt. Kennzahlen In Deutschland gibt es etwa 5.500 private Omnibusunternehmen. Die Mehrheit der Unternehmen führt neben dem öffentlichen Personennahverkehr nur Ausflugfahrten durch, nur ca. 1.100 Busreiseveranstalter haben ein eigenes Programmen und einen Katalog. Die Busbranche verfügt über rund 24.500 Linienbusse, 20.500 reine Reisebusse und 17.500 Busse, die sowohl für Reisen als auch für den Linienverkehr eingesetzt werden. Für Reisen und Ausflugsfahrten werden somit ca. 38.000 Busse eingesetzt. Die mittelständische Unternehmensstruktur ist in der Bustouristik vorherrschend, das heißt, dass die Mehrzahl der Unternehmen auf regionalen Märkten mit einem Einzugsgebiet von bis zu 250 km vertreten ist. Im Durchschnitt hat ein Busunternehmen zwischen zehn und elf Fahrzeuge und beschäftigt ca. 13 Mitarbeiter. Es sind jedoch sowohl kleine Familienunternehmen mit ein bis zwei Fahrzeugen, Mittelbetriebe als auch Großbetriebe mit mehr als 50 Fahrzeugen und über 100.000 Reisende im Jahr auf dem Busreisemarkt präsent. Rechtliche Rahmenbedingungen Die wichtigsten Rahmenbedingungen regelt das Personenbeförderungsgesetz. Jede Art der gewerblichen Personenbeförderung ist in Deutschland genehmigungspflichtig. Für jede Verkehrsart, also Ausflugsfahrten, Mietomnibusverkehr, Ferienzielreise sowie für den Linienverkehr gibt es eigene Genehmigungen, die von der zuständigen Genehmigungsbehörde erteilt werden. Nur wenn die Sicherheit und Leistungsfähigkeit des Betriebes gewährleistet ist, und zudem die persönliche und fachliche Eignung des Antragstellers nachgewiesen werden kann, wird die entsprechende Genehmigung erteilt. Die Gültigkeit ist im Gelegenheitsverkehr auf maximal vier Jahre, im Linienverkehr auf acht Jahre beschränkt. Die strenge Abgrenzung des Gelegenheitsverkehrs vom Linienverkehr wird insbesondere durch das Bereitstellungsverbot und das Unterwegsbedienungsverbot sichtbar: –
Aufgrund des Bereitstellungsverbotes dürfen im Gelegenheitsverkehr keine Busse auf öffentlichen Straßen und Plätzen bereitgestellt werden, um Fahrgäste aufzunehmen, die nicht bereits gebucht haben, um z. B. eine spontane Stadtrundfahrt oder einen bedarfsgerechten Transfer anzubieten.
–
Das Unterwegsbedienungsverbot verhindert das Absetzen oder Aufnehmen von Fahrgästen während einer innerdeutschen Reise. Die Reisegruppe muss vom Ausgangsort der Reise bis zu ihrer Rückkehr identisch sein. Lediglich das Einsammeln und Ausfahren der Gäste in ihrer Heimat ist erlaubt.
Die strengen Rahmenbedingungen durch das Personenbeförderungsgesetz haben somit die Entwicklung der regionalen Marktstruktur auf dem Busreisemarkt begünstigt und die überregionalen Veranstalter mit der Absicht benachteiligt, Maßnahmen
110
Straßenverkehr
zur optimalen Kapazitätsauslastung oder Bedienung verschiedener Teilmärkte zu verhindern. Die meisten Busunternehmen sind zumindest im Besitz der Genehmigungen für Ausflugsfahrten und Mietomnibusverkehr. Die Genehmigung für die Ferienzielreise ist an „ausreichende Erfahrungen auf dem Gebiet des Reiseverkehrs geknüpft“. Eine besondere Stellung nimmt der Linienverkehr ein. Es ist sehr schwierig, solch eine Genehmigung zu erhalten. Durch ein strenges Genehmigungsverfahren soll hier der Marktzutritt kontrolliert werden. Die Konzessionsvergabe schützt den Schienenverkehr vor intermodaler Konkurrenz, insbesondere die Monopolstellung der Deutschen Bahn auf vielen Linienverbindungen wird so staatlich unterstützt. Geschäftsmodelle Der Vorteil der zumeist kleinen Unternehmen liegt darin, sich individuell auf die Kunden einzustellen zu können und die Reiseangebote dementsprechend anzupassen. Dennoch ist es für die Busreiseveranstalter schwer, sich in bestimmten Segmenten zu differenzieren, da sich Angebote wie bspw. 3-5-Tage-Städtereisen kaum voneinander unterscheiden. Die meisten Busreiseveranstalter verfolgen lediglich die Marktdurchdringungsstrategie, um ihren Marktanteil durch gezielte Zielgruppenansprache zu erhöhen. Allerdings wird es für Busreiseveranstalter immer wichtiger, sich von der Konkurrenz durch Schaffung von Alleinstellungsmerkmalen zu differenzieren. Gerade die günstigen Angebote der Billigfluggesellschaften, aber auch der Deutschen Bahn, stellen für die Busbranche eine erhebliche Gefahr vor allem im Segment Städtereisen dar.
5.2.2 Transportmittel Bus Der Funktionsfähigkeit des Personenbusverkehrs liegt der bedarfsgerechte Einsatz der drei Produktionsfaktoren Bus, Verkehrswege und Stationen zugrunde. Für den Betrieb eines Busunternehmens und die Leistungserbringung sind der Einsatz von Omnibussen und die Nutzung der Verkehrswege und Stationen die Grundvoraussetzung.
Busmodelle
Reisebus
Kleinbus
Abb. 5.3
Midibus
Größenklassen von Reisebussen
Standardbus
Standardbus lang
Doppeldeckerbus
Straßenverkehr
111
Hinsichtlich der Größe lassen sich Reisebusse in fünf Kategorien einteilen. –
Die kleinste Kategorie sind die Kleinbusse. Sie haben Platz für 9 bis 17 Fahrgäste und eine durchschnittliche Länge zwischen fünf und sieben Metern. Sie werden meistens für Kurzstrecken, Tagestouren oder Transferfahrten eingesetzt.
–
Die nächstgrößere Klasse wird als Midibus bezeichnet. Der Vorzug dieser kompakten Reisebusse liegt in der Wendigkeit in engen Städten und auf Bergstrecken. Sie haben Platz für 18 bis 38 Fahrgäste. Von den Maßen sind sie den großen Reisebussen ähnlich, jedoch kürzer. Die Länge dieser Busse liegt zwischen 7 m und 10 m, die Höhe kann bis zu 3,30 m betragen.
–
Als Standardbus bezeichnet man Reisebusse, die Platz für 40 bis 49 Personen, je nach Ausstattung, bieten. Die durchschnittliche Buslänge in dieser Klasse beträgt ca. 12 m und diese Busse sind meist zweiachsig. Sie sind multifunktional einsetzbar und dadurch für den Busunternehmer äußerst wirtschaftlich.
Innenansicht eines Neoplan Cityliners –
Als Standardbus lang werden Reisebusse bezeichnet, die eine Länge von knapp 13 bis 14 m aufweisen. Modelle dieser Kategorie haben Platz für 52 bis 59 Personen plus Begleiter und sind in ihrer Ausstattung den Standardbussen ähnlich. Sie sind außerdem dreiachsig und dadurch ist eine höhere Zuladung, im Vergleich zu den Standardbussen, möglich.
–
Die Kategorie der Doppeldeckerbusse weist die größte Sitzplatzanzahl aus. In einen solchen Bus finden je nach Ausstattung auf zwei Etagen zwischen 72 und 89 Personen Platz. Die durchschnittliche Länge beträgt 13 bis 14 m. Die Bauweise ist immer dreiachsig. Durch ihre Größe sind sie besonders wirtschaftlich für den Busunternehmer auf Strecken mit hohem Personenaufkommen.
112
Straßenverkehr
Klassifizierung Grundlage für das System der Klassifizierung des Sitzkomforts sind Kriterien wie Beinfreiheit und Qualität der Rückenlehne. Außerdem werden auch Serviceeinrichtungen wie Bordtoilette, Miniküche oder Klimaanlage in der Klassifizierung mit berücksichtigt. Die verschiedenen Komfortstufen werden in 1- bis 5-Sterne-Ränge eingeteilt. Je mehr Sterne desto höher die Leistungskriterien, die das Fahrzeug erfüllen muss. Der Sitzkomfort im Reisebus wird laut einer EU-Richtlinie definiert. Die Beinfreiheit muss bei Reisebussen mindestens 68 cm betragen, welches einem 3-SterneBus entspricht. Die Bezeichnung der Gütestufe und die zu erfüllenden Kriterien werden wie folgt definiert: –
Standardclass (), der Bus für den kurzen Trip ist ausgestattet mit einer Abfallbeseitigung, einem Mikrofon für die Reiseleitung und einer Musikanlage. Zudem gehören eine Heizung, Lüftung und Nachtbeleuchtung zur Grundausstattung.
–
Touristclass (), der Bus für kleinere Ausflüge enthält zusätzlich Sonnenschutz an den Seitenfenstern. Außerdem steht ein Stauraum von 15 Litern für Gepäck jedem Reisegast zur Verfügung.
–
Komfortclass (), der Reisebus bietet zusätzlich eine Toilette mit Waschbecken, verstellbare Rückenlehnen, eine Gepäckablage, einen Fahrgasttisch, eine Doppelverglasung, eine Leselampe sowie eine Klimaanlage. Zudem gibt es eine Miniküche an Bord. Das Komfortmaß beträgt mindestens 68 cm und die Rückenlehne muss mindestens 3 cm stark sein.
–
Firstclass (), der Fernreisebus besitzt auch Fußstützen und hat im Heck des Fahrzeuges besonders viel Platz, da sich nur 4 Sitze in einer Reihe befinden dürfen. Das Komfortmaß muss mindestens 74 cm und die Stärke der Rückenlehne mindestens 4 cm betragen.
–
Luxusclass (), der Bus bietet ein Komfortmaß von 81 cm sowie eine Rückenlehnenstärke von mindestens 5 cm. Weiterhin verfügt der Reisebus über variierenden Bordkomfort.
Über den jeweils vorgeschriebenen Komfort hinaus können in jedem klassifizierten Bus Sonderausstattungen eingebaut sein, die durch Symbole eindeutig ausgewiesen sind. Die Symbole stehen von links nach rechts für: Miniküche, Bordküche, Klimaanlage, Toilette, Garderobe, Videoanlage, Telefon und Audioanlage.
Abb. 5.4
Symbole für Serviceeinrichtungen in Bussen
Straßenverkehr
113
5.2.3 Marketing & Vertrieb Bus Busreiseveranstalter müssen ihre Reisen auf die Bedürfnisse ihrer Kunden ausrichten. Dazu ist zunächst eine Analyse der Zielgruppen und Nachfrage erforderlich, aus der sich die Zielsetzung und Strategie des Unternehmens ableiten lassen. Schließlich können diese im Marketing-Mix über das Produkt, den Preis, die Kommunikation und den Vertrieb kundengerecht umgesetzt werden. Nachfrage Die Kunden der Busreiseveranstalter haben im Vergleich zu anderen touristischen Segmenten einen hohen Anteil an Stammkunden. Die teilnehmerstärksten Kundengruppen von Busreisen sind Singles, Paare ohne Kinder, Jungsenioren (Generation 50plus) und Senioren (Generation 60plus) in den mittleren und unteren Einkommensgruppen. Für die Abstimmung des Angebots auf die Zielgruppe ist es wichtig, den Wertewandel der Zielgruppe der Senioren zu berücksichtigen. So sind Senioren heute finanziell unabhängiger, allgemein gesünder und mobiler, reiseerfahrener und konsumfreudiger als noch vor einigen Jahren. Ihre Reisemotive sind vor allem der Wunsch nach sozialen Kontakten und Geselligkeit, Aktivität und persönliche Unabhängigkeit. Zudem haben sie im Gegensatz zu jüngeren Reisenden ein sehr stark ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis. Die zweitgrößte Zielgruppe der Busreisenden mit einem Anteil von circa 20 % ist die der Jugendlichen (14–29 Jahre). Der Besuch von Großveranstaltungen wie Festivals und Konzerte, der Besuch von attraktiven Städten und die Besichtigung historischer Sehenswürdigkeiten stellen häufig Reisemotive dieser Zielgruppe dar. Bei beiden Zielgruppen ist die Gruppenzugehörigkeit das Entscheidungskriterium. Außerdem ist eine großzügige Ausgabebereitschaft auf beiden Seiten festzustellen. Ein großer Vorteil für die Busunternehmen ist der überdurchschnittlich hohe Stammkundenanteil im Vergleich zu anderen touristischen Segmenten. Allerdings kommen die Kunden der regionalen Busreiseveranstalter aus einem sehr begrenzten Quellgebiet. Produktpolitik Auch bei der Produktgestaltung können Busreisen ebenso wie andere Pauschalreisen in unterschiedliche Kategorien eingeteilt werden, je nach dem, welches Kriterium angelegt wird: u. a. nach der Reisedauer (Ausflugs-, Kurzreise, Wochenend-, Urlaubsund Langzeitaufenthalt), der demographischen Zielgruppe (Jugend-, Seniorenreisen oder Single-, Familienurlaub), oder dem dominierenden Urlaubsmotiv (Erholungs-, Gesundheits-, Kultur-, Studien-/Bildungs-, Aktiv-, Abenteuerreisen). Bei der Reisedauer ist zwischen Tages-, Kurz- und Urlaubsreisen zu unterscheiden. Jedoch hat sich in der Bustouristik eine andere Art der Kategorisierung durchgesetzt:
114
Straßenverkehr
Produkttyp
Erläuterungen
Ausflugsfahrt
– Tagesausflug mit vorgegebenem Reisezweck – keine Reiseleitung, Betreuung erfolgt durch Busfahrer – Durchführung erfolgt nach Plan des Unternehmers – Rückkehr an Ausgangsort – sehr günstiger Reisepreis – Sonderfahrten zu Theater, Musicals ...
Kurzreise
– Reisezweck ist durch ausgeschriebenes Reiseprogramm vorgegeben – fakultativ können Ausflüge, Stadtrundfahrten angeboten werden – Zielreise, evtl. thematisch bedingte Zwischenstopps – evtl. örtliche Reiseleitung – Preisniveau sehr niedrig
Städtereise
– Zweck ist Aufenthalt in einer Stadt mit historischer od. kultureller
Bekanntheit – Reiseleitung oder Stadtführung sind obligatorisch – Reisedauer > 3 Tage – Qualität der Reise ist abhängig von der Übernachtung
Rundreise
– Besuch mehrerer Orte mit Besichtigungsprogramm – Besichtigungs- und Aufenthaltsorte sind fester Programmbestandteil,
Ausflüge sind fakultativ – Reisedauer > 5 Tage – ständige Reisebegleitung ist obligatorisch
Studienreise
– Reisezweck ist ausgeschriebene und detaillierte Thematik – geschulte Reiseleitung – Ziel- oder Rundreise
Urlaubsreise
– Reisezweck ist Urlaubsaufenthalt – Zielreise – Aufenthaltsdauer min. eine Woche
Abb. 5.5
Produkttypen der Buspauschalreise
Preisgestaltung Eine wichtige Grundlage für die Kalkulation ist die zu erwartende Teilnehmerzahl, welche im Schnitt bei 30 bis 32 Gästen liegt. Durch eine Mindestteilnehmerzahl von 15 Personen sichern sich die meisten Busreiseveranstalter gegen hohe Verluste ab. Die Differenzierung der Busreiseveranstalter erfolgt in Anlehnung an die Unternehmensphilosophie und der gewünschten Zielgruppe zumeist über den Preis. In der Preiskalkulation der Beförderungsleistung werden die Kosten, die Preise der Wettbewerber (Marktpreise) und die Ausgabebereitschaft der Nachfrager berücksichtigt. Als Preisuntergrenze werden kurzfristig die variablen Kosten und langfristig die Deckung der gesamten Kosten angesetzt
Straßenverkehr
115
Kommunikation Über 60 % des Werbebudgets der Busreiseunternehmen fallen dabei auf den Bereich Printmedien. Das Hauptinstrument für die Kommunikation und den Vertrieb ist der Reisekatalog. Manche Reiseveranstalter veröffentlichen neben dem Hauptkatalog einen Winterkatalog oder einen zusätzlichen kleinen Katalog für bestimmte Zielgruppen, wie z. B. einen Sonderkatalog für Radreisen. Busunternehmen haben im Allgemeinen einen sehr großen Stammkundenanteil, der mit Hilfe von Direktmarketing angesprochen werden soll. Vertriebskanäle/Buchung Der Eigenvertrieb macht im Durchschnitt mit etwa zwei Drittel den größten Anteil am Gesamtvertrieb bei den Busreiseveranstaltern aus. Vereins- und Clubreisen werden z. B. hauptsächlich über den direkten Vertriebsweg der Busreiseveranstalter verkauft. Mit dem Eigenvertrieb wird vorwiegend der bereits vorhandene Kundenstamm angesprochen. Beim Fremdvertrieb werden Vertriebspartner mit einbezogen und die touristischen Produkte über Agenturen, Reisebüros, Internetplattformen etc. angeboten. Die am häufigsten gewählte Form des Fremdvertriebs sind klassische Reisebüros.
Erkenntnisse Bus
Man unterscheidet zwischen Gelegenheits- und Linienverkehr. Von ca. 5.500 Omnibusunternehmen sind nur ca. 1.100 Busreiseveranstalter. Rechtliche Einschränkungen sind das Bereitstellungs- und das Unterwegsbedienungsverbot. Busse werden nach Größe und nach Sternen klassifiziert.
5.3
Mietwagen
Im Gegensatz zu allen bisher diskutierten Verkehrsträgern übernimmt der Kunde bei der Autovermietung eine sehr aktive Rolle. Er ist selber der Fahrer und damit für die Beförderung verantwortlich. Ihm wird nur der Mietwagen als Transportmittel zur Verfügung gestellt. Er kann frei entscheiden, in welcher Geschwindigkeit und auf welcher Route er die gewünschte Strecke zurücklegen will.
5.3.1 Marktüberblick Mietwagen Die Mietwagenbranche kann in die Geschäftsfelder Firmengeschäft (54 % Marktanteil), Freizeit- und Privatgeschäft (16 %), Tourismus (18 %) sowie Unfallersatzwagen (9 %) untergliedert werden. Der Bereich Leasing bzw. Weiterverkauf der Mietwagen wird üblicherweise gesondert betrachtet. Je nach Mietwagenunternehmen, abhängig
116
Straßenverkehr
von der Unternehmensgröße, liegen die Umsatzschwerpunkte in einem oder mehreren Geschäftsfeldern. Der Mietwagenmarkt besteht aus tausenden Klein- und mittelständischen Unternehmen und wenigen großen Anbietern. Auf die Vielzahl von verschiedenen Unternehmen kann an dieser Stelle nicht einzeln eingegangen werden. Der Anbietermarkt wird in die Hauptgruppen Geschäftsreiseanbieter, Mietwagenkooperationen und -broker, Ferienautoanbieter und Billiganbieter aufgeteilt. –
Die meisten Autovermietungen sind Geschäftsreiseanbieter. Die Unternehmen bieten die volle Produktpalette in einem weltweiten Netz an. Hierbei werden auch Privatpersonen und Touristen angesprochen.
–
Bei den Mietwagenkooperationen handelt es sich um einen Zusammenschluss von vielen regionalen Kleinanbietern zu einem großen nationalen Verbund, ohne dass diese durch den Zusammenschluss ihre Eigenständigkeit verlieren. Dadurch können die angeschlossenen Kleinanbieter bspw. Mengenvorteile beim Einkauf oder Synergieeffekte bei der Vermarktung nutzen und ihren Kunden durch ein flächendeckendes Netz an Vermietstationen einen besseren Service bieten.
–
Anders sieht es bei den Mietwagenbrokern aus. Da diese über keine eigenen Stationen und Fahrzeuge verfügen, arbeiten sie weltweit mit kleinen lokalen Anbietern zusammen und vermitteln diese lediglich. Diese Kooperation bietet den kleinen Anbietern die Möglichkeit, internationale Kunden zu gewinnen. Für den Broker bedeutet diese Art der Zusammenarbeit, dass er seinen Kunden ein weltweites Stationsnetz anbieten kann, ohne über ein eigenes umspannendes Netz zu verfügen.
–
Die Anbieter von Ferienmietwagen haben sich auf die Kundengruppe der Touristen spezialisiert. Ihre Stationen befinden sich häufig an internationalen Flughäfen in beliebten Feriengebieten. Sie treten dabei meist als Broker auf.
–
Wie bei den Fluggesellschaften schon längst üblich, drängen inzwischen auch immer mehr Billigmietwagen auf den Mietwagenmarkt. Easycar oder Laudamotion versuchen, ihre Billigstrategie von ihren Fluggesellschaften easyJet und Lauda Air auf die Autovermietung zu übertragen. Ähnlich wie bei den Billigfluggesellschaften oder Billigkreuzfahrten sind bei den Mietwagen nur sehr wenige Basisleistungen inkludiert. Der Vertrieb dieser Anbieter beschränkt sich meist nur auf ihre eigenen Internetseiten.
Im weltweiten Gesamtmarkt gehören Enterprise Rent a Car als Marktführer sowie Hertz, die Avis Budget Group, Vanguard mit National/Alamo, Sixt, Avis Europe und Europcar zu den führenden Unternehmen. Sie beherrschen mit 64 % knapp zwei Drittel des gesamten weltweiten Mietwagenvolumens. Der europäische Markt ist nach dem US-Markt der zweitwichtigste Markt weltweit. Die wichtigsten Märkte in Europa sind Deutschland und Großbritannien, gefolgt von Frankreich und Italien. Die wichtigsten Anbieter auf europäischer Ebene sind Avis Europe, Hertz und Europcar, die zusammen annähernd 50 % des Marktes abdecken.
Straßenverkehr
117
Sonstige 23%
Sixt 25%
Hertz 14%
Europcar 23% Avis 15%
Abb. 5.6
Anteil Autovermietstationen in Deutschland
(Quelle: Gruner & Jahr 2009)
Der deutsche Markt wird zu über zwei Drittel von den großen Vermietketten Sixt, Europcar, Avis und Hertz dominiert. Ein weiteres Drittel teilen sich rund 580 meist klein- oder mittelständische Unternehmen. Der Anteil der „Großen Vier“ hat sich von 40 % im Jahr 1988 auf 64 % im Jahr 2000 daher stark erhöht und erreichte im Jahr 2007 sogar 72 %.
5.3.2 Marketing & Vertrieb Mietwagen Das Marketing und die Vertriebsstruktur sind mit entscheidend über den Erfolg eines Mietwagenunternehmens. Im nachfolgenden Kapitel wird zunächst die Struktur der Nachfragegruppen analysiert. Anschließend erfolgt im Rahmen der Produkt- und Preispolitik sowie der Kommunikation und Vertriebskanäle eine Analyse der Marketinginstrumente. Nachfrage Der Nachfragemarkt kann in verschiedene Zielgruppen mit deren jeweiligen typischen Bedürfnissen differenziert werden.
118
Straßenverkehr
Einzelkunde
B
Freizeitanmieter
E
Urlauber
D
Fun-Autofahrer
Ü R
Internet-User Reisender Unfallgeschädigter
F N I S
Vertragshändler S Flottenabnehmer Firmenkunde
Abb. 5.7
E
Individuelle Bestimmung der Mietart, Kurzzeit, Langzeit, flexibel, variabel Mittelfristige Planung, freizeittaugliche Fahrzeuge (z.B. Kombi, Allrad, Fun) Mittelfristige Planung, reisetaugliche Fahrzeuge, saisonbedingte Buchung Kurzfristige Buchungsmöglichkeit, spezifische Fahrzeuge, flexibel, variabel Konkrete Planung, verbindliche Reservierung, kostengünstige Fahrzeuge unbegrenzte Laufleistung, Navigation, gehobene Ausstattung Sofortige Verfügbarkeit, offene Laufzeit, unbegrenzte Laufleistung Angepasster Fuhrpark, günstige Mietmöglichkeit, Rahmenabkommen Einheitlicher Fuhrpark, Rahmenabkommen, Fuhrparkmanagement Kontinuierliche Anmietung, konstante Planung, Fuhrparkmanagement
Nachfragestruktur bei Autovermietungen
Produktpolitik Jedes Mietwagenunternehmen teilt seinen Fuhrpark in unterschiedliche Kategorien nach Fahrzeuggröße ein. Bei der Reservierung wird dem Kunden kein konkretes Fahrzeugmodell bestätigt, sondern nur die entsprechende Kategorie. In den USA werden die Fahrzeuge in der Regel in die fünf Kategorien Economy, Compact, Intermediate, Premium und Luxury aufgeteilt. Diese nehmen rund 90 % des Gesamtfuhrparks ein, wobei schon die kleineren Klassen Economy und Compact zwei Drittel der Fahrzeuge ausmachen. Die Servicequalität spielt in einer Dienstleistungsbranche wie in dem Mietwagenunternehmen eine bedeutende Rolle. Oft bietet allein der Service die Möglichkeit, sich gegenüber der Konkurrenz abzuheben, da das Produkt an sich nur geringe Unterschiede aufweist. So bietet bspw. Sixt einen Express-Service an, bei dem der Kunde den Autoschlüssel mit Hilfe einer Reservierungsnummer am Automaten abholen kann. Gleichzeitig erhält er eine Wegbeschreibung, die ihn zu seinem Mietwagen führt. Preisgestaltung Die Preisgestaltung der Mietwagenunternehmen stellt für den Kunden einen sehr unübersichtlichen Tarifdschungel dar. So reichen die Bezeichnungen von Feiertags-, Ferien- und Freizeittarif, über Flughafen- oder Bahnstationstarif, Schnäppchentarif, Frühbuchertarif, Internettarif, Hochzeitstarif bis hin zum Studententarif. Die wichtigsten Tarife sind jedoch zeitabhängig: Tages-, Wochend- und Wochenpauschalen.
Straßenverkehr
119
Vertriebskanäle Auch bei den Mietwagenanbietern wird zwischen den direkten Vertriebskanälen mit Internet, Telefon und Vermietstationen und den indirekten mit Reisebüros und Reiseveranstalter unterschieden. Der direkten Vertriebskanal wird sehr häufig genutzt (ca. 50–75 %) und bietet dem Mietwagenanbieter zwei entscheidende Vorteile: Zum einen können Vertriebskosten eingespart werden, da keine Vermittlungsgebühren anfallen, und zum anderen erhalten die Mietwagenfirmen mehr Informationen über den Kunden und dessen Buchungsverhalten.
Erkenntnisse Mietwagen
Mietwagen werden von Geschäftsreise-, Ferienauto- und Billiganbietern sowie Kooperationen und Broker angeboten. Marktführer sind Avis, Hertz, Europcar und Sixt mit einem Marktanteil von 72 %. Mietwagen werden häufig direkt gebucht.
5.4
Individualverkehr Individualverkehr
PKWverkehr Abb. 5.8
Motorradverkehr
Caravaning & Reisemobile
Fahrradtourismus
Unterscheidungsformen des Individualverkehrs
Im Gegensatz zum öffentlichen Verkehr benutzt der Einzelne beim Individualverkehr ein zumeist eigenes Verkehrsmittel für den Transport. Der Individualverkehr erbringt den größten Anteil der gesamten Beförderungsleistungen in der Bundesrepublik. Dementsprechend ausführlich wird diese Verkehrsart statistisch erfasst und ausgewertet. Auch wenn die Privatpersonen selbst keine statistischen Zahlen liefern, so kann doch aufgrund von Verkehrszählungen und verbrauchten Treibstoffen die Beförderungsleistung im Individualverkehr ermittelt werden. Allerdings werden bei dieser Methode zumeist nicht die Beweggründe für eine Autofahrt ermittelt, so dass der touristische Aspekt des Individualverkehrs nur schwer zu ermitteln ist. Eine Beson-
120
Straßenverkehr
derheit ist der Fahrradverkehr, da diese Verkehrsform als einzige ohne maschinellen Antrieb auskommt.
5.4.1 Personenkraftwagen Das gesamte Straßennetz und die Kraftfahrzeugindustrie dienen im weitesten Sinne dem Reiseverkehr. In den 1950er und 1960er Jahren erlebte der Pkw-Tourismus einen rasanten Anstieg. Seit Ende der 1980er Jahre geht dieser Anteil langsam zurück. Grund hierfür ist die steigende Zahl der Flugreisen. Trotzdem ist der Pkw noch immer das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel für Urlaubsreisen. Laut des Statistischen Bundesamts verfügt im Durchschnitt jeder bundesdeutsche Haushalt über 1,1 Autos. Nach dem jahrzehntelangen Anstieg der Pkw-Zulassungen nimmt ihre Zahl auf deutschen Straßen heute nur noch geringfügig zu. So kommen z. zurzeit auf 1.000 Einwohner 575 Pkws. Grundsätzlich zählen alle Führerscheinbesitzer zur Zielgruppe für Reisen mit dem Personenkraftwagen (Pkw). Der Anteil der Führerscheinbesitzer ist in den letzten Jahren stetig angewachsen. Die jüngeren Jahrgänge bis zu einem Alter von 40 Jahren haben generell fast vollständig einen Führerschein. Da die Pkw-Touristen einen so hohen Anteil an den Gesamtreisenden ausmachen, ist ihre Struktur mit der der Gesamtbevölkerung sehr ähnlich. Der Pkw wird zu den unterschiedlichsten Zwecken genutzt. Die Nutzungszwecke der Personenkraftwagen können in drei große Bereiche eingeteilt werden. Dies sind der Berufsverkehr, wozu Berufs-, Ausbildungsfahrten und Geschäftsreisen zählen, der Einkaufsverkehr und der Freizeit- bzw. Tourismusverkehr. Würden heute alle deutschen Pkw-Urlauber gleichzeitig mit ihrer Urlaubsreise beginnen, entstünde ein Stau, der in seiner gesamten Länge zweimal um die Erde reichen würde. Die Vorteile des Autos als Urlaubsmittel, und damit die Hauptgründe für die Wahl, sind vor allem der hohe Grad an Freiheit, Flexibilität, Spontanität und die Möglichkeit der individuellen Gestaltung der Reise im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln. Zudem sind Urlaubsziele schnell und bequem erreichbar. Die Nutzung des Autos als Reisemittel ist stark abhängig von den Reisezielen und damit von den jeweiligen Entfernungen der Urlaubsdestinationen. Bei Unterscheidung der Nutzung der einzelnen Verkehrsmittel nach Deutschlandreisen und den Reisen insgesamt wird deutlich, dass sich bei Reisen innerhalb Deutschlands 75 % und in die Alpenregion fast gleichviel mit 74,4 % der Reisenden für das Auto als Transportmittel entscheiden. Über 40 % aller deutschen Autoreisenden haben sich im Jahr 2003 für ihr Heimatland als Ziel entschieden und sind damit die wichtigste Zielgruppe für den Tourismus in Deutschland. Zu den beliebtesten Auslandszielen zählen Italien, Österreich und Frankreich. Die Gründe hierfür liegen vor allem darin, dass diese Ziele nur eine relativ geringe Entfernung haben und oftmals am bequemsten mit dem Auto zu erreichen sind. Als alternatives Verkehrsmittel kommt bei diesen Zielen meist nur die
Straßenverkehr
121
Bahn in Frage. Die Bedeutung des Pkws als Urlaubsmittel nimmt mit steigender Entfernung rapide ab. Besonders bei Reisezielen, die nicht über Landwege erreichbar sind, bzw. die Fernreisen sind, ist der Anteil des Autoreiseverkehrs verschwindend gering.
5.4.2 Motorrad In Deutschland sind laut des Statistischen Bundesamtes zurzeit insgesamt rund 3,8 Mill. Motorräder, Leichtkrafträder und Roller sowie etwa 1,6 Mill. Mopeds, Mokicks und Mofas registriert. Bezogen auf die einzelnen Haushalte besitzen ca. 10 % ein Motorrad. Der Trend bei den Motorradtypen zeigt deutlich, dass der Anteil der leistungsstarken Motorräder über 750 ccm in den letzten Jahren konstant angestiegen ist. Fast jedes dritte neu zugelassene Motorrad hat eine Motorleistung über 1000 ccm, womit diese Quote doppelt so hoch ist wie in Gesamteuropa. Im Allgemeinen werden die Straßenmotorräder in vier Typen wie Enduromaschinen, Chopper, Cruiser und Tourenmaschinen unterteilt. Bei den Neuzulassungen nach Motorradtypen entfällt auf die Chopper mit 30 % der größte Anteil. Mit ca. 90 % ist der überwiegende Anteil der Halter männlich. Bei einer Betrachtung nach Altersgruppen fällt auf, dass die Altersgruppe von 40 bis 44 Jahren am stärksten vertreten ist. Das Durchschnittsalter von 41,8 Jahren hat sich in den letzten Jahren stetig nach oben geschraubt. Der typische Motorradfahrer wird als männlicher Akademiker mit einem Altersdurchschnitt von circa 40 Jahren und einem guten bis sehr gutem Einkommen skizziert. Insgesamt zeichnet eine deutliche Verlagerung des Motorrades als Nutzobjekt hin zum Lifestyle- und Prestigeobjekt ab. Ein Großteil der Motorradfahrer möchte einfach zum Spaß fahren. Auch Ausflüge an Wochenenden oder in der Freizeit sind beliebter geworden. Der zweckgebundene Transport, wie zur Arbeit und Ausbildung, ist hingegen weiter rückläufig. Neben der Nutzung in der Freizeit spielt das Motorrad auch bei Urlaubsreisen als Verkehrsmittel eine bedeutende Rolle. Das Besondere bei den Urlaubreisen mit dem Motorrad ist, dass die Freizeitaktivität Motorradfahren mit einem Urlaub verbunden werden kann. Zudem ist die Fahrt in den Urlaub wichtiger als der Aufenthalt am Zielort selbst. Entscheidend bei der Auswahl der Zielgebiete ist die landschaftliche Strecke. Bei den Zielgebieten ist Norditalien der klare Favorit. Jeder Fünfte entscheidet
122
Straßenverkehr
sich für eine Fahrt auf den italienischen Bergstrecken und kurvigen Straßen. Jeweils circa 14 % verbringen ihren Motorradurlaub in Frankreich bzw. in Deutschland. Zu einer der beliebtesten Routen innerhalb Deutschlands zählt unter anderem die Deutsche Alpenstraße. Schließlich gibt es bei Motorradreisen gibt es eine Vielzahl an Organisationsformen. Der Grund dafür liegt vor allem darin, dass neben Veranstaltern von Motorradreisen eine Vielzahl an Motorradclubs in Deutschland existieren, die regelmäßig ihre eigenen Reisen organisieren. Daneben gibt es noch eine große Anzahl derjenigen, die ihre Route komplett individuell organisieren. Insgesamt ist bei der Organisation von Motorradreisen zu erkennen, dass diese zumeist in Gruppen bzw. für Gruppen organisiert werden.
5.4.3 Caravaning Der Bereich Caravaning und Reisemobile ist in den letzten Jahren in Deutschland sehr stark angewachsen. Der Urlaub auf Rädern mit einem Pkw und Wohnanhänger, im Folgenden auch Caravaning genannt, oder mit motorisierten Reisemobilen, liegt derzeit im Trend. Insgesamt sind in Deutschland laut Kraftfahrtbundesamt aktuell etwa 370.000 Reisemobile und über 614.000 Caravans zugelassen. Beim Caravanbestand wird jedoch von einer Dunkelziffer von über 50 % ausgegangen, da die auf den Dauerstandplätzen abgestellten und nicht angemeldeten Fahrzeuge nicht registriert werden. Bei den Reisemobilen liegt die Dunkelziffer bei ca. 20 %, da diese oft als Pkw, Lkw oder Büromobil angemeldet werden. In den letzten Jahren entschieden sich 7 % der deutschen Reisenden bei ihrer Haupturlaubsreise für die Unterkunftsform Camping. Bei den Inlandsreisen liegt dieser Anteil mit 9 % noch deutlich höher. Der Vergleich der Entwicklung von Caravans mit den Reisemobilen zeigt, dass in Deutschland ein klarer Trend hin zu selbstfahrenden Reisemobilen geht. Die Zahl der neu zugelassenen Caravans ist um 4,6 % auf 21.562 Fahrzeuge im Jahr 2004 gesunken. Die Zahl der neu zugelassenen Motorcaravans ist hingegen um 8,8 % gestiegen und hat mit 19.363 Fahrzeugen die bisherige Höchstmarke erreicht. Die Zielgruppe für Caravaningurlauber gilt als jung, urban, gebildet und besser verdienend. Bei der Verteilung des Alters wird deutlich, dass die über 55-jährigen 2 % und die 14-bis 34-jährigen 9 % der Reisenden ausmachen. Campingtouristen kommen mit verstärkt aus Großstädten, haben im Durchschnitt einen höheren Bildungsstand besitzen und zählen zu den besserverdienenden Haushalten. Dies bedeutet, dass bei dieser Zielgruppe weder Kosten noch Mühen gescheut werden, um den Urlaub mit einem Höchstmaß an Individualität und Beweglichkeit verbringen zu können.
Straßenverkehr
123
Innenansicht eines Hymer Reisemobils Beim Campingtourismus ist Deutschland das Hauptreiseland der einheimischen Bevölkerung. Von allen Reisenden entschieden sich 9 % für einen Campingurlaub in Deutschland. Die große Bedeutung Deutschlands für den Campingtourismus spiegelt sich in der großen Anzahl an Campingplätzen wider. Deutschland bietet den Camping- und Caravaningurlaubern sehr unterschiedliche Ferienziele, die in kurzen Entfernungen erreichbar sind. Bayern und Mecklenburg-Vorpommern zählten mit jeweils über einer Mill. Ankünften und über drei Mill. Übernachtungen von Touristencampern zu den wichtigsten Zielgebieten für Campingurlauber innerhalb Deutschlands. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt hier jeweils bei drei bis vier Nächten. Neben den deutschen Reisezielen sind auch die nahen südeuropäischen Gebiete von großer Bedeutung für den Campingtourismus.
Erkenntnisse Individualverkehr
Unterscheidungsformen sind: Pkw, Motorrad und Caravaning. Jeder Haushalt in Deutschland besitzt 1,1 Pkw. Pkw werden für Berufs-, Einkaufs- und Freizeitverkehr genutzt. Motorräder sind häufig Lifestyle Objekte für ältere männliche Akademiker. Caravaning & Reisemobile sind heutzutage sehr beliebt. Besonders die teuren Reisemobile werden bevorzugt.
124
Straßenverkehr
Vertiefungsfragen
Skizzieren Sie die Vertriebswege der Autovermieter! Erläutern Sie die Stärken und Chancen des touristischen Busreiseverkehrs!
Busse werden mit einer Einteilung in Sterne kategorisiert. Welche Unterschiede ergeben sich zwischen einem 1-Sterne-Bus und einem 4Sterne-Bus?
Wodurch unterscheidet sich das Konzept der Firma Rotel von normalen Busreisen?
Recherchieren Sie im Internet eine optimale Motorradtour durch die Alpen (Hotels, Routenverlauf, Sightseeing)!
Literaturhinweise
Becker O., Goslich W., Müller G., Bus- und Gruppenreisen, Marktchancen, Produkte, Erfolgsfaktoren, Meßkrich 2006
Gruner & Jahr (Hrsg.), Märkte & Tendenzen: Autovermietungen, Gruner & Jahr Marktanalyse, Hamburg 2009
Goslich W., Fachkunde Bustouristik, DRV-Publikation, Frankfurt/Main 2001 Schrand A., Bustourismus-Marketing, in: Roth P. und Schrand A. (Hrsg.), Touristik-Marketing, München 2003, S. 211–230
Schulz A., Verkehrsträger im Tourismus, München 2009
Internetquellen
www.tourismus-grundlagen.de, www.tourismus-verkehr.de Weitere Fallbeispiele, Folien und aktuelle Informationen zum Buch
www.bav.de Bundesverband der Autovermieter Deutschlands e.V. Informationen, Pressemitteilungen und aktuelle Marktdaten
www.bdo-online.de Bundesverband deutscher Omnibusunternehmer. Zahlen, Daten und Fakten zu unterschiedlichen Themen der Busbranche
www.bmvbs.de Homepage des Bundesministeriums für Verkehr
www.uitp.com Weltverband der öffentlichen Verkehrsunternehmen
6
Literaturverzeichnis
Allgemein Berg W., Tourismus-Management, Ludwigshafen 2006 Bieger T, Tourismuslehre – Ein Grundriss, 2. Auflage, Bern 2006 Corsten H., Dienstleistungsmanagement, 4. Auflage, München 2001 Dettmer H. (Hrsg.), Reiseindustrie, Tourismus 3, Stuttgart 2001 Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (Hrsg.), Verkehr in Zahlen 2007/2008, Hamburg 2007 Fuchs W., Mundt J., Zollondz H. (Hrsg.), Lexikon Tourismus, München 2008 Fürth G., Hesse M., Sander B., Management der Verkehrsträger, Studienheft DRV, Frankfurt/Main 2006 Freyer W., Tourismusmarketing – Marktorientiertes Management im Mikro- und Makrobereich der Tourismuswirtschaft, 5. Auflage, München 2007 Freyer W., Tourismus, Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie, 8. Auflage, München 2005 Groß S., Mobilitätsmanagement im Tourismus, Dresden 2005 Haedrich G., Kaspar C., u. a., Tourismus-Management, Tourismus-Marketing und Fremdenverkehrsplanung, 3. Auflage, Berlin 1998 Horner S., Swarbrooke J., International Cases in Tourism Management, Oxford 2004 Kaspar C., Management der Verkehrsunternehmen, München 1998 Krempien P., Geschichte des Reisens und des Tourismus, Ein Überblick von den Anfängen bis zur Gegenwart, Limburgerhof 2000 Kummer S., Einführung in die Verkehrswirtschaft, Wien 2006 Lumsdon L., Page S., Tourism and Transport, Issues and Agendas for the new Millennium, Manchester 2003 Mundt J., Tourismus, 3. Auflage, München 2006 Nuhn H., Hesse M., Verkehrsgeographie, Paderborn 2006 Page S., Transport and Tourism, New York 1999 Rudolph H., Tourismus-Betriebswirtschaftslehre, 2. Aufl., München 2002 Schneider O., Die Ferien-Macher. Eine gründliche und grundsätzliche Betrachtung über das Jahrhundert des Tourismus, Hamburg 2001 Seitz E., Fallstudien zum Tourismus-Marketing, München 2001 Steinbach J., Tourismus, München 2003 Statistische Bundesamt (Hrsg.), Verkehr aktuell, Wiesbaden 2008 Statistische Bundesamt (Hrsg.), Verkehr in Deutschland 2006, Wiesbaden 2007 Zentes J., Swoboda B. (Hrsg.), Fallstudien zum internationalen Management, 2. Aufl., Wiesebaden 2004
126
Literaturverzeichnis
Luftverkehr Bachmann P., Flugzeuge kaufen, leasen, chartern, Stuttgart 2001 Berg W., Low Budget Airlines, in: Berg W. (Hrsg.), Schriftenreihe zum Tourismus, Beiträge zum Thema Tourismuswirtschaft, Saarbrücken 2007, S.7–68 Costa R., Harned D., Lundquist J., Rethinking the Aviation Industry, in: McKinsey Quarterly, 2002 Special Edition: Risk and Resilience, S.87–100 Cuadra M., World Airports – Weltflughäfen, Hamburg 2002 Doganis R., The Airport Business, Hampshire, 1992 Doganis R., The Airline business, 2. Auflage, London 2006 Doganis R., Flying off course – The Economics of International Airlines, 3. Auflage, London New York 2005 Erdmann C., u. a., Low Cost Carrier, HSH-Nordbank Branchenstudie, Hamburg 2005 Erdmann C., u. a., Regionalfluggesellschaften: Entwicklung & Anbieter in Europa, HSH-Nordbank Branchenstudie, Hamburg 2004 FVW: Fremdenverkehrswirtschaft International (Hrsg.), Spezial Airlines & Airports, verschiedene Artikel, 20.06.08, Hamburg 2008 FVW: Fremdenverkehrswirtschaft International (Hrsg.), Spezial Airlines & Airports, verschiedene Artikel, 15.06.07, Hamburg 2007 Fuchs W., Mundt J., Zollondz H. (Hrsg.), Lexikon Tourismus, München 2008 Graham A., Managing Airports, An International Perspective, 3. Auflage, Oxford, 2005 Groß S., Schröder A., Low Cost Airlines in Europa, Eine marktorientierte Betrachtung von Billigfliegern, Dresden 2005 Gruner & Jahr (Hrsg.), Märkte & Tendenzen: Luftverkehr, Gruner & Jahr Marktanalyse, Hamburg 2009 Hanlon, P., Global Airlines, Competition in a transnational Industry, 3rd. Edition, Oxford 2007 Hanlon, P., Managing Airports, Oxford 2003 Heymann E., Ausbau von Regionalflughäfen: Fehlallokation von Ressourcen, Deutsche Bank Research, Frankfurt/Main 2005 Heymann E., Überfällige Konsolidierung im Luftverkehr ante portas?, Deutsche Bank Research, Frankfurt/Main 2004 Heymann E., Zukunft der Drehkreuzstrategie im Luftverkehr, Deutsche Bank Research, Frankfurt/Main 2006 Holloway S., Straight and Level: Pratical Airline Economics, Aldershot 2003 Hölzerkopf A., Ferienfluggesellschaften im Wettbewerb mit Low Cost Airlines, Berlin 2007 Iatrou K, Oretti M., Airline Chocies for the Future; From Alliances to Mergers, Burlington 2007 Jacquemin, M., Netzmanagement im Luftverkehr, Wiesbaden 2006 Joppien M., Strategisches Airline-Management, 2. Aufl., Bern 2006 Klein H., Das Marketing der Lufthansa, in: Roth P. und Schrand A. (Hrsg.), Touristik-Marketing, München 2003, S.273–290
Literaturverzeichnis
127
Köhler A., Wertschöpfungsstrukturen von traditionellen Flughäfen und Low-CostAirports in Deutschland, Trier, 2004 Kiani-Kress R., Frische Augen, in: Wirtschaftswoche, Nr. 3, 15.01.2007, S.60–62 Kiani-Kress R., Duell am Himmel, in: Wirtschaftswoche, Nr. 21, 19.05.2008, S.100– 106 Lawton T. C., Cleared for Take-Off: Structure and strategy in the low fare airline business, Reprint, Aldershot 2003 Malina R., Potenziale des Wettbewerbs und staatlicher Regulierungsbedarf von Flughäfen in Deutschland, Göttingen 2006 Maurer P., Luftverkehrsmanagement – Basiswissen, 4. Auflage, München 2006 Mensen H., Handbuch der Luftfahrt, Berlin 2003 Morell P., Airline Finance, 3. Auflage, Hampshire 2007 Pompl W., Luftverkehr, 5. Aufl., Heilbronn 2006 Radnoti G., Profit Strategies for Air Transportation, New York 2002 Rothfischer B., Flughäfen der Welt, München 2005 Schmidt G.H., Handbuch Airlinemanagement, München 2000 Schreiber, M., Low-Cost Airlines in Europa, Lüneburg 2006 Schwegmann V., Preisstrategien im europäischen Linienluftverkehr, Reihe Internationale Wirtschaft, Band 13, Köln 1998 Schuckert M., Möller C., Low Cost Carrier und Charter Modus, Grundprinzipien und Geschäftsmodelle, in: TourismusJournal Heft 4/2003, S.469–481 Schulz A., Brennemann G., Fluggesellschaften im Umbruch, in: Seitz E., Fallstudien zum Tourismus-Marketing, München 2001, S.87–101 Schulz A., Verkehrsträger im Tourismus, München 2009 Scholz R., Moench C., (Hrsg.) Flughäfen in Wachstum und Wettbewerb, BadenBaden 2007 Shaw S., Airline Marketing and Management, 6. Auflage, Aldershot 2007 Sheehan, J., Business and Corporate Aviation Management: on Demand Air Transportation, New York 2003 Simpson R.W., Roderick W., the General Aviation Handbook, Leicester 2006 Smith G.R., Peggy A., Airline: A Strategic Management Simulation, 4. Auflage, New York 2002 Sterzenbach, R., Conrady, R., Luftverkehr – Betriebswirtschaftliches Lehr- und Handbuch, 4. Aufl., München 2009 Trumpfheller M., Strategisches Flughafenmanagement, Wiesbaden 2006 Wald A., Fay C., Gleich R., (Hrsg.), Aviation Management, Berlin 2007 Wells A., Chadbourne B., General Aviation Marketing and Management, 2. Auflage, Malabar 2003 Wensveen J.G., Air Transportation: a Management Perspective, 6. Auflage, Burlington 2007 Wensveeen J.G., Wheels up: Airline Business Development, Belmont 2005 Wollschläger S., Emmermann M., Knotenpunkt Airport – Mit Prozesskostenrechnung zu Transparanz und Wirtschaftlichkeit am Flughafen, Berlin 2005
128
Literaturverzeichnis
Bahnverkehr Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Hrsg.), Bahn der Zukunft – Zukunft der Bahn, Berlin 2008 CER; Community of European Railway and Infrastructure Companies (Hrsg.), Eisenbahnreformen in Europa − Eine Standortbestimmung, Stuttgart 2005 Deutsche Bahn (Hrsg.), Deutsche Bahn Geschäftsbericht 2008, Berlin 2009 Deutsche Bahn (Hrsg.), Deutsche Bahn Zahlen und Fakten 2008, Berlin 2009 Eikhoff D., Alles über den ICE, Stuttgart 2006 Engartener T., Die Privatisierung der Deutschen Bahn, Über die Implementierung marktorientierter Verkehrspolitik, Wiesbaden 2008 Hecht M., Lübke D. u. a., Das System Bahn, Stuttgart 2008 Jänsch E., Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitssysteme für Europa, in: Eisenbahntechnische Rundschau. März 2008, S.84–91 Kopper C., Die Bahn im Wirtschaftswunder, Deutsche Bundesbahn und Verkehrspolitik in der Nachkriegsgesellschaft, Frankfurt/Main 2007 Kummer S., Einführung in die Verkehrswirtschaft, Wien 2006 Kurz H., InterCityExpress. Die Entwicklung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs in Deutschland, Freiburg 2007 Marks-Fährmann U., Grundwissen Bahn, 3. Auflage, München 2008 Meffert, H. (Hrsg.): Verkehrsdienstleistungsmarketing – Marktorientierte Unternehmensführung bei der Deutschen Bahn AG, Wiesbaden 2000 Monheim, H., Nagorni, K. (Hrsg.), Die Zukunft der Bahn, Karlsruhe 2004 Niessing J., Kundenbindung im Verkehrsdienstleistungsbereich, Münster 2005 Preuß E., Die zerrissene Bahn 1990-2000. Tatsachen, Legenden, Hintergründe, Stuttgart 2001 Riechers D., ICE. Neue Züge für Deutschlands Schnellverkehr, Stuttgart 2001 Röder J., Europäische Markterschließungsstrategien im Schienenverkehrsdienstleistungsbereich, am Beispiel des Personenverkehrs der Deutschen Bahn AG, Frankfurt/Main 2003 Schönfisch J., Hochgeschwindigkeitszüge in Frankreich, in: Elektrische Bahnen, Feb. 2002, S.68–74 Union Internationale des Chemins de fer (UIC) (Hrsg.), Hochgeschwindigkeitszüge in der Welt, Paris 2002 Wacket M., Mehdorn H., die Bahn und die Börse: Wie der Bürger auf der Strecke bleibt, Wuppertal 2008 Zeilinger S., Wettfahrt auf der Schiene, Die Entwicklung von Hochgeschwindigkeitszügen im europäischen Vergleich, Frankfurt/Main 2003 Zollondz H., Hochgeschwindigkeitszüge, in: Fuchs W., Mundt J., Zollondz H. (Hrsg.), Lexikon Tourismus, München 2008, S.343–344 Zollondz H., IC, ICE, in: Fuchs W., Mundt J., Zollondz H. (Hrsg.), Lexikon Tourismus, München 2008, S.379–380
Literaturverzeichnis
129
Schiffsreisen Baumann E., Mundt J. W., Kreuzfahrten, in: Mundt, J. W. (Hrsg.), Reiseveranstaltung, 6. Auflage, München 2007 Berger A., Ocean Travel and Cruising; A Cultural Analysis, New York 2004 Charlier J., McCalla R., A Geographical Overview of the World Cruise Market and its seasonal Complementarities, in: Dowling R.K. (Hrsg.), Cruise Ship Tourism, Joondalup 2006, S.18–30 Dammer U., Destination Ship, in: Food Service Europe & Middle East, 14.02.2007, S.88–92 Dickinson, B., Vladimir, A., Selling the Sea. An Inside Look at the Cruise Industry, New York, 1997 Dowling R.K. (Hrsg.), Cruise Ship Tourism, Joondalup 2006 Dowling R.K., The Cruising Industry, in: Dowling R.K. (Hrsg.), Cruise Ship Tourism, Joondalup 2006, S.3–17 Dowling R.K., Looking Ahead: The Future of Cruising, in: Dowling R.K. (Hrsg.), Cruise Ship Tourism, Joondalup 2006, S.414–434 Foerster, H.-D., Ortel, K., Fährschifffahrt der Welt, Hamburg, 1998 FVW: Fremdenverkehrswirtschaft International (Hrsg.), Spezial Fit for Cruises, verschiedene Artikel, 11.04.08, Hamburg 2008 FVW: Fremdenverkehrswirtschaft International (Hrsg.), Spezial Kreuzfahrten, verschiedene Artikel, 19.10.07, Hamburg 2007 FVW: Fremdenverkehrswirtschaft International (Hrsg.), Spezial Kreuzfahrten & Fähren, verschiedene Artikel, 28.10.06, Hamburg 2006 Groß S., Grotrian J., Sonderegger R., Ausweitung der Low Cost-Strategie auf weitere Verkehrsunternehmen, in: Egger R., Herdin T. (Hrsg.), Tourismus: Herausforderung Zukunft, Wien 2007, S.327–350 Gruner & Jahr (Hrsg.), Märkte & Tendenzen: Kreuzfahrten, Gruner & Jahr Marktanalyse, Hamburg 2008 Hader A., The River Cruise Fleet: Handbook 2007/08, 4. Auflage, Delmenhorst 2007 Hall, D., Ocean Cruising – Market Dynamics, Product Responses and Onshore Impacts, in: Pinder D., Slack B. (Hrsg.) Shipping and Ports in the Twenty-first Century. Globalisation, technological change and the environment, New York 2004, S.99–120 Hockmann, M., Bestimmung heutiger und zukünftiger Einflußfaktoren auf die Nachfrage nach Seetouristikleistungen und deren Konsequenzen für die Angebotsseite, Bremen 1993 Klein R., Turning Water into Money, the Economics of the cruise Industry, in: Dowling R.K. (Hrsg.), Cruise Ship Tourism, Joondalup 2006, S.261–269 Mancini M., Cruising: a guide to the cruise line industry, 2nd ed., New York 2004 Miller R., Cruising in the North American Market, in: Dowling R.K. (Hrsg.), Cruise Ship Tourism, Joondalup 2006, S.74–85 Mundt J., Baumann E., Kreuzfahrten, in: Mundt J., Reiseveranstaltung, München 2007, S.369–402
130
Literaturverzeichnis
Mundt J., Kreuzfahrt, in: Fuchs W., Mundt J., Zollondz H. (Hrsg.), Lexikon Tourismus, München 2008, S.415–418 Obst A., Rhein-Romantik „Serenité“: Innere Heiterkeit und offene Bullaugen, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.12.2007, S.R2 O.V., Fähren in Europa, Hrsg.: Gerd Achilles Verlag, Hamburg, 2004 Papatheodorou A., The Cruise Industry, An industrial organization Perspective, in: Dowling R.K. (Hrsg.), Cruise Ship Tourism, Joondalup 2006, S.31–40 Page S., The Future of Cruising, Boom or Bust, Colchester 2006 Pinder D., Slack B, (Hrsg.) Shipping and Ports in the Twenty-first Century. Globalisation, technological change and the environment, New York 2004 Pollak, A., Pollak-Lenke, G., Der Kreuzfahrtenmarkt Deutschland 1997–2003, DRVStudie, Dreieich-Sprendlingen 2003 Pollak A., Seetours: Durch Produktdifferenzierung zum Marktführer für Kreuzfahrten, in: Roth P. und Schrand A. (Hrsg.), Touristik-Marketing, München 2003, S.307–324 ShipPax Information (Hrsg.), ShipPax Statistics 07 – Ferries, Halmstad 2007 Schäfer C., Kreuzfahrten: die touristische Eroberung der Ozeane, Dissertation, Nürnberg 1998 Schröder R., Thamm M., AIDA – Erfolgsstory, 2. Auflage, Bielefeld 2007 Schüssler O., Passagierschifffahrt – Ein Handbuch für Reiseverkehrskaufleute in Ausbildung und Praxis, 2. Auflage, DRV Service GmbH, Frankfurt/Main 2005 Schüssler O., Kreuzfahrtmarkt 2005, Studie des DRV, Frankfurt/Main 2006 Schüssler O., Kreuzfahrtmarkt 2006, Studie des DRV, Frankfurt/Main 2007 Schüssler O., Kreuzfahrtmarkt 2007, Studie des DRV, Frankfurt/Main 2008 Swain A., Cruise Guide Star-rating System: A Need for Standardization, in: Dowling R.K. (Hrsg.), Cruise Ship Tourism, Joondalup 2006, S.115–123 Vogel M., Global Cruise Industry – Coping with the Uncertainty, Bremerhaven 2004 Ward, D. Berlitz Complete Guide to Cruising and Cruise Ships 2007, Singapore 2006 Ward, D. Berlitz Complete Guide to Cruising and Cruise Ships 2008, Singapore 2007
Literaturverzeichnis
131
Straßenverkehr Aschenbrenner P., Analyse von Einflussfaktoren auf die deutsche Bustouristik und Erstellung eines Konzeptes zur Erhöhung der Wertschätzung des Verkehrsmittels Reisebus, Berlin 2002 Bartl H., Neue Märkte als Busunternehmer erschließen, Köln 2006 Becker O., Goslich W., Müller G., Bus- und Gruppenreisen, Marktchancen, Produkte, Erfolgsfaktoren, Meßkrich 2006 Beckmann D., Busreisen: Produkt- und absatzpolitische Anforderungen im Seniorenreisemarkt, Band 7, FBV Medien- Verlags GmbH, Limburgerhof 1999. Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer e.V. (bdo), Bestandsaufnahme und Perspektiven im Bustourismus, Berlin 2006 Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen e.V. (bdo), Bussicherheit, Berlin 2005 Burgdorf M., Autovermietung in Deutschland, Ein Branchenbild mit praktischen Hinweisen, Verlag Moderne Industrie, Landsberg/Lech 1993 Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (F.U.R), Kurzfassung der Reiseanalyse 2007 Gruner & Jahr (Hrsg.), Märkte + Tendenzen: Autovermietungen, Gruner & Jahr Marktanalyse, Hamburg 2008 Goslich W., Fachkunde Bustouristik, DRV-Publikation, Frankfurt/Main 2001 Groß, S., Schröder A., Konkurrenz oder Kooperation – Low Cost Airlines und mittelständische Busreiseveranstalter, in: Internationales Verkehrswesen 10/2007, S.451– 455 Groß S., Grotrian J., Sonderegger R., Ausweitung der Low Cost-Strategie auf weitere Verkehrsunternehmen, in: Egger R., Herdin T. (Hrsg.), Tourismus: Herausforderung Zukunft, Wien 2007, S.327–350 Hummel F., Mietwagen, in: Fuchs W., Mundt J., Zollondz H. (Hrsg.), Lexikon Tourismus, München 2008, S.464–467 Kaßler M., Erfolgreich in den Medien, Ein Leitfaden für die Busbranche, Berlin 2005 Kaßler M., Kirstein G., u. a., Fit für die Zukunft – Erfolgskonzepte für Omnibusunternehmer, München 2006 Kummer S., Einführung in die Verkehrswirtschaft, Wien 2006 Krämer H., Fischer M.R., Kalkulation im Busverkehr, Ein Leitfaden für die Preiskalkulation im Linien- und Gelegenheitsverkehr, 2. Aufl., München 2002 Neumann K., Omnibustouristik, Ein Lehrbuch für Reiseverkehrskaufleute, München 1995 Scheller B., Verkehr und Tourismus, ADAC-Leitfaden für die Praxis, München 2004 Schmid C., Fachkunde Busreiseverkehr, Lehrbuch für Reiseverkehrs-Fachklassen, Frankfurt am Main 1995 Schrand A., Bustourismus, in: Fuchs W., Mundt J., Zollondz H. (Hrsg.), Lexikon Tourismus, München 2008, S.125–131 Schrand A., Bustourismus-Marketing, in: Roth P. und Schrand A. (Hrsg.), TouristikMarketing, München 2003, S.211–230
7
Stichwortverzeichnis
Afternoon Tea ........................................76 Aida-Schiffe ...........................................52 Aisle .......................................................22 An- und Abreise .....................................74 Animation ..............................................77 Anti-Trust-Immunity...............................21 ATOC.....................................................96 Autobahnnetz .......................................106 Autoschlüssel .......................................118 AVE .......................................................98 Balkon ....................................................68 Beförderungsklassen ...............................27 Bereitstellungsverbot ...........................109 Bergbahn ................................................88 Berlitz – Complete Guide to Cruising and Cruise Ships...................62 Bestuhlung ..............................................27 Betriebsausflüge ...................................108 Blue Train ............................................101 Boutique Schiffe ....................................60 British Aerospace ...................................23 Buchungsklassen ....................................29 Bug .........................................................63 Busfahrer ..............................................114 Business-Class ........................................28 Caravaning ...........................................122 Carnival ..................................................56 Carnival Cruise Lines ..............................56 Carrier Fare ............................................30 Casa........................................................23 Celebrity Cruises. ....................................57 Chopper ................................................121 City Night Line ......................................93 Club-Kreuzfahrt .....................................52
Compagnie Internationale des WagonsLits .................................................... 99 Cruiser ................................................. 121 Cunard Line............................................ 56 Customer Fares ...................................... 30 DaimlerChrysler Aerospace .................. 23 DB AutoZug .......................................... 93 Deckplan ................................................ 63 Discount Airlines................................... 31 Djnepr.................................................... 82 Donau .................................................... 82 Doppeldeckerbus ................................. 111 Douro .................................................... 82 Düsenjet................................................. 23 Eastern & Oriental Express ................. 100 easyCruise ............................................. 72 Economy-Class ...................................... 28 Eigenvertrieb ....................................... 115 Einschiffen ............................................ 74 Eisenbahn .............................................. 89 Enduromaschinen ................................ 121 EuroCity ................................................ 93 Fahrtgebiete ........................................... 69 Färöer-Insel ........................................... 70 Ferieninsel ............................................. 76 Fernlinien ............................................ 108 Fernverkehr ........................................... 91 Firmengeschäft .................................... 115 First Class ............................................ 112 First-Class .............................................. 28 Flugnetz ................................................. 25 Flugplan................................................. 24 Flugreise ................................................ 14 Fractional Ownership ............................ 40 freies Routing ........................................ 64
134
Freizeitverkehr .................................... 107 Gang ...................................................... 22 Garantiekabinen .................................... 71 Gelegenheitsflugverkehr ....................... 14 Gelegenheitsverkehr ............................ 109 Gentle-Hosts.......................................... 78 Geschäftsreiseanbieter......................... 116 Geschäftsreisende.................................. 26 Glacier Express ................................... 102 Globale Distribution Systeme ............... 30 Globalen Allianzen................................ 20 Glückskabinen....................................... 71 Gourmetkreuzfahrten ............................ 79 Großraumflugzeuge............................... 22 Hapag-Lloyd .......................................... 55 Havel ..................................................... 82 Heck ...................................................... 63 Holzspurbahn ........................................ 89 Hub-and-Spoke ..................................... 25 Hurtigruten ............................................ 70 Hybride Fluggesellschaft....................... 19 IATA-Tarif ............................................ 29 IC .......................................................... 9 3 ICE ........................................................ 92 Ijsselmeer .............................................. 82 Individualverkehr ................................ 107 Innenkabinen ......................................... 68 Intercity-Express .................................... 92 Interlining .............................................. 29 Kabinenausstattung ............................... 68 Kalkulation .......................................... 114 Klassenfahrten..................................... 108 Kleiderordnung ..................................... 77 Kleinbus .............................................. 111 Kletterwände ......................................... 68 Komfort Class ...................................... 112 Konsolidatoren ...................................... 30 Kreuzfahrtbranche ................................. 52 Kreuzfahrtpassagiere ............................. 67 Kreuzfahrtrouten ................................... 65 Kurzstrecken ......................................... 22 Langstrecken ......................................... 22 Leasing ................................................ 115 Leichtkrafträder ................................... 121 Linienschifffahrt.................................... 50
Stichwortverzeichnis
LOCO-Preissystem ................................ 94 Low Cost Carrier ................................... 31 Low Fare Airlines .................................. 31 Luftverkehrskonzern.............................. 19 Luxus Class ......................................... 112 Luxus-Kreuzfahrt .................................. 52 Main ...................................................... 82 Marcobody ............................................ 22 Mega-Kreuzfahrtschiffe ........................ 61 Midibus ............................................... 111 Mietomnibusverkehr ........................... 108 Mietwagen-Broker............................... 116 Minderzahler ......................................... 30 Mittelstrecken ........................................ 22 Mitternachtssonne ................................. 70 Mittschiffs .............................................. 63 Moldau .................................................. 82 Mosel ..................................................... 82 Motorräder........................................... 121 Nachtrand .............................................. 65 Narrowbody ........................................... 22 Nautische Kennzahlen ........................... 57 Neckar ................................................... 82 Nego Fares............................................. 30 Netzmanagement ................................... 26 Netzwerk ............................................... 25 Nicko tours ............................................. 83 No Frills Airlines ................................... 31 Nordatlantik ........................................... 50 Nordland ................................................ 70 Norwegian Cruise Line ........................... 57 Öffentlicher Personennahverkehr .......... 88 Omnibusunternehmen.......................... 109 Oneword-Allianz.................................... 21 Orient-Express ....................................... 99 Panamax-Schiffe ................................... 61 Passenger Kilometers offered ................ 16 Pax-Crew Ratio ..................................... 58 Personenkilometer ......................... 16, 107 Phoenix .................................................. 54 Phoenix Flussreisen................................. 83 Phoenix Reisen ....................................... 55 PKW-Urlauber ......................................... 8 Po-Ebene ............................................... 82 Positionierungskreuzfahrten .................. 64
Stichwortverzeichnis
Postschiffe ..............................................70 Pride of Africa......................................100 Propellerturbine......................................23 Pullman ..................................................99 Pumpjet-Antrieb .....................................80 Punkt-zu-Punkt-Verbindung ..................25 Queen Mary 2 ........................................50 Queen Victoria ........................................56 Raumzahl ...............................................58 Refund....................................................29 Regionalverkehr .....................................91 Reisekatalog .........................................115 Reiseleitung..........................................114 Reisemobile..........................................122 RENFE ...................................................98 Rerouting ...............................................29 Rhein ......................................................82 Rhone .....................................................82 Roller ...................................................121 Routing...................................................65 Rovos Rail............................................100 Royal Caribbean ......................................57 Royal Scotsman ...................................101 RUF-Jugendreisen ................................108 Saar ........................................................82 Saone......................................................82 Schienengüterverkehr.............................91 Schienenverkehr .....................................89 Schiffsaufbau .........................................63 Schlittschuhbahnen ................................68 Schmalrumpfflugzeuge ..........................22 Schmetterlingskreuzfahrten....................64 Seamless Travel .....................................26 Seat Load Factor ....................................16 Seemeile .................................................57 Serenité ..................................................84 Service-Innovation .................................29 Serviceklassen ........................................27 Servicekonzept .......................................28 Single-Kreuzfahrten ...............................79 Sitzkilometer ..........................................16 Sitzladefaktor .........................................16 Skyteam .................................................21
135
Slots ....................................................... 25 Sondertarife ........................................... 30 Southwest Airlines ................................ 31 Stadtbahn ............................................... 88 Standard Class ..................................... 112 Standardbus ......................................... 111 Standardbus-Lang................................ 111 Star Alliance .......................................... 21 Star Cruises ............................................ 57 Stopover ................................................ 29 Straßenbahn ........................................... 88 Strech-Version....................................... 22 Studienkreuzfahrten............................... 52 Studiosus ............................................. 108 Sunday-Rule .......................................... 30 Tagesrandverbindung ............................ 24 Tarifklassen ........................................... 29 TGV ................................................ 10, 97 Themenkreuzfahrten .............................. 79 Thyssen-Henschel ................................. 92 Tickethändler......................................... 30 Tourenmaschinen ................................ 121 Tourist Class........................................ 112 Transportmittel ........................................ 5 Transporttechnologien ............................. 7 Triebfahrzeuge ...................................... 92 TUI Cruises ............................................ 55 Turbofan ................................................ 23 Turboprop .............................................. 23 Turnuskreuzfahrten ............................... 64 U-Bahn .................................................. 88 Unfallersatzwagen ............................... 115 Urlaubsmotiv ....................................... 113 US-Reedereien ...................................... 53 Viking River Cruises............................... 83 Von Bord gehen .................................... 75 Weinkreuzfahrten .................................. 79 Weltreisen ............................................. 64 Widebody .............................................. 22 Wohnanhänger .................................... 122 Wolga .................................................... 82 Yield Management ................................ 71
Zur Person Prof. Dr. Axel Schulz lehrt seit 1995 an der Hochschule Kempten. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre erfolgte die Promotion an der Universität Erlangen-Nürnberg zum Thema globale Distributionssysteme (GDS) und elektronische Märkte im Tourismus. Gleichzeitige Tätigkeit bei der Deutschen Lufthansa AG im Marketingbereich, Projektleiter für Neue Medien. Anschließend Beschäftigung bei Lufthansa Systems als Produktlinienmanager. Seine Forschungsschwerpunkte sind Verkehrsträger und Informationsmanagement im Tourismus. Weitere Informationen zur Person unter www.tourismus-schulz.de
Internet-Seiten: www.tourismus-schulz.de www.tourismus-grundlagen.de www.tourismus-verkehr.de www.tourismus-it.de www.tourismus-kreuzfahrten.de www.flughafen-management.de
Die Visitenkarte des Studenten Wolfgang Lück I Michael Henke Technik des wissenschaftlichen Arbeitens Seminararbeit, Diplomarbeit, Dissertation 10., überarbeitete und erweiterte Auflage 2008 128 Seiten I Broschur I € 14,80 ISBN 978-3-486-58968-9 Seminararbeiten und Diplomarbeiten sind die »Visitenkarten« des Studierenden, die er als Prüfungsleistungen vorlegen muss. Diplomarbeiten dienen außerdem nach dem Studium zusammen mit den übrigen Unterlagen wie Lebenslauf, Zeugnisse, Tätigkeitsnachweise als Bewerbungsunterlagen. Nur derjenige, der neben dem Nachweis von Fachkenntnissen auch die notwendigen Arbeitstechniken beim Anfertigen von Seminararbeiten und Diplomarbeit bewiesen hat, wird überhaupt in der Lage sein, diese Hürden mit Erfolg zu meistern. Dieses Buch liefert in der Praxis erprobte und bewährte Gestaltungsvorschläge für diejenigen, die die Fähigkeit wissenschaftlichen Arbeitens durch Seminararbeiten, Diplomarbeiten oder Dissertationen nachweisen müssen. Das Buch ist eine Arbeitshilfe für Studenten der Wirtschaftswissenschaften und benachbarter Disziplinen. Univ.-Prof. (em.) Dr. Wolfgang Lück ist Wirtschaftsprüfer und Steuerberater und war an der Technischen Universität München tätig. Seit 20 Jahren ist er Vorsitzender des Vorstandes des International Accounting and Auditing Research Institute, Wiesbaden. Prof. Dr. Michael Henke ist Head of Chair for Financial Supply Management an der European Business School (EBS) – International University Schloss Reichartshausen sowie Research Director Financial Supply Management am Supply Management Institute SMI™.
Bestellen Sie in Ihrer Fachbuchhandlung oder direkt bei uns: Tel: 089/45051-248, Fax: 089/45051-333 [email protected]
Erfolg mit Projekten Hans Corsten, Ralf Gössinger Projektmanagement Einführung 2. Auflage 2008 I 335 S. I gebunden I € 29,80 ISBN 978-3-486-58606-0 Dieses Lehrbuch gibt Studenten der Wirtschaftswissenschaften, des Wirtschaftsingenieurwesens, aber auch Fachfremden eine Einführung in Fragen des Projektmanagement. Zunächst werden dem Leser terminologische Grundlagen vorgestellt, die ihm zeigen sollen, dass die Begriffe »Projekt« und »Projektmanagement« zwar in aller Munde sind, jedoch eine allgemein akzeptierte Definition bisher nicht vorliegt. Im Anschluss daran werden die Aufgabenbereiche und Erfolgsfaktoren des Projektmanagement – von der Projektorganisation bis zum Qualitätsmanagement – skizziert und einer kritischen Analyse unterzogen. Das Buch richtet sich insbesondere an Studierende der Wirtschaftswissenschaften und des Wirtschaftsingenieurwesens, aber auch an Fachfremde und Praktiker. Über die Autoren: Univ.-Prof. Dr. habil. Hans Corsten ist Inhaber des Lehrstuhls für Produktionswirtschaft an der Universität Kaiserslautern. Frau Hilde Corsten ist freie Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Produktionswirtschaft der Universiät Kaiserslautern. Prof. Dr. Ralf Gössinger ist Inhaber des Lehrstuhls für Produktion und Logistik an der Universität Dortmund.
Bestellen Sie in Ihrer Fachbuchhandlung oder direkt bei uns: Tel: 089/45051-248, Fax: 089/45051-333 [email protected]
Die spannende Welt der Ökonomie entdecken. Bernd Ziegler Geschichte des ökonomischen Denkens Paradigmenwechsel in der Volkswirtschaftslehre 2. Auflage 2008 I 177 S. I gebunden € 26,80 I ISBN 978-3-486-58522-3 Das ökonomische Denken hat eine lange Tradition. Erste ökonomische Ideen wurden bereits in der Antike und im Mittelalter entwickelt. Seit der Veröffentlichung des Wealth of Nations von Adam Smith erfuhr das ökonomische Denken eine hohe Dynamik und war im Verlauf dessen von mehreren Paradigmenwechseln gekennzeichnet. Der Autor dieses Buches geht auf diese bewegte Geschichte näher ein. Anhand der Beiträge bedeutender Ökonomen navigiert er gekonnt durch die Welt der Ökonomie. Dabei kommt der jeweilige historische Blickwinkel nicht zu kurz. Währenddessen folgt er stets der Leitlinie von Diskontinuität und Kontinuität in der Geschichte des ökonomischen Denkens. Dieses Buch ist nicht nur für angehende Betriebsund Volkswirte eine spannende Lektüre. Es richtet sich auch an diejenigen, die an der Ökonomie interessiert sind.
Dr. Bernd Ziegler lehrt an der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg.
Bestellen Sie in Ihrer Fachbuchhandlung oder direkt bei uns: Tel: 089/45051-248, Fax: 089/45051-333 [email protected]